PRIMS Full-text transcription (HTML)
0073
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 10.
10 Januar 1840.

Spanien.

Die Minister haben sich in der vielbesprochenen Angelegenheit des Brigadiers Linage ganz passiv verhalten. Der zweite Courier, welcher von hier an Espartero abgefertigt wurde, überbrachte an diesen nur das Duplicat des von der Königin-Regentin Tags zuvor an ihn gerichteten Schreibens, und der zweite hier eingetroffene Courier brachte eben so das Duplicat von Espartero's Antwort. Sobald der Herzog das Schreiben der Königin erhielt, schloß er sich ein, und ließ Niemanden vor sich, bis er den Courier wieder abgefertigt hatte, so daß der Inhalt seiner Antwort für den treuen Ausdruck seiner eignen Gesinnungen gelten kann. Die Regierungspartei behauptet, einer großen Stimmenmehrheit bei den bevorstehenden Wahlen bereits gewiß gewesen zu seyn, durch den ersten Eindruck aber, welchen der Artikel Linage's hervorgebracht habe, sey der Ausgang schwankend geworden. In der That wird das ganze Land durch die Anstrengungen der verschiedenen Parteien, den Ausgang der Wahlen je für sich zu gewinnen, in einen krampfhaften Zustand versetzt. Selbst die Personen, welche sich sonst gleichgültig verhielten, oder durch die Drohungen der Exaltirten eingeschüchtert ihre Stimmen nicht abzugeben wagten, scheinen dießmal die Wahlangelegenheit zu einer Gewissenssache zu machen. Ueberall organisiren sich die Moderirten in Comités, an deren Spitze einflußreiche Personen gestellt werden, und selbst Geldopfer werden nicht geschont. Die Exaltirten haben dagegen den Vortheil, sich im Besitz der Provincial - und Municipalämter zu befinden, kraft dessen sie die Wahllisten anfertigen, und solchen Personen, deren Stimmen sie sich nicht vergewissert haben, die Aufnahme in dieselben verweigern. Die französische Diplomatie sieht dem Ausgange dieses Parteienkampfes mit großer Spannung entgegen, und der Marquis v. Rumigny macht durchaus kein Geheimniß daraus, daß es der aufrichtigste Wunsch seiner Regierung sey, den Thron Isabellens II von Männern umgeben zu sehen, welche mit fester Hand ein geregeltes Verwaltungssystem durchführen, den heillosen Umtrieben der Anarchisten ein Ziel setzen, und der spanischen Nation Achtung und Anerkennung im Auslande verschaffen könnten. Wenn sich auch die politische Thätigkeit des Botschafters darauf beschränken mag, über die Interessen des Landes, welches er hier vertritt, zu wachen, so unterläßt er doch nichts, um auf die Wiederherstellung der Ordnung und die Befestigung eines gemäßigten Regierungssystems in der Halbinsel hinzuwirken. Die Stellung, welche der Botschafter hier einnimmt, ist um so wichtiger, da wohl wenige französische Diplomaten sich des persönlichen Vertrauens ihres Monarchen in so hohem Grade erfreuen dürften, wie der Marquis v. Rumigny. Angelegenheiten, welche mit besonderem Tacte behandelt werden müssen, werden daher, selbst wenn sie nicht ausschließlich französische Interessen betreffen, nicht selten seiner Fürsorge übertragen. Der Infant Don Francisco de Paula sieht sich mit seiner zahlreichen Familie in Paris durch das Ausbleiben der ihm von den Cortes bewilligten Geldsummen in eine drückende Lage versetzt. Diese Summen sind auf die philippinischen Inseln angewiesen, und diese Wechsel können nur gegen einen Verlust von 23 bis 25 Procent angebracht werden; seit längerer Zeit aber hat der Infant auch gegen diesen Verlust keine Zahlung von der spanischen Staatscasse erlangen können, ein Umstand, der um so bedenklicher war, da gerade jetzt die Partei der Exaltirten abermals daran arbeitet, den leicht zu verleitenden Infanten zum Gegenstand ihrer Intriguen zu machen. Eine hohe Person wandte sich von Paris aus an den Marquis v. Rumigny, um durch ihn die geeigneten Schritte zur Zufriedenstellung des Infanten thun zu lassen, und in Folge der persönlichen Bemühungen des Botschafters ist endlich die Auszahlung der dem Infanten schuldigen Summen verfügt worden. Wenn in öffentlichen Blättern behauptet wird, das französische Cabinet lasse hier an einem Vermählungsproject zwischen der Königin Isabelle und dem Herzog von Nemours arbeiten, so ist dieß ein Gerücht, welches hier schon seit lange besprochen wird, jedoch nur von den Politikern der Kaffeehäuser. Sollte wirklich hier etwas dergleichen im Werke seyn, so glaube ich versichern zu können, daß bei dem angeblichen Vermählungsproject zum wenigsten nicht die Königin Isabelle betheiligt ist.

Großbritannien.

Der Globe widerspricht in bestimmten Worten der durch Andeutungen in englischen Correspondenzen aus Konstantinopel unterstützten Behauptung französischer Journale, daß die Abberufung Lord Ponsonby's von seiner Botschafterstelle bei der Pforte bevorstehe.

In einer öffentlichen Versammlung, die vor einigen Tagen in Sheffield stattfand, sprach Hr. Joseph Sturge, den man unter den Bewerbern um den durch Hrn. Attwoods Rücktritt erledigten0074 Parlamentssitz für Birmingham genannt hat, über den gegenwärtigen Zustand der Negersklaverei und die Zwecke des Vereins gegen dieselbe. Die Abschaffung der Sklaverei in Westindien hat zwar nach seiner Meinung die Folge gehabt, daß der Zuckerertrag sich um 10 Proc. verminderte, doch findet er dieses Ergebniß mehr in der schlechten Behandlung der Neger, als in einer andern Ursache gegründet. Wo die Neger gut behandelt wurden, haben die Ernten den vollen Durchschnittsertrag geliefert. Einen Beweis der verbesserten Lage der Neger fand er in dem Umstand, daß die Preise von Kleidungsstoffen und andern in den Colonien eingeführten Waaren seit der Emancipation gestiegen sind. Die Erwartungen der Freunde der Neger hinsichtlich der Zunahme ihrer Betriebsamkeit und Sittlichkeit sind vollkommen gerechtfertigt worden. Die so oft wiederholte Vorhersagung, daß die Neger nach ihrer Freilassung sich für das in der Sklaverei erlittene Unrecht rächen würden, ist nicht in Erfüllung gegangen. Auf Jamaica und andern Inseln, wo es viel fruchtbares Wüstland gibt, hatte man befürchtet, die freigelassenen Neger würden in die Gebirge entlaufen und sich auf Wüstungen ansiedeln; aber auch dieß ist nur selten vorgekommen, vielmehr sind einige Neger, die während der Sklaverei Maroons geworden, d. h. entwichen waren, neuerlich zurückgekehrt, und zu einer betriebsamen Lebensweise übergegangen. Nach Zeugnissen, die auch der vormalige Statthalter von Jamaica, Sir Lionel Smith, bestätigt, suchen sich die freien Neger ehrlich ihren unabhängigen Unterhalt zu erwerben. Besonders erfreulich ist nach Sturge's Angabe der Eifer einiger Neger, zu ihren Brüdern in Afrika als Missionäre zu gehen. Als man ihnen die Gefahr vorstellte, nochmals in Sklaverei zu gerathen, erwiederten sie, daß sie auch diese ertragen würden, wenn es Gottes Wille wäre, so sie nur das Werkzeug zur Verbreitung des Evangeliums in Afrika werden könnten. Sturge bemerkte ferner, die französischen Commissarien, die in Auftrag ihrer Regierung die Folgen der Emancipation in den brittischen Colonien beobachtet, seyen zu einem günstigen Ergebniß gekommen, und die Abschaffung der Sklaverei in den französischen Ansiedelungen werde sich nun nicht mehr länger verweigern lassen. Auf die Vereinigten Staaten übergehend, erwähnte der Redner, daß man dort 2,800,000 Negersklaven zähle, daß aber die Freunde der Abschaffung der Sklaverei (abolitionists) in ihren Anstrengungen nicht nachlassen. Es bestehen in Amerika 1600 Vereine gegen die Sklaverei, auf den Grundsatz gänzlicher Abschaffung gebaut, mit mehreren hunderttausend Mitgliedern. In scharfen Worten äußerte sich Sturge über Texas, das sich von Mexico bloß darum losgerissen habe, weil hier die Sklaverei abgeschafft worden, und das nun einen großen Sklavenmarkt für die amerikanischen Sklavenzüchter (slave-breeders) bilde. In Brasilien und Cuba gebe es zwar noch viele Sklaven, doch sey in Cuba eine Veränderung der öffentlichen Meinung eingetreten und unter den achtbaren Einwohnerclassen gelte der Sklavenhandel für entehrend. In Bezug auf den Sklavenhandel im Allgemeinen bemerkte er, daß derselbe seit 1807 furchtbar zugenommen habe, ungeachtet von Großbritannien 20 Millionen Pf. St. zur Unterdrückung desselben aufgewendet worden seyen. Brittische Unterthanen sind nach seiner Meinung nicht dabei betheiligt, doch hat Großbritannien allerdings viele zur Betreibung des Sklavenhandels erforderliche Waaren geliefert, wie denn jährlich viele Baumwollenwaaren nach Cuba gehen, welche die Sklavenhändler nach der afrikanischen Küste mitnehmen, und von Liverpool in diesem Jahr 16,000 Faß Pulver versendet wurden, die nach Afrika bestimmt waren, um in den innern Kriegen gebraucht zu werden, die den Sklavenhändlern ihre Opfer liefern. Der neulich gestiftete Verein gegen die Sklaverei, sagte Sturge, sey auf die Ueberzeugung gegründet, daß alle Bemühungen gegen den Sklavenhandel unwirksam seyen, so lange Sklaverei bestehe, und daß die Abschaffung des Sklavenhandels und der Sklaverei nur durch moralische, religiöse und friedliche Mittel erreicht werden könne. Der Verein hat die Absicht, im Junius 1840 eine große Versammlung in London zu veranstalten, zu welcher man Personen aus allen Gegenden Europa's erwartet.

Die Beiträge zur deutschen Schaubühne, von welchen die Prinzessin Amalie von Sachsen bis jetzt vier Bände erscheinen ließ, werden von der englischen Schriftstellerin Jameson, die auch in Deutschland bereits bekannt ist, ins Englische übersetzt. Zwei Bände sind schon erschienen unter dem Titel: Social Life in Germany, illustrated in the dramas of her Royal Highness Princess Amalia of Saxony. Eine Einleitung soll den englischen Leser auf den Standpunkt versetzen, aus dem diese Dramen zu betrachten sind. Der Bibliothekar Pittigrew hat den zweiten Theil seines schätzbaren Katalogs der reichen Büchersammlung des Herzogs von Sussex ( Bibliotheca Sussexiana, or a descriptive catalogue, with historical and biographical notices etc. ) herausgegeben, welcher die Nachrichten von den verschiedenen Bibelübersetzungen in der Bibliothek ergänzt.

Das Paketboot Ontario hat eine New-Yorker Post vom 6 December mitgebracht, jedoch ebenfalls ohne die Präsidentenbotschaft.

Man muß gestehen, daß das russische Cabinet seine Geschicklichkeit abermals bewährt, und daß es, trotz der vielen falschen Voraussetzungen und Insinuationen, Beweise von einer eben so redlichen als umsichtigen Politik gegeben hat. Hr. v. Brunnow, welcher bei seinem ersten Aufenthalt hier sich überzeugen mußte, daß man auf die reinen Absichten seines Cabinets vertraut, hat sich jetzt wieder einer Aufnahme zu erfreuen, die ihm nur schmeichelhaft seyn und seine Regierung keinen Augenblick über die Gesinnungen unserer Staatsmänner in Zweifel lassen kann. Das Entgegenkommen Rußlands heischt aufrichtige Erwiederung und muß alle Organe der Presse, welche das Interesse des Landes beherzigen, anfeuern, die seither sich kundgegebene Animosität gegen eine Nation, die unsere Achtung verdient, zu verwischen. Sie werden die seit einiger Zeit veränderte Sprache im Globe und Chronicle bemerkt haben. Man wird sich immer mehr überzeugen, daß das St. Petersburger Cabinet im Geiste des Friedens handelt und insofern der fortschreitenden Civilisation mehr Vorschub gibt, als wenn es durch rasche Uebergriffe seinen, ihm zukommenden Einfluß auf Länder wollte geltend machen, die nur durch ruhige Entwicklung einige geistige Consistenz gewinnen können. Die hier eingeleiteten Unterhandlungen, welche man hauptsächlich dem russischen Cabinet zu verdanken hat, und von welchen keine der großen Mächte, wie Einige wähnen, ausgeschlossen bleibt, sondern wo jede ohne Rückhalt sich aussprechen und ihre Mitwirkung zur Beruhigung des Orients geltend machen kann, werden ohne allen Zweifel den Schlußstein zu dem großen Friedenssysteme legen, welches die Mächte seit einigen Jahren mit so vieler Beharrlichkeit verfolgt haben. Es ist falsch, daß diese Unterhandlungen darauf berechnet seyen, irgend Mißtrauen oder Zerwürfnisse zu erzeugen, vielmehr sind sie dazu bestimmt, allgemein Einigkeit zu bewirken, ohne daß Jemand verletzt oder wesentlich beeinträchtigt werden soll. Solchergestalt darf man sich nicht wundern, daß das französische Cabinet nicht auf sich warten läßt, und große Bereitwilligkeit zeigt, einen Theil an der Ehre zu haben, die Jedem gebührt, der zur Beförderung des allgemeinen Wohls, wie hier jetzt beabsichtigt0075 wird, mitgewirkt hat. Ich glaube mich nicht geirrt zu haben, als ich von Anfang an behauptete, die Mission des Hrn. v. Brunnow sey eine der glücklichsten zu nennen, und als ich gegen mehrere Ihrer Correspondenten, die sie als unzeitig und verfehlt bezeichnen wollten, mich frei aussprach.

Mit Bezug auf meinen Brief vom 24 v. M. (Allg. Z. 3 Jan.) glaube ich Ihnen mittheilen zu müssen, daß nach der Ansicht der unterrichtetsten Personen die Ratificationen des von den Bevollmächtigten der Großmächte ohne Frankreichs Mitwirkung und Theilnahme hier getroffenen Uebereinkommens hinsichtlich der Lösung der orientalischen Frage von den respectiven Regierungen nicht so bald erfolgen dürften. Es scheinen sich nämlich einige Bedenken über die Statthaftigkeit einer so geringschätzigen Behandlung, wie man sie Frankreich durch dessen Ausschließung von den gepflogenen Verhandlungen zu Theil werden ließ, erhoben zu haben, da von mehreren Seiten der Beitritt Frankreichs zu den gefaßten Beschlüssen als besonders wünschenswerth angesehen wird. Eine östliche Macht scheint vorzugsweise sich zu diesen Ansichten zu bekennen, und es einigermaßen zu bedauern, daß Frankreich nicht von vornherein an den Verhandlungen Schritt für Schritt Theil genommen. Man will gleichfalls wissen, daß von derselben östlichen Macht hinsichtlich der Art und des Maaßes der gegen den Vicekönig zu ergreifenden Zwangsmaaßregeln so wie hinsichtlich der Art ihrer Ausführung nicht ganz unwichtige Modificationen in Vorschlag gebracht werden sollen. Es scheint überhaupt der Wunsch vorzuwalten, ein Verfahren in dieser Hinsicht befolgt zu sehen, daß Frankreich die Einstimmung in die Londoner Beschlüsse nicht unmöglich gemacht, vielmehr ihm dieselbe so viel als möglich erleichtert werde, wiewohl man andererseits nicht gesonnen seyn soll, in den Bestimmungen über die Abgränzung der Besitzungen des Vicekönigs irgend eine weitere Annäherung an die französischen Ideen eintreten zu lassen. Als bemerkenswerth kann die umgekehrte Ordnung erwähnt werden, nach der man dießmal die zu entscheidenden Fragen in Erörterung genommen hat. Man fand es für gut, mit der türkisch-ägyptischen den Anfang zu machen, und schenkte diesem Theil der orientalischen Wirren sowohl in Bezug auf Territorium als auf die der Pforte in Aegypten zustehenden Hoheitsrechte eine bei weitem größere Aufmerksamkeit als der Dardanellenfrage, welche ziemlich leicht, und ohne daß besondere Schwierigkeiten sich in dieser Hinsicht erhoben hätten, behandelt wurde.

Frankreich.

(Sonntag.)

Der neueste Moniteur meldet amtlich die Ankunft des Grafen Sercey am 8 Dec. in Trapezunt nach einer sehr stürmischen Ueberfahrt auf dem schwarzen Meere, wobei das Dampfboot Veloce einige Beschädigungen erlitten habe, die aber der Capitän Beichameil bald zu repariren hoffe, um dann sogleich wieder nach Konstantinopel zurückzufahren. Der Moniteur setzt hinzu: Graf Sercey, der nach dem Datum seiner letzten Briefe sammt allen Personen seiner Botschaft sich wohl befand, war im Begriff, seinen Weg nach Teheran fortzusetzen. Ein Abgesandter des Shahs erwartete ihn mit einem zahlreichen Gefolge an der persischen Gränze, wo Anstalten getroffen waren, ihn mit allen seinem Rang gebührenden Ehrenbezeugungen zu empfangen.

Hr. J. J. Breard, vormaliger Deputirter des Nationalconvents, Mitglied des Wohlfahrtsausschusses, ist nach einer kurzen Krankheit gestorben.

Hr. Cottier, Präsident der Pariser Handelskammer, hatte in seiner Neujahrsgratulationsrede dem Könige den Wunsch ausgedrückt, daß die bisher gegen Errichtung von Eisenbahnen bestandenen Schwierigkeiten bald durch die Legislatur gehoben werden möchten. Auch hatte er bei diesem Anlaß die Anzeige gemacht, daß die Totalsumme der bei der Pariser Sparcasse niedergelegten Gelder jetzt 68 Millionen betrage. Der König antwortete ihm: Ich höre mit Vergnügen das, was Sie mir über die Lage der Sparcasse sagen: dieß ist ein großes Symptom der Wohlfahrt der arbeitenden Classe; es ist ein Beweis von dem Fortschritt des Vertrauens, das die Grundlage des Erfolgs aller Handelsoperationen und die Quelle der öffentlichen Wohlfahrt ist. Ich wünsche mit Ihnen die Errichtung jener Eisenbahnen, welche der Handelskammer so sehr am Herzen liegen. Meine Regierung ist geneigt, alle ihre Bemühungen dahin zu richten, daß Frankreich in dieser Hinsicht nicht hinter andern Ländern zurückbleibe, und ich hoffe, daß es unter Mitwirkung der Kammern bald die Vortheile genießen werde, welche diese großen und raschen Communicationen dem Handel versprechen.

(Temps.) Man spricht in den Salons der Pairie viel von einer nächstens zu haltenden Rede des Hrn. v. Noailles. Hr. v. Chateaubriand soll die Vorlesung derselben gehört und sie für ein Meisterstück erklärt haben. Man rechnet darauf, daß sie eine große Wirkung hervorbringen werde.

Die Eröffnung des Processes für die zweite Kategorie der Maiangeklagten, die von dem Pairshofe gerichtet werden sollen, scheint definitiv auf den 13 Jan. festgesetzt zu seyn.

George Sand (Madame Dudevant) gab vor einigen Tagen im Siècle einen in ihrem glänzenden Styl geschriebenen Artikel über die polnische Emigration. Nach ihrer Angabe leben in Frankreich noch etwa 5500 Polen; 500 haben eigenes Vermögen, 3000 arbeiten beim Chausséebau, in Fabriken etc., 450 besuchen Bildungsanstalten, und 1100, Greise, Frauen und Waisen, bedürfen mildthätiger Unterstützung. Diesen ist die Fürstin Czartoryiska ein helfender Engel. Sie selbst, vormals von königlicher Pracht umgeben, lebt jetzt in einfacher, fast ärmlicher Häuslichkeit. Aber das ganze Jahr widmet sie weiblichen Arbeiten, um diese dann zum Besten der hülfsbedürftigen Polen zu verkaufen. Ihre Stickereien sind von solcher Eleganz und mit so bewunderungswürdiger Kunst gearbeitet, daß man selbst in Frankreich früher nichts Aehnliches kannte.

(Indépendant de la Moselle.) Aus der Artillerieschule von Metz sind nach Afrika Raketen, mit Kugeln und Kartätschen geladen, abgegangen, welche unter der arabischen Cavallerie furchtbare Verheerungen anrichten werden. Die arabischen Reiter halten sich gewöhnlich außer Kanonenschußweite, aber diese neuen Raketen, welche viermal so weit als die gewöhnlichen Geschosse reichen, werden diese kluge Vorsicht der Feinde vereiteln. Die Raketen platzen auf der Erde und tödten und verwunden Alles, was sich in dem weiten Umkreis der Stelle findet, wo sie fallen.

Ein altes Jahr ist in den Schooß der Vergangenheit hinabgesunken; ein neues Jahr wird mit besorgten Blicken aus dem Schooß der Zukunft heraufgehoben; die Wächter umstehen es und verkünden Zeter über Zion, prophetisiren wüst in den Tag hinein, drücken aber nichts desto weniger allgemein Besorgnisse aus, denn Nostradamus hat mit dem Jahr 1840 ein allgemeines Unglück prophezeit. Stark - wie Leichtgläubige zweifeln und spotten, glauben aber doch alle halb und halb an Nostradamus. Nebst dem Lütticher Mathieu Laensberg, dem Wetterpropheten, ist der alte Magus aus der Provence der allerbekannteste und populärste von den Schriftstellern des hochgebildeten Frankreichs! Das ist die Kindernatur aller Menschen, welcher auch in der Ueberweisheit ihr0076 Recht gebührt. Es ist keinem Zweifel unterlegen, es spukt etwas in der moralischen Atmosphäre eines Landes, wo man reiche Gutsbesitzer der legitimistischen Partei ihre Güter verkaufen, und nach Freiburg in der Schweiz zum Hrn. Omahony ziehen sieht, um dort das Weltende zu erwarten, während der National dem Ouvrier die Prophezeiung des Nostradamus, große Weltänderungen zu erwarten oder aus sich herauszugebären, in das Herz ruft. Nur Hr. Guizot läßt nicht den Muth sinken, um das Bataillon des Juste-Milieu zu reformiren. Da haben wir nun diese starren gewaltigen Naturen Guizot und Thiers: Guizot, welcher ein Ministerium mit dem Marschall Soult zu bilden eingeht; Thiers, welcher ein Ministerium mit dem Grafen Molé einzugehen bereit ist; nach all dem Lärm ein fahrender Scholast, das ist des Pudels Kern. So ist es mit den Menschen, deßwegen steifen sie sich in ihren Grundsätzen, posaunen Incompatibilitäten aus, ewige Unmöglichkeiten, geben vor, nach Principien zu handeln, mischen aber die Principien wie die Karten, ihre Interessen wie die Principien, spielen falsch, klug, dummklug, allerlei Spiel, spannen heute die vollen Segel auf, laviren dann wieder, und vermeinen doch nicht, daß sie auf die Länge um allen Credit kommen, daß man zuletzt irgend einem andern Geiste als dem Buchstaben der Gewalt folge. Wo haben sie sich jemals über den Geist der Intrigue erhoben? Wodurch unterscheiden sich diese hommes graves von den Scapins? Wo ist ihr Ernst? wo ihr Scherz? O Eitelkeiten! Es gibt Gegenden in Frankreich, wo die Bauern nicht haben säen wollen, weil doch das Ende der Welt am Tage der heiligen drei Könige erfolgen würde. Das ganze Quartier Marais in Paris macht ein ernstes Gesicht, und bis der sechste vorüber ist, werden alle Herzen klopfen. Es wäre spaßhaft, wenn am Ende der Welt ein Ministerium Soult-Guizot oder gar ein Ministerium Thiers-Molé geboren würde, das hieße mit einer witzigen Persiflage den Garaus der Welt bezeichnen.

Die afrikanischen Verhältnisse fangen an, eine günstigere Gestalt zu bekommen, und mit den letzten Nachrichten über einige unlängst errungene Vortheile leben bei uns neue, vielleicht selbst zu voreilige Hoffnungen auf. Marschall Valée ist in der That jetzt schon stark genug, den wild und planlos umherschweifenden Schaaren Abd-El-Kaders die Spitze zu bieten, gewinnt nach und nach die verlornen Positionen wieder, und wird, wie man glaubt, in kurzem wieder Herr der Ebene Metidscha seyn. Hierauf werden sich vorläufig seine Operationen beschränken, bis er durch die dazu erforderlichen Streitkräfte in den Stand gesetzt worden ist, die Offensive in einem größeren Maaßstabe und nach einem bestimmten, umfassenderen Plane zu ergreifen. Zur Ausführung dieses Plans, woran in den Bureaux des Ministeriums des Kriegs fortwährend mit Eifer gearbeitet wird, kann es in keinem Falle vor künftigem Frühjahr kommen. Denn außerdem, daß größere Operationen in Afrika während des Winters höchst mißlich sind, ist man auch mit den Vorbereitungen zu einem größeren und entscheidenden Feldzuge noch sehr zurück. Die Mobilisirung eines solchen Armeecorps, welches zum Theil in sehr kleinen Abtheilungen aus allen Gegenden Frankreichs zusammen gezogen werden muß, geht nur sehr langsam von Statten, die Ueberfahrt nach Afrika ist gerade in dieser Jahreszeit mit besondern Schwierigkeiten verknüpft, und hat man einmal die Truppen wirklich zur Stelle geschafft, so fehlt es an den gehörigen Vorkehrungen zur Verpflegung und zum Unterhalt derselben. Gerade in dieser Hinsicht hat man bei dem bevorstehenden Feldzuge mit unendlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, da in Afrika selbst die kaum eröffneten Hülfsquellen in Folge der jüngsten Ereignisse fast sämmtlich versiegt sind, und die Verproviantirung des ganzen Expeditionscorps nur von Frankreich aus geschehen kann. Das ist aber gewiß keine Kleinigkeit, auf diese Weise einem Armeecorps, welches bestimmt ist, durch verödetes Land vielleicht bis an den Saum der Wüste vorzudringen, im voraus so die Zufuhr zu sichern, daß keine Unterbrechung, kein Mangel eintrete. Und wer kann da alle Zufälligkeiten, alle Gefahren, ja selbst die ungefähre Dauer des Feldzugs voraussehen? Ein gut angelegter und mit Präcision durchgeführter Operationsplan ist auch in dieser Beziehung dringend nothwendig, und kann Alles entscheiden. Anfangs war man Willens, Marschall Valée hierin völlig freie Hand zu lassen, später aber hielt es das Ministerium für angemessener, sich eine Controle vorzubehalten, welche es ihm möglich mache, sich wegen der am Ende doch ihm zukommenden Verantwortlichkeit gehörig sicher zu stellen. Seitdem wird die Sache im größten Style betrieben, d. h. die letzte Entscheidung über alle dabei in Betracht kommenden Fragen steht dem Kriegsminister zu, welcher darüber vorläufig mit dem Ministerrathe conferirt, in welchem natürlich in solchen Dingen Marschall Soult das große Wort führt, der wiederum den Winken Ludwig Philipps folgt, sich aber auch persönlich sehr für den ganzen Feldzug interessirt, und sich dabei gleichsam noch einmal in die schönste Zeit seiner Heldenlaufbahn zu versetzen scheint. Diese Verfahrungsart hat nun zwar den unläugbaren Vortheil, daß man mit großer Sicherheit zu Werke geht, Alles reiflich erwägt, und sich, im Fall des Mißlingens vor den Kammern und dem Lande im voraus den Rückzug deckt; allein auf der andern Seite erkennt man nur zu klar die damit verknüpften Nachtheile, welche sich im Wesentlichen am Ende auf die von der ministeriellen Einmischung bei Kriegsoperationen unzertrennlichen Langsamkeit concentriren. Napoleon war ein abgesagter Feind der Kriegführung, deren Triebfedern in den Bureaux seiner Minister ruhten, und haßte die Strategie auf dem Papiere wie die Nacht, er entwarf seinen Operationsplan an Ort und Stelle, neben dem Feuer eines Pikets auf der Fläche seines Hutes, und ließ seinen Feldherren, wo er persönlich nicht unmittelbar einwirken konnte, möglichst freie Hand. Von diesem Napoleonischen System, welchem Frankreich zum großen Theil seine Siege und seinen militärischen Ruhm verdankt, ist man aber längst zurückgekommen, wie die Feldzüge in Afrika und vor Allem die erste Expedition nach Constantine wobei man mit Marschall Clauzel um jeden Mann, jedes Bund Stroh feilschte, und am Ende doch nicht einmal wußte, ob man ihn ziehen lassen solle oder nicht zur Genüge bewiesen haben. Heutzutage beginnt man damit, daß man auf dem Depot des Krieges eine Menge sehr ins Einzelne und Kleinliche gehende Plane des Terrains entwerfen läßt, wo die Armee operiren soll, diese dann in ziemlich großem Maaßstabe lithographirt, und, wenn es etwa verlangt werden sollte, den Kammern vorlegt. Das Alles kostet Zeit, viel Zeit. Ich habe in diesen Tagen dergleichen Plane gesehen, auf welchen die verschiedenen Lagerplätze Abd-El-Kaders, alle bei dem bevorstehenden Feldzuge in Betracht kommenden militärisch-wichtigen Positionen genau verzeichnet, alle Marschrouten bis ins Innere des Landes fast bis auf den Meter abgecirkelt und berechnet sind. Daß dabei auch Verrechnungen vorkommen, und in der Wirklichkeit überhaupt Manches ganz anders aussieht, als auf dem Papiere, versteht sich von selbst. Zunächst aber hält man sich nothgedrungen an das Papier, bestimmt darnach den Operationsplan, die Stärke des Expeditionscorps und das System der Zufuhr und der Verpflegung, unterhandelt dann darüber mit Marschall Valée, welcher seine Gegenvorstellungen macht, und wenn man am0077 Ende mit einander einig ist, dann gelangt man immer erst auf dem Schneckengange der Bureaux und der administrativen Behörden zu dem Ziele der Ausführung des entworfenen Planes. Die mißlichste Stellung haben bei dieser Verfahrungsart in der Regel die commandirenden Generale, welche nicht selten mit dem Ministerium in Zwiespalt der Meinungen und Ansichten gerathen. So viel man jetzt im Allgemeinen über den Operationsplan des Ministeriums weiß, geht er darauf hinaus, daß zwei Armeecorps von gleicher Stärke, etwa von 8 bis 12,000 Mann, gebildet werden sollen, von denen das eine in der Provinz Oran, das andere in der Provinz Algier und Tittery so agiren wird, daß Abd-El-Kader zu gleicher Zeit auf der einen Seite die Verbindung mit Marokko, auf der andern mit der Provinz Constantine und der Regentschaft Tunis abgeschnitten wird. Für das eine wird Medeah, für das andere Tlemsen, vielleicht selbst Tegdemt, der Stützpunkt für die weiteren Operationen bleiben, welche man so viel als möglich in das Innere des Landes erstrecken wird. Denn es gilt, Abd-El-Kader entweder so zu umgehen, daß man ihn auf einem kleinen Raume leicht erdrücken könne, oder ihn so nach der Wüste zurückzudrängen, daß er am Ende aller Hülfsquellen beraubt, auf sich beschränkt bleiben müßte, und sich in keinem Falle wieder erheben könnte. Im Wesentlichen ist das derselbe Operationsplan, welchen Marschall Clauzel immer vor Augen gehabt, und dem Ministerium als den einzig möglichen, wovon man sich Erfolg versprechen dürfe, zu wiederholtenmalen in Vorschlag gebracht hat. Wäre man gleich anfangs darauf eingegangen, so würde man sich jedenfalls manche schwere Opfer erspart haben. Ueber die Generale, welchen das Obercommando der beiden Armeecorps anvertraut werden dürfte, scheint das Ministerium noch nicht im Klaren zu seyn. Man weiß nur so viel, daß weder der Herzog von Orleans, noch der Herzog von Nemours in dieser wichtigen und schwierigen Stellung an dem Feldzuge Theil nehmen werden, und daß das Ministerium den commandirenden Generalen eine von Marschall Valée, den man nach und nach zu beseitigen wünscht, ziemlich unabhängige Stellung einzuräumen Willens ist. Marschall Clauzel sind unter der Hand allerdings Anträge gemacht worden; allein die entschiedene Sprache, die er geführt, und die kategorischen Bedingungen, welche er gestellt hat, haben das Ministerium vorerst abgeschreckt, mit ihm auf weitere Unterhandlungen einzugehen. Er verlangt vor Allem die Entfernung des Marschalls Valée, und will dann völlig freie Hand sowohl in Bezug auf den Operationsplan als auch in Betreff der Bestimmung der zu seiner Ausführung nöthigen Mittel haben. Darauf will und kann aber das Ministerium nicht eingehen. Die Stärke des bereits nach Afrika eingeschifften Armeecorps soll sich auf 10,000 Mann belaufen, welchen nach und nach ungefähr noch einmal so viel folgen werden.

Auf der Nordseite der Metidscha ist es ziemlich ruhig; dagegen stehen die Araber fortwährend in beträchtlicher Zahl bei Belida. Diese Stadt und die Lager in ihrer Umgebung wurden am vorigen Sonnabend angegriffen. Dießmal hatten die Araber einige Kanonen bei sich; sie feuerten etwa dreißig Schüsse und schleuderten einige Kartätschen in das Fort. Unsere Soldaten sind wüthend, daß man sie in die Lager consignirt; sie bedauern den Abgang des energischen Generals Rulhières, der sie ungeachtet des Verbots des Marschalls Valée wenigstens einige Augenblicke in den Kampf führte. Jetzt ist er in die Stadt zurückgekehrt; er wurde vom Gouverneur kalt empfangen und geht, wie es heißt, in den nächsten Tagen nach Frankreich ab. Es wird jetzt eine mobile Colonne von 5000 Mann formirt, welche bestimmt ist, gegen die Araber, welche die Lager bei Belida berennt halten, zu operiren und die Artilleriestücke des Emirs wegzunehmen. Abd-El-Kader läßt den Engpaß Teniah, welchen man überschreiten muß, um nach Medeah zu gelangen, befestigen. Wir haben jetzt so viele Truppen, daß man die Corps, welche aus den Provinzen Oran und Constantine herbeigeholt worden, zurückschickt. Die Gendarmerie verhaftete in den Umgebungen von Duera 25 Araber, welche mit Pferden, Waffen und Gepäck zum Feind übergehen wollten. Sie wurden hieher ins Gefängniß gebracht. Vor der kleinen Hafenstadt Scherschel, welche 16 Lieus westlich von Algier liegt, hat sich ein wichtiger Vorfall zugetragen. Ein Kauffahrteischiff, welches von Oran nach Algier segelte, wurde nahe bei Scherschel von einer Windstille überrascht und konnte nicht weiter segeln. Am Morgen des 26 wurde es von den Kabylen der Umgegend von Scherschel bemerkt, welche eine Barke bestiegen und gegen das Schiff ruderten. Die Mannschaft vermochte, da sie weder Kanonen noch Flinten hatte, keinen Widerstand zu leisten. Sie bestieg sammt den Passagieren und der Frau des Capitäns die Schaluppe und es gelang ihr, da sie schneller als die feindliche Barke ruderte, einem sichern Tod zu entgehen und Algier nach Mitternacht zu erreichen. Die Feinde rasten vor Wuth, als sie die Unglücklichen entwischen sahen. Sobald der Admiral Bougainville aus dem Mund des Capitäns jenes Fahrzeugs von dem Vorfall gehört hatte, gab er den Dampfbooten Sphinx und Krokodil Befehl nach Scherschel abzugehen, die dortigen Barken in den Grund zu bohren und das verlassene Kauffahrteischiff wo möglich wieder zu nehmen. Die kleine Expedition ankerte am 27 Morgens auf halbe Kanonenschußweite von Scherschel, ein Theil der Marinesoldaten ruderte in Schaluppen nach dem Hafen und bestieg das gecaperte Schiff, welches sie aber nicht freimachen konnten. Der Capitän des Krokodils zog sich, nachdem ein Drittheil seiner Leute kampfunfähig geworden war, unter dem Feuer der Feinde zurück. Die Batterien der Dampfboote zerstörten die im Hafen liegenden Barken und einen Theil der Häuser und Moscheen Scherschels, zuletzt auch das gecaperte Schiff. Aus Oran hören wir, daß ein Khalifa Abd-El-Kaders das Städtchen Masagran, welches anderthalb Stunden von Mostaganem entfernt liegt, und größtentheils von Kuruglis bewohnt ist, angegriffen hat. Die Garnison von Mostaganem wollte dem Städtchen zu Hülfe eilen, sah sich aber zum Rückzug genöthigt, denn sie war nur 370 Mann stark und wurde von 1500 Arabern angegriffen. Die Kuruglis, welche diese Colonne begleiteten, verloren 27 Mann. Dagegen wurden auch die Angreifer von den Bewohnern Masagrans zurückgeschlagen und ließen 20 Leichen unter den Mauern zurück. Arzew ist bis jetzt noch nicht bedroht, doch wurden zwei Soldaten von arabischen Maraudeurs verwundet. Die befreundeten Stämme der Duairs und Smelas sind zu Messerghin vereinigt. Der Kabylenhäuptling Buhamedi, einer der mächtigsten Parteigänger Abd-El-Kader's, steht nicht weit von Messerghin mit seinen Truppen.

Niederlande.

Ich habe in einem meiner letzten Briefe der loyalen Gesinnung erwähnt, mit welcher sowohl von Seite des Königs von Holland, als von der seines Volkes die neuen Verhältnisse zu Belgien eingehalten werden. Es wäre zu wünschen, daß von Seite dieses letztern das Gleiche angerühmt werden könnte; allein wenn man auch die unaufhörlichen feindseligen Ausfälle in Journalen des Landes und in einigen, denselben zweckverbrüderten, französischen Blättern eben so wenig einer ernsthaften Beachtung würdigen will, als die0078 unwahren und bloß zu ministeriellen Bedürfnissen des Augenblicks benützten Declamationen in der belgischen Kammer (Hrn. Nothomb dießmal nicht ausgeschlossen), so muß doch die schlechte Treue sehr beklagt werden, mit welcher Belgien, unter allerlei leeren Vorwänden, sich der Vollziehung des Vierundzwanzig-Artikel-Vertrags zu entwinden sucht, und ich sehe mich daher in die Nothwendigkeit versetzt, den größten Theil der in einigen frühern Briefen dem belgischen Gouvernement hinsichtlich seines guten Willens in diesem Punkte gespendeten Lobsprüche, zurückzunehmen. Da man in letzterer Zeit sich besonders viele Mühe gegeben hat, die Sympathien Deutschlands für Belgien zu wecken und die Interessen beider Länder als mit einander verschmolzen hinzustellen, so braucht es für Leute, welche gesunde Augen und richtigen Tact besitzen, wohl kaum einer Auseinandersetzung, welch 'großes Interesse Deutschland an einer tractatenmäßigen, vollständigen und baldigen Berichtigung der Gränzen im Limburgischen und Luxemburgischen habe; wie daher sowohl dieses Interesse als sein gutes Recht Deutschland dringend auffordern müssen, darüber zu wachen, daß kein deutsches Territorium fremden Interessen aufgeopfert, oder durch chicanöse Auslegungen des ohnehin in mehr als einer Beziehung mangelhaften und nachtheiligen Tractats, von Belgien ein Theil des deutschen Bundesgebiets abgerissen werde. Interpretationen von der Art, wie die hinsichtlich der Limburger Gränze versuchten, sind mit dem gesunden Verstande unverträglich; und Deutschland trifft bereits mit Recht der Vorwurf, die Frage wegen Martelange (Martelingen) nicht schon auch vor sein Forum gezogen zu haben. Offenbar enthält der Tractat in dieser letztern Hinsicht einen Widerspruch, indem er die Straße von Arlon nach Bastogne (oder vielmehr dem wallonisirten Bastnar) Belgien, das Dorf Martelingen aber Deutschland zuspricht. Diese Zertheilung des Dorfes in eine größere und kleinere Hälfte durch die erwähnte Straße ist eine unverein - und unausführbare Maaßregel, die Zuerkennung des ganzen Dorfes an Deutschland aber eben so gewiß eine deutlich ausgedrückte Bestimmung des Tractats, als die der Straße an Belgien; somit kann die Besetzung desselben von Seite Belgiens nur als ein Einbruch in den Vertrag betrachtet werden. Wenn gleich Maestricht keinen eigentlichen Theil des deutschen Limburgs ausmacht, so ist doch jedem Verständigen klar, daß es die einzige Schutzwehr dieses sonst von allen Seiten her offenen Landes bildet. Die obwaltende Differenz besteht nun darin, daß Belgien den Rayon desselben, welcher Niederland verbleibt, von der Crête des Glacis an, Niederland aber vom Fuße dieses letztern an, nach der Seite von Smeermaas, rechnet. Letzteres ist, wenn man den schlichten Menschenverstand und eine naturgemäße Auslegung des 24 Artikel-Vertrags, welcher von 1200 Toisen vom Glacis an spricht, zu Rathe ziehen will, das einzig Annehmbare. Ich werde über Luxemburg, das System der Regierung in diesem Lande, welches von mehrern Seiten so ohne alle Sachkenntniß und mit so vieler Leidenschaftlichkeit zu wiederholtenmalen angefochten worden ist, die commerciellen Verhältnisse Hollands zu Deutschland, die neuesten constitutionellen Evenements und die gegenwärtigen Zustände und Stimmungen in einigen folgenden Briefen beleuchtende Mittheilungen, zur Aufklärung der öffentlichen Meinung auswärts, liefern.

Schweiz.

Der schweiz. Beobachter bringt auf 24 Spalten das Urtheil des Obergerichts in der Hochverrathssache. Wir entheben demselben heute nur folgende Punkte: In Hinsicht auf das Hauptverbrechen des Hochverrathsversuchs sind die sieben Mitglieder der Stadtrathscommission weder als Urheber noch als Theilnehmer erkannt; der Präsident, Alt-Schultheiß Fischer, ist in hohem Grade der Urheberschaft verdächtig, und auch auf Alt-Oberst Tscharner ruht einiger Verdacht; Lentulus, Sohn, v. Werdt, Wyttenbach, Major Fischer und Zyro sind als Urheber erkannt; Rud. Haag ist der Urheberschaft verdächtig. Die sieben Mitglieder der Stadtrathscommission sind des Vergehens der heimlichen Aufsammlung von Waffen und Kriegsvorräthen, und zwar nicht nur zu strafbaren Zwecken, sondern auch mit höchster Gefahr für die öffentliche Ruhe, als schuldig erklärt; ebenso des Vergehens des gesetzwidrigen gewaltsamen Widerstandsversuchs gegen die Staatsgewalt. Als Milderungsgründe im Allgemeinen werden angeführt die lange Verzögerung des Strafprocesses und die damit verbundenen Folgen für alle anwesenden Schuldigen; ferner die mehr oder minder lange Haft. Zu einer peinlichen Strafe sind verurtheilt: A. Die als Urheber des Hochverrathsversuchs Erklärten, und zwar Lentulus zu 10jähriger Einsperrung, Fischer im Eichberg zu 10jähriger Einsperrung, Werdt zu Toffen zu 7jähriger Einsperrung, Wyttenbach und Zyro zu 5jähriger Einsperrung, und zwar die ersten vier per contumaciam unter Vorbehalt der Revision. B. Die der Theilnahme am Hochverrathsversuch als schuldig Erklärten. Von jeder peinlichen Anklage sind freigesprochen alle diejenigen, welche weder als Urheber noch als Theilnehmer am Hochverrathsversuch als schuldig erklärt sind. Es sollen polizeilich verurtheilt seyn: die des Vergehens der heimlichen Aufsammlung von Waffen und Munition als schuldig Erklärten, wobei das denselben zur Last fallende weitere Vergehen des Versuchs der Widersetzlichkeit gegen die Organe der Staatsgewalt einen Strafe schärfenden Zusatz begründet, und zwar Alt-Schultheiß Fischer und Karl L. Tscharner zu zweijähriger Gefangenschaft; Bernhard v. Diesbach, Franz Hahn, S. König und Fr. Lutz zu einjähriger Gefangenschaft. Die der Nichtanzeige bei zuverlässiger Kenntniß von hochverrätherischen Umtrieben als schuldig Erklärten. Außer den Kosten für Untersuchung und Strafvollstreckung werden die Kosten des außerordentlichen Militäraufgebots während der ersten zwei Monate so auf die Verurtheilten vertheilt, daß den sieben Mitgliedern der Stadtrathscommission die Hälfte zur Last fällt. (Zürich. Bl.)

Deutschland.

Heute eröffnete Se. Maj. der König die achte Versammlung der Stände des Reichs unter den Formen und Feierlichkeiten, wie dieselben in dem am 4 d. M. dießfalls eigens erschienenen Programm bestimmt waren. Als Se. Maj., umgeben von Ihrem höhern Dienste, in den Sitzungssaal der Kammer der Abgeordneten getreten, und von dem Lebehoch der Anwesenden begrüßt waren, hielten Allerhöchstdieselben nachfolgende Anrede vom Throne:

Meine Lieben und Getreuen die Stände des Reichs! Bayern, Pfälzer, Franken, Schwaben, ruhmvoll nennt sie die Geschichte; zu schön glänzen diese Namen durch eine Reihe von Jahrhunderten als daß sie erlöschen sollten, und freudig ertheilte Ich den Ländern wieder ihre angestammten Benennungen. Der geschichtliche Boden ist ein fester. Nicht der Namen Vertilgung bewirkt Einheit; treues Zusammenhalten, Anhänglichkeit an den Thron das vereinigt, und Meine Liebe umfaßt alle Meine Unterthanen. Des Volkes Wohlstand steigt. Die zu Förderung desselben, und des Landes Schutz begonnenen Werke schreiten so rasch voran, als es ohne Uebereilung geschehen kann. Die Zoll - und Münzcongresse vermehrten das Treffliche was zu des Volkes Bestem gegründet0079 worden, wie dieses dann insbesondere durch den wechselseitigen Verkehr erleichternden Vertrag mit Hannover, Oldenburg und Braunschweig geschah. Einen äußerst schmerzlichen Verlust hat das Vaterland durch den Tod des Feldmarschalles Fürst Wrede erlitten; er ist unersetzbar. Ausgezeichnet große Verdienste erwarb er sich, und nicht auf den Schlachtfeldern nur, auch in diesen Räumen, rühmlich zeugen sie von ihm. Die Nachweisung der Verwendung der Staatseinnahmen für die Jahre 1835 / 36, 1836 / 37 und 1837 / 38 so wie jene über den Stand der Staatsschuldentilgungscassa in den nämlichen Jahren, so auch die Ausscheidung der Kreislasten und Kreisfonds für die vierte Finanzperiode werden Meine Lieben und Getreuen die Stände des Reichs erhalten. Die Mittel fanden sich vor durch außerordentliche Vermehrung des Obersten-Gerichtshofs die Masse rückständiger Rechtsstreite in weniger Jahre Zeit aufarbeiten zu lassen. Hocherfreulich war Mir, daß Ich dieses habe anordnen, hiemit die Rechtspflege wesentlich fördern können; sie ist Mir eine heilige Angelegenheit. Nebst dem das Maximum der Kreisumlagen für die Jahre 1840 / 41, 1841 / 42 und 1842 / 43 betreffenden Gesetzentwurf werde Ich Meinen Lieben und Getreuen den Ständen des Reichs einige andere vorlegen lassen, darunter einen des Eigenthums Schutz an Werken der Litteratur und Kunst gegen Nachbildung sichernden, deßgleichen einen, Abänderung des §. 7 des Gesetzes die Errichtung einer bayerischen Hypotheken - und Wechselbank betreffend. Vertrauen fördert das Gute, Mißtrauen verhindert es; möge dieses nie verkannt werden.

Nach Beendigung dieser Rede leisteten zuerst Se. k. Hoh. der Prinz Luitpold, dann die neu eintretenden Mitglieder der Kammer der Reichsräthe und sämmtliche Mitglieder der Kammer der Abgeordneten, wie sie von dem k. Staatsminister des Innern namentlich aufgerufen wurden, den in der Verfassungsurkunde Tit. VII. §. 25 vorgeschriebenen Eid in die Hände des Monarchen. So wie diese feierlichen Handlungen geschlossen waren, verließ der König mit allerhöchstseinem Gefolge wieder den Sitzungssaal, begleitet von einem dreimaligen Lebehochrufe der ganzen Versammlung.

Die Thronrede, die seit heute Mittag in Jedermanns Händen ist, scheint nach Inhalt und Form im Publicum einen überaus günstigen Eindruck hervorgebracht zu haben; nur selten hört man Personen aus den verschiedensten Ständen sich über irgend ein Werk so übereinstimmend beifällig aussprechen. Ergreifend aber wirkte die Rede auf jene, die sie im gedrängtvollen Ständesaal selbst vernahmen, wo sie der Monarch mit klar vernehmlicher Stimme und betonender Würde des Ausdrucks vortrug. Das heute erschienene Regierungsblatt bringt den Plenarbeschluß des Oberappellationsgerichts: auf eine persönliche Klage gegen den königlichen Fiscus in Zollsachen ist als Gericht erster Instanz ausschließlich das königliche Appellationsgericht von Oberbayern competent.

Nachdem die Kammer der Abgeordneten, wie ich bereits unterm 4 d. berichtet habe, sechs Mitglieder in zwei Scrutinen für den zweiten Ausschuß gewählt, setzte dieselbe diese Wahl in einem dritten Scrutin fort, welches jedoch erfolglos blieb. Im vierten Scrutin erhielt bei einer Majorität von 50 die Stimmenmehrheit von 82 der Abgeordnete Graf v. Butler von Haimhausen, wodurch die vorgeschriebene Zahl der Mitglieder dieses Ausschusses completirt ward. *)Die in der Allg. Zeitung (Nro. 7) unterm 5 d. gegebene Nachricht, daß auch v. Höchstätten in diesen Ausschuß gewählt worden, ist irrig, und scheint ein Schreib - oder Druckfehler, da dieser Name unter den dermaligen Abgeordneten gar nicht vorkommt. Nach der Geschäftsordnung der Kammer der Abgeordneten Art. 41 bestehen auch die Ausschüsse in der Regel nur aus 7, höchstens 9, nicht aber aus 8 Mitgliedern. (A. d. Corresp.)Heute Nachmittag wurden die Mitglieder des dritten Ausschusses (innere Verwaltung) gewählt und zwar im ersten Scrutin bei einer Majorität von 56, die Abg. 1) Kolb mit 79 St., 2) v. Hagen mit 74 St., 3) Frhr. v. Welden mit 69 St.; im zweiten Scrutin bei einer Majorität von 54 die Abg. 4) Dr. Gack mit 76 St., 5) Neuland mit 71 St., 6) Dr. Müller mit 54 St. Bei dem dritten Scrutin war die Majorität 48 und gewählt wurde 7) der Abg. Zarbel.

Dänemark.

In Schleswig hat, nachdem bereits vom Magistrat und Deputirtencollegium Namens der Stadt eine Huldigungsadresse an Se. Maj. den König abgesandt war, am 26 d. M., nach vorgängiger anonymer Einladung, eine öffentliche Versammlung zur Berathung über eine anderweitige Adresse auf dem Rathhaussaale stattgefunden. In dieser Adresse, welche von dem Ober - und Landgerichtsadvocaten Dr. Gülich verlesen wurde, waren die auch in mehreren anderen Städten bei derselben Veranlassung geäußerten Wünsche wegen Anordnung einer vereinigten Ständeversammlung beider Herzogthümer mit dem Recht der Steuerbewilligung und wegen Ertheilung einer vollkommenen Preßfreiheit enthalten, was den anwesenden Polizeimeister, Baron v. Eggers, zu der Erklärung bewog, daß er die Berathung über diesen Entwurf, der die Gränze einer Huldigungsadresse überschreite, und eine Petition um Anordnung von Veränderungen in der Landesverfassung und Verwaltung in sich begreife, nach dem Regierungscircular vom 13 Dec. 1838 nicht gestatten könne. Von mehreren Anwesenden wurden zwar die verbindliche Kraft des gedachten Circulars und dessen Anwendung auf die vorliegende Adresse in Zweifel gezogen. Allein die darüber stattgefundenen Discussionen führten zu keinem Resultate, und die Versammlung mußte, nachdem auch ein anwesendes Mitglied der schleswig-holstein'schen Regierung sich gegen die Adresse erklärt hatte, ohne weitere Verhandlungen auseinandergehen. Nichtsdestoweniger soll die gedachte Adresse noch an demselben Abend über hundert Unterschriften erhalten haben, und darauf an Se. Maj. eingesandt seyn. Der Grund, weßhalb eine der letzten Nummern der Kjöbenhavnspost mit Beschlag belegt worden, soll ein wilder Artikel seyn, worin ein hiesiger Student sein politisches Glaubensbekenntniß über die bestehende monarchische Regierungsform ablegt. In allen Theilen des Königreichs, auf den Inseln sowohl, als in Jütland, werden in den Städten nicht nur, sondern auch auf dem Lande, vorbereitende Versammlungen behufs der Sr. Maj. dem König zuzustellenden Adressen gehalten. Vom Einschreiten der Polizei vernimmt man nichts; statt dessen berichten die öffentlichen Blätter über die Würde und Besonnenheit, die sich bei den Zusammenkünften zeigt. (Alton. M.)

Oesterreich.

Se. kais. Hoh. der Erzherzog Karl Ferdinand verließ am 22 v. M. Verona, und begab sich über Peschiera nach Mantua. Wie in Verona, so besichtigte er auch hier die Festungswerke, nahm am 23 das Mittagsmahl bei dem Festungsgouverneur, Grafen Mazuchelli, ein, und brach am 24 nach Modena auf. Dieser Tage wird Se. k. Hoh. der Erzherzog Maximilian von Este von Ebenzweyer kommend in Wien erwartet. Dort starb am 30 Dec. am Schlagflusse Sr. k. Hoh. erster Dienstkämmerer, der k. k. Generalmajor Augustin0080 Frhr. v. Wöber, ein wegen seiner Biederkeit und Herzensgüte allgemein hochgeschätzter Mann. Graf Wurmbrand, Obersthofmeister Ihrer Maj. der Kaiserin-Mutter, ist schwer erkrankt, doch heute in einiger Besserung. Mit Bestimmtheit weiß man hier bloß, daß der Herzog von Bordeaux sich nach Neapel begeben werde, die Rückkehr desselben nach Görz will sich dagegen noch keineswegs bestätigen; übrigens will, wie man hört, König Ludwig Philipp wegen des Herzogs Empfang beim Papste es nicht so genau genommen wissen, wie es von Seite seines Gesandten geschehen. Der Bundestagsgesandte, Graf Münch-Bellinghausen, wird, dem Vernehmen nach, erst nach Ostern Wien verlassen, und auch Graf Fiquelmont noch einige Zeit hier verweilen. Die Angabe ausländischer Blätter, nach welcher der österreichische Botschafter, Fürst Paul Esterhazy, auf seinen Posten am englischen Hofe nicht wieder zurückkehren werde, scheint keinen zureichenden Grund zu haben. Die Abreise des französischen Botschafters dürfte vielleicht unterbleiben. Die Reihen der Carnevalsfeste eröffnet der russische Botschafter am 13 d. mit einem Balle, den die Mitglieder des kaiserlichen Hauses mit ihrer Anwesenheit beehren werden. Der Gäste sind an 400 geladen. Fürst Pückler-Muskau hat am 25 v. M. Pesth verlassen, und sich nach Preßburg begeben. Zum Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Botanik an der Wiener Hochschule haben Se. Maj. den Custos der Naturaliencabinette, Dr. Endlicher, ernannt, und dem k. Bergverwalter, Joseph Rußegger, den Titel eines kais. Bergraths verliehen. Sr. Maj. erster Leibarzt, Dr. Raimann, hat das Kleinkreuz des Leopoldordens erhalten. Eine wesentliche Erleichterung für die untern Volksclassen hat die hohe Hofkanzellei bei dem Versatzamte (öffentliche Leihbank) sowohl durch Herabsetzung der Zinsen von 8 auf 6 Procent für verpfändete Pretiosen und Effecten als auch durch bedeutende Veränderungen in der Einrichtung und Manipulation dieser Anstalt eintreten lassen. Liszt gibt in Pesth Concerte.

Aegypten.

Ein Schreiben aus Alexandrien vom 15 Dec. im Sémaphore von Marseille vom 2 Jan. meldet: Ich höre, daß die Pforte und Mehemed Ali fortwährend in lebhaftem Briefwechsel stehen; man versichert sogar, daß das Resultat dieses Briefwechsels sehr glücklich seyn werde. Nur über den Zeitpunkt, wann sich dieses verwirklichen soll, ist man noch ungewiß, obgleich man versichert, daß es nicht sehr entfernt sey. Die Pforte wünscht aufrichtig einen schnellen und friedlichen Abschluß der Debatten. Das französische Paketboot hat Depeschen unseres Pascha's nach Konstantinopel gebracht.

0073
Beilage zur Allgemeinen Zeitung
4 Januar 1840

Beobachtungen auf einer Reise durch die Türkei und Griechenland. *)Der Verfasser, ein deutscher Gelehrter, sah nicht zum erstenmal die Levante.

(Der Redaction erst jetzt über Marseille zugekommen.) Wer zuerst die Provinzen und dann die Hauptstadt des türkischen Reichs kennen lernt, muß gestehen, daß ihm hier ein Contrast begegnet, wie er in Europa nirgends zwischen Land und Hauptstadt besteht. Wir haben bereits in einem früheren Schreiben der gränzenlosen Verarmung und Entvölkerung der türkischen Provinzen gedacht. Je mehr beide mit jedem Tage zunehmen, desto mehr concentriren sich die Reste des türkischen Volks in den großen Städten. Es ist, als ob das Volk in der dunklen Vorahnung seines Untergangs zusammen laufe nicht um zu widerstehen, sondern nur einem Instincte folgend. Die Wirkung dieser Concentrirung ist aber keineswegs etwa ein Wachsen der Bevölkerung der Städte, vielmehr mindert sich diese auch trotz allem dem. Auch sind der großen Städte gar wenige; und je größer, desto größer auch die Zahl der Griechen, Armenier, Juden und Franken. Welche Bedeutung bereits die Franken in der Türkei haben, ergibt sich wohl am einleuchtendsten aus dem Einfluß der fränkischen, d. i. europäischen Consuln in allen Handelsstädten des türkischen Reichs. Ist doch im Grunde schon dieses Einmischen, diese politische Macht der Consuln ein vollständiges Zeugniß der Barbarei des Volks, unter welchem dieselbe ausgeübt wird. Man denke sich nur einmal den Fall umgekehrt. Es ist die Macht der christlichen Bildung über die Uncultur, oder vielmehr über die Unfähigkeit zur Cultur, d. i. über die Barbarei. Wir sagen der christlichen Bildung. Denn so wenig wir geneigt sind zur Proselytenmacherei, so wenig läßt sich verkennen, daß es eben das christliche Element der europäischen Cultur, das Element der Freiheit ist, welches fast ohne der Menschen Zuthun den Erzfeind des Christenthums besiegt hat, und daß es eben in der Christlichkeit dieser Bildung liegt, daß der Türke als Mohammedaner, zu derselben unfähig, d. h. ein Barbar ist, wie die Hellenen mit diesem Namen eben die ihrer, der hellenischen, Bildung Unfähigen bezeichneten.

Vorerst noch einige Worte über die Nicht-Türken, und zunächst über die Franken. Sehen Sie diese großen festen Häuser mit den ausgedehnten Hofplätzen und Waarenlagern, blicken Sie durch die offene Hausthür auf die marmorgetäfelte Hausflur, hinter welcher ein kleines, aber unter frischem Laub schattiges Gärtchen so einladend Kühlung bietet, während die Nymphe der Sprudelquelle von frühern bessern Tagen singt. Treten Sie nur hinein, Sie sind auch als Fremder freundlich empfangen, Sie kommen ja hier, im Barbarenlande, ein Hellene, ein Christ, ein Freier zu Ihresgleichen, unter Sklaven, die, sich empörend, der Herrschaft sich bemächtigt haben, und zwar, unglaublich! auf bereits mehr denn vier Jahrhunderte. Man muß sich dessen erinnern, denn wer es nicht wüßte, der würde nimmer glauben, daß in diesen breiteren reinlicheren Straßen, in diesen soliden geräumigen Wohnungen nicht die Herrschenden des Landes wohnen, sondern die Beherrschten, nur Franken, nur Christen, nur Schützlinge jener rohen, heute selbst zum Kriege unfähigen, geist - und kraftlosen Nachkommen der Feinde Europa's, jener faulen Schmaucher dort oben in den engen schmutzigen Gassen, in den hölzernen, stets verschlossenen Baracken, inwendig ausgestattet mit dem Haushalt der Verweichlichung, in den abgesperrten Wohnungen der beschränktesten Subjectivität.

Glauben Sie nicht, es hätten mir die Türken etwas zu leide gethan, daß ich so hart gegen sie erscheine. Im Gegentheil, sie sind namentlich in neuester Zeit gegen Fremde sehr höflich, ja gegen Fremde viel mehr als gegen Türken; sie hegen schon vor der fränkischen Kleidung einen gewissen Respect, und wer (wie es oft geschieht) ihre Kleidung anlegt, der degradirt sich in ihren Augen, statt daß er bei ihnen gewänne: eine Beobachtung, die man auch unter den Griechen machen kann, welche sehr häufig mit einer gewissen Empfindlichkeit, als würde ihrer Schwäche geschmeichelt, davon sprechen, daß ihr König seit einiger Zeit die zwar weniger malerische Tracht der Cultur und des gebildeten Europa's gegen die griechische Tracht vertauscht hat. Es ist, beiläufig bemerkt, ein großer Vorzug der sogenannten unmalerischen europäischen Tracht, daß sie die Individualität viel mehr hervortreten läßt, welche unter der blendenden Pracht der Goldstickerei und der bunten Farben um so mehr verschwindet, als schon der vollkommen gleiche Schnitt der Volkstracht dieselbe verdeckt. Wenn man in Nauplia eine Reihe von Palikarenchefs spazieren gehen sah, konnte man aus einiger Ferne keinen unterscheiden, alle waren sich gleich wie Exemplare einer und derselben Auflage, es sey denn der kleine Tzavellas ging neben dem großen Vassos. Doch um wieder auf die Türken zu kommen: sie sind heutzutage, wie gesagt, ganz manierlich, höflich, sie haben stets meinen Gruß freundlichst erwiedert, haben mir gefällig den Weg gezeigt, haben mir die besten Melonen geschenkt, die ich je gegessen, und hätten mir sicher manchen andern Beistand geleistet, hätte ich dessen bedurft, und dennoch sind sie Barbaren.

Nächst den Franken am meisten, ja zum Theil höher geachtet sind in der Türkei die Armenier. Hobhouse rühmt es dem Schah Abbas sehr nach, daß er einen Theil Armenier aus ihrem Vaterlande nach Persien deportirte, und dadurch diese einst so kriegerische, dann ackerbauende Nation zu Kaufleuten machte; und er behauptet, derselbe habe ein schlagendes, vielleicht einziges Beispiel gegeben von dem Beruf eines kräftigen Individuums, die Lebensweise und den Charakter eines ganzen Volks zu ändern. (?) Das Hauptverdienst indessen war wohl nicht des Schahs, sondern der Armenier, welche, seit jener Zeit über ganz Asien verbreitet, den großen Handel durch die Türkei und Persien in ihren Händen haben. Dr. Walsh schätzt die ganze Nation auf 1,351,000, von denen eine Million noch in ihrem Vaterlande wohnen, während von den übrigen etwa 200,000 auf Konstantinopel und die Nachbarschaft kommen, und 100,000 auf Persien. Missionsberichte schätzen die Armenier in der ganzen Türkei auf 1,500,000. Die Armenier in den größern Städten der Türkei sind hauptsächlich Mäkler und Bankiers. Sie sind in letzterer Beziehung für die türkische Regierung und für alle Beamten des Staats von großer Wichtigkeit, indem sie die Münze des Sultans und die Finanzen des Staats leiten. Wie unentbehrlich sie für die Pascha's sind, wurde bereits früher erwähnt. Wiewohl sie Christen sind, scheinen sie doch mit keinen der übrigen christlichen Einwohner des Reichs in irgend einem Verhältniß zu stehen, welches auf Religionsgemeinschaft schließen ließe. Sie hegen eine Verachtung gegen die Griechen, fast nicht geringer, als ihre Herren0074 die Türken, deren Sprache unter ihnen viel gebräuchlicher ist, als die armenische, welche wohl dann und wann gesprochen, aber nicht geschrieben wird. Sie gelten für sehr ruhige Unterthanen, nur auf Handel und Gewinn bedacht, und von Charakter feig. Jemehr die Türkei in der Achtung Europa's sinkt, desto mehr muß auch dieser Nation ihre Superiorität über ihre Beherrscher zum Bewußtseyn kommen, um so mehr als der Handel sie fortwährend mit Europäern in Verbindung bringt. Und wenn einst sich die Armenier erinnern, daß auch sie ein Vaterland haben mit einer Million Glaubensgenossen ihrer Nation, dann werden auch sie ihre Ansprüche, wie die Griechen (in Griechenland sind nur 800,000 Einwohner) aufs Kreuz bauen und als Christen ihre Freiheit begehren.

Die Griechen in Kleinasien scheinen sich von denen Europa's wesentlich zu unterscheiden. Sie sind in jeder Beziehung hinter ihnen zurück. Während der europäische Grieche gar zu leicht eitel, übermüthig erscheint, ist der asiatische Grieche kleinmüthig und gedrückt. Ich glaube wohl, daß der griechische Befreiungskrieg und die nachfolgenden Jahre das Meiste dazu beigetragen haben. Indessen waren die europäischen Griechen stets in näherer Verbindung mit Europa, und wenn wir nicht irren, wandten sich seit langer Zeit schon alle vorbereitenden Bestrebung viel mehr nach Morea und Livadien als nach Kleinasien. Auch sind die Griechen in Kleinasien verhältnißmäßig weniger zahlreich, als sie es vor dem Ausbruch des Krieges in Griechenland waren. Bei allem dem zeigt sich auch unter ihnen der Einfluß des Christenthums, christlicher Geistesfreiheit neben dem tödtenden Islamismus. Ich habe wiederholt die Bemerkung gemacht, daß neben den mehr und mehr aussterbenden türkischen Dörfern die griechischen sich fortwährend vergrößern. Die Häuser sind zwar klein, überschreiten im Aeußern nicht die gefährliche Schwelle des Scheins der Wohlhabenheit, allein sie sind reinlich, in gutem Stand gehalten, und ihre Einwohner, wenn's Sonntag ist und die Arbeit ruht, sind fröhlich, zierlich gekleidet und erfreuen sich einer Geselligkeit, welche allein schon beweist, wie hoch sie über den Türken stehen. Wie viel man über Irrthümer und Aberglauben in der griechischen Kirche klagen mag, das Christenthum, welches seine humanen Segnungen in dieser Nähe der Barbarei so klar hervortreten läßt, das Christenthum dringt durch alle menschlichen Verunstaltungen mit seiner verborgenen Kraft hindurch, und täglich mehr überzeuge ich mich, daß es das Christenthum ist, welches, den Griechen wie ein Talisman von ihren Vätern mitgegeben, das Volk auf einer kaum geglaubten Stufe humaner Bildung bei gänzlichen Mangel an europäischer Civilisation und in der unmittelbaren Nachbarschaft geistiger Unfreiheit erhalten hat. Während die Moscheen, die Gräber, die heiligen Quellen der Türken verfallen, begegnete ich an einem Tage in zwei griechischen Dörfern neuen geräumigen und mit künstlerischem Streben verzierten Kirchen, wie das verjüngte Griechenland sie noch nicht erhalten hat, und wie sie früher wohl auch in diesen Dörfern nicht existirten. Denn sicherlich hat sich durch die Ereignisse der letzten Jahrzehnte die Lage der Christen und besonders der Griechen in der Türkei verbessert. Es wird ihnen vielleicht zum Glück gereichen, daß sie den Türken in so vielen Dingen dienstbar sind. Sie bestellen ihren Garten, sie führen für sie die Feder, sie sind in unzähligen Fällen ihre Unterhändler bei Fremden, die nicht Türkisch sprechen, und sind namentlich lange ihre Vermittler bei den fremden Gesandtschaften gewesen, als ein Dragoman beinahe einem Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten gleich zu achten war.

(Beschluß folgt.)

Der Kaukasus und seine Bewohner. *)Aus einem nächstens erscheinenden Werke, Rußland und die Tscherkessen überschrieben, von Karl Ch. Fried. Neumann.

Die Bewohner der Hochebenen und Thalschluchten innerhalb des Kaukasus und der an seinen Ausgängen nach Nord und Süd sich hinziehenden Alpengebirge haben seit dem Beginn unserer Geschichte bis auf den heutigen Tag nicht bloß für sich selbst ihre Unabhängigkeit von den benachbarten großen Reichen der Römer, Griechen und Perser, der Mongolen, Türken und Russen behauptet, sondern unter und neben ihnen fanden auch alle in den Völkerstürmen, die von Norden und Osten über Asien und Europa einbrachen, zersprengten, der Knechtschaft entfliehenden Stämme und Horden eine sichere Zuflucht. Die Kette des Kaukasus oder des hohen Gebirges dieß ist die Bedeutung des Namens welche sich längs des östlichen Gestades des schwarzen Meeres hinzieht, steigt gegen den Elbrus hin in Spitzen empor von zwölf - bis über fünfzehntausend Pariser Fuß Höhe. Elbrus, Elbordsch im Pehlvi des Bundehesch, oder der glänzende Berg, wurden von den alten Persern außer diesem noch mehrere andere Gletscher genannt. Bei den Tscherkessen heißt diese höchste aller Schneekuppen der Kette Oscha machua oder der glückliche Berg; denn hier thront, nach einer alten Sage des Landes, gleichwie Indra auf dem Weltberg Meru, Dschin Padischah, der Fürst der Geister, in dessen Nähe sich das Volk flüchtet in unglücklichen Kriegsläuften. An seinem Fuß, im Lande der Abchasen und der Karatschai, entspringt der reißende, durch die wilden, tapfern Bewohner seiner Ufer, wie durch seine zahlreichen Nebenflüsse berühmte Kuban, von den Tscherkessen Pschi Skehr, Altwasser genannt, und unsern der Quellen dieses Stromes die große und die kleine Kuma, welche dem kaspischen Meere zueilen. Ostwärts dieses Trachytfelsens sprudeln die große und kleine Malka, der Baksan und der Tschegem aus der Erde hervor, und auf dem jenseitigen Abhang im Süden der Rhion mit mehreren seiner reißenden Nebenflüsse. Es scheint, daß noch heutigen Tags unter den Bewohnern dieser Geklüfte das Andenken an den trotzigen, weltstürmenden Prometheus sich lebend erhalten habe. Häufig hört man, sagen die umwohnenden Abchasen, aus einer der gähnenden Thalschluchten Seufzer und Kettengeklirre herauftönen. Einstens, fährt die Sage fort, stieg ein Mann unseres Volkes in die unermeßliche Tiefe hinab und fand daselbst einen ungeheuren Riesen, der in folgenden Worten ihn anredete: O du Bewohner der Erde, der du tollkühn es wagtest, mich hienieden zu besuchen! wie lebt man denn jetzt da oben? Ist die Frau noch treu ihrem Manne; gehorcht die Tochter noch der Mutter und der Sohn seinem Vater? Ja, antwortete der unerschrockene Abchase. Nun so bin ich, knirschte der Riese, verdammt, hier noch lange Zeit zu seufzen und zu ächzen.

In der Ferne gesehen, erscheint die Grundlage des Kaukasus gleichwie ein einförmiger, schwarzer Wall, welcher den darüber schwebenden Schneegebirgen zum Fundament dient. Dieses wird von tiefen Schluchten durchschnitten, in welchen die schäumenden Bergströme sich herabstürzen, gold - und silberhaltiges Erz mit sich führend, und schnellen Laufes dem Meer entgegeneilen. An dem Fuße der zahlreichen Bergspitzen ziehen sich längs der Thalschluchten fruchtreiche Hochebenen hin, wo Ulmen, Eschen, Eichen und Fruchtbäume mancherlei Art üppig emporwachsen, an welchen wiederum bis zur Krone hinauf der Weinstock sich schlängelt. Zwischendrin liegen die anmuthigen Wohnungen der Tscherkessen und Abchasen. Von Pschad aus,0075 sagt ein Reisender, der vor wenigen Jahren diese Gegenden besuchte, nahmen wir die Richtung gegen das Innere des Landes, und wir erstaunten über die Menge Häuser, die man allenthalben gewahrte, über die reiche Cultur, so wie über die üppige Vegetation des Landes. Die Thäler prangten mit Wiesen, mit Feldern von Mais, der jetzt zum zweitenmal geerntet wurde, und mit türkischem Korn. Die Aecker waren sämmtlich durch lebendige Zäune umgeben, an welchen Weinreben sich emporrankten. Man konnte innerhalb der Thäler auch keinen einzigen unfruchtbaren Ort bemerken; ja das Gras auf den Wiesen stand manchmal so hoch wie das Vieh, das hier weidete. Unzählige Heerden von Schafen und Ziegen, von Kühen und Pferden zeigten sich unsern Blicken, wie wenn das Land nirgendwo von Feinden umgeben wäre, und mitten im Frieden lebte. Dabei muß man bedenken, daß wir uns hier an der nordwestlichen Gränze des Landes, und gerade in der Gegend befanden, welche dem unmittelbaren Einfluß der furchtbaren Operationslinie der Russen ausgesetzt war.

Die zwischen den Hochebenen sich hinziehenden, von steilen Wänden eingeschlossenen Thalspalten des Kaukasus befördern nicht, wie dieß bei ausgedehnteren Thälern der Fall ist, den Verkehr der Bewohner unter einander, sondern erschweren vielmehr jede Verbindung der Völker und Stämme, und zwingen sie zu einsamer Abgeschiedenheit, der sie auch vorzüglich es verdanken, daß unter allen Umwälzungen, welche diesseits und jenseits des Kaukasus sich ereigneten, sie ihre Freiheit und Eigenthümlichkeit ungeschmälert bewahren konnten. Dieser Getrenntheit ist aber andrerseits, gleichwie ehemals in Caledonien und heutigen Tags noch in Afghanistan und Kandahar, die unglückselige Gau - und Klansregierung zuzuschreiben, wie die daraus hervorgehenden unaufhörlichen Raufhändel und erblichen Blutfehden. Kein anderer Landstrich der Erde ist auch deßhalb so reich an mannichfachen, von einander durchaus abweichenden Sitten und Gewohnheiten; kein anderer hat so viele selbstständige, von dem benachbarten Idiom ganz verschiedene Sprachen aufzuweisen, als die Gegenden zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere. Jeder Volksstamm, sagt Marlinski, hat selbst seine eigene Art Krieg zu führen und zu rauben, seine eigenen Sitten und Gewohnheiten, seine besonderen Manieren und Launen. Barbarische Rohheit und wilde Abgeschlossenheit bewahren die eigenthümlichen Sitten, so wie die Selbstständigkeit des Charakters, und selbst ursprünglich befreundete Idiome werden sich fremd im Laufe der Zeiten durch lange Abgeschiedenheit, während im Gegentheil die Civilisation und die daraus hervorgehende Annäherung und Verbindung der Menschen unter einander Alles ebnet und abschleift, und sogar angeborne Gegensätze befreundet. Auf den berühmten Marktplatz zu Dioskurias, der alten Pflanzstadt Milets, heutigen Tags noch Iskuria, Iskurtsche oder Iskuriak, ehemals auch Sebastopol geheißen, an dem Flüßchen Marmor in Mingrelien, brachten, nach der Aussage des griechischen Kauffahrers Timosthenes, dreihundert durch Namen, Sprachen, oder wohl richtiger, durch verschiedene Dialekte sich unterscheidende Stämme ihre einheimischen Erzeugnisse, um sie gegen diejenigen Producte und Waaren zu vertauschen, deren sie ermangelten, namentlich Kochsalz, das den Bergbewohnern jetzt noch für sich wie für ihr Vieh ein unentbehrliches Bedürfniß ist. Strabo hält diese Angabe mit Recht für übertrieben, doch glaubt er, daß wohl an siebenzig verschiedene Völkerschaften sich hier versammeln möchten, und Plinius fügt hinzu, daß die zahlreichen Handelsgeschäfte dieses Platzes vermittelst hundert und dreißig Dolmetscher betrieben würden. Dieß könnte wohl in der That der Fall gewesen seyn, wenn sich auch, was höchst wahrscheinlich ist, die iberischen oder georgischen, die albanischen oder lesgischen Klane im Süden des Kaukasus, so wie die sarmatischen oder slavischen und die finnischen oder tschudischen Stämme, welche damals den Nordosten des heutigen Rußlands und die Steppen zwischen der Wolga und dem Donflusse bewohnten, in diesem Weltemporium eingefunden hatten. Es mögen heutigen Tags noch nicht weniger Völker und Klane, es mag keine viel geringere Anzahl von Sprachen und Dialekten innerhalb, nördlich und südlich dieses Gebirgslandes vorhanden seyn; denn häufig ist es der Fall, daß die Bewohner eines Thales die des andern nicht oder nicht vollkommen verstehen. Wir sagen Sprachen oder Dialekte, denn die kaukasischen Idiome sind so wenig erforscht, daß man nicht immer mit Sicherheit angeben kann, welches bloß Dialekt ist, welches eine selbstständige Sprache. Es konnte auch natürlich, unter den jetzigen kriegerischen Verhältnissen, dem russischen Akademiker Sjögren, welcher in der neuesten Zeit in sprachlicher Beziehung den Kaukasus bereiste, nicht gelingen, in die Wohnsitze der verschiedenen Völkerschaften vorzudringen und in diese mannichfache, verwirrte Masse von Völkern und Stämmen, von Sprachen und Sprechweisen Licht und Ordnung zu bringen. Dessen ungeachtet wagt man es, der leichten Uebersicht wegen, nach den zuverlässigsten Angaben die sämmtlichen kaukasischen Völkerschaften und Sprachen in gewisse Familien und Classen abzutheilen.

(Beschluß folgt.)

Nothombs Bericht über die belgischen Eisenbahnen.

(Zweiter Artikel.)

Ehe wir das Wesentlichste über die financielle Seite der belgischen Eisenbahnen anführen, müssen wir eine allgemeine Bemerkung vorausschicken. Die ursprüngliche Idee war, eine Handelsstraße von Ostende und Antwerpen nach dem Rhein zu erbauen; der Personentransport schien dabei Nebensache. Man nahm z. B. an, daß auf der ganzen Linie zwischen Brüssel, Antwerpen, Lüttich, Verviers und der Gränze jährlich etwa 445,000 Personen circuliren, die ungefähr 500,000 Franken einbringen würden; den Ertrag des Gütertransports veranschlagte man dagegen zu etwa zwei Millionen Franken. Aber schon auf der ersten Section zwischen Brüssel und Mecheln transportirte man vom 5 Mai 1835 bis zum 3 Mai 1836: 563,210 Personen, und von da an bis zu Ende des Jahres 1836 auf den beiden Sectionen zwischen Brüssel, Mecheln und Antwerpen 729,545 Personen, was für ein ganzes Jahr auf nur zwei Sectionen schon eine Million Reisende ausmachte; endlich, wie ich in meinem frühern Briefe bemerkte, belief sich im Jahr 1838 die Zahl der Reisenden, auf den damals fertigen Sectionen, auf 2,238,303 Personen.

Auf den ersten Blick scheint dieß in financieller Hinsicht als eine ungemein günstige Wendung angesehen werden zu müssen; es hat aber auch seine Kehrseite. Indem nicht mehr der Waaren -, sondern der Personentransport die herrschende Idee wurde, und somit alle Provinzen daran ihren Theil haben wollten, wurde das Unternehmen weit über die zuerst angenommenen Verhältnisse hinaus erweitert; mit dem vergrößerten Zweck mußten die Mittel ebenmäßig vergrößert werden; die Zahl der Locomotiven und des Transportmaterials überhaupt stieg daher bedeutend; es mußten mehr Stationen eingerichtet und diese mit Vielem versehen werden, woran man ursprünglich nicht gedacht; der Personentransport erforderte größere Schnelligkeit; wollte man z. B. ursprünglich nicht mehr als vier Lieues in einer Stunde zurücklegen, so legt man jetzt0076 mehr als acht zurück, daher denn die Nothwendigkeit stärkerer Maschinen und stärkerer Heizung eintrat. Alle Exploitationskosten stiegen dabei in einem solchen Verhältniß, daß sie schon im Jahr 1837 mehr betrugen (1,348,000 Fr.), als man anfangs für die vollendete Bahn von Antwerpen bis an die Gränze berechnet hatte; die Bahn wurde auch in größerer Breite angelegt, als man zuerst beabsichtigt (1 1 / 2 statt 1 2 / 5 Meter), und zudem wird nun eine doppelte Bahn, die man ursprünglich nur zwischen Brüssel und Antwerpen, und etwa auf einem Fünftel der Linie von Ostende bis an die preußische Gränze beabsichtigte, wahrscheinlich überall eine Nothwendigkeit werden. Endlich stieg das Grundeigenthum auf der ganzen Linie sehr im Werthe, daher der Ankauf der nöthigen Strecken zur Anlegung der Bahn viel mehr Geld erforderte. Auch vertheuerte sich der Arbeitslohn, seit dem Anfang der Arbeiten, um ein Drittel.

So haben denn die Kosten der Ausführung überall die Voranschläge weit überstiegen. Hier einige Beispiele: Auf den zehn zu Ende Septembers d. J. vollendeten Sectionen hatte man die Erd - und Kunstarbeiten in Allem veranschlagt zu 16,512,080 Fr.: sie kosteten 24,177,648 Fr., also 39 Procent mehr; die Baulichkeiten zu 741,100 Fr.: sie kosteten 2,100,549 Fr., also 183 Procent mehr; den Ankauf des Bodens zu 3,074,900 Fr.: er kostete 7,321,852 Fr., also 138 Procent mehr; das Transport - u. s. w. Material zu 2 Millionen Fr.: es kostete 8,300,135 Fr., also 315 Procent mehr; die Studien und Vorarbeiten zu 502,250 Fr.: sie beliefen sich auf mehr als eine Million. Nur auf den Strecken, die in Folge des Gesetzes vom 26 Mai 1837 angelegt worden, wird dieser Mehrbetrag nicht so bedeutend seyn, da man die bis dahin gemachte Erfahrung bei den Voranschlägen benützte. Der Minister macht bei diesem Anlaß in seinem Bericht die Bemerkung, daß auch in England die wirklichen Kosten der Ausführung der Eisenbahnen die Voranschläge überall weit überstiegen. Er führt namentlich siebenzehn englische Eisenbahnen an, die 41,610,814 Pfd. St. kosten sollten, und 57,788,444 Pfd. St. gekostet haben.

Folgendes waren bis zum 30 Sept. 1839 die Ausgaben für alle Theile, die fertigen sowohl als die unfertigen, der belgischen Eisenbahnen, vom Anfang des Unternehmens an: Ankauf von Grundeigenthum 11,536,434 Fr. 44 C.; Erd - und Kunstarbeiten 15,915,675 Fr. 88 C.; Holzlieferungen 2,006,792 Fr. 65 C.; Eisenlieferungen 12,076,777 Fr. 50 C.; Eröffnungsfeste u. s. w. 112,152 Fr. 94 C.; Gebäude 2,132,373 Fr. 71 C.; Transportmaterial 8,300,135 Fr. 48 C.; Verwaltung und Personal 1,573,066 Fr. 16 C.; Vorauszahlungen an einige Lieferanten 1,010,894 Fr. 78 C. (wovon indessen ein großer Theil durch Lieferungen abgetragen ist); dazu noch eine vor dem eigentlichen Anfang des Bahnenbaues verausgabte Summe von 599,908 Fr. 40 C.; in Allem also 55,264,211 Fr. 94 C. Vom 30 Sept. 1839 bis zum 12 Nov. ist dann noch eine Summe verausgabt worden von 1,395,373 Fr. 65 C. Der Totalbetrag des Baues der Eisenbahn und ihrer Instandsetzung, sammt Material u. s. w. belief sich also am 12 Nov. 1839 auf die Summe von 56,659,585 Fr. 79 C. Diese Summe ist auf folgende Weise aufgebracht worden: Das Gesetz vom 1 Mai 1834 decretirte die Emission von zehn Millionen Schatzbilleten 10,000,000 Fr. - C.

Ein Gesetz vom 18 Jun. 1836 decretirte ein Anlehen für öffentliche Bauten von 30 Mill. zu 4 Proc.; dieses Anlehen brachte in Allem ein: 27,364,163 Fr.; für die Eisenbahn wurden indessen hievon nur verwendet, außer der Tilgung jener 10 Mill. Schatzbillete 14,524,163 - 74 -

Ein Gesetz vom 12 Nov. 1837 decretirte eine Emission von 10 Mill. Schatzkammerscheinen, die rein aufbrachten 9,066,448 - 57 -

Endlich wurde kraft des Gesetzes vom 25 Mai 1838 ein neues Anlehen behufs der Ausführung öffentlicher Bauten eröffnet von 50,850,000 Fr. zu 3 Proc., aus dessen Ertrag die vorgenannten Schatzkammerscheine getilgt, und übrigens noch für die Eisenbahn bestimmt wurden 23,068,973 - 48 -

Macht in Allem obige Summe von 56,659,585 Fr. 79 C. die nun ganz erschöpft ist, daher für die nächsten Bedürfnisse vor wenigen Tagen eine abermalige Emission von Schatzkammerscheinen zum Betrage von 12 Millionen autorisirt worden, deren Nothwendigkeit der Minister höchst dringend erklärte. Die genannten beiden Anlehen, vom 18 Junius 1836 und 5 Mai 1838, figuriren auf dem Budget der Staatsschuld, ersteres mit einem jährlichen Zinsenbetrage von 1,200,000 Fr., letzteres mit einem Zinsenbetrage von 1,525,524 Fr.; zusammen also: 2,725,524 Fr. jährlicher Ausgabe. Die Verwaltungs - und Exploitationskosten der Bahn beliefen sich im Jahr 1838 auf 2,733,167 Fr. 93 C.; in den neun ersten Monaten d. J. betrugen sie 1,899,006 Fr. 42 C.; auf dem dießjährigen Budget sind sie veranschlagt zu 3,090,000 Fr.; dieselbe Summe wird für 1840 gefordert, nehmen wir indessen nur eine Durchschnittssumme von 2,800,000 F. an, und erwägen wir auch, daß ungefähr ein Zehntel des Ertrags jener beiden Anlehen nicht für die Eisenbahn verwandt worden, von den jährlichen Zinsen also etwa nur 2,500,000 Fr. auf ihre Rechnung gesetzt werden dürfen, so müßte dennoch die Bahn, um sowohl den Zins ihres Erbauungscapitals, als ihre laufenden Verwaltungs - und Gebrauchskosten aufzubringen, jährlich plus minus 5,300,000 Fr. eintragen, wobei dann immer noch von keinem Benefiz die Rede wäre. Der Ertrag des Jahres 1838 war indessen nur 3,097,833 Fr. 40 C.; die zehn ersten Monate von 1839 brachten ein: 3,611,816 Fr. 81 C., und der Minister nimmt für das ganze laufende Jahr eine Summe von 4,300,000 als wahrscheinlich an. Die Bahn ist also in diesem Augenblick weit entfernt, sich selbst auch nur frei zu halten.

Der Minister hat diesen Punkt nicht so scharf hervorgehoben, als wir es hier thun, ohne ihn jedoch dissimuliren zu wollen und zu können. Er stellt folgende Ziffern zusammen: Die Exploitationskosten beliefen sich in Allem, vom Mai 1835 bis zum 30 Sept. 1839, auf 6,442,071 Fr. 37 C.; nämlich: 1835 168,772 Fr. 73 C.; 1836 431,135 Fr. 67 C.; 1837 1,189,988 Fr. 62 C.; 1838 2,733,167 Fr. 93 C.; 1839 (neun Monate) 1,899,006 Fr. 42 C. Der Ertrag während derselben Zeit war: 1835 268,997 Fr. 50 C.; 1836 835,132 Fr. 85 C.; 1837 1,416,982 Fr. 94 C.; 1838 3,097,833 Fr. 40 C.; 1839 (zehn Monate) 3,611,816 Fr. 81 C.; in Allem: 8,759,946 Fr. 68 C. Zieht man hievon die Kosten ab, so bleibt ein Ertrag von 2,337,875 Fr. 21 C. innerhalb 4 1 / 2 Jahren, der bei weitem nicht zur Deckung der Zinsen jener Anlehen während dieser ganzen Zeit hinreicht. Diese Zinsen, so wie der jährlich zugewiesene Tilgungsfonds von 1 Procent, lasten daher einstweilen fast ausschließlich auf den andern Einkünften des Staats, und nur mit der Zeit verspricht man sich von der Eisenbahn ein hinlängliches Einkommen zur Deckung aller Ausgaben, deren Veranlassung sie geworden. In dieser Hinsicht stellt der Minister für 1840 folgende Berechnung an: Indem er die Einnahme von 1839, so viel sie bis jetzt bekannt ist, als Basis annimmt, schlägt er für das Jahr 1840 den Ertrag sämmtlicher, jetzt fertigen Sectionen0077 an zu 4,413,331 Fr. 69 C.; die im nächsten März zu eröffnende Station von Brüssel nach Tubize (Richtung auf Valenciennes) zu 225,000 Fr., Gepäck und Waarentransport zu 960,000 Fr., in Allem also 5,598,331 Fr. 69 C.; nimmt man nun die Kosten zu dem sehr hohen Betrage von 3,598,331 Fr. 69 C., den sie wahrscheinlich nicht erreichen werden, an, so blieben zwei Millionen Ueberschuß, welche die Zinsen (zu 4 Procent) eines Capitals von 50 Millionen repräsentiren. Immer also noch nicht die erforderliche Summe, aber doch dem Ziel einer completen Freihaltung der Bahn aus eigenen Mitteln um Vieles näher. Daß dieses Ziel einmal ganz erreicht und mehr als erreicht werde, darf man wohl erwarten, wenn man erwägt, daß in einiger Hinsicht das Unternehmen noch in einer Art von Kindschaft ist. Namentlich ist dieses mit dem Gütertransport der Fall, der doch nach der ersten Idee die Hauptsache seyn sollte. Erst im Laufe des gegenwärtigen Jahres hat derselbe einige Entwickelung erhalten. Im Januar brachte er nur ein: 7,713 Fr., im Junius schon 37,998 Fr., und im Oct. 74,790 Fr. Mit nächstem Jahre wird diese Entwickelung in noch größerem Maaßstab stattfinden und der jährliche Ertrag leicht eine Million Franken übersteigen. Und nun denke man sich die Bahn bis nach Köln fertig, und dadurch zu einer großen Handelsstraße erhoben! Ueberhaupt darf man über das Financielle keine zu voreiligen Schlüsse ziehen; nur das Eine geht unbestreitbar aus der gegenwärtigen Lage hervor, daß nur der Staat ein solches Riesenunternehmen durchzuführen vermag, was auch jetzt diejenigen gern zugeben, die ursprünglich für Privatconcessionen waren. Daher sind auch alle Privatunternehmungen von Eisenbahnen in Belgien ins Stocken gerathen, und dürften eine Zeitlang noch in Mißcredit bleiben. Auf die Beschlüsse der französischen Kammern, die sich in dieser Session auch wieder mit Eisenbahnen zu beschäftigen haben werden, kann diese hier gemachte Erfahrung nicht ohne Einfluß bleiben. Die Debatten unserer Kammern werden mir Gelegenheit geben, noch Einiges über diesen interessanten Gegenstand nachzuholen.

[32] Erklärung.

Man hält mich, wie ich vernehme, für den Verfasser eines Artikels über Baden, welcher in der neuen Zeitung für den deutschen Adel erschienen ist. Diese Vermuthung rührt ohne Zweifel daher, weil ich 1832, in der Zeit großer politischer Bewegungen, in einer ähnlich betitelten Zeitschrift den Versuch machte, den Adel an seinen Beruf zu erinnern, und dem hirnlosen Demokratismus wie dem haltlosen Lohndienstsysteme gegenüber an den Geist politischer Selbstständigkeit im Staate und der freien Hingabe an Fürst und Volk zu appelliren. Ich meinte damit natürlich nicht den Geist, der, unbekümmert um die Erfüllung seiner Aufgabe, nur die Bewahrung von materiellen Vortheilen im Auge hat, und seinen Werth und seine Bedeutung in Müßiggang, Hochmuth und Skandal setzt. Ich habe in Folge der damals gemachten Erfahrungen bisher noch keine Neigung verspürt, in einer neuen Adelszeitung das Wort zu nehmen, am allerwenigsten aber gegen das Verfahren einer Regierung aufzutreten, welcher ich mich zum lebhaftesten Dank verpflichtet fühle. *)Ich benütze diese Gelegenheit, zu erklären, daß ich auch nicht der Verfasser der Schrift Paradox[o]n der Zeit bin, welches mir in einem neuen bibliographischen Werke: Bücherkunde für kath. theolog. Litteratur (Augsburg 1837) zugeschrieben wird, und wünsche, daß man, wenn auch nicht in seinen Vermuthungen, doch wenigstens in seinen Angaben gewissenhafter zu Werke gehen möchte.

Mannheim, den 31 December 1839.

Pfeilschifter.

[33] Der Verwaltungs-Ausschuß der Hüttensteinacher Eisenwerks-Gesellschaft

ladet hiemit die verehrlichen Gesellschafts-Mitglieder zu der Donnerstags den 30 Januar k. J. Vormittags 9 Uhr im Gasthause zum rothen Hahn dahier stattfindenden General-Versammlung ein, mit dem Wunsche, daß sich dieselben entweder persönlich oder im Verhinderungsfalle durch Bevollmächtigte recht zahlreich dabei einfinden möchten.

Zugleich wird bemerkt, daß so eben eine vorläufige Mittheilung an die diesseits bekannten verehrlichen Mitglieder versendet wird, welche über die dabei vorkommenden wichtigen Verhandlungen Aufschluß gibt, und es werden diejenigen, denen diese Mittheilung bis zum 15 k. M. nicht zukommen sollte, ersucht, dieselbe bei Hrn. Leonhard Kalb dahier abfordern zu lassen.

Nürnberg, am 31 December 1839.

Der Verwaltungs-Ausschuß der Hüttensteinacher Eisenwerks-Gesellschaft

J. Schnerr, C. Zinn, E. Schmidmer, G. Oye, F. v. Tucher.

0078

[15] Bekanntmachung.

In Gemäßheit des §. 13 der Statuten der Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig sind an die Stelle der aus dem Ausschusse der Gesellschaftsmitglieder geschiedenen: Hrn. Moriz Wilhelm Drobisch, Professor der Mathematik, Hrn. Eduard August Theodor Steche, Stadtgerichtsrath, Hrn. Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth, Professor der Geschichte, und deren Stellvertreter: Hrn. Gustav v. Zahn, Dr. jur. und Advocat, Hrn. Ernst August Carus, Doctor und Professor der Medicin, Hrn. Otto Linné Erdmann, Prof. der technischen Chemie, durch verfassungsmäßige Wahl: Hr. Moriz Wilhelm Drobisch, Professor der Mathematik, Hr. Eduard August Theodor Steche, Stadtgerichtsrath, Hr. Julius Ambrosius Hülsse, Doctor und Lehrer der Mathematik, zu Ausschußmitgliedern: Hr. Heinrich August Ludwig Schröter, Wechselsensal, Hr. Gustav v. Zahn, Dr. jur. und Advocat, Hr. Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth, Professor der Geschichte, zu deren Stellvertretern ernannt worden. Leipzig, am 27 December 1839.

Das Directorium der Lebensversicherungs-Gesellschaft.

[5612-14] Bekanntmachung.

[figure]

Das unterzeichnete Directorium hat die Einhebung der zehnten Abschlagszahlung von 10 Proc. des Actiencapitals der München-Augsburger Eisenbahn-Gesellschaft beschlossen, und hiezu den 31 Januar k. J. bestimmt.

Diese Zahlung wird bei der Gesellschaftscasse in München (Promenadeplatz Nr. 18) oder bei dem Wechselhause der HH. Erzberger und Schmid in Augsburg geleistet, und zwar unter Einreichung der Interimsscheine und der dazu gehörigen acht Einzahlungs-Quittungen mit 47 fl. baar und durch Abrechnung von 3 fl. für 4 Proc. Zinsen aus 450 fl. seit 30 November l. J., wogegen bis zu der am Ende Februar 1840 erfolgenden Aushändigung der wirklichen Actien von dem Directorium gefertigte Haftscheine, und zwar auf Verlangen, entweder über jede einzelne, oder auch über mehrere Actien zusammen, ausgestellt werden.

Indem zugleich der §. 5 der Statuten, wörtlich lautend: Wer eine Einzahlung zur festgesetzten Zeit und spätestens einen Monat nachher nicht leistet, wird dadurch aller seiner Rechte als Actionnär, so wie der bereits gezahlten Einschüsse, zum Besten des Gesellschafts-Vermögens, verlustig. Der ausgestellte Interimsschein wird in diesem Falle ungültig, und dieses öffentlich von der Gesellschaft bekannt gemacht, welche auch befugt ist, für diese ihr heimfallenden Actien neue Actien und resp. Interims-Scheine in gleichem Betrage auszustellen, und zu Gunsten der Gesellschaft öffentlich an der Börse zu verkaufen zur genauen Nachachtung in Erinnerung gebracht wird, macht man noch darauf aufmerksam, daß diejenigen Besitzer von Interims-Scheinen, welche die Einzahlung nicht am festgesetzten Tage, oder früher, sondern erst im Laufe des darauffolgenden Monats Februar 1840 leisten, Verzugszinsen von 4 Procent pro anno zu vergüten haben.

München, am 24 December 1839.

Das Directorium der München-Augsburger Eisenbahn-Gesellschaft.

Der stellvertretende Vorstand J. v. Mayer.

Maillinger, prov. Geschäftsführer.

[35] Amortisations-Erkenntniß.

Die in dem diesseitigen Amortisationsedict vom 2 März d. J. aufgeführten, der Gemeinde Sandelzhausen, freiherrlich von Hornstein'schen Patrimonialgerichts gleichen Namens angehörigen, zu Verlust gegangenen zwei Urkunden von Staatscapitalien (s. im Intelligenzblatt von Oberbayern Nr. 16, Allg. Anzeiger Nr. 21, Allg. Zeitung Nr. 71, Bayer. National-Zeitung Nr. 39, Bayer. Landbötin Nr. 30) werden, nachdem dieselben in der präfigirten Frist von sechs Monaten weder hierorts producirt, noch sonst Ansprüche darauf geltend gemacht worden sind, dem angedrohten Präjudize zufolge für kraft - und wirkungslos erklärt.

Moosburg, am 11 November 1839.

Königl. Landgericht Moosburg.

Wiedemann, Landrichter.

[34] Bekanntmachung.

Ansprüche jeder Art, welche an den Vermögensnachlaß der dahier gestorbenen Rentbeamtens-Wittwe Frau Crescens Hartmann gemacht werden wollen, müssen am Samstag den 25 Januar 1840, Vormittags zwischen 8 - 12 Uhr, in der diesseitigen Gerichtskanzlei angemeldet werden, widrigenfalls dieselben bei Auseinandersetzung dieser Verlassenschaft keine Berücksichtigung finden könnten.

Dieses wird hiermit öffentlich bekannt gemacht.

Dillingen, am 24 December 1839.

Königl. bayer. Landgericht.

Hack, Landrichter.

[48] Amortisations - Decret.

Nachdem die zu Verlust gegangenen Urkunden von den bei der k. bayer. Staatsschuldentilgungs-Specialcasse München aufliegenden 38, mehrern Stiftungen des diesseitigen Gerichtsbezirkes angehörigen Capitalien innerhalb der vorgesetzten sechsmonatlichen Frist ungeachtet des in der Edictalladung vom 31 Mai 1839 (Allg. Zeitung, Beilage Nr. 176 S. 1366, Beilage Nr. 206 S. 1607 und Beilage Nr. 238 S. 1862 Intelligenzblatt für Oberbayern St. 26 S. 733, St. 31 S. 966, St. 35 S. 1171 Münchener politische Zeitung Nr. 143) bestimmten Präjudizes bei unterfertigtem Gerichte nicht producirt worden sind, so werden nunmehr diese Urkunden für kraftlos erklärt.

Am 28 December 1839.

Königliches bayer. Landgericht Trostberg.

Luzzenberger, Landrichter.

[22] Bekanntmachung.

Die Johann Buhlinger'sche Ehefrau, Maria Eva, geborne Reichert, von Malsch, welche im Jahre 1810 mit ihrem Ehemanne nach Rußland ausgewandert ist, und unterdessen keine Nachricht mehr von sich gegeben hat, deren jetziger Aufenthaltsort auch nicht auf andere Art ermittelt werden konnte, wird hiermit aufgefordert, binnen Jahresfrist um so gewisser Nachricht von sich zu geben, und über ihr väterliches Vermögen ad 150 fl. Verfügung zu treffen, als sie sonst nach dem hierher gestellten Antrag ihrer nächsten Anverwandten für verschollen erklärt und ihr Vermögen den letzteren gegen Sicherheitsleistung in fürsorglichen Besitz verabfolgt werden wird.

Ettlingen, den 27 December 1839.

Großherzoglich bad. Bezirksamt.

Wundt.

[45-47] Versteigerung.

Montag, den 20 Januar 1840 werden im k. Zwirkgewölbe (Lederergasse Nr. 26), Vormittag von 9 bis 12 Uhr, mehrere Partien Wilddecken gegen sogleich baare Bezahlung an die Meistbietenden öffentlich versteigert. Kaufsliebhaber werden hiemit eingeladen.

München, den 2 Januar 1840.

Königliche bayer. Hofjagd-Intendanz

0079

[5174] Die dritte verbesserte Auflage des sehr nützlichen Hausbuches ist bei Kollmann in Augsburg, Neff in Stuttgart, Palm in München, Gerold in Wien haben:

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(Der Ladenpreis wird 1 Rthlr. 12 gr. seyn.)

Ainsworth, W. H., Jack Sheppard. 3tes Bändchen mit 7 Bildern nach G. Cruikshank. 5 / 6 Rthlr. (1 fl. 30 kr.)

Napoleon in Belgien und Holland. 1811. Von Sor. 2tes Bändchen (beide Bände 2 Rthlr. od. 3 fl. 36 kr.)

Pereira, Jon., Vorlesungen über Materia medica, oder über Herkunft, Qualität, Zusammensetzung und Wirksamkeit der Arzneistoffe. Aus dem Englischen übersetzt und mit Zusätzen versehen von Dr. Fr. J. Behrend. 2ter Band. 3 1 / 2 Rthlr. 6 fl. 18 kr. rhn. (Beide Bände 6 5 / 6 Rthlr. oder 12 fl. 18 kr. rhn.)

Fortmann, H., Galerie der merkwürdigsten und anziehendsten Begebenheiten aus der Weltgeschichte. Ein Lesebuch für Jedermann. Neuere Geschichte. 1ster Band. (36 Bogen). Mit Portrait Karls XII von Schweden. 1 1 / 4 Rthlr. (2 fl. 15 kr.)

(Augsburg in der K. Kollmann'schen Buchhandlung zu haben.)

[20] Heitere Lecture.

In J. Scheible's Buchhandlung in Stuttgart ist erschienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden: Schwänke des (Hebel'schen) Rheinländischen Hausfreundes, mit allen spaßhaften Geschichten vom Zundelfrieder, rothen Dieter und Heiner.

In zwei Theilen mit 120 Abbildungen.

Preis pro Theil 1 fl. 12 kr. oder 22 1 / 2 Sgr. preuß.

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Auszug aus dem reichhaltigen Inhalts-Verzeichnisse.

Zwei Gehülfen des Hausfreunds. Das wohlfeile Mittagessen. Das Mittagessen im Hof. Der schlaue Husar. Der Zahnarzt. Zwei Erzählungen. Der vorsichtige Träumer. Schlechter Gewinn. Eine sonderbare Wirthszeche. Drei Wünsche. Eine merkwürdige Abbitte. Der schlaue Pilgrim. Untreue schlägt den eigenen Herrn. Der Wegweiser. Der kann Deutsch. Der Fremdling in Memel. Der Barbierjunge von Segringen. Merkwürdige Gespenstergeschichte. Kannitverstan. Drei Wünsche. Ein Wort gibt das andere. Theure Eier. Die drei Diebe. Merkwürdige Schicksale eines jungen Engländers. Böser Markt. Der silberne Löffel. Einträglicher Räthselhandel. Des Seilers Antwort. Der geheilte Patient. Wie der Cundelfrieder und sein Bruder dem rothen Dieter abermals einen Streich spielen. Der Zirkelschmied. Der Staar von Segringen. Die falsche Schätzung. Das letzte Wort. Gutes Wort, böse That. Der geduldige Mann. Der Heiner und der Brassenheimer Müller. Der falsche Edelstein. Ein gutes Recept. Vereiltete Rachsucht. Seltsame Ehescheidung. Der listige Steiermarker. Wie der Zundelfrieder eines Tags dem Zuchthaus entwich und über die Gränze kam. Der fremde Herr. Theures Späßlein. Die zwei Postillone. Der betrogene Krämer. Drei Worte. Geschwinde Reise. Der Recrut. Gute Geduld. Lange Kriegsfuhr. Der schwarze Mann in der weißen Wolke. Das Vivat der Königin. Die betrogenen Zecher. Der Lehrjunge. Der Wasserträger. Der listige Quäker. Der Proceß ohne Gesetz. Glimpf geht über Schimpf. Wie sich der Zundelfrieder hat beritten gemacht. Der Schimmel. Wie einmal ein schönes Roß um fünf Prügel feil gewesen ist. Die nasse Schlittenfahrt. Hochzeit auf der Schildwache. Der gläserne Jude. Die Probe. Die Schlafcameraden. Der Hr. Wunderlich. List gegen List. Hülfe in der Noth. Der Bock. Gleiches mit Gleichem. Der Thalhauser Galgen. Wie den Hausfreund sein Schwager mit gleicher Münze bezahlt hat. Von einem Manne, der den Teufel ums Geld zeigte. Das Bergweiblein. Bequeme Schifffahrt, wer's dafür halten will. Wie der Zundelfrieder Soldat wird. Die Selbstüberwindung. Das glücklich gerettete französische Wörterbuch. Wie man mit Gelegenheit fahren kann. Der abgebrochene Zopf. Das bewährte Hausmittel. Die hohle Eiche. Die schnelle Luftreise. Der belohnte Diebstahl. Wie der Zundelfrieder im Pferdehandel Unterricht gibt. Balbieren über den Löffel. Schlechter Sinn bringt schlechten Gewinn. Reise nach Frankfurt. Der Wettermacher. Der vortheilhafte Roßhandel. Umgekehrt ist auch gefahren. Wie man Jemanden los werden kann. Der Bär in Konstantinopel. Der dreizehnte Artikel. Die schwärmende Biene. Noch eine Art, wie man Jemand los werden kann. Die Jungfer Baas aus Amerika. Wie drei Esel Bürgerstrafe erleiden. Sonderbare Gesundheit. Der Gevattermann. Wie der Zundelfrieder fast gar Tochtermann geworden wär. Das richtige Augenmaaß. Der schlechte Accord. Noch ein Accord. Die Rebhühner. 0080 Der Zundelfrieder gibt Lection im Fischschießen. Die Tapferkeit im Nebel. Die Geistesgegenwart. Allzugroße Gewissenhaftigkeit. Zwei Berichte. Der Kupferstecher und der Jude. Der Unterschied. Die Wette. Die lustige Compagnie. Der todte Jude. Die verwechselten Namen. Die Laterne bei der Sonnenfinsterniß. Das Kreuz auf dem Maul. Neue Art, Roß zu verkaufen. Gezwungenheit ist Gott leid. Vorrichter statt Nachrichter. Wie man es nimmt. Die Nutzanwendung. Die verlorne Weisheit. Der Irrthum. Oben oder unten. Wie der Xaver den Kaiser Alexander begleitet. Der Irrthum. Warnung für Jäger. Der gerechte Spruch. Des Cirkelschmids Rückfall. Das verunglückte Recept, oder der Zimmerstoffel und die Repetiruhr. Wie man etwas verschlimmbessern kann. Der stumme Verräther. Der Schatzgräber. Die Maulbeeren. Der Irrthum. Ein Keil treibt den andern. Der Bockshandel. Der Italiener in einem deutschen Bad. Der Zundelfrieder und der Heiner statten auch wieder einmal dem rothen Dieter einen Besuch ab. Die abgewiesene Ehre des Zweikampfes. Vergeltung. Der dreifache rothe Dieter. Der Mißverstand. Heldenmüthige Lebensrettung. Der schelmische Barbier. Wie ein schlafender Bürgermeister gut seyn kann. Schweinfurt. Der Accord. Ist kein Fädelein so fein gesponnen, es kommt doch an die Sonne. Der Versatz. Wurst wider Wurst. Eine Melodie, die gefällt. Wie durch einen Metzgerhund das Bürgerhäuslein verunehrt, und durch den Dorfbarbier ein anderes eingeweiht wird. Das Naturell. Die Einsprache. Mittel gegen das Aufschneiden. Früh gesattelt und spät gefahren. Die Wasserschlange. Die Fahrt ins Zuchthaus. Die Hasenfüße. Kleine Unwahrscheinlichkeiten. Nah dabei ist gut vorm Schuß. Die Kriegs - und Friedenstrommel. Honett und wieder honett. Neue Erfindung. Seines Gleichen. Gänse mit einem Bein. Irrthum und Buße Das Blendwerk. Der Häring. Die Schlittenfahrt auf den siebenten August 1819. Fremdes Bier. Eine Wurst mit vier Zipfeln. Das Billard. Der Lehrbursch. Die unglückliche Verwechslung. Warum man nur einen Sporn braucht. Neues Recept für Schuhe. Wasserläufer. Ein Blinder sieht. Zwei honette Kaufleute. Wenn da war. Der Furtwanger in Philippsburg. Gegenlüge. Gute Antwort. Das Merkmal.

[17] So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Europa im Jahr 1840 von Wolfgang Menzel.

8. brosch. 1 Thlr. oder 1 fl. 45 kr.

Jetzt, bei einem entscheidenden Zeitpunkt in der Politik muß ein Wort des berühmten Hrn. Verfassers von besonderm Gewicht und Werth seyn, besonders da es, wie er sich in der Einleitung ausdrückt, kein Echo des vor kurzem erschienenen Werkes die europäische Pentarchie ist. Wir sind überzeugt, daß jeder, der an dem Gang der öffentlichen Angelegenheiten Theil nimmt und wen interessiren sie nicht? mit Begierde das Buch ergreifen wird.

Stuttgart.

C. A. Sonnewald'sche Buchhandlung.

[39]

Den Freunden der Litteratur, so wie meinen HH. Collegen und allen denjenigen, welche sich dafür zu interessiren belieben, beehre ich mich die Anzeige zu widmen, daß ich die von Hrn. Wilhelm Birett auf hiesigem Platze begründete Antiquariats-Buchhandlung käuflich an mich gebracht habe. Ich werde das von mir seit einigen Jahren dirigirte Geschäft nun unter der Firma Birett'sche Antiquariats-Buchhandlung F. Butsch auf meine eigene Rechnung fortführen, und jeder Branche desselben diejenige Sorgfalt zuwenden, welche mich hoffen läßt, das geschätzte Wohlwollen und Vertrauen mir zu erhalten, welches mein seliger Vorgänger in einer Reihe von Jahren sich zu erwerben wußte.

Damit verbinde ich die Anzeige, daß ich auch künftig, wie bisher, ganze Bibliotheken sowohl, als einzelne Bücher von Bedeutung zu annehmbaren Preisen kaufen werde. Nachstehend aufgeführte litterarische etc. Producte sind mir vorzugsweise willkommen, weßhalb ich diejenigen um gefällige Offerte ersuche, welche das eine oder das andere davon besitzen und mir käuflich zu überlassen geneigt seyn sollten.

1) Alte Manuscripte auf Papyrus, Palmblättern, Pergament und Papier (besonders mit Malereien).

2) Xylographen. (Ars memorandi etc., ars moriendi, biblia pauperum etc.)

3) Alte Drucke vorzüglich auf Pergament, darunter besonders erste Ausgaben von lateinischen und griechischen Classikern, altdeutsche, holländische, altenglische, spanische, altfranzösische und italienische Chroniken, Romane, Volksbücher, Gedichte und Volkslieder.

4) Bibeln vor 1500 gedruckt, in allen lebenden Sprachen, orientalische und slavische, auch in spätern Ausgaben.

5) Größere theologische Werke: Kirchenväter im Originaltext; die griechischen vorzugsweise mit beigefügter lateinischer Uebersetzung. Wichtigere Bibelcommentare, Conciliensammlungen, Werke der Jesuiten, Legenden, Acta Sanctoram, Werke der Reformatoren in lateinischen Ausgaben.

6) Kupfer - und Holzschnittwerke: Abbildungen von Trachten, Geschmeide, Hausgeräthen, Waffen, Münzen; Vorstellungen von Ceremonien. Tauf -, Hochzeit - Krönungs - u. Leichenfeiern, Ritterspielen, Fastnachtspielen. Aufzügen von Zünften; alte Reisebeschreibungen, besonders erste Nachrichten über Amerika; größere naturhistorische Werke mit color. Abbild.

7) Alte theoretische Werke über Musik.

8) Autographen berühmter Männer: Briefe, Unterschriften etc.

Schließlich empfehle ich meine stets reichhaltigen antiquarischen Bücher-Verzeichnisse, wovon jährlich wenigstens zwei Nummern erscheinen, und bitte, dieselben entweder direct von mir, oder durch irgend eine Buch - oder Antiquariats-Handlung verlangen zu wollen.

Augsburg, den 3 Januar 1840.

F. Butsch.

[5651] So eben ist erschienen:

Wien und die Wiener, ihr öffentliches, häusliches, geistiges und materielles Leben. Ein Wegweiser für Einheimische und Fremde von Jean Charles. 12. Stuttg., Metzler'sche Buchhandl. Velinpap. in hübschem Umschlag geh. Pr. 16 gr. oder 1 fl. 12 kr.

Diese Schrift umfaßt in gedrängter Kürze das Interessanteste der großen Kaiserstadt, bespricht lebhaft, heiter, eindringlich und pikant Alles, was der gebildete Reisende mit Recht verlangen darf, berichtigt manche über diese lebenskräftige Residenz noch bestehende Vorurtheile, gleichwie sie manche Schattenseite derselben humoristisch beleuchtet. Sie belehrt den Reisenden, indem sie ihn unterhält, ohne der Wahrheit durch ihre Heiterkeit Eintrag zu thun. Der Inhalt ist folgender: Eintritt. Wien: die Stadt; Gasthöfe u. Gasthäuser; Polizei; Theater; Kaffeehäuser; der Prater; Schönbrunn u. Hitzing; geistiges Leben; Zeitungen und Journale; ästhetische Gesellschaften; das litterarische Kaffeehaus; bildende Kunst u. Künstler; Musik; der Hof; öffentliches Leben; häusliches Leben; die Fiaker; Ausflüge; tutti frutti; Ueberblick. Vorräthig in allen Buchhandlungen Deutschlands, der Schweiz und der österr. Monarchie, in Wien bei C. Gerold, Beck, Heubner, Mayer u. Comp., Mörschner, Mösle u. Braumüller, Rohrmann u. Schweigerd, Schaumburg, Volke, Wallishaußer, Wimmer; Pesth bei Hartleben, Heckenast, Kilian sen., Kilian und Comp. ; Lemberg bei Millikowsky; Prag bei Calve, Borrosch und André; Brünn bei Seidel; Linz bei Fink; Preßburg bei Wigand; Grätz bei Ferstl.

[5681] In der Cremer'schen Buchhandlung in Aachen ist erschienen:

Die Herrlichkeiten Maria's von dem heiligen Alphons Maria von Liguori. Neu aus dem Italienischen übersetzt von einem Mitglied aus der Versammlung des allerheiligsten Erlösers. Zwei Bände mit einem schönen Stahlstich. Preis 1 Rthlr. 6 gGr. (2 fl. 15 kr. rhn. od. 1 fl. 53 kr. C. M.)

[49] Das Leben Johann Wesley's,

nebst einer Schilderung des Methodismus und seiner Anhänger in Großbritannien und Irland. Beitrag zur christl. Religions - u. Kirchengeschichte. Nach Richard Watson. Frankfurt a. M. S. Schmerber.

[42-44] Anzeige.

Zwei Deutsche, welche ein Commissions-Geschäft in New-York errichten und gegen Ende April d. J. dahin abreisen wären geneigt mit noch einigen Fabricanten, deren Artikel sich zum Export eignen, in Geschäftsverbindung zu treten. Dieselben können sowohl über ihren moralischen Charakter als auch über ihre Geschäftskenntnisse die besten Zeugnisse produciren, so wie auf Verlangen für die ihnen anzuvertrauenden Consignationen hinlängliche Garantie leisten. Frankirte Offerte mit A. B. bezeichnet befördert die Expedition dieses Blattes.

[26] Ein Verwalter

für ein Oekonomie-Gut mit Bräuhaus in Oberbayern wird gesucht. Schriftliche, mit den nöthigen Belegen versehene und A. X. Z. bezeichnete Gesuche besorgt die Expedition der Allg. Zeitung.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Extent16 images; 14863 tokens; 5244 types; 106500 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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