Das revolutionäre Drama, welches die Minorität des Congresses aufzuführen denkt, wurde gestern durch ein ziemlich belustigendes Vorspiel eröffnet. Als der Alterspräsident des Congresses, Hr. Florez Estrada, ankündigte, daß man zur Ernennung der Commission, welche die Wahldocumente zu prüfen hat, schreiten wolle, verlangte Hr. Olozaga, daß vorher ein von ihm und sechs andern Deputirten unterzeichneter Antrag verlesen werden sollte. Dieser Antrag war dahin gestellt, daß man die Ernennung jener Commission aufschieben möchte, weil in mehrern Provinzen die Wahlen noch nicht vollzogen seyen, ohne daß sie von dem Feinde besetzt wären. Der Präsident erklärte, daß ihm das Reglement nicht erlaube, jenen Antrag oder irgend einen andern vor Niedersetzung der Wahlcommission vorlesen zu lassen. Darauf erhob sich Olozaga mit Heftigkeit, rief aus, er für seinen Theil könne an der Ernennung dieser Commission keinen Theil nehmen, und verließ den Saal mit großem Geräusch. Die übrigen wenig zahlreichen Mitglieder der Minorität folgten diesem Beispiel, einige mit Entschlossenheit, andere mit Zögern, und einige wurden sogar mit Gewalt von ihren politischen Freunden zum Saal hinausgezerrt. Das Komische dieses Auftritts wurde noch durch das Mitgefühl des auf der öffentlichen Tribune versammelten Pöbels erhöht, welches sich durch das Geschrei: „ zum Saal hinaus! “zu erkennen gab, und in der That die freiwillige Räumung jener Tribune zur Folge hatte. Der Congreß setzte die Sitzung ruhig fort, und ernannte die Wahlcommission, die freilich aus Männern besteht, welche nicht für Anhänger der Progressisten gelten können. Da Hr. Olozaga vermuthlich gewahr werden wird, daß er den Eindruck, welchen er zu machen beabsichtigte, verfehlt hat, so wird er, und mit ihm seine Clientel, sich heute auch wohl wieder im Congreß einstellen. *)Dieß ist, wie wir gesehen haben, in den folgenden Tagen wirklich geschehen. Wir liefern obigen verspätet eingetroffenen Brief bloß nach, weil er mit beiträgt zur Erläuterung der spätern Ereignisse.Ein ernsteres Ereigniß, eine Erneuerung der Mordthaten, welche 1836 dem Aufstande von la Granja vorausgingen, hat in Alicante stattgefunden. Der dortige Richter erster Instanz, Luis Meca, war als treuer Vollstrecker der Verfügungen der Regierung den Progressisten verhaßt geworden. Als er gerade mit der Untersuchung wegen einer vorgefallenen Mordthat beauftragt war, bedrohte man ihn mit dem Tode, falls er gegen die Mörder einschreiten würde, und da er sich durch diese Drohung von der Erfüllung seiner Pflicht nicht abhalten ließ, wurde er in der Nacht vom 13 auf der Straße durch drei Flintenschüsse getödtet. Der Justizminister hat sogleich befohlen, die strengste Untersuchung wegen dieser Mordthat einzuleiten, allein kein Richter will sich mit dieser Sache befassen, weil jeder mit einem ähnlichen Schicksal bedroht wird. Um aber die Königin ja recht lebhaft an das zu erinnern, was die Patrioten vom August 1836 ihr bereiteten, druckt gestern das Eco del Comercio einen von dem berüchtigten Sergeanten Gomez, den man längst für todt hielt, der aber lebt, und hier in Madrid verweilt, unterzeichneten Aufsatz ab. Er ist überschrieben: „ An die Liberalen von allen Farben Einer der Sergeanten, welche die Schilderhebung (pronunciamiento) von la Granja am 15 Aug. 1836 leiteten, “und der Wiederauferstandene rühmt sich darin nicht wenig, bei jenem glorreichen Ereigniß eine Hauptrolle gespielt zu haben. „ Man beschuldigt mich, sagte er unter Anderm, den Ihrer Maj. der Königin-Regentin schuldigen Respect verletzt zu haben. Die, welche dieses behaupten, lügen, und zu meiner Rechtfertigung berufe ich mich auf das unverwerfliche Zeugniß einer erlauchten Person. “ Der Held von la Granja beklagt sich dann, daß ihm Mendizabal mit Undank gelohnt habe, und schließt mit den Worten: „ Obgleich ich ein Schlachtopfer der Freiheit bin, so werde ich doch nie bereuen, mich für sie aufgeopfert zu haben, und werde stets bereit seyn, in jedem Augenblick selbst meinen letzten Blutstropfen zu ihrer Vertheidigung zu vergießen. “
Die Travestie der französischen Revolution, welche die hiesigen Demagogen vor unsern Augen aufführen, wird mit jedem Tage vollständiger. Die Rolle der Pariser Commune hat die Municipalität von Madrid übernommen, die Nationalversammlung hat sich in Girondisten und Jacobiner getheilt, und nach dem, was gestern vorgefallen ist, dürfen wir erwarten, daß der Pöbel der Hauptstadt den Vertretern der Nation das Gesetz vorschreiben, und mit Piken bewaffnet in der Versammlung erscheinen wird. Der Congreß selbst hat dieses Schicksal über sich heraufbeschworen. Als in der letzten Legislatur die Exaltirten die Majorität hatten, und Hr. Calatrava Präsident war, gestattete er bekanntlich dem auf der öffentlichen Galerie befindlichen Pöbel sich durch Beifallklatschen und Aeußerungen des Mißfallens auf eine solche Weise0530 in den Gang der Verhandlungen einzumischen, daß die wenigen Moderirten kaum noch wagen durften, den Mund zu öffnen. Dasselbe Mittel, die Freiheit der Debatten zu befördern, wurde auch diesesmal von den Progressisten in Bewegung gesetzt. Bereits vorgestern erscholl, so oft Olozaga oder ein anderes Mitglied der exaltirten Partei das Wort nahm, lauter Beifall von der Galerie, und jeder Vortrag eines Moderirten wurde durch Gemurr und Zischen unterbrochen. Hr. Arguelles selbst sah sich dadurch endlich bewogen, den Präsidenten aufzufordern, die Galerie zur Ruhe zu verweisen; um aber seine Partei von dem Vorwurf, ein Bündniß mit dem Pöbel geschlossen zu haben, zu reinigen, behauptete er, die Ruhestörer seyen Polizeiagenten, welche die Minister aufgestellt hätten, um durch die ungebührliche Darlegung ihres Beifalls die wahren Patrioten zum Gegenstande des Gelächters zu machen. Diese abgeschmackte Beschuldigung wurde durch den anwesenden Justizminister mit Unwillen zurückgewiesen. Gestern drängte man sich schon zu früher Stunde in die Galerien des Congresses. In dem Saale des Congresses befinden sich in einiger Erhöhung an den Seiten mehrere Tribunen; eine ist für die Senatoren, eine andere für das diplomatische Corps, eine dritte für Ex-Deputirte bestimmt, und in einige andere wird Herren und Damen gegen Vorzeigung von Karten der Einlaß gestattet. Im Hintergrunde befindet sich in größerer Erhöhung eine Reihe steinerner Bänke, die sich amphitheatralisch hinter einander erheben, und etwa 3 bis 400 Personen fassen mögen. Dieß ist die Volksgalerie, auf welche Jedermann zugelassen wird. Die Discussion betraf gestern die von den Progressisten heftig angefochtene Gültigkeit der Wahlen von Cordova. Die Moderirten wurden noch öfter und lauter als vorgestern durch Gemurr, Zischen und Pfeifen jener Volksgalerie unterbrochen, obgleich der Präsident, der alte Florez Estrada, wiederholt zur Ordnung rief. Hr. Arguelles beschuldigte die Regierung, durch Zwangsmaaßregeln, Bestechungen, Einschüchterungen u. dgl. auf die Wahlen eingewirkt zu haben, und deutete an, die Moderirten hätten bei den Wahlen nur deßhalb gesiegt, weil sie in ein Bündniß mit den Carlisten getreten wären. Als darauf Hr. Armendariz erklärte, er kenne keine andern Carlisten mehr, als die, welche noch unter den Waffen ständen, nahm der Lärm auf der Galerie so überhand, daß der Präsident den Huissiers zurief, die dort Anwesenden mit Gewalt zu vertreiben. Nun entstand ein Auftritt, der keiner Beschreibung fähig ist. Das Volk gab seine wahren Gesinnungen (in vino veritas) gegen Exaltirte wie Moderirte zu erkennen, indem es unter drohenden Gebärden in den Saal hinabschrie: „ Schurken, Landstreicher, ihr seyd insgesammt Lumpengesindel! Narren! ihr wollt euch hier Wichtigkeit geben? packt euch nach Hause! wir kennen euch schon! u. s. w. “ Diese Aeußerungen wurden von den stärksten Schimpfwörtern begleitet, welche der spanische Sprachschatz aufzuweisen hat, und verfehlten nicht, durch ihr Gewicht Eindruck zu machen. Während der Pöbel die Galerie räumte, sprangen die Deputirten von ihren Sitzen auf, rangen die Hände, und machten sich in sehr unparlamentarischen Ausdrücken Luft. „ Eine Handvoll Lumpengesindels “, rief Hr. Mon (Finanzminister unter Ofalia) aus, „ nennt uns Schufte und Landstreicher! Was wird ganz Europa hierzu sagen? Derselbe Pöbel, welcher uns beschimpft, vertrieb 1814 die Cortes aus ihrem Saal, bedrohte 1822 Toreno und Martinez de la Rosa mit dem Tode, und begleitete 1823 Riego unter Triumphgeschrei auf das Schaffot. Soll alles dieß ungestraft bleiben? soll die Tribune geräumt werden, damit wir auf der Straße unter den Dolchen der Mörder fallen? sind dieß die Polizeiagenten, von denen Hr. Arguelles gestern sprach? Wir kennen jene Aufrührer, wir wissen, unter wessen Leitung sie stehen; sollen wir als ihre Schlachtopfer fallen? “ Der Minister des Innern: „ Die Deputirten mögen sich beruhigen; dieser Vorfall wird nicht unbestraft bleiben, und nicht wiederholt werden, denn wir wissen, wer ihn veranstaltete, und zu welchem Zwecke. “ (Murren auf den Bänken der Opposition.) Hr. Arguelles: „ Ich werde mit Mäßigung sprechen. Hr. Mon ist mir zu verächtlich, um auf seine Anspielungen zu antworten. Die laute Einmischung der Volksgalerie ist unangenehm, aber sie läßt sich bei dem repräsentativen System nicht ganz vermeiden. (!) Jenen Lärmen haben ohne Zweifel die Carlisten veranstaltet. Auf sie falle die Strafe. Die Minorität hat keinen Theil daran. “ Nun begann Olozaga, der in die Mitte des Saals geeilt war, folgendermaßen: „ Der Lärm der Galerie ist ein großes Uebel, aber auch wir haben übel gehandelt. Warum zeigten wir eine solche Kleinmüthigkeit? “ Hier wurde der Redner durch die lauten Ausrufungen mehrerer Deputirten, unter denen ich vorzüglich Isturiz bemerkte, unterbrochen: „ Welche Verleumdung! wir kleinmüthig? nein, nein! “ Erst nach langer Zeit konnte Olozaga mit Mühe seinen Vortrag fortsetzen. Er behauptete, die Deputirten hätten durch ihren Mangel an Ruhe und Würde das schlechte Betragen der Galerie hervorgerufen – eine Aeußerung, die in Olozaga's Munde um so bescheidener erschien, wenn man sich an die Sitzung vom 19 erinnert, welche er, von Zorn getrieben, in stürmischer Eile verließ. Nachdem die gestrige Sitzung aufgehoben war, blieb ein zahlreicher Volkshaufen vor dem Palast des Congresses versammelt; indessen wurde die Ruhe nicht weiter gestört. Jenes Ereigniß wird manchen erhitzten Kopf zum Nachdenken bringen. Der Abgang der Post verhindert mich für heute, meine Bemerkungen hinzuzufügen. Der „ Correo Nacional “sagt heute: „ Dieß sind die Früchte der ausgestreuten Doctrinen. Man fing mit Ermordung der Mönche an; man fuhr mit der Ermordung von dreizehn Generalen fort; man setzte den Fuß auf den Thron, und schändete die königliche Majestät. Es fehlte nur noch, daß man die Cortes beschimpfte, verächtlich machte und die verbrecherische Hand an sie legte! ... Bereits ist es geschehen! Die verborgenen Feinde der spanischen Freiheit können zufrieden seyn. “– Der englische Geschäftsträger war gestern zum erstenmal im Congreß anwesend. Er kann seiner Regierung berichten, wie reif das spanische Volk für den Genuß der unbeschränkten Freiheit ist. – Gestern sind die 6 fehlenden Posten von Saragossa eingetroffen. Ein starkes Carlistisches Corps, das sich bei Ateca aufstellte, hatte ihr Ausbleiben verursacht. Die Operationen in Aragonien haben begonnen. Der General Don Antonio Van Halen und sein Bruder Don Juan verließen am 18 Mas de las Matas, um sich über Sastago nach Catalonien zu begeben. Espartero selbst verlegte sein Hauptquartier am 18 nach Andorra, und am 19 nach Muniesa. Die 1ste Division und 2 Batterien begleiteten ihn. In Mas de las Matas blieb der General Puig Samper mit der 2ten Division, die aus 7 Bataillonen und einem Regiment Cavallerie besteht, um jenen Ort, Alcorisa, Andorra, Calada, Alcañiz und Castelferas besetzt zu halten. Segura ist vollkommen eingeschlossen; der Commandant suchte zu capituliren, seine Bedingungen wurden aber zurückgewiesen. Die Armee des Centrums soll Aliaga belagern, eine andere Division Castellote nehmen, dann wird man gegen Cantavieja marschiren, und endlich Morella angreifen.
Espartero hat an das Eco de Aragon ein Schreiben gerichtet, worin er über die geheimen politischen Gesellschaften, die ihn in letzter Zeit zu gewinnen hofften, seine entschiedene Mißbilligung äußert. Ein Brief war ihm von Don Pedro Lazar0531 y Martin zugekommen, welcher sich darin den schwülstigen Titel „ Präsident des sehr erlauchten spanischen Ordens des Protectorats der Würde und Unabhängigkeit der Halbinsel “gab und die Hoffnung ausdrückte, der Herzog de la Victoria werde diesen Brief „ mit dem gleichen Wohlwollen aufnehmen, das er bei andern Gelegenheiten gezeigt. “ Espartero verwahrt sich sehr, daß er je Wohlwollen gegen Leute gezeigt habe, welche verbotene Gesellschaften bildeten. Die Mitglieder dieser geheimen Associationen würden, statt der Versuche Proselyten zu gewinnen, besser thun, in die Reihen seiner tapfern Armee einzutreten und die letzten Reste des Feindes zu bekämpfen. Der Herzog de la Victoria fordert endlich noch alle guten Bürger auf, die geheimen Clubs anzuzeigen und ihre Mitglieder vor die Gerichte zu ziehen.
(Moniteur.) Telegraphische Depeschen. I. Bayonne, 29 Febr. 2 Uhr. Madrid, 25 Febr. Der französische Botschafter an den Minister des Auswärtigen. Die Cortessitzung am 23 ward durch auf den Galerien postirte Unruhestifter gestört; die gestrige wurde gegen 3 Uhr durch Manifestationen von außen unterbrochen, welche den Charakter einer Emeute anzunehmen schienen. Da keine Ursache dazu vorhanden war, so konnte man einen angelegten Plan fürchten. Die Regierung hielt es, um eine Wiederkehr dieser Scenen zu verhüten, für angemessen, Madrid in Belagerungszustand zu versetzen. Die Ruhe ward augenblicklich wieder hergestellt. – II. Bayonne, 1 März. Espartero ließ nach seiner Ankunft vor Segura am 23 Febr. den Platz zur Uebergabe auffordern, und nach der abschlägigen Antwort der Besatzung die Batterien errichten, die bis zum 25 spielten und das Feuer des Feindes zum Schweigen brachten. Man erwartete eine baldige Uebergabe. – III. Bayonne, 1 März. Ein Schreiben aus Saragossa vom 28 Febr. meldet, daß am 27 um 7 Morgens die Christinos Segura besetzt hatten. Madrid war, nach Berichten vom 26 Morgens, ruhig.
Mit der Gesundheit des Herzogs von Wellington hat es sich auf seinem Landsitze Strath-Fieldsay so sehr gebessert, daß er am 28 den Vorsitz bei einem Diner führen konnte, das die Assisenrichter für den westlichen Umkreis (circuit) ihm, als dem Lordstatthalter der Grafschaft, zu Ehren veranstalteten.
Die Blätter melden die Ankunft „ Sr. Excellenz “Hrn. Guizots in England. Er landete mit dem französischen Dampf-Paketboot le Courrier am 27 in Dover, und wurde von dem Commandanten der Garnison, Obrist Munro, verbindlichst empfangen, bald darauf zog eine Ehrenwache des 90sten Regiments, das Musikcorps an der Spitze, vor seinem Hotel auf. Bei seiner Ankunft in der Hafenstadt, so wie bei seiner Weiterreise nach London, wurde die übliche Anzahl Kanonenschüsse abgefeuert. Am Abend desselben Tags traf der neue französische Gesandte in dem Botschafterhotel seiner Nation in London ein.
Am 28 Febr. im Hause der Gemeinen fand Lord J. Russell sich veranlaßt zu erklären, daß die verurtheilten Chartisten Frost, Williams und Jones bereits nach ihrem Strafort Neu-Südwales abgesegelt seyen. Hr. Leader kündigte nichtsdestoweniger an, daß er die Sache derselben am 10 März zur Discussion bringen wolle. Auf eine Frage von Hrn. Goulburn antwortete Lord J. Russell, seines Wissens sey es die Absicht der Behörden in Neu-Südwales, die Kinder der verschiedenen Secten in ihren eigenen Religionsgrundsätzen unterrichten zu lassen. Das Haus ging dann wieder in Committee über die irische Municipalreformbill. Die reservirten Clauseln gingen nach kurzer Verhandlung durch, indem zwei von den HH. Dunbar und Sergeant Jackson vorgeschlagene Amendements verworfen wurden. (Die Corporation der Stadt Dublin hat in einer Plenarsitzung den Beschluß gefaßt, den sehr ehrenw. Fred. Shaw, das von der Orangistenpartei früher so sehr gefeierte Parlamentsmitglied für die Dubliner Universität, zur Abdankung seines Stadtsyndikats – recordership – aufzufordern, weil er bei der irischen Municipalfrage seinen torystisch-hochkirchlichen Grundsätzen abtrünnig geworden sey!) Sofort wurden die neulich in der Gesammtheit votirten Voranschläge für den laufenden Seedienst in einer Subsidiencommittee einzeln beantragt und genehmigt, jedoch nicht ohne daß Marineofficiere auf der Oppositionsseite gegen die jetzige Verwaltung des Marinewesens wieder eine Reihe von Ausstellungen vorbrachten. Sir Thomas Cochrane äußerte, es sey seine Absicht gewesen, gewisse Nachweise über den Zustand der Kriegsschiffe zu verlangen, doch verzichte er auf diese Motion, weil er in einer so wichtigen Sache der Regierung keine Verlegenheit bereiten wolle. Der Admiralitätssecretär Hr. M. O'Ferrall antwortete, jedem Seeofficier, der ihn auf der Admiralität besuchen wolle, werde er mit Vergnügen alle Auskunft darüber geben, nur möge man der Regierung in einem Zeitpunkt, wie der jetzige, die Veröffentlichung solcher Details erlassen. Sir T. Cochrane klagte, daß man, der unter Lord Grey's Administration aufgestellten Regel entgegen, doch in den letzten Jahren Ueberschüsse, die sich in einem Dienstzweig ergeben, zur Deckung des Ausfalls in andern verwendet habe. Hr. C. Wood, vormaliger Admiralitätssecretär, antwortete, auswärtige Ereignisse im Jahr 1838 hätten eine raschere Vermehrung der Flotte nöthig gemacht, als das Jahresvotum für die Marine damals gestattet haben würde. Noch fiel manches torystische Wort der Rüge und Besorgniß wegen Unzulänglichkeit der brittischen Flotte im Fall eines Kriegs, namentlich was die Bemannung der Schiffe betreffe, die, trotz der ernsten Warnung des ersten Kriegsmannes des Jahrhunderts (Wellington), noch immer vergleichsweise geringer sey, als auf den Schiffen anderer Seemächte. Sir H. Verney gab die stolze Antwort, es sey bekannt, daß auch unter dem Seehelden Nelson die brittischen Kriegsschiffe immer um den vierten oder dritten Theil numerisch schwächer bemannt gewesen, als die feindlichen, dennoch habe er die Flotten aller feindlichen Nationen siegreich vom Meere weggefegt; er hoffe, daß auch in künftigen Seegefechten der englische Seemann schwerer ins Gewicht fallen werde, als andere. (Hört!) Hr. Herries klagte über die verzögerte Vorlegung der Papiere in Betreff China's. Lord Palmerston sagte sie auf die nächste Woche zu.
Die Toryjournale sind über die Niederlage, welche das Ministerium in den Unterhausdebatten vom 27 über den „ Monteagle-Newport Job “erlitten – die dritte in dieser Session – eben so entzückt, wie entrüstet darüber, daß die Whigminister diese wiederholten Schlappen sich gar nicht anfechten lassen, sondern ruhig im Amte bleiben, als wäre nichts geschehen. Da hätten, meint der Courier, die französischen Staatsmänner doch mehr Gefühl für Schicklichkeit, denn das französische Ministerium habe nach dem Durchfallen des Dotationsantrags für den Herzog von Nemours mit einer Minorität von 26 Stimmen augenblicklich abgedankt; die Whigs aber hätten nicht nur die Schlappe bei der Apanagefrage des Prinzen Albert unbekümmert hingenommen, sondern machten auch jetzt nach einer Minorität von 28 Stimmen keine Anstalten, Downingstreet zu räumen. Die ministeriellen Blätter auf der andern Seite geben sich die Miene, als erachteten sie den Unfall für sehr geringfügig.
Der Atlas macht in Bezug auf die vielfach so betrübt dargestellte Finanzlage Englands folgende tröstliche Bemerkung:0532 „ Das ganze Einkommen des Landes im J. 1830 betrug 50 Millionen, im J. 1839 war es 47,744,000 Pf. St., ungeachtet daß während dieser Periode fast für 7 Millionen Steuern aufgehoben worden sind. Diese sieben Millionen waren ein reiner Gewinn für das Land, und die Staatscasse hat dabei wenig mehr als 2 Mill. Pf. St. verloren. “
Dem Schreiber des Advocaten Howard, Hrn. Pearce, scheint seine parlamentarische Gefangenschaft zum Glück ausschlagen zu wollen. Nicht nur hat sie ihm die Ehre zuwege gebracht, die ihm außerdem schwerlich zu Theil geworden wäre, daß ehrenwerthe und sogar sehr ehrenwerthe Unterhausmitglieder ihn in seiner Celle besuchten, sondern mehrere Tories, darunter Sir Francis Burdett, haben ihm ansehnliche Geldgeschenke gemacht und ihre fernere Protection zugesichert.
In den 19 größten Städten des Reichs, welche Wählerschaften von 4000 Köpfen und darüber haben, sind 33 Liberale und nur 7 Tories gewählt. In den 19 nächstgrößten Städten mit je 2000 bis 4000 Wählern treffen auf 34 Volksrepräsentanten 24 Liberale und 10 Tories. In 42 Städten mit Wählerschaften zwischen 1000 und 2000 Köpfen kommen auf 74 Parlamentsmitglieder 43 Liberale und 31 Tories. Also haben die bedeutendsten Städte des Reichs 100 Liberale und nur 48 Tories gewählt. „ So viel “, fügt das M. Chronicle dieser Zusammenstellung bei, „ zur Beantwortung der Behauptung, daß die Nation für die Tories sey. “ Bei den Grafschaften indessen ist, wenigstens in England und Schottland, das Verhältniß ein umgekehrtes.
Dem Observer zufolge ist der Absatz der Chartistenzeitungen sehr in der Abnahme. Der Northern Star, der im Julius v. J. 223,000 Exemplare verkaufte, setzte im December nur noch 55,000 ab (was die Rechnungen des Stempelamts beweisen); das Blatt „ Charter “ist so herabgekommen, daß dessen Herausgeber, R. Hartwell, unlängst wegen rückständiger 21 Pf. St. von seinen Setzern verklagt wurde.
(Times.) Briefen aus Calais zufolge hat die französische Regierung, die eine Eisenbahncommunication zwischen Paris und dem England am nächsten gelegenen Küstenpunkt beabsichtigt, im Hafen von Calais beträchtliche Verbesserungen angeordnet. Namentlich soll der Eingang des Hafens tiefer gegraben werden. Dieß ist um so wichtiger, da nach dem Ausspruche von Sachverständigen der Verkehr zwischen London und Paris, auch für den Fall der Vervollständigung der Eisenbahnlinie zwischen beiden Hauptstädten, nur dann wirksam beschleunigt werden kann, wenn die Häfen von Dover und Calais so verbessert werden, daß sie bei jedem Zustande von Ebbe und Fluth zugänglich sind.
Der neueste Moniteur bringt die k. Ordonnanzen zur Ernennung des Hrn. Thiers zum Präsidenten des Conseils und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, von Hrn. Teste gegengezeichnet, des Hrn. Vivien zum Siegelbewahrer, des Generallieutenants Cubières zum Kriegsminister, des Viceadmirals Baron Roussin zum Seeminister, des Hrn. v. Rémusat zum Minister des Innern, des Hrn. Goui zum Minister des Handels, des Grafen Jaubert zum Minister der öffentlichen Arbeiten, des Hrn. Cousin zum Minister des öffentlichen Unterrichts, und des Baron Pelet zum Finanzminister. Alle letztern Ernennungsordonnanzen sind von Hrn. Thiers gegengezeichnet. Das Datum der Ordonnanzen ist bei allen der 1 März.
Das Journal des Débats gibt unter der Liste der Ministerernennungen auch die chon gestern erwähnte des Hrn. v. Malleville zum Unterstaatssecretär, die aber der Moniteur noch nicht enthält. Es fügt bei, alle neu ernannten Minister hätten sich am 1 März zu dem Könige begeben, der ihren Eid angenommen habe. Hr. Quesnault, Staatsrath, Mitglied der Deputirtenkammer, habe am 1 März seine Entlassung als Generalsecretär des Ministeriums des Innern eingereicht. „ Es ist gewiß, sagt dieses Journal ferner, daß das Portefeuille der Justiz dem Hrn. Dupin mehrmals angeboten worden ist. Erst auf dessen wiederholte Ablehnung ward es dem Hrn. Vivien übertragen. Gestern, im Augenblick als die definitive Liste des neuen Ministeriums festgesetzt werden sollte, kam Hr. Calmon noch einmal zu Hrn. Dupin und fragte ihn um sein letztes Wort. „ Mein letztes Wort, antwortete dieser, stimmt mit meinem ersten überein. “ In Betreff der Beweggründe seiner Ablehnung erklärte Hr. Dupin bloß, daß ihn die Zusammensetzung des neuen Cabinets nicht befriedigte. “
(Temps.) Hr. Thiers wird erst morgen (2) das Hotel der auswärtigen Angelegenheiten beziehen, wo er heute einige Stunden lang arbeitete. Alle Minister hatten heute ihre Hotels verlassen. Marschall Soult, Admiral Duperré, Hr. Duchatel waren schon gestern ausgezogen. Die HH. Quesnault, Dejean und Anton Passy geben ihre Stellen auf dem Ministerium des Innern auf. Man versichert, Hr. Paganel reiche seine Entlassung als Generalsecretär des Handelsministeriums ein, und Hr. Legrand, Director der Wasser - und Forstverwaltung, werde gleichfalls seine Stelle aufgeben. Hr. Mallac, Privatcabinetschef des Hrn. Duchatel, wird in dieser Eigenschaft bei Hrn. v. Remusat durch Hrn. Masson, Unterpräfecten von Sancerre, ersetzt. Es scheint gewiß, daß Hr. Gabriel Delessert bei der Polizeipräfectur bleiben wird.
Die Stimmen der Journale sind für die Stellung des neuen Ministeriums sehr bezeichnend. Von den sogenannten dynastischen Journalen, welche immer der Krone näher als dem Ministerium standen, treten zwei, die Presse und das Pays (das ehemalige Journal de Paris), in offener Opposition gegen das Cabinet Thiers auf; das Gleiche erwartet man von dem gewichtigsten Organ der Pariser Tagspresse, dem Journal des Débats, welches fast allein unter allen Pariser Blättern bis jetzt noch sein Urtheil zurückhält. Das Siècle, das Organ des Hrn. Odilon-Barrot und der gemäßigten Linken, in welcher das neue Cabinet eine Stütze zu finden glaubt, zeichnet die Stellung seiner Partei zu diesem Cabinet mit den Worten: es verharre ihm gegenüber in einer „ wohlwollenden Zurückhaltung, bis es dessen Handlungen sehe. “ Das Commerce, welches der Fahne des Hrn. Mauguin folgt und der äußersten Linken sich annähert, ist mit der neuen Combination viel weniger zufrieden, und klagt, daß Hr. Barrot, durch dessen Unterstützung Hr. Thiers gesiegt, letzterm gar keine Bedingungen vorgeschrieben habe. Wie der republicanische National denkt, davon gaben die gestrigen Auszüge eine Probe. Eben so wenig wie der National setzt die Gazette de France ihre Hoffnungen auf Hrn. Thiers, der sich nur mit politischen Nullitäten umgeben habe und dem Land kein Vertrauen einflöße. Dem Ministerium mehr oder minder günstig lauten die Urtheile des Constitutionnel, den man für eines seiner künftigen Organe hält, des Temps, Messager und Courrier français; letzterer, welcher der Partei des Hrn Odilon-Barrot huldigt, hält sich gleich dem Siècle noch in einiger Zurückhaltung, und äußert, das neue Cabinet sey allerdings parlamentarisch, denn es repräsentire einen parlamentarischen Sieg, doch werde es im eigentlichen Sinn des Worts erst parlamentarisch werden, wenn ihm die Majorität zufiele. Das Wohlwollen der Linken für das Cabinet Thiers werde übrigens0533 nur so lange dauern, als dessen Handlungen mit den Wünschen der Linken übereinstimmten. Vorläufig verspricht der Courrier, daß seine Partei gegen das Ministerium keine Opposition machen werde.
Ungeachtet der bestimmten Versicherungen von Seite der Thiers'schen Blätter, daß das Ministerium ernannt sey, wollte man im Publicum doch nicht fest daran glauben, weil der Moniteur bis heute gezögert hatte die Ernennung bekannt zu machen. Ja noch heute wird versichert, im Centrum spuke ein böser Geist, der dem Thiers'schen Ministerium keinen langen Bestand verheiße. Die Mehrzahl dieser Partei, als die neue Ernennung bekannt geworden, habe erklärt, sie werde nichts unversucht lassen, Hrn. Thiers zu stürzen und den 12 Mai, mit Hrn. v. Molé an der Spitze, wieder aufleben zu machen. Diese Kriegserklärung wäre bloß dann bedenklicher Art, wenn ihr eine geheime Parole zu Grunde läge. Man weiß, daß ein Theil des Centrums einem außerhalb der Kammer befindlichem Willen gehorcht. Ist dieß nicht der Fall, so hat die Drohung wenig zu bedeuten, denn die Erfahrung lehrt, daß die Mitglieder des Centrums dem Ministerium gegenüber eben nicht die unbezähmbarsten der Opponenten sind. Auch ist heute im Constitutionnel (welcher von nun an das ministerielle Journal seyn wird) ein, ohne Zweifel von Thiers 'Meisterhand verfaßter Artikel darauf berechnet, das Centrum zu besänftigen und die Nothwendigkeit eines Ministeriums zu beweisen, welches zwischen dem Centrum und der linken Seite eine vermittelnde Stellung behaupte. In der That scheint nur ein Ministerium Thiers bei der gegenwärtigen Constellation der Verhältnisse im Stande zu seyn, Frankreich Ruhe und Prosperität und Europa den Frieden zu sichern. Es ist zu hoffen, man werde sich davon in den höheren Regionen mehr und mehr überzeugen und eher trachten diesem Ministerium Stätigkeit zu geben, als es zu untergraben. Nichts ist der Befestigung des öffentlichen Vertrauens in den Bestand der Dinge, den Fortschritten jeder Art und somit der Ruhe von Frankreich so gefährlich als der ewige Ministerwechsel; durch denselben ist die Administration selbst bereits an den Rand der Anarchie gerathen. In dem gegenwärtigen Ministerium aber vereinigt sich Alles, was erforderlich ist, den Schaden wieder gut zu machen, das Wollen und das Können. Cousin, Jaubert, Remusat, Roussin sind Männer von umfassenden Kenntnissen und großartigen Talenten. Pelet ist ein vorzüglicher Administrator, Gouin ein in hoher Achtung stehender Bankier, und Vivien wegen seiner Rechtschaffenheit und seiner Einsichten allgemein geschätzt. Von allen Mitgliedern des neuen Ministeriums trägt nur der General Cubières entschieden die Hoffarbe. Die drei Erstgenannten sind erprobte Redner, insbesondere Jaubert; ihm stehen die scharfen Waffen des Witzes und der Satyre zu Gebot. Für die großartigen Transportverbesserungen und öffentlichen Werke, welche in Vorschlag sind, ist von den speciellen Kenntnissen und der Energie dieses Ministers Außergewöhnliches zu erwarten. Es läßt sich mit Zuversicht sagen, daß diese Ernennung von der großen Mehrzahl der französischen Nation mit Beifall aufgenommen worden ist, und daß die Hoffnung auf bessere Zeiten dadurch wiederum einigen Boden gewonnen hat.
Man hatte dem abtretenden Ministerium vorgeworfen, es sey ein Ministerium ohne Kopf; bereits sagt man von dem neuen, es sey ein Ministerium ohne Leib und das nichts habe als einen Kopf. Gewiß ist jedenfalls, daß eine große Verantwortlichkeit auf Thiers lastet, der sich mit Männern umgeben hat, die, wiewohl von unbestreitbarer Fähigkeit, doch mehr oder minder seine absolute Suprematie anerkennen und deren etwaige Widerspänstigkeit wie bei Hrn. v. Rémusat, dem Minister des Innern, man durch die Beigesellung eines controlirenden Sous-Secretärs, gelähmt hat. Wenn Thiers, was ja so leicht denkbar ist, nicht mehr ausreichen, mit der Kammer sich nicht vertragen sollte, was dann? Auf welcher Seite, und wie wird Louis Philipp sein neues Ministerium bilden? Werden wir in die Arme des Hrn. v. Molé fallen? Das wäre ein Rückfall im wahren Sinne des Wortes, denn die feine Eleganz der Sitten macht noch nicht den Ministerpräsidenten, dessen Frankreich im Jahr 1840bedarf; oder aber umarmen wir Odilon-Barrot und die linke Seite? Das wäre, im Sinne der Hofleute, eine wahre Revolution, begleitet mit Compte-Rendu und Wahlreform, die sie seit 9 Jahren standhaft bestritten haben. Denn wenn auch Odilon-Barrot, für seine Person, sehr unverfänglich ist, so kann er doch nicht anders ins Ministerium treten, als begleitet von seinen Freunden, der Linken und deren Anhängern, und wo wäre das Ende dieses Anfangs? Ich spreche nicht bloß in einer rein undenkbaren Hypothese; die Möglichkeit dessen, was ich hier andeute, liegt ziemlich nahe. Wie, wenn die Kammer dem Ministerium Thiers die geheimen Gelder nicht zuerkennen will? Wie, wenn Louis Philipp, um sich für die Niederlage der Nemours'schen Ausstattung zu entschädigen, einen Gesetzesvorschlag vorlegte, der den Ersatz der Ausgaben zu Versailles aus dem Landesbudget verlangte, und dieses Gesetz wie sein älteres verworfen würde? Das erstere aber, die Bestreitung der geheimen Gelder, wäre um so möglicher, als das abgetretene Ministerium diesen Umstand zum Deckmantel seiner Angriffe gegen Thiers und seine Collegen nehmen und für sich ferner anrufen kann, daß es ja bereits alle Subvention der Journale abgeschafft habe! Einen solchen Stoß aber würde Thiers nicht überleben, denn in seiner Natur ist es einmal nicht, ohne geheime Gelder zu regieren, er, der das Geld für nichts achtet, beinahe so wenig als die Menschen! Die andere Hypothese aber, die von Versailles, habe ich früher schon berührt; sie liegt in dem Charakter des Königs, sie ist ein schlußgerechtes Glied in der Kette seiner Handlungen, und dieser offenkundigen Thatsache muß der merkwürdige Umstand zugeschrieben werden, daß sie in der öffentlichen Meinung als nahe bevorstehend bereits besprochen wird. – Wir bedauern unter den abtretenden Ministern besonders den Siegelbewahrer Teste, der bei anerkanntem Talent und einem ausgezeichneten Rufe als Advocat mehrere Entwürfe wirklicher Verbesserungen in dem Gerichts - und Beamtenwesen vorgebracht hatte, und wir erwarten am Ruder den neuen Minister des öffentlichen Unterrichts, Hrn. Cousin, der mindestens in den zu machenden Verbesserungen des hiesigen Schulwesens die Vergleichung des Zustandes in andern Ländern, namentlich in Deutschland, benützen kann.
Nach dem Amsterdam'schen Handelsblad soll die Reise des Königs nach Amsterdam auf den 4 d. festgesetzt seyn. Da diese jährliche Reise des Königs nach Amsterdam sonst immer erst im April oder Mai vorgenommen wird, so gibt das frühe Unternehmen derselben Anlaß zu mancherlei Bemerkungen. Nach einem Schreiben im Arnhem'schen Courant aus dem Haag vom 28 Febr. glaubt man dort, der König wolle in Amsterdam die Ansichten des höhern Bürgerstandes über die Veränderungen im Grundgesetze persönlich kennen lernen, ehe er darüber einen Entschluß fasse; andere sind indeß der Meinung, die Reise werde nur deßhalb so früh unternommen, weil mehrere Mitglieder der königlichen Familie in kurzer Zeit weitere Reisen antreten und doch auch in Amsterdam anwesend seyn wollten.
0534Heute wurde der Kammer der Abgeordneten durch den k. Minister des Innern, Hrn. v. Abel, ein Gesetzesentwurf in Vorlage gebracht, welcher die Vollendung des Bibliothek - und Archivgebäudes dahier betrifft. Es hat sich nämlich ergeben, daß der zu München geführte Bibliothek-Neubau in der ihm nach den Gesetzen von 1831 und 1834 gegebenen Ausdehnung den für die Erfüllung seines Zwecks erforderlichen Raum durchaus nicht darbietet. Daher sagt der Gesetzesentwurf: „ Der für die zweckmäßige Aufstellung der Hof - und Staatsbibliothek und des Reichsarchives begonnene Neubau soll durch Herstellung des Mittelbaues und des hintern Flügels vollendet werden. Die für diesen Ausbau zu verwendende Summe wird mit Einschluß der Einrichtungskosten auf den unüberschreitbaren Maximalbetrag von 650,000 fl. festgesetzt, und ist aus den Erübrigungen der dritten Finanzperiode zu entnehmen. Die Verrechnung der hievon bereits verausgabten Summe wird genehmigt. “– Weiterhin wurde Daniel Ritter, Gutsbesitzer von Sembach in der Pfalz, als Ersatzmann des verstorbenen Abg. Fitting einberufen. Dann erstatteten die HH. Bestelmeyer, Fischer, Frhr. v. Fraunhofen und Frhr. v. Schäzler als Mitglieder des vierten Ausschusses, und zwar der erste den Hauptvortrag, die folgenden aber die Specialvorträge über die Verwaltung der Staatsschuldentilgungsanstalt in den Jahren 1835 bis 1838. Wir werden das Nähere bei der demnächst erfolgenden Berathung mittheilen. – Den übrigen Theil der Sitzung füllte die allgemeine Discussion über den Gesetzesentwurf, den Schutz des Eigenthums an Werken der Litteratur und Kunst gegen Nachbildung, Veröffentlichung und Nachdruck betreffend. Die Abg. Frhr. v. Freiberg, Enke, Frhr. v. Fuchs, Bestelmeyer, Haas, Frhr. v. Thon-Dittmer, Meyer und Dr. Schwindl, welche sich über diesen Entwur äußerten, waren im Allgemeinen über die Nothwendigkeit und Nützlichkeit desselben einig, nur wurden von einigen Seiten her schon jetzt Amendements angekündigt. Wir kommen darauf zurück.
(Beschluß des Berichts der außerordentlichen Deputation der zweiten Kammer in Betreff der hannover'schen Frage.) In Betreff der Proclamation vom 10 Sept. 1839 und der darin veröffentlichten Entscheidung des Bundestages ist zunächst zu bemerken, daß gegen das Recht der hannover'schen Regierung, diese Entscheidung überhaupt bekannt zu machen, mehrfache Zweifel erhoben worden sind, weil, wie bereits erwähnt worden, die Beschlüsse der Bundesversammlung nur dann zur Oeffentlichkeit gelangen, wenn diese bei bestimmten Gegenständen ausdrücklich ausgesprochen wird – eine Voraussetzung, welche in dem vorliegenden Falle nicht stattfindet. Allein jene Entscheidung ist nun einmal, gleichviel ob mit Recht oder Unrecht, von der hannover'schen Regierung der Oeffentlichkeit übergeben und von ihr auf eine Weise ausgelegt worden, welche für diejenigen, denen die Erhaltung eines gesetzlichen Rechtszustandes in Deutschland am Herzen liegt, im höchsten Grade beunruhigend ist. Sie nimmt nämlich an, daß damit diejenige Grundlage des im Königreich Hannover bestehenden öffentlichen Rechts eine Anerkennung gefunden habe, welche von ihr selbst als die allein gültige erklärt worden ist. Allerdings spricht die Bundesversammlung die Erwartung aus, daß der König von Hannover geneigt seyn werde, mit den dermaligen Ständen über das Verfassungswerk eine, den Rechten der Krone und der Stände entsprechende Vereinbarung zu treffen, und es kann nicht geläugnet werden, daß der Ausdruck „ dermalige Stände “eine verschiedene Auslegung zuläßt. Es können darunter eben so gut die von der hannover'schen Regierung factisch zusammenberufenen, als die nach dem Staatsgrundgesetze von 1833 rechtlich bestehenden Stände verstanden werden. Aber man kann unmöglich annehmen, daß die Bundesversammlung gegen den klaren Inhalt des Art. 56 der Wiener Schlußacte habe entscheiden und eine verfassungswidrig zusammenberufene Ständeversammlung für berechtigt erklären wollen, eine in anerkannter Wirksamkeit bestandene Verfassung, wie das Staatsgrundgesetz von 1833 – nach welchem die Stände, ohne den geringsten Widerspruch von irgend einer Seite, fünfmal versammelt gewesen sind, Steuern bewilligt und Gesetze verabschiedet haben – auf gültige Weise abzuändern. Sehr erfreulich war es der Deputation, auf ihre Anfrage von dem königl. Hrn. Commissär zu vernehmen, „ wie er nicht in Abrede stellen könne, daß weder die von dem König von Hannover mittelst Proclamation vom 10 Sept. 1839 bewirkte Veröffentlichung des Bundesbeschlusses überhaupt, noch auch die darin dem letztern gegebene Auslegung in der Absicht der diesseitigen Regierung gelegen habe. “ Daher dürfte wohl der Hoffnung Raum zu geben seyn, daß die hannover'sche Regierung dem von ihr bekannt gemachten Bundesbeschluß eine unrichtige Auslegung gegeben habe. Jedenfalls ist es dringend zu wünschen, daß eine baldige authentische Erklärung desselben die gerechte Unruhe beschwichtige, welche jene Proclamation in ganz Deutschland verbreitet hat. Eben so wenig wird nach diesem Vorgange der allgemeine und dringende Wunsch auf baldigste und ungeschmälerte Wiederherstellung der frühern Oeffentlichkeit der Bundestagsprotokolle, wie solche in der vorläufigen Geschäftsordnung vom 14 Nov. 1816 bestimmt worden war, einer nähern Motivirung bedürfen. Wird der Schleier des Geheimnisses von einzelnen Bundesregierungen selbst gelüftet, ist derselbe überhaupt nicht so dicht, daß nicht mehr oder minder glaubwürdige Nachrichten dennoch Zugang ins Publicum finden, so wird durch dessen officielles Festhalten wesentlich nichts gewonnen, im Gegentheil die öffentliche Meinung irre geleitet, ein auf Halbwissen beruhendes, daher oft einseitiges Urtheil hervorgerufen, und falsche Auslegung der Verhandlungen und Beschlüsse der hohen Bundesversammlung befördert. – Blicken wir nun auf die Folgen, welche die bisherige Behandlung der hannover'schen Verfassungsangelegenheit herbeizuführen geeignet ist, so können wir uns nicht verhehlen, daß der Grund des Bestehens aller Verfassungen Deutschlands dadurch erschüttert worden ist. Es bedarf fortan nur eines absoluten Willens, vielleicht bloß eines vielvermögenden Ministers, und mit Aufhebung der Verfassung, mit Auflösung der durch dieselbe geschaffenen Ständeversammlung fällt zugleich die Möglichkeit weg, die Wiederherstellung der erstern auf dem Wege Rechtens zu verlangen. Denn Niemand ist vorhanden, der denselben mit Erfolg betreten könnte. Durch den von der hohen Bundesversammlung ausgesprochenen Grundsatz, daß weder Corporationen noch Privatpersonen über die Aufhebung der bestehenden Landesverfassung Beschwerde führen können, ist jeder Kläger beseitigt. Diese Lage ist gefährlich, sie kann nicht von Dauer seyn. Rückblicke auf die ältere und neuere Geschichte geben dringende Veranlassung zu ernsten Erwägungen. Daß die Herrschaft des Rechtes unter allen Verhältnissen gesichert bleibe, erheischt das wohlverstandene Interesse von ganz Deutschland. Achtung für das Gesetz war von jeher eine der schönsten Tugenden des deutschen Nationalcharakters, den nichts so sehr verwundet als die Unmöglichkeit, für erlittenes Unrecht Genugthuung suchen zu können. Als noch das deutsche Reich bestand, war es die Aufgabe der Reichsgerichte, welche sie in vielen Fällen würdig gelöst haben, gegen die Eingriffe deutscher Regierungen in wohlerworbene Rechte einen wirksamen Schutz0535 zu gewähren. Eine solche Sicherstellung gegen Willkür wird jetzt schmerzlich vermißt. Diese vermag das von der hohen Bundesversammlung durch den Beschluß vom 30 Oct. 1834 niedergesetzte Bundesschiedsgericht keineswegs zu gewähren. Denn die Competenz desselben erstreckt sich nur auf Streitigkeiten der Bundesregierungen untereinander und mit ihren Ständen über die Auslegung der Landesverfassung. Außerdem fehlt aber auch den Mitgliedern jenes Schiedsgerichtes eines der wesentlichsten Erfordernisse richterlicher Unabhängigkeit, nämlich die Unabsetzbarkeit; denn sie werden nur auf drei Jahre von den einzelnen Bundesregierungen zu diesem mit keiner Besoldung verbundenen Amt ernannt. Endlich tritt das Schiedsgericht nur in Wirksamkeit auf Anrufen einer Regierung, niemals auf einseitiges Anrufen von Ständen, Corporationen oder Innungen. Hinlänglich bekannt ist es, daß der Fürstencongreß zu Wien, weit entfernt, den deutschen Völkern den Rechtsschutz, welchen diese seit Jahrhunderten und bis zum Aufhören des deutschen Reichs durch die Reichsgerichte ungestört genossen hatten, verkümmern zu wollen, vielmehr dessen Wiederherstellung in neuer Form und unter noch kräftigern Garantien sich zum Ziele setzte. Ist nun auch die Lösung dieser Aufgabe in genügender Weise bis jetzt noch nicht erreicht worden, so darf man doch voraussetzen, daß die Absichten des deutschen Bundes auf die vollständigste Sicherung des Rechtszustandes in Deutschland fortwährend gerichtet sind. Zu Handhabung desselben ein ständiges, unabhängiges und unabsetzbares höchstes Gericht, welches die früher bestandenen Reichsgerichte ersetzen könnte, in neuer Form wiederherzustellen, dürfte daher wohl dem politischen Zwecke des hohen Bundes entsprechen. Denn die Begründung einer solchen Einrichtung liegt im Interesse der Fürsten und der Völker: der Fürsten, die das Recht nicht beugen wollen, der Völker, die nicht mehr verlangen, als ihnen rechtmäßig zusteht. Die ständischen Verfassungen haben von alten Zeiten her in Deutschland feste Wurzel geschlagen, wenn auch die Art der Vertretung des Landes nach der geschichtlichen Gestaltung der Verhältnisse gewechselt hat. Die Sicherung derselben zu verlangen, ist daher nichts Neues in der Geschichte Deutschlands, und gehörte namentlich zur Competenz der ehemaligen Reichsgerichte. Welche Gründe könnten entgegenstehen dem Wunsch auf Regeneration eines solchen Gerichts, das, eingerichtet nach Art der höchsten Justiz - und Appellationshöfe, stets den Klagen über Verfassungsaufhebungen oder Justizverweigerungen offen stände? Von selbst versteht sich hierbei, und wird von der Deputation, als namentlich mit der Praxis der ehemaligen Reichsgerichte übereinstimmend, vorausgesetzt, daß bei einem solchen höchsten Bundesgerichte nicht nur die Landstände in ihrer Gesammtheit, sondern auch Ausschüsse derselben, ferner Provincial - und Kreisstände, dann städtische und andere anerkannte Corporationen und selbst Einzelne innerhalb der angedeuteten und sonst genau zu bestimmenden Gränzen Recht und Hülfe suchen könnten. Dieß folgt, was Verfassungsfragen, wie z. B. die hannover'sche ist, betrifft, auch insbesondere aus dem Art. 56 der Wiener Schlußacte. Denn der Charakter einer wesentlichen Betheiligung bei Aufrechthaltung dieses Artikels muß nicht nur der Gesammtheit des Landes und dem Organe desselben, der Ständeversammlung, sondern auch Einzelnen, insonderheit Corporationen zugestanden werden. Denn diesen sind nicht nur bestimmte Formen der Repräsentation, gegenüber der Regierung, und Wahlrechte, sondern auch besondere materielle Rechte und Interessen, theils der Corporation, als solcher, theils ihrer einzelnen Angehörigen, durch eine in anerkannter Wirksamkeit bestehende Verfassung verbürgt, welche bei Zulassung einer willkürlichen Abänderung oder Aufhebung derselben der Zernichtung bloßgestellt seyn würden. Ist nun auch zu Geltendmachung dieser Rechte und Interessen zunächst das Organ der Gesammtheit, die verfassungsmäßige Ständeversammlung, oder ein, deren Stelle vertretender Ausschuß für befugt zu erachten, so kann doch nicht bezweifelt werden, daß in Fällen, wo die Gesammtheit dieses Organes entbehrt, auch Einzelnen, insbesondere Corporationen, eine Beschwerdeführung über Verletzung des Art. 56 der Schlußacte nicht versagt, noch eine Begründung dieser Versagung daraus abgeleitet werden dürfe, daß mit der dabei zunächst bezweckten Wahrung der eignen Rechte und Interessen der Corporationen zufällig auch die Wahrung derjenigen der Gesammtheit in Verbindung steht. Außerdem würde damit in die Bestimmung des Art. 56 der Schlußacte eine Beschränkung gelegt, welche die Anwendung desselben von zufälligen Umständen abhängig machen und weder den Worten des Artikels noch dem Zweck entsprechen könnte, die in anerkannter Wirksamkeit bestehenden landständischen Verfassungen gegen willkürliche Abänderungen sicherzustellen und den Rechtszustand zu wahren. Betrachten wir ferner die hannover'sche Verfassungsfrage im Interesse des unserm deutschen Staatsrechte zu Grunde liegenden monarchischen Principes, so ist dessen Gefährdung nicht zu verkennen, wenn man Folgendes in Erwägung zieht. In der neuerdings vom Bundestage bekannt gemachten „ Darlegung der Hauptresultate aus den wegen der revolutionären Complotte der neuern Zeit in Deutschland geführten Untersuchungen “ist als eine actenmäßig erwiesene Thatsache angeführt, daß schon seit 1815 in Deutschland eine gewisse Partei existirt, welche die Errichtung einer deutschen Republik sich zum Ziele gesetzt hat. Dieser Partei hat gewiß nichts so sehr entgegengewirkt, als die Begründung constitutioneller Monarchien. Ergäbe es sich nun thatsächlich, daß diese keinen wirksamen Rechtsschutz gewährten, so dürfte wohl nicht zu bezweifeln seyn, daß dadurch jener Partei und ihrer Verstärkung mancherlei Vorschub und Vorwand geliehen werden würde – ein Umstand, der vielleicht jetzt von geringerer Bedeutung ist, der aber für den möglichen Fall einer neuen europäischen Krisis wohl einige Beachtung verdienen möchte. – Prüfen wir endlich die Lage, in welche das Königreich Hannover selbst durch die Aufhebung seiner Verfassung versetzt worden ist, so müssen wir allerdings zunächst die Ruhe und Gesetzlichkeit anerkennen, mit welcher das hannover'sche Volk bisher sein Recht zu schützen und zu wahren bemüht gewesen ist. Wir wollen wünschen und hoffen, daß es den besonnenen Männern, welche dasselbe bis jetzt auf dieser Bahn erhalten haben, auch fernerhin gelingen möge, jede Störung der öffentlichen Ruhe zu verhüten. Allein verschweigen können wir uns nicht, daß diese Aufgabe mit solchen Schwierigkeiten verknüpft ist, daß auf eine glückliche Lösung derselben nicht mit Sicherheit gerechnet werden darf. Ein zufälliges, unvorhergesehenes Ereigniß kann den aufgehäuften Brennstoff zur lichten Flamme entzünden. Tritt aber ein solcher Fall ein, so ist auch die Ruhe aller deutschen Bundesstaaten dadurch gefährdet. Sie ist es durch den Geist der Nachahmung, der, wie die Ereignisse der Jahre 1830 und 1831 nur zu deutlich beweisen, auf die Unzufriedenen aller deutschen Staaten mächtig wirkt, und oft aus sehr ungleichartigen Veranlassungen gleichartige Ergebnisse hervorruft. Sie ist es durch Entzügelung aller Leidenschaften, welche nur durch die Herrschaft der Ordnung und des Rechtes gefesselt, beim mindesten Schwanken derselben gern ihr Haupt erheben, und denen für ihre selbstsüchtigen und verbrecherischen Absichten jede Veranlassung willkommen ist, gleich viel, ob in der Nähe oder in der Ferne politische Stürme eine solche darzubieten scheinen. Sie ist es aber auch endlich vermöge der0536 ausdrücklichen Verpflichtungen, welche die Grundgesetze des deutschen Bundes, namentlich die Art. 25 und 26 der Wiener Schlußacte, dem Bund auferlegen – eine Verpflichtung, welche durch spätere Beschlüsse der hohen Bundesversammlung noch erweitert und von der Gesammtheit des Bundes auf dessen einzelne Staaten übertragen worden ist. Sollte auf den Grund dieser Bestimmungen eine bewaffnete Dazwischenkunft des Bundes in die hannover'schen Angelegenheiten stattfinden, so würde nicht nur der beklagenswerthe Fall eintreten, daß Deutsche gegen Deutsche die Waffen in einer Sache gegeneinander kehrten, welche bei einer andern Behandlung derselben zur rechten Zeit friedlich beizulegen gewesen wäre, sondern es könnte hierdurch auch eine allgemeine Aufregung der Gemüther hervorgerufen werden, deren Folgen nicht zu übersehen sind. Durch vorstehende Auseinandersetzung glaubt die Deputation nicht nur das hohe Interesse, das Recht und die Pflicht der sächsischen Ständeversammlung, in vorliegender Angelegenheit Anträge an die hohe Staatsregierung zu stellen, genügend nachgewiesen, sondern auch die Zeit - und Zweckmäßigkeit, Wichtigkeit und Dringlichkeit der letztern dergestalt motivirt zu haben, daß sie sich erlauben darf, folgendes einstimmige Votum der geehrten Kammer zur Annahme vorzuschlagen. (Wir haben diese Anträge in der Allg. Zeitung vom 27 Febr. vollständig mitgetheilt.)
(Fortsetzung folgt.)
Dem von der Leipz. allg. Zeitung verbreiteten Gerüchte, daß unser Justizminister, Hr. v. Mühler, wegen eines Conflicts mit dem Kammergerichte seine Entlassung eingegeben habe, kann jetzt mit Bestimmtheit widersprochen werden. Jeder, der mit unserer Justizverfassung einigermaßen bekannt ist, konnte schon aus der angegebenen Entlassungsursache (des Conflicts mit dem Kammergerichte) sich von der Ungenauigkeit dieser Nachricht überzeugen. Der Wirkungskreis des Justizministeriums und der die Justiz verwaltenden Gerichtshöfe, ist gesetzlich so genau bestimmt, daß wesentliche Conflicte gar nicht vorkommen können. Das Justizministerium hat nur in den Formalien der Justizpflege und in der Besetzung der Justizbedientenstellen das Erforderliche zu bestimmen, ohne daß den Gerichten hiergegen ein Widerspruch offen steht. Eben so unbeschränkt ist aber auch der Wirkungskreis der Gerichtshöfe in Abfassung der Urtheile, und in Festsetzung alles dessen, was das materielle Recht angeht, und Niemand hat ihnen den Ruhm streitig gemacht, daß sie in dieser Beziehung von höheren Einflüssen völlig unabhängig sind. Unter allen Umständen würde der Abgang des Hrn. v. Mühler, wenn derselbe aus irgend einer Ursache in der nächsten Zeit erfolgen sollte, von vielen Seiten höchlich bedauert werden, da die günstigen Folgen der unter seiner Verwaltung ausgeführten Reformen, jetzt schon vielseitig anerkannt worden, und im Lauf der Zeit immer mehr heraustreten müssen. (Hamb. C.)
Der Großfürst Thronfolger von Rußland wird im Laufe dieses Monats hier erwartet und, wie es heißt, sich nur kurze Zeit bei unserm Hofe in Potsdam aufhalten, um ungesäumt die Reise nach Darmstadt fortzusetzen. Dagegen scheint sich alles das, was bisher in öffentlichen Blättern über die bevorstehende Ankunft der Kaiserin von Rußland gesagt worden, nicht zu bestätigen. Ihre Maj., so wird versichert, wird in diesem Jahre weder das Bad Ems noch Italien besuchen, sondern eine Reise nach dem südlichen Rußland und insbesondere nach der Krim unternehmen, wo das reizende Lustschloß Orianda, zu dessen Verschönerungen der deutsche Meister Schinkel so treffliche Entwürfe geliefert hat, zur Aufnahme der Kaiserin in Bereitschaft gesetzt wird. – Seit vorgestern ist unser Kriegsminister, Generallieutenant v. Rauch, in Folge eines Brustkrampfes sehr bedeutend erkrankt. Gestern schien man an seinem Wiederaufkommen zu zweifeln, doch hat man heute wieder Hoffnung, den sehr verdienten Kriegsmann dem Staate und dem Heere erhalten zu sehen. – Einem hiesigen Blatte zufolge soll die russische Anleihe zum Bau der Eisenbahn vom Niemen nach Libau mit den Häusern Stieglitz und Compagnie in St. Petersburg, Hope und Compagnie in Amsterdam und Epstein und Fränkel in Warschau (mit welchem letztgenannten Hause auch ein hiesiges zu diesem Zwecke verbunden seyn soll) abgeschlossen seyn, und zwar sollen Obligationen mit 4 1 / 2 Proc. Zinsen ausgegeben werden. Werden diese Papiere an deutschen Börsen Curs erhalten? Nirgends in Deutschland wird man außer Acht lassen, daß die preußischen Ostprovinzen, wenn sie auch nicht zum deutschen Bunde gehören, doch ihrer ganzen Gesinnung und Gesittung nach deutsch sind. Männer, wie Kant, Herder und Hamann, sind aus diesen Provinzen hervorgegangen, und noch jetzt ist Königsberg die alma mater und die Wiege ächt nationaler und durch und durch gründlicher deutscher Wissenschaft. Unterstützte man aber in Deutschland Plane, wie den zu jener Eisenbahn, so wird man gleichsam selbst die Mine zur Sprengung einer deutschen Vormauer legen.
Se. Maj. der Kaiser haben den vereinigten k. k. Gesandtschaftsposten an den Höfen von Karlsruhe und Darmstadt (welcher einem frühern Gerüchte zufolge dem Grafen Rechberg zugedacht seyn sollte) dem k. k. Geschäftsträger zu Stockholm, Grafen v. Ugarte, zu übertragen geruht. – Se. Maj. der König von Sachsen wird erst binnen der nächsten Tage hier eintreffen. – Die Gemahlin des Grafen Felix Zichy, geborne Gräfin Reichenbach-Lessonitz (Tochter des Kurfürsten von Hessen) ist kurz vor ihrer ersten Entbindung zur katholischen Religion übergetreten.
0529(Beschluß.)
In keiner Hinsicht fand ich mich in meinen Erwartungen getäuscht, als ich das ewig denkwürdige Land der Pharaonen besuchte. Für den Naturforscher ist und bleibt jeder Theil von Afrika eine Goldgrube; denn so öde und arm sein von ungeheuern Wüsten bedeckter Erdstrich auch scheinen mag, so freigebig war die Natur in Erschaffung vielfältiger Thier - und Pflanzenformen da, wo nur einige Alimentationskraft dem Boden zu entziehen war. Ist der Boden Afrika's auch ganz unfruchtbar im Bereich seiner Sandwüsten, so ist es auch wieder unüberschwänglich erzeugungsfähig da, wo durch Feuchtigkeit das immer wärmende Klima culturfähig wird. Kein Continent unseres Planeten ist so übervölkert mit Vögeln und Säugethieren von allen Körperdimensionen, kein Tropenland, selbst das tropische Amerika und Indien nicht ausgenommen, so reich selbst an kolossalen Pflanzenformen, als das dem Einfluß der tropischen Regen unterworfene äquinoctiale Afrika.
Aegypten kann freilich wegen seines engbegränzten, fruchterzeugenden Raumes keine Wälder beherbergen, doch zeigen uralte, riesige Sykomoren und die vielen eingebürgerten, schnellwachsenden tropischen Bäume von Schubra und Ruoda deutlich, daß ihr Wachsthum zu gigantischen Dimensionen im Nilthal nicht gehindert ist. Wenn die Zahl großer Säugethiere in Aegypten, die zahmen, den Menschen begleitenden ausgenommen, durch die Bevölkerung des Nilthals von demselben ausgeschlossen, sich nur auf einige Raubthiere und Antilopen beschränkt, so ist sie desto größer hier in Nubien, wo schon von Korosko an der Hippopotamus (letzterer zwar nur als große Seltenheit, häufiger um Ambukol) und die Giraffe erscheinen, der Löwe die Karawane begleitet und die Hyänen sich alle Nächte hören lassen, während scheue Antilopen in flüchtigem Lauf die Wüste durchfliehen. Aegypten, besonders aber Unter-Aegypten, ist desto reicher an Vögeln, namentlich Raub - und Wasservögeln. Scheint es doch, als hätten sich Afrika's und Europa's zahlreiche Arten im Lande des Ibis ein Stelldichein gegeben; meine Leute konnten im Anfang mit Präpariren ihrer sterblichen Hüllen kein Ende finden, und von Stund zu Stunde mehrte sich meine Sammlung befiederter Luftbewohner, die erst da abzunehmen anfingen, wo der begränzte Raum des fruchttragenden Landes ihnen keine Nahrung gewährt. Das Krokodil, jener schreckenbringende, riesige Bewohner des Nils, ist noch wie zur Pharaonenzeit von demjenigen, den sein Geschäft an das Wasser entbietet, mit allem Recht gefürchtet. Diese Saurier erstrecken sich jetzt nicht über den 27sten Breitegrad nördlich, erscheinen aber sehr häufig, ja in großer Menge, auf den Sandbänken lagernd, bei Téntyra und Theben. Ich sah deren von 25 Fuß Länge, doch was ich über die Naturgeschichte und Lebensweise der Gattung von Amerika aus berichtete, gilt auch wörtlich für den gefräßigen Nilbewohner, da alle Krokodile eine nahe verwandte Sippe bilden. An Fischen ist der Nil auch unendlich reich; schon war ich so glücklich, alle mir bekannten Arten, namentlich die im Nil so reiche Familie der Siluriden zu erhalten, selbst die von Dr. Rüppell entdeckten seltenern Arten, wie Hypophthalmus niloticus und Pimelodus laticeps. Der Sudis niloticus ist nicht selten, und die Sinodonten-Arten noch weniger. Sehr bemerkenswerth ist der Radth Malapterus electricus mit seinen galvanischen Organen, und niedliche Fische enthält die Familie der Mormyrus, von denen ich 5 bis 6 Arten sammelte. Die besten Nilfische sind der Bynnih, Lepidotes niloticus, unsern fossilen nahe verwandt, der Bolti, Chromys bolti, und der Docmak, Pimelodus membranaceus. Auch an Schlangen und Eidechsen ist meine Sammlung sehr reich, Naja Haje besitze ich mehreremale sehr groß, ebenso Vipera Cerastes, Arietans etc., Uromastix spinipes, groß und selten; von Konchylien ein Aspergillum, sehr groß, und Magilus antiquus, fossil und lebend.
Ehe ich zu einem ganz gedrängten Bericht meiner Reise selbst übergehe, erlaube ich mir noch, Sie auf einige Werke, welche über Aegypten und Nubien handeln, aufmerksam zu machen, und Ihnen deßfalls meine unmaßgebliche Meinung mitzutheilen.
Seit Bruce's vortrefflichem Reisebericht, der nur in astronomischen Berechnungen oftmals mangelhaft oder incorrect ist, haben mehrere Reisende oder Gelehrte diese Länder scientifisch bearbeitet. Die große französische Expedition, welche, außer einem militärischen, zugleich einen wissenschaftlichen Zweck verfolgte, übergab ein großes Prachtwerk der Publicität, dessen phantasiereicher Styl leider nicht immer fühlbare Lücken und Unrichtigkeiten decken konnte. Ein in zwanzig Tagen bis Philoe (eine Strecke wie von Paris nach Warschau, wenn man den Weg der französischen Armee unter Desaix berechnet) zurückgelegter Marsch war nicht geeignet, im Angesicht eines leicht berittenen, aufs Aeußerste getriebenen Feindes, Ober-Aegyptens zahlreiche Alterthümer genau aufzunehmen und treu zu beschreiben. Denon's Werk verdient übrigens, besonders was Unter-Aegyten anbetrifft, eine aufmerksame Berücksichtigung. In historischer und archäologischer Hinsicht besitzen wir sehr gediegene Werke von Reisenden und gelehrten Compilatoren. Ich erwähne nur Niebuhr, Burckhardt, Belzoni, Norden, Sir Fr. Henniker, Salt, Legh (genau und sehr correct), ferner das British Museum, Egypt. Ant. VII, vortrefflich, und Modern trav. Egypt. Nubia etc. vol. II. London 1827, brauchbar; selbst Russel ist nicht zu verachten; nicht zu vergessen Ritters Afrika und die Arbeiten von Berghaus mit der vortrefflichen, von Dr. Mädel gestochenen, 1835 bei Perthes erschienenen Karte. Als Karte des rothen Meeres ist die von den Officieren des englischen Schiffs Palinurus aufgenommene ganz vorzüglich. Caillauds und Letorzeks Reise, in vier Theilen, beweist eine seltene Ausdauer in Verfolgung eines gefaßten Planes, aber die archäologischen Arbeiten sind oberflächlich, die naturhistorischen (einige neue Käfer und Süßwasser-Konchylien und wenige mineralogische Bemerkungen ausgenommen) unbedeutend, die astronomischen Berechnungen oft auf Suppositionen, und die physikalischen, behaupte ich, ebenfalls oft nur auf Muthmaßungen und nicht auf gehörige Beobachtung durch Instrumente gegründet. Es kann indessen unter den Umständen, in welchen der Reisende im tropischen Afrika sich befindet, derselbe nicht 5 bis 6mal des Tages seine Instrumente prüfen, auch wenn eine eigens dazu bestellte Person damit beauftragt ist; selbst auf der Nilbarke wurden mir drei Barometerröhren, trotz aller schützenden Maaßregeln, unbrauchbar gemacht. Das gediegenste, gründlichste und sorgfältigst bearbeitete Werk über Nubien und Arabien ist aber das unseres hochverdienten, fleißigen deutschen Landsmanns, Hrn. Dr. Rüppell, dem meine Stimme mit Freuden auf dem Schauplatz seines rastlosen Wirkens das Lob nachruft, das er verdient. Dieser ganz der Wissenschaft lebende Gelehrte hat alle Aufgaben, die er übernommen, meisterlich ausgeführt,0530 und sowohl in geographischer, als naturhistorischer Hinsicht mehr geleistet, als alle seine Vorgänger. In naturhistorischer Hinsicht verweise ich, was Nubien und Aegypten betrifft, auf Forskal, Savigni, Geoffroi de St. Hilaire, Sonnini, Ehrenberg, Rüppell. Doch bleibt noch Vieles zu leisten übrig, und ich selbst habe schon mehrere neue oder zweifelhafte Gegenstände gesammelt.
Am 4 November 1839 früh erreichte ich nach einer sehr glücklichen Fahrt Alexandria. Ueber die Umstände meiner Seereise von Marseille über Livorno, Civita-vecchia, Malta, Syra, behalte ich mir vor, Ihnen später Mittheilungen zu machen. Bei meiner Ankunft wurde ich auf das zuvorkommendste und liebenswürdigste von dem k. russischen Generalconsul, Grafen v. Medem, aufgenommen und bei dem Vicekönig eingeführt. Mehemed Ali hatte die Güte, mir Alles zu Gebot zu stellen, was seine Autorität mir zur Zurücklegung einer so langen Reise gewähren konnte. Es ist unglaublich, wie viel dieser große Mann während der Dauer seiner Herrschaft in Aegypten und Syrien geleistet hat. Wo früher ungezügelte Barbarei, Raub und Mord an der Tagesordnung war, ist Sicherheit des Eigenthums und der Keim zu einer Civilisation gelegt worden, welche für die Folge europäischer Bildung den Weg bahnen muß.
Es ist das neue System nicht bloß Politik des Vicekönigs, es ist seine volle Ueberzeugung, die er mir in mehreren langen Unterredungen, welche ich mit diesem bedeutungsvollen Manne hatte, auseinander setzte. Die Erziehung seiner jüngern Kinder, welche er europäischen Lehrern anvertraute, die nach unserem System von letztern eingeführten Schulen und die große Unterstützung, welche Männern von Kenntniß in Aegypten zu Theil wird, bewährt die Wahrheit dieses Urtheils. Mit dem Aufhören der von Mehemed Ali an sich gebrachten Herrschaft würden alle Garantien verschwinden, welche die Sicherheit der Europäer in Aegypten begründen; die alte Barbarei würde zurückkehren, und mit dem Einzug eines türkischen Gouvernements würde jedenfalls eine Gesetzlosigkeit ausbrechen, die es diejenigen sehr bereuen lassen würde, welche einen Schritt zum Sturz des großen Mannes oder seiner Dynastie unternommen hätten.
Mit meisterlicher Umsicht hat der Vicekönig die Administration seiner Staaten geordnet, und wenn gleich sein Monopolsystem Manches gegen sich hat, so sprechen die vielen ruralen Institutionen, die ich durch ganz Aegypten beobachtete, so wie die vielen Fabriken und Manufacturen für den umsichtsvoll waltenden Geist desselben. In seinem Umgang ist der Vicekönig lebhaft und gesprächig; er unterhält seine Gäste oft und viel von seinen Angelegenheiten und der früheren Geschichte seines Lebens. Er ist ein schöner, freundlicher Greis, der trotz seines hohen Alters eine ungemeine Rüstigkeit verräth. Wenn man in Europa Mehemed Ali nach der Aussage seiner Feinde, namentlich durch deren Organ, das seine Leser mit absurden Lügen unterhaltende Journal de Smyrne, beurtheilen will, so wird das Publicum sich natürlich täuschen; ebenso aber auch, wenn man solche Lobredner des Pascha's anhören will, die durch abgeschmackte Schmeicheleien den Beherrscher Aegyptens zu einer Vollkommenheit erheben wollen, die zu erreichen schon seine Stellung und Lage unmöglich machten.
In Alexandrien fand ich die türkische Flotte; diese, mit der ägyptischen vereinigt, gab dem Hafen ein sehr großartiges Ansehen. Ob aber Mehemed Ali's Politik, die Flotte und ihren verrätherischen Kapudan Pascha aufzunehmen und zurückzuhalten, klug war, möchte ich nicht behaupten, da bei seiner Stellung gegenüber den großen europäischen Mächten, mit denen es der Vicekönig doch nie verderben kann, sie ihm keine Art von Garantie gewährt, und er die Flotte aus eigenen Mitteln erhalten muß. Rußland sowohl als Oesterreich haben gegenüber Mehemed Ali stets eine gesunde und offene Politik beobachtet. Dieß sieht der Vicekönig auch ein. Frankreichs Ministerium, nicht immer einig in sich selbst und noch weniger mit seinen Kammern, kann keinen directen Einfluß auf Aegypten äußern, denn der Vicekönig ist viel zu klug, um Versicherungen zu trauen, deren Gewißheit ihm nicht verbürgt werden kann. Mir scheint es, daß die ganze orientalische Frage unter einem Stoß Protokolle begraben werden wird.
Ich verließ Kairo den 5 December, nachdem ich auf meiner Reise von Alexandrien 16 Tage lang Gelegenheit gefunden hatte, Unter-Aegypten kennen zu lernen. Ich bewunderte überall die ungemeine Fruchtbarkeit des Bodens und den Fleiß, mit welchem er jetzt bebaut wird. Der November ist das Frühjahr Aegyptens, denn nachdem das Wasser des Nils in seine Gränzen zurückgekehrt ist, beginnt die Aussaat im Delta; dieser Monat ist noch ungemein mild und gehört zu den angenehmern, denn die Hitze hat sich gebrochen, und die Nächte sind noch nicht so kühl, wie im December und Januar.
Am 8 December erreichte ich Benisuef; Siut oder Seiut (27° 10 '14' 'nördl. Br., 28° 48' 49 '' östl. L.) den 19, Kenné den 24. Ich besuchte natürlich den herrlichen Tempel von Tentyra (26° 9 'nördl. Br.). In dieser Gegend des Nils sah ich die meisten Krokodile, alle Sandbänke waren von diesen Sauriern bevölkert. Mit großer Verwunderung verweilte ich in Luxor und Karnak. Die Arbeit der Franzosen, um den Obelisken bis an den Nil und von da nach dem Meere zu geleiten, ist wirklich bewunderungswürdig, und macht der Nation alle Ehre, so wie sie dem Ingenieur-Officier, der die Arbeiten leitete, einen dauernden Ruf gewährt. Ich war erstaunt beim Anblick der Memnons-Säule und der südlichen Statue; beide einander ganz ähnliche Kolosse sind ein wahres Weltwunder. Der Tempel von Edfou (24° 58' 43 '' nördl. Br., 32° 54 'östl. v. Greenw. ) ist einer der best erhaltenen und größten Aegyptens. Am 1 Januar kam ich nach Essuan (Assouan, 24° 5' 23 '' nördl. Br. Nouet; 24° 41 '45' 'Caill. ; 24° 4' 48 '' Rüpp. und 30° 35 '48' 'Greenw., Rüpp.). Hier beginnt der Granit (Syenit). Daß ich Philoe (das alte Elephantina) und die herrlichen Trümmer besuchte, versteht sich von selbst. Am 3 durchfuhr ich den Wendekreis des Krebses. Gestern kam ich hier an. Mein Lager ist in Korosko aufgeschlagen. Jetzt aus dem fernen Nubien meinen warmen herzlichen Gruß. Ich verlasse schon morgen Korosko, um nach Abuhamed und von da über Berber und Schendy nach Sennaar zu reisen.
Die Verbindung Rußlands mit Chiwa, Buchara, Samarkand und Taschkend gewinnt bei der Stellung der Engländer in Afghanistan, bei den Verhältnissen Persiens zu Herat, bei der unzweideutigen Absicht Rußlands, dem Handel südlich vom Kaukasus eine neue Straße zu eröffnen, und bei den daraus erfolgenden Resultaten in Betreff der orientalischen Frage, augenscheinlich an Wichtigkeit. Zwar besteht schon zwischen einem Hafen an der Ostküste des kaspischen Meeres und Astrachan nicht unbedeutender Verkehr zur See. Gelänge es indeß den Russen, den Widerstand der kaukasischen Bergvölker zu brechen, die Sicherheit des Eigenthums von Schirwan bis Mingrelien zu begründen, und auf der dem Ausflusse des Kur bei Salian entgegengesetzten Seite des Meeres einen Landungsplatz zu erwerben, ihn zu befestigen und zu einer Militärcolonie,0531 ähnlich den römischen Municipien, auszubilden, so würden die fruchtbaren und bevölkerten Oasen im Flußgebiet des Oxus, die berühmten Namen Buchara, Samarkand und Balch wieder eine Stelle in dem erweiterten System der commerciellen und politischen Verhältnisse Europa's einnehmen.
Folgt man den Straßen, die der russische Handel sich bisher eröffnet hatte, so gelangt man von Astrachan auf doppeltem Wege nach Chiwa, zur See nach dem Mangischlakischen Landungsplatz Sartasch, zu Lande über den Saratschinskischen Kosakenposten am Uralfluß. Von dem Landungsplatz wird die Entfernung auf 70 deutsche Meilen angegeben, von dem Vorposten auf 100. Hier bezeichnen Dämme von behauenen Steinen, Trümmer alter Paläste und Festungen und die Sagen räuberischer Nomaden von Dschingis Chan den unter dem Nogaischen bekannten uralten Hordenweg. An einem versandeten Arm des Oxus liegt das weite Gemäuer einer längst zertrümmerten Stadt Urgantschi, welche die Engländer veranlaßt zu haben scheint, noch in ihren neuesten Nachrichten Chiwa mit dem Namen Orgonge zu belegen. Von hier soll der Oxus ehedem seinen Lauf ins kaspische Meer genommen haben, bis die Chiwenser ihn der Sage nach in den Aral ableiteten, um sich durch eine Wüste gegen die Plünderungen des seeräuberischen Kosakenanführers Stenka Rasin zu schützen.
Chiwa, der Hauptort der Oase, die unter dem Namen Chowaresm in den Jahrbüchern der Geschichte genannt wird, liegt an den Canälen, die, aus dem Oxus abgeleitet, Fruchtgärten und Ackerfelder bewässern. Hier, wie in Persien und Afghanistan, herrscht ein erobernder Stamm über die unter dem Namen Tadschiken bekannten persisch-arabischen Bewohner der Städte, ein Verhältniß, wie das der Normannen zu den Sachsen, der Lombarden zu den Römern. Eins der Thore, welches nach der truchmenischen Wüste führt, bleibt immer verschlossen. Von einem Thurm erspäht man den Feind. Der Sklavenmarkt ist gefüllt. Wie bei diesen Zeichen verschwindender Cultur und einer auf 200,000 Seelen geschätzten Bevölkerung jährlich im März auf 2000 Kamelen ein einträglicher Handel mit den umliegenden Gegenden, mit Astrachan und Orenburg geführt werden könne, erklärt sich nur durch das früher erwähnte Verhältniß der Usbeken und Tadschiken.
Von Orenburg nach Chiwa gibt es ebenfalls mehrere Wege. Der kürzeste führte zwischen dem kaspischen Meer und dem Aral hindurch. Er beträgt etwa 100 deutsche Meilen. Nur Chiwenser auf unbeladenen Pferden pflegen ihn einzuschlagen. Beladene Kamele gehen in Karawanen auf einem Umweg von 30 Meilen am östlichen Ufer des Aral durch das Gebiet der Karakalpaken. *)Aus obigen Umständen, so wie aus den wenigen sehr dunkeln officiellen Nachrichten erhellt, daß das Corps Perowski's nicht, wie kürzlich die Redaction der Preußischen Staatszeitung vermuthete, zwischen den beiden Seen, sondern ostwärts vom Aral auf dem längern Wege nach Chiwa marschirt.Unterwegs tauschen die Chiwenser für einen großen Theil ihrer Waaren Schafe ein, die sie sich in Orenburg mit Ducaten und solchen Waaren bezahlen lassen, wofür sie bei ihren Nachbarn, den Bucharen, feinere Stoffe zur Kleidung der Frauen erhalten können.
Schon auf diesem Umwege über Chiwa zeigt sich ein Verhältniß Rußlands zu Buchara, einem großen Mittelpunkt des Handels, dessen fleißige Kaufleute mit Kabul und Kaschmir, mit Kaschgar, Kokan und Taschkend, mit Persien, China und Rußland in ausgebreiteter Verbindung stehen. Die Bevölkerung der Stadt wird auf 80,000 Einwohner angegeben. Hier befinden sich berühmte Schulen mohammedanischer Gottesgelahrtheit, die vorzüglich von den sunnitischen Moslemin des tatarischen Sprachstammes, ja auch von Afghanen besucht werden, während selbst der handeltreibende Tadschik Buchara's des Arabischen, der gelehrten Sprache des Orients, nicht unkundig ist. Schah Heider von Buchara, der in den Kriegen mit Persern und Afghanen 100,000 Pferde ins Feld stellen konnte, gibt selbst täglich in den Schulen Unterricht.
Von der russischen Gränzfestung Troizk, wo oft Karawanen von 1000 bis 1500 vorzüglich mit roher und verarbeiteter Baumwolle beladenen Kamelen aus Buchara eintreffen, legt man den Weg dahin zu Pferde in 32, auf Kamelen in 49 Tagereisen zurück. Bis an den nördlichsten der drei Arme, in di der Jaxartes (Sir Daria) sich schon weit von seinem Ausfluß in das große Steppenmeer des Aral theilt, auf dem längsten Theil des Weges, scheint man nur selten an Futter Mangel zu leiden. Wo das Quellwasser fehlt, findet man es in geringer Tiefe unter dem Sande. Von dem Janga Daria indeß, dem südlichsten Arm des Jaxartes, bis an die ersten bucharischen Wohnungen, die acht Meilen von der Stadt entfernt sind, zwölf Tagereisen der Kamele, führt der Weg durch sandige Ebenen über die Anhöhen, wo die spärliche Weide verdorrt, die bittern Brunnen in weiten Zwischenräumen versiegen, und nur der im Frühling schmelzende Schnee den Durst der Karawanen einigermaßen zu stillen vermag.
Südlich von dem Steppenlande der kleinen Kirgisenhorde, die von den Quellen des Irtisch an der Gränze des chinesischen Türkistan bis Omsk und von da längs der Orenburgischen Linie umherschweift, liegt von der Bucharei durch einen Gebirgszug getrennt Taschkend und Chodschan, das unter dem Namen Fergana bekanntere Kukan, wo die beinahe verlassenen Trümmer der alten Stadt Turkistan und die reinste tatarische Mundart den ursprünglichen Wohnsitz des türkischen Volksstammes bezeichnet, der die schönsten Länder der Erde, die Wiege der Cultur Europa's, seiner Botmäßigkeit unterworfen.
Auf dem ersten Theil des Weges, der von Jamüschewsk am Irtisch hieher führt, wo das Gebirge sich allmählich in der Steppe verliert, versengt die Sonnenhitze Gras und Dornengebüsch, trocknet Quellen und Seen aus. Der Kirgise und sein Vieh trinkt ohne Nachtheil das bittre Wasser der Brunnen. Doch finden sich an den Bergabhängen hin und wieder Quellen und Wiesengras, Bauholz in den Wäldern, ja an den Ufern der Nura anfangender Getreidebau und künstliche Bewässerung des Ackers unter den Kirgisen. Südlich vom Gebirge kommt man indeß 25 Meilen weit durch die wasserleere von Dornen und Wermuth bewachsene Ebene Bitpuk. Der Weg vom Irtisch bis Taschkend am obern Jaxartes, den die Wüste Karakum bis an seinen Ausfluß in das Steppenmeer verfolgt, beträgt 110 deutsche Meilen. Von der Höhe des Gebirges Karatan übersieht man die dem Chan von Taschkend unterworfene Oase. Die Stadt, die in einem Bazar und ausgedehnten Wasserleitungen noch Spuren früherer Größe zeigt, ist durch die Kriege mit den Kirgisen und dem das linke Ufer des Jaxartes beherrschenden Chan von Kukan bis zu einer Bevölkerung von etwa 40,000 Seelen herabgesunken. Der Heerbann, den auch unterworfene Kirgisen verstärken, soll 30,000 Mann betragen. Nur kleine Karawanen unterhalten einen oft unterbrochenen Verkehr zwischen Taschkend und Rußland. Aus den von den Engländern in Indien eingezogenen Erkundigungen sollte man indeß schließen, daß russische Kaufleute aus diesen Gegenden bis in das Gebiet der tibetanischen Flüsse nach Kaschgar und Jarken europäische Waaren gebracht haben.
Auf allen diesen Wegen nach den Oasen des Oxus und0532 Jaxartes oder Amu und Sir Daria ist der Handel den räuberischen Anfällen der Kirgiskaisaken, besonders von der mittlern und kleineren Horde ausgesetzt. Obschon sie gewöhnlich Geiseln nach Orenburg schicken, sind sie kaum dem Namen nach von Rußland abhängig. Für den Raub pflegen sich die Russen durch die Heerden eines verwandten Stammes zu entschädigen. Wie indeß der Ersatz nicht den Räubern selbst genommen wird, so sind es gewöhnlich auch nicht die Beraubten, die ihn erhalten. Es würde vielleicht möglich seyn, durch nachhaltige Uebermacht diesen Angriffen für immer ein Ende zu machen, wenn nicht die zunehmende Wichtigkeit des Handels mit diesen Nomaden selbst sie gefahrloser bezähmte. Außer Pferden, Ochsen und Kamelen trieben sie schon zu Anfang des Jahrhunderts jährlich 3 bis 400,000 Schafe nach Orenburg, wofür sie Geräth, Waffen, Kleidung und Schmuck eintauschen.
Die folgende Uebersicht des Handels an dieser Gränze im Jahr 1802 wird durch Bezeichnung der Hauptgegenstände desselben den Verkehr mit Chiwa, Buchhara und Taschkend von dem mit den Kirgisen hinreichend unterscheiden.
Einfuhr 2,440,256 Rbl., wovon rohe und verarbeitete Baumwolle für 1,518,549, lebendiges Vieh für 675,062 Rbl.
Ausfuhr 1,360,846, worunter für 425,492 Rbl. Pelzwerk und 352,031 Rbl. Juften.
Im Jahr 1805 betrug die Einfuhr 3,169,936, Ausfuhr 1,180,984 Rbl. Daß seitdem die Ausfuhr nicht in demselben Verhältniß zugenommen, wie dieß bei der Einfuhr der Fall gewesen zu seyn scheint, muß der Erlaubniß zugeschrieben werden, holländische Ducaten auszuführen. Seitdem werden russische Producte ihren hauptsächlichen Absatz mehr unter den Kirgisen, als den Bucharen, gefunden haben. Zu einer vollständigen Uebersicht dieses Handelswegs gehörte allerdings auch die Schifffahrt zwischen Mangischlak und Astrachan, die im Zunehmen ist, falls es nicht zu schwer würde, in den Astrachanischen Handelslisten den persischen Verkehr von dem chiwensischen Transit nach Buchara zu unterscheiden.
Der Versuch, die Wassersysteme des Aral, des Oxus und Jaxartes zur Schifffahrt zu benutzen, scheint bisher wenigstens für den Handel keinen Erfolg gehabt zu haben. Fast nirgend finden sich zum Schiffbau taugliche Waldungen. Zwar beschiffte Nadir Schah mit 1000 Barken von Termed bis Tschardju den mittlern Oxus, und Schifferkähne finden sich am Ausfluß der Ströme in den Lagunen des Aral, aber von der sibirischen Seite her sah sich der Staatsrath Kirilow genöthigt, das Holz zu einem Schiff stückweise von Orenburg an den Aral zu bringen, und noch immer hat Morawin, der im Jahr 1741 die Ostküste dieses Steppenmeers befuhr, keinen Nachahmer gefunden. Es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, daß der Lauf der Flüsse in den Sandebenen, in die ihr Gewässer sich durch den Seitendruck verliert, vielfache Veränderungen erlebt, ja es gränzt an Gewißheit, daß der Oxus sich ehedem, vielleicht noch im 17ten Jahrhundert, in das kaspische Meer ergoß. An seinem Ausfluß befand sich ein mächtiges Emporium, wohin schon zu des Pompejus Zeiten der Handel vom Phasis durch Baktrien und die serische Seiden-Karawane nach Europa ihren Weg nahm. Gerade hier in 39° 15 'nördl. Br. am balchanischen Meerbusen fand Bruce zu Peters des Großen Zeit im Jahr 1723 den gelegensten Ort zur Gründung einer russischen Handelscolonie, die jetzt nicht bloß mit Astrachan, sondern auch mit Salian am Ausfluß des Kur in Verbindung zu setzen wäre.
Fassen wir die durch den Handel erlangte oberflächliche Kenntniß der Verhältnisse Rußlands zu diesen Gegenden in Bezug auf kriegerische Unternehmungen zusammen, so zeigt es sich, daß nur das planmäßigste Fortschreiten hier einen Erfolg versprechen kann. Das Schicksal des Tscherkessenfürsten Alexander Bekkewitsch, der auf Peters des Großen Befehl den versandeten Lauf des Oxus aufsuchen sollte, und der durch den Verrath der Chiwenser in der Wüste umkam, ist ein warnendes Beispiel für alle Unternehmungen, denen die gehörige Grundlage fehlt. Nur durch eine Kette von Kreposten, die in größeren zu Emporien ausgebildeten Ansiedlungen ihren Stützpunkt fänden, so wie die Linien des Ural, des Tobol und des Irtisch in Astrachan und Orenburg, könnten nach und nach diese Gegenden vom Norden aus der rohen Uebermacht der Nomadenstämme entrissen werden. Als die Stelle einer solchen Ansiedlung bezeichnete Abulghair Chan im Jahr 1750 den Russen in Orenburg die Ruinen einer alten Colonie der handeltreibenden Sarten am Ausfluß des Jaxartes, der von da bis Taschkend schiffbar ist. In Taschkend, wo unmächtige Regenten schon oft russiche Unterstützung erbeten, wo der macedonische Alexander schon durch feste Plätze die Hirtenvölker der Steppe zu bändigen suchte, am Eingang Fergana's und der Pässe in das Gebirgsland, hat die Natur einer zweiten Niederlassung am Jaxartes ihre Stelle angewiesen. Vielleicht wäre diese Oase auf einem Umwege durch die Gebirgsgegend leichter zu erreichen, als auf der kürzesten Straße durch die Wüste Bitpak. Erst wenn Taschkend, die erneuerte Sarten-Colonie am Ausfluß des Jaxartes und ein mit Chiwa in Verbindung stehendes Emporium im balchanischen Busen des kaspischen Meeres sich wechselseitig unterstützten, würden die fruchtbaren Oasen des Oxusthals, Samarkand, Buchara und Balch, russischem Einfluß auf die Dauer zugänglich werden. Dann erst würde Rußlands sibirisches Interesse mit dem indischen Englands in wirkliche Berührung treten, und die einzige continentale Operationslinie gegen Indien, die durch Afghanistan führt, bedroht werden. Wenn Balch gefallen, wenn Herat, die Hauptstadt Chorasans, von der hyrkanischen Küste des kaspischen Meeres aus erobert, wenn die Pässe durch den Paropamisus besetzt, dann wäre es Zeit für die Engländer in Indien, ihren Einfluß an den Höfen von Kabul und Teheran zu benutzen, an den Uebergängen des Indus zu Attok und Mirpor, das Pentschab, den fruchtbaren Gau der fünf Flüsse, von Delhi aus, und Gudschurat, die verwundbarste Stelle ihrer Besitzungen, von Bombay aus zu vertheidigen. Es ist wahrscheinlich, daß es ihnen leichter seyn würde, Kabul und Kandahar, als den Russen Balch und Herat zu erreichen, und wenn wirklich einmal kriegerische Spannung europäische Heereskräfte auf der Eroberungsstraße Alexanders, Mahmuds, Timurs und Nadirschahs einander entgegenstellen sollte, so würde Zahl und Kriegskunst des Heers der Compagnie den Ausgang einer entscheidenden Schlacht wenigstens zweifelhaft machen.
Vorstehender Aufsatz wurde, wie der Schluß zeigt, vor der Expedition Lord Keane's nach Afghanistan geschrieben, und war größtentheils aus authentischen Berichten und Erkundigungen entstanden. In dem gegenwärtigen Augenblick, wo von Orenburg aus eine Expedition nach Chiwa unternommen wird, und eine zweite über das kaspische Meer über Astrabad durch persisches Gebiet sehr wahrscheinlich und zur Sicherung des Erfolgs unumgänglich nothwendig ist, wo die Engländer ihre natürliche Gränzlinie, den Indus und Himalaja, erreicht haben, und ihre äußersten Vorposten nur auf 100 deutsche Meilen von Chiwa zu Bamian und Kulm stehen, dürften die hier gelieferten Beiträge zur Kenntniß Mittelasiens nicht ohne Interesse seyn. Zur Erläuterung dient am besten die vortreffliche Karte,0533 welche der Hofrath v. Panzner aus eigenen Beobachtungen, mündlichen und archivalischen Nachrichten mit vielem Fleiße zusammengetragen hat, und von dem Kartendepot des russischen Generalstabs im Jahr 1816 herausgegeben ist, und wovon die kürzlich angezeigte Karte von Mittelasien wahrscheinlich nur eine Uebersetzung ist.
In der Unterhaussitzung vom 25 Febr. lenkte, wie vorgestern kurz erwähnt, Sir R. Jenkins, derzeitiger Präsident des India-House, die Aufmerksamkeit des Hauses auf die unlängst eingebrachte Petition der ostindischen Compagnie, worin um eine Ermäßigung der Eingangszölle von ostindischen Producten gebeten wurde. Er bemerkte, die ostindische Compagnie habe aufgehört eine Handelsgesellschaft zu seyn, und diese Petition betreffe das Wohl der indischen Bevölkerung, welcher die brittische Legislatur ihre Fürsorge schuldig sey. Wenn Indiens Hülfsquellen den auf dieses Land verwendeten Kosten nicht gleich kämen, dann würde man einigen Grund haben, die Interessen des Mutterlandes vor den indischen zu berücksichtigen; dieß sey aber bekanntlich nicht der Fall, vielmehr seyen die indischen Besitzungen für England eine Hauptquelle des Ruhms, Nationalreichthums und der Macht (hört!), die jährlichen Remittenzen aus Indien nach England beliefen sich auf 3 Millionen Pf. St., die als eine Art Tribut betrachtet werden könnten, nicht zu gedenken der ungeheuern Reichthümer, welche von Privaten in Ostindien erworben werden. (Hört!) Zur Vergeltung dieser Vortheile möge das Parlament die Interessen der Einwohner Ostindiens schützen, und ihren Gewerbsfleiß durch jedes, mit der Gerechtigkeit gegen Andere verträgliche Mittel aufzumuntern suchen. Der Antragsteller durchging nun die Einzelpunkte der Petition. Der erste darin berührte Punkt ist die Zuckereinfuhr. Im J. 1836 seyen die Zölle auf ost - und westindische Zucker gleichgestellt, diese Gleichstellung aber noch von einem Entscheid des geheimen Raths Ihrer Maj. abhängig gemacht worden. Ueber diese Verzögerung beklage sich die Petition, und wünsche die Parlamentsacte, wie es bereits zu Gunsten der Präsidentschaft Bengal geschehen, auf ganz Brittisch-Indien ausgedehnt. Zwei weitere Hauptartikel, welche die Bittschrift berühre, seyen Tabak und Spirituosa. Amerikanischer Tabak zahle in England nur 1 Sch. 6 Pence per Pfund Eingangszoll, ostindischer hingegen 3 Schilling. Die Compagnie bitte um Gleichstellung dieser Zölle. (Hört!) Was dann die Spirituosa, namentlich Rum, betreffe, so zahle der aus Westindien eingeführte 9 Sch. für das Gallon, der brittisch-indische aber 15 Sch. Warum dieser Unterschied bestehe, sey nicht einzusehen. Englische Kattune zahlten bei ihrer Einfuhr in Indien nur 3 1 / 2 bis 7 Proc. Zoll, hingegen ostindische Fabricate in England 10 bis 20 Procent. Dasselbe sey bei Seidenzeugen der Fall: englische zahlen in ostindischen Häfen 3 1 / 2 bis 7, indische in englischen Häfen 20 Procent. Diese Unbilligkeit könne ohne Nachtheil für die englischen Fabricanten, wie für das Staatseinkommen beseitigt werden. Ein Gegenstand, der eben jetzt in England besonderes Interesse errege – die Theecultur in Assam, verdiene gewiß allen Schutz und Ermunterung von Seite des Staats, denn es lasse sich voraussehen, daß der Thee von Assam, bei verbessertem Anbau, so gut wie der chinesische werden, und dann den Theeverbrauch im Lande großentheils decken werde. (Hört!) Auch für den Kaffee von Mysore und andern ostindischen Pflanzungen, worauf ein nicht unbeträchtliches brittisches Capital angelegt sey, spricht die Petition Gleichstellung der Zölle mit jenen von westindischem und Mauritius-Kaffee an. Der Redner schloß sich der weiteren Beschwerde der Petition an, daß kraft der Navigationsacte die Eingebornen Hindostans von den Rechten brittischer Seeleute, welche doch die Neger Westindiens genössen, ausgeschlossen seyen, so daß Schiffe, die zwischen Indien und England fahren, nur unter besondern Umständen mit indischen Matrosen bemannt seyn dürfen. Ueberhaupt, meinte Sir R. Jenkins, der Naturreichthum Indiens werde, zu seinem eigenen wie zu Englands Bestem, erst dann zur vollen Entwicklung kommen, wenn Indien volle Rechtsgleichheit mit dem Mutterland erlangt haben werde. Er schloß mit der Motion, das Haus wolle am 4 März sich in eine allgemeine Committe verwandeln, um die erwähnten Zölle auf indische Producte, behufs ihrer Ermäßigung und Gleichstellung mit den betreffenden Zöllen aus andern brittischen Besitzungen, in Erwägung zu ziehen. Hr. Hogg, vormals Advocat beim obersten Gerichtshof in Calcutta, unterstützte die Motion, indem er die Gleichgültigkeit tadelte, womit indische Fragen bisher in der Regel vom Parlament behandelt worden seyen, weil sich dabei die Schlagwörter Whig und Tory weniger als bei andern Fragen anbringen lassen. Indessen sey die Zeit vorüber, wo man Indien in politischer und commercieller Hinsicht ganz als ein Land für sich, nur als ein Terrain für Kriegsführung und fette Civilämter betrachtet habe. Das indische Volk selbst müsse mehr und mehr ein Gegenstand legislativer Beachtung für England werden. Auch Hr. Hume (vordem Militärarzt in Indien, wo er aber auch in verschiedenen andern Functionen, als Armee-Dolmetsch im Krieg gegen die Mahratten, als Armeezahlmeister, Postmeister etc. sich sehr nützlich machte und ein beträchtliches Vermögen erwarb) bedauerte, daß Indiens Industrie und Handel nicht längst von den beengenden Fesseln befreit seyen. Die Zölle auf indische Waaren seyen nicht nur unverhältnißmäßig hoch im Vergleich mit andern brittischen Besitzungen, sondern in einigen Fällen ohne allen Grund unter sich selbst ungleich, wie z. B. Mysore-Kaffee 9 Pence, bengalischer aber nur 6 per Pfd. zahlen müsse. Hr. Hume findet es überhaupt unpolitisch, die Waaren aus eigenen Landestheilen mit hohen Zöllen zu belasten, wodurch nur das Schmugglergewerbe gefördert werde. Uebrigens freute er sich der zunehmenden Baumwolleneinfuhr aus Indien. Der Handelsminister, Hr. Labouchere, erklärte, die Regierung wünsche gegen Ostindien ganz gerecht zu seyn, eine umfassende Zollreduction aber sey ein wichtiger Punkt, der reifliche Erwägung verdiene. Eine Ermäßigung des Zolls von ostindischem Tabak bis auf 2 Sh. 9 Pence per Pfd. könne er im Namen der Regierung nicht versprechen. Was den Rum betreffe, so sey dieß ein verwickelter Punkt, weil es sich dabei auch um andere geistige Getränke handle, und es schwer halten würde, den Zoll auf Rum herabzusetzen, ohne gleichzeitige Verminderung des Zolls vom Arrack. Hinsichtlich des Assam-Thees könne er noch nichts voraussagen, jedenfalls müsse man dafür sorgen, daß Assam-Thee nicht nach chinesischen Häfen versandt, und von dort als chinesischer ausgeführt werde. Was die Lascar-Matrosen betreffe, so sey dieß ein alter Disciplinarpunkt, der nicht wohl abgeändert werden könne. Der Präsident des indischen Controlamtes, Sir J. C. Hobhouse, fügte bei, die Regierung wolle die Bittsteller keineswegs entmuthigen, und, den Punkt wegen der Theezölle ausgenommen, wolle er keine der beantragten Resolutionen im voraus verneinen; nur erheische die Sache eine so reifliche Erwägung, daß er vorschlage, dieselbe erst an eine besondere Committee zur Prüfung zu überweisen. Für Förderung der Baumwollecultur in Indien habe die Regierung schon viel gethan, und hege von der Theeanpflanzung in Assam die besten Hoffnungen. Auch sey0534 Lord Aucklands Sorge sehr auf Beförderung der Dampfschifffahrt in Indien gerichtet. Sir R. Jenkins ließ sich die von Sir J. C. Hobhouse angerathene Aenderung seines Vorschlags gefallen. – Die Bill, zu deren Einbringung hierauf Lord Stanley die Ermächtigung erhielt, hat den Hauptzweck, daß die Registrirung der Parlamentswähler in Irland nicht bloß alle acht Jahre, wie bisher, sondern alljährlich stattfinden solle, weil bei der jetzigen langen Frist mit den Wählercertificaten ein förmlicher Wechselverkehr und mancherlei Unterschleife getrieben würden. Lord Morpeth erwiederte, er habe nichts dagegen, daß die Bill zur Berathung komme, die Regierung werde sich aber jedem Versuch widersetzen, die Wahlrechte des irischen Volks zu beschränken. Hr. O'Connell erklärte im voraus, daß er diese Bill bekämpfen werde, weil sie Bestimmungen enthalte, die nicht zu der Lage und den Geldverhältnissen der irischen Pächter passen, weil sie ferner den Pächter zweimal des Jahrs unter die Peitsche des Grundbesitzers bringen, und unbarmherziger Einschüchterung aussetzen, dadurch aber das Wahlrecht vernichten wolle.
Morgen werden die Reichsstände eine schon vom letzten Reichstag vorgeschlagene Veränderung der Constitution in Erwägung nehmen. Dieser Vorschlag geht auf nichts Geringeres aus, als die bisherige Organisation des königl. Staatsraths ganz zu verändern, die Staatssecretäre zu wirklichen Staatsräthen und beständigen Mitgliedern des kön. Conseils zu erheben, das Hofkanzleramt abzuschaffen, kurz eine Ministerialverwaltung, den englischen und französischen Ministerien ähnlich, einzuführen, was überdieß eine gänzliche Veränderung der Collegien und anderer untergeordneten Departements herbeiführen müßte. Wie behauptet wird, hat der König zu erkennen gegeben, daß er diesem Vorschlag, falls er von den gesammten Reichsständen angenommen würde, seine Genehmigung zu geben Willens sey. Dessen ungeachtet werden lebhafte Debatten darüber stattfinden, denn die untergeordneten Beamten, welche bisher in Schweden ihre Aemter als ihr gesetzmäßiges Eigenthum betrachteten, jetzt aber fürchten, durch die vorgeschlagene Veränderung den ruhigen Besitz ihrer Inamovibilität zu verlieren, werden gewiß alle ihre Kräfte aufbieten, um den Vorschlag zu vernichten. Wenn er nur von einem einzigen Reichsstand verworfen wird, kann er auf diesem Reichstag nicht mehr vorkommen. Wird er aber angenommen und vom König bestätigt, so tritt die neue Einrichtung der Staatsverwaltung sogleich in Wirksamkeit. – Ein von dem bekannten Hans Jansson im Bauernstand am 1 Febr. gemachter Antrag, eine Adresse an den König als Antwort auf die Thronrede abzugeben (eine solche Adresse ist nie bisher in Schweden gebräuchlich gewesen), nebst einem von ihm verfaßten Vorschlag einer solchen Adresse, worin über den Nothstand des Reichs geklagt wird, und viele Ursachen des Mißvergnügens aufgezählt werden, ist nach langem Widerstand endlich vom Bauernstand genehmigt worden, und wurde in diesen Tagen den übrigen Reichsständen mitgetheilt, welche den Vorschlag in Erwägung ziehen zu wollen erklärten. Der Erzbischof äußerte der Deputation des Bauernstands, welche die Adresse überbrachte, den Wunsch, daß der Bauernstand ihren von alten Zeiten her bewährten Ruf der Bedachtsamkeit und Mäßigung auch ferner bewahren möge.
Bei Georg Wigand in Leipzig ist erschienen: Mittheilungen aus der Generalversammlung deutscher Landwirthe in Potsdam, insbesondere Zusammenstellung der Verhandlungen der Abtheilung für Schafzucht, herausgegeben von Gumprecht.
8. In Umschlag broschirt 18 gGr.
0535Edictal-Ladung.
Max Pummerer, Kaufmann dahier, Inhaber der Handlung unter der Firma „ Franz Paul Giedhör “hat sich als insolvent erklärt.
Zur Liquidirung der allseitigen Forderungen gegen denselben einerseits und zur Vorlage des deßfallsigen Zahlungsprojects, insbesonders zur Abgabe der creditorschaftlichen Erklärung hierüber und Stellung sachbemessener Anträge in den Debitverhandlungen, so wie zur Bestellung eines Massacurators andrerseits hat man auf Montag den 27 April l. J., Vormittags 9 Uhr, Tagfahrt anberaumt, und werden hiedurch alle zur Zeit dießorts unbekannten Gläubiger zur Wahrung ihrer Forderungsrechte unter dem Präjudiz anher vorgeladen, daß sie im Fall ihrer Nichterscheinung den Erklärungen und Anträgen der Mehrheit der geladenen gerichtsbekannten und erscheinenden Gläubiger als beipflichtend erachtet werden sollen.
Den 18 Febr. 1840
Königliches Kreis - und Stadtgericht Passau.
Burger, Dir. van Douwe Secr.
Bau-Ausschreibung.
Die Regierung des Kantons St. Gallen hat die Ausführung nachstehender neuen Straßenstrecken beschlossen, als von Riedern bis Rorschach, 18,902 Fuß lang, zu 58,000 fl. veranschlagt, mit Inbegriff einer großen gewölbten Brücke, dann von Rorschach bis Staad, 8163 Fuß lang, zu 20,000 fl. veranschlagt.
Alle diejenigen, welche Lust haben, diese beiden Straßenstrecken in Accord zu übernehmen, werden somit eingeladen, das Local zu besuchen und beim Straßen - und Wasserbau-Inspector zu St. Gallen die Plane und Bauvorschriften einzusehen.
Uebernahmsangebote haben schriftlich und verschlossen bis längstens Ende März d. J. bei dem unterzeichneten Departement zu geschehen.
St. Gallen, den 29 Februar 1840
Das Baudepartement.
Offene Lehrerstellen.
Für das Gymnasium und die Gewerbschule zu Yverdon sind Ende des Monats März folgende Stellen zu besetzen, und werden hiemit ausgeschrieben: 1) die Stelle eines Lehrers der französischen Sprache und Litteratur, der Staatswirthschaft, der bürgerlichen Verwaltung und der alten Geschichte. Auch könnte der Unterricht der Geographie und der Elemente der Astronomie mit dieser Stelle verbunden werden; 2) die Stelle eines Lehrers der Arithmetik, Buchhaltung, Geometrie, Algebra, Trigonometrie, der umschreibenden Geometrie und der Mechanik; 3) eines Lehrers für Naturgeschichte, Physik, Chemie und Technologie.
Jeder dieser drei Lehrer ist verbunden, höchstens 28 Stunden wöchentlich zu geben. Er bekommt einen festen Gehalt von jährlich 1300 Franken und überdieß seinen Antheil an dem von den Schülern zu entrichtenden Schulgelde. Es wird jedem der drei Lehrer zugesichert, daß das gesammte Einkommen nicht weniger als 1450 Schweizerfranken betragen soll; 4) die Stelle eines Lehrers für Zeichnen, Schreiben, Geographie und die Elemente der Astronomie. Er hat ein festes Einkommen von 1000 Schweizerfranken, und bekommt seinen Antheil am Schulgelde. Er ist zu einem Maximum von 28 Stunden wöchentlich verbunden; 5) die Lehrerstelle für griechische und deutsche Sprache. Dieser Lehrer gibt wöchentlich 30 Stunden, und erhält eine Besoldung von 1450 Schweizerfranken jährlich; 6) die Lehrstelle für lateinische Sprache, neue Geschichte und Religion. Dieser Lehrer gibt wöchentlich 30 Stunden, und bezieht einen jährlichen Gehalt von 1450 Schweizerfranken; 7) die Stelle eines Lehrers für französische Sprache, Arithmetik, Geographie, die Elemente der Astronomie, das Lesen und den Gesang. Auch kann ihm der Unterricht der alten Geschichte und die bürgerliche Verwaltungslehre aufgetragen werden. Er ist zu höchstens 30 Stunden wöchentlich verbunden, und bekommt einen festen Gehalt von jährlich 900 Schweizerfranken.
Derjenige Lehrer der Anstalt, welcher zum Director derselben ernannt wird, ist nur zu wöchentlich 14 Stunden verbunden. Es wird ihm versichert, daß seine Besoldung mit Einschluß seines Antheils an dem von den Schülern zu erhebenden Schulgeld auf 1800 Schweizerfranken jährlich sich beträgt. Außerdem hat er seine Wohnung in der Anstalt und die Benutzung eines Gartens.
Ein Lehrer der Gymnastik erhält für wöchentlich 10 Stunden eine Besoldung von 200 Schweizerfranken und bezieht noch außerdem eine Vergütung von den Schülern.
Die Tage der Prüfungen werden später angezeigt werden.
Diejenigen Personen, welche auf obige Stellen Rücksicht nehmen wollen, haben sich bis zum 20 März schriftlich bei dem Unterzeichneten anzumelden.
Yverdon, den 14 Februar 1840
Der Präsident der Schulcommission: Warnery.
In der Plahn'schen Buchhandlung (L. Nitze) in Berlin ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Jesus Christus.
Tagebuch eines Gläubigen, von Gottfried Gentzel.
2 Bände eleg. geh. Preis 2 Thlr. 12 gr.
Dieses Andachtsbuch ist in jeder Rücksicht neu, und wohl dem besten in der Erbauungslitteratur an die Seite zu stellen. Es schließt sich in der äußern poetischen Gestaltung an „ Thomas a Kempis Nachfolge Christi “an, und enthält geistliche Betrachtungen auf die hohen Feste und alle Tage im Jahre. Durch natürliche Innigkeit und religiöse Tiefe wird es die Freunde wahrer Poesie und die Anhänger des evangelischen Glaubens wohlthuend ansprechen und erbauen.
Vom MARSTALL, Journal zur Unterhaltung u. Belehrung für Pferdebesitzer u. Pferdeliebhaber, herausgegeben von Otto v. Corvin Wiersbitzki, ist das 3te Heft eben ausgegeben worden: Inhalt: 1) Maky; 2) ein Ausflug in die Normandie; 3) das Gestüt zu Babolna; 4) ein Brief des Fürsten Pückler-Muskau an den Grafen v. Veltheim-Harbke; 5) Organisation und Administration der Gestüte in Oesterreich; 6) Militärgestüte; 7) das Gestüt zu Mezonhegyès; 8) Stallökonomie; 9) was ist Instinct? 10) Correspondenz (Wettrennen bei Frankfurt a. M.); 11) Auszug aus dem amtlichen Bericht über die Entstehung des Central-Vereins etc.
In allen größern Buchhandlungen vorräthig, Augsburg und Lindau in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung.
Leipzig, im Januar 1840
Joh. Fr. Hartknoch.
Im Verlage von Fried. Schulthess in Zürich ist so eben erschienen und durch alle soliden Buchhandlungen zu beziehen: CHEMIE der organischen Verbindungen von Karl Löwig.
IIr Theil, IIte Abth. gr. 8. Preis des ganzen Werkes 7 Rthlr. 12 gr. od. 12 fl.
Mit dieser Abtheilung, welche den allgemeinen Theil bildet, ist das Werk beendigt. – Wenn der Herr Verfasser, dessen chemische Forschungen allgemeine Anerkennung gefunden, bemüht war, im speciellen Theil eine vollständige Uebersicht über das Thatsächliche der Wissenschaft zu geben, so war es nicht minder sein Bestreben, im allgemeinen Theil ein zusammenhängendes Bild von der Wissenschaft selbst mitzutheilen. Dieser letzte Theil, welcher die Krone des ganzen Werkes bildet, umfasst alle Lebensfragen der organischen Chemie, und für jeden, welcher den Standpunkt, den bereits dieselbe eingenommen, so wie die Richtung, die sie in ihrer Fortentwickelung zu nehmen hat, kennen lernen will, ist die vorliegende allgemeine organische Chemie, die hier zum erstenmale durchgreifend bearbeitet wurde, unentbehrlich. Um dem Werke, welches eine große Lücke in der chemischen Litteratur ausfüllt, die gehörige äußere Ausstattung zu geben, hat der Verleger keine Kosten gescheut.
In der Unterzeichneten ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Gutensohn, J. G., und Knapp, J. M., Monumenti della religione christiana, o sia Raccolta delle Antiche Chiese o Basiliche Christiane di Roma dal quarto sino al decimo terzo secolo delineati e publicati. – Denkmale der christlichen Religion, oder Sammlung der ältesten christlichen Kirchen oder Basiliken Roms, vom 4ten bis zum 13ten Jahrhundert. 1-5tes Heft. Roy. -Fol. 1823 bis 1827. 25 fl. oder 15 Rthlr. Einzeln jedes Heft 5 fl. oder 3 Rthlr.
Stuttgart und Tübingen, im Oct. 1839.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
0536BREVET DE 5 ANS, MÉDAILLE D'HONNEUR.
EN TOUS LIEUX, SAISIE DES CONTREFAçONS ET APPLICATIONDE L'AMENDE ET DES PEINES VOULUES PAR LA LOI.
En Crino-zéphyr, noir ou blanc. Elles se font de deux manières: l'une forte et résistante pour les robes de soirées en velours, brocard etc.; l'autre très-légère pour celles de bal. Ces deux sortes, complément de la toilette, font maintenant partie des trousseaux et corbeilles de mariage; elles forment tournure, soutiennent les robes, et par leur fléxible élasticité elles se prètent aux plus légers mouvemens des multiples ondulations de leurs draperies; en outre elles sont indéformables à l'usage et peuvent se laver comme le linge.
Les prix, suivant la finesse et le choix des crins, sont de 35, 45, 55 et 80 fr. ; les noires coutent 5 fr. de plus. Les frais d'expédition et d'Emballage sont en plus.
On insérera dans la lettre de demande un fil pour marquer la longueur et le tour de taille.
S'ADRESSER à Munich à Mr. Gustav Schulze, Négociant.
Anzeige.
Die auf der Herrschaft Eichhorn bei Brünn im Jahre 1838 erbaute Runkelrüben-Zuckerfabrik verarbeitet in 24 Stunden 700 bis 800 Centner Rüben mittelst einer Dampfmaschine von 10 Pferdekraft und 4 hydraulischen Pressen, welche in der Maschinenfabrik der HH. Breitfeld und A. Gottschalk und Comp. in Prag, unter der Leitung des Mechanikers Hrn. Evans, sammt allem gangbaren Zeug verfertigt wurden. Da die Betreibung hydraulischer Pumpen mittelst Dampfkraft bei uns noch ungewöhnlich, die ganze mechanische Einrichtung in meiner Fabrik aber vorzüglich gelungen, und seit Anfang October v. J. ununterbrochen Tag und Nacht in Thätigkeit ist, sich in jeder Hinsicht zweckmäßig und solid bewährt hat, so gereicht es mir zum Vergnügen, dieses hier öffentlich auszusprechen.
Wien, am 23 Januar 1840
E. D. Satzger, Inhaber der Eichhorner Zuckerfabrik.
Avertissement.
Ein tüchtiger, vorzugsweise der Landschaftsgärtnerei vollkommen kundiger, und mit Ausführung von Garten-Anlagen im Großen vertrauter Gartenkünstler wünscht eine passende Versorgung.
Unter der Adresse M. Z. werden von der Expedition der Allg. Zeitung portofreie Briefe weiter besorgt.
Bei v. Mösle s Wittwe und Braumüller in Wien wird auch im Jahre 1840erscheinen: Der Jurist, eine Zeitschrift vorzüglich für die Praxis des gesammten österreichischen Rechtes, unter der Mitwirkung der Herren Joseph Kitka, k. k. mähr. schles. Appellationsrathes; Andreas Weixelbaum, Magistratsrathes in Wien; Dr. Leopold Dierl, Hof - und Gerichtsadvocaten und k. k. Notar; Dr. Franz Kaleßa, k. k. Professors der Rechte zu Innsbruck; Dr. Jacob Kompaß, Landesadvocaten und k. k. Notar; Eugen Alexander Megerle v. Mühlfeld, Dr. der Rechte und Philosophie; Dr. Mikolasch, Adjuncten des juridisch-politischen Studiums an der k. k. Wiener Universität.
Herausgegeben von Dr. Ignaz Wildner, Mitglied der Juristen-Facultät, Hof - und Gerichtsadvocaten in Wien, und gew. suppl. Professor des gerichtlichen Verfahrens des Lehn -, Handels - und Wechselrechtes.
Die erfreulichen Erfolge des ersten Jahrganges dieser Zeitschrift, dessen viertes Heft zunächst erscheinen wird, nämlich die anerkennendsten Aeußerungen tüchtiger Praktiker, die eben so mannichfaltig als zahlreich der Redaction zukommenden Aufsätze, so wie der rasche Absatz bewähren das Interesse, welches Oesterreichs Rechtskundige an dem Gedeihen dieses Blattes nehmen, und machen andrerseits die Anforderung, dieses auf einen so erhabenen Zweck die Förderung des Rechtes gerichtete Unternehmen fortzusetzen, ohne im Plane, welcher auf den Heften in Kürze erscheint, etwas zu ändern.
So innig die Redaction für die ihr bisher gewordene kräftige Mithülfe dankt, eben so herzlich bittet sie um die fernere Unterstützung von Seite Aller, welche in der Lage sind, es zu thun. Da der gute Absatz eine Erhöhung des Honorars leicht gestattet, so wird dasselbe vom ersten Hefte des Jahrganges 1840angefangen, für jeden Druckbogen ohne Unterschied des Haupt - oder Nebenblattes auf 4 Ducaten in Gold festgesetzt, welche bei der Redaction (hohe Brücke Nr. 144) gleich nach Erscheinen des Heftes zu beheben sind, im Falle der Angabe der Gelegenheit aber auch zugesendet werden.
Es wird auf vier Hefte zu 16 Druckbogen mit dem Betrage von 6 fl. C. M. pränumerirt.
Man kann sich aber auch mit 1 fl. 30 kr. C. M. auf das vierte Heft pränumeriren, und zahlt dann beim Abnehmen der ersten drei Hefte für jedes 1 fl. 30 kr. C. M.
Das Bändchen 3 gGr. – 3 3 / 4 Sgr.
In anständigem Taschenformat, wenig kleiner als die neue Ausgabe von Schiller.
Miniaturbibliothek ausländischer Dichter.
Eine Auswahl des Schönsten aus ihren Werken mit einleitenden Biographien und litterar-historischen Anmerkungen.
Bereits erschienen und zu haben sind: 1s Bändchen: Berangers Lieder.
2s Bändchen: Ossians Gedichte.
Subscribentensammler erhalten von jeder Buchhandlung auf 6 Exemplare ein Freiexemplar.
Monatlich erscheint ein Bändchen und erhalten diejenigen, welche sich zur Abnahme einer Serie von 12 Bändchen verpflichten, bei Ablieferung des zwölften Bändchens das meisterhaft ausgeführte Bildniß Shakspeare's in herrlichem Stahlstich und großem Format, so daß es auch den elegantesten Zimmern als Zierde dienen kann, gratis als Prämie.
Die obige Miniaturbibliothek hat den Zweck, zu größerer Verbreitung der herrlichsten Dichterwerke des Auslandes auf eine Weise hinzuwirken, welche die Anschaffung wohl einem Jeden gestattet, der an dem jetzt so allgemeinen Streben nach Fortbildung Theil nimmt.
Jedes Bändchen, von 7-8 Bogen im Taschenformat nur wenig kleiner, als das Schillerformat, auf fein Velinpapier gedruckt, kostet nur 3 gGr. – 3 3 / 4 Sgr. preuß. – und enthält die schönsten Geistesblüthen eines Dichters und zwar die kleinern Gedichte vollständig und von den größern einen Gesang oder Abschnitt mit strengem Ausschluß alles sittlich Anstößigen, eingeleitet durch erläuternde Biographien, so daß der Leser ein getreues Bild des Dichters und seiner Geistesrichtung erhält, und sich selbst sein Urtheil über denselben bilden kann.
Die vorzüglichsten Dichterwerke der Engländer, Franzosen, Italiener, Spanier, Portugiesen, Polen und Russen etc. sollen allmählich in dieser Bibliothek ihre Stelle finden, und somit sey dieß der Unterstützung gewiß würdige Unternehmen der Gunst des Publicums empfohlen.
Alle Buchhandlungen Deutschlands und der österreichischen Monarchie nehmen Subscriptionen auf diese Miniaturbibliothek an; in Augsburg: Kollmann'sche Buchhandlung; in München: Fleischmann, Franz, Hofbuchhandlung, Lindauer'sche Buchhandlung, Palm; in Regensburg: Pustet'sche Buchhandlung.
Wehlau.
R. Löbell, Verlagshandlung.
Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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