PRIMS Full-text transcription (HTML)
0449
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 57.
26 Februar 1840.

Großbritannien.

Am 18 Febr. Nachmittags 2 Uhr verfügten sich die Mitglieder beider Parlamentshäuser in Gala nach dem Buckinghampalast, um die von ihnen votirten Glückwunschadressen zu überreichen. Die Opposition hatte sich besonders zahlreich eingefunden. Ihre Maj. ertheilte sehr huldvolle Antworten.

Am 19 Febr. Nachmittags hielt die Königin ihr erstes Lever in dieser Saison im St. Jamespalaste; es war eines der zahlreichsten seit vielen Jahren. Auf der Hinfahrt vom Buckinghampalast nach St. James wurden Ihre Maj., die Herzogin von Kent, Prinz Albert und dessen durchlauchtiger Vater und Bruder von der versammelten Volksmenge mit lauten Acclamationen begrüßt. Tags zuvor hatte Prinz Albert im Buckinghampalast die Aufwartung des ganzen diplomatischen Corps empfangen, welches von Lord Palmerston eingeführt wurde. Die Frage, welchen Rang unter den königlichen Prinzen die Königin ihrem Gemahl anweisen werde, muß sich demnächst entscheiden. Da er nämlich zum Ritter des Hosenbandordens ernannt ist, so wird ihm einer von den Chorstühlen der St. Georgscapelle in Windsorschloß durch Aufhängung seines Banners über demselben angewiesen werden. Der Wappenkönig des Ordens, Sir W. Woods, wird zu diesem Zwecke die Befehle Ihrer Maj. einholen. Räumt die Königin gemäß ihrer Machtvollkommenheit dem Prinzen den Rang vor den übrigen Prinzen von Geblüt ein, so erhält der Prinz den ersten Chorstuhl, welchen bisher der König von Hannover inne hatte. Auch die Stelle, die dem Prinzen im Kirchengebet für die königliche Familie angewiesen wird, muß über die in dem aristokratischen, etikettesüchtigen England hochwichtige Frage des Vortritts entscheiden.

Der Bischof von Exeter ( ein theologischer Charlatan vom reinsten Wasser , wie ihn das Chronicle bei der Gelegenheit nennt) tummelte in der Oberhaussitzung vom 17 Februar wieder sein nachgerade gutgeschultes Bataillenpferd, den Socialismus, indem er an den edlen Viscount, der an der Spitze von Ihrer Maj. Regierung steht, die Frage richtete, ob er nicht im Julius v. J. von dem hochwürdigen Andrew Irvine, Pfarrer an der Margarethenkirche in Leicester, einen Brief erhalten habe, der über die Fortschritte des Socialismus in jener Stadt die fürchterlichsten Data enthalte. Lord Melbourne bejahte die Frage. Der Bischof fragte weiter: Hat der edle Viscount auf diesen Brief hin Schritte gethan? Lord Melbourne: Nein. Bischof: Der edle Viscount fand es also unnöthig? Lord Melbourne: Ich lasse die Frage unbeantwortet, weil ich keine Lust habe, zum dritten - oder viertenmal auf eine lange Discussion über dieses Thema einzugehen, und noch einmal sey es gesagt, ich zweifle sehr, ob es klug war, dieser Sache durch breite Erörterungen in diesem Hause eine solche Wichtigkeit beizulegen, wie geschehen ist. Der Minister ward hierauf von dem Prälaten noch etwas weniges katechisirt, und das Haus vertagte sich. Die Wahrheit scheint zu seyn, daß in Leicester, einer Stadt von 40 bis 50,000 Seelen, sich etwa fünfzig Socialisten befinden, deren Versammlungen manchmal auch von andern Leuten aus Neugierde besucht wurden. (S. die Beilage.)

Der ministerielle Globe erklärt die neue Version über bevorstehende Cabinetsveränderungen, die der Standard vom 18 Febr. mittheilte, für eine ganz grundlose Erdichtung.

Der Herzog v. Wellington ist von seinem Krankheitsanfall beinahe wieder hergestellt.

Die Erklärung, welche in der Unterhaussitzung vom 18 Febr. Lord Palmerston über den Stand der Verhältnisse zwischen England und Persien gab, haben wir gestern mitgetheilt. Sir R. Peel beantragte in derselben Sitzung die Vorlegung einer Liste aller seit dem 18 Febr. 1834 bis auf den heutigen Tag aus der Civilliste verwilligten Pensionen. Die Motion ward angenommen, jedoch mit Lord J. Russells Amendement, daß die Liste bis zum 1 Jan. 1828 zurückgehen solle. Sir R. Peel verlangte ferner die Vorlegung eines Berichts über die Zahl der kraft des Quadrupelvertrags zu Land oder zur See an der spanischen Küste verwendeten Marinesoldaten, über den Gesammtwerth aller nach demselben Vertrag an Spanien gelieferten Kriegsvorräthe, über die von Spanien bis jetzt für diese Lieferungen geleisteten Zahlungen und über die zur Bewirkung der Zahlung getroffenen Maaßregeln. Nachdem hierauf der vor die Schranken gestellte jüngere Howard der Verachtung des Hauses in der Stockdale'schen Sache mit der gestern angegebenen Majorität für schuldig befunden worden, schlug der Attorney-General vor, ihn der Haft des Stabträgers des Hauses zu überantworten. Hr. O'Connell, sonst ein eifriger Verfechter des parlamentarischen Privilegiums, bemerkte: Das Haus würde wohl gern der Nothwendigkeit überhoben seyn, diesen jungen Menschen einzukerkern (Howard der Sohn ist0450 kaum 19 Jahre alt). Ich möchte daher rathen, ihn noch einmal vorzurufen, damit er Gelegenheit habe, seine Reue auszudrücken, und dann entlassen werde. Lord J. Russell entgegnete, Hr. O'Connell vergesse, daß derselbe der Beleidigung des Parlaments bereits schuldig gefunden sey. Nach seiner Committirung (Abführung ins Gefängniß) könne er sich auf dem Petitionsweg ans Haus wenden. Mit 134 gegen 41 Stimmen wurde sonach entschieden, daß Howard jun. in Haft zu bringen sey. Hierauf wurde Pearce, ein zweiter Schreiber des Advocaten Howard, vorgerufen, und von dem Sprecher und andern Mitgliedern verhört. Er war geständig, bei der Expedirung der neuesten Libellklage gegen Hansard thätig gewesen zu seyn, und dabei wissentlich gehandelt zu haben, fügte aber bei, er hänge hinsichtlich seiner Subsistenz ganz von seinem Principal ab, der ihn augenblicklich entlassen könne, wenn er seine Aufträge nicht vollziehe. Hr. Godson fragte: Wie viel Salar beziehen Sie? Hr. Hume fiel mit den Worten ein: Diese Frage ist wohl nicht in Ordnung, ebenso gut könnte man ihn fragen, wie viel Brod er esse. (Hört!) Hr. Godson fand indeß die Frage nöthig, um daraus zu ersehen, welches Maaß von Grausamkeit das Haus über den Mann zu verhängen im Begriffe sey. Der Schreiber deponirte ferner über seine Person, er habe die Rechtswissenschaft nicht studirt, sondern sey früher Militär gewesen und mit Weib und Kind rein auf seinen Schreiberverdienst angewiesen; wenn dieser eine Unterbrechung erleide, höre auch seine Einnahme auf. Seine Frau sey übrigens mit dem höchsten Adel verwandt, indem sie von Roper, dem ersten Lord Teynham abstamme, dessen Pairie von 1656 datire. (Der Schreiber kennt offenbar seine Landsleute, denn diese genealogische Notiz machte auf das Haus einen merklichen Eindruck, der sich in wiederholtem Hört, hört! kund gab). Allein ungeachtet dieser highly respectable connexion stellte, nachdem Pearce abgetreten war, der Solicitor-General den Antrag, derselbe habe durch Expedirung der Vorladung in der neuen Klage Stockdale's gegen Hansard der Verletzung des Privilegiums des Hauses sich mitschuldig gemacht. Sir Ed. Sugden auf der Oppositionsseite bemerkte: Tiefer herab kann das Haus wahrhaftig nicht mehr gehen. Ich bitte Sie, treiben Sie die Sache nicht weiter, sonst sind die Zellen des Parlamentshauses nicht groß genug, alle die Gefangenen unterzubringen. Verlassen Sie sich darauf, es gibt in London Advocatenschreiber in Menge, die sich nach wie vor zu solchen Ausfertigungen brauchen lassen, dann bekommen wir also einen Kampf zwischen dem ehrenwerthen Hause der Gemeinen und den Advocatenschreibern dieser Hauptstadt; in der That eine Aussicht auf einen Froschmäuslerkrieg der neuesten Art! (Gelächter.) Indeß die ministerielle Motion wurde mit 135 gegen 53 Stimmen angenommen, und ebenso trotz einer nochmaligen Beschwörung Sir Ed. Sugdens, nicht einen Mann von seiner Familie zu reißen und ihn ohne Subsistenzmittel einzusperren, der weitere Antrag, Pearce der Haft des Sergeant-at-Arms zu überantworten. Im Parlamentsgefängniß sitzen also jetzt: der eine Sheriff Hr. Evans (da sein Colleg, Hr. Wheelton, aus Gesundheitsrücksichten pro tempore entlassen ist), der junge Howard und der Schreiber Pearce, in Newgate aber Stockdale selbst und sein Advocat Howard. Das Ende dieser juristischen Tragikomödie ist dabei gar nicht abzusehen, zumal da der M. Herald wissen will, Stockdale habe die Absicht, in allen 52 Grafschaften von England und Wales Libellklagen gegen die Brüder Hansard anhängig zu machen. Für Rabulistereien aller Art ist das englische Rechts - und Gerichtswesen ein Feld, dessen Gleichen kaum irgendwo auf dem Continent zu finden seyn dürfte. Das Oberhaus hielt am 18 keine Sitzung.

Im Anfang der Unterhaussitzung am 19 Febr. verkündigte Lord Seymour die Antwort, welche Se. k. H. Prinz Albert auf die an ihn gerichtete Gratulationsadresse des Hauses ertheilt. Sie lautete: Ich sage dem Hause der Gemeinen meinen wärmsten Dank für die Botschaft, die Sie mir so eben ausgerichtet. Ich vernehme mit lebhafter Freude, daß die Gemeinen der von Ihrer Maj. getroffenen Wahl ihren Beifall schenken, und es wird das Trachten meines Lebens seyn, die gute Meinung, die Sie von mir hegen, zu rechtfertigen.

Die drei Verurtheilten Frost, Williams und Jones sind nach einer dreizehntägigen stürmischen Fahrt, auf welcher sie des schlechten Wetters wegen öfters unterwegs anlegen mußten, wohlerhalten, aber sehr niedergeschlagen, von Cardiff in Portsmouth angelangt, wo sie alsbald an Bord des Gefangenenschiffes York gebracht wurden. Frost erkundigte sich ängstlich, ob die Königin aus Anlaß ihrer Vermählung ihnen nicht weitere Strafmilderung habe angedeihen lassen. So groß sind die Besorgnisse vor den Chartisten, daß allein in den drei Grafschaften Nordenglands gegen 10,000 Truppen stehen.

Am 17 Febr. ging der Cyclops, das größte Kriegsdampfschiff der brittischen Marine, aus der Themse nach Portsmouth ab; es soll nach China bestimmt seyn.

In unserer heutigen Beilage findet sich am Schlusse der politischen Nachrichten eine Reclamation im Namen des Herzogs Karl von Braunschweig. Zugleich mit derselben gingen uns folgende Bemerkungen zu: Der Herzog Karl beklagt sich sehr über die Verfolgungen seiner Feinde, und namentlich über die unwürdigen und unverdienten Schmähungen des Satyrist , welcher einzig und allein von Spottgedichten, sarkastischen Bemerkungen und von Anfang bis zu Ende rein ersonnenen Lügen lebt. Der Satyrist besudelt mit seinen Erfindungen Personen von Rang, Namen und Vermögen; selbst die Königin, Prinz Albert und die königliche Familie werden nicht verschont. Wer sich abonnirt, d. h. vierteljährig 20, 40 oder 50 Pf. zahlt, sieht seinen Namen nicht in dem Blatte. Die Lady Blessington, welche den Antrag auf ein solches Abonnement refüsirte, ist auf eine abscheuliche Weise verleumdet worden. Zu den erlogenen Nachrichten aus neuester Zeit gehören folgende: Der regierende Herzog von Braunschweig wird hier erwartet, um der königlichen Heirathscerimonie beizuwohnen; Apartements sind in Fentons Hotel bereits bestellt. Nach sofort geschehener Erkundigung in diesem Hotel ergab sich, daß die Nachricht erdichtet sey. Dem Herzog von Braunschweig sind die Pässe nach Frankreich von Seite der französischen Ambassade verweigert worden. Der Herzog hat keine Pässe verlangt; es kann daher auch von keiner Verweigerung die Rede seyn. Das Ansuchen des Herzogs von Braunschweig um die Erlaubniß, den Verheirathungs-Festlichkeiten der Königin beiwohnen zu dürfen, ist von dem Oberkammerherrn abgewiesen worden. Die in Abschrift anliegende Antwort des Oberkammerherrn weist die Unwahrheit dieser Behauptung nach. Von dem Herzog Karl von Braunschweig will man nirgends etwas wissen; auch im Militärclub ist er durchgefallen. Der Herzog hat sich niemals zu einer Aufnahme in irgend einen Club gemeldet. Vergl. die beiliegende Antwort des Secretärs. Was den von dem Journal de Francfort in Nr. 23 (22 Jan. d. J.) erzählten Unfall des Herzogs auf dem Eise anlangt, so verhält sich die Sache folgendermaßen. Beim Abgehen vom Eise gerieth der Herzog mit einem Fuße in ein gehauenes kleines Loch, so daß er hingefallen wäre, wenn ein dabei stehender Arbeitsmann dieß nicht verhindert hätte. Bei dieser Gelegenheit entfiel dem Herzog sein Handstock mit goldenem Knopf. Der Mann hob ihn auf und übergab ihn dem Herzog, welcher ihm dafür, keineswegs0451 aber für eine Lebensrettung, 1 Pfund schenkte. Namens des Herzogs Karl von Braunschweig soll ich Sie ersuchen, diesen Notizen Raum in der Allgem. Ztg. zu gönnen.

Frankreich.

(Moniteur.) Nach der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer haben alle Minister ihre Entlassung in die Hände des Königs niedergelegt.

(Journal des Débats.) Man versicherte diesen Abend (20), daß Se. Maj. ihre Entschließung noch nicht zu erkennen gegeben habe.

(Constitutionnel.) Es scheint unmöglich, daß die Entlassungen der Minister nicht angenommen werden. Es hieß diesen Abend, der König habe sich zwei Tage Bedenkzeit ausbedungen.

(Capitole.) Die HH. v. Broglie, Guizot und Decazes wurden diesen Abend in die Tuilerien berufen, und sind bis spät in die Nacht dort geblieben. Wir wissen nicht, was aus diesem eben so außerordentlichen, als furchtbaren Verein entstehen soll. Uebersetzen wir die Namen: Hr. v. Broglie ist das Disjunctionsgesetz; Hr. Guizot die Straße Transnonain und Lyon; Hr. Decazes Grenoble.

(La Presse.) Diesen Abend versicherte man, daß der König einen Courier nach Brüssel mit einem Schreiben an Se. D. den Prinzen von Sachsen-Coburg abgeschickt habe, wodurch der König ihn benachrichtige, daß er ihm sein Wort zurückgebe.

Der National will wissen, der Herzog von Nemours habe so bestimmt auf eine großmüthige Entscheidung der Deputirten für ihn gerechnet, daß er schon mehrere Ordonnanzofficiere über die Zahl der gewöhnlich in seinen Vorzimmern befindlichen, mit einem Gehalt von 12,000 Fr. gewählt habe.

Der National macht in seinem neuesten Blatt eine erste Subscriptionsliste bekannt, deren Ertrag dazu bestimmt seyn soll, eine Medaille prägen zu lassen, die Hrn. v. Cormenin überreicht werden soll. Die Liste enthält eine lange Reihe von Namen, beträgt aber nur 429 Fr.

(Courrier français.) Die Majorität von 226 Stimmen, welche die Dotation verworfen hat, besteht erstens aus der Linken und dem linken Centrum, mit Ausnahme der Beamten, die sich dem Ministerium angeschlossen, oder der Deputirten, welche von dem Ministerium Versprechungen hatten. So haben die HH. Leyraud, Lacrosse, Rivet, Lanyer, v. Golbery, Chair d'Est Ange für den Entwurf votirt. Andere Beamte haben, trotz ihrer engen Verbindung mit einigen Ministern, muthig gegen den Entwurf gestimmt. Hr. Royer-Collard und die Deputirten, die zum 15 April gehörten, gaben weiße Kugeln, wahrscheinlich aus Hingebung für die Krone. Hr. v. Lamartine, Hr. v. Lagrange und 12 bis 15 Deputirte haben sich von den 221 getrennt, um die Dotation sammt dem Ministerium zu verwerfen. Man glaubt, Hr. Dupin sey diesem Beispiel nicht gefolgt. Unter den Doctrinären ist, nach unserm Wissen, Hr. Piscatory der einzige, der eine schwarze Kugel gegeben hat.

Die große Mehrzahl der Pariser Journale feiert die Verwerfung des Dotationsentwurfs als einen Sieg der öffentlichen Meinung und ein erfreuliches Ereigniß; nur die wenigen, der Regierung fast unbedingt ergebenen Blätter stimmen ernste Klagen an. Wir machen uns keine Illusion sagt das Journal des Débats über die Bedeutung dieser Niederlage und wollen auch das Publicum darüber nicht täuschen. Die heutige Abstimmung wird einen langen und traurigen Wiederhall haben; der Schlag hat die Krone selbst getroffen. Ein radicales Journal, welches wenigstens das Verdienst der Freimüthigkeit hat, der National, sagte diesen Morgen sehr richtig: es handelt sich hier nicht um einige Thaler mehr oder weniger, sondern um ein Princip. Wenn wir übrigens auch das Publicum über den wirklichen Sinn der Kammerverhandlung täuschen, die Folgen mildern wollten, würde die Discussion, welche seit sechs Wochen in der Presse vor ganz Frankreich stattfand, uns dieß erlauben? Sind die Injurien und Verleumdungen nicht auf die Krone selbst gefallen? War es nicht die radicale, zerstörungssüchtige Partei, welche überall ihre Pamphlete auswarf, Petitionen dictirte, die Haß und Verachtung gegen die Krone athmen, welche dem König sogar die Zahl seiner Kinder vorgeworfen, die Krone angeklagt hat, daß sie falsche und unvollständige Rechnungen vorlege und auf Kosten des öffentlichen Elends sich bereichern wolle? Wir sagen ohne Zaudern: nach so vielen Bemühungen, die gehässigsten Leidenschaften gegen den Thron, welchem Frankreich seine Freiheit und seinen Frieden verdankt, aufzuregen, nach so vielen Beschimpfungen, welche diese Krone, die einst die schönste der Welt gewesen, zu einer wahren Last machen, war es die Pflicht der Kammer, die Verleumder der Krone Lügen zu strafen. Aber die Kammer, die Abstimmung der Kammer, schien ihnen wir sagen es mit Bedauern vielmehr Recht zu geben. Das heutige Votum ist der Sieg des Hrn. v. Cormenin und der radicalen Partei. Die Weigerung, über die Artikel zu sprechen und zu berathen, ja nur die Amendements anzuhören, da wo es sich um ein Verlangen im Namen des Königs für die Aussteuer eines seiner Söhne handelt, macht dieses Resultat noch folgenschwerer. Uebrigens haben zweihundert Deputirte gegen dieses Votum protestirt. Nach den Drohungen, zu deren Organ die radicale Presse sich gemacht hat, haben diese zweihundert Deputirten einen Beweis der Unabhängigkeit und des Muthes abgelegt. Mit zweihundert Deputirten, welche das Geschrei und die Injurien der revolutionären Presse nicht erschrecken, können wir noch denen, welche aus Schwäche und Furcht die Monarchie fallen lassen würden, wie jenen, welche sie offen zerstören wollen, die Stirne bieten. Wie die Oppositionsblätter über diese Niederlage der Regierung denken, davon wollen wir morgen einige Proben mittheilen. Einstweilen verweisen wir auf unsre unten folgenden Briefe.

Das Siecle versichert, Hr. v. Champlatreux, Tochtermann des Hrn. v. Molé und Deputirter von Nièvre, der in diesem Augenblick in Italien reise, habe seine Entlassung von seiner Deputirtenstelle eingeschickt.

Die französische Akademie hat am 20 Febr. Hrn. v. Molé an die Stelle des verewigten Erzbischofs von Paris mit 30 Stimmen zu ihrem Mitglied ernannt. Hr. Hugo hat Eine Stimme erhalten. Bei der Wahl zum Ersatz des Hrn. Michaud erhielt im ersten Scrutin Hr. Victor Hugo 15, Hr. Flourens 14 Stimmen; Hr. Berryer 1 Stimme. 2 Billets waren weiß geblieben; im zweiten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 15, Hr. Flourens 14 Stimmen; 2 Billets blieben weiß. Im dritten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 14, Hr. Flourens 15 Stimmen; 2 Billets blieben weiß; im vierten Scrutin erhielt Hr. Victor Hugo 12, Hr. Flourens 17 Stimmen; 2 Billets blieben weiß. Hr. Flourens ward sonach zum Mitglied gewählt.

Die Gerüchte von der Zurückberufung des Marschalls Valée erneuern sich mit mehr Bestimmtheit als je. Bemerkenswerth ist, daß alle Berichte aus Algier in den Pariser Journalen sowohl, als in den südfranzösischen Blättern einstimmig anklagend gegen den alten Marschall auftreten, ihm Zaudern und Schwäche einem wenig zahlreichen, aber keckgewordenen Feind gegenüber vorwerfen. Nicht ein Bewohner Algiers nimmt das unbegreifliche System Valée's in Schutz. Der Toulonnais gibt Auszüge aus der Schrift des Capitäns vom Generalstabe Leblanc0452 de Prebois, der dem Marschall, seinem bisherigen Chef, vorwirft, daß seine Verwaltung die aufkeimende Colonie aufs äußerste heruntergebracht habe.

Der schon vor längerer Zeit zum französischen Gesandten in Neapel ernannte Herzog von Montebello ist bekanntlich nicht nach seinem Posten abgereist, sondern hält sich fortwährend in Paris auf. Das Capitole gibt als Grund den Widerwillen des Königs von Neapel gegen den Titel des ältesten Sohnes des Marschalls Lannes an; der König von Neapel berufe sich dabei auf die Rücksichten, die er Oesterreich schuldig sey, welches die Herzoge, die Napoleon mit Lehen in der Lombardei gratificirte, nie anerkannt habe. Das französische Cabinet scheine darauf verzichtet zu haben, den König von Neapel auf andere Gesinnungen zu bringen, denn es sey in gutunterrichteten Cirkeln die Rede, den Grafen von Latour-Maubourg nach Neapel, und den Herzog v. Montebello dafür nach Rom zu schicken.

Die Commission der Deputirtenkammer, welcher der Gesetzesentwurf hinsichtlich des außerordentlichen Credits für die Kriegsrüstungen in Algier vorliegt, hat Hrn. Ducos zu ihrem Berichterstatter ernannt, der ein Anhänger der beschränkten Occupation ist.

Die russische Gesandtschaft soll das Hotel Nr. 12 auf dem Vendomeplatz für 45,000 Fr. jährlich gemiethet haben. 200,000 Fr. sollen zu Reparaturen und zur Meublirung dieses Hotels verwendet werden, und nach Verfluß von einer gewissen Reihe von Jahren soll die russische Regierung, wenn sie es wünscht, es für eine Million als Eigenthum erwerben können.

Das Journal Nouvelliste wird mit dem Anschlag von 10,000 Fr. im Aufstreich verkauft werden.

Ein Pariser Journal macht folgende Mittheilung: Herr v. L ... kaufte das Hotel der Herzogin von Ch ..... Vor einigen Tagen sind die Arbeiter damit beschäftigt, den Garten umzugraben; auf einmal stoßen sie auf einen geheimnißvollen Koffer. Die Herzogin war sehr reich, sie hat mehrere Millionen hinterlassen: in diesem Koffer müssen sich die kostbarsten Gegenstände vorfinden. So denkt man, man bestärkt sich gegenseitig in dieser Meinung, die gebräuchlichen Formalitäten vor Eröffnung eines solchen Fundes werden vorgenommen, und der Koffer ist geöffnet; da zeigt sich ein zweiter Behälter, auch dieser wird erbrochen, und es erscheint das Gerippe eines Hundes. Bei diesem Anblicke lacht man über fehlgeschlagene Hoffnungen, aber diese augenblickliche laute Heiterkeit wird bald durch stille Rührung und Trauer verdrängt, als einer der Anwesenden sich der Geschichte dieses armen Hundes erinnert: es ist der Hund der unglücklichen Königin Marie Antoinette, der Genosse ihres Gefängnisses, der Zeuge aller ihrer Thränen, der einzige Schatz, den die Königin von Frankreich ihrer würdigen Freundin, der Frau v. Tourzel, hatte hinterlassen können, als sie die Stufen des Schaffotts hinaufstieg. Der Koffer, der zuerst mit einer profanen Neugier war geöffnet worden, wurde nun mit tiefer Rührung wieder geschlossen und an seiner alten Stelle beigesetzt.

Am 8 Febr. d. J. wurde in einer Capelle der Pfarrkirche St. Roche in Paris die Trauung des Schriftstellers Alexander Dumas mit der Schauspielerin Margaretha Ferrier vollzogen, welche in ihrem Verhältnisse zur Bühne unter dem Namen Ida bekannt ist. Zeugen von Seite des Bräutigams bei der Trauung waren Hr. Villemain, Minister des öffentlichen Unterrichts, und Hr. v. Chateaubriand; Zeugen von Seite der Braut der Graf von Narbonne-Lara und der Baron von Labonardière.

Aus London wird geschrieben, daß Hr. v. Brunnow die Unterhandlungen nicht aufgeben will, daß er also vorerst nicht abreise, sondern neue Instructionen abwarte. Er scheint Hoffnung zu haben, zuletzt doch eine Verständigung herbeizuführen. Hr. Guizot mag sich daher vorsehen, wenn er nach London kommt, damit er der Erwartung entspricht, die man in ihn setzt. Die Zurückberufung Sebastiani's in diesem Augenblick ist eine Maaßregel, die kaum gut geheißen werden kann. Jetzt, wo Hr. v. Brunnow noch immer und nicht ohne Grund sich schmeichelt, seine These durchzusetzen, war es ein Mißgriff, einen so wichtigen Personenwechsel vorzunehmen. Zwar hat Frankreich einen großen Vorsprung gewonnen, wozu Peels Erklärung viel beigetragen hat; allein wir können leicht wieder überflügelt werden, wenn es wahr ist, daß Lord Palmerston in steter Unschlüssigkeit schwebt, daß er das Geschehene gern gegen uns wie gegen Rußland vergessen machen möchte, aber so wenig weiß, wie er es anfangen soll, daß er in seiner Bedrängniß hinter die Pforte sich zu stecken sucht, die arme mitleideinflößende Pforte als Auskunftsmittel benützen will, um durch die Klippen zu gelangen, die er sich selbst geschaffen hat. Er will, so heißt es, jetzt auch die Pforte beiziehen, um ihre Stimme zu vernehmen und darauf ferner sein Programm zu formuliren.

Die Sitzung der Deputirtenkammer von gestern bot ein merkwürdiges Schauspiel dar. Beim Anbeginn der Sitzung legten mehrere Deputirte Petitionen vor, alle mit einer großen Zahl von Unterschriften versehen, die gegen die vorgeschlagene Dotation des Herzogs von Nemours protestirten. Am meisten Aufsehen erregte die der Einwohner des achten Bezirks von Paris, eingereicht von ihrem Deputirten Hrn. Carnot. Beim Aufruf der Namen der gegen den Entwurf eingeschriebenen Redner erklärte jeder derselben, er verzichte auf das Wort; die für den Entwurf eingeschriebenen machten dieselbe Erklärung, da kein Angriff stattgefunden habe. Hr. Laffitte verlangte und erhielt das Wort wegen einer ihn persönlich betreffenden Stelle des Berichtes der Commission. Er hat nämlich dem König im Jahr 1833 den Wald von Breteuil mit der Angabe verkauft, derselbe habe ihm im Durchschnitt jährlich 362,000 Francs ertragen; in dem Bericht wird behauptet, dieser Wald gebe nur ein Durchschnittseinkommen von 188,780 Francs; hieraus würde die Folge sich ergeben, daß Hr. Laffitte den König hintergangen. Nachdem Hr. Laffitte jene Behauptung widerlegt hatte, stellte der Präsident die Frage: ob die Kammer zu den Debatten über die einzelnen Artikel des Entwurfs übergehen wolle oder nicht? Es wurde ihm hierauf ein von 20 Deputirten unterzeichnetes Gesuch um geheimes Scrutin überreicht, welches demnach begann. Mittlerweile holten mehrere Deputirte der Opposition ihre kranken Collegen Nicod und Billaudel ab; ersterer erschien mit einem todtenähnlichen Gesichte, letzterer gestützt auf zwei Leute, in Folge eines Beinbruchs. Der General Subervic, den die Regierung momentan im Kriegsministerium beschäftigt hatte, wurde auch abgeholt. Alles ging in der feierlichsten Stille vor sich. Die Tribunen waren von Pairs und Mitgliedern des diplomatischen Corps angefüllt. Das Resultat war, wie Ihnen bereits bekannt ist, 226 schwarze Kugeln und 200 weiße: mithin Verwerfung des Entwurfs. Der Präsident hob sogleich die Sitzung auf. Unfehlbar hat durch diese Abstimmung die Kammer sich, auf einige Zeit wenigstens, in Achtung bei der ganzen Mittelclasse gesetzt, die auf den Erfolg des fraglichen Entwurfs, der ihren Beutel unmittelbar berührte, höchst gespannt war. Sogleich nach der Sitzung begaben sich sämmtliche Minister zum König, und reichten ihre Entlassungsgesuche ein. Sie wollen durch diesen Schritt dem constitutionellen Grundsatz Genüge leisten, der sie als die Urheber des verworfenen Entwurfs betrachtet. Ueber die Frage, ob die Entlassungsgesuche angenommen werden, läßt sich noch nichts bestimmen; man hält nicht für unmöglich, daß eine hohe Person diese Gelegenheit benutze,0453 um das jetzige Cabinet durch ein anderes unter dem Vorsitz des Hrn. Guizot zu ersetzen, der sich noch hier befindet. Auf jeden Fall sieht das Publicum jene Abstimmung nicht als eine Schlappe für das Ministerium an, da Niemanden unbekannt ist, daß der Vorschlag ihm aufgedrungen worden war. Man will wissen, eine hohe Person habe den Ministern heftige Vorwürfe darüber gemacht, daß sie ungeachtet des Stillschweigens der Opposition nicht zur Vertheidigung des Entwurfs das Wort genommen haben. Indessen läßt sich diese Unterlassung leicht dadurch erklären, daß keine Partei das erfolgte Resultat vorausgesehen hatte. Die Opposition selbst hatte keineswegs ein vollständiges Vertrauen auf den Erfolg ihrer Taktik, das geheime Scrutinium schon bei dieser ersten Abstimmung zu verlangen: gewöhnlich geschieht dieselbe nur durch Aufstehen und Sitzenbleiben, und erst bei der Schlußabstimmung, nach der Discussion der einzelnen Artikel und Amendements, wird das geheime Scrutin vorgenommen. Diese Taktik war übrigens gut berechnet, denn es stimmte eine Anzahl Deputirter gegen den Entwurf, die bei der Probe durch Aufstehen und Sitzenbleiben es nicht gewagt hätten. Die Opposition hat auch, um sich das Feld offen zu halten, bei einer andern Gelegenheit, dieselbe Taktik zu befolgen, heute die Journalisten ersucht, keine Liste der 226 zu veröffentlichen. Uebrigens läßt sich als eine sichere Thatsache aufstellen, daß, wenn die Kammer vor der Abstimmung gewußt hätte, daß ungeachtet der Erklärung der Minister, die Annahme des Entwurfs nicht zu einer Cabinetsfrage zu machen, dieselben doch nach dessen Verwerfung ihre Entlassungen einreichen würden, noch eine größere Mehrheit gegen den Entwurf gestimmt haben würde, nämlich sämmtliche Freunde des Ministeriums Molé, in der Absicht, das jetzige Cabinet umzuwerfen. Nach der Sitzung der Kammer wurde aus den Tuilerien eine Staffette expedirt: die Rede ging hierauf in den höheren Cirkeln, der Herzog von Sachsen Gotha sey seiner Einwilligung zur Heirath seiner Tochter entbunden worden; ich weiß aber nunmehr genau, daß die Staffette nach Compiegne sich begab, wo sich die Herzoge von Orleans und Nemours befanden, und von wo ihre Reise nach Brüssel gehen sollte.

Ich weiß nicht, ob der Telegraph auch für die Hiobsposten geht. Im bejahenden Falle ist Ihnen das 113te Bulletin der Dotationsschlacht bereits vor diesem Briefe zugekommen! *)*)Der Telegraph meldete das Votum der Kammer nicht nach Straßburg. Ein Artikel des Charivari, der die merkwürdige Entschließung der Kammer anzeigt und bespricht, beginnt also: T'en serais-tu douté, peuple français? und als illustrirendes Sinnbild des ersten Buchstabens T steht ein Maulwurf (taupe), der Violin spielt, in possierlicher Haltung. Bemerken Sie, daß nicht der offene Streit in der Kammer, nicht die Reibung der entgegengesetzten Lager in offener Bahn vor der Kammer den Strauß entschieden haben, sondern die mit unglaublicher Anstrengung in der öffentlichen Meinung, in den Journalen, in den Circularen, den Pamphleten und Protestationen der Wähler, gleich einem unterirdischen Gräber unterwühlende außerparlamentarische Macht, die sich seit 1830 bei keiner andern Gelegenheit so einhellig, so stark, so überwiegend gezeigt hat. Schon gestern Morgen, vor der Kammer, war es höchst merkwürdig, die Physiognomie der Pariser Presse zu mustern. Daß das wirklich eingetretene Resultat gerade in der Form, wie es eingetreten, erfolgen müsse, das zwar konnte Niemand mit Gewißheit voraussagen, aber jeder fühlte, daß er in Gegenwart einer außerordentlichen Krisis stehe; und es war, als ob die Dialektiker aller Oppositionsblätter ihre letzten, ihre schärfsten und populärsten Argumente für diesen entscheidenden Moment aufgespart hätten, um den Gesetzesentwurf zu vernichten, selbst ehe die Kammer darüber entschieden hatte. Und in welcher Form hat diese das Begehren der Regierung zurückgestoßen, ohne ihm nur die Ehre eines Waffenspiels zu gönnen, ohne daß die geringste Verhandlung stattgehabt! Das ist ein Grund mehr, den die ministeriellen Blätter in ihren schmerzlichen Klagen hervorheben. Die Sprache des Journal des Débats in seiner heutigen Nummer ist eine Elegie voll schwer verhaltenen Grolls gegen die Mehrheit der Kammer, die sich an der Majestät des Staatsoberhaupts so freventlich versündigt habe. Le roi propos, le peuple dispose! sagt das Charivari und zählt alle die Bundesgenossen auf, die zum gemeinsamen Widerstande gegen die Krone sich vereinigt hatten. Im ersten Range ist hier ohne allen Zweifel Cormenin mit seinen Flugschriften und seiner Zahlenlogik zu nennen. Das Dotationsgesetz ist zu seinen Vorgängern, den Vorschlägen über Apanage und Disjunction gegangen, und die HH. Faure und Passy haben die große Demüthigung erlitten, in einer ruhmlosen Niederlage für ein Gesetz zu fallen, dessen Princip sie in ihren frühern Sitzungen auf das schärfste bestritten hatten. Wir nehmen, ohne Commentar, die Thatsachen, wie sie eben vorliegen, und wir fragen: auf welche Bank der Kammer werden diese Männer sich in Zukunft setzen? Wenn das Centrum für den Gesetzesentwurf stimmt, so ist dieß ganz natürlich; wir werden uns selbst nicht wundern, wenn der große Dupin in seiner elastischen Unabhängigkeit das Mittel gefunden hat, den plebeischen Polterer noch einmal dem Consulenten des Hauses Orleans unterzuordnen, und in Praxi zu billigen, was er in der Theorie getadelt; aber für die erwähnten beiden Minister wird diese Schlappe unauslöschliche Folgen haben. Schon jetzt: was bleibt ihnen von ihrer Verläugnung früherer Grundsätze und Reden? Die Erinnerung an ihr kurzes Ministerium und die gezwungene Niederlegung ihrer Portefeuilles. Wahrlich der Preis ist gering! Während in der Kammer das demokratische Element einen Sieg feierte, thronte die Aristokratie des Classicismus in grollendem Uebergewicht in der französischen Akademie: Victor Hugo ist nicht erwählt, sondern statt seiner Flourens, der beständige Secretär der Akademie der Naturwissenschaften. Von ihm sagt das Charivari: Die Wahl der Akademie beweist nicht, daß Hr. Flourens gewählt, sondern nur, daß Victor Hugo nicht gewählt wurde. Das Journal des Débats, bekanntlich stets einer der Vorfechter Hugo's, ist empört über diese Ausschließung, und sagt geradezu, die meisten Akademiker haben den Gewählten gar nicht gekannt, Beweis sey, daß sie seinen Namen Flourens auf die verschiedenste Weise bald Floran, bald Flourins, bald Florence geschrieben haben. Se non é èero ...!

Die Herzoge von Orleans und Nemours sollen bei ihrem Abschied ihren königl. Vater aufs flehentlichste gebeten haben, den Dotationsvorschlag zurückzunehmen. Ludwig Philipp aber beharrte. Desto größer ist jetzt die Consternation im Schlosse, wie in allen Salons der Philippisten und des Juste Milieu. In den Cirkeln der Bewegungspartei und im großen Haufen des Publicums ward jedoch diese Nachricht als ein Triumph aufgenommen. In einem sehr bekannten legitimitischen Salon der Chaussee d Antin war gestern eine matinée musicale; eben sang Pauline Garcia und Donizetti begleitete sie auf dem Clavier, als ein Deputirter eintrat, und die Verwerfung des Dotationsantrags ankündigte; die Musik ward lärmend unterbrochen, und alle Anwesenden brachen in ein lautes Jubeln aus. Diese Nacht waren viele Häuser0454 im 6ten Arrondissement, den Vorstädten St. Martin, St. Denis und Temple erleuchtet, zu Ehren der Verwerfung! Gestern Abend hat das ganze Ministerium in Masse seine Entlassung gegeben. Ueber die Nachfolger herrschen sehr divergirende Gerüchte. Am meisten Consistenz gewinnt die Combination, die Molé als Präsidenten des Conseils und Siegelbewahrer, und Hrn. Thiers als Minister der auswärtigen Angelegenheiten nennt.

Heute ließ man an der Börse bereits einige Listen neuer Minister circuliren. Auf der ersten befindet sich Graf Molé als Conseilpräsident und Minister des Auswärtigen, mit Montalivet, Decaux, Rémusat, Villemain, Duperré, Duchatel. Nach der zweiten würde der Herzog von Broglie die Präsidentschaft und das Auswärtige erhalten, und zu Collegen Rémusat, Cunin-Gridaine, Duchatel etc. Guizot behielte die Londoner Botschaft, kehrte aber bald zurück, um den Vorsitz im Conseil zu übernehmen. Uebrigens ist noch nichts entschieden, nicht einmal ob alle Minister zurücktreten.

Deutschland.

Heute wurde in der Kammer der Abgeordneten ein höchstes Rescript verlesen, wonach die mit dem 8 k. M. zu Ende gehende Dauer der gegenwärtigen Sitzung der Stände bis zum 31 März d. J. verlängert wird. Se. Maj. geben sich dabei dem bestimmten Vertrauen hin, daß beide Kammern sich zur besondern Obliegenheit machen werden, bis zu diesem Zeitpunkte die auf Allerhöchst Ihren Befehl an die Stände gebrachten Gegenstände unfehlbar und vollständig zu erledigen. An die Kammer der Reichsräthe ward unterm 14 v. M. der Gesetzentwurf die Ausdehnung des Verbots der Vermögens-Aushändigung an Unterofficiere und Soldaten betreffend eingebracht. Dieser geht dahin, daß die Verordnung vom 21 Au ust 1807 (nach welcher bestimmt ist, daß keinem Soldaten während seines Militärstandes von seinem Vermögen, außer den davon fälligen Zinsen, und zwar bei Strafe des nochmaligen Ersatzes, das Geringste ohne Allerhöchste Bewilligung verabfolgt werden dürfe), mit dem Tage der Bekanntmachung des gegenwärtigen Gesetzes auch in allen jenen Gebietstheilen, welche erst nach dem 21 Oct. 1813 mit dem Königreiche Bayern vereinigt worden sind, in gesetzliche Kraft und Wirksamkeit zu treten habe. Die Kammer der Reichsräthe faßte in ihrer Sitzung vom 4 d. M. den Beschluß, diesem Entwurf die Zustimmung unter der Modification zu geben, daß im zweiten Artikel statt der Worte: Unsere Ministerien zu setzen sey Unsere Staatsministerien. Heute ist die Kammer der Abgeordneten zur Berathung über diesen Gegenstand geschritten. Hr. Kolb, Referent in dieser Sache, hatte begutachtet, dem Gesetzentwurfe die Beistimmung zu ertheilen. Die bei diesem Gesetzentwurfe, wiederholte Modification der Kammer der Reichsräthe erscheint, wie Hr. Kolb bemerkt, durch einen einstimmig gefaßten Beschluß der Kammer der Abgeordneten bereits als abgelehnt. Hr. v. Flembach hatte sich als Redner für den Entwurf einschreiben lassen. Bei der allgemeinen Discussion sprach noch für den Entwurf Frhr. v. Freiberg, Dr. Albrecht, Frhr. v. Gumppenberg, Frhr. v. Thon-Dittmer, Regierungsrath Windwart, Frhr. v. Welden und Kolb; gegen denselben äußerten Bedenken die HH. Pfarrer Meyer und Regierungsrath Dr. Schwindel. Der königl. Minister des Innern Hr. v. Abel begegnete in zwei umfassenden Vorträgen diesen Bedenken, so wie den während der Debatte gemachten Bemerkungen von Seite des Frhrn. v. Thon-Dittmer in Betreff der vom Ministertische aus in der letzten Sitzung gefallenen Aeußerungen über die Frage, ob die bestehende Verfassung eine repräsentative oder eine ständische sey. Die Kammer erklärte sich mit 93 gegen 13 Stimmen für die unbedingte Annahme des Gesetzentwurfs.

Wie es heißt, erwartet unser Hof vom 3 März an einen Besuch des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland auf seiner Durchreise nach Darmstadt, und dürften ihm zu Ehren einige militärische Festlichkeiten stattfinden. Durch den ehegestern in seinem besten Mannesalter erfolgten Tod des Oberinspectors am hiesigen mathematischen Salon, Lohrmann, hat in unserer Stadt die Wissenschaft wieder einen schmerzlichen Verlust erlitten. Lohrmann war als Cameralist so ausgezeichnet wie als Mathematiker, und von dem Ministerium nur erst mit der Stellung des unlängst ebenfalls zu früh verstorbenen v. Schlieben bei dem polytechnischen Institut und der allgemeinen Landesvermessung betraut worden. Die Verwilligung der zu dem Bau des neuen Schauspielhauses erforderten Summen ist nun auch von Seite der ersten Kammer unserer Ständeversammlung, und zwar, wie man gleich anfangs erwartet hatte, einstimmig erfolgt.

Die zweite Kammer hat heute alle neulich aufgeführten Anträge zu Gunsten des hannover'schen Staatsgrundgesetzes einstimmig angenommen. (Leipz. Z.) [Wir werden darauf zurückkommen und verweisen einstweilen auf den Bericht aus Dresden in der Allg. Zeitung vom 19 Febr.]

Vorgestern Abend traf der Hr. Minister v. Stralenheim hier ein, welcher bekanntlich gegenwärtig der einzige Curator der Universität ist. Er hatte noch am selbigen Abend eine mehrstündige Unterredung mit dem zeitigen Prorector, Consistorialrath Gieseler. Gestern circulirte eine vom Curatorium ausgehende Aufforderung zur Wahl, in welcher unter Anderm ausdrücklich bemerkt war, daß Se. Majestät es als ein Zeichen loyaler Gesinnung ansehen werde, wenn jeder zur Wahl Berechtigte bei der auf heute angesetzten Wahl erscheine. Außerdem wurden sämmtliche ordentliche Professoren, welche sich gestern Morgen nicht von freien Stücken eingefunden hatten, um Sr. Excellenz die Aufwartung zu machen, zu derselben vorgeladen, und ihnen mit Dringlichkeit an das Herz gelegt, daß das Wohl der Universität von der Wahl abhänge. In der Stadt hatte sich allgemein das Gerücht verbreitet, der Hr. Minister habe erklärt, daß Se. Majestät entschlossen sey, die Universität aufzuheben, wenn sie die Vornahme einer Wahl verweigere. Es kann dem jedoch auf das bestimmteste widersprochen werden. Frhr. v. Stralenheim sprach nur davon, daß im Fall der Nichtwahl das gegenwärtige Curatorium (aus ihm und dem Referenten, geheimen Cabinetsrath Heppenstedt, bestehend) aufgelöst werden würde, und der Universität eine Reorganisation nach Art der österreichischen Universitäten bevorstände. Nachdem der Prorector sich gestern zur Wahl bereit erklärt, und auch mehrfach versichert hatte, daß die Majorität wählen werde, war die Vornahme einer Wahl nicht mehr zweifelhaft; es handelte sich höchstens um einen mehr oder minder freisinnigen Mann, oder einen solchen, der die Wahl nicht annähme. In dieser Beziehung scheint denn auch eine Verabredung stattgefunden zu haben, denn das Ergebniß der heute Mittag vorgenommen Wahl war folgendes: von 29 zur Wahl berechtigten ordentlichen Professoren waren fünf nicht erschienen, nämlich der Geh. Justizrath Hugo, der Consistorialrath Lücke, der Hofrath Ritter, der Professor Kraut und der Professor Ribbentropp. Von den erschienenen 24 lehnten fünf durch Einreichung unbeschriebener Wahlzettel die Theilnahme an der Wahl ab; die Namen derselben sind unbekannt, doch wird auf das bestimmteste versichert, daß der Hofrath Heeren und Hofrath Herbarth diesen Fünfen angehören. Ein versiegelter vom Hofrath Gauß eingesendeter Zettel wurde nicht eröffnet, weil derselbe sich wegen seines Nichterscheinens nicht0455 hatte entschuldigen lassen. Die übrigen achtzehn wählten einstimmig den vormaligen Justizrath v. Bothmer, jetzigen zweiten Beamten beim königlichen Amte Rethem. Dieser hier sehr geachtete Mann war bekanntlich zu derjenigen Commission berufen, welche im Junius 1837 die Rechtsgültigkeit des Staatsgrundgesetzes von 1833 prüfen sollte, und stimmte damals für die Rechtsgültigkeit desselben. Der Curator der Universität leitete als königl. Wahlcommissär die Wahl. Die Stadt Göttingen kann wegen Mangels eines Wahlmanns noch nicht wählen, das Beispiel der Universität wird aber in jeder Beziehung von Einfluß auf sie seyn.

Türkei.

Der Streit über das Gesetzgebungsrecht in Ehesachen zwischen Kirche und Staat dehnt sich nun auch auf den Orient aus. Die Pforte ist berufen hierhin einzugreifen. Es ließ nämlich der hiesige griechische Patriarch sich einfallen, gewisse gesetzwidrige Vorgänge in Jonien, in Folge deren einige griechische Geistliche auf Zante und Corfu die Zulässigkeit gemischter Ehen unter Christen verschiedener Confessionen an Bedingungen knüpften, die durch kein geschriebenes Gesetz, durch keine Observanz gerechtfertigt werden, zu benützen, um das Benehmen dieser Geistlichen gut zu heißen und so eine feindselige Haltung gegen die jonische Regierung anzunehmen. Lord Ponsonby dringt auf Absetzung des Patriarchen. Dagegen nimmt sich Hr. v. Butenieff sehr warm des letztern an, und versucht das Mögliche, um die Sache zu schlichten. Die Pforte soll seit einigen Wochen eine große Verstimmung gegen den Patriarchen nähren, so daß seine Destitution längst ausgesprochen wäre, falls man hier ungehindert nach eigenen Ansichten hätte handeln können. Fürst Michael Obrenowitsch verläßt dieser Tage Konstantinopel. Er wurde von der Pforte mit einer Auszeichnung behandelt, die zur Genüge beweist, daß sie mit ängstlicher Sorgfalt sich seiner Anhänglichkeit zu versichern strebt. Der Fürst wurde zum Muschir erhoben, und ihm der Titel Hoheit verliehen.

Der Großwessier ist in rascher Convalescenz begriffen; man hofft, daß er binnen kurzem seine hohen Functionen wieder antreten werde. Die größte Unruhe und Ungewißheit herrscht hier hinsichtlich der Resultate der Londoner Unterhandlungen. Lord Ponsonby hat keine geringe Aufgabe, die Besorgnisse der Pforte zu beschwichtigen und ihren sinkenden Muth aufrecht zu halten. Offenbar nimmt die Verwickelung von Tag zu Tag zu. Die Expedition der Russen nach Khiwa und der Eindruck, den dieses Unternehmen in London und in Indien hervorbringen mußte, die Befehle, die an die anglo-indischen Truppen ergingen, am rechten Ufer des Indus stehen zu bleiben, die Zwistigkeiten, die sich zwischen Großbritannien und China ergeben haben, und die dem englischen Handel zum Abbruch, dem russischen hingegen zum Vortheil gereichen müssen, der Fanatismus der griechischen Kirche, der selbst in Jonien sich regt, und Ponsonby und Butenieff zu manchen diplomatischen Schritten in den letzten Tagen Veranlassung gaben, die Nachrichten, die man aus Athen über die Untersuchung der Umtriebe der orthodoxen Hetärie und über ihre Ergebnisse fortwährend erhält, das auffallende Bestreben des russischen Botschafters, das Vertrauen und die Zuneigung des hier anwesenden Fürsten von Serbien zu gewinnen, die geschwächten Verhältnisse der Pforte zur Moldau und Wallachei, die beständige Gährung in den albanesischen und in den Gebirgsländern der Herzogewina, die Aufregung der Gemüther in Epirus, Thessalien, Macedonien alles dieß zusammengefaßt erfüllt die Pforte mit Besorgnissen, indem sie den mächtigen Riß in den Interessen gewahrt, und läßt die türkischen Machthaber eine aufrichtige Verbindung Englands und Rußlands als höchst unwahrscheinlich betrachten. Auf der andern Seite können sie durchaus nicht absehen, wie in dem Falle, daß sich die Londoner Conferenzen zerschlagen sollten und Hr. v. Brunnow wieder unverrichteter Dinge nach dem Continent zurückzukehren genöthigt wäre, eine Verständigung Großbritanniens mit Frankreich bewirkt werden könne. Frankreich will dem Vicekönig sein gegenwärtiges factisches Besitzthum sichern, und nach dem Gange seiner Politik zu urtheilen, ist kaum anzunehmen, daß es zu bedeutenden Concessionen für die Pforte sich herbeilassen werde; England will den Pascha bis hinter die ägyptisch-syrischen Gränzen zurückdrängen und glaubt, daß das Zugeständniß des Paschaliks von Acre für Mehemed Ali das Höchste sey, was man ihm gewähren könne. Ohne die Weltinteressen, die sich an diese Frage knüpfen, und die sich hinsichtlich Frankreichs und Englands nie werden vereinigen lassen, weist schon die materielle Frage an sich auf die mächtige Divergenz hin, die in dieser Rücksicht obwaltet. Dazu kommen noch die Besorgniß erregenden Rüstungen Frankreichs, die feindselige, entschlossene Stellung, die Mehemed Ali einnimmt, um die gegründeten Besorgnisse der Pforte zu steigern, so daß man sich billig verwundern muß, wenn diese den Kopf nicht verliert und zu dem verzweifeltsten aller Mittel greift, dem der directen Unterhandlungen mit dem ägyptischen Pascha. Ich stehe nicht an, eine solche Auskunft für eine verzweifelte anzusehen, denn man würde in einem solchen Falle erleben, daß die Pforte Alles preisgäbe, in der irrthümlichen Erwartung, so aus dem ungewissen, bedrohlichen Zustande treten zu können. Es dürfte dieser Moment nicht mehr so ferne seyn, als man gemeiniglich wähnt; tritt er aber ein, so wird man die traurige Ueberzeugung gewinnen, daß die Folgen eines directen Arrangements mit dem Pascha das größte Verderben über das ottomanische Reich bringen werden. Man hatte noch bis gestern mit Sicherheit darauf gezählt, daß die Marseiller Post Nachrichten von dem Fortgange, vielleicht von in London erlangten Resultaten bringen werde; die Post ist angekommen, brachte aber nicht das Geringste darüber mit. Der unerträgliche Zustand der Ungewißheit dauert mithin fort, und obwohl man anfängt, die früher gehegten Hoffnungen aufzugeben, so sehnt man sich doch nach baldiger Lösung der Zweifel, in denen man sich befangen sieht. Aus Alexandrien nichts Neues. Der Internuntius gab am Montag seinen zweiten Ball, der glänzender als der erste war. Außer dem diplomatischen Corps erschienen dabei sämmtliche türkische Minister.

Nicht ohne Befremden hat man hier einen von der Allgemeinen Zeitung (vom 12 v. M.) wiedergegebenen Artikel des Marseiller Semaphore gelesen, worin erzählt wurde: daß der Orden des Nischan Iftichar dem Bajazzo des Circus, Monsieur Soulier, von dem Sultan, als ein Zeichen der Anerkennung für das Vergnügen, verliehen worden, das ihm seine Leistungen gewährten. Zuvörderst ist zu bemerken, daß Hr. Soulier nicht der Bajazzo, sondern der Director der hier befindlichen Kunstreitertruppe ist; dann ist ihm nicht das Nischani Iftichar, sondern ein von diesem Orden ganz verschiedenes Ehrenzeichen von dem Sultan verliehen worden, und zwar aus dem Grunde, weil er Sr. Hoh. Unterricht in der Reitkunst ertheilt hatte.

Ostindien.

Die Eroberung von Kelat ist ein Ereigniß von großer Wichtigkeit, theils wegen ihrer directen0456 Folgen, indem sie England die ganze Küste von Mekran und Beludschistan öffnet, und die Communicationen mit Afghanistan sichert, theils weil sie einen großen moralischen Einfluß von Persien bis Birma ausüben muß. Die Lage eines großen Reichs ist vielleicht nie von einem größern Zufall abhängig gewesen als die von Indien von dem Sprengen des Thors von Ghisni. Wären ein paar Steine im Weg gelegen, welche das unbemerkte Hintragen des Pulvers verhindert hätten, so wäre in diesem Augenblick ohne Zweifel die indische Armee in Afghanistan entweder aufgerieben oder unverrichteter Dinge zurückgekommen, die Feinde der Compagnie rings um die Halbinsel und in ihrer Mitte in Waffen und voll Vertrauen, und ihre eigenen Truppen entmuthigt, während jetzt rings um Indien Schrecken herrscht und die Armee der Compagnie im Vertrauen auf sich selbst nichts für unmöglich hält. Hier fängt man an, in der Aufregung dieser großen Ereignisse den Kopf zu verlieren, und wenn die Regierung der öffentlichen Stimme folgte, würde sie plötzlich und zu gleicher Zeit ganz Asien mit Krieg überziehen: die Araber in Aden, Persien, die Usbeken in Balkh, die Sikhs, Nepal, Birma, die Holländer in Sumatra und China scheinen fast zu wenig Feinde, um dem Schwindel eines Theils unseres Publicums zu genügen. Man versichert, daß die Cassen in Calcutta von Geld überfließen, und nicht nur den Feldzug am Indus ohne Anlehen bestreiten können, sondern hinlänglich sind neue Kriege zu bezahlen. Dieß ist ohne Zweifel richtig, weil der Verkauf alles kaufmännischen Eigenthums der Compagnie seit einigen Jahren viel Geld in die Cassen gebracht hat, aber man darf nicht vergessen, daß dieß keine regelmäßigen Einnahmen, sondern realisirte Capitalien sind, welche nicht zu Kriegen sondern zum Ablösen von Schulden oder zu öffentlichen Arbeiten, welche die künftigen Einnahmen vermehrt hätten, verwendet werden sollten.

0449

Geologische Briefe.

Zweiter Brief. *) *)Als Fortsetzung des Aufsatzes: Geschichtliches über Erdbildung. (Beilage der Allg. Zeitung vom 15 Febr.)

Historische Orientirung.

Unser Wohnplatz im Universum ist ein Ball, dessen Masse gegen den Centralkörper unseres Sonnensystems fast verschwindet, der aber, gegen unsere eigene Leiblichkeit gehalten, unendlich groß erscheint. An der Oberfläche dieses Sterns unter Sternen spielt sich seit unbekannter Zeit das Drama der sogenannten Weltgeschichte ab. Der Mensch übersieht auch auf den höchsten Gebirgen immer nur einen ganz kleinen Abschnitt der Kugelfläche, er hat es noch nicht einmal dahin gebracht, weder die Silhouette des aus dem Meer hervorragenden Landes, noch das Relief dieses letztern rein und vollständig nachzuzeichnen, und sieht sich mit seiner Beobachtung und Wirksamkeit rein auf die Oberfläche, gleichsam auf die oberste Haut des Planeten beschränkt. Der Halbmesser der Erde beträgt etwa 860 geographische Meilen; von dieser Masse kennen wir, wenn man die mächtigsten Profile der Gebirge und die tiefsten Schachte zusammenrechnet, höchstens eine Rinde, die etwa 20,000 Fuß, also den tausendsten Theil des Erdhalbmessers, dick ist. Und selbst diese Rinde ist uns keineswegs überall, sondern nur an einzelnen Punkten aufgeschlossen, und überhaupt nur im Allgemeinsten bekannt. Alle Unebenheiten der Erdrinde, selbst die höchsten Gebirge, kommen gegen die Masse der Kugel in gar keinen Betracht. Es ließe sich leicht berechnen, welchem deutschen Bundesstaat ungefähr der Flächengehalt eines Globus entspräche, auf dem die Himalayas und unsere größten Landseen noch so groß erschienen, wie die Schneckenberge und Schwanenteiche in einem fürstlichen Schloßgarten. Wie klein das Verhältniß aller verticalen Erhebung des Landes zur Horizontalerstreckung ist, sieht man recht deutlich daraus, daß auf den Reliefkarten eines Districts, klein oder groß, nur die dominirenden Höhen angegeben werden können, und daß man, soll überhaupt noch ein sinnlicher Eindruck hervorgebracht werden, den Maaßstab der Höhen doppelt und mehrfach so groß nehmen muß als den der Fläche. Bei der überwältigenden Größe der gethürmten Massen, welche unsern Horizont begränzen oder drohend über unsern Häuptern hängen, wird es unserer Einbildungskraft schwer, den Erdball so weit zusammenzuziehen, daß alle seine Unebenheiten den Höckern, Schuppen und Ritzen einer Frucht gleichen, die auf geringe Entfernung glatt erscheint. Wenigstens hält der Mensch diesen Gedanken nicht leicht fest, wenn er über die Entstehung der gewaltigen Zerklüftungen und Auftreibungen der Erdrinde nachdenkt, weil er gleichsam körperlich auch dabei seyn und mitzählen will. Mit solch starker Reduction der Kugel vernichtet er aber sinnlich sich selbst und die ganze lebende Schöpfung; er setzt sie zu unsichtbaren Infusorien herab, und er besitzt kein geistiges Mikroskop, um in solcher Verkleinerung sich und seine Werke noch zu erkennen.

Schon der alte Vater des Wissens, Aristoteles, dachte sich die Erde als ein lebendiges Wesen mit zusammengesetzter Organisation, und er gefiel sich darin, die Metamorphosen, die sie sichtbar in der Zeit durchlaufen, mit den Lebensverrichtungen der Thier - und Pflanzenwelt zu vergleichen. Die neuere Naturforschung ist in minder roher Form zu diesem Begriff zurückgekehrt. Besonders durch die Ausbildung der Lehren vom Galvanismus, Magnetismus und Elektrochemismus hat man sich immer mehr überzeugt, daß im Innern der Erde durch das Spiel mannichfaltiger Kräfte ein fortwährender Lebensproceß unterhalten wird, der auf die ganze Constitution der Oberfläche dynamisch und mechanisch heraufwirkt. Die Wissenschaft betrachtet den Erdball nicht mehr, wie früher gewöhnlich, als das träge, nothwendige Substrat der Oberflächenerscheinungen, als eine todte, gleichgültige Schlacke, auf deren verwitterter Oberfläche eine Decke von Organismen angeschossen ist, wie Flechten an der Felswand, sondern als einen großen Herd anziehender und abstoßender Kräfte, von deren Wechselwirkung mit dem rings umgebenden Luftkreis alles terrestrische Leben so gut abhängt und in seinen Phasen bestimmt wird, als vom Einfluß der Sonne. Zugleich mit diesem Begriff entwickelte sich aber durch die fortschreitende Kenntniß der Erdrinde die Ueberzeugung, daß diese Erdrinde eine Entwicklungsgeschichte von unendlicher Dauer hat, und daß damit ein unabsehbares Feld der Forschung aufgethan ist, welche ganz unabhängig von der Frage nach der ursprünglichen Bildung der Erde und der Beschaffenheit ihres Innern verfolgt werden muß. Die Geologie bescheidet sich, daß durch Alles, was sie über die Zusammensetzung und Lagerung der Mineralkörper an der Oberfläche in Erfahrung gebracht hat, für die Kenntniß des Erdinnern nicht das Mindeste gewonnen ist. Die größte Tiefe, zu welcher der Mensch niedergedrungen, gleicht kaum dem Stich, womit das Insect die oberste Haut einer Frucht ritzt. Wollten wir nun etwa aus der Kenntniß der uns erreichbaren Erdschichten schließen, der ganze Erdball sey gleichmäßig aus ähnlichen Körpern zusammengesetzt, so wäre dieß so viel, als wenn das Insect meinte, durch die Unebenheiten der Schale, die es betastet, das Innere der Frucht und ihre Structur kennengelernt zu haben. Es gibt lediglich keinen directen Beweis dafür, daß das Innere der Erde in ähnlicher Constitution aus denselben Mineralien besteht, wie ihre Oberhaut; allgemeine Gründe sprechen sogar durchaus gegen die Annahme, daß sich die Structur der Erdrinde auch nur in bedeutende Tiefe fortsetze. Die Physik muß es sehr wahrscheinlich finden, daß sich eben nicht sehr weit unter der Oberfläche die Werkstätte fortdauernder vulcanischer Thätigkeit befindet, und daß sich hier unter dem Einfluß von Kräften, deren letzten, sich zu uns herauf erstreckenden Bebungen wir noch keinen klaren Sinn zu geben wissen, beständig neue Mineralkörper bilden. Ja, ein Resultat der Wissenschaft, welche es mit der Kenntniß der Erde als allgemeine Persönlichkeit zu thun hat, und deren Ausbildung nach unsern obigen Andeutungen der rationellen Geologie vorausgehen mußte, ist unvereinbar mit der Voraussetzung, daß die Erde gleichförmig aus den uns bekannten Gebirgsarten zusammengesetzt sey. Es ist der Physik und Astronomie gelungen, das specifische Gewicht der Erde zu bestimmen: dasselbe beträgt, nach den Berechnungen von Playfair, Coulomb und Maskelyne, nicht viel weniger als 5, das Gewicht des Wassers gleich 1 gesetzt; die specifische Schwere der an der Oberfläche vorherrschenden Mineralien kann aber im Ganzen kaum mehr als halb so groß angenommen werden.

Durch die Gewinnung dieser allgemeinen, negativen Begriffe ist nun die Geologie auf die Bahn geleitet worden, welche wir im vorigen Artikel mit dem Gang der Astronomie seit Copernicus in Parallele gesetzt haben. Sie hat sich als rein empirische Wissenschaft und die Mannichfaltigkeit der vom Menschen sinnlich0450 zu ergreifenden Erscheinungen an der Oberfläche als ihre Domäne erkannt; sie hat die Speculation über den Bau der Erde in ihrem Innern und ihre Entstehung andern Zweigen der Forschung überlassen, und mit dieser Beschränkung die fruchtbare Kraft und die Möglichkeit wahrer Fortschritte gewonnen.

Die Astronomie, nicht zufrieden mit der Kenntniß der Gesetze unseres Planetensystems und dem Begriff von der Unermeßlichkeit der Himmel, hat seit wenigen Menschenaltern einen neuen, höhern Cyclus begonnen, indem sie kühn hinaufgreift in die Geheimnisse der Fixsternwelt. Die physikalischen Wissenschaften im engern Sinn sind gereift genug, um sich, ohne die peripherischen Erscheinungen aus dem Auge zu lassen, der Erdtiefe zuzuwenden und großartige Plane zur Beobachtung der Lebensthätigkeiten des Planeten zu entwerfen. Man darf glauben, daß das Netz magnetischer Observatorien, das sich gegenwärtig über die Erde zu spinnen anfängt, nur der Anfang ist zu einem umfassenden System der vielfachsten correspondirenden Beobachtungen auf zahllosen Punkten, wodurch der Proteus, der bis jetzt dem Physiker als Wärme, Elektricität, Magnetismus durch die Hände schlüpft, in immer engere Fesseln des Begriffs geschlagen und langsam der Weg zu einer rationellen Vorstellung von der Structur des Erdinnern, und damit von der Genesis unseres Planeten und der Himmelskörper überhaupt gebahnt wird. Der Geolog dagegen hat definitiv seine Phantasie von den unsern Sinnen unzugänglichen Tiefen der Erde abberufen, und hält sich unmittelbar an das Studium der Veränderungen, welche im Leben der Erde mit ihrer Haut vorgegangen, in deren Falten und Ritzen wir mit der ganzen organischen Schöpfung als Parasiten hängen.

Der Mensch mußte von jeher durch eine, wenn auch nur flüchtige Betrachtung des von ihm bewohnten Bodens zur Ueberzeugung gelangen, daß die Erdoberfläche unregelmäßigen Einflüssen mannichfacher Art ausgesetzt gewesen ist, durch welche sie aus frühern Zuständen in den gegenwärtigen umgewandelt worden. Ueberall, selbst da, wo das Land im Großen eine ebene Fläche bildet, zeigt sich der Boden im Detail in unzählige Facetten gebrochen, von den verschiedenartigsten Erhöhungen, Ritzen und Einschnitten durchzogen. Ueberall sehen wir jäh Berge aufsteigen, entweder in einzelnen Kuppen und Gipfeln, oder in Gestalt von treppenförmig übereinander gelagerten Ebenen, oder in langgestreckten, durch einschneidende Thäler vielfach zerstückten und zerrissenen Ketten. Wo man die Erde anbohrt, wo die Gebirgsschichten nackt zu Tage liegen überall begegnen wir den Zeugnissen von der Aufhebung früheren Zusammenhangs und Gleichgewichts, von Zerreißung, Zerklüftung, von der Entstehung späterer Gebilde durch die Zerstörung älterer. Der Mensch mußte, seit er überhaupt beobachtet, zum Schluß kommen, daß die Erdrinde so, wie sie jetzt vor seinen Augen bald in sanften Wellen, bald in stürmischen Wogen erstarrt daliegt, nicht von jeher gewesen seyn kann, daß sie aller Orten einmal, ja meist zu verschiedenenmalen anders gewesen und anders geworden seyn muß.

Diese Ueberzeugung drängt sich gebieterisch schon in der Niederung auf, da, wo das Land an den Küsten der Continente oder am Fuß der Gebirge sich in weiter Erstreckung eben oder wellenförmig hinbreitet. Diese Ebenen bestehen immer vorherrschend aus lose und unregelmäßig durch einander geschüttetem Sand und Gerölle von allen Größen, und dieser Schutt setzt zu sehr beträchtlichen, ja häufig zu unbekannten Tiefen nieder. Der Augenschein lehrt, daß diese mechanisch zerkleinerten Theile nichts als abgerollte Trümmer früher gebildeter Gebirgsarten sind, und nähere Untersuchung zeigt, daß die Gesteine, welche diesen Abfall geliefert, überall in größerer oder kleinerer Entfernung von den Ebenen noch jetzt die stehenden Gebirgsmassen bilden. Beispiele dieses Verhältnisses sind die große Niederung, welche von den Küsten des deutschen Meeres tief nach Rußland hinein, und fast ununterbrochen zu den Ufern des schwarzen, des kaspischen und des nördlichen Eismeeres fortstreicht; die Ebenen am Süd - und Nordrande der Alpen, das Hügelland der nördlichen Schweiz, die bayerische Hochebene, die Niederungen von Oesterreich und Ungarn; ferner die Landes nordwärts von den Pyrenäen. Dieses Verhältniß wiederholt sich gleichmäßig über die ganze Erde; solche ungeheure Schuttmassen konnten aber nur durch einen langdauernden Zerstörungsproceß aufgehäuft werden.

Alle diese Bildungen müssen der Natur der Sache nach einer verhältnißmäßig neuen Periode angehören. Dringen wir nun aber unter diese Schuttgesteine hinab in die zunächst darunter liegenden festern Gebirgarten, so erkennen wir bald, daß sich jener Zerstörungsproceß in der Bildungsgeschichte der Erdrinde noch öfters, und in gleicher Großartigkeit wiederholt haben muß; denn die Menge von Sandsteinen und Conglomeratbildungen aller Art, die sogar schon in sehr alten Gebirgen sehr entwickelt vorkommen, sind deutlich nichts Anderes als Zusammenhäufungen von größern oder kleinern Theilchen älterer Gebirgsarten, offenbar auf ähnliche Art entstanden, wie das eben erwähnte jüngere Schuttland. Es kann nicht anders seyn, als daß im ganzen Ablauf der Erdschichtenbildung theils die krystallinischen, nicht geschichteten Urgebirge, theils wieder die aus der Zersetzung derselben gebildeten secundären Massen fortwährend durch irgend welche Einflüsse zerstört und weite Landstrecken mit ihren Trümmern bedeckt wurden.

Die zunächst unter dem Schuttland liegenden Gesteine zeigen sich in Bänken oder Schichten gesondert, welche sich meist horizontal oder nur sanft geneigt weithin erstrecken. Sie gleichen in ihren physischen Momenten durchaus den thonigen, sandigen und kalkigen Massen, welche sich noch gegenwärtig durch die Einflüsse der fressenden und schwemmenden Gewässer überall auf dem Meeresboden und besonders an den Mündungen der Flüsse bilden. Unter diesen, im Ganzen wagerecht gelagerten Gebilden begegnet man nun aber einer ganzen Reihe anderer, sehr mannichfaltiger, die zwar mit jenen jüngern in den allgemeinen Charakteren des Gefüges übereinkommen, sich aber in sehr durchgreifendem Maaße durch ein wesentliches, einflußreiches Moment von ihnen unterscheiden. Die Schichten dieser ältern Gesteine liegen nämlich nicht mehr horizontal wie die ihnen aufgelagerten, sondern sie sind in den verschiedensten Winkeln gegen den Horizont geneigt, und kommen daher häufig nicht nur im Gebirg, sondern oft schon in den Ebenen mit dem Querdurchschnitt ihrer senkrechten Stärke zu Tag. Sie bilden, vertical aufgerichtet, in weiter Erstreckung die schroffen Wände, welche in den Gebirgen die Thäler einzufassen pflegen. Sie sind sehr häufig sogar deutlich zerbrochen, gekrümmt, ja völlig umgestürzt, so daß streckenweise die ältern Schichten auf den jüngern aufliegen, während dicht daneben die Schichten in ihrer natürlichen Reihenfolge liegen. Der ganze sinnliche Eindruck dieser Zerreißung und Aufrichtung der Schichten veranlaßt den unbefangenen Verstand zum Urtheil, daß diese ältern gehobenen Schichten nicht so gut, wie jene horizontalen jüngeren, sich wagerecht abgelagert haben, und später durch irgend eine Gewalt gehoben, zerrissen und durcheinander gestürzt worden sind. Man macht nun aber bald die Beobachtung, daß diese Aufrichtung der Schichten im einen Gebirg mit älteren, im andern schon mit jüngeren Gebirgsarten0451 den Anfang nimmt. Immer aber sind über den aus ihrer ursprünglichen Lage gerückten Schichten andere, und somit im einen Gebirg ältere, im andern jüngere aufgelagert, welche noch in der horizontalen Lage verharren, und dieß führt unmittelbar zum Schluß, daß diese letztern noch gar nicht gebildet waren, als erstere, sey es durch welche Gewalt, gehoben wurden; denn es ist nicht abzusehen, wie sie, wären sie bereits vorhanden gewesen, an jener Veränderung hätten nicht Theil nehmen können.

Unter den Gebirgsarten mit mehr oder minder geneigten Schichten stoßen wir aller Orten auf das sogenannte Urgebirge, das überall den Kern der Unebenheiten der Erdoberfläche, ihr eigentliches Gerüste bildet, und das, wenn es nicht zu Tag ausgeht, überall in gewisser Tiefe erreicht wird. Diese Gesteine unterscheiden sich von den bisher betrachteten durch festes, krystallinisches Gefüge, durch den Mangel an deutlicher Schichtung und dadurch, daß sie nirgends Trümmerbildungen enthalten, wie alles übergelagerte Gebirge. Man zieht daraus den Schluß, daß bei ihrer Entstehung noch keine älteren, erhärteten Gebirgsarten da waren, welche hätten zerstört werden können. Diese Gesteine sind nun aber zugleich die einzigen, in welchen keine Spuren ehemaliger organischer Wesen gefunden werden.

Und dieses Vorhandenseyn von Resten ehemaliger Thier - und Pflanzenformen in den bei weitem meisten Gebilden der Erdrinde ist nun die zweite große Erscheinung, welche unsere Vorstellungen von der Bildung dieser Erdrinde im Allgemeinen mit einer gewissen Bestimmtheit determinirt. Denkt man sich alle Versteinerungen aus den Flötzen weg, oder nähme man keine Rücksicht darauf, hätten wir somit keinen Leitfaden im Labyrinth als jene großen Thatsachen der Zertrümmerung früherer Mineralschöpfungen, der Wiederbildung derselben, und der mannichfachen Verrückung des Gebildeten, so kämen wir hinsichtlich der Bildungsgeschichte der Erde über die Begriffe von großen periodischen Veränderungen an ihrer Oberfläche und vom relativen Alter der Gebirge im Allgemeinsten schwerlich weit hinaus. Aber die fossilen Organismen verbreiten nun auf einmal mannichfaches Licht über den Charakter jener großen Veränderungen, über das jedesmalige Verhältniß des Landes zur See, über die allgemeine klimatische Constitution der verschiedenen Perioden.

(Fortsetzung folgt.)

Der Socialismus in England.

Der Socialismus ist seit den großen Debatten im Oberhaus über diese religiös-politische Secte in den letzten Tagen Januars (s. Nr. 41 der Allgem. Zeitung) ein stehender Artikel in diesem Parlamentshaus und sofort in den Zeitungen geworden. Der Bischof von Exeter, Dr. Phillpots, ist unermüdlich in Verfolgung von Owens Lehre, die ihm in religiöser, moralischer und staatlicher Hinsicht als eine höchst gefährliche Häresie erscheint, und nach der Antwort, welche die Königin auf die von dem genannten Prälaten vorgeschlagene Adresse ertheilt hat, ist auch eine baldige amtliche Untersuchung gegen das Socialsystem zu erwarten, ja im Einzelnen sind schon Schritte dagegen geschehen, indem z. B. die Abdankung des Registrars Pary in Birmingham nach aller Wahrscheinlichkeit auf einen deßhalb vom Staatssecretär des Innern erhaltenen Wink erfolgte. In den erwähnten Oberhausdebatten gab letzterer, der Marquis v. Normanby, zwar zu, daß die Lehren der Socialisten höchst verwerflich seyen, wiewohl, was die christliche Religion anbetreffe, unter ihnen selbst abweichende Ansichten zu herrschen schienen, indem Hr. Owen dem Christenthum nicht so feind sey, wie einige seiner Anhänger, im Ganzen aber stellte er die Projecte Owens mehr von der lächerlichen, als ernsten Seite dar, wobei er besonders auf das Fehlschlagen aller seiner praktischen Unternehmungen in England sowohl wie in Amerika hinwies. Indeß, um dem Bischof genug zu thun, erklärte dieser Minister ein paar Tage später, daß er eine Anzahl gegen die christliche Religion und allen positiven Glauben gerichteter, an die Geistlichkeit aller Confessionen versendeter Tractätchen, die ihm kürzlich von einem Assisen-Präsidenten zugeschickt worden, sogleich den Rechtsbeamten der Krone überwiesen habe, und daß allerdings jede Regierung, welche die herrschende Religion, den bestehenden Glauben und gesellschaftlichen Zustand aufrecht zu erhalten wünsche, gegen eine solche Secte eine durchaus entmuthigende Haltung annehmen müsse. Hiermit war schon indirect ausgesprochen, daß die Einführung Robert Owens bei der Königin durch Lord Melbourne von dem Ministerium jetzt als ein Mißgriff angesehen werde. Der Premier-Minister selbst räumte in einer späteren Sitzung noch aufrichtiger ein, daß er jenen Schritt allerdings nicht hätte thun sollen. Ich bedaure es sehr , sagte Lord Melbourne, daß ich Hrn. Owen bei Hof eingeführt habe; es war unvorsichtig von mir. Aber was wollen Ew. Lordschaften thun? Ei, Sie wollen Hrn. Owen zum zweitenmal bei Hof einführen, und zwar auf eine Weise, die ihm und seiner Secte weit stärkere Aufmunterung geben wird, als was ich gethan, denn die Socialisten begehren nichts sehnlicher, als eine parlamentarische Untersuchung ihres Systems, da sie keine bessere Gelegenheit finden können, ihre Lehren vor der ganzen Welt bekannt zu machen und ihnen Bedeutung zu verschaffen. Daher konnte auch die Regierung einen solchen Vorschlag nicht machen, ohne daß es den Anschein gewonnen hätte, als ob sie großes Gewicht auf das System und seine Stifter lege. Im Ganzen schien der Premier-Minister die Lehren der Socialisten für ernster und gefährlicher zu nehmen, als sein College der Marquis v. Normanby; er schilderte es überhaupt als ein großes Uebel der Zeit, daß die Leute für Alles eine Panacee gefunden zu haben meinten, und dann aus allen Kräften ihr vermeintliches Hülfsmittel den Regierenden aufzudringen suchten. Der Erzbischof von Canterbury hob hervor, der Socialismus dürfe jetzt nicht mehr als eine so wenig beachtenswerthe Absurdität erscheinen, wie noch vor wenigen Jahren, wo man allerdings auch Owen bloß für einen lächerlichen Schwärmer gehalten, dessen Lehren niemals Anhänger finden könnten. Seitdem habe sich die Sache sehr geändert: Owen stehe jetzt an der Spitze eines Vereins, der Güter in Hampshire und andern Gegenden angekauft habe, welchem Geld genug zu Gebote stehe, um Bauten zu unternehmen, Missionäre zu besolden und die Pestilenz seiner fürchterlichen Grundsätze durch das ganze Land zu verbreiten. Wie sehr das Uebel schon um sich gegriffen, beweise eine dem Oberhaus vorgelegte, von 8000 Individuen unterzeichnete Petition aus Birmingham zu Gunsten des Owen'schen Systems. Die Besorgniß, daß durch öffentliche Untersuchung und Enthüllung desselben ihm nur werde Vorschub geleistet werden, theilte der Erzbischof nicht; im Gegentheil glaubte er, daß die Entlarvung des Lasters nur davor zurückschrecken könne, und er wies auf die segensvolle Wirksamkeit einer früheren Gesellschaft hin, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, alle Verbreiter obscöner Schriften und Bilder vor den Augen des Publicums moralisch zu brandmarken. Als die Hauptlehren des Socialsystems bezeichnete dieser Prälat: Gemeinschaft des Eigenthums und der Weiber, Fatalismus und Aufhebung aller moralischen Pflichten, aller Belohnungen und Strafen.

Mittlerweile hat nun Robert Owen, unterm 2 Febr., eine0452 Art von Apologie seiner Lehren und seines ganzen Lebens in den Zeitungen veröffentlicht, worin er selbst die dringende Forderung ausspricht, daß man ihn vor die Schranken beider Parlamentshäuser stellen möge, damit er sich gegen die wider ihn erhobenen falschen Beschuldigungen vertheidigen könne. In diesem socialistischen Manifest , wie die Zeitungen es nennen, erörtert Owen die Plane, die er zur Verbesserung des Zustands der menschlichen Gesellschaft auszuführen gesucht habe. Er erzählt, wie er durch Lord Castlereagh bei den verbündeten Monarchen eingeführt wurde, wie auch bei dem Könige der Franzosen, damaligem Herzog von Orleans. Auch sah er Sir Robert Peel im Hause seines Vaters, und begab sich 1828 mit Empfehlungsbriefen des Herzogs v. Wellington an die brittischen Gesandten in Mexico und Washington nach Amerika. Nach seiner Ankunft in Mexico hatte er eine Unterredung mit dem Präsidenten der Republik, wobei der brittische Gesandte, Hr. Pakenham, Neffe des Herzogs v. Wellington, die Verhandlungen leitete, und nach den Weisungen seines Hofs das günstigste Zeugniß von Owens Charakter und Aufführung gab. Auf diese Empfehlung hin machte die mexicanische Regierung ihm das Anerbieten, die Gründung einer socialistischen Anstalt in Texas zu versuchen. Zehn Jahre früher hatte Owen, wie er in seiner Denkschrift sagt, in mehreren öffentlichen Versammlungen kein Geheimniß aus den Meinungen gemacht, welche die Grundlagen seines neuen moralischen Systems sind. Ungeachtet die Geistlichkeit seit seinem Angriff auf das Christenthum sich von ihm zurückgezogen hatte, so hielt dieß doch den Herzog v. Wellington nicht ab, ihm Empfehlungsbriefe zu geben. Nach diesem muß die neuliche Erklärung des edlen Herzogs im Oberhaus, daß er bis ganz vor kurzem gar nichts von den Lehren der Socialisten gewußt habe, einigermaßen als ein sonderbares non mi ricordo erscheinen, man müßte denn annehmen, jene Empfehlungen, deren sich Owen in seinem Manifest rühmt, wären von dem Wellington'schen Ministerium ihm gegeben worden, ohne daß man sich näher um seine Grundsätze gekümmert. Vermuthlich beachtete man in jener Zeit die religionsphilosophischen Theorien des Socialismus nicht so sehr, da sie noch mehr gegen die praktische, industrielle Seite des Owen'schen Systems zurücktraten.

(Beschluß folgt.)

Großbritannien.

(Ueber Ostende adressirt, und so um 4 1 / 2 Tage zu spät eingetroffen.) In einem Lande wie England, wo zwei Parteien entgegengesetzte Tendenzen verfolgen, und wo deren politische Abweichungen so entschieden ausgesprochen sind, kann es nicht Wunder nehmen, wenn ein öffentliches, von beiden Theilen unabhängiges Ereigniß, das gleichwohl die ganze Nation berührt, die verschiedensten Urtheile und Stimmen von Seite derjenigen Organe anregt, welche den verschiedenen Parteien dienen, je nachdem das Ereigniß ihren Zwecken und Tendenzen förderlich oder hinderlich erscheint. Um so erfreulicher ist, aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, der allgemeine Enthusiasmus zu bemerken gewesen, den das große Publicum beim Eintritt des Prinzen Albert in das Land, und bei der königlichen Vermählung bezeigte. Bei jeder Gelegenheit suchte dasselbe dem Bräutigam Ihrer Maj. seine persönliche Achtung und Zuneigung auszudrücken und ihm den, vielleicht möglichen, Irrthum zu benehmen, als ob die Wahl seiner Person oder der Klang seines Namens nicht seine volle Zustimmung habe. Dem Prinzen in seiner liebenswürdigen Natürlichkeit, dem sich ein gewisser männlicher Ernst beigesellt, das Resultat eines früh - und tiefgebildeten Geistes, die Achtung und Liebe zu versagen, die er in Anspruch nimmt, indem er den Boden von England betritt, ist fast unmöglich, denn alle seine Eigenschaften sind gemacht, die Herzen zu gewinnen, sich anzunähern, und selbst solche, deren Politik ihm entgegen war, zu versöhnen. Es läßt sich daher hoffen, daß er mit der Zeit bedeutend dazu beitragen werde, daß letztere ihm gegenüber weniger ihre feindliche Stellung behaupten. Wie bereits gemeldet, hatte das königliche Paar gleich nach der Trauung London verlassen, begleitet von Hunderten von Wagen auf der Straße nach Windsor, welche in ihrer ganzen Ausdehnung von 25 engl. Meilen prächtig erleuchtet und dicht mit freudig begrüßenden Menschen bedeckt war; in der Hauptstadt aber versammelte sich Abends 8 Uhr ein glänzender Kreis im St. James-Palast zum Banket. In der That war alle Kunst der Kutscher erforderlich, dahin zu gelangen, denn die Straßen wogten der Illumination wegen, die in bunter Herrlichkeit flammte, von solcher Masse sich drängender Menschen und Wagen, daß es äußerst schwer hielt, vorwärts zu kommen, und zuweilen viertelstundenlange Stemmungen eintraten. Die Versammlung bestand aus JJ. HH. der Frau Herzogin von Kent, dem regierenden Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, dem Erbprinzen Ernst, und außerdem nur aus solchen Personen, die zum Hofhalt der Königin gehören, oder in irgend einer Beziehung zu demselben stehen. Ich nenne darunter die Herzoge v. Suffolk, Norfolk, Bedford, Sutherland mit ihren Gemahlinnen. Aus dem Saal, wo die Gesellschaft sich versammelt hatte, verfügte man sich in den Banketsaal unter dem Klang von Musik in den Corridors. Prachtvoll war der Anblick des geöffneten Banketsaales, ein Meer von Licht und Gold strömte daraus hervor und die Tafeln waren wörtlich mit dem letztern bedeckt. Vorzüglich herrlich aber strahlte das an der Hinterwand befindliche Buffet in pyramidalischer Form von tausend Kerzen erleuchtet und mit Goldgeschirren von historischer Bedeutung, indem mehrere aus den amerikanischen Kriegen und von den Admiralschiffen der spanischen Armada Philipps II darunter befindlich sind. An drei Tafeln nahmen die Gäste Platz, und an dem Mahl, welches nun folgte, hatte die englische Kochkunst ihr gewürztes Meisterstück geliefert. Dem Toast auf das erhabne Brautpaar folgte der der Herzogin von Kent, der Königin Adelheid, des Herzogs und des Erbprinzen von Sachsen-Coburg-Gotha. Gegen halb 11 Uhr ward das Mahl aufgehoben, und die Gesellschaft fand sich bald darauf in dem nahen Palast des Herzogs und der Herzogin von Sutherland wieder, wo eine größere Abendversammlung statt hatte. Staffordhouse, so heißt dieser Palast, ist einer der schönsten von London, und sein Besitzer der Inhaber eines immensen Reichthums. In der That ist nicht leicht etwas Grandioseres und Prachtvolleres in seiner Art zu sehen, als die Treppenhalle in Staffordhouse, welche zugleich zum Salon diente. Diese Halle von Marmor trägt eine erhabene Kuppel auf korinthischen Säulen, und die Arme einer breiten, sanft emporführenden Treppe, mit Absätzen, die ungeheure Spiegel und Gemälde schmücken, boten den anmuthigsten Wandelplatz dar, indem sie mit jeder Stufe höher aufwärts eine reichere Aussicht auf die untern Räume gewährte. Ganz emporgestiegen sah man sich in einer von vergoldetem Geländer eingefaßten Galerie, welche die Halle umlief, und in der riesenhafte Candelaber mit hundert und aber hundert Kerzen leuchteten. Zugleich befand man sich am Eingang eines Buffets und einer doppelten Reihe von Prachtgemächern. Musik ertönte von dieser Galerie. Nichts gleicht in der That der Eigenthümlichkeit und Herrlichkeit dieses Gesellschaftsraumes, in welchem sich ein sehr großer Kreis bewegte. Die Prinzen des0453 königlichen Hauses, die ausgezeichnetsten Personen des Parlaments, viele Tories, unter ihnen der Herzog v. Wellington und Sir Robert Peel, die hohe Geistlichkeit mit zwei Erzbischöfen, das diplomatische Corps und sehr viele, die nicht beim Bankett gewesen waren, sah man hier. Man wandelte auf und nieder auf den Treppen, der Galerie, in den Gemächern und zwischen den goldenen Fauteuils in der Halle, die unter Orangenbäumen standen. Es war eines jener eigenthümlichen Routs der englischen Gesellschaft. Die Herzogin von Sutherland ist eine der liebenswürdigsten und schönsten Damen Londons, was in der That viel sagen will. Gegen 3 Uhr ging die Gesellschaft auseinander, die Illumination der Stadt aber dauerte bis zum andern Tage, und um 9 Uhr Morgens brannte an einem Palast in Pall-Mall noch hell und strahlend eine Sonne von Gaslampen, heller wahrhaftig als die hinter Steinkohlendampf, Wolken und der Ausdünstung von zwei Millionen dicht aneinander gedrängter Menschen nur matt scheinende Sonne des Tages. Diesen Abend 5 Uhr sind die Königin und der Prinz von Windsor zurückgekehrt.

Frankreich.

Der sonderbare Proceß, den ein gewisser Gros gegen den Grafen Montalivet als Intendanten der Civilliste erhoben hat, ist vor wenigen Tagen vor dem Civilgerichte erster Instanz in Paris verhandelt worden. Da wir ehestens einer Entscheidung entgegensehen können, so will ich in zwei Worten den Thatbestand hier wiederholen. Gros, der Kläger, erzählt: eines Tages, indem ich einem schönen Schmetterling im Tuileriegarten nachjagte, stieß ich auf ein Eisenblech, das an mehreren Bäumen angebracht war und den Buchstaben T trug. Daraus schloß ich, daß unter diesen Bäumen der Schatz (trésor) vergraben liegen müsse, den Ludwig XVI in der Revolution vergraben ließ und von welchem so häufig schon in öffentlichen Blättern die Rede war; ich benachrichtigte den Intendanten der Civilliste von meinem Funde mit dem Vorbehalt, daß mir nach dem Civilcodex die Hälfte des Schatzes zukomme, und daß die Nachgrabungen nur in meiner Gegenwart und unter meiner Aufsicht statt finden sollten. Meine Angabe schien dem Intendanten der Civilliste um so gewichtiger, als er im Besitz eines Actenstückes war, das man in frühern Jahren bei einem politischen Gefangenen unter der Restauration gefunden hatte, und das jenes Schatzes ausdrücklich Erwähnung that. Nichtsdestoweniger wurde die mit mir förmlich abgeschlossene Uebereinkunft nicht gehalten, sondern Herr v. Montalivet ließ heimlich Nachgrabungen machen, und hat fortwährend verweigert, mir deren Resultat zu eröffnen. Darum begehre ich, daß er verurtheilt werde, Rechnung zu stellen, falls er nicht vorzieht, mir meinen in Abgang näherer Bestimmtheit also geschätzten Antheil von 300,000 Fr. zu bezahlen. Hr. v. Montalivet, der gar nicht Lust zu haben scheint, auch nur einen Sou zu bezahlen, erwiedert, daß der Kläger wahrscheinlich einen sehr lebhaften Traum gehabt habe, und daß er wegen mangelnden Beweises des Klagegrundes auf Abweisung des gestellten Begehrens antrage. Das Gericht hat die Sache zum Gutachten der Staatsbehörde und zum Urtheilsspruch auf acht Tage vertagt. So wie dermalen die Umstände vorliegen, ist nicht wohl abzusehen, wie ein andres als abweisendes Erkenntniß erfolgen könne. Dieß ist einer der Processe, die unsre Aufmerksamkeit in diesem Augenblick in Anspruch nehmen. Der zweite ist die entsetzliche Vergiftungsgeschichte von Glandier, über welche ich Ihnen vor einigen Tagen geschrieben. Ich ergänze jenen ersten Bericht durch folgenden Nachtrag: nach neuern Angaben scheint der materielle Thatbestand der Vergiftung Laffarge's durch ärztliche Untersuchung festgestellt, auch soll Laffarge in den letzten Augenblicken seines Lebens zu seinem Arzte gesagt haben: ich sterbe vergiftet, an Ihnen ist es, meinen Tod zu rächen. Die Nachforschung wegen der vergifteten Kuchen hat bis jetzt zu keinem wesentlichen Resultate geführt; wir zweifeln daran, daß fernere Bemühungen einen bessern Erfolg haben werden. Dagegen besteht die Anklage sehr auf dem Umstande, daß die Angeklagte Gift gekauft und unmittelbar vor dem ersten gerichtlichen Besuche Arsenik in ihrem Garten verborgen habe, wo man ihn auch wirklich gefunden, was stets auf einen lang vorher gefaßten Entschluß, ihren Mann zu ermorden, hinweise und mit dem vielbesprochenen Brief zusammenhänge, in welchem sie ihrem Mann ihre unüberwindliche Abneigung gegen ihn und ihre Leidenschaft für einen andern bekannt habe. Hierauf nun antwortet die Angeklagte, daß sie weder Gift gekauft, noch Arsenik in dem Garten versteckt habe, und daß beide Thatsachen ihr durchaus fremd und nicht zur Last seyen; im Uebrigen bewahrt sie im Gefängniß dieselbe Ruhe und Unbefangenheit, die sie während der Krankheit ihres Mannes stets bewiesen hat, und die von der Art ist daß einer der Zeugen, der sie beobachtet, aussagt: nur einer teuflischen Verstellungskunst, oder aber der reinen Unschuld ist es gegeben, sich so zu verhalten ..

Sie sehen, wir haben keinen Schritt vorwärts gethan, und diese Ungewißheit trägt nicht wenig dazu bei, die peinliche Neugierde des Publicums bis zum höchsten Grade zu steigern.

Erklärung.

Die Allg. Zeitung von Augsburg hat seit kurzem aus einem hiesigen Sonntagsblatte, dem Satyrist, Artikel entlehnt, die den Herrn Herzog von Braunschweig betreffen. Bei den englischen Blättern, welche einen ähnlichen Standpunkt als Ihre Zeitung einnehmen, ist die niedrige Verleumdungssucht des Satyristen dergestalt verachtet und sein Discredit so sehr begründet, daß keines jener löblichen Blätter irgend etwas von demselben herrührend wiederholt. *)*)In der heutigen Zeitung finden sich unter der Rubrik Großbritannien einige Notizen über dieses Blatt, die uns zugleich mit obiger Erklärung zukamen. A. d. R. Da dieß Ihnen, Hr. Redacteur, nicht bekannt zu seyn scheint, so erlaube ich mir, Sie um die erforderliche Berichtigung Ihrer Zeitung hiedurch höflichst zu ersuchen, und lege Ihnen hier beispielweise und zu mehrerer Bekräftigung der Wahrheit ein paar Antwortsschreiben von Behörden vor Augen, welche die verächtliche Diatribe des Satyristen hinlänglich erweisen dürften.

Indem ich also im Namen der betheiligten Person Sr. Durchlaucht des Herzogs von Braunschweig den Satyrist ein für allemal hiedurch öffentlich Lügen strafe, bedaure ich nur, was den in der Allg. Zeitung unterm 6 Januar erschienenen Artikel anlangt, eine ähnliche Beweisführung nicht liefern zu können, weil die darin bezeichnete Person, gegen welche der Herzog angeblich die umfassendsten Defensiv-Anstalten in seinem Hause getroffen haben soll, gar nicht existirt. Was von einem feilen Scribenten wie dem Satyristen zu halten, bedarf diesem zufolge wohl weiter keiner Erläuterung.

Von der bekannten Unparteilichkeit Ihrer Zeitung und zur Steuer der Wahrheit darf ich erwarten, daß Sie, Hr. Redacteur, dies er Erklärung einen Platz in Ihren Colonnen nicht verweigern werden.

Mit vollkommenster Hochachtung nenne ich mich Euer Wohlgeboren ganz ergebenster Baron v. Andlau, Kammerherr Sr. Durchl. des Herzogs von Braunschweig.

London, den 8 Februar 1840. 38 Bryanston Square.

0454

Abschrift.

Schreiben des Grafen von Uxbridge, Oberkammerherrn Ihrer Majestät der Königin von England, an den Bar. v. Andlau.

Burton Street 5 Febr. 1840.

Sir, I have the honour to acknowledge the receipt of Your letter of the 4. inst., and I beg to state, that I have neither received any application from His Highness the Duke of Brunswick, or from any other person, on the subject of His Highness attending to the solemnization of Her Majesty's marriage.

I have the honour to be Monsieur le Baron Andlau etc.

Your obd. Servt. Uxbridge.

Schreiben des Secretärs des hiesigen Militärclubs, Hrn. Hatch, an den Bar. v. Andlau.

Army et Navy Club, 6 Febr. 1840.

Sir, I have only this morning received Your letter dated the 4. inst. and hasten to acquaint You in reply, that there is no foundation whatsoever for the report to which you allude of the Duke of Brunswick having been blackballed at this Club, nor has the name of His Highness ever been entered on the liste of candidates for admission.

I have the honour, to be, Sir, Your most obd. Servant Henr. H. Hatch, Secretary.

Für die Richtigkeit beider Abschriften (L. S.) Bar. v. Andlau, Kammerherr des Herzogs von Braunschweig.

[616-18]

Ankündigung.

Dem §. 17 der Statuten gemäß ladet der unterfertigte Ausschuß die HH. Actionnäre zu einer am 31 März a. c., Vormittags 9 Uhr, in der Fabrik abzuhaltenden General-Versammlung ein, um 1) den Bericht über die fortschreitende Ausführung dieser Unternehmung anzuhören, 2) über allenfallsige Anträge der Gesellschaftsglieder zu berathen und zu beschließen, insofern solche dem §. 18, Absatz 9 der Statuten gemäß 4 Wochen vor der Versammlung dem Ausschusse übergeben werden.

Die General-Versammlung beginnt mit der §. 14 der Statuten vorgeschriebenen Legitimation der erscheinenden Gesellschaftsglieder. Augsburg, den 22 Februar 1840.

Der Ausschuß der mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei in Augsburg.

Theodor H. v. Froelich, Vorstand.

[613]

In Commission bei G. Franz in München ist erschienen: Hans Sachs in München 1840, eine Sammlung Gedichte in Hans Sachsens Weise (von Dr. Ernst Förster) unter folgenden Ueberschriften: Wie Hans Sachs nach München kam; wie Hans Sachs wieder Abschied nahm. Wie Hans dem Kaiser Maximilian von der Kunst in München Bericht gibt. Wie Hans Sachs zu den Sängern und Meistersängern kam. Des Hans Sachsen Bericht von der Polychromie und Schwank von der Vereinigung der Künste. 8. Preis 18 kr.

[543]

Bei F. A. Herbig in Berlin ist erschienen: Handbuch der Geburtskunde in alphabetischer Ordnung. Bearbeitet und herausgegeben von Dr. D.W.H. Busch, königl. preuss. Geheimer Medicinalrath, ord. Professor der Medicin, Director d. klinischen Inst. f. Geburtsh. etc., und Dr. A. Moser, prakt. Arzte, Wundarzte und Geburtshelfer etc. 3 Bände in 9-10 Lief. à 3 / 4 Rthlr. erste Lieferung.

Das hiermit beginnende Werk wird alle hieher gehörigen Gegenstände monographisch nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft darstellen und so umfangreich und ausführlich abgefasst werden, dass es als Handbuch zum Nachschlagen und Selbststudium auch für ältere Aerzte dienen kann. Es verdient eine um so allgemeinere Beachtung, da es an einem solchen Werke in rein praktischer Bearbeitung mangelt.

[527]

Im Verlage von G. J. Manz in Regensburg erscheint und ist durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen: Katholische Stimmen.

Ein Archiv des Interessantesten und Vorzüglichsten aus dem kirchlichen Leben und aus der kirchlichen Litteratur.

Herausgegeben von G. J. Götz, Dekan und Pfarrer.

2ter Jahrgang. 12 Hefte. gr. 4. 4 fl. oder 2 2 / 3 Thlr.

Hauptinhalt des Januarheftes.

Worte der Wahrheit wider die Lüge der Zeit. (Zum neuen Jahre.) Von dem Hasse gegen die katholische Religion. Zustand der katholischen Kirche in der Türkei. Fenelon über die geistige Knechtschaft der Reformation. Guizot über die Alloention. Kirchenväter, Kirchenschriftsteller, Kirchenlehrer. Die Katastrophe in Spanien. Ignatius von Antiochien. Apostolisches Schreiben Sr. Heiligkeit Papst Gregor XVI. Protestantische Profelytenmacherei. Katholische Zustände am Rhein. Preußisches Gesetz über erloschene Parochien und über die Behandlung des Vermögens derselben nebst Betrachtungen darüber. Justin, der Martyrer und Philosoph, über das heilige Meßopfer. Ausdruck kirchlicher Gesinnung. Des nach Wahrheit Ringenden Kampf und Sieg. Der Zustand der Protestanten in der österreichischen Monarchie, besonders in Italien. Merkwürdiges Actenstück über den Abfall der Unirten in Rußland. Fanatismus. Betrachtungen über den russischen Abfall. 29 Miscellaneen. Litteraturblatt.

Das Februarheft bringt unter vielen andern interessanten Originalartikeln eine bisher ungekannte Thatsache: Wie M. Luther Doctor wurde.

[447]

Bei Ernst Günther in Lissa ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Bibliothek der ausgezeichnetsten polnischen Romane in deutschen Uebersetzungen.

Erste Abtheilung.

Kirdzali.

Von Mich. Czankowski, deutsch von S ........

3 Theile in 8., fein Velin, sauber brosch. Preis 1 1 / 2 Thlr.

Dieser Roman, einer der ausgezeichnetsten Czankowski's, dieses Heroen der polnischen Romantik, bietet jedem Freunde der belletristischen Litteratur in einer eleganten, dem Geiste beider Sprachen angemessenen Uebersetzung, einen vorzüglichen und zugleich neuen Genuß dar. Kräftig und kühn und doch fein gezeichnete Charaktere bewegen sich in den überraschendsten, anziehendsten Situationen auf einem fast noch unbekannten Schauplatze vor dem Auge des Lesers. Schon der Name Czankowski's und der ausgebreitete Ruf dieses Schriftstellers bürgen für den Werth des Romans, den gewiß Niemand unbefriedigt aus der Hand legen wird.

0455

[570-72]

ABONNEMENTS-EINLADUNG auf das schönste und vollständigste aller Conversations-Lexiken.

In Liefer. à 24 kr. rhn.

Die gebildete Welt der Gegenwart trägt einen andern Stempel, als die des vergangenen Jahrhunderts. War sonst neben Gewandtheit in der Unterhaltung, Feinheit im Umgange, und Zartheit der gegenseitigen Berührung das Hauptmerkmal des Weltmannes 'das ausschließliche der gebildeten Dame; so wird jetzt die Bildung mehr nach dem Grade bestimmt, in welchem einer das wissenschaftliche, künstlerische, schöngeistige und politische Leben der Gegenwart in sich aufgenommen hat, und fähig ist, es zum Gegenstande der allgemeinen Conversation zu machen. Der Gebildete unserer Tage muß mit allen Haupterscheinungen der Philosophie, Theologie und Litteratur, mit den riesenhaften Fortschritten in der Industrie, mit den Entdeckungen in der Natur - und Völkerkunde, mit der Politik, mit dem großen Schatze der Geschichte und mit hundert andern Dingen wohl bekannt, oder doch im Stande seyn, sich das Wissenswertheste in jedem Augenblicke zu vergegenwärtigen, sonst versteht er nicht einmal die für ihn hauptsächlich berechneten Journale und Zeitungen. Absolut unentbehrlich ist ihm daher ein stets bereiter Rathgeber und Helfer geworden, der ihm bei seiner Lecture, bei den behufs der geistigen Fortbildung angestellten Studien zur Hand sey, ja selbst bisweilen in den Kreis der mündlichen Unterhaltung gezogen werde, wenn über einzelne Gegenstände sofortige bestimmte Auskunft gewünscht wird. Je größer nun in unsern Tagen die Anzahl derer ist, welche sich zu den Gebildeten zählen mögen, desto allseitiger muß auch das Bedürfniß nach tüchtigen Encyklopädien hervortreten, und leicht ist es zu erklären, wie sie Käufer zu Hunderttausenden finden.

Es vereinigt sich aber in dem Bedürfnisse nach encyklopädischen Wörterbüchern mit den angeführten zwei Classen noch eine dritte, nicht minder zahlreiche. Zu dem Gelehrten vom Fach und dem Manne von allgemeiner Bildung gesellt sich der Praktiker, der dem Staate als Civil - und Militärbeamter dient, oder seinem eigenen Geschäfte als Handels - und Fabrikherr, als Oekonom und Techniker vorsteht. Zu keiner Zeit haben die Wissenschaften dem praktischen Leben so nahe gestanden, zu keiner Zeit waren sie ihm so unentbehrlich, als jetzt. Niemals forderte der Staatsdienst mannichfaltigere Kenntnisse über geschichtliche Zustände und Personen, über statistische Verhältnisse der Gegenwart und Vergangenheit; niemals wurde von einem tüchtigen Officier eine umfassendere Bekanntschaft mit den Lehren der Mathematik, der Geographie, der Staaten - und Völkerkunde verlangt; niemals bedurfte der Kaufmann nothwendiger die ausgebreitetsten Kenntnisse in allen Zweigen der Handelswissenschaft; und in dem Geschäfte des Technikers, des Oekonomen, des Fabrikherrn haben sich die eigentlichen Naturwissenschaften, Physik, Chemie und Naturgeschichte etc., ganz unentbehrlich gemacht. Sie, deren Studium in einem von uns nicht weit entfernten Zeitraume nichts war, als eine angenehme Beschäftigung von Personen, denen es nicht an Muße gebrach, haken in unsern Tagen einen solchen Einfluß auf die industrielle Wohlfahrt im Allgemeinen gewonnen, daß sie zu ignoriren für die meisten Gewerbleute nichts Anderes hieße, als den directen Weg zum Ruin einschlagen. Ein systematisches Studium dieser Wissenschaft erfordert jedoch weit mehr Zeit, als das bewegte Geschäftsleben übrig hat, in welchem nicht sowohl nach umfassenden, consequent durchgeführten Theorien, als nach Thatsachen und Erfahrungen gefragt wird. Diese muß ihm sein Reallexicon nachweisen.

Als ein solches in jeder Hinsicht befriedigendes Werk, und zugleich als größte litterarische Unternehmung, die bis jetzt gemacht wurde, ist mit Recht zu betrachten: Meyers Conversations-Lexikon.

Nach den bis jetzt erschienenen ersten 5 Heften ist dieses Buch mit einer Gründlichkeit bearbeitet, wie solche bei keinem Werke der Art in der deutschen Litteratur gefunden wird. Es wird enthalten: zweimal so viel als das Pierer'sche Universallexikon, dreißigmal so viel als das Leipziger Conversations-Lexikon (also über 1,000,000 Artikel). Litteratur, Mathematik, Philosophie, Theologie, Astronomie, Geographie, Physik, Chemie, Naturgeschichte, Heilkunde, Kriegswissenschaften, Oekonomie, Technologie, Handelswissenschaften, Rhetorik, Politik, Pädagogik, Geschichte, Biographie, Jurisprudenz, Künste, Berg-und Hüttenkunde, Gymnastik etc., kurz alle Fächer sind hier mit einer Kenntniß behandelt, die bis ins kleinste Detail geht; sämmtliche neue Erfindungen und Entdeckungen sind kritisch beschrieben, mit Einem Worte die Summe des menschlichen Wissens ist so klar und übersichtlich dargestellt, und dabei gehen Tendenz und Richtung des Werkes so durchaus auf das Praktische hin, daß es recht eigentlich ein Buch fürs Leben genannt werden darf.

Meyers Lexikon erscheint in 21 Bänden, Royal-Octav, jeder Band von 700 bis 800 Seiten engen, aber vortrefflichen und klaren Druckes auf extrafeinem Velinpapier. Jeder solcher Bände enthält, der Zahl der Artikel nach, so viel als 10 Bände des Leipziger Conversationslexikons. Das Werk wird eben so prächtig als zeitgemäß ausgestattet mit 500 erklärenden Stahlstichen, einem historischen und geographischen Atlas, den Bildnissen der größten Menschen aller Zeiten und Völker, und den Ansichten und Planen aller Hauptstädte der Erde. Außerdem werden dem Texte über 5000 erklärende Holzschnitte, Abbildungen aller Werkzeuge, neuer Maschinen etc. eingedruckt.

Was die Behandlung des Textes anbetrifft, so kann man auf Meyers Universum hindeuten. Die nämliche schöne und gebildete Sprache, welche an diesem Werke so geschätzt wird, ziert auch alle Hauptartikel in Meyers Conversationslexikon. Zur materiellen Ausführung des Werkes ist das bibliographische Institut so gerüstet, daß sie vollkommen gesichert erscheint. Drei große Schnellpressen, von denen eine das Format von drei gewöhnlichen Medianbogen druckt (Formen von 24 Royal-Octav-Columnen), sind ausschließlich für die Herstellung des Lexikons bestimmt, und mit Hülfe von 60 Stahldruckpressen ist das Verlags-Institut vollkommen im Stande, jährlich 4 Bände des Lexikons in einer Auflage von 30,000 Exemplaren zu fördern. *) *) Die ersten drei Lieferungen haben, um alle Bestellungen zu befriedigen, zweimal gedruckt werden müssen und die Gesammt-Auflage ist um 5000 Exemplare bereits verstärkt worden.

Um das Werk den ökonomischen Verhältnissen aller Classen anzupassen, erscheint es anfänglich in vierzehntägigen, später in achttägigen Lieferungen, deren 12 einen Band ausmachen. Binnen fünf Jahren wird folglich das Werk, für welches mehr als 30 bedeutende Fachgelehrte und über 100 Künstler beschäftigt sind, beendigt seyn.

Der Preis einer jeden Lieferung von 60 bis 80 Seiten Text in Royal-Octav mit mehreren Stahlstichen ist nur 24 kr. rhn., macht also für die Abonnenten nur eine monatliche Ausgabe von etwa einen Gulden rhn. nöthig, für die sie das beste und unstreitig nützlichste Werk der gesammten Litteratur erhalten ein Opfer, das gewiß im Verhältniß zur Großartigkeit des Unternehmens, und für einen solchen ganz zuverlässigen Rathgeber in allen Zweigen der Wissenschaften und Künste, der Erfahrung und des Lebens sehr gering ist.

Hildburghausen, Paris, Amsterdam und Philadelphia, Februar 1840.

Das bibliographische Institut.

0456

[548]

Bei Ch. E. Kollmann in Leipzig sind so eben erschienen: Formation der französischen Zeitwörter nach einem neuen Systeme der Ableitung von Mag. Chr. F. Fließbach in Leipzig. Dritte verbesserte Auflage, vermehrt durch einen Anhang, welcher enthält: 1) Form, Gebrauch und Stellung der pronoms personnels conjoints. 2) Form und Gebrauch der pronoms personnels absolus. 3) Gebrauch der temps. gr. 8. 10 gr.

Denkwürdigkeiten aus Walter Scotts Leben. Mit besonderer Beziehung auf seine Schriften. Nach Lockharts memoirs of the life of Sir W. Scott und den besten Original-Quellen bearbeitet von Moriz Brühl. 3s Bändchen (20 Bogen). 1 Rthlr.

[550]

So eben ist erschienen und versendet: Temme, J. D. H. (k. pr. Criminaldirector und Kreis-Justizrath), kurze Bemerkungen über den gemeinen deutschen und den preußischen Proceß. Leipzig, Chr. E. Kollmann. (7 Bog. gr. 8.) 10 gr.

In gleichem Verlage sind auch noch erschienen: Temme, Lehre von der Tödtung, nach preuß. Rechte. 1839. 1 Rthlr.

Handbuch des preuß. Civilrechts. 1832. 1 Rthlr. 12 gr.

Handbuch des preuß. Privatrechts, als 2ter Theil des Civilrechts. 1835. 12 gr.

Handbuch des preuß. Criminalrechts. 1837. 1 Rthlr. 16 gr.

[582-84]

Bekanntmachung.

Es kamen einem Privatmann zwei k. k. österr. fünfprocentige Metalliques Obligationen Nr. 99,251 vom 1 Mai 1817, und Nr. 59,803 vom 1 Mai 1831, jede zu 1000 fl. C. M., abhanden. Es wird hiemit vor dem Ankauf dieser Obligationen oder deren Coupons gewarnt, da auf gerichtliche Amortisation derselben angetragen wird.

[593-95]

Zum Verkauf angeboten 9 Gemälde von verschiedenen berühmten Meistern aus der altdeutschen Schule, vorstellend: 1) Der Tod der Maria. 2) Johannes in der Wüste. 3) Die heil. Magdalena, idem. 4) Die Dreifaltigkeit. 5) Die Anbetung der Weisen. 6) Der Eingang der Maria in den Tempel. 7) Maria Opferung. 8) Christus im Tempel. 9) Das heil. Abendmahl; alle mit Figuren, nämlich von den drei ersten in 1 / 2 und von den 6 andern in 1 / 3 Naturgestalt.

Diese Gemälde empfehlen sich durch Ausführung und guten Zustand; der Besitzer würde auch etliche Stücke aus andern Schulen in Tausch annehmen.

Liebhaber melden sich portofrei bei L. Reiber, Schiffleutfaden Nr. 44, in Straßburg.

[562]

In der Weidmann'schen Buchhandlung in Leipzig sind jetzt vollständig erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: C. F. Gellerts sämmtliche Schriften.

Neue rechtmäßige Ausgabe.

10 Theile. Taschenformat.

Mit Gellerts Portrait in Stahlstich und einem Facsimile seiner Handschrift.

188 Bogen. Preis: 2 2 / 3 Thlr.

Diese Ausgabe von Gellerts Werken, über deren Plan und Inhalt der Herausgeber, Hr. Dr. J. L. Klee in Leipzig, in einem gehaltvollen Nachwort zum 10ten Theile sich umständlich ausspricht, enthält außer den Fabeln und Erzählungen, geistlichen Liedern, vermischten Gedichten, Lustspielen, moralischen Vorlesungen und andern bekannten Schriften Gellert's, auch eine kleine Sammlung wenig bekannt gewordener Lieder aus seiner frühesten Zeit, seine Correspondenz, welche viele bisher ungedruckte Briefe enthält, und Gellerts Leben von Cramer.

[544-46]

So eben erschienen: Hungary and Transylvania their condition social, political and economical, by JOHN PAGET. Esq. 2 Vols. 8. mit 88 Abbildungen theils in Holzschnitt in den Text gedruckt, theils Stahlstiche und Karten.

Preis 10 Rthlr.. 12 gr. London bei John Murray.

Austria, by PETER EVAN TURNBULL Esq. F.R.S., F.S.A. 2 Vols. 8.

Vol. I. Narrative of Travel.

Vol. II. Its social and Political condition.

Preis 8 Rthlr. 10 gr.

London.

John Murray.

Für Deutschland bei Black & Armstrong in London und Leipzig. Zu beziehen durch alle solide Buchhandlungen.

[4399-4414]

Der Gasthof zur Königin von England, der Schiffbrücke vis-à-vis in Pesth, erfreut sich seit dessen Eröffnung des Besuches hoher ausgezeichneter Gäste.

Allen resp. Reisenden empfehle ich mein Haus mit der aufrichtigsten Versicherung, daß ich es mir zur strengsten Pflicht mache, mir durch Billigkeit und Zuvorkommen in jeder Hinsicht das Vertrauen, fernern Besuch und weitere Anempfehlung zuzusichern.

Joh. Bartl.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 14925 tokens; 5053 types; 105298 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 57. 26. Februar 1840 . Augsburg1840.

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Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T11:43:43Z
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ShelfmarkDWB 1996/32
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