Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533.
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Die deutsche Demokratie hat eine empfindliche Schlappe erlitten. Einer ihrer treuesten Bundes - genossen ist von ihrer Fahne abgefallen. Wir meinen Lord Palmerston, der in der schleswig - holsteinischen Frage offen Partei für Dänemark ergreift, und einer der Ersten sich beeilte, das in London protokollarisch entworfene Arrangement, wo möglich in die Wirklichkeit einzuführen. Wir können uns jedoch nur wundern über die Naive - tät der Demokratie, die da nicht weiß, daß Eng - land bei allen auswärtigen Fragen nur seine ei - gensten Jnteressen zu Rathe zieht. Kosmopolitis - mus und oherflächliche Philanthropie sind den Staatsmännern dieses Landes fremd. Wir tadeln sie nicht darum, wir gestehen sogar, daß der ächte Staatsmann die wohlverstandenen Jnteressen seiner Nation ausschließend vor Augen haben soll und haben aus der Geschichte dieses Jahrhunderts gelernt, daß nur die Umsturzpartei aller Länder, aller Zungen vorübergehende Kompromisse einzu - gehen im Stande ist, daß hingegen die natürliche Entzweiung der Jnteressen in demselben Augen - blicke beginnt, wo die Parteien zur Macht gelan - gen, und Männer aus ihrer Mitte zur Besorgung der Regierungsgeschäfte berufen werden. Jm Schooße der französischen Nationalversammlung, im Herzen der dortigen Regierung sehen wir Män - ner tagen und rathen, die dereinst wegen ihrer nahen Versippung mit den Revolutionärs der gan - zen Welt höchst anrüchig waren, und jetzt das Banner der Ordnung, der exclusiven französischen Jnteressen, des entschiedensten Widerstandes gegen jede wie immer geartete, gleichwohl wo sich er - eignende revolutionäre Zuckung hoch in Händen tragen. Das ist die gewaltige und unverkennbare Macht der Verhältnisse, daß sie selbst widerspan - stige Charaktere und ursprünglich feindselige Ele - mente sich dienstbar zu machen versteht. Nirgends aber ist der Kultus der spezifischen Jnteressen so stark, wie in Altengland, entwickelt. Dort gibt es keine Partei, welche sich so weit vergaße, mit dem Auslande gegen das Wohl des Landes zu konspiriren. Die Jnsurrektionen des Kontinents ernten dort höchstens flüchtige Sympathien, wenn sie die Jnteressen des Staates nicht wesentlich berühren. Sie werden jedoch unbedingt verdammt, wenn sie diesen widerstreben. Dieser natürliche Egoismus bildet zugleich den Kern der anerkannt hohen brittischen Staatsvernunft. Freilich ist Eng - land weiter gegangen; freilich hat es sich einige Male verleiten lassen dicht an die Grenze dessen, was im völkerrechtlichen Verkehre erlaubt ist, hin - zustreifen, und erwiesenermaßen dieselbe auch ei - nige Male durch perfide Zuflüsterung und stille Aufreizung überschritten. Das hat die gerechte Entrüstung der Regierungen des Kontinents gegen das brittische Kabinet, und insbesondere gegen die Leitung des dortigen Departements der auswärti - gen Angelegenheiten provozirt. Allein durchaus ungerechtfertigt erscheint uns jetzt das Stutzen u. die Verwunderung der deutschen Demagogen, die sich plötzlich von Lord Palmerston im Stiche ge - lassen sehen, nachdem er doch in Jtalien und Un - garn ihnen so weidlich in die Hände gearbeitet. Wir glauben noch einen Schritt weiter gehen zu dürfen, und von den kommenden Ereignissen schwerlich desavouirt zu werden, wenn wir vor - aussetzen, der Lord werde in demselben Maße den Unionsbestrebungen Preußens wohlgefallig zulächeln, als dieselben zusammenschrumpfen und ihre Lebensfähigkeit auch außerlich darlegen. Der Grund liegt sehr nahe. Alles, wodurch innere Spaltung in Deutschland vermittelt wird, ist Eng - lands Jnteressen dienlich. Es konnten Fälle eintre - ten, wo es eine deutsche Revolution als mächtigen Bundesgenossen brauchen könnte. Daß aber die politischen und öconomischen Jnteressen eines auf solider Grundlage erbauten Großdeutschthums durch - aus nicht nothwendig mit den seinigen parallel lau - fen, ist eine Wahrheit, die es selbst mit scharfem Blicke erkennt und würdigt, wahrend in den ge - wissen Kreisen immer noch in althergebrachter Weise der entgegengesetzten Theorie gehuldigt wird. Eng - land will kein Großdeutschland, weil es furchtet, ein solches könnte bei einer noch bevorstehenden Weltkatastrophe in eine Coalition gegen seine un - erträgliche maritime Suprematie hineingezogen wer - den. Nicht minder unzweifelhaft scheint, daß eben diese Erwägungen es waren, welche das russische Kabinet bestimmten, seine anfänglichen Bedenken gegen den Eintritt Gesammtösterreichs in den deut - schen Bund fallen zu lassen. Diese Zerklüftung höherer und höchster Jnteressen der europäischen Großmächte dürfte nicht ohne Rückwirkung auf die Behandlung der schleswig = holst. Frage bleiben, so seltsam sonst die Fäden ihrer speziellen Jnteres - sen darin untereinander laufen. Unbedingt ist es eine der zartesten Fragen, die der sorgfältigsten Erwägung bedarf, damit der Widerspruch der par - ticularen Jnteressen, von denen sie getragen wird, und vor Allem der Gegensatz des historischen und positiven Rechts einerseits und des revolutionären Princips andererseits, welches sich dabei einge - schlichen, befriedigend gehoben werden können. Un - längbar ist es, daß das Bedürfniß, die schleswig - holsteinische Frage zu lösen, nicht ohne Einfluß auf die Constituirung Deutschlands bleiben wird und kann. Die Rechte des deutschen Bundes kon - nen in dieser Beziehung von Niemand verkannt und bestritten werden; der Bund aber hat zur Zeit kein Organ aufzuweisen, welches die An - sprüche desselben vor dem Forum der europaischen Machte zu vertreten geeignet wäre. So sehr es sich deßhalb von selbst versteht, daß die deutschen Regierungen zunachst im Hinblick auf die schles - wig = holst. Verwickelung sich zu einem baldigen, gemeinsamen und erschöpfenden Arrangement hin - gedrängt fühlen müssen, so unverantwortlich wäre es, wenn Preußen auch jetzt bei seinem Zöge - rungssystem verharren wollte, und ein Lebens = Jn - teresse Deutschlands, das es keinesfalls genügend zu vertreten vermochte, blosgestellt ließe. So ist es denn jetzt nicht mehr allein das Jnteresse der innern Ordnung und Ruhe Deutschlands, welche die Bildung einer kraftvollen Centralgewalt er - heischt; die Ehre und Geltung der Nation nach Außen fordern ein Gleiches. Wird Preußen es wagen dürfen, diesen doppelten Mahnruf ungehört verhallen zu lassen?
Augsburg, 26. Juli. Nach dem hiesigen „ Tagblatt “ist nun auch der politische Gefangene Thomsen aus der Frohnveste entlassen worden. -- Der „ Kemptener Zeitung “schreibt man, daß auch die übrigen politischen Untersuchungen einge - stellt seien.
Zweibrücken, 23. Juli. Unter den durch die Anklagekammer des hiesigen Appellationsgerichts, wegen ihrer Theilnahme am pfälzischen Aufstande verwiesenen 404 Personen sind nicht weniger als 142 Nichtspfälzer; unter diesen sind wieder 10 Ausländer, größtentheils Polen. Von den 333 vor das Spezialgericht Verwiesenen sind nur un - gefahr 94 in Haft, alle andere flüchtig; die Ver - hafteten sind bis auf wenige sämmtlich aus der Pfalz; am meisten treffen davon auf die Städte Annweiler, Bergzabern, Neustadt, Lauterecken u. s. w. Unter den Flüchtlingen ist besonders stark gravirt, der Tabaksfabrikant Konrad Emil Haas aus Worms. Derselbe hat am 13. Juni 1849 den Dr. Bettinger in Frankenthal unter persön - lichen Unbilden verhaftet und am 16. Juni auf dem Fluchtzuge den werhlosen Nikolaus Müller von Maikammer mit der Pistole elendiglich todt - geschossen. Der junge Mensch lief nämlich, um nicht zu den Freischaaren gepreßt zu werden, da - von, wurde aber von Haas eingeholt und trotz seiner flehentlichen Bitten getödtet. Daß ein so gemeiner Meuchelmörder dem Arme der Gerech - tigkeit entrann, ist in der That zu bedauern.
Altona, 23. Juli. Die Meldung von einem Vorpostengefecht bestätigt sich, so wie auch, daß die Schleswig = Holsteiner den Dänen 90,000 Pfd. vom nördlichen Angeln nach Flensburg bestimmte Fourage abgenommen haben.
Schleswig, 22. Juli. Gestern Abend ist die Nachricht angelangt, daß die Danen Tondern be - setzt haben, ubrigens nur mit einem kleinen Corps das vorher bereits südlich von der Stadt Posto gefaßt hatte.
Aus Schleswig. Die Stellung der dänischen und schleswig = holsteinischen Truppen wird in fol - gender Weise angegeben: Die Dänen breiten sich von zwei Kustenpunkten aus, von Flensburg an der Ostküste in südlicher, von Husum an der West - küste in nördlicher und nordöstlicher Richtung. Die Hauptmasse ihrer Armee ist in und bei Flensburg. Den Stand, den sie am 21. einnahmen, bezeich - nen am Besten die Orte Schmedeby (auf der Straße von Flensburg nach Schleswig), Havetost (auf der Straße nach Eckernförde) und Satrup (nordöstlich von Havetost). -- Die schleswig = hol - steinifche Armee ist dagegen mehr concentrirt; sie hat bei Jdstedt eine feste, durch Teiche, Seen und Sümpfe gedeckte Position genommen. Jhr rechter Flügel dehnt sich etwa bis Tolk aus.
Frankfurt, 19. Juli. Unsere Gothaer = Partei hat sich jetzt des Enthusiasmus für Schleswig - Holstein bemächtigt, um wieder von sich reden zumachen, nachdem sie in der Unions = Angelegenheit eine so schmähliche Niederlage erlitten. Dabei ist sie so naiv, alle Diejenigen, welche Geld für Schleswig = Holstein spenden, zu ihrer Partei zu zählen, indem sie die Unterstützer der Schleswig - Holsteiner kurzweg die „ deutsche Partei “nennt. Dieser naive Jrrthum wird den Gothaern jetzt jeden Tag vor die Seele geführt.
Karlsruhe, 24. Juli. Eine dieser Tage er - gangene Verfügung des Polizeiamts der Residenz bestimmt, daß in Zukunft die Ballen der hiesigen Buchhändler nur in Beisein eines Polizeicommis - särs geöffnet werden dürfen, zu welchem Zwecke jedesmal nach Ankunft eines Bücherballens die entsprechende Anzeige bei gedachter Stelle zu ma - chen ist.
Stuttgart, 24. Juli. Der engere Ausschuß der Landesversammlung hält heute eine Sitzung wegen zweier ihm gestern vom k. Gesammtmini - sterium zugegangenen k. Rescripte in Betreff des Zusammentritts des vollen Ausschusses und Vol - lendung der Berathung eines neuen Verfassungs - Entwurfs, so wie in Beziehung auf seine Erklä - rung über den Friedensvertrag zwischen Preußen und Dänemark. Jm ersteren dieser k. Reseripte wird die von dem Ausschusse behauptete Befugniß zur Berufung des weiteren Ausschusses ohne vor - gängige Anzeige an die Regierung, und noch mehr die Befugniß zu einer Verfassungsberathung be - stritten und dies rechtlich ausgeführt. Das zweite Rescript lautet wörtlich, wie folgt: „ Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Württemberg ec. Liebe Getreue! Die Mittheilung eures Präsidiums vom 11. d. M. an Unser Gesammtministerium, wonach ihr aus Anlaß einer in der „ A. allg. Z. “vom 10. d. M. enthaltenen, übrigens ungenauen Veröffentlichung über den von der k. preuß. Re - gierung in ihrem Namen und im Namen des deut - schen Bundes abgeschlossenen Friedensvertrag mit Dänemark „ die zuversichtliche Erwartung “aus - sprecht, daß Wir diesem Friedensvertrag Unsere Zustimmung nicht ertheilen, und die Sache Schles - wig = Holsteins fortwährend als allgemeine deutsche Sache bei den übrigen Regierungen geltend ma - chen werden, ist Uns von Unserem Gesammtmini - sterium vorgelegt worden. Wir können euch Un - ser gerechtes Befremden über die Art, wie ihr in dieser Eingabe gegenüber Unserer Regierung auf - tretet, nicht bergen. -- Während die wichtige vaterländische Angelegenheit, von welcher es in diesem Falle sich handelt, die reiflichste, auf sichere und vollständige Kenntniß des Thatbestandes ge - gründete Erwägung erfordert, und Wir das Ver - trauen ansprechen dürfen, daß Wir bei der Uns in derselben zukommenden Entschließung das wohl - verstandene Jnteresse des großeren und engern Vaterlandes auf das Gewissenhafteste erwagen werden, so muß eure Kundgebung in dieser Sache, in welcher Unsere Regierung noch in keiner Weise gehandelt hat, ja gar nicht einmal zu handeln in der Lage gewesen ist, hiernach und im Zusammen - halt mit den Vorschriften der §§. 187 und 188 der Verfassungsurkunde, welche die Grenzen eures Wirkungskreises bezeichnen, zum wenigsten als eine sehr voreilige erscheinen. Dazu kommt aber, daß ihr in euerer so bezeichneten Erklärung nicht sowohl eine Bitte ausgebracht, als vielmehr durch die von euch gewählte Form geradezu eine Richt - schnur für das in dieser Angelegenheit einzuhal - tende Verfahren vorzuzeichnen versucht, und da - durch damit eine Befugniß euch angemaßt habt, welche Wir im Hinblick auf die klare Bestimm - ung des 85 der Verfassungsurkunde als einen Eingriff in Unsere verfassungsmäßigen Rechte mit Entschiedenheit zurückzuweisen Uns veranlaßt sehen. Jndem Wir euch dieses eröffnen, verbleiben Wir euch im Uebrigen mit Unserer königl. Huld stets wohl beigethan.
Stuttgart, 25. Juli. Der Staatsanzeiger enthält ein K. Reskript für den Ausschuß der Lan - desversammlung in Bezug auf dessen vollen Zu -sammentritt zur Vollendung der Berathung eines neuen Verfassungsentwurfs. Jn dieser Hinsicht werden dem Ausschuß Verweise über seine Be - fugnißüberschreitung ertheilt, und er auf seine gesetz = und verfassungsmäßige Wirksamkeit hinge - wiesen.
Mainz, 25. Juli. Heute fand die feierliche Consecration Unseres hochwürdigsten Bischofs, Frei - herrn Wilhelm v. Ketteler, im hohen Dome Statt und zwar vollzogen durch den Metropoliten der oberrheinischen Kirchenprovinz -- den hochw. Erzbischof von Freiburg --, während die Bischöfe von Fulda und Limburg assistirten. Außerdem war noch der Hr. Bischof von Rottenburg zugegen, so daß unser Dom das seltene Schauspiel genoß, alle Bischöfe unserer Kirchenprovinz an Einem Altare vereinigt zu sehen. Die Feierlichkeit begann um 9 Uhr und gegen 11 Uhr durchschritt Bischof Wilhelm, bekleidet mit allen Zeichen seiner hohen Würde und geleitet von den Bischöfen von Limburg und Fulda, die gedrängten Reihen des versammelten Volks, unmittelbar darauf vom Stiftsaltare aus zum Erstenmal den bischöflichen Segen ertheilend. Nachdem hierauf das Tedeum gesungen und alle die Hunderte der anwesenden Priester dem neuen Oberhirten ihre Huldigung dar - gebracht, bestieg der hochw. Bischof von Limburg gegen11 1 / 2 Uhr die Domkanzel, um in einer ausgezeichneten Predigt die Mainzer Diocesanen der Bedeutung des hohen Festes gemäs noch be - sonders zu erbauen und zu ermuntern, woran sich unmittelbar eine gleichfalls von der Kanzel herab gerichtete Ansprache unseres hochw. Bischofs reihte, von der wir hier nur andeuten wollen, daß die - selbe ebenso wie die Predigt des Hrn. Bischofs von Limburg den gewaltigsten, ergreifendsten Ein - druck auf die Versammelten aller Stände hervor - brachte. Um 1 Uhr war die Feierlichkeit beendet und es verließen die hochw. Bischöfe, geleitet vom Clerus, die Kathedrale. Die Haltung des über - aus zahlreich versammelten Volks war eine höchst ehrerbietige, theilnehmende und audachtsvolle. Heute Nachmittag findet im bischöflichen Seminarium ein Festessen und um 9 Uhr Abends ein solenner Fa - ckelzug Statt.
Wien, 21. Juli. Berichte von der Elbe mel - den: Nach einer neuesten Verfügung des Kriegs - ministeriums wird in der Gegend von Leitmeritz am linken Elbenufer ein verschanztes Lager für 80,000 Mann errichtet werden, zu dessen voll - kommener Ausrüstung 8 Mill. Gulden verwendet werden sollen. Das Lager wird durch Brücken mit den nahen Festungen verbunden. Jngenieur - Offiziere befinden sich bereits am Standort, um die Ausmessungen vorzunehmen.
Wien, 21. Juli. Aus Frankfurt wird dem O. Korrespondenten vom 17. d. geschrieben: Froh - locken strahlt auf den Gesichtern unserer Wider - sacher, ihr Ziel ist erreicht, und die That gesche - hen, welche das Bundesrecht entzweireißt. Die badischen Truppen sind abgeführt nach Preußen, den Rhein hinab, an Mainz vorbei, einer Bun - desfestung und unter den Augen einer österreichi - schen Besatzung. Wir aber, die wir es mit Deutsch - land, dem ungetheilten, wohl meinten, und Hoff - nung hegten, daß das Bundesrecht wieder zu Kraft und Geltung kommen würde, wir sind be - stürzt und verhehlen es nicht, daß uns ein schwe - rer Schlag betroffen. Nicht der wenigen Ba - taillone wegen, um welche Preußen jetzt stärker wird, sind wir voll Besorgniß, nein, des gewal - tigen Eindrucks halber, den dieser kühne Griff auf die Gemüther des deutschen Volkes und auf dessen Rechtsbewußtsein üben wird. Die Bundes - kriegsverfassung verbietet mit den klärsten Worten die Vereinigung badischer Truppen mit preußischen, es gestattet nicht einmal einen Schein von Su - prematie eines Bundesstaates über den andern; Oesterreich protestirte gegen den Ausmarsch, weil bundeswidrig; die anliegenden Staaten, so wie Hannover thun ein Gleiches, und trotz alle dem beharrt Preußen, oder wie man vorzuschutzen sucht, das badische Ministerium auf seinem unheilvollen Entschlusse, und führt ihn unter der höhnenden Ausrede durch, in Baden sei kein Platz mehr fürdie Kinder des Landes! Wenn in solcher Weise das Bundesrecht verletzt werden darf, dann, wahr - lich, ist auch noch mehr erlaubt, und es ist schwer abzusehen, wozu es nützen soll, daß die andern deutschen Staaten unlängst in Frankfurt zusam - mengetreten sind, um die Bundesverfassung wie - der aufzurichten! Während hier berathen wird, ob und in welcher Weise das Plenum in den enge - ren Rath umzugestalten sei, geht Preußen unbe - hindert auf dem Wege der Thatsachen weiter und fügt dem Unionswerke den Anfang der Verwirk - lichung seiner von allen Seiten angefochtenen Mi - litärkonventionen bei. Jst der Ausmarsch der Ba - dener erst vollendet, und dieß wird in wenigen Tagen der Fall sein, dann kommen Braunschweig und Mecklenburg an die Reihe; bereits sammelt sich zu diesem Behufe in Mecklenburg das aus Holstein rückkehrende Heer zu einem Observati - onskorps. Mit den thüringischen Herzogthümern, deren Bataillone großentheils jetzt schon von preuß. Offizieren kommandirt werden, braucht man dann um so weniger Komplimente zu machen, als durch die unbehinderte Abführung der Badener in den Augen der Menge, im Volke wie bei den Regie - rungen, der thatsächliche Beweis geliefert ist oder wenigstens geliefert zu sein scheint, daß die groß - deutschen Staaten entweder die Macht oder den Willen nicht haben, ihren Einsprüchen Nachdruck und Folge zu geben. Hier ist der Punkt, um den es sich vor Allem handelt, und, nehmen Sie es einem treuen Anhänger des alten Kaiserhauses nicht übel, Oesterreichs Einfluß in Deutschland ist durch diese Abführung schwer kompromittirt, und ein rasches und entschiedenes Auftreten thut Noth, wenn weiteren noch schlimmeren Folgen vorgebeugt werden soll. Die Umwandlung der hiesigen Plenarversammlung in den engeren Bun - desrath, wie er letzten Montag nach längeren Verhandlungen beantragt, und wenn auch noch nicht formell beschlossen, doch einstimmig gut ge - heißen wurde, möchte schwerlich hinreichen, dem thatsächlichen Vorgehen Preußens ein reelles Hin - derniß in den Weg zu legen. Thaten verlangen Thaten, wenn die Sache wieder in das Gleichge - wicht gebracht, und der verlorne Boden zurückge - wonnen werden soll; so viel sich Preußen erlaubt, so viel steht auch den andern Staaten zu, und da sie auf dem Boden des Rechtes stehen, noch weit mehr; es braucht darum noch keineswegs in die Posaune des Kriegs gestoßen zu werden, wenn gleich die Aussichten leider düster genug sind.
Wien, 22. Juli. Aus Berlin wird dem O. Korrespondenten vom 20. d. geschrieben: „ Die Gerüchte von bald bevorstehenden Aenderungen im Ministerium wiederholen sich seit einigen Tagen mit wachsender Bestimmtheit. Zuverlässig ist, daß der Finanzminister, dessen Ausscheiden schon längst angekündigt ward, jetzt, wie es heißt aus Ge - sundheitsrücksichten, um seine Entlassung nachge - sucht hat. Bis jetzt ist auf das Gesuch noch keine Entscheidung getroffen worden; es unterliegt aber keinem Zweifel, daß Hrn. v. Rabe der Ab - schied bewilligt werden wird, indem man Aende - rungen in der Verwaltung der Bank und der Seehandlung beabsichtigt, denen der Minister seit - her hemmend entgegentraten. Auch der Abgang des Handelsministers soll nicht unwahrscheinlich sein, wenngleich Hr. v. d. Heydt bis jetzt wenig Neigung gezeigt hat, sein Portefeuille niederzule - gen. Der entschiedene Widerstand, der im Lande gegen die handelspolitischen Grundsätze dieses Mi - nisters hervortritt, hat an höchster Stelle Bedenk - lichkeiten erregt. Allem Anschein nach steht eine baldige Rückkehr zu den gegenwärtig in Schatten gestellten Prinzipien der altpreußischen Handelspo - litik in Aussicht. Der Minister des Jnnern soll seit einiger Zeit mißmuthig darüber sein, daß der Gang der Dinge eine so konträre Wendung nimmt. Er empfindet es schwer, daß immer neue Schwie - rigkeiten auftauchen, sobald ein Hemmniß aus dem Wege geräumt zu sein scheint. Uns kann das nicht weiter Wunder nehmen bei einer grundsätz - lich falschen Politik, die noch dazu nicht den Muth der Konsequenz, oder nicht das Geschick erfolg - reicher Durchführung besitzt. So ist es nach Au -ßen, so ist es im Jnnern. Jn letzterer Bezieh - ung stehen noch immer die sich häufenden Schwie - rigkeiten bei der Einführung der neuen Gemeinde - ordnung in Vordergrund. Alle Anzeichen deuten mehr und mehr darauf hin, daß eine Sistirung und nochmalige Berathung dieses Gesetzes eintre - ten werde. Es soll im Werke sein, erst die Pro - vinzialstände, die in ihrem rechtlichen Bestande noch keineswegs aufgehoben sind, über die Sache zu hören, und dann das Resultat dieser Berath - ungen vor die Kammern zu bringen. Darüber würde denn sehr wahrscheinlich die nächste Session verstreichen, indem bei dem seitherigen Mangel an Vorbereitungen die Provinzialstande doch schwer - lich noch vor dem November, wo die Kammern zusammentreten, ihre Versammlung halten dürf - ten. Zudem eilt die Sache gar nicht. Jm Ge - gentheil, eine Jnstitution, wie die Gemeindeord - nung, welche hundertjährige Verhältnisse wieder auf viele Menschenalter hinaus umgestalten soll, erfordert sicherlich gründliche andauernde Prüfung. -- Hr. v. Radowitz steht augenblicklich wieder in großem Ansehen und genießt wieder eines ganz besondern Vertrauens. Der General ist in seiner Zuversicht auf das Gelingen des Unionswerks et - was schwankend geworden. Auch ihm drängt sich allmählig die Ueberzeugung auf, daß der einge - schlagene Weg ein falscher war. Daß er selber der Urheber und Leiter dieser halben, unaufrichti - gen, Mißtrauen erweckenden und keine Freunde gewinnenden Politik ist, will er freilich weniger eingestehen. “
Wien, 22. Juli. Die Nachricht der „ Deut - schen Reform, “daß die türkische Regierung Be - schwerden dagegen erhoben habe, daß die österrei - chischen Grenzbewohner den Aufstand der Bulga - ren unterstützen, ist vollständig aus der Luft ge - griffen. Es hat eine solche Unterstützung weder von der österreichischen, noch von der serbischen Grenze stattgefunden. Ganz dieselbe Nachricht wurde zur Zeit des bosnischen Aufstandes verbrei - tet, und stammte aus derselben unlauteren Quelle. Nicht minder falsch ist die Jnsinuation der „ Deut - schen Ref., “daß das Fallen des Silber = Agio zu Wien eine Folge der Börsenmanövers des Finanz - ministers wäre. Dies Fallen ist Folge des wie - dergekehrten Vertrauens in die Stetigkeit des Welt - friedens und der österr. staatlichen Verhältnisse. Welche Summen, fragen wir die „ Reform, “wür - den dazu gehört haben, das Silber = Agio um 5% sinken zu machen?
Wien, 23. Juli. Se. Maj. der Kaiser ha - ben mit Allerhöchster Entschließung vom 20. Juli d. J. über Antrag des Ministerrathes allergnä - digst zu befehlen geruhet, daß hinsichtlich 209 minder gravirter Jndividuen aus der Reihe der ungarischen Landtags = Deputirten und Commissäre der Rebellen = Regierung das wider sie im Zuge begriffene kriegsrechtliche Verfahren unterlassen werde. -- Se. Maj. der Kaiser haben mit Allerhöchster Entschließung vom 20. Juli d. J. über Antrag des Ministerrathes allergnädigst zu gestatten ge - ruhet, daß das wider den im Auslande befindli - chen Stephan Grafen Batthyany anhängige kriegs - rechtliche Edictalverfahren aufgelassen und ihm die nachgesuchte straffreie Rückkehr in die k. k. Staa - ten zugestanden werde.
London, 22. Juli. Der Bischof von Exeter hat vor dem Arches = Court erklärt, er wolle auf den in Folge der königl. Entscheidung erlassenen Befehl des Gerichtshofs die Präsentation Gor - ham 's einregistriren lassen, hat aber dabei einen langen Protest eingereicht. Jn demselben wird Gorham's Lehre und das Urtheil des kön. Geh. - Raths ausführlich beleuchtet; er schließt mit fol - genden Worten: „ Wir Heinrich, Bischof von Exe - ter, kraft der Autorität, die Uns von Gott ver - liehen ist, als einem Bischof in der Kirche Christi und in dem apostolischen Zweige derselben, welcher durch Gottes Vorsehung in diesem Lande gepflanzt und durch die Gesetze und die Verfassung dieses Reichs retablirt ist, -- verwerfen hiermit feierlich das erwähnte Urtheil, und erklären es für nullund nichtig in foro conscientiae, und appelli - ren davon in Allem, was den kathol. Glauben betrifft, an die heil. Synode dieser Nation, wenn sich dieselbe im Namen Christi als die Reprasen - tation der wahren Kirche von England versam - meln wird. Und weiter protestiren und erklären Wir feierlich, daß, weil der erwähnte Georg Cor - nelius Gorham offenbar und notorisch die erwähn - ten häretischen Lehren gehegt, und sie seitdem nicht zurückgenommen hat, jeder Bischof oder Erzbischof, oder jeder Official irgend eines Bischofs oder Erz - bischofs, welcher den erwähnten G. C. Gorham in die Cura und Seelsorge der Pfarrei Brampford Speke in Unserer Diöcese einführt, damit der Sünde der Unterstützung und Begünstigung der erwähnten haretischen Lehren sich schuldig macht, und Wir entsagen hiermit aller Gemeinschaft mit Jedem, sei er, wer er wolle, welcher den erwähn - ten G. C. Gorham einsetzen wird. -- Gegeben unter Unserer Unterschrift und bischöflichem Sie - gel,
C Paris, 24. Juli. Seit längerer Zeit ließ die Polizei die gestern rue St. Victor aufgeho - bene geheime Gesellschaft überwachen; dieselbe war nicht ohne Geschick organisirt. Ein Polizei = Agent und Eingeweihter zeigte den Ort der ersten Si - tzung an. Die Gesellschaft hatte energische Män - ner an ihrer Spitze und war entschlossen, bis zum Aeußersten zu gehen. Oben an stand das in 19 Sectionen getheilte Seinedepartement mit ei - ner unumschränkten Executiv = Commission von fünf Personen, denen 19 Sectionschefs untergeordnet waren. So oft die Commission es für nöthig hielte, sollte sie einen Unteroffizier der Armee zu - ziehen können. Der von aller Vorgängen genau unterrichtete Polizeipräfect erfuhr, daß vorgestern in einer Weinstube 118 rue St. Victor mehrere Chefs und einflußreiche Mitglieder zusammen - kommen würden. Ein Polizei = Commissär stellte sich um zehn Uhr Abends mit einem gerichtli - chen Verhaftsbefehl und in Begleitung von Po - lizei = Agenten unvermuthet ein, und fand in einer Stube 12 Personen versammelt. Sie ge - ben an, des Spielens und Trinkens wegen zusam - men gekommen zu sein. Der Polizeicommissär wies aber seinen Verhaftsbefehl vor und begann sofort die Durchsuchung des Lokales und der Ver - hafteten. Bei einem gewissen Chaucel fand man die Statuten der geheimen Gesellschaft, die Men - schenrechte. Bei mehreren anderen fand man eben - falls compromittirende Papiere. Jm Lokale selbst waren mehrere Stücke rothen Damastes verbor - gen, die zu Fahnen und Gurteln dienen sollten. Das Reglement läßt Fremde zu, Trunkenheit verwirkt das Recht der Theilnahme, der Gesell - schaft steht Art und Ausmaß der Strafen zu. -- Von da begab sich der Commissär in die Quartiere der Betreffenden, um daselbst Haus - suchungen vorzunehmen. Vor der Weinstube war ein Auflauf von Neugierigen und beim Her - austreten wurden mehrere Lebehoch auf die sociale Republik erwiedert, was zu neuen Verhaftungen Veranlassung gab. Jn den Wohnungen fand man Papiere Munition, Flinten, Pistolen, Dolche, dar - unter manche von Werth. Die Verhafteten wur - den auf die Polizeipräfektur abgeführt. Bei meh - reren der Theilnahme verdächtigen Personen wur - den heute Haussuchungen, und in Folge dessen Verhaftungen vorgenommen. -- Der heutige Mi - nisterrath hat beschlossen, die geheime Gesellschaft Nemesis energisch zu verfolgen. -- Von den 19 Sectionschefs der aufgehobenen Gesellschaft Neme - sis sind 10 Polizeispione. Die Letzteren erhiel - ten die Polizei fortwährend von der Angelegen - heit in Kenntniß und bezeichneten den Zeitpunkt, an welchem die andern genügend compromittirt waren. Es geht das Gerücht, daß sehr bedeu - tende Persönlichkeiten darin verwickelt werden dürften.
Ueber die wunderbare Erscheinung in San Ge - neccio wird unter dem 6. d. M. auch aus Romgeschrieben: „ Jn der Collegialkirche des Städt - chens San Geneccio, mit einer Bevölkerung von etwa 500 Seelen, hat nun ebenfalls ein Mutter - gottesbild am 19. v. M. seine Augen zu bewe - gen angefangen. Der hochw. Erzbischof von Ca - merino ließ das Ereigniß von Physikern und Ma - lern in seiner Gegenwart untersuchen, und Alle erklärten es einstimmig für ein übernatürliches. Wunderthätige Heilungen sollen schon mehrfach er - folgt sein. Der Andrang von Fremden in San Geneccio ist so außerordentlich, daß es in diesem Augenblicke schwer ist, ein Unterkommen zu finden. “
Würzburg, 27. Juli. Morgen Nachmittag von 2 bis 5 Uhr wird die Gebetsfeier auf der Festung Marienberg stattfinden, zu welcher für dießmal der freie Zutritt zur Festung dem Publi - kum gestattet ist.
Frankfurt, 23. Juli. Nassau ist über den Rubikon, es hat den längst erwarteten Schritt ge - than, und ist von der Union abgefallen.
Franfurt, 24. Juli. Unter einer großen Bande Wechselverfälscher, die seit einigen Tagen hier ein - gezogen wurde, befindet sich auch der hiesige Ad - vokat Dr. S., einer der thätigsten Mitarbeiter der Demokratischen Zeitung. Die Demokratie trauert in Sack und Asche.
Karlsruhe, 22. Jul. Einer Verordnung großh. Ministeriums des Jnnern vom 28. v. M. zufolge ist der Handel mit Waffen und Munition ohne Erlaubniß -- welche die betreffende Kreis - regierung im Einverständniß mit dem betreffenden Polizeidistriktskommandanten zu ertheilen hat -- verboten. Der Verkauf von Waffen durch Waf - fenhandler, sowie durch Büchsenmacher und Waf - fenschmiede darf nur an diejenigen geschehen, welche Waffenscheine besitzen. Werden Waffen an Waffenschmiede oder Buchsenmacher zur Ausbesse - rung oder Reinigung übergeben oder zum Kauf angeboten, ohne daß der Ueberbringer einen Waffen - schein vorzuzeigen vermag, so hat der Waffenschmied od. Büchsenmacher dieselben zurückzubehalten u. un - ter Angabe des Namens des Ueberbringers der Polizeibehörde zu überliefern. Waffenniederlagen, für welche keine Konzession ertheilt ist, sind mit Beschlag zu belegen und die Waffen zur Aufbe - wahrung in das großh. Zeughaus auf Kosten des Jnhabers abzuliefern. Zuwiderhandlungen haben den Verlust der Konzessionen und überdieß eine Geldstrafe bis zu 100 fl. oder eine Gefängniß - strafe bis zu 4 Wochen zur Folge.
* Karlsruhe, 24. Juli. Die Bundesfestung Rastatt ist der Vollendung nahe und Oesterreich verlangt sein Besatzungsrecht nach gleichem Maße. Jn Berlin wurde dies Verlangen überhört, und daher mit scharfer Betonung österreichischer Seits wiederholt.
Stuttgart, 24. Juli. Gestern Abend ist vom Ausschusse der Landesversammlung der Entwurf der revidirten Verfassung vollständig, in 14 Ab - schnitten bestehend, ausgegeben worden.
Leipzig, 25. Juli. Gestern passirte eine ziem - liche Anzahl bayerischer Unteroffiziere durch unsere Stadt, welche sich auf der Eisenbahn nach Altona begaben, um dort in das schleswig = holsteinische Heer zu treten.
Hanau, 25. Juli. Jn der heutigen Beilage der „ O. = P. = A. = Ztg. “befindet sich die Mittheilung, daß der Peter Ludwig wieder eingebracht sei. Dieß ist aber unwahr, da man des Entsprunge - nen bis jetzt noch nicht wieder habhaft gewor - den ist.
Kassel, 25. Juli. Ein Ausschreiben des Ge - sammtministeriums verfügt, daß, „ mit Rücksicht darauf, daß die Wahlen zu der nächsten Stände - versammlung nicht so weit vorgerückt sind, um noch im Laufe dieses Monats dieselbe berufen u. ihre verfassungsmäßige Beschlußnahme über die Fortbewilligung der Steuern und Abgaben veran - lassen zu können “, mit Genehmigung des Kurfür - sten und Beistimmung des bleibenden landständi - schen Ausschusses, die Bestimmungen der früherenAusschreibung über die Erhebung der indirekten Abgaben und Wegegelder, wenn nicht bereits frü - her die landständische Bewilligung erfolgen sollte, bis zum Ablaufe des Monats August in Kraft bleiben.
Sigmaringen, 24. Juli. Die Drohung der hiesigen Demokraten, auch gegen die Abgesandten des Königs der Könige Opposition zu machen, was eine Correspondenz aus dem Oberlande in Jhrem verehrten Blatte als beabsichtigt schilderte, ist eine bloße Drohung geblieben und ohne die geringste Störung haben die hochwürdigen HH. Paters Jesuiten letzten Samstag hier ihren stillen Einzug gehalten. Letzten Sonntag begann die Mission und zwar bei einer solchen Zahl der An - wesenden, daß die ersten Predigten gleich im Freien gehalten werden mußten. Größere Schaa - ren von Andächtigen werden uns aber noch die folgenden Tage bringen, weil das Volk schon da - mit bekannt ist, daß wahrend der ersten Tage, so lange der Weg der Reinigung dauert, nicht Beicht gehört wird. Mit wahrer und heißer Sehnsucht aber wünscht es, bei der Mission die Last, die auf seinem Gewissen drückend liegt, von seinem Herzen abzuwälzen, und dazu kann ihm in den ersten Tagen der Mission noch nicht Gelegenheit geboten werden.
Köln, 23. Juli. Es werden zwei Detache - ments formirt, eines bei Kreuznach, u. das zweite bei Wetzlar, jedes in der Stärke von 6 Jnfan - terie = Bataillonen, 1 Cavallerie = Regimente und 1 Batterie, das erste unter den Befehlen des Ge - nerals v. Bonin und Obersten v. Herwarth. -- Dieses Observationscorps wird aus 15 -- 20,000 Mann bestehen.
Hannover, 24. Juli. Am gestrigen Abend, nach8 3 / 4 Uhr, wurden die Kammern durch ein Schreiben der Regierung bis auf Weiteres ver - tagt.
Oldenburg, 22. Juli. Die Offiziere und Unteroffiziere, welche beabsichtigten, in die schles - wig = holsteinische Armee einzutreten, und deßhalb um Urlaub nachgesucht hatren, sind gestern ab - schlägig beschieden worden.
T. D. Rendsburg, 25. Juli. Gestern fand von halb 8 Uhr Morgens bis halb 9 Uhr Abends ein Gefecht bei Lusbusch und Hollibruck statt, das bei Gusbeck endete. Die Holsteiner verloren 150 Mann, worunter wenig Todte, die meisten viel - mehr nur leicht verwundet. Es wurden 7 Dänen und ein schwedischer Spion gefangen. Heute er - wartet man eine Schlacht.
T. D. Schleswig, 25. Juli, Mittags 12 Uhr. Ein furchtbarer Kampf wüthet augenblick - lich auf dem Schlachtfelde, besonders ans dem linken Flügel. Von2 1 / 2 Uhr Morgens an hörte man heftige Kanonade. Die Dänen haben starke Verluste erlitten, besonders bei dem Moor Lus - busch, wo die dänische Cavallerie sich verrannt hatte. Die Bagage unseres Generalstabes ist wieder nördlich vorgerückt worden, nachdem sie hierher zurückgezogen war. 350 Dänen sind zu Gefangenen gemacht. Willisen comman - dirt im Centrum; Tann den linken, Horst den rechten Flügel. -- P. S. Eben sagt man, Tann habe den rechten Flügel der Dänen durchbrochen.
Kopenhagen, 20. Juli. Kapitän Doull é, von dem von Kronstadt gestern hier angekommenen Dampfschiffe Amsterdam, berichtet: vorgestern un - ter Bornholm das zweite russische Geschwader, worunter 12 Linienschiffe, gesehen zu haben.
* Kiel, 23. Juli. Maschine, Schornstein und Kanonen des in die Luft gesprengten Kanonen - boots „ v. d. Tann “sind unversehrt geblieben und geborgen worden; es wäre somit das Werth - vollste gerettet Eine Untersuchung über diese Af - färe ist bereits eingeleitet.
Wien. Der Generaladjutant des Kaisers, Frhr. v. Kellner, ist mit einer Summe von 30,000 fl., als Geschenk des Kaisers für die Abgebrann - ten in Krakau angekommen.
Wien, 23. Juli. Se. Maj. hat den Feld - zeugmeister Haynau gestern empfangen. Die Au - dienz war kurz, und der Kaiser soll sich zwar freundlich, aber gemessen gezeigt haben; die letzten Vorgange wurden mit keinem Worte berührt.
Wien, 23. Juli. Jn Pesther Blättern wird als zuverlässig berichtet, daß am 1. August d. J. alle Kriegsgerichte des Landes mit Ausnahme des von Pesth außer Thätigkeit gesetzt und sämmt - liche Purtifikationsfalle den Civilbehörden übertra - gen wurden.
Berlin, 22. Juli. Danemarks Ratifikation ist in Berlin eingetroffen. -- Da nicht alle Bundesregierungen den Frieden mit Dänemark ratificirt haben, werden die Ratificationen nicht ausgewechselt. Preußen schlägt vor, die Ratifi - cationsvollmacht der Bundescentralcommission zu übertragen.
Straßburg, 24. Juli. Dieser Tage wurde in Thann ein Maurergeselle aus Baden verhaf - tet, der Angaben dahin machte: er sei in Baden wegen Theilnahme am Aufstand zum Tode ver - urtheilt worden und deßhalb flüchtig gegangen. Bei näherer Untersuchung fand man bei ihm ver - schiedene Apparate zur Falschmünzerei.
Turin, 16. Juli. Der Geistliche Grignoschy von Casale, der sich für einen neuen Jesus Christus ausgegeben hatte, ist zu 10jähriger Landesverweisung verurtheilt worden.
Kiel, 20. Juli. (Schluß. ) Durch den Ver - trag, sollte er Bundesvertrag werden, würden dem Herzogthum Holstein keine Verpflichtungen aufgelegt. Es bleibt das Herzogthum Holstein mit Schleswig allein im Kriegszustande zu Däne - mark. Zufolge dieses Vertrages und der Erläu - terungen, welche das Schreiben der k. preußischen Regierung und die Denkschrift gibt, wird zunächst der Statthalterschaft die Wahrung der Rechte des Bundes und des Landes übertragen. Es liegt darin zugleich die Versicherung inbegriffen, daß die Schwierigkeiten dieser Lage durch keine Hem - mungen gesteigert werden dürfen. Dergleichen Hemmungen können gar leicht auf der einen Seite die deutsche Sache der Herzogthümer Dänemark hinopfern und auf der andern Seite selbst an sich berechtigte und patriotische Gesinnungen zur Erre - gung der traurigsten Erschütterungen in den Her - zogthümern verleiten. -- Die Bereitwilligkeit der Statthalterschaft den Streit in friedlicher Weise auszugleichen, ist eben so bekannt, als die drei - mal schon an den Tag gelegte Unversöhnlichkeit Dänemarks. Jnzwischen wird den dänischerseits angekündigten versöhnlichen Schriften entgegenge - sehen; ob dieselben wirklich versöhnlicher Natur sein werden, muß vorläufig dahingestellt bleiben, es erscheint aber als unabweisliche Pflicht der Statthalterschaft, Angesichts des Protokolls vom 2. d. M. und der auch sonst angekündigten er - neuten Feindseligkeiten gegen Schleswig, militä - rische Vorbereitungen zu treffen. Selbst nach dem Ausbruche des Kampfes beabsichtigt die Statthalterschaft nicht, jeden Versöhnungsversuch zu verschmahen, ihre Nachgiebigkeit wird aber stets da aufhören, wo das im Marz 1848 in Kopen - hagen zur Geltung gebrachte revolutionäre Prin - cip, welches sich jetzt mit der alten Gesammt - staatspolitik verbunden hat, anfängt. Die Unter - werfung eines oder beider Herzogthümer unter Dänemark, die Trennung ihrer uralten admini - strativen und legislativen Union, die Antastung ihrer legitimen Erbfolge, die Lösung der Bande, welche sie an Deutschland knüpfen, sind Zuge - ständnisse, welche die Statthalterschaft nicht ma - chen darf, und welche das Land, selbst nach einer Eroberung, nie machen wird. Eine 600jährige Geschichte zeigt, daß die Herzogthümer mit glei - cher unverbrüchlicher Festigkeit und Treue an ih - rem Fürstenhause, an ihren staatlichen Rechten u. an Deutschland festgehalten haben, daß sie nie - mals eine ihrer Verpflichtungen gegen Dänemark gebrochen haben. Die ältere und neueste Ge -schichte legt es offen dar, daß sie in sich selber die Garantie für die Erhaltung des monarchischen Prineips und der bürgerlichen Ordnung tragen und gerüstet sind, eine Stütze derselben auch für das übrige Deutschland zu werden. Wenn es Dänemark gelänge, auch nur Schleswig sich un - terthan zu machen, selbst wenn es Holstein noch nicht mit sich gesammtstaatlich verbände, so würde Holstein sehr bald von seiner Verbindung mit Deutschland abgelöst sein. Jn demselben Falle aber würden die Herzogthumer auch nach Jnnen eine tiefgehende Veränderung erleiden. Jetzt viel - leicht das gesundeste Glied Deutschlands, würden sie bald dasjenige für Deutschland werden, was leider Polen für Curopa ist, der Ursprung aller auflösenden Kräfte nun der Heerd fortwährender Unruhen. Die deutschen Bundesregierungen und voran die Krone Preußen, haben Vieles gethan, um diese Wendung abzuwehren. Je größer die Gefahr ist, daß diese Wendung dennoch eintrete, desto ernstlicher darf auf sie aufmerksam gemacht werden.
Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.
Der Schuhmachergeselle Jakob Löbel von hier, Sohn des verlebten Häckers Thomas Löbel, hat sich vor vielen Jahren von hier weg auf die Wan - derschaft begeben und seit 20. Juni 1825 konnte weder über dessen Aufhalt, noch über dessen Le - ben oder Tod etwas ermittelt werden.
Für denselben liegen 1354 fl. Curatelvermö - gen vor und wird von dessen nächsten Verwandten auf Todeserklärung und Vermögensauslieferung angetragen.
Es werden nun Jakob Löbel oder dessen Jn - testaterben hiermit aufgefordert binnen drei Mo - naten dahier zu erscheinen und sich zur Empfang - nahme des deponirten Vermögens gehörig zu le - gitimiren, widrigens nach Ablauf dieser Frist Ja - kob Löbel für verschollen erklärt und dessen Ver - mögen den nächsten Anverwandten ohne Sicher - heitsleistung ausgehändigt werden wird.
Geld. | Papier. | |
Oesterreich Bankaktien ...... | 1180 | 1190 |
„5% Metallique .... | 82 1 / 8 | 83 3 / 8 |
„4%„.... | 63 3 / 4 | 64 1 / 4 |
„3%„.... | 48 | 48 3 / 4 |
„2 1 / 2 %„.... | 44 1 / 4 | 44 1 / 2 |
„4 1 / 2 % Bethmann ... | 76 1 / 4 | 76 3 / 4 |
„4%„... | 66 3 / 4 | -- |
„fl. 250 Loose v. J. 1839. | 95 1 / 2 | 96 |
„„500„„1834. | 150 1 / 8 | 150 5 / 8 |
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 86 3 / 4 87 1 / 4„Tthl. 50 Prämien Scheine. | 103 1 / 2 | -- |
Bayern3 1 / 2 % Obligationen ... | 83 | 83 1 / 2 |
„4%„.... | 88 3 / 4 | 89 1 / 4 |
„5%„.... | 100 1 / 2 | 101 |
Württemberg3 1 / 4 % „.... | 84 | 84 1 / 2 |
„4 1 / 2„.... | 97 1 / 4 | 97 3 / 4 |
Baden3 1 / 2 %„.... | 81 1 / 8 | 81 5 / 8 |
„fl. 35 Loose...... | 31 3 / 4 | 32 |
„„50„....... | 53 1 / 2 | 54 |
Nassau fl. 25 „...... | 24 7 / 8 | 25 1 / 8 |
Hessen Darmst. fl. 50 Loose... | 74 1 / 8 | 74 5 / 8 |
„„„25„... | 27 3 / 8 | 27 5 / 8 |
Polen fl. 300„... | 133 | -- |
Sardinien Fcs. 36„ ... | 33 1 / 4 | 33 3 / 4 |
Adler. Klinger mit Frl. Tochter, Priv. v. Rotter - dam. Bahlo v. Pforzheim. Philippi v. Fraukfurt. Eck v. Gailsdorf.
Russ. Hof: Ferifrau v. Rotiberg mit Sohn und Dienerschaft v. Ansbach. Hr. Kessler, Kfm. v. Leipzig.
Kronprinz: Frhr. v. Söllnitz nebst Söhne v. Fran - kenberg. De = Alma, Regierungsrath v. München. Dörfer, k. Kreisdirektor v. Memmingen. Mr. u. Mrs. Horender Rent. v. London. Priehausser Posthalter v. Cuhnbach.
Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Siehe Dokumentation
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