PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 75.
15 März 1840

Südamerika.

(Standard.) Die brasilische Post hat Briefe und Zeitungen aus Rio Janeiro bis zum 9 Jan. mitgebracht. Brasilien war ruhig. Die Nachrichten aus Montevideo, die bis zum 23 Dec. reichen, bieten die willkommene, wenn schon schwache Aussicht auf eine baldige Beilegung des Streites dar, welcher die unter dem genannten Datum bereits 627 Tage dauernde Blokade des La Plata-Stroms veranlaßt. Der englische Admiral hatte sich an Bord des Schiffes Stag nach Buenos-Ayres verfügt, wo er, heißt es, seiner Instruction gemäß, bleiben soll, bis alle Behinderungen des brittischen Handels mit der argentinischen Republik gehoben seyn werden. Der neue französische Admiral war am 15 Dec. von Rio nach derselben Bestimmung abgesegelt. Nachstehendes ist ein Auszug aus den Zeitungen von Buenos-Ayres bis zum 15 Dec.: Zwei lebhafte Gefechte fielen am 23 und 29 Nov. vor zwischen zwei Abtheilungen der feindlichen Heere in der Provinz Corrientes; in beiden blieb der Sieg den Truppen des Gouverneurs Lopez. Don Ricardo Lopez Jordan ward in der Affaire am 23 gefangen genommen und in die Stadt gebracht. Diese Blätter enthalten ferner die Verhandlungen im dortigen Repräsentantenhau vom 8 und 9 Dec., wo eine Note der Regierung über den letzten Aufstand zur Berathung kam. Die Discussion dauerte lang, und das Benehmen der Franzosen wurde scharf getadelt. Es ward ihnen vorgeworfen, sie hätten durch die Verbindung der französischen Flagge mit der Rebellion Frankreichs Ruhm befleckt.

(Journal des Débats.) Briefe aus Montevideo vom 24 Dec., welche wir über Rio-Janeiro erhalten, melden die Ankunft des Admirals Dupotet mit acht Kriegsschiffen. Man fürchtete in Montevideo allgemein, daß diese Verstärkung der französischen Seemacht den Stand der Dinge nicht ändern würde, weil Rosas nicht der Mann sey, den einige Kriegsschiffe mehr oder weniger zum Nachgeben und zur Mäßigung brächten. Dagegen konnte Niemanden wohl einfallen, Buenos-Ayres bombardiren zu wollen, denn ein solcher Act würde von den 4000 Franzosen, welche in dem Staat Buenos-Ayres ansässig sind, sehr ungern gesehen, und könnte nur die Erbitterung des Volkes gegen uns aufregen. Nur durch die Sendung eines Truppencorps zur Landung könnte der Sturz des Tyrannen beschleunigt werden, denn dadurch würden Rosas 'Streitkräfte getheilt, und seine Gegner Gelegenheit erhalten, sich zu erklären. Die Blokade des Hafens von Buenos-Ayres dauert fort; es befanden sich aber nur zwei französische Schiffe vor der Stadt, die nicht hinreichen, diese Blokade streng zu handhaben. Die übrigen Schiffe des Blokadegeschwaders liegen zu Montevideo, und sind fast alle entwaffnet, da man ihre Mannschaft zur Bewachung der Stadt verwendet. Rivera und die Invasionsarmee stehen einander unthätig gegenüber. Vom General Lavalle hörte man nicht mehr sprechen. Man vermuthete, er rüste sich in der Provinz Corrientes gegen Rosas.

Großbritannien.

In der Oberhaussitzung am 5 März übergab, wie schon kurz berührt, Graf Aberdeen Petitionen in Betreff der in der presbyterischen Kirche obwaltenden Patronatsstreitigkeiten, welche, nach dem Ausdruck des Standard, dermalen Schottland von den Borders (der englischen Gränzmark) bis nach den Orkney-Inseln bewegen. In der schottischen Kirche, erörterte er dabei, sey eine zahlreiche Classe vorhanden, welche das Bestehen des Kirchenpatronats als eine Beschwerde, einen Gräuel, etwas Verdammliches, Hassenswerthes betrachte, das abgestellt werden müsse. Diese Leute verstehen unter dem Ausdruck Nicht-Intrusion , die sie verlangen, gänzliche Abschaffung des Patronats. Eine zweite Classe fordere zwar nicht die Aufhebung des Patronats, spreche aber für die Gemeinde ein absolutes Veto, ohne Angabe eines Grundes, bei der Präsentirung eines Geistlichen durch den Patron an. Dieser Grundsatz sey auch in der Veto-Acte von 1834, die aber vom Hause der Lords für gesetzwidrig erklärt worden, aufgestellt. Zu dieser Ansicht bekennen sich viele Mitglieder der schottischen Kirche, ihre Generalversammlung (General-Assembly) und die Mehrzahl der Presbyterien. Sie begreifen unter Nicht-Intrusion das unbeschränkte Recht der Gemeinden, jeden von dem Patron präsentirten Geistlichen ohne Angabe eines Grundes zu verwerfen. Die dritte Classe bestehe aus solchen, welche den Gemeinden das Recht zuerkennen, gegen den Präsentirten hinsichtlich seines Charakters oder seiner Kenntnisse Einwendungen zu erheben oder die Ansicht auszusprechen, daß sie von ihm keine geistliche Erbauung hoffen; über diese Einwendungen solle aber das geistliche Gericht zu entscheiden haben, auch befugt seyn, einen Präsentirten zu verwerfen, selbst wenn die Beanstandungen nicht im mindesten seinen Charakter oder sein Wissen berühren. Auch diese Classe sey sehr zahlreich. Die erste, gänzliche0594 Aufhebung des Patronats verlangende Classe sey hinsichtlich der Wahl der Geistlichen nicht für allgemeines Stimmrecht, sondern für Beschränkung desselben auf die Familienhäupter, die in voller Kirchengemeinschaft stehen. Es sey dieß aber eine willkürliche Beschränkung; er sehe keinen Grund ein, warum nicht alle Communicanten zur Wahl zugelassen werden sollen. Hierbei glaubte der edle Graf noch bemerken zu müssen, daß in Schottland über die Ertheilung des heil. Abendmahls andere Grundsätze herrschen als in England: in Schottland werde nicht Jeder ohne Unterschied zum Abendmahl zugelassen, sondern bloß diejenigen, die als der Theilnahme würdig erkannt werden, was mittelst einer Prüfung durch den Geistlichen und die Aeltesten ausgemittelt werde. Schließlich forderte Lord Aberdeen die Regierung auf bei Entwerfung einer Bill über diesen Gegenstand möglichst überlegt und vorsichtig zu Werke zu gehen.

Frankreich.

Die Pairskammer fuhr am 7 März in Erörterung des Entwurfs, die Arbeiten der Kinder in den Fabriken betreffend, fort. Die Commission hatte vorgeschlagen, daß die Kinder, bevor sie in den Werkstätten zugelassen werden könnten, wenigstens zwei Jahre lang die Elementarschulen besucht haben müßten. Man wollte dadurch die Nachlässigkeit und Sorglosigkeit armer Familien anspornen, ihre Kinder in die Schule zu schicken, und andrerseits dadurch geschicktere, über ihre Pflichten besser belehrte, gegen schlechtes Beispiel in den Fabriken besser bewahrte Arbeiter bilden. Hr. Cousin entgegnete, daß dieser Antrag eine in der Theorie noch unentschiedene und sehr bestrittene Frage, nämlich die des Zwangsystems im Unterricht, durchhaue. Hr. Villemain antwortete ihm, daß das Zwangssystem bei dieser Frage gar nicht in Betracht komme. Es handle sich nur davon, den Elementarunterricht zu einer Verpflichtung in Bezug auf junge Arbeiter zu machen, nicht aber einen absoluten Zwang aufzulegen; man wolle nur von den jungen Arbeitern eine Garantie der Intelligenz und der Moralität fordern, wie man von einem Professor, von einem Advocaten ein Diplom fordere, bevor man ihn auf dem Lehrstuhl oder in dem Barreau zulasse. Die HH. Portalis und Mounier brachten nun den ernstern und praktischern Einwurf vor, daß die Kinder die Opfer der vorgeschlagenen Maaßregel werden würden, da es armen Eltern nicht immer leicht, und manchmal sogar unmöglich werden würde, sich dieser Vorschrift zu fügen. Diese Erwägungen vermochten die Kammer, trotz aller dagegen angewandten Bemühungen des Hrn. Karl Dupin, den Antrag, dessen Discussion die ganze Sitzung über gedauert hatte, zu verwerfen.

〈…〉〈…〉Die Pairskammer kam am 10 März mit der Erörterung des Entwurfs, die Arbeiten der Kinder in den Fabriken betreffend, zu Ende, und nahm ihn mit 91 weißen gegen 35 schwarze Kugeln an. (Wir werden darauf zurückkommen.) Hierauf ward eine Reihe von Entwürfen zu neuer Gränzbestimmung mehrerer Wahlbezirke kurz verhandelt und angenommen. Sodann ging die Kammer zur Erörterung des Entwurfs zu einer Pension für die Wittwe des Obristen Combes über. Hr. Boissy spricht gegen die Annahme, weil dadurch ein gefährlicher und dem Schatz schädlicher Vorgang gegeben und allen Forderungen von Wittwen von im Dienst umgekommenen Officieren die Thüre geöffnet würde. Er erklärt sich gegen jede Ausnahmsbelohnung und meint, die bestehenden Gesetze, welche die Nationalbelohnungen festsetzen, seyen hinreichend, und man brauche kein neues zu machen. Hr. v. Dreux-Brézé ist ganz entgegengesetzter Ansicht, und glaubt, die Kammer werde den betreffenden Entwurf einstimmig annehmen. Bei diesem Anlaß zollte er auch den Tapfern von Masagran einen gerechten Tribut. Marschall Soult widersprach mit besonderer Wärme den Aeußerungen des Hrn. Boissy, die er als beleidigend für die französische Armee ansieht. (Einstimmige Bravos.) Der Marschall sprach noch bei Abgang der Post.

〈…〉〈…〉Im Conferenzsaale der Deputirtenkammer waren am 10 März nur wenige Deputirte zu sehen. Ein Theil der Deputirten war bei dem Conseilpräsidenten, der an diesem Tage zum erstenmal im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten empfing. Am 11 März werden sich um 1 Uhr die Bureaux versammeln, und um 2 Uhr wird öffentliche Sitzung seyn, worin der Minister den Gesetzesentwurf der geheimen Fonds vorlegen wird.

(Constitutionnel.) Wir haben vor einigen Tagen gesagt, daß Graf Molé durch sein kluges und gemäßigtes Benehmen die Theilnahme desavouire, die man ihm bei den Umtrieben zuzuschreiben schien, welche den Zweck hatten, uns nach acht Tagen wieder in eine ministerielle Krise zu werfen, der dann bald eine fünfte folgen dürfte. Wir schmeichelten uns, gut unterrichtet zu seyn. Es war uns angenehm, einem Staatsmann, dessen Politik wir getadelt, dessen Gesinnungen wir aber niemals angegriffen hatten, eine ehrenvolle Stellung zuzuschreiben. Inzwischen widersprechen die Presse und das Journal des Débats in deren Gefolge dem weisen Benehmen, das wir bei Hrn. v. Molé vorausgesetzt hatten. Diese beiden gemäßigten und conservativen Journale sehen in den wenigen von uns bekannt gemachten Zeilen ein abscheuliches Manöuvre. Sie wollen uns beinahe eine Zurücknahme auflegen. Was haben wir denn aber gesagt? Daß Hr. v. Molé sich nicht von einer Coterie ins Schleppthau nehmen, und nicht an die Spitze einer Intrigue stellen lasse. Wir glauben noch immer, daß wenn Hr. v. Molé von Jemand verleumdet worden, dieß sicher nicht von dem Constitutionnel geschehen ist.

(Siècle.) In gefährlichen Lagen zeigt sich die wahre Größe, wenn man sich nicht von ihnen niederdrücken läßt. Das neue Cabinet wird nach der Richtung, die es einschlagen wird, nach dem offenen oder zweideutigen Charakter seiner Handlungen ein Recht erlangen auf die öffentliche Erkenntlichkeit, oder in ungeheuern Mißcredit gerathen. Die Gefahr, die es zu fürchten hat, besteht darin, wenn es, wie das letzte Ministerium, von Mitleid und Duldsamkeit leben muß, wenn es seinen Ursprung verläugnet, wenn es seinen Zweck nicht auszusprechen oder keinen Zweck zu haben wagt, wenn es durch seine ungewisse Stellung seine Freunde glauben läßt, es fehle ihm an Redlichkeit, und seine Feinde, es fürchte sie. Die in der Kammer gegebene Erklärung des Hrn. Ministerpräsidenten und der Entschluß, den er gefaßt hat, nächstens ein entschiedenes Votum und vollständige Erklärungen von Seite der Kammer u veranlassen, beweisen, daß er die Schwierigkeiten, die ferner warten, einsieht, daß er aber auch ein Gefühl von der Kraft und dem guten Rechte hat, mit deren Hülfe er sie überwinden wird. Diese Zuversicht gefällt uns. Wir wünschen, sie möge nicht verschwinden, und das Ministerium möge, welche Richtung es auch annehmen mag, dieselbe ohne Bedenken eingestehen und mit Festigkeit verfolgen.

(National.) Die Sprache der dynastischen Presse hatte uns von Seite derer, die sich ihrer, in Ermangelung der Tribune bedienen, auf traurige Zugeständnisse vorbereitet. Gewiß, man kann sich nichts Erbaulicheres vorstellen, als die so verschiedenen Parteien gepredigte Verschwörung, zu Gunsten eines so verdächtigen Ehrgeizes, wie der des Mannes vom 13 März,0595 vom 11 Oct. und vom 12 Febr. ist, sich schweigend zu verhalten. Unsre zehnjährige constitutionelle Opposition, welche die Grundsätze der fünfzehnjährigen Restaurationsopposition geerbt hat, muß in ihrer eigenen Achtung sehr tief gefallen seyn, und an ihrem Glück sehr verzweifeln, wenn sie so ihre Ehre und ihre Zukunft auf einen politischen Abenteurer stellt. Wahlreform, Würde und Größe der Nation, Gewerbe, Handel, Finanzen, das und so vieles Andere gibt also der Opposition keinen Stoff zu einem Programm und zu den Bedingungen eines Vertrags mit Hrn. Thiers? Von zwei Dingen eines: entweder hofft die dynastische Opposition, Hrn. Thiers zu absorbiren, oder sie begeht einen Selbstmord, indem sie sich von ihm absorbiren läßt. Ersteres scheint uns keineswegs wahrscheinlich; und was den zweiten Punkt betrifft, wenn die dynastische Linke an dem Sieg ihrer Träume verzweifelt, wenn sie sich im Schooße der unmächtigsten aller unsrer parlamentarischen Coterien verlieren will, wenn der Tiers-Parti das letzte Wort für die Größe und Freiheit Frankreichs seyn soll, dann spreche sich die Linke offen und deutlich aus! Das Land kann nur dabei gewinnen, wenn alle Täuschungen, alle Schmach und alle Verderbtheit dieses angeblichen Repräsentativsystems in Einem Individuum sich repräsentirt sehen.

Von den eigentlichen Hofjournalen wendet sich die Revue de Paris am entschiedensten dem neuen Conseilpräsidenten zu. In ihrer neuesten politischen Uebersicht bemerkt sie: Man hat gesagt, durch Hrn. Thiers 'Ernennung werde die Revolution ans Ruder gebracht, und man werde an seinen ersten Aeußerungen die Tiefe der in der gouvernementalen Sphäre eingetretenen Veränderung erkennen. Hr. Thiers hat gesprochen; er hat sehr einfache und gemäßigte Dinge, fast in der Sprache der früherrn Verwaltungen, gesprochen. Nun wirft man ihm, naiv genug, eben diese Mäßigung, eben das Festhalten an den gouvernementalen Ueberlieferungen vor, und schmäht ihn beinahe, weil er sich klug und vorsichtig gezeigt hat. Diese Eile, eine systematische Opposition zu beginnen, scheint uns nicht sehr politisch. Ein solches Verfahren verräth mehr Leidenschaft als Voraussicht; es erbittert mehr als es belehrt, und vernünftige Männer fühlen sich nicht versucht einem Impulse von so arger Verblendung zu folgen ... Was würde die Kammer an Ansehen und Autorität gewinnen, wenn das Ministerium durch das mysteriöse Spiel des Scrutins gestürzt würde? Es gibt Siege, welche denen, die sie erringen, den Untergang bereiten. Und über welchen Gegenstand, über welche Fragen hätte man hier gekämpft? Es wäre weniger eine geordnete Schlacht, als ein gelegter Hinterhalt, weniger ein politisches Urtheil als eine Intrigue. In welche Lage wäre die Kammer versetzt, wenn nach 14 Tagen ein Votum das Cabinet stürzte? Sie würde schon im zweiten Jahre ihrer Existenz die Verwaltung zum drittenmal gestürzt haben. Was soll aus ihr werden, was will sie? Es läßt sich nicht wohl annehmen, daß ein Parlament, unter dem drei Ministerien den Tod gefunden, selbst eine lange Existenz zu erwarten habe, denn diese Aufhäufung ministerieller Trümmer würde nur auf eine Unmöglichkeit festen Bestandes überhaupt hindeuten. Man würde damit zugeben, daß weder für die Freunde des Hrn. v. Molé, noch für die alten Collegen des Marschalls Soult, noch für das Ministerium des Hrn. Thiers eine Majorität möglich, und die Kammer außer Stande sey, dem Königthum den ihm durch die Constitution gebotenen Schutz zu geben. Diese Lage wäre traurig und um so bedauernswerther, als sie eine Lüge wäre. Es gibt eine Majorität in der Kammer, nur muß man dahin gelangen, sie frei zu machen, sie ans Licht zu stellen und ihr Selbstbewußtseyn zu geben.

In Bezug auf die dem Hrn. Guizot in London gebrachte Katzenmusik sagt dieselbe Revue: Die Franzosen, welche die englische Polizei zu zerstreuen sich verpflichtet sah, haben wohl nicht bedacht, daß Hr. Guizot auf brittischem Boden nicht der Parteimann, sondern der Repräsentant des Namens und der Macht Frankreichs war, und daß sie durch den Versuch, ihn zu insultiren, ihr Vaterland im Angesicht des Auslands insultirten? Wir haben nie gehört, daß die alten Emigranten jemals den Gesandten der Republik, die sie auf den verschiedenen Punkten von Europa trafen, ein Charivari gebracht hätten. Wie will man nun, daß die andern Völker Frankreich die Achtung, welche es ansprechen kann, zollen, wenn sie sehen, wie Franzosen vom ausgezeichnetsten Talente von andern Franzosen mißkannt und beschimpft werden?

Belgien.

Die beiden Brüder Sr. Maj. des Königs der Belgier, der regierende Herzog und der Herzog Ferdinand von Sachsen-Coburg, werden nächstens, der eine nach Sachsen, der andere nach Wien abreisen. Man versichert, die Prinzessin Victoria werde zu Brüssel den Augenblick ihrer Vermählung abwarten, die nach Ostern in Frankreich gefeiert werden wird.

Italien.

Der Brand, der vor einigen Tagen in der Bibliothek des römischen Collegiums ausbrach, hat dort größere Verwüstung angerichtet, als man anfänglich glaubte. Die Zahl der verbrannten Manuscripte übersteigt 370, unter denen sich 27 arabische, 33 persische, 9 armenische und eine unedirte Sammlung indischer und chinesischer Dramen befindet, von denen, so viel man weiß, keine Abschrift in Europa existirt. Die Zahl der gedruckten Werke, die verbrannten, ist noch nicht genau ausgemittelt; doch vermißt man ungefähr 1500 Incunabeln und die kostbare Sammlung griechischer und lateinischer Classiker, die der berühmte Philologe Muretus, der im Jahre 1585 starb, dem römischen Collegium vermachte, und die beinahe auf jeder Seite eigenhändige Randbemerkungen dieses großen Gelehrten enthielten. (Münchn. pol. Z.)

Schweiz.

Der große Rath entschied heute, in Betreff der eingelangten Verfassungspetitionen, auf den Antrag der hierüber niedergesetzten Commission: 1) Die Frage über Verfassungsrevision soll erst nach Abfluß von 10 Jahren, vom 30 Jan. 1841 an gerechnet, dem Volke unverweilt vorgelegt werden. 2) Der kleine Rath sey beauftragt in der ordentlichen Wintersitzung des großen Raths (den 16 Wintermonat) einen Vorschlag über den Modus der Abstimmung der Revisionsfrage, so wie über die Zusammensetzung des Verfassungsrathes zu hinterbringen. 3) Gegenwärtiger Beschluß soll öffentlich bekannt gemacht, mit einer Proclamation an das Volk begleitet, nebenhin der Commissionalbericht gedruckt und zahlreich unter dem Volke verbreitet werden. (Schildw. am Jura.)

Deutschland.

Se. k. Hoh. der Kronprinz wohnte gestern in der Tribune der Reichsräthe einer öffentlichen Sitzung der zweiten Kammer bei. Heute fand in der ersten Kammer eine Plenarsitzung statt. Ob es selbst bei der angestrengtesten Thätigkeit der Kammern möglich seyn wird, die Vorlagen bis zum Schlusse dieses Monats zu erledigen, ist eine Frage, die fast allgemein verneint wird. Das hier noch herrschende Schleimfieber, in der Regel nicht bösartig, aber in einzelnen Fällen ins Nervenfieber übergehend, hat in den letzten0596 Tagen mehrere junge Leute hinweggerafft, doch ist bei einem ziemlich großen Krankenstand die Sterblichkeit nicht bedeutend. Wie vor einiger Zeit Otfried Müller unsre Stadt auf seiner Reise nach Griechenland passirte, so hält sich dermal Professor Karl Göttling hier auf, welcher gleichfalls eine wissenschaftliche Reise nach Griechenland antritt, nachdem er so eben sein Werk über die römische Verfassung bis auf Cäsar vollendet und herausgegeben hat.

Unserer Mittheilung über die Sitzung vom 9 d. tragen wir Folgendes nach. Nachdem die Kammer der Abgeordneten an diesem Tage die einzelnen Artikel des Gesetzesentwurfs über den Nachdruck etc. vollends berathen hatte, brachte Frhr. v. Thon-Dittmer, wie bereits erwähnt, noch zwei Wünsche: in Betreff der Aufhebung der Censur für innere Angelegenheiten und der Vorlage eines Preßgesetzes ein. Schon bei der allgemeinen Discussion hatte sie der Antragsteller angekündigt. Er bezog sich deßhalb im Allgemeinen auf seine damals bereits vorgetragene Motivirung derselben; nur mit Rücksicht auf die dießfalls vom Ministertische aus gepflogenen Erörterungen kam er noch einmal auf diesen Gegenstand zurück. Hauptsächlich vier Gründe seyen es, aus welchen man es von Seite des Ministeriums für bedenklich bezeichnet habe, der Preßfreiheit das Wort zu reden. Erstlich aus dem Gesichtspunkte der positiven Gesetzgebung. Man habe dabei auf die Verpflichtung dem Bunde gegenüber, auf die Bestimmungen unserer Grundgesetzgebung hingewiesen. Daß die Censur verfassungsmäßig bestehe, könne und solle nicht bestritten werden, allein eben so wahr sey es, daß Freiheit der Meinungen mit gesetzlichen Beschränkungen gegen den Mißbrauch unsere Verfassung als einen der ersten Grundsätze an ihrer Spitze trage. Damit scheine aber die dermalige Censur-Procedur nicht vereinbar zu seyn. Wie einseitig werde zeitweise die Censur geübt, wie liege es oft nur in den Händen eines Censors, in dem Federstriche eines Einzelnen, die Mittheilung der Meinungen nach Gefallen zu hemmen, oder ihr Spielraum zu lassen! So sey die Censur fürwahr nicht in dem Sinne der Verfassung gelegen. Sehr interessant wäre es aus den Conferenzprotokollen vom Jahre 1818 die Principien zu vernehmen, von denen man ausgegangen, als man die Preßfreiheit als gesichert erklärt habe. Freilich habe man geltend gemacht, daß im Saale der Kammer der Walplatz sey, wo freies Wort und freie Mittheilung statt habe. Allein die Erfahrung lehre, wie die Vorlagen der Regierung die Kammer so sehr beschäftigen, daß es schwer werde an etwas Anderes zu kommen, und wie, wenn ein anderer Gegenstand zur Sprache gebracht werden wolle, die Geschäftsordnung mit aller Strenge darauf zurückweise, daß es ein Allotrium sey, obwohl es so viele Zustände gebe, die, ohne Beschwerden oder Anträge zu bilden, besprochen werden sollten. Ferner sey behauptet worden, daß die freie Presse keinen fördernden Einfluß auf die Wissenschaften übe; Beispiele von England und Frankreich seyen deßfalls geltend gemacht worden. Er gestehe zwar, daß ihm seine Geschäftsverhältnisse nicht erlauben, sich sehr vertraut zu machen mit der auswärtigen Litteratur; dürfe man aber anderwärtigen Urtheilen über die Bestrebungen auswärtiger Nationen trauen, so erscheine doch ein solches Urtheil zu strenge. Niemand werde englischen Gelehrten, obwohl in England ungemessene Preßfreiheit herrsche, Gründlichkeit und Tiefe absprechen, und selbst ihre Journale, wie z. B. das Quarterly Review oder das Edinburgh Review gehören wahrlich nicht in die Kategorie jener Erzeugnisse, welche mit dem Gattungsnamen der Eintagsfliegen bezeichnet worden. Auch Frankreich habe in neuerer Zeit geschichtliche Werke und Memoiren aufzuweisen, die auf die Wissenschaft gewiß mehr als einen ephemeren Einfluß äußern. Wäre wirklich Preßzwang für den Geist der Wissenschaft und des gründlichen Studiums so sehr fördernd, wie komme es, daß wir von einem östlichen Lande, wo die Journalistik bekanntlich in ihrer Kindheit sey, doch nicht von wissenschaftlichen Werken aller Art überschwemmt werden, daß dort doch die Bestrebungen der Wissenschaft im Allgemeinen keine fruchtbarern Resultate liefern als anderwärts, wo Freiheit der Meinung bestehe? Man habe weiterhin geltend gemacht, die Preßfreiheit sey nicht zeitgemäß, unsere Zeit sey eine krankhafte, Stürme umdüsterten den politischen Horizont. Auf welchen Theil von Deutschland aber solle diese Schilderung passen? wo finde man da etwas Anderes, als überall den gesetzlichen gesunden Sinn, welcher das Erbe des deutschen Namens sey. Er sey überzeugt, daß Freiheit der Presse in Deutschland wohl das Organ der öffentlichen Meinung seyn werde, nun und nimmer aber zu ihrem Tyrann sich aufwerfen könne; alle Bestrebungen der Art werden scheitern an dem ruhigen, besonnenen, gesetzlichen Sinn des Deutschen. Man habe auf England und Frankreich sich berufen. Wer aber wollte sich nicht erinnern, daß ungeachtet der strengsten Repression, ungeachtet der lähmendsten Fesseln, die man der Presse habe schmieden wollen, vor kaum einem Jahrzehnt es nur dreier Tage bedurft habe, um Umwälzungen, die man kaum habe ahnen können, an den Tag zu fördern. In England dagegen, wo die Torypresse die schmählichsten Angriffe gegen die Verwaltung mache, ja so weit gehe, selbst ihrer jugendlichen Königin nicht zu schonen, scheitern alle diese Bemühungen an der Einsicht und dem gesunden Sinne des brittischen Volkes. Die Whigverwaltung werde, trotz jener Angriffe, so lange populär bleiben, als sie den Anforderungen der Zeit und eines vernünftigen Fortschrittes nachzukommen sich bestrebe; und die jugendliche Königin werde immer mit demselben freudigen Enthusiasmus empfangen, so lange ihre Regierung diese Bahn nicht verlasse. Und wahrlich auch bei uns werde es keiner Journalistik gelingen, die feste Treue an Thron und Vaterland zu untergraben, welche vom deutschen Namen untrennbar sey. Keine Furcht, keine Besorgniß könne hier vorliegen. Müsse sich ja selbst das göttliche Wort besprechen lassen, es werde erörtert und herniedergezogen in das irdische Leben und von menschlichen Zungen behandelt. Verliere es deßhalb die Eigenschaft der Göttlichkeit? Werde nicht gerade dadurch oft dem Indifferentismus begegnet, warme Theilnahme geweckt und genährt? Und was vom göttlichen Worte gelte, sollte das nicht auch von menschlichen Satzungen gelten? Man habe endlich angeführt: den Baum erkenne man an seinen Früchten. Allein man müsse nicht die wurmstichigen und faulen Früchte auflesen, um sich von der Güte der Früchte überhaupt zu überzeugen. Wer wollte es läugnen, daß Poesie und Kunst nur zu oft mißbraucht werden zu niedriger Gemeinheit und Schlechtigkeit; aber wer wollte deßhalb diese freundlichen Genien aus dem Leben verbannen? Geschehe nicht hin und wieder durch Urtheil und Spruch dem einen oder dem andern Unrecht; seyen nicht selbst Todesurtheile, wie sich später erst ergeben, an Unschuldigen vollstreckt worden? Wer wollte deßhalb die Hallen der Themis verschließen, und ihre Priester aus dem Tempel jagen? Wer wollte widersprechen, daß selbst Lehrstühle und Kanzeln mißbraucht werden, um Unfrieden zu erregen, um den Samen des Mißtrauens auszustreuen, um aufzuregen und zu erbittern, wo man nur vermitteln und versöhnen sollte? Wer wollte aber deßhalb die Kanzeln aus den Gotteshäusern bannen, und die Lehrsäle schließen, weil sie möglicherweise mißbraucht werden können? Die Gründe gegen die freie Mittheilung, gegen freie Besprechung der innern Verwaltung scheinen daher in der That nicht schlagend0597 zu seyn. Eine vernünftige Preßfreiheit erscheine immer als das sicherste Gegengift gegen Preßfrechheit, und dieser zu begegnen sey eben die Aufgabe einer zeitgemäßen Gesetzgebung. Deßhalb empfehle er diesen seinen doppelten Wunsch der freundlichen Aufnahme der Kammer. Nachdem auf solche Weise der Redner seine Wünsche entwickelt hatte, sprach sich auch Hr. Pfarrer Vogel für dieselben aus. Dann ergriff der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, das Wort. Die Gesinnung (so begann er), aus welcher der Wunsch Ihres sehr geehrten zweiten Secretärs hervorgegangen ist, und die Art und Weise der Entwicklung desselben kann ich nur ehren, und freudig folge ich auf solchem Boden jeder Erörterung. Die Frage ist aber, wie mir scheint, durchaus nicht, ob zwischen Preßfreiheit oder Preßzwang gewählt werden solle, sondern ob das System der Censur oder das Repressivsystem von dem legislativen Standpunkte aus den Vorzug verdiene. Keines dieser beiden Systeme soll sich die Unterdrückung der freien Gedankenäußerung zur Aufgabe setzen; beide sollen nur erzielen, daß das Schädliche ausgeschieden werde, mit andern Worten: das Princip der Preßfreiheit soll wie das Princip aller öffentlichen Freiheit jenem der öffentlichen Ordnung untergeben werden, weil nur in diesem Princip öffentliche Freiheit bestehen kann. Ich habe nun bereits, als dieser Wunsch zum erstenmale in dieser hohen Kammer zur Sprache kam, die Gründe zu entwickeln die Ehre gehabt, aus welchen nach meiner Ueberzeugung das Repressivsystem bis jetzt überall, wo es zur Anwendung gekommen, als durchaus unzulänglich sich bewiesen hat. Ich habe dieß damals zu beweisen gesucht aus der Erfahrung, aus der Natur und dem Wesen der Sache. Ich habe darzuthun versucht, daß die Strafe, welche der That nachfolge, nimmermehr die Folgen aufzuheben vermöge, die das durch den gesetzwidrigen Gebrauch der Presse verbreitete Wort und Urtheil schon gestiftet hat; daß es, um ein Beispiel anzuführen, unmöglich sey, die einmal geraubte Ehre wiederzugeben, die Strafe möge der That noch so schnell auf dem Fuße folgen. Man hat nun aber gegen die Censur vorzüglich die Art und Weise geltend zu machen beliebt, wie sie in Bayern gehandhabt werde. Die Instructionen, die für die Handhabung der Censur erlassen wurden, untersagen keine verständige Meinungsäußerung auch über innere Angelegenheiten, und es ist mir nicht erinnerlich, daß, seitdem Se. Maj. der König die Gnade gehabt haben, mir die Leitung des Ministeriums des Innern anzuvertrauen, mehr als eine einzige Reclamation an das Ministerium gekommen wäre; und diese einzige Reclamation ist zu Gunsten des Reclamanten entschieden worden. Ich bin aber auch überzeugt, daß die Meinung, als werde durch die Censur eine so gränzenlose Masse von Artikeln, die sich mit diesen Angelegenheiten befassen, gestrichen und in der Geburt erstickt, auf einem Irrthum beruht, ja ich bin überzeugt, daß wenn heute alle die Artikel, welche seit dem Zeitraume von drei Jahren von den Censoren gestrichen wurden, abgefordert und der sehr geehrten Kammer vorgelegt würden, die Auslese zu Gunsten jener, welche etwa die Aufnahme verdient hätten, sehr kärglich seyn dürfte. Ich habe bereits bemerkt, daß die Censur, in so weit sie bei uns besteht, an und für sich schon innerhalb enger Gränzen sich bewege; daß nur die politischen und periodischen Schriften statistischen und politischen Inhalts derselben unterliegen. Wenn daher von dem sehr geehrten Hrn. Antragsteller auf den großen Nutzen und Werth der in England censurfrei erscheinenden litterarischen Zeitschriften, wie des Edinburgh Review und des Quarterly Review aufmerksam gemacht wurde, so möchte ich erinnern, daß alle diese Zeitschriften auch bei uns nicht der Censur unterliegen, insofern sie nicht ihrem Stoffe nach unter die nach dem §. 2*)In dieser dritten Verfassungs-Beilage heißt es: Ausgenommen von dieser Freiheit (nämlich der Presse) sind alle politischen Zeitungen und periodischen Schriften politischen oder statistischen Inhalts. Dieselben unterliegen der dafür angeordneten Censur. des Preßedicts der Censur anheimfallenden Schriften gehören. Eines der Hauptbedenken, die dem repressiven Systeme entgegenstehen, ist aber immer, daß dadurch der Anonymität eine Prämie zugesichert wird. Der Verfasser eines Artikels sey der Artikel auch noch so schmählich erscheint nie vor den Augen des Publicums. Und schon dieser Umstand ist gewiß ein sehr beachtenswerther, sowohl aus dem Standpunkte der Legislatur, als auch aus jenem der Moral. Denn wem immer durch solch 'einen Artikel eine Rechtsverletzung zugefügt wird der eigentlich Schuldige bleibt stets der strafenden Gewalt verhüllt. Es ist übrigens über die Vorzüge der Censur oder des Repressivsystems so viel schon geschrieben, so viel in Ständekammern verhandelt worden, daß es unmöglich ist, Neues noch darüber zu sagen. Die Meinungen haben sich in dieser Hinsicht längst entschieden und festgestellt, und ich bescheide mich daher sehr gerne damit, daß es zu den undankbarsten Aufgaben gehöre, in denjenigen, welche für das Repressivsystem in die Schranken getreten sind, eine Meinungsänderung hervorrufen zu wollen. Ich ehre die Gründe, wie bereits bemerkt, aus welchen diese Ansicht hervorgegangen ist. Ich habe die mir inwohnende entgegengesetzte entwickelt ihre Gründe dargelegt. Durch die vorgebrachten Gegengründe habe ich mich nicht überzeugen können, daß meine durch die Erfahrung befestigte Ansicht eine irrige sey. Ich kann aber nur am Schlusse meiner Erörterung die Erklärung wiederholen, daß es sich hier nicht um die Frage zwischen Preßfreiheit und Preßzwang handelt, sondern darum, ob eine gehörig beschränkte nicht in Preßfrechheit ausartende Preßfreiheit besser auf dem Wege der Censur (getreu dem Grundsatze, daß die polizeiliche Behörden Rechtsverletzungen zu verhüten haben) erreicht werden kann, oder auf dem Wege des Repressivsystems. (Daß die Kammer den beiden von Frhrn. v. Thon-Dittmer entwickelten Wünschen ihre Zustimmung gegeben habe, ward schon früher angeführt.)

In der Sitzung der zweiten Kammer am 11 März ward die Berathung des Strafgesetzentwurfs begonnen, und ein Antrag des Abg. Zentner auf Abschaffung der Todesstrafe mit 36 gegen 19 Stimmen abgelehnt. (Wir kommen morgen auf die Debatten zurück.)

Unsre großherzogl. hessische Zeitung hat bereits vor mehreren Tagen berichtet, daß in der Sitzung unsrer zweiten Kammer vom 27 v. M. ein Antrag des Abg. Glaubrech, den Sinn und die Interpretation des von hoher deutscher Bundesversammlung in der hannover'schen Verfassungsangelegenheit unterm 5 Sept. 1839 erlassenen Beschlusses betreffend, durch den Präsidenten der Kammer mitgetheilt, und sodann an den dritten Ausschuß zur Berichterstattung gewiesen worden sey. Jener Antrag ist nunmehr dahier als Theil der landständischen Verhandlungen im Druck erschienen. Er beginnt mit den Worten: Es gibt Wahrheiten, welche man nicht oft genug wiederholen, es gibt Dinge und Verhältnisse, welche man nicht oft genug erörtern kann. Zu diesen Verhältnissen gehören, leider nur zu sehr, die beklagenswerthen hannover'schen Zustände. In so lange jener unselige Verfassungsstreit fortwährt, in so lange ein edles uns verwandtes deutsches Volk auf eine so unerhörte Weise seine theuersten und heiligsten Interessen verkümmert sehen muß, in so lange werden alle diejenigen, in deren Herzen das Gefühl für Gerechtigkeit, so wie für Ehre und Vaterland nicht erloschen ist, nicht aufhören, ihre Sympathie für dasselbe an den Tag zu geben, und ihre zuversichtliche Hoffnung und Erwartung auszusprechen,0598 daß dieser unselige Streit nicht durch die gänzliche Unterdrückung eines der edelsten deutschen Volksstämme und nicht durch den Sieg von Grundsätzen endigen werde, welche mit dem Untergange der von Fürst und Volk beschworenen Verfassung eines deutschen Bundesstaats auch zugleich den Keim des Todes aller andern deutschen Verfassungen und des öffentlichen Rechtszustandes des gesammten deutschen Vaterlandes in sich tragen. Nein, lassen Sie uns der Furcht eines solchen Ausgangs nicht Raum geben. Noch ist ja die Gerechtigkeit nicht von der Erde verschwunden. Könnte es aber sogar einen Augenblick scheinen, als wenn dieselbe ihr edles Haupt verhüllt, und fliehend der Erde den Rücken gewandt hätte, so würde ich an die schönen Worte erinnern, welche einst Ludwig XVII sprach: Si la justice était bannie de la terre, elle devait trouver un réfuge dans le cœur des rois. Meine Herren, halten wir diese Worte nicht für leeren Schall. Oder haben wir nicht gesehen, wie schon vor Jahresfrist ein deutscher Monarch aus eigenem hochherzigen Antriebe sich bewogen fühlte, in dieser unglücklichen Sache bei hohem deutschem Bunde die Initiative zu ergreifen, und durch seinen bevollmächtigten Minister am deutschen Bundestage die geeigneten Anträge auf Abhülfe der gerechten Beschwerden eines in seinen heiligsten Interessen tief gekränkten Volkes stellen zu lassen! Haben wir nicht gesehen, wie eine Reihe von Fürsten und Regierungen deutscher constitutioneller Staaten warm und theilnehmend sich jenen Anträgen angeschlossen! Hat nicht endlich lassen Sie uns dieß hier öffentlich und mit ehrfurchtsvollem Dank anerkennen unsre eigene, die großherzogl. hessische Staatsregierung, dem ungetheilten Vertrauen entsprochen, welches Sie, meine Herren, in den Sitzungen vom 13 und 17 Dec. 1838 und vom 25 und 30 April 1839 wiederholt und einstimmig ausgesprochen haben! Zwar hat hohe deutsche Bundesversammlung in ihrer Majorität jene gestellten Anträge nicht adoptirt. Indessen sind dieselben auch nicht definitiv und für immer abgelehnt worden. Dieß geht wenigstens aus der einzigen bis jetzt in Deutschland erfolgten, nämlich aus der von dem k. hannover'schen Cabinet selbst unterm 10 Sept. 1839 ausgegangenen Bekanntmachung über den Inhalt des Beschlusses hoher Bundesversammlung vom 5 desselben Monats klar hervor. Nur darum konnte nämlich hiernach den gestellten Anträgen damals keine Folge gegeben werden, weil bei obwaltender Sachlage eine bundesgesetzlich begründete Veranlassung zur Einschreitung in jene innere Landesangelegenheit nicht als vorliegend erkannt wurde. Ausdrücklich wurde überdieß bei dem fraglichen, so viel öffentlich kund geworden, nur mit einfacher Stimmenmehrheit gefaßten Beschlusse von hoher Bundesversammlung die vertrauensvolle Erwartung ausgesprochen, daß Se. Maj. der König von Hannover, dem geschehenen Anerbieten gemäß, zu einer den Rechten der Krone und der Stände entsprechenden Vereinbarung geneigt seyn werde ... Noch sind also alle Rechte der Betheiligten intact. Noch ist den begründeten Ansprüchen eines verbrüderten deutschen Volksstammes auf Herstellung seines verfassungsmäßigen Rechtszustandes der Stab noch nicht gebrochen. Noch ist für dasselbe kein Grund vorhanden, das Vertrauen auf die bundesgesetzlichen Wächter und Schützer des verfassungsmäßigen Rechtszustandes des gemeinsamen Vaterlandes, auf hohe Bundesversammlung, aufzugeben. Denn ist gleich die ständische Verfassung eines jeden einzelnen Bundesstaats als innere Landesangelegenheit zu betrachten, wer hat bei dem Umstande, daß alle ständischen Verfassungen nach den Grundgesetzen des Bundes (der auch die Garantie der inneren Sicherheit, des inneren Rechtszustandes Deutschlands zum Zweck hat) unter dem Schutze desselben stehen, jemals daran zweifeln können, daß, sobald alle andern rechtlich zulässigen Mittel und Wege erschöpft sind, der grundgesetzlich zugesicherte Schutz des Bundes den Völkern wie den Regierungen werde? Auch hat hohe Bundesversammlung keineswegs erklärt, daß niemals ihre Einschreitung in diese innere Landesangelegenheit begründet seyn werde, sondern nur: daß bei obwaltender Sachlage keine begründete Veranlassung dazu vorliege. Kein Zweifel also, daß, wenn jene Sachlage sich geändert, wenn die, gewiß höchst wünschenswerthe Vereinbarung zwischen Regierung und solchen Ständen, welche wenigstens als das Ergebniß freier Wahl des Landes angesehen werden können, und nicht demselben mit Verletzung aller Gesetzlichkeit und wahrhaft gewaltsam aufgedrungen werden, nicht zu Stande kommen sollte, das hannover'sche Volk mit Vertrauen von den den erhabenen Lenkern der Schicksale Deutschlands und somit von hoher Bundesversammlung, die Gerechtigkeit erwarten dürfe, die es begehrt. Nach längern Deductionen in diesem Sinne schließt der Antrag mit den Worten: Nach allem diesem geht mein Antrag dahin: es wolle verehrlicher Kammer gefallen, ihr festes und zuversichtliches Vertrauen in das Protokoll niederzulegen, daß hohe Staatsregierung nicht unterlassen werde, nach Kräften dahin zu wirken, daß alle beängstigenden Zweifel über den Sinn des Bundestagsbeschlusses vom 5 Sept. 1839 entfernt, und namentlich diejenige Interpretation widerlegt und beseitigt werde, welche nur dahin führen kann, den Glauben an die Aufrechthaltung der in den Grundgesetzen des deutschen Bundes enthaltenen Garantien aller in anerkannter Wirksamkeit bestehenden landständischen Verfassungen zu erschüttern.

Dieser Tage sind hier von Maltens Weltkunde das 10te und 11te Heft vom Jahr 1839 confiscirt und die fernere Ausgabe dieser Zeitschrift an vorgängige Censurerlaubniß gebunden worden. Veranlassung dazu gaben zwei Artikel über theils vergangene, theils noch bestehende Zustände in Sachsen, die von allerdings weniger bekannten, biographischen Nachrichten über hochgestellte Männer begleitet sind. In England und Frankreich liest man dergleichen über öffentliche Charaktere alle Tage, und das etwa nicht zu Billigende aus früheren Jahren ihres Lebens thut dem Ruhme ihrer Gegenwart selten Eintrag, wissen sie denselben nur sonst mit Festigkeit zu behaupten. Unsere Garnison ist schon seit 14 Tagen marschfertig, um jeden Augenblick auf der Eisenbahn nach Dresden abgehen zu können, wo sie mit andern Theilen der sächsischen Armee vor dem Großfürsten-Thronfolger manöuveriren wird, indem der Kaiser selbst in einem Handschreiben an unsern König den Wunsch ausgesprochen hat, daß der Großfürst einen Theil unserer Truppen sehen möge. Gestern Abend wurde hier bei überfülltem Hause Jul. Mosens Otto III zum erstenmal aufgeführt. Der anwesende Dichter ward zweimal in den Zwischenacten und auch am Schlusse gerufen.

Die Hannover'sche Zeitung enthält unter amtlichen Nachrichten eine Bekanntmachung von sechs Präjudicien des Oberappellationsgerichts, welche nach Art. 3 des Gesetzes vom 7 Sept. 1838, die verbindliche Kraft der Präjudicien des Oberappellationsgerichts betreffend, landesherrlich genehmigt sind, und von denen Nr. 5 also lautet: Dem Richter ist nicht die Befugniß beigelegt, bei der Prüfung der Frage: ob ein Gesetz oder eine Verordnung als gültige Rechtsnorm anzuwenden sey, die Zweckmäßigkeit oder die verfassungsmäßige Entstehung desselben zu untersuchen und zu beurtheilen; derselbe hat vielmehr sein Augenmerk lediglich darauf zu richten, ob die Gesetze erlassen und in authentischer Form promulgirt worden sind.

Dänemark.

Rücksichtlich der Einberufung der Stände soll es jetzt bestimmt seyn, daß die Ständeversammlung der dänischen Inseln und die holsteinische auf den 14 Jul., die jütländische und schleswig'sche auf den 14 Oct. d. J. einberufen werden, daß jede von ihnen nur zwei Monate dauern wird, und daß die neuen Wahlen gleich im Anfang des nächsten Jahres stattfinden sollen. In der vor einigen Tagen stattgefundenen Generalversammlung der Preßfreiheitsgesellschaft machte der Procurator Christensen den Vorschlag, daß die Kopenhagener Abtheilung dieser großen Landesvereinigung die Repräsentanten auffordern solle, die baldigst zusammentretenden Stände zu ersuchen, bei Sr. Maj. dem Könige zu beantragen: daß sämmtliche, nach der Verordnung vom 27 Sept. 1799 emanirte Gesetze, die Preßfreiheit betreffend, annullirt werden möchten, nebst den Bestimmungen des §. 20 derselben Verordnung, eine specielle Censur für verurtheilte Verfasser betreffend, so daß die erwähnte Verordnung, mit Ausnahme des §. 20, das einzige0599 geltende Preßgesetz Dänemarks sey. Er bemerkte, daß das Verhältniß, in dem ein Schriftsteller durch die Verordnung vom 27 Sept. 1799 zu dem Gesetze stehe, durch eine Menge späterer Gesetze verwickelt worden, welche eben so drückend als unnatürlich seyen. Er zeigte, wie die Journalisten im Laufe der letzten Jahre mit Beschlagnahmen und Anklagen gleichsam verfolgt worden, und zwar meist höchst kleinlicher Collisionen halber, was er mit verschiedenen Beispielen beleuchtete. Der Vorschlag wurde fast einstimmig angenommen. Der bevorstehenden Ständeversammlung wird also von der aus vielen Tausenden Mitgliedern bestehenden Preßfreiheitsgesellschaft der Vorschlag gemacht werden, daß alle unter der Regierung Friederichs VI emanirten Gesetze, welche die Presse betreffen, annullirt werden. Die Redaction des Frisindede ist kürzlich von der dänischen Kanzlei in Anklagestand versetzt worden, und zwar wegen dreier in jenem Blatte sich befindenden Artikel. Der Verfasser einiger geistreichen politischen Blätter, Mag. Monrad, ist gestern von der dänischen Kanzlei wegen Uebertretung des Preßfreiheitsgesetzes belangt worden. Der erwähnte Artikel enthält eine Prüfung der jetzigen Verhältnisse mit Hinblick auf eine eventuelle Constitution. Da in demselben kein unvorsichtiger Ausdruck vorkommt, so ist demnach nur die Frage, welche bei den Instanzen abgemacht werden soll, ob man über eine Constitution schreiben und sprechen darf oder nicht. Der König hat gestern unserm ausgezeichneten Juristen, Conferenzrath Oersted, den Auftrag ertheilt, ein neues Criminalgesetzbuch für Dänemark zu verfassen, und behufs der erforderlichen Analogie des Criminalrechts in den Herzogthümern und des Königreichs mit der zu gleichem Zwecke daselbst ernannten Commission in Beziehung zu treten. (Dän. Bl.)

Oesterreich.

Die Rückreise II. MM. des Königs und der Königin von Sachsen, nach Dresden, ist auf Sonnabend den 14 d. festgesetzt. Eben einlaufenden Nachrichten aus Preßburg zufolge ist der Vorschlag des Pesther Comitats: Den Israeliten in Ungarn das Incolat und alle Rechte der Nicht-Adeligen zu ertheilen , von den Ständen einstimmig angenommen worden.

Der französische Botschafter, Graf St. Aulaire, reist heute von hier ab, um auf Urlaub nach Paris zu gehen. Aus Ofen wird gemeldet, daß in dem königlichen Palais daselbst große Vorbereitungen geschehen, und Alles in Stand gesetzt werde, um im künftigen Sommer die kaiserliche Familie aufnehmen zu können. Man glaubt nämlich, daß Se. Maj. der Kaiser einen Theil des Sommers in Ungarn zubringen wolle. Graf Moriz Esterhazy ist von Berlin nach Stockholm abgereist, um daselbst bis zur Ankunft des Grafen v. Woyna die Leitung der österreichischen Mission in Schweden zu übernehmen.

Türkei.

Ein Schreiben aus Konstantinopel vom 18 Februar im Journal des Débats bestätigt die Umtriebe der Partei der Sultanin Valide gegen den alten Großwessier Chosrew-Pascha. Die Ulemas und einige armenische Bankiers hätten ihre Beistimmung zu dem Plan der Verschworenen gegeben, welche Halil Pascha zum Großwessier erheben, und Reschid Pascha's so wie der übrigen Anhänger der Reformen durch einen Aufstand sich entledigen wollten. Weiter sagt das Schreiben über die Stellung des französischen Botschafters: Zwischen Hrn. v. Pontois und der Pforte ist es, wie ich Ihnen bereits früher gesagt, zu keinem offenen Bruch gekommen. Aber in Folge ziemlich lebhafter Erklärungen zwischen diesem Diplomaten und Reschid Pascha ist ihr gegenseitiger Verkehr noch peinlicher geworden, und Jedermann hält für gewiß, daß diese Kälte jeden Augenblick mit irgend einem unseligen Entschluß enden wird. Es ist dieß um so mehr zu befürchten, als Reschid Pascha sich offen in die Arme Rußlands geworfen, und keine Rücksicht mehr gegen ein Cabinet zeigen zu wollen scheint, welches, seiner Meinung nach, das ottomanische Reich der Macht Mehemed Ali's opfern will. Der Streit zwischen Lord Ponsonby und der hohen Pforte hinsichtlich der Absetzung des griechischen Patriarchen nimmt einen steigend bittern Ton an. Hr. v. Butenieff widersetzt sich der Absetzung des Patriarchen, und hat vor einigen Tagen einen außerordentlichen Courier deßhalb nach St. Petersburg abgefertigt. Man sieht der Antwort des Hrn. v. Nesselrode mit Spannung entgegen; denn nach dieser Antwort wird die Pforte unfehlbar agiren. Lord Ponsonby ist wüthend.

Hr. Zographos wird uns morgen verlassen. Nachdem der griechische Minister bereits überall seine Abschiedsbesuche abgestattet hatte, wußte er geschickt den Faden der von ihm mit der Pforte eingeleiteten Unterhandlungen wieder aufzunehmen und den Handelsvertrag, dessen Abschluß für den Augenblick bereits aufgegeben schien, zu Stande zu bringen. Hr. Zographos gab in einigen Punkten nach, wogegen sich die Pforte in andern minder exigent zeigte. Daß der englisch-türkische Tractat vom Jahr 1838 auch hier den meisten Bestimmungen zu Grunde gelegt wurde, habe ich bereits gemeldet. Man spricht viel von der Abberufung des Hrn. v. Pontois von Konstantinopel, indem man in Paris sich überzeugt habe, daß er zwar glänzende Eigenschaften und eine unermüdete Thätigkeit zu entwickeln wisse, in seinen Unternehmungen jedoch bisher wenig vom Glück begünstigt zu werden scheine. Wahr ist es nun zwar, daß Hrn. v. Pontois fast alle hier gemachten Versuche mißlangen; doch lag es offenbar nicht an ihm, sondern an den Umständen, in denen eben so wenig ein Anderer hätte reussiren können. Ob indessen das Gerücht von seiner bevorstehenden Abberufung irgend einen Grund habe, bleibt dahingestellt. Während der vier Tage, die dem Kurban-Bairam geweiht waren, hat der Sultan mehrere Moscheen besucht und sich seinem Volke wieder gezeigt. Se. Hoh. hatte dießmal ein etwas frischeres Aussehen als seit einigen Monaten her. Seit den letzten Entdeckungen, die hinsichtlich der Umtriebe, welche Mehemed Ali hier in der Hauptstadt, selbst in dem Schooß der kaiserlichen Familie spielen läßt, gemacht worden, scheint die Sultana Valide sich die Ungnade ihres Sohnes zugezogen zu haben. Der Sultan weicht mit einer gewissen Aengstlichkeit jeder Gelegenheit aus, mit derselben in Berührung zu kommen. Vor einigen Tagen sind neuerdings einige Eunuchen aus dem großherrlichen Serail entlassen worden. Sey es aus Menschlichkeit oder weil vielleicht die Mutter des Sultans selbst in das Complot verwickelt war, hat man dießmal eine Milde vorwalten lassen, die in frühern Zeiten unerhört war. Außer den bekannten stattgehabten Destitutionen ist keine Maaßregel der Strenge angewendet worden. Die Valide scheint aber fortwährend der Meinung zu huldigen, daß Mehemed Ali der beste Großwessier für ihren Sohn wäre, und daß der ehrliche Mann weiter nichts ambitionire! Es ist bereits nach Paris an Nuri Effendi der Befehl erlassen worden, sich nach London zu begeben, um an den daselbst zu pflegenden Conferenzen Theil zu nehmen. Die Idee Lord Palmerstons, daß ein türkischer Bevollmächtigter den Berathungen über die orientalische Frage als Conferenzmitglied beizuwohnen habe, wurde von dem Sultan mit Wohlwollen aufgenommen, der sich wiederholt äußerte, daß er dieß als einen neuen Beweis von den freundschaftlichen Gesinnungen0600 ansehen müsse, von denen das großbritannische Cabinet gegen die Pforte beseelt sey. Man kann sich inzwischen hier nicht bergen, daß es weit ersprießlicher hätte seyn dürfen, wenn die Mächte früher unter sich zu einer Einigkeit gelangt wären, von der man so viel gesprochen, die sich aber in der That noch nirgends gezeigt hat. Daß der Versuch in London zwischen Lord Palmerston und den conservativen Höfen wenigstens für den Augenblick gescheitert sey, ist hier seit drei oder vier Tagen die herrschende Ansicht. Gleichfalls glaubt man allgemein, daß man neuerdings auf den Punkt zurückgekommen ist, wo man im Monat Julius bereits gestanden. Dieß ist nun wenig erfreulich, so wie man es auch höchst sonderbar finden will, daß man zur Schlichtung unsrer Angelegenheiten und zur Berathung darüber sich nach dem andern Pol von Europa verfügen zu müssen glaubt.

0593

Deutsche Litteratur und französische Kritik.

(Fortsetzung.)

Die Natur der deutschen Sprache , fährt Marmier fort, trägt noch dazu bei, die Zahl dieser ephemeren Secten zu vergrößern. Sie selbst ist jeden Tag neuen Versuchen und neuen Analysen unterworfen; denn die Geister des achtzehnten Jahrhunderts haben sie wohl auf eine hohe Stufe der Ausbildung erhoben, aber nicht festgestellt. Keine Akademie meistert sie, kein Professor der Rhetorik zeichnet ihr ihre Wege vor. Sie muß nicht, wie die französische, sittsam spröde am Saum eines in allen seinen Windungen bekannten Pfades hinwandeln, die veralteten Redeweisen vermeiden und fliehen vor den Neuerungen. Sie leiht sich willig allen Einfällen und Launen des Schreibenden. Sie ist ernst und gesetzt, sie ist munter und leicht. Sie nimmt den Mantel des Mittelalters um, oder das Gazekleid unserer modernen Tage. Sie tätowirt sich mit Neologismen, sie wickelt sich in lange Perioden. Sie setzt Wörter zusammen, erfindet Adjective und schafft Inversionen. Im Süden versüßt sie ihre Sylben und vocalisirt ihre Mitlauter, um dem Ohr der Frauen und der Dichter zu schmeicheln. Im Norden verstärkt sie ihre Töne und bebt vor keiner Härte der philosophischen Terminologie und der Dialektik zurück. Hier ist die deutsche Sprache eine grobe Steifleinwand, borstig von Fremdwörtern, von in Substantive verwandelten Verbis, von schwerfälligen Tiraden, die ungestraft der Interpunction spotten. Dort, im Süden, ist sie eine mit Kunst gezeichnete, in allen ihren Einzelheiten sorgsam ausgearbeitete zarte Stickerei. *)Wenn wir obige zierliche Phrasen recht verstehen, so glaubt der französische Kritiker, Deutschland schreibe zwei verschiedene Dialekte: der poetische Süden eine weiche jonische Mundart, der philosophische Norden einen pythagoräischen Dorismus. Man könnte Hrn. Marmier mit recht namhaften Beispielen beweisen, daß nicht bloß in Griechenland der härteste Dorismus, der lakonische, gerade im äußersten Süden zu Hause war.Kurz, Deutschland hat so viele verschiedene Sprachen als es verschiedene Geistergattungen hat. Die Sprache des Dichters ist nicht die des Historikers, die des Philosophen gleicht nicht entfernt der des Romanschreibers. Hegel hatte sich einen Dialekt geschaffen, ein Drittel von dessen Wörtern man in keinem Lexikon findet, und noch andere deutsche Schriftsteller würden dem, der sie zu lesen den Versuch macht, gewiß einen Dienst erweisen, wenn sie ihren Werken ein kleines Glossar und einige exegetische Noten anhängen wollten; denn wenn schon aus all dieser Stylmannichfaltigkeit ein philologischer Reichthum erwächst, so verursacht sie leider auch oft einen beträchtlichen Wirrwarr, dergestalt daß viele deutsche Autoren, einzig und ausschließlich von dem Grundgedanken ihres Buchs erfüllt, die Sprache nahebei so behandeln, wie die Mystiker des vierzehnten Jahrhunderts den Leib, nämlich als eine grobe Geisteshülle, als einen werthlosen, keine Obsorge verdienenden Erdenstoff. Da lebte vor einigen Jahren in Heidelberg ein Professor, dessen Geist sich zu den höchsten Speculationen der Philosophie erschwungen hatte. Auf seiner langen mühevollen Laufbahn hatte er Alles studirt, Alles gelernt, bis auf eine Kleinigkeit, die ihm seiner ganz unwürdig schien: die ordinäre Kunst, das Gedachte lichtvoll auszudrücken. Wenn er einen seiner gelehrten Aufsätze für die Berliner Jahrbücher einschickte, versammelte sich jedesmal der ganze Redactionsausschuß, um sie zu spellen und zu verdolmetschen. Bei den dunkelsten Stellen wurde jedes Comitémitglied um seine Meinung befragt, aber oft sah diese ehrwürdige Jury, die keine Versammlung von Sphinxen (soll heißen von Oedipen) war, sich außer Stand, des Philosophen erhabene Räthsel zu entziffern, und warf sie, wenn auch mit Bedauern, in den Korb. Die Geschichte dieses Professors ist die von mehreren vielleicht sehr geistvollen Deutschen, die man aber nicht studirt, weil sie für das Verständniß zu schwer sind. Deine Karfunkel, o Munkel, sind mir zu dunkel!

In Ermangelung eines überlegenen Genius, der die Regeln des Schönen vorzeichnete und die Geister zweiten Ranges sich nachzöge, folgt jeder Schreibende der Straße, die ihm am besten gefällt; jeder von ihnen bildet sich seine Theorie und wählt, wohl oder übel, seine Sprache je nach dem Maaße seiner Kraft und Ausdauer. Je nach dem mehr oder minder fernen Wiederhall, den einige edirte Schriften finden, schwillt Jeder von der Idee seiner eigenen Wichtigkeit, bekränzt sich manu propria, und nennt sich König seines kleinen Reichs. Ein solcher Mann glaubt selbst an seine Legitimität, betitelt sich Souverän von Gottes Gnaden und der Musen, und würde jeden Angriff der Kritik auf sein Dominium als ein crimen laesae betrachten. Auch wir Franzosen haben unter uns eine Anzahl solcher litterarischen Königlein, die ihren Bestallungsbrief durch den Schriftsetzer, ihre Belehnung durch das Feuilleton empfangen haben. Indeß der Glanz ihres Diadems verblendet uns nicht über ihre Misere. Wann kein großer Schriftsteller am Horizont aufgeht, wann kein wichtiges Werk in der litterarischen Welt erscheint, da jammern wir Franzosen über den Verfall der Kunst, über die Armuth des Gedankens. Unser Nothschrei zeigt wenigstens an, daß wir das Gefühl eines bessern Zustandes in uns tragen. Unsere Befürchtungen drücken unsere Wünsche aus. Die Deutschen hingegen richten sich allbereits recht wohnlich ein in jener Art von Schlaf, worin nichts das Vergnügen ihrer Träume stört. Seit zehn Jahren, darf man sagen, hat ihrer eine große Zahl die Freuden der Ruhe und die Beatification der Mittelmäßigkeit geschmeckt.

Vermöge einer eigenthümlichen Anomalie sind diese nämlichen Deutschen, welche gegen einander stets eine schroffe Eitelkeit, eine reizbare Empfindlichkeit beobachten, den Fremden gegenüber die Bescheidenheit selbst. Einem Landsmann bestreiten sie mit Wuth die litterarische Krone; bereitwillig treten sie dieselbe ihren Nachbarn ab. Ein in ihrer Sprache geschriebenes, in ihrem Lande gedrucktes Buch läuft große Gefahr, von der Keule der Kritik zermalmt zu werden; ein Werk aber, das ihnen unter dem einfachsten Aeußern von jenseits des Rheins oder des Meeres zukommt, hat sehr nahe Aussichten auf ein deutsches Unsterblichkeitspatent. Dieser Zustand der Dinge ist traurig, denn er verräth zugleich Schwäche und Neid, ungerechte Strenge einer -, übertriebene Bewunderung andrerseits, und, was das Beklagenswertheste, Mangel an Nationalsinn. Der Fremde, welcher Deutschland liebt, der da weiß, was es war, und begreift, was es seyn könnte, sieht mit Betrübniß, wie es sich selbst erniedrigt, seiner Kraft vergißt, seine Sendung verläugnet. Und diesen Zustand, den wir hier bedauernd vermerken, kann Deutschland leider nicht in Abrede stellen. So lange Goethe lebte, hielt er es mit seiner starken Hand über dem Abschuß, den es jetzt hinab zu gleiten angefangen hat. Er suchte sein Vaterland in einem edelstolzen Nationalgefühl zu bestärken. *)Hier scheint also Marmier die Ansichten des Menzel'schen Buchs,0594 das er im Eingang citirt, nicht zu theilen. Wir auch nicht, obgleich Goethe seinen kräftigenden Einfluß auf das deutsche Nationalgefühl allerdings mit Olearius zu reden mehr implicite als explicite übte. Was Marmier, ohne Zweifel im Hinblick auf die Litteratur des jungen Deutschlands (die er doch oben selbst verschollen genannt hat!), von der erneuerten freiwilligen Unterordnung des geistigen Deutschlands unter Frankreich fabelt, zerfällt in sich. Gerade seit Goethe's Tod ist Deutschland, nach dem Spruch des Meisters: Jetzo, eh 'wir weiter schreiten, Stehe still und sieh dich um. des Werths seiner Nationallitteratur sich tiefer und inniger bewußt geworden. Eine gute Antwort auf solche Stimmen aus Paris findet sich in dem Artikel das Ausland und die deutsche Nationalität (Allg. Zeitung Nro. 62 Beilage), wo es unter Anderm heißt: Französische Melodramen und Romane haben in Deutschland ein Publicum der Bühne, der Leihbibliothek, das ist wahr, ebenso wahr jedoch, daß es unter den gesund Gebildeten nur Ein Urtheil über den Werth dieser Dinge gibt, und daß die Nation aufs entschiedenste eine Verwechslung ihrer selbst mit jenem Infusorienaufguß der Gesellschaft zurückweisen muß. Indeß, wenn auch in litterarischer Hinsicht, so ist es doch vielleicht in andern Beziehungen nicht überflüssig, aus der Feder eines Franzosen die Lehre zu vernehmen: daß die deutsche Nation, wenn sie die Achtung des Auslands anspreche, vorerst sich selbst achten müsse.Die Erinnerungen seines großen Jahrhunderts waren übrigens noch zu frisch, als daß sie nicht einen glücklichen Einfluß auf Deutschland hätten äußern sollen. Brauchte es ja doch nur um einige Jahre rückwärts zu schauen auf die erlauchten Namen, die großen Werke, die aus seinem Schooß hervorgegangen, um zu fühlen, was es an üppigem Fruchtsaft, an Lebensgluth in seinem Innern trug. Aber kaum waren die letzten Schimmer seines schönen Säculums erloschen, so lenkte Deutschland, unruhig und beängstigt durch das es umhüllende plötzliche Dunkel, schüchtern in die Bahn ein, der es ehedem gefolgt war. Jetzt steht es vor den Litteraturen des Auslands gebückter, als in der Zeit Gottscheds. (!!!) Man muß sehen, mit welcher Sorgfalt diese litterarischen Kräutersammler die exotischen Pflanzen in ihr Herbarium tragen, mit welchem Eifer zumal man das aus Frankreich Kommende sucht, und wie man unsere Bücher nachdruckt und übersetzt. In dieser hastigen Reproduction unserer Litteratur unterscheiden die Deutschen, man muß es sagen, nicht immer das Gute vom Schlechten. Sie betrügen sich über Styl und Verdienst mehrerer unserer Schriftsteller; in eine und dieselbe Wagschale legen sie Werke von sehr verschiedenem Werth, und in ihr Pantheon versetzen sie Namen, die man neben einander figuriren zu sehen nicht erwartete. Aus Furcht, den kleinsten Theil ihrer Ernte zu vergessen, raffen sie, vom Zweige der Ceder bis zum Ysopstängelchen, alles auf, was ihnen unter die Hand kommt. Es gibt unter den Franzosen keinen so winzigen Autor, der jenseits des Rheins nicht mehrfach citirt, analysirt und wahrscheinlich auch übersetzt worden wäre, denn Deutschland übersetzt Alles (wie Figura zeigt). In Leipzig, in Stuttgart u. s. w. hat man Uebersetzfabriken, wie es anderwärts Zitzfabriken gibt; Tagwerker, welche arbeiten für so und so viel den Cubikfuß, die Klafter; die Morgens beim Frühstück einen englischen oder französischen Roman übernehmen, und ihn nach zwei Tagen abliefern, vom Kopf bis zum Fuß in ein deutsches Gewand gekleidet, und fertig zum Eintritt in die Welt. Was man nicht in einem Buch unterbringen kann, setzt man in die Journale. Die Hamburger Litterarischen Blätter , die Frankfurter Didaskalia , die Jenaer Minerva , die Stuttgarter Europa und fünfzig andere Wochen - oder Monatsschriften verdeutschen unausgesetzt unsere Revuen und unsere Zeitungen. Unter diesen Sammlungen zeichne ich aus das Magazin von Hrn. Lehmann und die Blätter zur Kunde der Litteratur des Auslands von Hrn. Pfizer, denen es mindestens Ernst ist mit einer Aufgabe, welche die Andern nur so schnell als möglich abfertigen.

Das ist aber noch nicht Alles. Die Deutschen, nicht zufrieden damit, uns (die Franzosen) so aus der Ferne zu studiren, wollen uns in der Nähe sehen und stellen häufige Wanderungen zu uns an. Sie haben mehr als einmal unsern Schriftstellern vorgeworfen, Deutschland werde schlecht von ihnen geschildert, und sie möchten uns ohne Zweifel lehren, wie man Sitten, Geist und Art eines fremden Volks aufzufassen und zu studiren habe. Nun, will man wissen, wie die reisenden Deutschen, die da hingehen und sprechen: Ich habe Frankreich gesehen, dieses wirklich gesehen und studirt haben? Zwei Thatsachen mögen davon eine Idee geben. Vor ein paar Jahren langte ein Deutscher in Paris an wohl zu merken, es war ein mit wichtigen Functionen betrauter Mann, ein Universitätsprofessor, künftiger Consistorialrath, kurz ein Mann von Bedeutung. In der Rue Richelieu, diesem classischen Zufluchtsort der Fremden und der Provincialen, schifft er sich aus, und noch am Tage seiner Ankunft erbittet er sich schriftlich Audienz bei den zwölf Schriftstellern, die er als die Koryphäen der Litteratur betrachtet. Der erste war Hr. v. Chateaubriand, der zweite Hr. Paul de Kock, und wenn ich nicht irre, so folgte Hr. Touchard-Lafosse unmittelbar hinter Hrn. Victor Hugo. Wenn er heute wieder nach Paris käme, so würde er nicht umhin können, den Namen des Hrn. Flourens seiner Liste beizufügen. Nächsten Tags bestieg er ein Cabriolet und stattete eilf Besuche ab. Gern hätte er mit Einem Hiebe auch den zwölften gemacht, aber dazu mußte er die Barrière passiren, denn diese Visite galt Béranger, und der berühmte Dichter wohnte in Passy. Nachdem diese erste Strapaze überstanden, beschaute sich der Deutsche die Invaliden und Franconi, die Börse und das Café des Aveugles, den botanischen Garten und den Père-Lachaise. Er lorgnirte die Vorräthe dreier Buchhandlungen und zwei Läden mit Lithographien, notirte sich Einiges über den Stand der öffentlichen Angelegenheiten aus einer Abendzeitung und einem Pamphlet von Hrn. v. Cormenin, kaufte drei Romane, die er sich zu übersetzen vornahm (der künftige Consistorialrath?), und verfügte sich dann in die Messagerie Laffitte. Acht Tage nach seinem Einzug in die Straße Richelieu rollte er wieder auf der Heerstraße gen Deutschland, und kaum war er auf seiner Universität wieder angekommen, so erschien ein ziemlich dicker Band unter dem Titel: Briefe über Paris, von O. L. B. Wolff.

Ein anderer Deutscher, der noch nicht Professor ist, aber es werden will, und daher den Erfolgen des Professorats durch litterarische Erfolge präludiren möchte, lebt seit drei Jahren in Paris ganz so bescheiden zurückgezogen in seinem Hotel, wie er zu Göttingen oder Leipzig auf seinem Studentenzimmer hausen könnte. Er geht nicht aus, er kommt nicht unter die Leute, er mischt sich in kein politisches Mouvement und in keine Salonscoterie. Besucht ihn Jemand, so darf man versichert seyn, daß es ein Deutscher ist; entschließt er sich, an einem schönen Tage Pantoffel und Schlafrock auszuziehen und sich kecklich auf das Straßenpflaster zu wagen, so geschieht es gleichfalls, um einen Deutschen zu besuchen. Die übrige Zeit durchwühlt er mit einer wunderbaren Geduld die ungeschlachtesten Schweinlederbände, analysirt dabei den Moniteur von vorn bis hinten, und übersetzt ganze Spalten aus unsern Journalen. Ereignet, während er mit seinen Notenheften beschäftigt ist, sich gerade eine Emeute, oder fällt ein Ziegel vom Dach, so steckt er einen Augenblick die Nase durchs Fenster, und eilt dann, wie eine unermüdliche Ameise, an seine Arbeit zurück. 0595Nun, welches schöne Buch glaubt ihr wohl, daß er in dieser dem äußern Leben so hermetisch verschlossenen Zurückgezogenheit vorbereitet? Ein Werk in drei oder vier Octavbänden, das den Titel führen wird: Vom politischen, moralischen und intellectuellen Zustand Frankreichs im Jahr 1840 Daß das Buch eine von Seite der Forschung und Gelehrsamkeit treffliche Arbeit werden wird, das ist zu vermuthen; aber auch ein wahres und lebendiges Buch? Ich zweifle daran.

Gleichwohl, alle diese Bücher, gut oder schlecht, schnell oder langsam geschrieben, werden gedruckt und verkauft, denn die deutsche Nation bedarf unermeßlich viel Bücher. Bücher brauchen die Weltleute, die noch nicht, wie in Frankreich, vom Geräusch der Politik verschlungen sind; Bücher braucht jener ganze friedliche, glückliche Bürgerstand, der es sich zu einem süßen Gesetz gemacht hat, zu studiren und sich zu unterrichten; Bücher brauchen die Handwerker und die Bauern, die alle lesen können und in ihren Werkstätten oder auf ihrem Maierhof ein paar Bände haben wollen für die Winterabende und ihre Sabbathruhe. Daher kommt es, daß die deutschen Buchhändler, trotz mancher falschen Speculationen, und obgleich sie am Ende des Jahres einen Stoß jener unglücklichen retrograden Werke wieder ihr Lager beziehen sehen, die man Krebse (des Krebsen) nennt, sich annoch bereichern oder wenigstens ihr Geschäft in leidlichem Gleichgewicht erhalten.

(Fortsetzung folgt.)

Erläuterungen über die Westslaven.

(Beschluß.) Der Czechengegner schwebt in einem gewaltigen Irrthum in Beziehung auf die verschiedenen Verwandtschaftsgrade der slavischen Sprachen unter sich. Er ist seiner Sache zwar nicht recht gewiß, denn er sagt: Der czechische und moskowitische Dialekt stehen sich, wenn ich nicht irre, im Bau und Klange am nächsten das Polnische steht trennend zwischen dem Moskowitischen und Czechischen der Pole versteht den Slowaken, nicht aber den Czechen! Der Czechengegner irrt und zwar gewaltig. Traut er der Versicherung des Schreibers dieser Worte nicht, dem die Sprache des slavischen Volkes in Böhmen und Mähren, Schlesien und Ungarn durch persönlichen Verkehr bekannt, und dem der grammatikalische Bau der meisten übrigen slavischen Zungen nicht fremd ist, so möge er dem Ausspruche Dobrowsky's Glauben schenken,*)S. Dobrowsky Slowanka Th. I. S. 159. Dobrowsky Lehrgebäude der böhm. Sprache und Litteratur S. 30. Dobr. Instit. ling. slav. III, IV. Der Ansicht Dobrowsky's treten fast alle Linguisten bei, wie Durich Bibl. slav. p. 265. Adelungs-Mithridat. II. 610. u. s. w. aus dessen Eintheilung der slavischen Völker nach der Sprachverwandtschaft deutlich hervorgeht, daß die russische Sprache mit der bulgarischen, illyrischen und mit der Sprache der Südslaven überhaupt verwandt sey; die polnische hingegen sich der böhmisch-slovenischen und der Sprache der Lausitzer Serben am meisten nähere. Ueberdieß hat der Opponent seinen Irrthum eingestanden, indem er behauptet, der Pole verstünde den Slowaken, da doch die böhmische und slowakische Sprache bis auf einige Dialektnüancen eine und dieselbe ist, ja die letztere sich in mancher Beziehung der böhmischen Schriftsprache mehr nähert, als die Sprache des gemeinen Volkes in Böhmen und Mähren. Sogar der slavische Dialekt in Schlesien (das Wasserpolische) ist ein Mittelding zwischen dem Böhmischen und Polnischen, schließt sich aber in litterarischer und kirchlicher Beziehung größtentheils an die böhmische. In vielen Gegenden Schlesiens betet das Volk aus Büchern im reinsten Böhmisch geschrieben, es hört die Predigt in böhmischer Sprache, es singt fromme und weltliche Lieder in ausdrucksvollen böhmischen Tönen, auf den Kirchhöfen findet man böhmische Aufschriften, wie ich mich davon persönlich überzeugte. Es verbindet also noch immer die Böhmen, Mährer, Slowaken und Schlesier ein und dieselbe Sprache. Wer es also wagt, den alten Kanon unserer Schriftsprache anzutasten, der rüttelt muthwillig an dem natürlichen Bande, welches diese vier Völker verbindet, und gräbt das Grab unserer uralten Verbrüderung. *)Casop. cesk. Museum 1839. 2tes H.Dieser Ausspruch eines gewiß competenten Richters bezieht sich auf einige katholische Geistliche des Tyrnauer Bezirks in Ungarn, die, von dem Pfarrer Ant. Bernolak dazu angeleitet, in ihrem Dialekte schrieben und zum Theile noch schreiben und zwar nach Regeln, die sie sich willkürlich festsetzen. Vielleicht meint der Czechengegner diesen Dialekt, da er von einer Sprache der Slowaken, die sich mehr der polnischen als der böhmischen Sprache nähern soll, fabelt. In diesem Falle muß er die ausdrückliche Versicherung hinnehmen, daß die Bernolak'sche Grammatik von der böhmischen bloß in einigen nicht bedeutenden Punkten abweicht, von der polnischen aber weit mehr als die deutsche von der schwedischen verschieden ist. Es ist Thatsache, daß die Slowaken,**)Um ferneren Mißverständnissen auszuweichen, wird erklärt, daß hier bloß von dem etwa 3,400,000 Seelen zählenden Volke der Slowaken, nicht aber von den unter ihnen angesiedelten Russinen und den polnischen Goralen die Rede sey. deren redliches Streben nach höherer, ächt nationaler Bildung Achtung, ja wenn man die Schwierigkeiten erwägt, mit deren dieses Urvolk des Karpathenlandes zu kämpfen hat, Bewunderung verdient es ist Thatsache, daß diese Slaven nicht nur von Böhmen und Mähren aus mit geistlichen und weltlichen Schriften und katholischen Gebetbüchern versehen werden, sondern daß sie bereits böhmisch-slovenische Druckereien und Buchhandlungen wie jene des verdienstvollen Fejérpataky zu St. Miklos besitzen. Man findet in der Zeitschrift Kwety (nicht Kwutz, wie es im Aufsatze des Opponenten wahrscheinlich als Druckfehler stand) häufige Correspondenzartikel, die über das Gedeihen der Volkscultur, Schullehrervereine, Lesegesellschaften, Casinen u. s. w. unter den Ungarn der böhmisch-slovenischen Zunge Nachricht geben. Endlich sind ja der größte jetzt lebende Dichter der Westslaven, Kolár, und der größte Historiker aller Slaven, Schafarik, geborne Nordungarn, an die sich noch eine Reihe bedeutender Schriftsteller, demselben Lande entsprossen, anschließt. Kann der Gegner auch nur einen einzigen Gelehrten unter den Slowaken nennen, der je ein polnisches Buch geschrieben hätte? Der Antagonist behauptet ferner, daß nur protestantische Pfarrer unter den Slowaken auf der Kanzel czechisch sprächen, weil sich der Protestantismus dahin aus Böhmen geflüchtet hatte. Soll dieß eine indirecte Anklage gegen die Reinheit der katholischen Gesinnung derjenigen seyn, die sich der Partei der czechischen Slaven anschließen? Dann bedarf der Czechengegner nothwendig einer Aufklärung über diesen Punkt. Ja die katholische Geistlichkeit in Böhmen, Mähren und in neuester Zeit im nördlichen Ungarn ist die Hauptstütze der erwachten böhmischen Litteratur, sie bildet den Kern des böhmischen Lesepublicums, wie es die Pränumerationsverzeichnisse czechischer Bücher ausweisen. Ein großer Theil der würdigen Diener der Kirche widmet seine Muße und seine pecuniären Mittel der vaterländischen Litteratur,0596 in der festen Ueberzeugung, daß dadurch mittelbar das religiöse und sittliche Wohl des Volkes gefördert werde. Zertrümmert dem Volke die alte Form, und die nackt liegende, wenn auch heilige Wahrheit wird in seinem Verstande gleichfalls tödtlich berührt; verunglimpft und verachtet die Sprache des Landmanns, in der ihm und seinen Urvätern das Evangelium gepredigt wurde, so habt ihr bei ihm mit verbrecherischer Hand die Heiligkeit des Evangeliums selbst angetastet. Von dieser Wahrheit durch bittere Erfahrungen überzeugt, ist nun die Geistlichkeit bemüht, durch Achtung und Pflege des Organs, durch welches ihre Rufe an das Herz des Volks tönen, die Religiosität und die Sittlichkeit selbst zu beschützen; daher ist das Vaterland hohen Dank den Biedermännern schuldig, die an ihrem wichtigen Posten eine Stütze der gesunkenen theueren Muttersprache und eben dadurch eine Schutzwehr der religiösen Volksbildung geworden sind.

Höchst bedauernswerth ist das Urtheil des Czechengegners, das er über die wahren Zierden der slavischen Litteratur, Jungmanns böhmisches Wörterbuch und Schafariks Alterthümer fällt. Er meint, diese Werke hätten viel besser in lateinischer Sprache geschrieben werden können! Wie erfreulich wäre es für die Deutschen, wenn Adelung sein großes Wörterbuch, Johannes v. Müller seine Geschichte der Schweiz und Schiller die Geschichte des dreißigjährigen Krieges in lateinischer Sprache geschrieben hätten, damit ja diese linguistischen und historischen Werke auch den nichtdeutschen Gelehrten zugänglich wären! Es wäre durchaus nicht unbillig, wenn man von dem Vertreter der übrigen Westslaven verlangte, daß er wenigstens eine oberflächliche Kenntniß der Hauptzweige des großen slavischen Sprachenbaumes besäße, damit er im Stande sey, z. B. das große polnische Wörterbuch von Linde, das man vor 20 Jahren in Polen die Zierde des 19ten Jahrhunderts genannt, mit Jungmanns gewiß gründlicherer und vielseitigerer Arbeit zu vergleichen. *)Se. Maj. der Kaiser von Oesterreich hat vor kurzem das hohe Verdienst des gelehrten Jungmann durch die Verleihung des Leopoldordens zu würdigen geruht.Ueber Schafariks großartiges Werk will ich bloß die Schlußworte des Historikers Palacky aus dessen Beurtheilung der slavischen Alterthümer anführen: Wir scheuen uns nicht öffentlich zu verkünden, daß schon seit langer Zeit, in keinem Lande, bei keinem Volke in Europa eine ähnliche Erscheinung ans Tageslicht trat, wie diese, mit der gegenwärtig unsere böhmische Litteratur prangt. Der edle Verfasser, der mit Aufopferung jedes Gewinnes seinem Volke dieses theuere Opfer gebracht, kann den gebührenden Lohn allein im Bewußtseyn solch einer Handlung finden. Wer so uninteressirt, so aufrichtig und ganz nur der Wissenschaft und seinem Volke lebt, der wird auch nach dem Tode nicht aufhören im Volke zu leben, und die späten Enkel werden das Maaß der Dankbarkeit füllen, wenn dieses den Zeitgenossen nicht gelungen war. Und wahrlich, wenn auch in künftigen Jahrhunderten das Schicksal die Vernichtung der böhmischen Sprache und somit auch die Vernichtung des böhmischen Volkes verhängen sollte was Gott abwenden wolle so wird sein Werk doch nicht untergehen, sondern es wird fortfahren reichen Segen zu bringen, so lange ein Slaventhum und eine Geschichtsforschung bestehen wird! Und dieses Werk Schafariks hätte nach dem Urtheile des Opponenten füglicher lateinisch geschrieben werden sollen! Man schließe daraus auf die Kenntniß der westslavischen Sprache und Litteratur, mit welcher der Opponent, der ein Urtheil über dieselben in Anspruch nimmt, ausgerüstet seyn muß.

Der Gegner ist darüber indignirt, daß er in dem Aufsatze des Philoczechen kein Wort der Theilnahme für die übrigen Westslaven (die Polen) fand, und vermuthet deßwegen, der Verfasser jenes Artikels sey ein nordischer Emissär. Was das Politische in dieser Insinuation betrifft, so ist oben bereits darauf geantwortet. Indessen kann man, wenn man reiflich über die geographischen, politischen und linguistischen Verhältnisse der slavischen Völkerschaften nachdenkt, Polen unmöglich zu den Westslaven rechnen. Wenn auch die polnische Sprache an deutsche Provinzen des Königreichs Preußen streift, so zieht sich doch dieselbe Sprache, breit und mächtig, tief in das Herz des russischen Reichs hinein, so daß man die Polen mit vollem Recht die Centralslaven, die Russen die Nord - und Ostslaven, die Serben, Illyrier, Slavonier, Bulgaren, Montenegriner u. s. w. die Südslaven nennen muß, während den durch dieselbe Sprache und Litteratur verbundenen Böhmen, Mähren, Slowaken und Schlesiern der Name der Westslaven zukommt.

Und nun, nachdem einige der hervorragendsten Irrthümer und Mißverständnisse jenes polemischen Aufsatzes aufgeklärt und berichtet worden, reiche ich dem Gegner die versöhnende Rechte, die Schlußworte seines Artikels beherzigend, in denen sich die Wünsche und Gefühle nicht nur der West - und Südslaven, sondern aller hell in die Zukunft blickenden Staatsmänner Europa's concentriren: Ich lebe der festen Hoffnung, daß sich unter Oesterreichs Schutz ein großer Theil der Westslaven näher an einander schließen, sich zu einer intelligenten Masse entwickeln und zu einem Nationalbewußtseyn gelangen werde, das kräftig genug ist, jedes zerstörend einwirkende Element von sich abzuhalten. Kein Gebildeter, in dessen Brust ein Gefühl für das Wohl und Weh eines ganzen Volkes lebt, wird das Streben der Süd - und Westslaven, durch die Cultur der Muttersprache eine höhere Stufe der moralischen und intellectuellen Bildung zu ersteigen und sich eine bedeutendere Geltung unter den gebildeten Nationen Europa's zu erringen, seinen vollen Beifall versagen. Es wird sich gewiß nach wenig Decennien, wenn die Regierung Oesterreichs dieses Streben durch zweckmäßige Unterrichtsanstalten aufmunternd unterstützt, der Ruf von den fleißigen, gewerbthätigen, intelligenten Slaven des österreichischen Kaiserstaates verbreiten, statt daß man jetzt von den faulen, leichtsinnigen, dem Trunk ergebenen Slaven spricht. *)Z. B. das weitverbreitete Handbuch von Hoffmann die Erde und ihre Bewohner. S. 327.Nur möge man sich von der moralischen und politischen Wichtigkeit dieses Gegenstandes durch gründliche Verständigung überzeugen, und kleinlichen Befürchtungen nicht Raum geben. Die neue, czechisch-slavische Litteratur, durch die Resultate deutscher Denkkraft, deutscher Kunst und Philosophie geläutert, wird eine neue, glänzende Aera feiern, ohne deßhalb ihren historischen, nationalen Charakter aufzugeben. Möge altes Unrecht und alter Groll vergessen seyn auf immer; möge die neuere, von innigerem Geiste durchwehte Humanität des westlichen Europa's vertrauensvoll die Westslaven in ihren Schutz nehmen, die einst ihre Schuld getreulich abzahlen werden, wenn die im Osten dumpf grollende Gewitterwolke sich verderbendrohend entladen sollte! **)Die Redaction der Allgem. Ztg. ersucht den geehrten Verfasser obiger Abhandlung freundlichst um gefällige bestimmtere Angabe seiner Adresse.

Die Operationen der Engländer gegen China.

Die Angaben und Sagen, welche die verschiedenen englischen Journale und Zeitungen vor kurzem über die Operationsplane gegen China mitgetheilt haben, sind keineswegs aus officieller0597 Quelle geflossen, sondern bloß den zahlreichen Flugschriften entnommen, welche in der letzten Zeit über diesen Gegenstand erschienen sind. Obgleich England die unbeschränkteste Preßfreiheit genießt, so werden doch nirgendwo auf Erden die Maaßregeln der Regierung geheimer gehalten, als in diesem Lande. Sicher ist, daß die Blokade der Tigermündung und des ganzen Cantonflusses auf die energische Erklärung der amerikanischen Kaufleute in China, sie würden die englische Regierung und den Oberaufseher Elliot persönlich verantwortlich machen für jeden Verlust, der ihnen dadurch werden könnte, schnell wiederum aufgehoben worden ist. Zugleich mit dieser Erklärung übersandten diese Kaufleute an ihre Regierung zu Washington eine ausführliche Denkschrift über den amerikanischen Handel mit China, und baten, man möchte einige Kriegsschiffe nach den östlichen Meeren senden, um bei irgend einem unerwarteten Ereignisse gerüstet dazustehen. Der Handel der Vereinigten Staaten mit dem Mittelreiche, auf den wir nächstens in einem ausführlichen Artikel zurückkommen werden, ist sehr bedeutend, und Bruder Jonathan ist kein Poet er will bei der Theilung des östlichen Asiens nicht zu spät kommen. Hat er doch erst vor kurzem einen, freilich unglücklichen Versuch gemacht, in Japan Zutritt zu erhalten! Was die englische Gemeinde zu Canton betrifft, so wünschte sie schon seit längerer Zeit, daß der Krieg gegen China, der am Ende doch nicht zu vermeiden wäre, so bald als möglich beginnen möchte, damit man die Chinesen wegen ihres unerträglichen Hochmuths züchtigen könne. Alle die zahlreichen Flugschriften, welche während des letzten Jahrzehents zu Canton, Macao und London erschienen, waren beinahe durchgängig in diesem kriegerischen Sinn abgefaßt. Es werden darin drei verschiedene Weisen angegeben, und mitunter ausführlich besprochen, wie man, wenn der Krieg wirklich ausbräche, gegen das Mittelreich verfahren könne und müsse. Die einen wollten, man sollte geradezu mit einigen Linienschiffen und Fregatten in den Meerbusen des nördlichen unabhängigen Kreises dieß heißt Pe tsche li zu deutsch segeln und den berühmtesten Handelsplatz des Reiches, Tien tsin oder Himmelsfurt so genannt, weil er sechs bis sieben deutsche Meilen oberhalb der Mündung des Pe ho liegt, der zur Residenz des Himmelssohnes führt in Besitz nehmen, wo man, dieß ward zur Ermunterung der Schüchternen hinzugefügt, alsbald für englische Wollenwaaren einen bedeutenden Absatz finden würde. Man könnte von hier aus (Tien tsin liegt 39° 10 '0' 'n. Br. 45' östl. L. von Peking) auf dem Pe ho oder weißen Strome vermittelst eiserner Dampfboote bis in die Nähe von Schun tien fu (39° 55 'n. Br. östl. L.) oder der dem Himmel gehorchenden Stadt dieß ist der officielle Titel der Hanptstadt des Reichs segeln, die Zufuhr auf dem großen kaiserlichen Canale, welcher sich unter 39° 11' n. Br. 48 'östl. L. von Peking mit dem Pe ho vereinigt, abschneiden, und so den Himmelssohn innerhalb seiner Residenz aushungern. Man würde dann natürlich dem abgemagerten Hofe nach Belieben die Friedensbedingungen vorschreiben können. Würde dieser Operationsplan, was nicht sehr wahrscheinlich ist, angenommen werden, so müßte man natürlich zwölf - bis zwanzigtausend Mann indischer Truppen in Bereitschaft haben, um im Nothfall landen, und die chinesischen Heere, welche ohne Zweifel in zahlreichen Haufen an den Ufern des Flusses sich sammeln würden, zurückschlagen zu können ein Unternehmen, das sicherlich mit wenigen Schwierigkeiten verbunden seyn wird. Ein anderer Theil der englischen Kaufleute hielt es für das geeignetste, einige Inseln oder Inselgruppen längs der chinesischen Küste in Besitz zu nehmen, und dann von hier aus einen regelmäßigen Schmuggelhandel mit dem festen Lande im Großen zu organisiren. Dieser Plan soll, nach einer Angabe im englischen Courier, die er aus der zuverlässigsten Quelle geschöpft haben will, in dem jetzigen Kriege gegen China auch wirklich befolgt werden. Man werde sich zuerst der Gruppe Tschu san*)Der Courier schreibt fälschlich Tschu nan, ein Irrthum, den alle Zeitungen des Continents wiederholt haben., ungefähr eine deutsche Meile vom festen Lande des Kreises Tsche kiang entfernt, bemächtigen, und dann sich wohl gegen die Fischerinseln, gegen Formosa und die Lieou kieu wenden. **)Wir werden demnächst in unsrer Beilage einen Aufsatz liefern über die südöstlich von China gelegenen Inselgruppen und ihre Colonisirung durch die Engländer.Man täuscht sich aber, wenn man glaubt, die Chinesen würden, wenn sie die längs der Küste sich hinziehenden Inseln verloren haben, alsbald Frieden machen. Es wird im Gegentheile dieß bloß das Vorspiel seyn zur vorläufigen Besitznahme der südlichen Kreise des festen Landes, was dann sicherlich ohne ernstliche Einsprache der Nordamerikaner nicht geschehen wird. Eine dritte Partei der Engländer ist mit dieser partiellen Eroberung nicht zufrieden, sie möchte lieber mit einemmale des ganzen Reichs sich bemächtigen, und es vermittelst brittischer Residenten von Peking aus regieren lassen. Nach ihrem Wunsche sollte die ganze langgestreckte Küste China's in Blokadestand erklärt, und zugleich der Handel, die Schifffahrt und der zur Nahrung der dichten Bevölkerung unentbehrliche, äußerst ergiebige Fischfang längs der Küsten vernichtet werden. Das dadurch zur Verzweiflung gebrachte Volk würde sich dann sicherlich gegen seine eigene Regierung erheben, sich dem zahlreichen geheimen Bunde des Himmels und der Erde (Tien ti hoey) anschließen, und die Mandschu nach ihrer alten Heimath, zum langen weißen Berg zurückjagen. Man könnte dann, so sprechen die Anhänger dieser Ansicht, eine einheimische chinesische Dynastie auf den Thron rufen und, wie dieß erst vor kurzem in Afghanistan geschehen, in ihrem Namen von dem ganzen Reiche Besitz nehmen und es regieren. Welcher Plan nun aber auch von der Weisheit Großbritanniens befolgt werden, welcher Partei man sich in die Arme werfen wird, so viel ist sicher, die Stunde des chinesischen Reiches hat geschlagen. Es wird in den nächsten Jahrzehnten solcher wundervollen Wege bedient sich die Vorsehung, um ihrem Ziel entgegen zu eilen dieser große Theil der Bevölkerung der Erde der Weltbewegung zurückgegeben werden.

0598

[903]

Todes-Anzeige.

Allen unsern Verwandten, Freunden und Bekannten geben wir die traurige Nachricht, daß unsere innigst geliebte einzige Tochter Marie heute Morgens 3 / 4 5 Uhr an den Folgen einer Lungenlähmung, mit allen Tröstungen unserer heiligen Religion versehen, in ein besseres Leben hinübergegangen ist.

Ihr Hinscheiden war wie ihr Leben sanft, ruhig und dem göttlichen Willen ergeben; ihr Verlust ist für uns unersetzlich, und nur die angenehme Hoffnung, die Unvergeßliche jenseits wieder zu finden, vermag uns Kraft zu geben, diese höhere Fügung standhaft zu ertragen.

Indem wir im tiefsten Schmerzgefühle um stille Theilnahme an dem uns betroffenen Unglücksfalle bitten, empfehlen wir uns der ferneren Freundschaft und Gewogenheit. Amberg, den 8 März 1840

G. Th. v. Schmitt, Präsident des k. Appellationsgerichts der Oberpfalz und von Regensburg, Ritter des Verdienstordens der bayer. Krone, Vater.

Sabine v. Schmitt, Mutter.

[512-51]

Gesellschaft zur Erbauung von Eisendrahtbrücken in Deutschland und den angränzenden Ländern.

Eine Gesellschaft, welche schon lange in Paris besteht, und sich bisher ausschließlich mit Errichtung von Eisendrahtbrücken in Frankreich beschäftigte, so daß sie darin einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat, ist willens, ihre Industrie auch in das Ausland auszudehenen.

Sie ersucht daher diejenigen Behörden oder Personen, welche willens seyn sollten Eisendrahtbrücken zu errichten, sie sofort davon in Kenntniß zu setzen. Sobald eine solche Anzeige hieher gelangt seyn wird, werden von hieraus sogleich die nöthigen Fragen aufgegeben, nach deren Beantwortung die Gesellschaft den Plan zur Brücke in kurzer Zeit einsenden und zugleich die Summe und deren Zahlungstermine bestimmen wird, um welche sie die Brücke mit allen nöthigen und gewünschten Erfordernissen der Stärke, Dauer, Zweckmäßigkeit, Bequemlichkeit und Schönheit, fix und fertig hinstellt, so wie sie dem Gebrauche des Publicums zu übergeben ist.

Es wird überflüssig seyn, darauf aufmerksam zu machen, welche ungemein großen Vortheile durch die Benutzung dieses Anerbietens erreicht werden. Allen unrichtigen Kosten-Anschlägen und sonstigen Fehlschritten wird vorgebeugt, und die Brücke wird zu einem vorher genau gekannten billigen Preise in ganzer Vollkommenheit hingestellt, welche beiden Eigenschaften möglicher Weise nur da mit vollständigem Erfolg zu erreichen sind, wo jahrelange eigene Ausübung und Erfahrung die Benützung jedes Vortheils und die Anwendung jeder zweckmäßigen und wünschenswerthen Verbesserung gelehrt haben.

Da für die pünktlichste Erfüllung dieser Verbindlichkeiten die nöthigen Garantien geleistet werden, so ist dadurch jedem Zweifel und allen Bedenklichkeiten vorgebeugt, und die Gesellschaft kann mit Recht das unumschränkte Zutrauen ansprechen, welches sie stets zu rechtfertigen wissen wird.

Briefe, die jederzeit in deutscher Sprache beantwortet werden, erbittet man sich unter nachstehend bemerkter französischer Adresse: Paris, im Februar 1840

Die Eisendrahtbrücken-Gesellschaft fürs Ausland.

La Société des ponts de fil de fer pour l'Etranger. Nro. 1 rue St. Hyacinthe St. Honoré.

[790-92]

Siebente Generalversammlung der Actionnäre der a. p. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn.

Die Direction der Kaiser Ferdinands-Nordbahn gibt sich im Sinne des §. 26 der von Sr. Majestät für diese Actien-Gesellschaft bewilligten Statuten die Ehre, diejenigen P. T. Actionnäre, welche am 30 December 1839 als Eigenthümer von zehn oder mehr Actien in den Büchern der Gesellschaft eingetragen waren, als stimmfähige Mitglieder zur siebenten Generalversammlung einzuberufen, in welcher: 1) der Stand und die Fortschritte der Unternehmung, so wie die Ergebnisse des Bahnbetriebes und die für das laufende Baujahr vorerst getroffenen Verfügungen zur Kenntniß gebracht; 2) die Rechnungs-Abschlüsse für das abgelaufene Geschäftsjahr zur Untersuchung vorgelegt; 3) das Detail-Project und die Kostenüberschläge für die nunmehr der Allerhöchsten Entscheidung vorliegende Preßburger Flügelbahn mitgetheilt; 4) die zur Concessions-Erwirkung des Stockerauer Bahnflügels stattgefundenen Verhandlungen berichtet; 5) die gemäß einer Allerhöchsten Entschließung genehmigte Verbindung mit der Warschau-Wienerbahn berathen; 6) die in der letzten Generalversammlung angeordneten Vorerhebungen für die Verbindung der Nordbahn mit Prag vorgelegt werden; ferner0599 7) über die durch versäumte Einzahlung der fünften und sechsten Rate, der Gesellschaft anheim gefallenen Actien, und die größtentheils hierüber eingelangten Reclamationen verfügt, und endlich 8) die Wahl dreier Directoren für die, gemäß §. 52 der Statuten austretenden drei Directions-Mitglieder getroffen werden soll.

Die stimmfähigen P. T. Actionnäre werden daher eingeladen, sich Montag den 30 März 1840um 9 Uhr Morgens zu dieser siebenten Generalversammlung im Bahnhofe am Prater persönlich einfinden zu wollen, und die Direction wird denselben zu ihrer Legitimation beim Eintritte besondere Einladungsschreiben zuzusenden die Ehre haben.

Wien, den 29 Februar 1840

Die Direction der a. p. Kaiser Ferdinands-Nordbahn.

[353-56]

Entgegnung.

Einem in der Preußischen Staatszeitung gegen die Ehre meines Hôtels gerichteten Angriff glaube ich durch einen im Pesther Tageblatt abgedruckten, aus der Feder des hohen Reisenden geflossenen Artikels, genugsam entgegnen und die böswillige Verdächtigung hiemit entkräftigen zu können. Pest den 18 Januar 1840

J. Bartl, Gasthofinhaber zur Königin von England in Pesth.

Der Artikel lautet folgendermaßen: Der Redacteur dieser Blätter ist von dem Fürsten Pückler-Muskau mit einem Schreiben beehrt worden, an dessen Schlusse es heißt: Nun habe ich noch eine kleine Bitte; nämlich in Ihrem Blatte Folgendes einzurücken: Ich höre, daß der Pesther Correspondent der Preußischen Staatszeitung in dieses Blatt einen Artikel hat einrücken lassen, worin sich folgende Stelle befindet: .... Diese Pesther Hôtels sind aber keineswegs das, was ihr Namen erwarten läßt. Es ist nur Nachahmung des Aeußern, aber das Innere! Vorzüglich weit hat es ein sogenanntes erstes Hôtel in diesem Scheinwesen gebracht. Fürst Pückler, der lange darin wohnte, zog, wie viele Andere, aus, und befindet sich gegenwärtig in einem andern u. s. w.

Da hier mein Name genannt wird, um eine Ansicht zu bekräftigen, die ich durchaus nicht theilen kann, so halte ich es für Schuldigkeit, in Bezug auf meinen braven Wirth zu erklären: 1) daß ich aus besagtem Hôtel, zur Königin von England, nie ausgezogen bin, sondern darin, bis zu meiner Abreise nach Wien, unausgesetzt verweilte; 2) daß ich in Deutschland wenige Hôtels kenne, welche dem genannten gleich kommen, wo ich vortrefflich wohnte, die Kost nach allen billigen Ansprüchen, welche an einen Gasthof gemacht werden können, völlig genügend fand, und durchgängig daselbst eben so billig als mit der größten Aufmerksamkeit und Bereitwilligkeit behandelt worden bin. H. Fürst von Pückler-Muskau.

Wien, den 10 Januar 1840

[851-53]

Vorladung.

Leopold Frhr. v. Kronegg auf Loderham und Asenham, Landgerichts Pfarrkirchen in Niederbayern, ist schon seit dem Jahre 1800 landesabwesend. Die letzten Nachrichten von ihm sind des Inhalts, daß er im Jahre 1805 Bucharest verlassen haben soll, um in seine Heimath zurückzukehren, wo er aber nicht ankam, und seitdem vermißt wird. Auf den Antrag seines Hrn. Sohnes, Joseph Frhrn. v. Kronegg, wird nun gedachter Leopold Frhr. v. Kronegg oder seine etwaigen hierorts unbekannten Descendenten hiemit aufgefordert, in termino von drei Monaten sich hierorts zu stellen und über ihre Person sich zu legitimiren, widrigenfalls er für todt erklärt und sein hierländisches Vermögen, bestehend in dem Achtelantheil an den Lehen bei den Gütern Asenham und Loderham, seinem Sohne Joseph Frhrn. v. Kronegg gegen Caution werde ausgeantwortet werden.

Am 28 Februar 1840

Königl. bayer. Kreis - und Stadtgericht Passau.

Burger, Dir.

van Douwe.

[888-90]

Edictal-Citation.

Die Halbhofsbesitzerin Magdalena Ballis zu Rettenbach, geborne Schütz, hat gegen den landesabwesenden Gütlerssohn Friedrich Schaffner von Unterschachach d. G. bei hiesigem Gerichte Klage wegen Vaterschaft und Kindesalimentation gestellt.

Zum Versuche der gütlichen Ausgleichung, oder zur protokollarisch schlüssigen Verhandlung des Gegenstandes wird auf Mittwoch den 3 Junius 1840 Vormittags 9 Uhr, Termin festgesetzt, wozu der Geklagte hiermit anher vorgeladen wird.

Schrobenhausen, am 4 März 1840

Königliches Landgericht Schrobenhausen.

Ramsauer.

[778-80]

Gläubiger-Vorladung.

In der Debitsache der Weber Paul Kastl'schen Eheleute zu Ergolsbach wurde das gemeinschuldnerische, im Executionswege verkaufte Anwesen dem Handelsmann Seligmann Held zu Regensburg als Meistbietendem adjudicirt, und solcher, nachdem er den Kaufschilling zu 1305 fl. am 11 September l. J. erlegt hat, am 17 dieß in den Besitz desselben durch Expulsion der Paul Kastl'schen Eheleute gerichtlich immittirt.

Da nun nebst dem Handelsmann Emanuel Aub aus Fürth, dem k. Advocaten Schoen zu Deggendorf und dem Landgerichtsoberschreiber von da, welche die Execution erwirkt haben, auch noch mehrere Hypothekar - und Chirographargläubiger nach den Debitacten Ansprüche an die Paul Kastl'sche Debitmasse und resp. den dahier in deposito befindlichen Anwesens-Kaufschilling zu machen haben, so werden sowohl die nach den Acten bekannten Gläubiger, als wer sonst noch immer etwas an die Debitmasse der Paul Kastl'schen Eheleute zu Ergolsbach zu fordern hat, vorgeladen, am 6 April k. J. entweder selbst oder durch gehörig Bevollmächtigte dahier zu erscheinen, und ihre Forderungen an die Debitmasse geltend zu machen. Da mit der Liquidationsverhandlung zugleich ein Versuch verbunden werden soll, die Debitsache zur Vermeidung eines kostspieligen Concurses im Vergleichswege zu beendigen, und hiernach die Auszahlung des nach Abzug der Gerichtskosten noch verbleibenden Kaufschillingsrestes zu beschäftigen, so werden die Gläubiger zu dieser Tagsfahrt unter dem Rechtsnachtheile vorgeladen, daß die Nichterschienenen als dem Beschlusse der Mehrheit beitretend erachtet werden.

Rottenburg, am 28 December 1839.

Königliches Landgericht Rottenburg.

Galler, Landrichter.

[816-18]

Nürtingen.

Die Spitalgebäude dahier, welche in den frühern Blättern beschrieben worden, sind nun heute zu 18,250 fl. angekauft worden. Zur nochmaligen und endlichen Versteigerung ist Dienstag der 24 d. Monats bestimmt, an welchem Tage sich die Liebhaber Morgens 10 Uhr auf dem hiesigen Rathhaus einfinden mögen. Den 3 März 1840

Hospital-Verwaltung.

[879]

Ausschreibung der Directorstelle am Schullehrerseminar des Kantons Zürich.

Gemäß dem vom großen Rathe am 26 Februar 1840erlassenen Gesetze über das Schullehrerseminar des Kantons Zürich wird die Stelle des Directors dieser Anstalt zur Bewerbung ausgeschrieben. Die Anstellung geschieht je auf sechs Jahre mit steter Wiederwählbarkeit. Die Pflichten des Directors sind: die unmittelbare Leitung und Beaufsichtigung des Seminars in allen Beziehungen; die Uebernahme von 14 bis 18 wöchentlichen Unterrichtsstunden, worin die Pädagogik begriffen seyn soll; die Leitung der praktischen Uebungen der Seminaristen in den Musterschulen und der Conferenzen der bereits angestellten Lehrer; endlich soll er nebst seiner Gattin dem ganzen Hauswesen des Convicts vorstehen. Für diese Leistungen bezieht der Director einen Jahresgehalt von 1600 Franken (16 Frk. 11 Gulden R. V.) nebst freier Kost, Wohnung und Wäsche für sich, seine Gattin und Kinder.

Die Bewerber um diese Stelle müssen evangelischer Confession und, insofern sie den Religionsunterricht übernehmen wollen, Mitglieder der Züricherischen Geistlichkeit seyn, im Ehestande leben und sich über praktische Leistungen im Unterrichts - und Erziehungsfache ausweisen können. Die schriftlichen Anmeldungen, denen Zeugnisse über die bisherige Berufsthätigkeit beizulegen sind, müssen bis spätestens am 3 April an den Präsidenten des Erziehungsrathes, Hrn. Regierungsrath Dr. Meier, eingesandt werden.

Actum, Zürich, den 4 März 1840

Vor dem Erziehungsrathe.

Die Kanzlei.

[864]

Anzeige.

Es wird ein Reisender auf dem Continente für directen Verkauf von Musselin-Fabricaten aller Art und nach neuestem Geschmacke gesucht. Wer derartige Aufträge zu übernehmen gedenkt und hiefür hinlängliche Kenntnisse und einen wohlbegründeten Ruf besitzt, ist ersucht, sich in frankirten Briefen an die Expedition dieses Blattes zu wenden, welche die Briefe befördern wird.

0600

[843-44]

Vom 1 Januar 1840ab erscheint im Verlage des Unterzeichneten: Bibliographische Blätter der Preß-Zeitung.

Bibliographie der in - und ausländischen Litteratur.

Systematisch geordnetes Verzeichniß der in Deutschland und dem Auslande neu erscheinenden Bücher.

Nebst Feuilleton und Uebersichten.

Jährlich 52 Nummern.

Recensionen-Verzeichniß.

Wöchentliche Uebersicht sämmtlicher in deutschen und ausländischen Zeitschriften recensirten, in Deutschland erschienenen Bücher.

Mit Namenregister der Verfasser und Verleger.

Jährlich 52 Nummern.

Preis für jährlich 104 Nummern hoch 4. 4 Thlr.

Einzeln kostet die Bibliographie (jährlich 52 Nr.) 3 Thlr. Das Recensionen-Verzeichniß (jährlich 52 Nr.) 3 Thlr.

Leipzig, im Februar 1840

J. J. Weber.

[749-51]

Denkmal zur vierten Säcularfeier der Buchdruckerkunst.

Der Nibelunge Liet.

Nach der Handschrift des Freiherrn J. v. Laßberg.

Das Nibelungenlied in neuhochdeutsche Sprache übertragen von Gotthard Oswald Marbach.

Mit Holzschnitten nach Originalzeichnungen von Eduard Bendemann und Julius Hübner.

Die typographische Ausstattung dieses Prachtwerkes wird nichts zu wünschen übrig lassen. Ueber die Compositionen der Künstler, die es übernommen unser Werk zu schmücken, ein anpreisendes Wort zu sagen, erscheint als überflüssig. Doch bemerken wir, daß die Holzschnitte nur von deutschen Künstlern ausgeführt werden und daß wir es verschmähen, ausländische Hülfe dabei in Anspruch zu nehmen.

Damit die Namen der an der Feier theilnehmenden Zeitgenossen durch dieses Denkmal der Nachwelt mit überliefert werden, so soll dem Werke ein vollständiges Subscribentenverzeichniß beigefügt werden; damit aber ferner dieses schöne Buch als ein Familienbesitzthum erhalten, und dazu im Jahre des Festes gleichsam geweiht werde, so soll, wie wir dieß schon früher festsetzten, an jeden Subscribenten das ihm zustehende Exemplar mit einer Inschrift nach Art der folgenden abgeliefert werden.

Zur Erinnerung an die vierte Säcularfeier der Buchdruckerkunst erworben von N. N. in N.

Der Subscriptionspreis ist für jede der beiden Ausgaben 6 2 / 3 Rthlr. 10 fl. C. -M. oder 12 fl. rhn.

Leipzig, Ende Januar 1840

Otto und Georg Wigand.

[860-62]

Georg Raab, in der letzten Zeit Oberkellner im Storchen in Zürich, empfiehlt sich allen resp. Reisenden als nunmehriger Pächter des von Hrn. Delisle von St. Gallen an der Allee in Constanz neu erbauten Gasthofs zum Hotel Delisle, außer der Zolllinie in der Kreutzlinger Vorstadt gelegen.

Dieser ganz neu etablirte und auf das bequemste eingerichtete Gasthof, an der Straße von Freihafen nach Schaffhausen, Zürich und St. Gallen gelegen, bietet den resp. Fremden alle Vortheile durch seine Lage, indem dieselben ohne Mauthuntersuch ihre Reise in die Schweiz fortsetzen können.

Auch verbindet er mit dieser neuen Einrichtung eine Café Restauration nebst Seebäder, und wird durch billige, reinliche und zuvorkommende Bedienung jedem billigen Wunsch zu entsprechen suchen.

Geräumige Stallungen und Remisen sind neu erbaut, und entsprechen jedem Bedarf.

[898]

In unserm Verlage ist erschienen und an alle Buchhandlungen Deutschlands und der angränzenden Ländern versendet worden, und in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung in Augsburg und Lindau vorräthig: Romanzen von Karl Ulmer.

12. brosch. Preis 16 gr. sächs. od. 1 fl. rh.

Nürnberg, im Februar 1840

Bauer und Raspe.

[596-97]

Anzeige für Kupferdrucker.

Aus Liebe zur Kunst und durch Erfahrungen belehrt, finde ich mich gegen meine HH. Collegen zur öffentlichen Erklärung veranlaßt, daß die Schwärze aus Baldenecker'scher Fabrik Lit. C. Nr. II. in Frankfurt a. M. im Verhältniß zu andern Fabricaten nicht allein feiner, von schwererem Körper, die Farbe bei den Abdrücken von anhaltender Dauer, sondern auch viel schwärzer gefunden habe.

Frankfurt a. M., August 1839.

Jos. Back, Kupferdrucker.

Nachdem in unserm Beiseyn Abdrücke von Baldenecker'scher Schwärze, so wie auch aus andern Fabriken gemacht worden sind, haben wir uns überzeugt, daß die Baldenecker'sche Fabrik den Vorzug vor allen andern verdient.

C. Müller, Kupferstecher.

C. Gehardt, Kupferstecher.

[800-2]

Zu vergebende Stelle.

Für eine bedeutende Baumwollspinnfabrik in Süddeutschland wird ein junger Mann gesucht, der sich im Spinnfach in einer renommirten Spinnerei bereits hinlängliche Kenntnisse und Erfahrungen erworben hat, um der Spinnerei-Manipulation in allen ihren Abstufungen unter Leitung des Directors der Fabrik vorstehen zu können, und der demnach vollkommen der Aufgabe gewachsen seyn muß, die Spinnerei bei zeitweiliger Abwesenheit des Directors selbstständig führen zu können. Man bittet die dießfälligen Anträge an die HH. Eichthal, Frommel und Comp in Augsburg mit J. K. bezeichnet gelangen zu lassen.

Zugleich wird versichert, daß von denselben der bescheidenste Gebrauch gemacht, und die Correspondenz dann mit dem Bewerber direct gepflogen werden wird.

[884]

Preise von Lithionsalzen.

Die Wichtigkeit des Lithions, welches nicht nur deßhalb, weil es ein Alkali ist, sondern auch wegen seines Vorkommens in einigen Mineralquellen ein nahes medicinisches und pharmaceutisches Interesse hat und in keiner Sammlung von chemischen Präparaten fehlen darf, veranlaßte uns, folgende Lithionsalze in größern Quantitäten als früher darzustellen, weßhalb wir nun die Preise bedeutend ermäßigen können, wie folgt:

Dadurch hoffen wir chemische und klinische Versuche mit Lithion mehr als bisher begünstigen zu können.

Das pharmaceutisch-chemische Institut in München, Karlsstraße Nr. 40.

[877-78]

Dienst-Offert.

Man verlangt schleunigst für eine lithographische Anstalt in einer Provincial-Hauptstadt des Königreichs der Niederlande einen Lithographen, welcher namentlich eine schöne englische Schrift zu schreiben versteht.

Gefällige Offerte mit Angabe der Bedingungen und Beifügung einiger Schriftproben werden unter Lit. W franco durch Hrn. Universitäts-Buchhändler Robert Natan in Utrecht erbeten.

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TextAllgemeine Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

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EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 75. 15. März 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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