Erpedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533.
Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe - titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei.
Dem Schullehrer Joh. Thee zu Greßthal wurde (seiner Bitte entsprechend) die Schul = und Kirchendienerstelle zu Kürnach, k. Ldgr. Würzburg r / M., übertragen.
Der Landgerichtsdiener Joh. Jos. Hohmann zu Hilders wurde in den Ruhestand versetzt, und dessen Stelle dem vormaligen Patrimonialgerichts - diener von Pommersfelden, Georg Löffelmann, verliehen.
Gemeinsam und einheitlich war also der neu organisirten demokratischen Partei die oben er - wähnte Thätigkeit. Allen gemeinsam waren die sogenannten Unterstützungscomite's mit ihrer De - mokratensteuer, die Demokratenreligion mit ihren Schulen und Bezirksbibliotheken, der Sängerver - ein mit seinem Liederkranze; die demokratische Wirthshausorganisation (als höhere Erziehungs - und Bildungsanstalt) mit ihrem passiven Wider - stande gegen jedes Mitglied der Ordnungspartei. Wer aber diese einheitlich = gemeinsame Thätigkeit erwägt, wer die neue Organisation des eben erst verstümmelten pfälzischen Demokratenkörpers als Thatsache anerkennt -- und welcher Gutgesinnte hätte den Muth dieses zu verweigern? -- Dem fürwahr, werden viele scheinbar ganz isolirt und unschuldig dastehende Vorfälle als Das erscheinen, was sie wirklich sind, als die vereinzelten Kraft - und Lebensäußerungen einer heute noch bestehen - den, kräftig und muthig blühenden Clubbherrschaft als die isolirten Erschütterungen des im Verbor - genen mächtig wüthenden Vulkanes der Revolution, gewiß aber nie und nimmer als die unzurechnungs - fähige Aeußerung „ eines betrunkenen Handwerks - burschen “, wie jüngst ein sonst gutgesinntes Kam - mermitglied zu behaupten beliebte. -- Um von diesen Vorfällen nur einige zu erwähnen, gar nicht von den vielen öffentlichen Hecker - Demon - strationen, die allsonntäglich in Masse vorfallen und vor wenigen Tagen erst noch eine Polizei - verordnung in Speyer hervorriefen, zu reden, -- gar nicht jener frechen und ungesetzlichen Publi - kation der Lauterer Kaufleute wegen Nichtannahme der Kupferkreuzer, worin Viele nur ein demokra - tisches Aufreizungsmittel erblicken wollten und vielleicht nicht ganz mit Unrecht, zu gedenken; -- erinnere ich nur an jenen festlichen Einzug unter Glockengeläute und Hurrahrufen, welchen von sei - nen edlen Pfarrkindern bereitet, der würdige und ganz unschuldige Pfarrer Müller in Heuchel - heim nach mehr monatlicher Haft hielt, und wo - für die Gemeinde ob ihrer Ueberzeugungstreue mit Executionstruppen belohnt wurde; -- erinnere ich an die erst in den Märztagen thatsächlich ver - suchte Verführung einzelner Soldaten in Landau, was Verhaftung und Ausweisung zur Folge hatte; erinnere ich ferner an die tollkühne Gedächtniß - feier des glorreichen Märzes, welche die Neu - stadter Demokraten in der verhängnißvollen Gei - sterstunde hielten; -- erinnere ich weiter an jeneruhigen und gesinnungstüchtigen Auftritte, welche bei der jüngsten Anerkennungswahl Römmich's stattfanden, wo die entschiedenen Demokraten, die Anhänger der provisorischen Mairegierung, mit solcher Macht und Erfolg für ihren Erzbruder Umbscheiden agitirten, daß die Freunde der Ordnung es für nöthig hielten, ein Flugblatt, „ Republik oder Monarchie “betitelt, unter die Urwähler vertheilen zu lassen. Und die Wahl selbst zeigte, daß ihre Partei keine ganz zu ver - achtende war, denn sie zählten 75 gegen 135; -- ich erinnere endlich an die vielen öffentlichen und geheimen persönlichen Demonstrationen durch Aufreizungen und Verhöhnung des Militäres, durch Wirthshausschimpfen über Fürst und Mini - sterien und über jede obrigkeitliche Verfügung, ja heute wieder von Seiten königlicher Beamten, die kaum noch der richterlichen Disciplinaruntersuchung und Strafe entlaufen waren; durch öffentliche Verspottung, ja Mißhandlung der Geistlichen und braven Beamten, wie ich ein Beispiel aufführen könnte, wo noch jüngst auf öffentlicher Straße u. am hellen Tage einer unserer achtbarsten Geist - lichen von einem gebildeten und gutgekleideten Demokraten durch einen Bleikugelschlagriemen be - betäubend auf den Köpf geschlagen wurde. Für - wahr, alle diese Vorfälle sind Aeußerungen der thatkräftigen und tollkühnen Demokratie, und nicht unbewußte Handlungen eines berauschten Zustan - des! -- Hat die oben geschilderte einheitlich - ge - meinsame Thätigkeit als äußere Erscheinung der innern Organisation objective Realität, sind die eben erwähnten Vorfälle, die äußeren Zeichen des innerlich wiederwachten Muthes und der vermein - ten Kraft, wirklichen Thatsachen, -- und ich stehe als Mann dafür ein --, nun so besteht heute that - sächlich im Geheimen wieder jene gut organisirte und fest gegliederte Körperfchaft, die in ihrer Agitation nicht blos eine absolute Opposition ge - gen die legitime Gewalt, sondern einen principiell - systematischen Kampf gegen die ganze Ordnungs - partei führt und nur durch den Kriegszustand da - von abgehalten wird, ihren souveränen Terroris - mus über das brave Landvolk im alten Style auszuüben. Darum Dank und wieder Dank dem bayerischen Ministerium; unerschrocken und muthig hat es in dieser Frage seinen Kampf gekämpft, nicht sowohl im Jnteresse seiner Persönlichkeit und des Cabinets, als vielmehr im Jnteresse der ganzen Ordnungspartei. War der ministerielle Kampf daher ein Existenzkampf für die Pfälzer Ordnungspartei, nun so ist der ministerielle Sieg ein Ordnungssieg, über das absolut = destructive Element. Möchten die Pfälzer Beamten die Früchte benützen!!
Aus der bayerischen Pfalz, 17. Mai. Wie vor Kurzem nach Weitersweiler eines demokrati - schen Krawalles wegen Execution geschickt werden mußte, so ist auch am heutigen ein Detachement von 60 Mann Jnfanterie in Großbockenheim we - gen eines von hessischen Demokraten aufgeführten Schauspieles eingerückt. Die etliche dreißig Haupt - demokraten, die alldort an dieser Heckerei wieder in der alten, lauten tumultuarischen Weise Theilzu nehmen wagten, werden das Glück haben, ausschließlich diese Truppen zu verköstigen und die Executionsgebühren denselben zu zahlen. Es scheint, als ob nach der Ordre der französischen und pfäl - zischen Centrlaclubbs diese Krawalle auf den Dör - fern eben losgehen und dieselben nur so zur Pro - be dienen sollen, damit die Hauptclubbs in den Städten daraus abnehmen können, wie und was zu machen sei. Was liegt auch den Wühlern und Anstiftern in den Städten daran, eine Ge - meinde unglücklich zu machen, wenn nur sie durch - kommen. Jch dächte aber, die Gemeinden sollten einmal genug gewitzigt sein, von den Volksverfüh - rern und Lügenblättern sich nicht mehr gängeln zu lassen.
Frankfurt, 13. Mai. Jn einem Bierhause zu Sachsenhausen (dem „ Tannenbaum “) ereignete sich vorgestern ein Vorfall, der weiter bekannt zu werden verdient. Es saßen da mehrere bayerische Jäger und tranken ihren Schoppen, als ein Feld - webel von dem hier liegenden 31. preuß. Regi - mente hereintrat und erzählte: es habe ihm da vor der Thüre ein alter Bekannter ein Schrift - chen gegeben, in welchem sein Herr -- der König von Preußen -- auf das Schmählichste beschimpft und verspottet werde; damit legte er die Schrift auf den Tisch und setzte sich zu der Gesellschaft. Die Jäger bemerkten ihm, er hätte diesen Men - schen verhaften und auf die nahe Wache führen sollen, wogegen sich der Feldwebel aber entschul - digte: es sei jener ein alter Bekannter, der mit ihm früher in einem Regimente diente, darum habe er Anstand genommen, ihn bei dem Kragen zu fassen. Während der Hin = und Herreden er - schien der alte Bekannte selbst in der Wirthsstube und begann auch, den Jägern seine Waare anzu - preisen; diese aber, kurz besonnen und ohne auf die Einreden des Preußen zu achten, schickten nach der Wache, um den Einen wie den Andern ver - haften und abführen zu lassen. Die Wache kam, der alte Bekannte wurde gefaßt, der Feldwebel aber, welcher -- wie es schien -- selbst die Tasche voll dergleichen Schriftchen hatte, fand Gelegen - heit, sich bei Seite zu drücken und zu entrommen. Tags darauf, d. h. gestern, erließ nun Major Deetz ein Schreiben, worin er besagten Feldwebel für sein kluges und pflichtgetreues Verfahren öf - fentlich belobte; derselbe war nämlich nach der Verhaftung seines Bekannten sofort auf die Stadtkommandantschaft gelaufen, um einen Rap - port abzustatten, in welchem der Vorfall gerade umgekehrt dargestellt wurde. Mittlerweile begann aber auch von bayerischer Seite eine Untersuchung, die dahin führte, daß heute von dem Generalkom - mando ein Belobungsschreiben an die betr. bayeri - schen Jäger erlassen und angeordnet wurde, gegen den Feldwebel weiter vorzufahren, um festzustellen, ob und in wie weit er nicht selbst bei der Ver - breitung solcher Schandschreiben betheiligt sei. Die Geschichte macht unter der Besatzung großes Auf - sehen; auch würde ich sie Jhnen nicht erzählen, wenn es nicht zur Parteitactik gewisser Blätter gehörte, die Treue der preuß. Soldatrn auf Ko - sten anderer Bundestruppen bei jeder Gelegenheit bis hoch in die Wolken zu erheben und Schluß - folgerungen zu ziehen, die für die Ehre der letz - tern keineswegs gleichgültig sein können.
Stuttgart, 18. Mai. Aus dem von dem Finanzminister in der Sitzung vom 16. d. M. eingebrachten Gesetzesentwurf über die Steuer von Kapital =, Renten =, Dienst = und Berufs = Einkom - men tragen wir Folgendes nach: Gegenstand der Steuer ist: I. das Einkommen aus Kapitalien und Renten, und zwar der Ertrag aus unzins - lichen, im Jn = und Auslande angelegten Kapita - lien, sodann Renten; II. das Dienst = und Be - rufseinkommen jeder Art, welches von einem Lan - desangehörigen oder einem Ausländer im Lande erworben wird. Als steuerbarer Ertrag ist anzu - sehen: I. bei den Kapitalien und Renten der volle Jahresertrag nach dem Bestande vom 1. Juli jeden Jahres, ohne Abzug von Passivzinsen oder Schulden; bei den unverzinslichen Zielern wird von dem Nennwerth der darunter begriffene Zwi - schenzins zu vier Prozent jährlich abgezogen und von dem hienach sich ergebenden wahren Kapital - werth sodann der zu versteuernde Zinsbetrag nach demselben Zinsfuße berechnet. Von den Lotterie - Anlehensloosen sind als Zins vier Prozent des Nennwerthes der letzteren zu berechnen. II. Bei dem Dienst = und Berufseinkommen von einem jährlichen Gesammteinkommenbetrag von 200 fl. ausschließlich bis 500 fl. einschließlich ein Zehn - theil, von dem Mehrbetrag von 500 fl. bis 1600 fl. zwei Zehntheile, deßgleichen von 1000 fl. bis 1500 fl. vier Zehntheile, deßgleichen von 1500 fl. bis 2000 fl. acht Zehntheile, von dem weiteren Einkommen der ganze Betrag. Von dem steuer - baren Jahresertrag beträgt die Steuer einen ali - quoten Theil, welcher durch das Finanzgesetz für jede Etatsperiode besonders festzustellen ist. Für die jetzige Finanzperiode ist an Steuer angesonnen aus Einhundert Gulden Ertrag aus Kapitalien (Zinsen) und Renten6 2 / 3 Prozent und aus dem Ertrag des Dienst = und Berufseinkommens, wie er nach Obigem auszumitteln ist, 8 Prozent. Hienach beträgt die Steuer aus 500 fl. Einkom - men: 4 fl., aus 1000 fl.: 12 fl., aus 1500 fl.: 28 fl., aus 2000 fl.: 60 fl. -- Aus dem Ge - setzentwurfe über die Besportelung der vom Mi - litärdienste befreit Werdenden entnehmen wir, daß jeder, der durch das Loos oder auf andere Weise vom Militärdienst befreit wird, je nach seinem Vermögen eine Sportel von 5 -- 20 fl. zu be - zahlen hat.
Kassel, 17. Mai. Jn der heutigen Sitzung der Standeversammlung wurde das Gesetz „ über Ablösbarkeit der noch bestehenden Grundlasten “, sofort revidirt und in geheimer Abstimmung mit 43 Stimmen gegen 1 angenommen. Sodann stellte der Abgeordnete Oelker folgende Jnterpella - tion: 1) Jst es gegründet, daß die Staatsregie - rung die von Oesterreich durch Cirkularnote vom 26. April d. Js. nach Frankfurt berufene s. g. „ Plenarversammlung “beschickt hat und dieser Ver - sammlung eine bundesrechtliche Bedeutung und Befugnisse beilegt? 2) Welche Befugnisse und welche Zuständigkeit gesteht die Staatsregierung der Versammlung zu? 3) Zu welchem Zwecke ist die Beschickung erfolgt, und welche Jnstruktion hat der Bevollmächtigte erhalten? 4) Wird die Staatsregierung der Ständeversammlung über die Verhandlungen Mittheilung machen? 5) Welchen Standpunkt nimmt die Regierung dermalen zu dem Bündnisse vom 26. Mai 1849 und zum Er - furter Verfassungswerke ein? 6) Wird die Regie - rung insbesondere zur sofortigen Einsetzung einer Unionsregierung mitwirken?
Wien. Die neueste österr. Korrespondenz be - antwortet die Frage: ist Oesterreich von Rußland abhängig und stützt es sich auf diese Macht in der deutschen Frage? Sie sagt: „ Ein stereotyp gewordener Vorwurf der kleindeutschen und demo - kratischen Presse gilt der angeblichen Bevormun - dung Oesterreichs durch Rußland. Wir kennen einen unermüdlichen heimischen Broschürenverfasser, der von diesem Vorwurfe sozusagen lebt, und weitläufige Kapitel seiner blaßrothen Bücher mit den fürchterlichen Ergebnissen füllt, die Oesterreichs angebliche Servilität Rußland gegenüber nach sich ziehen werde. Hr. Schuselka schreibt in seinem „ provisorischen Oesterreich: „ „ Die Folgen unse -rer Abhängigkeit von Rußland offenbaren sich be - reits. Jn der neuen orientalischen Verwickelung hat Schwarzenberg dem Vertreter Oesterreichs den Befehl gegeben, sich genau an die Politik Ruß - lands anzuschließen. Nun ist aber die russische Politik erwiesenermaßen seit Peter dem Großen auf den Sturtz und die Eroberung der Türkei ge - richtet, während das dringendste Lebensbedürfniß Oesterreichs den Bestand des osmanischen Reichs fordert, oder doch nicht zugeben kann, daß auch nur noch ein einziges türkisches Dorf an Rußland komme. Den erdrückenden Einfluß, welchen die russische Allianz auf das Freiheitsvertrauen der österr. Völker haben muß, brauche ich nicht zu schildern. ““ Es ist bei dieser grotesken Ausfüh - rung nur zu bedauern, daß sie der Wahrheit gänzlich entbehrt. Es ist unwahr, daß der österr. Gesandte zu Athen den Befehl erhalten habe, sich genau an die Politik Rußlands anzuschließen. Es ist eine jener unüberlegten Ausstreuungen, welche die jugendliche Presse Oesterreichs sich zuweilen beikommen läßt, ohne des mißlichen Eindrucks, den sie immerhin nach sich ziehen, gedenk zu sein. Oesterreich verkennt die großen Dienste nicht, welche ihm Rußland bei der Bezwingung des ungarischen Aufstandes erwies; allein es weiß recht gut, daß das Kabinet von St. Petersburg mit dieser Hilfeleistung auch seinen eigensten Jn - teressen Rechnung trug, und daß der Besitz von Polen in Ungarn gesichert, das Gleichgewicht und die gesetzliche Ordnung der östlichen Hälfte des Welttheils auf den Schlachtfeldern Ungarns ge - wahrt wurden. Das österr. Kabinet hat in kei - nem Augenblicke gezögert und geschwankt, wo es galt, die Bahn einer ehrenvollen Selbstständigkeit zu wandeln und festzuhalten. Es will ein starkes Oesterreich und ein solches schließt jede, wie im - mer geartete Abhängigkeit von der Politik eines fremden Staates nothwendig aus. Der kühne Sehergeist des Verfassers von „ das provisorische Oesterreich “beschränkt sich aber nicht auf die Be - leuchtung unserer orientalischen Politik. Auch in der Behandlung der deutschen Frage Seitens des k. k. Kabinets will er die deutlichen Kennzeichen russischer Jnfluenz wahrnehmen. Bei einer so gewagten Behauptung sollte es ihm -- meinen wir -- an Beweisen nicht fehlen. Wir waren neugierig, dieselben zu vernehmen, ihren Gehalt zu erwägen. Umsonst! Wir fanden sie nirgends, dafür überraschte uns der merkwürdige Passus: „ Womit will der Genius des Fürsten Schwarzen - berg Deutschland beglücken? Mit einem modisi - cirten Bundestag und zur Einsetzung desselben mit einem Bürgerkrieg! Offenbar rechnet man dabei wieder auf die Hilfe Rußlands. “ (! ) Es liegt in diesen Worten soviel des Schnöden und Ungeraumten, der Unwissenheit und der Verläum - dung, daß wir nicht wissen, ob wir mehr an der Einsicht oder der Redlichkeit des Autors verzwei - feln sollen. Jn jedem Falle weisen wir den un - würdigen Angriff mit Seelenruhe zurück. Bei dem einsichtsvollen Theile des Publikums dürfen der - lei Ausbrüche ohnedies lange nicht mehr auf Bei - fall und Würdigung zählen. Aber nicht ferne scheint die Zeit, wo der letzte Schatten eines Zwei - fels an der Solidität und Aufrichtigkeit der deut - schen Bestrebungen Oesterreichs schwinden und der Ueberzeugung Platz machen wird, daß das kaiserl. Kabinet die wahrhafte Größe und Weltbedeutung Deutschlands aufrichtiger und in größerem Um - fang wünschte, als es Seitens der Kleindeutschen der Fall ist. Erst kürzlich deutete die „ Deutsche Reform “in ihrer hämischen Weise an, Oesterreich arbeite an der Zersplitterung Deutschlands. Gleich - wohl hatte auch dieses Blatt schon früher die Nach - richt aufgenommen, das k. k. russ. Kabinet habe sich gegen die Münchener Aufstellung ausgespro - chen, ja förmlich verwahrt. Wir wollen uns auf den Boden dieser unverbürgten Mittheilung stel - len; wir wollen annehmen, es seien in der That von St. Petersburg her Einwendungen gegen Oesterreichs Project, insbesondere (wie es hieß) gegen die Einbeziehung seines Gesammtgebietes in den deutschen Bund gemacht worden: könnte es wohl eine Thatsache geben, die lauter undschlagender die Loyalität unseres Kabinets und die Aufrichtigkeit der Wünsche, welche es in Betreff Deutschlands hegt, darthäte? Möchte Preußen endlich begreifen, daß es eine höhere Bestimmung zu erfüllen habe, als nach einer Hegemonie zu ringen, die ihm doch nur auf den Trümmern al - ler gegenwärtigen Bestände zu Theil werden könnte. Die Worte, welche vor Kurzem der bayer. Mi - nister v. d. Pfordten in offener Landesversamm - lung sprach, sind uns aus dem Herzen genommen. Auch wir verwahren uns feierlich gegen jede, wie immer geartete Einmischung des Auslandes in der Schlichtung unserer eigenen Angelegenheiten. Al - lein um die Kraft zu solcher Haltung zu bewäh - ren und zu behalten, muß Deutschland vorerst zum Bewußtsein der Pflicht seiner Einigung ge - langen. Es muß sich darüber einigen, daß es einig sein will und muß, soll der Gewinn der jetzigen Zersplitterung nicht den Fremden zu Gute kommen. Jnmitten der jetzigen, wahrhaft bedroh - lichen Wirrnisse und Zerklüftungen blieb nichts übrig, als nach einer in formeller und materieller Hinsicht rechtsgültigen Grundlage sich umzusehen; deßhalb berief Oesterreich den nach dem Vorbilde der Plenarversammlung des deutschen Bundes pro - jectirten Congreß.
Noch ein Schreiben vom Erzherzog Johann:
Jhr Schreiben vom 4. Jänner ist Mir kurz nach Meiner damaligen Rückkehr aus Frankfurt hier in Gratz zugekom - men. Seit jener Zeit haben Sie manche Gele - genheit gehabt, zu erkennen, daß der früher von so vielen Seiten her der österreichischen Regierung gemachten Vorwurf: daß sie sich zu wenig um die deutschen Angelegenheiten bekümmere und zu wenig thätigen Antheil an denselben nehme, ein vollkommen unbegründeter gewesen sei, was vor - züglich aus dem Resultat der Münchener Confe - renzen und aus der Bereitwilligkeit des kaiserli - chen Cabinets sich ihren Vorschlägen anzuschlie - ßen hervorgeht. Leider ist die Partei, welche al - lezeit trachtet Oesterreichs Bemühungen für das Wohl des Gesammtvaterlandes zu verdächtigen, unermüdet thätig und wenig verlegen um die Mit - tel, ihre Zwecke zu erreichen, so daß, wenn nicht der gesunde Sinn des Volkes und der deutschen Regierungen endlich die Wahrheit erkennt, es schwer zu erwarten ist, daß die redlichen und un - eigennützigen Vorschläge Oesterreichs allgemeine Anerkennung finden. Die Thätigkeit unseres Mi - nisteriums entwickelt sich übrigens auch nach innen rastlos und mit wirksamen Erfolg. Die neue Administration ist in allen unsern deutschen Pro - vinzen ins Leben getreten, und erweckt überall bei der Landesbevölkerung Achtung und Vertrauen. Die Staatsverwaltung bietet alles auf, um den Landbau, den Handel und die Gewerbe zu heben und zu vervollkommnen. Es werden keine Opfer gescheut, um die Communicationsmittel zu erwei - tern und zu verbessern; die großartigsten Arbeiten werden unternommen und ausgeführt. Die Früchte solchen Thuns bleiben nicht aus, und so hoffe Jch zu Gott, wenn wir einige Zeit Ruhe nach außen erhalten, daß Glück und Wohlstand im Jnnern erblühen, und die Kraft und Macht Oesterreichs bald einen noch höheren Grad erreichen werden als dies je zuvor gewesen. Jch habe nach kur - zem Aufenthalt in Wien Mich, nach der Rückkehr von Frankfurt, nach Gratz begeben, von wo Jch nach einander Meine Besitzungen im Lande und verschiedene Gegenden Steiermarks besucht habe, und überall dieselben Beobachtungen zu machen Gelegenheit hatte. Es bleibt zwar noch viel zu thun übrig, aber der Anfang ist gut, und wir dürfen, unter Gottes Schutz, dem lohnenden Er - folg entgegensehen. Jch folge von hier aus auf - merksam dem Laufe der Dinge in dem Meinem Herzen so theuern Deutschland. Meine besten Wünsche sind demselben geweiht. Sie, mein lie - ber Buß, sind nun neuerdings auf dem Boden der parlamentarischen Kämpfe. Jch bin überzeugt, daß auch dort Jhre Thätigkeit dem Wohl Jhres Vaterlandes gilt. Gott wolle in seiner Allmacht die Bemühungen aller Parteien und die Ereig - nisse, denen wir entgegengehen, dergestalt leiten,daß selbst aus demjenigen, was eher geeignet scheint, des Vaterlandes Einigkeit zu spalten und zu zerstören, dennoch dessen Glück, Kraft und Ei - nigkeit hervorgehe. Sie werden Mich sehr ver - binden, wenn Sie Mir auch ferner Jhre Ansich - ten und Beobachtungen mittheilen wollen, die Jch je nach Möglichkeit und Umständen gerne zum Besten unseres Vaterlandes benützen werde.
Aus Triest wird berichtet: „ Auf der öster - reichischen Marine wird, wie schon erwähnt, eine Ehrenflagge eingeführt, eine weiße und eine rothe. Die weiße für solche Capitäne, welche einen neuen Handelsweg nach entfernten Himmelsgigen - den eröffnen, oder sich sonst durch Förderung der Schiffahrt, durch Rettung von Schiffbrüchigen ec. auszeichneten. Die rothe Flagge, zugleich eine höhere Klasse, ist für Kapitäne, welche ihr Schiff gegen Seeräuber oder im Seekriege vertheidigten, oder der Kriegsflotte erheblichen Beistand leisteten. Beide Flaggen führen in der Mitte den Doppel - aar, auf der Rückseite die Worte viribus unitis, auf der Vorderseite die weiße die Worte merito navali, die rothe fortitudini navali. Die Stadt Triest treibt jetzt Summen zum Bau ei - ner Dampffregatte auf, die den Namen Radetzky führen soll. Der Marschall, davon benachrichtigt, sagte dem Ausschuß, der für diesen Zweck zu - sammengetreten war, seinen Dank und das be - zügliche Schreiben, welches jetzt veröffentlicht wird, schloß mit den Worten: „ Sie hätten mich wahrlich in keiner mehr hervortretender Weise ehren können, als indem Sie meinen Namen mit unserer Marine verschmelzen. Die Geschichte un - serer Tage lehrte uns, daß Oesterreich eine ach - tunggebietende Marine braucht, um seinen blü - henden Handel zu beschützen und würdig seinen Platz in dem europäischen Staatsgebäude ein - zunehmen. Bald wird diese Jnstitution einen neuen Aufschwung nehmen. Nicht mehr als Vor - recht einer Provinz, einer Stadt, sondern als Ei - genthum der ganzen Monarchie soll Oesterreichs Flagge auf den Meeren wehen, und kein Fremder wird unsere Küsten ohne Vertheidigung und un - sern Handel ohne Schutz finden. Möchte mein Name Glück und Sieg dem Schiff bringen, das ihn zu führen bestimmt ist. “
Die neuesten Briefe aus Triest vom 14. Mai enthalten eine Beschreibung der feierlichen Grundsteinlegung der Eisenbahn. Der Kaiser führte Hammer und Kelle, der Bischof von Triest - Capodistria las die Messe, und auch andere Kir - chenfürsten -- der päpstliche außerordentliche Ge - sandte, Cardinal Mocenigo, der Patriarch von Venedig und der Bischof von Scutari -- wohn - ten dem festlichen Act bei, der in der Weise des 19. Jahrhunderts das Land dem Meere vermählt, Wien mit Triest, und durch Triest mit Athen, Konstantinopel und Trapezunt verbindet. Es war, seit das erste Dampfboot die Triester Rhede ver - ließ, der bedeutendste Moment in der Geschichte der ersten Seestadt der Monarchie.
C Paris, 18. Mai. Gesetzgebende Versamm - lung Sitzung vom 18. Mai. Den Vorsitz führt Dupin. Duch é, Testelin, Quinette, Cassal, Del - b ès, A. Thouret, Beaune, Carnot, Baucel, Ch. Lagrange, Landrin, Bourzat und andere Mon - tagnards legen Antiwahlreformpetitionen mit zahl - reichen Unterschriften nieder. Ch. Lagrange und der Präsident zanken sich wegen einiger Bemerk - ungen des erstern. -- Wolowski bringt eine Pe - tition um Organisation des Grundeigenthumscre - dits ohne Papiergeld und ohne Zwangscours. Der Finanzminister überreicht einen Gesetzentwurf über die corsischen Dampfboote und fordert die Dring - lichkeit. An die Commission verwiesen. -- Der Kriegsminister bringt einen Gesetzentwurf ein über Pensionen der Unteroffiziere und Soldaten. Léon Faucher liest den Rapport über die Wahlreform. Derselbe erinnert kurz an die zu verschiedenen Zei - ten geschehenen Erweiterungen und Beschräntungen des Wahlrechtes. Keine Regierung sei jedoch soweit gegangen, als die Revolution von 1848, Der Versuch konnte gefährlich erscheinen. Die Constitution hat daher auch dem Gesetze die Or - ganisation des allgemeinen Stimmrechtes über - lassen. Bei jeder Wahl wurde das Resultat im - mer schärfer, schlagender. Mehrere Repräsentan - ten ergriffen die Jnitiative. Die Regierung theilte endlich ihre Furcht und legte einen Ge - setzentwurf vor. Die Commission hat nach Er - wägung der Beweggründe, sich der Vorsicht der Regierung angeschlossen. Sie dachte, das Ge - setz gebe zu mancherlei Mißbräuchen Anlaß. Unter Anderm ermöglicht es durch die bloß 6mo - natliche Aufenthaltsdauer, während einer Legis - laturperiode an verschiedenen Orten zu stimmen. Die Commission von 1848 fordert keine andere Garantie als die Wohnung. Man muß daher dieser Garantie eine gewisse Basis geben. Die Constitution spricht auch von der Wahlunfähigkeit. Der gegenwärtige Entwurf ist in ihrem Geiste abgefaßt, wenn er Vagabunden, Sträflinge u. Bett ler von der Wahlurne weist. Wer ins einem Lande wie ein Fremder herumzieht, ist darum schon mit Recht verdächtig und kann bei Staatsgeschäften nicht mit reden. Darin liege nicht nur keine Constitutionsverletzung, sondern hohe Sittlichkeit, Gerechtigkeit und Vorsicht. Das Gesetz schließt die Unfähigen ohne Rücksicht auf ihre bisherige Zulassung aus. Die Gegner des Entwurfs flüch - ten sich hinter die organischen Gesetze. Sie woll - ten für diese gerne die Unverletzlichkeit der Con - stitution in Anspruch nehmen. Dies System kann nicht geduldet werden. Nur die Constitution ist unverletzlich. So setzt die Constitution das er - forderliche Alter auf 21 Jahre fest. Dem kann man nicht beikommen. Die aus der Constitution entspringenden Gesetze haben aber keinen Theil an dieser Unverletzlichkeit, denn sonst wäre jede ge - setzgebende Versammlung ohnmächtig. -- Der Be - richterstatter geht nun zur Untersuchung des Re - gierungs = Entwurfs über. Die Commission glaubte einige Abänderungen vorschlagen zu müssen. So soll die dreijährige Anfenthaltsdauer sich auf den Kanton ausdehnen. Kann die Einzeichnung in die Personalstenerrolle nicht nachgewiesen werden, so kann der Familienwohnsitz oder ein kleines Ge - werbe dafür gelten. Oeffentliche Beamte sind eben - falls wahlfähig, wenn sie 3 Jahre im Staatsdienst stehen. Unter den Unfähigkeitsgründen begreift die Commission 1) die Disciplinarstrafen der Militärs; 2) die Gefängnißstrafen für öffentliche Beleidigung des Schamgefühls; 3) Preßvergehen gegen die Reli - gion, die Familie und das Eigenthum. Die Commission ist mit der halbjährigen Frist für Ersatzwahlen einverstanden. Es ist dies ein Mit - tel, häufige Aufregung zu vermeiden, Aufregun - gen, deren Uebelstand im Departement der Seine sich so beweinenswerth geoffenbart. Die Com - mission ist für die Dringlichkeit. 3 Lesungen mit Jntervallen zugestehen, hieße den Parteium - trieben freies Spiel geben. Verletzt das Gesetz die Constitution? Nein. Aber die Parteien wür - den dies behaupten, vom Verzuge Nutzen ziehen, um die gegenwärtige Sachlage hinzuhalten. Wir stehen einer Krise gegenüber. Die Versammlung muß ihr eine rasche Lösung geben. -- Der Be - richterstatter verliest hierauf den Text des modifi - cirten Gesetzentwurfes, welcher mit dem Berichte gedruckt wird. Die Debatte wird auf Dienstag festgesetzt. Man vermißte am Schlusse den Bei - fall der Majorität. Die Montagne saß schwei - gend da. -- Tagesordnung. Fortsetzung der Budgetdebatte. Der gestern von Cremieux ein - gebrachte Zusatz wird verworfen. Valette zieht sein Amendement zurück. -- Bei der 5. Klasse der Patente wird eine geringfügige Abänderung angenommen. Art. 14 und 15 über Patente solcher, die mehrere Gewerbe ausüben. Art. 16 und 17 über die hierher gehörigen Ausnahmen werden ohne Debatte angenommen. Ebenso geht es mit sämmtlichen folgenden Artikeln Vor der Abstimmung beschließt über Aufforderung des Prä - sidenten die Versammlung Montags keine Sitzung zu halten. Stimmende 653. Dafür 473, da - gegen 180. Das Einnahmebudget ist angenom -men. -- Die Sitzung wird aufgehoben, Montag ist keine Sitzung.
C Paris, 18. Mai. Die Assemblee natio - nale sagt heute, es könne die Geselschaft unter der Herrschaft revolutionärer Drohungen nicht länger bestehen. „ Frankreich kann seine Ruhe, seinen Wohlstand, seine Ehre nicht diesen Hand - lungen aller schlechten Leidenschaften opfern, es muß alle seine Mittel aufbieten, welche die Noth - wendigkeit des öffentlichen Wohles ihm empfiehlt. Wenn die Wühlerei nicht nachläßt, wenn die Ver - schwörung sich vergrößert, wenn der Rath der ge - mäßigten Presse, die Klagen der Majorität, die Warnungen der Regierung nicht ausreichen, so muß man zu heroischen Mitteln seine Zuflucht nehmen. Der Gesellschaftskörper kann nicht an Schwindsucht vergehen, wenn ihm der Ueberfluß so nahe liegt. Er darf sich nicht vom Brand verzehren lassen, wenn es so leicht ist, diese Mord - brenner zu verjagen und zu züchtigen. Jst es nicht endlich Zeit, die bedrohte Gesellschaft ener - gisch zu vertheidigen, die Spitzfindigkeiten der Fronde mit Füßen zu treten, die letzte Formel caveant consules auszusprechen und einer dicta - torischen Gewalt die Vertheidigung des bedroh - ten Landes, die Wiederherstellung der Ordnung, die wahre Zukunft der Freiheit anzuvertrauen. “-- Der gestrigen Soirée des Präsidenten der Repu - blik wohnte das ganze diplomatische Corps mit Ausnahme des Lord Normanby bei. Man be - merkte auch die Hrn. Thiers, Broglie, Piscatory, Bedeau und Grammont. -- Dem Dix Decem - bre zu Folge hat die Polizei gestern Abend in La Villette bei Paris eine heimliche Pulverfabrik entdeckt. -- Gestern Abend in der Parteiversamm - lung der rue Rivoli bestand Berryer auf der Nothwendigkeit, für die Wahlreform unbedingt zu stimmen. Es sei einer Maßregel der allgemeinen Wohlfahrt und dürfe durch kein Amendement ge - schmälert werden. Ein bestimmter Beschluß ward nicht gefaßt. Heute Abend aber versammeln sich alle Fraktionen der Majorität im Staatsraths - gebäude.
Straßburg, 18. Mai. Es unterliegt nun kei - nem Zweifel mehr, daß die im Elsaß befindlichen Regimenter vollstandig auf den Kriegsfuß gesetzt werden und neue Truppen = Verstärkungen bei uns eintreffen. Da es in unserer Stadt an einer hin - länglichen Zahl von Kasernen fehlt und man die Einquartierungen bei den Bürgern vermeidet, so werden die umliegenden Ortschaften auf der Linie zwischen hier und Weissenburg Besatzungen erhal - ten. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Re - gierung im Hinblick auf die große Militärmacht, welche sie sowohl in Paris, als auch im Süden und im südöstlichen Frankreich auf den Beinen hält, zu einer neuen Aushebung ihre Zuflucht neh - men muß. Die Bevolkerung wie das Militär glaubt an Krieg, ohne sich sagen zu können, ge - gen wen. Die Entwicklung der außerordentlichen Streitkräfte hält die Ultra = Demokraten im Zaume. Wird aber dieser halboffizielle Belagerungs = Zustand auf die Dauer wohl möglich sein? -- Nicht ge - ringes Aufsehen erregt hier die plötzlich erfolgte Abberufung unseres Präfekten, des Hrn. Chanal. Die conservative Partei, und, wie es scheint, auch die Regierung, beschuldigt denselben, in den Maßregeln gegen die Flüchtlinge nicht weit genug gegangen zu sein; die Demokraten klagen ihn da - gegen der Unmenschlichkeit an, und eines unserer Lokal = Blätter brachte sogar vor einigen Tagen die Nachricht, daß er drei Flüchtlinge mit der Kette um den Hals habe forttransportiren lassen. Der neu ernannte Präfekt unseres Departements, Hr. West, welcher bisher an der Spitze der Ver - waltung des oberrheinischen Departements stand, gilt für einen monarchisch = gesinnten Beamten. Er hat bei den letzten Wahlen großen Muth und Einfluß zu Gunsten der Conservativen gezeigt, was ihm wahrscheinlich die Beförderung hieher verschafft hat.
Bern, 15. Mai. Die Narrheit der Ultra - radicalen, d. h. derjenigen Partei, welche ihrenAusdruck in der Berner Zeitung findet, wird wahrhaftig zur Raserei, und ist vortrefflich geeig - net, die schwindende Zahl ihrer Anhänger immer mehr zu reduciren. Dieß ist besonders der Fall mit den Protestationen gegen mißbeliebige Wahl - verhandlungen, die bis heute gegen 56 conserva - tive Großräthe gerichtet sind. Die Cassations - gründe sind bis jetzt ziemlich geheim, und es ist uns gut bekannt, daß der größte Theil dieser Wahlen mit der gewissenhaftesten Unparteilichkeit und durchaus streng nach den vorgeschriebenen Formen geleitet worden sind, während bei den 27 Wahlen, welche conservativerseits angegriffen wer - den, die willkürlichsten Verstöße gegen die For - men und offenbare Fälschungen statthatten. Ueber - all wo es möglich war, daß die Conservati - ven gleich anfangs ihre Mehrheit geltend ma - chen konnten, wurden die Büreaux in gleicher Zahl von Leuten beider Parteien bestellt; wo sich aber die Radikalen durch freches Schreien und terroristisches Auftreten der Wahl des Büreau be - mächtigen konnten, wurde dasselbe mit der größten Ausschließlichkeit zusammengesetzt. Natürlich wird die Anfechtung so vieler Wahlen die Bürger ganzer Gemeinden zu erbitterten Gegnern der Regierungspartei machen, indem selbst die meisten Radikalen sich darüber mit großem Unwillen aus - sprechen. Die Berner Zeitung hat sich mit ihrer Lügnerei bereits so großartig compromittirt, daß sie nur noch bei einem kleinen einfältigen Theil ihrer Anhänger Glauben findet, ja daß ihre im - mer gesteigerten persönlichen Verleumdungen we - der bei Freund noch Feind Berücksichtigung finden.
Bern, 16. Mai. Die heutige sehr stark be - suchte Extrasitzung des Großen Rathes wurde von dem Präsidenten Niggeler eröffnet, welcher als Ursache der Truppenaufgebote Ruhestörungen angab, sich aber so weit vergaß, die letztern als von den Reactionären absichtlich angelegte und organisirtet zu verurtheilen und die Gemeindepoli - zei als mit diesen unter einer Decke steckend dar - zustellen.
(Deutsche Demokratie. ) Es ist gut, sagen die „ Grenzboten “wenn man von Zeit zu Zeit in die Evangelien unserer Demokratie einen Blick thut, so sauer es wird. Es ist uns näm - lich ein in Kassel erscheinendes radikales Journal in die Hände gefallen: „ Die Hornisse “. Jn die - sem werden in einer Reihe leitender Artikel die Prinzipien der reinsten Demokratie vertreten, die so weit geht, daß sie nicht mehr Demokratie sein will. Der ganze Artikel wäre würdig mit Jl - lustrationen in die „ Fliegenden Blätter “aufge - nommen zu werden; wir beschränken uns hier nur auf Eins. Der Verfasser (ich glaube, Hr. Bayr - hoffer) stellt die politischen, religiösen und socia - len Grundvorstellungen in Parallele. Jn den einen herrscht die Monarchie, in den andern der Monotheismus, in den letztern das Monopol: Einer herrscht, Einer ist Gott, nur Einer (soll wohl heißen: nur Einige) können verkaufen. Nur ist man in politischer und religiösen Beziehung auf halbem Wege stehen geblieben, man hat aus der Monarchie eine Panarchie (= = Demokratie, der Zustand, wo Alle herrschen) gemacht eben so aus dem Monotheismus den Pantheismus (Alles ist Gott). Das ist ungenügend und führt auf einem Umwege in's Alte zurück. Um vollständig frei zu sein, muß man die Anarchie herstellen und den Atheis - mus: kein Herrscher, kein Gott. -- So weit ist Alles verständlich. Aber nun die socialen Ver - hältnisse. Aus dem Monopolismus macht das Justemilien den Panpolismus (wo Alle verkau - fen), das ist eine Halbheit, die wieder zum Mo - nopol führt. Statt dessen empfiehlt Hr. Bayr - hoffer den Apolismus (wo nicht verkauft wird). -- Wir möchten zwar mit Hrn. v. Vincke sagen: Mir wird bei alle dem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopfe herum; aber es freut unsdoch, daß die Demokratie nun ihren reinsten Aus - druck gefunden hat, und daß der apolistische Ma - rat seine demokratischen, socialistischen und com - munistischen Verbündeten, die nicht auf der Höhe des Prinzips stehen, mit leichter Mühe zu Boden werfen wird.
Dresden, 16. Mai. Dem Vernehmen nach wird sich der König von Sachsen nach Warschau zu dem Fürstencongresse begeben, der dort unter den Auspicien des russischen Kaisers stattfinden soll.
Kassel, 18. Mai. S. k. H. der Kurfürst sind gestern in Begleitung des Hrn. Hassenpflug von Berlin wieder hier eingetroffen.
Wien, 14. Mai. F. = M. Radetzky konnte in Folge einer Fußverletzung Se. Majestät nicht nach Triest begleiten und ist in Laibach zurückgeblieben. -- Zwischen Warschau und Danzig fährt nun ein russisches eisernes Dampfschiff, der „ Copernicus “; es ist sehr lang und schmal, hat weder Masten noch Bugspriet und gewahrt so dem Aeußern nach keinen schönen Anblick.
Wien, 17. Mai. Nach der Reichszeitung würden die ungarischen Angelegenheiten durch drei wichtige Acte der Regierung bald eine andere Gestalt annehmen. Als demnächst bevorstehend wird eine ausgedehnte kaiserliche Begnadigung, die Aufhebung der Zwischenzollschranken, endlich ein Gesetz über Entschädigung der Grundherren angekündigt.
Ueber Triest trifft die Nachricht vom Tode des Kaisers von China ein.
Berlin, 17. Mai. Die Protokolle der Be - schlüsse des hiesigen Fürstencongresses werden mor - gen im Drucke vollendet sein. Der Veröffentli - chung der Protokolle wird aber die Mittheilung derselben an die einzelnen Unionsregierungen vor - angehen.
Berlin, 17. Mai. Sämmtliche preuß. Trup - pen im Großherzogthum Baden haben am 12. d. Ordre erhalten, sich fortwährend fertig zum Ab - marsch zu halten, um im Falle einer französischen Revolution die Rheinübergangspunkte zu besetzen.
London, 16. Mai. Jn der heutigen Sitzung des Hauses der Lords nahm Lord Brougham das Wort zu einer Jnterpellation an die Regierung: „ Jch lenke die Aufmerksamkeit des Hauses auf die plötzliche Abreise des französ. Botschafters, wel - cher England am Jahrestage der Geburt der Kö - nigin verlassen hat. Jch habe mit Bedauern die Abreise dieses Botschafters vernommen, weil ich es als vom höchsten Belange erachte, daß die größte Herzlichkeit zwischen England und Frank - reich bestehe, um so mehr, da Frankreich gegen - wärtig fast das einzige Land in Europa ist, mit dem wir in der letzteren Zeit herzliche Beziehun - gen unterhalten konnten. “ Lord Lansdowne er - widerte: „ Auch ich bedaure die plötzliche Abreise des französ. Botschasters. Aber ich kann meinem edlen Freunde die Versicherung geben, daß dieser Vorgang nicht die große Wichtigkeit hat, welche er ihm beizulegen scheint. Die Abreise des fran - zösischen Botschafters ist lediglich Umständen zu - zuschreiben, welche seine Anwesenheit in Paris nothwendig gemacht haben. Meinem Dafürhalten nach wird seine Anwesenheit in Paris der Verbin - dung zwischen den beiden Ländern nützlicher sein, als sie es gegenwärtig hier sein könnte. “ Lord Brougham: „ Jch erwartete eine solche Antwort, und ich wünsche blos, daß eine ebenso gute Er - klärung in Bezug auf die Abwesenheit des russi - schen Botschafters gegeben werden könnte. “
Die Taufe des neugebornen Prinzen von Eng - land ist auf Samstag den 22. Juni festgesetzt.
Das „ Univers “enthält die Einzelheiten der auf Anordnung des heil. Vaters am 7. Mai in Rom stattgehabten Trauerfeier für die Verun - glückten in Angers. Am Tage Christi Himmel - fahrt hat von der Basilica des Laterans herabdie Benedictio urbi et orbi seit zwei Jahren zum ersten Male wieder stattgefunden. Der große Platz nebst der Allee bis zur Kirche di S. Croce in Gerusalemme war mit Menschen bedeckt; die Feier erhebend und großartig. -- Auf die Nach - richt von Eugene Sue's Wahl haben Gassenbu - ben auf ein paar Plätzen der Stadt Rom ben - galisches Feuer angezündet, welches die Demago - gen vorbereitet hatten. Wir geben wahrheitsge - treu diese Nachricht, weil wir fest überzeugt sind, daß viele Blätter von einer großen und vielleicht einer allgemeinen Jllumination des „ römischen Volkes “zu Ehren des Socialisten Sue berichten werden.
Jn Constantinopel hat sich ein in der Geschichte des Jslams unerhörter Fall ereignet. Der Sultan hat acht griechischen Erzbischöfen zum Beweis seiner Zufriedenheit mit dem Eifer, den sie bei Erfüllung ihrer Pflichten an den Tag leg - ten, einen Orden verliehen.
Verantwortlicher Redakieur u. Verleger: v. Faber.
Mittelpreise hiesiger Schraune vom 18. Mai.
Weizen 11 fl. 22 kr. Korn 7 fl. 6 kr. Gerste 6 fl. 55 kr. Haber 4 fl. 12 kr.
Geld. | Papier. | |
Oesterreich Bankaktien ...... | 1035 | 1040 |
„5% Metallique .... | 76 7 / 8 | 77 1 / 8 |
„4%„.... | 59 | 59 1 / 2 |
„3%„.... | 44 1 / 4 | 44 3 / 4 |
„2 1 / 2 %„.... | 41 1 / 8 | 41 3 / 8 |
„4 1 / 2 % Bethmann ... | -- | 74 1 / 4 |
„4%„... | -- | 68 |
„fl. 250 Loose v. J. 1839. | 89 7 / 8 | 90 3 / 8 |
„„ 500„„1834. | 142 3 / 4 | 143 1 / 4 |
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. | 86 1 / 4 | 86 3 / 4 |
„Tthl. 50 Prämien Scheine. | 103 | -- |
Bayern3 1 / 2 % Obligationen ... | 83 1 / 2 | 84 |
„4%„.... | 88 | 88 1 / 2 |
„5%„.... | 100 3 / 4 | 101 1 / 4 |
Württemberg3 1 / 4 % „.... | 81 1 / 8 | 81 5 / 8 |
„4 1 / 2„.... | 95 1 / 8 | 95 3 / 8 |
Baden3 1 / 2 %„.... | 78 1 / 8 | 78 5 / 8 |
„fl. 35 Loose...... | 31 1 / 4 | 31 1 / 2 |
„„50„...... | 51 1 / 2 | 52 |
Nassau fl. 25 „...... | 23 5 / 8 | 23 7 / 8 |
Hessen Darmst. fl. 50 Loose... | 72 | 72 1 / 2 |
„„„25„... | 25 3 / 8 | 25 3 / 4 |
Polen fl. 300„... 123-- Sardinien Fes. 36„ ... | 31 1 / 4 | 31 3 / 4 |
Das zur Verlassenschaft der ledigen Katha - rina Binder dahier gehörige Mobiliarvermögen, worunter mehrere Gold = und Silbergeräthe, unter andern eine goldene Tabaksdose, goldene Ringe, silberne Leuchter, Löffel, Messer und Gabel ec. wird am
Donnerstag den 13. Juni d. Js. Vormittags 8 Uhr anfangend
gegen gleich baare Zahlung im Sterbhause dahier öffentlich versteigert, wozu Strichsliebhaber ein - geladen werden.
Adler: Hellingrath k. b. Oberlieut. u. 〈…〉〈…〉Bau der Vei - der k. b. Lieut. v. Landau. v. Zerzog, Forstmeister v. Eli - mann. Kflt.: Herold v. Hanau. Zwicker v. Bremen.
Russ. Hof: Kflt.: Blumenthal und Ochs v. Frankf., Biaswanger v. Lpzg.
Schwan: Scheibler, Ldg. = Ger. = Assessor v. Aachen. Baumann, Oekonom v. Buchen. Kflt.: Christ u. Köhler v. Aschaffenb. 〈…〉〈…〉Senfferitng v. Münster. Heck v. Prag.
Wittelsbacherhof: Kflte. : Rheiner v. Augsburg, Dysecken v. Dresden, Bäcker v. Braunschweig, Cartung v. Heilbronn, Wassermann v. Ulm.
Württembergerhof: Graf Pekany v. Wien. Schu - chardt, Prof. v. München. Frl. Kiesner v. Wiesbaden. Adel, Firnhaber, Speidel und Camerer, Beamte v. Mergentheim.
Druck von Joseph Steib
Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Siehe Dokumentation
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