PRIMS Full-text transcription (HTML)
0049
Augsburger Allgemeine
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 7.
7 Januar 1840

Spanien.

Das Commerce schreibt: Cabrera hat neuerlich Botschaften an Don Carlos durch einen Adjutanten abgehen lassen, der ungehindert in Bourges eintraf und von dort sich nach Turin begab. Cabrera ist neuerdings zum Oberbefehlshaber aller Carlistischen Streitkräfte ernannt worden. Graf Apponyi, österreichischer Botschafter in Paris, hat das Versprechen ausgewirkt, daß Don Carlos Pässe erhalten solle, ohne eine weitere Bedingung, als daß derselbe seinen Wohnsitz in Salzburg nehme; die Pässe sollen jedoch erst nach der Adresse-Berathung ausgestellt werden.

Das Eco de Aragon vom 27 Dec. schreibt aus Mas de las Matas vom 23: Zwei Carlistische Ausreißer, die hier angekommen sind, haben ausgesagt, Cabrera sey gefährlich krank.

Großbritannien.

Im Buckinghampalast, schreibt der Globe, werden aus Anlaß der bevorstehenden Vermählung der Königin Aenderungen vorgenommen, mit denen der Architekt Blore 300 Arbeiter beschäftigt. Bis Mitte Januars muß Alles fertig seyn, da, wie man sagt, die Trauungsfeier am 1 Febr. stattfinden wird. Als ein etwas frostiger Scherz ist es wohl zu betrachten, wenn dasselbe ministerielle Journal sich von einem Correspondenten im Westende (dem fashionablesten Quartier von London) berichten läßt: Man glaubt in den bestunterrichteten Kreisen, Sir Robert Peel werde das Ministerium nicht annehmen, ohne der Königin, als einen Beweis ihres Vertrauens, die Wahl eines andern Bräutigams zur Bedingung zu machen. Dem M. Herald zufolge würde Se. Maj. der König von Hannover bis zum 30 oder 31 Jan. in London eintreffen, um der Vermählungsfeier Allerhöchstseiner königlichen Nichte beizuwohnen. Unter mehreren Pairscreirungen, die bei der Gelegenheit stattfinden sollen, nennt man Sir W. Somerville (whiggisches Unterhausmitglied für Drogheda, Schwager des Marquis v. Conyngham) und Hrn. Boyse von Bannow in der Grafschaft Wexford. Als ein Beispiel, mit welcher Licenz solche Dinge in England behandelt werden, erwähnen wir Folgendes. Gemäß einer aus dem katholischen Mittelalter stammenden Volkssitte werden zu Weihnachten auf den verschiedenen Bühnen der Hauptstadt, auch auf denen ersten Rangs, sogenannte Christmas Pantomimes gegeben. Im Adelphi-Theater gab man ein buntes Allerlei: parodirte Scenen aus den neuen Stücken von Bulwer und Knowles, dem Seecapitän und der Liebe, aus dem vielbeliebten Jack Sheppard u. s. w.; plötzlich folgte ein Auftritt, der im Gasthof zum Schloß Windsor spielte: da sah man einen Gentleman von ehrwürdigen Jahren, der dem Lord Melbourne sehr ähnlich sah, auf einem Lamm hereinreiten; ein anderer folgte auf einem Adler (Lord Mounteagle, vordem Hr. Spring-Rice), und tanzte ein Stückchen nach der Melodie: Wend 'dich um, dreh' dich um. Beide Cavaliere werden zur Tafel geladen. Dagegen wird eine Puppe, die dem Lord Brougham ähnelt, mit Protest abgewiesen, und nicht besser ergeht es einem berühmten Leiter der conservativen Partei. Auf einmal wird ein großer Frachtkorb vom Rhein hereingeschoben, und heraus steigt in Bräutigamsschmuck eine dritthalb Fuß hohe prinzliche Gestalt, während gleichzeitig auf der andern Seite aus einem Korb mit Windsor-Birnen eine liebe kleine Dame zum Vorschein kommt. Rings herum schwebten Genien und Feen, courbettirte der rothnasige Drachenritter aus dem Eglintoun-Turnier u. s. w. Der Scherz war der allergutmüthigste, und wurde von dem höchlich amusirten Publicum auch so aufgenommen.

Am 27 Dec. stattete Baron v. Brunnow dem ganzen diplomatischen Corps Besuche ab.

Frankreich.

Der König empfing am Neujahrstage die Minister, Marschälle und später mit der Königin, von der k. Familie umgeben, im Thronsaale die großen Deputationen der Pairs - und Deputirtenkammer, des Cassations -, des Rechnungshofs, das k. Conseil des öffentlichen Unterrichts, die Deputation des k. Gerichtshofs, das Institut von Frankreich, die Präfecten der Seine und der Polizei, das Municipalcorps von Paris, die k. Akademie der Medicin, die Consistorien der reformirten und der Kirche der Augsburgischen Confession, das Centralcollegium der Israeliten etc. Um 4 Uhr empfingen II. MM. das diplomatische Corps. Graf Appony hielt im Namen desselben folgende Anrede: Sire! Jedesmal, wenn das diplomatische Corps bisher die Ehre hatte, Ew. Maj. seine Huldigung und seine Wünsche darzubringen, hatte es Ihnen zugleich zu der Wohlfahrt Frankreichs und zur Aufrechthaltung der Ordnung und Ruhe Glück zu wünschen. Wir sind so glücklich, diese doppelte Aufgabe auch heute erfüllen zu können, und Ihnen, Sire, unsere ehrfurchtsvollsten Gefühle für Ihre königliche Person0050 und das vollkommene Vertrauen auf die Bewahrung des Friedens auszudrücken, das uns die Weisheit der Souveräne, die guten Verhältnisse zwischen den Cabinetten und eine gerechte Würdigung der Vortheile gewähren, welche Europa bereits daraus geerntet hat. Mögen die Bemühungen Ew. Maj. zur Sicherung dieser Vortheile für Frankreich immer denselben Erfolg haben, der sie bis jetzt begleitet hat! Geruhen Sie, Sire, aus Anlaß des Neujahrstags, die ehrfurchtsvollen Huldigungen des diplomatischen Corps und die aufrichtigsten Wünsche zu genehmigen, die es für das Glück Ew. Maj. und für das Ihrer erlauchten Familie hegt. Der König antwortete: Ich empfange jedesmal mit Vergnügen die Glückwünsche, die Sie mir im Namen des diplomatischen Corps darbringen. Ich freue mich, darin den Ausdruck jenes Vertrauens auf die Bewahrung des allgemeinen Friedens wieder zu finden, das dessen Aufrechthaltung, das beständige Ziel aller meiner Bestrebungen, erleichtert. Ich hoffe mit Ihnen, daß wir die Befriedigung haben werden, die guten Verhältnisse, die gegenwärtig zwischen allen Regierungen bestehen, sich immer mehr befestigen zu sehen, und daß das Jahr 1840 die Wünsche erfüllen wird, die wir alle für die Fortdauer der Ruhe der Welt und für die Befestigung der Ordnung und Ruhe hegen. Ich danke dem diplomatischen Corps für dessen Wünsche zur Wohlfahrt Frankreichs und für die Gesinnungen, die es mir durch Sie für meine Familie und für mich ausdrückt.

Aus der Anrede, welche der Kanzler von Frankreich, Baron Pasquier, im Namen der Pairskammer an Se. Maj. hielt, heben wir folgende Stelle aus: Enkel Heinrichs IV und Soldat von 1792, zeigt Alles, daß Sie das nöthige Band gewesen sind, welches die Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft verknüpfen mußte; denn eine Nation entledigt sich eben so wenig ihrer alten Erinnerungen wie der Instincte, welche die Zeit in ihr entwickelt, und der Bedürfnisse, die sie geschaffen hat. Der König antwortete unter Anderm: Dadurch, daß wir uns sowohl den Erinnerungen an die Vergangenheit, als den Bedürfnissen der Gegenwart anschließen, wird es uns gelingen, unsern Institutionen jene Stetigkeit zu verleihen, die allein ihre Dauer im Schatten der von Frankreich so glorreich errungenen Freiheiten verbürgen kann. Ich für meinen Theil, dessen Erinnerungen, wie Ihr würdiger Präsident so eben erwähnt hat, auf jene Epoche von 1792 zurückgehen, wo ich gegen die Fremden für die Unabhängigkeit des Vaterlandes gekämpft habe, ich bin immer jener heiligen Sache getreu geblieben, mußte sie gegen die äußern Feinde vertheidigt werden, oder war ich berufen, sie vor jenen innern Gefahren, wovon wir so viel gelitten haben, zu bewahren; und Sie dürfen wohl glauben, daß die Factionen, die uns unaufhörlich in Gährung versetzen wollen, eben so sehr unsere Nationalunabhängigkeit, wie die uns zu Theil gewordene Freiheit und gesetzliche Ordnung gefährden. ... Vergessen wir nicht, daß wir durch Beharren auf dieser Bahn der Weisheit und der Erfahrung, durch anhaltendes Verstärken des Gehorsams für die Gesetze und der Achtung für die Behörde, auch fortfahren werden, die Sicherheit und Wohlfahrt Frankreichs zu verbürgen.

In der Rede des Hrn. Sauzet, Präsidenten der Deputirtenkammer, kommt folgende Stelle vor: Zehn Jahre sind jetzt verflossen, Sire, seitdem Frankreich sein Schicksal in Ihre Hände gelegt hat. Das Land hat während dieser Zeit Prüfungen und Gefahren bestanden. Ihr Muth und Ihre Weisheit haben uns dabei nicht gefehlt. Die Nation ist ihrerseits ihrem Wunsche treu geblieben: sie wollte die Monarchie und die Freiheit; nur beide vereint können jenes Bedürfniß nach gesetzlicher Freiheit, jenes Streben nach Größe, welche die Hauptcharakterzüge der französischen Nation, die festeste Garantie ihrer Macht bilden, befriedigen. Die Nation verfolgte beharrlich diesen Zweck, widerstand den Verführungen, lieh den Gesetzen den Beistand ihrer Kraft und Besonnenheit und schaarte sich vertrauensvoll um die Staatsgewalt, welche sie sich selbst gegeben hat.

Die Antwort des Königs lautete. Wenn ich das Glück hatte, die Erwartungen, welche Frankreich von mir gehegt, zu erfüllen, so erkenne ich auch gern das an, was ich dem mächtigen Beistand, den Sie mir so treu geliehen, verdanke. Sie werden mir gewiß diesen Beistand noch fürderhin gewähren; denn wenn wir so glücklich gewesen, über vergangene Gefahren zu triumphiren, so ist dieß ein Grund mehr, auch künftighin auf der Bahn zu beharren, die uns vor ihnen bewahrt hat. Damit die Gesetze wirksam, damit sie stets ein Werkzeug des Schutzes, nie der Unterdrückung seyen, ist es nöthig, daß die, welche ihrer treuen Vollziehung sich widmen, mit hinreichender Gewalt ausgestattet seyen, um jenen Gesetzen Achtung zu verschaffen. Es ist auch billig, daß das öffentliche Vertrauen sie unterstütze. Ihr Beistand ist ein mächtiges Mittel, den Behörden dieses Vertrauen zu sichern; Ihr Beistand, der nicht auf frühere Verpflichtungen, sondern auf Ihre Ueberzeugungen, Ihre individuelle Unabhängigkeit, auf die Gewissenhaftigkeit Ihrer Voten gegründet ist. Niemand wünscht mehr als ich dieses für die Stabilität unserer Institutionen und für die Erhaltung unserer ruhmvoll errungenen und vertheidigten Freiheiten so kostbare Ergebniß. Wir werden dasselbe, Dank Ihrem Beistand und dem aller guten Franzosen, erreichen. Wir werden so unser Vaterland vor den Uebeln bewahren, welche es künftig bedrohen möchten, und ihm die Vortheile sichern, welche das Ziel Ihrer Wünsche und der meinigen sind. Mit der Deputirtenkammer durch Herz und Seele verbunden, freut es mich, ihr zu wiederholen, wie sehr ich durch die Gesinnungen, die sie mir für mich und meine Familie ausgedrückt, gerührt bin.

Die Leiche des Erzbischofs v. Quelen soll am 3 Jan. in der Notredamekirche ausgestellt werden.

Auch die französischen Pariser Blätter geben heute die gestern von uns mitgetheilte Correspondenz des M. Chronicle mit einer ähnlichen des Standard, aus Konstantinopel vom 4 Dec., worin, wie wir gesehen, die Beschuldigung gegen Admiral Lalande, daß er den Abfall des Kapudan Pascha entschieden begünstigt habe, auf das bestimmteste wiederholt wird. Der Moniteur schweigt dazu.

(Courrier français.) Es gelingt dem Londoner Cabinet und dem Ministerium vom 12 Mai nicht, sich über die orientalische Frage zu verständigen. Man versichert, die französische Regierung sey entschlossen, England und Rußland unterhandeln, intriguiren, sich mit einander verabreden zu lassen, und es wolle in Zukunft eine bloße Beobachtungsstellung, die einzige, die seiner Isolirung gemäß sey, annehmen. Wir wollen diesen Plan, welchen die Umstände modificiren können, nicht beurtheilen, sondern ihn bloß anführen, damit man sehe, wohin es mit Frankreich, trotz der Credite, der außerordentlichen Rüstungen und der diplomatischen Geschicklichkeit der persönlichen Regierung , gekommen ist.

* Die Adressecommission der Deputirtenkammer hat sich am 2 Jan. um 1 Uhr versammelt, und war bei Abgang der Post noch beisammen. Der Conseilpräsident, die Minister des Kriegs, der Finanzen und des Innern beantworteten alle an sie gerichteten Fragen.

Am 30 Dec. hielt die Gesellschaft für Abschaffung der Sklaverei unter der Präsidentschaft Odilon-Barrots eine Sitzung,0051 worin beschlossen wurde, daß nach dem Votum der Adresse der Antrag des Hrn. v. Tracy von einem Mitglied erneuert und die der Aufhebung der Sklaverei günstigen Conclusionen des Hrn. v. Tocqueville unterstützt werden sollten.

Das Dampfboot aus Algier war am 29 Dec. noch nicht in Toulon eingetroffen, wurde aber mit großer Begierde erwartet. Die Touloner und Marseiller Blätter bringen Nachträge von Privatcorrespondenzen aus Algier vom 21 Dec. Seit den Gefechten bei Belida scheint es im Westen der Metidscha ruhiger zu seyn und die Hadschuten, dieser gefährlichste Stamm, auf dessen Vernichtung der Marschall Valée gegenwärtig sinnt, sich über die Chiffa zurückgezogen zu haben. Dagegen fielen in den östlichen Theilen unweit Maison carrée fortwährend Scharmützel vor. Ein Schreiben im Eclaireur de la Mediterranée schätzt die ganze Angriffsarmee Abd-El-Kaders auf etwa 20,000 Mann, worunter 5000 reguläre Infanteristen und 3000 Cavalleristen. Dasselbe Schreiben bemerkt auch: Es ist eine bestimmte Thatsache, welche wir, wären wir nicht selbst bei Belida davon Augenzeugen gewesen, nicht glauben würden, daß unter den Arabern sich sehr viele Deserteurs der französischen Armee, worunter Spahis, Chasseurs, Soldaten der Fremdenlegion, befinden. Auf dem Gebirge des Stammes Musaia sah man arabische Bataillone nach unserer Theorie mit merkwürdiger Präcision manöuvriren, während irreguläre Reiter ihre Bewegungen maskirten. Ein Schreiben im Sémaphore de Marseille von gleichem Datum erzählt: Die Gefechte am 14 und 15 bei Belida waren für unsere Truppen ruhmvoll. Wir müssen aber der Wahrheit gemäß gestehen, daß auch der Feind festen Stand hielt. Seine reguläre Infanterie, von ehemaligen Zuaven und andern Deserteurs geführt und commandirt, marschirte colonnenweise, stellte sich in Schlachtordnung auf und erwartete festen Fußes unsere Cavallerie, welche einen Theil dieses Fußvolks niederhieb. Abd-El-Kader hat seine Infanterie auf europäische Weise organisirt, mit Tambours und Feldmusik. Auch ein Corps von Krankenwärtern wurde von ihm gebildet; sie folgen der Armee mit Tragbahren, um die Verwundeten auf dem Schlachtfeld aufzunehmen. Uns ist diese reguläre Organisation der feindlichen Truppen von großem Vortheil, denn sie gewinnen dadurch mehr Selbstvertrauen, und werden leichter dazu vermocht, uns festen Fußes zu erwarten, was uns die Mittel gibt, ihnen größere Verluste als bisher zuzufügen.

Es gehen seit gestern bedenkliche Gerüchte über den Gesundheitszustand des Herzogs von Nemours umher. Derselbe hat, wie Sie wissen, schon der Thronsitzung nicht beiwohnen können. Seine Krankheit soll Halsentzündung seyn. Man nennt heute den Bischof von Versailles, Hrn. Blanquart Bereuil, als muthmaßlichen Nachfolger des Hrn. v. Quelen. Es ist derselbe, der bekanntlich die Trauung zwischen der Prinzessin Marie und dem Herzog von Würtemberg verrichtete, und seitdem überaus gut bei Hofe steht, mit dem er sich schon seit der Juliusrevolution in sehr freundschaftliches Benehmen gesetzt hat. Die Adresse der Deputirtenkammer wird sehr unbedeutend werden; dagegen dürfte bei der der Pairs der Einfluß des Hrn. v. Molé sich geltend machen. Von dem Eintritt des Hrn. Guizot ist noch stets die Rede, und man will in dieser Beziehung bemerkt haben, daß der König gestern in seiner Antwort auf die Beglückwünschungsrede des Siegelbewahrers kein persönlich freundliches Wort für ihn habe fallen lassen. Dessen ungeachtet läßt Hr. Teste die verschiedenen von ihm eingesetzten Commissionen fortarbeiten, namentlich die, welche sich mit einem Gesetzesentwurf über die Garantie der persönlichen Freiheit beschäftigt.

Belgien.

Unsere Repräsentanten, von denen man erwartete, daß sie alle Theile des Budgets vor Ende des Jahres erledigt haben würden, haben sich in der vorgestrigen Sitzung bis zum 14 Jan. vertagt. Wie sehr auch einige Glieder die Nothwendigkeit vorstellten, wenigstens noch mit den Voranschlägen des Ministeriums der öffentlichen Bauten zu Ende zu kommen, so hat doch die Mehrzahl, beim Herannahen des neuen Jahrs, der Sehnsucht nach der lieben Heimath nicht länger widerstehen können, so daß man sich nicht mehr in hinlänglicher Zahl fand, um die Verhandlungen fortsetzen zu dürfen. In der letzten Sitzung wurde noch das Contingent der Armee für 1840 auf 50,000 Mann festgesetzt. Sonst beschäftigte sich die Kammer seit drei Tagen ausschließlich mit Debatten über einen Canal, der in Folge einer Uebereinkunft mit der französischen Regierung einen Theil des französischen Flanderns mit einem Theil des belgischen Flanderns in Verbindung setzen soll, und unter Anderm eine Wasserstraße von Lille in die Schelde, mithin bis nach Antwerpen, eröffnen wird. Gegen dieses Project hatten sich schon längst die Rivalitäten anderer, bereits bestehender oder noch zu bauender Canäle erhoben. Die Opposition behauptet, die belgischen seyen in dieser Angelegenheit den französischen Interessen geopfert worden, und überdieß habe die Regierung ihre Befugnisse überschritten. Beides zu widerlegen hielt der hierin zunächst in Anspruch genommene Minister der öffentlichen Bauten, Hr. Nothomb, einen erschöpfenden Vortrag, wogegen dann mehrere Redner aufgetreten, ohne daß man bis jetzt zu einem Schlusse gekommen. Die Opposition, die in allen ihren bisherigen Angriffen auf das Ministerium den Kürzern gezogen, wird sich auch in dieser Discussion geschlagen zurückziehen müssen; sie wird wieder nur dazu gewirkt haben, ihre eigene Unmacht zu constatiren, wodurch sich natürlich das Ministerium um so mehr befestigt, daher auch bisher, mit Ausnahme geringer Reductionen einiger Posten, alle Ansätze der bereits discutirten Abtheilungen des Budgets der Ausgaben mit größter Stimmenmehrheit bewilligt worden sind. Im Senate hat Hr. v. Stassart, der entlassene Gouverneur der Provinz Brabant, die Fahne der Opposition aufgepflanzt. Es sammeln sich um dieselbe aber nur wenige Glieder, und die Stellung, die das ehrenwerthe Mitglied eingenommen, leidet zu sehr an jener Ungunst, die von einer aus persönlichen Motiven inspirirten Opposition unzertrennlich ist. Auch hier wird das Benehmen der Opposition nur dazu dienen, den überwiegenden Anhang des Ministeriums zu constatiren. Daneben führen die Debatten zu schärferer Bestimmung constitutioneller Grundsätze, die der Regierung zum Vortheil gereichen. Man darf also von nun an dem Ministerium für die gegenwärtige Session, und auch darüber hinaus, eine feste Dauer vorhersagen, und der Eintritt eines separaten Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten wird eine Aenderung der Personen mit sich bringen, ohne die leitenden Grundsätze zu modificiren.

Niederlande.

In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurden wirklich fünf Gesetzesentwürfe bezüglich der Veränderungen des Grundgesetzes vorgelegt. Durch diese Veränderungen bekommt aber nur die Form da und dort eine andere Gestalt, das Grundgesetz selbst bleibt in seinen wesentlichen Theilen unverändert. Der Gesetzesentwurf I betrifft die Eintheilung Niederlands, II. die feierliche Beeidigung und Huldigung des Königs, III. die Ernennung der Mitglieder des Staatsraths, IV. die Zahl0052 der Mitglieder der Kammern der Generalstaaten; die zweite Kammer soll aus 58 Mitgliedern bestehen, davon drei aus dem Herzogthum Limburg; die erste Kammer soll nicht weniger als 20, und nicht mehr als 30 Mitglieder zählen, sie müssen das 40ste Lebensjahr erreicht haben, und der König ernennt sie auf Lebenszeit; der Gesetzesentwurf V hebt den Art. 98 des Grundgesetzes auf, welcher bestimmt, daß die Sitzungen der Generalstaaten abwechselnd in dem nördlichen und südlichen Theil des Landes abgehalten werden sollen. Diese Veränderungen entsprechen durchaus nicht der Erwartung der Kammer. Der König erklärt selbst in seinem Begleitschreiben, daß es nur Veränderungen seyen, welche durch den mit Belgien abgeschlossenen Definitivtractat nothwendig geworden. Se. Maj. findet es den allgemeinen Interessen Niederlands nicht angemessen, jetzt noch weitere Veränderungen eintreten zu lassen, erklärt sich aber bereit, das in nähere Prüfung zu nehmen, was das Glück der Nation befördern könne. Die obigen Gesetzesentwürfe sind den Sectionen überwiesen worden. Die Kammer hat sich auf vierzehn Tage vertagt. Es wurde zwar eine unbestimmte Vertagung beantragt, dieselbe aber verworfen. In der heutigen Sitzung waren nur 37 Mitglieder anwesend, da schon viele abgereist sind. Der Staatsminister Hr. van Gemep ist vom Könige zum Großkreuz des niederländischen Löwenordens ernannt worden.

Die uns zugekommenen holländischen Blätter enthalten noch kein Urtheil über diese Vorschläge, doch ist ersichtlich, daß sie solche nur als den Anfang einer größern Veränderung des Grundgesetzes betrachten, denn das Amsterdamer Handelsblad bemerkt mit ziemlicher Bitterkeit, diese Vorschläge hätten schon recht wohl im October eingereicht worden seyn können, denn sie hätten gewiß nicht so viel Mühe und Zeit erfordert, daß man damit hätte zögern müssen, bis ein starkes Drittheil der Kammer sich schon entfernt gehabt habe. Der Beschluß der Kammer, die Berathung gleich in vierzehn Tagen vorzunehmen, findet bei dem aufgeregten Sinn ziemlich ungetheilten Beifall, um so mehr, als man schon gegen die Generalstaaten mit scharfem Tadel aufgetreten war, daß sie die letzte Vorlage, nämlich die Verlängerung des vorjährigen Budgets auf sechs Monate angenommen hätten. Der Arnhem'sche Courant, freilich ein entschiedenes Oppositionsblatt, fängt seinen einleitenden Artikel in der ersten Nummer von diesem Jahre mit dem Motto an: Fata volentem ducunt, nolentem trahunt und bemerkt: Es ist ein wichtiges Jahr, in welches Niederland eintritt. Die Dekade auswärtigen Zwistes ist geschlossen; sie kam uns theuer zu stehen. Werden die inländischen Zeitfragen auch einen so langen Zeitraum bedürfen? Wir wollen es nicht hoffen, aber leider fürchten wir es. Er macht sodann darauf aufmerksam, daß eine moralische Revolution in den Niederlanden vorgegangen sey, die endlich denn auch in den Generalstaaten sich geäußert habe. Auch diese werden keineswegs geschont, und sogar die Frage aufgeworfen, ob die Nation nach der Haltung, welche die Generalstaaten angenommen, ihre Zukunft noch mit Vertrauen denselben anvertrauen könne. Wenn auch solche Fragen einem weit getriebenen Parteigeiste zugeschrieben werden müssen, so ergibt sich daraus doch so viel, daß man die formellen Aenderungen, wie sie die Vorschläge der Regierung enthalten, nur als den Anfangspunkt betrachtet, der zu ganz andern Ideen leiten müsse.

Italien.

Die Feierlichkeiten des Weihnachtsfestes wurden mit allen hergebrachten Ceremonien begangen. Der heilige Vater assistirte den Functionen in eigener Person, wobei er so rüstig als je erschien. An Fremden fehlt es auch dießmal nicht, wenn sie auch nicht so zahlreich sind, wie im vorigen Jahr. Von französischen Legitimisten, welche dem Herzog von Bordeaux ihre Aufwartung machen wollen, befinden sich dermalen hier: der Pair von Frankreich Graf de la Ferronnays (im Ministerium Portalis Minister der auswärtigen Angelegenheiten und im J. 1830 französischer Botschafter beim heil. Stuhl), ferner die Grafen Pastoret und Marcellus. Auch ist Hr. v. Genoude hier eingetroffen. Er soll, wie die französischen legitimistischen Blätter verkündigten, in Angelegenheit der französischen Geistlichkeit die Reise unternommen haben. Man sagt aber, daß es ihm bis jetzt nicht gelungen sey, hier ein williges Ohr für seine Vorschläge zu finden. Nach Berichten aus Bologna und Ferrara ist der Schaden, welchen die letzten Ueberschwemmungen in den beiden Legationen angerichtet, noch weit bedeutender als man anfänglich geglaubt hatte. Um bloß die Straßen, Unterbaue und Brücken wieder herzustellen, ist der Anschlag auf 500,000 Scudi festgesetzt, ohne den viel größeren Verlust des Privatvermögens. Der Ort Bondeno ist fast ganz zu Grunde gerichtet. In Ravenna müssen alle Straßen und Brücken wieder hergestellt werden, was eine Ausgabe von 200,000 Scudi erfordert. Man ist der Meinung, die Regierung werde, um die Noth der Landleute einigermaßen zu mildern, die Grundsteuer auf ein Jahr erlassen. Gestern Abend wurden hier die Theater eröffnet, womit die Saison des Carnevals beginnt. Auf vier großen Theatern (ohne mehrerer kleiner zu gedenken) werden Oper, Ballet und Schauspiel gegeben. Die Regierung hat auch dieses Jahr eine namhafte Summe dazu bewilligt.

Die Zeitung von Venedig vom 17 Dec. meldet, daß in der Nacht vom 5 auf den 6 Dec. eine der höchsten Fluthen, die seit Menschengedenken stattgefunden, von einem Sturmwinde getrieben, jene Stadt, die Inseln von Estuario und Chiozza unter sehr großen Beschädigungen überschwemmte, und dadurch einen auf mehrere Jahre hinaus fühlbaren Nachtheil verursachte. Auf den an Mestre anstoßenden Ebenen gesellte sich noch ein heftiges Regenwetter hinzu, so daß bei der gleichzeitig eingetretenen großen Fluth alle sonst kleinen Flüsse die Niederungen in Sümpfe und Lagunen verwandelten. Am heftigsten ward aber von den Elementen die Insel Ariano durch die Fluth, durch den Dammbruch des Po bei Goro, und durch eine Windhose, welche Bäume entwurzelte und Häuser niederriß, mitgenommen.

Deutschland.

Gestern und vorgestern hat die Kammer der Abgeordneten sich mit der Constituirung der Ausschüsse beschäftigt. (S. die gestrige Allg. Zeitung.) Der zweite Ausschuß für die Steuern wurde erst nach fünf Scrutinien gebildet. (Die sechs ersten Mitglieder haben wir gestern angegeben, die zwei noch übrigen sind v. Höchstätten und Graf Butler-Hainhausen.) Die Nachricht, daß die Entscheidung über die zweite Präsidentenstelle der Kammer der Reichsräthe bereits erfolgt sey, war etwas voreilig. *)*)Sie muß sehr verbreitet gewesen seyn, wenigstens finden wir sie, so wie wir sie gegeben, auch in mehreren andern bayerischen Blättern, z. B. im neuesten Nürnberger Correspondenten. Inzwischen ist die allerhöchste Ernennung des lebenslänglichen Reichsraths Grafen Arko-Köllenbach, früheren Präsidenten des Oberappellationsgerichts, zum zweiten Präsidenten dieser Kammer eingetroffen.

In dem Verzeichnisse der am Neujahrstage mit Orden begnadigten Personen ist aus Versehen der Name des Majors im Artillerieregimente Prinz Luitpold, Vincenz Achner, weggeblieben, der gleichfalls aus den Händen Sr. 0053Maj. des Königs das Ritterkreuz des Verdienstordens vom heil. Michael empfing. In unsern geselligen Kreisen beginnt nunmehr nach der Stille des Advents ein regeres Leben. In der höhern Gesellschaft haben bereits mehrere Bälle stattgefunden; so gab am Sylvesterabend die Gräfin Sakrewsky (Gemahlin des ehemaligen kais. russischen Ministers des Innern), die den Winter hier zubringt, ein glänzendes Fest, zu dem 400 Personen geladen waren. Der dießjährige Carneval wird durch die vielen Fremden belebter seyn, als mancher frühere. Die 57 englischen Familien, die sich dermal hier aufhalten, liefern schon allein der Gesellschaft ein namhaftes, und in ihren weiblichen Mitgliedern größtentheils sehr liebenswürdiges Contingent; auch die Mitglieder der Ständeversammlung sind als Fremde zu betrachten, es sind sämmtlich wohlhabende, und mit geringer Ausnahme rüstige Männer (viele unter ihnen mit Familien), die nach den Mühen des Tages sich gern erheitern. Man spricht viel von einem großen Maskenzug, den die hiesigen Künstler in der zweiten Hälfte des Carnevals veranstalten werden. Der Einzug Kaiser Maximilians in Nürnberg ist ein Stoff, der, in geschichtlicher wie in malerischer Hinsicht gleich interessant, zu festlichen Gruppen und schönen Costumen Gelegenheit gibt. Es haben sich bereits gegen 300 Theilnehmer gefunden, und nach den Voranstalten darf man Gelungenes erwarten. Die Tänzerin Polin, die am Abend ihres letzten Auftretens mit Kränzen gefeiert wurde, ist nach Berlin zurückgekehrt. Sie ist eine jugendlich-graziöse Erscheinung. Möge sie uns wiederkehren.

Ihre Majestät die Königin von Griechenland hat geruht, dem dahier garnisonirenden königl. bayer. Linien-Infanterie-Regiment König Otto von Griechenland eine eigenhändig gestickte Fahne jenes Bataillons dieses Regiments, welches den König Otto nach Griechenland begleitet und drei Jahre daselbst gestanden hatte, zu verleihen. (Frankf. J.)

Se. königl. Maj. hat als Erinnerungszeichen an die für König und Vaterland im Kriege geleisteten Dienste eine Kriegsdenkmünze gestiftet. Sie wird auf der linken Brust an einem 1 Zoll breiten, schwarz und roth gestreiften Bande getragen. Jeder, der in würtembergischen Militärdiensten einen Feldzug mitgemacht, hat Anspruch auf die Kriegsdenkmünze. Wer aber nach mitgemachtem Feldzuge, oder nach Ausscheidung aus dem Militär im bürgerlichen Stande eine entehrende Strafe erlitten, kann die Kriegsdenkmünze nicht erhalten; nach einer mäßigen Berechnung werden ungefähr 25,000 Individuen ihre Ansprüche an die Kriegsdenkmünze nachzuweisen im Stande seyn. (Stuttg. Bl.)

Preußen.

So eben lese ich in dem Frankfurter Journal vom 31 Dec. v. J. die Erzählung eines sehr beklagenswerthen Vorfalls, der sich zwischen einem jungen Officier der Kölner Garnison und einem dortigen achtungswerthen Kaufmann in der letzten Hälfte Decembers ereignet hat. Da die in dem Frankfurter Journal mitgetheilten Thatsachen nicht genau mit dem wirklichen Hergange der Sache übereinstimmen, und aus jener irrthümlichen Darstellung sehr leicht nachtheilige Schlüsse auf den Geist und die Gesinnung der preußischen Officiere gezogen werden könnten, so unterlasse ich nicht, Ihren Lesern aus zuverlässigen Quellen über diesen betrübenden Vorfall der strengsten Wahrheit gemäß Folgendes mitzutheilen. Es ist wahr, daß vor einiger Zeit ein junger Officier der Kölner Garnison den dortigen Kaufmann O .... um ein Darlehen von 20 Thlrn. ersuchte, welches ihm derselbe abschlug. Da sich später das Gerücht verbreitete, als habe der letztere hierüber in einer Gesellschaft seine Glossen gemacht, so forderte jener Officier zwei seiner jüngern Cameraden auf, ihn zu dem Kaufmann zu begleiten, um von demselben Satisfaction zu verlangen. Seine beiden Begleiter wußten ihn jedoch endlich dahin zu bewegen, daß er selbst nicht das Haus des Kaufmanns betrat, sondern vor der Thür desselben die Rückkehr des einen seiner Begleiter abwartete, welcher, ruhig und besonnen, mit Anstand den Kaufmann O .... bat, ihm über jenes Gerücht nähere Auskunft zu geben. Da der Kaufmann O .... versicherte, daß er nur seinem Schwager, der als Capitän in demselben Regimente jenes Officiers steht, davon im vertraulichen Gespräch ohne böse Absicht Mittheilung gemacht hätte, so schien die Sache erledigt, und der Mittler, zufrieden, die ganze Angelegenheit ehrenvoll ausgeglichen zu sehen, kehrte zu seinem unten harrenden Gefährten zurück, welchen er ebenfalls dadurch um so mehr beruhigt zu haben glaubte, als sie sich schon wieder eine ganze Strecke von dem Hause des O .... entfernt hatten. Doch plötzlich bemeistert sich die zügelloseste Leidenschaft jenes Officiers, und in einem Augenblick verläßt er seine beiden Gefährten, stürzt in das Comptoir des Kaufmanns O ...., und zieht dort den Degen, um auf ihn einzustürmen. Dieß alles war das Werk eines Moments; die beiden andern Officiere vermochten kaum, ihrem aufgeregten Cameraden in das Haus des O .... zu folgen, ihm in den Arm zu fallen, und weitere Excesse zu verhüten. Außer einigen zerschlagenen Fensterscheiben und heftigen Redensarten ist es also weiter zu keinen Thätlichkeiten gekommen, und die Angabe im Frankfurter Journal ist ganz falsch, daß die beiden begleitenden Officiere gleichsam diesen Exceß begünstigt, und sogar unten am Hause Wache gehalten haben sollen. Es ist im Gegentheil nur Eine Stimme im ganzen Publicum, daß nur durch das kaltblütige und anständige Benehmen dieser beiden Herren jeder weitere Ausbruch der Leidenschaft verhütet worden. Die Angabe im Frankfurter Journal, daß der Kaufmann O .... verwundet worden sey, ist ebenfalls unrichtig. Was die gehässigen Anmerkungen betrifft, die der Correspondent des Frankfurter Journals zu machen für gut findet, als würde dieser beklagenswerthe Exceß gewissermaßen in Schutz genommen, und nicht mit der gebührenden Strenge bestraft werden, so kann ich Ihnen aus guter Quelle versichern, daß gerade das Gegentheil stattfindet. Sämmtliche Officiere der Garnison und des Regiments sind tief indignirt über das Benehmen eines ihrer Mitglieder, und haben deßhalb selbst auf genaue Untersuchung angetragen. Sogar die Officiere eines detaschirten Bataillons sollen gleich bei der ersten Nachricht von jenem traurigen Vorfall sofort bei ihrem Bataillonscommandeur eingekommen seyn, in ihrem Namen an den Commandeur des Regiments zu schreiben, um ihm ihre Mißbilligung jenes Excesses auszudrücken, und um strenge gerichtliche Untersuchung zu bitten. Uebrigens ist jener Officier vom Dienste suspendirt, und der Vorfall den höhern Vorgesetzten dienstlich angezeigt. Wer den ritterlichen Sinn des Generals v. Borstell kennt, wird daher nicht zweifeln, daß dem beleidigten Bürger Genugthuung verschafft werden wird, und es sind deßhalb eben sowohl die Drohungen, welche der Correspondent des Frankfurter Journals ausspricht, als auch die Bemerkungen überflüssig, welche er darüber macht, daß der Thäter bis jetzt nur mit Stubenarrest bestraft sey. Wenn sich jener Correspondent genau über den Zusammenhang der ganzen Sache würde erkundigt haben, so würde er wissen, daß sich jener unglückliche junge Mann, den die Leidenschaft zu solchem Vergehen hinriß, im Untersuchungs - und nicht im Strafarrest befindet. Die große Sensation, welche dieser Vorfall erregt0054 hat, gibt den besten Beweis, wie wenig das Publicum gewöhnt ist, Sitte und Anstand von den Officieren unsrer Armee ververletzt zu sehen. Die Officiere fühlen zu gut, daß sie nur zum Schutze des wehrlosen Bürgers und zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung verpflichtet sind, und daß ein Exceß, wie der vorliegende, ihrer ehrenvollen Bestimmung total entgegen läuft. Es findet daher auch das Vergehen jenes jungen Mannes vielleicht nirgend eine strengere Beurtheilung als unter den Officieren selbst. Bedürfte es noch eines besondern Beweises, wie isolirt eine solche Erscheinung dasteht, so brauche ich nur darauf hinzudeuten, daß sowohl in Köln als auch in allen andern Garnisonen des Rheins nicht nur ein leidliches , sondern ein sehr gutes Verhältniß zwischen Militär und Civil besteht. Als im vergangenen Jahre gerade dasselbe Regiment, zu welchem jener Officier gehört, an die Gränze rückte, fand überall das beste Einverständniß zwischen den Officieren und der Bürgerschaft statt, und die Bewohner von Aachen und Düren bedauerten es aufrichtig, als das Regiment wieder in seine alten Garnisonen zurückkehren mußte.

Dänemark.

Die königliche Leiche ist dem Publicum schon seit dem 19[zur] Schau gestellt. Früher hat man bei ähnlichen Gelegenheiten zu gewissen Stunden stets Jedermann Einlaß gestattet, dießmal hingegen ladet man eine Classe, eine Corporation nach der andern ein, zu gewisser Stunde auf der Amalienburg zu erscheinen, und nur an einzelnen Tagen ist der Zutritt für Jedermann offen, dann aber ist auch der Andrang des Volks trotz Schnee und Unwetter, trotz Sturm und Regen und bodenlosen Straßen gränzenlos, und das Gedränge am Ende der abgesperrten Amalienstraße so furchtbar, daß nach der Kjöbenchavnspost eine Bürgersfrau erdrückt, und mehrere Personen beschädigt worden seyn sollen. Alle Anstrengungen der Polizei und des Militärs sind fruchtlos. Durch eine Nebenthür des Schlosses, über eine schwarz behangene Treppe, entlang einer Reihe schwarz decorirter Zimmer, durch eine Menge von Wachen, Lakaien und Pagen in Trauerkleidern, durch eine athemlose, ehrerbietige, ich möchte sagen andächtige Menschenmenge gelangt man endlich in den Rittersaal, in welchem hundert und aber hundert Wachskerzen auf prachtvollen silbernen Gueridonen und beflorten Wandleuchtern Tageshelle verbreiten. Mitten im Gemach, auf einer Erhöhung von drei Stufen, die mit einem schwarzsammtenen Teppich bedeckt ist, ruht auf einem gegen sechs Fuß hohen Paradebett von weißen Atlaßkissen mit goldenen Franzen und Quasten die Leiche des Königs in spanischer Krönungstracht von goldgestickter weißer Seide, dem Krönungsmantel von rothem Sammet mit goldenen Kronen, und der Ordenskette der Elephantenritter. Das Antlitz ist ruhig, mild und freundlich im Tode wie im Leben, nur erscheint es tief erbleicht, und das charakteristische vorstehende Kinn mit der hängenden Lippe ist etwas zurückgetreten. Am Kopfende des Paradebetts auf Tabourets mit sammtenen Kissen liegen die Reichsinsignien, Krone, Reichsapfel, Scepter und Schwert, an beiden Seiten auf ähnlichen Tabourets die unzähligen Orden, mit denen der Hingeschiedene decorirt war, zu den Füßen der schwarze Commandostab. Ein Elephantenritter, ein Großkreuz vom Danebrog, zwei Hofmarschälle mit ihren Stäben, zwei Kammerherren, zwei Kammerjunker und zwölf Trabanten junge Officiere in Gala-Uniformen mit Trauerschärpen und beflorten Partisanen bilden die Ehrenwache, und stehen regungslos, Statuen ähnlich, nach ihrem Range rings um die irdischen Ueberreste ihres hingeschiedenen Königs und Freundes. Der Anblick dieser imposanten Gruppe und der lautlos, fast gespenstisch vorbeiwallenden, ergriffenen Menge ist feierlich, erschütternd durch ihre scharf hervortretenden Contraste und die sich daran knüpfenden Gedankenreihen. Der Porträtmaler Bärentsen ist beauftragt, dieß großartige Bild von Ehre, Macht und Ruhm sind eitel! zu malen. Aus den Zimmern, die der verewigte König bewohnte, wurde die Leiche nach erfolgter Balsamirung in feierlicher Procession nach dem Rittersaal gebracht; der König und die Königin folgten mit dem ganzen Hofe. In den ersten Tagen des Januars wird die Leiche in den Sarg gelegt, und dann unter ähnlichem Pomp dem Publicum wiederum auf einem Katafalk zur Schau gestellt werden. Das Programm über das Leichenbegängniß ist nunmehr erschienen, und enthält nichts Merkwürdiges, ausgenommen, daß nur der Trauerwagen des Kronprinzen Friederich erwähnt wird. Indessen behauptet das Gerücht, Se. k. Hoheit hätte den Wunsch geäußert, persönlich zu folgen, und werde daher hieselbst eintreffen. Auch ist nicht davon die Rede, daß der Sarg getragen werden solle; Christian IV Capelle ist zur Beisetzung ausersehen. Man hofft, daß Thorwaldsen die Ausarbeitung eines Denkmals übernehmen werde. Oehlenschläger hat eine Trauercantate für die Roeskilder Domkirche, und eine zweite für die Universität geschrieben; eine dritte für den Studentenverein ist von Andersen. Ingemann, Holst, Grundtvig und Andere haben Trauergedichte geliefert. Von mehreren Städten in Schleswig und Holstein sind Adressen eingegangen, die wider Erwarten die Politik fast unberührt lassen. Nur die Kieler Adresse deutet auf den oft ausgesprochenen und oft zurückgewiesenen Wunsch der Holsteiner hin, daß ihnen das Steuerbewilligungsrecht zugestanden werden möge. Die Antworten des Königs lauten immer bestimmter und deutlicher dahin, daß er sein Volk mit einer gesetzlich beschränkten Preßfreiheit, wohlgeordneten Finanzen und ständischen Institutionen, so wie sie bestehen, glücklich zu regieren gedenke. Die tausendzüngige Fama hat übrigens jetzt hier Arbeit vollauf: täglich ernennt sie neue Präsidenten der Regierungscollegien, hebt sie ganz auf, setzt Minister an ihre Stelle, reducirt das Militär, ertheilt Würden und Orden, und trägt so viele Geschichten und Anekdoten herum, daß Wahres und Wahrscheinliches von dem Falschen fast nicht mehr zu unterscheiden ist. Die Kjöbenhavnspost vom 24 ist unter Beschlag gelegt, angeblich wegen eines politischen Glaubensbekenntnisses.

Rußland und Polen.

Die St. Petersburgische deutsche Zeitung hatte kürzlich aus einem neuen Werke des Hrn. Th. Bulgarin (Sommerwanderung durch Finnland und Schweden im Jahr 1838) Auszüge mitgetheilt, unter denen sich auch einige harte Urtheile über den Adel der Ostseeprovinzen Rußlands befanden. Gegenwärtig enthält nun das genannte Blatt einen halbamtlichen Artikel, worin jenes Urtheil als gänzlich unrichtig bezeichnet wird, und an dessen Schluß es heißt: Uebrigens, so scharf die Züge seiner Skizze seyn mögen, kann sich der Adel der Ostseeprovinzen getrost darüber hinweg setzen, da die Beweise, welche ihm unser erhabener Monarch bei jeder Gelegenheit von seinem allerhöchsten Wohlwollen gibt, das Bewußtseyn, daß viele seiner Mitbrüder hohe Würden im Lande bekleiden, so wie das schmeichelhafte Zeugniß, welches alle Generale unserer Armee den diesem Adel angehörigen Officieren ertheilen, ihm hinlängliche Bürgschaft gewähren, daß die von dem erwähnten Schriftsteller ausgesprochene Meinung nur ihm allein angehört.

Nachrichten aus Südrußland zufolge treffen in den Küstenländern des schwarzen Meeres immer neue Truppenabtheilungen ein. Es sind jetzt besonders in den Umgebungen von Odessa, Nikolajew, Sebastopol so zahlreiche0055 Truppen versammelt, daß binnen wenigen Tagen leicht 50,000 Mann eingeschifft werden könnten, vorausgesetzt, daß es an Transportmitteln nicht fehle. An diesen scheint aber kein Mangel zu seyn, denn ohne die kaiserliche Marine in Anschlag zu bringen, haben sich in der letzten Zeit Handels - und Transportschiffe, sowohl einheimische als fremde, in den Haupthäfen des schwarzen Meers so gehäuft, daß man am 12 Dec. in dem Hafen von Odessa allein nicht weniger als 500 derselben zählte. Es sind freilich meist fremde, zur Aufnahme von Getreide für westliche Länder bestimmte Fahrzeuge, die indessen gegen gute Frachtpreise für einen ungewöhnlichen Fall leicht zu gewinnen wären. Nicht minder häufig sind die Transportmittel in Sebastopol und im azow'schen Meere, so daß, falls Mehemed Ali sich von Leidenschaft getrieben, zu extremen Schritten verleiten lassen sollte, man ihm mit Leichtigkeit beweisen könnte, daß er sich geirrt, wenn er in seinem Eigendünkel behauptete, er werde die klügsten Berechnungen der Europäer zu Schanden machen, falls man versuchen wollte, ihn auf unbillige Art zu drücken. Was in den Augen des Aegyptiers für unbillig gelten, was er unter Mäßigung, die er für sich unaufhörlich in Anspruch nimmt, verstehen mag, läßt sich freilich nicht genau bestimmen; aus den Friedensvorschlägen indessen, die er der Pforte gemacht, aus seiner sonstigen Habsucht und seinem Ehrgeize läßt sich ahnen, daß, was man ihm auch zugestehen möchte, jede Concession weit hinter seiner Begierde zurückbleiben müßte. Daher die ungeheuern Vorbereitungen in den russischen Küstenländern, daher die Thätigkeit, mit der die Rüstungen betrieben werden. Vorzüglich in Nikolajew bemerkt man ein reges Leben: es sind dort mit der Herstellung beschädigter, mit dem Bau neuer Kriegsschiffe mehrere tausend Menschen beschäftigt. Auch sind die Truppen, die von der tscherkessischen Küste im Herbste zurückkehrten, noch nicht in ihre gewöhnlichen Winterquartiere zurückmarschirt, sondern, wie ich Ihnen bereits mittheilte, sämmtlich in der Nähe der Haupthäfen consignirt; kein einziges Schiff wird heuer abgetaut oder abgerüstet, alles steht mit einem Wort fix und fertig da zu einer imposanten Expedition nach Kleinasien, und so kann man hoffen, daß Mehemed Ali sich wohl hüten werde, irgend einen übereilten Schritt zu unternehmen.

Von der polnischen Gränze vernimmt man, daß das Königreich Polen seit vielen Jahren nicht so sehr von Soldaten entblößt gewesen als gegenwärtig. Alle Truppen sollen sich nach Süden bewegen, und bereits überaus zahlreiche Heermassen in den südwestlichen Gouvernements Rußlands, nach dem schwarzen Meer und der Donau hin zusammengezogen worden seyn. Auch ungeheure Magazine sollen von allen Orten her mit Getreide gefüllt man führt als Grund davon eine geringe Ernte von diesem Jahr an Kriegsvorräthe aufgehäuft, überhaupt alle Vorbereitungen getroffen worden seyn, als stünde ein großer Krieg bevor. Wozu dieß Alles? Nicht wohl scheinen sich damit die Friedensbetheurungen vereinigen zu lassen, welche von russischer Seite seit kurzem immer lauter werden. Freilich auch die Römer rüsteten sich dann am furchtbarsten, wenn sie eben einen Frieden abgeschlossen hatten. Die russische Diplomatie hat einen augenfälligen Vortheil vor der der westlichen Seemächte voraus: sie braucht nicht mit einer in auswärtigen Angelegenheiten nur zu oft kurzsichtigen Presse zu kämpfen, und daher niemals die Sache dem Scheine hinzuopfern, sie darf vielmehr ungehindert, so lange sie es für gut hält, den bloßen Schein der Sache selber unterordnen. Die russische Expedition nach Khiwa gibt unter gegenwärtigen Umständen viel zu denken. Im Zusammenhange mit andern Begebenheiten erscheint sie von größter Wichtigkeit. Wie, sollte man den Zug nur unternehmen, um einige russische Gefangene zu befreien? Warum wählt man denn gerade die jetzige Jahrszeit, warum einen Augenblick, wo man gefürchtete Provinzen von Truppen entblößt, um sie anderswo zu versammeln? Oder was soll man sich unter dem legitimen Einfluß vorstellen, der in den Turkomanensteppen Rußland, nach den Worten des Befehlshabers jener Expedition, gebührt? Die englisch-ostindische Compagnie hat in Afghanistan zwar gesiegt, aber der Sieg erscheint noch wenig befestigt, der neue Herrscher als englischer Statthalter ohne Stütze im Lande. Die vertriebenen Fürsten haben Schutz bei den benachbarten Horden gefunden; wer weiß, was in diesen gährt wiewohl sie selbst unangreifbar sind, können sie doch jeden Augenblick mit Erfolg über Afghanistan herfallen, besonders wenn tüchtige Führer an ihrer Spitze stehen; über Khiwa und Bukhara geht der nächste und offenste Weg von der Wolga nach dem Indus; auch gährt es fort und fort in Persien, wo der russische Einfluß überwiegt. Man sieht, die Truppen am schwarzen Meere sind zu sehr gelegener Zeit versammelt worden. Rußland denkt vorerst nicht, wie etwa die Franzosen in Afrika, an die Civilisirung der Beduinen und Horden. Es verfährt weit umsichtiger; indem es die Nomadenvölker gewähren läßt, sucht es nur seinen Einfluß über sie nach Südosten immer weiter auszudehnen, die Steppen nicht zu civilisiren, sondern zu beherrschen. Auf diese Weise hat es schon viel gewonnen; wo es aber entschiedener und strenger aufzutreten für nöthig erachtete, da hat es auch heftigen Widerstand gefunden. Die Tscherkessen beweisen Rußland, was ein freies, tapferes Volk vermag, das zwar an Civilisation und Macht, aber keineswegs an ächter Menschlichkeit von den Russen übertroffen zu werden scheint. Auch einige Stämme der Steppe sind voll Erbitterung gegen Rußland. Wie ließe sich nun begreifen, daß dieses bei seiner umsichtigen Politik unter den heutigen Weltverwickelungen neue Völker gegen sich aufbringen, sich gleichsam in neue Tscherkessenkriege der Ebene verwickeln sollte! Muß man nicht fast nothgedrungen an andere Absichten glauben?

Türkei.

Vorgestern ist ein türkisches Dampfboot nach Alexandria abgesegelt, an dessen Bord der ehemalige Botschafter am königl. preußischen Hofe, Kiamil Pascha, sich befand. Der Pascha ist Ueberbringer des Hattischerifs und des Fermans, der die Kundmachung des Hattischerifs in allen Provinzen, mithin auch in den der Administration Mehemed Ali's unterworfenen Ländern anbefiehlt. Warum die Pforte so lange mit dieser Sendung gezaudert, läßt sich aus der frühern Constellation erklären, die dem Vicekönig günstig war, während die gegenwärtige sich zum Vortheil der Pforte gewendet. Der Divan scheint jetzt mit Zuversicht zu erwarten, da sich der Pascha von Aegypten gegen die Kundmachung des Hattischerifs nicht sträuben werde, obwohl es nach meiner Meinung leicht möglich wäre, daß durch Vorwände aller Art sich der Nothwendigkeit einer so eclatanten Anerkennung seiner Unterordnung zu entziehen suchte. Es ist von der hohen Pforte zur Redaction der neuen Gesetze und des im Hattischerif versprochenen organischen Statuts eine Commission niedergesetzt worden. Sie besteht aus folgenden Mitgliedern: Präsident, Saib-Effendi. Beisitzer: Essaad Effendi, Ahmed Fethi Pascha, Hussein Pascha und Melek-Mehemed-Zade-kadrik Bey. Der außerordentliche Gesandte Sr. Majestät des Königs Otto von Griechenland, Hr. Zographos, hat gestern die Insignien des ihm verliehenen preußischen Adlerordens erhalten.

0056

Die letzten Nachrichten aus Alexandria verbreiten sich ziemlich weitläufig über die unvortheilhafte Stellung, in die sich der Pascha versetzt sieht. Das Paketboot, das am 14 d. von Aegypten hier ankam, brachte mehrere Handelsbriefe, welche sämmtlich von der äußerst unruhigen Stimmung der auf der ottomanischen Flotte befindlichen Mannschaft sprechen. Man erwartete täglich Ausbrüche der Unzufriedenheit, die sich durch Auszahlung eines rückständigen Monatsoldes nicht hatte beschwichtigen lassen. Mehemed Ali soll sehr verstimmt und über seine Lage äußerst nachdenklich geworden seyn. Es scheint, daß er es nicht bis zur Anwendung von Zwangsmaaßregeln kommen lassen würde, wenn nur die Großmächte einmal mit Energie aufträten, und der Pascha die Ueberzeugung erhielte, daß man in Europa hinsichtlich der Abgränzung seiner Besitzungen und seiner künftigen Stellung zur Pforte übereingekommen und bereit sey, das Beschlossene durchzusetzen. Auch Syrien ist noch nicht beruhigt und der Schatz, trotz der eben erfolgten Losschlagung aller Getreidevorräthe, geleert. Der Vicekönig soll in letzter Zeit gegen zwei Millionen Metzen Getreide an europäische Handelsleute verkauft haben; das davon gelöste Geld ist bereits verwendet. Die europäischen Consuln beobachten mit Ausnahme des Hrn. Cochelet, der Alles thut, um Mehemed Ali's Muth und Beharrlichkeit aufrecht zu erhalten, ein auffallend reservirtes Betragen. Die Stürme auf dem schwarzen Meere haben dießmal viel Unheil angerichtet; von den Dampfbooten soll der Principe Metternich bedeutende Beschädigungen erlitten haben. Der Veloce ist nach vielen Unfällen in Trapezunt angelangt; Hr. v. Sercey wird nach einem kurzen Aufenthalt in jener Stadt seinen Weg nach Persien fortsetzen. Wir haben wieder eine Feuersbrunst in Pera gehabt; der angerichtete Schaden ist unbedeutend; es sind etwa 5 Häuser und einige Boutiquen vom Feuer verzehrt worden.

0049

Die Hadschuten.

Auf dem Küstengebirge zwischen Algier und Scherschel steht ein einsames Monument in Pyramidenform von bedeutendem Umfang und neunzig Fuß Höhe. Die Araber nennen es Kubbar-el-Rummiah, d. h. Grabmal der Christin , und erzählen darüber vielerlei wunderliche Sagen. Der Staub einer edeln christlichen Fürstin soll unter der dunkeln Granitmasse ruhen, neben dem Sarg auch von schimmerndem Gold und Silber ein unermeßlicher Schatz, den, wie die Marabuts erklären, nur ein Christ heben kann. Vor einigen Jahrhunderten ließ ein Dey dort Nachgrabungen veranstalten, deren Spuren man noch jetzt sieht. Die Araber der Gegend aber erzählen: gleich bei den ersten Hammerschlägen der Arbeiter sey auf der Höhe der Pyramide ein gespenstiges Weib erschienen und habe mit dem Schrei Alula! Alula! Rette deine Schätze! furchtbare Bundesgenossen herbeigerufen. Gestachelte Fliegen, so groß wie Ratten, von gräulichem Ansehen, entstiegen dem schwarzen Sumpfgewässer des nahen Sees Alula und zwangen die Schatzgräber durch ihre Stiche zur eiligen Flucht. Seitdem sind alle Versuche, das Monument zu erbrechen, vergeblich gewesen. Einige Archäologen halten das Kabbar-el-Rummiah für das Grabmal der numidischen Könige, andere für das Monument, welches, Marmol zufolge, der Spanierin Cava in jener Gegend errichtet worden. Das Kubbar-el-Rummiah zeigt übrigens keine Inschrift, die über seinen Ursprung irgend eine Andeutung gäbe, und aus seinen wunderlichen Formen läßt sich seine frühere Bestimmung nicht errathen. In einsamer Wildniß, ohne Ruinenreste in seiner Nähe, ragt dieses räthselhafte Vermächtniß einer räthselvollen Zeit über die weite Gegend und spiegelt seine Steinmasse südlich im See Alula, auf der Nordseite in den anrollenden Wogen des Mittelmeers.

Um das Kubbar-el-Rummiah herum liegen die meisten Duars der Hadschuten, welche übrigens das ganze große Gebiet von dem linken Ufer der Chiffa bis in die Umgegend von Scherschel zu ihren Weideplätzen und ihrem Feldbau benützen. Dem Seefahrer ist jene steinerne Pyramide ein Warnungszeichen, daß er zur Zeit der Stürme sich weit von dieser Küste halte, wo ihm im Fall eines Schiffsbruchs nur ein grausamer Tod von Barbarenhänden erwartet. Die Hadschuten, dieser berüchtigtste Räuber - und Mörderstamm der Regentschaft Algier, sind arabischen Ursprungs und in Sitten, Sprache und Sinnesart ihren kriegerischen Altvordern aus dem Osten treu geblieben. Sie lieben im Gegensatz zu den übrigen Stämmen der Metidscha den Wechsel ihrer Wohnplätze und die Nomadengewohnheiten, bewegen sich aber nur in einem gewissen Bezirke, wo die Natur ihnen so viele Vertheidigungsmittel und Schlupfwinkel gegeben hat. El-Hadschut ist ihr arabischer Stammname, sonst ohne besondere Bedeutung. Der Uthan oder das Stammgebiet, welches sie bewohnen, heißt El-Sebt. Sie bezahlten dem Dey ihren Tribut mit den Waffen, das heißt, sie waren unter den Reitern des Aga's eingeschrieben, und als solche verpflichtet, jedem Ruf ins Feld pünktliche Folge zu leisten, sonst aber blieben sie von jeder Geldabgabe befreit. War irgend eine Expedition gegen einen rebellischen Stamm zu unternehmen, so eilte der Aga mit einigen Türken nach der Ebene, versammelte seine arabischen Reiter, namentlich die trefflich berittenen Hadschuten, und überfiel mit diesem Kriegshaufen die Duars derjenigen Stämme, welche den Tribut zu bezahlen sich weigerten oder dem Dey sonst Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben hatten. Nie griffen die andern Araberstämme, deren Gebiet der Aga durchzog, für ihre bedrohten Brüder zu den Waffen. Die gegenseitige Eifersucht der Scheikhs und Kaids sah mit Freuden die Demüthigung des Nachbarstammes, und die Türken hatten ein leichtes Spiel, während bei den heutigen Expeditionen in das Innere alles flüchtet und zu den Waffen greift.

Seit der Einnahme Algiers durch die Franzosen haben die Hadschuten den Siegern gegenüber stets eine feindselige Haltung behauptet, und nur ein einzigesmal, unter der Verwaltung des Generals Voirol, stellte ein förmlicher Friede mit ihnen auf eine kurze Zeit die Ruhe in der Ebene Metidscha her. Nach dem Schluß des Vertrags an der Tafna befahl Abd-El-Kader den Hadschuten, die seine Autorität anerkannten, die französischen Niederlassungen nicht mehr zu beunruhigen. Diese gehorchten einige Monate; bald aber drückte sie das Verbot, und sie begannen wieder von Zeit zu Zeit einige Raubzüge, welche der Emir, damals vor Ain-Maadi zurückgehalten, ungestraft ließ.

Fast bei jedem Gefecht zwischen den Franzosen und den Eingebornen standen die Hadschuten an der Spitze der letztern. Ihre flüchtige Reiterei wechselte mit den französischen Tirailleurs immer die ersten Schüsse, und ihre Scheikhs führten bei den Berathungen der Stammhäuptlinge das erste Wort. Als der Marschall Bourmont nach der Eroberung Algiers einen Ausflug nach Belida unternahm, traf er zum erstenmal auf die Hadschuten, welche seine Colonne auf dem Rückmarsch tiraillirend bis unter die Mauern von Algier begleiteten. Marschall Clauzel fand, als er nach Medeah zog, die Hadschuten bei Buffarik gelagert. Er trieb sie ohne Mühe vor sich her, aber ein Detaschement von 60 Kanonieren, welche man unklugerweise ohne Cavalleriebedeckung nach der ferme modèle abschickte, wurde von den Hadschuten und andern Arabern bis auf den letzten Mann zusammengehauen. Das Schreckenssystem des Herzogs von Rovigo, Clauzels Nachfolger, die Hinrichtung der Scheikhs Mesaud und El-Aribi erbitterte die Hadschuten nur, statt sie zu ängstigen, und gräuliche Repressalien wurden von ihnen an den unglücklichen Europäern verübt, welche einzeln auf den Vorposten in ihre Hände fielen. Dieser einzige Stamm, der damals noch kaum 600 Reiter ins Feld zu stellen vermochte, verbreitete den französischen Heeren gegenüber einen solchen Schrecken unter den andern friedlichen Araberstämmen der Metidscha, daß diese bald schwankend wurden, ob es nicht vortheilhafter für sie sey, sich, statt des Bündnisses mit den Franzosen, unter die Protection der Hadschuten zu stellen, deren Ueberfälle sie mehr fürchteten, als die Drohungen des Gouverneurs in Algier. Der Uthan Beni-Khalil, der wichtigste der Umgegend, wurde zuerst erschüttert. Die Araber dieses Bezirks ließen ihren von den Franzosen eingesetzten Kaid Buscid-ben-Chaua am 9 Sept. 1833 auf dem Markt bei Buffarik von den Hadschuten ermorden, ohne ihn zu vertheidigen. Acht Monate nach diesem Vorfall wurde endlich eine ernste Expedition gegen den Räuberstamm unternommen. General Brò überschritt am 18 Mai 1834 mit einer Colonne die Chiffa und erbeutete im Wald Khorasa, wohin die Hadschuten sich mit ihrem Eigenthum geflüchtet hatten, zahlreiche Heerden, welche jene seit Jahren ihren arabischen Nachbarn gestohlen hatten. Tags darauf sandten die Hadschuten einen Unterhändler an den General Brò, versprachen ihre Unterwerfung und erkannten den von den Franzosen ernannten Kuider-ben-Rebeha,0050 einen einflußreichen Mann ihres Stammes, als Kaid an. Der damalige Interimsgouverneur, General Voirol, ein milder, besonnener Mann, gab hierauf den seit Jahren gefangen gehaltenen Marabut von Koleah, Sidi-Mohammed, frei. Dieser betagte Greis war im Lande sehr geliebt und geehrt; seine Wiedererscheinung erregte große Freude, und seit dieser Zeit herrschte bis zur Verwaltung des Generals Drouet d'Erlon tiefer Friede. Sidi-Mohammed war dem General Voirol persönlich sehr ergeben, und drohte, die Hadschuten zu verfluchen, wenn sie zuerst den Frieden brächen. Der Befehl eines so gefeierten Marabuts reichte hin, eine Zeit lang die Raublust jenes Stammes zu bezwingen. Als aber der von den Arabern sehr geliebte General Voirol nach Frankreich zurückreiste, erwachten bei den Hadschuten die alten Diebsgewohnheiten, und seitdem setzten sie ihre Plünderungen und Ueberfälle ungestraft fort.

(Beschluß folgt.)

Die Prophezeiungen für das Jahr 1840.

Sie wissen schon, welches Aufsehen in dem ungläubigen und abergläubigen Paris die in vielen tausend Exemplaren verbreiteten Weissagungen des Nostradamus machen, worin das Jahr 1840 als eine Epoche hochwichtiger Ereignisse für Frankreich und Europa bezeichnet seyn soll. (S. Nro. 2 der Allg. Zeitung.) Diesen Weissagungen ist unter dem Titel: le Nostradamus vengé ein Commentar beigegeben, der, auf das in Revolution, Republik und Kaiserreich bereits Eingetroffene hindeutend, daraus eine Bürgschaft auch für die Wahrheit dessen folgert, was erst noch, und zwar in nächster Zukunft, in Erfüllung gehen soll. Dabei wird erzählt, Napoleon, der als des Glückes abenteuerlicher Sohn bekanntlich selbst nicht ohne den Glauben an seinen Stern war, habe noch als Consul seiner, dem dunkeln Gebiet der Ahnungen und Träume, der Nachtseite der Natur sich nach Frauenart gern zuwendenden Josephine einstmals in Malmaison eben diese Prophetenstimmen des alten Magus vorgelegt, und sie darin die nahe kaiserliche Größe, zugleich aber mit Schrecken ihre eigene Verstoßung und das spätere Unglück ihres Gemahls gelesen. Bei den auf das Jahr 1840 bezogenen Orakelversen die Verse sind schlecht, wie es dergleichen von jeher waren, so daß schon Lucian behauptete, Homer mache bessere als Apoll deuten unsere Legitimisten nichts Geringeres heraus oder hinein, als eine neue glorreiche Restauration und mit ihr den Beginn eines politischen Milenniums unter den Bourbonen älterer Linie; womit freilich eine andere Voraussagung Nostradami auf das Jahr 2000 , deren Béranger gedenkt, und die den Refrain hat: Faites l'aumône au dernier de vos rois schwer in Einklang zu bringen seyn möchte. Sey dem, wie ihm sey: neben dem geheimnißvollen Buch von Nostradamus 'eigner Hand steht eine andere, weit grausigere Weissagung, daß am Tag Epiphanias 1840 der Weltuntergang erfolgen werde. Für furchtsame, aber mit der jetzigen Ordnung der Dinge wohlzufriedene Gemüther muß es ein wahrer Trost seyn, daß diese beiden Prophezeiungen sich gegenseitig ausschließen; denn geht am 6 Januar die Welt unter, so kann Nostradamus' Wort nicht wohl mehr erfüllt werden, erfüllt sich aber dieses, so geht fürs erste die Welt noch nicht unter, was auch nach allen Umständen das Wahrscheinlichere ist. Indeß das Charivari vom gestrigen enthält unter der Aufschrift: Prochaine dislocation de l'univers. Cric, crac! und mit dem Motto aus Béranger (nicht aus dem obenerwähnten Prophetenlied) Finissons-en, le monde est assez vieux , einen Artikel, den ich Ihnen in Folgendem kurz ausziehen will.

Eingangs wird beschrieben, wie der blasse Schrecken sich der ganzen niedern Bourgeoisie von Paris bemächtigt habe, und man überall nichts sehe als verstörte und trübe Gesichter wie ein weißes Hemd des Hrn. Sauzet , wie alte Junggesellen und alte Jungfern ihre Hunde und Katzen, ihre Amseln und Staarmatzen vernachlässigen, und mancher Gimpel oder Canarienvogel, der recht schöne lyrische Anlagen zeigte, jetzt kaum mehr die ersten Noten inne habe, weil ihm der Postillon von Lonjumeau nicht mehr auf der Drehorgel vorgespielt wird. Man begrüßt sich in dieser bestürzten Welt nicht mehr anders als mit dem Grabesgruß der Trappisten: Monsieur Greluchet, oder Madame Pitou, wir müssen sterben! ... Ihr werdet mich ohne Zweifel fragen, was denn diese Angst und Unruhe veranlaßt. O mein Gott! eine Kleinigkeit: der Anfang vom Ende der Welt, nichts weiter. Schon lange vernimmt man traurige Vorzeichen für das neue Jahr 1840; aber nun haben die Matthieu Laensberg der Rue Charlot sogar den Tag festgesetzt, wo die Vorstellung dieser schrecklichen Katastrophe unwiderruflich statthaben soll: es ist ausgemacht, am Dreikönigstag geht die Welt unter, das Jahr 1840 hört sechs Tage nach seinem Anfang schon wieder auf. Da ist es, meiner Treue! kaum der Mühe werth anzufangen. ... Also am 6 Januar dürfen wir noch einmal Kuchen essen und Könige verehren; aber es wird unser letztes Mahl und unsere letzte Huldigung seyn. Statt in den Carneval einzutreten, werden wir in die Ewigkeit eingehen. ... Noch einmal, dieser haarsträubende Glaube ist unter den Zinsleuten des Quartiers Marais und unter den Portiers der zwölf Arrondissements allgemein verbreitet. Wir möchten nicht darauf schwören, daß er nicht gleicherweise bis an den Hof, in die Ministerien und Schreiberbureaux eingedrungen sey, denn diese Regionen sind dann und wann auch nicht mit starken Geistern bevölkert. Was diese Hypothese zu bestätigen scheint, ist, daß man bei den politischen Besenführern, wie bei den Thürhütern, einen Trübsinn, ein Sichgehenlassen, eine Nachlässigkeit bemerkt, als sprächen die Einen wie die Andern zu sich selbst: Liebe Seele! was willst du dir noch ferner Mühe geben, gut zu kehren und zu fegen und gut zu regieren, da ja doch in wenigen Tagen Alles in Scheiter geht? Und zudem ziemt es sich, zu enden, wie wir begonnen haben peu proprement! So in der nahen Aussicht auf das Weltende machen sich unsere Pariser Portiers von allen Erdensorgen frei. Der Klopfer reißt sie nicht mehr aus ihren melancholischen Träumereien, und sie ziehen die Hausthüre nicht mehr auf. Das einzige Band, das sie noch mit dieser vergänglichen Welt verknüpft, sind die Neujahrsgeschenke, die sie, selbst an diesem Vorabend des jüngsten Tags, noch mit einer mechanischen Handkrümmung in Empfang nehmen. Der Portier hat etwas von dem gerechten Mann des Horaz: sein Neujahr würde er noch verlangen selbst auf den Trümmern des Universums impavidum ferient ruinae. Und sieht man den Pfuhl und Wust, worin man, für die noch übrige Viertelstunde dieser Welt, unsere politischen Angelegenheiten läßt, hat man da nicht Grund zu glauben, daß unsere Machthaber selbst, von traurigen Vorgefühlen ganz eingenommen, denken, für die wenige Zeit, welche die ganze Misere noch dauere, sey es so gut genug? Zum Beispiel, die ... von der Kammer getroffene Wahl der HH. Martin und Sauzet, beweist sie nicht, daß, gleich den Portiers, unsere Deputirten alle Sorge für Propretät abgeschworen haben? Doch sehet eine zweite Analogie zu den Portiers und Hauswirthen! Unsere ministeriellen Mischmanscher beharren Angesichts des Weltuntergangs0051 nicht weniger dabei, ihre budgetlichen Neujahrsforderungen vorzubereiten. Inmitten des sublunarischen Weltschiffbruchs wollen sie sich an unsern Thalern festklammern. .. Um zu wissen, woran wir uns bei diesen schrecklichen Prophezeiungen auf den 6 Januar zu halten, haben wir jenes kabbalistische Buch von Patmos, die sicherste Autorität in solchen Dingen, aufgeschlagen. Wir haben die Zeichen nachgelesen, die es als untrügliche Vorläufer des Weltuntergangs aufzählt, und wir haben die Signaturen unserer dermaligen Lage damit verglichen. Wahrlich, man darf sich hiernach auf das Aeußerste gefaßt halten! Man höre: 1) die Herrschaft des Thiers (bête). In dieser Epoche der Erhöhung Fulchirons und des Ministeriums Cunin-Gridaine befinden wir uns offenbar unter dieser Herrschaft. 2) Das gänzliche Verschwinden des Glaubens auf Erden. Ist das nicht unser Fall, die wir umringt sind von Apostaten aller Farben, einem Decazes, Pasquier, Barthe, L'Air-mi-niais (L'herminier), Mérilhou, Passy, Dufaure etc.? In diesem Tone fährt das Journal fort, mit frivolem Radicalismus sich zwischen die Ebbe und Fluth des Pariser Aberglaubens und Unglaubens zu stellen. Indessen möchte es hier unmöglich seyn, den Schluß, der das Bild dieses Treibens ergänzt, vollständig zu geben. Daher hier nur noch ein paar abgerissene Stellen:

On entendra des bruits étranges dans l'air, et la terre craquera jusque dans ses entrailles. Les bruits étranges en l'air ne manquent certes pas aujourd'hui, ne fût-ce que celui de la réinstallation ministérielle des Guizot, des Molé et Ce. Quant à l'autre signe, nous ne sommes pas bien sûrs que la terre craque en dedans, mais on entend très distinctement craquer dessus. L'apparition de sept chandeliers d'or. A la vérité les sept chandeliers ne se sont pas encore montrés, mais, à la séance, nous avons vu les sept bobêches, c'est-à-dire les sept ministres brodés. Les trompettes feront entendre un bruit effrayant et toutes les oreilles seront saisies de crainte. Hélas! hélas! n'avons-nous pas des concerts-Berlioz ...! Tels sont les principaux signe précurseurs. J'en passe et de plus épouvantables, lesquels cadrent tous non moins parfaitement avec notre position actuelle, tels que la misère, la famine, les pluies, les gémissemens, les grincemens de dents et le soleil devenant noir comme un sac de poil. N'y a-t-il pas vraiment de quoi nous faire partager les venettes des ministres et des portières? La fin du monde pouvant très bien arriver sous le présent Système, il ne manquerait plus que cela pour compléter le bonheur qui semble s'attacher à ce Systême, comme disent les complimenteurs officiels.

Wien.

Malerei.

Die Bewegung, die im Gebiete der bildenden Kunst mit dem allgemeinen Frieden hervortrat, hat das Gefühl dafür im gesammten deutschen Vaterlande aus einem langen Schlafe geweckt. Auch Wien enthob sich aus diesem lethargischen Zustande und blieb hinter der allgemeinen Bewegung nicht zurück. Wer Wien seit dreißig Jahren nicht gesehen, wird einen bedeutenden Unterschied in dieser Beziehung wahrnehmen und mit Vergnügen bemerken, daß der Zudrang, so oft Kunstwerke zur Beschauung gebracht werden, nicht bloß eine Folge der gewöhnlichen Neugierde und müßigen Schaulust, sondern ein ins Leben übergegangener Sinn für die Kunst selbst sey, der sich durch reflectirende und vergleichende Prüfung des Gegenstandes allmählich ausbildet.

So eifrig auch der Hof selbst die Künstler unterstützt, so ist doch diese gesteigerte Kunstthätigkeit nicht, wie an manchen andern Orten, durch den Enthusiasmus und das mächtige Schöpfungswort des Staatsoberhauptes allein hervorgerufen worden. Die Kunst ging aus der Masse hervor. Sie wurde erweckt durch die Leistungen einiger begabteren Künstler, und wirkte ihrerseits wieder anregend auf die Erzeugnisse derselben. Die hier vorliegenden Aufgaben lassen freilich keinen Vergleich zu mit denen, die auf königlichen Antrieb und mit königlichen Mitteln gelöst werden; die Verbreitung des Geschmackes im Volke aber wird auf diese Weise doch allmählich begründet.

Auch hier, wie an so vielen Orten, hat der im Jahr 1831 begründete Kunstverein sich als ein bedeutendes Rüstzeug zur Beförderung der Kunstthätigkeit erwiesen. Man hat anfänglich diesem Institute zum Vorwurf gemacht, daß es den jährlichen Beitrag eines Mitglieds auf einen so niedrigen Preis 5 fl. C. M. gestellt habe; der Erfolg hat aber die Zweckmäßigkeit dieser Maaßregel auf das vollständigste gerechtfertigt. Es galt hier nicht, einige reiche Personen und Liebhaber herbei zu ziehen, es handelte sich vielmehr darum, die Masse für einen Gegenstand zu interessiren, der bisher ganz außer ihrem Bereiche gelegen; es galt, ihr etwas in Aussicht zu stellen, das ihr früher unerreichbar schien, nämlich den eigenen Besitz irgend eines guten Kunstwerkes. Was man bezweckte, wurde erreicht; der Kleinbürger, der subalterne Beamte, die wirthliche Hausfrau trug kein Bedenken, sich einer Verbindung anzuschließen, welche ihnen, wenn auch nicht ein gutes Gemälde, doch jedenfalls einen werthvollen Kupferstich und somit einen Schmuck für ihre bescheidene Wohnung sichert. Alle diese Leute, die früher die Kunst als Luxus, als ein für sie völlig Entbehrliches betrachteten, besuchten nun die öffentlichen Ausstellungen, sie wollen selbst sehen, welches Bild der Kunstverein ankaufen werde, welches sie gewinnen könnten, welches ihnen das liebste wäre, kurz, sie beschauen, vergleichen, lernen. An die Stelle stupider Neugierde, zwecklosen Begaffens, trat jetzt Kritik und Urtheil, ob richtig oder unrichtig, für den Anfang gleichviel.

Der Kunstverein hat mithin seit seinem Entstehen in der That eine neue Epoche für hiesiges Kunstleben begründet. Die Summe von 20,000 fl. C. M., über die er schon jetzt jährlich gebietet, ist ein nicht unansehnlicher Hebel zur Hervorbringung einiger Bewegung. Diese macht sich hier, wie überall, wo nicht besondere Verhältnisse einwirken, zumeist in der Landschafts - und Genremalerei, am wenigsten in der Historienmalerei und Bildhauerei bemerkbar. Was die Landschaftsmalerei betrifft, so wissen wir, daß sie in unsern Tagen eine von der Vorzeit ganz verschiedene Richtung genommen hat. Im verflossenen und noch im letzten Decennium des gegenwärtigen Jahrhunderts ging man von der Idee aus, der Maler müsse die Natur potenziren, und selbst wenn es sich um eine Vedute handelte, noch ein Erkleckliches von eigener Erfindung hinzu thun. Selbst die namhaftesten und verdienstlichsten Landschaftsmaler jener Zeit bestrebten sich eigens, die Gesammtwirkung, den großen Totaleindruck der Naturscenen aufzufassen, das Allgemeine des Gegenstandes in sich aufzunehmen, wenig bekümmert um die Wahrheit und Genauigkeit der Einzelheiten in Form und Färbung. Wenn die heutigen Künstler wieder zur unmittelbaren Natur zurück zu gehen suchten, so verstanden doch nur wenige, der göttlichen Mutter in das sich nur dem Geweihten entschleiernde Antlitz zu schauen. Sie, im Gegensatze der frühern Maler, copiren0052 die Fäden und den Stoff ihres Gewandes, aber den Schnitt und den Faltenwurf desselben verstehen sie selten. In diese Classe gehören gar viele Künstler, die dieses Fach in Wien betreiben. Sie gehen bei ihren Leistungen meistens von der irrigen Tendenz aus, die vereinzelten Studien, die sie während ihrer sommerlichen Wanderungen gesammelt haben, entweder im Zustande der ersten Anfertigung, oder als lockeres Agglomerat zu Bildern zusammen zu setzen. Das Bindungsmittel, dessen sie sich dabei bedienen ein conventioneller Mittelton wird in kurzem zur Dominante, welche sie dann, selbst der Natur gegenüber, zur richtigen Auffassung der wahren Localfarbe unfähig macht. Hierzu kommt noch die große Einförmigkeit in der Wahl der Gegenstände, welche fast ohne Ausnahme, Jahr um Jahr, immer wieder aus den oberösterreichischen Gebirgsgegenden um Ischl und Hallstadt genommen werden. So erklärlich auch diese Vorliebe wird, und so viel Reize jene Gegenden bieten, so wird doch diese ausschließende Wiederholung derselben Gegenstände der erste breitgetretene Weg zur Manier.

Es ist mir unmöglich, eine ausführliche Charakteristik aller hiesigen Künstler mitzutheilen eine Aufgabe, die den Raum, der mir in diesen Blättern gegönnt ist, weit übersteigen würde; aber eben so unmöglich ist es, einen Maaßstab zur Beurtheilung des Kunstzustandes bloß auf allgemeine Hinweisungen zu begründen, ich will mir daher wenigstens über einige der verdienstlichsten Künstler in diesem Fache einige flüchtige Bemerkungen erlauben, wie sie sich einer unbefangenen Beurtheilung eben darbieten.

Steinfeld (Vater), jetzt Professor an der Akademie der bildenden Künste, war unter den hiesigen Künstlern der erste, welcher durch das Malen seiner Bilder an Ort und Stelle, und durch das Verschmähen aller idealen Zuthat, denselben ein, bisher fast unbekanntes Gepräge der Wahrheit gab; statt der breiten, conventionellen Darstellungsweise, statt der verschwimmenden Formen und Töne, ließ er scharf gezeichnete, bestimmte Umrisse und kräftige Farben erscheinen, und ließ, je länger man sie beschaute, einen immer wachsenden Reichthum wohl verbundener Details wahrnehmen. Aber seine Färbung war meist düster, sie entbehrte des warmen Sonnenstrahles. Trotz dem Enthusiasmus, den Steinfeld hervorbrachte, fühlte er diese Gebrechen bald selbst, und diese Erkenntniß ist nicht ohne Frucht geblieben.

Thomas Ender, gleichfalls Professor der Landschaftsmalerei an der Akademie, hat mehr als irgend ein Maler unserer Zeit, die Natur in ihren vielgestaltigsten, verschiedenartigsten Formen und Eigenthümlichkeiten zu studiren Gelegenheit gehabt. Schon im J. 1817 ging er im Gefolge der Erzherzogin Leopoldine nach Brasilien. Nach längerem Aufenthalte unter den Wundern der Tropenwelt, kehrte er nach Europa zurück, durchwanderte Italien, durchforschte die österreichischen Alpenländer, vom Schneeberg bis zum Orteles, die Donauufer, von ihrem Ursprung bis zu den Sulinamündungen, die Krim, den Bosporus, das phantastische Stambul, und die erhabenen Denkmale des wiedererstandenen Hellas. Enders Productivität gränzt an das Unglaubliche. Es ist nicht möglich, die Charakteristik der dargestellten Gegenstände, selbst in den einfachsten Zeichnungen, mit größerer Präcision wieder zu geben. Insbesondere würden die Blätter, welche Ender im Auftrage seines hohen Beschützers des Erzherzogs Johann in systematischer Folge in den Hochalpen verfertigte, von höchstem Interesse für die Kunstfreunde seyn, und es wäre zu wünschen, daß die Schätze, welche die Mappen des erlauchten Prinzen verschließen, vor die Augen des Publicums gebracht werden könnten. Ungeachtet die meisten der Bilder Enders bestimmte Gegenstände darstellen, ist ihre Auffassung doch poetisch, und es ist nur Schade, daß die Schatten, besonders im Vordergrunde, häufig schwarz und undurchsichtig sind und Ender nicht ganz frei von Manier ist.

Einen Namen, welcher auch in der Ferne einen besonders guten Klang hat, nenne ich schon hier unter den Landschaftsmalern, Friedrich Gauermann. Auch als Thiermaler excellirt er. Indeß ist die Landschaft in seinen Bildern doch immer die Hauptsache, während die freilich sehr reichen Beiwerke nur als Staffage erscheinen. Gauermann ist ganz eigentlich ein Sohn der Natur. Schon frühzeitig errichtete er sein Atelier auf den Hochgebirgen, inmitten der Alpennatur, im Schatten ernster Fichten, umrauscht von wilden Berggewässern, in felsbegränzten Räumen und Schluchten, über denen der einsame Adler kreis't, wo am Sturzbache der Hirsch sich kühlt, oder Bär, Wolf und Eber hausen. So entstanden schon vor mehr als 10 Jahren, als Gauermann noch Jüngling war, Werke, die den Kenner mit Hoffnung, den Laien mit Freude erfüllten. Den Gemälden der damaligen Zeit war, nächst dem kindlichen, unbefangenen Studium der Natur, auch die Verehrung anzusehen, welche der junge Künstler für Wouvermann gefaßt hatte. Von Bild zu Bild wuchs die Kraft des anspruchlosen Meisters, der sich seines Werthes selbst nicht bewußt schien. Jede Ausstellung brachte eine neue Ueberraschung, neuen Enthusiasmus hervor, der den Gipfel erreichte bei dem Gemälde des Sturmes, das der kunstsinnige Sammler, Hr. Arthaber, noch für einen ziemlich mäßigen Preis erwarb. Nun aber kam das Heer einseitiger Exaltados und kenntnißloser Lobhudler, und das unverständige Lob verlockte selbst das sonst so schlichte, kindliche Gemüth Gauermanns. Er begnügte sich nicht mehr mit der Wirkung, die er der Natur abgelauscht hatte; er haschte nach Schlageffecten, bemalte große Leinwanden und der Zauber war gelöst. Die Linearperspective bildete immer die schwächste Seite Gauermanns, und der Kenner nahm auf diesen größeren Bildern mit leichter Mühe wahr, wie viele Studien zu der eben vorliegenden Composition benützt worden, in der nicht selten 3-4 Horizontallinien gezählt werden konnten; wie das Ganze auf keinen soliden Grundplan gebaut war, und die Verkürzungen der, zur Staffage gehörenden Figuren nur nach dem eben nicht ganz richtigen Gefühle des Künstlers stattgefunden hatte, Mängel, die bei kleineren Bildern weniger hervorgetreten waren. Hiezu kommt noch, daß Gauermann die menschliche Figur nie gründlich zeichnen lernte und sich nur nach bekleideten Modellen, dem Landvolke entnommen, übte, wo der rohe Schnitt und grobe Stoff die Körperverhältnisse meist verdecken. In den letzten größeren Werken Gauermanns schlichen sich in dieser Beziehung Fehler ein, die bei einem so vortrefflichen Künstler schwer zu begreifen sind. Ja selbst an manchem Thier erschien das Knochengerüste und die Musculatur so mangelhaft, als ob Gauermann nie nach der Natur gezeichnet habe. Möchte doch dieser so überaus reich begabte junge Mann bald wieder zu der ungeschminkten anfänglichen Einfachheit und Naturauffassung übergehen. Ich sage bald. Denn er steht auf dem gefährlichsten Punkte. Er ist nicht mehr, der er war noch ein Schritt weiter und dieses große Talent wird zum Manieristen.

Feid und Höger sind Talente, von denen sich Tüchtiges erwarten ließ. Höger ist ausgezeichnet im Aquarell. Schade, daß er bei überhäuften Aufträgen die Zeichnung so sehr verlässigt. Feid ist ein glücklicher Baummaler, und seine Baumpartien sind werthvoller als seine größeren Veduten.

Fischbach versteht nebst der Landschaft auch die Figur zu malen, ein ernstes Studium der Natur dient ihm zur Grundlage, und ein Gedanke webt in jedem seiner Bilder. Der0053 Kunstverein kaufte zwei Ansichten des Traunsees von ihm, in welchen Fischbach, zumal in Luft und Mittelgrund, bewies, daß er den Hauch des Lebens, der über Gebirg und Waffen schwebt, in sich aufgenommen habe. Wenn er den Vordergrund mit gleicher Vortrefflichkeit behandelte, so gehörten diese Bilder zu den ausgezeichnetsten im Landschaftsfache.

Eine besondere Erwähnung verdienen noch die Seestücke und Winterlandschaften von van Haanen, die sich dem Besten anschließen, was uns in dieser Art bekannt ist. Fürst Metternich und Graf Kolowrat besitzen herrliche Bilder dieses jungen Malers. Namentlich besitzt Graf Kolowrat seit kurzem eine Winterlandschaft von ihm, in deren Vordergrunde eine große Eiche steht, die so vortrefflich heraustritt, daß man sich versucht fühlt, um sie herum zu gehen. Ich glaube, daß diesem jungen Künstler noch eine schöne Zukunft bevorsteht.

Wenn ich hier die Galerie der Landschaftsmaler schließe, so ist es nicht, weil ich keine geeigneten Namen mehr zu nennen habe. Noch sind manche, wie vor allen Rudolph Alt, Schwemminger, unter den älteren Schödelberger, Philipp Reinhold etc., die rühmliche Erwähnung verdienen.

[16]

Vevey, 29 December. Euer Liebesgruß zum 24 December hat mein Herz freudig bewegt und mit Dank gegen Gott, der Euch mir gab, erfüllt, ihr theuren, wohlbekannten Freunde. Empfanget zum Gegengruß die Versicherung unwandelbarer Liebe und Anhänglichkeit, womit ich auch in der Ferne und Abgeschiedenheit Euch und unserem Vaterland angehören werde, bereit, sie durch die That zu bewähren, wo Gott mir eine Gelegenheit zeigen wird.

G. E. Köhler.

[5207-9]

[figure]

Kundmachung.

Diejenigen P. T. Actionnäre, welche die Einzahlung der am 2 November d. J. fällig gewesenen sechsten Rate pr. 100 fl. für jede Actie bis heute nicht geleistet haben, werden laut §. 8 der Gesellschafts-Statuten hiermit aufgefordert, dieselben binnen 6 Wochen, d. i. bis längstens 25 Januar 1840, zu erlegen, widrigens diejenigen, die ihrer Zahlungs-Verbindlichkeit nicht nachkommen, laut §. 9, der gesellschaftlichen Rechte verlustig, somit die Actien-Interimsscheine als erloschen erklärt, und die von ihnen bereits geleisteten Einzahlungen als Eigenthum der Gesellschaft eigezogen werden.

Die Nummern jener Actien, worauf die sechste Rate bis 25 Januar 1840 nicht bezahlt seyn wird, werden seiner Zeit öffentlich bekannt gemacht werden. Wien, den 14 December 1839.

Die Direction der ausschl. privil. Kaiser Ferdinands-Nordbahn.

0054

[5600]

Abfertigung.

Auf mein unparteiisches Wort über die von dem bibliographischen Institut in Hildburghausen herausgegebenen Donau-Ansichten hat dasselbe eine sogenannte Gegenerklärung erlassen, in der es zwar der Hauptsache nach meine Angaben bestätigt, doch aber von Injurien spricht, und dadurch mich nöthigt, noch einmal auf diesen widerlichen Gegenstand zurückzukommen. Es wird darin auch von Pferdefuß, elenden Nachäffereien u. dgl. m. gefaselt, aber es galt ja Thatsachen zu widerlegen, die vor Jedermanns Augen liegen, und nicht mit hochtrabenden, vornehmthuenden Worten und hohlen Phrasen herumzuwerfen, aus denen am Ende doch nur das Geständniß hervorgeht: daß die sehr unmanierlich angekündigten Donau-Ansichten denn wirklich nachgestochen sind. Zugleich fällt die Beschuldigung des gedachten Instituts, als hätte ich durch meine Erklärung nur auf ein eigenes, dem seinigen nachgeäfftes Unternehmen aufmerksam machen wollen, in Nichts zurück: denn ich speculire durchaus nicht mit litterarischen und artistischen Unternehmungen; mir ist es um Wahrheit und Recht zu thun, die ohne Schmuck einherschreiten und nicht wie die Lüge sich in zierliche, ausgewählte Worte kleiden!

In der ersten pomphaften Ankündigung der besagten Donau-Ansichten heißt es: die Schwierigkeiten der Aufgabe, die Donau vollständig, d. h. keinen interessanten Punkt ausschließend, durch den Stahlstich zu illustriren, mag es erklären, daß sie nicht früher gelöst wurde. Sie setzt allerdings Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art voraus. Zwei Jahre haben uns bloße Vorarbeiten beschäftigt. Künstler mußten ausgesendet werden, die beiden Ufer der Donau von ihrer Quelle bis zum bessarabischen Delta zu durchwandern u. s. w. Das Resultat dieser Mission ist die merkwürdigste und interessanteste Sammlung von Zeichnungen, die jemals vereinigt wurden.

Nach dieser stattlichen Anzeige durfte jeder Unbefangene billig ein Prachtwerk erwarten, welches das um ein halbes Jahr früher begonnene Panorama der österreichischen Monarchie mit Ansichten nach Originalzeichnungen von Th. Ender, Ed. Gurk, Fr. Barbarini, Rud. Alt u. A., von ausgezeichneten deutschen und englischen Künstlern in Stahl gestochen, und mit Beschreibungen von F. C. Weidmann, Graf Joh. Mailáth u. A. bei weitem übertreffen würde. Ich selbst interessirte mich für das von dem bibl. Inst. mit so wohlklingenden Worten angekündigte Unternehmen, da ich den vaterländischen Strom von Wien bis unterhalb Skella-Cladova selbst befahren und an den schönsten Stellen botanisirt habe; die Erinnerung an so angenehm verlebte Tage an den schönen Gestaden der Donau mußte mir also sehr willkommen seyn. Aber schon die erste Lieferung enttäuschte sehr, denn die Sache ergab sich als eine elende Nachäffung des obigen Werks, und bis zur eilften Lieferung erhielten wir nichts wie Nachstiche der längst erschienenen Lithographien nach den Zeichnungen des Hrn. Jac. Alt. Das nahm ich denn für eine offenbare Prellerei, bei der die Unverschämtheit etwas zu weit getrieben war, und ich meinte ein so rücksichtsloses Verfahren mit den Pränumeranten öffentlich bekannt machen zu müssen.

Aus der hierauf erfolgten merkwürdigen Gegenerklärung des bibl. Inst., die zugleich das vollständige Glaubensbekenntniß desselben enthält, geht hervor: daß keine Künstler an der Donau ausgesendet wurden; daß keine zweijährigen Vorarbeiten konnten stattgefunden haben, daß die merkwürdigste Sammlung von Zeichnungen gar nicht existire, daß aber wirklich Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art aufgewendet wurden, wie sie sich aus dem weitern Erfolge erklären.

Das bibl. Inst. möge es doch natürlich finden, wenn wir seine Leistungen nach dem beurtheilen was vorliegt, nicht nach dem bemessen, was es vielleicht einst noch zu liefern gedenkt. Es wurden dem Inst. ein Portfeuille aus Brüssel und eines aus Weiler (bei Eisenach) von an Ort und Stelle aufgenommenen Ansichten zur Benutzung mitgetheilt, über deren Werth es sich dahin ausspricht, daß es, wo diese Originalskizzen ungenügend erschienen, die trefflichen Alt'schen lithogr. Zeichnungen benützt habe, welche, was Treue der Darstellung und malerische Auffassung angeht, bei weitem das Beste seyen, was an Donaubildern vorhanden ist u. s. w. Aber dieß Alles hätte das bibl. Inst. schon früher im Prospectus zu seinen Donau-Ansichten weit besser sagen können. Aber um mit wenig Worten einen schlagenden Beweis zu führen, theile ich hier einen Brief mit, den ich jüngst über diese Angelegenheit erhalten:

Hrn. v. Dorner in Preßburg.

Auf Ihre gefällige Anfrage habe ich das Vergnügen Ihnen zu bemerken, daß von denen mir vorliegenden 11 Heften der Mayer'schen Donau-Ansichten mit 33 Stahlstichen die Ansichten Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 25. 28. 31. 32. 33. meinen Zeichnungen nachgestochen sind, und daß mich Hr. Mayer in Hildburghausen weder um meine Einwilligung ersucht, noch mir auf mein Schreiben um eine billige Entschädigung geantwortet habe.

Mit Hochachtung Wien, am 23 November 1839.

dero ergebenster Jacob Alt.

Was läßt sich auf so etwas erwiedern? Kaum etwas Vernünftiges! Ich überlasse es Andern, solches Aneignen fremden Eigenthums mit dem wahren Namen zu bezeichnen. Solches Verfahren ist nicht nur bei uns, es ist auch in Deutschland schon längst geächtet, und kein Schwarm von zierlichen Redefloskeln, keine darin auch noch so gewandte Feder mag dergleichen beschönigen. Aber das in Allem gewandte bibl. Inst. hat in der besagten Gegenerklärung selbst den vollständigsten Commentar zu diesem Treiben geliefert. Das Inst. nennt es Mittel und Kräfte ganz ungewöhnlicher Art. Gewiß schön gesagt! Und weiter heißt es darin: daß es begreiflicher Weise bei seinem Verfahren kein anderes Streben leiten konnte, als die Ansichten so vollkommen als möglich herzustellen, ohne Furcht, daß man hierin etwas Ungebührliches oder dem Unternehmen selbst an Werth Abbruch Thuendes erkennen werde.

In diesen Worten liegt wohl viel Frechheit und geht zugleich das ganze Geheimniß von Wollen und Wirken des bibl. Inst. hervor. Ohne Furcht, daß man hierin etwas Ungebührliches erkenne, sticht es die Alt'schen Zeichnungen nach und bietet sie als das Werk der von ihm ausgesendeten Künstler aus; ohne Furcht bietet es eine Miniaturbibliothek der deutschen Classiker in 150 Bändchen à 2 gr., die nicht etwa classische Stellen, Geistesblüthen, Beautés, sondern ganze Theile derselben in Nachdruck enthalten, als rechtmäßige Ausgaben an; ohne Furcht läßt es die gelungensten Bilder berühmter Künstler nachstechen; und ohne diese Furcht unternimmt es eben Mayers Conversations-Lexikon, das unzähligemal mehr enthalten soll, als alle bisher bestehenden Werke der Art. Begreiflicher Weise wird es dabei kein anderes Streben leiten, als alle bisher erschienenen reichlich auszuschreiben, um das seinige so vollkommen als möglich herzustellen. Daß dieser maaßlose Inbegriff alles Wissens und Nichtwissens aus 21 Bänden mit einer chaotischen Kupferzugabe bestehen und in Lieferungen zu 22 kr. ausgegeben werde, ist klar ausgesprochen; daß es aber vollendet 92 fl. 24 kr. C. M. kosten und bei der pünktlichsten Zuhaltung einer wöchentlichen Lieferung (anfänglich nur alle 14 Tage) fünf Jahre zu seiner Herstellung brauchen werde, überläßt das bibl. Inst. jedem Abnehmer selbst zu berechnen. Geht es dabei eben so, wie bei der im J. 1835 angekündigten ausführlichen Beschreibung von Nordamerika, die vom ersten Julius 1835 an in 40-50 halbmonatlichen Lieferungen versprochen wurde und wovon seit diesen 5 Jahren nur sechs Lieferungen erschienen, deren Besitz die Abnehmer mit 1 Rthlr. 12 gGr. büßen, oder geht es damit auch nur so wie bei den Donau-Ansichten, von welchen nach der ersten Anzeige vom J. 1838 alle sechzig Hefte binnen zwei Jahren erscheinen sollten, nach einer spätern Anzeige monatlich eine Lieferung ausgegeben werden sollte, und wovon nach nun abgelaufenen zwei Jahren nur erst eilf Lieferungen fertig sind so dürfte das Mayer'sche Conversations-Lexikon mindestens zehn Jahre zur Vollendung gebrauchen. Bis jetzt hat das bibl. Inst. noch kein bedeutendes Originalwerk zu Tage gefördert das der Wissenschaft zur Bereicherung, der Kunst zum Ruhme gereicht hätte; wohl wühlt es aber durch solche Unternehmungen mit besudelten Händen im Marke des deutschen Litteraturwesens. Mit glatten, ruhmredigen Worten ist nichts gethan, wenn die Thaten den schönen Worten nur elendiglich nachhinken. Man muß nur seine Thaten reden lassen. Was vor aller Welt Augen liegt, läßt sich auch mit der geläufigsten Zunge nicht wegdisputiren. Das bibl. Inst. möge in seinem Wollen und Wirken nur so fortfahren, es schändet sich nur selbst, so lange deutsche Rechtlichkeit noch gelten wird. Aber auch wir werden den Verkehr dieses Instituts nicht weiter mehr beachten und noch weniger die zorn - und wuthentbrannten Aeußerungen einer Antwort würdigen.

Preßburg, am 13 December 1839.

v. Dorner.

0055

[5691]

In allen Buchhandlungen ist zu haben: Neuer Nekrolog d. Deutschen.

Sechzehnter Jahrgang. Enthaltend die Lebensbeschreibungen und Notizen von 1570 im Jahre 1838 verstorbenen denkwürdigern Deutschen. 2 Theile, mit 2 Portraits. 76 Bogen stark. 8. Weimar, Voigt. Geheftet 4 Rthlr. od. 7 fl. 12 kr.

Von den vielen denkwürdigen Personen, die Deutschland im Jahre 1838 verloren hat, und von denen hier die Lebensbeschreibungen geliefert werden, nennen wir hier zuerst den Fürsten Wrede, den Grafen Montgelas, den Staatsminister Winter, den Grafen Sternberg, den Präs. v. Rudhart, den Dichter v. Chamisso, den Componisten Ries, den Hofrath Pölitz. Außerdem sind noch bemerkenswerth: unter den fürstlichen Personen: Prinz Maximilian von Sachsen, Landgraf Friedrich von Hessen und der Erbprinz Constantin von Löwenstein-Wertheim; unter den Staatsmännern: v. Klewitz, Großkanzler v. Beyme, Reichsburggraf zu Dohna, die Präs. v. Haselberg, Mylius, Pinder und Wurmb v. Zink in Naumburg, Gärtner in Trier, die Bürgermeister Thomas in Frankfurt und v. Sporschil in Prag, die geheimen Räthe v. Linck und v. Moll in Augsburg, v. Meyerfeld in Marburg, v. Bassewitz in Schwerin, v. Weisker in Schleiz, Staatsrath v. Buchholtz in Wien, Appellationsrath v. Delling in München, Wieland in Basel, v. Reinhold in Hamburg, Kiefer in Stuttgart, v. Gersdorf in Bautzen; unter den Diplomaten und Hofleuten: v. Seckendorff in Stuttgart, v. Strachwitz in Köthen, v. Gall in Oldenburg, v. Hauch in Kopenhagen; unter den Generalen: v. Borcke in Königsberg, v. Barnekow, v. Pirch, v. Starkenfels in Berlin, v. Reichlin-Meldegg in Augsburg, v. Nostitz in Königstein, v. Schäffer in Worms, v. Follenius in Darmstadt, v. Dalwigk in Hanau, v. Berger in Hannover, v. Kamptz in Schwerin, Wardenburg in Oldenburg; unter den Medicinern: Rinna v. Sarenbach in Wien, Schulz und Stüler in Berlin, v. Loë in München, Pickel in Würzburg; unter den Theologen: Pott in Göttingen, Küster in Berlin, Krummacher in Elberfeld, Seidel in Nürnberg, Chodowiecki in Schwedt, Sexiro in Hannover, Palmer in Gießen, Schüler in Hersfeld; unter den akadem. Lehrern: Heinrich und Naeke in Bonn, Accum und Bartels in Berlin, Wachler in Breslau, Lips in Marburg, Hartmann in Rostock, Hipp in Hamburg; unter den Schulmännern: Snell in Wiesbaden, Schürmann in Remscheid, Gedicke in Leipzig und Hauer in Quedlinburg; unter den Naturforschern: v. Herder in Freiberg; unter den Frauen: Freyin v. Bayerstorff, Johanna Schopenhauer, Anna Milder, Aebtissin v. d. Wense,

Um die Anschaffung des Ganzen zu erleichtern, sollen die ersten 10 Jahrgänge (20 Bände), deren Preis eigentlich 40 Rthlr. ist, für 10 Rthlr. preuß. Cour. (17 fl. 30 kr. ), wenn man sie complet nimmt, abgegeben werden, und sind dafür durch alle Buchhandlungen zu beziehen.

[5631]

Conversations-Lexikon der Gegenwart.

Ein für sich bestehendes und in sich abgeschlossenes Werk, zugleich ein Supplement zur achten Auflage des Conversations-Lexikons, so wie zu jeder frühern, zu allen Nachdrucken und Nachbildungen desselben.

Siebzehntes Heft, Bog. 1 - 10 des dritten Bandes, Kabilen bis Kupferstechkunst.

Druckpapier 8 gr. ; Schreibpapier 12 gr. ; Velinpapier 18 gr.

Kabilen. Kabul, s. am Ende des Bandes. Kaffern und Hottentotten. Kaiser (Christian Ernst Nik. ) Kaiser (Gottlieb Philipp Christian). Kaiser (Petrus Leop.) Kanäle und Kanalsysteme. Kannegießer (Karl Friedr. Ludw. ) Kärcher (Emil). Karl Friedrich August (Herzog von Mecklenburg). Karl Anton Friedrich (Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen). Karl Friedrich (Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach). Karl Ludwig Ferdinand (Herzog von Lucca). Karmarsch (Karl). Karsten (Karl Joh. Bernhard). Kattunfabrication. Kaulbach (Wilh. ) Kausler (Franz v.) Kautschuk und Kautschukfabricate. Keferstein (Christian. ) Keil (Joh. Georg). Keilschrift. Kemble (John Mitchell). Kent (Marie Luise Victoria, Herzogin von). Kersten (Friedr. Aug. Wilh. v.) Keyser (Nicaise de). [Kieser] (Dietrich Georg). Kießling (Gottlieb). Kinker (Joh.) Kirche und Staat, s. Staat und Kirche. Kirchengüter. Kirchenvereinigung in der neuesten Zeit. Klee (Heinr. ) Klengel (Aug. Alex. ) Klenze (Clemens Aug. Karl). Klenze (Otto C. F.) Klumpp (Friedr. Wilh. ) Knapp (Joh. Friedr. ) Kniaziewicz (Karl). Knowles (James Sheridan) Koch (Jean Baptiste Frédéric). Koch (Wilh. Dan. Jos.) Kocher (Conrad). Kock (Charles Paul de). Koekkoek (Bernhard Cornelius). Köhler (Karl Wilh. ) Kohlrausch (Heinr. Friedr. Theodor). Kollar (Joh.) Kölle (Friedr. v.) Kölner Angelegenheit, s. am Ende des zweiten Bandes. Kolowrat Liebsteinsky (Franz Anton Graf von). Konarski (Simon). König (Georg Friedr. ) Koenig (Heinr. Jos.) Könneritz (Jul. Traug. Jak. v.) Hans Heinr. v. Konstantine. Kopisch (Aug.) Kopitar (Bartholomäus). Korallenbildung. Korngesetze. Körös-Csoma. Körte (Wilh. ) Kortüm (Joh. Friedr. Christoph). Koseriz (Ernst Ludw. ) Köster (Joh. Friedr. Burchhard). Koethe (Friedr. Aug.) Kraft (Jens Edward). Krakau. Kraut (Wilh. Theodor). Krehl (Aug. Ludw. Gottlob). Kreutzberg (Karl Jos.) Kreysig (Friedr. Ludw. ) Krug (Joh. Friedr. Adolf). Krylow (Iwan Andrejowitsch). Kugler (Franz Theodor). Kühn (Karl Gottlob Otto Bernhard). Kühne (Ferdinand Gustav). Kühnöl (Christian Gottlieb). Kuluglis. Kunstvereine. Kunth (Karl Sigismund). Kupferstechkunst.

Leipzig, im November 1839.

F. A. Brockhaus.

[4]

In der J. G. Cotta'schen Buchhandlung ist erschienen: Polytechnisches Journal, herausgegeben von den DD. Dingler und Schultes.

Erstes Decemberheft 1839.

Inhalt: Lardner, über den Widerstand der Luft gegen die auf den Eisenbahnen fahrenden Wagenzüge. Mit Abbild. Ueber das Fortbewegen oder Versetzen der Häuser in Nordamerika. Mit Abbild. Bericht des Hrn. Huquenin-Cornetz über zwei neue Arten von Sperrvorrichtungen, welche Hr. Eugène Saladin der Société industrielle de Mulhausen von Seite der HH. André Köchlin u. Comp. vorlegte. Mit Abbild. Lunds verbesserte Methode die Korkstöpsel aus den Wein - und andern Flaschen auszuziehen. Mit Abbild. Poole's Verbesserungen an den Ueberschuhen. Mit Abbild. Worths verbesserte Maschine zum Reinigen und Zurichten der Wolle. Mit Abbild. Seguins Beschreibung eines Apparates zum Bleichen leinener und baumwollener Gespinnste und Gewebe. Mit Abbild. Price's Verbesserungen im Klären von Wasser und andern Flüssigkeiten. Mit Abbild. Ueber das Patent -, Luft - und Dunstlicht oder die neue Lampe der HH. Beale u. Comp. Mit Abbild. Donné über die Theorie des Daguerre'schen Verfahrens beim Fixiren der Lichtbilder. Prater über die Eigenschaft verschiedener Salze, die Entflammung brennbarer Körper zu verhindern. Dowlings verbesserte Methode Metall vor Oxydirung zu schützen. Mit Abbild. Gamble's Verbesserungen an den Apparaten zur Fabrication von schwefelsaurem Natron, Salzsäure, Chlor und Chlorverbindungen. Mit Abbild. Normandy's Verbesserungen in der Zubereitung von Tinten und Farben. Poole's Verbesserungen im Gerben. Mit Abbild. Bedells Verbesserungen an den Strümpfen, Handschuhen und andern Strumpfwirkerwaaren. Miscellen. Englische Patente. Allgemeine Regeln zur Bestimmung der Länge der Dampfkessel. Ueber den Wassergehalt des Dampfes. Eastwicks und Harrisons achträderige Locomotiven. Der elektromagnetische Telegraph an der Great-Western-Eisenbahn. Eisenbahnschlippe für den Schiffbau. Ueber den Viaduct von Stokport an der Manchester-Birmingham-Eisenbahn. Sprengung eines versunkenen Schiffes zu Spithead mit Hülfe einer galvanischen Batterie. Ueber die gebrochenen Model für die Hohldreherei. Poole's Verbesserungen an den Büchsen der Wagenräder. Lalanne's arithmetische Wage oder Rechenmaschine für Bauingenieurs. Passots Instrument zur Bestimmung der in einem undurchsichtigen Gefäße enthaltenen Flüssigkeitsmenge. Resultate der in der Oxford-Street in London angestellten Pflasterungsversuche. Smalls Patent, die Fabrication von Strickwerk und Papier betreffend. Einiges über den Dünger.

Zweites Decemberheft.

Knills Verbesserungen im Reinigen von Doks, Flüssen und andern Wässern. Mit Abbild. Fairbairns Verbesserungen an den Stühlen zum Weben von Bändern und andern derlei Fabricaten. 0056Mit Abbild. Beschreibung der von Hrn. Vallery erfundenen Maschine zum Mahlen der Farbhölzer. Mit Abbild. Bericht des Hrn. Coriolis über eine von Hrn. Dr. Guillaumet erfundene Taucherglocke. Berry's verbesserte Methode Metalle durch Cementation zu legiren, welche Methode hauptsächlich als Schutzmittel für Kupfer, Schmied - und Gußeisen und andere Metalle anwendbar ist. Barrats verbesserte Methode Natron und andere Producte aus Kochsalz zu gewinnen. Jones 'Verbesserungen in der Fabrication der Stärke, und in der Verwendung der bei ihr sich ergebenden Abfälle zu verschiedenen nützlichen Zwecken. Treviranus, über den Procentgehalt von Zuckerlösungen und den damit correspondirenden specifischen Gewichten und Graden von Baume's Aräometer. Watsons verbesserte Methode flüssiges Ammoniak zum Gebrauche beim Färben, beim Scheuern und verschiedenen andern Arbeiten zu fabriciren. Delarue's verbesserte Methode den Farbstoff des Krapps ohne Färbeproceß auf Baumwollen -, Seiden -, Leinen - und andern Fabricaten haltbar zu befestigen. Nickels Verbesserungen in der Fabrication gewisser Zeuge aus Flachs, Wolle, Seide und andern Faserstoffen. Clements verbesserte Methode erhabene, wie getrieben aussehende Dessins auf Rahmen und andern Gegenständen zu erzeugen. Bericht des Hrn. Labarraque über die Hüte des Hrn. Gibus in Paris. Miscellen. Ueber eine von Hrn. Pauwels gebaute Hochdruck-Dampfmaschine und über die Gefahrlosigkeit dieser Art von Dampfmaschinen. Merkwürdig kurze Zeit, in der ein Dampfboot ausgerüstet wurde. Ueber die Benützung des Dampfes als Löschmittel bei Feuersbrünsten. Der Themsetunnel. Nasmyths pneumatischer Spiegel. Eine Maschine zur Fabrication der Kratzen. Ueber die Fabrication des chinesischen Papiers. Vollständiges Namen - und Sachregister des Jahrganges 1839 des polytechnischen Journals.

Von diesem gemeinnützigsten und wohlfeilsten Journale Deutschlands erscheinen wie bisher monatlich zwei Hefte mit Abbildungen. Der Jahrgang aus 24 Heften mit 30 - 36 großen Tafeln Abbildungen bestehend, mit einem vollständigen Sachregister versehen, macht für sich ein Ganzes aus, und kostet durch die Postämter und Buchhandlungen nur 9 Rthlr. 8 gGr. oder 16 fl. In das Abonnement kann nur für den ganzen Jahrgang eingetreten werden.

Die Verlagshandlung kann vom Polytechnischen Journal noch einige ganz vollständige Exemplare, welche sie aufgekauft hat, und zwar 1r bis 18r Jahrgang zu 168 Rthlrn. oder 288 fl. anbieten. Die Jahrgänge 1820, 1821, 1822, 1823, 1824, 1826 bis 1838 sind fortwährend einzeln zum Preise von 16 fl. oder 9 Rthlrn. 8 gGr. zu haben.

[5598]

Neue Ausgaben bewährter Hülfsbücher für Leidende, welche in Augsburg bei Kollmann, München bei Finsterlin, Basel bei Neukirch, Passau bei Ambrosi, Nürnberg bei Riegel und Wießner, Wien bei Gerold, Pesth bei Hartleben, Würzburg bei Stahel, zu haben sind: Gründliche Darstellung der Schleimkrankheiten hitziger und chronischer Natur. Mit besonderer Berücksichtigung der Brust - und Unterleibs-Verschleimung. Hülfsbuch für alle, die daran leiden. Von Dr. A. F. Fischer in Dresden. 8. 1840. Geh. 12 gr.

Das Alter, seine Gebrechen und Krankheiten.

Oder gründliche Darstellung derjenigen Krankheiten, welche Männer und Frauen im Alter zu befallen pflegen, nebst dem dagegen einzuschlagenden Heilverfahren, zur Belehrung für Gebildete aus allen Ständen. Von Dr. Fischer. 8. 1840. Geh. 12 gr.

Die Kunst, eine von Natur aus schwächliche Körperbeschaffenheit zu verbessern, und hierdurch die Anlage zu forterbenden Krankheiten zu tilgen. Von Dr. Fischer. 8. 1840. Geh. 12 gr.

Wegweiser zur homöopathischen Selbsthülfe in den gewöhnlich vorkommenden Unpäßlichkeiten und bei schneller Hülfe bedürfenden Krankheitsfällen, oder Anweisung, sich nach den Grundsätzen der Homöopathie selbst zu behandeln. Von Dr. Bertholdi. Gr. 8. 1840. 6 gr.

Der erfahrene Haararzt.

Eine vollständige Anweisung, die Krankheiten der Haare zu heilen; nebst einem Anhang über den Nutzen und Schaden des Abschneidens der Kopf - und Barthaare, nebst den Haarwuchs befördernden und den Mitteln zur Färbung der Haare. Von J. F. Merkel. 8. 1840. Geh. 12 gr.

[5648]

Bei dem Unterzeichneten sind erschienen und in allen Buch - und Kunsthandlungen zu erhalten: Barante, M. de, (Pair de France) histoire des dues de Bourgogne enrichie de notes par M. Marchal, conservateur de l'ancienne bibliothèque de Bourgogne à Bruxelles. Belle édition en 10 vols. gr. in-8. sur papier vélin satiné avec planches. 10 Rthlr.

Reifenberg, le baron de, Souvenirs d'un pélerinage en l'honneur de Schiller. 1 beau volume. gr. in-8. avec une planche. 2 Rthlr. 8 gGr.

Ein für Deutschland interessantes Werk.

Souvenirs pittoresques de la Belgique. Ein elegantes Album mit 35 herrlichen Stahlstichen carton. 4 Rthlr. 16 gGr.

Bibliographie de la Belgique, oder Katalog aller in Brüssel oder überhaupt in Belgien erschienenen Bücher für 1839. 12 Nummern. 12 gGr.

The general Studbook containing pedigrees of Race horses. 4 vols. gr. in-8. auf dem feinsten Velinp. Subscriptions-Preis 14 Rthlr. 16 gGr.

Apperley, James, Nemrod ou l'amateur des chevaux de courses. 1 vol. gr. in-8. avec gravure. 1 Rthlr. 16 gGr.

Gayot, guide du sportsman ou traité de l'entrainement et des courses de chevaux. in-8. 18 gGr.

Madou, scènes de la vie des peintres de l'école flamande et hollandaise, publié par la société des beaux arts. 10 Lieferungen in gr. Folio 40 Rthlr.

Nach dem einstimmigen Urtheile aller Kunstkenner ist dieß Werk, von dem die ersten drei Lieferungen erschienen, das schönste und prachtvollste, welches in neuerer Zeit erschienen ist.

Les artistes contemporains, 10 Lieferungen jede mit 3 Portraits und Text in gr. Folio 20 Rthlr.

Dasselbe auf chin. Papier. 23 Rthlr. 8 gGr.

Die Lieferungen dieses Werkes, von welchem die ersten sieben erschienen, werden auch einzeln verkauft.

Benoit, P. J., voyage à Surinam. 1 vol. in Folio, orné de 50 planches dessinés d'après nature publié en 10 livraisons par la société des beaux arts. 33 Rthlr. 8 gGr.

Verboeckhoven Album dedié aux amis des arts. 55 unter der Leitung des berühmten Malers ausgeführte Lithographien auf chin. Papier. 6 Rthlr. 16 gGr.

Ein passendes Festgeschenk für jeden Kunstfreund.

Imitation de Jesus Christ illustré par les premiers artistes de Bruxelles, édition de diamant. 1 Rthlr. 4 gGr.

Aventures de Tyll Eulenspiegel. 1 vol. in-8. avec. 222 pag. illustré par les premiers artistes de Bruxelles. 1 Rthlr. 21 gGr.

Brüssel, im December 1839.

Karl Muquardt, Buchhandlung für in - und ausländische Litteratur.

Dieselbe Buchhandlung führt jeden Auftrag auf belgische Bücher und Kunstartikel prompt und billig aus.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15025 tokens; 5563 types; 107206 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 7. 7. Januar 1840 . Augsburg1840.

Identification

Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:43:33Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryBibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
ShelfmarkDWB 1996/32
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.