Die Deputirtenkammer, welche aus 142 Mitgliedern besteht, hat sich constituirt, da bis jetzt schon einige 80 Deputirte sich zusammen gefunden haben. Man beschäftigt sich noch immer mit der Wahl der verschiedenen Ausschüsse. Die Senatorenkammer hat sich aber bis jetzt wegen Unvollzähligkeit – indem zur Vollzähligkeit wenigstens zwei Drittel der Mitglieder erforderlich sind, nämlich 36 – noch nicht constituiren können. Allem Anschein nach wird das Ministerium keine Majorität in der Deputirtenkammer erhalten, sondern stete Opposition finden. Für diesen Fall soll man entschlossen seyn, die Kammern aufzulösen. Die Differenzen mit England sind noch immer nicht beseitigt, man sagt einzig und allein durch Schuld des Lords Howard de Walden, der schlechterdings auf keine Gründe hören will, und im Rufe steht, alles eher als ein ausgezeichneter Kopf zu seyn. So hat er nicht nur für Portugal schon großes Unheil gestiftet, sondern auch seinem eigenen Vaterlande ungemein geschadet, denn der Haß gegen die Engländer nimmt täglich mehr hier zu, und dieß übt keinen geringen Einfluß auf den Handel mit England. Es sollen schon verschiedentliche Versuche gemacht worden seyn, um zu bewirken, daß sein Posten hier durch einen andern ersetzt werde, der geneigter wäre, sich mit dem hiesigen Gouvernement zu verständigen, allein alle diese Versuche sollen an der vielseitigen Protection der Verzweigung seiner Familie gescheitert seyn, so wie an der persönlichen Zuneigung des Lords Palmerston. Daß eine so feindselige Stellung gegen die englische Regierung auch den Hof wegen der verwandtschaftlichen Verhältnisse in eine äußerst unangenehme Lage versetzen muß, ist wohl zu begreifen. – Am letzten Sonnabend fand der erste Hofball statt, bei welchem gegen 600 Personen gegenwärtig waren. Die Königin eröffnete ihn mit dem Herzog v. Terceira, tanzte alsdann mit dem Grafen Villa Real, jetzigem Minister des Auswärtigen, und darauf mit einigen fremden Diplomaten. – Aus sichern Quellen können wir berichten, daß der päpstliche Hof dem hiesigen angekündigt hat, er wolle einen Gesandten von hier annehmen. Auf anderem Wege wird zugleich versichert, daß die Befehle schon ertheilt seyen, den Gesandten aufs würdigste zu empfangen. – Einige hiesige Blätter geben die Nachricht, daß Oesterreich das Gouvernement unsrer Königin anerkannt habe, was aber wohl noch der Bestätigung bedarf.
Die Kammer der Senatoren hat sich gegen Erwarten constituirt, wahrscheinlich nur in Folge einer Nachlässigkeit von Seite der Partei, welche die Constituirung verhindern, allein nicht den Schein haben wollte. Ihre Mitglieder erschienen in den Sitzungen, und entfernten sich nicht zeitig genug wieder, als mit einemmal die Zahl voll war. Als sich nun eine Discussion über die Frage erhob, ob man gleich zur Wahl der Präsidenten und Secretäre schreiten, oder erst die Diplome der Senatoren prüfen sollte, hatten sich indessen mehrere wieder fortgeschlichen, und weder das eine noch das andere konnte vorgenommen werden; so bleibt es dennoch ungewiß, ob die Kammer ihre Functionen wird verrichten können.
(Journal des Débats.) Die Nachrichten, welche uns über die Corteswahlen zukommen, lauten fortwährend günstig für die Opposition. In Malaga fielen einige Ruhestörungen vor. Die Stadt ward in Belagerungsstand erklärt, aber die Ordnung wurde bald wieder hergestellt, und die Maaßregel Tags darauf widerrufen. – Der Abzug der englischen Besatzung von Passages scheint bestimmt beschlossen; die Truppen sollen (wie mehrfach erwähnt) bereits auf der Rückkehr nach England begriffen seyn.
Die Wahlen der Hauptstadt sind in demselben Geiste, wie sie begonnen, beendigt worden. Die von der exaltirten Partei aufgestellten Candidaten haben den Sieg davon getragen. Der am meisten begünstigte unter ihnen erhielt 2771, der am wenigsten begünstigte 2666 Stimmen, während der am meisten begünstigte unter den Moderirten nur 1326 Stimmen erhielt. In den Bezirken der Provinz Madrid scheint im Ganzen der Ausgang zu Gunsten der Moderirten zu seyn, jedoch nicht in hinlänglichem Maaße, um jenes Uebergewicht auszugleichen. – Zufolge eines Berichts Espartero's haben sich ihm seit seiner Ankunft in Aragonien bis zum letzten December 13 Carlistische Officiere, und 838 Soldaten gestellt. – Der Generalcommandant der Provinz Guadalaxara wurde am 21 in Alcarer von 4 Bataillonen und0290 4 Schwadronen Carlisten angegriffen, und sah sich genöthigt, da er nur sechs Compagnien und zwei Schwadronen zu seiner Verfügung hatte, sich über die Brücke von Auñon nach Horche, zwei Meilen von Guadalaxara, zurückzuziehn. Indessen scheinen die Carlisten nicht weiter vorgegangen zu seyn. – Hr. Southern ist in vergangener Nacht mit dem Obristen Fox von hier nach Cadiz abgereist, um sich dort nach Lissabon einzuschiffen. Dagegen scheint es, daß Hr. Aston seine Reise hierher noch auf unbestimmte Zeit aufgeschoben hat. – Ihre Maj. die Königin Isabelle leidet an den Masern, und ist deßhalb auf ihre Gemächer beschränkt.
Ein Schreiben aus Madrid in französischen Blättern sagt: „ In den Salons, die gewöhnlich am besten unterrichtet sind, gibt man folgende Wahlresultate an: die Zahl der Deputirten wird 240 seyn, darunter werden 120 gemäßigte, 80 Exaltados und 40 Zweifelhafte gerechnet. Wahrscheinlich können 8 bis 10 Exaltados durch glänzende Versprechungen gewonnen werden, und dann würde die ministerielle Majorität ziemlich compact seyn. “
Cabrera hat unterm 8 Jan. aus seinem Hauptquartier zu Herves eine Proclamation an die Soldaten Espartero's erlassen, wohl um ihnen zu beweisen, daß er noch lebe. Er fordert sie auf, zu ihm überzutreten. „ Eure Anführer, sagt er, haben euch hundertmal versprochen, euch nächstens an euern Herd heimkehren, und von den Kriegsstrapazen ausruhen zu lassen. Aber sie haben euch immer getäuscht, und werden nie ihr Wort halten. Spanier, meine Brüder, die Sache, die ihr vertheidigt, ist eine ungerechte! Ihr seyd Christen, und dürft folglich nicht für eine solche Sache euer Blut verspritzen. Spart es lieber auf zur Wiedereroberung der heiligen Religion und der Gesetze, die das Glück eurer Väter ausmachten, und bald werdet ihr in eure Heimath zurückkehren, und eure gewöhnlichen Arbeiten wieder aufnehmen können. Um den Uebeln, die auf unserm unglücklichen Vaterland lasten, den Uebeln, deren Grund allein der Mißbrauch ist, den man mit euerm Blut treibt, ein Ende zu machen, schlage ich euch Folgendes vor: Jeder von euch, der in die königliche Armee, die ich befehlige, übertritt, erhält außer einer Geldbelohnung die Erlaubniß, entweder unsern Reihen sich einzuverleiben, oder frei in seine Heimath zurückkehren zu dürfen. “
Wer in England in eine öffentliche Stellung treten will, muß etwas vom Geschlechte der Pachydermen an sich haben, d. h. er darf für die Neckereien der öffentlichen Presse, für ihre Nadelstiche wie für ihre plumpen Boxerhiebe, so wenig überempfindlich seyn, als es die Engländer in der Regel nicht sind. Dieß erfährt jetzt der künftige Gemahl der Königin. Die Tories, als hätten sie nachgerade die Hoffnung aufgegeben, daß unter Königin Victoria ihre Sonne noch einmal aufgehen könne, haben nicht nur im Parlament eine Verminderung der Apanage um 20,000 Pf. St. durchgesetzt, sondern machen auch – sie, deren staatswirthschaftliche Sparsamkeit in ironischem Sinne sprüchwörtlich geworden – in ihren Zeitungen gemeine Sache mit den Radicalen gegen die „ rücksichtslose Verschwendung der servilen Whigminister. “ Die Times dreht von den 30,000 Pf. jeden Schilling um, und sucht zu beweisen, daß der Prinz eigentlich gar keine Apanage nöthig gehabt hätte. „ Die Königin, “sagt dieses Blatt, „ bezieht von dem Land eine Civilliste von nicht weniger als 385,000 Pf. (= 4,620,000 fl. Das ist nach den Begriffen des armen Englands viel! Und doch ist John Bull ein Mann, der „ vieler Menschen Städte gesehn und Sitte gelernt hat! “) Davon hat Ihre Maj. nichts zu bestreiten, als die Kosten der Hofhaltung, denn die verschiedenen königlichen Paläste in Stadt und Land werden aus einem besondern Fonds eingerichtet und unterhalten, wie denn z. B. die neuen Hofstallungen in Windsorschloß allein 140,000 Pf., d. h. das Doppelte der vom Parlament dafür votirten Summe kosten. Gleichwohl verlangen die Minister noch ein Extra-Einkommen für den Erwählten der Königin, weil, ihrer Meinung zufolge, die „ Würde der Krone “es erheischt, daß jeder Prinz und jede Prinzessin aus dem Hause Coburg, der oder die dem brittischen Königshause nahe kommt, eo ipso bereichert werde ... Die angerufene Analogie zwischen der Stellung des Prinzen und einer anvermählten Königin dieser Reiche ist durchaus unstichhaltig. Letztere ist eine hohe politische Person, und wurde jederzeit als eine solche anerkannt. Im Rang reicht sie an die Krone selbst hinan. Sie hat große und wichtige Functionen zu verrichten, ernste Verantwortlichkeiten zu tragen, einen kostspieligen Hofstaat zu zeigen, viele Bedienstete zu besolden, dabei allerlei moralische und conventionelle Ansprüche, Berufungen an ihre Freigebigkeit und Protection, zu berücksichtigen. (Und der Gemahl der regierenden Königin nicht auch?) Darum bezog Königin Adelheid, bei Lebzeiten ihres hohen Gemahls, 50,000 Pf. St. jährlich. Hingegen der Gemahl einer regierenden Königin hat an allen Tagen, die Gott schenkt, vom 1 Jan. bis zum 31 Dec., auch nicht einmal eine Flasche Wein aus seinem Eigenen zu bezahlen; der Stuhl, auf dem er sitzt, das Feuer, an dem er sich wärmt, der Armleuchter, der sein Zimmer erhellt, Alles ist für ihn wie aus den Wolken gefallen. Das Pferd, das er reitet, ist aus dem königlichen Marstall, das Buch das er liest, aus der Palastbibliothek, kurz jedes Bedürfniß, jede Bequemlichkeit und jeden Schmuck des Lebens hat er ohne Kosten und Mühe, ohne Verkürzung und ohne Neid. Wenn das Hofpersonal des Prinzen Albert, wie Lord J. Russell angegeben, 7 bis 8000 Pf. St. kostet – wohl! Dann bleiben aber immer 22,000 Pf. als reines Taschengeld u. s. w. “– Der radicale Spectator hat vernommen, und äußert sich ungehalten darüber, daß der königliche Bräutigam die Apanage von 2400 Pf., die er als Prinz des Coburgischen Herzogshauses bezog, unter Belastung derselben mit gewissen Annuitäten an seinen erlauchten älteren Bruder abgetreten habe. – Mitten in diesem politischen Parteienhader ist übrigens die Vermählung der Königin fortwährend das große Volksinteresse, das sich hin und wieder in sehr naiven Zügen ausspricht. Jede gute Engländerin scheint sich mit Selbstgefühl zu sagen: „ Ich bin es, die unsere Victoria verheirathet; “während andrerseits bei dem roheren Geschlecht, zum Theil in sehr widerlichen Aeußerungen, jener brittische Geldstolz gegenüber dem Continent hervortritt, der sich bis jetzt ungeschwächt erhalten hat, obgleich Altengland keine Subsidien mehr zahlt, und auch schwerlich so bald wieder zahlen dürfte. Selbst die Rhapsoden von St. Giles und die Bänkelsänger (ballad-singers), die mit ihren Drehorgeln an den Londoner Straßenecken stehen, haben sich dieses hochzeitlichen Stoffes bemächtigt, und tragen ihre mit gutmüthigem Volkshumor versetzten lyrischen Ergüsse vor einem bunten Straßenpublicum vor. „ Manchmal, “sagt der Atlas, „ ist es ein Dialog oder Duett zwischen einem Mann und einer Frau, in welchem die persönliche Schönheit des hohen Bräutigams („ To win a high-born maiden's heart, his waist only measures twenty-eight inches in circumference, but his calf measures sixteen “), die bräutlichen Gefühle der jungen Fürstin – „ Und hold durchschauert's ihre Magdlichkeit “– und ihr künftiges häusliches Glück in concreter Volksweise geschildert werden. “ Ein solches Lied hebt z. B. an:
0291Hierauf folgt eine Zwiesprach ungefähr wie die in der ersten Aventiure der Nibelungen zwischen Chriemhild von Burgonden und ihrer Mutter Ute. Am Schlusse sagt die Mutter:
Nun wird der Name geflüstert, die Crepundien ins Feuer geworfen, nach Dinte und Feder gerufen und an den geheimen Rath geschrieben. Ein dritter Interlocutor, John Bull, mischt sich zum Schluß in das poetische Duett:
– Unter den schon erwähnten Hochzeitgeschenken der russischen Majestäten befinden sich einige Diamanten von außerordentlicher Größe, die man in russischen Bergwerken gefunden. – Das in Woolwich auf der Themse liegende elegante Dampfboot Fearleß ist beordnet, den Prinzen von Ostende abzuholen. Die Landung wird wahrscheinlich in Woolwich erfolgen, wo Empfangsanstalten getroffen werden. – Ein torystisches Provincialblatt wärmt das Gerücht auf, König Leopold wolle durch einen besondern, der Person des Prinzen Albert zu attachirenden belgischen Agenten sich weiteren Einfluß auf den brittischen Hof zu verschaffen suchen.
Am 30 Jan. Mittags 12 Uhr versammelte sich im Ministerium des Auswärtigen ein Cabinetsrath, der Abends 7 Uhr noch nicht auseinander gegangen war.
Aus den uns heute mit zugekommenen Londoner Blättern vom 28 Jan. tragen wir zur Ergänzung der Unterhausdebatten vom 27 Folgendes nach. Hr. Hume schloß seinen Vortrag (S. Nr. 35 der Allg. Zeit. ), nachdem er noch an die großen Kosten für den Bau der neuen Marställe im Windsorschloß erinnert, mit dem Ansinnen, die vom Ministerium begehrten 50,000 Pf. St. auf 21,000 zu ermäßigen. Für dieses Amendement sprachen die radicalen Mitglieder HH. Williams und Ward. Die Tories Lord Elliot, HH. Liddel, Palmer und Goulburn stimmten in die vorgebrachten Sparsamkeitsgründe zwar mit ein, fanden jedoch den Abzug zu stark, und Hume's Amendement ging nach kurzer Debatte gegen die gestern erwähnte große Mehrheit von 267 Stimmen verloren. Nun motivirte aber Obrist Sibthorp in kurzer Rede das torystische Amendement auf 30,000 Pf. Nachdem der Schatzkanzler, Hr. Baring, schon zuvor den Regierungsvorschlag vertheidigt, an den Edelmuth des Hauses appellirt, und daran erinnert hatte, daß die Königin nach der neuern Uebereinkunft gar manche Ausgaben aus ihrer Privatcasse zu bestreiten habe, die früher der Staatscasse zur Last gefallen, erhob sich Lord John Russell, und sprach: „ Nichts von allem dem, was ich gehört, hat mich überzeugen können, daß die von mir vorgeschlagene Summe zu groß sey, und gewiß die ehrenwerthen Herren gegenüber würden, wenn sie im Amte wären, wenn die Vorgänge vom Mai v. J. sich nicht ereignet hätten, mindestens ebensoviel in Antrag gebracht haben. (Hört! von den ministeriellen Bänken.) Ein edler Lord gegenüber (Elliot) hat seine Einrede mit Worten der Ehrerbietung für Ihre Maj. zu versüßen gesucht. Ich wünschte, diese Ehrerbietung wäre nicht bloß auf den edlen Lord beschränkt, sondern unter seinen politischen Meinungsgenossen allgemein, und hätte sich in dieser Allgemeinheit während der Parlamentsferien kundgegeben. (Zuruf der Ministeriellen; „ Oh, oh! von den Oppositionsbänken.) Ich bemerke dieß, weil der edle Lord von „ Gefühlen außerordentlicher Hochachtung “geredet hat, wobei ich unmöglich vergessen konnte, daß kein Souverän dieses Landes jemals auf solche Weise beleidigt worden wie Ihre jetzige Majestät. („ Hört! “– „ Oh, oh! “) Indeß bei der vorliegenden Frage handelt es sich weder um Respect, noch um Mangel an Respect. Einige der ehrenwerthen Mitglieder verfahren, indem sie sich meinem Vorschlag widersetzen, allerdings nur den Ansichten und Theorien von Sparsamkeit im Staatshaushalt gemäß, zu denen sie sich von jeher bekannt haben, und insofern ehre ich ihre Consequenz; darum kann ich mich aber nicht entschließen, einen Antrag zurückzunehmen, den ich vor das Haus zu bringen mich verpflichtet erachtet habe. “ Lord Elliot: „ Ich berufe mich auf das Urtheil ehrenwerther Mitglieder gegenüber, ob ich etwas gesagt habe, das den Ausfall des edlen Lords auf mich rechtfertigen könnte. “ Sir J. Graham: „ Mit Entrüstung hör 'ich einen Minister der Krone einen Vorwurf andeuten, den er direct zu erheben nicht wagen darf. (Großer Beifall von den Oppositionsbänken.) Der edle Lord gibt zu verstehen, die Votirung einer kleineren Summe, als die von Ihrer Maj. Minister vorgeschlagene, würde mit der Ihrer Maj. gebührenden Ehrenerbietung unverträglich seyn. Der edle Lord ist geübt in den Künsten der Debatte, er mißt und wägt seine Worte recht geschickt; aber die Insinuation ist doch zu deutlich, als daß sie mißverstanden werden könnte. (Hört!) Ich weise eine solche Insinuation mit Nachdruck zurück; ich fühle gegen Ihre Maj. allen Respect, den ein loyaler Unterthan ihr nur schuldig ist; aber ich erinnere mich zugleich, daß ich ein Repräsentant des Volkes bin. Die Herzoge von Susser und Cambridge bestreiten große und fürstliche Haushaltungen mit ihren Einkünften von je 21,000 Pfd.; Ihrer Maj. künftiger Gemahl, der keinen eignen Hof zu bilden und zu bezahlen hat, wird hiernach mit 30,000 Pf. wohl um so besser ausreichen. “ Hr. Leader (radicales Mitglied für Westminster), erklärt, daß er auch für dieses Amendement stimme, wie er für das des Hrn. Hume gestimmt. Hr. O'Connell spricht sich mit Wärme für den ministeriellen Antrag aus, für den er die Sanction seiner Wähler habe. (Gelächter auf den Oppositionsbänken.) Sir R. Peel unterstützt Hrn. Sibthorps Amendement, und sucht nachzuweisen, daß die ministeriellerseits angezogenen Präcedentien auf vorliegenden Fall nicht passen. „ Mein Votum meiner Ueberzeugung gemäß abzugeben, “sagte der Baronet, „ davon soll mich nimmermehr die Furcht abhalten, daß man meinem Votum falsche Beweggründe unterlegen könne. Ich würde mich in diesem Falle wohl kaum zum Sprechen erhoben haben, hätte nicht der edle Lord seine Insinuation eingeführt, – und zwar meines Erachtens, unnöthig (Hört!), ungerecht (Hört!), im Widerspruch mit aller parlamentarischen Regel eingeführt (Hört!), auf eine Weise, die mir des edlen Lords sowohl als Minister der Krone, wie als Leiter des Hauses der Gemeinen ganz unwürdig scheint. (Großer Beifall der Opposition.) Der edle Lord hat zu verstehen gegeben, ohne die Vorgänge im Mai v. J. würde sein Vorschlag nicht auf die Opposition meiner Partei gestoßen seyn. Was berechtigt den edlen Lord, mir oder irgend Jemand solche Motive zuzuschreiben? (Hört, Hört!) Angenommen ich hätte gesagt, der edle Lord stelle seinen Antrag nur aus schnöder Servilität gegen die Krone (Hört!); – würde man mir nicht entgegnet haben, dieß sey ein ungerechter, ein unverantwortlicher Vorwurf? Würde mir der sehr ehrenw. Herr auf dem Stuhl (der Sprecher) nicht bedeutet haben, daß es regelwidrig sey, Motive zu imputiren? (Lebhafter Zuruf.) Noch einmal, ganz unwürdig (deeply unworthy) ist es, aus den Vorgängen des vorigen Maimonats Gründe für das Votum abzuleiten, das ich zu geben im Begriffe0292 bin; aber ich würde ebenso gemein und weibisch handeln, als influirte mich wirklich die Erinnerung an jene Vorgänge, wenn ich vor der Erfüllung dessen, was ich als meine Pflicht erkannte, zurückbebte aus Furcht, daß Jemand aufstehen und mir zurufen könnte: „ Sie handeln so aus Groll über jene Vorgänge. “ Uebrigens stimm' ich gegen das von dem edlen Lord vorgeschlagene Geldvotum nicht auf den Grund der jetzigen Finanzbedrängnisse des Landes hin (Hört!), denn das Land ist annoch reich und mächtig genug, um jede nothwendige Vorsorge für den Gemahl seiner Fürstin treffen zu können; sondern ich stimme dagegen nur darum, weil 50,000 Pf. an und für sich zu viel, und 30,000 Pf. an und für sich reichlich genug sind. (Hört, hört!) Zieh 'ich mir damit ein temporäres Mißfallen zu, sey es drum; ich getröste mich der Ueberzeugung, daß ich der Krone besten Interessen gemäß handle, indem ich mit ihnen die Interessen des Volkes, so viel an mir ist, in Einklang zu bringen suche. “ Das Ergebniß der Abstimmung ist bekannt.
In der Unterhaussitzung am 29 Jan. wurden die Debatten über Sir J. Y. Bullers Motion, das Haus wolle seinen Mangel an Vertrauen in das jetzige Ministerium erklären, fortgesetzt. Unter einer Anzahl ziemlich obscurer Mitglieder ließ sich Hr. Muntz, das neue Mitglied für Birmingham, auf ministerieller Seite mit einer „ Maiden-Speech “vernehmen, worin er sich gegen die Anspielung eines Torymitglieds mit der Bemerkung vertheidigte, theoretisch sey er allerdings ein Republicaner, und das habe er auch auf den Birminghamer Hustings gesagt; ein praktischer Republicaner aber sey er in England nicht, und im Hause sitze er als ein unabhängiges Mitglied. Die Hauptredner des Abends waren: auf der Oppositionsseite Sir James Graham, auf ministerieller Seite Lord Howick, der vorige, und Hr. Macaulay, der jetzige Kriegsminister, welchem letztern bis jetzt die Palme der Beredsamkeit in dieser Discussion gebührt. Man erwartete den Schluß derselben erst in der folgenden Sitzung.
Unter den vielen Bittschriften, die jetzt an das Parlament einlaufen, auf daß es sich für die Begnadigung Frosts und seiner Mitverurtheilten verwenden möge, befindet sich auch eine, die von 5285 Frauen der Stadt Aberdeen unterzeichnet, und mit deren Ueberreichung Lord Brougham beauftragt ist.
Ueber die Resultate der Unterhandlungen des Hrn. v. Brunnow in London sind, wie wir gesehen haben, die französischen Journale unter sich sehr in Widerspruch. Auch die sonst bestunterrichteten behaupten, es sey noch zu keiner Uebereinkunft gekommen, so namentlich das Journal des Débats. Der Courrier français meint zwar, Hr. v. Brunnow und Lord Palmerston seyen wenigstens ganz einig. Die neueste Revue des deur Mondes versichert aber, noch sey nichts verloren, der Augenblick des Handelns sey noch nicht vorüber, wenn auch die Dinge nicht mehr ganz im alten Stande seyen. Deßwegen sey das Ministerium entschlossen, diese wichtigen Unterhandlungen Hrn. Guizot anzuvertrauen. Wir verweisen übrigens auf den heutigen Brief unsers gut unterrichteten Pariser Correspondenten –.
Das vormalige Conventsmitglied Simon Camboulas, der im Convent das Departement de l'Aveyron repräsentirte, ist zu Riom gestorben.
Nach fünftägiger Berathung hat der Pairshof endlich am 31 Januar das Urtheil über die zweite Kategorie der Angeklagten des Maiaufstands in öffentlicher Sitzung bekannt gemacht. Zwei der Angeklagten, Moulines und Huard, wurden wegen nicht zureichender Beweise freigesprochen; die übrigen, neun und zwanzig an der Zahl, sind eines Attentats, dessen Zweck war, 1) die Regierung zu stürzen und zu ändern, 2) die Bürger und Einwohner zur Bewaffnung gegen die königliche Behörde aufzureizen; 3) den Bürgerkrieg anzustiften durch Bewaffnung und Aufreizung der Bürger und Einwohner gegen einander, schuldig erklärt worden. Dem Art. 89 des Strafcoder zufolge wurden Ludwig August Blanqui als Hauptanstifter des Attentats zum Tod, Guignot und Clie zu fünfzehnjähriger Gefängnißstrafe (Detention), Bonnefonds, Hendrick, Herbulet, Valliere, Godard, Dubourdieu zu zehnjähriger, Espinousse und Dugros zu siebenjähriger, dreizehn andere zu fünfjähriger Gefängnißstrafe (Detention) und zu lebenslänglicher polizeilicher Aufsicht verurtheilt; drei Angeklagte wurden zu fünfjähriger und zwei zu dreijähriger Einsperrung (emprisonnement) und zu fünfjähriger polizeilicher Aufsicht verurtheilt. Um 6 Uhr wurde die Sitzung geschlossen. Die Galerien waren gedrängt voll Neugieriger, aber die größte Ruhe herrschte in den Umgebungen des Luxembourg. Gleich nach der Sitzung verfügte sich der Gressier nach dem Gefängniß und theilte jedem der Angeklagten das ihn betreffende Urtheil mit.
Mehrere Journale melden, daß Hr. Blanqui der ältere, Mitglied des Instituts, und dessen Schwägerin, Madame Blanqui, Gattin des Verurtheilten, sich am Abend in die Tuilerien begeben, und von dem König die Versicherung erhalten haben, daß die Strafe August Blanqui's umgeändert werden soll.
(Commerce.) Nach den heute (31 Jan.) von den Deputirten in den Bureaux und im Conferenzsaale kund gegebenen Gesinnungen ist die Annahme des Gesetzesentwurfs der Dotation für den Herzog von Nemours sehr zweifelhaft. Gewiß scheint, daß der Entwurf wenigstens nicht ohne Amendement durchgehen wird. Die Majorität der Deputirten scheint nicht sehr geneigt, die Beständigkeit der Dauer der Dotation zu bewilligen. Das Amendement soll bestimmen, daß diese Dotation der Revision unterworfen werden solle, wenn die Finanzverhältnisse des Prinzen eine Aenderung erfahren würden. Der Herzog von Nemours hat bekanntlich beträchtliche Erbschaften zu erwarten. Die Privatdomäne des Königs ist nicht geringer als 120 Millionen, und dieses Vermögen wird nicht unter alle Kinder des Königs getheilt. Bekanntlich ist durch eine ausdrückliche Verfügung die Privatdomäne den durch den Civilcoder bestimmten Vorschriften nicht unterworfen. Der Herzog von Orleans, der nach Eröffnung des Nachlasses seines Vaters auf den Thron kommt, wird nicht daran Theil nehmen, und eben so wenig der Herzog von Aumale, der schon durch Einkünfte von dem Nachlaß des Herzogs von Bourbon mehr als drei Millionen Einkünfte besitzt.
*In der Sitzung der Deputirtenkammer am 1 Febr. verlas der Kriegsminister einen Gesetzesentwurf zur Aushebung von 80,000 Mann auf die Classe von 1839, ferner einen Gesetzesentwurf zu Eröffnung eines Credits von 3,700,000 Fr. zur Umänderung der Steingewehre bei der Armee in Percussionsgewehre. Der Siegelbewahrer verlas einen Gesetzesentwurf zur Organisation des Staatsraths in 39 Artikeln. Die Kammer war in ziemlicher Vollständigkeit beisammen. Auf allen Bänken herrschte große Bewegung. Von allen Seiten knüpften sich lebhafte Gespräche an. Der Präsident forderte mehrmals vergeblich zur Stille auf. Die widersprechendsten Gerüchte liefen unter den Gruppen um. Die Kammer verhandelte mehrere unbedeutende Petitionen. Hr. Bresson entwickelte seinen im Einverständniß mit den HH. Defitte, Las Cases, Armez, Glais Bizoin und Lacrosse gemachten Vorschlag zur Modification des0293 Tarifs für ausländisches Flachs - und Hanfgarn. Der Handelsminister antwortete, daß die Regierung schon lange die Nothwendigkeit fühle, einen Gesetzesentwurf darüber einzureichen. Wenn es jetzt nicht geschehen sey, so liege der Grund darin, daß Unterhandlungen mit den englischen Commissarien angeknüpft seyen, und daß durch Vorlegung eines Entwurfs diese compromittirt werden könnten. Doch solle nächstens ein Entwurf vorgelegt werden. (Unterbrechung.) Alle obengenannten Herren bitten ums Wort. Hr. Defitte erklärt sich gegen den Aufschub, da die Leinenindustrie zu sehr darunter leide, und alle Märkte mit englischen Erzeugnissen überfüllt seyen. „ Seyen wir doch, rief er aus, Franzosen, wie unsere Nachbarn Engländer! Befreien wir uns von dieser fremden Abhängigkeit! “ (Sehr gut!) Hr. Guizot erschien einen Augenblick im Saal, und ward sogleich von vielen Deputirten umgeben. Er unterhielt sich längere Zeit mit Hrn. v. Lamartine. (Abgang der Post.)
Dieser Tage hat der preußische Gesandte, Hr. v. Arnim, dem Marschall Soult officiell angezeigt, Oesterreich und Preußen seyen der zwischen Lord Palmerston und Hrn. v. Brunnow in Betreff der orientalischen Angelegenheiten abgeschlossenen Uebereinkunft beigetreten, und ersuchte Frankreich ihrem Beispiel zu folgen. Der Marschall war darüber etwas betroffen, weil das Cabinet, auf den Grund von Depeschen des Grafen Sebastiani, glaubte, die Unterhandlungen zwischen England und Rußland hätten noch kein definitives Resultat gehabt, und Hr. Guizot würde es dahin bringen, diesen definitiven Abschluß zu hindern. Der österreichische Botschafter hat noch keine gleiche officielle Mittheilung gemacht; aber Niemand bezweifelt das Einverständniß dieser Macht mit Preußen, Rußland und England. Unsere Staatsmänner wollen behaupten, das Interesse Oesterreichs und Preußens in jener Angelegenheit sey das nämliche wie das Frankreichs, allein das österreichische Cabinet sey wohl zu vorsichtig, mit einer so wenig stabilen Regierung wie die hiesige sich in Verhältnisse einzulassen, durch die es, an Frankreich gebunden, gegen die andern Regierungen in einen zum mindesten unangenehmen Gegensatz sich gestellt sähe. Als Hrn. Thiers von obiger Mittheilung des Hrn. v. Arnim Kenntniß erhielt, sagte er in seiner auch das Ernsteste leichtnehmenden und unterschätzenden Weise: die Unterschriften von Palmerston und Brunnow auf demselben Protokoll in dieser Angelegenheit bilden einen Bruch zwischen Frankreich und England, und diesem folgt unfehlbar ein Krieg, worin Frankreich, von allen Regierungen verlassen, ganz allein stehen wird; glücklicherweise haben wir aber zwei gute Alliirte: das Geld und die Propaganda. – Die von dem englischen Hause der Gemeinen ausgesprochene Reduction der Dotation des Prinzen Albert auf 30,000 Pf. St. hat in der Deputirtenkammer und im Publicum die Hoffnung erregt, das Ministerium werde auch eine Reduction der für den Herzog von Nemours geforderten jährlichen Apanage von 500,000 Fr. bewilligen, um dieser der Dynastie nachtheiligen Angelegenheit ein Ende zu machen; man bringt dabei noch in Anschlag, daß der Vorschlag des englischen Cabinets verhältnißmäßig bei weitem nicht so außerordentlich erscheint als der des französischen, da einerseits der Prinz Albert mit der englischen sehr reichen Aristokratie gleichen Schritt zu halten genöthigt ist, während die französische Aristokratie sehr wenig Ausgaben macht, und man andrerseits bekanntlich zu der nämlichen Lebensweise in England das Vierfache der Ausgaben von Paris bedarf. Selbst die dem Hof gewogenen Deputirten sprechen den Wunsch aus, diese Angelegenheit durch eine Art von Vergleich ausgehen zu sehen, um alle Debatten über die financiellen Verhältnisse der Krone zu vermeiden. – Hr. v. Cormenin arbeitet an seiner Flugschrift, worin er die Sache durch Argument ad hominem dem Publicum klar zu machen sucht: so erzählte er dieser Tage, die königliche Familie habe nach einer auf frühere parlamentarische Mittheilungen gegründeten Berechnung täglich 59,000 Fr. zu verzehren, wovon also wohl der Vater des Herzogs von Nemours diesem den 59ten Theil überlassen könne, und dann sey gewiß der der Kammer vorgelegte Entwurf überflüssig.
Verweigern wird man die Dotation für den Herzog von Nemours nicht, auch nicht beschneiden; denn Hrn. Guizots Bemerkung, man könne dieß einer so feststehenden Dynastie thun, wie der englischen, nicht aber einer neuen, muß schlagend seyn für die, welche die Dynastie eben wollen, und das ist die gesammte Kammer mit Ausnahme von etwa 40 Stimmen. Das Unglück ist groß genug für deren Freunde, daß die Forderung einmal gemacht wurde. Der alle Lagen beherrschende Geldgeist rechnet dem Hofe genau nach. Er weiß, daß bisher keine Verbindung demselben viel kostete, indem Alles in den Tuilerien wohnt und an derselben Tafel, ja mit derselben Dienerschaft blieb. Mit dem Herzog von Nemours wird es derselbe Fall seyn. Man weiß, daß, wenn es mit den 17 Millionen Schulden der Civilliste seine Richtigkeit hat, dieß daher kommt, daß man das Privatvermögen zwar von derselben Verwaltung bewirthschaften, es aber zu den Kosten derselben nicht beitragen ließ, so daß das Privatvermögen sich in dem Grade vermehrte, als die Civilliste sich verschuldete. Man sieht voraus, daß das Land diese Schulden wird bezahlen müssen, wenigstens beim Antritt der Regierung des Thronerben, der eine verschuldete Civilliste nicht wird antreten wollen. Alle diese Calculs kennt man. Daher soll dem Herzog von Nemours die neue Staatsdotation nur auf so lange bewilligt werden, bis er in den Besitz seines Erbes, sey es vom Privatvermögen des Königs, sey es von dem der Madame Adelaide, tritt. – In diesem Augenblick findet eine Versammlung der Actionnärs des Siècle statt. Es ist ein Streit auf Leben und Tod zwischen den HH. Dutaq, Gerant, und Chambolle, Redacteur en Chef, von denen einer den andern vertreiben will. Gestern den ganzen Tag suchten die Freunde Barrots, der bekanntlich mit Hrn. Chambolle sehr verbündet ist, Actien vom Siècle mit Prämien aufzukaufen, um so viel Stimmen als möglich in der heutigen Versammlung zu haben. Unterläge Hr. Chambolle, so verlöre die Partei Barrot ihr wichtigstes Organ.
Als die Repräsentantenkammer gestern die Erörterung des Budgets des Innern fortsetzte, ward der 1ste Art. in Betreff des katholischen Cultus mit 3,906,047 Fr. ohne Einwand angenommen. Das 6te Cap., die Industrie und den Handel betreffend, veranlaßte eine lange Discussion. Hr. v. Renesse forderte dringend Maaßregeln zu Gunsten des abgetretenen Theils von Limburg; Hr. Cools verlangte Erläuterungen von dem Minister über die Maaßregeln, die er zur Unterstützung der Industrie und des Handels zu treffen gesonnen sey, indem die von ihm der Centralsection zugeschickten ihm viel zu vag erscheinen. Der Minister des Innern antwortete zuerst dem Hrn. Renesse, die Regierung habe transitorische Maaßregeln ergriffen, daß gewisse Industrielle jenes Landestheils, die mit Erzeugnissen überhäuft seyen, nicht einem sichern Untergang durch den Verlust ihrer natürlichen Absatzwege zugeführt würden; er habe aber, bevor definitive Maaßregeln getroffen würden; für zweckmäßig erachtet, die Handelskammern von Lüttich und Verviers und die Provincialdeputationen von Limburg zu Rathe zu ziehen, und es sey für gut befunden0294 worden, das Ende einer definitiven Ausgleichung mit Holland abzuwarten. Der Minister fügte bei, die von ihm verlangte Summe von 125,000 Fr. sey zur Erleichterung des Absatzes der belgischen Producte bestimmt; er habe die Absicht, eine directe und regelmäßige Schifffahrt mit Amerika, entweder durch Bau von Dampfbooten auf Staatskosten oder durch Bewilligung von Unterstützungen für eine Gesellschaft, einzurichten. Die HH. Manilius, Delehaye, de Foere und Dumortier behaupteten, diese Unterstützung von Seite der Regierung würde nur ein Palliativmittel für den Augenblick seyn; man müsse aber ein definitives System annehmen. Heute ward die Erörterung fortgesetzt, und die Kammer nahm mit 66 gegen 1 Stimme den von dem Kriegsminister provisorisch verlangten Credit an. Die Centralsection hatte nur 3 Millionen anzuweisen vorgeschlagen, der Minister zeigte aber, daß das Kriegsbudget vielleicht im Februar nicht mehr votirt werden würde, und er Gelder für die ersten Tage des Monats März haben müßte. Diese Erläuterungen bewirkten die Annahme der Summe von 3,500,000 Fr. (Franz. Bl.)
Gestern Nachmittag traf der Herzog von Bordeaux, von Neapel kommend, hier ein, und bezog den schon früher von ihm bewohnten Palast Conti. In seinem Gefolge befindet sich der Herzog de Levis. Man hört, daß der junge Fürst gesonnen sey, erst bis zu Ende der ersten Wochen des nächsten Monats seine Reise nach dem Norden anzutreten. Um alle Unannehmlichkeiten zu vermeiden, soll mehrern jungen Franzosen angedeutet worden seyn, sich in ihren Ehrenbezeugungen gegen den Prinzen zu moderiren. Man behauptet, daß dieselben bei seinem ersten Aufenthalt in ihrem Eifer so weit gegangen seyen, an öffentlichen Orten fremde Menschen zu nöthigen, den Hut vor ihm als vor dem König von Frankreich abzunehmen. Man führt dieß als eine der Beschwerden des französischen Botschafters gegen seine Erscheinung hier an. – Briefe aus Neapel melden, daß nachdem die dortige Caserne der Lanciers abgebrannt, nun auch Feuer in dem Lottogebäude ausgebrochen sey, welches aber glücklicherweise, zeitig genug entdeckt, von den Pompiers gelöscht wurde. Man behauptet, beide Feuer seyen durch Frevler angelegt worden.
Heute wurde der Kupferstecher Riepenhausen, der am 28 d. M. verstorben, beerdigt. Er war ein in vielen Beziehungen merkwürdiger Mann. Schon in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts stach er die vortrefflichen Hogarth'schen Platten, die den besten englischen vorgezogen wurden, und die selbst, jetzt zweimal retouchirt, noch immer gesucht sind. Lichtenberg, der ihm innig Befreundete, schrieb zu diesen Platten seine weltberühmten Erklärungen. Seiner übrigen Arbeiten sind so viele, daß er selbst sie nicht mehr aufzählen konnte. Er war mit Heyne, Heeren, Blumenbach befreundet und vertraut. Bürger verlebte seine sechs letzten qualvollen Jahre in dessen Hause. Er hatte die Glieder des deutschen Hainbundes sämmtlich persönlich gekannt, und wußte viel und gern von jener Zeit zu erzählen; daß nicht einer seiner jüngern Freunde diese Erzählungen aus jener Blüthenzeit der Georgia Augusta gesammelt hat, ist sehr zu bedauern, denn wenn der Telegraph für Deutschland vor einem Jahre einmal berichtete, daß er selbst seine Memoiren sammle, so war das Irrthum oder Scherz. – Seine beiden Söhne, von denen der ältere vor einigen Jahren gestorben ist, lebten bekanntlich in Rom und haben sich durch ihre gemeinschaftlichen Gemälde einen europäischen Ruf verschafft.
(Beschluß der Ständeverhandlungen über Hannover.) Hr. B. Die Art der Behandlung des Antrags betreffend, so könnte zwar aus dem §. 22 der Geschäftsordnung vielleicht ein Zweifel gegen die Zulässigkeit derselben hergeleitet werden. Er müsse jedoch annehmen, daß unter den obwaltenden Umständen gegen die Vorschrift des §. 22 nicht verstoßen werde, wenn man dem von dem Proponenten vorgeschlagenen Weg folge, da dieser Antrag von andern selbstständigen Anträgen sich wesentlich dadurch unterscheide, daß er nicht etwa Mittheilungen an die herzogl. Regierung herbeiführe, sondern nur Gelegenheit dazu bieten solle, über den zur Berathung gebrachten Gegenstand Erklärungen in das Protokoll niederzulegen. Dieß Verfahren sey auch schon auf einem früheren Landtage, wo die Angelegenheit zur Sprache gekommen, für zulässig erkannt worden. In Betreff der Sache selbst halte auch er es für wünschenswerth, daß die Ständeversammlung dieser Angelegenheit ihre Aufmerksamkeit in der Weise widme, daß sie ihre Theilnahme zu erkennen gebe, und in so weit müsse auch er für den Antrag sich erklären. Seine Ansicht von der Sache sey von der des Proponenten einigermaßen abweichend, folgende: das hannover'sche Staatsgrundgesetz von 1833 solle, wie von Seite des königl. hannover'schen Cabinets behauptet werde, seiner Entstehung und seinem Inhalte nach ungültig, und deßhalb aufzuheben gewesen seyn. Der Grund oder Ungrund bilde eine Frage, die in Streitschriften vielfach behandelt, aber keineswegs erledigt wäre, und er glaube, daß sie unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden könne. Soviel aber möchte unbestritten seyn, daß diese Frage nicht von dem einen der interessirten Theile allein zu entscheiden gewesen, und wenn das Gouvernement solche Entscheidung sich angeeignet, so habe dasselbe mit der Stelle des Klägers auch das Amt des Richters vereinigt. Dieß sey eine Abnormität, die kaum mit einem Scheine von Recht vertheidigt werden dürfte. Seiner Meinung nach könnten also die Gründe, welche das königlich hannover'sche Gouvernement für die Aufhebung des Staatsgrundgesetzes geltend gemacht, so wie diejenigen staatsrechtlichen Grundsätze, welche der Gegentheil dawider aufgestellt habe, hier unerörtert bleiben, und könne man sich darauf beschränken, an der Thatsache festzuhalten, daß die seit Ende des Jahrs 1833 in anerkannter Wirksamkeit bestandene hannover'sche Verfassung auf dem Wege der Macht außer Wirksamkeit gesetzt sey, weil in diesem Verfahren schon an und für sich eine Verletzung insofern liege, als dadurch gegen die Beobachtung des Art. 56 der Wiener Schlußacte verstoßen worden, dessen Handhabung doch die hohen Mitglieder des deutschen Bundes sich gegenseitig zugesichert hätten. Dazu komme noch, daß die Anhänger des Staatsgrundgesetzes ihre Hoffnungen auf den deutschen Bund gesetzt, von daher Abhülfe ihrer Beschwerden erwartet hätten, daß jedoch nach den letzten Mittheilungen, die über die dortigen Verhandlungen gemacht wären, insbesondere nach der Auslegung, welche königl. hannover'scherseits dem neuerlich bekannt gemachten Bundesbeschlusse gegeben worden, Zweifel darüber entstanden seyen, ob auch die deutsche Bundesversammlung die zur Entscheidung der Streitfrage competente Behörde sey, so daß also nach seiner Meinung hier der Fall vorliege, daß die Verfassung eines deutschen Bundesstaats ohne das Urtheil eines unbetheiligten Richters einseitig durch die Regierung außer Wirksamkeit gesetzt, und daß es selbst Zweifeln unterworfen werde, ob für die daraus entstandene Streitfrage ein competenter Richter überhaupt zu ermitteln stehe, und in diesen Gesichtspunkten, und abgesehen von den materiellen Rechtsverhältnissen müsse die Ständeversammlung aus Gründen, die eine weitere Erörterung nicht zu0295 erfordern scheinen, ein besonders dringendes Motiv finden ihre Theilnahme an den Tag zu legen; und in so weit der gestellte Antrag in dieser Tendenz erhoben worden, werde er sich demselben anschließen. Hr. C. Da die Sache hier einmal zur Frage gekommen sey, so halte er doch für nothwendig, dieselbe einer Commission zu überweisen, um Raum zu der Prüfung zu gewinnen, ob es nicht erforderlich sey, dringendere Anträge darüber an die herzogliche Regierung zu richten. Hr. A. Er könne sich dieser Ansicht nicht anschließen. Man müsse auch das Verhältniß der herzogl. Regierung berücksichtigen, und könne schon aus dem Grunde über den Antrag nicht hinausgehen. Uebrigens erkenne er mit Vergnügen, daß dasjenige, was Hr. B. geäußert habe, von seiner Motivirung nicht abweiche. Er wolle nur zur Vervollständigung einer in dem Vortrage des geehrten Redners enthaltenen Andeutung die Fassung des in einer uns sehr nahe interessirenden Angelegenheit ergangenen Bundesbeschlusses hervorheben. „ Dem Herzoge von Braunschweig zu eröffnen: daß nach Art. 54 der Wiener Schlußacte die Bundesversammlung für die Ueberwachung des angeführten Art. 13 der Bundesacte speciell autorisirt, und daß nach Art. 56 der Wiener Schlußacte die in anerkannter Wirksamkeit bestehende Landschaftsordnung nicht auf anderem als verfassungsmäßigem Wege abgeändert werden könne. “ Hr. D. Er halte es ebenfalls nicht für wünschenswerth, daß dieser Gegenstand einer Commission zur Begutachtung überwiesen werde, zumal die Ständeversammlung dieß späterhin erforderlichen Falls noch immer beschließen könne. Dagegen aber sey er der Meinung, daß die Versammlung nicht bloß in der Weise, wie der Hr. Antragsteller vorgeschlagen, ihr Vertrauen zu der herzoglichen Regierung zu äußern, sondern daß sie vertrauungsvoll den Wunsch auszudrücken habe, die herzogl. Regierung möge mit allen Kräften beim Bundestage dahin wirken, daß dergleichen Verfassungsstreitigkeiten auf bundesgesetzlichem Wege entschieden werden. Denn wer möchte es verkennen, daß die beklagenswerthesten Verhältnisse in dem Lande zu finden seyen, wo solcher Streit zwischen Regierung und Unterthanen obwalte. Denn es könne kein gesicherter Rechtszustand gedeihen, wo die Grundlage des Rechts, die Verfassung, in Frage gestellt werde; Mißtrauen und Unzufriedenheit sey die natürliche Folge dieses Zustandes. Willkommen wären solche Verhältnisse den Feinden des Gesetzes und der Fürsten, betrübend aber für die Freunde der Ruhe, der Gesetzmäßigkeit und Ordnung, dieser unerläßlichen Erfordernisse eines geregelten Staatslebens. Höchst wünschenswerth sey es daher für die Ruhe von ganz Deutschland, daß solche Streitigkeiten nicht durch die Regierungen, sondern durch eine vom Bunde dazu eingesetzte Behörde entschieden würden. Ein solches vom deutschen Bunde anzuordnendes Gericht habe einst der Fürst Hardenberg den noch fehlenden Schlußstein zu dem Rechtsgebäude für ganz Deutschland genannt; und jeder Vaterlandsfreund müsse es beklagen, daß diese Lücke in der Bundesgesetzgebung noch nicht ausgefüllt wäre. Hr. E. äußerte, daß ein solcher Unterantrag um so mehr unterstützt zu werden verdiene, da er auch in den Dresdener Kammern Anklang gefunden hätte. Hr. F. Durch dergleichen Emendationen des Antrags würde gleichwohl in der Sache selbst nichts geändert werden, da es sich hier nur davon handle, die Ansichten und Wünsche der Ständeversammlung, in Betreff des in Rede stehenden Gegenstandes, in das Protokoll niederzulegen. Außerdem sey darüber noch zu bemerken, daß durch den, mittelst der hannover'schen Proclamation vom 10 Sept. d. J., zur öffentlichen Kunde gebrachten Bundestagsbeschluß vom 5 Sept. d. J. die Streitfrage keineswegs entschieden sey, daß vielmehr der Bundestag noch immer einen andern Beschluß darüber zu fassen vermöge. Es sey nämlich bekannt, daß durch jenes Conclusum nur der von einigen Bundesstaaten in der Bundesversammlung erhobene Antrag zur Entscheidung der hannover'schen Differenzen, von Seite des Bundes eine Commission einzusetzen, noch zur Zeit abgelehnt sey, keineswegs die von verschiedenen Corporationen im Königreich Hannover wegen der erfolgten Aufhebung der Verfassung beim Bunde überreichten Beschwerden dadurch zurückgewiesen wären. Ueber diese sey eine Entscheidung noch gar nicht abgegeben: man könne daher auch nicht behaupten, daß es an einer zur Entscheidung solcher Streitigkeiten competenten Behörde fehle. Hr. D. Es sey dieß wohl richtig; gleichwohl halte er es für beklagenswerth, daß man zur Zeit nicht wisse, ob eine solche Entscheidung überall erfolgen werde, und der verderbliche Einfluß, den dieß auf die Stimmung des Volks äußere, beschränke sich nicht auf Hannover, er verbreite sich über ganz Deutschland. Bei der Abstimmung wurde der Antrag einstimmig angenommen.
Die gewöhnliche Sitzung unserer Akademie der Wissenschaften zur Feier des Geburtstages Friederichs des Großen fand gestern in Anwesenheit des Kronprinzen und eines sehr zahlreichen Publicums statt. Nachdem Hr. Erman der Aeltere über den Gefeierten gesprochen hatte, las Hr. Friedrich v. Raumer über das heutige Italien in seinen Beziehungen zur Wissenschaft, wobei der Redner, der bekanntlich im vorigen Jahre eine Reise durch die Halbinsel gemacht, besonders gern bei dem verweilte, was unter dem Scepter Oesterreichs im lombardisch-venetianischen Königreiche, so wie nicht minder unter der milden Regierung des Großherzogs Leopold in Toscana für die Wissenschaft geschieht. – An die Stelle des kürzlich verstorbenen Generallieutenants von Tippelskirch, eines alten und geachteten Soldaten, ist der bisherige Commandeur der 8ten Division, Generallieutenant v. Löbell in Erfurt, zum ersten Commandanten von Berlin ernannt worden. Die Stellung ist darum nicht ohne Bedeutung, weil in großen Städten sehr leicht ein Conflict zwischen der Militär - und Civilgewalt, dem Commandanten und dem Polizeipräsidenten, eintritt und in dringenden Momenten die Wiederherstellung der Ruhe oft nur von der Art und Weise abhängt, wie der eine in die Intentionen des andern eingeht. Dem neuen Commandanten, der, wie sein Vorgänger, schon bejahrt ist und nur darum keine von den in der letzten Zeit erledigt gewesenen Stellen als commandirender General eines Armeecorps erhalten hat, wird allgemein das Zeugniß eines biedern Charakters, verbunden mit einer sehr achtbaren wissenschaftlichen Bildung, gegeben. – Es ist unbegreiflich, wie ein Warschauer Correspondent der Leipz. Allgemeinen Zeitung den Dr. Goldmann als muthmaßlichen Verfasser der europäischen Pentarchie bezeichnen kann. Hr. Dr. Goldmann, Censor in Warschau und früher auch Herausgeber einer in der polnischen Hauptstadt erschienenen deutschen Zeitung, hat sich in seinen Publicationen eben nicht durch seinen deutschen Styl ausgezeichnet. Der Verfasser der Pentarchie ist aber wohl jedenfalls einer der kunstvollsten und besten Stylisten zu nennen.
Heute Mittag fand das feierliche Leichenbegängniß des k. k. Feldmarschalllieutenants, Generaladjutanten etc. Grafen v. Clam-Martinitz statt. Der größere Theil der hiesigen Garnison war dazu commandirt. Der Feldmarschalllieutenant Prinz Wasa führte den Zug. Eine ungemein zahlreiche Begleitung folgte dem Sarge, darunter fast0296 sämmtliche Erzherzoge, die ganze Generalität und das Officiercorps – ein neuer Beweis der außerordentlichen Theilnahme an dem Dahingeschiedenen. Der Leichnam ward in der Schottenkirche eingesegnet, von wo sich der Zug durch die Stadt nach dem Prater in Bewegung setzte, wo sofort die weitern militärischen Trauerfeierlichkeiten vollzogen wurden, während die Leiche auf dem Wege nach Böhmen abgeführt ward, um in der gräflichen Familiengruft daselbst beigesetzt zu werden. – Der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg wird die in Begleitung seiner Tochter beabsichtigte Reise nach London zur Vermählung der Königin, da diese um einige Tage später stattfinden wird, erst in künftiger Woche antreten. – Aus Konstantinopel hat die letzte Post außer der Anzeige von der am 10 Jan. erfolgten Rückkehr Kiamil Pascha's von Alexandria keine Neuigkeit von Belang gebracht. – In einem Artikel von der türkischen Gränze wurde kürzlich ein wallachischer Obrist mit dem Namen „ Campinion “angeführt, wofür „ Campiniano “zu lesen ist. Dieser Obrist befindet sich noch hier und bestätigt, wie ich höre, mündlich die in Ihrer Zeitung über ihn und die Verhältnisse in der Wallachei enthaltenen Angaben. – Wegen Besetzung der durch den Tod des Grafen Clam erledigten Würden trägt man sich noch mit weitern Combinationen, die ich jedoch, da sie noch zu unverbürgt sind, nicht anführen zu sollen glaube.
Kiamil Pascha, der bereits von Aegypten zurück hier eingetroffen ist, brachte ein Schreiben des Pascha's mit, worin dieser unter vielen Betheurungen seiner unwandelbaren Ergebenheit notificirt, daß er als ein treuer Vasall der hohen Pforte nicht ermangelt habe, alle zur Kundmachung des Hattischerifs erforderlichen Maaßregeln zu treffen; er habe sich beeilt nach allen, seiner Verwaltung unterworfenen Ländern die nöthigen Befehle zu erlassen, damit der erwähnte Hattischerif überall mit den gewöhnlichen Feierlichkeiten promulgirt werde. Er erklärt sich ferner mit den darin aufgestellten Grundsätzen vollkommen einverstanden und sucht nachzuweisen, wie das alleinige Streben seiner langjährigen Thätigkeit auf Verwirklichung ähnlicher Maximen in den Provinzen, die seiner Administration anvertraut, gerichtet gewesen sey. Auch er habe längst die Ueberzeugung genährt, daß nur durch vollkommene Sicherung des Lebens, des Eigenthums und der Ehre der Unterthanen das Glück der Nationen begründet werden könne, und stets habe er nach dieser Ueberzeugung gehandelt. Die Kundmachung selbst ging in Kairo unter Assistenz aller höhern Beamten des Pascha's und des Corps der Ulemas vor sich; es scheint sich indessen unter dem Volke nicht derselbe Enthusiasmus wie in Konstantinopel gezeigt zu haben. – So ungebärdig sich auch Mehemed Ali in der bekannten Conferenz mit dem Obristen Hodges benommen, so scheint doch die Widerspänstigkeit des Vicekönigs hauptsächlich auf seiner Ueberzeugung zu beruhen, daß England nicht in dem Falle sey, strenge Coërcitivmaaßregeln gegen ihn in Anwendung zu bringen. Daher geht die allgemeine Meinung dahin, daß England den Vicekönig nur thatsächlich über diesen Irrthum aufzuklären brauchte, um ihn geschmeidiger zu machen, und ihm gewisse tragische Gedanken, die er nicht ohne Ostentation zur Schau trägt, aus dem Kopfe zu schlagen. Dahin gehört die Erklärung Mehemed Ali's, daß man nur über seine Leiche zu größern Concessionen gelangen werde, als die er bereits gemacht, nämlich die Abtretung Arabiens und die Ueberlassung der heiligen Städte an die Pforte. Mehemed Ali möchte der Ungewißheit, in der die Sachen schweben, allerdings ein Ende machen, doch meint er, das Temporisiren habe nur ihm, nicht Andern genützt. Dadurch habe man ihm Zeit gewährt, sich in den gehörigen Vertheidigungsstand zu setzen, seine Küsten zu befestigen, ja selbst in seinen Finanzen nützliche Reformen einzuführen. So habe er z. B. mehrere Fabriken, die früher auf seine Rechnung geführt wurden, und nur Luxusartikel lieferten, eingehen lassen; so sey er von vielen andern eitlen Unternehmungen zurückgegangen, wodurch wesentliche Ersparnisse erzielt worden, was ihn dann auch in den Stand gesetzt habe, die meisten Soldrückstände zu berichtigen. Er brauche sich vor Niemand zu fürchten, dieß werde er zu beweisen wissen. Es ist wohl leicht die Quelle zu errathen, aus der Mehemed Ali diese Zuversicht schöpft, doch dürfte er bitter sich täuschen, da, so weit unsere Nachrichten reichen, man mit Gewißheit annehmen kann, daß die andern Großmächte den Uebermuth eines türkischen Pascha's nicht werden ungestraft lassen. Mehemed Ali möge bedenken, bis zu welchem Grade seine Verlegenheit sich steigern müßte, wenn ihm nur auf einige Zeit die Communication mit seinem Sohne Ibrahim abgeschnitten würde. Die Ausführung eines solchen Plans dürfte nicht auf besondere Schwierigkeiten stoßen; die geographische Lage Syriens, die Stimmung der dortigen Stämme, welche, von einem regelmäßigen, europäischen Corps unterstützt, das Vicekönigthum in die bedenklichste Lage versetzen müßten, scheinen dafür zu bürgen. Daß dieß einen der Hauptpunkte ausmacht, die gegenwärtig unter den Mächten discutirt werden, glaube ich aus verläßlicher Quelle versichern zu kennen. – Die hier erwartete Ankunft des Erzherzogs Friedrich von Oesterreich ist noch nicht erfolgt; man glaubt, daß Se. kaiserl. Hoheit erst während der nächsten Fasten die osmanische Hauptstadt besuchen werde. – Hier scheint Alles ruhig, fast in Apathie versunken. – Wir sind jetzt im tiefsten Winter; Regen und Schnee wechseln von Tag zu Tag harmonisch mit einander ab, was die hiesigen Straßen bis zur Grundlosigkeit aufweicht. – Vergangenen Montag gab der russische Botschafter, Hr. von Butenieff, eine glänzende Soirée, bei welcher auch der berühmte Bosco mit vielem Beifall seine Kunststücke producirte.
Der Oesterreichische Beobachter vom 31 Januar meldet den Tod des Grafen Clam mit folgenden Worten: „ Vorgestern zwischen 6 und 7 Uhr Abends ist Graf Karl Clam-Martinitz, Sr. Maj. des Kaisers Generaladjutant, wirkl. geheimer Rath und Kämmerer, Feldmarschalllieutenant und Chef der Militärsection im Staatsrathe, nach kurzem Krankenlager, im 48sten Jahre seines ausgezeichneten Lebens verschieden.
„ Mit dem Feldzuge von 1809, diesem an Aufschwung und Hingebung für die Sache des Vaterlandes so reichen Jahre, begann Graf Clam seine militärische Laufbahn. Im Jahr 1812 trat er in die zweite Epoche derselben, diejenige seiner Zutheilung zur Person des damaligen Generals der Cavallerie, späteren Feldmarschalls Fürsten Karl von Schwarzenberg, dem er als Ordonnanzofficier und dann als Flügeladjutant von den eisigen Feldern Volhyniens durch das wiedergewonnene Deutschland bis ins Herz von Frankreich folgte – eine Zeit und eine Stellung, in welcher er, weit über die Gränzen seines Wirkungskreises und seiner Jahre hinaus, Eigenschaften entwickelte, die ihn damals schon von seinem Feldherrn als eine der größten Hoffnungen des Kaiserstaats, als einen der Männer bezeichnen machten, in dessen Hände in den Tagen der Gefahr Oesterreich die Kraft seiner Waffen vertrauend legen könne.
„ So jung und so hochgeachtet trat er im Jahr 1817 in die dritte Epoche seines Lebens, diejenige, wo die zwei wichtigen Elemente des Mannes, der berufen war, den Militär und den Staatsmann in sich zu vereinigen, ihre glänzende Ausbildung fanden: der praktische Dienst bei der Truppe und der diplomatische. Graf Clam wurde bald einer der tüchtigsten Obristen der Armee, und Sr. Durchl. dem Prinzen von Hessen auf einer Sendung nach Rußland beigegeben, bewiesen seine Berichte den raschen tiefen Blick, den reichen Geist, den mächtigen Charakter, die ausgebreiteten Kenntnisse, so wie die Gabe praktischer Anwendung – ein Verein von Eigenschaften, die in dem an Gefahren und vielseitigen Berechnungen reichen Jahre 1830 den Grafen Clam in den Hofkriegsrath berufen, und ihm überdieß eine Sendung wichtigster Art nach Berlin anvertrauen machten.
„ Nach dem Tode weil. Sr. Maj. des Kaisers Franz beginnt die vierte Epoche dieses wichtigen Lebens: Graf Clam wurde von Sr. Maj. dem jetzt regierenden Kaiser zu Höchstdessen Generaladjutanten erwählt und ihm bald darauf die Leitung der militärischen Section im Staatsrath übertragen. Was er in dieser Stelle geleistet, darüber gibt es in Oesterreich nur Eine Stimme, um seinem Verdienst Lob und Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Die allgemeine Theilnahme dieser Hauptstadt an dem Verluste, den Staat, Armee und Angehörige durch den Tod dieses Mannes erlitten haben, ist ein schmerzlicher, aber richtiger Beleg dafür.
„ Die fünfte Epoche – er war dafür berufen, und daß er es war, das ist seine Ehre, sein Ruhm. Die Beschlüsse der Vorsehung haben ihn abberufen von diesem Schauplatze, wo er ein Muster eines treuen und unablässig thätigen Staatsdieners, ein strenger Held der Pflicht, ein Freund alles Edlen und Großen, ein glücklicher Gatte und beneidenswerther Vater dastand! – Die achtungsvolle Erinnerung an ihn steht in dem Herzen jedes Oesterreichers geschrieben. “
Se. Majestät der Kaiser haben folgendes allerhöchste Handschreiben an die verwittwete Gräfin Clam-Martinitz zu erlassen geruht: „ Liebe Gräfin Clam-Martinitz! Mit tief gerührtem Herzen und dem innigsten Bedauern fühle Ich den frühzeitigen Verlust Ihres Gemahls, der mit so seltener Einsicht, unermüdeter Thätigkeit und Hingebung Mir, Meinen Staaten und insbesondere Meiner Armee die ausgezeichnetsten Dienste leistete. Möge Meine vollkommenste Theilnahme an diesem so harten Schlage des Schicksals für Sie und Ihre Kinder zu einiger Linderung Ihres gerechtesten Schmerzes gereichen. Wien, den 30 Januar 1840
Ferdinand m. p. “
in welcher der österr. Beobachter vom 31 Jan. den Tod des Grafen Clam-Martinitz ankündigt, ist so außergewöhnlich, daß sie in diesem Staate nur einem ganz außergewöhnlich gestellten Manne zu Theil werden konnte. Es ist nicht die Quantität des Lobes, es ist, wenn wir so sagen dürfen, die Qualität desselben, was diesen merkwürdigen Nekrolog auszeichnet. Der Verfasser desselben wußte durch die Form auszusprechen, was er durch das Wort nicht aussprechen wollte oder konnte. Die Stellung des Grafen Clam war eine ausnahmsweise, und es ist sehr zu bezweifeln, ob Oesterreich einen Mann finden wird, um ihn zu ersetzen. Durch seine Geburt gehörte Graf Clam der hohen Aristokratie und noch dazu dem böhmischen, d. i. dem kräftigsten Zweige derselben an. Durch seine Verwendung, in den Jahren seiner Jugend, um die Person des Fürsten v. Schwarzenberg, so wie durch seinen Dienst in der Armee hatte er einen gewichtigen Namen in derselben, durch seine Verwendung auf diplomatischen Sendungen war er der Vertraute des Fürsten Metternich geworden. Diese Eigenschaften wirkten zusammen, daß er nach dem Tode des Kaisers Franz die dritte Person des Triumvirats, das stäte Princip der Einigung zwischen dem Grafen Kolowrat und dem Fürsten Metternich wurde. Durch seinen Posten war er der Hersteller der Armee geworden und, nirgends sich vordrängend, behauptete er der That nach den höchsten Einfluß, den er zum Frommen und Nutzen der Monarchie zu verwenden bestrebt war. Der österr. Beobachter durfte gerade dasjenige nicht sagen, weßhalb Clam des höchsten Lobes würdig war, und sprach es dennoch durch eine seine Wendung mit Glanz und Klarheit aus, indem er den Verstorbenen in der Zeit da er starb, erst am Ende seiner vierten Lebensepoche zeigte – und ihn in seiner fünften, die er nicht erlebte, als zu der obersten Rolle im österr. Kaiserstaate entweder als Feldherr oder als Staatsmann durch Geburt, Talent, Erziehung, Erfahrung, ja sogar durch die im Tone der Vorherkündigung von dem Fürsten Schwarzenberg von seinem Todtenbette aus an den Kaiser gerichteten Worte berufen angab. Wenn uns nicht Alles trügt, so ist dieser Artikel aus der Hand eines Mannes, der in den nämlichen Worten neben Graf Clam eine ehrenvolle Erwähnung erhielt.
(Zweiter Artikel.)
(Fortsetzung.)
Während der frühern Gesandschaft waren es noch ganz andere Dinge, die verstimmend auf Niebuhr wirkten, als die langweilige Philisterhaftigkeit der Holländer.
0290Aus den Drangsalen Preußens hatte er oft nach Dänemark hinübergeblickt als auf einen erquickenden Ruhepunkt; auch dort war nichts mehr unversehrt, und wie sehr er Frankreich als Staat haßte, den Ueberfall Kopenhagens, den Raub der Flotte konnte er der englischen Politik nie verzeihen. Und wer konnte in Deutschland sagen, wo die fremde Tyrannei enden würde? Die Aechtung Steins that ihm nicht bloß aus allgemeinen Gründen wehe, weil sie ein unerhörter Gewaltstreich war, sondern dieses Ereigniß traf ihn in mehrfachem Betracht persönlich. Auf Stein war sein Verhältniß im preußischen Staatsdienst hauptsächlich gebaut, sie waren verbunden durch gegenseitige Achtung und Freundschaft, er liebte sein feuriges Gemüth, seine Treuherzigkeit, seinen lichten Verstand, seine ausgebreiteten Kenntnisse, sein lebendiges Interesse und seinen scharfen Blick, seine rauhen Ecken stießen ihn nicht ab, aber er hatte sich auch nicht über seine Schwächen getäuscht, namentlich die, daß Stein immer im Schuß ging von der zuversichtlichsten Erwartung zur Verzweiflung, in seinem Urtheil über Männer nicht selten alle Beobachtung übersprang, zu bieder um nicht eher günstig zu beurtheilen als zu verdammen, manchen Schuft in seiner guten Meinung festhielt, in die sich ein ehrlicher Mann bisweilen mühsam eindrängen mußte, wenn derselbe sich durch nichts Glänzendes empfahl. 1)1)Briefe von 1808, B. 1, S. 398, 399. Briefe an Moltke, B. 2, S. 76. Niebuhrs Freunde waren sogar nicht ohne Besorgniß, er möchte durch Aeußerungen gegen Stein selbst compromittirt seyn. Das war nun keineswegs der Fall. Vielmehr waren seine Maximen seit dem Tilsiter Frieden die, welche Phokion den Athenern seiner Zeit predigte, und unter den Declamatoren, die von äußersten Schritten wie von einer Tragödie redeten, sah er nirgends einen Demosthenes oder auch nur Hyperides, wohl aber manchen Diäus. Sein Schicksal mit Würde tragen und mit Klugheit, auf daß das Joch leichter werde, war seine Lehre, und er unterstützte sie mit der Autorität des Propheten Jeremias, der unter dem König Zedekias zur Zeit Nebucadnezars weise handelte und sprach, und unter Judas Maccabäus zur Zeit des Antiochus Epiphanes sich anders würde haben verlauten lassen. 2)2)Briefe von 1809, B. 1, S. 405. Wenn er indeß direct weder Gefahr noch Verlegenheit zu befürchten hatte, so stellte sich ihm doch auch sein Rücktritt von den Geschäften schon fast wie eine Nothwendigkeit dar. Gegen Stein herrschte bei vielen Großen ein verbissener Groll, sie beschuldigten ihn gleichsam des Hochverraths am Adel, 3)3)A. a. O. S. 405. und Niebuhr hatte ihm so nahe gestanden. Zwar war dessen Nachfolger, Altenstein, ein Mann, den er als einen liebenswürdigen und reinen Charakter hochschätzte und an dem er nur etwa das zu viele Fachwerk des Systems und eine gewisse ungleiche Begründung der Einsichten tadelte, oder dem er vielleicht nicht durchaus jenen Scharfblick zutraute, durch den der Staatsmann eine Sache fest ins Auge fassend alle ihre Beziehungen und ihren innern Gehalt zu errathen wissen muß, aber für sich schaute er voraus nichts als das Dilemma: entweder eine isolirte Verantwortlichkeit übernehmen zu müssen oder eine gefahrlose Null oder Einheit gegen andere gleiche Stimmen zu seyn. 4)4)Briefe an Moltke, B. 2, S. 77. Zu dieser Ungewißheit über seine eigene Zukunft kamen noch die mancherlei größten politischen Begebenheiten des Jahrs 1809, die seinen Geist bald aufrichteten bald niederschlugen, oder, wenn ihn auch seine lebendige Kenntniß der Geschichte vor der Freude an den tausend Irrlichtern bewahrte, wenigstens in eine Spannung versetzten ähnlich derjenigen des leidenschaftlichen Hazardspielers, der am grünen Tische steht, ob er schon keine Karte anrührt.
Allermeist schmerzte ihn das Geschick der Tyroler – das Drama so heldenmüthig, die Katastrophe so gemeine Prosa – so ganz jenem Bulletinstyl des Besudelns und Verächtlichmachens gemäß, dessen sich die Franzosenherrschaft bediente, wie die Riesenschlange des Schleims, mit dem sie ihre Beute überzieht, um sie gemächlicher zu verschlucken. 5)5)Briefe von 1809, B. 1, S. 414. Vergl. S. 396, 399. Ueber Schills Schilderhebung erlaubte er sich kein bestimmtes Urtheil: er wagte die That nicht zu billigen, nicht zu verdammen. Nur fürchtete er, sie möchte Preußens Schicksal vollenden. Denn es wäre nur consequent und er der Letzte, der den Kaiser Napoleon darum tadeln würde, wenn derselbe sagte: „ Entweder ihr willigtet ein oder nicht. Ist jenes, so seyd ihr meine Feinde. Ist dieses, so seyd ihr kein Staat mehr, weil ihr eure Unterthanen nicht mehr beherrschen könnt. “ Niebuhr fügte hinzu: „ ist Schill ein Abenteurer oder ein großer Mann? Auf jeden Fall ein glücklicher, auch wenn er fällt. Das ist das erste Neue und Unerhörte, was seit vielen Jahren geschah. Die Auflösung ist fertig. Da beginnt nun entweder völlige Zerstörung und Fäulniß oder es bildet sich ein neues Leben. Was ärgert mehr? der dem Waghals wie einem Seiltänzer zuklatscht, weil das Spectakel amusirt, oder wer ihn der Unbesonnenheit wegen schilt? “ 6)6)A. a. O. S. 412. Ueberhaupt, je mehr sich ihm die Wahrnehmung darbot, daß ein ernsteres Bewußtseyn in den Zeitgenossen am Erwachen sey statt jenes Geistes des Leichtsinns, der Oberflächlichkeit und Talentlosigkeit bis auf die Zerstörungssucht, wovon er das antike Vorbild bei Demosthenes gefunden hatte, jemehr er diese Erscheinung verfolgen konnte in den todesmuthigen Kämpfen bei Aspern und in Saragossa oder in dem Martyrerthum des Papsts, der mitten unter den gallischen Schergen den Bannfluch aussprach, desto zuversichtlicher wurde in ihm die Ahnung eines besseren Tages, und er beobachtete aufmerksam jedes Symptom, welches anzudeuten schien, daß die Vernunft im Ganzen, in der Gesammtheit der lebenden Individuen, sich umbilde, in ihnen die Gestalt annehme, welche allgemeine Veränderungen möglich mache. 7) 7)A. a. O. 410, 420.
(Beschluß folgt.)
(Vom Verfasser der Briefe eines Verstorbenen.)
♔ Unmittelbar aus dem Wasser des Nils brach ich am 11 Mai gegen Mitternacht mit meiner Karawane auf, nachdem ich einen Theil meiner Effecten und die ganze Schiffsmenagerie, mit einziger Ausnahme des treuen Susanis, der Obhut des gefälligen Kascheffs anvertraut hatte. Auch einen sehr brauchbaren arabischen Diener, den mir der Gouverneur von Derr mitgegeben hatte, mußte ich zurücklassen, da er fast hoffnungslos an einem bösartigen Fieber daniederlag, an dem er auch einige Wochen darauf starb. Die Luft war vom Gewitter keineswegs abgekühlt worden, sondern drückend schwül. – Doch ehe ich in dieser schwülen Luft weiter avancire, muß ich einige Augenblicke in die nicht minder oppressive Luft litterarischer Polemik übergehen, eine leidige Nothwendigkeit, die ich jedoch für mein nachsichtiges, kleines Publicum so wenig ungenießbar als möglich einrichten werde.
Ich habe einmal von einem gemeinen Manne erzählen hören,0291 der, mit einem Anfluge praktischer Philosophie begabt, an jedem letzten Tage des Jahres seiner Ehehälfte mit harten Thätlichkeiten so lange zu Leibe ging, bis er von ihr, im Uebermaaße ihres Zorns, alles herausgebracht hatte, was etwa von insultirenden Persönlichkeiten gegen ihn aufzutreiben möglich war, und wovon er auf anderm Wege bei honneten Leuten nicht leicht eine so vollständige Erkenntniß zu erlangen fähig gewesen wäre.
Erfahrung lehrte mich seitdem, daß man in einer etwas höhern Sphäre viel leichter, und schon dadurch zu demselben ergötzlichen Resultate gelangen könne, wenn man in unserer litterarischen Welt einen deutschen Pedanten einiger Irrthümer zeihe. Augenblicklich speit nach solcher Beschwörung ein Vulcan, von denen es bekanntlich (so lange sie noch nicht ausgebrannt) dreierlei Gattungen gibt, nämlich entweder Feuer, oder Wasser, oder Schlamm speiende. Oft hat man sogar das Vergnügen alle drei Elemente zugleich herausfahren zu sehen. Für ein solches interessantes Naturschauspiel nun bin ich eben jetzt dem Hrn. Doctor Rüppell wahrhaft verpflichtet, ich der Tourist – nicht der mit diesem in Verbindung gebrachte Fürst Pückler, der gar nicht hierher gehört, weil er sich nie als den Verfasser jener angefochtenen Berichte bekannt hat, und den folglich nur die irdische Unbeholfenheit und Tactlosigkeit, welche unerzogener Rohheit stets eigen zu seyn pflegt, in diese Sache einzumischen sich einfallen lassen konnte. Ich habe gar nichts dawider, daß Hr. Rüppell mich bald mit Semilasso, bald mit Tourist, Scribent, oder andern schmeichelhaften Benennungen der letztern Art bezeichnet, aber mich als Fürst Pückler aufzuführen, dazu hat er kein Recht, um so weniger da es ganz unnütz für seinen Zweck ist, weil Semilasso und der Verfasser der Briefe eines Verstorbenen zufällig weit bekannter in der Welt geworden sind, als der noch viel unbedeutender als sie sich erkennende Fürst Pückler. Ich bedaure übrigens, daß der gütig vermittelnde Redacteur der Allgemeinen Zeitung – wahrscheinlich aus Respect für sein eigenes Blatt – einen Theil der erwähnten Explosion abgewehrt hat, denn ich bin wirklich stolz genug zu glauben, daß ich in meiner geistigen Sphäre zu hoch über Angriffen dieser Art stehe, um verletzend davon berührt werden zu können. Ja es würde mir sogar leid thun, daß die nichtigen Ausstellungen eines so unwissenden Touristen, dem nicht einmal ein Begriff von dem tiefsinnigen Geheimniß der Längenbestimmung eines Orts durch Sternbedeckung oder Meridianhöhen zugetraut wird, einen sich selbst so viel Gerechtigkeit widerfahren lassenden Gelehrten, wie Hr. Doctor Rüppell ist, dermaßen in Harnisch bringen konnten, daß kein Unbefangener mehr zweifeln wird, er habe sich wenigstens in einem oder dem andern Punkte schmerzlich getroffen gefühlt – ich würde, sage ich, dieß aufrichtig bedauern, wenn es nicht dazu diente dem ganzen Publicum eine nützliche Wahrheit anschaulich zu machen, und zwar die: daß unter allen Tyranneien unserer Zeit die der wissenschaftlichen Zünftler, die eben weiter nichts als das sind, die schwerfälligste, und darum widerwärtigste und unerlaubteste ist. Der blinde Hochmuth jener (oft nur sogenannten) Gelehrten vom Fache, emsiger Saumthiere des Wissenschaftsquarks und Residuums, die da glauben, daß nur sie, weil sie die Träbern tragen, auch den Geist mitgeladen haben, und daß daher Niemand etwas wisse, und Niemand etwas schreiben könne und dürfe als sie – dieser albernste Hochmuth kann zum Besten der Gesellschaft weder zu oft noch zu stark ins hellste Licht gesetzt werden.
Da ich indeß, wie billig, ungleich mehr Furcht habe das Publicum zu ennuyiren als Hr. Rüppell, so werde ich mich bei meiner anspruchlosen Replik mit folgenden wenigen Bemerkungen begnügen.
1) Es ist interessant, aus Hrn. Doctor Rüppells Erklärung zu sehen, daß die schon früher gegen meine Wenigkeit gerichtete feurige Zurechtweisung, die anonym in der Allgemeinen Zeitung erschien, und die ich irrigerweise als aus der Feder „ eines lobhudelnden Landsmannes Hrn. Rüppells “geflossen ansah – von dem Hrn. Doctor selbst herrührte. Dieses Irrthums bekenne ich mich schuldig.
2) Hinsichtlich Saki el Abd's und des „ wunderbaren “Sophismus, dessen ich mich bei dieser Gelegenheit bedient haben soll, muß ich, trotz aller imposanten Messungen meines gelehrten Gegners, in meiner Verstocktheit bei der einfachen Thatsache stehen bleiben, daß Saki el Abd auf Hrn. Rüppells Karte vergebens gesucht wird, so wie viele andere dem Reisenden wesentliche Orte, was mir fortwährend ein Mangel derselben zu seyn scheint. Ambukol betreffend mag Hr. Rüppell vollkommen Recht haben, aber ich bitte zu bemerken, daß ich seiner hierbei gar nicht gedacht habe. Ich äußerte allerdings, daß Ambukol auf den Karten falsch placirt sey, aber als ich dieses an Ort und Stelle schrieb, hatte ich drei bis vier Karten mit mir, und es ist sehr wohl möglich, daß ich unter diesen die des Hrn. Rüppell damals, wie er sagt, „ mir nicht die Mühe nahm anzusehen. “ Ich dachte vielleicht, er habe Ambukol wie Saki el Abd darauf anzumerken vergessen. Nur da also, wo ich Hrn. Rüppell genannt habe, kann ich die Verantwortung des Gesagten auf mich nehmen. Dieß ist nun der Fall bei Nummer
3) wo zugestanden wird, was ich, nach Hrn. Rüppells Ausdruck „ mit gewaltigem Stolze “behauptet, daß die Distance der Pyramiden zu Nuri vom Dschebel Barkal, statt der von Hrn. Rüppell angegebenen sieben Stunden, nicht mehr als drei betrage, aber – dieß ist nur ein Druckfehler, wie mich Hr. Rüppell belehrt, und obgleich in Buchstaben ausgeschrieben, hat der ungeschickte Setzer doch sieben statt drei gelesen. Gleichermaßen wird versichert, daß Capitale für Capitäle auch nur ein Druckfehler sey. Hier wäre er allerdings plausibler, muß aber doch für den hartnäckigsten seiner Gattung erklärt werden, da auch nicht ein allereinzigesmal in dem ganzen Buche des Hrn. Doctors, das vor mir liegt, der über alle Begriffe im Unrecht verharrende Setzer dieses, mehr als fünfzigmal vorkommende, Wort richtig zu entziffern vermochte! Daß ich nun Druckfehler solcher Art falsch beurtheilte, verdient vielleicht um so eher Entschuldigung, da dieselben in dem Verzeichniß ihrer Cameraden, welches sich am Ende des Buches befindet, sämmtlich mit Stillschweigen übergangen worden sind. Wahrscheinlich hat sich aber jetzt auch die Allg. Ztg. einiger Druckfehler schuldig gemacht, indem sie in Hrn. Rüppells Erklärung folgende Phrase aufgenommen: „ das Hauptinteresse der Aufsätze des Touristen besteht für den gebildeten (gebildeten ist hier offenbar ein Druckfehler) Leser nur in der Art und Weise wie er (der Tonrist) sich selbsten (zweiter Druckfehler) Huldigungen darbringt. “ Nichts kann in der That meinen schwachen Angriff auf die Schreibart des Hrn. Rüppell besser entkräften, als die Eleganz und der geistreiche Sinn dieses Satzes, aber wir wollen, hier gleich zu Nummer
4) fortschreitend, uns über den Styl nicht länger streiten. Le style c'est l'homme, sagt Buffon. Hr. Rüppell also schreibt wie Rüppell, der Tourist wie der Tourist, das Urtheil darüber bleibt Geschmackssache.
5) Hrn. Rußegger betreffend, so weiß ich zwar nicht, was derselbe in der Frankfurter Ober-Postamtszeitung publicirt hat (ein Artikel, der abermals durch viele Druckfehler entstellt worden0292 seyn soll), daß er sich aber gegen mich mündlich über Hrn. Rüppells Nachrichten und Karten als in vieler Hinsicht unzuverlässig und irrthümlich ausgesprochen, muß ich wiederholen. Hrn. Rußeggers Werk, von dem ich nach der mit ihm gemachten Bekanntschaft viel erwarte, wird später am besten, durch die Vergleichung seiner Angaben mit denen des Hrn. Rüppell, darthun, wie es sich hiermit verhält. Selbst seine, in diesem Augenblick mir mitgetheilte Auslassung im Beiblatt der Allgem. Zeitung vom 16 Januar des laufenden Jahrs gibt davon bereits einen Vorgeschmack, obgleich das Bestreben, Hrn. Rüppell möglichst zu schonen, gleich ersichtlich daraus ist – eine sehr erklärliche Rücksicht, da Hr. Rußegger eben nach Frankfurt zu reisen im Begriff steht, und daher um so weniger Beruf fühlen mag, sich der Derbheit und dem dictatorischen Ton eines so formidablen Gelehrten in dessen eigenem Lager entgegenzustellen. Doch kann ich nicht umhin hier zu citiren, was Hr. Rußegger vor einiger Zeit in der steyermärkischen Zeitschrift, vierter Jahrgang, zweites Heft, S. 110 publicirte.
„ Rüppell, schreibt hier Hr. Rußegger, hat in seiner Reisebeschreibung sehr unrichtige Notizen durch Mittheilungen Anderer über das Land der Nubas aufgenommen, welches er selbst nicht gesehen hat. Ueberhaupt bin ich mit seinem Reisebericht gar nicht zufrieden, er ist mir zu oberflächlich, geht zu leicht über die wichtigsten Gegenstände weg und ist zu arm an wirklicher Naturanschauung. “
Dieß scheint mir außerordentlich deutlich, und ich, der nur einzelne Irrthümer des Hrn. Rüppell bemerklich machte, habe im Allgemeinen ein weniger ungünstiges Urtheil über ihn ausgesprochen als dieses. Was ich aber gesagt, glaube ich, und würde dabei verharren, wenn auch noch so viele Autoritäten mir (ohne mich durch Ueberzeugung zu einer andern Meinung zu bekehren) entgegenträten. Ich würde also auch des Hrn. Rußegger, dem ich freundschaftlich zugethan bin, und dessen gründliche Gelehrsamkeit ich hoch ehre, hier zum zweitenmal gar nicht erwähnt haben, wenn es nicht nöthig gewesen wäre, um zu beweisen: „ daß ich nicht in Ermangelung eigener wissenschaftlicher Befähigung zu einem gegründeten Angriff auf Gelehrte (?) mich des Namens und angeblicher Ansprüche (noch einmal ein Druckfehler, denn um Sinn zu haben, müßte es wenigstens Aussprüche heißen) bediente, um die Wahrheit der Angaben Hrn. Rüppells zu verdächtigen “– ferner, „ daß es ganz und gar nicht zu meinem Nachtheil gereicht, keine Kenntniß von dem aus der Frankfurter Ober-Postamtszeitung in der Allgem. Zeitung verstümmelt abgedruckten Briefe des Hrn. Rußegger zu haben, in welchen dieser verdienstvolle Reisende gegen einen solchen Mißbrauch seines Namens protestirt, und in Bezug auf Hrn. Rüppells Leistungen gerade das Gegentheil von dem, was Semilasso ihn sagen läßt, ausspricht. “
Wir haben eben gesehen, in wie fern die in einem amtlichen Bericht des Hrn. Rußegger an seinen Vorgesetzten befindlichen Aeußerungen, welche in der Steyermärkischen Zeitschrift abgedruckt, und jedenfalls lange vor den mir unbekannten verstümmelten Briefen in der Allgem. Zeitung erschienen sind – gerade das Gegentheil meiner Behauptungen enthalten.
6) Da ich depreciren muß jedes triviale Detail wiederzukäuen, welches Hrn. Doctor Rüppells Erklärung weiter enthält, so ertheile ich ihm schließlich nur noch die Versicherung, daß ich, ganz unbekannt mit seiner geehrten Person, durchaus kein anderes Motiv gehabt habe, ihn einiger Irrthümer zu zeihen, als das Interesse der Wahrheit, und nebenbei vielleicht etwas humeur, wie ich nicht läugnen will, über die Anmaßung, welche sich in seiner Vorrede und mehreren Stellen seines, in mancher andern Hinsicht dennoch verdienstvollen Buches auf eine sehr widerliche Weise kund gibt. Ich glaube dennoch in beiderseitiger Hinsicht mit mehr Mäßigung verfahren zu seyn, als in der Entgegnung gefunden werden wird, deren Ton ich mich nur jetzt nothgedrungen etwas mehr zu nähern genöthigt war; doch verwahre ich mich gänzlich gegen die lächerliche Voraussetzung Hrn. Rüppells, daß ich ihn bloß deßhalb einiger Oberflächlichkeit in seinem Reiseberichte beschuldigt, weil er Mehemed Ali als einen Tyrannen geschildert. Ich kann im Gegentheil mit dem besten Gewissen betheuern, es bisher vollständig ignorirt zu haben, daß den Helden Aegyptens das Unglück betroffen, in dem Heros des Frankfurter Naturaliencabinets einen Antagonisten zu finden. Aufrichtig gesagt, glaube ich aber, daß Mehemed Ali nicht viel von diesem Umstand zu befürchten hat, ja daß alle wissenschaftlichen Kenntnisse Herrn Rüppells, so zahllos sie auch seyn mögen, immer noch nicht hinlänglich sind, das Genie Mehemed Ali's zu messen, und wenn auch ein nichtsbedeutender Tourist, wie ich es bin, sich gern gefallen läßt, bis in alle Ewigkeit ein Gegenstand von Hrn. Rüppells höchster Geringschätzung zu bleiben, dieser doch gut thun wird, dem erhabenen Sterne gegenüber – dessen Bedeckung zu observiren er wohl vergebens hofft – nicht weiter dem Beispiel jener launischen Kläffer zu folgen, die auch den Glanz des Mondes nicht, ohne unnützes Lautwerden, zu ertragen vermögen.
(Fortsetzung folgt.)
Die Emigranten aus der Capcolonie in Port Natal haben sich endlich von aller Abhängigkeit von der englischen Krone frei erklärt. Die Veranlassung dazu gab eine falsche Nachricht, welche das Journal von Grahams-Town vom 3 Oct. enthielt, daß die englische Regierung einen Theil der Landereien in Port Natal an Colonisten verkauft habe. Diese Nachricht verdankte ihren Ursprung wahrscheinlich Gerüchten, zu denen Bannisters Association für Colonisirung von Natal Veranlassung gegeben hatte, die aber wenigstens bis jetzt ganz grundlos waren, da das Parlament ihr noch keine Charte gegeben hat. Die Emigranten, welche durch die Besatzung von Natal – ein Detaschement von 100 Mann Colonialtruppen unter Major Charters – schon erbittert waren, hielten hierauf eine große Versammlung (Volksraad) aller ihrer Hauptleute und der hauptsächlichsten ihrer Bürger in Port Natal, und erließen den 11 Nov. folgende Erklärung; „ Beschluß. Im Fall fremde Ansiedler ohne vorhergegangene Erlaubniß der Versammlung in Port Natal landen sollten, werden sie als Feinde des Staats behandelt. Sollten die Emigranten von einer bewaffneten Macht begleitet seyn, welche uns außer Stande setzte ihre Landung zu verhindern, so werden wir uns in die Wälder, Gebirge und Klüfte zurückziehen, welche die Bai in jeder Richtung umgeben, und uns dort in kleineren Partien vertheilen, wie die unterdrückten Spanier gethan haben, und nach dem Beispiel von Don Carlos weder Pardon geben noch verlangen, bis wir unser Eigenthum wieder erobert haben. Die Commandanten und Hauptleute der bewaffneten Bürger sollen versammelt werden, um weitere Maaßregeln über die Vertheilung und das Commando ihrer Truppen zu nehmen. Eine hinlängliche Menge von Schlachtvieh, Mais und andern Lebensmitteln soll von verschiedenen Orten in die Nähe der Bay gebracht werden, um eine Wache von 40 Mann zu erhalten, welche auf dem Hügel von Barca errichtet werden soll, um die Bewegungen von Panda und den benachbarten Kafferstämmen zu beobachten. Eine0293 Subscription soll eröffnet werden für den Ankauf und die Lieferung von Lebensmitteln an den localen Landdrost zur Austheilung. Ein Theil der Munition soll dem Landdrost übergeben und von ihm verwaltet werden. Geschehen in der Versammlung den 11 Nov. 1839. (Unterschriften) Der Präsident und die Versammlung. J. S. Maritz, Präsident, G. J. Rodolph u. s. w. “ Dieser Beschluß ist von einem Manifest begleitet, in welchem die Emigranten ihre Anklagen gegen die Colonie in sehr starken Ausdrücken wiederholen. Ihre Lage in der letzten Zeit war günstig gewesen, sie hatten in der Gegend von Natal die Reste der von Dingaan und den Zulus zerstörten Kafferstämme gefunden, deren Felder von Dingaan verwüstet und deren Vieh von ihm weggetrieben worden war. Etwa 2000 derselben waren in Dienste der Emigranten getreten, und diese hatten sich trotz der noch immer nicht beendigten Streitigkeiten mit Dingaan in Lager von je 20 Familien vertheilt, und angefangen zu pflügen, steinerne Häuser und Kirchen zu bauen, und sich förmlich als Staat organisirt. Das Interdict des Gouverneurs der Capcolonie, Sir J. Napier, auf den Handel mit dem Hafen von Natal hatte sie sehr beleidigt, aber sie hatten keinen Versuch gemacht, sich der englischen Besatzung mit Gewalt zu entledigen, aber der gegenwärtige Zustand kann nicht lange dauern. Die Colonialregierung kann ohne Zweifel den Emigranten die Meeresküste abschneiden, aber sie hat kein Mittel sie zur Unterwerfung zu zwingen. Die Emigranten von Natal belaufen sich gegenwärtig auf mehr als 4000, worunter 2600 waffenfähige Männer; man kann sie zwingen sich ins Innere zurückziehen, wo sie in Barbarei zurückfallen würden, aber die ganze holländische Bevölkerung des Caps ist auf ihrer Seite, und die Auswanderungen auf der nordwestlichen Gränze der Colonie gegen den Orange-River sind noch viel beträchtlicher als die nach Natal. Hätte der Colonialminister den dringenden Vorstellungen von Sir John Napier nachgegeben und Natal sogleich nach der Auswanderung der Bauern, und so lange diese noch im Innern des Landes waren, für englische Colonie erklärt, wozu die wiederholte Abtretung des Districts von Seite der Kaffern an englische Unterthanen das völlige Recht gab, so würde sich wahrscheinlich ein Theil der Emigranten dort niedergelassen haben und unter englische Oberherrschaft zurückgekehrt seyn, und der Rest würde jedenfalls nach den Grundsätzen, welche Pieter Retief im Anfang der Emigration aufgestellt hatte, und welche von Maritz und Pretorius nach seinem Tode befolgt wurden, sich jeden Eingriffs in diesen District enthalten haben, aber dieß kann jetzt nicht mehr ohne großes Blutvergießen geschehen. Wird dagegen Natal von den Engländern ganz geräumt, so ist wahrscheinlich, daß ein großer Theil der holländischen Bauern der nördlichen Districte des Cap den Emigranten folgen und mit ihnen einen unabhängigen Staat gründen wird.
(Von einem Engländer.) Das Verfahren zu Dewsbury und Sheffield hat das Seil um den Nacken des unglücklichen Frost und seiner Genossen enger gezogen. In meinem Letzten theilte ich Ihnen einige Bemerkungen über das unheilvolle Verfahren der Chartisten in den Grafschaften mit, und täglich höre ich mehr darüber. Man spricht von Associationen, die nicht haufenweise, sondern in geringer Zahl sich versammeln, um keinen Argwohn zu erregen. Diese kleinen Versammlungen senden ihre Abgeordneten an andere Versammlungen, welche wiederum ihre Vertreter, und sofort bis zu den Chefs hinauf ernennen. Bei diesen scheint, Gott sey Dank! die Gefahr abzunehmen – denn thörichtere, unwissendere und grundsatzlosere, feigere Führer als sie, kann es nie gegeben haben. Es ist ein Glück für das Land, daß solche Männer an der Spitze einer Macht stehen, die außerdem allmächtig seyn würde. Gebe Gott, daß Feldmarschall Feargus O'Connor, General Vincent und Andere ihres Gelichters noch einige Zeit mit dem Oberbefehl über die Chartistentruppen betraut bleiben, bis Maaßregeln ergriffen werden, der Gefahr zu widerstehen und sie zu bewältigen. Warum haben wir keine Nationalgarde? Wenn ich nicht irre, wird diese Frage in Bälde und auf sehr kräftige Weise angeregt werden. Sie ist den Tories, wie alle volksthümlichen Maaßregeln, sehr unangenehm; denn mit einer Bürgergarde (household guard) müßte das Stimmrecht der Hausbesitzer, die Abstimmung durch Kugelung, die ihnen so verhaßt ist, wie der Widerruf der Korngesetze, welche der Herzog v. Buckingham und der Marquis v. Chandos so gern mit den Säbeln von 5000 Yeomen vertheidigen – von selbst kommen. Werden die 5000 Yeomen mich und mein Haus in London vertheidigen, wenn die Chartisten eine Lust zu meinen Möbeln anwandelt? Warum etwas so Patriotisches erwarten? Und doch bilden diese – ein paar tausend Polizeisoldaten mit Knütteln und eine stehende Armee, welche einen Soldaten auf je 2500 Einwohner gibt, Alles, was uns zu unserer Vertheidigung zu Gebote steht. Ist es nicht monströs auf sie zu bauen? wäre es nicht tausendmal wohlfeiler, leichter und für jeden Bürger wirksamer, wenn er sich selbst vertheidigte, da er bei seiner Sicherheit selbst doch mehr interessirt ist, als es die väterlichste Regierung? Zur Erhaltung des Friedens und zur Ergreifung der Räuber, die in unsere Güter einzudringen wagen könnten, unterhält zwar die Regierung wachsame Constabler, allein dieß hindert uns nicht an gewissen besondern Vorsichtsmaaßregeln – wie Schlösser an unsere Thüren u. dgl. Sichern wir uns daher ebenso mittelst Flinten gegen die Chartisten. – Sie wissen, daß es dem Herzog von Wellington gelungen ist, in der Glückwunschadresse an Ihre Maj. wegen ihrer Vermählung die Einschaltung des wundervollen Worts „ Protestant “vor Prinz Albert durchzusetzen; auch haben Sie vielleicht gelesen, welche Freude die Toryjournale bei dieser Gelegenheit an Tag legten, und welche tröstliche Aussicht unsern drei leidenden protestantischen Königreichen aus der Wiedererwähnung einer Thatsache erwachse, die Jedermann vollkommen kannte. Zur Rechtfertigung dieser Wiederholung und zur Unterhaltung des protestantischen Schreckens der Nation nahmen die Tories zu ihren gewöhnlichen Lügen ihre Zuflucht; man sagte der Welt, Schlegel, der Lehrer des Prinzen zu Bonn, sey ein Katholik. Die Angabe war falsch, und man kannte ihre Falschheit; allein es gab eineu Schlegel, der Katholik wurde: seine Bekehrung ward also augenblicklich ohne das geringste Bedenken auf seinen Bruder übertragen. Gut – das Wort ward eingeschaltet, der protestantische Führer des Hauses der Lords triumphirte, und man erwartete, der große General im Hause der Gemeinen werde dasselbe Verfahren beobachten. Zum Erstaunen Aller erwähnte Sir Robert Peel des Wortes Protestant mit keiner Sylbe. Darüber jauchzten nun die Whigs. Die erblichen Fanatiker im Oberhause, sagten sie, können ungestraft sprechen, die Vertreter des Volkes aber, auch wenn sie Tories seyen, dürften den dritten Theil der Bewohner unseres Reichs durch beleidigende religiöse Anspielungen nicht zu höhnen wagen. Wie sich's aber eigentlich damit verhielt, hat noch kein Journal ausgesprochen. Der Grund, warum Peel kein Amendement beantragte, liegt darin, weil er dabei – von Daniel O'Connell unterstützt worden wäre, der mit Ernst seine Stimme zu Gunsten0294 Sir Roberts und seiner Freunde erhoben haben würde. (?) Wie man sagt, ist der Herzog v. Wellington zu jenem absurden Vorschlag rein aus Furcht vor seiner eigenen Partei getrieben worden, die sonst noch etwas weit Absurderes vorgebracht haben würde. Ach, daß ein großer und redlicher Mann der Sklave solcher Verblendeten seyn, und sich durch Parteibande zu so thörichten und unwürdigen Handlungen verurtheilt sehen muß! „ Mein lieber Freund, “sagte der Herzog eines Tags zu einem Bekannten, „ die Tories waren es, welche Canning tödteten, und die Tories haben mich vom Amte getrieben. “ Nie gab es eine größere Wahrheit! In unsern Zeiten scheint die Bigotterie dieser Menschen beinahe fabelhaft, so monströs ist sie; stets führen sie das unsinnige No-Popery-Geschrei im Munde, weil die Regierung gegen unsere katholischen Brüder gerecht seyn will; weil die Regierung das Armengesetz modificirt, vereinigen sich die menschenfreundlichen Tories mit Oastler und O'Connor, um es abzuschaffen; wenn die Regierung sich entschließt, einen Verbündeten zu unterstützen, einen mörderischen Angriff zu bestrafen, eine Gränze gegen einen gefährlichen Feind zu bewachen, eine Anstrengung für die Erhaltung einer Colonie zu machen – sogleich treten die Tories hervor, und hemmen oder lähmen den Erfolg. Evans und seine Mannschaft in Spanien ward von ihnen im eigentlichen Sinne niedergehetzt, mit einem Hasse, den sie selbst gegen Napoleon nicht so bitter entfaltet hatten; sie spotten über englische Siege, freuen sich englischer Niederlagen, und lieben und verehren den grausamen Bigotten, der unsere Landsleute niedermetzeln ließ. Die Expedition nach Kabul wird beschlossen, und nicht Eine Stimme erhebt sich zu ihren Gunsten; die chinesischen Räuber sollen bestraft werden, und siehe! die Tories haben entdeckt, daß es die mißhandeltsten Menschen sind; die canadischen Provinzen sollen beruhigt werden: ungehört und ungesehen bricht man den Stab über die Männer, welche dieses höchst schwierige Amt übernehmen wollen – und warum? weil – Sir Robert Peel aus, und Lord J. Russell in dem Amt ist. Vor vielen Jahren hörte ich von einem torystischen Parlamentsmitglied das Geständniß, es erkenne die Zweckdienlichkeit einer gewissen Whigmaaßregel an. Ich fragte ihn, wie er in ihrem Betreff stimmen werde. „ Stimmen? Ich unterstütze natürlicherweise meine Partei “war die Antwort. Bekanntlich hatten die Tories, als Soult zur Krönung der Königin nach England kam, einen beleidigenden Artikel über die Schlacht von Toulouse gegen ihn in Bereitschaft. Der Herzog v. Wellington hörte davon; er schrieb an die Directoren des Quarterly Review, und bat sie diesen Artikel zu verschieben. Das Gesuch ward verweigert; der Artikel erschien. Die Tory-Tagblätter lobten und amplificirten ihn – und die Folge war, daß die Nation, aufgebracht über den feigen Versuch, alte Beschwerden aus Parteiabsichten aufzurühren, den alten Marschall empfing, wie nie zuvor Franzosen von Engländern empfangen worden. Kein Mittel ist so niedrig, daß diese Menschen nicht darnach greifen – keine Lüge so monströs, daß Tories sie nicht ersännen, und andere Tories sie nicht glaubten. Eine Toryzeitung hat einzig durch die schmerzliche Geschichte der Lady Flora Hastings ihr Glück gemacht – alle jene Verleumdungen gegen den Hof, alle jene faulen Lügen, die in allen conservativen Versammlungen proclamirt, zuletzt selbst von den Kanzeln verkündet wurden – warum? immer nur weil die Tories aus, die Whigs in dem Amte sind. Eben jetzt bewirbt sich ein Mann um eine Repräsentantenstelle der Hauptstadt im conservativen Interesse; zu seiner Unterstützung brachte er – W. Oastler, und verlas Briefe von Chartisten, die ihm ihren Schutz angedeihen lassen, weil er ein Feind des neuen Armengesetzes ist. Gebe der Himmel, daß die Zeit komme, wo es weder Tories noch Whigs mehr gibt, die Zeit, wo diese mächtige, edle, unglückliche Nation ihre eigenen Wünsche ausspricht, ihren eigenen Gang geht.
Der Adel hielt am 20 Jan. seine erste Sitzung im Ritterhaus; sie dauerte bis 3 Uhr Nachmittags und wurde endlich sehr hitzig. Der Landmarschall hielt zuerst seine Begrüßungsrede, und dann ward beschlossen, daß auf der Galerie auch für Fremde Raum gelassen, wie auf dem vorhergehenden Reichstag. Ein Antrag zur Erweiterung der Galerie ward an den bleibenden Ritterschaftsausschuß gewiesen. – Nun sollte zur Wahl der Bankmänner (aus denen später die Ausschußmitglieder genommen werden) geschritten und allmählich so die Versammlung constituirt werden, als Graf C. H. Ankarswärd die Bemerkung machte, daß nach der Reichstagsordnung die Beamten, als Staatsräthe, Justizräthe u. dgl., von der Wahl zu Bankmännern ausgeschlossen werden sollten. Dieß veranlaßte eine dreistündige hitzige Discussion, in welcher sogar Freiherr v. Palmstjerna, welcher anfangs den Vorschlag gar nicht zur Berathung bringen wollte, von der Möglichkeit sprach, daß er genöthigt seyn werde, den Marschallstab in die Hand des Königs zurückzugeben. Endlich kam es zum Abstimmen, und die Opposition drang mit 95 Stimmen gegen 94 durch, daß der Antrag zuzulassen sey. In der Sitzung am 21 Jan. setzte jedoch der Landmarschall seine Functionen noch fort, und es ward über die Wahl der beiden Mitglieder zu den Sprecherconferenzen gestimmt. Auf der Liste der Opposition standen: Frhr. Sprengtporten, der 96, und Frhr. W. Tersmeden, welcher 88 Stimmen erhielt; auf den des Hofes der Reichsherr Graf C. de Geer, der mit 148, und Assessor P. Lagerhjelm, der mit 114 Stimmen gewählt wurde. Außerdem erhielt Professor Cederschjöld 21 Stimmen. – Nun ließ noch Hr. v. Hartmannsdorff einen langen Protest wieder die gestrige Behandlung der Frage wegen Theilnahme der Minister an der Wahl der Bänkemänner verlesen, woraus unter Anderm hervorging, daß Ritterschaft und Adel nun schon 30 Jahre auf die bisherige Art (d. h. nach Behauptung der Opposition, wider das Grundgesetz) gewählt haben.
Nachdem die Vollmachten der Abgeordneten vom Bürger - und vom Bauernstande untersucht waren, traten diese Stände gestern zusammen, und wählten jeder eine Deputation, welche sich heute auf dem Schlosse einfanden, um den König zu bitten, die Sprecher zu ernennen. Der König ernannte darauf den Bürgermeister Holm zum Sprecher, und den Rådman der Stadt Malmö, Halling, zum Vicesprecher des Bürgerstandes. Beide gehörten auf dem vorigen Reichstage zur Opposition; Halling wurde sogar als Haupt der Opposition im Bürgerstande betrachtet. Zum Sprecher des Bauernstandes hatte der König gleichfalls den Chef der Opposition in diesem Stande, einen Bauer aus Westgothland, Namens Hans Jansson, bestimmt und ihn im voraus davon unterrichtet, wie es gewöhnlich ist. Dieser weigerte sich aber die Würde anzunehmen, so fern der schon ernannte Secretär des Bauernstandes nicht entsetzt, und es Hans Jansson überlassen würde, wen er wolle zum Secretär zu ernennen. Eine so anmaßende Forderung konnte nicht bewilligt werden, und der König ernannte heute, als die Deputation der Bauern sich bei ihm einfand, einen Bauer aus Nerike, Namens Anders Ericssohn, zum Sprecher, und einen Bauer aus Wermland, Namens Nehr Ericssohn, zum Vicesprecher dieses Standes. Keiner dieser beiden ist vorher Reichstagsmann gewesen; ihre Gesinnungen sind also noch nicht bekannt.
0295Sächsische Eisen - (L. S.) Compagnie.
Das Comité zu Errichtung der sächs. Eisen-Compagnie hatte bei seinem ersten Hervortreten aus bewegenden Gründen die öffentlichen Aufforderung zur Actienzeichnung nicht für angemessen erachtet. Nachdem binnen kurzer Frist die zu Constituirung der Compagnie laut der Subscriptionsbedingungen erforderlichen drei Fünftel der in 1000 Stück bestehenden Gesammtzahl der Actien auf Privatwegen untergebracht worden waren, nahm man mit weiterer Verbreitung der Einladung Anstand, da es wünschenswerth erschien, dem größern Publicum die Gelegenheit zur Betheiligung dann zu bieten, wenn die Resultate der Vorarbeiten die Begründung der davon zuversichtlich gehegten Erwartungen mehr und mehr ergeben haben würden. Dieser Zeitpunkt ist jetzt eingetreten. Die hohe Staatsregierung fördert, und die inzwischen gemachte Erfahrung sichert ein Unternehmen, für welches hauptsächlich durch die Wahl des Ausschusses die besten intellectuellen Kräfte gewonnen sind. Dieß ergeben die erlassenen Bekanntmachungen und erstatteten Berichte.
Das Directorium hält es daher für zeitgemäß, dem Publicum den Beitritt zur sächsischen Eisen-Compagnie, so weit derselbe nach der beschränkten Actienzahl noch gestattet ist, hierdurch anheim zu geben. Eine weitere Empfehlung des Unternehmens liegt weder in des erstern Absicht, noch in dem Zwecke gegenwärtiger Bekanntmachung, und es genügt daher zu bemerken, daß bei dem Hrn. Stadtrath Hering in Zwickau, dem Hrn. G. Meufel & Comp. in Dresden und den unterzeichneten Schömberg Weber & Comp. in Leipzig, die betreffenden gedruckten Mittheilungen einzusehen, die Bedingungen der Ueberlassung von Actien zu erfahren, und letztere zu erhalten sind. – Leipzig, den 20 Januar 1840
Das Directorium der sächsischen Eisen-Compagnie.
Heinrich v. Arnim, Vorsitzender.
Schömberg Weber & Comp., Bevollmächtigte.
Gant-Proclama.
Das königl. Landgericht Weilheim hat durch Erkenntniß vom 31 März 1837 in dem Schuldenwesen des Kloster-Realitätenbesitzers Abraham Renner zu Polling den Universal-Concurs erkannt.
Nachdem dieses Erkenntniß nicht nur durch das Erkenntniß des königl. Appellationsgerichts für Oberbayern vom 14 April 1838 bestätigt worden ist, sondern auch durch das Erkenntniß des königl. Oberappellationsgerichts als die höchste Justizbehörde des Königreichs Bayern vom 3 December 1839 die letztinstanzliche Bestätigung erlangt hat, so werden hiemit nach bayerischer Gerichtsordnung, Cap. 19 §. 4 die gesetzlichen Edictstage festgesetzt, und zwar I. Zur Anmeldung der Forderungen und deren gehörigen Nachweisung auf Freitag den 6 März 1840
II. Zur Vorbringung der Einreden gegen die angemeldeten Forderungen auf Freitag den 1 Mai 1840
III. Zur Schlußverhandlung auf Freitag den 29 Mai 1840 und zwar bis 12 Junius 1840einschlüssig für die Replik, und bis 26 Junius 1840einschlüssig für die Duplik, jedesmal Morgens 8 Uhr.
Es werden sonach hiezu sämmtliche unbekannte Gläubiger des Gemeinschuldners hiemit öffentlich unter dem Rechtsnachtheile vorgeladen, daß das Nichterscheinen am ersten Edictstage die Ausschließung der Forderungen von der gegenwärtigen Concursmasse, das Nichterscheinen an den übrigen Edictstagen die Ausschließung mit den an denselben vorzunehmenden Handlungen zur Folge habe.
Hiebei werden alle diejenigen, welche irgend etwas von dem Vermögen des Gemeinschuldners in Handen haben, bei Vermeidung des nochmaligen Ersatzes aufgefordert, solches unter Vorbehalt ihrer Rechte bei Gericht zu übergeben.
Concl. 11 Januar 1840
Der königl. Landrichter.
Baur.
Edictal-Ladung.
Nachdem 1) Christiane Wilhelmine Büttner in Nossen, daß ihr Ehemann, der im Jahre 1814 bei dem Platzcommandanten v. Gößnitz in Nossen als Dolmetscher in Dienst gestandene, aus Straßburg gebürtige Fleischhauergeselle Johann Büttner sie im Jahre 1819 verlassen, unter der Versicherung, daß ihr von dessen Aufenthalt, Leben und Tod einige Nachricht nicht zugekommen sey, angebracht und auf Trennung der mit demselben geschlossenen Ehe angetragen hat, auch 2) in dem vom königl. Appellationsgericht allhier auf die von Christianen Marien Kirchbach in Roßwein gegen ihren abwesenden Ehemann, den Tuchmachermeister Karl Gottlieb Kirchbach, erhobene Ehedesertionsklage am 28 August d. J. anberaumt gewesenen ersten Edictaltermine der Beklagte nicht erschienen ist, so werden hierdurch ernannte Ehemänner, Büttner und Kirchbach, peremtorisch geladen, daß sie den 18 März 1840 des Vormittags 10 Uhr, im hiesigen königlichen Appellationsgericht persönlich erscheinen, Büttner mit seiner Ehefrau die Güte pflege, dafern jedoch eine Aussöhnung nicht zu Stande kommt, sich auf die erhobene Klage einlasse, Kirchbach aber erhebliche Behinderungen, weßhalb er im obberegten ersten Termine nicht erschienen ist, anzeige und sodann beide Beklagte der Bekanntmachung eines Erkenntnisses sich gewärtigen, indem sie außerdem, daß bei ihrem Außenbleiben ermeldetes Erkenntniß Mittags 12 Uhr für bekannt gemacht werde erachtet werden, zu gewarten haben, und rücksichtlich auf der Klägerin Suchen ferner in der Sache geschehen wird, was Recht ist.
Leipzig, am 31 December 1839.
Königl. sächs. Appellationsgericht.
Dr. Beck.
Hincker.
☞ Für alle Freunde ausgezeichneter schöngeistiger Schriften ist ein Verzeichniß gesammelter Werke von den beliebtesten Dichtern: van der Velde, A. v. Tromlitz, A. Bronikowski, G. Schilling, C. Weisflog etc. etc., welche wegen der Nachdrucke in Würtemberg zu ungemein billigen Preisen, selbst unter dem der Nachdrücke, bis Ostermesse 1840verkauft werden sollen, in allen namhaften Buchhandlungen unentgeltlich zu bekommen, in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung zu Augsburg und Lindau.
Arnold'sche Buchhandlung in Dresden und Leipzig.
0296In allen Buchhandlungen zu haben:
Nante's Weihnachtswanderung und Neujahrsgruß.
Von L*. (Als 3tes Heft von Nante auf der Eisenbahn.) Sauber broschirt 6 gGr.
NANTE auf der Berlin-Potsdamer Eisenbahn.
Von L*. Erstes Heft. Sauber broschirt: 6 gGr.
NANTE in Potsdam und im Lustlager.
Von L*. (Als 2tes Heft von Nante auf der Eisenbahn.) Sauber broschirt: 6 gGr.
Verlag von Karl J. Klemann in Berlin.
Mit dem Jahr 1840ist bei uns erschienen der Christus-Bote, Zeitung für die Weltkirche des Herrn, von Ihm benannt Sein Neues Jerusalem.
Die Redaction, durch weitverbreitete Correspondenz unterstützt, hat Hr. Ludwig Hofaker übernommen. Das Blatt erscheint, würdig ausgestattet, in wochentlichen Lieferungen je regelmäßig zu einem Quartbogen. Der Jahrespreis ist 3 Thlr. oder 5 fl. rhn. in Vorauszahlung. Der Bezug von uns kann wochentlich oder monatlich durch Post oder im Buchhandelswege geschehen. – Tübingen.
Buchhandlung Zu-Guttenberg.
Gemälde der Schweiz.
Im Verlage von Huber & Comp. in St. Gallen und Bern ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen der Schweiz und Deutschlands zu haben: Der Kanton Schaffhausen, historisch, geographisch, statistisch geschildert. Ein Hand - und Hausbuch für Kantonsbürger und Reisende, von Ed. Im-Thurn, Prof. Mit einer von C. Bruder lithographirten Karte, gebunden in Futteral 2 fl. oder 1 Thlr. 8 gr., für die Abnehmer der ganzen Sammlung der Gemälde 1 fl. 36 kr. oder 1 Rthlr., die Karte einzeln 24 kr. oder 6 gr.
Schaffhausen ist der 11te der in vorliegenden Gemälden der Schweiz erschienenen Kantone, somit ist die eine Hälfte des mit so großem Beifall aufgenommenen Unternehmens beendigt, und an der Fortsetzung wird eifrig gearbeitet.
Die früher erschienenen Abtheilungen sind: Zürich 1 fl. 48 kr. ; Uri 48 kr. ; Schwyz 1 fl. 48 kr. ; Unterwalden mit Karte 1 fl. 20 kr. ; Freiburg 1 fl.; Solothurn mit Karte 2 fl. ; Appenzell mit Karte 1 fl. 48 kr. ; Graubünden 1ste Abth. 2 fl. ; Thurgau mit Karte 2 fl. 12 kr. ; Tessin 2 fl. 24 kr.
Wirthschafts-Verpachtung.
Für das neuerrichtete Curhaus der Kaltwasserheilanstalt zu Alexanderbad wird, nachdem eine reale Gastgerechtigkeit zur Aufnahme und Bewirthung für Curgäste und ihre Angehörigen erlangt ist, ein Pächter gesucht.
Das vorhandene Wirthschaftsinventarium wird gegen eine angemessene Caution zur Disposition gestellt, und die Wirthschaft am 1 Mai eröffnet.
Die nähern Bedingungen sind mündlich oder in frankirten Briefen bei dem Unterzeichneten zu erfragen.
Wunsiedel in Oberfranken Bayerns, den 16 Januar 1840
Dr. Fikentscher, k. Landgerichts - und Badearzt.
In meinem Verlage ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen vorräthig: Taschenbuch dramatischer Originalien.
Herausgegeben von Dr. Franck.
Vierter Jahrgang.
Mit Castelli's Bildniß und drei scenischen Darstellungen.
8. Elegant cartonnirt. 3 Rthlr.
Inhalt: D'Schwoagarin a Kumödigschbül a so z'amagsödzd, wia s' in Esdaraich röd'n doan, von J. F. Castelli. – Liebesbotschaften. Lustspiel in zwei Acten, von K. Weichselbaumer. – Das Gespenst auf der Brautschau. Ritterliches Lustspiel in drei Aufzügen, von J. B. v. Zahlhas. – Der Heckthaler. Schwank in zwei Acten, von N. v. Lagusius. – Der Bräutigam von Haiti. Lustspiel in fünf Acten und in Alexandrinern, von Dr. Franck.
Der erste bis dritte Jahrgang enthalten Beiträge von Albini, Bauernfeld, Franck, F. Halm, Immermann, Liebenau, Maltitz und Pannasch, mit den Bildnissen von Bauernfeld, Immermann, Grabbe, Albini, einem Facsimile und scenischen Kupfern. Der erste Jahrgang kostet 2 Rthlr. 8 gr., der zweite 3 Rthlr., der dritte 2 Rthlr. 12 gr.
Leipzig, im December 1839.
F. A. Brockhaus.
In der Unterzeichneten ist erschienen, und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Repertorium bibliographicum, in quo libri omnes ab arte typographica inventa usque ad annum 1500 typis expressi ordine alphabetico vel simpliciter enumerantur vel adcuratius recensentur.
Opera Ludovici Hain.
Voluminis II. pars II. P - Z.
gr. 8. Preis auf Schreibpap. 10 fl. od. 5 Rthlr. 16 gr., auf Druckpap. 8 fl. 48 kr. od. 5 Rthlr.
Wir freuen uns, die Beendigung eines Werkes anzeigen zu können, das seiner Natur nach, bei der unbeschreiblich mühsamen Ausarbeitung, nur langsam vorrücken konnte, und zuletzt durch den während des Drucks der vierten Abtheilung eingetretenen Tod seines Verfassers für längere Zeit unterbrochen worden war. Die Erscheinung desselben wird besonders in dem gegenwärtigen Zeitpunkt, der so reich an Forschungen über den Ursprung und Fortgang der Buchdruckerkunst ist, eben so willkommen seyn, als sie einem längst gefühlten dringenden Bedürfniß auf eine durchaus befriedigende Weise abhilft. So herrlich und einzig in seiner Art Panzers unsterbliches Werk über die Drucke des 15ten Jahrhunderts dasteht, so sind doch seitdem so viele ihm unbekannt gebliebene Druckschriften an das Licht gezogen, andere genauer und gründlicher beschrieben worden, daß eine möglichst vollständige Aufzählung derselben, mit besonnener Benützung der in reichem Maaß vorliegenden Hülfsmittel, ein schon oft ausgesprochener Wunsch der zahlreichen Freunde der Litteratur und Bücherkunde war. Dieser Wunsch ist in dem Hain'schen Repertorium auf eine so vollkommene Art erfüllt worden, wie sie nur deutschem, von den günstigsten äußern Umständen unterstütztem Fleiße möglich werden konnte. Der Zugang zu der an alten Druckwerken so ungemein reichen Münchener Bibliothek, die Benützung der wichtigsten, in neuerer Zeit im In - und Ausland erschienenen Kataloge, wie z. B. des Spencer'schen und anderer litterarischer Schriften, die Mittheilungen vieler gelehrten Freunde setzten den Verfasser in Stand, an unzähligen Stellen die Panzer'schen Angaben zu berichtigen und zu vervollständigen, und so ein Werk zu liefern, welches in seiner Gattung Epoche machen, und die Bücherkunde in weit höherm Grad als alle früher erschienenen fördern wird. Wir dürfen daher dieses Repertorium mit vollem Recht als ein jedem Bücherfreund und Bibliothekar unentbehrliches Hülfsmittel empfehlen, das man selbst bei dem Besitze der Panzer'schen Annalen nothwendig haben muß, indem es nicht nur eine mit der größten Umsicht und Sorgfalt bearbeitete Ergänzung zu den von Panzer aufgezählten Artikeln darbietet, sondern auch außer ungemein vielen bei diesem fehlenden Drucken alle in deutscher Sprache erschienenen umfaßt, welche von dem Plane der Panzer'schen Annalen gänzlich ausgeschlossen waren.
Stuttgart und Tübingen.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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