PRIMS Full-text transcription (HTML)
Augsburger Allgemeine Zeitung
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 23.
23 Januar 1840.
0177

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Durch ein sehr ungelegenes Zusammentreffen erhalten wir heute (22 Jan.) die so lang erwartete Präsidentenbotschaft gleichzeitig mit der englischen Thronrede, welcher letztern, als dem für Deutschland wichtigeren und dabei ungleich kürzeren Actenstück, wir für heute den Vorrang einräumen müssen. Die Botschaft, die das am 28 Dec. von New-York abgegangene Paketboot Siddons nach England überbracht hat, ist, wie gewöhnlich, höchst umfassend und ausführlich, so daß sie über sechs enggedruckte Spalten der Times füllt. Sie ist vom 2 Dec. datirt, scheint aber erst am 27 an den Congreß gelangt zu seyn. Bis dahin währten die Debatten über die bestrittenen Wahlen des Repräsentantenhauses, deren Entscheidung aber zu Gunsten der Tory - oder Regierungspartei ausfiel. Der Vorschlag, das System geheimer Abstimmung auch im Congreß wieder einzuführen, wurde nach einer lebhaften Discussion mit einem Mehr von 57 Stimmen verworfen. Was die Botschaft betrifft, so enthält sie mehrere wichtige Angaben. Der Präsident setzt das Land in Kenntniß, daß der Zustand der Staatsfinanzen ein günstiger, daß die verschiedenen Staatsdepartements in guter Ordnung, daß die Verhältnisse zu allen auswärtigen Mächten ungestört freundlicher Art sind, so daß namentlich eine baldige definitive Ausgleichung der nordöstlichen Gränzfrage mit England zu hoffen sey. Dieß ist die befriedigende Seite des großen Actenstücks; andrerseits eifert der Präsident mit Jacksonischem Nachdruck gegen die Banken als Depositarien der Staatsgelder. Diese Institute seyen gefährlich geworden durch die Schwindelspeculationen, denen sie sich hingegeben, um so mehr als diese Speculationen dergestalt über das Meer hinübergegriffen, daß jetzt das ganze Geldsystem Amerika's nur allzusehr unter dem Einfluß und der Controle der Geldleute in Großbritannien stehe. Der Präsident sieht in diesem Treiben, wenn ihm nicht zeitig gesteuert werde, eine künftige Gefährdung der politischen Unabhängigkeit der Union. Hinsichtlich des Indianerkriegs, den die Botschaft als Verrätherei der Indianer bezeichnet, soll dem Congreß vom Kriegsminister ein neuer Kriegsplan vorgelegt werden.

Großbritannien.

Am 15 Jan. hielt die Königin Hof und geheimes Conseil. Lord Kinnaird ward als geheimer Rath, Sir W. Trelawney, der bekannte Schriftsteller, als Lordstatthalter der Grafschaft Cornwall beeidigt. Das geheime Siegel wurde von Ihrer Maj. dem Grafen v. Clarendon eingehändigt (der also nun Lord Duncannons Nachfolger geworden ist). In der Hofversammlung wurde der ehrenw. Ralph Abercromby, großbritannischer Gesandter beim deutschen Bundestag, nach seiner Rückkehr von Frankfurt durch Lord Palmerston Ihrer Maj. vorgestellt.

Heute (16) erfolgte die Eröffnung des Parlaments durch die Königin in Person. Schon lange vor der festgesetzten Stunde sah man die Wagen des Adels und anderer Personen, welche Zulaß in den Saal des Oberhauses erhalten, dem Parlamentshaus zurollen. Die zahlreichen Damen waren alle in voller Hofkleidung. Die Parliament-Street und überhaupt die ganze Straßenlänge vom Buckinghampalast an waren dicht mit Menschen besetzt. Kurz vor 2 Uhr Nachmittags erfolgte die Abfahrt Ihrer Maj., begleitet von Ihren hohen Staats - und Hofbeamten. Längs dem Wege bildete das erste Garderegiment Spalier. Die Fenster waren bis an die Dächer hinauf von Neugierigen angefüllt, und die Damen schwenkten der vorüberfahrenden Fürstin ihre Taschentücher zu. Eine Artilleriesalve verkündigte die Ankunft der Königin am Parlamentshaus, und einige Minuten darauf hatte sie ihren Sitz auf dem Thron eingenommen. Das Haus bot in diesem Moment einen glänzenden Anblick dar. Nachdem Ihre Maj. die Pairs in üblicher Form zum Niedersitzen eingeladen, befahl sie dem Einführer mit dem schwarzen Stabe (Usher of the black rod), die Gemeinen zu berufen. Gleich darauf erschienen die Mitglieder des Unterhauses, den Sprecher an ihrer Spitze, an den Schranken, und Victoria las folgende

Thronrede. Mylords und meine Herren! Seit Sie zuletzt versammelt waren, habe ich Meine Absicht erklärt, Mich in der Ehe zu verbinden mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Coburg-Gotha. Ich flehe in Demuth, daß Gott diesen Bund segnen und ihn ersprießlich machen wolle für die Wohlfahrt Meines Volkes wie für Mein eigenes häusliches Glück. Es wird Mir eine Quelle der lebhaftesten Freude seyn, diesen von Mir gefaßten Entschluß von Meinem Parlament gutgeheißen zu finden. Die beständigen Beweise, die Ich von Ihrer Anhänglichkeit0178 an Meine Person und Familie erfahren, lassen Mich glauben, daß Sie für ein solches Hauseinkommen (establishment) Vorsorge tragen werden, wie es dem Range des Prinzen und der Würde der Krone angemessen erscheinen mag. Ich empfange von den auswärtigen Mächten nach wie vor Versicherungen ihres unverminderten Wunsches, mit Mir die freundlichsten Beziehungen zu unterhalten. Ich freue Mich, daß der Bürgerkrieg, der die Nordprovinzen Spaniens so lange zerrüttete und verheerte, durch eine sowohl für die spanische Regierung als für das Volk jener Provinzen befriedigende Uebereinkunft zu Ende gebracht ist. Ich hoffe zuversichtlich, daß in nicht sehr langer Zeit Friede und Ruhe auch im übrigen Spanien wieder hergestellt seyn werden. Die Angelegenheiten der Levante haben fortwährend Meine angelegentlichste Aufmerksamkeit beschäftigt. Die unter den fünf Mächten herrschende Eintracht hat eine Erneuerung der Feindseligkeiten in jener Weltgegend verhindert, und ich hoffe, daß dieselbe Einmüthigkeit diese wichtigen und schwierigen Dinge zu einer definitiven Ausgleichung in der Art führen wird, daß die Integrität und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs aufrecht erhalten und dem Frieden Europa's eine weitere Sicherheit gegeben werde. Ich war noch nicht im Stande, Meine diplomatischen Verhältnisse mit dem Hof von Teheran wieder herzustellen; aber Mittheilungen, die Ich unlängst von der persischen Regierung erhalten, flößen Mir die zuversichtliche Erwartung ein, daß die Differenzen, die eine Einstellung jener Verhältnisse veranlaßt, bald befriedigend ausgeglichen seyn werden. In China haben sich Ereignisse zugetragen, die eine Unterbrechung des Handelsverkehrs Meiner Unterthanen mit jenem Land herbeigeführt. Ich werde, wie Ich es bereits gethan, die ernsteste Aufmerksamkeit einer Angelegenheit zuwenden, welche die Interessen Meiner Unterthanen und die Würde Meiner Krone so tief berührt. Mit großem Vergnügen setz 'ich Sie in Kenntniß, daß die von dem Generalstatthalter von Indien unternommenen Kriegsoperationen mit vollständigem Erfolg gekrönt waren, und daß in dem Feldzuge westwärts vom Indus Officiere und Truppen, beides europäische und eingeborne, die ausgezeichnetste Kriegskunde und Taperkeit entwickelt haben. Ich habe die Weisung gegeben, daß Ihnen weitere auf die Zustände Canada's bezügliche Papiere vorgelegt werden sollen. Ich vertraue Ihrer Weisheit in diesem wichtigen Gegenstand. Ich empfehle Ihrer frühzeitigen Beachtung den Zustand der Municipalcorporationen von Irland. Es ist wünschenswerth, daß Sie die auf die Staatskirche bezüglichen Maaßregeln fördern, die von den Kirchencommissarien Englands empfohlen worden sind. Meine Herren vom Hause der Gemeinen! Ich habe die jährlichen Voranschläge für die verschiedenen Diensteszweige des Staats Ihnen vorzulegen befohlen. Sie sind mit allem Augenmerk auf Sparsamkeit und zugleich mit schuldiger Rücksicht auf die Wirksamkeit derjenigen Ausgabenetats entworfen, welche durch die Ausdehnung und die Umstände des Reichs nothwendig gemacht sind. Ich habe keine Zeit verloren, die Absichten des Parlaments durch die Ermäßigung der Postgebühren in Vollzug zu setzen, und Ich hoffe, die wohlthätigen Wirkungen dieser Maaßregel werden durch alle Classen der Gesellschaft empfunden werden. Mylords und meine Herren! Ich vernehme mit großer Betrübniß, daß die Handelsverlegenheiten, die in diesem wie in andern Ländern eingetreten, viele unsrer Fabrikbezirke harter Noth und Drangsal preisgegeben haben. Ich habe Sie ferner mit tiefem Leidwesen in Kenntniß zu setzen, daß der Geist der Unbotmäßigkeit in einigen Theilen des Landes in offene Gewaltthat ausgebrochen ist, die aber durch die Festigkeit und Energie der Magistrate und durch die Tapferkeit und gute Haltung Meiner Truppen schnell unterdrückt ward. Ich baue vertrauensvoll auf die Macht des Gesetzes, auf Ihre Loyalität und Weisheit, und auf die gute Gesinnung und das richtige Gefühl Meines Volks, und erwarte davon Aufrechthaltung der Ordnung, Schutz des Eigenthums und in so weit dieß durch Menschenkräfte möglich ist die Förderung der wahren Interessen des Reichs.

Der Saal war während der Thronrede so gedrängt besetzt, daß sehr viele Damen sich mit einem Stehplatz hinter den Bänken begnügen mußten. Der den fremden Gesandten vorbehaltene Raum zur Rechten des Throns zeigte eine bunte Mannichfaltigkeit von glänzenden Uniformen, Orden und Decorationen. Auf der vordersten Pairsbank bemerkte man drei indische Prinzen. Prinz Karl von Capua und Prinz Georg von Cambridge standen auf der rechten Seite des Throns. Die Königin, die ausnehmend gesund aussah, hatte die Krone auf dem Haupt; sie trug Collier, Brustschmuck und Ohrenringe von großen Brillanten, dazu ein prachtvolles goldverbrämtes Kleid. Die Rede, die ihr der Lordkanzler in üblicher Weise knieend überreicht hatte, las Ihre Maj. mit klarer fester Stimme, die nur bei dem ersten Satz, der von der Vermählung handelt, etwas zitterte. Die Rückkehr nach dem Palast erfolgte in derselben Ordnung, wie die Auffahrt, nachdem zuvor der Sprecher der Gemeinen die herkömmliche Anrede, eine kurze förmliche Paraphrase der Thronrede, an Ihre Maj. gerichtet.

Um 5 Uhr versammelten sich beide Parlamentshäuser wieder. Im Hause der Lords schlug der Herzog v. Somerset, von Lord Seaford unterstützt, die Dankadresse an Ihre Maj. für ihre huldvolle Rede vom Thron vor. Die Adresse hob besonders das glückliche Ereigniß der bevorstehenden königlichen Vermählung hervor. Der Herzog v. Wellington rügte die Nichterwähnung des Protestantismus des Prinzen Albert in der officiellen Vermählungsankündigung als eine sehr wichtige Unterlassung, worauf Lord Melbourne sich herbeiließ, in den Adreßvorschlag einige Worte nach dem Wunsche des edlen Herzogs einzurücken. Lord Melbourne sprach noch beim Abgang der Post, aber die Annahme der Adresse war nicht zu bezweifeln. Das Haus der Gemeinen eröffnete seine Session mit der Ankündigung einer Reihe von Motionen; Sir J. Y. Buller unter Andern zeigte an, daß er am 28 Jan. auf ein rügendes Votum des Hauses gegen das Ministerium antragen werde. Bevor man zu den Adreßdebatten schritt, beschäftigte sich das Haus mit dem sein parlamentarisches Privilegium wesentlich berührenden Fall: Stockdale gegen Hansard, da ersterer, den in der vorigen Session gefaßten Resolutionen des Hauses zum Trotz, während der Parlamentsferien bekanntlich gegen letztern, den Drucker des Unterhauses, gerichtlich einschreiten ließ. Lord John Russell stellte den Antrag, Hrn. Stockdale nebst den beiden Sheriffs und Vice-Sheriffs und dem Gerichtsdiener, die auf dessen Executionsantrag gehandelt, so wie auch seinen Advocaten andern Tags vor die Schranken des Hauses zu führen. Der torystische Rechtsgelehrte Sir. Edw. Sugden widersetzte sich dem Antrag, und schlug eine vorhergehende Berathung mit dem Oberhaus als das beste Auskunftsmittel vor. Der Attorney-General unterstützte Lord J. Russells Motion, und sprach noch, als die Post abging. Zuvor hatte Hr. d'Israeli wegen der neuerlichen Aenderungen im Cabinet einen heftigen Angriff auf das Ministerium versucht, ohne jedoch von den ministeriellen Bänken eine Antwort hervorzulocken.

Das seit Monaten vielbesprochene große Anti-Korngesetz-Bankett in Manchester ging am 13 Jan. glücklich von Statten. 0179Der zu diesem Zweck in der Petersstraße eigens errichtete, sehr elegante Pavillon war auf 4000 Personen berechnet, man vermuthet aber, daß die Zahl der Anwesenden weit größer war. Man riß sich in den letzten Tagen um die Eintrittskarten, die mit theuren Preisen bezahlt wurden. Die rings um den Pavillon laufende Galerie war, wie gewöhnlich, mit geputzten Damen besetzt, welche die Beredsamkeit nicht minder als den guten Appetit ihrer liberalen männlichen Angehörigen höchlich bewunderten. Den Vorsitz führte einer der angesehensten Kaufleute von Manchester, J. B. Smith Esq.; der Hauptredner aber war Hr. Chas. P. Villiers, P. M. für Wolverhampton und des nunmehrigen Ministers Lord Clarendons Bruder, der in der bevorstehenden Session vermuthlich wieder die Motion auf Abschaffung der Korngesetze stellen wird. Auch Daniel O'Connell hatte seine Abreise von Dublin nach London beschleunigt, um diesem Feste beiwohnen zu können. Er kam auf der Eisenbahn von Liverpool her, und wurde beim Aussteigen von einer ungeheuren Volksmenge mit Musik und Fahnen empfangen, die ihn im Triumph in die Stadt geleitete. Aus den bedeutendsten Fabrikstädten Englands und Schottlands waren Abgeordnete der dortigen Vereine gegen die Korngesetze erschienen, unter Andern von Sheffield Ebenezer Elliott, der Korngesetzreimer (und, nach einer nicht unwahrscheinlichen Vermuthung, auch Verfasser des Chartisten-Epos Ernst ). Den Dr. Bowring und Sharman Crawford Esq. bemerkte man gleichfalls unter den Anwesenden. Die liberale Partei erwartet, daß diese Demonstration der bedeutendsten englischen Fabrikstadt der Agitation wider die Korngesetze in der öffentlichen Meinung einen mächtigen Impuls geben werde.

Für die mehrerwähnten nothleidenden spanisch-carlistischen Flüchtlinge in London hat man jetzt durch Subscription so viel Geld zusammengebracht, daß man hofft, sie nach dem Königreich Neapel überschiffen zu können; denn nach Spanien wollen sie nicht zurückgehen, wo sie, wie sie sagen, nur Tod oder Gefangenschaft zu erwarten hätten. Der Atlas bemerkt, der torystische Carlton-Club, der mit der Zunge immer so warm für die Sache des Don Carlos gefochten, überlasse es jetzt den anticarlistischen Whigs, das Reisegeld für jene Unglücklichen zusammenzuschießen.

Der Tag, welcher ziemlich trüb angefangen, hat sich gegen 1 Uhr aufgeklärt, und die Königin ist unter freundlichen Sonnenblicken und den herzlichsten Zurufungen vieler Tausende ihres treuen Volkes ins Parlament gezogen und unter eben so heitern Auspicien zurückgekehrt. Die Rede enthielt nichts, was sich nicht voraussagen ließ, nichts was die Opposition zum Streit auffordern und berechtigen könnte, irgend eine Veränderung in der Adresse vorzuschlagen. Dieß ist auch gewiß Peel um so lieber, weil es ihm erwünscht seyn muß, bei der jetzigen für die Königin so feierlichen Gelegenheit einmüthig vor Ihrer Majestat erscheinen zu können, und weil er ohne Zweifel einsieht, daß in diesem kritischen Augenblick es Hochverrath am Vaterland wäre, wenn er die Regierung ohne die dringendste Noth auf irgend eine Weise zu schwächen suchte. Was also auch von seiner Seite gesprochen werden möge, so glaubt man doch nicht, daß die Tories ein Amendement zur Antwortsadresse vorschlagen werden. Wie bedenklich aber der Augenblick ist, davon haben sich seit meinem Letzten einige traurige Belege ergeben. Zu Sheffield drangen Sonnabend Nachts von zwei Seiten her bewaffnete Chartistenhaufen in die Stadt ein. Sie wurden zwar (da die Beamten von dem Vorhaben benachrichtigt waren) augenblicklich zerstreut, wobei man einige Anführer und eine Menge Waffen und Munition auffing, aber die ganze Gegend ist in Unruhe und Schrecken gesetzt, besonders da dieselben Haufen sich vorher mehrere Stunden lang in mehreren Ortschaften zu Herren und Meistern gemacht hatten, und auch mehrere Polizeidiener bei dem Treffen verwundet wurden. In London selbst waren Dienstag Nacht alle Truppen, besonders im Tower, jede Minute zum Ausrücken bereit, und der Lordmayor und die Stadtpolizei beständig wach, da man von Seite der Regierung entweder wirklich einen Chartistenaufstand befürchtete, oder zu befürchten vorgab. Jedenfalls zeigte man ihnen, daß man zu ihrem Empfang bereit sey. Indessen ist es dem Verein gegen die Getreidegesetze zu Manchester gelungen, in jener Stadt einen bedeutenden Theil der dortigen Arbeiter zu Theilnehmern an ihrem Streben zu gewinnen, und somit ist der Anfang zur Rückkehr der arbeitenden Classen unter die Leitung der Mittelclassen gemacht. Am Montag fand daselbst das große Bankett der Gegner jener Gesetze statt, welches wichtig genug war, da über 3000 Personen (worunter 300 Abgeordnete) sich zu Tische setzten, und über 1000 Personen sich hinzudrängten, um nach Tisch die Reden zu hören. Noch wichtiger, wenigstens interessanter, war das Essen am folgenden Tage, wo an 5000 Arbeiter, zum Theil mit ihren Weibern, unter dem Vorsitze eines Mannes aus ihrer Classe, Namens Warren, versammelt waren, und im Namen der Gerechtigkeit und der Religion gelobten, ein Gesetz, welches dem Armen das Brod entziehe, das Gott für ihn wachsen lasse, nicht länger zu dulden! Es waren dabei Cobden, Dr. Bowring und mehrere Parlamentsmitglieder, namentlich O'Connell, zugegen und sprachen; die wichtigste Rede war die von Warren. Der Brettersaal, worin gespeist wurde, war auf der Stelle errichtet, wo am 16 August 1819 die berühmte Versammlung unter Hunt so blutig auseinander gesprengt worden. Warren erinnerte mit Ernst an jene Scenen, und versprach, bald an derselben Stelle eine Versammlung von 10,000 gegen die Brodtaxe zu halten; er meint, dergleichen Versammlungen müßten der Taxe bald ein Ende machen. Es ist um so wahrscheinlicher, daß die Arbeiter allenthalben diesem feierlichen Beispiele folgen werden, als Redner wie Cobden und O'Connell dieselben aufforderten, darum ihre Forderungen um Ausdehnung des Wahlrechts nicht aus den Augen zu setzen. Bemerkenswerth ist, daß man bei dem Feste der Arbeiter nur Wasser trank, und in diesem natürlichen Getränke selbst der Königin Gesundheit ausbrachte. Die Botschaft des Präsidenten Van Buren, welche eben angekommen, ist besonders wegen ihrer lichtvollen Auseinandersetzung des amerikanischen Bankwesens wichtig. In Bezug auf alle andern Mächte, besonders auf England, ist sie in hohem Grade freundlich und voll Erwartung, die Gränzstreitigkeiten mit unserer Regierung bald gütlich ausgeglichen zu sehen.

Frankreich.

Hr. Cousin hat als Secretär des k. Conseils des öffentlichen Unterrichts seine Entlassung eingereicht und ward durch Hrn. St. Marc Girardin ersetzt.

Unter den Militärs, welche sich kürzlich von Toulon nach Algier einschifften, befand sich der Generallieutenant Schramm, welcher an der Stelle des Generals Rulhières eine Division befehligen wird. Als Chef seines Generalstabs begleitete ihn der kürzlich zum Obristen beförderte Hr. E. Pellissier, welcher früher als Director dem Bureau der arabischen Angelegenheiten vorstand.

* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 18 Jan. verlas der Siegelbewahrer einen Gesetzesentwurf zu einem Credit von 45,000 Fr. zu den erforderlichen Ausgaben für die kürzlich zum Cardinalat beförderten Bischöfe.

0180

Der englische Globe enthält ein Schreiben aus Paris, worin es heißt, die russische Botschaft habe die amtliche Nachricht von der Verwerfung der Vorschläge des Hrn. v. Brunnow erhalten.

Die Revue des deux Mondes bemerkt: Durch die Discussion der Antwortsadresse hat sich eine Thatsache klar herausgestellt, daß wir nämlich, wenn auch einige Minister, doch kein Ministerium haben. Ist übrigens einmal die Mehrheit durch die Gewalt der Umstände wieder hergestellt, so wird sie nicht gerne an ihrer Spitze Männer vermissen, deren Entfernung und Unthätigkeit sie bedauern muß. Das Cabinet vom 12 Mai, eine Geburt des Augenblicks und flüchtiger Umstände, konnte nur eine vorübergehende Erscheinung seyn. Es gab einigen Männern Gelegenheit, ihre politische Gewandtheit, ihr Rednertalent zu entwickeln. Namentlich hat sich in dieser Beziehung Hr. Villemain hervorgethan. Aber das Cabinet ist unvollständig; die Verbindung der Mitglieder ist schlecht; sie stellt die Schwächsten am deutlichsten ins Licht, und indem sie die andern zwingt, ihre eigentliche Rolle zu verlassen, bringt sie dieselben alle in eine Frankreichs und ihrer selbst wenig würdige Stellung. In der Erörterung über den Adreßentwurf ist auch Hr. Thiers als Redner aufgetreten. Sein Wort war, wie immer, glänzend, lebhaft, lichtvoll und klar. Seine Rede mußte das geringste verdunkelnde Wölkchen verjagen. Sie war keine Oppositionsrede; er hat das System gebilligt, und nur über das Verfahren der Regierung einige Bemerkungen gemacht. Die sanften und artigen Bemerkungen eines Redners, der so furchtbar seyn könnte, sind kaum so viel als Warnungen. Hr. Thiers gab öfters zu verstehen, er hätte streng seyn können. Er wollte es nicht; er hat das Cabinet amnestiirt. Man muß gerechterweise anerkennen, daß die Stellung des Hrn. Ministers des Innern, der als Minister des Auswärtigen auftrat, nicht ohne Schwierigkeit war. Hr. Thiers konnte, als einfacher Deputirter, Alles sagen, was ihm wahr, oder nur wahrscheinlich schien. Der Minister hingegen mußte um so vorsichtiger seyn, je besser er die Wahrheit, den jetzigen Stand der Unterhandlungen kannte. Der Hr. Minister hätte vielleicht sagen können: Die englische Allianz ist nicht gefährdet; die neuen Schritte Rußlands haben keinen Erfolg gehabt; die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow sind von neuem gescheitert. Das englische Cabinet will sich nicht von uns trennen; es wird keinem Vorschlag beitreten, außer im Einverständniß mit seinem Bundesgenossen Frankreich. Wir haben also nicht allen Credit und Einfluß in London verloren. Wir wußten die Interessen und die Würde Frankreichs zu vertheidigen, ohne ein für beide Länder gleich nützliches und ehrenvolles Bündniß zu brechen. Eine solche Antwort hätte man vielleicht geben können, wenn ein Minister seine officielle Sprache allen Abwechslungen des Augenblicks anpassen, und auf der Tribune von diplomatischen Thatsachen sprechen könnte, noch ehe sie dem Gebiet der Geschichte angehören. Es scheint in der That gewiß, daß Alles, was man in den letzten Tagen über den Erfolg der Sendung des Hrn. v. Brunnow sagte, glücklicherweise ungegründet war. Uebrigens versteht die Kammer in Bezug auf den Pascha von Aegypten keinen Spaß. So sehr sie auch die Befestigung des Bündnisses mit England wünscht, so gedenkt sie doch keineswegs, Aegypten unsern Nachbarn aufzuopfern. Sie ist vielmehr überzeugt, daß sie nur eine Macht zweiten Rangs seyn würde, sobald sie Rußland und England erlauben würde, den Orient nach Belieben auszubeuten, und allein sich jener ganzen Zukunft zu bemächtigen, die er für die Größe und den Wohlstand Europa's verspricht. Heutzutage ist die Macht an den Ufer des Nil und des Euphrat zu suchen. Frankreich will sie nicht für sich allein, will sie aber auch nicht andern Mächten allein lassen.

Der National lobt den ersten Theil der Rede des Hrn. Thiers in Betreff des Systems und des Betragens des Ministeriums in der orientalischen Frage. Ueber den zweiten Theil derselben, die englische Allianz betreffend, sagt er hingegen: Hr. Thiers mag noch so sehr das freundschaftliche Verhältniß zwischen Napoleon und Fox hervorrufen, so hat er doch vergeblich den Beweis zu führen gesucht, daß die Verirrungen unserer Demokratie oder unseres Ehrgeizes die Hauptursachen der feindlichen Gesinnung und des definitiven Siegs der brittischen Aristokratie gewesen seyen. Die Frage bleibt immer folgende: in wie weit kann Frankreich seinem politischen, industriellen oder militärischen Genius Aufschwung gestatten, ohne das Mißtrauen und die Eifersucht jener unbeugsamen Aristokratie aufzuregen, die durch das Gesetz ihrer eigenen Existenz dazu verurtheilt ist, ungerecht gegen das Menschengeschlecht, und namentlich, wie es mit cynischer Offenheit die Schule Pitt's gestanden hat, gegen Frankreich und Irland zu seyn? 1792 war Frankreich, von den europäischen Coalitionen, an deren Spitze sich England befand, genöthigt, sich aus jedem Holz Pfeile zu schaffen, um der Eroberung und der Gegenrevolution zu widerstehen. Der Kampf wurde bald so erbittert, wie der zwischen Rom und Carthago. Nach einem Vierteljahrhundert riesenhafter Kämpfe, nach dem Unglück von Leipzig überlieferten uns der Verrath Augereau's und Marmont's, die Katastrophe von Waterloo der Willkür unsers Rivalen, und man weiß, mit welch unversöhnlicher Strenge er den Sieg mißbrauchte. Hr. Thiers versichert uns, daß England jetzt den Antheil bedaure, den es an der Schwächung und Demüthigung Frankreichs genommen habe. Wenn Hr. Thiers einige englische Liberale darunter versteht, so mag er Recht haben: wir kennen ein Duzend etwa, die einer solchen vernünftigen und gerechten Anerkennung fähig wären. Die belgische Revolution, die Revolutionen Polens, Deutschlands und Italiens haben aber seit 1830 den Maaßstab jenes ganz neuen Liberalismus unserer Nachbarn gegeben. Bei aller Anerkennung, daß das dynastische Interesse der Tuilerien in Betreff Spaniens sich gegen die Verpflichtungen der Quadrupelallianz in Bezug auf England verfehlt haben mochte, müssen wir sagen, daß in der belgischen Differenz und in der orientalischen Frage England sich eine glänzende Revanche genommen hat. Belgien zerstückt und unsere Nordgränze yon neuem bloßgestellt; der Vicekönig von Aegypten mit systematischem Hasse bedroht und verfolgt, weil er der Schützling Frankreichs war; der letzte Angriff der Türken und die Schlacht von Nisib, durch die unseligen Rathschläge des englischen Botschafters zu Konstantinopel hervorgerufen; die plötzliche, stupide Geneigtheit, womit ein Theil des Londoner Cabinets den hinterlistigen Vorschlägen Rußlands beigetreten zu seyn scheint; das Betragen der Engländer in Mexico, in Buenos-Ayres und auf der Mauritiusinsel dieß sind ganz neue Thatsachen, die beweisen, wie prekär das Wohlwollen Großbritanniens ist, und durch wie viele Opfer wir auch nur seine Neutralität in den für die Ehre und die Zukunft Frankreichs entscheidendsten Fragen erkaufen müßten. (Das Commerce urtheilt über Thier's Rede in gleicher Weise, wie wir morgen sehen werden.)

Der Capitän Vallée erschien am 17 Jan. vor dem Präfecturrath der Seine. Die andern Officiere, welche an der Zusammenrottung vom letzten Sonntag Theil genommen, sollen in den ersten Tagen der folgenden Woche vor dasselbe geladen werden. In dem Beschluß des Präfecturraths heißt es im Wesentlichen: In Erwägung, daß der Capitän Vallée anerkennt,0181 sich am 12 Jan. in Uniform, ohne Ringkragen, aber mit seinem Degen, ohne Befehl seiner Vorgesetzten mit andern ebenfalls in ihrer Uniform befindlichen Nationalgarden versammelt zu haben; in Erwägung, daß er überdieß erklärt, seinen Einfluß gebraucht zu haben, um die Nationalgarden aufzufordern, eine regelmäßige Ordnung zu beobachten, und sich nicht unter andere Bürger zu mischen; in Erwägung, daß diese Vereinigung offenbar den Character einer Versammlung im Dienst der Nationalgarden hatte, welcher Umstand eine ernste Ueberschreitung des Gesetzes vom 22 März 1831 bildet; haben wir beschlossen: Hr. Vallée ist auf zwei Monate von seinen Verrichtungen als Capitän suspendirt.

In der Sitzung des Pairshofes am 16 Jan. erklärte der Angeklagte Beasse, er habe seine Schwester in der Straße Grenetat besuchen wollen, sey plötzlich von einem Haufen Bewaffneter, gegen 200 Mann stark, überfallen und mit mehreren andern Personen mit Flintenkolbenstößen niedergeworfen worden. Er läugnet, eine Flinte genommen und an Barricaden gearbeitet zu haben. Er gehöre zu keiner politischen Association. Der Angeklagte Petermann will ebenfalls nur bei zufälligem Begegnen der Insurgenten verwundet worden seyn. Es werden dann mehrere Entlastungs - und Belastungszeugen wegen beider letztgenannten abgehört. Von den letztern will einer Munition bei ihm gefunden haben. Der Angeklagte Bordon läugnet Flinten und Patronen bei sich gehabt zu haben. Man müsse sie, wenn man solche bei ihm gefunden, ihm ohne sein Wissen in die Tasche gesteckt haben. Er läugnet ferner, dem Municipalgardisten, der ihn verhaftet, gesagt zu haben: Schieß mich nieder, ich habe es wohl verdient. Der Angeklagte Leherezie will zufällig bei der Passage Beaufort gestanden seyn, als die Nationalgarde ihn und mehrere andere, die dort gestanden, verhaftet habe. Die Zeugenaussagen machen die Sache nicht klarer.

Das von dem Assisenhofe gegen den jungen Barthélemy wegen seines Mordversuchs gegen einen Stadtsergenten gefällte Urtheil ist dahin gemildert worden, daß die Ausstellung am Pranger, welche nach dem Ausspruche des Assisenhofs mit der gegen ihn erkannten lebenslänglichen Zwangsarbeitsstrafe verbunden werden sollte, wegfällt, weil der Gefangene erst 17 Jahr alt ist.

Der Moniteur meldet nun ebenfalls die zu Foix (Ariège) aus Anlaß der Erhebung einer neuen Marktsteuer vorgefallenen Unordnungen, wobei sich gegen 6000 Bauern der Umgegend dieser Erhebung widersetzt hätten. Er erzählt, daß mehr als 20 Soldaten bei dem Zusammenstoß schwer verwundet worden seyen, und bestätigt auch die Verwundung des Präfecten im Gesichte. Am folgenden Tage sey keine neue Ruhestörung eingetreten. Man spreche aber davon, daß die Landleute wieder kommen würden, um auf dem nächsten Markte neue strafbare Versuche zu machen. Es seyen Truppenverstärkungen von Perpignan und Carcassonne dahin abgegangen, um die Ruhe zu sichern und neues Unglück zu verhüten.

Der Proceß in Betreff der Unruhen von Mans vor den Assisen der Maine und Loire ging am 10 Jan. zu Ende. Die Debatten haben dessen Bedeutung sehr gemildert. Inzwischen ward doch einer der Angeklagten zu sechsjähriger und zwei andere zu fünfjähriger Haft verurtheilt. Die andern gegen 12 Verurtheilte verhängten Strafen sind milder.

Das Eigenthum des Moniteur ist durch den Tod der Wittwe Agasse an ihre Erben, den Buchhändler Panckouke (bekannt durch seine prachtvolle Ausgabe des berühmten Werkes über Aegypten und durch seine Uebersetzung des Tacitus), den Bankier Gandolphe und den Abgeordneten Dalloz übergegangen.

Aus Alexandrien sind wichtige Nachrichten eingegangen, da sie eine Schilderhebung Mehemed Ali's befürchten lassen, der ungeduldig geworden scheint, und von keiner Art Vormundschaft, wie er sich ausgedrückt haben soll, mehr hören will. Man ist über diesen Entschluß des alten Mehemed sehr betroffen, und wird Alles aufbieten, um ihn wieder zu beruhigen. Es heißt, daß ein junger Diplomat, der mit den Verhältnissen des Orients sehr vertraut ist, und einige Zeit in Aegypten gelebt hat, nach Alexandrien gesandt werden soll, um Mehemed Ali von einem Schritte abzuhalten, der die größten Verwicklungen nach sich ziehen kann. An den Grafen Sebastiani ist ein Courier abgesandt worden, der, wie versichert wird, auf einige von ihm gestellte Fragen die Antwort zu bringen hat. Graf Sebastiani soll jetzt zufriedener mit den Ansichten des englischen Cabinets seyn, als er es noch vor vierzehn Tagen war. Was Don Carlos betrifft, so möchte man sich seiner gern entledigen, sieht sich aber durch die Vorgänge in Spanien gezwungen, ihn zurückzuhalten. Wäre Cabrera, wie man vermuthete, seiner Krankheit unterlegen, so würde ohne Zweifel Don Carlos bereits freigegeben seyn.

Man spricht von einem Heirathsproject zwischen dem Herzog von Bordeaux und einer der jüngern Schwestern des Königs beider Sicilien; besonders die Königin-Wittwe soll diesem Gedanken sehr geneigt seyn. Auf der andern Seite erneuert und bestärkt sich das Gerücht von einer bevorstehenden Vermählung des Herzogs von Nemours mit einer Prinzessin von Sachsen-Coburg, Tochter des als k. k. Feldmarschalllieutenant in Wien residirenden Prinzen Ferdinand, Schwester des Königs von Portugal und Cousine des Bräutigams der Königin Victoria. Die Prinzessin, im Jahr 1822 geboren, nunmehr nahe an 18 Jahren, in der katholischen Religion erzogen, soll eine der ersten Schönheiten der Kaiserstadt seyn. Ihre Mutter ist bekanntlich eine in Ungarn reich begüterte Fürstin Cohary, und der Herzog träte somit durch diese Verbindung nicht nur mit einigen Regentenhäusern, sondern auch mit mehreren ungarischen Magnaten in Verwandtschaft. König Louis Philipp soll gesonnen seyn, von den Kammern eine Apanage von 500,000 Fr. für seinen Sohn, den Herzog, zu verlangen.

Die Republicaner hatten auf morgen eine neue Demonstration der Nationalgarde zu Gunsten ihres Wahlrechts angekündigt, allein sie wird wahrscheinlich nicht stattfinden, da die Regierung wie die republicanische Partei ihre Gründe haben sie zu verhindern. Die letztere fürchtet nämlich, daß die Zahl der Nationalgardisten, welche sich einfinden würden, nicht groß genug wäre um ihr Ehre zu machen, und weil bei der großen politischen Indifferenz, welche gegenwärtig herrscht, jeder Versuch die Ruhe zu stören vom Publicum mit Ungunst aufgenommen wird. Daher haben auch die republicanischen Journale gestern eine Aufforderung erlassen, daß ihre Freunde nicht erscheinen sollen. Der Regierung ihrerseits ist jede Demonstration der Nationalgarde unangenehm, und obgleich sie bei der gegenwärtigen Stimmung nichts Gefährliches haben kann, so ist eine Vereinigung auch nur einiger hundert Nationalgardisten zum Behuf einer politischen Procession doch ein Beispiel, das in Zeiten größerer Aufregung nachgeahmt werden und die äußerste Gefahr hervorbringen könnte. Die Krisis für das gegenwärtige Cabinet hat angefangen, sie kann vielleicht lange dauern, aber daß es unmodificirt bleibe, ist unmöglich. Die größte Schwierigkeit gegenwärtig scheint zu seyn, daß Molé und Thiers beide die auswärtigen Angelegenheiten verlangen.

0182

Das Publicum hegt kein Vertrauen zu dem Entwurf des Gesetzes über die Conversion der Renten. Die allgemeine Meinung ist, die Deputirtenkammer werde zwar den Entwurf annehmen, die Pairskammer aber ihn verwerfen, ungeachtet Hr. Passy den Deputirten unter der Hand erklärt hat, das Ministerium würde alsdann zurücktreten. Die Gerüchte über den bevorstehenden Eintritt des Hrn. Guizot bleiben fortwährend dieselben.

Niederlande.

Die Abtheilungen der zweiten Kammer der Generalstaaten haben an dem schon mehrfach besprochenen Entwurf der fünf Kammermitglieder Einiges auszusetzen, weßhalb die Antragsteller ihn verändert heute nochmals der Prüfung der Abtheilungen unterlegen. Es steht dahin, ob die Kammer nicht die Regierung zu veranlassen suchen werde, selbst weitere Anträge, wegen Veränderungen des Grundgesetzes, an die Kammer gelangen zu lassen. Sie wird der Regierung wohl zu erkennen geben, daß die vorgelegten fünf Gesetzesentwürfe der von der Kammer gewünschten Revision des Grundgesetzes durchaus nicht entsprechen.

Italien.

Der Herzog von Bordeaux ist vorgestern Abend, von einer Ehrenwache zu Pferd begleitet, hier eingetroffen, und in dem königlichen Pavillon auf Chiatamone abgestiegen. Der Prinz Heinrich von Oranien befindet sich noch in unserer Mitte, und wird morgen als am Geburtstage des Königs der Galavorstellung in San Carlo beiwohnen. Die Witterung hat sich plötzlich verändert, und wir haben seit zwei Tagen förmlichen Winter, das heißt Schnee auf den entfernten Gebirgen, von wo die Kälte uns entgegenweht. Der Thermometer fällt des Morgens zuweilen auf 2 bis über Null, hebt sich aber dann wieder gegen Mittag auf 6 bis 8 auch 10°.

Vorgestern verschied hier, von einem Schlagfluß getroffen, der General Graf v. Lepel, Adjutant Sr. k. H. des Prinzen Heinrich von Preußen, Bruders des regierenden Königs. Der Verstorbene hat sich, als zum Gefolge des Prinzen gehörig, viele Jahre in Rom aufgehalten, und sich die Achtung der hiesigen Regierung, so wie aller Fremden erworben. Letzteren war er immer bereit mit Rath und That beizustehen, und sein Haus stand ihnen gastfrei offen. Das von deutschen Gelehrten begründete und geleitete archäologische Institut hat einen Aufruf an die hier befindlichen Fremden erlassen, um der in Dürftigkeit versetzten Familie des verstorbenen Nibby durch Geldbeiträge zu helfen. Bereits ist eine ganz ansehnliche Summe zu diesem Zweck zusammen gebracht.

Der Abbé Genoude, Redacteur der Gazette de France, ist seit einigen Tagen von hier nach Paris zurückgekehrt. Nach der Abreise des Herzogs von Bordeaux hatte er beim heiligen Vater eine Audienz, in welcher er diesem seinen Plan wegen Anerkennung der bekannten Congregation de l'Oratoire, fast ganz gleich der Regel des heiligen Filippo Neri, vorlegte. Dieser Orden, welcher sich schon seit Jahren in Frankreich gebildet hat, und in welchem sich Männer, wie der Cardinal Parre de Berulle, die Geistlichen Condren, Malebranche, Lejeune, Massillon und mehrere andere auszeichneten, entbehrte, wie verschiedene dort bestehende Orden, bis jetzt der Sanction des heiligen Stuhls. Wie wir hören, soll der Papst sich sehr geneigt gezeigt haben, darein zu willigen, und jetzt ist das Ganze der Congregation der Ordensregel zur Prüfung vorgelegt. Stimmt diese für Annahme, so ist die Bestätigung des Papstes durch eine Bulle zu gewärtigen. Von der durch die Zeitungen bekannt gewordenen Vermählung der Gräfin Henriette d'Oultremont mit dem König Wilhelm der Niederlande per Procuration des hiesigen holländischen Gesandten, Grafen v. Liedekerke-Beauffort, weiß man bis jetzt an Ort und Stelle nichts. Die Gräfin befindet sich schon seit einigen Wochen in Neapel. Manche zweifeln sogar noch, ob die Verbindung eine bereits ganz fest beschlossene Sache sey. Die kleine Spannung, welche durch die Anwesenheit des Herzogs von Bordeaux zwischen einzelnen Diplomaten hervorgerufen wurde, scheint, obgleich die Ursache nicht mehr vorhanden ist, noch fortzudauern. In der gestrigen großen Soirée beim russischen Gesandten war der französische Botschafter nicht zugegen, was allgemein besprochen wurde. Gestern wurde die Leiche des verstorbenen preußischen Generals Grafen v. Lepel mit den seinem Range zukommenden militärischen Ehren auf dem protestantischen Kirchhof beigesetzt. Fast sämmtliche auswärtige Diplomaten, so wie viele Fremde und Einheimische zollten dem Dahingeschiedenen ihre Achtung, indem sie in zahlreichen Equipagen dem Leichenzug folgten, dem ein Bataillon Grenadiere mit Trauermusik und eine Abtheilung Dragoner voranschritt. Bei der Einsenkung des Sarges in die Gruft feuerte das päpstliche Militär eine wiederholte Ehrensalve.

Deutschland.

Gestern Nachmittag trafen auf der Reise von London nach Coburg Lord Torrington, Pair von England, und Obrist Gray, Stallmeister Ihrer Maj. der Königin von Großbritannien, hier ein. Morgen werden dieselben die Reise fortsetzen. Diese Cavaliere sind beauftragt, den Prinzen Albrecht von Sachsen-Coburg-Gotha nach London zu geleiten. Man hatte geglaubt, daß wegen des Todes der Landgräfin von Hessen-Homburg, Tante der Königin Victoria, die Vermählung einen Aufschub erleiden werde.

Die Ständeversammlung, welche während der Weihnachtszeit keine Sitzungen gehalten hat, ist noch vorzugsweise mit dem Finanzhaushalte beschäftigt, dessen Feststellung für die nächsten drei Jahre besondere Schwierigkeiten darzubieten scheint, weil hinsichtlich der directen Steuern große Veränderungen vorgeschlagen sind. Uebrigens stehen im Allgemeinen die Finanzverhältnisse in Hessen sehr günstig: jede der seit 1831 abgelaufenen drei Finanzperioden hat, wenigstens im Vergleich gegen den Voranschlag, einen mehr oder weniger bedeutenden Ueberschuß gewährt der von den letzten drei Jahren ist von dem Finanzminister auf 210,000 Thlr. veranschlagt und die meisten Einnahmezweige, sofern sie nicht durch gesetzliche Bestimmungen Reductionen erlitten haben, ergeben eine von Jahr zu Jahr fortschreitende Erhöhung, dergestalt, daß das Jahr 1838 im Vergleich mit dem Jahr 1833 ein Mehreinkommen von 700,000 Thlrn. liefert. Unter solchen Umständen sollte man glauben, sey die Feststellung des Budgets eine ziemlich einfache Sache; indessen sind die Ausgaben für die neue Finanzperiode verhältnißmäßig noch höher veranschlagt, so daß die muthmaßliche Ausgabe 3,700,000 Thlr. jährlich betragen soll, während von der regelmäßigen jährlichen Einnahme nicht mehr als 3,600,000 Thlr. erwartet werden können. Der Kriegsetat allein ist um 110,000 Thlr. erhöht worden, weil man noch zwei Escadrons Cavallerie mehr zu errichten beabsichtigt, als bereits vorhanden sind, um, wie es in der vom Kriegsminister gegebenen Erläuterung heißt, nach Aufstellung des Bundescontingents und der Reserve noch so viel an geübtem Militär übrig und im Lande zu behalten, als erforderlich ist, um den Dienst bei dem Landesherrn zu verrichten, und zum Schutze der Unterthanen bei Durchmärschen und sonstigen Vorkommenheiten in Kriegszeiten, so wie zur0183 Bewachung von Staatseigenthum zu dienen, und weil, wenn von Seite des Bundes auch die Reserve in Anspruch genommen wird, was bei einem Defensivkriege, wie vorauszusehen, augenblicklich geschehen wird, aus der jetzigen Organisation nicht einmal die Stärke zur Ausbildung der Ersatzmannschaft übrig bleiben würden. Doch handelt es sich nicht allein darum, wie viel aufgebracht werden soll, sondern auch um die Art und Weise der Besteuerung. Die Staatsregierung hat vorgeschlagen, die im Jahr 1834 neu eingeführten Classen und die im Jahr 1820 an die Stelle der damals noch üblichen Straßenbaudienste getretene Wegebausteuer abzuschaffen, und dagegen die Preise des Holzes, welches in mehreren Landestheilen den Bauern bis zu einer gewissen Anzahl von Klaftern herkömmlich fast umsonst gegeben wird, so zu erhöhen, daß dadurch der Ertrag von den Forsten sich um jährlich 200,000 Thlr. vermehre. Der Erlaß jener Steuern, welcher den Capitalisten, den Staatsdienern und den Grundbesitzern zu gut kommt, ist nun zwar sehr verführerisch, doch muß man wenigstens der größern Anzahl der Staatsdiener zum Ruhme nachsagen, daß sie selbst gegen die Aufhebung der Classensteuer, wodurch sie ganz steuerfrei würden, als unbillig protestiren, und nur einige Härten des Gesetzes abgeschafft zu sehen wünschen. Auch hat das Holzgesetz manches Lockende, daß z. B. auch den Städten, welche bisher von der niedrigen Holztaxe wenig Vortheil zogen, und insbesondere seit den letzten Jahren ganz enorme Preise für das Holz zahlen mußten, gleiche Vortheile wie den Bauern in Aussicht gestellt werden. Indessen enthält dasselbe zwei Bestimmungen, die bereits großen Anstand gefunden haben: nämlich erstens, daß das Finanzministerium selbst die verschiedenen Preise bestimmen will, zu denen das Holz den Gemeinden zur Vertheilung an die Einzelnen abgelassen, und zweitens, daß alles übrige Holz meistbietend verkauft werden soll. Was die Feststellung der nach den Localitäten wechselnden Preise betrifft, so können die Stände dabei dem Rechte der Mitwirkung eben so wenig entsagen als bei den Salzpreisen, ohne auf einen wesentlichen Theil des Besteuerungsrechts zu verzichten, denn beides sind unentbehrliche Lebensbedürfnisse, von denen der Staat im Besitz des Monopols ist; hinsichtlich des zweiten Punkts aber ist kaum vorauszusehen, ob nicht durch öffentliches Ausgebot die Preise plötzlich so gesteigert werden, daß ganze Gewerbszweige, bei welchen Holz verwendet wird, und der herkömmliche Holzpreis Bedingung des Bestehens ist, nicht mehr betrieben werden können, und somit bedeutende Nahrungsquellen des Landes versiegen. Es ist dieß um so mehr zu befürchten, da wohl das Maximum, was einer Familie abgelassen werden soll zwei Klaftern zu 144 150 Kubikfuß nicht aber das Minimum gesetzlich bestimmt ist. Aber selbst mit zwei Klaftern können die meisten Haushaltungen nicht ausreichen; wird nun das Holz bei den öffentlichen Versteigerungen vielleicht von auswärts aufgekauft, so bleibt den Holzbedürftigen nichts übrig, als den Ausfall durch Waldfrevel zu decken, was nicht nur die Forsten verwüstet, sondern auch die Familien demoralisirt und durch Strafen zu Grunde richtet. Dazu kommt noch, daß zufällig, kurze Zeit vor der Eröffnung des Landtags und gewiß ohne alle Beziehung auf den in Rede stehenden Gesetzesentwurf, der Oberappellationsrath Münscher dahier eine rechtliche und staatswirthschaftliche Erörterung über die Erhöhung der Holzpreise in den kurhessischen Waldungen hat drucken lassen, worin er historisch nachweist, daß in Hessen das Eigenthum der Landesherrschaft an den Waldungen ein modificirtes sey, und die Bestimmung in sich trage, die Unterthanen, insbesondere die Hintersassen des Landesherrn, mit Holz zu billigen Preisen zu versorgen. Er nimmt nun zwar an, daß bei der Unbestimmtheit der abzugebenden Holzbeträge und des Preisansatzes den Civilgerichten die erforderlichen Normen, nach denen sie zu sprechen hätten, fehlen würden, und schiebt so die Sache dem Gesetzgeber ins Gewissen, weist dabei aber die Widerrechtlichkeit und Unzweckmäßigkeit der möglichsten Erhöhung der Holzpreise, namentlich durch öffentliche Versteigerungen, so treffend nach, daß die oben angedeuteten Punkte schwerlich die Zustimmung der Stände erhalten werden. Sollte jedoch die Regierung in diesen beiden Stücken nachgeben, so wäre das Gesetz gewiß eine Wohlthat für das Land, denn es enthält meist zweckmäßige Bestimmungen, und es leuchtet überall die gute Absicht unverkennbar hervor.

Die häufigen Staatsrathssitzungen der letzten Wochen haben, wie es im Publicum heißt, hauptsächlich zum Zweck haben sollen, über Mittel zu berathen, wie die Behörden zu besserer Pflichterfüllung zu veranlassen seyen, das heißt: wie man vermeiden könne, daß die Justizbehörden, wie mehrfach geschehen, noch auf die fortdauernde Gültigkeit des Staatsgrundgesetzes von 1833 erkennen. Daß bei der durchaus unabhängigen Stellung der höheren Justizcollegien hier schwer zu rathen ist, liegt auf der Hand. Es soll bei dieser Gelegenheit im Staatsrathe von Seite einiger Mitglieder desselben, die zugleich Mitglieder solcher höheren Justizcollegien sind, zu lebhaften Expectorationen über den Rechtszustand im Königreiche gekommen seyn. Auch darüber soll in jenen Sitzungen berathen worden seyn, auf welche Weise man den Widerstand der Corporationen brechen, und namentlich fernere Beschwerden an den Bundestag verhüten könne. Auch der neue Verfassungsentwurf ist, wie es heißt, dem Staatsrathe vorgelegt worden. Ueber den Inhalt desselben weiß man noch nichts Näheres und Bestimmtes, auch scheint er die Neugierde des Publicums eben nicht sehr zu reizen. Die Hauptstreitpunkte Finanzen und Gesetzgebung sind, wie man hört, umgangen. Das heißt: hinsichtlich der Gesetzgebung hat man das Princip aufgegeben, und den Ständen das Recht der Zustimmung zu den Gesetzen zugestanden; dagegen ist die Definition von dem, was als Gesetz anzusehen ist, was nicht als Gesetz (als bloße Verordnung etc.) in der Art festgestellt worden, daß die Lage noch weniger schwierig erscheint, als wenn man nur das Recht der Zuratheziehung eingeräumt hätte. Hinsichtlich der Finanzen aber hat man das gegenwärtige Princip (der Principalverbindlichkeit der Domänen) gelassen, ohne es jedoch ausdrücklich anzuerkennen. Uebrigens sind dieß beides nur Concessionen, die man der ersten Kammer macht, von der zu erwarten war, daß sie diese beiden Punkte auf keinen Fall aufgeben würde. Eine andere Besorgniß scheint man jetzt zu haben, ob nämlich die erste Kammer sich dazu verstehen werde, in Gemeinschaft mit der zweiten im Fall diese nicht weiter vervollständigt werden würde die neue Verfassung zu berathen. Beides ist sehr zweifelhaft, nämlich sowohl die fernere Vervollständigung der zweiten Kammer als die Willfährigkeit der ersten Kammer mit der unvollständigen zweiten gemeinschaftlich eine Verfassung zu machen. Es heißt, daß man auf diesen Fall beide Kammern nach bewilligtem Budget um Auflösung der jetzigen und Berufung einer neuen Versammlung bitten lassen werde. Es ist also die größte Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß das Cabinet im Jahr 1841 in derselben Position seyn werde, wie es im Jahr 1840, 1839, 1838 und 1837 gestanden.

Preußen.

Die katholische Kirche unserer Provinz hat durch den vorgestern zu Gnesen erfolgten, plötzlichen und unerwarteten Tod des Weihbischofs, Hrn. v. Kowalski, eines0184 aufgeklärten und vorurtheilsfreien Prälaten, einen höchst empfindlichen Verlust erlitten. Der Verblichene, dessen Name in der Geschichte des dermaligen Kirchenstreits vielfach genannt worden ist, war zwar ein ziemlich bejahrter, aber noch sehr rüstiger Mann, der seine Gesundheit durch den anscheinend günstigen Erfolg seiner dießjährigen Badereise noch für längere Zeit befestigt zu haben schien. So ist abermals eine Stelle im höhern Clericat erledigt.

Dänemark.

Se. k. Hoh. der Kronprinz Friedrich ist gestern Nachmittag hier eingetroffen; eine Stunde nachher nahm die ganze königliche Familie das Castrum doloris in Augenschein. Se. Maj. der König soll auf die merkwürdige Adresse der Stadt Schleswig eine nicht ganz so freundliche Antwort ertheilt haben, wie auf manche der dänischen. Oeffentliche Blätter bestätigen jetzt, daß der Conferenzrath Hopp zum Präsidenten des schleswig-holsteinischen Obergerichts ernannt worden.

0177
Beilage zur Allgemeinen Zeitung
23 Januar 1840

Deutsche Litteratur in England.

Vor kurzem (Allg. Zeitung 1839, Nr. 312) war die Rede in Ihrem Blatte von der Würdigung der deutschen Litteratur in England. Da mich dieß vermuthen läßt, daß die Sache Ihren Lesern interessant ist, so erlaube ich mir einige weitere Bemerkungen sowohl darüber, als über die englische Litteratur in Deutschland. Von Goethe's Faust, erstem Theil, gibt es jetzt nicht weniger als acht Uebersetzungen: nämlich (in chronologischer Ordnung ihres Erscheinens) von Lord Levison Gower (jetzt Lord Francis Egerton) schon die zweite Auflage; von Hayward (eine fast wörtliche Bearbeitung in Prosa, von einer Menge schätzbarer Anmerkungen begleitet) die dritte Auflage; von Talbot die zweite Auflage, mit dem Deutschen gegenüber; von Blackie, einem Schottländer, mit interessanten Nachrichten über die Theosophen und Alchymisten des 16ten Jahrhunderts; von Symes; von dem Dubliner Rechtsgelehrten Dr. Anster, zweite Auflage (zwar oft paraphrasirt, aber vortrefflich als Gedicht); von Birch, und ganz neuerlich von Hills. An den zweiten Theil von Faust jedoch wollte sich keiner wagen, bis Bernays, unlängst noch Primaner in einem hiesigen Gymnasium, und jetzt theologischer Student in Oxford, den kühnen Versuch machte, eine Uebersetzung in dem jetzt so vortrefflichen Monthly Magazine mitzutheilen. Die gute Aufnahme, welche dieselbe nicht nur hier, sondern auch in Deutschland gefunden, hat ihn bewogen, seine Arbeit besonders abgedruckt herauszugeben, und scheint auch Birch ermuntert zu haben, ebenfalls eine Uebersetzung dieses Theils drucken zu lassen, welche in Lieferungen erscheinen soll. Nebst allen diesen gibt es von beiden Theilen noch eine metrische Uebersetzung, wovon nur 50 Exemplare gedruckt worden, welche schon seit mehreren Monaten beim Drucker liegen, und deren Verfasser nicht genannt seyn will. Endlich ist zu Dumfries eine Uebersetzung vom zweiten Theil allein gedruckt worden, die aber ebenfalls nicht in den Buchhandel gekommen ist. Uebrigens gibt es meines Wissens mehrere handschriftliche Uebersetzungen sowohl dieses außerordentlichen Werks, als einer Menge anderer größerer und kleinerer deutschen Schriften, welche längst ans Licht getreten seyn würden, wenn sich Verleger dafür finden ließen. So zahlreich auch die Freunde der deutschen Litteratur unter den Britten seyn mögen, so sind dieselben doch vorzüglich unter denen zu finden, welche die Originalien mit mehr oder minder Geläufigkeit zu lesen verstehen. Denn die Uebersetzungen machen in der Regel so wenig Glück (seyen es Gedichte, Romane oder geschichtliche Werke, welche letztern doch noch am meisten geschätzt werden), daß selten ein Verleger es wagt, eine Schrift auf eigene Kosten zu drucken. Talboys zu Oxford zeigt hierbei noch den meisten Muth, indem er mehrere Werke, besonders von Heeren, herausgegeben hat, welche aber meist von ihm selbst übersetzt seyn sollen. Von Neanders Kirchengeschichte ist der erste Theil bereits vor acht Jahren erschienen, und der Uebersetzer hat sich noch nicht zur Herausgabe des zweiten ermuthigt gefunden. Von Niebuhrs römischer Geschichte ist der dritte Band noch immer zurück. Murray hat zwar Ranke's Päpste angekündigt, doch wahrscheinlich nur, weil er von der augenblicklichen antipapistischen Aufregung Käufer für das Werk erwartet. Von Carlyle's Uebersetzung Wilhelm Meisters ist zwar eine neue Auflage angekündigt, aber ich begreife kaum, aus welchem Grunde das Wagniß unternommen wird, da man schon seit Jahren neue Exemplare von der ersten, eben so wie von dessen Uebersetzung von Goethe's Wahrheit und Dichtung 'und Roscoe's Deutschen Romanen , bei den Antiquaren für ein Fünftel des Originalpreises findet. An Spindlers Jude haben die Verleger bedeutend verloren, und der Caroline Pichler Schweden vor Prag , obgleich man es mit einem neuen Titelblatte als zweite Auflage versucht, hat sich nie verkauft. Was Verleger am meisten scheuen, sind deutsche theologische Werke, da bei den meisten Engländern deutsche Theologie mit Neologie und Rationalismus gleichbedeutend gilt. Nur von Tholuck ist seit kurzem Einiges übersetzt worden, hat aber, wie ich höre, kein Glück gemacht. Daß sich für Straußens Leben Jesu kein Verleger gefunden, obgleich nicht weniger als fünf Uebersetzungen davon angeboten worden seyn sollen, ist nicht zu verwundern. Die einzigen deutschen Theologen, welche hier Glück machen, sind Hr. Krummacher und einige seiner Geistesverwandten, deren ultra-calvinistische Gesinnungen und rhapsodischer Styl bei unsern Sectirern und den sogenannten Evangelischen in der Kirche eine Zeitlang Anklang gefunden haben. Wenn indessen der Einwirkung des deutschen Geistes unmittelbar durch Uebersetzungen so große Hindernisse im Wege stehen, so wirkt derselbe mittelbar durch englische Schriftsteller, welche denselben oft zugleich mit deutscher Gelehrsamkeit in sich aufgenommen haben, um so kräftiger. Wie tief Carlyle davon durchdrungen ist, selbst zum Nachtheil seines Styls, ist wohl vielen Ihrer Leser bekannt. Alle seine Schriften, wie seine Vorlesungen über deutsche Litteratur und über Geschichte, zeugen hievon. Arnold für seine römische und Thirlwall für seine griechische Geschichte haben in jeder Beziehung aus deutschen Quellen geschöpft. Ebenso Jos. Green als Physiolog und Naturphilosoph; Herand und neuerdings Oxenford als Dichter und Kritiker, und viele Andere mehr. Unter allen Deutsch-Engländern aber steht S. T. Coleridge oben an, sowohl durch die tiefe, umfassende Kraft, womit er die deutsche philosophische Denkungsart in sich aufgenommen und nach seiner Weise verarbeitet hat, als durch den Einfluß, den er jetzt nach seinem Tode fast unvermerkt auf alle Fächer unserer Litteratur, besonders unserer so schrecklich verarmten, wortklaubenden und das Alte wiederkäuenden Philologie, auszuüben anfängt. Auch wundern sich seine Freunde und Anhänger oft mit Recht, daß man in deutschen Katalogen vergebens diesen verehrten Namen sucht, während Einem die Titel von den elendesten, hier oft längst vergessenen englischen Schriften, oft mehrfach übersetzt, in die Augen fallen. Da mir mehrere seiner Werke, besonders in diesem Augenblick, wo so viele Gemüther sich von dem Herz und Geist ertödtenden Rationalismus und den ins Leere gehenden Abstractionen der Hegel'schen Schule abwenden, und mit Sehnsucht nach einem vernünftigen (ich bediene mich hier des Worts im Gegensatz mit verständig) Grund des Glaubens sehnen, für Deutschland geeignet scheinen, so will ich in einem andern Briefe etwas Näheres über diesen vortrefflichen Mann und seine Schriften mittheilen, in der Hoffnung, dadurch irgend einen verwandten Geist zu einem Liebeswerke zu ermuntern, um eine oder die andere derselben zu übersetzen und so Deutschland mit Wucher zu erstatten, was der Verewigte von dort geholt hat.

Zustand von Griechenland gegenüber der Türkei.

Ich besuchte Athen, Konstantinopel und Alexandria, und bin bis Kairo vorgedrungen, um dieses0178 Land vorzeitlicher Cultur kennen zu lernen. Hier, gleichsam auf der Scheide zwischen Gegenwart und Vergangenheit, von wo ich mit mehr Ruhe, mit größerer Befreiung von Vorurtheil zurückblicke auf jene drei Hauptstädte, auf jenen dreifachen Herd neuerer Bildung, welche sich so sicher, wie auf die Nacht der Tag folgt, über den Orient verbreiten wird, hier will ich mich mahnen an eine frühere Schuld. Ueber den kommenden Tag will ich Ihnen Meldung thun, und will Ihnen mit aller Wahrhaftigkeit, welche die Geschichte, und welche die Würde einer Zeitung fordert, Nachricht geben, wo die Morgenröthe der Bildung und Gesittung am schönsten erscheint, und will nicht verschweigen, welche Nebel auch da noch das kommende Licht verhüllen.

Erinnern Sie sich jenes Zustandes, da noch Athen, Konstantinopel und Alexandrien unbestritten innerhalb der Gränzen des türkischen Reichs lagen; vergessen Sie jener Oasencultur, die Sie in dem gastlichen Hause Ihres Consuls und einzelner fränkischen Familien fanden, und welche der natürlichen Bevölkerung des türkischen Reichs eben so wenig angehörte, als die ehemalige deutsche Bildung im Elsaß Frankreich; vergegenwärtigen Sie sich jene leider barbarischen Zustände, worin alle Nationen unter dem Scepter des Sultans krankten oder gar sich wohlbefanden, Armenier, Juden, Araber, Griechen und andere, und wenn Sie bloß Ihrer Einbildung folgen müssen, denken Sie sich diese Zustände mit jeder Art von Uncultur, Aberglauben, Armseligkeit inficirt und bar jeder geistigen Regung und Bestrebung, die jenseits der Gränzen einer mißverstandenen, verdorbenen, von ursprünglicher Göttlichkeit mehr und mehr unter den Menschen hinabgesunkenen Religion hinauslag. In diesem Reich fing Mahmud, fing Mehemed Ali sein Civilisationsgeschäft an, lange ehe Griechenland befreit war, lange ehe König Otto den griechischen Boden betreten hatte, um in dieser Einen Gemeinschaft,[i]n dem edlen Zweck der Erziehung und Bildung des Volks, ein Rivale des Großtürken und des ägyptischen Pascha's zu seyn. Wollte man nach Verhältniß der Zeit urtheilen, so wäre es ungerecht von Griechenland zu fordern, was Aegypten und die Türkei in einer längern Periode nicht geleistet haben. Und dennoch würde König Otto und würden die Griechen des Königreichs eben so wenig sich selbst als Europa genug thun, wenn sie nicht den Pascha und den Sultan in kurzer Zeit weit hinter sich zurückließen. Ist das geschehen? Urtheilen sie selbst. Womit hat Sultan Mahmud angefangen? Damit, daß er den Janitscharen die Köpfe abschlug. Die Janitscharen waren seine türkischen Krieger. Statt deren brauchte er neue, europäische, und alle seine Civilisationsbestrebungen richteten sich vorläufig auf fränkische Beinkleider, fränkische Waffen und fränkisches Exercitium seiner neuen Miliz. (Wir halten die Beinkleider für viel wichtiger, als der Name glauben macht, zumal seitdem uns ein Capitän der ägyptisch gewordenen türkischen Flotte augenscheinlich bewies, wie leicht der eine Fuß in dem gemeinschaftlichen Sack der beiden Beine hängen bleibt, was oben im Mast leicht ein Impedimento wird.) Es waren aber alle sogenannten Reformen nur darauf berechnet, eine bessere Armee zu schaffen. Für die Cultur des Volks geschah entweder nichts, oder was geschah, war ohne Wirkung und ohne Rücksicht auf die verschiedenen höchst wesentlichen Bestandtheile der Bevölkerung der Türkei. Mehemed Ali fuhr ungefähr in derselben Spur. Mit der Barbarei der Mamelukenermordung fing er an, und auch seine Bestrebungen richteten sich alle auf die Erschaffung einer neuen militärischen Macht zu Lande und zur See. Alle seine Schulen richteten sich auf diesen Zweck, und wir sehen hier wie dort den Islamismus seinem Princip treu bleiben. Von einer Bildung des Volks, von einer Benutzung der so reichen arabischen Litteratur für die neue Generation ist auch hier nicht die Rede; ja nicht einmal davon, die wahre Bevölkerung Aegyptens und Syriens, die arabische, als das Volk anzuerkennen. Die Araber sind selbst unter Mehemed Ali nur die Unterworfenen des türkischen Herrschers und seiner türkischen Beamten. Täuschen wir uns nicht, so wird die Nothwendigkeit auch hier helfen. Doch wird vielleicht die Wiederbelebung der arabischen Cultur nicht von Aegypten selbst ausgehen. Frankreich wird, nach einer glücklichen Leidenschaft, in Algier den Weg einschlagen, den die Bildung von Mehemed Ali vergeblich erwartet und fordert. Und will England mit gleichen Waffen kämpfen, so muß es und wird es auf seiner von arabischer Bevölkerung bewohnten Insel Malta eine Pflanzschule für arabische Cultur oder vielmehr für europäische Cultur zum Besten des Orients und seiner selbst errichten. Es würde für England nicht schwer seyn, Malta zur Schule für jeden Araber zu machen, der sich europäische Bildung aneignen will, wie es Athen bereits für die Griechen des türkischen Reichs ist. Und wird England den Einfluß, den es dadurch gewänne, und der schwerlich ein Aequivalent der Kosten nur Eines Linienschiffes fordert, verkennen? Wir hätten wohl Algier als einen vierten Herd der Verbreitung europäischer Cultur im ehemaligen Bereich der türkischen Herrschaft nennen sollen. Doch ist uns bis jetzt der Gang und Fortschritt der Bestrebungen Frankreichs zu wenig bekannt geworden, und wir können nicht sagen, ob eine wahre Bildung in Algier unter Ludwig Philipp größere Fortschritte gemacht, als in Aegypten unter Mehemed Ali oder in der Türkei unter Sultan Mahmud.

Mahmud starb, ehe er sein Werk vollendet hatte. Der junge Sultan hat jüngst eine Proclamation erlassen, in der er Sicherheit der Person, der Ehre und des Eigenthums, Oeffentlichkeit der Gerichte, geregelte Vertheilung der Abgaben und gesetzliche, von Willkür befreite Aushebung des Militärs verheißt. Wer die Türkei kennt, der weiß, wie weit dieß alles von der wirklichen Ausführung entfernt ist. Und wenn es nun ausgeführt ist, was ist es dann Außerordentliches? Alle diese Verheißungen sind in Europa längst ausgeführt; und unter allen Staaten, die halb oder ganz von der Türkei sich abgelöst haben, allein in Griechenland. Gesetzliche Sicherheit der Person und des Eigenthums, Oeffentlichkeit der Gerichte, geregelte Conscription, geregelte Vertheilung der Abgaben sind Begriffe, die dort schon längst praktisch geworden und mit dem Bewußtseyn des Volks sich identificirt haben. Freilich ist das System der Abgabenerhebung mit vielen Schwierigkeiten und nothwendigen Uebeln verbunden; allein auch so wie es ist, und wie es die griechische Regierung überkommen hat, ist es jetzt ein durchaus geregeltes, von Willkür der Regierung befreites. Wer aber kennt nicht die Schwierigkeit der Umwandlung einer Zehntenabgabe in Grundsteuer, die Griechenland freilich noch nicht hat ausführen können, und welche der Sultan, wenn wir die Verheißung recht verstehen, so leichthin verspricht! Außer jenen Fortschritten aber, die Griechenland längst schon gemacht welch ein unermeßlicher Unterschied zwischen dem Culturzustand des Königreichs Griechenland und dem jener andern Staaten? Wenn eine frühere Cultur irgendwo wieder ins Leben getreten ist, hat sie immer eine Wirkung hervorgebracht, und sich mit einer Kraft manifestirt, wie der Trieb des Frühlings, der auf die lange Ruhe des Winters folgt. Was haben denn die aus der Türkei sich ausscheidenden Nationen zu0179 thun? Sie müssen die Cultur ihrer Väter wieder aufnehmen, sie zu der ihrigen machen, und sie weiter fördern. Nichts frommt ihnen die Sonne der Freiheit, wenn sie nicht den Samen der Weisheit und Bildung, die früher unter ihnen gedieh, in den Boden legen. Ein bißchen Pariser Civilisation ist in diesen Ländern nur Unkraut. Blicken Sie jetzt auf Griechenland. Es gibt kein Beispiel in der Geschichte, daß ein Volk mit solchem Erfolg, mit so schnellem Fortschritt sich eine neue, wenigstens ihm neu gewordene Cultur angeeignet. Die altgriechische Cultur hatte sich im Laufe der Zeiten mit der christlichen Bildung verschmolzen, und die aus dieser Verbindung entstandene Einheit ist wohl unbestritten heute vorzugsweise in Deutschland zu finden. Darum war es ein mehr und mehr sich offenbarendes Glück für Griechenland, daß ein deutscher Prinz König, Vermittler zwischen Europa und Griechenland geworden. Das Volk, durch Nationalität und Sprache für die altgriechische Cultur, durch das Christenthum für seine neue Gestalt und Bedeutung empfänglich, ist freilich vor allen andern ehemals dem Sultan völlig unterthänigen Staaten sehr bevorzugt; allein es benutzt auch diesen Vorzug mit der ganzen Kraft einer jugendlich frischen Nation. Wie wenige Männer waren in Griechenland selbst zur Zeit des Interregnums zwischen der Präsidentschaft und dem Königthum, welche man zu den Gebildeten zählen konnte! Kapodistrias hatte eine Menge Schulhäuser gebaut, eine Menge Lancasterschulen eingerichtet, und es war ihm zuletzt vor der altgriechischen Cultur, die ihm selbst fehlte, so bange geworden, daß er in der hellenischen Schule in Aegina, der damaligen höchsten Bildungsanstalt in Griechenland einen Dialog des Platon zu lesen verbot, in welchem von der Gerechtigkeit die Rede war. Jetzt ist in Athen eine Universität mit einer großen Zahl griechischer, zum Theil ausgezeichneter und in Europa bekannter Lehrer; Athen besitzt ein vortreffliches Gymnasium; Athen besitzt in dem großen Kreis seiner Verwaltungs - und Justizbeamten eine Menge in und durch Europa gebildeter Männer, welche in jeder europäischen Hauptstadt rücksichtlich der Bildung ihren Rang behaupten würden. Rechnen Sie dazu die Aerzte, die Rechtsanwälte, einzelne Militärs, die im Auslande ihre Schule machten, Männer vom Handelsstande, die aus andern europäischen Staaten in ihr natürliches Vaterland einwanderten, und andere, welche von diesem neuen Mittelpunkt griechischer Cultur angezogen wurden. Rechnen Sie ferner hinzu die fremden Gesandten und Consuln, und die große Zahl reisender und ansässiger Fremden und die verhältnißmäßig kleine Zahl angestellter Ausländer! Man muß wissen, wie es früher, wie es noch im Jahre 1832 in Griechenland aussah, um diesen Kreis von Bildung und Gebildeten mit dem früheren Zustand vergleichen zu können, um zu wissen und einzugestehen, daß diese glückliche und man darf sagen beispiellose Veränderung sich an den Namen Otto, an die Gegenwart dieses deutschen Königs in Griechenland knüpft. Was auch die, welche das Gute zu finden wissen, ja was immer selbst die Tadler tadeln mögen die Hand auf's Herz wer unter ihnen, der es mit Griechenland wohl meint, wollte riskiren, bis in den Anfang des Jahres 1833 zurückzugehen, und einen andern König aus einer andern Nation nach Griechenland führen?

(Beschluß folgt.)

Großbritannien.

Canada.

Nachdem, wie gemeldet (s. Nr. 20 der Allgem. Ztg.), Hr. Poulett Thomson, Generalstatthalter der brittisch-nordamerikanischen Colonien, das Parlament von Ober-Canada (jenes von Unter-Canada ist bekanntlich noch suspendirt) am 3 December in Person eröffnet, und hier besonders hervorgehoben, wie die brittische Regierung fest entschlossen sey, die Canadas als einen integrirenden Bestandtheil des brittischen Reichs zu behaupten, wie eine neue Empörung zwar kaum zu befürchten sey, sollte sie aber ja stattfinden, gewiß, wie die beiden vorigen, au dem ritterlichen Muthe der loyalen Einwohner scheitern würde: übermachte Se. Excellenz unterm 7 Dec. derselben Legislatur folgende, die legislative Wiedervereinigung der beiden Provinzen Ober - und Nieder-Canada betreffende Botschaft: C. Poulett Thomson; in Gemäßheit der in seiner Rede vom Thron (sic!) ausgedrückten Absicht wünscht nunmehr der Generalstatthalter der Beachtung des Assemblyhauses den Plan der Wiedervereinigung dieser Provinz mit Nieder-Canada vorzulegen, wie solche von Ihrer Maj. in Ihrer huldvollen Botschaft an beide Häuser des Reichsparlaments vom 3 Mai 1839 anempfohlen worden. Seit mehreren Jahren nahm der Zustand der Canadas die Aufmerksamkeit des Reichsparlaments sehr in Anspruch. Daß sie zufrieden und blühend seyen, daß die Bande, die diese Provinzen mit dem Mutterlande verknüpfen, mehr und mehr gefestigt werden, daß ihre Verwaltung im Einklang mit den Wünschen des Volks geführt werde, das ist der feurige Wunsch jedes brittischen Staatsmanns, und die Erfahrung der letzten Jahre bezeugt mehr als zur Genüge, daß das Reichsparlament zur Erreichung dieses Zwecks weder Zeit und Fleiß gespart, noch Ausgaben gescheut hat. Die Ereignisse in Nieder-Canada sind bekannt. Dort ist die Verfassung suspendirt, aber mittlerweile sind die Vollmachten des Gouvernements nicht groß genug, um solche bleibende Gesetze zu schaffen, wie sie zum allgemeinen Besten erforderlich wären. In dieser Provinz sind die Finanzen zerrüttet, öffentliche Verbesserungen gehemmt, der Geist der Privatunternehmungen gelähmt, der Strom der Einwanderung, so wesentlich für die Wohlfahrt des Landes und die Verbindung mit Britannien, hat zu fließen aufgehört, während das allgemeine Verwaltungssystem für ungenügend erklärt ist. Nach aufmerksamster und sorgfältigster Erwägung der Lage dieser Provinzen und ihrer beiderseitigen Bedrängnisse sind Ihrer Majestät Räthe zu dem Schlusse gelangt, daß durch deren Wiedervereinigung allein diese Bedrängnisse gehoben werden können. Während der letzten Session des Reichsparlaments unterließ man es allerdings, eine alsbaldige Gesetzgebung in dieser Hinsicht zu betreiben; aber die Zögerung desselben entsprang aus keinem Zweifel hinsichtlich des Princips der Maaßregel oder ihrer Nothwendigkeit. Sie entsprang einzig aus dem Wunsche des Parlaments, sich vollständiger über die Ansichten der Legislatur von Ober-Canada zu unterrichten und überhaupt Data zu sammeln, mit deren Kenntniß die Details der Maaßregel den Einwohnern beider Provinzen genehmer gemacht werden könnten. Jetzt ist die Zeit gekommen, über die hinaus eine Beilegung der Sache nicht verschoben werden kann. In Nieder-Canada ist es unerläßlich, einen sichern und praktikablen Rückweg zu einer constitutionellen Regierung anzubahnen, und insoweit man die Gesinnungen der dortigen Einwohner kennen lernen konnte, findet der Plan der Wiedervereinigung Beifall. In Ober-Canada ist es nicht minder nöthig, daß die Provinz in den Stand gesetzt werde, ihre Finanzverlegenheiten zu schlichten und ihre natürlichen Hülfsquellen weiter zu entwickeln. Diese obere Provinz ist zur Zeit0180 offenbar unvermögend, ihre pecuniären Verbindlichkeiten durch eine große Vermehrung ihrer örtlichen Einkünfte zu decken. Aber so lange Nieder-Canada unter seiner jetzigen Regierungsform bleibt, kann keine der beiden Provinzen über die einzige Quelle verfügen, aus der jene Vermehrung der Einkünfte sich schöpfen läßt. Ja sogar wenn die Wiederherstellung einer Repräsentativverfassung in Nieder-Canada ohne die Union möglich wäre, würde die Stellung dieser Provinz auch dann nicht sehr gebessert seyn; denn die Erfahrung hat gezeigt, wie schwer es ist, für eine von hier (Ober-Canada) aus angerathene Aenderung der Zollgesetze die Zustimmung der unteren Provinz zu erlangen. Ober-Canada hat sich in Werke eingelassen, die dem Unternehmungsgeist und dem Gewerbfleiß seiner Bewohner zur höchsten Ehre gereichen. Die öffentlichen Bauten, die es vollendet oder angefangen hat, sind in einem Sinn aufgefaßt, der die schönsten Erfolge verdient. Aber eine Vermehrung der Mittel ist unentbehrlich, wenn der Ruin einiger dieser Werke abgewendet, die Vollendung anderer gesichert werden soll. Doch das allein wird nicht hinreichen; Nieder-Canada hat den Schlüssel zu allen diesen Verbesserungen in seinen Händen. Ohne seine Mitwirkung, für welche die darauf hinweisende Natur so viel gethan, und diese obere Provinz so große Opfer gebracht hat, müßten die Unternehmungen der letztern ins Stocken gerathen, und die Entwicklung der großen natürlichen Hülfsquellen, mit denen die Hand der Vorsehung dieses ganze Land so reich gesegnet, würde behindert seyn und bleiben. Um alle diese Schwierigkeiten zu heben, die Finanzklemmen Ober-Canada's zu erleichtern, es zur Vollendung seiner öffentlichen Werke und zur Entwicklung seiner landwirthschaftlichen Interessen zu befähigen, um eine constitutionelle Regierung für Nieder-Canada herzustellen, eine feste, unparteiische und kräftige Verwaltung für beide Provinzen zu begründen und die Bevölkerung derselben in Einem gemeinsamen Gefühl der Anhänglichkeit an das brittische Mutterland und an brittische Institutionen zu verknüpfen, wird die Wiedervereinigung der beiden Colonien von Ihrer Maj. Regierung gewünscht, und diese Maaßregel allein, wenn auf gerechte Grundsätze basirt, scheint den Erfordernissen der Sachlage zu entsprechen. Diese Grundsätze nach den Ansichten der Räthe Ihrer Maj. sind: gerechte Berücksichtigung der Ansprüche der einen und der andern Provinz bei Festsetzung der Bedingungen der Union, Aufrechthaltung der drei Stände der Provinciallegislatur, Festsetzung einer permanenten Civilliste zur Sicherung der Unabhängigkeit der Richter, der nöthigen Freiheit im Handeln für die Executivgewalt und zur Feststellung eines örtlichen Verwaltungssystems, wie es den Bedürfnissen des Volks angemessen ist. Mit Vergnügen hat Ihrer Maj. Regierung vernommen, daß über die Frage der Wiedervereinigung selbst das obercanadische Assemblyhaus in seiner vorigen Session sich entschieden günstig ausgesprochen hat, und dem Generalstatthalter bleibt jetzt nur noch übrig, dasselbe einzuladen, daß es auch zu den Einzelbestimmungen, unter denen die Union vor sich gehen soll, seine Zustimmung ertheile. Der vorjährige Entscheid der Assembly war allerdings von einigen Rathschlägen begleitet, denen die Regierung nicht beitreten konnte, aber der Generalstatthalter zweifelt nicht, daß dieselben unter den veränderten Umständen nicht werden erneuert werden. Dem Reichsparlament, geleitet von seiner genauen Kenntniß constitutioneller Gesetze, und frei von dem einseitigen Einfluß örtlicher Gesinnungen und Interessen, wird es zustehen, die Details der Maaßregel anzuordnen. Der erste der Einzelpunkte der Wiedervereinigung, für die der Generalstatthalter die Beistimmung des Assemblyhauses wünscht, ist die gleiche Vertretung beider Provinzen in der vereinigten Legislatur. In Anbetracht der Seelenzahl von Nieder-Canada möchte es scheinen, daß dieser Vorschlag jene Provinz in eine minder günstige Stellung als Ober-Canada bringe; aber unter den dermaligen Umständen dieser oberen Provinz, bei der zunehmenden Bevölkerung, die durch Einwanderung für sie zu erwarten ist, und mit Berücksichtigung der Handels - und Agriculturbetriebsamkeit ihrer Bewohner erscheint eine gleichmäßige Vertheilung der Repräsentation als wünschenswerth. Die zweite zu treffende Stipulation ist die Bewilligung einer ausreichenden Civilliste, aus den schon oben angegebenen Gründen. Bei Bestimmung des Betrags derselben darf das Assemblyhaus versichert seyn, daß die aus ihr zu bezahlenden Beamtensalarien und sonstigen Ausgaben von I. Maj. Regierung mit strengster Rücksicht auf Sparsamkeit und den Zustand der Provincialfinanzen berechnet werden sollen. Drittens, ist der Generalstatthalter bereit, dem Reichsparlament vorzuschlagen, daß von der jetzigen öffentlichen Schuld Ober-Canada's so viel, als für öffentliche Werke von allgemeiner Nützlichkeit contrahirt worden, nach erfolgter Union auf die gemeinsamen Staatseinkünfte der vereinigten Provinz geworfen werde, was bei den Vortheilen, die auch Nieder-Canada aus denselben zieht, als billig erscheint. Auf diesen Grundlagen kann, nach der Ansicht des Generalstatthalters, eine Wiedervereinigung beider Provinzen bewerkstelligt werden, die in ihren Bestimmungen billig gefaßt und befriedigend, in ihren Resultaten für alle Classen wohlthätig seyn dürfte. Ueber diese Botschaft erfolgten, wie schon erwähnt, zwar noch einmal, wie in voriger Session, heftige Debatten im Assembly-Haus, doch wurden derselben günstige Beschlüsse mit großer Stimmenmehrheit angenommen, dem Generalstatthalter eine Danksagung votirt, und beschlossen, tausend Abdrücke der Botschaft vertheilen zu lassen. Der während der beiden canadischen Aufstände als eifriger Loyalist oft genannte, eben für diesen Eifer von der Königin mit der Ritterwürde belohnte Sir Allan Macnab hatte sich anfangs geweigert, sich wieder zum Sprecher des Assembly-Hauses wählen zu lassen, weil das Haus in letzter Session ihm die gewünschte Absendung als Commissär nach Großbritannien verweigert, worin er einen Mangel persönlichen Vertrauens wahrnehmen wollte; indeß ließ er sich am Ende seine Wiedererwählung gefallen.

Die Anlehen der amerikanischen Staaten.

1. Rückblicke auf die Vereinigte-Staaten-Bank.

* Die Lage des Handels in den Vereinigten Staaten, die Stellung der Banken und die Angelegenheit der in Europa gemachten Anlehen haben allmählich eine Wendung genommen, wodurch sie auf die innere Politik des ganzen Landes und auf die Verhältnisse der nördlichen und südlichen Staaten einen wesentlichen Einfluß üben müssen einen Einfluß, der wahrscheinlich die jetzigen Parteien, wenn auch nicht dem Namen, doch der Sache nach völlig umgestaltet. Der Antrag, die Schulden der einzelnen Staaten auf die Union zu übernehmen, und diese zum Garanten dafür zu machen, der neuauflebende Streit über den Tarif, der schon einmal die Union zu sprengen drohte, und der gedrückte Zustand des Handels überhaupt alles dieß hat einen innern Zusammenhang, und es wird aus dem Nachstehenden einleuchtend werden, wie die Vereinigte-Staaten-Bank, so lange sie noch in ihrer Wirksamkeit bestand, über alle diese schwärenden Wunden einen Schleier hinbreitete, den endlich ihr durch kein Auskunftsmittel mehr zu hindernder Fall zerriß. Daraus ergibt sich denn leicht, welchen großen Antheil fast ganz Amerika an dem Schicksal der Bank nehmen mußte, und gewiß haben selbst ihre bittersten Feinde, so weit0181 sie den Zusammenhang der Bank mit den politischen und commerciellen Verhältnissen Nordamerika's übersahen, ihrem Fall, der für den Wissenden schon seit sieben Jahren kein Geheimniß war, mit einer Art von Bangigkeit entgegengesehen. Die Laufbahn der Vereinigten-Staaten-Bank war seit sieben Jahren eine Finanzschwindelei, wie die Welt seit Laws Zeiten keine mehr erlebte, und die Handelswelt verdankte es dem entschlossenen, rechtlichen Benehmen des Generals Jackson, daß das Uebel nicht noch viel tiefer fraß, wenn er gleich aus Rücksicht für das Wohl seines Vaterlandes nicht alsbald den Schleier ganz lüften konnte. Der Grund, weßhalb Jackson seit dem Jahr 1832 die Bank so schonungslos, auf eine in Europa so unbegreifliche Weise anfiel, lag darin, daß er sie schon zu jener Zeit als bankerott erkannte.

General Jackson verfolgte bekanntlich den Plan, sein Land ganz von Schulden frei zu machen, und gab im Jahr 1832 Befehl, 2,700,000 Dollars dreiprocentige Obligationen zurückzuzahlen; die Bank der Vereinigten Staaten, welche damals noch diesen Titel mit Recht führte, indem alle Gelder des Staats in ihr niedergelegt wurden, sollte diese Summe in zwei Terminen, am 1 Julius und am 1 October, auszahlen, was sie um so eher konnte, als sie damals 11,600,000 D. Staatsgelder in Verwahrung hatte. Biddle eilte auf die Nachricht hievon nach Washington, und stellte der Regierung vor, daß es bei den bedeutenden Vorschüssen, die er den New-Yorker Kaufleuten zu machen pflegte, und bei der Nachsicht, die er mit den Zahlungen habe*)In Nordamerika werden die Zölle mit mehrmonatlichen Wechseln der Kaufleute bezahlt, und wurden oft erneuert, was begreiflich eine große Erleichterung ist., besser seyn würde, wenn man die Zahlung der Dreiprocents um drei Monate verschiebe; die Bank wolle dagegen dem Staate die Zinsen ersetzen. Dagegen hatte Jackson nichts einzuwenden, und aus Rücksicht für die New-Yorker Kaufleute ward die Zahlung verschoben. Wie erstaunte er aber nicht, als er vernahm, daß nicht nur die New-Yorker Kaufleute strenger als je zu den Zahlungen an die Regierung angehalten wurden, sondern daß auch die Bank einen Agenten nach England schickte, um durch das Haus Baring und Lin mit den Inhabern der dreiprocentigen Papiere um einen Zahlungsaufschub von einem oder mehr Jahren zu unterhandeln, und zu dem Ende bei dem genannten Bankierhause sich einen Credit von fünf Millionen Dollars zu eröffnen. Die nähern Umstände dieses Vorfalls finden sich im Washington Globe vom 4 Nov. vorigen Jahres, und wir brauchen sie hier nicht näher anzuführen. Genug, Jackson hatte erkannt, daß die Vereinigte-Staaten-Bank, in welcher sämmtliche Staatsgelder niedergelegt wurden, insolvent sey, und von diesem Augenblick an brach er die Verbindung mit ihr ab. Das Benehmen Jacksons ist demnach völlig erklärt und gerechtfertigt, und es ergibt sich hieraus, wie thöricht oder lügenhaft die Behauptung der Vertheidiger der Vereinigten-Staaten-Bank ist, daß, während sie mit dem Staat eng verbunden gewesen, die financiellen Erschütterungen nicht statt gefunden hätten, die später sich so oft erneuerten. Sie fanden nicht in gleichem Umfang statt, weil die Bank durch die Staatsgelder und ihre durch den Staatscredit gestützten Papiere stets die Mittel in der Hand hatte, ihre Verlegenheiten zu verbergen.

Die Thatsache, daß die Insolvenz der Vereinigten-Staaten-Bank schon im Jahr 1832 wirklich bestand, zeigt nicht nur, warum der Streit zwischen ihr und der Regierung mit einer so maaßlosen Erbitterung geführt wurde, indem es sich um die Existenz der Bank handelte, sondern er drückt auch allen ihren spätern Operationen den Stempel einer vorbedachten Schwindelei und des Betrugs auf. Man hat der Vereinigten-Staaten-Bank vor und nach ihrer Zahlungssuspension ein starkes Sündenregister vorgehalten, die ganze Schwere desselben begreift man aber erst, sobald man weiß, daß ihre Insolvenz aus einer viel frühern Zeit datirt, als man gewöhnlich angenommen hat, und daß die mannichfachen Formen, welche ihre Operationen angenommen haben, immer nur neue Auskunftsmittel waren, um aus der einen Verlegenheit hinauszukommen und ihr Daseyn noch etwas länger zu fristen. Man kann der Vereinigten-Staaten-Bank einen sehr großen Theil der Schuld zumessen, daß in Nordamerika Industrie und Handel auf eine so schwindelhafte Weise betrieben wurden. Kaum war ihre Trennung vom Staate wegen ihrer der Regierung, doch nicht dem ganzen Publicum bekannten Insolvenz vollendet, so sah man ihre Papierausgabe mit einemmal auf eine bisher beispiellose Weise sich vermehren. Dieß war wohl kein freiwilliger, sondern ein gezwungener Schritt, um ihre Verbindlichkeiten gegen die Regierung zu decken, und dieses schlimme, von den übrigen Banken nur allzu rasch befolgte Beispiel führte die Krise des Jahres 1837 herbei. Ihr nächster Schritt war, um die daraus entspringenden Verlegenheiten zu decken, daß sie, angeblich um die New-Yorker Kaufleute zu unterstützen, Postnoten in zwölf Monaten zahlbar ausgab, und sich diese theils mit Geld, theils mit Wechseln auf kurze Sicht bezahlen ließ. Dann benützte sie die Zahlungseinstellung der übrigen Banken, um dieß gleichfalls zu thun, und unter diesem Deckmantel die Papierausgabe fortzusetzen und noch zu erweitern. Zugleich begann sie ihre Baumwollenspeculationen: sie kaufte Baumwolle in Amerika gegen Postnoten auf, schickte die Baumwolle nach Liverpool, zog Wechsel auf England für diese Baumwolle, und da diese leichten Abgang fanden, so verkaufte sie immer fort Wechsel auf London in Amerika. Als dieß nicht mehr ging, kaufte sie, abermals gegen Postnoten, in Amerika Canal - und Eisenbahnactien auf, um diese auf dem Londoner Geldmarkt abzusetzen. Dieß dauerte fort, bis endlich Postnoten in Amerika nur gegen den ungeheuern Preis von 18 Procent und Wechsel und Actien der Vereinigten Staaten in London und auf andern Geldmärkten des Continents gar nicht mehr anzubringen waren.

Dieß Verfahren kann man, wenn nicht offenbaren Betrug, doch berechnete Schwindelei nennen, und namentlich ist Grund zu der Vermuthung vorhanden, daß die Vereinigte-Staaten-Bank sich in so maßlose Speculationen einließ, nur um eine möglichst große Zahl von Einzelnen und Corporationen von von Kaufleuten, Banken und Staaten an ihr Schicksal zu knüpfen, damit alle diese ein Interesse dabei hätten, sie nicht fallen zu lassen. Dieß ist ihr auch bis zu einem gewissen Grade gelungen, denn noch jetzt kommen in ihrer Bilanz Papiere von einzelnen Staaten der Union zum Belauf von 53 Mill. Dollars vor, und von dem Werthe dieser Papiere hängt die gute oder schlechte Liquidation der Bank, falls es zu einer offenbaren Liquidation kommt hauptsächlich ab. In dieser Verbindung der einzelnen Staaten mit der Vereinigten-Staaten-Bank liegt auch hauptsächlich der Grund, weßhalb aller Verkauf amerikanischer Staatspapiere in England auf die Nachricht von der Zahlungseinstellung jener Bank plötzlich still stand. Niemand wußte, ob er hinsichtlich die Staatspapiere, die er in Händen hatte, an den Staat, der sich dadurch als Schuldner anerkannte, oder an die Bank, die der Generalagent für fast alle diese Anlehen gewesen war, zu halten habe. Die Papiere fielen nicht im Werthe, sie waren aber plötzlich unverkäuflich. Die Connivenz des Staates Pennsylvanien war in dieser Beziehung ein böses Omen. Schon lange vor der Zahlungseinstellung0182 hatte die Regierung von Pennsylvanien nicht auf den gesetzlichen öffentlichen Rechnungsablagen der Bank bestanden; diese sollten monatlich abgelegt worden, und nie ist eine erschienen. Auch nach der Zahlungseinstellung geschah deßhalb von Seite der Regierung kein Schritt, was um so auffallender ist, da diese in den Händen der Locofoco-Partei, also der Gegner der Banken war. Ein Correspondent der Times, ein Freund der Banken, macht hierüber die Bemerkung: wird die Regierung durch legislative Maaßregeln die Vereinigte-Staaten-Bank und die andern Bankinstitute zwingen, ihre Freibriefe abzugeben, oder alsbald die Baarzahlungen wieder aufzunehmen? Ich bin kein Wahrsager, möchte aber doch trotz alles ihres lauten Geschwätzes prophezeyen, daß von der Regierungspartei keine Zwangsmaaßregeln werden angewendet werden. Was läßt sich hieraus für ein anderer Schluß ziehen, als daß der Staat Pennsylvanien mit der Vereinigten-Staaten-Bank so tief verflochten ist, daß er nicht als ihr Gegner auftreten kann, obgleich eine den Banken feindliche Partei am Ruder ist, und das Gesetz in Ausführung zu bringen gehalten wäre? Uebrigens muß sich dieß in Kurzem zeigen: die Bank hat im Anfang Octobers vor. Jahrs ihre Zahlungen eingestellt, und nach dem zehnten Artikel ihres Freibriefs muß der Gouverneur des Staats diesen für erloschen erklären, sobald die Bank drei Monate nach Einstellung ihrer Baarzahlungen nicht ihre Noten, Wechsel oder Deposition baar einlöst. Zudem ist im Januar auch die Bankdividende fällig, und nach demselben Freibrief darf sie im Fall einer Einstellung der Baarzahlungen keine Dividende auszahlen. Wir werden also in wenigen Wochen sehen, ob, wie ein Freund der Bank anfangs versicherte, die Einstellung der Baarzahlungen nur temporär, oder ob die Bank wirklich, wie alle Umstände vermuthen lassen, gänzlich insolvent ist. Die Vertheidiger derselben sind in neueren Zeiten sehr kleinlaut geworden, denn die Liquidation ist fast unvermeidlich geworden, da die Bank, auch wenn sie minder zahlungsunfähig wäre, als sie zu seyn scheint, doch wegen des einmal erwachten Mißtrauens dem Andrang der Zahlungsfordernden nicht widerstehen könnte, denn abgesehen von der Zahlungseinstellung selbst haben namentlich zweierlei in London und in Amerika ausgegebene Bilancen der Bank, die um eine Summe von mehr als 20 Mill. Dollars differiren, das Mißtrauen im höchsten Grade rege gewacht, und die Preise, die man in London für Erneuerung von Wechseln zahlte, und die sich auf 21 Proc. beliefen, waren begreiflicherweise nicht geeignet, daß Mißtrauen zu vermindern.

Kommt es, wie kaum zu zweifeln, zur Liquidation, so muß das ganze Spiel der amerikanischen Anlehen mit an den Tag kommen. Die, welche hauptsächlich daran Antheil hatten, und denen die öffentliche Meinung nicht immer reine Hände zuschreibt, sind Whigs, die Gegner der jetzigen Regierung und die Vertheidiger der Banken, der Anlehen und der engern Verbindung mit Europa, namentlich England. Diese sind geneigt, die gemachten Anlehen sämmtlich anzuerkennen, die Interessen zu bezahlen, möchten aber gern die Garantie der Vereinigten Staaten dafür Europa gegenüber haben; sie sind Freunde dessen, was in Amerika internal improvement nennt, und da die Unionsregierung diese Inprovements nämlich Straßen, Canäle, Eisenbahnen, nicht auf Kosten der Union in den einzelnen Staaten unternehmen wollte, so haben die Regierungen dieser letztern die Anlegung solcher Communicationswege selbst übernommen, und zu dem Ende ungeheure Summen, theils in Amerika, theils in Europa aufgenommen. Diese Summen betragen nach genanen Berechnungen etwas über 183 Millionen Dollars. Jetzt sind diese Staaten, da die meisten diese Straßen und Canäle noch nichts abwerfen, nicht mehr im Stande, ihre Schuldenlast zu tragen und ihre Verbindlichkeiten zu erfüllen, und jetzt soll wieder die Unionsregierung angegangen werden, um mit ihrem Credit einzuschreiten, und somit indirect zu thun, was sie früher direct zu thun verweigert hatte. Die Locofocos oder Demokraten dagegen sind einer solchen Garantie geradezu entgegen, und wollen die Anlehen ihrem Schicksal überlassen, da sie, wie sie sich ausdrücken, die Union nicht für die Schwindeleien einzelner Regierungen verantwortlich machen, und nicht Amerika an Europa verpfänden wollen. Ganz unterliegen kann die Regierungspartei nicht, die Betrügereien der Vereinigten-Staaten-Bank, ihre schon seit mehrern Jahren evidente Insolvenz sind bekannt und sprechen für sie; ob sie aber einen vollständigen Sieg erfechten wird, ist ebenso zweifelhaft. Eine Entscheidung liegt in dem Ausgang des gegenwärtigen Streits über die Wahlen im Congresse, und eben dieser ist Ursache, daß die Botschaft nicht an dem gewöhnlichen Tage erlassen worden ist.

[191-92] Todes - Anzeige.

Am 13 dieses Monats verschied dahier nach fünfmonatlicher Krankheit, im 67sten Lebensjahre, unsere theure Mutter und Schwester Amalie v. Wintzingeroda, geborne v. Motz.

Auswärtigen Verwandten und Freunden widmen wir diese Anzeige. Hanau, den 14 Januar 1840.

Die hinterbliebenen Kinder und Geschwister.

[183-85] Eisenbahn von Venedig nach Mailand.

Die Direction der Venetianer-Mailänder-Eisenbahngesellschaft hat die Ehre, die HH. Besitzer von Interimsscheinen zu benachrichtigen, daß vom 1sten Februar an die fünfte halbjährige Zinsenrate, nämlich vom 1 August vorigen Jahres bis 31 laufenden Monats auf das bis jetzt erhobene Capital ausbezahlt wird.

Die Zinsenerhebung kann sowohl bei den Cassen der Direction in Venedig oder Mailand geschehen, als auch zur größern Bequemlichkeit der HH. Actionnäre bei den beiden Agentschaften, in Wien bei HH. J. G. Schuller und Comp., und in Augsburg bei Hrn. G. Chr. Baur.

Zu diesem Behufe müssen die ursprünglichen Actionnäre oder deren Cessionnäre die Interimsscheine ausliefern, damit auf der Rückseite derselben die nöthige Anmerkung gemacht werden könne. Venedig, den 8 Januar 1840.

Die Direction der Gesellschaft.

Section von Venedig: Giuseppe Reali.

Francesco Zucchelli.

Pietro Bigaglia.

Cav. Giacomo Treves dei Bonfili.

Nob. Spiridione Papadopoli.

G. B. Breganze, Segret.

Section von Mailand: Gaspare Porta.

Antonio Carmagnola.

Paolo Battaglia.

Francesco Decio.

Giambattista Brambilla.

E. Dott. Campi, Segret.

In Bezug auf obige Bekanntmachung wird Unterzeichneter die Zahlung der bis Ende dieß fälligen Zinsen auf den Betrag der bis jetzt von den Actionnären eingelieferten Summe leisten.

Die HH. Besitzer von Interimsscheinen können diesen Anlaß benützen, um zugleich die Anzeige zu machen, daß sie mittelst Cession deren Eigenthümer geworden sind, indem es die Agentschaft auf sich nimmt, diese Anzeige in Folge des §. 14 der Statuten an die resp. Directionssection in Venedig oder in Mailand gelangen zu lassen.

Augsburg, den 18 Januar 1840.

G. Chr. Baur.

[179-81] Gant-Proclama.

Das königl. Landgericht Weilheim hat durch Erkenntniß vom 31 März 1837 in dem Schuldenwesen des Kloster-Realitätenbesitzers Abraham Renner zu Polling den Universal-Concurs erkannt.

Nachdem dieses Erkenntniß nicht nur durch das Erkenntniß des königl. Appellationsgerichts für Oberbayern vom 14 April 1838 bestätigt worden ist, sondern auch durch das Erkenntniß des königl. Oberappellationsgerichts als die höchste Justizbehörde des Königreichs Bayern vom 3 December 1839 die letztinstanzliche Bestätigung erlangt hat, so werden hiemit nach bayerischer Gerichtsordnung, Cap. 19 §. 4 die gesetzlichen Edictstage festgesetzt, und zwar I. Zur Anmeldung der Forderungen und deren gehörigen Nachweisung auf Freitag den 6 März 1840.

II. Zur Vorbringung der Einreden gegen die angemeldeten Forderungen auf Freitag den 1 Mai 1840.

III. Zur Schlußverhandlung auf Freitag den 29 Mai 1840, und zwar bis 12 Junius 1840 einschlüssig für die Replik, und bis 26 Junius 1840 einschlüssig für die Duplik, jedesmal Morgens 8 Uhr.

Es werden sonach hiezu sämmtliche unbekannte Gläubiger des Gemeinschuldners hiemit öffentlich unter dem Rechtsnachtheile vorgeladen, daß das Nichterscheinen am ersten Edictstage die Ausschließung der Forderungen von der gegenwärtigen Concursmasse, das Nichterscheinen an den übrigen Edictstagen die Ausschließung mit den an denselben vorzunehmenden Handlungen zur Folge habe.

Hiebei werden alle diejenigen, welche irgend etwas von dem Vermögen des Gemeinschuldners in Handen haben, bei Vermeidung des nochmaligen Ersatzes aufgefordert, solches unter Vorbehalt ihrer Rechte bei Gericht zu übergeben.

Concl. 11 Januar 1840.

Der königl. Landrichter.

Baur.

[145-49] Herzoglich Nassauisches, vom Staate garantirtes Anlehen von Zwei Millionen 600,000 fl.

Ziehungsanfang den 1, Ende den 3 Februar.

Gulden sieben und achtzig Tausend, vertheilt in Treffer von 45,000, 9000, 2000, 1000, 400, 200, 100 fl. etc. etc. bis abwärts 27 fl., werden in dieser Ziehung erlangt.

Unterzeichnetes Handlungshaus erläßt Loose à 3 fl. 30 kr. pr. Stück, und gibt Abnehmern von fünf Loosen ein sechstes gratis. Listen werden pünktlich zugesandt.

Julius Stiebel, Bankier in Frankfurt a. M.

[154-55] Vente publique d'Estampes à Vienne (Autriche) le 16 Mars proch. et jours suivans.

La 4me (dernière) Partie de la belle et intéressante Collection d'Estampes et d'autres Ouvrages d'Arts delaissés par feu Mr. Franç. Xavier Stöckl, ci-devant Antiquaire et Marchand de beaux Arts à Vienne.

(Noms de quelques Maîtres: Baillie, Desnoyers, les Ghisi, Masson, Morin, Rembrandt, Ribera, Soutman, Strange, Vliet, Wille etc.)

De plus: Quelques Planches gravées, Nombre de Portraits divers, Dessins originaux, Livres d'Arts etc.

Le Catalogue se distribue gratis chez les Soussignés (qui se chargent aussi de Commissions) et à l'Etranger chez les principaux Marchands de beaux Arts.

Artaria & Comp.

Rue Kohlmarkt, Nr. 1151 à Vienne.

0184

[5643]

In meinem Verlag erscheint so eben und ist durch alle Buchhandlungen des In - und Auslandes zu beziehen: Kathâ Sarit Sâgara.

Die Mährchensammlung des Sri Somadeva Bhatta aus Kaschmir.

Erstes bis fünftes Buch.

Sanskrit und Deutsch herausgegeben von Dr. Hermann Brockhaus.

Gr. 8. geh. 8 Thlr.

Diese anziehende und für die Geschichte der Litteratur wichtige Sammlung indischer Mährchen und Erzählungen erscheint hier zum erstenmal aus den Handschriften gedruckt.

Leipzig, im December 1839.

F. A. Brockhaus.

[172] Für Geognosten

ist so eben erschienen: Dr. H. B. Geinitz, Charakteristik der Schichten und Petrefakten des sächsischen Kreidegebirges. Erstes Heft: Der Tunnel bei Oberau, in geognostischer Hinsicht, und die dieser Bildung verwandten Ablagerungen zwischen Oberau, Meißen und dem Plauenschen Grunde bei Dresden. Mit 9 Steindrucktafeln in klein Folio. br. 2 Thlr. oder 3 fl. 36 kr. rhn. und in allen namhaften Buchhandlungen, in Augsburg in der K. Kollmann'schen Buchhandlung, zu bekommen.

Arnold'sche Buchhandlung.

[41] Compagnon wird gesucht.

Zu einem im besten Fortgange begriffenen litterarischen Geschäfte, womit Druckerei - und Verlagsgeschäfte jeder Art in Verbindung gebracht werden können, und das sich mit 10,000 bis 15,000 fl. rentirt, wird ein Compagnon mit einer Einlage von 20,000 fl. Reichsw. gesucht. Offerte beliebe man unter der Adresse A. B. Z. an die Expedition der Allg. Zeitung zu senden.

[214-15] K. bayer. privilegirte Milly - Kerzen

von Johann Lorenz Schäzler in München, die nicht geputzt zu werden brauchen und frei von allen schädlichen Substanzen sind, werden in München von der Fabrik selbst, Frauenhoferstraße Nr. 7, und in Augsburg von der Joh. Lor. Schäzler'schen Waarenhandlung zu 48 kr. im 24 Guldenfuße pr. Paket, jedoch in nicht kleineren Partien als von 25 Paketen, abgegeben.

[199-201] Wirthschafts - Verpachtung.

Für das neuerrichtete Curhaus der Kaltwasserheilanstalt zu Alexanderbad wird, nachdem eine reale Gastgerechtigkeit zur Aufnahme und Bewirthung für Curgäste und ihre Angehörigen erlangt ist, ein Pächter gesucht.

Das vorhandene Wirthschaftsinventarium wird gegen eine angemessene Caution zur Disposition gestellt, und die Wirthschaft am 1 Mai eröffnet.

Die nähern Bedingungen sind mündlich oder in frankirten Briefen bei dem Unterzeichneten zu erfragen.

Wunsiedel in Oberfranken Bayerns, den 16 Januar 1840.

Dr. Finentrohen, Landgerichts - und Badearzt.

[173] Für Oesterreich.

Folgende interessante Aufsätze: Oesterreichische Gesellschaft und Aristokratie. Eugen von Boeöthy und der Bischof von Großwardein. Berichte über die ungarische Litteratur. Oesterreichisches Culturleben (Geistlichkeit, Schulwesen). Oesterreichs Litteratur von St. Thurm. Die Verhältnisse der Protestanten in Ungarn. Aus Wien u. s. w. befinden sich im Freihafen.

4 Quartalhefte. 8. Altona, Hammerich, geh. à 1 1 / 2 Rthlr. oder 2 fl. 42 kr. rhein.

Der Freihafen ist in ganz Deutschland und in allen Buchhandlungen Oesterreichs und Ungarns (in Augsburg in der K. Kollmann'schen Buchhandlung) zu haben.

[109] Für Gebildete.

Bei C. A. Wolff in Berlin ist erschienen und in allen Buch - und Kunsthandlungen zu haben: Hegels Portrait.

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de Wette's Portrait.

In Kupfer gestochen. Preis 15 Sgr.

L. Ernst, Genrebilder. Drei Novellen: Liebesleid Die Hand des Sohnes. Kunst und Kritik. 381 Seiten. geh. 1 1 / 2 Rthlr.

Sämmtliche drei Erzählungen haben sich in den achtbarsten und gelesensten Litteraturzeitungen des ungetheiltesten Beifalls zu erfreuen gehabt. In der ersten Erzählung gewinnt uns der Verfasser durch heitern Scherz, in der zweiten durch tragischen Ernst und in der dritten durch theoretische Darlegung eines geläuterten Kunstsinnes. Freunde schöngeistiger Unterhaltung wollen doch ja sich diese Genrebilder zur Ansicht verschaffen.

[56] Neue Italienische Sprachlehre.

Bei Th. Chr. Fr. Enslin in Berlin ist so eben erschienen, und in allen Buchhandlungen zu haben: Praktische Italienische Sprachlehre oder leichtfaßlicher Unterricht in der italienischen Sprache, nach den einfachsten, durch viele Beispiele erläuterten Regeln, nebst deutschen und italienischen Uebungen.

Zum Schul - und Privatgebrauch von Dr. August Ife, Lehrer der italienischen und franz. Sprache und Litteratur in Berlin.

20 Bogen im größten Octavformat; brosch. 21 gr.

Dem Titel entsprechend hat der durch seine übrigen litterarischen Arbeiten rühmlichst bekannte Hr. Verfasser der hier angezeigten italienischen Sprachlehre besonders den praktischen Theil derselben vor Augen gehabt, ohne jedoch dabei den theoretischen unbeachtet zu lassen. Die eben so bestimmt als klar vorgetragenen Regeln sind von mustergültigen Beispielen begleitet, und jede derselben durch an den Rand gedruckte Buchstaben so deutlich bezeichnet, daß der Lernende sie nicht bloß leicht auffassen, sondern selbige bei Uebersetzung der deutschen Aufgaben auch richtig anzuwenden wissen wird. Sehr zweckmäßig hat der Verf. in den italienischen Uebungen auf die wichtigsten Regeln der Syntax hingewiesen, und hierdurch, so wie durch ein angehängtes Namen - und Sachregister, seinem Lehrbuch gewiß einen wesentlichen Vorzug vor den meisten andern italienischen Sprachlehren gegeben. Da sich nun diese Grammatik auch durch schönen und correcten Druck sehr empfiehlt, so dürfte sie wohl bald gerechte Anerkennung und hoffentlich auch den ihr zu wünschenden Eingang in Schulen und Erziehungsanstalten finden, für welche die Verlagshandlung, bei dem ohnehin höchst mäßigen Preise, noch außerdem besondere Vortheile zu gewähren sich bereit erklärt.

[186]

Im Laufe dieses Jahres erscheint in unterzeichnetem Verlage eine Christliche Moral in deutscher Sprache von Dr. Joseph Ambr. Stapf, k. k. Professor der Moral und Erziehungskunde, F. B. Consistorial-Rathe und Ehrendomherrn zu Brixen in Tyrol.

Die günstige Aufnahme, welche dem lateinischen Werk Compendium theologiae moralis, in 4 vol. in vier bald aufeinander folgenden Auflagen zu Theil wurde, veranlaßten den hochw. Hrn. Verfasser, auch eine Moral in deutscher Sprache herauszugeben, nicht als bloße Uebersetzung, sondern hinsichtlich der äußern Form und Einrichtung ganz neu bearbeitet.

Der erste Band ist bereits unter der Presse, der zweite und dritte Band werden ehestens folgen.

Innsbruck, im Januar 1840.

Wagner'sche Buchhandlung.

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TextAllgemeine Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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