PRIMS Full-text transcription (HTML)
0489
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 62.
2 März 1840.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Durch das Segelpaketboot South Amerika hatte man am 24 Febr. in London Nachrichten aus New-York bis zum 3 Febr. In Betreff der nordöstlichen Gränzfrage wurde dem Congreß neuerdings eine Reihe wichtiger Correspondenzen zwischen dem Staatssecretär des Auswärtigen und dem brittischen Botschafter, deßgleichen der Generalregierung in Washington und dem Gouverneur von Maine, vorgelegt. Eine gütliche Ausgleichung der Frage scheint ferner als je zu liegen, und in kurzem werden, wie mehr erwähnt, neue Gränzverwickelungen zwischen den beiden Nachbarstaaten hinzu kommen. Die Generalregierung hat sich auf das bestimmteste gegen den Vorwurf verwahrt, Bluthunde zur Niederhetzung der Indianer in Florida angekauft zu haben. Die Hunde wurden von den weißen Bewohnern Florida's auf eigene Hand aus Cuba verschrieben; der Gouverneur von Florida hat es nämlich für eine kränkliche Sentimentalität erklärt, gegen die rothen Häute schonend verfahren zu wollen; nur der weiße Mann verdiene Berücksichtigung. Der Correspondent des M. Chronicle schreibt: Das Gerücht geht, daß die Vereinigte-Staaten-Bank sich erboten habe, oder erbieten wolle, auf ihren Freibrief zu verzichten, vorausgesetzt daß die Legislatur von Pennsylvanien den ihr dafür entrichteten Preis zurück erstatten wolle (return the bonus). Ein solches Anerbieten ist keineswegs unmöglich. Die New-Yorker Journale enthalten eine aus der Hong-Kong-Bai vom 11 Sept. datirte Protestation nordamerikanischer Kaufleute gegen die Verhängung einer Blokade des Hafens von Canton von Seite des Oberaufsehers des brittischen Handels mit China. Eine Stelle dieser Protestation, worin sie den Capitän Elliot für jeden Verlust amerikanischer Bürger an Leben oder Eigenthum persönlich haftbar erklären, ist sonderbar genug. Jedenfalls scheint diese Protestation zu beweisen, daß die neuliche Angabe einiger Londoner Blätter, die amerikanische Regierung werde sich den Maaßnahmen Englands gegen China anschließen, unrichtig war. Die Stadt New-York ward in den letzten Tagen Januars wieder von zwei bedeutenden Feuersbrünsten heimgesucht, deren eine für mehr als eine Million Dollars Eigenthumswerth zerstörte. Binnen den letzten vier Jahren hat New-York allein theils durch Verbrennung unversicherten Eigenthums, theils durch die Zahlungen, welche die Feuerversicherungsgesellschaften zu leisten hatten, mehr als 28 Millionen Dollars verloren. Im Jahr 1839 sind auf den Strömen der Union (die Unglücke auf dem Meer ungerechnet) 40 Dampfboote verunglückt: 28 davon wurden snagged d. h. sie scheiterten an den Zinken der aus den großen Flüssen, namentlich dem Mississippi, emporstehenden Baumstämme, 5 verbrannten, 4 flogen auf, 3 sanken in den Grund. 45 Menschen verloren dabei das Leben.

Portugal.

(Globe.) Unsere Nachrichten aus Lissabon reichen bis zum 15 Febr. Die Cortes beschäftigten sich in letzter Zeit mit Parteidiscussionen und gereizten Debatten über England und den Sklavenhandel. Dagegen ward über die Finanzen und die auswärtigen Staatsgläubiger kein Wörtlein gesprochen. Da übrigens alle diese Debatten zum Vortheil des Ministeriums ausschlugen, so werden diese nun Muße haben, die laufenden Staatsgeschäfte zur Sprache zu bringen.

Spanien.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 25 Febr. Espartero ist am 19 zu Muniesa angekommen; die ganze Belagerungsartillerie war dort beisammen. Nach seiner Ankunft trat Unordnung bei der Carlistischen Besatzung von Segura ein, und man hegte am 20 einige Hoffnung zu einer Capitulation.

Großbritannien.

Die Neugierde des Publicums, den jungen Gemahl der Königin zu sehen, dauert bis jetzt ungeschwächt. So hatte sich gestern (23), als am Sonntag, eine große Menschenmenge an0490 der St. Jamescapelle versammelt, wo das königliche Paar dem Gottesdienste beiwohnte. Man bemerkte darunter viele elegant gekleidete Damen. Die erlauchten jungen Eheleute, die sehr gut und heiter aussahen, wurden bei ihrer Rückkehr aus der Kirche mit lauten Acclamationen begrüßt. Prinz Albert war in einfacher Morgenkleidung, ohne Decoration. Am 22 hatte Se. k. Hoh. im Buckinghampalast wieder mehrere Deputationen mit Glückwunschadressen empfangen. Auch die deutsch-protestantische (d. h. lutherisch evangelische) Geistlichkeit in London hat eine Adresse überreicht. Eine Deputation der Universität Cambridge, den Vicekanzler und die Proctors an der Spitze, die zu gleichem Zweck in London angekommen ist, wird an einem der nächsten Tage Audienz erhalten. Die Herzogin von Kent leidet seit mehreren Tagen an einem Rheumatismus, der sie an das Zimmer fesselt. Der Herzog von Cambridge (am 24 Febr. 1774 geboren) feiert heute seinen 66sten Geburtstag.

Der Herzog v. Wellington ist so weit wieder hergestellt, daß er am 23 ausreiten und mehrere Besuche in der Stadt machen konnte.

Der hohe Adel gab in den letzten Tagen glänzende Feste. So Lord Palmerston und seine Neuvermählte, die vordem verwittibte Gräfin Cowper, am 22 Febr. ein großes Diner, welchem der Herzog, die Herzogin und der Prinz Georg von Cambridge, der Herzog und der Erbprinz von Coburg, die Herzoge v. Devonshire und Sutherland, Graf und Gräfin v. Clarendon, die Lords Duncannon, Morpeth etc. beiwohnten. Dem Feste, welches am Tage zuvor der Herzog v. Devonshire veranstaltete, wohnte unter Andern die so eben von Italien zurückgekehrte Mistreß Norton, geb. Sheridan, bei, welche in der hohen englischen Gesellschaft noch ebenso fashionable zu seyn scheint wie vor jenem unglücklichen Proceß.

Oberhaussitzung vom 24 Febr. Der Marquis v. Londonderry brachte die Besetzung des kleinen Eilands bei Minorca durch die Franzosen wieder zur Sprache (die Engländer nennen es King's Island Königsinsel; einige französische Blätter bezeichneten unlängst Isla del Ayre, oder, wie sie den spanischen Namen übersetzen: Isle du vent als den besetzten Punkt. Letzteres, etwas größeres Eiland liegt aber von Port Mahon ziemlich entfernt, während die im Oberhaus urgirte Frage ausdrücklich ein Inselchen in der Mitte des Hafens von Port Mahon betrifft). Sollte England, so bemerkte der edle Lord, wieder einmal mit Frankreich in Krieg gerathen, so würde dieser nach aller Wahrscheinlichkeit im Mittelmeer ausgefochten werden, und dann sey jenes Eiland, auf dem die Franzosen Festungswerke anlegen könnten, ein wichtiger militärischer Punkt. Er wünsche daher zu wissen, warum man den Franzosen, statt eines besondern Eilands, nicht lieber ein Gebäude auf der Insel Minorca für ihre Zwecke eingeräumt habe. Ihm scheine die Sache sehr wichtig, und er werde sie später zum Gegenstand einer Motion machen. Lord Clarendon antwortete, er sehe nicht ein, welches Recht die brittische Regierung habe, die spanische Regierung darüber zur Rede zu setzen, daß sie diesen Miethvertrag mit den Franzosen abgeschlossen, und nicht lieber die Resolution des Cortesausschusses angenommen habe, welche der Ansicht des edlen Marquis entsprochen. Der Miethcontract sey übrigens auf zwei Jahre abgeschlossen, und enthalte die Clausel, daß er sogleich zu cessiren habe, falls die spanische Regierung des Eilands früher selbst benöthigt seyn sollte. Auf die deßhalb von der brittischen Regierung gestellte Anfrage habe das französische Cabinet geantwortet, es brauche die Insel zu einem Hospital für seine unterwegs nach Algier erkrankenden Seeleute und zu einem Kohlendepot für die Dampfschifffahrt, denke aber nicht daran, dieselbe sich zuzueignen. (Die betreffende Correspondenz liegt auf dem Tisch des Hauses.) Die Sitzung dauerte noch beim Abgange der Post. Im Unterhause wurde die irische Municipalreformbill in der Committee berathen.

Lord Beresford, der bekannten in Irland reichbegüterten, anglicanisch-zelotischen Familie angehörig, hat seinen Libellproceß gegen das Morning Chronicle vor der Queensbench gewonnen. Das ministerielle Blatt hatte dem edlen Viscount nachgesagt, daß er eine beträchtliche Anzahl seiner katholischen Pächter im Elend von Haus und Hof gejagt habe. Hierauf ließ Lord Beresford durch seinen Sachwalter Sir W. Follett die Klage anhängig machen, in welcher er jene Behauptung für eine Verleumdung erklärte. Der Eigenthümer des M. Chronicle bewies seine exceptio veritatis durch mehrere Zeugen, welche unter Anderm den Umstand erhärteten, daß Mylord eine alte kranke Frau auf ihrem ärmlichen Bett aus dem Hause tragen und in einen Straßengraben legen ließ. Aber das Chronicle hatte weiter behauptet, der Gutsherr habe jene Pächter fortgejagt, weil sie bei einer Parlamentswahl gegen den von ihm begünstigten Candidaten gestimmt. Dieß konnte nicht bewiesen werden, und so fiel der Spruch des Gerichtshofs gegen das Journal aus, welches zu 100 Pf. St. Schadenersatz verurtheilt wurde. Ein Dechant aus der Familie Beresford die ihre jüngern Söhne alle sehr comfortable theils in schwarzen, theils in rothen Röcken untergebracht hat äußerte vor einiger Zeit in einer Protestantenversammlung in Dublin, er wolle lieber mit anglicanischen Protestanten von Salz und Kartoffeln, als mit römischen Katholiken, wären es auch die besten, in Palästen im Ueberfluß leben. Der Examiner bemerkte dazu, das sey Geschmackssache, indessen wünschte er wohl Se. Hochwürden einmal auf die Probe gestellt zu sehen, da das Haus Beresford bisher sich im Kartoffelessen weit weniger als in der Orthodoxie ausgezeichnet habe.

Mehrere Londoner Blätter, auch der Globe, melden, Graf Demidoff, der reichste russische Edelmann, Besitzer der berühmten Silber - und Platinabergwerke im Ural, befinde sich jetzt in London, und habe sich so eben mit der Prinzessin Louise, der schönen Tochter des Prinzen Jerome Bonaparte, verlobt. Zwischen dem Bonapartismus und dem Russenthum, bemerkt ein Blatt, scheine trotz des großen historischen Zwiespaltes, worein diese beiden Factoren gerathen, eine geheime Wahlverwandtschaft zu bestehen.

(Globe.) Die in letzter Zeit in Paris vor sich gehenden Negociationen zur Einleitung von Handelsverträgen mit England, Holland u. s. w. auf dem Fuße der Gegenseitigkeit haben die französischen Fabricanten, die sich an das alte Prohibitivsystem der Schutzzölle festklammern, beunruhigt, und leicht dürfte die französische Regierung durch die Opposition derselben von jenen heilsamen Reformen sich zurückschrecken lassen. Die nämlichen Gesinnungen zeigten sich in England vor fünfzehn Jahren, als Hr. Huskisson eine liberalere Bahn in unserer Handelspolitik gegen das Ausland einschlug. Anfangs wurde heftig dawider geschrieen, später aber die Vernunftmäßigkeit und Gerechtigkeit dieser Politik allgemein anerkannt, und gegenwärtig fühlen wir ihren wohlthätigen Einfluß.

Frankreich.

Die Königin und der Herzog von Orleans sind am 25 Abends um 10 Uhr nach Brüssel abgereist.

Der Moniteur meldet amtlich die Abreise des Hrn. Guizot nach London, die am 25 Febr. Morgens 4 erfolgte.

(Presse.) Nach zwei fruchtlosen Besuchen hat endlich Hr. v. Broglie den Marschall Soult sprechen können, und ihm die0491 Rolle, die er ihm bei der ministeriellen Combination bestimme, dargelegt. Der Marschall wiederholte, was er schon im vorigen Jahre gesagt, daß zwischen ihm und Hrn. Thiers ein unübersteigbarer Abgrund bestehe, und daß er um keinen Preis in ein Cabinet treten würde, worin Hr. Thiers den Haupteinfluß hätte. Der Marschall soll sogar in sehr förmlichen Ausdrücken die Beweggründe seines unüberwindlichen Widerwillens deducirt haben. Dieß ist nicht die einzige Schlappe, welche Hr. v. Broglie erfahren hat. Die Combination, die er für so leicht gehalten, und zu der er sich als officiöser Vermittler hergegeben hatte, bot ihm Schwierigkeiten über Schwierigkeiten dar. In Folge des Mißlingens seiner Versuche verzichtete Hr. v. Broglie diesen Abend auf die ihm von Sr. Maj. gegebenen Vollmachten. Man glaubt, Hr. Thiers, der über dieses Scheitern der Versuche nicht sehr betrübt ist, werde morgen in die Tuilerien berufen werden, und umfassende Vollmachten erhalten. Hr. Thiers erwartet dieß so sehr, daß schon diesen Abend seine Freunde die Liste seines Cabinets umlaufen lassen. Nach dieser Combination würde er die Präsidentschaft des Conseils und die auswärtigen Angelegenheiten für sich nehmen. Die andern Departements würden ganz untergeordneten Männern übertragen werden, die Hrn. Thiers nur dazu mit ihrer officiellen Dunkelheit umgeben würden, um dessen Wichtigkeit desto mehr hervorzuheben. So hat man Hrn. Billaut für die öffentlichen Arbeiten, Hrn. Remusat für den Handel, Hrn. Dumont oder Hrn. Vivien für die Justiz, Hrn. Cubieres für den Krieg, Hrn. Duperré für das Seewesen, Hrn. Pelet (de la Lozere) für die Finanzen genannt. Von dem Ministerium des 12 Mai sollten nur Hr. Villemain und Hr. Duperré amnestirt und von Hrn. Thiers beibehalten werden. (Wie man bemerkt, sind dieß dieselben Namen, die gestern schon unser Pariser Correspondent anführte.)

Das Journal des Débats sagt, am 25 Febr. Abends sey das Gerücht allgemein verbreitet gewesen, daß Hr. Thiers auf den folgenden Tag in die Tuilerien berufen werden würde.

Die Gazette schreibt: Ein klägliches, schmachvolles Schauspiel wird vor unsern Augen aufgeführt: Hr. Thiers und Hr. Guizot hatten sich mit Geräusch getrennt, einer den andern beschuldigend, daß er Frankreich zu Grund richte; heute geben sie einander Versicherungen ihres Zutrauens. Hr. Thiers und Hr. Guizot hatten sich gegen Hrn. v. Molé coalisirt, und jetzt zweifelt Hr. v. Broglie nicht daran, daß es ihm gelingen werde, sie zusammen zu bringen, und um das Maaß voll zu machen, möchte er mit ihnen den Marschall Soult zum Eintritt bewegen, den beide angegriffen haben, und welchen Hr. Thiers eben stürzte.

Der Marquis d'Eyragues, Hr. Martin und Hr. Lagrénée, Ministerresidenten zu Karlsruhe, Hannover und Athen, haben den Titel als bevollmächtigte Minister bei besagten Höfen erhalten.

Hr. Devaines, Mitglied der Pairskammer, ist am 25 Febr. in Paris gestorben.

Das Tribunal der ersten Instanz der Seine hat am 26 Febr. in der Sache des Hrn. Gros gegen Hrn. v. Montalivet entschieden, Hrn. Gros mit allen seinen Forderungen als unbegründet abgewiesen, und ihn in die Kosten verurtheilt.

Gegen die der Vergiftung ihres Mannes verdächtige Frau Laffarge in Glandier ist auch eine Untersuchung wegen eines Diamantendiebstahls eingeleitet. Der Vicomtesse von ... verschwand eines Tags ein reicher Diamantenschmuck, ohne daß man eine Spur von dem Dieb entdeckte. Mad. Laffarge, damals noch unverheirathet, befand sich unter den Gästen des Schlosses der Vicomtesse. Seitdem die furchtbare Anklage der Vergiftung auf ihr lastet, erinnert man sich mehrerer Umstände, welche Mad. Laffarge der Entwendung jenes Schmucks so verdächtig machen, daß auch hierüber eine gerichtliche Hausuntersuchung vorgenommen worden, welche zu wichtigen Entdeckungen geführt haben soll. (Gaz. des Trib.)

Von Capitän Laplace, dem Commandeur der auf einer Südseefahrt begriffenen französischen Fregatte Artémise, sind Berichte bis zum 18 Jul. 1839 eingelaufen. Am 10 war die Artémise in den Haupthafen der Sandwichsinseln, Honororu, eingelaufen. Hier verlangte Capitän Laplace von dem Könige Tameameha eine Erklärung wegen der Verfolgung, welcher die katholischen Missionäre, dem im Jahr 1837 abgeschlossenen Vertrage zuwider, von neuem ausgesetzt waren. Tameameha schloß sogleich einen neuen Vertrag ab, nach welchem der französische Handel mit dem der am meisten begünstigten Nationen gleichgestellt und die katholischen Missionäre in der Ausübung ihres Cultus nicht beschränkt werden sollen.

Belgien.

Hr. v. Falck, Gesandter der Niederlande bei unserm Hofe, ist am 22 d. M. Abends von einem Schlagflusse getroffen worden, wodurch er auf der Stelle alles Bewußtseyn verlor. Vier Aerzte wurden gerufen und verließen ihn die ganze Nacht nicht. Der ihm geleistete Beistand hat wenig gefruchtet. (In Berichten vom 25 wird bloß von einer leichten Congestion nach dem Gehirn gesprochen. Er soll bereits wieder seine Depeschen unterzeichnen.) (Brüss. Bl.)

Niederlande

Der Ministerrath hat die Prüfung der Protokolle vollendet, in denen die Bemerkungen der Generalstaaten über die fünf Gesetzesvorschläge, welche ihnen vorgelegt worden, enthalten sind. Auch befinden sich in denselben Protokollen Bemerkungen über die in dem Staatsgrundgesetz anzubringenden Veränderungen. Der Ministerrath war einstimmig der Meinung, daß man nicht länger den allgemein ausgesprochenen Wünschen des gebildeten Theils des Königreichs widerstehen könne. Man darf daher einen Antrag der Regierung erwarten; allein er dürfte schwerlich die zweite Kammer befriedigen. (Aach. Ztg.)

Italien.

Der längst erwartete erste Legationssecretär der hiesigen russischen Gesandtschaft, Hr. v. Krivzoff, ist vorgestern Abend von St. Petersburg hier eingetroffen, und allgemein nimmt man an, daß er genügende Aufschlüsse über die kirchlichen Verhältnisse der Katholiken in Rußland mittheilen werde. Die vier Straßenräuber, welche Dom Miguel im vorigen Jahr auf der Jagd im Walde von Nettuno anfielen und ausplünderten, sind von der Behörde in Velletri eingefangen worden. Die ausgezeichnet schönen Flinten, welche sie ihm damals abgenommen hatten, und welche die Räuber später frech genug zu ihrer eigenen Jagdunterhaltung brauchten, führten auf die That, von der sie nicht ganz leichten Kaufs befreit werden dürften, indem sie vielleicht als Majestätsverbrecher verurtheilt werden. Der hannover'sche Kriegsminister, General Graf v. Alten, hat in einer Privataudienz Sr. Heiligkeit dem Papst seine Aufwartung gemacht. So eben ist die Feier des Carnevals, vom schönsten Wetter begünstigt, unter den üblichen Gebräuchen auf dem Capitol, von dessem Thurm die große Glocke läutet, als Zeichen, daß die Masken nunmehr in den Straßen erscheinen dürfen, eröffnet. Man hofft, daß er eben so fröhlich und belebt wie das vorige Jahr ausfallen werde.

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Der Herzog von Bordeaux hat in Florenz sich nicht des Empfangs zu erfreuen gehabt, den er sich vielleicht versprochen hat. Man hatte daselbst eine Art Scheu gegen diesen jungen Mann, der allerdings seinen Zug durch Italien in einem Grade verlängerte, daß er sich die Mißbilligung der Besonnenen zuzog. Aus Rom wird geschrieben, daß der Graf Latour-Maubourg von seinem Hofe zurückgerufen und eine andere Bestimmung erhalten werde. Es befinden sich fast in allen Residenzstädten Italiens zahlreiche Agenten Cabrera's, welche die Sache des Generals betreiben, ohne jedoch irgend einen Erfolg zu erreichen. Ebenso sollen jene zwei Agenten, die in Deutschland ihre Versuche gemacht, unverrichteter Dinge Berlin und Wien verlassen haben, und bereits auf ihrer Rückreise begriffen seyn.

Schweiz.

Gestern hat sich unser Großrath versammelt. In der Eröffnungsrede hat der Präsident die Amnestirung der sogenannten Hochverrathsbeklagten empfohlen. Die Brüder Schnell aber haben durch ihre Zeitung, den Volksfreund, seit längerer Zeit im entgegengesetzten Sinn zu wirken getrachtet. Wo sich die Mehrheit hinneigen wird, ist noch nicht auszumitteln. Der Kanton Aargau ist politisch unterwühlt; an allen Enden werden Volksversammlungen abgehalten, von denen die einen so, die andern anders petitioniren. In Entfelden erklären einige Hundert als Hochverrath, was in Mellingen an zweitausend Bürger verlangt haben. Bei all' den widerstreitenden Wünschen wird dem ehemaligen Bürgermeister und wirklichen eidgenössischen Obrist Herzog, von Effingen, große Genugthuung zu Theil; von allen Seiten soll nämlich gewünscht werden, er möge wieder an die Spitze der Geschäfte treten. Schwerlich aber wird dieser Mann, der in seinem Leben tausend Beweise von feinem Tact abgelegt hat, sich dazu verstehen wollen, unter solchen Constellationen wieder das Aargauische Steuerruder zu ergreifen. In Luzern, wo sich der Großrath am 2 März versammeln wird, dürften wichtige Neuerungen bevorstehen. Das Volk ist des radicalen Regiments, das nirgends plumper und talentloser gewirthschaftet hat, als dort, herzlich satt. Einer Verfassungsveränderung ist nicht mehr auszuweichen. Dahinzielende Petitionen werden im ganzen Lande unterschrieben. Auch im Thurgau ist die Bevölkerung nicht zufrieden, sondern petitionirt gegen den Schulzwang. So stehen gegenwärtig die Kantone des sogenannten Siebner-Concordats. Ich habe mich nicht getäuscht, als ich Ihnen im September v. J. schrieb: die Ereignisse von Zürich werden in den übrigen Kantonen eben so gewiß Nachhall finden, als das Eis auf den übrigen schweizerischen Seen dem Schmelzen nah 'ist, wenn es nur erst auf einem gebrochen. Noch sind nicht sechs Monate verflossen, und schon stehen in Bern, Luzern, Aargau und Thurgau bedeutende politische Veränderungen bevor! Das Siebner-Concordat hat, als dasselbe zum erstenmal ins Leben treten sollte, seine Urheber zermalmt, und hat somit zur Vernichtung eines Systems wesentlich beigetragen, zu dessen Verewigung es errichtet worden war. Der Mensch denkt, Gott lenkt! Den im Kanton Wallis bestehenden Behörden hat der Vorort am 14 d. M. wiederholt die gütliche Ausgleichung der in jenem Kanton waltenden Anstände empfohlen, und dieselben dabei daran erinnert, daß die Eidgenossenschaft berechtigt ist: vom Kanton Wallis, welchen sie im Jahr 1815 als einen ungetrennten Staatskörper in den Bund aufgenommen hat, die Erfüllung aller ihm als Bundesglied obliegenden Pflichten zu verlangen; daß die Eidgenossenschaft entschlossen ist, in ihrem eigenen Interesse sowohl als in demjenigen des Kantons Wallis selbst, die Einheit, in welcher dieser Kanton dem Bund der Eidgenossen beigetreten ist, zu handhaben, und daß, falls der Kanton Wallis außer Stand seyn sollte, durch sich selbst auf gesetzlichem Wege diese Einheit zu verwirklichen, die Eidgenossenschaft alle ihr zustehenden bundesgemäßen Mittel anwenden müßte, sollten auch momentan die politische Freithätigkeit des Kantons Wallis und seine ökonomische Wohlfahrt darunter leiden, um den beabsichtigten Zweck zu erreichen. Nicht viel erfreulicher als im Kanton Wallis scheinen sich die Verhältnisse im Kanton Tessin zu gestalten, wo in Folge der Schwierigkeiten, welche den Revolutionsmännern gegen ihren Eintritt in die Lombardei gemacht werden, große Unzufriedenheit zu herrschen scheint. Die mit italienischem Geld bewerkstelligte Umgestaltung dürfte daher, falls solches zu fließen aufhört, kaum von langer Dauer seyn.

Deutschland.

(Fortsetzung der Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten am 24 Febr.) Regierungsrath Dr. Schwindl äußerte mehrere Bedenken gegen den Gesetzesentwurf. Gleichheit der Rechte rufe man! Etwa Gleichheit der Rechte unter den Soldaten? Nein! Gleichheit der Rechte der Staatsbürger in allen ihren Verhältnissen sey durch diese constitutionelle Sentenz gemeint. Wenn nun alle Großjährigen im Königreich Bayern unbeschränkte Dispositionsbefugniß haben über ihr Vermögen, warum wolle man eine Beschränkung hierin den Militärpersonen als ein besonderes Opfer noch auferlegen? Mit welchem Grunde setze man denn voraus, daß alle reichern Soldaten ihr Vermögen verschwenden wollen? Es werden deren gewiß nur wenige seyn, und dieser wenigen wegen sollte man den bei weitem größern und achtungswerthen Theil einem ganz verfassungswidrigen Zwange unterstellen? er sage verfassungswidrig; denn, heiße es wohl in der Verfassung: In Desertionsfällen tritt Vermögensconfiscation ein , so finde sich nirgends ein Buchstabe darüber, daß gleichsam im voraus Caution geleistet werden müsse, damit man nicht desertire. Die angerühmte Verordnung könne durchaus der Vermögensverschleuderung nicht steuern. Ein Verschwender dürfe sich nur mit einem Wucherer verbinden, oder Schulden contrahiren, und alle rechtskräftigen Erkenntnisse gegen ihn müssen vollzogen werden, d. h. alle Schulden werden doch aus seinem Vermögen bezahlt. Hr. Dr. Albrecht habe zwar geäußert, die Beschränkung betreffe nur das Erbvermögen der Soldaten. Allein, wenn schon die Verordnung von 1783 nur von diesem spreche, so sey doch die Verordnung von 1807 ganz allgemein gefaßt, und beziehe sich auf das ganze Vermögen der Soldaten. Endlich bestimmen ihn noch gegen den Gesetzesentwurf die Rechtsverhältnisse der Pfalz. Wenn er nicht irre, haben dort die Erbtheilungen ohne Intercession der Behörden statt; Großjährige können dort durchaus frei über das Vermögen disponiren, und nur in Concurrenz mit Minderjährigen müsse eine gerichtliche Erbsauseinandersetzung stattfinden. Bei Ausdehnung dieses Gesetzes auf die Pfalz erwüchsen den Familien daselbst viele bisher ungekannte Besitzstörungen, Beschädigungen und Kosten, auch wisse er nicht, wie dasselbe in wirksamen Vollzug gesetzt werden könnte, man müßte nur die Soldaten und Unterofficiere als Interdicirte behandeln wollen. Regierungsrath Windwart: Das Bedenken des Hrn. Pfarrer Meyer gründe sich darauf, daß militärpflichtige Individuen während ihres Militärdienstes unter Curatel gestellt seyen. Curatel in dem Sinne, wie über die Minorennen, sey hier nicht gemeint, sondern es sey in dem Gesetzesentwurfe nur davon die Rede, daß dem Soldaten sein Vermögen nicht ausgehändig werde. Jede andere Eigenthums-Disposition stehe in seiner Willkür. Er könne eine Abtheilung seines Vermögens an andere0493 transmittiren, er könne nach Umständen ein Anwesen acquiriren etc., und es sey überdieß schon bemerkt worden, daß überhaupt die Erlaubniß zur Verabfolgung des Vermögens eines Soldaten nicht unbedingt abgesprochen sey. Hiemit hebe sich das Bedenken über den strengen Begriff der Curatel. Die Gelegenheit zur Vergeudung des Vermögens sey in Städten sehr gefährlich für Leute, die vom Lande herkommen. Wie leicht wäre es da möglich, daß ein solcher Mensch in kurzer Zeit um sein bedeutendes Vermögen käme. In Ansehung der Gemeinden sichere dieser Entwurf, daß die Soldaten nicht, wenn sie ausgedient haben, in Armuth zurückkehren. Nachdem noch Hr. Kolb und Frhr. v. Welden kurz das Wort genommen, vertheidigte Dr. Albrecht gegen Dr. Schwindl seine ursprüngliche Behauptung, daß nur die Beschränkung des Erbvermögens der Soldaten gemeint seyn könne, indem sich die Verordnung von 1807 in ihrem dispositiven Theil offenbar auf die frühere von 1783 *)*)Diese letztere bestimmte, daß keinem bei einem Regiment dienenden Soldaten etwas von seinem Erbvermögen (Erbportion) mit Ausnahme der jährlichen Zinsen, ohne besondere und ausdrückliche Bewilligung des Hofkriegsraths, verabfolgt werden dürfe. beziehe. Nun erfolgte der Schluß der allgemeinen Debatte, und der Hr. Berichterstatter Kolb kam nunmehr noch einmal auf die Bemerkungen zurück, die im Verlaufe der allgemeinen Debatte vorgebracht worden waren, insbesondere äußerte er gegen die Erinnerung des Hrn. Mayer bezüglich der Anwendbarkeit dieses Gesetzes auf den Rheinkreis: letzterer scheine dem Verbote unterstellen zu wollen, als hätte der Militärfiscus eine förmliche Hypothekar - und Realklage, kraft deren er jeden dritten Besitzer eines Grundstückes in Anspruch nehmen könnte. Dem sey nicht so. Habe der erste Inhaber eines Vermögens eines Militärpflichtigen gegen das Verbot gehandelt, so walte gegen ihn eine persönliche Klage ob, kraft deren er angehalten werde, dasjenige, was er gegen das Verbot verabfolgte, zu ersetzen, der dritte Besitzer bleibe außer allem Anspruch. Eben so wenig begründe dieses Verbot für den Militärfiscus das Recht, eine förmliche Hypothek auf Realitäten der Militärs zu bestellen. Der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, gab hierauf umfassende Erläuterungen, aus denen wir morgen die wesentlichsten folgen lassen werden.

Heute brachte in der Kammer der Abgeordneten der k. Justizminister Frhr. v. Schrenk einen Gesetzesentwurf die Abänderung einiger obsoleten Bestimmungen des Nürnberger Wechselrechts betreffend zur Vorlage. In dem übrigen Theile der heutigen Sitzung beschäftigte sich die Kammer wieder mit den weiterhin vom Petitionsausschusse vorgelegten Anträgen behufs der Berathung über ihre formelle Zulässigkeit. In der auf künftigen Montag anberaumten Sitzung wird ohne Zweifel Hr. Hofrath Bayer der Kammer Bericht erstatten über einen der wichtigsten Gegenstände der dießjährigen Ständeversammlung, nämlich den Schutz des Eigenthums an Werken der Litteratur und Kunst gegen Veröffentlichung, Nachbildung und Nachdruck betreffend.

Was die öffentliche Stimmung in Rheinhessen unausgesetzt beschäftigt, und mit gleichem Interesse im Salon und in der Dorfschenke verhandelt wird, ist die Vorlage des Strafgesetzbuchs bei der wieder eröffneten Ständeversammlung, welche Vorlage, allen Nachrichten zufolge, doch noch stattfinden wird. Da in der preußischen Rheinprovinz die französischen Einrichtungen (so weit sie mit Politik und Verwaltung nicht in Berührung kommen) unverändert fortbestehen, und in der bayerischen Pfalz dasselbe (ohne diese Einschränkung) der Fall ist, so besorgt man nicht eine directe Veränderung und Umformung; so lange in den beiden größern Gebieten Oeffentlichkeit, Mündlichkeit und Geschworenengerichte beibehalten werden, würde man sich schwerlich dazu entschließen, mit der Aufhebung hier vorzuschreiten, da es an politischen Gründen gebräche, das zu thun, was die größeren Nachbarn unterlassen. Aber je nachdem das zu erwartende Strafgesetzbuch ausfällt, welches ein allgemeines für das ganze Großherzogthum werden soll, kann die Nothwendigkeit eintreten, die eine oder die andere Proceßordnung, die französische oder die deutsche, ihm zum Opfer zu bringen. Ueber die Wahrheit der Behauptung, daß das Strafgesetz und das gerichtliche Verfahren mit einander in der innigsten Relation stehen, kann sich Niemand verblenden. Bei den Formen des Untersuchungsverfahrens, wie sie in den althessischen Landen bestehen, und bei der Verpflichtung des Richters, den Fall genau unter die Merkmale des Gesetzes zu subsumiren, können die Strafen geringer bemessen, und müssen milder seyn, als nach der hier noch bestehenden Justizverfassung, wo der Angeschuldigte nicht durch einen langen Untersuchungsarrest und vieljährige Dauer des Processes einen großen Theil seiner Schuld abbüßt, und die Geschwornen jeder Billigkeitsrücksicht Einfluß auf ihr Verdict verstatten können. Es ist darum nicht zu verkennen, daß während dahin gearbeitet wird, ein allgemeines Strafgesetzbuch für das Großherzogthum zu Stande zu bringen, über die Criminalproceßordnung aber tiefes Stillschweigen herrscht, die Anhänger der beiden im Staate herrschenden Systeme von Besorgniß erfüllt seyn müssen. Daß die Rheinhessen dazu vorzugsweise Ursache haben, ergibt sich aus der Zusammensetzung der höhern und höchsten Behörden, und selbst der Ständeversammlung, bei der denn doch auch, wie überhaupt in Deutschland, das Beamten-Element prädominirt. Die Majorität der Beamten gehört aber nicht Rheinhessen an, und wird durch Studien in bestimmter Richtung und durch eigene Praxis leicht versucht seyn, der deutschen Proceßmaxime den Vorzug zu geben. In den Verhandlungen über das Strafgesetzbuch liegt die ganze Zukunft für unsre Gerichtsverfassung: sie ist dem Lande so werth, und hat so viel zur Ausbildung und Befestigung eines gesetzlichen Sinnes beigetragen, sich also den Interessen der Regierung so nützlich erwiesen, daß es bitter beklagt werden müßte, wenn dieß verkannt, wenn einem Uniformitätsprincip die Sympathien des Landes aufgeopfert werden könnten, und ein zweifelhaftes Experiment an die Stelle einer alle Welt befriedigenden Thatsache treten sollte.

Wie wir vernehmen, ist der Oberappellationsgerichtspräsident Leist veranlaßt worden, in dem in diesem Augenblick bei hiesigem Oberappellationsgerichte in der Appellationsinstanz (wegen der von der k. Justizkanzlei zu Hannover verweigerten Mittheilung der Eröffnungen des Cabinets) anhängigen Processe der sechs Göttinger Professoren sich seines Votums zu begeben. (Hamb. C.)

Preußen.

Zu den interessantesten Erscheinungen, die das Säcularjahr Friedrichs des Großen uns bisher gebracht hat, gehört die Geschichte dieses Königs von Franz Kugler, deren erstes Heft so eben ausgegeben wird, und die auf zwei Druckbogen nicht weniger als 25 in den Text eingedruckte Holzschnitte nach Originalzeichnungen Adolph Menzels enthält, welcher letztere bekanntlich zu den geistvollsten Zeichnern gehört, die wir besitzen. Das Werk wird über 500 solcher Zeichnungen enthalten, und durch diese charakteristische Beigabe, in der das Jahrhundert Friedrichs mit wunderbarer Treue wiedergegeben ist, vor allen ähnlichen Werken einen Vorzug darbieten. Selbst das mit den Skizzen Horace Vernets ausgestattete Leben Napoleons wird sich mit dem deutschen0494 Werke nicht messen können, da der vielbeschäftigte französische Meister seine Aufgabe etwas zu leicht genommen und besonders in der letzten Hälfte des Werkes kaum etwas mehr als Pariser Fabrikarbeit geliefert hat. Der Verleger (J. J. Weber in Leipzig) hat durch die luxuriöse Ausstattung des deutschen Werkes ein großes Wagstück unternommen und er wird kaum weniger als 10,000 Abnehmer bedürfen, um nur die Kosten zu decken; es ist aber auch zu erwarten, daß nicht bloß in Preußen, sondern auch im übrigen Deutschland, diese neue Verherrlichung Friedrichs die verdiente Theilnahme finden werde. Die Allgemeine Zeitung darf es gewiß als eine Anerkennung ihrer Wirksamkeit betrachten, daß allmählich immer mehr deutsche Blätter begründet werden, die mehr oder weniger nach ihrem ganzen Plane sich organisiren, alle ihre Formen wiederholen und im Nachahmungseifer so weit gehen, daß sie auch ihren Namen sich aneignen. Nachdem bereits eine Leipziger Allgemeine Zeitung entstanden, wird nunmehr auch in Köln eine Rheinische Allgemeine Zeitung begründet, von deren Redacteuren, Dr. Rave und Dr. Schulte, der letztere sich seit einiger Zeit hier befindet, um auch hier Mitarbeiter für das neue Institut zu gewinnen. Beide haben früher an dem in Köln erschienenen und seitdem eingegangenen Welt - und Staatsbooten mitgearbeitet, und besonders von dem erstern sollen die mit M. unterzeichneten Artikel verfaßt gewesen seyn, die durch ihre unabhängige und freisinnige Richtung sich auszeichneten. Beide Redacteure sind Katholiken, doch sagen sie in der von ihnen ausgegebenen Einladung zur Subscription : Wir sind Katholiken und wollen es in dem wahren Sinn dieses Wortes bleiben; wir werden für unsere Religion streiten, wenn sie angegriffen wird, aber wir werden nicht mit unserm Glauben zu Felde ziehen, wenn er selbst angreift. Ein solches Glaubensbekenntniß ist, so weit es sich in dem zweiten Satze desselben zu erkennen gibt, das des Landes und der Zeit überhaupt, für welche die neue Zeitung bestimmt ist; gleichwohl soll der Plan in Köln selbst mit mancherlei Hindernissen zu kämpfen haben. Der gegenwärtige Hauptredacteur der Preußischen Staatszeitung, Hr. Aug. Arnold, hat so eben Umrisse und Studien zur Geschichte der Menschheit in einem Bande herausgegeben, der ein interessanter Beitrag zur Philosophie der Geschichte ist. Stettiner Blätter kündigen nunmehr an, daß den pommer'schen Ständen die königl. Genehmigung zu Theil geworden, die Zinsen auf die projectirte Berlin-Stettiner Eisenbahn auf sechs Jahre (von der Zeit der Vollendung der Bahn) mit 4 Proc. zu garantiren, wobei natürlich den Actieninhabern jeder Mehrertrag des Unternehmens ebenfalls zu gut kommt. Hoffentlich wird die günstige Meinung, die jetzt wieder für deutsche Eisenbahnen herrscht die Actien der Berlin-sächsischen Bahn stehen über pari auch jenem die Ostsee mit Berlin verbindenden Unternehmen zu gut kommen, dessen Ausführung um so wünschenswerther ist, als eine Eisenbahnverbindung Berlins mit der Nordsee, wegen des nicht zum Zollvereine gehörenden Gebietes, das hier die Bahn zu berühren hätte, mit Hindernissen zu kämpfen hat, die für jetzt unübersteiglich scheinen.

Schweden.

Graf Anckarswärds Vorschlag ist darum, weil er im Ritterhause durchfiel, noch keineswegs abgethan; im Bauernstand fand er sehr entschiedenen Beifall, und als es zur Abstimmung kam, ob derselbe an den Ausschuß verwiesen werden solle, erhob sich fast Alles dafür. Ich theile Ihnen zur Bezeichnung des Geistes, von dem derselbe belebt ist, einige der sehr zahlreichen Motionen mit: Nils Jehrson machte einen Antrag zur Aufhebung mehrerer Steuern, welche auf Reichen und Armen gleichmäßig, also in sehr ungerechter Weise lasteten. Anders Anderson verlangte eine gerechtere und billigere Festsetzung des Marktpreises für das Getreide, wornach die Pachtschillinge sich richten, und Anders Nilsson dehnte diesen Antrag noch besonders auf die Pachtgefälle aus, welche dem Staat zufließen. Anders Jansson trug darauf an, sämmtliche Personalsteuern aufzuheben, und nur das Eigenthum zu belasten. Besondern Anklang fand ein von Hrn. Widegren gemachter Antrag, um Verminderung der sogenannten eingetheilten Armee; die wichtigsten Mitglieder des Bauernstandes, namentlich auch Hans Jansson selbst stimmten bei, und man scheint dagegen eine Ausdehnung des Milizwesens lebhaft zu wünschen. Sven Heurlin verlangt, daß in jeder volkreichen Pfarre eine Oberschule nach Lancaster'scher Methode eingerichtet werde, so wie Mädchenschulen für das Landvolk, zu welchem Ende er die ambulatorischen Lehrer bedeutend vermehrt wissen will. Es ist dieß ein indirecter Angriff gegen die Geistlichkeit, welche sich in Errichtung und Beförderung der Schulen nicht sehr thätig zeigte, und deren Mitglieder zum Theil Gesinnungen gegen den Volksunterricht laut werden ließen, die ihnen sehr zur Schande gereichen. Wahrscheinlich steckt auch persönliches Interesse dahinter, denn der geistliche Stand hat sich einer Regulirung und resp. Verminderung seiner bedeutenden Einkünfte die nahe an 4 Millionen Thaler sich belaufen, bis jetzt fortwährend widersetzt, und die Regierung ist, zum mindesten gesagt, sehr nachsichtig gegen ihn gewesen. Wenn später der Kostenpunkt für die Vermehrung der Schulen besprochen werden wird, so dürfte es dießmal zu ernsten Erörterungen deßhalb kommen, und die seit dreißig Jahren hinaus geschobene Sache endlich zur Entscheidung gebracht werden. Auch im Ritterhause kam das Unterrichtswesen zu gleicher Zeit zur Sprache, wobei, wie eine Zeitung sich ausdrückt, ein und das andere Memento an die Geistlichkeit nicht gespart wurde. Indeß äußerten sich im Priesterstande selbst einige Stimmen, namentlich Propst Säve, auf eine sehr erfreuliche Weise, und es ist wenigstens so viel gewonnen, daß die Widersacher einer bessern Volksbildung ihre Ansichten nicht mehr so offen zur Schau zu tragen sich getrauen.

Oesterreich.

Se. Maj. der Kaiser haben dem Regenten des Kaiserreichs Brasilien, Don Pedro de Aranjo-Lima, das Großkreuz des königl. ungarischen Stephans-Ordens verliehen. Graf v. Ficquelmont wird beiläufig in drei Wochen nach St. Petersburg zurückkehren. Der k. k. Kämmerer, geheimer Rath und Commandeur des Stephans-Ordens, Graf Joh. Nep. Esterhazy ist hier am 23 d. gestorben. Der Krankenstand des allgemeinen Krankenhauses belief sich am 21 d. auf 2725, am 22 auf 2714, am 23 auf 2729 und am 24 auf 2691.

Griechenland.

Am Abend des 4 Februars reisten JJ. MM. und ein Theil des Hofes auf dem Dampfschiffe Othon nach Nauplia ab, um das Fest der ersten Landung des Königs (6 Febr.) dort zu begehen. Von Nauplia aus erfolgte die Ernennung der HH. M. Sutzos und Trikupis zu Staatsräthen im ordentlichen Dienst. Wir hatten diese Ernennung, allerdings vorzeitig, schon vor drei Monaten gemeldet. Noch vor Abreise des Königs war das Budget des verflossenen und des laufenden Jahrs berathen, regulirt und beschlossen worden. Das Resultat ist höchst zufriedenstellend: Griechenland kann mit dem laufenden Jahre die Tilgung seiner Schuld aus eigenen Mitteln übernehmen. Der neue Minister, Hr. Theocharis, entwickelt große Thätigkeit; dem Vernehmen0495 nach beschäftigt er sich mit Wiederherstellung des Nomarchialsystems (der Eintheilung des Reichs in zehn Hauptkreise), einer Fundamentalinstitution vom Jahre 1833, auf welche alle unsere spätern Organisationen basirt sind, und die vom Grafen Armansperg, wie es sich zeigte, aus unzureichenden Gründen im Jahre 1836, während der König in Deutschland war, wieder aufgehoben wurde. Doch heißt es, daß die Kreisdirectorstellen, die der Krebsschaden jener Institution waren, fortan wegfallen, und statt ihrer auch in der Hauptstadt des Nomarchen ein eigener Untergouverneur oder Eparch angestellt werden soll, so daß der Nomarch seiner frühern falschen Stellung, nach welcher er zugleich Ober - und Unterbeamter war, enthoben wird, und sich ganz seinen höhern Pflichten und der Ueberwachung seiner Unterbeamten widmen kann. In der Kriegsschule im Piräeus hat vor einigen Tagen eine kleine Unordnung von Seite der Eleven stattgefunden, bei welcher der Director Obrist Rheineck nicht die nöthige Energie bewiesen haben soll, so daß er einem Gerüchte zufolge auf einen andern Posten versetzt, und der Oberstlieutenant Spiros Milios an seine Stelle ernannt werden dürfte. Ein anderes Gerücht bezeichnet den Oberstlieutenant Kalergis als Inspector der Cavallerie; doch ist noch kein Armeebefehl erschienen. Am 12 Abends 7 Uhr kam der Hof von Nauplia zurück, und erschien nach der Tafel noch im Theater. Ueber die Reise erfährt man, daß JJ. MM. in Nauplia zwei von der Stadt und dem Officiercorps gegebene Bälle mit ihrer Gegenwart beehrten, und am 8 auch Argos besuchten, wo sie bei Hrn. Kalergis ein Frühstück einnahmen. Gestern Abend, zur Vorfeier des heutigen Festes der Landung der Königin, wurde bei glänzend erleuchtetem Hause die Oper Clara von Rosenberg gegeben. Als JJ. MM. in ihre Loge traten, wurden sie mit einem stürmischen Lebehoch und lange anhaltenden Aeußerungen der Freude begrüßt; so sucht das Publicum, seit der Entdeckung der Conspiration der Philorthodoxen, bei jeder Gelegenheit an den Tag zu legen, wie klein an Zahl jene Partei der dunkeln Umtriebe ist. Heute früh war Tedeum in der Irenenkirche, heute Abend gibt die Stadt unserm königlichen Paare einen Ball, und auf Dienstag Abend ist ein Hofball angesagt. Ich schreibe Ihnen alle diese Dinge umständlich, damit Ihre Leser sehen, wie vollkommen sich hier die Gemüther schon wieder beruhigt haben, und welche heitere Stimmung herrscht. Der griechische Himmel hat dieß Eigenthümliche, daß urplötzlich und unerwartet dunkle Gewitter an ihm aufziehen können, aber eben so schnell siegt wieder der belebende Glanz der Sonne. Ueber Kaïris 'Schicksal kann ich Ihnen noch melden, daß er aus dem ungesunden Kloster auf Skyros nach der sonnigen und gesunden Insel Thera versetzt ist, wo er größere Freiheit genießt. Hoffentlich ist seine Gesundheit dadurch gerettet.

Türkei.

Der Sémaphore de Marseille schreibt aus Konstantinopel vom 7 Febr.: Lord Ponsonby, der seit langer Zeit schon nach dem Besitz der reichsten Insel (?), welche der Pforte gehört, für England trachtet, sucht den Divan zu bewegen, eine Anleihe abzuschließen, wofür jene Insel als Garantie gegeben werden soll. Hr. Samuel v. Rothschild befindet sich schon seit langer Zeit hier, in der Hoffnung, dieses Geschäft abzuschließen.

Ein lebhafter Notenwechsel, der zwischen Lord Ponsonby und Reschid Pascha in der letzten Woche stattfand, zieht die Aufmerksamkeit der hiesigen Diplomaten auf sich, nicht so sehr wegen der unmittelbaren Interessen, die sich daran knüpfen, als vielmehr wegen der Stellung, in die der englische und der russische Botschafter gegen einander gerathen sind, und die, wenn auch nicht auf entschiedene Feindseligkeit, doch auf eine entgegengesetzte Richtung der beiderseitigen Politik in Bezug auf das Gewicht des russischen und brittischen Einflusses auf die Völker griechischer Abstammung und griechischer Religion hinzuweisen scheint. Der hier residirende griechische Patriarch hat auf verschiedenen Wegen zwischen die Jonier und ihre Regierung Keime der Zwietracht zu streuen gewußt, und es ist ihm durch allerlei Umtriebe, hauptsächlich in Angelegenheiten gemischter Ehen, gelungen, eine ungewöhnliche Erbitterung der jonischen Geistlichkeit gegen England zu erwecken. Die Wirkungen dieser Erbitterung zeigen sich vorzugsweise in dem Bestreben der jonischen Priesterschaft, das Volk zu bearbeiten und ihm eine feindselige Stimmung gegen die bestehende Ordnung der Dinge einzuflößen. Lord Ponsonby verlangt nun, mit den Beweisen über das aufwieglerische Treiben des Patriarchen in der Hand, die Absetzung dieses Priesters, dessen Hand auch in die griechischen Angelegenheiten und in die Verhältnisse von Epirus, Macedonien und Thessalien in letzter Zeit tief eingegriffen, mithin auch gegen die Pforte sich vergangen hatte. Nichtsdestoweniger macht die Pforte Schwierigkeiten, schwerlich aus eigenem Antriebe, denn sie möchte sich gerne dieses ränkesüchtigen Mannes entledigen, der jedoch eine mächtige Stütze in dem russischen Botschafter gefunden zu haben scheint. Auf Lord Ponsonby's Insinuationen antwortet der Reis-Effendi ziemlich ausweichend, und in der letzten Erwiederung verwahrt sich erst Reschid Pascha gegen Uebereilung, führt alle Observanzen an, nach denen die Pforte keineswegs willkürlich die Patriarchen ein - und absetzen könne, vielmehr sich als an gewisse dabei zu beobachtende Normen gebunden halte, und versichert, nur nach einer strengen Untersuchung einen solchen Würdeträger der griechischen Kirche destituiren zu können; die Pforte werde daher das Betragen des Patriarchen einer scharfen Prüfung unterwerfen und dann seiner Schuld oder Unschuld gemäß entscheiden. Wir werden nun sehen, ob Lord Ponsonby sich damit beruhigen läßt und ob die Pforte bei dieser Untersuchung sich an das beliebte summarische Verfahren halten oder vielleicht ausnahmsweise eine förmliche endlose Untersuchung einzuleiten gedenkt. Emin Pascha ist an der Stelle Hassib Pascha's zum Gouverneur von Salonichi ernannt. Die Pforte setzt eine eigene Force darein, den Paschas, die sich die Liebe und die Achtung der Unterthanen in den Provinzen zu erwerben wußten, andere Bestimmungen zu geben. In diesem Fall befand sich unstreitig Hassib, der eine seltene Uneigennützigkeit mit der regsten Thätigkeit verbindet. Das durch den Brand des vorigen Jahrs verheerte Salonichi verdankt es ihm allein, daß es sich wieder aus dem Schutt emporhob, und das durch das Feuer angerichtete Unglück gleichsam zum Vortheil der Stadt gewendet wurde. Emin Pascha, eine trotzige, wilde Natur, die allerdings geeignet ist, im Kriege zu glänzen, doch für die wohlthätigen Wirkungen des Friedens, der Gewerbe und des Handels nicht den geringsten Sinn besitzt, soll nun einen Mann ersetzen, dessen ganzes Streben auf den Flor jener Stadt und ihres Hafens gerichtet war.

Fast möchte man an dem Orient und seiner Zukunft verzweifeln, wenn man sieht, wie auf keine Treue, auf keine Vaterlandsliebe der Osmanen und der Anhänger des Islams überhaupt gerechnet werden kann. Eine gefährliche Gleichgültigkeit gegen den Mohamedanismus selbst wird bemerkbar und der Abgang jeder menschlichen Tugend wird immer fühlbarer. Der Sultan vermag durch die größten Gunstbezeugungen, durch die größten Auszeichnungen kaum eine flüchtige Dankbarkeit hervorzurufen, und im Schooße derjenigen,0496 die er zu seinen Rathgebern wählt, die er mit den höchsten Staatsämtern, mit dem größten Einfluß bekleidet, erstehen ihm die gefährlichsten Verräther. Edem Effendi, der Exminister der Finanzen, ließ sich durch Mehemed Ali bethören und trat mit dessen hiesigen Anhängern in die genaueste Verbindung. Durch seine Vermittelung wurde der Kislar Agassi und andere Chefs der Verschnittenen im großherrlichen Harem bestochen, um durch diese auf die Frauen und Odalisken des Padischahs und mittelbar auf letztern selbst zu Gunsten des Vicekönigs zu wirken. *)*)Wir haben gestern die Absetzung des Kislar Agassi sowohl als des Obersthofmeisters der Sultanin Mutter angezeigt. Mit diesem Complot im engsten Bunde steht die Sultana Valide, die längst durch ägyptisches Gold und ägyptische Schmeichelkünste gewonnen, Mehemed Ali zum Major domus der Osmaniden machen möchte. So umstrickt der Vicekönig den Sultan in immer enger gezogenen Schlingen und gibt dem bereits ermüdeten Triumvirat täglich neue Probleme zu lösen. Was daraus entstehen mag, ist wohl schwer vorauszusehen, da die Wirksamkeit der von Mehemed angewendeten Mittel sich keiner Berechnung unterwerfen läßt; andererseits ist die ganze europäische Türkei mit ägyptischen Emissären überzogen, und erst vor vier Tagen wurden zwei derselben in dem Canal der Dardanellen in dem Augenblick ergriffen, als sie sich eingeschifft hatten, um nach Alexandrien zu segeln. Es sollen wichtige Papiere bei ihnen gefunden worden seyn, durch die nicht nur einige türkische Paschas, sondern auch viele wohlhabende griechische Familien stark compromittirt werden. In Trapezunt haben sich einige Pestfälle ereignet; es sind daher die dortigen Provenienzen einer strengen Reinigung unterworfen worden. Das letzte von dort angekommene Dampfboot ward auch gezwungen, in Quarantaine zu gehen.

Aegypten.

(10 Uhr Abends.) So eben höre ich, daß der Pascha die Absicht hat, die türkische Flotte in einigen Tagen nach Konstantinopel zurückzuschicken. (?) Da ihm Niemand mehr von dieser Flotte spricht, so käme die Sache ganz von ihm; freiwillig hätte er dieses Opfer gebracht. Ich kann Ihnen die Nachricht nicht verbürgen; zwar ist die Quelle, woraus ich sie gezogen, gewöhnlich eine der besten, allein wie wäre die Kleidung der Mannschaft der türkischen Linienschiffe in ägyptische Uniformen damit zu vereinigen?

Persien.

Ein Schreiben aus Konstantinopel vom 26 Febr. im Journal des Débats bestätigt die schon früher von uns aus ostindischen Blättern erwähnte Nachricht, daß eine starke Division russischer Truppen das kaspische Meer durchschifft habe, und zu Astrabad auf persischem Gebiet mit Einwilligung des Schahs gelandet sey. Diese Truppen, heißt es in jenem Schreiben, sind angeblich gegen Khiwa bestimmt, haben aber eine Stellung eingenommen, in welcher sie alle Operationen der Engländer, namentlich gegen Herat lähmen können. Ein anderes Schreiben desselben Journals aus Konstantinopel sagt: Briefe, welche kürzlich aus Bagdad eingetroffen, melden, daß der Schah von Persien gefährlich erkrankt sey. In den Provinzen Schirags und Ispahan sind Aufstände ausgebrochen, und man läßt gegen diese Provinzen bedeutende Streitkräfte marschiren. Allgemein glaubte man in Persien, der Zweck dieser Expedition sey, den Versuchen der Engländer gegen den persischen Golf zu widerstehen. Der Schah ist mehr als je unter russischem Einfluß, und weigert sich, England Concessionen zu machen.

Ostindien.

Die uns gestern aus Bombay zugekommenen älteren Zeitungen bringen das Nähere über die Einnahme von Kelat durch die englischen Truppen. Sie schossen das Thor der Festung ein, fanden jedoch im Innern den heftigsten Widerstand. Das Haupt von Kelat mit fünf andern Häuptlingen der umliegenden Länder, so wie 5 bis 600 seiner Anhänger blieben auf dem Platze; die Engländer, die nur 1200 Mann stark waren, verloren an Todten und Verwundeten 137 Mann; da ihnen Reiterei fehlte, so entkamen viele der Feinde durch die Flucht. Es wurde bedeutende Beute gemacht. Ghisni und Kelat wurden im Afghanistan für unüberwindliche Festungen gehalten.

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Das Ausland und die deutsche Nationalität.

Die Idus des März sind nahe, der Himmel hängt schwer und trübe. Eine unmittelbare Störung scheint denn freilich die ersten Monate her noch nicht zu befahren; dagegen springt es nachgerade auch dem minder Scharfsichtigen ins Auge, daß die orientalische Verwicklung dem neunzehnten Jahrhundert das zu werden droht, was der spanische Erbfolgestreit dem achtzehnten gewesen, und daß es in dieser Frage vorläufig nur ein Ajournement der eigentlichen Entscheidung geben kann, nicht diese letzte erschöpfende Entscheidung selbst. Daher allerwärts ein ängstliches Sondiren und Orientiren, eine gewisse Unschlüssigkeit, ein Tappen im Dunkeln; alte Freunde werden irr an einander, alte Gegner suchen ihre Spannungen auszugleichen, der Instinct einer großen Gefahr zuckt durch Europa. Die Frage des Deutschen ist aber die, wie sein Vaterland bei diesen Dingen interessirt sey, welchen Weg es zu nehmen habe, auf welche Bündnisse und verwandte Interessen es im Fall einer Weltkrisis rechnen könne. Die Beantwortung dieser Frage ist vielleicht leichter als sie scheint, wenn man nur durch alle augenblicklichen Befangenheiten und künstlichen Nebel der Gegenwart hindurch das Auge schlicht und klar auf den festen Boden und die ewigen Land - und Völkerscheiden der Geschichte gerichtet hält.

Drei Familien bedecken Europa: Slaven, Germanen, Romanen. Die Tête der romanischen Völker hat Frankreich genommen; der Geist seiner Institutionen beherrscht Spanien, Portugal, Belgien, sein Einfluß und Ansehen reicht weit hinaus in Italien. Nun aber Hr. Thiers hat es uns gesagt ist das Interesse Frankreichs ein wesentlich und einfach continentales: der Gedanke seiner Zukunft geht zunächst auf den Rhein. Ob diese Politik nicht eine veraltete und unnatürliche zu nennen, ob Frankreich nicht vielmehr zu vorwiegendem Einfluß im Süden, zur Herrschaft über die romanische Seite des Mittelmeers berufen sey, das steht hier nicht zu erörtern; dagegen das ist klar, daß Deutschland in eine reine Stellung zu Frankreich nicht gelangen kann, so lange dieses sich fortdauernd in dem Kreise seiner alten Traditionen bewegt.

Rußland seinerseits scheint berufen und entschlossen, das slavische Element der europäischen Völkerbildung zu seiner weltgeschichtlichen Geltung zu erheben. Immer kühner und nackter tritt seit einiger Zeit der Gedanke seiner innern Staatskunst hervor: alle Völkerformen des Slaventhums staatlich, kirchlich, volksthümlich in ein reines Russenthum zu verschmelzen, um sodann mit dieser Einheit, bei der die Cultur vorläufig noch durch die Disciplin ersetzt werden muß, nachdrücklich schwer in die Wage der Völkerverhältnisse zu drücken. Rußlands auswärtige Politik ist für den Augenblick vorzugsweise orientalisch. Mit jener unerschütterlichen Consequenz, die alle Plane dieser Macht seit anderthalb Jahrhunderten bezeichnet und die in mehr als einem Zuge an den Gang des alten Roms erinnert, sucht Rußland sich der Dardanellen zu versichern; diese Thatsache ist als eine vorläufige vollbracht in dem Vertrage von Hunkiar-Skelessi. Und doch bedeutet diese Thatsache nur eine isolirte Entwicklung, ein einzelnes Fragment eines umfassenderen Planes. An dem Tage nämlich, wo diese vorläufige Thatsache eine definitive, wo das Precarium ein förmlicher Besitzstand geworden wäre, würde sich die Frage von den Dardanellen an den Belt verlegen; Rußlands Politik würde, vorzugsweise eine occidentale werden, und die Ostsee vielleicht ebenso, wie früher die Propontis, als ein moskowitisches Binnenmeer abzuschließen suchen. Ein erster Schritt dazu ist gethan in der Erwerbung Finnlands und Livlands. Gelänge Rußland nun auch dieses, so hätte es alsdann, in seinen Flanken durch zwei geschlossene Meere gedeckt, jene furchtbare Stellung genommen, in der Europa ihm gegenüber nothwendig zur Defensive verurtheilt wäre, während Rußland seinerseits jeden Augenblick dem Abendlande gegenüber in die Offensive ausschreiten könnte. Von Seite Rußlands wird man freilich eine solche Politik förmlich verläugnen; sie ist eben für den Augenblick unmöglich; sie gehört aber dennoch zu den Zukunftsgedanken dieses jugendlichen Staates und schon hat sie die heisere Stimme des Pentarchographen in voreiligem Uebermuth verkündigt.

Aus diesen Andeutungen ergibt es sich aber einfach, welchen Gang die dritte Völkerfamilie Europa's einzuhalten habe, welche Bündnisse und verwandte Interessen sie werde ansprechen können. Das Interesse Frankreichs und Rußlands ist continental, auf die Erwerbung sogenannter natürlicher Gränzen gerichtet; da sie nun in diesem Interesse sich nicht unmittelbar feindlich berühren, so ist ihr Bündniß eine Unwahrscheinlichkeit für heute keineswegs eine Unmöglichkeit für morgen. Die Verschiedenheit der Ideen hat ein solches Bündniß bis hiehin unmöglich gemacht, es kann aber ein Tag kommen, wo der Parallelismus der Interessen die Verschiedenheit der Ideen überflügelt. Umgekehrt die Territorialpolitik von Oesterreich und Preußen, den großen Schildhaltern germanischer Nationalität, ist wesentlich eine conservative; mit ihnen stehen die deutschen Staaten zweiten Ranges, die Schweiz, Holland, der scandinavische Norden in dem gemeinschaftlichen Interesse zusammen, ihre geschichtliche Selbstständigkeit gegen jeden Uebergriff von Norden oder Westen zu behaupten. Endlich als dritte Weltmacht tritt England von selbst in diesen Kreis hinüber, mit seinen theuersten Interessen bei dem Umstande betheiligt, daß keine Macht des Continents, zu ausschließlichem Einflusse gelangend, das Uebergewicht des brittischen Commerzes beeinträchtige.

Man wird uns freilich einwerfen, daß die augenblickliche Weltlage jenem Bilde natürlicher Verhältnisse und Allianzen wenig entspreche; es bleibt aber zu bedenken, daß diese Weltlage selbst eine künstliche ist, und ihre Schattirungen aus frühern, völlig verschiedenen Einflüssen herleitet. In einer nicht fernen Zeit scheint aber doch die Erkenntniß immer mehr tagen zu müssen, daß die natürlichen Bündnisse allein die ächten und dauernden seyen, und daß die nationale Stammverwandtschaft der Völker nicht bloß eine ursprüngliche Gemeinschaft des Blutes, sondern auch des Geistes bedeute.

Wir wenden uns von diesem Gegenstande zögernd zu verwandten Betrachtungen hinüber. Man hat Ihrem Correspondenten mehrfach die angeblich hochfahrende Sprache übelgenommen, mit der er Lamartine's Angriff auf den Besitzstand deutscher Nation diesseits des Rheins beantwortet. Wahrlich das ist betrübend! Im tiefen Frieden ergehen von der Tribune eines Nachbarlandes Manifeste einer Gesinnung, die unser Volksthum nicht bloß verletzt, sondern bedroht, und wir sollen solche Drohbriefe am Ende noch mit zahmen schüchternen Worten erwiedern! Da sehe man doch zu, wie Franzosen und Engländer einander behandeln, wo sich eins dieser Völker in seinen internationalen Beziehungen zu dem andern für gekränkt0490 erachtet! Es haftet aber eine Art traditioneller Schmach in diesen Dingen auf uns; wir Deutschen haben nur zu lange unter den Völkern die Rolle des Knaben spielen müssen, der an Ludwig des Vierzehnten Hof dem Dauphin beigegeben ward und die Schläge ausbaden mußte, die sein erlauchter Spielgenoß verschuldet. Selbst die hochherzige, unterrichtete, aber etwas scheue Stimme, die unlängst in Ihren Blättern den Orient und die französischen Kammerdebatten besprach, findet den Ton meiner Erwiederung etwas ungemessen, inmitten der kreißenden Weltbewegung meint sie werde die Berufung auf Gott, das Centrum der Geschichte, in welchem die Völker ihren Halt und Ursprung haben, zu nichts führen. Das wissen wir denn freilich auch, daß der Gott der Geschichte nicht der Nationalgott eines einzelnen Volkes ist, und daß der Himmel sicherlich nicht für uns einstehen wird, wenn wir uns selbst verlassen. Gegenüber jedoch der eroberungssüchtigen Turbulenz, womit unsere leichtfertigen Nachbarn ernste Völkerfragen behandeln, gegenüber ferner der verständigen Dialektik, die mit seiner Hand die Probleme des Tages stellt und wendet, und deren Erwägungen ein hoher Werth für die Diagnose des nächsten politischen Moments nicht abgesprochen werden soll, gegenüber diesen verschiedenen Standpunkten nimmt auch eine dritte Weltanschauung sich ihr Recht, diejenige nämlich, die da glaubt, daß Geschichte nicht eigentlich gemacht werde, sondern aus der Unmittelbarkeit der Völker entspringe, und die daher nicht müde wird, von Zeit zu Zeit an die ewigen Grundlagen, an die sittlichen Prämissen des historischen Processes zu erinnern. Will man solche Erwägungen allegorische Verirrungen nennen, so geben wir zu bedenken, daß Tausende in den Tagen unserer Erniedrigung von 1806 bis 1813 eben nur in solchen sogenannten Allegorien den Muth und den Glauben gefunden, durch die allein eine Wiedergeburt möglich geworden. Ihr Pariser Correspondent * in der Beilage vom 12 Februar sucht, indem er jedoch die gerechte Empfindlichkeit des gekränkten Nationalgefühls anerkennt, mit leiser Ironie der Sache den Anschein zu geben, als sey sie eben viel Lärm um nichts, eine grundlose Debatte. Wir Deutschen, meint er, seyen von der Eroberungssucht der Franzosen so verfolgt, daß wir dieselbe wie in einem Anfalle von Gespensterfurcht überall hervortreten sähen, und in der unbedeutendsten Rede eine wirkliche Gefahr erkennen. Hinterher ist Ihr Correspondent denn freilich doch zu dem Geständniß genöthigt, daß Thiers nur deßhalb von der Rheingränze gesprochen, weil er als Licht und Schatten seines Vortrags einiges volksthümlichen Nachhalles bedurft hätte, weil er die Solidarität, die enge Gemeinschaft habe nachweisen wollen, die zwischen ihm, seinen Grundsätzen und Frankreich bestehe! Widerlegt nicht der letzte Satz den ersten? Da wir die Herzen und Nieren nicht durchschauen, so können wir freilich die persönlichsten Ansichten der HH. Thiers und Lamartine nicht kennen; dagegen können wir aus persönlicher Anschauung die Thatsache verbürgen, daß in den Massen zum mindesten des französischen Nordens unverhohlen die Hoffnung einer dereinstigen Wiedereinverleibung Belgiens und des Rheines lebt. Und eben daß Thiers es für räthlich gefunden hat, diese Saite anklingen zu lassen, das ist uns, was immer auch des Redners geheimste Ueberzeugung seyn mag, ein ernstes Zeugniß mehr für die Macht, mit der jener Gedanke im volksthümlichen Bewußtseyn Frankreichs Wurzel geschlagen. Wir theilen die Ansicht Ihres Pariser Correspondenten * in der Beilage vom 17 Februar, daß wir Deutschen durch falsche Ausländerei das Unsrige gethan, jenen Gedanken zu erwecken und zu begründen, müssen aber jenem Correspondenten bemerken, daß er den Einfluß französischen Geistes in Deutschland unendlich überschätzt, wenn er sogar schon von einer moralischen Abhängigkeit spricht, in die wir gerathen seyn sollen. Dem Himmel sey Dank, noch haben deutsche Wissenschaft und Kunst, die stolzen Freistätten unsres Geistes, sich ihren eigenthümlich hohen Gang, ihre keusche Würde erhalten, und wie viel fremde Richtungen sich auch der weltbürgerliche Sinn unsres Volkes einbilden mag, so kann doch nur einem kurzsichtigen Auge die ungeheuere Kluft entgehen, die sich in der ganzen Welt - und Naturanschauung beider Nachbarn findet. Französische Melodramen und Romane werden diese Kluft am wenigsten ausfüllen; sie haben in Deutschland ein Publicum der Bühne, der Leihbibliothek, das ist wahr, eben so wahr jedoch, daß es unter den gesund Gebildeten nur Ein Urtheil über den Werth dieser Dinge gibt und daß die Nation aufs entschiedenste eine Verwechselung ihrer selbst mit jenem Infusorienaufguß der Gesellschaft zurückweisen muß. Der ernste Glaube an die schöpferische Herrlichkeit und sittliche Kraft unseres Volkes, die Ueberzeugung, daß auch bei uns, wo es sich um ein großes Interesse nationaler Existenz und Ehre handle, die derzeitige Apathie wieder dem schönen Enthusiasmus von 1813 werde weichen müssen, endlich ein Blick auf unsere Heeresverfassung, die so gelenk und schlagfertig ist, wie Deutschland sich einer ähnlichen in früheren Tagen niemals erfreut, das sind die gewichtigen Voraussetzungen, auf die gestützt der Correspondent des antiken Ihr wollt unsre Waffen, kommt und holt sie seine stolze Zuversicht gründet. Uebrigens gehören auch wir nicht zu den Optimisten, wir sagen nicht, die Atmosphäre sey leicht und lichthell, da sie schwül ist und trübe. Es schweben augenblicklich Fragen von außerordentlichem Ernst in Deutschland, confessionelle und constitutionelle Zerwürfnisse; seit lange wird sich kein denkender Vaterlandsfreund verhehlt haben, wie viel Stoff in ihnen liegt zu ernster Betrachtung und tiefer Bekümmerniß ..... Welche hohe Bedeutung diese Verwickelungen indeß auch in ihrer eigenen Sphäre ansprechen können, das ist klar, daß sie nach der politischen Seite hin aufgehen müssen als untergeordnete Momente in dem einen Gedanken der Nationalität, der ersten und letzten Lebensfrage eines Volkes. Um diesen Einen Gedanken wie um ein heiliges Symbol müssen wir uns stärker, stolzer, inniger zusammenthun, abwartend sodann, was die Zeit an Verhängnissen reifen mag, in der Ruhe unseres Rechtes. Peragit tranquilla potestas, quod violenta nequit.

Die flamändische Sprache in Belgien.

Die Kölner Ztg. schreibt über die mehrerwähnte bedeutungsvolle Reaction des flamändischen (deutschen) Elements gegen das französische, aus Belgien vom 13 Febr.: Die flamändische Bittschriftenbewegung greift immer mehr um sich. In Gent haben Bürgermeister und Rath die Bittschrift unterzeichnet. Ronsse hat die seinige bereits der Repräsentantenkammer eingeschickt. Zu Lier, in der Landschaft Antwerpen, haben die Gemeinderäthe zuerst unterschrieben, und ihr Beispiel hat gleich Nachahmer gefunden. In derselben Landschaft haben auch die Gemeinden Hoogstraeten, Moll, Gheel, Westerloo, Herenthals u. s. w. der Bewegung sich angeschlossen. In einer kleinen Gemeinde bei Gent, die allein 58 Unterzeichner lieferte, bemerkte einer der letztern auf die Bittschrift: Sieben zu dem Gemeinderathe gehörende Männer, der Gemeindeschreiber, der Gemeindeeinnehmer, die Feldwächter, die Armenmeister und auch die Steuerausschläger sind bei uns sämmtlich der französischen0491 Sprache unkundig. Unterstützt wird die Bewegung hier von der freien Presse (wovon die Blätter an öffentlichen Orten regelmäßig und mit außerordentlicher Gewandtheit gestohlen werden), in Gent vom Vaderlander , dem Kunst en Letterblad und der Gazette van Gent , in Antwerpen von der News. Man glaubt, daß, wenn die Bittschriften einmal in Menge an die Kammer der Volksvertreter gelangen, nur sehr wenige Abgeordnete flamändischer Provinzen gegen dieselben sich aussprechen werden. Die Regierung scheint über die Bewegung und über die mächtige Entwicklung derselben erstaunt. Die von Franzosen herausgegebenen Zeitungen in Gent, in Antwerpen u. s. w. scheuen sich, einen offenen Kampf mit den Vertheidigern des Niederdeutschen, welche offenbar die Massen für sich haben, zu beginnen, dagegen werden sie von ihren Gegnern sehr in die Enge getrieben, die nun immer bestimmter mit dem Grundsatz auftreten, daß kein Fremder das Recht besitze, im Namen des belgischen Vaterlandes zu sprechen. Was man auch darüber sagen möge, diese dem innersten Volksleben entspringenden Bewegungen sind von hoher Bedeutung und bieten namentlich für Deutschland viel Interesse dar. Das Getrennte , sagt die freie Presse, strebt nach Wiedervereinigung die belgisch-niederdeutschen Stämme gedenken ihrer Brüder im Osten, schämen sich der Ketten des geistigen Joches der Walschen und des schnöden Affenwesens; sie wollen seyn, wie ihre ruhmreichen Ahnen, tüchtige, biderbe, freie Niederdeutsche.

Skizzen aus Tirol.

I. Einleitung.

Die ausgedehnten Alpenmarken, die germanische Völker von lateinischen trennen, sind immer mit Recht ein besonderer Gegenstand der Aufmerksamkeit des Geschichtforschers und Sittenbeobachters gewesen. Unter ihnen gebührt dem alten Rhätien ein ausgezeichneter Platz. In dem vielfach verschlungenen Netze seiner Thäler und Stromgebiete ist die Wiege oder das Grab so vieler Völkerstämme zu suchen; in denselben Thälern ist noch heute der Wohnort der Trümmer so mancher entschwundenen Nationen zu finden! Die Gewalt der Zeit hat jene ehrwürdigen Völkerüberreste verschmolzen; sie sind zu einem Kernvolke angewachsen. Es hat von dem Herzen seines Landes seinen Namen entlehnt. Vom benachbarten Schweizerlande gilt zwar dasselbe; aber während dieses letztere in sich zerspalten worden durch Verschiedenheit der Religion und der Regimentsformen, ist dem Tirolerlande die Einheit des Glaubens und, wiewohl nach langen Kämpfen, auch die Einheit der Herrschaft und des Gesetzes unverkümmert geblieben. Das Gesammtbild des Volkes wird hiedurch noch interessanter. Nirgends finden sich in größerer Anzahl vielgestaltige Nationalphysiognomien auf verhältnißmäßig kleinem Raume vereint. Ein jedes Thal hat seinen eigenthümlichen Menschenschlag, seine besondere Sitte und Tracht, seinen besondern Dialekt, nicht selten seine besondere Sprache, die sich grell unterscheidet sowohl von der deutschen als von der italienischen Zunge, von welcher letztern das Land zu fast einem Drittel beherrscht wird. *)*)1837: 520,300 Deutsche; 283,100 Italiener; 2800 Grödner und 6800 Enneberger. Die beiden letztgenannten Fractionen der Bevölkerung reden eine jede ihre eigenthümliche von deutscher und italienischer abweichende Sprache, die sich der romanischen nähert, aber nebst italienischen auch viele französische, spanische und portugiesische Formen aufweist. Dennoch ist nur eine Kirche, ist nur ein Herr, denen Alle im Lande zinsen; dennoch ist nur ein Vaterland, dem sie Alle huldigen. Mögen auch die verschiedenen Stämme sich besser dünken einer vor dem andern; mag das leichte Blut im Osten des Landes spotten des ernsthaftern im Westen, oder der Deutschtiroler seinen italienischen Bruder achselzuckend einen Wälschen nennen, wie auch umgekehrt der Südtiroler seinen deutschen Bruder einen plumpen Kopf in der Liebe zum Lande sind sie Alle probehaltig: gute Patrioten, gute Katholiken, gute Freunde ihres Kaisers.

Das Vaterland selbst gleicht im Aeußern seinen Söhnen gar sehr. Ernst, rauh und trotzig da, dann wieder idyllisch und angenehm dort; häufig kalt und karg, dann wieder mild und verschwenderisch freigiebig. Der Boden im Bund mit den Elementen führt hie und da ewig Krieg mit seinen kriegerischen Kindern; sie haben ihm dafür einen Charakter zu verdanken, der in Zeiten der Noth die gesammte Heimath zu retten versteht, ohne viel Worte zu machen. Wer von Himmel und Erde weniger stiefmütterlich bedacht worden, hängt mehr am Leben; es ist ihm so schön!

Nun ist ein Land, so mannichfach gestaltet, und ein Volk, so vielgesichtig und dennoch so harmonisch, gewißlich werth, genau gekannt zu seyn. Schon Manche haben ihre Schilderung unternommen. Besser ist jedoch geworden, was des Geschichtschreibers, als was des Reisenden Feder bis daher von Tirol verzeichnete. Franzosen an ihrer Spitze der Exminister Haussez haben Land und Leute unbarmherzig und albern geschmäht; Engländer haben sie durchaus mit der Schweiz und ihren Bewohnern vergleichen wollen, und Tirol im Nachtheil befunden; Deutsche haben, wie sie allzu häufig zu thun gewohnt sind, Volk und Berge ungerecht bekrittelt, oder beide übermäßig gepriesen, je nach Vorurtheil oder Laune, Lewald hat über Tirol ein recht hübsches und lebendiges Buch geschrieben ein Buch, das, obgleich ins Gewicht fallend, sehr gern von Anfang bis zu Ende gelesen wird. Doch sind darinnen der Verstöße viele, und die poetischen Zugaben entstellen die Wirklichkeit zu Gunsten der Unterhaltung. Dem gelehrten und fleißigen Verfasser des Handbuchs für Reisende, das unter dem Titel: Das Land Tirol, in 3 Bänden, und im Verlag der Wagner'schen Buchhandlung in Innsbruck, 1837 erschienen ist, wird jeder Leser besagten Handbuchs viel zu verdanken haben. Abgesehen von dem Reichthum der verarbeiteten Materialien, wird die originelle, kräftig dichterische Sprache des Buchs den Gebildeten unwiderstehlich anziehen. Doch ist das Buch für einen Guide de Voyageur zu breit gehalten, und der an sich zu lobende feurige Patriotismus des Verfassers veranlaßt denselben, Alles und wieder Alles gar zu sehr ins Schöne zu malen. (Wie ich höre, wird eine zusammengedrängte neue Ausgabe was zu wünschen veranstaltet werden.) Das in praktischer Hinsicht vorzüglichste Buch über Tirol scheint mir dasjenige zu seyn, das, Tirol und Vorarlberg betitelt, von dem Gubernialsecretär J. Staffler in Innsbruck verfaßt worden ist. Bis jetzt ist der erste Theil desselben (Innsbruck, Felician Rauch, 1839) erschienen. Der zweite wird mit Begierde erwartet. Niemanden ist, um eine topographisch-statistische Arbeit, wie die genannte, zu liefern, ein größerer Reichthum der zuverlässigsten Daten zu Gebote gestanden, als eben dem Hrn. Dr. Staffler. Er hat seinen Stoff vom besten Standpunkt aus bewältigt. Dennoch ist sein Buch eine allzu ernsthafte Lecture für den Weltfahrer, der mit Hast von Land zu Land eilt, alle Wege gebahnt zu finden, Alles in Eile zu erforschen, zu genießen wünscht. Darum mögen immerhin noch mehrere Versuche, ein so merkwürdiges Land, wie Tirol unläugbar ist, zu schildern, aufgemuntert werden. Die Skizzen, welche diesen Zeilen zu folgen bestimmt0492 sind, dürften beitragen, die Aufmerksamkeit des Reisenden, neu - und wißbegierigen Publicums mehr und mehr auf das eigenthümlich gestaltete, mit keinem andern Lande Europa's zu vergleichende Tirol zu lenken. Was mir ein längerer Aufenthalt im Lande und ein nicht unfreier Blick in das Leben und die Gesittung seines Volks darüber zu sagen erlaubt, soll möglichst getreu und lebendig wiedergegeben werden, um obigen Zweck zu erfüllen.

Großbritannien.

Zur Ergänzung der Unterhausdebatten vom 21 Febr. über das Marinebudget lassen wir hier einen größeren Auszug aus Sir R. Peels Rede und von Lord Palmerstons Antwort darauf folgen. Sir Robert, der sich in neuerer Zeit überhaupt mehr, als in früheren Jahren, auch mit der auswärtigen Politik zu befassen scheint, erklärte: Ich nehme nicht den mindesten Anstand, für den vollen Betrag der Voranschläge zu stimmen, denn ich kann der Meinung eines ehrenwerthen Herrn gegenüber, des großen und consequenten Schutzredners der Sparsamkeit in diesem Hause, nicht beitreten, daß der Friedensetat unserer Marine mit der Vergrößerung oder Verminderung der Kriegsflotten anderer Staaten nichts zu thun habe. Die Anstrengungen anderer Seemächte können unmöglich unberücksichtigt bleiben. Während scheinbar tiefer Friede herrscht, kann die allmähliche Verstärkung der Seemacht eines Nachbarlandes auf Feindseligkeit gegen uns deuten. (Hört!) Schon die ohne eine augenfällige Nothwendigkeit gemachten Anstrengungen eines Staats, sich den Grund zu einer großen Seemacht zu legen, können diesem Staat eine Lockung werden, wenn er sich erst seinem Nachbar überlegen sieht, irgend einen gelegenen Moment zur Offensive zu benützen, und an Anlässen zu Streit und Krieg, wenn man sie finden will, hat es in den Verhältnissen der europäischen Mächte zu einander leider noch niemals gefehlt, wie sie auch jetzt nicht fehlen würden. (Hört!) Lassen wir andern Staaten ihre Flotten vergrößern, während wir selbst die unsrigen vermindern oder auf ihrem status quo belassen, so werden wir, weit entfernt, die ächte Sparsamkeit im Staatshaushalt zu üben, nur die Sicherheit unseres Vaterlands untergraben, und dann auf einmal uns zu weit größern Ausgaben genöthigt sehen, als die wir anfangs vermeiden wollten. (Hört!) Indeß während ehrenw. Herren auf dieser Seite des Hauses unsern Marine-Etat nicht zureichend finden, das ökonomische Mitglied für Kilkenny aber sich darüber beklagt, daß man mitten im Frieden die Flotte auf den Kriegsfuß setzen wolle, tritt der edle Viscount (Palmerston) auf und erkennt in dem Widerspruch dieser beiden Behauptungen den klaren Beweis, daß Ihrer Maj. Regierung den glücklichen Mittelweg eingehalten habe medium tenuere beati. Ich glaube, diese contradictorischen Sätze können ganz füglich neben einander bestehen. Europa kann, allem äußern Aussehen nach, sich in völligem Frieden befinden, Ihre Maj. mag von allen fremden Mächten eine Freundschaftsversicherung um die andere erhalten, das mag alles seyn, und doch kann der Friedens-Kriegsetat unserer Seemacht dem Einen zu kriegerisch und dem Andern zu friedlich erscheinen. Auch nach meinem Dafürhalten war es großentheils die von Ihrer Maj. Regierung befolgte auswärtige Politik, die das Land in seine jetzige etwas unbestimmte Lage versetzt hat. (Hört!) Indeß der edle Lord hat uns die glücklichen Erfolge seiner Politik gerühmt. Es ist diese ein sehr glückliches Postulat, dessen Richtigkeit mir aber ganz und gar nicht einleuchtet. (Hört!) Seit fünfundzwanzig Jahren haben wir in Europa Frieden. Welche Fortschritte sind in diesem Vierteljahrhundert zur Verminderung der Staatslasten gemacht worden? Die Erfolge unserer auswärtigen Politik hätten in einem solchen Vertrauen, das wir bei den auswärtigen Mächten zu uns erregt, in einem so verwaltenden Einfluß unserer Vermittlung und unseres Beispiels sich kundgeben sollen, daß als Folge davon alle Mächte Europa's ihre Rüstungen eingestellt oder vermindert hätten, und daß wir jetzt die segensreichen Früchte innerer Ruhe und eine reiche Ernte des Handels und Gewerbefleißes genössen. (Hört!) Haben die Erfolge unserer auswärtigen Politik sich durch eine Verminderung unseres eigenen Militäretats erwiesen? Im Gegentheil, derselbe ist vergrößert worden. Ist der Zustand unserer Finanzen von der Art, daß wir uns dazu Glück wünschen dürfen? Seit vier Jahren haben wir ein regelmäßiges Deficit, und zwar hauptsächlich durch die Vermehrung unserer Militäretats. (Hört!) Doch prüfen wir die gerühmte Politik des edeln Lords etwas im Einzelnen. Ein Erfolg, auf welchen, wie ich vermuthe, der edle Lord besonderes Gewicht legt, ist der der Quadrupelallianz des Vertrags, der, als ein Gegengewicht wider die Diplomatie der nordöstlichen Mächte, ein Band dauernder Freundschaft zwischen den vier westlichen Staaten Europa's knüpfen sollte. Der edle Lord hatte prophezeit, zwischen diesen durch constitutionelle und liberale Sympathien vereinigten vier Staaten England, Frankreich, Spanien und Portugal werde nichts die glückliche Harmonie stören können, Englands Einfluß in der Halbinsel werde auf einer treuesten Basis begründet werden u. s. w. Blicken wir zuerst nach Portugal. Wie steht es dort mit dem Einfluß der erfolgreichen Politik Sr. Lordschaft? Die parlamentarischen Geschäfte des heutigen Abends begannen mit der Vorlegung einer Petition durch meinen edlen Freund, das Mitglied für Liverpool (Lord Sandon), worin Beschwerde darüber geführt wird, daß Portugal die gerechten Forderungen brittischer Unterthanen mit empörender Gleichgültigkeit behandelt und diese Ungerechtigkeit noch mit Beleidigungen aller Art begleitet habe. Hat der edle Lord dieser Beschwerde widersprochen? Keineswegs. Er antwortete vielmehr, er pflichte fast jedem Worte der Petition bei, das Benehmen Portugals der von England unter Abweichung von der Regel der Nichtintervention eingesetzten (Gelächter) und mit drei brittischen Linienschiffen im Tajo beschützten portugiesischen Regierung (Hört!) sey in der Petition ganz richtig geschildert. Zugleich gestand aber der edle Lord, sein Einfluß sey seit 5 Jahren in Portugal so gering, daß er nicht im Stande gewesen, die Befriedigung der gerechten Ansprüche brittischer Unterthanen zu erlangen, denen ähnliche das kleine Belgien für seine Unterthanen (nämlich vormalige Freiwillige in Dom Pedro's Diensten) befriedigt erhielt. (Hört!) So viel in Bezug auf Privatansprüche. Was aber hat uns der edle Lord in voriger Session über das Benehmen Portugals hinsichtlich des Sklavenhandels gesagt Portugals, dieses unsers alten Alliirten, dessen Königin ihren Thron nur einem Aufgeben des englischen Princips der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten fremder Staaten verdankt? Der edle Lord erklärte, wenn je Treu 'und Glauben schreiend verletzt worden sey, so habe Portugal einen solchen Treubruch gegen England begangen, das ihm für Abstellung seines Sklavenhandels eine halbe Million Pf. St. bezahlt habe. Und der edle Lord verlangte vom Parlament die Annahme einer Bill, die ihn ermächtigte, von Portugal das seinen Remonstrationen Verweigerte durch Gewalt zu erzwingen. Da haben Sie also die Erfolge, welche die Politik des edlen Lords bei einer von den Mächten der Quadrupelallianz errungen! (Hört!) An Portugal gränzt Spanien an. (Hört!) In den Zeitungen findet sich eine Correspondenz aus der Havannah,0493 aus welcher erhellt, daß brittische Kaufleute in jener spanischen Colonialstadt eine beträchtliche Summe zur Errichtung eines anglicanischen Gottesdienstes zusammengelegt, und den Hrn. Staatssecretär des Auswärtigen um seine Verwendung bei der Madrider Regierung angegangen hatten. Da der edle Lord für die wichtigen Dienste, die er der spanischen Regierung geleistet, von ihr mit einem Militärorden, einem Stern decorirt worden (Gelächter), so hätte man glauben sollen, die Gewährung dieser von ihm verlangten kleinen Vergünstigung würde gar keine Schwierigkeit haben, zumal da die spanische Regierung ja eine liberale heißt, und der Liberalismus doch zunächst auch religiöse Duldung in sich einschließen sollte. (Hört!) Indeß der edle Lord erhielt von der Madrider Regierung, dem Werk seiner Hände, anfangs keine, und dann eine ablehnende Antwort. Nachdem England für den spanischen Constitutionalismus so viel Geld hingegeben, dessen Heimzahlung an den griechischen Kalenden zu erwarten steht, nachdem für diese Constitution die vielgerühmte papierne Panacee, welche das arme Spanien plötzlich von all den Uebeln heilen soll, die ein zweihundertjähriger Geistesdruck und Geistesschlaf über die romanischen Völker herbeigeführt das Blut brittischer Unterthanen auf spanischen Schlachtfeldern geflossen, besitzen Ihrer Maj. Minister in diesem constitutionellen Spanien einen so mächtigen Einfluß, daß die brittischen Residenten in Cuba nicht einmal das Recht erwirken können, ihren Gottesdienst nach dem Ritus der protestantischen Kirche zu begehen. (Hört, hört!) Und wie steht es dagegen mit dem Einflusse Frankreichs in Spanien? Frankreich hat zur Anordnung der Dinge in Spanien nicht mehr gethan als England; im Gegentheil, viel weniger. Nun, haben die Franzosen den von ihnen gewünschten Besitz einer kleinen Insel bei Port Mahon nicht erlangt? Die Madrider Regierung machte ihnen die Zusage, die Cortes protestirten dagegen, der edle Lord protestirte dagegen ebenfalls; aber trotz Cortes und englischer Regierung sind die Franzosen im Besitz des Eilands. Und das ist politisch ein weit wichtigeres Zugeständniß, als das für unsere Kaufleute in der Havannah verlangte und abgeschlagene. So viel in Bezug auf Spanien, das zweite Glied der Quadrupelallianz. Nun zu Frankreich! Noch einmal sey es gesagt, ich beklage tief die Symptome einer wachsenden Eifersucht zwischen unserm Land und Frankreich. Wo sind die Beweise des gegenseitigen Vertrauens, das aus dem Quadrupelvertrag erwachsen sollte? Läßt sich läugnen, daß 15 französische Linienschiffe im Mittelmeere schwimmen? Warum haben wir selbst 12 Segel dort? (Hört!) Wir haben in Allem nur 21 Linienschiffe im activen Dienst, und von diesen liegen 15 im Mittelmeer und dessen nächster Nachbarschaft. Und warum stationiren drei Fünftel unserer Seemacht im Mittelmeer? Unläugbar um dem Einflusse des verbündeten Frankreichs, dem wir nicht trauen, dem Orient gegenüber die Wage zu halten. (Hört!) Die Entschädigungsforderungen Englands an Frankreich für die unsern Kaufleuten an der Küste von Westafrika zugefügten Verluste und Unbilden, wurden sie beachtet? Wäre der Einfluß des edlen Lords im Ausland so groß, wäre seine Politik so glücklich gewesen, als er sich gerühmt hat, wie kommt es, daß er die verlangte Genugthuung von Frankreich noch bis heute nicht erlangt hat. (Hört!) Doch vielleicht rühmt der edle Lord den vollständigen Erfolg seiner Politik in Ausgleichung der nordöstlichen Gränzfrage mit den Vereinigten Staaten? Diese Frage schwebt nachgerade sehr lange zwischen England und der amerikanischen Union, und die dem Hause darüber vorliegenden Papiere, so wie die neuesten transatlantischen Nachrichten enthalten nichts, was wie ein vollständiger politischer Erfolg von Seite der Regierung Ihrer Maj. aussieht. (Beifall) Indem ich noch einen Blick nach dem östlichen Europa werfe, erinnere ich mich eines von dem edlen Lord hier im Hause gegebenen Versprechens, ehe drei Monate vergingen, sollte England einen Repräsentanten in Krakau haben. Es mögen in dieser Hinsicht Schwierigkeiten eingetreten seyn, denen der edle Lord nicht begegnen konnte; dann hätte er aber kein so bestimmtes Versprechen geben sollen. In die großen Erwägungen, die sich an die Angelegenheiten der Levante knüpfen, will ich jetzt nicht eingehen; denn eine Frage, die ich vor einigen Tagen darüber an den edlen Lord richtete, ersuchte er mich nicht zu urgiren, da Staatsrücksichten ihm deren Beantwortung verböten. Diesen Theil seiner auswärtigen Politik berühr' ich daher nicht; käme er aber zur Erörterung, so würde wohl auch hierin dem edlen Lord der Beweis mißlingen, daß der Erfolg seiner auswärtigen Politik vollständig und triumphirend gewesen. (Hört!) Es war eigentlich nicht meine Absicht, an diesen Debatten Theil zu nehmen, aber die ruhmredige Aeußerung des edlen Lords nöthigte mich, gegen deren Richtigkeit meine entschiedene Verwahrung einzulegen. (Lord Palmerstons Antwort morgen.)

Deutschland.

Stürmischer noch als in der zur Universität gehörigen Welt geht es unter den Bürgern zu, wie schon aus den beiden hier beiliegenden sich entgegenstehenden Adressen zu entnehmen. Die erste ist von dem Bäckermeister und Senator Mügge in Circulation gesetzt, und wird durch den Schuhmachermeister Bowe, den Tuchmacher Grube und einige andere bei der Septemberadresse Betheiligte von Haus zu Haus und von Stube zu Stube bei den verschiedenen Inquilinen (welche städtische Rechte nur dann in Anspruch nehmen können, wenn sie 5 Rthlr. Inquilinensteuer bezahlen), ohne Unterschied herumgetragen, und soll schon gegenwärtig mehr als hundert Unterschriften zählen. Auf die Nachricht von diesen Umtrieben sammelten gestern mehrere angesehene Kaufleute und andere Einwohner die Zustimmung zu dem zweiten Promemoria, und haben dasselbe schon gestern mit den Namen von einigen achtzig der angesehensten Bürger überreicht, indem sie sich vorbehalten, nachträglich die Zustimmung noch anderer Bürger einzubringen. Wohin das noch führen soll, ist nicht einzusehen. Der gegenwärtige Zustand wo die Zwietracht ihre Fackel schwingt etc. ist in der ersten Adresse sehr treffend geschildert, ob aber die Gründe dieses Zustandes, und namentlich die Verarmung der Stadt darin ihren Grund haben, daß die Stadt eine angemessene, d.h. dem Cabinet gefällige Deputirtenwahl nicht getroffen, ist eine andere Frage. Die poetische Schilderung des gegenwärtigen Elends soll mehrere Bürger bis zu Thränen gerührt und von der Wahrheit des Ganzen überzeugt haben, wie denn von Bowe wenigstens nur dieser Theil der Adresse vorgelesen werden soll.

I. An das verehrliche Wahlcollegium und den allgemeinen Magistrat der Stadt Göttingen. Gehorsamste Vorstellung und Bitte der unterzeichneten Gildenstände und Bürger der Stadt Göttingen vom Februar 1840. Die Erwählung eines Deputirten zur allgemeinen Ständeversammlung betreffend. Wir haben aus dem königlichen Erlaß vom 10 Febr. d. J. ersehen, daß Se. Maj. unser allergnädigster König die allgemeinen Stände unsers Königreichs wiederum auf den 19 März d. J. zusammen zu berufen geruht hat. Wir halten es daher für unsere Pflicht, dem verehrlichen Wahlcollegium unserer Stadt den nicht allein von uns, sondern annoch von einem großen Theile der hiesigen Einwohner ausgehenden Wunsch zu erkennen zu geben, daß unsere Stadt doch dießmal einen Deputirten wählen und nach Hannover senden möge. Wir sind fest überzeugt, daß Se. Maj. unser allergnädigster0494 König die landesväterlichsten Absichten mit ihren Unterthanen haben, und daß solche sich noch weit mehr, als geschehen, bethätigt haben würden, wenn nicht allerhöchstdenselben bislang von so mancher Seite entgegengearbeitet wäre. Wir sind schlichte Bürger und verstehen nichts von Politik und Staatsrecht, allein das wissen wir, daß der gegenwärtige Zustand höchst verderblich für Stadt und Land ist, und daß er es noch mehr werden muß, wenn man auf dem eingeschlagenen Wege der Opposition starr und ohne Rücksicht auf die materiellen Interessen fortschreitet. Die glücklichste Zeit der hannover'schen Lande liegt in der Vorzeit, wo wir noch an kein Staatsgrundgesetz dachten, ja noch nicht einmal eine allgemeine Ständeversammlung hatten. Wir waren glücklich durch die Regierung unserer Fürsten, und wurden deßhalb vom Auslande beneidet; allein wir liebten auch unsern Fürsten wie unsern Vater, und König Ernst August hat hierauf gewiß auch einen gegründeten und gerechten Anspruch. Warum wollen wir ihm, der uns schon so manchen Beweis seiner königlichen Huld und Gnade gegeben, daher nicht vertrauen, warum wollen wir nicht Vertreter in die Ständeversammlung senden, damit sie offen und frei, jedoch auf redliche und besonnene Weise, das Wohl des Vaterlandes berathen? Können diejenigen, welche sich der Opposition gegen ihren rechtmäßigen Landesherrn hingeben, welcher stets sich als ein gerechter und landesväterlicher Fürst bewiesen hat, es vor Gott und ihrem Gewissen verantworten, daß sie einen Streit erregen und unterhalten, welcher die Unterthanen vom Herzen ihres Königs trennt, welcher die Fackel der Zwietracht nicht allein im Lande, ja selbst in den engsten Familienkreisen schwingt, und Land und Stadt einem gewissen Verderben entgegenführt! Ist es zu verantworten, auf diesem Wege fortzuschreiten, nachdem selbst die hohe Bundesversammlung die bisherigen Schritte der Opposition zurückgewiesen und eine baldige Vereinigung mit den dermaligen Ständen über die Rechte der Krone und Stände empfohlen hat? Ist es zu verantworten, diese Vereinigung auf allen Wegen abzuschneiden, und unser sonst so blühendes Vaterland dem gänzlichen Verderben entgegenzuführen?! Wir haben nicht nöthig, Ihnen dieß Bild noch näher auszumalen, wir dürfen nur auf den gegenwärtigen Zustand unserer Stadt hinweisen, der Ihnen schwerlich entgangen seyn wird. Kaum einigermaßen auf dem Wege der Heilung von den Wunden vorgeschritten, welche das unglückliche Jahr 1831 uns geschlagen, haben wir diesen Weg geflissentlich verlassen, um mit offenen Augen einem Abgrund entgegenzueilen, der uns kehren wir nicht um völlig verschlingen wird. Der Gemeinsinn und das Vertrauen unter den Bürgern ist erschüttert; wo sonst Liebe und Freundschaft herrschte, schwingt jetzt die Zwietracht ihre Fackel; der Verkehr ist gelähmt, und wo früher der redliche und fleißige Bürger ohne Nahrungssorgen sein müdes Haupt zur Ruhe legen konnte, rauben ihm jetzt die Sorgen um das tägliche Brod den Schlaf. Das Grundeigenthum ist auf eine höchst betrübende Weise im Werthe gesunken, früher wohlhabende Bürger gerathen in Concurse, und die Armuth nimmt auf eine beunruhigende Weise zu! Es ist daher gewiß die Pflicht eines jeden ruhigen und besonnenen Bürgers dahin nach Kräften einzuwirken, daß diesem unglücklichen Zustand endlich Schranken gesetzt werden, um so mehr wird das verehrliche Wahlcollegium dahin zu streben geneigt seyn, daß der unglückliche Zwiespalt endlich beseitigt werde, welches unserer Ansicht nach gewiß der Fall seyn wird, wenn das Wohl des Vaterlandes in einer möglichst zahlreichen Ständeversammlung auf eine freie und besonnene Weise berathen, und eine angemessene Landesverfassung festgestellt werde. Wir ersuchen daher die hochgeehrten Mitglieder des Wohlcollegiums und allgemeinen Magistrat eben so dringend als gehorsamst, geneigtest Alles anzuwenden, daß mal eine angemessene Deputirtenwahl zu Stande komme, und dazu gewogentlichst ihre Stimme abgeben zu wollen. Es ist übrigens die größte Hochachtung, womit wir verharren die unterzeichneten Bürger und Gildenstände der Stadt Göttingen.

II. Pro Memoria! Hrn. Buchhändler Dankwärts, als Wortführer des löblichen Bürgervorsteher - Collegiums hierselbst. Da wir vernommen haben, daß ein Theil unserer Mitbürger unter Hervorrufung längst erloschener politischer Rechte der früheren Gilden und Stadtverfassungen beabsichtiget, unserem von uns hochgeschätzten Bürgervorstehercollegium den Weg vorzuzeichnen, den dasselbe zur Wahrung unserer Rechte und Interessen einzuschlagen hat, und zu diesem Zweck eine Eingabe vorbereitet, so gereicht es uns zur besonderen Freude, daß wir dazu ermächtiget sind, Ihnen im Namen einer achtbaren Zahl hiesiger Bürger die Versicherung zu ertheilen, daß das bisherige Verfahren des Bürgervorsteher-Collegiums uns mit dem größten Vertrauen erfüllt, daß dasselbe auch ferner ohne dazu Insinuationen Unbefugter zu bedürfen, den Weg verfolgen wird, welcher allein dem dauernden Wohle der Stadt und des Vaterlandes angemessen ist. Wir bitten das Vorstehende Ihren geehrten Collegen mitzutheilen. Göttingen, den 23 Febr. 1840.

[674-75]

Bekanntmachung

für die Actionnäre der würtembergischen Gesellschaft für Zucker-Fabrication.

Nachdem die unterzeichnete Direction in der am 11 Januar d. J. abgehaltenen General-Versammlung der Actionnäre der0495 würtembergischen Gesellschaft für Zucker-Fabrication ermächtigt worden ist, im Laufe dieses Jahres weitere 15 Proc. von dem Nominalbetrage jeder Actie einzufordern, so haben wir beschlossen, von den 15 Procenten vorerst nur 10 Proc. einzufordern.

Wir ersuchen demnach die HH. Actionnäre, die besagten 10 Proc. oder 50 fl. für jede Actie auf den 1 April d. J, und zwar: a) in Stuttgart an den Gesellschafts-Cassier, Hrn. Bergraths-Revisor Clemm, und b) in Karlsruhe an das Bankierhaus, HH. S. v. Haber & Söhne, gegen Empfangnahme der Interimsscheine kostenfrei einzuzahlen.

Die Verhandlungen bei der letzten General-Versammlung werden den HH. Actionnären in kurzer Zeit zugesandt werden.

Karlsruhe, den 24 Februar 1840.

Direction der würtembergischen Gesellschaft für Zucker-Fabrication

[677-79]

Bekanntmachung.

Johann Ratschmaier, Söldnerssohn von Weichshofen, welcher im Jahre 1815 als Gemeiner in dem vormaligen 5ten Linien-Infanterie-Regiment zu Nürnberg mit ausmarschirt ist, hat bisher über sein Leben und Aufenthalt keine Nachricht gegeben. Auf Antrag der nächsten Anverwandten wird derselbe aufgefordert, sich innerhalb 3 Monaten bei dem unterfertigten Gerichte zu melden, und sein in 110 fl. bestehendes elterliches Vermögen in Empfang zu nehmen, widrigenfalls solches nach Ablauf dieser Zeit an seine nächsten Anverwandten gegen Caution ausgeantwortet werden wird.

Mallersdorf, am 19 Februar 1840.

Königliches Landgericht Pfaffenberg.

Yberle, Landrichter.

[680-82]

Edictal-Vorladung.

Der nunmehr bereits über 65 Jahre alte Johann Nepomuk Pölzl, Sohn des frhrl. v. Stauffenberg'schen Schloßgärtners Simon Pölzl von Greifenstein, welcher sich ungefähr in seinem 18ten Lebensjahre von seiner Heimath entfernte, ohne jedoch anzugeben, wohin, wahrscheinlich jedoch nach Oesterreich, und ohne daß seitdem von seinem Aufenthalte, Leben oder Tod irgend eine Nachricht an seine Heimathsbehörde gelangt ist, wird hiemit zur Uebernahme seines unter Vormundschaft befindlichen, nach der letzten Rechnung in 1795 fl. 53 5 / 8 kr. bestehenden Vermögens binnen eines halben Jahres vor unterfertigtem Gericht entweder selbst oder auf den Fall dessen Ablebens seine allenfällsigen Leibes - oder sonst rechtmäßigen Erben zu erscheinen, unter dem Rechtsnachtheile vorgeladen, daß im Falle der Nichterscheinung mit seinem Vermögen von Amtswegen verfahren, resp. dasselbe den sich legitimirenden nächsten Verwandten zur Nutznießung gegen Caution verabfolgt werde.

Burggrub, den 24 Februar 1840.

Frhrl. Schenk v. Stauffenberg'sches Patrimonialgericht I im oberfränkischen Kreise des Königreichs Bayern, k. Landgerichts Ebermannstadt.

Gleitsmann.

[553]

In unserm Verlag erschien so eben und sind in allen Buchhandlungen zu finden: K. F. Grubers zwei letzten Predigten kurz vor seinem Abgange nach Amerika gehalten.

Nebst einem biographischen Anhang.

Gr. 8. Preis 6 gr.

Wir bemerken noch, daß Gruber derjenige ist, durch welchen vorzüglich das bekannte Rescript mit herbeigeführt ward.

Rechnen-Wandfibel.

16 Tafeln in Folio, von C. F. Gleißner, Cantor.

Nebst Facitbüchlein über sämmtliche Aufgaben.

Preis: 20 gr. Ludwig'sche Buchhandlung in Cahla.

[461-63]

Librairie de Jurisprudence de CHARLES HINGRAY, 10, rue de Seine à Paris: CONCORDANCE, ENTRE LES CODES CIVILS ETRANGERS ET LE CODE NAPOLÈON, Ouvrage contenant le texte des Codes:

1. Napoléon

2. Deux Siciles.

3. De la louisiane.

4. Sarde.

5. Canton de Vaut.

6. Hollandais.

7. Bavarois

8. Autrichien.

9. Prussien.

10. Suédois.

11. De Berne.

12. De Fribourg.

13. D ` Argovie.

14. De Bade.

15. D'Haiti.

Et les Lois Hypothécaires de 1. Suéde; 2. Wurtemberg; 3. Genéve; 4. Fribourg. 5. Saint Gall; 6. La Gréce.

Par M. ANTHOINE DE SAINT JOSEPH, Juge au Tribunal de première instance de la Seine. Un vol. grand in 4.

[457]

In Commission bei Bernh. Tauchnitz jun. in Leipzig ist nachstehendes interessantes Schriftchen erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Der Champagner, ein Reise-Bericht zum Nutzen und Frommen aller Weintrinker von Dr. C. L. Hellrung.

In eleg. Umschlag geh. 8 gr.

Dieses mit gründlicher Sachkenntniß geschriebene Werkchen gibt in gedrängter Kürze eine genaue Uebersicht der Weinorte der Champagne und der Bereitungsart des Mousseux. Es enthält überdieß viel interessante Notizen in Bezug auf dieses beliebte Getränk und dürfte, da es auch noch über die vielfach verfälschten Champagner belehrt, allen Freunden des unverfälschten willkommen seyn.

[541]

Die Buchdruckereien Deutschlands, der Schweiz und der Nachbar-Staaten mache ich aufmerksam, daß alle Buchhandlungen Anzeigen und Subscriptionslisten von: Kiesewetters Geschichte der Buchdruckerkunst, Ausgabe Nr. 1 mit dem großen schönen Bilde Guttenbergs à 1 / 3 Thlr. Prachtausgabe (Nr. 2) zu 3 / 4 Thlr. vorräthig haben und Bestellungen darauf annehmen. Das von Giulielmi in Rom gezeichnete und von Hanfstängl in Dresden lithographirte Standbild Guttenbergs zu Mainz (von Thorwaldsen), welches Blatt bisher 3 / 4 Thlr. kostete, wird der Ausgabe Nr. 1, und dieses, so wie das 2te Kunstblatt mit den Basreliefs, der Ausgabe Nr. 2 beigegeben. Selbst jeder Gehülfe kann sich in Nr. 1 ein passendes Werk mit dem schönen Bilde des großen Meisters zum bevorstehenden Jubiläum anschaffen.

C. Flemming.

[599]

Tübingen. In der H. Laupp'schen Buchhandlung ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: Das Staatsrecht des Königreiches Würtemberg von Robert v. Mohl, Professor in Tübingen.

Zweite vermehrte und umgearbeitete Auflage.

Erster Band: Verfassungsrecht.

53 1 / 2 Bogen. gr. 8. 6 fl.

Die erste Auflage dieses Werkes war längst vergriffen. Die neue Ausgabe, welche wir hiemit0496 anzuzeigen das Vergnügen haben, wird ein lebhaft gefühltes Bedürfniß um so mehr befriedigen, als sie eine völlige Umarbeitung und vielfache Vermehrung einer Arbeit ist, welche schon in unvollkommener Gestalt sich schnell und allgemein Anerkennung und Wirksamkeit in Wissenschaft und Leben verschafft hatte. Der zweite Band, das Verwaltungsrecht enthaltend, ist bereits unter der Presse.

Ferner: v. Mohl, Prof. Dr. R., geschichtliche Nachweisungen über die Sitten und das Betragen der Tübinger Studirenden während des sechzehnten Jahrhunderts. gr. 8. eleg. broschirt Preis 24 kr.

[601]

So eben ist erschienen: Predigten und Casualreden von J. Rust, Doctor der Theologie und Philosophie, königl. bayer. Consistorialrath und prot. Pfarrer in Speyer.

gr. 8. 14 1 / 2 Bogen. 1 fl. 21 kr. oder 18 gGr.

Daß während des Druckes der ersten Lieferungen dieses Werkes eine zweite Auflage veranstaltet werden mußte, um den Nachfragen genügend entsprechen zu können, ist wohl die beste Empfehlung für dasselbe. Diese rege Theilnahme, der Name des als Schriftsteller und Prediger rühmlichst bekannten Hrn. Verfassers, so wie die bereits erschienenen günstigen Beurtheilungen in Nr. 102 der Jena'schen Allgem. Litteraturzeitung 1839, und in Nr. 7 der litter. Blätter für Homilerik und Ascetik, überheben uns aller weitern Empfehlungen.

Exemplare sind durch alle Buchhandlungen zu beziehen.

F. C. Neidhards Buchhandlung in Speyer.

[538]

Bei Borrosch & André in Prag ist in Commission erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands und der Schweiz, in Augsburg in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung, zu haben: Jahrbuch für Fabricanten und Gewerbetreibende, Physiker, Chemiker, Techniker, Pharmaceuten und Oekonomen etc.

Enthaltend: die Fortschritte, Verbesserungen und Erfindungen im Gebiete des Fabrikwesens, der Künste und Gewerbe, der Physik und Chemie im Verlaufe des Jahres 1839.

Verfaßt von Professor Dr. J. F. Heßler, und herausgegeben vom Vereine zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen.

IIter Jahrgang, 2te Lieferung oder Bogen 7-12.

Preis per Jahrgang von 24-30 Bogen 3 fl. Conv. Münze.

Vom ersten Jahrgange sind noch vollständige Exemplare zu haben und durch jede solide Buchhandlung zu demselben Preise zu beziehen.

[551]

Bei Liebmann & Comp. in Berlin ist erschienen und in allen Buchhandlungen und Leihbibliotheken Deutschlands, der Schweiz und der österreichischen Monarchie vorräthig: Der Roman des Harems.

Ein Cyklus orientalischer Erzählungen; aus dem Englischen der Miß Pardoe von W. Alexis und J. Neumark.

3 Bände auf feinem Maschinenpap. und in eleg. Umschl. geh. Pr. 2 3 / 4 Thlr.

Die Verfasserin dieses Werkes ist dieselbe geistreiche Frau, deren Werk über die Sitten Ungarns, wo sie sich gegenwärtig aufhält, von der Lesewelt mit der gespanntesten Ungeduld erwartet wird. England hat den Roman des Harems mit Enthusiasmus aufgenommen, ja selbst der türkische Gesandte hat ihm eine öffentliche Anerkennung nicht versagen können; und bürgt nicht schon der berühmte Name des erstgenannten der HH. Uebersetzer für die Gediegenheit des Buches?

[598]

Bei J. Hölscher in Coblenz ist erschienen: Reise in das innere Nordamerika in den Jahren 1832-1834 von Maximilian Prinz zu Wied.

Mit dieser Lieferung ist der 1ste Band dieses Prachtwerks geschlossen, und werden sich die HH. Subscribenten überzeugt haben, daß keine Kosten gespart wurden, um dieses interessante Werk aufs glänzendste auszustatten. Die folgenden Lieferungen werden nach den getroffenen Einrichtungen so rasch folgen, daß das Werk noch im Herbste dieses Jahres beendigt seyn wird.

Coblenz, 15 Januar 1840.

J. Hölscher.

[631]

Herabgesetzter Preis.

Von den in der Ettinger'schen Buchhandlung erschienenen Jahrgängen des Gothaer-Hofkalender und des Almanae de Gotha sind noch folgende Jahrgänge vorräthig und können durch alle Buchhandlungen um beigesetzte, bedeutend ermäßigte Preise bezogen werden: Gothaer Hofkalender 1777-80. 82. 84. 85. 1801-4. 7-15. Mit Kupfern, gebd. mit Goldschn. in Futteral.

20 Jahrgänge, zusammen 2 Thlr. ein einzelner Jahrgang 4 gGr.

Almanae de Gotha 1776-85. 1801-4. 7. 8. 11-13. 15. mit Kupfern, geb. mit Goldschn. in Futteral.

20 Jahrgänge, zusammen 2 Thlr. ein einzelner Jahrgang 4 gGr.

In den Jahrgängen der 70. und 80. Jahre befinden sich theilweise Kupfer von Chodowiecki.

Ed. Heynemann in Halle (vormals Ettinger'sche Buchhandl. in Gotha).

[829]

Bei George Gropius in Berlin ist erschienen und durch alle Buch - und Kunsthandlungen zu beziehen: Vorlegeblätter für Möbel-Tischler, von A. Stüler und J. H. Strack, Architekten in Berlin. IV. Heft, enth. 6 Blatt, darunter ein farbiges. 1 1 / 6 Rthlr.

[332-33]

Weiße Maulbeerbäume zur Seidenzucht, und zwar 5jährige Hochstämme, 3-4jährige Buschbäume, 3jährige philippinische (morus multicaulis), 4jährige besonders zu empfehlende ächt chinesische (morus morettiana), mit großen Blättern, 3jährige lombardische, gepfropft mit großen pergamentartigen Blättern, die drei letztern in Menge, noch selten in Deutschland, sodann alle Sorten Obstbäume, besonders für Landstraßen zu besetzen, und Modelle der besten Werkzeuge zum Abwinden und Zwirnen der Seide sind einzeln und in Partien um billige Preise zu haben. Nähere Nachricht auf freie Briefe von L. Hout in Mannheim.

[605-6]

Bekanntmachung.

Der Unterzeichnete wird über seinen eigenthümlich besitzenden, solid und schön gebauten, circa für hundert Gäste Raum bietenden, mit 21 Bädern versehenen, in allen Theilen wohl möblirten Gast - und Badhof, zum Freihof genannt, in den großen Bädern zu Baden in der Schweiz, am Montag den 16 und Dienstag den 17 März 1840, jedesmal von Nachmittag 4 bis Abends 9 Uhr im Gasthof zum Löwen allhier eine Pacht -, und je nach sich zeigenden, annehmbaren Umständen eine Kaufsteigerung abhalten lassen, wozu Pacht - und Kauflustige höflichst eingeladen werden, mit der Anzeige, daß die Pacht - und Kaufbedinge, nebst dem über den Freihof vorhandenen Plan bis zum Steigerungstag, im Freihof selbst, eingesehen werden können.

Dr. Meyer Gsell zum Freihof.

[582-84]

Bekanntmachung.

Es kamen einem Privatmann zwei k. k. österr. fünfprocentige Metalliques Obligationen Nr. 99,231 vom 1 Mai 1817, und Nr. 59,803 vom 1 Mai 1831, jede zu 1000 fl. C. M., abhanden. Es wird hiemit vor dem Ankauf dieser Obligationen oder deren Coupons gewarnt, da auf gerichtliche Amortisation derselben angetragen wird.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 62. 2. März 1840 . Augsburg1840.

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LanguageGerman
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