PRIMS Full-text transcription (HTML)
Die Bayerische Presse.
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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

Erpedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533.

Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe - titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei.

Nr. 141.
Würzburg, Donnerstag den 13. Juni. 1850.

Oesterreich und Preußen und die deutsche Presse.

g München, 10. Juni. Wir müssen immer wieder auf das Kapitel Oesterreich und Preußen zurückkommen. Es ist dieß gegenwärtig ein so wichtiges Thema, daß es das Jnteresse an allem andern beinahe absorbirt. Es ist namentlich auch deßwegen von Wichtigkeit, weil die preußenfreund - liche Presse keine Mittel mehr scheut, die öffent - liche Meinung auch in Süddeutschland zu Gun - sten der preußischen Politik irrezuführen. Bei dem allgemeinen Drange in Deutschland sich die Märzerrungenschaften so viel an ihnen irgend Praktisches und Erprobtes ist, zu bewahren, mit andern Worten bei dem im zweifelhaften Ueber - gewicht des Liberalismus im edlen Sinne des Wortes, und in der allgemeinen Gespensterfurcht vor Reaktion hat die preußischfreundliche Presse die Politik eingeschlagen, an diese Richtung der öffentlichen Meinung und an die daran sich knüp - fenden Schlagwörter zu appelliren. Sie thut dieß in der Weise, daß sie einfach Preußen als den Beschützer des Fortschrittes, Oesterreich als den Götzen der Reaktion hinstellt. Es mag ihr dieß bei der revolutionären Partei um so leichter ge - lingen, als notorisch Oesterreich sich auf den Bo - den des Staatsrechtes gestellt hat, während Preu - ßens Vorschreiten in seinem Wesen ein revolutionä - res ist, d. h. die bestehenden Verträge nur in so weit anerkennt, als sie ihm conveniren. Bei der wahrhaft liberalen Partei aber sollten wohl solche Vorgeben in ihrer Zweideutigkeit leicht erkannt werden. Es ist jedoch ein Umstand, der die öf - fentliche Meinung leicht gefangen hält zu Un - gunsten Oesterreichs, und dies sind seine Präce - dentien in der Metternich'schen Zeit. Auf diese Periode des Kaiserstaates lassen sich alle Ver - dächtigungen der preußenfreundlichen Presse zurück - führen. Wir haben schon zu wiederholten Malen darauf aufmerksam gemacht, daß heute und gestern nicht dasselbe ist, und namentlich sollte es jeder Deutsche wissen, was für ein Unterschied ist zwi - schen der Zeit vor 1848 und der Zeit nach 1848. Nirgends ist dieser Unterschied schlagender als in Oesterreich selbst. Das hindert aber die Gegen - partei nicht, diesen Unterschied zu ignoriren und der österreichischen Politik der Gegenwart dasje - nige vorzuwerfen, was die österreichische Politik der vormärzlichen Zeit gesündigt hat. Wir könn - ten mit demselben Rechte dieß Manöver gegen die preußische Polilik ausführen. Aber es ist dieß erstens in unsern Augen nicht ehrlich, und zweitens bedürfen wir es gar nicht, um diesen Verdächtigungen entgegenzutreten. Es genügt viel - mehr vollkommen, uns an die preußische Politik der Gegenwart zu halten. Das Neueste in dieser Beziehung sind die neuesten Maßregeln ge - gen die Presse in Preußen. Sie sind der Art, daß sie weit schärfer erscheinen, als die alte vor - märzliche Censur. Wir können nicht zugeben, daß sie durch das Attentat auf den König gerechtfer - tigt sind. Die Kreuz = Zeitungspartei die so zu sagen reaktionärer ist, als die Reaktion, kann sich als die Mutter dieses wüsten Kindes betrachten, und so lange eine solche Partei solche Macht be - sitzt in einem constitutionellen Staate, wird mandiesen Staat wohl nicht als den Verfechter des liberalen Prinzips ansehen wollen. Doch auch abgesehen davon, was hat die Unions = Politik Preußens für Garantien gegeben für die Festhal - tung eines liberalen Princips! Zuerst zum Köder eine möglichst liberale Verfassung hingeworfen, u. hinterher das Freisinnigste davon wegrevidiren las - sen und -- was aber noch nicht genügt: es wird noch einmal revidirt werden, und was dann am Ende übrig bleiben wird, davon kann man jetzt einen Vorgeschmack erhalten mittelst des neuesten Preß = Edikts. Jedermann weiß ferner, wie die preußische Presse stets das Alles für Deutsch - land und das Aufgehen in Deutschland im Munde führt. Wie stimmt nun das mit dem Freudengeschrei der ministeriellen D. Reform über das Zunicken des russischen Czaren zu Preu - ßens Politik zu Ungunsten Oesterreichs? Es kann uns dies jetzt um so gleichgültiger sein, als an der ganzen Geschichte nicht viel Wahrheit, aber sehr viel Erdichtung war. Jedenfalls hat aber das deutsche Volk diesmal eine partie hoteuse erblicken können, die man sonst eifrig zu bergen suchte. -- Preußens Politik geht seit 100 Jah - ren darauf aus sich einerseits in Deutschland zu vergrößern, andererseits Oesterreichs Einfluß zu - rückzudrängen. Gegenwärtig sucht es dies dadurch zu erreichen, daß es die Erschütterungen von 1848 benützend, Deutschland in ein Aggregat von 35 souveränen Staaten, über denen kein Gesetz schwebt, aufzuführen sucht, um dann von diesen Staaten so viel als möglich unter sein Gesetz zu bringen. Es rüttelt damit aber nicht nur an der Bundesakte, sondern auch an den Verträgen von 1815, denen es seine Rheinprovinzen ver - dankt. Preußen sucht sich gegenwärtig auf das ihm verschwägerte Rußland zu stützen, auf jenes Rußland, das sich vor nichts so sehr fürchtet, als vor dem Lichte der Civilisation, auf jenes Ruß - land dem alle Märzerrungenschaften ein Gräuel sind, das sich durch hermetische Grenzsperren vor den Jdeen der Neuzeit zu schützen sucht, auf je - nes Rußland, das -- weil die Gedanken auch die Cordons der Kosaken überfliegen, diese Ge - danken in ihrem Geburtslande zu ersticken suchen muß, will es vor ihnen sicher sein, auf jenes Rußland, daß daher der natürliche Begünstiger aller und jeder Reaktion in Deutschland ist, und zwar nicht nur deßwegen, sondern auch weil es ein eben so großes Jnteresse hat, Deutschland in seinem Aufschwung zur Einigkeit, Kraft u. Stärke niederzuhalten, um sein eigenes Vordringen gegen das Herz Europas zu erleichtern. So sucht Ruß - land das Jnteresse der deutschen Fürsten zu spal - ten, namentlich Oesterreich und Preußen gegen einander zu hetzen; so sucht es auch Oesterreich in sich selbst zu schwächen, indem es die einseiti - gen, auf Nationalhaß fußenden Bestrebungen der Slaven und Ungarn gegen die österreichische Krone unterstützt und wach erhält. Und an dieses Ruß - land will sich Preußen lehnen, Preußen, das zu - gleich auch als Vorkämpfer eines einigen und freien Deutschlands gelten möchte. Als ob Ruß - land gegen Preußen nicht dieselbe destruktive Po - litik im Schilde führt, wie gegen Oesterreich! Und diesem Allem gegenüber gibt es noch immer Leute genug, die Oesterreich für reaktionär undPreußen für liberal erklären. Es läßt sich nicht läugnen, daß die Aufgabe Oesterreichs gegenwär - tig eine äußerst schwierige ist. Jnnerlich noch kaum sich von den bürgerlichen Kämpfen erholend, noch in voller umfassender und durchgreifender Reorganisation begriffen, Angesichts der feindlichen Bestrebungen der mannigfaltigsten Art bedarf sein Ministerium einer diktatorischen Gewalt. Die ihm von der Opposition und so also auch von der preußischen Presse vorgeworfene Verzögerung der Einberufung des Reichstags ist nichts als die ein - leuchtendste Nothwendigkeit. Die Elemente fahren noch zu wild durch einander, als daß dasjenige schon in's Leben treten könnte, was nur das Re - sultat eines vollständigen Gleichgewichtes aller Le - benskräfte des Staatsorganismus sein kann. Oe - sterreich hat in seiner Reorganisation da begon - nen, wo bei einem so radikalen Wiederaufbau eines Staates begonnen werden muß: bei der Grundlage alles staatlichen Lebens, bei dem ma - teriellen Boden. Es hat nicht nur den Boden von seinen Lasten befreit, nicht nur den Robot aufgehoben, wovor Rußland zurückschaudert wenn es an die Möglichkeit der Ansteckung seiner eige - nen Völker durch solche liberale Jdeen denkt, Oesterreich hat auch, von allem Andern zu ge - schweigen, die großartigsten Zolleinigungsvorschläge an Preußen und Deutschland gemacht. Preußen zeigte bisher noch nicht viel Neigung darauf ein - zugehen. So wenig es deren Nützlichkeit verken - nen kann, so ist es doch mißtrauisch dagegen, weil das Gute diesmal von Oesterreich kommt. Da - von spricht der große Haufe der Presse wenig, weil diese Dinge zu wenig Eindruck zu machen geeignet sind auf den großen Haufen des Zei - tunglesenden Publikums. Der Weg, auf welchem Oesterreich auf die populärste Weise Deutschland zeigen kann, daß es es redlich mit dem Fortschritt auf allen Gebieten meint, der Weg der Anbah - nung einer constitutionellen Bundescentralgewalt, wird von der preußenfreundlichen Presse im vor - aus mit unpopulären Hindernissen aller Art ver - legt, ja er wird geradezu als die vollkommenste Reaktion verschrien, verschrien als Wiederherstel - lung des alten Bundestages, während Oesterreich sämmtliche Staaten nach Frankfurt eingeladen hat, um mit ihnen auf Grund der Münchener = Ueber - einkunft ein neues Deutschland, ein Bun - desorgan mit constitutioneller Volks - vertretung zu schaffen. -- Preußens Politik umfaßt nicht ganz Deutschland wie die österreichi - sche, Preußen will zunächst nur einen Sonderbund mit denjenigen Staaten, bei denen einige Wahr - scheinlichkeit vorhanden ist, daß sie mit der Zeit in Preußen aufgehen werden. Würde es sich ihm in Wahrheit um ein ganzes Deutschland handeln, so wären seine Unionsvorschläge der Art gewesen, daß alle deutfche Staaten sie hätten annehmen können. Sie waren aber nicht der Art. Die von Oesterreich unterstützte Münchener = Uebereinkunft aber ist solcher Natur, daß alle deutsche Staaten derselben beitreten können, ohne sich zu Vasallen weder Oesterreichs noch Preußens hergeben zu müssen. Wer ist nun eigennütziger, Oesterreich oder Preußen? Oder vielmehr -- denn eigen - nützig ist und muß jeder Staat sein -- wer bringt Deutschland mehr Vortheil, Oesterreichoder Preußen? Wo wird die deutsche Einheit u. Freiheit gefördert, durch den Sonderbund Preu - ßens oder durch die ganz Deutschland umfas - senden Vorschläge des Münchener - Uebereinkom - mens.

Landtagsverhandlungen.

München, 10. Juni. (CXXVI. Sitzungder Kammer der Abgeordneten. ) Am Minister - tische: Staatsminister v. d. Pfordten, v. Zwehl, v. Lüder, v. Ringelmann und mehrere Ministerial - räthe. Die Gallerien sind stark besetzt. Der I. Präsident eröffnet um halb 10 Uhr die Sitzung. Nach Bekanntgabe des letzten Sitzungsprotokolls verliest derselbe einen allerhöchsten Erlaß, durch den der Landtag bis 10 Juli verlängert wurde, mit dem Bemerken jedoch, daß die Kammern bis zu diesem Zeitraum die auf k. Befehl vorgelegten Gegenstände erledigt haben. Staatsminister von Zwehl wünscht hierauf eine Juterpellation des Abgeordneten Morgenstern zu beantworten. Der Jnterpellant erzählt folgenden Vorfall. Als die Beeidigung der Landwehroffiziere in München vorgenommen wurde, leisteten mehrere Offiziere diesen Eid, da er gegen ihre Ueberzeugung war, nicht. Dieser Eid wurde nun in mehreren Blät - tern besprochen, und es erschien auch ein Artikel in der Volksbötin, unterzeichnet ein Landwehr - mann. Gegen diesen Artikel schritt nun die Polizei weder durch Confiskation, noch durch son - stiges Belangen des Redakteurs ein, allein das Landwehrkommando leitete dagegen eine Untersu - chung ein und bestrafte den Landwehrmann, der diesen Artikel verfaßte, mit Arrest. Eine Rekla - mation hatte keinen Erfolg. Er sehe sich daher veranlaßt folgende Jnterpellation zu stellen: 1) Jst dem königl. Staatsministerium bekannt, daß Landwehrkommando's wegen angeblicher Preßcont - raventionen Untersuchungen einleiten, und daß na - mentlich das hiesige Landwehrregiment eine solche wegen eines Artikels in der hier erscheinenden Völksbötin führt, und daß dasselbe Zeugen, welche dessen Competenz bestreiten, deßhalb mit Arrest bestraft? Welche Maßregeln gedenkt das königl. Staatsministerium zur Einstellung dieses, dem Artikel X. des Edikts vom 11 Juni 1848, die Freiheit der Presse betreffend, geradezu entgegen - stehenden Vorschreitens des hiesigen Landwehrregi - ments zu ergreifen? -- Der Staatsminister v. Zwehl bemerkt, daß dem Ministerium eine amt - liche Anzeige von Seite des Landwehrkommando's noch nicht zugekommen, jedoch eine Beschwerde des Rechtspraktikanten Hector Stunz eingelau - fen sei. Diese Beschwerde werde nun sorgfältig geprüft und in Erwägung gezogen werden. -- Dr. Jäger stellt an das Kriegsministerium eine Jnterpellation, betreffend die unzureichende und theilweise schlechte Besetzung der militärärztlichen Stellen und Mangel an Arzneien und Bandagen. -- Kriegsminister v. Lüder beantwortet diese Jnterpellation dahin, daß bisher noch nie eine Klage der Art eingelaufen sei; auch die in Schles - wig gewesenen Truppen rühmten die Thätigkeit und Pflege der Mititärärzte. Es seien von Seite des Kriegsministeriums schon vor dem ersten Aus - marsche der Truppen die nöthigen Vorkehrungen zur besten Verpflegung derselben getroffen wor - den. -- Es wird nun zur Berathung und Schluß - fassung über die Rückäußerung der Kammer der Reichsräthe bezüglich des Gesetzentwurfes: den Ersatz des Wildschadens betreffend, geschritten. Die einzige Differenz beider Kammern besteht darin, daß die Kammer der Abgeordneten den Art. 8 aus dem Gesetze gestrichen wissen wollte, während die Kammer der Reichsräthe diesen Art. beibehielt. Da das Ueberflüssige hier nicht schadet, stimmt die Kammer der Abgeordneten diesem Beschlusse bei. -- Es wird nun der Vortrag über die von der Staats - regierung unterm 14. März d. J. gemachten Vor - lagen zur deutschen Frage erstattet. -- Referent Frhr. v. Lerchenfeld betritt die Rednerbühne. Derselbe entschuldigt zuerst seine schwachen Kräfte in dieser Sache und bittet die hohe Kammer umNachsicht. -- Nach einer kurzen Vorrede geht er auf das Thema selbst ein. -- Wer die Größe Deutschlands und die Einheit Deutschlands be - trachte, müsse, wenn er ein für Deutschlands Wohl fühlender Mann sei, wehmüthig werden. Das Wachsen eines Volkes sieht im innigsten Zusammenhange mit den Jdeen der Sittlichkeit der Nationalität; so lange diese in der Periode des Wachsens seien, befinde sich auch das Volk in der Periode der Blüthe. Wenn jedoch diese stille stehen, befinde es sich auf dem Wege zum Verfalle. -- Man haben schon oft bestritten und behauptet, Bayern sei kein deutscher Stamm. Dies sei unrichtig. Bayern sei ein deutscher Stamm, denn nirgends finde sich sowohl das Niebelungen - lied so ausgebreitet wie in Bayern. Nicht ein guelsischer, sondern ein rein gibellinischer Stamm sei Bayern von jeher gewesen. Redner geht hier - auf zur Beleuchtung der beiden Großmächte Preu - und Oesterreich über und beginnt mit dem Satze: Der Dualismus ist nun auf den Höhepunkt der Reibung gekommen; diese Reibungen bedrohen die Größe, vernichten die Einheit und zerstören die glücklichen Verhältnisse Deutschlands. Nach - dem der Redner die Zustände Oestereichs und Preußens im Allgemeinen ins Auge gefaßt, schließt derselbe, indem er aufmerksam macht, wie nahe der Ueberschritt des einen Extrems zum an - dern sei. Beide Parteien sollten auf der Hut sein, die Frage nicht trüber zu gestalten, als sie schon sei. Das stehe fest. Wenn man den al - ten Bundestag wieder haben müsse, dann seie es Pflicht der Minister Bayern auf den Stand zu stellen, der ihm gebühre und kein Beschluß des Bundestages, der gegen die Verfassung Bayerns gehe, solle in Bayern durchgeführt werden dürfen. Darüber werden alle übereinstimmen. -- Der Ausschuß erklärt, daß er in den vorgelegten Ak - tenstücken keine Veranlassung gefunden, Anträge an die Kammern zu stellen und beschließt, daß den (gleichzeitig mit den Aktenstücken dem Aus - schusse übergebenen) Anträgen des Abgeordneten Schmidt a. W. und des Abgeordneten Tafel und Genossen keine Folge zu geben sei. -- Jordan und mehrere Genossen (linkes Centrum) stellen folgenden Antrag: Jn Erwägung 1) daß die Kammer der Abgeordneten in ihrem Beschlusse vom 9. Nov. 1849 bestimmt aussprach, sie er - warte, daß das Ministerium bei den ferneren Verhandlungen in der deutschen Frage den Grund - gedanken der Einigung des gesammten Deutsch - lands festhalten und für das Zustandekommen einer definitiven in diesem Geiste mit einer wahr - haften und unverkümmerten Vertretung des Vol - kes nothwendige Opfer nicht scheuen und der Kammer die Ergebnisse der Verhandlungen zur Kenntniß bringe. 2) Daß das Ministerium die - sem Kammerbeschlusse kein Widerspruch entgegen - setzte, sowie 3) auch auf Seite der Kammer der Abgeordneten kein Anlaß zur Annahme gegeben ist, als wolle sie irgend einem Theile von obigem Beschlusse sich entfernen; in Erwägung ferner 4) daß die von der Staatsregierung der Kammer mitgetheilten Aktenstücke lediglich als Vorschläge zu einer zu erzielenden Uebereinkunft erscheinen, somit ohne Zustimmung der beiden Kammern des Landtages dessen Rechte nicht zu vergeben ver - mögen; in endlicher Erwägung, 5) daß sonach die an die königl. bayer. Vevollmächtigten in Frankfurt ertheilten, der Kammer der Abgeord - neten aber gar nicht mitgetheilten Jnstruktionen diesen Rechten nichts vergeben, und lediglich das Verhältniß der Staatsregierung berühren können, erachten die Unterzeichneten, daß zur Zeit kein Anlaß gegeben sei, auf die ihnen gemachten Mit - theilungen hin weitere Anträge zu stellen. -- Jordan motivirt hierauf diesen Antrag. -- Dr. Heine hatte im Ausschusse folgenden An - trag gestellt: der Ausschuß wolle erklären, daß er in den vorgelegten Aktenstücken keine Veran - lassung gefunden, Anträge an die Kammer zu stellen, insoferne er voraussetzt, daß der gemein - schaftliche Protest Bayerns mit Oesterreich gegen Preußen auf dem Grunde des Bundesrechtes letz - teres nur als einen interimistischen Anhalts = undWiedereinigungspunkt, aber in seiner weitern na - tionalen Ausbildung als unabhängig von jeder Einsprache und Einmischung auswärtiger Cabinette gelten läßt, zu welchem Endzwecke die Schritte und Vorschläge Bayerns zu der Uebereinkunft der drei Königreiche mit Beistimmung des österreich. Ministeriums nur als präliminäre Versuche zu betrachten sind. Diesen Antrag reproducirt Heine wieder. -- v. Hermann findet die Schritte, die das Ministerium gethan hat, als durchaus rich - tig und auf Grund der frühern Verhandlungen nothwendig. -- Dr. Schmidt spricht sich gegen den Ausschußbeschluß aus. -- Fürst Waller - stein und 41 seiner politischen Freunde stellen folgenden Antrag: Die hohe Kammer möge 1) gegen die dem bayer. Bevollmächtigten einseitig ertheilte Vollmacht zur Schlußfassung in der deut - schen Verfassungsfrage feierliche Verwahrung ein - legen und 2) erklären, daß über die Zukunft des deutschen Volkes ohne seine ausdrückliche Beistim - mung weder in Form einer revidirten Bundesver - fassung, noch sonst irgend wie verbindlich verfügt werden könne. -- Der Redner stellt im Laufe seiner Rede an den Staatsminister des Aeußern die Frage, ob die Versammlung in Frankfurt als das Plenum des Bundestages anzusehen sei oder nicht, ob im Bejahungsfalle des ersteren die Be - schlüsse desselben bindende Kraft hätten. -- Staats - minister v. d. Pfordten bemerkt, daß Oester - reich von seinem Rechte, das Plenum berufen zu können, Gebrauch gemacht habe. Was die zweite Frage betrifft, so wisse Herr Fürst selbst diese Frage am besten zu beantworten. -- Als der Redner noch weiter fragen wollte, bedeutete v. d. Pfordten, daß eine sokratische Behandlung dieser deutschen Frage nicht am Platze sei. -- Waller - stein spricht sich hierauf im Allgemeinen über die deutschen Zustände aus. -- Dr. Jäger drückt zuerst seine tiefe Wehmuth über die Lage Deutsch - lands aus und verwahrt vorzüglich die Gothaer Partei gegen alle Angriffe, die gegen dieselbe aus - gestreut werden. Diese Partei habe in Frankfurt, als die republik. Gelüste auftauchten, ernsten Widerstand geleistet, sie habe die rechte Mitte gehalten, wäh - rend die beiden Extreme sich überstürzten; dieser Partei werde vorgeworfen, daß sie sich unter den Schutz Preußens begeben habe. Das habe sie gethan zum Besten Deutschlands, während Bay - ern sich unter den Deckmantel der österreichischen Macht gesteckt habe. Redner verkenne übrigens nicht den guten Willen und die edle Absicht der Regierung, aber nicht die Absicht, der Erfolg kröne das Werk. -- Derselbe geißelt hierauf die Münchener Uebereinkunft als ein rein unaus - führbares Ding, mit dem selbst Oesterreich es nicht so gut meine, wie aus der Schwarzenbergi - schen Note sehr ersichtlich sei. Redner verwahrt sich im Namen seiner Partei gegen den Bundes - tag in seiner alten Form, aber vorzuglich auch gegen einen Bundestag ohne unverkürzte Volks - vertretung. -- Lang spricht in gleichem Sinne. -- Döllinger eifert gegen die Anträge der Linken und des linken Centrums. Es wird die Sitzung hierauf nach 2 Uhr geschlossen.

München, 11. Juni. (CXXVII. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. ) Die Gallerien sind dicht besetzt. Am Ministertische: Staatsminister v. d. Pfordten, v. Lüder, v. Ringel - mann. Der erste Präsident eröffnet um halb 10 Uhr die Sitzung. Nach Bekanntgabe des letzten Sitzungsprotokolls wird der Gesammtbeschluß über den Gesetzentwurf, den Wildschaden = Ersatz betr., verlesen. Nachdem Referent Hirschberger über den Gesetzentwurf: die Einrichtung der Kunststra - ßen im Königreich Bayern befahrenden Fuhrwerkes betreffend, Vortrag erstattet, wird die Berathung über den Vortrag des Ausschusses für die deutsche Frage sortgesetzt. Lassaulx betritt die Redner - bühne und bearbeitet den, wie Redner sich aus - drückt, verkehrten Antrag der Linken. Dieser An - trag sei ein Akt der Rache, wie in einer frühern Sitzung ein ähnlicher sei durchgeführt worden. Abgeordnete Stöcker habe dabe damals in seiner gewohnten Gradheit gesagt: weil Jhr unsere Abänderungsvorschläge nicht angenommen habt,so nehmen wir Euere Lehensabänderungen auch nicht an. Jn bewunderungswürdiger Naivität hat auf feindiplomatische Weise Herr Fürst Wal - lerstein diese Sache vertreten. Dem Antrage Heine's würde Redner am ehesten beizustimmen geson - nen sein, wenn es nicht Beleidigung für Oester - reich wäre, das zu wiederholen, was Oesterreich schon lange versprochen hat. Redner beleuchtet nun Deutschland, wie es seit der Verpflanzung der politischen Kartoffelkrankheit von Frankreich nach Deutschland aussähe, und hält eine unge - heure Lodrede auf den edlen und ritterlichen Sinn des Beherrschers aller Reußen. Wer habe Oester - reich gerettet, fragt Redner, als es in Jtalien einem empörerischen Könige gegenüber stand, als sich die ungarischen Magnaten gegen ihren recht - mäßigen Herrscher aufgelehnt und als die Revo - lutionen in den Thoren Wiens wütheten? Wer anders alt der edle biedere Sinn eines Reußen? Kein Deutscher sprach ein Wort für die harte Bedrängniß des jungen Kaisers. Man sage, be - merkt der Redner, wir brauchen keine Slaven, keine Ungarn, keine Tschechen, deshalb könne man sich auch nicht an Oesterrelch anschließen. Wenn dies politische Klugheit ist, dann gibt es keine politische Thorheit. Wenn die Engländer oder Franzosen ihre Macht durch Gewinnung einer an - dern, wenn auch kleinern, Macht vergrößern kön - nen und man würde ihnen bemerken, diese Macht sei ja nicht engländisch, nicht französisch, so würde der Engländer dem Bemerkenden ins Gesicht la - chen -- nein! er würde ihn durch seinen Bedien - ten auslachen lassen, (ungeheures Gelächter im Saale und den Gallerien), er würde noch mehr thun, er würde es machen wie der Löwe in Don Quixote, der dem Junker seine verkehrte Fronte zeigte. (Ungeheures Gelächter, untermengt mit dem Rufe Pfui! Pfui! ) -- I. Präsident be - merkt, daß die Rede in diesem Saale frei sei; je größer die Jdee, desto größer diese Freiheit; die Grenze zwischen Jdee u. Rohheit müsse übri - gens die politische Vernunft scheiden. (Mehrseitiges Bravo. ) -- Lassaulx erklärt es für übelangewendete Zimperlichkeit, etwas in einer Versammlung von Män - nernnicht zu sagen, was der große Dichter Cervantes sagte. Nach noch einigen Bemerkungen verläßt der Redner die Rednerbühne, und Reinhart ergreift das Wort. Dieser glaubt freilich durch seine Rede die Einheit Deutschlands und dessen Glück nicht herbeiführen zu können, allein doch habe er Mehreres anzuführen. Als derselbe nun von Eidbruch eines Regenten sprechen wollte, be - merkt Staatsminister v. d. Pfordten, daß die Regierung allen Discussionen der hohen Kammer beiwohne; wenn aber die Rücksichten, die der Staat dem Staate, die Kammer der Kammer schuldig sei, nicht mehr eingehalten würden, so könnte sie der Verhandlung nicht mehr beiwoh - nen. -- Der 1. Präsident bemerkt, etwas Sol - ches noch nicht wahrgenommen zu haben, indem er es sonst gewiß gerügt hätte. -- Reinhart schließt hierauf nach noch einigen Bemerkungen mit der Anführung des alten Sprüchworts und Bezug nehmen auf die Lage Deutschlands: helfe dir selbst und dann wird dir auch Gott helfen! -- Nach einem kurzen Vortrag des Abg. Dr. Birks ergreift Fürst Wallerstein das Wort. Nicht um die Natur der Tschechen und Slaven zu untersuchen, nicht um die Bewegung von 1848 eine Kartoffelkrankheit zu nennen, wobei natürlich Deutschland die Kartoffel sein müsse, sondern nur die Debatte auf ihr Thema zurückzuführen, die Anträge nämlich zu besprechen, ergreife er das Wort. Redner vertritt mit aller Kraft sein und seiner politischen Freunde Anträge, und spricht sich auf das Entschiedenste gegen den alten Bundes - tag aus. (Schluß f.)

Deutschland.

Freiburg, 7. Juni. Heute fand die Verkün - dung der letztwilligen Anordnung des am 4. d. M. gestorbenen erzbischöflichen Domdekans und Generalvikars Dr. Johann Adam Martin statt. Es sind in solcher verschiedene Wohlthätigkeitsan -stalten und sonstige Jnstitute hiesiger Stadt mit namhaften Legaten bedacht, so der Orden der barmherzigen Schwestern mit 200 fl., das Kna - denseminar mit 200 fl., das Waisenhaus mit 132 fl., das Blindeninstitut mit 132 fl. und die Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder mit 132 fl. Das eigenhändige Testament, ob - wohl erst in der Mitte des vorigen Monats nie - dergeschrieben, bekundet eine Geistesfrische, wie sie bei einem Manne im 83. Jahre wohl nur selten angetroffen wird. Möge der darin an den Tag gelegte Wohlthätigkeitssinn viele Nachahmung fin - den, da die verschiedenen milden Fonds nur durch zeitweise Zustiftungen den immer mehr an sie ge - stellt werdenden Anforderungen entsprechen und erhalten werden können.

Wien, 7. Juni. Die Austria berichtet, daß die herzoglichen Regierungen von Modena und Parma den am 4. Dezember 1849 in Wien unterzeichneten allgemeinen Artikeln des zwischen ihnen u. Oesterreich verabredeten Zollvereinigungs - vertrags unter den in ihrem Jnteresse erachteten Vorbehalten ihre Zustimmung ertheilt haben. Be - reits haben der Ministerialsekretär des Finanz - v. Capellari und der Oberamtsdirektor Troll in Mailand den Auftrag erhalten, sich an die beiden herzoglichen Höfe zu begeben, um die ihnen zu bezeichnenden Beamten derselben mit den öster - reichischen Zollgesetzen näher bekannt zu machen und bei den sich nöthig darstellenden administrati - ven Vorkehrungen mitzuwirken. Nach Beendig - ung ihrer Mission werden sodann die Schlußver - handlungen wieder hier in Wien gepflogen wer - den. -- Die türkische Regierung soll gesonnen sein, einige Dampfschiffe zum Besuche nach dem adriatischen Meere zu senden. Dies wäre, be - merkt der Lloyd, das erste Mal, daß die Flotte des Sultans in jenen Gegenden erscheint. -- Am 3. Abends fand im Saale des Landhauses die erste Versammlung der Wahlmänner aus der Stadt und den Vorstädten zu einer Besprechung in Betreff der Gemeinderathswahlen statt. Es hatten sich dabei mehr als 2000 Wahlmänner eingefunden. Unter stürmischer Anerkennung, sagt der Lloyd, wurden Reden gehalten und die Er - eignisse des Jahres 1848 in bittern Worten be - sprochen. Aus dieser Versammlung zu schließen, dürften bei den Gemeinderathswahlen die Conser - vativen einen glänzenden Sieg erringen.

Die Neue Münchener Zeitung läßt sich aus Berlin 7. Juni schreiben: Der Prinz von Preu - ßen wird am 19. aus St. Petersburg hier zu - rückerwartet, aber dann nach kurzem Verweilen hier eine neue Reise und zwar diesmal nach Lon - don antreten, um einer Einladung zur Taufe des jüngstgebornen Sohnes der Königin Viktoria, Prinzen Arthur zu folgen. Der russische Gesandte Hr. v. Meyendorff ist bereits am 4. ds. von Warschau hier wieder eingetroffen. Ueber die Vor - gänge und Besprechungen in Warschau verlautet Genaueres noch immer nicht; nur das glaube ich Jhnen mit vollster Bestimmtheit melden zu kön - nen, daß die Angaben der hiesigen Blätter darü - ber, indem sie die Welt an eine Zustimmung zu der preuß. Politik in der deutschen Frage, wie man sie von hier aus allerdings gesucht aber nicht in der gehofften Weise gefunden hat, glauben machen wollen, leere Erfindungen sind. Um die - sen Erfindungen einigen Schein der Wahrschein - lichkeit zu geben, benützt man das freundliche Ver - nehmen zwischen dem Kaiser und dem preuß. Prin - zen zu Warschau als Folie, als ob dies bei den nahen verwandtschaftlichen Verhältnissen zwischen beiden Herrscherfamilien anders zu erwarten wäre. Wenn nicht Alles trügt, beschränkt sich was der Kaiser zu Warschau in Betreff der deutschen Frage äußerte, im Wesentlichen auf seinen Entschluß zum Festhalten an den bestehenden Verträgen und seinen Wunsch, daß es zwischen den sich gegen - überstehenden Bestrebungen der beiden deutschen Großmächte zu einer Ausgleichung im Sinne die - ser Verträge komme. Käme es zu einem Con - flikte, was Gott verhüten wolle, so würde Ruß - land konsequent mit seiner stets festgehaltenen Po - litik gegen die von den Verträgen abweichendeSeite mit einstehen; bevor ein solcher Fall eintritt aber, wird es wie bisher jeder Einmischung in die deutschen Verhältnisse sich enthalten. Sind diese Angaben richtig, und ich glaube dies anneh - men zu dürfen, so werden Sie leicht daraus er - messen können, was von den Versionen der hiesi - gen Blätter darüber zu halten ist, namentlich von dem anfänglichen, jetzt schon etwas gemäßigteren Triumphgeschrei der Deutschen Reform. Hätte dieses Blatt auch nur eine Parzelle deutschen Na - tionalsinns, so würde es überhaupt selbst, wenn mehr als eine Erfindung zu Grunde läge, ein Triumphgeschrei über eine Sache unterlassen ha - ben, die nimmermehr Preußen zur Ehre gereichen könnte. Die Kriegsrüstungen Preußens haben keine Gefahr auf sich, und sehen, da sie zufällig mit den vierzehntägigen Waffenübungen der Land - wehr zusammentreffen, größer aus, als sie in Wirklichkeit sind. Von Geneigtheit zum Kriege ist nirgends eine Spur zu finden, und nur die Organe der Gothaer Partet sind es, die mit vollen Backen in die Kriegstrompete stoßen, was aber nicht viel auf sich hat.

England.

London, 5. Juni. Wir erhalten so eben die neuesten Nachrichten über den amerikanischen Frei - schaarenzug gegen Cuba. Ueber die Stärke der Expedition stimmen die Angaben nicht überein. Man spricht von 6, 8 -- 10,000 Mann, welche unter dem Kommando des General Lopez stehen. Darunter sind Leute, welche das Kriegs = oder besser Räuberhandwerk seit Langem betrieben. Sol - daten aus dem mexikanischen Krieg, Freiwillige aus Yukatan, Freibeuter, welche bei den Versu - chen, die Sierra Madre von Mexiko loszureißen oder Tampico zu revolutioniren, betheiligt waren; kurz: eine Rotte verzweifelter, aber löwenkühner und zu Allem entschlossener Bursche. Der vor - geschobene Zweck dieses Raubzugs ist: der kreoli - schen Bevölkerung der Jnsel zur Unabhängigkeit zu verhelfen; allein man muß blind sein, um nicht zu sehen, daß eine derartige Unternehmung, welche so bedeutende Rüstungen erforderte, ohne Einwilligung der Regierungen der südlichen Staa - ten unternommen werden konnte. Diese Letzteren haben das größte Jnteresse dabei, Cuba -- die Perle der Antillen -- mit der Union vereinigt, und zwar als sclavenhaltenden Staat vereinigt, und dadurch die Schlappe, welche sie jüngst durch die Constitution von Californien erlitten, wieder ausgeglichen zu sehen. General Lopez hat auch eine gehörige Anzahl gedruckter Proklamationen mit sich genommen, welche mit den bekannten Schlagworten gegen Tyrannei, Despotismus ec. die spanischen Soldaten zum Abfalle und zum Uebergang zu den Freibeutern veranlassen sollen. Angesichts solcher Thatsachen konnte die Regie - rung in Washington doch nicht länger mehr mit Anstand die Augen zudrücken, und sie gab daher genau zwei Tage nach Absegelung der Expedition den Befehl, die Schiffe mit Beschlag zu belegen. Die Verhandlungen, welche hierüber im Congresse stattgefunden haben, zeigen am Deutlichsten die wahre Gesinnung Jonathan's. Hr. Webster stellte in der Sitzung des Senats vom 21. Mai den Antrag, dem Präsidenten die Billigung des Se - nats bezüglich seines Verfahrens in Bezug der Expedition nach Cuba auszusprechen. Hr. Wal - ker aber verlangte, der erste Beamte der Union soll erklären: mit welchem Recht an amerikanische Kriegsschiffe Befehl gegeben worden sei, die un - ternommene Expedition zu verhindern oder zu un - terbrechen. Hr. Yulee unterstützte diesen Antrag, und bezeichnete das von dem Präsidenten einge - schlagene Verfahren als antirepublikanisch. Die - sen gegenüber unternahm es Hr. Webster, den Präsidenten zu vertheidigen, indem derselbe in sei - nem vollen Recht gewesen sei, daß er durch seine Befehle die Aufrechthaltung der Neutralität der Union nach den Verträgen von 1818 festhalte. Er erinnerte daran, daß bis zur Präsidentschaft des General Jakson die ausübende Gewalt sich verpflichtet hatte, Spanien den Besitz Cubas zu garantiren, so lange diese Macht diese Jnsel nichtan eine andere europäische Macht abtrete. Der Präsident, sagte der Redner, sei ein ebenso guter Republikaner, wie jeder der Herren im Senat. Nach diesem Redner wurde die Verhandlung über Californien wieder aufgenommen, und der Antrag des Hrn. Walker auf den Tisch des Hauses ge - legt, um am nächsten Tage wieder aufgenommen zu werden. -- Unterdessen hat die spanische Re - gierung allen Repräsentanten der fremden Mächte erklärt: daß sie den General Mirasol dahin in - struirt habe, alle Ausländer, welche sich unter den nordamerikanischen Freischärlern befinden, falls sie als Gefangene in die Hände der spanischen Trup - pen fallen, ohne Rücksicht auf ihr Geburtsland sogleich erschießen zu lassen. (N. M. Z.)

Neuestes.

München, 11. Juni. Graf Vincenz Esther - hazy, der neue österr. Gesandte und bevollmäch - tigte Minister am bayer. Hofe, ist dahier einge - troffen.

Regensburg, 10. Juni. Laut Entschließung der k. Regierung der Oberpfalz und von Regens - burg vom 3. d. M. wurden der Arbeiter = Bil - dungsverein, der Turnverein, dann der Piusverein nebst dem in demselben bestehenden Arbeiter = Un - terstützungsverein als politische Vereine erklärt.

Frankfurt, 11. Juni. Jch kann Jhnen mel - den, daß vom 1. Juli d. J. an eine Wohnung für den Prinzen von Preußen bestellt ist.

Frankfurt, 11. Juni. Se. kgl. Hoheit der Großherzog von Toskana hat den hiesigen Ban - kier B. H. Goldschmidt zu höchst ihrem Consul bei hiesiger Stadt ernannt. -- Die beiden preu - ßischen Bevollmächtigen haben bis jetzt noch kei - ner Conferenz beigewohnt.

Vom Rheine, 10. Juni. Seit gestern und heute zeigt man sich zu Nierstein und Backenheim in den Weinbergen die ersten blühenden Trauben.

Mainz, 11. Juni. Gestern wurden sämmt - liche von Rastatt hierher gebrachten Verhaftete in Freiheit gesetzt. -- Wie wir vernehmen, hat das preuß. Verpflegungs = Amt der hiesigen Garnison Ordre zur schleunigen Beschaffung von Verpflegs - gegenständen für weitere 2000 Mann erhalten. Die Besatzung scheint demnach verstärkt werden zu sollen.

Kassel, 10. Juni. Das Ministerium hat den Landständen die Eröffnung gemacht, daß es die Absicht habe, die Ständeversammlung aufzulösen und deshalb von der letzteren die schleunigste Er - mächtigung zur ferneren Erhebung der Steuern bis zum Ende dieses Jahres begehrt.

Dresden, 10. Juni. Die Leipziger Zeitung ist ermächtigt, zu erklären, daß wegen der von der sächsischen Regierung unterm 1. und 3. Juni getroffenen Maßregeln ein vorgängiges Einver - nehmen weder mit der kaiserl. österreichischen noch mit irgend einer andern Regierung stattgefunden hat.

Berlin, 9. Juni. Die Allg. Ztgs = Corresp. schreibt: Am Gymnasium zu Luckau sind zwei Oberlehrer und der Direktor wegen politischen Tendenzen ihres Amtes entsetzt worden.

Berlin, 10. Juni. Gestern Nachmittag 1 Uhr verschied hier, nach längerer Krankheit, der General = Lieutenant und General = Adjutant des - nigs, Herr v. Rauch, im vollendeten sechszigsten Jahre.

Berlin, 10. Juni. Die Sitzungen des Ver - waltungsraths sind, wie man hört, augenblicklich suspendirt, da derselbe sich vor weiteren Berathun - gen als provisorisches Fürstencollegium zu consti - tuiren beabsichtigt, die Vollmachten aber noch nicht für alle Mitglieder desselben eingetroffen sind.

C Paris, 10. Juni. Thiers ist gestern mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter nach Lon - don abgereist. Vor seiner Abreise begab er sich ins Elysee und erklärte dem Präsidenten die Mo -tive seiner Reise. Er wolle noch einmal mit sei - nem alten Herrn sprechen, bevor dieser das Zeitliche segne. -- Louis Philipp kann nämlich nunmehr Eine Stunde täglich außer dem Bette zubringen, er hat eine verhärtete Geschwulst am Magen, die ihm bald sein Lebensziel setzen wird. Die Aerzte geben ihm kaum mehr einen Monat Frist. -- Abd = el = Kader liegt gefährlich krank dar - nieder.

Thurgau. Jeder im Kanton sich aufhaltende politische Flüchtling hat nunmehr eine Kaution von 400 fl. zu leisten.

Verantwortlichen Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

  • Holzversteigerung

    Das königliche Forstamt Bischbrunn ver - steigert:

    • I. Donnerstag den 20. d. Mts.

      im Forsthause zu Kollenberg aus der Abtheilung Vogelsgründchen der Revier Zollenberg

      • a) für den Lokalbedarf:
        • 95Klafter Buchen = Scheit = u. Knorzholz
        • 2Prügelholz
        • 22Eichen = Scheitholz
        • 9Astholz
      • b) in freier Concurrenz:
        • 30 Eichenabschnitte zu Kommerzial =, Nutz = undBauholz
        • 28Klafter Kiefern = Scheitholz
        • 414500 kleine Buchenwellen
        • 9700 Kiefern = Bäckerwellen.
    • II. Freitag den 21. d. Mts.

      im Forsthause zu Krausenbach aus verschiedenen Abtheilungen der Revier Krausenbach

      • a) für den Lokalbedarf:
        • 200Klafter Buchen = Knorzholz
        • 29Scheitholz II. u. III. C.
        • 1Prügelholz
        • 70Astholz
        • 65Eichen = Scheitholz II. u. III. Cl.
        • 12Astholz
      • b) in freier Concurrenz:
        • 56 Eichenabschnitte zu Kommerzial =, Nutz = undBauholz
        • 5 Buchen = Nutzholzabschnitte
        • 640Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
        • 185Knorzholz
        • 25Eichen = Scheitholz I. Cl.
    • III. Samstag den 19. d. Mts.

      im Forsthuuse zu Kropfbrunn aus verschiedenen Abtheilungen der Wartei Kropfbrunn

      • 189Klafter Buchen = Knorzholz
      • 4Prügelholz
      • 23Scheitholz II. u. III. Cl.
      • 50Astholz
      • 56Eichen = Scheitholz II. Cl.
      • 15Astholz
      • b) in freier Concurrenz:
        • 4 Eichenabschnitte zu Kommerzial =, Nutz = undBauholz
        • 9 unspaltige Buchen = und Eichen = Klötze445Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
        • 100Knorzholz
        • 1Eichen = Scheitholz I. Cl.
    • IV. Montag den 1. Juli l. Js.

      auf dem Forstamtsbureau dahier in verschiedenen Abtheilungen der Revier Altenbuch

      • 405Buchen = Knorzholz
      • 3Scheitholz II. Cl.
      • 3Prügelholz.
      • 254Astholz
      • 70Eichen = Scheitholz II. u. III. Cl.
      • 56Astholz;
      • b) in freier Concurrenz:
        • 19 Eichenabschnitte zu Kommerzial =, Nutz undBauholz
        • 14 Buchen = Nutzholzabschnitte
        • 547Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
        • 150Knorzholz
        • 11Eichen = Scheitholz I. Cl.
        • 75Kiefern = Scheitholz.
        • 23Astholz
        • 21000 kleine Buchenwellen 172000 Kiefern = Bäckerwellen
    • V. Dinstag den 2. Juli l. Js.

      im Forsthause zu Bischbrunn aus verschiedenen Abtheilungen der Revier Bischbrunn

      • a) für den Lokalbedarf:
        • 350Klafter Buchen = Knorzholz
        • 13Prügelholz
        • 36Scheitholz II. u. III. Cl.
        • 230Astholz
        • 243Eichenscheitholz II. u. III. Cl.
        • 129Astholz
        • 2Birken = Astholz.
        • 4Kiefern = Prügelholz.
        • 2Astholz.
      • b) in freier Concurrenz:
        • 156Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
        • 295Knorzholz
        • 93Eichen = Scheitholz I. Cl.
        • 3Birken = Scheitholz I. Cl.
    • VI. Mittwoch den 3. Juni l. Js.

      im Gasthause zu Rohrbrunn

      • a) für den Lokalbedarf:
        • aus verschiedenen Abtheilungen der Revier Rohr - brunn:

          • 63Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
          • 342Knorzholz;
          • 35Prügelholz.
          • 86Scheitholz II. u. III. Cl.
          • 370Astholz
          • 321Eichen = Scheitholz II. u. III. Cl.
          • 141Astholz.
        • Aus verschiedenen Abtheilungen der Wartei Lichtenau:

          • 68Klftr. Buchen = Scheitholz II. u. III. Cl.
      • b) in freier Concurrenz:
        • aus verschiedenen Abtheilungen der Revier Rohr - brunn:

          • 30 Eichenabschnitte zu Nutz = u. Bauholz
          • 17 Buchen = Nutzholzabschnitte290Wagnerholzstangen
          • 322Klftr. Buchen = Scheitholz I. Cl.
          • 26Eichen = Scheitholz I. Cl.
          • 31Buchen = Knorzholz.
        • Aus verschiedenen Abtheilungen der Wartei Lichtenau:

          • 544Klftr. Buchen = Scheitholz I. Cl.
          • 245Knorzholz
          • 3Prügelholz
          • 35Eichen = Scheitholz I. Cl.

Ferner werden noch an diesem Tage nachste - hende Eichen =, Kommerzial =, Nutz = und Bauholz - abschnitte, welche vor früheren Jahren im Reviere Rohrbrunn liegen

in freier Concurrenz versteigert:

Jn der AbtheilungWanzengrube11 Stück.
Baierskopf19
Krämersbrunn 10
Rohrwiese8
Heinrichsbrunn5
Schafsuhl34
Hockenfloß5
Echterspfahl9

Sämmtliches Holz ist numerirt und die kgl. Reviervorstände sind angewiesen, solches auf Ver - langen vorzeigen zu lassen.

Der Anfang oben angegebener Holzversteige - rungen ist jedesmal Vormittags 9 Uhr.

Wegen des für den Lokalbedarf versteigert werdenden Holzes wird auf die h. Verordnung vom 9. Sept. 1837im Jntelligenzblatte N. 102 desselben Jahres hingewiesen.

Gestorben:

Den 12. Juni.

Wolfram, Walburgis, Gärtnerswtb., 75 J. alt.

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

About this transcription

TextDie Bayerische Presse
Author[unknown]
Extent4 images; 5843 tokens; 2219 types; 42573 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationDie Bayerische Presse Eine constitutionell-monarchische Zeitung. . Würzburg (Bayern)1850.

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz1

Editorial statement

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Siehe Dokumentation

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:55:09Z
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