PRIMS Full-text transcription (HTML)
0513
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 65.
5 März 1840.

Auf die Allgemeine Zeitung werden auch für das zweite Quartal Bestellungen angenommen; es kostet dahier in Augsburg 3 fl. 34 kr. Die auswärtigen Abonnenten belieben sich mit ihren Bestellungen an die zunächst gelegenen Postämter und Zeitungs-Expeditionen zu wenden und dieselben möglichst frühzeitig zu machen, damit nicht für die zu spät sich Meldenden unvollständige Exemplare geboten werden müssen.

Portugal.

(Globe.) Unsre Nachrichten aus Lissabon reichen bis zum 19 Febr. Am 17 wurde den portugiesischen Cortes das Budget vorgelegt, das einen günstigen Eindruck zu machen schien. Das ganze Staatseinkommen beläuft sich auf ungefähr 1,900,000 Pf. St., die gesammten Staatsausgaben auf 2,350,000 Pf., wovon jedoch 550,000 Pf. auf die Zinsen u. s. w. der auswärtigen Staatsschuld treffen. Bleibt demnach dieser letzte Posten unberücksichtigt, so reicht das Einkommen zur Deckung der Ausgaben hin. Indessen schlägt der Finanzminister vor, die Hälfte der Zinsen von der auswärtigen Schuld zu bezahlen, zu welchem Ende eine neue Steuer aufgelegt, wohl auch ein kleines Anlehen versucht werden soll. Es muß sich nun zeigen, ob die Cortes diesen Vorschlag genehmigen werden. Die Londoner Inhaber portugiesischer Bons freuen sich, nun wenigstens auf eine Abschlagszahlung die Aussicht zu haben, und in Folge dessen sind die portugiesischen Fonds um beinahe 2 Proc. gestiegen (s. den Börsenartikel); indeß haben die Portugiesen damit, daß sie ihre einheimischen Gläubiger bisher voll bezahlten, die auswärtigen aber ganz vernachlässigten, eine so unredliche Gesinnung bewiesen, daß wir zur Zeit noch nicht sonderlich auf ihre Versprechungen bauen wollen.

Spanien.

Wir erhielten gestern einen Madrider Brief vom 15 Febr., statt daß gestern die Madrider Post vom 21 hätte eintreffen sollen. Schon dieß deutete auf Störungen des dortigen Postenlaufs. Heute berichtet uns einer unserer Correspondenten aus der spanischen Hauptstadt vom 22, er habe am 20 und 21 geschrieben, aber es seyen mehrere Posten aufgefangen worden. Auch die Pariser Blätter enthalten vom 20 und 21 keine Briefe aus Madrid. Der Anfang des unten folgenden Briefs vom 22 bleibt so etwas unverständlich. Nur einige Andeutungen in unserer heutigen Correspondenz erklären, wenigstens nothdürftig, den Zusammenhang. Schon mehrere Tage vor Eröffnung des Congresses hieß es, die Opposition der Exaltados beabsichtige gleich bei dem Beginn der Sitzungen eine Protestation gegen die Gültigkeit der Wahlen einzureichen. Die Moderados waren jedoch so stark in der Kammer, daß sie hofften, selbst wenn die Exaltados in Masse austraten, noch zahlreich genug zu seyn, um die Verhandlungen fortzusetzen. Nun scheint die Opposition am 19 sich geweigert zu haben, an den Wahlprüfungen Theil zu nehmen. Da sie aber bemerkte, daß der Congreß sich dadurch nicht aufhalten ließ, so änderte sie den Entschluß, und schloß sich den Debatten wieder an, aber nur, um die definitive Constituirung der Repräsentantenkammer so weit als möglich hinauszuschieben. Was weiter geschah, enthalten die nachfolgenden Briefe lärmende Auftritte im Congresse selbst, drohende Aufläufe vor den Thoren des Congreßpalastes, und darauf Belagerungserklärung der Hauptstadt und Suspension der Cortesberathungen.

Hr. Olozaga und seine politischen Glaubensgenossen stellten sich bereits vorgestern, zur nicht geringen Ergötzung der Mehrheit der Zuschauer, wieder im Congreß ein, mußten aber die Erfahrung machen, daß ihr zorniges Gebärden auf die Haltung und die Entschlüsse der unbefangenen Mehrzahl der Deputirten nicht den beabsichtigten Eindruck hervorbrachte. Der Präsident befragte den Congreß, ob der von Olozaga übergebene Antrag verlesen werden solle, und diese Frage wurde durch 93 gegen 43 Stimmen verneint. Seitdem beschäftigt sich der Congreß ausschließlich mit Prüfung der Wahlacten, und die Sitzungen dauern täglich kaum eine Stunde. Die moderirte Mehrheit der Deputirten soll nunmehr mit dem Ministerium dahin übereingekommen seyn, daß die Minister Perez de Castro, Arrazola und Montes de Oca auf die Unterstützung des Congresses zu rechnen haben, dagegen der Kriegsminister, der Minister des Innern und der Finanzminister durch andere Männer zu ersetzen seyen. Dem Kriegsminister werden namentlich wegen des Zustandes der Provinzen Cuenca und Guadalaxara die größten Vorwürfe gemacht, und es scheint,0514 daß man den Grafen Clonard zu seinem Nachfolger bestimmt, wenn anders der Herzog de la Victoria in diese Ernennung einwilligt. Seit drei Tagen schon fehlen uns die Posten von Saragossa, und also auch die von Frankreich, welche noch immer auf dem Wege von Aragonien, und nicht über Burgos und Vitoria befördert wird. Das zur Belagerung von Segura bestimmte schwere Geschütz muß bereits in Muniesa eingetroffen seyn, wo sich seit dem 15 auch Espartero's Hauptquartier befinden soll. O'Donnell hat das seinige wieder nach Teruel verlegt. Am 14 erschienen die Carlisten Gracia und la Cova mit 1400 Mann Infanterie und 250 Pferden vor Castellon de la Plana. Der dortige Generalcommandant rückte mit 200 Reitern und 250 Mann Infanterie aus der Stadt, und trieb nach einem mehrstündigen Gefechte den Feind in die Flucht. Letzterer ließ über 100 Todte und Verwundete zurück. Am 18 hatten die Carlisten 6 Bataillone zwischen Caudiel und Onda zusammengezogen. Am 15 gingen von Castellon 1300 Carlistische Gefangene ab, um ausgewechselt zu werden, so daß kein einziger Gefangener mehr in den Händen Cabrera's bleibt. Die Division Hoyos befand sich am 17 in Cañaveras, unsern Sacedon.

Die diesen Morgen außerordentlichem Wege hier eingetroffenen Briefe aus Madrid vom 2 Februar ließen schon voraussehen, was vorfallen werde. Die Galerien der Kammer waren drohend, und außerhalb bildeten sich Gruppen, die einen feindseligen Charakter hatten. Man sah sonach am 22 die sich vorbereitende Emeute voraus, die denn auch wahrscheinlich am 23 zum Ausbruch gekommen ist. Heute ward nämlich folgende telegraphische Depeche an der Börse angeheftet: Im Schooße der Kammer der Repräsentanten haben ernste Unordnungen stattgefunden, und außerhalb derselben brachen Emeuteversuche aus. Madrid ward am 24 in Belagerungszustand erklärt. Die Session ward suspendirt. Bei Abgang des Couriers stellte sich die Ruhe wieder her. Briefe aus Madrid vom 22, die vor uns liegen, behaupten, die Exaltados hätten am 22 Abends eine große und entscheidende Frage discutirt. Die Minorität der Repräsentanten hätte sich gewaltsam von der Regierung trennen und nach Saragossa begeben sollen, um sich dort unter den Schutz des Herzogs de la Victoria zu stellen, und ohne Zweifel seine Eitelkeit durch den Antrag einer Militärdictatur zu verlocken.

Der Phare des Pyrenées schreibt aus Saragossa vom 22 Febr.: Das Fort Segura ist nahe daran zu unterliegen. Die Besatzung hat sich empört. Der Couverneur, der Platzmajor und ein Capitän, welche der Uebergabe nicht beistimmten, wurden ermordet. Ein Theil der Besatzung ist entwaffnet und eingekerkert. Zurbano steht nur eine Stunde von Secura und schneidet diesem Platz alle Communicationen nach außen ab. General O'Donnell kam gestern Muniesa einige Augenblicke vor dem Herzog de la Victoria an. Gestern befand sich derselbe noch dort und an demselben Tag traf auch das Belagerungsgeschütz daselbst ein. Die Ortschaften Aguaviva und Ginebrosa wurden gleich nach dem Abzug der ersten Division von den Factiosen überfallen, geplündert und mehrere Einwohner gefangen fortgeschleppt. Alle Nachrichten aus dem Hauptquartier melden übereinstimmend, daß die[Feindseligkeiten] am 23 mit der Belagerung von Segura beginnen werden.

Großbritannien.

Am 26 Februar (Mittwoch) hielt das Haus der Lord keine Sitzung und das Haus der Gemeinen saß nur sehr kurze Zeit. Auf eine Frage von Lord Mahon antwortete Lord Palmerston, die Unterhandlungen mit andern Staaten über einen völkerrechtlichen Schutz des litterarischen Eigenthums gegen den Nachdruck hätten noch zu keinem Resultat geführt, und er hoffe kaum, im Verlaufe des nächsten Sommers dem Haus eine befriedigende Auskunft darüber mittheilen zu können. (Hört!) Auf eine Erkundigung Lord Sandons erwiederte der Minister des Auswärtigen, daß er den baldigen Abschluß eines Handelsvertrags mit dem Königreich Neapel zuversichtlich erwarte, das Schwefelmonopol indeß, das er als eine Verletzung schon bestehender Verbindlichkeiten betrachte, werde in dem neuen Vertrag unberührt bleiben. Uebrigens habe er Grund zu glauben, daß solches in einer nicht fernen Zeit werde abgeschafft werden. Sir Ed. Wilmots Bill zur Verbesserung der summarischen Rechtspflege in England wurde mit 49 gegen 16 Stimmen zum zweitenmal gelesen. Als der Committeebericht über die Bill wegen Bierverkaufs eingebracht wurde, zeigte Hr. Estcourt an, er werde eine Clausel vorschlagen, wornach drei Jahre lang keine neue Bierschenkgerechtigkeit im Lande bewilligt werden solle. Das Haus vertagte sich schon um 7 Uhr.

Am 27 Febr. saß das Oberhaus nur etwa eine halbe Stunde, um Petitionen in Empfang zu nehmen. Lord Teynham überreichte eine zu Gunsten Frosts und seiner Unglücksgefährten, die er mit einigen unterstützenden Worten begleitete. Auch im Unterhaus wurden Bittschriften zu diesem Zweck überreicht. Hr. Hume, ein Gegner der Talfourd'schen Copyrightstbill, übergab eine Petition der Kaffeewirthe von Shoreditch wider diese Bill, welche die wohlfeilen Druckschriften, um deren willen die Kaffeehäuser großentheils besucht würden, ganz unmöglich mache; und doch, setzten die Bittsteller hinzu, seyen Kaffeehäuser viel besser, als die Branntweinpaläste (gin palaces), ja sie seyen wahre Bundesgenossen der Mäßigkeitsvereine. Der Kanzler des Schatzes erklärte, daß er das Budget so bald als möglich vorlegen werde, lehnte es jedoch ab, die Frage des Obristen Sibthorp zu beantworten, ob unter den neuen Steuern, welche die Regierung dem Hause vorschlagen wolle, auch eine Salzaccise enthalten sey. Eine Frage Sir R. Peels beantwortete Hr. Baring dahin, die gestempelten Briefcouverts für die Penny-Post würden in etwa drei Wochen fertig seyn, und man werde dann, vor ihrer allgemeinen Einführung, zuerst einen Versuch in den Stadtposten damit anstellen. Die Sitzung dauerte fort.

Am 25 Febr. segelte der Blenheim von 72 Kanonen, mit Kriegsvorräthen gegen China an Bord, aus dem Hafen von Portsmouth ab. Die Fregatte Blonde, der Nimrod von 20 und der Pylades von 18 Kanonen werden, von Plymouth aus, sogleich nachfolgen. Auch die Andromache ist, zu gleicher Bestimmung, beinahe segelfertig. Die Fregatte Crescent von 42 Kanonen ist nach Rio de Janeiro abgegangen, wo sie als Depotschiff für Neger gebraucht werden soll, welche brittische Kreuzer den Sklavenhändlern abnehmen.

(Standard.) Aus Portsmouth wird dd. 26 Febr. geschrieben: Das Deportationsschiff Mandarin, mit Frost, Jones und Williams an Bord, lichtete gestern die Anker. Frost hatte bis zum letzten Augenblick gehofft, sein Pardon werde eintreffen; als der letzte Hoffnungsschimmer schwand, versank er in die tieffste Niedergeschlagenheit. Jetzt wirft er wohl mit seinen Unglücksgefährten den letzten Scheideblick auf Englands heimathliche Küste, denn ein starker Ostwind hat das Schiff schon ziemlich in See geführt.

0515

Frankreich.

(Constitutionnel.) Hr. Thiers hat heute (28) den König nicht gesprochen. Die Sachen sind sonach noch auf dem Punkte, wie sie bei der letzten Unterredung des Hrn. Thiers mit Sr. Maj. gewesen. Wahrscheinlich wird Hr. Thiers morgen eine entscheidende Zusammenkunft mit dem Könige haben, worauf er alsdann mit der Zusammensetzung des Cabinets entweder beauftragt werden wird, oder nicht.

(Messager.) Die Journale machen diesen Morgen (28) verschiedene Listen über die Zusammensetzung des neuen Cabinets bekannt. Diese Listen sind wenigstens ungenau. Hr. Thiers war nicht bei dem König, wird aber morgen eine neue Zusammenkunft mit ihm haben, die wahrscheinlich die letzte seyn wird. Entweder wird dabei die Bildung des neuen Cabinets definitiv beschlossen werden, oder es müssen neue Combinationen mit Ausschluß des Hrn. Thiers versucht werden. (Das Journal des Débats bemerkt dazu: Wir waren in der That gestern nicht gut unterrichtet; Hr. Thiers soll sich erst morgen zu dem König begeben. Es hieß heute, Hr. Dupin sey bei dem König gewesen, und hätte das ihm angebotene Justizministerium förmlich abgelehnt. )

Die Emancipation von Toulouse meldet vom 26 Febr., daß die Anklagekammer und die dritte Kammer des k. Gerichtshofs zusammen am 25 Febr. nach langer siebenstündiger Audienz über das Schicksal der bei dem Vorfall von Foix vorläufig Verhafteten statuirt und alle außer Anklage gestellt hätten. Sie setzt hinzu: Wird wohl das Erkenntniß auch den wahren Beweggrund, der im Gewissen aller Gerichtspersonen liegen soll, mit den brandmarkenden Ausdrücken gegen den Präfecten aussprechen? Wir wissen es nicht, sind aber überzeugt, daß der Generalprocurator, der vor dem Gerichtshof einen merkwürdigen Bericht erstattet haben soll, nöthigenfalls bei der Regierung das Stillschweigen des Erkenntnisses über diesen Punkt ergänzen wird. Wir können nur bedauern, daß die Sache nicht öffentlich verhandelt wurde, wodurch das schauderhafte Betragen des Präfecten offenkundig dargelegt worden wäre. Uebrigens ist die Sache noch nicht zu Ende; das unschuldige Blut muß gesühnt, die Verwandten der unglücklichen Umgekommenen müssen entschädigt werden.

Die Krisis scheint sich ihrem Ende zu nähern, denn obgleich Niemand mit der Bildung eines Ministeriums beauftragt ist, so ist doch wenig Zweifel daß das von Thiers vorgeschlagene angenommen werden wird; denn seitdem der Herzog v. Broglie es ausgeschlagen hat, ist sonst Niemand in der Lage eines zu bilden. Der König hatte Bedenkzeit verlangt, um den Herzog v. Broglie zu consultiren, und dieser hat ihm gerathen das Ministerium Thiers anzunehmen. Die Liste, wie sie gestern Abend stand, ist folgende: Thiers, auswärtige Angelegenheiten, Cubières, Kriegsministerium, Remusat, das Innere, Jaubert, öffentliche Arbeiten, Roussin, Marine, Cousin, öffentliche Erziehung, Ducos, Handel, Vivien, Justiz, Pelet de la Lozère, Finanzen. Es war über Roussin und Pelet noch einiger Zweifel; man hatte gedacht, Lacave Laplagne wieder zu berufen, es ist aber nicht wahrscheinlich.

Mehrere Deputirte sagten nach Beendigung der heutigen Kammersitzung aus, Hr. Thiers habe nach seiner Zurückkunft aus dem Cabinet des Königs erklärt, daß das Ministerium beinahe gebildet sey. Es hieß: die HH. v. Remusat und v. Jaubert, die zu dem neuen Cabinet gehören sollten, hätten die Erklärung des Hrn. Thiers bestätigt, die Ordonnanzen sollten aber erst morgen unterzeichnet werden. Es heißt auch, der für die Finanzen bestimmte Hr. Lacave Laplagne sey ins Schloß berufen worden, und müsse in diesem Augenblick bei Sr. Majestät seyn. Inzwischen versichern seine Freunde, daß er dieses Portefeuille nicht annehmen werde, für welchen Fall dann Hr. Pelet de la Lozère bezeichnet sey. Denselben Angaben zufolge sollte Graf Jaubert provisorisch mit den zwei Portefeuilles des Handels und der öffentlichen Arbeiten beauftragt werden. Die Kammersitzung war um halb 3 Uhr unter dem Vorsitz des Hrn. Martin (du Nord) eröffnet worden. Die Kammer schenkte aber bei ihren Gesprächen über die Bildung des Ministeriums der Vorlesung der Berichte über die Petitionen nur geringe Aufmerksamkeit, und die Sitzung war schon um 3 Uhr zu Ende.

Die Zwistigkeiten um den Arbeitslohn, aus welchen unsere blutigen Scenen hervorgingen, tauchen hie und da, bald in Frankreich bald in England, wieder auf. In Rive de Gier, den bedeutendsten Kohlenminen unserer Gegend, feiern im gegenwärtigen Augenblick fast alle Bergleute, weil ihnen durch zwei Gesellschaften der Arbeitslohn um 1-3 Sous verringert wurde. Ein Bataillon Truppen ist von St. Etienne in die Gegend gesandt, um einen Ausbruch leidenschaftlicher Aufwallungen zu verhüten; inzwischen greift das Feiern der Arbeiter noch in mehreren Bergwerken um sich. Die Bergleute haben zwar in einem Schreiben an den Präfecten ihre Klagen aufgesetzt, aber dennoch ist damit weiter nichts erreicht. Das Gesetz verbietet Coalitionen der Arbeiter und sucht man dem Gesetze, wie billig, seine Gewalt zu erhalten, so erzieht man sich eine neue Opposition in einer Arbeiterclasse, die bis jetzt noch von politischen Dingen wenig wußte. Man findet neue Subscribenten für die sogenannten Reformpetitionen und was weiß ich, was sonst noch. Die Krise in unserm Handel dauert fort, die Noth der Arbeiter mithin auch. Bälle, Concerte u. s. w. zum Besten der Arbeiter finden noch immer statt. Dennoch hat Ihr Londoner Artikel über die Hoffnungen der Napoleonischen Partei, sich auf Lyon zu stützen, hier ein wenig Lachen veranlaßt; die Napoleonische Partei möchte hier schwerlich groß seyn. Es sind übrigens Befehle ertheilt, auf der Gränze bei Genf gegen das mögliche Eindringen des kaiserlichen Prätendenten auf der Hut zu seyn.

In diesem Augenblick stehen die Feuerwerks-Magazine der Artillerie in lichten Flammen. Es sind bei dem Ausbruch des Brandes 15 Menschen umgekommen und 10 verwundet worden; die zur Dämpfung des Feuers herbeigeeilten Infanteristen, Matrosen, Arbeiter etc. haben bereits gegen dreißig Verwundete, worunter ein Hauptmann. Die Congrève'schen Raketen flogen nach allen Richtungen und verbreiteten überall hin ihre Verheerungen. Zum Glück hat man eine der Werkstätten gerettet. Mit dem Dampfboot Phare haben wir Briefe aus Algier vom 22 Febr. erhalten, welche mit Details über den verzweifelten Angriff der Araber gegen das Städtchen Masagran angefüllt sind. Von beiden Seiten wurde mit äußerster Wuth gefochten; die Belagerten vertheidigten sich bald mit Handgranaten, bald mit dem Bajonnet, sogar mit Steinen. Der Verlust der Vertheidiger, welche hinter den Mauern kämpften, war übrigens ganz unbedeutend und belief sich auf 3 Todte und 6 Verwundete, während der Feind 5 bis 600 Mann und 3 Häuptlinge verlor. Die Araber waren von den Khalifas von Tlemsan und Mascara commandirt; 112 Stämme stellten ihre tapfersten Krieger. Die französische Garnison stand unter dem Befehl des jungen tapfern Capitäns Lelièvre. Der Lieutenant Magnan war gerade auf dem Wege nach Mostaganem, als er die anrückenden Araber erblickte. Er kehrte sogleich um, fand das Thor von0516 Masagran verschlossen, ließ sich aber an einem Strick auf die Mauer ziehen und nahm an der Vertheidigung tapfern Antheil.

Abd-El-Kader, der kein Mittel unversucht läßt, uns Schaden zuzufügen, und Frankreich den Besitz dieser Colonie zu verleiden, hat den Bewohnern des Littorals, welche Barken, sogenannte Sandals besitzen, den Befehl gegeben, alle Handelsfahrzeuge anzugreifen, welche durch Windstille oder sonstige Umstände in der Nähe der Küste zurückgehalten würden. Der Wegnahme eines Kauffahrers bei Scherschel folgte eine ähnliche That bei dem kleinen Seehafen Tenes, und in den letzten Tagen wurde bei Dellys auch ein maurisches Fahrzeug von den Eingebornen genommen. Der Raïs oder Capitän der Barke wurde gefangen; die übrige Mannschaft rettete sich auf ihren Booten. Durch einen glücklichen Zufall gelang es dem gefangenen Raïs, der nicht sehr streng bewacht wurde, in einen Kahn sich zu werfen, und die offene See zu gewinnen. Ein Kriegsschiff nahm ihn dort auf, und brachte ihn wohlbehalten nach Algier. Aus solchen Vorfällen ersieht man, daß die Piraterie unfehlbar wieder aufleben würde, wenn die Franzosen die Algierer Küste verließen. Es ist jetzt eine Nothwendigkeit, die letzten Küstenpunkte, die noch in Abd-El-Kaders Händen sind, zu occupiren. Der Besitz von Dellys und Scherschel ist überdieß sehr wichtig, weil diese Städte die beiden äußersten Punkte der Metidscha beherrschen. Obrist Lafontaine, der die Besatzung von Philippeville commandirt, hat einen Stamm in der dortigen Umgegend, wegen seiner Räubereien und Angriffe gegen unsere Convois berüchtigt, überfallen, ihm 67 Mann getödtet, und 1500 Stück Vieh weggenommen.

Belgien.

Die Königin der Franzosen, die Herzoge von Orleans, Nemours, Montpensier, Mad. Adelaide und Prinzessin Clementine, welche gestern hier angekommen, werden in einigen Tagen, begleitet von dem Herzog von Coburg und der Prinzessin Victoria, nach Paris zurückkehren.

Italien.

Obgleich in Rußland die Gränzsperre sehr strenge gehandhabt wird, damit keine Nachrichten über die Maaßregeln, welche man gegen den katholischen Clerus nimmt, ins Ausland kommen, so gelangen doch von Zeit zu Zeit Berichte aus dem Innern hieher, worin die Lage der Geistlichen mit den düstersten Farben geschildert wird. Höhern Orts sind mehrere Priester namhaft bekannt geworden, welche allen Droh - und Zwangsmittel standhaft widerstehen, und eher das Härteste erdulden, als daß sie sich zu den sogenannten freiwillig Uebergetretenen gezählt sehen wollen. Der vor wenigen Tagen aus Rußland zurückgekehrte erste Legationssecretär, Hr. v. Krivzoff, ist von seiner Regierung als Intendant der hiesigen russischen Künstler mit einem ansehnlichen Gehalt ernannt. Man nimmt an, daß er, durch diese Stelle veranlaßt, seinen Wohnsitz für beständig hier nehmen werde. Heute traf der Graf Victor v. Zichi Ferraris, Attaché der k. k. österreichischen Botschaft beim heiligen Stuhl, von Wien kommend, hier ein. Wir leben hier in dem Taumel des Carnevals, welcher von Tag zu Tag lebhafter wird. Das Wetter ist hell, aber ziemlich kühl. Niemand denkt an Politik. Alles will sich unterhalten oder unterhalten seyn, und Masken aller Arten treiben ihr Wesen auf dem Corso.

Schweiz.

Der große Rath des Kantons Bern hat am 28 Febr. den Antrag des Regierungsraths auf Begnadigung der in den Reactionsproceß verwickelten und verurtheilten Personen verworfen. Hätte der Regierungsrath, wie er den Entschluß gefaßt, auf Begnadigung anzutragen, schnell den großen Rath einberufen, so wäre wohl ein anderes Resultat gewonnen worden. Acte allgemeiner Großmuth werden überaus erschwert, wenn inzwischen das Gewühl der Parteien und Leidenschaften freien Spielraum erhält, ein schönes Gefühl der Herzen zu vergiften. In Demokratien vollends wird ein solcher Antrag nur siegen in einem Moment warmer Erhebung über das ekle Getriebe des Neides und Hasses, der Rancune, des verletzten Ehrgeizes und politischer Parteiberechnung. Trotz jener Verwerfung im Allgemeinen hofft man immer noch auf Begnadigung für Einzelne. Viel hat geschadet die gegenseitige heftige Befehdung der patricischen und der Schnell'schen Partei auch in der Zwischenzeit. Jene kann es nicht vergeben, daß sie von dieser bitter gekränkt worden ist, und diese will sich nicht versöhnen, so lange ihr nicht die erstere auf gleichem Boden und zu neuer Erhebung von da aus die Hand reicht. Verderblich für das Land und die Schweiz bleibt es immerhin, daß dadurch der Friede auf lange Zeit unmöglich gemacht wird, und mit die edelsten und besten Kräfte einem Wirken für das Ganze entzogen werden. Im Kanton Luzern wird die Leu'sche Petition sehr stark von dem Volke unterstützt, und eine baldige wesentliche Umänderung kann nicht ausbleiben. Auch hier fehlt es dem herrschenden radicalen Element an sittlicher Grundlage und ehrenhaftem Wesen. Aber es wird nicht weniger schwer halten, Uebertreibungen in jesuitischem und roh demokratischem Sinne zu hindern.

Deutschland.

Heute erstattete Hr. Hofrath Dr. Bayer in der Kammer der Abgeordneten ausführlichen Vortrag über den Gesetzesentwurf den Schutz des Eigenthums an Werken der Litteratur und Kunst gegen Veröffentlichung, Nachbildung und Nachdruck betreffend. Dieser Gegenstand hatte sich schon bei der hohen deutschen Bundesversammlung vielfacher Berathungen und gründlicher Verhandlungen zu erfreuen. Als die erheblichsten Resultate derselben hob der Berichterstatter vorzugsweise drei Beschlüsse hervor, nämlich 1) den Beschluß vom 6 Sept. 1832, wornach der Grundsatz aufgestellt wurde, daß in Zukunft der Unterschied zwischen den eigenen Unterthanen und jenen der übrigen im Bunde vereinigten Staaten gegenseitig und im ganzen Umfange des Bundes in der Art aufgehoben werden soll, daß die Herausgeber, Verleger und Schriftsteller eines Bundesstaats sich in jedem andern Bundesstaate des dort bestehenden gesetzlichen Schutzes gegen den Nachdruck zu erfreuen haben werden; 2) den Beschluß vom 2 April 1835, welcher dahin geht, daß der Nachdruck im Umfange des ganzen Bundesgebiets zu verbieten, und das schriftstellerische Eigenthum nach gleichförmigen Grundsätzen festzustellen und zu schützen sey; endlich 3) den Beschluß vom 9 Nov. 1837, den wichtigsten von allen, welcher die Grundsätze selbst enthält, über deren Beobachtung die im deutschen Bunde vereinigten Regierungen übereingekommen waren, und die wir als bekannt voraussetzen dürfen, da seiner Zeit alle öffentlichen Blätter sie mitgetheilt haben. Wir heben daher nur Folgendes als das Wichtigste aus: Art. II besagt: Das im Art. I bezeichnete Recht des Urhebers oder dessen, der das Eigenthum des litterarischen oder artistischen Werkes erworben hat, geht auf dessen Erben und Rechtsnachfolger über, und soll, insofern auf Werken der Herausgeber oder Verleger genannt ist, in sämmtlichen Bundesstaaten mindestens während eines Zeitraums von 10 Jahren anerkannt und geschützt werden. Diese Frist von 10 Jahren0517 ist für die in den letztverflossenen 20 Jahren im Umfange des deutschen Bundesgebiets erschienenen Druckschriften oder artistischen Erzeugnissen vom Tage des gegenwärtigen Bundesbeschlusses, bei den künftig erscheinenden Werken vom Tage ihres Erscheinens an zu rechnen. Bei den in mehreren Abtheilungen herauskommenden Werken ist diese Frist für das ganze Werk erst von Herausgabe des letzten Bandes oder Heftes zu zählen, vorausgesetzt, daß zwischen der Herausgabe der einzelnen Bände oder Hefte kein längerer als ein dreijähriger Zwischenraum verflossen ist. Art. III. Zu Gunsten von Urhebern, Herausgebern oder Verlegern von großen mit bedeutenden Vorauslagen verbundenen Werken der Wissenschaft oder Kunst (Art. I) wird das ausgesprochene Minimum des Schutzes der Gesammtheit gegen den Nachdruck (Art. II) auch bis zu einem längern, höchstens 20jährigen Zeitraum ausgedehnt, und hinsichtlich derjenigen Regierungen, deren Gesetzgebung diese verlängerte Schutzfrist nicht ohnehin erreicht, dießfalls eine Vereinbarung am Bundestage getroffen werden, wenn die betreffende Regierung drei Jahre nach dem öffentlichen Erscheinen des Werkes hiezu den Antrag stellt. Art. VI. Es wird der Bundesversammlung davon, wie die vorstehenden allgemeinen Grundsätze von den Bundesregierungen durch specielle Gesetze oder Verordnungen in Ausführung gebracht werden sollen, Nachricht gegeben, und dabei zugleich angezeigt werden, welche Förmlichkeit in den einzelnen Staaten erforderlich sey, um den Charakter einer Originalausgabe und den Zeitpunkt des Erscheinens nachzuweisen. Da übrigens eine große Mehrheit der Bundesregierungen sich dafür erklärt hat, daß den Schriftstellern und Verlegern eine noch ausgedehntere Schutzfrist im gesammten Umfange des Bundesgebiets gesichert werden möge, als diejenige ist, welche im Art. II des gegenwärtigen Beschlusses als Minimum ausgesprochen wird, so soll mit Eintritt des Jahres 1842, wenn sich das Bedürfniß hiezu nicht früher zeigen sollte, am Bundestage sowohl die Frage wegen einer verlängerten Dauer des den Rechten der Schriftsteller und Verleger von der Gesammtheit der Bundesglieder zu bewilligenden Schutzes neuerdings gemeinsam berathen, als auch überhaupt der Einfluß in Erwägung gezogen werden, welchen nach den inmittelst gesammelten Erfahrungen die gegenwärtigen Bestimmungen auf Kunst und Litteratur, auf die Interessen des Publicums und auf den Flor des Kunst - und Buchhandels gewährt haben.

Der Erfolg dieser Bundesbeschlüsse, fährt der Referent fort, war in den einzelnen Bundesstaaten verschieden. Ein vollständiges Gesetz über diesen Gegenstand nach den angedeuteten Grundsätzen erschien bisher nur im Königreich Preußen, welches zwar schon vom 11 Jun. 1837 datirt ist, aber erst nach dem letzterwähnten Bundesbeschlusse in der Gesetzsammlung publicirt wurde. In Würtemberg wurde zwar im J. 1838 der Kammer der Abgeordneten ein dem Bundesbeschlusse von 1837 entsprechender Gesetzesentwurf vorgelegt, später aber wieder zurückgezogen und ein Provisorium substituirt. Die meisten Regierungen beschränkten sich auf Publication des Beschlusses vom 6 Sept. 1832, oder gemäß Beschluß vom 2 April 1835 auf die Anzeige, daß der Nachdruck in ihren Staaten bereits verboten sey. Se. Maj. der König von Bayern haben nun einen vollständigen Gesetzesentwurf in diesem Betreff der Kammer der Abgeordneten vorlegen lassen. (Derselbe, aus 13 Artikeln bestehend, wurde bereits in der Allgemeinen Zeitung mitgetheilt.) Diesem Entwurfe liegen nach der Ausführung des Hrn. Referenten folgende Hauptgedanken zum Grunde: a) In materieller Beziehung: 1) es ist in der Regel unerlaubt ein Werk der Litteratur oder Kunst ohne Einwilligung der Urheber des Werkes oder seiner Rechtsnachfolger zu veröffentlichen, nachzubilden oder auf mechanischem Wege zu vervielfältigen. 2) Der dagegen Handelnde ist schuldig dem Beeinträchtigten volle Entschädigung zu leisten, und unterliegt nebstdem einer Strafe. 3) Dieses Schutzrecht für die Urheber und ihre Rechtsnachfolger dauert 30 Jahre, bald vom Sterbetage des Urhebers, bald vom Erscheinen des Werkes an gerechnet; jedoch 4) bleibt Sr. Maj. dem Könige vorbehalten, für einzelne Werke Privilegien zu ertheilen, ohne an eine bestimmte Zeitgränze gebunden zu seyn. 5) Wer widerrechtlich vervielfältigte Werke wissentlich zum Verkaufe hält, haftet mit dem Urheber für die Entschädigung solidarisch, und unterliegt gleicher Strafe. b) In formeller Rücksicht ist die Untersuchung und Bestrafung der hieher bezüglichen Uebertretungen dem polizeirichterlichen Ressort zugewiesen, mit Gestattung dreier Instanzen (Districtspolizeibehörden, Kreisregierungen und Staatsrathsausschuß); jedoch erfolgt die Einleitung der Untersuchung nur auf Antrag des Verletzten. c) Hinsichtlich des Umfangs: 1) Ausländer (außer den deutschen Bundesstaaten) sollen auf den Schutz dieses Gesetzes nur in dem Maaße Anspruch haben, in welchem dieser Schutz den bayerischen Unterthanen in dem Staate, dem der Ausländer angehört, für ihre litterarischen und Kunstwerke gewährt wird. 2) Die Wirksamkeit des Gesetzes soll sich mit dem Tage der Verkündung auch auf alle bereits veröffentlichten Werke der Litteratur und Kunst erstrecken. d) Specielle Bestimmung: Jeder Herausgeber eines Litteratur - oder Kunstwerkes ist verpflichtet, zwei Exemplare an das k. Ministerium des Innern abzugeben. Hierauf erörtert der Berichterstatter noch die beiden Fragen, ob sich ein Gesetz gegen den Nachdruck überhaupt rechtfertigen lasse, und ob ein solches Gesetz insbesondere für Bayern gegenwärtig als nothwendig erscheine. Die Bejahung gründet derselbe in Betreff der ersten Frage auf die bereits angeführten Bundesbeschlüsse als äußeres Motiv, und hebt sofort unter den innern namentlich die moralische Beziehung hervor, da der Nachdruck nicht bloß bisher für ein unehrliches Gewerbe gehalten worden, sondern es auch wirklich sey. Ein Gesetz aber, welches einem unehrlichen Gewerbe Schranken setze, sey schon dadurch allein hinreichend gerechtfertigt. Außerdem werden durch ein zweckmäßiges Nachdrucksverbot überhaupt wissenschaftliche Bestrebungen aufgemuntert, und es erscheint sohin ein Gesetz dieser Art auch als ein indirectes Mittel zur Beförderung der allgemeinen Nationalbildung. Die bejahende Entscheidung der zweiten Frage wird auf zwei Gründe gestützt: a) Bayern hat durch die Beistimmung zu den bemerkten Bundesbeschlüssen der Verbindlichkeit übernommen, dem Nachdruck auf legislativem Wege entgegenzuwirken. In den bayerischen Gesetzen besteht dießfalls noch eine Lücke, da das bayerische Strafgesetzbuch Th. I Art. 397 die fragliche Vervielfältigung zwar für eine unerlaubte Handlung erklärt, und außer der Verpflichtung zum Schadensersatze auch mit Strafen bedroht, die Bestimmung der letztern aber den Polizeigesetzen überläßt, welche indeß bis jetzt noch nicht erschienen sind. b) Aus staatswirthschaftlichen Rücksichten, indem andere Bundesstaaten, und zwar gerade jene, welche den stärksten Buchhandel besitzen, entweder schon Gesetze gegen den Nachdruck haben, oder solche demnächst erhalten werden, folglich Bayern, wenn es zurückbliebe, nach dem Grundsatze der Reciprocität in offenbaren Nachtheil gerathen würde. Sämmtliche Mitglieder des Gesetzgebungsausschusses stimmten auch dieser Ansicht über die beiden angeführten Fragen bei. Der Berichterstatter ging nun zu einer Prüfung der einzelnen Artikel selbst über. Wir werden auf die hiebei von ihm sowohl, als auch auf die von dem ersten und dritten Ausschusse vorgeschlagenen Modificationen bei den Mittheilungen hinsichtlich der Berathung über diesen Gegenstand, welche den 5 d. M. beginnt, zurückkommen.

Morgen Mittag versammelt sich der königl. Staatsrath zu einer Sitzung, der Se. Maj. der König präsidiren wird. Auf dem gestrigen Maskenball im Hoftheater, wo 3 bis 4000 Personen zugegen waren, erschien zum zweitenmale der große Künstlermaskenzug, brachte S. M. dem König ein dreimaliges Lebehoch, in welches das ganze0518 Publicum jubelnd einstimmte, und bewegte sich sodann durch die Corridors der Residenz nach dem Odeon, wo Tanz und Kurzweil erst am Morgen endete. Wie seit vielen Jahren an diesem Tage wurde auch heute Morgen in unserm Hoftheater ein lustiges Singspiel aufgeführt. Das Haus war gedrängt voll.

Aus einem Ausschreiben der königl. Regierung von Oberfranken geht hervor, daß die bis jetzt vom In - und Auslande eingegangenen Beiträge zu einem Denkmal für Jean Paul (Friedrich Richter) kaum erst den sechsten Theil der Kosten dieses Denkmals (8000 fl.) betragen. Daher hat die königl. Regierung unseres Kreises alle Behörden von Unterfranken und Aschaffenburg aufgefordert, sich energisch für die Sammlung zum Denkmal Jean Pauls zu verwenden. Hier wird nun für dieses Denkmal gesammelt.

(Karlsr. Z.)

Wir geben hier eine genauere Nachricht über die Wahl der Universität am 21 Febr. Von den achtzehn Professoren, die für die Wahl entschieden haben, lassen sich siebzehn sicher nennen: Gieseler, Reiche, Redepenning; Bergmann, Mühlenbruch; Langenbeck, Marx, Osiander, Mitscherlich, Heeren, Hausmann, Benecke, Ulrich, Hoeck, Meyer, Herbart, Bartling; der achtzehnte scheint entweder Conradi oder Wöhler seyn zu müssen. Am Wahlact keinen Theil genommen haben Lücke; Hugo, Ribbentrop, Kraut; Gauß, Ritter. Fünf stimmten, was noch entschlossener war, anwesend gegen die Wahl: Bauer; v. Siebold, Fuchs, Berthold; der fünfte, noch unermittelte, ist entweder Conradi oder Wöhler, jedenfalls ein Mediciner. Die medicinische Facultät hat sich also hierbei am entschiedensten für das Staatsgrundgesetz gezeigt; anders die philosophische. Den Ausschlag geben mußte die Einigung der Parteien Gieseler und Bergmann.

Dänemark.

Die ganze dänische Nation betrachtet mit gespannter Aufmerksamkeit jede, auch die kleinste Handlung ihres neuen Regenten, und untersucht, ob sich aus ihnen ein Schluß auf die Ansichten und Denkweise des Königs ziehen lasse, ob sie eine Gewähr für die Erfüllung der mannichfachen, in den Antworten auf die Adresse enthaltenen Versprechungen bieten, und ob man sich nach dem bekannten votre charactère est une constitution bei der jetzigen Verfassung des dänischen Staats beruhigen könne. Die öffentlichen Blätter verfehlen denn auch nicht, jedes nach seiner Farbe, unverhohlener und dreister als je vorher ihre Ansichten über die Handlungen der Regierung auszusprechen, die sie im Allgemeinen freilich nur loben können, wenn sie gleich hie und da, über die Besetzung gewisser untergeordneten Aemter, über die Verwendung dieser und jener Summe ihren Tadel aussprechen. Im Allgemeinen dringt die Presse fortwährend auf Beschleunigung der Reformen, auf weitere Ausbildung der ständischen Institution, namentlich auf Vereinigung der bisher getrennten Versammlungen, auf Ersparungen und Oeffentlichkeit in allen Zweigen der Verwaltung. Der gemäßigte Theil der Nation hält, gewiß mit Recht, vorläufig noch sein Urtheil über Christian den Achten zurück, und gönnt ihm, in der Ueberzeugung, daß er die Wahrheit des Ausspruchs There is something rotten in the state of Denmark vollkommen fühle, aber unklug handeln würde, wenn er das morsche Staatsgebäude zu voreilig einrisse, statt die beabsichtigten Verbesserungen besonnen vorzubereiten. Unläugbar ist unter Christian des Achten Regierung bereits manches Gute geschehen, manches andere angebahnt: dem Gratial-Unwesen sind Schranken gesetzt, Commissionen zur Verbesserung des Vertheidigungssystems (an welche nach einem jüngst erlassenen Parolebefehl jeder Officier seine Vorschläge einreichen darf), der Criminalgesetzgebung und des Wegewesens in den Herzogthümern sind ernannt, den Hofbedienten ist statt des bisherigen gemißbrauchten bouche-en-cour eine Geldvergütung zugesagt, und in diesen Tagen hat der König dem Finanzminister Grafen Moltke, dem Hofmarschall Grafen Harthausen und dem Hofchef Ihrer Maj. der Königin Wittwe, Baron v. Moltke-Rosenkranz, den Auftrag ertheilt, die Apanagen und Deputate der königlichen Hofhaltungen zu reguliren. So wie die gemäßigte Partei dieß Alles dankbar anerkennt, so wird sie namentlich der letzten Veranstaltung ihren Beifall nicht versagen, denn die Nation hat in den letzten Jahren ihre Aufmerksamkeit gar sehr auf die unverhältnißmäßige Anzahl und den großen Kostenaufwand der apanagirten Höfe hingewandt, und diese Angelegenheit hat zu vielfachen Verhandlungen der Stände Veranlassung gegeben. Freilich waren auch bisher Summen für jeden einzelnen Hof bestimmt, aber die königliche Familie, die seit Friedrichs des Dritten Zeiten weder eigentliche, besondere Domainen, noch ein namhaftes Vermögen besessen hat, ist stets gewohnt gewesen, das ganze Land gewissermaßen als ihr Eigenthum zu betrachten, und es kostete daher früher nur geringe Mühe das Deficit einer Hofcasse durch einen Zuschuß aus der allgemeinen Staatscasse zu decken. Hoffentlich wird der König genauere Beobachtung seiner jetzt zu erwartenden Vorschriften in dieser Rücksicht verlangen; einen Hauptwunsch der Nation aber würde er befriedigen, wenn er noch einen Schritt weiter ginge, und auch sich selbst eine feste Civilliste bestimmte; die Nation würde sicher nicht geizen und schon das Daseyn einer Bestimmung als einen großen Gewinn betrachten. Uebrigens hofft die moderirte Partei, und fürchtet nicht mit einem gewissen Blatt, daß die Versprechungen des Königs bloß favre Ord (schöne Worte mit dem deutschen Nebenbegriff) bleiben werden; solches ist auch nicht zu erwarten, denn der König wird seiner gepriesenen Klugheit gemäß das Gewicht der oft und deutlich ausgesprochenen Wünsche seines ganzen Volks vollkommen zu würdigen verstehen. Wenn über den Aufschub anderer, vielleicht mit gutem Grunde verzögerter Vorkehrungen Zweifel entstehen, so kann man nur beklagen, daß die Regierung eines Organs entbehrt, wodurch sie die Nation über ihre wichtigsten Interessen aufklären und sich selbst gegen gehässige Insinuationen und falsche Darstellungen wahren könnte; es ist eine bekannte und actenmäßig leicht zu erweisende Thatsache, daß die dänischen Blätter, eben weil sie einer officiellen Basis entbehren, sehr oft nach dem bloßen schwankenden Hörensagen falsche Gerüchte verbreiten und Geschehenes entstellen, was mehr oder minder Glauben findet, weil selten eine Widerlegung folgt, und die schwache Stimme der einzelnen Besserunterrichteten in dem allgemeinen Geschrei verhallt. Die Regierung selbst und ihre einzelnen Zweige leiden hierunter, namentlich hat der See-Etat unschuldigerweise manches harte Wort hören müssen. Die gestrige Kjäbenhavnspost berichtet nach dem Hörensagen, daß die Stände erst nach der Krönung, also nicht vor dem 1 Jul., werden einberufen werden; die Krönung wird dem Gerücht nach, wie wir schon früher behauptet haben, am Geburtstage Ihrer Maj. der Königin, den 28 Jun., und zwar in der Friedrichsburger Schloßkirche, stattfinden. Die dänische Marine besteht jetzt aus 6 Linienschiffen, 5 von 84, 1 von 66 Kanonen; 7 Fregatten, 1 von 48, 4 von 46, 2 von 40 Kanonen; 4 Corvetten, 1 von 26, 3 von 20 Kanonen; 5 Briggs, 1 von 16, 4 von 12 Kanonen, 3 Schoonern, 1 von 8, 2 von 6 Kanonen; 3 Kuttern, 14 Bombenkanon-Schaluppen, 16 Jollen und 49 Kanonschaluppen0519 und einem Blockschiff, dem cassirten Linienschiff Phönix, dem einzigen, welches die Engländer 1807 hier ließen, weil es unvollendet auf dem Stapel stand. Sie sägten es durch, aber die Dänen flickten es wieder zusammen. Als Beispiel der Schreibseligkeit und Weitschweifigkeit des dänischen Geschäftsganges mag angeführt werden, daß die Admiralität 12 Comptoire, nämlich für jedes Linienschiff zwei, und folglich 12 Comptoirchefs und 44 Buchhalter, Revisoren, Copisten u. s. w. gebraucht, um diese kleine Flotte im Hafen in guter Ordnung zu halten, des Heeres von Volontären, Boten, Ofenheizern, Wächtern u. s. w. gar nicht zu gedenken.

Rußland.

Se. kais. Hoh. der Großfürst-Thronfolger wird die beabsichtigte, im vorigen Jahr durch sein Erkranken unterbrochene Reise nach Darmstadt sogleich nach den griechischen Ostern antreten; Hr. v. Brunnow ist angewiesen ihn zu empfangen. Des letztern Aufenthalt zu London kann demnach auf keinen Fall mehr von langer Dauer seyn. Ueber den Antritt der Reise I. Maj. der Kaiserin nach Deutschland ist eine genauere Bestimmung noch nicht getroffen.

Oesterreich.

Se. Maj. der Kaiser hat das durch den Tod des Civil - und Militärgouverneurs von Dalmatien, Grafen v. Lilienberg, erledigte Infanterieregiment dem Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär in Italien, v. Reisinger, verliehen. Der Gesundheitszustand Wiens bessert sich zusehends; die herrschenden Krankheiten nehmen nicht nur an Zahl, sondern vorzugsweise auch an Intensität ab, so daß die Sterblichkeit schon bedeutend geringer ist. Graf Montbel, der Begleiter des Herzogs von Bordeaux, hat Wien heute wieder verlassen, um sich nach Görz zurückzubegeben.

Gestern und heute wurde der Sterbetag des höchstseligen Kaisers Franz von der Kaiserfamilie durch Trauerandachten in der Hofburgpfarrkirche in gewohnter Weise begangen, und auch in den übrigen Kirchen Wiens fanden Vigilien statt; die beiden Hoftheater blieben gestern geschlossen. Obgleich der Jahrestag eigentlich auf den 2 März fällt, dieser Tag aber wie sein Vorgänger als die letzten des Faschings auch gewöhnlich die belebtesten sind, so hat Se. Maj. der Kaiser, um in den öffentlichen Vergnügungen eine Störung zu vermeiden, die Abhaltung der Trauerfeier auf gestern als den Vorabend und heute zu verlegen geruht.

Türkei.

Aus Konstantinopel schreibt man, die Pforte habe den Repräsentanten der fünf Großmächte erklärt, *)*)Andern glaubwürdigen Berichten zufolge hätte Reschid Pascha diese Drohung bloß gelegentlich, gleichsam wie zufällig hingeworfen.Anmerk. des Corresp. daß sie dem ihr so äußerst nachtheiligen gegenwärtigen Stand der Dinge, der ihr so große Opfer abzwinge wenn nicht bald durch ihre Vermittlung ein Uebereinkommen getroffen werde dadurch ein Ende machen werde, daß sie sich Rußland ausschließlich in die Arme werfe, und dessen vertragsmäßig schuldige Unterstützung in Anspruch nehme. Ein sonst gut unterrichteter Berichterstatter fügt bei, diese Erklärung sey zweifelsohne dem Reis-Efendi durch England nur zu dem Zwecke eingegeben worden, um durch das drohende Gespenst einer russischen Intervention die Bedenklichkeiten Frankreichs zu besiegen und es zu vermögen, sich den englischen Vorschlägen anzuschließen, und dadurch größerm Uebel zuvorzukommen. *) *)Wir haben dieser Tage gemeldet, daß der Konstantinopler Correspondenz des Journal des Débats zufolge Hr. v. Pontois gegen jedes Einrücken oder Landen russischer Truppen protestirt habe.

Die Abberufung Hasnib Pascha's, Gouverneurs von Salonichi, ist in dem ganzen seiner Verwaltung anvertraut gewesenen Bezirk mit Bedauern vernommen worden. Er war wegen seiner Rechtsliebe und Unparteilichkeit allgemein beliebt. Größeres Aufsehen noch machte die Ernennung Emin Pascha's, Sohnes des bekannten Großwessirs Reschid Pascha, zum Statthalter von Trikala, die als eben kein freundliches Zeichen gegen Griechenland betrachtet wird. Emin Pascha ist bloß Krieger, von rauhem Charakter; Eigenschaften eines Staatsmannes, wie dieser Gränzposten sie erforderte, fehlen ihm ganz. Es ist als habe die Pforte durch seine Versetzung an die Gränze Griechenlands andeuten wollen, daß sie gegen etwaige aufrührerische Bewegungen mit Strenge vorgehen werde, und man sieht hieraus, daß man in Konstantinopel von dem thörichten Wahne, die griechische Regierung stehe selbst an der Spitze der in diesen Gegenden beabsichtigten Aufstände, nur schwer lassen kann. Der k. griechische Minister Zographos war in Verzweiflung, daß er seine Verhandlungen mit der Pforte in Betreff eines Handelsvertrags keinem glücklichen Ende zuführen konnte, woran wohl auch jener Argwohn einige Schuld haben mochte. Es ist bekannt, daß Hr. Zographos auf dem Punkte war, Konstantinopel unverrichteter Sache wieder zu verlassen, als sich die Verhältnisse unerwartet umgestalteten, so daß nun alle Aussicht vorhanden ist, daß er doch noch das erwünschte Ziel erreichen wird. Diese günstige Veränderung wird Hrn. v. Butenieff zugeschrieben, der von seinem Hofe den Auftrag erhalten hatte, den griechischen Bevollmächtigten zu unterstützen.

Die Rebellion in Dibra hat, wie wir voraussahen, bereits ihr schmähliches Ende erreicht. Die Bevölkerung hat die Urheber, zwei in diesem Bezirke reich begüterte Brüder, dem Rumely Walessy gebunden ausgeliefert, der diese nach Kleinasien verwiesen und allen übrigen Theilnehmern verziehen hat. In den Districten von Ipek und Pristina besteht der Aufruhr noch, jedoch ohne sich weiter zu verbreiten.

In Bosnien und Herzegowina herrscht noch große Aufregung. Zwischen dem Statthalter der letztgenannten Provinz und den Montenegrinern wird es wohl wieder zu blutigen Auftritten kommen, da die Bewohner des streitigen Gebiets von Grahowo kürzlich, wie es heißt auf Anstiften des Vladika, den von Ali Pascha gesandten Steuereinsammler gewaltsam davon jagten. Der Vladika von Montenegro hat neulich von Podgoritza und einigen andern christlichen Gemeinden der Nachbarschaft Deputationen empfangen, die ihm Vereinigung mit Montenegro antrugen, und um das türkische Joch abzuschütteln Waffen und Munition verlangten. Diese Anträge hat der Vladika aufs freundlichste aufgenommen, und die Deputirten mit großen Versprechungen und ansehnlichen Geschenken entlassen. Gegen Oesterreich beobachtet der Vladika unablässig das freundlichste Zuvorkommen. Er hat auf den Höhen von Pastrovichi Galgen errichten und in der angränzenden Nahia cernitza bekannt machen lassen, daß an diesen jeder, der den Frieden mit Oesterreich störe, seine Strafe erhalten werde.

Nach Berichten aus Alexandria hat sich Mehemed Ali gegen die Consuln bitter beschwert über die von der Pforte ausgesprochene Absetzung des Kapudan Pascha's, der sich in seinen0520 Schutz begeben habe. Es fehlte wenig, daß er diesen Schritt geradezu als einen neuen Act der Feindseligkeit erklärte.

Aegypten.

In einem Schreiben des Sémaphore aus Alexandria vom 6 Febr. heißt es: Sie können sich über den Eindruck, welchen die herrliche Rede des Hrn. Thiers hier gemacht hat, keine hinreichende Vorstellung machen; groß war dieser Eindruck besonders am Hofe Mehemed Ali's. Der Pascha ließ sich dieselbe übersetzen und applaudirte bei jedem Paragraphen mit einer Lebhaftigkeit, die ich nicht beschreiben kann. Der Schah von Persien hat seinen Leibarzt als Abgesandten an Mehemed Ali geschickt mit sehr reichen Geschenken. Dasselbe Blatt schreibt aus Beyrut vom 3 Febr.: Die Nachricht, daß eine Nationalgarde formirt werden soll, hat die jungen Leute hier in solche Bestürzung versetzt, daß sie aufs eiligste in die Gebirge flohen, um der Aushebung oder Conscription, von der sie sich bedroht glaubten, zu entgehen. Ihren Schrecken vermehrte noch die Ankunft Soliman Pascha's, von welchem die Flüchtlinge glaubten, er sey mit dieser Aushebung beauftragt. Mit Soliman Pascha ist auch Horace Vernet hier angekommen, welcher ein orientalisches Costume mit reich verziertem Säbel trägt. Der berühmte Maler reist diesen Abend auf dem Dampfboot nach Konstantinopel ab.

Berichtigung

In der gestrigen Nummer S. 507 Sp. 1 Z. 30 lese man Carlisten st. Chartisten.

0513

Graf Molé über den General Bernard.

Graf Molé hielt bekanntlich am 22 Febr. in der Pairskammer eine Gedächtnißrede zu Ehren des jüngst verstorbenen Generals Bernard, ehemaligen Kriegsministers. Die Kammer nahm die Rede sehr beifällig auf und verordnete deren Druck. Auch die Journale aller Parteien loben Gehalt und Darstellung gleich sehr. Wir müssen uns darauf beschränken, den Nekrolog nur im Auszug mitzutheilen.

Simon Bernard ist im Städten Dôle (Jura-Departement) am 28 April 1779 von armen, aber geachteten Eltern geboren. Sein Vater war ein Handwerker, der keine Mittel hatte, seinem Sohn eine höhere Erziehung zu geben. Dieser hatte nur die Aussicht ein guter Handwerker zu werden, als durch einen merkwürdigen Zufall seine Fähigkeiten geweckt wurden. Mit einem Haufen Cameraden war der junge Bernard öfters über die Mauer eines Klostergartens geklettert, um dort Früchte zu holen. Die Mönche stellten sich einmal in den Hinterhalt, um die kleinen Diebe zu ertappen; Bernard blieb allein Gefangener und mußte für Alle bezahlen. Bald aber erschracken die Mönche selbst über die Folgen ihrer Strenge, und ehe sie den kleinen Simon wieder frei ließen, wollten sie sich mit ihm aussöhnen. Sie hatten in ihm bald die einzige Seite entdeckt, durch welche das Kind zu beruhigen und zu gewinnen war. Sie gaben ihm Bücher, und erboten sich, wenn er sie wieder besuchen wolle, ihn die Principien der französischen Sprache und die Elemente der Mathematik zu lehren. Das Kind vergaß die erlittene Züchtigung gar bald und kehrte heimlich, ohne Wissen seiner Eltern, zu den Mönchen zurück, nicht mehr um Früchte zu stehlen, sondern um dort gewissermaßen die Offenbarung seiner selbst und seiner wahren Bestimmung zu empfangen. Simons Vater entdeckte bald dessen heimliche Beschäftigung und wurde stolz auf sein Kind, dessen lebhafter Geist ihn zu beunruhigen angefangen hatte. Es lebte damals in Dôle ein sehr gelehrter Priester, der Abbé Jantés, der ein Freund der Kinder war und ihre Liebe zu gewinnen wußte. Er interessirte sich für den talentvollen Knaben und gab ihm Unterricht; seinem Eifer verdankte Bernard, daß er in seinem vierzehnten Jahre im Collegium von Dôle ein Examen über Mathematik, Physik und Chemie glänzend bestand. Sein Lehrer führte ihn nach Dijon, wo er sich dem Examen zur Aufnahme in die Centralschule der öffentlichen Arbeiten, jetzt die polytechnische Schule, unterwarf. Er wurde auf der Liste mit unter den Ersten vorgeschlagen, und machte sich bald darauf, inmitten des rauhesten Winters zu Fuß, mit dem Ranzen auf dem Rücken und einem eisenbeschlagenen Stock in der Hand, nach Paris auf den Weg.

Die Centralschule der öffentlichen Arbeiten war damals ein seltner Vereinigungspunkt von Geist und Gelehrsamkeit. Lagrange, Laplace, Hauy, Monge, Berthollet, Chaptal, Fourcroy unterrichteten dort die lernbegierige Jugend, die stolz auf ihre unsterblichen Meister war. Simon Bernard hatte von dem Abbé Jantés einen Empfehlungsbrief an den berühmten Lagrange erhalten. Als er aber Paris erreicht hatte und an dem Kai der Seine hinabwanderte, sank er, von Müdigkeit und Kälte erschöpft, bewußtlos auf den Schnee nieder. Was ohne die Hülfe einer mitleidigen Frau, die ihn in ihren Laden führte, ihn erwärmte und stärkte, und endlich in einem Fiaker nach dem Palais Bourbon fahren ließ, aus dem ohnmächtigen Jüngling geworden wäre, läßt sich nicht sagen. Wenn man später sah, wie derselbe arme junge Mensch zu einem ausgezeichneten Gelehrten, zu einem der Chefs der französischen Armee, endlich zum Minister sich aufschwang, wird man weniger die Launen des Glücks bewundern, als vielmehr die Vorsehung preisen, welche dießmal dem Verdienst und der Tugend Anerkennung verschaffte. Bernard wurde von den übrigen Schülern seiner Einfachheit und Herzensgüte wegen geliebt; er war der jüngste Zögling und stand in besonderer Gunst bei seinen Lehrern; Monge namentlich liebte ihn wie sein eigenes Kind. Er führte übrigens in Paris ein sehr kümmerliches Leben. Mit einem seiner Cameraden wohnte er auf einem Heuboden der Rue de Verneuil und nährte sich von Maismehl, das seine arme Mutter ihm schickte. Er bekam das Heimweh, und seine von Natur zarte Gesundheit wurde wankend; aber von der Wiege auf gewöhnt, sich zu beherrschen und allen Erfolg nur von seiner Arbeit zu erwarten, verdoppelte er Fleiß und Eifer.

Aus der Centralschule der öffentlichen Arbeiten kam Bernard in die praktische Ingenieurschule nach Metz, wo er zwei Jahre zubrachte und dann zur Rheinarmee überging. Hier schwang er sich bald zum Grad eines Hauptmanns auf. Im Jahre 1805 verlangte Napoleon im Augenblick, als er Straßburg verließ, um seinen Feldzug gegen Oesterreich zu eröffnen, vom General Marescot einen Genieofficier, der tüchtig genug wäre, eine Recognoscirung bis unter die Mauern von Wien zu unternehmen und von dort wichtige Berichte zurückzubringen, welche nicht ohne Gefahr zu erlangen waren. Simon Bernard wurde mit dieser Mission beauftragt.

Napoleon war in Ulm, als Bernard aus Oesterreich zurückkehrte. Die Resultate übertrafen seine Erwartung. Der Kaiser plauderte mit Bernard oder ließ ihn vielmehr plaudern. In den Memoiren, als deren Verfasser ein Mann genannt wird, welcher während vieler Jahre in Napoleons besonderm Vertrauen stand, wird erzählt, daß der Kaiser, als Bernard in seinem Bericht den Rath gab, die große Armee nach Wien vorrücken und die festen Plätze bei Seite zu lassen, in einen schrecklichen Zorn gerieth und schrie: Je vous trouve bien hardi, bien osé! un petit officier qui se permet de me tracer des plans de campagne! Aber entweder rühren jene Memoiren nicht von dem Verfasser her, dem man sie zuschreibt, oder dieser Verfasser hatte den außerordentlichen Mann, dem er so nahe stand, nicht begriffen. Glauben Sie dem, der hier zu Ihnen spricht und mehr als einmal selbst die Erfahrung davon gemacht hat: Napoleon liebte und ermunterte die Jugend, erstlich wegen des Einflusses, dessen er sich auf die Jugend bewußt war, zweitens weil er sie ihm aufrichtiger zugethan glaubte, endlich weil er, seinem Charakter und Temperament nach, die Kühnheit der Klugheit vorzog, so gut er auch letztere zu schätzen wußte. Nichts wäre merkwürdiger zu erzählen, als Napoleons Verhältniß zur Jugend und der Antheil, den er ihr bei der Ausführung seiner Plane zuwies. Gerade weil Simon Bernard in der militärischen Laufbahn noch ein Neuling, weil er jung, naiv, unerschrocken war, sagte der Kaiser zu ihm: Reisen Sie nach Wien und sagen Sie mir, ob ich dorthin marschiren kann. Als Bernard zurück war, dachte Napoleon nur daran, ihn in eine recht unbefangene Stimmung zu versetzen, um aus ihm den lebhaftesten, treuesten Ausdruck seiner erhaltenen Eindrücke zu ziehen. Ich bedaure, daß hier nicht der Ort ist, alle meine Gedanken über die zahlreichen Werke, deren Gegenstand Napoleon ist, auszusprechen. Die Geschichte seiner Zeit oder die Ereignisse seines Lebens0514 konnte man wohl mit Talent und Erfolg schreiben, aber der Mensch bleibt an ihm noch zu zeichnen. Der Zeichner aber, welcher alle Geheimnisse dieser riesenhaften, unvollständigen und unzusammenhängenden Natur zu enthüllen wüßte, wäre eine eben so erstaunenswerthe Erscheinung, als das Urbild selbst. Und doch hat sich dieser Zeichner gefunden; Napoleon selbst war es. Als ich ihn in einer jener vertrauten Unterredungen, welche zu den theuersten Erinnerungen meines Lebens gehören, zum erstenmal über sich selbst reden hörte, als von einem seltsamen Wesen, daß er auf das aufmerksamste studirt habe, ohne daß sein Urtheil dabei durch Befangenheit und Eigenliebe getäuscht worden, da fühlte ich in mir einen gewissen Schauer, gleich als sehe ich eines der Gesetze der Natur meinen Blicken offen. Sie werden selbst bald hören, warum Napoleon Männer von dem Schlage des Generals Bernard suchte und aus dem großen Haufen zu ziehen sich bemühte. Entschuldigen Sie übrigens diese Abschweifung, welche zu kurz ist, um all meine Gedanken über diesen Gegenstand zu sagen, und die Ihnen doch vielleicht schon zu lang geworden. Heutiges Tags macht sich jeder einen Napoleon, wie er ihn braucht. (Gelächter.) Man scheut sich nicht, diesem großen Namen Ideen zu leihen, die er am meisten verabscheute Leidenschaften, welche unterdrückt oder beschwichtigt zu haben sein ewiger Ruhm bleiben wird. General Bernard bemerkte dieß, und klagte darüber öfters mit mir. Indem ich von diesem Gefühl, das wir beide in gleichem Grad theilten, hier Erwähnung mache, glaube ich seinem Andenken eine Huldigung mehr zu erweisen.

Bernard wurde bald nach seiner Rückkehr von Oesterreich zum Bataillonschef erhoben und reiste nach Ingolstadt, dessen Festungswerke er schleifen sollte. Von dort ging er nach Dalmatien, und kämpfte unter den Befehlen des Herzogs von Ragusa gegen die Montenegriner, durch deren wildes Land er prächtige Fahrstraßen anlegen ließ. Aus Illyrien wurde er nach Antwerpen berufen, um die Festungsbauten zu leiten, während unter meiner Direction damals die dortigen Hafenbauten standen. Im September 1811 kam der Kaiser nach Antwerpen. Ein Conseil, aus Officieren des Geniecorps und Civilingenieurs bestehend, wurde zusammenberufen, um über die Hafen - und Vertheidigungsarbeiten sich zu berathen; damals sah ich Bernard zum erstenmal. Nach gehaltenem Conseil blieb ich mit dem Kaiser allein. Haben Sie, fragte er, den blonden jungen Genieofficier bemerkt? So oft ich einen Mann dieses Schlags finde, schiebe ich ihn vor und zeige ihn den Andern; es würde mich gar nicht Wunder nehmen, wenn er Washington lieber als mich gehabt hätte; was liegt daran? Glaubt man, ich suche nur die Menschen, die keine Ueberzeugungen haben? Ich verlange von keinem, daß er denke, wie ich; ich verlange von jedem nur, daß er mir beistehe, die Franzosen zum ersten Volk der Welt zu machen. Ich habe an diesem jungen Mann einen meiner besten Ingenieurs; ich fand in ihm einen Muth, der jede Probe besteht, und besonders ein Pflichtgefühl, eine Geradheit des Charakters, eine Aufrichtigkeit, wie ich sie bei andern selten bemerke. Solche Eigenschaften gehen bei mir über alle andern; ich will, daß man dieß wisse. Bernard ist Plebejer und das Kind seiner Thaten. Das Kind seiner Thaten, setzte er lächelnd hinzu, 's ist derselbe Fall, wie bei mir, und das interessirt mich immer!

Im Jahre 1813 wurde Bernard bei Beginn des blutigen Feldzugs, der mit der Schlacht bei Leipzig endigte, zum Obristen des Genie und zum Adjutanten des Kaisers ernannt. Als er damals über eine enge Brücke neben dem Kutschenschlag des Kaisers galoppirte, wurde er umgeworfen und stürzte mit seinem Pferd in den Fluß. Das Pferd ertrank; Bernard hatte das Bein gebrochen, fand aber doch Kraft genug, ans Ufer zu schwimmen und ins Hauptquartier sich zu schleppen. Der Chirurg Iwan erklärte, er könne nicht geheilt werden, wenn er sich nicht etwas Ruhe gönnte und für einige Zeit wenigstens hinter der Armee zurückbliebe. Bernard wollte aber nicht hören, sondern folgte der Armee auf einer Tragbahre. Napoleon hatte einem Chirurgen befohlen, ihn Tag und Nacht zu begleiten und sich mit ihm gefangen nehmen zu lassen, wenn er in die Hände der Alliirten fallen würde. Den Regenströmen, wie dem mörderischen Feuer des Feindes ausgesetzt, warf sich Bernard mit 8000 Mann, die der Graf Louis von Narbonne befehligte, nach Torgau. Während drei Monaten einer furchtbaren Belagerung, wo Fieber und Hungersnoth aufs entsetzlichste wütheten, war Bernard die Seele der Vertheidigung. Trotz seiner Schwäche und körperlichen Leiden dirigirte er die Arbeiten in Person und wurde dabei von seinem treuen Diener Clement auf den Schultern getragen. Unsere Truppen räumten Torgau, und Bernard, welcher ganz wieder hergestellt worden, erhielt den traurigen Auftrag, die Capitulation nach Frankreich zu bringen. Bei Straßburg wurde der Postwagen umgeworfen, und Bernard brach das rechte Bein aufs neue an derselben Stelle. Er ließ sich aber sogleich wieder in den Wagen heben, ohne das Bein verbinden zu lassen und setzte in aller Eile seine Reise fort bis nach Chalons an der Marne, wo der Kaiser war. Als Napoleon ihn sah, schloß er ihn in seine Arme, ließ ihn auf den Teppich nieder legen, setzte sich an seine Seite und hörte, die Plane vor Augen, Bernards Erzählung an, welche dieser in aller Umständlichkeit dem Kaiser gab. Hierauf reiste Bernard nach Paris, wo er sich ärztlicher Behandlung überließ; nur mit Mühe entging er der Amputation, so große Fortschritte hatte die Entzündung gemacht. Der Kaiser ernannte ihn zum Maréchal-de-Camp. Er brachte das Jahr 1814, sehr leidend, mit mathematischen Studien zu. Am 20 März 1815 nach der Rückkehr Napoleons von Elba übernahm Bernard wieder bei ihm die Functionen eines Adjutanten und wurde mit der Leitung des topographischen Cabinets beauftragt. Er kmpf te mit bei Waterloo und versuchte nach der Schlacht vier Tage lang vergeblich, eine Armee zu sammeln und zu reformiren. General Bernard begab sich damals nach Malmaison und folgte dem Kaiser nach Rochefort, wo er die Erlaubniß, mit ihm nach St. Helena sich einzuschiffen, nicht erlangen konnte.

Nach seiner Rückkehr nach Paris hegte Bernard keinen andern Plan, als inmitten seiner Familie friedlich zu leben. Er gehörte zu jenen, welche denken, daß man sich dem Vaterland unter allen Regierungen, welche das Vaterland sich gibt oder annimmt, schuldig sey. Zwar hielt ihn seine Dankbarkeit gegen den Kaiser, seine Anhänglichkeit an dessen Person ab, fernerhin im Dienst zu bleiben. Doch übernahm er damals auf den Wunsch des Kriegsministers eine wichtige Arbeit, die vielleicht nur er allein ausführen konnte. Aber weder sein vorsichtiges Benehmen, noch sein ehrenwerther Charakter konnten ihn vor dem Argwohn und den Denunciationen, welche jene Epoche so traurig bezeichnen, bewahren. Er erhielt den Befehl, Paris zu verlassen, und nach Dôle, seiner Geburtsstadt sich zu begeben, wo er unter Aufsicht gestellt wurde. Je reiner aber die Seele, je einfacher das Gemüth ist, um so mehr fühlt man sich durch Ungerechtigkeit empört, und um so leichter verliert man die Resignation. Bernard entschloß sich, das Vaterland, für welches er dem Tod so oft die Stirne geboten, zu verlassen; er schrieb an den General Lafayette, daß seine Absicht sey, mit ihm in Amerika zusammenzutreffen. Und, um ein letztes Beispiel von seinem Gehorsam gegen die Regierung seines Landes zu geben, erbat und erhielt0515 er, ehe er die Reise antrat, die Einwilligung des Königs Ludwig XVIII.

In Amerika flößte der Adjutant des Kaisers anfangs große Neugierde, bald aber jene liebende Achtung ein, von welcher er sich immer umgeben sah. Die Regierung der Vereinigten Staaten sah sogleich ein, welche Dienste ihr ein solcher Mann leisten konnte und vertraute ihm die Leitung der größten Arbeiten an, die je in irgend einem Land ausgeführt oder auch nur je projectirt worden. Alle Gebietstheile der Vereinigten Staaten durch Straßen, Canäle, schiffbare Ströme zu verbinden und als Basis zu dem größten Communicationssystem jene Seen zu nehmen, um welche Europa Amerika beneidet, und die gleich Binnenmeeren überall an ihren Ufern Leben und Handel erwecken, endlich eine Gränze von mehr als vierzehnhundert Lieues durch Erbauung von fünfzehn festen Plätzen und einer noch größern Zahl von Forts sicher zu stellen, dieß war die Aufgabe, welche der General Bernard zu unternehmen der Regierung der Vereinigten Staaten sich erbot. Wie viele Arbeiten, Reisen, Anstrengungen, Beobachtungen aller Art auf dieser ungeheurn Strecke nöthig waren, ehe ein Mann, dem an genauem Ueberblick und gewissenhafter Einsicht lag, dergleichen Plane fassen und sie auszuführen sich anheischig machen konnte, werden Sie leicht begreifen. Die, welche den General Bernard gekannt haben, werden sich nicht wundern, daß er eines so großen Entschlusses fähig war; nur der gewöhnliche Mensch übersieht leicht, daß unter den mildesten Formen sich häufig der festeste, energischste Geist birgt. Bei der Nachricht von der Juliusrevolution kehrte Bernard in sein Vaterland zurück. Er hatte alle Plane jenes großen Systems der Vertheidigung und der Handelsverbindungen ausgeführt und über 100 Millionen für die Vollendung der Arbeiten ausgegeben. Frankreich sah den General Bernard wieder eben so bescheiden, eben so arm, eben so eifrig, seinem Land zu dienen, wie zur Zeit, wo er es verlassen hatte.

Den letzten Theil der Rede des Grafen Molé über die Stellung und das Wirken des Generals Bernard unter der Juliusmonarchie als Adjutant des Königs und als Kriegsminister übergehen wir, da diese spätere Laufbahn des Generals noch in frischem Andenken steht.

Die neue Krisis in Frankreich.

1 März. Sie sind an der Seine auf den Punkt zurück gekommen, von welchem sie sich am 12 Mai entfernt hatten. Kaum zehn Monate hat das unter dem Flintenfeuer in den Straßen von Paris mit Mühe zusammengebrachte Ministerium des alten Marschalls gehalten, und das damals unterbrochene ministerielle Interregnum hat mit allen seinen Eigenthümlichkeiten und Folgen, gerade wie wir es vor zehn Monaten im üppigen Wuchs sahen, wieder angefangen. Ist es endlich klar, daß die Anarchie der Gemüther, der Ueberzeugungen, Gesinnungen und Bestrebungen bei unsern Nachbarn auch in die Regierung und die Geschäfte gedrungen ist, um dort der normale Zustand zu werden? Denn daß die Zwischenperiode oder einzelne Ministerien länger dauern, als die Interregna, ommt allein aus der Kraft der Trägheit, der Erhalterin der menschlichen Dinge, da nämlich, wo den Leuten die Weisheit ausgeht, nicht aber kommt es aus irgend einem Vorwiegen der Ordnung und ihren Bedingungen über den Geist der Verwirrung, der dort alles Feste zersetzt, und alles Verbundene auflöst.

Ministerium und Interregnum, es ist Alles nur eine verschiedene Phasis einer und derselben anarchischen Lage, d. i. einer solchen, wo diejenigen, welche im Regiment und am Steuer sitzen, die Zügel oder das Steuer verloren haben, und das Schiff des Staats treibt, wohin es durch die Winde der Parteiung über die hochwogenden Interessen hingetrieben wird. Was sind die Ursachen dieses nicht nur für die französische Nation gefährlichen Zustandes, und was werden am Ende die Folgen seyn?

Ich gehe nicht in die vielen Recriminationen ein, welche die Parteien sich gegenseitig zusenden, denn wirft die eine der andern Mangel an Sinn für das öffentliche Wohl, den Calcul ihrer Vortheile, die Gewalt ihrer Leidenschaften gegenüber der Noth und den Bedürfnissen des Staats zu, klagen sie gegenseitig über Unfähigkeit, über Beschränktheit des Vermögens und Bestrebens des sich in Coterien und Intriguen zersplitternden öffentlichen Geistes und über den Untergang des höhern politischen, so ist nur zu sagen, daß keiner Unrecht hat, neuter falso, für den Beobachter aber ist in allem dem nur ein Complex von Symptomen des tiefer liegenden Uebels.

Zunächst und vor Allem darf man sich keine Täuschung mehr über die Lage des Königthums in Frankreich machen, im Fall man diese sich überhaupt noch gemacht hat, sondern muß sein Verhältniß zur öffentlichen Meinung bestimmter und klarer auffassen, nicht nur um in der falschen Art, in der man es bisher verstanden, oder vielmehr mißverstanden hat, die erste und tiefste Quelle seiner Verlegenheiten und jener bedauernswürdigen Lage zu erkennen, die es sich bereitet hat, sondern auch die Möglichkeit es aus ihr herauszustellen, damit es, zwar nicht das, was es bisher gewollt hat, aber doch das werde, was es im gegenwärtigen Frankreich seyn kann, und was immer noch etwas sehr Achtbares und eine Gewährschaft der innern Ruhe des Landes wie des europäischen Friedens seyn kann.

Die Restauration ging zu Grunde, weil sie in das durch die Revolution umgestaltete Frankreich mit den Ansprüchen des alten Königthums zurückkehrte, und eine Zurückführung der frühern politischen und kirchlichen Zustände wenigstens dem Wesen nach im Hintergrund ihrer Bestrebungen trug. Die Juliusdynastie aber ist in die Verlegenheit gekommen, welche das Journal des Débats fast einer Katastrophe gleich setzt, und welche sich in dem refus tacite nur als ein Symptom äußerte, weil sie aus dem alten Königthum herübernehmen und von ihm festhalten wollte, was sich nach ihrer Meinung festhalten ließ, und weil sie den Gedanken der absoluten Monarchie der ältern Linie in dem gouvernement personnel zu verjüngen gesucht hat.

Als der Thron der älteren Linie umstürzte und sein Sturz die Basis das europäischen Bestandes erschütterte, als das Volk mit dem alten Hof und seinen Ansprüchen, man weiß wie, zum Ziele gekommen war, schien das Bewußtseyn der französischen Zustände in Frankreich wenigstens überall klar und fest: der Generallieutenant von Frankreich erklärte, die Charte sollte eine Wahrheit werden, das Stadthaus stellte eine Monarchie von republicanischen Institutionen umgeben in Aussicht, und Ludwig Philipp ward von Lafayette als die beste der Republiken dem Volke gezeigt. Er ward als solche angenommen; Frankreich schien nun als eine Demokratie im Purpurmantel gegen die Anarchie und die Despotie gesichert zu seyn.

Ist das alles eine Täuschung gewesen, oder lag in jenen Manifestationen die Einsicht, lag wenigstens das Gefühl und der Instinct des wahren Zustandes zu Grunde? So scheint es. Man mag es nun so oder anders wollen, so soll man sich wenigstens keine Täuschung machen über das, was ist. Frankreich ist eine Demokratie. Es sind drei Gewalten organisirt: die kirchliche, die richterliche, die administrative. Die kirchliche ruht auf dem Princip der Gleichheit vor Gott, die richterliche0516 auf der Gleichheit vor dem Gesetz und die administrative auf der Gleichheit der Ansprüche. Daneben bewegen sich noch zwei anorganische, die sich zwar auch für organisirt halten, aber in den übrigen Organismus nicht eingreifen, und selbst kein Organismus sind, weil sie, gegen die Natur einer so gegliederten Gesellschaft, auf dem Privilegium ruhen: die gesetzgebende Gewalt, welche auf dem Privilegium des Wahlgesetzes, und die Gewalt der Intelligenz, welche auf den Privilegien der université imperiale und auf der verwerflichsten aller Steuern ruht, die mit jährlich 4 Millionen den höheren Unterricht belastet, um die unteren Classen von ihm abzuhalten, oder in die Seminarien der Bischöfe zu treiben. Diese Privilegien haben beiden genannten Gewalten das Starke ihrer demokratischen Furchtbarkeit nehmen sollen, haben sie aber beide verwildert und zur Quelle der Verlegenheiten des gegen seine Folgen ankämpfenden Princips der Demokratie gemacht. Was also bliebe für die Monarchie hier übrig, als der Purpurmantel, d. h. ein größeres Maaß von Glanz und Reichthum, durch welches der Bürgerkönig über die andern Bürger gestellt ist? Auch schien Se. Maj. Ludwig Philipp diese Lage in ihren wesentlichen Bedingungen wohl zu kennen. Der ganze altbourbonische Hof mit seinem Großjägermeister, Obristcerimonienmeister und andern zahllosen Meistern, Chargen, Würden und Ehren blieb abgethan, und der König der Franzosen war nur von seinen Adjutanten umgeben. Seine Kinder wurden in den königlichen Collegien mit den Söhnen der übrigen Bürger unterrichtet. Seine Tafel war wie die der Grandes Seigneurs de la bourgeoisie der Chaussée d'Antin eingerichtet und geführt, nur prächtiger und zahlreicher, gleich diesen jeder Notabilität geöffnet, und nach ihr hielten und halten sich die Gäste bei dem König wie im Salon jedes andern Hotel, während die Königin, in gleicher Einfachheit, mit ihren Töchtern und ihrer Schwägerin im Zimmer daneben mit weiblichen Arbeiten oder mit Lecture beschäftigt und den Gästen oder den Besuchen zugänglich war, die der König nach der Tafel empfing. In allem dem ist gegenüber der Lage von Frankreich und seiner Gesinnung ein richtiger Tact für das Nothwendige und Geziemende, nicht ohne Würde und selbst nicht ohne Größe. Aber woher nun die Apanagen, die Dotationen, die Witthumgelder für den Fall des Todes? In jenem Zustande der Dinge und der Ansichten ist der Bürgerkönig wie in seiner Stellung in der Gesellschaft, so in den Pflichten gegen seine Kinder allein der erste der Hausväter, und der Bürger, der ihn auf den Thron gehoben hat, der ihn in keinem andern Lichte sieht und sehen will, als in dem des hochgestellten und reichen Familienvaters, verlangt, daß der erste Hausvater des Reichs, wenn er Kinder ausheirathet, eben so verfahren soll, wie der letzte seines Reichs verfährt. Er soll sich nicht an die Cassen Anderer wenden, sondern soll sich in seinem eigenen Hauswesen umthun, sparen oder erwerben, so daß er, wenn die Hochzeit kommt, die Ausstattung aus dem Seinigen bestreiten kann, oder im Nothfall borgen, wenn er Credit hat und die Zinsen mit der Rückzahlung bestreiten kann, zumal, das glaubt man wenigstens, er nicht nur der höchste, sondern auch der reichste der französischen Hausväter ist. Man beruft sich vergeblich auf die Charte vérité , welche Dotationen begehrt, im Fall die Civilliste nicht zureicht; denn dieser Passus derselben ist an sich eine Anomalie und ein Verstoß gegen die eben bezeichnete Meinung, dazu aber ist er eine Unmöglichkeit, weil die Unzureichendheit der Civilliste nie und in keinem Fall nachweisbar ist, indem der Bourgeois und Citoyen den Rechnungen, die man ihm vorlegt, seinen Spruch ntgegenhält: mit Vielem hält man Haus, mit wenig kommt man aus , und im Fall er sich dessen nicht besinnt, von irgend einem weiland Vicomte oder Tribun an ihn und seine Folgen erinnert wird.

Ist was wir gezeigt haben, die wahre Lage des durch die Revolution zu reinem Bürgerthum umgestalteten Frankreichs und des von aller traditionellen Beithat dort entkleideten Bürgerkönigthums, so war eigentlich das durch diese Lage Gebotene, also das Naturgemäße, daß der Herzog von Orleans, als er den Thron bestieg, sein Vermögen bei sich behielt und aus ihm nach wie vor sein Haus führte, auch seine Kinder aus ihm als König eben so ausstattete, wie er sie aus ihm als Herzog von Orleans würde ausgestattet haben, und es schien ein Verkennen seiner Lage, als er sich gleichsam aus seinem Vermögen herausstellte, um es seinen Kindern noch bei seinen Lebzeiten zuzuschlagen und sich nur die Nutznießung vorzubehalten, dazu aber seinen Thronfolger vom Erbe ausschloß, und so das oberste Paar des neuen Staats für ihren Unterhalt an die Bewilligung des Staats anwies. Dadurch ist auf diesem Punkte Alles verschoben, der Sinn der Bewegung, der man den Thron verdankt, durch die Vorliebe alter Traditionen bedeckt und die Kette der Verlegenheiten geschmiedet worden, die nun ein Glied nach dem andern enthüllt. Hielt der König der Franzosen als le plus grand seigneur de la bourgeoisie sein Haus und seine Familie ebenso, wie er sie als Herzog von Orleans gehalten hatte, so war er in der Bedingungen seiner Lage, war in ihnen vollkommen frei und unabhängig. Allerdings war auch bei diesen die Idee einer Civilliste und selbst ihr Bedürfniß nicht ausgeschlossen. Sie war, nachdem man das Königthum seiner traditionellen Würde und ererbten Ansprüche entkleidet, der Gehalt des Staatsoberhaupts, und nahm er sie an, so konnte dieses nur den Sinn und die Bedeutung haben, daß er als König nach außen, d. i. gegen die Bürger wie gegen die Mächte durch Glanz, durch Freigebigkeit, durch Unterstützungen und Belohnungen mehr Aufwand zu machen habe, denn als Herzog von Orleans. Da er hier für den Staat, für die Ehre und Würde, wie für den Vortheil von Frankreich eintrat, war er an die Cassen des Reichs gewiesen und hatte ein Recht an sie. Das Mißverstehen des ihm gemachten, des von ihm angenommenen, des in wesentlichen Theilen von ihm so wohl begriffenen Verhältnisses, die Beimischung altmonarchischer und traditioneller Ansprüche zu den Ansprüchen Frankreichs an den Chef seiner öffentlichen Angelegenheiten, und die Mißgriffe, zu welchen das alles geführt hat, die Behandlung der Privatdomäne, die Ausschließung des Thronfolgers von ihr, die Vermischung der Privatdomäne und der Civilliste, der über das Maaß von beiden gehende Aufwand für übrigens große und rühmliche Unternehmungen, zu welchen die Concurrenz der Kammer gesucht wurde, die Aussteuer der Königin der Belgier mit einer Million, die Dotirung des Herzogs von Orleans und seiner Gemahlin, die für den Herzog von Nemours erst als Apanage, dann als Donation versuchte Anmuthung an die öffentlichen Cassen das ist die Eine große Verlegenheit des neuen Königthums und die Quelle der Täuschungen, der Bekümmernisse, des Verdrusses und der Thränen, in die es nicht ohne wahre Theilnahme aller Wohlgesinnten versunken ist. Denn was hier gefehlt und falsch gegriffen wurde, das kam offenbar nicht aus unlautern Absichten. Nur Leidenschaft und Verblendung wagt zu behaupten, daß der König Ludwig Philipp einen andern als einen edelmüthigen und großherzigen Gebrauch von seinem Gelde gemacht habe. Das Fehlen kam aus der Schwierigkeit, mit der man auch in einfachen Verhältnissen sich von alten Meinungen, von unklaren Vorstellungen und von dem Haften an dem Verlornen ganz0517 freimacht, um sich in neuen Verhältnissen als ein Neuer und Anderer der neuen Lage gemäß wiederzufinden und einzurichten, zumal wenn sie, wie es hier der Fall war, einen Bourbon, einen Sproß dieses alten und an Macht und ihre Ansprüche gewöhnten Hauses, das sich für das erste der Christenheit hielt, in Verhältnisse bringt, die ihm so tief unter der Machtvollkommenheit und Würde seiner Vorfahren zu stehen scheinen mußten.

Was nun die Peripetie dieses höchst ärgerlichen Handels betrifft, so werden wir allerdings weder das Nichtswürdige in den Angriffen der Republicaner und ihrer Gehülfen auf Gesinnung und Absicht des Königs, noch das Unwürdige in dem Benehmen des Ministeriums, das den Vorschlag zur Dotation, ohne ein Wort zu verlieren, preisgab, noch endlich das Herabwürdigende in dem Benehmen der Kammer verkennen, welches durch die vorläufige Frage und ihre Folgen den König unter jenen Schlägen der Verleumdung zurückließ. Im Gegentheil hat das alles einen sehr ernsten Belang bei jener corrosiven Meinung von Frankreich, die alles Höherstehende zernagt, und in dem Trachten nach Nivelliren mit der Autorität die Möglichkeit der Ordnung aufhebt; aber wir werden doch auch die Lage nicht durch den Trauerflor des Journal des Débats als eine verzweifelte betrachten, und in der Freude, mit welcher die Nachricht in den Provinzen aufgenommen wurde, nicht eine Manifestation gegen den König, sondern nur den Ausdruck einer politischen Gesinnung über den oben entwickelten Charakter des Bürgerkönigthums ersehen. Man freut sich, unbekümmert um die weitern Folgen, daß die Bourgeoisie auch in diesem Fall gegen die Féodalité Recht behalten hat, und glaubt, durch eine so nachdrucksame Lection dem Haupt der Juliusdynastie die Augen über sein Verhältniß und über die Ansicht Frankreichs von ihm sattsam geöffnet zu haben, ist aber, wie alle Zeichen deutlich machen, weit entfernt, sich außerhalb der königlichen Ordnung zu stellen, oder zu glauben, daß dieses demokratische Frankreich ohne den Theil der Macht, die es dem Königthum gelassen, bestehen könne; dieser Theil aber ist noch immer so groß und bedeutend, daß mehr als gewöhnliche Fähigkeit dazu gehört, ihn genau auszufüllen und Alles zu benützen, was er an Ansehen und Vortheil auch nach jener Entfernthaltung feudaler Beimischung enthält, die man aufrecht zu halten sich so entschlossen zeigt.

Erinnerung an Müller-Friedberg.

Wir entheben dem in St. Gallen erscheinenden Erzähler Folgendes: Historisches Fragment. Man kennt aus der Geschichte des Kantons St. Gallen und der Eidgenossenschaft die gespannten Verhältnisse, welche in Folge der Aufhebung des Stifts St. Gallen zwischen dessen letztem Abt und dem nachherigen Landammann Müller-Friedberg während drei Jahrzehnten ununterbrochen fortbestanden. Um so interessanter erscheint dem prüfenden Blick der Menschen und der Politiker ein Schreiben, welches Müller-Friedberg kurze Zeit vor dem Hinscheiden des Abts (dieser starb am 9 Jul. 1829) an den geistlichen Fürsten erließ. Wir bringen es erst jetzt an das Tageslicht, nachdem alle drei Betroffenen: der Schreiber, der Empfänger und der Mittheiler des Briefs, die Reihen der Lebenden seit Jahren verlassen haben. Der letztere versicherte uns mit Anführung glaubwürdiger Daten, daß die Copie ächt sey. Vor Allem aber garantirt diese Aechtheit der gedrungene classische Styl, der selbst in jedem Billet Müller-Friedbergs wieder zu finden ist. Hier der Brief: A Son Altesse révérendissime Monseigneur le Prince Pancrace, ci-devant Abbé de St. Gall. (Stift Muri Aargau): Hochwürdigster Fürst! Mit aufrichtiger Theilnahme vernahm ich das Erkranken von Ew. Hochfürstlichen Gnaden; die Vorsehung möge über Hochselbe walten, wie sie über mich waltete. Ich war zweimal binnen zwei Jahren der Ewigkeit viel näher, und lebe und wirke noch; das erinnert mich nun nicht mehr zu verzögern, was mein Herz sich schon längst vorgenommen hatte. Gewaltsame Weltkrisen haben uns gewaltsam auseinander gerissen. Meiner Pflicht war ich treu, wie sie jedesmal über mich verfügte, und Persönliches leitete nie mein öffentliches Handeln. Doch mag in solchen Wirren augenblicklich Unehrerbietiges oder Uebelwollendes eingeflossen seyn. Lassen Sie mich nicht von hinnen scheiden, und scheiden auch Sie nicht von hinnen, ohne mir großmüthig vergeben zu haben. Verschmähen Ew. Hochfürstliche Gnaden die Bitte des Mannes nicht, der die großen Eigenschaften kennt, die er an Ihnen zu verehren hat, und der so wie in tiefer Ehrfurcht auch mit liebendem Andenken verharren will Ew. Hochfürstlichen Gnaden gehorsamster und ergebenster Müller-Friedberg, Landammann. St. Gallen den 29 Jun. 1829. So weit der Erzähler. Müller-Friedberg hat während seiner mehr als 50jährigen amtlichen Carrière, welche ihn verschiedenemale ins Ausland nach Paris und Wien führte, so wie in Folge seiner litterarischen Thätigkeit sich so viele Bekannte und Freunde erworben, daß obige Notiz wohl in die Allgemeine Zeitung aufgenommen zu werden verdient. Die zahlreichen Verehrer und Freunde dieses ausgezeichneten schweizerischen Staatsmanns und Litteraten werden sich nämlich freuen, auf diese Weise zu erfahren, daß Müller-Friedberg die einzige Sünde, der er sich, nach der Ansicht Mancher, während seines politischen Lebens schuldig gemacht haben soll, diejenige nämlich des Mangels an Ehrerbietung gegen seinen vormaligen Landesherrn, vor seinem Ende noch gut zu machen suchte.

Den Spalten der Allg. Zeitung verdankten ihre Leser in neuerer Zeit manch gewichtiges Wort über Oesterreichs großartige, schöne Wirksamkeit und über einige seiner edelsten Söhne, deren Namen, aus einem zahlreichen Kreise hochverdienter Männer zur Bezeichnung einer gewissen geistigen Richtung gewählt schienen. In gleicher Absicht erlaubt sich Referent die Leser dieses Blattes auf einen Mann aufmerksam zu machen, der, still und kräftig wirksam, wohl verdient, daß man die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn lenke. Es ist dieß Georg Altmütter, Professor der Technologie am k. k. polytechnischen Institute zu Wien. Bei Errichtung des k. k. polytechnischen Instituts in Wien wurde eine eigene Lehrkanzel für die chemischen Gewerbe unter dem Titel der speciellen technischen Chemie errichtet; die systematische Darstellung aller übrigen Gewerbe im rein praktischen Sinne des Wortes übernahm Altmütter. Er nannte den ihm überwiesenen Theil der Technologie mechanische Technologie.

Auf den ersten Blick wird Mancher denken: was für einer wissenschaftlichen Behandlung sollten wohl solche Gewerbe fähig seyn, die weder chemische Veränderungen der Stoffe noch den Einfluß höherer Mechanik zuzulassen scheinen? So dachten auch Jahrhunderte lang die Gelehrten, insbesondere die deutschen Gelehrten! Daher die ungeheure Kluft zwischen Industrie und Wissenschaft; daher so viele unreife und unpraktische Erfindungen der Gelehrten; daher die, der Industrie gewordene, schwere Aufgabe: in Kenntniß, in Vervollkommnung der Werkzeuge, Handgriffe und Arbeitsmethoden, durch eigene Kraft, zwar langsam aber dennoch entsprechend vorwärts zu schreiten. Wie Vieles setzt nicht ein gelungenes Arbeitsproduct, auch das einfachste, voraus? Man soll die Art der Anfertigung errathen; ja, man mag sie sogar erfahren haben, so wird man nichtsdestoweniger häufig verlegen seyn, zu erklären, warum dabei so und nicht anders verfahren wird. In den Handwerken liegt eine große und praktische Kenntniß, ein Schatz, den die gegenwärtige Zeit zu heben berufen ist. Es ist die höchste Zeit, daß die Masse von technischer Weisheit, die nur durch Tradition von Mund zu Mund unter den Handwerkern lebte, in einem Systeme der Nachwelt aufbewahrt0518 werde. Die Wissenschaft gewinnt dadurch zahllose höchst wichtige Thatsachen, die Industrie Licht und Klarheit. Ein solches System ist es nun, was Altmütter zu entwickeln wußte, und was er mechanische Technologie heißt! Was er geschaffen, ist die Frucht seltener Selbstverläugnung in einem Manne von so hoher, geistiger Bildung. Viele Jahre lang mußte er tagtäglich in Werkstätten lehrend und lernend leben. So lernte er denn auch den Standpunkt und die Bedürfnisse der Gewerbe so kennen, wie man mit ihnen vertraut seyn mußte, um lehren zu können, wie er lehrt lehren, damit Andere nicht nur hören und staunen, sondern lernen lernen, was ihnen wirklich noth thut. Sein Erstes war ein Studium der Werkzeuge und ihrer Einrichtung, eine feste Bestimmung ihrer zweckmäßigen Handhabung und eine systematische Zusammenstellung aller Arten derselben. Wer mag es wohl läugnen, daß die Vollendung technischer Apparate vor Allem durch die Vollkommenheit und genaue Kenntniß des Gebrauches der Werkzeuge bedingt ist? Die reife Frucht dieser gründlichen Studien finden wir in Altmütters classischem Werke: Beschreibung der Werkzeugsammlung des k. k. polytechnischen Instituts in Wien, 1828, Wallishauser niedergelegt. Trotz des anspruchlosen Titels (der die darin enthaltene scharfsinnige und systematische Beleuchtung jener Werkzeuge kaum vermuthen läßt) hat dieses Buch die Bahn der Wissenschaft gebrochen und eine neue Schule gebildet. Altmütters vorzüglicher Schüler, Hr. K. Kannasch, Director der höheren Gewerbeschule in Hannover, widmet ihm seinen vortrefflichen Grundriß der mechanischen Technologie, Hannover 1837 mit den Lehrer wie Schüler ehrenden Worten. Dr. Rüß in Berlin, Verfasser einer mechanischen Technologie in 4 Bänden; Professor Schneider in Braunschweig, bekennen sich ebenfalls mit Freuden als seine Schüler. Wie zahlreich aber erscheinen uns nicht die tüchtigen Männer des Inlandes, die seinen Lehren die nutzbringendste Anwendung in den verschiedensten Zweigen des praktischen Lebens verdanken! Blicken wir nun auf die Werkzeugsammlung des k. k. polytechnischen Instituts zu Wien ganz das Product des Geistes und der Thätigkeit des Professors Altmütter so läßt sich wohl behaupten: sie sey einzig in der Welt. So Vollständiges haben wohl weder England noch Frankreich aufzuweisen. Ein jeder, wie immer Namen habender Handwerker kann eintreten und findet bis auf das kleinste alle ihm nothwendigen Werkzeuge. Altmütters beständiger Wechselverkehr mit den Handwerkern der hiesigen Residenz, die ihn als ihr Orakel verehren, setzte ihn in den Stand, neue, zweckmäßige, englische und französische Werkzeuge hier in Umlauf zu setzen; während er in seinen Vorlesungen, durch Vorzeigung derselben und klare Erklärung ihrer Eigenschaften und Handhabung, eines der wichtigsten Fundamente aller technischen Bildung zu legen versteht. Nebst dem bereits erwähnten werthvollen Werke gehören seine geistvollen Beiträge zu Prechtels Encyklopädie wohl zu dem Gediegensten, was Deutschland in der bezeichneten Richtung kennt.

[5256-66]

K. K. priv. österr. Lloyd in Triest.

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Zweite Abtheilung.

Dampfschifffahrts-Gesellschaft.

Anzeige, die Dampfschifffahrt im Adriatischen Meere und in der Levante betreffend.

I. Zwischen Triest und Venedig.

Abgang von Triest: jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abgang von Venedig: jeden Montag, Mittwoch und Freitag

immer Abends.

Dauer der Ueberfahrt ungefähr 9 Stunden.

II. Zwischen Triest und Dalmatien.

Abgang von Triest: am 5 jeden Monats während des ganzen Jahres, und vom März bis einschließlich October auch am 20 jeden Monats immer Nachmittags nach Lussinpiccolo, Zara, Sebenico, Spalato, Lesina, Curzola, Ragusa und Cattaro, welche Häfen auch bei der Rückfahrt berührt werden, damit der Reisende Gelegenheit habe, die merkwürdigsten Punkte jenes höchst interessanten Landes zu sehen. Die ganze Fahrt von Triest nach Cattaro und zurück dauert in den Sommermonaten 12, in den 4 Wintermonaten 14 Tage.

III. Zwischen Triest und Ancona.

Abfahrt von Triest: den 8 und 24 Abfahrt von Ancona: den 10 und 26

jeden Monats, Nachmittag.

Dauer der Ueberfahrt ungefähr 16 Stunden.

Eine zweite Gelegenheit von Triest nach Ancona bietet sich durch die Dampfschiffe dar, welche am 1 und 16 jeden Monats von Triest nach der Levante gehen. Diese Dampfschiffe berühren Ancona auch auf ihrer Rückfahrt, sind aber dann der Quarantäne unterworfen.

IV. Zwischen Triest und der Levante.

Abfahrt von Triest: am 1 und 16 jeden Monats, Nachmittags.

Abfahrt von Konstantinopel: am 5 und 20 jeden Monats.

Das am 1 und 16 von Triest abgehende Dampfschiff gelangt nach Berührung von Ancona, Corfu, Patras und Piräus (Athen) ungefähr den 9 und 24 nach Syra, wo es mit dem von Konstantinopel kommenden Dampfschiffe zusammentrifft, welches unterwegs bei den Dardanellen und Smyrna anläuft. In Syra werden die Reisenden umgeschifft, da jedes der beiden Dampfschiffe von dort mit abermaliger Berührung der genannten Zwischenhäfen wieder zurückkehrt. Das nach Konstantinopel bestimmte Schiff langt dort um den 13 und 28 an, und das andere kommt am 18 und 3 nach Triest zurück.

Auf der Rückreise werden die Dampfschiffe von einem österr. Sanitätswächter begleitet, wodurch die Begünstigung erlangt wird, daß die Reisetage von Corfu an sowohl in Ancona als in Triest von der Quarantäne abgerechnet werden. Demnach haben die Passagiere aus Griechenland und den jonischen Inseln in Triest nur ungefähr 9 Tage Quarantäne zu machen; durch Umwechslung der Kleider können diese 9 Tage selbst auf ungefähr 3 Tage vermindert werden.

Der ganze Dienst der Dampfschifffahrt des österr. Lloyd wird durchaus mit neuen trefflich eingerichteten Schiffen versehen, welche die größte Zufriedenheit Aller erlangten, die sich ihrer bedient haben.

Die mäßigen Preistarife der Fahrten können bei den Agenten der Gesellschaft in allen von den Dampfschiffen berührten Häfen eingesehen werden.

Die Fahrten der österr. Dampfschiffe zwischen Syra und Alexandrien sind einstweilen eingestellt, doch finden die Passagiere in Syra regelmäßige Gelegenheit zur Weiterreise nach Aegypten mit den französischen Dampfbooten, welche von Syra am 1, 11 und 21 des Monats nach Alexandrien abgehen.

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Subscriptions-Einladung auf Dr. J. H. Möllers geographisch-statistisches Handwörterbuch über alle Theile der Erde mit besonderer Berücksichtigung des Stieler'schen Hand-Atlasses.

Gotha, bei Justus Perthes. 1840.

Das Publicum erhält in diesem Werke den schon längst beabsichtigten Commentar zum Stieler'schen Hand-Atlas, zugleich aber auch ein allgemeines geographisch-statistisches Wörterbuch, welches die neuern ähnlichen Erscheinungen an Vollständigkeit (der I. Band A-K enthält gegen 30,000 Artikel) und Genauigkeit übertreffen dürfte. Der Hauptvorzug desselben besteht nächstdem darin, daß die aufgenommenen Namen sich wirklich auf den besten Karten, welche anerkanntermaßen dem Stieler'schen Atlas zum Grunde liegen, finden, daß sie nach Original-Quellen oder nach amtlichen Nachrichten berichtigt, daß die gegenseitige Lage der Orte, der Lauf der Flüsse, die Richtung der Gebirge genau angegeben sind. Um die Anschaffung möglichst zu erleichtern, hat der Verleger einen nur bis zur Zeit der bevorstehenden Beendigung des Ganzen bestehenden äußerst niedrigen Subscriptionspreis dafür angesetzt, und zwar von 2 1 / 3 Thlr. für den eben erschienenen Ersten Band, die Buchstaben A-K und ein etymologisches Namensverzeichniß umfassend, 40 Bogen stark.

Dieser Band, der auch in seiner typographischen Einrichtung ansprechen wird, liegt in allen Buchhandlungen zur Einsicht vor, so daß Jedermann sich von dem Werth und der Brauchbarkeit des Werks leicht durch eigene Ansicht Ueberzeugung verschaffen kann.

0519

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Conversations-Lexikon der Gegenwart.

Von diesem Werke ein für sich bestehendes und in sich abgeschlossenes, zugleich ein Supplement zur achten Auflage des Conversations-Lexikons so wie zu jeder frühern, zu allen Nachdrucken und Nachbildungen desselben dessen hohes Interesse und Bedeutung für die Gegenwart immer mehr allgemein anerkannt wird, ist jetzt das 19te Heft (bis Ma) erschienen. Es bildet nicht nur ein Werk zum Nachschlagen für den augenblicklichen Bedarf, sondern zugleich ein durch gewandte Darstellung anziehendes Lesebuch über Alles, was die Zeit bewegt. Die Fortsetzung wird so rasch geliefert, als es die auf die Bearbeitung zu verwendende besondere Sorgfalt irgend gestattet. Jedes Heft kostet auf Druckpapier 8 gr., auf Schreibpapier 12 gr., auf Velinpapier 18 gr.

Die achte Auflage des Conversations-Lexikons, an das sich das Conversations-Lexikon der Gegenwart zunächst anschließt, behauptet fortwährend unter allen ähnlichen Werken den ersten Rang, und es ist davon im vorigen Jahre ein neuer Abdruck erschienen, von dem ein Ex. aller 12 Bände auf Druckpapier 16 Thlr., auf Schreibpapier 24 Thlr., auf Velinpapier 36 Thlr. kostet. Das Werk kann aber auch von Wenigerbemittelten in einzelnen Bänden, in Terminen wie sie ihnen am besten passen, in einem neuen Abonnement bezogen werden, wo dann der Band auf Druckpapier 1 Thlr. 8 gr., auf Schreibpapier 2 Thlr., auf Velinp. 3 Thlr. kostet.

Das für jeden Besitzer der achten Auflage unentbehrliche Universal-Register, das gegen 70,000 Personen und Gegenstände nachweist, über die sich Mittheilungen im Conv. -Lexik. finden, kostet auf Druckp. 16 gr., auf Schreibp. 1 Thlr., auf Velinp. 1 Thlr. 12 gr.

Leipzig, im December 1839.

F. A. Brockhaus.

[671]

Im Verlage von H. R. Sauerländer in Aarau sind nun vom neuen Jahrgang in seiner neuen erweiterten Gestalt und Form die ersten drei Lieferungen erschienen von Maltens Bibliothek der Weltkunde für 1840.

Folgendes ist deren Inhalt: Praktische und commercielle Politik: die Hauptstraße des brittisch-ostindischen Handels führt fortan mitten durch Deutschland. Naturwissenschaftliches und geographisches Panorama. Malerische Dampfreise auf dem Rhein, mit empfindsamen Abstechern zur Rechten und zur Linken. Merkwürdige Rechtshändel in Frankreich. Religiöse, sittliche und politische Volkszustände. Erfindungen, Entdeckungen und wissenschaftliche Beobachtungen. Bewegungen der Geschichte. Fortschritte in Litteratur und Kunst. Leben und Wirken der Völker in seinen eigenthümlichen Formen. Gebiet der Reisen. Länder - und Völkerkunde. Glossen über ein zeitgemäßes Thema. Psychologische Bildnisse der ausgezeichnetsten Personen unserer Zeit u. s. w.

Die 4te und 5te Lieferung folgen schnell nach einander; jeden Monat erscheinen drei Lieferungen, welche vierteljährig einen Band bilden, folglich vier Bände einen Jahrgang. Dafür ist der Preis 14 fl. rhn. od. 9 Thlr. 8 gr. Sämmtliche Buchhandlungen von ganz Deutschland, der Schweiz und den benachbarten Staaten nehmen darauf Bestellungen an, so wie auch die resp. Postämter, welche sich an die Schw. Gränz-Postämter in Basel, Aarau, Schaffhausen, Zürich und St. Gallen wenden wollen.

[692-94]

Bei J. G. Ritter v. Mösle's Wittwe und Braumüller in Wien ist erschienen: Darstellung der Finanzverfassung Oesterreichs, dann des österr. Gewerbs - und Cameralbeamtenwesens; ein Handbuch zunächst für k. k. österr. Cameralbeamte herausgegeben von Dr. August v. Malinkovski. 3 Theile in 2 Bänden. 5 fl. C. M.

[627]

Anzeige für polytechnische Lehr-Anstalten, Gewerbeschulen, Bau - und Werkmeister.

Bei uns sind erschienen und durch alle soliden Buchhandlungen Deutschlands, der Schweiz und der österr. Monarchie zu beziehen: Darstellungen der Zimmerbauwerke, von den einfachsten Holzverbindungen bis zu großen zusammengesetzten Dächern, Treppen etc., entworfen und erläutert von Ludwig Fr. Wolfram, königl. Bezirks-Ingenieur und Vorstand der königl. Bezirksbau-Inspection in Baireuth.

2 Hefte in Carton zusammen Preis 2 Thlr. 16 gr. oder 4 fl. 24 kr.

Der Hr. Verfasser entwarf die ungemein reichhaltigen meist perspektivischen Darstellungen dieses Werkes auf 16 Royalblatt, welche sich durch ihre Deutlichkeit, praktische Nützlichkeit und Originalität auszeichnen, zum eigenen Gebrauch bei seinen Vorträgen, die er als Professor der Baukunst an der polytechnischen Centralschule in München insbesondere auch über Zimmerbauwerke gehalten hat. Der in deutlicher Kürze zusammengedrängte Text auf 4 Royalbogen gibt eine vollständige Uebersicht der ganzen technischen Sprache der Zimmerei.

Auf je 5 Exemplare geben wir das 6te Exemplar gratis, worauf wir besonders polytechnische Lehranstalten und Gewerbschulen aufmerksam zu machen uns erlauben.

Stuttgart, im Februar 1840.

Verlagshandlung von Ebner & Seubert.

0520

[699-700]

Im Verlage des Bibliographischen Instituts ist erschienen: HEILIGE FAMILIE, gemalt von F. Overbeck und nach Overbecks eigener Zeichnung in Kupfer gestochen von Jacob Felsing.

Elisabeth hält den kleinen, auf einem Lamme sitzenden Christusknaben, welcher sich, das Auge von Liebe strahlend, an Maria anschmiegt. Der kleine Johannes kniet zur Linken vor ihm.

Format: Imperial-Folio.

Preis: Im Probedruck vor aller Schrift 100 Rthlr. Av. l. l. chin. Pap. 40 Rthlr.; weiß Pap. 30 Rthlr. Offene Schrift 20 Rthlr. Schöne, erste Abdrücke mit voller Schrift 15 Rthlr. sächs. *) *)Auf denselben ist mit von des Druckers Hand eingerissener Schrift unten ganz klein zu lesen: Diesen Druck vom ersten Abzug macht 'ich im Lenz 1839 ein Zeugniß, wodurch dem Besitzer die Qualität und Aechtheit eines frühern Druckes bewährt wird.

Alle ein Kunsturtheil habenden Journale Englands, Frankreichs und Deutschlands haben obiges Werk einstimmig als ein solches gepriesen, dem die Bewunderung aller Zeiten gesichert sey. A JEWEL OF SURPASSING BEAUTY urtheilt das ATHENAEUM; und das Kunstblatt sagt darüber (Nr. 68, 1839): Overbeck's heilige Familie, eine der anmuthigsten Compositionen im Raphael'schen Charakter, ist hier durch Felsings glänzenden Grabstichel und vollendete Ausführung in einem der schönsten Blätter vervielfältigt worden, welche die Kupferstecherkunst in unsern Tagen hervorgebracht hat. Auch Druck und Papier zeigen sich in seltener Vollkommenheit.

[544-46]

So eben erschienen: Hungary and Transylvania their condition social, political and economical, by John Paget. Esq. 2 Vols. 8. mit 88 Abbildungen theils in Holzschnitt in den Text gedruckt, theils Stahlstiche und Karten.

Preis 10 Rthlr.. 12 gr. London bei John Murray.

Austria, by PETER EVAN TURNBULL Esq. F. R. S., F. S. A.

2 Vols. 8.

Vol. I. Narrative of Travel.

Vol. II. Its social and Political condition.

Preis 8 Rthlr. 10 gr.

London.

John Murray.

Für Deutschland bei Black & Armstrong in London und Leipzig. Zu beziehen durch alle solide Buchhandlungen.

[655]

An alle Freunde des Schönen.

Die letzte schmachvolle Begünstigung der würtembergischen Nachdrucker hat wohl keinen Verleger so hart und vielfach als uns getroffen.

Um nun noch Einiges aus den Klauen jener litterarischen Raubvögel zu retten, sehen wir uns in die traurige Nothwehr versetzt, unsere theuer erworbenen Gesammtausgaben der Schriften von van der Velde, Tromlitz, Bronikowski, Schilling und Weisflog den Verehrern des wahren Talentes bis Ende dieses Jahres zu ungewöhnlich geringen Preisen, selbst wohlfeiler als die Nachdrücke, durch alle ehrliebenden Buchhandlungen anzubieten, und zwar: C. Fr. van der Velde, sämmtliche Schriften, Prachtausgabe in 25 Bänden. Ladenpr. 28 Thlr., herabges. auf 12 Thlr. od. 21 fl. 36 kr. rhn.

Dessen sämmtliche Schriften, Taschenausgabe in 27 Bänden. Ladenpreis 15 Thlr., herabges. auf 6 Thlr. od. 10 fl. 48 kr. rhn.

G. Schilling, sämmtliche Schriften, Octavausgabe in 99 Bänden. Ladenpreis 99 Thlr, herabges. auf 30 Thlr. od. 54 fl. rhn.

Dessen sämmtliche Schriften, Taschenausgabe letzter Hand in 80 Bänden. Ladenpreis 40 Thlr., herabges. auf 20 Thlr. od. 36 fl. rhn.

A. v. Tromlitz, sämmtliche Schriften, Taschenausgabe in 108 Bänden. Ladenpreis 60 Thlr., herabges. auf 30 Thlr. od. 54 fl. rhn.

A. Bronikowski, auserlesene Schriften, 21 Bände. Ladenpreis 31 Thlr., herabges. auf 12 Thlr. od. 21 fl. 30 kr. rhn

H. Clauren, Scherz und Ernst, neue verbesserte und geläuterte Ausgabe in 40 Bänden. Ladenpr. 40 Thlr., herabges. auf 20 Thlr. od. 36 fl. rhn.

Zugleich haben wir so eben eine neue verbesserte Taschenausgabe veranstaltet von den viel zu wenig gekannten, höchst ergötzlichen und gemüthvollen Schriften von: C. Weisflog, Phantasiestücke und Historien, mit einer biographischen Skizze von C. v. Wachsmann, Taschenausgabe, 12 Bände, welche früher 17 Thlr. 18 gr. kosteten, für den geringen Preis von 5 Thlrn. od. 9 fl. rhn.

Wir zweifeln keinen Augenblick, daß alle Freunde diese wahrhaft und anerkannt gediegenen schöngeistigen Schriften statt ephemerer Erzeugnisse wählen, und ihre Sammlungen damit schmücken, Leihbibliotheken aber vorziehen werden, vollständige und so billige Originalausgaben statt verstümmelter Nachdrücke ihren Lesern darzubieten.

Im Laufe des Jahres treten die gewöhnlichen Ladenpreise wieder ein.

Dresden und Leipzig, im Januar 1840.

Arnold'sche Buchhandlung.

Die K. Kollmann'sche Buchhandlung in Augsburg empfiehlt sich zu geneigten Aufträgen.

[664-65]

Bei Th. Pergay in Aschaffenburg ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen, in Augsburg durch die K. Kollmann'sche Buchhandlung: W. Cobbets Geschichte der protestantischen Reform in England und Irland. Aus dem Englischen übers. 3te verb. und verm. Aufl. 2 Bde. geh. 1 1 / 2 Rthlr. od. 2 fl. 42 kr. rhn.

Daß große Umwandlungen in dem Leben der Völker erst nach dem Verlauf eines größeren Zeitraumes recht gewürdigt werden können, weiß oder begreift Jedermann. So ist dieß auch mit der Reformation der Fall. Und wenn diese in ihren Folgen so große und wunderbare Begebenheit jemals das Nachdenken der Menschen beschäftigen konnte und mußte, so ist dieß gewiß heute der Fall, und wenn je ein Schriftsteller die Ereignisse, ihre Ursachen und Wirkungen in einem klaren Zusammenhange darzustellen wußte, so ist dieß der berühmte Volksredner William Cobbet. Wenige Werke haben auch eine so schnelle und allgemeine Verbreitung gewonnen, es wurde in England nicht bloß in kurzer Zeit zehnmal aufgelegt, sondern auch in die neuesten europäischen Sprachen übersetzt. Man braucht übrigens das mit so großer Unbefangenheit als Gründlichkeit geschriebene Buch nur zu durchblättern, um zu begreifen, daß es überall verschlungen werden mußte, wohin es drang, weil es die dick gesponnenen Netze von Lug und Trug mit Einemmale zerreißt. Es ist dem Gegenstand und der Behandlung nach ein wahres Volksbuch.

[669-70]

Gouvernante wird gesucht.

Eine Familie sucht ein gebildetes Frauenzimmer als Gouvernante, welche nach den Regeln gründlichen Unterricht in der französischen Sprache geben und deutsch sprechen kann. Darauf Reflectirende wollen portofreie Briefe unter der Chiffre B. D. an die Expedition der Allg. Zeitung senden.

[711-12]

Stuttgart.

Gießerei zu verkaufen.

Dem Besitzer einer Groß-Glocken - und sonstigen Kunstgießerei in einer der ersten Städte Würtembergs ist durch den Ankauf eines andern Geschäfts dieselbe entbehrlich geworden. Da sie sich einer bedeutenden Kundschaft zu erfreuen hat, so würde ein in diesem Fache bewanderter Mann gewiß sein gutes Auskommen finden. Näheres ertheilt das Anzeige - und Nachrichts-Comptoir von Franz Wilhelm, Hirschstraße Nr. 36 in Stuttgart

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TextAllgemeine Zeitung
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Extent16 images; 15263 tokens; 5074 types; 106486 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 65. 5. März 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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ShelfmarkDWB 1996/32
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