PRIMS Full-text transcription (HTML)
0473
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 60.
29 Februar 1840

Spanien.

Abends. Die Eröffnung der Cortes fand mit den hergebrachten Feierlichkeiten diesen Nachmittag um 2 Uhr durch Ihre Maj. die Königin-Regentin in eigner Person statt. Unter dem anwesenden diplomatischen Corps bemerkte man auch den Geschäftsträger von Holland und den Bevollmächtigten von Ecuador, dessen diplomatischer Charakter also anerkannt zu seyn scheint. Die Minister haben mit Einsicht gehandelt, indem sie den Umfang der Thronrede so sehr wie möglich beschränkten, und alle Anspielungen auf die Mächte, welche die Königin von Spanien nicht anerkannt haben, wegließen. Um desto kürzer wird hoffentlich auch die Discussion der Adresse seyn können. Cabrera soll am 11 von S. Mateo nach Uldecona gebracht worden seyn. Diesen Abend erfahren wir, daß bei den Wahlen in Barcelona die Moderirten, in Gerona die Exaltirten gesiegt haben.

Thronrede. Meine Herren Senatoren und Deputirten! Mit dem lebhaftesten Vergnügen erscheine ich in Ihrer Mitte, begleitet von meiner erlauchten Tochter der Königin Doña Isabel II, deren Thron auf der Liebe und Loyalität der Spanier und auf der festen und treuen Stütze der Cortes des Reichs beruht. Der Stand unserer Verhältnisse zu den Mächten, die den Vertrag der Quadrupelallianz unterzeichnet, ist fortwährend befriedigend. Frankreich und Großbritannien geben mir jeden Tag größere Beweise ihres Antheils und ihrer Entschiedenheit für den Triumph unserer Sache. Die übrigen befreundeten Nationen beharren auf demselben Fuß eines guten und loyalen gegenseitigen Verkehrs mit uns. Der König der Niederlande hat die Rechte meiner erlauchten Tochter anerkannt; mit dem Königreich Sardinien sind unsere Handelsverbindungen wieder hergestellt; so eben ist ein Friedens - und Freundschaftsvertrag mit der Republik Ecuador ratificirt worden, welchem in kurzem ein Handelsvertrag folgen wird, und dieselbe Geneigtheit, unsere unterbrochenen Verbindung zu erneuern, zeigt sich in den übrigen Staaten des amerikanischen Continents. Muster der Loyalität, genießen unsere überseeischen Besitzungen einer unwandelbaren Ruhe, in deren Schatten ihr Glück und Wohlstand sich mit jedem Tage mehrt. In der Halbinsel selbst erfreut der größere Theil der Provinzen sich der Segnungen des Friedens, und erntet auf diese Weise reichlich und unter öffentlichen Beweisen der Dankbarkeit die Früchte des denkwürdigen Vertrags von Bergara. Dank sey es seinem wohlthätigen Einfluß, dem Eifer und der Festigkeit der Behörden und der Unterstützung der verdienstvollen Nationalmiliz, welche dem wichtigen Zweck ihrer Errichtung entsprochen hat: Ordnung und Ruhe sind im ganzen Reich aufrecht erhalten worden. Wenn einige nicht erhebliche Ausnahmen stattgefunden, so haben die Vorkehrungsmaaßregeln meiner Regierung hingereicht, dem Schaden Einhalt zu thun, und der heilsame Zügel der Gesetze wird deren Wiederholung vorbeugen. Die Strenge der Jahreszeit hat die Fortschritte unserer Waffen unterbrochen. Der größere Theil unseres Heers rüstet sich, in Nieder-Aragonien versammelt, zu neuen Triumphen, die ich von der Tapferkeit und Mannszucht unserer Truppen, so wie von der Entschlossenheit ihres Anführers hoffe. Mittlerweile sind die Provinzen Galicien, Toledo und Ciudad Real beruhigt worden, und wenn andere, zu meinem Bedauern, nicht der gleichen Wohlthat sich erfreuen, so hat doch meine Regierung die geeigneten Maaßregeln ergriffen, um dieses so sehr gewünschte Ziel zu erreichen. Nach einem siebenjährigen unheilvollen Krieg ist der Zustand unserer Finanzen nicht so schmeichelhaft (el estado de la hacienda no es tan lisonjero), wie es wohl zu wünschen wäre. Gleichwohl besitzt das Land noch unbelastete unermeßliche Hülfsquellen, welche hinreichen, um den Credit der Nation wieder herzustellen, und Treu 'und Glauben, die sie nie außer Augen gesetzt, unversehrt zu erhalten. Meine Regierung wird Ihnen ungesäumt die Voranschläge und sonstigen Gesetze vorlegen, die als dringend nöthig erscheinen zur Regelung der Administration, zur Förderung des Nationalreichthums und zur Erleichterung der Staatsgläubiger, sowohl der inländischen als der auswärtigen Alles im Einklang mit dem Princip strenger Sparsamkeit, welche unsere Umstände unerläßlich machen. Da das große Werk der Pacification sich so vorgeschritten findet, so ist es durchaus nothwendig, dem Volke die Vortheile des constitutionellen Regierungssystems fühlbar zu machen durch Gesetze, welche, in gebührendem Einklange mit der Staatsverfassung stehend, der Regierung Kraft, für die Wahrung der Ordnung und der öffentlichen Ruhe Bürgschaft und Sicherheit gewähren können. In dieser so wichtigen Absicht wird man Ihnen verschiedene Gesetzesvorschläge vorlegen, deren Bedeutenheit und Dringlichkeit Jedermann anerkennt. Von solcher Art sind die Gesetze, welche die Provincialdeputationen und die Ayuntamientes in Einstimmung zu bringen haben mit dem Wortlaut und Geiste der bestehenden Verfassung; eine Maaßregel zur Verbesserung der Mängel, welche die Erfahrung in dem Wahlgesetz hat erkennen lassen; ein Gesetz, welches0474 indem es die Freiheit der Presse völlig unangetastet lasse, doch ihren Ausschweifungen ein Ziel setze (ponga coto á sus demasias); ein Gesetz, welches zugleich für die Sicherheit und Würde des Cultus und für das Loos der Geistlichkeit Sorge trage, ohne die traurige Lage der Nonnen und aus ihren Klöstern entfernten Mönche (Religiosas y Exclaustrados) zu vergessen; ein Gesetz zur Organisirung des Staatsraths in der Art, daß er der Krone zum Licht und zur Führung diene; dann außerdem die legislativen Maaßnahmen, welche die Rechtspflege, die der sorgfältigsten Beachtung immer so würdige Nationalmarine und andere Gegenstände von nicht minderem Belang erheischen. Herren Senatoren und Deputirte! der Friede, die Einigung und Wiederversöhnung der Spanier sind der Wunsch meines Herzens, wie sie es immer waren. Die Vorsehung hat, indem sie unsern Waffen den Sieg schenkte, meine Anstrengungen gesegnet. Ihnen, im Zusammenwirken mit meiner Regierung, kommt das Uebrige zu. Ich zähle auf Ihre Unterstützung und Loyalität. Schaaren wir uns alle um den Thron meiner erlauchten Tochter unter der Fahne der Constitution, der wir geschworen haben, und wir werden stark genug seyn, alle die Hindernisse zu überwinden, die sich der Befestigung der Ordnung und wahren Freiheit nur immer entgegenstemmen mögen. Dieß sind meine Wünsche; dieß erwartet von Ihnen die Nation, und eine so edle Hoffnung wird in Erfüllung gehen.

Großbritannien.

Die Unterhausdebatten vom 21 Febr. über das Marinebudget liegen jetzt in den Londoner Journalen selbst vor uns. Die Ziffer des von dem Admiralitätssecretär Hrn. O'Ferrall verlangten Credits ist in unserm gestrigen, einer französischen Stenographie entnommenen Abrisse von dem Beginn der Sitzung unrichtig zu 6,461,000 Pf. angegeben; sie beträgt 5,659,051 Pf. St. 461,000 Pf. mehr als der Voranschlag des vorigen Jahrs. Die geforderte Zahl der Mannschaft für den Seedienst ist 35,166 Mann, einschließlich 9000 Mann Marinetruppen und 2000 Schiffsjungen. In den letzten Jahren, bemerkte der Ministerialbeamte, habe man sein Augenmerk besonders auf den Bau von Dampfbooten und kleineren Segelschiffen gewendet, da bis zum Jahr 1830 fast keine der andern Seemächte an eine Vermehrung ihrer Flotten gedacht habe. Seitdem aber habe nicht nur Englands nächster Nachbar, Frankreich, sondern überhaupt jeder Seestaat seine Marine beträchtlich zu vergrößern gesucht, und wenn daher England sein Uebergewicht zur See zu behaupten gesonnen sey, so müsse es jetzt ebenfalls die Zahl seiner großen Schiffe vermehren, worin die Regierung das beste, wirksamste und vergleichsweise auch wohlfeilste Mittel erkenne, den Weltfrieden zu erhalten. Darum nehme, selbst inmitten der jetzigen Finanzbedrängnisse des Staats (hört!), die Regierung keinen Anstand, diesen außerordentlichen Credit für Englands hölzerne Mauern zu begehren. Der Redner ging nun in technische Details. Einige der neuen Linienschiffe sollen in Indien gebaut werden, also vermuthlich aus dem so dauerhaften Teakholz. Ein beträchtlicher Theil jener Summe sey auf reichliche Anschaffung und Lagerung eines recht guten Materials, auf Verbesserung und Erweiterung von Werften und Arsenalen im Land, in Deptford, Woolwich, Sheerneß, Pembroke u. s. w. zu verwenden. Wir behalten uns vor, auf die Discussion morgen ausführlicher zurückzukommen, nur aus Lord Palmerstons Rede heben wir vorläufig folgende Stelle aus: Mit Ausnahme meines ehrenwerthen Freundes, des Mitglieds für Kilkenny (Hume), sagte der Minister, scheint das ganze Haus sich in der Ansicht zu vereinigen, daß die Voranschläge für unsere Marine nicht zu groß seyen. Der Hr. Baronet gegenüber (Sir G. Clerk) hat behauptet, die Vermehrung der Seemacht sey nöthig geworden durch die von Ihrer Majestät Regierung befolgte auswärtige Politik. Auf diesen Vorwurf antworte ich bloß, daß wir in unserer auswärtigen Politik, Gottlob! so ziemlich überall erträglich glücklich (tolerably successful) gewesen sind. (Hört, hört!) Wir seyen, meint der Hr. Baronet ferner, die Dupes von Frankreich, der hinterlistige Zweck des französischen Cabinets sey es, England zu großen Anstrengungen zu zwingen, damit es seine Hülfsquellen erschöpfe. *)Sir G. Clerk hatte gesagt, Frankreich mache jetzt das Wort des Herzogs v. Choiseul wahr, daß, wenn die Franzosen England schwächen, und in Verlegenheit bringen wollten, sie dasselbe in beständiger Kriegserwartung erhalten müßten, ohne es doch wirklich zum Kriege kommen zu lassen. Dahin ist die betreffende Stelle im Gestrigen zu berichtigen.Die Antwort hierauf liegt aber in den eigenen Angaben ehrenwerther Herren gegenüber, die sich darüber beklagen, daß Frankreich eine größere Seemacht als England unterhalte. (Hört!) Wäre es richtig, daß Frankreich uns durch unsere Anstrengungen zu ruiniren suchte, so würde es ja durch seine eigenen Anstrengungen zu diesem Zweck zuerst sich selbst ruiniren. Das Wahre an der Sache ist jedoch, Frankreich hegt keine feindseligen Absichten gegen England, und selbst die gegenwärtige Stärke der französischen Seemacht ist gewissermaßen temporär, denn von den jetzt in Toulon auf dem Werft liegenden Schiffen werden nicht wenige ausgerüstet, bloß um andere abzulösen, deren Dienstzeit abläuft. (Hört!) Der sehr ehrenwerthe Baronet hat sich auch darüber beklagt, daß wir so viele Schiffe im Hafen von Lissabon stationiren lassen. Ich entgegne, unsere im Tajo liegenden Schiffe stehen uns geradeso zur Verfügung als wenn sie in einem brittischen Hafen lägen. Ja, ich behaupte, sie liegen dort noch besser, denn wollen wir einmal eine Flotte in See gehen lassen, ohne andere Nationen unsere Absicht im voraus merken zu lassen, so können wir unsere Schiffe heimlicher von Lissabon als von England aus absenden. (Hört!) Der Hr. Baronet hat geäußert, das beste Mittel, unsern Remonstrationen bei der portugiesischen Regierung Gehör zu verschaffen, würde die Zurückziehung unserer Schiffe aus dem Tajo seyn. Wäre das ein haltbares Argument, so müßte es folgerecht zu dem Schlusse führen, daß es für uns das Beste wäre, gar keine Flotte zu haben. (Gelächter.) Was die Vertheilung unserer Seemacht betrifft, so ist dieß eine Frage, deren Regulirung von den jeweiligen Umständen abhängt. Es ist ganz klar, daß wir einer zahlreichen Flotte im Mittelmeer bedürfen, darum liegt auch daselbst das Gros unserer Seemacht. Aber, sagt man, unsere eigenen Küsten sind nicht hinreichend geschützt. Läge irgend ein vernünftiger Grund vor, einen Angriff auf Englands Küsten zu besorgen, dann wäre die heimische Station allerdings nicht zureichend. (Hört!) Aber es freut mich, versichern zu können, daß zu einer solchen Besorgniß auch nicht der entfernteste Anlaß vorhanden ist. Was die russische Flotte anlangt denn man hat uns ja unsere Verhältnisse zu Rußland ebenfalls zum Vorwurf gemacht so würde es, wenn anders die mir zugekommenen einstimmigen Berichte gegründet sind, ganz und gar widersinnig (perfectly preposterous) seyn, zu verlangen, daß ein brittisches Geschwader gegen eine Macht abgeschickt werde, welche keiner feindseligen Absichten gegen uns geziehen werden kann. Auf die Bemerkungen meines ehrenw. Freundes (Hume) über unsere Politik in Bezug auf die Angelegenheiten der Levante nur Ein Wort. Mein ehrenw. Freund0475 scheint mir in diesem Punkte nicht sehr consequent zu seyn. Er will die Integrität und Unabhängigkeit des osmanischen Reichs aufrecht erhalten, und darum den Frieden zwischen dem Sultan und Mehemed Ali wieder hergestellt wissen. Wie aber? Ei dadurch, daß der Sultan dem Pascha alle seine Forderungen bewillige, also durch die factische und rechtliche Abtretung eines großen Theils des Ländergebiets der Pforte. Wie steht es dann aber mit der Integrität und Unabhängigkeit ? (Hört, hört!) Wenn einmal diese Frage zur nähern Erörterung kommt, werde ich in der Fassung seyn, dem Hause die Gerechtigkeit und Sachdiensamkeit unserer in dieser Frage befolgten Politik befriedigend zu beweisen Ihnen zu beweisen, daß wir dabei unverwandt die Erhaltung der Integrität und Unabhängigkeit des türkischen Reichs im Auge hatten, verbunden mit der gebührenden Rücksicht auf Englands beste Interessen gegenüber von jenem Reiche. Weit entfernt zum Krieg zu führen oder darauf abzuzwecken, ist dieß die einzige Bahn, die wir verfolgen können, wenn wir verhindern wollen, daß die Ereignisse in jener Weltgegend einen großen, vielleicht allgemeinen europäischen Krieg entzünden. Es ist jetzt nicht der rechte Zeitpunkt, umfassender auf diese Frage einzugehen, ich wollte nur gegen die von meinem ehrenwerthen Freund aufgestellte Doctrin meine Verwahrung einlegen. Sir R. Peel erklärte seine Bereitwilligkeit, für den ganzen Antrag der Voranschläge zu stimmen (hört!), fand aber die Erklärung Palmerstons, daß die auswärtige Politik der Whigregierung so durchwegs glücklich gewesen sey, etwas ruhmredig. Wir kommen morgen darauf zurück, und heben nur noch die Schlußstelle von Lord Palmerstons Antwort heraus. Er erwähnte tadelnd die vielen aufreizenden Reden, die vorzüglich die Torypartei gegen Frankreich geführt, und schloß dann: Indeß gibt es glücklicherweise viele wohl und tief begründete, auf die besten Interessen beider Länder begründete Anziehungspunkte, welche zur Erhaltung freundlicher Verhältnisse zwischen England und Frankreich wesentlich beitragen werden. Weit entfernt, der Anwesenheit von 15 französischen Linienschiffen im Mittelmeer irgend ein Gewicht beizulegen, darf ich zuversichtlich behaupten, daß fast jeder vernünftige Mensch in Frankreich von der Ueberzeugung durchdrungen ist, daß sowohl die Wahrung der Interessen beider Völker als die Erhaltung des Weltfriedens von der Fortdauer des Friedens zwischen England und Frankreich abhängen. Die Voranschläge der Regierung wurden einmüthig votirt.

(Sun.) Lord Strangford hat die Absicht, zu Anfang nächster Woche in Betreff der Störung des brittischen Handels in Südamerika durch die französische Blokade eine Motion zu stellen, die auf folgenden Brief aus Buenos-Ayres gegründet werden soll: Hier in Buenos-Ayres allein, andere Häfen ungerechnet, verderben 218 Schiffsladungen auf dem Lager, lauter Eigenthum brittischer Unterthanen. Alle diese Ladungen wurden angekauft in dem sehr natürlichen Glauben, daheim eine Regierung zu haben, die uns schützen wolle und könne und dieser höchst gesetzwidrigen Blokade endlich ein Ziel setzen werde. Wir wollten, Lord Palmerston wäre hier.

Frankreich.

(Temps.) Man hat außerordentliche Couriere an alle unsere Gesandten abgeschickt, um sie von der Verwerfung des Dotationsgesetzes zu benachrichtigen, und ihnen die Instructionen zu überbringen, welche das Votum der Kammer nöthig machen mochte. Alle gegenwärtig in Paris befindlichen diplomatischen Agenten haben den Befehl erhalten, unverzüglich auf ihre Posten zurückzukehren.

(Temps.) Der Herzog v. Broglie ward heute (23) von dem König berufen und ihm die Mission zur Bildung eines Cabinets vorgeschlagen; der Herzog v. Broglie hat aber den förmlichen Entschluß an den Tag gelegt, den Staatsgeschäften fremd zu bleiben. Doch hat Hr. v. Broglie beigesetzt, daß wenn er als Vermittler zwischen den Politikern von einigem Nutzen seyn könne, er zur Verfügung des Königs stehe. (In Bezug auf alle andern Combinationen verweisen wir auf unsre Pariser Briefe.)

(Journal des Débats.) Man muß mit der Wiederbesetzung des Ministeriums eilen, darüber sind wir mit der ganzen Presse einig. Man muß sich beeilen, denn das verleumdete unvertheidigte Königthum liegt noch unter dem Schlage des letzten Votums; es hat mehr als jemals nöthig, vor den Kammern durch ein starkes Ministerium repräsentirt zu werden. Die Wunde wird lange nachbluten; sie sollte sich wenigstens nicht vergiften. Man muß sich beeilen; denn die Wiederholung ministerieller Krisen und ihre lange Dauer fängt an, das Land zu ermüden, dessen gesammte Interessen darunter leiden. Man fragt sich, was denn eine Regierung sey, deren Springfedern alljährlich in einer bestimmten Zeit still stehen und erlahmt zu seyn scheinen. Die Intriguen, die wir bei den ministeriellen Krisen sehen müssen; jene unaufhörlichen Hin - und Herfragen, die, anstatt die Schwierigkeiten zu lösen, sie nur noch mehr verwickeln; jene hartnäckigen Ausschließungen, welche die Zusammensetzung eines Cabinets fast unmöglich machen und mit denen die geringsten Parteifractionen sich wechselseitig verfolgen; jene Ansprüche von Einzelnen, die dem öffentlichen Interesse nichts opfern wollen, dieses ganze ermüdende Schauspiel von Kleinlichkeiten würde am Ende dem Lande das Vertrauen zu unserer Regierungsform entziehen, und unsere Institutionen entehren. Ja, man muß sich beeilen; denn die ministeriellen Krisen, die allen Nerv der Staatsgewalt erschlaffen, scheinen eine Aufmunterung und eine Herausforderung an die Thorheit und an die Verbrechen der Factionen. Wir sind nicht nur dem Lande schuldig, es ihrer Wuth nicht auszusetzen; wir sind auch ihnen selbst schuldig, so wahnsinnig sie auch sind, ihre stupiden Hoffnungen nicht zu begünstigen. Wir sagen ohne Anstand: es ist die Pflicht des Königs, so weit es von ihm abhängt, so schnell wie möglich ein Cabinet zu bilden, das Dauer verspricht.

Hr. Dugabé bat die Kammer in ihrer Sitzung am 22 Februar, sie möge ihm gestatten, an den Minister des Innern und den Siegelbewahrer über die traurigen Vorfälle in Foix Fragen zu stellen. Er habe vor vierzehn Tagen auf diesem Verlangen nicht bestehen wollen, jetzt aber könne er, da das Cabinet in Auflösung begriffen sey, nicht länger mehr warten; denn später würde nicht ein für seine Handlungen verantwortlicher Minister, sondern nur ein einfacher Deputirter ihm antworten können. Der Siegelbewahrer Hr. Teste erwiederte, er erwarte noch heute oder morgen das Resultat der gerichtlichen Untersuchung über diese Sache, und dann werde er auf der Stelle bereit seyn, auf jede Interpellation zu antworten. Der ehrenwerthe Hr. Dugabé, äußerte Hr. Teste, erneuert seine Frage so dringend, weil er nach der vorgestrigen Kammersitzung fürchtet, der verantwortliche Minister werde ihm entgehen und in einen Deputirten sich verwandeln. (Gelächter.) Aber wenn man auch nicht mehr Minister ist, bleibt man gleichwohl für Acte verantwortlich, an denen man als Cabinetsmitglied Theil genommen hat. In Frankreich ist die Staatsgewalt nie vacant. Es sind zwar Dimissionen eingereicht worden, aber bis unsere Nachfolger als wirkliche Minister hier erscheinen, werden wir immer Minister bleiben und in keinem0476 Fall entgehen wir der Verantwortlichkeit unserer Handlungen. Hr. Dugabé beharrte auf seinem Antrag, die Kammer möge einen Tag für die Interpellationen festsetzen; mit großer Majorität entschied sich aber die Kammer dagegen. Hr. Mauguin protestirte gegen diesen Beschluß und wurde von mehreren Deputirten der Linken unterstützt. Die Kammer sprach sich aber wiederholt für die Tagesordnung aus.

Die Pairskammer war am 22 Febr. beisammen. Hr. v. Molé hielt die Trauerrede auf den General Bernard, die über eine Stunde dauerte. Die Verwaltung, sagte er darin, an der General Bernard Theil genommen, und zu welcher ich, wie ich mit Stolz sagen darf, das Meinige beigetragen habe, wußte alle Parteien zu versöhnen; sie hat die Emeuten niedergeschlagen, und dem Lande seinen Flor wieder gegeben ..

Die neueste Liste der Subscription für die Medaille für Hrn. v. Cormenin gibt die Totalsumme von 915 Fr. an. Darin kommen Gaben von 25 Centimes bis höchstens 3 Fr. vor. Auch der Courier des Niederrheins hat eine Subscription zu demselben Zweck eröffnet, wobei die Gaben höchst selten mehr als 10 Centimes (zwei Sous) betragen.

In einem von den Pariser Blättern wiedergegebenen Schreiben der M. Post aus Paris vom 19 Febr. heißt es: Bei der Verhaftung des Hrn. Durand, Oberredacteurs des Capitole, nahm man in dessen Wohnung Papiere in Beschlag, welche bewiesen, daß er in Correspondenz mit Rußland war. Der Inhalt dieser Documente ist mir nicht bekannt; gewiß aber ist, daß man in den Tuilerien sich nicht enthielt, mit mehreren Gesandten, namentlich mit Hrn. v. Appony, davon zu sprechen und zu versichern, jene Documente enthielten den Beweis, daß das St. Petersburger Cabinet sich mit in eine Verschwörung eingelassen, welche den Umsturz der Juliusmonarchie zum Zweck gehabt. Graf Pahlen war abwesend. Hr. v. Medem achtete nicht auf diese Gerüchte, und sah den gerichtlichen Debatten über den Proceß gegen Durand entgegen. Nachdem letzterer aber in Freiheit gesetzt worden, erklärte man bei Hofe mit Ostentation, daß man den Scandal eines solchen Processes habe vermeiden wollen. Man versicherte sogar Mitgliedern des diplomatischen Corps, daß das Ministerium darauf beharrt habe, Hrn. Durand in Anklagestand zu versetzen, daß aber das Staatsoberhaupt sich dagegen gesetzt, weil das Bekanntwerden des Benehmens Rußlands mehr geschadet, als genützt haben würde. Auf dieses hin verlangte Hr. v. Medem vom Marschall Soult Erklärungen; dieser gab ihm die gewünschte Genugthuung.

(Journal des Débats.) Die Namen der Akademiker, welche für Hrn. Victor Hugo votirt haben, waren, wenn wir gut unterrichtet sind, folgende: die HH. v. Chateaubriand, v. Lacretelle, Villemain, Lebrun, Ségur, Pongerville, Felletz, Lamartine, Thiers, Ch. Nodier, Viennet, Dupin, v. Salvandy, Guizot, Cousin und Mignet. Weiße Billets: die HH. v. Cessac und Royer Collard. Man wird daraus ersehen, ob wir Unrecht hatten, zu sagen, daß sie den wahren Glanz der französischen Akademie repräsentiren.

(Courrier français.) Hr. Flourens ist allerdings ein in jeder Hinsicht ausgezeichneter Mann, und er ward nicht ohne gerechte Ansprüche berufen, mit Hrn. Arago die Verrichtungen eines beständigen Secretärs der Akademie der Wissen schaften zu theilen. Gleichwohl schien uns ein so ehrenwerther Posten seinem Ehrgeize oder vielmehr seinem Verdienste genügen zu dürfen, und wir glauben, er hätte besser gethan, sich dem kleinlichen Groll der Ultra-Classiker der französischen Akademie nicht zu überlassen. Wir haben schon genug politische Aemterhäufungen, ohne daß wir ihnen trotz des von einigen Mitgliedern des Instituts gegebenen Beispiels noch akademische beifügen sollten. (Dr. Flourens ist nämlich bereits Mitglied des Instituts in seiner Eigenschaft als beständiger Secretär der Akademie für die physikalischen Wissenschaften. Er ist überdieß Verwalter und Professor der vergleichenden Physiologie bei dem Museum der Naturgeschichte.) Hr. Flourens hat hier einen etwas unpassenden Erfolg errungen. Wie groß auch sein wissenschaftlicher Werth seyn mag, so kann er doch nicht auf den von Hrn. Victor Hugo mit vollem Recht erworbenen litterarischen Rang Anspruch machen, und der durch die letzte Wahl hervorgebrachte peinliche Eindruck dürfte ihn wohl jetzt bedauern lassen, bei der Wahl glücklich gewesen zu seyn.

Das Schreiben eines französischen Officiers aus Algier vom 15 Febr. im Sémaphore meldet, daß dem Marschall Valée der Befehl zugekommen, baldmöglichst ins Feld zu rücken, und daß der Monat März zum Aufbruch der Armee bestimmt ist. Die erste Division soll, 8000 Mann stark, vom Herzog von Orleans befehligt werden, unter ihm sollen die Generale d'Houdetot und Duvivier Brigaden commandiren. Von Belida wird diese Colonne nach dem Westen aufbrechen, während die zweite Division unter den Befehlen des Generals Schramm in östlicher Richtung von Algier operiren wird. Ein Reservecorps von 10,000 Mann bleibt in den Umgebungen Algiers stehen. Die Militärintendanz hat Befehl erhalten, Alles bereit zu halten, damit die beiden Divisionen in den ersten Tagen des März ihren Marsch antreten können.

Es wird hier viel und mit großer Bitterkeit über das Dotationsgesetz und seine Folgen geschrieben, aber das Einzige, was die öffentliche Stimmung getreu gibt, ist der Brief des Deputirten Victor Grandin, den Sie in den Journalen gefunden haben werden, und in welchem er erklärt, daß er für die Discussion gestimmt habe, um das Gesetz, das er unklug findet, modificiren lassen zu können, um eine Krisis zu verhindern. Hätte Niemand als die Minister darunter zu leiden, so wäre nichts gegen ihren Fall zu sagen, denn sie haben ihn reichlich verdient. Man konnte vielleicht am Hof nicht wissen, daß dieser Vorschlag, er mochte durchgehen oder nicht, ein Unglück und ein großer Fehler sey, aber die Minister hätten es wissen können und sagen sollen. Die Krisis ist ein großes Unglück, denn man hat es hier durch den ewigen Wechsel so weit gebracht, daß man es für eine Wohlthat halten muß, wenn irgend eines, auch das schlechteste Ministerium sich hielte. Es ist kaum möglich, daß die Krisis lange dauert: die Masse wichtiger Gesetze, welche sich nicht aufschieben lassen, die Complication der auswärtigen Angelegenheiten und im Innern die Theurung und der schlechte Zustand des Handels, sind der Art, daß man sich durchaus das gewöhnliche Vergnügen zweimonatlicher Intriguen nicht machen kann. Man sieht freilich noch nicht klar. Vorgestern war Graf Molé, gestern der Herzog v. Broglie mit der Bildung eines Cabinets beauftragt, heute ist es vielleicht Thiers, da Broglie oft und laut erklärt, daß er kein Ministerium mehr wünsche. Dieß ist leicht begreiflich, wenn man zwei - bis dreimal Minister war, und eine unabhängige Stellung hat. Doch hat man gestern Abend in den Salons die Liste eines von ihm zusammengesetzten Cabinets herumgetragen. Aber es ist der Mühe nicht werth, diese Listen mitzutheilen; jede Partei und jede Fraction ihrer Partei hat die ihrigen, und man sieht dabei ganz unwahrscheinliche Namen erscheinen, wie z. B. Pelet de la Lozère, von dem gestern für den öffentlichen Unterricht die Rede war. Wie man glauben kann, daß ein Centralisationssystem wie das hiesige bei einem solchen Wechsel bestehen könne, ist unbegreiflich. Die ehemalige Majorität, welche durch die Coalition aufgelöst worden ist, hat gestern einen Versuch gemacht, sich wieder zu constituiren,0477 und es ist möglich, daß das Gefühl der Gefahr, von dem sie lebhaft durchdrungen ist, sie wieder auf einen Augenblick vereinigt, aber es ist nicht zu hoffen daß sie ein hinlänglich mächtiges Ministerium bilden könne, um einerseits von dem Hof nicht überwältigt zu werden, andrerseits die Kammer zu beherrschen. Denn welchen Einfluß kann ein Cabinet ausüben, von dem man nach aller Wahrscheinlichkeit voraussehen kann daß es kein Jahr bleiben wird, und an dessen Macht daher Niemand glaubt? Die Geschichte dieses Gesetzes ist ein lehrreicher Vorgeschmack von den Folgen, welche die radicale Reform des Wahlgesetzes haben würde. Das Gesetz ist gefallen, weil aus den Provinzen eine Masse von Briefen von Wählern und Adressen von Nichtwählern dagegen an die Deputirten kam; wenn nun der Census der Wählbaren herabgesetzt, und in Folge desselben den Deputirten eine Besoldung gegeben, ferner das Wahlrecht allen Nationalgardisten ertheilt würde, wie es die Radicalen wollen, so stünden die Deputirten bei jedem Gesetzesvorschlag unter der directen Herrschaft einer unverständigen Masse, welche ihnen ihr Votum vorschreiben würde, ohne die Folgen ihrer Befehle im geringsten beurtheilen zu können. Man hat in den Journalen der letzten Woche Adressen von Fabrikarbeitern gegen den Gesetzesvorschlag gelesen, welche gegen ihn protestirten, als nähme er ihnen und ihren Kindern den letzten Bissen Brod aus der Hand! Sie haben ihren Willen gehabt, aber darauf wahrscheinlich nicht gerechnet, daß die ministerielle Krisis, welche eingetreten ist, das Signal zahlreicher Bankerotte seyn werde, welche Tausende von Arbeitern in einer Zeit un[g]ewöhnlicher Theurung auf die Straße werfen werden. Ich sage dieses nicht, um das Gesetz das nie hätte vorgelegt werden sollen zu vertheidigen, sondern um zu zeigen, in welcher verderblichen Linie Frankreich sich durch den Andrang des Pöbels zur directen Ausübung der Macht befindet.

Die gegenwärtige Ministerialkrisis hat in ihrem Beginnen eine wundervolle Aehnlichkeit mit der vorjährigen. Auch dießmal leben die Minister noch nach ihrem Tode; auch dießmal schickt man nach diesem und jenem, um über die Composition des Cabinets hin - und herzureden; auch dießmal weiß Niemand von bestimmten Personen oder Beschlüssen etwas zu sagen; alles wie damals; doch scheint man gegen die Gefahren und Nachtheile eines langen Interregnums im Schloß nicht gleichgültig zu seyn. Schon seit einigen Tagen sind die Truppen in ihre Casernen consignirt, und die Hofblätter stimmen darin überein, daß dieser Krisis so schnell als möglich ein Ende gemacht werden sollte. Nichts sey der öffentlichen Ruhe nachtheiliger, und den Umtrieben der revolutionären Partei förderlicher, sagen sie, als diese Ungewißheit und ihre unheilbringenden Folgen. Gewiß ist man von Seite des Hofs sehr geneigt, der Ungewißheit ein Ende zu machen, aber um welchen Preis und unter welchen Bedingungen geben die Hofjournale deutlich zu verstehen man will eine Vereinigung des Centrums mit der Linken, ohne das Gouvernement personnel aufzugeben also Molé und Thiers. Hierauf erklären die Thiers'schen Blätter: an eine so monströse Allianz sey nun und nimmer zu denken, Hr. Thiers sey das Gouvernement parlamentaire. Hr. Molé das Gouvernement personnel; die Personen seyen so wenig zu vereinigen, als die Grundsätze. Würde dagegen der Herzog v. Broglie sich dazu verstehen, an die Spitze des Cabinets zu treten, so sey Hr. Thiers geneigt, das Ministerium des Innern zu übernehmen. Zwischen Molé und Broglie ist der himmelweite Unterschied, daß Hr. Thiers Hoffnung hat, der letztere werde in den wichtigsten Fällen mit ihm gegen den Hof Opposition machen, während er von Hrn. v. Molé voraus weiß, daß er mit dem System jederzeit Eines Geistes und Sinnes seyn wird. Oder mit andern Worten: Broglie, wenn gleich Doctrinär, ist ein selbstständiger Staatsmann, Molé ein Höfling. Die Hauptschwierigkeit ist nur, daß der Herzog v. Broglie, die Kämpfe voraussehend, die er zu bestehen haben würde, nicht Premier werden will, und daß es dem Hof nicht Ernst zu seyn scheint, den HH. Broglie und Thiers die Zügel der Gewalt zu überlassen. Eher noch würde derselbe sich zu dieser Combination verstehen, wenn Hr. Guizot mit einträte. Denn Guizot ist tractabler als Broglie, und behauptet über letztern eine Art Vormundschaft. Dazu aber will Hr. Thiers und die Linke sich nicht verstehen; von Guizot wollen sie so wenig wissen als von Molé. Die Abreise Guizots war unabänderlich auf heute bestimmt. Dann ward behauptet, sie sey wieder rückstellig gemacht. Gestern Abend behauptete wieder der Pariser Moniteur, sie werde gleichwohl stattfinden. Heute aber versichert die Presse, sie sey auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Anwesenheit Hrn. Guizots soll nämlich noch nöthig seyn, um dem Herzog v. Broglie seine Bedenklichkeiten auszureden. Nach Andern soll er da bleiben, um dem Hof jedenfalls in Ausführung des beharrlichen Systems beizustehen. Sie sehen, wir stehen wieder, wo wir voriges Jahr um diese Zeit gestanden sind. Ein Ministerium kann nicht zu Stande kommen, ohne daß die eine oder die andere Partei ihren Grundsatz aufgibt.

Nur unter der Bedingung, daß Hr. v. Broglie das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten übernähme, hatte sich Thiers entschlossen, als Minister des Innern ins Ministerium zu treten. Aber alle Negociationen mit Broglie scheiterten; derselbe erklärte sich, wegen häuslicher Betrübnisse, zu geistesmüde, um Geschäften solcher Art vorstehen zu können; er bedürfe Ruhe. In diesem Augenblick setzt man nun Himmel und Erde in Bewegung, um Thiers zu bestimmen, statt Broglie den Hrn. v. Molé als Minister der auswärtigen Angelegenheiten anzunehmen, und selbst in der Eigenschaft eines Ministers des Innern mit demselben ein Ministerium zu bilden. Indessen, glaub 'ich, werden alle Machinationen an dem schon ausgesprochenen Willen des Thiers scheitern: er könne, ohne inconsequent zu seyn, behauptet er, das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten nimmermehr jenem Manne überlassen, dessen Geschäftsführung er als Oppositionsglied am herbsten angegriffen, und dessen tiefstes Wesen noch mehr als die Handlungen der Gegenstand seiner Rüge gewesen.

Deutschland.

Ich komme auf die gestrige Sitzung der Kammer der Abgeordneten zurück, worin sie über den Gesetzesentwurf, betreffend die Ausdehnung des Verbots der Vermögensaushändigung an Unterofficiere und Soldaten, berieth. Nach eröffneter Discussion erhob sich Pfarrer Meyer, um seine Bedenken gegen den Entwurf zu äußern. Die Verordnung vom 21 Aug. 1807, welche nun auch auf jene Gebietstheile ausgedehnt werde, die erst nach dem 21 Oct. 1813 an die Krone Bayerns gekommen, unterwerfe einen Stand, dem die Vertheidigung des Vaterlandes gegen äußere Feinde anvertraut sey, einer solchen durchgreifenden Beschränkung, daß der bereits volljährige Soldat wieder in die Reihe der Minderjährigen zurücktreten sollte. Möchte ein Soldat von seinem kleinen väterlichen Erbe einen Theil verwenden, um eine in Dürftigkeit schmachtende Mutter zu unterstützen, oder seine armen Geschwister besser erziehen zu lassen, müßte es nicht ein schmerzliches Gefühl für ihn seyn, durch dieses Gesetz verhindert zu werden, daß er dem Drange seines Herzens folge? Das Motiv, die0478 Gleichheit vor dem Gesetze verlange, daß dasselbe, als in den ältern Gebietstheilen bestehend, auch in den neuern eingeführt werden müsse, könne nicht anschlagen, weil man den Satz auch umkehren und sagen könnte, da das Gesetz in den neuern Gebietstheilen nicht gültig sey, müsse es auch in den ältern aufgehoben werden. Ein specielles Bedenken liege aber in Beziehung auf die Pfalz gegen diesen Entwurf vor, nämlich der höchst mangelhafte Zustand des Hypothekenwesens daselbst. Die ernstesten Vorstellungen der Abgeordneten, die dringendsten Bitten des Landrathes, diesem bedenklichen, auf die Sicherheit des Eigenthums, auf den Credit und Wohlstand des ganzen Kreises so nachtheilig einwirkenden Zustande auf legislativem Wege zu begegnen, seyen bis heute, wie er glaube, aus fiscalischen Rücksichten, ohne Erfolg geblieben. Daher die traurige Folge, daß die bayerische Wechsel - und Hypothekenbank ihr wohlthätiges Wirken in Capitalanlegung auf die Pfalz noch nicht erstreckt habe, weil es bis jetzt nicht möglich sey, eine exceptionsfreie Hypothek zu errichten, daher die Folge, daß daselbst der Zinsfuß noch auf 5 Procent stehe, während er ringsumher in allen Ländern auf 4 Procent und darunter gesunken sey. Gäbe man dem Entwurfe die Zustimmung, so würde zu den vielen bestehenden stillschweigenden Hypotheken noch eine weitere stillschweigende quasi Hypothek kommen zum Vortheile des Militär-Aerars, aber zum Nachtheile des Credits. Der Wechsel des Eigenthums in der Pfalz gehe so rasch, daß ein Stück Gut sich in wenigen Jahren in drei bis vier Händen befinden könne. Sey es nun bei den bezeichneten Hypothekverhältnissen überhaupt schwierig, bei Constituirung einer Hypothek darzuthun, daß das betreffende Gut hypotheken - und privilegienfreies Eigenthum sey, so würde mit Annahme dieses Gesetzes noch eine Schwierigkeit mehr hinzukommen, nachzuweisen, daß das betreffende Gut nicht aus dritter oder vierter Hand von einem Militär herrühre, und dem Militärfiscus verfallen sey. Bei einem ausreichenden Hypothekengesetze könnte das nicht vorkommen; weil aber solches fehle, möge man ihm nicht verargen, wenn er sich gegen diesen Gesetzesentwurf erkläre, der nach dem Angegebenen zu nachtheilige Folgen habe. Wäre ein tüchtiger Rechtsgelehrter aus der Pfalz anwesend, so würde vielleicht durch eine passende Modification dem eben berührten Nachtheile begegnet werden; bei dem Mangel eines solchen aber müsse er sich als Laie in der Jurisprudenz gleichwohl darauf beschränken, diese Bedenken der Aufmerksamkeit der Kammer vorzulegen. Der vorgehende Redner, erwiderte Frhr. v. Freyberg, stütze sich theils auf allgemeine sentimentale, theils auf besondere rechtliche Gründe; beide seyen nicht haltbar. In ersterer Beziehung könne schon ein Blick in das Leben einen anders belehren. Nicht eine strenge Curatel wolle verhängt werden, diese Verfügung habe vielmehr den Charakter einer bloßen Caution. Der Zweck derselben sey nur die Rücksicht auf die Gemeinden, auf die Sicherheit des Aerars und die Vollziehbarkeit des Conscriptionsgesetzes. Uebrigens sey allerdings die fragliche Verordnung in der Pfalz eingeführt worden; diese Einführung habe dort größtentheils auch keinen Anstand gefunden, nur im Bezirksgerichte Zweibrücken haben sich Anstände erhoben, und vermöge einer auf erhobenen Recurs durch den Cassationshof erfolgten Entscheidung, daß diese Verordnung als Gesetz für die Pfalz nicht zu erachten sey, habe sich die Nothwendigkeit gezeigt, dieses Gesetz auch auf diesen Kreis auszudehnen. Dr. Albrecht sprach gleichfalls für Annahme des Gesetzes. Die Last, welche dieses Verbot herbeiführe, scheine keine so beträchtliche zu seyn, wie der erste Anblick zeigen möchte; es werde ja nicht das Gesammtvermögen des Soldaten der Caution unterstellt, sondern nur sein Erbvermögen, welches ein wirthschaftlicher Soldat wohl ohnehin aufhebe als künftiges Mittel seiner Ansässigmachung. Ueberdieß sey die Caution keine unbedingte, keine absolute; denn in dringenden Fällen würde gewiß einem Soldaten, dessen bisheriges Betragen Bürgschaft für sein künftiges gewähre, von der Militärbehörde die eine oder andere Disposition zugestanden werden. Freiherr v. Gumppenberg erklärte sich gleichfalls für den Gesetzesentwurf, bekämpfte aber einige Voraussetzungen, die der Hr. Referent für die Annahme vorgetragen hatte, namentlich das Hervorheben des Einflusses des Vermögens auf die Desertion oder auf den militärischen Geist überhaupt. Auch Freiherr v. Thon-Dittmer sprach sich für den Entwurf aus. Gleichheit der Gesetze und vor dem Gesetze sey einer der erhabenen Grundsätze, welchen unsere Verfassung voranstelle. Gerade in diesem Punkte unterscheide sie sich von den ältern landständischen Verfassungen Bayerns. Diese, auf der erklärten Landesfreiheit, auf den alten Freiheitsbriefen und Handvesten beruhend, haben wohl einigen aber nicht allen Ständen das Recht gegeben, auf das öffentliche Leben einzuwirken. Die in einer der letzten Sitzungen vom Ministertische aus geführte Argumentation, daß wir dermalen nichts mehr und nichts Anderes haben, als was in der frühern landständischen Verfassung gegeben worden, könne er sich auf keine Weise aneignen. Unsere Verfassung beruhe auf dem Grundsatze der Vertretung aller Stände zur Berathung des Wohles des Vaterlandes. Während die alte landständische nur dem Prälaten -, Adel - und Bürgerstande Rechte eingeräumt habe, seyen durch die Verfassungs-Urkunde vom Jahr 1818 auch dem so achtbaren, und namentlich in einem ackerbauenden Staate so wichtigen Bauernstande seine Rechte gesichert. Auch die historische Entwickelung unserer Verfassung habe den frühern Standpunkt sehr verändert. Die ehemaligen reichsunmittelbaren Stände bedurften ehemals neben den Landständen jene Vertretung nicht, welche ihnen jetzt so dringend nothwendig sey, weil auch ihnen wohl erworbene, zum Theil theuer erkaufte Rechte nur durch diese grundgesetzliche Garantie gesichert seyn können. Noch weniger könne er sich der von eben dieser Seite gegebenen Argumentation anschließen, daß unsere Verfassung keine repräsentative sey. Gerade in der Vertretung aller Stände zum Wohl des Vaterlandes mit dem Rechte des Beirathes etc. bestehe das Wesen der repräsentativen Verfassung, und zu deren Vollzug gehöre nothwendig die Theilnahme an der Gesetzgebung, Einsicht in die Staatsverwaltung selbst, das Recht Anträge, Bitten und Wünsche hier auszusprechen, das Recht, die Staatsbeamten zur Verantwortung zu ziehen. Diese Ehrenrechte, wie sie das Wesen einer Repräsentativ-Verfassung ausmachen, stehen keineswegs im Widerspruch mit dem monarchischen Princip, daß das Staatsoberhaupt in sich alle Rechte der Staatsgewalt vereinige; es widerspreche auch nicht dem Art. 56 der Wiener Schlußacte, wo gleichfalls dem Staatsoberhaupt die Ausübung der Gesammt-Staatsgewalt gesichert, dennoch aber deren Ausübung in Beziehung auf bestimmte Rechte von der Mitwirkung der Stände bedingt sey. Er habe diese Episode einschalten zu müssen geglaubt, um nicht dem bekannten Grundsatz: qui tacet consentire videtur zu verfallen, und weil er es für pflichtvergessen hielte, wenn die Stände des Reichs das Recht der Repräsentation sich abstreiten ließen. Der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, bemerkte darauf im Wesentlichen: Die Episode, welche der sehr geehrte Redner vor mir in Beziehung auf die Frage über die ständische oder repräsentative Natur unserer Verfassung seiner Aeußerung eingeflochten hat, gibt mir eine dringende Aufforderung, schon jetzt das Wort zu nehmen. Der sehr geehrte Redner hat angeführt, ich habe0479 in dem von mir gehaltenen Vortrage ausgesprochen, die dermal bestehende ständische Verfassung sey keine andere, als diejenige, deren sich Bayern schon in frühern Zeiten zu erfreuen gehabt habe; die Normen für die ständischen Rechte seyen daher aus den früher in dieser Beziehung bestandenen Normen zu schöpfen. Allein diese Aeußerung beruht auf einem Irrthum. Ich habe von diesem Platze aus nichts Anderes gesagt, als: die Verfassung, welche Bayern dem höchstseligen Könige zu verdanken habe, sey eine ständische und nicht eine repräsentative. Welches die Rechte seyen, die den Ständen des Reichs von des höchstseligen Königs Majestät eingeräumt worden, dafür kann nur die Verfassungsurkunde Norm und Maaß geben, und es ist mir nie in den Sinn gekommen, in dieser Beziehung auf ältere Normen recurriren zu wollen. Unmöglich hätte ich auch darauf recurriren können, denn einmal würde ich den klaren Buchstaben der Verfassungsurkunde wider mich haben, fürs zweite aber ist mir wohl bekannt, daß das Königreich aus mehrern verschiedenen Gebietstheilen zusammengesetzt ist, in welchen früherhin verschiedene ständische Verfassungen mit verschiedenen Rechten bestanden haben. Welche dieser frühern Verfassungen sollte nun den Urtypus hergeben, wenn es sich um die Bestimmung der heutigen ständischen Rechte handelte? Ich habe nur den Grundunterschied, der im Allgemeinen zwischen jeder ständischen Verfassung gegen über den repräsentativen Verfassungsformen besteht, hervorgehoben, um darauf aufmerksam zu machen, daß unsere Verfassung im Allgemeinen eine ständische mit den durch die Verfassungsurkunde bestimmten Attributionen, aber nicht eine repräsentative sey. Es geben zur Entscheidung der Frage abermals die Protokolle der Ministerialconferenz, welche die Verfassungsurkunde aus königlichem Auftrage entworfen und bearbeitet hat, das klarste und unzweideutigste Maaß. In der Sitzung der Ministerialconferenz vom 19 April 1818 (die Ministerialconferenz bestand, wie ich nur im Vorübergehen anführen will, aus dem k. Feldmarschall Fürsten v. Wrede, den damaligen fünf Staatsministern, den fünf Generaldirectoren der Ministerien, und aus dem Präsidenten des Staatsraths) es war die zwölfte Sitzung ward die Frage eigens zur Berathung aufgestellt, ob die zu gebende Verfassung eine ständische oder eine repräsentative seyn sollte. Die Aufforderung hiezu war gegeben theils durch die Constitution vom 1 Mai 1808, welche Bayern eine repräsentative Verfassung zugedacht hatte, theils durch den revidirten Entwurf vom J. 1814, welcher zwar nie zur Veröffentlichung gelangt ist, der aber die Grundlage der Verfassung vom Jahre 1818 und der deßfallsigen Berathung gebildet hat, und welcher in diesem Hauptpunkte der Constitution vom Jahre 1808 übereinstimmte, indem auch er das repräsentative System angenommen hatte. In der Sitzung vom 9 April 1818 nahm nun der damalige Staatsminister Graf v. Rechberg das Wort und bemerkte: Der geschichtliche Gang der bereits von dem Hrn. Feldmarschall Fürsten v. Wrede erörtert worden, entwickle die Schritte, wie dieser Wunsch nach einer ständischen Verfassung herbeigeführt worden, und bedürfe keiner nähern Auseinandersetzung. Nur müsse bemerkt werden, daß hiebei die Völker von zweierlei Gesichtspunkten ausgegangen, einige von dem Wunsche ihre bestandene alte Verfassung wieder zu erhalten, andere von dem Repräsentationssystem, einem Kinde der Revolution, wie es in Frankreich bestünde. Sie glaubten, daß man das System der Repräsentation, welches immer und unter allen Gestalten auf die Grundsätze des droits de l'homme hinführen, und welches sich noch in keinem Staate nach den gemachten Erfahrungen bewährt habe, verlassen, und sich jenem der Versammlung der Stände annähern, und hiebei, so weit es mit Berücksichtigung der Verhältnisse und des Zeitgeistes ausführbar, die Formen und Befugnisse der bestandenen frühern Verfassungen im Auge behalten solle. Dieser Meinung schloß sich sofort auch der damalige Minister des Innern, Graf v. Thürheim an, indem er sagte: Unter dieser Voraussetzung (daß Stände gebildet werden sollen) glaubten sie auch auf die wichtigen zwei Punkte aufmerksam machen zu müssen, daß man das System der Repräsentation ganz verlasse, und jenes der Ständeversammlung aufgreife, wovon große Vortheile in so mancher Beziehung sich bewähren würden, und daß durch feste Normen jeder Verlegenheit der Staatsgewalt, wodurch der Gang der Staatshaushaltung gelähmt werden könnte, vorgebeugt werde. Auch der damalige Generaldirector v. Krenner sprach sich sofort aufs entschiedenste im gleichen Sinne aus: Nicht in dem Sinne einer Volksrepräsentation (so bemerkt er), sondern einer ständischen Versammlung der betrautesten Staatsbürger und Eigenthümer wünschten sie diese Versammlung wieder entstehen zu sehen. Dieselbe mit Recht zu begaben, die dem Monarchen schon nach der Etymologie des Wortes Monarch untheilbar zustünden, und wodurch, wenn er sie den Ständen einräumte, er einen bedeutenden Theil des Rechts seiner Krone an das Volk hingäbe hiegegen müßten sie sich erklären. Zuletzt bemerkte der noch lebende damalige Staatsminister der Justiz, Graf v. Reigersberg, wie er sich für dieses System, und namentlich für die Beschränkung der ständischen Rechte deßhalb aussprechen müsse, weil sonst die Stände sich leicht als Mitregenten ansehen, zu Vergrößerung ihrer Rechte und weiterm Einmischen in die Regierungsverwaltung Alles aufbieten und dem Monarchen in allen Regierungshandlungen die Hände binden würden. Ihr Gewissen, ihre von treuer Anhänglichkeit an des Königs Majestät, von reinem Patriotismus für ihr Vaterland geleitete Privatüberzeugung spreche gegen diese Stellung der Stände, und sie könnten dieselben nie anders betrachten, als mit dem allgemeinen Vertrauen bezeichnete Räthe des Königs, mit welchen der Monarch die zum Wohle des Staats und der Unterthanen zu ergreifenden Maaßregeln berathet, denen aber nie Rechte des Monarchen, Mitregierungsrechte und Befugnisse zugestanden werden dürften, ohne sich der Gefahr auszusetzen, die Regierungsrechte des Monarchen beschränkt und Schritt für Schritt bestritten zu sehen, welches besonders in einem Staate mittlerer Größe, umgeben von großen Mächten, zu vermeiden höchst nothwendig sey. Darauf wurde das Conclusum einstimmig darauf hin ausgesprochen: daß Berathungen über die Bildung der Stände auf den Grund des Constitutionsentwurfs vom Jahre 1814 fortzusetzen, jedoch das System der Repräsentation gänzlich zu verlassen, und jenes der Ständeversammlung durchzuführen. Und dieses Protokoll hat die Genehmigung des allerhöchsten Gebers der Verfassungsurkunde sofort erhalten, und ist die Basis unserer Verfassungsurkunde geworden. Darauf entgegnete Frhr. v. Thon-Dittmer, es würde sich am Ende doch darum handeln, einen Begriff von Repräsentativverfassung aufzustellen; indeß sey hier die Arena nicht, stattsrechtliche Theorien zu verfechten, sondern man habe nur die Aufgabe, mit lebenswarmer und lebensfrischer Thätigkeit die Verfassung praktisch zu handhaben. Die Verfassungsurkunde sey unser gegebenes heiliges Gesetz. Die derselben zum Grunde liegenden Motive, welche heute zum zweitenmale vorgetragen worden, seyen zum größten Theile noch nicht bekannt, es wäre aber wünschenswerth, daß sie alle bekannt würden, weil sie, wie es scheine, nach und nach einen integrirenden Theil unsers öffentlichen Rechts ausmachen sollten. Er halte die Verfassung0480 für eine repräsentative, wahrlich nicht im Sinne revolutionären Strebens, sondern in dem Sinne, welchen auch andere Staatsrechtslehrer aufgestellt haben. Diese Verfassung müsse redlich gehalten, treu ihre Rechte bewahrt und überwacht werden.

(Beschluß folgt.)

Nachdem auf früher berichtete Art und Weise die Deputirtenwahl der Universität glücklich zu Stande gebracht war, wollte der Hr. Minister v. Stralenheim sich Sonnabend Morgen von hier entfernen, allein da schon Freitags Abend eine Anzahl hier studirender hannover'schen Adeligen vom akademischen Senat die Erlaubniß erbeten und erhalten hatte, am folgenden Abend dem hochgeehrten Curator der Universität eine Fackelmusik zu bringen, so fand sich derselbe bewogen, Sonnabend hier noch zu verweilen, um diese Ehrenbezeugung in Empfang zu nehmen. Es war auch Alles zu dieser Feierlichkeit angeordnet, Musikchöre bestellt, Fackeln noch vorräthig von dem Blumenbach'schen Begräbniß her, der Tag heiter und ohne Sturm, allein leider fand sich während des Sonnabends, daß die übrigen Studirenden sich dem Unternehmen nicht anschließen wollten, und so unterblieb denn dasselbe, obgleich sich mehrere Bürger erboten haben sollen, Fackeln mitzutragen. Da jedoch das Musikchor des hier stationirenden Infanterieregiments so wie der Stadtmusikus bestellt waren, so wurde dem Curator eine Nachtmusik gebracht, die auch ohne jeglichen Auflauf noch Ruhestörung vor sich ging, obgleich man so etwas besorgt haben mußte, da beinahe eben so viel Polizei thätig war, als Zuschauer gegenwärtig. Ein Vivat wurde nicht gebracht, nicht einmal der Versuch dazu gemacht. (Se. Excellenz reiste gestern Morgen in aller Frühe von hier ab.) Dagegen wurde am gestrigen Abend dem Hrn. Professor Kraut und dem Hofrath Ritter, welche sich der Theilnahme an den Wahlen enthalten, ein Vivat gebracht. Weitere Vivats und Unruhen, die auf der Allee beabsichtigt gewesen seyn sollen, wurden durch die Dazwischenkunft der Landgendarmen verhindert. Consistorialrath Lücke wurde in seinem Auditorium mit stürmischem Beifall empfangen. Auch Mühlenbruch, der sich auf das ehrenwertheste bei der Wahlverhandlung benommen haben soll, war dem Vernehmen nach ein Vivat zugedacht.

Rußland.

Die Kölner Zeitung berichtet: Aus Warschau ist die Nachricht eingegangen, daß der Kaiser von Rußland dem gegenwärtig dort anwesenden John Cockerill ein in der Nähe besagter Stadt gelegenes Krongut, bestehend in einer beträchtlichen Fabrik, geschenkt hat. Obschon die dabei befindlichen Bauwerkstätten schon bedeutend sind, so sollen sie noch namhaft vermehrt werden, wozu die Capitalien ebenfalls hergegeben sind. Zum technischen Director dieser Werkstätten hat Cockerill einen erfahrenen Techniker aus Köln, Lautz, ernannt, und demselben 600 Arbeiter untergeben.

Oesterreich.

Das von mir kürzlich als unrichtig bezeichnete Gerücht von der Abberufung des russischen Botschafters scheint seine Entstehung dem Umstande zu verdanken, daß Hr. v. Tatitscheff selbst den Wunsch geäußert hatte, er möchte abberufen werden. Dieser ausgezeichnete Diplomat soll sich in seinen ziemlich vorgerückten Jahren nach einem ruhigeren Posten im Inlande sehnen, und dieß dem Kaiser Nikolaus dringend ans Herz gelegt haben. So sind die Suppositionen über seinen muthmaßlichen Nachfolger, wofür wirklich Graf Tschernitscheff, so wie Graf Woronzoff, Generalgouverneur von Neu-Rußland und Bessarabien, genannt werden, entstanden. Indessen scheint eine Entscheidung in dieser Angelegenheit noch nicht erfolgt zu seyn. Se. Maj. der König von Sachsen soll am 1 März hier eintreffen. Der Carneval nähert sich, so weit er die höhern Gesellschaftskreise berührt, in ungewöhnlicher Stille seinem Ende.

Aegypten.

Am 31 Jan. kam das französische Kriegsdampfboot Acheron von Marseille hier an. Da es direct aus Frankreich kam und nur zwei Tage in Malta wegen schlechten Wetters blieb, glaubte man allgemein, es habe ungemein wichtige Depeschen mitgebracht. Dem scheint nach guten Erkundigungen nicht so zu seyn; sein Zweck ist vielmehr eine militärische Promenade über Malta gewesen, um zu sehen, was dort vorgeht, und dem Pascha hierüber Benachrichtigungen zu bringen. Seine Erscheinung brachte übrigens eine unglaubliche Bewegung unter den in Alexandria wohnenden Europäern hervor, denn da man hier täglich auf eine Blokade und selbst ein Bombardement von englischer Seite gefaßt ist, und diese als gewiß angenommene Aussicht die Imagination eines jeden hier Angesessenen in die lebhafteste Aufregung versetzt, so kann man sich denken, wie sehr jedes auch noch so geringfügige Ereigniß, wozu hier vor Allem die Ankunft von Kriegsfahrzeugen gehört, gedreht und gedeutet wird. Die Ernennung eines zweiten Kapudan Pascha's und die des Viceadmirals Mustapha Pascha, der mit der Flotte hier ankam und auch natürlich hier blieb, zu seinem Kaimakam, hat bis jetzt die Wirkung gehabt, daß sich Achmed Pascha seitdem noch weit mehr von allen Geschäften zurückzog als es früher der Fall war. Die türkische Flotte steht überhaupt wenig mehr unter den zu ihr gehörigen türkischen Officieren; Mehemed Ali bestimmt und befiehlt Alles, der Dienst wird auf ägyptische Weise versehen, und die Vertheilung der Matrosen und Officiere wird, seitdem nun Alles wirklich ägyptisch gekleidet ist, und man auch das Letzte, was an Stambul erinnert, abgelegt hat, von morgen an vor sich gehen. Auf diese Weise ist denn die Flotte als Mehemed Ali völlig anheimgefallen zu betrachten; nur mit Gewalt wird man sie ihm wieder nehmen können.

0473

Geologische Briefe.

II. Historische Orientirung.

(Beschluß.)

Bis auf die Zeit, welche den deutschen Werner gebar, hat kein Forscher das Problem der Erdbildung so klar und tief gefaßt, als Stenon. Die meisten seiner Nachfolger sind nicht nur unendlich weit unter ihm geblieben; viele seiner eigenen Ansichten konnten sich nicht einmal Geltung verschaffen, und zwar hauptsächlich weil die Neigung, alle Ideen über Erdbildung an die Mosaische Genesis anzuknüpfen, in der zweiten Hälfte des 17ten Jahrhunderts eher zu - als abnahm, und in demselben Verhältniß der Beobachtungsgeist sank, so daß die Wissenschaft eher zurück als vorwärts ging. Jetzt begann die eigentliche Periode der Speculationen, wobei man, festhaltend am Buchstaben der Schrift, den Oberflächenzustand der Erde aus ihrer ursprünglichen Entstehung, und zugleich mit dieser zu erklären suchte. Diese Periode verlängerte sich bis in die Mitte des 18ten Jahrhunderts und gebar eine ganze Reihe ausschweifender Hypothesen, welche den Ausspruch Lichtenbergs rechtfertigen, daß alle diese Versuche nicht sowohl Beiträge zur Geschichte der Erde, als zur Geschichte der Verirrungen des menschlichen Verstandes seyen. Besonders thätig waren dabei die hochkirchlichen Engländer (Burnet, Woodward, Whiston). In diesen träumerischen Systemen war die Erde ursprünglich bald ein Komet, bald eine Sonne, bald ein Mond gewesen. Die Erklärung der Oberflächenbildung lief, je nachdem die Theorie vorherrschend neptunistisch oder vulcanistisch war, darauf hinaus, daß die wässerige Erdkruste beim Trocknen, oder die geschmolzene beim Erkalten, barst und theilweise einstürzte. Man rüttelte an den schon bekannten Thatsachen so lange, bis sie sich in das Mosaische Schema hineinbiegen ließen; wo nicht, so negirte man sie oder griff zu den sonderbarsten Voraussetzungen. Die Fähigkeit, Erscheinungen zu deuten, welche mit den ersten Worten des alten Testaments in Widerspruch zu stehen schienen, ging allermittelst fast ganz verloren. Wie man sich dabei auch mit den Mosaischen Tagen abfand, in allen Systemen war der Erdbildungsproceß ein sehr rascher, und diese dramatischen Kosmogenien gleichen den französischen Tragödien, wo der Dichter auch an den conventionellen poetischen Glauben der Zuschauer appellirt, indem er Handlungen in vierundzwanzig Stunden sich abspielen läßt, die naturgemäß Entwicklungen einer weit längern Zeit sind.

Der damalige Zustand der Wissenschaft gibt aber auch zu einer ernsteren Betrachtung Anlaß. Kaum hatte der Mensch durch die Entdeckung von Amerika die sinnliche Ueberzeugung von der wahren Gestalt der Erde und von der Existenz der Gegenfüßler gewonnen, so muthete man ihm zu, die Bewegungen der Himmelskörper am Firmament für optische Täuschung zu erkennen, und sich die Erde in doppelter, reißender Bewegung und dazu als ein Sandkorn in der Wüste des Universums zu denken. Und nicht lange, so sah er sich sogar aus der Erdtiefe erhobene Thatsachen vor Augen gerückt, welche seinen Glauben erschüttern wollten, daß die Erde von jeher nur um seinetwillen dagewesen. Die mit dem Christenthum verknüpften heiligen Urkunden schienen beiderlei, für den menschlichen Stolz so demüthigenden Ansichten zu widersprechen; und so wirkte das Gefühl der Selbstsucht im Bunde mit dem religiösen Glauben, wenn sich selbst die Wissenschaft längere Zeit gegen jene Vorstellungen sträubte, wenn man Tycho Brahe's Vorschlag zur Güte annehmlicher fand, als das radicale System des Copernicus, und die fossilen Organismen beharrlich als Zeugen der Sündfluth in Anspruch nahm. Es war ein so trostreicher Gedanke: das wohnliche Nest der Erde ruhend inmitten des Weltalls, Sonne und Mond und die Gewölbe der Himmel um ihretwillen da, und die Erde nur aus dem Chaos hervorgegangen, um sogleich ein Garten und Park für den Herrn der Schöpfung zu werden! Mit diesem engen Begriff war des Menschen Gemüth in sich befriedigt und abgeschlossen; es strahlte seine Wärme nicht aus in die Oede des Raums und der Zeit, und der Himmel war kein Gedanke, der die nach dem Begriff ringende Phantasie lähmte, sondern ein Gefühl, das die Seele ausfüllte. Durch die astronomischen und geologischen Ueberzeugungen der neuern Zeit hat sich des menschlichen Geistes eine tiefe Unruhe bemächtigt, und er fühlt sich, wenn er in den Raum und die Zeit hinausblickt, wechselnd gespannt und erhoben, erschreckt und gedemüthigt. Diese Stimmung wäre eine sehr unheimliche, ohne die gewisse Hoffnung, daß jene Unruhe einem Begriff entgegentreibt, der für die Menschheit auf höherer Stufe so trostvoll seyn wird, als der Glaube an die ruhende Erde und die Schöpfung der Welt um des Menschen willen. Es lag übrigens, wie schon im vorigen Artikel bemerkt, in der Natur der Sache, daß sich der Mensch den astronomischen Wahrheiten weit leichter gefangen gab als den geologischen. Bei der erhabenen Einfachheit der räumlichen Verhältnisse der Erde zum Weltall war das Dogma von der wahren Bewegung der Himmelskörper eine Synthese, die durch die einfachen Gesetze unseres eigenen Geistes leicht aufgelöst und verificirt wurde. Dagegen bei der materiellen Verwirrung in der zeitlichen Evolution der Erde gelangte man nur durch lange Analysis zum festen Begriff der Aeonen, welche dem jetzigen Zustande vorausgegangen, und der langen Reihe organischer Schöpfungen, die im Lauf der Erdbildung einander abgelöst.

Noch ist hier eines Moments zu erwähnen, das mit dem sich so lange erhaltenden Triebe, die Naturbeobachtung mit der biblischen Tradition in Einklang zu bringen, in Zusammenhang steht. Seit dem Alterthum hatte sich neben der natürlichen, sinnlich aufgedrungenen Ansicht, nach welcher die in den Erdschichten eingeschlossenen Thier - und Pflanzenformen Reste von Organismen sind, welche einst im Wasser und auf dem Lande gelebt haben, fortwährend eine andere geltend gemacht, wornach jene Versteinerungen zufällige Mineralbildungen, sogenannte Naturspiele, seyn sollten. Diese Vorstellung war bei einem gewissen Stande der allgemeinen Kenntnisse wohl zu begreifen; sie wurde aber auch dann noch festgehalten, als die vollkommene Analogie zwischen den fossilen Thieren und Pflanzen und den noch lebenden tausendfältig erwiesen war; nur nahm man jetzt zu einer in der Erde vorausgesetzten sogenannten plastischen Kraft seine Zuflucht, und dachte sich die thier - und pflanzenähnlichen Steinkerne gleichsam als Skizzen der sich im Mineralreich träumend zu höhern Formen emporringenden Natur. Es ist natürlich, daß diese wunderliche Ansicht vielfach denen willkommen war, die alle Consequenzen, welche sie mit der Mosaischen Genesis in Widerspruch bringen konnten, ängstlich von der Hand wiesen; es entspricht ganz zahlreichen Vorgängen in den Wissenschaften, daß die vis plastica und die Naturspiele erst dann einen Anstrich von philosophischer Begründung erhielten, als die vorgeschrittene Beobachtung es unmöglich machte, alle Versteinerungen geradezu auf Rechnung der Sündfluth zu schreiben. Daß aber dieser Glaube selbst in unsere Zeit hereinragt,0474 daß er Thatsachen überlebt hat, wie die Koprolithen, d. h. den versteinerten Koth von Fischen und Reptilien, die abgenützten Zähne in fossilen Kinnladen, die mitten in der Gebärde des Lebens verschütteten Fische u. s. w.; daß es noch deutsche Naturphilosophen gibt, welche ernstlich die fossilen Organismen als unentwickelte Embryonen im Schooße der Erde darstellen dieß wäre nicht begreiflich, wenn es nicht seine Erklärung in jener philosophischen Koketterie fände, welche auch sonst ähnliche Paradoxen erzeugt und ja auch ein Gegenstück an der historischen Alterthümelei hat, die dem jetzigen Weltlauf die Vernünftigkeit abspricht; nur daß nach den Naturforschern, welche mit den lusus naturae spielen, Gebilde, die einst ganz gewiß gelebt haben, von jeher todt waren, während die laudatores temporis acti Institutionen und Lebensformen für lebendig ausgeben, die schon längst todte Hülsen sind.

Die großartigen Conceptionen Leibnitzens und die noch glänzendere Theorie Buffons waren allerdings sehr bedeutende Phänomene, die viel dazu beitrugen, wenn bald ein philosophischerer Geist in die Naturforschung kam. Aber auch sie gehörten immer noch zu den, auf zu schmaler Basis der Erfahrung aufgebauten Speculationen, die so ganz geeignet sind, dem Wissensdrang des Menschen zu schmeicheln und ihn in das wie durch einen Blitzstrahl erhellte Land seiner Sehnsucht hineinzuführen, die ihn aber in desto tieferem Dunkel, in desto schauerlicherer Oede entlassen, wenn er bei verkühlter Phantasie inne wird, daß dieser Weg keineswegs der Quelle, nach der er dürstet, der Quelle der Erkenntniß, zuführt, sondern vielmehr davon ableitet. Man hatte indessen nach der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts Erfahrungen genug gesammelt, um nachgerade einzusehen, daß man bisher in einem Irrgarten gewandelt, dessen Pfade immer an denselben Fleck zurückführten; daß es an der Zeit sey, auch in der Geologie den Weg analytischer Forschung einzuschlagen, auf dem andere Zweige der Naturwissenschaft bereits richtig vorwärts schritten, und in Stenons, von seinen Zeitgenossen so schlecht beachtete Fußstapfen zu treten. Seitdem haben alle geologischen Theorien den von uns schon früher bezeichneten praktischen Charakter, wobei man vom Innern des Planeten und seiner Genesis ganz absieht. Danebenher gehen freilich auch jetzt Speculationen im modernen naturphilosophischen Gewand; aber sie können die erstarkte Forschung nur durch Ideen befruchten, sie nicht mehr vom Boden der Erfahrung weg in ihre Kometenbahn fortreißen.

Von diesem Wendepunkt der Wissenschaft bis auf Werner, den eigentlichen Begründer der wissenschaftlichen Geognosie, sind wenige Jahrzehnte verflossen. Bedenkt man, daß Werners so extreme neptunistische Theorie in kurzer Zeit fast allgemeines Dogma wurde, so ist es interessant, daß die bedeutendsten Aperçus, die in der Periode unmittelbar vor ihm gefaßt wurden, just vulcanischer Natur sind. In den geologischen Conceptionen des berühmten deutschen Reisenden Pallas (geb. 1741) spielt der Vulcanismus eine sehr bedeutende Rolle; namentlich sind ihm, mit Ausnahme der sogenannten Urgebirge, alle Bergketten durch unterirdische vulcanische Wirkung zu ihren gegenwärtigen Höhen aufgestiegen. Der fleißige Forscher Füchsel (geb. 1722) war der erste Deutsche, der die volle Ueberzeugung gewann, daß alle Schichten der Erdrinde ursprünglich, den hydrostatischen Gesetzen gemäß, horizontal gelagert gewesen, und erst später aufgehoben und versenkt worden eine Naturwahrheit, die bald überall, wo Werners Theorie Platz gegriffen, verkannt wurde. Der bedeutendste Beobachter dieser Zeit, derjenige, dessen Arbeiten auf den gegenwärtigen Gang der Wissenschaft den größten Einfluß geübt, ist der Alpenwanderer Saussure (geb. 1740). Auch er kam durch Betrachtung der zahlreichen Zerreißungen und Verschiebungen der Schichten in jenen großartigen Gebirgsländern, besonders durch den Anblick der gerade auf den Kopf gestellten groben Conglomeratschichten, auf die Vorstellung, daß diese Gebilde nothwendig einmal aus der ursprünglichen nahezu wagerechten Lagerung durch eine Gewalt von unten aufgehoben worden. Saussure's Auffassung der Verhältnisse der Montblanc-Kette ist der eigentliche Anknüpfungspunkt für alle die Forschungen geworden, durch welche Leopold v. Buch und Elie v. Beaumont zum Begriff der Erhebung aller, nach gewissen Hauptlinien streichenden Gebirgsketten geführt worden sind. Saussure entdeckte auch zuerst das merkwürdige Gesetz des Parallelismus zwischen den Secundärketten eines Gebirgs und der Hauptkette desselben; er hob es klar hervor, daß die Secundärketten immer auf beiden Seiten ihre steilern Abhänge der Hauptkette zukehren, und diese Bemerkung ist für die neuere Ansicht von der Bildung der Gebirge von der größten Bedeutung geworden.

Blicken wir zurück, so sehen wir, daß die Beobachtung und die Speculation seit dem Alterthum immer auf die Vorstellung zurückgekommen war, alle oder die meisten Gebirge seyen durch Auftreibung und Einsturz der Erdrinde entstanden; die im Verhältniß zur Leiblichkeit des Menschen so gewaltigen, der Masse der Erde gegenüber so unbedeutenden Unebenheiten des Erdbodens rühren großentheils daher, daß die im Wasser gebildete Oberhaut des Planeten irgendwie in ihrem Zusammenhang und ihrer ebenen Lagerung gestört und dadurch wie mit Pusteln und Finnen besetzt worden. Die Natur selbst schien an zahlreichen Stellen diesen Begriff unmittelbar sinnlich an die Hand gegeben zu haben. Da erschien Werner und widersprach dieser uralten Anschauung, indem er ein gerade entgegengesetztes Schema der Erdrindenbildung aufstellte. Werners unermeßliches Verdienst besteht darin, daß er durch Entwerfung eines umfassenden Mineralsystems der Schöpfer einer unterirdischen Geographie wurde; daß er die Gebirgsarten nach ihren chemischen und mechanischen Verhältnissen gruppirte, den so fruchtbaren Begriff der Gebirgsformationen entwickelte, und so der Forschung eigentlich den Faden in die Hand gab, um sich im Labyrinth der Erdrinde zu orientiren. Das Haupthinderniß des Fortschritts war bisher gewesen, daß die Geologen einander selbst so gar nicht verstanden; Werner war es, welcher der Geognosie eine gemeinverständliche Sprache gab, indem er die verschiedenen Gebilde in ihrer natürlichen Reihenfolge bezifferte. Wenn Werner in seinen allgemeinen Ansichten von der Erdbildung die eine Kraft, die vulcanische, fast ganz verkannte, so war besonders der Umstand daran Schuld, daß er im Bereich seiner unmittelbaren Beobachtungen, im Erzgebirge, gerade wie die Aegyptier im Nilthal, vorzugsweise Bildungen des Wassers vor Augen hatte. Aber wie Thales, der Zögling der ägyptischen Priester, ein Neptunist blieb, auch nachdem er in sein vulcanisches Vaterland zurückgekehrt, so verdrängte Werners Autorität jene alte Naturanschauung von der Erhebung der Gebirge aus den Köpfen der meisten seiner Zeitgenossen. Daß er dieß konnte, gerade dieß beweist die entscheidende Bedeutung, die Nothwendigkeit der von ihm in die Wissenschaft eingeführten Begriffe. Sie sind Offenbarungen, in die sich die Zeit erst versenken mußte, ehe sie darüber hinausgehen konnte. Es ging hier, wie so oft in allen Wissenschaften: man mußte erst alle Consequenzen eines einseitigen Systems erschöpfen, ehe man wieder umkehrte und in der Mitte das Gleichgewicht und den wahrhaft fruchtbaren Begriff fand.

0475

Im nächsten, letzten Artikel versuchen wir es, Werners allgemeine Theorie der Erdbildung und die neuern Ansichten in aller Kürze zu charakterisiren.

Ueber die militärische Stellung der Vereinigten Staaten.

(Beschluß.) Der zweite Hauptartikel des Berichts des Kriegsministers betrifft die Nothwendigkeit der Verschanzungen an der Westgränze der Union, den Bau neuer Fortificationen am Eingange der meisten Seehäfen, namentlich des von New-York, das nothgedrungene Princip, die Armee in größeren Massen zusammenzuhalten natürlich dieselbe eher zu vermehren als zu vermindern (ein Ding, das ein Advocat jetzt leichter aussprechen kann, und das man dem alten General Jackson zur Zeit seiner Präsidentschaft sehr übel genommen hätte), den Garnisonsdienst derselben durch den Bau größerer und bequemerer Casernen zu erleichtern, die Cavallerie durch die Sendung von jungen Officieren nach Frankreich, wo sie die Pferdedressur und noch andere Dinge lernen, besser beritten zu machen, hauptsächlich aber und dieß öffnet dem aufkeimenden Ehrgeiz der Officiere die schönsten Aussichten bei der Armee einen Generalstab einzuführen, statt, wie bisher, die dahin gehörigen Arbeiten von den Officieren der Linie verrichten zu lassen. Sie ersehen aus allem diesem, daß unsere Regierung ernstlich damit umgeht, eine gewisse Consistenz zu gewinnen, die ihr Washington und die älteren Revolutionsväter, Jefferson mit eingeschlossen, nicht zu geben vermochten, und wodurch zuletzt unser Staatenverband durch sein geschlossenes Ganzes auch europäischen Mächten gegenüber ein respectables Ansehen bekommt. Halten Sie übrigens diese Aeußerung ja nicht für Ironie. Das ist sie nicht, das soll sie nicht seyn. Der Drang der nicht zu beschwörenden Ereignisse, unsere Stellung England und dem aufrührerischen Canada gegenüber, der jedes Jahr mit mehr Verlust an Geld und Menschen geführte Indianerkrieg, die am Mississippi zusammengedrängten, 30,000 Krieger zählenden Indianerstämme machen, wie bereits erwähnt, alle diese Centralmaaßregeln der Regierung zur unausbleiblichen Nothwendigkeit. Mehr als Alles aber zwingt uns das unserm eigenen Schooß entsprossene Kind, der junge, aufblühende, jetzt schon übermüthige Staat Texas, eine verhältnißmäßig kriegerische Stellung anzunehmen. Wahrhaftig die Nemesis schreitet schnell und gewaltig in diesem Lande europäischer Cultur und Entartung. Schrecklich wurde Spanien für seine an Amerika begangenen Grausamkeiten bestraft; noch schrecklicher bezahlten die spanischen Colonien ihren Undank gegen das Mutterland. Sollte nun wirklich die Reihe an die Vereinigten Staaten kommen? Es ist nicht zu läugnen, daß wir den Mexicanern das Gebiet von Texas nach Art von Straßenräubern auf meuchelmörderische Weise entrissen*)Nach der Schlacht von San Jacinto sandte der General Houston einen Boten nach Washington ab, der dem Congreß der Vereinigten Staaten den Triumph der texanischen Waffen verkündete. Derselbe präsentirte sich vor den Schranken des Hauses barfuß, ohne Kopfbedeckung, bloß in einem zerrissenen Hemd und geflickten Hosen: Mein General sendet mich , hub er an, nicht weil ich der Tapferste bin Hunderte gehen mir in dieser Tugend voran nicht weil ich mich besonders ausgezeichnet es hatte jeder von uns vollauf zu thun sondern weil ich am besten gekleidet und daher am geeignetsten war, die frohe Botschaft des Siegs dieser ehrenwerthen Versammlung anständig zu verkünden. Da hätten wir denn die ersten transatlantischen Sansculotten; wohl uns, daß sie jetzt noch in den Eingeweiden fremder Staaten wühlen, obgleich ihre Mordlust jetzt schon die Menschheit mit Grausen erfüllt. A. des Corresp., und daß wir unter dem Vorwand einer friedlichen Ansiedlung gleich anfangs staatsverbrecherische Absichten im Schilde führten. Nun, da Texas kaum als unabhängiger Staat von Amerika und aus welchen Ursachen, werde ich Ihnen später zeigen auch von Frankreich anerkannt ist, mischen wir uns neuerdings in die innern Händel der Republik Mexico; bereits steht ein Heer texanischer Freiwilligen und Föderalisten vor den Thoren der Hauptstadt. Mexico muß in wenig Jahren fallen; vielleicht ist sein Schicksal im Augenblick, wo ich Ihnen dieses schreibe oder wo Sie diesen Brief erhalten, entschieden; aber was werden die Vereinigten Staaten dadurch gewinnen?

Gleich zu Anfang der Debatten über die Aufnahme der Republik Texas in die Union erklärte John C. Calhoun, der talentvollste und weitsehendste amerikanische Staatsmann, daß dieß eine Lebensfrage für den ganzen Süden der Union sey, und daß die Sklavenstaaten nimmermehr zugeben könnten, daß sich im Süden und Westen der Vereinigten Staaten neue, von denselben Gesetzen regierte, aus demselben Stamm entsprossene, ganz mit gleichen Institutionen versehene Staaten bildeten. Wenn wir ihnen nicht erlauben mit uns zu gehen , sagte er, so werden sie uns zwingen ihnen zu folgen. Wirklich fühlt der ganze Süden, namentlich aber die östlichen Staaten desselben, den großen vom Congreß begangenen Mißgriff. Texas ist fruchtbarer als der durch hundertjährigen Anbau ohne Dünger ausgesogene Boden der zwei Carolinas, von Georgien, Alabama u. s. w.; das Klima ist gesünder, das Land wohlfeiler, das Volk unternehmender und die Sklaverei dort gegen jeden Eingriff fremder Staaten geschützt. Die Sklaverei ist dort Grundgesetz des Staates, und da der ganze Reichthum des Südens außer dem Boden in Sklaven besteht, so ist das Eigenthum in Texas gesicherter als hier, wo die unaufhörlichen Petitionen der nördlichen Staaten zu Gunsten der Negeremancipation das Volk beständig in Aufruhr bringen und zu den schrecklichsten, blutigsten Verbrechen hinreißen. Mit Einem Wort, für einen jungen unternehmenden Mann, für einen Mann von Ehrgeiz, von Muth und Unternehmungsgeist ist Texas das Land der Verheißung, und da die Vaterlandsliebe, worunter ich hauptsächlich die Liebe zum heimathlichen Boden verstehe, keine besondere Tugend unserer Yankees ist, so ist leicht einzusehen, daß Texas über kurz oder lang der Centralpunkt der ganzen amerikanischen Wanderung nach Westen werden muß. Auf dieser Wanderung sind nicht etwa wie dieß in den nördlichen Staaten der Fall die mittellosen oder durch unglückliche Speculationen herabgekommenen Familien begriffen, sondern einflußreiche Männer, wie z. B. der General Hamilton in Carolina, reiche Pflanzer, welche ihre Pflanzungen in Georgien, Alabama u. s. w. um einen Spottpreis losschlagen, Gutsbesitzer, die der Durst nach größeren Reichthümern und vermehrtem politischen Einfluß ihr Vaterland fliehen heißt, endlich Unzufriedene aller Art, die in Texas eine ihren Ansichten entsprechendere Verfassung gründen wollen. Der ganze Süden (und Schreiber dieses ist eben von einer Reise durch Georgien, Süd - und Nord-Carolina und Virginien zurückgekehrt) gleicht einer mit Auswanderern bedeckten Heerstraße, und es scheint, als ob die anglo-amerikanische Race, deren außerordentlich schnelle Entwicklung gewiß zu den merkwürdigsten Erscheinungen unseres Jahrhunderts gehört, auf ihrer Flucht nach dem stillen Ocean sich kaum die Zeit nähme, den von ihr ausgestreuten Samen der Cultur keimen zu sehen, ehe sie sich von neuer Thatkraft beseelt zu neuen Missionen brauchen läßt. Oder ist diese flüchtige Eile, mit welcher sich die amerikanische Menschheit nach Westen drängt, ein Zeichen von Mangel an Kraft? Ist sie zu schwach, die0476 von ihr ausgestreuten Keime zur Reife zu bringen, und überläßt sie die weitere Ausbildung derselben einer mit größerer Zeugungskraft begabten Race etwa den Deutschen? In der That sind die deutschen Ansiedlungen im Süden und Südwesten der Union und es erstrecken sich dieselben wirklich schon bis an die Gränzen von Süd-Carolina eine wahre Superfoetatio zu nennen, die sich von der vorausgegangenen amerikanischen in Allem unterscheidet, was man zur Charakteristik eines Volks zu zählen pflegt. Ihr Hauptcharakter besteht aber im selbständigen Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit, durch freie Arbeit und Sparsamkeit, im Gegensatz zur Sklaverei und Ueppigkeit der Amerikaner. Dieß ist aber auch der Todesstoß für die südlichen Sklavenbesitzer, und darum ziehen sie nach Texas. So weit die germanischen Stämme der verpesteten Fieberluft und der Sonnenhitze des Südens Trotz zu bieten vermögen, drängen sie die Negerbevölkerung weiter zurück, und vermindern hiedurch den politischen Einfluß der nur durch die Neger bestehenden Pflanzer, welchen zuletzt nichts Anderes übrig bleibt, als sich den Texanern förmlich anzuschließen, um durch ihre völlige Lossagung von der Union dem weitern Einfluß der Bevölkerung des Nordens Gränzen zu setzen. Dieß ist bereits das allgemeine Thema des Südens, und Sie begreifen jetzt die Nothwendigkeit der vermehrten Centralgewalt mittelst der Vergrößerung des stehenden Heeres und der regelmäßigen Organisation der Milizen.

So bedingt die weitere Verbreitung der amerikanischen Race in einem gewissen Sinne die Umgestaltung ihrer politischen Organisation, und dieselbe Kraft, welche von ihr ausgeht, um fremde Staaten zu unterjochen, muß nach den Gesetzen der ewigen Gerechtigkeit zugleich auch der Zerstörer ihrer eigenen Blüthe seyn. Alles dieß scheint die gegenwärtige französische Diplomatie und der von ihr so sehr begünstigte Handelsgeist der Nation mit vielem Tact begriffen zu haben; denn während Hr. Michel Chevalier im Journal des Débats mit wahrhaft St. Simonistischem Eifer gegen die von den Texanern zu verewigende Negersklaverei predigte, und bewies, daß es im Interesse Frankreichs, als Repräsentant der katholischen Mächte, läge, der weiteren Ausbreitung der anglo-amerikanischen (protestantischen) Menschheit Gränzen zu setzen und zu verhindern, daß das romanische Princip dem sächsischen nicht auch in der neuen Welt unterliege, sandte Hr. v. Pontois, damals bevollmächtigter Minister des Königs der Franzosen in Washington (jetzt außerordentlicher Gesandter desselben in Konstantinopel), seinen Gesandtschaftssecretär, Hr. v. Saligny, in aller Stille nach Texas, um zu sehen, was mit diesen Wildfängen zu Gunsten seiner Nation anzufangen sey. Da ergab sich nun, daß nicht sowohl New-Orleans und die südlichen Staaten überhaupt, als vielmehr die texanische Gränze die Achillesferse der Union ist, daß es kein besseres Mittel gibt, das anglo-sächsische Princip zu schwächen, als demselben in seiner eigenen Race einen Nebenbuhler zu setzen. Die Zerstücklung war von jeher der Fluch aller Völker aus germanischem Geblüt, und nur durch den mächtigen normännischen Adel konnte derselben in England engere Gränzen gesetzt werden; daher denn auch der Eroberungszug des großen Wilhelms den Grundstein zu Britanniens Größe legte. Weiter bemerkte Hr. v. Saligny, daß sich der texanische Hafen von Galveston im mexicanischen Meerbusen ganz vortrefflich zum Schleichhandel nicht nur nach den Vereinigten Staaten, sondern auch nach Mexico eigne, und daß hiedurch für den französischen Handel Vortheile entsprießen müssen, wie diese kein Handelstractat weder mit einem noch dem andern Lande, selbst nach einer Blokade oder nach einer Wachtparade, wie die von Veracruz und San Juan de Ulloa sichern könne. Es erfolgte bald darauf die völlige Anerkennung Texas 'von Seite Frankreichs, und zum Lohn für seine talentvollen Relationen wurde Hr. v. Saligny selbst zum Chargé d'Affaires in Houston ernannt. Ich habe das Glück, den jungen Diplomaten persönlich zu kennen, und speiste mit ihm kurz vor seiner Abreise nach Texas. Sonderbar, dachte ich, nach den interessanten Mittheilungen des habilen französischen Agenten, Frankreich spielt jetzt in Bezug auf Texas gerade dieselbe Rolle, die es vor der Revolution in den amerikanischen Colonien England gegenüber spielte. Wem dieselbe nicht bekannt ist, der lese hierüber Botta Storia della guerra dell' independenza, gleich im ersten Capitel.

Der dritte Hauptartikel im Bericht des Kriegsministers an den Präsidenten betrifft den unglücklichen Indianerkrieg und die fruchtlosen und von den gräuelvollsten Mordscenen begleiteten Versuche der Regierung, die Streitigkeiten mit den Eingebornen durch Vertrag zu schlichten. Diese Menschen, sagt Hr. Poinsett, sind nicht, wie dieß bei der Verdrängung anderer Indianerstämme der Fall war, durch die vorschreitende Civilisation aus ihren Schlupfwinkeln herauszubringen; das Terrain, auf dem sie sich befinden, und das nicht weniger als 45,000 englische Quadratmeilen groß ist, ist so beschaffen, daß sie nicht entfliehen können, denn auf der einen Seite umgibt sie der Ocean und auf der anderen die Ansiedlungen amerikanischer Bürger. *)Ihre Leser werden wohl einsehen, daß hier hauptsächlich von den Indianern in Florida die Rede ist.Sie wehren sich daher mit der Angst und der Tapferkeit der Verzweiflung, und das auf einem Boden, der ihrer Natur günstig, für die Weißen aber entnervend und tödtlich ist. Ist man hier nicht gezwungen, unwillkürlich die Frage aufzuwerfen: was für ein Recht hat denn die weiße Bevölkerung, die Indianerstämme von einem Boden zu vertreiben, der für dieselben geschaffen zu seyn scheint, und auf welchem sie selbst nur durch die Vermittlung einer andern Race die der Neger mühsam ihr Leben fristen kann? Nun aber erst der Schluß: Es gibt daher kein anderes Mittel, als dieselben zu vertilgen, denn sie zu zähmen, haben wir uns bereits seit Jahren vergeblich bemüht; der Indianer taugt nicht zur Civilisation. Das sind freilich harte Worte, es hat sie aber die schrecklichste Nothwendigkeit dem Minister in die Feder dictirt, und die Nation hat zum voraus darüber abgestimmt. Drei verschiedene Mittel sind zum Behuf dieser Indianer-Vertilgung bereits in Vorschlag gebracht. Das erste besteht darin, sie mit Bluthunden zu hetzen (!); das zweite, sie mittelst anderer von Staate besoldeter Indianerstämme auf ihre eigene Art zu bekriegen; und endlich drittens hat sich auch ein Speculant gefunden, der die Vertilgung der Indianer contractmäßig auf sich nehmen, und der Regierung für die Erfüllung seines Vertrags Caution stellen will. Die regulären Truppen und die Milizen, meint er, werden in alle Ewigkeit gegen die Indianer nichts ausrichten, die nun einmal nur nach den Gesetzen ihrer eigenen Taktik zu besiegen sind. Unsere herumwandernden Jäger und backwoodsmen, meint er, eignen sich ganz allein zu einem solchen Vertilgungskrieg; denn sie besitzen alle Eigenschaften, hauptsächlich aber die physische Gewandtheit der Indianer, mit allen Verstandesvorzügen der weißen Race. So z. B. können sie laufen, schwimmen, klettern und schießen, trotz der besten inländischen Jäger; ja sie verstehen sich sogar aufs Scalpiren. Man setze einen Preis auf jeden abgeschnittenen oder scalpirten Indianerschädel, und er will dafür stehen, daß in kurzer Zeit die gehörige Anzahl eingebracht und das Land von seiner bis jetzt bestandenen0477 Plage befreit seyn wird! Noch nie hätten diese Menschen eine so glückliche Conjunctur erlebt, um zu Vermögen und Ansehen zu gelangen; es wäre dieß auch die wohlfeilste Art der Indianer los zu werden u. s. w. Bis jetzt hat die Regierung diesem Ansinnen wie billig kein Gehör gegeben; aber ob sie dieß fernerhin thun wird, ist jetzt, bei dem allgemeinen Unwillen des Volkes gegen die Rothhäute, mehr als zweifelhaft. Wozu nützt auch, sagen manche Amerikaner, die Gewissenhaftigkeit in den anzuwendenden Mitteln, da man einmal über die Hauptsache, über den Zweck den Untergang des Stammes sich vereinigt hat? Es ist einmal (räsonniren sie weiter) ein Gesetz der Natur, daß sowohl der Boden als die Menschheit mit Leichen gedüngt werden, daß das Leben dem Tode entquillen muß, und so kommt zuletzt die Reihe an den Vernichter selbst, und das Gemüth ist mit dem Schicksal versöhnt. Was ist die Weltgeschichte am Ende anders, als, nicht wie Jean Paul meint ein unvollendeter Roman, sondern eine ewig sich erneuernde Tragödie?

Großbritannien.

Die Unterhausdebatten vom 11 Febr. über Hrn. Duncombe's Antrag in Betreff der Kirchenabgaben der protestantischen Dissenter haben wir bis jetzt nur kurz berührt. Folgendes ist das Nähere über jene Sitzung. Hr. J. Duncombe, radicales Mitglied für den Londoner Stadttheil Finsbury, äußerte: Am Schlusse der vorigen Session hatte ich die Ehre, die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Fall des Dissenters John Thorogood zu lenken, der wegen Nichtzahlung der Summe von 5 1 / 2 Sch. (3 fl. 18 kr. ) auf Klage des bischöflichen Consistoriums von London in Chelmsford gefangen saß. Das Haus faßte damals die Resolution, es sey die Pflicht der Legislatur, der Wiederkehr solcher Fälle vorzubeugen; aber Thorogood sitzt annoch gefangen, seit vollen dreizehn Monaten. Indem ich meine Motion stelle, brauch 'ich mich wohl nicht ausführlich über den oft erörterten Mißbrauch der Kirchenabgaben und die Uebelstände der geistlichen Gerichtshöfe zu verbreiten; denn so ziemlich Jedermann räumt ein, daß dieß Flecken auf unsern Landesinstitutionen sind. Meine Vorschläge sind höchst einfach. Was erstens John Thorogood betrifft, so trag' ich darauf an, ihn sogleich in Freiheit zu setzen, und dafür zu sorgen, daß fortan kein Unterthan Ihrer Maj., welcher aus gewissenhafter Ueberzeugung von der Lehre und dem Ritus der Staatskirche dissentirt, wegen verweigerter Zahlung der Kirchensteuer mit Gefängnißstrafe belegt werden könne. Die Erklärung eines Bürgers vor seinem betreffenden Magistrat, daß er nicht zur anglicanischen Kirche gehöre, soll genügen, ihn gegen gerichtliche Verfolgungen der Art zu schützen. Auf der andern Seite find 'ich es dann billig, daß wer sich von der Kirche getrennt hat, fortan auch an keiner Kirchspielversammlung über Kirchenfragen mehr Theil nehme. Die Dissenter werden sich dieser Bedingung gern unterwerfen. Wie mag es wohl mit dem Gewissen des Oberpfarrers von Chelmsford bestellt seyn, der alle Sonntage für alle Leidenden und Gefangenen betet, aber den armen Schuhmacher Thorogood seit Jahr und Tag im Kerker schmachten läßt! Ich bitte ferner um die Ermächtigung, eine Bill einbringen zu dürfen, wodurch die Dissenter der Nöthigung, zum Unterhalt einer ihnen fremden Kirche beizusteuern, ganz enthoben werden. Hr. Gillon unterstützte die Motion. Lord J. Russell erwiederte, aus der von Thorogood eingereichten Petition gehe hervor, daß derselbe vor den geistlichen Gerichtshof geladen worden sey und die Bezahlung der verlangten Kirchensteuer einer unerheblichen Summe verweigert habe, weil er von einem nach seiner Meinung der Landesverfassung widerstreitenden Gericht nicht habe erscheinen wollen. Niemand, setzte der Minister hinzu, sey berechtigt, nach seiner eigenen Willkür zu bestimmen, vor welchem Gericht er Vorstand leisten wolle, und vor welchem nicht. Thorogood sey nicht wegen der verweigerten Zahlung der Kirchensteuer von 5 1 / 2 Schilling verhaftet worden, sondern weil er dem Gerichte Gehorsam verweigert habe; und was auch die Meinung des Parlaments über die Kirchensteuer seyn möge, es könne aus den angeführten Gründen nicht einschreiten. So lange das Gesetz bestehe, das eine Staatskirche gegründet habe, müsse es auch vollzogen werden; ja, er gehe weiter, und behaupte, die englische Landeskirche sey auf gerechte, weise und gesunde Grundsätze gebaut. Was aber die Kirchensteuern überhaupt betreffe, so glaube er allerdings, daß diese Frage eine Quelle von Feindseligkeit sey, und daß jede Maaßregel, welche die dadurch veranlaßten Beschwerden vermindern oder heben würde, eine Wohlthat für die Staatskirche seyn müßte. Den Plan des ehrenw. Mitglieds für Finsbury fand der Minister unbefriedigend, und glaubte, daß derselbe zum Betrug versuchen und viele verleiten würde, sich durch die vorgeschlagene Erklärung von der Bezahlung der Abgabe zu befreien. Es sey überdieß noch der große Grundsatz ins Auge zu fassen, daß man bei einer Maaßregel dieser Art nicht zwischen Mitgliedern und Nichtmitgliedern der Landeskirche unterscheiden müsse, wenn eine Last, seyen es Zehnten oder andere Abgaben, der Gesammtheit aufgelegt werde. Mit Bedauern würde er die Zeit zurückkehren sehen, wo die Prediger des Evangeliums von den freiwilligen Beiträgen ihrer Kirchspielkinder abhängig seyn sollten. Er könne, fügte Lord John bei, nur der Maaßregel beitreten, daß durch eine gesetzliche Verfügung bestimmt werde, es solle bei einer Verweigerung der Kirchensteuern nicht eine Vorladung vor die geistlichen Gerichte erfolgen. Die Kirchensteuer sey eine bürgerliche Abgabe, in deren Beitreibung man sich nicht an die Person, sondern an ihre Habe halten müsse. Er sey bereit, einem Gesetzesvorschlag beizustimmen, welcher die Entscheidung über Verweigerungen der Kirchensteuer gänzlich den bürgerlichen Gerichten zuweise, übrigens aber sey er gegen jede Maaßregel, die zur Schwächung der Landeskirche beitragen könnte. Hr. Hume redete mit Wärme für den Antrag. Er erinnerte daran, wie gefährlich es sey, Martyrer religiöser Ueberzeugung zu machen. Wenn, wie Lord John behaupte, zu befürchten sey, daß Mancher darum von der Staatskirche abfallen würde, um keine halbe Krone jährlich mehr zu bezahlen, so sey es mit der Anhänglichkeit an diese Kirche im Land schlecht bestellt. Habe der edle Lord die Kirchenabgaben doch in Irland abgeschafft, warum England das verweigern, was den Irländern geworden sey? Wolle der edle Lord etwa zuwarten, bis auch hier die Nöthigung durch die Menge eintrete? (Hört!) Nun dann könne er ihm versichern, daß die große Masse der Dissenter der Kirchensteuer entgegen sey, und die Protestation in Masse dagegen werde nicht lange auf sich warten lassen. Sir St. Lushington, Gesetzesrath der Krone, suchte die von Lord J. Russell vorgebrachten Argumente zu verstärken, und bemerkte unter Anderm gegen Hrn. Doncumbe, bei der Einkerkerung Thorogoods könne das Gewissen des Oberpfarrers von Chelmsford ganz ruhig seyn, denn die Procedur gegen jenen Dissenter gehe ihn gar nicht an, sondern sey lediglich Sache der Kirchenpfleger. Duncombe's Antrag wurde, wie erwähnt, mit der starken Mehrheit von 55 (117 gegen 62) Stimmen verworfen.

Der Examiner, sonst gut whiggisch gesinnt, ist mit Lord J. Russells Benehmen in dieser Sache sehr unzufrieden. Lord John, schreibt er, hat eine Standrede vom sublimsten bon0478 ton gehalten, die ihn, für diesen Fall mindestens, ganz von den gemeinen Leuten scheidet und in der guten Meinung der Hochkirche wundersam hoch stellt. Die Times lobpreist seine parlamentarische Leistung als kraftvoll und verständig; wir finden sie nur vornehm und zimperlich. Sie war gewürzt mit ächt aristokratischer Verachtung der Armuth und Hülflosigkeit, und insofern wird man sie in den Tory-Coterien very gentlemanly finden. Wie nobel nämlich nobel im Low life above stairs-Sinne des Worts (der Examiner dreht den Titel des bekannten Lustspiels von Townley: High life below stairs vornehmes Leben im Erdgeschoß um) war nicht der Ton, in welchem der Hr. Minister von Thorogood sprach! Das ist, wie die Anekdotenbücher sagen, wohl alles gewaltig grandios, originell ist es aber nicht. Wie säuberlich und complimentös geschah neulich der beiden Sheriffs Erwähnung! Aber freilich die Sheriffs sind reiche Leute, und Thorogood ist ein armer Schuhmacher. Fünf Schilling sechs Pence sind keine erhebliche Summe. O nein, Mylord! für Ew. Lordschaft gewiß nicht; für einen armen Schuhmacher aber kann es eine recht erhebliche Summe seyn. Und dann wie consequent! Diese so unerhebliche Steuer soll doch wieder erheblich genug seyn, um durch die Aussicht auf deren Nichtzahlung gläubige Seelen aus dem Schafstall der Hochkirche zu verführen! Ja, wie leicht könnte der Erzbischof von Canterbury selbst ein Dissenter werden, um die fünf Schilling sechs Pence in der Tasche zu behalten! Lord Johns Eifer für die Kirche war die Seelenlust der Tories, und als sie ihm lauten Beifall riefen, da gerieth Mylord immer mehr ins Feuer, so daß er zuletzt seine Ueberzeugung aussprach, die englische Landeskirche sey auf gerechte, weise und billige Principien gegründet. Die herzogliche Familie Bedford hat von dieser Weisheit, Gerechtigkeit und Billigkeit freilich keinen Schaden gehabt; dennoch möchten wir Mylord gewarnt haben. Es gibt eine Fabel von einem Raben, einem Käse und einem Fuchs. Bei der ersten Note, die der Rabe anstimmt, ist Reinecke entzückt, er klappt die Pfoten zusammen, wedelt mit dem langen Schweif und ruft: Bravo, bravissimo! welche Stimme! welche Ausführung! wie trefflich er das hohe C singt! Der Rabe, der sich geschmeichelt fühlt, strengt, zu Reinecke's unendlichem Vergnügen, die heisere Kehle zu einem noch höheren Discant an; aber, alter Whig-Rabe, nimm dich in Acht, daß du den Käse nicht fallen läßt; er wankt in deinem Schnabel, und deine ganze Partei schüttert bei deinen melodischen Versuchen. Auch die Opposition schüttert, aber auf andere Weise: deine Freunde von Furcht, deine Feinde von Gelächter. Den Dissentern räth der Examiner zu einer energischen Agitation, und hält ihnen das Beispiel der irischen Katholiken in der Zehntenfrage vor.

[630]

Lehranstalt für Jünglinge vom Schullehrer des 19ten Jahrhunderts.

In Verbindung mit dem Schullehrer des 19ten Jahrhunderts habe ich unweit Stuttgart eine Lehranstalt für Jünglinge errichtet, worin die Vorbereitungswissenschaften für Studirende in 2 Jahren, Sprachen aber: deutsch, französisch, lateinisch, griechisch, hebräisch, je in 6 Monaten à 2 Louisd'or gelehrt werden. Auch künftige Lehrer, Reallehrer, Gewerbs - und Kunstfreunde werden die angenehmste Befriedigung finden wo nicht, so sind sie von allen Kosten frei.

Mezingen u. U. im Königreich Würtemberg, den 18 Februar 1840

Dr. Kloker.

[652-54]

Bekanntmachung.

Zur gänzlichen Vollendung der fast zur Hälfte des Weges schon im Fahrbetriebe befindlichen und zur andern Hälfte großentheils fertigen Eisenbahn von München nach Augsburg ist eine Vermehrung des Capitals von 1,100,000 fl. erforderlich, zu deren Aufbringung das Directorium mit Zustimmung des Verwaltungsrathes der Gesellschaft, die Negocirung eines Anlehens beschlossen und hiezu auch die statutengemäß nachgesuchte höchste Regierungs-Genehmigung bereits erhalten hat.

Um die ungestörte Fortsetzung des Bahnbaues, dessen Vollendung bei den dermaligen günstigen Witterungsverhältnissen in diesem Jahre noch mit Zuversicht erwartet werden kann, für alle Fälle sicher zu stellen, haben die Mitglieder der beiden Verwaltungs-Organe der Gesellschaft sich durch Subscription zur al pari Uebernahme des ganzen Anlehens vereinigt, sich aber gleichzeitig verbindlich erklärt, die Hälfte der von ihnen unterzeichneten Summen zu Gunsten jener übrigen Actionnäre der Gesellschaft zu überlassen, welche sich bei diesem nach 4 vom Hundert verzinslichen Anlehen zu betheiligen wünschen und sich dazu bis längstens den 10 März d. J. bei dem unterzeichneten Directorium, Promenadeplatz Nr. 18 dahier, oder bei dem Wechselhause der HH. Erzberger & Schmid in Augsburg, an welchen beiden Plätzen bereits Subscriptions-Listen aufliegen, gemeldet haben werden.

0479

Sollten die Unterzeichnungen die zur Verfügung gestellte Summe übersteigen, so erfolgt die Vertheilung im Verhältniß der gezeichneten Beträge.

Dieses Anlehen wird in 2200 Stück Partial-Obligationen au porteur à 500 fl. per Stück eingetheilt, welche mit jährlich à 4 Proc. zahlbaren Coupons versehen sind.

Die Einzahlung wird in fünf gleichen Raten und zwar: am 16 März, 1 April, 1 Mai, 1 Junius und 1 Julius h. J. jedesmal mit ein Fünftel geleistet; die Zinsen der Obligationen aber kommen, ohne Rücksicht auf die spätern Einzahlungstermine, vom 1 März h. J. an, den Subscribenten und resp. Einzahlern zu gute.

Ueber die den Darleihern durch das Gesellschafts-Vermögen und die Rente gegebene Sicherheit so wie über die Rückzahlungstermine und endlich über die Zeit und Art der Verabfolgung der Obligationen kann an den bezeichneten Subscriptions-Orten das Nähere eingesehen werden. München, den 24 Februar 1840

Das Directorium der München-Augsburger-Eisenbahn-Gesellschaft.

Der stellvertretende Vorstand: J. v. Mayer.

Maillinger, Geschäftsführer.

[343-44]

Sächsische Eisen - (L. S.) Compagnie.

Zweite Einzahlung.

Auf jede Actie der sächsischen Eisen-Compagnie wird hiermit eine bis spätestens den 1 April d. J, Abends 7 Uhr, an die Endesunterzeichneten Schömberg Weber & Comp. in Leipzig unter Production der Interimsactie zu leistende Einzahlung von fünfundzwanzig Thalern in statutenmäßigen Münzsorten ausgeschrieben.

Das Unterlassen dieser Einzahlung macht, nach einem in der Generalversammlung vom 5 August v. J. gefaßten Beschlusse, den betreffenden Actieninhaber seiner Rechte nicht, wie durch §. 9 der Statuten bestimmt war, sofort, sondern erst dann verlustig, wenn eine mit Angabe der Nummer der zurückgebliebenen Actie zu erlassende öffentliche Aufforderung, die Einzahlung nebst zehn Proc. des Betrags derselben als Strafe unter Kostenerstattung bis zu einem auszusetzenden Präclusivtermine nachträglich zu leisten, unbefolgt bleibt. Leipzig, den 20 Januar 1840

Das Directorium der sächsischen Eisen-Compagnie.

Heinrich v. Arnim, Vorsitzender.

Schömberg Weber & Comp., Bevollmächtigte.

[5256-66]

K. K. priv. österr. Lloyd in Triest.

Zweite Abtheilung.

Dampfschifffahrts-Gesellschaft.

Anzeige, die Dampfschifffahrt im Adriatischen Meere und in der Levante betreffend.

I. Zwischen Triest und Venedig.

Abgang von Triest: jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abgang von Venedig: jeden Montag, Mittwoch und Freitag

immer Abends.

Dauer der Ueberfahrt ungefähr 9 Stunden.

II. Zwischen Triest und Dalmatien.

Abgang von Triest: am 5 jeden Monats während des ganzen Jahres, und vom März bis einschließlich October auch am 20 jeden Monats immer Nachmittags nach Lussinpiccolo, Zara, Sebenico, Spalato, Lesina, Curzola, Ragusa und Cattaro, welche Häfen auch bei der Rückfahrt berührt werden, damit der Reisende Gelegenheit habe, die merkwürdigsten Punkte jenes höchst interessanten Landes zu sehen. Die ganze Fahrt von Triest nach Cattaro und zurück dauert in den Sommermonaten 12, in den 4 Wintermonaten 14 Tage.

III. Zwischen Triest und Ancona.

Abfahrt von Triest: den 8 und 24 Abfahrt von Ancona: den 10 und 26

jeden Monats, Nachmittag.

Dauer der Ueberfahrt ungefähr 16 Stunden.

Eine zweite Gelegenheit von Triest nach Ancona bietet sich durch die Dampfschiffe dar, welche am 1 und 16 jeden Monats von Triest nach der Levante gehen. Diese Dampfschiffe berühren Ancona auch auf ihrer Rückfahrt, sind aber dann der Quarantäne unterworfen.

IV. Zwischen Triest und der Levante.

Abfahrt von Triest: am 1 und 16 jeden Monats, Nachmittags.

Abfahrt von Konstantinopel: am 5 und 20 jeden Monats.

Das am 1 und 16 von Triest abgehende Dampfschiff gelangt nach Berührung von Ancona, Corfu, Patras und Piräus (Athen) ungefähr den 9 und 24 nach Syra, wo es mit dem von Konstantinopel kommenden Dampfschiffe zusammentrifft, welches unterwegs bei den Dardanellen und Smyrna anläuft. In Syra werden die Reisenden umgeschifft, da jedes der beiden Dampfschiffe von dort mit abermaliger Berührung der genannten Zwischenhäfen wieder zurückkehrt. Das nach Konstantinopel bestimmte Schiff langt dort um den 13 und 28 an, und das andere kommt am 18 und 3 nach Triest zurück.

Auf der Rückreise werden die Dampfschiffe von einem österr. Sanitätswächter begleitet, wodurch die Begünstigung erlangt wird, daß die Reisetage von Corfu an sowohl in Ancona als in Triest von der Quarantäne abgerechnet werden. Demnach haben die Passagiere aus Griechenland und den jonischen Inseln in Triest nur ungefähr 9 Tage Quarantäne zu machen; durch Umwechslung der Kleider können diese 9 Tage selbst auf ungefähr 3 Tage vermindert werden.

0480

Der ganze Dienst der Dampfschifffahrt des österr. Lloyd wird durchaus mit neuen trefflich eingerichteten Schiffen versehen, welche die größte Zufriedenheit Aller erlangten, die sich ihrer bedient haben.

Die mäßigen Preistarife der Fahrten können bei den Agenten der Gesellschaft in allen von den Dampfschiffen berührten Häfen eingesehen werden.

Die Fahrten der österr. Dampfschiffe zwischen Syra und Alexandrien sind einstweilen eingestellt, doch finden die Passagiere in Syra regelmäßige Gelegenheit zur Weiterreise nach Aegypten mit den französischen Dampfbooten, welche von Syra am 1, 11 und 21 des Monats nach Alexandrien abgehen.

[63-65]

In allen Buchhandlungen zu haben:

Nante's Weihnachtswanderung und Neujahrsgruß.

Von L*.

(Als 3tes Heft von Nante auf der Eisenbahn.)

Sauber broschirt 6 gGr.

NANTE auf der Berlin-Potsdamer Eisenbahn.

Von L*.

Erstes Heft.

Sauber broschirt: 6 gGr.

NANTE in Potsdam und im Lustlager.

Von L*.

(Als 2tes Heft von Nante auf der Eisenbahn.)

Sauber broschirt: 6 gGr.

Verlag von Karl J. Klemann in Berlin.

[643]

Bekanntmachung.

In Sachen des Maurermeisters Stübler dahier gegen den Bierbrauer Karl Kummer, dermalen in Nordamerika, Forderung, nun Execution betreffend, wurde dem Vater des Beklagten die Auflage gemacht, aus dem noch in seinen Händen befindlichen Vermögen seines Sohnes Karl Kummer binnen vier Wochen bei Vermeidung der beantragten Execution die liquidirte Forderung zu 197 fl. 56 kr. an den Kläger zu bezahlen.

Bamberg, den 4 Februar 1840

Königliches Kreis - und Stadtgericht.

Dangel.

Stadler.

[634]

Bücher-Auction in Münster.

Am 9 März 1840lb / > beginnt zu Münster die Versteigerung der bedeutenden, an werthvollen, seltenen und zum Theil äußerst kostbaren Werken, vorzugsweise im philologischen und medicinischen Fache, sehr reichen Bibliothek des verstorbenen Hrn. Regierungs-Medicinalraths Dr. Borges. Der aus 2 Theilen bestehende Katalog (1ster die philologischen und andere Wissenschaften, 2ter die medicinischen Wissenschaften enthaltend) ist durch alle Buchhandlungen und die bekannten HH. Antiquare von Hrn. W. Engelmann in Leipzig zu beziehen.

Münster, im Januar 1840

Friedr. Regensberg.

[273-78]

Avertissement.

Ein tüchtiger, vorzugsweise der Landschaftsgärtnerei vollkommen kundiger, und mit Ausführung von Garten-Anlagen im Großen vertrauter Gartenkünstler wünscht eine passende Versorgung.

Unter der Adresse M. Z. werden von der Expedition der Allg. Zeitung portofreie Briefe weiter besorgt.

[593-95]

Zum Verkauf angeboten 9 Gemälde von verschiedenen berühmten Meistern aus der altdeutschen Schule, vorstellend: 1) Der Tod der Maria. 2) Johannes in der Wüste. 3) Die heil. Magdalena, idem. 4) Die Dreifaltigkeit. 5) Die Anbetung der Weisen. 6) Der Eingang der Maria in den Tempel. 7) Mariä Opferung. 8) Christus im Tempel. 9) Das heil. Abendmahl; alle mit Figuren, nämlich von den drei ersten in 1 / 2 und von den 6 andern in 1 / 3 Naturgestalt.

Diese Gemälde empfehlen sich durch Ausführung und guten Zustand; der Besitzer würde auch etliche Stücke aus andern Schulen in Tausch annehmen.

Liebhaber melden sich portofrei bei L. Reiber, Schiffleutfaden Nr. 44 in Straßburg.

[603]

Conversations-Lexikon der Gegenwart.

Ein für sich bestehendes und in sich abgeschlossenes Werk, zugleich ein Supplement zur achten Auflage des Conversations-Lexikons, so wie zu jeder frühern, zu allen Nachdrucken und Nachbildungen desselben.

Neunzehntes Heft, Bog. 21-30 des dritten Bandes, Lindpaintner bis Malerkunst.

Druckpapier 8 gr. ; Schreibpapier 12 gr. ; Velinpapier 18 gr.

Lindpaintner (Peter Jos.) Lingard (John). Lippe-Detmold. Lippe-detmold - und Schaumburg-lippe'scher Rechtsstreit. List (Friedr.). Lista (Don Alberto). Liszt (Franz). Litterarisches Eigenthum, s. Schriftstellereigenthum. Lithographie, s. Steindruck. Littrow (Jos. Joh., Edler v. Karl Ludwig, Edler v.). Llauder (Don Manuel). Lobau (Georges Mouton, Graf v.). Lobeck (Christian Aug.). Loebell (Joh. Wilh. ) Lobkowitz (Aug. Longin, Fürst v.). Löck (Georg). Lockhart (John Gibson). Löhr (Aegidius Valentin Felix Joh. Ferdinand v.). Lohrmann (Wilh. Gotthelf). Lopez (Don Joaquin Maria). Lopez y Portaña (Vicente). Lorenzen (Peter Hiort). Lorentzen (Jak. Friedr. Nikolaus). Loreye (Jos.). Lorinser (Karl Ignaz). Lornsen (Uwe Jens). Lotterie. Lotz (Joh. Friedr. Eusebius). Löwe (Künstlerfamilie). Löwenstein-Wertheim Rochefort (Constantin, Erbprinz v.). Lübeck s. am Ende des Bandes. Luchana (Don Baldamero Espartero, Graf v.). Lücke (Gottfried Christian Friedr. ) Lüdemann (Georg Wilh. v.). Ludwig Joseph Anton (Erzherzog von Oesterreich) Ludwig II (Großherzog von Hessen). Ludwig Wilhelm Friedrich (Landgraf von Hessen-Homburg). Ludwig XVII. Luiz (Dom Francisco de San -). Lukasinski (Valerian). Lüntzel (Karl Christoph Hermann Adolf. ) Luxemburg. Lyell (Charles). Lynchgesetz. Lyndhurst (John Singleton Copley, Baron). Maciejowski (Waclaw Alexander). Mackenzie (William Lyon). M'Culloch (John). Mädler (Joh. Heinr. ) Madrazo y Agudo (Don José de Don Frederico de). Madvig (Johann Nicolai). Magalhaes (Rodrigo da Fonseca). Magendie (François). Magnetischer Verein. Magnin (Charles). Mahon (Philipp Henry, Viscount). Malachowski (Kasimir Gustav). Malczeski (Antoni). Malerkunst.

Leipzig, im Februar 1840

F. A. Brockhaus.

[620]

Stelle-Anerbieten.

Ein tüchtig gebildeter lithographischer Kunstdrucker, der sich mit allen Theilen der Crayondruckerei vertraut gemacht hat, die Anfertigung aller zum Steindrucke nöthigen Farben versteht, und dem man sowohl leichte als schwer anzudruckende Kreidezeichnungen sicher anvertrauen kann, wird in Kopenhagen gesucht. Hierauf Reflectirende, die das von ihnen Verlangte zu leisten vermögen, wollen ihre Bedingungen und eine Abschrift ihrer Atteste nebst (wo möglicher) Einsendung einiger von ihnen gedruckten Arbeiten an Hrn. H. und P. Spira in Hamburg portofrei gelangen lassen. Es wird noch bemerkt, daß im Falle der Drucker alles das leistet, was von einem tüchtigen Kunstdrucker verlangt wird, demselben eine sichere Stellung, mit einem ansehnlichen Gehalte verbunden, geboten wird.

[453]

Im Literatur-Comptoir in Stuttgart erschien so eben als besonderer Abdruck aus dem Februarheft des: Atlas. Monatschrift für Zeitgeschichte und Völkerkunde, und ist an alle Buchhandlungen versendet: Glossen zu der Schrift: die europäische Pentarchie.

Von Friedrich Giehne.

4 Bogen gr. 8., in Umschlag geheftet.

Preis 36 kr. rhn. oder 9 gGr. pr.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15340 tokens; 5075 types; 109325 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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LanguageGerman
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