PRIMS Full-text transcription (HTML)
0537
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 68.
8 März 1840

Spanien.

Als ich meinen Brief diesen Nachmittag zur Post gegeben hatte, fand ich den Palast der Deputirten zu überfüllt, um darin zu verweilen. Dieser Umstand verschaffte mir die Gelegenheit, Zeuge des Schauspiels zu seyn, welches vor demselben aufgeführt wurde. Der Palast des Congresses liegt an einer äußerst lebhaften Straße, der Carrera de S. Geronimo, die gerade vor diesem Palast einen geräumigen und schönen Platz bildet, und in den Prado hinabführt, wo dieser von der nach dem Buen Retiro hinaufführenden Allee durchschnitten wird. Das entgegengesetzte Ende der Carrera de S. Geronimo stößt an den Puerta del Sol genannten Platz. Da gestern der Kriegsminister versicherte, er hätte Befehl gegeben, alle bewaffnete Macht aus der Nähe des Congresses zurückzuziehen, so war ich um so mehr überrascht, den Palast der Deputirten von Truppen umstellt zu sehen. Eine Compagnie Infanterie war etwa hundert Schritte davon, nach der Puerta del Sol zu, gelagert; der Generalcapitän verweilte in voller Uniform, von Adjutanten umgeben, im Eingange des Palastes des Herzogs von Villahermosa, welcher die Ecke der Carrera de S. Geronimo und des Prado bildet, und unmittelbar daneben, im Prado, hielten 50 Cuirassiere zu Pferde. Auch bemerkte ich, daß die Artillerie, welche am Eingange des Buen Retiro ihre Caserne hat, ihre Kanonen bespannt hatte. Auf dem Platze vor dem Palaste des Congresses befanden sich um 3 Uhr mehrere Volksgruppen, deren Haltung nichts Gutes andeutete, und die aus 20 Mann Nationalmilizen bestehende Wache des Congresses hatte ihre Gewehre zusammengestellt. Alles war ruhig, und nur die glänzende Equipage des Grafen Toreno schien die Aufmerksamkeit des Pöbels auf sich zu ziehen, als der Gefe politico von Madrid aus dem Palaste des Congresses trat, und die Volkshaufen mit dem Geschrei: Nieder mit ihm! es lebe die Freiheit! auf ihn einstürzten. Die 20 Nationalmilizen luden ihre Gewehre, und wiesen die auf sie eindrängende Menge mit dem Bajonnet, noch mehr aber mit beschwichtigenden Worten zurück. In wenigen Minuten war darauf der Platz mit Tausenden von Menschen angefüllt, und die Spaziergänger des Prado, Herren und Damen, drängten sich herbei, um das Schauspiel der neuen Revolution zu sehen. Zugleich aber stieg der Generalcapitän zu Pferde, und ritt mit seinen Cuirassieren die Straße hinauf, während eine Abtheilung Garde-Lanciers von der Puerta del Sol her die Straße hinab ritt. Im ersten Augenblick entstand unter den Patrioten eine mehr retrograde als progressive Bewegung; es begann nämlich ein allgemeines Laufen nach den Seitenstraßen, bis man bemerkte, daß die Truppen eine friedliche Haltung beobachteten. Die Patrioten kehrten zurück, und brachen in das unverfängliche Geschrei: Es lebe die Freiheit! aus, wogegen die Truppen natürlich keinen Einspruch thaten. Ein Theil des Volkes verbreitete sich in den Straßen unter dem lauten Geschrei: zu den Waffen! Unterdessen hatten die Cuirassiere den Volkshaufen aus der Nähe des Congresses zurückgedrängt, und die wenigen Nationalmilizen wußten darauf den Platz rein zu halten. Die zahllose Menge gehorchte ihnen auf eine bewundernswürdige Weise, rief aber beständig: Es lebe die Freiheit! es lebe die Constitution! und noch lauter: muera Toreno! muera Mon! Ich bemerkte, daß vorzüglich gegen letztern die Erbitterung sehr groß, und daß seine Ermordung beschlossen war. Die Cuirassiere und Lanciers nahmen endlich eine solche Stellung ein, daß sie auf das erste Zeichen den Volkshaufen auseinander sprengen konnten. Nachdem dieser Auftritt etwa eine Stunde gedauert hatte, hörte ich mehrere der Patrioten, welche in das Geheimnis eingeweiht zu seyn schienen, mit Achselzucken erklären, der Coup sey verfehlt, und die Revolution für heute mißlungen. Gegen 6 Uhr schlichen sich die Deputirten einzeln aus dem Congresse, und suchten hinter der Reihe der Nationalmilizen in die Seitenstraßen zu gelangen. Als der Volkshaufen dieß bemerkte, stürzte er unter dem Geschrei: muera Mon, muera Toreno! wieder auf den Platz, und bedrohte die Kutsche des Grafen Toreno. Diese wurde jedoch von einigen Cuirassieren in die Mitte genommen, und die Menge verlief sich nach der Puerta del Sol zu. Indem ich mich nach Hause begab, und über das Schicksal nachdachte, welches dem Grafen Toreno bevorstehen möchte, begegnete ich ihm zu meinem nicht geringen Erstaunen in einer wenig besuchten, von dem Platze des Congresses nach der Calle de Alcala führenden Gasse. Ihn begleiteten die Deputirten Mon, Pidal und Olozaga, letzterer vermuthlich, um sich das Ansehen zu geben, als ob er ihn schützen wolle. An der Ecke der Calle de Alcala, wo gerade die Gefahr entstand, verließ er ihn jedoch. Während dieser Begebenheiten fuhr die Königin-Regentin in einem offenen Wagen im Prado spazieren. Meine in dem Volkshaufen0538 angestellten Beobachtungen berechtigen mich zu dem Schlusse, daß ein förmliches Complott organisirt war, dessen Zweck dahin ging, Toreno, Mon und einige andere Deputirte zu ermorden, und dann vermittelst des Ayuntamiento's und eines Theils der Nationalgarde der Königin zu erklären, daß man die Ruhe nicht wiederherstellen könne, falls sie nicht ein Ministerium aus reinen Progressisten bilde, und die Cortes auflöse. Indem ich so eben (8 Uhr Abends) meine Wohnung verließ, fand ich alle Straßen verödet und die Häuser verschlossen. Auf der Puerta del Sol hält der General-Capitän mit einer Schwadron Cuirassiere. Bei Eröffnung der heutigen Sitzung des Congresses erklärte der Präsident, er habe alle Anstalten zur persönlichen Sicherheit der Deputirten getroffen, und die Regierung habe ihn dabei unterstützt. Man discutirte darauf die Gültigkeit der Wahlen von Oviedo, wobei es denn an heftigen gegenseitigen Beschuldigungen, an denen die HH. Pidal, Caballero, San Miguel und Lopez Theil nahmen, nicht fehlte. Als draußen der Lärmen entstand, erklärte der Präsident die Sitzung für suspendirt; die Deputirten aber wurden durch den Minister des Innern aufgefordert, ihre Bänke nicht zu verlassen, damit ganz Europa sehe, daß sie sich nicht vor Meuchelmördern fürchteten. Der Graf v. Toreno befragte den Justizminister, welche Maaßregeln zur Sicherheit des Congresses er getroffen habe. Dieser erwiederte, er hätte die bewaffnete Macht zur Verfügung des Präsidenten gestellt, von dessen Gutdünken es nun abhänge, davon Gebrauch zu machen. Die Minister seyen bereit, mit den Deputirten auf ihren Bänken die Dolche der Meuchelmörder zu erwarten. Der Präsident erklärte, er habe den Nationalmilizen befohlen, den Platz vor dem Congreß frei zu halten. Der Graf Toreno wies die Minister darauf hin, daß jetzt der Augenblick gekommen sey, um Kraft und Festigkeit zu entwickeln; man höre das aufrührerische Geschrei, ohne daß er die Mittel gewahr werde, um es zu unterdrücken. Darauf beschwerte sich Hr. Olozaga, daß die Regierung Truppen in der Nähe des Congresses aufgestellt habe, ohne das Ayuntamiento davon zu benachrichtigen; die Regierung zeige Mißtrauen gegen die Nationalmiliz. Ich wünsche, sagte er, daß man die Truppen zurückziehe, alsdann werde ich allein hinausgehen und die Ruhe herstellen. Sogleich erscholl Beifallklatschen auf der Volksgalerie, in dessen Folge man dort einige Personen festnahm. Endlich erklärte man die Sitzung für geheim, und die Deputirten verließen nach und nach das Haus.

Vormittags. Als gestern Nachmittags die Volksmenge hinter dem Wagen Toreno's herlief und das aufrührerische Geschrei nicht einstellen wollte, ließ der Generalcapitän die Lanciers chargiren, wobei einer der Schreier, Officier der Nationalmiliz, das Leben verlor. Ein Miliciano schoß darauf auf den Generalcapitän, jedoch ohne ihn zu treffen. Die Truppen blieben auf der Puerta del Sol und beim königlichen Palast aufgestellt. Madrid wurde in Belagerungszustand erklärt. Das Ayuntamiento hielt während der Nacht eine außerordentliche Sitzung; der Generalcapitän suspendirte sie aber, und untersagte alle ferneren Versammlungen während des Belagerungszustandes. In Folge desselben steht die Nationalmiliz unter den ausschließlichen Befehlen des Generalcapitäns, und darf sich ohne diese nicht versammeln. Der Senat und der Congreß haben den vernünftigen Beschluß gefaßt, ihre Sitzungen auf einige Tage einzustellen. Bemerkenswerth ist, daß die Aufrührer vor dem Congresse gestern auch den Ausruf: es lebe Espartero! unter ihr Geschrei mischten, als ob der Feldherr sich dadurch geschmeichelt fühlen würde! Das Eco fordert heute lauter als je zum Aufruhr auf, indessen scheint beim Abgang der Post (3 Uhr Nachmittag) Alles ruhig zu seyn, obgleich die Puerta del Sol von zahllosem Gesindel angefüllt ist.

(Moniteur.) Telegraphische Depeschen. I. Bayonne, 2 März. (Von dem Generalcommandanten.) Ich erhalte diesen Augenblick die officielle Nachricht, daß sich Segura auf Discretion ergeben hat. Man hat beinahe 500 Gefangene gemacht. II. Bayonne, 2 März. (Von dem Unterpräfecten.) Die Uebergabe von Segura bestätigt sich officiell; 274 Gefangene, sechs Kanonen, Kriegsmunition und eine große Menge Lebensmittel sind in der Gewalt Espartero's. Madrid war am 27 ruhig. Der Belagerungszustand dauerte fort. III. Bayonne, 2 März. Die Ruhe war in Madrid am 26 völlig hergestellt. General Balboa war mit seiner Division dort eingerückt. Der politische Chef und der Militärgouverneur wurden abgesetzt. Das Ayuntamiento ward aufgefordert, seine Sitzungen während des Belagerungsstandes zu suspendiren.

Großbritannien.

Am 28 Abends beehrten die Königin und Prinz Albert auch das Coventgarden-Theater mit einem Besuch in großem Cortege. Der Zudrang des Publicums war gleich groß, wie einige Tage zuvor im Drurylane, und der Empfang nicht minder enthusiastisch. Als der Vorhang aufging, stand das ganze Schauspielerpersonal auf der Bühne, und stimmte die Nationalhymne an, in die eine Strophe zu Ehren des Prinzen eingelegt war. Dann folgte die letzte Scene: der Stern Braunschweigs aus der unlängst beschriebenen Gelegenheits-Pantomime die glückseligen Inseln. Hierauf wurde Knowles 'neues Drama die Liebe , und zum Schluß, da die junge Königin gern lacht, eine Posse: Patter and Clatter (Platschen und Klatschen) gegeben, worin sich der Komiker Mathews der jüngere auszeichnete. Victoria war in Halbtrauer, der Prinz in Marschallsuniform. Rule Britannia mußte zweimal gesungen werden.

(M. Post.) Der regierende Herzog von Sachsen-Coburg fuhr am 28 Febr. Nachmittags aus dem Buckinghampalast in einem vierspännigen Hofwagen nach Woolwich ab, um sich nach dem Continent einzuschiffen. Se. Durchl. wurde von Obrist Wemyß, Stallmeister Ihrer Maj. und Lieutenant Seymour, Kammerjunker des Prinzen Albert, bis an den Einschiffungspunkt begleitet; das Gefolge des Herzogs bestand aus dem Grafen Kolowrath, dem Baron Alvensleben und Baron v. Pöllnitz. In den letzten Tagen war Se. Durchl. noch einigemal dem Hofmaler Hrn. Hayter für das große Vermählungstableau gesessen.

Das Deportationsschiff Mandarin, an dessen Bord Frost, Jones und Williams sich befinden, wurde durch einen Sturm, worin es einige seiner Stängen (top-masts) verlor, genöthigt, in den Hafen von Falmouth einzulaufen. Die drei Chartisten bewohnen, von den übrigen Verurtheilten getrennt, eine reinliche, mit allen Bedürfnissen wohlausgestattete Cajüte, tragen zwar die Kleidung der Sträflinge, sind aber nicht gefesselt. Frost zeigt sich fortwährend sehr niedergeschlagen, seine Gefährten aber sind gefaßten Muthes. Die Assisen von Newcastle am Tyne haben die daselbst in Haft befindlichen Chartisten, O'Brien und seine Genossen, sämmtlich wegen Aufruhrs u. s. w. in Anklagestand erklärt (true bills of indictment gegen sie gefunden). Einer, der gegen Bürgschaft auf freiem Fuß den Assisen entgegenharrte, ein gewisser Dwyr, ist nach Amerika abgesegelt. Die Assisenverhandlungen sollen nächster Tage eröffnet werden.

0539

Die Wahrscheinlichkeit eines Ministeriums Thiers machte bei der liberalen Partei in England einen sehr guten Eindruck. Der Sun, ein unabhängiges Blatt, bemerkt: Von allen Staatsmännern Frankreichs begreift Thiers am besten die Wichtigkeit der englischen Allianz, und da es wohl bekannt ist, daß seine Sympathien für das liberale England ihn so lange vom Amt entfernt gehalten, so dürfte sein Wiederauftreten als Minister des Auswärtigen von den Personen in England, welche allein die Macht haben, Verträgen Gehalt und Wirksamkeit zu geben, als der Ausdruck des Wunsches der französischen Nation und Regierung betrachtet werden, die freundlichsten Verhältnisse mit Großbritannien zu pflegen. Die Bewunderung des ministeriellen M. Chronicle für Thiers und sein Glaube an dessen gute Gesinnung gegen England sind bekannt, doch bescheidet sich dieses Journal, zunächst über Thiers 'Stellung in Paris Folgendes zu bemerken: Gleich manchem andern Sieger scheint Thiers durch seinen letzten Sieg nicht wenig in Verlegenheit gesetzt zu seyn. Das Ministerium Soult ist das dritte oder vierte, das seine Taktik geschlagen und gestürzt hat. Er überwindet seine Feinde auf dem parlamentarischen Feld; aber annoch ist eine Citadelle zurück, ohne deren Eroberung alle seine übrigen Siege nutzlos wären, und die zu bemeistern eine schwere Aufgabe scheint. Diese Festung erbietet sich freilich zu capituliren und ihre Fahne abzunehmen, aber die Uebergabe ist nur eine scheinbare, und der Sieger dürfte finden, daß, wenn er auch die Kriegsehren davon trägt, die soliden Früchte des Siegs ihm doch immer entschlüpfen. Hr. Thiers nimmt in der Deputirtenkammer eine centrale Stellung ein, jedoch mehr gegen die Linke geneigt, zu deren Ansichten und Principien, besonders in der auswärtigen Politik, er sich bekennt. Dadurch, daß er zuerst auf der Amnestie und dem Aufhören der Strenge bestand, brach er mit den Einschüchterungsmännern; gleichwohl ist er den ultrademokratischen Forderungen noch abgeneigt genug, um über die Anhänglichkeit eines großen Theils der rechten Seite zu verfügen. Die Gemäßigten der Rechten und die Gemäßigten der Linken würden sich so auf natürliche Weise unter Hrn. Thiers vereinigen. Die Soldaten sind alle willig, aber die Officiere und kleinen Chefs thun spröd und bedenklich. Alle Männer von Talenten des zweiten und Ansprüchen des ersten Rangs verabscheuen Thiers. Sie möchten in Amt und Gewalt treten unter einer Null von erstem Minister oder unter einem großen und hohlen Namen. Soult ist ihr Minister-Ideal, weil sie für ihn sprechen, ja für ihn denken dürfen. Unter Soult zu agiren, das kränkt ihre Eitelkeit nicht, während sie hingegen die Anwesenheit Thiers' oder Guizots, überhaupt jedes höheren Geistes, giftig wie die Kröte, mit kleinlichem Neide fürchten. Dieß sind die Gesinnungen der HH. Passy, Dufaure, Villemain lauter geschickte Leute allerdings, treffliche Corporale, wie Jemand gesagt hat, wenn sie nur nicht die Hauptmanns-Epauletten ambitionirten. Die Stümper, die in der Dotationsfrage sich und dem König eine höchst verdrießliche Niederlage zugezogen haben, einzig durch ihre Thorenblindheit und Unfähigkeit! Sieben Knaben, die man aus der Schule auf die Ministerbank versetzt hätte, würden mehr Voraussicht, Talent und Gewandtheit gezeigt haben. Die große Schwierigkeit auf der Bahn des Hrn. Thiers ist dermalen der Ostracismus, den die Eifersucht dieser Leute des zweiten Rangs, unterstützt von der Abneigung einer hohen Person, gegen ihn verhängt hat. Auch der ungewisse Machtbesitz in einer Zeit, wo Höfe und Publicum besonders launisch und beide mächtig sind, hindert jetzt einen Staatsmann, irgend ein großes Opfer an Stellung oder Meinung zu bringen. Jedermann zieht die Perspective in die Zukunft einem gegenwärtigen kurzen Amtsbesitze vor. So wenn Thiers seine alte Stellung an der Spitze der Rechten wieder einnähme, würde er eine Majorität haben, und unstreitig Minister werden. Aber dann zerreißt er seine Verbindung mit der Linken und dem linken Centrum, und fällt der Gnade des Landes anheim. Bleibt er bei der Linken und dem entschiedneren Theile des linken Centrums, so mag ihm die Majorität für jetzt entgehen, und die Eifersucht in seinen eigenen Reihen ihn Minister zu werden verhindern; aber er macht jeden andern Minister unmöglich und wahrt sich alle die prächtigen Chancen der Zukunft. (Dieser Artikel ist natürlich geschrieben, ehe noch die Nachricht von der wirklich erfolgten Bildung des Ministeriums Thiers nach London gelangt war. ) In einer Pariser Correspondenz des M. Chronicle wird Thiers der Canning der französischen constitutionell-conservativen Partei genannt, mit der er wohl nur zu lange Hand in Hand gegangen sey.

Frankreich.

Die Königin, die Herzoge von Orleans und von Nemours und die Prinzessin Clementine sind von Brüssel wieder in Paris eingetroffen, aber nicht, wie Brüsseler Blätter hatten wissen wollen, in Begleitung der Prinzessin Victoria von Coburg.

Der Constitutionnel widerlegt die Angabe eines Journals, daß den HH. Martin (du Nord) und Salvandy Stellen in dem neuen Ministerium angetragen worden seyen. Gewiß scheine, daß eine der ersten Handlungen des neuen Cabinets eine Forderung von Zuschußcrediten für die geheimen Ausgaben seyn werde. Daraus werde man dann erkennen, wie groß die Majorität des neuen Cabinets sey.

Ein Journal meldet, daß General Jacqueminot am 29 Febr. nach Pau zurückgereist sey.

Das Journal des Débats bricht endlich sein Schweigen über das Ministerium, und zwar durch einen dem neuen Conseilspräsidenten entschieden feindseligen Artikel. Es wirft Hrn. Thiers vor, seit zehn Jahren zwei Menschen in sich zu vereinen, einen conservativen und einen zerstörenden; es werde sich zeigen, welchen er jetzt herauskehren werde. Die Lage der Regierung und der Kammer sey so schlimm als möglich; aber die gegenwärtigen Mitglieder des Cabinets haben sie mit herbeigeführt, und nur wenn sie ihr eigenes Werk wieder gut machen, können sie von den redlich Gesinnten Unterstützung erwarten. (Wir kommen darauf zurück.)

Wir lassen hier einige weitere Journalurtheile über das neue Cabinet folgen: Die Schranken sagt das Pays (Journal de Paris) welche seit zehn Jahren durch so viele Kämpfe, so viele Anstrengungen gegen die Emeuten der Worte und Flintenschüsse errichtet worden, sind jetzt aufgehoben. Gestern war es die Staatsgewalt, welcher es oblag, die revolutionäre Ungeduld der Opposition zu mäßigen, heute bedarf es einer Opposition, um die revolutionäre Ungeduld der Staatsgewalt zu zügeln. Heute beginnt das bis jetzt hinausgeschobene furchtbare Spiel zwischen der Krone und der Revolution. Gestern bestanden zwischen dem Königthum und der Republik nur zwei Stufen, heute existirt keine mehr. Das Königthum des Julius hat seine Mitte verloren, es steht am äußersten Rande seines Bewegungskreises. Hr. Odilon-Barrot ist das letzte Wort der Monarchie; nach ihm und vielleicht in nicht langer Zeit kommt die Reihe an die äußerste Linke, was gleichbedeutend mit einer Revolution ist. Eine solche Zukunft bereitet dem Lande die Verblendung des Hrn. Thiers, der lieber die Linke um ihre 110 Stimmen bat, als daß er seine 80 Stimmen mit den 205 Stimmen der conservativen Partei vereinigt hätte. Er allein ist vor der Krone und vor dem Lande verantwortlich. 0540Fast eine eben so heftige Sprache führt die Presse, ein dem Hofe eifrigst ergebenes Blatt: Ueber den Charakter der Politik des neuen Cabinets gibt uns das frühere Wirken des Hrn. Thiers als Minister Aufschluß. Man erinnert sich, durch welche Widersprüche, durch welche Unbesonnenheiten Hr. Thiers unserm Einfluß doppelt geschadet hat, indem er sich bald zum Diener Oesterreichs machte, wie in der Angelegenheit der politischen Flüchtlinge in der Schweiz, bald unsern Gesandten Instructionen schickte, welche unwürdig ihres Charakters und noch unwürdiger der französischen Loyalität waren, wie bei der berüchtigten Depesche hinsichtlich der Räumung Ancona's. Es sind dieß übrigens nicht die einzigen Fehler, welche Hr. Thiers während seiner kurzen Verwaltung begangen. Niemand hat vergessen, mit welcher strafbaren Heimlichkeit er eine Expedition nach Spanien vorbereitete, ohne weder seine Collegen, die er eines solchen Vertrauens nicht würdig achtete, noch selbst den König, dessen Namen er compromittirte, in das Geheimniß einzuweihen. Hr. Thiers hat als Premierminister den fremden Mächten, wie dem Lande sich verdächtig gemacht. Seitdem hat er sein Unrecht noch vermehrt durch seine revolutionären Allianzen. Er hat sich zum Heros eines directen, leidenschaftlichen Kampfes gegen die Krone gemacht. Wir haben gehört, wie Hr. Thiers sich eines Tags mit dem Widerwillen, welchen die auswärtigen Mächte wider seine Person hegten, brüstete; wie er eben wegen dieses Widerwillens das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten forderte, und wie die Linke zu solchen dünkelhaften Ausbrüchen, die sie einfältigerweise für Zeichen des Nationalgefühls hielt, Beifall rief. England allein darf sich bei dem Siege des Hrn. Thiers die Hände reiben; es ist die einzige Macht in Europa, die sich zu seiner Erhebung Glück wünscht. England gewinnt dadurch einen mächtigen Bundesgenossen gegen unsere Interessen. Der Courrier français, der, wie erwähnt, dem neuen Cabinet ziemlich gewogen ist, urtheilt folgendermaßen über die einzelnen Mitglieder: Hr. Cousin wird als Minister des öffentlichen Unterrichts auf ziemlich viel Vorurtheile stoßen trotz seines unbestreitbaren Talents. General Cubières wird seine Ernennung durch klügere und billigere Maaßregeln rechtfertigen müssen als jene, welche er früher als interimistischer Kriegsminister, namentlich gegen den tapfern Obersten François genommen. Hr. Vivien ist ein heller Kopf, mit Leichtigkeit der Rede begabt; er genießt in der Kammer einer verdienten Achtung, und man kann ihm höchstens vorwerfen, daß er so plötzlich zu dem hohen Posten eines Siegelbewahrers erhoben worden. Hr. Gouin ist ein ehrenwerther, fleißiger Deputirter, der nur etwas mehr Festigkeit nöthig haben dürfte, um seine Aufgabe als Minister des Handels gut auszufüllen. Der Admiral Roussin ist vielleicht der einzige von unsern Seemännern, der mit der Erfahrung in seiner Profession auch die Einsicht in die Administrativ-Arbeiten verbindet; er bringt in das Cabinet das Ansehen eines Namens, der überall groß ist, nur nicht in der Diplomatie. Die Ernennung des Hrn. v. Remusat zum Minister des Innern und die des Hrn. Jaubert zum Minister der öffentlichen Arbeiten hat in der Kammer einige Verwunderung erzeugt. Die Doctrinärs sind politisch und numerisch eine allzu kleine Partei, um ihnen, selbst in einem Coalitionscabinet die Leitung der innern Angelegenheiten zu überlassen. Wenn man aber einmal diesen Fehler begehen mußte, so geben wir billigerweise zu, daß die Wahl des Hrn. v. Remusat weniger Inconvenienzen als die jedes andern Doctrinärs hatte, und daß er in seiner Partei der Mann ist, dessen Meinungen denen unserer Freunde sich am meisten nähern. Hr. v. Remusat hat die Coalition nie verläugnet, sondern billigt noch heute all' ihre Folgen, und dieß hat er durch die Ernennung des Hrn. Malleville zum Unterstaatssecretär hinreichend bewiesen. Was Hrn. v. Jaubert anbelangt, so halten wir ihn, ungeachtet der Verschiedenheit unserer Meinungen, für einen zur Leitung der öffentlichen Arbeiten ganz tüchtigen Mann. Er hat überdieß in unsern Augen noch ein ganz besonderes Verdienst: er ist ein Gegner der Unterstützungsgelder für die Presse, und sein Eintritt in das Cabinet garantirt uns deren Unterdrückung.

Man zählt jetzt 22 Journale der Departemente, welche Subscriptionen in ihren Bureaux zu der Medaille für Hrn. v. Cormenin eröffnet haben. Die Summe der Subscriptionen bei dem National betrug am 2 März 2186 Fr. 95 C.

Auf dem Musard'schen Maskenball vom 1 März erschienen drei junge Leute in Hofkleidern bedeckt mit Bankbillets und Eigenthumsurkunden. Sie trugen am Hals einen Zettel mit der Aufschrift: La charité s'il vous plait! Diese drei Masken wurden von den Stadtsergenten festgenommen und nach dem Gefängniß des Corps-de-Garde abgeführt. Das heutige Charivari meldet, die Verhafteten seyen seine Setzer und das Blatt könne deßhalb am Aschermittwoch nicht erscheinen.

(Revue des deux Mondes.) Unsere Allianz mit England ist, was man auch immer sagen mag, ohne gerade gebrochen zu seyn, bedeutend geschwächt. Wir sind zwar verbündet, aber in Bezug auf eine argwöhnische Hauptfrage von höchster Bedeutung haben wir nicht denselben Gesichtspunkt, dasselbe Ziel vor Augen; wir sind Verbündete, die ohne demselben Ziele zuzusteuern, unsere Seemacht zu verstärken suchen. England unterhandelt unaufhörlich mit den andern Mächten, besonders mit Rußland, ohne unsere Theilnahme; England sucht unaufhörlich den Divan zu einer stolzen Haltung zu vermögen, während wir ihn zu vernünftigern Ideen und Entwürfen zurückführen möchten; England erbittert und bedroht unaufhörlich jenen Pascha von Aegypten, den wir sowohl aufrecht als im Zaume zu halten wünschen. In Griechenland verhindert und verwirrt England Alles durch seinen Gesandten Lyons, und vereitelte die beständigen eben so uneigennützigen als heilsamen Rathschläge Frankreichs für die griechische Regierung. Im englischen Parlament lassen sich täglich Anschuldigungen, Klagen, argwöhnische Aeußerungen gegen Frankreich vernehmen, die zwar höchst lächerlich sind, woran aber doch die angesehensten Parteiführer, Männer theilnehmen, welche den Ernst der Sache, und die Wichtigkeit der Verbündung beider Länder besser würdigen sollten. Dieß sind allerdings keine Verhältnisse, wie sie zwischen zwei innigen Verbündeten seyn sollten, und doch hängt von der englisch-französischen Allianz der Weltfrieden ab. Sollte dieser gebrochen werden, so wird das Feld der Ereignisse unermeßlich, und wir gerathen in ein uferloses Meer. Dabei vergesse man nicht, daß der natürliche Lauf der Dinge jeden Augenblick wichtige Zwischenfälle herbeiführen kann. Der Großwessier ist vom Schlag berührt und für die Geschäfte todt. Mehemed Ali ist nicht mehr jung, und nicht die einzige hohe Person, die dem Ende ihrer Laufbahn nahe steht. Allerdings wechseln die Menschen, während die Dinge und die Interessen dieselben bleiben; es verhält sich aber mit diesem Satze wie mit so manchen andern: er ist nur in gewisser Einschränkung wahr. Der Tod des Kaisers Paul, selbst der von Fox, waren für Frankreich nicht gleichgültig. Der Tod Ferdinands war der Anfang eines blutigen, schauderhaften Kriegs in Spanien. Dieser Krieg ist noch nicht an seinem Ende. Man weiß noch nicht, ob Cabrera todt oder in der Wiedergenesung begriffen ist. Da sage man noch, daß man in unserm Jahrhundert Alles erfahre, Alles sich mit Blitzesschnelligkeit mittheile! Spanien ist ein fortdauernder Widerspruch gegen unsere Civilisation. 0541Espartero scheint endlich aus seinem Halt aufbrechen, und eine Frühlingspromenade vornehmen zu wollen. Er wird vielleicht ein oder zwei verschanzte Nester nehmen, und dann wieder sechs Monate lang von seinen ungeheuern Strapazen ausruhen. Wenn bei diesem Spiele Cabrera nicht an Krankheit stirbt, so wird er wohl einmal an hohem Alter sterben. Beruhigender für Spanien ist der Erfolg seiner Wahlen, und der gute Geist, welcher im Schoße der Cortes vorzuherrschen scheint. Die Minorität ist dort mehr aufbrausend als gewandt, mehr neckend als furchtbar. Die Emeute der Exaltados im Cortessaal, die in den Straßen keinen Beistand gefunden, ist ein Beweis ihrer Unmacht. An dem Tage, wo Spanien im Stande seyn wird, sich eine starke und intelligente Verwaltung zu geben, seine Sorglosigkeit und sein Hinbrüten zu überwinden, wird es einen weit nützlichern Sieg davon tragen, als alle diejenigen sind, die es am Fuße der Pyrenäen gewinnen kann. So wie es seinen Provinzen den Anblick einer thätigen, regelmäßigen Regierung darbietet, wird sich auch die Pacification der Provinzen bald von selbst einstellen.

So hätten wir endlich ein Ministerium, dem sich, wenn ihm neidische Ränke und das stärkere Verhängniß eigener Schuld nicht tödtlich werden, einige Dauer versprechen läßt. Es enthält wenigstens Männer, von denen Europa schon gehört, und fast keinen Namen, der nicht in irgend einem Fache unter den Ersten seiner Nation stände. Neben Hrn. Thiers, der seit einiger Zeit vielleicht der besprochenste Staatsmann Europa's ist, erblicken wir Cousin, mit dessen Geist und Schriften man in Deutschland vielleicht vertrauter ist, als er selbst mit Deutschland; Roussin, der als Seemann und Diplomat, obwohl nicht immer siegreich, doch stets wacker sich gezeigt; Gouin, dessen parlamentarische Thätigkeit Allen bekannt ist, die nur einigen, wenn auch noch so fernen Antheil an dem jüngsten Rentenkampf in Frankreich nahmen; Jaubert, dessen sarkastische Laune schon oft die Freunde einer lustigen Satyre ergötzte; Cubieres, den friedlichen Heros von Ancona; Vivien, in verschiedenen Zweigen der Geschäfte als Mitglied des Staatsraths bewandert und geübt; Remusat, der den schönen Klang eines schönen Namens, und den Ruf eines salongewandten Geistes, Pelet de la Lozere endlich, einen strengen Protestanten der Cevennen, der den Ruhm seines Vaters und seiner Rechtlichkeit dem Vaterlande wie eine Morgengabe bringt. Ob alle diese Personen ihren rechten Platz in der Verwaltung einnehmen, und jeder den Anforderungen seiner Stelle gewachsen sey, ist eine andere Frage, und hier läßt sich unter Anderm Manches gegen die Anwesenheit des Hrn. Thiers in dem Hotel de la Rue des Capucines einwenden. Vor der Kammer wird Hr. Thiers ohne Zweifel der geeignetste Minister des Auswärtigen seyn: Niemand könnte das angenommene System geschickter entwickeln und verfechten, die Schwierigkeiten und Verwickelungen, die aus der Reibung der Charaktere und Ereignisse entstehen, klarer auseinander setzen, und den Einwürfen der Blindheit oder Leidenschaft rascher und treffender begegnen. Zudem besitzt er, wenn nicht das Vertrauen, doch die Zuneigung der Kammer, denn er hebt sich genug über sie, um sie zu beherrschen, um sie zu erniedrigen jedoch, nicht hoch genug. Allein er, der so ganz der Sprecher seines Postens ist, wird er ihn auch als handelnder Staatsmann mit gleichem Glück ausfüllen können? Wird die Bahn, die er seit bald vier Jahren durchlaufen, bei seinem Verkehr mit dem streng monarchischen Europa nicht für ihn zu einer ärgerlichen Erinnerung, zur Ursache vielfachen Argwohns, und ein Grund von mancherlei Hemmnissen werden? Mit welchem Recht wird der Diplomat die Heiligkeit der Verträge anrufen können, da doch der Redner in der Sturm - und Drangperiode der Coalition eben diese Heiligkeit mit so vornehmer Geringschätzung behandelt, und sich auf öffentlicher Rednerbühne eines Benehmens als Minister gerühmt hatte, das mit dem genaueren Begriff von Treu 'und Glauben nicht leicht zu vereinbaren ist? Denken mochte er als Philosoph über die Kraft, die das gegebene Wort in den Wechselfällen der Politik hat, was er wollte, aber seiner Sprache mußte er einige Verstellung auflegen, denn die Heuchelei, oder um milder zu sprechen, die Verheimlichung der Gedanken, welche das Sittengesetz verdammt, die Dialektik der Interessen aber im Geheimen rechtfertigt, hat mindestens das Gute, daß sie eine Huldigung ist, die man der Majestät des Rechts darbringt. Die Franzosen nennen dieß in ihrer ironischen Sprache ehrbar (honnête), und hielten sonst viel darauf; das berühmte, oder wenn man will, berüchtigte Wort Talleyrands, dem Menschen sey die Sprache gegeben, um seine Gedanken zu verbergen, war sicher in diesem Sinne gemeint. Jetzt aber scheinen patriotische Gasconnaden bei der Masse mehr Eingang zu finden, als jene heilsame Selbstbeherrschung, die für die Größe der Staaten wie für die Gründung und Bewahrung der Freiheit die sicherste Gewähr ist. Hr. Thiers wird allgemein als der entschiedenste Ausdruck des englischen Bündnisses angesehen; die aber möchten zu weit gehen, die behaupten, er würde Frankreichs Interessen den Forderungen und der Empfindlichkeit brittischer Freundschaft opfern. Thiers ist vor Allem Franzose, und für den Glanz und die Stärke seines Vaterlandes so eingenommen, wie nur irgend einer seiner Landsleute; die Zeugnisse französischen Heldensinns können keinen wärmeren Erzähler, die Hoffnungen seiner Mitbürger auf eine ruhmvolle Zukunft keinen aufrichtigeren Anhänger finden, aber eben deßwegen pflegt und preist er das brittische Bündniß, denn sein heller Geist sieht all die Gefahren, die für Frankreich aus einer offenen oder versteckten Trennung von England erwachsen würden. Gehört auch Cousin nicht zu den weltberühmten Meistern der Philosophie, so hat er doch das philosophische Bedürfniß der Franzosen seiner Zeit ganz gut begriffen. Indem er ihnen den Rath eklektischer Forschung gab, hatte er unstreitig all die widersprechenden Systeme und Vorschläge, Erinnerungen und Wünsche vor Augen, die sich seit einem halben Jahrhundert in das arme Frankreich theilen, alle Brauchbares und Vortreffliches enthalten, doch alle auch durch ihre hartnäckige Einseitigkeit verderblich und verwerflich werden. Zwischen La Trappe und Broussais, zwischen de Maistre und St. Just, zwischen Alexander Dumas und der Tragödie des Kaiserreichs wogte das französische Leben hin und her, und aus dem Unsinn und Verstand, aus dem Schönen und Häßlichen, das dabei zum Vorschein kam, gilt es vernünftige Auswahl zu treffen. Das hat Cousin sehr richtig erkannt, und weil die philosophische Form seinem Geiste am meisten zusagte philosophisch ausgedrückt, dadurch aber wird er denen, die an dem Ihrigen mit ausschließendem Eigensinn hängen, nicht genügen, und weder die eifrigen Katholiken, noch die Schule Voltaire's zufrieden stellen. Graf Jaubert, schon lange ein fleißiger Dilettant in der Sphäre der Eisenbahnen und Canäle, ist an der Spitze der öffentlichen Arbeiten ganz an seinem Platze. Der Witz, den er nie, wo Gelegenheit sich bietet, unterdrücken kann, ist eine Waffe, welche die bisherigen Ministerien so ziemlich entbehren mußten. Cubières, der sich gleichfalls auf sein Talent für das Epigramm etwas zu gut thut, hat, wie es heißt, während des vorjährigen Interregnums sich als tüchtiger Verwalter erwiesen. Und haben auch Remusat, Gouin, Vivien und Pelet ihre Proben noch zu machen, so hat das Publicum doch von der rednerischen und administrativen Fähigkeit der neuen Minister eine vorwiegend günstige Meinung.

0542

Italien.

Der von der Madrider Regierung abgeschickte Hr. Villalba ist hier eingetroffen und wird, wie man vernimmt, mit dem seit den letzten Jahren als Privatmann hier lebenden, früheren Geschäftsträger, Ritter Narciso de Aparici, die von dem spanischen Gouvernement gewünschte Regulirung der spanischen Geistlichkeit mit dem heiligen Stuhl betreiben. Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, daß sein Gesuch in dieser Angelegenheit Gehör finden werde, da zum Wohl der Kirche eine Uebereinkunft getroffen werden muß; aber daß diese so wie der Aufenthalt des Hrn. Villalba hier nur temporär seyn kann, ist mit derselben Gewißheit anzunehmen. Ueber die portugiesischen Angelegenheiten hört man, daß diese gleichfalls immer mehr Aussicht zu einer Uebereinkunft geben, und daß von Lissabon ein Mann hergeschickt werde, der sie zum Abschluß führen soll. Bei dieser Gelegenheit berühren wir ein Gerücht, welches freilich noch der Bestätigung bedarf, aber wenn es sich verwirklichen sollte, zur endlichen Beruhigung Portugals wesentlich beitragen müßte. Es soll nämlich Dom Miguel nunmehr geneigt seyn, seinen Ansprüchen auf den Thron von Portugal zu entsagen; er behält sich aber alle Rechte als Prinz bevor, so wie er eine jährliche standesmäßige Einnahme in Anspruch nimmt. Ferner verlangt er sein mit Beschlag belegtes Privatvermögen zurück, und die Bestätigung aller von ihm verliehenen Titel und Orden. Hinzugesetzt wird, wenn man in Lissabon auf diese Vorschläge eingehe, werde er sich für die Zukunft nach Deutschland zurückziehen. Gestern, Giovedi grasso, war der Carneval auf seinem Höhepunkt. Leider wurden zu Ende des Corso bei dem Pferderennen mehrere Personen schwer beschädigt; man sagt sogar zwei Frauenzimmer wären todt auf dem Platz geblieben.

Deutschland.

(Fortsetzung der Verhandlungen der zweiten Kammer über die hannover'sche Verfassungsangelegenheit.) Während der Verlesung des Deputationsberichts waren die Staatsminister Nostitz und Jänckendorf, v. Nostitz-Wallwitz und v. Könneritz in den Saal getreten. Auf die Frage des Präsidenten Dr. Haase: Will die Kammer über den eben vorgetragenen Bericht eine allgemeine Berathung eintreten lassen? erfolgte ein einstimmiges Ja! worauf der Staatsminister v. Zeschau das Wort ergriff: Als der Antrag des geehrten Abgeordneten Eisenstuck in der vorliegenden Angelegenheit von der Kammer an eine besondere Deputation zur Begutachtung und Berichterstattung verwiesen wurde, mußte das Ministerium sich die Frage stellen, ob es in dieser Angelegenheit überhaupt den Einladungen auf Vernehmung mit dieser Deputation nachzukommen und der Discussion über den von der Deputation zu erstattenden Bericht beizuwohnen habe. Wenn es nach dem Antrage schien, als handle es sich hierbei nur um eine fremde Angelegenheit, um die Angelegenheit eines andern Staates, in welche weder den Kammern noch der Regierung ein Recht zustehe sich einzumischen versteht sich vorbehältlich des der Regierung als Bundesglied zustehenden Befugnisses so überzeugte sich doch bald das Ministerium, daß es nicht behindert seyn werde, einer solchen Vernehmung und beziehendlich Berathung über den Gegenstand beizuwohnen, da die Deputation der Sache eine Ansicht abgewonnen und ihr eine Wendung gegeben hatte, welche sie gewissermaßen zu einer innern Angelegenheit machte; sie hat die hannover'sche Angelegenheit nur als Veranlassung angesehen, um auf einige wichtige, für constitutionelle Staaten besonders einflußreiche Fragen aufmerksam zu machen, und da Sachsen sich auch zu dieser Classe der Staaten zählt, so hat diese Angelegenheit dadurch gewissermaßen die Natur einer innern Angelegenheit angenommen. Was übrigens gegen die einzelnen Anträge zu sagen ist, welche die Deputation gestellt hat, so behalte ich mir das Weitere bei den speciellen Anträgen vor. Noch muß ich indeß die geehrte Kammer auf einen Umstand aufmerksam zu machen mir erlauben, den nämlich, daß die Regierung, dem Verfahren bei der vorigen Ständeversammlung entgegen, diesen Gegenstand in einer öffentlichen Sitzung verhandeln läßt, und bis jetzt keine Veranlassung genommen hat, auf geheime Sitzung anzutragen. Sie hat dieß gethan im Vertrauen, und ich glaube im gerechten Vertrauen, auf die geehrte Kammer, welche auch bei dieser Angelegenheit in der Discussion die gehörige Haltung und die nöthigen Rücksichten zu nehmen wissen wird, die eine deutsche Ständeversammlung auch andern Regierungen gegenüber nie aus den Augen verlieren darf.

Zuerst ergriff hierauf der Abgeordnete Eisenstuck das Wort: Ich wiederhole das, äußerte derselbe, was ich früher sagte, daß ich nämlich die subjective Ueberzeugung hatte und sie immer noch habe, wie unsere verehrte Staatsregierung auch in dieser Angelegenheit in ächt constitutionellem Sinne gehandelt habe und ferner handeln werde. Diese Ueberzeugung hat noch eine höhere Bestätigung gefunden durch die Mittheilungen, die von Seite der Staatsregierung an die Deputation gelangt sind, wie sie in ihrem Berichte dargelegt hat. In der That kann es für die sächsische Ständeversammlung, kann es für ganz Deutschland eine erfreuliche Erscheinung seyn, daß bei dieser Angelegenheit hier in unserm Saale Regierung und Ständeversammlung von gleichen Ansichten in der Hauptsache geleitet werden. Vergleiche ich die Aeußerungen, wie sie wohl in andern Ständeversammlungen von der Regierung den Ständen entgegen getragen worden sind, so kann ich, der ich jeder Schmeichelei fremd bin, nicht umhin, auszusprechen, daß wir in dieser Beziehung dem Ministerium hohen Dank schulden, einen Dank, der von Werth ist, ganz besonders in dieser Angelegenheit. Es ist anerkannt worden, und auch jetzt hat der Hr. Minister ausgesprochen, daß diese Sache in gewisser Beziehung wegen der mannichfaltigen Folgen, wegen der vielen Fragen, die sich daran knüpfen, von der Art sey, daß sie eine allgemeine deutsche Angelegenheit und als solche betrachtet werden müsse…Es geht wohl in Erfüllung, was einst ein großer Staatsmann sagte. Am 20 Oct. 1814, bei der Wiener Conferenz, wo über das Staatsgrundgesetz für Deutschland Berathung gepflogen wurde, da hatte es ist das actenkundig die Krone Preußen besonders angetragen auf die Niedersetzung eines Bundesgerichts, eines Gerichts, das die Stelle der frühern Reichsgerichte einnehmen sollte, und nur Ein Staat Deutschlands hatte dabei die Bemerkung gemacht, es möge in dem zu entwerfenden Grundgesetz unter keinerlei Bedingung von Verhältnissen einzelner Unterthanen gegen ihre Souveräne die Rede seyn. Aber diese Bemerkung forderte einen hochgeehrten Staatsmann, der noch unter den Lebenden ist, und der sich um das Haus Oesterreich sehr verdient gemacht hat, dazu auf, daß er sagte: Eine Feststellung dieses Verhältnisses ist durchaus nothwendig, denn es sind in der jetzigen Zeit bei einzelnen Staaten Deutschlands solche Bedrückungen eingetreten, gegen welche die Unterthanen in Zukunft durch ein Rechtsverhältniß, wie sie desselben bei der frühern Reichsverfassung theilhaftig gewesen, sichergestellt werden müssen. Das sind die Worte des Fürsten Metternich, sie sind in den Druck gekommen, ein jeder kann sie lesen. Ferner sprach Hr. v. Gagern, auch bekannt genug, sich aus; er sagte: Das Bundesgericht, vorerst auch beseitigt, wird doch durch die Nothwendigkeit und0543 die Zeit herbeigerufen werden. Die Zeit ist erschienen, die Nothwendigkeit fordert es herbei, und so kann man nur dem beipflichten, was ein deutscher Gelehrter jüngst noch darüber sagte. Er sprach sich dahin aus, daß ein Reichsgericht sich nothwendig mache, und erwähnte dabei den Mangel eines Bundesgerichts, welches gleich dem ehemaligen höchsten deutschen Reichsgerichte bei gehöriger Wirksamkeit allen Revolutionen begegnen würde, welche von unten herauf oder von oben herab versucht werden könnten, ohne in der Legitimation zur Sache einzelner, in ihren Rechten Gekränkter, bei deren erhobenen Beschwerden ein Hinderniß zu finden. Nun, meine Herren! so finden Sie von verschiedenen Zeiten her dasselbe. Wohl hat Deutschland stets das Recht sehr hoch gehalten. Als der dreißigjährige Krieg Deutschland zerrüttet und verheert hatte, und nachher die Reichsversammlung für nothwendig hielt, Bestimmungen zu treffen, so wurde im Reichsabschiede von 1654 ein hauptsächliches Augenmerk auch darauf gerichtet. Es ist ferner bei den kaiserlichen Wahlcapitulationen, wie sie damals bestanden haben, von einem Kaiser zum andern auch immer die Rechtspflege hervorgehoben worden, und was besonders die Legitimation betrifft, so hatte man bei dem Reichsgerichte diese Frage nie gestellt, ob es Landstände oder Corporationen oder bloß Einzelne seyen, sondern es heißt dort ausdrücklich Landstände und Unterthanen. Nun hat aber auch die Erfahrung gezeigt, daß auch Unterthanen stets Schutz bei den Reichsgerichten fanden. Es bedurfte deßhalb nicht einer ständischen Verfassung, und insofern würde das, was am Schlusse des Deputationsberichts gesagt ist, wohl immer in das Auge gefaßt werden müssen. Wohl sind auch Fälle vorgekommen, daß man wenigstens Corporationen auch bei dem Bundestag als legitimirt angesehen hat. Zwei Fälle sind mir bekannt: der eine rührt von der Holsteiner Ritterschaft her, die sich bei dem deutschen Bunde besonders darüber beschwerte, daß keine landständische Verfassung eingeführt werde. Es hat darauf der deutsche Bund in dieser Sache eine Vernehmung mit der Krone Dänemarks eintreten lassen, und der Holsteiner Ritterschaft wurde eine Entscheidung mitgetheilt, woraus denn hervorgeht, daß man die Ritterschaft als legitimirt betrachtete. Ein zweiter, noch schlagenderer Beweis liegt vor in dem Ereignisse von Braunschweig, das mit der hannover'schen Angelegenheit viel Aehnlichkeit hat. Es war von der Regentschaft zu Braunschweig eine Verfassung gegeben worden; der zur Volljährigkeit gelangte Herzog von Braunschweig wollte diese Verfassung nicht gelten lassen, und es wurde die Beschwerde dießfalls nicht durch die Landstände, sondern durch einen Ausschuß an den Bundestag gebracht. Auch hierin ist von letzterm entschieden worden. Ich habe das bloß als historische Thatsachen angeführt, um die Anträge, die hier gestellt sind, zu rechtfertigen; sie sind von so großer Wichtigkeit, daß man nur wünschen muß, die Kammer möge ihnen Beifall schenken. Sie stehen in genauer Verbindung miteinander, und ich habe ihrer nur kurz erwähnen zu dürfen geglaubt. Wohl ist es nicht zu läugnen, daß sich hier Fragen darbieten, die ein allgemein deutsches Interesse haben. Zu beklagen ist es, daß unser Brudervolk, das in Hannover lebt, die Veranlassung hat bieten müssen, daß diese Fragen jetzt lebendiger als je seit dem großen Zeitpunkte, der Deutschland in diesem Jahrhunderte zerrüttet hat, auftauchen. Aber kein Uebel geschieht in der Welt ohne Ursachen; es ist möglich, daß es zum Guten, daß es zum Bessern führe. Und so hoffe ich zur Vorsehung, daß diese Wirren, diese Drangsale doch vielleicht zu Deutschlands Heil insofern führen können, daß jene Schutzwehr, die man schon beim Wiener Congreß als die einzige Schutzwehr des Rechtes anerkannte, uns möge gewährt werden.

(Fortsetzung folgt.)

Mit den Wahlen geht es äußerst langsam vorwärts, und die Hannover'sche Zeitung bekommt nur wenig zu registriren. Im Uebrigen versäumt man nichts, was die Corporationen zum Wählen veranlassen könnte. Die Residenz hat gestern die Aufforderung zur Wahl erhalten. Indessen hat das Bürgervorstehercollegium (das den dritten Theil des Wahlcollegiums bildet) erst vor einigen Tagen sich in einer mit der Verfassungsangelegenheit nicht einmal direct zusammenhängenden Sache auf bezeichnende Weise ausgesprochen. Der Landdrost v. Dachenhausen hatte allerhöchsten Orts den Auftrag erhalten, einige dem k. Residenzschlosse nahe liegende der Stadt gehörige Gebäude zu acquiriren; es wurde dem Bürgervorstehercollegium dafür, außer anderweiten Bauplätzen, auch eine angemessene Geldentschädigung offerirt. Das Collegium erklärte jedoch: die Bürgervorsteher seyen von jeher gewohnt, in den wichtigern Angelegenheiten nicht ohne Rath und Beistand des Stadtdirectors Rumann zu handeln; so lange man den also der Stadt entziehe, würden sie städtische Grundstücke weder vertauschen noch verkaufen können, und bedauerten in dieser Beziehung nicht auf die Wünsche Sr. Maj. eingehen zu können. Natürlich hat diese Antwort großes Mißfallen erregt.

Unsere Regierung hat den beiden katholischen Pfarrämtern hier und in Ludwigslust die Weisung gegeben, daß, wenn sich ein Hr. Laurent ihnen als Vicarius apostolicus zu erkennen geben würde, sie aller und jeder Communication mit demselben sich zu enthalten hätten. (Berl. K. Z.)

Preußen.

Am 31 Mai, dem Tage, an welchem vor hundert Jahren Friedrich II den Thron seiner Väter bestieg, soll nun, wie man vernimmt, die Grundsteinlegung zu dem Denkmale stattfinden, mit dessen Ausführung jetzt Meister Rauch beschäftigt ist. Zwei seiner Schüler, die Bildhauer Kiß und Kalide, haben Modelle zu einem ähnlichen Denkmale angefertigt, das die Schlesier, zur Erinnerung an die hundertjährige Verbindung mit Preußen, in ihrer Hauptstadt aufzustellen gedenken, und wozu bereits nahe an 30,000 Thaler gesammelt sind. Von den zur Beurtheilung nach Breslau gesandten beiden Modellen scheint sich das des Hrn. Kiß, der den großen König mehr in seiner Eigenthümlichkeit und also auch unter Beibehaltung eines Theils seines charakteristischen Costüms aufgefaßt hat, größern Beifalls zu erfreuen, so daß wohl auch der Bildner der Amazone er ist eben so wie sein Mitbewerber Kalide ein geborner Schlesier den Auftrag zur Ausführung des Werkes, vielleicht mit einigen Modificirungen des Modells, erhalten wird. In Schlesien hat die Wiedereinsetzung des bekannten Pastors Wehrhan, nachdem derselbe das Versprechen ertheilt hat, sich aller separatistischen Umtriebe zu enthalten, einen sehr günstigen Eindruck gemacht. Die Bemühungen des Consistorialraths und Professors an der Breslauer Universität, Hrn. Hahn, der übrigens der Gesinnung des Pastors Wehrhan das günstigste Zeugniß gibt, scheinen das jetzige Resultat herbeigeführt zu haben. Nicht minder freut man sich auch über die Wiedereinsetzung des Professors der theologischen Facultät in Halle, Dr. Guericke, dessen Vorlesungen ebenfalls in Folge separatistischen Wirkens von seiner Seite, längere Zeit suspendirt waren. Könnten doch auf gleiche Weise alle Conflicte, die in den letzten Jahren vom religiösen in das politische Gebiet eingedrungen sind, beseitigt werden! Aus der Provinz Ostpreußen wird geschrieben, daß dort in der letzten Zeit, in der Nähe der polnischen Gränze, mehrere sehr ansehnliche Waldbrände stattgefunden haben. Nicht weniger als fünf königliche Forstetablissements, die meistens in der sogenannten0544 Johannisburger-Wildniß liegen, sind seit kurzem ein Raub der Flammen geworden. Allem Anschein nach waren diese Feuersbrünste angelegt, und es soll auch bereits mehreres verdächtige Gesindel von den Behörden eingezogen worden seyn. Zu Thorn ist im vorigen Monat der letzte Dominicaner im alten Preußen verstorben. Johannes (mit dem Klosternamen Albertus) Babezki ward 99 Jahr alt und hat das säcularisirte Kloster, welchem er einst angehörte, um ein ganzes Menschenalter überlebt. Seine Mitbürger hatten sich daran gewöhnt, ihn als eine nicht mehr wiederkehrende Erscheinung aus früheren Jahrhunderten zu betrachten.

Oesterreich.

Heute kurz vor Mittag ist Se. Maj. der König von Sachsen zum Besuch der Kaiserfamilie hier eingetroffen und in der Hofburg abgestiegen. Die Königin, seine Gemahlin, befindet sich bekanntlich schon seit einigen Wochen hier an der Seite Ihrer durchl. Schwester der Frau Erzherzogin Sophie. Der gemeinsame Aufenthalt beider Majestäten wird sich auf wenige Tage beschränken.

Die Abreise des französischen Botschafters, Grafen St. Aulaire, wird morgen, längstens übermorgen erfolgen. Wie verlautet, schickt sich Graf Woyna, unser Gesandter am schwedischen Hof an, mit nächstem auf seinen Posten zurückzukehren. Es mag mit dem, was Ihnen aus Wien gemeldet worden, nämlich daß Hr. Tatitscheff den Wunsch einer Verwendung in Petersburg hege, seine Richtigkeit haben, dessenungeachtet können Sie versichert seyn, daß seine Abberufung und die Ernennung des Grafen Tschernitscheff dermalen ganz ohne Grund ist. Die Sammlungen in Mailand zum Besten der Verunglückten durch Ueberschwemmung zeigen sich ergiebig. In den sämmtlichen Pfarren dieser Hauptstadt gingen noch im vorigen Jahr 136,248 Lire ein; darunter befand sich eine Gabe des Cardinal-Erzbischofs von 4500 L. Die ungarischen Stände haben sich über ein Nuncium vereinigt, welches den Zweck hat, Se. Maj. den Kaiser und König um Ernennung einer Reichstagsdeputation zu bitten, welche sich mit dem Entwurfe einer für das Königreich Ungarn zu errichtenden Nationalbank zu befassen hätte.

Türkei.

Den Hospodaren der Moldau und Wallachei ist der Hattischerif von Gülhane von Seite der Pforte mit dem Bedeuten zugestellt worden, daß die neuen Anordnungen dem organischen Statut nicht derogiren. Zu Bucharest wurde der Hattischerif am 9 Febr. in Anwesenheit der ersten Bojaren mit vieler Feierlichkeit publicirt, und mit großer Freude aufgenommen. Der Minister des Auswärtigen ging dem mit Ueberbringung des Hattischerifs beauftragten Commissär bis an die Stufen des fürstlichen Palastes entgegen, an deren oberem Ende Fürst Ghika in Mitte seines ganzen Hofstaates wartete, und das Actenstück mit großen ceremoniellen Ehrfurchtsbezeugungen aus den Händen seines Ministers empfing. Zwischen dem Fürsten Ghika und dem englischen Generalconsul, Hrn. Colquhoun, besteht seit einigen Tagen ein eben so ernster als bedauerlicher Conflict. Als erster Grund wird angeführt, daß sich der Generalconsul durch häufige Correspondenz mit dem als Hochverräther angeklagten Obristen Campiniano und andern der Regierung abholden Personen dem Fürsten entfremdet habe. Wichtigere Ursache scheinen aber folgende Umstände geliefert zu haben. Ein im Dienste des Consulats-Commis stehender Raya wurde nämlich kürzlich, weil er gegen das bestehende Verbot gegen Mitternacht glühende Kohlen auf der Gasse trug, arretirt und sollte eben auf die Wache gebracht werden, als sein Herr, der Commis, herbeieilte, den Nachtwächter mißhandelte und ihm seinen Diener entriß; auch hielt er einen Saccadji (Wasserträger im Dienste der Polizei) gefangen. Die Wache machte ihrerseits einen Versuch den Saccadji zu befreien, und den Consulats-Commis selbst zu verhaften, von welchem Vorhaben sie jedoch, da sich derselbe als Jonier, das heißt als englischer Unterthan, auswies, abstehen mußte. Auf erhaltene Kunde von diesen Vorfällen sandte Fürst Ghika, trotz der bereits bestehenden Spannung, seinen Adjutanten, Hrn. Jacobson, einen gebornen Engländer, an Hrn. Colquhoun, um diesen von Allem in genaue Kenntniß zu setzen, und als Genugthuung die Auslieferung des Commis zu verlangen. Colquhoun soll auf dieses Ansinnen mit Bitterkeit geantwortet, und sich sofort ein heftiger Notenwechsel entsponnen haben. Man hoffte, daß eine persönliche Zusammenkunft diesem Streite schnell ein Ende machen werde; allein, als diese wirklich veranstaltet wurde, entstand ein heftiger Wortwechsel, in dessen Verlauf Fürst Ghika erklärte, daß er jede persönliche Relation zwischen ihm und Hrn. Colquhoun als abgebrochen betrachte. Obwohl nun der französische Consul vermittelnd auftrat, so hört man doch, daß Fürst Ghika bereits officielle Schritte eingeleitet hat, um die Abberufung Hrn. Colquhouns zu veranlassen.

Am 14 d., als am ersten Tage des Kurban Bairams, begab sich der Sultan feierlich in die Moschee von Sultan Achmed, um daselbst das vorgeschrie-Gebet zu verrichten. Während der vier Bairamstage gaben die Batterien und die türkischen Kriegsschiffe die üblichen Kanonensalven. Gestern war große Aufwartung im Serail, wobei die obersten Würdenträger Sr. Hoh. dem Sultan ihre Glückwünsche aus obigem Anlasse darbrachten. Bei der in meinem letzten Bericht erwähnten Abschiedsaudienz, welche der Sultan dem griechischen Staatsminister, Hrn. Zographos, gab, geruhte Se. Hoh. demselben das Rischani-Iftichar in Brillanten zu verleihen. Der berühmte französische Historienmaler Horace Vernet ist am 17 l. M. von seiner nach Syrien unternommenen Reise in dieser Hauptstadt eingetroffen.

0537

Peel und die Tories.

Unter der Aufschrift die Tories und Sir Robert Peel enthält der Examiner vom letzten Sonntag folgenden Artikel: Was soll mit Sir R. Peel werden? Das wird nachgerade eine dringende Frage. Die Torypartei kann weder mit ihm, noch ohne ihn leben. Sie murrt gegen ihn, sie treibt Meuterei gegen ihn, sie macht ihm Vorwürfe, verlästert ihn, insultirt ihn, duldet ihn aber gleichwohl. Es fragt sich nur, kann er sie noch länger dulden? Er ist den Tories nothwendig, und sie brauchen und mißbrauchen ihn; dabei übersehen sie nur, daß sie durch den Mißbrauch ihn für ihren Gebrauch beschädigen. Sie zerbrechen ihr Werkzeug, ohne mit ihrem Werkzeug zu brechen. Ihren einzigen Führer im Hause der Gemeinen, den sie sehen lassen können, verstümmeln sie und bedecken sie mit Schmutz. Ihre Armuth, nicht ihr Wille, läßt sich seine Führerschaft gefallen; der Lust ihres Willens, nicht der Klugheit ihrer Armuth fröhnen sie mit den Aufwallungen ihres Spleens gegen ihn. Seine Reputation ist ihr peau de chagrin ; die Existenz, die Lebensfähigkeit ihrer Partei beruht auf dieser Peel'schen Reputation, aber ihre Leidenschaftlichkeit kann es sich nicht versagen, derselben mehr und mehr Abbruch zu thun. Der Dienst bei der Tory-Aristokratie ist ein harter Dienst, insofern er die Bedingung enthält, daß ihr Führer auch ihr gehorsamer Nachtreter seyn soll. Die Tories sprechen mit der Mistreß Malaprop: Zeige den Weg, und ich will vorangehen. Sir R. Peel steht zugleich über und unter seinem Platz, und für beides, für dieß Darüber und Darunter, hat er sein volles Maaß von Haß zu tragen. Die Abneigung, die sich eine Zeit lang auf gerümpfte Nasen und mißliebige Winke beschränkte, ist bei der parlamentarischen Privilegiumsfrage offen hervorgebrochen, denn die Tories sehen wohl ein, zu was für goldenen Factionszwecken dieser Handel hätte ausgebeutet werden können, wenn Sir R. Peel nicht seinem Pflichtgefühl gefolgt, oder mindestens wieder rückwärts gegangen wäre, als er sah, daß der Weg zum Ministerium über den Ruin der Privilegien des Hauses führe. Sehet, wie für diesen einmaligen Vorzug, welchen der Torychef der öffentlichen Tugend vor den Factionsinteressen einräumte, derselbe von seinem eigenen Organ, der Times, mißhandelt wird. In einem sonst ruhig und ohne Bitterkeit geschriebenen leitenden Artikel verläßt es auf Einmal den Ton der Mäßigung, um dem Sir Robert diesen Hieb zu versetzen: Es ist ein trauriger Anblick, zu sehen, wie der sehr ehrenwerthe Baronet eine Nacht um die andere sich abarbeitet in dem Labyrinth des Irrthums, in das ihn sein Mangel an Scharfsichtigkeit geführt hat, während er zugleich nicht den männlichen Muth besitzt, seinen Mißgriff zu gestehen und seine Schritte zurück zu thun. In der folgenden Nummer der Times ist diese Stelle zum Text eines wirklichen oder fingirten Briefs an Sir R. Peel gewählt, worin dieser also geschult wird: Herr, wenn Sie nicht im Stande sind, die Argumente zu fassen, welche in letzter Zeit die Nation im Großen gegen die Handlungen des Ministeriums influirt haben, warum nehmen Sie kein Amt neben oder unter demselben an? Warum betrügen Sie uns mit dem Namen eines Oppositionsmitglieds, da Sie doch in der That ein williges oder verblendetes Werkzeug der Whigs sind? Der Briefsteller unterzeichnet sich: mit sehr verminderter Hochachtung, Harmodius. Indessen ist in dem ganzen Brief, von Anfang bis zu Ende, gar keine Spur von Achtung, und nächsten Tags lieferte der Correspondent das Postscript: Sir R. Peels moralischen Muth habe ich schon seit längerer Zeit bezweifelt; es thut mir leid, sagen zu müssen, daß nun auch meine Meinung von seinem Talent einen Stoß erlitten hat. Ein anderer Mitarbeiter der Times eröffnet eine lange Expectoration mit der Drohung, Sir Robert solle es bei der nächsten allgemeinen Parlamentswahl empfinden, wenn er nicht alsbald sein pater peccavi anstimme…

So ist demnach Sir Robert zur Zeit Robert der Teufel bei seiner Partei. Aber was wird die Entwicklung dieses neuen Stücks: Rule a chief and have a chief (Einen Chef befehligen und einen Chef haben) seyn? Der Anschein möchte auf einen Bruch, auf den Rücktritt Peels von seinem verdrießlichen Posten deuten; aber wir erwarten keinen solchen Ausgang. Wir haben einen solchen Stand der Dinge schon früher erlebt und dessen Folgen gesehen; Ursache und Wirkung werden sich wiederholen. Die Zwietracht, die giftige Feindseligkeit der Tories, die auf die Annahme der Katholikenemancipation folgte, machte Peel seiner Partei nicht abtrünnig; aber sie trug wesentlich mit bei zum Sturze der Toryregierung im Jahr 1830, lähmte die Partei auf ganze fünf Jahre und hat ihr Wunden zurückgelassen, die, wenn schon vernarbt, bei jedem Anlaß wieder aufbrechen. Wellingtons Gleichgültigkeit oder positive Abneigung gegen die Uebernahme der Regierung ist bekannt, und läßt sich wohl annehmen, daß die Behandlung, die er wegen der Katholikenemancipation bei seiner Partei erfuhr, und die daraus erfolgte Auflösung seiner Administration außer Zusammenhang stehen mit seiner jetzigen Zögerung, das Staatsruder wieder zu ergreifen und dabei in die Abhängigkeiten von Menschen zu gerathen, die ihn vormals auf die Fersen getreten? Dergleichen mag von denen vergessen werden, welche die Püffe austheilten, aber nicht von denen, die sie empfingen. Die torystischen Ultras haben das Mittel gefunden, ihren Führern den Appetit nach dem Amte zu verderben. Ihre feurigen Vordergliedmänner, ihre neuen Proselyten, ihr Lord Stanley und Sir James Graham kennen ihre Rücken - und Seitenhiebe noch nicht aus Erfahrung, aber der Herzog und Sir Robert tragen die Denkzettel davon an ihrem Leibe. In der Privilegiumsfrage hat sich jetzt das Schisma von 1829 erneuert, aber eine Lossagung Peels von der Partei erwarten wir darum nicht, denn, wie in der Fabel des Menenius Agrippa auf dem heiligen Berg, würde der ganze Körper zusammenfallen, wenn die Tory-Hände und Beine ihre Empörung gegen den Tory-Kopf Peel so weit trieben. Gegenwärtige Meinungsdifferenzen können beseitigt, das Murren, so laut und trotzig es jetzt auch ist, zum Schweigen gebracht werden; zeigte die Gelegenheit zur Wiedergewinnung der Regierungsgewalt sich morgen, so würde alle Zwietracht im Torylager verstummen, Alles Friede und cordiale Eintracht scheinen. Die bittersten Verunglimpfer Peels würden in diesem Fall ihren faulen Athem an sich halten und die Feindseligkeiten suspendiren; selbst die Orangemänner würden ein Eingehen auf Rathschläge der Mäßigung heucheln, jedoch in der klüglichen Berechnung, daß, wenn es ihnen erst gelänge, den Sir Robert ins Amt zu heben, sie dann den von ihrer Unterstützung Abhängigen ganz nach ihrem Gefallen lenken könnten. Sie wissen recht gut, daß ein Staatsmann, um sich im Amte zu erhalten, Manches zu thun bewogen werden kann, was er nicht thun würde,0538 um das Amt zu erlangen. Aber Peel kennt seine Partei; zu überlisten ist er nicht, und eben die zu vollkommene Kenntniß aller möglichen Verschmitztheiten ist vielleicht ein Fehler seines Geistes. Er weiß, daß die Tories ihm abgeneigt sind, wenn nicht ihn geradezu hassen und daß sie nur durch die Nothwendigkeit an ihn gefesselt sind. Jetzt in der Oppositionsstellung hängen sie von ihm ab; übernähme er die Regierung, dann würde er das weiß er aus reichlicher Erfahrung von ihnen abhängen. Ist es nun zu verwundern, daß ein Mann, mit einer solchen Aussicht vor Augen, keine besondere Begierde nach der Regierungsgewalt zeigt, ja seinem Gelangen dazu, wenn er schon in der Vorhalle steht, selbst Hindernisse in den Weg legt? Das Pferd läßt sich ans Wasser führen, aber zum Trinken läßt es sich nicht zwingen. Die Reize des Amtes haben, in Sir Roberts Augen, an gewissen Accessorien des Amtes ein leidiges Gegengewicht, und Peel mag sich wohl besinnen, ehe er mit einer so empörungssüchtigen Mannschaft an Bord das Staatsschiff auf seinem gefährlichen Laufe zu steuern unternimmt. In allem diesem glauben wir auch den Grund zu sehen, warum Peel im Mai vorigen Jahrs so unbillige Forderungen hinsichtlich des weiblichen Theils der königlichen Hofhaltung stellte: er wollte sich Hindernisse in den Weg legen. Was soll man aber von einer Partei denken, deren Führer sich vor ihr selbst fürchten muß? Das Toryhaus ist, wie das Haus Beelzebub, in sich selbst uneins, und wüthet gegen seinen Schlußstein.

Donné übergab der Akademie das im Ganzen ziemlich günstige Resultat der Anwendung des Sonnenmikroskops und des Ory-hydrogen-Gases bei Untersuchung mikroskopisch kleiner Gegenstände der feinern Anatomie. Mittelst der Flamme des genannten Gases ist es Donné neuerdings gelungen, Lichtbilder hervorzubringen. Dasselbe hatte Daguerre schon mittelst der Argandischen Lampe, Soleil und Bayard mit anderer Beleuchtung, jedoch fruchtlos versucht, indem sie das Licht an einer Büste oder dergleichen sich reflectiren ließen. Donné ließ nunmehr das Drummond'sche Licht direct mit dem durchsichtigen Gegenstande durch das Mikroskop auf die jodirte Silberplatte einwirken, und erhielt so getreue Copien der Objecte, obgleich das Licht acht verschiedene Gläser zu passiren hatte.

Biot übergab Papier-Lichtbilder von dem Engländer Talbot. Bei dieser Gelegenheit beschrieb Pelletier eine Bereitungsart solchen Lichtpapiers. Ein Papierbogen wird zuerst in eine Kochsalzauflösung getaucht und sodann in eine Solution salpetersauren Silbers. So entsteht eine leichte Schicht Chlorsilber, welche dem Licht etwas ausgesetzt eine gräuliche Färbung annimmt. Nunmehr von neuem in eine Jodkali-Auflösung gebracht, nimmt das Papier, noch feucht, in der camera obscura die Lichteindrücke auf und wird endlich mit unter-schwefelichtsaurem Natrum gewaschen. Vérignon bereitet es auf eine andere Weise. Zuerst taucht man weißes Papier in Wasser, worin etwas Salzsäure gelöst ist. Getrocknet kommt es in eine Auflösung von Salmiak und Bromnatrium. Nunmehr neuerdings getrocknet und in eine salpetersaure Silberauflösung gebracht, bildet sich eine Lage Chlor - und Bromsilbers. Endlich, mit einer schwachen Bromnatriumlösung befeuchtet, producirt sich das Lichtbild in der camera obscura binnen zwölf Minuten und wird wie obiges behandelt.

Eine lebhafte Discussion zieht sich schon mehrere Monate zwischen zweien der ersten Chemiker fort, nämlich Dumas und Pelouze, denen sich selbst Berzelius beigesellte. Indem nämlich Dumas die Essigsäure mit Chlor behandelte, entdeckte er eine Säure, welche er Chloressigsäure nannte. Durch die Einwirkung von Alkalien auf die Essigsäure erhielt er (zugleich mit Persoz in Straßburg) eine Art Kohlenwasserstoffgas, und durch Einwirkung auf Chloressigsäure Chloroform. Ließ er endlich auf die zwei letztgenannten Verbindungen Kohlenwasserstoffgas und Chloroform Chlor einwirken, so war das Product dasselbe, nämlich Kohlenchlorüre. Dumas wie Persoz erklärten sich diesen Vorgang durch eine Substitution des Chlors für Hydrogen, indem nämlich, statt eines Antheils von letzterm, ein Antheil Chlor dem Körper sich mittheile, ohne daß bald der Zustand seiner Molecule, bald seine chemische Reaction eine Aenderung erlitte, und namentlich, schlossen sie, gehöre die Essig - und Chloressigsäure, sowie Chloroform und das aus der Essigsäure gewonnene Kohlenwasserstoffgas, demselben chemischen Typus an. Berzelius dagegen stellte sich die Chloressigsäure als eine Doppelverbindung von Kleesäure und Kohlenchlorüre dar. Ebenso griffen Pelouze und Millon die Behauptungen von Dumas lebhaft an, und wollten im Gegentheil in dem genannten Vorgange eine Decomposition erblicken, und beriefen sich hiebei auf die bekannten Einwirkungen der Alkalien auf Ameisen -, Benzoesäure etc., sowie auf ihre neuesten Versuche mit wasserfreiem Baryt und Barythydrat. Aber auch Dumas führte zur Unterstützung seiner Behauptungen sowohl die Erfahrungen Regnaults, als eine Reihe eigner, ganz neuer Versuche über die Substitution von Chlor für Hydrogen an, und gab endlich am 3 Februar eine ausführliche Erklärung über den streitigen Punkt ab. Das Gesetz, daß ein Körper eines seiner Elemente abgeben und ein anderes, Antheil für Antheil, an seine Stelle, unbeschadet seiner chemischen Reaction etc., aufnehmen könne, gibt ihm die Basis einer natürlichen Cassification der organischen Substanzen. In diesem System bilden solche Stoffe, welche bei der genannten Substitution in der Gruppirung ihrer Molecule sich gleich bleiben, natürliche Familien, wie z. B. Alkohol, Essigsäure und Chloressigsäure zu derselben gehören, während diejenigen Körper, welche ihren chemischen Charakter dabei beibehalten, ihm die Genera bilden, unter deren eines Essig - und Chloressigsäure sich reiht. Gegen diese Neuerungen nun protestirte Pelouze in der Sitzung vom 17 Februar in einer eben so langen Rede, und suchte das ganze Gesetz der Substitutionen auf die alte Lehre von den Aequivalenten zurückzuführen.

Valz übersandte der Akademie die in Marseille angestellten meteorologischen Beobachtungen, und meldete, daß am 26 September 1839 ein Regen 25 Minuten 44 Millimeter Wasser gegeben habe, was um so merkwürdiger ist, als das Jahr, in welchem in so kurzer Zeit eine solche enorme Menge Wasser fiel, trockner war, als je eines in den südlichen Departements beobachtet wurde.

Robiquet gab ein sehr günstiges Gutachten ab über die Erfindung von Menotti, mittelst einer Seife jeden beliebigen Stoff wasserdicht zu machen, ohne zugleich der Luft ihren Durchgang zu versperren. Biot theilte ein neues Instrument mit (Saccharimeter), um in jedem Syrup die Quantität krystallisirbaren Zuckers zu bestimmen. Es gründet sich darauf, daß der krystallisirbare Zucker den rothen Strahl des polarisirten Lichts nach rechts abweichen macht, und dieß um so stärker, jemehr Zucker in der Auflösung vorhanden ist. Bontemps, Chef der Glasfabrik zu Choisy le Roy, gab Aufschlüsse über die Bereitung des Flint - und Kronglases. Zur Bereitung des erstern hält er folgende Mischung für die beste: Feinen Sand 100 Kilogramme, Mennige 100 Kilogr., kohlensaures Kali 30 Kilogr. 0539Für die des Kronglases: Feinen weißen Sand 120 Kilogr., kohlensaures Kali 35 Kilogr., kohlensaures Natrum 20 Kilogr., Kreide 15 Kilogr., Arsenik 1 Kilogr.

Peltier gab eine Erklärung des Ereignisses, welches am 8 Julius vorigen Jahres in der Nähe von Boisemont statt hatte, indem ein Mensch unter einer Eiche vom Blitz getroffen und über hundert Fuß weit auf eine Gruppe Kastanienbäume geschleudert wurde. Peltier nimmt an, daß außer der an der Oberfläche der Gewitterwolken angesammelten freien Elektricität, die sich aber durch starke Blitze entladet, noch eine andere an die einzelnen Partikelchen (aus welchen die Wolken bestehen) gebundene Elektricität zurückbleibe, welche bloß Attraction und Repulsion bewirke, und in manchen Fällen oft die schwersten Gegenstände sich so weit annähern macht, bis eine neue Entladung stattfinden kann.

Pambour meldete von seinen Vorrichtungen an Eisenbahnen, wodurch die durch Ungleichheit des Niveau's der Bahn eintretenden Hindernisse großentheils beseitigt werden.

Flourens, Professor am naturhistorischen Museum, erst in die Académie française aufgenommen, übergab nebst sehr schönen anatomischen Präparaten ein Memoire über die Färbung der Knochen bei mit Färberröthe gefütterten Thieren. Seine Untersuchungen bieten, obgleich schon viele Erfahrungen darüber vorliegen, viel Interesse dar. Er will unter Anderm gefunden haben, daß die Färberröthe aus Elsaß die Knochen schneller und schöner färbe, als die aus andern Theilen Frankreichs, sowie, daß es bei ganz jungen Tauben öfters bloß 5 bis 6 Stunden nach der ersten Fütterung bedürfe, um die Knochen zu färben, während alte kaum erst nach 18 bis 20 Tagen anfangen.

Dieffenbach in Berlin zeigte der Akademie an, daß es ihm gelungen sey, mittelst Durchschneidung des innern geraden Augenmuskels, das Schielen in drei Fällen zu heilen.

Breschet übergab mit Rayer ein Memoire über die Rotzkrankheit der Pferde und deren Uebergang auf Menschen, wovon sich in Paris jeden Monat traurige Beispiele ereignen. Nichtsdestoweniger stellten sich ihrem Gutachten Magendie und Larrey geradezu entgegen, und läugneten schlechterdings die Ansteckbarkeit der chronischen Form dieses Uebels.

Velpeau setzte die Akademie von einem eben so seltenen als merkwürdigen Fall in Kenntniß. Ein junger Mann trug von seiner Geburt an eine Geschwulst mit sich herum, welche sich einige Zeit vergrößerte und deren Natur kein Arzt erkennen wollte. Velpeau schloß aus mehreren Erscheinungen, daß diese Geschwulst aus den Resten eines Foetus bestehe, und unterzog das Individuum in der That dieser neuen Art von Kaiserschnitt. Näher untersucht, bestätigte die herausgenommene Masse nicht bloß den Ausspruch Velpeau's, sondern gab auch die Ueberzeugung, daß der Foetus längere Zeit in dem Körper seines Bruders gelebt haben mußte.

Endlich erwählte die Akademie an die Stelle Dulongs: Babinet, Professor der Physik am Collége S. Louis.

Algier.

Die hiesige Fremdenlegion besteht aus vier Bataillonen, wovon drei in Afrika; jedes Bataillon wird so viel als möglich zu 800 Mann vollzählig erhalten, dieß gibt also einen Effectivstand von 3200 Mann. Das Elend dieser Leute ist nicht zu beschreiben. Will man den Gesundheitszustand irgend eines Orts der ausgedehnten Besitzungen erproben, so sendet man 3 bis 400 Mann der Fremdenlegion dorthin. Nach Maaßgabe der herrschenden Krankheiten und Sterblichkeit unter ihnen beurtheilt man die Salubrität des Orts, und dieß gibt den Barometer für die Franzosen. Nach Dschischelli wurden vorigen August 800 Mann der Fremdenlegion geschickt, allem Mangel und einem schlechten Klima preisgegeben. Auf vielfaches Ansuchen des Commandanten, mit der Drohung seinen Posten zu verlassen, wurde endlich am 14 Januar mit einem Dampfschiff ein frisches Bataillon desselben Corps zur Ablösung dorthin geschickt, und am 17 Jan. kamen die Reste des geopferten und vergessenen Bataillons hieher zurück. Allein wer beschreibt das jämmerliche Aussehen dieser Leute? Von 800 Mann waren nur noch 186 am Leben; diese glichen Skeletten und waren sämmtlich krank, so daß sie von dem Schiff in das Lazareth wanderten. Mit den Arabern, mit den Beduinen, mit Todfeinden gehen die Franzosen menschlicher um, und Europäer, civilisirte Menschen, Christen, die ihrer Sache dienen, die durch ein finsteres Geschick in ihre Reihen verschlagen wurden, werden von ihnen wie das Vieh, wie zu opfernde Sklaven behandelt. Wenn nur für diese Unglücklichen noch einige Belohnung da wäre; allein auch diese wird verweigert. Höchst selten bringt es einer zum Officier, und das Kreuz erhalten sie nie; nicht einmal einer ehrenwerthen Erwähnung hält man sie würdig, und doch stehen sie immer auf den gefährlichsten Posten. Bei den Tages - und Generalberichten heißt es wohl, zwei, drei oder vier Compagnien der Fremdenlegion haben am Kampfe Theil genommen, dieß ist aber auch Alles, während die Namen einzelner Soldaten und Unterofficiere der französischen Regimenter die Blätter füllen und Kreuze und Beförderungen auf sie herabregnen. Die in Dschischelli von der Ruhr befallenen Kranken bleiben bis zu ihrem Tod in denselben Betttüchern liegen und kommen im wahren Sinne des Worts im Schmutze um; sind Blutegel verordnet, so applicirt solche der Wärter den Kranken, ohne sich weiter um sie zu bekümmern, und man findet solche Unglückliche des Morgens todt und öfters verblutet. Die Leichen werden kaum mit einem Fuß Erde bedeckt. ( Nordd. Bl.)

Portugal.

Der Correspondent der Times schreibt über die (vorgestern erwähnte) Vorlegung des portugiesischen Budgets: Lissabon, 19 Febr. Aller Erwartung entgegen erstattete der Finanzminister am letzten Montag in der Deputirtenkammer seinen Bericht, dessen Ablesung fünf Viertelstunden dauerte, mit Aufmerksamkeit angehört, und einigemal mit Beifallsruf unterbrochen wurde. Das Deficit für das jetzige, mit dem nächsten Junius auslaufende Finanzjahr beträgt etwas über 2600 Contos de Reis, was gegen das vorige Jahr eine Zunahme der Ausgaben um 600 Contos (= 138,000 Pf. St.) ergibt. Der Vorschlag zur Zahlung der Zinsen von der auswärtigen Schuld bis Ende dieses Finanzjahrs soll zur Hälfte in baarem Geld, zur Hälfte in unverzinslichen Titulos (Regierungs-Schuldscheinen) geschehen. Dieser Plan läßt sich, nach des Ministers eigener Erklärung, nicht ausführen, ohne zu der angegebenen ruinösen Maaßregel die Zuflucht zu nehmen, da bei der unabsehbar fortdauernden kläglichen Finanznoth dieses zerrütteten Landes jeder Versuch eines Anlehens im In - oder Ausland nahebei unmöglich seyn würde, indem die Summe von 1200 Contos de Reis, als eines Theils des Vertrauensvotums der letzten Cortessession, noch immer zu negociiren bleibt. Zu andern rückständigen Items gehört auch die Erfüllung der Clausel des Heirathsvertrags mit König Ferdinand, worin Sr. k. Hoh. nach der Geburt des ersten Kindes der Dona Maria, als Nationaldank, eine Erhöhung seiner Apanage von 40 Contos0540 um 10 Contos stipulirt ist. Der Rückstand datirt vom September 1837. Auch die Ihrer k. Hoheit, der vormaligen Regentin, Prinzessin Dona Isabel Maria, zugesicherte Vermehrung ihres Einkommens ist noch unbezahlt. Die Debatten über die Adresse auf die Thronrede ziehen sich noch immer hin. Am Schluß der gestrigen Sitzung erhoben, um einen Tumult zu veranlassen, einige Mitglieder auf der linken Bank (Septembristas) ein lautes Geschrei, die englische oder Sklavenhandel-Frage sey nun genug discutirt und solle zur Abstimmung gebracht werden. Es folgte ein Auftritt der Verwirrung, der Präsident erklärte, er wisse vor dem Lärm nicht mehr, wo ihm der Kopf stehe, und hob die Sitzung auf. Der englische Handel mit Portugal ist sehr im Sinken; in einigen Einfuhrartikeln, namentlich Butter, thun Norwegen und Hamburg großen Abbruch.

Belgien.

Die Convention, welche die Regierung mit der rheinischen Eisenbahngesellschaft wegen Ankaufs von 4000 Actien zum Nominalwerthe abgeschlossen, ist in den Sectionen der Repräsentantenkammer der Gegenstand vielfacher Einwürfe gewesen, und doch hängt von der Annahme oder Verwerfung derselben die Entscheidung der Frage ab, ob Belgien eine Eisenbahnverbindung mit dem Rheine haben werde oder nicht. Für die rheinische Gesellschaft ist der Stand der Dinge so, daß sie, wenn Belgien dem dortigen Unternehmen durch Uebernahme jener Actien nicht zu Hülfe kommt, darauf verzichten muß, die Bahn bis an die belgische Gränze fortzusetzen, und sich damit wird begnügen müssen, eine bloße Verbindung zwischen Köln und Aachen zu Stande zu bringen. In diesem Falle würde dann auch von belgischer Seite der Bau nur bis Verviers fortgeführt werden, von dieser Stadt also bis Aachen eine Lücke bleiben, was für den Gütertransport mit den größten Nachtheilen verbunden seyn würde. Die Kölner Bankiers, welche sich zur Zeit, als es galt das Capital der Gesellschaft zu vermehren, zur Annahme der 4000 Actien bereitwillig erwiesen hatten, damit eine Emission derselben an der Börse den Preis nicht zu sehr herunterdrücke, glaubten damals ein gutes Geschäft zu machen, da die Actien 16 bis 18 Proc. über Pari standen. Seit dem allgemeinen Sinken aller industrieller Actien in Folge der vorjährigen Krisis hatte die Sache aber ein anderes Ansehen genommen, und da diese Herren noch keine Einzahlungen gemacht, während alle andern Actionnäre nun schon die Hälfte ihres Capitals eingezahlt, so fanden sie sich in der vortheilhaften Stellung, ohne sich selbst großen Verlusten auszusetzen, in der Generalversammlung der Actionnäre, wo sie das Uebergewicht hatten, die Auflösung der Gesellschaft veranlassen zu können, wodurch dann die andern Actionnäre ihrer eingezahlten Gelder verlustig gegangen wären. Dieser Auflösung vorzubeugen, sah sich die Direction genöthigt, den ursprünglichen Vertrag mit den erwähnten Bankiers zurückzunehmen, und darauf zu sinnen, die 4000 Actien anderwärts unterzubringen, was, da die preußische Regierung sich dessen geweigert, nur bei der belgischen mit Vortheil für beide Theile geschehen konnte. Die Sache hat nun allerdings das Ansehen, als solle die belgische Regierung ihr Geld dazu hergeben, um jenen Bankiers aus der Verlegenheit zu helfen, daher man auch von mehreren Seiten her diesen Einwurf hört. Diese Ansicht des Geschäfts ist aber eben so oberflächlich als unrichtig. Es handelt sich vielmehr davon, ob man, nicht einige Bankiers, sondern die rheinische Gesellschaft überhaupt in einer Stellung lassen wolle, in der es ihr unmöglich wird, den ursprünglichen Plan einer Bahn bis an die Gränze durchzuführen. Will man dieses, so muß man sich zugleich darauf resigniren, daß die belgische Bahn selbst ihre Hauptbedeutung, ihre europäische Wichtigkeit, verliere. Will man dieses nicht, so bietet die Convention mit der rheinischen Gesellschaft hiezu das geeignetste Mittel an die Hand. Man kann ihr dann nur den Vorwurf machen, daß Belgien nicht eine noch größere Zahl von Actien nehme, um ein entschiedeneres Gewicht in die Wagschale legen zu können, denn es ist für dieses Land von höchstem Interesse, in der Versammlung der rheinischen Actionnäre einen solchen Einfluß auszuüben, daß ohne seine Zustimmung kein wesentlicher Beschluß gefaßt werden könne. Ungeachtet aller in den Sectionen gemachten Einwürfe zweifeln wir doch nicht daran, daß die Gründe zu Gunsten der Annahme der Convention bei der Mehrzahl den Ausschlag geben werden. Es dürfte aber noch zwei bis drei Wochen dauern, ehe die Sache zur öffentlichen Discussion kommt, denn wahrscheinlich wird das Budget des Kriegsdepartements, das schon längst hätte erledigt seyn müssen, vorher noch an die Reihe kommen; der Director der rheinischen Gesellschaft ist unterdessen hier, um diese Angelegenheit im Interesse seiner Committenten zu betreiben.

Schweden.

Ich glaube Ihnen die hiesigen Zustände nicht besser schildern zu können, als wenn ich fortfahre Ihnen Auszüge aus den Verhandlungen der vier Stände zu senden, so weit sie ein allgemeineres Interesse haben und die jetzige Lage der Sache bezeichnen. Das Ritterhaus und der Bauernstand sind am thätigsten; der Bürgerstand könnte eben sowohl ganz in dem Bauernstand aufgehen, da derselbe Geist ihn belebt, und ganz ähnliche Vorschläge und Reden gemacht werden, nur daß allenfalls der Bürgerstand auch noch den Handel und das Zollwesen in seine Berathungen zieht, die dem Bauernstand ferner liegen. Der Priesterstand läßt am wenigsten von sich hören. Der wahrhaft feindselige Geist, welcher den Bauernstand gegen die höhern Beamten beseelt, trat kürzlich (am 12 Febr.) bei Gelegenheit einer an sich unbedeutenden Sache hervor, nämlich des k. Vorschlags, das Län von Calmar, welcher 95 schw. Quadratmeilen und 174,000 Einwohner enthält, in zwei Theile zu theilen. Hans Jansson erklärte, er wolle den Nutzen der Sache an und für sich selbst nicht bestreiten, es scheine ihm aber unpassend, dieselbe anders als im Zusammenhang mit der lange gewünschten neuen Eintheilung des Landes in Läne und Härads vorzunehmen. Die vorgeschlagene Theilung werde nur eine neue Vermehrung des Beamtenpersonals veranlassen ohne weitern Nutzen für das Land. Sven Heurlin ergriff gleichfalls die Gelegenheit, auf die Nothwendigkeit einer Verminderung des Beamtenpersonals zu dringen. Strindlund nahm das Wort, um einen Ausfall gegen den sehr verhaßten Hrn. v. Hartmannsdorf zu machen. Wir wissen, daß Hr. v. Hartmannsdorf auf diesem Reichstage im Ritterhause geäußert hat, Calmar Län sey nicht zur Hälfte so stark besteuer, als es bezahlen könne; eben so müßten die Eigenthümer der Kronschatzhemmane nicht anders als wie Kronbauern und Pächter betrachtet werden, und ihre Kaufschillinge nur als eine Art Handgeld. Hr. v. Hartmannsdorf würde wohl als Kronbeamter im Län diese von ihm als Pachtgeld angesehenen Abgaben bald zu erhöhen wissen. Hans Jansson setzte hinzu, der genannte Beamte zeige sich, seit er die Opposition aufgegeben und die Beamtenlaufbahn betreten, äußerst eifrig die Lasten des Volks zu vermehren; es werde aber ohne Zweifel die Zeit kommen, wo man dafür Rechenschaft von ihm fordern werde. Kurz darauf ward ein Auszug der Verhandlungen0541 des Ritterhauses über Graf Anckarswärds Vorschlag verlesen, und derselbe ohne eigentliche Abstimmung an den betreffenden Ausschuß verwiesen. Bei dieser Gelegenheit fielen noch heftige Reden. Ich wähle wiederum die von Hans Jansson als die bezeichnendste aus. Ich habe, sagte er, mit großer Aufmerksamkeit die in Frage stehende Motion angehört, ohne darin den mindesten Grund finden zu können, weßhalb die Ritterschaft und der Adel sie anzunehmen verweigerten. Hinsichtlich der Besteuerungsart in Schweden stimme ich ganz mit Graf Anckarswärds Ansichten überein, obwohl ich glaube, daß der beabsichtigte Zweck durch die Abschaffung der Personalsteuern sicherer erreicht werden würde. Daß die Ritterschaft und der Adel Graf Anckarswärds Vorschlag auf die Art, wie geschehen, behandelt haben, kann ich mir nicht anders erklären, als daß das darin vorgeschlagene Correctiv gegen eine mögliche Weigerung der Regierung, den Beschluß der Stände ins Werk zu setzen, die betreffenden Personen in Schrecken setzte. In solchen Fällen schließen sich die Kämpfer der Regierung eng zusammen, um ihre angeblichen Rechte zu vertheidigen. Unter diesen Kämpfern hat sich Hr. v. Hartmannsdorf seit seinem Eintritt in die Regierung besonders ausgezeichnet. Seine Aeußerung im Ritterhause in Folge von Graf Anckarswärds Motion, daß das Land keiner Steuerverminderung bedürfe, charakterisirt ihn. Er hat in der That ganz consequent gehandelt, wenn er auch in dieser Frage das Recht, sich frei zu äußern, unterdrücken wollte. Das darf uns nicht verwundern, doch hoffe ich, daß sich in diesem Stande kein Rääf*)Dieser junge Gutsbesitzer hatte sich besonders eifrig gegen Graf Anckarswärds Motion ausgesprochen. finden wird, der so verderbliche Ansichten vertheidigt. Ich würde Ihnen solche Reden nicht so umständlich anführen, wenn sie nicht die Ansichten der Mehrzahl aussprächen. Das Gefühl der Noth im Lande muß indeß äußerst groß seyn, wenn sich Hans Jansson, sonst ein sehr verständiger Mann, in einer Rede über die königlichen Finanzpropositionen hinreißen ließ, auf eine äußerst heftige, den König kränkende Weise auf den Widerspruch zwischen der königlichen Thronrede und diesen Propositionen hinzuweisen. Im Bürgerstande vergingen die letzten Tage mit Discussionen über den Handel und über Schutzzölle, so wie über das Zollwesen, wobei namentlich ein Vorschlag, daß die Zollbeamten keine Hausvisitationen mehr sollten anstellen dürfen, lange Discussionen herbeiführte. Doch kam auch Graf Anckerswärds Motion vor, wobei namentlich Hr. Petre eine energische Rede hielt, und da der Sprecher die Verweisung an den Ausschuß nicht zugeben wollte, so nahm ein Hr. Fänander die Motion als seine eigene auf, so daß sie dennoch vorgelegt werden mußte. Auch im Ritterhause verging ein großer Theil der Zeit mit Discussion über einen minder allgemein interessanten Gegenstand, nämlich über die Corrections - und Strafhäuser, doch brach auch hier die Spaltung der Ansichten über die große Frage des Augenblicks bei jeder Gelegenheit durch. In der Sitzung vom 15 Febr. zeigte der Landmarschall an, daß vom Constitutionsausschuß der vom vorigen Reichstag sich herschreibende Vorschlag über Einführung einer Departementsverwaltung herüber gekommen sey. Geht dieser Vorschlag durch, so liegt es im Interesse der Regierung und der Minister selbst, dem übermäßigen Beamtenwesen möglichst zu steuern. Die Regierung betreibt diesen Gegenstand auf alle Weise, und man glaubt, daß wenn der Vorschlag in den vier Ständen durchgehe, so werde die Sanction des Königs alsbald erfolgen, und dann sogleich die Einrichtung der verschiedenen Ministerien und die Ernennung ihrer Vorstände statt haben. Dadurch behält die Regierung die Leitung der Angelegenheiten in ihrer Hand, und sie kann die zum Theil unumgänglich nothwendigen Anordnungen allmählich einführen. Setzt aber die Beamtenpartei die Verwerfung des Vorschlags durch, so ist von Seite des Bürger - und Bauernstandes ein extralegaler Schritt zu besorgen, und der Reichstag wird zu einem constituirenden. Darum sind auf den Ausgang dieses Vorschlags die Blicke so gespannt. Sobald der Landmarschall den Vortrag gemacht hatte, schlug Frhr. Hugo Hamilton vor, daß dieser Gegenstand, als der wichtigste, worüber die Repräsentation auf diesem Reichstag zu entscheiden habe, vor allen andern und zwar am Anfang des nächsten Plenums um 10 Uhr vorgenommen werden solle. Frhr. Ludwig Boije, von der Beamtenpartei, fand gar nichts dagegen einzuwenden, daß der Gegenstand im nächsten Plenum vorgenommen werde, jedoch solle dieß nicht vor 12 Uhr geschehen, weil viele Mitglieder des Hauses, die Beamte seyen und in Collegien säßen, um 10 Uhr noch nicht zur Stelle seyn könnten; er wolle deßhalb ihr Recht verwahren, und jeder Möglichkeit einer Ueberraschung zuvorkommen. Ueber die Stunde ward nichts beschlossen, hinsichtlich des Tags aber versprach der Landmarschall, daß er sich mit den andern Sprechern benehmen werde, damit die Sache zugleich in allen Ständen vorkomme. Der Gegenstand soll dem nächsten Plenum als erster Vortragsgegenstand angemerkt werden. In derselben Sitzung machte Frhr. Sprengtporten, ein Mitglied des angeblichen Triumvirats, einen Vorschlag, daß der Staat die Kopfsteuer aufgeben, und solche zur Versorgung der Armen in jeder Gemeinde verwendet werden sollte. Der Vorschlag fand wie natürlich von Seite der höhern Beamten, namentlich wieder des Hrn. v. Hartmannsdorf, heftigen Widerspruch, wurde aber am Ende doch an den Staatsausschuß verwiesen. Ein gleicher Streit erhob sich über einen Vorschlag H. Hiertas, die Abschaffung mehrerer sehr ungleich lastenden Gerichtsabgaben betreffend. Alle diese Vorschläge und Discussionen treten indeß vor der bevorstehenden Verhandlung über die Einführung einer Ministerialverwaltung in den Hintergrund.

0542

[799]

Todes-Anzeige.

Mit Ergebung in den Willen des Allmächtigen, und gestärkt mit den Tröstungen unserer heiligen Religion, verschied in der vergangenen Nacht um halb 12 Uhr unser vielgeliebter Bruder, Der hochwohlgeborne Herr Joseph Edler v. Silbermann, k. bayer. quiesc. Rentbeamter und Rittergutsbesitzer von Straß, Burgheim und Oggermühl, nach ausgestandenen großen Körperleiden.

Diesen schweren Verlust bringen wir zur Kenntniß unserer sehr verehrlichen nahen und fernen Verwandten und Bekannten mit der Bitte, uns ihre stille Theilnahme, dem Entschlafenen aber ihr freundliches Andenken schenken zu wollen.

Straß bei Neuburg an der Donau, am 3 März 1840

Elisabeth Weber, geb. v. Silbermann, k. bayer. Kreis - und Stadtgerichtsraths-Wittwe.

Leopoldina Schießl, geb. v. Silbermann.

Aloys Schießl, k. k. österr. Land - und Criminaluntersuchungs-Richter von Rattenberg in Tyrol, als Schwager.

[726]

Königl. preuß. staats - und landwirthschaftliche Akademie Eldena bei Greifswald.

Die Vorlesungen bei dieser Lehranstalt werden im nächsten Sommersemester den 4 Mai beginnen und sich auf folgende Unterrichtsgegenstände beziehen: 1) Nationalökonomie und Statistik, Prof. Dr. Baumstark; 2) Landwirthschaftliche Betriebslehre, Güter-Taxation und Wiesenbau, Director Prof. Pabst; 3) Waldbau und Botanik, Lehrer Grebe; 4) Experimental - und Agriculturchemie, die Lehre von der Elektricität und dem Magnetismus, Dr. Schulze; 5) Aeußere Krankheiten der Hausthiere, Exterieur und Arzneimittellehre, Dr. Haubner; 6) Angewandte Geometrie, Prof. Dr. Grunert; 7) Baukunst und Zeichnen, Bau-Inspector Menzel; 8) Landwirthschaftsrecht, Prof. Dr. Pütter; 9) Geschichte, Prof. Dr. Barthold.

Eldena, den 21 Februar 1840

Der Director der königl. preuß. staats - und landwirthschaftlichen Akademie Pabst.

[790-92]

Siebente Generalversammlung der Actionnäre der a. p. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn.

Die Direction der Kaiser Ferdinands-Nordbahn gibt sich im Sinne des §. 26 der von Sr. Majestät für diese Actien-Gesellschaft bewilligten Statuten die Ehre, diejenigen P. T. Actionnäre, welche am 30 December 1839 als Eigenthümer von zehn oder mehr Actien in den Büchern der Gesellschaft eingetragen waren, als stimmfähige Mitglieder zur siebenten Generalversammlung einzuberufen, in welcher: 1) der Stand und die Fortschritte der Unternehmung, so wie die Ergebnisse des Bahnbetriebes und die für das laufende Baujahr vorerst getroffenen Verfügungen zur Kenntniß gebracht; 2) die Rechnungs-Abschlüsse für das abgelaufene Geschäftsjahr zur Untersuchung vorgelegt; 3) das Detail-Project und die Kostenüberschläge für die nunmehr der Allerhöchsten Entscheidung vorliegende Preßburger Flügelbahn mitgetheilt; 4) die zur Concessions-Erwirkung des Stockerauer Bahnflügels stattgefundenen Verhandlungen berichtet; 5) die gemäß einer Allerhöchsten Entschließung genehmigte Verbindung mit der Warschau-Wienerbahn berathen; 6) die in der letzten Generalversammlung angeordneten Vorerhebungen für die Verbindung der Nordbahn mit Prag vorgelegt werden; ferner 7) über die durch versäumte Einzahlung der fünften und sechsten Rate, der Gesellschaft anheim gefallenen Actien, und die größtentheils hierüber eingelangten Reclamationen verfügt, und endlich 8) die Wahl dreier Directoren für die, gemäß §. 52 der Statuten austretenden drei Directions-Mitglieder getroffen werden soll.

Die stimmfähigen P. T. Actionnäre werden daher eingeladen, sich Montag den 30 März 1840um 9 Uhr Morgens zu dieser siebenten Generalversammlung im Bahnhofe am Prater persönlich einfinden zu wollen, und die Direction wird denselben zu ihrer Legitimation beim Eintritte besondere Einladungsschreiben zuzusenden die Ehre haben.

Wien, den 29 Februar 1840

Die Direction der a. p. Kaiser Ferdinands-Nordbahn.

[738]

Bei Liebmann 8 Comp. in Berlin ist so eben erschienen und durch alle soliden Buchhandlungen zu beziehen: Dr. K. G. Neumann, Regierungs-Medicinal-Rath in Aachen und ehemaliger Director der Charité in Berlin.

Bemerkungen über die gebräuchlichsten Arzneimittel.

Auf feinem Velin-Papier in Umschlag geh. Preis 1 1 / 2 Rthlr.

0543

[764]

Vente aux enchères publiques à Paris place du Louvre Nr. 22 dans les premiers jours d'Avril 1840 du cabinet de curiosités et de la collection de médailles rassemblé par M. Varnier, chef de division au ministère des finances.

Cette vente se compose d'armures anciennes de la plus haute curiosité etc. etc., et d'une collection de plus de quinze mille médailles Grecques, Romaines, bas-empire, moyen-àge, France etc.

Le Catalogue se distribue chez Mr. Gandidier, commissaire-priseur à Paris rue de Cléry, 21.

[706]

Im Verlag der Joh. Prechter'schen Buchhandlung in Neuburg ist so eben erschienen und wird demnächst an alle Buchhandlungen versandt: Feierstunden des Christen, geheiligt durch Betrachtungen und Gesänge über einige der wichtigsten Geschichten, Anstalten und Lehren des Christenthums, zur Beförderung christlicher Erbauung und Bildung, herausgegeben von einem kathol. Geistlichen. 2ter Band, 1ste Lief. mit einem Stahlstich. gr. 8. geh. 36 kr.

Dieses Buch, welches sich bis jetzt schon einer bedeutenden Anzahl von Subscribenten zu erfreuen hatte, wird noch im Laufe dieses Sommers in drei Bänden vollständig erscheinen; der Preis für das ganze Werk beträgt 5 fl. 24 kr.

Fuchs, Dr. Max, hebräisches Lesebuch für Anfänger. Enthaltend aus der Genesis Cap. 1-9. 11-14, und Psalm 1-17, nebst einer Clavis Hebraica, Analyse der schwierigern Formen und Hinweisung auf die wichtigsten Regeln der Grammatiken von Gesenius, Mall, Gläser und d'Allemand. gr. 8. Velinpapier brosch. 1 fl. oder 16 gr.

[742]

An Blumenfreunde und Botaniker!

So eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Kreutzer, C. J., Anthochronologion Plantarum Europae mediae Blüthenkalender der Pflanzen des mittlern Europa. 16., auf Maschinenvelin. Brosch. 18 gr. pr. C.

(Umfaßt ganz Deutschland, Oesterreich und die Schweiz, und kann als Anhang zu den Floren dieser Länder betrachtet werden.)

Garovaglio, Dr. Prof. S., Bryologia austriaca excursoria, tamquam clavis analytica ad omnes in imperio austriaco hucusque inventos muscos facile et tuto determinandos. 12. maj. brosch. 20 gr. pr. C.

Enumeratio muscorum omnium in Austria inferiore hucusque lectorum, adjecta indicatione loci eorum natalis, et temporis, quo fructum ferunt. 8. maj. 12 gr. pr. C.

Wien, den 11 Februar 1840

Friedr. Volke's Buchhandlung.

[688]

Bei uns ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Le livre de mes enfants par J. M. A. Gérard, professeur.

Enrichi de nombreuses notes explicatives par A. Troescher, instituteur.

La vie est un grand et pénible devoir á remplir.

Tome premier.

Das Buch für meine Kinder, von J. M. A. Gérard, Professor.

Mit vielen erläuternden Noten bereichert von A. Tröscher, Schullehrer.

Das Leben ist eine große und schwer zu erfüllende Pflicht.

Erstes Bändchen.

Ein Buch, das die Vortheile der Erziehung mit den feinsten Eigenheiten der französischen Sprache im höchsten Grade in sich vereinigt, kann dem Publicum nur sehr willkommen seyn. Auch haben wir uns mit Vergnügen in ein Werk eingelassen, das mit Recht allen Familienvätern, allen Lehrern und besonders allen verständigen und aufgeklärten Müttern empfohlen zu werden verdient, und sicher Aller Lob und Beifall erhalten wird. Der Verfasser sagt unter Anderm in der Vorrede: Das Werk, welchem diese Geschichten entnommen sind, bildet eine bändereiche Sammlung, welche von den ausgezeichnetsten Litteraten Frankreichs herausgegeben wurde, und in allen Ländern, wo die französische Sprache gesprochen und gelehrt wird, verbreitet ist. Vierzig Auflagen, wovon jede aus 20,000 Exemplaren bestand, und welche in wenigen Jahren auf einander folgten, haben diese Sammlung zum Gemeingut des Volkes gemacht, und bezeugen auf immer ihren Nutzen und ihren Erfolg.

Jedes Bändchen, an 400 Seiten stark, bildet ein unabhängiges Ganzes, und kostet 1 Thlr. 3 gr. oder 1 fl. 48 kr. Wer sich zur Abnahme von vier Exemplaren verbindlich macht, bekommt ein fünftes gratis. Unter so annehmbaren Bedingungen rechnen wir auf sehr zahlreiche Bestellungen, und bitten die verehrlichen Abnehmer, uns möglichst bald in den Stand zu setzen, die Auflage der nächsten Bändchen bestimmen zu können.

Stuttgart.

Hallberger'sche Verlagshandlung.

[735]

Bei Karl J. Klemann in Berlin ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen und Postanstalten des In - und Auslandes zu beziehen: Le Salon.

Revue de la littérature française moderne.

Choix d'articles, tirés des meilleurs écrits périodiques de la France.

1840 I. Heft.

Die diesem ersten Hefte beigegebene, im elegantesten französischen Style geschriebene, geistvolle Einleitung (le Salon à ses indulgentes lectrices) wird den besten Aufschluß geben über die Tendenz des Werkes, welches, da nur die allerneuesten Piecen Aufnahme finden, als ein fortlaufendes anthologisches Tableau der französischen Litteratur gelten, mithin sowohl in Leihbibliotheken, Lesecirkeln und Museen, als auch in den Sammlungen der Bücherfreunde nicht fehlen darf.

Regelmäßig jeden Monat erscheint ein elegant broschirtes Heft von etwa 100 Seiten Octav, Velinpapier; jeder Band von 6 Heften (also etwa 600 Seiten) kostet 2 Rthlr., jedoch werden auch einzelne Hefte à 1 / 2 Rthlr. abgelassen.

Ausführliche Prospecte gratis.

[729]

Bei Th. Chr. Fr. Enslin in Berlin ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: Des Freiherrn von Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer zu Wasser und zu Lande, wie er dieselben bei der Flasche im Cirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegte.

Neue Originalausgabe.

Mit 16 Bildern von Hosemann.

Sauber broschirt 12 gr.

Der alte, wenigstens aus mündlichen Erzählungen wohlbekannte Münchhausen erscheint hier innerlich ganz unverändert und unverfälscht, in einer hübschen zeitgemäßen Gestalt, und verdient gewiß, als eines der witzigsten Producte des deutschen Geistes, bei dem höchst billigen Preise auch in der kleinsten Büchersammlung einen Platz.

0544

[659-60]

Von Neujahr 1840an erscheint: Der Orient.

Berichte, Studien und Kritiken für jüdische Geschichte und Litteratur, herausgegeben von Dr. Julius Fürst, wöchentlich einmal in zwei Bogen. Man abonnirt hierauf vierteljährig mit 1 Rthlr. 6 gr. oder 2 fl. 15 kr. in allen Buchhandlungen (Augsburg in der K. Kollmann'schen) und Postämtern, bei welchen auch die ersten Nummern einzusehen sind.

Leipzig, im Februar 1840

C. L. Fritzsche.

[744-45]

Bei Otto Wigand, Buchhändler in Leipzig, ist so eben erschienen: Bohlen, P. a, Ritus anhâra id est Tempestatum cyclus, Carmen sanskritum, Kâlidâso adscriptum, edidit, latina interpretatione, germanica versione metrica atque annotationibus criticis instruxit. 8 maj. 1840 Broschirt 1 Thlr. 12 gr.

Die Trennung der Justiz und Administration. Ein Beitrag zur Staatsphilosophie und zum positiven deutschen Staatsrechte. gr. 8. 1840 Brosch. 2 Thlr.

Damerow, Professor Dr. H., Ueber die relative Verbindung der Irren -, Heil - und Pflege-Anstalten in historisch-kritischer, so wie in moralischer, wissenschaftlicher und administrativer Beziehung. Eine staatsarzneiwissenschaftliche Abhandlung. gr. 8. 1840 brosch. 2 Thlr.

Deutsche Volksbücher. Herausgegeben von G. O. Marbach. 15tes bis 17tes Bändchen. Enthaltend: Reineke der Fuchs. 8. 1840 16 1 / 2 Bogen stark, gefalzt 6 gr.

Sue's, Eugen, sämmtliche Werke. Deutsch von L. v. Alvensleben. 19tes bis 41stes Bdchn. 16. brosch. à Bdchn. 4 gr.

19tes bis 26stes und 30stes bis 37stes Bdchn.: Arthur. 16 Bändchen. 2 Thlr. 16 gr.

27stes bis 29stes Bdchn.: die Berge von la Ronda. Eine glückliche Frau. Der Pariser zur See. Ein Corsar. Daja. 3 Bdchn. 12 gr.

38stes bis 41stes Bdchn.: Die Kunst zu gefallen. 4 Bdchn. 16 gr.

Unter der Presse befindet sich: Der Krieg in den Cevennen.

[783-84]

Versteigerung einer Oelgemälde-Sammlung in Würzburg.

Montag den 30 März d. J., Nachmittags 2 Uhr anfangend, und den darauf folgenden Tagen um angegebene Zeit damit fortgesetzt, wird die Oelgemälde-Sammlung im Hause II. Distr. Nr. 201 dahier, des verlebten k. bayer. Appellationsgerichts-Directors Vornberger, bestehend aus 230 Exemplaren sehr werthvoller, zum Theil berühmter Meister, öffentlich gegen baare Bezahlung versteigert, und Liebhaber hiezu höflichst eingeladen.

Nähere Auskunft, so wie Kataloge darüber ertheilt auf portofreie Anfragen F. Benkert Vornberger in Würzburg.

[774]

Wein-Versteigerung zu Deidesheim am Hardtgebirge.

Am 18 oder 19 März d. J., unmittelbar nach der Weinversteigerung der Erben des verstorbenen Hrn. Steinmetz zu Forst, laßt Hr. Andreas Gießen, Landrath und Gutsbesitzer, zu Deidesheim wohnhaft, die nachbezeichneten, in seinen Kellern allda lagernden, in den besten Lagen, und in seinen eigenen Weinbergen gezogenen Weine, unter annehmbaren Bedingungen öffentlich versteigern, nämlich: 4 Stücke 1827r Traminer, 1 Stück 1831r Traminer, 2 Stücke 32r Traminer, 14 Stücke 33r Traminer, 10 Stücke 34r Traminer, worunter 6 Stück Ausstich. 22 Stücke 35r Traminer, und Rießling. 2 1 / 2 Stücke 35r mittel 21 Stücke 36 detto 3 Stücke 36r Traminer, 4 Stücke 38r Traminer, 6 Stücke 38r mittel 8 1 / 2 Stücke 39r mittel 11 Stücke 39r Traminer und Rießling.

109 Stück.

Die Proben können einige Tage zuvor, auch unmittelbar vor der Versteigerung genommen werden.

Deidesheim, den 27 Februar 1840

Schuler, Notar.

[705]

Stuttgart.

Aufforderung.

Der Unterzeichnete, als Verwalter einer in dem Testamente seiner Mutter, der verwittweten, im Jahre 1822 in Hechingen verstorbenen Räthin Michle Jakob Kaulla am 31 Dec. 1816 errichteten Stiftung, nach welcher alle drei Jahre eine arme Verwandte väterlicher oder mütterlicher Seite nach Abzug der Verwaltungskosten mit Geld, Kleidern und Haushaltungsstücken in dem ungefähren Betrag von 600 fl. ausgesteuert werden soll, fordert hiemit alle diejenigen, welche vermöge ihrer Mittellosigkeit und ihrer Verwandtschaft mit seinen Eltern (nämlich seinem Vater, dem verstorbenen k. k. Rathe und k. würtembergischen Hofbankier Jakob Raphael Kaulla, und seiner Mutter, der Räthin Michle Jakob Kaulla) einen Anspruch an diese Stiftung machen zu können glauben, auf, sich bis zum 31 Mai d. J. in portofreien Briefen bei ihm zu melden, und ihre Ansprüche durch beizuschließende obrigkeitliche Zeugnisse zu begründen. Die Zeugnisse müssen die Nachweisung 1) der Verwandtschaft, 2) der Mittellosigkeit enthalten.

Diejenigen, welche sich bis zum 31 Mai nicht melden, oder die nöthigen obrigkeitlichen Zeugnisse nicht beibringen, werden bei der gegenwärtigen Vertheilung nicht berücksichtigt.

Die Ausbezahlung geschieht erst nach Vollziehung der Heirath. Den 24 Februar 1840

Salomon Jakob Kaulla, Hofagent.

[707]

Riesen - oder Wunderkleesamen, Melilotus Jeucantha, das Loth 12 kr., das Pfund 5 fl. 24 kr. ist wieder zu haben.

Daß dieß eine sehr nützliche und vorzügliche Kleeart ist, und daß er den Namen Wunder - oder Riesenklee im vollsten Maaße verdient, ist bereits bekannt genug; denn derselbe wird 8 bis 10, ja zuweilen 12 bis 15 Fuß hoch, gedeiht auf jedem Grund und wird vom Vieh gerne gefressen.

J. M. Daisenberger, Buchhändler und Oekonom in Regensburg.

[622-23]

Anzeige für Rosenliebhaber.

Wegen meines nahen Verzuges von hier nach Düsseldorf werde ich eine große Quantität Gartenrosen nach meiner eignen Auswahl zu nachbezeichneten Preisen gegen franco Baarsendung oder gute Wechsel auf bedeutende Orte, verabfolgen lassen: 50 Arten mit Namen 8 Rthlr. 100 Arten mit Namen 15 Rthlr. 200 Arten mit Namen 35 Rthlr. 300 Arten mit Namen 60 Rthlr. 400 Arten mit Namen 80 Rthlr. 500 Arten mit Namen 110 Rthlr. 600 Arten mit Namen 160 Rthlr. 700 Arten mit Namen 225 Rthlr. 800 Arten mit Namen 300 Rthlr. 1000 Arten mit Namen 450 Rthlr.

Jede 100 Rosenpflanzen im Rummel ohne Namen 10 Rthlr.

1000 Pflanzen in 100 Arten mit Namen 125 Rthlr.

1000 Pflanzen in 200 Arten mit Namen 150 Rthlr.

Für jede 100 Pflanzen sind 10 Sgr. Verpackungs-Unkosten beizulegen.

Rheydt bei Düsseldorf.

O. van Baerle, Apotheker.

[711-12]

Stuttgart.

Gießerei zu verkaufen.

Dem Besitzer einer Groß-Glocken - und sonstigen Kunstgießerei in einer der ersten Städte Würtembergs ist durch den Ankauf eines andern Geschäfts dieselbe entbehrlich geworden. Da sie sich einer bedeutenden Kundschaft zu erfreuen hat, so würde ein in diesem Fache bewanderter Mann gewiß sein gutes Auskommen finden. Näheres ertheilt das Anzeige - und Nachrichts-Comptoir von Franz Wilhelm, Hirschstraße Nr. 36 in Stuttgart.

[798]

Nachricht.

Der Unterzeichnete bringt hiemit zur öffentlichen Kenntniß, daß sein Commissions - und Anfrage-Bureau für Bestellungen von Wohnungen etc. für die künftige Badezeit dahier bereits eröffnet ist. So wie er sich auf Zeugnisse berufen kann, daß er in den verflossenen Jahren die deßfalls an ihn ergangenen Aufträge zur Zufriedenheit erfüllt habe, so versichert er, daß er auch ferner alle Bestellungen pünktlich besorgen werde, und bereit sey, hohen Herrschaften auf Verlangen selbst Plane und Zeichnungen von den vermiethbaren Häusern zu übersenden. Briefe werden frankirt erbeten.

Bad Kissingen, am 6 März 1840

J. B. Niedergesees, Inhaber des Commissions - und Anfrage-Bureaus.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15343 tokens; 5189 types; 107676 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 68. 8. März 1840 . Augsburg1840.

Identification

Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:43:44Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryBibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
ShelfmarkDWB 1996/32
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.