PRIMS Full-text transcription (HTML)
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 29.
29 Januar 1840.
0225

Spanien.

Morgen werden hier, wie in allen Theilen der spanischen Monarchie, die Wahlen zu den bevorstehenden Cortes beginnen. Jede der beiden einander bekämpfenden Parteien hat ihren Plan entworfen und die Rollen vertheilt. Die Moderirten haben die größten Anstrengungen gemacht, um den Sieg zu erringen, allein die Waffen sind zu ungleich. Ihre Gegner bedienen sich der rohen Gewalt und aller Mittel der Einschüchterung, um die große Mehrzahl der friedlichen Bürger, welche durch ihre Stimmen der Sache der Ordnung und Vernunft das Uebergewicht verschaffen würden, von der Ausübung des Wahlrechtes zurückzuhalten. Mehrere der hiesigen Geistlichen haben gedruckte Rundschreiben erhalten, in denen die Gesellschaft der Rache sie mit dem Tode bedroht, falls sie den Moderirten ihre Stimmen geben würden. In dem Heiligthume selbst, heißt es darin, wird euch ein spitziger Dolch erreichen! Man sieht, was die Progressisten unter Wahlfreiheit verstehen. Ernsthafte Ereignisse sind bereits vor den Wahlen in Sevilla eingetreten. Der dortige erste Alcalde, ein Progressist, ließ mehrere Moderirte verhaften, unter dem Vorwande, sie hätten Leute aus dem Pöbel gedungen, um bei den Wahlen über die Exaltirten herzufallen. Der Gefe politico aber, dem dieser Vorwand nicht genügend schien, ließ am 9 den Alcalden selbst und mehrere andere Personen einziehen, und schritt persönlich zur Untersuchung dieser Angelegenheit. Natürlich schreien die Progressisten über Gewalt. Aus Espartero's Hauptquartier sind heute Briefe eingegangen, denen zufolge Cabrera, den man bereits für hergestellt hielt, einen Rückfall gehabt hätte. Zugleich ist die Rede von der bevorstehenden Belagerung Segura's; allein Niemand glaubt hier, daß der Siegesherzog ernstlich daran denke, das Glück des Krieges vor nächstem Frühjahr zu versuchen, und manche, wohl nicht unbegründete Klagen werden deßhalb laut. Dem Vernehmen nach hat I. M. die Königin-Regentin dem jetzigen Monarchen von Dänemark dasselbe goldene Vließ verliehen, welches sein Vorgänger trug. Man behauptet, der spanische Gesandte in London, General Alava, habe dort Schritte gethan, um auf die Beschleunigung der Abreise des Hrn. Southern von hier einzuwirken. Letzterer trifft in der That Anstalten um Spanien zu verlassen.

Eine telegraphische Depesche aus Bayonne vom 21 Jan. meldet: Die Wahlen haben am 19 Jan. begonnen. Die gemäßigte Partei der Fueros siegt in Guipuscoa und Alava.

Großbritannien.

Dem vor ein paar Tagen erwähnten Gerücht, daß nach der Vermählung der Königin Viscount Melbourne, unter Erhebung zu einem höhern Adelsrang, aus dem Cabinet austreten, und Lord J. Russell an seiner Statt an die Spitze des Ministeriums treten werde, fügt man jetzt noch hinzu, der Graf v. Durham werde dann das Staatssecretariat der Colonien übernehme

Beschluß der Rede Lord Broughams in der Oberhaussitzung vom 16 Jan.

Nach dem gestern erwähnten, von den Tories mit Beifallsruf belohnten Ausfall gegen O'Connell fuhr Lord Brougham also fort: Gleichwohl hätten alle diese Aufruhrpredigten und Volksaufreizungen keinerlei Erfolg haben können, läge nicht im Volkskörper die krankhafte Anlage, in Unthaten der Zwietracht auszubrechen. Einer der betrübendsten Züge dieser Zeit ist: die in England sich zum erstenmal bemerkbar machende allgemeine Entfremdung einer zahlreichen Classe der Staatsgesellschaft gegen alles über ihr Stehende. Die große Masse der Arbeiterbevölkerung des Landes ist nicht länger in Banden der Freundschaft, oder auch nur der Neutralität, mit den andern Ständen verknüpft. Die unter ihnen verbreiteten Doctrinen greifen an die Wurzeln des Eigenthumsrechts, dessen Sicherung der Zweck jeder Regierung, jedes Systems der Staatskunst seyn muß, denn es bildet die Grundlage, den Schlußstein des ganzen Staatsgebäudes, ja die Gränzscheide zwischen Civilisation und Wildheit, zwischen Mensch und Thier. Das Eigenthumsrecht wird jetzt thatsächlich bestritten, und dieß in Reden vor Tausenden, vor Hunderttausenden. Der Grund ist eben, daß die ungeheure Mehrzahl der Handarbeiter einen Haß auf Alle geworfen hat, die in der Gesellschaft, wenn auch in noch so geringem Grad, über denselben stehen; zwischen dem repräsentirten und dem nichtrepräsentirten Volkstheil hat sich eine Kluft geöffnet, die sich mit jedem Tage mehr und mehr erweitert. Anzeichen dieser tiefgehenden Entzweiung traten in allen Vorgängen letzter Zeit nur allzu klar zu Tage. Die Energie der Magistrate und die gute Haltung der Truppen mögen gegen0226 einen kleinen Theil der Uebel, die aus solcher Quelle fließen, für den Augenblick ein Palliativ darbieten; daß sie aber diese Uebel von Grund aus heben sollten, das wäre der Natur der Dinge, der Natur des Menschen, der Natur der menschlichen Gesellschaft entgegen, die da mit auf diesem Gesetze beruht, daß Gewalt, directe Gewalt zwar ein geringfügiges Unheil beseitigen, ein dauerhafter Friede der Gesellschaft aber nur durch Güte und Versöhnlichkeit erlangt werden kann. Warum verweil 'ich bei einem Thema wie dieses, das so wenig allgemein interessant ist, da es ja keine Parteifragen, nicht die Absetzung einer Regierung und die Emporhebung einer neuen betrifft? Weil es sich dabei um Principien handelt, die jede Regierung zuerst anerkennen, und dann darnach verfahren muß. Mag die Discussion Manchem eine zu allgemeine, zu theoretische und speculative scheinen: für den dermaligen Zustand unsers Landes hat sie eine höchst praktische Bedeutung. Es frägt sich also zunächst: wie ist diese Spaltung zwischen der untern und allen übrigen Volksclassen gekommen? Lassen Sie mich, was den Chartismus betrifft, vorerst bemerken, daß die Chartisten keineswegs eine so verächtliche Körperschaft sind, wie einige Leute behaupten wollen. Sie scheinen geringer an Zahl, als sie wirklich sind; sie bilden eine nahebei disciplinirte, einige Masse, entschlossen, ihre numerische Stärke fühlen zu lassen, sobald sie erst einen Führer finden, dem sie wahrhaft vertrauen können. Lassen Sie mich einer andern Thatsache erwähnen, die den Zwiespalt der zwei großen Volkshälften beweist; Juristen haben mich aus der Erfahrung ihrer Amtspraxis darauf aufmerksam gemacht. Wann, bis auf die letzten zwei oder drei Jahre, würde man es unbedenklich gefunden haben, einer gemeinen Jury die Aburtheilung solcher Fälle zu übertragen, wie der in Monmouthshire? Früher galt als Regel: daran dürfe man nicht denken, weil Freisprechung gewiß seyn würde. Eine große Aenderung ist vorgegangen, und sie deutet auf eine mächtige Entfremdung zwischen den arbeitenden Classen und den nur wenig über ihnen stehenden Gewerbsleuten und Krämern. Doch der auffallendste Beweis des Zerwürfnisses unter diesen Classen sind die Korngesetze. Wenn es eine Frage gibt, hinsichtlich derer die Interessen aller Classen, mit Ausschluß der Grundherren, anerkanntermaßen dieselben sind und ich für meine Person nehme nicht einmal die Grundherren aus so ist es die Aufhebung der Korngesetze. Die arbeitende Bevölkerung glaubt, und glaubt meines Erachtens mit Recht, daß ihr Vortheil die Abschaffung dieser Gesetze erheische. Edle Lords auf der Gegenseite irren sich sehr, wenn sie sich einbilden, weil nicht allgemein im Lande öffentliche Versammlungen zu diesem Zweck stattfinden, daß darum die große Volksmasse mit den Wortführern der Aufhebung der Korngesetze verschiedener Ansicht sey. Die Meinung des Volkes hat sich aber und aber darüber ausgesprochen, so oft sich eine schickliche Gelegenheit dazu darbot; jedoch das gemeine Volk hat zugleich den Satz erklärt und darnach gehandelt, daß es ihm Nachtheil bringen würde, wenn es in dem Streben auf Abschaffung der Korngesetze dem eben dahin zielenden Trachten der höheren Stände sich anschlösse. Die Folge dieser Gesinnung unter den arbeitenden Classen war, daß die der Abschaffung der Getreidegesetze Günstiggestimmten in manchen von den größten Städten des Landes keine öffentliche Versammlung zu diesem Zweck zu halten wagten. Allein über die Verwerflichkeit jener Gesetze selbst herrscht, wie gesagt, sicherlich keine Meinungsverschiedenheit, täuschen Sie sich darüber ja nicht; die Arbeiterclassen lassen sich nicht durch so thörichte Reden berücken, wie man sie in Manchester und anderwärts gehalten, in denen man ihnen weiß machen wollte, die Abschaffung der Kornzölle würde die Arbeitslöhne herabdrücken. Durch solche Argumentationen lassen die Arbeiter sich so wenig hintergehen, als sie sich durch die herrische Sprache imponiren lassen, womit ihre Redner wegen dieser Argumentationen von Leuten angefahren wurden, die in der Rangordnung der Stände sie nur wenig überragen ich meine, von jenem Krämervolk, das in England auf die untern Classen mit einem plumpen Stolz herabblickt, der, wie ich Mylords versichern kann, selbst in dem Haus Ew. Lordschaften unbekannt ist. (Hört! und Gelächter.) Etwas Hochmüthigeres, Brutaleres, Rüppelhafteres, Unausstehlicheres gibt es nicht, als das Benehmen dieser mit dem Geldsack rasselnden Krämer - und Stockjobber-Noblesse gegen die Arbeiter, die an Bildung und ächtem Menschenwerth kaum merklich unter ihr, nicht selten über ihr stehen. Diese Classe will mit den Arbeitern keine Gemeinschaft pflegen, angeblich wegen der gewaltsamen Sprache, die in deren Versammlungen geführt werde. Nun, in keinem Chartistenmeeting ward eine so heftige Sprache laut, wie die Geldaristokratie (Brougham bildet das Wortungeheuer: capitalocracy ) von Manchester sich erst in diesen Tagen erlaubte, indem sie Ew. Lordschaften unredliche Menschen schalt, jede Meinung zu Gunsten der Korngesetze aus einem Mangel der alltäglichsten Ehrlichkeit ableitete, und jeden Grundherrn, der von seinem Eigenthumsrecht einen freien Gebrauch macht, vor den versammelten Tausenden als einen Räuber brandmarkte. So leidenschaftliche Schmähworte hat man noch in keinem Chartistenmeeting gehört. Aber ein Versuch, eine Anti-Cornlaw-Versammlung zu halten, ward in Edinburg gemacht und schlug fehl. Ein gleicher Versuch mißlang in Nottingham, und in dieser unermeßlichen Metropole London, in der man, wie ich weiß, gegen die Korngesetze auf das entschiedenste eingenommen ist, wagt doch Niemand ein Meeting zu berufen, um für deren Abschaffung zu petitioniren. Ich habe mich über die Ursache dieses scheinbaren Widerspruchs aufgeklärt: es ist die unter den geringern Volksclassen herrschende Ueberzeugung, daß es gegen ihr Interesse sey, mit der zunächst über ihnen stehenden Classe zusammenzuwirken. Und der Grund der Entfremdung dieser Classen unter einander, ich wiederhol' es, ist der Umstand, daß die große Volksmasse von aller politischen Macht in der Verfassung ausgeschlossen ist, was sie weiß und fühlt. Die Theorie factischer Vertretung, mit der man es gern die ihm fehlende rechtliche vergessen machen möchte, weist das Volk zurück. Wenn der Arbeiter selbst keine Wahlstimme besitzt, so nimmt er es als eine Beleidigung, und nicht als eine Antwort, wenn man ihn auf die Wahlstimme seines Brodherrn hinweist. Seines Brodherrn! Der Grund, warum der Arbeiter sich eine Wahlstimme wünscht, ist vielleicht gerade, damit er die Wahlstimme seines Brodherrn neutralisiren könne. Er sagt, durch einen Andern vertreten zu seyn, mit dem er nicht sympathisirt, nicht überein fühlt und denkt, das sey keine Vertretung, das sey schlimmer als gar keine parlamentarische Repräsentation im Lande, denn es sey eine Mißrepräsentation. Dieß aber ist die Lage der großen Masse des Volks, von 99 unter 100 Einwohnern des Landes; es ist die Lage fast all jener emsigen, tugendhaften und geschickten Handwerker, deren erfindungsreichem Fleiß England seinen Wohlstand verdankt; es ist zudem die Lage von neun Zehntheilen der Litteraten unsers Vaterlands, der Männer der Wissenschaft und Kunst, die unsern Namen, den Ruhm des Brittengeistes über die Erde tragen. Zwischen ihnen, die die nöthige Geldqualification nicht besitzen, und unserer auf das geistlose Metall gestellten Verfassung ist ein breiter und tiefer Graben gezogen, sie sind die Geächteten, die Auswürflinge der vielgerühmten dreigewaltigen englischen Constitution. Aber ich frage Sie, Mylords! wie0227 lange hoffen Sie, daß das mündig gewordene Volk diesen Stand der Dinge noch ertragen werde? Wie lange, glauben Sie, wird das Volk noch ruhig dasitzen und seine Kette liebkosen? Bedenken Sie, der Mensch legt dem, wovon er ausgeschlossen ist, größern Werth bei, als dem, zu dessen Genuß er berechtigt ist; er überschätzt gern das, was er sich vorenthalteu sieht: indem ihr den arbeitenden Classen das Wahlrecht vorenthaltet, erhöht ihr seinen Werth in ihren Augen bis zu einem unberechenbaren Grade. Man behauptet freilich, jene Classen seyen nicht hinlänglich unterrichtet, um mit dem Wahlrecht betraut werden zu können; aber ich habe einen Mann in dieser Lebenssphäre einem Parlamentsmitglied, das mit ihm über die Sache sprach, eine vortreffliche Antwort geben hören. Der Arbeitsmann sagte: Wenn ihr uns für nicht hinlänglich unterrichtet haltet, warum votirt ihr bloß 30,000 Pf. St. für Volksschulen? Zuerst weigert ihr euch, das Volk zu unterrichten, und dann, einen Fehler mit dem andern entschuldigend, vorenthaltet ihr uns das Wahlrecht auf den Grund hin, wir seyen nicht genug unterrichtet. Ich aber glaube, die Zeit ist gekommen, wo ihr es ganz unmöglich finden werdet, die große Masse der Arbeiterbevölkerung in solchen, vorgeblich constitutionellen, geistigen und politischen Fesseln zu belassen. Schlagt ihr die entgegengesetzte Bahn ein, geht ihr von dem Ausschließungssystem ab, vertraut ihr auf den gesunden Sinn eurer Mitmenschen und adoptirt, unter vernünftigen Regulirungen, eine solche Wahlqualification, die eine zugleich freisinnige, weise und redliche Ausübung des Wahlrechts verbürgen mag; verwirklicht ihr den vernunftgemäßen Grundsatz unserer Verfassung, daß Niemand ohne seine Zustimmung besteuert, daß Niemand durch ein Gesetz als gebunden betrachtet werden darf, bei dessen Erlassung er nicht repräsentirt war; führt ihr diesen Grundsatz durch, und thut die Thore unserer politischen Constitution weiter auf für alle Classen der Staatsgesellschaft: dann, glaub 'ich, werdet ihr bald die heilsamen Folgen eines solchen Entschlusses wahrnehmen, dann werden die Prediger des Aufruhrs vor kahlen Wänden declamiren, wenn sie überhaupt noch declamiren werden, dann wird die intelligente und redliche Bevölkerung des Landes sich wieder einigen, und nicht in unversöhnlich feindselige Bruchtheile geschieden bleiben. Noch mehr, die ächte Aristokratie, die des Rangs, des Reichthums und der Erfahrung der obern Gesellschaftsclassen, wird dann jenes Ansehen wieder gewinnen, das, wenn ich anders unsere Landsleute kenne, der Natur, der Denkart und den Gewohnheiten der Engländer wesentlich gemäß ist. (Man bemerkte, daß Broughams Rede, die in ihren gegen O'Connell und mittelbar gegen das Ministerium gerichteten Stellen von den Torypairs so lebhaften Beifall erntete, in ihrem weitern Verlauf ein ganz stummes Auditorium fand. Die Tories schwiegen, und die liberalen Whigs ebenfalls.)

In der kurzen Oberhaussitzung am 21 Jan. fragte Lord Strangford die Minister, ob jetzt Aussicht auf baldige Beendigung der Blokade des La Plata-Stroms vorhanden sey, wie der edle Viscount (Melbourne) schon in der vorjährigen Session Hoffnung dazu gegeben habe. Lord Melbourne antwortete, er könne zur Zeit keine Versicherung in dieser Hinsicht geben. Lord Brougham brachte eine Bill ins Haus, welche die Freimachung von Lehnsgütern (enfranchisment of copyhold tenements) zum Zweck hat. Er klagte dabei über die hunderterlei (tout comme chez nous) Particularrechte, die für dieses und ähnliche Rechtsverhältnisse in England bestehen. Es ist, sprach er, eine ärgerliche Anomalie, und man wundert sich, wie sie noch dauern kann. Da st keine Spur von Classification, von System; jeder kleine Bezirk, jedes städtische Weichbild, fast jedes Dörfchen hat sein besonderes Gesetz. Napoleons bewunderungswürdiger Codex, der den nämlichen althergebrachten Uebelstand in Frankreich abschaffte, wird den Namen des großen Mannes ruhmvoller auf die Nachwelt bringen, als alle seine Waffenthaten. Ich weiß viele Fälle in England, wo ein Haus nach einem Gesetz und der daranstoßende Garten nach einem andern besessen wird, ja von einem Hause, das ich ererbt habe, unterliegt die eine Hälfte diesem, die andere jenem Lehensgesetz. Die Bill wurde nach ihrer ersten Lesung an einen Ausschuß verwiesen.

In der Sitzung des Hauses der Gemeinen am 21 Jan. erschienen die Richter HH. Maule und Erskine mit der im Hause der Lords schnell durch alle Stadien geförderten Bill zur Naturalisirung des Prinzen Albert von Sachsen-Coburg-Gotha. Auf Lord J. Russells Motion wurde sie zum erstenmal gelesen, und sogleich auch deren zweite Lesung beantragt. Sir R. Inglis, das orthodoxe Mitglied für die Universität Oxford, wünschte, bevor die zweite Lesung vor sich gehe, möge der edle Lord angeben, ob und inwiefern die Bill dem Act of Settlement (der Sicherheitsurkunde bei der Thronbesteigung des Hauses Braunschweig) conform sey, insbesondere hinsichtlich der Bestimmung dieser Acte, daß das Ehegemahl des Souveräns oder der Souveränin Protestant seyn müsse ... (Lauter Ruf: Oh, oh! und Genug davon! Gelächter. ) ferner, daß derselbe das Abendmahl nach dem Ritus der Kirche von England zu empfangen habe. Lord J. Russell entgegnete, die vorliegende Bill berühre nicht im entferntesten den Act of Settlement, an dem etwas zu ändern ihm (Russell) und seinen Collegen so wenig einfalle, als irgend einem ehrenwerthen Mitgliede des Hauses. Diese Bill bezwecke bloß, dem Prinzen Albert durch seine Naturalisirung die Rechte eines brittischen Unterthans zuzuwenden, und sie werde wohl so wenig Anstand finden, als vormals eine ähnliche Bill zu Gunsten des Prinzen Leopold aus demselben edlen deutschen Fürstenhaus. Die Bill wurde zum zweitenmal gelesen. Hr. Joseph Hume wünscht die Vorlegung einer Rechnung über alle Summen, die in den Jahren 1838 und 1839 an Glieder der königlichen Familie, ausschließlich der Civilliste, aus der Staatscasse gezahlt worden, und kündigt an, er werde morgen (22), wenn der edle Lord (Russell) auf die Bewilligung von 50,000 Pf. St. Apanage für Prinz Albert antrage, die Gesinnung des Hauses darüber erholen, ob es nicht rathsam sey, diese Summe auf 21,000 Pf. St. jährlich, als die übliche Apanage englischer Prinzen von Geblüt, zu ermäßigen. Gegen Ende der Sitzung kam die Sache nochmals zur Sprache. Indem nämlich der Schatzkanzler anzeigte, daß er andern Tages behufs dieser Apanagefrage die Verwandlung des Hauses in eine Subsidiencommittee vorschlagen werde, fügte der torystische Obrist Sibthorp seinerseits die Notiz bei, er werde die Clausel beantragen, daß, welcher Jahrgehalt dem Prinzen auch votirt werden möge, derselbe in dem Falle, daß der Prinz die Königin überleben sollte, aufzuhören habe, 1) wenn der Prinz nicht wenigstens die Hälfte jedes Jahrs in England zubringe; 2) wenn er in zweiter Ehe eine ausländische Prinzessin heirathe; 3) wenn er dem Protestantismus abtrünnig werde. Der übrige Theil der Sitzung war der weitern Discussion der Privilegiumsfrage gewidmet. Der ministerielle Antrag, die Sheriffs gefangen zu setzen, wurde mit großer Mehrheit angenommen. Andrerseits hat die Queensbench zu Gunsten Stockdale's einen definitiven Bescheid (rule absolute) gefaßt, und damit dem Hause der Gemeinen den Haudschuh hingeworfen.

0228

In der Streitfrage wegen des Druckers des Unterhauses hält sich Peel entschieden auf der Seite der Vertheidiger der Gerechtsame des Hauses, und hat erst gestern Abend wieder seinen Entschluß erklärt, so lange für dieselben kämpfen zu helfen, bis sie entweder anerkannt worden, oder die Nothwendigkeit erwiesen ist, dem Hause die Freiheit, um welche es sich handelt, durch ein eigenes Gesetz zu sichern. Die Rede, die er dabei hielt, war ein Meisterstück der Logik; indem er zeigte, daß das Haus des Rechtes, seine Verhandlungen durch den Druck bekannt zu machen, nicht entbehren könne, und durch Nachgiebigkeit im jetzigen Falle um so weniger gewinnen würde, weil die Richter nicht nur Privatpersonen das Recht gerichtlicher Verfolgung gegen Diener des Hauses für den Verkauf seiner Protokolle zuerkannt, sondern auch erklärt haben, jedes Parlamentsmitglied könne verantwortlich gemacht werden, wenn es irgend etwas Verletzendes, das darin enthalten seyn könnte, auf irgend eine Weise bekannt werden ließe! Die Rede ist für England um so beachtungswerther, als sie eben so leidenschaftslos als von allem technischen Kram frei ist, und darum auch ohne Zweifel bedeutenden Einfluß auf die Nation haben wird. Die Gegner aber reden entweder mit der Befangenheit von Rechtsgelehrten, oder salbadern in den Tag hinein von unverantwortlicher Tyrannei, vom Niedertreten aller Gesetze und einem Streben, die Gerichtshöfe verächtlich zu machen, von der Nothwendigkeit am Ende die Richter selbst zu verhaften, vom Aufruf der Bürgerschaft auf deren Seite, und offenem Kampf auf den Straßen zwischen dieser und dem Militär, welches das Unterhaus zur Unterstützung seiner Diener mit ausschicken müsse alles Dinge, wovon Niemand sich im Ernst etwas träumen läßt. Entweder gibt das Gericht, wenn es den Ernst des Unterhauses sieht, nach, oder es bringt die Sache vors Oberhaus, welches darüber als Obergericht zu entscheiden hat. Erkennt dieses den Anspruch des Unterhauses für nothwendig und darum wohlbegründet, so hat der Streit ein Ende; entscheidet es aber anders, so muß dieses sich zur Entwerfung einer gesetzlichen Maaßregel bequemen, die dem Streit ebenfalls ein Ende macht. Auf jeden Fall hält die Mehrheit, mit Peel, es für ihre Pflicht, sich nicht ohne Kampf eine Verfahrungsart entreißen zu lassen, die es für die Erfüllung des Berufs des Hauses für unentbehrlich erkannt hat, weil man ihm sonst sehr bald auch andere Gerechtsame antasten würde. Die große Milde, welche die Regierung gegen die Walliser Rebellen gezeigt, hat selbst in der Umgegend keine Dankbarkeit erzeugt. Im Gegentheil, das Volk hält sie für eine Folge der Furcht, und scheint bereit sich noch furchtbarer zu machen. In Sheffield findet man fortwährend Waffen und Munition, selbst gefüllte Granaten, welche die Meuterer auf ihrer Flucht weggeworfen, und man glaubt, es seyen noch große Vorräthe davon verborgen. Ich fürchte, man wird diesen Leuten so lange leichtes Spiel machen, bis es ihnen gelungen irgendwo großes Unheil zu stiften, und dann wird die öffentliche Stimme die Regierung zwingen, mit Strenge zu verfahren.

Frankreich.

Der König, die Königin und der Herzog von Orleans empfingen am 23 Jan. von Hrn. Pacea, Ablegaten Sr. Heiligkeit, die von dem heiligen Vater an II. MM. und Se. k. H. den Herzog von Orleans gerichteten Breven. Mittags überreichte in der Capelle der Tuilerien der König dem Cardinal de la Tour d'Auvergne, Bischof von Arras, die Cardinalatsinsignien. Der Ceremonie wohnten der apostolische Internuntius, die Erzbischöfe von Lyon und Auch etc. bei. Nachher ward der Hr. Cardinal von II. MM. und der k. Familie empfangen, und legte den Eid in die Hände des Königs ab.

Einer der berühmtesten Wundärzte Frankreichs, Verfasser mehrerer in ganz Europa geschätzten Werke über die Chirurgie, der Baron Richerand, ist in Paris gestorben.

* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 24 Jan. ward der erste Art. des Gesetzesentwurfs über die Handelstribunale, der in der vorigen Sitzung den einzelnen §§. nach angenommen war, und eine Modification des Art. 619 des Handelscodex, in Betreff der Zahl der auf den Listen des Präfecten verzeichneten Kaufleute des Bezirks bezweckte, im Ganzen mit 181 schwarzen gegen 149 weiße Kugeln verworfen. Die übrigen Artikel des Entwurfs wurden dann angenommen und der ganze Entwurf mit 219 weißen gegen 66 schwarze Kugeln votirt. Die Tagesordnung kam hierauf an den Gesetzesentwurf, die Verantwortlichkeit der Schiffseigenthümer betreffend.

(Courrier français.) Lord Palmerston, der vor Allem Frankreich demüthigen möchte, hat sein Ansehen bewiesen, und im englischen Cabinette das Princip der Vorschläge des Hrn. v. Brunnow durchgesetzt. Diese Vorschläge wurden nicht, wie man behauptet, verworfen. Zwar wurde die Form, unter welcher Hr. v. Brunnow sie vorgelegt hatte, abgelehnt, es handelte sich aber nur von Auffindung einer andern Form, oder einer andern Maaßregel (?), wodurch sie in einen Tractat verwandelt werden kann. Bereits scheint auch diese Schwierigkeit gehoben, denn wir vernehmen aus einem Schreiben von London vom 21 Jan., daß das englische Cabinet Gegenvorschläge aufgesetzt habe, die der französischen Botschaft mitgetheilt wurden, und für welche es den Beitritt Oesterreichs und Rußlands bereits als erworben betrachtet. Wir kennen den Inhalt dieser Mittheilung nicht; wir wissen nur, daß sie sich wenig von dem durch Hrn. v. Brunnow aufgestellten Princip entfernt, das nicht das Protectorat, sondern die eventuelle Theilung des Orients ist. Wenn dem so ist, wie wir allen Grund haben zu fürchten, so wird die Antwort der französischen Regierung hoffentlich keinen Rückschritt bilden. In jedem Fall wünschen wir, daß die französische Armee von heute an auf 400,000 Mann gebracht werde, was doch nur erst der Friedensfuß ist. In gleich unbestimmter Weise, und zum Theil im Widerspruch mit Obigem will der Messager wissen, am 17 seyen in London von Lord Palmerston und Hrn. v. Brunnow die Grundlagen eines Allianzvertrags über die ägyptisch-türkische Angelegenheit unterzeichnet worden. Das brittische Cabinet habe am Tage zuvor die Annahme der Vorschläge des Hrn. v. Brunnow einstimmig beschlossen, und der Repräsentant Oesterreichs habe seine Beistimmung gegeben.

Eine telegraphische Depesche aus Foix vom 20 Jan. meldet, daß der Markt an diesem Tage stattgefunden habe, und der neue Zoll ohne Murren bezahlt worden sey. Es sey viel Vieh verhandelt worden, und das Vertrauen stelle sich wieder ein.

General Sebastiani hat auf das am 11 in London abgehaltene Ministerconseil hierher gemeldet, man könne sich beruhigen, Hr. v. Brunnow sey vollkommen gescheitert, denn die von ihm gemachten Propositionen seyen von den englischen Ministern fast einstimmig zurückgewiesen worden. Er soll hinzugefügt haben, daß Lord Palmerston dadurch compromittirt sey und schwerlich das Portefeuille des Aeußern behalten könne, sobald die orientalische Frage ein Gegenstand der Untersuchung vor dem eben zusammentretenden Parlament werde. Einstweilen wird Lord Palmerston im Amt bleiben, und um ihm die Möglichkeit zu verschaffen, sich auch für die Folge behaupten zu können, soll Lord Melbourne der ihm sehr zugethan, aber andrerseits von der Nothwendigkeit0229 durchdrungen ist, mit Frankreich in gutem Einvernehmen zu bleiben ihn bestimmt haben, sich über neue Vorschläge mit dem Pariser Cabinet zu verständigen, um so die aufgenommenen Conferenzen in Gang zu erhalten. Bestätigt sich dieß alles, so hätte allerdings Hr. v. Brunnow einen verfehlten Schritt gethan, der jedoch wieder gut gemacht werden kann, wenn das russische Cabinet bei seinen mäßigen Gesinnungen beharrt, keine Empfindlichkeit zeigt, und fortfährt, an den Berathungen Theil zu nehmen, welche das englische Cabinet beibehalten und nur auf einer andern Basis geführt wünscht.

Belgien.

Der erste Ball am Hofe wird, wie es scheint, am 28 d. M. gegeben werden, und der Prinz Albert von Sachsen-Coburg, künftiger Gemahl der Königin Victoria, an diesem Tage hier seyn und dem Feste beiwohnen.

Italien.

Prinz Heinrich von Oranien hat am letzten Mittwoch die Anker gelichtet und kam mit einem sehr günstigen Nordwind nach einer Fahrt von 36 Stunden glücklich in Messina an. Die Gräfin d'Oultremont, bekannt durch ihr Verhältniß zum König von Holland, hält sich noch immer hier auf und hatte während des Hierseyns des Prinzen verschiedene Unterredungen mit ihm. Man spricht hier viel von einer angeblich projectirten Reise Sr. Maj. unseres Königs nach Wien. Der Herzog von Bordeaux lebt hier sehr zurückgezogen und läßt sich wenig sehen; es hat sich, wahrscheinlich ihm zu lieb, eine große Anzahl französischer Carlisten hier vereinigt; unter andern auch Hr. v. Walsh, früherer Redacteur des Journals la Mode; er geht mit einem Stern auf der Brust geziert, Geschenk des Don Carlos. Hr. Casimir Perier, in Abwesenheit des schon lange vergebens erwarteten Gesandten Herzog v. Montebello, französischer Chargé d'Affaires, vermeidet alle Gesellschaften, wo er mit dem Bourbon'schen Prinzen zusammentreffen könnte.

Deutschland.

Das Kreis - und Stadtgericht München hat gestern dem Kammerherrn Frhrn. v. Closen das oberappellationsgerichtliche Erkenntniß publicirt, das ihn (in seiner seit 1832 anhängigen Untersuchungssache wegen angeblicher Verbreitung eines Gedichtes von einem gewissen Große, das am Tage der feierlichen Schlußsitzung 1831 in der Ständeversammlung vertheilt wurde) von dem angeschuldigten Majestätsverbrechen gänzlich frei spricht. Wegen dieser Sache konnte Hr. v. Closen 1834, wiewohl damals Abgeordneter, an den Berathungen der zweiten Kammer nicht Theil nehmen, und war bei den Wahlen von 1836 und 1839 sein Name in den Listen der Passivwahlfähigen nicht aufgeführt worden. Geheimrath v. Schelling hat heute im frohen Kreise seiner Familie und zahlreichen Freunde und Verehrer seinen 65sten Geburtstag begangen. Ein Orkan, wie man sich hier keines heftigern erinnert, hat diesen Morgen nach 3 Uhr den obern Theil des Kirchthurms von Schwabing (bei München) zertrümmert und mehrere Häuser beschädigt. Der schnelle Temperaturwechsel, den wir in den letzten Wochen erfahren haben (von 16 Graden unter 0 zu 10 bis 12 Graden über 0), mußte natürlich ungünstig auf die Gesundheit einwirken; die herrschende Krankheitsform ist das Schleimfieber, es verläuft jedoch fast immer glücklich, und die Sterblichkeit ist nur gering.

Der Herzog Alexander von Würtemberg bleibt noch längere Zeit bei seinen köngl. Schwiegereltern in Paris. Derselbe bezieht, wie man vernimmt, aus der französischen Civilliste jährlich eine namhafte Apanage, ebenso dessen Kind, und befindet sich um so angenehmer in jener Hauptstadt. An eine Rückkehr nach Rußland, dessen Militärdienste als Generalmajor der Herzog vor mehreren Jahren verlassen hat, wird wohl nicht mehr gedacht. Von dem Herzog Ernst, Bruder desselben, welcher als kaiserl. russischer Generalmajor und Commandeur einer Brigade Kürassire unter dem Großfürsten Michael als Commandeur en Chef der kaiserl. Garden stand, hieß es vor einiger Zeit, es sey allerhöchsten Ortes dessen Rückkehr gewünscht worden; der Herzog scheint aber diesen Wünschen nicht geneigt gewesen zu seyn, da er förmlich seinen Abschied genommen hat. Der verstorbene Herzog Alexander von Würtemberg, Vater beider Prinzen, Generalinspector aller Straßen, Brücken etc. in Rußland, hatte neben einem sehr großen Diensteinkommen vom Kaiser Alexander, der ihm und seiner Gemahlin sehr gewogen war, beträchtliche Renten aus Krongütern lebenslänglich geschenkt erhalten. Nach seinem und seiner Gemahlin Tode blieben deren Nachkommen, die Herzoge Alexander und Ernst, und deren durchl. Schwester, die regierende Herzogin von Sachsen-Coburg-Gotha, im Bezug derselben; auch Kaiser Nikolaus beließ sie ihnen, obwohl sie, wie gesagt, nur für die Lebensdauer des herzogl. Vaters bestimmt waren. Erst in neuerer oder neuester Zeit, nachdem beide Herzoge den russischen Dienst - und Staatsverband gänzlich verlassen, und sich im Ausland etablirt hatten, trat der Rückzug jener Renten ein, welche jedoch die Herzogin für ihren Theil fortwährend empfängt. (Fränk. Merk.)

Die Jubelfeier des Buchdruckerfestes findet hier in Weimar keinerlei Behinderung, vielmehr allerseits die regste Theilnahme, und auch von oben her Begünstigung und Unterstützung. Das beabsichtigte Weimarische Jubelalbum wird durch mancherlei sehr werthvolle litterarische Beiträge aus der älteren classischen Epoche Weimars das allgemeinste Interesse erregen. Unter Anderm wird ein Manuscript des berühmten Malers Lukas Cranach, welcher in Weimar starb und begraben liegt, zum Drucke kommen; auch einige Originalnotizen zur italienischen Reise der Herzogin Anna Amalia, Mutter des großen Karl August; ferner Beiträge zur Geschichte des ältern Theaters von Weimar, besonders aus den Tagen der classisch-berühmten Theaterzeit zu Tiefurt, Ettersburg und Belvedere. (Frankf. Bl.)

Ein interessantes Actenstück in Bezug auf den Wirkungskreis der gegenwärtig versammelten Stände ist am heutigen Tage durch den Druck der Oeffentlichkeit übergeben worden das k. Decret an die Stände, die Angelegenheiten der Presse und des Buchhandels betreffend, nebst dazu gehörigem Gesetzesentwurfe. Der letztere besteht aus 39 Paragraphen. Nach §. 1 sollen der Censur von nun an nur solche im Inlande erscheinende Schriften unterworfen seyn, welche in Form täglicher Blätter oder heftweise ausgegeben werden, ingleichen diejenigen, welche nicht über zwanzig Bogen im Drucke stark sind. Bei Schriften, welche, vermöge ihrer Form oder ihres Umfangs, der Censur nach §. 1 nicht unterliegen, soll dieselbe von nun an nur dann stattfinden, wenn es von denjenigen, für deren Rechnung sie gedruckt werden, gewünscht wird. Zu dieser Bestimmung im §. 2 bemerken unter andern die Motive, daß der unbedingte Wegfall der Censur der Schriften über 20 Bogen wahrscheinlich einem großen Theile der sächsischen Buchhändler keine willkommene Veränderung seyn, und sie nicht unbedeutenden Gefahren und Verlusten aussetzen dürfte, da für ihre uncensirten Verlagsartikel, wenn sich deren Hinwegnahme vor Ertheilung einer ausdrücklichen Vertriebserlaubniß als erforderlich darstellt, in keinem Falle eine Entschädigung eintreten kann. Der 3te0230 Paragraph spricht sich dahin aus, daß alle Erzeugnisse der Presse einer gegen den Mißbrauch derselben sichernden polizeilichen Aufsicht (dabei ist auf §§. 16 bis mit 22 des Gesetzesentwurfs verwiesen) unterliegen sollen, ohne Unterschied, ob sie der Censur unterlegen haben, oder nicht. Die Hauptgrundzüge dieses wichtigen Gesetzesentwurfs sind daher vornehmlich folgende: er gewährt der Presse ein größeres Maaß von Freiheit, als die Censur nur in so weit beibehalten werden soll, als es die Bundesgesetze unerläßlich machen. Es läßt §. 20 eine Prüfung der Schriften nach dem Abdrucke, aber vor deren Veröffentlichung eintreten, und macht diese von der Einholung einer Vertriebserlaubniß abhängig. Genügende Garantien gegen den Mißbrauch der den betreffenden Verwaltungsbehörden eingeräumten Amtsgewalt glaubte man darin zu finden: a) in ihrer allgemeinen strengen Verantwortlichkeit und dem, wegen der Censur §. 7 gesetzlich geordneten, auf dem Verordnungswege noch näher zu bestimmenden Instanzenzuge; b) in der collegialischen Organisation der untersten Censurinstanz, bei welcher der einzelne Censor das Imprimatur zwar ertheilen, aber ohne collegialische Entscheidung nicht verweigern kann (§. 8); c) in der theils durch das Gesetz (§. 6), theils durch Veröffentlichung der Censoreninstructionen herbeizuführenden Publicität der Grundsätze, welche bei der Censur und der Ertheilung der Vertriebserlaubniß zu beobachten sind. Auch sind die dem Privateigenthum gebührenden Rücksichten gewahrt worden durch die im §. 23 ff. enthaltenen Bestimmungen über die den Verlegern eintretenden Falls hinweggenommenen Schriften aus der Staatscasse zu leistenden Entschädigungen. Uebrigens ist noch zu bemerken, daß in den Motiven zu §. 10, welcher von der sportelfreien Verwaltung der Censur handelt, ein Postulat von sechstausend Thalern an die Stände gestellt worden. (Leipz. Z.)

Die Prorectorswahl, welche am 18 d. M. stattgefunden, ist von Bedeutung für die Gesinnung der Universität, wie für die künftige Deputirtenwahl. Der zeitige Prorector, Consistorialrath Gieseler, hat sich bekanntlich im September v. J. des bisher von der Universität beobachteten Verfahrens mit Ernst und Würde angenommen; das Cabinet hielt es nunmehr für angemessen, von seinem Bestätigungsrechte keinen Gebrauch zu machen, und ordnete eine Wahl an, d. h. die Universität schlägt drei Candidaten vor, von welchen die Regierung einen zum Prorector zu wählen hat. Die drei dießmal proponirten sind nun der Consistorialrath Gieseler, der Hofrath Ritter und der Professor Kraut. (Letztere zwei gehören zu den Sechsen, die im December 1837 sich öffentlich erklärten, daß sie das Verfahren der Sieben nie gemißbilligt, und auch bisher jeder Wahl eines Deputirten für die Universität sich enthalten haben.) (Kasseler Ztg.)

Gestern Abend 9 Uhr starb der Senior unserer Universität, Obermedicinalrath Blumenbach, in seinem 88sten Jahre. Er war am 11 Mai 1752 zu Gotha geboren, hatte in Jena und Göttingen studirt, war daselbst am 18 Sept. 1775 promovirt, und am 24 Febr. 1776 zum außerordentlichen, am 13 Nov. 1778 zum ordentlichen Professor, ein Jahr später zum Hofrath und 1816 zum Obermedicinalrath ernannt worden. Nur wenige Gelehrte haben einen so ausgebreiteten Ruf sich erworben (es gelangten Sendungen an ihn, welche bloß an Blumenbach in Europa adressirt waren, wie er selbst häufig erzählte); wenige auch haben so viel Zeichen der Anerkennung erlangt. Um nur Einzelnes anzuführen: er erhielt vielfache persönliche Beweise von Hochachtung, die ihm von des jetzigen Königs von Bayern Maj. wurden, nicht näher zu erwähnen 1821 das Commandeurkreuz des Guelphenordens, 1829 das Ritterkreuz des bayerischen Civilverdienstordens, 1837 das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion. Er war seit 1776 ordentliches Mitglied, seit 1812 beständiger Secretär der königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Außerdem war er Mitglied von 75 Akademien und Societäten der Wissenschaften, unter andern: des Institut de France, der Royal Society zu London, der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, der Acad. naturae curiosorum, der königlichen zu Berlin, zu München, zu Kopenhagen, zu Stockholm, der holländischen zu Haarlem und Rotterdam, der zu Batavia, Philadelphia, Boston, Florenz, Siena, Pisa, Livorno, Montpellier, Zürich, Edinburg, Lund, Lausanne, Bonn, Halle, Jena, Rostock, Marburg u. s. w. Die Ehrenbezeugungen, die ihm 1825 bei seinem Doctorjubiläum und 1826 bei seinem Professorjubiläum erzeigt wurden, sind in der vom Universitätsrathe Oesterley 1838 erschienenen Fortsetzung der von Pütter begonnenen, vom Professor Saalfeld bis 1820 fortgesetzten Gelehrtengeschichte der Georgs-Augusts-Universität (vierter Theil S. 421) ausführlich aufgezählt. Bekannt ist, daß Schrader bei der ersteren Feier eine neuentdeckte Pflanzengattung Blumenbachia insignis nannte, wichtiger aber für die Zukunft, daß die Physiophili Germanici dem Jubilar nicht nur eine goldene Medaille überreichten, sondern diese Feier du ch die Stiftung eines Reisestipendiums (Stipendium Blumenbachianum) für minderbemittelte hoffnungsvolle Aerzte und Naturkundige verewigten. Es ist zu diesem Zweck ein Capital von 5000 Rthlr. in preußischen Staatsschuldscheinen angekauft, für dessen Verwaltung das Universitäts-Curatorium zu Hannover die Sorge übernommen hat. Die Zinsen dieses Capitals wurden alle drei Jahr, wenn sie zu 600 Rthlr. angewachsen, an einen würdigen und bedürftigen Dr. med., der auf irgend einer deutschen Universität studirt hat, ausgetheilt, und zwar bisher ausschließlich durch Blumenbach, der dieses Stipendium 1829 dem Dr. Westrumb, 1833 dem Dr. med. Herbst aus Göttingen, 1836 dem Dr. med. Langenbeck verliehen hat. Jetzt ist die Verleihung dieses Stipendiums statutengemäß den medicinischen Facultäten zu Göttingen und Berlin abwechselnd zugefallen. Die wissenschaftlichen Leistungen Blumenbachs werden, wenn sie auch schon seit Jahren durch die beinahe täglich neuen Entdeckungen im Gebiete der Naturwissenschaften in den Hintergrund zurückgedrängt sind, doch nie verjähren. Es sind dieselben aber seit Jahren so bekannt, daß sie hier nicht nochmals auseinandergesetzt und aufgezählt zu werden brauchen. Ebenso seine Schriften. Pütter zählte deren im Jahr 1788 schon 21 auf, Saalfeld führt dieses Verzeichniß bis zu 61 fort, und Oesterley erwähnt einer Menge neuer Ausgaben und Uebersetzungen in vielen fremden Sprachen. Blumenbachs Vorlesungen umfaßten Physiologie, vergleichende Anatomie und Naturgeschichte. In den letzten Jahren hat er dieselben jedoch aus Altersschwäche eingestellt, wie seine Vorlesungen über Naturgeschichte in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich seiner vorzüglichen Sammlung: für die Naturgeschichte des Menschengeschlechts (Nationalschädel), vergleichende Anatomie und Mineralogie, und seiner weltbekannten humoristischen Späße wegen besucht wurden. Diese seltene Sammlung ward schon vor Jahren von der Regierung zu einem sehr hohen Preise angekauft, und wird jetzt mit dem hiesigen Museum vereiniget werden, dessen Räume deßhalb nothwendig vergrößert werden müssen. Die Aufsicht über die zoologische Sammlung des Museums hat seit 1836 Professor Berthold, der eine neue Ordnung in die bei Blumenbachs zunehmender Altersschwäche gänzlich verfallende Sammlung gebracht hat, obgleich Blumenbach titulär noch immer die Oberaufsicht führte, und die ganze königliche0231 Sammlung auch als sein Eigenthum zu betrachten gewohnt war. Blumenbach hinterläßt ein großes Vermögen, und wird, da seine beiden Töchter, Frau v. Jasmund und Fräulein Adele, ohne Erben gestorben sind, von seinem Sohne, dem geheimen Kanzleirath Blumenbach in Hannover, beerbt. So alt Blumenbach auch geworden ist, so kann man doch sagen, er hat seinen Ruf nicht überlebt, denn er empfing noch bis auf seine letzten Lebenstage Zeichen der Anerkennung aller Art. Zu den Eigenthümlichkeiten seines Charakters gehörte, daß es mit jedem Jahre schwerer wurde, mit ihm umzugehen und seine Launen zu ertragen; daß vorzüglich ein schweres Geschäft war, ihn als Friseur u. s. w. zu bedienen, da beim Pudern u. s. w. täglich Neuigkeiten erzählt werden mußten. Die dem alten Manne auf diese Weise erzählten Lügen, denen er meist vollen Glauben schenkte, sollen die Münchhausischen zum Theil noch übertreffen. Zu dem politisch Bedeutungsvollen, was sich in der letzten Zeit hier ereignet, gehört die am 18 d. vorgenommene Prorectorwahl. Es sind der Regierung als Candidaten präsentirt der zeitige Prorector Gieseler und die Professoren Kraut und Ritter. Man betrachtet diese Wahl als ein sicheres Zeichen, daß die Universität sich treu bleiben werde. Nachdem zu der zweiten nicht zu Stande gekommenen Wahl eines Bürgervorstehers die fehlenden Wahlberechtigten letzten Sonnabend erschienen waren und ihre Stimmen abgegeben hatten, ergab sich, daß auch in diesem District der Advocat Breithaupt gewählt sey. Es steht also eine nochmalige Wahl bevor.

Schweden.

Der Anfang des Reichstags wurde heute Mittags auf allen Plätzen der Hauptstadt durch den Reichsherold feierlich verkündigt. Der König erhob zum Landmarschall den Landeshauptmann von Ostgothland, Freiherrn Palmstjerna, und überlieferte ihm den Landmarstallstab, worauf er von den beiden ältesten Grafen, Brahe und Lewenhaupt, nach dem Ritterhause begleitet wurde. Zum Sprecher des Priesterstandes wurde, der Constitution gemäß, der Erzbischof Wingård ernannt. Zugleich wurde zum Vicesprecher dieses Standes der Bischof von Linköping, Hedren, ernannt. Die Sprecher der Bürger und der Bauern werden erst nach der Verification der Vollmachten erwählt. Man glaubt jetzt, der Bürgermeister Holm, obgleich er bisher nicht als der Regierung ergeben angesehen worden, dürfte zum Sprecher des Bürgerstandes ernannt werden. Der Secretär des Bauernstandes wird ebenfalls der Constitution gemäß vom König ernannt. Die Wahl Sr. Maj. fiel auf den Advocatfiscal der Reichsbank, Heurlin. Er ist ein Vetter des Bischofs von Wisby und Staatssecretärs für die geistlichen Angelegenheiten, Heurlin. Der als Chef einer vermeintlichen Coalition gegen die Regierung oft erwähnte Freiherr Nordin befindet sich an Gicht bettlägerig, und kann vorerst nicht auf den Reichstag kommen.

Rußland.

Der Admiral Lazareff hat plötzlich Befehl erhalten sich nach Sebastopol zu verfügen. Dunkle Gerüchte, daß Ibrahim Pascha mit dem Eintritt einer günstigen Witterung vorrücken wolle, haben sich verbreitet, und man will wissen, daß russische Hülfe in Kleinasien zur unumgänglichen Nothwendigkeit geworden sey, um den Vicekönig von Aegypten im Zaum zu halten. Das Kriegsdampfboot der Nordstern hatte den Befehl erhalten, nach Konstantinopel zu segeln, um sich dort zur Disposition des russischen Botschafters zu stellen. Wenn der Nordstern vom Treibeis nicht zurückgehalten wird, so ist er wohl in diesem Augenblick bereits auf dem Wege dahin begriffen.

Oesterreich.

Das Unwohlseyn Ihrer Maj. der Kaiserin, welches mehrere deutsche Blätter berühren, bestand lediglich in einem Schnupfen, der bald vorüberging, und Ihre Maj. zu keiner andauernden Zurückziehung in ihre Appartements nöthigte. Se. kais. H. der Erzherzog Karl Ferdinand ist am 17 Jan. von Mailand nach Turin abgereist. Während seines Aufenthalts in Mailand veranstalteten der Gouverneur Graf Hartig und die adelige Gesellschaft ihm zu Ehren glänzende Ballfeste. Der Bischof von Lodi hat zur Unterstützung der durch die Ueberschwemmungen Verunglückten 4000 Mailänder Lire gespendet. Der österreichische Botschafter Fürst Paul Esterhazy wird bald wieder nach London abreisen, um der Vermählungsfeier der Königin beizuwohnen. Diese ist übrigens den neuesten Nachrichten zufolge wegen des Hintritts der Prinzessin von Hessen-Homburg, einer Tante der Königin, verschoben. Die Verbindung der Prinzessin Victoire Coburg mit dem Herzog von Nemours wird hier als eine ausgemachte Sache angenommen. Dem Vernehmen nach ist die Abreise des französischen Botschafters nach Paris auf den 17 Febr. festgesetzt. Vorgestern producirte Fürst Pückler-Muskau in einer hiesigen Reitschule vor einer Versammlung von erlauchten und angesehenen Personen seine mitgebrachten arabischen Pferde, die, wie man sagt, hier veräußert werden sollen. Fürst Pückler gedenkt, dem Vernehmen nach, mit Ende März Wien zu verlassen.

Griechenland.

Wir erhalten heute weitere sehr ausführliche Berichte aus Athen, die zwar kein späteres Datum als die zuletzt gelieferten tragen, aber über den Zusammenhang und die Entwickelung manche neue Aufschlüsse bringen. Die Athenischen Journale sprechen gleichfalls sehr umständlich über das vor ihren Augen Vorgefallene. Eine fast allgemeine Anklage der Saumseligkeit oder der Connivenz erhob sich gegen den Minister des Innern und des Cultus, Hrn. Glarakis, welcher längst als Anhänger der Kapodistrianischen Partei bezeichnet worden war. Am 11 Abends wurde er seines Postens enthoben, und an seine Stelle provisorisch der Staatsrath Theocharis ernannt. Einer unserer Berichte schließt: In Stadt und Land herrscht freilich Spannung, aber vollkommene Ruhe. Wir werden morgen die Details so ausführlich, als es uns möglich seyn wird, nachtragen.

Beilage zur Allgemeinen Zeitung
29 Januar 1840

Reisen und Reiselitteratur.

Texier in Persien.

(Journal des Débats.) Durch ein Schreiben des Hrn. Karl Texier an Hrn. Xivrey, Mitglied des Instituts, aus Tauris datirt, erfahren wir, daß die letzten Ereignisse in der Türkei die Fortsetzung der Reise jenes Gelehrten nach Kleinasien und Persien in Gesellschaft der HH. La Bourdonnaye und La Guiche nicht gehindert haben. Nachdem diese französischen Reisenden Kurdistan durchwandert hatten, kamen sie zu Ende Octobers in Tauris an. In aller Sicherheit bereisten sie die Ufer des Wansees und die Gebirge, welche die Gränzen Persiens bilden. Die durch den Tod des Sultans Mahmud in der Türkei verursachte Erschütterung erstreckte sich bis in jene fernen Provinzen. Alle kurdischen Stämme waren kampfbereit, und die Sympathie der dortigen Bevölkerung erklärte sich laut für Mehemed Ali. Der mächtigste Bey der Gegend, Khan-Mahmud, dessen Herrschaft sich über das ganze Gebirge im Süden des Wansees erstreckt, wurde von Iskender, Pascha von Wan, ungerechterweise angegriffen, und zog sich in eine Kassab, die inmitten uneinnehmbarer Engpässe liegt, zurück. Seine Agenten durchziehen das Land, um die Kurden gegen seine Feinde, die Paschas von Erzerum und Wan, aufzuwiegeln. Dieser innere Krieg brach in den kurdischen Provinzen aus, weil die Paschas, seit dem Tode des Sultans Mahmud, von dem Khan der Kurden Abgaben erheben wollten, welche dieser nur an den Großherrn zu entrichten gewöhnt war. Die verschiedenen Beys, welche Khan Mahmud gehorchen, erklären offen, daß sie nur die Ankunft Ibrahim Pascha's erwarten, um sich unter dessen Befehle zu stellen. Während dieser Anarchie machten die Perser einen Einfall auf das türkische Gebiet und bemächtigten sich sechsundzwanzig Dörfer, welche Khan Mahmud gehörten. Sie raubten dort 270 Stück Vieh. Khan Mahmud, in seine Gebirge eingeschlossen, konnte jenen Dörfern nicht zu Hülfe kommen, welche gegenwärtig von den Persern besetzt sind. Die kurdischen Stämme in den Umgebungen der großen Seen waren noch nicht in ihre Dörfer zurückgekehrt, als die französischen Reisenden dort ankamen. Sie bewohnten unter Zelten das Hochland zwischen Bayazid und Wan.

Zu Bayazid besuchte Hr. Texier mit seinen Gefährten das Gefängniß, in welchem im Jahr 1811 Hr. Amédée Jaubert mit seinem Diener acht Monate lang eingekerkert saß. Es ist eine Cisterne, in welche man durch eine Fallthüre hinabsteigt. Gegenwärtig bildet die Citadelle von Bayazid, welche im Jahr 1828 von den Türken zerstört wurde, im Innern nur noch einen Trümmerhaufen. Auf den Felsen, welche das Gefängniß umgeben, fanden die Reisenden ein persisches Basrelief vom höchsten Alterthum, welches bis jetzt noch nicht bekannt gewesen zu seyn scheint. Zu Schelmas in Persien fanden sie gleichfalls ein sehr merkwürdiges Denkmal der Sassanidischen Fürsten. Es stellt zwei bewaffnete Reiter vor, welche den Tribut besiegter Völker in Empfang nehmen. Der Haarschmuck dieser Reiter hat das Merkwürdige, daß er noch umfangreicher ist, als die Perrücken à la Louis XIV. Heutiges Tages rasiren sich bekanntlich alle asiatischen Völker den Kopf. Das Denkmal ist in einen Felsen eingehauen, unweit des Urmiasees.

Der gegenwärtige Zustand Persiens ist noch unruhiger, als der der Türkei. Die Armee erhält seit einem Jahre keinen Sold mehr, und der Bruder des Schahs, der in Schiras, wo die Nizans ihren rückständigen Sold fordern, blokirt ist, sah sich bei Abgang der Briefe genöthigt, sich in seine Citadelle einzuschließen. Der Schah und seine Familie haben den Nationalhaß der Perser gegen sich, welcher aus Kastenprincipien entspringt. Mohammed Schah ist türkischer Abkunft, und zwischen Türken und Persern besteht eine eingefleischte Antipathie.

Mitte Novembers gingen die Reisenden von Tauris nach Bagdad ab; sie machen den Weg über Sultanieh, Ispahan, Schiras, Dirful. Ein Schreiben des Reisenden an seinen Bruder, den Doctor Texier, gibt noch folgenden Beitrag zur Kennniß der Sitten der Perser. Wir machten dem Fürsten Karaman-Mirza, Statthalter von Tauris und Bruder des Schah, einen Besuch. Er plauderte lange mit uns und fragte mich, ob es in Paris Porträts von Schah Mohammed, seinem Bruder, gebe. Auf meine verneinende Antwort forderte er mich auf, ein großes Porträt dieses Fürsten, welches er in seinem Salon hatte, zu copiren. Er verlangte auch von mir ein Porträt des Kaisers Napoleon, welches ich ihm, so gut es ging, verfertigte; es fiel ziemlich ähnlich aus. Die Perser stimmen hierin nicht mit den Türken überein. Sie lieben Zeichnungen und Gemälde sehr. Man findet bei ihnen Bildnisse, die manchmal sehr hübsch sind, ganz im Geschmack der chinesischen Malereien.

Der Orient und die französischen Kammerdebatten.

(Zweiter Artikel.)

Ist, wie wir im ersten Artikel darzuthun suchten, die Sachlage nicht wie die Rede des Hrn. Thiers sie darstellt, sondern viel ernster, die Verwicklung schwerer, der Riß tiefer, so wird man um so mehr zu der Erklärung getrieben, zu der selbst sein beschränkter Standpunkt ihn in den Worten führte, er wisse nicht, wie man die Verwirrung jetzt noch lösen könne. Man weiß in der That nicht, wie das enden kann und wird. Etwas Anderes ist es aber, wenn den Besorgnissen und den Hemmnissen Wünsche untergestellt werden, und da wir auf dem publicistischen Gebiete auf sie allein mehr noch als die Redner auf ihrer Bühne beschränkt sind, so wird man gestatten, daß wir mit solchen enden, zumal das Wünschenswerthe sich auf jedem der behandelten Punkte leicht herausstellt.

Vor Allem ist zu wünschen, daß man bei der Frage, wie der Pforte gegen Mehemed Ali zu helfen, d. h. wie sie gegen seine Uebermacht zu schützen, oder diese zu beschränken sey, den Tractrat von Hunkiar-Skelessi ganz aus dem Spiele lasse. Man kann, wir wiederholen es, nicht zugleich mit Rußland und gegen Rußland gehen, es sey denn, daß Rußland durch andere Rücksichten, als die durch die türkisch-ägyptische Frage gebotenen, bestimmt würde, die Aufhebung desselben sich als einen besondern Punkt einer umfassenderen Vereinbarung mit England gefallen zu lassen. Dabei aber ist wünschenswerth, daß die hierin gegen Rußland einschreitenden Mächte sich über den Belang des von der Pforte zu Begehrenden oder von ihr zu Rathenden möglichst klar werden möchten.

Als Grundlage dieses ganzen Handels gilt, daß die Pforte, als ausschließliche Eigenthümerin des Canals, der mit dem Bosporus anfängt und mit dem Hellespont endet, das Recht hat, ihn zu schließen oder zu öffnen, wie es ihrem Interesse oder ihrer Politik gemäß ist. Auch hat ihr, so viel mir bekannt, dieses Recht Niemand bestritten, und die einzelnen Verträge darüber sind nur bestimmt, sey es, dieses Recht anzuerkennen,0226 oder es für gewisse Fälle, sey es, zu erläutern oder zu beschränken. Der Tractat mit England vom Jahr 1809 enthält die Clausel, daß, da die Pforte das Recht habe, den Kriegsschiffen, was immer für einer Macht, die Fahrt durch diesen Canal zu verbieten, England sich dieser Verfügung unterwerfe, und der Tractat von Hunkiar-Skelessi bestimmt, so viel ich weiß, auch nur, daß die Pforte sich verpflichtet, im Kriegsfall keinen den Russen feindlichen Schiffen das Einlaufen oder die Durchfahrt zu gestatten: es ist also hier nichts, als eine Erklärung der Pforte, daß sie von dem ihr zustehenden Reche in einem gegebenen Fall zum Vortheil Rußlands Gebrauch machen will, und in der That wäre Rußland, im Fall eines Kriegs mit England, auch ohne einen Tractat von Hunkiar Skelessi, berechtigt, es von Seite der Pforte als eine feindselige Handlung zu betrachten, wenn sie durch Meere, zu welchen sie den Schlüssel hat, einer englischen Flotte nach dem schwarzen Meer und nach Sebastopol zur Zerstörung der russischen See-Etablissements den Weg öffnete.

Das einzige Praktische, das der Pforte allein Heilsame ist, sie in den Fall zu setzen, daß sie sich jenes Schlußrechts gegen jede Macht bedienen kann, d. i. den Bosporus zu befestigen, wie sie die Dardanellen befestigt hat. Der Bosporus ist eben so wie jene geeignet, durch verständig angelegte Werke von größerer Ausdehnung eine auch großen Flotte unzugängliche Meerburg und das östliche Bollwerk von Konstantinopel zu werden, wie die Dardanellen sein westliches, der Balkan sein nördliches sind, und wenn früher seine Befestigung unterblieb, so war es, weil die Pforte im Alleinbesitz des euxinischen Pontus war. Warum hat keiner ihrer vielen europäischen Freunde sie bis jetzt auf die Nothwendigkeit sich gegen Osten eben so zu sichern, wie sie gegen Westen gesichert ist, hingewiesen? Warum haben noch zuletzt die preußischen Officiere sie bestimmt, viele Millionen auf die Verstärkung der Linien der Donau und des Balkan zu wenden, und den Bosporus offen zu lassen? Fürchtete man, daß Oesterreich über Donau und Balkan vorrücken werde? Gewiß nicht. Aber Rußland? Nachdem man von Sebastopol und Nokolajew den geraden Weg mit Heer und Flotte quer durch das schwarze Meer und den Bosporus nach Konstantinopel gefunden hat, wäre Thorheit, den längern und beschwerlicheren über den Balkan mit der Aussicht zu wiederholen, daß man dort von Oesterreich in den Rücken genommen würde. Braucht man von dort eine Diversion, so werden die Serbier und Wallachen bald genug disciplinirt und in das russische System verflochten seyn, um sie auf Befehl von St. Petersburg zu unternehmen, während die russische Armee zur See kommt, und im Fall des Bedürfnisses durch eine Demonstration aus Armenien über Anchora unterstützt würde. Es ist Zeit, diese strategischen Fragen endlich bestimmt in das Auge zu fassen, und statt mit Protokollen, der Pforte zunächst und ohne Aufschub mit Batterien und Schlössern am Bosporus zu Hülfe zu kommen, oder wenigstens, sie zu bestimmen, selbst die beiden Thüren ihres Hauses zuzuschließen, damit ungebetene Gäste weder zu der einen noch zu der andern hinein können.

Es ist ferner zu wünschen, daß das Verhältniß von England und Frankreich sich auf die Basis von 1832 und 33 wieder herstelle. Es gehört zu den großen Verdiensten der Rede des Hrn. Thiers, auf die Nothwendigkeit und Nützlichkeit desselben hingewiesen zu haben, ja es ist wohl ihr größtes, des praktischen Staatsmannes am meisten würdiges. Auch scheint es, daß das Cabinet der Tuilerien, über die Gefahr und die Folgen seines isolirten Ganges aufgeklärt und beunruhigt, die Partie gegen die englisch-türkischen Interessen aufgegeben hat. Vielleicht war die Rede des Hrn. Thiers selbst ein Zeichen der Rückkehr und eine Standarte der in das alte Verhältniß zurückstrebenden Bewegung. Dann wollen wir auch ohne zu genaue Nachfrage die allerdings etwas späte und schwankende Erklärung Ihres Correspondenten von Paris vom 14 Januar gegen die schweren Anschuldigungen des Londoner annehmen wie sie sind, und uns gesagt seyn lassen, Frankreich habe nach keinem Uebergewicht über England im mittelländischen Meere gestrebt, der eine Adjutant des Marschalls sey in Alexandrette geblieben, weil der andere in Konstantinopel geblieben sey, Admiral Lalande habe nicht umhin gekonnt, dem mitten im ärgsten Verrath begriffenen Kapudan Pascha, wie nicht der Dragoman, sondern der Moniteur sagt, den Rath zu geben nicht in die Dardanellen zurück, sondern nach Rhodus zu segeln, und Admiral Roussin sey abberufen worden, weil er die Collectivnote unterzeichnet, die man gebilligt, und weil er dem Lord Ponsonby unangenehm gewesen das Alles wollen wir, wie gesagt, hinnehmen, wie es gesagt wird, und mit Freuden darin den Weg geebnet sehen, auf welchem man dem alten Freund und Alliirten entgegenkommt, wünschend, daß es nicht zu spät sey und der Riß noch ausgebessert werde, ehe er unheilbar geworden ist. Viel wird dazu beitragen, wenn Frankreich, im Fall es sich mit Rußland, Oesterreich und England in den Maaßregeln gegen den Vicekönig nicht einigen kann, ihnen kein weiteres Hinderniß in den Weg legt, und sich mit Oesterreich auf der gleichen Linie hält, welches ebenfalls thatsächlich zu interveniren nicht entschlossen scheint.

Endlich wollen wir wünschen, daß, im Fall man genöthigt ist, die Waffen zu gebrauchen, um den Vicekönig in die früheren Gränzen zurückzuweisen, die russische Armee nicht wartet, bis Ibrahim Pascha gegen Konstantinopel zieht, um in das Feld zu rücken, sondern daß sie von Armenien aus, wo 40,000 Russen schlagfertig stehen, an dem Euphrat herab ihm entgegengerückt, während die Engländer Alexandria blokiren und Alexandrette besetzen. Dann ist Konstantipel gesichert, ohne daß eine russische Armee dort landet und ihre Erscheinung die englische oder französische Flotte in die Dardanellen zieht, um den leidigen Tractat von Hunkiar-Skelessi aufzurühren, der, wir wiederholen es, als die eigentliche petra scandali jetzt freilich umgangen oder umschifft wird. Ist man aber dahin gekommen, den Pascha zur Vernunft und zum Gehorsam zu bringen, so wird es Zeit seyn, ihm die Stärke des Heers und der Flotte, die er haben darf, vorzuschreiben, und ihn für das schöne und große Reich, das er auch dann noch beherrschen wird, unter europäische Garantie und Schutzherrlichkeit eben so wie die Pforte zu nehmen, damit beide von der unerträglichen Last einer gegen ihre Kräfte unverhältnißmäßigen Bewaffnung zu Land und Meer befreit, durch friedliche Reformen und Beschäftigungen in Sicherheit die europäische Civilisation in anderer Weise, wie bisher, unter ihren erleichterten und geschonten Völkern einführen können.

Nachschrift. Ich wollte auf die Rheinfrage der HH. Lamartine, Thiers und Consorten, d. h. auf das laut und offen ausgesprochene Verlangen der Franzosen nach dem Rhein als ihrer Gränze, die ich zu Anfang meines ersten Aufsatzes behandelte, nicht zurückkommen, aus einem Grunde, den Sie in einem der neuesten Blätter angedeutet haben, und den ich nicht ausführen mag. Es ist die Lähmung, der alle unsere öffentlichen Blätter in Bezug auf die Verhandlungen der allgemeinen deutschen Interessen verfallen sind, und die jeden Entschluß, sie in gebührender Weise zu behandeln, in Unmuth zurückhält und in der Brust erstickt eine Lähmung oder Hemmung, deren Grund sich jeder denken mag, wie er will,0227 deren Erscheinung aber das schlimmste Symptom einer Lage wie die unsrige ist, zwischen den Ansprüchen und Gefahren, die sich im Westen und Osten über uns sammeln und uns, oder wenigstens Alles unter uns, was nicht Staat und Macht ersten Ranges ist, bedrohen. Indeß haben einige Andere sich der Sache bemächtigt, auch ein Correspondent vom Rhein in Ihrer Nummer vom 26 Januar, der mir aber die Gefahr zu unterschätzen scheint, nach der Art der Polemik, die er führt, und dessen Berufung auf den Bankerutt der Franzosen an Grundsätzen, auf ihre ungeheure Gewissenlosigkeit in Beurtheilung der Grundlagen eines christlichen Völkerverkehrs und auf Gott, als das Centrum der Weltbewegung auch zu nichts führen wird. Wenn er aber auf den Ausbruch der gallischen Begehrlichkeit mit der lakonischen Phrase antwortet: Ihr wollt unsere Waffen? kommt und holt sie , so wollen wir nicht fragen, ob wir in der Verfassung sind, sie uns nicht nehmen zu lassen, denn das würde uns auf ein Gebiet führen, dessen Untersuchung ebenfalls zu den verbotenen möchte gezählt werden. Aber da unser Artikel über die große Angelegenheit, die ihn veranlaßt hat, mit Wünschen schließt, so wollen wir, diesem auch noch einige für uns arme Deutsche anschließen. Sie betreffen den politischen Brücken - und Wegbau und lauten dahin, daß man doch den Franzosen keine Brücken und Wege bauen möge, auf denen sie nach dem Rhein vorrücken können. Wir sehen aber, daß man damit an mehr als einem Orte beschäftigt ist, und rechnen zu dieser trostlosen Thätigkeit alles, was da und dort versäumt wird, im Innern Deutschlands billigen Hoffnungen und Wünschen der Verständigung zu genügen, und was man thut, um Mißmuth und Hoffnungslosigkeit zu verbreiten, dadurch aber die Gemüther von der Heimath nach der Fremde, von den vereitelten Hoffnungen nach den eitlen Täuschungen der Nachbarn zu wenden, und die Meinung zu erzeugen, daß durch die Fremden uns am Ende zu Theil werden könne, was die Einheimischen versagen die kläglichste und thörichtste der Meinungen, aber doch eine Meinung, welche die Gemüther beschleicht, durch die Lockungen und Vorspiegelungen des nie schlummernden Feindes genährt wird, und am Ende wenigstens die Erschlaffung des Geschehenlassens erzeugt, wo die Kraft der Gesinnung und des Verhinderns nöthig wäre, damit unser Schicksal nicht allein auf den Würfel unserer activen Heeresmacht gesetzt würde. Wir wünschen darum, daß auf dem Gebiete der deutschen Staaten nichts mehr geschehen möge, was irgend einem Bekenner christlicher Lehren die Meinung errege, daß er von seiner Regierung in seiner Kirche geringer angesehen würde, als die in der andern, oder wodurch er in den ihm durch sie und für sie zustehenden Rechten gekränkt werde; mit andern Worten, daß die Gleichheit des Rechts in kirchlichen Dingen in allen deutschen Staaten zur Wahrheit und zur Basis des Friedens der Gewissen und der Einigung der Herzen werde. Wir wünschen ferner, daß der nun schon dreijährige Kampf eines edeln, deutschen Volks um sein gutes Recht durch eine wohlwollende Intervention vermittelt und im Sinne des allgemeinen Wunsches von Deutschland geendet werde. Wir wünschen, daß in Berlin und in Hessen nicht auch noch die öffentliche Feier der Buchdruckerjubiläen möge verboten werden in einem Augenblick, wo die Franzosen unsern Rheinlandern die Sicherung der durch jene große deutsche Kunst den Völkern gewonnenen Güter als Lockung entgegenhalten. Wir könnten auch des weitern nachweisen, wie breit z. B. durch die versuchte Nöthigung der hannover'schen Gerichte, das Staatsgrundgesetz auch ihrerseits als aufgehoben zu erkennen, und wie bequem diese Straßen und Brücken für die Anmarschirenden angelegt werden, so daß selbst die große Kaiserstraße, la route imperiale, die von Metz über Kaiserslautern nach Mainz heranreichte, und die kaiserlichen Heere mit Geschütz und Proclamationen uns zuführte, dagegen ein Kinderspiel ist; aber könnten wir das? und gesetzt wir dürften es, würden es diejenigen glauben, die nicht helfen wollen, obwohl sie helfen könnten, weil sie die Abhülfe gar nicht für nöthig halten .... Eine Hoffnung ist, daß die deutschen Mächte zweiten und dritten Ranges, wenigstens die meisten und bedeutendsten unter ihnen, ihre Gefahr und ihre Obliegenheit gegen sich selbst und ihre Staaten kennen Zeuge die Abstimmung Bayerns in der hannover'schen Angelegenheit, und die Beistimmung, welche sie von Seite der meisten gefunden hat. Nil desperandum Teucro duce et auspice Phoebo.

Preußen.

Wir haben bereits in den beiden letzten Jahren auf einige Momente in den Reden hingewiesen, die der evangelische Bischof Dr. Eylert beim Krönungs - und Reformationsfeste gehalten, und dürfen dießmal um so weniger versäumen, ein Gleiches zu thun, als es in der That jeden Vaterlandsfreund erfreuen muß, bei solcher Gelegenheit und in Gegenwart des Monarchen, so wie seiner höchsten Staatsdiener, Preußens Regierungsgrundsätze aus dem Munde eines Dieners des Evangeliums, als Grundsätze des Fortschrittes und des Strebens nach Vollkommenheit, so weit diese von menschlichen Institutionen erreicht werden kann, verkündet zu sehen. Nachfolgende Stelle aus jener Rede, die in den preußischen Zeitungen vollständig abgedruckt wurde, ist von allen Lesern mit Beifall aufgenommen worden und verdient daher auch einen Platz in der Allgemeinen Zeitung. Der Redner sagte: Fortschreiten soll und muß allerdings das menschliche Geschlecht; Perfectibilität ist der Grundtrieb und die nie ruhende, treibende Grundkraft der menschlichen Natur. Der Weltgeist, in welchem jeder Zeitgeist als eine flüchtige Erscheinung immer wieder untergeht, steht nie still. Besser werden und besser machen ist die stets sich erneuernde Aufgabe, und wo das Bestehende sich nicht erneuert, da veraltet es, und wo es nicht zunimmt, nimmt es ab. Das Vergangene, wenn es sich ausgelebt hat, ist auf immer verschwunden; jede Bemühung, es als das vermeintlich Bessere zurückzuführen in die Gegenwart, eine eben so thörichte als vergebliche. Was sich überlebt hat und nicht mehr zum Ganzen der Gegenwart paßt, läßt sich nicht wieder ins Leben wecken, und wollte man es unnatürlich erzwingen, so würde bei der ersten Lüftung die gedrückte elastische Kraft in ihre natürliche Lage um so stärker zurückschlagen. Niemand, sagt der Erlöser der Welt, flickt ein altes Kleid mit einem neuen Lappen, der Riß wird ärger; man faßt auch jungen gährenden Most nicht in alte Schläuche; die Schläuche zerreißen. *)Evang. Math. 9. Vers 16, 17. Fortschreiten, Alles verbessern, weiterführen, vervollkommnen nach den Bedürfnissen der Zeit, und mit der Zeit immer geistig frisch und jung bleiben, das ist nach seiner ganzen Stellung unseres Staates große Aufgabe; im geistigen Uebergewichte hat von jeher Preußens Kraft, Würde und Wachsthum gelegen bis auf diesen Tag, und in welchen Stücken wäre es vor andern Völkern zurückgeblieben? Der General der Infanterie, der einzige, der beim letzten Ordensfeste den schwarzen Adlerorden erhalten, ist von bürgerlicher Herkunft und, wie ich glaube, erst0228 durch die Verleihung dieses höchsten aller preußischen Orden in den Adelsstand erhoben worden. Der vor einigen Tagen publicirte Handelsvertrag mit Hamburg soll von Seite mehrerer hiesigen und Stettiner Weinhandlungen en gros, die sich durch eine Bestimmung dieses Vertrags benachtheiligt glauben, Reclamationen veranlaßt haben. Es heißt, daß dieselben vom Finanzminister und vom Generalsteuerdirector auf befriedigende Weise beschieden worden seyen.

Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten.

IV. Marine. Armee. Postwesen.

Der gegenwärtige Vertheidigungszustand unserer Seehäfen und Marinewerften, wie ihn der begleitende Bericht des Kriegsministers darlegt, fordert die baldige und ernste Beachtung des Congresses. Als in genauer Verbindung mit diesem Gegenstande stehend, kann ich Ihrer Erwägung nicht stark genug den Plan empfehlen, welchen dieser Beamte wegen der Organisation der Miliz der Vereinigten Staaten vorgelegt hat. (S. Nr. 27 der Allgm. Ztg.) Den ausdrücklichen Wünschen des Congresses gemäß ward im Frühjahr ein Versuch gemacht, den Krieg in Florida mittelst Unterhandlung zu beendigen. Leider sind diese menschenfreundlichen Absichten umsonst gewesen, und die Bemühungen, diese unglücklichen Verwicklungen zu einem befriedigenden Schlusse zu bringen, fehlgeschlagen. Nachdem der commandirende General mit den Indianern feierliche Verpflichtungen abgeschlossen, fingen sie, ohne gegebene Veranlassung, ihre Handlungen der Verrätherei und des Mordes wieder an. Die Erneuerung der Feindseligkeiten auf diesem Gebiete nöthigt mich, Ihrer günstigen Erwägung den Plan zu empfehlen, der Ihnen von dem Staatssecretär des Kriegs in der Absicht vorgelegt werden wird, dieses Departement in Stand zu setzen, den Krieg zu einem glücklichen Ausgang zu führen. Da ich Gelegenheit gehabt hatte, einen Theil der Truppen während des letzten Sommers persönlich in Augenschein zu nehmen, so kann ich mit Vergnügen bezeugen, welch 'günstigen Erfolg die Maaßregel dieselben, insoweit die Beschaffenheit unseres Dienstes es gestattet, in möglichst großen Corps beisammen zu halten, für die Verbesserung der Mannszucht unter den Truppen gehabt hat. Ich empfehle Ihnen daher auf verschiedenen, von dem Kriegsminister bezeichneten Posten bequeme und ständige Casernen erbauen zu lassen. Trotz der hochstehenden Mannszucht der Truppen liegen die Uebel, die dem Dienste aus Mangel an Compagnie-Officieren erwachsen, offen zu Tage; ich empfehle Ihnen daher, die Stabsofficiere bleibend von der Linie zu trennen.

Die Marine ist nützlich und ehrenvoll beschäftigt worden in Beschützung der Rechte und des Eigenthums unserer Bürger überall, wo die Lage der Dinge ihre Gegenwart zu erheischen schien. Mit Ausnahme eines einzigen Falls, wo ein von Mord begleiteter Frevel an einem in erlaubtem Handel begriffenen vereinsstaatlichen Schiffe verübt ward, hat nichts den Unternehmungsgeist unserer Bürger auf diesem Felde der Thätigkeit, wo er sich so glänzend entfaltet, behindert oder belästigt. Als Commodore Reed diesen verwegenen Act der Seeräuberei erfuhr, begab er sich sofort an Ort und Stelle; da er aber keine Genugthuung erhielt, weder durch Auslieferung der Mörder noch durch Rückerstattung des geplünderten Eigenthums, so ertheilte er den Barbaren (Malayen) eine strenge und verdiente Züchtigung. Aus dem Berichte des Marineministers werden Sie ersehen, daß es hinsichtlich der Verfügung über unsere Kriegsschiffe nöthig erachtet worden, eine hinlängliche Streitmacht an der Küste von Afrika zu stationiren, um den betrügerischen Mißbrauch unserer Flagge von Seite Fremder zu verhindern. Neuere Erfahrung hat gezeigt, daß die Bestimmungen in unsern bestehenden Gesetzen über Verkauf und Aushändigung (transfer) amerikanischer Schiffe, während sie auswärts sind, sich äußerst mangelhaft erweisen. Aus diesen Mängeln hat man Vortheil gezogen, um Schiffen, die gänzlich Ausländern angehören und den Ocean befahren, den Schein amerikanischen Eigenthums zu geben. Diesen Charakter hat man so gut nachzuheucheln gewußt, daß er ihnen bei Betreibung des Sklavenhandels einem Handel, den unsere Gesetze nachdrücklich verpönen (denounce), den unsere Bürger mit Abscheu betrachten, und dessen wirksame Unterdrückung nirgends aufrichtiger gewünscht wird als in den Vereinigten Staaten vergleichsweise Sicherheit bot. Darum wird Ihnen eine baldige sorgfältige Revision dieser Gesetze empfohlen, so daß, ohne die Freiheit unserer Schifffahrt zu behindern oder einen mit derselben in Verbindung stehenden wichtigen Zweig unserer Industrie zu schwächen, die Reinheit und Ehre unserer Flagge mit Sorgfalt gewahrt werde. Nachweisungen hierüber von unserm Consul in der Havannah, welche die Nothwendigkeit hievon darthun, wurden einer Committee des Senats am Schlusse der letzten Session, jedoch wie es scheint, zu spät mitgetheilt, um noch in Erwägung gezogen werden zu können. Sie werden, nebst weitern Mittheilungen aus andern Quellen, von dem geeigneten Departement zu Ihrer Kenntniß gebracht werden. Den letzten Nachrichten zufolge ist die Erforschungs-Expedition in ihren Zwecken erfolgreich gewesen und verspricht nicht minder nützliche Resultate für Handel und Schifffahrt als für die Wissenschaft.

Die Ausdehnung der Poststraßen für den Briefpostdienst betrug am verflossenen 1 Jul. etwa 133,999 (engl.) Meilen, und der Durchschnitt des Jahrestransports auf ihnen 34,496,878 Meilen. Die Zahl der Postämter an jenem Tage belief sich auf 12,780, und am 30 v. M. auf 13,028. Die Einnahme des Postamts-Departements für das mit dem verflossenen 30 Jun. endigende Jahr betrug 4,476,638 Dollars eine Vermehrung von 241,560 gegen das vorhergehende Jahr. Die Verbindlichkeiten und Haftungen dieses Departements für dieselbe Periode belaufen sich auf 4,624,117 D. Der Mehrbetrag der Haftungen über das Einkommen für die zwei letzten Jahre ist aus dem früher vorhandenen Ueberschusse bestritten worden. Trotz der schwierigen Geldverhältnisse des Landes scheint das Einkommen dieses Departements im Steigen zu seyn, und wofern es von der neuerlichen Zahlungseinstellung so vieler Banken keinen zu starken Stoß erleidet, so wird es im Stande seyn, nicht nur den gegenwärtigen Briefpostdienst aufrecht zu halten, sondern ihn in kurzer Zeit zu erweitern. Mit Vergnügen gewahrt man den Eifer und die Treue, womit die Beamten dieses Departements im Allgemeinen ihre Berufspflichten erfüllen. Einige Schwierigkeiten haben sich erhoben in Bezug auf Verträge für den Transport der Brieffelleisen durch Eisenbahn - und Dampfbootcompagnien. Es scheint, daß das von dem Congreß für den Brieftransport auf Eisenbahnen ausgesetzte Entschädigungsmaximum nicht genügend ist, um einige der Compagnien dahin zu bringen, die Briefe zu solchen Stunden zu versenden, wie es die Bequemlichkeit des Publicums erheischt. Es ist eine der wichtigsten Pflichten der Generalregierung, zum Besten des gesammten Volkes für die Errichtung und Erhaltung der bestmöglichen Briefpostanstalt zu sorgen. Zu diesem Ende ist es unumgänglich nöthig, das Postdepartement in Stand zu setzen, die Stunden, in welchen die Briefe auf Eisenbahnen verführt werden sollen, ebenso wie0229 es auf allen andern Straßen geschieht, zu controliren. Sollten aus der Unzulänglichkeit der jetzigen gesetzlichen Entschädigung oder aus unbilligen Forderungen von Seite einiger Eisenbahncompagnien ernstliche Inconvenienzen entstehen, so ist der Gegenstand von so allgemeinem Belang, daß er die schnelle Aufmerksamkeit des Congresses erheischt. Die Dampfbootlinien betreffend, ist das wirksamste Abhülfsmittel von dem Generalpostmeister angedeutet. Die Departemente des Kriegs und der Marine verwenden bereits Dampfboote in ihrem Dienst, und obschon es keineswegs zu wünschen ist, daß die Regierung den Transport von Reisenden und Gütern geschäftsweise übernehme, so kann doch temporär, so oft es nöthig seyn dürfte das Publicum gegen Prellereien zu schützen, kein vernünftiger Einwurf gegen Schnellboote gemacht werden, deren Dienst ein Ende nähme, sobald billige Contracte zu Stande gebracht werden können. Die Bemerkungen des Generalpostmeisters in Bezug auf die Unzulänglichkeit der gesetzlichen Zulassung zu Zeugnissen in Verfolgungsfällen wegen Briefpostberaubungen verdienen Ihre ernste Erwägung. Die Sicherheit der Briefposten fordert, daß solche Verfolgungen wirksam seyen, und die Gerechtigkeit gegen den Bürger, der seine Zeit dem Publicum widmen soll, verlangt nicht nur, daß man ihm seine Unkosten bezahle, sondern daß er auch eine billige Entschädigung erhalte. Die Berichte von den Departements des Kriegs, der Marine und der Posten werden diese Mittheilung begleiten, und einer von dem Schatzdepartement wird dem Congreß in wenig Tagen vorgelegt werden. Aus einem im December letzten Jahrs von dem Staatssecretär des Innern dem Senat abgestatteten Bericht, der das Abhörungsverzeichniß eines jeden der Kreisgerichtshöfe (circuit-courts) und der Zahl der Meilen zeigt, die jeder Richter bei der Erfüllung seiner Pflichten zu reisen hat, ergibt sich eine große Unbilligkeit in der Masse der jedem einzelnen Richter zugewiesenen Arbeit. Die Zahl der bei jedem der Gerichtshöfe, welche den neunten Kreis bilden, zu haltenden Termine, die Entfernung zwischen den Plätzen, an welchen diese Gerichtshöfe ihren Sitz haben, und von da bis zum Sitz der Regierung, sind auf eine Weise geschildert, die es dem Richter dieses Kreises unmöglich macht, seine Pflichten auf eine den öffentlichen Forderungen entsprechende Art zu erfüllen. Eine Revision der gegenwärtigen Eintheilung der Kreisgerichte scheint daher gefordert zu seyn, und wird Ihrer Beachtung empfohlen.

(Fortsetzung folgt.)

0230

Alle Bestellungen auf die Allg. Zeitung außerhalb Augsburg bittet man bei den auf jeder Nro. der Zeitung bezeichneten resp. Postämtern, in Frankreich bei Hrn. Alexandre, Brandgasse Nr. 28, in Straßburg zu machen. An die Redaction oder die Expedition gerichtete Bestellungen können nicht berücksichtigt werden.

[319] Gegenerklärung.

Die Erklärung, welche Hr. Dr. Müglich in der Beilage zu Nr. 27 dieser Zeitung gegeben hat, nöthigt mich zu folgender Gegenerklärung. Schon im October 1839 besprach ich mit Hrn. K. Kollmann, dem Verleger der Sion, die Herausgabe einer Schrift, in welcher ich mich über die Gegenstände des kirchlichen Lebens wie über die laufende Litteratur ausführlicher verbreiten könnte, als die Sion zuläßt. Ich hatte eine Bibliothek des katholischen In - und Auslandes im Sinne. Hierüber mit Hrn. Dr. Müglich correspondirend, erfuhr ich, daß er einmal ein Gotteskästlein herauszugeben gedenke. Ich fand den Titel für eine katholische Zeitschrift zu herrnhuterisch, und erst als ich mich entschloß, mein Unternehmen zu einem guten Werk zu machen, indem ich den Ertrag zur Unterstützung armer katholischer Gemeinden in Europa verwende, befreundete ich mich einigermaßen mit diesem Titel und war Willens, mit Hrn. Dr. Müglich, der von mir einen Jahrgehalt bezog, gemeinschaftlich meinen Plan auszuführen. Triftige Gründe aber, die ich nur dann angeben werde, wenn deren Angabe provocirt werden sollte, bestimmten mich später, von einer so engen Verbindung mit Hrn. Dr. Müglich abzustehen, daher auch auf seinen Titel Gotteskästlein zu verzichten und einen dem katholischen Ernste entsprechenderen zu wählen. Ich ging also ans Werk ohne ihn; er, darüber erzürnt, ging plötzlich davon, um für sich in Regensburg zu gotteskästeln. Inzwischen sind in meinen Opferkasten von einer mildthätigen Hand bereits 700 fl. gelegt. Schon dieß, noch mehr, daß die Schrift selber sich in ein Almosen verwandelt, macht diese wahrhaft zu einer Gottesgabe; ich tändle nicht mit biblischen Worten. Wenn Hr. Dr. Müglich meint, aus seinem Gotteskästlein sey meine Gottesgabe hervorgegangen, so redet er irre; ich lasse ihm sein Kästlein, und opfere meine Gabe.

München, 27 Januar 1840.

Dr. Ferdinand Herbst.

[5256-66]

K. K. priv. österr. Lloyd in Triest.

Zweite Abtheilung.

Dampfschifffahrts - Gesellschaft.

Anzeige, die Dampfschifffahrt im Adriatischen Meere und in der Levante betreffend.

I. Zwischen Triest und Venedig.

Abgang von Triest: jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abgang von Venedig: jeden Montag, Mittwoch und Freitag

immer Abends.

Dauer der Ueberfahrt ungefähr 9 Stunden.

II. Zwischen Triest und Dalmatien.

Abgang von Triest: am 5 jeden Monats während des ganzen Jahres, und vom März bis einschließlich October auch am 20 jeden Monats immer Nachmittags nach Lussinpiccolo, Zara, Sebenico, Spalato, Lesina, Curzola, Ragusa und Cattaro, welche Häfen auch bei der Rückfahrt berührt werden, damit der Reisende Gelegenheit habe, die merkwürdigsten Punkte jenes höchst interessanten Landes zu sehen. Die ganze Fahrt von Triest nach Cattaro und zurück dauert in den Sommermonaten 12, in den 4 Wintermonaten 14 Tage.

III. Zwischen Triest und Ancona.

Abfahrt von Triest: den 8 und 24 Abfahrt von Ancona: den 10 und 26

jeden Monats, Nachmittag.

Dauer der Ueberfahrt ungefähr 16 Stunden.

Eine zweite Gelegenheit von Triest nach Ancona bietet sich durch die Dampfschiffe dar, welche am 1 und 16 jeden Monats von Triest nach der Levante gehen. Diese Dampfschiffe berühren Ancona auch auf ihrer Rückfahrt, sind aber dann der Quarantäne unterworfen.

IV. Zwischen Triest und der Levante.

Abfahrt von Triest: am 1 und 16 jeden Monats, Nachmittags.

Abfahrt von Konstantinopel: am 5 und 20 jeden Monats.

Das am 1 und 16 von Triest abgehende Dampfschiff gelangt nach Berührung von Ancona, Corfu, Patras und Piräus (Athen) ungefähr den 9 und 24 nach Svra, wo es mit dem von Konstantinopel kommenden Dampfschiffe zusammentrifft, welches unterwegs bei den Dardanellen und Smyrna anläuft. In Syra werden die Reisenden umgeschifft, da jedes der beiden Dampfschiffe von dort mit abermaliger Berührung der genannten Zwischenhäfen wieder zurückkehrt. Das nach Konstantinopel bestimmte Schiff langt dort um den 13 und 28 an, und das andere kommt am 18 und 3 nach Triest zurück.

Auf der Rückreise werden die Dampfschiffe von einem österr. Sanitätswächter begleitet, wodurch die Begünstigung erlangt wird, daß die Reisetage von Corfu an sowohl in Ancona als in Triest von der Quarantäne abgerechnet werden. Demnach haben die Passagiere aus Griechenland und den jonischen Inseln in Triest nur ungefähr 9 Tage Quarantäne zu machen; durch Umwechslung der Kleider können diese 9 Tage selbst auf ungefähr 3 Tage vermindert werden.

Der ganze Dienst der Dampfschifffahrt des österr. Lloyd wird durchaus mit neuen trefflich eingerichteten Schiffen versehen, welche die größte Zufriedenheit Aller erlangten, die sich ihrer bedient haben.

Die mäßigen Preistarife der Fahrten können bei den Agenten der Gesellschaft in allen von den Dampfschiffen berührten Häfen eingesehen werden.

Die Fahrten der österr. Dampfschiffe zwischen Syra und Alexandrien sind einstweilen eingestellt, doch finden die Passagiere in Syra regelmäßige Gelegenheit zur Weiterreise nach Aegypten mit den französischen Dampfbooten, welche von Syra am 1, 11 und 21 des Monats nach Alexandrien abgehen.

0231

[5688-89] Wichtige Schrift. Ueber die orientalische Pest

nach in Alexandrien, Kairo, Smyrna, Konstantinopel in den Jahren 1833-1838 gesammelten Materialien von F. A. Bulard.

Aus dem Französischen übersetzt von Dr. H. Müller.

Preis geheftet 1 Rthlr. 18 gr.

Der berühmte Verfasser, von der französischen Regierung mit einer Mission nach dem Oriente beauftragt, um die Pest aufs genaueste zu beobachten, theilt hier dem ärztlichen, so wie dem gesammten Publicum die interessantesten, wichtigsten Erfahrungen mit, und verdient diese Schrift die allgemeinste Verbreitung.

Zu haben in allen Buchhandlungen Deutschlands, Oesterreichs und Ungarns, in Wien bei Mösle und Braumüller, Gerold, Beck; in Pesth bei Heckenast, Hartleben, Kilian; in Lemberg bei Millikowsky, Wild und Sohn.

Leipzig, den 20 December 1839.

Leopold Michelsen.

[160]

In unserm Verlage erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Praktisch - Psychiatrische Schriften von Friedrich Bird, Med. Dr., der Leopold-Carol. Akademie der Naturforscher und mehrerer andern gelehrten Gesellschaften und Vereine Mitglied.

I. Band.

8. brosch. 1 Thlr. 15 gr. oder 2 fl. 42 kr.

Diese neueste Schrift des Verfassers ist ganz in dem Geiste seiner frühern litterarischen Arbeiten gehalten, geht also durchaus nur von dem praktischen Standpunkt aus, und ist demnach für praktische Aerzte überhaupt, nicht für sogenannte psychische allein gegeben. Wir erhalten hier zumeist nur Thatsachen, welche nicht allein die somatischen Erscheinungen des Krankenlebens würdigen, sondern auch mit der möglichsten Vollständigkeit die psychischen, welche letztere man in den ärztlichen Mittheilungen bis jetzt zu wenig oder gar nicht beachtet hat eine Halbheit, deren Nachtheile das Studium dieser Schrift deutlich zur Anschauung bringen wird. Für die psychischen Aerzte insbesondere wollen wir bemerken, daß sie hier eine Antikritik gegen Hrn. Nasse in Bonn und eine Kritik der Leistungen des Hrn. Jacoby in Siegburg finden werden, welche Arbeiten jedem werthvoll seyn müssen, dem die Wissenschaft etwas gilt.

Stuttgart.

Hallberger'sche Verlagshandlung.

[206]

In der unterzeichneten Verlagshandlung ist erschienen und in allen guten Buchhandlungen zu haben: Rau, Dr. K. H., Lehrbuch der politischen Oekonomie. Drei Bände. 8 Rthlr. 12 gr. oder 15 fl. 18 kr.

1ster Band, Volkswirthschaftslehre. Dritte Auflage. 2 Rthlr. 8 gr. oder 4 fl. 12 kr.

2ter Band, Volkswirthschaftspolitik. Zweite Auflage. 2 Rthlr. 20 gr. oder 5 fl. 6 kr.

3ter Band. Finanzwissenschaft. 3 Rthlr. 8 gr. oder 6 fl.

Auch wurde so eben versendet: Archiv der politischen Oekonomie und Polizeiwissenschaft, herausgegeben in Verbindung mit Prof. Hermann in München, Präsident Freihr. v. Malchus in Heidelberg, Prof. v. Mohl in Tübingen, Staatsrath Nebenius und Geh. Referendär Regenauer in Karlsruhe von Dr. K. H. Rau, geh. Hofrath und Professor in Heidelberg.

Vierten Bandes erstes Heft.

Der Band von 3 Heften 2 Rthlr. 12 gr. oder 4 fl. 30 kr.

Inhalt: I. Vogelmann, über die geschlossenen Hofgüter des badischen Schwarzwaldes mit Zusätzen von Rau. Mathy, über die Finanzen des Kantons Bern. Knaus, über die Benutzung und Verwaltung größerer Güter, mit besonderer Rücksicht auf Süddeutschland. II. Beurtheilung neuer Schriften.

Die Fortsetzungshefte werden in kurzen Zwischenräumen folgen. Vollständige Exemplare der vorhergehenden drei Bände sind zu gleichem Preise ebenfalls noch zu haben.

Heidelberg, Januar 1840.

Akad. Verlagshandlung von C. F. Winter.

0232

[321] Vacante Stelle.

In eine Droguerie-Handlung der Schweiz wird ein Magazinier gesucht, im Alter von 24 bis 30 Jahren, der mit ganz gründlicher Waaren-Kenntniß unausgesetzte Thätigkeit verbindet und gute Empfehlungen aufzuweisen hat.

Wer mit diesen Eigenschaften versehen, sich um die Stelle bewerben mag, wolle es in frankirten Briefen an die Expedition dieser Zeitung, unter Aufschrift A B thun, und dabei bemerken, wo man die nöthigen Erkundigungen über ihn einziehen kann.

[231-32] Theilnehmer-Gesuch.

In ein bedeutendes Fabrikgeschäft im Mittel-Rheinkreis des G. H. Baden, das schon eine Reihe von Jahren mit dem besten Erfolge besteht, wird ein Theilnehmer gesucht, wobei gewünscht wird, daß derselbe kaufmännische Kenntnisse besitze, und eine Einlage von 15 à 20,000 fl. zu machen vermögend ist; würde jedoch ein Freund geneigt seyn, das Capital nur gegen Zinsen und angemessene Extravergütung einzuschießen, so könnte derselbe auch berücksichtigt werden. Die Einlage des Geldes hätte theilweise und in einem Zeitraum von 12 bis 18 Monaten zu geschehen. Die hierauf Reflectirenden wollen ihre Anträge adressiren an Chr. Reinhard in Karlsruhe.

[228]

Bei G. C. E. Meyer sen. in Braunschweig ist so eben erschienen und an alle Buchhandlungen Deutschlands und der Schweiz versandt: Kritik und Erläuterung der Oden des Horaz.

Ein Handbuch zur tiefern Auffassung der Oden des Horaz.

Von H. Düntzer.

Erster Theil: Die Oden. 16 Bogen 396 Seiten eng gedruckt. gr. 12. geh. 1 Thlr. 8 gGr.

Der gelehrte Hr. Verf. dieses bis jetzt in der philologischen Litteratur einzig dastehenden Werkes hat in demselben einer Erklärung der Oden des Horaz Bahn gebrochen, die von dem günstigsten Einflusse auf das Verständniß dieses Dichters seyn muß. In philologische Minutien nur da eingehend, wo sie durchaus erforderlich waren, geht die Erklärung tief in das eigentliche Wesen jeder einzelnen Ode ein, und erklärt dieselben in sachlicher wie in poetischer Hinsicht mit bedeutender Kenntniß und hoher Vorliebe. Die Oden selbst sind nach ihrem philosophischen Inhalte geordnet und zusammengestellt, und bieten so wie von selbst ein System der Horazischen Philosophie. Schon hieraus wird man ersehen, daß dieser Commentar nicht nur durch keinen andern überflüssig gemacht wird, sondern jedem andern als nothwendige Ergänzung dient. Daß aber eben ein solcher Commentar bisher noch gänzlich mangelte, ist allgemein anerkannt, so daß mit der Herausgabe dieses Werks den eigentlichen Gelehrten ein eben so großer Dienst geleistet wird, als den Lernenden, denen nur auf die hierin versuchte Weise das Verständniß des Horaz eröffnet, und Sinn und Geschmack für den geistreichen Dichter in ihnen erweckt werden kann.

Das Werk enthält 16 Duodezbogen des compressesten Drucks, ein genaues Register und eine treffliche Einleitung, in welcher der Hr. Verfasser seine Ansicht erklärt und seinen Zweck gründlich erläutert.

Ferner ist daselbst erschienen: Leben und Abenteuer Valentin Vox 'des Bauchredners, von Sherry. Aus dem Englischen von Dr. E. Brinckmeier. Mit Abbild. nach Onwhyn. 4 Lieferungen à 8 Bogen, oder 2 Bde, à 16 Bogen kl. 8. mit 13 Abbildungen, à Band 16 gGr. Die fernern Lieferungen werden möglichst schnell erscheinen.

Dieser humoristische, ausgezeichnete Roman, der in England so großes Aufsehn machte, wird durch den außerordentlichen Reichthum seines Inhalts ohne Zweifel auch in Deutschland das größte Interesse erregen. Eine komische Scene drängt die andere, der Leser wird von Capitel zu Capitel fortgerissen, und selbst der Melancholischste kann aus dem herzlichsten Lachen nicht herauskommen. Der Held des Romans besitzt das Vermögen des Bauchredens, und es gibt fast keine Scene im Leben, in welcher er dasselbe nicht auf eine Weise in Anwendung brächte, die eben so geistreich als interessant ist. Allein nicht bloß hochkomische Scenen weiß der Verfasser uns vorzuführen, sein Buch enthält auch eine Menge tief ergreifender Situationen, die durch frappante Wahrheit dem Leser Thränen in die Augen locken; denn obgleich der Zweck des Buches wesentlich humoristisch ist, so ist die Tendenz doch eine weit höhere, als bloßes Lachen zu erregen; sie bezieht sich namentlich auf die Abstellung der hervorragendsten socialen Absurditäten und Mißbräuche, und greift die Scenen daher mitten aus dem Leben heraus. Das Buch ist überdieß in einem Tone und mit einer Discretion geschrieben, daß Personen jedes Alters und Standes es ohne Erröthen lesen können. Die Uebersetzung ist sehr gelungen, und für eine höchst geschmackvolle, würdige Ausstattung Sorge getragen.

Der Serpent. Von Frédéric Soulié. Nach dem Französischen von Wilhelm Wesché. 2 Theile. geh. 2 Thlr.

Es ist dieß jedenfalls einer der geistreichsten Romane, welche die französische Litteratur in neuerer Zeit lieferte und des phantasiereichen Verfassers würdig. Eine ungemein scharfe Zeichnung und Entwicklung der Charaktere, eine Handlung, die mit jeder Seite anziehender und spannender wird, vollkommene Kenntniß des höhern gesellschaftlichen Lebens, und eine feine, geistvolle Darstellung machen diesen Roman zu einer eben so empfehlenswerthen als belohnenden Lecture. Wir machen daher um so zuversichtlicher auf das Erscheinen des Buchs aufmerksam, als wir dem deutschen Publicum mit der Herausgabe einer guten Bearbeitung desselben einen wesentlichen Dienst geleistet zu haben glauben, um so mehr, da Fr. Soulié, der Verfasser der Zwei Leichen u. a. m., in Deutschland wie in Frankreich, zu den ausgezeichnetsten und beliebtesten französischen Schriftstellern gehört.

[322-24] Verkauf einer Tuchfabrik.

Von einer Actien-Gesellschaft wird eine vollständig eingerichtete und fortan in schwunghaftem Betriebe befindliche Tuchfabrik gegen annehmbaren Preis zu veräußern gesucht. Das Etablissement ist in einer der ersten Provincialstädte des südlichen Bayern begründet und ohne erschwerende Concurrenz mit nahegelegenen gleichartigen industriellen Instituten, bieten ihm eine mehr als erforderliche Auswahl tüchtiger Arbeiter aller Art und eine durch ihre Wohlhabenheit dem Absatz der Fabricate sehr günstige Umgebung Vortheile dar, welche einer entsprechenden Verwaltung den lohnendsten Gewinn um so mehr garantiren, als auch für den Einkauf der Rohproducte nahe Märkte allenthalben offen stehen.

Die theils innerhalb, theils nahe den städtischen Ringmauern gelegenen Gebäude befinden sich in einem eben so soliden baulichen Zustand, als sie Räumigkeit genug besitzen, um für die großartigste Geschäftsausdehnung zu dienen.

Spinnerei -, Weberei - und Decatirmaschinen, nach den erprobtesten neuesten Erfindungen, sind in den Fabriksälen in reicher Anzahl aufgestellt.

Eine damit in unmittelbarer Verbindung stehende eigene Färberei erhöht diese Einrichtung zu einem vollständigen Ganzen, dessen zur Zeit schon gewinnreich betriebene Lohnspinnerei den gegenwärtigen Fabricationsverhältnissen wesentlich entspricht; dabei bietet der an dem Hauptgebäude hinfließende, für das ganze Triebwerk schon jetzt benützte große Bach eine Wasserkraft dar, welche jedwede technische Unternehmung sowohl für den dermaligen Fabrikzweck, als auch für jede sonstige Vorkehrung mit sicherm Erfolg ausführbar macht.

Hiebei kann auf Verlangen auch noch ein wohl assortirtes Waarenlager, vollständiges Mobiliar und alle sonstige Zugehörung zu dem mäßigsten Anschlag in den Kauf gegeben werden.

Kaufslustige werden gebeten, ihre Anträge und resp. Anfragen in frankirten Briefen unter der Chiffre A T M der Expedition dieses Blattes zu übergeben, worauf ihnen sodann die erwünschten Aufschlüsse ungesäumt ertheilt werden.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Extent14 images; 13654 tokens; 4659 types; 95938 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 29. 29. Januar 1840 . Augsburg1840.

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Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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