PRIMS Full-text transcription (HTML)
Die Bayerische Presse.
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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533.

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Nr. 142.
Würzburg, Freitag den 14. Juni. 1850.

Amtliche Nachrichten.

München, 12. Juni. Se. Maj. der König haben in Gemäßheit allerhöchster Entschließung vom 8. ds. nachstehende Personal = Beförderungen und Veränderungen im Verwaltungsdienste des Heeres allergnädigst anzuordnen geruht. Befördert werden: 1) Zum Regimentsquartiermeister 1ster Klasse: Der Reg. = Quartiermstr. 2. Kl. der Kom - mandantschaft München Georg Hoppe bei der Kommandantschaft Nürnberg. (Krankenhaus = Jn - spektor. ) 2) Zu Reg. = Quartiermstrn: a) Joseph Stengel beim Art. = Korpskommando, b) Hartwig Lohe vom 1. Armeekorpskommando beim 12. Jnf. - Reg., c) Mathäus Breinfalt im 11. Jnf. = Reg., d) Donatus Eichenlaub im 14. Jnf. = Reg.

(Forts. folgt.)

Der bisherige Kuratieverweser Eizenhöfer zu Werneck kam als Pfarrkuratieverweser nach Hohe - stadt; auf die Kuratie Werneck der bisherige Domkaplan J. Kühles und auf jene zu Friesen - hausen der bisherige Pfarrvikar A. Leiber zu Retz - bach beide als Verweser.

Hr. v. Montalembert über das all - gemeine Stimmrecht

Wir geben in Nachstehendem den Hauptinhalt einer bedeutenden Rede über das allgemeine Stimmrecht, Sie ist wohl neben der von Thiers die in rhetorischer Hinsicht ausgezeichnetste, welche über diesen Gegenstand in der französischen Ver - sammlung gehalten worden ist. Der Redner sprach im Wesentlichen Folgendes: Zwei Hauptvorwürfe sind es, welche man nicht sowohl gegen einzelne Bestimmungen des Gesetzes, als gegen den Geist desselben im Allgemeinen erhoben hat. Man wirft uns die Absicht vor, die Verfassung zu verletzen und einen Angriff auf das allgemeine Stimmrecht zu machen. Jch setze dem Erstern den entschie - densten Widerspruch entgegen. Hätten wir die Verfassung angreifen wollen, so wären wir die Männer gewesen, es Jhnen zu sagen. (Beweg - ung). Wir haben nicht weiter gehen wollen, als die Verfassung uns erlaubt; ja, wir haben sie nur zu sehr geachtet; denn wenn das Gesetz wirk - lich unwirksam werden sollte, so liegt die Schuld nur darin, daß wir die Verfassung in allen ihren Bestimmungen und Hemmungen geachtet haben. Doch lassen Sie mich diesen Vorwurf der Ver - fassungsverletzung etwas näher beleuchten, denn seit einem Jahre bildet er die Grundlage oder vielmehr den Vorwand aller Angriffe gegen die Regierung und die Gesellschaft; einen Vorwand, welchen Diejenigen uns immer entgegen halten, welche, das Schwert in der Hand und die Schmä - hung im Munde, die Gesellschaft bedrohen, einen Vorwand, der jeden Tag zum Vorläufer des so - zialen Krieges werden kann. Jch habe gegen die Verfassung gestimmt, aber ich fühle mich ver - pflichtet ihr zu gehorchen. Jch überlasse die un - glückliche Theorie, daß man Gesetzen nicht zu ge - horchen brauche, welche man nicht gemacht hat, den Republikanern von gestern, jenen ausgedien - ten Verschwöreren, deren ganzes Leben nur ein fortgesetzter Angriff auf die Gesetze war, die ih - nen mißfielen und die sie nicht gemacht hatten. Mehr aber als Gehorsam bin ich dieser Verfass -ung nicht schuldig. Jch habe das Recht, sie zu beurtheilen, und fühle keinen Beruf, ihr eine Art abgöttischer Verehrung zu weihen, wie Diejenigen es verlangen, welche jetzt die Priester dieses neuen Kultus sind deren Leben aber, wie gesagt, ein fortgesetzter Angriff auf die Gesetze des Landes war. Sind doch unter diesen Menschen solche, welche die Gesllschaft, in der sie lebten, bis zu dem Tage bekämpft haben, wo sie die Herren derselben wurden und denen das Geständniß der Lebensbedingungen jeder Gesellschaft erst dann aufging, als sie Minister oder Präsekten oder Gesandte geworden waren!

Erst wenn diese Partei dem Lande 40 oder 50 Jahre lang Bürgschaften für die Achtung der Gesetze gegeben haben wird, erst wenn sie sich für die Befestigung der Gesellschaft eben so be - müht haben wird, wie seit 50 Jahren für die Vernichtung derselben, dann und nur dann wird sie das Recht haben, uns, die wir niemals gegen den Staat konspirirt, niemals eine Revolution ge - macht haben, die Achtung vor Gesetz und Ver - fassung zu predigen. Ein wenig Bescheidenheit steht Jedermann wohl an; auch diesen Herren. Gar viele Verfassungen haben wir schon erlebt, welche Unterschriften trugen von nicht weniger Gewicht, als diejenigen sind, welche die neueste zieren; allein alle diese Unterschriften waren keine Bürgschaften der Dauer. Diese wird den Ver - fassungen nur durch die Wohlfahrt gesichert, und diese Wohlthaten gehen nur hervor aus dem Ein - klang der Verfassung mit den Sitten und den Zuständen der Gesellschaft; dieser Einklang selbst aber wird nur durch die Zeit als wirksam be - wiesen. Es ist eine geschichtliche Thatsache, daß, je länger eine Verfassung diskutirt wird, um so kürzer sie dauert; die Verfassung von 1791, wel - che 28 Monate lang von 1200 Mitgliedern be - rathen wurde, hat gerade die Hälfte der Zeit ge - dauert, welche für die Berathung in Anspruch ge - nommen wurde. Die einzige nennenswerthe Ver - fassung in der Welt, die einzige, welche die Probe der Geschichte bestanden hat, die englische, ist auch die einzige, welche niemals diskutirt noch geschrie - ben wurde. Jnzwischen nehme ich die Verfassung, wie wir sie haben; ich meinestheils bin ihr unter - than und weiter Nichts; Sie aber sind ihre lei - denschaftlichen Freunde, ihre ausschließlichen An - beter, und ich kann nicht umhin, zu bemerken, daß Sie ihr nach der Weise leidenschaftlicher Freunde und Anbeter das Leben ziemlich sauer machen. Sie machen es ihr sauer dadurch, daß Sie dem Socialismus erlauben, sie als seine Fahne aufzu - pflanzen, und dadurch, daß Sie sie immer als verletzt oder in der Gefahr, verletzt zu werden, darstellen.

Die Verletzung einer Konstitution aber dis - kutirt man nicht; sie zeigt sich weniger in Wor - ten als in Thaten, und doch machen Sie sie zum täglichen Stoff Jhrer Polemik gegen die Regie - rung und die Mehrheit der Versammlung. Das ist kindisch, das ist lächerlich; es erinnert mich an die Fabel vom einfältigen Hirten, der immer schrie: Der Wolf kommt! der Wolf kommt! und als der wirkliche Wolf kam, Niemand fand, der ihm Glauben schenkte und zu Hülfe kam. Jch habe mich oft gefragt, wie ich es wohl anfangenmüßte, wenn ich die Verfassung zerstören und ver - ächtlich machen wollte, und ich habe mich über - zeugt, daß ich nur Das zu thun brauchte, was ihre kühnsten Vertheidiger täglich thun; denn ich wäre sicher, sie eben so lächerlich als verhaßt zu machen, indem ich bei jeder und bei keiner Ver - anlassung von ihrer Verletzung spräche; ich würde sie so auf eine Art von einer lächerlichen Vestalin machen, deren verhöhnte Tugend der Spott der Gassen und das Gelächter der Nationen wäre. Verhaßt aber würde ich sie machen auf diese Weise: So oft dieses große Land Maßregeln der Ehre, der öffentlichen Sicherheit, der guten Po - litik würde treffen wollen, würde ich die Ver - fassung in der Hand dazwischen treten und sagen: Die Verfassung verbietet es; Jhr könnt nicht in Rom die Ehre des französischen Volkes rächen und nach den Ueberlieferungen der ältesten Toch - ter der Kirche handeln; die Verfassung verbietet es; Jhr könnt nicht das Vereinsrecht regeln, nicht dem Skandal der Clubbs ein Ziel setzen; die Verfassung verbietet es; Jhr könnt der - gellosigkeit der Presse kein Ende machen; die Ver - fassung verbietet es; Jhr könnt dem allgemeinen Stimmrecht nicht die Ehre und Wahrhaftigkeit zurückgeben; die Verfassung verbietet es! Ja, so oft dieses unglückliche Volk versuchen würde, sich den erdrückenden Umarmungen des Sozialismus zu entziehen; so oft diese Gesellschaft verzweiflungs - voll um Hülfe rufen würde, würde ich zwischen sie und die Ehre, zwischen sie und das Gute im - mer die Verfassung hinstellen als eine Schranke oder einen Abgrund; ich würde sie zum Symbol alles Dessen machen, was der Feind der mensch - lichen Gesellschaft ist. -- Aber es gibt noch Et - was, was mehr als lächerlich, mehr als gehäs - sig, was wahrhaft aberteuerlich ist: es ist Dies, daß man die angebliche Verletzung der Verfassung als Vorwand gebraucht, um das Recht des Auf - ruhrs im Lande zu organisiren. Sie verleugnen diese Taktik hier; aber was ereignet sich seit ei - nem Monat, seit 14 Tagen außerhalb dieser Ver - sammlung? Das Recht des Aufruhrs wird syste - matisch erörtert, wie ein Rechtsspruch oder ein Festprogramm; man bespricht Ort, Zeit, Mittel, Zweckmäßigkeit des Aufruhrs. Damit aber ist ein Zustand herbeigeführt, der weder mit der Mo - narchie, noch mit der Republik, noch mit irgend einer Staatsform vereinbar ist; denn er ist im Widerspruch mit der Natur der Gesellschaft selbst, und würde uns in eine Barbarei stürzen, wie die Geschichte keine ähnliche kennt. Bemerken Sie, meine Herren, den Hauptunterschied zwischen un - sern Gegnern und uns. Wir suchen zu bewei - sen, daß die Verfassung mit den wesentlichen Be - dingungen des gesellschaftlichen Lebens und der politischen Größe des Landes verteäglich ist; un - sere Gegner suchen das Gegentheil zu beweisen. Wer ist es, der der Verfassung den besten Dienst leistet? Die Verfassung selbst stellt Rechte und Pflichten auf, welche vor und über allen Gesetzen in der menschlichen Natur selbst gegründet sind. Die erste dieser Rechte und Pflichten ist nach mei - nem Dafürhalten für die Gesellschaft das Recht, zu leben, und für uns die Pflicht, ihr das Leben zu sichern. Dieses Recht wollen wir üben, diese Pflicht erfüllen. Jch weiß es wohl, daß es indiesem Lande eine große Partei gibt, welche für die Aufrechthaltung der dermaligen Gesellschaft kein großes Jnteresse zeigt, welche vielmehr diese Gesellschaft in eine andere verwandeln möchte. Nun bin ich zwar kein schwärmerischer Bewunde - rer dieser Gesellschaft, sie enthält mir viel zu viel Elemente eines geist = und glaubenslosen Ma - terialismus; allein immerhin ziehe ich sie vor je - nen Quacksalbern, welche sie, wie in der Mytho - logie Media mit Pelias gethan, in Stücke zer - schneiden und im Kessel des Sozialismus zu neu - em Leben aufkochen möchten.

Landtagsverhandlungen.

München, 11. Juni. (CXXVII. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Schluß. ) Staatsminister v. d. Pfordten betritt hierauf die Rednerbühne. -- (die Rede werden wir ausführ - lich nachtragen. ) Jäger verwahrt sich und da - durch Gagern vor der Beschuldigung des Revo - lutionärs. -- Wallerstein bringt eine thatsäch - liche Erwiderung. Hierauf wird nach längerer Debatte über die Fragestellung zuerst der Waller - steinische Antrag, der Antrag des linken Centrums und der Antrag Heine's verworfen und der Ausschußantrag angenommen. Schluß der Sitzung um 2 Uhr.

München, 12. Juni. (CXXVIII. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. ) Am Mi - nistertische: Staatsminister v. d. Pfordten, v. - der und mehrere Ministerialräthe. Der I Prä - sident eröffnet um halb 10 Uhr die Sitzung. Es erstattet nun nach Verlesung des letzten Sitzungs - protokolls Harhammer, Sekretär des Petitions - ausschusses, Vortrag über die geprüften Anträge der Abgeordneten; hierauf Berathung und Schluß - fassung über die Zulässigkeit der von dem Aus - schusse zur Vorlage an die Kammer geeignet ge - fundenen Anträge. Unter diesen war auch ein Antrag Breitenbach's, der auf Abänderung einiger Mißstände im Wechselprozesse hinzielt. Bei dieser Gelegenheit fragt Prinz, ob denn das allgemeine deutsche Wechselrecht in der Kammer der Reichsräthe ewig begraben liege? -- Staats - minister v. d. Pfordten bemerkt, daß er vor ein paar Tagen gehört habe, daß der Referent der Reichsrathskammer mit dem Berichte fertig sei, die Berathung im Ausschusse der I. Kammer also demnächst vorgenommen werden könne. -- Nun wird zur Berathung und Schlußfassung über den Gesetzentwurf, die Einrichtung der die Kunststra - ßen im Königreich Bayern befahrenden Fuhrwerke betr. , geschritten. Dasselbe wurde nach schneller Durchberathung mit allen gegen zwei Stimmen angenommen. -- Der wesentliche Jnhalt des gegenwärtigen Gesetzes ist folgender. Art. 1, 2, 4 und 8 betreffen die Radfelgen. -- Die Breite der Felgen bei einem zweiräderigen Fuhrwerke, mit zwei Pferden bespannt, muß 4 Zoll3 1 / 2 Lin.; ein zweiräderiges Fuhrwerk mit 4 Pferden bespannt 6 Zoll5 1 / 2 Lin. bayer. Duodezmaß ha - ben. Für 4räderige Fuhrwerke ist bei 2 Pferden 2 Zoll8 1 / 2 Lin.; bei 3 oder 4 Pferden 4 Zoll 3 1 / 2 Lin.; bei 5 bis 8 Pferden 6 Zoll5 1 / 2 Lin. angeordnet. -- Die Breite der Felgen aller Post - wagen, dann aller gewerbsmäßigen Personentrans - porte gebrauchten Wagen wird bei einer Bespan - nung von drei oder mehr Pferden zu mindestens 2 Zoll8 1 / 2 Linien festgesetzt. Art. 9 und 10 enthalten Bestimmungen über den Radbeschlag. Verboten sind das Vorstehen der Köpfe der Rad - nägel oder Schrauben und eine andere Construc - tion der Radfelge, als die glatte. -- Die sog. Eisnägel dürfen nur vom 1. Dezbr. bis letzten März gebraucht werden. Art. 11 bestimmt die Breite der Ladung auf 9 bayer. Fuß und das Verbot des Anbringens von Seitenbänken an den Wägen. Art. 13 enthält die Strafen. Die Ueber - tretungen gegen Art. 1, 2, 4 und 8 werden mit 3 -- 25 fl., und die gegen Art. 9 und 10 mit 3 bis 15 fl., und die gegen Art. 11 mit 3 -- 25 fl. be - straft. Bei Art. 6 wurde ein Zusatz des Abg. Reinhart angenommen, welcher dem Landmann gestattet, auf 4räderigen zweispannigen Wagen dieeigenen landwirthschaftl. Producte zu Markte brin - gen zu dürfen, ohne an bestimmte Radfelgen ge - bunden zu sein. -- Es wird hierauf zur Bera - thung der Rückäußerung der Kammer der Reichs - räthe über das Einquartirungs = Gesetz geschritten. Die in Art. 12 noch vorliegende Differenz schlägt der Referent vor, durch Beistimmung des Reichs - rathsbeschlusses zu beseitigen, was die Kammer thut. Den Schluß der heutigen Sitzung macht der Vortrag des Referenten Henne: a) über die Anträge bezüglich der Aufhebung oder Revi - sion des Biertarifs und über das Verhältniß der Bräuer zu den Wirthen; b) über einen Antrag der Bräuer von Tölz, wegen Verleitgabe des Biers um den Schenkpreis. Schluß der Sitzung um 1 Uhr. Die nächste: Freitag, Vormittags 9 Uhr.

Deutschland.

München, 12. Juni. Der oberste Gerichts - hof hat in einer Plenarversammlung die Wahl derjenigen Oberappellationsräthe, welche als Mit - glieder oder Stellvertreter in den neuzubildenden oberstrichterlichen Senat für Entscheidung der Com - petenzkonflikte zwischen Gerichts = und Verwaltungs - behörden sowohl in den Landestheilen diesseits des Rheins als für die Pfalz für den Zeitraum von drei Jahren einzutreten haben, bereits vollzogen und es wird nunmehr der Bestimmung dreier Ver - waltungsbeamten und deren Stellvertreter durch Se. Maj. den König entgegengesehen, wonach sofort diese Senate ihre Funktion beginnen können.

Walldürn, 9. Juni. Die hiesige Wallfahrt wird am 17. d. M. zu Ende gehen. Seit vie - len Jahren war sie nicht so stark besucht, wie im laufenden. Sie wurde durch das anhaltend gute Wetter sehr begünstigt. Mancher, der gegen diese Art von Gottesverehrung sich abeifert, mag kom - men und beobachten; er wird beim größten Theile wahre, rührende Andacht finden. Heute hat die Mission begonnen. Die dazu bestimmten Geist - lichen sind gestern dahier eingetroffen. Aus der Nähe und Ferne strömt eine große Masse Men - schen herbei, der Mission beizuwohnen. Täglich werden außer dem sonst gewöhnlichen Gottesdienst 3 Predigten abgehalten werden. -- NS. So eben verließ ich die Kirche. Einer der Missio - näre setzte in fast 2stündiger sehr belehrender und wahrhaft ergreifender Rede den Begriff, den Zweck und die Wohlthaten der Mission auseinander, zu - gleich widerlegte er aber auch die den Zweck der - selben verdächtigenden Ausstreuungen. Die Kirche war so überfüllt, daß der Redner kaum die Kan - zel, und der Priester nur mit Mühe den Altar erreichen konnte. Gestern wurde der Besuch von Seiten des Bischofs von Würzburg auf den Schluß der Mission, den 23. d. M., angezeigt.

Aus Rheinhessen, 9. Juni. Wie aus mehr - fachen Artikeln der Darmstädter Zeitung deut - lich erhellt hat das Ministerium die Absicht, in kürzester Zeit noch einmal die Kammern nach dem allgemeinen Wahlrecht einzuberufen, welches bei uns noch weiter geht, als das der französischen Republik, und dürfte sich das Resultat eines sol - chen Schrittes unschwer voraussagen lassen, da unsere Demokraten nicht gelernt und nichts ver - gessen haben. Wirft man einen Blick auf die aus dem allgemeinen Wahlrecht hervor - gegangenen Volksvertretungen, so dringt sich je - dem Vernünftigen die Ueberzeugung auf, daß, unter den gegenwärtigen Verhältnissen wenigstens, keine Regierung es vermag, in Deutschland mit reindemokratischen Kammern zu regieren. Die Constitutionellen, des vielen unfruchtbaren Wäh - lens verleidet, werden sich von der bevorstehenden Wahl entfernt halten, und die unermüdlichen De - mokraten, welche das Wählerhandwerk schon seit zwei Jahren mit großem Erfolg betreiben, wer - den ihre sämmtliche Candidaten durchbringen. Was diese Gewählten dann in Darmstadt treiben werden, das haben uns in der jüngsten Zeit die sächsischen und württembergischen Kammern zurGenüge gelehrt, und selbst dem Blindesten mußten die Augen aufgehen, wenn er mit Aufmerksamkeit den Verhandlungen des hiesigen Freischaarenpro - zesses folgte, wo die Jnsurrection als eine heilige Pflicht gepredigt, und offen ausgesprochen wurde, daß die (gegen die Reichsverfassung sich erklären - den) Fürsten die Rebellen waren, nicht aber die Freischärler und ihre Führer, die sich für das Vaterland aufgeopfert und verdient gemacht haben; daß die Freigesprochenen nicht mit Blumen be - kränzt und im Triumphe nach Hause gebracht wurden, verdankt man lediglich den getroffenen militärischen Vorkehrungen und der Entschlossen - heit des Präsidenten, welcher auf die erhaltene Anzeige die Damengallerie durch Gensdarmen räumen ließ. Und dennoch macht man sich in Darmstadt fortwährend Jllusionen über die Stim - mung im Volke? -- Unser neuer Landtag wird endigen wie der abgetretene, und eine kostbare Zeit geht verloren, in der etwas Bleibendes hätte erreicht werden können.

Kassel, 10. Juni. Dem Vernehmen nach wird sich Hr. Hassenpflug dieser Tage selbst nach Frankfurt zu dem Bevollmächtigtenkongreß begeben. Während seiner Abwesenheit soll der unter Schef - fer bekannt gewordene Hr. Abee, jetzt Oberge - richtsrath in Rinteln, Hassenpflugs Stelle ver - sehen. Die Politik des Hrn. Hassenpflug soll neuerlich auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen und schwierig geworden sein, daß er die Mission nicht einem Andern anvertrauen zu können glaubt.

Dresden. Der Staatsminister v. Beust hat sich auf einige Tage nach München begeben. Um etwaigen müßigen Konjekturen zuvorzukommen, bemerkt die Lpz. Ztg., daß dieser Reise lediglich Privatangelegenheiten, veranlaßt durch den Tod eines nahen Verwandten in München, zu Grunde liegen.

Dresden, 28. Mai. Die Spekulation eines Agenturgeschäfte betreibenden Handlungshauses P. S. Clement u. Comp., früher zu Namur, jetzt in Brüssel (rue terre neuve Nr. 67), dem zur Zeit ein gewisser Louis Halkett vorsteht, hat sich neuerdings einen neuen Erwerbszweig dadurch er - öffnet, daß es sich der Ausfindigmachung der Er - ben von im Auslande verstorbenen Personen un - terzieht und zur Regulirung der diesfälligen Erb - schaften seine Vermittlung in brieflichen Aufforde - rungen zur Mitwirkung an die Geistlichen der Geburtsorte der angeblichen Erblasser offerirt. Sicherem Vernehmen nach sind in der neueren Zeit derartige Zuschriften jenes Hauses auch säch - sischen Geistlichen zugegangen. Dieselben enthiel - ten zugleich die an die Jnteressenten gerichtete ausdrückliche Warnung, sich in den fraglichen An - gelegenheiten nicht an die dortigen Civil = und Justizbehörden zu wenden, unter der Bemerkung, daß außerdem die Erbschaft für sie für immer verloren sein werde, wogegen die Annahme jener Vermittlungskosten als der einzige und sichere Weg zum Ziele bezeichnet wurde. Dieser letztere Um - stand dürfte hinlänglich sein, um das ganze Un - ternehmen als ein auf Ausbeutung leichtgläubi - ger, mit den gesetzlichen Einrichtungen fremder Staaten unbekannter Personen berechnetes zu cha - rakterisiren. Es scheint daher wohl am Orte zu sein, vor dem genannten Handlungshause und der Annahme seiner Offerten hiermit zu warnen.

Zwickau, 9. Juni. Unser Gymnasialdirekror Professor Raschig, der in der zweiten Kammer bekanntlich auf dem linken Centrum saß, ist nach seiner Rückkehr aus Dresden hierher vom Mini - sterium mit einer Verordnung überrascht worden, durch die ihm befohlen wird, sich so lange des Unterrichts am Gymnasium zu enthalten, bis er sich wegen einiger Ausstellungen gereinigt habe, die an seiner Amtsführung zu machen seien. Man wirft ihm nämlich vor, daß er demokratische Jdeen unter der Schuljugend wenn nicht ausgestreut doch wenigstens nicht bekämpft habe. Es ist also doch auch in dieser Angelegenheit eine Freimüthige Sachsenzeitung nicht ohne Einfluß gewesen, die schon vor Monaten fast täglich die stärksten Aus -fälle auf Professor Raschig in ihren Spalten brachte.

Wien, 5. Mai. Die Fleischsalzung wird bei uns mit dem kommenden Monat aufhören, jedoch so, daß das Fleischhauergewerbe vorläufig noch nicht freigegeben wird, und man einen Versuch machen will, welche Wirkung die Concurrenz vor - erst unter den Metzgern selbst machen wird. Jm August wird dann die Eröffnung der Schlachthal - len geschehen und die Ausschrottung des Flei - sches erforderlichen Falls auch Jederman gestattet werden.

Berlin, 9. Juni. Die mehrfachen Klagen der demokratischen Presse über die schlechte Be - handlung Kinkels in Spandau, haben den Mi - nister v. Manteuffel veranlaßt, heute plötzlich und ohne vorhergegangener Ankündigung nach Spandau zu fahren, um sich mit eigenen Augen zu über - zeugen, ob irgendwelche Ueberschreitung seiner An - ordnungen stattfinde. Ein schöner Zug der Ge - rechtigkeit und Menschlichkeit, der viel demokrati - sches Gewäsch widerlegt!

England.

London, 7. Juni. Jn beiden Häusern des Parlaments wurde heute die Freischaarenexpedition nach Cuba zur Sprache gebracht. Lord Broug - ham verlangte, die Regierung solle die Expedition durch ihre Kreuzerschiffe in jenen Gewässern als Seeräuber behandeln lassen. Lord Stanley fragte, welche Weisungen sie dem Commandanten dieser Schiffe zugesandt habe; der Marquis Lansdowne fand aber diese Frage im gegenwärtigen Augen - blicke unzulässig und beschränkte sich auf die Er - klärung, daß die Regierung die Sache in Erwä - gung genommen habe. Aehnlich war die Antwort Lord Palmerston's im Unterhause. Der Globe sagt, daß man in der City nicht ohne Besorgniß wegen der Expedition sei, da es heiße, daß eine große Partei auf der Jnsel mit derselben sympa - thisire. -- Bei einem Gastmahl, welches gestern der Marquis von Londonerry gab, sprach sich der russische Gesandte in einem Toast sehr freundlich über die Nothwendigkeit eines guten Einverneh - mens zwischen England und Rußland aus.

Aus dem Ami de la réligion entnehmen wir folgende von einem katholischen Prälaten Englands herrührende Nachricht: Newman gibt eine glänzende Reihe von Vorträgen über die Schwierigkeiten, in welchen die anglieanische Kir - che sich befindet. Wenigstens 600 anglicanische Protestanten, theils Geistliche, theils Juristen neh - men daran Theil. Ohne Zweifel ist dieses die schwerste Krise, welche der Anglicanismus seit sei - ner Gründung bestanden hat. Wenn die Gnade nicht zurückgestoßen wird, so erfolgen gewiß zahl - reiche Bekehrungen zur katholischen Kirche.

Frankreich.

C Paris, 11. Juni. Der Polizeipräfekt hat folgendes Circular an die Polizei = Commissaire von Paris und der Bannmeile erlassen: Paris, 8. Juni 1850. Mein Herr! Jn Paris und dem Seinedepartement befindet sich eine ziemlich be - trächtliche Anzahl von Fremden, deren Anwesen - heit in den gegenwärtigen Umständen nothwendig die Aufmerksamkeit der Behörde auf sich zieht. Viele unter ihnen stehen im Bunde mit den Feinden der Ordnung, und würden, in einem ge - gebenen Momente, gemeinsame Sache mit den Jnsurgenten machen. Alle Jene, deren hiesiger Aufenthalt die öffentliche Sicherheit gefährdet, müssen nach dem Gesetze vom 3. Dezember 1849 von französischem Gebiete verwiesen werden. Es ist nothwendig, daß die Polizeikommissäre nach - drücklich die sorgsame Ueberwachung, welcher ich diese gefährlichen Gäste unterziehe, unterstützen. Wollen Sie folglich die nöthige Sorge darauf verwenden, alle zeitweilig in ihrem Bezirke sich aufhaltenden Fremden kennen zu lernen. Vorläufig haben Sie die genauesten Untersuchungen über Beneh - men u. Moralität eines Jeden anzustellen u. Jhrem Commissariate diejenigen anzuzeigen, über welche Sie ungünstige Erkundigungen eingezogen haben. Sobald Sie ihren Stand u. ihre Nationalität ord -nungsmäßig nachgewiesen haben, werden Sie ihnen bekannt geben, daß die französ. Regierung ent - schlossen ist, strenge Maßregeln gegen Jene zu ergreifen, welche sich mit politischen Umtrieben befaßten und deren Benehmen aus irgend einem Grunde tadelnswerth wäre, daß sie in diesem Falle aus Frankreich ausgewiesen und nöthigen - falls mit Gendarmerie über die Grenze gebracht werden. Es versteht sich von selbst, daß Sie diese Benachrichtigung denjenigen Fremden nicht zu Theil werden lassen, welche Jhnen personlich als friedliche und ungefährliche Leute bekannt sind. Sie haben mir regelmäßig und nacheinander Be - richte einzusenden, in denen Sie über das Ergeb - niß Jhrer Nachforschungen Rechenschaft legen, und mir speziell die Fremden bezeichnen, welche Jhnen der franz. Gastfreundschaft unwürdig zu sein schei - nen. Empfangen ec. Der Polizeipräfect Carlier. -- So oft der Präsident ausfährt, werden in sei - nen Wagen zwei Rollen mit je 100 Fr. gesteckt, die er vertheilt. Bei der letzten Revue hat er 10,000 Fr. an die Soldaten vertheilt. Allerdings reicht sein gegenwärtiger Gehalt dazu nicht aus. -- Der frühere Kanzler Pasquier und Hr. Gui - zot begeben sich ebenfalls zu Ludwig Philipp. Ob Mol é, ist zweifelhaft.

Schweiz.

Bern, 7. Juni. Die heutige Sitzung des großen Raths wird von Bedeutung, und wenn der Parteihaß nicht wieder von Neuem die Her - zen verstockt, von segensreichen Folgen für das Land sein, das sich nach Ruhe sehnt, und mit Unwillen den erbitterten Kampf seiner Repräsen - tanten wahrnimmt. Das Volk will Versöhnung, und seine Abgeordneten stehen sich in zwei Lagern schroff gegenüber, und mit jeder Sitzung frißt sich der Haß tiefer in die Herzen. Schon eine Woche sitzt der große Rath, und ist kaum über die Hälfte der Wahlanstände hinausgekommen; wenn es so fortgeht, kann es noch 8 Tage dauern, bis die Regierung gewählt ist. Daß die jetzige Mehrheit den Regierungsrath nur aus der rechten Seite des Hauses zu wählen entschlossen scheint, das versetzt viele edle Patrioten in Unruhe und erfüllt sie mit der Besorgniß, welche ich in einem frühe - ren Briefe aussprach: daß wir einer neuen Par - teiyerrschaft entgegengehen, welche bei der Macht, die der Radikalismus noch im Volke hat, und bei der Zähigkeit und Schroffheit, die ihm eigen ist, eine Reihe von erschütternden Kämpfen zur Folge haben müßte. Die Zahl der Männer, welche mit aller ihnen zu Gebote stehenden Kraft jeder Aus - schließlichkeit sich zu widersetzen entschlossen sind, ist zwar klein, es sind kaum mehr als 15 Groß - räthe, an ihrer Spitze die HH. Röthlisberger und Karlen von der Mühlematt. Es sind dies diesel - ben Männer, welche sich Anfangs im Mohren unter Ochsenbein's Protectorat als Mittelpartei constituiren wollten, den Plan aber aufgaben, als sie ihre geringe Zahl sahen. Da aber die conser - vative und radikale Partei fast gleich stark sind, so gibt dieses Centrum bei der Abstimmung den Ausschlag. Karlen von der Mühlematt hat schon früher der Rechten zugerufen: haltet fest an den liberalen Grundsätzen, oder wir wenden uns von Euch ab. Es kam die Abstimmung über die Zu - lassung des Hrn. Abb é Belet; die Mittelpartei schlug sich zur Linken, und die Radikalen siegten. Schon aus diesem Factum ging die Bedeutung dieser schwachen, aber in sich einigen Zahl von Männern hervor. Heute nun erreichte der Haß beider Parteien seinen Glühpunkt, als die Rechte die Wahlen von Laufen wegen Formwidrigkeiten kassiren wollte. Jn ungemessener Leidenschaft schleu - derte die Linke alle nur denkbaren Vorwürfe, An - klagen und Verdächtigungen ihren Gegnern in das Gesicht, die in gleichem Tone antworteten. Jede Partei beschuldigte die andere, sie stehe unter frem - dem Einflusse, sie sei eine Auslandspartei. Als Butzberger an den Waldshuter Verrath und an den Stecklikrieg erinnerte und ausrief: die Rechte muß die Wahl von Laufen genehmigen, da warf sich ihm Karlen von der Mühlematt entgegen und sagte: Jhr habt das Land dem Fremdenthum hin -gegeben. Die 31r Regierung hat den Boden des Kantons durch Berufung fremder Lehrer unter - höhlt, und die 46r Regierung hat den Fehler nicht gut gemacht, sondern durch ihre Sympathien mit der Propaganda verschlimmert. Darum schweigt mit den ewigen Vorwürfen! Die Linke muß Zu - geständnisse machen, sie muß! Butzberger dazwi - schen: sie wird nicht! Die Discussion wurde im - mer wilder. Da tritt Röthlisberger von Walk - ringen auf, und ruft beiden Parteien zu: Laßt Euren persönlichen Haß; das Volk will Beruhi - gung; gebt die Parteistellung auf; ich stelle, um die Versöhnung anzubahnen, den Antrag: man möge alle Wahlen, mit Ausnahme der Pruntru - ter, an die Commission zurückweisen, damit sie einen Gesammtbericht erstatte und die Frage be - gutachte: ob nicht Alle in Bausch und Bogen zu genehmigen seien? Mehrere Radikale rufen: wir wollen keine Versöhnung, die ärger wäre, als die Feindschaft; Andere sind geneigt, für den Antrag zu stimmen, insofern auch die Pruntruter Wahlen mit inbegriffen würden. Röthlisberger erklärt, daß das Wort: mit Ausnahme der Pruntruter Wah - len aus seinem Antrag wegfallen soll. Das be - ruhigt die Linke, und die Führer beider Parteien rathen, man möchte um des Vaterlandes willen den Antrag annehmen. Mit allen gegen 21 Stim - men nimmt die Versammlung den Antrag an, und die Commission wird schon morgen um 7 Uhr Bericht erstatten. Ohne Zweifel werden nun alle Wahlanstände durch eine einzige Abstimmung be - seitigt, und hoffentlich kann der große Rath schon morgen zu seiner Constituirung, vielleicht noch zur Wahl des Regierungsraths schreiten.

Jtalien.

Turin, 6. Juni. Die Protestation gegen die Gesetze Siccardi, welche der römische Staatsse - kretär Kardinal Antonelli durch den sardinischen Geschäftsträger zu Rom in einer demselben zuge - stellten Note eingelegt hat, ist nun öffentlich be - kannt und in sehr bestimmten Ausdrücken abgefaßt. Seitdem haben sämmtliche Bischofe von Savoyen in einer Zuschrift an die Regierung vom 24. Mai den Widerstand des hiesigen Erzbischofs gegen jene Gesetze ausdrücklich gutgeheißen und feierlich erklärt, daß kein Kirchenprälat vor dem Civilrich - ter erscheinen könne ohne Ermächtigung dazu von Seite des hl. Stuhles. Die Bischöfe von Ta - rantasia, Moriana, und Annecy haben das Groß - kreuz des St. Mauritius = und Lazarus = Ordens, das ihnen der König vor seiner Wiederabreise aus Savoyen verliehen hatte, abgelehnt. Ferner haben die sämmtliche Bischöfe der Kirchenprovin - zen von Turin und Genua im Namen ihrer ge - sammten Geistlichkeit gegen die Gesetze Siccardi Verwahrung eingelegt. Die Verlegenheiten der Regierung wachsen so in dem Maße, als sie auf der so unvorsichtig beschrittenen Bahn voranzu - schreiten sucht.

Palermo, 20. Mai. Ueber den hier stattge - fundenen Revolutionsversuch vernimmt man Nach - stehendes: Die Regierung, durch einzelne Solda - ten von dem Anzuge bewaffneter Jnsurgentenhau - fen gegen die Stadt in Kenntniß gesetzt, sendete diesen Kavallerie und Artillerie entgegen. Nach einem mehrstündigen Kampfe bei San Paolo wur - den die Rebellen in die Flucht geschlagen, ohne daß auch nur, was höchst auffällig ist, ein einzi - ger gefangen genommen worden wäre.

Der Observator di Genua bringt die an den König gerichtete Rede des Erzbischofs von Chambery, woraus wir Folgendes mittheilen: Die Gesetze der Menschen sind schwach und un - wirksam, wenn sie nicht im Himmel anerkannt, ratificirt und geheiligt sind. Sire! Die Religion und die Magistratur sind die beiden großen Stü - tzen des Staates: der Souverain veröffentlicht die Gesetze, die Magistratur sorgt für die äußere Vollziehung derselben, überwacht sie und schüchtert die Leidenschaften der Menschen ein, bestraft die Uebertreter des Gesetzes und hält die öffentliche Ordnung vermittelst der materiellen Gewalt auf - recht. Wenn ihr aber erst die Religion ihrenhilfreichen Arm leiht, reicht sie noch viel weiter: sie hat dann viel sicherere Mittel zu ihrer Ver - fügung; sie dringt bis in das Jnnerste der Ge - wissen, und zeigt, daß Menschengesetze, wenn sie gerecht sind, auch vor Gott bindend sind. Sie verspricht den Gehorsamen den Himmel, den Ue - bertretern solcher Gesetze ewige Strafen. Sie lehrt die Menschen aller Stände, daß die könig - liche Gewalt hienieden nur ein Ausfluß der gött - lichen Macht ist, und gibt ihr somit einen gehei - ligten Charakter. Sire! Seit einem Jahrhundert hat man mehr als zu viel gethan, um jede Au - torität, die väterliche sowohl als die des Magi - strates, die der Könige und die der Kirche, ja die Autorität Gottes selbst zu erniedrigen, zu vernich - ten. Die Einsichtsvollern sehen es heut zu Tage ein, daß das erste Mittel, welches man ergreifen muß, um die socialen Verwirrungen zu beseitigen, um die Ordnung in der Welt wieder herzustellen, die Hebung der Achtung ist, welche man der Au - torität schuldet. Darum ist es im höchsten Grade nothwendig, daß die Kirche und Staat Hand in Hand geben, denn, was man nicht immer sagen mag, die Feinde der Kirche sind im Grunde auch immer die Feinde des Staates.

Türkei.

Konstantinopel, 22. Mai. Vorgestern sind Dembinski und die Gräfin Dembinska, so wie der Dragoman der amerikanischen Gesandtschaft, Hr. Brown, nach Amerika abgereist.

Amerika.

Wichtig von Guadeloupe. Durch die im Bremer Hafen eingelaufene Brigg Fernand trafen Nachrichten ein bis zum 13. April, welche von einer in Guadeloupe ausgebrochenen heftigen Negerrevolution berichten. Das Regierungsge - bäude ward niedergebrannt, die Plantagen des Hrn. Beauvellon ebenfalls vernichtet. Die Spren - gung des Gefängnisses ward durch den Gouver - neur verhindert, der Gouverneur von Martinique kam mit einer Truppenabtheilung zum Beistande herbeigeeilt, um die Jnsurgenten niederzudrücken.

Neuestes.

§ Landau, 9. Juni. Heute machten sechs fran - zösische Offiziere einen Gegenbesuch den Offizieren der hiesigen Garnison, derselbe wurde im Gast - hof zum goldenen Schaafe durch ein glänzendes Diner gefeiert.

Koblenz, 12. Juni. Heute Morgen ist die 12. Compagnie des 8. Artillerieregiments von hier nach Frankfurt a. M. abmarschirt.

Aus dem östlichen Holstein, 8. Juni. Die N. pr. Ztg. meldet: Kaum glaublich, aber dennoch wahr! Holstein hat den Krieg mit - nemark begonnen. Denken Sie sich, Hr. Willisen hatte sogleich nach Vollendung der Küstenbatterien in Holstein den Befehlshabern derselben den Be - fehl zukommen lassen, mit den bekannten in Eckern - förde erbeuteten 18pfündigen Geschützen die aufSchußweite sich nähernden dänischen Kriegsschiffe scharf zu begrüßen. Dieser Befehl ist nun aus - geführt, Holstein hat den ersten Schuß gethan. Da der Waffenstillstand nicht gekündigt, also ein Waffenstillstandsbruch vorliegt, so wird Preußen hoffentlich nähere Erkundigungen einziehen und dem Triumvirat, Reventlow, Beseler und Willisen an - deuten, sich aller Eigenmächtigkeiten zu enthalten, um so mehr, da dieser glorreiche Angriff unter Aufziehen deutscher Flagge geschehen sein soll. -- Hier in Holstein fürchtet man die Folgen dieser That um so mehr, da wir durch die vorhandenen wenigen Küstenbatterien gegen das gelegentliche Revangenehmen von Seiten der Dänen keines - wegs geschützt sind. Die besonnenen Bewohner des Herzogthums halten dies Ereigniß für sehr betrübend, und für das, was es ist, für eine le - derne Renomage von Seiten des 15,000 Thaler - Generals. Leider werden die Unschuldigen diesen Frevel zu büßen haben; unsere Ober = Democraten werden, wie allenthalben, auch hier sich aus der Schlinge ziehen.

T. D. Wien, 12. Juni. Die ungarisch - österreichische Zwischen = Zolllinie wird am 1. Ok - tober aufgehoben. (Damit fällt eines der Haupt - hindernisse der angestrebten großen Zolleinigung.

Berlin, 9. Juni. Heute macht ein Corps - befehl an die Garnison nicht geringes Aufsehen, wodurch jeder Soldat aufgefordert wird über seine Kameraden zu wachen, und wo an einem solchen demokratische Gesinnungen bemerkt oder gar Aeu - ßerungen in diesem Sinne gehört werden, er ver - pflichtet sei, sogleich davon Anzeige zu machen. Jm Gegensatz dazu erfährt man, daß das Jun - ker = Parlament sich auflöste. Verzweifelt es oder ist es seiner Zwecke ohnehin sicher?

Berlin, 11. Juni. Der Zusammentritt des Fürstencollegiums wird morgen hier erfolgen. -- Der König hat angeordnet, daß die Adressen der Stadtverordneten Berlins und der Stadtverord - neten Elbings denselben zurückgesandt werden sol - len. Die Mißstimmung des Königs über diese beiden Adressen ist eine große. -- Der bisherige Propst an der hiesigen St. Hedwigskirche, Hr. v. Ketteler, wird sich Ende der kommenden Woche auf seinen Bischofssitz nach Mainz begeben.

Königsberg, 8. Juni. Jn einer gestern ab - gehaltenen Versammlung der sogenannten freien Gemeinde theilte Dr. Rupp ein Schreiben seines Collegen Ender mit, aus dem hervorgeht, daß die Deutschkatholischen und Freigemeindlichen sich auf dem Congresse zu Köthen sehr schroff gegenüber gestanden und ein Mißtrauen, namentlich in Be - treff des Geldpunktes, gegen einander gezeigt hätten, welches er nur mit großer Mühe einiger - maßen habe beseitigen können. Es sei ihm end - lich gelungen, eine Commission von vier Mitglie - dern zusammenzubringen, die eine Unionsverfas - sung entworfen habe, von der Dr. Rupp bereits eine Abschrift zugestellt ist.

London, 10. Juni. Die amerikanische Expedition gegen Cuba ist verunglückt.

T. D. Paris, 10. Juni. Die Abstimmung in den Bureaux ist gegen die Gehaltserhöhung des Präsidenten ausgefallen.

Bern, 11. Juni. Nachdem in der gestrigen Sitzung des großen Raths alle beanstandete Wah - len angenommen worden, hat sich der große Rath heute constituirt und den Regierungsrath gewählt. Wie zu erwarten war, hat die conservative Par - tei den vollständigsten Sieg errungen und alle ihre Candidaten im ersten Wahlgang durchgesetzt. Groß - rathspräsident wurde Oberst Kurz, Vicepräsident Boivin, dessen Stellvertreter Advokat Wenger. Den neuen Regierungsrath bilden: Blösch, Straub, Fi - scher, Moschard, Dähler, Fueter, Brunner, Röth - lisberger von Walkringen, Elsässer.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

Frankfurter Cours. Den 13. Juni 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien ......11091114
5% Metallique ....79 1 / 479 1 / 2
4%....61 3 / 861 7 / 8
3%....46 3 / 846 7 / 8
2 1 / 2 %....41 7 / 842 1 / 8
4 1 / 2 % Bethmann ...75 1 / 475 3 / 4
4%...--67 1 / 2
fl. 250 Loose v. J. 1839.94 1 / 494 3 / 4
5001834.148 1 / 4148 3 / 4
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 3 / 886 7 / 8
Tthl. 50 Prämien Scheine.103 1 / 2--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen ...83 1 / 883 5 / 8
4%....88 3 / 888 7 / 8
5%....100 1 / 2101
Württemberg3 1 / 4 % ....8282 1 / 2
4 1 / 2....96 1 / 496 3 / 4
Baden3 1 / 2 %....80 1 / 281
fl. 35 Loose......3232 1 / 4
50......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 ......24 3 / 824 5 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose...74 5 / 875 1 / 8
25...26 3 / 427
Polen fl. 300...127--
Sardinien Fcs. 36 ...3333 1 / 2

Fremden = Anzeige.

Adler: Kflte. : Breyer von Chemnitz, Schlessinger von Pforzheim, Mörschel v. Gladbach.

Deutscher Hof: Kflte. : Mayer v. Ulm, Schmitt v. Regensburg, Dohemann v. Bremen.

Kronprinz: Mistr. Posl m. Fam. v. London. Dr. Loßlitzer v. Dresden. Sauerstein, Contr. v. Hambg. Auer - wald, Priv. v. Brogatonowitz. Grintaus, Priv. v. Frkft. Mad. Botz, Regg. = R. = Gattin v. Koburg. Fräul. Schmitt v. Jngolstadt. Bar. v. Crailsheim v. Rödelsee.

Russ. Hof: Halbach, Part. m. Fam. v. Philadelphia. Dr. Friedrich, Prof. v. München. Scharf, Senator v. Fft. Kflte. : Scharff, Peisch und Kühner v. Fkft., Hundhausen v. Crefeld, Gätschenberger v. Heilbronn.

Schwan: Kögler, Postoffizial v. Hof. Hohlweg, Fabr. v. Kulmbach. Kflte. : Röder v. Nürnb., Montini v. Crefeld, Hirschberg v. Fürth.

Wittelsbacherhof: Seitz, Kommis v. Kitzingen, Helderich m. Fräul. Tocht. v. Freiburg. Schott, Partik. v. Wien. Kflte. : Hoffmann v. Lieneburg, Lindner v. Augsbg.

Württembergerhof: Schrepfler, Posthalter v. Mün - nerstadt. Neuhaus, Part. v. Zweibrücken.

Ankündigung des bisherigen Vogesenboten.

Seit Jahren gab sich in der Pfalz, besonders unter den gebildeten Ständen, das Bedürfniß einer Zeitung kund, welche unsere Provinz in der Presse auf eine würdige Weise vertreten und der zahlreichen freisinnig = conservativen Partei als Organ dienen sollte.

Von vielen Seiten wurde der Wunsch ausgesprochen, daß unsere Zeitschrift täglich erscheinen möchte, um die Masse des polischen Stoffes bewäl - tigen und den hieran Gewöhnten auch die tägliche Zeitungsnahrung bieten zu können. Wir werden nun solchen Wünschen entgegenkommen und vom 1. Juli an dieses Blatt, unter dem Namen

Pfälzer Zeitung,

vom 1. Juli an täglich (mit Ausnahme des Montags) erscheinen lassen.

Der Gründer und frühere Leiter des Vogesenboten, Herr Dr. Jäger, hat sich auch auf die Hauptrichtung der Pfälzer Zeitung einen bestimmen - den Einfluß vorbehalten und wird dieselbe nach Kräften stützen und fördern helfen. Viele angesehene und politisch gebildete Männer der Pfalz, insbe - sondere auch mehrere pfälzische Abgeordnete, haben gleichfalls ihre Unterstützung zugesagt.

Der Abonnementspreis bei allen Postanstalten der Pfalz und des jenseitigen Bayerns beträgt vierteljährlich nur 1 fl. 6 kr., halbjährlich 2 fl. 12 kr., dürfte daher wohl eines der billigsten Blätter in ganz Deutschland sein.

Die Bestellungen bitten wir sobald als möglich zu machen, um die Größe der Auflage bestimmen zu können. Bei Einrückungen wird der Raum der dreispaltigen Zeile zu 3 Kreuzer berechnet.

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

About this transcription

TextDie Bayerische Presse
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationDie Bayerische Presse Eine constitutionell-monarchische Zeitung. . Würzburg (Bayern)1850.

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ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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