Der vor nunmehr faſt vierzig Jahren von dem Unterzeichneten in Gemeinſchaft mit Julius Peterſen aufgeſtellte Plan für eine hiſtoriſch-kritiſche Geſamtausgabe von Jean Pauls Werken ſah eine Gliederung in drei Abteilungen vor: Ausgeführte Werke, Nachlaß und Briefe. Da ſich damals für die Ausführung dieſes Geſamtplanes noch keine Möglichkeit bot, nahm ich zunächſt ein - mal eine geſonderte Ausgabe der Briefe in Angriff. In den Jahren 1922 bis 1926 erſchienen im Verlag Georg Müller in München vier Bände, die in chronologiſcher Folge die Briefe des Dichters bis zu ſeiner Niederlaſſung in Bayreuth im Auguſt 1804, nebſt Lesarten und Anmerkungen ſowie Verzeichniſſen der fehlenden Briefe und der Briefe an ihn, enthielten. Als dann nach der Feier des hundertſten Todestages (1925), die erneut die unvergängliche Lebendigkeit ſeines Werks erwieſen hatte, die Preußiſche Akademie der Wiſſenſchaften in Verbindung mit der Deutſchen Akademie in München und der neugegründeten Jean-Paul-Geſellſchaft in Bay - reuth die Herausgabe der Sämtlichen Werke Jean Pauls im Ver - lage von Hermann Böhlaus Nachfolger in Weimar beſchloß und im Frühjahr 1927 mir die Leitung übertrug, mußte ich die Fort - ſetzung der Briefausgabe vorläufig hintanſtellen, zumal da auch der Verlag Müller deren Weiterführung unter den bisherigen Be - dingungen verweigerte. Bis zum Jahre 1938 war ich durch die Herausgabe von mehr als zwanzig Bänden der Werke und des Nachlaſſes voll in Anſpruch genommen, wenn ich dabei auch die Briefausgabe als notwendige Ergänzung immer im Auge behielt und die ſyſtematiſche Materialſammlung dafür fortſetzte.
VIIm Herbſt 1938 wurde mir durch die nationalſozialiſtiſche Be - wegung die Weiterarbeit an der Ausgabe unmöglich gemacht; ich ſah mich gezwungen, Deutſchland zu verlaſſen, konnte aber wenig - ſtens das geſamte Material für die noch ausſtehenden Briefbände mit in die Schweiz nehmen und hier, wenn auch unter ungünſtigen Verhältniſſen, zum Druck vorbereiten.
Nach dem Zuſammenbruch des nationalſozialiſtiſchen Staates wurde ich von der nunmehrigen Deutſchen Akademie der Wiſſen - ſchaften zu Berlin wieder mit der Leitung der Geſamtausgabe be - traut. Da ſich aber herausſtellte, daß die Vorarbeiten für die noch fehlenden Bände der Werke faſt reſtlos zugrunde gegangen und auch die ſämtlichen Nachlaßpapiere, die ſich im Beſitz der ehemaligen Preußiſchen Staatsbibliothek befunden hatten, verſchwunden waren, wurde auf meinen Vorſchlag beſchloſſen, zunächſt einmal die Brief - ausgabe fortzuſetzen, und zwar nunmehr, wie es urſprünglich ge - plant geweſen war, als dritte Abteilung der Geſamtausgabe. Es iſt in Ausſicht genommen, die vier bereits früher erſchienenen Briefbände, die zur Zeit im Buchhandel nicht mehr erhältlich ſind, neu zu drucken, wobei manche Verbeſſerungen und Ergänzungen vorgenommen werden können, erſt aber die noch ausſtehenden vier Bände erſcheinen zu laſſen.
Im Mai 1948 konnte ich das druckfertige Manuſkript des fünften Bandes, der die Briefe vom Auguſt 1804 bis Ende 1808 enthielt, der Akademie übergeben. Aber das Verhängnis wollte es, daß das Auto, in dem das Manuſkript in die Leipziger Druckerei befördert werden ſollte, mitſamt ſeinem Inhalt geſtohlen wurde und trotz aller Nachforſchungen ſpurlos verſchwunden blieb. Da das Manuſkript, ſeinem Namen getreu, ganz mit der Hand geſchrieben war, hatte ich keine Kopie behalten und kann es daher nur mit großen Schwierigkeiten allmählich teilweiſe wiederherſtellen, — voll - ſtändig nur dann, wenn der Nachlaß Jean Pauls, in dem ſich die Mehrzahl der Originalbriefe und die wichtigen Briefkopierbücher befanden, wieder zum Vorſchein kommen ſollte.
Um die Fortſetzung nicht noch länger zu verzögern, wurde be - ſchloſſen, zunächſt den folgenden ſechſten Band erſcheinen zu laſſen, der nun hier vorliegt. Er enthält die Briefe der Jahre 1809 bis 1814. Es war dies für Jean Paul eine an äußeren und innerenVII Veränderungen verhältnismäßig arme Periode; aber die großen politiſchen Zeitereigniſſe warfen ihre Schatten doch auch in ſein Bayreuther Stilleben und ſpiegeln ſich vielfach in ſeinem Brief - wechſel. Bayreuth, anfangs noch unter franzöſiſcher, ſeit Mitte 1810 in bayriſcher Verwaltung, war oft vom Kriege bedroht, ſo daß Jean Paul an Wegzug in weniger gefährdete Gegenden denken mußte. Obwohl wirtſchaftlich durch die ihm vom Fürſt-Primas Dalberg ausgeſetzte Penſion einigermaßen geſichert, bekam er doch das Daniederliegen des deutſchen Buchhandels ſtark zu ſpüren und mußte ſeine ohnehin nachlaſſende Kraft faſt ganz auf Beiträge zu Zeitſchriften, Kalendern und zum Frankfurter Muſeum, auf Neu - auflagen (Vorſchule der Äſthetik, Levana) und Sammlungen ſeiner zerſtreuten Aufſätze (Herbſt-Blumine) verwenden. An größeren Dichtungen hat er in dieſen Jahren nur das „ Leben Fibels “voll - endet und den großen komiſchen Roman, der ſpäter „ Der Komet “betitelt wurde, begonnen. — Die mit dem Heranwachſen der drei Kinder brennender werdenden Erziehungsfragen führten zeitweiſe zu heftigen ehelichen Zerwürfniſſen, von denen er ſich durch kleine Reiſen nach Bamberg (1810), Erlangen (1811) und Nürnberg (1812) erholte. Auch an Konflikten mit Freunden und Bekannten fehlte es nicht, wie ſich denn überhaupt vielfach ſtarke Reizbarkeit bekundet. Eine ſchwere ſeeliſche Erſchütterung brachte ihm der tra - giſche Liebestod der unglücklichen Marianne Lux.
Jean Pauls Briefwechſel war in dieſen Jahren nicht mehr ſo umfangreich wie in der Zeit um die Jahr hundertwende, doch immer noch beträchtlich genug. Seine Briefe werden durchweg kürzer und ſachlicher; nur auf Reiſen nahm er ſich noch die Zeit zu ausführ - lichen Berichten. Manches überließ er — nach Herders Vorbild (vgl. S. 258, 29) — ſeiner Frau, z. B. die Korreſpondenz mit Char - lotte von Kalb; viele Briefe ließ er auch unbeantwortet, ſogar einen ſo liebenswürdigen wie den von Johann Peter Hebel. Unter den Korreſpondenten begegnen wir von den älteren Freunden neben den Getreuen Otto und Emanuel noch Jacobi, Knebel, Schlichte - groll, Thieriot, Ahlefeldt, Ludwig von Oertel, Ernſt Wagner, Friedrich Schlegel, Vogel, von Freundinnen Emilie von Berlepſch (nunmehriger Harmes), Helmina von Chézy, Renate Otto uſw. Dazu kommen viele neue: die Hamburger Beneke und Hudtwalcker,VIII der Schweizer Mumenthaler, der Deutſchfranzoſe Villers, der Maler Meier, der Frankfurter Hofrat Jung, der Freiherr von Meuſebach, die Dichter Fouqué, Arnim, Haug, Gelehrte wie Langermann, Welcker, Wolke, Niethammer, Schwarz, Mehmel, Schweigger, Köppen, Staatsmänner wie Schuckmann, Stägemann, Thürheim, Bentzel-Sternau uſw. Sehr intenſiv iſt der Briefwechſel mit Verlegern, hauptſächlich mit Cotta, dann mit Perthes, Vieweg, Göſchen, Mohr & Zimmer, Schrag, Kunz u. a. m. Die Sorge um die eigne oder fremde Exiſtenz nötigte Jean Paul, ſich vielfach auch an Fürſtlichkeiten zu wenden: an den Fürſt-Primas Dalberg, den Herzog Emil Auguſt von Gotha, den König von Preußen, die Königin von Bayern, die Erbprinzen von Weimar und von Mecklen - burg-Strelitz, ja an Kaiſer Alexander von Rußland und deſſen Schweſter. Immer wichtiger wird mit den Jahren auch der Brief - wechſel mit — Weinhändlern.
Von den Briefen aus dieſen Jahren der Reife ſind — oder waren — uns verhältnismäßig mehr im Original erhalten als aus den Anfängen ſeiner Laufbahn. Wo die Originale fehlen, treten ältere, leider meiſt unzuverläſſige Drucke (durch Sternchen vor der Über - ſchrift gekennzeichnet) oder die Briefkopierbücher Jean Pauls ein, welch letztere jetzt oft, namentlich wenn er ſie durch ſeine Frau oder ſeine Kinder beſorgen ließ, einen ganz oder annähernd vollſtändigen Text geben, nicht bloß Exzerpte, wie es in früheren Jahren die Regel war. Sehr vieles erſcheint hier zum erſtenmal im Druck, beſonders viele Hunderte von Billetten an die nun mit ihm am gleichen Orte lebenden Freunde Otto und Emanuel, die dieſe Dokumente treu bewahrt haben. Manches Unwichtige habe ich hier ausgeſchieden, z. B. eine Anzahl Blätter mit kritiſchen An - merkungen zu Manuſkripten Ottos. Aber gerade dieſe meiſt raſch hingeworfenen und doch oder gerade deshalb immer originellen und charakteriſtiſchen Zettelchen gewähren die intimſten Einblicke in Jean Pauls inneres und äußeres Leben, ſeine Stimmungen und Verſtimmungen, ſeine Sorgen und Hoffnungen, ſeine Anti - und Sympathien, und können in vieler Hinſicht als Erſatz von Tage - büchern (die er für gewöhnlich nicht führte) dienen. Leider hat er ſolche Billette nur ganz ſelten datiert. Emanuel hat die an ihn gerichteten faſt immer mit dem Präſentat verſehen, das in derIX Regel mit dem Abfaſſungsdatum übereinſtimmt. Otto hat das nicht mehr ſo regelmäßig getan wie in den neunziger Jahren in Hof. Die Einordnung der zahlreichen undatierten Billette war eine Hauptſchwierigkeit für den Herausgeber und konnte oft nur nach mehr oder weniger unbeſtimmten Vermutungen erfolgen. Jean Pauls Rechtſchreibung, die in früherer Zeit oft wechſelte und dadurch Anhaltspunkte für die Datierung gab, iſt in dieſen Jahren ziemlich konſtant; ebenſo ſeine Handſchrift. Nur gewiſſe gegen Ende 1812 unter dem Einfluß Wolkes beginnende Sprachformen, wie jetzo, mehre, letzte (ſtatt letztere), ſelber (ſtatt ſelbſt), vor allem die Aus - laſſung des Fugen-s in zuſammengeſetzten Wörtern, ergeben zu - weilen einen terminus a quo oder ad quem.
Die Briefe an Jean Paul, die zum Verſtändnis der ſeinigen oft unentbehrlich ſind, weiſen in dieſer Zeit bedeutende Lücken auf, namentlich in den Jahren 1812 — 1814. Beſonders zu beklagen iſt der Verluſt der Briefe von Marianne Lux, für den die Wiedergabe von Ernſt Förſter nur einen ganz unzulänglichen Erſatz bietet.
In der Behandlung der Texte und der Einrichtung des kritiſchen Apparats folge ich in allen weſentlichen Punkten den Grundſätzen, die ich in der Einleitung zum erſten Briefbande ausführlich dar - gelegt und begründet habe. Als kleine Abweichungen von dem früheren Verfahren ſei hier nur erwähnt, daß Briefe, von denen im Briefkopierbuch nur der Inhalt, aber nichts vom Text angegeben iſt, nicht mehr im Textteil, ſondern im Verzeichnis der fehlenden Briefe (S. 592ff. ) angeführt werden, und daß Briefadreſſen nur dann, wenn ſie in irgend einer Hinſicht bemerkenswert ſind, im Text ab - gedruckt ſind, ſonſt aber im Apparat.
Leider iſt es mir nicht möglich, an dieſer Stelle allen denen zu danken, die mich in den langen und ſchweren Jahren der Vorbereitung dieſes Bandes mit Materialien oder Auskünften unterſtützt haben. Ich hoffe das am Ende der ganzen Briefausgabe nachholen zu können. Nur für die Freundlichkeit, mit der mir die Verlage Cotta und Vieweg Photokopien der in ihren Archiven bewahrten Briefe und Herr Profeſſor Dr. Ernſt Küſter in Gießen ſeine reiche Samm - lung von Jean-Paul-Autographen zur Verfügung ſtellten, ſowie für die Unermüdlichkeit, mit der Herr Profeſſor Dr. Kurt Schreinert in Göttingen und Herr Dr. Johannes Reiher in Dresden Bücher,X die mir unzugänglich waren, für mich nachgeſchlagen haben, und mit der die Herren Dr. W. Müller und H. Lauterbach von der Stadt - bibliothek Bayreuth und Herr Oberſtudienrat Dr. Otto Veh vom dortigen Gymnaſium mir über lokale Verhältniſſe Auskunft gaben, möchte ich doch hier ſchon den wärmſten Dank ausſprechen. Herrn Dr. F. U. Apelt in Zittau, der mir den ungemein reichhaltigen Nach - laß Emanuel Osmunds ſowie ſeine übrigen Autographenſchätze jederzeit aufs entgegenkommendſte zugänglich machte, trifft mein Dank leider nicht mehr unter den Lebenden; doch verwaltet ſeine Witwe das Erbe mit gleicher Treue.
Genf, im Juni 1951Eduard Berend
Guten Morgen, gutes Jahr, mein guter Emanuel! Sie be - kommen viele Wünſche und von Vielen; trifft nur die Hälfte ein, ſo ſind Sie glücklich genug. Mir thu’ ich ſelber einen Neujahrs - wunſch, und dieſer wird gewiß erfüllt: Emanuel liebe mich fort.
R.
Beiliegendes bitt ich Sie bald an Otto zu ſchicken.
Guten Morgen! Hier ſend’ ich dir das Büchlein eines — recht guten — Nachahmers. Sende mir doch ſeinen Brief zurück; ſo wie Reinholds Wörterbuch, falls du es ſchon ganz durch haſt.
Guten Morgen, Guter! — Ich glaube zum Glück an alle ſolche Sagen nicht, deren ſchon 20 umlaufen. — Kanne’s Briefe [ſind] von Herzen ſchön, mit dem Kopfe aber es weniger.
Mein erſter Brief in dieſem Jahre iſt an Sie, ſo wie meine erſte erhaltene Morgengabe dieſes J [ahres] Ihr Brief geweſen, den ich den 1ten J [enner] bekommen, ſammt dem Büchlein, deſſen Anfang ich ſchon lange und ſo froh aus der eleganten Zeitung gekannt. —1 Jean Paul Briefe. VI. 2In Weimar bekam ich einen anonymen Brief aus Jena, der gewis der Ihrige geweſen. Ich danke dem Schickſal, daß Sie mich lieben: — und Sie lieb’ ich herzlich, wenn Sie auch nur Ihr Büchlein, nicht Ihren Brief geſchrieben hätten.
Nachahmung iſt etwas anderes als Nachäffung oder Nachahmerei; denn ſonſt gäb’ es nur Einen originellen Autor, den erſten Schreiber. In Ihrem Büchlein gehören die Einfälle ja nur Ihnen allein; — auch die Manier konnten Sie nicht abſchreiben, ſondern ſie fort - ſetzen, wie ich ja ſelber thue, wenn ich weiter ſchreibe. Ihre Laune und deren Berechnung, oft bis auf das Wörtchen herab, hat mich ſehr erquickt; und mein Wunſch iſt nun, daß Sie vom Fragmen - tariſchen zum Ganzen überſchreiten und den Witz ꝛc. ꝛc. nur ein - ſchalten, der ſich jetzt ein Privileg des Einſchaltens einſchaltet.
Ich und meine Frau erinnern uns noch ſehr lebhaft, d. h. ſehr froh der drei Schweſtern, welche ſo ſchön an die ſchönſte mytho - logiſche Drei erinnern. — Aber Ihnen, und Ihrer Gattin noch mehr, kann das Schickſal den durchbohrenden Blitzſtrahl nur durch einen ſeltnen Frühling vergüten; mich und noch mehr meine Frau hat die Thee-Waſſerprobe zum Schaudern gebracht. Aber das hin - gegangne Weſen muß als Engel herunterſchweben — oder wer die Stelle vertritt — und es muß längere Leiden heilen als es empfangen hat. — Kurz nach einem ſolchen Unglück — glauben Sie mir — bereitet das Schickſal großes Glück zu; oder hat es ſchon gethan.
Leben Sie denn wol, trefflicher Mann! Jede Nachricht Ihres Fortlebens iſt mir willkommen. Gegrüßet von ganzer Seele ſei die Schöne, Zarte, und Lebens-Verwundete, wenn der letztere Ausdruck erlaubt iſt, da ſie einen ſolchen Mann hat! Es geh’ Ihnen beiden wol!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Guten Morgen, lieber Emanuel. Gern gäb’ ich Ihnen die Re - zenſion, könnt’ ich ſie nur erſt aus dem Umlaufe im Leſe-Zirkel herausbekommen. Doch will ich an Langermann ſchreiben. — Hier ſoll aber noch ein anderer die heidelberger Jahrbücher haben. —3 Freilich lieſet man eine Rezenſion am beſten — und als ihr Rezen - ſent ſelber — ſogleich nach dem Buche.
N. S. Können Sie mir nicht in dieſer Woche die Hieroglyphen von Lilienstern zurück verſchaffen?
Kanne — Die Unterſtützung eines Talents und die Achtung einer bedeutenden Individualität iſt noch keine Freundſchaft. Das Schickſal erleichtert Kanne, als wenn er mir mehr ſchuldig wäre als Dank, jetzt jede Zurückzahlung durch ꝛc. ꝛc. — —
Guten Morgen! Seine Adreſſe iſt: Major von Lilienſtern, Gouverneur des Prinzen Bernhard von Weimar. — Neulich ver - gaſſen wir über das Buch ganz deſſen Schickſal. — Auch ins Win - koppiſche Journal könnt’ es vielleicht kommen. Ging’ es der Größe wegen nicht, ſo müßteſt du es deinem beſonderen Werke über Preußen beifügen.
Viele Neujahrswünſche! Und in welche die verworrene Zeit keine Jahrsflüche hineinthue! — 14 Druckbogen ſtark, jeder zu 5 Ld’or in Gold — Ende Februars das letzte Blatt — O [ſter] M [eſſe] 1809 zahlbar; im Nothfall kann es zu Johannis erſcheinen —
Guten Morgen! Bei dir — und bei Emanuel — ſpitzte ich mich zuweilen auf Dank, wo ich nachher froh ſein mußte, mit der bloßen Nachſicht wegzukommen. An Golz ſchrieb ich, er möchte den Prinzen an deine Kräfte erinnern, mit dem Beiſatze, daß ich dieß ohne dein Wiſſen ſchriebe. Auch ſteht es jetzt immer noch bei1*4dir, meinen Fehler gut zu machen durch einen — andern. Ihn ver - doppeln wäre freilich beſſer für dich und lieber für mich.
N. S. Erſt heute fand ich dein richtiges Billet-Urthel über den Theologen; daher ſchick’ ich dir feinen Brief mit meiner N. S. für Kanne.
Guten Abend, lieber Emanuel! Laſſen Sie ſich doch von Otto meinen Golzischen Brief zurück geben, da ich, wenn Sie ihn ge - leſen und ich O. ’s Namen daraus weggefärbt, ihn Roſalien zu zeigen habe. Je früher, je beſſer. Aber Sie hätten ihn ſchon vor - geſtern bekommen haben ſollen.
Guten Abend! Noch immer hat mir Emanuel den Brief von Golz nicht gebracht. Schicke mir ihn, da ich doch mit Ros [alie] enden muß.
Guten Abend, mein Emanuel! Ich ſoll überall ein Hund ſein, nicht der hetzende, ſondern der gehetzte. Ich foderte von Otto Golzens Brief mit der rechten Vorausſetzung, „ oder Sie hätten ihn ſchon bekommen “. Denn Ihnen gehört er ſo gut als mir. Hier ſeine Antwort! — Künftig brauch’ ich neue Auslaufmädchen, um — zu antworten. Der Teufel hole die Welt oder mich.
Das beiliegende Briefchen an Sie war ſchon kaſſiert; doch mögen Sie es — vergeben.
Mein geliebteſter Emanuel! Erlauben Sie mir nur zur Ant - wort bis Nachmittags. Auch Otto hat das Rechte gethan wie ich und Sie. Nur Zeit, mein Alter!
Den Golziſchen Brief ſenden Sie mir heute zurück, da vielleicht heute noch Ros [alie] kommt.
Guten Abend, lieber Alter! Eigentlich hab’ ich außer dem Danke für Ihr ſchönes Blatt wenig mehr auf dem meinigen zu ſagen als: der Brief der Unbekannten werde ohne Weiteres bekannt gemacht, ſogar mit dem Beiſatze, daß ſie, dieſe holde Predigerin, mich zum Friedensprediger gemacht*)Ich warf darnach nämlich alle andere Arbeit weg und ſchrieb eben die Predigt. (wie im alltäglichen Sinne verwittibte Predigerinnen Kandidaten auf die Kanzel heben).
Ihrem Vater kann ich heute kein neues Glück wünſchen; denn er hat ja noch ſein altes an ſeinen Söhnen. Von dieſer Seite her, kann niemand in Bayreuth einen frohern Geburtstag erleben. Gute Nacht!
Vielen Dank, lieber Emanuel und Kopf, für das volle Blatt. — Ich kenne kein gutes Fabelbuch für Kinder; ein ſchlechtes hab’ ich ſelber gekauft. Der alte Aeſop iſt noch am beſten. — Jetzt bin ich doch über Otto in ſo fern ruhiger, als einige Ausſicht da iſt; nichts iſt ſchrecklicher als ein täglich abnehmendes Kapital aufzehren.
Mein Schwager Mahlmann, der Redakteur der eleganten Zei - tung, bat mich, daß ich ihm — da ich ſeit langem nichts hinein - lieferte — wenigſtens die Aushängebogen meiner Werke un - frankiert möchte zuſchicken laſſen, damit er Proben daraus dem Publikum gäbe zum Vortheile des Abſatzes. Ich bitte Sie daher ihm alle fertigen Aushängebogen meines Buches ſogleich zuzuſenden und mir ſie an meinen Freiexemplaren abzurechnen. [Auch] mir ſchicken Sie gefällig vor der Vollendung Aushängebogen, damit ich die Druckfehler, welche in meinen Werken ſo häufig ſind als Gleichniſſe, wenigſtens anzuzeigen bekomme. Ich habe ſchon längſt6 Ihrem gütigen Verſprechen gemäß einen abgedruckten Band er - wartet; und erklärte mir das Ausbleiben nur daraus, daß Sie (zu - folge unſerem Commerzientraktat vom 21 Jun. 1808) dem Paquet etwan die Jenner-Beilage hätten mitgeben wollen.
Ohne Brief wurde mir der Einſiedler zugeſchickt. Sein Selbſt - mord — welcher mit einer kleinen, Göthen nachgeahmten, Nachſicht für den Haufen, wäre abzuwenden geweſen — thut mir ſehr leid. Z. B. die Geſchichte des Bernhäuters iſt für mich ein Meiſterſtück und Meiſtereſſen und Leckerbiſſen; — denn dem Scherze vergeb’ ich alle Anſpielungen — Ich wünſchte, die Geſellſchaft liehe mir einige ihrer altdeutſchen Komus-Schätze, damit ich ſie nach meiner Weiſe ausprägte; beſonders den Schelmufski. In Bayreuth kann man weder das Neueſte noch das Älteſte haben, ſondern nur Mittel - alter.
Leben Sie wol!
Der Inhalt meines Briefs thut von ſelber die Bitte einer bal - digen Antwort.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
N. S. Iſt die Rezenſion von Fichtens Reden abgedruckt?
Mein alter, aber nie veraltender Freund! — Ich komme auch wieder zu Ihnen; gebe der Himmel, daß Sie, da Sie leichter und ſchneller Ihre Thüre öffnen als einen Brief, mich nicht lange draußen vor letzterem ſtehen laſſen; denn ich wünſchte gern bald Ihre Antiphonie, d. h. Ihre Antwort — — — Und zwar nicht blos auf einen Brief ſondern auf eine ordentliche Frage zugleich. Nämlich ich arbeite eben eine Fortſetzung der Friedenspredigt zu Ende, obwol unter anderem Titel und Kleide. Die moraliſchen und politiſchen Grundſätze allein ſind die vorigen. Ich wünſche nun ſo gern dem Erbprinzen und ſeiner Gemahlin, welche beide mir wolwollen wie ich weiß, das Werkchen zuzueignen. Gleichwol wünſcht’ ich vorher7 eine kleine Abſage oder Zuſage von — Ihnen dazu, wobei Sie un - kompromittiert bleiben wie ſichs verſteht; d. h. einen Rath. Wer kennt Weimar außerhalb Weimar? Kaum einer in Weimar. — Auch hat die Zueignung nicht ſowol das fürſtliche Paar als Weimar ſelber zu bedenken, da im Werkchen leider Gottes, Gott ſelber oft genug vorkommt; wobei mich nichts entſchuldigen könnte, wenn ich nicht vorausſetzte, Gott ſei für Weimar ein Bi - ſchof in partibus infidelium. —
Ohne alle Satire iſt freilich das Werkchen ſo wenig als die Friedenspredigt; aber dieſe letztere iſt ja ſchon verziehen worden?
Entweder ich hörte oder las neulich, daß Sie Ihren Lukrez her - ausgeben wollten. Dieß gebe ein lebendigerer Gott als der, den er und Sie — überſetzen!
Vor einigen Wochen las ich erſt Werners Luther. — Aber er hat mich bei allem meinen äſthetiſchen Kosmopolitiſmus erzürnt. Ein ſolcher Luther — eine ſolche Eliſabeth — nach der Geſchichte und nach Göthens Götz! — Werner iſt ein abgewebtes Stückchen Zeit; er aber wird die Zeit nicht weiter weben. Sogar Collin in ſeiner Waſſer - und Leibes-Dürre zieh’ ich vor.
In der Oſter Meſſe erſcheinen 2 Werke von mir; Schmelzle’s Reiſe halt’ ich für mein ausgearbeite [t] ſtes im Komiſchen. Auch Katzenberger iſt mir und (hoff’ ich) Ihnen lieber als er Weibern ſein kann.
Bald ein Zuwort, lieber Freund, deſſen neulichen Logogryph Ihre Freunde nicht verfehlen konnten. Meinen Gruß an Ihre Gattin von mir und meiner.
Jean Paul Fr. Richter
Mein Geliebter! So kann ich nicht dreimal anfangen vor drei Menſchen. Ich weiß nichts. Ich werde Ihre Belege [?] leſen. Und jetzt dank’ ich.
N. S. Aber die Zeitung lügt mehr als ſich gehört.
Guten Abend, lieber Alter! Hier Ihr Brief, zu welchem ich Bleiſtift-Noten gemacht, weil ich Ihre Dinten-Noten zu ſtark und dunkel gefunden. Freilich iſt nicht jeder ein Lamm wie ich; doch ahme man mich in Milde wenigſtens von weitem nach.
Ich habe Otto gefragt — und ſeine Antwort wieder vergeſſen — wie jetzt die ſächſiſchen Thaler zu preußiſchen ſtehen, ob 5, oder 6 proc. Belehren Sie mich.
Dank, Freund, für ein Lob des Witzes, das ſelber ſein eignes iſt und am andern ſich meinen darf. Doch red’ ich nicht von Spitz - büberei. — Apropos! kann mir denn Ihr Weich nicht für Geld und gute Worte etwan 20 Fliegen für meine armen Laubfröſche in beifolgendem Glaſe fangen? Einer verhungerte ſchon am Winter.
Guten Morgen, alter Spaßvogel! Hier zur Antwort ein Paar fremde Briefe. Dem Weich will ich gern ſeine Fliegen wie Kram - metsvögel bezahlen.
Dank, mein alter Witz-Kopf! Leider hör’ ich ſelten in Bayreuth einen Einfall (wie Ausfall) als der von Ihnen kommt. Fallen Sie nur ſo fort ein und aus.
N. S. Brauchten Sie eben einen Wechſel von 400 fl. rh. auf Frankfurt: ich könnte dienen; im andern [Fall] bekommen Sie we - nigſtens über ⅔ Geld davon.
Sie haben mich misverſtanden, guter Emanuel! — Nein, Nicht; denn jetzt leſ’ ich Ihr Billet wieder. Ich wollte Ihnen dienen, wenn Sie es gebraucht hätten. Ein Wechſel auf Frankfurt iſt ſonſt ſtets ein geſuchter. Ich gehe denn zu meinem alten Wechſel-Träger.
Guten Morgen, Lieber! Ich danke für Geleſenes und zu Leſendes. — Neues weiß ich nichts, als daß Enzel geſtern bei uns war; eine größere Neuigkeit wäre freilich ſein Bruder geweſen.
... Dem Fürſt-Primas bin ich nicht blos wie Deutſchland Achtung ſchuldig, ſondern wie ſeine Bürger, auch Dank.
Gut Kritiker und Dichter zugleich zu ſein; einige waren jenes bei der Vorſchule, andere dieſes; die Halliſche L [iteratur] Z [eitung] keines von beiden.
Lieber Otto! Hier ſend’ ich dir als einer Oberrechnungskammer Enzels Rechnung zur Ratifikazion. In die kaufmänniſchen Stel - lungen find’ ich mich nicht recht. Die beiden letzten Summen (56 rtl. pr. und 35 fl. Konv. Geld) ließ ich mir eigentlich auf den Frankfurter Wechſel geben; doch thuts nichts, daß er ſie daher rechnet, um künftig jenen rein zu haben und zu geben. — Unter - brich aber nicht eine fruchtbare Stunde, ſondern ratifiziere nach Gelegenheit. Morgen iſt auch ein Heute.
Über den Retour Kanne möcht’ ich nach den neueſten Nachrichten viel mit dir reden. Sei der edeln Jette Seelſorger und Vormund.
Beiliegenden Zettel ſchickte mir mit dem Buche K [anne] gerade in der böſen Stunde (ich habe nämlich deren 3, die mitten im Arbeitsfeuer, die nach der Sieſte, und Abends ſpät) und ich ſchrieb ihm, wie er ſich unterſtehen könne, noch an mich zu ſchreiben und zu ſchicken. (Nämlich in meinem Brief an Schmidt wurde blos zum Poſtſk [ript] an Kanne nach den Worten: „ erſparen Sie mir den ekeln Briefwechſel mit ihm; “noch zugefügt: „ ſo wie Ihren Beſuch ſeit Ihrem Urtheil über E [manuel]. “ Die Jahrbücher laſſ’ ihm zurückgeben. Gute Nacht, Alter! Ich werde täglich milder, und mit Recht; Wildheit paßt wenig.
Die Parabeln ſind meine erſte Rezenſion.
Erſchien mir je ein Karakter — und ein guter — auf bloßem Briefpapier: ſo wars der Villerssche.
Guten Morgen, Alter! Hier Briefe! Perthes kann die Friedens - Nachpredigt nicht annehmen — was mir von der einen Seite lieb iſt, da jeder an mich frankierte Brief 47 kr. mich koſtet — folglich geb’ ich ſie Cotta mit der Erlaubnis, ſein halbes Morgenblatt damit zu füllen. Aber ich möchte dann auch ſogleich dabei ihm ein Aviſo ſeines Wechſels ſchicken. Sei alſo ſo gut und frage bald nach, aber ohne meinen Namen. Ich hätte faſt Luſt, ihn dem — Enzel zu geben, da er jetzt ſchon weniger betrügen wird. Auch ſind wir beide an Einer Deichſel zuſammengewöhnt, das Wölfchen und der Fuchs.
Benekens Aufſätze lege doch bei Seite.
Haſt du nicht das Niebelungen Lied von mir?
N. S. Du lachſt doch über den Schmelzle?
Ei, der Prozeß hat mir gerade am beſten gefallen, obwol frei - lich blos durch Sie; Ihre letzte Antwort iſt beſonders trefflich und11 treffend. Das ganze Kollegium kann aus ſeinen Gehirnen nicht eine halbe Seite ſo viel Geiſt herauspreſſen. — Der Döhlauer Schächer wird durch Strafen nur ein größerer. — Heil Ihrer himmliſchen Freundin, für welche ich eine eigne Achtung habe, die ſie, ungeachtet meiner weiblichen Bekanntſchaften, nicht mit dreien theilt.
N. S. Wahrſcheinlich ſind die Fliegen blos erſtickt.
Ihre Briefe bringen mir, faſt immer, nur Frohes; ſo Ihr letzter. Und empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre Verwendung und Sorgfalt in der Konkurs-Sache; aber ich vertraue Ihnen, Sie mir, was iſt weiter nöthig? Das Übrige gehört dem Schickſal und Zufall an.
Ich bitte Sie, mir die Anweiſung auf 550 fl. ꝛc. in einem (aber nicht weitſichtigen) Wechſel auf Frankfurt a / M mit umgehender Poſt zu geben.
Mein Schmelzle iſt vielleicht mein am ſchärfſten durchgearbeite - tes Werk im Komiſchen; und ſogar das weinende Deutſchland muß dabei das lachende auf einige Viertelſtunden werden. Mich dauert bei ſo etwas nichts, als daß ichs gemacht habe; denn ich möchte es wieder machen, und dann zum 3ten mal ſchreiben, blos aus Luſt an der Sache. Aber — wie ſogar in der Merkurius-Anrede — ſo ſehr viele Druckfehler ſind darin. Wie kann ich da helfen?
Was Ihren Wunſch meiner Beiträge zum Morgenblatte — die ohnehin fortdauern ſollen — betrift, ſo hab’ ich vor der Hand nur 2 Antworten (denn die Zeit gibt vielleicht die dritte) — die erſte iſt ſogar eine bloße Frage:
Meine in Deutſchland ſo gut hineinwirkende Friedenspredigt foderte — nach vielſeitigen Wünſchen — eine Fortſetzung. Dieſe hab’ ich ſeit einem ½ Jahre ausgearbeitet; Ende Februars iſt das Geſchriebene zu Ende korrigiert (denn Korrigieren koſtet mich faſt ſo viel Zeit als Schaffen). — Das Werkchen höchſtens 14 oder 16 Bogen ſtark könnten Sie, wenn Sie es wollten, um Johannis*)35Freilich wäre mir die Oſtermeſſe lieber, aber es ſcheint nicht wol möglich.12 geben; — mir für den Druckbogen (wie für Schmelzle) fünf Ld’or in Gold — und dabei in Ihrem Morgenblatte wenigſtens 4 mal Proben davon. Die Zenſur befürcht’ ich nicht; es iſt in der Haltung der Friedenspredigt geſchrieben; auch will ich es ſogar dem Erb - prinzen von Weimar und deſſen Gemahlin dedizieren. Dadurch würd’ ich ein ſehr rüſtiger Arbeiter am Morgenblatte; denn ſonſt kann ich nur von Ihnen — der ſo ſchön für Kunſt und Künſtler ſorgt — ein Honorar von 38 fl. für bisherige mehrere Aufſätze annehmen, deren keinen einzigen ich einem andern als Ihnen um dieſen Preis hingäbe. Gleichwol erkenn’ ich Ihre Billigkeit; denn Sie ſind eben zu freigebig in Druck und allem gegen Ihre Leſe - Käufer. — Der Titel und die Einrichtung des Werks iſt ganz von der Friedenspredigt verſchieden; (denn ſonſt könnt’ ich es nicht, als etwann als eine Veſperpredigt, dedizieren). Dieſer ganze Brief iſt eine Bitte um ſchnelle Antwort.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
N. S. Das Werkchen, halb Scherz, halb Ernſt, durchbricht die längern Aufſätze — z. B. über den Gott in der Geſchichte und im Leben, Vorſchlag eines neuen beinahe unentgeldlichen Geſandt - ſchaftsperſonale für Fürſten, Geldnoth und Nothpfennig, Vorſchlag politiſcher Trauerfeſte, Germaniſmen und Galliziſmen ꝛc. ꝛc. — mit einer Reihe alphabetiſch-geordneter Einfälle über die jetzige Zeit.
Vielen Dank, Guter, für die Fliegen! Der Froſch war in ſo ſchlimmem Zuſtand als der Handelsſtand. (Seine beiden Kollegen ſind ſchon in der andern Welt, und ich hoffe in der Hölle, wo es „ wüſter böſer Fliegen “genug gibt.) Aber noch mehr Dank für den himmliſchen Säuſack, der keinen andern Fehler hat als daß Sie ihn nicht genießen. Gleichwol will ich Sie — werden Sie ſichtbar — mit einigen Biſſen Ihres Geſchenks beſchenken. „ Sie müſſen “ſagt immer C [aroline] zu jedem, der nicht eſſen will.
Hier, lieber Emanuel, das wild-wegreißende Dekret! Freilich iſts leicht, ohne alle Hinſicht auf Gegenwart Zukunft zu ſäen nicht ſo wol als zu ernten. Auch dieſe Feder-Züge gehören zu den Feld - Zügen, welche an das D’rein - und Durchſchlagen gewöhnen. — Glücklich, wer jetzt ein Advokat iſt!
Nur unter 2 Bedingungen; die erſte, daß du nicht tanzeſt, nicht einmal herumgehſt — die zweite, daß ich den Gulden bezahle.
Die zu Hauſe bleibenden Kinder befriedigſt du durch Schokolade, anſtatt durch Befehl?
Ich gehe ſchwerlich hin, aus Stiefel - und Zeitmangel.
Willkommen, Beſter! — Das erſte Verſäumen eines Rück - kehrenden ärgert mich am meiſten. — Hier haben Sie auch etwas meiner Seits. Was ſoll ich denn thun? — Ich ſchwimme jetzt in Geld. Können Sie 400 fl. Konvenzions Geld noch annehmen?
Hier iſt, lieber Otto, der Brief Lil [iensterns], der der Franzoſen wegen deinen Aufſatz nicht abdrucken kann, den ich dir Abends ſelber bringen will. Es geht dir wie mir mit der Teufels Predigt. Aus fliegenden Zeitſchriften ſchließt man aus, was man in feſten Büchern duldet, wohin du deinen auch thun kannſt. Sende mir doch die Heidelberger Jahrbücher.
R.
Ich danke Ihnen, wie für die bezahlten 400 fl., ſo für die nied - liche Einrichtung des Buchs.
Grämen Sie ſich ſo wenig über die Druckfehler als ich; aus meinem Ergänzungsblatte und der Vorſchule ſehen Sie, daß es mir bei allen guten Buchhandlungen gleich ſchlecht geht. Ein Grund dieſer Setzer - Interpolazion liegt vielleicht mit in meinem Stile, der ihnen nicht wie bei vielen andern Autoren das Gewöhnlichſte zu errathen verſtattet.
Schicken Sie mir zu die reſtierenden Bogen.
Meine Bitte für Mahlmann vergeſſen Sie nicht.
H. Hofrath Creuzer werd’ ich bei der Rückſendung der Bücher antworten.
Leben Sie recht froh!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Rechten Dank, Emanuel, für Ihr Noten-Deſert! Wie Tugend im Himmel nur durch Tugend belohnt wird, ſo belohnen Sie Noten mit Noten. — Für den Misverſtand des „ es “kann kein Autor; und doch ärgert mich die Möglichkeit. Ich verlaſſe mich bei ſolchen Unglücksfällen auf den Ton aller meiner Werke, welche ungeachtet aller Anſpielungen nie in ſolche hineinſinken.
Mein guter Emanuel! Dieſe 5 Kleinigkeiten geben Sie gütig der umkehrenden Emma wieder mit. Eine iſt von Goethe.
Dank für den Dank! Am liebſten zu Ihnen laſſ’ ich meine Kinder; nur da bin ich ihrer ſicherer, zumal da mit den Jahren die Gefahren wachſen, ſo daß ich allmählig Max und Emma von ihren Spiel - kindern trennen muß.
Haben Sie nicht noch 2 Gedichte auf die Herzogin?
Guten Morgen, mein alter Emanuel! Heute erſt (um 5½ Uhr) will der alte gute Franzoſe zu uns kommen. Es würde ihm und mir wol thun, wenn Sie dreißig Schritte thäten und zwar zu uns. Es wäre gewis nicht der ſchlimmſte Anfang eines Sabbaths.
Lieber Vor-Leſer! Hier iſt etwas für einen fleißigen oder ſchnellen*)Emanuel ſoll es auch durchfliegen, denn es ſoll ſelber fortfliegen.. Gott gebe, daß nicht verdammt viel zu ändern iſt. Schreibfehler ändere ſelber. Matte Gedanken ſtreich’ ich gern aus, wenn du ſie notierſt. — Heute Abend iſt ein kleines Eſſen in der Sonne; es wäre eine Möglichkeit, den ganzen Abend [neben?] dir zu ſitzen, wenn du mit mir dahin gingeſt.
Guter! Eben ſchick’ ich „ die Dämmerungen für Deutſchland von J P “zu Otto. — Niemand klagt weniger als ich, aber aus Spaß wol. Können Sie mir den Jaſon verſchaffen?
Sollt’ ich denn das Wort Harmonie zu ſchreiben vergeſſen haben? In der Sonne findeſt du nur Mittags-Reſte; dort aber neue Schöpfungen. Auch hab’ ich mich ſchon dorthin aufgeſchrieben. Alſo wähle für heute H [armonie], oder für welchen Tag du willt, die S [onne]. Gewöhnlich etwas vor 7. Uhr geh’ ich in die H [ar - monie].
Amoene wird mir Antwort und Bötin bringen.
Volti subito
Auch muß ich dir ſagen, daß wir in der H [armonie] vielerlei uns ſagen könnten.
Emma hatt’ es übergeben ſollen.
Vielen Dank für dieſe Briefe, deren Sinn, wenn auch [nicht] Stil, mich dießmal ſehr erfreuete. Indeßen kommt doch der gute Th [ieriot] mit aller wachſenden Selbſtbeſchauung dem Glücke der Einheit nicht näher, ſondern bleibt ein ſich ſelber und der Ordnung bewußtes Chaos.
Guten Morgen, Guter! Gern hör’ ich Ihr Lob und Lachen. Hier haben Sie ihn zurück für Fischer. Nächſtens das Mehrere.
Die Fabeln ſind ganz gut für Kinder, nur müſſen ſie wie die Nahrung der Säuglinge, erſt den Weg durch die Mutterbruſt nehmen. — Hätten Doehlau’s Obergerichte das zugeſchriebne Recht der Nothzucht ꝛc. : ſo wäre das Gut wahrſcheinlich das theuerſte in Deutſchland. — Können Sie mir nicht auf einige Minuten die Abſchrift des verbrannten Briefs an mich (in Jaſon) ſchicken?
Mein Alter! Ich unterſchreibe Ihren Witz und Verſtand zu - gleich; und es wäre Schade, wenn W [angenheim] ein Salz - und Goldkörnchen davon einbüßte. Morgen früh, eigentlich heute kommt mein Paquet an Cotta auf die Poſt; in dieſes könnten Sie Ihres einſchließen. — Am Ende fall’ ich im Morgenblatt darüber her.
Das Abſchreiben rieth ich ſelber an. Zurück zu bekommen aber koſtet es ja nur mein Wort. Auch wünſcht’ ich, daß Sie die Über -17 ſchrift: An H. Pr. v. W. ꝛc. ſelber hinſetzten. Auch beſſert ſich alles unter dem Abſchreiben, (ſo wie bei mir) um Vieles. Z. B. das Individuelle „ mit dickem Poſtpapier “und ähnl. arbeitet ſich unter Ihrem Kopieren um. Wir haben ja Zeit bis 7 Uhr.
N. S. Auch könnten Sie noch beſondern Scherz an W. anbringen.
Hier ſend’ ich Ihnen meine „ Daemmerungen “, welche meine Freunde ſehr der Friedenspredigt vorziehen. Die Dedikazion kommt auf die Verhältniſſe der Zukunft an. Laſſen Sie unter die Auszüge für das Morgenblatt die Note ſetzen, daß nicht ich jene gewählt. — Die leeren Seiten des Mſpts dürfen keine des Drucks werden.
Ein Ungenannter aus Norden ſchickte mir Beiliegendes über mich für das Morgenblatt.
Das Inhalts Verzeichnis meines Buch [s] muß vor die Vorrede kommen.
Leben Sie wol in dieſer ſeltſam dämmernden Zeit!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Eben gibt mir ein anderer Freund — der aber etwas Weniges dafür verlangt — etwas über die Poſten für das M [orgen] bl [att]. Mögen Sie entſcheiden.
Ihre Scheeren-Plaſtik macht nicht blos meinen Kindern, ſondern auch meinen Freunden und mir große Freude; nur dauert mich bei dieſer Zeichnungs - oder Bildungs-Kraft zweierlei; — erſtlich, daß ſie nicht zu ordentlichen künſtleriſchen Zwecken ſich einlenkt — und zweitens Ihre Augen. Doch letztere noch [mehr] bei Ihrer feinen kleinen Handſchrift. Haben Sie denn ſo viel Augen als Argus, daß Sie nach ein Paar weniger nichts fragen? — Sie ſind der größte Augenverſchwender, da Sie ſogar fremde mit verſchleudern.
2 Jean Paul Briefe. VI. 18In unſerem illiterariſchen Bayreuth kann ich Ihren Roman nicht bekommen, wenn Sie mir ihn nicht ſchicken. Iſt er gut: ſo hat meine Perſönlichkeit keinen Einfluß auf meine Unparteilichkeit. Ich wünſchte ihn ſehr. Grüßen Sie Dlle Levi, mich könnte ſie am beſten grüßen laſſen durch ein Schock voller Bogen. Leben Sie wol.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Alter! Es iſt ſehr gut, daß ich beſonders — ſo wie Ihre andern Freunde — des Jahrs nur Einmal geboren werde; ſonſt würde ſich Ihr Döhlau bald auf Ihre Koſten zerſchlagen. Wahrlich mir iſt allemal ordentlich bange vor Ihrem Übermaaß des Gebens. Den Geſchmack treffen Sie freilich treffend für 4 Sinne, 1) für den Geſchmack — es iſt gut daß ich Johannes heiſſe — 2) den Geruch, 3) das Ohr und 4) den geiſtigen Sinn; denn von den Wein-Titeln an bis zum Kantors-Briefchen ſtrömt das über, was in andern Gaſſen Bayreuths längſt eingetrocknet iſt. Wer lehrt Sie denn in mein Amt greifen und ſo viel Mythologie wiſſen und ver - brauchen?
Aber herzlichen Dank, Geliebter! Ich will ihn heute abends wiederholen, wenn ich Sie (nebſt Otto) bei mir auf einen bloßen Punſch ſehe; wozu ich Sie bitte.
R.
Mein älteſter Alter! Deine herzliche Liebe macht mir freilich die höchſte innigſte Freude; nur aber ſollteſt du ſie anders aus - drücken. Dieſes Lexikon aus dem Keller iſt zu koſtbar. Abends will ich dir — ſo wie der Blumiſtin und der Stickerin — wieder danken, wenn ich dich nebſt beiden und Emanuel bei mir habe auf bloßen Punſch; wozu ich euch recht bitte. In meiner Nachmitter - nachts Stunde gingen heute — zufällig — meine Dämmerungen ab auf der Poſt; mögen euch allen die böſen auch mit entflohen ſein.
Mein alter guter Thieriot! Kennen Sie Liebe, ſo kommen und laufen Sie ohne Weiteres zu, zu mir! Lauter Herzen erwarten Sie. — Der Teufel hole Sie, wenn Sie erſt morgen kommen. Thieriot, nehmen Sie die Gabe des Augenblicks mit, wie ich.
J. P. Fr. Richter
Meinen, unſern Thieriot hab’ ich nie beſſer und lieber gefunden und gehabt! Wär’ es denn nicht möglich, daß wir ſämmtlich nach Eremitage gingen, um Ein Wort zu ſagen? — Nämlich Otto mit, in welchem Falle Sie es ihm abfragten, da heute bei der größten Wäſche durchaus keine Magd frei iſt.
Mein treuer redlicher Emanuel! Alles hat ſich verändert. Mein liebenswerther Offizier will wieder mit ſeinem Billet meine Frau ins Schauſpiel führen — folglich folg’ ich nach. Wir haben noch viele ſchöne Tage (aber nur des Himmels bei dem Kriege der Erde) übrig; und dieſe ſollen gebraucht werden. Mir hat mein alter Thieriot nie mehr gefallen als eben jetzt; Peſtalozzi war das ſtärkende Gegengift Leipzigs, ſeiner Zeit, Vor-Jugend und Leſerei.
Guten Morgen, mein Guter! Hier iſt noch ein wenig Nachfeier des Geburtstages. — Ich ſagte Thieriot Sie zu bitten, daß Sie ſich für ihn den Katzenberger von Fi [s] cher möchten geben laſſen. — Kunzens Brief wünſcht ich, um ihm das Geld zu ſenden. —
Auch [mich] erquicken ſolche Liebesquellen, die über die Chauſſeen 2 er Städte hinüber ſpringen, um in einander zu ſpielen.
Lieber! Ihre Briefe brachten mir viel — das Schönſte, Peſta - lozzi’s Achtung für Thieriot — Dann den Aufſatz von N [iederer]; er ſtrebt nach dem Höchſten oder Allgemeinſten, oder Himmel, aber er hat doch auf der Erde nicht derbe dicke Luft genug, um in den dünnen Aether zu gelangen. — Danken Sie unſerem W [angenheim], der für das Gute brennt ja ſich verbrennt, es mag in ſeiner Stadt oder 60 Meilen weiter liegen und keimen. — Weder das Werk noch die Urtheile darüber kenn’ ich. — Mit Freuden nehm’ ich Ihre Anweiſung nach Bamberg an.
Guten Morgen, meiner! Ich habe die letzten Druckfehler an Zimmer zu ſenden; ich brauche alſo den Katzenberger; und er - ſuche Sie um das Erſuchen, da heute der Brief fort muß. Es ſind wieder 582 fl. conv. bei mir zu verwechſeln.
Zu meiner Freude ſind in Ihrer heutigen Lieferung gar keine Druckfehler — und in der geſtrigen nur wenige. Die lange Anzeige der erſteren Druckfehler (welche Sie doch bekommen haben werden) wurde ſonach wahrſcheinlich durch die Handſchrift ſelber, noth - wendig gemacht, weil gerade die meiſten in das neue Werkchen fielen.
Haben Sie Dank für die ſo ſehr prompte Bezahlung. Wie könnt’ ich mit Männern wie Sie und Ihr Handelsbunds-Genoſſe ſind die ſchöne Verbindung nicht fortzuſetzen wünſchen, ſo lange Sie meinen Wunſch auch theilen?
Z. B. dieſe vermiſchten Schriften können (wenn Sie vom Pu - blikum ſo behandelt werden als ich von Ihnen) lange fortdauern in beſtändiger Vermiſchung des Neuen mit Altem. Aber auch ohne vermiſchte Schriften können wir beiſammen arbeiten.
Ihre Wechſel nach Frankfurt ſind gerade die beſten.
21Hiebei die vergeſſene Quittung. In einigen Wochen ſend’ ich Rezenſionen.
Geh es Ihnen wol in dieſer Sturm-Zeit, worin man leichter Gutes thun als erleben kann!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
N. S. Für den Kaufmann der Zukunft mach’ ich die Nachſchrift: unſere Rechnung der zweiten [?] 2. Bändchen und Ihre Bezahlung iſt quitt; und ich bin Ihnen nichts ſchuldig als Dank; und Sie mir auch keinen Heller mehr, außer wenn es gut geht, das was ich Ihnen ſchuldig bin.
[2.] N. S. Möglich wär’ es wol, daß der Kriegs Sturm mir nichts zuwehte als ſein Gegentheil, einen ſchönen Frühlingsfrieden in Heidelberg; nämlich die Beſchleunigung meines Vorſatzes, H [eidelber] g zu ſehen; ich ſehne mich eben ſo ſehr nach den H [eidel - berger] Menſchen als Bergen und Strom und Lichtern.
Ihr freundlicher aus dem Herzen geſchickter Brief an eines hat mir die Freude über eine ſchöne Seele (eigentlich über zwei*)eigentlich über eine ganze Familie, deren äſthetiſche Einigkeit ſo ſchön eine höhere vorausſetzt.) mehr gegeben auf der dürren Welt; und darum antworte ich. Schön iſt dieſer Doppellauter der Freundſchaft — dieſes cœur à cœur ſtatt eines bloßen tête à tête —, der Entſchluß an Einem Tage daſſelbe zu leſen und zu bedenken. Ob ichs bin oder nicht, macht das Schöne weder ſchlimmer noch ſchöner.
Wer mich malen will, kann mich noch dieſſeits des Sargs haben. Ich wurde nie getroffen.
Auch herzlich ſei Ihr unbenannter Freund gegrüßt von mir; ſo wie er geachtet iſt ſeit Ihrem Wort.
Der Himmel gebe euch beiden das ins Herz was ſchwer heraus geht und wovon er den Namen hat — nämlich den Himmel!
Jean Paul Fr. Richter
— Freilich iſts leichter ſo wie ſchöner, Ihnen zu antworten, wenn man dabei zugleich ins geiſtreiche — Geſicht ſieht. — Gebe der Himmel Ihrer ſchönen innern Welt auch eine ähnliche äußere dazu.
Mein Emanuel! Ich ſage Ihnen Dank für Ihre Note; ich ſetzte daher dem Briefe noch etwas für eine Familie hinzu, „ deren äſthetiſche Einheit eine höhere verſpricht. “— Und noch mehr Dank für den ſchönen Abend; ich ſollte immer Geld austragen, um zu bekommen, was man dafür nicht kauft, Freude.
Guten Morgen! Es ſchmerzt [mich] ſeine ſtumme Flucht; jede heilt ſich ſchwer.
Hat er Ihnen nicht die von mir geborgte muſikaliſche Zeitung hinter laſſen?
Emanuel! lieber! Dank für den Todtenkranz oder die Grabes Blume des Abgeſchiednen. Wohin iſt er? — Dießmal hätt’ ich ihn ſo gern ſo lange geſehen. Leider wählte er trotzig immer die ſchlimmſte Beſuchs Zeit, nämlich meine Arbeitszeit.
Sie begehren ein Gedicht zurück? Ich entſinne mich keines mehr bei mir.
Emma ſagte, Sie hätten ſie für Heute verlangt.
Lieber Thieriot! Sie haben leider das Requiem Ihres Ab - ſchiedes durch den Klavierſtimmer und die Kirchhofsblume eines Ab -23 geſchiedenen durch den Gärtner dagelaſſen. Der Teufel hole jeden, den er zu bald holet! Ich hoffte noch ſo viel mit Ihnen zu thun und zu ſprechen. Doch vorbei iſt vorbei! Gehen Sie künftig nur nicht früher vorbei als hindurch! Mit Ihnen iſt nichts anzufangen als — was der Tod und Gott weiß — das Ende. Meinen herz - lichen Gruß an Eva!
Richter
Ich ſende Ihnen ſogleich dieſen guten Morgen für Otto und Sie — nach ſeinem Verlangen —, da man Ihnen fremde Freude nicht ſchnell genug geben kann.
Lieber Otto! Mache dir nur nicht ſo viel aus meinen Spaß - Monitorien. Du kannſt mir ſie ja gerecht zurück geben. Napoléon ſchicke ich dir doch wieder, da ich ihn nicht immer haben kann wie meine Sachen.
Wenn einem [?] etwas ſeitwärts des Äquators plötzlich der Nord - oder Polſtern aufginge: dieſer Mann [?] hätte meine [?] Empfindung der Freude über dieſes Geſtirn aus Norden. — Bei Ihrem Wunſche, daß ich Herders Werke rezenſieren möchte, hatten Sie wahrſcheinlich keinen — Spiegel! Sie mit Ihrem reichen großen hiſtoriſchen Sinn und Können und Kennen müßten dieſe Bitte an Niemand thun als an H. Hofrath — Creuzer in Heidelberg. — Gerade das hiſtoriſche Auge iſt Herders Polyphem Auge. Ich habe Schmetterlings Augen. — „ Gott ſegne Ihre Studien “, ſagte man ſonſt zu Abiturienten. Nun Ihre Studien ſegnen uns ſelber und Sie gewiß auch mit.
Guten Morgen! Ich kann meinem Emanuel die heutige Freude nicht früh genug ſchicken.
Nach einer Freude hab’ ich allemal noch 2, die Hoffnung der Ihrigen und den Ausdruck derſelben.
Wenn Sie ſo fortfahren im Franzöſiſchen: ſo brauchen Sie kaum mehr fortzufahren. Ich bin ſehr neugierig über den Grund der Weinfrage ..
Leſen Sie doch das Beſte in deutſcher Sprache und Seele, was je eine Deutſche geſchrieben.
Auch ich dachte ſchon daran. Einigen beſten Freunden können Sie es vertrauen. Das bureau kann doch nicht auf bloßes, nicht offizielles Gerücht, wenigſtens vor der Hand höher ſchrauben. Viel - leicht ändert die Zeit die Furcht und Abgabe.
Billet sans tâche
Guten Morgen! Guter! Es war fatal, daß mich geſtern Langer - mann, weil ich ihn vorgeſtern verſäumt, eingeladen hatte und ich zugeſagt. Jetzt kann ich paſſen. — Doch kann ich auch kommen. Hier ein Oelblättchen für Weiber; ich glaube nicht, daß viel von einem Uriasbrief für die Herausgeberin darin iſt; da ich mich jetzt aus Gründen mehr auf Linde lege. — Das Schreiben der Vorſteher des Muſeums haſt entweder du noch oder Emanuel. — Schicke, ſei ſo gut, noch heute das Oelblatt an Emanuel. — Die Rezenſion, deren noch 2 kommen, kannſt du erſt morgen an mich ſchicken.
Emma kehrt vor dem Eſſen wieder um.
Guten Morgen, Alter! Sie haben ſehr Recht, und ich hatte vor 10 Jahren ſehr [Unrecht], da ich mit ihr ſogar an meinem Geburtstage, den ſie mir feierte, nach dem Abſchiede der übrigen Gäſte mit ihr über Frankreich zankte. Mallet hab ich nicht geleſen.
Mit freudiger Dankbarkeit nehm’ ich den Ehrenplatz in Ihrem Muſeum an, das ſelber unter den Muſeen Deutſchlands einen ſo ſchönen Ehrenplatz behauptet. Glücklich ſind Muſen und Wiſſen - ſchaften unter den Auſpizien eines Fürſten wie der Ihrige; indeß verdient Er doch nicht darum ein Mäcen oder Auguſtus derſelben zu heißen; denn erſtlich beſchirmt Er an ihnen gerade das, wogegen beide Römer lebten, das Sittliche und Edle; zweitens ſteht Er beiden auch in der Unparteilichkeit nach, indem es ſehr natürlich iſt, die Muſen zu begünſtigen, wenn man (wie Er) von ihnen ſelber ſo ſehr begünſtigt geworden; und Er belohnt eigentlich, wenn Er fremdes Verdienſt belohnt, nur Sein eignes im Spiegel.
Oefters werd’ ich — da ich mir das Vergnügen der körperlichen Erſcheinung bei Ihnen noch verweigern muß — mir das der geiſtigen machen; und Ihnen kleine Aufſätze zuſenden. Mögen ſie meinen Wunſch und Ihren Zweck erreichen!
Guten Morgen! Warum nicht, Lieber? Warum nicht das Porto erſparen und den Wangenheim überraſchen? Hier der Brief, den Sie, wie mehr gute Sachen, gerettet haben.
Dank, Rechter! — Auch mich entflammt die Geſinnung, wenn auch die Einſicht nicht die meinige iſt. „ Und dieſes deutſche Volk ſoll gefallen ſein, Mr. Fichte? “
Guten Morgen, mein geliebter Emanuel! Ich hätte Ihnen ſchon geſtern meinen preiſenden Dank für Ihr herrliches Blatt ſagen ſollen. Meine in Zeit einer Stunde hingeſtürmte Arbeit muß durchaus umgearbeitet und die wichtige Idee philoſophiſch ent - wickelt werden. —
— Eine alte Frau, der ich zum Hauszins leihe, ſagte mir, es ſtände an der Poſt ꝛc. angeſchlagen: Carl Fried. Rex. — Der König von Sachſen hat Dresden mit allem Kriegeriſchen geräumt und den Befehl zurückgelaſſen, die Schlüſſel der Stadt dem zu über - geben, der käme. Wunder-Zeiten!
Odilie kehrt ſogleich um.
Guten Morgen! Allerdings muß aus Pflicht und Klugheit zu - gleich dieſes gedruckt werden. — Geſtern ging ich getröſtet und wol bepackt mit angenehmen Zweifeln und Nachrichten aus der Harmonie nach Hauſe. — Ich möchte faſt Odilia ſo lange bei Ihnen laſſen bis der Korreſpondent gekommen wäre, den ſie ſchnell brächte und zurück brächte.
Hier iſt das Zeichen. In der Zeitung ſind Kains Zeichen.
Hier, Guter! — Mein Sinn iſt der: damit etwas gen Himmel wachſe, muß es Boden und nährende dicke Luft haben (für Pflanzen die beſte); Th [ieriot] aber iſt durch frühzeitige Überverfeinerung und Reflexion etwas entkräftet. — Dank für die Zeitung; ich halte ſie jetzt ſelber mit einem andern mit. Die dritte Zeitung mußte anders ſein, und zwei ſich gleich.
Dank für die Nachrichten! Nicht auf 3 Tage ſind die Wendungen des Kriegs zu weiſſagen. Mit dem Wetter iſt es anders; 9 Jahre lang prophezeit Lamark, ob er gleich nicht ſonderlich trift (denn ich gehe ſehr von ihm ab). Ich meines Orts hätte längſt mich anders beſonnen.
Guten Morgen, Lieber! Hier ein närriſcher Brief, der auf der einen Seite ſo genau wie Wachs mich kopiert, daß man an Parodie denken ſollte, auf der andern aber ſo viel Witz und Laune hat, daß ichs doch nicht denke.
Kommen Sie nur! Ihr Brief iſt ein beſſeres Vorgemälde als ſonſt Prinzeſſinnen vorausſenden, um geliebt zu werden.
Ich hätte Ihnen gern früher geantwortet, wenn der Poſtſtall — welcher die Poſtſtube überwiegt — es erlaubt hätte.
Inſofern Sie an mich ſchreiben, haben Sie an dem Humor und Witze Ihrer Briefe nichts zu ändern; inſofern Sie an andere, d. h. ans Publikum, müſſen Sie Ihre Perioden mehr verengern und Ihre Anſpielungen mehr beleuchten.
Ich freue mich auf Ihre Anſicht.
Vom Teufel ſollen Sie hier nichts finden als deſſen begehrte Papiere.
Ich wohne in der Friedrichsſtraße No. 343.
So erſcheinen Sie denn; Ihr Blättchen hat mir viel Freude mit - gebracht.
Leben — d. h. fahren Sie wol von Bamberg bis Bayreuth und dann weiter ſo fort.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Theuere Herder! Entſchuldigen Sie mein Schweigen und Zögern. Ich wollte Ihnen alle meine neueſten Werke auf einmal ſenden; — und wartete alſo bis zur Ankunft der letzten. Sie werden in allen meine alte Ruhe, ja die humoriſtiſche Heiterkeit wieder - finden, aber auch das Herz, das einen Herder liebte.
Sagen Sie nicht — wie in Ihrem Briefe — daß Herder eine ſtille Gemeine habe; jetzt hat er eine laute; ja faſt keinen Wider - ſacher in ſo vielen Büchern mehr. Warum gab man aber dem Unſterblichen dieſe leichte Freude nicht früher, als er noch ein Sterblicher war? —
Noch konnt’ ich für die Huber hier nichts thun; und in Bayreuth iſt überhaupt wenig zu machen als Bücher, wozu man aber nur Einen braucht, ſich ſelber.
Meine liebende Herder wird es freuen, daß mir der Fürſt - Primas neulich 100 Dukaten gab; und vom April an eine jährliche Penſion von 1000 fl. rh. Jacobi in München hat auch noch nicht das Kleinſte für mich gethan — in dieſer Hinſicht. —
Noch rührte uns die Kriegs-Wetterwolke nicht an. Einzelne Öſtreicher kamen und nahmen, aber für — Geld; kurz ſie nahmen nichts mit als — Dank.
Alles unter meinem Dache iſt geſund und ſtark. Wär’ es nur zu machen, daß Sie und meine Luiſe auch darunter kämen! — Wäre kein Krieg, ſo wär’ es eben zu machen! — Leben Sie wol mit der Seelen-Tochter! — Grüßen Sie Wieland! — Ihr
Jean Paul Fr. Richter
Um Ihnen meine Antwort und Ihre Aufſätze durch Ihren aus - gebildeten lieben Landsmann zu ſenden, ſchreib’ ich lieber eilig und kurz. Sein Wort iſt mein Siegel, da die Poſt ihm und mir jedes andere verbietet.
Ihr letzter Brief hat mich ſchön in Ihre Familien-Zimmer ein -29 geführt. Sie ſollen, weil Sie es verlangen, auch in meine treten. Ich bin mit einer Tochter des Tribunals Raths Mayer in Berlin verheirathet — Namens Caroline wie Ihre — unſer erſtes Mädchen, das uns auch im September geboren wurde, heißt Emma, wie Ihre. Jetzt iſts an Ihnen, dieſe lieben Aehnlichkeiten fortzuſetzen und folglich den nächſten Sohn Max taufen zu laſſen und das nächſte Mädchen Odilia: ſo ſind wir ganz parallel.
Mir that dieſes Gleichungs-Spiel des Schickſals wol.
Caroline grüßt Caroline, Emma Emma und ich den Vater und alles. Es geh’ Ihnen wol.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Blos um die Freude zu haben an Sie zu ſchreiben ſend’ ich Ihnen dieſes leere Blättchen, in der Hoffnung der größern, daß Sie ant - worten. An einen Freund iſt ein Briefchen ein Brief, es mag darin ſtehen oder fehlen was will. Der Überbringer, der auf Isola bella ꝛc. und folglich unterwegs geweſen, wird ſich leicht ohne mich empfehlen.
Hier, lieber Otto, haſt du mein Mit-Gefüllſel für das Cot - t [aische] Taſchenbuch. Ich habe mir drei Tage Ferien des ge - wöhnlichen Trinkens und Schreibens gegeben — ein Leib-Herkules ſteht jetzt da. In vier Wochen wollt’ ich der geſündeſte Menſch werden, wenn ich wollte; und in der fünften dadurch ein beſſerer Schriftſteller.
Aber mit klein zu machenden Aufſätze [n] für andere Bücher als meine peitſcht mich ewig der Teufel; denn z. B. die Penſion oder das Muſeum erwartet dergleichen 4 mal jährlich, wenn nicht öfter.
Verbeſſere doch ſelber jedes Verſchreiben.
Die Anlage des Klubs gab mir freilich zu bogenlangen Aus - ſpinnungen Raum und Recht.
Hier, guter Cotta, ſind die Beiträge für das Taſchenbuch; das Komiſche wird den „ poetiſchen Kleinigkeiten “vor gedruckt.
Der Aufſatz über die Poſten iſt an H. Präſident Wangenheim in Studtgardt von ſeinem Freunde geſchrieben; wollen Sie ſolchen ihm zuſtellen? —
Ihr Anerbieten iſt ſehr gütig. Da mir aber mehr an der Be - ſchleunigung des Drucks als des Bezahlens gelegen iſt — beſonders in dieſer jedes Rathes bedürftigen Sturmzeit —: ſo bitt’ ich Sie blos um eine Anweiſung an Bethmann auf die muthmaßliche Hälfte des Honorars.
Ich wünſche Ihnen herzlich Freude und — Frieden.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
D. Varnhagen, für den ich neulich ein Briefchen an Sie ein - ſchloß, hat mir noch nicht geantwortet.
Dank für ſolche Frühlingsblüten, welche Herbſtfrüchte zugleich ſind. Ich rechne ſie unter die beſten und feinſten, die uns unſer Eden-Gärtner Knebel je gegeben. Mein neuliches Verlieren macht, daß ich täglich zwar nicht das ganze Vater unſer, aber doch die 5te Bitte daraus bete. Leben Sie frühlingswol.
Guter Otto! Etwas Kleineres kann ich dir ſchwerlich ſchicken als Folgendes ans Muſeum. —
Dein Büchlein leſ’ ich mit Freude und — Aufmerkſamkeit zu - gleich; daher, da du einige Noten darüber begehrſt, hab’ ich es noch nicht durch.
Max hat 1 Stunde Urlaub.
Willkommen, Zugvögelchen! Ihr Aufſatz iſt beſtimmt und treffend und kurz geſchrieben. Auch ich bedecke mir durch Schreiben Krieg und ſeine General-Stäbe, die uns früher ſchlagen und prügeln als den Feind. Nur laſſen Sie ganz die Erwähnung der Poſten aus; dieſe könnten gegen den ganzen Vorſchlag proteſtieren, auch Becker, der ihr Abhängiger, ihn nicht einrücken. Man verſteht Sie doch. — Durch Cotta ließ ich Ihren Brief an W [angenheim] über - geben. — Ich bin jetzt faſt von mediziniſchen Nöthen [frei], blos weil ich eine Woche lange mäßiger ſchreibe und trinke. Ich könnte der geſündeſte Menſch in Bayreuth [ſein], wollt’ ich ſonſt. — Sagt’ ich Ihnen nicht das beſte Wetter voraus?
N. S. Heute, noch gewiſſer Morgen kommt ein Gewitter; und ich erlaube Ihnen, Gebrauch für andere von der Vorausſage zu machen.
Es ſind zwar nur Kleinigkeiten für das Muſeum (in Frankfurt); da aber ihr künftiger Druck ſich lange verzögern [wird]: ſo können Sie ſolche ja durchlaufen und der Emma zurückgeben.
Groſſen Dank!
Glück auf dieſe nöthige Reiſe! Jetzt wird manches bei ihm [Thieriot] beſſer werden als ſeine verdammte Dinte iſt. Er legt ſich ordentlich auf Bleiſtift-Dinte.
Ihr geiſtiges und leibliches Geſchenk erhielt ich eben, als ich die Rezenſion des Alwins mit vieler Freude über dieſen geſchloſſen hatte — Aber wie übertraf meine Erwartung und dieſen Ihr Sigurd! Er ließ mich nach einem zweimaligen Leſen an Einem Tage im alten Entzücken und Urtheil und ſiegte; wenige obwol gute Bücher halten bei mir dieſes doppelte Schachgeben aus.
32— Und darauf hab’ ich ihn noch beurtheilt, d. h. gelobt.
Ich erſpare mir Briefpapier durch das Druckpapier der Heidel - berger Jahrbücher, wohin ich Sie darüber verweiſe.
Allen meinen Freunden gab ich mit Sigurd denſelben Feſttag.
Auf die Vollendung eines ſolchen Cyclus und Zauberkreiſes bin ich begieriger als auf den quad [r] ierten Zirkel.
Haben Sie Dank! Das Leben ſei Ihnen ſo gewogen als die Muſe!
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Deine neue und feine Dedukzion und Devalvazion hab ich heute zu Ende geleſen; aber deſto mehr ihren Reſt — der aber wahrſchein - lich den größern Theil ausmacht — gewünſcht zum Vergnügen und Urtheil. Das mir beſonders Gefallende hab’ ich mehrmals vertikal angeſtrichen. In der Fortſetzung wirſt du — vermuthe ich — dich mehr auf den kameraliſtiſchen und moraliſchen ꝛc. Beitrag zum Verfalle einlaſſen, ſo wie jetzt auf den diplomatiſchen. Aber nicht ohne alle Parteilichkeit gibſt du dem preußiſchen Aberglauben an den veralteten Kriegswerth zu viel Gewicht beim Unterſinken; ein anderer würde aus dem Glauben an ſich ſelber geradezu Siege ableiten; folglich ergänzt ſich deine Dedukzion erſt durch die Bei - ziehung mehrerer Staats-Krebſe.
Was mir am meiſten gefiel, (außer der Ruhe, womit du Moral und Politik in ihren Gränzen ausreden läßeſt, und außer der Dar - ſtellung, wie N [apoleon] immer auf den Augenb [l] ick zu höhern Planen ſtieg) — nämlich die Selbſttäuſchung über eigne und fremde Beſitztitel, ſollteſt du in Kürze umarbeiten. Erſt unter dem Schreiben entwickelt ſich der Gedanke immer erwachſener, und du gibſt anfangs das punctum saliens, dann das Kind, endlich das erwachſene Weſen. Gib doch lieber nur letzteres. Mach’ es wie ich und andere;33 ſtürme alles auf ein Nebenblatt hin, alle Hülfs - und Anfangs Ge - danken. Dann haſt du die volle Materie unter deiner Hand und Macht, und du ziehſt blos das gedrungne vollendete aus ihr aus und verſchonſt uns mit den Keimen.
Die übrigen Noten liegen bei.
Der Titel des a [ndern] Aufſatzes könnte ſein: Deutſche Ver - ſündigung an Deutſchland zum Vortheil Englands — oder Vor - ſchläge für Deutſchland zum Siege über England — oder irrige Selbſt-Devalvazion der Deutſchen zur irrigen Valvazion der Britten — oder Aufruf an die Deutſchen, über 〈 wider, gegen 〉 die Britten weniger zu ſchreien als zu ſiegen 〈 handeln und zu arbeiten 〉. Indeß ſind, wie du leicht ſiehſt, dieß noch nicht die 100 Titel ſämmtlich, die ich dir zu deinem Aufſatz zu liefern habe.
N. S. Jetzt hab’ ich auch den 2ten Aufſatz wieder geleſen. Ohne Rückſicht auf Zeit müßte er bleiben wie er geweſen. So aber iſt er noch immer nicht der politiſchen Zenſur angefügt. Die Blätter 9, 10, 11, ꝛc. 14 ſtänden beſſer vor und der Anfang nach. Mache denn — da du dieſe diplomatiſchen Ausweichungen nicht ſo kennſt als die Poetik ſie kennen lehrt — blos einen andern Eingang und ſprich (am beſten mit den Blättern 9, 10 etc.) lange davon, wie der Handels-Sieger Deutſchland ſeine Waffen dem Beſiegten übergibt und letzterer wird und wie Engl [änder] über die Sachſen ſiegen wie ſonſt umgekehrt. Entweder arbeite um oder ſetze um. Den hohen Werth des Aufſatzes geht freilich dieſer Rath der Zeit nichts an.
Guten Morgen! So geſund wie ein Fiſch im Waſſer und ein Aal in dem Erbſenfeld. —
Obgleich der Kirchenrath Schwarz eine ſehr gute, aber dicke Erziehungslehre geſchrieben — wovon er mir den neueſten Theil zum Verſilbern geſchenkt — ſo iſt doch in ſeinem Briefe allerlei Geiſtliches, was mir nicht gefällt.
N. S. Die Pfingſten werden ſchön.
Und wir wollen noch klagen? — An Gerechtigkeit iſt jetzt nicht zu denken, nur an Verſtand. — Das Ende, das unmaſkierte Carnaval, erquickte mich. — Ihr Leute, wartet doch; jetzt gibts keinen großen Menſchen, das ſtürmiſche Europa zu glätten und zu ordnen; folg - lich wär’ es ein Unglück geweſen, wenn deutſche Siege, d. h. ein deutſcher Bauernkrieg, ohne den Dito-Kopf erfolget wären, der erſt die Kriege gut macht. — Haben wir uns freilich jetzt wieder geſchwächt, ſo gilts für die zweite Partei auch; und beide erholen ſich mit einander, ja nur auf Einer Seite wächſt der Haß — aber nur erſt einen Prinzipal-Kopf her!
N. S. Muß man auch jetzt nach Hof einen Paß löſen?
Nun, ſo hat Sie Ihn den [n] am Kopulier-Band! So gehts allen Männern, ſogar von Goethe an! Mit einem Paar Tauſend kann man umgehen, ohne Traualtar; aber mit Einer, wie ſie auch ſei, und wäre ſie der Teufel oder Göethens [!] Frau — nächſtens iſts vorbei und der Mann auf ihrem Kopfkiſſen. Übrigens find’ ich in Thieriots Briefe nicht eben beſondern Ordnungsgeiſt, ſondern ſeinen alten Zart-Sinn.
Dieſes Blättchen ſag’ Ihnen meine Freude über die Wiederkehr eines für Ihre Freunde ſo ſchönen Feſtes — und drücke den Wunſch aus, daß der Tochter des Maies der Lebensweg mit nichts härterem beſtreuet werde als mit den Blumen dieſes Monats, denen ſie ſo gleicht an Beſcheidenheit und Reiz. Dann werden durch 1 Glück 4 Menſchen beglückt.
— das Wort Regensburg — mir ſonſt ein ſo lieber Laut — zeigte mir, ſeit der Würgengel ſein Schwert darüber ausgeſtreckt, nur Wunden und Thränen —
Meine Theilnahme an den Heidelberger Jahrbüchern belohnt mich reich durch die Verbindung und Bekanntſchaft, in welche ſie mich mit ſo vielen hochgeachteten Gelehrten ſetzt. Ihr Brief ge - hört unter dieſe Belohnungen.
Sehr gern ſtreich’ ich den Namen Schlegel aus der Rezenſion. Nicht einmal meinen Feinden mag ich weher thun als es literariſch nothwendig iſt; geſchweige einem Manne wie Schlegel, deſſen ſel - tenen Kunſtgeiſt ich ſo achte und den ich perſönlich kenne. — So wie ich aber gerechten Tadel über mich nicht verzeihend aufnehme, ſondern dankend: ſo ſetz’ ich freilich dieſelbe Aufnahme meiner wolwollenden Rügen zu leicht bei andern voraus.
1) Baggeſen Wallers Briefe und 2) Delbrück über die Dicht - kunſt will ich gern beurtheilen, wenn ich ſie — habe. Leider find’ ich bei dem hieſigen Buchhändler nicht viel mehr Neuigkeiten als etwan den — Meßkatalog. Leben Sie wol! Ich grüße meine Freunde.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Ich danke Ihnen für Ihre Nürnberger Anweiſung.
Hier ſend’ ich aus einem noch im Juny erſcheinenden Buche: „ Dr. Auguſt Friedrich Schweiggers Nachrichten über die Irren - häuſer, Kranken - und Pflegeanſtalten zu Paris, herausgegeben mit Zuſätzen und einer Nachſchrift von Dr. J. G. Langermann, Leipzig bei Beygang “die Beſchreibung eines Schauſpiels von Wahnſinnigen und für Wahnſinnige aufgeführt, zum beliebigen, wenn auch abkürzenden Einrücken ins Morgenblatt.
Mit Mühe hab’ ich — deſſen Werke auf dem Nachttiſche jeder Jungfrau gefunden werden dürfen — die 2 wahrſcheinlich anſtößigen Stellen errathen. Die eine iſt in der Rede des Konſiſtorialis; ſtreichen Sie alſo von „ Und denkt nicht mancher dichtende Nach - ahmer “bis „ pißt “durch. Die andere von der Stadtpfarrerin3*36werde nach beiliegendem Rezept verbeſſert. Eine neue Lieferung verbieten mir jetzt meine Geſchäfte. — Im Falle der Nicht-An - nahme erbitt’ ich es zurück.
Darf ich einen Mann, der den halben deutſchen Buchhandel in den Händen und auf dem Halſe hat, wol um die Mühe erſuchen, unter den „ poetiſchen Kleinigkeiten “in der betitelten „ Liebesſehn - ſucht “ſtatt „ hangt ſie ſich “zu ſetzen: „ hängt Liebes Sehnſucht ſich an das Herz “?
Leben Sie wol.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
N. S. Fände die Zenſur im Alltagsklub politiſchen Anſtoß: ſo ſtreiche man nur aus. Oder gibts einen dritten zyniſchen Anſtoß: weg damit!
Als Gaſt war im Klub ein durchreiſender Schauſpieler, welcher wie ein franzöſiſches Trauerſpiel, nicht ohne Liebe ſein konnte. Die alte Kehrſtephaniſche Stadtpfarrerin mußte nach kurzem Finger - ſchütteln ſich ſo gegen ihn auslaſſen: „ die alten Griechen hatten blos ganze Dramen voll lauter ſpielender Satyrs, wir zuweilen ganze Schauſpielertruppen. “ꝛc.
Du biſt doch gar zu gut, du Alter! So zu halbieren, nämlich dich. Andere halbieren andere. Ich werde den alten Bekannten mit ſchöner Erinnerung an ſeine Vorgänger trinken und wirklich etwas dabei erſchreiben. — Vielleicht kann ich dir heute die Rezenſion der Vorschule in der J [enaischen] L [iteratur] Zeitung ſchicken. Gleichen guten Morgen! Mein Schauer war geſtern vorbei. Heute abends komme mit Amoene zum Thee; vielleicht kommt die Dobeneck und die Gräfin.
Theuerer Emanuel! Der geſtrige Tag war uns durch die ganze vorige Woche ein künftiger. Hier wollen fünf Menſchen — ich,37 C [aroline] und drei Kleinen [!] — Sie in Ihren Haarſchlingen fangen und legen ſie Ihnen ohne Lockſpeiſe, damit Sie hinein gehen.
Unſere Liebe hängt weder an einem Haare noch an mehreren, ſondern an Banden, die wol ein Leben tragen. Ich wollte, mein Emanuel, Sie feierten lieber den nächſten Geburtstag und die ge - heimnisvolle Lücke wäre ſchon ausgefüllt. Nun, — ſegnet der Himmel nicht, ſo heilet er doch; und ſo wollen wir hoffen. Es gehe Ihrem Herzen wol! Und in dieſes rückt zum Glücke kein Krieg ein.
Wenn und wie werden wir uns wieder ſehen? — Caroline grüßt Sie. Leben Sie wol!
Ihr Richter
Lieber Otto! Da ich jetzt wegen meiner Kränklichkeit immer jeden dritten Tag in Einem fort leſen muß wie ein Miniſter — und da mich die Bücher im Repoſitorium (meiſtens wiſſenſchaftliche) faſt anekeln: ſo bitt’ ich dich um einige mich wiegende: 1) Roußeaus Brief an d’Alembert über die Schauſpiele — 2) Müllers 1 Band der Schweizergeſchichte (dir wird gewis ſeine Todes Anzeige den giftigen Stich gegeben haben wie mir, da uns der Sarg eine einzige Univerſalgeſchichte einſargt) — 3) Buch über die Ehe, oder haſt du es nicht, bürgerliche Verbeſſerung der Weiber. Ich werde ſie nicht ſo lange behalten als den längſt geleſenen aber noch nicht exzerpierten Montesquieu. — Morgen Vormittag will ich meine zwei Zwerg-Packträger ſchicken.
Guter Emanuel! Vielen Dank für ſo viele Öfnungen und Ein - ſichten in ſchöne Herzen. — Wang [enheims] Urtheil über Stockar haben leider 2 unparteiiſche Literaturzeitungen wiederholt. — Otto hat einige von dieſen Briefen noch nicht geleſen. — Geſund bin ich noch nicht ganz; die dritte Nacht iſt immer eine Teufels Nacht für mich.
Max hat eine Stunde Urlaub, wenn Sie ihn erlauben.
Guten Morgen, Emanuel! Meine Nacht war recht ſchön ge - ſtirnt und heute kann ich tanzen bis morgen abends, wenn anders die Arznei nicht hilft, die ich morgen nehme. Darf ich Sie mit 2 Fragen plagen: kann ich nicht für pr. cour. oder auch pr. rtl. Gold bekommen mit einem Aufwechſel, daß ich nicht viel verliere wenn ich es wieder verwechsle? — Soll ich — wegen des Kriegs - ſturm [s] — wieder mein Käſtchen nach Baden ſchicken oder in Ihr geheimes Loch, das ich einmal ſehen möchte?
Lieber Otto! Genieße S. 30 die ſchöne Stelle Hippels. — Nach der Poſtamtszeitung hat Nap [oleon] den Pabſt ab - und auf Penſion geſetzt und den Kirchenſtaat zum italieniſchen Reich gezogen. Welche Kühnheit mitten in einem Kriege durch und wider Katholiken! — So aber ſteht keine Krone, kaum was darunter iſt feſt. — Die Nemeſis iſt jetzt die Stubenkameradin der Aſträa.
Der ö [ſterreichiſche] General ſoll geſagt haben, bei Ankunft der Franzoſen zieh’ er ſich zurück.
Lieber Emanuel! Ich bejammerte geſtern ſehr meine vom Himmel verordnete Abweſenheit. Nachts ſchlief und am Morgen ſchrieb ich wie ein Jüngling. — Wie kann Thieriot für ſolche Miseren („ ich ſtreue den Spatzen Futter “) Poſtgeld verſchwenden! Schreiben Sie ihm doch im Punkte der alternierenden Heirath gerade heraus, daß er ein Narr iſt und daß Sie für humoriſtiſche Weiber nicht ſeinen Geſchmack hätten. — Der Brief an Seiffarth iſt ſcharf, witzig, trefflich; deſto unverzeihlicher das Wort „ Ver - ehrung “— Treuergeben will ich nicht ſehr rechnen. Warum will denn der Menſch einen Brief voll Wahrheit immer mit einer Unwahrheit ſchließen. Oder verehren Sie wirklich einen Seif - farth? Ich habe daher ſeit Jahren am Ende der Briefe nach dem Lebewol — ſogar an Fürſten — nichts geſagt (nicht einmal39 ich bin) als z. B. an Primas: „ dieſer Wunſch wird vielleicht vom Schickſale leichter erfüllt.
Ihrer Hoheit ꝛc. ꝛc. ꝛc.
So mach’ ichs auch mit den Anreden. Hier iſt auch der Wechſel zum Verlängern. Den Teller wollt’ ich blos durch Kinder nicht ſchicken, darum blieb er ſolange zurück. Gute Nacht, Lieber.
Lieber Emanuel! Ich hab’ es ſchon längſt — mit mehreren Völkern — bemerkt, daß ordentlich hinter jeder geiſtigen Ent - zückung — die körperliche wird eher gegönnt — ein böſer Geiſt lauert, der ſeinen ſchwarzen kalten Schatten darauf wirft. So war dem böſen Geiſt Ihr Idyllenleben in Döhlau nicht recht.
Mein Fieber kommt jeden Tag 2 Stunden früher, freilich ſchwächer, koſtet mich aber doch viel Zeit, da ich nur leſen kann. Jetzt, Nach - mittag bin ich ganz wol; morgen iſt der noch beſſere Tag. Schaden kann es ja nichts, daß ich meine Penſion ſpäter mir zahlen laſſe? —
R.
Guten Morgen! Es war ſchön, daß Sie geſtern nicht wie ſonſt davongeflogen, ſondern ordentlich davongegangen ſind. — Hier Bethmann. — Schreiben Sie mir doch auch außer der Quittung die Anweiſung mit vor. — Der einfältige Münch wollte mir wieder 50 pr. rtl. aufhängen. Alſo bitt’ ich Sie um die Abnahme nach Ihrem geſtrigen Vorſchlag.
Verzeihen Sie ja, Theuerer, den Aufſchub auf heute!
Hier iſt alles Begehrte.
Mein Fieber, das täglich früher kommt (das Beſſerungs Zeichen) wird mich bald gar verlaſſen. Möchte nur das europäiſche Wechſel [fieber] auch endlich durch Pulver und (3 pfündige) Pillen weichen.
Das Papier, worauf ich ſchreibe, erinnert mich an meinen Dank dafür.
Verzeihen Sie die Verſpätung des Geldes, lieber Emanuel! Ich war 2 mal nicht zu Hauſe. Hier auch der Teller, womit Sie immer außer Hauſe traktieren. Zum Schreiben weiß ich nichts neues, aber zum Sagen und Verſchweigen viel.
Lieber Otto! Um 1 Uhr will das Fieber — aus ſpaßhaften Gründen, die du erfahren ſollſt — den ſtärkſten und letzten Sturm auf meinen Leichnam laufen, der ſich aber ſchon wehren wird. Da ich aber Langweile als bloßer Zuſchauer habe: ſo will ich — während ſie fechten — etwas leſen, etwan Montesquieu’s Privatbriefe und Müllers zweiten Theil, wenn du ſie mir geben willſt.
Lieber Emanuel! Geſtern Vormittag arbeitete ich — und Nach - mittags wurd’ ich bearbeitet von meinem Fieber-Kobold, vielleicht das letzte mal.
Ich leſe keine weiblichen Briefe lieber als die J [ettens], weil eben ſo viel Verſtand und Blick als Gefühl darin. Sie ſieht die H [offmann?] wie ich dieſe längſt errathen. In Rückſicht des Politiſchen fürchte und hoff’ ich nicht; jede Stunde vernichtet die andere.
Ich bedauere, daß ich dich geſtern verſäumet habe; heute wär’ es nicht geſchehen, da zum Glück das Fieber mich mit ſeinen zwei Jahrszeiten, Winter und Sommer, wieder umzogen hat.
Kannſt du mir nicht Montesquieu’s reſtierenden Esprit des lois geben?
Gute Nacht!
Der Geplagte iſt ein Plager.
Guten Morgen ſtatt der guten Nacht! Die Furcht, die heute die Thore verſperrte und aufmachte, möcht’ ich näher kennen, da ich Nachmittags nach Hainersreuth fahren und doch bei der Rück - kehr das Thor offen finden möchte. Könnten Sie mir nicht bis gegen 1 Uhr recht beſtimmte Nachrichten verſchaffen?
Mein lieber Emanuel! Sie überſchütten mich mit Früchten; und für Sie iſts am Ende ein Misjahr, weil Sie alles verſchenken. Meinen Dank für die kleinen Freuden, deren ſo viele auf Einen Teller gehen. — Ich ſende Ihnen nur Einen Teller aus Angſt des Zerbrechens.
Ach wenn ich doch recht ſichere Beweiſe und Quellen der tröſtenden Nachricht des Waffenſtillſtands hätte!
Mein Fieber iſt in der Nacht jetzt ſo unbedeutend, daß ich den warmen Theil davon in ſchönen Träumen verſchlafe.
Und doch werden einem eben jetzt die Ohren und alles übrige warm gemacht durch allerhand Gerüchte!
Guten Morgen, Guter! Ich komme heute, wenn auch etwas ſpäter. Auch ich fürchte nichts, da ja die Behörden, nicht die Waffen entſcheiden können. Und überhaupt iſt vielleicht jetzt ſchon Friede.
Verehrteſter Herr Profeſſor! Den 31. Mai hab ich Ihr gütiges Schreiben beantwortet. Da ich nun die beiden zum Rezenſieren ge - wählten Werke von der Buchhandlung noch nicht erhalten — Bag - geſen Wallers Briefe und Delbrücks Gaſtmal ꝛc. — ſo vermuth’ ich, daß mein Brief, da der Krieg alles, alſo auch Briefe nimmt, nicht angekommen. Ich wiederhole ihn gern, da mir ſoviel an der42 Erfüllung Ihres Wunſches liegt, daß der Name Schlegel aus der Rezenſion weggelaſſen werde. Er kam ohne bittere Beziehung hin - ein, da ich ihn als Kritiker und jetzt beſonders als Menſch ſehr achte und wir längſt einander perſönlich in Weimar liebgewonnen. Leben Sie wol! Was vielleicht jetzt leichter wird, da der Friede mit ſeinem Morgenrothe heraufdämmert.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
Ihr Schweigen — über welches ich hier ſelber ſchweigen will — müſſen Sie Ihrem Worte gemäß durchaus auf meine Frage unter - brechen, ob Sie das Werkchen über das Abcbuch, das ich jetzt voll - enden will, auf Oſtern 1810 verlegen wollen. Leben Sie wol!
Jean Paul Fr. Richter
daß ſich bei mir ſeit 6 Wochen etwas ſchlimmeres als Soldaten einquartiert, nämlich das Wechſelfieber; jene wollen Eſſen, dieſes will keines — Fieber-Sechs-Wöchner — Laſſe dich nicht in deinen Arbeiten ſtören, die ich leider um eine neue vermehre.
Ich komme immer mit einer Bitte zu dir, aber das Recht dazu gibſt du ſelber durch dein Bureau-Siegel. Es iſt eine Trink - oder vielmehr merkantiliſche Schande für Bayreuth, daß eine ſo ſchön gebauete Stadt keinen Keller hat, worin ungariſcher Wein iſt.
Meiner! Wenn ich nur alle mal wüßte, wie viel Sie von einem Geſchenke ſelber genößen: ſo ſchmeckte mir Ihres noch ſüßer. Senden Sie mir nur nicht ſo viel, Guter, damit ich weiß, es eſſen43 2 Menſchen zugleich. Dieſe Johannisb [eeren] ſind die beſten dieſes Jahrs.
Meine Heilung geſchah durch den Geiſt. Niemand kennt dieſen und deſſen Körper-Futteral ſo gut als ich; daher iſt O [tto’s] Rath, eine Zeit lange nichts zu thun, der ungeſundeſte.
Ich bin froh, daß L. [?] fort iſt; ſie hätte Ihre Güte oft in den Schmerz geſetzt, Nein zu ſagen.
Dank! —
Hier iſt der vorige Teller.
Guten Morgen! Wollen Sie aus Spaß bis auf Morgen meinen Spaß — für Göſchen in Leipzig — leſen? Es gibt doch nichts Neues?
Hier ſend’ ich Ihnen für Ihr Taſchenbuch endlich den Beitrag, der nur auf den Abzug der Öſtreicher wartete, um den Weg zu einem beſſern Leſer, als die bewaffneten Leſer auf der Poſtſtraſſe ſind, anzutreten.
Sogar die ſächſiſche Zenſur, welche ſo gern amputiert — oft weniger kranke als ſtarke Glieder —, wird, hoff’ ich, an meiner „ Belagerung “ihre Inſtrumente nicht anzuſetzen brauchen.
Ich bitte Sie, wenn es Ihre Geſchäfte erlauben, um Anzeige des Empfangs. Mit Vergnügen ergriff ich die Veranlaſſung Ihres Kriegskalenders, an Sie zu ſchreiben und Sie meiner Hoch - achtung zu verſichern.
Ihr Jean Paul Fr. Richter
1 N. S. Peter Stöcklein war wirklich der erſte Buchhändler in Leipzig und ſtarb 102 J [ahre] alt; aber das Zitatum konnt’ ich in meinen etwas dicken Exzerpten nicht ſogleich finden.
2 N. S. Krause findet nicht ſogleich Zeit zu einem Briefe; auch wartet er noch immer auf den Ihrigen, den Sie ihm durch mich verſprochen.
Der Verf. iſt ein heller guter Kopf; aber da er im Allgemeinen bleibt — bei welchem er ſich vielleicht das Beſondere denkt — ſo helfen ſeine Regeln gerade ſo viel als wenn ich dem Menſchen - geſchlechte anrathe: „ ſchlage nur überall den Mittelweg ein und bedenke alles, ſo wird es ſchon gehen, oder ich heiſſe nicht Richter. “
Lieber, Sie ſollten einzelne Erziehungs Bemerkungen geben; nur wiſſen Sie nicht, wo Sie anfangen ſollen. Am beſten wär’ es, Sie gäben überhaupt Exzerpten aus Ihren Briefen ohne weitere Wahl. Gute Nacht, Alter!
Sind Sie ungefähr um 5½ Uhr zu Hauſe? — Ich habe nur eine kurze Frage zu thun und nachher wieder fort zu gehen.
Guten Morgen! Eine Frage für mein Buch: wie viel kann wol der größt mögliche Smaragd in einem Ringe werth ſein?
Könnten Sie doch heute — wie neulich Waffenstillstand — ſo Friede mit großen Buchſtaben ſchreiben!
Lieber Otto! Emanuels Brief an ſeinen Vater hab’ ich gefunden und ihm geſchickt.
Geſtern nahm ich ein Brechmittel, das mir eine köſtliche Nacht gab. Die Geſchichte meiner jetzigen Krankheit iſt zu lange für ein Stückchen Blättchen; du ſollſt ſie hören nach meiner Heilung. Hier haſt du vor der Hand weniger Herder als Müller. Kannſt du mir die Horen*)Die Propyläen haſt du wol nicht. geben? Beſtelle nur die Bötin wieder zum Füllen ihres Fruchtkörbchens, wenn du im Ausleeren des deinigen gehindert wirſt.
45Wechſelfieber iſts nicht, aber Folge davon. Ich wollte, man könnte den ſteilen kahlen tarpeiiſchen Felſen der Krankheit und des Sterbens aufſteigen mit den beſten Werken von der Welt, eh man hinuntergeworfen würde.
Guten — Auguſt, lieber Emanuel! Aus Scherz ſchick’ ich Ihnen die vierte 〈 drei gedruckte 〉 lobende Rezenſion des Wörterbuchs der Levana — wenn Sie von meiner anfangen zu zählen — p. 30.
Mich beſchießt wieder der Krankheits-Teufel — Doch iſts kein Wechſelfieber und auch der Teufel 5 mal gelinder als das vorige mal —; vorgeſtern antwortete ich ihm mit einem ſchwachen Brech - mittel, das mir viel half, und heute mit einer ſchwachen Purganz, die ihn zum Frieden zwingt!
Aber wie iſts mit dem andern, ich meine mit dem politiſchen Frieden?
Guten Morgen! Hier haſt du eine Kleinigkeit, damit ich aufs Morgenblatt nur etwas hecke; dießmal iſt die Brut nur für gewiſſe Inſekten berechnet. *)Iſts möglich: ſo laſſe Emma ſo viele Stunden warten, bis du es durch haſt. Auch ſchreibe mir dein Wort an Cotta noch einmal, da ich dein Blättchen durchaus nicht mehr finden kann.
Unmöglich konnteſt du eine Wiederkehr des Wechſelfiebers vor - ausſehen — wie [es] denn auch zu nichts kam, als zu deiner pro - phetiſchen Schande — Abſichtlich ſchrieb ich das Billet im Zittern, um zu zeigen, daß ich meiner Vorausſicht oder meinem geſchriebnen Worte trotz des Scheines traue. Ich werde dir alles deduzieren. Jetzt iſt ſogar der letzte Kriegsgefangene zurück: urina chyli. —
Hier, lieber Cotta, etwas für das Morgenblatt.
Kön [n] ten wir denn die Bedingungen des Honorars nicht ſo46 machen, daß Ihr Setzer ausrechnete, wie viel ein Bogen Schmelzle, im Morgenblatt darüber ausgäbe? Ich würde dann gleichwol nur 4 Ld’or dafür begehren.
Ein gewiſſer Georgius — unter deſſen Namen ſich ein großer Geſchichtsſchreiber und Geſchäftsmann und mein älteſter Freund verſteckt, bittet und ich mit um die ſchnelle Zurückſendung zweier an Rühl [e] geſandter Aufſätze, wenn ſie nicht gedruckt werden. Kann er künftig — der Poſt wegen — ſeine Aufſätze für die Pallas oder europ [äiſchen] Ann [alen] nicht an Sie ſenden und von Ihnen das Honorar empfangen?
Leben Sie wol und antworten Sie gütigſt. Ich hätte noch viel zu ſchreiben, aber die Poſt drängt.
Ihr Jean Paul F. R.
Lieber Emanuel! Etwas elenderes, altweibiſcheres, unnützeres hab’ ich nicht geleſen als Peſt [alozzi’s] Kanzelgewäſch. Was ſoll denn ein Kind mit der allgem [einen] Formel „ bilde den Kopf “machen? *)Oder gar mit der ſo leicht verdrehbaren Formel: wer für den Leib ſorgt, ſorgt für die Seele?Warum ſagt er nicht: „ du lerne jetzt in der Mathe - m [atik] bis zum nächſten Kapitel weiter — du eile daß du bald den Kornel ꝛc. ꝛc. “? — Thieriot ſagt: es ſei kein Sinn und keine Autorität da. Teufel! dann iſt überhaupt nichts da. Die Un - ordentlichkeit und Engköpfigkeit der Lehrer ſeh’ ich aus ihren Schmier-Briefen. Welche Unreinlichkeit mögen dann die Kinder haben. Gute Nacht Emanuel. Geſchrieben Freit. um 5½ Uhr.
Gewöhnen Sie doch Th [ieriot] die erbärmliche Dinte [ab]. Einer auf dem Umſchlage kaum ſichtbaren vertraut er den Inhalt.
Guten Morgen! Wie ſchwarz iſt dagegen dieſe meine neue. — Ich fürchte in Yver [dun] drehen ſie den armen Th., der ſich ohne - hin um ſich ſelber dreht, in immer engere Kreiſe und Strudel!
Max können Sie fortſchicken wenn Sie wollen.
Lieber Emanuel! Man plagt, wenn man aufzuheben gibt, alle - mal 2 mal. Meine Frau bittet Sie morgen dem Weig das Silber - zeug zu geben, weil ſie ihre Perlen-Garnitur Rosal [ien] zum Ball leihen will. Jetzt wird B [ayreuth] nun vollends auch durch einen neuen Luxus verwandelt.
R.
Guten Morgen, Geplagter! — Immer frag’ ich: es gibt doch halbe Souverains? Es wäre für mein Buch ein verfluchter Streich, wenn es blos unter den Münzſorten keine halben gäbe.
Nach ihrem Dintenrezept*)Ich kanns eben leider nicht wieder finden. mach’ ich ſchon (aber ohne Alaun) Dinte; Sie [haben] aber zwei widerſprechende Behandlungen zu - ſammengeſetzt; die untere iſt die richtige.
Mich wird Mariä Himmelfahrt (morgen) auch mit einem Offi - ziere ſegnen.
Guten Morgen, lieber Emanuel! Nur eine Frage, die noch einen weiten Weg zur Bitte hat: da ich und C [aroline] in die Kirche gehen: dürft’ ich wol zu Uhlfelder die Kinder zum ſein ſollenden Anſchau der Prozeſſion — denn ein Blick iſt ihnen genug, aber nicht andern, deren viele an den Fenſtern ſein mögen — gehen laſſen oder noch ſchöner einführen laſſen durch — Sie, da Sie gewiß hingehen?
Darf ich Sie denn bitten, lieber Herr Kammerrath, die Längſte mit auf den Thurm zu erheben, indeß ich die Kürzern mit in den Schloßgarten nehme? Halten Sie aber den Thurm für ſchon zu beſetzt: ſo ſenden Sie ſie mir nur ſogleich wieder zurück.
Ihr Richter
Guten Morgen, lieber Emanuel! Eine Handſchrift iſt in Er - manglung der Hand, doch immer etwas. Jene werden Sie mir gewis ſchicken, wenn ich Sie in C [aroline] ’s Namen frage, wenn Amoenens Geburtstag iſt.
Dann hab’ ich auch meine Bitte. Der katholiſche Prediger will einen franzöſiſchen General, der in 7 Monaten in den 4 Welt - theilen war und ein ganzes Paquet Sprachen, alſo auch Deutſch ſpricht, mit meinem Gedruckten bekanntmachen. Dazu paſſen für einen Franzoſen abgerißne Gedanken am beſten. Könnten Sie ſich nicht die verſchenkte „ Chreſtomathie aus mir “leihen laſſen, um ſie mir zu leihen?
Da der Teufel ſo gut als ich weiß, daß das ſchönſte Wetter einfällt: ſo will er michs nicht ganz genießen laſſen. Mittags hab’ ich immer ein halbſtündiges