(Journal des Débats.) Die Nachrichten, die man über die Angelegenheiten vom la Plata vom 9 Nov. über England erhalten hat, lassen hoffen, daß die Blokade von Buenos-Ayres ihrem Ende nahe ist. General Lavalle ward zum Gouverneur von Entrerios ernannt. General Pacheco, der beste unter den Anführern Rosas ', hatte sich im Norden der Provinz gegen ihn erklärt. Im Süden war die ganze Bevölkerung gegen den Tyrannen aufgestanden. Sein Bruder, der Obrist G. Rosas, war genöthigt, an Bord eines der Schiffe des französischen Geschwaders Zuflucht zu suchen. Endlich hieß es, daß Rosas selbst, für sein Leben besorgt, sich an Bord des englischen Schiffs Calliope geflüchtet habe. Letztere Angabe bedarf der Bestätigung, alle andern sind aber gewiß, und die angesehensten Einwohner vom Lande hatten dem Admiral geschrieben, und ihm ihre Gesinnungen der Sympathie für Frankreich und ihren Haß gegen den Tyrannen, der ihr Land unterdrücke, bezeugt.
Den letzten nordamerikanischen Blättern zufolge war General Santa Ana gefährlich erkrankt. – Nach Berichten aus Texas bis zum 12 Dec. war der texanische General Roß an der Spitze von 2000 Mann Texaner und Föderalisten auf dem Marsche gegen (die Stadt?) Mexico begriffen. Er hatte bereits zwei mexicanische Städte genommen, und 300 Mann Gefangene gemacht. Die mexicanischen Föderalisten wollten die Gefangenen niederhauen, aber General Roß widersetzte sich dieser Grausamkeit, und dieselben traten alsbald in die föderalistischen Reihen ein. Die gefangenen Officiere wurden auf ihr Ehrenwort freigegeben. Die Föderalisten von Durango waren gleichfalls im Begriff sich zu erheben.
Französischen Blättern zufolge ist der Cardinal Patriarch von Lissabon, Dom Patricio da Silva, 83 Jahre alt, am 3 Jan. zu Lissabon gestorben. Auf Befehl der Königin wurden dieses Todesfalles wegen die Theater der Hauptstadt auf drei Tage geschlossen.
Man meldet aus Bayonne und Perpignan hierher, die dortigen Behörden hätten den Befehl erhalten, die spanische Gränze streng zu bewachen, indem der zweite Sohn des Prätendenten Salzburg verlassen habe, und man ihm die Absicht zuschreibe, sich nach Spanien zu begeben. Ich darf wohl kaum hinzufügen, daß die Ausführung dieser wahrscheinlich unbegründeten Absicht schwerlich zur Förderung der Interessen des jungen Prinzen noch der seines Vaters dienen könnte. – Man spricht hier davon, daß neue Versuche gemacht worden sind, um von dem Herzog de la Victoria eine zweite gegen die Minister gerichtete Erklärung zu erwirken, die in so starken Ausdrücken abgefaßt werden soll, daß die Auflösung des Ministeriums unvermeidlich wurde. In dieser Angelegenheit sollen vorzüglich ein junger hier nicht beglaubigter Diplomat und Hr. Mendizabal thätig seyn. Letzterer rechnet für den Fall des Gelingens darauf, das Finanzministerium zum drittenmal zu erhalten. Durch ihn sind auch mit den portugiesischen Anarchisten Verbindungen eröffnet worden, die zur Errichtung einer in Lissabon niedergesetzten „ Obersten Staatsjunta des spanischen Protectorats “geführt haben. Letztere hat an die spanischen Wahljunten der exaltirten Partei Rundschreiben gerichtet, in denen der Infant Don Francisco de Paula und andere Personen als Candidaten für den Congreß empfohlen werden. – Die Klagen der Moderirten über die Unthätigkeit Espartero's werden immer lauter, und in der That ist es seltsam, daß jetzt der Krieg, obgleich er nur in einer Occupation des Landes besteht, weit kostspieliger ist, als je zuvor. In den Nordprovinzen kostete die Unterhaltung der Truppen Espartero's monatlich 4 Millionen Rl.; seitdem sie in Aragonien sind, 5 1 / 2 Millionen. – In der Provinz Toledo sind die meisten der indultirten Carlisten, welche sich aufs neue in Aufruhr versetzt hatten, eingefangen worden. Bereits hat der Generalcommandant jener Provinz 24 derselben erschießen lassen. – Der Winter hat sich nun hier eingestellt. Gestern früh hatten wir drei Grad Kälte, und heute fällt der Schnee in großen Flocken.
Der M. Herald will wissen, obgleich die Königin von ihren Räthen sich habe bewegen lassen, das Parlament in Person zu eröffnen, so habe sie doch ihren Entschluß ausgesprochen, wegen des Ablebens ihrer erlauchten Tante, der verwittibten Landgräfin von Hessen-Homburg, ihre Vermählungsfeier um einige Wochen zu verschieben.
0202Das Gerücht geht, Lord Melbourne werde aus dem Cabinet austreten, die übrigen Minister aber bleiben. Ein schottisches Blatt geht so weit, Lord J. Russell als den künftigen Premier zu bezeichnen.
Die lange nicht gebrauchten Gefängnißzimmer des Unterhauses sind jetzt wieder in wohnlichen Stand gesetzt und mit drei Betten versehen worden, da Stockdale und die beiden Sheriffs sie auf einige Zeit beziehen dürften.
Am 16 Jan. sprachen, wie schon kurz erwähnt, die Richter der Monmouther Assisen über die acht des Hochverraths angeklagten Gefangenen, die theils von der Jury schuldig befunden worden, theils sich selbst schuldig bekannt hatten, das Strafmaaß des Gesetzes aus. Nachdem ein Rechtsbeistand der Gefangenen gegen die Person eines der Schwurmänner in der Frostischen Untersuchung noch eine Einrede versucht hatte, die nicht durchdrang, stellten die Richter an Frost, Williams und Jones einzeln die Frage: „ Was habt Ihr vorzubringen, auf daß das Todesurtheil nicht gegen Euch ausgesprochen werde? “ Alle drei schwiegen. Sofort ward in dem von Neugierigen gedrängt vollen Sitzungssaal Stille geboten, die drei Richter setzten die verhängnißvolle schwarze Mütze auf, und Oberrichter Tindal schloß eine feierliche Anrede an die drei Unglücklichen, worin er die Größe ihres Verbrechens und die Nothwendigkeit eines warnenden Beispiels hervorhob, und bemerkte, daß er ihnen keine Hoffnung auf königliche Begnadigung geben könne, mit den Worten: „ Der Spruch des Gesetzes ist, daß jeder von Euch, John Frost, Zephaniah Williams und William Jones, von hier an den Ort, von wannen Ihr gekommen, gebracht, von da auf einer Schleife nach dem Hochgericht gezogen, und daselbst am Halse gehängt, gehängt, gehängt werdet, bis Ihr todt seyd, und daß das Haupt eines jeden von Euch vom Rumpfe getrennt, und über den Leib eines jeden dann so verfügt werden soll, wie Ihre Maj. für geeignet erachten wird. Möge der Herr sich Eurer Seelen erbarmen! “ Die Verurtheilten vernahmen die furchtbare Sentenz, die alle Anwesenden erbleichen machte, mit männlicher Fassung; Frost warf einen Blick in die Höhe. Sofort wurden die Fünf, die sich selbst für schuldig bekannt: Charles Walters, John Lovell, Richard Benfield, John Rees und Jenkin Morgan, vorgeführt und ebenfalls zum Tod verurtheilt, ihnen jedoch, als durch die Zeugenaussagen beim Instructionsverfahren Mindergravirten und zudem freiwillig Bekennenden, die Hoffnung vorgehalten, daß ihnen das Leben werde geschenkt werden, wiewohl sie keine weitere Milderung als die Verwandlung des Todesstrafe in lebenslängliche Deportation zu erwarten hätten. Der Lord Oberrichter verkündigte ferner, der reservirte formelle Rechtspunkt werde wahrscheinlich bis zum 25 Jan. von dem Richtercollegium in Westminsterhall entschieden werden. Noch an demselben Abend erfolgte, ziemlich plötzlich und unerwartet, der Schluß der Specialassisen. Mehrere Gefangene wurden an die nächste ordentliche Assisensitzung überwiesen. John Owen wurde schuldig befunden, Waffen zu gesetzwidrigen Zwecken angefertigt zu haben, und sofort zu halbjährigem Gefängniß verurtheilt. Fünfzehn, auf Verschwörung und Aufruhr (geringere Verbrechensgrade, als Hochverrath) angeklagte Gefangene bekannten sich schuldig, und wurden, unter Eröffnung der Aussicht auf theilweise Begnadigung, zu Gefängnißstrafen verschiedener Dauer, von drei Monaten bis zu einem Jahr, verurtheilt. – Daß Frosts, Williams 'und Jones' Hinrichtung wirklich erfolgen werde, wird allgemein als ziemlich unwahrscheinlich betrachtet; aber der lebenslänglichen Deportation nach einer Strafcolonie dürften sie, auch auf dem Gnadenwege kaum entgehen, Angesichts der fortwährend drohenden Haltung des Chartismus, des panischen Schreckens, der am 15 Abends ganz London erbeben machte, und der bedenklichen Vorgänge in Sheffield und auf mehreren andern Punkten von Yorkshire. Die in Sheffield vor sich gehenden gerichtlichen Untersuchungen leiten auf die Spur einer Verschwörung unter den dortigen Chartisten, die Stadt in Brand zu stecken und die Einwohner zu morden. Der Hauptzeuge ist ein gewisser Thompson, seines Gewerbs ein Ingenieur, der das volle Vertrauen der Verschworenen besaß und zum Anführer einer ihrer Sectionen gewählt war, aber seitdem, von Reue befallen, Anzeige gemacht hat und, wie die englische Gerichtssprache sich ausdrückt, „ Zeuge der Königin “geworden ist. Als die Leiter der Verschwörung, außer sich selbst, nannte er einen Beardman, Birks, Marschall, M'Ketterick, Holberry und einige Andere. Die Chartisten kamen großentheils mit Pistolen und Dolchen bewaffnet in ihre Meetings, Waffenschauen und Waffenübungen wurden gehalten, wobei ein französischer politischer Flüchtling mitwirkte. Für den Angriff der Stadt war ein regelrechter Plan entworfen. Das Stadthaus und ein anderes öffentliches Gebäude sollten genommen, wenn dieß mißlang, die Stadt in Brand gesteckt werden. Lunten waren dazu in Bereitschaft gesetzt. Alle Wachen und Polizeidiener sollten von vornherein niedergestoßen, gegen das Militär Barricaden errichtet, eigene Maschinen zur Verstümmelung seiner Pferde aufgestellt werden u. s. w. Die Einnahme von Sheffield wäre dann das Zeichen zu einer allgemeinen Chartistenerhebung in Yorkshire und dem angränzenden Lancashire geworden. Die denunciirten Rädelsführer sind verhaftet, und werden wegen Hochverrats vor die Assisen gestellt werden.
Der Sun bemerkt: „ Die von unserer Handelswelt mit solcher Spannung erharrte amerikanische Präsidentenbotschaft scheint durch ihr langes Ausbleiben ihr Interesse in England verloren zu haben, und über dem Popanz der angeblich bevorstehenden großen Chartistenrevolution hat man sie vollends vergessen. “
Der Moniteur zeigt an, daß auch der Capitän Goubert von der Pariser Nationalgarde, der an dem Zuge am 12 Jan. Theil genommen habe, auf zwei Monate suspendirt worden sey. – Sodann meldet er: „ Die Ruhe ist in der Stadt Foix vollkommen hergestellt. Am 14 ward ein Markt gehalten, die dahin gekommenen Landleute bezeugten sehr friedliche Gesinnungen. Es läßt nichts vermuthen, daß man in den benachbarten Thälern noch feindselige Gesinnungen für den 20 Jan. hege. Auf diesen Tag ward der durch die Rebellion, deren Folgen so unselig gewesen, gestörte Markt verlegt. “
Der Moniteur enthält den verspäteten, ausführlichen Bericht des Marschalls Valée über das Gefecht vom 31 Dec. Es wurde bei Uad-Lalleg geliefert, auf derselben Stelle, wo einige Wochen früher, beim Ausbruch der Feindseligkeiten, 105 Franzosen getödtet worden. „ Diese Erinnerung – bemerkt der Marschall – erhob die Kampflust Aller am Tage des 31 Decembers. “ Die Details dieses Kampfs stimmen mit den frühern Berichten unserer Correspondenten überein. Die arabische Infanterie, welche sich zurückziehen wollte, wurde von den berittenen Chasseurs eingeholt und theils durch die Säbel dieser Reiter, theils durch das Bajonnet der nachrückenden französischen Infanterie niedergemacht. Der Verlust der Araber ist bekannt, den der Franzosen gibt der Marschall auf 13 Todte und 92 Verwundete an. Die genommenen Fahnen wurden nach Paris geschickt. Allenthalben haben sich Araber und Kabylen aus der Metidscha zurückgezogen. Indessen hält es der0203 Marschall für wahrscheinlich, daß sie wieder kommen werden, vielleicht von Abd-El-Kader in Person angeführt, dem daran gelegen seyn müsse, diese Niederlage seines Khalifa wieder gut zu machen, und den moralischen Muth seiner Anhänger zu erheben. Bei Orau, Bona und Constantine war Alles ruhig.
Der National bemerkt zu diesem Bericht, der über drei Spalten im Moniteur einnimmt: „ Es wird doch zu lächerlich, ja wir möchten fast sagen beleidigend für die französische Armee, daß in Algerien nicht einige hundert Flintenschüsse fallen können, ohne daß man den Muth unserer Soldaten und das Talent ihrer Anführer in längern Bulletins rühmt, als früher die Bulletins über die großen Siege bei Austerlitz, Wagram und an der Moskwa waren. In dem mit solchem Wortschwall erzählten Gefecht bei Uad-Lalleg wurden 13 Mann getödtet und 92 verwundet. Für den kleinen Erfolg war dieser Verlust viel zu groß, doch nicht groß genug, um die emphatische Weitschweifigkeit des Bulletins darüber zu rechtfertigen. Der Marschall zählt fünfzig bis sechzig Officiere, Unterofficiere und Soldaten auf, die alle Anspruch auf die Erkenntlichkeit des Landes haben sollen; darunter ist der Eidam des Marschalls Valée, der in jedem Bulletin genannte Hr. de Salles, von seinem gefälligen Schwiegervater natürlich nicht vergessen worden. Vor kaum achtzehn Monaten war Hr. de Salles noch Hauptmann, jetzt ist er Obristlieutenant, bald wird er zweifelsohne Obrist! Wenn Frankreich aus der Occupation Algeriens noch wenig Vortheil gezogen, so können doch die Verwandten und Schmeichler des Marschalls nicht von sich das Gleiche sagen. “
In der Sitzung des Pairshofs am 20 Jan. fragte der Präsident, bevor noch Hr. Franck Carré als Generalprocurator das Wort nahm, den Angeklagten Blanqui, ob er nicht ein Siegel mit den Insignien der Republik habe stechen lassen. Blanqui erwiederte, er habe nichts zu antworten. Der Greffier verliest ein Protokoll, wodurch constatirt wird, daß dieses Siegel in dem Garten des von Blanqui bewohnten Hauses gefunden worden. Der Generalprocurator sagte in seinem Vortrag über Blanqui: „ 1838 erschien dieser Name zum erstenmal als Angeklagter in dem Proceß wegen der Gesellschaft der Menschenrechte. Blanqui ward zu einem Jahr Gefängniß verurtheilt. “ Der Generalprocurator sprach von der Ueberspannung der radicalen Meinungen Blanqui's, von seinen Verbindungen mit Barbès; beide seyen Chefs der geheimen Familiengesellschaft, und als solche verhaftet gewesen; Blanqui sey der Vertraute Pépin's in dem Attentate Fieschi, und trage auch die größte Verantwortlichkeit in der Sache vom 12 Mai und als Anführer der Emeute. Nachdem der Generalprocurator aufs entschiedenste auf der Anklage gegen die Angeschuldigten Blanqui, Guignot, Quarré, Charles und Moulins beharrt, endigte er seinen Vortrag mit der Anrufung der Strenge der Justiz gegen die Feinde der öffentlichen Ordnung, welche täglich neue Unruhen anzustiften strebten. Der gegen Barbès erlassene Spruch sey das Gesetz, das man in Bezug auf Blanqui befolgen müsse, da Barbès nur der Lieutenant Blanqui's gewesen sey. Eine Milderung der Strafe würde eine Verläugnung des von dem Pairshof angewandten Gesetzes seyn, durch das die sicherste Garantie für die öffentliche Ruhe gewährt werde. Der Generaladvocat Boucly nahm dann das Wort und ging in eine umständliche Erörterung der auf einen Theil der Angeklagten bezüglichen Thatsachen ein.
* In der Sitzung des Pairshofs am 21 Jan. wollte der Präsident dem Vertheidiger des Angeklagten Blanqui das Wort geben. Hr. Dupont erklärte, daß er darauf verzichte. Der Präsident fragte dann Blanqui selbst, ob er nichts zu seiner Vertheidigung zu sagen habe. Dieser antwortete mit Nein. Der Pairshof hört sodann Hrn. Grévy für Guignot, Hrn. Lauras für Alexander Quarré und Hrn. Julius Favre für Charles. Nach dieser letztern Vertheidigung erhebt sich der Präsident sehr nachdrücklich gegen die darin geäußerte Lehre, daß der Eid, den man in den geheimen Gesellschaften leiste, so heilig wie der von der Justiz geforderte sey. Er verweist in starken Ausdrücken Hrn. Favre die Darlegung eines für die Moral und die gesellschaftliche Ordnung so gefährlichen Grundsatzes. Hr. Favre suchte sich durch einige Worte zu rechtfertigen, die aber bei dem herrschenden Geräusche verhallen. Die Sitzung ward dann suspendirt.
Die Bureaux der Deputirtenkammer beschäftigten sich am 20 Januar mit drei Vorschlägen. Der erste, des Hrn. Vivien, hatte eine in den Reglements der Kammer einzuführende Modification zum Gegenstand. Der zweite bezog sich auf eine Aenderung der Tarife über Leinengarn und Leinwand. Die Verlesung dieser beiden Vorschläge ward von sieben Bureaux ermächtigt. Der dritte Vorschlag, von Hrn. Marchal, die Abschaffung des Gesetzes von 1814 über die Beobachtung der Fest - und Sonntage betreffend, ward von sieben Bureaux abgewiesen.
Die Bureaux der Deputirtenkammer beschäftigten sich am 20 Jan. auch mit dem Gesetzesentwurf hinsichtlich der Rentenconversion. In sämmtlichen neun Bureaux sprach sich die Mehrheit für das Princip des Entwurfs aus und die neun erwählten Commissäre sind, obwohl in einzelnen Punkten, besonders in Betreff der Zeit der Umwandlung, nicht gleicher Ansicht, doch im Allgemeinen der Maaßregel günstig gestimmt.
(Commerce.) Die Thronrede hatte uns angekündigt, daß die Finanzlage sehr befriedigend sey. Hr. Passy hat in dem Anfang seines Vortrags in der Kammer am 15 Jan. diese Behauptung bestätigt. Bei Anführung der Ziffern aber zeigte er sich sehr verlegen. Es geht daraus offenbar hervor, daß sich für das Rechnungsjahr 1839 ein Deficit ergibt. 57 Millionen Zuschußcredite und 56 dem außerordentlichen Budget der öffentlichen Arbeiten zugewiesene Millionen, im Ganzen 113 Millionen, die über die Anweisungen des ordentlichen Budgets hinaus aufgewendet wurden, haben mehr als die Hülfsquellen absorbirt, welche die Voraussicht der Kammern und die Vermehrung des Ertrags der indirecten Steuern zur Aushülfe des Schatzes verfügbar gelassen hatte. Nun kündigt man uns noch für das Jahr 1840 Folgendes an. Der Finanzminister erklärt schon in der Voraussetzung, daß die Einnahmen die im Budget aufgeführten Schätzungen überschreiten und so hoch seyn mögen, wie dieselbe Summe im Jahr 1839, daß sie um wenigstens 18 Millionen nicht zureichen werden; fügt man denselben 60 Millionen bei, die für das außerordentliche Budget der öffentlichen Arbeiten nöthig seyn werden, so findet man nach der Berechnung des Hrn. Passy, daß die Ausgaben die Einnahmen im Jahr 1840 um eine Summe von 78 Millionen überschreiten werden. Dabei ist zu bemerken, daß dieß nur eine erste Voraussicht für eine erst seit 14 Tagen begonnene Rechnungszeit ist, und daß sich vor Ausgang derselben unfehlbar neue Bedürfnisse fühlbar machen werden. Wir kommen nun zu dem für 1841 vorgelegten Budget. Der Betrag der Ausgabeschätzungen beläuft sich auf eine Milliarde und 114 Millionen. Es ist ein wahres Wunder zu sehen, wie die Budgets jährlich zunehmen! Das ordentliche Budget von 1837 betrug eine Milliarde und 27 Millionen, das von 1838 eine Milliarde und 39 Millionen, das von 1839 eine Milliarde und 68 Millionen, das von 1840 eine Milliarde und 99 Millionen und das von 1841 eine Milliarde und 141 Millionen. Dieß0204 ist im Durchschnitt eine Zunahme von mehr als 20 Millionen im Jahr. Man könnte glauben, die Regierung, wenn sie auf solche Art die Voraussetzungen des Budgets erhöht, vermindere die Summe der von ihr jährlich verlangten Zuschußcredite. Dem ist nicht so. Man mag die Rahmen noch so sehr erweitern, so sind sie doch nie groß genug, um die Ausgaben zu fassen, und höchst bedauernswerth ist, daß die Zuschußcredite, weit entfernt sich zu vermindern, vielmehr zunehmen. So betrugen die Zuschußcredite, ohne die Credite des außerordentlichen Budgets der öffentlichen Arbeiten zu begreifen, im Jahr 1837 45 Millionen, im Jahr 1838 68, und im Jahr 1839 57 Millionen. Wir haben oben erwähnt, daß die Schätzungen der Ausgaben für das Rechnungsjahr 1841 sich auf mehr als eine Milliarde und 114 Millionen belaufen; die Schätzungen der Einnahmen belaufen sich auf eine Milliarde 128 Millionen, was einen Einnahmeüberschuß von 14 Millionen ausmachte. Dieß ist nach den angeführten Beispielen nicht genug, und Hr. Passy kam zu diesem Resultate nur durch Ueberschätzung der Erträgnisse. Auch hat er selbst die Nothwendigkeit anerkannt, sich neue Hülfsquellen für die Zukunft vorzubehalten. Erstens schlägt Hr. Passy in Betreff des außerordentlichen Budgets vor, die Reserve der Tilgung dafür vorzubehalten, sodann rechnete er, in Bezug auf das ordentliche Budget, auf eine neue Gesetzgebung der Zucker und auf die Conversion der 5proc. Rente, um die Bedürfnisse zu bestreiten, die sich unfehlbar außerhalb des Budgets ergeben würden. Den Gesetzesentwurf über die Zucker kennen wir noch nicht, und wünschen nur, daß er bei Begünstigung der Interessen des Schatzes auch die Interessen unseres See - und Colonialhandels begünstigen möge. Was den Gesetzesentwurf über die Rentenconversion betrifft, so hat ihn der Minister unmittelbar nach dem Budget vorgelegt. Dieser Gesetzesentwurf ermächtigt den Finanzminister, die Renten, welche das Pari überschritten haben, unter gewissen Bedingungen heimzuzahlen. Die Operation soll als definitives Resultat eine effective Verminderung von wenigstens 50 Cent. auf 5 Fr. für die ausgewechselten Renten liefern, und das Nominalcapital der substituirten oder negociirten Renten darf keine höhere Vermehrung als 20 für Hundert darbieten. Die Heimzahlung kann durch Serien bewerkstelligt werden. Der den alten Renten zugewiesene Antheil der Tilgung soll auf die neuen ihnen substituirten Renten übertragen werden. Wir fürchten sehr, daß die Kammer auch dieses Jahr darin eine erfolglose Arbeit vornimmt. Hr. Passy konnte sich von dem geringen Vertrauen, das er in dieser Hinsicht einflößt, dadurch überzeugen, daß die Börse seinem eingereichten Conversionsentwurfe durch ein Steigen von 20 Cent. antwortete.
(National.) Die englische Thronrede ist eine der leersten und kürzesten, deren wir uns erinnern können. Sie ist wo möglich noch unbedeutender als die französische. ... Dießmal ward der Name Frankreich nicht ausgesprochen. Es ist wahrscheinlich, daß in der Hoffnung, dieses charakteristische Vergessen zu verhüten, Hr. Thiers, Organ eines Willens, dem er sich nie völlig widersetzt hat, vor einigen Tagen seine prunkhafte Lobrede auf die englische Allianz gehalten hat. Seine Bemühungen waren verloren. Die Erkältung zwischen dem Londoner und dem Pariser Cabinet ist officiell constatirt. Wir beklagen uns nicht darüber: die Allianz Englands, so wie man sie in London versteht und wie man sie in den Tuilerien annimmt, steht in einem viel zu hohen Preise. ... Das englische Ministerium hofft in der orientalischen Sache eine endliche Ausgleichung, kündigt sie aber nicht an, und man sucht vergeblich in dem betreffenden Paragraphen die Anzeige jener Annäherung zwischen den Höfen von St. Petersburg, Wien und London, die gegenwärtig den leichtgläubigen Theil der europäischen politischen Welt beschäftigt. .. Das Vertrauen zwischen England und uns ist nicht mehr dasselbe; es ist indeß noch weit von dieser zurückhaltenden Stellung bis zu einem Bruch. Die Verlegenheiten, die England auf allen Punkten seiner großen asiatischen Besitzungen erwachsen, die Stöße, welche es im Innern bedrohen, gestatten ihm nicht, jetzt mit uns zu brechen. Unser Beistand ist ihm, wie es wohl weiß, überall nöthig, während wir seiner gewissermaßen nirgends bedürfen.
(Courrier français.) Die englische Thronrede ist von einer bemerkenswerthen Mäßigung, ohne Stolz und Emphase in den Anspielungen, die sie in Betreff des Erfolgs Großbritanniens nach außen macht, ohne Bitterkeit und Zorn da, wo sie sich über die Unordnungen im Innern ausdrückt. ... Das Stillschweigen übrigens, welches die Königin von England zum zweitenmal über die französische Allianz beobachtet, beweist, daß das Ministerium vom 12 Mai in den diplomatischen Beziehungen kein höheres Gewicht hat, als das Ministerium vom 12 April.
Der Pairshof hat gestern den Vortrag der anklagenden Behörde vernommen; letztere war durch den Generalprocurator Franck-Carré und zwei seiner Generaladvocaten vertreten. Die Vertheidigungen werden heute vorgetragen werden. Der allgemeine Eindruck, der auf den Gesichtern der Pairs sichtlich war, läßt sich in dem einzigen Ausdruck: Ermüdung zusammen fassen. Es ist schwer, in Paris einem politischen Processe große Aufmerksamkeit zu widmen, wenn das öffentliche Interesse sich bereits davon abgewendet hat, zudem sind in der Verhandlung so ekelhafte Einzelheiten zur Last der untern Polizeiagenten enthüllt worden, daß die Pairs, die im Allgemeinen für die Regierung gestimmt sind, sich mit Unwillen über diese schmutzigen Handlanger der öffentlichen Ordnung und Gerechtigkeit aussprechen. Wird Blanqui zum Tode, zur Deportation oder zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt werden? Unsre früher geäußerte Ansicht, daß er die nämliche Verurtheilung wie Barbes erleiden werde, wird nicht von allen Personen getheilt, die der Verhandlung beigewohnt haben. Barbes ward mit den Waffen in der Hand ergriffen, und hatte namentlich den Angriff auf den Wachposten des Justizhauses angeführt; Blanqui, wiewohl seiner Theilnahme an der Leitung des Complotts geständig, ist keiner directen Handlung überführt, die man als Tödtung darstellen könnte, und so möchten sich vielleicht die Pairs bewogen finden, ihn nicht zum Tod zu verurtheilen, um so mehr als seine Begnadigung, nach dem Vorgange von Barbes, jedenfalls unvermeidlich wäre. Von den den beiden andern alsdann möglich bleibenden Verurtheilungen zieht die öffentliche Meinung die Deportation als diejenige vor, welche bei politischen Verbrechen die gewöhnlichere und nicht so entehrend ist, als die Zwangsarbeit inmitten des Auswurfs der ganzen Gesellschaft. – Wenn Sie der etwas trägen Beschäftigung der Deputirtenkammer folgen wollen, so werden Sie bemerken, daß die Commission der Eisenbahnen wahre wichtige Vorschläge zu berathen hat. Es handelt sich darin sowohl von Beendigung angefangener Bahnen, und zu dem Ende von der schicklichsten Unterstützung, die den Unternehmern gereicht werden könnte, als auch von neuen Richtungen, die ehestens beginnen sollen; unter andern wird in dem Publicum viel von einer englischen Gesellschaft gesprochen, die seit lange schon und mit ungeheuern Kosten den Plan einer Eisenbahn von Paris ans Meer vorbereite. Herrlich wäre in der That, wenn das gallische Element von der brittischen Speculation ereilt und überflügelt würde. Gewiß ist, daß der öffentliche und anschauende0205 Sinn in dieser großen Frage der Eisenbahnen in Frankreich dermalen noch nicht gehörig erschlossen ist; vielleicht thut die nationale Eitelkeit und Eifersucht mehr, als alle Schilderungen der großartigen Wirkungen der zu unternehmenden Eisenwege nach den Hauptrichtungen des Königreichs.
Gestern Abend ist das Dampfboot Ramier, direct von Oran kommend, auf unserer Rhede eingetroffen. Es brachte uns Briefe aus Oran vom 12 Jan. folgenden wesentlichen Inhalts. Buchanedi, der bekannte Kabylenhäuptling und Khalifa von Tlemsan, hat mit seiner 5 bis 6000 Mann starken Armee den Rio Salado überschritten, und steht bei Lameria, während Hadschi-Mustapha, Abd-El-Kaders Schwager, zu Keberdscha, zwei Lieues vom Lager des Feigenbaums, gleichfalls mit 5000 Mann steht. Die Besatzung von Oran und den Umgebungen erwartete jeden Augenblick einen Angriff, fürchtete aber nichts, denn alle Posten waren gut bewacht und verproviantirt. General Guehenneuc ist mit einer Colonne von 1500 Mann aufgebrochen, um die Stellung der Feinde zu recognosciren. Nach der Aussage eines Arabers vom Stamme der Duairs, der zu uns übergegangen ist, befindet sich Abd-El-Kader gegenwärtig zu Tekedemt. – Aus Mostaganem gehen die Nachrichten bis zum 11 Januar. Diese Stadt war von 5 bis 6000 Mann eingeschlossen und die Besatzung zu schwach, um Ausfälle zu machen. Die Keckheit der arabischen Maraudeurs ging dort so weit, daß sie in das Magazin der Marine Löcher machten, hineindrangen und alles Tragbare fortschleppten. Auch ein Theil der Heerde der Garnison wurde geraubt und ihr Hüter getödtet. Es hieß, ein französisches Truppencorps von 4 bis 5000 Mann würde in Mostaganem versammelt, um gegen Mascara und die Stämme am Schelif zu operiren. Man sah aber dort bei Abgang der letzten Nachrichten weder Schiffe noch Soldaten.
Das Ministerium hat in der so kitzlichen Sache des Canals von l'Espierre gesiegt. 44 Deputirte gegen 27 haben für die von dem Minister der öffentlichen Arbeiten beantragte vorläufige Frage, das heißt dafür, daß der Gegenstand nicht berathschlagt werden soll, votirt. Dadurch fällt der ganze Vorwurf des vormaligen Abschlusses eines Tractats mit Frankreich über diesen Canal, ohne von der gesetzgebenden Gewalt dazu ermächtigt gewesen zu seyn. Denn die Frage ward, auf diese Art gestellt, im Sinne des Geschehenen, das heißt, daß die Regierung zum Tractate berechtigt gewesen sey, entschieden. – In Utrecht befindet sich nun kein Mitglied mehr von der gemischten Liquidationscommission. Der Wiederzusammentritt dieser Commission scheint noch nicht sehr nahe zu seyn. Man konnte sich unmöglich verständigen, bevor man nicht über die ersten Grundsätze einig war. Diese Frage der Grundsätze soll auf diplomatischem Wege verhandelt werden. – Es heißt, daß die neueste Reise des Baron James v. Rothschild sich auf eine von diesem Bankier für die Liquidation jener Schuld vorgeschlagene Combination bezog. – Die Finanzen unseres Landes waren nie in einem blühendern Zustande, nie die Cassen mehr angefüllt. Dieß geht so weit, daß man für den Bedarf der Eisenbahn Schatzscheine auf drei Monate mit jährlich 2 1 / 2 Proc. emittirt, ein Tarif, worauf man sie reduciren mußte, um den Zufluß der Capitalien, die sich millionenweise und auf eine außerordentliche Art darboten, zu vermeiden. In den Schätzungen der Einnahmen und Ausgaben wird ein Ueberschuß von wenigstens 600,000 Fr. in den Einnahmen angegeben werden, eine Summe, die aber leicht größer ausfallen dürfte, da sie nach den Erträgnissen eines Jahrs der Krise geschätzt wurden. Man wird für den Augenblick nicht zu einem Anleihen schreiten dürfen, und doch betreibt man sehr thätig die Arbeiten der Eisenbahn, welche nach ihrer gänzlichen Vollendung uns mit Deutschland verbindet, mit England über Ostende, mit Frankreich über Mons und Courtray. Diese Arbeiten werden dann eine Ausgabe von 110 Millionen veranlaßt haben. – Zu der Ernennung eines sechsten Ministers, nämlich für die auswärtigen Angelegenheiten, scheint man erst nach dem Votum aller Budgets schreiten zu wollen. Es sind noch drei Budgets anzunehmen, nämlich das der öffentlichen Arbeiten, das man gegenwärtig erörtert, das des Innern und das des Kriegs. Das letztere dürfte die lebhafteste Opposition veranlassen. Man spricht von starken Reductionen, die Kammer wird aber noch zu untersuchen haben, ob es nicht trotz aller Ersparungen, welche der Friedensstand fordert, zweckmäßig sey, eine gute Militärorganisation aufrecht zu erhalten, die für den politischen Zustand, welchen man Belgien bereitet hat, und für seine geographische Lage nöthig seyn dürfte.
Ihre k. Hoh. die Prinzessin von Oranien ist heute ins 46ste Lebensjahr getreten; der hohe Geburtstag wurde auf gebräuchliche Weise gefeiert. – Wie man hört, haben bereits viele Officiere unserer Landmacht von dem ihnen dargebotenen Urlaub Gebrauch gemacht, und gehen zum Theil ins Ausland. Bei dem Kriegsministerium herrscht fortdauernd große Thätigkeit. – Noch immer hat die Regierung keinen definitiven Beschluß in Bezug auf die Verlängerung der Amsterdam-Haarlemer Eisenbahn nach Rotterdam genommen. Wohl steht aber zu erwarten, daß ein solcher nun bald erfolgt. – Die Actien der Amsterdam-Haarlemer Eisenbahn können sich übrigens nicht auf Pari heben, woran der allgemein niedrige Stand unserer Fonds mit Schuld ist.
Die Angelegenheiten in Holland nehmen trotz der ruhigen Außenseite eine immer ernstere Wendung. Die Vorschläge, welche die Regierung am Ende des vorigen Jahrs gemacht hat, haben eine ziemlich allgemeine Unzufriedenheit, ja man kann sagen, Entrüstung hervorgebracht, die sich gleich darin zeigte, daß man trotz des Widerspruchs des Präsidenten die Wiederversammlung der Generalstaaten gleich auf 14 Tage anberaumte. Sie kamen am 13 wieder zusammen, aber was sollten sie thun? Ueber Vorschläge berathen, die nach der Ansicht von neun Zehntheilen der Kammer gar nicht der Berathung werth waren, da sie nur Formsachen betrafen? Schon war das Mißtrauen geschäftig und man legte der Regierung die Absicht unter, sie habe die Generalstaaten in Verlegenheit setzen wollen, indem anzunehmen war, daß alsbald eine Menge neuer Vorschläge an die Kammer einlaufen, daß einer den andern verdrängen werde, und wenn man sich darüber erhitzt und müde gesprochen, so könne die Regierung dann um so leichter ihre Vorschläge durchsetzen, oder im Fall einige ihr nicht angenehme Vorschläge in der zweiten Kammer durchgingen, diese durch die erste Kammer, die bis jetzt noch immer im Sinne der Regierung handelte, verwerfen lassen. Diesem Plane trat der Vorschlag der fünf Mitglieder: Luzac, Corver Hooft, Van Dam van Ysselt, Schimmelpenninck und Rappard entgegen. Diesen Antrag hat die Kammer vorerst abgelehnt, wohl hauptsächlich darum, weil sie auf diese Weise sich mit Einemmal zur constituirenden erklärt hätte, und sie in gewissem Sinne gegen das Grundgesetz anstieße, indem sie die Gesetzesvorschläge der Regierung ganz unbeachtet ließ, während doch die Kammer sich mit den Regierungsvorschlägen vor allem Andern beschäftigen soll. Dieß hätte der ersten Kammer Grund und Veranlassung gegeben, alle Vorschläge der zweiten zur Veränderung des Grundgesetzes zurückzuweisen, und man zog es daher vor,0206 die Regierung selbst in den Fall zu setzen, daß sie die Initiative ergreifen müsse. Diesen Gründen fügten sich dann auch die Antragsteller selbst, und die Kammer versammelte sich am 17 in ihren besondern Abtheilungen, um die Vorschläge der Regierung pro forma in Berathung zu ziehen. Dieß lief darauf hinaus, daß die Kammer die Regierungsvorschläge fast einstimmig als ungenügend erklärte, ihr inniges Leidwesen bezeugte, daß die Regierung keine weiteren Veränderungen vorgeschlagen habe, und die Punkte bezeichnete, welche einer besondern Revision bedürften. Was die Regierung jetzt thun wird, muß man abwarten, zu verhehlen ist aber nicht, daß sie genügende Vorschläge machen muß, und zwar in kurzer Zeit, wenn nicht die zweite Kammer doch darauf zurückkommen soll, die Initiative zu ergreifen, und dann auf eine viel entscheidendere Art, als anfangs. Fast befürchtet man, die Regierung werde Zeit zu gewinnen suchen und erklären, sie sey bereit, den ausgesprochenen Wünschen zu entsprechen, verlange aber Aufschub, um so wichtige Punkte, als in den Geheimsitzungen der Kammer zur Sprache gekommen, zu erwägen und in gehöriger Form an die Generalstaaten zu bringen. Ist dieß der Fall, dann wird der Streit in kurzem sehr ernst, und dann auch nicht mehr hinter verschlossenen Thüren geführt.
Folgendes ist der vollständige Inhalt der königlichen Erklärung, die unmangelhafte Befolgung der Gesetze und Verordnungen betreffend. „ Ernst August, von Gottes Gnaden König von Hannover etc. Wir haben vernommen, daß Zweifel darüber entstanden sind, ob den Landesgerichten die Pflicht obliegt, die von dem Landesherrn oder dessen nachgesetzten Behörden verkündigten Gesetze, Verordnungen und Erlasse unmangelhaft zu befolgen, oder ob dieselben befugt erscheinen können, die verfassungsmäßige Entstehung jener Gesetze etc. in den Kreis ihrer Prüfung und Entscheidung zu ziehen? Je weniger den Gerichten der hiesigen Lande jemals eine Entscheidung darüber eingeräumt worden ist, ob die gesetzgebende Gewalt vom Landesherrn gebührend ausgeübt worden sey, eine Entscheidung, welche augenfällig nur geeignet seyn würde, alle Gewalten im Staate zu verwirren, den Richter über den Gesetzgeber zu stellen und einen anarchischen Zustand hervorzurufen, und je weniger Wir gemeint sind, unerlaubte Uebergriffe der richterlichen Gewalt zu dulden, desto mehr sehen Wir Uns zur Vermeidung jedes Zweifels veranlaßt – nach Anhörung Unsers Staatsraths – hiemit zu erklären: „ daß die verfassungsmäßige Entstehung der Gesetze, Verordnungen und Erlasse der Prüfung und Entscheidung der Landesgerichte niemals anheim fallen könne, sondern daß alle Richter und öffentlichen Diener, so wie die sämmtlichen Unterthanen Unsers Königreichs lediglich durch die von Uns oder in Unserm Auftrage von Unsern nachgesetzten Behörden ausgehende Verkündigung jener Gesetze und Verordnungen zu deren unmangelhafter Befolgung verpflichtet werden. “ Wie hienach niemals von Uns zugegeben werden kann, daß ein Landesgericht eine Entscheidung über die Gültigkeit des von Uns unterm 1 Nov. 1837 erlassenen, das vormalige Staatsgrundgesetz vom 26 Sept. 1833 für erloschen erklärenden Patents sich anmaße, so erklären und befehlen Wir hiemit ausdrücklich, daß insofern, wider Erwarten, dennoch Richter oder andere öffentliche Diener auf die derzeitige Rechtsgültigkeit des vormaligen Staatsgrundgesetzes erkennen, mithin gegen die rechtlich bestehende Landesverfassung sich auflehnen würden, derartige Uebertretungen im Justiz - oder administrativen Wege gebührend geahndet werden sollen. Gegeben in Unsrer Residenzstadt Hannover, den 17 Jan. 1840.
Ernst August.
G. Frhr. v. Schele.
In der jüngsten Zeit ist zu wiederholtenmalen in auswärtigen Blättern von hier aus behauptet worden, daß die Kirchentrauer nunmehr gänzlich aufgehört habe; namentlich hat dieß die Leipziger Allgemeine Zeitung, die seit einiger Zeit einen sehr unverläßlichen Correspondenten in unsrer Stadt zu haben scheint, noch unlängst unter Anführung der Gründe verkündigt. Indessen ist dem keineswegs so. In Gnesen soll zwar die Kirchentrauer ganz aufgehört haben; bei uns ist das bis jetzt nur zur Hälfte der Fall, indem wohl mit den Glocken wieder geläutet wird, die Orgeln jedoch nach wie vor stumm sind. In der St. Martinskirche hat selbst das Läuten der Glocken noch nicht wieder begonnen. Eben so berichtet die genannte Leipziger Zeitung eine durchgängig aus der Luft gegriffene Fabel, wenn sie erzählt, daß am 28 Dec. v. J. eine (zwar nicht-politische) Emeute bei uns stattgehabt, und unser Rathhaus durch militärische Besetzung habe geschützt werden müssen. Am 28 Dec. ist bei uns auch nicht die geringste Störung der Ordnung vorgefallen; der bereits erwähnte Straßenunfug einiger betrunkenen Bauern hatte am Stephanstage, also am 26 Dec. statt, indessen ist dabei unser Rathhaus keinen Augenblick in Gefahr gekommen. – Die hiesige Zeitung citirt aus der Frankfurter O. -P.-A.-Zeitung einen für hiesige Leser höchst komischen Correspondenzartikel, der zugleich einen Beweis abgibt, wie leichtfertig manche Zeitungsberichte abgefaßt sind. In dem genannten Artikel heißt es nämlich: „ der Bau der Festung Posen wird bald vollendet seyn. “ Nun aber ist zur Zeit noch nicht viel mehr als das Kernwerk nebst dessen Umgebung und den zunächst gelegenen Außenwerken beendigt; der ganze Bau aber dürfte bis zu seiner gänzlichen Vollendung wohl noch einen Zeitraum von mindestens 6 - 8 Jahren erfordern, sofern er nicht mit größern Kräften betrieben wird, als zeither. Weiterhin heißt es in dem Artikel: „ Die Thore der Stadt, mit den schönsten Ornamenten verziert, sind wahre Kunstwerke. “ Bekanntlich aber hat unsre Stadt seit 20 Jahren und länger gar keine Thore mehr, mit Ausnahme eines einzigen (des sogenannten Brommerthors) von dem auch nur noch die eine Hälfte, als durchaus kunstlose Ruine dasteht. Was soll man zu solchen Berichten sagen? – Wenn unlängst der hiesige Berichterstatter ≠ der Allg. Zeitung geradezu behauptete, es sey ungegründet, daß die Anhänger des Erzbischofs, die sich als Stimmführer geltend gemacht, in Verlegenheit versetzt worden, als von Rom aus der Angabe widersprochen wurde, daß der Prälat seine Rückkehr nach Posen im Auftrag des Papstes unternommen habe, so scheint sein Gesichtskreis sehr beschränkt zu seyn. Daß es in einer Angelegenheit, wie die beregte, nicht an Stimmführern fehlen könne, begreift selbst der Blödsichtigste, wenn auch Hr. ≠ sich noch so unwissend stellen mag. Eben so muß es jeder unbefangene hiesige Einwohner bestätigen, daß jene Stimmführer gar geschäftig die Ansicht zu verbreiten suchten, der Papst habe dem Erzbischof die bestimmteste Weisung gegeben, um jeden Preis nach Posen zurückzukehren. Was derselbe ferner in vielen, etwas unklar construirten Worten über das Verhältniß des Clerus zum Papste sagt, bedarf keiner weitern Widerlegung, als einer Hinweisung auf die Geschichte der letzten tausend Jahre. Von welcher Art die Berichtigungen des Hrn. ≠ überhaupt sind, erhellt am deutlichsten aus Folgendem. Wir hatten gesagt, der Erzbischof habe das Prosynodalgericht suspendirt. Dieß wird als gänzlich ungegründet bezeichnet, und mit vieler Emphase dahin berichtigt: „ der Erzbischof habe die Befugnisse des Consistoriums beschränkt, von welcher Maaßregel das Prosynodalgericht mittelbar allerdings berührt worden sey. “ Heißt das nicht offenbar dasselbe! 0207Alle übrigen Berichtigungen treffen nicht uns, sondern andere Correspondenten, und mögen von ihnen, falls sie es der Mühe werth halten, gebührend zurückgewiesen werden,
Hr. Thiers tadelt in seiner Rede vom 13 das Ministerium deßhalb, daß es nach der Schlacht von Nisib in eine Intervention der Mächte eingewilligt habe. Was aber hätte die Nichteinwilligung für Folgen haben müssen? Entweder sie hinderte die Intervention der übrigen Mächte oder sie hinderte sie nicht. Im ersten Falle war der Sultan seinem siegenden Vasallen bloß gegeben, und die Anwendung des Tractats von Hunkiar-Skelessi hing an dem Vorrücken einer ägyptischen Vedette. Im andern, wahrscheinlichern Falle sah sich Frankreich durch eigene Wahl von einer europäischen Maaßregel ausgeschlossen, was seinen Interessen und seinen gesunden so wie seinen krankhaften Bedürfnissen nicht zusagen konnte. „ Der Fehler war ernst aus drei Gründen, sagt Hr. Thiers; erstlich kamen dadurch Meinungsdifferenzen zwischen Alliirten an Tag; zweitens überließ man die Türkei der einzigen Gefahr, die ihr drohen kann, der Gefahr von Seite Rußlands; drittens stellte man dadurch die Möglichkeit eines allgemeinen Krieges in Aussicht. “ Die Meinungsdifferenzen bestanden aber, weil sie aus der Differenz der Interessen hervorgingen. An Tag kamen sie gewiß nicht dann erst als sie zur Sprache kamen, denn Jedermann kannte sie ja; wohl aber kamen sie, statt sich zu stoßen, unter der vermittelnden, ausgleichenden Einwirkung der übrigen Mächte zur Sprache und regten, bei der Vereinigung aller Wünsche in demjenigen der Erhaltung des Friedens, durchaus keine Gefahr auf. Wäre die Gelegenheit nicht gegeben gewesen, man hätte, im Geiste und Wunsche des Friedens, sie schaffen müssen. Ein der Intervention schon gewonnenes und unabsehbares Verdienst ist eben, auf der Basis eines gemeinschaftlichen Interesses die drohenden Divergenzen zum gegenseitigen Ausspruche gezwungen und dadurch ihrer Vermittlung zugeführt zu haben. Eben so unrichtig ist, wenn Thiers sagt, man habe dadurch die Türkei der einzigen Gefahr, die ihr drohen könne, der Gefahr von Seite Rußlands überlassen. Erstens wäre diese Gefahr, selbst wenn sie bestanden hätte, offenbar nicht ihre einzige; denn welche letzte Absichten man auch dem Vicekönige zutraue, oder selbst angenommen, daß sie die dem Reiche zuträglichsten seyen, so ist das Uebergewicht an Kraft in der Hand eines Vasallen, der morgen stirbt und diese Kraft in andere Hand legt, gewiß kein gefahrloser Umstand. Dann hat die Intervention gerade das Gegentheil von dem erwirkt, was Hr. Thiers meint: sie war der erste, nothwendige Schritt eines Systems, welches jedes Protectorat aufhebt, indem es das natürliche Verhältniß von Staat zu Staat und des europäischen Staatenvereins zu dem einzelnen europäischen Staat an die Stelle des Protectorats schob. Ein europäisches Protectorat ist ein Ausdruck ohne Sinn. Daß die Türkei keinem besondern verfalle, das ist die Aufgabe der Staatsmänner, welche in London zusammensitzen, um dem europäischen Frieden eine neue Bürgschaft zu geben. Der allgemeine europäische Krieg hätte aus dem harten Zusammenstoß der jetzt in friedlichen Besprechungen gemilderten und großentheils schon ausgeglichenen Interessen erfolgen können; und dieser Zusammenstoß wäre unerläßlich gewesen, würde die Intervention nicht dem Kriege noch jenseits der Wand des Taurus in den Arm gefallen seyn und ihm das Schwert entwunden haben.
In einem Berichte aus Wien ist kürzlich erwähnt worden, daß Baron Neumann vielleicht für immer in London verbleiben werde, was ich als ganz unrichtig bezeichnen muß. – Es wird versichert, daß ein vorgestern hier angelangter französischer Courier die förmliche Bewerbung des Herzogs von Nemours um die Hand der schönen Prinzessin Victorie Auguste Autoinette, Tochter des k. k. Feldmarschall-Lieutenants Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg, hierher überbracht habe. – Uebermorgen wird in der kais. Hofburg dahier der erste große Hofball stattfinden. Bereits sind die Einladungen dazu an das diplomatische Corps, die ersten Hof - und Staatsbeamten, an das Officiercorps, den hohen Adel, an Fremde von Auszeichnung, und, wie immer, auch an einen Theil der Officiere der uniformirten Bürger ergangen. – Der berühmte Reisende, Fürst Pückler-Muskau, genoß im Laufe der vorigen Woche die Auszeichnung von Sr. Maj. dem Kaiser in einer Privataudienz empfangen zu werden.
In der gestern abgehaltenen General-Congregation der Stände des Pesther Comitats wurden den Landtagsdeputirten Instructionen in Betreff der Recrutenstellung ertheilt. Sie lauten, dem Könige 20,000 Mann zu bewilligen, und zwar 14,000 in diesem und 6000 im kommenden Jahre. – Liszt, der seine Concerte hier beendigte, verläßt uns heute oder morgen. – Die Passage nach Ofen ist durch den Eisgang sehr erschwert, und nur mit großer Mühseligkeit zu bewerkstelligen.
Die Nachrichten aus dem Hauptquartier zu Malatia haben die hiesige Regierung neuerdings aufgeschreckt. Ibrahim Pascha soll seine Truppen im Taurus zusammenziehen und man gewärtigt, daß der ägyptische Feldherr seine Truppen vorwärts gegen Caramanien marschiren lassen werde. Lord Ponsonby scheint Maaßregeln ergriffen zu haben, die eine Demonstration der englischen Flotte gegen die cilicische und syrische Küste hin in Aussicht stellen. Zugleich hatte der Lord eine Conferenz mit Reschid Pascha, wie verlautet, über das Einlaufen einer Abtheilung der brittischen Escadre in das Marmorameer. Jedoch scheint die Pforte sowohl als der englische Botschafter von der Geringfügigkeit der vom Taurus her drohenden Gefahr innig durchdrungen zu seyn. Die Schritte, die in dieser Sache noch geschehen sollten, sind daher als Eingebungen der Vorsicht, nicht der Besorgniß zu betrachten. – Die Sitzungen des Gesetzgebungsconseils dauern fort, und werden mit vielem Eifer betrieben. – Said Pascha, Schwager des regierenden Sultans, ist zum Kapudau Pascha ernannt worden, die Ernennung ist inzwischen noch nicht kundgemacht. Als Handelsminister ist Said Pascha durch Ahmed Fethi Pascha ersetzt worden. Man spricht von der bevorstehenden Heirath des letzgenannten Würdenträgers mit der Hatidsche Sultana (Schwester des gegenwärtigen Großherrn). Ahmed ist bereits als Bräutigam derselben erklärt. – Neulich ereignete sich der Fall, daß der Sultan, der dem Hrn. v. Hübsch zur Notification der Thronbesteigung des neuen Königs von Dänemark eine Audienz gewährt hatte, mehr als eine Stunde lang umsonst auf den dänischen Repräsentanten warten mußte. Wahrscheinlich hatte der Baron die angesagte Audienz vrrgessen oder die festgesetzte Stunde mißverstanden. – Der Erzherzog Friedrich von Oesterreich wird in dieser Woche hier erwartet.
0208Um die Anschaffung der Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten den Privaten so viel möglich zu erleichtern und jedes Hinderniß der Verbreitung zu beseitigen, hat das unterfertigte Secretariat veranlaßt, daß man sich für 1840 bei jedem königlichen Postamte mit drei Gulden auf 100 Bogen, jedoch ohne Einrechnung der unbedeutenden Speditionsgebühren, abonniren könne. – München, den 15 Januar 1840.
Das Secretariat der Kammer der Abgeordneten.
Windwart.
coll. Weisbacher.
0201„ Sprecht vom Rhein, von den Alpen, und man hat euch verstanden, noch ehe ihr ausgeredet habt. Dort ist Frankreichs Ruhm geblieben, dort ist noch sein Geist und eines Tages wird auch seine Fahne dahin zurückkehren. Aber behüte Gott! wir denken nicht ans Erobern, wir bleiben unbeweglich innerhalb der Verträge von 1815, die wir doch, überströmend nach Norden oder Osten, durchbrechen könnten! diese Verträge aber, von der Allgewalt des Eroberers dictirt, sind sie ewig, wie Ströme und Berge? Nein, ein Tag wird kommen, wo diese Verträge sich selbst zerreißen werden vor der Gewalt der Dinge, vor dem besser verstandenen Gleichgewicht Europa's, vor dem Willen und der Geduld Frankreichs! Unsere Politik im Osten muß im Westen die Ausgleichungen vorbereiten, die eines Tages jene rechtmäßige Vergrößerung sichern, welche keine Macht des Continents uns umsonst verbürgen wird! “ Und nun hat die Phantasie des Hrn. v. Lamartine ihr rechtes Fahrwasser; er hat den Orient bereist, er segelt mit hoher Fluth, sein Auge, gegen Mekka gewendet, glänzt – „ seliger Tag ruft er aus, wo der Orient noch vollständiger zusammenbrechen und so vielen unterdrückten aber kraftvollen Nationalitäten Platz geben wird, die das Gewicht des türkischen Cadavers zur Schmach der Civilisation und Menschheit erdrückt hat! “
Da haben Sie eine hübsche Probe französischer Politik, französischer Logik, französischer Moral in Einem Athem. In Syrien erobert den Rhein, das ist die Politik; stellt die jungen Nationalitäten des Orients in ihrem ewigen Rechte her, und macht euch dafür an der deutschen bezahlt, das ist die Logik; haltet die Verträge, so lang ihr müßt, und brecht sie, sobald ihr könnt, das ist die Moral des Liedes. Was denn freilich den unmittelbar praktischen Werth solcher Stylproben anbelangt, so ist er geradezu Null, und wir könnten uns allenfalls auf den alten Lakonismus beschränken: ihr wollt unsre Waffen, kommt und holt sie. Man soll aber dennoch von Zeit zu Zeit diese Sachen signalisiren, denn es lauert ein ungeheuerer Ernst hinter ihnen, politisch wie moralisch. Zuerst politisch: es ist nicht Lamartine, nicht die Kammer, es ist Frankreich selbst, das mit dem Chor seines Beifalls diese Einzelstimmen bedeckt, das euch alle Tage im Angesicht Europa's betheuert, wie es die ganze Weltlage von heute nur als ein Provisorium betrachte. Gut denn, das ist offen gesprochen; wir nehmen Act von dieser Erklärung, und wenn wieder eine europäische Stunde gekommen seyn wird, sollt ihr sehen, wie wir die Warnung benutzt haben. Sodann moralisch: denn wenn irgend etwas den Bankerutt der Franzosen an Grundsätzen, ihre ungeheuere Gewissenlosigkeit in Beurtheilung der Grundlagen eines christlichen Völkerverkehrs, ihre völlige Unbekanntschaft mit dem sittlichen Wesen der Geschichte schlagend zu beurkunden vermag, so sind es solche Reden. Sie haben den alten Grundsatz Spinoza's, Recht und Gewalt seyen identisch, wieder aufgewärmt, die Möglichkeit ist das Staatsgewissen des modernen Frankreichs! Sie haben den Negerhandel geächtet*)Bis jetzt nur den Handel, nicht die Sklaverei selbst, denn die von England durchgeführte Emancipation ist bekanntlich von Frankreich noch nicht angenommen, vielmehr haben viele Redner – unter ihnen Mauguin – für das Fortbestehen der Sklaverei gesprochen!, aber ganze Völker zu verschachern und zu zerstückeln – die Sittenlehre müßte pedantisch gescholten werden, die das verböte! Die Nationen, sagt Hr. v. Lamartine, leben von den Grundsätzen ihrer Geschichten; ihr könnt keine Griechen, keine Juden, keine Türken improvisiren! Wohl – aber die Bevölkerung des schönen Delta zwischen Maas, Mosel und Rhein, diese Bevölkerung, die sich wohl mit Schwaben und Niedersachsen den Adel deutscher Nation nennen mag, weil in ihren Adern nicht ein Tropfen slavischen oder romanischen Blutes fließt, die Bevölkerung einer Landschaft, wo ihr auf jedem Zollbreit Erde den größten Erinnerungen deutscher Kaiserzeit begegnet – diese Bevölkerung über Nacht zu französiren, das ist ein Kinderspiel, ein Leichtes.
Sie sehen, der Unsinn ist wieder los, aber es ist doch Methode darin, ganz die alte Methode. Die Schemen des Kaiserreichs steigen wieder auf, der gallische Hahn kräht heuer, wie er im Jahr 1811 gethan; Tausende von Herzen schlagen schon wieder dem Augenblick entgegen, wo Frankreichs Proconsuln den Segen und die Zier fremder Völker aufführen werden im Triumphe zu Paris! Und Hr. v. Lamartine ist lange nicht der Schlimmste. Er speculirt nicht kaltblütig auf unsere Erbschaft, wie ein Geyer auf Atzung; er hat Gefühl, Adel, Ehre, Religion; er ist der Chateaubriand der gegenwärtigen Kammer, ein Tröpfchen Romantik in einer See von Prosa; er hat es drucken lassen, daß er einst sein Grab mit der bescheidenen Inschrift schmücken wolle: Gott, die Poesie und die Liebe! Das ist viel von einem Franzosen, aber noch mehr: Hr. v. Lamartine hat Ideen, und zuweilen, wenn es ihm zu voll ums Herz wird bei den Debatten der Wollkrämerseelen, läßt er einige pathetische Gedanken allgemeinster Humanität wie schöne Tauben mit weißem lichtschimmernden Gefieder durch die Säle des Palais Bourbon fliegen – durch diese Steppe, wo sich augenblicklich so viel kleine Herzen und Geister skandalisiren. Wenn aber Hr. v. Lamartine auf das Auswärtige zu sprechen kommt, da tritt auch bei ihm jener Bankerutt an eigentlichen Grundsätzen widerlich heraus, maskirt durch eine gewisse ritterliche Sentimentalität, die mit der quantitativen Größe der Ereignisse buhlt, und in der Geschichte höchstens eine ästhetische, nicht eine sittliche Gerechtigkeit erkennt. Und alsdann ist auch Hr. v. Lamartine um kein Haarbreit besser als Monsieur Sarrans, Monsieur Marrast, Monsieur Durand und wie sie alle heißen die litterarischen Condottieri, die von ihrem Schreibsessel aus die Welt für Frankreich erobern.
Napoleon ist das Unglück der Franzosen auf ein volles Jahrhundert; an seinen Erinnerungen werden sie noch ersticken. Sie haben das Inventarium seiner gewaltigen Gedanken angetreten, allein die rechten Testamentsvollstrecker wollen nicht kommen, und nun spielen Kinder mit den Waffen des Riesen. Sehen Sie nur nach Aegypten: auf der Landenge von Suez liegt Englands verwundbare Ferse; der Falke von Lodi erkannte das, und seit dieser Zeit ist Frankreichs ägyptische Politik eine Reminiscenz von 1799. Aber auch Napoleon sah in der Weltgeschichte nur Staaten, Aggregate, Mechanismen, nicht Organismen und Nationen. Was er nie begriffen hat, das ist der Geist der Völker in seiner eingebornen Macht und Herrlichkeit, der Geist dieser ewigen Personen, die geheiligt und unverletzbar sind, so lange sie nicht selbst durch Schuld oder Feigheit das Schicksal erzürnen. Das Centrum der Weltbewegung ist Gott und kein Anderer; wer sich statt seiner zur Mitte der Geschichte substituiren möchte, der gräbt in seiner Verblendung die eigene Grube. An diesem Grundirrthum seines Lebens, an den Nationalitäten ist Napoleon gescheitert. Was aber ein Geist, dergleichen seit Cäsar nicht mehr erschien, getragen von0202 den Strömungen einer Völkerbewegung, wie der Occident seit den Kreuzzügen keine ähnliche erlebt – ich sage was der letzte Römer der Modernen mit seinem Verstande, seinem Willen, seiner Macht nicht vermocht hat – wie sollten es diese Zwerge einer kleinen Zeit, die wie Affen an seinem Standbild emporklimmen? „ Wie er sich räuspert und wie er spuckt, das haben sie ihm freilich abgeguckt, “und nun ist es ergötzlich zu sehen, wie das heroische Stirnrunzeln und der nachgeäffte Blick des Imperatorauges so putzig steht zu den kleinen Gesichtern! Und da die Sache sich denn im Grunde so komisch verhält, so wollen wir auch von Hrn. v. Lamartine Abschied nehmen mit den Worten einer Komödie: „ Ihr wollt wissen, wofür ich Euch halte, und meiner Treu, ich will es Euch sagen. Ihr sprecht wie ein Buch, nichtsdestoweniger seyd Ihr ein faselnder verworrener Geselle! Ihr habt eine hübsche Zunge, Freund, eine wahre Goldwage von Zunge; was Ihr aber darauf legt, sind Feilspäne. Ihr habt uns schreckliche Dinge prophezeit, haarsträubende Geschichten; was mich aber beruhigt, ist, daß ich Euren Vater gekannt habe, dem Ihr ähnlich seht, und daß Ihr Semmel eßt, wie wir Andern. Und somit Gott befohlen! “
(Fortsetzung.)
Nicht weniger wie die Veranlassung, welche Frankreich seinen Verbündeten zur Trennung gegeben hat, ist die Veranlassung, welche England zum Einschreiten gegen den Vicekönig bestimmt, von Hrn. Thiers verkleinert, verschleiert und, so zu sagen, auf ein Minimum zurückgebracht worden. Der Vicekönig hat sich den Engländern bei ihrer Verbindung mit Indien über Aegypten unfreundlich, schwierig erwiesen. Sie sind darüber gereizt. In Folge dieser Gereiztheit sind sie darauf versessen, ihn ihren Zorn fühlen zu lassen und ihn zu bestrafen. Auf dieses Thema ging auch zusammen, was letzthin das Journal des Débats über diesen Punkt vorgetragen hat mit der Schlußbemerkung: England würde sich eben am Ende doch entschließen müssen, seines Stolzes zu vergessen, um mit dem Pascha, den es als einen Vasall einer ihm befreundeten Macht bis jetzt gering geachtet, wie mit einem Souverän sich in Verkehr und Vertrag einzulassen. Ist es absichtlich, daß man jenes Verhängniß auf den verjüngten Maaßstab bringt, will namentlich Hr. Thiers, indem er jenes verkleinernde Maaß und seinen politischen Storchschnabel an das kolossale Zerwürfniß des Pascha's und des Sultans, die nach ihm nur wegen einer leeren Form streiten, an die Spaltung zwischen England und Frankreich, die nach ihm nur aus einer Verspätung in der Darlegung der eigentlichen Absicht von Seite Frankreichs entsprang, und nun auch an die Zwietracht Englands mit dem Pascha legt, die wieder nach ihm nur in einer verletzten Eitelkeit zu suchen ist – will er durch diese Verkleinerung, vielleicht gegen bessere Einsicht in die Größe und Tiefe dieses dreifachen Spaltes, desto leichter und sicherer zu seiner Ausfüllung kommen? Fast scheint es so. Jene Verkleinerung wäre dann nur ein Vorwand, und der letzte Gedanke des klugen Sachwalters der englisch-französischen Allianz wäre, ganz abgesehen von des gewandten Redners eigener Ueberzeugung, etwa dieser: „ Es ist nicht der Rede werth, daß ihr euch wegen so untergeordneter Dinge zerwerft, befehdet und mit eurem Bündniß die Existenz der Pforte und die Ruhe von Europa auf das Spiel setzt. Ihr braucht nur die Sachen in ihrem wahren Maaß, als das, was sie sind, als Kleinigkeiten, zu erkennen, und ihr werdet keine Mühe haben, euch schleunig darüber hinweg in die alte Eintracht zurückzusetzen, ehe der gemeinsame Gegner tiefer in den Riß eindringt und durch eure definitive Trennung in dieser hochwichtigen Angelegenheit einen Triumph über eure Kurzsichtigkeit feiert, den er über eure Waffen nie gewonnen hätte. “ Der Plan, durch das Argumentum a minimo zum Ziel zu kommen, wäre weder neu noch übel. Man hat in gewöhnlichem Verkehr mit diesem Argument oft wichtige Dinge ausgerichtet; am Ende sind es auch in der Politik nur Individuen. Es sind wenige, die über öffentliche Dinge rathen und entscheiden, und ihre Ansicht, ihr Entschluß wird nicht selten durch ein Geringfügiges bestimmt; aber dabei wird vorausgesetzt, daß sie derselben Ansicht sind oder werden, oder sich wollen täuschen lassen, um auf irgend eine Weise, und was man sagt, mit guter Manier, aus einer schlimmen Sache herauszukommen. Hat es zu einem Fall von diesen dreien den Anschein, z. B. daß die englischen Politiker derselben Ansicht sind oder nach der Rede des Hrn. Thiers seyn werden? Daran möchte sehr zu zweifeln seyn. England hat noch keineswegs verrathen, daß es seinen Zwist mit Aegypten als etwas so Geringfügiges wie eine Aeußerung gereizter Eitelkeit betrachtete, noch ha es irgend etwas gethan, um Hrn. Thiers zur Annahme zu berechtigen, daß es wünsche leichten Kaufs aus dem Spiele zu kommen; im Gegentheil, scheint es, daß es fortdauernd die Gründe seiner Unzufriedenheit mit dem Vicekönig von Aegypten als zahlreich und tief betrachtet und entschlossen ist, gegen ihn vorzugehen. Wenigstens melden die neuesten Berichte, daß dahin die Erklärungen des Hrn. Hodges an den Vicekönig lauten, und daß dieser sich rüstet, Gewalt mit Gewalt zu bekämpfen. Das ist also ein ganz anderer Zustand der Dinge, als welchen die verkleinernde und verkleisternde Rede des ehemaligen Chefs des französischen Cabinets zeigen oder übrig lassen möchte, und gegenüber diesen Auspicien möchte man besorgen, er werde ungeachtet seiner Künste und Gewandtheit gerade auf dem wichtigsten Punkt, als zu klein für das Maaß der Begebenheiten, als zu flach für ihre Tiefe und zu beschränkt für ihren Umfang, bei Seite gestellt und gelassen werden.
Es sind, so weit jetzt die Begebenheiten in ihrem Innern zu erkennen sind, außer dem obenbezeichneten ostindischen Verkehr, vorzüglich zwei Gründe, welche die Gesinnung Englands gegen Mehemed Ali bestimmt und über die im Interesse der englischen Macht gegen ihn zu ergreifenden Maaßregeln entschieden haben: seine Stellung zur Pforte und die Entwickung seines Systems gegen Abyssinien, gegen Arabien und im arabischen und persischen Meerbusen.
Behält Mehemed Ali ganz Syrien bis auf die Höhen, und an einzelnen Stellen bis in die nördlichen Abhänge des Taurus, so daß er Mesopotamien im Osten und die kurdischen Gebirge im Norden vor sich hat, so darf man wohl auf der französischen Bühne von einem schönen, großen, mächtigen und gesicherten Reiche träumen – was dem Sultan zwischen dem Taurus und dem Balkan bleibt, ich glaube, daß er es durch einige im orientalischen Geist entworfene Maaßregeln, zu denen Hr. Thiers wahrscheinlich auch den neuesten Hattischerif rechnet, beglücken könne, aber in der Wirklichkeit und der Thatsache gegenüber wird sich auf jenem Gebiete nichts zeigen, als eine Masse bloßgestellter Länder, deren ganze Lebenskraft wie bisher angewendet werden muß, den letzten Tag des Schicksals, mit welchem der Nachbar droht, wo möglich abzuhalten. Syrien kann gegen das mittlere Asien nicht gehalten und benützt werden ohne den Euphrat und Tigris mit Mesopotamien, und die Ebenen von Syrien und Mesopotamien sind in der Gewalt desjenigen, der die kurdischen Gebirge beherrscht. Indem man also Mehemed0203 Ali in ganz Syrien einsetzt, gibt man ihm die Weisung, sich auch bis auf weiteres jener zu seiner Behauptung und Sicherung nöthigen Länder und Ströme zu bemächtigen; und wäre er durch seine politische Lage dazu nicht genöthigt, er wäre als der erste, ja einzige Großhändler seiner Reiche, durch die Interessen seines Handels dahin geführt, der östlich von Aegypten seine Basis auf dem persischen Golf, auf dem Euphrat und auf der Karawanenstraße haben muß, die durch die Abhänge des Taurus und die kurdischen Länder nach Teheran geht. Was aber gegenüber dieser Ausdehnung und Stellung die Unabhängigkeit und Dauer der Pforte jenseits des Taurus anders seyn würde, als ein Traum der Schönredner im Palais Bourbon, ist einem ernsthaften und der Sache etwas kundigen Manne wohl schwer zu begreifen. Nicht nach geographischer Ausdehnung, deren Breitengrade vom Taurus nach dem Balkan sich aus der mathematischen Geographie leicht nachweisen lassen, sondern nach der Lage der Länder und nach der Macht und Absicht der Nachbarn wird die Sicherheit eines Reiches nach außen bestimmt, und die erste Bedingung seines Gedeihens ist eben jene Sicherheit, die man dem Sultan der That nach raubt, indem man ihn seines Heeres, seiner Flotte, seiner ganzen praktischen Macht entkleiden sieht, und ihm den Todfeind auf den Taurus, d. i. auf den Nacken setzt. Was dadurch ihm geraubt ward und geboten wird, das können ihm theilnehmende Worte und sogenannte gute Rathschläge nicht wiedergeben.
England, in den asiatischen Verhältnissen durch seine Mac Neill, Urquhart, Alex. Burnes und die Genossen ihres Ruhmes tief eingeweiht, hat das wohl begriffen, und sein ursprünglicher Entschluß war darum, den Pascha, wenn es seyn müßte mit Gewalt, in Aegypten einzuschließen. Es hat gegen Frankreich dahin nachgegeben, daß dem Pascha ein Theil von Syrien, daß ihm Palästina, als die nördliche Fortsetzung von Arabien, bleiben sollen, und dieses Zugeständniß ist von großer Bedeutung, denn es sichert dem Vicekönig, außer Aegypten und den südlich liegenden Ländern, noch die Gebirge und Pässe, durch welche aus Syrien nach der Meerenge von Suez die Straße nach Aegypten geht, in ihnen aber die zu seinem Schutz gegen Osten nöthigen Burgen und Bollwerke, damit aber auch seine Eroberungen in Arabien, das Alles mit Nubien bis an die abyssinischen Berge, mit Libyen bis zur Oase des Ammon – ein Reich, würdig als eine Wiedererneuerung der Herrschaft der Fatimiden angesehen zu werden, und geeignet, sich zu großer Macht und Blüthe zu entfalten, wenn der edlere und allem Großen ebenbürtige Geist der alten arabischen Khalifen den egoistisch starren Sinn des gegenwärtigen Machthabers jener Länder erfüllen, und in ihn einige Gefühle der Menschlichkeit, Mäßigung und Gerechtigkeit gegen die Völker einhauchen könnte, über die er jetzt unbarmherzig das eiserne Scepter schwingt. Bleibt aber, wie zu besorgen, sein Gemüth jenen Einflüssen und Regungen verschlossen, und seine Verwaltung eine Schweiß - und Blutpresse, um die ungeheuere Consumtion des Heeres und der Flotte an Menschen und Gut zu unterhalten und die Habsucht fluchbeladener Localtyrannen zu füllen, so wird auch alle Vergrößerung und alle Protection nichts Anderes als eine Verbreitung dieser politischen und moralischen Pest seyn, die jedes Land verödet, zu dem sie dringt, und den fruchtbarsten Boden aussaugt und verdorrt.
Doch das gehört nicht vor das Forum, vor welchem die auswärtigen Fragen verhandelt werden. Es war in Bezug auf sie genug, darauf hinzuweisen, daß eine Beschränkung jener Macht auf ihren ältern Besitz und Palästina ihr Boden und Spielraum genug läßt, zu erstarken und zu gedeihen, wenn sie den Keim der Erstarkung und des Gedeihens in sich trägt.
Zugleich aber wäre bei dieser Einmarkung der jungen Macht – und das ist für das Allgemeine der Frage die Hauptsache – der Taurus, das kurdische Gebirg, die Ebenen von Syrien und Mesopotamien mit dem Laufe des Euphrats und Tigris und mit dem persischen Meerbusen von jener den Ländern verderblichen, der Pforte drohenden Uebermacht degagirt, der Sultan aber dadurch in jenen Stand der Sicherheit und des Selbstvertrauens gesetzt, der die erste, die unumgängliche Bedingung nicht nur seines künftigen Gedeihens, sondern überhaupt seiner Zukunft ist.
Außer diesem allgemeinen, durch die europäisch-orientalische Politik gegebenen Grund hat aber die speciell englische Politik noch einen für sie gleich wichtigen in der Art und Ausdehnung, in welcher der Handel des schlauen Nachfolgers der Fatimiden sich gegen Abyssinien, über den arabischen Busen, über die arabische Küste und im Norden des persischen Busens ausbreitet, und auf allen jenen Punkten dem englischen und seinen Interessen hemmend und selbst feindselig entgegentritt. Das Ausland enthielt hierüber in seinen letzten Blättern einen sehr gut geschriebenen Aufsatz, in dem die Prätensionen beider Bewerber umfassend und genau bezeichnet sind. Nur darin möchten wir den wohlunterrichteten Verfasser tadeln, daß er jene Ausbreitung einer nie ruhenden Berechnung und Begehrlichkeit nach neuem Besitz und neuem Erwerb, welche den englischen Handel charakterisirt, als Krämergeist, Krämerinteresse, Krämerspeculation bezeichnet, und dadurch geringschätziger behandelt. Kram ist überall der Kleinhandel, und Krämer, der in ihm begriffen, darum aber auf den unmittelbaren Gewinn im Kleinen beschränkt ist, Krämergeist also eine beschränkte, großer Dinge und Aufgaben des Handels unfähige Eigenthümlichkeit des Urtheilens und Berechnens, welche große Dinge bloßstellt und verdirbt überall, wo sie dieselben in ihren beschränkten Horizont herabzieht und mit ungeschickten Händen begreift. Gewaltthätig mag er jenen Geist nennen, den er in den persisch-arabisch-abyssinischen Verhältnissen wahrgenommen hat, dazu übergreifend, ungerecht, hart oder schonungslos, aber ein Krämergeist ist er nicht, es wäre denn, daß wir den Geist von Venedig und Genua, der die Kaufleute dieser Staaten zur Zeit der Kreuzzüge zu Eroberern im Archipel und in Kleinasien umschuf, die Portugiesen und Holländer, die in Ostindien, man weiß mit welcher Rücksichtslosigkeit, Länder besetzten und Völker bedrückten, um ihren weltumspannenden Handelsinteressen und Handelsflotten zu genügen, oder den Geist der Spanier, die ebenso in Amerika verfuhren, als Krämergeist, und die ganze große in Folge des Handels sich entfaltende auf die Interessen des Handels gestützte politische Bewegung eine Krämerei nennen wollte. Sie war es so wenig, als was das Alterthum an den Phöniciern, und was es an der großen Tochter von Tyrus, an Karthago, gesehen, und wer die Bedürfnisse der Völker und Zeiten, den Gang ihrer Thätigkeit und Ausbreitung durch die im Innern wirkende und vom Handel vermittelte Kraft der Interessen, etwas näher beobachtet hat, wird sich leicht überzeugen, daß Tyrus und Karthago, daß Genua und Venedig, daß die Hansa, daß die romanische Nation am Schlusse des Mittelalters bei der Ausbreitung und Führung ihres Handels nach denselben Beweggründen und mit demselben Geist verfuhren, wie jetzt Rußland im mittlern Asien, England, oder die englischen Kaufleute in den genannten Ländern. Es ist der Handelsgeist, der mächtige, der unwiderstehlich vorschreitende, der mit der Aussicht des Reichthums vor dem Blicke, mit Gewaltthätigkeit zur Seite, mit Berechnung und mit dem Schwert gerüstet,0204 an den neuen Ländern fußt, in die neuen Buchten eindringt, die verschlossenen Straßen öffnet, den Widerstand niederwirft, und dessen Gefolge die Sitte, die Bildung, die Gerechtigkeit und den Segen der Civilisation nicht ausschließt, am wenigsten da wo er unter dem siegreichen Zeichen von England vorschreitet. Mir wenigstens ist kein Punkt auf dem Globus bekannt, auf den England, sey es aus dem Schiffe des Kaufmanns oder aus dem Schiffe der Krone seinen Fuß gesetzt und seine Standarte gepflanzt hätte, auf dem nicht Willkür früherer Machthaber wäre gehemmt oder ermäßigt, gesellschaftliche Ordnung gegründet, das Recht gehandhabt und zuletzt die Freiheit wäre gepflanzt worden.
Doch wie dem auch sey, die Interessen des Dynasten von Aegypten und die Interessen von England haben sich auf jenem reichen Handelsgebiete gekreuzt, verwickelt, und sind im Begriff sich zu befehden, und England würde gegen sich selbst handeln, wenn es die Gelegenheit vorüberließe, den Nebenbuhler aus einer Stellung, in der seine Macht sich über das ganze mittlere Asien gegen die englischen Interessen in gleicher Weise drohend verbreiten würde, in eine beschränktere zurückzuweisen, in der er zwar mächtig bleiben, aber gefährlich zu seyn aufhören würde.
Hr. Thiers selbst hat auf den dritten Grund hingewiesen, der England bestimmt, der ägyptischen Uebermacht auf jenem Punkt mit Entschiedenheit entgegenzutreten; Andere und das Ausland selbst, haben es mit größerer Einsicht und mehr Nachdruck gethan. Was hier vorliegt, ist, sagen sie, die Nothwendigkeit für England, über den arabischen oder persischen Meerbusen mit seinem ostindischen Reiche in eine unmittelbarere, schnellere Verbindung zu treten, welche sich nur über Aegypten und Syrien herstellen läßt, und nicht nur bestimmt ist, den gewöhnlichen Verkehr zu erleichtern, sondern dem indischen Reiche in den Zeiten der Gefahr die Hülfe des Mutterlandes zeitig genug zuzuführen. Diese Verbindung würde durch ein über Aegypten und Syrien gleich verbreitetes und in seiner Macht erstarktes Reich unterbrochen, oder seiner Willkür preisgegeben, während die Lage der englischen Besitzungen jetzt gerade gefährdet wäre und ihre Sicherung jene Straße mehr als je gebieterisch begehrte.
Nun hat es zwar mit jener Gefährdung nicht so viel zu bedeuten, als der besorgte Verfasser jener Aufsätze des Auslandes von Zeit zu Zeit ausspricht; im Gegentheil ist das englische Reich jetzt gerade sicherer als je zuvor, nachdem der Sieg in Afghanistan den innern Feinden den Muth gebrochen und gegen die äußern mit Kabul und Herat die Schlüssel desselben an den Generalstatthalter ausgeliefert hat. Dazu würde auch eine ernste Erschütterung durch die eigene Macht auf indischem Grund und Boden können bestanden werden, und auch ein Weg um Afrika für die aus England zu erwartende Hülfe nicht zu lang seyn; das aber hindert nicht, daß für alle englisch-indischen Interessen die Beschleunigung der Communication über Malta und Suez als höchst wichtig erscheine, und diese ist bei einer Macht von beschränkterer Bedeutung unstreitig weniger gefährdet und mehr gesichert, als bei einer drohenden: sie ist in dem Maaße gesichert, als der Herr von Aegypten die Feindschaft oder den Schutz von England nöthig haben wird.
Wie dem auch sey, offenbar ist, daß es sich bei der Beharrlichkeit Englands in seinen Planen zur Beschränkung des Vicekönigs von etwas ganz Anderem, Ernsteren und Tieferliegenden handelt, als von der Rancune einer verletzten Eitelkeit und nachzürnenden Staatseitelkeit, die allein in dem politischen Horizont eingetreten ist, der sich um Hrn. Thiers auf der Rednerbühne ausbreitete.
(Ein zweiter Artikel folgt.)
Die Municipalität, welche die Jurisdiction über die Nationalgarde ausübt, ist beschäftigt, die Officiere, welche an der letzten Procession Theil nahmen, zu suspendiren, und der Generalstab hat heute jedem Nationalgardisten in seinem Hause einen Tagsbefehl austheilen lassen, in welchem er ihnen das Gesetz ins Gedächtniß ruft, das ihnen verbietet in Masse und bewaffnet politische Dinge zu verhandeln. Allein man läßt dabei die größte Schwierigkeit völlig unberührt: es ist ganz unnöthig, daß die Nationalgardisten zu einer politischen Demonstration in Waffen erscheinen, die Uniform ist vollkommen hinreichend, und gegen das Tragen derselben gibt es kein Gesetz, und wenn es eines gäbe, wie wollte man Nationalgardisten strafen? Die Officiere kann man absetzen, aber die Gemeinen? Wenn man sie des Dienstes für politische Vergehen entließe, so würde die Hälfte der Nationalgarde sie begehen, um entlassen zu werden; wenn man sie zu Disciplinarstrafen verurtheilt, so weckt man nur die Opposition und macht die Regierung durch die Unzulänglichkeit der Strafe lächerlich. Die Theorie, daß jeder Nationalgardist Wahlrecht haben soll, ist unter der hiesigen Nationalgarde nicht populär, aber sie ist ganz logisch, denn wie kann man der Nationalgarde ihre Zeit mit Wachestehen nehmen, sie zwingen sich bei jedem Aufstand zu schlagen, sich auf sie in jeder politischen Noth stützen, ohne daß sie dafür das geringste Recht anzusprechen habe? Und dennoch wäre die Ertheilung dieses Rechts ein großes Unglück. denn sie würde die politische Macht in die Hände einer bewaffneten und blinden Menge geben. Es ist sehr zu fürchten, daß man den Mißbrauch, den man hier mit der Nationalgarde getrieben hat, noch zu bereuen habe. Man hat dem Generalstab erlaubt mit ihr zu spielen, wie Kinder mit hölzernen Soldaten, man hat sie gezwungen sich zu uniformiren, hat sie möglichst exercirt und disciplinirt, läßt sie so viel wie möglich Dienst thun, und auf die unnöthigste Art, kurz man macht sie so pedantisch, lästig und zeit - und geldraubend als man nur kann, und scheint zu glauben, daß, je größere Opfer man von ihr fordere, sie um so williger sey sie ohne alle Entschädigung zu leisten. Als man das Gesetz über die Vicinalwege gab, wagte man nicht das Maximum der Steuer dazu auf höher als drei Tage Arbeit in Natur oder in Geld anzusetzen, und nur wenige Maires und Präfecten haben es gewagt, dieses Maximum wirklich zu verlangen, obgleich der Nutzen dieser Arbeit denen, welche sie liefern, unmittelbar und hundertfältig zu gut kommt. Dagegen stellt man hier der Pedanterie und Willkür eines reichlich bezahlten Generalstabs anheim, die ganze Bevölkerung von Paris mit einer Auflage von 8 bis 9 Tagen jährlich zu belasten, deren Zweck in nichts besteht als sie häufig unter den Waffen zu halten, und deren Resultat nichts ist als unnöthige Wachen in den Garten der Tuilerien, an die Thore des Louvre, an die Thüren des Generalstabs u. s. w. zu stellen, und dann ist man sehr indignirt, wenn sich Leute in der Nationalgarde finden, welche für diese Plackerei etwas haben wollen? Das Wunder ist, daß sich die große Masse diesem Unfug so lange und so ruhig unterworfen hat, aber man würde wohl daran thun, nicht auf immer darauf zu rechnen, und zu bedenken, daß aller unbezahlte Dienst am Ende auf irgend eine Art zum theuersten wird, und somit könnte die Demonstration vom letzten0205 Sonntag eine heilsame Lehre werden, wenn der Generalstab nicht mit Blindheit geschlagen wäre.
2. Anlehen, Handel und Tarif.
* Wir konnten, ohne zu weitläufig zu werden, der Vereinigten-Staat-Bank in eine Menge von Operationen nicht folgen, doch mag das im ersten Artikel Gesagte hinreichen, um ihr Verfahren als schamlos und betrügerisch zu bezeichnen. Indeß kommt dieß ihr Verfahren jetzt nur noch so weit in Betracht, als sich daraus erklärt, wie und warum sie bemüht war, amerikanische Anlehen in Form von Canal - und Eisenbahnactien in unglaublicher Masse über Europa, und namentlich in England zu verbreiten, wo der hohe Zinsfuß ihnen lange eine bereitwillige Abnahme verschaffte. Sie hatte nämlich den Vortheil, daß sie diese Actien um baares Geld verkaufte, und in Amerika größtentheils nur ihre Zettel dafür hingab. Jetzt erheben sich aber ganz andere Fragen, bei denen die Vereinigte-Staaten-Bank völlig in den Hintergrund tritt: wie steht es mit dem Credit der einzelnen Staaten? hat das Project, sämmtliche Anlehen der einzelnen Staaten in eine Unionsschuld zu consolidiren, eine Aussicht auf Erfolg? In wie fern stellt sich die Tariffrage in den nordamerikanischen Staaten einem solchen Plan entgegen, und wie wird sich der Handel Nordamerika's in Zukunft gestalten? Alle diese Fragen haben einen nothwendigen innern Zusammenhang, und ihr Einfluß auf die Parteistreitigkeiten des Landes muß fast entscheidend werden.
Die Frage über den Credit der einzelnen Staaten ist eine sehr häckliche, und noch hat Niemand gewagt, einen Staat geradezu als insolvent zu bezeichnen. Im Anfang dieses Jahrs erschien in dieser Beziehung ein Werk in England unter dem Titel: Observations on the financial position and credit of such of the States of the American Union as have contracted public debts. By Alex. Trotter Esq. Der Verfasser hat eine Menge officielle Documente gesammelt, um auf diese seine Ansicht zu begründen, und wir geben hier kurz das allgemeine Urtheil, welches er über den Stand der Sachen fällt:
„ Am Ende des Jahrs 1835 betrugen die Schulden der einzelnen Staaten zusammengenommen über 60 Millionen Dollars, wovon der größte Theil auf eine productive Weise angelegt war. Seit dieser Zeit ist die Masse der Anlehen auf 183 Millionen gestiegen, und davon sind etwa 40 Millionen zur Errichtung von Banken verwendet worden und etwa 68 Millionen zu Straßen, Canälen, Eisenbahnen u. s. w. Da in den Vereinigten Staaten der gewöhnliche Bankgewinn die Interessen der Staatsschulden weit übersteigt, so ist hier allerdings ein Fonds, der hinreichend ist, um die darauf verwandten Summen mit Interessen und Capital zurückzubezahlen, wenn die Banken auch nur mit gewöhnlicher Klugheit geleitet werden; aber aus einer genauen Untersuchung der vorhandenen Thatsachen geht hervor, daß viele von den Staaten unternommene Canäle und Eisenbahnen höchst wahrscheinlich kein hinreichendes Einkommen abwerfen werden, um diese Werke im Stand zu erhalten und die Interessen für die darauf gewendeten Kosten zu zahlen. In allen diesen Fällen, so wie da, wo die Finanzen des Staats durch zu große Vermengung und Abhängigkeit von Bankinstituten, durch eine unkluge Verwaltung der Banken in Unordnung gerathen können, werden Hülfsfonds nöthig seyn, um den Credit des Staats zu erhalten, oder wo diese nicht vorhanden sind, muß man zu directen Abgaben seine Zuflucht nehmen. Bis jetzt haben die Legislaturen keine Neigung gezeigt, die Verpflichtungen, die sie oder ihre Vorgänger eingegangen, zu erfüllen, vielmehr sprechen sich alle Legislaturen der verschiedenen Staaten in den von ihnen ausgegangenen Actenstücken entschieden für die Unverletzlichkeit solcher Verpflichtungen aus. Obwohl nun, wenn man von der Vergangenheit auf die Zukunft schließt, aller Grund vorhanden ist, daß sie bei dieser Ansicht verharren werden, so können doch die fortdauernden und raschen Schritte, welche die demokratischen Grundsätze in den Vereinigten Staaten gemacht haben, allzu wichtige Folgen herbeiführen, die nicht zu übersehen sind. Diese Zunahme demokratischer Ansichten im schlimmsten Sinne des Worts und der Einfluß, den sie auf die verständigeren und bessern Grundsätze der einsichtsvolleren Classen üben, haben sich auf eine beklagenswerthe Weise in der geringen Macht gezeigt, welche die Executivgewalt allenthalben besitzt, wo sich ihr Pöbelgeschrei entgegenstellte, das allenthalben in der Union überhaupt, wie in den einzelnen Staaten am Ende immer siegreich gewesen ist. Die Wirkung, welche das Vorherrschen demokratischer Ansichten in dem vorliegenden Falle haben kann, ist einleuchtend; denn wenn die Staaten einmal genöthigt sind, zu Abgaben ihre Zuflucht zu nehmen, um die Interessen ihrer Anlehen zu zahlen, so wird dieß erst dann geschehen, wenn die verschiedenen Unternehmungen, zu deren Ausführung die Anlehen aufgenommen wurden, durch ihren Nichterfolg unpopulär geworden sind; und obgleich daraus noch nicht folgt, daß das Volk unter diesen Umständen sich den nothwendigen Opfern nicht unterwerfen wird, so läßt sich doch auf eine Erfüllung ihrer Verpflichtungen bei weitem nicht so zuversichtlich zählen, als wenn die Legislaturen von Volksclassen gewählt wären, die bei der Erhaltung des Staatscredits directer betheiligt sind. “
Wir haben diesen Auszug aus einem viel weitschweifiger abgefaßten Gutachten darum gegeben, weil der Verfasser gerade diesen Gegenstand zu seinem speciellen Thema gemacht, andere Schriftsteller, namentlich solche, die in Amerika waren, was bei Hrn. Trotter nicht der Fall ist, und die demnach aus eigner Kenntniß der Volksgesinnung sprechen, erklären geradezu, die Amerikaner würden zu einem solchen Zweck keinen Heller an Taxen zahlen. Wir wollen jedoch diesen Punkt, als höchst bestreitbar, vorerst bei Seite lassen, und bemerken, daß selbst die Freunde der Vereinigten-Staaten-Bank einige der Staaten für höchst verdächtige Zahler halten. – Das M. Chronicle, welches seine Spalten öfters den kecksten Vertheidigern der Vereinigten-Staaten-Bank öffnete,*)Es ist bemerkenswerth, daß die Times, deren eigene Artikel der Vereinigten-Staaten-Bank seit Jahren feindlich waren, einen Correspondenten in Amerika hat, der durchaus die Partei der Banken nimmt, während beim M. Chronicle gerade der umgekehrte Fall stattfindet. enthält in seiner Nummer vom 11 November einen ganz in deren Interesse geschriebenen Artikel, worin es heißt: „ Die Bank hat die verschiedenen Staaten in ihren ungeheuern Unternehmungen von Canälen und Eisenbahnen unterstützt, und hat dagegen Wechsel verschiedener Art und Staatspapiere zum Betrag von 53,563,965 Dollars erhalten; natürlich muß ein großer Theil dieser Papiere schlechte Sicherheit gewähren, und wird, wenn man sie realisirt, eine große Entwerthung erleiden; aber die Suspension der Baarzahlungen wird die Bank in den Stand setzen, diese Papiere für den Augenblick zu behalten und sie mit der Zeit auf die möglichst beste Weise zu verwerthen. “ Dieser Artikel zeigt klar, daß die Bank wo möglich einen Aufschub zu erhalten und die Suspension der Baarzahlungen zu verlängern sucht, um, wenn der erste Schrecken vorüber ist, die Papiere nach0206 und nach doch zu verkaufen und so den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Allein dieser Artikel hat noch eine andere weiter greifende Bedeutung, die in den Worten enthalten ist: die Executivgewalt der verschiedenen Staaten ist mit dem Credit der Vereinigten-Staaten-Bank identificirt; d. h. das ganze Spiel zwischen der darleihenden Bank und den einzelnen Regierungen – ein Spiel, wobei manche Unredlichkeit mit untergelaufen – kommt an den Tag, sobald man die Bank zum Liquidiren treibt, und die Regierungen werden deßhalb bei dem Congreß und in dem eigenen Staate allem aufbieten, um es nicht so weit kommen zu lassen. Man sieht, die Bank hat nicht übel gerechnet, um sich mächtige Gönner und Freunde zu sichern.
Indeß stehen in mancher Beziehung die Aussichten schlecht. Man fühlt oder weiß auch vielleicht, daß die einzelnen Staaten nicht im Stande seyn werden, das Schulden - und Sündenregister ihrer Regierungen zu tragen, und so verfiel man in Amerika auf die Idee, den schwankenden Credit der einzelnen Staaten durch den Credit der Union zu unterstützen, die Schulden zusammen zu werfen und eine Unionsschuld daraus zu machen. Dieser Plan wurde alsbald als eine Panacee ausgerufen, ohne daß man dabei bedachte, wie sehr schon der Plan an und für sich selbst den Credit der einzelnen Staaten heruntersetzte, denn es lag das Bekenntniß darin, daß sie ihre Schuldenlast nicht tragen könnten und wollten. Der Plan fand auch aus manchen Gründen eine ausgezeichnet schlechte Aufnahme. Der Charleston Mercury, ein bemerkenswerthes Blatt, weil es, wie man glaubt, die Ansichten Hrn. Calhouns ausspricht, bezeichnet den Vorschlag als so völlig unverschämt und gewissenlos (so extravagantly impudent, so utterly unprincipled), daß man kaum glauben könne, er sey im Ernste gemacht. Der Plan sey auf die Bahn gebracht, „ um den englischen Stockjobbers zu gefallen “, und der Erfolg würde seyn, „ die Föderativinstitutionen zu vernichten, und der Union mit Einemmal die Segnungen einer Nationalschuld aufzuhalsen. “ Auch wird hervorgehoben, wie ungerecht es wäre, „ das Eigenthum der unverschuldeten (sound) Staaten zu verpfänden, um die Schulden der bankerotten Staaten zu bezahlen, “und mit Bitterkeit hinzugesetzt, „ daß die tiefverschuldeten und bankerotten Staatenregierungen ihr eigenes Volk nicht mit directen Abgaben zu belegen wagen, aber sich nicht scheuen, die ganze Union für ihre besondern Zwecke zu belasten. “ Aus solchen, und zum Theil noch viel stärkern Erklärungen geht hervor, daß die Aussichten für die vorgeschlagene Consolidation der Schulden der einzelnen Staaten sehr schwach ist, und wenn man von dem Tone der Regierungszeitungen auf die Ansicht der Regierung selbst schließen darf, so ist auch nicht der mindeste Anschein vorhanden, daß diese darauf eingehen werden, so sehr man auch den Präsidenten dafür zu stimmen suchte und seine Wiedererwählung mit einer unermeßlichen Majorität in Aussicht stellte, wenn er auf diesen Plan eingehe. Allein Van Buren hatte zu gute Gründe, diesen Lockungen sein Ohr zu verschließen, er wäre seiner Partei entschieden untreu geworden, und hätte einen Streit wieder ins Leben gerufen, der schon einmal der Union verderblich zu werden drohte. Man würde ihm vorwerfen, daß er, um den „ Stockjobbers und Speculanten “zu gefallen, seine frühern Grundsätze aufgebe, und er würde sich zu Grunde richten, ohne der Partei der Banken auf die Länge aufhelfen zu können.
(Beschluß folgt.)
0207Weitere Beiträge sind eingegangen, als: 5 fl. von Hrn. Brüggemann zu Berlin; 3 fl. 6 kr. aus dem königl. Landgerichte Schwabmünchen; 10 fl. 32 kr. aus dem k. Ldgr. Schrobenhausen; 1 fl. 27 kr. aus dem k. Ldgr. Neuburg; 8 fl. 9 kr. aus dem k. Ldgr. Burgau; 2 fl. 38 kr. aus dem k. Ldgr. Ottobeuern; 3 fl. 13 kr. aus dem k. Ldgr. Immenstadt; 1 fl. 56 kr. aus dem k. Ldgr. Rain; 3 fl. 18 kr. aus dem k. Ldgr. Sonthofen; 2 fl. 57 kr. aus dem k. Ldgr. Wertingen; 35 fl. 58 kr. aus dem k. Ldgr. Dillingen; 2 fl. 42 kr. aus dem k. Ldgr. Buchloe; 1 fl. 12 kr. aus dem k. Ldgr. Nördlingen; 24 kr. aus dem Herrschaftsger. Weißenhorn; 36 kr. aus dem Herrschaftsger. Edelstetten; 13 fl. 21 kr. vom Magistrat Augsburg; 1 fl. 12 kr. aus dem Herrschaftsger. Wallerstein; 1 fl. 21 kr. aus dem Herrschaftsger. Haarburg; 9 fl. 56 kr. von Hrn. Großhändler Jacob de Castro zu Altona; 24 fl. von Hrn. Dr. v. Reichenbach zu Blansko in Mähren; 1 fl. von Hrn. Rentbeamten Feiler in Weiden; 1 fl. vom Hrn. Senior und Pfarrer Meisner allda; 1 fl. von Hrn. Ingenieur von Krauer allda; 1 fl. von Hrn. Friedrich Zemsch allda; 1 fl. von Hrn. M. Menzel allda; 1 fl. von Hrn. Dr. Blacker das. ; 30 kr. von Hrn. I. H. Roscher dorts. ; 1 fl. von Hrn. G. M. Zemsch dorts. ; 1 fl. von Hrn. Forstmeister Reingat das. ; 30 kr. von Hrn. Caspar Knorr das. ; 30 kr. von Hrn. J. Meyer allda; 30 kr. von Hrn. J. M. Lindner das. ; 30 kr. von Hrn. E. B. Zemsch von dort; 30 kr. von Hrn. Eduard Ellrodt von dort; 30 kr. von Hrn. T. W. Troeger allda; 48 kr. von Hrn. Pfarr-Vicar Schmidel allda; 30 kr. von Hrn. Klein dortselbst; 48 kr. von Frau Sophia Roscher allda; 1 fl. von Hr. Heinrich Fischer von dort; 4 fl. von Hr. Dr. Christian Schmidt, Großhändler und Zuckerfabrikbesitzer zu St. Georgen bei Bayreuth. – Nunmehr sind die Beiträge auf die Summe von 1233 fl. 36 kr. rhn. gestiegen.
Man überläßt sich der Hoffnung, es werden diese Beiträge immer reichlicher fließen, namentlich es werden die geehrten Buchhandlungen nicht ermüden, die gute Sache bei den edlen Männern und Frauen des deutschen Volkes, welche den hohen Geist und das herrliche Gemüth Jean Pauls erkannt haben, anzuregen.
Die Männer der Kunst, Hr. Professor Schwanthaler und Hr. Erzgießerei-Inspector Stiegelmaier zu München haben längst zugesichert, daß sie das beabsichtigte Standbild von Bronze ohne Honorar und nur unter Berechnung der Auslagen fertigen wollen.
Die eingegangenen Baarschaften sind bei hiesiger städtischer Sparcasse auf Zinsen angelegt.
Wunsiedel, am 11 Januar 1840.
Aus dem Comité für Jean Pauls Denkmal.
macht hiemit die gehorsamste Anzeige, daß er in Folge seines ersten hiesigen Aufenthalts veranlaßt wurde, auch zu Wien wie zu München seine ihm eigenthümliche Methode: der individuellen Unterstützung der Sehkraft mit Augengläsern in Anwendung zu bringen.
Seine Wahl des Augenglases stützt sich weder auf einen Augenmesser, noch auf die Schärfe der früher gebrauchten Brillen, sondern lediglich auf den Grad der Gesichtsschwäche und der damit verbundenen Uebelstände.
Durch die Hülfe passender Augengläser kann jede für Brillen geeignete Gesichtsschwäche ersetzt, und bei sorgfältigem Gebrauche selbst vermindert werden.
Auf die Kurzsichtigen, welche bei dem Gebrauche zweckwidriger Gläser häufig ihr Uebel steigern, statt es zu vermindern, findet jenes Verfahren eine vorzügliche Anwendung.
Bei vielen Schwachsichtigen anderer Art wird durch zweckwidrige Bekämpfung des Uebels mittelst unpassender Gläser, besonders während des Lesens und Arbeitens zur Nachtzeit, die Schwäche der Augen in ihrem Fortschritte beschleunigt, obgleich durch den Gebrauch angemessener Brillen die Sehkraft geschützt, und in manchen Fällen bis zur Entbehrlichkeit aller Brillen hätte verbessert werden können.
Der oben Genannte richtet sein Bestreben dahin, durch passend gewählte Gläser die schwachen Augen zu unterstützen, und durch Anrathen des entsprechenden Gebrauches vor schädlichen Mißgriffen zu sichern.
Das von ihm angenommene Verfahren bei der Wahl der Gläser für kurz -, weit - und schwachsichtige Personen ist von berühmten Aerzten des Auslandes, und von den ärztlichen Autoritäten der k. k. Haupt - und Residenzstadt Wien, denen er seine in diesem Fache gemachten Erfahrungen in der k. k. Gesellschaft der Aerzte allhier vorzutragen die Ehre hatte, bewährt gefunden worden.
Seine Wohnung ist in der Stadt, am Peter Nr. 611 (nächst dem Hause der HH. Wedl und Söhne), im ersten Stock. – Wien, den 14 Januar 1840.
Die verwittwete Regierungsräthin Brandenburg, Marie Caroline, geborne Heiland, ist hieselbst am 16 Januar d. J. verstorben, und hat in ihrem am 25 Januar c. publicirten Testament ihre drei Kinder, als: 1) den imbecillen Packhofs-Buchhalterei-Assistenten Friedrich Wilhelm Ferdinand Brandenburg; 2) die Steuerräthin de Groussiliers, Friederike Wilhelmine, geborne Brandenburg; 3) die Frau Jeanette Mathilde Therese Brandenburg, verwittwete Krickeberg, jetzt verehelichte Goldschmied Löckel zu Erben eingesetzt.
Da nun der Aufenthalt der jetzt verehelichten Goldschmied Löckel, Jeanette Mathilde Therese, gebornen Brandenburg, gänzlich unbekannt ist, uns die Nachlaßregulirung vom k. Oberlandesgerichte zu Magdeburg übertragen ist, so fordern wir genannte verehelichte Löckel hiermit auf, sich innerhalb 9 Monaten, spätestens aber in termino den 28 October 1840, Vormittags 11 Uhr, an Gerichtsstelle hieselbst vor dem Hrn. Land - und Stadtgerichtsrath Göring persönlich oder durch einen mit gehöriger Specialvollmacht versehenen Bevollmächtigten, wozu die HH. Justiz-Commissarien Marcard, Litzmann und Kaehru vorgeschlagen worden, zu gestellen, sich durch Vorlegung der Kirchenbuchs-Atteste und Abgabe der eidesstattlichen Versicherung gehörig zu legitimiren und der Regulirung des Nachlasses gewärtig zu seyn.
Bei ihrem Ausbleiben muß sich dieselbe alle Verfügungen gefallen lassen, welche die Besitzer des Nachlasses in Ansehung eines Dritten darüber etwa getroffen haben.
Salzwedel, den 9 December 1839.
Königlich preuß. Land - und Stadt-Gericht.
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II: 1) Die travestirte Jungfrau von Orleans. – 2) Pachter Feldkümmel von Kotzebue.
III: 1) Carolus Magnus von Kotzebue. – 2) Schülerschwänke, oder die kleinen Wilddiebe. Vaudeville. – 3) Gesänge aus den Schneidermamsells. Vaudeville. – 4) Die Wiener in Berlin.
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Herausgegeben von L. v. Rönne, Oberlandes-Gerichtsrath.
Gr. 8. geh. 30 Bogen. 1 Rthlr. 16 gr.
Die Städte-Ordnungen gehören unzweifelhaft zu den wichtigsten Reform-Gesetzen. Sie sind nicht allein für jeden Beamten, sondern auch für den größten Theil des Publicums von dem höchsten Interesse. Die Ergänzungen und Erläuterungen derselben sind zwar mehrfach gesammelt und zusammengestellt, allein die frühern Werke dieser Art sind theils bereits veraltet, weil sie die Verordnungen der letztern Jahre nicht mit umfassen, theils weichen sie in der Ausführung von den vorliegenden be eutend ab, indem sie außer dem Texte der Städte-Ordnungen nur Bruchstücke der dazu ergangenen Declarationen geben, welche ohne systematische Ordnung mitgetheilt worden. Die vorliegende Arbeit bildet einen Theil des größeren Werkes: „ Ergänzungen der preuß. Rechtsbücher etc., “und enthält noch außerdem in einem Anhange die Sammlung derjenigen Verordnungen, welche nach dem Plane der „ Ergänzungen der Rechtsbücher “dort nur in einem Auszuge mitgetheilt sind. Es werden dem Texte der Städte-Ordnungen die dazu ergangenen noch gültigen erläuternden und ergänzenden Bestimmungen nach systematischem Plan, und zwar in vollständigem Abdruck angereiht, die antiquirten Bestimmungen werden in beigefügten Anmerkungen gehörig beachtet, die Litteratur ist überall b rücksichtigt, und eine aus amtlichen Quellen geschöpfte Geschichte des preuß. Städtewesens und der Redaction und Revision der Städte-Ordnungen erhöht das wissenschaftliche Interesse der Arbeit. Sachregister erleichtern den prakschen Gebrauch.
Unterzeichneter hat ein Etablissement chemisch präparirter Metall - und Erdfarben eröffnet, dessen Producte von der königl. Akademie der bildenden Künste, laut untenstehendem Zeugnisse als „ ausgezeichnet “befunden wurden.
Obgleich alle schon bekannten Farben rein und unvermischt bei mir zu haben sind, so glaube ich doch als besonders vorzüglich empfehlen zu dürfen: 1) Ein eigenthümliches Roth (Eisenpräparat), das sich gleich dem Zinnober mit Weiß zum Fleischtone mischt. 2) Ein ähnliches Roth (persisch Roth) mit Weiß gemischt ins Lackfarbige übergehend. 3) Ein Schwarz, das sich mit Weiß zu Blaugrau mischt, für sich tief schwarz ist, gut deckt, und schneller trocknet als die bisher bekannten Schwarz. 4) Ein helles und ein dunkles Neapelgelb von besonderer Schönheit. 5) Verschiedene reine Weiß. 6) Höchst feurige Oker. 7) Gelbe, grüne, orange, rothe und weiße Lasurfarben mineralischer Natur, sowohl für die Landschafts - als Portrait-Malerei. 8) Das beliebte jaune brillant, eigener Natur. Zur Fresco-Malerei stehen oben an: 1) Ein ganz lichter, zum Fleischtone anzuwendender, höchst brillanter Oker. 2) H llere und dunklere rothe Eisenpräparate von besonderer Intensität und Schönheit. 3) Ein Schwarz, das mit Weiß ein reines Grau mischt. 4) Tiefe und sehr haltbare Braun. 5) Ein ächtes und reines Chromgrün. Sämmtliche Präparate sind auf chemischem Wege aus Mineralstoffen gewonnen, zeichnen sich daher durch ihre vorzügliche Haltbarkeit aus, dunkeln nicht nach, und leiden weder durch die Einwirkungen des Lichtes noch der Temperatur einige Veränderung. Die Abgabe derselben geschieht entweder im trocknen Zustande, oder mit Oel gerieben, in größern oder kleinern Bläschen zu möglichst billigen Preisen.
Zu geneigten Aufträgen empfiehlt sich München, den 1 Januar 1840.
Joseph Pollinger, geprüfter Chemiker.
Singstraße Nr. 4.
(Abschrift.)
Die königl. bayer. Akademie der bildenden Künste in München bezeugt, daß sie die verschiedenen, von Joseph Pollinger chemisch erzeugten Metall - und Erdfarben-Präparate einer sorgfältigen Prüfung unterworfen und an ihnen alle die Kennzeichen wahrgenommen hat, wodurch diese Präparate, in Ansehung sowohl ihrer Schönheit wie ihrer Güte, als höchst ausgezeichnet für den mannichfaltigsten Gebrauch empfehlenswerthe Erzeugnisse sich herausstellen.
München, den 17 December 1839.
Der Director P. v. Cornelius.
Statt des General-Secretärs der Professor Ferd. v. O'Livier.
der Schiffbrücke vis-à-vis in Pesth, erfreut sich seit dessen Eröffnung des Besuches hoher ausgezeichneter Gäste.
Allen resp. Reisenden empfehle ich mein Haus mit der aufrichtigsten Versicherung, daß ich es mir zur strengsten Pflicht mache, mir durch Billigkeit und Zuvorkommen in jeder Hinsicht das Vertrauen, fernern Besuch und weitere Anempfehlung zuzusichern.
Joh. Bartl.
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