PRIMS Full-text transcription (HTML)
0465
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 59.
28 Februar 1840.

Großbritannien.

Im Hause der Lords wurden am 20 Febr. die sehr verbindlichen Antworten, welche die Königin, Prinz Albert und die Herzogin von Kent auf die Gratulationsadressen des Hauses ertheilt, gelesen und in das Protokollbuch eingetragen. Der Herzog v. Buckingham fragte, ob die Regierung über die letzten Vorgänge, welche Zeitungen und Briefe aus China gemeldet, officielle Kunde erhalten habe. Lord Minto verneinte die Frage mit dem Beisatz, er habe Grund zu glauben, daß jene Zeitungsberichte im Wesentlichen richtig seyen. Viscount Strangford verlangte abschriftliche Vorlegung der Berichte von den Renteibeamten des Landes in Betreff der Ausdehnung des Princips, in Städten des Inlands Entrepots (bonding warehouses) anzulegen. Lord Clarendon widersetzte sich, weil die Veröffentlichung solcher Papiere dem öffentlichen Dienst nachtheilig werden könnte, und Lord Melbourne klagte über die Manie der Zeit, Alles öffentlich machen zu wollen. (Gelächter.) Lord Strangford nahm seine Motion zurück.

** Oberhaussitzung vom 21 Febr. Auf eine Frage Lord Ellenboroughs erklärt Viscount Melbourne, das Ministerium werde die in Betreff China's verlangten Papiere demnächst auf den Tisch des Hauses niederlegen. Lord Ellenborough: Ist die Regierung gesonnen, zu gleicher Zeit eine Botschaft der Krone über unsere Verhältnisse zu China ins Haus zu bringen, worin vielleicht die An - und Absichten der Regierung näher erörtert seyn werden? Ich frage weiter: hat man mit der ostindischen Compagnie ein Uebereinkommen zu dem Zwecke getroffen, die Kosten einer Expedition gegen China zwischen dieser Körperschaft und Ihrer Maj. Regierung zu theilen? Lord Melbourne: Ich glaube nicht, daß dem Haus eine solche, die Absichten der Regierung auseinander setzende Botschaft zukommen wird. Eine Antwort auf die zweite Frage möge das edle Haus mir erlassen. (Hört!) Auf die wiederholte Anregung eines Lords, daß die Namen der Officiere und Truppenabtheilungen, die an der Erstürmung der Festung Kelat Theil genommen, in dem Dankesvotum des Hauses für das indobrittische Heer mit aufgeführt werden möchten, äußerte Lord Aberdeen: Eine der Ursachen der Expedition gegen Kelat war der Stand der Angelegenheiten von Herat. Ich wünschte zu wissen, ob die Regierung Depeschen mit der Meldung erhalten hat, daß der Fürst der Provinz Herat sich mit dem Schah von Persien verständigt, und sofort den von England ihm angebotenen Schutz und Beistand zurückgewiesen habe. Lord Melbourne: Den uns zugekommenen Berichten zufolge lastet auf den Behörden von Herat allerdings einiger Verdacht, aber aunoch sind die Dinge nicht so weit gediehen, als der edle Graf gegenüber vermuthet. (Hört!) Nachdem Lord Strangford eine von ihm angekündigte Motion über den Zustand des englischen Handels an der Küste von Afrika zurückgenommen, vertagte sich das Haus.

** Unterhaussitzung vom 21 Febr. Hr. Ewart kündigt an, bald nach Ostern werde er den Antrag auf gänzliche Abschaffung der Todesstrafe stellen. Sir R. Peel: Ich erlaube mir, den edlen Viscount, den Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten, an den Paragraphen der Thronrede zu erinnern, worin es heißt: Die Angelegenheiten der Levante haben fortwährend meine ernste Aufmerksamkeit beschäftigt. Die unter den fünf Mächten herrschende Eintracht hat eine Erneuerung der Feindseligkeiten in jener Weltgegend verhindert, und ich hoffe, daß dieselbe Einmüthigkeit diese wichtigen und schwierigen Dinge zu einer definitiven Ausgleichung in der Art führen wird, daß die Integrität und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs aufrecht erhalten und dem Frieden Europa's eine weitere Sicherheit gegeben werde. Ich frage den edlen Lord, ob dieser Paragraph den Sinn hat, daß die fünf Mächte einhellig sind in der Ansicht, die Integrität und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs müsse jeder Ausgleichung der orientalischen Frage zur Basis dienen. (Hört!) Lord Palmerston: Die Frage unterliegt in diesem Augenblick der ernsten Erwägung der Regierung. Negociationen sind eingeleitet. Unter diesen Umständen fragte ich meinerseits den sehr ehrenw. Baronet, ob es wohl politisch klug seyn würde, in dem gegenwärtigen Moment in ausführliche Erörterungen über eine Frage dieser Art einzugehen. Alles was ich jetzt sagen kann, ist, daß alle Mächte (all the powers), die sich mit dieser Sache beschäftigen, gleich sehr wünschen, die Angelegenheit einer befriedigenden und schnellen Lösung entgegen zu führen. Auf eine Interpellation von Hrn. Berkeley antwortete der Admiralitätssecretär Hr. R. Moore O'Ferrall, das brittische Geschwader im Mittelmeer sey nicht auf dem Kriegsfuß, wohl aber auf dem vollständigsten Friedensfuße. Hr. O'Ferrall legt hierauf das Marinebudget vor. Der0466 wesentliche Inhalt seines Vortrags war: im Jahre 1839 zählte die brittische Kriegsflotte im Ganzen 224 größere und kleinere Schiffe. Jetzt hat sich diese Zahl auf 239 vergrößert, und die Regierung verlangt von dem Hause für den laufenden Seedienst einen Credit von 6,461,000 Pf. St. und eine Vermehrung von 1000 Mann. Der Zweck der Regierung bei diesem Begehren ist, ihre ganz besondere Aufmerksamkeit auf den Bau und die Ausrüstung von Schiffen ersten Rangs zu wenden, um durch diese verstärkten Kriegsmittel den Frieden desto sicherer zu wahren. Die fortdauernde Verstärkung der französischen Seemacht ist einer von den Gründen, die diesen außerordentlichen Credit nöthig machen. Die Geldbewilligung dieses Jahrs soll zur Completirung des nöthigen Materials dienen, damit, wenn plötzliche und unvorgesehene Fälle eintreten sollten (in case of any sudden emergency), die englische Marine im Stande sey, das Meer zu behaupten. Der ministerielle Redner schloß mit dem Antrag auf Bewilligung der angegebenen Summe und von 35,000 Mann für den Seedienst. Sir J. G. Clerk: Die Erörterung des Hrn. Admiralitätssecretärs läßt viel zu wünschen übrig. Sie erklärt, meines Erachtens, nicht hinlänglich die Ursachen dieser Forderung eines außerordentlichen Credits und einer beträchtlichen Vermehrung an Schiffen und Mannschaft; wohl aber erklärt sich diese Vermehrung, wenn man den jetzigen Stand unserer Marine mit dem vergleicht, welcher er unter der Administration des Herzogs v. Wellington war. Ich füge bei, unsere Seemacht im Mittelmeer ist nicht groß genug; die Franzosen haben die Zahl ihrer großen Schiffe in jenen Gewässern von 8 auf 15 vermehrt. Unsere Schiffe sind schlecht vertheilt, von 21 Linienschiffen schwimmen zwölf im Mittelmeer, drei stationiren daheim als Küstenwache, drei sind nach China beordert, drei liegen im Tajo. Ich glaube, wenn der edle Lord (Palmerston), der so eben gestanden hat, wie wenig Einfluß unsere Regierung in Lissabon genießt (es war nämlich eine kurze Conversation über die unbefriedigten Forderungen der brittischen Staatsgläubiger an Portugal vorausgegangen) ich glaube, wenn er mit der Zurückberufung unserer Schiffe aus dem Tajo gedroht hätte, so hätte diese Drohung im Interesse der hingehaltenen englischen Gläubiger mehr gefruchtet, als alle seine Vorstellungen. (Hört!) Hätten wir mehr Schiffe verfügbar, so würden die Händel mit China schneller beendigt seyn. Ich vernehme mit Vergnügen, daß die Regierung den Bau großer Linienschiffe anordnen will, muß sie aber darum tadeln, daß sie diese Nothwendigkeit selbst herbeigeführt hat durch ihre dem Ausland gegenüber beobachtete Politik. Diese Politik ähnelt jener des Herzogs v. Choiseul: sie erschöpft die Hülfsquellen des Staats, den sie in beständiger fieberhafter Aufregung erhält. Hr. O'Ferrall entgegnet, so sehr man auf der Gegenseite den jetzigen Stand der brittischen Seemacht herabzusetzen suche, so sey es nichtsdestoweniger wahr, daß der Stand der Cadres seiner Marine England gestatten würde, in der Zeit von wenigen Monaten jeder andern Seemacht eine doppelt starke Kriegsflotte gegenüber zu stellen. Hr. Hume kann diese Vermehrung der Flotte, ihre Versetzung auf den Kriegsfuß nicht zusammenreimen mit der Versicherung der Thronrede von Friede und Freundschaft mit allen auswärtigen Mächten. Joseph Hume nennt die Art, wie die brittische Regierung in die orientalische Frage eingreife und darin interveniren wolle, unklug und unzeitig eine Intervention, die noch beklagenswerther ausfallen werde, als das untoward event von Navarin. Wenn Frankreich gegen England erkaltet sey, so sey es kein Wunder; Frankreich sehe den russischen Einfluß in England vorherrschen. Ein Amendement, schließt er, wolle er nicht stellen, aber all' dieses Schwanken, all' diese Halbheiten, die dem Lande kostspieliger kommen, als wirklicher Krieg, seyen kläglich. Der torystische Lord Ingestrie lobt den Entschluß der Regierung, die Flotte zu vermehren, als einen solchen, der durch die französischen Rüstungen dringend nöthig geworden. Die Discussion dauerte noch beim Abgange der Post.

(Sun.) Mit Vergnügen erfahren wir, wie das Publicum, aus den Toryzeitungen, daß der Herzog von Wellington täglich in der Genesung fortschreitet; noch mehr würde es uns freuen, wenn die Torypresse nicht so sehr der üblen Gewohnheit nachhinge, Parteizwecken zulieb falsche Angaben zu machen, so daß man fast alles, was sie sagt, rückwärts lesen muß, wie die Hexen ihre Gebete. Unsern Erkundigungen zufolge hat der Herzog von seinem schweren Anfall sich zwar etwas erholt, dieser aber war so ernster Art, daß er allen seinen Freunden und Dienern die größte Besorgniß erregte. Auch jetzt ist der Zustand des Kranken noch so, daß man den Ausgang als sehr zweifelhaft betrachtet. Der Herzog erlitt, wie wir hören, einen Schlagfluß, der ihm fast die ganze eine Seite lähmte, und in seinem Alter (Wellington ist am 1 Mai 1769 geboren) und nach so vielen in verschiedenen Klimaten bestandenen Kriegsstrapazen ist hinsichtlich der Folgen eines solchen Anfalls weit mehr zu fürchten, als zu hoffen. (Am 20 Febr. ließ sich Prinz Albert durch seinen Secretär, Hrn. Seymour, in Apsley-House erkundigen, und der Herzog von Coburg fuhr selbst vor.)

Der Contreadmiral Elliot, jüngerer Bruder des ersten Lords der Admiralität Grafen v. Minto, dessen gestriger Erklärung im Oberhaus zufolge er an Sir F. Maitlands Stelle das Commando der Station in den indischen Gewässern übernehmen soll, commandirt zur Zeit die Station am Cap der guten Hoffnung. Der Sun, welcher gegen die Person Elliots selbst nichts einzuwenden hat, tadelt gleichwohl dessen Ernennung insofern, als nothwendig zu viel Zeit verloren gehen müsse, bis demselben die Ordre von England zukommen, und er vom Cap bis nach Calcutta gelangen könne. Das nehme gegen fünf Monate hin. Solle, meint der Sun, gegen China mit Nachdruck eingeschritten werden, wie es doch wohl von Seite der Regierung beschlossen sey, so wäre es rathsamer gewesen, einen der vielen unbeschäftigt in England befindlichen wackern Admirale auf dem kürzern Landwege, d. h. über Aegypten, nach Indien abzusenden.

Der in Verbindung mit Lord Durhams kurzer Generalstatthalterschaft in Canada so oft genannte Hr. Turton, ein ausgezeichneter Rechtsgelehrter, ist von dem indischen Generalgouvernement zum Advocate-General beim Obertribunal in Calcutta, an des zurückgetretenen Hrn. Pearson Stelle, ernannt worden. Hr. Turton war schon früher in Indien angestellt.

Frankreich.

(Sonntag.)

In den Tuilerien wurden gleich nach Verwerfung des Dotationsgesetzes alle Bälle und Concerte abbestellt.

(Messager.) Die Entlassung der Minister vom 12 Mai scheint entschieden angenommen zu seyn. Man versichert, Se. Maj. habe den Grafen Molé mit Bildung eines neuen Cabinets beauftragt.

(Commerce.) In der Kammer hatten die Gerüchte einer Allianz zwischen Hrn. Molé und Hrn. Thiers einigen Glauben gefunden.

(Journal des Débats.) Wir glauben gewiß zu wissen, daß die Angabe des Messager, daß Graf Molé mit Bildung eines neuen Cabinets beauftragt sey, grundlos ist, und daß der Graf die Mission zur Bildung eines Cabinets weder empfangen noch angenommen hat.

0467

(Journal des Débats.) Hr. Guizot reist morgen (23) nach London ab.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 22 Febr. bestieg Hr. Teste nach dem, gestern erwähnten, von Hrn. Carl erstatteten Bericht über die Petitionen, die Officen betreffend, die Tribune, und wies mit Nachdruck die gegen sein Ministerium gemachten Vorwürfe in Betreff der Maaßregeln zurück, die von ihm zur Verhinderung der skandalösen Mißbräuche von Seite ministerieller Beamten auf mehreren Punkten Frankreichs getroffen worden seyen. Er erklärte, daß seine Absicht bei Einsetzung einer Commission der Officen gewesen sey, die Gesetzgebung in Rücksicht auf die Uebertragung der Officen an andere, so wie sie als Princip in dem Gesetze von 1816 festgesetzt sey, zu vervollständigen. Er erhielt großen Beifall.

(Revue de Paris.) Das Ministerium hat sich in der Dotationsfrage nicht die Mühe gegeben, die öffentliche Meinung aufzuklären; es gab bloß einige Nachweisungen ohne Publicität, hinter den verschlossenen Thüren der Commission, und hielt dieß für hinreichend, um gegen die Ausschweifungen der verbündeten Presse zu kämpfen. In der Kammer zeigte es sich weder voraussichtiger noch energischer. Es mußte doch wissen, daß in Gemäßheit einer Neuerung im Reglement die Kammer befragt werden würde, ob sie zur Erörterung der Artikel übergehen wolle, oder nicht. Es mußte voraussehen, daß alle Oppositionen für dieses erste Votum ihre Kraft zusammen nehmen würden. Die Linke hatte mit Affectation angekündigt, daß sie keinen Skandal wolle, und daß sie, um ihn desto besser zu vermeiden, wünschte, alle Debatten kurz abzuschneiden. Im Fall die Kammer durch ihr erstes Votum entschieden haben würde, daß sie zur Erörterung der Artikel übergehen wolle, sollte Hr. Odilon-Barrot die Tribune besteigen, um die Summe von 300,000 Fr. vorzuschlagen, wobei er sich jeder weiteren Entwickelung enthalten haben würde; die eingeschriebenen Redner der Linken hätten dann, wie sie auch thaten, auf das Wort verzichtet. Der Zweck der Opposition war sehr klar: sie wollte vermeiden, daß die Tribune der Presse antworte, welche die Thatsachen entstellt, die Leidenschaften irre geleitet, vergiftet, die Gemüther eingeschüchtert hatte; die Opposition hatte sonach ein großes Interesse, ihren Sieg in einem stillschweigenden Votum zu suchen. Das Ministerium nahm diese ihm bereitete demüthigende Lage an; es sah den Fallstrick nicht, es ließ sich in ihn hineinziehen. Und doch hat jeder Minister das Recht, das Wort, so wie er es verlangt, zu nehmen. Warum ist kein Mitglied des Cabinets auf der Tribune erschienen, um die Kammer durch eine vollständige Auseinandersetzung der Frage in allen ihren Gestaltungen und Folgen zu belehren, und sie nöthigenfalls durch irgend eine geschickte Concession zu gewinnen? Diese traurige Vernachlässigung der dringendsten Pflichten findet zwar nicht ihre Entschuldigung, aber doch ihre Erklärung in den besondern Neigungen, welche mehrere Minister beseelten. Es gibt Cabinetsmitglieder, die, nachdem sie der Krone gegenüber die Verpflichtung auf sich genommen hatten, den Entwurf vorzulegen, vor der Kammer die Verantwortlichkeit dafür, so zu sagen, abzulehnen schienen; sie schienen vielmehr einen Befehl zu vollziehen, als einer Ueberzeugung zu gehorchen. Alle ihre Aeußerungen, alle ihre Handlungen bezeichneten die vollkommenste Gleichgültigkeit. Man konnte in einem Journal, das dafür galt, Eingebungen von den HH. Passy, Teste und Dufaure zu empfangen, die spöttischsten Einflüsterungen über den dem Entwurfe bevorstehenden Erfolg zu lesen. Auf solche Art verstanden diese in so ausgezeichnetem Grade parlamentarischen Minister ihre Pflichten! Man hatte sie muthlos dem Königthum gegenüber gesehen, und fand sie wieder muthlos vor den Kammern. So deckten die HH. Passy, Teste und Dufaure den König, so stellten sie sich zwischen ihn und die Kammer! Die HH. Duchatel und Villemain verstanden allein den Ernst der Lage und waren entschlossen, ihr mit Energie und Hingebung die Stirne zu bieten. Sie billigten aufrichtig das Princip der Dotation, das nichts Anderes ist, als eine Form politischer Adoption eines der Kinder des Königs durch das Land; was die Ziffer betrifft, so betrachteten sie den Betrag derselben nicht als eine Hauptfrage. Sie zählten auf die Erörterung zur Belehrung der Gemüther, und um der Kammer die ganze Bedeutung des von ihr zu fassenden Entschlusses zu zeigen. Man war aber auf den Bänken des Ministeriums überzeugt, daß sich eine Majorität von dreißig Stimmen für die Eröffnung der Debatten und die Discussion der Artikel aussprechen würde! Die Bestürzung des Cabinets, als ihm das Resultat des Scrutins den Mund verschlossen hatte, läßt sich kaum ausdrücken. Unter den 226 Votanten, welche das Gesetz ohne Weiteres verworfen haben, scheint die alte Majorität nahe an 40 Stimmen zu zählen. Die Erbitterung, welche den 221 ein Theil des Cabinets einflößte, muß sehr stark gewesen seyn, da es vermochte, so viele Deputirte des Centrums bis zur Nachahmung des Verfahrens der Coalition zu bestimmen. .. Das Cabinet ward von einem zu unvorhergesehenen und zu entscheidenden Schlage getroffen, als daß es versuchen könnte, sich von einer solchen Ungunst wieder zu erholen. Es ist nicht dieser oder jener Minister, der getroffen wurde, sondern das ganze Miuisterium. Welches sind nun die Männer, die am meisten berufen scheinen, so viele begangene Fehler wieder gut zu machen und uns von jener moralischen Erniedrigung, die für Jedermann so verhängnißvoll ist, wieder zu erheben? Man hat mehrere Namen genannt; man hat von dem Herzog von Broglie gesprochen; man hat sich gefragt, ob Hr. Guizot nach London gehen würde; die öffentliche Meinung hat sich auf Hrn. Molé und Hrn. Thiers gerichtet und scheint nachzuforschen, ob ihre Verbindung möglich wäre. Man erkennt an, daß Hr. v. Molé im ersten Rang der Männer stehe, welche die Staatsgewalt mit versöhnender und würdiger Festigkeit zu handhaben wissen. Man bemerkt, daß seine Ernennung den Vortheil gewähren würde, in die diplomatischen Schwierigkeiten die Hand eines Staatsmannes wieder einzuführen, der in der orientalischen Frage ganz Herr seines Betragens seyn würde, weil er es bisher vermieden hat, sich darüber auszusprechen. An den Namen des Hrn. v. Molé knüpft sich der des Hrn. Thiers, der vielleicht von allen Mitgliedern der Deputirtenkammer der geeignetste wäre, Mittelpunkt und Haupt einer neuen Majorität zu bilden. Die Kammer bedarf einer so beredten, unermüdlichen Stimme, einer so gewandten Hand, die sie zu zügeln und zu leiten verstände. Jedenfalls müssen die Nachfolger des Ministeriums so schnell als möglich das erschütterte öffentliche Vertrauen wieder herstellen. Es ist nicht wahr, daß das Votum vom 20 Febr. ein ausschließlicher Sieg der radicalen Meinung sey, ein Sieg, der für die nahe Zukunft neue Triumphe über das Königthum und unsere Institutionen verkünde. Dieses Votum ist nur das unglückliche Resultat der falschen Lage, in die wir uns seit neun Monaten versetzt haben, der Verwirrung, in der sich seit jener Zeit Männer und Parteien umtreiben, der unaussprechlichen Schwäche des Cabinets, die man bei einigen seiner Mitglieder fast Verrath nennen könnte, der Spaltung der gouvernementalen Partei. Es muß rasch eine Verwaltung kommen, welche den Augen Frankreichs und Europa's die Dinge wieder unter ihrem wahren Gesichtspunkt darstellt. Weder das Königthum noch unsere Institutionen sind durch die Verwerfung der Dotation von 500,000 Fr. bedroht. Es ist nichts0468 weiter als ein ministerieller Schiffbruch. Unter den Combinationen, durch welche man dem 12 Mai Nachfolger zu geben sucht, spricht man von einer, welche den Herzog von Broglie und Hrn. Thiers in demselben Cabinette vereinigen würde. Man sagt sogar, Hr. v. Broglie finde wegen der Erinnerungen an die Coalition Gnade vor der Linken, und seine Gelangung zur Staatsgewalt würde als eine Rechtfertigung des letzten Feldzugs der Coalisirten ausgelegt werden; dieß würde die Moral der Fabel seyn. Wir zweifeln sehr, daß der Herzog von Broglie, ein Mann der Ordnung und der Regierung, unter solchen Auspicien zur Rückkehr zu der Staatsgewalt geneigt seyn würde. Dazu bedürfte es anderer Bedingungen. Ein aus angesehenen Männern der verschiedenen Nuancen der wahren Majorität der beiden Kammern zusammengesetztes Ministerium bedürfte zu seiner Existenz nicht eines Freipasses der Linken, nicht der hochmüthigen Toleranz der Opposition.

Das Conseil des Advocatenstandes hat am 22 Febr. die durch das Hinscheiden des Hrn. Hennequin erledigte Stelle besetzt. Hr. Bourgain erhielt die Mehrheit der Stimmen. Hr. Fontaine hatte nach ihm die meisten Stimmen erhalten.

Der Moniteur enthält eine Convention vom 15 Febr., die zwischen der portugiesischen und der französischen Regierung ausgewechselt wurde, und eine Summe von 800,000 Fr. zur Entschädigung der Franzosen anweist, denen Portugal diese Summe schuldig war. Eine Ordonnanz bestimmt die Art der Prüfung der Forderungen, und gibt die Liste der zwei mit der Liquidation, der Entschädigung und der Revision der Rechtsansprüche beauftragten Commissionen.

Die Ministerialkrisis dauert fort: der König hat die Entlassungsgesuche angenommen; allein noch ist kein anderes Ministerium gebildet, und es ist Grund zu vermuthen, daß noch einige Zeit darüber hingehen werde. Einem Cabinet Guizot, welches früherhin als bevorstehend angekündigt wurde und alle Wahrscheinlichkeit für sich hatte, scheinen für den Augenblick Hindernisse im Wege zu stehen. Graf Molé sowohl als Hr. Thiers haben Unterredungen mit dem König gehabt; sicher ist aber auch, daß Hr. Guizot dem Monarchen erklärt hat, wenn Graf Molé ein Cabinet bilde, gehe er (Guizot) weder nach London ab, noch trete er mit ins Cabinet. Sein Freund, der Herzog v. Broglie, hatte zwar auch dieser Tage Unterredungen mit Sr. Maj., allein man weiß, daß der Herzog nur unter der Leitung des Hrn. Guizot an einem Cabinet Theil nehmen würde. Die von einigen Seiten behauptete vollkommene Einigung des Grafen Molé mit Hrn. Thiers wird von nähern Bekannten dieser beiden Staatsmänner in Abrede gestellt, und Hr. Thiers ist am Hofe zu unbeliebt, als daß man ihn als Chef eines Cabinets berufen würde. Die Wahl bleibt demnach nur zwischen einem Ministerium Molé und einem Ministerium Guizot; ersteres würde vermuthlich mehr der Ansicht des Königs zusagen, wegen der bekannten Obsequiosität des Chefs; dagegen würde letzteres mehr Beifall in der Deputirtenkammer finden. Die Estaffette, welche am Abend der Abstimmung nach Compiegne an die Herzoge von Orleans und Nemours abging, brachte ihnen die Weisung, die Reise nach Brüssel zu unterlassen. Sie langten am andern Morgen wieder hier an. Mehrere Blätter bestehen noch immer auf der Behauptung, dem durchlauchtigen Vater der Herzogin Victoria sey seine Einwilligung zurückgegeben worden; meinen Nachrichten zufolge wird die Vermählung stattfinden, und es ist in den Tuilerien die Rede davon, zu den 3000 Fr., die jetzt der Bräutigam monatlich von seinem Vater erhält, eine Zulage zu machen, welches Alles zusammen mit der kostenfreien Wohnung und mit dem Ertrag des Vermögens der Braut einstweilen zur Sustentation des hohen Paares hinreiche. Mehrere Deputirte der Oppositionspartei glauben jetzt beklagen zu müssen, mit an der Taktik Antheil genommen zu haben, wonach keine Debatten über die Dotation stattfanden; sie glauben, daß, wenn der Entwurf in Folge ernstlicher Debatten verworfen worden, es noch mehr als jetzt offenbar geworden wäre, wie die Schlappe nicht den Ministern gelte; diese würden dann, ihrer früheren Erklärung gemäß, sich nicht zurückgezogen haben; jene Deputirten fürchten, daß wenn, wie vorauszusehen ist, die Ministerialkrisis sich in die Länge zieht, die Handelsgeschäfte wiederum, wie im verwichenen Jahre, Störungen erleiden, und das Publicum ihnen den Vorwurf mache, diese Störungen veranlaßt zu haben, während es besser gewesen wäre die Dotation zuzugestehen, als solche Folgen zu veranlassen. Die Mehrheit der Opposition beharrt aber auf der Ansicht, sie hätte ein dem Lande verdienstliches Werk gethan, und jene Folgen könnten nur den Urhebern des Entwurfs zur Last gelegt werden; übrigens sey sehr zweifelhaft, ob Debatten über die Dotation nicht ein anderes Resultat bewirkt hätten, sowohl wegen der vorläufigen Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben, welche die Stimme eines jeden bekannt macht als auch weil die Debatten leicht eine Erbitterung herbeigeführt, und mehrere Deputirte, die gewöhnlich mit dem Ministerium stimmen, jetzt aber dagegen handelten, bewogen hätten, ihrem gewöhnlichen Gange zu folgen. So wie ich Ihnen geschrieben, wurde unter den Mitgliedern der Opposition ausgemacht, die Namen weder der 226 noch der 200 zu veröffentlichen: die Journalisten wurden ersucht, diesem Beschluß Folge zu leisten. Letztere aber, ein undisciplinirtes Heer, dessen Soldaten leider zum großen Theile weder Kenntnisse noch Gefühl der Convenienzen besitzen, haben diesem Ersuchen wenigstens nicht vollständig willfahrt und einige Namen bekannt gemacht, worüber Debatten und persönliche Reibungen entstanden sind.

Das Dampfboot Brazier ist mit Depeschen für den französischen Generalconsul Lagau nach Tunis abgegangen, und soll bestimmt seyn den Paketbootdienst zwischen Tunis und Bona zu versehen. Man sagt, die Depeschen, welche dem Consul zukommen, hätten Bezug auf das Benehmen des Bey's von Tunis in unserm Streit mit Abd-El-Kader. Der Bey gestattete die Lesung der Proclamationen des Emirs in den Moscheen, und begünstigte das Einschmuggeln von Waffen und Kriegsmunition, welche für Abd-El-Kader und den Erbey Achmet bestimmt sind. Die nach der Levante abgesegelten Linienschiffe Neptun, Suffren und Algier sollen vor Tunis sich zeigen, um die Reclamationen unsers Consuls zu unterstützen. Auch die gestern von hier abgegangene Fregatte Amazone und die Goelette Legere sollen nach Tunis bestimmt seyn. Man spricht auch von der Mission eines französischen Stabsofficiers an den Sultan von Marokko mit der Drohung, die marokkanischen Häfen zu zerstören, wenn man fortfahren würde, von dort Abd-El-Kader mit Munition und Soldaten zu unterstützen. Das Linienschiff Marengo und die Fregatte Belle-Poule sollen nach Tanger segeln, und dort nöthigenfalls diese Drohungen in Ausführung bringen. Mit dem heute eingetroffenen Dampfboot Castor erhalten wir Nachrichten aus Algier vom 15 Febr. Bei Oran fiel am 7 Febr. ein kleines Gefecht vor. Die Araber unter den Befehlen Buhamedi's näherten sich dem Hafen Mers-el-Kebir. General Mustapha-ben-Ismael an der Spitze der Duairs und Zmelas verfolgte sie, tödtete ihnen einige Leute und machte einen Gefangenen. Auch bei Arzew kam es zu einem unbedeutenden Scharmützel. Mostaganem und Masagran sollen wiederholt angegriffen und die Feinde mit bedeutendem Verlust zurückgeschlagen0469 worden seyn. So sagten die in Algier verbreiteten Gerüchte. Eine Colonne sollte nach Scherschel abgehen; sie erhielt aber Gegenbefehl, da der Kaid dieser Stadt an den Marschall Valée schrieb, die Einwohner hätten an der Wegnahme der Handelsbrigg Fréderic-Adolphe keinen Theil genommen, und sich erbot, des Werth des Schiffes in baarem Geld zu bezahlen.

Das abscheuliche Wetter, welches in vergangener Woche im mittelländischen Meer herrschte, hat die Dampfbootverbindung zwischen Toulon und Algier unterbrochen. Der Ramier, welcher am 2 Febr. von Toulon abging und 400 Mann an Bord hatte, ist noch gar nicht wieder zum Vorschein gekommen. *)*)Das Dampfboot Ramier war, wie der Toulonnais berichtet, seinem Untergang sehr nahe, und wurde nach Cagliari verschlagen, wo es zurück bleiben mußte, da seine abgenutzte Maschine nicht mehr die See halten konnte. Der Fürst von Ligne, er mit einem russischen und polnischen Fürsten als Passagier auf dem Schiffe sich befand, ist nach Frankreich zurückgekehrt. Unter den Eingebornen circulirt gegenwärtig eine sehr wichtige Nachricht. El-Barkani, Bey von Scherschel, einer der tapfersten Generale Abd-El-Kaders, wurde von Sidi-Mohammed, Bey von Miliana, bei dem Emir verklagt, daß seiner Saumseligkeit der unglückliche Ausgang des Gefechts vom 31 Dec. zuzuschreiben sey, und daß El-Barkani gegen die Franzosen nur deßhalb so wenig Energie gezeigt, weil er mit ihnen bei Eröffnung des bevorstehenden Feldzugs einen besondern Vergleich abzuschließen beabsichtige. Abd-El-Kader soll hierauf Befehl gegeben haben, El-Barkani den Kopf abzuschlagen. Zu seinem Nachfolger ist El-Hadschi-Ulid-el-Ammali bestimmt, der früher in Algier einen Kleinhandel trieb und seitdem Aga der regulären Infanterie des Emirs geworden. Wenn diese Sage wahr ist, so thut es uns leid. El-Barkani, der von einer berühmten Marabutfamilie aus Scherschel stammt, war ein merkwürdiger Mann und äußerst wenig fanatisch. Unter den Häuptlingen Abd-El-Kaders war er einer von jenen, die man am leichtesten zu einem Bündniß mit den Franzosen hätte bewegen können. Immer fühlbarer wird hier der Mangel an frischem Fleisch. Obrist Lamoriciere hat, wie man uns versichert, den Marschall Valée um die Erlaubniß gebeten, eine Rhazia gegen die Hadschuten zu versuchen, deren Heerden er von Coleah aus täglich in der Ebene weiden sieht. Der Marschall verweigerte seine Einwilligung. Man kann die absolute Unthätigkeit des Marschalls in einem Augenblick, wo alle Lager mit Truppen vollgepfropft sind und die Witterung höchst günstig ist, gar nicht begreifen. Es laden doch alle Umstände zu einem Handstreich gegen den Feind ein, denn dieser hat durch die Unthätigkeit der Franzosen sich in Sicherheit wiegen lassen. Ganz nahe bei dem Lager Fonduk campiren 300 Mann des Bey's von Sebäu, Ben-Salem, die an keinen Ueberfall denken, aber der Marschall denkt eben so wenig daran, sie im mindesten zu beunruhigen. Nachschrift. So eben trifft man Vorbereitungen, welche auf irgend eine militärische Operation zu deuten scheinen. Man hat alle Fuhrwerke, welche Privatleuten gehören, zum Transport des Materials einer Expeditionscolonne requirirt. Es war hohe Zeit, daß man die Tausende von Soldaten, welche in der letzten Zeit aus Frankreich gekommen, endlich einmal beschäftige.

Deutschland.

Heute Morgens wurde in der Metropolitankirche zu U. l. Frau von dem hiesigen Hrn. Erzbischof unter Assistenz der HH. Bischöfe von Augsburg und Eichstädt die Consecration des neuernannten Bischofs von Passau, Hrn. Dr. Hofstätter, vorgenommen; die feierliche Handlung dauerte drei Stunden. Die leeren Wände unsers Kunstvereins, wie sich dieselben nach der Verloosung darzustellen pflegen, haben bereits wieder durch mehrere ausgestellte Bilder, vor allen durch ein Gemälde unsers trefflichen Adam, das derselbe in der jüngsten Zeit vollendet hat, Leben und Reiz erhalten. Dieses Bild in nicht unbedeutender Größe stellt das Schlachtfeld bei Mosaisk vor und zwar mit einer Wahrheit, wie sie nur der Künstler, der die russische Campagne selbst mitgemacht hat, zu schildern vermag. Der Zuschauer verläßt nicht, ohne im tiefsten Gemüth ergriffen zu seyn, dieses Kunstwerk, das nebst seinen geistigen Vorzügen auch allen Anforderungen der Technik entspricht.

Höchster Resolution Sr. hochfürstl. Durchl. zufolge ward die gesammte Landesdeputation zu Fortsetzung ihrer Verhandlungen auf Dienstag den 25 d. wieder einberufen.

(Untergang eines Dampfschiffes auf dem Rhein.) Das niederländische Dampfschiff Stadt Keulen (Köln) ist auf der Thalfahrt bei Pannerden, unweit Lobith, am 19 d. Abends 8 1 / 2 Uhr so heftig mit dem Düsseldorfer Dampfschiff Comet zusammengestoßen, daß es augenblicklich zu sinken begann. Der Comet hatte aber gleichfalls einen Leck bekommen, der den Capitän nöthigte, sein Schiff zur eigenen Sicherung und Reparatur sofort auf den Strand zu setzen, und das Hülfegeschrei vom Bord der Stadt Köln unbeachtet zu lassen. Letzteres lag in Zeit von 15 Minuten 8 Fuß tief unter Wasser, und bei diesem schnellen Sinken und der angstvollen Verwirrung der Passagiere darf man es als ein großes Glück betrachten, daß kein Menschenleben verloren ging, vielmehr mit Hülfe in der Nähe befindlicher kleiner Boote Alle gerettet wurden. Von dem Gepäcke der Reisenden konnte aber nur Einzelnes geborgen werden, und die Güterladung, deren Werth auf 150,000 fl. geschätzt wird, ging natürlich zu Grunde. (Mainzer Z.)

Aus anderer zuverlässiger Quelle erfahren wir noch Folgendes: Von Köln hatte die Stadt Köln , Capitän Scott, 470 Ctr. Stückgüter mitgenommen: in Düsseldorf und Uerdingen wurden viel seidene und baumwollene Manufacturwaaren beigeladen, und die ganze Ladung von circa 1000 Ctrn. ist ganz havarirt. Das Wasser geht bis über die Radkasten des Schiffes. Von den Passagieren ist leider eine Frau in Folge des Schreckens gestorben. Der Comet , Capitän Kock, von Rotterdam aufwärts kommend, konnte trotz dem Leck seine Fahrt bis Duisburg fortsetzen, wo er in Reparatur liegt. (Mannh. Z.)

Es ist vor einiger Zeit hier eine Anzahl von Personen aus dem Gewerbstande zusammengetreten, um einen Verein zur Förderung der Gewerbe zu gründen. Dieser Verein hat die Staatsgenehmigung nachgesucht, dieselbe jedoch nicht erlangen können. Man hält, wie es scheint, den in Darmstadt bestehenden für genügend zur Fortbildung und Leitung gewerblicher Thätigkeit. Der hiesige Verein setzt inzwischen seine Zusammenkünfte und Berathungen, freilich nur in der Qualität einer Privatgesellschaft, fort. Es wird schwer seyn, seinen Mitgliedern begreiflich zu machen, daß die Residenz, in welcher gar wenig Industrie zu finden, besser als Mainz, eine Stadt des Handels und der mannichfachsten Gewerbe, zum Sitz einer die Förderung des industriellen Lebens leitenden Gesellschaft geeignet sey. Das Programm, welches das hiesige Comité zur Jubelfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst der höchsten Behörde überreicht hat, erwartet noch immer die Genehmigung. Da die in Darmstadt beabsichtigte Feier so unerwartete Hindernisse gefunden hat, und die Aeußerung der Volksfreude über die Grundlage unserer Civilisation auch in einem großen Nachbarstaate0470 wenigstens nicht sehr gerne gesehen zu werden scheint, so zweifeln Viele daran, daß die öffentliche Feier in unserer Stadt verstattet werden wird. Diese Besorgniß, voreilig wie sie ist, halten Andere auch von allen Wahrscheinlichkeitsgründen entblößt. Mainz hat nicht nur das allgemeine Interesse bei der Verherrlichung der großen Erfindung, sondern auch das specielle und locale, daß der Erfinder und die Erfindung aus seiner Mitte hervorgegangen. Man könnte sich in den höhern Kreisen eine Abneigung gegen Demonstrationen von Volksempfindungen denken, wie groß man wolle, und viel größer, als sie ohne Zweifel irgendwo besteht, und dessen ungeachtet noch der Hoffnung Raum geben, daß die Feier eines den hiesigen Ort so nahe angehenden Ereignisses ohne Anstand gestattet würde. Die lange Verzögerung der Genehmigung hat aber unstreitig den Nachtheil, daß das Fest weniger großartig ausfällt, als es beabsichtigt wurde, und als es der Würde seines Gegenstandes entsprechend wäre. Ueberhaupt wird es schwer seyn, die Erwartungen zu befriedigen: die Feier des Guttenberg-Festes im Jahr 1837 liegt noch zu nahe, und man muß die Vergleichung fürchten, da damals Alles aufgeboten wurde, was an Mitteln zu Gebote stand, auch nach der Bedeutung der Feier Mainz als natürlicher Mittelpunkt von nah und fern begrüßt werden konnte. Die bevorstehende Feier gilt aber einem welthistorischen Gemeingute, und wird daher überall, wo Sinn dafür existirt, stattfinden. Auf ein Zusammenströmen von nah und fern, wie vor drei Jahren, haben wir also in Mainz nicht zu rechnen. Die Eröffnung der Eisenbahn von Kassel nach Wiesbaden wird in einigen Tagen erwartet werden dürfen. Zwar ist noch immer kein Arrangement zwischen dem Comité und der Postverwaltung zu Stande gekommen, in dessen Mangel bisher außer der verzögerten Ankunft der Locomotive, der einzige Hinderungsgrund (nicht in Beschädigungen der Bahn durch Frost und Regen, wie einige Blätter meldeten) lag: aber das großherzogl. hessische Ministerium hat die Versicherung ertheilt, daß aus dem Factum der Bahneröffnung keine dem Interesse des Comité's nachtheiligen Consequenzen hergeleitet werden sollen, und auf diesen Grund ist nun der Beschluß gefaßt, die Bahn dem Publicum unverzüglich zu eröffnen. In der vergangenen Nacht wurde der famöse Industrieritter v. Höbel von dem hiesigen Assisenhofe zur zehnjähriger Zwangsarbeitsstrafe verurtheilt. Die Kälte ist seit einigen Tagen so groß, daß bereits vorgestern die Schiffbrücke abgeführt werden mußte; heute früh 7 Uhr hatten wir 9 Grade Réaumur unter 0.

Wir lassen einige Details folgen über die heutige Sitzung der zweiten Kammer, wo der Bericht der außerordentlichen Deputation, die hannover'sche Verfassungsfrage betreffend, zur Berathung und Beschlußfassung gelangt ist. An der allgemeinen Debatte nahmen, außer dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Finanzminister v. Zeschau, und dem Referenten (v. Watzdorf), überhaupt zwölf Redner Theil. Es waren nach der Reihe ihres Auftretens die Abgeordneten Eisenstuck, Braun, Secretär Hensel, Todt, Clauß, Secretär Dr. Schröder, Rahlenbeck, v. Mayer, Schäffer, Sachße, Dr. Platzmann und Klinger. Gegner des Deputationsgutachtens gab es gar nicht. Nur Secretär Hensel und Schäffer machten insofern einige kleine Ausstellungen, als der erstere nicht damit zufrieden war, daß im Berichte nur des Beispiels der sieben Göttinger Professoren gedacht sey, da es doch auch noch viele andere muthige Vertheidiger des hannover'schen Staatsgrundgesetzes gegeben habe, der letztere aber durch eine Anfrage an den Referenten rügend bemerkte, daß die Deputation über die Mittheilung der Regierung bezüglich des eigentlichen Verlangens des Abgeordneten Eisenstuck nach Aufklärung wegen des frühern Sachverlaufs zu kurz hinweggegangen sey. Am auffallendsten trat die Rede des Abgeordneten Todt hervor, der im Feuereifer für die Interessen des hannover'schen Volks seine Gründe in etwas zu poetischer Färbung mittheilte, daher er auf den Antrag des Ministers vom Präsidenten dreimal unterbrochen und zu einer ruhigern Darstellung vermahnt wurde. Bei der letzten Unterbrechung, nachdem der Sprecher auf die möglichen Folgen der obschwebenden Wirren durch Anführung einer Stelle aus Schillers Tell (Stauffacher: Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr verfangen will, ist ihm das Schwert gegeben! ) aufmerksam gemacht hatte, erhoben sich sämmtliche anwesende Minister, und v. Zeschau (der schon bei dem Beginne der Verhandlung den Wunsch ausgesprochen hatte, die Kammer möge keine Veranlassung zu einer geheimen Sitzung geben) erklärte Todts Rede geradezu für revolutionär (wogegen aber Todt protestirte, da man ihn nicht habe ausreden lassen), und bemerkte, daß, wenn ähnliche Aeußerungen nicht unterblieben, nothwendig auf eine geheime Sitzung übergegangen werden müsse, worauf Todt seinen Vortrag schloß, und die Discussion in ruhigerm Gleise sich fortbewegte. Den Gegenstand ganz allgemein behandelten Eisenstuck, Hensel, Clauß, Dr. Schröder, Rahlenbeck, Schäffer, Sachße und Dr. Platzmann. v. Mayer schilderte den gesammten Rechtszustand von Hannover, was Todt im Grunde genommen auch nur gethan hatte, nur daß freilich die Farben des erstern, nachdem man diesen Redner gehört hatte, nicht mehr so grell hervortraten. Auch Sachße sprach in ähnlicher Weise, nur kürzer. Am ausführlichsten, im Sinne des gemäßigten Liberalismus, jedoch mit wissenschaftlicher Begründung seiner Sätze aus dem Staatsrechte, sprach Abgeordneter Braun. Klinger, der zuletzt an die Reihe kam, trug darauf an, daß die Kammer der Deputation ihren Dank votiren möge, was denn auch durch einhellige Acclamation geschah. Todt hatte unter Anderm bemerkt, daß, wenn nicht von Bundeswegen in dieser Angelegenheit eingeschritten werde, die Heiligkeit des Eids gefährdet sey, und das Vertrauen zum hohen Bunde selbst geschmälert werden könnte. Am Schlusse der allgemeinen Debatte kam die Todt'sche Rede abermals zur Sprache, und führte eine nochmalige Discussion herbei. Der Referent v. Watzdorf nämlich sprach in seinem kurzen Schlußworte seinen Dank aus, daß die Regierung die Oeffentlichkeit der Sitzung aufrecht erhalten habe, meinte jedoch, daß er in diesen Dank einen Tropfen Wermuth mischen müsse, da mit der Oeffentlichkeit nicht auch die Redefreiheit gestattet worden sey. Diese Aeußerung griff das Deputationsmitglied Reiche-Eisenstuck auf, weil es scheinen könne, als solle die Bemerkung des Referenten eine Erklärung der Deputation seyn, was er nicht zugeben könne, da auch er die Aeußerungen des unterbrochenen Sprechers (Namen wurden nun nicht mehr genannt) mißbilligen müsse. Ihm folgte das Deputationsmitglied v. Thielau, der noch weiter ging und den Antrag stellte, die Kammer möge durch Abstimmung erklären, daß sie in ihrer Majorität die geschehenen Aeußerungen mißbillige, worin ihm Meisel beitrat. Als hierüber schon abgestimmt werden sollte, erhob sich Eisenstuck, gegen den Thielau'schen Antrag auftretend, indem er sich dahin aussprach, daß, da die Kammer kein Censurcollegium sey, man die Sache auf sich beruhen lassen solle. Der eigentliche Censor der Kammer sey der Präsident, und da dieser den fraglichen Redner unterbrochen habe, so brauche die Kammer bloß zu erklären, daß sie das Verfahren des Präsidenten hierüber gutheiße, wobei man sich denn auch beruhigte, indem diese Genehmigung durch eine große Majorität ausgesprochen ward. 0471Der Referent v. Watzdorf wünschte zwar, daß man erst die Aeußerungen bezeichnen müsse, welche nicht gebilligt werden sollten, worauf man jedoch einzugehen bedenklich fand. Die Anträge der Deputation, vier an der Zahl (sie sind in der gestrigen Allg. Zeitung mitgetheilt), wurden sodann von der Kammer einstimmig genehmigt, so wie denn auch das Deputationsgutachten überhaupt bei der Abstimmung durch Namenaufruf einhellige Zustimmung fand. Erwähnt muß noch werden, daß die Wichtigkeit der Verhandlungen die Galerien mit Zuhörern gefüllt, worunter man auch besonders viele Wähler aus Leipzig bemerkte. (Leipz. Z.)

Die aus der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln unserm Stüve zugegangene Adresse ist bereits mitgetheilt worden. Hier seine Antwort. Sie ist charakteristisch, und gestattet einen tiefen Blick in sein Inneres. Wohlgeborne hochzuverehrende Herren! Mit großer Ueberraschung und Freude habe ich aus Freundeshand das prachtvolle Ehrengeschenk empfangen, das Sie im Namen vieler Gleichgesinnten in der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln mir übersendet, und es ist wohl die erste und erfreulichste Pflicht für mich, den wohlwollenden Gebern meinen innigsten Dank auszusprechen für eine Aeußerung der Theilnahme, die in jeder Beziehung erfreulich und an tiefer Bedeutung für mich so reich ist, daß ich kaum das Wenigste anzudeuten vermag. In schwerer Zeit, unter Vorbereitung auf Sorgen und Opfer, während die Gesinnungen und Wünsche mit jedem Tag schärfer hervortreten, kann diese Gabe nur zu tiefem Ernste stimmen. Dieselbe gilt dem Streben, nicht der Vollendung. Allein, wenn auch der Mensch seines Strebens und Willens Herr ist, oder doch seyn soll, und wenn wir den gewissen Glauben haben, daß das rechte Wollen stets zum Ziele führe: so ist doch der menschliche Wille so selten frei von Selbstsucht und anderer Schwäche, es ist so schwer, denselben stets und unter allen Umständen nur auf das Rechte gerichtet zu erhalten, daß bei dem, der es mit sich und der Sache redlich meint, jede Anerkennung des bloßen Willens zum lebhaften Gefühle der eigenen Schwäche führen muß. In diesem Gefühle hat es mich vor Allem gefreut und gehoben, in Ihrer freundlichen Zuschrift eben die Worte des alten vielgeprüften Sängers wieder zu finden, die mir selbst in den schwersten Tagen den Muth und das Vertrauen auf den Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode errettet, oft gestärkt haben. Leben und handeln wir Alle in dem Glauben, daß der Mensch nur Recht thun soll, und um die Folgen nicht sorgen, daß selbst unsere Fehler in der Hand Gottes zu mächtigen Mitteln werden, sein großes Werk zu fördern dann wird der Ausgang uns nicht niederschlagen, noch uns irre werden lassen an denen, deren Streben nicht den Erfolg hatte, den wir uns gedacht. Mir sind in meinem Leben selten wichtige Dinge so gelungen, wie ich es erwartete. Mehr als einmal sind meine Hoffnungen bitter getäuscht worden, aber noch ist mir nichts begegnet, wofür ich nicht hätte Gott danken müssen. Denn wenn seine Wege auch nicht die meinigen waren, so führten sie doch zum Ziele, das die meinigen verfehlt haben würden. Darum halte ich es für den größten Irrthum, wenn der Mensch statt das wahre Ziel des Guten und Rechten unerschütterlich festzuhalten, sich das Mittel zum Zwecke macht, nur auf seine Weise das Ziel erreichen will, und wenn dieses nicht gelingt, mißmuthig die Arme sinken läßt, oder in Leidenschaft nach Mitteln greift, die des wahren Zieles unwürdig sind, und dann die Früchte der eigenen Fehler dem zur Last legt, dessen Führung er verschmähte. Lassen Sie uns Alle dahin arbeiten, daß dieser Vorwurf unser Volk nicht treffe. Hier aber lassen Sie mich noch eines zweiten Punktes erwähnen, der mir beim Empfang Ihres schönen Geschenks besonders erfreulich gewesen ist. Man hat oft der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln nachgesagt, daß ihnen allein ihre Provinz am Herzen liege; man hat sie darum getadelt, hat auch wohl gesucht, sie durch diese Liebe zu ihrem besondern Vaterlande zu verlocken. Mich haben ähnliche Vorwürfe getroffen. Nach gewöhnlicher Rechnung sollten wir Widersacher seyn; statt dessen wird mir von dort solche Anerkennung. Woher kommt das? Das kommt daher, daß mir beide, Sie und ich, unser Vaterland lieben, und wissen, warum wir es lieben. Die Liebe will aber keine Luftgebilde, keinen Begriff, sondern einen Gegenstand. Und wie Sie mit Recht die mächtigen Ströme, die Meeresküsten, das Land, das von ihren Altvordern mit dem Schwerte gegen den Feind und mit dem Spaten gegen die wilden Fluthen vertheidigt worden, die reichen Ueberreste ursprünglich deutscher Art und Freiheit, über Alles lieben, so sind dem Osnabrücker seine Berge und Hügel, sein westphälisches Volk und dessen Sitte und Recht die Bedingung des Lebens. Weil wir aber beide den Boden lieben, auf dem wir stehen, so halten wir auch fest an dem Vaterlande, das uns diesen Boden schützt, an dem Königshause, unter dessen Fahnen auch wir für die Freiheit gefochten. Und weil wir in dieser Liebe unsere Stärke finden, so wünschen wir, daß ein jeder, so wie wir, sich seines Landes freue, und darauf stolz sey. Die Liebe vereinigt und macht stark; aber wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet, und widersetzt sich Allem, das gut ist. So lassen Sie uns fest an einander halten im Guten und Bösen, im Ganzen uns der eigenen Vorzüge freuend, vor Allem aber deutschen Sinn und deutsche Sitte bewahrend. Lassen Sie uns stets bedenken, daß der Werth der Freiheit nur an ihrer Begränzung erkannt werde, daß es nützlicher sey, die zum Guten wirkenden Kräfte durch Sammlung zu stärken, als solche durch Ungebundenheit der Zersplitterung preiszugeben; daß es wichtiger sey, die geistige Kraft zum Gebrauche der vorhandenen Mittel zu haben, als die Mittel selbst zu vermehren. Lassen Sie uns durch treue Erforschung des Gegebenen im Großen und Kleinen die Hülfs - und Heilmittel suchen, und bei allgemeinen Theorien jeder Art stets bedenken, daß alles menschliche Werk in äußerster Consequenz nur zum Irrthum führe. Wie es dem Deutschen geziemt, lassen Sie uns am Rechte halten, das seine Wurzel nicht im menschlichen Witze hat, sondern in göttlichen Geboten und altehrwürdiger Sitte. Lassen Sie uns jeder Entartung der Satzungen, die dasselbe von diesen Grundlagen losreißen möchte, entgegentreten, aber eben so sehr der Willkür, die, ohne Einsicht in den wahren Grund der Dinge und ohne andere Triebfedern als Selbstsucht und Leidenschaft, an dem einmal Begründeten, sey es zur linken oder zur rechten Seite, rüttelt, und also nichts schafft als öde Schutthaufen. Ist es ja doch nur der Geist der Liebe, der lebendig macht! So in gewissenhaftem Streben nach dem Wahren und Rechten, in einträchtiger Liebe des Vaterlandes, in demüthiger Erkenntniß der eigenen Schwäche, aber in desto festerem Vertrauen auf Gott, reiche ich Ihnen und so vielen deutschen Männern der Provinz Bremen und des Landes Hadeln, an deren Wohlwollen und Vertrauen ich mich oft erfreut habe, die Hand zum Danke und zum Bunde. Ist Gott für uns, wer will wider uns seyn? Osnabrück, 6 Febr. 1840. C. B. Stüve. (Westphäl. Merk. und bayerische Bl.)

Preußen.

Nicht uninteressant in Bezug auf die Fortschritte Rußlands in Asien ist der Umstand, daß der nordische Koloß jetzt deutsche Handwerker, namentlich Tuchmacher0472 und Gerber, zu gewinnen sucht, die sich an der Wolga und am Don in den Stanizen der Kosaken niederlassen und ihre Industrie dort verbreiten sollen, damit der dortige Ueberfluß an Wolle und Leder in verarbeitetem Zustande in die Centralländer Asiens eine Abzugsquelle sich eröffne. Die Macht des Gewerbfleißes, den Deutschlands Söhne dort hinüber tragen, richtet sich zunächst gegen Deutschland selbst, und jeder neue Schritt vorwärts, den Rußland in Asien macht, ist gleichsam als ein Rückschritt für unsere Industrie zu betrachten (?), da jede neue asiatische Provinz, die es gewinnt, dem Gewerbfleiße des übrigen Europa's für immer sich verschließt. Wir werden hier nächstens auf der königlichen Bühne eine Reihenfolge von Trauerspielen aus der russischen Geschichte sehen, die Hr. Raupach unter dem Titel das Zwischenreich bearbeitet hat. Das erste der vier Dramen dieses Cyklus heißt Boris Godunoff, soll jedoch mit dem gleichnamigen Trauerspiele von Puschkin nichts gemein haben. Auch die Geschichte des falschen Demetrius soll Hr. Raupach in dieser Tetralogie anders aufgefaßt haben, als es Schiller in seinem bekannten Fragmente gethan.

Griechenland.

Unmittelbar vor dem Postabschlusse läuft das Dampfboot Baron Eichhof, von Syra kommend, in unserem Hafen ein. Es bringt keine politischen Nachrichten von Interesse. In Griechenland erfreut man sich ununterbrochen der vollkommensten Ruhe.

Oesterreich.

Es hatte sich das Gerücht von Erkrankung Ihrer Maj. der Königin von Sachsen verbreitet. Das Wahre daran ist, daß die hohe Frau dieser Tage von einem Katarrh befallen wurde, der bald vorüberging. Der Tag der Ankunft des Königs, ihres Gemahls, ist noch ungewiß. Da verlautet, daß der Großfürst Thronfolger von Rußland von Petersburg nach Darmstadt reist, und der 3 März als der Termin seines Eintreffens in Dresden bezeichnet wird, so vermuthet man, der König werde erst den Cesarewitsch bei sich willkommen heißen, bevor er die Reise nach Wien antritt. Aus Venedig wird geschrieben, daß Se. Maj. der Kaiser auf Veranlassung des Erzherzogs Vicekönigs von Italien, welcher bereits wieder in Mailand eingetroffen ist, den Pachtbaucontract des großen Marmordammes im Norden des Hafens von Malamocco genehmigt hat, und daß die Pächter beauftragt sind, sowohl der geeignetsten Marmorbrüche sich zu versichern, als die Beischaffung aller materiellen Mittel zu besorgen, welche zur ungesäumten Vornahme dieses großartigsten Baues erforderlich sind. Den Posten des Militär - und Civilgouverneurs von Dalmatien spricht das Gerücht dem Commandirenden von Brünn, Feldmarschalllieutenant Grafen Nugent zu, und nennt für die erledigte Vicepräsidentenstelle im Hofkriegsrathe verschiedene durch ihren Dienstrang diesem Posten sich annähernde höhere Militärs. Morgen feiert der schwedische Gesandte Graf Löwenhjelm seine Vermählung mit der Gräfin Natalie Burhöwden, Hoffräulein der Kaiserin von Rußland. In der türkisch-ägyptischen Frage ist es ganz stille geworden. Man vermuthet, daß die Mächte über den zur Pacification des türkischen Reiches einzuschlagenden Operationsplan verhandeln, und versieht sich deßhalb eines verläßlichen Uebereinkommens, so divergirend auch die Ansichten zu Anfang sich gezeigt haben mögen. Von dem Vorgefühl eines herannahenden Frühlings, den die andauernde milde Witterung von 12° Wärme anzudeuten schien, sind wir durch einen Temperaturwechsel bis zu Kälte ganz wieder in den Winter zurückgeworfen, und schreiben diesem Wechsel es zu, daß der Krankenstand nicht bloß fortdauernd auf gleicher Höhe sich erhält, sondern im allgemeinen Krankenhause sich sogar vergrößert hat. Er betrug den 13 2645; den 14 2682; 15 2655; 16 2678; 17 2657; 18 2666; 19 2693; 20 2716. Die Mortalitätsverhältnisse zu diesen Zahlen haben sich jedoch nicht geändert; sie variiren wie früher, von 6 zu 11 Sterbefällen. Das Journal des Débats läßt den Grafen Stanislaus Skarbek in Lemberg, dessen großartiger Stiftung wir in Nr. 17 dieser Blätter gedachten, schon im Monat December v. J. mit Tod abgehen und sein Testament vom Kaiser sanctioniren. Wahrscheinlich haben die Débats den erwähnten Artikel aus der Allg. Zeitung übersetzt, und dabei nicht gut deutsch verstanden. Wir glauben, daß Graf Skarbek eben bemüht ist, im Vereine mit dem gallizischen Gubernium, an Herstellung der verschiedenen Wohlthätigkeitsanstalten zu arbeiten, für welche er sein ganzes Vermögen bestimmt hat. Der in fremden Blättern und auch in Ihren Personalnachrichten als verstorben bezeichnete treffliche österreichische Dichter, Johann Gabriel Seidl, Professor in Cilli, lebt, und ist eben im Begriff, eine neue Sammlung von lyrisch-epischen Gedichten herauszugeben.

0465

Geologische Briefe.

II. Historische Orientirung.

(Fortsetzung.)

Schon bei den Alten finden wir manche Ansichten von der Erdbildung, in welchen vorurtheilsfreie Naturanschauung nach dem rein sinnlichen Eindruck große Naturwahrheiten mit einer Sicherheit ausspricht, welche so manchen, von Scrupeln aller Art geplagten christlichen Philosophen tief beschämt. So sprachen seit Herodot viele Griechen nach dem Anblick der Seemuscheln, welche in vielen Strichen weit im Land und hoch am Gebirg hinauf fest eingewachsen gefunden werden, die Ansicht aus, über die noch Voltaire spotten konnte, daß nämlich an zahlreichen Punkten das, was jetzt Festland ist, einst Meeresboden gewesen. Wir führen nur die Worte an, welche Ovid dem Pythagoras in den Mund legt:

Vidi ego quod fuerat quondam solidissima tellus,
Esse fretum, vidi tactas ex œquore terras,
Et procul a pelago conchœ jacuere marinœ.

Bei dem Hang der Alten zur Speculation und Generalisirung konnte es nicht fehlen, daß dieses große Factum von ihnen als Kern zu umfassenden Ansichten über die Erdbildung benützt wurde, und so finden wir schon bei ihnen den Begriff, der in neuerer Zeit durch Werner eine umfassende, wissenschaftliche Begründung gefunden hat, den Begriff von einem wiederholten Steigen des Meeres, wodurch die Erdoberfläche umgewälzt und endlich in ihren jetzigen Zustand versetzt worden. Ja, sie wollten sogar wissen, wie oft sich das große Phänomen einer allgemeinen Fluth wiederholt, und Manche halten an der Zahl drei fest, auf die auch Werner wiedergekommen. Der Boden, auf dem sich im östlichen Theile des Mittelmeers die ägyptische und aus ihr die hellenische Cultur entwickelten, brachte es übrigens mit sich, daß sich neptunistische und vulcanistische Ansichten im Alterthum schroff einander entgegensetzten. Der Nil hatte augenfällig zum größten Theil den Boden gebildet, auf dem jenes sinnreiche Volk mit so tiefer und seltsamer Naturanschauung lebte; der wunderbare Fluß veränderte alljährlich durch Losreißen und Anschwemmen den Anblick des Landes, und das Meer verschlang wieder vielfältig die Schöpfungen des Flusses. So waren alle von Aegypten ausgehenden geologischen Theorien vorzugsweise auf die Wirkungen des Wassers gegründet. Moses, der Zögling der ägyptischen Priester, wurde im Wesentlichen ein Neptunist, und dieselben Ideen flossen auch in die älteste hellenische Weisheit über, als deren Repräsentant Thales erscheint, nach welchem Alles ursprünglich aus Wasser entstanden ist. Als aber die Griechen auf ihrem eigenen Gebiete selbstständig zu beobachten anfingen, mußten sich ihre Ansichten wesentlich anders gestalten. In Syrien, Kleinasien, im Archipelagus, in Großgriechenland und Sicilien, sind die Veränderungen der Erdoberfläche durch Erdbeben und vulcanische Katastrophen weit auffallender, als die Wirkungen der Gewässer. Schon die Mythen vom Hephästos und dem Wechsel seines Aufenthalts, von den Titanen und Giganten, die unter den auf sie gewälzten Gebirgsmassen sich noch immer regen, deuten auf ein tiefes Volksbewußtseyn von vulcanischen Erschütterungen. Sie hatten aber auch noch thätige Vulcane vor Augen: sie hatten bei Erdbeben neue Berge auf dem festen Lande entstehen, sie hatten Inseln unter furchtbaren Zuckungen der Natur aus dem Schooße des Meeres aufsteigen sehen, und so mußten wohl ihre allgemeinen Vorstellungen von der Erdbildung einen vulcanistischen Anstrich annehmen. So wurde bei Zeno, Heraklitus, Anaxagoras und Andern, im Widerspruch mit Thales, das Feuer der Grundstoff, aus dem Alles auf Erden entstanden, und es bildeten sich die Ideen von der Bildung und Zerstörung der Länder durch unterirdische Eruptionen, besonders aber die, allerdings auf Naturanschauung gegründete Ansicht von der Hebung der Gebirge durch Gewalt von unten. Besonders aber ist es der griechische Geograph Strabo, der bereits die jetzige Theorie von der Bildung der Gebirge in ihren Hauptzügen vollkommen ausspricht. Nach ihm waren die Wirkungen der Feuer der Tiefe keineswegs so local und im Verhältniß zum Ganzen unbedeutend, als die neptunistische Vorstellung voraussetzt; sondern ganze Continente konnten einst, so gut wie jetzt Inseln, aus dem Meer emporgehoben worden seyn. Nach ihm ist dasselbe Land zu wiederholtenmalen über den Spiegel des Meeres gestiegen und wieder versenkt worden, ganz wie die jetzige Theorie annimmt, statt daß der Neptunismus das Meer steigen und fallen läßt. Besonders aber erklärt Strabo, gerade wie in der neuesten Zeit Leopold v. Buch, alle Inseln auf hoher See für Bildungen der unterirdisch emporhebenden Gewalten.

Dieses antike Schisma zwischen Neptunismus und Vulcanismus hebt Goethe im zweiten Theil des Faust in der Controverse zwischen Thales und Anaxagoras hervor; er symbolisirt damit die wissenschaftlichen Bewegungen seiner eigenen Zeit, in der jener alte Streit mit größter Lebhaftigkeit wieder erwachte, und gibt dabei, und vollends im Gespräch zwischen Faust und Mephistopheles zu Anfang des vierten Acts, genugsam zu erkennen, welche der beiden Naturansichten seinem eigenen Geist am besten zusagte, und zwar darum, weil sein innerstes Wesen der einen der ebenbürtigen Naturkräfte verwandter war als der andern. Wie zur Bildung der Erdrinde im Großen in ungefähr gleichem Maaße Wasser und Feuer zusammen und in einander gewirkt, so sind auch im Menschengeist zwei Potenzen thätig, die jenen zu vergleichen sind. Wie aber im Einzelnen das eine Erdgebilde mehr ein Geschöpf des ruhig und sicher bildenden Wassers, das andere mehr ein Product des ungestümen Feuers ist, so unterscheiden sich auch die geistigen Persönlichkeiten, je nachdem in ihnen das eine oder das andere Element vorherrscht. Goethe's ganze Natur war so organisirt, daß er im wissenschaftlichen Streit an Werners Ansicht festhalten mußte, am Begriff, nach dem in den langen Intervallen majestätischer Katastrophen sich Alles so großartig, aber ruhig aus dem allgemeinen Gewässer, aus der Lebensfeuchte gebildet und umgebildet. Sehr schön spricht sich die neptunistische Anschauung in folgenden Versen aus:

Als die Natur sich in sich selbst gegründet,
Da hat sie rein den Erdball abgeründet,
Der Gipfel sich, der Schluchten sich erfreut,
Und Fels an Fels und Berg an Berg gereiht;
Die Hügel dann bequem hinabgebildet,
Mit sanftem Zug sie in das Thal gemildet.
Da grünt's und wächst's, und um sich zu erfreuen,
Bedarf sie nicht der tollen Strudeleien.

Goethe haßte in der Wissenschaft wie in der Kunst die modernen plutonischen Strudeleien , wie er von seinem eigenen Lebenskreise Alles fern hielt, was ihn aus seinem ruhigen Gleichgewicht bringen konnte; und der Gedanke an ein rasch emporgestiegenes Gebirge war ihm so widerwärtig, als der Anblick einer Genialität, die auf einmal etwas seyn wollte.

Dergleichen Mährchen seh 'ich oft entstehn
Und plötzlich wieder untergehn.
0466

Aber auch in der Geschichte der Menschheit walten mit ewig gestörtem und so ewig erhaltenem Gleichgewicht zwei Kräfte, die dem Neptunismus und Vulcanismus in der Erdbildung analog sind, und die Menschen theilten sich in Beziehung auf ihre Ansichten von der Entwicklung ihrer Zeit und ihr Eingreifen in dieselbe von jeher in Neptunisten und in Vulcanisten, in zwei Gruppen, deren jede nur die eine Kraft als Hauptpotenz gelten läßt, und die gleiche Berechtigung der andern läugnet und sich ihr entgegenstemmt; wobei denn eben die Formation der Geschichte mit ihren hier wagerechten, dort vielfach aufgerichteten Schichten, mit ihren verworfenen Gängen und Erzadern und plutonischen Ergüssen sich wunderbar ausbaut. Es liegt in der Ordnung der Dinge, daß im gewöhnlichen Lebenslauf der Völker das Alte langsam abwittere und sich mit Schutthalden umgebe, daß das spülende Gewässer von Lebensformen, Satzungen und Lehren ein Element ums andere entführe und sie weiterhin zu neuen Bildungen zusammentrage; daß die Flüsse ihre Deltas sanft hinausschieben und Alles den Anschein habe, als ob nichts geschehe, während die Bewegung und Umwandlung nie stille steht. Aber in der Geschichte wie in der Erdbildung ist einmal rasche Störung des Gleichgewichts ein zweites, gleich nothwendiges Moment. Ein lebendiges Profil statt des öden Niveau erhält die Menschheit, wie ihr Wohnplatz, nur durch Hebung und Senkung, und der Meeresboden mit dem Muschelthier muß an Luft und Licht emporsteigen, damit er der Fruchtboden für höhere Organismen werde.

Eine solche vulcanische Zeit in der Geschichte der neuern Menschheit war das merkwürdige Jahrhundert von der Mitte des fünfzehnten bis zu der des sechzehnten. Wie viele feurige Schöpfungen des Geistes, wie viele Entblößungen vom Gewässer der Gewohnheit drängen sich in diese Periode zusammen! Während damals dem Europäer auf einmal die Anschauung der zweiten Hälfte der Erdkugel und eines neuen Continents wurde, stieg auch im Geiste ungeahnt gleichsam ein mächtiges Gebirge mit weithin herrschenden Gipfeln und einem Gewimmel von Vorbergen aus den Wogen der Zeit, die Schichten der Begriffe und Meinungen zerreißend und überstürzend, und die Gewässer in andere Canäle werfend. Damals raffte sich auch der Geist der Wissenschaft schnell aus dem tausendjährigen Schlummer auf, in dem er träumend mit der Weisheit des Alterthums gespielt, und wandte sich selbstständig der Naturbetrachtung zu. Auch das alte Räthsel, wie im Ablauf der Zeit auf dem Antlitz der Erde Alles so geworden, wie es vor Augen liegt, wurde bald Gegenstand der Forschung und der Speculation. Aber der Geist stieß hiebei sogleich auf die Schranke, die ihn auch in andern Richtungen gedämmt und zu ruhigerem Gange gezwungen hat: in den heiligen Büchern der Juden war der Hergang der Schöpfung geoffenbart, und alle möglichen Erklärungen schienen die einfach großartige Erzählung des Moses zur Grundlage nehmen zu müssen. Man könnte sagen, nach jener raschen vulcanischen Erhebung der Ideen begann sogleich wieder, wie auch in der Natur, der sachte neptunische Entwicklungsgang, die langsam nagende und umbildende Wirkung der Gewässer. Der uralte Fels des mosaischen Begriffs sollte nicht titanisch zertrümmert, sondern allgemach aufgelöst und aus seinen Elementen ein neues Gebilde zusammengekittet werden.

Es ist aber merkwürdig, daß der geisteskräftige Charakter des feurigen sechzehnten Jahrhunderts auch in der geologischen Forschung wenigstens angedeutet ist. Man hatte hie und da bald den ächten Weg der unmittelbaren sinnlichen Beobachtung betreten, allerdings oft ohne noch zu ahnen, daß man beim Fortgang mit den biblischen Traditionen in Conflict gerathen könnte. Indessen wurden auch schon Ideen geäußert, welche sich noch drei Jahrhunderte lang keineswegs allgemeine Geltung verschaffen konnten. So bewies der Italiener Fracostoro gleich zu Anfang des 16ten Jahrhunderts, daß die in den Gebirgsschichten begrabenen fossilen Muscheln einst da, wo sie jetzt liegen, wirklich gelebt haben müssen. Die Sündfluth könne ihre Existenz nimmermehr erklären; diese sey ja vorübergehend gewesen und habe aus süßem Wasser bestanden; nun seyen aber jene Schalthiere offenbar Meeresbewohner gewesen, und eine schnell wieder ablaufende Fluth würde ihre Reste über die Oberfläche zerstreut, und sie nicht tief in die Erde begraben haben. Solche Ansichten sind überraschend, wenn man bedenkt, wie lange noch die bedeutendsten, geistreichsten Forscher sich vergeblich anstrengten, das mühsam Erhobene mit der Sündfluth in Einklang zu bringen. Als eine große Erscheinung steht in diesem Jahrhundert der deutsche Gebirgsforscher Agricola da (geb. 1494). Er benützte frei die Kenntnisse der Alten und betrachtete die Natur mit ihrem Geiste, und seine Schriften sind ein reicher Schatz von geognostischen und physikalischen Kenntnissen. Die allgemeinen Vorstellungen des Zeitalters von der Constitution der Erdrinde waren übrigens noch sehr schwach und beschränkt; sehr langsam faßte man die Phänomene in ihrem sinnlichen Aspect, in ihrer Aufeinanderfolge und Verbreitung auf, und rückte den Punkten zu, wo ein ursachlicher Zusammenhang zwischen verwandten Erscheinungen und am Ende allgemeine Gesetzlichkeit zu erkennen war. Die entscheidendsten Ansichten und Entdeckungen rühren aber von einem einzigen Manne her, der im siebzehnten Jahrhundert noch größer und isolirter dasteht, als Agricola im vorigen, und seinem Zeitalter weit vorausgeeilt ist, vom Dänen Stenon (geb. 1638). Dieser Mann sprach es zuerst bestimmt aus, daß die Erdrinde größtentheils aus parallel über einander aufgebauten Schichten besteht. Er begriff zuerst richtig, daß dergleichen Schichten, vollends wenn sie Fossilien enthalten, nicht anders entstanden seyn können, als so, wie wir noch jetzt die im Wasser suspendirten erdichten Materien sich niederschlagen sehen; und auf diese Weise dachte er sich nun, ganz nach den jetzigen Begriffen, die Hauptmasse der Erdrinde gebildet. Stenon schloß ferner aus der Verbreitung gewisser Substanzen, welche gewisse Schichten bilden, auf die einstige Verbreitung der Flüssigkeit, aus der sie sich niedergeschlagen, und kam so zu der Vorstellung, einerseits von allgemein verbreiteten Meeresbildungen, andrerseits von mehr nur localen Gebilden in Folge vom Austreten der Flüsse, vom Durchbruch aufgestauter Seen, von vulcanischen Eruptionen u. s. w. lauter Ideen, welche erst ein ganzes Säculum später wieder aufgenommen wurden. Wenn so Stenon die neptunistische Seite der Erdbildung scharf und im Allgemeinen ganz richtig auffaßte, und in dieser Beziehung manche Seite der Werner'schen Theorie divinirte, so übersah er auch klar den vulcanistischen Antheil und wurde der frühe, bedeutendste Vorläufer Leopold v. Buchs und Elie v. Beaumonts. Er bemerkte, daß die Schichten der Erdrinde keineswegs immer, ja in manchen Strichen sogar selten horizontal liegen; daß sie vielmehr sehr oft in allen Winkeln bis zum rechten aufgehoben, zerbrochen, gekrümmt, aufs vielfachste durch einander geworfen sind. Er sah richtig, daß dieses Moment mit den Bergen und Thälern in unmittelbarem ursachlichem Zusammenhang steht, daß die Schichten ursprünglich alle nahezu horizontal gelegen haben müssen: die fruchtbarste Wahrheit, welche noch so lange nachher verkannt worden ist. Da sich nun die Erdschichten so oft in Lagen zeigen, in denen sie ursprünglich nicht gebildet seyn können, so mußte er sich0467 nach Ursachen umsehen, welche die Störung bewirkt haben konnten, und er fand sie in Italien, seinem zweiten Vaterlande, leicht in den bekannten Wirkungen der Erdbeben und vulcanischen Eruptionen. Eine senkrecht aufwärts wirkende Kraft, so schloß er, hat die Schichten zerbrochen, die festen Massen in Blöcke zersprengt, die erdichten zerrieben; durch die aus dem Innern in Dampfform ausgetriebenen Gewässer waren manche Theile der Erdrinde aufgelöst oder verschoben worden; dadurch waren in der Tiefe große Höhlungen entstanden, und vom endlichen Einsturz der Decke derselben leitete er vorzüglich die Unebenheiten des Bodens und die Verstürzungen der Schichten her. Stenon versichert zwar, seine Ansichten stehen mit der Bibel keineswegs im Widerspruch; aber die Nothwendigkeit, mit der Offenbarung nicht in Conflict zu gerathen, hinderte ihn doch, sich auf einen ganz freien Standpunkt zu stellen und in manchen Punkten sein letztes Wort auszusprechen.

(Beschluß folgt.)

Meteorologische Uebersicht des Jahres 1839.

Es dürfte wahrscheinlich den Freunden der Meteorologie, und namentlich den Besitzern von Dr. Fürnrohrs naturhistorischer Topographie von Regensburg und dessen Umgegend nicht unangenehm seyn, eine meteorologische Uebersicht des vergangenen Jahres zu finden, die sich an den klimatologischen Theil jenes Werkes anschließt. Sie ist in der nachfolgenden Tabelle enthalten. Die mit A, B und C bezeichneten Spalten umfassen diejenigen Größen, welche zu den aus 65 Jahrgängen berechneten, also gleichsam normalen, mittlern Ständen hinzugethan (+) oder davon weggenommen (-) werden müssen, damit die daneben stehenden Media des vorigen Jahres entstehen. Zu dem Winter ist der December 1838, Januar und Februar 1839 gerechnet, und so weiter die Theilung des Jahres fortgesetzt.

〈…〉〈…〉

Die mittlern Barometerstände der einzelnen Jahreszeiten 1839 blieben nicht ganz dem regelmäßigen Typus getreu; sie sanken zwar im Frühling unter das Medium des Winters und stiegen im Sommer über dasselbe, erreichten es aber im Herbst, gegen die Regel, nicht mehr, obgleich sie insgesammt über den normalen Größen waren. Hiemit stimmt überein, daß im Herbst die südlichen, im Jahr überhaupt die östlichen Windrichtungen vorherrschten, mithin das Jahr 1839 zu den seltenen gehört, in welchen dahier die westlichen Winde nicht das Uebergewicht über die östlichen haben. Die mittlern Barometerstände der einzelnen Monate bilden dahier in der Regel ein Curve von doppelter Krümmung, deren höchste Punkte in den Januar und September, deren niedrigste Scheitel in April und December fallen. Dagegen zeigt die vierte Spalte der vorstehenden Tabelle drei convexe Scheitel der Curve, nämlich im Februar, Julius und October, und eben so viele besonders niedrige concave im Januar, Mai und November. Auch mit diesen Anomalien sind die Winde, wie sie gleichzeitig vorherrschten, übereinstimmend. Die Schwankungen des Luftdrucks waren in allen Monaten regelmäßig, den October und November ausgenommen, in welchen sie weit unter ihrem gewöhnlichen Betrage blieben. Die Extreme des ganzen Jahres fielen, wie gewöhnlich, in den Januar und Februar, waren beträchtlich, erreichten aber nicht die in den Jahren 1811 und 1830 vorgekommene Schwankung.

Eben so wenig haben die Oscillationen der Luftwärme während des Jahres 1839 ihren größten, früher dahier vorgekommenen Werth von 54° erreicht, sondern sich auf 43°,5 beschränkt, mit größerer Hinneigung zu den höhern als zu den tiefern Graden der Temperatur. Die mittlere Wärme der ersten acht Monate, den Januar und Junius ausgenommen, blieb unter ihrem regelmäßigen Betrage, welchen dagegen die übrigen überschritten. Insbesondere ist vom April zu erwähnen, daß seit 65 Jahren nur zweimal, nämlich im Jahr 1785 und 1817, kältere Monate dieses Namens, als im Jahr 1839 vorgekommen sind. Dagegen stehen in derselben Periode nur zehn September -, fünf October -, zwei November - und acht December-Monate, die wärmer als die vorjährigen gewesen sind. Auf solche Weise entstand ein auffallender Gang der mittlern Luftwärme in den einzelnen Jahreszeiten: ein Winter, der achtzehnmal, ein Frühling der nur zweimal von kalter in der obigen Periode übertroffen wurde, ein durch das Uebergewicht des ersten Monats über die beiden andern Monate beinahe normaler Sommer, und ein Herbst, dem nur zwei wärmere (1779, 1784) und drei beinahe eben so warme (1801, 1811, 1825) an die Seite gestellt werden können. Auch hiermit stimmen die respect. Windrichtungen überein.

Die Regenhöhe war im Jahr 1839 ungewöhnlich gering; Gewitter hatten wir in demselben 29, die meisten im Mai und Junius, hagelartige Niederschläge zwei. Das Thermometer sank im Frühling zuletzt am 26 April, im Herbst zuerst am 29 October unter den Nullpunkt; der letzte Schnee des Frühjahres0468 fiel am 21 April, der erste des Herbstes am 29 October. Der Eisstoß auf der Donau bildete sich am 5 Februar und löste sich bereits nach vier Tagen wieder ab.

S.

Ueber die militärische Stellung der Vereinigten Staaten.

Ich versprach Ihnen in meinem Letzten einige nähere Details in Bezug auf das von Hrn. Poinsett, dem jetzigen Kriegsminister, vorgeschlagene Conscriptionssystem. Wenn ich diesen Ausdruck wähle, so geschieht dieß gewiß nicht, um der Sache eine andere Deutung zu geben, sondern einzig und allein in der Absicht, Ihren Lesern sogleich mit Einem Worte anschaulich zu machen, worauf eigentlich der ganze Plan unserer demokratischen Volksregierung hinausläuft. Unsere nun seit zwei Jahren bestehenden thätlichen Streitigkeiten an der canadischen Gränze, der lange, beinahe unaufhörliche Indianerkrieg in Florida, die beständigen Reibungen mit den durch Verträge nach Westen gesandten Stämmen, mehr als Alles aber unsere Stellung zu den Weltmächten und das sich immer mehr und mehr fühlbar machende Bedürfniß einer kräftigen Centralregierung haben längst unter dem vernünftigeren Theil der Nation den Wunsch erzeugt, unser schwerfälliges, kostspieliges und doch, wie uns der letzte Krieg bewies, in der Anwendung beinahe nutzloses Milizsystem nach bestimmten Principien geordnet und einem allgemeinen zur Landesvertheidigung unumgänglich nöthigen militärischen Plan untergeordnet zu sehen. Dieser Plan sollte, wie bereits angedeutet, von der Centralregierung ausgehen, und dadurch dem Unwesen der sechsundzwanzig verschiedenen Militärcommandos steuern, die, von den Gouverneurs der einzelnen Staaten ausgehend, jede Vereinigung unserer Miliz zu Einem bestimmten Zweck unmöglich machten. Jetzt ist vorgeschlagen, die ganze Union in acht Militärdistricte einzutheilen, und die Miliz eines jeden Districts so zu organisiren, daß eine Armee von 12,500 Mann im activen Dienst und eine andere, ebenfalls 12,500 Mann stark, als Reserve in demselben fortgehend unterhalten sey. Dieß würde die bewaffnete, bewegliche Bürgermacht (denn der Bericht des Kriegsministers sagt ausdrücklich, daß sie dazu dienen soll, entweder den Feind zurückzuwerfen oder sich ihm entgegenzustellen to oppose or to repel an invader) auf 200,000 Mann bringen, statt daß jetzt eine Million 300,000 Milizen eingeschrieben sind, von welchen nicht mehr als der zehnte Theil alljährlich einmal zusammenkommt, um sich zu betrinken und dem aristokratischeren Theil des Publicums Stoff zu satyrischen Bemerkungen zu geben. Das Alter der Recruten the age of the recruit soll von 20 bis 37 Jahren seyn, und die Dienstzeit sich auf acht Jahre erstrecken, vier Jahre in der ersten Classe und vier Jahre in der Reserve. Der vierte Theil (25,000 Mann) soll jährlich vom activen Dienst in die Reserve übertreten und am Ende des zweiten Jahres von allen gewöhnlichen Milizdiensten befreit seyn. Auf diese Weise würden jährlich 25,000 Milizen von Militärdiensten befreit, an deren Stelle aber 25,000 neue angeworben u. s. w. Die übrigen Milizen brauchten nur eingeschrieben und höchstens einmal des Jahres inspicirt zu werden, denn in wenig Jahren würde das ganze Bürgermilitär entweder zur ersten oder zur zweiten Classe, oder unter diejenigen Befreiten gehören, welche nur in höchster Noth zur Landesvertheidigung einberufen werden dürfen. Die Art der Anwerbung, die Anzahl der Dienstjahre und die Bestimmung des Soldes (the rate of compensation) überläßt der Kriegsminister, wie billig, dem Congreß.

Dieß, wie Sie leicht einsehen werden, ist ein der k. preußischen Militärorganisation sehr verwandter Plan, der wenigstens beweist, daß uns europäische Zustände nicht fremd bleiben, und daß wir trotz unserer graß demokratischen Verfassung das Vortreffliche überall zu finden und glücklich nachzuahmen wissen. Schon vor mehreren Jahren schrieb ich Ihnen, daß die Legislatur des Staates New-York auf dem Punkte stehe, das preußische Schulsystem auch in Amerika einzuführen, und wirklich hat seit dieser Zeit Hr. Bache, der Präsident des neuerrichteten Girard-Collegiums, zu diesem Zweck Berlin und die preußischen Staaten besucht; jetzt kommt die Reihe auch an das von allen civilisirten Völkern zur Nationalvertheidigung als unumgänglich nöthig anerkannte Conscriptionssystem *)*)Hr. Mac-Culloch erklärt ein stehendes Heer auch in England als das beste Mittel der Nationalvertheidigung., das sich uns desto mehr als ein von dem Fortbestand der Union unzertrennliches Auskunftsmittel darstellt, als die innern Verhältnisse und die vielfachen halb verworrenen, halb feindlichen Beziehungen der einzelnen Staaten zu einander die Nothwendigkeit einer vom Congreß und dem Präsidenten der Republik ausgehenden Centralgewalt einsehen lassen, auch wenn die im Norden beständig angeregte Sklaven-Emancipationsfrage und der sich ihr entgegenstellende Süden sobald keinen Bürgerkrieg befürchten ließen. Bei der stets wachsenden Bevölkerung und der zunehmenden Ausdehnung der Union, die jetzt von dreizehn Staaten bereits auf 26 herangestiegen, muß die Macht des Präsidenten und des Senats der beiden vollziehenden Staatsgewalten zum bloßen Schatten herabsinken oder doch gänzlich nutzlos bleiben, wenn die ihnen durch die Verfassung zuerkannten Rechte nicht auch mit den Waffen in der Hand geltend gemacht werden können. Die Einfälle der amerikanischen Sympathizers in das canadische Gebiet, der beständig sich wiederholende Unfug der Lynch-Gesetze, die jetzige feindliche Stellung der zwei Staaten Maine und Georgia, die skandalos obscönen Ausbrüche des Pöbels in New-York **)**)Diese bestanden nämlich darin, daß ein Haufe von Unruhestiftern zuerst in ein Haus brach, wo eine Anzahl Deutscher und Deutschinnen den Ausgang des alten und den Eintritt des neuen Jahres nach hergebrachter Väterweise mit Tanz und Spiel feierte, und zwar, wie nachher klar wurde, in keiner andern Absicht, als um die classische Scene des Raubes der Sabinerinnen zu wiederholen. Sey es nun, daß die Deutschen keine Sabiner oder die Amerikaner keine Römer waren, genug, die Stürmenden wurden von handfesten, den lieben Augustin singenden Burschen brav zurückgeworfen, ihr Anführer durch die Brust geschossen, fünf oder sechsen aber der Rücken mit großen Hirschschroten angefüllt. Gleichzeitig durchzogen mehrere Banden die Straßen, wo sie Mädchen und Weiber auf die unverschämteste Art verunglimpften. Eine hochschwangere Frau wurde von ihrem Manne gerissen und auf die schnödeste Art mißhandelt; die Krone des Ganzen aber war ein Mädchen, das man im Angesicht der Wache, die hierüber nicht im mindesten in Eifer kam, in ein Wirthshaus schleppte, wo man sie nicht eher gehen ließ, bis sie den unanständigsten Forderungen der Besoffenen Genüge geleistet ein Beweis, wie wenig der hier täglich überhand nehmende Sectengeist und die grobsinnliche Gottesverehrung unserer Methodisten, Zitterer, Wiedertäufer u. dgl., die das Christenthum in den elendesten Aeußerlichkeiten und die Moral in kirchengängerischer Scheinheiligkeit sucht, im Stande sind, die groben Leidenschaften des Volks im Zaume zu halten. In keinem Lande der Welt findet man so viele äußerliche Scheu vor der Religion und so wenig innerliche Humanität, als gerade hier, wo für die erstere durch den Staat gar nichts gethan wird, die letztere aber ausdrücklich in dem Buchstaben des Gesetzes enthalten ist. Welche grasse Ironie der Menschheit! Und wohin wird uns alles dieses noch führen, wenn uns nicht der starke Arm eines Cäsars vor moralischer und politischer Anarchie bewahrt? A. des Corresp. müssen endlich0469 auch den frömmsten Gläubigen an die freiwillige, republicanische Unterwerfung der Menschen unter das Gesetz zur Ueberzeugung führen, daß es sowohl in der bürgerlichen Gesellschaft als in der Menschheit überhaupt gewisse Kräfte gibt, welche nur durch Gewalt den höheren sittlichen Gesetzen unterworfen werden können, es sey nun die Regierungsform eine vom Volk selbst ausgegangene oder eine auf dasselbe bloß zurückwirkende. Es gibt aber auch noch eine andere Ansicht dieser Sache, und diese ist folgende: bei der stets wachsenden Erbitterung der beiden großen politischen Parteien, der aristokratischen und demokratischen der Whigs und Locofocos, wie man sie zuletzt getauft hat und der Unmöglichkeit, ihnen durch eine höhere, über beide gestellte Macht Ehrfurcht und Stillstand zu gebieten, ist es zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe, so wie zur Erhaltung des Ganzen unumgänglich nöthig, daß die Partei, die am Ruder steht, das heißt die, welche an den Stimmkästen den Sieg davon getragen hat, ihren Widersachern auch in denjenigen Staaten und Orten, wo sie absolut in der Minorität sich befindet, die Spitze bieten könne. Dieß ist aber rein unmöglich, so lange das stehende Heer (circa 12,000 Mann) klein und an den Gränzen der Union in elenden, unter sich nicht einmal zusammenhängenden Forts vertheilt, die Miliz aber von selbstgewählten Officieren und den Gouverneurs der respectiven Staaten befehligt ist. Es ist also klar, daß, um unangenehmen Auftritten oder gar einem Bürgerkrieg vorzubeugen, oder auch, um der obsiegenden Partei die Mittel ihres Fortbestandes zu verschaffen, die Organisation der absoluten Macht von oben, das heißt von der höchsten Centralgewalt ausgehen muß, und daß ohne diese wichtige Aenderung an ein Zusammenwirken aller Staatskräfte zu einem gemeinschaftlichen Zweck gar nicht zu denken ist. Nun ist es aber auch klar, daß nur, so lange die demokratische Partei am Ruder steht, eine freiwillige Uebergabe der den einzelnen Staaten zustehenden Privilegien an die Centralregierung denkbar ist, denn nur die demokratische Partei kann hoffen dadurch Vortheile zu erlangen, die ihr unter dem gegenwärtigen System der Nationalvertheidigung entgehen, oder hiedurch einen Einfluß auf die höheren Staatsangelegenheiten zu gewinnen, dessen sie sich jetzt, trotz ihrer Zahl, beraubt sieht. Hat nämlich jetzt schon die demokratische Partei den Vortheil der besseren Organisation und, ich möchte sagen, der Disciplin vor der aristokratischen hier voraus, so wird sie im Besitz der absoluten Macht, und an eine militärische Zucht gewöhnt, erst vollkommen unüberwindlich; denn es ist einmal eine ausgemachte Sache, daß sich die Geldaristokratie des 19ten Jahrhunderts von dem Ritterthum des Mittelalters hauptsächlich dadurch unterscheidet, daß sie zu den größten Staatszwecken höchstens nur die Mittel, keineswegs aber sich selbst hergibt; bei den Demokraten verhält sich dieses umgekehrt, und es ist daher nicht Anders zu erwarten, als daß die vorgeschlagene Nationalbewaffnung aus rein demokratischen Elementen bestehen, und auch so bleiben wird, bis sie sich im Laufe der Zeit und durch die Begebenheiten der fortlaufenden Geschichte zu einem mehr zusammengesetzten Wesen organisiren muß. Amerika ist einmal durch seine Entstehung auf die synthetische Methode angewiesen, während Frankreich, England u. dergl. das analytische Verfahren zu ergreifen gezwungen sind. Nun aber ist die reine Geldaristokratie hier wie anderwärts durchaus keiner Disciplin fähig: sie ist beständig, je nach ihren verschiedenen Interessen, unter sich getheilt, kann daher keinen großen Zweck verfolgen, sondern ist vielmehr selbst Zweck und letzte Aufgabe ihrer Bestrebungen. Sie taugt daher außer für sich selbst zu gar nichts Anderm, steht aus Mangel aller historischen Verknüpfungen mit der Vergangenheit von der übrigen Menschheit gänzlich isolirt da, und repräsentirt keine auch noch so unbedeutenden Interessen der letzteren, wodurch es ihr möglich wäre die Massen zu ihren Gunsten zu inspiriren. Ganz anders verhält es sich mit der Demokratie. Diese war leider von jeher nur das Mittel zum Zwecke Anderer, zu dem sie sich willig hingab im vollsten Vertrauen auf ihre Führer und mit kindlichem Glauben an die Menschheit. Es ist daher mit ihr auch mehr anzufangen, und darum haben sich auch von jeher alle guten Köpfe an sie angeschlossen, obgleich ihre Absicht dabei selten eine reine gewesen. Indessen liegt in unseren Institutionen und in dem Geist der Zeit eine in der Geschichte noch unbekannte Kraft, deren Entwicklung vielleicht alle Hindernisse besiegt, die sich ihr im Laufe der Begebenheiten immer wieder von neuem entgegen zu stellen scheinen.

(Beschluß folgt.)

Brasilien.

Der 2 Dec., des Kaisers Geburtstag, ist auch dieß Jahr mit den gewöhnlichen Festlichkeiten begangen worden. Die Regierung scheint dabei die ganz richtige Tendenz zu befolgen, indem sie diesen Tag mit immer größerem Glanze umgibt, die Nation wieder mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß sie einen Kaiser hat. Nach der Abdication Dom Pedro's hob der Republicanismus und Föderalismus überall sein Haupt empor; ob der schwächliche, fünfjährige Knabe, der einsam im Schlosse von S. Christoph erzogen wurde, jemals zum Manne heranwachsen würde, war durchaus zweifelhaft, und bei der damaligen Aufregung der Gemüther, bei dem Charakter südamerikanischer Republicaner, kann man vielleicht sagen, daß dieser Zweifel das Leben des jungen Kaisers gerettet hat. Jedenfalls hatte man so viel Zeit vor sich, daß es gerathener schien, diese zu nutzen und die Sorge, wie man etwanigen Ansprüchen des Kaisers zu begegnen habe, der Zukunft zu überlassen. Indessen hat das Land Gelegenheit genug gehabt, durch Schaden klug zu werden und einzusehen, wie heilsam es ist, in der Person des Monarchen den verderblichen Kämpfen individueller und provincieller Leidenschaften und Interessen ein Ziel zu setzen. Es ist gar nicht daran zu zweifeln, daß die Freude darüber, daß die vormundschaftliche Regierung zu Ende geht, ehrlich und aufrichtig gemeint ist. Dieses Jahr wurde die frohe Stimmung besonders durch die zwei Tage vorher eingetroffenen Nachrichten aus Sta. Katharina erhöht. Rio ist der Mittelpunkt des Handels dieser südlichen Provinzen; viele der reichsten hiesigen Kaufleute haben ihr Vermögen in Rio-Grande, Sta. Katharina und S. Paulo, und so waren sie durch das Umsichgreifen der Insurrection persönlich berührt; auch hatte sich schon in Laguna ein Piratennest gebildet, welches anfing, den Küstenhandel zu beunruhigen und zu stören. Darum war die Freude allgemein, als man vernahm, am 15 Nov. sey Laguna eingenommen und die Piraten-Flottille zerstört worden. Lages hatte sich an demselben Tage unterworfen, und somit ist die Provinz Sta. Katharina gerettet und der Marschall Andrea, der sich um Para so verdient machte, hat abermals seine Feinde aufs rühmlichste beschämt. Wahrscheinlich aber wird es dabei nicht bleiben; seine Mitwirkung an der Nordgränze von Rio-Grande wird von entscheidendem Einflusse seyn. Eine nicht unbedeutende Colonne, die der Brigadier Cunha aus S. Paulo herbeigeführt hat, ist durch die Einnahme Laguna's disponibel geworden, und wird gleichfalls von Norden her gegen die Farrapos agiren, so daß die so oft getäuschte Hoffnung auf einen0470 entscheidenden Schlag gegen die Insurgenten in Rio-Grande stärker als je sich erhebt. Desto trauriger steht im es Norden. Nachdem die Legalisten eine kurze Zeit im Besitz von Caxias, in der Provinz Maranhao, gewesen waren, gelang es den Insurgenten abermals, sich der Stadt zu bemächtigen; und wieder bezeichneten sie durch Mordthaten und Plünderungen ihren Einzug. Die Regierung hat nach ihrem gewöhnlichen Mittel gegriffen: sie hat einen neuen Präsidenten und Commandanta das Armas ernannt, den Obristen Luiz Alves de Lima, bisher Chef der Permanentes (einer Art Gendarmen) in Rio. Es ist dieß ein junger Mann, dem die Polizei der Hauptstadt viel verdankt, und die Permanentes haben sich auch auf einigen kleinen Expeditionen, zu denen sie gebraucht worden sind, als eine sehr gute Cavallerie gezeigt. Als Riograndenser ist der neue Präsident den Familien-Intriguen, welche in Maranhao, wie überall, jede Maaßregel der Regierung lähmen, möglichst fremd. Allein wenn ihm die Regierung nicht Geld und Truppen geben kann, so wird er schwerlich etwas ausrichten können. Auch andere Provinzen, namentlich Cearà, sind in der größten Gährung. Der Prinz Eugen von Savoyen-Carignan, welchen die Reparatur seiner Fregatte fast acht Monate hier gehalten hat, ist kürzlich nach Bahia gesegelt, um nach Genua zurückzukehren. Es war das Schiff von solcher Beschaffenheit, daß auch nach dieser Reparatur eine Fortsetzung des ursprünglichen Plans einer Reise um die Welt nicht räthlich war.

(Preuß. Staatsz.)

[642]

Bekanntmachung.

Für das Sommersemester 1840 ist der Anfang der auf der hiesigen königlichen Friedrich-Wilhelms Universität zu haltenden Vorlesungen durch Verfügung des k. Ministeriums der geistlichen Unterrichts - und Medicinal-Angelegenheiten auf den 27 April angesetzt. Berlin, den 18 Februar 1840.

Die stellvertretenden k. Regierungsbevollmächtigten bei hiesiger Friedrich-Wilhelms Universität.

Twesten. F. Krause.

[616-18]

Ankündigung.

Dem §. 17 der Statuten gemäß ladet der unterfertigte Ausschuß die HH. Actionäre zu einer am 31 März a. c., Vormittags 9 Uhr, in der Fabrik abzuhaltenden General-Versammlung ein, um 1) den Bericht über die fortschreitende Ausführung dieser Unternehmung anzuhören, 2) über allenfallsige Anträge der Gesellschaftsglieder zu berathen und zu beschließen, insofern solche dem §. 18, Absatz 9 der Statuten gemäß 4 Wochen vor der Versammlung dem Ausschusse übergeben werden.

Die General-Versammlung beginnt mit der §. 14 der Statuten vorgeschriebenen Legitimation der erscheinenden Gesellschaftsglieder. Augsburg, den 22 Februar 1840.

Der Ausschuß der mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei in Augsburg.

Theodor H. v. Froelich, Vorstand.

[652-54]

Bekanntmachung.

[figure]

Zur gänzlichen Vollendung der fast zur Hälfte des Weges schon im Fahrbetriebe befindlichen und zur andern Hälfte großentheils fertigen Eisenbahn von München nach Augsburg ist eine Vermehrung des Capitals von 1,100,000 fl. erforderlich, zu deren Aufbringung das Directorium mit Zustimmung des Verwaltungsrathes der Gesellschaft, die Negocirung eines Anlehens beschlossen und hiezu auch die statutengemäß nachgesuchte höchste Regierungs-Genehmigung bereits erhalten hat.

Um die ungestörte Fortsetzung des Bahnbaues, dessen Vollendung bei den dermaligen günstigen Witterungsverhältnissen in diesem Jahre noch mit Zuversicht erwartet werden kann, für alle Fälle sicher zu stellen, haben die Mitglieder der beiden Verwaltungs-Organe der Gesellschaft sich durch Subscription zur al pari Uebernahme des ganzen Anlehens vereinigt, sich aber gleichzeitig verbindlich erklärt, die Hälfte der von ihnen unterzeichneten Summen zu Gunsten jener übrigen Actionnäre der Gesellschaft zu überlassen, welche sich bei diesem nach 4 vom Hundert verzinslichen Anlehen zu betheiligen wünschen und sich dazu bis längstens den 10 März d. J. bei dem unterzeichneten Directorium, Promenadeplatz Nr. 18 dahier, oder bei dem Wechselhause der HH. Erzberger & Schmid in Augsburg, an welchen beiden Plätzen bereits Subscriptions-Listen aufliegen, gemeldet haben werden.

Sollten die Unterzeichnungen die zur Verfügung gestellte Summe übersteigen, so erfolgt die Vertheilung im Verhältniß der gezeichneten Beträge.

Dieses Anlehen wird in 2200 Stück Partial-Obligationen au porteur à 500 fl. per Stück eingetheilt, welche mit jährlich à 4 Proc. zahlbaren Coupons versehen sind.

Die Einzahlung wird in fünf gleichen Raten und zwar: am 16 März, 1 April, 1 Mai, 1 Junius und 1 Julius h. J. jedesmal mit ein Fünftel geleistet; die Zinsen der Obligationen aber kommen, ohne Rücksicht auf die spätern Einzahlungstermine, vom 1 März h. J. an, den Subscribenten und resp. Einzahlern zu gute.

Ueber die den Darleihern durch das Gesellschafts-Vermögen und die Rente gegebene Sicherheit so wie über die Rückzahlungstermine und endlich über die Zeit und Art der Verabfolgung der Obligationen kann an den bezeichneten Subscriptions-Orten das Nähere eingesehen werden. München, den 24 Februar 1840.

Das Directorium der München-Augsburger-Eisenbahn-Gesellschaft.

Der stellvertretende Vorstand: J. v. Mayer.

Maillinger, Geschäftsführer.

0471

[573-75]

Bekanntmachung.

Der pensionirte k. Pfarrer, Philipp Karl Manger, früher in Arnshausen, Sohn der Philipp Manger'schen Eheleute, angeblich zu Schwemmelsbach, ist am 28 Julius v. J. zu Kissingen im Kreise Unterfranken und Aschaffenburg ohne Hinterlassung eines Testaments verstorben.

Es werden sonach alle diejenigen, welche an den Nachlaß des Verlebten als Erben oder aus irgend einem andern Rechtstitel Ansprüche zu machen gedenken, hiemit aufgefordert, solche binnen drei Monaten von heute an im dießgerichtlichen Geschäftszimmer Nr. 27 um so gewisser anzumelden und nachzuweisen, als sie sonst bei Auseinandersetzung des Nachlasses nicht berücksichtigt werden sollen.

Decr. Schweinfurt, den 11 Februar 1840.

Königliches Kreis - und Stadtgericht.

Dr. Seuffert, Director.

Stolle.

[638]

Bekanntmachung.

Nachdem sich bei der auf Donnerstag den 16 Januar 1840 angesetzten ersten Versteigerung kein Käufer gemeldet hat, wird unter Bezugnahme auf die Ausschreibung vom 9 Dec. 1839 zum gerichtlichen Verkauf das ludeigene Anwesen Nr. 27 1 / 2 der Jos. und Katharina Meyrhofer, Bierwirthseheleute von Bogenhausen, gewerthet auf 6060 fl., auf Andringen der Hypothekgläubiger wiederholt auf Dienstag den 17 März 1840, Vormittags 9 - 12 Uhr, Tagsfahrt anberaumt, wozu Kaufslustige in das Amtslocal über 2 Stiegen rechts mit dem Bemerken eingeladen werden, daß der Hinschlag nach §. 64 des Hypothekengesetzes, beziehungsweise nach §. 99 der Civil-Proceßnovelle von 1837, erfolgen werde, und sich Gerichtsunbekannte über Leumund und Vermögen auszuweisen haben.

Das Anwesen selbst besteht in einem ludeigenen Wohngebäude, und zwar zu ebener Erde in zwei Zechzimmern, einer Küche, Keller, Schenke, Fleischbank und einer Magdkammer, über eine Stiege in einem Tanzboden und zwei Nebenzimmern, dann einer Holzlaube mit einer Kegelstatt, Garten und Düngerplatz.

Au, den 22 Januar 1840.

Königliches Landgericht Au.

Engelbach, k. Landrichter.

[639]

Bekanntmachung.

Auf den Antrag der Handelsmann Raphael Mayersohn'schen Eheleute von Steppach, welche nach Pensylvanien in Nordamerika auszuwandern im Begriffe sind, werden deren sämmtliche Gläubiger hiemit vorgeladen, binnen 4 Wochen a dato gegenwärtiger Ausschreibung ihre Forderungen dieß Amis anzumelden, widrigenfalls auf sie weiter keine Rücksicht genommen werden würde.

Uebrigens wird hier im voraus angefügt, daß dessen Vermögen lediglich in einem Anwesen im Werth pr. 850 fl. besteht, worauf außer erster Hypothek von 500 fl. die Gattin mit 2500 fl. eingetragen ist.

Göggingen, den 14 Februar 1840.

Königliches Landgericht.

Reiber, Landrichter.

Reiser.

[637]

Amortisations-Erkenntniß.

Nachdem die unbekannten Inhaber der im diesseitigen Amortisationsdecret vom 12 Junus v. J. bezeichneten Staatsschuldurkunden für Stiftungen des k. Landgerichts Rosenheim (vide Intelligenzblatt von Oberbayern vom Jahre 1839 pag. 1077 bayerischer Landbote Nr. 202 vom v. J. Allg. Zeitungsbeilage Nr. 245 pag 1919 und Allg. Anzeiger für Bayern Nr. 75 pag. 752) in dem präfigirt sechsmonatlichen Termine diese Urkunden hierorts nicht producirten, so werden dieselben nach dem dort ausgesprochenen Präjudiz hiemit für kraftlos erklärt.

Rosenheim, den 20 Februar 1840.

Königliches Landgericht Rosenheim.

Bisani, Landrichter.

[591-92]

Königl. würtemberg. Oberamtsgericht Neresheim.

Wiederherstellung der verbrannten Unterpfandsbücher in Unterrissingen nebst Parcellen.

In der Nacht vom 9 / 10 October v. J. sind mit dem Hause des Schultheißen Schneider in Unterrissingen auch sämmtliche auf die Führung des Unterpfandswesens zu Unterrissingen, Oberrissingen und Michelfeld sich beziehende Acten, und namentlich die Unterpfandsbücher verbrannt.

Die Wiederherstellung der letzteren ist mit höherer Genehmigung dem Verwaltungsactuar Blaicher dahier übertragen worden und es werden nun alle diejenigen, deren derzeit noch bestehende Eigenthums - oder andere dingliche Ansprüche in den verbrannten Unterpfandsbüchern eingetragen waren, hiemit aufgefordert, diese Ansprüche innerhalb der Frist von 45 Tagen bei dem erwähnten Verwaltungsactuar entweder mündlich oder schriftlich anzumelden.

Jede solche Anmeldung muß den Namen des Anmeldenden, und wenn derselbe nicht zugleich der Betheiligte ist, auch die Benennung des letztern, den Namen des Schuldners, sodann den Anspruch selbst, so wie dessen Betrag an Capital und Zinsen, so weit letztere in den verbrannten Büchern eingetragen waren, und endlich die Bezeichnung der Güter, auf welche sich die Ansprüche beziehen, und die Zeit des früheren Eintrags enthalten.

Insbesondere haben die Anmeldenden die in ihren Händen befindlichen Urkunden, worauf sich die Ansprüche beziehen, namentlich die gerichtlichen Obligationen und Pfandbuchs-Auszüge etc. zu übergeben.

Sind mit einer Forderung in der Person des Gläubigers Veränderungen vorgegangen, so sind auch diese anzuzeigen.

Die rechtliche Folge, welche diejenigen trifft, die dem vorstehenden Aufruf innerhalb des anberaumten Termins keine Folge leisten, besteht darin, daß ihnen zwar eine spätere Anzeige (gegenüber von ihren Schuldnern) unbenommen bleibt, und daß dergleichen später angezeigte Absonderungs -, Verzugs - und Pfandrechte zwar gleichfalls in die neuanzulegenden Unterpfandsbücher eingetragen werden, jedoch ohne Nachtheil derjenigen Gläubiger, welche ihre Rechte innerhalb des Termins angemeldet und deren Eintragung bewirkt haben, so wie überhaupt ohne Beeinträchtigung der nach diesem Termine entstandenen und bereits eingetragenen Rechte dritter Personen.

Neresheim, den 14 Februar 1840.

Königlich würtemb. Oberamtsgericht.

Kiderlen.

[409-11]

Oeffentl. Bekanntmachung.

Da die geistliche Stiftung, welche der verlebte ehemalige erzbischöflich Mainzische Official Franz Kuno v. Benzel am 22 October 1727 zum Besten der Nachkommen seiner beiden Geschwister, nämlich Jakob v. Benzel und Elisabetha v. Benzel, verehelicht gewesene v. Höchlein, wenn sich solche ernstlich dem geistlichen Stande widmen wollen, und deßfalls die Theologie oder die Rechtswissenschaft studiren, oder zu Rom in Praxis stehen, errichtet hat, wieder auf das ursprüngliche Stiftungscapital von 6000 fl. seither gestiegen ist, und nach Anordnung des Stifters die jährlichen Zinsen hieraus bezogen werden können so werden die etwaigen Nachkommen aus obigen beiden v. Benzel'schen Stämmen hievon in Kenntniß gesetzt, wenn sie auf die Benutzung des erwähnten Stipendiums Ansprüche erheben wollen, aufgefordert, diese ihre Eigenschaft, als Abkömmlinge der v. Benzel'schen Familien sowohl, als auch die in der Stiftungs-Urkunde ausgesprochenen Erfordernisse bei unterzeichneter, von höherer Behörde angeordneter Stiftungs-Provision anzumelden und gehörig zu begründen, widrigenfalls die Erträgnisse der Stiftung so wie seither zum Capital geschlagen und verwaltet werden.

Aschaffenburg, am 24 Januar 1840.

Die angeordnete frhrl. v. Benzel'sche Stiftungs-Provision.

Kurz. Lemibach.

Huler, Actuar.

[434-36]

Aufforderung.

Weber Georg Weißer von Mönchweiler hat gegen seine Ehefrau Maria, geborene Rosenfelder von dort, eine Ehescheidungsklage erhoben, die sich darauf gründet, daß seine Ehefrau im Monat December 1835 sich heimlicher Weise von ihm entfernt, zufolge der eingegangenen Nachrichten wahrscheinlich nach England oder Amerika sich begeben hat, und seit der Zeit nicht mehr zurückgekehrt sey. Die Maria Weißer, geb. Rosenfelder, wird daher aufgefordert, sich innerhalb 6 Monaten, von heute an, anher zu stellen und auf die Ehescheidungsklage vernehmen zu lassen, widrigenfalls weiters verfügt werden wird, was Rechtens ist. Villingen, den 28 Januar 1840.

Großherzoglich badisches Bezirks-Amt.

Haagen.

vdt. Hegele.

[504-6]

Schwetzingen.

Vorladung.

Georg Peter Gieser und Leonhard Gieser von Oftersheim haben sich im Jahre 1819, in der Absicht nach Nordamerika auszuwandern, von ihrer Heimath entfernt, und ließen seither keine Nachricht von sich hieher gelangen. Dieselben werden nun aufgefordert, sich binnen sechs Monaten, von heute an, zum Antritt und zur Empfangnahme der ihnen durch den Tod ihrer Mutter, Jakob Giesers Wittwe, Katharina Astor in Oftersheim, anerfallenen, circa 100 fl. für jeden betragenden Erbschaft zu melden, widrigenfalls diese lediglich denjenigen zugetheilt werden würde, welchen sie zukäme, wenn die Vorgeladenen zur Zeit des Erbanfalls gar nicht mehr am Leben gewesen wären. Schwetzingen, 10 Febr. 1840.

Großherzoglich badisches Amtsrevisorat.

Bucherer.

[488-93]

BREVET DE 5 ANS, MÉDAILLE D'HONNEUR.

EN TOUS LIEUX, SAISIE DES CONTREFAçONS ET APPLICATIONDE L'AMENDE ET DES PELSES VOULUES PAR LA LOI.

[figure]

En Crino-zéphyr, noir ou blanc. Elles se font de deux manières: l'une forte et résistante pour les robes de soirées en velours, brocard etc; l'autre très légère pour celles de bal. Ces deux sortes, complément de la toilette, font maintenant partie des trousseaux et corbeille de mariage; elles forment tournure, soutiennent le robes, et par leur fléxible élasticité elles se prêtent aux plus légers mouvemens des multiples ondulations de leurs draperies; en outre elles sont indéformables à l'usage et peuvent se laver comme le linge.

Les prix, suivant la finesse et le choix des crins, sont de 35, 45, 55 et 80 fr. ; les noires coûtent 5 fr. de plus. Les frais d'expédition et d'Emballage sont en plus.

On insérera dans la lettre de demande un fil pour marquer la longueur et le tour de taille.

S'ADRESSER à Munich à Mr. Gustav Schulze, Négociant.

0472

[50]

So eben ist erschienen und an die verehrlichen Sortimentshandlungen versandt werden: Das erste Heft für 1840 der Deutschen Vierteljahrs-Schrift.

Januar - März.

Inhalt: Das deutsche Zeitungswesen. Gedanken über deutsche Dramatik, mit besonderer Rücksicht auf das Lustspiel. Ueber das Wesen und den Werth einer nationalen Gewerbsproductivkraft. Der Haar - oder Haiderauch, auch Moorrauch und Höherauch genannt. Geistiger Erwerb durch Reisen. Ueber den gegenwärtigen Zustand der Theologie mit Beziehung auf Strauß. Ueber die Wirkungen des großen deutschen Zollvereins und die Entwicklung seiner Gesetzgebung. Ueber die Vertheidigung des südwestlichen Deutschlands in einem Kriege des deutschen Bundes mit Frankreich. Ueber die Einführung eines gemeinschaftlichen Münzsystems in den Zollvereinsstaaten. Postreform. Kurze Notizen.

Der Preis des Jahrgangs von 4 Heften ist 12 fl. oder 7 Rthlr. 8 gr.

Stuttgart und Tübingen, den 1 Januar 1840.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[607]

Bei Georg Franz in München (Perusagasse Nr. 4) ist erschienen und an alle guten Buchhandlungen versandt: Deutsche Blätter für Litteratur und Leben.

Fortsetzung der Theeblätter, herausgegeben von L. v. Elsholtz, A. v. Maltitz und L. A. v. Zu-Rhein etc. Februar-Heft 1840.

Enthaltend: Bettina (aus Briefen an eine Dame), von Dr. W. Stich. Ein Gespräch mit Balzac. Erinnerung an Paris, von Steph. Schewireff. Münchener Hundert und Eins, von C. F. (Forts. ) Scene aus dem Trauerspiel Adolph von Nassau von Ed. v. Schenk.

Lyrische Halle: Meine Cither, von Maximilian Herzog in Bayern; Glosse, von E. A. Kaltenbrunner; Hababah, von Al. Büffel; ein Liebeslied, von L. v. Bornstedt; Vates, von Friedr. de la Motte Fouqué.

Chronistisches: Litteratur - und Bücherschau. Ueberblick der Kunstleistungen zu München im Jahre 1839, von Dr. Rud. Marggraff. (Forts. und Schluß.) Paulus. Oratorium von Mendelssohn-Bartholdy. Denk - und Meldetafel.

In den k. k. österr. Staaten durch die k. k. österr. Postämter bezogen laut Tarif der k. k. österr. Polizei u. Censur-Hofstelle halbjährig 4 fl. 24 kr.

Abonnements-Preise:

Durch die k. bayer. Postämter halbjährig: im I. Rayon .... 3 fl. 32 kr. im II. - .... 3 fl. 39 kr. im III. - ..... 3 fl. 43 kr.

Durch den Buchhandel.

Ganzjährig .... 7 fl. - kr. Halbjährig ..... 3 fl. 30 kr. Vierteljährig .... 1 fl. 45 kr.

[669-70]

Gouvernante wird gesucht.

Eine Familie sucht ein gebildetes Frauenzimmer als Gouvernante, welche nach den Regeln gründlichen Unterricht in der französischen Sprache geben und deutsch sprechen kann. Darauf Reflectirende wollen portofreie Briefe unter der Chiffre B. D. an die Expedition der Allg. Zeitung senden.

[520-21]

Anwesens-Verkauf.

Wegen vorgerückten Alters des Eigenthümers wird das Stadtbleich-Anwesen Nr. 8 an der Holzstraße vor dem Sendlingerthor in München aus freier Hand verkauft.

Dasselbe besteht in circa 12 Tagwerk des besten Wiesengrundes, und ist auf zwei Seiten vom Wasser umgeben.

Da ein Wasserrecht hiemit verbunden, auch sonst Ueberfluß an geeignetem Brunnwasser vorhanden ist, so eignet sich dieses Anwesen vorzugsweise zur Anlegung einer größern Fabrik, um so mehr also zu jedem andern Geschäfte, bei dessen Betrieb man Wasser bedarf.

Bei dem Bleichhause befindet sich auch Stallung und Remise unter einem Dache.

In den Kauf werden mitgegeben alle Bleichrequisiten, zwei kupferne Kessel, zwei Kühe und ein Pferd.

Das gesammte Anwesen ist ludeigen.

Kaufslustige wollen sich an den Unterzeichneten wenden.

München, den 10 Februar 1840.

Matthias Fischer, Besitzer des Stadtbleich-Anwesens in München.

[600]

Tübingen. In der H. Laupp'schen Buchhandlung ist so eben erschienen und an alle Buchhandlungen als Fortsetzung versandt: Theologische Quartalschrift, in Verbindung mit mehreren Gelehrten herausgegeben von Dr. v. Drey, Dr. Mack, Dr. Kuhn u. Dr. Hefele, Professoren der Theologie katholischer Facultät an der Universität Tübingen.

Jahrgang 1840. 1stes Quartalheft.

Preis pro 4 Hefte à 10-12 Bogen gr. 8. 5 fl.

Diese Zeitschrift beginnt hiemit den 22sten Jahrgang. Das so eben erschienene 1ste Heft enthält eine Abhandlung über Lesevereine der Geistlichen, deren Zweck, Einrichtung und Leitung von Prof Dr. v. Drey; außerdem mehrere Recensionen und die im geheimen Consistorium am 22 November 1839 gehaltene päpstliche Allocution.

Das 2te Heft wird schnell nachfolgen.

[542]

An alle Buchhandlungen Deutschlands ist so eben versandt: Handtke's Schulatlas, 25 Blätter 1 / 2 Thaler. (Die Karte sonach 1 / 2 gr. sächs. ) 2te bis 5te Lieferung, enthaltend: Planigloben, Afrika, Nordamerika, Südamerika, Australien, Italien, Frankreich, England.

Die noch fehlenden 15 Blätter folgen im Februar 1840 auf einmal. Diejenigen HH. Directoren und Lehrer, welche den Atlas nächste Ostern einführen wollen, ersuche ich, die Bestellung spätestens im Februar an eine Buchhandlung einzureichen, da während des fortwährenden starken Absatzes die später eingehenden Aufträge erst Ende Mai oder Junius besorgt werden können. Aus den 10 vorliegenden Blättern wird wohl jeder Sachverständige sich überzeugen können, daß trotz des fabelhaft billigen Preises gute, brauchbare Schulkarten geliefert werden, und was noch seltener und auffallender ist, daß die Fortsetzung besser ausfällt, als die zwei Probekarten.

C. Flemming.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15529 tokens; 5242 types; 109112 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 59. 28. Februar 1840 . Augsburg1840.

Identification

Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:43:43Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryBibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
ShelfmarkDWB 1996/32
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.