PRIMS Full-text transcription (HTML)
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 24.
24 Januar 1840.
0185

Spanien.

(Phare des Pyrenées vom 16 Jan.) Ein Schreiben aus Mas de las Matas vom 10 Jan. meldet, daß es mit Cabrera's Gesundheit besser gehe, und daß man ihn nach Morella gebracht habe.

Großbritannien.

Eine Beilage der amtlichen Gazette vom 15 Jan. zeigt an, daß der Hof wegen des Ablebens der verwittibten Landgräfin von Hessen-Homburg, der Tante Ihrer Maj. von väterlicher Seite, Trauer anlegt, volle bis zum 2 Februar, von da an bis zum 9 Febr. Halbtrauer.

Am Tage vor der Parlamentseröffnung gaben die Minister Viscount Melbourne und Lord J. Russell Staatsdiners, bei denen die Thronrede vorläufig gelesen wurde; ersterer hatte gegen 30 Pairs, letzterer den Sprecher und eine große Anzahl Unterhausmitglieder, meist solche die in Dienstverband zur Regierung stehen, bei sich versammelt. Gleichzeitig hielten auch die Leiter der conservativen Partei in den beiden Parlamentshäusern, Wellington und Peel, zahlreiche Versammlungen respectiver Mitglieder in ihren Wohnungen, nachdem zuvor bei Sir R. Peel eine gemeinsame Conferenz stattgefunden, welcher der Herzog von Wellington, Lord Aberdeen, Lord Ellenborough, Lord Stanley, Sir J. Graham, Sir H. Hardinge, Hr. Goulburn und einige andere angesehene Tories beiwohnten. Hier wurde, dem Standard zufolge, beschlossen, kein Amendement zur Unterhausadresse vorzuschlagen, falls nicht ein unvorgesehener Umstand es nöthig mache; doch setzt das Toryblatt hinzu vermuthet man, daß Sir R. Peel nächstens eine Motion stellen wird, welche die Stärke der Minister im Hause der Gemeinen erproben muß.

Die Adressedebatten in beiden Parlamentshäusern wurden in den ersten Sitzungen derselben, am 16 Jan., beendigt, ohne daß von Seite der Opposition zu den ministeriellen Adreßentwürfen, welche bloße Paraphrasen der Thronrede waren, ein Amendement vorgeschlagen wurde, man müßte denn das Begehren des Herzogs v. Wellington so nennen, daß bei dem Glückwunsch des Oberhauses an Ihre Maj. zu deren Vermählung dem Namen des Prinzen Albert das Prädicat protestantisch vorgesetzt werde. Er für seine Person, sagte er, zweifle zwar keineswegs an dem Protestantismus des Prinzen, doch hätte in der amtlichen Ankündigung der Vermählung ausdrücklich desselben Erwähnung geschehen sollen, denn England sey ein protestantischer Staat, und die jetzige brittische Dynastie sey auf den Protestantismus gegründet. Der edle Herzog gab nicht undeutlich zu verstehen, daß die Nichterwähnung der Confession des königlichen Bräutigams aus Rücksichten des Ministeriums gegen O'Connell geschehen, und er wies auf einzelne dadurch veranlaßte Aeußerungen hin, die in Versammlungen irischer Katholiken gefallen sind, oder gefallen seyn sollen, nämlich daß Prinz Albert einer katholischen Familie angehöre, katholisch erzogen sey u. dgl. Wellington bemerkte dabei, er widme allem, was in Irland vorgehe, eine besondere Aufmerksamkeit, weil in diesem Lande der Ausspruch eines französischen Schriftstellers: En plein jour on ne conspire pas seine tägliche Widerlegung finde. Lord Melbourne antwortete, er hätte gehofft, daß über die vorgeschlagene Dankadresse an Ihre Maj. auch nicht ein Schatten von Meinungsverschiedenheit zum Vorschein kommen würde, und beklage daher, daß der edle Herzog eine Unterlassung rüge, die ihm als eine ganz geringfügige erscheine, denn ganz Europa wisse, daß der Gemahl der Königin von England einem Staatsgesetz zufolge Protestant seyn müsse, wie ganz Europa nicht minder wisse, daß Prinz Albert und seine Familie Protestanten seyen. Aus diesem Grund wollte sich der Premierminister der begehrten Einschaltung anfangs widersetzen, gab aber zuletzt nach, als er sah, mit welchem, zum Theil pathetischen Eifer andere Torypairs, z. B. der Graf v. Winchilsea, den angeregten Punkt urgirten. Lord Brougham (auf dessen Rede wir zurückkommen werden) kehrte, wie in der vorigen Session so oft, dem Hause zwei Frontseiten zu, indem er einerseits es lächerlich fand, daß die Pairs der Oppositionsseite sich mit so übertriebenem Eifer an die Förmlichkeit eines Wortes festklammerten, als erfreue sich das Reich solcher halcyonischen Tage, daß es sonst gar nichts zu sorgen und zu debattiren gebe; andrerseits aber, in einer beredten Schilderung des bedenklichen inneren Zustands von England und Irland, dem ministeriellen O'Connell und mittelbar dem Ministerium reichliche Sarkasmen zumaß. (S. den Brief.) Der Herzog v. Cambridge, den das Gerücht so lange als den künftigen Schwiegervater der Königin bezeichnet hatte, äußerte über den Prinzen Albert, er besitze alle Eigenschaften, nicht nur die Königin glücklich zu machen, sondern auch die Liebe des englischen Volks für sich zu gewinnen und für die Königin zu vermehren.

0186

Im Unterhaus wurden Writs zur Vornahme neuer Parlamentswahlen für folgende Orte erlassen: für die Stadt Edinburg, wegen Hrn. Macaulay's Eintritt ins Ministerium (seine Wiedererwählung ist wohl außer allem Zweifel); für Penryn und Falmouth, wegen der Beförderung des vormaligen Solicitor-General Hrn. Rolfe auf die Richterbank; für Southwark, wegen Hrn. D. W. Harvey's Anstellung bei der Citypolizei; für Newark, an die Stelle des Sergeant Wilde; für die irische Grafschaft Meath, wegen der Anstellung Hrn. Morgan O'Connells (des ältesten Sohnes von Daniel) als Registrar of Deeds in Irland; für die Grafschaft Denbigh, wegen des Ablebens Sir W. Wynn's; für Devonport, wegen Sir Ed. Codringtons Anstellung als Hafenadmiral von Portsmouth; für die Städte Birmingham und Beverley, wegen des Austritts der HH. Th. Attwood und Lane Fox. Lord J. Russells gestern erwähnter Antrag gegen Stockdale wurde mit 286 gegen 167 Stimmen bejahend entschieden (s. den Brief). Gegen halb 9 Uhr Abends erhob sich Hr. Cavendish, Mitglied für Ost-Sussex, und beantragte, von Sir W. Somerville unterstützt, in lobender Auseinandersetzung eine Adresse, die ein Wiederhall der Thronrede ist. Sir R. Inglis rügte es leise, daß die Minister unter den gegebenen Umständen der Königin gerathen, die Session in Person zu eröffnen, und machte dann hinsichtlich des in der Eröffnung an den geheimen Rath nicht erwähnten Protestantismus des Prinzen Albert eine ähnliche Ausstellung, wie Wellington im Oberhaus, ohne aber ein Amendement darauf zu bauen. Die auswärtigen Verhältnisse berührend, tadelte das Mitglied für die Universität Oxford die Stelle der Thronrede über die Pacification Spaniens, als durch Mittel herbeigeführt, die kein Ehrenmann gutheißen könne. Zugleich eiferte Inglis gegen den Opiumhandel mit China. Lord Palmerston antwortete, Spanien sey dadurch pacificirt worden, daß man den Basken das, von der Opposition des Hauses so oft dringend verlangte Zugeständniß ihrer Fueros gemacht habe. Die Rückkehr zum Gehorsam unter eine legitime Souveränin könne nimmermehr Verrath genannt werden, und er (Palmerston) sey bereit, falls eine eigene Motion in diesem Betreff gestellt werden sollte, die Uebereinkunft, welche Spanien den Frieden zurückgegeben, als Gentleman wie als Staatsdiener zu vertheidigen. Was China anlange, so sey die bezügliche Stelle der Thronrede nicht dahin zu verstehen, als solle der chinesischen Regierung das Recht bestritten werden, die Einfuhr irgend einer Waare in ihr Land zu verbieten und das Verbot in Kraft zu setzen. Sir R. Peel sprach für sich und im Namen der großen Partei, mit der er zusammenhandle, seinen herzlichen Glückwunsch zu der, auf Neigung und freier Wahl beruhenden Vermählung der Königin aus, welche hoffentlich mit dem Beispiel ihrer Tugenden auf ihre ganze Umgebung einwirken werde. (Hört!) Um das Ministerium, wenn auch ohne Amendement, doch nicht ohne Rüge durchschlüpfen zu lassen, tadelte Sir Robert unter Anderm die Nichterwähnung Jamaica's in der Thronrede; in dieser Colonie sey die Regierung mit ihrer Politik offenbar unterlegen, und habe Schritte zurückthun müssen. Lord J. Russell antwortete, er sey überzeugt, daß Jamaica mehr Nutzen davon gehabt haben würde, wenn der ministerielle Plan der einstweiligen Suspension der dortigen Assembly zur Ausführung gekommen wäre. Hinsichtlich des Sklavenhandels, welchen Peel in Bezug auf Portugal berührt hatte, bemerkte Lord John, die Regierung habe die Absicht, einige Dampfschiffe auf den Niger bringen zu lassen, und so einen besseren Handelsgeist unter den Negern zu wecken, was sie allmählich des Sklavenhandels entwöhnen könne. Der Adreßentwurf wurde dann angenommen.

** In der Unterhaussitzung am 17 Jan. erklärte, auf die Anfrage eines Mitglieds, der Handelsminister Hr. Labouchere im Namen der Regierung, er werde bald eine Bill zur Gleichstellung der Einfuhrzölle von fremdem Korn in England und Irland einbringen. Ferner erklärte derselbe, die Regierung sey nicht entgegen, den Bericht des Dr. Bowring über den deutschen Zollverein auf den Tisch des Hauses niederzulegen. Endlich: der befriedigende Abschluß eines Handelsvertrags zwischen Großbritannien und Neapel stehe nahe bevor. Eine Bedingung desselben sey die Abschaffung der verschiedenen Einfuhrzölle auf neapolitanisches Oel, und die brittische Regierung werde sich bemühen, die Aufhebung des Schwefelmonopols in Sicilien zu erwirken. Die Sitzung dauerte noch beim Abgang der Post. Das Haus der Lords versammelte sich nur, um die Adresse nach dem Buckinghampalast zu übersenden. Der Lordkanzler trat an die Spitze der Deputation. Das Haus vertagte sich bis zum 20 Jan.

Vor den Assisen in Monmouth sprach am 16 Jan. die Jury auch über den Angeklagten William Jones das Verdict: Schuldig, aber der Gnade zu empfehlen. Fünf andere Gefangene, die man vor die Schranken stellte, nämlich: Charles Walters, Jenkins Morgan, John Rees, Richard Benfield und John Lovell, nahmen ihre frühere Erklärung, daß sie nicht schuldig seyen, zurück, und erklärten sich schuldig; ein Bekenntniß, das gewöhnlich eine Strafmilderung zur Folge hat. Nachdem hierauf die vier noch übrigen, des Hochverraths angeklagten Gefangenen: Edmund Edmunds, James Aust, George Turner und Solomon Britton vor die Schranken gestellt waren, kündigte der Generalfiscal an, es sey nicht seine Absicht, die Verfolgungen gegen diese Gefangenen zu urgiren. Als Grund gab er an, daß über die Identität der beiden ersten einiger Zweifel obwalte, und daß hinsichtlich der beiden letztern ihre freiwillige Theilnahme an dem Aufstand durch die Zeugenaussagen nicht klar herausgestellt sey. Sie wurden sofort freigesprochen. (Ueber das seitdem erfolgte richterliche Straferkenntniß gegen die acht Schuldigen siehe vorläufig den untenfolgenden Brief.)

Das erste, was Lord John Russell dem Unterhause zu thun gab, selbst ehe das Haus noch die königliche Rede in Betrachtung nehmen konnte, war der Streit, in welchen bekanntlich dasselbe mit dem Obergericht, der Queensbench, gerathen ist. Es entschied auf den Antrag des edlen Lords mit großer Mehrheit und mit voller Zustimmung Peels über den Grundsatz, daß es seine Gerechtsame gegen die Eingriffe jedes Gerichtshofs wahren müsse; fürs erste nur in so weit, daß es den bekannten Kläger Stockdale und dessen Anwalt, die beiden Sheriffs und den Untersheriff von Middlesex, nebst dem Gerichtsboten, welcher auf letzterer Befehl bei dem Parlamentsdrucker Hansard die Pfändung vorgenommen, auf heute vor seine Schranken citirte. Da alle Proceduren während der Ferien unternommen worden waren, und zwar entgegen der feierlichen Erklärung des Hauses während der letzten Session, daß es jedes gerichtliche Verfahren gegen seine Diener wegen Ausübung irgend eines Auftrages, den dieselben von ihm erhalten, als einen Gewalteingriff in seine Rechte ahnden würde, so war es hohe Zeit, daß es einschritt, um so mehr, als die Sheriffs auf morgen vor die königliche Kammer citirt waren, weil sie sich weigerten, dem Kläger die ihm zugesprochene Entschädigungssumme, welche durch die Pfändung bei Hansard in ihre Hände gekommen war, auszuliefern. Bedeutsam ist es, daß während alle Liberalen von jeder Schattirung und die Journale aller ihrer Sectionen nebst den gemäßigten Tories darauf bestehen, daß das Unterhaus das Recht haben0187 müsse, seine Verhandlungen, ohne Beschränkung, durch den Druck bekannt zu machen, die Ultratories und die conservativen Organe, so viel ich weiß ohne Ausnahme, auf dem Satz beharren: die Gerechtsame des Einzelnen erforderten, daß das Haus hierin den Gerichten unterworfen sey, damit Niemand ungestraft in seinem Rufe verletzt werde. Da das Unterhaus nicht mehr das unbedingte Organ der Tories ist, und wahrscheinlich nie wieder werden wird, so möchten dieselben das Haus natürlich gedemüthigt sehen, damit das Oberhaus um so höher stehe; sie bedenken aber dabei nicht, daß letzteres dadurch denselben Angriffen bloßgestellt wird, und man bald das Schauspiel erleben würde, die unteren Gerichtsstellen gegen diese höchste angerufen zu sehen. Sonst waren die Debatten im Unterhaus ohne allgemeines Interesse, da Niemand eine Aenderung in der Adresse vorzuschlagen für gut fand, wenn auch Inglis über die Auslassung des Wortes Protestant in Bezug auf den Prinzen Albert knurrte. Hr. Yardley Buller kündigte indessen an, er werde am 28 d. dem Hause die Erklärung vorschlagen, daß dasselbe kein Vertrauen in Ihrer Maj. Minister habe. Die Toryblätter sind hierüber in Ekstase, obgleich sie, besonders die Times, vor der Hand keine Mehrheit für ihre Seite erwarten, folglich die angekündigte Mehrheit von zwanzig, auf welche für den Anfang der Session gerechnet worden war, schon zerronnen ist. Der Vorschlag aber soll ein Wiederhall der Gesinnung von ganz England seyn, und den Ernst der Conservativen gegen das O'Connell'sche Ministerium darthun, welchen man auch noch daran erkennen will, daß Wellington im Oberhause darauf bestand, daß in der Adresse Prinz Albert ein protestantischer Prinz genannt würde, und Lord Melbourne sich, wie sich's im Oberhause von selbst versteht, nolens, volens, den Zusatz gefallen lassen mußte. Der edle Herzog hielt es dabei nicht unter seiner Würde, die Auslassung dieses Wortes in der Erklärung der Königin mit einigen Ausdrücken O'Connells zusammen zu halten, und daraus den Schluß zu ziehen, daß die Minister solches hätten thun müssen, um diesem ihrem Tyrannen nicht zu mißfallen. Diese Ansicht wurde von Brougham bestätigt, welcher sich zugleich durch einen Aufwand von Beredsamkeit und die bittersten Spöttereien an diesem Demagogen für die unziemlichen Schmähungen rächte, welche er vor kurzem gegen ihn ausgestoßen hatte. So straffällig die Walliser Rebellen auch seyen, so sey O'Connell doch viel strafbarer, indem er die Königin mit Aufruhr bedrohe, wenn sie es wagen sollte, in der Ausübung ihres unbezweifelten Rechtes gewissen Personen die Regierung anzuvertrauen. Das zuverlässigste Mittel zur Beruhigung Irlands für alle Zeiten, zur Sicherung des Verbandes mit England, zur Erhaltung der Kirche und zur Zerstörung des O'Connell'schen Einflusses sey die Besoldung der katholischen Priester, und zur Beruhigung der arbeitenden Classen in Großbritannien, von deren Unzufriedenheit und Entfremdung er ein furchtbares Bild entwarf, die Ausdehnung des Wahlrechts unter dieselben. Zugleich warnte er die Aristokratie vor der Gefahr einer längern Beibehaltung der Getreidegesetze, er erwähnte unter Anderm als Beweis der Entfremdung der Arbeiter von ihren Brodherren, daß sie, bei dem bittersten Hasse gegen diese Gesetze, doch nicht mit diesen gemeinschaftliche Sache dagegen machen wollen. Der Graf Stanhope bestätigte Alles, was der edle Lord von der Unzufriedenheit und den üblen Gesinnungen des Volkes gesagt, versicherte aber, diese seyen nicht gegen die Getreidegesetze gerichtet; und der Herzog v. Richmond war ganz böse, daß er gleich am ersten Tage der Session von den Getreidegesetzen hören müsse, da doch das Haus so kürzlich erst durch eine überwiegende Mehrheit zu Gunsten derselben entschieden habe. Ich fürchte, daß trotz diesem Einspruch die gemüthliche Ruhe, womit so viele edle Lords dem Verderben des Fabrikwesens zusehen, unangenehm gestört werden wird. Inzwischen tadeln die Tories die Königin, daß sie in Person eine Session eröffnet, worin sie ihre Absicht sich zu vermählen anzukündigen hatte, besonders da sie den Abend zuvor den Tod ihrer Tante, der Landgräfin von Hessen-Homburg, erfahren hatte. Während man sich in den vornehmen Kreisen über diese scheinbare Verletzung der Etikette besprach, wurde im entgegengesetzten Theil der Stadt ein Rudel Chartisten, welche ungefähr 700 an der Zahl in einem großen Saal eine Versammlung hielten, von der Polizei auseinander gesprengt, und deren acht bis zehn, bei welchen man Waffen gefunden, verhaftet! Zugleich kam die Nachricht an, daß Frost, Williams und Jones (mit Vorbehaltung der bekannten Frage über die Nichtbeobachtung gewisser Formen) feierlich zum Tode verurtheilt worden, und die Fünfe, welche sich selbst für schuldig erkannt, die Weisung erhalten, daß sie nichts Geringeres zu gewärtigen hätten, als Deportation auf Lebenszeit!

Frankreich.

Das Journal de Francfort schreibt aus Paris vom 17 Jan.: Sie werden sich wundern, nichts mehr von den Verhören des Hrn. Karl Durand zu hören. Diese dem Gebrauche der französischen Tribunale so wenig entsprechende Langsamkeit der Procedur ward mir von einer Person, der ich vertrauen kann, auf folgende Art erklärt. Sie erinnern sich ohne Zweifel, daß eine Pariser Correspondenz der Allgemeinen Zeitung gemeldet hat, Hr. Durand habe sich in seinen Verhören als vertrauten Agenten der russischen Regierung erklärt. Eine solche Angabe Durands, so unwahrscheinlich sie auch war, compromittirte das Petersburger Cabinet doch sehr ernstlich. Auch ließ die französische Regierung sogleich die Procedur suspendiren, um der russischen Regierung alles Geschehene mitzutheilen. Beruhigt durch die bestimmtesten und befriedigendsten Antworten soll sie der russischen Regierung angeboten haben, die Untersuchung ganz niederzuschlagen. Das Petersburger Cabinet aber, um einen Beweis seiner großen Loyalität zu geben, und zu zeigen, wie sehr es den ihm zugeschriebenen Umtrieben fremd ist, hat im Gegentheil verlangt, daß die Untersuchung neuerdings mit der größten Oeffentlichkeit wieder vorgenommen werde, in der sichern Ueberzeugung, daß nichts daraus hervorgehen werde, was den geringsten Schatten auf die seiner Politik als Regel dienende Redlichkeit werfen könnte. Sie dürfen also erwarten, daß die Untersuchung bald wieder mit der Thätigkeit beginnen werde, welche diese wichtige Sache erfordert, und überzeugt seyn, daß die Lösung nicht lange auf sich warten lassen wird.

Das Commerce, unter dem Einflusse des mit Thiers immer rivalisirenden Mauguin erscheinend, sagt über des erstern Rede: Die Allianz der englischen Regierung hat allerdings ihren Werth und ihre Vortheile; man darf aber nicht die Thatsachen entstellen und die Ehre seines Landes zu Gunsten eines fremden opfern. Hr. Thiers hat sich in seiner Rede vielfach auf solche Weise vergangen. Hr. Thiers hat dem gerechten Schrecken, von welchem die englische Aristokratie durch die Ausschweifungen der Revolution und des Kaiserreichs betroffen worden, den hartnäckigen, ungerechten, civilisationswidrigen Krieg zugeschrieben, welchen jene Aristokratie 25 Jahre lang gegen uns geführt hat. Hr. Thiers, der Verfasser der Revolutionsgeschichte, hat sonach das, was er uns selbst gelehrt, vergessen, daß nämlich der englische Krieg und das englische Gold es waren, welche den Wahnsinn des Schreckens hervorgerufen und genährt0188 haben. Er hat sonach vergessen, daß in dem Kampfe, worin Napoleon unterlegen ist, die Ungerechtigkeit, die Unredlichkeit, die Verbrechen aller Art, selbst der bezahlte Mord, zu den gewohnten Mitteln Englands gehörten, und daß jener denkwürdige Kampf der Kampf der Rechtlichkeit und des Genie's gegen die Perfidie und das Geld gewesen ist. Daß man diese Erinnerungen nicht aufweckt, begreifen wir; daß aber in einer französischen Kammer ein französischer Redner auftritt, der Geschichte widerspricht, Frankreich das Unrecht eines Angriffs aufbürdet, wo wir Alles, nur nicht die Gerechtigkeit, gegen uns hatten, dieß begreifen wir nicht. Dabei ist aber Hr. Thiers nicht stehen geblieben. Nachdem er die Vergangenheit entstellt, will er uns Illusionen für die Gegenwart geben. Seiner Ansicht nach wäre England über die Tractate von 1815 enttäuscht; es wäre bereit, sie aus Freundschaft für uns wieder umzuarbeiten; es würde zugeben, daß sich die Continentalmacht Frankreichs vergrößerte. An welchen Symptomen hat Hr. Thiers diese Geneigtheit erkannt? Etwa an der uneigennützigen Politik, worin England unsere Regierung in den letzten zehn Jahren fest gehalten hat? Etwa an seinen Intriguen, um sich ausschließlich des Handelsmonopols in Spanien zu bemächtigen? Etwa an den beständigen Protestationen seiner halbamtlichen Journale gegen den Ehrgeiz Frankreichs? Etwa in der von ihm beständig an den Tag gelegten Opposition gegen jede Vereinigung Belgiens und des Rheinufers mit unsern Gränzen? Etwa in der im vorigen Jahre zu Stande gebrachten Zerstückelung des Königreichs Leopolds, in dem Deutschland gegen uns gegebenen Luxemburg? Endlich etwa in der von Hrn. Thiers selbst der englischen Diplomatie zugeschriebenen Aeußerung: es liegt wenig daran, ob die Belgier geopfert werden? Nein, England wünscht keine Revision der Tractate von 1815, und unsre Allianz mit ihm auf solche Hoffnungen stützen, heißt das Land durch Chimären irre führen. Während Hr. Thiers Frankreich in dem Kriege von 1792 Unrecht gibt, schiebt er auch dem Manne, welcher das französische Interesse im Orient repräsentirt, dem Pascha von Aegypten, alles Unrecht der gegenwärtigen Lage zu. Nach Hrn. Thiers ist England gegen Mehemed Ali aufgebracht, weil er den Weltfrieden gestört habe. Hier hat wiederum Hr. Thiers allgemein bekannte Thatsachen vergessen. Nicht der Pascha, sondern die Intriguen Englands sind es, welche diesen Frieden gestört haben. England ist es, das die Leidenschaften Mahmuds angeblasen, ihm die Officiere für seine Heere, die Lehrer und die Matrosen zur Organisirung seiner Flotte geliefert. England ist es, das den Oberbefehlshaber des Sultans auf das Schlachtfeld von Nisib hingedrängt hat. England ist es, das nach der Niederlage den Muth Mahmuds wieder aufzurichten suchte, das ihm neuerdings Waffen und Officiere anbot und ihm vorstellte, daß sich eine verlorne Schlacht ja wieder gutmachen lasse. Diese historischen Wahrheiten sind in der Frage von Bedeutung, denn man wird ohne Zweifel nicht annehmen, daß Lord Ponsonby einen solchen Brand angefacht habe, um den Russen Anlaß zu geben, ihre Fahnen wieder an den Gestaden des Bosporus wehen zu lassen. Nur ein großes Interesse konnte es zu dem Entschlusse bringen, eine solche Gefahr zu laufen, und dieses große Interesse war die Zerstörung der Macht Mehemeds, um durch Aegypten in den Besitz der neuen Straße nach Ostindien zu kommen. Wie konnte hiernach Hr. Thiers sagen, England sey nicht der Feind Mehemed Ali's, und strebe nicht nach der Eroberung Aegyptens? Wenn er es glaubt, so hüte man sich wohl, ihm das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten zu geben, denn dann ist er der unschuldigste der Dupes, die jemals Lord Palmerston gemacht hat. Wenn er es nicht glaubt ... doch wir nehmen an, daß er es glaubt. Inzwischen gehört die Frage zu den allerbedeutsamsten, und die öffentliche Meinung darf sich nicht leichtsinnig der Aufrichtigkeit des Hrn. Thiers überlassen. Die Frage berührt den reichsten Verkehr der Welt, und es handelt sich davon, wem er zufallen soll, Frankreich oder England. Die bewundernswürdige Rede des Hrn. Mauguin hat uns gezeigt, wie in Folge der Bemühungen und der Fortschritte der Russen der Handel Asiens eine andere Richtung nehmen, und über das schwarze Meer und die Donau gehen müßte, wenn man nicht eine kürzere Straße, als die um das Cap der guten Hoffnung schaffen würde. Diese Straße ist gefunden, es ist die über den Isthmus von Suez, der wohlfeilste und der geradeste Weg zwischen Europa und Indien. Aegypten ist zum Entrepot dieses unermeßlichen Handels bestimmt. Dieß ist schon ein hinreichender Grund, daß sich England um jeden Preis Alexandria's und Kairo's bemächtigen will. Dieser Grund ist aber nicht der einzige. Auf der andern Seite des ägyptischen Gestades erhebt sich eine Nation, blüht ein Hafen, die von Natur durch ihre geographische Lage bestimmt sind, als Vermittler der Berührungen Europa's mit dem unabhängigen Aegypten zu dienen. Diese Nation ist Frankreich, dieser Hafen ist Marseille. Versteht man nun, warum Aegypten englisch seyn soll? Man muß den indischen Handel aus der logischen Bahn, die ihn uns zudrängt, heraustreiben, und ihm Einhalt thun; Aegypten muß englisch und das Entrepot für Indien werden, wie Malta es für Aegypten ist, denn London ist die Metropole Malta's. Wenn wir sonach die englische Allianz nur um den Preis erhalten könnten, den Hr. Thiers darauf zu setzen scheint, so würden wir seine erklärten Gegner werden. Müßten wir uns zu Werkzeugen der Politik Englands machen, bestände unsre Rolle nur darin, die Bemühung des ganzen Continents aufzuhalten, während England an der Spitze seiner Kriegsschiffe ohne Hinderniß siegen, und sich des Meers bemächtigen würde, verzichtete man auf allen Ehrgeiz, eine furchtbare, imposante Seemacht zu besitzen, müßte man unsrer besten Freundin allen Gewinn und alle Gedanken an entfernte Niederlassungen, an gedeihende Colonien überlassen, so würden wir Frankreich nicht mehr als die verbündete Macht, sondern als die Vasallin Englands ansehen. Das Charivari enthält spottende Artikel gegen Hrn. Thiers, unter andern in Form eines Schreibens Lord Granville's an Lord Thiers, worin ihm jener zu seiner herrlicher englischen Rede Glück wünscht, und sich als berechtigt erklärt, ihn als Landsmann, als einen wahren Sohn Albions zu begrüßen. In seinem Carillon sagt dieses Journal: Wenn die Rede des Hrn. Thiers in England ankommt, braucht sie nicht übersetzt zu werden. Sie ist reines Englisch.

Obiger Artikel des Commerce bedarf keines Commentars, wenn es auch einige Verwunderung erregt, die Anklagen gegen Thiers von denselben Seiten ausgehen zu sehen, die ihn noch kürzlich als den würdigsten Geschichtschreiber des Kaiserreichs bezeichnet hatten. Im Uebrigen verweisen wir auf Thiers 'Geschichte der Revolution, in welcher er einen zu hohen Standpunkt einnahm, als daß er die Verblendung begehen könnte, in dem Kampf, der Frankreich und die Welt theilte, auf der einen Seite nur Perfidie und Gemeinheit, auf der andern nur Redlichkeit und Genie zu erblicken. Was Deutschland in diesem Streit der Tribune und der Presse näher berührt, ist die, um mit der Sprache des National zu reden, cynische Offenheit, mit der über Belgien und Deutschland das Loos geworfen wird. Die Brüsseler Blätter äußern sich indignirt über diese uneigennützige Freundschaft, und in den deutschen Journalen würde dieselbe Gesinnung vom Rhein bis zur Ostsee widerhallen,0189 wenn nicht das ängstliche Maaß, das an alle gelegt worden, wir möchten sagen, die Gewohnheit, nur fremde Gedanken auszudrücken, in den meisten die Fähigkeit oder die Lust jeder selbstständigen Aeußerung unterdrückt hätte. Doch nicht alle haben geschwiegen. Als der Herzog v. Noailles in der Paiskammer ausrief: Frankreich müsse, mit Rußland alliirt, seine Vortheile am Rhein suchen, um dort einen Zuwachs zu gewinnen, der seine Armee um 100,000 Mann und seine Staatseinnahmen um 100 Millionen vermehre, da mahnten badische Blätter, welch frevelnde Beschimpfung unserer Nationalehre in der Thatsache liege, daß in den Verhandlungen eines gesetzgebenden Körpers in Frankreich die Verstümmelung der deutschen Nation für nothwendige Politik der französischen Regierung erklärt werde. Kurz nach jenen Worten in der Pairskammer erhob Hr. v. Lamartine in der Deputirtenkammer dieselbe Stimme. Frankreich hat (so sprach er in der Sitzung vom 11 Jan.) neben seinem Interesse der Erhaltung auch ein Interesse der Ausbreitung (un interèt de développement). Sie Alle kennen letzteres. Es liegt in der Natur, in dem Recht Frankreichs, es liegt mehr noch in seinen ruhmvollen Erinnerungen, es ist eben so legitim, als sein Recht zu existiren; denn eine Nation, welche weder ihren ganzen Raum, noch all' ihre Gränzen, noch all' ihre Einflüsse hat, existirt nicht so vollständig, als ihre Natur, ihre Bestimmung es verlangt. Es ist wohl überflüssig, daß ich bei diesem Gegenstand noch länger verweile; es ist mehr als ein System, es ist eine Volksleidenschaft, ein Vorurtheil der Größe damit verbunden. Sprecht von dem Rhein und den Alpen, und ihr werdet verstanden, bevor ihr ausgesprochen. Der Ruhm war dort, sein Geist ist noch dort, seine Fahne wird wieder dort sich entfalten Das Journal des Débats glaubt dazu bemerken zu müssen: Das System der Entschädigung in Europa wäre auf Frankreich nur dann anwendbar, wenn England, Rußland und Oesterreich, denen nach der Meinung des Hrn. v. Lamartine das ottomanische Reich zufiele, an Frankreich gränzten. Dieß ist aber nicht der Fall. England ist gewiß nicht geneigt, uns die Insel Jersey für den Isthmus von Suez abzutreten. Wem könnten wir denn etwas nehmen? Den Mächten, welche bei der Theilung des Orients nichts erhalten haben? Wahrhaftig eine seltsame Ausgleichung! Wir sollen also zu Piemont sagen: Oesterreich hat Bosnien und Albanien erhalten, tritt uns dafür Savoyen ab. Wir sollen zu Preußen sagen: Rußland hat Konstantinopel und Bulgarien erhalten, gib uns dafür die Provinz Niederrhein; zu Bayern und Belgien: England hat Aegypten und Cypern bekommen, gebt uns dafür Landau und Speyer, und ihr Belgier tretet uns euer ganzes Königreich ab, dessen Erhaltung Europa eben erst feierlich garantirt hat. Dergleichen Tauschhandel läßt sich nicht wohl vorschlagen. Ueberdieß ist zu bemerken, daß wir Rußland, England und Oesterreich Besitzungen abtreten würden, welche so zu sagen vacant und leicht zu occupiren sind, während man uns dagegen Besitzungen überließe, die wir erst erobern müßten. Bei dieser Theilung also würde Rußland den Bosporus, Oesterreich das türkische Küstenland am adriatischen Meere, England Aegypten erhalten und was hätten wir? Einen Krieg mit unsern Nachbarn, um ihnen ihre Provinzen zu entreißen. (Eine weitere Antwort auf Lamartine's Vorurtheil der Größe findet sich in unserer heutigen Beilage.)

Am naivsten drückt sich über die Rheingränze die Gazette de France aus; sie meint, man brauchte bloß Hrn. v. Chateaubriand zu berufen: Bekanntlich hat der Herzog von Noailles in seiner merkwürdigen Rede das Zeugniß des Vicomte v. Chateaubriand angerufen, ein Zeugniß, das in seinem Congreß von Verona aufgezeichnet ist, um daran zu erinnern, daß sich die Restauration damit beschäftigte, die Revision der Tractate von 1815, und dadurch die Rheingränze zu erhalten. Man erzählt, ein Deputirter der Linken, der jener Sitzung auf einer Galerie beiwohnte, hätte sich umgedreht und zu einem seiner Nachbarn gesagt: Hätten wir dieß gewußt, so hätte es keine Revolution gegeben. Wir für unsern Theil müssen nun sagen, daß wenn man die Rheingränze will, es noch Zeit dazu ist, sie zu erhalten. Hr. v. Chateaubriand ist noch immer da, und hat sein System in Betreff der auswärtigen Politik ebenso wenig, wie seine Grundsätze geändert. Mit insolenterer Drohung ließ sich das Capitol schon seit Wochen fast Tag für Tag vernehmen. Hr. Charles Durand, der in Frankfurt bekanntlich sehr cajolirt worden war, und der in dem Journal de Francfort die Franzosen täglich wegen ihrer Ansprüche nach außen lächerlich gemacht hatte, rief ihnen, so wie er nach Paris zurückgekehrt war, zu: Frankreich hat sich die Verträge von 1815 aufbürden lassen; es mußte sich wohl dazu hergeben, denn es war besiegt und die stärkere Macht gebot. Die Verträge von 1815 haben Frankreich, Europa gegenüber, in eine Lage versetzt, von der es sich selbst keinen rechten Begriff macht. Ja, Franzosen aller Meinungen, ihr kennt nicht das Ausland, wie wir es kennen, die wir es gesehen und gehört haben, die wir euch unsere Beobachtungen als eine patriotische Huldigung zum Besten geben. Unsere Regierung macht den Höfling der fremden Cabinette; ihre unterwürfige Folgsamkeit scheint ihre Schwäche zu verrathen. So sehr läßt sie sich beherrschen von dem Streben, nicht zu provociren, daß man dahin gekommen ist, sie für unmächtig zu halten. Frankreichs Mannheit (virilité) hat Europa erschreckt; um Europa zu beruhigen, hat man Frankreich entmannt. Wir sagen es laut: der Tag ist gekommen, an welchem uns Recht werden muß; das letzte unserer schmachvollen Jahre läuft zu Ende; der Augenblick ist günstig, den Mächten zu erklären, daß Frankreich, wieder so reich, so stark, so kraftvoll geworden, als es jemals war, auch seinen Rang unter den Nationen von neuem einnehmen will. Es ist sonnenklar, daß es nur wollen darf. ...

Die Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung antwortete schon neulich darauf: Das Capitol scheint nicht zu wissen, daß man 1815 in Deutschland weit mehr von Frankreich verlangte, als die Verträge stipulirt haben, welche es für so ungerecht hart und darum für zerrissen zu werden vorbestimmt erklärt. Nach der Methode des Capitols könnte der deutsche Bund zürnend recriminiren: wir haben euch 1815 weniger abgenommen, als wir wohl gesollt hätten; ihr sprecht von der Rheingränze; mit weit mehr Fug und Recht dürften wir uns nach Elsaß und Lothringen umsehen; nehmt euch ein Beispiel an unserer Mäßigung; sie wird uns noch heute von mehr als einer Seite her vorgeworfen; wir aber glauben, daß die Nationen jetzt Besseres zu thun haben, als Haß zu nähren und veraltete Fehden anzufrischen. Am 20 Sept. 1815, genau zwei Monate vor dem Abschluß des zweiten Pariser Friedens, beleuchtete Görres den Stand der Verhandlungen. Es hat den Anschein genommen, als ob der Ausgang nicht so ausfallen werde, wie ihn das deutsche Volk erwarten durfte; Deutschland steht nicht, wie es im Krieg gestanden, recht in der Mitte der Macht, die gegen Frankreich sich erhoben. ... In der That, wie will bei einem so übermüthigen Volke, wie die Franzosen sind, ein Friede bestehen, läßt man abermal (wie 1814) sie in ihrer ganzen Macht ungekränkt und unverkleinert bei einander stehen? 28 Millionen Einwohner (jetzt wohl 32 Mill.) zwischen Alpen und Pyrenäen in stätigem Zusammenhange eingedrängt, von einem und demselben Geist beseelt, von unruhiger (capitolinischer)0190 Beweglichkeit getrieben, müssen schon von Natur einen Trieb besitzen, aus ihren Gränzen auszufallen und andere Völker mit Waffenmacht zu überziehen ... Hätte man Frankreich auch alles das genommen, was die öffentliche Meinung, das einstimmige Verlangen der Verständigen im Volke, im weiten Sinne von ihm geheischt: Franche-Comté mit vier Departements, die zwei des Elsaß, die vier von Lothringen, die zwei von Burgund, endlich das Norddepartement, dann würden etwa 4 1 / 2 Millionen Einwohner von der Masse des Ganzen abgerissen, und es blieben 23 1 / 2 Millionen, mit welchen Frankreich für das getheilte Deutschland noch immer eine furchtbare Macht seyn würde. (Wie Gentz auf diese Mahnungen des Schutzwächters am Rhein sich ausgelassen, findet sich in der neusten Sammlung seiner Schriften.)

Der Moniteur enthält nun umständliche Details über die Emeute in Foix, die aber im Wesen mit den bereits erhaltenen Mittheilungen übereinstimmen. Zum Schlusse sagt er: Der Präfect und alle Beamten, die zur Herstellung der Ordnung bei diesem traurigen Vorfall beigetragen haben, verdienen die größten Lobsprüche. Der commandirende Major der Truppen im Ariège, der Bataillonschef des 13ten Linienregiments haben ihre Mission würdig verstanden. Die Gendarmerie und die Linie haben sich inmitten der harten Prüfungen, denen ihr Muth und ihre Geduld ausgesetzt waren, trefflich betragen. Mehr oder minder schwer verwundet wurden: der Präfect (dem durch einen Steinwurf die Oberlippe gespalten ward), der Maire von Foix, der Polizeicommissär, der Major des 13ten Linienregiments, ein Bataillonschef des 13ten Regiments, ein Unterlieutenant des 16ten leichten, 12 Unterofficiere, Corporale oder Soldaten der Linie, der Capitän der Gendarmerie, der Lieutenant, ein Wachtmeister, zwei Brigadiers, sechs Gendarmen, im ganzen 29 Personen. Von Seite der Angreifenden gab es 9 Todte und 18 Verwundete.

(Gazette.) Ein Schreiben aus Algier meldet, daß einer der Söhne des Marschalls Lannes, der unter den Spahis von Oran als Officier diente, in dem Treffen von Mostaganem umgekommen sey.

Marschall Valée ist am 5 nach Algier zurückgekehrt. Das Publicum war über diese schnelle Rückkunft erstaunt. Man glaubte, der Gouverneur würde den am 31 Dec. über die Araber errungenen Sieg zu benützen suchen und z. B. bis nach Scherschel vordringen, wo wir eine Beleidigung zu rächen haben. Das Publicum täuschte sich, die Sachen stehen wieder wie vorher, ohne daß der an der Chiffa errungene Vortheil die Wirkung gehabt hätte, die man vernünftigerweise davon erwarten durfte. Da wir wieder ruhig im Lager liegen, so fahren die Räuber wieder mit ihren Einfällen in der Ebene und an der Gränze des Sahel fort. Sie nahmen am 6 eine dem Ben Marabet, einem reichen Mauren von Algier, gehörige Heerde, eine Stunde von der Stadt entfernt, mit sich fort. Vorgestern feuerten sie Flintenschüsse ab auf der Straße von Duera nach Deli Ibrahim, und man mußte Jäger nach dem letztern Dorfe schicken, um es zu schützen. Das Außerordentlichste ist die ausnehmende Zuversicht der arabischen Räuber. Sie campiren in der Ebene zwischen unsern Lagern und werden durch Kamelzüge mit Lebensmitteln von dem Gebirg aus versehen; der Marschall weiß dieß Alles und läßt es geschehen! Die schöne Ebene von Staueli ward bisher von den Verheerungen, welche die Metidscha erlitten, verschont. Die Behörde that nichts zu ihrem Schutze; erst seit einigen Tagen hat man sich entschlossen, nach dem Pachtgut Kasnadschi einige der Culuglis von Uad Zeitun, die zu Kodscha Biri liegen, dahin abzuschicken; andere sollen hnen folgen. Sie sind die besten Soldaten, die man den Arabern entgegenstellen kann und werden von letztern sehr gefürchtet. Die Auswanderung, welche die Metidscha entvölkert hat, erstreckt sich bis zu der Ebene Staueli. Die Beni Mussa haben sich fast alle entfernt; wenigstens die Hälfte der Zuauas und der Cheraga sind ihrem Beispiele gefolgt, und die übrigen scheinen ebenfalls geneigt uns zu verlassen. Der Marschall ließ ihnen sagen, sie könnten gehen, wenn es ihnen Vergnügen mache, sie müßten aber auf ihr Eigenthum verzichten, das sogleich mit Beschlag belegt werden würde. Die Folge der Unthätigkeit, worin wir in unsern Linien bleiben, und der Freiheit, die wir dem Feinde lassen, zwischen unsern Posten umherzustreifen, ist, daß jede Zusendung aus dem Innern aufgefangen wird und nichts auf den Markt kommt. Die Armee hat noch Fleisch auf 20 Tage, dann muß man aber Ochsen aus Europa beziehen. Auf solche Art lassen wir uns mit 25,000 Mann mißhandeln! Es war noch nicht genug mit den Angriffen Abd-El-Kaders, wir müssen uns auch noch die des Hrn. Blanqui gefallen lassen. Dieser Akademiker, der nur eine sehr kurze Erscheinung auf unserm Gestade war, und die Sache mit einem Leichtsinn untersucht hat, die an einem mit so ernsten Aufträgen versehenen Mann unbegreiflich ist, hat im Angesicht des Publicums ein Land und Menschen angeschwärzt, die er gar nicht Zeit hatte kennen zu lernen. Männer, die schon mehrere Jahre hier sind, nehmen Anstand, über die Frage abzusprechen, denn sie kennen die Größe und die Zahl der Schwierigkeiten; unsere Pariser Touristen nehmen es aber nicht so genau. Wie Cäsar kommen, sehen und siegen sie. Dieser Sieg aber, den sie nur erhalten, weil ihre Zuhörer in der Sache noch unwissender als die Sprecher sind, kann nicht lange dauern. Ohne Zweifel werden sich einige gewichtige Stimmen gegen den Bericht des Hrn. Blanqui erheben, und die Irrthümer und Thorheiten, von denen er wimmelt, herausstellen.

Der Marabut Tidschini, Herrscher von Ain-Maadi, hat durch einen Abgesandten an den Marschall Valée ein Schreiben geschickt, worin er ihm seine Allianz gegen Abd-El-Kader anbietet. Er erklärt sich bereit, sowohl dem Emir den Rückzug nach der Wüste abzuschneiden, als auch ein Truppencontingent zu stellen, um dasselbe mit der französischen Armee zu vereinigen. Der Marschall Valée scheint ziemlich geneigt, beide Anerbietungen anzunehmen. Abd-El-Kader befindet sich in Mascara, wo er, wie es heißt, eine Armee organisirt, um die Franzosen in der Provinz Oran zu bekriegen. Algier war nie belebter, als jetzt. Kaffeehäuser, Restaurants, öffentliche Plätze und Theater sind voll Menschen.

Italien.

Der Pro-Tesoriere, Cardinal Tosti, fährt fort, ohne sich durch das Geschrei der Menge irre leiten zu lassen, auf der begonnenen Bahn die Einkünfte des Staats, so viel sich thun läßt, zu mehren. Der Papst selbst und alle Cardinäle sind ihm hierin entgegen gekommen, indem sie zum Wohl des Ganzen ihren bisherigen Privilegien der Zollfreiheit entsagt haben. Nach solch hohem Beispiel kann es nun kein Individuum, keine Corporation dem Cardinal mehr verargen, wenn er, wie bereits geschehen, sämmtliche Zollvorrechte als aufgehoben erklärt. Außer einigen verschärften Verordnungen gegen den Schmuggelhandel ist auch ein Decret erschienen, welches für verschiedene Artikel den Eingangszoll herabsetzt, dagegen Gegenstände des Luxus einer Erhöhung unterwirft. Ferner sind fünf Directoren ernannt, die hier und in den Provinzen die Aufsicht des Zolls zu überwachen haben. Diesen wie allen Unterbeamten ist ein Antheil von der zukünftigen Mehreinnahme (die gewöhnliche Einnahme nach der Durchschnittssumme0191 der letzten Jahre angenommen) zugesichert, so daß es im Interesse Aller liegt, wachsam gegen jede Art von Contrebande zu seyn. Gestern und vorgestern hielten die Zöglinge der Propaganda fide ihre öffentlichen jährlichen Redeübungen in dem großen Saale dieser Anstalt vor einem zahlreichen Publicum. Es wurden in vierzig verschiedenen Sprachen und Mundarten Vorträge gehalten. Der beiden Chinesen einsylbige Sprache war wohl nur dem anwesenden Cardinal Mezzofanti verständlich. Außer einigen andern Cardinälen und vielen Bischöfen bemerkte man am ersten dieser beiden Tage Dom Miguel und den französischen Botschafter auf Ehrenplätzen in dieser Versammlung. Der Fürst B. Radziwill ist heute so wie der Fürst Clary nach dem Norden abgereist.

Deutschland.

Der wichtigste Gegenstand, der heute die Kammer der Abgeordneten beschäftigte, war der Vortrag über die Eingabe des königl. Advocaten Dr. Hutter, dessen Nichteinberufung in die Kammer der Abgeordneten betreffend. Hr. Windwart trug den wesentlichen Inhalt dieser Reclamation ungefähr in Folgendem vor: Wie bekannt sey den bei den Ständewahlen im Jahre 1839 gewählten Advocaten bis auf einen die königl. Bewilligung zum Eintritte in die Kammer nicht ertheilt worden, und zwar wie es scheine aus dem Grunde, weil Advocaten für den öffentlichen Dienst verpflichtete Individuen seyen; allein er (der Reclamirende) könne dieß im Geiste der Verfassungsurkunde nicht finden, und daß dem überhaupt nicht so sey, wolle er darthun durch die bayerische Gerichtsordnung und den Eid der Advocaten bei ihrer Verpflichtung, durch die Anmerkungen des Barons Kreitmayr zu dieser Gerichtsordnung, aus den Schriften großer und berühmter Rechtsgelehrten, aus königl. Rescripten und Verordnungen, aus einem oberappellationsgerichtlichen Erkenntnisse, und aus dem Geiste der Verfassungsurkunde selbst, so wie aus der Natur und Stellung der Advocaten im Staate. Hierauf führt er in seiner Eingabe aus, daß der Eid der Advocaten, wie ihn die bayerische Gerichtsordnung Cap. II §. 5 vorschreibt, keine Verpflichtung für den öffentlichen Dienst enthalte; setzt sodann die Bestimmungen der Anmerkungen des Barons Kreitmayr zu dieser Gerichtsordnung Cap. II §. 5 Lit. A. auseinander, worin unterschieden ist zwischen der Aufnahme der Advocaten und der Anstellung; er bezieht sich im weitern Verlauf seiner Vorstellung auf Seufferts Commentar über die bayerische Gerichtsordnung Bd. I. Erlangen 1836 pag. 268 et seq, dann auf die Vorträge des Hofraths Bayer zu Martins Lehrbuch p. 122; auf die Verordnungen vom 31 Dec. 1799 und 12 April 1800. Ebenso führt er aus einem oberappellationsgerichtlichen Erkenntniß aus, daß die Advocatur lediglich ein wissenschaftliches Gewerbe sey, und kein Gewerbeausübender, selbst wenn er ein königl. Hofkirschner, Hofschlosser etc. sey, könne öffentlicher Diener genannt werden; überhaupt habe aber der Advocat nichts Oeffentliches an sich, ja er dürfe keinen andern öffentlichen Dienst, z. B. den eines Gerichtshalters übernehmen, und sein Dienst vertrage sich überhaupt nicht mit einem öffentlichen Dienste. Herr Windwart verlas dann alle für diese Darstellungen beigebrachten Belege speciell. Die darauf erfolgte sehr lebhafte und lange Discussion, welche ich morgen näher mittheilen werde, ergab den Beschluß, daß die Reclamation des Advocaten Dr. Hutter als auf sich beruhend erklärt wurde.

Einer allerhöchsten Entschließung vom 19 d. M. zufolge (an die Divisions - und Corpscommandos ergangen) hat Se. Maj. der König zu gestatten geruht, daß diejenigen Hauptleute oder Rittmeister, welche nach ihrem Dienstalter an der Beförderung zu Stabsofficieren stehen, immer mit Zufriedenheit gedient und Feldzüge mitgemacht haben wenn sie in Gemäßheit des § 1 des Armeebefehls vom 25 Jun. v. J. lediglich aus dienstlichen Rücksichten in ihrer Reihe, aber nicht durch ausnahmsweise außer derselben beförderte Nachleute, übergangen werden, um die Normalpension ihres Grades und die Charakterisirung als Major einkommen dürfen. Es ist diese allerhöchste Entschließung ein neuer Beweis jener Fürsorge, die der König dem Wohle und dem Besten seiner getreuen Officiere unausgesetzt zuwendet. Die Nachricht aus Aschaffenburg, daß Präsident v. Schmidtlein gestorben sey, beruht neuern Briefen zufolge auf einem Irrthum; die Gattin des Präsidenten ist mit Tod abgegangen.

Die ersten Aufführungen von Chelards heroischer Oper Macbeth haben alle Erwartungen übertroffen, und ihr den vollsten Zudrang und Beifall gewonnen. Gutzkows Savage wird jetzt auf unserer Bühne gespielt, und bei der guten Besetzung der zwei Hauptrollen gern gesehen. Es ist in der hiesigen bildenden Kunst eine eigene Erscheinung, daß wir eine ganze Colonie ausgezeichneter Düsseldorfer Maler wie Bendemann, Hübner, Ehrhardt, Nehrens besitzen, und von deren Werken öffentlich nicht das Mindeste zu sehen bekommen, da Bendemann und Ehrhardt bloß mit den Fresken im königlichen Schlosse beschäftigt sind, die anderen Künstler aber nur auf auswärtige Bestellungen arbeiten, und hier am Platze leider nichts ausstellen. Die Porträts unserer Majestäten, von Stieler in München gemalt, und kürzlich angelangt, haben die größte Anerkennung gefunden. Der Gesundheitszustand Dresdens hat mit diesem Jahre abermals keine günstige Wendung genommen, und die Nervenleiden haben sich ernstlich erneut. Im Jahr 1839 wurden hier getauft 2395, darunter 1862 Eheliche und 533 Uneheliche; beerdigt 2473; getraut 637 evangelische Personen; von Katholiken starben 163; wie viele getraut und getauft wurden, ist nicht bekannt. Von Juden starben 22, wurden geboren 13, und getraut 6. Von der zunehmenden Bevölkerung zeugt, daß 1839 22 Paar Getraute, 141 Getaufte und 473 Beerdigte worunter natürlich viele Fremde mehr zählt, als das Jahr 1838. In der hiesigen jüdischen Gemeinde ist bei Gelegenheit der Errichtung der neuen großen Synagoge ein Schisma eingetreten, das deren Ausbau und Einweihung stört und verzögert.

An die Stelle des verstorbenen Bürgermeisters Dr. Deutrich ist nunmehr der Regierungsrath v. Carlowitz zum Vicepräsidenten unserer ersten Kammer ernannt worden. Wenn kürzlich dem Kammerbeschlusse, daß künftig der bisher niedrigste Salzpreis in Sachsen der allgemeine werden solle, der Finanzminister wegen des dadurch vorbereiteten Ausfalles von 70 bis 80,000 Thlr. Einsprache that, so wird dieß um so mehr durch die nun aus den Landtagsacten ersichtlichen, transitorisch angetragenen Steuererlasse motivirt. Diese werden zunächst auf zwei Jahre nach Ablauf der jetzigen Finanzperiode an der Gewerb - und Personalsteuer und der Schlachtsteuer beabsichtigt, und an 600,000 Thlrn. betragen. Scheint dabei der Grundbesitz auch direct nicht bedacht, so darf nicht vergessen werden, daß derselbe auf den vorigen Landtagen bleibende Entlastungen erhalten hat. Uebrigens sind die Verhandlungen selbst noch abzuwarten in dieser, wie in andern financiellen Fragen. Der Hamburger unparteiische Correspondent vom 10 Jan. Nr. 8 hat einen Aufsatz aus einem hiesigen Localblatt aufgenommen, welcher sich das Ansehen gibt, als wolle er die in Nr. 363 der Allg. Zeitung unter den Handels - und Börsennachrichten enthaltene Angabe über die wirkliche Einnahme und Ausgabe des ersten Halbjahres bei der0192 Leipzig-Dresdener Eisenbahn in Zweifel ziehen. Sie ist jedoch buchstäblich richtig, und wenn der Hamburger Correspondent, wie jenes Localblatt, Raum für dergleichen Faseleien hat, so sollte er sich wenigstens unterhaltendere auswählen.

Preußen.

Das große alljährliche Krönungs - und Ordensfest ist heute wieder unter Theilnahme zahlreicher Eingeladenen gefeiert worden. Es befinden sich auch diesesmal wieder viele wissenschaftliche Illustrationen unter den mit Orden beschenkten, namentlich die Herren von Savigny, Karl Ritter, Ranke, Preuß, v. Raumer (der geheime Regierungsrath), Tölken, Thilo (in Halle), Göschel (Bischof in Bonn), Agasiz und Andere. Der Minister des Innern, Hr. v. Rochow, und der Finanzminister Graf v. Alvensleben, haben den rothen Adlerorden erster Classe erhalten. Ferner sind mit höheren Orden bedacht worden unsere Gesandten am Hofe von München, Graf v. Dönhoff, am Hofe von Stuttgart, Hr. v. Rochow, in Konstantinopel, Graf v. Königsmark und in Rom der Geschäftsträger Hr. v. Buch; von ausgezeichneten Katholiken werden genannt: der Staats-Secretär Duesberg, der Weihbischof von Breslau, Lattusek, der Kanzler des Kölner Domcapitels, v. Groote, der Graf Sauerma (in Schlesien), der Graf v. Hatzfeld (in Düsseldorf), der Landrath Freiherr v. Wolff-Metternich (in Paderborn) und viele Andere. Von auswärtigen bekannteren Namen haben wir ferner in der Liste den regierenden Fürsten von Salm-Salm, den k. österr. Kämmerer, Freiherrn v. Vrints in Brüssel, den k. bayer. Kammerherrn Freiherrn v. Cotta in Stuttgart und den k. würtembergischen Oberstallmeister, Freihr. v. Maucler, bemerkt. Auch hier ist, wie man vernimmt, eine öffentliche Feier des Buchdrucker-Jubiläums nicht gestattet worden. Es hatte sich bereits ein Comité gebildet, an dessen Spitze der Professor Gubitz (als Besitzer einer Buchdruckerei) stand, und welches die Absicht hatte, den Johannistag durch einen kirchlichen Gottesdienst, durch einen solennen Umzug, durch einen großen Rede-Actus und endlich durch passende Aufführungen in allen Theatern zum Besten verarmter Buchdrucker zu feiern; es wird jedoch bei Privatvereinigungen so wie bei einigen Festmahlen in großen Localitäten sein Bewenden haben müssen.

Schweden.

(Aftonblad.) Es ist stark davon die Rede, daß Se. Exc. der Justizminister gleich im Beginn des Reichstags sich von seiner Stelle zurückziehen soll, wegen der Entscheidung über die Grundsatzfragen in Betreff der Reform des Staatsraths. Man bringt dieß in Zusammenhang mit der Nachricht, daß ein Courier nach Christianstad abgehen soll an den Präsidenten Frhrn. Ehrenberg, um gleich bei der Eröffnung des Reichstags die Antwort von ihm zu haben, ob er an die Stelle des Grafen Rosenblad ins Justizministerium treten will.

Rußland und Polen.

Man erinnert sich noch wohl, daß die in Polen stationirten Regimenter, mit Ausnahme der Festungsbesatzungen, zu dem großen Lust - und Uebungslager bei Borodino im vorigen Spätsommer beigezogen wurden. Von diesen Truppen nun ist etwas mehr als die Hälfte nicht wieder nach dem Königreich Polen zurückgekehrt, sondern man wies denselben Kantonirungen in Volhynien und Podolien an. Hier stehen diese Truppen noch jetzt, ohne jedoch aufgehört zu haben, zu der unter den directen Befehlen des Generalgouverneurs und Feldmarschalls, Fürsten von Warschau, gehörenden Heeresabtheilung zu stehen. Irren wir nicht, so beläuft sich, in Folge dieser Dislocationen, die im eigentlichen Polen noch jetzt vertheilte Truppenzahl, einschließlich der Festungsbesatzungen, auf etwa 30,000 Mann; mit den in vorgedachten Provinzen dislocirten Regimentern aber mag dieselbe wohl 45,000 Mann betragen, eine Stärke, welche die Armee in Polen schon seit mehreren Jahren niemals überstieg. Die Motive dieser Dislocationen sind allein ökonomischer Natur, da im Königreiche die Truppenverpflegung der Regierung höher zu stehen kommt, als in jenen Provinzen. (Frankf. J.)

Oesterreich.

Nachrichten aus Gradiska zufolge ist die Frau Herzogin von Berry mit ihrem Gemahl und ihrer Familie am 3 Jan. daselbst angelangt. Man trägt sich mit dem Gerüchte, daß der k. k. Botschaftsrath am russischen Hofe, Maximilian v. Kaisersfeld, zum österr. kais. Gesandten bei den freien und Hansestädten bestimmt sey. Uebrigens bedarf dieses Gerücht noch der Bestätigung. Hier ist der k. k. Kämmerer, Referendär und Kanzleidirector der ungarischen Hofkanzlei, Emerich Gombos v. Gombosfalva, gestorben. Was die Leipziger Allg. Zeitung neulich vom Ankaufe von 8000 Remonten und vom Aufbruche von Truppen gegen die nordwestliche Gränze als Sage berichtete, ist in Betreff der Remonten vermuthlich veranlaßt worden durch die um diese Zeit übliche Ausschreibung der Remontenankäufe, von denen ein sehr geringer Theil noch aus Rußland bezogen wird, und zwar lediglich um die Uhlanen - und Husarenregimenter damit zu versehen. Dabei ist aber unzweifelhaft ein zu großer Ansatz gemacht, der, wollte man ihn für das currente Armeebedürfniß richtig stellen, kaum auf 4000 anzunehmen wäre. Von Truppenbewegungen, welche deutsche Blätter seit einiger Zeit in Wiederholungen und veränderten Angaben zur Sprache bringen, ist durchaus nicht die Rede, und was darüber verlauten mag, ohne Grund. Wir lasen auch unlängst in Hamburger Blättern, daß die Regierung in Tirol die Conscription einzuführen gedenke, welche Maaßregel eine große Aufregung und Unzufriedenheit bei der Bevölkerung hervorgebracht habe. Diese Nachricht ist ganz falsch: wie aus verläßlicher Quelle vernommen wird, ist die Einführung der Conscription in Tirol gar nie in Antrag gewesen. Im Gegentheil ist man darauf bedacht, das der uralten Sitte dieser Gebirgsländer so entsprechende und in kriegerischer Beziehung sehr zusagende Schützenwesen, durch Vermehrung der Ständer und andere zweckmäßige Einrichtungen, zu einem höhern Grad der Ausbildung zu bringen.

Berichtigung.

In der gestrigen Beilage Nr. 181, Sp. 1, Z. 28 v. u. lese man: Baring u. Comp. In der Beil. Nr. 22, S. 171, 1ste Spalte letzte Zeile in dem Pariser Brief lies statt glaublicher: glücklicher Umstand.

0185
Beilage zur Allgemeinen Zeitung
24 Januar 1840

Der Orient und die französischen Kammerdebatten.

Seit ich Ihnen auf die erste Nachricht von der Einigung Englands und Rußlands in den orientalischen Angelegenheiten zum letztenmal über den oben bezeichneten Gegenstand geschrieben und die in Frage stehende Sache dahin geführt habe, daß, wie ich vorläufig andeutete, der eigentliche Schwerpunkt der großen politischen Bewegung von Konstantinopel und Alexandria nach Khiwa und Bukhara übergegangen, die Dardanellenfrage in zweite Linie gerückt sey, ist zwar kein neuer Wendepunkt in den Verhandlungen und Begebenheiten eingetreten, dagegen enthüllen diese im mittlern Asien schon deutlicher ihre Gestalt: die Bewegung der Engländer von Kabul aus über den Hindukusch hat begonnen, angeblich, um Dost Mohammed zu verfolgen, in der That aber um den obern Orus zu erreichen, während die Russen in ihrem Marsch gegen Khiwa nach seinen Mündungen in den Aralsee zu kommen suchen. Ist eine Meldung, daß die Engländer mit ihren Colonnen und ihrer Bergartillerie sich schon am obern Orus festgesetzt haben, gegründet, so werden sie nicht lange brauchen, um dem schönen Fluß herab nach Bukhara zu gelangen und den Russen zuvorzukommen. Das alles ist von höchster Wichtigkeit, deutet auf eine kühne, rasche, ungehemmte Entwicklung kolossaler Plane und wird denjenigen, welche mit der Lage der Dinge und der Völker dort weniger vertraut sind, vorläufig als Merkzeichen der Bedeutung dienen, die wir den dort eingeleiteten Begebenheiten vor allen andern dieser viel bewegten Zeit gegeben haben; doch nicht dahin wollten wir jetzt die Blicke der Leser richten, sondern von neuem nach Alexandria und Konstantinopel. Denn obwohl die Bewegung um den Sultan und seinen Vasallen sich noch in den durch Hrn. v. Brunnow gezogenen Kreisen dreht, sind doch durch die französischen Kammerdebatten mehrere Seiten derselben, wenn auch für den mit der Sache etwas näher Betrauten nicht neu hervorgewendet, doch der gemeinen Theilnahme näher gerückt worden, und so ad captum vulgarem gekommen; dieß zu bewirken war besonders die Rede geeignet, welche Hr. Thiers, nach einem Ihrer Correspondenten aus Paris vor der Elite einer großen Nation gehalten. Diese Elite der Bildung und Einsicht im Mittelpunkte der europäischen Civilisation hat freilich jener große Staatsmann und Redner erst zu belehren, daß dem Bosporus der Hellespont entgegen liegt, daß man bei gutem Winde in vier Tagen von Sebastopol nach Konstantinopel kommen kann und die Nachrichten gegen 18 Tage brauchen, ehe sie von da nach Paris und London gelangen.

Indeß ist das für die Sache gleichgültig. Seine Erörterungen dringen zwar nicht tief in diese ein, sondern drehen sich um die Systeme oder Politik des Handelns und des Wartens, auf welche der geistreiche ehemalige Chef der französischen Politik die orientalischen Dafürhaltungen und Willensmeinungen seiner seltsamen Herren Collegen und ihre sechs verschiedenen Systeme zurückgebracht hat. Auch sind die Namen von Khiwa, Bukhara und andere seinem Auditorium unbekannte Größen und Sterne noch nicht über dem Horizont oder vielmehr über der Rednerbühne des Palais Bourbon aufgegangen; aber es ist doch auch auf diesem beschränkten Standpunkte, besonders von Hrn. Villemain und Hrn. Thiers, nicht Weniges gesagt worden, was Beherzigung verdient. Es gilt also, dieses hervorzuheben und anzuerkennen, zugleich aber zu beleuchten und abzuweisen was namentlich von dem letztern Einseitiges und Irrthümliches in die schlichte und löbliche Klarheit seiner Rede gewebt worden ist, damit bei dem weiten Wiederhall jener Debatten und bei dem noch immer zu großen Gewicht, das man, durch den Schein getäuscht, auf ihren meist abgetragenen und nutzlosen Inhalt legt, die falsche Ansicht nicht für die Wahrheit, der Irrthum nicht für die Thatsache genommen und das morgenländische Uebel nur noch ärger werde.

Um aber Hrn. Thiers nicht Unrecht zu thun, darf der Standpunkt nicht übersehen werden, auf den er sich gegenüber seinen Zuhörern gestellt hatte und stellen mußte. Nichts wäre schlimmer für das Vertrauen auf seine Einsicht, als wenn man annähme, er habe einen höhern, die politische Bewegung wenn auch nur von Europa umfassenden Standpunkt nehmen und aus ihm die verschiedenen Verfahrungsarten gegen den Orient unter die Benennung der Politik des Handelns und des Erwartens bringen wollen, von welchen die erstere die Theilung der Türkei im Hintergrund habe, die andere aber in Erwartung der Dinge sich rüste, um beim Sturz des Gebäudes bereit zu seyn und nach seinen Trümmern zu greifen. Denn in diesem Falle wäre gerade die englische Politik aus dem Spiele oder aus der divisio bipartita herausgeblieben, welche wie bekannt darauf ausgeht, durch Handeln im jetzt gegebenen Augenblick die Theilung wie den Untergang des osmanischen Reiches abzuwenden und jene beiden Politiken des Hrn. Thiers zu annihiliren. Aber Hrn. Thiers hat es nicht mit Europa, sondern, man darf sagen, für Europa mit einigen politischen Schwächen der ihn ungebenden Nationalelite zu thun, um sie zu belehren, daß es mit ihren auf Theilung gehenden Planen vor der Hand nichts ist, und mit der Regierung, die zwar ganz klug gethan habe sich zur Politik des Wartens zu halten, aber aus ihrer Rolle gefallen sey.

Es sind also die Ansichten des Hrn. v. Lamartine und (im Fall Hr. Guizot die letztere Zeit mit seinen Vielgetreuen hinter dem Cabinet gestanden) die Ansichten der Doctrin über die orientalischen Dinge, die er unter jene Formel des Handelns und Wartens gebracht hat, um jener Politik zu sagen, daß man mit ihr gehässig und lächerlich seyn werde, und dieser, daß man ungeschickt gewesen sey. Das ungefähr ist der Kern der schönen Rede, mit welcher der treffliche Mann die Kammer der Abgeordneten und einen Ihrer Correspondenten von Paris elektrisirt hat, der hinter jenem Aufwand von Beredsamkeit eine so große Fülle von Staatsweisheit, Discretion und Vorsicht erblickt, daß ihm ein Ministerium Thiers mehr als je eine Unvermeidlichkeit scheint. Es kommt zwar ein zweiter Correspondent, wie es scheint in den Bureaux des Ministeriums vertrauter, hinter dem Enthusiasmus des ersten her, um in Hrn. Villemain das aufgehende Gestirn der Kammer und des Ministeriums zu zeigen, während, wie er meint, Hr. Thiers eigentlich vorüber, aber dabei immer doch noch zu brauchen sey und bei Gelegenheit gebraucht werden solle; doch darf uns weder jene Ueberschätzung, noch diese Unterschätzung hindern, den wahren staatsmännischen Gehalt der Rede anzuerkennen, sollte sich bei näherer Erwägung auch, wie wir oben bemerkten, herausstellen, daß neben ihrem gesunden Kern sich falsche Annahmen, unrichtige Folgerungen und einseitige Beurtheilung von Dingen und von Personen angesetzt habe, die man aber auf jeden Fall davon trennen kann, ohne jenem zu schaden.

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Hr. Thiers hat vor Allem das Verdienst, in jenen meist diffusen, leeren oder parteisüchtigen Erörterungen der französischen Verhältnisse zum Auslande die orientalische Frage auf ihren factischen Bestand zurückgeführt und sich in dem Kreise der Thatsachen mit Klugheit, Schonung und Gewandtheit bewegt zu haben.

Er hat den thörichten Behauptungen des Hrn. v. Lamartine, daß die arabische wie die türkische Nationalität todt sey, und man darum die Türkei theilen müsse, die Thatsache entgegengestellt, daß Niemand theilen wolle, weil alle Welt, Rußland nicht ausgenommen, aufrichtig den Frieden wolle, und hatte ganz Recht, dieses zu thun. In der That ist die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, den europäischen Frieden zu erhalten, der geheime Talisman, der trotz aller Zerwürfnisse der Cabinette die Furie des Kriegs gelähmt hält: man fühlt in St. Petersburg so gut wie in Wien und Paris, daß, einmal losgelassen, sie alle anarchischen Leidenschaften zum Vortheil der revolutionären Bewegung neu aufwecken und unübersehliches Verderben über Throne und Völker bringen würde. Darum geht jede Macht in ihren Forderungen oder Bewegungen gegen die andern nie bis an die Linie, hinter der der Krieg liegt. Selbst Frankreich weicht, trotz der Entschiedenheit und des Uebermuths, mit dem es die orientalischen Probleme allein und in seinem Interesse lösen wollte, vor jener Linie zurück, und erklärt, daß es dem Pascha, seinem Schützling, im Fall Rußland und England gegen ihn einschreiten, nicht beistehen wird. Aber was Hr. Thiers nicht berührt hat, ist eben die Unvermeidlichlichkeit eines europäischen Kriegs für den Fall, daß eine Theilung der Türkei für die Franzosen den Erwerb des linken Rheinufers in Aussicht stellen sollte. Hr. v. Lamartine und seinesgleichen verfahren hierbei, als ob die Karte von Europa außer Frankreich und Rußland nichts enthielte, und beide Staaten nicht durch unabhängige, starke und kriegerische Völker, durch 50 Millionen Deutsche und die den Deutschen zugewendeten Stämme getrennt wären: Frankreich würde, welches auch seine Verbindungen mit Rußland wären, um den Rhein einen Kampf zu bestehen haben, wo die unmittelbar betheiligten deutschen Mächte mit Preußen, Belgien und Holland in erster, Oesterreich mit Italien und Piemont in zweiter, England in dritter Linie fechten würden. Denn man hat noch nirgends vergessen, daß Frankreich, im Besitze des Rheins, Deutschland beherrscht, und daß es dadurch der Schiedsrichter von Europa wird. Hr. Thiers hat sich wohl gehütet, diese Saite anzuschlagen, die in französischen Ohren ein Mißton ist. Er wünscht den Rhein nicht weniger als der poetische Staatsmann von Macon: er weist die Größe (la grandeur) von Frankreich nicht von sich, wenn sie ohne Verletzung dringender Interessen zu haben ist, und da er dabei von der Grandeur Frankreichs als von einer schon bestehenden Sache spricht, so ist klar, daß er unter dieser besondern grandeur das aggrandissement, und unter diesem die frontiére naturelle verstanden hat. Auch eröffnet er die Aussicht darauf selbst von dem Standpunkt der Ruhe und des Zuwartens, den er Frankreich für den Fall anweist, daß England und Rußland sich verständigten. Denn diese Verständigung werde nicht lange dauern, es werde aus der Freundschaft, zufolge einer innern Nothwendigkeit der Lage und Interessen, bald der Bruch hervortreten, dann werde man Frankreichs Freundschaft suchen, und selbst England werde, um sie zu erlangen, ihm dafür jeden Preis als Kaufschilling zu Füßen legen, was denn natürlich nur die gehoffte grandeur seyn kann und darf. Beide Staatsredner, so disparat sie auch auf den ersten Anblick scheinen, sind also doch in der Hauptsache einig. Hrn. v. Lamartine bekümmert es nicht, was aus dem Pascha von Aegypten und dem Sultan wird, er fragt eben so wenig nach der politischen tabula rasa, wofür er unser Deutschland ansieht, er will den Rhein haben. Hr. Thiers fragt eben so wenig nach allem dem: er will den Rhein haben; doch hofft er ihn von England statt von Rußland, und hofft ihn durch Warten als Kaufpreis statt durch Zugreifen als Beute zu bekommen. Das ist der ganze Unterschied, und man kann daraus abnehmen, ob der gefeierte Held des 13 Januars (dieß ist der Tag seines letzten parlamenrarischen Triumphs) nur einen Zoll breit über den engen und verbauten Horizont der gemeinen französischen Politik hinaussieht, die uns in den politischen Meditationen, Repetitionen und Amplificationen der HH. Noailles, Mauguin, Lamartine und Genossen auch dieses Jahr wieder zur Genüge vorgetragen worden ist. Ja vielleicht ist Hr. Lamartine mit seiner naiven und offenen Schamlosigkeit noch erträglicher, als Hr. Thiers mit seiner berechnenden Schlauheit.

(Fortsetzung folgt.)

Zustand von Griechenland gegenüber der Türkei.

(Beschluß.) Wir sind nicht gesonnen, unserer Meldung von der sich entwickelnden Bildung in Griechenland durch Uebertreibung oder durch Verkennung dessen, was zu wünschen bleibt und was fehlt, die Glaubwürdigkeit zu entziehen. So gewiß es ist, daß die Regentschaft sowohl als die spätere Regierung in dem Wunsch, das Volk zu erziehen und Bildung und Wissenschaft zu verbreiten, hinter keiner andern zurückgeblieben, so sehr scheint uns die Ausführung der edlen Absichten des Königs in mancher Beziehung gehemmt. Der Grund davon liegt hauptsächlich in dem Mangel eines tüchtigen und thätigen Ministeriums des öffentlichen Unterrichts. Leider ist von der Zeit des ersten Erscheinens der Regentschaft an das Ministerium des Unterrichts, welches zumal in Griechenland so wichtig, ja wichtiger ist als irgend ein anderes, stets nur das Anhängsel eines andern Ministeriums gewesen. Wie aber ist es möglich, daß selbst der fähigste Minister in einem Lande, wo Alles zu organisiren ist, zugleich die erforderliche Sorge auf die Justiz und den Unterricht, oder gar auf das Innere und den Unterricht verwenden kann, zumal wenn noch die auch in Griechenland intriguirte Angelegenheit des Cultus hinzukommt? Jetzt und schon seit geraumer Zeit ist der Minister des Innern auch Minister des Unterrichts und der leider damit verbundenen geistlichen Angelegenheiten. Nicht nur Hr. Klarakis, sondern jeder Minister ist außer Stand, einer so umfassenden Aufgabe zu genügen. Der factische Zustand beweist das vollkommen. Was zuerst das Volksschulwesen betrifft, so fehlt es nicht nur überall an der nöthigen Zahl von Schulen, sondern es herrscht auch in den vorhandenen meistens eine Methode, die unserer Zeit ganz unwürdig ist. Daß dennoch so viele Griechen lesen, schreiben und rechnen können, ist vielmehr das Verdienst der Knaben, als der Schulen. Wenn wir nicht irren, so sind unter den lesenden und schreibenden Griechen viel mehr, welche, schon erwachsen, auf der Straße, im Lager, im Kaffeehaus einer von dem andern gelernt haben, als in der Schule. Den jetzt vorhandenen Schulen kommt aber der außerordentliche Eifer sowohl der Lehrer, trotz ihrer unzweckmäßigen Methode, als der Schüler hauptsächlich zu Hülfe. Die Lernbegierde der Griechen veranlaßt fortwährende Klage über den Mangel an Schulen, in denen sie mehr als die Elemente zu lernen begehren. Die sogenannten hellenischen Schulen, welche zwischen den Volksschulen und den Gymnasien stehen, und welche die griechische Bildung auch denen, die nicht0187 studiren, zugänglich machen sollen, sind verhältnißmäßig eben so mangelhaft. Die Allgem. Ztg. hat über den Besuch des Königs in den Schulen des nördlichen Griechenlands berichtet: wäre der Minister des Unterrichts zugegen gewesen, erröthend hätte er vor seinem König stehen müssen. Allein der Minister macht keine Reise zur Inspection der Schulen, noch sendet er einen seiner Räthe, gesetzt, er habe einen, den Fachkenntniß und Ansehen zu einem so wichtigen und würdevollen Geschäft befähigen. Die griechischen Communen sind zu keiner Ausgabe so bereitwillig, als zu der für Schulen, und einsichtsvolle Vorschläge in dieser Beziehung sind ihres Erfolgs sicher. Ununterbrochen müßte der Minister des Unterrichts oder ein Rath des Ministeriums in diesem Lande, wenigstens in dem ersten Jahrzehnt, die Provinzen durchreisen, nicht nur die vorhandenen Schulen untersuchen, und durch Rath (denn dieser genügt oft) und That verbessern, sondern persönlich mit jeder Commune, die noch der Schulen entbehrt, über die schleunigste und nach Verhältnissen beste und stets zu verbessernde Einrichtung derselben unterhandeln. Die Verwaltung des Unterrichts in Griechenland verlangt einen ganzen Mann, der sich jetzt sicher unter den Griechen finden müßte, und es gäbe für einen solchen kein erfreulicheres und dankbareres Amt. Zugleich müßte das Ministerium in einem viel ausgedehnteren Maaß, als bisher, für die Bildung von Lehrern Sorge tragen. Nicht, als ob nicht schon eine Anstalt zu diesem Zweck bestände. Schon durch Maurer wurde ein Schullehrerseminar errichtet, und dasselbe hat sicherlich viel mehr geleistet, als diejenigen wissen, welche in so großer Unkunde Griechenland mit seiner bisherigen Entwicklung als ein verunglücktes Experiment betrachten. Gleichwohl fehlt auch diesem Institut die nothwendige Ausdehnung und Energie. Es fehlt das Haupt, welches allen diesen Anstalten, die zu den schönsten eines Staats gehören, Leben und Kraft einhaucht. Was aber soll man vollends dazu sagen, daß jüngst das Local für die sonntäglichen Vorträge im polytechnischen Institut, welche von circa vierhundert Zuhörern, besonders aus dem Handwerkerstande, besucht waren, so daß der Raum nicht mehr ausreichte, gegen ein viel kleineres dem Institut entzogen wurde? Wir wollen bei dieser Gelegenheit jeden Reisenden auffordern, dieses Institut zu besuchen, welches, wie weit es auch von ähnlichen Anstalten in Europa übertroffen wird, dennoch die Erwartungen des Fremden in diesem jungen Staat übertrifft. Neben der polytechnischen Schule ist noch mit Auszeichnung der Militärschule im Piräeus zu gedenken, die in dem adretten Corps ihrer Eleven eine Menge Schüler zählt, die nicht eben fürs Militär bestimmt, sondern wegen guter Zucht und guten Unterrichts von ihren Eltern dieser Anstalt anvertraut sind.

Ich komme jetzt zu den Gymnasien. Das von Athen würde sich mit vielen deutschen Gymnasien messen können. Es hat treffliche Lehrer, und beweist seine Bedeutsamkeit durch die große Zahl seiner Schüler, die es nicht nur aus ganz Griechenland, sondern aus der ganzen europäischen und asiatischen Türkei an sich zieht. Ein zweites Gymnasium blühte jüngst noch in Nauplia; allein durch das Benehmen des Ministeriums in einem Streit zwischen den Lehrern und dem Director ist es während mehrerer Monate gänzlich aufgelöst gewesen, da sämmtliche Lehrer sich genöthigt sahen, um ihre Entlassung zu bitten. Wenn wir nicht irren, ist es jüngst Dank dem König neu organisirt worden. Die andern Anstalten dieser Art hat das Ministerium bisher nicht zu einer dem Zweck und dem großen Bedürfniß entsprechenden Vollständigkeit erheben können. Doch leisten sie auch in ihrem gegenwärtigen Zustande die erfreulichsten Resultate. Zum Schluß kehre ich zur Universität zurück. Wiewohl die Organisation der Universität, von Hrn. Brandis nach deutschem Muster entworfen, noch immer nicht publicirt ist, so werden doch die noch unbesetzten Stellen fortwährend mit tüchtigen Lehrern, so wie sich einer zeigt, versehen. Welch eine lebhafte Theilnahme die Universität bei allen Griechen innerhalb und außerhalb des Königreichs findet, beweisen die freigebigen Beiträge zum Bau eines neuen Universitätsgebäudes, deren Verzeichniß in den Zeitungen noch immer wächst. Es ist kaum begreiflich, daß in so kurzer Zeit so viele gelehrte und würdige Männer für die Otto's-Universität haben vereint werden können. Und diese sind nicht etwa, wie bei den sogenannten Unterrichtsanstalten in der Türkei und Aegypten, Fremde, sondern mit wenigen Ausnahmen Griechen. In einer deutschen Zeitung würde zwar mit Recht der deutschen Professoren und Lehrer in Griechenland besondere Erwähnung geschehen; allein theils sind ihre Namen bekannt, theils möchten wir nicht veranlassen, daß einige griechische Blätter, die zu reizbar sind, in unserm Lobe einen neuen Grund suchten, Männer, die in ihrem Vaterlande leicht eine bessere Stellung und einen in wissenschaftlicher Beziehung doch noch vorzuziehenden Wirkungskreis fänden, mit kleinlichem Neid und mit Verleumdung zu bekritteln. Ohne den Mißbrauch zu billigen, sehen wir allerdings auch die lebhafte Journalistik in Griechenland als einen Beweis einer fortschreitenden Cultur an, die ihre Nachbarn bereits weit überflügelt hat. Allein wer wollte nicht diesen Blättern in ihrem eignen Interesse eine viel größere Mäßigung und würdevollere Haltung wünschen? Zerstören sie doch nur zu oft den Einfluß, die Belehrung, die sie geben könnten, durch Uebertreibung der leichtfertig aufgenommenen, unwahren Nachrichten.

Haben wir nun nicht verschwiegen, daß Vieles zu wünschen bleibt, und welche Mängel uns obzuwalten scheinen, so müssen wir jetzt um so bestimmter wiederholen, daß gleichwohl sehr viel geschehen ist, daß Griechenland viel mehr geleistet, als wir im Jahr 1833 und 1834 zu hoffen wagten, ja daß es mehr geleistet hat, als irgend Jemand, der kein Träumer war, zur Zeit jener lebhaften Theilnahme Europa's für dieses Land erwarten konnte. Es ist zu beklagen, daß darüber in Europa so große Unkunde herrscht. Wir sehen selbst in Aufsätzen, die mit Kenntniß und Wohlwollen geschrieben sind, über Griechenland abgesprochen, als hätte sich die europäische Politik und die europäische Gesellschaft gänzlich verrechnet, als wäre das Ganze nichts gewesen als ein Expirement, und dieses Expirement wäre verunglückt. Was hat man denn gewollt? Man hat die Griechen zu einem selbstständigen Volk, und dieses Volk der europäischen Cultur theilhaft machen wollen. Das ist geschehen, bereits in einem viel höhern Grade geschehen, als man erwarten durfte, und erfüllt sich täglich mehr. Statt daß rings im Kreise die neuen Bildungsversuche sich auf Militärmacht beschränken, richtet sich in Griechenland Alles aufs Volk. Hört man doch zuweilen selbst von Griechen, daß auf Flotte und Landmacht zu wenig verwendet werde. Aber nicht mit einer starken Militärmacht wollte sich König Otto umgegeben, sondern mit einem glücklichen Volk, dessen Liebe seine Stärke sey und dessen Intelligenz seine Macht.

Und geht es nicht vorwärts mit Griechenland? Blüht nicht der Ackerbau auf, beispiellos? Werden nicht überall Weingärten angelegt, Olivenpflanzungen? Erweitert sich nicht der Seidenbau? Vermehrt sich nicht jährlich die Production in den reichsten einträglichsten Erzeugnissen? Werden nicht neue Städte gebaut? Laufen nicht jeden Sonntag in Syra zwei neue Briggs vom Stapel? Herrscht nicht dieselbe Thätigkeit auf den andern Werften? Man frage nicht, wie ist's in Deutschland0188 und Italien, sondern wie war es vorher, wie ist es noch in den klimatisch viel glücklicheren Ländern Kleinasiens und Aegyptens? Die Finanzen, sagt man. Ja die Finanzen eben verbessern sich mehr als in irgend einem europäischen Staat; und wenn die Ersparungen hie und da fast zu sehr ins Detail gehen, so ist doch eben dieß das Mittel, daß König und Volk von lästigen Gläubigern befreit, daß der Staat unabhängig werde. Vielleicht ward im Anfang zu viel verausgabt. Allein der Anfang eben forderte auch die meisten Ausgaben. Wir haben keine landsmannschaftliche Verpflichtung, weder die Griechen noch die Bayern, noch die Regentschaft zu loben: allein wir haben immer die Beschuldigungen, welche auf unjustificirbaren Gebrauch der Staatsgelder hindeuteten, für unbewiesene gehässige Verleumdungen gehalten. Wir gedenken zwar nicht Alles zu loben, was durch die Regentschaft geschehen, allein da es in neuerer Zeit Mode geworden ist, das Thun der Regentschaft und der Bayern in Griechenland herabzuwürdigen, als hätten sie einestheils Alles bavarisirt, und als wäre anderntheils Alles, was sie gethan, verfehlt, so möge auch einmal gesagt werden, daß das eine so unwahr ist als das andere. Die Institutionen und Gesetze, welche die Regentschaft Griechenland hinterlassen, sind ein in völligen Besitz übergegangener Schatz, den es um viele Millionen nicht hingeben wird, und die ganze Entwickelung Griechenlands hat gekeimt und blüht fort in demselben Sinn und Geist, der wenn man durchaus diesen falschen Namen will der die bayerische Regierung in Griechenland von Anfang an beseelte. Alle Widersprüche und Zänkereien haben nur Nebendinge betroffen. Selbstständigkeit des Staats und möglichste Entwickelung der materiellen und intellectuellen Kräfte des Volks waren das Ziel des Königs Otto, sowohl früher, als Andere in seinem Namen regierten, wie heute, da er selbst am Steuer steht.

Daß man in England und Frankreich so wenig mit dem Zustande und dem Fortschritt Griechenlands bekannt ist, gereicht ihnen wenig zur Ehre, nimmt uns aber nicht Wunder. Allein Deutschland hat keine Entschuldigung, wenn es über Griechenland unwissend ist, und aus Unwissenheit ungerecht wird und gar unedel. Denn wir nennen es unedel, einem früher bevorzugten, verzogenen Pflegekind seine Zuneigung zu entziehen aus keinem andern Grunde, als aus Unwissenheit. Es ist aber mit einem jungen Volk, wie mit dem jungen Menschen. Liebreiche freundliche Gesinnung im Kreise der Familie erleichtert die Erziehung und macht ihn besser. Wird er aber von allen Seiten lieblos gepufft und geknufft, stets mürrisch angesehen, ihm kein Vertrauen gezeigt, so wird er gar leicht gleichgültig gegen Andere, verstockt, geistig häßlich. Dieses Unschöne war nothwendig das Resultat der Volkserziehung, so lange der Grieche unter türkischer Herrschaft aufwuchs. Nie war es mehr verschwunden, als im ersten Jahr der Anwesenheit des Königs. Später sind freilich auch hier Leidenschaften wieder aufgewacht, und die schönen Regungen des Enthusiasmus sind nicht von beständiger Dauer. Das griechische Volk aber wird sich auch in moralischer wie in intellectueller Entwicklung seiner Väter würdig zeigen. Möge ihm der Sporn der Anerkennung bei andern nicht fehlen; möge es in seiner beneidenswerthen Jugend sich an das jung gewohnt, alt gethan erinnern, und möge es, wie ein alter Weiser lehrte und wie sein junger König lebt, mit Freiheit das Beste zu erkennen streben und das erkannte Beste thun. Wer eine Stimme hat in Griechenland, der helfe dem Volk das Gute wissen, dann wird es sicher seine Jugend nicht verscherzen. Andere, so hoffen wir, werden künftig durch treue und ausführliche Berichte sorgen, daß Deutschland über die Entwicklung des jungen Staats nicht in Unkunde bleibe.

Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten.

I. Allgemeines. Auswärtige Verhältnisse.

Von der Botschaft (Message), womit der Präsident Martin van Buren die erste Session des sechsundzwanzigsten nordamerikanischen Congresses eröffnete, geben wir in Folgendem einen umfassenden Auszug. Sie ist, nach der Bemerkung Londoner Blätter, ein Actenstück, gegen dessen gehaltvolle Parrhesie englische Thronreden, wie die gestern mitgetheilte, die mehr und mehr zu einem förmlichen Pourparler oder Opus operatum herabsinken, freilich sehr im Schatten stehen. Die Botschaft lautet: Mitbürger vom Senat und Repräsentantenhaus! Ich beklage bei dieser Gelegenheit, Ihnen nicht dazu Glück wünschen zu können, daß das eben ablaufende Jahr eines voll ungetrübten Gedeihens gewesen. Die Verheerungen des Feuers und der Seuche haben sonst blühende Gegenden unseres Vaterlands heimgesucht, und ernste Verwicklungen stören noch Handel und Gewerbe vieler unserer Städte. Aber dieser widrigen Umstände ungeachtet ist jener allgemeine Segen, der von dem Urheber alles Guten vordem so reichlich über uns ausgeschüttet ward, annoch der Art, daß er uns zum wärmsten Dankgebet auffordert. Insbesondere haben wir Grund, uns der fruchtbaren Ernten zu freuen, welche wohlangewandten Fleiß so verschwenderisch bezahlten und ihm jene sichere Belohnung zuwandten, die in visionären Speculationen vergebens gesucht wird. In der That, die von diesem Jahr gelieferten Beweise, wie schön sich dem Landwirth die treue Emsigkeit in seinem ehrenwerthen Berufe lohnt, hat mir einen ganz besonders erfreulichen Anblick gewährt. Kein Weg zum Privatwohlbefinden ist gewisser, keine Quelle der Nationalwohlfahrt sicherer. Kein schätzenswertheres Gut gibt es für ein Volk, wie für Individuen, als hinsichtlich des Brods, das man ißt, nicht von Andern abzuhängen, und jene erfreuliche Fülle, auf welcher das Glück eines Jeden so sehr beruht, ist nirgends mit solcher Zuversicht zu erwarten, als in dem Fleiße des Landwirths und dem Früchtesegen der Erde. Unsere Verhältnisse zu auswärtigen Staaten bieten denselben günstigen Anblick dar, wie ich ihn in meiner letzten Jahresbotschaft geschildert, und geben fortwährend Zeugniß von der Weisheit der gerechten und nachsichtigen Friedenspolitik, die von der ersten Administration unserer Bundesregierung angenommen und von deren Nachfolgerinnen treu eingehalten wurde. Die durch eine Congreßacte mir anvertrauten außerordentlichen Vollmachten zur Vertheidigung des Landes für einen Nothfall, der insofern als wahrscheinlich betrachtet ward, daß man es rathsam fand, umfassende Abwehrmittel in die Hände der Executivgewalt zu legen, kamen nicht zur Ausübung. Sie waren daher von keinem andern Ergebniß begleitet, als daß sie durch das also zu mir gehegte Vertrauen das Pflichtgefühl in mir noch erhöhten, die Grundprincipien, die unsern Verkehr mit andern Nationen leiten, mit gewissenhafter Sorgfalt aufrecht zu erhalten. Glücklicherweise hat in unsern schwebenden Fragen mit Großbritannien, aus denen diese ungewöhnliche Vollmachtenbewilligung floß, sich nichts ergeben, was deren Ausübung erfordert hätte, und nun diese Vollmachten an die Legislatur zurückgehen werden, hoff 'ich zuversichtlich, daß keine künftige Nothwendigkeit deren wiederholte Uebertragung an eine andere Regierungsgewalt gebieten wird. Zur Festsetzung unserer nordöstlichen Gränze ist der von Großbritannien versprochene Vorschlag hinsichtlich einer Erforschungs - und Aufnahmscommission uns zugekommen,0189 und ein Gegenvorschlag von unserer Seite, einschließlich einer Vorkehr zur gewissen und definitiven Uebereinkunft über die streitigen Gränzmarken, liegt jetzt der brittischen Regierung zur Erwägung vor. Gebührende Rücksicht auf die kitzliche Natur dieser Frage und auf die erklärliche Ungeduld des Staates Maine nicht minder, als die Ueberzeugung, daß die Unterhandlungen sich bereits länger hinausgezogen haben, als von Seite der einen und andern Regierung klug war, haben mich zu dem Glauben gebracht, daß man den jetzigen günstigen Augenblick keinesfalls vorübergehen lassen dürfe, ohne die Frage für immer zur Ruhe zu legen. Ich hege die Zuversicht, daß die Regierung Ihrer britannischen Majestät die Sache von demselben Gesichtspunkt auffassen wird, denn ich bin überzeugt, daß sie eine gütliche Beendigung des Streits ebenso innig und aufrichtig wünscht. Zu den inneren Schwierigkeiten bei Streitfragen über Gränzlinien, namentlich solche, die in unbewohnten und nur theilweise bekannten Gegenden zu ziehen sind, gesellt sich in unserem Lande noch eine Schwierigkeit, eine nothwendig aus unserer Verfassung hervorgehende, der gemäß die Generalregierung über die Particularinteressen der Einzelstaaten, an deren Marken diese Gränzlinien gezogen werden sollen, als gesetzliches Organ zu unterhandeln und zu entscheiden hat. Um eine andere Controvers, in welcher die Regierung eines unserer Einzelstaaten die Zuratheziehung ihrer Wünsche mit Recht verlangen könnte, zu vermeiden, habe ich es für nöthig erachtet, die Aufmerksamkeit der brittischen Regierung auf einen andern Theil unserer zusammenstoßenden Gebiete zu lenken, dessen Vertheilung noch auszugleichen bleibt. Ich meine die Gränzlinie vom Anfang des Oberen Sees (Lake Superior) bis an den nordwestlichsten Punkt des Wäldersees (Lake of the woods),*)Nämlich vom großen Oberen See an nordwestlich längs dem zu den Vereinigten Staaten gehörigen Huronendistrict und dem Rainy-See bis an den kleinen Wood-See, den man auf unsern Karten als ganz in der brittischen Hudsonia liegend und nur mit seinem südlichsten Ende an die Vereinigten Staaten anstoßend verzeichnet findet. über deren Festsetzung Stipulationen im 7. Artikel des Genter Vertrags zu finden sind. Da die von beiden Regierungen ernannten Commissarien über die Auslegung der bezüglichen Stipulationen sich nicht vereinbaren konnten, so sollen jetzt diese Differenzen an das vermittelnde Schiedsgericht irgend eines befreundeten Souveräns oder Staats verwiesen werden. Die streitigen Punkte sollten ausgeglichen und die Gränzlinien genau bezeichnet werden, ehe noch das Territorium, um dessen eine Gränzseite es sich hier handelt, als ein Staat in die Union mit eintritt. Ich rechne in dieser Hinsicht vertrauensvoll auf die aufrichtige Mitwirkung der brittischen Regierung. Man hat allen Grund zu glauben, daß Ruhestörungen, gleich denen, welche in letzter Zeit die brittische Nachbarprovinz bewegten, nicht abermals die Quelle von Gränzerstreitigkeiten werden, noch der Fortdauer jenes guten Einverständnisses Hindernisse in den Weg legen werden, dessen Aufrechthaltung Großbritanniens und der Vereinigten Staaten gegenseitiges Interesse erheischt. Innerhalb der brittischen Colonien selbst ist die Ruhe wieder hergestellt, und an unserer Gränze hat jene fehlgreifende Sympathie zu Gunsten dessen, was man fälschlich als eine allgemeine Erhebung für Volksrechte ansah, bei der geringen Anzahl unserer mindererfahrenen Bürger, die sich durch diesen Wahn in einigen Fällen hinreißen ließen, zu einer vernünftigen Abneigung gegen alle Einmischung in die inneren Angelegenheiten unserer Nachbarn sich ernüchtert. Das Volk der Vereinigten Staaten fühlt eine warme Theilnahme, und wird sie hoffentlich immer fühlen für den glücklichen Erfolg aller derjenigen, die mit aufrichtigem Willen eine Verbesserung des politischen Zustands der Menschheit anstreben. Dieses edelmüthige Mitgefühl hegt unser Volk für die entferntesten Nationen; natürlich war es daher, daß es mit um so größerer Wärme für seine unmittelbaren Nachbarn erwachte. Aber dem Charakter der Amerikaner, als einer Staatsgesellschaft, ist es nicht gemäß, die Befriedigung dieser Gefühle in Handlungen zu suchen, die ihre Bürgerpflicht verletzen, den Frieden ihres Vaterlands gefährden und es mit der Makel des Treubruchs gegen fremde Nationen beflecken könnten. Wenn jedoch in dem Eifer, Andern Wohlthaten zu erzeigen, die Amerikaner einmal die ihnen als Staatsbürgern obliegenden, bleibenden Verpflichtungen aus den Augen zu verlieren scheinen, so dauert ihr Irrthum selten lang. Nach allen mir zugekommenen Berichten, und zum Theil nach persönlicher Beobachtung bin ich überzeugt, daß jetzt keiner mehr hoffen kann, sich bei solchen Unternehmungen zu betheiligen, ohne, außer den strengsten Strafen des Gesetzes, zugleich auch die öffentliche Entrüstung auf sich zu ziehen. Neuerliche Berichte lassen mich auch hoffen, daß die Auswanderer aus Ihrer Maj. Provinzen, welche Zuflucht innerhalb unserer Gränzen gesucht haben, geneigt sind, friedfertige Ansiedler zu werden und sich aller Attentate zur Gefährdung des Friedens dieses Landes, das ihnen ein Asyl gewährt, zu enthalten. Bei einem Rückblick auf die Vorgänge zu beiden Seiten der Gränze ist es erfreulich, zu bemerken, daß in fast jedem Beschwerdefall gegen unser Land die Spur der betreffenden Vergehungen sich auf solche herüber geflüchtete Auswanderer aus den brittischen Provinzen zurückführen ließ. In den wenigen Fällen, wo sie von Bürgern der Vereinigten Staaten unterstützt wurden, waren die Handlungen dieser irregeführten Menschen nicht nur in geradem Widerspruch mit den Gesetzen und wohlbekannten Wünschen ihrer Regierung, sondern fanden auch entschiedene Mißbilligung bei dem Volke der Vereinigten Staaten. Mit Bedauern deute ich auf das Erscheinen eines von diesem verschiedenen Geistes unter Ihrer Maj. Unterthanen in den Canadas hin. Die dort so häufig ausgedrückten Gesinnungen der Feindseligkeit gegen unser Volk und unsere Institutionen und die Mißachtung unserer Rechte, die bei einigen Gelegenheiten sich kundgab, wurden, wie ich leider sagen muß, von dem Volk und selbst von einigen untergeordneten Localbehörden der Provinzen mit Beifall und Aufmunterung belohnt. Die obersten Beamten in Canada hegten glücklicherweise nicht gleiche Gesinnung, und sie haben wahrscheinlich Excesse verhütet, die für den Frieden beider Länder hätten verderblich werden müssen. Ich sehe mit Verlangen der Periode entgegen, wo alle die Transactionen, die aus diesem Stand unserer Angelegenheiten entsprangen, und den Stoff zu Beschwerden und Remonstrationen bildeten, von beiden Regierungen gründlich untersucht und die geeigneten Genugthuungen, da wo eine oder die andere Seite solche schuldig ist, geleistet seyn werden.

(Fortsetzung folgt.)

Großbritannien.

Ueber den neulich angezogenen Artikel des ministeriellen Globe, welcher die päpstliche Bulle gegen den Sklavenhandel dem Einflusse eines brittischen Repräsentanten in Rom zuschrieb, wird in den Londoner Blättern eine Polemik geführt. Seit Lord Castlemaine unter Jakob II hatte England keinen Gesandten in Rom, und die sogenannten Prämunire-Gesetze, welche bereits aus den angelsächsischen Zeiten herrühren, stehen jedem directen Verkehr mit Rom, so wie jeder Anerkennung päpstlicher Autorität zum Nachtheil der brittischen Krone, im0190 Wege. Aus diesem Grunde fand Canning, in Folge eines eigens eingeholten Gutachtens der Kronjuristen, eine Beantwortung des Schreibens, wodurch Leo XII dem König Georg IV seinen Regierungsantritt anzeigte, zu unterlassen für gut, zumal da der Papst in den englischen Gesetzen und Statuten nur Bischof von Rom genannt werden darf. Indeß richtete doch Georg IV, als Prinz von Wales, ein directes Schreiben an Se. Heiligkeit , um zu der Restauration des Kirchenstaats Glück zu wünschen.

Die trigonometrische Vermessung von Irland, unter der Leitung des Obristen Colby, wird in kurzem vollendet seyn, und er ist im Begriff, nach Schottland hinüberzugehen, um auch diesen Theil des Reichs zu vermessen. Er hat einige Ingenieurs nach der Insel Man abgesendet, von welcher man noch keine richtigen Vermessungen hat. Er selbst wird von Dublin nach Comardy gehen, und zunächst die Inselgruppen von Shetland, Orkney und den Hebriden vermessen, sich alsdann aber nach Edinburg begeben, um nach und nach die Vermessung der einzelnen Grafschaften in Schottland zu vollenden. Die bereits bekannt gemachten Karten von Irland und der Küstenlinie sollen in Hinsicht auf Genauigkeit und Ausführung unübertrefflich seyn.

Der bekannte hochtorystische Marquis v. Waterford hat in den letzten Tagen in Melton (Leicester) wieder einen seiner Geniestreiche zum Besten gegeben. Er, sein Bruder und einige Freunde machten vier vagirende Musikanten betrunken, und ließen sie maskirt als Lord Melbourne, ein Pfarrer, Guy Fawkes und Baronin Lehzen (die Namen trugen sie zur bessern Kenntlichkeit mit großen Buchstaben auf Tafeln verzeichnet) nach der Melodie einer Katzenmusik durch die Straßen ziehen. Die Pseudo-Baronin trug einen ungeheuern boudin allemand in der Hand. Die Polizei machte endlich dem Unfug ein Ende. Einige Tage zuvor paradirte ein Narrenaufzug durch die Straßen von Edinburg, worunter sich ein betrunkener Eskimo befand. Die Zuschauer stritten sich darüber, ob es der unlängst mit den Wallfischjägern angekommene wirkliche Eskimo, oder der edle Marquis v. Waterford in dessen Maske sey. Die Betrunkenheit schien für letztere Annahme zu sprechen.

Der Spectator sagt unter der Aufschrift Englische Ungerechtigkeit gegen China : Unsere Regierungszeitungen bedrohen die Chinesen mit Englands Rache. Aber wofür? Die Behörden des Landes verlangten, daß ein Engländer, der einen Chinesen auf chinesischem Grund und Boden erschlagen, ausgeliefert und nach chinesischem Gesetz gerichtet werden sollte. Setzen wir einmal umgekehrt den Fall, ein chinesischer Matrose von einem in der Themse liegenden chinesischen Schiff hätte einen Engländer in Gravesend getödtet: würde man seinen Landsleuten wohl erlaubt haben, den Todtschläger nach Canton zu führen, damit er dort gerichtet würde? Nehmen wir ferner an, eine Proclamation wäre an die Farmers von Kent ergangen, die ihnen chinesische Handelsschiffe auf der Höhe von Nore mit Lebensmitteln zu versehen verböte und letzteren zugleich sich von der englischen Küste zu entfernen beföhle: würde ein Versuch der Fremdlinge, den englischen Befehl zu verletzen, nicht nöthigenfalls mit Waffengewalt verhindert werden? Bis jetzt fehlen die Beweise, daß die Chinesen in irgend einem Falle dem Völkerrecht entgegengehandelt haben; aber Capitän Elliots Benehmen, indem er auf die Mandarinen-Dschunken feuerte, war unverantwortlich. Soll indeß den Chinesen ein - für allemal der Krieg gemacht, und sie mit einer, wie der Globe sich ausdrückt, der brittischen Regierung würdigen Demonstration geschreckt werden, so vertraue man die Leitung der Feindseligkeiten mindestens einem fähigeren und besonneneren Mann, als der Handelsoberaufseher Elliot ist. Seine drohende Expedition gegen Coallun und die factische Flucht dreier brittischen Kriegsschiffe vor drei Mandarinen-Dschunken ist eine so schmähliche Affaire, als die neuesten englischen Annalen nur immer aufzuweisen haben. In demselben Sinne äußert sich der M. Herald.

(Bull's Chronicle.) Bekanntlich ist die Gemahlin des Don Carlos während des Aufenthalts dieses Fürsten in England gestorben, und zu Gosport begraben worden. Ein spanischer Priester, Don Barnabé Rodriguez, war auf Befehl des Don Carlos in dieser Stadt zurückgeblieben, um für die Seelenruhe der Verstorbenen täglich Messen zu lesen. Wir hören, daß dieser spanische Priester sich zum Protestantismus bekehrt, und eine Broschüre herausgegeben hat, worin er die Gründe darlegt, die ihn bewogen, den katholischen Glauben abzuschwören.

Viele deutsche Zeitungen, wie die Allg. Zeituug von Augsburg, die Leipziger, Frankfurter etc. stellen Vermuthungen auf über den Verfasser der anonym bei mir erschienenen Schrift: Beiträge zur Beleuchtung schwebender Fragen über Geist und Wort, Glauben und Schrift, Religion und Staat. Man hat vermuthen wollen, es kämen diese Blätter, welche in ihrer wissenschaftlichen Form auf die neuesten kirchlichen und politischen Verwickelungen vielleicht überzeugend einwirken dürften, und deßhalb das allgemeinste Interesse, besonders in höhern Kreisen erregten, von hoher Hand, andrerseits wurde dieser Ansicht widersprochen, und es wurden irrige Angaben über die Stellung des Verfassers gemacht. Ich bin noch nicht ermächtigt, den Namen des Herausgebers zu nennen, halte es aber für Pflicht, um nicht falschen Muthmaßungen noch mehr Raum zu geben, hier anzuzeigen, daß die bisher aufgestellten im Allgemeinen unrichtig sind.

Ludwig Hilsenberg, m. p.

0191

[196-98] Bekanntmachung.

Um die Anschaffung der Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten den Privaten so viel möglich zu erleichtern und jedes Hinderniß der Verbreitung zu beseitigen, hat das unterfertigte Secretariat veranlaßt, daß man sich für 1840 bei jedem königlichen Postamte mit drei Gulden auf 100 Bogen, jedoch ohne Einrechnung der unbedeutenden Speditionsgebühren, abonniren könne. München, den 15 Januar 1840.

Das Secretariat der Kammer der Abgeordneten.

Windwart.

coll. Weisbacher.

[121-23] Bekanntmachung.

Die Administration der bayer. Hypotheken - und Wechsel-Bank macht hiermit bekannt, daß per Dividende und Superdividende vom 11 Semester des Jahres 1839, von den Bank-Actien gegen den treffenden Coupon 10 fl. 30 kr. per Stück bei den Bank-Cassen in München u. Augsburg,

von den Promessen I Emission 7 fl. 21 kr. per Stück von den Promessen II Emission 4 fl. 12 kr. per Stück

gegen Abstemplung bei der Bank-Casse in

München erhoben werden können. München, den 13 Januar 1840.

Simon Frhr. v. Eichthal.

[98-100] Vorladung.

Der ehemalige Forstcandidat und nachherige Mauthprakticant Johann Bapt. Pfundner, Sohn des bereits im Jahre 1819 im Witwerstande dahier verstorbenen k. b. Salzbeamten Johann Nepomuk Pfundner, ist am 15 d. M. im ledigen Stande ohne Hinterlassung eines Testaments mit Tod abgegangen.

Da demnach die gesetzliche Erbfolge einzutreten hat, so werden alle diejenigen, welche ein Erbrecht an den Nachlaß des Johann Baptist Pfundner geltend machen können, hiermit aufgefordert, ihr Erbrecht bis zum Mittwoch den 26 Februar 1840, oder an diesem Tage selbst bei der unterfertigten Verlassenschaftsbehörde anzumelden und durch die nöthigen Belege zu begründen, widrigenfalls ohne Berücksichtigung ihrer Ansprüche der Nachlaß Pfundners an diejenigen ausgeantwortet werden würde, die sich als dessen nächste Verwandte und Erben ausgewiesen haben werden.

Zugleich ergeht an alle jene, welche sonst aus irgend einem Rechtstitel Ansprüche an die Masse Pfundners zu machen haben, die Aufforderung, dieselben bis zu obiger Tagfahrt um so sicherer geltend zu machen und nachzuweisen, als außerdem bei Ausfolglassung der Nachlaßmasse hierauf keine Rücksicht genommen werden würde.

Endlich werden alle diejenigen, die etwas von dem Vermögen Pfundners in Händen haben, angegangen, solches in kürzester Frist mit Vorbehalt ihrer etwaigen Rechte zur Verlassenschaftsbehörde abzugeben.

Würzburg, am 31 December 1839.

Königliches Kreis - und Stadtgericht.

A. D. Schneider.

Oppmann.

[208-209] Ulm. Steckbrief.

Im Anfang des Decembers v. J. kam dahier ein Fremder an, welcher sich Dr. v. Wattenwyl aus Bern nannte, und auch wirklich einen auf diesen Namen von dem eidgenössischen Consul in Bordeaux ausgestellten Paß vorzeigte; er schloß mit dem Eigenthümer des Gasthofs zum schwarzen Ochsen dahier einen Kaufvertrag über dessen Besitzthum, angeblich zu Errichtung einer Seidenfabrik, ab, verschwand dann aber plötzlich, nachdem er noch weitere Betrügereien verübt hatte, ohne daß es bis jetzt gelungen ist, seiner habhaft zu werden.

Die angestellten Nachforschungen ergaben dagegen, daß der Betrüger Andreas Ingold aus Bettenhausen im Kanton Bern ist, daß er sich schon seit vielen Jahren in Deutschland und den angränzenden Staaten, theils unter seinem wahren Namen, theils unter dem Namen eines Karl v. Erlach aus Handelbach, eines Dr. v. Wattenwyl aus Bern, eines Franz Göz aus Neu-York, herumtrieb, und von vielen Gerichten wegen ähnlicher Betrügereien bisher erfolglos mit Steckbriefen verfolgt wurde.

Man richtet daher im Interesse der allgemeinen Sicherheit an alle Justiz - und Polizeibehörden auf diesem Wege die Bitte, nach diesem gefährlichen Menschen, dessen Signalement unten angehängt ist, genaue Nachforschungen anstellen und ihn im Betretungsfalle wohlverwahrt hieher liefern zu lassen.

Signalement.

Ingold ist ungefähr 35 Jahre alt, von großer starker Statur und schönem Körperbau, er hat ein volles Gesicht, hohe freie Stirne, schwarze aber schwache Haare, proportionirte Nase und Mund und gut erhaltene Zähne.

Er ist dem Schweiße sehr ergeben, und hat daher die Gewohnheit, sein Gesicht öfters mit dem Schnupftuch zu betupfen; seiner eigenen Aeußerung zufolge soll er an den Füßen noch zwei Narben, angeblich von einer Stich - und einer Schußwunde herrührend, haben. Er spricht den Berner Dialekt und außerdem gut französisch; sein Benehmen ist sehr ruhig. Seine Kleidung dahier war elegant; er trug mehrere Ringe, eine goldene Kette und ein Stöckchen mit silbernem Knopf, worin ein W. eingravirt ist.

Den 14 Januar 1840.

Königlich würtemb. Oberamtsgericht.

Hammer.

[166]

Folgende neue Karten sind in der Arnold'schen Buchhandlung erschienen und durch alle Buch - und Kunsthandlungen, in Augsburg durch die K. Kollmann'sche Buchhandlung, zu erhalten: Neue Karte vom Königreich Sachsen, mit vorzüglicher Berücksichtigung der constitutionellen Verhältnisse desselben, herausgegebeu von A. Schiffner. Größtes Landkartenformat. 1 Thlr. od. 1 fl. 48 kr. rhn.

Die Umgegend von Dresden, in einem Umkreise von drei Meilen.

12 gr. oder 54 kr. rhn.

Die sächsische und böhmische Schweiz, von Hajek und Keyl.

12 gr. oder 54 kr. rhn.

Grundriß von Dresden im Jahr 1839. 8 gr. od. 36 kr. rhn.

[204-5] Fortsetzung der deutschen Theeblätter.

Bei Georg Franz in München ist erschienen: Deutsche Blätter für Litteratur und Leben.

(Fortsetzung der deutschen Theeblätter.)

Herausgegeben von Fr. v. Elsholtz, A. v. Maltitz und Fr. A. v. Zu-Rhein.

Monat Januar 1840.

(oder Theeblätter Nr. 41. 42. 43. 44.)

Inhalt: Blicke in die Gegenwart und Zukunft der deutschen Litteratur. Von Ernst Frhrn. v. Feuchtersleben. Fragmente aus Vorlesungen über Naturwissenschaft. Von Dr. G. H. v. Schubert. Münchener Hundert und Eins. Von C. F. Das wiedergefundene Kleid. Ein chinesisches Drama, mitgetheilt von C. F. Neumann. Lyrische Halle: Die Sonne an Daguerre. Von Friedrich Thiersch. Lied des Todes. Von Karl Weichselbaumer. Bittschrift an den Frühling. Von Ludwig Bechstein. Liebesglück. Von Franz v. Kobell. Bächleins Freiwerbung. Von Fr. August v. Zu-Rhein. Chronistisches: Litteratur - und Bücherschau: 1) Saint Sylvan, von A. v. Sternberg. 2 Thle. Frankfurt a. M. bei J. D. Sauerländ r 1839. 2 ) Neue dramatische Dichtungen von Franz Grillparzer. (Wehe dem, der lügt! Lustspiel in 5 Aufzügen, und Der Traum ein Leben, dramatisches Mährchen in 4 Aufzügen). 3) Zacharias Werners poetische Werke, aus seinem handschriftlichen Nachlasse herausgegeben von Jos. Baron v. Zedlitz. Band 1 und 2. Grimma. Verlags-Comptoir 1840. Ueberblick der Kunstleistungen zu München im Jahre 1839. Von Rudolf Marggraff.

Die verehrlichen bisherigen Semestral-Abonnenten, deren Abonnement mit Ende März erlischt, empfangen dieses reichhaltige erste Monats-Heft, so wie jene für Februar und März auf dem bisherigen Wege als Rest.

Neu hinzutretende Freunde einer gewählten Lecture belieben ihre Bestellungen baldigst, entweder bei den Buchhandlungen oder den lövl. Postämtern zu machen.

Der Abonnementspreis ist: In den k. k. österr. Staaten durch die k. k. Postämter bezo - gen laut des Tarifs der k. k. österreich. Polizei und Censur - Hofstelle: halbjäh. zu 4 fl. 24 kr.

Bei den k. bayer. Postämtern halbjährig im I. Rayon 3 fl. 32 kr. im II. Rayon 3 fl. 39 kr. im III. Rayon 3 fl. 43 kr.

Auf dem Wege des Buchhandels bezogen Ganzjährig 7 fl. - kr. halbjährig 3 fl. 30 kr. vierteljährig 1 fl. 45 kr.

0192

[5582-84]

Bei J. G. Ritter v. Mösle's Wittwe & Braumüller in Wien ist so eben erschienen: Abhandlung über Percussion und Auscultation, von Joseph Skoda, Doctor der Medicin, Mitglied der medicinischen Facultät und der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien.

Wien 1839. gr. 8. in Umschlag geh. 1 fl. 40 kr. C. M.

Diese Schrift stellt nicht eine Compilation aus fremden Werken über denselben Gegenstand dar, sondern sie ist durchgehends eine originale, und von rein praktischer Tendenz. Den Stoff dazu lieferten vieljährige Beobachtungen am Krankenbett auf den Abtheilungen des k. k. allgemeinen Krankenhauses in Wien und die Untersuchungen in der pathologisch anatomischen Sectionsanstalt desselben; zahlreichen Aerzten ist übrigens der Verfasser seit Jahren persönlich als Lehrer der Auscultation und Percussion in dem genannten Krankenhause auf eine Weise bekannt, die jede Erhebung seiner Arbeit überflüssig macht.

[178] Pränumerations - Einladung.

In der Oberer'schen Buchhandlung in Salzburg erscheint bis Anfang des Jahres 1840, und wird daselbst so wie auch in soliden auswärtigen Buchandlungen (Augsburg in der K. Kollmann'schen) Pränumeration angenommen: Auf den Jahresbericht über die medicinische Abtheilung und Klinik des St. Johan - nes-Spitals in Salzburg im Jahre 1837, verfasst von Dr. A. M. Hornung, k. k. Professor der speciellen Pathologie und Therapie der innern und Augenkrankheiten, und medi - cinischen Klinik, Primararzte des St. Johannes-Spitals.

Unter den zahlreichen, grossartigen Stiftungen Salzburgs steht das St. Johanns-Spital durch die Munificenz seiner Statuten und Reichhaltigkeit seines Fonds oben an. Indem Tausende jährlich die Mildthätigkeit dieser Stiftung, ihrer letzten Zufluchtsstätte, segnen, wirkt sie zugleich belehrend als Klinik für angehende Landwundärzte. Um diesen ein Erinnerungsbuch der in jedem Jahre vorfallenden Denkwürdigkeiten an die Hand zu geben, und auch im weitern Kreise den jüngern Aerzten und Landwundärzten nach dem Muster der classischen Rationes medendi von de Haen, Stoll, Hildenbrand zu nützen, hat sich der geehrte Hr. Verfasser, aufgemuntert durch die schmeichelhafte Aufnahme seiner Jahresberichte in den medic. Jahrbüchern des k. k. österr. Staates, entschlossen, die weitere Folge derselben in besondern Heften erscheinen zu lassen. Der vorliegende von 1837 hält sich streng an die chronologische Ordnung, und sucht den Einfluss der Witterungsverhältnisse auf die Gestaltung der herrschenden gastrisch-nervösen Krankheits-Constitution, und auf die Hervorrufung neuer, dieser mehr weniger fremdartig entgegentretenden Pandemien darzustellen. Am ausführlichsten ist die weltumkreisende Influenza abgehandelt. Zahlreiche Krankheitsgeschichten dienen überall als Belege.

Um dem Wunsche des Hrn. Verfassers zu begegnen, seinem Werke, das sich unter der Presse befindet, und auf 15 Bogen belaufen dürfte, die grösste Gemeinnützigkeit zu geben, wird der Weg der Pränumeration eingeschlagen, und dieselbe zu 40 kr. C. M. oder 48 kr. rh. bis Ende März 1840 angenommen. Später tritt ein höherer Ladenpreis ein.

[177]

Zur Michaelis-Messe erschien bei K. Fr. Köhler in Leipzig: Darstellungen und Charakteristiken aus meinem Leben.

Von Dr. G. Merkel.

Erster Band.

Motto: Licht ist Leben! Licht ist Glück und für Staaten Macht.

Der zweite Band erscheint zur Oste messe.

Preis 2 Rthlr. 8 gGr. oder 4 fl. 12 kr. rhein.

Vorräthig in der K. Kollmann'schen Buchhandlung in Augsburg.

[175]

In Jonas 'Verlagshandlung erscheint für das Jahr 1840 und ist durch die Karl Kollmann'sche Buchhandlung in Augsburg zu beziehen: Central-Blatt der Abgaben -, Gewerbe - und Handels-Gesetzgebung und Verwaltung in den königlich preußischen Staaten.

Zweiter Jahrgang.

gr. 4. circa 50 Bogen. Preis des Jahrgangs 2 Rthlr. oder 3 fl. 36 kr. rhein.

Von dem ersten Jahrgange (1839) ist nur noch das zweite Semester zu haben.

[239] Verkauf der Aumühle bei Würzburg.

Wegen mehrjähriger Krankheit ist Unterzeichneter gesonnen, sein Anwesen, genannt zur Aumühle, mit der darauf betriebenen Wirthschaft zu verkaufen.

Dasselbe besteht: a) aus dem großen Wirthschafts-Gebäude, enthaltend 16 Piecen, worunter ein großer Garten - und großer Tanzsaal mit Galerie für Zuschauer, gegypstem Getreideboden, Keller, Küche etc.; b) der daran angebauten, bisher mit guten Kunden versehenen Mühle mit zwei Mahlgängen u. einem Rollgang, Mühlstube, Wohnzimmer, Küche etc.; c) den Oekonomie-Gebäuden mit Rindvieh - u. Pferdestallungen, Backhaus, Scheune etc.; d) einem circa 100 Schritte vom Hauptgebäude an der Chaussee nach Schweinfurt stehenden Hause, enthaltend 3 Zimmer, Küche, Abtritt, einen gewölbten Futterkeller, einen großen Wein - u. einen Felsenkeller zum Bierlagern; e) aus circa 31 Morgen sehr guter Felder, die um die Gebäulichkeiten liegen, wobei der große Wirthschaftsgarten mit 36 Stück Wirthschaftstischen, Lauben und besuchtem Carroussel.

Das Anwesen, dessen Bauten neu und massiv steinern sind, liegt eine Viertelstunde von Würzburg, in einem freundlichen Wiesenthale, wohin eine mit den Verschönerungs-Anlagen um die Stadt in Verbindung stehende Allee führt.

Die Aumühle ist in Folge ihrer Lage seit vielen Jahren von Tanzenden sowohl an Sonn - und Feiertagen als in der Woche von Honoratioren besucht; sie bietet bei gutem Betriebe eine sichere, doppelte Nahrung, und würde sich ihrer Bauart und ihrer sehr gesunden Lage wegen auch zu einem Landsitze eignen.

Die Hälfte des Kaufschillings kann beim Verkauf verzinslich stehen bleiben, und das Anwesen täglich eingesehen werden.

Auswärtige Kaufsliebhaber werden ersucht, sich wegen der Bedingnisse und der nähern Beschreibung der Realitäten in portofreien Briefen zu wenden an Georg Breiting, Besitzer der Aumühle.

Würzburg, den 20 Januar 1840.

[211-12] Kunst-Anzeige.

Am 18 Februar beginnt hieselbst durch Unterzeichneten die Versteigerung einer werthvollen Sammlung älterer Kupferstiche und Handzeichnungen nebst Werken, deren Katalog zu beziehen ist durch die Kunst - und Buchhandlungen der HH. W. Besser in Berlin, C. F. Ram'ohr in Braunschweig, L. Niesen in Köln, E. Arnold in Dresden, S. Schmerber in Frankfurt a. M., R. Weigel in Leipzig, Hermann und Barth in München, S. Bermann in Wien, Hrn. Auctionarius Börner in Nürnberg und endlich hieselbst durch Hrn. C. Schwormstädt, Kunsthändler Commeter und den Makler E. Harzen.

Hamburg, 1840.

[195] Stelle-Gesuch.

Ein routinirter Geschäftsmann, welcher schon viele Jahre für mehrere Fabriken und Handlungen ganz Deutschland, Italien und die Schweiz bereiste, wünscht wieder eine Stelle entweder als Reisender, Buchhalter oder Magaziner zu erhalten, auch würde er sich als Geschäftsführer oder Verwalter eines Oekonomiegutes engagiren können, indem er auch in dieser Branche Kenntnisse besitzt. Das Nähere ist bei der Expedition der Allgemeinen Zeitung zu erfragen.

[240] Bekanntmachung.

Ich finde mich veranlaßt, meinen verehrlichen Geschäftsfreunden hiedurch bekannt zu machen, daß E. A. Rupprecht aus Burglengenfeld für mich keine Geschäfte mehr zu besorgen, noch weniger Gelder in Empfang zu nehmen hat.

Augsburg, den 24 Januar 1840.

Moriz Greunacher.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 24. 24. Januar 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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