PRIMS Full-text transcription (HTML)
0441
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 56.
25 Februar 1840.

Spanien.

Der Schleier, welcher über dem Zweck der Reise Aviraneta's schwebte, ist nunmehr gelüftet worden. Dieser von Mendizabal und dem Minister Pio Pita zu manchen geheimen Sendungen verwandte Mann erbot sich der Regierung, sich von Frankreich aus nach Catalonien zu begeben, und mit den dortigen Carlisten, unter denen er viele Vertraute habe, eine ähnliche Uebereinkunft wie die von Vergara abzuschließen. Um seinen Beruf zu einer solchen Sendung zu beurkunden, legte Aviraneta dem Ministerium gewisse Papiere vor, aus denen sich ergeben sollte, daß eigentlich er und nicht der Herzog de la Victoria den Abschluß jener folgenreichen Uebereinkunft herbeigeführt habe. Zur Unterstützung dieser Behauptung nahm Aviraneta das Zeugniß des Generals Maroto in Anspruch, und dieser bestätigte alle seine Aussagen auf das vollständigste. Die Minister nahmen demnach keinen Anstand, den geschickten Unterhändler mit Geld und den erforderlichen Pässen zu versehen, und er trat seine Reise an. Espartero aber, der mittlerweile erfuhr, daß Aviraneta ihm den Ruhm, oder wenigstens das Verdienst, den Vertrag von Vergara herbeigeführt zu haben, streitig machen wollte, gerieth in Zorn, und befahl dem Gefe politico von Saragossa, den Aviraneta bei seiner Durchreise als Verschwörer festzunehmen. Diesen Befehl vollzog der Beamte; da er aber Aviraneta's Pässe und Papiere in Ordnung fand, so berichtete er nach Madrid an die Regierung, und diese befahl ihm, jenen augenblicklich frei zu lassen. Aviraneta hat demnach seine Reise fortgesetzt, wird nunmehr aber mit verdoppelten Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Espartero soll gegen das Ministerium höchst aufgebracht seyn, und sogar verlangen, daß dasselbe noch vor Eröffnung der Cortes aufgelöst, und durch Männer, die keiner Partei angehören, ersetzt werde. Als solche hat, wie es heißt, der Herzog die HH. Sancho, Capaz und Vadillo bezeichnet, was um so seltsamer erscheint, da diese Herren sich selbst von jeher zu den eifrigsten Exaltirten rechneten, und noch bei den letzten Wahlen die größte Thätigkeit für diese Partei an den Tag legten. Die Cortes sollen dießmal im Palaste des Senats eröffnet werden. In Granada haben die Progressisten bei den Wahlen den Sieg davon getragen; man glaubt jedoch, daß sie der Congreß als illegal für nichtig erklären werde. Auf dem letzten Balle des französischen Botschafters erschien auch der General Maroto. Er trug Civilkleider, aber die Schärpe eines Generallieutenants, und im Knopfloche mehrere Orden. Herren und Damen drängten sich herbei, um den merkwürdigen Mann zu sehen, in dessen sprechenden Zügen die Hinrichtungen von Estella und das Bewußtseyn einer zweideutigen, vielleicht lästigen Berühmtheit auf das deutlichste zu lesen sind. Unter allen markirten Physiognomien, an denen Spanien so reich ist, erinnere ich mich kaum eine so markirte gesehen zu haben, wie die Maroto's; und doch würde man ihn, dem ersten Eindrucke nach, eher für einen polnischen oder preußischen Officier halten, als für einen Spanier. Auch andere Personen haben diese Bemerkung gemacht. Der Ministerpräsident und der Justizminister, die ebenfalls dem Balle beiwohnten, unterhielten sich mit dem General auf das vertraulichste. Aber nicht nur der gewesene Feldherr des Don Carlos, sondern auch sein Bankier war auf dem Balle des französischen Botschafters zu finden. Hr. Ouvrard erschien nämlich ebenfalls, und blickte mit Neid auf den übergetretenen General, welcher der Gegenstand mannichfaltiger Huldigungen der anwesenden spanischen Granden war, während der geld - und creditlose, nur an Schwindeleien reiche Finanzmann über die Achsel angesehen wurde.

Großbritannien.

Der Standard hat folgende neue zuverlässige Kunde über den Zustand des Cabinets: Lord Melbourne wird zum Rang eines Marquis erhoben. Das Ministerium ist in sich gespalten über den Plan, das Ballot und die Aufhebung der Korngesetze zu Cabinetsfragen zu machen; Lord Melbourne und einige seiner Collegen, die diesen radicalen Vorschlägen sich tapfer widersetzen, sind in der Minorität. Nun muß eines von zwei Dingen eintreten: entweder der extreme Theil des Cabinets muß nachgeben, und dieser verliert dann die Unterstützung seiner radicalen Fraction, oder die jetzige gemäßigtere Whig-Minorität muß unterliegen. In letzterem Falle würden dann die wenigen noch übrigen alten Whigs und ihre Freunde im Unterhaus zurücktreten und sich der Opposition gegen das durchgreifende Radicalencabinet anschließen, Lord Melbourne's Platz aber würde von Lord Durham oder Lord Normanby eingenommen werden. Gewiß ist, das Cabinet ist in sich selbst so uneinig, daß es nicht lange mehr zusammenhalten kann. Das Gewaltmittel einer Parlamentsauflösung könnte die Existenz dieser Unfähigen noch um ein paar Wochen fristen, aber das Schicksal der Melbourne'schen Administration ist besiegelt, und weder der Einfluß des Hofes noch ihre factische Majorität von 16 Stimmen im Unterhaus kann sie vor dem Verderben retten. Innerer Krieg hat dazu mächtig vorgearbeitet. Das Gerücht von der erwähnten Standeserhöhung Lord Melbourne's0442 ist sehr verbreitet; man fügt bei, er werde den durch den Tod des vorigen Herzogs v. Bedford in Erledigung gekommenen Hosenbandorden erhalten.

Die Genesung des Herzogs v. Wellington nimmt einen so guten Fortgang, daß Lord Londonderry am 17 Febr. im Oberhause die Hoffnung aussprach, derselbe werde nach einem oder zwei Tagen wieder den Sitzungen beiwohnen können, weßhalb er seinen Antrag wegen Spaniens bis dahin verschieben wolle. Die Toryblätter sind entrüstet darüber, daß der Hof bis jetzt nicht habe anfragen lassen, wie der größte Mann des Jahrhunderts sich befinde. Jedes andere Haus in der Hauptstadt, sagt der Standard, erkundigte sich mit Aengstlichkeit auf die eine oder andere Art nach dem Befinden des großen Mannes, dem wir alle so viel verdanken; nur von dem Hause ging keine Erkundigung aus, dessen liebenswürdige königliche Herrin ihrem berühmtesten Unterthan so viel zu verdanken hat, wie wir alle zusammen genommen. Diese Versäumniß kann nicht persönlich die Schuld der Königin seyn, sondern ist ohne Zweifel die beflissentliche Beleidigung der Umgebung Ihrer Maj. derselben Leute, welche den Vorschlag, den Herzog v. Wellington zur königlichen Trauungsfeier einzuladen, bis zum letzten Augenblick bekämpften, bis sie endlich ein Wink beunruhigte, daß die Unterlassung dieser Einladung einen öffentlichen Tumult veranlassen könnte. (!)

In der Oberhaussitzung am 17 Febr. kündigte Graf v. Errol, in der Windsor-Uniform und seinen Amtsstab als Lord Oberhofmeister in der Hand, dem Hause an, daß Ihre Maj. geruhen wolle, die am 14 votirte Gratulationsadresse folgenden Tags um 2 Uhr Nachmittags entgegenzunehmen. Lord Ellenborough brachte die mit der neuesten indischen Post gemeldete Erstürmung der Festung Kelat zur Sprache, welche eine nicht minder glänzende Waffenthat als die Einnahme von Ghisni sey, und wünschte, daß die neulich für die Theilnehmer an dem Feldzuge gegen Afghanistan votirte Danksagung des Parlaments auf den Brigadegeneral Wilshire ausgedehnt werde, der die Expedition gegen Kelat befehligte. Viscount Melbourne stimmte vollkommen bei, und der Name des erwähnten Generals wird sofort in das Dankesvotum eingerückt werden.

Im Hause der Gemeinen fragte am 17 Febr. Hr. Hume, ob der Radscha von Satara (S. in der Beil. Ostindien) wirklich entthront, und die dießfallsigen Beschlüsse des Gouvernements von Bombay von Ihrer Maj. Regierung bestätigt worden seyen. Sir J. C. Hobhouse, Präsident des Controlamts der indischen Angelegenheiten, antwortete, es sey in dieser Sache noch nichts Definitives beschlossen, und die Regierung halte eine genauere Rücksprache mit der ostindischen Compagnie für nöthig. Sobald die Entscheidung erfolgt sey, werde er alle einschlägigen Papiere dem Haus vorlegen. Nach mehreren Ankündigungen von Motionen (darunter eine von Hrn. Villiers gegen die Korngesetze) setzte Lord J. Russell, von Sir R. Peel unterstützt, eine weitere Resolution gegen Stockdale durch, worin erklärt ist, daß jeder Theilnehmer an den ferneren Libellprocessen, die derselbe zur Vexation Hansards und des Parlaments anhängig zu machen suche, als mitschuldig an der Verachtung des Hauses betrachtet und demgemäß bestraft werden solle.

Diese verwickelte Privilegienfrage beschäftigte das Haus der Gemeinen auch in der Sitzung am 18 Febr. Der Sohn des Advocaten Hovard, welcher gegen die Parlamentsboten eine Vorladung vor die Queensbench wegen gestörten Hausfriedens erwirkt, war vor die Schranken geladen, und ward auf Antrag des Attorney-Generals der Verletzung des Privilegiums des Hauses als mitschuldig erkannt, und zwar mit 137 gegen 37 Stimmen; die HH. Leader, Duncombe und einige andere Radicale stimmten dießmal in der Minorität, indem sie meinten, das Haus urgire seine Privilegien bis zu einem Grade, mit welchem die öffentliche Meinung nicht einverstanden sey. Sofort wurde der Antrag gestellt, auch Howard den jüngern gefangen zu setzen. Die Discussion über diesen Vorschlag dauerte noch beim Abgang der Post. Vorher hatte, auf eine Frage Sir J. Grahams in Betreff der Verhältnisse Englands zu Persien, Lord Palmerston folgende Antwort ertheilt: Von Ihrer Maj. Gesandten am Hofe von Teheran erhielten wir vor einiger Zeit eine Depesche mit der Meldung, der Schah werde alle an ihn gestellten Forderungen bewilligen. Später empfingen wir jedoch von dem Schah direct eine detaillirte Mittheilung, aus welcher hervorging, daß die Art, wie die persische Regierung ihre Absichten auszuführen vorschlug, in gewissen Punkten nicht mit den Vorschlägen übereinstimmte, welche die brittische Regierung über das Wie? der Genugthuung an sie gerichtet. Dieß legte mir die Nothwendigkeit auf, dem brittischen Botschafter am Hofe des Schah eine neue Mittheilung zu machen. Auf diese ist noch keine Antwort eingegangen, aber da der Schah seinen unbedingten (unqualified) Entschluß erklärt hat, alle an ihn gestellten Forderungen zu erfüllen, so habe ich keinen Grund zu zweifeln, daß die Antwort befriedigend lauten wird. (Hört!) Die Natur der Beziehungen, die zwischen dem Schah und dem Generalstatthalter von Britisch-Indien bestehen, kann ich zwar nicht genau angeben, aber mir ist keine Nachricht zugegangen, welche Ihrer Maj. Regierung über diesen Punkt beunruhigen könnte.

Frankreich.

Es heißt, Hr. His v. Bezenval, zweiter Botschaftssecretär in London, werde in zwei Tagen als außerordentlicher Commissär über Malta und Alexandrien nach Konstantinopel abreisen.

(Temps.) Hr. Passy erklärte, das Ministerium müsse abtreten, wenn der Gesetzesentwurf über die Dotation verworfen würde. Wir sind ganz der Meinung des Hrn. Finanzministers und können nicht glauben, daß die übrigen Minister nicht derselben Ansicht seyen. Nur der Sieg könnte dem Ministerium das Leben fristen, ohne den von ihm begangenen Fehler zu entschuldigen.

Ein anderes Journal sagt: Täglich zeigen neue Thatsachen, wie sehr die Meinung der Wähler dem Gesetzesentwurf in Betreff der Dotation des Herzogs von Nemours entgegen ist. Wenn wir gut unterrichtet sind, so hätte eine der Illustrationen der Armee, der Marschall Clauzel, einige Neigung gehabt, für das Gesetz zu stimmen; da sich aber der berühmte Marschall durch sein Mandat verpflichtet hielt, so wollte er seinem persönlichen Gefühle, ohne vorherige Anfrage bei seinen Wählern nicht folgen. Die Antwort war einstimmig; die Ardennesen erklärten, daß sie sich über eine Frage der Person bei seiner Wahl hätten spalten können, daß sie aber in einer Frage der Grundsätze nicht gespalten seyen; daß das vorliegende Gesetz offenbar mit den Apanagen zusammenhänge, und daß sie sonach hofften, daß sein Votum verneinend ausfallen werde.

(Commerce.) Das Ministerconseil hat, wenn man einem Journale glauben darf, die Abberufung des Marschalls Valée beschlossen. Wir könnten eine solche Maaßregel nur billigen, jedoch unter der Bedingung, daß man zum Ersatz für den Marschall einen Mann wählte, der dem Lande, der Colonie und der Armee mehr als dem Hofe Garantien darböte.

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Mit Widerwillen gehen die Deputirten an die Discussion über die Nationalaussteuer des Herzogs von Nemours. Alle Minister waren seit zehn Jahren über ähnliche Anfragen in Verzweiflung, weil sie den Sinn der Wahlcollegien in diesem Betreff kannten, weil sie wußten, daß solche Zumuthungen ein unfehlbares Mittel seyen, um den gemeinen Mann gegen die Dynastie aufzubringen. Nicht nur die Republicaner und Legitimisten, sondern auch die Oppositionen gemäßigterer Art, ja die alten, in der Stille selbst die neuen Minister lassen sich mehr oder minder bitter oder unmuthig darüber aus. Die französische Nation hat längst eine eigene Stellung zum Königthum angenommen: der friedliebende Theil derselben, Bürger und Bauern nimmt die Monarchie an als Garantie der öffentlichen Ruhe, und weil sie durchaus keine republicanischen Gesinnungen noch republicanische Sitten hegen; jedesmal aber wenn man im Namen des Königthums Apanagen, Renten, Aussteuern fordern wird, kann man versichert seyn, daß aus allen Ecken und Enden Frankreichs sich ein gewaltiges Geschrei erhebt; daß die der Monarchie oder auch nur der Dynastie, so wie die den regierenden Ministern feindlichen Coterien und Parteien dieses benutzen werden gegen die Monarchie, die Dynastie, oder das Ministerium, und daß die regierenden Minister keuchen werden unter dieser Bürde. Dazu kommt noch Cormenin, ein persönlicher Feind des Hauses Orleans und der Deputirte Lherbette, welcher nicht weniger bitter ist. Zwar hat er sich nicht der Dynastie feindlich erwiesen, doch legt er stets einen charakteristischen Unwillen bei solchen Anfragen an den Tag. Obwohl die Centren Alles aufbieten werden, um die Discussion, der Skandale wegen, über Hals und Kopf abzufertigen, so sind die Explosionen dieser Skandale doch unvermeidlich. Neben dieser beängstigenden Frage thut sich noch ein immer schärfer ausgeprägtes Mißverhältniß gegen Rußland kund. Man lebt hier des Glaubens einer hart ausgesprochenen rein persönlichen Abneigung des russischen Cabinets gegen das französische seit der Juliusrevolution; man spricht von den vergeblichen Versuchen französischerseits diese Abneigung zu überwinden, von der immer größeren Spannung zwischen beiden Cabinetten, welche aufs Höchste gestiegen seit der Sendung des Hrn. v. Brunnow. Es herrscht ein allgemeines Vorgefühl im Lande, daß die Russen über kurz oder lang ihre Plane im Betreff des Ostens unumwunden aussprechen werden, und daß die Collision, welche zu einem Weltkriege sich entzünden könnte, nachgerade fast unvermeidlich wird. Man sieht wohl ein, daß die Absicht Frankreich mit England und mit Deutschland zu entzweien eine andere umfassendere Absicht auf den Orient deckt und verschleiert; daß die europäischen Regierungen, so lange es möglich ist, vertuschen werden und sich an irgend einem baufälligen Status quo klammern; aber man fühlt die vorrückende Hand der Vorsehung, welche sichtbar die Collision wider Menschenwillen herbeiführen will, denn nie war der Druck dieser Hand mächtiger wie heute.

Die Dotationsfrage hat das ganze Land in Bewegung gebracht. Von allen Seiten laufen Petitionen dagegen ein, und die Blätter sind voll von dieser Sache. Von Cormenins Broschüre sind über 50,000 Exemplare verkauft worden. Gestern erschien als Antwort auf den Bericht des Hrn. Amilhau noch ein Nachtrag dazu, der die ganze Frage noch einmal kurz zusammenfaßt, und eine Masse von neuen Thatsachen und Argumenten liefert. Dieser Nachtrag ward heute im Auszug oder in seiner ganzen Ausdehnung von allen Zeitungen mit Ausnahme des Journal des Debats und der Presse mitgetheilt; denn alle mit Ausnahme der genannten sind gegen den Antrag. Es ist angegeben, daß das Einkommen des Königs zum wenigsten 18 1 / 2 Millionen und 2 Millionen als Nutznießung aus dem Vermögen des Herzogs von Aumale beträgt. Da nach den gemachten Berechnungen die jährlichen Ausgaben während der verflossenen zehn Jahre 12 Millionen nicht übersteigen würden, so schätzt die Opposition die Ersparnisse, welche im Laufe der verflossenen zehn Jahre gemacht worden sind, auf wenigstens 85 Millionen. Dazu kommen für 100 bis 120 Millionen Privatvermögen an liegendem Eigenthum, und das gegen 50 Millionen betragende Vermögen des Herzogs von Aumale, so wie das außerordentliche Privatvermögen der Madame Adelaide. Von Seite der Minister wollte zwar eine Unzulänglichkeit des Privatvermögens nachgewiesen worden, die Opposition will aber beweisen, daß diese Berechnungen überall der Wahrheit nicht gemäß seyen. Es ist in der That, als ob ein der Regierung und dem Ministerium feindseliger Geist diesen Antrag ersonnen hätte. Ob er in der Kammer durchgehe, ob er durchfalle, jedenfalls wird er in der öffentlichen Meinung unermeßlichen Schaden anrichten. Ja, im Interesse der Regierung selbst möchte man wünschen, daß er verworfen würde. Etwas dergleichen fühlt man im Cabinet, daher große Schwankung in seinem Revier. Die äußerste Linke hat den Tact, bei dem ganzen Streit ruhiger Zuschauer zu bleiben.

Für die heutige Sitzung der Deputirtenkammer füllten sich die Galerien schon sehr früh. Sie gewährten einen glänzenden, eleganten Anblick. In den vorbehaltenen Galerien sah man besonders viele Damen. Am Mittag waren alle Gänge im Palais Bourbon überfüllt. Der Saal des pas perdus war voll von Sollicitanten um Billets, welche den allmählich eintreffenden Deputirten den Weg versperrten. Die Galerie für den Staatsrath war so voll wie die für die Pairs bestimmte. In der k. Galerie bemerkt man die Professoren und die Adjutanten der jungen Prinzen. Mehrere auswärtige Gesandte hatten sich eingefunden. Man sah Mlle. Rachel in der Galerie der Quästoren. General Sebastiani sprach gleich nach seinem Eintritt in den Saal mit dem Conseilpräsidenten, und setzte sich dann zwei Plätze von Hrn. Guizot entfernt. Um 1 Uhr begann die Sitzung. Die Tagesordnung war die Erörterung des Gesetzesentwurfs über die Dotation des Herzogs von Nemours. Hr. Mangin d'Oins reichte dem Präsidenten seine durch Gesundheitsumstände motivirte Entlassung ein. Alle Minister waren auf ihren Bänken. Hr. Marchal erhielt zuerst das Wort gegen den Entwurf. Er verzichtete aber darauf bei der allgemeinen Erörterung, und behielt es sich für die Erörterung der Artikel vor. Die HH. Martin, de Givré, Corne, Joly, Tascherau, Dugabé, Durand, Coraly, Aug. Portalis, Delespaul, Calmon und einige andere verzichteten gleichfalls auf das Wort. Hr. Couturier besteigt dann die Tribune, und spricht gegen den Entwurf mitten unter dem Geräusch von Privatgesprächen, wodurch ein großer Theil seiner Rede ganz unvernehmlich wurde. Der Tumult steigt immer mehr, der Präsident läßt vergeblich seine Glocke ertönen. Hr. Moreau (de la Meurthe) sprach einige Worte vom Platz aus. Der Präsident ruft mehrere Mitglieder auf, die zum Sprechen eingeschrieben waren; sie begeben sich des Worts. Hr. Laffitte besteigt die Tribune, geht aber nicht in die Erörterung über die Dotation ein, sondern gibt bloß Erläuterungen in Bezug auf den von ihm an den König bewerkstelligten Verkauf des Forsts von Breuteuil, der von Sachverständigen auf mehr als 9 Millionen geschätzt war, und der im Detail verkauft mehr als 14 Millionen eingetragen haben würde. Er reclamirt gegen die Verleumdungen, welche die Journale bei Gelegenheit dieses Verkaufs verbreitet hätten,0444 wobei er seinen Briefwechsel mit dem Verwalter der Privatdomäne verlas, und eine Untersuchung durch Sachverständige beantragte. Hr. Amilhau, Berichterstatter der Commission, antwortete Hrn. Laffitte, ohne, wie er sagte, dem ehrenwerthen Mitglied auf irgend eine Weise zu nahe treten zu wollen. Er geht in Details in Bezug auf die von Sachverständigen auf Befehl des Königs einer - und des Hrn. Laffitte andererseits bei dem Verkauf des Forsts angestellten Untersuchungen ein. Hr. Laffitte replicirte mit Darlegung neuer Berechnungen, und sagte, daß nur ein Unredlicher (malhonnête homme) eine Zahlung hätte annehmen können, die den wirklichen Werth des Forsts überstiege. (Genug! genug!) Eine zweite Antwort des Hrn. Amilhau erregte die Ungeduld der Kammer. (Großer Tumult und Unterbrechung.) Der Präsident erklärte, da Hr. Laffitte das Wort wegen eines persönlichen Umstandes verlangt, und Hr. Amilhau geantwortet habe, so könne Niemand mehr über diesen Gegenstand das Wort nehmen. Doch sprach noch Hr. Mauguin inmitten des Geräusches einige Worte. Der Präsident ließ dann über den Schluß der allgemeinen Erörterung, die so gut als gar nicht stattgefunden hatte, abstimmen, und befragte die Kammer, ob sie zur Erörterung der Artikel übergehen wolle. Mehrere Mitglieder beantragten das geheime Scrutin schon über die Vorfrage, ob man überhaupt zur Discussion der einzelnen Artikel schreiten solle. Die Zahl der Votanten betrug 426. Absolute Majorität 214. Weiße Kugeln 200, schwarze 226. Die Kammer geht nicht zur Erörterung der Artikel über, das Gesetz ist sonach verworfen. (Sensation.) Die Sitzung ward um 3 1 / 2 Uhr aufgehoben, und die nächste Sitzung auf Sonnabend festgesetzt.

Es bildet sich in Marseille ein Gesellschaft für Dampfboote nach Westindien; sie sollen die französischen und zugleich die spanischen Colonien bedienen. Der Plan ist gut, und der Staat sollte Alles thun, ihn zu erleichtern, ohne directen Theil daran zu nehmen, er sollte der Compagnie die Werften von Toulon öffnen, um dort zu bauen, ihr Schiffbauholz auf leidliche Bedingungen leihen u. s. w., um wo möglich die Errichtung ähnlicher Unternehmungen in Bordeaux und Havre für die Communicationen mit Nord - und Südamerika hervorzurufen, anstatt selbst, wie es der Plan der Postdirection ist, Dampfbootlinien zu errichten. Man kann aus dem Beispiel der Dampfboote im mittelländischen Meere sehen, daß sie unter der Direction des Staats für Transport von Waaren und Paketen nicht tauglich sind, daher sie sich weder bezahlen, noch dem Handel die Dienste leisten, welche er davon erwarten konnte. Die Erbsünde der französischen Administration ist, Alles thun zu wollen, und wenn sie gegenüber von stupiden und unwissenden Dorfmunicipalitäten einen Vorwand dazu hat, so hat sie wenigstens keinen gegenüber von dem Handelsstand der großen Seestädte. Der größte Theil des französischen Handels mit Amerika besteht in Seide - und Modewaaren, bei welchen der schnelle Transport die Hauptsache ist, aber officielle Postdampfboote sind nicht das beste Mittel dazu, und Lyon wird die gegenwärtige Concurrenz von Spitalfields und Nottingham auf dem Markt von New-York bitter fühlen, bis Havre Handelsdampfboote besitzt, welche es schon jetzt besäße, wenn die sprichwörtliche Unfähigkeit von Rosamel, als Marineminister, ihre Errichtung nicht verhindert hätte.

Deutschland.

Die Kammer der Reichsräthe war unterm 19 d. M. über den von der Kammer der Abgeordneten bereits angenommenen Gesetzesentwurf, Aufhebung des Gesetzes vom 29 Nivôse XIII, die Erziehung von Söhnen jener Familien, welche sieben Kinder haben, auf Kosten des Staats betreffend, in Berathung getreten, und hatte in dieser Sitzung beschlossen, dem bezeichneten Entwurf ihre Zustimmung zu ertheilen. Es ist sohin hierüber Gesammtbeschluß erzielt. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde das neueingetretene Kammermitglied Aloys Rauch von Haag (Ersatzmann für den verstorbenen Geheimenrath v. Utzschneider) beeidigt; sofort eine Mittheilung des königl. Ministeriums des Innern verlesen, wornach, da der königl. Minister der Finanzen, Hr. v. Wirschinger, wegen fortdauernder Krankheit verhindert sey, zur Vertretung der den Ständen des Reichs gemachten Vorlagen in den Ausschüssen der beiden Kammern zu erscheinen, zu dessen Vertretung der königl. Minister des Innern, Hr. v. Abel, vermöge allerhöchster Entschließung vom 21 d. M. ermächtigt worden sey. Den übrigen Theil der Sitzung füllten einige Vorträge aus, auf die wir bei Gelegenheit der Verhandlungen zurückkommen werden.

Die Criminalproceßordnung, welche bei dem nächsten Landtage zur Vorlage kommen soll, wird unser Würtemberg in einem neuen Zweige an die Spitze eines deutschen Fortschritts stellen, indem der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit darin eine Annäherung eingeräumt ist. Der Entwurf setzt nämlich ein Schlußverfahren fest, wobei der Angeklagte persönlich vor den Gerichtshof gestellt werden, der betreffende Referent ungefähr die Stelle eines Staatsanwalts versehen, der Vertheidiger seine Gegenrede halten und dem Publicum der Zutritt offen stehen soll. Man sieht, es ist dieß so ziemlich der Anklageproceß, nur mit dem Unterschiede, daß nicht auch die Zeugenverhöre, welche der Untersuchungsrichter gepflogen, vor der Oeffentlichkeit recapitulirt werden. (Fränk. M.)

Wir begehen in diesem Jahre die vierhundertjährige Gedächtnißfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst. Daß Würtemberg, in welchem so viel litterarisches Leben herrscht, und insbesondere Stuttgart, der wichtigste Platz Süddeutschlands für Buchdruckerei und Buchhandel, hiebei nicht zurückbleiben, sondern auf eine der Bedeutung der großen Erfindung würdige Weise dieses Fest begehen werde, durfte man wohl mit Recht erwarten. Es hat sich zu diesem Zwecke hier ein Comité aus 27 Mitgliedern gebildet; man bemerkt darunter den Kanzler v. Wächter, Präsidenten der Abgeordneten-Kammer, als Vorstand; Frhrn. v. Cotta und J. F. Steinkopf (Senior der hiesigen Buchdrucker und Buchhändler), diese beiden Stellvertreter des Vorstandes; sodann die HH. Karl Elben, Redacteur des Schwäbischen Merkurs; Heinrich Erhard, Eigenthümer der J. B. Metzler'schen Buchhandlung; Hofprediger und Oberconsistorialrath Dr. Grüneisen; Stadtschultheiß Gutbrod; Oberregierungsrath v. Köstlin; Dr. Wolfgang Menzel; Hofrath Professor v. Reinbeck; Obertribunalrath v. Scheurlen; Rechtsconsulent Dr. Walz; nebst einer Anzahl der thätigsten Buchhändler, Buchdrucker, Factore etc. Das Hauptfest soll in Stuttgart wie in andern deutschen Städten am 24 Junius (Feiertag Johannis) begangen und am darauf folgenden Tage geschlossen werden. Man beabsichtigt für den Hauptfesttag einen großen Festzug mit Musik und Gesang. Diejenigen Städte, in welchen bei uns zuerst Druckereien entstanden, sollen eine ehrenvolle Anerkennung durch ihre Stellung im Zuge, durch Vortragung ihrer Wappen etc. finden, also vor allen die alten Reichsstädte Ulm, sodann Reutlingen, ferner die Universitätsstadt Tübingen, in welcher zuerst in Altwürtemberg gedruckt wurde, die ihr folgenden altwürtembergischen Städte Blaubeuren, Urach etc. Ebenso wird es passend seyn, sich dabei der Männer zu erinnern, welche diese deutsche Erfindung im Mittelalter in Schwaben einheimisch machten, wie Hohenwang in0445 Ulm, bis herab auf diejenigen, welche in unsern Tagen sich in derselben auszeichneten, wie die Cotta und Andere, Andreas Bauer, den Erfinder der Schnellpressen, unsern noch lebenden Stuttgarter Mitbürger, nicht zu vergessen. Im Zuge sollen, neben den Insignien und Emblemen der Buchdruckerkunst, eine ganz alterthümliche, so wie eine Presse nach neuester Construction geführt und das Bibelbuch, eines der ältesten und das segensreichste der aus der Presse hervorgegangenen Werke, so wie Erzeugnisse der neuesten Zeit getragen werden. Der Zug soll sich durch die Hauptstraßen der Stadt in die Stiftskirche begeben. Nach der Kirche wird auf dem Marktplatze eine Rede und Festmusik folgen. Eine Buchdruckerei, eine Schriftgießerei und eine Buchbinderei werden auf dem Platze arbeiten, und ihre Erzeugnisse unter den Anwesenden als Festgabe vertheilen. Ein einfaches Mittagsmahl vereinigt alle Theilnehmer, welchen zur Unterhaltung für den Nachmittag Musik und Gesang und für den Abend Ball geboten wird. Für den darauf folgenden Tag, Donnerstag 25 Jun. wird eine ländliche Feier beabsichtigt. Die Solitude, einer der schönsten Punkte der Umgegend, ist hiezu ausersehen. Die Liederkränze, eine fröhliche Blüthe der neuern Zeiten, werden gebeten werden, zur Verschönerung des Festes mitzuwirken. (Schw. M.)

(Kass. Z.) In der Sitzung der Stände am 14 d. M. verkündigt der Präsident einen Antrag des Hrn. Abg. Wiedemann, auf Ersuchen an die hohe Staatsregierung, sich für Herstellung des Rechtszustandes im Königreich Hannover bei dem Bundestage zu verwenden. Der Hr. Landtagscommissär fragte den Antragsteller, ob derselbe die s. g. hannover'sche Verfassungsangelegenheit zum Gegenstande habe, und auf des letztern Bejahung den Präsidenten, ob derselbe die Entwickelung und Begründung des Antrags demnächst zuzulassen gedenke. Der Präsident glaubte nicht, ein Mitglied bei der Begründung von Anträgen beschränken zu dürfen. Der Hr. Landtagscommissär: Das Antragsrecht des Deputirten gehe nicht weiter, als das Berathungs - und Antragsrecht der Ständeversammlung. In allen Fällen, wo die Incompetenz der Ständeversammlung in Beziehung auf einen Gegenstand von vornherein vorliege, sey es Recht und Pflicht, jede Verhandlung abzuschneiden. Daß solches hier geschehen müsse, ergebe sich sofort. Die hannover'sche Verfassungsangelegenheit könne, der staatsrechtlichen Betheiligung nach, in zweifachen Beziehungen aufgefaßt werden, einmal als innere Landesangelegenheit von Hannover, und dann als Angelegenheit des deutschen Bundes. In beiden Beziehungen stehe die Sache außer dem Bereiche der Zuständigkeit der Ständeversammlung. In der erstern Beziehung sey sie ausschließlich Angelegenheit Sr. Maj. des Königs von Hannover, und, so weit die hannover'sche Landesverfassung es zuläßt, seiner Unterthanen, bezüglich der Stände. Dem Berufe und dem rechtlichen Interesse unserer Ständeversammlung bleibe sie jederzeit eine durchaus fremde Sache, und es würde eine unstatthafte Ueberschreitung des Wirkungskreises der kurhessischen Landstände seyn, wenn sie sich aneignen wollten, über jene, von vornherein ihrer Competenz entzogene Angelegenheit eine Verhandlung mit der Regierung zu versuchen, oder sie überhaupt in den Kreis ihrer Berathung zu ziehen. Betrachte man die gedachte Angelegenheit als Bundessache, so erscheine sie als eine, unter den deutschen Bundesgliedern als solchen zu verhandelnde Angelegenheit, und sey eben deßhalb der ständischen Berathung und Einwirkung sey es eine directe oder eine indirecte auch schlechterdings entzogen. Denn Bundesglieder seyen nur die deutschen souveränen Fürsten und freien Städte (Art. 1 der Bundesacte und Art. 1 der Wiener Schlußacte), nicht die Landstände in den einzelnen deutschen Staaten. Diese haben weder die Eigenschaft deutscher Souveräne, noch nehmen sie Theil an deren Souveränetätsrechten, sie seyen auch keine Mitsouveräne, folglich überall nicht befähigt zu Mitgliedern des deutschen Bundes, oder zur Theilnahme an den Berechtigungen der Bundesglieder, somit nicht befugt, irgendwie bei einer Sache mitzuwirken, bei der den einzelnen Bundesgliedern die Mitwirkung zustehe. Derartiges sey nicht gestattet und dürfe nicht erlaubt werden; denn es gebiete der Art. 57 der Wiener Schlußacte: Da der deutsche Bund, mit Ausnahme der freien Städte, aus souverainen Fürsten besteht, so muß dem hierdurch gegebenen Grundbegriffe zufolge die gesammte Staatsgewalt in dem Oberhaupte des Staats vereinigt bleiben, und der Souverain kann durch eine landständische Verfassung nur in der Ausübung bestimmter Rechte an die Mitwirkung der Stände gebunden werden. Sodann der Artikel 1 des Bundesbeschlusses vom 15 August 1824: Es soll in allen Bundesstaaten, in welchen landständische Verfassungen bestehen, streng darüber gewacht werden, damit in der Ausübung der den Ständen durch die landständischen Verfassungen zugestandenen Rechte das monarchische Princip unverletzt erhalten werde. Ferner der Art. 1 des Bundesgesetzes vom 28 Jun. 1832: Da nach Art. 57 der Wiener Schlußacte die gesammte Staatsgewalt in dem Oberhaupte des Staats vereinigt bleiben muß, und der Souverän durch eine landständische Verfassung nur in der Ausübung bestimmter Rechte an die Mitwirkung der Stände gebunden werden kann, so ist auch ein deutscher Souverain, als Mitglied des Bundes, zur Verwerfung einer hiermit im Widerspruch stehenden Petition der Stände nicht nur berechtigt, sondern die Verpflichtung zu dieser Verwerfung geht aus dem Zwecke des Bundes hervor. Endlich der Art. 8 der Wiener Schlußacte: Die einzelnen Bevollmächtigten am Bundestage sind von ihren Committenten (d. h. den deutschen souveränen Fürsten) unbedingt abhängig, und diesen allein wegen getreuer Befolgung der ihnen ertheilten Instructionen, so wie wegen ihrer Geschäftsführung überhaupt unverantwortlich. Wenn es daher in der Mitte der Ständeversammlung unternommen werden sollte, über eine Bundessache Anträge zuzulassen, Berathungen zu pflegen und Ansinnen an die Regierung zu beschließen, alsdann würde ein Versuch der Landstände vorliegen, Eigenschaften und Befugnisse zu usurpiren, die ihrem höchsten Landesherrn an und für sich sowohl, als in ihrer Ausübung, ausschließlich beiwohnen, und Thätigkeitsäußerungen und Einmischungen sich zu gestatten, die unter den Gesichtspunkt der Verletzung des monarchischen Princips und der Bundesgesetze fallen. Schließlich wies der Hr. Landtagscommissär noch auf den Eingang unserer Verfassungsurkunde hin, in welchem nur einer landständischen Mitwirkung zu den innern Staatsangelegenheiten von allgemeiner Wichtigkeit erwähnt wird. Er ersuchte hierauf den Hrn. Präsidenten der Ständeversammlung, dem angezeigten Antrage eine weitere Entwicklung und Ausführung zu versagen. Hr. Wiedemann war der Ueberzeugung, daß sein Antrag das monarchische Princip in keiner Weise beeinträchtige. Der Hr. Vicepräsident vindicirte den deutschen Bundesstaaten das Recht, sich als Glieder des deutschen Bundes zu betrachten, wünschte jedoch die Ausführung des Hrn. Landtagscommissärs dem Rechtspflegeausschusse überwiesen. Der Hr. Erbmarschall hielt jede weitere Discussion nach der Erklärung des Hrn. Landtagscommissärs für unzulässig. Hr. v. Trott ersuchte den Antragsteller seinen Antrag zurückzuziehen, da das Vertrauen in die Regierung gesetzt werden müsse, daß sie handeln würde, wie das Interesse des Landes es erheische. Hr. v. Eschwege 1r ersuchte den Hrn. Wiedemann, den Antrag vorerst fallen zu lassen, die Begründung dem Präsidenten zu übergeben und es dessen Ermessen zu überlassen, ob er auf die Tagesordnung kommen könne. Hr. Wiedemann, vom Präsidenten hierüber befragt, erklärte sich einverstanden. Vor Vorlesung der Tagesordnung für die nächste Sitzung nahm der Hr. Landtagscommissär das Wort: Es sey ein Bericht des Ausschusses für Prüfung des Rechenschaftsberichts des letzten permanenten Ausschusses über Pos. VI. desselben, wegen der Verordnung vom 2 März v. J., die Tage - und Reisegelder der Mitglieder der Ständeversammlung betreffend, am 3 d. M. erstattet und im Laufe voriger Woche gedruckt vertheilt worden. Dieser Bericht enthalte die Behauptung, daß durch jene Verordnung eine Verfassungsverletzung begangen worden sey, und beantrage, den betreffenden Minister in Anklagestand zu versetzen. Sr. Hoheit Regierung sey es nicht gleichgültig, wenn die nähere Erörterung jener Beschuldigung verzögert werde, und mit der Ehre des angegriffenen Hrn. Ministers sey es nicht verträglich, daß diese Angelegenheit in dieser Versammlung länger unberathen und unwiderlegt bleibe. Er sey deßhalb beauftragt, den0446 Hrn. Präsidenten zu ersuchen, den erwähnten Bericht baldigst auf die Tagesordnung zu stellen. Dieses geschah, und die Sitzung wurde geschlossen.

Die Criminaluntersuchung gegen den Magistrat zu Hannover scheint einen raschen Fortgang zu nehmen. Die auf diese Weise erwachsenden Acten werden später einmal interessante Details für die Verfassungswirren liefern können. So wurde vorgestern auf Requisition der Justizkanzlei in Hannover von der hiesigen Justizkanzlei eine größere Anzahl der Wahlmänner des Fürstenthums Göttingen über die Wahl des Kammercommissarius Lüder, Sohn des Regierungsraths Lüder, welche zu Northeim unter der Direction des Oberamtmanns Lüder vor sich gegangen war, und zu ihrer Zeit zu mehrfachen Rügen Veranlassung gegeben hatte, vernommen. Der Magistrat zu Hannover hat sich nämlich zum Beweise der Wahrheit, daß von Seite des Cabinets oder zu Gunsten desselben mehrfache Wahlumtriebe stattgefunden, auch auf diese Wahl des Göttinger Bauernstandes berufen, welche unter auffallenden Umständen durch eine Mehrheit von nur zwei Stimmen vor sich gegangen war. Auch in der Grafschaft Hohenstein, wo ein Theil der Stände bekanntlich die Wahl des Amtmanns Haus selbst beim hohen Bundestage als nichtig und durch Umtriebe erwirkt angegriffen hat, sollen ähnliche Zeugenverhöre stattgefunden haben. Der hiesige Gutsbesitzer Wehner hat in öffentlichen Blättern eine Erklärung über die gegen ihn im Wege der höheren Polizei erlassene Confinirung abgegeben (s. die gestrige Allg. Zeitung). Jene Polizeimaaßregel, die offenbar in das Gebiet der Criminalstrafen übergreift, hat hier natürlich viel Sensation erregt. Wehner hat übrigens von hiesiger Polizei eine Erlaubnißkarte bekommen, etwa im Umkreise einer Stunde von der Stadt spazieren zu reiten. Die hiesige Justizkanzlei hat bis jetzt auf sein vor etwa acht Tagen übergebenes Gesuch um Rechtsschutz noch nicht erkennen können, doch erwartet man, daß eine definitive Entscheidung und nicht etwa ein Communicativdecret erfolge. Der königliche Erlaß, die Zusammenberufung der vertagten Ständeversammlung, die Anordnung von Ergänzungswahlen und die modificirte Aufhebung des früher aus solchen Wahlen gefolgerten Präjudices der Anerkennung des Patents vom 7 Dec. 1819 betreffend, hat die öffentliche Meinung der Stadt und Universität nicht umzustimmen vermocht. Man erwartet nach diesem täglich Anordnung der hiesigen Wahlen. Ehe die Stadt dazu schreiten kann, müssen jedoch noch zwei Wahlmänner neu erwählt werden, deren Plätze durch die frühere Wahl des Dr. jur. Wadsack und die neuerliche Wahl des Dr. jur. Breithaupt zu Bürgervorstehern erledigt sind. Es findet hier gegenwärtig die kleine alljährliche Ausstellung von Kunstwerken hiesiger Maler etc. statt, welche zu der Hannover'schen Kunstausstellung gesendet werden sollen. Interesse erregen ein Portrait der Fr. Agnese Schebest als Norma vom Professor Oesterley und mehrere Lichtbilder von Dr. Karl Himly, welche das einzige in hiesiger Stadt befindliche ächt Daguerre'sche Bild (die Kirche Notre Dame zu Paris darstellend), das daneben aufgehängt ist, an Schärfe der Contouren und Tinten offenbar übertreffen; auf einem derselben zeigen sich sogar verschiedene Farbentöne. Dagegen sind die dargestellten Gegenstände (eine Partie des Universitätsgebäudes und ein Theil des alten Marktes) auch von ungleich geringeren Dimensionen als das auf gleichem Flächeninhalt vollständig gegebene Bild der Notre Dame. Mehrere Selbstmorde, von denen der eine vor löblicher Polizei, ein anderer in dem zu Vorlesungen eingerichteten Meister'schen Hause stattfanden, haben durch Art und Motive Aufsehen erregt.

Preußen.

Franz Freiherr v. Gaudy, der, wie bereits gemeldet, am 3 Febr. vom Schlage getroffen wurde, und am 5 Abends 9 Uhr starb, hat sein Leben, selbst ein unvollendet launiges Gedicht, mit einem solchen beschlossen, und zwar waren die letzten Zeilen, welche er am 3 dichtete, merkwürdiger Weise folgende:

Da trat mit fäll'gem Wechsel in der Hand
Ein harter Gläub'ger plötzlich an sein Bett,
Der Spediteur der Welt, Hans Mors genannt.

Am Sonntage, den 9, wurde er zur Ruhe bestattet; seine Familie wollte dieß in aller Stille und ohne Gepränge und Aufwand thun; ein Schriftsteller hat aber in jetziger Zeit mehr Theilnahme als irgend Jemand für sich, und so folgten denn dem Dichter und Menschen Gaudy mehrere angesehene Personen Berlins, unter Andern die Litteraten F. Ferrand, W. Alexis, Arthur Müller, Glasbrenner, Gruppe, Fr. Kugler, Ph. Leitner, H. Kletke, Hitzig, A. Kopisch etc. Gaudy ist am 19 April 1800 zu Frankfurt a. d. Oder geboren, trat nach durchgemachter Schule in das erste Garderegiment zu Potsdam, wurde daselbst Lieutenant, von dort nach Breslau, zur Zeit des polnischen Kampfes nach Posen versetzt, und nahm 1833, des Friedensdienstes überdrüssig, seinen Abschied. Sein Vater war der Generallieutenant Friedrich Frhr. v. Gaudy, der damalige Gouverneur des Kronprinzen von Preußen. Des Dichters nachgelassene Arbeiten werden die HH. F. Ferrand und Arthur Müller, seine nächsten Freunde, herausgeben. (Nordd. Bl.)

Schweden.

Aus allen Provinzen des Reichs sind Berichte eingegangen über die ausgezeichnete Art, mit welcher der Geburtstag und der Namenstag des Königs dießmal gefeiert worden. Diese Tage waren seit lange her nationale Festtage, jetzt aber scheint man diese Gelegenheit benutzt zu haben, um die auch bei der gegenwärtigen Stellung des Reichstags unveränderten Gesinnungen von Liebe und Ergebenheit auszudrücken, welche man dem Könige widmet. Auf dem Reichstage ist in den letzten Tagen nichts von Erheblichkeit vorgefallen. Die Ausschüsse haben ihre Arbeiten begonnen. Der Constitutionsausschuß, der aus 24 Mitgliedern besteht, hat sich in sechs Abtheilungen getrennt, um die Protokolle des königl. Staatsraths seit einem Jahre zu prüfen. Capitän Lindeberg hat vor einigen Tagen eine neue Schrift herausgegeben, unter dem Titel: Was erwartet das schwedische Volk vom Reichstage? Die Mißvergnügten halten ihre Zusammenkünfte in seinem Hause.

Rußland.

Der Russische Invalide enthält folgendes neuere Bulletin über die Expedition nach Khiwa: Der Generaladjutant Perowskij berichtet vom 5 (12) Januar, daß das von ihm commandirte nach Khiwa marschirende Detaschement nach kurzer Rast bei der atüjakschaschen Befestigung an der Emba seinen Ausmarsch aus der Festung echelonweise begonnen, und in der früheren Ordnung, zu vier Colonnen, nach der zweiten Befestigung bei Ak-Bulak weiter verfolgt hat. In der ersteren sind eine Garnison und die Kranken zurückgeblieben. Die Kälte hat etwas nachgelassen; in den letzten Tagen waren nicht mehr als 16 bis 22°, aber der tiefe Schnee verzögerte das Vorrücken des Detaschements. Die Leute ertragen die Beschwerden des Marsches gut; die Zahl der Kranken vermindert sich; die Pferde blieben bis dahin in gutem Stande. Der verwaltende Sultan, Oberstlieutenant Bai Muhammed Aitschuwakoff stieß mit einem Trupp zu seiner Verwaltung gehörender Kaißaken zum Detaschement. Ueber den Feind, der nach dem ersten0447 Zusammentreffen sich in der Richtung von Karataman zurückzog, hat man keine weiteren Nachrichten.

Oesterreich.

Der brasilische Bevollmächtigte, Del Hostes, welcher wie bereits erwähnt, mit dem Auftrage hierher kam, unserm Hofe die bevorstehende Vermählung der Prinzessin Januaria zu notificiren, soll eine wichtigere Mission nach der Schweiz haben, die Anwerbung von Truppen für Brasilien betreffend.

Türkei.

Die Paschaliks von Ipek und Pristina in Ober-Albanien befinden sich im Stand voller Insurrection gegen die Pforte. Den nächsten Anlaß hiezu scheint das Ergebniß des Aufstandes von Prisrend geliefert zu haben, welcher Stadt für ihre Rückkehr zum Gehorsam die Hälfte der bisher bezahlten Steuern nachgelassen worden seyn soll. Indessen fehlt es nicht an Vermuthungen, nach welchen das Uebel tiefer läge und sogar mit den Entdeckungen, welche kürzlich in Athen gemacht wurden, in Verbindung stünde. Einige behaupten endlich, daß die Bekanntmachung des Hattischerifs von Gülhane den Aufstand provocirt habe, was mir jedoch in Bezug auf diese großentheils von Rajahs bewohnten Gegenden unwahrscheinlich dünkt. Etwas Anderes ist es in Bosnien und Herzegowina, wo noch zahlreicher Anhang der alten Janitscharen und islamitischer Bigotismus seinen Sitz hat. In diesen Provinzen ist der vielbesprochene Hattischerif von den türkischen Stämmen wirklich übel aufgenommen worden; es ist in den verschiedenen Orten Alles in Bewegung, und nur des geringsten Anlasses bedarf es, um auch dort Aufstände hervorzurufen. Gewiß ist, daß das Ansehen der Pforte in diesen beiden Statthalterschaften durch den Hattischerif einen neuen Stoß erlitten hat, und daß ihr geringer Einfluß auf dem Punkte steht, ganz zu erlöschen. Aus Konstantinopel bringen die letzten Briefe keine Neuigkeit von Belana. Die bereits bekannte Ernennung des in Alexandria befindlichen Mustapha Pascha zum Kaimakam (Stellvertreter) des Kapudan Pascha wird bloß als eine indirecte Protestation der Pforte betrachtet gegen die Vereinigung der großherrlichen Flotte mit der ägyptischen. In Serbien ist viel Gerede von einem Complot, welches die der gegenwärtigen provisorischen Regierung feindlich entgegenstehende Partei geschmiedet und das den Zweck gehabt habe, den jungen Fürsten Michael auf der Rückkehr von Konstantinopel bei seinem Eintritt in Serbien aufzuheben, nach Kragujewatz zu führen und ihn zu zwingen, dort den Sitz der Regierung aufzuschlagen, das organische Statut zu suspendiren u. s. w. Die Regierung hat alle Fäden dieser Umtriebe in Händen und die Rädelsführer befinden sich bereits in Haft. Die öffentliche Ruhe und Ordnung ist trotz der alarmirenden Gerüchte keinen Augenblick gestört worden.

Fürst Michael von Serbien, welcher im Begriff steht, diese Hauptstadt zu verlassen, hatte am 2 d. seine Abschiedsaudienz beim Sultan, bei welchem Anlasse ihm Se. Hoheit den Titel und Rang eines Muschirs, wodurch er den dermaligen Hofpodaren vollkommen gleich gestellt wird, und überdieß das den Wessiren des Reichs allein gestattete Ehrenzeichen (eine Sonne von Brillanten auf dem Feß) zu verleihen geruht. Die neueste Nummer der türkischen Zeitung enthält eine Bekanntmachung, welche zum Zweck hat die Sarrafs (armenische Wechsler), die in Folge der Abschaffung der Iltizam und Mukataa (Verkauf und Verpachtung der Aemter) ihrer vorzüglichsten Erwerbsquelle verlustig sind, über ihr künftiges Loos gewissermaßen zu beruhigen. Der toscanische Geschäftsträger, Commendator Quaglia, ist gestern nach einer fünfmonatlichen Urlaubsreise, während welcher der österreichische Internuntius seine Geschäfte versehen hatte, wieder in diese Hauptstadt eingetroffen.

Aegypten.

(Beschluß.) Wir wollen zwei Hauptfragen stellen, da man die Integrität des osmanischen Reichs für Europa und für den Orient nothwendig hält. Kann man, wenn man Syrien Mehemed Ali entreißt, der Pforte dadurch größere Stärke geben? Kann zwischen der Pforte und Mehemed Ali eine aufrichtige Eintracht herrschen, wenn man damit angefangen, letzterm Syrien zu nehmen? Selbst wenn man mit Einwilligung Mehemed Ali's Syrien der Pforte wiedergeben könnte, so wäre dennoch das osmanische Reich im Allgemeinen dadurch geschwächt. Nie hat die Regierung von Konstantinopel über Provinzen, die von der Hauptstadt entfernt liegen, einen überwiegenden Einfluß üben können; dieß war auch der Grund, warum sie Griechenland, Serbien, die Moldau und Wallachei verloren hat, und in Aegypten, wie in den Barbareskenstaaten nur eine nominelle Herrschaft behaupten konnte. Wenn die Pforte wieder in den Besitz Syriens tritt, muß sie, um daraus denselben Vortheil zu ziehen, welchen dieses Land gegenwärtig gewährt, das System Mehemed Ali's befolgen; dieß ist aber unmöglich, weil Konstantinopel zu weit von Syrien entfernt ist. Die Bevölkerung dieses Landes, durch ihre Berge begünstigt, ist meuterischen Sinnes; sie wird beständig in Empörung seyn, und die Pforte selbst wird den Vorwand dazu liefern, denn sie wird genöthigt seyn, die Concessionen, die sie jetzt insgeheim verspricht, unerfüllt zu lassen. Wer soll dann diese Aufstände unterdrücken? Wird man von Konstantinopel und aus Kleinasien Truppen schicken, oder wird man genöthigt seyn Aegypten damit zu beauftragen? Jetzt ist ganz Syrien unter einer energischen Verwaltung vereinigt, man ist dort an dieselbe gewöhnt, und Mehemed Ali allein kann das dort Bestehende zum größten Heil des osmanischen Reichs zusammenhalten. Aus all' dem Gesagten läßt sich kein anderer Schluß ziehen, als daß man Mehemed Ali schwächen würde, ohne dabei der Pforte, im Fall sie Syrien zurück erhielte, Kraft zu geben; dieses Resultat wäre demnach ganz dem Zweck entgegen, den man erreichen will: das osmanische Reich compact, stark und furchtbar zu machen. Was die zweite Frage anbelangt, so ist es überflüssig, zu erinnern, daß Mehemed Ali sich inmitten der heimlichen Verlegenheiten, die man ihm bereitete, und unaufhörlicher Kriege, wodurch ungeheure Provinzen dem osmanischen Reich einverleibt worden, sich emporgehoben hat. Als Sultan Mahmud ihn unaufhörlich beunruhigte, machte er (im September 1838) bekannt, daß er, wenn er noch einmal angegriffen würde, seine Unabhängigkeit erklären wolle; er wurde angegriffen, während die europäischen Diplomaten ihm beruhigende Versicherungen gaben und seine Wachsamkeit einzuschläfern suchten; die Schlacht bei Nisib war die Folge dieses Angriffs. Die türkische Armee war zerstreut, die Jahreszeit günstig, die europäischen Cabinette nicht vorbereitet, der Weg nach Konstantinopel stand Mehemed Ali offen, er hatte mächtige Anhänger, alle Umstände munterten ihn zum Marsch gegen die türkische Hauptstadt auf; der Tod des Sultans, der Besitz der Flotte vermehrten für ihn noch die Gewißheit des Gelingens. Hätte er je den Gedanken gehegt, seine Familie an die Stelle der gegenwärtigen Herrscherdynastie zu setzen, so wäre dieß leichter gewesen, als man denkt: Mekka und Medina waren in seinen Händen; er war Khalifa der That, wenn nicht dem Recht nach und die, welche den Thron Osmans bestiegen, hatten bekanntlich0448 nicht alle das Recht für sich. Jener Gedanke war aber so ferne von Mehemed Ali, daß dieser nicht einmal seine Unabhängigkeit proclamiren wollte, wie man doch allgemein erwartet hatte. Die Integrität des osmanischen Reichs schien dem Vicekönig die erste Bedingung der Regeneration desselben, bevor noch die europäischen Cabinette daran dachten; er wollte also selbst unter Umständen, die für ihn so günstig waren, die jetzige Dynastie nicht entthronen; dieß ist durch die That erwiesen. Wenn Mehemed Ali dieß damals nicht wollte, wie kann man glauben, daß er es künftig wollen werde? Mehemed Ali hat auf seinem hohen Standpunkt nur die Alternative, entweder nach dem Thron zu streben, was, wie wir gesehen, nicht seine Absicht ist, oder den edlen Ehrgeiz zu hegen, dieses Thrones erste Stütze zu seyn, gleichwie er der erste Regenerator der Moslim war, den Ehrgeiz, seine gesunkene Nation wieder emporzuheben, nicht durch das Erwecken des religiösen Fanatismus, sondern durch das Bestreben, die Muselmänner mit den übrigen Völkern in Berührung zu bringen, ihnen eine Stelle in der Reihe der civilisirten Nationen anzuweisen, ohne jedoch ihren religiösen Glauben zu zerstören, welcher sie zu Einem Körper vereinigt. Mehemed Ali ist eines so edlen Ehrgeizes würdig; er hat förmlich erklärt, daß er darnach strebe, er kann sein Wort nicht brechen und die, welche sich einer solchen Absicht widersetzen, wird der Urtheilspruch der Nachwelt treffen. Es gibt Phasen in den Weltereignissen, auf welche man nicht nach Belieben zurückkommen kann, und die man zeitig zu benützen verstehen muß. Die Mächte haben sich ungeschickterweise eingemischt, als es nicht mehr nothwendig war. Man sagt, die Pforte habe um diese Intervention nachgesucht, aber Jedermann weiß, daß die Botschafter in Konstantinopel, auf Anstiften Lord Ponsonby's, die Intervention dem Chosrew Pascha als unumgänglich nothwendig vorschlugen; dieser nahm den Vorschlag an, nicht um des osmanischen Reiches willen, sondern als Mittel, sich am Staatsruder zu behaupten. Die Intervention war gegen Mehemed Ali nicht nothwendig, denn dieser hatte laut erklärt, daß er sich bloß vertheidigen werde, daß er die Provinzen Orfa und Diarbekir bloß als Unterpfänder bis zum Abschluß des Friedens besetzen wolle; er verzichtete auf diese Provinzen, als ihm dafür als Unterpfand die osmanische Flotte in die Hände fiel. Die Intervention durfte also nur gegen Rußland stattfinden und sollte nicht der Beilegung des Streits zwischen der Pforte und Mehemed Ali in den Weg treten. Die Mächte können zur Pforte nur sagen der Zweck unserer Einmischung war, dein Land in einem Augenblick der Krise zu beschützen; dieser Zweck ist erreicht; dein Streit mit Mehemed Ali ist ein Familienstreit, der uns nichts angeht, verständigt euch untereinander. Oder die Mächte könnten gewandte, einsichtsvolle Commissäre schicken, welche, nachdem sie mit eigenen Augen von dem Stand der Dinge Kenntniß genommen, nach Konstantinopel gehen und zum Sultan sagen würden: Mehemed Ali meint es ehrlich; er ist dein erster Vasall, deine Stütze; er kann auf das, was er wirklich besitzt, nicht verzichten, denn dieß ist ihm nothwendig, um das Ansehen seiner Familie zu erhalten; nach seinem Tod fällt Candia dir wieder zu. Die Verwaltung Arabiens behält er nur temporär, nicht als erblichen Besitz. Als großmüthiger Monarch kannst du nicht die Demüthigung eines solchen Mannes wünschen. Gewähre ihm freiwillig, was ihm unumgänglich nothwendig ist, Aegypten, Syrien, den District von Adana; durch deine Wohlthaten knüpfe ihn an dein Loos. Du handelst dabei als Souverän, Niemand wird dir dieß bestreiten; wir garantiren es nöthigenfalls, und ihr beiden werdet euch nur um so besser befinden.

Berichtigung.

Am Schlusse des in der gestrigen Beilage enthaltenen Briefes aus Berlin wurde von der Redaction in der Eile übersehen, daß der Correspondent den dort genannten Prinzen August von Würtemberg als Bruder (statt als Neffen) Sr. Maj. des Königs von Würtemberg bezeichnete.

0441

Marschall Maison.

Die französische Armee hat neuerdings einen ihrer ruhmvollen Veteranen verloren: der Marschall Maison ist an einer Brustentzündung, die sich besonders durch ihr Zusammentreffen mit einer vor langen Jahren erhaltenen Wunde in der Lunge verschlimmert hatte, gestern dahier, in Paris, gestorben. Nicolas Joseph Maison war Pair und Marschall von Frankreich. Sein Geburtsort ist Epinay, wo er im Jahr 1770 zur Welt kam. Im Jahr 1792 nahm er als Officier activen Dienst in der Armee und zeichnete sich in derselben während der Kriege der Republik und des Kaiserthums in einer großen Zahl von Gefechten als muthiger und einsichtsvoller Officier aus. Das Jahr 1793 hatte ihm, ohne Untersuchung, seine Stelle geraubt, aber bereits im darauf folgenden wieder in seinen Posten eingesetzt, machte er den Feldzug des Nordheeres an der Seite des Generals Mireur. Im Jahr 1796 ernannte ihn Jourdan zum Bataillonschef; im Jahr 1799 bemerkte ihn Bernadotte und sandte ihn zur Rheinarmee, nach dem Frieden von Amiens, 1802, ward er zum Befehlshaber des Departements Tanaro ernannt. Hannover erinnert sich seiner vom Jahr 1805, wo er dieses Land mit Bernadotte besetzte. Austerlitz, der preusche Feldzug 1806, Jena und Blücher sind Namen, die eben so viel Erinnerungen von Muth und Auszeichnung des verstorbenen Kriegers erwecken. Nachdem er erst Gouverneur der Stadt Lübeck gewesen, sodann 1807 zum Chef des Generalstabs seines Armeecorps ernannt worden war, focht er im Jahr 1808 in Spanien, und nahm einen glänzenden Antheil an dem Siege bei Espinosa de los Monteros; erhielt darauf vom Kaiser selbst den Auftrag die Umgegend von Madrid zu säubern und zu besetzen, und mußte nach der Einnahme von Madrid, wo er verwundet ward, nach Frankreich zurückkehren. Das Jahr 1809 führte ihn wider zu Bernadotte zurück und mit ihm nach Holland. In dem großen und blutigen Drama des russischen Feldzuges wurde ihm nach mehreren bewunderten Waffenthaten, besonders bei Zakabowo, Oboyarzowa und Potolsk die Auszeichnung, daß ihn der Kaiser zum Divisionsgeneral und bei dem Rückzuge über die Beresina zum Baron ernannte. Von jetzt bis zur Abdankung Napoleons ist Maisons Thätigkeit reich an glänzenden Kriegshandlungen, die ihn in der Achtung seines Kaisers immer mehr befestigten. Da Oudinot verwundet war, übernahm Maison an dessen Stelle das Commando des Armeecorps, deckte den Rückzug über die Weichsel, nahm Leipzig an dem Tage, wo die Schlacht von Lützen geschlagen wurde, focht bei Bautzen und war mit Murat, als dieser nach der blutigen Begegnung an der Katzbach nach Leipzig zurückeilte. Am 28 October 1813 ernannte ihn Napoleon zum Großofficier der Ehrenlegion, zum Grafen, und am 22 December zum Oberbefehlshaber des Nordheeres, wo er zur besondern Aufgabe hatte, den Fluß gegen die feindliche Uebermacht zu schützen. Er führte diesen gefährlichen Auftrag, bei welchem er mit 14,000 Mann gegen 80,000 Feinde zu stehen hatte, nach besten Kräften und mit Talent aus. Als er aber den Entschluß gefaßt hatte, sich in Eilmärschen nach Paris zu begeben und auch bereits unterwegs war, kam ihm die Abdankung des Kaisers zu. Er schloß im April 1814 einen Waffenstillstand mit den ihm gegenüber stehenden feindlichen Generalen, namentlich dem Herzog von Sachsen-Weimar, unterwarf sich der Regierung der Bourbonen, und ging Ludwig XVIII nach Calais entgegen, beides ein wenig schleunig, sagen manche Beurtheiler seines Lebens. Im Jahr L815 ward Maison zum Gouverneur von Paris ernannt, begleitete den flüchtigen König nach Belgien und kehrte mit der zweiten Restauration nach Paris zurück. Im Jahr 1816 verfiel er in eine ehrenvolle Ungnade, die aber nicht lange dauerte. Im Jahr 1828 führte er die französische Expedition nach der Morea und rettete Griechenland vor dem Loose, eine Dependenz Mehemed Ali's zu werden. So lang die Restauration währte, war Maison beständig auf Seite der liberalen Opposition. Im Jahr 1830 war er einer der drei Commissäre, die Karl X nach Cherbourg führten. Seit der Juliusrevolution begleitete er während längerer Zeit die Gesandtschaftsposten in Wien und St. Petersburg und war kurze Zeit Minister. Ein hiesiges Blatt macht Anspielung auf einen gehässigen Zug in dem Leben Maisons, wahrscheinlich auf seine Mitwirkung bei der Verurtheilung Ney's; indessen ist bekannt, daß Maison gerade zu denen gehörte, welche sich in dem Kriegsrath, der über ihn erkennen sollte, für incompetent erklärten.

Die Leichenfeier des Marschalls Maison war denkwürdig in mehr als einer Beziehung. Wer die Todtenmesse im Invalidendom mit ansah, und das immer mehr zusammenschmelzende Häuflein der grauen Streiter der neuen Iliade musterte, der konnte sich überzeugen, daß hier wahre, aufrichtige Thränen geweint wurden, und daß in dem Geiste und dem Herzen dieser gebeugten Helden Gefühle, Erinnerungen und Gedanken wechselten, die der geschichtlichen Aufbewahrung würdig wären. Dieser Charakter der Feier schien sich selbst dem äußern Gepränge auf dem langen Zuge von den Invaliden über die Boulevards nach dem Gottesacker des Père Chaise mitzutheilen und ihn mit einer religiösen Weihe zu umgeben. Und in der That, was könnte dem Geiste, dem Streben dieser jungen, rüstigen Armee, was könnte den Vertretern des heutigen politischen Frankreichs, Größeres, Schöneres, Beneidenswertheres vorschweben, als dieser alte Streiter, der, wie die leuchtendsten seiner Cameraden, aus dem Volke hervorgegangen und durch sein eigenes und alleiniges Verdienst bis zu der höchsten militärischen Würde im Staate aufgestiegen ist, nachdem er auf hundert Schlachtfeldern seinen Muth, seinen Patriotismus und seine Talente bewährt hatte, der zuletzt zur Befreiung eines alten Heldenvolkes mitgewirkt und das neue Frankreich der Juliusrevolution als gewandter Diplomatiker an den ersten Höfen Europa's vertreten hat. Diese mächtig wirkende Todtenfeier ward durch die Rede von Thiers würdig geschlossen. Sie wollen wissen, was diesem Manne, denn man mit so viel ästhetischem Geschmack den kleinen Thiers nennt, eine so unwiderstehliche Gewalt auf den französischen Nationalsinne gibt! Lesen Sie aufmerksam seine Grabrede, und sie haben eine bessere Antwort als Ihnen der beredteste Commentar liefern kann. Es ist der gebildete Sohn des Volkes, der im Ministergewande und unter dem Stern sich seiner plebejischen Herkunft mit all der nationalen Wärme erinnert, die seine Sprache den Weg zum Herzen des Volkes finden läßt, mit all der Feinheit die erforderlich ist, um ihm seinen politischen und diplomatischen Rang nicht zu verderben, seine Ebenbürtigkeit mit seinen jetzigen Pairs nicht zu verkümmern. Mit Einem Worte, die Tuilerien und die Opposition, das Journal des Débats, die Gazette de France und der National müssen seine Sprache in gleichem Maße bewundern: Ist das nicht ein Meisterstück von Dialektik, und zwar einer Dialektik, bemerken Sie wohl, der Niemand das Verdienst des Wahrheit absprechen kann!

0442

Briefe aus Pesth.

(Beschluß.)

Von Fremden ist da der berühmte Liszt noch erwartet wird Niemand, der sich bemerkbar machte, in Pesth anwesend, als ein paar englische Missionäre der Methodisten, die jetzt zahlreicher als gewöhnlich in der Welt umherreisen, angeblich um die Juden zu bekehren, in Ermanglung dieser aber auch mit zu leichtgläubigen Christen (die sie eben nach ihrer Weise starkgläubiger machen wollen) fürlieb nehmen, und ferner einer ditto englischen Miß von der Feder, wie Jean Paul sagt, die für ihren Buchhändler reist, und schon seit Monaten an einem dicken Buch über Ungarn laboriren soll, was dann ohne Zweifel ihren Namen berühmter machen wird, als er bis jetzt noch seyn mag. Schon meldete zu diesem Behuf ein hiesiges Blatt (wahrscheinlich aus allernächster Autorität unterrichtet) daß über das vorletzte Werk der gefeierten Schriftstellerin nicht weniger als zwei Duzend englische Journale sich lobpreisend ergossen hätten, ein verständliches Prognostikon für das neue. An zu pedantischer Genauigkeit wird dieses schwerlich leiden, da ich schon in einer frühern Lieferung der reisenden Brittin den hiesigen Blocksberg in die Blocksburg und Ofen in die Stadt Offon verwandelt sehe; aber an drastischen Effecten mag es leicht reicher werden, wenn ich nach der Erzählung einer Dame urtheilen darf, welche mir versicherte, von besagter Miß (die aus Konstantinopel hier anlangte) vernommen zu haben, daß Sultan Mahmud zwei seiner leiblichen Söhne mit eigener Hand erdolcht habe. Oh Dieux! et c'est ainsi qu'on fait l'histoire! Gewiß nur eine ex officio reisende englische Miß kann so unbarmherzig seyn! Ich bin dennoch begierig auf den Inhalt dieses Buches, denn da die Verfasserin auf der einen Seite vom hiesigen Hofe sehr warm protegirt wird, auf der andern aber, wie ich höre, in noch näherem Verkehr mit der Opposition steht, deren Koryphäen sie mit den interessantesten Aufsätzen und Notizen versehen sollen, so ist sie ganz geeignet, die schöne Position des Juste-Milieu anzunehmen, die unparteiisch jedem ertheilt was ihm gebührt, und da sie aus so authentischen Quellen schöpft, so erfährt vielleicht Ungarn endlich definitiv was es hat, und was ihm fehlt durch eine englische Miß. Wer möchte gegen ein so erfreuliches Resultat mit veralteten Spässen über blue stockings ankämpfen! Schöner finde ich es, und der Deutschen würdig, fremdes Verdienst (besonders englisches) auch in der kleinsten Quantität aufs höchste anzuschlagen. Ich wenigstens dachte immer so, und ich kann versichern, daß ich den König von Otahayti wenn es noch einen solchen gibt sehr hoch schätze, aber einen Lond'ner Schneider stets viel höher.

Eine andere Classe Fremder und Einheimischer, die leider sehr zahlreich hier in Pesth zu seyn scheint, ist die bettelnde, welche mir mehr Gulden Conventionsmünze gekostet hat, als mir lieb ist, deren Originalität aber Erwähnung verdient. Alle Augenblicke ließen sich ausländische Grafen und Barone, oder auch hiesige Edle und Nichtedle in einer wichtigen Angelegenheit bei mir melden, die zuletzt immer darauf hinauslief, entweder mir Häuser, Weine, Trauerspiele, Staatsverbesserungsplane, gestickte Tabaksbeutel in den Nationalfarben, oder andere Raritäten, und Gott weiß was sonst noch alles zu offeriren, so wie auch sich selbst zu jeder beliebigen Verwendung und Anstellung, wenn aber alles verbeten ward, gewöhnlich nur, als das Ende vom Liede, um eine vorläufige kleine Unterstützung nachzusuchen. Der possierlichste Auftritt dieser Art begegnete mir mit einem Menschen, der unangemeldet in einem zerrissenen Rocke, wie ein Handwerksbursche gekleidet und halb betrunken, in meine Stube drang, und als ich ärgerlich und ihn etwas barsch anfahrend frug, was er wolle, mit einer unnachahmlichen Freundlichkeit erwiederte: er habe gehört, daß ich einen Gesellschafter suche, und sey gekommen, sich zu diesem Posten anzubieten. Durch Lachen besänftigt, erkundigte ich mich, ob er ein Christ oder ein Jude sey, und als er das letzte bejahte, gab ich ihm sofort die Adresse der englischen Missionäre um sich vorher für Geld und gute Worte bekehren zu lassen. Wer weiß, ob ich dadurch nicht dem armen Teufel zu einem neuen Rock, und dem puritanischen Himmel zu einer gewendeten Seele verholfen habe.

Noch ärger war es mit Briefen des wunderlichsten Inhalts, die für einen Sammler Werth haben würden. Einer schrieb mir, unter dem Siegel des Geheimnisses, daß er immer viel auf die Ehre gehalten, und deßhalb besser zu leben gewünscht als seine Cameraden. Dieß habe er auch mit Erfolg ausgeführt, aber bald sein Vermögen dabei zugesetzt. Es bliebe ihm daher jetzt nichts mehr übrig, um ferner standesmäßig leben zu können, als Dienste bei einem vornehmen Herrn zu nehmen, vorausgesetzt, daß er auf die achtungsvollste Behandlung rechnen dürfe. Vor der Hand, setzte er hinzu, schriebe er mir nur noch incognito, unter einem bloß angenommenen Namen, aber sobald ich, wie er nicht zweifle, sein Anerbieten angenommen, werde er sich mir ohne Rückhalt entdecken, und sogleich in propria persona herbeieilen, um mir fortan sein ganzes Leben zu widmen. Ein Anderer gestand bescheiden, ein durch die unerhörtesten Umstände unterdrücktes litterarisches Genie zu seyn, dem aufzuhelfen ich gewiß die höchste Genugthuung fühlen müßte, einstweilen brauche er indeß nur dringend 40 Gulden, nicht mehr und nicht weniger, die er mich unter beigelegter Adresse einzusenden ersuche und ein Dritter, dessen wohlriechendes Bilett auf rosenfarbnes Papier, französisch stylisirt, und der Datum in Goldlettern gedruckt war, wollte mir gar nichts vorschreiben, sondern bat mein edles Herz nur: de le rendre heureux de quelque manière que ce soit.

Dieß sind die Freuden und Leiden eines Reisenden, mein guter Max, deren Schluß dich zu der Vermuthung bringen wird, daß die Polizei in Ungarn etwas weniger gut bestellt sey, als in Oesterreich, was auch gegründet ist. Indessen liegt auch hier neben dem Uebel das Gute. Das Pesther Volk raucht und prügelt sich zwar ungehindert auf der Straße, dünkt sich aber auch eben deßhalb freier, als jedes andere zu seyn, und der Wahn des Menschen ist ja sein Himmelreich. Was ist wohl jetzt der vorherrschende bei unserm Volk in der Mark? Auf Freiheit macht man dort, glaub 'ich, seit der letzten mißlungenen Handwerksburschen-Insurrection keine sonderlichen Ansprüche mehr, aber man bildet sich doch noch immer, wie mir scheint, in hohen und niedern Classen ein, aufgeklärter als alle übrigen Sterblichen zu seyn, und wenn man damit auch von diesen ausgelacht wird, was thut das, so lange man nur das Glück hat, recht felsenfest in seinem eigenen Glauben zu verharren?

Von denjenigen thörichten Einbildungen aber, die unsern eigenen Personen beiwohnen, mein theurer Max, wollen wir hier nicht reden, es ist zu oft ein unerfreuliches Capitel, nur rechne dahin nie die herzlichste und wahrste Anhänglichkeit deines treuen Bruders Sincero.

Pesth, den 1 Januar 1840.

Nachschrift. Da du nie in Ungarn warst, muß ich dir doch, besserer Anschaulichkeit des Vorhergehenden wegen, nachträglich noch einige Worte über das Aeußere der Hauptstadt sagen. Pesth mit Ofen bilden ein ganz zusammengehörendes0443 und nur durch den Fluß getrenntes Ganze, welches schon von fern einen eben so großartigen als eleganten Anblick gewährt. Die erste dieser Eigenschaften ist Ofen allein zu verdanken, mit seiner gebirgigen, weinreichen, romantischen Umgebung, dem weithin ragenden Blocksberg, gekrönt von der Sternwarte und dem schönen, vom Palatin bewohnten, königlichen Schlosse, von welchem geschmackvoll angelegte Gärten voll hoher Bäume über zahlreiche Terrassen nach der Donau niedersteigen die zweite den zierlichen Palästen des gegenüber am Saum einer unabsehbaren Plaine sich ausbreitenden Pesth. Den umfassendsten Punkt für die Uebersicht dieses höchst anziehenden und variirten Gemäldes bietet die genannte Sternwarte. Man sollte aber Sr. kais. Hoheit dem für jede Verbesserung so regen Palatin eine Bittschrift überreichen, durch irgend eine nur wenig kostspielige Vorrichtung auf der Kuppel des Observatoriums es dem Beschauer möglich zu machen, eines der schönsten Panoramen des Landes vollständig und auf Einmal überblicken zu können, während jetzt kein Punkt daselbst existirt, von dem man mehr als einen Abschnitt der ganzen Aussicht sehen kann, und ein Theil derselben (noch obendrein der Blick auf die Berge) durch höhere Nebengebäude ganz maskirt ist. Eine sogenannte Laterne auf der Kuppel, oder nur eine Fahnenstange mit heraufführender Treppe und einem kleinen Balcon in der Höhe, würde diesem Bedürfniß abhelfen.

Der größte Theil der stattlichen Gebäude Pesths ist auf Speculation erbaut worden, meistens von Handwerkern oder Kaufleuten, und seit der großen Ueberschwemmung werden noch eine Menge neue aufgeführt, wovon viele auf angefahrene Hügel gestellt sind, was den Straßen allerdings in Zukunft ein sonderbares Ansehen geben muß, und im Grunde doch, so lange nicht umfassendere Anstalten zur Regulirung der Donau ins Leben treten, wenig helfen möchte. In dieser letzten Hinsicht ist leider bis jetzt noch gar nichts geschehen, außer das ganz lächerliche Unternehmen eines aus Sand und Straßenkoth aufgeführten Dammes zwischen Stadt und Vorstadt, mehrere Tausend Schritte von der Donau entfernt, der sich in der Mitte einer breiten Straße hinzieht; ich zerbrach mir lange den Kopf über dessen Zweck, bis ich erfuhr, daß man, die Stadt mit allen ihren Palästen preisgebend, dadurch wenigstens die Vorstadt habe schützen wollen, was übrigens durch eine so mangelhafte Ausführung eben so wenig erreicht werden kann, da der erste Wasserstoß diese leichte Masse gleich wieder durchbrechen würde. Die ganze unglückliche Idee ist ungefähr dieselbe, als wenn man eine Maske, zur Schützung des Gesichts bestimmt, auf dem Rücken befestigen wollte; und jener Damm kann höchstens die Pesther davor bewahren, bei einer neuen Ueberschwemmung nicht von hinten, sondern nur von vorn zu ersaufen. Dazu kommt, daß das Material desselben, welches sich schon bei dem jetzigen anhaltenden Regen zur Hälfte in Brei auflöst, die breite Straße, deren Mitte der lange Kothhaufen einnimmt, fast unpassirbar und sehr ekelhaft macht, während er im Sommer den Staub eines der größten Uebel der hiesigen Localität in der ganzen Stadt zur Unerträglichkeit vermehrt.

Eben so scheint man auch damit die Pferde hinten am Wagen anzuspannen, daß man jetzt anfängt die unbedeutenden Zuflüsse der Donau zu reguliren, während man den wahren Feind, den einzig gefährlichen, fortwährend sich selbst überläßt, obwohl Sachverständige allgemein versichern, daß diese Hauptsache, wenn man nur einmal ernstlich und kräftig daran gehen wollte, gar nicht so schwierig zu bewerkstelligen sey. Jeder Menschenfreund muß sich aber lebhaft dafür interessiren, wenn er das ungeheure Unglück schildern hört, was die letzte Ueberschwemmung hier veranlaßte, und eine so schöne mächtig aufstrebende Stadt einem gleichen desastre schutzlos Preis gegeben sieht, sobald es den Elementen beliebt, ihr wieder den Krieg zu erklären.

Vornehme Ungarn ließen bis jetzt noch wenig Paläste in Pesth erbauen, doch habe ich einen dergleichen im Detail besehen, der eines Magnaten mit 50 Quadratmeilen Besitzthum ganz würdig ist, und als eins der ersten Unternehmungen dieser Art, die man überdieß in mancher Hinsicht als ein der Nationalität gebrachtes Opfer betrachten kann, achtungsvoller Berücksichtigung werth ist. Pracht und Geschmack vereinigen sich würdig darin, namentlich ist die Decoration des Bibliotheksaals eine der gelungensten, die ich irgendwo angetroffen habe. Doch bleiben auch einige Dinge zu kritisiren, die ich nicht übergehen will, weil auch du, wie du mir schreibst, eben mit einem Hausbau beschäftigt bist, weßhalb der Gegenstand dich vielleicht mehr, als sonst der Fall seyn würde, interessiren mag. Erstens hat man den Fehler begangen das Corps de logis dieses Gebäudes, welches zwei Flügel hat, nicht so zu placiren, um es entre cour et jardin, mit einer bloßen Grille nach der Straße hin, zu bringen, obgleich der hinlänglichste Platz dazu vorhanden war, und der Anblick des Ganzen dadurch nicht nur imposanter, sondern auch das Haus, vom Straßenlärm entfernt, weit angenehmer zur Bewohnung geworden wäre.

Zweitens mißfiel es mir, daß man im Innern, bei sonst reicher Ausschmückung, die leidigen Papiertapeten zur Bekleidung der Wände gewählt hat eine industrielle Erfindung dieses papiernen Zeitalters, die nur für das Negligée auf dem Lande, oder für Dienerstuben tauglich ist. Drittens endlich bedauerte ich, daß der Garten, welcher Raum genug zu der anmuthigsten Mannichfaltigkeit im Schatten gäbe, dem nichtssagenden, englischen bowlinggreen zu Liebe (auf dem hier überdieß kein Gras wachsen will), mehr einer embellirten, magern Viehweide im Sonnenbrand, als einem Garten ähnlich sieht. Ich würde vor Allem hier so viel Bäume als möglich pflanzen, und im Sommer dafür sorgen, daß sie alle Morgen mit einer Feuerspritze vom Staube rein gewaschen würden, um nicht wie im Pudermantel dazustehen, was leider in jener Jahreszeit allgemein der Fall hier zu Lande ist, und selbst Anfangs October noch so war, als ich herkam, wie ich bereits andern Ortes gemeldet.

Eine zweite sehr hübsche Anlage hat Se. kais. H. der Palatin auf einer großen ihm zugehörigen Insel der Donau gemacht. Sie erinnert in ihrer etwas veralteten aber grandiosen Manier lebhaft an die Gärten von Brown, und bietet mehr als einen wahrhaft classischen Effect dar. Zwei Sachen fielen mir als neue und glückliche Gedanken besonders auf: ein dicht bepflanzter, sich nur wenig erhebender und von einer lebendigen Hecke umschlossener Weinberg, mitten in einer weit ausgebreiteten frischen Wiese gelegen, und nur mit einer einzigen schlanken Pappelgruppe auf seinem höchsten Punkte geschmückt, wo zugleich ein Rundell nebst Ruhebänken angebracht ist. Der Gärtner erzählte, die Souveräne zur Zeit des Wiener Congresses hätten hier sitzend, und sich der lieblichen, idyllischen Scene erfreuend, die erste Nachricht von der Landung Napoleons in Frankreich erhalten. Dieß ist nun freilich historisch genommen eine offenbare Fiction, aber als eine der freundlichen Insel so wohl anpassende Tradition gefiel sie mir in diesem Augenblick zu gut, um sie der leidigen Kritik zu unterwerfen. Die andere meinen Beifall hervorrufende Idee besteht in der unmittelbaren Anlehnung und Verbindung des modernen Wohngebäudes mit einer malerischen Ruine, welche durch Tapezirung mit rankenden Gewächsen, Bäumen und Schrubs zweckmäßig und sinnreich behandelt ist, eine poetische Contrastverschmelzung,0444 welche die Phantasie lebhaft anspricht, und dem Erfinder Ehre macht. Es befinden sich außerdem noch verschiedene andere mehr oder weniger pittoreske Ruinen auf dieser Insel, welche einst eine ganze Colonie mehrerer Klöster getragen haben soll. In einer wilden dornigen Buschgegend von üppigem Wachsthum ist man vor kurzem auf den untern, noch gut erhaltenen Theil einer ansehnlichen Kirche gestoßen, der jetzt ganz frei gemacht wird. Man fand auf ihrem Boden und an den Wänden sehr interessante Gräber, und in dem einen sogar einen goldnen alterthümlichen Schmuck mit den französischen Lilien, welcher einer vornehmen Person aus jenem Lande angehört zu haben scheint, daneben das Steinbild eines Ritters, so wie auch einige andere Sculpturen aus der Zeit des Mittelalters nebst einer großen Menge Todtenköpfe und Knochen, die man leider wegwirft, obgleich eine von ihnen nach irländischer Weise aufgerichtete Pyramide in dem alterthümlichen Kirchengemäuer sich vortrefflich ausnehmen würde. Dem mich herumführenden Garteninspector wollte jedoch diese Bemerkung keineswegs einleuchten. Der gute Mann rollt hier das Rad des Sysiphus, denn seit den 20 Jahren, während deren er hier angestellt ist, hat der Eisgang der Donau schon ein Duzendmal die Hälfte der Anlagen verheert, doch ermüdet er nicht in der Erneuung, und in der That sah ich auch jetzt nur noch wenig Spuren des letzten, gewaltigsten Anfalls. Es ist sehr wahrscheinlich, daß aus irgend einem Grunde der Fluß ehemals nicht so verheerend war, denn wie hätten sonst eine solche Menge Klöster hier geblüht, deren Ruinen zeigen, daß ihr Boden fast in gleicher Höhe mit dem jetzigen Wasserspiegel liegt.

Um nun mein langes Postscriptum zu schließen, noch einen guten Rath, lieber Max. Kommst du je nach Pesth, und bist du krank, so wende dich an den Doctor, Hofrath v. Stahli als den geschicktesten, theilnehmendsten Arzt, den gewandtesten Operateur, den Vertrauen einflößendsten Heilkünstler; bist du aber gesund, und hast du weder vom schlechten hiesigen Klima das Fieber bekommen, noch nöthig dir Arme und Beine abnehmen zu lassen, sondern wünschest du bloß einen edlen Ungarn, wie er seyn soll, kennen zu lernen, so frage wieder nach dem Hofrath von Stahli als dem wackern Patrioten, dem liebenswürdigen, genialen Gesellschafter und Lebemann (der sich unter Anderm auf guten Champagner eben so tüchtig als auf alle arcana der Apotheke versteht), dem umfassend gebildeten Gelehrten, und dem an Herzensgüte und Biedersinn schwer zu übertreffenden Liebling der großen und kleinen Welt in Pesth. Hiermit entlasse ich dich, und empfehle dich dem Schutze des Höchsten, ut in litteris.

Zur Statistik des Königreichs Neapel diesseits des Faro.

In der ersten Periode des vergangenen Jahrhunderts, so beginnt Serristori das so eben erschienene Heft seiner Statistik des Königreichs Neapel, folgte Karl III auf die unheilbringende Herrschaft spanischer Vicekönige. Es begrüßten die Neapolitaner diesen Fürsten, wie der Seemann den Hafen nach langer und gefährlicher Fahrt. Zwar legte der Minister Tanucci unter ihm den Grund zu Reformen und neuen Institutionen, doch war diese Regierung von zu kurzer Dauer, als daß Alles, was man sich vorgesetzt hatte und was noth that, ausgeführt werden konnte. Sein Sohn Ferdinand verrieth in den ersten Jahren seiner Herrschaft guten Willen, doch fehlte ihm die nöthige Energie zum Handeln; im Lauf der Zeiten zeigte er sich gleichgültig, und nicht selten widerstrebend.

Im Jahr 1806 ward Neapel von den Franzosen besetzt. Es war eine neue, dem Lande fremde Regierung, die der Revolution ihren Ursprung verdankte, statt des Rechts die Gewalt für sich hatte, und sich dadurch im Stande sah, die verwegensten Reformen ins Leben zu rufen. Durch sie fiel das Lehenswesen, wurden die Klöster aufgehoben zwei große Wunden des Königreichs heilten auf diese Weise. Die Fessel, welche bis dahin auf der Veräußerlichkeit des Grundeigenthums lastete, hatte den größten Theil der Bevölkerung von der Wohlthat des Besitzes ausgeschlossen, und in Folge dessen zum Elend verdammt. In die unterdrückte Lehen theilten sich die Barone und die Gemeinden, durch diese ward es an die einzelnen Bürger veräußert. Die Besitzungen der Klöster wurden verkauft, um die öffentliche Schuld zu tilgen, ja um das Eigenthum von jeder Fessel zu befreien, wurden die Maggiorate und Fideicommisse abgeschafft. Die ungeheuern Besitzungen der Barone, auf welchen meistens die größten Schulden lasteten, kamen in andere Hände; kaum daß einzelne Namen noch von der ehemaligen Lehensherrschaft Kunde geben; ihre Güter sind längst Eigenthum der Menge geworden.

Mit diesen radicalen Veränderungen gingen nothwendig viele andere Hand in Hand. Die Verschiedenheit der Gerichte und Gesetze, je nach dem verschiedenen Stand der Personen, mußte einer neuen Gerichtsordnung Platz machen, die alle Bürger vor dem Gesetz für gleich erklärte, und allen Sicherheit der Person und des Eigenthums gewährte. Statt der complicirten, willkürlichen und oft tyrannischen Art, die Abgaben zu vertheilen, wurde ein gleichmäßiges System eingeführt, dem das Einkommen der Einzelnen zur Basis diente. Zugleich räumte man die Hindernisse aus dem Wege, welche bis dahin Handel und Verkehr beengt hatten: die Binnenzölle wurden aufgehoben und die Küstenfahrten freigegeben.

Als Ferdinand im Jahr 1815 wieder den angestammten Thron bestieg, fand er die Finanzen besser geordnet, die öffentlichen Einkünfte vermehrt, den größten Theil der Staatsschuld getilgt, die einzelnen Gemeinden im Besitz bedeutender Patrimonien ein Gerichtswesen, das mit den Forderungen der neuen bürgerlichen Gesellschaft im Einklang stand, dazu größere Betriebsamkeit, Wohlhabenheit und einen größeren Grad von Bildung in der Bevölkerung. Er bestätigte alle Vortheile, welche ihm von der sogenannten militärischen Besetzung überliefert waren Vortheile, die in der Zeit eines langen Friedens noch ganz andere Resultate hoffen ließen, als man nach den damaligen Umständen sich versprechen konnte. Man ging also auf dem Wege des Fortschritts weiter, und nahm den einzelnen Maaßregeln das Gewaltsame und Willkürliche, das in der Praxis nur zu oft geblieben war. Es kam besonders darauf an, die inländische Industrie zu heben, und um dieß zu erreichen, kam man nach vielem Schwanken im Jahr 1824 zu einem Prohibitivsystem für ausländische Waaren, das noch jetzt in voller Kraft besteht. Alle fremden Producte wurden bei der Einfuhr mit schweren Abgaben belegt, von denen man alle einheimischen bei der Ausfuhr frei erklärte. Auch erließ man, um der inländischen Schifffahrt einen Aufschwung zu geben, für fremde Flaggen außerordentlich drückende Verordnungen. Ueber die Menge von Fabriken, die durch dieß künstliche System hervorgerufen wurden, darf man sich nicht täuschen; es sind mehrentheils fremde Gewächse, die nur mit Hülfe schwerer Zollabgaben ein kümmerliches Leben fristen. Es sind künstliche Schöpfungen, die gewöhnlich stationär werden, und0445 den Käufern inländische Waaren von geringerer Qualität um theurere Preise liefern.

Vieles, so fährt Serristori fort, bleibt dem Gouvernement noch zu thun übrig, sowohl für die materielle als für die moralische Verbesserung des Volks, welches zu den ungebildetsten von ganz Italien gehört. Als höchst ungünstig muß in dieser Beziehung jede Centralisation der Geschäfte in Neapel angesehen werden; ein Blick auf die Karte zeigt für das Königreich Neapel den ganzen Nachtheil eines solchen Systems. Viel kann dagegen durch Eröffnung eines Freihafens am adriatischen Meer geschehen, doch müßten damit den Individuen aller Nationen, jedes Cultus und jedes Standes, reelle Erleichterungen gewährt werden, wie dieß in Livorno und in neuerer Zeit in Triest und Odessa der Fall war. Für die Hauptstraßen ist viel, weniger für die Provincial - und noch weniger für die Communalstraßen geschehen. So braucht z. B. ein Brief von Palermo nach Neapel im Sommer sieben Tage auf einem Wege von 385 Miglien; es kommen also nur 55 Miglien auf den Tag. Von Otranto nach Neapel ist ein Brief bei einer Entfernung von 282 Miglien fünf Tage unterwegs, während ein Brief von London nach Florenz über Paris, Turin und Genua nur zehn Tage, ja oft nur neun braucht, und 975 Miglien, täglich also 97 1 / 2 und bisweilen 108 2 / 9 Miglien macht. Briefe von Wien nach Florenz über Trient und Mantua brauchen auf einem Wege von 497 Miglien sieben Tage.

Eine Quelle bedeutenden Reichthums könnte für das Land eine wohl geordnete Benutzung der Bergwerke werden, woran man bisher noch nicht gedacht hat. Auch ist dieß nur zu erreichen, wenn einige Inländer in fremde Bergwerke gesandt werden. Daß in dem Königreich beider Sicilien Eisen, Kupfer, Blei u. s. w. gewonnen werden kann, bezweifelt Niemand; aber wo sind die Leute, welche wissen, wie jenseits der Berge gegraben und gegossen wird? Daneben wären Sparcassen, Primärschulen, Kinderasyle und solche Anstalten zu errichten, in denen die für Gewerbe und Industrie nöthigen Kenntnisse erlangt werden können und, als eine nicht unbedeutende Quelle menschlichen Elends, das Lotto ganz und gar abzuschaffen.

Es fehlt im Königreich Neapel an einem geometrischen Kataster, nach welchem die Abgaben von Ländereien auf gerechte Weise taxirt werden könnten. Das Areal wird deßhalb verschieden angegeben, zu 24,971 und zu 23,106 neapolitanischen Quadratmeilen. Die Ebene Puliens, il tavoliere genannt, eine der größten von ganz Italien, ist Staatseigenthum; ihre Oberfläche wird zu 74 neapolitanischen Quadratmeilen geschätzt. Vergleicht man zwei Epochen, das Jahr 1548 und 1825, unter einander, so ergibt sich in den Strecken, welche in einem Zeitraum von dreihundert Jahren für den Anbau gewonnen wurden, kein wesentlicher Unterschied. Nach Abzug der Administrationskosten liefert diese Ebene dem Fiscus jährlich 400,000 neapolitanische Ducaten. *)*)Der neapolitanische Ducaten beträgt etwa 2 Gulden Augs. C. Durch die gänzliche Veräußerung dieses ungeheuren Besitzes wird allein für den Fiscus, für öffentliche und Privat-Interessen gesorgt seyn.

Ueber die Bevölkerung des Königreichs sind die verschiedenartigsten Angaben im Umlauf; man darf sich darüber nicht wundern, da selbst die Berichte der Regierungen in dieser Beziehung von einander abweichen. Ueber die Bevölkerung vor der französischen Herrschaft ist man schlechterdings ohne alle authentische Nachricht, ja selbst von den zehn Jahren, die diese bestand, ist uns nur die Bevölkerung von 1813, und diese auch nicht einmal genau bekannt. Später fehlt wieder das Jahr 1821, vermuthlich weil die damaligen Unruhen Angaben dieser Art unmöglich machten. Nach einer officiellen Mittheilung stand die Bevölkerung in einem Zeitraum von sechs Jahren also: 1820 5,207,373 Seelen, 1822 5,370,463 Seelen, 1823 5,436,433 Seelen, 1824 5,512,379 Seelen, 1825 5,599,802 Seelen, 1826 5,661,624 Seelen

Die Zahl von 6 Millionen ward zum erstenmal im Jahr 1834 erreicht, das eine Bevölkerung von 6,002,022 Seelen zählte; das Jahr 1835 hatte 6,098,385 Seelen, 1836 6,111,642, 1837 6,089,288. Während des Jahres 1838 fiel sie durch die Cholera auf 6,021,284 Individuen. In einem Zeitraum von siebenzehn Jahren nahm sie um 881,915 Köpfe zu, was auf jedes Hundert 16,95 und für das Durchschnittsjahr 51,877 gibt (1820-1837).

Unter den 6,002,022 Individuen des Jahres 1834 waren Unverehelichte männlichen Geschlechts 1,697,909, weiblichen 1,634,465, Verehelichte 2,215,834, Verwittwete männlichen Geschlechts 168,562, weiblichen 285,242, Kinder zu vierzehn Jahren 983,871, zu zwölf 943,760, Erwachsene männlichen Geschlechts 2,001,419, weiblichen 2,072,966, Militärpflichtige von 19-25 Jahren 478,480; Besitzer 993,864, Künstler, Gelehrte und wer sonst den freien Künsten lebt 75,094, Priester 27,144, Mönche 11,680, Nonnen 9773, Landleute 1,824,043, Handwerker und Gesinde 340,672, Fischer und Matrosen 54,110, Arme männlichen Geschlechts 95,859, weiblichen 112,761.

Durch das Concordat von 1818 wurden die 131 Diöcesen, welche nach dem Concordat von 1741 bestanden, auf 109 festgesetzt, von denen jetzt 86 als wirkliche angegeben sind. Als das Minimum jährlicher Einkünfte ward den Bischöfen die Summe von 3000 neapolitanischen Ducaten bestimmt, zugleich wurden die Gesetze der mano morta für aufgehoben erklärt, und den Kirchen somit der Ankauf von liegenden Gründen freigegeben. An Rom sollten jährlich 12,000 Ducaten aus den Einkünften der Bischöfe entrichtet werden. Die Zahl der Klöster, welche im Jahr 1807 und 1809 aufgehoben wurden, belief sich auf 219; das Vermögen, welches dem Staat dadurch zufloß, wird auf 150 Millionen Ducaten geschätzt. Nur die Bettlerorden, denen man keine Pensionen anweisen wollte, und einige Nonnenklöster, die Besitz hatten, ließ man bestehen; letztern nahm man die Güter, und wies ihnen dafür jährlich eine Summe Geldes an. Die Zahl der Klöster, welche seit dem Jahr 1818 neu errichtet wurden, läßt sich nicht genau angeben. Im Ganzen hat das Königreich 20 Erzbisthümer und 66 Bisthümer. Der weltliche und geistliche Clerus zählte im

Jahr 1806Priester 47,000,Mönche 25,000Nonnen 26,000.1831 27,622, 11,838, 10,299.1834 27,144, 11,680, 9,773.1837 26,304, 11,394, 9,512.

Es heißt, daß im Jahr 1799 eine Anzahl von 100,000 Individuen im Dienst der Kirche stand, deren jährliche Einkünfte sich auf 9 Millionen Ducaten belaufen haben sollen. Unirte Griechen befinden sich im Königreich gegen 75,000. Die Auswanderungen dieser albanesischen Griechen begannen schon mit dem Jahr 1453, und dauerten fort bis zu 1738; sie ließen sich besonders in den Abruzzen und in Calabrien nieder, wo sie ihre Nationaltracht und ihre Sprache zum größten Theil beibehielten, und dem Ritus der orientalischen Kirche, mit Anerkennung des Papstes, treu blieben. Ihre Priester können sich verehelichen, doch werden für die kirchlichen Functionen unverehelichte Geistliche vorgezogen. Die Zahl der in der Stadt Neapel ansässigen katholischen Griechen beläuft sich auf 4000446 Individuen. Im Jahr 1839 lebten im Königreich beider Sicilien 830 Evangelische und 2000 Juden; letztern ist bis auf den heutigen Tag verboten, sich als Gemeinde zu constituiren. Das Edict, welches Karl III im Jahr 1740 zu ihren Gunsten erließ, hatte nur sieben Jahre Bestand; durch Unduldsamkeit der Bevölkerung ward es außer Kraft gesetzt. (Ein zweiter Artikel folgt.)

Spanien.

Zur auswärtigen Beurtheilung der spanischen Zustände ist es nöthig, sich über eine Vorfrage zu verständigen, die ich kurz erläutern will, ehe ich die Zustände selbst prüfe. Die neuern Politiker leiten das Wohl und Wehe der Staaten von den Regierungsformen ab; brechen in einer absoluten Monarchie Unruhen aus, sogleich behaupten die demokratischen Publicisten, daran sey der Absolutismus Schuld; wird ein Staat mit freierer Verfassung von Stürmen bewegt, so ermangeln die monarchischen Staatslehrer nicht, darin den verderblichen Einfluß des Liberalismus zu beklagen; in den Augen jener ist die Revolution die nothwendige Folge des Absolutismus, in den Augen dieser führt der Liberalismus unvermeidlich zur Anarchie. Jede Schule folgt in der Regel ihrer angenommenen Meinung, ohne der Sache auf den Grund zu sehen, und so werden sich auch in Bezug auf Spanien die liberalen Publicisten für Isabelle II erklären, selbst wenn ihre Regierung ohne Unterlaß Aergerniß gäbe, und die absoluten Politiker werden zu Don Carlos halten, selbst wenn seine Regierung ein Verbrechen auf das andere häufen würde. Sehe man also ab von den Namen und Formen der Regierung, denn sie haben die Wichtigkeit nicht, die man ihnen beilegt. In Deutschland sollte man vorzugsweise von dieser Wahrheit überzeugt seyn, dort, wo es liberale und absolute Regierungen gibt, und wo unter beiden Formen die Völker glücklich leben können, ohne daß zum Wohl derselben eine einzige Regierungsform ausschließlich nothwendig ist. Was die Erfahrung in Deutschland lehrt, lasse man auch Spanien bei der Beurtheilung seiner Zustände zu gut kommen. Die Form der Verfassung ist es nicht, wodurch man sich für oder gegen die Regierung Isabella's II erklären soll, sondern der Geist, der sich im Gebrauch der Form zu erkennen gibt. Das monarchische, aristokratische und religiöse Princip einer Verfassung kann sie vor politischen Stürmen schützen, aber der Schutz hängt wesentlich von der festen Handhabung dieser Principien ab, das Wort macht es nicht aus, sondern die That. Ich möchte die europäischen Vorurtheile gegen die spanische Regierung zerstreuen, sie haben ihren Grund in der Abneigung einiger Großmächte gegen freiere Staatseinrichtungen, und doch liegt in diesen Institutionen der spanischen Verfassung nicht nothwendig eine zerstörende Tendenz, ein Umsturz der Ordnung und des europäischen Friedens. Würde in der Regierung Isabella II das demokratische Princip vorwalten, so könnten die europäischen Großmächte unmöglich eine solche Regierung unterstützen. Auf der andern Seite ist es aber wünschenswerth, daß man sich die Mühe nehme, zu untersuchen, ob die Regierung Isabella's II nicht Elemente besitze, welche eine feierliche Protestation gegen umstürzende Principien sind. Sehe man einmal der Carlistischen Regierung auf den Grund, und verschließe die Augen nicht, wenn man gewahrt, daß sie nichts Anderes war, als ein blindes Werkzeug der Leidenschaften und der aufrührerischen Massen.

Wer war in Spanien demokratisch, die Regierung Isabella's II oder die Partei Don Carlos '? Darauf antworten die Befangenen, versteht sich, die erste. Ein solches Urtheil ist hier unbegreiflich. Die Freunde des monarchischen Princips wissen ja recht gut, daß Isabella in aller Form Rechtens die von der ganzen Nation anerkannte legitime Königin ist; sie können nicht läugnen, daß diese Anerkennung ohne Widerspruch stattgefunden und Anfangs von Niemand bestritten wurde. Ist denn an dieser Legitimität später ein Fehler entdeckt worden? Keineswegs. Warum aber wandten sich außerhalb Spanien die monarchisch-Gesinnten auf die Seite des Don Carlos? Weil sie sich irre leiten ließen durch das einfältige Benehmen der spanischen Liberalen. Diese hofften unter der Regierung Isabella's alle ihre Absichten zu erreichen, alle ihre Plane durchzusetzen, und gaben sich so wenig Mühe, die Entwicklung der Zeit abzuwarten, daß sie in der Ueberzeugung ihres Sieges von vorn weg Allen vor den Kopf stießen, die nicht mit ihnen hielten. Diese Beleidigten konnten dadurch den Liberalen nicht hold werden, und mußten das Vertrauen zu einer Regierung verlieren, von der man sie glauben machte, daß die Liberalen die Herrschaft hätten. Unter diesen Umständen fingen die Unruhen der nördlichen Provinzen an; es leidet keinen Zweifel, daß sie durchaus revolutionär waren, und der Erfolg bewies, daß sie auch nur durch demagogische Mittel erhalten wurden, was ja stets im Charakter der Revolution liegt. Die Elemente, welche den Aufruhr bildeten, waren folgende: 1) die oben genannten, von den herrschsüchtigen Liberalen gekränkten Leute, welche den liberalen Despotismus stürzen wollten; 2) die Guerilleros, ein historischer Name von gutem Klang aus anderer Zeit, wo diese Leute gegen den fremden Zwingherrn kämpften, jetzt aber waren sie Freibeuter, welche die Schranken der arbeitsvollen Genügsamkeit niederrissen und sich ihren Verdienst mit der Faust suchten; 3) Glücksritter und Unzufriedene, Feinde des Adels und der Grandezza, welche sich den Carlisten anschlossen in der Meinung, man brauche nur zu kämpfen, um adelig zu werden, und nur zu siegen, um Grande zu seyn; 4) die freiwilligen Royalisten, d. i. die bewaffnete Demokratie; 5) die Einwohner der nördlichen Provinzen, einmal aus Furcht, ihre Vorrechte ganz zu verlieren, deren sie schon einige eingebüßt hatten, sodann, als der Aufruhr mit fremdem Gelde geführt wurde, aus Interesse; 6) einige Wenige aus religiösem Fanatismus; ihre Zahl war aber bei weitem nicht so groß, als man den Lesern der Gazette de France so oft vorgestellt hat. Denn in Spanien haben weder die Secten noch die Philosophie den gemeinsamen Glauben zerstört. An der Spitze dieser Elemente stand Don Carlos, sein ganzes Fundament war revolutionär, er war dem wilden Treiben der Demagogie preisgegeben, und wäre gewiß ihr Opfer geworden, wenn er gesiegt hätte, denn diese Elemente bilden die schlechteste Demokratie, mit der es nicht möglich ist, Ruhe und Ordnung herzustellen, geschweige zu erhalten. Einem solchen Ursprung soll die ächte Monarchie doch wahrlich nichts zu danken haben, und selbst wenn man darüber ein Auge zudrücken wollte, so hätte man doch von einer so verworrenen Menge keinerlei Stabilität einer geordneten Regierung erwarten dürfen.

Ostindien.

Der im September v. J. auf Befehl Sir James Carnacs, des jetzigen Statthalters der Präsidentschaft Bombay, abgesetzte Radschah des kleinen, von der ostindischen Compagnie abhängigen Mahrattenstaats Satarah (eines Theils der Provinz Bejapoor) hat an Sir C. Forbes, einem der Directoren der ostindischen Compagnie , einen warmen Fürsprecher gefunden. In zwei Specialsitzungen des Directoriums im India-House in London am 12 und 13 Febr. motivirte derselbe in ausführlicher Rede0447 den Antrag, der Absetzung jenes Fürsten bis nach genauerer Untersuchung der Sache die Ratification vorzuenthalten. Sir C. Forbes behauptete, unter manchen Ausfällen gegen Sir J. Carnacs Verwaltung, daß der abgesetzte Radschah, wie dieser bis auf den heutigen Tag betheure, nie an Machinationen gegen die brittische Herrschaft gedacht habe, wozu er auch gar nicht die zureichenden Mittel besessen, sondern daß die Verdächtigung desselben bloß das Werk der Intrigue des jetzigen Radschah, Shreemunt Maharadsch Shahzee Rahty Chut Turputee, und seines verschmitzten Ministers Ballajee Punt Natoo sey, dessen getäuschter Ehrgeiz sich auf solche Weise an jenem unglücklichen Fürsten gerächt. Zudem sey der neue Radschah, ein jüngerer Bruder des Abgesetzten, ein zum Regieren ganz unfähiges, dem Trunk und andern Lastern ergebenes Subject, so daß hier die englische Politik im Kleinen denselben Mißgriff begangen habe, wie in Afghanistan im Großen, wo man auch einen fähigen und bei seinem Volk beliebten Fürsten entthront, um einer unfähigen und allgemein verhaßten Puppe Platz zu machen. Sir C. Forbes 'Vorschlag fand mehrfache Unterstützung bei andern Directoren und Inhabern ostindischer Stocks, die sich, wie er, auf frühere persönliche Anwesenheit in Indien berufen konnten. Indeß wurde mit einer Majorität von 30 Stimmen beschlossen, daß es für das Collegium der Directoren in dieser Sache einzuschreiten nicht rathsam sey. Vier Wakils (Minister) des abgesetzten Radschah wohnten der Versammlung im India-House bei. Ihre reiche und stattliche orientalische Kleidung bildete zu den schwarzen Fräcken der Compagnie einen auffallenden Gegensatz.

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Wasserheilanstalten.

Bad Elgersburg, im Herzogthum Sachsen-Coburg-Gotha, die vierte unter den 24 jetzt bestehenden deutschen Wasserheilanstalten, in einer reizenden, wildromantischen Gegend des Thüringer Waldes gelegen, erfreut sich eines herrlichen Gedeihens. Von dem durchlauchtigsten Landesfürsten Herzog Ernst unter den Schutz des Gouvernements gestellt, dessen permanenter Commissarius der Kammerherr und Kammerrath Hr. v. Scheliha ist, und unter der Leitung des Hrn. Dr. Piutti, der die Prießnitz'sche Wasserheilmethode an Ort und Stelle mit eben so viel Sorgfalt als Glück beobachtete, wovon die vielfachen öffentlichen Zeugnisse hier geheilter Curgäste hinreichenden Beweis liefern, hat sich die Frequenz der Anstalt während dreier Jahre um das Dreidoppelte vermehrt, so daß der um Gründung der Anstalt vielverdiente Badebesitzer Hr. Jacob Gräser sich zum Aufbau eines neuen Curhauses mit größerm Cursaale und Unterhaltungszimmer, auch, in Rücksicht auf die Wintergäste, zur Einrichtung einer verdeckten Promenade genöthigt gesehen hat. Se. Durchlaucht der Herzog, dessen Gnade bisher schon die Wohnungen des Schlosses zum Gebrauch der Curgäste überließ, hat huldreichst Befehl ertheilt, noch mehrere Räume desselben bewohnbar zu machen, auch seinen Hofgärtner angewiesen, zur Verschönerung des Ortes geeignete Plane vorzulegen. Obschon wir jetzt mitten im Winter leben, so zählt doch die Hydrotherapie am hiesigen Orte noch eine nicht unbedeutende Schaar ihrer thätigen Verehrer, und im November, ja selbst im December langten noch neue Curgäste an, so daß das jetzige Curhaus kaum noch Raum hat, die Gäste zu bergen. Erfreulich ist's zu beobachten, wie die Wintercur, die für manche Leidende so überaus wohlthätig ist, und hier, wo einige 30 Quellen aus Porphyrstein hervorsprudeln, ununterbrochen fortgesetzt werden kann, auf die Mehrzahl der Gäste einen höchst gesegneten Einfluß übt.

Ein Curgast.

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So eben ist erschienen und durch die litter. artist. Anstalt in München zu beziehen: Die Markomannen und die Bayern von Karl Friedrich Neumann.

Preis 18 kr. rhn.

[481]

Ein ausgezeichnetes Gartenbuch!

J. G. Salzmanns allgemeines deutsches Gartenbuch, oder vollständiger Unterricht in der Behandlung des Küchen -, Blumen - und Obstgartens. Mit einem Gartenkalender und einem Anhang vom Trocknen, Einmachen, Erhalten und Aufbewahren der Gewächse.

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BREVET DE 5 ANS, MÉDAILLE D'HONNEUR.

EN TOUS LIEUX, SAISIE DES CONTRE-FAçONS ET APPLICATION DE L'AMENDE ET DES PEIXES VOULUES PAR LA LOI I

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En Crino-zéphyr, noir ou blanc. Elles se font de deux manières: l'une forte et résistante pour les robes de soirées en velours, brocard etc.; l'autre très-légère pour celles de bal. Ces deux sortes, complément de la toilette, font maintenant partie des trousseaux et corbeilles de mariage; elles forment tournure, soutiennent les robes, et par leur fléxible élasticité elles se prêtent aux plus légers mouvemens des multiples ondulations de leurs draperies; en outre elles sont indéformables à l'u sage et peuvent se laver comme le linge.

Les prix, suivant la finesse et le choix des crins, sont de 35, 45, 55 et 80 fr. ; les noires coûtent 5 fr. de plus. Les frais d'expédition et d'Emballage sont en plus.

On insérera dans la lettre de demande un fil pour marquer la longueur et le tour de taille.

S'ADRESSER à Munich à Mr. Gustav Schulze, Négociant.

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Für die katholische Geistlichkeit.

Bei der herannahenden Fastenzeit mache ich auf folgendes bei mir erschienene treffliche Buch von neuem aufmerksam: Wessenberg, J. H. v., die Kraft des Christenthums zur Heiligung des Sinnes und Wandels. Ein homiletisches Handbuch für den Kirchen - u. Hausgebrauch während der vierzigtägigen Fastenzeit.

320 Seiten in gr. 8. 1 fl. 36 kr.

C. Glükher.

[605-6]

Bekanntmachung.

Der Unterzeichnete wird über seinen eigenthümlich besitzenden, solid und schön gebauten, circa für hundert Gäste Raum bietenden, mit 21 Bädern versehenen, in allen Theilen wohl möblirten Gast - und Badhof, zum Freihof genannt, in den großen Bädern zu Baden in der Schweiz, am Montag den 16 und Dienstag den 17 März 1840, jedesmal von Nachmittag 1 bis Abends 9 Uhr im Gasthof zum Löwen allhier eine Pacht -, und je nach sich zeigenden, annehmbaren Umständen eine Kaufsteigerung abhalten lassen, wozu Pacht - und Kauflustige höflichst eingeladen werden, mit der Anzeige, daß die Pacht - und Kaufbedinge, nebst dem über den Freihof vorhandenen Plan bis zum Steigerungstag im Freihof selbst, eingesehen werden können.

Dr. Meyer Gsell, zum Freihof.

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In der Unterzeichneten ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: MILITÆR-KARTE von Deutschland in 25 Blättern, mit Benützung der zuverlässigsten Hülfsmittel entworfen von Anton Klein.

Blatt Nr. 9. Die darauf vorkommenden Hauptorte sind: Berlin, Küstrin, Brandenburg, Potsdam, Frankfurt a. d. O., Züllichau, Wittenberg, Dessau, Cottbus, Torgau, Leipzig, Bautzen, Dresden, Altenburg, Freiberg, Zittau.

Preis 2 fl. oder 1 Rthlr. 4 gr.

Stuttgart und Tübingen, October 1839.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[554]

Bei E. S. Mittler in Berlin ist so eben erschienen: Friedrich der Zweite und sein Jahrhundert, in Bezug auf Sprache und Litteratur, Schule und Volksbildung.

Eine vaterländische Säcular-Schrift von Theodor Heinsius.

Gr. 8. brosch. Preis: 20 gGr.

Es war bei Ausarbeitung dieser Schrift der Zweck des Hrn. Verfassers, die oft verkannte und falsch beurtheilte Denk - und Handelsweise des großen Königs in der günstigen Belebung der National-Cultur nach der Reinheit seiner Absichten zu würdigen, und den Gesichtspunkt festzustellen, aus dem seine Eigenthümlichkeit in ihrer Erscheinung aufgefaßt seyn will.

Inhalt. Erster Abschnitt: 1) Zeitgeist des 18ten Jahrhunderts 2) Friedrichs, des Kronprinzen, persönliches Verhältniß zu dem Zeitgeist des 18ten Jahrhunderts 3) Friedrichs, des Königs, leitendes Regierungsprincip 4) Zustand deutscher und preußischer National-Cultur 5) Einfluß der Subjectivität Friedrichs auf die National-Cultur 6) Mittel, die Friedrich zur Aufklärung seines Volkes anwandte 7) Friedrichs Stellung zur Sprache seines Landes und zu den Schriftstellern derselben 8) Friedrichs Schrift über deutsche Litteratur 9) Preußens specielles Culturverhältniß zu den Franzosen.

Zweiter Abschnitt: Friedrich in Bezug auf die Schulbildung seines Landes.

[540]

Als historische Jubelschrift auf das Jahr 1840 ist Jedermann zur Anschaffung zu empfehlen und in allen Buchhandlungen, in Augsburg bei Kollmann, Stuttgart bei Neff, zu haben: Die merkwürdigsten Begebenheiten aus dem Leben Friedrichs des Grossen, enthaltend: Friedrichs Jugendjahre, den schlesischen und siebenjährigen Krieg, das Leben und Wirken als Regent, als Landesvater und Friedrichs Tod.

Preis brosch. 8 gr.

Ouedlinburg.

Ernst'sche Buchhandlung.

[552]

Bei Liebmann & Comp. in Berlin ist erschienen und in allen Buchhandlungen vorräthig: Anleitung zum Gebrauche des Mikroskops, für Aerzte, Naturforscher und Freunde der Natur.

Nach den besten Quellen (de Fontenelle, Littrow, Weber, Meyen, Ehrenberg, Burdach, J. Müller, Valentin, v. Siebold, Gluge u. A.) bearbeitet von Dr. A. Moser in Berlin. 10 1 / 2 Bogen gr. 8. nebst lithograph. Abbild. Preis 1 Rthlr.

[585]

Anzeige.

Die von mir erworbene Fabrik von gepressten Blei - und Zinnröhren, deren vorzügliche Producte sich shnell einen weitverbreiteten, ausgezeichneten Ruf erworben haben, bietet bereits eine namhafte Auswahl gepresster Röhren der verschiedensten Kaliber dar, die ich hiermit der Berücksichtigung des Publicums aufs beste empfehle.

Die allgemein anerkannten grossen Vorzüge gepresster Röhren, vor allen Gattungen anderer Art, hinsichtlich der Schönheit, Länge, Dauerhaftigkeit (selbst bei minder starken Wänden) namentlich auch durchgehends vollkommenster Dichtigkeit egaler Wände die bei keiner andern Röhrengattung verbürgt werden kann und die Ueberzeugung, jede Concurrenz des In - und Auslandes, in welcher Hinsicht es auch seyn möge, bestehen zu können, lassen mich hoffen, alle billigen Wünsche jederzeit aufs vollständigste zu befriedigen.

Nähere Erläuterungen stehen meinen Freunden mit Vergnügen zu Diensten.

Köln am Rhein, im Februar 1840.

Franz Hagen.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15441 tokens; 5305 types; 108148 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 56. 25. Februar 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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