PRIMS Full-text transcription (HTML)
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 25.
25 Januar 1840.
0193

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Der Schatzsecretär hat dem Congreß seinen Bericht über die Einnahmen und Ausgaben der Union im Jahr 1839 vorgelegt. Es betrugen die Einnahmen 37,217,812, die Ausgaben 35,661,427 Dollars, demnach ergab sich am 31 Dec. ein Ueberschuß von 1,556,385 Dollars. Die Ausfuhr während des Jahrs 1839 hatte einen Werth von 118,359,004 Dollars, 9,872,383 mehr, als im Jahre 1838. Der Werth der Einfuhr betrug 157,609,560 Dollars, 43,192,156 mehr, als im Jahre 1838. Die Einfuhr überwog also die Ausfuhr um 39,250,556 Dollars. Dieser bedeutende Mehrbetrag der Einfuhr, der seit 1789 nur in drei Jahren größer war, mag mit zur Erklärung des vorhandenen Geldmangels dienen.

Südamerika.

(Moniteur.) Nachrichten aus Montevideo vom 9 Nov. melden, daß die Landbewohner von Pueblo de Dolores an bis nach la Magdalena sich in Masse gegen Rosas erklärt haben. Die Insurgenten sind mehr als 3000 Mann stark, gut beritten und fast alle gut bewaffnet; sie ziehen gegen Buenos-Ayres. Die Forts Salado, Tuque, Latalaya, Magdalena und Encenada haben sich zu ihren Gunsten erklärt. Rosas scheint in Buenos-Ayres beinahe eingeschlossen zu seyn.

Großbritannien.

Die Königin hielt am 17 Nachmittags im Buckinghampalast eine Hofversammlung, um die Adresse der Pairs entgegenzunehmen. Der Lordkanzler erschien in seiner Staatsrobe zwischen dem Herzog von Somerset als dem Antragsteller, und Lord Seaford, als dem Unterstützer der Adresse, und las sie ab, worauf die Königin eine sehr huldvolle Antwort ertheilte.

In der Unterhaussitzung vom 17 Jan., aus der wir gestern einige ministerielle Ankündigungen erwähnten, bemerkte man unter den eingereichten Petitionen eine von dem öftergenannten Dissenter John Thoroughgood, der nun wegen nichtgezahlter Kirchensteuer von 5 Sh. 6 Pence er findet die Zahlung mit seinem Gewissen unverträglich seit einem Jahr im Grafschaftsgefängniß von Essex liegt. Hr. Duncombe wird am 30 Januar eine eigene Motion darüber stellen. Für die Grafschaft Rutland ward ein neuer Wahlbefehl erlassen, da deren bisheriger Vertreter, der ehrenwerthe W. Noel, die Chiltern Hundreds angenommen, d. h. seinen Austritt erklärt hat. Auf eine Frage von Sir R. Peel antwortete der Handelsminister, die 1 Penny-Stempelcouverts würden binnen sechs Wochen fertig seyn. Unter andern Präliminarhandlungen für die Session ward auch die Verordnung zur Verhinderung der Einmischung der Pairs in Parlamentswahlen gelesen. Hr. Hume verlangte, die Verordnung solle als eine leere und lächerliche Förmlichkeit aus dem Order-Book des Hauses gestrichen werden, denn die Pairs, wie alle Welt wisse, ließen sich dadurch von der Einmischung nicht abschrecken. Lord J. Russell bemerkte, diese Einmischung geschehe jetzt wenigstens nicht mehr offen und persönlich; wenn man aber z. B. einen Pair in einem Wahlflecken herumwandern und öffentlich Stimmen werben sähe, so könnte er, auf jene Verordnung hin, allerdings hart bestraft werden. Hr. Hume drängte die Frage zur Abstimmung, die mit 209 gegen 25 Stimmen wider ihn entschied. Lord J. Russell beantragte nun die weitere Erwägung des Falls Stockdale gegen Hansard, resp. gemäß dem Tags zuvor gefaßten Beschluß die Vorführung des erstern an die Schranken des Hauses durch den Stabträger des Hauses (Sergeant-at-arms). John Joseph Stockdale erschien, und wurde vernommen. Er bekannte sich zu der ihm zur Last gelegten Handlung, bestritt aber dem Hause das von ihm angesprochene Privilegium. Ein Schreiben voll grober Schmähungen gegen das Unterhaus, das Stockdale am 27 Aug. v. J. vor Eröffnung seines Executionsverfahrens gegen Handsard an diesen gerichtet hatte, und zu welchem Stockdale sich gleichfalls als Verfasser bekannte, ward abgelesen. Nachdem er wieder abgeführt worden, erfolgte eine Discussion voll juristischer Erörterungen, wobei eine Anzahl Ultra-Tories nochmals Partei für Stockdale und die Procedur der Queensbench nahm, und Hr. O'Connell und Sir R. Inglis persönlich hart an einander geriethen. Hr. O'Connell, der sich als rechtsgelehrter Gentleman für den Fall besonders interessirte und auch an dem Verhör Stockdale's Theil nahm, bemerkte nämlich: Stockdale, dieser Client ehrenwerther Mitglieder auf der andern Seite des Hauses, verkaufte schlüpfrige Schriften zur Unterhaltung der Gefangenen, was vor einer Committee des Hauses der Gemeinen erwiesen wurde, so wie ihn auch eine Specialjury des Landes darum schuldig fand. Hansard, als der Drucker dieses0194 Hauses, druckte auch die Verhandlungen über obigen Fall. Stockdale hängt ihm darüber einen Libellproceß bei der Queensbench an, und gewinnt ihn. Die Queensbench hat damit ausgesprochen, das Haus der Gemeinen dürfe seine Verhandlungen zwar drucken lassen, aber eben nur zu Nutz und Frommen der 658 Mitglieder des Hauses, nicht für das Publicum. Das ist rein absurd. Zugleich nannte O'Connell, mit dem Beifügen, daß man ihn schwerlich der Schmeichelei gegen das sehr ehrenwerthe Mitglied für Tamworth zeihen werde, Peels Rede zu Gunsten des ministeriellen Vorschlags die beste, die in dieser Sache gehalten worden. (Lauter Beifallsruf der Opposition.) Sir R. Inglis faßte den Ausdruck Client auf, und entgegnete, eine solche Bemerkung zieme sich schlecht für das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied für Dublin, das die Frauen von England verleumdet habe. (Bekanntlich eine mehrere Jahre alte torystische Beschuldigung gegen O'Connell.) Hr. O'Connell nannte das eine Unwahrheit. (Ruf: Zur Ordnung! Sprecher! ) Der Sprecher legte sich ins Mittel, und nach mehreren beiderseitigen Trümpfen Inglis meinte unter Anderm, das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied scheine den Inhalt der von Stockdale gedruckten Erotika besser zu kennen, als er wurden die beleidigenden Ausdrücke von den zwei Herren in ziemlich sophistisch geschraubten Ehrenerklärungen zurückgenommen. Lord J. Russell trug darauf an, Stockdale der Ehrenbeleidigung (high contempt) des Parlaments für schuldig zu erklären; Hr. Law, selbst Beisitzer der Queensbench, setzte das Amendement entgegen, daß derselbe sofort freizusprechen und zu entlassen sey. Die ministerielle Motion ging mit 239 gegen 105 Stimmen durch, und Stockdale ward ins Gefängniß abgeführt. Das Haus versammelte sich auch am 18 (Sonnabend), um die übrigen Betheiligten zu vernehmen. Lord J. Russell kündigte seine Absicht an, am 22 Jan. einen Antrag wegen der Apanage des künftigen Gemahls der Königin zu stellen.

Der Globe sagt, es werde der Königin einigermaßen ein unangenehmes Gefühl seyn, nächstens ihren Ehebund durch denselben Erzbischof von Canterbury einsegnen lassen zu müssen, welcher eben erst den Geistlichen Dr. Molesworth auf eine der einträglichsten Pfründen, die er zu vergeben gehabt, befördert und ihn so gleichsam dafür belohnt habe, daß er dem mehrerwähnten Tory-Diner in Canterbury beigewohnt, wo Hr. Bradshaw und andere Ultras dieser Partei die beleidigenden Reden gegen Ihre Maj. gehalten. So handle der Primas der englischen Kirche, während der Oberbefehlshaber der brittischen Heere, auch ein Tory, doch so viel Schicklichkeitsgefühl gehabt habe, Officieren, die einer ähnlichen Scene beigewohnt, einen Verweis zu ertheilen.

Am 16 Abends wurden, nach einer ziemlich summarischen Erledigung der kleineren Fälle, die Specialassisen in Monmouth geschlossen. Eine Anzahl der Mindergravirten ist zu dreimonatlichem bis einjährigem Gefängniß verurtheilt.

Frankreich.

(Moniteur.) Heute (19) zwischen ein und zwei Uhr haben sich einige wenig zahlreiche Gruppen auf dem Börsenplatz gezeigt. Es befand sich aber nicht ein einziger Nationalgardist in Uniform darunter. Eine Manifestation nach Art der am letzten Sonntag fand nicht statt.

Der Pairshof endigte am 18 Jan. das Verhör der Angeklagten und der Zeugen für die zweite Kategorie des Processes vom 12 Mai. Die Sitzung bot eben so wenig Interesse dar, wie die frühere. Die Angeklagten, die noch verhört wurden, waren Druy, der bei dem Aufstande verwundet ward, Herbulet, bei dem man Munition vorgefunden hatte, Vallière, der beschuldigt ist, auf den Obristen Pellion geschossen zu haben, Buisson und Bouvrand, der nicht nur geschossen, sondern auch dem Zeugen Duchatellier einen Dolchstich gegeben zu haben beschuldigt ist. In der Sitzung am 20 nahm der Generalprocurator, Hr. Franck-Carré, das Wort.

Ein Journal sagt, die Taufe des Grafen von Paris werde bestimmt zu Anfang des Frühlings stattfinden. Man versichert, daß der Pathe und die Pathin der König und die verwittwete Großherzogin von Mecklenburg seyn werden.

(Journal des Débats.) Die englische Thronrede zeichnet sich durch eine große Zurückhaltung in Bezug auf auswärtige Angelegenheiten aus ... Der auf die Angelegenheiten China's bezügliche Paragraph scheint nicht anzukündigen, daß bis jetzt ein definitiver Entschluß darüber gefaßt sey. In Bezug auf die innere Lage konnte die Rede nicht verbergen, daß großes Elend in mehrern Fabrikbezirken herrsche. Die Chartistischen Insurrectionen erwecken offenbare Besorgnisse. Die Königin rechnet auf die Kraft der alten englischen Constitution; wir gesellen uns aufrichtig diesen Hoffnungen bei. Keine Empfindlichkeit, so gerecht sie auch seyn möge, wird uns die Wünsche desavouiren lassen, die wir noch immer dafür hegen, daß England siegreich aus einer Prüfung hervorgehen möge, welche die allgemeine Ordnung interessirt. Wir wollen nicht affectiven, als übergehen wir mit Stillschweigen die Auslassung des Namens Frankreich, welche die englische Regierung machen zu müssen geglaubt hat. Wir könnten diese übermäßige Zurückhaltung bedauern, wenn in Ermangelung anderer Versicherungen die Geographie und die Geschichte nicht da wären, um uns zu sagen, daß wenn etwas in Europa gegen Frankreich geschehen, doch nichts ohne Frankreich darin vorgehen kann.

Hr. v. Genoude ist von seiner Reise nach Rom wieder zurückgekehrt und in Marseille ans Land gestiegen.

Das auf heute Mittag gewissermaßen angekündigte Schauspiel einer politischen Versammlung auf dem Börsenplatz, ein Schauspiel, bei dem die Wahlreform den Vorwand abgeben, und die Polizei, untermischt mit falschen und ächten Nationalgardisten, die Hauptrolle spielen sollte, hat nicht stattgehabt. Wir wünschen der Nationalgarde von ganzem Herzen Glück zu der Vorsicht. Um den Börsenplatz, und hier und da in dünnen Gruppen auf demselben, hat sich eine Anzahl Figuren versammelt, für die ich vergeblich ein passendes Bezeichnungswort in der civilisirten Sprache suche; die Franzosen nennen solche Fratzen visages patibulaires, zu deutsch Galgengesichter; der Ausdruck ist energisch und wahr. Ich habe in meinem Leben nichts Zurückstoßenderes gesehen; ich möchte die Schultern dieser Unglücklichen nicht entblößen, aus Furcht, unter zehn wenigstens neun mit dem Brandmal T. P. zu finden. Waren das freiwillige Zuschauer bei dem versprochenen Spectakel, waren es freiwillige oder erbetene Schauspieler? Wie dem auch seyn möge, wehe dem Werke, dem sie dienen! In der Geschichte unsrer innern Tagespolitik mache ich Sie auf die Stellung eines Organs in der Presse aufmerksam, das von jeher als verhängnißvoller Stundenzeiger der französischen Ministerien betrachtet worden ist: des Journal des Débats. Seine Haltung ist entschieden feindlich gegen das Ministerium und voll bitterer Ironie gegen die Personen dieses Ministeriums. Es müssen für diese Feindseligkeit bedeutende Gründe vorliegen, da Saint-Marc-Girardin, einer der einflußreichsten Mitarbeiter der Débats, nichts verhindern kann, daß das Ministerium seines Freundes und Beschützers, Villemain, angegriffen werde. Aber die Débats sind nicht allein von dem Ministerium0195 abgewendet, sie haben zugleich die Fahne einer Oppositionspartei aufgesteckt, die sie als die Nachfolgerin des Ministeriums vom 12 Mai zu berufen scheinen: die Doctrinäre und an ihrer Spitze Guizot. Wir denken nicht, daß die einzige Unterdrückung der Subvention dieses einflußreiche Blatt zu seiner auffallenden Stellung verleitet hat die Wahrung seines Interesses ist bei ihm stets mit vieler Gewandtheit verschleiert, und damit es lieber auf die stets ungewisse Zukunft eines noch nicht gebornen, vielleicht unmöglichen Ministeriums zähle, als sich auf indirectem Wege des größtmöglichen Vortheils der Gegenwart zu versichern, müssen andere Ursachen bestehen, als die, welche eine oberflächliche Beschauung zu erblicken wähnt. Vielleicht dünkt ihm der Weg zu einem Ministerium von Guizot und Thiers kürzer, als der zu dem Ministerium, das von der Kammer vorzugsweise den Titel des gouvernement parlamentaire erhalten hat. Es ist noch nicht an der Zeit, über diese politische Astrologie etwas Deutlicheres auszusprechen, vielleicht kommt diese Zeit gar nicht, ein Grund mehr, sich heute innerhalb der Schranken einer unverfänglichen Hindeutung zu halten.

Der Krieg, den das Journal des Débats fortwährend Hrn. Passy wegen seiner Rentenconversion macht, und der nicht bloß der Sache, sondern zugleich der Person sehr heftig zu Leibe geht, wirft ein neues Licht auf die prekäre Stellung aller Mitglieder des Cabinets. Eine noch schlimmere als Hr. Passy, hat in diesem Augenblick der Kriegsminister, General Schneider, der mit Hartnäckigkeit die Ausführung des so viel besprochenen Gesetzes über den Generalstab, das in der vorigen Session durchging, bei der ersten zu dessen Anwendung sich darbietenden Gelegenheit verlangt. Nachschrift. General Schneider soll in dem gestern Abend gehaltenen Conseil seine Dimission eingegeben haben.

Ich komme auf den Artikel Ihres Londoner Correspondenten zurück, von dem ich unter dem 10 Dec. Allgem. Zeit. Nro. 355 sprach. Die Thatsachen liegen jetzt dem Publicum offen vor Augen, und jeder, der den Gang der Ereignisse ein wenig näher beobachtet hat, ist in die Lage gesetzt, das Unhaltbare der Anschuldigungen zu erkennen, welche in jenem Artikel erhoben wurden. Was in diesem Augenblick in London sich zuträgt, zeigt deutlich, daß das, was jener Correspondent von Rußland sagt, entweder Unkenntniß oder bösen Willen verräth. Erst läßt er Rußland im Trüben fischen, dann plötzlich hervortreten, um rücksichtslos den eigenen Weg einzuschlagen. So schlecht gesinnt, so schlecht berathen war und ist jedoch jenes Cabinet nicht. Es wollte nur die ihm gebührende Stellung einnehmen, nicht aber die allgemeinen Interessen den eigenen unterordnen, und als ihm dieß gelungen, ergriff es selbst die Initiative und gab zu den in London jetzt eingeleiteten Unterhandlungen den größten Impuls. Mit Unrecht also wird von Rußland gesagt, es habe den Gang der Tergiversationen so lange eingehalten, bis es sich gezwungen gesehen, denselben zu verlassen und offen zu erklären, keinen Theil nehmen zu wollen an den Berathungen, die eine Gestalt zu erhalten schienen, worin die Stimmenmehrheit die Oberhand erhalten könnte, so daß seine überwiegenden Interessen, sein überwiegender Einfluß im Orient dem Interesse und dem Einflusse der Andern leicht weichen müßten. Was damals zu befürchten war, wäre jetzt nicht minder zu besorgen, und man sieht daher, daß das Petersburger Cabinet von andern Motiven als Furcht oder rückhaltigen Absichten geleitet gewesen, als es damals Anstand nahm, der Einladung Folge zu geben, die wegen Abhaltung von Conferenzen an dasselbe gerichtet worden waren. Die abschlägige Antwort des russischen Hofes auf jene Einladung muß hauptsächlich einer Frage der Form zugeschrieben werden, an welcher jede Macht halten muß, die sich selbst achtet. Das französische Cabinet hatte sich bereit erklärt an den Conferenzen Theil zu nehmen, weil es die Formen beobachtet fand; diese Bereitwilligkeit aber, sagt man, sey nicht aufrichtig gemeint gewesen; man habe in Paris nur gewandter als in Petersburg sich benommen, indem man von Anfang an seine Zwecke so geschickt zu verstecken gewußt habe (nämlich Alles zu trainiren und zu vereiteln, was die andern Mächte gegen Mehemed Ali zu beschließen sich anschicken könnten), daß ganz Europa die Dupe französischer diplomatischer Kunststücke geworden sey. Dieß wäre gerade nicht schmeichelhaft für Europa und die übrige Diplomatie. Europa kann sich inzwischen beruhigen: es ist so wenig die Dupe Frankreichs gewesen, als Frankreich und Rußland sich in ihren eigenen Schlingen gefangen haben. Frankreich wollte und konnte Niemand dupiren, und hatte daher auch keine Schlinge auszuwerfen. Rußland und Frankreich sind gewissenhaft vorgegangen, beide haben sich redlich gegen die Pforte benommen, ihre Sprache und Handlungsweise war stets der Ausdruck ihrer Gesinnungen. Frankreich, das, wie in dem Londoner Artikel vorgegeben wird, vorzüglich sich versündigt haben soll, um die orientalischen Wirren auszubeuten, hatte, weder vor noch nach der Schlacht von Nisib, eine andere Absicht, als zur Erhaltung des allgemeinen Friedens beizutragen, der Pforte Schutz angedeihen zu lassen, den Orient dauerhaft zu beruhigen, was es nur bewerkstelligen zu können glaubte durch Berücksichtigung der eigenthümlichen Stellung Mehemed Ali's. Anders wird es auch Niemand sonst zu Wege bringen. Daß Frankreich in dieser Beziehung keinen Treubruch an der Pforte beging, beweisen die eigenen Schritte, die diese bei Mehemed Ali gemacht hat, um ihn zu versöhnen, beweisen auch die mannichfachen Projecte, die von allen Cabinetten ausgegangen sind, und worin die Nothwendigkeit dargethan wird, ein Abfinden zwischen der Pforte und ihrem mächtigen Vasallen auf friedlichem Wege zu Stande zu bringen. Die größern oder mindern Zugeständnisse, die dabei eine jede Macht für Mehemed Ali gelten lassen will, geben noch nicht die Befugniß, ihre Intentionen zu verdächtigen, denn jede urtheilt nach den Eindrücken, welche die Lage der Dinge ihr macht. Dieß ist fast immer der Fall, wo es einen streitigen Punkt zu schlichten gibt; so geschah es bei Griechenland, bei Belgien, wo doch alle von dem gemeinschaftlichen Gesichtspunkte ausgingen, das Gute zu fördern. Als daher das französische Cabinet an den gewünschten Berathungen Theil zu nehmen versprach, hatte Niemand das Recht seine Aufrichtigkeit zu bezweifeln, am wenigsten diejenigen, welche ihm ein System von Intriguen zuschreiben. Hätte es darauf seine Politik gebaut, so konnte ihm kein besseres Feld geboten werden, als das der Conferenzen. Dort kann nach Gefallen trainirt und protokollirt, mithin Zeit so viel man will verschleudert werden, worauf es doch Frankreich angekommen seyn soll. Aber seltsam genug wird Frankreich mit einemmal in dem erwähnten Artikel der, wenn auch etwas verschleierte, Vorwurf gemacht, daß es trotz seiner Verheißungen, mit England und Oesterreich sich zu vereinigen, nachdem Rußland die Maske abgeworfen und von keinen Conferenzen hören wollte, sich retractirt habe. Eine solche Behauptung ist mehr als gewagt, man mag den Geist, der das französische Cabinet belebt, auch noch so willkürlich auffassen wollen. Es ist kein Geheimniß, daß man hier die Consequenzen fühlte, welche die bekannte Collectivnote mit sich führte; um jede Verlegenheit zu vermeiden, wollte man mit Oesterreich und England zusammenhalten. Frankreich vermochte auch kaum anders, als im Sinne der zufällig entstandenen Collectivnote sich zu bewegen, mochte nun Finesse oder Aufrichtigkeit0196 sein Motiv seyn. Ich sage zufällig entstandene Collectivnote, denn es ist erwiesen, daß keiner der Repräsentanten in Konstantinopel beauftragt gewesen, eine solche Form zu wählen, um die ganz demoralisirte Pforte wieder aufzurichten und sie abzuhalten, freiwillig übermäßige Concessionen dem Vicekönig von Aegypten zu machen. Man hatte jenen Repräsentanten nur insinuirt, sie sollten der Pforte Muth einflößen, ohne ihnen vorzuschreiben, wie dieß zu geschehen habe. Indem der Admiral Roussin die Collectivnote abfaßte und von den andern Diplomaten zugegriffen ward, um der von Wien aus gestellten Anforderung zu entsprechen, hatte er einen Fehler begangen, der allerdings Grund gegeben hätte, ihn abzuberufen, der indessen keineswegs seine später erfolgte Abberufung herbeigeführt hat. Sein Fehler bestand hauptsächlich darin, daß der Mangel der Uebereinstimmung unter den Mächten von nun an förmlich zur Schau getragen wurde, was den alten Mehemed nur hartnäckiger machte. Man sieht, welchen großen Einfluß die Wahl der Form bei diplomatischen Vorgängen übt. Allein, wie gesagt, das Cabinet der Tuilerien identificirte sich mit der Collectivnote; es veranlaßte vor allem Andern Mehemed Ali, sich ruhig zu verhalten, und eben so wie die Pforte auf die Bemühungen der Mächte zu vertrauen, damit ein Zustand der Dinge im Orient Platz greife, welcher Allen zusage, Niemand mehr Besorgnisse einflöße. Wäre es nicht aufrichtig, sondern verschmitzt und doppelsinnig gewesen, wie der Verfasser des berührten Artikels glauben machen will, so würde es Mehemed Ali einen andern Rath gegeben, es würde ihn angefeuert haben vorzurücken, und es braucht gewiß keine gelehrte Abhandlung, um zu beweisen, was dann geschehen, ja was noch geschehen könnte, wenn Mehemed Ali diesen Entschluß heute fassen sollte. Die Mittel, die Mehemed Ali besitzt, die Stellung, die er eingenommen, der Geist der Völker, wie die Natur der Länder, über welche er herrscht, sind von der Art, daß mehr denn bloßer Wille dazu gehört, daß die größten Anstrengungen erforderlich sind, um ihn einzuschüchtern oder zu Concessionen förmlich zu zwingen. Man vernehme darüber das Urtheil von Sachkundigen, die mit eigenen und zwar unparteiischen Augen an Ort und Stelle gesehen, und man wird es Frankreich Dank wissen, eine Rolle im Orient übernommen zu haben, die nicht ausschließlich darauf berechnet ist, Ehrgeiz und materielle Interessen zu fördern, oder wohl gar, wie der Londoner Correspondent nachzuweisen sucht, darauf abzielt, das brittische Uebergewicht in Mittelasien zu schmälern, den Fortschritten brittischer Waffen gegen das kaspische und mittelländische Meer hin Einhalt zu gebieten, und man höre! Frankreichs Herrschaft in Afrika eine weitere Ausdehnung zu geben, eine Ausdehnung, die selbst Aegypten in sich schließen soll. Denn jener Correspondent sieht sich gezwungen einzugestehen, daß trotz der Uebergriffe, die seines Wissens Frankreich im Orient zu machen wünscht, trotz der Mehemed Ali zugewandten Protection, die französische Regierung mit großer Mäßigung zu Werke geht, und sucht dieß aus den oben erwähnten Motiven zu erklären. Dieß nennt man den Speculationsgeist hoch spannen. Auch könnte, meint er ganz gewiß ist er seiner Sache nicht die Moderation Frankreichs davon abgeleitet werden, daß es vielleicht einen Zusammenstoß fürchte, der es um die Früchte seiner ambitiösen, eroberungssüchtigen Bemühungen bringen dürfte, obgleich schwer abzusehen ist, wie es ohne Schwertstreich dieselben geltend machen könnte, und gewiß sich nie eine bessere Gelegenheit dazu böte, um unverhohlen und mit vieler Hoffnung auf Succeß damit hervorzutreten, da ja die Mächte nach Aussage des Londoner Correspondenten damals in den ärgsten Widersprüchen befangen gewesen seyn sollen. Ihre Uneinigkeit hätte Frankreich in jeder Hinsicht behülflich seyn müssen, verzweifelte Plane, wie die oben berührten, ins Leben zu rufen. Es nährt aber dergleichen thörichte Ideen nicht, und die Rolle, die es im Orient übernommen, ist bloß, Friede, Ruhe und Ordnung stiften zu helfen. Diese Rolle machte es ihm zur Pflicht, Alles, was in seinen Kräften stand, aufzubieten, um Allen Mäßigung anzuempfehlen, auch selbst sich der Mäßigung zu befleißen, was es denn nach dem eigenen Geständniß seiner Gegner gethan hat. Es vermittelte, wo es konnte, und suchte überall friedliche Gesinnungen hervorzurufen, Unglück möglichst abzuwenden. Doch gegen die Macht der Umstände (die freilich der verehrte Londoner Correspondent nicht gelten lassen will, obgleich er gewiß nicht in Abrede stellen wird, daß sie viel beitrugen, die damals gewünschten Conferenzen scheitern zu machen) konnte es nicht allein ankämpfen, und wenn die Sendung des Capitäns Cailler, welche auch verdächtigt werden soll, nicht das gewünschte Resultat hatte, so lag dieß hauptsächlich daran, daß ein andederer, vom Marschall Soult gleichzeitig beorderter Adjutant nicht die Erlaubniß erhielt, in das Hauptquartier Halil Pascha's zu gehen. Dem Capitän Cailler war vorgeschrieben, sobald er in Erfahrung gebracht, daß jener Officier nach dem ottomanischen Lager abgereist sey, solle er sich in das ägyptische Hauptquartier begeben, um in Verein mit demselben die beiden sich gegenüber stehenden Heerführer zu vermögen, ihre Armeen weiter von einander zu entfernen. Nun ist es allgemein bekannt, daß Lord Ponsonby bei der Pforte Alles aufbot, damit der an Halil Pascha beorderte französische Officier nicht an seine Bestimmung gelange, denn Lord Ponsonby, der damals eine eben so übertriebene Idee von der Trefflichkeit der ottomanischen Armee hatte, wie er jetzt eine schlechte von der ägyptischen hat, wollte das Kriegsspiel versucht wissen, und bei dem Haß, den Mahmud gegen Mehemed Ali nährte, gelang es ihm den Admiral Roussin zu überstimmen und die Abreise des Hrn. Volz ins türkische Lager zu hindern. Statt also gleich zu Ibrahim Pascha sich begeben zu können, mußte Capitän Cailler Nachrichten aus Konstantinopel abwarten, weil man bei dem mißtrauischen Charakter der Orientalen Alles vermeiden wollte, was den Schein einer Bevorzugung haben konnte; man mußte zu jedem, Halil wie Ibrahim Pascha, eine gleichmäßige Sprache führen, und zwar im nämlichen Augenblick, damit nicht etwa der böse Leumund sich erhebe und sage, man habe Ibrahim Pascha excitirt, gerade wie jetzt behauptet wird, daß man geflissentlich unthätig geblieben, um das Ereigniß von Nisib herbeizuführen. Frankreich muß ja Alles gethan, Alles vorausgesehen haben, selbst daß Ibrahim Pascha siegen werde, woran doch Lord Ponsonby und seine Agenten so sehr zweifelten, daß sie der Kriegslust des Sultans auf jede Weise schmeichelten. Und doch wird Kurzsichtigkeit und Strafbarkeit wieder derselben Macht vorgeworfen, welche Mehemed Ali stark glaubte, und deßwegen ihn berücksichtigt wissen wollte, um große, unheilbringende Collisionen zu vermeiden. Auf solche Weise zu räsonniren, heißt der Gutmüthigkeit Anderer spotten. Capitän Cailler ging zu Ibrahim Pascha, nachdem die Ereignisse entschieden hatten; er ging zu ihm, um ihn im Siegestaumel zu mäßigen und vom sichern Untergang die Pforte zu retten, die nach dem Verlust der Schlacht, nach dem Abfall des Kapudan Pascha's allen Winden ausgesetzt war. Aber diesen Abfall, sagt man, hat ja auch Frankreich, hat Admiral Lalande betrieben, und wer kann wagen, es von solchem Frevel freizusprechen, nachdem diesen Insinuationen jetzt die Aussagen eines Dolmetschers zu Hülfe kommen und überführend darthun, was gegen Frankreich, wenigstens gegen einen seiner Admirale behauptet wird! Inzwischen haben die Aussagen eines im Orient0197 erzogenen Dragoman gewiß nicht mehr Gewicht als die eines den Grundsätzen der Ehre im höchsten Grade ergebenen Officiers. Admiral Lalande hat zwar noch nicht selbst gesprochen; allein der Moniteur, der das Wort ergriff, ist mit dem von ihm beobachteten Betragen vertraut, und hat jene Aussagen Lügen gestraft. Selbst aber wenn der Dolmetscher sich keine Unwahrheit hätte zu Schulden kommen lassen, so daß der Moniteur hätte schweigen müssen, so wäre Admiral Lalande allein verantwortlich, denn nur mittelst magischer Kräfte konnte die Regierung in Paris Alles voraussehen, und ihre Voraussicht zu den ihr verleumderisch zugeschriebenen unlautern Zwecken benützen. Sie hätte den Tag und die Stunde des Todes Mahmuds, die ruhige Thronbesteigung seines Nachfolgers, die Erhebung Chosrew Pascha's zum Großwessier, den Beginn und Ausgang der Schlacht von Nisib, das Einverständniß des türkischen Admirals mit dem Commandanten der Dardanellen, den Haß, den der Kapudan Pascha gegen Chosrew fühlte, ja, selbst die Fluthen kennen müssen, die in dem Augenblick das Meer bewegten, als die türkische Flotte die Anker lichtete, um einen nie geahnten Verrath zu üben, denn alle diese Umstände knüpften sich an den vom Kapudan Pascha gewagten Schritt. Dieß alles vorauszusehen oder einzuleiten, war bei dem kurzen Zeitzwischenraume, dann bei der großen Entfernung vom Theater der Ereignisse ganz unmöglich, und dennoch läßt Ihr Londoner Correspendent, der die Daten ganz aus den Augen verliert, und gleich Andern oberflächlich oder einseitig den Verlauf der Dinge beurtheilt, sich herbei, Frankreich zu beschuldigen, Theil an dem Abfall Ahmed Fewzi's genommen zu haben. Ist es glaubbar, daß Lalande, der kurz vorher 10,000 Mann türkischer Truppen ruhig nach Syrien überschiffen ließ, um die Armee Halil Pascha's zu verstärken, einen der größten Würdenträger der Pforte, ihren Großadmiral, verführt haben soll? Konnte der Admiral anders handeln, als er gehandelt hat, nachdem er den Kapudan Pascha entschlossen sah, das offene Meer zu gewinnen? Würde er sich anders betragen, würde er ihn, hätte er die Mittel dazu besessen, mit Gewalt zurückgehalten, und, aufs äußerste getrieben, die osmanische Flotte zu vernichten gesucht haben, so hätte man nicht minder über Verrath geschrieen und behauptet, die französische Regierung habe einen solchen Frevel zu Gunsten ihres Protégé's, Mehemed Ali's, geschehen lassen. Der verehrte Londoner Correspondent hätte gewiß nicht verfehlt, dieß zu thun, er, der alle Anordnungen, die von hier aus, selbst die, welche im Einverständnisse mit dem englischen Cabinet genommen worden sind, ein Machwerk voll List und Hinterhalt nennt, würde Ach und Weh über Lalande und seine Regierung gerufen haben. Mit wahrer Naivetät indessen läßt sich der Correspondent über die an den französischen Admiral erlassenen Instructionen vernehmen, Instructionen, die mit denen gleichlautend waren, welche dem englischen Admiral zugeschickt wurden, und ein genaues Zusammenhalten beider Escadren vorschrieben. Das Anschließen Lalande's an Admiral Stopford, sagt er, und die ihm deßhalb gegebenen Instructionen haben zum Zwecke gehabt, das englische Geschwader zu beobachten, ihm hinderlich zu seyn, falls er gegen Alexandria segeln und die Herausgabe der osmanischen Flotte erzwingen wollte, weil auf diese Weise Lalande seine Kanonen die Engländer hätte fühlen lassen können. Es ist kaum möglich, daß solches Vorgeben ernsthaft gemeint sey, vollends in dem Munde desjenigen, der gleichzeitig versichert, die französische Regierung habe aus Furcht, in einen Krieg verwickelt zu werden, sich große Mäßigung auferlegt. Allein, wenn man einmal so weit geht, hat man nicht nöthig stehen zu bleiben; man kann sogar an Träume glauben oder glauben machen, an welchen Lalande Gefallen gefunden haben soll: er habe sich schon als Großadmiral der vereinigten ägyptisch-türkisch-französischen Flotte begrüßt zu sehen gewähnt! Admiral Lalande ist viel zu praktisch, um Hirngespinnsten nachzugehen, die ihn unfähig machten, ein ihm anvertrautes Commando zu führen. Endlich hat die französische Regierung, trotz ihrer viel gepriesenen Geschicklichkeit, so viel Mißgriffe gemacht, daß sie sich bloßgestellt und gezwungen sah, einen Sündenbock auszufinden, um wenigstens das Decorum zu retten. Lalande war es dießmal nicht, wohl aber Roussin, den man zum Opfer erkoren: seine Abberufung war der Reinigungsproceß, den das Pariser Cabinet vorzunehmen sich und der Welt schuldig zu seyn glaubte. Dieß versichert ohne weiters der Londoner Correspondent. Der aber kennt den Admiral Roussin nicht, wer da wähnt, ihn zu unlautern Zwecken benützen zu können, wozu er sich doch, wenn seine Regierung wirklich so arglistig gesinnt war, hätte hergeben müssen; der kennt ihn noch weniger, der da glaubt, es gebe irgend einen Menschen, irgend eine Macht, die ihn zum Sündenbock vorzuschieben wagen dürfte! Hätte der Verfasser des hier in Frage stehenden Artikels die Aeußerung Lord Ponsonby's vernommen, als er Kunde von der Abberufung eines Mannes erhielt, dem er zwar manche bittere Stunde gemacht, dem er aber die größte Achtung schuldig war, er würde sich gehütet haben, zu sagen, Admiral Roussin habe das Bad für alle Sünden ausbaden müssen, die man in Paris begangen habe. Der allgemein geachtete Roussin hatte unter den schwierigen Verhältnissen, in denen er sich befand, seltene Charakterstärke bewiesen, und, abgesehen von der Collectivnote, mit der man sich übrigens einverstanden erklärte, vielen Tact und Scharfsinn gezeigt, so daß er das Vertrauen rechtfertigte, welches man in ihn setzte. Er ist und konnte sich auch nicht verletzt fühlen, als er von Konstantinopel zurückberufen ward, da er wohl weiß, daß es aus rein versöhnlichen Absichten geschah, von denen das französische Cabinet ununterbrochen erfüllt ist. Die geringe Harmonie, die zwischen ihm und Lord Ponsonby bestand, hatte es längst wünschenswerth gemacht, ihn ersetzen, und zwar durch Jemanden ersetzen zu lassen, der mit Lord Ponsonby befreundet gewesen. Die Wahl fiel daher auf Hrn. v. Pontois, der mit ihm in Brasilien im besten Einverständniß gelebt hatte; sie geschah in einem Augenblick, wo viel darauf ankam, alle persönlichen Reibungen zwischen den zwei Repräsentanten zu beseitigen, um den Geschäftsgang zu erleichtern, und so viel als möglich Einigkeit bei ihren politischen Beziehungen zu erwirken. Dieß und nichts Anderes ist der Grund, der die Abberufung des Admirals Roussin motivirte. Ich glaube jetzt schließen zu müssen, weil es zu weit führen würde, wenn dem vielfach erwähnten Artikel in seinem ganzen Umfange, in allen Details nachgegangen werden sollte. Ich begnüge mich den größten und wichtigsten Theil der Anschuldigungen davon herausgehoben zu haben, um die Grundlosigkeit und Leichtfertigkeit darzuthun, mit der von mehr als Einer Seite schonungslos Regierungen angegriffen werden, deren Tendenz, deren politischen Gang man völlig verkennt. Die Zeit, die Alles ergründende Zeit, wird der Wahrheit Eingang verschaffen, wenn es mir nicht gelungen seyn sollte, zur richtigern Erkenntniß der Verhältnisse beigetragen zu haben.

Niederlande.

Die zweite Kammer der Generalstaaten hat doch einen Schritt vermieden, welcher ihre grundgesetzliche Stellung der Regierung gegenüber eigenmächtig verrückt haben würde. Sie hat den von fünf Kammermitgliedern in Bezug auf die Art und Weise, wie die Revision des Staatsgrundgesetzes vorzunehmen sey, gestellten Antrag abgelehnt. 0198Diese fünf Mitglieder haben darauf ihren Antrag zurückgenommen. Jeder wahre Freund unsers Landes kann sich darüber nur freuen, denn hätte die Kammer den Entwurf angenommen, so würde sie, wie gesagt, einen Schritt gethan haben, der wichtige Bestimmungen des Staatsgrundgesetzes verletzt hätte. Durch die Ablehnung des mehrerwähnten Entwurfes hat die Kammer aber auch ihr volles Vertrauen auf die Regierung wieder ausgesprochen; die Regierung wird Vertrauen mit Vertrauen lohnen, und gewiß die Wünsche der Kammer, wegen weiterer Veränderungen des Staatsgrundgesetzes, so weit möglich zu erfüllen trachten. Diese Wünsche haben die Abtheilungen der Kammer bei der nun statthabenden Prüfung der von der Regierung vorgelegten fünf Gesetzesentwürfe, die kaum mehr als einige formelle Veränderungen ins Staatsgesetz bringen, wiederum ausgedrückt. Heute sind die Abtheilungen mit der Prüfung dieser fünf Gesetzesentwürfe noch beschäftigt. Nächsten Montag wird die Kammer eine öffentliche Sitzung halten, worin wohl die Centralabtheilung ihren Bericht abstattet. Molique und Täglahsbeck haben bereits Holland wieder verlassen, nachdem sie allenthalben in nsern Landen, sowohl durch ihr schönes Spiel als durch ihre meisterhaften Compositionen, ungetheilte Anerkennung gefunden und wahre Sensation erregt haben. Die classisch deutsche Musik findet täglich mehr Anhänger und Verehrer, wogegen die neu romantische Tonschule und deren Jünger beinah keinen Anklang mehr finden.

Deutschland.

Zufolge des gestern Abends erschienenen Armeebefehls wurde der Obrist Karl v. Caspers vom Artillerieregiment Zoller zum Commandanten von Nürnberg unter Verleihung des Charakters als Generalmajor, ernannt. Befördert wurden zu Obristen drei Obristlieutenants; 8 Majors zu Obristlieutenants, 9 Hauptleute und 3 Rittmeister zu Majoren, 17 Hauptleute 2ter Classe zur ersten, 20 Oberlieutenants zu Hauptleuten, 42 Unterlieutenants zu Oberlieutenants, 50 Junker zu Unterlieutenants, und (außer 26 Individuen aus der Pagerie und dem Cadettencorps) 18 Unterofficiere und Cadetten zu Junkern. Ferner enthält der Armeebefehl noch Ordensverleihungen, dann Verzeichnisse der charakterisirten, versetzten, pensionirten und verstorbenen Officiere und Militärbediensteten. Unter den pensionirten befinden sich die Generallieutenants Freiherr v. Berger, Chef des Gendarmeriecorps, und Kirschbaum, Commandant von Nürnberg. (Wir verweisen auf unsere heutigen Personalnachrichten.)

Wir haben kürzlich Gelegenheit gehabt die Prinzessin Marie von Hessen zu sehen, über deren Vermählung in der letzten Zeit so viel gesprochen wurde. Hier einige Worte darüber. Der Großfürst Cesarewitsch besuchte im vergangenen Jahre bekanntlich alle deutschen und die meisten fremden Höfe, um eine Braut zu finden, die auf einem der ersten Throne der Welt ihn glücklich machen könne, nachdem sein kaiserlicher Vater schon einmal das Beispiel gegeben, seine Kinder nicht rein diplomatischen Convenienzen opfern zu wollen. Nach mehreren Höfen kamen die Herrschaften in Darmstadt an. Die Prinzessin Marie ist am 8 August 1824 geboren, war sonach damals noch nicht 15 Jahre alt. Der Großfürst kam Nachmittags an, sah die Prinzessin zum erstenmal Abends im Theater und fuhr den andern Morgen ab. Der Eindruck, den die Prinzessin auf ihn machte, soll so groß gewesen seyn, daß er noch denselben Tag einen Feldjäger an den Kaiser deßhalb absandte. So viel ist gewiß, daß der Großfürst auf seiner Rückkehr von England acht Tage in Darmstadt verweilte, und nun soll die Vermählung ganz entschieden seyn. Die kaiserliche Braut ist eine durch Geist und Schönheit gleich ausgezeichnete Fürstin, die selbst in der gewöhnlichsten Sphäre des Lebens alle Blicke und alle Herzen gewinnen müßte. Gebe Gott, daß sie in ihrer hohen Stellung das Glück finde, das sie bestimmt um sich verbreiten wird, und dessen sie so vollkommen würdig ist!

Unsere Landstände sind nach ihrer Vertagung bereits vier Tage wieder versammelt, ohne daß bis jetzt etwas von allgemeinerer Bedeutung zu ihrer Berathung gekommen wäre. Doch erwartet man nächstens den Antrag der Regierung wegen Erweiterung des von Sr. k. Hoh. dem Großherzoge bewohnten Palastes. Die Kostenvoranschläge sollen auf 60,000 Gulden berechnet seyn. Wahlfragen kommen dießmal in der zweiten Kammer fünf vor. Ihre Berathung wird übermorgen stattfinden. Später wird bei den Ständen von der definitiven Ausscheidung der Domänen die Rede seyn. (Schw. M.)

Im ersten Stück unseres Regierungsblattes vom Jahr 1840 sagt der Fürst in Beziehung auf die Einführung einer ständischen Verfassung, welche das Land noch entbehrt: Ich habe bereits in dem vorigen Steuerausschreiben bemerkt, daß der von einem ausgezeichneten Gelehrten gefertigte Entwurf einer Verfassungsurkunde so mißlungen war, daß sich eine völlige Umarbeitung desselben nöthig machte. Der auswärtige Rechtsgelehrte, welcher sich diesem Geschäfte unterzogen hat und in dem Rufe anerkannter Gelehrsamkeit und Geschicklichkeit steht, hat bis jetzt, mehrfacher Erinnerungen unerachtet, die fragliche Aufgabe noch nicht gelöst, ich darf jedoch hoffen, daß dieses bald geschehen werde.

Fürstenthum Reuß-Lobenstein und Ebersdorf. Das dießjährige Amts - und Nachrichtsblatt enthält folgende fürstliche Verordnung: Wir Heinrich der Zweiundsiebenzigste etc. Um die Lasten Unserer Unterthanen auf alle mögliche Weise zu erleichtern und bei den so günstigen Resultaten der durch den Anschluß an den deutschen Gesammt-Zollverein eingeführten indirecten Auflagen, welche seit der kurzen Zeit ihres Bestehens es ermöglichten, daß beinahe die Hälfte der bei Einführung der indirecten Abgaben vorhandenen Landesschulden abgetragen wurde, haben Wir Uns bewogen gefunden, bei dem Ablaufe des Zeitraums, auf welchen die alle Unterthanen ohne Rücksicht auf Grundbesitz gleichmäßig treffende Classensteuer zuletzt ausgeschrieben war, ein Gesinnen wegen fernerweiter Bewilligung derselben an Unsere getreue Ritter - und Landschaft nicht zu erlassen, sondern die gänzliche Aufhebung dieser Steuer zu beschließen.

Eben wird hier eine Königliche Erklärung, die unmangelhafte Befolgung der Gesetze und Verordnungen betreffend ausgegeben, durch welche den Richtern geradezu bei Strafe untersagt wird, auf die fortdauernde Rechtsgültigkeit des Staatsgrundgesetzes zu erkennen. Diese Verordnung bedarf keines Commentars besser als alle Schilderungen charakterisirt sie den Rechtszustand des Landes. Was werden die Gerichte thun? über diese Frage enthalten wir uns hier aller Vermuthungen.

Die hiesige Stadt ist aufs neue der Schauplatz heftiger Aufregung gewesen. Am Montag den 13 wurde der hiesige Kaufmann und vorsitzende Altermann C. Breusing, welcher der an ihn von einem k. Commissarius erlassenen Citation Folge zu leisten sich weigerte, realiter citirt, durch einen Polizeidiener vor den kön. Commissarius geholt. Ins Verhör kam der Landdrost Graf Wedel, und machte dem Kaufmann Breusing Vorwürfe über seinen Eigensinn, Breusing aber, zu Protokoll jede Vernehmlassung verweigernd, erwiederte0199 diese Vorwürfe des Landdrosten von seinem Standpunkte aus. Da Breusing alle und jede Aussage verweigerte, ward er ins Gefängniß geführt, was Graf Wedel darauf sofort durch eine Stafette nach Hannover berichtete. Schon vorher hatten die Husaren satteln und alles Militär sich bereit halten müssen. Als die Bürgerschaft gegen Abend vernahm, was dem Präsidenten ihres Altermanns-Collegiums widerfahren war, versammelte sie sich auf dem Rathhause, und schickte dem Landdrosten eine Deputation, um Breusings Freilassung zu bitten. Der Landdrost stritt sich mit der Deputation herum; er werde und dürfe von den Befehlen des Königs nicht abweichen, und wenn auch die Stadt in Brand aufgehe u. dgl. m. Diese und andere dem Landdrosten zugeschriebenen Aeußerungen steigerten die Aufregung ungemein; die Vernünftigern und Ruhigern bewirkten jedoch Auflösung der Versammlung auf dem Rathhause und verhüteten jeden Ausbruch. Die Bürgerschaft ersuchte den Magistrat um Ergreifung des Rechtswegs. Der Magistrat war derweil von der Landdrostei aufgefordert worden, die Bürger dahin zu vermögen, den Citationen des k. Commissarius Folge zu leisten. Es heißt, daß man die Absicht gehabt habe, den Magistrat, wenn er dieser Aufforderung Folge zu leisten sich weigere, zu suspendiren. Allein der Magistrat kam jener Aufforderung nach, und belehrte den vom Polizeicommissär auf das Rathhaus geführten Altermann Breusing über die Nothwendigkeit der Gewalt zu weichen. Breusing erklärte, daß er zwar diese Nothwendigkeit einsehe, daß sie ihn aber doch noch nicht vermögen könne, von seiner Ueberzeugung abzugehen. Er ward darauf in seine Haft zurückgeführt, besprach sich hierauf mit seinem Anwalt, und ließ sich am Abend (des 14) vernehmen, worauf er denn freigelassen wurde. Zu jener Untersuchung (über die Vorfälle auf der s. g. Musenburg im Julius v. J.) ist nun noch eine andere gekommen. Gestern Abend fuhr hier der Hofrath Sermes (einer der 38) von Meppen nach Hannover; er verweilte eine halbe Stunde hier, wurde erkannt, und als er abfuhr, umgab eine große Menschenmenge den Wagen und rief: Pereat der Landesverräther. Darüber ist nun sofort eine neue Untersuchung eingeleitet.

Dänemark.

Die Antwort des Königs, unsers Herzogs, auf die erste Kieler Adresse, worin die Herstellung von Ständen, die das Steuerbewilligungsrecht auszuüben und Antheil an der Gesetzgebung hätten, gewünscht wurde, hat hier keinen angenehmen Eindruck gemacht. Es werden nämlich diese ausgesprochenen Wünsche als unzeitige charakterisirt, die nicht weiter zu berücksichtigen seyen; im Uebrigen wird auf die königliche Urkunde vom 3 Dec. zurückgewiesen, in welcher Verbesserungen in der Verwaltung in Aussicht gestellt werden. Es ist jene Antwort um so schmerzlicher, als in Ansehung Holsteins alle die Bedenklichkeiten wegfallen, welche in Bezug auf Dänemark, vielleicht auch auf Schleswig, obwalten mögen. Die Holsteiner machen nur auf dasjenige als deutscher Bundesstaat Anspruch, was vielen andern deutschen Staaten von ihren Fürsten gewährt worden, was von der Bundesversammlung anerkannt ist, und also auch ohne Gefahr gewährt werden kann. Nach einer Constitution wie die norwegische wird hier nicht getrachtet, sondern das ganze Streben der hiesigen Liberalen hält sich in den Schranken, welche durch die Bundesgesetzgebung vorgezeichnet sind. Die Holsteiner sind ein gutmüthiges und geduldiges Volk, sie sind spät dahin gelangt, sich lebhafter für ihre staatsrechtlichen Verhältnisse zu interessiren; aber sie sind auch zäh in ihren Bestrebungen, wenn sie einmal eine Ueberzeugung errungen haben, und eine gesicherte, ruhige Fortentwicklung ist hier seit 1830 nicht eher zu erwarten, als bis ihnen eine Verfassung wiedergegeben ist. Die Gebrechen einer absoluten Regierung werden zu tief vom Volke gefühlt, und mit der schnell wachsenden politischen Einsicht selbst vom Bauernstande immer tiefer gefühlt werden. Zu diesem Gefühle haben die berathenden Stände allerdings das Ihrige beigetragen, und dieß ist ihr hauptsächlichstes Verdienst. Diese Institution wird überall nur als das Mittel angesehen, zu einer vertragsmäßigen Verfassung zu gelangen. Zwar bleibt der gegenwärtigen Regierung, wenn sie keine Verfassung ertheilen will, der Weg übrig, durch Verbesserung der Administration das Verfassungsstreben einige Zeit in seinem Fortschreiten aufzuhalten; aber theils wird dieses Verzögerungsmittel nicht lange vorhalten, theils fehlt es der Regierung an einer hinreichenden Zahl intelligenter Männer, da sie die constitutionellgesinnten von sich weisen muß. (Leipz. und Frankf. Bl.)

Oesterreich.

(Durch Zufall verspätet.) Noch selten ist in unserer Stadt die öffentliche Aufmerksamkeit durch einen Künstler in so hohem Grade angeregt worden, als durch das Erscheinen Liszts. Liszt ist ein Ungar. Nach einer mehr als sechzehnjährigen Abwesenheit, während welcher er seinen europäischen Künstlerruf begründete, kehrt er in sein Vaterland zurück, nachdem er ein Jahr vorher in Wien zum Besten seiner durch die Ueberschwemmung verunglückten Landsleute ein sehr einträgliches Concert gegeben. Man sagt, er habe eine Reise von mehr als hundert Meilen (von Italien nach Wien) bloß deßhalb unternommen. Man weiß, daß Liszt überall Sensation erregte, aber hier gesellte sich zum Kunstenthusiasmus noch Patriotismus, und es gestaltete sich, um mit den Italienern zu sprechen, ein wahrer Fanatismo daraus. Liszt wird besonders von dem aristrokratischen Theil unserer Bewohner nachdem man sich bemühte, ihn durch allerlei Urkunden zum ungarischen Edelmann zu erheben mit Liebkosungen und Huldigungen beinahe erdrückt. Die ersten Notabilitäten buhlen um seinen Umgang. Liszt gab bereits vier sehr besuchte Concerte im Redoutensaale, wovon eines zum Besten des hiesigen Musikvereins; in allen erntete er unerhörten Beifall, aber den höchsten Triumph feierte er am 4 d., als er sich im ungarischen Theater, zum Vortheil dieses jungen Instituts, hören ließ. Hier ward ihm die größte Auszeichnung zu Theil, die je einem Künstler in Ungarn geworden. Er erschien im ungarischen Nationalcostume, ein Umstand, der hier allein schon im Stande ist, die Begeisterung anzufachen. Der junge Künstler hatte ein martialisches Aussehen, und als er sein bewunderungswürdiges Spiel beendigte, und ich weiß nicht zum wie vieltenmale stürmisch gerufen wurde, fragte man das Publicum um Erlaubniß, ob der Künstler, da er nicht ungarisch spreche, in einer fremden Sprache danken dürfe? Dieß ward durch Acclamation bewilligt. Liszt hielt hierauf eine schöne Anrede, voll Effect und kräftiger Phrasen, in französischer Sprache, die scheinbar während derselben von einer Gerichtsperson ins Ungarische übersetzt, und dann in dieser Sprache verlesen wurde. Diese Mühe hätte man sich, beiläufig gesagt, ersparen können, da es gewiß ist, daß wenn Liszt in seiner Muttersprache (deutsch) gesprochen hätte, er von der großen Mehrheit der Versammlung, mehr noch als wenn es ihm selbst möglich gewesen wäre sich ungarisch auszudrücken, verstanden worden wäre, während nur ein sehr kleiner Theil des Publicums der französischen Sprache kundig war. Wozu also diese Verläugnung der deutschen Sprache, die noch eine Unbequemlichkeit im Gefolge hatte? Sollte es absichtlich geschehen seyn? Sollte ein deutsches Wort dieser Versammlung ein Gräuel seyn? Ich kann0200 es kaum glauben. Die edlen und großherzigen Verehrer des Künstlers mußten es fühlen, daß die deutsche Sprache das Vehikel war, wodurch sie ihre Bildung erlangten, und daß sie auch größtentheils ihr den Geschmack für das Schöne in Kunst und Litteratur verdanken. Nach der Rede Liszts erschienen mehrere ungarische Magnaten in Form einer Deputation, und überreichten dem großen Musiker einen kostbaren Säbel, der mittelst Subscription für eine große Summe angekauft worden. Seine Lenden wurden vor den Augen des Publicums damit umgürtet. Die Wahl dieses bei einem friedlichen Clavierconcert sich etwas sonderbar ausnehmenden Geschenkes ward dadurch motivirt, daß ein in der Scheide ruhendes Schwert, von einer kriegerischen Nation dargereicht, die Beugung des Kriegssinnes vor den schönen Künsten bezeichne. Unerhörter Jubel begleitete diese solenne Handlung. Vom Theater nach Hause ward dem Virtuosen ein großer Triumphzug bereitet, der von unzähligen Fackeln beleuchtet und von einer großen Volksmasse begleitet wurde. Die Serenade und das Eljen - (Vivat -) Rufen dauerte bis gegen Mitternacht. Liszt ward auch gestern zum Ehrenbürger der Stadt Pesth ernannt. Morgen geben ihm die ersten Damen der Stadt ein großes Souper. Er verläßt uns am 10 d. und wird auf der Durchreise in Raab, wo ihm ein festlicher Empfang vorbereitet wird, ein Concert geben.

0193
Beilage zur Allgemeinen Zeitung
4 Januar 1840

Der Orient und die französischen Kammerdebatten.

(Fortsetzung.)

Geht man von jener Einleitung über die zwei Systeme in der orientalischen Politik und die aus beiden hervorblickenden Absichten der Franzosen auf Deutschland zu dem eigentlichen Inhalt der Rede des Hrn. Thiers, das heißt auf die in ihr enthaltene Behandlung der türkischen Frage über, so wird man leicht wahrnehmen, daß ihr europäischer Theil, so weit Hr. Thiers ihn aufnimmt, trefflich und staatsmännisch behandelt, ihr orientalischer aber ganz verfehlt ist.

Hr. Thiers schildert in einfachen und bestimmten Sätzen, was in jener Frage Frankreich von Rußland trennt, und bezeichnet mit gleicher Bestimmtheit, wodurch Frankreich zur englischen Allianz gezogen wird. Dort ist Antipathie der Grundsätze, verschärft durch Antipathie der Interessen über den Hauptpunkt, von dem es sich nach Hrn. Thiers handelt, dem Besitz von Konstantinopel. Hier sind principielle Sympathien, gestärkt durch die für beide Mächte gleich drängende Nothwendigkeit, die Pforte von dem Protectorat Rußlands zu befreien; dieß kann aber nur geschehen, wenn der Tractat von Hunkiar-Skelessi aufgehoben und Konstantinopel gegen die Besitznahme durch die Russen sicher gestellt wird. Es ist kein kleines Verdienst, diese allerdings nicht neuen, aber in der letzten Zeit oft übersehenen und mißachteten Wahrheiten in so bündiger, einleuchtender Weise, wie es durch jenen geistreichen und erfahrenen Mann geschieht, über alle Bedenken und allen Zweifel hinausgestellt zu haben. Dagegen ist Alles schwach, verfehlt oder falsch, was sich in ihr auf das Verhältniß des Pascha's zum Sultan bezieht. Vor Allem ist in seiner, wie in allen andern Reden der Franzosen über diesen Gegenstand auch nicht mit einer leisen Andeutung der Rechtspunkt erwähnt, das Factische aber verstellt und zum Theil ebenfalls verschwiegen.

Daß Mehemed Ali die Kräfte der ihm anvertrauten oder zugefallenen Länder erschöpft, um eine furchtbare Land - und Seemacht gegen seinen Herrn zu gründen, daß er, außer Stand, sie von dem erschöpften und todesmatten Aegypten allein zu ernähren, Syrien angefallen und, nachdem er die Heere des Großherrn geschlagen, den Marsch über den Taurus in der erklärten Absicht angetreten, ihn zu entthronen, daß er ihn zur Verzweiflung und in die Hände der Russen getrieben, daß er durch Behauptung von Adana sich den Weg nach Konstantinopel offen gehalten, daß er Syrien zerrüttet wie Aegypten, um seine Rüstungen auf eine der Pforte stets furchtbarere Höhe zu steigern, daß er fortdauernd mit doppelter Gewalt gegen seinen Herrn gerüstet stand, offen mit den Waffen in der Hand, geheim mit den nicht weniger verderblichen Waffen der Bestechung, der Intrigue, daß er dadurch alle Kräfte des Sultans von ihrer natürlichen Bestimmung abgelenkt, daß er alle Reformen, alle Plane der Verbesserung und die ganze That einer zwanzigjährigen Anstrengung des Sultans gehemmt und vernichtet hat, indem er ihn nöthigte, alle Kraft und Anstrengung und alle Mittel seiner Völker allein gegen ihn zu richten und, um am Ende diesem unerträglichen Zustande zu entgehen, das Loos der Waffen zu versuchen dieß Alles, die ganze Frage des Rechts, der politischen Nothwendigkeit wird entweder ganz übergangen oder in Schatten gestellt. Es war nach Hrn. Thiers eben Alles abgethan; es handelte sich nur noch von dem Titel der Erblichkeit für Mehemed Ali über Länder, die der Sultan weder erobern, noch beherrschen konnte; auch blieb ja dem Sultan zwischen Taurus und Balkan noch genug zu beherrschen und zu beglücken. Das alles so zu verstellen und zu verhüllen, ist nicht staatsmännlich, denn es führt über Grund und Natur der Sache hinweg und hemmt mit der Diagnose das Verständniß der Lage und die Erkenntniß der zu ihrer Hebung allein dienlichen Mittel.

Nicht befriedigender ist die Darstellung dessen, was nach der Schlacht von Nisib geschehen oder zu erwarten gewesen. Der Redner geht von der Behauptung aus, der Vicekönig habe vor dem Kriege gar nichts Anderes gewollt, als die Erblichkeit für die Länder, die er schon besessen, und habe auch nach dem Siege seine Forderungen nicht wesentlich gesteigert. Er habe den Angriff auf sein Besitzthum abgeschlagen, und ihm sey nach Vernichtung des feindlichen Heeres nicht eingefallen, nach Konstantinopel gehen zu wollen, da er gewußt habe, er würde die Russen auf seinem Wege treffen. Hier hat Hr. Duchatel ihm bereits mit Bezug auf Urkunden, welche vorzulegen noch nicht an der Zeit sey, mit Entschiedenheit widersprochen, und Niemand, der die Lage des Pascha's kennt und sein Vorgehen von seinem Vorhaben zu unterscheiden weiß, kann zweifeln, daß er nach dem Euphrat und nach Bagdad so begierig ist wie nach Smyrna und Konstantinopel, daß er durch das innere Gebot der Selbsterhaltung weiter und weiter getrieben wird. Der Pascha findet übrigens selbst gar nicht nöthig, seinen letzten Gedanken gegen Jeden und in jeder Weise zu verbergen. Ist ganz verlässigen Männern, die aus Aegypten kamen und dort Gelegenheit hatten durch ihn selber tiefer in seine Absichten zu blicken, zu glauben, so betrachtet er seinen Stillstand nach dem Siege bei Koniah, durch den ihm Konstantinopel entging, als einen Fehler, den er sich vorgenommen bei der ersten günstigen Gelegenheit zu verbessern. Wer daran zweifelt, der mag die Bewegungen beobachten, die er in Kleinasien, unter den Kurden, in Albanien und Macedonien einleitet und vorbereitet, um einen Zerfall des Reichs herbeizuführen, und über seinen Trümmern mit seiner Macht allein übrig zu bleiben. Das ist der Thatbestand, gegenüber von welchem Hr. Thiers das ganze Gebäude seiner Argumentation auf den Grund baut, daß es sich zwischen dem Sultan und seinem Vasallen allein von der thatsächlich schon entschiedenen Frage der Erblichkeit gehandelt habe. Es braucht nicht unserer Erinnerung, daß Alles, was von einigem Gewicht und einiger Bedeutung darauf gestützt wird, unhaltbar ist und zusammenstürzt.

Hr. Thiers behauptet in Folge seiner falschen Hypothesis, die Frage sey anfangs eine bloß orientalische zwischen den beiden Streitenden gewesen, und erst durch die Intervention der Mächte eine europäische geworden. Sie war aber von Anfang eine europäische durch die Absichten des Pascha's auf die höchste Gewalt in der Türkei, nicht so, daß diese Absicht an sich sie zu einer europäischen gemacht hätte. Europa hatte kein Interesse, die Plane des Vicekönigs auf die Obergewalt in der Türkei zu hindern, Europa hätte im Gegentheil nur gewonnen, wenn durch die größere Kraft, welche der neue Herrscher dem osmanischen Reiche gab, seine Emancipation gegenüber Rußland wäre herbeigeführt und seine Selbstständigkeit gegründet worden; aber die Frage wurde und war zufolge jener Absicht gleich anfangs europäisch durch den wohlbegründeten, anerkannten und zugestandenen Entschluß Rußlands, eine solche Erhebung nicht zu gestatten, sondern ihr mit bewaffneter Hand entgegen zu treten; und Alles, was Hr. Thiers vorträgt, um die Europäisirung0194 (man gestatte das Wort) der angeblich nur orientalischen Frage der Diplomatie beizulegen, der französischen besonders, diese aber darum des Mangels an Klugheit und Voraussicht zu zeihen, und ihr die weitere Entwickelung jenes rathlosen Handels als Folge ihres Mißverhaltens vorzurechnen, ist ein vergeblicher Aufwand von Scharfsinn und eine Ungerechtigkeit gegen Männer, die gerade auf diesem Punkt mit eben so viel Einsicht wie Entschiedenheit gehandelt haben, wie den Baron v. Stürmer, den Lord Ponsonby und den Admiral Roussin, oder die Chefs ihrer Cabinette. Mit dem Ausbruch der Feindseligkeiten und der Wahrscheinlichkeit des ägyptischen Siegs war auch die Intervention geboten, und hat z. B. Marschall Soult seinen Adjutanten zu Ibrahim Pascha geschickt, um diesem Stillstand zu gebieten, also zu interveniren, so ist nur zu beklagen, daß dieser durch eine noch nicht aufgeklärte Zögerung von sieben Tagen in Alexandrette dem ägyptischen Feldherrn Zeit genug ließ, den Gegner zu erreichen und zu vernichten. Nicht daß intervenirt wurde, ist zu tadeln, nicht einmal, daß man über das Weitere nicht einig war, als man zu interveniren anfing, ist anzuklagen: jenes war nöthig, dieses natürlich, denn man war von den Begebenheiten überrascht, die Schlag auf Schlag und schneller hereinbrachen, als eine Verständigung der Gesandten mit den Cabinetten und der Cabinette mit einander möglich war. Ist aber bei der weitern Entfaltung der Intervention ein Fehler begangen worden, der die Sachen in einer Weise verwickelt hat, daß Hr. Thiers erklärt, er wisse nicht, wie man sie noch lösen könne, so ist dieser Fehler nicht da, wo der Redner ihn sucht, sondern darin, daß die Mächte, oder einzelne der Mächte, die Pforte zugleich gegen Aegypten und gegen Rußland sichern wollten. Der Pascha sollte bestimmt werden, einen Theil seiner Eroberung der Sicherheit der Pforte zum Opfer zu bringen. So wollte England und am Ende Rußland. Rußland aber sollte bestimmt werden, zu demselben Zweck den Tractat von Hunkiar-Skelessi aufzugeben. So wollten England und Frankreich, und am Ende wohl auch Oesterreich: beides aber ließ sich nicht vereinigen. Man konnte Rußland nicht gegen die russischen Interessen gewinnen, und das Unglück oder der Mißgriff ist, daß man dieses, wo nicht vorausgesehen, doch so gehandelt hat, als ob es nicht unmöglich wäre, und man es voraussetzte. Es geht zwar in Liebessachen, daß man das Unvereinbare zu vereinigen sucht oder weiß, und dem Liebesgott wird eine solche Triebkraft und Caprice zugeschrieben: dissociabiles consociare amat, aber es geht nicht in ernsten Dingen, am wenigsten in der Diplomatie. Hr. Thiers schildert die Folgen des diplomatischen Mißgeschicks, und abgesehen, daß er ihre Quelle verkennt, hat er sie mit eben so viel Feinheit des Geistes unterschieden, wie mit Beredsamkeit entwickelt: Rathlosigkeit in Konstantinopel, Entfremdung zwischen England und Frankreich und Eindringen Rußlands in den daraus entstandenen Bruch. Alles, was darüber gesagt wird, ist wahr, ist vortrefflich, ist nächst der oben erwähnten Darstellung der Verhältnisse von England, Frankreich und Rußland zu einander und zu der Türkei ein Lichtpunkt seiner Rede; aber, wie gesagt, es folgt nicht aus dem, was ihm ein Fehler scheint und was keiner ist. Die Rathlosigkeit in Konstantinopel hat keine tiefere, reichlichere Quelle, als den obenbezeichneten Versuch, das Sichwidersprechende zu thun; das zweite Uebel aber, die Spaltung Englands und Frankreichs, kommt vor Allem und zunächst aus dem Benehmen Frankreichs gegen England. Hr. Thiers hat das nicht verkannt; aber er hat es eben nur zum Theil und nur leise berührt als ein Mann, der vielleicht berufen ist, das Cabinet zu leiten, gegen das er spricht, und der darum gegen den thatsächlichen Chef desselben zu großer Schonung sich verpflichtet fühlt.

Frankreich wollte dem Pascha die türkische Flotte nicht mit Gewalt entreißen lassen. Es wollte eben denselben in seinen Eroberungen nicht schmälern lassen. Für beides wird es von Hrn. Thiers gelobt getadelt nur, daß es mit seinen Absichten und mit seiner Farbe gegen England nicht früher herausgegangen ist, dadurch aber wenigstens den Schein der Duplicität bei seinen Verbündeten erregt habe. Hat Frankreich, d. i. hat das Cabinet oder das Ministerium vom 12 Mai nur dieses verschuldet? Man weiß die Beschuldigungen, die von St. James Street in fast officiellen Erklärungen gegen sein Betragen erhoben wurden. Sie sind ohne Widerlegung geblieben. *)Wir verweisen auf unsern heutigen Pariser Brief .Daß es mit England zu Anfang denselben Weg ging, ist offenbar, denn Lord Ponsonby und Admiral Roussin handelten nach gemeinsamem Plan, und verfügten oder begehrten dieselben Maaßregeln, und Niemand wird glauben, daß Admiral Roussin gegen Willen und Absicht seines Königs gehandelt habe. Aber man trennte sich von England, denn Admiral Roussin ward durch Hrn. v. Pontois ersetzt, der mit andern, und den entgegengesetzten Planen in Konstantinopel auftrat. Hier also ist etwas Anderes als ein bloßes Halten hinter dem Berge: es ist ein Wechsel des Systems durch einen Wechsel der Personen erklärt, der nur daraus erklärlich wird, daß er mitten in der Krisis statt fand. Was aber wollte Frankreich nach diesem Wechsel? Etwa nur eine Art Gleichgewicht zwischen beiden Feinden, dem Sultan und seinem Vasallen, wahren, oder das Uebergewicht des Pascha über den Sultan, dadurch aber sein eigenes Uebergewicht im Orient gründen und in die Beherrschung des Mittelmeeres vor der Hand mit Einem Fuß eintreten? Es ward dieser Absicht beschuldigt, bezichtigt; die Zögerung des französischen Emissars vor der Schlacht bei Nisib, die Mitwirkung des Admirals Lalande beim Abfall der Flotte Thatsachen, die nicht widersprochen sind scheinen die Annahme zu begründen, Frankreich habe gewünscht, alle substantielle Macht des Sultans vernichtet, ihn ganz entwaffnet zu sehen; es habe dazu indirect mitgewirkt, um mit seiner Schlichtung desto leichter und sicherer zu jenem Ziel zu kommen; und die ehrlichen Leute, die glaubten, man werde nicht so schnell in die Listen (ruses) der Richelieu und Mazarin zurückfallen, daß man mit dem theuern Alliirten nur darum vereint ginge, um ihm desto sicherer das Bein zu stellen, weisen unbefangene Beobachter darauf hin, es sey in Folge jener Ereignisse und der französischen Mitwissenheit geschehen, daß Hr. v. Pontois mit seiner Forderung, die Sache allein auszugleichen, in Konstantinopel auftrat, daß man die Forderungen oder Vorschläge Englands mit der Aufstellung der Reserveflotte in Toulon und der Ernennung eines Großadmirals beantwortete, und daß man fast im Namen des französischen Cabinets beim Ausbruch des Zorns des englischen Staatssecretärs für das Aeußere laut sagte: man solle ihn nur sich gebärden lassen, er werde sich schon beruhigen und zurückkommen, denn er könne doch ohne Frankreich nicht vorwärts.

Hier ist mehr als ein Zurückhalten der Ansichten und ein Schein von Duplicität es ist eine Trennung vom Alliirten, es ist die Aufstellung eines eigenen, ihm widerstrebenden, ja feindseligen Systems auf die Gefahr hin, daß er nicht umhin könne, sich ihm zu unterwerfen, und in dieser schweren Verschuldung, nicht aber in einer ungeziemenden Zögerung ist der Grund der neuen Zerwürfnisse zu suchen, stark genug, um zehnjähriges auf Gemeinsamkeit der Grundsätze und der Interessen0195 gestütztes Bündniß zu brechen und nach dem Bruche den preisgegebenen Freund der Macht zuzuführen, zu deren Beschränkung man mit ihm verbunden war.

(Fortsetzung folgt.)

Spanien.

Gestern früh traf ein Courier aus dem Hauptquartier Espartero's hier ein. Das Eco del Comercio behauptete, mit demselben Briefe erhalten zu haben, denen zufolge Cabrera am 3 verschieden sey, und Llangostera sich mit dem Herzog de la Victoria in Verbindung gesetzt habe. Ein ministerielles Abendblatt meldet, Berichte gleichen Inhalts empfangen zu haben, und der englische Geschäftsträger erhielt von Seite des in Espartero's Hauptquartier befindlichen großbritannischen Obristen Lynn die Anzeige, jener General habe Kundschafter nach Herves, wo Cabrera krank darnieder lag, abgeschickt, und diese seyen mit der Nachricht, der berühmte Feldherr der Carlisten sey wirklich gestorben, zurückgekommen. Andere sehr glaubwürdige, auf demselben Weg eingetroffene Berichte, die ich gesehen, melden dagegen nur, daß Espartero Spione abgeschickt habe, um Erkundigungen über den Zustand Cabrera's einzuziehen, daß aber diese Kundschafter am 5 noch nicht zurückgekommen wären. Da die Gaceta von heute gänzliches Stillschweigen beobachtet, so ist wohl die Nachricht von dem Ableben Cabrera's bis jetzt als voreilig zu betrachten. Der Brigadier Linage hat an das Eco del Comercio eine neue Erklärung gerichtet, in welcher er die von dem französischen Blatte la Presse (vom 28 v. M.) aufgestellte Behauptung, als ob er durch den englischen Obristen Wylde 2000 Piaster erhalten habe, um den vielbesprochenen Artikel im Namen Espartero's abzufassen, als eine Verleumdung bezeichnet. Es bedurfte wohl kaum einer solchen Widerlegung, da der Obrist Wylde bereits vier Wochen ehe der erste Artikel des Brigadier Linage erschien, die Halbinsel verlassen hatte. Die Urheber jener Verleumdung können nur ihrer eigenen Sache schaden, da nicht nur Linage, sondern auch Espartero selbst nunmehr auf eine rohe Weise gereizt, und zur Erneuerung des Streites hervorgerufen sind. Mit Recht hält sich auch die englische Gesandtschaft, die in diese Verleumdung hineingezogen worden ist, für verletzt. Das gute Vernehmen, welches zwischen Hrn. Jermingham und dem französischen Botschafter stattfindet, ist jedoch zu fest begründet, um durch ähnliche Versuche übelwollender Intriganten erschüttert werden zu können. Beide Diplomaten haben von Seite ihrer respectiven Höfe die bestimmte Vorschrift erhalten, in freundschaftlichem wechselseitigem Einverständniß auf die Befestigung des Friedens und der Ordnung in Spanien hinzuarbeiten, und jeder Unbefangene wird zugeben, daß nur durch solche gemeinschaftliche Anstrengungen ein so wünschenswerthes Ziel zu erreichen ist. Die Zügellosigkeit der hiesigen periodischen Presse verfehlt nicht minder ihren Zweck: sie flößt Widerwillen und Verachtung gegen die Urheber dieses schändlichen Mißbrauchs ein, und die Personen, welche die Verleumdung der Anarchisten sich zu Opfern aussucht, stellen sich unter den Schutz der wahren Organe der öffentlichen Meinung, und geben ihre Gegner der Verachtung Preis. Bereits ist es zu Thätlichkeiten auf den Straßen gekommen, da die Redacteure der anarchischen Blätter sich weigern, auf ehrenvollerem Wege Genugthuung zu leisten, vermuthlich um sich von dem Verdacht zu reinigen, als ob sie blutdürstige Gesinnungen hegten. Dabei zeigt täglich die Erfahrung, daß die constitutionellen Rigoristen sogleich zu Despoten werden, wenn sie selbst den praktischen Versuch machen, innerhalb der Vorschriften der Verfassung zu regieren. Der General Seoane, einer der Vertreter der exaltirten Partei in den Cortes, der Ankläger der Belagerungszustände, der nach Catalonien ging, um, wie er sagte, diese Provinz von der Tyrannei des Barons Meer zu befreien und sie durch die Wohlthaten der Verfassung zu beglücken, schrieb schon im vorigen October von dort an die Regierung, die Catalonier könnten nur mit dem Stock (con el palo) regiert werden, ihre Gemüther seyen zu Geld erstarrt, und nur durch Fortsetzung des von dem Baron Meer eingeführten Willkürsystems sey es möglich, ihrer Herr zu bleiben. Die Gegner des Generals haben sich diesen Brief zu verschaffen gewußt, und ihn veröffentlicht; damit ist es um seine politische Bedeutung unwiederbringlich geschehen. Selbst die Exaltirten geben durch Stillschweigen ihre Beschämung zu erkennen. Ich vergaß, Ihnen in meinem letzten Briefe zu melden, daß der englische Geschäftsträger sich auch zu dem Hrn. Perez de Castro begab, und ihn im Namen Lord Palmerstons befragte, ob die spanische Regierung eine Vermählung der Königin Isabelle mit einem der Söhne des Königs der Franzosen beabsichtige. Der Ministerpräsident ertheilte dieselbe verneinende Antwort, welche der französische Botschafter gegeben hatte. Der Grund dieser Anfragen scheint in einem Gerüchte zu liegen, welches den Grafen Toreno bei seiner Abreise von Paris als den mit einer solchen Unterhandlung Beauftragten bezeichnete. Der k. niederländische Geschäftsträger, Baron v. Grovestins, überreichte am 6 sein Beglaubigungsschreiben an den Ministerpräsidenten, und hatte vorgestern die Ehre, Ihrer Maj. der Königin Regentin in einer ihm ertheilten Privataudienz mündlich die freundschaftlichen Gesinnungen Sr. Maj. des Königs der Niederlande darzulegen. Der Baron Ment van Hoorn ist dem hiesigen belgischen Geschäftsträger als Attaché beigegeben worden. Der Secretär der hiesigen brasilischen Gesandtschaft, Hr. Carvalho, wird von hier als Generalconsul und einstweiliger Geschäftsträger nach Kopenhagen gehen, und dagegen Hr. Amaral hier an seine Stelle treten.

Diesen Morgen trafen Nachrichten aus Mas de las Matas vom 7 ein. Es herrschte dort noch immer dieselbe Ungewißheit über den Zustand Cabrera's, nur glaubte man mit Bestimmtheit versichern zu können, er sey krank von Herves nach Morella gebracht worden. Der General D. Diego Leon, Graf v. Belascoain, wird hier in Madrid erwartet. In der Nacht vom 2 suchten die Carlisten unter Forcadell sich des befestigten Städtchens Onda in der Provinz Castellon zu bemächtigen, wurden jedoch zurückgeschlagen. O'Donnell hat seit dem 3 sein Hauptquartier wieder in Teruel.

Seit längerer Zeit arbeitet man hier im Finanzministerium an der Abfassung eines neuen Zolltarifs, und man versichert mich, die Regierung beabsichtige denjenigen Mächten, welche bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Tarifes Isabellen II als Königin von Spanien anerkannt haben werden, gewisse Begünstigungen zuzugestehen. Diesen Vormittag erschien der General Maroto zum erstenmal in der englischen Gesandtschaft und besuchte Hrn. Southern, ohne sich jedoch dem Geschäftsträger, Hrn. Jermingham, vorstellen zu lassen.

Großbritannien.

Die amtliche Gazette vom 14 Jan. enthält die wichtige Bekanntmachung, daß unter dem Titel the Colonial Land and Emigration Board ein Commissionsbureau zur Beaufsichtigung des Verkaufs der wüsten Kronländereien in den brittischen Colonien an Auswanderer, und der Beförderung dieser nach den Colonien errichtet worden ist. Die ernannten Commissarien sind T. F. Elliot und R. Torrens Esqs., nebst dem0196 ehrenw. T. F. Villiers. Dieselben drei Beamten sind in einer besondern Bekanntmachung als die Colonisationscommissarien für das durch Statut Wilhelms IV als brittische Colonie erklärte Südaustralien bezeichnet. Das M. Chronicle bemerkt, das Publicum werde diese Ankündigungen als den Beginn einer neuen bessern Aera der Colonialverwaltung begrüßen. In Edinburg fand vor einigen Tagen, unter dem Vorsitz des Herzogs von Argyle, eine Versammlung angesehener Nordschotten statt, welche die Beförderung der Auswanderung aus den armen und übervölkerten Hochlanden und den schottischen Inseln, besonders nach Canada, zum Zweck hatte.

Der Bau des Themse-Tunnels schreitet jetzt so rasch vorwärts, daß wochentlich über 20 Fuß fertig werden, und das ganze Werk, d. h. der Schacht, binnen zwei Monaten vollendet seyn dürfte. Dann übrigt aber noch eine schwierige Aufgabe, nämlich die Anbahnung der Zugänge. Für Fußgänger werden steinerne Treppen, für Wagen und Pferde aber muß ein gewundener Weg angelegt werden. Häuser und Areal in der Nachbarschaft des Tunnels sind bereits um etwa 20 Proc. im Werth gestiegen.

Frankreich.

Die Regierung hat vielleicht eine Unklugheit begangen, indem sie Verfolgungen erheben ließ gegen diejenigen Officiere der Nationalgarde, die in Begleitung anderer Nationalgarden am verflossenen Sonntag den Deputirten Lafitte, Dupont, Arago und Martin (von Straßburg) ihre Danksagung abstatteten für die Unterstützung der Bittschriften um Ausdehnung des Wahlrechtes auf die sämmtlichen zur Nationalgarde herangezogenen Bürger. Dieser Schritt, wodurch man einer unbedeutenden Thatsache Wichtigkeit beilegte, kann leicht Resultate herbeiführen, an die unsere Staatsmänner vermuthlich nicht denken, obwohl eine auch nur oberflächliche Betrachtung der bestehenden Verhältnisse nothwendig daraufführen muß. Bei der unmittelbar nach der Revolution von 1830 vorgenommenen Reorganisation der Nationalgarde von Paris fielen die Officierswahlen meist auf Leute, die sich in den drei Tagen ausgezeichnet hatten, oder auf Soldaten des Kaiserreichs. Diese mißfielen der Regierung, und sie wirkte dahin, solche bei den alle drei Jahre erneuerten Wahlen zu eliminiren. Zugleich begann die allgemeine politische Apathie: die angesehenen Bürger bewarben sich nicht um die subalternen Officiersstellen, die mehr Unbequemlichkeit nach sich ziehen, als der dem gemeinen Nationalgarden obliegende Dienst: so ging der größere Theil dieser Stellen in die Hände der geringeren Classe über, die den Wahlcensus nicht bezahlt. Diese Classe bildet jetzt die Mehrheit in der Nationalgarde, seit in Folge des Gesetzes vom 14 Jul. 1837 eine Menge vorher nicht dazu berufener Personen herangezogen worden sind. Diese ganze Classe verlangt nunmehr die Wahlrechte. Ich will hier nicht die Behauptung aufstellen, daß man sie ihr ertheilen soll: aber auf dem betretenen Wege wird die Regierung sich nur Feinde machen, und am Ende doch nachgeben müssen. Der Präfecturrath, dessen Mitglieder von der Regierung ernannt und widerrufen werden, hat gegen den Hauptmann Vallé zwei Verfügungen angewendet, die juridisch offenbar nicht auf den vorliegenden Fall passen. Indessen will ich diese Frage hier nicht untersuchen, sondern nur die politische Seite. Die bereits gegen jenen Officier ausgesprochene Suspension vom Amte wird auch gegen die andern erfolgen, die sich nunmehr in den Zeitungen genannt haben. Diese Officiere werden dann sämmtlich ihre Entlassung einreichen. Nach Vorschrift des Gesetzes müssen hierauf ihre Compagnien unmittelbar zusammentreten, um zu neuen Wahlen zu schreiten. Bei dieser Gelegenheit wird die Sache besprochen: die Freunde jener Officiere werden sie wieder wählen, und zwar mit einer desto größeren Stimmenmehrheit, als die angeseheneren und vermögenderen Bürger sich gar nicht um die Officiersstellen bewerben. Diese neuen Wahlen werden dann als ein Sieg gegen die Regierung ausposaunt werden, und diese wird, um ihre Kraft zu zeigen, von der ihr gesetzlich zustehenden Befugniß Gebrauch machen, einen Theil der Nationalgarde aufzulösen und unthätig zu belassen; andere Compagnien werden sich über die dadurch auf sie fallende Vermehrung des Dienstes beschweren; die Compagnien, worin die den Wahlcensus nicht zahlenden Individuen sich in Mehrzahl befinden, gehören eben denjenigen Stadtvierteln an, wo gewöhnlich die Insurrectionen sich erheben. Ist nun in diesen Stadtvierteln die ganze Nationalgarde oder ein Theil derselben paralysirt, was wird dann bei einer entstehenden Emeute erfolgen? Bekanntlich bezeugen die Linientruppen eher Furcht oder Abneigung, als Lust zum Straßenkrieg, wenn keine Nationalgarden sie begleiten. Ebenso bekannt ist, daß die Nationalgarden den Chef der neuen Dynastie nur unterstützen, weil er die bestehende Ruhe handhabt, und hierdurch der Industrie Vorschub leistet, das heißt, den mittlern und untern Classen Gelegenheit verschafft, Geld zu verdienen. Verdirbt man es mit diesem Theile der Bevölkerung von Paris, so lassen sich die Folgen nicht voraussehen: hätte Karl X die Pariser Nationalgarde nicht aufgelöst, so wären die Juliusereignisse nicht eingetreten. Die Regierung hätte auf den Besuch der Nationalgarden und Officiere bei den Deputirten der äußern Linken keinen Werth legen sollen, dann wäre dieser Vorgang gleichsam unbemerkt vorübergegangen; die Ereignisse der folgenden Tage hätten ihn rasch aus Aller Erinnerung verdrängt.

In der Deputirtenkammer hat Hr. Lherbette dieser Tage seinen Collegen der Opposition eine Erklärung zur Unterschrift vorgelegt, wonach jeder sich verpflichtet, während der Dauer seines legislativen Mandats, und noch zwei Jahre nachher, kein Amt noch Beförderung anzunehmen. Außer Hrn. Lherbette unterzeichneten sogleich diese Erklärung die HH. Charpentier (erster Präsident des Appellhofes zu Metz), der Generallieutenant Subervic und mehrere andere Generallieutenants, Chapuis-Montlaville, Laboisière, Beaumont (de la Somme), Corne, Pierron und Saubac. Die übrigen Mitglieder der Opposition, Hr. Odilon-Barrot und seine Freunde an der Spitze, verweigerten die Unterschrift; denn, sagten sie, eine solche Verpflichtung könnten höchstens die Wähler uns auflegen, und wir würden durch deren Unterzeichnung unsern politischen Freunden alle Unterstützung versagen, wenn dieselben ans Staatsruder berufen würden. Bei dieser Gelegenheit kam dann auch zur Sprache, daß dem Hrn. Charpentier und den Generallieutenants nichts mehr zu wünschen übrig bleibt, und sie also ohne Nachtheil eine solche Erklärung unterzeichnen können, eben so wie die HH. Lherbette und Laboisière, höchst vermögende Leute, die nie Stellen gesucht haben. Hr. Chapuis-Montlaville soll über ein fehlgeschlagenes Gesuch um eine Stelle aufgebracht seyn. Die HH. Corne, Pierron und Saubac bereuen die gegebene Unterschrift, und sind froh, daß keine weiteren Unterzeichner hinzukommen, weil hierdurch die ganze Erklärung in ihr Nichts zerfällt.

Wenn man den gegenwärtigen Zustand von Frankreich aufmerksam verfolgt, so kann man nicht anders als zwei sich direct entgegengesetzte Tendenzen bemerken, welche das Land paralysiren. Die eine ist die Zunahme des Einflusses der Majoritäten, der Wahlen und der daraus folgenden Unstätigkeit der Administration, die andere ist die stätige Ausdehnung des Princips der Centralisation. Es ist unmöglich,0197 daß diese beiden Tendenzen lange neben einander bestehen, denn je schnellerem Wechsel die Ministerien ausgesetzt sind, um so weniger sind die Minister fähig, die Last der Centralisation zu tragen, und die unendliche Masse von Geschäften, welche sie ihnen in die Hand wirft, nützlich zu leiten. Ein Minister bleibt selten so lange an der Spitze eines Departements, daß er eine Reform vorbereiten, und durch die Kammer bringen kann, und fast nie lange genug sie auszuführen, und in dem Sinne zu leiten, in dem die Idee gefaßt worden ist. Dazu kommt, daß das System der Majoritäten durch das Spiel der Parteien eine Menge unfähiger Leute hervorhebt, welche von der Natur nicht zur Direction wichtiger Angelegenheiten bestimmt sind. Männer wie Salvandy, Pelet, Cunin-Gridaine, Martin, Rosamel, Barthe, Schneider, und eine Menge anderer, die Minister waren und seyn werden, sind nicht dazu gemacht, große und schwierige Administrationen zu leiten, und die Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen, welche auf einem Minister bei einem Centralisationssystem wie das hiesige lastet. Je größer daher die Unstätigkeit der Minister und je schneller ihr Wechsel ist, um so mehr sollte decentralisirt werden, damit die Städte und Provinzen für ihre Bedürfnisse direct sorgen, und einerseits der heftigen Thätigkeit eines unruhigen und ehrgeizigen Ministers, andrerseits dem Schlendrian der Bureaukratie unter einem unwissenden und unthätigen Chef eines Departements entzogen werden. Aber gerade das Gegentheil findet statt, und nie ist mehr centralisirt worden, als gegenwärtig. Die Ausführung der Eisenbahnen, welche vor zwei Jahren Privatcompagnien überlassen werden sollte, fällt nun dem Staat anheim, weil man den Compagnien solche Bedingungen vorgeschrieben hat, daß sie nicht bestehen können. Die Dampfschifffahrt nach Amerika soll ebenfalls auf Staatskosten eingerichtet werden, während vor zwei Jahren eine Compagnie in Havre nichts verlangt hatte als das Leihen der Werfte und des Schiffbauholzes in Cherbourg, wofür sie den Staat völlig entschädigt und die ganze Unternehmung auf eigene Kosten ausgeführt hätte. Allein die Bureaux im Ministerium der Marine fanden, daß dieß gegen die Reglements sey und ein unfähiger Minister schlug daher ab seine Werfte zu leihen. Daher wird jetzt der Staat etwa zwanzig Millionen für Dampfboote ausgeben, welche sie nicht bezahlen können, weil sie keine Fracht nehmen werden, wie es bei den Dampfbooten nach Aegypten und Konstantinopel geht; und nichts ist wahrscheinlicher, als daß nachher wie zuvor die Lyoner Seidenwaaren über Liverpool geschickt werden müssen. Allein so weit ist es noch gar nicht: es ist erst eine Commission niedergesetzt, und dann muß ein Gesetz gegeben werden, zu dem die Deputirten vielleicht keine Zeit finden, und dann erst kann mit dem Bau der Schiffe begonnen werden. Wenn man von der Unvereinbarkeit dieser Tendenzen redet, so ist die ganze Welt hier damit einverstanden, aber dann beginnen die Klagen über die Unmöglichkeit einer Decentralisation, über den Mangel an Interesse von Seite der Nation für Municipalfreiheiten, über die Schwierigkeit gute Maires zu erhalten, über die oft absichtlichen schlechten Wahlen derselben von Seite der Wähler, welche ungebildete Maires vorziehen, weil diese kein Geld für Schulen und Straßen ausgeben, kurz endlose Klagen, welche mit der Erfahrung des Staatsrathes und der Ministerien belegt werden, und an denen nur zu viel Wahres ist. Aber eben so wahr ist, daß eine Centralisation wie die hiesige eine stätigere und mächtigere Hand verlangt als die ewig wechselnden Minister, und doch ist der Zustand der Kammer der Art, daß der Wechsel eher schneller zu werden droht als bisher.

Das Dampfboot Crocodil bringt folgende Nachrichten aus Oran vom 5 Januar: Die Araber haben noch keinen unserer Häfen angegriffen; sie haben bis jetzt bloß maraudirt und gestohlen. Inzwischen haben sich einige bedauernswerthe Fälle ereignet. Am 30 Dec. versuchte eine Partie Araber bei Arzew die Heerde des Verwaltungsparks zu entführen. Eine Abtheilung Soldaten verhinderte sie daran, und verfolgte die Räuber. Man tödtete fünf Araber; wir verloren einen Serganten und einige Soldaten wurden verwundet. Unsere arabischen Verbündeten hatten ein Schiff gemiethet, um ihre in Silos verwahrte Gerste in Medha abzuholen. Fünfzehn Fußgänger und einige Reiter hatten sich zu Land an Ort und Stelle begeben. Am 29 legte sich das Fahrzeug an der Küste vor Anker; am 30 begann man mit der Einschiffung des Getreides; in diesem Augenblick stürzte sich ein Haufe der Beni-Ammer plötzlich über unsere Araber her, die, durch diesen Ueberfall überrascht, sich nur schwach vertheidigten und die Flucht ergriffen. Die Fußgänger wurden an Bord des Schiffs aufgenommen; der Anführer der Cavallerieabtheilung ward getödtet; die andern konnten sich retten, mußten aber sechs Pferde den Arabern zurücklassen. Einige Leute von der Besatzung der Insel Raschgun wurden die Opfer eines Hinterhalts, welchen ihnen das Oberhaupt der Stämme an der Tafna gelegt hatte. Dieser Häuptling, Namens Amani, ließ drei Feuer an der Küste anzünden, das gewöhnliche Signal für die Franzosen, daß sie sich dem Ufer nähern können. Man schickte von der Insel auf einem Boote vier Bewaffnete ab. Der arabische Häuptling sagte dem Dolmetscher, daß er Geflügel, Butter, Eier u. s. w. zu verkaufen habe, und daß man ohne Furcht näher kommen könnte. Er setzte hinzu, er würde mit Vergnügen sehen, wenn die Officiere einkaufen und freundschaftlichen Verkehr anknüpfen wollten. Das Fahrzeug fuhr ein zweitesmal mit dem Marketender der Insel an die Tafna. Amani fragte den Dolmetscher, was denn die Officiere abhalte, zu kommen, er hätte sehr gewünscht, mit ihnen zu sprechen. Die Unterredung mit dem Dolmetscher mußte nicht ganz anständig gewesen seyn, denn der Marketender, welcher arabisch verstand, machte einige lebhafte Aeußerungen gegen den Dolmetscher. Amani zog in der Wuth plötzlich seine zwei Pistolen aus seinem Gürtel und schoß sie auf den Marketender ab. Die nicht weit von ihm entfernt stehenden Araber feuerten in demselben Augenblick auf die Soldaten, die sich ins Meer warfen. Einer von ihnen ward von einer Kugel getroffen, zwei andere ertranken; nur einem gelang es, sich durch Schwimmen zu retten. Der Dolmetscher blieb in den Händen der Beduinen, die das Fahrzeug in die Tafna lenkten. Am folgenden Tage sah man vor der Insel Raschgun die Leichname der zwei Getödteten. Der Ukil des Abd-El-Kader ward zur Abreise ermächtigt, und machte sich unverzüglich auf den Weg nach Maskara. Unsere arabischen Verbündeten werden von den Emissarien des Emirs bearbeitet; man besorgt, daß einige desertiren werden. Zu Mostaganem ist seit dem letzten Gefechte nichts Neues vorgefallen. Man versichert, es solle eine beträchtliche Streitmacht in den Umgebungen der Stadt concentrirt werden.

Schweden.

Man sagt, der Landeshauptmann von Ostgothland, Frhr. Palmstjerna, werde Landmarschall, d. h. Sprecher des Adelsstandes, bei dem am nächsten Dienstag beginnenden Reichstage. Sprecher des Priesterstandes wird, wie immer, der Erzbischof. Ein Großhändler aus Gothenburg, Namens Wyk, ein seit den vorigen Reichstagen bewährter Freund0198 der Regierung, wird vermuthlich Sprecher des Bürgerstandes; er hat ein großes Haus in der Hauptstadt auf fünfzehn Monate für 5000 Rthlr. gemiethet. Sprecher des Bauernstandes wird wahrscheinlich der neulich erwähnte Strindlund. Die Reichtagsmänner beginnen hier einzutreffen. Vorgestern wurde hier der Rådman Abom zum Repräsentanten der Bürgerschaft gewählt, statt des Rådman Rinman, der die Wahl nicht angenommen hatte. Die Regierung hat, auf den Antrag des Bischofs und des Consistoriums von Hernösand, die Einfuhr des Branntweins in Lappland, mit wenigen Ausnahmen, verboten. Gleich allen ungebildeten Völkern, waren die Lappen längst dem Genuß dieses gefährlichen Reizmittels unmäßig ergeben. Es war nichts Ungewöhnliches, bei den Jahrmärkten, und selbst bei dem Gottesdienst, eine Anzahl Lappen betrunken zu sehen. Als das einzig durchgreifende Mittel diesem Uebel zu steuern, wurde jenes Verbot betrachtet, welches daher der Bischof Franzén und das Consistorium auswirken zu müssen glaubten. Sie haben es nicht dabei bewenden lassen. Ihrer Aufforderung zufolge hat die Priesterschaft in allen Provinzen des Nordlandes dem in diesem kalten Klima allgemein gewordenen Gebrauch von spirituosen Getränken einhellig entsagt, und dieses Beispiel ist von einem großen Theil der Einwohner dieser Provinzen befolgt worden. In den übrigen Provinzen Schwedens haben seit einiger Zeit die Mäßigkeitsvereine große Fortschritte gemacht. Man sieht nicht selten, wie Hochzeits - und andere Feste unter den Bauern gefeiert werden, ohne daß Branntwein dabei vorkommt. Eine bedeutende Anzahl von Branntweinbrennereien ist aufgegeben worden.

Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten.

II. Auswärtige Verhältnisse.

Nichts ist eingetreten, was die Harmonie unsers Verkehrs mit Oesterreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Neapel, Portugal, Preußen, Rußland oder Schweden getrübt hätte. Der innere Zustand Spaniens hat sich merklich gebessert, und es ist wohlgegründete Hoffnung vorhanden, die Rückkehr des Friedens werde jenem Lande seine frühere Wohlfahrt wieder verschaffen, und die Regierung befähigen, alle ihre innern und auswärtigen Verbindlichkeiten zu erfüllen. Die portugiesische Regierung, mit Vergnügen sag 'ich es, hat die eilfte und letzte Rate, die sie unsern Bürgern für die in der Uebereinkunft vom 3 März 1837 näher bestimmten Ansprüche schuldig war, vollständig bezahlt. Ich lege Ihnen die mit den Königen von Sardinien und Niederland abgeschlossenen Handelsverträge vor, deren Ratificationen seit der Vertagung des Congresses ausgewechselt worden sind. Die freisinnigen Principien, auf denen diese Verträge ruhen, werden sie Ihrer Billigung empfehlen. Der Handelsvertrag mit Sardinien ist der erste, den dieses Königreich schloß; er wird, hoffe ich, den Erwartungen des gegenwärtigen Souveräns entsprechen, die Entwickelung der Hülfsquellen seines Landes fördern und den Unternehmungsgeist seines Volks beleben. Der mit den Niederlanden beseitigt glücklicherweise einen lange bestehenden Streitgegenstand und überhebt unsern künftigen Handelsverkehr aller Furcht vor Störung. Auch hat der König der Niederlande, als weitern Beweis seines Gerechtigkeitssinnes und seines Wunsches, jede Ursache zur Unzufriedenheit zu heben, Schadenersatz für ein amerikanisches Schiff geleistet, das im Jahr 1800 von einem französischen Caper genommen und nach Curaçao gebracht worden war, wo der Ertrag zum Nutzen der damals und einige Zeit nachher unter holländischer Herrschaft stehenden Insel verwendet wurde.

Der Tod des letzten Sultans hat keine Aenderung in unsern Verhältnissen zur Türkei herbeigeführt. Unser neulich ernannter Ministerresident ist in Konstantinopel angekommen, und ich habe von dem jetzigen Herrscher Zusicherungen erhalten, daß er die Verbindlichkeiten unsers Vertrags, so wie jene der Freundschaft, in demselben Geist erfüllen werde, der seinem erlauchten Vater zur Richtschnur diente. Mit Bedauern muß ich Ihnen sagen, daß noch keine Uebereinkunft zur Ausgleichung der Forderungen unserer Bürger an Mexico von der Regierung dieses Landes ratificirt worden ist. Die erste Uebereinkunft zu diesem Zweck würde von dem Präsidenten Mexico's der Genehmigung des Congresses nicht vorgelegt, weil er glaubte, der König von Preußen, als Schiedsrichter im Falle der Meinungsuneinigkeit in der von den Vereinigten Staaten und Mexico niederzusetzenden Commission, werde die Uebernahme dieses friedlichen Amtes von sich ablehnen. Obgleich nicht vollkommen befriedigt durch den von Mexico eingehaltenen Gang, trug ich doch kein Bedenken, die gebotene Erläuterung im versöhnendsten Geist aufzunehmen, und ertheilte einer Uebereinkunft, um die unsern Bürgern zu leistenden Zahlungen auf eine Weise zu bestimmen, die, bei gleicher Gerechtigkeit gegen sie, für minder lästig und unpassend für die mexicanische Regierung gehalten wurde, mit Freuden meine Beistimmung. Im Vertrauen auf die guten Absichten dieser Regierung erhielt Hr. Ellis die Weisung sich nach Mexico zu begeben, und der diplomatische Verkehr zwischen den beiden Ländern ist wieder angeknüpft. Die neue Uebereinkunft ist, wie er uns meldet, kürzlich von dem Präsidenten dieser Republik dem Congreß unter Umständen vorgelegt worden, welche eine schnelle Ratification versprechen ein Resultat, das ich nicht bezweifeln kann. Dem Commissar der Vereinigten Staaten sind nach unserer Uebereinkunft mit Texas in Bezug auf Festsetzung der Gränzlinie zwischen unserm Gebiet und dem dieser neuen Republik, einschlägige Instructionen ertheilt worden. Die Commissarien beider Regierungen traten im verflossenen August in New-Orleans zusammen, wo sie annoch, wie zu vermuthen, mit Erfüllung ihrer Pflichten beschäftigt sind. Die neue Regierung von Texas hat durch ihre schnelle Genugthuung für die zwei vereinsstaatlichen Schiffen widerfahrenen Unbilden ihren Wunsch bethätigt, freundschaftliche Verhältnisse mit uns zu pflegen. Mit Mittelamerika ist eine Uebereinkunft, wegen Erneuerung seines frühern Vertrags mit den Vereinigten Staaten, abgeschlossen worden. Sie war vor der Abreise unsers letzten Geschäftsträgers von dort noch nicht ratificirt, und die von ihm überbrachte Abschrift vor der Vertagung des Senats in der letzten Session nicht eingegangen. Mittlerweile ist die zur Auswechselung der Ratificationen bestimmte Frist verstrichen; ich erachte es daher, in Folge des Todes unseres Geschäftsträgers für angemessen, einen besondern Agenten nach Mittelamerika abzusenden, um die Geschäfte unserer dortigen Mission zu Ende zu bringen, und wegen Verlängerung der Zeit zur Auswechselung der Ratificationen mit der Regierung ein Uebereinkommen zu treffen. Die von den Staaten, welche früher die Republik Columbia bildeten, ernannte Commission zur Ausgleichung der Forderungen an diese Regierung hat, in Folge einer sehr unerwarteten Auslegung des Vertrags, unter dem sie handelt, ausgesprochen, es sey keine Bestimmung hinsichtlich derjenigen Forderungen vereinsstaatlicher Bürger festgesetzt worden, welche von Prisen columbischer Caperer herrührten und vor den Gerichtshöfen gegen die nordamerikanischen Reclamanten entschieden wurden. Dieser Entscheid0199 wird die Vereinigten Staaten nöthigen, sich an die verschiedenen früher vereinigten Regierungen Genugthuung halber zu wenden. Mit allen diesen Neu-Grenada, Venezuela und Ecuador besteht vollkommen gutes Einverständniß. Unser Vertrag mit Venezuela wird getreulich vollzogen, und dieses Land schreitet, im Genuß der Ruhe, unter der Leitung seines gegenwärtigen ausgezeichneten Präsidenten, General Paez, allmählich in Wohlstand voran. Mit Ecuador ist kürzlich ein freisinniger Handelsvertrag abgeschlossen worden, der dem Senat baldigst mitgetheilt werden wird. Mit dem großen amerikanischen Kaiserreich Brasilien dauern unsere Verhältnisse so wie unser Verkehr mit den andern Regierungen Südamerika's unverändert fort. Die Auflösung der perubolivischen Conföderation möchte unsern dortigen Bürgern einige Inconvenienz verursachen, allein die den neuen Regierungen, die aus dieser Conföderation hervorgegangen, obliegenden Verpflichtungen werden ohne Zweifel bald zu unserer Kenntniß gelangen, und vermuthlich wird keine Ungeneigtheit zur Erfüllung derjenigen obwalten, welche sie den Vereinigten Staaten gegenüber einging.

(Fortsetzung folgt.)

Erklärung.

Eine der Nummern Ihres sehr geschätzten Journals enthält einen Correspondenzartikel aus Stuttgart mit mehreren Voraussetzungen und Bemerkungen, die Person und neuesten litterarischen Strebnisse des Unterzeichneten betreffend, welche als irrig und unstatthaft bezeichnet werden müssen. Ueber die Natur und den bisherigen Fortgang des Unternehmens, welches in dem dort angezogenen Correspondenzartikel der Leipz. Allg. Zeitung besprochen worden ist, wird am besten ein Blick in den hierüber erschienenen und bereits nunmehr durch den Buchhandel verbreiteten Prospectus Aufschluß ertheilen, und das Publicum zum Behufe eines verständigen Urtheiles orientiren. Indem man daher auf diesen verweist, glaubt man jedes Weitern sich enthalten zu dürfen. Dem Unterzeichneten fiel es so wenig bei, dem rühmenswerthen Unternehmen des litterarischen Vereins hinderlich in den Weg treten zu wollen, daß er vielmehr demselben ebenfalls als Mitglied beigetreten ist; um so mehr muß er sich über die seltsame Vermischung von Gegenständen, die sich durchaus fremd sind, durch den betreffenden Correspondenten verwundern, und er überläßt es daher gleichfalls ganz dem richtigen Gefühl des unbefangenen Publicums, zu entscheiden, inwiefern es Tact verrathe, auf bloße Vermuthung hin, und auf eine in der journalistischen Welt ganz ungewöhnliche Weise, Correspondenten dieses oder jenes Blattes mit Namen zu nennen, so wie auch Kirchenangelegenheiten (über die aus Stuttgart und vom Neckar verschiedene Correspondenten berichten, und hinsichtlich welcher der Unterzeichnete keine Veranlassung sieht, gegenüber jenem Herrn, eine Theilnahme zuzugestehen oder abzuläugnen) mit Angelegenheiten eines litterarischen Vereins für Herausgabe alter und seltener Bücher miteinander in Verbindung zu dringen.

Stuttgart, den 19 Januar 1840.

E. Münch.

[241] Erklärung.

Ich habe zu nicht geringer Verwunderung über die Gewissenlosigkeit einzelner Menschen in Erfahrung gebracht, daß man mich da und dort für den Verfasser des, wenn ich nicht irre bei Kollmann in Augsburg erschienenen, Flugschriftchens: Einige Worte über die Katholiken in Würtemberg, halte und ausgebe. Hierauf erkläre ich nun, daß mir alle und jede Theilnahme an der Abfassung der genannten Broschüre völlig fremd geblieben sey, und bezeichne den Erfinder jener Lüge andurch öffentlich als leichtfertigen und boshaften Verleumder. Munderkingen, den 20 Januar 1840.

Stadtpfarrer Schulinspector Halder.

Alle Bestellungen auf die Allg. Zeitung außerhalb Augsburg bittet man bei den auf jeder Nro. der Zeitung bezeichneten resp. Postämtern, in Frankreich bei Hrn. Alexandre, Brandgasse Nr. 28, in Straßburg zu machen. An die Redaction oder die Expedition gerichtete Bestellungen können nicht berücksichtigt werden.

0200

[150-51] Sächsische Eisen-Compagnie.

Das unterzeichnete Comité bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die in einer am 5 August 1839 zu Zwickau stattgefundenen Generalversammlung der Actionnäre der sächsischen Eisen-Compagnie statutenmäßig zu Ausschußmitgliedern der letztern berufenen Herr Bergrath Freiherr v. Beust in Freiberg, Herr Maschinendirector Brendel in Freiberg, Herr Bergamtsassessor Freiherr v. Herder in Freiberg, Herr Bergmeister Graf v. Holtzendorff in Ober-Schlema, Herr Amtsrath Leukart auf Gablenz, und Herr Zehntner Tittel in Zwickau die Annahme der Wahl resp. bis auf Eingang der nachzusuchenden Genehmigung vorgesetzter Dienstbehörden erklärt haben.

Schloß Planitz, Zwickau und Leipzig, den 25 Aug. 1839.

Das Comité zur Errichtung der sächsischen Eisen-Compagnie.

Heinrich von Arnim.

David Hering.

Friedrich Wilhelm Hering.

Schömberg Weber & Comp.

Nachdem, so weit darum nachzusuchen erforderlich war, die Genehmigung der vorgesetzten Dienstbehörden eingegangen ist, so haben die Unterzeichneten die ihnen durch die Wahl der Generalversammlung übertragenen Functionen als Ausschußpersonen der sächsischen Eisen-Compagnie übernommen. Es ist demgemäß der Ausschuß constituirt und zu dessen Vorsitzendem der unterzeichnete Bergrath Frhr. v. Beust, so wie zu des letztern Stellvertreter der unterzeichnete Bergmeister Graf v. Holtzendorff erwählt worden.

Freiberg, Ober-Schlema, Gablenz und Zwickau, am 27 December 1839.

Friedrich Constantin Freiherr v. Beust.

Christian Friedrich Brendel.

Eugen Wolfgang Frhr. v. Herder.

Ludwig Eugen Graf v. Holtzendorff.

Louis Leukart.

Heinrich Eduard Tittel.

Der Ausschuß der sächsischen Eisen-Compagnie macht hiermit bekannt, daß zu Directoren der genannten Compagnie Herr Alexander Anger auf Eythra, Herr Kammerherr Heinrich v. Arnim auf Planitz, und Herr Stadtrath Friedrich Wilhelm Hering in Zwickau statutenmäßig erwählt worden sind.

Freiberg, am 27 December 1839.

Der Ausschuß der sächsischen Eisen-Compagnie.

Freiherr v. Beust, Vorsitzender.

Die zu Directoren der sächsischen Eisen-Compagnie erwählten Unterzeichneten haben die auf sie gefallene Wahl angenommen und zum Vorsitzenden des Directoriums den unterzeichneten Kammerherrn Heinrich v. Arnim, zu dessen Stellvertreter aber den unterzeichneten Stadtrath Friedrich Wilhelm Hering erwählt.

Genannte zwei Directorialmitglieder werden ihre Thätigkeit zunächst dem Technischen des Unternehmens widmen, welchem gemäß alle hierauf bezüglichen Gegenstände mit dem Vorsitzenden und eintretenden Falls dessen Stellvertreter zu verhandeln sind. Der dritte Director übernimmt dagegen vorzugsweise die Beaufsichtigung des Cassenwesens, und es ist sich wegen der dasselbe so wie das Kaufmännische überhaupt betreffenden Angelegenheiten in Gemäßheit der Subscriptionsbedingungen vom 1 October 1838 und des Nachtrags dazu vom 1 November desselben Jahres an das die Bevollmächtigten-Stelle innehabende Handlungshaus Schömberg Weber & Comp. in Leipzig zu wenden.

Eine besondere Freude gewährt es dem Directorium, sein erstes öffentliches Hervortreten mit der Nachricht bezeichnen zu können, daß die königl. sächsischen hohen Ministerien der Finanzen und des Innern, auf unterthäniges Ansuchen des nunmehr aufgelösten Comité's zu Errichtung der sächsischen Eisen-Compagnie, geruht haben, mittelst hohen Decrets der Actiengesellschaft Concession zur Anlage und zum Betrieb eines Eisenhüttenwerks in dem durch den Prospect bezeichneten Umfange gnädigst zu ertheilen. Hierdurch ist das Mittel gegeben, das Unternehmen nunmehr unverweilt dem Ziele entgegenzuführen, welches auch nach den neuesten Resultaten der Vorarbeiten nur ein äußerst günstiges seyn kann, und dessen Erreichung zu befördern das Directorium unausgesetzt bemüht seyn wird.

Schloß Eythra, Schloß Planitz und Zwickau, am 27 December 1839.

Alexander Anger.

Heinrich v. Arnim.

Friedrich Wilhelm Hering.

[5644]

Durch alle Buch - und Kunsthandlungen ist von mir zu beziehen das Bildniß von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Gestochen nach dem Gemälde von Th. Hildebrandt von E. Eichens.

Dieses Bildniß, das für das ähnlichste des ausgezeichneten Künstlers gilt, ziert den Jahrgang 1840 der Urania, und es sind davon einige besondere Abdrücke auf großem Papier zu dem Preise von 8 gr. veranstaltet worden.

In meinem Verlag erschienen ferner nachstehende Bildnisse, meist zu frühern Jahrgängen der Urania; es sind davon fortwährend gute Abdrücke für 8 gr. zu erhalten: Auber. Baggesen. Bauernfeld. Böttiger. Calderon. Canova. Castelli. Cornelius. Dannecker. Jakob Glatz. Goethe. Hamann. Alexander v. Humboldt. Immermann. Kosciuszko. Gerhard v. Kügelgen. Lamartine. Albin v. Meddlhammer. Wilhelm Müller. Oehlenschläger. Jean Paul Friedrich Richter. Schill. Johanna Schopenhauer. Ernst Schulze. Scott. Kurt Sprengel. Tegnér. Thorwaldsen. Ludwig Tieck. Uhland. Zedlitz. Zelter.

Leipzig, im December 1839.

F. A. Brockhaus.

[145-49] Herzoglich Nassauisches,

vom Staate garantirtes Anlehen von Zwei Millionen 600,000 fl.

Ziehungsanfang den I, Ende den 3 Februar.

Gulden sieben und achtzig Tausend, vertheilt in Treffer von 45,000, 9000, 2000, 1000, 400, 200, 100 fl. etc. etc. bis abwärts 27 fl., werden in dieser Ziehung erlangt.

Unterzeichnetes Handlungshaus erläßt Loose à 3 fl. 30 kr. pr. Stück, und gibt Abnehmern von fünf Loosen ein sechstes gratis. Listen werden pünktlich zugesandt.

Julius Stiebel, Bankier in Frankfurt a. M.

[20]

In der Unterzeichneten sind erschienen und an alle Buchhandlungen versandt worden: Blüthen aus Jakob Böhme's Mystik.

Von Dr. Wilh. Ludw. Wullen.

Velinpapier in Umschlag brosch. Preis 1 fl. oder 16 gr.

Der Herausgeber, bekannt durch seine frühere Schrift über Böhme, welche, wie Gustav Schwab in den Heidelberger Jahrbüchern urtheilt, die strengwissenschaftliche Seite dieses tiefen, gewaltigen Geistes meisterhaft darstellt, gibt in dieser Sammlung Bilder aus der religiösen und dichterischen Weltanschauung des Weisen von Görliz. Sie hat den Vorzug, daß sie ihren Inhalt nicht zufällig aneinanderreiht, sondern ihn kunstreich gliedert, und zu einem schönen Ganzen abrundet, das von den tiefsten Blicken in die Geheimnisse des Gemüthes durchleuchtet wird. Man darf deshalb wohl sagen, daß mit ihr der Herausgeber seinen Zweck, dem lange verkannten, weil nicht genug erkannten, großen Genius ein Denkmal zu setzen, gründlicher erreichen wird, als der Britte, welcher ihm gegenwärtig auf seinem Grabe in Görliz einen Marmorstein errichten läßt.

Stuttgart und Tübingen.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 25. 25. Januar 1840 . Augsburg1840.

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:43:37Z
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Holding LibraryBibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
ShelfmarkDWB 1996/32
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