PRIMS Full-text transcription (HTML)
0585
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 74.
14 März 1840

Spanien.

Das Echo von Arragonien vom 1 März enthält Folgendes aus Mequinenza: Ich habe von einer alles Vertrauens würdigen Person erfahren, dieselbe habe am 23 v. M. eine Unterredung mit Cabrera zu Remisaret gehabt, das eine Stunde von Mora am Ebro entlegen ist, und wohin er sich auf ein oder zwei Monate begeben hat, um daselbst die Zeit seiner völligen Genesung abzuwarten. Er schien ziemlich hergestellt, nur war er noch sehr blaß und hatte alle seine Haare verloren. Er hatte einen zahlreichen Generalstab, aber wenig Truppen bei sich. Cabrera schiffte sich zu Cherta ein und fuhr den Fluß bis nach Mirabella, 2 Lieues von Mora, hinab. Man hatte daselbst große Vorbereitungen zu seinem Empfang getroffen, Tänze, Triumphbögen und Feuerwerke waren vorbereitet worden. Bei ihm war seine ganze Familie. In Mora erwartete man am 24 oder 25 Balmaseda, der aus Catalonien kommt. Später haben wir erfahren, daß Cabrera sich am 26 zu Valderrobles befand, und daß er Mora verlassen und sich nach Chantavieja und Morella gewandt habe.

Großbritannien.

(Gestern (6) hielt die Königin im St. James-Palast ihr zweites Lever in dieser Saison. Vor Eröffnung des eigentlichen Levers erhielten, durch Lord Palmerston eingeführt, Ihre Excellenzen Hr. Guizot, Baron Bülow und Hr. Dedel Audienz im königlichen Closet. Sodann wurde die Entrée-Gesellschaft in den Thronsaal eingeführt. Folgende Vorstellungen fanden im diplomatischen Kreise statt: Graf Heinrich LXIX von Reuß-Schleitz-Köstritz und Hr. v. Savigny durch den preußischen Gesandten; Graf Dimitry Resselrode durch den russischen Geschäftsträger; Hr. C. Drouet, in Abwesenheit Hrn. Van de Weyers belgischer Geschäftsträger, durch Viscount Palmerston; Bileski Effendi, türkischer Officier, durch den türkischen Geschäftsträger Hrn. Agop; Graf v. Banneville durch Hrn. Guizot. Die Secretäre und Attachés der verschiedenen Gesandtschaften wurden Sr. k. Hoh. Prinz Albert durch die treffenden Botschafter präsentirt. Die Vorstellungen der englischen Nobility und Gentry waren äußerst zahlreich und glänzend. Glückwunschadressen wurden wieder aus allen Landestheilen überreicht; auch einige Adressen, welche Vertrauen in das jetzige Ministerium aussprachen, und einige um die Begnadigung Frosts und seiner Gefährten. Nach dem Lever hielt Ihre Maj. ein Capitel des Bath-Ordens, in welchem Prinz Albert mit dem Großkreuz dieses Ordens decorirt wurde. In Bezug auf den Vortritt des Prinzen enthält die amtliche Gazette vom 5 März folgende Bekanntmachung: Ihre Maj. geruht zu befehlen, daß der Feldmarschall Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha, R. G. (d. h. Ritter des Hosenbandordens), Ihrer Maj. Gemahl, fortan bei allen Gelegenheiten und in allen Versammlungen, ausgenommen wo durch eine Parlamentsacte anders bestimmt ist, Platz und Rang zunächst nach Ihrer Maj. einzunehmen habe. Vor einigen Tagen wurde Prinz Albert in die alte Innung der Londoner Goldschmiede aufgenommen, bei welchem feierlichen Anlaß ihm und seinem erlauchten Bruder, dem Erbprinzen Ernst, nebst Gefolge ein elegantes Frühstück in dem berühmten Zunfthause der Compagnie, der Guildhall, gegeben wurde. Diese Zünfte sind nachgerade nur mittelalterliche Namen; so ist Wellington Mitglied der Leinwandhändler-Innung u.s.w.

Am 5 März starb auf seinem, nach dem Siege seines berühmten Ahnherrn so genannten Schlosse Blenheim, in der Grafschaft Oxford, der Herzog v. Marlborough am Vorabend seines 75sten Geburtstags, in ziemlich bedrängten Umständen. Er war der fünfte Herzog dieses Namens, führte außer seinen englischen Titeln den eines Fürsten des römischen Reichs, und war mit Lady Susan Stewart, Tochter des siebenten Grafen v. Galoway, vermählt. Die Herzogswürde erbt sein, 1793 geborner ältester Sohn, der Marquis v. Blandford, bisheriges Unterhausmitglied für den Familien-Burgflecken Woodstock, und er, der Erbe eines Namens, der vordem mit Whig fast identisch war in seiner politischen Gesinnung Tory. Derselbe hatte vor einigen Jahren0586 einen ziemlich skandalösen Streit mit seinem jüngern Bruder, Lord John Churchill, Vertrautem des Herzogs von Sussex und Anhänger der Regierung.

Dem Standard zufolge steht es mit Lord Durhams Gesundheit so schlimm, daß seine Freunde ernstliche Besorgnisse hegen.

Am 6 März saß das Haus der Lords ganz kurze Zeit. Die auf China bezüglichen Papiere wurden auf den Tisch niedergelegt. Lord Londonderry fragte, ob die Regierung durch ihren Gesandten in Spanien Bericht erhalten habe über die Erklärung der Hauptstadt jenes, nach neuerlichen Schilderungen so friedlichen Landes in Belagerungszustand. Lord Melbourne verneinte die Frage. Des Herzogs v. Richmond Bill zur Befreiung der Pferderennen von einigen alten lästigen Bestimmungen ging durch die Committee.

Unter den im Hause der Gemeinen am 6 März übergebenen zahlreichen Petitionen bemerkte man eine von den Fabricanten in Leeds, worin über die Stadezölle auf der Elbe Beschwerde geführt wurde; ferner mehrere Bittschriften zu Gunsten Frosts, so wie auch des im Grafschaftsgefängniß zu Monmouth erkrankten Chartistenführers Vincent. Da man aus Gesundheitsrücksichten den Sheriff Wheelton freigelassen habe, und den Sheriff Evans wahrscheinlich freilassen werde, so möge man diese Rücksicht der Menschlichkeit auch für Vincent gelten lassen. Hr. Hume rügte es, daß der Oberrichter von Ober-Canada seit anderthalb Jahren sich in England aufhalte, und knüpfte daran die Frage, ob in Nieder-Canada die Habeas-Corpus-Acte suspendirt sey. Lord J. Russell antwortete, im Verfolg der temporären Aufhebung der Verfassung dieser Provinz sey unter dem Gouvernement Sir John Colborne's auch die Habeas-Corpus-Acte suspendirt, und die dießfallsige Ordonnanz, wie er glaube, seitdem erneuert worden, doch werde die Suspension schwerlich lange in Kraft bleiben. Sir James Graham bemerkte, indem er auf die zur Einsicht aufliegenden Papiere in Betreff China's deutete, er vermisse darunter einen Bericht über einen höchst wichtigen Vorgang, nämlich über die von New-Yorker Zeitungen gemeldete Remonstration nordamerikanischer Kaufleute gegen die Blokade des Hafens von Canton, deßgleichen den officiellen Bericht über das Seegefecht, das zwischen chinesischen und englischen Kriegsschiffen vorgefallen. Lord J. Russell antwortete, in Abwesenheit Lord Palmerstons, über die berührten beiden Punkte habe die Regierung bis jetzt keine officielle Nachricht. Sir J. Graham: er habe gehört, daß der Regierung ein Brief über die Blokade zugekommen, welchen Capitän Elliot an den verstorbenen Admiral Maitland geschrieben, das sey nun allerdings ein officielles Document. Ob die Regierung es nachträglich mittheilen werde? Lord J. Russell: Einige Briefe der Art liegen im Archiv, enthalten aber nichts Näheres über jene Punkte. Zudem sind es Briefe, die, wenn ich mich recht entsinne, nicht wohl vorgelegt werden könnten; indessen muß ich sie noch einmal einsehen, ehe ich bestimmt darüber antworten kann. Hr. Goulburn fragt, ob es wahr, daß der Zinsfuß der Schatzkammerscheine von 1 3 / 4 auf 2 1 / 4 Pence erhöht worden. Hr. E. J. Stanley, Secretär des Schatzamtes, antwortet, er glaube, daß es richtig sey. Sofort wurde Lord J. Russells Bill zum summarischen Schutz der Parlamentsdrucker weiter berathen, und schließlich mit 203 gegen 54, also mit der großen Mehrheit von 149 Stimmen angenommen. Sir J. Graham stellte den Antrag, den Sheriff Evans gegen Caution seiner Haft zu entlassen, vertauschte aber, nach langer Discussion, diesen Vorschlag mit einem andern: nämlich ihn temporär zu entlassen, und auf den 6 April wieder vor die Schranken des Hauses zu bescheiden. Der Radicale Hr. T. Duncombe schlug als Amendement vor, die Entlassung möge unbedingt seyn; dieses ward aber mit 118 gegen 31 Stimmen verneint, und Sir J. Grahams Motion mit 129 gegen 47 Stimmen angenommen. Lord J. Russell stimmte in der Majorität. Noch am nämlichen Abend kehrte Hr. Evans in den Schooß seiner Familie zurück.

Der durch Hrn. Macleods Austritt erledigte Parlamentssitz für die schottische Grafschaft Inverneß ist wieder einem Liberalen zugefallen: Hr. Morrison wurde vor dem torystischen Bewerber Fraser mit 353 gegen 307 Stimmen gewählt.

(Courier.) Es heißt in der City allgemein, der Schatzkanzler habe es sich so eingerichtet, daß er hoffen könne, die laufenden Bedürfnisse der Regierung zu decken, ohne zu einer neuen Anleihe zu greifen. Dieß hat den Consols (s. den Börsenartikel) eine Festigkeit gegeben, die sie seit einer Reihe von Tagen nicht gezeigt.

Frankreich.

Der Generallieutenant Graf Dupont, Großkreuz des Ordens des heil. Ludwigs und der Ehrenlegion, vormaliger Deputirter und Kriegsminister unter der Restauration, ist in Paris in einem Alter von 76 Jahren gestorben.

In dem Conferenzsaale der Deputirtenkammer sah man am 9 März nur wenige Deputirte. Auch erschien kein Minister. Die Budgetscommission ist fast die einzige, die in ihren Versammlungen fortfährt. Sie ist mit ihrer Arbeit schon sehr vorgerückt. Die andern Commissionen warten erst auf die Erklärungen der Minister.

Der Moniteur antwortet in Betreff der gestern erwähnten Frage der Presse wegen Einführung des schwarzen Cabinets: Nein, es ist an den vorgeblichen Nachrichten der Presse nicht ein wahres Wort; wir sind ermächtigt, sie in allen Punkten für falsch zu erklären.

(Galignani's Messenger.) Hr. Thiers ist fortwährend der Hauptgegenstand der Erörterung der Journale, da kein anderer die öffentliche Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch nimmt, und die Umstände, unter denen er wieder ans Ruder gelangt ist, ihm nothwendig einen hohen Grad von Wichtigkeit ertheilen, als Zielpunkt entweder der Lobpreisungen seiner Anhänger, oder der Angriffe von Seite seiner Gegner. Die Ansichten der englischen Journale über das neue Pariser Cabinet werden von den französischen Journalen vielfach ausgezogen, und da sie den Eindruck erhalten zu haben scheinen, daß zwischen Hrn. Thiers und dem Souverän kein aufrichtiges Einverständniß stattfinde, so antwortet der Constitutionnel, der in dem Rufe steht, das halb officielle Organ des neuen Conseilpräsidenten zu seyn, dem Journal des Débats, von dem er behauptet, daß es diesen Eindruck hervorgebracht habe, und wirft ihm in sehr bittern Ausdrücken diese Insinuationen vor, die, wie er sagt, eben so unpolitisch als falsch seyen. Diese Sprache, bemerkt der Constitutionnel, ist deßwegen ganz besonders unklug, weil das Journal des Débats von den englischen Blättern nicht nur als das Organ der conservativen Partei, sondern auch als das des Hofs angesehen wird. Man erwäge den dadurch in England hervorgebrachten Eindruck, wo das Königthum in Frankreich als erbittert und besiegt dargestellt wird. Läßt sich wohl annehmen, daß unsere Regierung in ihren Verhältnissen zu Europa dadurch größere Stärke gewinnen werde, daß man sie als von innern Spaltungen heimgesucht darstellt? Wir wissen, daß diese nicht vorhanden sind. Wir wissen aus authentischen Zeugnissen, daß die Ansichten des Cabinets in vollkommenem Einklang mit denen der Krone stehen. Während aber ein Minister0587 versichert, daß dieser Einklang vorhanden sey, flüstert das Journal des Débats, von dem man glaubt, daß es im Vertrauen des Hofes stehe, das Gegentheil ein.

(Journal des Débats.) Die Pairskammer hatte in der Sitzung am 5 März den ersten Artikel des Gesetzesentwurfs, die Arbeiten der Kinder in den Fabriken betreffend, nach dem Commissionsantrag, angenommen. Dieser Antrag stellte den Grundsatz auf, daß die Schutzmaaßregeln zu Gunsten der Kinder durch das Gesetz selbst festgesetzt werden sollen, statt daß man sie der Discretion der Regierung überlasse, die sich nach dem ursprünglichen Entwurfe das Recht vorbehielt, durch örtliche und besondere Anordnungen für die nöthig erachteten Maaßregeln zu sorgen. Der Schutz des neuen Gesetzes erstreckt sich nicht auf alle industriellen Anstalten, sondern nur auf diejenigen, in denen sich der Mißbrauch als unerträglich ergeben hat, und wo die Gegenmittel schon jetzt als ausführbar anerkannt wurden. Darunter sind begriffen: 1) die Fabriken und Werkstätten für Spinnerei und für Druck der Gewebe, wie auch immer die angewandten Urstoffe beschaffen seyn mögen; 2) die Fabriken und Werkstätten, wo die treibende Kraft von einem todten mechanischen Hebel, z. B. Wasser, Dampf u. s. w. geliefert wird, weil diese Art von Hebel, die zur Herstellung ihrer Kraft keiner Ruhe bedarf, leicht verleitet, über die durch das natürliche Maaß der menschlichen Kraft festgesetzten Schranken hinaus arbeiten zu lassen; 3) Fabriken und Werkstätten, die mit Hülfe eines anhaltenden Feuers functioniren, wie die Glasfabriken, Töpfereien, Faïencefabriken u. s. w. Das Gesetz behält gleichwohl der erleuchteten Einsicht der Regierung die Ermächtigung vor, dieselben Maaßregeln in nöthig erachteten weitern Fällen auf alle andern Industriezweige auszudehnen. In der Sitzung am 6 März suchte die Kammer die Anwendung dieses Princips zu reguliren, und setzte fest, daß die Kinder von 8 bis 12 Jahren nicht mehr als acht, durch ein Ausruhen abgetheilte Stunden, und die Kinder von 12 bis 16 Jahren nicht mehr als 12 durch Ausruhen abgetheilte Stunden arbeiten können. Der Gesetzgeber untersagt, oder duldet nur in seltenen und Ausnahmsfällen die Nachtarbeit. Alle diese nach vielfachen Discussionen durchgegangenen Punkte verdankt man hauptsächlich der emsigen und gewissenhaften Umarbeitung des ursprünglichen Entwurfs durch die Commission. Die Commission hat in ihrem Bestreben, die Kindheit kräftig zu beschützen, geglaubt, die Maaßregeln durch folgende Verfügung vervollständigen zu müssen: Die Kinder, von welchem Alter sie seyn mögen, sollen während der durch das Gesetz bestimmten Feiertage nicht zur Arbeit angehalten werden. Hr. Cousin erklärte sich gegen diesen Artikel, wohl hauptsächlich aus dem Grunde, weil das Gesetz von 1814 in Betreff der Beobachtung der Feiertage nicht abgeschafft sey; wir glauben an die von Hrn. Cousin feierlich übernommene und wiederholten Versicherung, sorgfältig über der Vollziehung des Gesetzes von 1814 zu wachen. Wir können aber doch die Ansicht des Hrn. Cousin nicht theilen, indem das Gesetz von 1814 zwar allerdings nicht abgeschafft, es aber doch unzweifelhafte Thatsache ist, worüber man nur die Augen zu öffnen braucht, daß das Gesetz von 1814 täglich, auf tausenderlei Arten von einem Ende Frankreichs zum andern verletzt wird. Das Gesetz, das die Beobachtung der Feiertage vorschreibt, ist nicht abgeschafft, aber es ist in Vergessenheit gerathen: die Commission konnte es nicht wieder in Kraft setzen; sie hat aber gethan, was in ihrer Gewalt stand; sie wollte, wie sich ihr Berichterstatter ausdrückte, den vergessenen Text eines wohlthätigen Gesetzes zum Vortheil der Kinder wieder aufwecken und neu beleben. Die wiederholten Bemühungen des Ministers des öffentlichen Unterrichts und des Handelsministers, eine vage und unwirksame Verfügung der angeführten zu substituiren, scheiterte vollkommen. Der von Hrn. Karl Dupin geschickt vertheidigte Commissionsartikel ward mit großer Mehrheit angenommen.

Die Berichte des Hrn. v. Pontois lauten sehr befriedigend. Er kann in denselben nicht genug Lord Ponsonby loben, der, was die Verhältnisse der Pforte zu den fremden Mächten betrifft, ganz so denken und schreiben soll, als unser Repräsentant es thut. Unter Anderm versichert Hr. v. Pontois, daß sein brittischer College in sehr bestimmten Ausdrücken an Lord Palmerston berichtet habe, was im Allgemeinen die sogenannte Dardanellenfrage betreffe, begreife er nicht gut, wie diese anders beurtheilt und behandelt werden könne, als sie Hr. Thiers in der denkwürdigen Rede bei Gelegenheit der Adresse besprochen habe; er hielte es für einen großen Fehler, wenn man, nach den Journalen zu urtheilen, sie zu London im Geiste der russischen Vorschläge auffassen wollte, während die Interessen Frankreichs und Englands in diesem Punkt identisch seyen. Lord Ponsonby soll dieser Aeußerung hinzugefügt haben, daß er der Aussage der Journale keinen Glauben beimesse, obgleich sie die einzige Quelle bilden, aus denen er schöpfe, und ihm allein den Leitfaden liefern, um zu wissen, ob Unterhandlungen in London bestehen oder nicht. Er hat nämlich in der letzten Zeit keine Sylbe von seinem Ministerium über den Gang jener Unterhandlungen bekommen, was ihn sehr reizbar macht und spottend sagen läßt, man habe ihn auf einen verlornen Posten gestellt. In dieser unbequemen Lage schließt er sich an Hrn. v. Pontois an, was beweist, daß Lord Ponsonby keine falschen Begriffe mehr über unsere Absichten hat, da der Nachfolger des Admirals Roussin genau in dessen Fußstapfen getreten ist, so daß mit der Abberufung des Admirals ein bloßer Personenwechsel, keine Systemsänderung stattgefunden hat. Also herrscht da jetzt eine gewisse Einigkeit, wo unlängst große Spannung sich kund gab ein Zeichen mehr, daß die Sachen wohl augenblicklich durch persönliche Abneigung leiden können, am Ende aber doch ins wahre Licht treten müssen und ihren Platz behaupten. Dieß gilt auch für unsere innern Verhältnisse, wo trotz aller persönlichen Reibungen, trotz aller Intriguen und Ueberlistungen derjenige Recht behalten wird, der aufrichtig und unbekümmert über die täglich sich wiederholenden Irrungen an den Institutionen hält, welche nach langen Kämpfen, vielfachen Leiden und Gefahren Frankreich errungen hat. Es können noch hundert Krisen wie die gegenwärtige eintreten, das Land wird dadurch unangenehm berührt werden, nimmer aber wird sich der Geist erschöpfen, dem es seine ganze Kraft zu verdanken hat, jener Geist, den die Freiheit gebar, den die Constitution nährte. Deßhalb ist es unbegreiflich, wie so Viele gleich von Furcht erfüllt, Andere freudetrunken werden über das, was sie das künftige Geschick Frankreichs nennen, wenn eine Stockung gleich der gegenwärtigen eintritt, die nicht mehr zu sagen hat als ein vorüberziehendes Gewitter.

Belgien.

Zu Anfang der gestrigen Sitzung der Repräsentantenkammer wurde der Minister der auswärtigen Angelegenheiten von einem Gliede der Opposition zur Rede gestellt wegen der seit einigen Tagen erfolgten Zahlung eines Semesters des Zinsenantheils Belgiens an der Staatsschuld des ehemaligen Gesammtkönigreichs (2 1 / 2 Mill.) in Folge des Tractats der 24 Artikel: ob nämlich die Schwierigkeiten, die sich bisher dieser Zahlung entgegengestellt, ganz gehoben, und0588 Belgien in Beziehung auf seine Gegenforderungen an Holland sicher gestellt sey. Der Minister erwiederte hierauf, durch diese Zahlung sey keiner von den Ansprüchen Belgiens an Holland beeinträchtigt; sie sey eine bloße Thatsache, die nicht für die Zukunft verpflichte, doch sey man auch auf dem Wege einer Ausgleichung mit Holland schon fortgeschritten, und sehe einer Beendigung aller Differenzen mit Vertrauen entgegen. Mit der Zahlung jenes Semesters hängt holländischerseits der vor einigen Tagen von der Direction des großen Schuldbuchs zu Amsterdam bekannt gemachte Beschluß zusammen, wonach belgischen Individuen, Instituten, Gemeinden u. s. w., zu deren Gunsten Zinsen holländischer Staatsschuld in Amsterdam inscribirt sind, die Zahlung derselben ferner nicht vorenthalten wird. Für die Förderung der Unterhandlungen mit Holland muß es als ein günstiger Umstand angesehen werden, daß Hr. Falck, der niederländische Gesandte beim hiesigen Hof, wieder hergestellt ist. Das Uebel, das ihn vor vierzehn Tagen befiel, war kein Schlagfluß, wie unsere nach Neuigkeiten haschenden Blätter zuerst ausgestreut. Es war nur ein vorübergehendes Unwohlseyn, das keine Spur zurücklassen wird. Als vor einiger Zeit die Anklagekammer des Gerichtshofs in Gent in Sachen des Hrn. d'Herbigny, der sich selbst als den Verfasser eines gegen den König Leopold und sämmtliche Großmächte gerichteten Artikels bekannt hatte, die Entscheidung fällte, es könne derselbe deßwegen nicht vor einem belgischen Gericht belangt werden, weil er im Auslande wohne, schrieb ich Ihnen, daß diese Entscheidung ohne Zweifel von dem Cassationshof annullirt werden würde. Dieß ist denn auch geschehen; die von der Genter Anklagekammer zur Rechtfertigung ihres Spruches angezogenen Gründe sind aufs bündigste widerlegt, und die Sache zu neuer Entscheidung vor die Anklagekammer des hiesigen Gerichtshofs verwiesen worden.

Italien.

(München. pol. Ztg.) Das Univers vom 4 März schreibt: Wir erhalten aus Deutschland ein Document von der höchsten Wichtigkeit, welches seit einiger Zeit dort in den diplomatischen Kreisen circulirt. Es enthält eine Antwort auf die Behauptungen eines Rußland ergebenen Journals über die Vernichtung der griechisch-unirten Kirche. Diese Schrift, in italienischer Sprache abgefaßt, ohne Name des Urhebers und Druckortes, ist in dem Format und mit den Lettern gedruckt, welche gewöhnlich zu den officiellen Publicationen des römischen Hofs verwendet werden. Sie trägt alle Zeichen jener halb-officiellen Documente an sich, durch welche die oberste Autorität, welche hienieden über die Interessen der Kirche zu wachen hat, den gegen sie auf indirectem oder officiösem Wege gerichteten Angriffe antwortet. Geleitet durch ein gleichsam angebornes Gefühl von Klugheit und Weisheit, welchen es seine unsterbliche Dauer verdankt, hält sich Rom stets innerhalb der Defensive; in die Burg der Wahrheit sich zurückziehend, beschränkt es sich immer darauf, die feindlichen Streiche abzuwehren, und zwar stets mit analogen Waffen, wenn es anders erlaubte Waffen sind. In dem Widerstande gegen Preußen haben öffentliche Allocutionen des Papstes den Uebergriffen geantwortet, welche sich jene Regierung in die Rechte der Kirche erlaubte. Dann, als eine officielle Darlegung des Berliner Cabinets die öffentliche Meinung in Bezug auf jene Vorgänge für sich zu gewinnen suchte, trat jene berühmte römische Staatsschrift über die Kölner Angelegenheit ans Licht, welche die Wahrheit in allen ihren Details enthüllte. In dem Widerstand gegen Rußland hat eine öffentliche Allocution des heil. Vaters dem officiellen Acte geantwortet, durch welchen der Kaiser den Ruin der griechisch-unirten Kirche als vollendet erklärte. Dann, da Schriftsteller im Auftrage Rußlands durch anonyme Zeitungsartikel die historische Wahrheit der Thatsachen alterirten, stellte die Piece, die wir heute mittheilen, den genauen Thatbestand mit einer Autorität, die man vergebens zu läugnen suchen würde, dar. Wir hielten es für Pflicht, diese Bemerkungen in sorgfältiger Uebersetzung vollständig mitzutheilen, und empfehlen sie der ernstesten Aufmerksamkeit unserer Leser. Die französischen Katholiken, glücklicher und freier als der größte Theil ihrer europäischen Brüder, könnten nur mit Verläugnung der französischen Großmuth und der christlichen Bruderliebe den allzulange unbekannt gebliebenen Leiden ihrer nordischen Brüder die wärmste Theilnahme versagen. Doch nicht bloß den Katholiken, auch den Staatsmännern, Geschichtsfreunden, Publicisten und allen, die den Gang der Ereignisse des Jahrhunderts studiren, empfehlen wir die Lectüre dieser durch ihre Form, ihren Charakter, ihre Principien und die enthüllten Thatsachen das lebhafteste Interesse erweckenden kleinen Schrift. In einem eigenen, einen vollen Bogen in großem Folio-Formate starken Supplemente theilt das Univers hierauf die erwähnte Uebersetzung mit, die den Titel führt: Kritische Bemerkungen über einen in das Journal de Francfort den 22 April 1839 eingerückten, Rußland betreffenden Artikel. Die einzelnen Behauptungen dieses Artikels, der seinem ganzen Wortlaute nach mitgetheilt wird, werden sodann mit der den römischen Staatsschriften eigenthümlichen ausgezeichneten Gründlichkeit widerlegt. Wir behalten uns vor, späterhin ausführlicher ins Einzelne dieser historischen Deductionen einzugehen. (Wie man bemerkt, ist dieß dieselbe Schrift, aus welcher die Allgemeine Ztg. bereits in ihrer vorgestrigen Beilage Auszüge nach dem Fränkischen Courier mittheilte.)

Deutschland.

Se. Maj. der König haben zu bestimmen geruht, daß bei dem gegenwärtigen leidenden Zustand des Hrn. Finanzministers v. Wirschinger die Expeditionen des gedachten Ministeriums vorerst auf 10 - 12 Tage von dem Minister des Innern, Hrn. v. Abel, besorgt werden sollen. Gleichzeitig hat Se. Maj. der zweitgebornen Tochter des Hrn. v. Wirschinger eine ansehnliche Präbende zu verleihen geruht. Eine königliche Verfügung über Stattfindung eines Uebungslagers bei Nürnberg im August d. J. ist unsers Wissens der Armee bis heute noch nicht bekannt gegeben worden, gleichwohl lassen verschiedene neuere Anordnungen die allerhöchste Absicht, die 3te und 4te Armeedivision zu jenem Zwecke in Nürnberg zu vereinigen, nicht wohl bezweifeln. Da auch die in der Pfalz garnisonirenden Regimenter zu diesem Lager beigezogen werden, so soll, sagt man, für die Dauer der Anwesenheit der Truppen im Lager ein Bataillon des 15ten Infanterieregiments nach Landau beordert, und dadurch mit noch andern Maaßregeln die Vorsorge getroffen seyn, daß die Stärke der dortigen Besatzung ungeschmälert erhalten werde. Wie es heißt, sollen demnächst Officiere zur Ermittlung der Lager - und Terrainverhältnisse nach Nürnberg abgesendet werden.

In Folgendem liefern wir die weitern Artikel des Gesetzesentwurfs gegen den Nachdruck, nach der von der Kammer der Abgeordneten beschlossenen Fassung: Art. 4. Dem König bleibt vorbehalten, für einzelne Werke Privilegien zu ertheilen, und hierin den Zeitraum, während dessen der gesetzliche Schutz gegen Beeinträchtigung durch mechanische Vervielfältigung gewährt werden soll, besonders festzusetzen, ohne an eine Zeitlänge gebunden zu seyn. Art. 5. Jeder Bayer, der ein eigenes oder fremdes Werk der Litteratur oder Kunst durch mechanische Vervielfältigung herausgibt oder herausgeben läßt, ist verbunden, bei Herausgabe desselben, und zwar von jeder verbesserten neuen Auflage auch zwei Exemplare, und zwar, wenn0589 die Ausgabe auf verschiedene Papiersorten gemacht wird, von der besten Sorte an das k. Ministerium des Innern abzuliefern, wovon ein Exemplar an die k. Hof - und Staatsbibliothek und beziehungsweise an die von dem König zu bestimmenden Kunstsammlungen des Staates abgegeben, das zweite Exemplar aber gleichfalls als Staatseigenthum nach den Anordnungen des Königs aufbewahrt wird. Die über die Einlieferung auszustellende Empfangsbescheinigung ist bei Anrufung der polizeirichterlichen Hülfe gegen Nachdruck der Klage unter dem Präjudiz der Zurückweisung jederzeit beizulegen. Art. 6. Wer ein Werk der Litteratur oder Kunst rechtswidrig veröffentlicht, nachbildet oder auf mechanische Weise vervielfältigt, hat dem Beeinträchtigten volle Entschädigung zu leisten, und wird nebstdem an Geld von 50 bis 1000 fl. bestraft, vorbehältlich der Bestimmungen des Strafgesetzbuchs. Bei verübter widerrechtlicher Veröffentlichung sind die noch vorräthigen Exemplare mit Beschlag zu belegen, nach erfolgtem rechtskräftigen Urtheile aber zu vernichten, sofern nicht der Beschädigte die Ueberlassung derselben verlangt, in welchem Fall derselbe jedoch die von dem Verurtheilten auf die Herausgabe dieser Exemplare erweislich verwendeten Auslagen an der Entschädigung sich abrechnen zu lassen hat. Bei Werken der Kunst hat auch noch die Beschlagnahme und Confiscation der zur Nachbildung gemachten Vorrichtungen der Formen, Platten, Steine u. s. w. stattzufinden, und es ist hiemit wie mit den hinweggenommenen Exemplaren zu verfahren. Art. 7. Der Betrag der zu leistenden Entschädigung wird in jedem einzelnen Falle nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen zugemessen. Bei verübter widerrechtlicher Veröffentlichung soll derselbe nach Beschaffenheit der Umstände auf eine dem Verkaufswerthe von 50 bis 1000 Exemplaren der rechtmäßigen Ausgabe gleichkommende Summe durch die competente Behörde bestimmt werden, sofern die Berechtigten nicht einen höhern Schaden nachzuweisen vermögen. Art. 8. Wer widerrechtlich vervielfältigte Werke der Litteratur und Kunst wissentlich zum Verkaufe hält, ist nach Art. 6 gleich dem Urheber der mechanischen, widerrechtlichen Veröffentlichung zu bestrafen, und hat mit demselben solidarisch für die Entschädigung zu haften, die Vervielfältigung möge im deutschen Bundesgebiet oder außerhalb desselben veranstaltet worden seyn. Art. 10. Das Untersuchungsverfahren ist nach den allgemeinen für das Verfahren bei Polizeiübertretungen geltenden Gesetzbestimmungen zu führen. Die Districtspolizeibehörden haben in erster, die Kreisregierungen und standesherrlichen Regierungs - und Justizkanzleien (wo letztere noch bestehen) in zweiter, und der Staatsrathsausschuß, welcher Entscheidungsgründe anzuführen hat, bei Erfüllung der allgemeinen Vorbedingungen, in letzter Instanz zu erkennen; die Pfalz ist von beiden ersten Bestimmungen ausgenommen.

Der Zweck der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten war die Berathung und Beschlußfassung über die Anträge der Abgeordneten Lipp und Neuland, die Erhebung der Concurrenzbeiträge von Cultusstiftungen betreffend. Der dritte Ausschuß hatte auf Antrag des Referenten Hrn. Zarbel folgende Wünsche begutachtet: 1) Sämmtliche Grundetats mit den bezüglichen Instructionen sollen einer Revision unterworfen, und auf richtigen Grundlagen neu hergestellt werden. 2) Bei dieser Herstellung soll auf die bestehenden Localbedürfnisse und deren hinlängliche Deckung vor Allem die sorgfältigste Rücksicht genommen werden. 3) Bei jeder Kirche und frommen Stiftung soll aus den Rentenüberschüssen derselben ein angemessener Reservefonds gebildet und forterhalten werden. 4) Nur solche Kirchen und Stiftungen, die bereits ein zureichendes Vermögen besitzen, sollen zu Concurrenzbeiträgen angehalten, dagegen jene, denen ein zureichendes Cultusvermögen noch mangelt, davon befreit bleiben. 5) Die Concurrenzbeiträge sollen nach gewissen, nach dem Betrage der Rentenüberschüsse sich erhöhenden Procenten erhoben werden. 6) Sowohl bei der Herstellung der Grundetats, bei der Erwägung der Localbedürfnisse, als auch bei der Verwendung der Rentenüberschüsse, so wie bei der Ausführung und Handhabung der vorgeschlagenen Maaßregeln sollen jederzeit die Betheiligten, also auch die geistlichen Oberbehörden, vernommen und gehört werden. Nach diesen sechs Rücksichten sollten die bestehenden Verordnungen über diesen Gegenstand revidirt werden. Den Antrag des Abg. Lipp, daß ein Erläuterungsgesetz über §. 48 *)*Dieser §. enthält nämlich in fünf Punkten die Bestimmungen, nach welchen die Rentenüberschüsse verwendet werden sollten. der 2ten Beilage der Verfassungsurkunde den Ständen des Reichs noch in dieser Versammlung vorgelegt werde, hatte der Referent und mit ihm der Ausschuß nicht angenommen. Bei der heutigen Berathung äußerten sich hierüber die HH. Wurm, Weinzierl, Lambert, Vogel, Frhr. v. Welden, Frhr. v. Thon-Dittmer, Dr. Schwindl, Friedrich, Dr. Böckh, Dr. Gack und Neuland. Unter diesen sprach sich allein Baron v. Welden im Allgemeinen gegen die Anträge aus. Hr. Pfarrer Vogl hatte zu Nr. 3 die Modification eingebracht: statt bei jeder Kirche und frommen Stiftung soll es heißen: bei jedem Kirchenvermögen ; dann desselben statt derselben. Hr. Dekan Böckh hatte noch den weitern Wunsch beantragt: Es möge streng darauf gehalten werden, daß die Rentenüberschüsse aus den Cultusstiftungen zu keinen andern Zwecken, als die im §. 48 der zweiten Verfassungsbeilage angegeben sind, verwendet werden. Die Kammermitglieder, wovon heute 91 bei der Abstimmung anwesend waren, erklärten sich für die ersten fünf Punkte des Ausschuß-Gutachtens und zwar Nr. 3 mit der Modification des Hrn. Vogl, dann für den eingebrachten Wunsch des Hrn. Böckh, verwarf dagegen den Punkt 6 des obigen Gutachtens und den Antrag des Hrn. Lipp. Die nächste Sitzung ist auf den 14 d. M. bestimmt.

Sitzung der zweiten Kammer vom 10 März. Der Präsident eröffnet die allgemeine Discussion über den Strafgesetzentwurf. Abg. Weller schlägt vor, daß die Discussion über das Strafgesetz so lange ausgesetzt werden soll, bis das Einführungsedict oder die Criminalproceßordnung den Ständen vorgelegt seyn werde. Nach ausführlicher Debatte wurde der Antrag des Abg. Weller fast einstimmig verworfen, und sich beruhigt bei der Zusicherung des Präsidenten des Justizministeriums, daß das Einführungsedict zum Gesetz zur rechten Zeit in die Kammer gebracht und das Strafgesetz ohne ein Einführungsedict nicht verkündigt werden würde. Nachdem sodann Abg. Merk noch im Allgemeinen in ausführlichem Vortrag für den Gesetzesentwurf gesprochen, dabei der Commission seinen Dank für ihre gediegene Arbeit zu erkennen gegeben, ergriff Abg. Trefurt das Wort, und begründete den Antrag: daß vor allem die Vorfrage über die zweckmäßigste Art der Berathung des Gesetzesentwurfes an die Commission über den Entwurf oder an eine besondere Commission zur Begutachtung gewiesen werden möge , welcher nach längerer Debatte mit geringer Majorität verworfen wird. Der Präsident erklärt hierauf, daß demnach bei Berathung des Gesetzesentwurfs die Vorschriften der Geschäftsordnung eingehalten werden müßten, somit die artikelweise Berathung stattzufinden habe. (Bad. Bl.)

Heute wurde unsere Mainz-Wiesbadener Eisenbahn eröffnet; der Zudrang von Menschen war bedeutend, aber der Fahrenden waren es nicht so viele, als ich erwartet hatte. Das Comité hat den Fehler begangen, welchen die meisten Comités begehen es hat die Preise zu hoch gestellt. Auf dem letzten Platz sollte, nach meiner Meinung, die Fahrt nicht mehr als sechs, auf dem ersten nicht mehr als 24 Kreuzer kosten; gegenwärtig beträgt der Preis das Doppelte. Diese Mainz-Wiesbadener Strecke ist übrigens äußerst solid gebaut, und es ist nicht zu erwarten, daß ähnliche Mißgeschicke wie auf der Frankfurt-Hattersheimer Strecke hier vorfallen werden.

Preußen.

Das Frankfurter Journal theilt nachstehende Erklärung des königl. preußischen Justizministers v. Mühler, datirt Berlin, den 26 Febr., mit. Wenn ich dem mir so eben mitgetheilten, angeblich aus dem Frankfurter Journal vom 19 Febr. entlehnten Artikel des Fränkischen Courier vom 21 d. M. Nr. 52 einige Aufmerksamkeit widme, so geschieht dieß nicht sowohl meiner Person wegen, als vielmehr in der Absicht, um die preußische Justizverfassung keiner unrichtigen Beurtheilung0590 auszusetzen. In dieser Beziehung bemerkte ich, daß dem Justizminister die Oberaufsicht über sämmtliche Gerichte der Monarchie übertragen ist, und daß er, mit Ausschluß der Rheinprovinz, so weit das französische Recht gilt, die Recursinstanz in allen Rechtsangelegenheiten bildet, die nicht zum Geschäftskreise des erkennenden Richters gehören. In dieser letztern Rücksicht sind auch in der preußischen Monarchie sämmtliche Gerichte selbstständige Behörden, gegen deren Entscheidungen nur die Berufung an die höhern Instanzgerichte stattfindet, dem Justizminister aber selbstredend keine Einwirkung gebührt. Zu dem Rechtsgebiete der Oberaufsicht gehören die Anstellungs -, Einrichtungs - und Disciplinarsachen, und es liegt darin die Ermächtigung zu formellen, den Geschäftsbetrieb betreffenden Erlassen. In den Kreis der Recursinstanz fallen dagegen allerdings materielle Vorbescheidungen, welche sich jedoch nur auf die einzelnen Beschwerden beziehen, die Gegenstand derselben sind. Sowie die Untergerichte unter den Obergerichten stehen, so stehen diese unter dem Justizminister und dieser unter der unmittelbaren Aufsicht Sr. Maj. des Königs. Beschwert sich daher irgend Jemand über die Verfügung eines Gerichts in einer Hypotheken -, Nachlaß -, Vormundschaftssache, oder über eine processualische Verfügung, die nicht von dem erkennenden Richter ausgegangen ist, so erfordert der Justizminister den Bericht des Obergerichts und spricht sodann in einem vollständig motivirten Bescheide seine Ansicht aus, die in dieser Sache dem Gerichte zur Norm dient. Glaubt die Partei oder das Obergericht sich bei diesem Bescheide nicht beruhigen zu können, und bewirkt eine Gegenvorstellung bei dem Justizminister keine Abänderung, so steht beiden der weitere Recurs an den Thron offen. Es liegt in der Natur einer regsamen, pflichtgetreuen Rechtsverwaltung, daß, ebenso wie zwischen den Richtern der verschiedenen Instanzen, auch in der Recursinstanz öfter eine Verschiedenheit der Ansichten hervortritt, und daß darum einzelne Recurse bis an des Königs Majestät gelangen. Im Cabinet Sr. Maj. aber werden die Beschwerden in Justizsachen ebenso wie die in Verwaltungssachen mit größter Sorgfalt geprüft, wo es erforderlich erachtet wird, das Gutachten des Staatsministeriums erfordert, und geben bisweilen Veranlassung zu neuen legislativen Bestimmungen. Aus diesen Grundzügen läßt sich die Stellung des Justizministers in Bezug auf die Rechtsverwaltung entnehmen. So wenig man aber sagen kann, daß sich der Appellationsrichter einen materiellen Eingriff in die dem Richter erster Instanz zugewiesene Rechtspflege erlaubt, wenn er dessen Erkenntniß abändert, eben so wenig läßt sich dieß vom Justizminister behaupten, wenn er in der Recursinstanz einen Bescheid erläßt, der der Ansicht des betreffenden Obergerichts zuwiderläuft. Was die gegen mich persönlich gerichteten Angriffe betrifft, so beschränke ich mich auf folgende Bemerkungen: daß ich meinen Abschied nicht nachgesucht habe, daß ich auch in keinem Conflicte mit dem Kammergerichte mich befinde, der mich dazu veranlassen könnte; daß das Kammergericht nicht über eine von mir im Jahr 1832 in Beziehung auf einzelne Referendarien erlassene Verfügung, welche ganz andern Inhalts war, als der Schriftsteller anführt, und auf den gegenwärtigen völlig zufriedenstellenden Zustand der Dinge überhaupt keine Anwendung leidet, nicht über eine von mir zu keiner Zeit erfolgte Einforderung der Vortrags - und andern Journale Beschwerde bei des Königs Majestät geführt hat; daß von dem Allem, was der Artikel über den Gang dieser Beschwerden und über deren Erfolg enthält, kein einziges Wort wahr ist; daß ich niemals mit den obern Justizbehörden meines Departements in einem, und noch weniger in einem fortdauernden Hader gelebt habe, daß vielmehr das Vernehmen zwischen mir und den obern Justizbehörden gar nicht anders seyn kann, als es wirklich besteht, indem jeder Theil seine Pflichten auf das gewissenhafteste zu erfüllen sich bestrebt; daß ich bei der mir zustehenden Besetzung der Unterrichterstellen in der Regel den Bericht des Obergerichts erfordere, um zu erfahren, wen es in seinem Bezirke für den dazu Geeignetsten erachtet, daß ich aber aus den sorgfältig geführten Listen über sämmtliche Justizbeamte der Monarchie stets denjenigen auswähle, der nach seiner Qualification und bei gleicher Tüchtigkeit nach seinem Dienstalter die meisten Ansprüche besitzt, wenn er die ihm angebotene Stelle anzunehmen geneigt ist; und daß endlich der zuletzt angeführte Specialfall dadurch seine Erledigung gefunden hat, daß bei dem Mangel aller und jeder Begnadigungsgründe Se. Maj. meiner, auf die bestehenden gesetzlichen Vorschriften gegründeten Vorbescheidung allerhöchst Ihre Sanction ertheilt haben, was der Schriftsteller nicht anzuführen für gut gefunden hat. Wahr in dem ganzen Aufsatz ist nur, daß Se. Maj. mir wiederholt Beweise allerhöchst Ihres mich beglückenden Vertrauens gewährt haben, Beweise, welche ich in der tiefsten Dankbarkeit verehre, und die mir die Kraft geben, mit unverdrossenem Muth auf der Bahn meiner Pflicht fortzuschreiten, so lange es Gott und dem König, meinem allergnädigsten Herrn, gefallen wird.

Der Kriegsminister, General Rauch, dessen 50jähriges Dienstjubiläum am 31 März eintritt, ist noch immer gefährlich krank: er leidet an Nierenstein-Koliken, denen sich eine heftige Lungenentzündung zugesellt hat; gestern war sein Befinden etwas besser, doch ist die Gefahr noch immer nicht vorüber. Dagegen befindet sich Hr. v. Kamptz, der am 24 März den Ehrentag seiner langjährigen Dienste begehen wird, im besten Wohlseyn. Prof. Schönlein hat nunmehr vor zwei Tagen endlich seiner Behörde aus Leipzig gemeldet, daß er sich dort nur noch kurze Zeit aufhalten, und sodann hier eintreffen werde. Möchte unsere Universität in der juristischen Facultät für die noch immer unbesetzte Stellung des Professors Gans einen eben so gediegenen Zuwachs erhalten wie die medicinische! Die Berufung Stahls findet viele Widersacher. Großes Aufsehen hat hier die von Sr. Exc. dem Minister v. Mühler erlassene Erklärung gegen die über sein Verhältniß zum Kammergericht durch Zeitungsartikel verbreiteten Gerüchte erregt; es ist dieß der erste Fall, wo einer unserer Minister sich auf solche Weise vor der öffentlichen Meinung rechtfertigt. Der Artikel hat in seiner ernsten, würdigen, gemessenen Fassung allgemeinen Beifall gefunden. Die Actien unserer Eisenbahnen, vorzüglich die der Potsdamer, bleiben im Steigen. Bei der letztern hat sich eine solche Steigerung des Verkehrs und der Einnahmen in den Monaten Januar und Februar d. J. gegen die entsprechenden des vorigen ergeben, daß man, der Ersparungen nicht zu gedenken, welche die Erfahrung ergeben muß, mit Sicherheit auf eine wenigstens um 1 1 / 2 Procent erhöhte Dividende für das nächste Jahr rechnen darf. Die Ankündigung des Stettiner Eisenbahn-Comité's zu den neuen auf sechs Jahre nach der Vollendung des Baues zu 4 Proc. Zinsen garantirten Actienzeichnungen haben jetzt stattgefunden, und sind an der Börse günstig aufgenommen worden. Die Zeichnungen geschehen nicht stürmisch, nicht übereilt, doch in bedeutenden Summen, von soliden Capitalisten und in ununterbrochener Fortdauer. Wenn es gelingt, das Haus Rothschild und die hiesige Seehandlung dafür zu gewinnen, welche bei der Berlin-sächsischen Eisenbahn für mehr als die Hälfte der Actien betheiligt sind, und die somit das nächste Interesse hätten, die Stettiner ins Leben zu fördern, weil sich dadurch der Verkehr nach dem Innern Deutschlands unberechenbar mehren würde, so ist die Vollendung der Bahn gesichert, und der Staat um ein für das Ganze desselben wucherndes Capital reicher.

Schweden.

Die Annahme des königlichen Vorschlags über die Einführung einer Departementalverwaltung fand schneller statt, als man erwartet hatte. Weßhalb die Regierung so sehr eilte, mit dieser Sache zu Ende zu kommen, ergibt sich aus der Bemerkung Hrn. Petre's im Bürgerstand. Dieser sprach den Wunsch aus, daß man warten möchte, bis der Constitutionsausschuß seinen Bericht abgestattet habe, d. h. mit andern Worten, bis man sehe, ob nicht mehrere der bisherigen Staatsräthe wegen ihres Benehmens in Anklagestand gesetzt werden müßten. Die Mehrzahl indeß wollte Vergangenes vergangen seyn lassen, um nur einmal den ersten Schritt auf der Bahn der Reformen thun, während die Regierung die Leitung der nothwendigen Reformen in der Hand behalten,0591 und so auch den Skandal vermeiden wollte, mehrere der höhern Staatsbeamten geradezu abgesetzt zu sehen. So erklärt sich genügend die höchst unbedeutende Minorität im Ritterhaus, und die Annahme des Vorschlags im Bauernstand ohne alle Abstimmung. Indeß sprachen gleich bei dieser Verhandlung mehrere der angesehensten Mitglieder des Ritterhauses ihre Ansicht aus, daß diese Einführung der Departementalverwaltung nur die Einleitung zu ganz andern Reformen seyn dürfe. So äußerte sich besonders Graf Gustav Löwenhjelm, Frhr. Sprengtporten und Graf Karl Spens, letzterer mit der ausdrücklichen Bemerkung, daß das nur die Initiative seyn könne zur Veränderung des vierkammerigen Repräsentationssystems, Veränderung der Organisation des Reichstags und des jetzigen Verantwortlichkeitssystems. In dieser letzten Beziehung ist zu bemerken, daß der Constitutionsausschuß bereits ein Comité von acht Mitgliedern niedergesetzt hat, um Vorschläge zu einer Reform im Repräsentationswesen so wie zu den nöthigen Veränderungen im Grundgesetz zu entwerfen. Hier ist es, wo sich beide Parteien erst im Kampfe treffen werden. Eine Gelegenheit ihre Stärke zu erproben, ward kürzlich vermieden, als Hans Janssons Vorschlag zu einer Adresse an den König im Ritterhause vorkam. Derselbe ward ohne Abstimmung bei Seite gelegt, weil Frhr. v. Sprengtporten und v. Troil einen ähnlichen Vorschlag mit Weglassung einiger minder wichtig scheinender Punkte machen wollen. Dieser Vorschlag wird in einer der nächsten Ritterhaussitzungen vorkommen, und wird heftige Debatten veranlassen, wobei sich die Stärke der Reformpartei aufs neue erproben muß. Hiebei kann ich nicht unerwähnt lassen, daß die Partei der starren Conservativen einen ihrer eifrigsten Verfechter, Hrn. Rääf, verloren hat. Dieser ist voll Verdruß in diesen Tagen abgereist. Hrn. Rääf, dessen Rechtschaffenheit und wohlmeinendem Sinn auch seine entschiedensten Gegner Gerechtigkeit wiederfahren lassen, hat sich bei seinem Studium der Alterthümer, das er mit Vorliebe treibt, allmählich in einen so fanatischen Haß gegen die neuere Zeit hineingearbeitet, daß er sich bei dem jetzigen Treiben empfindlich verletzt fühlte; auch mochte er bei seinen Meinungsgenossen gar nicht dieselbe uneigennützige Schwärmerei vorgefunden haben, die ihn selbst beseelte. In der Verhandlung über Hans Janssons Adreßvorschlag hielt er seine letzte und äußerst bittere Rede gegen die Tendenz der Zeit, eine Rede, worin er so ziemlich offen erklärte, daß er mit der ganzen Geschichte nichts mehr zu thun haben wolle. Zwei Tage darauf reiste er ab. Noch muß ich Ihnen einen kleinen Umstand berichten. Sie erinnern sich, daß der Erzbischof als Hans Janssons Adreßvorschlag durch eine Deputation des Bauernstands dem Priesterstande überbracht wurde, dieser einige Ermahnungen gab, sich zu mäßigen. Die Sache wurde im Bauernstande sehr übel aufgenommen, und dem Priesterstand so gut wie jedem andern das Recht abgesprochen, einem Mitstande Zurechtweisungen zu ertheilen. Es waren im Bauernstande wirklich sehr heftige Reden gefallen, und der Erzbischof des Landes konnte, ohne im mindesten die Rechte eines Standes antasten zu wollen, sich wohl berechtigt fühlen, dem Bauernstande einen väterlichen Rath zu geben; aber bei der vorherrschenden Stimmung gegen den Priesterstand nahm man das sehr übel auf, und es dürfte bei Gelegenheit dazu mitwirken, die financielle Ausgleichungen des Priesterstandes zu verschlimmern. Professor Bergfalck, der zum Secretär beim Constitutionsausschuß ernannt worden, ist angekommen.

Oesterreich.

Nachdem gestern die Nachricht hier eingegangen war, daß Hr. Thiers den Auftrag, ein Ministerium zu bilden, vollzogen habe, hat der französische Botschafter, Graf St. Aulaire, seine Abreise von hier auf heute Abend festgesetzt. JJ. MM. der König und die Königin von Sachsen beschäftigen sich fortwährend vorzugsweise mit den Sehenswürdigkeiten Wiens. Dieser Tage war eine große Schweinsjagd, welcher der König anwohnte; auf heute war der Besuch des Lustschlosses Laxemburg vorbereitet.

Türkei.

Fürst Michael von Serbien ist am 1 d. im besten Wohlseyn in Nissa, an der Gränze Serbiens, angekommen, und wird dort bis zum 3 Ruhezeit halten. An diesem Tage wird der Fürst mit seinem Gefolge in die Contumaz von Alexinaze eintreten, und daselbst fünf Tage Quarantäne halten. Auf die Anzeige von der Ankunft des Fürsten in Nissa sind zwei der volksthümlichsten Senatoren, Mileta Radoikowitsch und Milosav Resavatz, vom Senate beordert worden, ihm entgegen zu gehen, und ihn auf das feierlichste zu begrüßen. In Belgrad, wohin sich der Fürst geradewegs begeben wird, werden zum glänzendsten Empfange desselben außerordentliche Anstalten getroffen. Unter andern wird eine prachtvolle Illumination aller öffentlichen Gebäude vorbereitet, vor Allem des Senatsgebäudes. In mehrern Orten auf dem Wege durch Serbien werden Triumphbogen gebaut.

Aegypten.

Gestern Mittag ist die ostindische Post angekommen, und heute geht sie schon nach Marseille ab. Das Wichtigste theile ich Ihnen in Auszügen mit. (Wir verweisen auf Ostindien und China.) Hier haben wir wenig Neues. Das Dampfboot aus Marseille, welches man mit Ungeduld erwartete, hat hinsichtlich der orientalischen Frage nichts überbracht. Es sind auch keine weiteren Mittheilungen dem Pascha von Seite der Consuls gemacht worden. Er glaubt an keine Allianz Englands mit Rußland. Man sagt, daß der Pascha gesonnen sey, die Mannschaft der beiden Flotten als Landtruppen zu verwenden, und an Bord der Schiffe nur die ganz unumgänglich nothwendige Anzahl zu deren Bewachung zurückzulassen; die übrigen sollen zwischen hier, Rossette und Damieta vertheilt werden. Der russischen Flagge ist dieser Tage im Hafen eine Beleidigung widerfahren, die eclatante Genugthuung fordert, und die sich der Graf Medem zu verschaffen wissen wird. Die Mannschaft einer ägyptischen Kriegsbarke, im Streite mit den Matrosen eines russischen Boots, hat die letzteren bis aufs Deck ihres Schiffes verfolgt und den Capitän, obgleich er seine große Flagge aufgezogen, mit Gewalt von seinem Schiffe weggeschleppt und zum ägyptischen Admiral gebracht, der ihn an den Polizeimeister sandte, wo er vom russischen Consulate befreit wurde. Der russische Generalconsul hat Genugthuung verlangt, der Pascha hat sie zugesagt, indessen dauert die gerichtliche Untersuchung dieser Sache schon sechs Tage. Die Araber lassen den Engländern in Aden keine Ruhe; oft zeigen sich Haufen von 4 bis 500 Mann, welche Miene machen, einen oder den andern Posten anzugreifen. Die Stadt ist jetzt gut befestigt und hat nichts mehr von einem Ueberfalle zu befürchten. Indessen da die Araber keine Lebensmittel liefern, muß Alles zu Wasser herbeigebracht werden.

Ostindien.

Wir erhielten heute Briefe und Zeitungen aus Bombay bis zum 31 Jan. Folgendes ist ein gedrängter Auszug derselben: Ueber den Marsch der Russen nach Chiwa und Bochara ist hier nichts Weiteres bekannt geworden. Lord Auckland wurde am 28 Jan. in Calpi erwartet, und sollte alsdann von da aus seine Reise nach Calcutta mit Dawks fortsetzen. Seine Rückkehr wird durch die chinesischen0592 Angelegenheiten beschleunigt, zu deren Beendigung ihm die englische Regierung, wie es scheint, freie Hand läßt. In Calcutta sollen Schiffe zum Belauf von 14,000 Tonnen befrachtet werden, um sieben Regimenter ostindischer Truppen und tausend Tonnen Steinkohlen nach der Insel Sapata in den chinesischen Gewässern zu bringen. Aus England erwartete man sieben Kriegsschiffe. Es ist nicht anzunehmen, daß Lord Auckland bei dieser Gelegenheit weniger Energie als bei dem letzten Feldzug gegen Dost Mohammed zeigen werde, und so kann man darauf rechnen, daß in sehr kurzer Zeit die chinesischen Häfen sich im Blokadezustand befinden werden.

Die erste Abtheilung der Armee des Indus erreichte Firozpur am 1 Januar. Am 6 schiffte sich Sir John Keane auf dem Sutledsch nach Bombay ein; mit sich führte er den Sohn Dost Mohammeds, Hyder Khan, als Staatsgefangenen, den man wohl nicht herausgeben wird, bis in Afghanistan Alles ruhig ist. Auf Einladung des Maharadscha Kurruk Singh begab sich Sir John Keane mit einem Regiment Lanciers und der reitenden Artillerie-Batterie des Capitäns Grant nach Lahore, da er indessen daselbst krank ankam, konnte er den Maharadscha nicht besuchen. Letzterer schickte ihm seinen Sohn Now Rihil Singh, um den Eroberer des Afghanistan in seinem eigenen Zelte zu begrüßen. Die englischen Officiere wohnten auf Elephanten einer Parade von 30,000 Mann Sikh'scher Truppen bei. Dieselben waren in einer Linie aufgestellt, und führten 130 Kanonen mit sich. Was man über die Mißhelligkeiten zwischen Kurruk Singh und seinem Sohne Now Nihil Singh erzählt hatte, scheint zum wenigsten übertrieben; letzterer soll jedoch sein Spiel zu verstecken wissen. Am 1 Jan. befand sich das Bombay'sche Armeecorps zu Sukkur, um von da seinen Rückmarsch nach Bombay fortzusetzen. Schah Sudschah war in Dschellalabad. Hr. Mac Naghten war mit der Brigade Sales nach Peschawer aufgebrochen, theils um von da Geld nach Dschellalabad zu bringen, theils um sich mit den Häuptlingen im Kyber-Passe über die Offenhaltung dieses Passes zu verständigen, was denn auch durch Geld zu Stande gebracht worden ist. In der Festung Ali Musdschid, im Kyber Passe gelegen, hatte man am 14 Dec. Briefe aus London vom 14 Oct. (also in zwei Monaten) erhalten. Im Lager Sir John Keane's wurde das Schwert Hyder Khans, welches man in Ghismi erbeutet hatte, öffentlich versteigert. Sir John erstand es für 2200 Thaler. Da Maun Singh von Dschudpore sich noch immer widerspänstig zeigt, und heute Bedingungen zusagt, die er morgen widerruft, so hat sich Obrist Sutherland zum Generalgouverneur nach Gwalior begeben, um sich mit demselben über die gegen Maun Singh zu ergreifenden Maaßregeln zu verständigen.

Obrist Stoddart befand sich noch immer als Gefangener in Bochara. Dost Mohammed hatte am 22 Dec. mit einem Gefolge von 500 Mann Chulum verlassen, um sich nach Bochara zu begeben. Im Allgemeinen tadelt man sehr den Marsch der Russen auf Chiwa und Bochara in dieser Jahreszeit.

Man spricht vom Marsche einer persischen Armee nach Herat. Der erste Minister des Schahs Kamran soll mit den Persern einverstanden seyn, was jedoch noch der Bestätigung bedürfen möchte. In Calcutta fand am 6 Jan. der erste Opiumverkauf statt; 6000 Kisten wurden abgesetzt. Die Preise gingen nach und nach von 485 Thalern auf 410 herunter. Da es oft der Fall war, daß Wittwen veranlaßt wurden, das Gebiet der Compagnie zu verlassen, um sich in Sattarah verbrennen zu lassen, so ist dem neuen Radschah von Sattarah, als ihn Sir James Carnac zum Fürsten erhob, auferlegt worden, die Ceremonie der Suttis gänzlich abzuschaffen.

China.

Die mit dem neuesten ostindischen Paketboot eingetroffenen directen Nachrichten aus Tonku (China) sind vom 8 Dec., und lauten: Da die Chinesen auf die bei Hong Kong gelegenen Schiffe feuerten, haben Capitän Smith und Elliot für gut gefunden, den hiesigen Ankerplatz vorzuziehen. Das englische Schiff Thomas Cutts hatte in Canton ausgeladen und nahm ruhig seine Rückladung ein. Unterdessen hat Cap. Smith bekannt gemacht, daß er mit Gewalt das Hinaufsegeln der englischen Schiffe nach Canton verhindern werde. Im Gefechte von Dschumpi sind gegen 500 Chinesen theils verwundet, theils getödtet worden, unter erstern befand sich der Admiral. Die Dschonken führten 8 bis 16 Kanonen und 100 bis 200 Mann. Der Commissär Lin ist um zwei Grade Ehrenstellen heruntergesetzt worden, da er dem Opiumhandel nicht gänzlich hat ein Ende machen können. Man kannte in Peking das Gefecht bei Dschumpi noch nicht. Zu Tongku und längs der Küste wurde Opium frei zu 750 bis 800 Pf. verkauft. Es scheint, daß die Regierung ihr früheres Vorhaben, dem Opiumhandel durch strenges Verfahren gegen ihre eigenen Unterthanen ein Ziel zu stecken, aufgegeben hat. Das Wichtigste, was ich Ihnen mitzutheilen habe, ist ein Decret des Commissärs Lin, nach welchem er den Handel mit den Engländern auf ewige Zeiten für abgebrochen erklärt, wenn bis zum 6 Dec. die englischen Schiffe nicht in den Hafen von Canton eingelaufen wären; er fügt bei, daß man gegen diejenigen Nationen, welche englische Schiffe kaufen oder englische Waaren von Hong Kong nach Canton bringen würden, ein Gleiches thun werde; die von den Amerikanern gekauften englischen Schiffe 5 unter amerikanischer und 3 unter dänischer Flagge dürfen nicht nach Canton hinaufsegeln. Am 6 Dec. segelten die beiden Fregatten Bolage und Hyacinthe mit dem Kutter Louisa und der Psyche nach Bocca Tigris, um vom Commissär Lin nähere Auslegung des obigen Decrets zu verlangen. So wäre denn heute der Handel gänzlich aufgehoben, und Baumwolle so wie alle andern englischen Waaren aufs strengste verboten. Dieses Decret soll seine volle Wirkung auch in Makao erhalten; drei Mandarinen waren daselbst bereits angekommen; alle diejenigen, die in Canton unter englischem Schutz standen, als Parsis und andere Hindus, verlassen diese Stadt eiligst.

0585

Deutsche Litteratur und französische Kritik.

Die Revue des deux mondes eine Zeitschrift, die, es ist nicht zu verkennen, von Jahr zu Jahr im Ganzen gehaltvoller wird, und namentlich die englischen Reviews in den Schatten stellt, welche, was Kritik anlangt, nachgerade allen wissenschaftlichen Gesichtspunkt verlieren, und nur noch so zu sagen intuitiv oder instinctmäßig loben und tadeln enthält in ihrem neuesten Heft eine Revue littéraire de l'Allemagne von Xavier Marmier, einem fleißigen Mitarbeiter. Wir geben eine Uebersetzung dieses Aufsatzes, theils weil die immer reger werdende geistige Wechselbeziehung zwischen den Völkern an sich interessant genug ist, theils auch, weil er das deutsche Schriftenthum im Verhältniß zum deutschen öffentlichen Leben sit venia verbo aufzufassen sucht. Manche Gallicismen wird der deutsche Leser belächeln, dadurch aber sich nicht hindern lassen, das mehr oder minder Wahre in diesen Urtheilen eines Fremden anzuerkennen. Marmier schreibt: Vor zwölf Jahren fing Hr. Wolfgang Menzel sein Buch über die deutsche Litteratur mit den Worten an: Die Deutschen thun nicht viel, aber sie schreiben desto mehr. Wenn dereinst ein Bürger der kommenden Jahrhunderte auf den gegenwärtigen Zeitpunkt der deutschen Geschichte zurückblickt, so werden ihm mehr Bücher als Menschen vorkommen. Er wird sagen, wir haben geschlafen und in Büchern geträumt. Wir sind ein Schreibervolk geworden und können statt des Doppeladlers eine Gans in unser Wappen setzen. Diese Ausdehnung der deutschen Presse, welche die deutsche Kritik selbst im Jahr 1828 mit bitterer Ironie rügte, hat sich seitdem nur vergrößert. Jedes Jahr schwillt der Katalog der neuen Bücher an, jedes Jahr ergießen sich die tausend Bäche des deutschen Buchhandels in das ungeheuere Bassin von Leipzig. Sonst konnte man die Werke, welche die litterarischen Bulletins der Ostern - und Michaelismesse ankündigten, ohne allzu große Mühe doch noch zählen, jetzt aber muß der unerschrockenste Statistiker vor dieser Aufgabe zurückbeben. Ebenso gut könnte man die Blätter des Waldes zählen, die der Wind im Herbst verstreut. Das ist kein Normalzustand mehr, es ist eine Plage wie die der ägyptischen Heuschrecken. Während England und Amerika mit rastloser Thätigkeit sich in neue Bahnen des Handels und der Industrie werfen, während Frankreich um die politische Tribune sich zusammenrottet (s'ameute ein drastisches Wort!), sitzt Deutschland unbeweglich wie eine Spinnerin an der Ecke ihres Herds, und zieht geduldig des Fadens ew'ge Länge von der Kunkel. Alles, was uns so viel lebhafte und plötzliche Erregungen verursacht, kräuselt die deutsche Stille kaum mit einem leisen Geräusch. Wenn wir*) Als wir den Mansfelder thäten jagen, spricht die Marketenderin. Was Deutschland den Franzosen in politischer, und etwa auch in wissenschaftlich-litterarischer Hinsicht zu danken hat, soll ihnen gern anerkannt seyn, um so mehr, als ohne diese Vergütung wir Deutschen historisch gar zu viel gegen Frankreich auf dem Kerbholz haben würden. Wenn indeß Hr. Marmier die Deutschen zu Aehrenlesern oder Ausdreschern der französischen Ideen macht und in dieser glücklichen Suffisance sind die Franzosen sich so ziemlich alle gleich so darf, was den Handelsartikel der Ideen , d. h. der geistig befruchtenden Urgedanken betrifft, Deutschland seinen überrheinischen Nachbar getrost zur Bilanz auffordern. Frankreich jedenfalls würde nichts herausbezahlt erhalten. Wenn gewisse deutsche Ideen in Frankreich noch wenig Frucht getragen haben tant pis pour Mademoiselle Jeanneton. Um im Fache der Litteratur nur Eins zu erwähnen, so ließen aus dem einzigen Jean Paul, obgleich er dem Baume der Erkenntniß persönlich nicht so nahe stand, sich zehn gedankenschwerere Rochefoucaulds und Labruyéres ausscheiden, und Jean Paul bliebe noch immer überreich. Anm. des Uebersetzers. eine Idee in die Welt schleudern, so übergibt Deutschland sie der Analyse seiner Schulen, und wenn wir handeln, so träumt es und schwärmt. Doch hieße es dem Deutschen Unrecht thun, wenn man diese Gemüthsruhe der Gleichgültigkeit zuschriebe. Nein, das alte germanische Blut kann nicht dergestalt sich selbst verläugnen. Im Grunde der deutschen Nation liegt zu viel Edelmuth, zu viel Adel des Charakters, als daß die sociale Bewegung der sie umwohnenden Völker, ihre Kampfestage, ihr Hoffen und Fürchten, ihre Erfolge und ihre Unfälle nicht eine wahrhafte Sympathie in ihr erregen sollten. Mit mehr Recht ließe sich den Deutschen vorwerfen, daß sie alle Augenblicke sich selbst vergessen und in eine Art banalen Weltbürgerthums zurückfallen. Aber es gehört zum deutschen Wesen, mehr abzuhandeln als zu handeln. Deutschland wohnt dem Kampfe der Völker bei wie die alten Turnierrichter dem Ritterspiel: um die Schrankenweite und die Waffen der Kämpfer zu messen. Es mischt sich in das Drama der neuen Geschichte wie der Chor der griechischen Tragödie, der mit freudiger oder klagender Stimme bald den Siegesruf des Helden, bald die Seufzer des Schlachtopfers wiederholte. Die Sage erzählt, in einer Höhle des Wunderbergs*)Soll heißen Untersberg, den eine süddeutsche Sage statt des Kyffhäusers nennt. sitze der Kaiser Friedrich Barbarossa, sein Schwert an der Seite, vor einem Tisch von Marmelstein. Manchmal wandeln Hirten vorüber und berichten ihm, was in der Welt vorgeht. Der alte Kaiser hört gesenkten Hauptes ihre Mähr, und fragt, ob die alten Raben noch fliegen um den Berg; dann erst wenn die Raben nicht mehr fliegen, und wenn sein feuerrother Bart sich dreimal um den Tisch schlingt (französische Variante!), wird er heraufsteigen aus dem Felsenschooße und wieder erscheinen auf den Schlachtfeldern seines Volks. Ich fürchte sehr, ganz Deutschland gleicht diesem alten Hohenstaufen: wie er sitzt es in der Zauberhöhle, und harrt, um sich zur früheren Thatkraft zu ermannen, bis die Raben nicht mehr fliegen und sein Bart auf dem Boden schleppt.

Einmal jedoch hat der Deutsche des jetzigen Jahrhunderts sich kühn und feurig erhoben, um ins Feld zu rücken gegen uns. In Wahrheit, es war eine schöne Bewegung. Da war nicht mehr die Rede von den Unterschieden all jener deutschen Königreiche, Herzogthümer und Fürstenthümer; die zerstückten Glieder des alten Reichs hatten ihre Stahlrüstung wieder gefunden und ihr Wehrgehäng von Eisen. Der deutsche Norden reichte dem deutschen Süden die Hand, und das Volk, gestachelt wie ein Kampfstier, in wilden Sätzen springend wie ein verwundeter Löwe, stürzte sich auf die Walstatt, schwang sein Schwert und schüttelte sein blondes Haar. Die Musen selbst wappneten sich mit dem Helm der Minerva. Der Lehrer der Hochschule trat wie der Mönch des Mittelalters aus seiner Celle, um sich dem Kreuzzug anzureihen, der Student verkaufte seine Bücher, um ein Pferd zu kaufen, und der Dichter, dem Barden von Erin gleich, bespannte seinen Bogen mit der Saite seiner Leyer. Der zornige Jahn (le fougueux Jahn) predigte, auf der Heerstraße gen Frankreich fahrend, das deutsche Volksthum;0586 der junge ritterliche Körner sang im Bivouac (seinem letzten!) das Schwertlied , und Rückert sandte, gleich so vielen stahlscharfen Pfeilen, seine geharnischten Sonette rasselnd in die Welt.

Aber kaum hatte ihnen der Sieg von seinem Wagen einige unfruchtbare Palmen zugeworfen, da eilten diese Eintagssoldaten nach Haus, und nach der Schnelle, womit sie sich wieder am Studirpult festpflanzten, hätte man glauben sollen, sie spudeten sich, um durch die Arbeit der Feder die auf die Waffenübung verwendete Zeit einzubringen und unter einem Dintenstrom den Blutstrom zu verbergen, den sie hatten fließen gesehen. Schon im Jahr 1815 fragte, mit seiner poetischen Fernsicht, Uhland: Wird der Väter Kampf und Wunde In den Kindern fruchtbar seyn?

Heute könnte man antworten: Ja, diese Kämpfe und Wunden haben eine Masse von Buchschreibern und Buchdruckern in Arbeit versetzt. Deutschland hat in Folge jener Schlachten zwar keine Bronzesäule aufgerichtet wie wir, aber noch eine höhere, als die unsrige, könnte es aufrichten mit den Heften, Flugschriften, schwerfälligen Abhandlungen und Geschichtserzählungen, die der letzte Krieg ins Daseyn rief, denn ein Theil des deutschen Lebens wird mit Meditiren, der andere mit Schreiben zugebracht. Gehet in welche Provinz dieses alten Deutschlands ihr immer wollt, tretet in die erste beste Stadt, in den mittelmäßigen Hauptort eines Bezirks, in einen Marktflecken*)So schlimm ist es nicht; für unsern Theil von Süddeutschland wenigstens können wir einstehen. Uebrigens glaubt ihr gar nicht, ihr Franzosen, was es gleichwohl um das Schreiben und Lesen, auch in dem uranfänglichsten Sinne des Worts, in einem Volk für eine schöne Sache ist. Abgesehen davon, daß, wie Hr. Gotthelf Fibel bemerkt, im A-B-C alle Wissenschaften enthalten sind, versichern wir euch aus Erfahrung, daß schon das Bibellesen allein, unmittelbar und mittelbar, das Lesen lernen in weiteren Kreisen verlohnt. Würde anstatt fürs erste den Strauß zu übersetzen und so das Pferd von hinten aufzuzäumen das heilige Buch selbst in Frankreich etwas mehr gelesen, so wäre, anderer möglichen guten Folgen zu geschweigen, der sehr geistreichen Madame Dudevant (alias George Sand) in einer neulichen höchst theo-philosophischen Blaustrumpfiade über Goethe's Faust (s. Blätter zur Kunde der Litteratur des Auslands Nr. 27) nicht das kleine Malheur begegnet, die berühmte Stelle: Geschrieben steht, im Anfang war des Wort , auf das erste Capitel der Genesis zu beziehen wo freilich auch vom Anfang die Rede ist. Daß George Sand in der berührten Kritik den Faust unter Byrons Manfred, wohl eines der mißrathensten Werke des englischen Dichters, stellt, sey nur beiher bemerkt; das hohle Pathos eines gemachten Schmerzes im Manfred mag einem rhetorischen Franzosen, einer Französin zumal, allerdings besser zusagen, als Goethe's ruhige Gedankentiefe. Ein besserer Schulunterricht in Frankreich, der das deutsche Zuviel im Lesen und Schreiben nicht durch das andere Extrem, sondern durch ein juste milieu vermiede, würde überdieß der Regierung sehr zu Statten kommen, die jetzt in einigen südlichen und westlichen Departements manchmal nicht weiß, wo sie hommes de lettres, d. h. Leute, die schreiben können, für die Mairsstellen hernehmen soll; denn wenn auch das ganze Dorf Kreuze macht, so muß doch Einer beischreiben, was die Kreuze bedeuten. Der schoolmaster abroad ist es, der den Franzosen mehr frommen würde, als so manches vielgepriesene politische Arcanum. Als Minister des Unterrichts stand Guizot auf dem Posten, wo er für sein Vaterland vielleicht am segenreichsten wirken konnte. A. d. Ueb.: ihr werdet da wahrscheinlich eine Druckerei, vielleicht ein Journal, auf alle Fälle zwei oder drei Menschen zum wenigsten finden, die aus dem Schreiben Gewerbe machen. Wer noch kein Amt bekleidet, schreibt, um eins zu erlangen; wer wichtigen Amtsverrichtungen vorsteht, schreibt, um zu beweisen, daß er seinen Rang würdig ausfülle. Die Universitätsprofessoren schreiben, um die Ehre der Corporation aufrecht zu halten, und die jungen Leute, wenn sie kaum die Schulbänke verlassen haben, schreiben, um sich an den Collegienheften ihrer Lehrer zu rächen. Kurz, in diesem glücklichen Lande schreibt Alles, oder träumt mindestens von der Wonne des Schreibens. Deutschland, sonst durch die Bande des heiligen Reichs, jetzt durch den Frankfurter Bundestag zusammengehalten, bildet in der Litteratur eine geschlossenere und gedrangere Welt, als in der Politik oder Industrie zu bilden wohl je sein Loos seyn dürfte.

Deutschland ist eine Mandarinen-Republik, wobei wir jedoch zugeben, daß dieses Wort Mandarin nicht schlechterdings synonym mit gelehrt ist. *)Gewiß nicht; so wenig als homme de lettres mit Litterat, oder Franzose mit Republicaner synonym ist.Die Herausgeber der dicksten Bände sind die Senatoren dieser Republik, die reichen Buchhändler sind die Patricier, und die Leipziger Buchhändlerbörse ist ihr Capitol. Alles was man von der Entwicklung und dem Ehrgeiz der alten Staaten erzählt, ist nichts im Vergleich mit der athemlosen Thätigkeit dieses Staates. Was hat es nicht alles geschrieben, das gute fleißige Deutschland, seitdem es sich so als eine Schreiber - und Druckercorporation festgestellt hat! Wo ist ein Name, eine Thatsache, ein altes oder neues Buch, das seinem Forscherdrang entgangen wäre? Welche Idee wurde nicht hundertmal in den deutschen Schmelztiegel gebracht, durch die deutsche Retorte getrieben? Und von dem ganzen Bücherschwall, der in jedem Semester die Magazine beschwert, was bleibt zuletzt? Schöne Werke allerdings, aber wie sind sie selten! Die Zeit ist nicht mehr, wo die großen Männer von Weimar die Welt durch ihre majestätischen Werke in Erstaunen setzten, wo Tieck seinen Feenpalast mit den Säulchen und Rosetten des Mittelalters aufbaute, wo Novalis **)**)Man kann nicht den kleinsten Artikel französischer Kritiker aus der romantischen Schule über Deutschland lesen, ohne unsern Hardenberg-Novalis genannt zu finden. Sollte der tiefsinnige Heinrich von Ofterdingen, der in Deutschland selbst nur so wenig gelesen und verstanden wird, etwa in Frankreich ein größeres Publicum haben? Oder zieht nur der Name Novalis an, der seltsam und geheimnißvoll klingt, fast wie Nostradamus? seine wunderbaren Gesichte erzählte, wo die Brüder Schlegel ihre geschmackvollen Theorien (élègantes théories) entfalteten, wo Paul Richter mit Riesenschritten das schrankenlose Reich der Imagination durchlief. Die hervorragenden Genien sind todt, und die Männer zweiten Rangs, die sie überlebt, haben, altermüde oder von schnellem Schlummer überrascht, in der Bahn Halt gemacht. Der erste unter ihnen, der Stärkste nach den Starken, Ludwig Tieck, stellt nur noch von Zeit zu Zeit und mit geschwächter (?) Hand auf die Staffelei jene geistvolle Leinwand, die er sonst mit so reizenden Wunderblumen und Arabesken zu bedecken pflegte. Ludwig Uhland hat seine schwermüthige Ritterharfe in die stürmischen Debatten der Tribune geworfen. ***)***)Hr. Marmier scheint in der neuesten Zeit keine Würtemberger Ständeverhandlungen mehr gelesen zu haben. Grillparzer hat vom Lotus des österreichischen Lebens gekostet. August Wilhelm Schlegel schreibt sapphische Oden für den Kronprinzen von Preußen, und seit mehreren Jahren hat Heinrich Heine's Muse, die Träumerin und Spötterin, ihre bittersüßen Lieder zu seufzen aufgehört. Ja, die Zeit der großen Werke ist vorüber. Goethe beendigte selbst diese glanzvolle Aera, nachdem er der Reihe nach alle ihre Phasen durchlaufen. Wie ein strenger Verwalter, der das übernommene Tagewerk bis zum Abend überwacht, sah er die Schnitter einen nach dem andern vom Felde gehen, und stieg dann hinab in die Gruft, indem er die elfenbeinerne Thüre, welche Klopstock und Lessing geöffnet hatten, hinter sich abschloß. Als dieser Mann nicht mehr war, wähnten diejenigen, die0587 er durch die Gewalt seines Blickes gezügelt, die Stunde gekommen, da sie ungestraft herrschen könnten, und sie fielen über seine Spolien her, wie einst die ehrgeizigen Centurionen über die der römischen Kaiser. Dieser raffte sein Scepter, jener seine Krone an sich; aber die Wucht der Kaiserinsignien zog ihre schwächlichen Körperchen nieder. Der große Schemen des Dichters mochte wohl lachen über den Mummenschanz. Dann als sie fanden, daß sie in den großen Falten von Goethe's Mantel ganz verschwinden würden, da fingen sie an, den zu läugnen, den sie nicht ersetzen konnten. Sie verließen den Pfad, den der Meister so breit und schön gebahnt, und bildeten unter sich einen Verjüngungsbund unter der stolzen Firma das junge Deutschland. Kaum entstanden, verlegte sich diese Gesellschaft aufs Predigen und Dogmatisiren. Unter andern nationalen Ideen stellte sie Voltaire's Genie über alle; unter andern neuen und originellen Ideen lehrte sie den Saint-Simonismus. Sie gründete Zeitschriften eine der besten war der Phönix; er ist auf seinem Holzstoß gestorben, und nichts deutet an, daß er aus seiner Asche wieder erstehen werde; sie schrieb Dramen, Romane, Gedichte, hoffte mit jeder Broschüre die Welt zu reformiren, nahm das Skandal, das ihre Paradoxa erregten, für Erfolge und berauschte sich in dem Weihrauch, den sie sich selbst mit vollen Händen streute. Als sie alle ihre Theorien entwickelt, die Vorzüge ihrer Sittenlehre und die Schönheiten ihres Styls des Breitern in ein günstiges Licht gesetzt hatte, erzeigte in dem Augenblick, wo sie ihren den Proselyten vergebens geöffneten Tempel nach aller Wahrscheinlichkeit geschlossen hätte, und in der Trockenheit ihrer Arbeit und der Nichtigkeit ihres Ruhms entschlafen wäre, die Polizei ihr den Gefallen sie zu verfolgen. Das fristete dem jungen Deutschland das Leben auf einige Monate. Dann lösten sich seine Bande, seine feurigsten Jünger wurden gute und friedliebende Bürger (bourgeois), die jetzt mit der Polizei und der Censur auf ganz gutem Fuße leben. Einer der jungen Deutschländer, der gegen die Ehe ein unwiderrufliches Anathema geschleudert, war der erste, der sich ein Weib nahm. Ein anderer, (?) der durch seine wilde Demagogie sich eine gewisse Renommee erworben, hat den Erlös aus einem seiner letzten Bücher dazu angewendet, eine schöne Livrei machen zu lassen, und treibt jetzt Heraldik.

Gegenwärtig besteht keine litterarische Schule in Deutschland, oder vielmehr es sind da so viele Schulen als Schriftsteller. Der Gelehrte, der von dem Text eines Alten eine neue Auslegung gibt, macht eine Schule; (!) der Dichter, der eine neue Zusammenstellung der Versfüße und einen neuen Rhythmus anwendet, macht eine Schule. (!!) Der Kritiker macht eine Schule durch ein Paradoxon, der Geschichtschreiber durch ein Citat, (!!!) der Romanschreiber durch den Wohlklang einer Liebesphrase oder den unerwarteten Effect eines Mordes. *)Das sind vermuthlich deutsche Uebersetzungen von Balzac und Eugène Sue.Sobald das Buch, das eine dieser hohen Offenbarungen einschließt, dem Publicum übergeben ist, steht es auf dem Felde der Litteratur wie eine Fahne, um die sich in Eile die Guerrillas der Presse sammeln. Die Einen greifen sie an, die Andern vertheidigen sie. Beide Parteien stürmen mit Dilemmen, Kettenschlüssen, Metaphern und Citaten. Man glaubt sich in eines der scholastischen Wortgefechte des Mittelalters versetzt, und das Ergebniß eines solchen Kampfes ist eine Fluth von Zeitungsartikeln, von Büchern und Flugschriften, welche die Zeit unbarmherzig hinabsenkt in die Lethe der Maculatur.

(Fortsetzung folgt.)

Erläuterungen über die Westslaven.

Die früher in diesen Blättern in dem Artikel: Die Westslaven und die böhmische Litteratur ausgesprochene Behauptung, daß die eifersüchtige Stimmung Westeuropa's gegen das große östliche Slavenreich die Cultur des böhmisch-slavischen Volkes mit Gefahren bedrohe, fand auf eine auffallende Weise in einer Entgegnung: Die Czechen und die übrigen Westslaven überschrieben (Allgemeine Zeitung, 24 Nov. 1839) die vollste Bestätigung. Ja noch mehr, aus eben dieser Entgegnung geht hervor, daß ein Slave, ein Stammbruder selbst, weil vom Hasse gegen Rußland geblendet, die hingestellte Wahrheit für Lüge ansieht, und mit falschen Daten und wunderlichen Behauptungen gegen Windmühlen ficht, um am Ende eben das auszudrücken, was der von ihm angegriffene Artikel angedeutet hatte. Vergleicht man den Aufsatz des Czechengegners mit jenem des Philoczechen, so kann man bloß aus den am Anfange des Gegenartikels angeführten, zu Gunsten der Czechen sprechenden Thatsachen, denen man als faits accomplis ihre absolute Gültigkeit zugestehen muß, erkennen, daß darin der Aufsatz über die Westslaven bekämpft werden soll. In diesem wird behauptet, daß durch die feindselige Stimmung gegen das Slaventhum überhaupt, besonders aber durch die in gewissen Zeitungsartikeln vorkommenden Verdächtigungen ein von Furcht befangenes Gemüth sich beeilen werde, die bisherige Sympathie für seine Stammgenossen und für die Litteratur seiner Muttersprache zu verläugnen, um ja nicht für einen verdächtigen Slavenfreund, Emissär oder Schmeichler der Volksleidenschaft gehalten zu werden; ferner wird behauptet, daß nur das Bewußtseyn des dringenden Bedürfnisses der Volksbildung die Feder des czechischen Gelehrten lenken müsse, und daß, wenn dieses Bewußtseyn durch schiefes Urtheil und politische Verdächtigung vergiftet werde, er die Feder unwillig wegwerfen und Volk und Sprache ihrem Geschicke der industriellen Nullität und der intellectuellen Stagnation überlassen müsse; endlich wird angeführt, daß sich unter Oesterreichs Schutz eine antirussische, slavische Nationalbildung entwickeln soll, und daß Oesterreichs Regierung, wenn die alte Landessprache mit milder Schonung und Achtung behandelnd, unabsehbare glückliche Folgen daraus gewinnen werde. Das alles hat der Gegner übersehen, wenigstens erwähnt er dessen mit keinem Worte; macht aber dafür aus uns gänzlich unbekannten Prämissen die höchst scharfsinnige Folgerung, daß, wenn die Besorgnisse des Apologeten der böhmischen Sprache auch nur einen Schein von Wahrheit enthalten, vorher das conservative Princip, die erhaltende Stellung Oesterreichs aufgegeben, und alle Verhältnisse umgestürzt würden! *)Die schlagendste Widerlegung all der unheimlichen Absichten, die nach den phantastischen Schlußfolgerungen des Gegners in dem Aufsatze Die Westslaven und die böhmische Litteratur enthalten seyn sollen, liegt wohl darin, daß derselbe Aufsatz in zwei österreichischen Zeitschriften, und zwar in der Zeitschrift für die katholische Geistlichkeit, und im Wochenblatte Kwety in der böhmischen Uebersetzung erschien. A. d. Corresp.Und der Grund dieses logischen Phänomens ist kein anderer, als der Verdacht, daß der Verfasser des Aufsatzes über die Westslaven ein geheimer Agent Rußlands sey. Woher schöpfte der Czechengegner diesen Verdacht? Aus folgenden Worten: Es entwickelt sich unter Oesterreichs Schutz ein zweites slavisches Litteratur - und Culturelement, das als intellectuelle Potenz im Gegensatze zu russischer Bildung sich fest an Oesterreichs schützenden Scepter klammert, und das tragische Geschick eines benachbarten,0588 fast verschollenen Staats vor Augen habend, sein mildes Gesetz, seine Sprache und seine Religion vor jeder Amalgamirung mit einem fremden zerstörenden Elemente mit Entschlossenheit und Treue bewahren wird! So ist es denn in unserer von Parteiungen durchwühlten Zeit dahin gekommen, daß man dem reinsten Ausdrucke der Wahrheit nimmer glaubt, daß man die Sprache des Freundes von jener des Widersachers nicht mehr unterscheiden kann, ja nicht unterscheiden will! Ist mir doch sogar die Vermuthung mitgetheilt worden, daß der Czechengegner eigentlich ein verkappter Russe sey, der durch künstlich herbeigezogene Motive, als Lobpreisung des conservativen Princips bei der einen, Stachelung der Schmerzen einer unglücklichen Nation bei der andern Partei nichts Anderes beabsichtige, als die oben ausgesprochene Tendenz der Trennung der österreich-slovenischen Cultur von der russischen, im Entstehen zu vernichten. Doch diesen Verdacht will ich nicht theilen; wenigstens scheint der Eifer, mit dem der Gegner über den Ausdruck fast verschollenen Staat herfällt, offenbar für seinen Antirussismus zu sprechen. Ich spreche hier die Ueberzeugung aus, daß man nirgends einen herzlicheren Antheil an den Leiden der Polen nahm und nimmt, als eben in Böhmen und Mähren; und nur in der Verschiedenheit der Verfassung Ungarns und der böhmischen Erbländer liegt der Grund, daß die Böhmen und Mährer nicht so wie die Ungarn ihr Mitgefühl an den Bedrängnissen der polnischen Nation offenkundig äußerten. Eben darum muß auf Polens Schicksal hingewiesen werden, wenn irgendwo von einem Anschließen an Rußland die Rede seyn soll, auf Polen, dem von seiner ehemaligen nationalen sowohl als religiösen und administrativen Verfassung wenig, sehr wenig übrig blieb. Uebrigens ist Europa mit den Vorgängen in Polen nur zu wohl vertraut; über Polen schrieb man im verflossenen Jahrzehnt ganze Bibliotheken was hingegen ist über die Slaven in Böhmen, Mähren, Ungarn und Schlesien in neuerer Zeit zur öffentlichen Kenntniß gekommen? Höchstens einige wegwerfende Bemerkungen und Andeutungen, über deren Werth zu sprechen peinlich wäre. Hält doch der Opponent, der selbst ein Slave zu seyn scheint, Böhmen für ein altdeutsches Land, da es doch unter vier Millionen Einwohnern fast drei Millionen ächte Slaven zählt. Derselbe nennt es Anmaßung, die glänzende Bildungsepoche Böhmens im 16ten Jahrhundert auf Rechnung der Böhmen zu schreiben, und nennt die Universität eine deutsche. *)Es herrscht leider seit langer Zeit in Deutschland die Sitte, fast alles, was als preiswürdig in Böhmen anerkannt wurde, den Deutschen anzueignen, und das Unedle dem slavischen Theile der Nation zuzuschieben. So las man vor einem Jahr in öffentlichen Blättern, daß der Freund, ja Verehrer der böhmischen Sprache, der gelehrte verdienstvolle Graf Kaspar Sternberg, einer der ältesten czechischen Familien entsprossen (S. Palacky's Gesch. von Böhmen II. Th. S. 101) ein ächt deutscher Edelmann gewesen.Insofern Böhmen als Kurkönigreich ein integrirender Theil des deutschen Reiches war, kann man diesem Ausdrucke seine Geltung zugestehen, nicht aber in nationaler oder sprachlicher Bedeutung; denn an der Universität wurden die Vorträge in lateinischer Sprache gehalten, und alle übrigen Bildungsanstalten in der Hauptstadt sowohl als in den Landstädten waren böhmisch. Daß die czechische Sprache zu jener Zeit in Böhmen ausschließend die herrschende war, erhellt schon aus dem Landtagsbeschlusse vom Jahr 1615, worin es heißt: Se. kais. Majestät (der Habsburger Matthias) haben mit den Ständen einmüthig beschlossen, daß alle Fremden, welche in diesem Königreiche als Insassen und Bürger aufgenommen sind, die Verpflichtung haben, ihre Kinder in der böhmischen Sprache unterrichten zu lassen. Jener, der das Staatsbürgerrecht im Königreich Böhmen erlangen will, muß vor Allem erweisen, daß er die böhmische Sprache erlernt habe. Bei den Landtagen, Gerichten und bei allen Behörden ohne Unterschied darf man sich keiner andern, als der böhmischen Sprache bedienen u. s. w. (S. Gesetzeslexikon von Jaksch. Prag 1828, 5ter Band. S. 376.) Daher ist es durchaus keine Anmaßung, die böhmische Sprache als das Organ der überaus glänzenden Bildungsperiode des czechischen Volkes zu preisen, aus der uns zur kräftigeren Beweisführung herrliche classische Werke in böhmischer Sprache vorliegen. Man weise auch nur ein einziges deutsches Buch von einiger litterarischen Bedeutung nach, das in Böhmen oder Mähren bis zum Jahr der Schlacht auf dem weißen Berge 1620 gedruckt worden wäre. Fern liegt dem Verfasser dieser Zeilen die Absicht, eine Parallele zwischen der deutschen und irgend einer slavischen Sprache zu ziehen. Die hohe bedeutungsvolle Stellung, welche die deutsche Sprache, deutsche Wissenschaft und Kunst seit einem Jahrhunderte errungen, der Einfluß, den sie auf die Bildung fast aller Nachbarvölker geübt, erhebt dieselbe gegenwärtig weit über das Niveau der Vergleichung mit der czechischen, nur möge im Flammenglanze deutscher Glorie nicht die Erinnerung an die veredelnde und bildende Wirkung ihrer czechischen Sprachschwester untergehen, nur mögen vorzüglich die höheren Stände in Böhmen und Mähren die Pflicht der Pietät nicht aus den Augen setzen, welche die Gegenwart der historischen Würde der Vergangenheit schuldet.

(Beschluß folgt.)

Italien.

Der Ausspruch des verstorbenen Kaisers: ich will, daß meine Italiener lesen und schreiben lernen, der Mord wird dann seltener unter ihnen seyn, ist für Oberitalien längst eine Wahrheit geworden. Bei einer männlichen Bevölkerung von 1,235,480 Köpfen zählte man in der Lombardei schon im Jahr 1837 / 38 2633 Schulen, die von 124,728 Knaben besucht wurden, während 79,395 Mädchen in 1929 Schulen gingen, so daß im Verhältniß zur ganzen Bevölkerung der genannten Ebene etwa neun Schüler männlichen Geschlechts auf 100 kamen. Mit diesem Elementarunterricht halten die höchsten Bildungsanstalten wenigstens gleichen Schritt; Padua zählt gegen 1400, Pavia gegen 1500 Studenten. Da eine Anzahl von 3000 Studenten offenbar die Bedürfnisse des lombardo-venetianischen Staats übersteigt, und auch dort, wie überall bei steigendem Verkehr, eine größere Menge von Individuen sich der Industrie und dem Handel zuzuwenden anfängt, so ist die Lücke von Gewerb - und Realschulen fühlbar geworden, ja um so fühlbarer, je weniger die Gymnasien geeignet sind, für solche Zwecke genügend vorzubereiten. In diesen nämlich sind für Mathematik, Geschichte und Geographie wöchentlich sechs Stunden bestimmt, was für jede dieser Wissenschaften bei einem zehnmonatlichen Cursus 68 Lectionen ergeben würde; rechnet man aber die außergewöhnlichen Festtage, die Examina und Wiederholungen ab, so werden höchstens noch 58 übrig bleiben, so daß bei einem Gymnasialcursus von sechs Jahren jeder der genannten Wissenschaften nur 348 Stunden, d. h. 14 Tage zu gute kommen. Schwerlich dürfte dieß geringe Stundenmaaß für sich bildende Gelehrte, am wenigsten aber für solche genügen, die über jene Fächer hinaus keine weitere Bildung zu hoffen haben. Deßhalb beabsichtigt man nun nach dem Muster anderer großen Städte in Mailand und Venedig sogenannte technische Schulen zu errichten, die, über0589 den bloßen Elementarunterricht von Schreiben, Lesen und Rechnen hinausgehend, der Mittelclasse die Möglichkeit eröffnen, sich für ihre Zwecke auf einer breiteren und gründlicheren Basis vorzubereiten. Die römischen Stiftungen können, als solchen Bedürfnissen kaum entsprechend, hier eigentlich gar nicht genannt werden; ja selbst bei uns in Toscana dürfte das Institut des Marchese Ridolfi zu Meleto und die Anstalt Lambruschini's im obern Arnothale bei Figline, wenn auch einem ähnlichen, doch beschränkteren Ziele nachstreben; bis jetzt wird das vor zwei Jahren von der Gräfin Bellini zu Novara errichtete Institut für Künste und Gewerbe das erste und einzige dieser Art in Italien heißen können.

Preußen.

In einem Schreiben aus Berlin vom Februar, welches das Morgenblatt mittheilt, heißt es: Der letzte Tag des vorigen Jahres sah eine seltsame Doppelfeier, voll Stoff zu ernstem Nachdenken und Vergleichungen. In der Mitte der Kochstraße wohnten sich gegenüber der ehemalige Chefpräsident des obersten preußischen Gerichtshofs, des geheimen Obertribunals, der Frhr. v. Grollmann, und der ehemalige Chefpräsident des Kammergerichts, Woldermann; beide ausgezeichnete Juristen und Geschäftsmänner, von König und Staat hochgeehrt; aber ihr Ruf gehört schon dahingegangenen Generationen an. Beide waren Greise, längst in Ehren emeritirt, beide großgezogen in den ältern strengen Grundsätzen der preußischen Beamtenwelt, denen das Pflichtgefühl und unbeugsame Rechtlichkeit zur andern Natur geworden, den Neuerungen eben sowohl abhold als fremd dem servilen Hinhorchen auf Winke und Wünsche der Höheren. Beide waren schon Männer, thätig im Staatsdienst, als der Müller Arnold'sche Proceß Europa's Augen auf sich lenkte, und auf die preußische Justizverwaltung von lange segensreich nachwirkenden Folgen war. Am 31 Dec. 1839 wurden Woldermanns Gebeine zur letzten Ruhe getragen. Er war 87 Jahre alt und blind; die Ruhe war ihm zu gönnen. Aber kaum, daß die Trauerwagen langsam fortgefahren, zum Halle'schen Thore hinaus, als helle, geschmückte Equipagen von allen Seiten vor das gegenüber liegende Haus rollten, um ihre Glückwünsche dem seinen jüngern Collegen überlebenden Greise darzubringen. Neunundneunzig Jahr alt, feierte der Freiherr v. Grollmann an diesem Tage seinen hundertsten Geburtstag. Wenn das allüberall, zumal in einer großen Stadt, eine seltene Feier ist, um wie merkwürdiger bei einem Manne in so hohen Würden! Ein Spiel des Zufalls, daß der oberste preußische Richter drei Menschenalter erleben, drei Generationen überleben muß! Das Schicksal hat noch seltsamere Spiele mit ihm getrieben. Er war schon Richter, als wir noch kein preußisches Recht hatten, als nach römischem, nach Provincialgesetzen und Gewohnheiten erkannt wurde. Er erlebte die ersten Versuche einer preußischen Gesetzgebung, darauf die Anfertigung unsrer Gerichtsordnung und unsers Landrechts. Aber sie sollen ihm sein Leben hindurch fremd geblieben seyn. Als Präsident citirte er lieber die leges der Pandekten, als die Paragraphen des allgemeinen Landrechts. Und nun als Greis mußte er es erleben, daß beide Werke sich schon überlebt haben, daß unsre Gesetzgebungscommission schon lange Jahre an der Revision unsrer Proceßordnung wie unsers Gesetzbuchs arbeitet. Grollmanns Familie ist bekanntlich durch die amtliche Stellung ihrer Mitglieder eine der ausgezeichnetsten im Staate (sein Sohn, als Präsident des geheimen Obertribunals, ist gewissermaßen auch schon in eine Art Ruheposten eingerückt); sein Geburtstag wurde daher schon seit einigen Jahren als eine Art von öffentlicher Festlichkeit betrachtet, und daß unser König dem Greise versprochen, wenn er hundert Jahre alt geworden, selbst kommen zu wollen, um ihm zu gratuliren, mußte die allgemeine Aufmerksamkeit auf ein Ereigniß noch mehr lenken, welches schon an und für sich für jeden, der gern alt werden möchte, von Interesse ist. Diesesmal wurde der Greis von allen Prinzen des königlichen Hofs persönlich beglückwünscht; es fehlte nicht an Gedichten, Geschenken und mancherlei, was sich nur erzählen, nicht niederschreiben läßt. Der Berliner Witz ist dabei natürlich auch thätig, und alle möglichen naiven Bemerkungen werden dem Neunundneunziger in den Mund gelegt; z. B. muß er sagen, als er Woldermanns Leichenzug sieht: Ich habe es ja immer gesagt, der Mann wird nicht alt werden, seine Constitution war nicht dazu. Wenn die grauhaarigen jüngern Verwandten der Familie sich bei den gewohnten Abendcirkeln entschuldigen ließen wegen Krankheitsanfällen, den natürlichen Folgen der Altersschwäche, eiferte und schalt der Greis über die jungen Leute, die nichts vertragen könnten u. s. w. Kürzlich lasen wir in den Zeitungen die officiellen Berechnungen, welche im Bureau des Justizministeriums über die Candidaten und Candidaturen zu Justizanstellungen angefertigt sind. Jeder Studirende, der sich dem Rechtsfach widmet, muß sich, wie die Sachen stehen, gefaßt machen, zehn Jahr zu warten, ehe er in Amt und Brod kommt; eine traurige Aussicht. Wenn aber die Mehrzahl der Juristen Woldermanns und Grollmanns Alter erreichten, so dürfte die Mehrzahl wohl, statt zehn, zwanzig Jahr warten. Doch das ist nicht zu besorgen möchte ich nicht sagen, es ist nicht zu erwarten. Unsre jüngeren Generationen, in den Zeiten der Reibungen und Aufregungen geboren, haben nicht die Anwartschaft auf das hohe Alter, wie jene in den passivsten Zeiten des politischen Denkens gebornen Männer. Gerade unter den mittleren Lebensaltern hält der Tod jetzt eine reiche Ernte. Die Nervenfieber und Schlagflüsse grassiren bei dem ungewöhnlich warmen Winter außerordentlich. Unsre Aerzte nennen die Luft verpestet. Um aber wieder auf die Referendarien zu kommen, so wird uns die Versicherung gegeben, daß die nach uns kommenden Generationen wieder die Anwartschaft auf langes Leben haben, insofern Apathie diese verbürgt. Von der Bürger'schen Zeit an gingen unsre meisten Dichter aus dem Juristenstande hervor, aus den Advocatenschulen, hieß es, die Demagogen und Frondeurs. Solide Eltern sollen jetzt der Furcht ganz überhoben seyn, daß ihre Söhne der Genialität sich hingeben. Man behauptet, daß unsre jungen Juristen, sobald sie die Universität verlassen, keinen andern Gedanken nähren, als an eine Anstellung, und wo möglich zugleich an eine dereinstige Pensionirung, wenn sie dienstunfähig werden. Das wäre ein großer Triumph, wenn unsre neueste politische Erziehung die Poesie in unsern Jünglingen ganz todt gemacht hätte. Ich mag es noch nicht glauben, aber von glaubhaften Männern wird es versichert. Wenn auch soliden Eltern eine rechtschaffene Freude darüber nicht zu verargen ist, so zweifle ich doch, ob der Staat immer der Ansicht bleiben wird, daß gute Lastträger seine besten Bürger sind. Es möchte die Zeit kommen, wo man Alles darum gäbe, wieder Feuer in die Adern zu gießen.

Ich habe heute einer interessanten litterarischen Erscheinung zu gedenken. Von dem großen Werke Wilhelms v. Humboldt: die Kawisprache auf der Insel Java, dem die königl. Akademie der Wissenschaften eine Stelle in ihren Abhandlungen angewiesen, ist nämlich der zweite und dritte Band erschienen, die, eben so wie der erste, durch die Aufmerksamkeit Alexanders v. Humboldt, der mit wahrhafter Pietät die nachgelassenen litterarischen Schätze seines Bruders0590 zur Stiftung eines Ehrendenkmals verwendet hat, an die Freunde und Verehrer des großen Sprachforschers vertheilt werden. Die neuen Grundlagen, die in diesem umfassenden Werke dem vergleichenden Sprachstudium gegeben werden durch die Anknüpfungspunkte des Sanskrit mit der Kawisprache, so wie der letztern mit dem Malayischen Sprachstamm und den Südseesprachen, eröffnen der philologischen Wissenschaft ein weites, bisher fast noch ganz unangebautes Feld, das dazu bestimmt scheint, die Einheit des Menschengeschlechts, dem Begriffe nach, immer mehr darzuthun. Zwei mit diesem Werke verbundene besondere Schriften, nämlich die Einleitung über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts, so wie die Abhandlung über den Zusammenhang der Schrift mit der Sprache, haben jedoch nicht bloß für das philologische, sondern auch für das größere Publicum ein naheliegendes Interesse und verdienen es, von competenter Seite auch in der Allgem. Zeitung ausführlicher besprochen zu werden. Dem gelehrten Dr. Buschmann kann die Anerkennung der wissenschaftlichen Welt für seine Bemühungen bei der Herausgabe des Humboldt'schen Werkes durchaus nicht entgehen; ihm ist die Herstellung desselben in seiner jetzigen Gestalt wesentlich zu verdanken.

[865]

Albrecht Dürer-Verein in Nürnberg.

Die von Sr. Majestät unserm allergnädigsten König Ludwig I geweckte schöne Idee, das Andenken Albrecht Dürers, Deutschlands größten Künstlers, durch ein Denkmal zu ehren, ist seiner Verwirklichung nahe; Dürers Standbild, von dem rühmlichst bekannten Hrn. Professor Rauch gefertigt, und von unserm verdienten Bildhauer Burgschmiet in Erz gegossen, wozu bereits bei der 300jährigen Todesfeier Albrecht Dürers am 6 April 1828 der Grundstein gelegt worden ist, wird am 21 Mai d. J. zur Feier des Geburtstages Dürers feierlich enthüllt werden.

Die städtischen Behörden, Künstler und Kunstfreunde werden wetteifern, dieses Fest des gefeierten Heros der Kunst würdig zu begehen, und unser Verein wird unter Anderm eine große umfassende Kunstausstellung in den Localitäten der königlichen Burg dahier veranstalten, welche am 17 Mai beginnen und bis zum 20 Junius dauern soll.

Sämmtlich hochverehrte Künstler und Kunstfreunde werden hiedurch eingeladen, diese Kunstausstellung mit ausgezeichneten Kunstproducten aller Art zu bereichern und zu verschönern, und auf diese Weise zur würdigen Feier des dem Andenken unseres unvergleichlichen Albrecht Dürers gewidmeten Festes beizutragen.

Der Albrecht Dürer-Verein übernimmt die Transportkosten der Hieher - und Zurücksendung der Kunstgegenstände, insofern dieselben nicht durch die Post, sondern durch Frachtfuhr geschickt werden, und der Ort der Zusendung nicht außerhalb des Rayons von Berlin, Düsseldorf, Hamburg und Paris liegt.

Ueber die näheren in einem besondern Programm enthaltenen Bedingungen dieser Kunstausstellung kann von jedem Kunstverein Auskunft ertheilt werden. Am Schluß der Ausstellung wird eine Actien-Verloosung veranstaltet, und außerdem sollen für die jährliche Vereins-Verloosung unter den zur Ausstellung eingehenden Kunstgegenständen Ankäufe gemacht werden, weßhalb um gefällige Beisetzung der Preise gebeten wird. Nürnberg, den 27 Februar 1840

Das Directorium des Albrecht Dürer-Vereins.

Karl Graf Pückler-Limpurg, Ister Director.

Dr. Mehmel, Ister Secretär.

[880-81]

Bekanntmachung.

Die auf Befehl Sr. hochfürstlichen Durchlaucht zu Ebersdorf im reußischen Voigtlande eingerichtete Kaltwasser-Heilanstalt wird in den ersten Tagen des Mai eröffnet werden. Indem die unterzeichnete fürstliche Bade-Commission dieß zur Kenntniß eines geehrten Publicums bringt, glaubt sie sich auf die Versicherung beschränken zu müssen, daß nichts verabsäumt worden, was, neben der sorgfältigsten ärztlichen Leitung des in der Anstalt selbst wohnenden Arztes, durch zweckgemäße Einrichtung aller äußern Curbedingungen, der Badeapparate, der Douchen, des Wärterpersonals etc. ein Gelingen der Heilung befördern könnte. Namentlich aber dürfte der Umstand besondere Beachtung verdienen, daß man auch sorgfältig darauf bedacht gewesen, das Innere des geräumigen Curhauses so auszustatten, daß, ohne dem allgemeinen Charakter der Cur zu nahe zu treten, ein gewisser Comfort und selbst eine gewisse Eleganz den Leidenden mit dem Aufenthalt in der Fremde versöhne, und ihn für die Entbehrung der gewohnten Bequemlichkeit einigermaßen entschädige. Diejenigen, welche im bevorstehenden Sommer Aufnahme in die Heilanstalt wünschen, werden ersucht, sich mit ihren deßfallsigen Anfragen an die unterzeichnete Bade-Commission oder an den ärztlichen Dirigenten Hrn. Dr. Fränkel wenden zu wollen.

Ebersdorf, im März 1840

Die fürstlich Reuß'sche Bade-Commission.

0591

[866-67]

Sächsische Eisen - (L. S.) Compagnie.

Durch unsere Bekanntmachung vom 20 Januar d. J. gaben wir dem Publicum den Beitritt zur Sächsischen Eisen-Compagnie anheim, und hatten die Freude, diese Einladung vielfach beachtet zu sehen. Wir erkennen jedoch auch die Pflicht der Begünstigung, welche den später hinzutretenden durch den längeren Genuß der Einschußcapitalien gegen die älteren Compagnie-Mitglieder thatsächlich zu Theil wird, baldigst ein Ziel zu setzen, und bestimmen daher, daß nur bis zum 1 Mai d. J. Actien gegen unverzinsliche Nachzahlung zu erhalten sind, von diesem Zeitpunkte an aber, sofern dann noch Actien abgegeben werden können, die Verzinsung rückständiger Einzahlungen mit 5 Proc. eintritt.

Leipzig, den 1 März 1840

Directorium der Sächsischen Eisen-Compagnie.

Heinrich v. Arnim, Vorsitzender.

Schömberg Weber & Comp., Bevollmächtigte.

[752-57]

Bei Georg Wigand in Leipzig ist erschienen: Mittheilungen aus der Generalversammlung deutscher Landwirthe in Potsdam, insbesondere Zusammenstellung der Verhandlungen der Abtheilung für Schafzucht, herausgegeben von Gumprecht.

8. In Umschlag broschirt 18 gGr.

[843-44]

Vom 1 Januar 1840ab erscheint im Verlage des Unterzeichneten: Bibliographische Blätter der Preß-Zeitung.

Bibliographie der in - und ausländischen Litteratur.

Systematisch geordnetes Verzeichniß der in Deutschland und dem Auslande neu erscheinenden Bücher.

Nebst Feuilleton und Uebersichten.

Jährlich 52 Nummern.

Recensionen-Verzeichniß Wöchentliche Uebersicht sämmtlicher in deutschen und ausländischen Zeitschriften recensirten, in Deutschland erschienenen Bücher.

Mit Namenregister der Verfasser und Verleger.

Jährlich 52 Nummern.

Preis für jährlich 104 Nummern hoch 4. 4 Thlr.

Einzeln kostet die Bibliographie (jährlich 52 Nr.) 3 Thlr. Das Recensionen-Verzeichniß (jährlich 52 Nr.) 3 Thlr.

Leipzig, im Februar 1840

J. J. Weber.

[727-28]

So eben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: RÉSUMÉ POLITIQUE concernant la Question d'Orient, par M. Alphonse de Lamartine, Membre de l'Académie française.

Broschirt à 6 Gr.

Leipzig, den 22 Februar 1840

W. Einhorn.

[689]

Bei uns ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Walpurgis-Nächte von Karl Spindler.

2 Bde. 8. brosch. 3 Thlr. 6 gr. oder 5 fl. 24 kr.

Inhalt des ersten Bandes: Die Prophetin zu Rottenbrunn. Der schwarze Herrgott in Tyrol.

Inhalt des zweiten Bandes: Der Wechselbalg. Der Hexenzaum.

Die Walpurgisnächte bilden den 58. u. 59. Band der größern Ausgabe von Spindlers sämmtlichen Werken.

Stuttgart.

Hallberger'sche Verlagshandlung.

[58]

In der Unterzeichneten ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben: Geschichte der Glasmalerei in Deutschland und den Niederlanden, Frankreich, England, der Schweiz, Italien und Spanien, von ihrem Ursprung bis auf die neueste Zeit.

Von M. A. Gessert, Rechtsgelehrten gr. 8. Preis 2 fl. 42 kr. oder 1 Rthlr. 16 gr.

Diese Geschichte der Glasmalerei ist die erste selbstständige und erschöpfende Bearbeitung dieses kunstgeschichtlichen Stoffs, denn das Wenige, was Levieil in seiner Art de la peinture sur verre über deren Geschichtliches schrieb, betrifft lediglich Frankreich und die Niederlande, erstreckt sich kaum auf die drei älteren Perioden dieser Kunst, und ist, wie mehr oder minder alles seither über Glasmalerei Geschriebene, seiner historischen, technischen und sonstigen Irrthümer oder Entstellungen wegen nur mit äußerster Vorsicht zu gebrauchen. Gegenwärtige geschichtliche Darstellung hingegen erfaßt auch die Glasmalerei in Deutschland, England, der Schweiz, Italien und Spanien, kurz allen Ländern, wo sie je Pflege gefunden, und ist um eine Periode, gerade die wichtigste, die ihres neuerlichen Aufschwungs, reicher. Wie weit aber der Hr. Verf., indem er dem Bekannten Neues hinzugefügt, jenes gesichtet, zurecht gesetzt und verständlicht, dieses aber in gebührenden Zusammenhang mit jenem gebracht, kurz das erreicht, was zu erreichen galt, wird der Leser auch ohne Fürwort, welchem der Erfahrene ohnehin nicht zu viel traut, ermessen.

Stuttgart und Tübingen, October 1839.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[882-83]

Zu kaufen gesucht wird 1 Exemplar der topographischen Karte von Würtemberg.

Herausgegeben vom königl. würtembergischen Generalstabe, so weit dieselbe erschienen.

Wer ein solches abzulassen hat, beliebe die Verkaufsbedingungen der Expedition der Allg. Zeitung anzuzeigen.

0592

[57]

In Commission der Litterar. artist. Anstalt in München ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland.

Herausgegeben von G. Phillips und G. Görres.

Jahrgang 1840 bestehend aus 24 Heften.

Preis 7 Rthlr. 4 gr. oder 12 fl. rhn.

Die beiden zuletzt erschienenen Hefte enthalten: IV. Heft: 1) Zeitläufte. Die revolutionären Complotte der neuern Zeit, und die darüber in Deutschland gepflogenen Untersuchungen. 2) Das Leben in Frankreich. Beobachtungen eines Reisenden. (Erster Artikel.) 3) Malbergische Glossen zum Weltlauf. 4) Französische Briefe über Rom und Assisi. 5) Briefliche Mittheilung aus dem Großherzogthum Posen.

V. Heft: 1) Aus dem Leben eines Katholiken. (Erster Artikel.) 2) Niebuhr und Bunsen als Diplomaten in Rom. 3) Französische Briefe über Rom und Assisi. (Zweiter und dritter Brief.) 4) Die projectirte katholisch-protestantische Union in Baden. 5) Miscellen, 1. das Schachspiel, 2. Glosse zu den malbergischen Glossen.

[4399-4414]

Der Gasthof zur Königin von England, der Schiffbrücke vis-à-vis in Pesth, erfreut sich seit dessen Eröffnung des Besuches hoher ausgezeichneter Gäste.

Allen resp. Reisenden empfehle ich mein Haus mit der aufrichtigsten Versicherung, daß ich es mir zur strengsten Pflicht mache, mir durch Billigkeit und Zuvorkommen in jeder Hinsicht das Vertrauen, fernern Besuch und weitere Anempfehlung zuzusichern.

Joh. Bartl.

[488-95]

BREVET DE 5 ANS, MÉDAILLE D'HONNEUR.

EN TOUS LIEUX, SAISIE DES CONTRE-FAçONS ET APPLICATIONDE L'AMENDE ET DES PEINES VOULUES PAR LA LOI.

En Crino-zéphyr, noir ou blanc. Elles se font de deux manières: l'une forte et résistante pour les robes de soirées en velours, brocard etc.; l'autre trèslégère pour celles de bal. Ces deux sortes, complément de la toilette, font maintenant partie des trousseaux et corbeilles de mariage; elles forment tournure, soutiennent les robes, et par leur fléxible élasticité elles se prêtent aux plus légers mouvemens des multiples ondulations de leurs draperies; en outre elles sont indéformables à l'u sage et peuvent se laver comme le linge.

Les prix, suivant la finesse et le choix des crins, sont de 35, 45, 55 et 80 fr. ; les noires coûtent 5 fr. de plus. Les frais d'expédition et d'Emballage sont en plus.

On insérera dans la lettre de demande un fil pour marquer la longueur et le tour de taille.

S'ADRESSER à Munich à Mr. Gustav Schulze, Négociant.

[863]

Oesterreichische militärische Zeitschrift 1840 IItes Heft.

Dieses Heft ist so eben erschienen und an alle Buchhandlungen versendet worden.

Inhalt: I. Die Unternehmungen der Franzosen gegen Constantine in den Jahren 1836 und 1837. Mit dem Plane der Stadt Constantine. II. Die Operationen der verbündeten Heere gegen Paris im März 1814. (Forts.) Der 30 März: 43. Die Schlacht bei Paris. III. Skizze der Expedition nach Portugal 1832. (Schluß.) IV. Litteratur. V. Karten-Ankündigung. VI. Neueste Militärverordnungen.

Der Preis des Jahrgangs 1840von 12 Heften ist, wie auch der aller frühern Jahrgänge von 1818-1839, jeder 8 Rthlr. sächs.

Die Jahrgänge 1811-1813 sind in einer neuen Auflage in 4 Bänden vereinigt erschienen und kosten zusammen ebenfalls 8 Rthlr. sächs. Wer die ganze Sammlung von 1811-1839 auf einmal abnimmt, erhält dieselbe um 1 / 4 wohlfeiler.

Von dem Unterzeichneten ist diese Zeitschrift durch alle Buchhandlungen um die genannten Preise zu beziehen.

Wien, den 6 März 1840

J. G. Heubner, Buchhändler.

[874.76]

Bekanntmachung.

Veranlaßt durch die vielseitigen Anfragen, ergreifen wir diesen Weg, um zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, daß alle durch unsere Vermittlung gehenden Waaren gegen die Gefahren der Reise nach und von allen Uferplätzen des Bodensees nach den Bestimmungen der Azienda Assicuratrice in Triest versichert sind. Die Assecuranz für die Land - gleichwie für die Wasserrouten auf dem Rhein, dem Neckar und der Donau, ab - wie aufwärts, wird ebenfalls, aber nur auf besonderes Verlangen, besorgt.

Indem wir bei Ertheilung der Avise um jedesmalige gefällige Angabe des Werthes der Colli höflichst bitten, halten wir uns zu geneigten Speditions-Aufträgen angelegentlichst empfohlen.

Friedrichshafen und Mannheim, den 7 März 1840

J. P. Lanz & Comp.

[885-86]

Guts-Verkauf.

In einer sehr freundlichen Gegend des bayerischen Oberlandes, nahe an einer gewerbsamen Provincialstadt gelegen, ist ein im besten Zustande befindliches Gut, aus einem solid gebauten Hauptgebäude mit 8 heizbaren Zimmern etc., einem Oekonomiegebäude, nebst für Dienstboten nöthigen Zimmern, mit laufendem Wasser versehene Waschküche, und Stallung für 6 Kühe, einem Heustadel nebst Wagenremise, bestehend, aus freier Hand zu verkaufen.

Das Ganze ist schön arrondirt, von einem Obst - und Gemüsegarten, in welchem ein Springbrunnen ist, und von 10 Tagwerken Wiesgründen eingeschlossen, so wie von einem hiezu gehörigen Hügel begränzt, welcher die herrlichste Aussicht in das nahe Gebirge darbietet. Die Hälfte des Kaufschillings kann zu 3 1 / 2 Proc. als erste Hypothek auf dem Anwesen versichert bleiben.

Näheres auf frankirte Briefe, abzugeben im Eckhause der Schönfeld - und Königen-Straße Nr. 4, über eine Stiege, in München.

[877-78]

Dienst-Offert.

Man verlangt schleunigst für eine lithographische Anstalt in einer Provincial-Hauptstadt des Königreichs der Niederlande einen Lithographen, welcher namentlich eine schöne englische Schrift zu schreiben versteht.

Gefällige Offerte mit Angabe der Bedingungen und Beifügung einiger Schriftproben werden unter Lit. W franco durch Hrn. Universitäts-Buchhändler Robert Natan in Utrecht erbeten.

[804]

Gemälde-Verkauf in Augsburg.

Eine Sammlung von circa zweihundert sehr gut erhaltener Oelgemälde von verschiedenen Künstlern, worunter die vorzüglicheren von Dominichino, v. Blümen, Tintorero, Corn. de Hem, Snyders, P. de Vos, Bourguignon, Artois oder Waterloo van Goyen, Roos di Tivoli, Frank, Georg Pens, van Huysum, Jac. v. Es, Wateau, Bassano, Dietrich van der Hoelst, Jac. Fit, P. Veronese; dann einigen Gemälden aus der Schule des Albr. Dürer, Rubens, Vandyk, Rembrandt etc. etc., meistens in vergoldeten Rahmen, ist im Ganzen oder theilweise zu verkaufen.

Näheres ertheilt die Expedition dieses Blattes, an welche sich auswärtige Liebhaber franco unter Adresse D. S. wenden wollen.

[892]

Stelle-Gesuch.

Ein theoretisch und praktisch gebildeter Oekonom wünscht bei der Administration oder Verwaltung größerer Güter eine dauernde Stelle.

Nähere Auskunft ertheilt der königl. Landschaftsmaler Heinzmann in München, Sendlinger-Thor-Platz, Hausnummer 3.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15494 tokens; 5445 types; 110452 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 74. 14. März 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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ShelfmarkDWB 1996/32
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