In den Cortes ist bis jetzt so gut als nichts geschehen. Die Beantwortung der Thronrede, worin auf die Verhältnisse mit England angespielt wird, nimmt alle Zeit in Anspruch. Man klaubt Stunden lang leere Worte, fällt sich darüber in die Haare, sagt einander Anzüglichkeiten oder Complimente, rühmt sich selbst, erzählt Geschichtchen, schimpft auf England, macht schlechte Witze etc. So verbringen diese Väter des Vaterlandes unnütz die kostbare Zeit, kostbar in jeder Hinsicht, denn jeder Tag kostet dem Staate beinahe 800 Thlr. Eines der hiesigen Tagesblätter, der ministerielle Correio, sprach sich darüber folgendermaßen aus: „ Wenn es Zweck der Deputirten ist, sich täglich drei bis vier Stunden lang in einem schönen Local zu versammeln, einander ihre Lebensgeschichten zu erzählen, und anderes unnützes Geschwätz zu führen, dann wird dieser Zweck in der größten Vollkommenheit erreicht. Geht dieser Zweck aber dahin, das Wohl des Staats zu befördern, so müssen wir gestehen, daß noch keine Versammlung der Cortes so wenig dieses Ziel vor Augen gehabt, wie die gegenwärtige. “
Einer der außerordentlichsten Vorfälle, der in der Deputirtenkammer sich zugetragen, und die ganze Gemeinheit eines Theils der Oppsition charakterisirt, hat hauptsächlich die Veranlassung zu der gestern erfolgten Auflösung dieser Kammern gegeben. Der Advocat Leonel Tavares, einer der Hauptvorfechter der linken Seite, hatte den Präsidenten im Verlauf der Sitzung ums Wort gebeten; andere Dinge waren dazwischen gekommen, und der Präsident schloß darauf die Sitzung, so daß Leonel nicht zum Sprechen kam. Dieß verdroß den Demokraten dermaßen, daß er sich von seinem Sitz erhob, zum Präsidenten ging, ihm die Papiere, welche er (Leonel) vorlegen wollte, vor der Nase entzwei riß und ins Gesicht warf. Diese unwürdige Handlung machte natürlich große Sensation unter denen, die noch zugegen waren, und das Gerücht davon verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die ganze Stadt. In der darauf folgenden Sitzung schrieb der Präsident, daß er unter solchen Verhältnissen den Präsidentenstuhl nicht wieder einnehmen könnte. Es wurde nun darüber deliberirt, ob die Kammer von dem Vorfall Kenntniß nehmen solle oder nicht. Mit 53 gegen 51 wurde beschlossen, daß man keine Notiz davon nehmen solle, weil der Vorfall nach dem Schlusse der Sitzung sich zugetragen, ungeachtet der Präsident noch auf seinem Stuhle gesessen war. Ein solcher Beschluß, der die Kammer in den Augen des Volks noch mehr herabsetzen mußte, war denn auch die nächste Veranlassung zu ihrer Auflösung. Man hatte so wenig Achtung mehr vor dieser Kammer, daß der Ministerpräsident sich nicht einmal die Mühe gab, persönlich der Kammer den Beschluß der Königin mitzutheilen; es geschah bloß durch ein officielles Schreiben an den Präsidenten der Kammer, worin zugleich die Zusammenberufung einer neuen Kammer auf den 25 Mai festgesetzt ist. – Eine andere Veranlassung, die zur Auflösung mitwirkte (abgesehen davon, daß die Kammer schlechterdings nichts leistete, und nach zwei Monaten noch nicht weiter als zum dritten Paragraphen der Beantworwortung der Thronrede vorgeschritten war), gab eine Bittschrift mit mehreren tausend Unterschriften aus dem Districte von Porto, worin man sich beklagt, daß dieser District gar nicht in den Kammern repräsentirt sey, denn alle, die sich für Repräsentanten jenes Districts ausgäben (sie gehören sammt und sonders der linken Seite an) seyen dazu auf ungesetzlichen Wegen gekommen. Der Wunsch, erst ein neues Wahlgesetz zu Stande zu bringen, war wohl der Hauptgrund, weßhalb die Kammer nicht schon längst aufgelöst wurde; da dieß aber nicht geschah, so ist wohl zu befürchten, daß mehr oder weniger dieselben Menschen wieder gewählt werden; ein neuer Wahlkrieg wird entstehen, und die Opposition wird Alles in Bewegung setzen, um stark zu bleiben. Uebrigens ist die Auflösung dieser Kammer mit allgemeinem Beifall aufgenommen worden. Das Volk der Galerien im Cortessaale soll sogar nach der Verlesung der Bekanntmachung der Auflösung geklatscht haben. Die ministerielle Majorität der Deputirten gab ebenfalls ihren lauten Beifall zu erkennen, nur die von der Linken machten lange Gesichter.
Das Journal des Débats bemerkt über die Auflösung der Cortes: „ Die englischen Blätter, welche uns diese Nachricht bringen, sagen, Niemand habe die Auflösung mißbilligt, als die Anhänger des Sklavenhandels. Wir müssen aber beifügen, daß die Frage des Sklavenhandels mit der der Unterhandlungen mit England complicirt war. Es herrschte in Portugal große Aufregung wegen der gewaltsamen Wegnahme portugiesischer,0610 des Sklavenhandels verdächtiger Schiffe durch die englische Marine. Ein Theil der Cortes war über diese Wegnahme eben so erbittert, und dieß hat vielleicht ihre Auflösung herbeigeführt. “
Die kurze Oberhaussitzung vom 9 März beschränkte sich auf die Ueberreichung von Petitionen, wobei Lord Normanby Anlaß nahm, die Wichtigkeit der neulich von Lord Teynham übergebenen Petition mit 1500 Unterschriften aus der Stadt Newport zu Gunsten Frosts und seiner Gefährten zu bestreiten. Diese Stadt, bemerkte er, habe nicht 6000, sondern 12,000 Einwohner, und viele der Unterzeichnungen schienen von Frauen und Kindern herzurühren. – Im Hause der Gemeinen wurde von Lord Morpeth die dritte Lesung der irischen Municipalreformbill vorgeschlagen. Sir G. Sinclair erinnerte in der eilften Stunde nochmals daran, es sey dieß eine Maaßregel, die in den irischen Städten den Katholiken das Heft in die Hand geben, und Hrn. Daniel O'Connell zum Lordmayor von Dublin machen werde. „ Ich beklage, sagte er, daß meine ehrenwerthen Freunde neben mir freiwillig von dem hohen und vortheilhaften Principien-Standpunkt herabgestiegen sind, den sie vormals dieser Bill gegenüber einnahmen. Geht sie durch, so wird man erleben, daß der Lordmayor von Dublin in Procession vom Mansionhouse aus in die römische Capelle zur Messe zieht, und bei seinem Inaugurations-Diner wird man den Toast hören: „ Heil dem Papst, und möge er bald ein vereintes irisches Volk beherrschen! “ Statt des glorreichen Andenkens Wilhelms III wird das glorreiche, fromme und unsterbliche Andenken der Appropriationsclausel getrunken werden, und die Gesundheit der Königin lauten wie die ihrer Vorgängerin, der spanischen Maria: „ Die Königin, und möge sie bald eine Nährmutter der allein seligmachenden heiligen Kirche werden! “ Gleich darauf wird ohne Zweifel die Gesundheit Sir Robert Peels, Lord Stanley's, Sir James Grahams und des Recorders von Dublin folgen. “ (Gelächter.) Er trug darauf an, die dritte Lesung derselben heute nach sechs Monaten erfolgen zu lassen, d. h. die Bill zu verwerfen. Hr. Shaw, der mit seiner Absetzung bedrohte Recorder von Dublin, bat den Baronet und Hrn. Tennent, der das Amendement unterstütze, dieses nicht bis zu einer Abstimmung zu drängen, weil ein solcher Schritt ihn und seine Freunde in die Klemme bringen, und vor den (protestantisch-torystischen) Irländern in ein gehässiges Licht stellen würde. Mit der Sendung der Bill ins Oberhaus, fügte er bei, sey ja noch nicht entschieden, daß dieselbe in ihrer jetzigen Gestalt Gesetzeskraft erlange. Gleichwohl kam es, nach kurzer Discussion, zur Abstimmung: das Amendement wurde mit 182 gegen 34 Stimmen, also mit der großen Mehrheit von 148 Stimmen verworfen, und die Bill sofort zum drittenmal gelesen, für angenommen erklärt, und an das Haus der Lords übermacht. – Lord J. Russells Bill zum summarischen Schutze des Hauses in seinem Recht, seine Protokolle drucken zu lassen, wurde, trotz heftigen Widerspruchs von Sir R. Inglis gegen eine solche ex post facto-Gesetzgebung, ohne Abstimmung zum zweitenmal gelesen. Auf eine Frage von Viscount Sandon erklärte Lord Palmerston, er habe von Lord Howard de Walden, I. Maj. Botschafter in Lissabon, eine Depesche mit der Anzeige erhalten, daß die portugiesische Regierung geneigt sey, in die Ernennung einer gemischten Commission über die Frage des Sklavenhandels einzuwilligen, welche Commission ihre Sitzungen in Lissabon halten möge. (Hört!) Das Haus verwandelte sich dann in eine Subsidiencommittee. Hr. Hume präludirte mit bittern Klagen über die traurige Finanzlage des Landes, und bemerkte, das Deficit rühre nicht von einer Verminderung der Staatseinkünfte, sondern von einer unverantwortlichen Vermehrung der Staatsausgaben her. Obrist Sibthory lobte die Sparsamkeits-Intentionen des ehrenwerthen Mitglieds, fand es aber inconsequent, daß dasselbe dennoch auf keine Maaßregel zum Sturz der jetzigen Regierung eingehen wolle. Lord J. Russell gab eine kurze Erörterung über Englands auswärtige Lage, und tadelte Hrn. Hume, daß er so gar keinen Sinn für das habe, was Englands auswärtige und Colonial-Politik unumgänglich erfordere. Nach diesem brachte der Kriegsminister Hr. Macaulay das Kriegsbudget ein. Folgendes sind dessen Hauptpunkte: im Februar 1839 zählte das ganze brittische Heer, die in Indien stehenden brittischen Truppen mit eingerechnet, 109,818 Mann. Für das laufende Jahr werden 121,112 Mann verlangt, was eine Vermehrung um 11,294 Mann ausmacht, wovon jedoch 7746 auf den Dienst der ostindischen Compagnie treffen, die also auch ihre Unterhaltungskosten zu tragen hat. Hiernach bleibt zu den im August v. J. votirten 5000 Mann ein Nachtrag von 3548 zu votiren. Die Vermehrung betrifft zumeist die Zahl der gemeinen Soldaten, so zwar, daß die sämmtlichen 81 Bataillone, die im vereinigten Königreich stehen, von je 835 auf 900 Mann gebracht werden sollen; hingegen tritt in den Besoldungen der Officiere dieses Jahr eine Verminderung um 2000 Pf. St. ein. Von jener Gesammtzahl 121,112 Mann kommen, was deren Kosten betrifft, im Ganzen 28,213 Mann auf Indien, so daß die Staatscasse nur für 92,899 Mann Vorsorge zu treffen hat. Der Totalvoranschlag des Kriegsbudgets ist 3,511,870 Pf. St. 2 Sch. 8 Pence. (Wir werden Gelegenheit haben, auf Hrn. Macaulay's Vortrag zurückzukommen. Ein eigenes Item des Budgets ist 3500 Pf. für Regimentsschullehrerinnen, deren in jedem Regiment eine angestellt ist, indem die Zahl der weiblichen Soldatenkinder im brittischen Heer nicht weniger als 10,000 beträgt.) Bei dem Vorschlag des ersten Votums hinsichtlich der Zahl der Mannschaft stellte Hr. Hume das Amendement entgegen, dieselbe auf den Etat des Jahrs 1837 / 38, nämlich auf 81,319 Mann (mit Ausschluß des indischen Dienstes) zu ermäßigen. Nach kurzer Debatte, wobei namentlich Lord Howick, der vorige Kriegsminister, und Sir H. Hardinge, Kriegsminister unter der Wellington'schen Verwaltung, ihre Ueberzeugung aussprachen, daß die begehrte Anzahl eher zu gering, als zu groß sey, ward Hrn. Hume's Amendement mit 100 gegen 8 Stimmen verworfen, die weitere Discussion des Budgets aber vertagt.
Lord G. W. Russell ist mit seiner Gemahlin von London nach Berlin abgereist, um seine diplomatischen Functionen als k. britannischer Botschafter beim k. preußischen Hofe wieder anzutreten.
Der russische Bevollmächtigte, Hr. v. Brunnow, hat neuerdings Instructionen von seinem Hof erhalten, wodurch er in die Lage gesetzt seyn soll, auf der breitesten Basis mit dem hiesigen Cabinet zu unterhandeln. Verhält sich dieß wirklich so, wie es denn von sehr glaubwürdiger Seite versichert wird, so steht zu erwarten, daß die eingeleiteten Unterhandlungen eine sehr gute Wendung nehmen und leichter beendigt werden dürften, als es in der letzten Zeit das Ansehen hatte. Das neue Ministerium in Frankreich kann, nach den früheren Aeußerungen des Hrn. Thiers zu urtheilen, nicht so schroff entgegen seyn, als es das des Marschalls Soult war, und wenn nun Rußland, das bereits große Nachgiebigkeit gezeigt hat, sich noch nachgiebiger benimmt, so bleibt wohl kein Zweifel übrig, daß zwischen allen Betheiligten eine Verständigung eintreten muß, die Allen zum Heil gereichen wird. 0611Man darf um so weniger daran zweifeln, als auch die Pforte bemüht seyn soll, nach Kräften beizutragen, damit die Mächte der Verlegenheit enthoben werden, in die sie sich durch ihre dem Sultan gemachten Zusicherungen gesetzt haben. Wie Sie wohl schon wissen, hat sie sich bereit erklärt, dem Wunsche des Lords Palmerston zu entsprechen, und einen Bevollmächtigten anherzusenden, der den abzuhaltenden Conferenzen beiwohnen soll.
Der Vertheidigung von Masagran wurde auch in der Pairskammersitzung vom 10 März in der Discussion über die beantragte Pension zu Gunsten der Wittwe des Obristen Combes gedacht. Der alte Marschall Soult, den seine Erinnerungen aus den Feldzügen der Napoleon'schen Zeit nicht wohl zu einer leichtfertigen Ueberschätzung kriegerischer Thaten verleiten können, nannte die Vertheidigung jenes afrikanischen Städtchens eine „ ungeheure, unermeßliche That (un fait prodigieux, immense), “welche die Geschichte aufbewahren müsse. Das heldenmüthige Beispiel des tapfern Combes, sagte der Marschall, habe auf die kleine Besatzung von Masagran begeisternd gewirkt und ihren Muth in so großer Gefahr gestählt. In gleicher Weise sprach der Marquis v. Dreux-Brézé: „ Es ist zwar nichts Neues, daß eine schwache französische Besatzung bedeutenden Streitkräften widerstand, aber selten sah man einen so energischen Entschluß von einem glänzendern Erfolg gekrönt. Hundert und dreiundzwanzig Soldaten haben in offenem Felde (denn das Städtchen Masagran hat keinerlei Befestigung) einer Armee von zwölftausend Feinden widerstanden und sie zum Rückzug gezwungen, nachdem sie ihr sechshundert Mann getödtet. Der Fall ist fast einzig in den militärischen Annalen, und zeigt von Seite des Officiers, der diese handvoll Tapferer befehligte, nicht nur eine große Unerschrockenheit, sondern auch eine bedeutende Kenntniß der Kriegskunst. “*)Die Besatzung von Masagran bestand aus Soldaten der sogenannten „ Bataillons d'Afrique, “welche aus Individuen gebildet werden, die aus den Militärgefängnissen Frankreichs kommen. Diese Bataillone gehören zu den verrufensten der an ähnlichen Strafcorps zahlreichen Algierer Armee, sind aber wegen ihrer Tapferkeit berühmt, und der Marschall Clauzel hat sie immer zu den gefährlichsten, schwierigsten Unternehmungen verwendet. Ein Brief aus Oran erzählt: „ Als der Feind nach fünftägigem Angriff sich zurückzog, und die Besatzung von Mostaganem den Vertheidigern von Masagran zu Hülfe kam, gaben die vom Pulverrauch geschwärzten, todmüden Krieger auf die Frage: was ihnen nöthig sey, zur Antwort: Zwieback, Pulver und Feinde. “ Unrichtig ist übrigens in der Rede des Hrn. v. Dreux-Brézé die Bemerkung, daß Masagran ganz ohne Festungswerke sey Das Städtchen ist von einer einfachen Ringmauer umgeben, welche gegen europäische Truppen von geringem Nutzen wäre, gegen Araber indessen ein Hinderniß bildet, an dem bis jetzt alle ihre Angriffe scheiterten. Aehnliche Beispiele haben sich in diesem Kriege schon öfters zugetragen. Die Besatzung des Blockhauses Salem bei Budschia, aus 25 Mann bestehend, vertheidigte sich im Jahre 1834 gegen 4000 Kabylen mit gleichem Erfolg.
Eine Subscription ist in Paris und in Algier eröffnet worden, um zur Erinnerung an die Vertheidigung von Masagran eine Säule zu errichten, in welche die Namen aller Soldaten und Officiere, die an dieser Waffenthat Theil genommen, eingegraben werden sollen. Das Commerce, der National und der Courrier français fordern zu Beiträgen auf.
Hr. Guizot, erzählt das Commerce, hat an seinen Freund Hrn. Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, geschrieben, daß er gegen das neue Cabinet nichts einzuwenden habe, und ihm nicht nur seine Mitwirkung auf seinem Botschafterposten in London leihen, sondern auch seine Freunde in der Kammer auffordern werde, das Cabinet mit ihrem Votum zu unterstützen, aber dieß nur unter der Bedingung, daß das Ministerium des Hrn. Thiers erkläre, es wolle die seit 1830 befolgte Politik fortsetzen, und sich nicht der Linken nähern. Hr. Guizot setzte hinzu, er würde, wenn das Cabinet seine Erwartung täuschte und die Gunst der Linken zu gewinnen suchte, seinen Botschafterposten in London verlassen und in der Kammer seine Freunde zu einer Opposition in conservativem Sinn ermuntern. Diese Details, versichert das Commerce, habe man sich im Conferenzsaal der Deputirtenkammer erzählt, wo sie auf die Partei der 221, denen Hr. Guizot sich in letzter Zeit angeschlossen, lebhaften Eindruck gemacht und bei ihrem Entschlusse sie bestärkt haben sollen, die Debatte über den Gesetzesentwurf hinsichtlich der geheimen Fonds mit einer Aufforderung an Hrn. Thiers zu einer deutlichen, entschiedenen Erklärung zu eröffnen.
Das Journal des Débats meldet, daß am Freitag (13) eine Versammlung der vormaligen 221 bei dem Restaurateur Lemardelay stattfinden werde. Dann fügt es in Bezug auf die Forderung der geheimen Fonds bei: „ Man kann ohne den Beistand der 221 nicht regieren; dieß ist anerkannt; das gegenwärtige Ministerium muß ihre Stimmen haben, um eine Majorität zu erhalten. Wenigstens muß es eine große Zahl ihrer Stimmen haben; die Frage ist nur, unter welchen Bedingungen man sie will. Hr. Thiers und Hr. Rémusat sind allerdings zwei sehr geistvolle Männer. Die Rede fließt ihnen leicht und angenehm vom Munde, sie kennen das menschliche Herz, und thun sich vielleicht nur etwas zu viel darauf zu gut, um so mehr, als sie es ein wenig verachten. Eine Verachtung solcher Art kann oft schlimmes Spiel bereiten. Sie rechnen auf schlechte Leidenschaften, um eine Majorität zu gewinnen. Wir glauben, daß sie diese nicht finden werden, gerade weil sie sie von solcher Seite suchen. Man gewinnt einige Individuen mit Gunstbezeugungen: damit bildet man sich aber noch keine Majorität. Man bildet sich eine Majorität nur mit festen Grundsätzen, die man kühn auf der Tribune darlegt. Darin liegt die Blöße des gegenwärtigen Ministeriums. Statt sich an die selbstischen Interessen der einzelnen Deputirten zu wenden, statt die Kammer Mann für Mann zu bestechen, was schwer und sehr unsicher ist, sollte man die Grundsätze der 221 ergreifen, offen sich ihrer Sache anschließen, alsdann würde man eine Majorität bekommen, bei welcher man keinen großen Aufwand parlamentarischer Strategie nöthig hätte, und die man eben so leicht sich bewahren würde, als man sie erworben hätte. Leider kann das Ministerium, selbst wenn es dieß wollte, es nicht thun, weil sein Ursprung sich ihm entgegensetzt. Es liegt unter dem Joche seiner Geburt: so wie es auf die Welt gekommen ist, so muß es auch leben. Es kann sich diesem Verhängniß nicht entziehen. Es ist unter dem Beistande der Linken geboren, und was es auch thun mag, es muß mit dem Beistande der Linken leben. Entzieht ihm die Linke ihre stützende Hand, augenblicklich fällt es ... Hr. Thiers versucht, das Centrum zum Vortheil der Linken zu verrücken, um so mehr, als kein Mann aus dem Centrum in seinen Reihen steht. Er ist nicht auf der Seite des Centrums, sondern will dieses zur Linken hin nach sich ziehen. Man versucht keine Versöhnung, wie am 22 Febr., am 15 April, am 12 Mai, eine Versöhnung, wobei man den Männern und den Grundsätzen des Centrums mehr oder minder großen Antheil gewährte; jetzt will man eine Abdankung des Centrums, eine Abdankung, bei der man mit einer Auflösung droht. Man will, daß das Centrum in der Kammer abtrete, falls es sich nicht der Gefahr aussetzen wolle, vor den Wahlcollegien abtreten zu müssen. Das0612 Centrum kann, wenn es fest und einig ist, diese Entwürfe und Drohungen vernichten. Die verschiedenen Anhänger des 15 Mai und des 12 April müssen erkennen, daß man sich einer Chimäre hingab, indem man durch eine Annäherung an die Linke Kraft zu gewinnen suchte. Davon sind sie jetzt durchdrungen. Hr. Thiers will, nach den bereits gemachten Versuchen noch einen gefährlichern machen; denn dießmal handelt es sich davon, die Regierung ganz auf die Linke hinüberzuschieben. “
Der National sagt über denselben Gegenstand: „ Das Ministerium will mit einer Million zur Bestreitung der geheimen Ausgaben sich begnügen, und verpflichtet sich, eben so wie die Minister vom 12 Mai, keinen Theil dieser Fonds zur Besoldung der Presse zu verwenden. Diese Ersparung von 200,000 Fr. und dieses Versprechen, die Freiheit der Discussion zu respectiren, haben das linke Centrum und die dynastische Linke im höchsten Grad gerührt. Das rechte Centrum hingegen affectirte während der ziemlich matten Rede des Hrn. v. Remusat die größte Kälte und Zurückhaltung. Nichtsdestoweniger wird das rechte Centrum die geheimen Fonds des Hrn. Thiers votiren, da, wie das Journal des Débats sagt, „ keine besonnene Regierung der geheimen Fonds entbehren kann. “ Die Organe der Linken unterstützen Hrn. Thiers mit einem so uneigennützigen Eifer, daß man glauben möchte, sie selbst besoldeten den Hrn. Thiers; um so mehr wird man ihm die bescheidene Million bewilligen, womit er sich für heute zufrieden erklärt. “
Der Courrier français lobt das Cabinet, daß es die geheimen Fonds vermindert und weitere Ersparnisse in diesem Ausgabencapitel für die Zukunft angekündigt habe. Am besten wäre es freilich, wenn man die geheimen Fonds ganz unterdrückt hätte, aber dann würde die conservative Partei geschrien haben, man setze das Leben des Königs in Gefahr. Solche Verleumdungen würde die Linke wohl an der Stelle des Ministeriums verachten; als Repräsentant einer Zwischenpartei aber sey das Ministerium nicht stark genug, einer Verleumdung dieser Art sich auszusetzen.
Die Liquidationscommission von Utrecht wird entschieden wieder ihre Arbeiten vornehmen. Die erste Sitzung ist auf den 11 März festgesetzt. Die belgischen Commissarien reisen morgen ab. Es sind die HH. Dony, Mitglied der Repräsentantenkammer, welcher Hrn. Fallon ersetzt, der, zum Präsidenten der Repräsentantenkammer ernannt, sich nicht mehr entfernen kann, Liedts, ebenfalls Repräsentant, denen nöthigenfalls Hr. van Caille, Director des Enregistrements, und Dujardin, Generalsecretär des Finanzministeriums, beigegeben werden können. Die beide Regierungen stehen nun aufs beste, und so läßt sich hoffen, daß die Unterhandlung schnell und glücklich zu Ende gehen werde. – In einigen Tagen wird die Erörterung des Kriegsbudgets in der Repräsentantenkammer beginnen. Die Commission, die es untersucht hat, schlägt eine Reduction von 4 Mill. Fr. auf 3 vor wegen der Feststellung der provisorischen Gehalte der in Reformstand versetzten Officiere. Das Budget würde sonach 30 Mill. Fr. betragen. Die Opposition rechnet sehr auf das Resultat des Votums dieses Budgets, um das Ministerium zu stürzen, und insbesondere auf den wegen Zulassung des Generals Vandersmissen, ohne gerichtliches Urtheil in den Dienst, der durch eine Verschwörung zu Gunsten des Prinzen von Oranien 1831 compromittirt war, zu erwartenden Tadel; ich kann Sie aber schon jetzt versichern, daß diese Hoffnungen eitel sind und das Ministerium sich halten wird. Es hat eine starke Majorität. Erst nach dem Votum des Budgets wird man einen Minister des Auswärtigen ernennen. – Der regierende Herzog von Sachsen-Coburg und der Feldmarschalllieutenant Herzog Ferdinand von Sachsen-Coburg halten sich fortwährend hier auf. Der erstere wird in dieser Woche in sein Land abreisen, der zweite seine Tochter, die Prinzessin Victoria, nach Paris begleiten, wo deren Vermählung mit dem Herzog von Nemours am 25 März statt finden soll.
Der Carneval schließt nun mit dem heutigen Tage, den der Regen vereitelte. Eine genaue Beschreibung desselben senden zu wollen, wäre nur ein Versuch, die trefflichen Aufsätze, die ein seitdem Verstorbener voriges Jahr der Allg. Ztg. lieferte, matter wiederzugeben. *)Die Allg. Ztg. hatte damals zwei gleich treflliche Beschreibungen: die eine von Freiherrn v. Gaudy, den heuer in Berlin fast in denselben Tagen der Tod überraschte, welche er im vorigen Jahre, im heitern Gewimmel des römischen Carnevals zu den schönsten seines Lebens zählte; der Verfasser der andern Schilderung aber ist noch unter den Lebenden, und hat, daß er dieß ist, seitdem in noch manchen Blättern der Allg. Ztg. beurkundet – selbst in Griechenland und Aegypten hat er uns nicht vergessen.Es sey also nur von demjenigen die Rede, was den dießjährigen Carneval von den frühern unterschied, und da ist nichts Erfreuliches zu berichten. Bei dem Rennen der sogenannten Barberi oder ledigen Pferde am 27 Febr. hatten sich einige früher losgerissen; die Menschenmasse, die eine schmale Renngasse gebildet hatte, schloß sich alsbald hinter diesen, so daß durch die nachkommenden etwas später losgelassenen Pferde mehrere Personen bedeutend verwundet wurden. Eine soll bereits den Geist aufgegeben haben. Die Truppen sind nicht so zahlreich, um an jeder Seite des gegen zweitausend Schritte langen Corso's gehörig Spalier bilden zu können, und ohne dieses ist Ordnung nicht möglich. Daher geschah es, daß am 29 zwei der Barberi, in eine Seitengasse brechend wieder mehrere Personen verwundeten. An demselben Tage wurde auch durch einen Wagen eine Frau getödtet. Daß diese Fälle während der neun Tage des Carnevals sich nicht zu hunderten ereignen, ist erstaunenswerth, da es den Kutschern gestattet wird in scharfem Trabe auf und ab zu fahren, so daß die Fußgänger sich nicht schnell genug retten können. Das Trottoir wäre, selbst ganz leer gelassen, nicht breit genug um die Tausende zu fassen, um so viel weniger aber, da es mit Tribunen, Bänken und Stühlen ganz besetzt ist, die von Hausbesitzern vermiethet werden. So sind die Fußgänger gezwungen die Fahrstraße zu betreten, wo ihnen mit jedem Schritte Gefahr droht, sowohl von den vorwärts Fahrenden als von denen die zurückschieben, was alle Augenblicke ohne errathbaren Grund geschieht. Und doch sind diese Fußgänger, meist Römer und Römerinnen, von dem heitersten, gutmüthigsten Humor beseelt, der sich vorzüglich dieß Jahr erprobte, da ein Prinz sich auf eine Weise benahm, welche der Geduld der Bevölkerung jeder andern großen Stadt bald ein Ende gemacht haben würde. Körbevoll schlechte Confetti, mit Mehl gefüllte Eier, ja wirkliche Hühnereier sind bisher noch niemals auf Fahrende oder Gehende von einem Balcon geworfen worden, noch wurden je andere Balcons zum Bewerfen auf zwei Schritte feindlich überfallen. Ueber solches Beginnen verstummte sogar die Ungebundenheit einiger Insulaner des Nordens, welche überhaupt dieses Jahr zum Erstaunen gesittet waren. Daß dem Erwähnten von einer Schaar junger Fremden einmal vergolten wurde, ist zwar nicht zu loben,0613 war jedoch vorauszusehen. Für den römischen Carneval wäre zu wünschen, statt der stets wiederkehrenden geschmacklosen Masken, der Harlekins, gepanzerten Ritter, Alt-Spanier, als Weiber verkleideten Kerle u. s. w., einmal einen sinnigen Aufzug erscheinen zu lassen, der an das erinnerte, was einst hier gewesen und jetzt nur bei Ihnen über den Alpen gesehen wird.
Heute wurde der Herzog von Lucca in einer feierlichen Audienz bei Sr. Heil. dem Papst eingeführt, welcher sich mit diesem Fürsten längere Zeit unterhielt. – Der Bischof von New-York, Monsignore Hughues, ist heute von hier über Wien nach seiner Diöcese abgereist; er hinterläßt den Namen eines eben so frommen als gelehrten Mannes. – Der General und Freiherr v. Thun, Flügeladjutant des Königs von Preußen und Minister in Kassel, ist hier eingetroffen. – Der römische Carneval hat auch in diesem Jahre seinen alten Ruhm bewährt und kann dreist allen seinen Vorgängern zur Seite gestellt werden. Fröhlichen Scherz und Ausgelassenheit in den Gränzen des Anstandes vergißt der Römer bei solcher Gelegenheit nie, wohl aber die Fremden. Nicht gerade die Tramontani, sondern andere Italiener, welche vermöge ihres Rangs und Standes in der Welt den übrigen mit gutem Beispiel, den bestehenden Gesetzen zu gehorchen, vorangehen sollten, sind es, welche durch ihr Betragen allgemeines Aergerniß gegeben haben. Obgleich das Wetter im Ganzen ziemlich rauh war, so zeichnete sich der Giovedi grasso vor allen andern Tagen durch seine vielen Masken aus, und wenn der Regen in den beiden letzten Tagen der allgemeinen Fröhlichkeit auch einigen Abbruch that, so zeigte sich der Schluß dieses Volksfestes am gestrigen Abend mit seinen tausenden Wachslichterchen (moccoli) in wahrhafter Pracht.
Der Herzog von Lucca verweilt noch hier, und besucht die Galerien und Museen der Stadt. Wohlunterrichtete glaubten von jeher nicht an eine Religionsveränderung dieses Fürsten, und sind nunmehr nach der Audienz beim Papst vollkommen von der Unwahrheit dieses vor einigen Jahren verbreiteten Gerüchts überzeugt. – Ueber die Gränzstreitigkeiten zwischen hier und Neapel hört man, daß die zur Schlichtung derselben ernannte gemeinsame Commission endlich ihre Arbeiten geschlossen und den beiden Regierungen zur Bestätigung vorgelegt habe. Die beiden Fürstenthümer Benevento und Ponte Corvo sind dabei nicht zur Verhandlung gekommen, indem, wie wir früher schon bemerkten, von Neapel dafür eine Geldentschädigung angeboten wurde, während man hier bloß von einem Territorialtausch an der päpstlichen Gränze hören wollte. – Aus Toscana ist von den dortigen Bischöfen eine sehr befriedigende Antwort auf ein Rundschreiben des Papstes eingegangen. In diesem Schreiben wurden die Bischöfe an ihre Pflicht erinnert, hinsichtlich des Verkaufs der Kirchengüter nicht zu willfahren; man vernimmt nunmehr, daß dem Bischof von Pisa auf den vom Staat verkauften Gütern der Diöcese eine Grundsteuer zugesichert sey. – Der Kaiser von Rußland hat dem Cardinal Tosti das Großkreuz des weißen Adlerordens zustellen lassen, als Zeichen seiner Hochachtung für die Aufmerksamkeit, welche er dem Großfürsten-Thronfolger bei seinem vorjährigen hiesigen Aufenthalt bewies. Zugleich erfährt man, daß in St. Petersburg ein großes prachtvolles Crucifix und zwei Leuchter als Geschenk für die päpstliche Capelle gearbeitet worden. – Unter den namhaften Fremden befindet sich gegenwärtig hier Hr. Fovel Buxton, bekannt durch seine menschenfreundlichen Bemühungen zur Aufhebung der Sklaverei.
Heute wurde in der Sitzung der Kammer der Abgeordneten das neueingetretene Mitglied Hr. Ludwig Benzino, Kaufmann in Kusel (in der Pfalz) beeidigt. Außerdem wurde der Kammer Bericht erstattet: a) von Hrn. v. Harsdorf über den Gesetzesentwurf „ Abänderung einiger obsoleten Bestimmungen der Nürnberger Wechselordnung betreffend; “b) von Hrn. Walch über die zwei Gesetzesentwürfe „ die Abänderungen der §§. 7, 8 und 10 des Gesetzes vom 1 Jul. 1834 die Errichtung einer bayerischen Hypotheken - und Wechselbank betreffend; “und c) von Frhrn. v. Welden über den Antrag des Hrn. Gareis, die Aufhebung des unbedingten Widerspruchsrechts der Gemeinden bei Ansäßigmachung und Verehelichungen bei Fabrikarbeitern und über den Antrag des Hrn. Dr. Müller, die Aufhebung des Widerspruchsrechts bei Ansäßigmachungen überhaupt, und die Herabsetzung des Steuerminimums hiefür betr. “– Der Berichterstatter über den ersten Gesetzesentwurf, Hr. v. Harsdorf, und mit ihm die Mitglieder des Gesetzgebungsausschusses begutachteten einhellig die unbedingte Annahme desselben. – Mehrern Bedenken waren dagegen die beiden Gesetzesentwürfe sub lit. b*)Der erste dieser Entwürfe bezielte die Abänderung des §. 87, der zweite, später eingebrachte, die der §§. 8 und 10. Der letztere Entwurf wurde bereits in der Allg. Zeitung mitgetheilt. Der §. 7 jedoch in der jetzt vorgelegten Form lautet: Art. 1. Die Bank ist ermächtigt mit den übrigen 2 / 5 (des Bankfonds) andere Bank - und Wechselgeschäfte zu machen, und hat dabei vorzüglich die gewerbtreibende Classe zu unterstützen. Dagegen sind ihr Geschäfte in ausländischen Staatspapieren sowohl per Casse als auf Lieferung untersagt. Die Bank kann Leibrentenverträge schließen, und eine Lebensversicherungsanstalt errichten. schon von Seite des Referenten begegnet – aber auch in den betreffenden Ausschüssen waren die Meinungen hierüber getheilt. Es beantragte nämlich der Steuerausschuß mit drei gegen zwei Stimmen, daß bei der geänderten Fassung des §. 7 (nun als Art. 1 behandelt) nach den Worten „ auf Lieferung “modificationsweise eingeschaltet werde „ so wie Commissionsgeschäfte. “ Zu Art. 1 des zweiten Entwurfs (welcher, da nun beide Entwürfe zusammengefaßt werden, jetzt Art. 2 wird) stimmte eine Majorität von drei gegen zwei für die Fassung des Entwurfs. In Beziehung auf Art. 2 des zweiten Entwurfs (jetzt Art. 3) war der Ausschuß für Steuern mit dem für Gesetzgebung zur gemeinsamen Berathung zusammengetreten, und hier wurde beschlossen A) einstimmig 1) es sey dem Art. 2 (jetzt 3) a) hinsichtlich der sämmtlichen verfallenen Zinsen, und b) in Betreff der verfallenen und rückständigen Annuitäten der Hypotheken - und Wechselbank “beizupflichten; 2) der in diesem Artikel weiter enthaltenen Bestimmung, „ daß die Hyptheken - und Wechselbank die Befugniß erhalten solle, ihre Capitalszahlungen, welche bei hypothekarischen Darlehen gegen Verzinsung ohne Annuitäten und gegen Aufkündung stipulirt sind, nach dem §. 52 des Hypothekengesetzes vom 1 Jun. 1822 einzuklagen und zur Execution zu bringen, “sey die Genehmigung zu versagen; B) durch Stimmenmehrheit mit sieben gegen vier „ der Hypotheken - und Wechselbank seyen die ihr verfallenen Fristenzahlungen nur dann nach §. 52 des Hypothekengesetzes vom 1 Jun. 1822 einzuklagen und zur Execution zu bringen gestattet, wenn der Betrag derselben 1 / 10 des sämmtlichen Capitalstocks nicht übersteigt. “– Freiherr v. Fuchs, welcher zu diesem vereinigten Gesetzesentwurfe ein Separatvotum im combinirten Ausschusse vorgetragen hatte, beantragte, den, nun auch von dem letztern adoptirten, Wunsch an Se. k. Majestät gelangen zu lassen, daß auf verfassungsmäßigem Wege durch eine authentische Interpretation der §. 52 des Hypothekengesetzes dahin erläutert werde, es habe derselbe auch dann in Anwendung zu kommen, wenn auch das Hypothekenobject selbst als Executionsgegenstand vorgeschlagen werde. In Betreff des heutigen dritten Vortrags hatte der Berichterstatter Frhr. v. Welden beantragt, den König im verfassungsmäßigen Wege um Abänderung des Gesetzes vom 1 Jul. 1834, „ die Ansäßigmachung und Verehelichung betreffend “den Ständen des Reichs wo möglich noch in gegenwärtiger Versammlung einen Entwurf vorlegen zu lassen, allerunterthänigst zu bitten. – Der Ausschuß für innere Verwaltung trat in seiner Majorität diesem Antrage unter der Modification bei, „ daß das Veto der Gemeinden gegen ihre eigenen Gemeindegehörigen,0614 auch wenn nur ein Individuum der Gemeinde angehören sollte, aufgehoben werden möge. “– Die Berathung über die beiden ersten Vorträge ist auf den 16 d. M. bestimmt. *)Wir haben als Berichtigung nachzutragen, daß der in Nr. 73 der Allg. Zeitung bezeichnete Antrag in Bezug auf die Umwandlung von bei Specialcassen vorgelegten Obligationen nicht vom Frhrn. v. Schäzler, sondern von dem Abg. Bestelmeyer ausgegangen war.
Der Gesundheitszustand des Finanzministers Hrn. v. Wirschinger ist fortdauernd höchst beklagenswerth und durchaus hoffnungslos; der Kranke selbst, furchtbar leidend, wünscht seine endliche Auflösung herbei. – Der k. französische Botschafter am Wiener Hof, Graf v. St. Aulaire, ist hier angekommen, und hat nach kurzem Aufenthalt seine Reise nach Paris fortgesetzt. – Unsre Künstler, die durch ihren sinnigen Maskenzug den dießjährigen Carneval denkwürdig gemacht, haben nun wieder Pinsel und Meißel zur Hand genommen, um in stiller Werkstätte zum ernsten Schaffen und Wirken sich anzuschicken. Unter den Arbeiten, die im Kunstverein ausgestellt sind, verdient eine Büste des unlängst verstorbenen Geheimenraths v. Utzschneider, von einem jungen Bildhauer Namens Halbig, Erwähnung, ein Werk, das die Züge des verehrten Mannes sehr gelungen widergibt und von ungewöhnlichem Talent seines Urhebers zeugt.
In der Sitzung der zweiten Kammer vom 13 März entschied sich dieselbe mit großer Majorität für Einführung des Fallbeils bei Hinrichtungen, ein Beschluß, in welchem ihr bekanntlich die letzte würtembergische Kammer der Abgeordneten vorangegangen war, der aber von der dortigen Regierung keine Zustimmung erhielt. Dasselbe scheint von Seite der badischen Regierung bevorzustehen.
Nachstehend folgt der Bericht des dritten Ausschusses unserer zweiten Kammer über den Antrag des Abgeordneten Glaubrech, den Sinn und die Interpretation des von hoher deutscher Bundesversammlung in der hannover'schen Verfassungsangelegenheit unter dem 5 Sept. 1839 erlassenen Beschlusses betreffend, erstattet von dem zweiten Präsidenten Knorr am 11 d. M. und nunmehr hier gedruckt erschienen: „ Durch rubricirten Antrag wird mit Rücksicht auf ein neueres Ereigniß die Aufmerksamkeit dieser verehrlichen Versammlung abermals auf eine höchst wichtige Angelegenheit, auf eine Angelegenheit hingelenkt, welche zunächst die theuersten Rechte und Institutionen eines deutschen Volksstammes berührt, zugleich aber auch mit der Wohlfahrt, Kraft und Ruhe des gesammten deutschen Vaterlandes und der einzelnen Theile desselben unverkennbar in dem innigsten Zusammenhange sich befindet. Von jedem Deutschen darf daher die lebhafteste Theilnahme an dieser Angelegenheit mit Grund erwartet werden, und es ist insbesondere sehr natürlich, daß alle deutschen Stände sich berufen fühlen, jede Gelegenheit zu ergreifen, um ihre Wünsche und Hoffnungen in dieser Sache auszusprechen, und auf diese Weise mit auf eine gedeihliche Beendigung derselben hinzuwirken zu suchen. Eben aus diesen Rücksichten sind denn nun auch sämmtliche einflußreiche factische und rechtliche Verhältnisse von allen Seiten bereits vielfach beleuchtet und erörtert worden; es wird daher wohl dem berichtenden Ausschusse vergönnt seyn, diese Verhältnisse, so wie den Inhalt der in Ihren Händen befindlichen Motion als bekannt vorauszusetzen, und sich sofort, unter Umgehung aller Nebenpunkte, um so mehr auf eine einfache, kurze Eröffnung seiner Ansicht über den gestellten Antrag zu beschränken, als durch jede Erinnerung an jenen unseligen Streit und dessen seitherigen Verlauf höchst unangenehme, schmerzliche Gefühle hervorgerufen werden. Mit dem Antragsteller sind wir von der Ueberzeugung durchdrungen, daß die dem rubricirten Bundesbeschlusse von Seite der königlich hannover'schen Regierung gegebene Auslegung mit dem Willen und der Intention der hohen deutschen Bundesversammlung nothwendig im Widerspruch stehen müsse. Zu dieser Ueberzeugung dürfte schon die Betrachtung führen, daß die hohe deutsche Bundesversammlung sich als noch zur Zeit nicht competent erklärt hat, hiermit aber die Absicht, ein entscheidendes Urtheil in der Sache zu fällen, nicht wohl vereinbarlich ist, und daß ferner, wie bereits in Nr. 52 der Beilagen von uns herausgehoben worden, eine Anerkennung, folgerechte Anwendung und Ausdehnung der dem bekannten Patente vom 1 Nov. 1837 zu Grunde liegenden Grundsätze geradezu dazu geeignet erscheint, um jede Sicherheit der öffentlichen Zustände in Deutschland aufzuheben, um insbesondere nicht allein unter gewissen Voraussetzungen sämmtliche Verfassungen der zum deutschen Bunde gehörigen Staaten, sondern auch die Verfassung des deutschen Bundes selbst in Frage zu stellen, und so eine höchst beunruhigende, gefahrvolle Lage herbeizuführen. Da indessen jene Auslegung von der Regierung eines deutschen Bundesstaates ausgegangen und öffentlich Angesichts Deutschlands verkündet worden ist, ohne daß bis jetzt eine öffentliche officielle Widerlegung erfolgt wäre, so kann es wahrlich nicht auffallen, daß durch diese Auslegung, besonders bei dem Abgange der betreffenden Verhandlungen, in den Gemüthern vieler Deutschen peinliche Zweifel und ängstliche Besorgnisse veranlaßt worden sind, und es ist sehr einleuchtend, daß durch dergleichen Zweifel und Besorgnisse nicht zur Befestigung der Bande der Liebe und des Vertrauens beigetragen, hierdurch im Gegentheile eine lähmende Mißstimmung, ein unseliges Mißtrauen erzeugt wird. Der wohl fast allgemein genährte Wunsch nach Beseitigung aller solcher Zweifel und Besorgnisse, nach öffentlicher officieller Widerlegung mehrgedachter Auslegung stellt sich hiernach offenbar als sehr wohl begründet dar. Eben so wohl begründet erscheint auch sicher das in der Motion gegen unsere Staatsregierung ausgesprochene Vertrauen. In der eben angezogenen Nr. 52 der Beilagen haben wir bereits bemerkt, daß zu irgend einer Besorgniß über die Ansichten und das Verfahren unserer Staatsregierung in der hannover'schen Sache nicht entfernt eine Veranlassung vorliegt, wir im Gegentheile zu vollem beruhigenden Vertrauen in dieser Hinsicht gegründete Ursache haben. Dieses Vertrauen ist seit dieser Zeit nicht erschüttert, vielmehr wo möglich noch bestärkt worden, ja wir dürfen überhaupt mit voller Zuversicht und mit erhebendem Gefühle darauf rechnen, daß unsere Staatsregierung stets Alles aufbieten wird, um nach Kräften die gemeinsamen vaterländischen Interessen zu wahren und zu befördern, nur zur Befestigung der Wohlfahrt und des Glückes des deutschen Vaterlandes beizutragen, und jede Gefahr, jeden Nachtheil von ihm abzuwenden. Der hier in Betracht kommende Antrag bezweckt nun in der That weiter nichts, als den einfachen Ausdruck des von uns als wohlbegründet bezeichneten Wunsches und Vertrauens, und es dürfte daher auch, nach der Ansicht des berichtenden Ausschusses, keinem Bedenken unterliegen, diesem Antrage zu entsprechen. “
In der Sitzung der Ständeversammlung vom 10 März theilte der Landtagscommissär der Versammlung mit, daß Se. k. Hoh. der Kurprinz und Mitregent geruht habe, die Dauer des Landtags auf unbestimmte Zeit zu verlängern. (Kass. A. Z.)
An unserm politischen Horizont ist Alles noch immer so still wie zuvor, und die Beamtenclasse0615 schwebt noch immer in Ungewißheit, welches Schicksal zu erwartende Reformen ihr bringen werde. Der König fährt indessen fort Verbesserungen vorzubereiten, und hat, dem Gerüchte zufolge, neuerdings dem Conferenzrath und Oberprocureur Oersted, unstreitig der ersten juridischen Notabilität Dänemarks, einem Mann, dessen Freisinnigkeit sein Wirken als Deputirter der dänischen Kanzlei und als königlicher Commissarius in den dänischen Ständeversammlungen genugsam beurkundet hat, den Auftrag ertheilt, ein neues Gesetzbuch für das Königreich zu entwerfen. Wir erwarten indessen, daß zu diesem Ende, wie in Schleswig und Holstein, eine Commission unser seinem Präsidium werde ernannt werden, und daß der Auftrag sich zunächst auf die Criminalgesetzgebung beziehe. – Ihr k. H. die Frau Herzogin Wilhelmine und Se. D. der Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg sind von hier wieder abgereist und am 26 v. M. in Kiel eingetroffen. – Thorwaldsens Museum hat das Privilegium erhalten ausschließend Gypsabgüsse von Thorwaldsens Arbeiten zu verkaufen. An dem Gebäude wird so eifrig gebaut, als die Witterung dieß gestatten will. – Die liberale Presse fährt fort auf Reformen zu dringen und die Handlungen der Regierung schroffer zu tadeln, als der gemäßigtere Theil der Nation billigen kann. Dieß hat eine Anklage wider die Redactionen des „ Freisinnigen “und der „ Fliegenden politischen Blätter “veranlaßt.
Gestern begab sich der König von den Prinzen und Ministern begleitet in Procession nach dem Christiansberger Schloß, um herkömmlicherweise die Sitzung des höchsten Gerichts zu eröffnen. Eine ungewöhnliche Menschenmenge hatte sich auf den Straßen versammelt, um Zeuge des ersten öffentlichen Auftretens Sr. Maj. zu seyn; die Massen aber verhielten sich in stummer Ruhe und legten durch keinerlei Ruf ihre Gesinnungen an Tag. Mittags war große Tafel auf dem Christiansberger Schloß. Als sich die Procession Abends wieder nach der Amalienburg zurück verfügte, war nur das Local des Studentenvereins beleuchtet. – Die gestrige Kjöbenhavnspost ist mit Beschlag belegt worden. – Vor einiger Zeit ging das Gerücht, daß der König den seit langer Zeit vacanten Oberjägermeisterposten zu besetzen beabsichtige; die Presse erhob ihre Stimme gegen diesen Plan, und und die Ausführung desselben unterblieb. Dagegen hat man jetzt ohne vorherige Gerüchte den zu jener Würde ausersehenen Grafen v. Danneskjold Samsö zum Oberstallmeister ernannt – ein Posten, den die vorige Regierung wahrscheinlich aus Sparsamkeitsgründen hatte eingehen lassen. Diese Ernennung scheint mit den beabsichtigten Reductionen im Stalletat im Widerspruch zu stehen. Manche ersparte Gage der Stallbedienten u. s. w. wird durch diese Ausgabe verschlungen werden. – Das neueste Kieler Korrespondenzblatt enthält einen Artikel über die administrativen Verhältnisse Dänemarks und debitirt mit großer Zuversicht, daß es die Absicht des Königs sey, das Land durch Minister zu verwalten und die collegiale Regierungsform aufzuheben. Wahrscheinlich wird dieser Artikel in andere Zeitungen übergehen; wir warnen daher, demselben Glauben zu schenken. Welche Vorzüge die ministerielle Verwaltungsform auch vor der collegialen haben mag, so müssen wir doch der Ansicht seyn, daß diese sich nur in einem wahrhaft constitutionellen Staat in ihrer ganzen Fülle entfalten können. Dänemark hat dem überwiegenden Einfluß eines so zu sagen allmächtigen Ministers nichts als das unzulängliche Gegengewicht seiner berathenden Stände entgegenzusetzen, und die Presse, die schon jetzt über angebliche Bureaukratie klagt, würde, wenn ein thätiger und kräftig einschreitender, deßwegen aber auch in manchen Fällen zu rascher und eigenwilliger Mann an die Spitze eines Verwaltungszweiges träte, wahrscheinlich Grund bekommen in dieser Beziehung noch mehr zu jammern. Wäre aber das Gegentheil der Fall, stünde eine kraftlose, unthätige Puppe einem Verwaltungszweige vor, so würden die Klagen über „ Einschlafen “gewiß eben so laut erschallen. Die collegiale Form ist gegen beide Extreme durch die Grundbedingung ihres Daseyns ziemlich geschützt, und wir glauben daher, daß dieselbe vorläufig den dänischen Verhältnissen am angemessensten sey. Ist die weitaussehende Constitutionsfrage einmal entschieden, so wird es Zeit genug seyn, Ministerien zu errichten. Daß der König dieß zu thun ehestens beabsichtige, wagen wir gleichfalls in bescheidenen Zweifel zu ziehen, so lange uns nicht triftige Beweise vorliegen. – Die öffentlichen Blätter bestätigen das Gerücht, daß dem Kanzleideputirten Conferenzrath Oersted der Auftrag geworden sey, ein neues Criminalgesetzbuch für das Königreich zu entwerfen.
Nachdem der vom Med. Dr. L. W. Mauthner in dieser Hauptstadt gegründeten und fortwährend kostenfrei von demselben unterhaltenen Kinderkrankenanstalt dieser Tage die Ehre des Besuchs Ihrer Maj. der Kaiserin-Mutter zu Theil geworden war, erfreute sie sich gestern auch jenes II. MM. des Kaisers und der Kaiserin. Die allerhöchsten Herrschaften geruhten bei längerem Verweilen in dieser gemeinnützigen Anstalt sich von der Einrichtung derselben genau unterrichten zu lassen, den Krankensaal zu besuchen und mit den kleinen Patienten sich zu besprechen. Dieses Institut ist dermalen sehr in Anspruch genommen, was einerseits für das Zutrauen des Volks, andrerseits aber für die noch immer fortwährende Steigerung der Krankheitsfälle spricht, wie folgende Ansätze der Krankenaufnahme im hiesigen allgemeinen Krankenhause ersichtlich machen. Es belief sich der Krankenstand desselben am 26 Febr. auf 2702; am 27 auf 2705; am 28 auf 2739; am 29 auf 2697; am 1 März auf 2709; am 2 auf 2693; am 3 auf 2709; am 4 auf 2716; am 5 auf 2734; am 6 auf 2801; am 7 auf 2767; am 8 auf 2772. Dabei ist übrigens zu bemerken, daß der früher ziemlich verbreitete Typhus seither bedeutend abgenommen hat, und dieser beträchtliche Höhenstand der Kranken im allgemeinen Krankenhause jetzt weniger mehr von endemischen Einflüssen als von den im Monate März gewöhnlich am stärksten sich ergebenden verschiedenartigen Krankheitsformen bedingt ist. – Der Wiener Correspondent der Leipziger Allg. Zeitung, welcher die Abtragung der Spitze des Stephansthurmes rasch vorwärts schreiten läßt und von Ergänzung derselben durch einen kupfernen Aufsatz spricht, mag wohl seit sechs Monaten nicht zur Spitze hinangeblickt haben, sonst würde er wissen, daß seither nicht eine Hand daran gerührt hat. Bauten der Art pflegt man nicht zur Winterszeit vorzunehmen; überdieß ist höhern Orts noch gar nicht entschieden, ob eine Abnahme oder bloß eine Ausbesserung zu geschehen habe.
Das einzige Ereigniß, welches in der letztverflossenen Woche die Aufmerksamkeit des Publicums in Anspruch genommen, ist die Ernennung des Beylikdschi Schekib Effendi zum außerordentlichen Botschafter in London. Derselbe wurde in seinem bisherigen Amte durch den Secretär der Divanskanzlei Mumtaz Effendi ersetzt. – Im großen Reichsrathe finden fortwährend Versammlungen statt, welche die in Folge des Hatischeriffs von Gülhaneh vorzunehmenden Verwaltungsreformen bezwecken. – Das neueste Blatt der türkischen Zeitung macht die Liste der nach Abschaffung des Iltizam (Aemterverkaufs) für die vorzüglichsten Districte und Ortschaften0616 unter dem Namen Muhassil (wörtlich Steuereinnehmer) ernannten Gouverneure bekannt, welche in vier Classen abgetheilt werden.
Graf Sercey in Kleinasien.
Von einem Begleiter des Grafen v. Sercey ist durch die Vermittelung Hafis Pascha's ein Brief eingelaufen, aus Bajazid vom 10 Januar datirt. Das Schreiben zeigte Spuren von dem Brand, der den Palast Hafis Pascha's verzehrte, und war geschwärzt vom Rauch. Folgende Auszüge gibt davon das Journal des Débats:
„ Aus dem Datum meines Briefs ersehen Sie, daß wir bereits eine hübsche Strecke Weges zurückgelegt haben und nur noch einige Stunden von der persischen Gränze entfernt sind. Am 8 December kamen wir in Trapezunt an; das Wetter war sehr stürmisch und bis zum letzten Augenblick zweifelten wir, ob es möglich sey, das Gestade zu erreichen. Es gelang uns dieß am Ende nur nach großen Anstrengungen und nicht ohne einige Gefahr. Einer unserer Leute stürzte ins Meer, und wäre fast ertrunken. Acht Tage brachten wir damit zu, unsere Karawane zu organisiren, und verließen Trapezunt am 15 December. Ich will hier in keine Schilderung der Städte eingehen, die wir auf unserer Reise berührten. Hunderte haben dieß vor mir weit besser gethan; ich bemerke bloß, daß wenn man Leben, Arme oder Beine von fünfzehn unglücklichen Reisenden aufs Spiel setzen wollte, keine passendere Jahreszeit sich finden ließe, als die Monate December und Januar. Die Wege waren abscheulich, mit einer Schneedecke von zwei bis drei Fuß bedeckt; oft gähnten auf beiden Seiten furchtbare Abgründe, in welche von Zeit zu Zeit eines unserer Lastthiere stürzte. Man sagte uns aber, wir dürften wegen der Sicherheit unserer Bagage außer Sorge seyn, denn wir würden solche unversehrt wieder finden, sobald der Schnee geschmolzen.
„ Unsere Nachtlager hielten wir in unterirdischen Ställen, die von Ungeziefer wimmelten. Man wird im wörtlichen Sinn beinahe von ihnen gefressen, und kaum gelingt es mir, unter drei Nächten einmal zu schlafen. Das Elend der Bewohner dieses unglücklichen Landes läßt sich nicht beschreiben, und dabei sind wir noch genöthigt, sie jeden Abend fast mit Gewalt aus ihren elenden Wohnungen zu vertreiben. Seit langer Zeit entbehren wir des Brodes und leben nur von Reis, von Lammfleisch und schwindsüchtigen Hühnern. Trotz allen Entbehrungen erhält sich unser Muth so ziemlich, und wir lachen oft über unser Elend, was fast unsere einzige Beschäftigung ist. Uebrigens befinden wir uns alle ziemlich wohl, und nur einige hatten leichte Unpäßlichkeiten in Folge der Ermüdung und Kälte (der Thermometer steht seit zwanzig Tagen zwischen 15 bis 20 Graden unter dem Gefrierpunkt). Die Bedienten ertragen die Reise weniger gut, und der Zustand mehrerer von ihnen erweckt einige Besorgnisse. Dank dem Himmel aber, die Gesandtschaft hat zu ihrem Arzt einen Mann, der um einer solchen Kleinigkeit willen nicht den Muth verliert; er sah in Kairo im Jahr 1834 sechzigtausend Menschen an der Pest sterben, und öffnete in der Schule von Abu-Zabel eine Menge Pestleichen. So eben tritt er in unsere Schlafstätte mit bluttriefenden Beinen. Er hätte fast das Schicksal der Jezabel gehabt, und wäre ohne die Hülfe eines alten Türken von den zahllosen Schwärmen häßlicher Hunde, welche die Straßen aller türkischen Städte anfüllen, zerrissen worden.
„ Der einzige angenehme Moment unserer Reise war unser Aufenthalt in Erzerum. Wir wurden dort von Hafis Pascha mit allen möglichen Ehrenbezeugungen aufgenommen. Hafis, der die türkische Armee während der unglücklichen Schlacht bei Nisib commandirte, gilt für persönlich tapfer, ist liebenswürdig, geistreich, gebildet und würde in jedem Land für einen ausgezeichneten Mann gehalten werden. Er wird von der Bevölkerung seines Paschaliks angebetet und steht im Rufe, der freigebigste Mann zu seyn, den man finden kann. Die Mitglieder der Gesandtschaft, denen er reiche Geschenke machte, hatten alle mögliche Mühe, seiner Freigebigkeit Gränzen zu setzen, und darüber wurde Hafis beinahe böse. Er schenkte dem Grafen Sercey unter Anderm das schöne Pferd, das er in der Schlacht bei Nisib ritt, den Begleitern des Gesandten gab er gleichfalls Pferde, Säbel, goldene Dosen etc. Hafis Pascha trug nicht die mindeste Scheu, sich mit uns über die Schlacht bei Nisib zu unterhalten und gestand seine Fehler freimüthig ein. Seine Armee, sagte er, sey fast ganz aus Kindern und Recruten bestanden, und die Officiere hätten zuerst das Beispiel der Unordnung und Feigheit gegeben.
„ Ehe wir abreisten, schickte der Pascha einige Hundert Leute voraus, um uns einen Weg durch den Schnee zu bahnen. Einige türkische Oberofficiere begleiteten die Gesandtschaft bis an die Gränze von Persien. Man darf die Ausgaben Hafis Pascha's bei dieser Gelegenheit auf 25,000 Fr. schätzen – eine ungeheure Summe in einem Land, wo das Geld so selten ist. “
(Beschluß.)
„ Unter den neuesten Werken der ernsteren Gattung zeichne ich die schwedischen Geschichten unter Gustav III und Gustav IV Adolf von Arndt aus. Das ist derselbe Arndt, der zur Zeit unserer Kriege mit Deutschland sich durch seinen Haß gegen Napoleon, seine zornglühenden Schriften gegen Frankreich hervorthat. Als die Schlacht bei Jena das Schicksal Preußens unsern Waffen unterwarf, fühlte Arndt in seinem Vaterlande sich nicht mehr sicher, und floh nach Schweden, wo seine antinapoleonischen Werke ihm nur die Gunst Gustavs IV verdienen konnten. Er hielt sich einige Zeit in Stockholm auf, durchwanderte dann die verschiedenen Provinzen Schwedens und veröffentlichte einen Reisebericht, der etwas lang, etwas eintönig, im Uebrigen ziemlich reich an Thatsachen und Beobachtungen ist. *)Arndts Reise durch Schweden erschien schon im Jahr 1797; eine Beschreibung seiner zweiten Reise in jenes Land ist uns nicht bekannt.Nach dem Sturze des Kaiserreichs kam er nach Deutschland zurück und ward als Professor an der Hochschule in Bonn angestellt. “ Marmier erinnert hier nicht ohne Schadenfreude daran, wie Arndt um derselben Grundsätze willen, mit deren feuriger Verkündigung er so wesentlich zu Deutschlands Erhebung gegen die Fremdherrschaft beigetragen, später politische Verdächtigungen zu erleiden gehabt habe – was wir als sehr bekannt übergehen .... Arndts neueste Schrift, will er dann gefunden haben, trage das lebhafte Gepräge seiner alten politischen Leidenschaften. Die Schilderungen der schwedischen Landes - und Volkszustände seyen sehr anziehend, aber wenn er auf die schwedische Aristokratie zu reden komme, da gähre in seinem Geist die Hefen des Demokratismus auf, und sein Wort werde zum Sarkasmus. Darüber wird nun der einundsiebenzigjährige Arndt – der bei einer denkwürdigen Gelegenheit0610 sich selbst einen „ monarchischen und königischen Mann “genannt, und als solchen durch That und Wort bewährt hat – von Hrn. Marmier in die Schule genommen und belehrt, daß diese schwedische Aristokratie mehrere Jahrhunderte hindurch den vitalsten Theil ihrer Nation gebildet, daß sie ihre Ehren auf den schwierigsten Posten im Rath und im Feld, mit Gustav Wasa in den Wäldern von Dalecarlien, mit Gustav Adolf auf der Ebene von Lützen, mit Karl XII auf den Gefilden Polens, erworben habe, und nicht, wie vielleicht annoch in einigen andern Ländern, eine hochmüthige und selbstsüchtige Kaste vorstelle, die mit der goldenen Puderquaste der Vergangenheit spiele und kein anderes Interesse als die Aufrechthaltung ihrer Standesvorrechte kenne, sondern, von tiefem Nationalgefühl durchdrungen, der Volkssache schon oftmals näher gestanden sey, als dem Königthum, auch mehrfach aus den Reihen des Volks sich verjüngt und gekräftigt habe. Zudem seyen die Mehrzahl der Männer, die in neuerer Zeit die höchsten Staatsämter in Schweden bekleidet, Söhne von Geistlichen, Kauf - und Gewerbsleuten und Professoren, der Leiter der Opposition aber im schwedischen Reichstag ein alter Edelmann. „ Die Geschichtserzählung, heißt es weiter, ist nach denselben antiaristokratischen Grundsätzen gemacht. Gustav III und Gustav IV erscheinen als zwei große und imposante Gestalten inmitten der unruhigen Schattenbilder des Adels. Daß der Eine und der Andere einige Fehler hatten, kann der Autor einzugestehen zwar nicht umhin, aber offenbar wären sie, ihm zufolge, die Musterkönige der Welt gewesen, wenn sie jene verhängnißvolle Aristokratie nicht um sich gehabt hätten. Nun wissen alle diejenigen, welche die Geschichte Schwedens unparteiisch studirt haben (hear!), daß, wenn diese zwei Könige, wie andere Fürsten, zuweilen das Unglück hatten, von ihren Amtleuten schlecht bedient oder von ihren Ministern verrathen zu werden, sie selbst am öftesten die erste, die einzige Ursache ihrer Fehler und Unfälle waren. Gustav III war allerdings ein Fürst von den glänzendsten Eigenschaften: schön, geistvoll, unterrichtet, leidenschaftlich für den Waffenruhm und den Ruhm der Wissenschaften, aber er ließ sich durch den Anblick fremder Höfe verblenden und vergaß der männlichen Sitteneinfalt seiner Ahnen. Er umgab seine Person mit der Ueppigkeit, dem verderblichen Leichtsinn, den thörichten Galanterien von Versailles. Mit Einem Wort, er war, wenn auch bei größerer Würde und Erhabenheit des Geistes, der fünfzehnte Ludwig Schwedens. Wie dieser hatte er Liebe und Verehrung genossen; wie dieser hatte er die Sympathien seines Volks verwirkt, ehe er unter Ankarströms Kugel fiel. Was Gustav IV anlangt, so ließ er sich nur den kleinen Irrthum zu Schulden kommen, zu glauben, daß er Manns genug sey, den Kampf zu übernehmen mit Napoleon und Frankreich; was sag 'ich, mit Frankreich? – mit Rußland, Dänemark und England, denn in der That sah er sich, er ganz allein, mit diesen vier Mächten in Krieg verwickelt. Sein Reich war für ihn ein fabelhaftes Land, von dessen Umfang und Hülfsquellen er keine Kenntniß hatte. Einmal an einem schönen Morgen befahl er eine außerordentliche Contribution von 200 Millionen Francs, und war sehr erstaunt, zu vernehmen, daß diese Summe das zwanzigjährige Einkommen des ganzen Landes sey. Er lebte in dem Wahne, Schweden sey noch die officina gentium, und er könne Soldaten aus der Erde stampfen. Eines Tags aber waren die Schweden des Stampfens müde, und Gustav IV hatte aufgehört, König zu seyn. In der Zeit des Ausbruchs seiner Zwiste mit Frankreich sagte der Moniteur von ihm, er habe von seinem Ahnherrn Karl XII nichts als den thörichten Starrsinn und die großen Stiefel. Das Epigramm war hart, aber ziemlich treffend. Hr. Arndt hat die beklagenswerthen Folgen der Herrschaft Gustavs IV und die Fehler Gustavs III sehr gemildert. In dieser Hinsicht ist seine Geschichte unvollständig, aber man findet darin werthvolle Urkunden über mehrere Ereignisse, von denen der Verfasser selbst Zeuge war, über Staatsmänner, die er gekannt hat, über Thatsachen, deren geheime Triebfedern er sehr gut kennen konnte. Ueberhaupt ist das Arndt'sche Buch das Umfassendste, was wir über diese so belebte und dramatische Epoche der schwedischen Geschichte bis jetzt besitzen. Bis erst Geijer sie mit seinem gewohnten Scharfsinn, oder Fryrell mit der ganzen Lebhaftigkeit seines Geistes und Styls darstellt, ist das Buch von Arndt eine Denkschrift, die man mit Nutzen zu Rathe ziehen kann und mit Interesse lesen wird. “
Nachdem der Berichterstatter noch einige deutsche historische Werke, namentlich als für Frankreich besonders anziehend, „ Gregor von Tours und seine Zeit “von Löbell in Bonn, „ Kur-Mainz in der Epoche von 1672 “von Guhrauer, und die Fortsetzungen der Heeren-Uckert'schen Sammlung gelobt, und eine Beurtheilung der von der Hagen'schen Ausgabe der Minnesinger versprochen, schließt er mit den Worten: „ Wenn wir so, indem wir die neuen Kataloge des deutschen Buchhandels abernten, viel zu tadeln finden, gibt es hier und da auch ein Werk, das Lob verdient. Und selbst indem man Deutschland tadelt, hat man einige Ursache, es zu beneiden. Sein Fehler ist, daß es zu viel Bücher producirt; aber mit diesen Büchern ist es wenigstens ernst gemeint, und sie zeugen für Fleiß und Fruchtbarkeit. Das deutsche Publicum bereichert noch die Buchhändler; das französische richtet sie zu Grund. Dort verlangt man Bände; hier begnügt man sich mit Feuilletons. “ (Wie diese Schlußstelle mit der auf Seite 593 Sp. 2 Z. 21 ff. zusammenreimt, ist nicht recht einzusehen.)
Da wir einmal bei diesem Thema sind, so folge hier schließlich ein kleiner Anhang. In einem Aufsatz: „ Die deutsche Litteratur in Frankreich “, den das Ausland im Januarheft mittheilte, heißt es (Nro. 13): „ Die französischen Uebersetzungen von den ernsten, wissenschaftlichen Werken sind in der Regel mit Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit abgefaßt; die Romane, Poesien und Theaterstücke werden dagegen sehr gewissenlos behandelt, und oft mit grasser Unwissenheit. “ Zum Beleg dieses Satzes wird unter andern folgendes Beispiel aus Marmiers Uebersetzung der Körner'schen Posse „ der Nachtwächter “angeführt:
Mit einer solchen Kenntniß des Deutschen darf man freilich nicht den Hegel lesen wollen, sollte aber etwas behutsamer seyn, ehe man über deutsche Stylarten u. s. w. ex cathedra aburtheilt. Noch erschrecklicher ist folgendes Pröbchen einer Verwälschung des Faust (zweiten Theils) von Hrn. Lerminier:
„ Wenn berühmte Autoren “, bemerkt der angezogene Aufsatz, „ die im Rufe stehen, aus dem Deutschen ihre Specialität gemacht zu haben und es von Grund aus zu kennen, auf eine so himmelschreiende Weise den Sinn verdrehen, so kann man sich ungefähr vorstellen, wie die untergeordneten Uebersetzer mit unsern classischen Meisterwerken umspringen. Es ist wahrlich nicht zu verwundern, daß die französische Kritik, welche das Original nach einer solchen Schülerarbeit beurtheilt, mit Stolz und Verachtung auf unsere Meisterwerke herabsieht und sie mangelhaft, bisweilen trivial und abgeschmackt findet. “ Der genannte Hr. Lerminier ist derselbe Gelehrte, der in seinem Buch „ au-delà du Rhin “unter Anderm referirt hat, der Unterricht im Latein sey in den deutschen Schulen recht passabel, im Griechischen aber seyen die französischen Colléges besser. (Ipsissima verba!) Schade nur, daß seit dem Tode der Straßburger Philologen, deren französische Namen beinahe wie deutsche klingen, und seit Paul Louis Courriers berühmtem Dintenklecks auf den Longus in Florenz, die Franzosen ihre griechische Gelehrsamkeit so gar sehr unter den Scheffel stellen, und es z. B. deutschen Gelehrten überlassen, den Thesaurus des Heinrich Stephanus neu herauszugeben.
Doch um auch unsrerseits nicht mit Tadel zu endigen, wollen wir aus einem Artikel von Henri Blaze, einem der geistvollsten französischen Kritiker in der Revue des deux Mondes (s. „ Blätter zur Kunde der Litteratur des Auslands “1839 Nr. 115 ff. ) eine Uebersetzprobe ausheben, welche beweist, daß, wenn irgend ein Franzose, Hr. Blaze im Stande wäre, seinen Landsleuten das Goethe'sche Meisterwerk würdig nachzubilden. Es ist Gretchens Gebet: „ O neige, du Schmerzenreiche “etc.
(Beschluß.)
II. Bericht, welchen die Einwohner des Dorfes Uszacz, Bezirks Lepel, in der Provinz Witepsk erstatteten. Im Monat August 1835 sendeten wir Bewohner der Pfarrei Uszacz eine Bittschrift an den Cultusminister zu St. Petersburg, in welchem wir seine Gnade und sein Erbarmen anflehten, weil wir, unserer Kirche beraubt, gezwungen wären, eine Religion äußerlich zu bekennen, welche wir nicht annehmen wollten. Wir blieben aber ohne Antwort; nur benachrichtigte uns der Bischof Bulhak, daß bald eine Commission mit dem uns bestimmten Priester anlangen werde. Und in der That ist die Commission am 2 Dec. erschienen, und hat das von ihr zusammenberufene Volk aufgefordert, die griechische Religion anzunehmen. Aber wir riefen alle einstimmig: „ Wir wollen Alle in unserm Glauben sterben; niemals haben wir eine andere Religion gewollt, und wollen auch jetzt keine dergleichen. “ Darauf ging die Commission von Worten zur That über, d. h. man riß uns die Haare aus, man schlug uns das Gesicht blutig, man gab uns Stöße an den Kopf, man warf einige ins Gefängniß und transportirte andere in die Stadt Lepel. Endlich, wie die Commission sah, daß diese Mittel nicht fruchteten, verbot sie allen griechisch-unirten Priestern, uns Beichte zu hören oder andern geistlichen Beistand zu leisten. Aber wir haben gesagt: „ Wir werden ohne Priester bleiben; wir werden unsere Gebete zu Haus verrichten; wir werden ohne Priester sterben, uns einander Beichte hören, aber euren Glauben nehmen wir nicht an. Eher bereite man uns das Loos des seligen Josaphat, das wünschen wir. “ Und die Commission entfernte sich, unserer Thränen und Bitten spottend; wir aber blieben zurück, wie irrende Schafe, und haben keine Zuflucht. Wir zeichnen u. s. w.
III. Bittschrift der Bewohner von Lubowicz, Districts Babinowicz, in der Provinz Mohilew. Allerdurchlauchtigster, allergnädigster Kaiser! Hören Sie die Stimme derer, welche unverschuldet Verfolgung leiden, die Stimme derer, welche die Gnade Ew. kaiserl. Majestät anflehen. Unsere Vorfahren, dem griechisch-unirten Glauben angehörend, brachten treu dem Thron und dem Vaterland ihr Leben in dieser Religion zu; wir, in diesem Glauben geboren, bekannten uns lange Zeit frei zu ihm. Aber nach dem höchsten Willen, wie man uns sagte, der Kaiserin Katharina, glücklichen Angedenkens, wendete die Ortsobrigkeit Leibesstrafen und gewaltsame Mittel an, um, was ihr auch glückte, viele unserer Pfarrgenossen zur Abschwörung des Glaubens ihrer Väter zu bringen. Einige indessen, obwohl sie denselben Strafen unterworfen worden, verharrten im alten Glauben, auf den göttlichen Schutz rechnend und ihre Hoffnung auf die Barmherzigkeit der Kaiserin setzend. Unsere Hoffnung täuschte uns auch nicht, die Kaiserin that der Verfolgung Einhalt und ließ uns bei der Religion unserer Väter; wir bekannten diese Religion bis jetzt frei unter dem Schutz Ihres kaiserlichen Willens, und glaubten nicht, daß ohne einen ausdrücklichen Befehl Ew. kaiserl. Maj. wir in dem Bekenntniß des Glaubens gestört werden könnten, welchen auch unsere Voreltern bekannten, und in welchem wir, wie diese, geboren sind. Aber die Priester der herrschenden Religion zwingen uns, unter dem Vorwand, daß einige von uns zur Gemeinschaft der griechisch-russischen Kirche gehört, was nicht stattgehabt, unsern Glauben abzuschwören, nicht durch Körperstrafen, sondern durch härtere Mittel, d. h. uns allen geistlichen Beistandes beraubend, unsern eigenen Priestern verwehrend,0612 unsere Kinder zu taufen, unsere Ehen einzusegnen, unsere Beichte zu hören. Auf solche Weise entreißen sie uns unsere Hirten. In so grausamer Verfolgung bleibt uns nur eine Zuflucht, die Gnade Ew. kaiserl. Majestät. Schützen Sie, Monarch, die um des Glaubens willen verfolgt werden. Lubowicz, den 10 Julius 1829. 120 Pfarrkinder haben unterzeichnet.
IV. Das geistliche Collegium verbietet jedem Priester, die Beichte ihm unbekannter Personen zu hören. Gemäß dem Decret Sr. kaiserl. Majestät hat das obgenannte Collegium von einer Ordonnanz des Ministers des Innern, Ritters Demetrius Nicolajewicz Bludoff, Kenntniß genommen. Der Hr. Minister hat bei Mittheilung dieser Pièce uns davon unterrichtet, daß der heilige permanente Synod bei Entscheidung des besondern Falles der Elisabeth Weytkowska, welche von der herrschenden Religion zur römisch-katholischen Religion übertrat, dem griechisch-russischen Clerus eingeschärft habe, genaue Notiz von denen zu bewahren, welche sich zur herrschenden Religion bekennen, und daß derselbe dem dirigirenden Senat ein Decret vorgelegt hat, nach welchem es dem Clerus der andern Religionsgemeinschaften untersagt werde, unbekannte Personen Beichte zu hören oder sie zu den Sacramenten zuzulassen. Der Hr. Minister empfiehlt nach Empfang des auf diesen Gegenstand bezüglichen Befehls des dirigirenden Senats dem Collegium seinerseits allen römisch-katholischen Priestern zu befehlen, sich pünktlich nach dem obgedachten Decret des heiligen Synods zu richten und ihnen bei schwerer Verantwortlichkeit zu verbieten, von Personen, welche ihnen unbekannt seyen, die Beichte zu hören und sie zu den Sacramenten zuzulassen. Das Collegium hat auf Empfang dieser Verfügung beschlossen, allen Bischöfen, die Diöcesen administriren, und allen Provincialen vorzuschreiben, daß sie ihren untergebenen Priestern befehlen, das besagte Decret des heiligen Synods, in Betreff des Verbots, bei schwerer Verantwortlichkeit keine unbekannten Personen Beichte zu hören, streng zu befolgen, und hat diesen Beschluß dem Minister des Innern, Ritter Demetrius Nikolajewicz Bludoff, mitgetheilt. Der Bischofpräsident, gez. Ignaz Pawrowicz.
Bekanntmachung.
Nachdem Ein hoher Senat verordnet hat, daß das bisher bei der freiwilligen Anwerbung zum hiesigen Linien-Militär eingeführt gewesene Handgeld von Hundert Gulden nunmehr auf Hundert Fünfzig Gulden für eine Capitulation von sechs Jahren drei Monaten erhöht, und davon jedem Angeworbenen bei der Annahme acht Gulden, nach Verlauf eines jeden Dienstjahres fünf Gulden, und am Schluß der Capitulation der Rest mit Hundert zwölf Gulden ausbezahlt werde, so wird solches hierdurch bekannt gemacht, und haben diejenigen hiesigen Angehörigen, welche in hiesige Militär-Dienste treten wollen, wie auch Ausländer, welche aus den deutschen Bundesstaaten gebürtig, in ihrer Heimath nicht mehr militärpflichtig oder mit landesherrlicher Erlaubniß zum Eintritt in hiesige Dienste versehen sind, sich deßfalls auf unterzeichnetem Amt persönlich anzumelden, allwo ihre Annahme nach erfundener Diensttauglichkeit erfolgen wird.
Frankfurt, den 7 März 1840
Kriegs-Zeug-Amt.
Bei Rohrmann & Schweigerd, k. k. Hofbuchhändler in Wien, ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: Heraldische Blumen.
Geschichte und Sage von Realis.
8. Preis in Umschlag geh. 18 gGr.
Die Zeitung für den deutschen Adel äußert sich in Nr. 7 folgendermaßen über dieses Werkchen: „ Ein hübscher, für jede Adelsfamilie beachtenswerther Gedanke: Geschichten und Sagen über den Ursprung der Stammesnamen, Embleme der Wappen, des Helmschmuckes etc. etc. Also interessante Notizen über die Stammherren oder über bedeutende Ahnen der Familie; historische Bilder aus früher Vergangenheit, poetische Blumen des Mittelalters, Beleuchtungen aus der Chronik des Adels, welche wohl nicht Vielen bekannt seyn dürften.
Wir finden hier Nachrichten der Familien und Häuser: Loeben, Forgáts, Schelm v. Bergen, Trautenberg, Andrassy, Hackenei, Wartensleben, Landschaden von Steinach, Braunschweig, Schwarzenberg, Cleve, Schweinichen, Wedell, Emersberg, Henneberg, Boscowich, Schottland, Böhmen, Pernstein, Lippe, Finner, Stubenberg, Montmorenci, Lynar, Trotha, Schaffgotsch, Althan, Eselburg, Kälberharte, Mannsfeld, Krebsbach, Wurmbrand, Oesterreich, Peilstein, Neu-Thann, Dollinger, Hunyady, Blacas, Drachenfels, Peschick van Romarow, du Lys, Scaliger, Ples von Slaupna, Gergeblaky, Czernin, Saulheim, und über Wappen und Abzeichen der Städte: Schwandorf, Köln, St. Gallen, Pilsen, London, Bern. “
In der Karl Haas'schen Buchhandlung in Wien (Tuchlauben Nr. 561) ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Erhöre uns Gott!
Ein vollständiges Gebet - und Erbauungsbuch für gebildete katholische Christen. Zur Kirchen - und Hausandacht fürs ganze Jahr.
Vom Pfarrer J. H. Hauser.
Mit vier schönen Kupfern.
12. in Umschlag geheftet 1 Rthlr. 20 gr. oder 2 fl. 48 kr. Conv. Münze.
Christliches Festgeschenk.
Eine Mitgabe für das ganze Leben. Gebildeten Jünglingen und Jungfrauen gewidmet von J. P. Silbert.
gr. 12. mit einem prachtvollen Titelkupfer und Vignette, Druckvelin geheftet 1 Rthlr. oder 1 fl. 20 kr. Conv. Münze.
Stunden der Andacht für katholische Christen, oder das evangelische Jahr in 365 Betrachtungen. Nach der Concordanz aller vier Evangelien bearbeitet von J. P. Silbert.
gr. 8. 3 Rthlr. 16 gr. oder 4 fl. Conv. Münze.
Von demselben Verfasser sind ferner erschienen: Dom heiliger Sänger, oder fromme Gesänge der Vorzeit, aus verschiedenen Sprachen übersetzt und bearbeitet. Mit Vorrede von Fr. v. Schlegel. Neue Ausgabe mit Kupfer. 8. 835, brosch. 1 Rthlr. oder 1 fl. 12 kr. C. M.
Denis Unterredungen, 8. 21 gr. oder 1 fl. C. M.
Denkmale, 3 Bde 8. 2 Rthlr. 12 gr. oder 3 fl. C. M.
Der Frauenspiegel, aufgestellt in einer Reihe Biographien gottseliger Personen aus dem Frauengeschlechte. 16 gr. oder 1 fl. C. M.
Lichtpunkte aus der hellen Kammer eines christlichen Denkers. 2 Bdchn. 12. brosch. 1 Rthlr. oder 1 fl. 12 kr. C. M.
Begleiter auf dem Tugendwege. Zweite, mit Meßgebeten und 1 Kupfr. vermehrte Auflage. 12. geb. 8 gr. od. 20 kr. C. M.
Emanuel, ein Adventbuch. Aus kirchlichen Schriftstellern, vorzüglich aus dem heiligen Bernhard übersetzt und geordnet. 8. 820. Postp. brosch. 16 gr. oder 48 kr. Conv. Münze.
Geheiliget werde Dein Name! Ein katholisches Gebet - und Andachtsbuch zur kirchlichen und häuslichen Erbauung. Mit einem Fest - und Heiligen-Kalender und Anhang der eingeführten Kirchenlieder. Dritte Auflage. Mit 5 schönen Stahlstichen. 18. Druckpap. 1 Rthlr. oder 1 fl. 20 kr. C. M.
Der goldene Weihrauchaltar oder Gebete der Heiligen Gottes. Ein katholisches Gebet - und Andachtsbuch. 2te vermehrte Auflage. Mit einem prächtigen Stahlstich und 6 schönen Kupfern, Portraits von Heiligen und gestochenem Titel. 18. Druckpap. 1 Rthlr. oder 1 fl. 24 kr. Conv. Münze.
Wohlfeilstes Prachtstahlstichwerk.
Bei Montag & Weiß in Regensburg ist als fertig erschienen zu haben, und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Silbert, J. P., Conversations-Lexikon des geistlichen Lebens. Mit k. k. österr. Imprimatur. Ausgabe in Lieferungen. (Jede zu vier Bogen Text auf Velinpapier mit einem Prachtstahlstich, geziert mit allegorischer Randeinfassung. ) 1ste -- 21ste Lief. geh. in Umschlag. Preis bis Ostern nur à 15 kr. oder 4 gr., nach Ostern à 20 kr. oder 5 gr. – Ausgabe in II Bänden oder 4 Abtheilungen: I. Band, 1ste und 2te Abth. und II. Band 1ste Abth. mit 80 Bogen Text und 20 Prachtstahlstichen. Preis zusammen bis Ostern 4 fl. 48 kr. oder 3 Thlr. 8 gr. Nach Ostern 6 fl. 40 kr. oder 4 Thlr. 8 gr.
Zur Ostermesse d. J. ist das Werk ganz bestimmt vollständig, und dann tritt der bemerkte erhöhte Ladenpreis ein. – Das Ganze umfaßt nicht mehr als 30 Lieferungen, was hiermit garantirt wird. – Alle Buchhandlungen sind in den Stand gesetzt, den Subscriptionspreis bis zur genannten Zeit einzuhalten.
Bei Georg Wigand in Leipzig ist erschienen: Mittheilungen aus der Generalversammlung deutscher Landwirthe in Potsdam, insbesondere Zusammenstellung der Verhandlungen der Abtheilung für Schafzucht, herausgegeben von Gumprecht.
8. In Umschlag broschirt 18 gGr.
Lesecirkeln u. Leihbibliotheken werden empfohlen die bei Metzler in Stuttgart nun vollständig ausgegebenen, vorzüglich interessanten Romane: Cheveley, oder der Mann von Ehre, von Lady Lytton Bulwer. Aus dem Engl. nach der 3ten Ausgabe übers. von Gustav Pfizer. 3 Bände. Gr. 8. geh. 7 fl. oder 4 Thlr.
Ella, oder des Kaisers Sohn (Herzog von Reichstadt), von Mistreß Lambert. Aus dem Engl. von Gustav Diezel. 3 Bde. Gr. 8. geh. 7 fl. oder 4 Thlr.
Vorräthig in allen Buchhandlungen Deutschlands, der Schweiz und der österr. Monarchie, in Wien bei Gerold; Pesth bei Hartleben; Preßburg bei Wigand; Lemberg bei Millikowski; Prag bei Calve; Brünn bei Seidel; Grätz bei Damian und Sorge.
In der Unterzeichneten ist erschienen und an alle Buchhandlungen versandt worden: Hohenstaufen.
Ein Cyclus von Liedern und Gedichten von Albert Knapp.
Mit 6 lithographirten Abbildungen.
8. Velinpapier. brosch. Preis 3 fl. 24 kr. oder 2 Rthlr.
Der Hr. Verf. suchte in dieser Schrift sowohl die vornehmsten Data der glorreichen hohenstaufischen Geschichte, als auch die herrliche Umgegend jenes Berges, nebst mehreren dazu gehörigen Denkmalen des Mittelalters, dem deutschen Leser in verschiedenartiger Form darzustellen. Die Hauptgesichtspunkte zur Betrachtung jenes denkwürdigen Zeitabschnittes sind in der Vorrede hervorgehoben, und werden den Unkundigern das Verständniß der einzelnen Partien erleichtern. Wenn dieses Buch sich namentlich den Besuchern des herrlichen Hohenstaufen zum freundlichen Begleiter anbietet, so werden dieselben gerade auf jener begeisternden und doch so tiefe Wehmuth erregenden Höhe die mit dem Lichte des Christenthums beleuchtete Natur und Geschichte wohl um so weniger verschmähen.
Stuttgart und Tübingen.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
In der Chr. Fr. Müller'schen Hofbuchhandlung in Karlsruhe erschien so eben: JAHRBUCH der Witterungs - und Himmelskunde für Deutschland im Jahr 1840
Von Ph. Stieffel, Professor an der großherzoglich 1 a lischen polytechnischen Schule zu Karlsruhe.
gr. 8. geh. Preis: 1 Rthlr. 3 gGr. oder 1 fl. 48 kr.
Dem litterarischen Publicum ist der Verfasser obigen Jahrbuchs bereits rühmlichst bekannt durch Herausgabe einer in mehreren Auflagen erschienenen Naturgeschichte, so wie durch seine Vorträge über diese Gegenstände bei der Versammlung der Naturforscher in Freiburg, weßhalb die Verlagshandlung sich auch aller Anpreisungen dieses Werkes enthält und nur kurz den Inhalt desselben hier andeuten will. Dasselbe umfaßt eine Darstellung für alle Vorgänge am Sternenhimmel im Jahre 1840 nicht in unverständlichen Zahlen und Zeichen, sondern bildlich und anschaulich auf einer Tafel, die auch der Unkundigste leicht verstehen kann. Ferner ist es ein Wetteralmanach aller normalen Wettererscheinungen für jeden Tag, Monat, Jahreszeit und das ganze Jahr aus zum Theil 50jährigen Erfahrungen und Beobachtungen.
In einem besondern Aufsatze über das Barometer belehrt es über die neuentdeckten Ursachen seiner Schwankungen und die Sicherheit seiner Angaben für die in den nächsten Tagen eintretenden Wetteränderungen. Auch auf die Entwicklung von Pflanzen und Thieren und auf landwirthschaftliche und Gartengeschäfte erstrecken sich seine Angaben.
Es wird daher daßelbe den Naturforschern, Aerzten, Land - und Forstwirthen und allen Freunden der Witterungskunde eine neue interessante Erscheinung seyn.
In der Unterzeichneten ist erschienen und an alle Buchhandlungen versandt worden: Die Rindviehzucht Würtembergs mit Vorschlägen zu deren weiterer Emporbringung, ein Beitrag zur landwirthschaftlichen Beschreibung des Königreichs von A. v. Weckherlin.
Mit einem Steindruck.
Gr. 8. Preis 2 fl. 15 kr. oder 1 Rthlr. 8 gr.
Schon vor einigen Jahren haben wir auf das baldige Erscheinen dieser interessanten Schrift aufmerksam gemacht; die zahlreichen Anfragen darnach geben bereits Zeugniß von dem großen Interesse, mit welchem dieselbe erwartet wird.
Die Wichtigkeit der Rindviehzucht für unsere landwirthschaftlichen Verhältnisse wird immer mehr erkannt. Noch nie aber zeigte sich ein solches reges Streben vom größten Gutsbesitzer bis zu dem kleinsten Viehhalter nach Vervollkommnung der Rindviehzucht, als eben jetzt. An der Erweckung dieses Interesses hat unser Verfasser großen Antheil. Derselbe erhielt den höchsten Auftrag, den Zustand der Rindviehzucht im ganzen Königreich an Ort und Stelle selbst kennen zu lernen und Vorschläge zur weitern Emporbringung derselben zu machen. Die Arbeit des Verfassers hierüber würdigte die k. Regierung einer solchen Berücksichtigung, daß bereits die meisten darin gemachten Vorschläge ins Leben gerufen werden und jenen Eifer in der Sache sowohl bei Behörden und Gemeinden, als auch bei einzelnen Landwirthen erweckt haben. Diesen Allen, sowohl im Inland als im Auslande, welch letzterem hierin Würtemberg als Muster dienen kann, wird die Mittheilung der vorliegenden Arbeit des Verfassers nur höchst willkommen seyn.
Stuttgart und Tübingen.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
MOZINS vollständiges Wörterbuch der deutschen und französischen Sprache, nach den neuesten und besten Werken über Sprache, Künste und Wissenschaften; enthaltend die Erklärung aller Wörter, die Aussprache der schwierigeren, eine Auswahl erläuternder Beispiele zur Verständlichkeit ihrer verschiedenen Bedeutungen, die hauptsächlichsten sinnverwandten Wörter, Sprüchwörter und sprüchwörtlichen Redensarten beider Sprachen, die Ausdrücke des französischen Gesetzbuchs, die Münzen, Gewichte und Maaße der verschiedenen Staaten, ein Verzeichniß der gebräuchlichsten Eigennamen von Personen, Ländern, Flüssen etc.
Mit Beiträgen von Guizot, Biber, Hölder, Courtin und mehrern andern Mitarbeitern.
Aufs neue durchgesehen und vermehrt von A. Peschier, Professor an der Universität Tübingen.
4 Bände. In acht Lieferungen von ungefähr 30 Bogen zu 1 fl. 45 kr. oder 1 Rthlr. 1 gr.
Der ersten Lieferung erste Hälfte Subscriptionspreis für 52 1 / 2 kr. oder 12 1 / 2 gr.
Wir haben so eben die erste Hälfte der ersten Lieferung des von Hrn. Prof. Peschier aufs neue durchgesehenen und vermehrten deutsch-französischen und französisch-deutschen Wörterbuches von Mozin ausgegeben und bedauern, daß es uns nicht gelungen ist, die ganze erste Lieferung mit einemmale versenden zu können, wie wir es früher beabsichtigten. Diese Verzögerung wolle man dadurch erklären, daß von Seiten des H. Herausgebers sowohl als von uns keine Mühe gespart wurde, dem Werke in seiner neuen Gestalt die Vollkommenheit zu geben, die man von einem solchen Wörterbuch verlangen kann, und es auf einen Standpunkt zu bringen, der allen gerechten Anforderungen entspricht. – Demgemäß wurden viele mehr als zweifelhafte Ausdrücke, viele bis jetzt in den besten Wörterbüchern als ächt französische Wörter aufgenommene Barbarismen aus dieser neuen Ausgabe weggelassen, und dafür die neuesten Vocabeln und Redensarten aufgenommen, welche entweder dem politischen und litterarischen Federkrieg, den Salons, der Phraseologie der neuen Schule, oder der besondern Sprache der Parteien, zuweilen auch dem Dialekt der niedern Classen angehören.
Bereichert ist diese Ausgabe ferner durch eine Menge Etymologien, durch eine vergleichende Synonymik, durch Angabe der unregelmäßigen Bildung der Mehrzahl, endlich durch manche Sprüchwörter und Redensarten, welche die Eigenthümlichkeit beider Sprachen am besten bezeichnen. Ungeachtet dieser zahlreichen Zusätze wird der Umfang der neuen Auflage nicht bedeutend vergrößert; daher kommt es, daß wir im Stande sind, dieses sorgfältig überarbeitete und reich vermehrte Wörterbuch um einen verhältnißmäßig so ungemein billigen Preis zu liefern.
Wir hoffen somit, daß diese neue Auflage die Brauchbarkeit und Verbreitung des längst anerkannten vortrefflichen Werkes noch bedeutend erhöhen wird.
Auf die äußere Ausstattung – Schrift, Druck und Papier – verwandten wir eine ganz besondere Sorgfalt, wie man sich durch Einsicht des Werkes überzeugen wird. Der Druck ist jetzt in raschem Gange begriffen, so daß die weitern Lieferungen rasch folgen werden. – Stuttgart und Tübingen, Februar 1840
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
Bei Julius Wunder in Leipzig sind erschienen: Die neuesten englischen Lustspiele und Possen.
Mit deutschen Anmerkungen. Zum Studium der heutigen englischen Umgangssprache.
The modern english Comic Theatre.
With notes in german, for the study of english conversation in its present state.
Allen Freunden der englischen Sprache, besonders aber Lehrern und Schülern ist diese instructive und humoristische Lecture englischer Lustspiele, die sämmtlich auf den Londoner Bühnen entschiedenes Glück machten, in correcter Ausgabe zu empfehlen.
Der Cyklus von 12 Bändchen enthält nachfolgende Stücke; jedes Bändchen elegant und zierlich broschirt kostet nur 3 gr.
1. Sudden thoughts by Wilks.
2. A quiet day by J. Oxenford.
3. My fellow clerk by J. Oxenford.
4. The Bengal tigre by Ch. Dance.
5. The Spitalfield's weaver by Th. Haynes Bayly.
6. A day well spent by J. Oxenford.
7. The ringdoves by Ch. Mathews.
8. The dancing barber by Ch. Selby.
9. Why did you die by Ch. Mathews.
10. Advice gratis by Ch. Dance.
11. Shocking events by J. Baldwin Buckstone.
12. The culprit by Th. Haynes Bayly.
So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: Geschichte der deutschen National-Litteratur von ihren ersten Anfängen bis auf unsere Tage, von Dr. Ludwig Wihl.
Erstes Heft. 12. (6 Bogen) 12 gr.
Da wir noch keine gedrängte Uebersicht der Geschichte unserer vaterländischen Litteratur besitzen, so hilft das vorliegende, binnen kurzem vollendete Werk einem sehr dringenden Bedürfnisse ab. Die Darstellung ist allgemein faßlich. Zum Schulgebrauch und Selbststudium kann kein nützlicheres Handbuch über einen so interessanten Wissenszweig empfohlen werden. Es sollte dieß Werk in der Bibliothek keines Gebildeten fehlen. In vier, höchstens fünf Heften ist das Ganze vollendet.
Altona, im Februar.
Karl Aue.
Ankündigung.
Bei J. E. v. Seidel in Sulzbach sind erschienen: Erzählungen über die zehn Gebote Gottes. Von einem katholischen Geistlichen. Mit einem Titelkupfer. 1839.
Es ist nicht unsere Absicht, uns mit dem Inhalte dieser Schrift ausführlich zu befassen, sondern bloß die gebildete Welt auf die Vortrefflichkeit desselben aufmerksam zu machen. – Der würdige Verfasser dieser Schrift, ein ausgezeichneter katholischer Geistlicher, erfaßt den Sinn und Geist der hl. zehn Gebote, so wie überhaupt die Lehren und Anstalten des göttlichen Christenthums und die Anordnungen der katholischen Kirche, insoweit die Anlage des Buches deren Behandlung gestattet, in ihrer vollsten Tiefe, und stellt sie in edler, des großen Gegenstandes würdigen Sprache und Einkleidung so licht - und kraftvoll dar, daß sie Geist und Gemüth des gebildeten, denkenden Lesers ungemein wohlthuend ansprechen, und in so reichem Maaße befriedigt, wie dieses heutzutage bei Schriften religiösen Inhalts nicht immer der Fall ist. – Mit voller Ueberzeugung sprechen wir daher Folgendes aus: wer von dieser Art Schriften etwas ächt und entschieden Christliches lesen, oder den seiner Obsorge und Leitung Anvertrauten zu lesen geben will, der findet in benannter Schrift etwas in dieser Art Ausgezeichnetes. Ganz vorzüglich gilt dieses von den Erzählungen über das erste und sechste Gebot. – Einfach, klar, lichtvoll und ergreifend sind in dem Buche christliche Wahrheit und Frömmigkeit gezeichnet und dargestellt, und wer nur immer offenen, geraden Sinnes und unbefangenen Gemüthes ist, wird sich von denselben mächtig angezogen fühlen. – Leuten verschrobenen Kopfes und befangenen Gemüthes wird die Schrift freilich nicht ganz zusagen. – Ganz vorzüglich eignet sich das Buch für christliche Familien, so wie wir es auch den HH. Geistlichen, dann Eltern, Erziehern und Lehrern mit aller Liebe hiemit empfehlen.
Ankündigung.
Bei Johann Prechter in Neuburg a. d. D. ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben: Viertes Heft der Feierstunden des Christen, geheiligt durch Betrachtungen und Gesänge über einige der wichtigsten Geschichten, Anstalten und Lehren des Christenthums zur Beförderung christlicher Erbauung und Bildung, herausgegeben von einem kathol. Geistlichen.
Wir machen alle Freunde der christlichen Religion, welche auf Bildung Anspruch machen, und denen es um eine gründliche, tiefe und umfassende Auffassung und um eine lichtvolle, gemüthliche und belebende Darstellung der wichtigsten Geschichten, Anstalten und Lehren des Christenthums redlich und ernstlich zu thun ist, wiederholt auf dieses, besagte Eigenschaften in hohem Grad in sich fassende, und daher alle Bedürfnisse des denkenden Geistes und religiösen Gemüthes in so reichem Maaße befriedigende Werk aufmerksam, und bemerken, daß die übrigen sechs Hefte nun sehr schnell auf einander folgen werden.
Der sehr bedeutende Absatz, den das Werk schon beim Erscheinen der ersten drei Hefte bei Gebildeten aller Confessionen gefunden, ist der sicherste Beweis von der Vortrefflichkeit desselben; und wir sind überzeugt, daß die Besitzer desselben durch den Inhalt der folgenden Hefte in noch größerem Maaße werden befriedigt werden. – Wer in den Schriften von Sailer, Hirscher, Möhler, Staudenmair, Lavater, Pfenninger u. s. w. Nahrung findet für Geist und Gemüth, findet sie auch hier in vollem Maaße.
Pränumerations-Anzeige.
So eben ist der erste Band erschienen und wird in allen soliden Buchhandlungen des In - und Auslandes Pränumeration angenommen auf das große, umfassende Werk, unter dem Titel: Nouveau DICTIONNAIRE complet et universel des langues française et allemande et allemande-française à l'usage des deux nations, par Henschel, oder: Neuestes, vollständiges französisch-deutsches und deutsch-französisches Wörterbuch.
Zum Gebrauche für alle Stände beider Nationen, von Henschel, bearbeitet nach den besten, neuesten und bewährtesten Quellen, und zwar das Französische nach der neuesten Ausgabe des Dictionnaire de l'académie française, besonders in Rücksicht auf Künste, Wissenschaften, Handel und Gewerbe. Nebst einer kurz gefaßten französischen und deutschen Sprachlehre, einer Uebersicht der unregelmäßigen Zeitwörter, einem Verzeichnisse der Männer - und Frauen-Namen, geographischer Namen, einer Uebersicht der Münzen, Maaße und Gewichte, einer tabellarischen Zusammenstellung der verschiedenen Landeseintheilungen und Abstufungen der Behörden, Verwaltungsstellen u. s. w.
Zum Gebrauche für Geschäftsmänner, Schriftsteller, Gelehrte, Studirende, Beamte, Geistliche, Handels - und Gewerbsleute, und überhaupt für alle Stände.
Neueste, durchgesehene (correcte) und verbesserte Ausgabe, in vier starken Bänden (circa 160 bis 170 Druckbogen stark), Groß-Lexikon-Format, auf durchaus gleich weißem, dauerhaftem (nicht chemisch präparirtem) Papier, mit neuen, scharfen, sehr leserlichen Lettern, schön schwarz und rein gedruckt, jeder Band broschirt in farbigem Umschlag.
Beachtenswerth!
Schon längst und allgemein fühlte man den Mangel eines umfassenden, inhaltsreichen und vollständigen Wörterbuches der deutschen und französischen Sprache zum Gebrauche beider Nationen, welches, alles Gute der frühern Arbeiten in sich schließend, zugleich den Fortschritten des Sprachstudiums der neuern Zeit entspräche.
Das Werk, welches wir dem Publicum hier darbieten, erfüllt auf das gründlichste diese Bedingungen. Der Name des in der litterarischen Welt rühmlichst bekannten Verfassers, seine wissenschaftlichen und litterarischen Leistungen, seine gründliche Kenntniß des Geistes und des innern Baues beider Sprachen bürgen für den Werth desselben. Hr. Henschel hat alles Brauchbare der frühern Wörterbücher in das seinige aufgenommen, und die vielfachsten, wissenschaftlichen Quellen benutzt, um seinem Werke die größtmögliche Vollendung zu geben. Jedes Wort wird in dem hier angezeigten Wörterbuche zuerst durch alle entsprechenden Wörter in der andern Sprache erklärt, dann erst folgen die aus den besten Quellen entnommenen Beispiele, welche die Bedeutungen für Leser, welche tiefer in den Geist der Sprache eindringen wollen, klar und anschaulich machen. Der Verfasser hat es sich vorzüglich angelegen seyn lassen, die Wörter, welche bei seinen Vorgängern fehlten, oder die erst in Folge der politischen und litterarischen Umwälzungen der neuern Zeit gebildet und in Umlauf gesetzt wurden, zu sammeln und einzuschalten. Im französischen Theile sind die Wörter, welche das neue Wörterbuch der französischen Akademie anerkennt, sämmtlich aufgenommen worden, nächstdem noch eine Reihe anderer Wörter, die, obgleich der ältern classischen Litteratur fremd, doch in den Verhältnissen des bürgerlichen und geselligen Lebens Anwendung und Geltung gefunden haben. Hierher gehören besonders eine Menge von Ausdrücken und Redensarten, welche Kauf - und Gewerbsleute bisher ungern in Wörterbüchern vermißten. Diese und viele andere technische Wörter, aus allen Fächern des Wissens, werden durch ein besonderes Zeichen von denjenigen unterschieden, welche die französische Akademie in ihrem Wörterbuche aufgenommen hat. Der deutsche Theil des Werkes bot in dieser Beziehung bedeutende Schwierigkeiten dar, da es in sprachwissenschaftlichen Angelegenheiten in Deutschland an einem Mittelpunkte der Entscheidung fehlt; doch hat der Verfasser auch hierin allen billigen Forderungen Genüge geleistet, indem er außer den Wörtern, die in allen Theilen Deutschlands auf gleiche Weise in Gebrauch0616 sind, auch noch solche aufnahm, welche, obgleich nur einzelnen Provinzen angehörig, doch von anerkannten Schriftstellern gebraucht werden, und auch im Handel und Gewerbe üblich sind.
Die Ausdrücke, welche Verwaltungssachen, bürgerliche Einrichtungen, das Staats - und Handelsrecht betreffen, sind um so sorgfältiger erläutert und bestimmt, als die bürgerlichen und politischen Institutionen beider Völker wesentlich von einander unterschieden sind. Die Schriften der Philosophen, Historiker, Philologen, Geographen, Oekonomisten und Techniker, welche dem deutschen Namen einen neuen Glanz verliehen haben, wurden sorgfältig durchforscht, und die in denselben befindlichen Kunstausdrücke in Einklang mit dem Genius der beiden Sprachen getreu wiedergegeben und erläutert.
Die zusammengesetzten Wörter sind mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt worden; das neue Wörterbuch umfaßt dieselben in weit größerer Anzahl als die frühern; auch wird auf die Abweichung der Bedeutung des Stammwortes stets aufmerksam gemacht und hingewiesen.
Ein kurzer Abriß der französischen und deutschen Sprachlehre, gegründet auf die bedeutenden Resultate neuer Sprachforschungen, ist dem Werke beigegeben; sodann eine Uebersicht der Münzen, Maaße, Gewichte, und außerdem noch eine tabellarische Zusammenstellung der verschiedenen Landeseintheilungen und Abstufungen der Behörden, Verwaltungsstellen u. s. w., welche bisher in den Werken dieser Art mangelte.
Ein besonderes ehrenvolles Zeugniß von der Vortrefflichkeit des hier angezeigten Werkes liefert noch das Journal des Débats vom 10 December 1839 in nachstehendem amtlichem Bericht der Universitätsbehörde, der alle Aufmerksamkeit verdient.
„ Das königliche Conseil des öffentlichen Unterrichts, “heißt es in diesem Journal, „ hat das französisch-deutsche und deutsch-französische Wörterbuch von Henschel zum Unterricht in der deutschen Sprache angenommen und die Anschaffung desselben in allen Schulbibliotheken verordnet. Folgendes ist ein Auszug des Berichtes, der diese Annahme veranlaßte. Hr. Henschel hat nicht allein mehr geleistet, als seine classischen Vorgänger, sondern er hat auch das gelehrte Werk des Mozin übertroffen, und aus der sechsten, letzten Ausgabe des großen Wörterbuches der französischen Akademie einen eben so gewissenhaften als vollständigen Nutzen gezogen. Einige nähere Erläuterungen über diesen Gegenstand sind nothwendig. Das große und schöne Werk Mozins, von welchem wir die letzte Stuttgarter Quartausgabe in 4 Bänden vor Augen haben, wird immer das vollständigste Wörterbuch der deutschen Sprache bleiben; allein der Gebrauch desselben ist höchst unbequem. Mozin stellte eine halb etymologische, halb alphabetische Ordnung fest, die das Nachsuchen der Sprachliebhaber ins unendliche erschwert und verlängert; dann fügt er nach jedem Beispiele der Erklärung eines Wortes die entsprechenden Beweisstellen hinzu, so daß man gezwungen wird, den ganzen Artikel durchzulesen, und nächstdem ist die Ordnung der verschiedenen Bedeutungen der Wörter weder auf Logik, noch auf der allmählichen historischen Entwicklung der deutschen Sprache gegründet. Hr. Henschel hat in dieser dreifachen Beziehung es besser gemacht als Mozin, denn er befolgte genau eine strenge, alphabetische Ordnung; bei ihm gehen die Erklärungen der Wörter den Beispielen voran; endlich hat er in der Ordnung der Wortbedeutungen eine logische Methode befolgt, die, ohne die historische Reihenfolge auszuschließen, uns in den Stand setzt, leichter die Sinnverwandtschaft der verschiedenen Bedeutungen aufzufassen; das Werk des Hrn. Henschel ist als Wörterbuch nicht nur denen seiner classischen Vorgänger weit überlegen, sondern er hat auch das Gebiet der deutschen und französischen Lexikographie sehr bedeutend erweitert. “
Die gegenwärtige Ausgabe hat vor der Pariser Ausgabe noch den wesentlichen Vorzug, daß die verschiedenen, eingeschlichenen Druck - und Sprachfehler, (welche letztere, was den deutschen Text betrifft, bei einem in Frankreich gedruckten Werke fast unvermeidlich waren, und auch sehr häufig vorkommen) sorgfältig verbessert wurden.
Für den französischen und deutschen Text wurden zwei bewährte Sprachgelehrte aufgestellt, die mit der Redaction, der Durchsicht und den Verbesserungen beschäftigt sind. Wenn einerseits für die innere Vervollständigung Alles aufgeboten wurde, um das Werk zu dem allervorzüglichsten in seiner Art zu erheben, so wurde andererseits auch in Ansehung der typographischen Ausstattung nichts versäumt, um es durch sehr deutliche und schöne Lettern, schwarzen und scharfen Druck (aus der berühmten Sollinger'schen Officin), dann durch sehr weißes, durchaus gleiches und dauerhaftes, nicht chemisch präparirtes Papier, auch dem Auge und dem Schönheitssinn gefällig zu machen.
Nachdem endlich auch der Preis bei einem so äußerst kostspieligen Unternehmen verhältnißmäßig sehr gering gestellt ist, und überhaupt alle möglichen Rücksichten beobachtet worden sind, so darf der Unternehmer wohl mit Recht erwarten, daß seine Ausgabe dieses so werthvollen, nützlichen und großartigen Werkes dem Bedürfnisse und den Wünschen des verehrten Publicums vollkommen entsprechen werde.
Die unterzeichnete Verlagshandlung ist im Besitze aller Mittel, um das Unternehmen mit gewohnter Solidität durchführen zu können, bei dem sie nur das Interesse des Publicums und die allgemeine Nützlichkeit vor Augen hatte. Um den hier festgesetzten billigen und mäßigen Preis aufrecht zu erhalten, ist die Einrichtung getroffen worden, daß der Betrag für das ganze Werk vor hinein geleistet wird, denn nur dadurch kann die Verlagshandlung es vorbeugen, daß keine defecten Exemplare ihr zurückbleiben, die, ohne Schadenersatz, das Werk nur vertheuern müßten. Die P. T. HH. Pränumeranten genießen dabei noch den Vortheil, daß sie das Werk früher und auch bedeutend billiger erhalten, da später der Ladenpreis beträchtlich erhöht werden wird.
Man pränumerirt auf das ganze, aus vier Bänden bestehende Werk auf einmal mit fünf Gulden und acht und vierzig Kreuzer Conv. M., wogegen der schon vollendete Erste Band, nebst drei Coupons in Empfang genommen werden können. Die noch zu erscheinenden drei Bände werden ohne weitere Zahlung verabfolgt werden.
Jeder noch zu erscheinende Band wird in regelmäßigen Terminen, von heutigem Tage an gerechnet, in drei, längstens vier Monaten (wenn nicht noch früher) ausgegeben, und das ganze Werk wird demnach noch im Laufe dieses Jahrs beendigt werden.
Die Beendigung eines jeden noch zu erscheinenden Bandes wird immer sogleich öffentlich bekannt gemacht werden, damit die HH. Pränumeranten selben gegen die in Händen habenden Coupons in Empfang nehmen können.
Sollte, wider Vermuthen, das ganze Werk die ursprünglich bestimmte Bogenzahl überschreiten, so werden die HH. Pränumeranten mit keiner Nachzahlung belästiget werden.
Die hier eingegangenen Verpflichtungen werden auf das genaueste und gewissenhafteste erfüllt werden, und die Verlagshandlung glaubt, durch die solide Ausführung früherer und ähnlicher Unternehmungen, auch dießmal Anspruch auf das geneigte Zutrauen die Publicums machen zu dürfen.
Wien, 1 März 1840
Rudolph Sammer'sche Buchhandlung.
Aurikel-Samen.
Stuttgart. Von einem Liebhaber, der eine Sammlung von mehr als 600 Stück vorzüglicher Luiker-Aurikel besitzt, erhielt ich eine Partie Samen, von den schönsten Blumen gesammelt, in Commission zum Verkauf, und kann 100 Körner zu 12 Kreuzer erlassen, deßgleichen gefüllten englischen Pracht-Mohn bei 100 Farben gemischt, die Portion à 6 Kreuzer.
Briefe und Gelder erbittet sich frei G. Louis Schweitzer (gegenüber der neuen Caserne).
Supplement zum malerischen und romantischen Deutschland.
So eben versandten wir von dem Werke: Das Königreich Würtemberg nebst den von ihm eingeschlossenen Hohenzollern'schen Fürstenthümern in ihren Naturschönheiten, ihren merkwürdigen Städten, Badeorten, Kirchen und sonstigen vorzüglichen Baudenkmalen, für den Einheimischen und Fremden dargestellt in 48 Stahlstichen mit begleitendem Texte, das fünfte Heft mit folgenden Ansichten: Kloster Schönthal. – Der Marktbrunnen in Ulm. – Das Gögglinger Thor in Ulm.
Das erste Heft enthält: Das alte Schloß in Stuttgart. – Das Münster in Ulm. – Eßlingen. Das zweite: Die Dionysius-Kirche in Eßlingen. – Geißlingen. – Biberach. Das dritte: Hohentwiel. – Mergentheim. – Der Marktplatz in Stuttgart. Das vierte: Ulm. – Marktplatz in Ulm. – Friedrichshafen.
Das sechste Heft mit zwei Ansichten von Wildbad und einer von Hirschau wird demnächst ausgegeben werden.
Das Ganze bilden 16 Monathefte zu drei Stahlstichen. Jedes Heft kostet 6 gGr. od. 27 kr.
Die ausgezeichnetsten Leistungen der vorzüglichsten Künstler machen diese gewählte und vollständige Sammlung der schönsten und interessantesten Ansichten aus Würtemberg und Hohenzollern den Freunden dieser Gegenden, den Kunstfreunden so wie den Besitzern des malerischen und romantischen Deutschlands zu einer gewiß sehr willkommenen Gabe.
Alle soliden Buch - und Kunsthandlungen nehmen Bestellung darauf an.
Ulm, im März 1840
Stettin'sche Buchhandlung.
Neueste Jugendschriften vom Verfasser der Beatushöhle.
In der Matth. Rieger'schen Buchhandlung in Augsburg ist so eben erschienen und in allen soliden Buchhandlungen Deutschlands und der Schweiz zu haben: Der Köhler aus Valencia.
Eine Erzählung für die reifere Jugend.
Mit einem Titelkupfer. 8. brosch. Preis 36 kr.
Diese neue liebliche Erzählung wird bei der reifern Jugend und den Erwachsenen denselben freundlichen Anklang finden, wie die frühern Schriften des Verfassers. Es wechselt darin Licht und Schatten, wie in einem Bilde, bis endlich die dunkle Seite zum milden Strahle sich verwandelt in der Verklärung, die sie von der göttlichen Vorsehung erhielt.
Heilige Sage.
Der christlichen Jugend erzählt.
9tes Bändchen. gr. 12. Mit 1 Stahlstich 9 gGr. oder 36 kr.
Diese Sammlungen von kürzern Erzählungen aus der christlichen Vorzeit bilden gleichsam ein Seitenstück zu den biblischen Geschichten vom Verfasser der Ostereier.
Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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