PRIMS Full-text transcription (HTML)
0617
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 78.
18 März 1840

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Ueber Havre sind New-Yorker Journale bis zum 11 Febr. eingegangen. Sie sind ziemlich inhaltsleer, doch sprechen einige derselben sowohl von bedenklichen Bewegungen unter den Gränzern zwischen dem amerikanischen und canadischen Gebiet, als von beiderseitigen militärischen Anstalten zu Land und zu Wasser, welche wie Vorkehrungen für den möglichen Fall eines Bruchs zwischen Großbritannien und der Union wegen des streitigen nordöstlichen Gränzgebiets aussehen. Zwei Dampffregatten , sagt der New-York Herald, werden in Chippewa, ungefähr zehn engl. Meilen unterhalb Buffalo gebaut, und alle Festungen längs der Gränzmark mit Mannschaft und Waffen verstärkt. Von Montreal brach vor einigen Tagen eine Abtheilung von 1000 Mann an die Gränze von Maine auf. Eine solche Bewegung in dieser Jahreszeit, wo die Wege vor den Schneemassen fast nicht zu passiren sind, und auf denen im vorigen Winter von 800 Mann 40 auf dem Marsch vor Kälte umkamen, hat etwas zu bedeuten.

Südamerika.

(Standard.) Zwischen Peru und Bolivia ist ein neuer Streit ausgebrochen. Peru fordert unter Anderm die Abtretung eines großen Landstrichs, dessen Verlust aber es Bolivia rein unmöglich machen würde, den Rest seines Landbesitzes gegen spätere Angriffe zu vertheidigen. Die Bolivier sind zu tapferm Widerstand entschlossen, und die Chilenen, die jetzt Herren von Peru sind, zeigen sich hochmüthig. Unter diesen Umständen wird der Krieg nicht lange ausbleiben.

Großbritannien.

Die Dubliner Corporation hat dem Prinzen Albert das Bürgerrecht der Stadt Dublin ertheilt. Mit Bezug darauf, daß dieselbe Corporation Hrn. Bradshaw nach seiner Schmährede gegen die Königin bei dem Toryfestmahl in Canterbury das Bürgerrecht ertheilte, äußert der Examiner: So lange solche Gräuel wie die Dubliner Corporation bestehen, hat die Faction auch die Macht, auf diese Weise Männer vom höchsten Rang zu beleidigen.

Am 10 März wurde die irische Municipalreformbill im Oberhause eingebracht, und ohne Bemerkung zum erstenmal gelesen. Lord Melbourne erklärte, damit Ihre Lordschaften Zeit hätten, mit den Details der Maaßregel sich genau vertraut zu machen, solle die zweite Lesung der Bill erst am 30 d. M. vorgeschlagen werden. Der Herzog v. Wellington, der nach seiner Krankheit zum zweitenmal im Parlament erschien, hatte sich gleich nach seinem Eintritt bei den Clerks des Hauses angelegentlich erkundigt, ob diese Bill schon vom andern Hause heraufgekommen sey. Lord Lansdowne übergab eine bemerkenswerthe Petition mit 1200 Unterschriften, worin das alte Uebel, der vernachlässigte Zustand der Arzneiwissenschaft und der Sanitätspolizei in England und die in dessen Gefolge gehende Quacksalberei, wieder in ernstliche Anregung gebracht wurde. Worüber die Bittsteller zunächst klagten, das ist die höchst nachtheilige Sorglosigkeit, mit der in Jenners Vaterland an vielen Orten die Kuhpockenimpfung theils ganz verabsäumt, theils schlecht vollzogen oder nicht gehörig controlirt wird. Die Folge davon ist, daß in den Bezirken, wo die Eltern, weil sie nicht dazu angehalten sind, ihre Kinder gar nicht impfen lassen, diese zu Hunderten an den Blattern sterben; in einer einzigen südenglischen Stadt unterlagen 500 Kinder dieser Seuche in Einem Jahr. Die Bittsteller erklären in ächt englischem Geiste, sie wünschten zwar nicht, daß man, wie es in einigen Ländern des europäischen Continents geschehe, die Eltern unter Strafandrohung anhalte, ihre Kinder impfen zu lassen, doch möge die Regierung für Anstellung eines zahlreichen ärztlichen Personals zur Impfung der Kinder der armen Leute auf dem Lande sorgen. Die Petition ward auf den Tisch des Hauses niedergelegt, und Lord Ellenborough empfahl die schnelle Einbringung einer darauf gegründeten kurzen Bill. Im Hause der Gemeinen motivirte der Schatzkanzler, Hr. Baring, den Antrag auf Niedersetzung einer Committee zur Untersuchung der Wirkungen, welche die verschiedenen Bankinstitute des Landes, welche Noten zahlbar auf Sicht emittiren, auf die Circulation äußern. Mehrere Mitglieder fanden die Motion nicht umfassend genug, doch wurde sie ohne Abstimmung angenommen. Eine Motion Hrn. Leaders, die Krone um gänzlichen Straferlaß für Frost, Jones und Williams anzugehen, und zwar auf den Grund des reservirten Rechtspunkts hin, über welchen das Richtercollegium verschiedener Ansicht gewesen, so wie in Anbetracht der vielen eingereichten Petitionen zu diesem Zweck, welche über 120,000 Unterschriften0618 zählten wurde nur von einigen wenigen Radicalen, darunter die HH. Hume und Duncombe, unterstützt, und nach kurzer, ziemlich uninteressanter Debatte mit 68 gegen 5 Stimmen verworfen. Am 11 März saß keines der Parlamentshäuser.

Die Angabe einiger englischen und irischen Blätter, daß die Regierung gleich nach erlangter Votirung der Subsidien für die verschiedenen Dienstzweige das Parlament auflösen wolle, wird vom Globe für grundlos erklärt.

(Globe.) Dem Londoner Correspondenten der Dublin Evening Post zufolge ist der Herzog v. Wellington entschlossen, am Schlusse der jetzigen Parlamentssession sich vom activen öffentlichen Leben zurückzuziehen. Diese Thatsache, die unter den Freunden des Herzogs nachgerade ziemlich bekannt ist, hat die Leiter der conservativen Partei in tiefste Bestürzung versetzt. Seine Aerzte haben erklärt, seine Natur bedürfe einer völligen und stätigen Ruhe.

Der in Newgate gefangen sitzende Buchhändler Stockdale wendete sich dieser Tage an den Central-Criminalgerichtshof mit der Bitte um seine Freilassung aus seiner widerrechtlichen Gefangenschaft oder wenigstens um die Erlaubniß, von Zeit zu Zeit seine Familie bei sich zu sehen. Das Gericht ließ sein Gesuch unbeachtet. Die Freilassung des Sheriffs Evans wird vom M. Chronicle als eine Feigheit bezeichnet. Der Examiner meint, nach demselben Grundsatz, nach welchem der Sheriff freigelassen worden, dürfte jeder mit einer Krankheit Behaftete das Privilegium des Parlaments ohne weiteres mit Füßen treten; es gebe aber wenig Leute, die, nachdem sie die Mittagslinie des Lebens überschritten, noch bei sorgfältiger Untersuchung nicht irgend ein Gebrechen an sich finden könnten.

Im Standard ist bemerkt: Der Constitutionnel, das unmittelbare publicistische Organ des Hrn. Thiers, ergießt sich eben jetzt in die ausschweifendsten Lobpreisungen Mehemed Ali's. Man vermuthet, der neue Premier habe diesen Druck von außen zu Hülfe gerufen, um eine bessere Entschuldigung für sein Aufgeben der Stellung zu haben, die er vor einigen Wochen in Bezug auf die orientalischen Angelegenheiten einnahm. Wir sind überzeugt, daß Hr. Thiers in diesem Punkte nachgegeben hat.

New-Yorker Blätter schreiben aus Quebec vom 27 Jan.: Die französischen Canadier erklären sich mit Nachdruck gegen den Plan der Wiedervereinigung von Ober - und Nieder-Canada, indem durch diese Maaßregel der brittische Stamm auch in Nieder-Canada das Uebergewicht erhielte. Das Assemblyhaus von Ober-Canada hat den Personen, die während der letzten Rebellion unschuldig in Schaden gekommen, eine Entschädigung von 40,000 Pf. St. verwilligt.

Den neuesten Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung d. d. 22 Dec. v. J. zufolge ist den Colonisten der Mangel an Arbeitern sehr fühlbar. Es ist daher im Plan, den Ertrag der Grundsteuer in der Colonie zur Herbeiziehung von Auswanderern zu verwenden.

Frankreich.

Durch k. Ordonnanz vom 11 März ward der Maréchal de Camp Duchand, Commandant der Artillerieschule von Vincennes, zum Generallieutenant ernannt. Er war bei Waterloo Obrist der reitenden Artillerie der kaiserlichen Garde.

Der Gegenadmiral Graf Maurville ist in seinem 88 Jahre gestorben.

(Presse.) Der Bericht des Hrn. Muret de Bord über den Entwurf der Rentenconversion wird in wenigen Tagen fertig und vorgelegt seyn. Die Anträge desselben wurden von dem neuen Finanzminister in einer Conferenz mit dem Berichterstatter angenommen.

Auf die Erklärung des Siècle, die Linke (nämlich die Anhänger O. Barrots) werde für die geheimen Fonds votiren, weil dieses Votum in Folge des parlamentarischen Vertrags eine ganz politische Bedeutung haben müsse, legt das Journal des Débats großes Gewicht und fordert seine politischen Freunde in der Kammer auf, von dem Ministerium Erläuterungen zu verlangen über den Vertrag, den es mit der Linken geschlossen. Es sey für die 221 dringende Nothwendigkeit zu wissen, welche Bedingungen dieser Contract enthielte, den, dem Siècle zufolge, das Cabinet mit der Linken geschlossen; ob das Zugeständniß der Wahlreform oder die Ausschließung der öffentlichen Beamten von der Kammer oder die Erwählung des Hrn. Odilon Barrot zum Kammerpräsidenten oder sein Eintritt ins Ministerium der Preis sey, für welchen die Linke dem Cabinet ihre Unterstützung versprochen. Daß dieß umsonst geschehen, sey nicht wahrscheinlich, wäre auch nicht politisch von einer zahlreichen Partei, und ließe sich mit obiger Erklärung des Siècle nicht vereinbaren. Entweder müssen den Principien oder den Männern der Linken Concessionen gemacht worden seyn, und das Land habe ein Recht, hierüber Aufklärung zu fordern, im Augenblick, wo das Ministerium ein Vertrauensvotum verlange.

Hr. Pagès (vom Arriege) hatte darauf angetragen, daß man 25000 Fr. als Unterstützung unter die Opfer der Unruruhen von Foix vertheile. Die Bureaux der Kammer haben am 11 März diesen Vorschlag erörtert. Die Verlesung desselben in der Sitzung ward aber nicht autorisirt. Nur im ersten Bureau drückte Hr. Janvier und im fünften einige Mitglieder den Wunsch aus, daß die Regierung für sich die Familien unterstützen möge.

(Messager.) Die von einigen Journalen gegebene Nachricht, daß die HH. Crouy-Chanel und Andere vor die Assisen gestellt werden, ist, dem Temps zufolge, grundlos. Wir haben uns überzeugt, daß die Instruction fortdauert und die Conseilkammer noch kein Urtheil gefällt hat. Man vermuthet, daß für Alle Aufhebung der weitern gerichtlichen Verfolgung stattfinden werde. Am 27 März wird der Gendarme Ameslan, der bei dem Fortführen des Angeschuldigten Crouy-Chanel aus dem Justizpalaste in die Conciergerie dessen Flucht begünstigt zu haben angeklagt ist, vor dem Assisenhof erscheinen.

Niederlande.

Die Zeit nähert sich, wo die Generalstaaten wieder zusammen treten sollen, und nicht ohne Unruhe sehen ihr manche Niederländer entgegen. Es ist keine Frage mehr, es besteht eine Partei, welche, wenn auch nicht dem Namen, doch der Sache nach, das Stadhouderat wieder herstellen möchte. Wenn man auch den Reden der Einzelnen weiter kein Gewicht beilegen will, so ist doch der Ton mancher Journale zu beachten, die, wie z. B. das Amsterdamer Handelsblad, keiner radicalen Opposition verdächtigt werden können, und doch ihre Mißbilligung und ihre Besorgnisse ungescheut aussprechen. Die Regierung selbst hat durch ihre bereits sehr bedeutenden Einschränkungen gezeigt, daß sie die Nothwendigkeit fühlt, mehr und mehr einzulenken; sie hat die Wahrheit erkannt, daß sie ohne wesentliche Gefahr für das Königthum nicht den Generalstaaten die Initiative in der Umänderung des Grundgesetzes lassen kann. Die zweite Abtheilung der Kammer der Generalstaaten hat dieß in ihren Verhandlungen der Regierung ausdrücklich bemerkt, und hinzugefügt: verlangt man wirklich, daß die Kammer die Initiative in der Sache des0619 Grundgesetzes nehmen soll, so gibt man ihr eben dadurch eine Macht und eine Popularität, welche dem Königthum und in der Folge der Nation selbst gefährlich werden kann. Die Regierung hat dieß erkannt, und die Regierung soll jetzt drei Minister, nämlich die HH. van Maanen, van Doorn und Verstolck van Soelen beauftragt haben, Veränderungen und Zusätze zu dem bestehenden Grundgesetz zu entwerfen, wohl nur um dem was schon beschlossen ist, die nöthige Form zu geben. So weit wäre nun die Einleitung getroffen, und der Weg zu einem Verständniß angebahnt, wenn nicht eine unselige persönliche Angelegenheit die Gemüther reizte: dieß ist die Heirath des Königs, welche keinem Zweifel mehr zu unterliegen scheint. Der Arnhem'sche Courant kein unbedeutendes Blatt, denn es ist der Hauptrepräsentant der radicalen Partei erklärt ganz kalt: dieß ist eine Privatsache des Königs, das geht uns nichts an. So denken aber die wahren Freunde des Hauses Oranien nicht. Das Amsterdamer Handelsblad schreibt aus dem Haag vom 9 d. unter Anderm: Wir würden diesen zarten Gegenstand gern mit Stillschweigen übergangen haben, aber wohl möchten wir bald zu spät uns beklagen, daß wir nicht zu rechter Zeit unsre schwachen Kräfte angestrengt haben, um unsern verehrten König von einem Schritt zurückzubringen, wovon wir die furchtbarsten Folgen für Niederland und Oranien voraussehen. Beide Blätter, und die hinter ihnen stehenden Parteien lassen uns auch gar nicht im Zweifel über die Gründe ihrer Ansichten: der Arnhem'sche Courant erklärte vor einiger Zeit ganz offen, die übergroße Popularität des Königs sey ein Unglück für das Land, denn sie habe bewirkt, daß man den Eingriffen in das Grundgesetz nicht bei Zeiten und mit gehörigem Nachdruck entgegengetreten sey. Was also die Popularität des Königs vermindert, ist dieser Partei willkommen. Dagegen bemerkt das Amsterdamer Blatt, daß die Nation im Allgemeinen dieser Heirath sehr entgegen sey, daß nur ein einziges Journal, und dieß seinem eigenen Geständniß zufolge aus sehr beklagenswerthen Triebfedern eben der Arnhem'sche Courant für diese Heirath sich ausgesprochen habe. Man findet es unklug und gefährlich, daß die Nation in einem Augenblick, wo die größten Staats - und financiellen Fragen abgehandelt werden sollen, von dem Fürsten abwendig gemacht, und gegen ihn eingenommen wird. In dieser Weise sprechen sich die beiden einander gegenüberstehenden Ansichten aus, und Sie können daraus abnehmen, wie tief der Riß bereits durch das Volk geht. Es hat sich schon an einigen Orten gezeigt, daß da und dort die Bevölkerung keine so offenen und herzlichen Zeichen von Anhänglichkeit gab, wie dieß früher der Fall gewesen, und wenn sich dieß nicht viel lauter äußert, so liegt es im Charakter des Volkes, das ernst und besonnen ist, und nicht viel in den Tag hinein plappert, wo es denn nur allzu häufig heißt: viel Lärmen um nichts. In den Niederlanden ist es umgekehrt: Dinge, die das Volk ernst berühren, äußern sich mehr in Handlungen, als in wortreichen Reden und lautem Geschrei.

Italien.

Auf die schönen Frühlingstage vom Januar und Februar stellte sich eine für diesen Himmelsstrich ungewöhnliche Kälte ein, welche unserer Stadt ein höchst trauriges und mißleidiges Ansehen gibt. Auf den nahen und entfernten Bergen liegt der Schnee in großen Massen und zwar so, daß die Communicationen theilweise unterbrochen sind. Der Thermometer fällt beinahe jede Nacht unter Null und viele der exotischen Pflanzen in den Gärten und öffentlichen Spaziergängen, wie die Panaan und ähnliche, sind erfroren; den Palmen hat der Frost bis jetzt noch nicht geschadet. Glücklicherweise ist der Oelbaum noch nicht so weit vorgerückt, daß er darunter leiden kann, was bei den Mandeln der Fall seyn dürfte. Se. Maj. der König ist noch immer hier, und Niemand weiß, ob er zuerst nach Sicilien oder nach Wien gehen wird. Man vermuthet, daß er die Entscheidung hinsichtlich des Schwefelmonopols oder vielmehr der zu gebenden Entschädigung abwarten wolle. Man sucht der Compagnie Schwierigkeiten zu machen, indem man sie beschuldigt, ihre Verbindlichkeiten nicht gehörig erfüllt zu haben, so daß es sehr wahrscheinlich zu einem Proceß zwischen ihr und der hiesigen Regierung kommen wird.

Schweiz.

Gegenwärtig sind die Kantone Argau und Luzern die bewegtesten. In beiden handelt es sich um eine Verfassungsrevision, jedoch mit dem Unterschiede, daß im Kanton Argau der gesetzliche Zeitpunkt vorhanden ist, in welchem eine Revision stattfinden kann, in Luzern hingegen nicht. Im Argau nämlich soll, vom Jahr 1831 an gerechnet, inner zehn Jahren, in Luzern hingegen nach Verfluß von zehn Jahren revidirt werden. Der große Rath von Luzern hat sich daher auch in seiner Sitzung vom letzten 6 März fest erklärt, daß er bis nach dem 30 Jan. 1841 keine Verfassungsrevision zugebe, möge dieselbe auch noch so stürmisch begehrt werden. Derselbe hat daher den Revisionsliebhabern keine andere Wahl offen gelassen, als in Geduld sich zu fügen, oder die Fahne der Empörung zu erheben. Wahrscheinlich wird das erstere gewählt werden, denn es wäre wohl eine zu auffallende Erscheinung, wenn man eine Revolution machen wollte, um etwas zu erzwingen, was man wenige Monate später freiwillig erhält. Eine Minorität des großen Raths, aus 26 Mitgliedern bestehend, wollte dem Begehren um eine Verfassungsrevision entsprechen. Diese Minorität war aus sehr heterogenen Elementen zusammengesetzt. Vorab vier Patricier aus der Stadt, nämlich Vincenz Rüttimann, einst (1808) Landammann der Schweiz, nunmehr aber bedeutungslos, ferner dessen Sohn Rudolph Rüttimann, Aloys Zurgilgen, Speditor, und Joseph Balthasar, ein reducirter holländischer Hauptmann, alle ohne einiges Gewicht. Diese Patricier begünstigen die Bewegung, indem sie für das aristokratische Princip etwas zu erbeuten hoffen. Dann folgten einundzwanzig Männer von der Landschaft, von denen ein Theil nach unbedingter Demokratie strebt, der andere eine Priesterherrschaft begünstigt. Unter ihnen allen befindet sich kein Mann von Talent, nicht einmal von Bildung, ja die meisten können nur nothdürftig lesen und schreiben. Ihnen schloß sich an, und stellte sich gleichsam an ihre Spitze der erste Staatsschreiber Constantin Siegwart, sonst ein Vorfechter der Freisinnigen, nunmehr aber vollkommen apostasirt. Ueber seiner Herkunft ruht ein Dunkel. Er ist auf deutschen Universitäten gebildet, erhielt vor wenigen Jahren in Luzern, wohin er gleichsam wie ein Flüchtling kam, durch Hülfe der Freisinnigen, das Heimathrecht und die Staatsschreiberstelle. Er hat sich von seinen frühern Freunden und Gönnern getrennt, ist nun ihr erbittertster Gegner, überschüttet sie in Zeitungsblättern und Flugschriften mit Vorwürfen, hat nicht geringen Antheil an der jüngsten Aufregung im Kanton Luzern. Die aus 71 Gliedern bestehende Majorität des großen Raths hingegen vereinigt in sich die fähigsten Männer des Kantons, die beharrlich die im Jahr 1830 zur Herrschaft gelangten Principien verfolgen. Der Kern des Volkes, aus dem sie hervorgingen, hängt ihnen an; ein fanatisirter Haufe strebt ihrem Wirken entgegen. Durch religiösen Fanatismus zeichnete sich überhaupt das Volk des Kantons Luzern von jeher aus. Durchgeht man seine Geschichte, so findet man, daß bei allen politischen Bewegungen des Landes die Religion als Vorwand gebraucht wurde, um eine Aufregung zu erwecken und zu unterhalten. 0620Es ist dieß allerdings ein Zeichen der tiefen Stufe der Bildung, auf welcher das Luzerner'sche Volk noch steht, sonst würde es sich durch solche Vorspiegelungen nicht stets und immerwieder täuschen lassen.

Deutschland.

Die Kammer der Abgeordneten nahm heute die in Ein Gesetz zu vereinigenden Entwürfe die Abänderungen der §§. 7, 8 und 10 des Gesetzes vom 1 Jul. 1834, die Errichtung einer bayerischen Hypotheken - und Wechselbank betreffend in Berathung. Gegen dieses Gesetz hatten drei Redner, Dr. Schwindl, Bestelmeyer und Niggl, für dasselbe Frhr. v. Schäzler von der Bühne aus gesprochen. Nach diesen Vorträgen äußerten noch über das Gesetz ihre Ansichten die Abgeordneten Städler, Fischer, Lambert, Rietzler, Frhr. v. Thon-Dittmer und Frhr. v. Freyberg. Am Schlusse der allgemeinen Debatte setzte der k. Ministerialrath v. Voltz, als k. Regierungscommissär, den doppelten Zweck dieser Anstalt, nämlich die Förderung des Personal - und Realcredits, auseinander, und entwickelte sofort die Gründe, welche Veranlassung gegeben hatten, die der Bank auferlegten Beschränkungen nach Inhalt der vorgelegten Entwürfe zu beseitigen. Bei der speciellen Debatte über den Art. I. des vereinigten Gesetzes hatte Frhr. v. Schäzler eine Modification des Inhalts vorgeschlagen: Die Bank ist ermächtigt, mit den übrigen zwei Fünfteln andere Bank - und Wechselgeschäfte zu machen, und hat dabei vorzüglich die gewerbetreibende Classe zu unterstützen. Insbesondere ist ihr gestattet, Staatspapiere von Preußen, Oesterreich und den übrigen Staaten des deutschen Bundes in Depot zu nehmen. Der k. Regierung steht das Recht zu, die Depotgeschäfte in Papieren einzelner von ihr zu bezeichnenden Bundesstaaten zu inhibiren oder auch wieder zu erlauben. Den betreffenden k. Ministerien steht ferner das Recht zu, da, wo Depotgeschäfte in Papieren einzelner Staaten oder in einzelnen Papiergattungen nach ihrer Ansicht der politischen und financiellen Verhältnisse dieser Staaten in unverhältnißmäßiger Größe gemacht werden, nach gleichfallsiger Erwägung aller Verhältnisse, diese Geschäfte auf bestimmte Summen zu reduciren, so wie auch dieselben zum voraus auf bestimmte Summen für zulässig zu erklären. Dagegen sind ihr Commissionsgeschäfte und Geschäfte in Staatspapieren sowohl per Cassa als auf Lieferung untersagt. Die Bank kann Leibrentenverträge schließen, und eine Lebensversicherungsanstalt errichten. Ferner hatte Hr. Bestelmeyer vorgeschlagen, nach Leibrentenverträge zu setzen eine Mobiliar-Brandversicherungsanstalt u. s. w. Beiden Modificationen wurde jedoch die Zustimmung der Kammer nicht zu Theil. Dagegen wurde das Untersagen der Commissionsgeschäfte, welches der zweite Ausschuß begutachtet hatte, angenommen; und die Untersagung der Geschäfte en depot (welche das Gesetz vom 1 Jul. 1834 enthielt) bleibt nach dem heutigen Kammerbeschlusse hinweg. Hienach lautet der Art. I. (statt des frühern §. 7 des allegirten Gesetzes) nunmehr so: Die Bank ist ermächtigt mit den übrigen zwei Fünfteln des Bankfonds andere Bank - und Wechselgeschäfte zu machen, und hat dabei vorzüglich die gewerbetreibende Classe zu unterstützen. Dagegen sind ihr Geschäfte in ausländischen Staatspapieren sowohl per Cassa als auf Lieferung so wie Commissionsgeschäfte untersagt. Die Bank kann Leibrentenverträge schließen und eine Lebensversicherungsanstalt errichten. Morgen wird die Berathung der speciellen Discussion fortgesetzt. Weiter ist auf der morgigen Tagesordnung die Berathung über den Gesetzesentwurf Abänderung einiger obsoleten Bestimmungen der Nürnberger Wechselordnung betreffend angesetzt.

Der katholische Bischof zu Limburg, J. W. Bausch, ist gestern mit Tod abgegangen. Der evangelische Landesbischof, Dr. Heydenreich, liegt noch sehr krank darnieder.

Sitzung der zweiten Kammer vom 13 März. Fortsetzung der Discussion über das Strafgesetzbuch. Der §. 11 lautet: Die Todesstrafe soll durch Enthauptung öffentlich vollzogen werden. Der Abg. Knapp trägt auf Einführung des Fallbeils, statt der Enthauptung durch das Schwert, an, weil letztere unsicher und für den Delinquenten oft martervoll sey. Dieser Antrag findet vielseitige Unterstützung durch die Abg. Schaaff, Christ u. A. Letzterer sucht den Widerwillen gegen Einführung der Guillotine dadurch zu entkräften, daß er ausführt, wie diese Maschine nicht eine Erfindung der französischen Revolution, sondern weit früherer Zeiten sey. Ein triftiger Grund für den Nichtgebrauch derselben sey aber wohl nicht darin zu finden, daß sie in Frankreich zur Zeit des Terrorismus gebraucht worden sey. Das Gute sey zu adoptiren, woher es auch kommen möge, und die Vorzüge der Enthauptung durch das Fallbeil vor der unsichern Enthauptung durch das Schwert einleuchtend. Der Abg. Gerbel verlangt, daß jedenfalls die Art der Enthauptung im Gesetz bestimmt werde. v. Rotteck: Schon die Commission sey für Einführung des Fallbeils gewesen, und nur die Erklärung der HH. Regierungscommissäre, daß die Regierung mit Untersuchungen über die zweckmäßigste Art der Vollziehung der Todesstrafe beschäftigt sey und nach gewonnenem Resultate einen Gesetzesvorschlag einbringen werde, habe die Commission bestimmt, die Einführung des Fallbeils nicht zu beantragen. Der Redner fügt dann noch einige Bemerkungen hinzu, um den Widerwillen gegen die Guillotine, als eine Erinnerung an die französische Revolution, zu entkräften, welche letztere doch auch so manches Gute gebracht habe. Der Abg. Mohr unterstützt gleichfalls Knapp's Antrag, wogegen der Abgeordnete Zentner sich gegen denselben erklärt; ein Gegner der Todesstrafe, hoffe er, daß der immer mehr eintretende Mangel an Scharfrichtern, welche die Kunst des Enthauptens verstünden, die Regierung, wenn ihr nicht das Mittel der Enthauptung durch eine Maschine gegeben sey, eher bewegen werde, jener Strafart zu entsagen. Der Abg. Sander erklärt sich für den Knapp'schen Antrag, denn obwohl es für sein Gefühl etwas Widerliches habe, einen Menschen durch eine Maschine vom Leben zum Tod gebracht zu sehen, da er dadurch zu sehr als eine Sache behandelt werde, so seyen doch allerdings die Gründe der Humanität, welche verlangten, die Todesstrafe auf die möglichst schnelle und wenigst martervolle Weise vollzogen zu sehen, für ihn triftig genug, um der Enthauptung durch das Fallbeil den Vorzug zu geben. Die Unsicherheit des Vollzugs der Todesstrafe durch das Schwert sey übrigens zugleich eine Schärfung der Todesstrafe, und diese dürfe nach dem Gesetze nicht stattfinden. Jedenfalls solle man im §. 11 die Worte durch Enthauptung streichen, damit die Regierung freie Hand behalte, später auch eine andere Art der Todesstrafe anwenden zu können. Der Abg. v. Itzstein erklärt sich für das Fallbeil, mit Bezugnahme auf die Ausführung des Abg. Sander. Staatsrath Jolly wiederholt die Erklärung der Regierung, daß sie mit Untersuchungen über die zweckmäßigste Art des Vollzugs der Todesstrafe beschäftigt sey, und sich daher auch jetzt nicht für die Hinrichtung durch das Fallbeil entscheiden könne. Uebrigens sey es irrig, wenn man glaube, der Widerwille gegen diese Maschine rühre von ihrem traurigen Gebrauch zur Zeit der französischen Revolution her; nicht bloß gegen Hochstehende und Personen der höhern Stände sey bekanntlich damals gewüthet worden, sondern ohne Unterschied des Standes gegen jeden, der eine den damaligen Gewalthabern mißfällige politische Ueberzeugung gehegt habe. Wie der Abg. Sander finde auch er etwas Widerliches in dem Gedanken, Menschen durch Maschinen0621 hinzurichten. Was die behauptete Schärfung der Todesstrafe durch die gewöhnliche Art der Hinrichtung betreffe, so sey an und für sich von einer Schärfung im juristischen Sinne nicht die Rede, übrigens aber auch, wenn man gegen einen todeswürdigen Verbrecher so viel Mitleid zeige, daß man ihm jeden Schmerz möglichst zu ersparen wünsche, auf der andern Seite zu erwägen, ob einer dieses Mitleids immer würdig sey, der vielleicht, bevor er sein Schlachtopfer getödtet, demselben viel grausamere Qualen zugefügt habe, als er durch einen Fehlstreich des Scharfrichters zu erleiden habe. Aschbach erklärt sich gegen Weglassung der Worte durch Enthauptung, da ja darauf jede Art der Todesstrafe freigestellt sey, was gewiß Niemand wollen werde. Hiermit wird die Discussion geschlossen und der Antrag des Abg. Knapp mit großer Majorität angenommen. (Den gleichen Beschluß hat bekanntlich schon früher die würtembergische Kammer der Abgeordneten gestellt, ohne daß die Regierung beigetreten wäre.) Bei §. 30 und 30 a, öffentliche Bekanntmachung der peinlichen Strafurtheile, trägt Sander auf die Streichung dieser Paragraphen an, weil die Veröffentlichung des Urtheils eine Art Schärfung des Urtheils sey, indem vorzugsweise bloß das Strafurtheil, also das Nachtheiligere, und nicht auch die dem Verbrecher günstigeren Punkte veröffentlicht werden. Dieser Antrag wird durch Gerbel und Itzstein unterstützt, dagegen von Rotteck bekämpft. Sanders Antrag wird durch große Stimmenmehrheit angenommen und dadurch diese beiden Paragraphen gestrichen. Bei §. 31: bürgerliche Strafen: Arbeitshaus und Festungsstrafe, Gefängnißstrafe, Dienstentlassung, Entziehung der Befähigung zur Praxis und Anstellung und eines öffentlichen selbstständigen Gewerbebetriebes, Geldstrafe und Confiscation einzelner Gegenstände, gerichtlicher Verweis, macht Seramin den Antrag, daß die körperliche Züchtigung wieder eingeführt werde. Dieser Antrag wird lebhaft bekämpft durch Itzstein, Sander, Rotteck, theilweise unterstützt durch Schaaff. Die Kammer geht auf den Antrag von Seramin nicht ein. (Bad. Bl.)

Die Leipziger Zeitung meldet aus London vom 26 Febr.: In den höheren Cirkeln Londons wird viel von einer beabsichtigten Heirath zwischen dem Erbprinzen Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha, geboren den 21 Jun. 1818, und der Prinzessin Auguste Karoline, Tochter des Herzogs von Cambridge, geboren den 19 Jul. 1822, gesprochen. Diese Verbindung soll ein Lieblingswunsch der jetzt regierenden Königin seyn, um dadurch die Familienbande noch enger an einander zu knüpfen. Die Vermählung soll Ende Septembers gefeiert werden.

Es scheint eben nicht als ob die Confination der HH. Wehner und Detmold (welche doch die Proclamation vom 10 Febr. für eine geeignete Maaßregel zum Schutz der Wahlen erklärte) den erwarteten Erfolg gehabt habe. Denn bis auf die Wahlen der Stadt Uelzen (wo der Senator Keuffel nicht einmal die Aufforderung zur Wahl abwartete, sondern schon vorher wählen ließ, um seinerseits so schnell als möglich die eingegangenen Verbindlichkeiten zu erfüllen), der Universität Göttingen (worüber die Details bereits besprochen sind) und der Stadt Göttingen (welche Wahl noch nicht einmal von der hannover'schen Zeitung gemeldet worden) sind bis jetzt sämmtliche Wahlen von den bisher unvertretenen Corporationen abgelehnt worden. Osnabrück eröffnete den Zug, ihm folgte die Residenz, Haarburg, Hameln, Lüneburg, Stade, Buxtehude, Celle, Leer, sodann von bäuerlichen Wahldistricten drei bremische Marschdistricte, nämlich das Land Kehdingen, das Alte Land und der District Neuhaus-Osten. Die Wahl der drei Deputirten des Osnabrück'schen Bauernstandes, wo der Termin zur Wahl gestern war, wird auch wohl mißglückt seyn, obgleich man die Vorsicht gebraucht hatte, diejenigen 11 Wahlmänner, welche im Jahre 1839 die Wahl abgelehnt hatten, für ausgefallen zu erklären, und durch neue Wahlen ersetzen zu lassen (welche Wahlmanns-Wahlen noch obendrein nach Anordnung des Landdrosten durch Gendarmen bewacht werden sollten), während man den einen Wahlmann, der im J. 1839 eine Wahl vornahm (weil er wegen eines Falsums in Criminaluntersuchung und sich dadurch der Gnade empfehlen wollte), in seinen Functionen beließ. Die noch rückständigen Wahlen (von Seite einiger bäuerlichen Wahldistricte im Bremischen, im Lüneburgischen, im Bentheimischen, der Stadt Hildesheim, der Stadt Fürstenau etc.) lassen nach solchen Vorgängen ein nicht minder ungünstiges Resultat für die Regierung befürchten. Hat der Regierung daran gelegen wirklich die Gesinnung des Landes zu erfahren, so hat sie dazu Gelegenheit vollauf durch diese Wahlablehnungen gehabt. Wahrlich diese Einigkeit der Gesinnung ist nicht Werk von Umtrieben Einzelner, wie die Correspondenten des Cabinets im Hamburger Correspondenten das immer behaupten. Weder der Bundesbeschluß vom 5 September, noch die Art und Weise, wie ihn die Proclamation vom 10 Sept. interpretirte, weder die Präventivpolizei vom 17 Sept., noch die Steuer-Executionsverordnung vom 16 Nov., weder die Erklärung vom 17 Jan., noch die Proclamation vom 10 Febr. haben die Corporationen in ihren Ansichten und Gesinnungen irre machen können: vielmehr haben alle jene Proclamationen, Verordnungen, Erklärungen etc. bisher nur dazu gedient, die Anhänglichkeit an das Staatsgrundgesetz zu verstärken, den Muth zu festigen. Wir sind wirklich gespannt darauf, wie sich die nun bereits in acht Tagen zusammentretende Ständeversammlung dieser Gesinnung des Landes gegenüber benehmen wird. Wird sie auf neue Verfassung berathen oder nicht? Wird sie das Cabinet ihrerseits um Auflösung und Berufung einer neuen Ständeversammlung bitten? Dieser Bitte, welche bekanntlich die Städte Hannover, Osnabrück, Hameln und andere Corporationen bereits im September und October v. J. vergebens anbrachten, würde sich das Cabinet wohl nicht entziehen, und dasselbe auf diese Weise auf die einzige Möglichkeit hingeführt seyn, durch welche die unheilvollen Wirren noch erledigt werden können.

Preußen.

Mit dem Befinden des Kriegsministers geht es jetzt so gut, daß man der völligen Herstellung desselben zu seinem Jubiläum mit Sicherheit entgegenhoffen darf. Dem Gerücht, daß Professor Dieffenbach Berlin verlassen wolle, ist vorläufig noch kein Glauben zu schenken. Er war mit die Hauptveranlassung zu Schönleins Berufung, und wird schwerlich seine Stellung hier ändern, wenn er an diesem einen so sichern Anhaltspunkt findet, um andern Parteiungen entgegen zu treten. Uebrigens ist Schönlein noch nicht eingetroffen. Die Berufung des Professors Stahl von Erlangen an Gans 'Stelle ist jetzt so gut als gewiß. Se. D. der Herzog von Nassau hat uns wieder verlassen, um nach Wiesbaden zurückzukehren.

Rußland und Polen.

Die Wilna'sche Zeitung enthält in ihrer neuesten Nummer, auf höchsten Befehl, von Seite der örtlichen Centralbehörde, nachstehende Proclamation an die Bewohner der litthauischen und der ihnen angränzenden Gouvernements: Se. Maj. der Kaiser wünschen, beseelt von der unermüdeten Fürsorge um das Wohl Ihrer Unterthanen, bewogen von der Ihnen0622 eigenen hochherzigen Milde, die Ereignisse des Jahres 1831 in den westlichen Gouvernements der gänzlichen Vergessenheit zu übergeben, das Schicksal derjenigen Bewohner dieser Gouvernements zu mildern, die an jener Insurrection betheiligt, sich noch fortdauernd in verschiedenen Zufluchtsstätten verborgen halten, welche sie, anfänglich aus Mitleiden, dann aber aus der Besorgniß erhielten, ihre Entdeckung möchte ihnen oder denjenigen Strafe zuziehen, die ihnen diese Hülfe gewährten. Demgemäß befehlen Sie allerhöchst, nachstehendes allergnädigste Amnestie-Decret zu veröffentlichen: Die Regierung fordert alle Theilnehmer der Insurrection auf, wenn sie nicht in der Kategorie der Hauptverschwörer stehen, sich nicht zu jenem Zeitpunkt besonderer Verbrechen strafbar machten, und sich in den bezeichneten Gouvernements unter ihrem eigenen, oder unter fremdem Namen anwesend befinden, von dem Tage dieser Publication an, binnen einer dreiwöchentlichen Frist, d. h. vom 15 (27) Jan. bis zum 5 (17) Febr. d. J., bei ihren örtlichen Behörden zu melden und in diejenigen Gesellschaftsstände wieder einzutreten, denen sie vor der Insurrection angehörten. Jeder, der binnen dieser festgesetzten dreiwöchentlichen Frist sich vorstellt, bleibt an seinem Wohnort ohne die mindeste Verfolgung; gleicher Vergünstigung gewärtigen sich auch alle diejenigen, die an seiner bisherigen Verbergung Theil hatten. Unterdessen muß jeder sich auf diese Weise den Behörden Vorstellende klare und unbezweifelte Beweise vorbringen können, daß er sich wirklich bis zur Erscheinung gegenwärtiger Amnestie innerhalb der Gränzen des Reichs aufgehalten. Sollte jedoch einer aus der Zahl der Exilirten entschlossen seyn, auf ungesetzliche Weise diesen höchsten Gnadenact benützen zu wollen, so verschärft ein solcher den Grad der verdienten Strafe. Nach Verlauf der in dieser höchsten Proclamation zur Erscheinung festgesetzten dreiwöchentlichen Frist werden die von der Polizei entdeckten Verbrecher, wie diejenigen, bei denen sie sich bisher verborgen, nach allgemeiner Grundlage der Gesetze dem Gericht übergeben.

In Warschau soll, wie ein heute hier verbreitetes Gerücht wissen will, die Nachricht von dem Einmarsch der russischen Truppen in Chiwa eingetroffen seyn; dasselbe scheint jedoch noch sehr der Bestätigung zu bedürfen, wenn gleich die Zeitberechnung wohl zutreffen dürfte. *)Das Gerücht war wohl entschieden voreilig. Die Berichte aus dem südlichen Rußland sprechen von nichts als Truppenbewegungen und der allgemein verbreiteten Meinung, der Zeitpunkt der Einschiffung sey nicht mehr fern, indem die Pforte nunmehr ihre Rettung allein von Rußland erwarte, auch ein plötzliches Vorrücken Ibrahims gegen die Hauptstadt unter den jetzigen Umständen nicht eben unwahrscheinlich sey. Seine zahlreich ausgesandten Emissarien sollen die Bewohner Natoliens hinlänglich bearbeitet haben, um die Gesammtbevölkerung zu einem sogenannten heiligen Kriege, einem Kriege, in dem es sich um das Fortbestehen des Islams handle, zu entflammen. Deßhalb dürfen die Russen auch nicht mit wenigen Regimentern einrücken, sondern müssen überwiegende Streitkräfte entwickeln, damit eine allgemeine Schilderhebung zu Gunsten des Vicekönigs in Vorder-Asien unmöglich werde. Der moralische Einfluß des russischen Namens ist dermalen im osmanischen Reiche groß und allgemein; die Russen dürfen daher um keinen Preis hier eine Schlappe erleiden, und den Nimbus ihrer Unüberwindlichkeit aufs Spiel setzen; der geringste Unfall würde von unberechenbar nachtheiligen Folgen für sie seyn. Deßhalb hat auch das Petersburger Cabinet durch sein Temporisiren und die geschickt gepflogenen Unterhandlungen sich einen neuen diplomatischen Triumph bereitet, denn mit dem Märzmonat ist die Zeit der überaus gefahrvollen Beschiffung des schwarzen Meeres vorüber, und Kaiser Nikolaus kann nunmehr seine Transportschiffe ohne Gefährde nach der kleinasiatischen Küste hinüber segeln sehen, während nur wenige Wochen früher der Erfolg eines solchen Unternehmens mindestens problematisch gewesen wäre. So bewährt sich überall die Feinheit der russischen Politik. Sollte es nun endlich Ernst werden, wie es allerdings den Anschein hat, so wird wahrscheinlich das Landungsheer getheilt werden, und die eine Hälfte in Sinope landen, und die alte noch wohl erhaltene Straße von dort auf Tarsus einschlagen, um das Vordringen Ibrahims zu verhüten, oder, falls dieses bereits erfolgt wäre, ihm den Rückzug zu erschweren. Die andere dürfte sich nach dem Bosporus wenden, um im Verein mit der Flotte die türkische Hauptstadt zu decken. Die russische doppelte Gränzsperre ist nun vollständig organisirt, wodurch der jenseits wohnende Kaufmann genöthigt wird, beide Linien zu bestechen, denn der demoralisirende Schmuggelhandel wird in einem Lande nicht aufhören, wo der Beamtete von seiner gesetzlichen Einnahme unmöglich leben kann, er somit auf den Erwerb per nefas gewissermaßen angewiesen ist. Bisher war das Einschwärzungssystem aufs einfachste und beste organisirt, indem die Gränzkosaken, denen die jenseits wohnenden Juden doch nicht unbedingt trauten, aus einer Vereinscasse so viel Geld deponirten, als die von ihnen selbst einzuschuggelnde Waare werth war, welche Summe sie, nebst den bedungenen Einschwärzungsprocenten, erst bei Ablieferung der Waare zurück erhielten. Dieß einfache System wird nun wohl eine etwas complicirtere Form annehmen. Wie viel man auch über die Productionen der russischen Industrie in die Welt hinausposaunt, es ist damit noch immer nicht weit her; die Wollen -, Baumwollen - und Seidenwaaren sind in Rußland und Polen, bei ungleich schlechterer Qualität, noch immer um das Doppelte theurer, als in Thorn und den übrigen preußischen Gränzstädten, woraus wohl zur Genüge hervorgeht, daß die Industrie als eine natürliche Frucht aus dem Culturstande eines Volkes erwachsen muß, nicht aber durch Administrationsmaaßregeln und Regierungsinstitute ins Leben gerufen werden kann. Wäre letzteres der Fall, so müßte Rußland bei der Wohlfeilheit des rohen Stoffs und des Brennmaterials, bei der Billigkeit der Lebensmittel und dem niedrigen Taglohn der Handarbeiter die preiswürdigsten Manufacten liefern können. Doch darüber dürfte, trotz Cockerills und anderer Industriellen noch geraume Zeit hingehen. Die Kaiserin wird, was auch manche Blätter darüber melden mögen, schwerlich schon im Laufe dieses Monats die Reise nach Deutschland antreten. Wie es heißt, will sie erst nach der Entbindung der Herzogin von Leuchtenberg Petersburg verlassen; der Großfürst-Thronfolger dürfte jedoch schon früher abreisen.

Griechenland.

Auf den Sturm folgt Ruhe in der Natur; so ist auch auf die frühere Fluth von Gerüchten und Neuigkeiten hier eine wahre Ebbe eingetreten. Gutes Vertrauen und stilles, ruhiges Abwarten sind der Charakter der jetzigen Stimmung. Die Meinung, daß demnächst die Nomarchien wieder errichtet werden dürften, erhält sich; doch spricht man nur von sechs oder sieben statt der frühern zehn. Von den Philorthodoxen hört man nicht viel mehr. Die Correspondenzen der Allg. Zeitung über jene Conspiration haben vielfach ausgesprochen, daß dieselbe von einem gewissen fremden Einflusse hervorgerufen oder doch gehegt und ermuthigt war; die Pflicht der Unparteilichkeit gebietet jetzt darauf aufmerksam zu machen, daß selbst die unabhängigen, sogenannten constitutionellen0623 Blättern, wie der Volksfreund, bereits zu klagen beginnen über die Art, wie ein anderer fremder Einfluß die Entdeckung jener Hetärie zur Verfolgung der eignen, ihm wegen unabhängiger Gesinnung anstößigen Jonischen Schutzunterthanen auszubeuten sucht. Es weist darauf hin, mit welcher eisernen Hand die Diener der sanften und jugendlichen Victoria das jonische Volk regieren, und empfiehlt diejenigen Jonier, welche auf griechischem Boden eine freie Heimat und gesicherte Existenz gesucht, als Griechen und Brüder dem wirksamen Schutze der königlichen Regierung. So ringen die beiden riesigen Antagonisten auch auf dieser kleinen, aber wichtigen Scholle Landes unablässig um den ausschließlichen Einfluß, bis endlich, nach einem vulgären griechischen Ausdruck, der große Kürbis platzen und die Weltfrage zu einer gewaltsamen Lösung kommen wird. Wir haben nach einem sehr milden Winter die letzten Tage furchtbar stürmisches Wetter gehabt, und die Gebirge sind zum erstenmal bis an den Fuß beschneit.

Ostindien und China.

Der mit der letzten Post eingetroffene Calcutta Courier enthält die ganz unwahrscheinliche Notiz, der Generalstatthalter Lord Auckland werde unverweilt als Gesandter nach China gehen. Der englische Sun vom 11 März schreibt in einer zweiten Auflage: So eben sind in London Depeschen mit der Nachricht eingelaufen, daß der Generalgouverneur von Indien im Namen der brittischen Regierung förmlich an China den Krieg erklärt hat. Die Depeschen sind datirt aus Bombay vom 31 Jan. Wie man ferner vernimmt, wurden in den indischen Häfen die umfassendsten Kriegsrüstungen betrieben. Das Expeditionsheer sollte aus 16,000 Mann bestehen. Seine eigentliche Bestimmung war unbekannt, aber man hielt es für wahrscheinlich, daß es Canton selbst oder irgend einen andern Küstenpunkt gewaltsam besetzen und so lange occupirt halten sollte, bis die chinesische Regierung Vernunft angenommen haben würde. Die Nachrichten aus den indischen Besitzungen lauten befriedigend. Lord Keane, der aus Gesundheitsrücksichten den Oberbefehl der Truppen in Kabul hatte niederlegen müssen, war nach Bombay zurückgekehrt. Auf seiner Reise durch Lahore fühlte er sich zu unwohl, als daß er dem Maharadschah hätte seinen Besuch machen können; der König aber, der von dem Zustand Sr. Lordschaft hörte, machte seinerseits ihm die Aufwartung, saß lange an seinem Bett, und behandelte ihn während seines Aufenthalts in der Hauptstadt des Pendschab mit größter Auszeichnung.

Die in Nr. 74 der Allg. Zeitung erwähnte Proclamation des Commissärs Lin lautet wie folgt: Lin, Commissär des Reichs der Mitte, und Tang, Statthalter der beiden Kwan, erlassen Gegenwärtiges, auf daß Jedermann klar unterrichtet werde. Wir ersehen aus den Protokollen, daß im Monat September der Präfect zu Macao uns das Gesuch von Elliot überschickte, daß Licenz ertheilt und der Handelsverkehr wieder eröffnet werden möge. Wir, der Commissär und der Statthalter, in aufrichtiger Gesinnung und ohne Verdacht zu hegen, sendeten von hier eine gebührend abgefaßte Denkschrift zu diesem Zweck an den Thron. Wir wurden beehrt mit einem Beweise von der Kenntniß des großen Kaisers über den Charakter der Fremden, daß es nämlich schwer seyn werde, sie von Veränderlichkeit abzuhalten, da selbst jetzt die englischen Fremden durch ihre freche Hartnäckigkeit in der Weigerung, die Verschreibung zu unterzeichnen, sich als veränderlich und unbeständig erwiesen und dadurch gezeigt haben, wie schwer es ist, der Einsicht und dem scharfen Auge seiner geheiligten Majestät zu entgehen. Uns gebührt es, unverzüglich ehrfurchtsvoll den uns mitgetheilten kaiserlichen Willen zu vollziehen und den Verkehr abzubrechen. Demnach haben wir ausnehmend die Schiffe aller übrigen Nationen und die zwei englischen Schiffe Thomas Coutts und Royal Saxon, welche die Verschreibung in der angeordneten Form vollzogen und sich als fremde Kaufleute, die ehrlichen Handel treiben, bewiesen haben und deßwegen auch ferner, wie bisher, den Handel treiben dürfen beschlossen, daß am 1 des eilften Monats (6 Dec.), gemäß dem kaiserlichen Befehle, dieser Hafen geschlossen und für immer dem Handel der englischen Nation ein Ende gemacht werde. Wir erlassen und verkündigen diese Proclamation und fordern alle Zollbeamten, Hong-Kaufleute, Dolmetscher und Fremden aller Nationen auf, sich darnach zu achten. Von der Zeit, in welcher wir beschlossen haben, den Hafen zu schließen, ist es ihnen fortan nicht gestattet, mit irgend einem englischen Schiffe in Handelsverkehr zu treten. Die Schiffe aller anderen Nationen dagegen, welche die verordnete Verschreibung unterzeichnen, werden zum Handel zugelassen. So warnen wir und strafen und trennen die Guten von den Bösen. Es ist ihnen nicht erlaubt, heimlich mit den Engländern Verträge abzuschließen und englische Schiffe oder Frachten unter veränderten Namen oder als angebliche Besitzer derselben einzuführen. Wenn entdeckt wird, daß sie so handeln, so wird ihr Verkehr ebenfalls aufgehoben. Also geschieht in Gehorsam gegen den kaiserlichen Willen, auf daß für immer dem Opiumhandel ein Ende gemacht und das veränderliche Temperament der Fremden gewarnt werde. Es darf nicht als etwas Gewöhnliches betrachtet werden. Möge Jeder zittern und gehorchen! Widersetzt euch nicht! Eine specielle Proclamation. Bereits sind kraft dieses Decrets folgende Maaßregeln in Wirksamkeit getreten: 1) rohe Baumwolle (deren wurden nach Mac Culloch im Schiffahrtsjahr 1827 bis 1828 aus Ostindien 35,981,554 Pfund, im Werth von 696,016 Pf. St., in China eingeführt) und andere Stapelwaaren des englischen Indiens (wie Zinn, Pfeffer, Betelnüsse etc.) und Englands dürfen in Zukunft eben so wenig eingeführt werden, wie Opium. 2) Alle unter englischem Schutze stehenden Parsen, Mohren etc., welche bis jetzt noch in Canton geblieben waren, werden ebenfalls vertrieben. 3) Den licenzirten Passagebooten ist es untersagt, in den Fluß von Canton (den schiffbaren Pekiangfluß, an dessen Ostufer Canton liegt, und dessen Mündung von den Fremden Bocca Tigris genannt wird) einzulaufen. 4) Auch in Macao dürfen keine englischen Waaren eingeführt werden, und drei hohe Mandarinen sind dahin unterwegs, um diese Verordnung zu vollziehen; auch dürfen die portugiesischen Schiffe nicht mehr in Macao ausladen, sondern müssen zu diesem Zwecke sich nach Whampoa (am Pekiang, etwa 15 englische Meilen unterhalb Canton) begeben. Der portugiesische Gouverneur von Macao hat gegen letztere Verordnung protestirt; die Chinesen weigern sich aber, mit den portugiesischen Schiffen in Macao zu verkehren. In Folge dieser Maaßregeln ist die Baumwolle zu Canton bereits im Preise gestiegen, und die Fracht von der Mündung des Flusses bis Whampoa beträgt acht Dollars von der Balle, wodurch den amerikanischen Schiffen bedeutender Gewinn erwächst. Die Amerikaner verfahren gegen die Engländer, als wären diese gänzlich in ihrer Gewalt. Die strengen Maaßregeln gegen den Opiumhandel, der ununterbrochen fortgeht, dauern fort. Erst neuerdings waren sieben Eingeborne wegen desselben hingerichtet worden. Der chinesische Obercommissär Lin ist, weil er den Streit mit den Engländern nicht früher zu Ende gebracht, nicht nur, wie gemeldet, von dem Kaiser um zwei Rangstufen degradirt worden, sondern es ist auch ein dritter Beamter, ein General vom Mantschustamme, unterwegs, um das Benehmen des Obercommissärs und des Statthalters zu untersuchen. Die Gefechte mit den englischen0624 Schiffen sind in den Berichten an den Kaiser als siegreich für die Chinesen dargestellt worden, und es heißt, die Flotten von Fokien und Tschekien seyen bestimmt, den Barbaren den Rest zu geben.

0617

Ein Besuch beim Vladika von Montenegro.

In wenig Tagen schon sollt 'ich Albanien verlassen, und die Ausführung meines Vorsatzes, den Hofstaat des seltsamsten europäischen Herrschers kennen zu lernen, durfte nun nicht mehr verschoben werden. Trotz des heftigen Regens bestieg ich also gegen zehn Uhr Morgens meinen Mulo und schlug von Freund C. ** begleitet, die Richtung (von einem Wege zu sprechen, wäre Mißbrauch des Worts) nach Miraz ein. Dieses montenegrinische Dorf, das wir nach einer und einer halben Stunde erreicht hatten, war bis zur Hochebene von Czetinje (dem Ziele unserer Excursion) der einzige bewohnte Flecken, dem wir begegneten, doch versicherte der Sbiro Martinovich, des Vladiken Postbote und unser Führer über die nackten Felsen, wir würden mehrere Dörfer sehen, wenn Regen und Nebel uns nicht daran hinderten. So wenig wir diese Entbehrung beklagten, so sehr bedauerten wir, der herrlichen Aussicht in die Bocche und in das große Thal der Xuppa theilweise beraubt zu seyn. Nicht ohne Anstrengung und Beschwerde übersteigt man die riesigen Felsenmassen, welche Montenegro als natürliche Schutzwehr umschließen, und selbst da, wo man sich der Maulthiere bedienen kann, darf man oft nicht rechts oder links schauen, wenn man dem Schwindel unterworfen ist. Man schätzt die Höhe des Monte Sella (Lovczin) auf 6000 Fuß über der Meeresfläche, doch scheint mir diese Angabe übertrieben; der Bergkamm, den wir überstiegen, dürfte zwischen 4000 und 5000 Fuß hoch seyn. Gegen Abend erreichten wir die Hochebene von Czetinje und das in derselben gelegene Dorf Baiza, welches gegen 200 Häuser zählt, und uns vom wackern Sbiro nicht ohne Stolz als sein Wohnsitz bezeichnet wurde. Der Einladung dieses Ehrenmannes, in sein Haus zu treten, mußten wir Folge leisten, da der Montenegriner das Ablehnen seiner gastlichen Vorschläge sehr übel zu nehmen pflegt, und die Beschreibung des Comforts, den wir in des montenegrinischen Postboten Hütte fanden, dürfte hier an ihrem Platze seyn. Links vom Eingange brannte am Boden ein stattliches Feuer, dessen Rauch dieselbe Pforte hinausging, durch welche wir eben eingetreten waren, und die Unnöthigkeit der Kamine und Rauchfänge beweisen zu wollen schien. Die Familie des Hausherrn, aus dessen Frau, zwei Söhnen und einer Schwiegertochter bestehend, war um das Feuer gruppirt und auch einer braunen Kuh ward ihr Antheil an der Wärme nicht vorenthalten. Ueber dem Feuer hing ein beruhigender Vorrath von Castrà (Hammelskeulen), welcher die obere Hälfte des Zimmers als Rauchkammer bezeichnete, während die der Thüre gegenüber liegende Wand, von türkischem Weizen halb bedeckt, sich als Fruchtkammer ankündigte. Mehrere Gewehre und zwei Säbel, deren einer früher einem Türken, der andere einem österreichischen Deserteur angehört hatte, machten die Wand neben der Thüre zur Waffenkammer, und da an der rechten Wand zwei Betten, in der Mitte des Gemaches aber eine Handmühle und ein Webstuhl angebracht waren, so sieht man wohl, daß es der Familie des ehrlichen Sbiro an nichts fehlte, was die irdischen Tage versüßen kann. Alle Glieder der Familie setzten sich in Bewegung, um uns zu bedienen; wir wurden mit Branntwein bewirthet, und die Gesundheit der Hausfrau, welche wir ausbrachten, ward sehr gut aufgenommen. So wenig der Montenegriner mit einem einzelnen Fremden, der sein Gebiet betritt, Umstände zu machen pflegt (gewöhnlich nimmt er ihm sein Geld ab und zieht ihn aus), so sicher ist der Reisende, der sich der Führung eines Montenegriners anvertraut hat, so heilig wird er gehalten, wenn er einmal als Gast in einer Hütte aufgenommen worden ist. Ein merkwürdiger Umstand, der nicht unerwähnt bleiben darf, ist der, daß die ganze Bevölkerung von Baiza den Namen Martinovich führt, und daß alle Bewohner dieses zweihundert Häuser zählenden Dorfes Blutsverwandte sind.

Die Hochebene von Czetinje (etwa zwei Meilen lang und eine Viertelmeile breit) dürfte nebst der Hochebene von Njegusz die schönste und bevölkertste in Montenegro seyn. Sechs bis sieben Dörfer, am Bergrücken lehnend, scheinen dem Wanderer die Nähe der Residenz Czetinje verkünden zu wollen. Es war schon dunkel, als wir, von Regen und Kälte erstarrt, beim Kloster anlangten. Dennoch konnten wir unterscheiden, daß das Gebäude, welches uns aufnahm, ziemlich stattlich aussah; einige Diener, die sogleich mit Licht herbeieilten, uns von den Maulthieren zu helfen und unser kleines Gepäck in Empfang zu nehmen, schienen eine gute Aufnahme zu prognosticiren, ja die reinliche Küche, in die man uns fürs erste eintreten ließ, nachdem wir einen langen Gang durchschritten hatten, versetzte uns in jene Behaglichkeit, der sich jeder Reisende nach beschwerlichem Tagemarsch Abends in der Herberge so gern überläßt. Diese günstige Stimmung ward durch das stattliche Feuer, welches des Vladiken Leibkoch uns zu Ehren anschürte, nicht wenig genährt, und bald waren wir mit diesem Ehrenmann in traulichem Geschräche, während der Dampf, den die Wärme unsern gründlich durchnäßten Kleidern entlockte, uns in dichten Nebel hüllte. Signor Toni, wie wir später erfuhren, ein österreichischer Deserteur, verstand es, in der Küche des Beherrschers von Montenegro die Honneurs mit so viel Ungezwungenheit und Routine zu machen, daß man nicht lange brauchte, um sich ganz heimisch zu fühlen. Durch ihn wurden wir über den Umstand, ob Monsignore (der Vladika) das uns empfehlende Schreiben auch erhalten habe, beruhigt, und mit den Gebräuchen an diesem Hofe sehr bald bekannt gemacht. Monsignore ist jetzt im Senate versicherte Signor Toni, mit einer kleinen Beimischung von Wichtigkeit, die jedoch in des Koches Munde, bei dessen sonstiger Liebenswürdigkeit, nicht unschmackhaft war: Er kann jedoch nicht lange mehr säumen (hier blickte er nach der Uhr); richtig, es ist schon die Stunde des Billardsaales. Nun ward uns vom montenegrinischen Vatel bekannt gegeben, daß Monsignore ein leidenschaftlicher Billardspieler sey, daß er jeden Abend, aus dem Senate rückgekehrt, einige Stunden diesem Vergnügen widme, um sich dann von 9 Uhr bis Mitternacht hier am Herde, den wir nun besetzt hielten, mit seinen Senatoren beim Tszay der Conversation oder dem Gesange zu überlassen. Die Gespräche, die an diesem Herde geführt werden, sind, wie ich später von einem Ohrenzeugen erfahren habe, sehr merkwürdig, und mit den Begriffen, die wir feinerer Gesittung verdanken, in so grellem Widerspruche, daß man geneigt ist, die Erzählung einer solchen Unterredung für Fabel zu halten. In diesen veillées du chateau de Czetinje erzählen die Senatoren, die aus den geachtetsten und tapfersten des Volkes gewählt sind, abwechselnd ihre Kriegsthaten, und wer mit der auswärtigen Politik Montenegro's bekannt ist, wird es begreiflich finden, daß dabei fast nur von Raubzügen die Rede seyn kann. Mein Gewährsmann, der einer dieser Abendunterhaltungen am Herde beigewohnt hat und der illyrischen Sprache mächtig ist, hatte das Glück, die ausführliche Beschreibung eines Raubzuges in das Paschalik0618 von Scutari aus dem Munde eines der Senatoren, welcher als Jüngling der Held dieses Argonautenzuges gewesen war, zu hören, und versicherte mich, sowohl der Vortrag des Erzählers als auch die Aufnahme von Seite des Vladiken und der übrigen Zuhörer sey so glänzend und begeistert gewesen, als hätte es sich bei jenem Zuge um das goldene Vließ gehandelt, während nächtlicher räuberischer Ueberfall in einem türkischen Dorfe, feige Ermordung mehrerer Weiber, diebische Aneignung fremden Viehes und dergleichen edle Thaten den Inhalt der Erzählung bildeten.

Ich komme auf unsern neuen Bekannten, den Bravissimo Signor Toni zurück, der sich vergebens bemühte, den homme à son aise zu spielen, ja, dessen Zuvorkommenheit gegen uns die Sehnsucht nach der Rückkehr ins österreichische Vaterland nicht undeutlich erkennen ließ. Es ist indessen nicht zu läugnen, daß sich der arme Teufel in seiner schmutzigen Zwilchhose, in seinem zerrissenen Jäckchen recht anständig bewegte, und daß er das faire bonne mine à mauvais jeu ziemlich gut verstand. Der Signor Cavaliere! rief er plötzlich mit einigem Nachdruck, als sich in dem Gange von ferne der Klang einer den hölzernen Fußbuden berührenden Krücke hören ließ. Auf unsere Frage, wer der Signor Cavaliere sey, erfuhren wir, daß der Secretär des Vladika, sein Minister der innern und auswärtigen Angelegenheiten, kurz sein Factotum, im Begriffe sey, vor uns zu erscheinen, und daß derselbe das Glück habe, Cavaliere eines russischen Ordens zu seyn. Die Seele von Montenegro stand jetzt vor uns. Ein hagrer, junger Mann, an einem Fuß von Kindheit an gelähmt, nicht ohne Anstand im Benehmen, kann der Cavaliere Milakovich einen Zug von Mißtrauen nicht verbergen, der auf den ausdrucksvollen, fast schönen Gesichtszügen heimisch geworden ist. Er begrüßte uns höflich und mit jener erwartenden Miene, auf der man liest, daß der Grüßende es vorziehe, die Eröffnung des Gesprächs dem Gegrüßten zu überlassen. Wir kamen seinem Wunsch entgegen, und konnten auch im Verlauf des Gesprächs nicht umhin zu bemerken, daß er uns lieber reden machte, als selbst redete. Einige Worte, welche der Cavaliere dem gewandten Signor Toni ins Ohr lispelte, versetzte diesen in eine Art von Thätigkeit, deren Resultat zwei Schalen schwarzen Kaffees waren. Dieser Aufmerksamkeit folgte eine noch überraschendere: es wurden uns nämlich zwei weite Gewänder deren eines, von schwarzem Sammet mit Gold verbrämt und mit Pelz gefüttert, ein ganz mittelalterliches Ansehen hatte mit dem Beisatz angeboten, daß es Kleidungsstücke des Monsignore seyen, und daß wir sie gegen unsere nassen Röcke vertauschen möchten. Signor Toni erzählte mir später, das Pelzfutter des prachtvollen sammetnen Oberrocks sey einem erschlagenen türkischen Pascha abgenommen worden. Dieser tragische Umstand verhinderte nicht, daß mir in der warmen Umhüllung sehr wohl zu Muthe wurde, obschon sich mir der Vergleich mit den Gemächlichkeiten, die ein artiger Räuberhauptmann allenfalls bieten könnte, unwillkürlich aufdrang. Cavaliere Milakovich richtete die Frage: wann wir eigentlich dem Monsignore aufzuwarten gedächten? in einem Ton an uns, der uns über die Unzweckmäßigkeit der Stunde, zu der wir in Czetinje angekommen waren, keinen Zweifel gelassen haben würde, wenn wir uns dieselbe nicht schon im Innern selbst vorgeworfen hätten. Ich gab ihm die Versicherung, wir seyen gesonnen, uns hierin ganz dem Willen des Monsignore zu fügen, und hegten keine andere Besorgniß, als die, ihm lästig zu fallen; am erwünschtesten würde es uns allerdings seyn, ihm noch heute vorgestellt zu werden, indem das schlechte Wetter, das unsere Ankunft um einige Stunden verzögert habe, uns wohl auch nöthigen dürfte, des andern Morgens bei Zeiten unsern Rückmarsch anzutreten, um auf den schroffen Felsen des Monte Sella nicht von der Nacht überrascht zu werden. Nach kurzem Ueberlegen antwortete der Secretär, er wolle sogleich die Entscheidung des Monsignore hierüber einholen, und entfernte sich. Nach der Zeit zu urtheilen, die bis zu seiner Rückkehr verstrich, war die Frage, ob wir noch heute Audienz erhalten sollten, oder erst am folgenden Morgen, Gegenstand einer Berathung gewesen, und die Antwort des Vladika, daß er es für passender halte, wenn wir uns erst am andern Tag zu ihm bemühten, da wir ja gewiß müde seyn müßten, gab uns ein Pröbchen von der Hofetikette in Montenegro.

So konnten wir uns denn am freundlichen Herde recht ungestört breit machen, und hatten alle Muße, den flinken Signor Toni, der sich jetzt von der vortheilhaftesten Seite zeigte, zu bewundern. Mit ächt italienischer Gewandtheit machte er Anstalten zur Bereitung eines Nachtmahls; aus jedem Winkel zog er etwas hervor: hier erschien ein Stück Fleisch, dort eine Flasche Essig, hier Salz, dort Zwiebeln kurz er wußte, wie ein Taschenspieler, einen Raum, der kurz vorher ganz leer und kahl ausgesehen hatte, mit den erfreulichsten Anstalten zu beleben, ohne dabei die Miene zu verändern; ja die Thätigkeiten, die ihn nun in Anspruch nahmen, hinderten ihn nicht an der Erfüllung der nun einmal übernommenen Pflicht, uns zu unterhalten. Der Cavaliere Milakovich ging ab und zu; bald unterhielt er sich mit uns, bald ertheilte er leise einen Befehl, bald lispelte er einem an der Thüre der Küche erscheinenden Boten etwas ins Ohr ja, wir hatten allen Grund zu glauben, Monsignore lasse sich über unser Thun und Lassen von Zeit zu Zeit Bericht erstatten. Gegen den wiederholt gemachten Antrag: ob es nicht besser wäre, wenn wir in das für uns bereitete Zimmer träten? vertheidigten wir uns so lange als nur immer möglich, da die wohlthuende Gewißheit eines stattlichen Küchenfeuers auf uns, die wir bis in die Seele naß waren, überzeugender wirkte, als das Problem einer geheizten Stube; doch mußten wir uns endlich in das Unvermeidliche fügen, denn die Stunde, in welcher die veillées du chateau zu beginnen pflegen, nahte heran. Das für uns bestimmte Schlafgemach war sehr anständig eingerichtet: polirte Möbeln, ein breites italienisches Bett, ein Bidet, kurz Alles war zu finden, was man allenfalls in einem Gasthof an der Heerstraße fordert. Wir täuschten uns wohl nicht, wenn wir von Zeit zu Zeit die leisen Tritte eines Lauschers vor unserer Thüre zu hören glaubten; auch wäre es dem Beherrscher von Montenegro nicht zu verargen gewesen, wenn er gegen zwei Gäste, die im schlechtesten Wetter, zur unpassendsten Stunde bei ihm einsprachen, einiges Mißtrauen gefühlt hätte. Man ließ uns nicht lange allein. Die Einladung, die an uns erging, in den Speisesaal zu treten, war nicht unwillkommen, denn, durch einen beschwerlichen Tagmarsch vorbereitet, waren wir in der günstigsten Stimmung, Signor Toni's Kunst Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Zwei Gedecke waren in einem kleinen Zimmer für uns bereit und den Tisch umstanden drei Montenegriner. Wenn gleich die 5 bis 6 Schüsseln, die aufgetragen wurden, an das bekannte toujours perdrix mahnten (denn Schöpfensuppe, Schöpfenleber, gesottenes, eingemachtes, gedünstetes und gebratenes Schöpfenfleisch bildeten die Mahlzeit), so muß ich doch bekennen, daß uns des armen Deserteurs Leistungen mit Erstaunen erfüllten. Der Tischwein, Montenegro's steinigem Boden entsprossen, war ein lichtrother, etwas säuerlicher Wein, der keiner Tafel Schande machen würde, wenn er nicht den eigenthümlichen Geschmack der Bockshäute, worin er aufbewahrt wird, in sich aufgenommen hätte. Um so tadelloser war eine Flasche Madeira, die mit der zweiten Schüssel auf0619 den Tisch kam. Den seltsamsten Contrast aber mit den Ortsverhältnissen bildete eine Bouteille Champagner, welche, von einem Montenegriner kredenzt, die brillanteste Wirkung auf uns hervorbrachte eine Wirkung, auf welche sich die drei Montenegriner, die uns bedienten, nach ihren Mienen zu urtheilen, schon im voraus gefreut haben mochten. In das Schlafgemach zurückgekehrt, wurden wir durch einen Besuch Signor Toni's erfreut, der uns seine Dienste anbot, und noch ein halbes Stündchen mit uns verplauderte. Durch ihn erfuhren wir, daß die Wände des Billardsaales mit werthvollen Waffen verziert seyen, die theils als Siegstrophäen prangten, theils als Faustpfänder vom Vladika zurückgehalten würden. Das heurige Jahr sey nämlich für Montenegro ein sehr unfruchtbares gewesen, so daß viele Familienhäupter, durch Noth gezwungen, Frucht oder Geld bei ihrem Regenten geliehen und dagegen ihre werthvollen Waffen als Pfänder bei ihm zurückgelassen hätten. Ich erfuhr später, daß in diesem Lieblings-Apartement des Bischofs auch einige Rüstungsstücke von österreichischen Soldaten zu sehen seyen, und bin um so mehr geneigt an die Wahrhaftigkeit dieses Gerüchtes zu glauben, als man es offenbar vermied, uns in den Billardsaal zu führen. Signor Toni sprach auch von einem Cavaliere Giorgio, der im alten Kloster wohne, des Vladiken Bruder und Vicepräsident des Senates sey. Dieser junge Mann, der auch einige Jahre als Officier in russischen Diensten stand, und mehrere russische Orden trägt, soll auf die Macht seines Bruders eifersüchtig und dieser vor ihm auf der Hut seyn. Der Hofstaat des Vladiken besteht, außer den bisher genannten Personen, noch aus einigen Geistlichen, welche das alte Kloster bewohnen; aus der nicht zahlreichen Dienerschaft, theils durch Montenegriner, theils durch österreichische Deserteurs gebildet, und aus den Perianiczen, der Leibwache des Vladiken. Der Koch versicherte uns, von den Deserteurs, welche an diesem Hof ihr Glück suchten, könnten nur jene auf eine erträgliche Stellung rechnen, welche, so wie er, mehrere Handwerke gelernt hätten. Der Bischof unterhält auch eine eigene Druckerei, aus welcher jedoch bisher nur des Vladiken illyrische Dichtungen unter dem Gesammttitel Der Einsiedler von Czetinje und ein kleiner alljährlich erscheinender und von Cavaliere Milakovich redigirter Bauernkalender hervorgegangen ist. Viele wollen behaupten, Milakovich sey auch der Verfasser der Gedichte des Vladiken. Die Perianiczen, ungefähr 30 an der Zahl, sind auserlesen schöne Männer, ein Theil derselben versieht beständig den Dienst im Kloster und die Thüre des Vladiken ist Tag und Nacht durch zwei derselben bewacht. Nebst diesen Perianiczen besteht in Montenegro noch die sogenannte Land-Guardia, die, in den fünf Nahias oder Kreisen vertheilt, unter dem Commando der Capitans steht. Jeder Capitan ist Civil - und Militärgouverneur seiner Nahia, hat die Contributionen zu erheben, und auf Befehl des Vladika das Volk in die Waffen zu rufen. Capitan Prorokovich, der Einzige, den ich in Czetinje zu Gesichte bekam, soll durch mehrere Jahre auf einer österreichischen Festung gesessen haben, und diese Buße, zu welcher ihm wiederholte Räubereien auf österreichischen Gebiete verholfen haben sollen, scheint ihm sowohl in den Augen des Volkes, als auch in denen seines Herrschers nur einen Titel zu höherer Gunst zu verleihen. Der durch zwölf Senatoren gebildete Senat, welcher der Regierung von Montenegro eine Art constitutioneller Beschränkung zu geben scheint, legt de facto dem Willen des Vladiken keine Fesseln an, sondern dient im Gegentheil dazu, den Beschlüssen der Willkür die Form der Gesetzlichkeit zu geben. Staunt man darüber, daß es einem Einzelnen gelinge, dieß kriegerische Bergvolk in Schranken zu halten, so bedenke man, daß ihm zwei mächtige Hebel fördernd zu Gebote stehen: Geld und geistliche Würde. Die Quelle des ersteren ist bekannt, die Macht der letzteren wurzelt in der Bigotterie des Volkes. In der Nähe betrachtet, stellt sich Montenegro als eine abgerissene russische Provinz dar, der Vladika ist thatsächlich ein Statthalter oder Gouverneur. Wehe, wenn der Damm, welcher diese kleine Provinz vom Hauptlande trennt, je durchbrochen, wenn die Verbindung je hergestellt werden sollte! Oesterreichisch Albanien steht längst in magnetischer Verbindung mit jenem großen Körper, der ihm nur näher rücken dürfte, um es nach physikalischen Gesetzen an sich zu ziehen.

(Beschluß folgt.)

Die Handelsverhältnisse von England und Frankreich.

Die neuesten englischen Parlamentsverhandlungen bringen uns vielfachen Stoff zum Nachdenken. England hat im Jahr 1839 mehr als 100 Millionen Pfund Baumwolle weniger eingeführt als 1838; es hat 36 1 / 2 Millionen Pfund weniger versponnen, und an Twisten allein gegen 15 Millionen Pfund weniger ausgeführt. Dieß ist ein bedenkliches Ergebniß in einem Artikel, welcher die Hälfte aller englischen Exportationen ausmacht. Man braucht, sagen die englischen Blätter, nur das Verzeichniß unserer Ausfuhren zur Hand zu nehmen, um sich zu überzeugen, daß die Manufactur - und Handelssuprematie Englands hauptsächlich auf seiner Baumwollenindustrie beruht. Daher sein Drängen und Treiben, einen Handelsvertrag mit Frankreich abzuschließen. Man wünscht ad valorem-Zölle auf Baumwollen -, Wollen -, Steingut - und Eisenwaaren anstatt der bisherigen Prohibitionen. Würden auch diese Zölle nicht sehr niedrig, würden sie auch auf 30 bis 40 Procent gestellt, so vertraut man auf die Kunst der englischen Fabricanten, die Waaren unter dem Werth zu declariren eine Kunst, die sich noch zu allen Zeiten und in allen Ländern erprobt hat, wo die englischen Waaren gegen ad valorem-Zölle zugelassen worden sind. Die französischen Fabricanten kennen diese Taktik, und sind daher in großer Unruhe in Betreff der obschwebenden Verhandlungen über einen Handelsvertrag. Daß man in England von den Resultaten dieser Verhandlungen so große Erwartungen hegt, dient eben nicht dazu, ihre Besorgnisse zu beschwichtigen. Neuerlich hat ihnen die Aeußerung des Hrn. Labouchère im englischen Parlament eine schöne Gelegenheit gegeben, der englischen Handelspolitik auf den Grund zu sehen.

Eine derjenigen Concessionen, welche England den Franzosen machen will, um seinen Baumwollenwaaren die französischen Gränzen aufzuschließen, besteht in einer Erleichterung der Zufuhr französischer Seidenwaaren. Diese Concession witternd, erschienen die englischen Seidenmanufacturisten mit einer Eingabe vor dem Parlament, in welcher sie vorstellen, daß die englische Seidenfabrication durch jede weitere Concession, welche den französischen Seidenfabricaten gemacht würde, zu Grunde gehen müßte, worüber Hr. Labouchère bemerkte, es sey der englischen Regierung nie eingefallen, das Schutzsystem aufzugeben. Wie stimmt nun aber diese Erklärung mit der liberalen Sprache, welche die englischen Commissäre während der kürzlich in Paris gepflogenen Verhandlungen geführt haben? Wie sollen die Vertheidiger der Handelsfreiheit in Frankreich diese Erklärung mit demjenigen in Einklang bringen, was sie bisher von den liberalen Gesinnungen der0620 englischen Staatsmänner gerühmt haben? Dieß ist eine schwere Aufgabe, und das Siècle, das Journal du Commerce und der Courrier français sind darüber ganz verdutzt, und wissen nicht, was sie sagen sollen. Hr. Labouchère aber weiß wohl, wie die Sache gemeint ist. Es sind nämlich nicht 30 Procent, sondern 55 Procent, welche in England von französischen Seidenwaaren erhoben worden sind. Die 30 Procent figurirten bloß im Zolltarif, um die englische Liberalität in ein glänzendes Licht zu stellen. Durch die Art und Weise der Werthschätzung wurden aber noch ungefähr 25 Procent hinzugefügt. Diese Addition ist es, welche die englische Regierung zum Opfer bringen will. Die Continentalregierungen können bei dieser Gelegenheit ein ganz neues Kunststück von den englischen Financiers lernen wie man nämlich im Zolltarif liberal erscheinen kann, bei der höchsten Illiberalität in der Praxis.

Nach solchen Aufschlüssen wird nun hoffentlich das Exempel von Herabsetzung der englischen Zölle auf Seidenwaaren als Beweis der Hinneigung Englands zur Handelsfreiheit auch in Deutschland etwas in Mißcredit kommen, und damit dürfte wohl das letzte Lorbeerblatt im Kranze des englischen Helden der Handelsfreiheit, des Hrn. Huskisson, verwelken. In England scheint man jetzt für die Realisirung des projectirten Handelsvertrags von dem Eintritt des Hrn. Thiers in das Ministerium große Hoffnungen zu hegen. Es ist wahr, Hr. Thiers hat sich in seiner letzten Rede über die orientalische Frage sehr zu Gunsten Englands ausgesprochen. Auch will der Zufall, daß die eifrigsten Vertheidiger der unbedingten Handelsfreiheit unter den französischen Journalen das Siècle, das Journal du Commerce und der Courrier français das Ministerium Thiers unterstützen. Allein Hr. Thiers hat schon bei früheren Discussionen über den Zolltarif bewiesen, daß er die Handelsverhältnisse Englands und Frankreichs besser und gründlicher zu beurtheilen weiß, als die Theoretiker. Man darf übrigens nur die Verhältnisse der genannten Journale näher kennen, um einzusehen, daß Hr. Thiers nicht von ihnen, sondern daß sie von Hrn. Thiers geführt und geleitet werden. Das national-ökonomische Fach steht beim Siècle unter Horace Say, dem Sohn J. B. Say's, dessen ganzes Streben dahin geht, die Platituden seines seligen Vaters zu verewigen. Im Courrier führt Hr. Blanqui das Wort, den noch Niemand in Frankreich für einen gründlichen Nationalökonomisten gehalten hat. Das Journal du Commerce aber muß aus Rücksichten für seine Abonnenten, die größtentheils in dem auswärtigen Handel interessirt sind, sich dem schwierigen Geschäft unterziehen, zu beweisen, daß Frankreich gut dabei fahren würde, wenn es seine ganze Manufacturkraft und damit die Basis seiner innern Stärke, seines auswärtigen Handels und seiner künftigen Seemacht für die Vergünstigung hingäbe, einige Hunderttausend Gallonen Wein und Branntwein mehr als bisher an England abzusetzen, wenn es, wie Portugal im Jahr 1703 durch den Methuen-Vertrag, sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkaufte Argumente, wie solche Scribenten und solche Blätter sie liefern können, mögen einem Cunin-Gridaine imponiren, Hr. Thiers aber wird sicherlich nie seinen Namen zu einem Vertrag hergeben, der in der Geschichte der Thorheiten der Nationen neben dem Methuen-Vertrag und dem Eden-Vertrag seine Stelle finden würde. Hr. Labouchère hat durch seine Erklärung Hrn. Thiers die Aufgabe, die englischen Anschläge zunichte zu machen, wundersam erleichtert. Wir glauben nicht an einen Handelsvertrag zwischen England und Frankreich, wodurch diese beide Länder den Verkehr an Manufacturwaaren sich wechselseitig erleichtern, weil England dergleichen Verträge mit den Continentalstaaten nur in der Absicht eingehen will, um ihre Manufacturen zu ersticken, wie Lord Brougham vor 20 Jahren im Parlament rieth, oder sie zu stranguliren, wie zehn Jahre später der liberale Hr. Hume wünschte, und weil Frankreich klug genug ist einzusehen, daß seine Nationalmacht, sein ganzer Einfluß als Continentalstaat mit seinen Manufacturen zu Grunde gehen, und daß es dadurch sich England eigentlich untergeben und neben Portugal seinen Rang nehmen würde.

Im Jahr 1839 sind in England 313 Millionen Pfund, in Schottland 30 Millionen Pfund Baumwolle versponnen worden; davon wurden in England consumirt 60 Millionen Pfund, also ungefähr 5 Pf. per Kopf. Nach diesem Maaßstab müßten in den Staaten der deutschen Handelsunion ungefähr 130 Millionen Pfund Baumwolle versponnen werden, bloß um den innern Bedarf zu befriedigen. England hat aber die Deutschen dieser Mühe überhoben.

Von den 99 Millionen Pfund Twisten, welche England 1839 ins Ausland abgesetzt hat, sind 58 Millionen, also weit über die Hälfte nach den Hansestädten und den preußischen Häfen, nach Holland und Hannover gegangen. Bei weitem der größte Theil der nach Holland gegangenen Quantitäten ist wohl unter die deutschen Importationen zu setzen. Wie sollten die Deutschen nicht eine Nation lieb gewinnen, die eben so viel für Deutschland thut als für sich selbst, die Deutschland des schwierigen Geschäfts des Baumwollenspinnens überhebt! Haben doch die Engländer für sich selbst nur zwei Millionen Pfund Baumwolle weniger gesponnen als für die Deutschen, dasjenige Gespinnst nicht mitgerechnet, welches Deutschland als Gewebe eingeführt hat. Dabei haben viele Menschen im Erzgebirge aus Mangel an Arbeit bittern Hunger gelitten und man hat, wie die Leipziger Zeitung schreibt, auf ihre Klagen geantwortet: Je nun! sie werden sich schon durchhelfen.

Die Sache ist aber noch von einer an dern Seite zu betrachten. Nach den Berichten des Hrn. Labouchère ist die Importation an ostindischem Zucker, welche 1835 nur 107,000 Centner betrug, in Folge der Aufhebung des Handelsmonopols der ostindischen Compagnie im verflossenen Jahr auf 460,344 Ctr. gestiegen. Die Einfuhr an ostindischer Baumwolle stieg gleichfalls auf 47 Mill. Pfund. Die Zunahme in der Importation des ostindischen Kaffees war noch bedeutender. Auch hat England gegründete Hoffnung, nicht nur sich selbst, sondern den ganzen europäischen Continent mit Assam-Thee und mit australischer Wolle zu versorgen. Das Morning Chronicle vom 28 Februar jubelt über diese Aussichten und verkündet mit großer Freude, die Hülfsquellen Englands in Ostindien und Australien seyen unerschöpflich, und bald werde es in Ansehung der wichtigsten Colonialartikel von Westindien und Südamerika unabhängig seyn. Der Unabhängigkeit von Nordamerika in Ansehung der Baumwolle erwähnte es nicht; dieser Gegenstand war aber schon früher in Meetings, welche die Beförderung der Baumwollencultur in Ostindien zum Gegenstand hatten, hinlänglich erörtert worden. In der That sind alle diese Aussichten keine Hirngespinnste; die angeführten Zahlen beweisen hinlänglich, in welcher Progression die Production jener Länder vorschreitet, und es läßt sich mit ziemlicher Bestimmtheit berechnen, in welchem Jahr England aufhören wird, den Zucker von Brasilien, den Kaffee von Cuba, und die Baumwolle von New-Orleans und Rio-Janeiro einzuführen.

Was sollen aber alsdann jene Länder mit ihren Producten anfangen? Unseres Bedünkens haben sie keine andere Wahl, als sie nach Deutschland zu führen, und bei den Deutschen anzufragen,0621 ob sie ihnen keine Manufacturwaaren dafür in Tausch zu geben hätten? Oder sollte es wohl nicht klüger seyn, wenn die Deutschen allererst suchten ihre Manufacturen zu heben, und wenn sie mit ihren Manufacturwaaren nach Neu-Orleans, Rio-Janeiro, Veracruz und nach der Havannah gingen, um dort zu fragen, ob man nicht Baumwolle, Zucker und Kaffee dafür auszutauschen habe? Lassen wir immerhin dem Morning Chronicle seine Unabhängigkeit von Amerika und Westindien, und suchen wir unsere Unabhängigkeit von England durch das zu begründen, was es verschmäht. Ohne Mühe und Arbeit wird es freilich nicht abgehen. Statt die Hände in den Schooß zu legen, werden wir uns ans Baumwollenspinnen machen müssen; denn um Manufacturwaaren nach jenen Ländern zu verkaufen, müssen wir ihnen Baumwolle abnehmen, und ihre Baumwolle können wir nicht brauchen, wenn wir nicht allererst Maschinen und Spinner besitzen, um sie zu verarbeiten. Der Lohn für diese Mühe und Arbeit kann aber nicht ausbleiben. Für die 70 Millionen Thaler, die jetzt Deutschland für englische Manufacturwaaren bezahlt, werden die Deutschen gegen 400 Millionen Pfund Baumwolle kaufen können, und wenn sie auch davon selbst 150 Millionen Pfund consumiren, so werden die Waaren, die sie aus den übrigen 250 Millionen Pfund Baumwolle verfertigen, und die übrigen deutschen Manufactur - und Kunstproducte zureichen, Deutschland eben so reichlich, als es jetzt England ist, mit den Producten der heißen Zone zu versehen. Der Wohlstand des Inlands, der Handel und die Rhederei der Seestädte wird sich dadurch verdoppeln und verdreifachen. Und dieß alles darum, weil Deutschland statt Baumwollenwaaren rohe Baumwolle importiren, weil es statt roher Wolle, Holz und Getreide Manufacturwaaren exportiren wird. Wenn man überdieß noch bedenkt, daß nordamerikanische Abenteurer jetzt eben im Begriff stehen, an der Stelle, wo bisher das fanatische, faule und obscure Mexico stand, ein Reich zu gründen, das an allen Colonialproducten Ueberfluß darbieten, und so lange es denselben gegen Manufacturwaaren vertauschen kann, nie dazu kommen wird, selbst zu fabriciren, daß Brasilien auf gutem Wege ist, seine Production mehr und mehr zu heben, daß nach und nach Ordnung und Gesetz in allen südamerikanischen Staaten Platz greifen und auf die Production dieser Länder einen günstigen Einfluß haben müssen, so kann man nicht zweifeln, daß den Deutschen im Lauf der nächsten zwanzig Jahre sich Märkte eröffnen werden, auf welchen England nicht mit ihnen wird concurriren können, weil derjenige, welcher Manufacturwaaren dorthin absetzen will, auch die Rohstoffe jener Länder in Tausch nehmen muß, weil England seine Colonialwaaren künftig vorzugsweise aus Australien, Ostindien und aus seinen westindischen Colonien importiren wird, und weil endlich England um so weniger Rohstoffe und Colonialwaaren bedarf, je mehr Deutschland in der Fabrication voranschreitet und diese Artikel aus der ersten Hand beziehen wird.

Wir haben oben bemerkt, Deutschland beziehe jährlich 70 Millionen Thaler an Importen aus England. Diese Angabe ist der Hamburger Börsenhalle-Liste vom 20 Februar entnommen, wo die Ausfuhr Deutschlands nach England nicht höher als zu 2,126,000 Thalern angegeben ist. Man traut kaum seinen Augen. Das Morning Chronicle vom 28 Februar gibt die Gesammtexporten von England nach Ostindien nicht höher als zu 2,445,000 Pfd. St. an, und thut sich mit dieser Summe noch recht breit. Demnach wäre Deutschland, wie es zur Zeit ist, für England ein vierfaches Ostindien.

Spanien.

Kaum waren in Folge des hier ausgebrochenen Tumultes die Truppen von Guadalaxara hierher gerufen, als auch die Carlisten von Beteta diesen Umstand benutzten, und am 28 mit 400 Reitern die Stadt Brihuega, zwei Meilen von Guadalaxara, ausplünderten, und das dortige Fort in Brand steckten. Auf diese Weise muß das unglückliche Landvolk für die Verirrungen der Patrioten büßen! Da sich die Carlisten der nach Saragossa führenden Landstraße genähert hatten, so war unsere Verbindung mit dort abermals vier Tage hindurch unterbrochen, und erst gestern Abend kam uns die amtliche Nachricht von der Einnahme Segura's zu. Die Depesche Espartero's ist in Maicas den 27 v. M. ausgestellt. Er berichtet, daß er den Platz mit fünf Batterien (Isabelle II, Königin Regentin, Constitution, Cortes und Victoria) beschloß, und die Besatzung, welche den Gouverneur und zwei andere Officiere ermordet hatte, zu capituliren verlangte. Er gestand jedoch nur Erhaltung des Lebens und des der Besatzung zugehörigen Gepäkes zu, und nahm darauf von dem Castell Besitz, wo er 6 Kanonen, 80,000 Patronen, 25 Centner Pulver und einen großen Vorrath von Lebensmitteln vorfand. Die gefangene carlistische Besatzung bestand aus 13 Officieren und 274 Soldaten. Cabrera's Truppen waren bei Cabra zusammengezogen, wagten aber nicht, Erspartero's Linien anzugreifen. Dieser hat also in vier Tagen einen Platz genommen, vor dem Vanhalen mit einer ganzen Armee schmählich abziehen mußte. Erspartero verkündigt seinen Truppen in einer Proclamation, er werde diesen Feldzug in Aragonien, Valencia und Catalonien eben so glücklich beendigen, wie den vorjährigen in den Nordprovinzen. In der gestrigen Sitzung des Congresses trug ein Deputirter der Majorität darauf an, dem Herzog de la Victoria eine Danksagung zu votiren, allein der Graf v. Toreno erinnerte daran, daß der Congreß noch nicht constituirt sey, und demnach bereits entschieden habe, keine Anträge zur Abstimmung zuzulassen. Die Danksagung unterblieb also. Die Regierung soll die Absicht haben, den Belagerungszustand von Madrid nicht eher aufzuheben, als bis der Congreß förmlich constituirt seyn und man die Gewißheit haben wird, daß die hiesigen Vorfälle in den Provinzen keine Nachahmung gefunden haben. Indessen empfinden die Bewohner der Hauptstadt jene Maaßregel auf keine drückende Weise. Tausende von Masken, zum Theil in förmlichen Aufzügen, zogen gestern, als am letzten Tage des Carnevals, ungestört durch die Straßen, ohne daß bei den zahlreichen Scherzen die geringste politische Anspielung zum Vorschein gekommen wäre. Mehr als 20 verschiedene Maskenbälle fanden statt, deren einer, in den prachtvollen Salons des Theaters del Oriente, von mehr als 5000 Personen besucht wurde. Der Generalcapitän ließ der Redaction des Eco del Comercio anzeigen, daß er die aufrührerische Sprache dieses Blattes nicht länger dulden werde, und in der That stimmt es seit einigen Tagen seinen Ton etwas herunter, unterläßt jedoch nicht, sich über Unterdrückung zu beklagen. Aus einigen Provinzen sind bereits Adressen angelangt, um das größte Mißfallen über die hiesigen Excesse am 23 und 24 v. M. zu erkennen zu geben. In Galicien hat der Generalcapitän einen Schlag ausgeführt, der an die Verweisung der Jesuiten aus Spanien erinnert. Da er erfuhr, daß man daran arbeitete, einen neuen Carlistischen Aufstand zu bewerkstelligen, so ließ er alle indultirten Carlisten seines Bezirks, 700 an der Zahl, in einer und derselben Stunde verhaften, um sie sämmtlich nach der Havana einschiffen zu lassen! Ein Theil derselben ist bereits dorthin abgegangen. Wir erfahren,0622 daß eine Division von 4000 Carlisten Anstalten trifft, um von Catalonien aus in Oberaragonien einzudringen; dadurch wäre unsere Verbindung mit Frankreich auch jenseits Saragossa bedroht. Die Division Hoyos ist am 27 v. M. von Cuenca nach der Alcarria aufgebrochen. So eben höre ist aus guter Quelle, daß Ihre Maj. die Königin-Regentin sich entschlossen hat, Sr. königl. Hoh. dem Prinzen Albert, Gemahl der Königin von Großbritannien, den Orden des goldenen Vließes zu ertheilen, und daß der Sohn des Hrn. Perez de Castro bestimmt ist, die deßfallsigen Insignien nach London zu überbringen.

[724-26]

Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn.

Neunter Actien-Beitrag.

Die HH. Actieninhaber der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn werden, in Gemäßheit des §. 5 des Statuts, eingeladen, von dem Betrag ihrer Actienberechtigung den neunten Beitrag mit zehn Proc. an die Bankierhäuser: Wilhelm Cleff in Düsseldorf, oder von der Heydt-Kersten & Söhne in Elberfeld bis zum ersten Mai dieses Jahres einzuzahlen, und dabei die über die vorherigen Beiträge erhaltene Quittung wieder vorzulegen, um darunter die jetzt zu ertheilende Quittung ebenfalls auszufertigen.

Düsseldorf, den 24 Februar 1840

Die Direction: Quest. Schöller.

[680-82]

Edictal-Vorladung.

Der nunmehr bereits über 65 Jahre alte Johann Nepomuk Pölzl, Sohn des frhrl. v. Stauffenberg'schen Schloßgärtners Simon Pölzl von Greifenstein, welcher sich ungefähr in seinem 18ten Lebensjahre von seiner Heimath entfernte, ohne jedoch anzugeben, wohin, wahrscheinlich jedoch nach Oesterreich, und ohne daß seitdem von seinem Aufenthalte, Leben oder Tod irgend eine Nachricht an seine Heimathsbehörde gelangt ist, wird hiemit zur Uebernahme seines unter Vormundschaft befindlichen, nach der letzten Rechnung in 1795 fl. 53 3 / 8 kr. bestehenden Vermögens binnen eines halben Jahres vor unterfertigtem Gericht entweder selbst oder auf den Fall dessen Ablebens seine allenfallsigen Leibes - oder sonst rechtmäßigen Erben zu erscheinen, unter dem Rechtsnachtheile vorgeladen, daß im Falle der Nichterscheinung mit seinem Vermögen von Amtswegen verfahren, resp. dasselbe den sich legitimirenden nächsten Verwandten zur Nutznießung gegen Caution verabfolgt werde.

Burggrub, den 24 Februar 1840

Frhrl. Schenk v. Stauffenberg'sches Patrimonialgericht I im oberfränkischen Kreise des Königreichs Bayern, k. Landgerichts Ebermannstadt.

Gleitsmann.

[793-95]

Aufforderung.

Die Ehefrau des Joseph Münch von Bruchsal, Katharina, geborne Hunther, hat gegen ihren Ehemann eine Ehescheidungsklage auf den Grund harter Mißhandlung und Ehebruchs erhoben.

Der Beklagte, dessen Aufenthaltsort unbekannt ist, wird daher in Gemäßheit hofgerichtlicher Verfügung vom 17 und praes. 24 Februar l. J. Nr. 1874 I. Senats aufgefordert, sich binnen zwei Monaten vor dem Oberamte Bruchsal zu stellen, und auf die Klage vernehmen zu lassen, widrigenfalls er mit seiner Vernehmlassung ausgeschlossen und nach Lage der Acten erkannt werden soll.

Bruchsal, den 28 Februar 1840

Großherzoglich bad. Oberamt.

Weizel.

[465-46]

Ebhausen, Oberamts Nagold, Königreich Würtemberg.

Verkauf eines großartigen Fabrik-Wesens.

Die unterm 14 Febr. d. J. ausgeschriebenen Realitäten, welche in Nr. 61 dieses Blattes ausführlich beschrieben sind, kommen am Mittwoch den 15 April 1840 Mittags 1 Uhr, im Gasthof zum Hirsch allda in öffentlichen Aufstreich. Liebhaber mit den nöthigen Prädicats - und Vermögenszeugnissen versehen, sind höflichst eingeladen.

Der Güterpfleger Kleiner.

[62]

Vorläufige Anzeige einer illustrirten Ausgabe des Nibelungen-Liedes.

Die unterzeichnete Verlagshandlung, welche sich seit mehr als zwei Jahren mit einer illustrirten Ausgabe des Nibelungenliedes beschäftigt, glaubt eine vorläufige Nachricht davon sowohl dem Publicum, als auch dem Bearbeiter des Textes und den Künstlern schuldig zu seyn, welche dieser würdigen Aufgabe ihr Talent und ihren Fleiß zu widmen unternommen, und darum mit dem Nachfolgenden Einiges über den Plan vorausschicken zu müssen.

Das Ende des vierten Jahrhunderts seit Erfindung der Buchdruckerei bezeichnet sich durch einen eigenthümlichen Aufschwung dieser Kunst, durch die wichtigsten Verbesserungen und neue Wirkungsmittel. Zu den bedeutendsten derselben gehört die Verzierung der Drucke mit Bildern, welche, dem Texte beigedruckt, diesen heiter oder ernst erläutern und gleichsam den Geist desselben verkörpern. Dieß wurde aber nur durch den Holzstich möglich; denn unter allen Vervielfältigungsmitteln ist nur der Holzstock nach demselben Princip wie die beweglichen Lettern gebildet. Die Typographie ging, indem sie diese Richtung einschlug, an ihre Quelle zurück; sie suchte in der Holzschneiderei, der Mutter des Bücherdrucks, neue Kraft, sie nahm diese so lange ganz vernachlässigte Kunst mit Ernst und Liebe wieder auf, und steigerte sie rasch zu einer sehr bedeutenden Höhe. Die Holzschneidekunst ist jetzt im Stande, selbst die feinsten und ausgeführtesten Conceptionen des Zeichners wieder zu geben, sie hat dabei ganz eigenthümliche Vorzüge und Wirkungen vor dem Kupfer - und Stahlstich voraus, und somit ist die unmittelbare Verbindung zwischen Typographie und zeichnender Kunst, der wir bei den Anfängen des Bücherdrucks begegnen, auf einer höhern Stufe der Entwicklung wieder hergestellt. Bereits haben Engländer und Franzosen Meisterwerke ihrer Litteratur oder populäre Schriften auf diese Weise verziert. Auch das Vaterland der Buchdruckerkunst ist nicht zurückgeblieben. Die unterzeichnete Buchhandlung hat durch die von Neureuther ausgeführten Illustrationen des Cid von Herder bewiesen, was deutscher Fleiß und deutsche Kunst jetzt schon in diesem Fache vermögen, und wenn sie zunächst das erste große Dichtwerk unseres Volkes, das Nibelungenlied, in ähnlicher Weise behandeln zu lassen bemüht ist, so darf sie bei dieser Wahl des allgemeinen Beifalls gewiß seyn. Die älteste deutsche Epopöe, das gewaltige Gemälde, in dem uns in verschwimmenden Bildern die frühen Geschicke unseres Volkes, aber in desto festeren Umrissen die großartigen Züge seines Charakters entgegentreten, verdient es unter den ersten, durch die neue Blüthe einer deutschen Kunst verherrlicht zu werden.

Der Bearbeiter des Textes hat sich die Aufgabe gestellt, die Sprache des 12ten oder 13ten Jahrhunderts dem Verständniß der Gegenwart anzunähern, durch Anwendung der jetzigen Orthographie, durch Vertauschung der jetzt nicht mehr oder in einem andern Sinn gebrauchten, mithin für den Laien unverständlichen Wörter und Ausdrücke mit den ihnen, nach dem heutigen Sprachgebrauch, gleichbedeutenden oder entsprechenden, ohne doch dem ehrwürdigen Gedicht das Gepräge der Alterthümlichkeit und Naivetät durch überflüssige und willkürliche Aenderungen an den Wörtern und Constructionen und durch störende moderne oder gar sentimentale Ausdrücke zu rauben. Kurz, er beabsichtigt keine Uebersetzung zu liefern, sondern sein Bestreben ist darauf gerichtet, dem Gedicht annähernd eine solche Gestalt zu geben, wie es sie jetzt etwa haben möchte, wenn es seit seiner Entstehung in der Nation stets lebendig geblieben wäre. Die Freunde deutscher National-Poesie werden es nicht mißbilligen, wenn hiemit ein neuer Versuch gemacht wird, eines ihrer edelsten Denkmale durch die schonendste Veränderung in der äußern Form bei gewissenhafter Achtung des Kerns und des tiefern Gepräges, einem größern Theile der0623 Nation zugänglich zu machen, als derjenige ist, der sich desselben in seiner ursprünglichen Gestalt zu erfreuen vermag, ein Dichtwerk, das an Großartigkeit und Zartheit, an Tiefe und Kraft wohl den gefeierten epischen Gedichten der Griechen sich vergleichen darf. Eine zweckmäßige Bearbeitung der äußern Form, deren wirkliche und scheinbare Fremdheit im Original Viele abschreckte, dient vielleicht, dem Geist und Charakter der edlen Dichtung eine noch ausgedehntere Anerkennung zu verschaffen, und Viele, auch außer dem Kreise der Gelehrteren, zu überzeugen, daß es weder den kühnen, trotzigen Recken, welche das Nibelungenlied uns vorführt, an tiefer, ächt menschlicher Empfindung, noch den beschriebenen Thaten und Ereignissen am mannichfaltigsten Interesse, noch dem Dichter, der die vorhandenen Elemente abschließend zur Einheit verband, an Kunst und Begeisterung fehlt. Sie werden die ungekünstelte und doch so scharfe Zeichnung, den Reichthum und die Contraste der Charaktere, die einfache Großartigkeit der Motive, die gemessene Entwicklung der Ereignisse, die ahnungsvolle Vorbereitung und die erschütternde Erfüllung der Katastrophe bewundern; sie werden in einem Zeitalter, wo die deutsche Kunstpoesie in den großen Genien, die auf unser Jahrhundert ihren Glanz warfen, vielleicht auf längere Zeit ihren Gipfelpunkt erreicht hat, sich aufgefordert fühlen, ihre Blicke auf die schönste, vollendetste Blüthe der Volkspoesie zu richten, welche vor sechs Jahrhunderten schon in unserm Vaterland aufging, und mit freudigem Stolze sich aufs neue des Reichthums bewußt werden, welchen der Genius der deutschen Poesie in so weit aus einander liegenden Zeiten entfaltete, und das noch halb im Mythus wurzelnde, halb in die Morgenröthe der Historie hineinragende Gedicht wird eben so die Freude an ächter, gediegener, gesunder Poesie, als die Liebe zur vaterländischen Geschichte, zu deutscher Geisteseigenthümlichkeit, den nationalen Sinn zu allen Zeiten kräftigen und beleben.

Wenn nun der mittelalterliche Dichter sich der bedeutsamen Sage einer ihm fernen Zeit künstlerisch bemächtigt und sie seinen Zeitgenossen in den lebendigsten, ausgeprägtesten Gebilden näher gerückt hat, so soll fast nach gleicher Periode nunmehr die zeichnende Kunst unserer Zeit das große Werk des Dichters ergreifen, und, ihm nachbildend, seine mannichfachen Gestalten in der freien Bewegung des Lebens hinstellen. Der Genuß dessen, der schon gewohnt ist, sich dem Zauber der alten Poesie hinzugeben, wird dadurch vielfach erhöht; wem aber bis jetzt über den Forderungen moderner Bildung das Nibelungenlied unbekannt geblieben ist, der wird vom Künstler auf diesen Schauplatz der wildesten Leidenschaften und der zartesten Gefühle, übermüthiger Lebenslust und kecker Todesverachtung, schlichter Derbheit und edler Sitte, hohen, stolzen Männersinns und holdseliger Weiblichkeit aufs anmuthigste hineingezogen werden.

Die Ausführung ist den ersten Künstlern Münchens anvertraut, und bei den raschen Fortschritten der Holzschneidekunst und der Typographie werden wir im Stande seyn, noch ungleich mehr zu leisten, als durch Herders Cid bereits geleistet worden ist.

Stuttgart, im Sept. 1839.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[825]

Im Verlage der Buchhandlung von C. F. Amelang in Berlin erschienen so eben und sind durch alle Buchhandlungen des In - und Auslandes zu haben: Caroline Eleonore Grebitz, Die besorgte Hausfrau in der Küche, Vorrathskammer und dem Küchengarten.

Ein Handbuch für angehende Hausfrauen und Wirthschafterinnen, vorzüglich in mittlern und kleineren Städten und auf dem Lande.

Zwei Theile.

Dritte verbesserte und vermehrte Auflage.

66 1 / 2 Bogen Octav. Maschinen-Velinpapier. 1840 Sauber geh. 2 Thlr.

Sophie Wilhelmine Scheibler Allgemeines deutsches Kochbuch für bürgerliche Haushaltungen, oder gründliche Anweisung, wie man ohne Vorkenntnisse alle Arten Speisen und Backwerk auf die wohlfeilste und schmackhafteste Art zubereiten kann. Ein unentbehrliches Handbuch für angehende Hausmütter, Haushälterinnen und Köchinnen.

Zehnte verbesserte Auflage.

Mit einem neuen Stahlstich. Octav. Velinpapier. 1 Thlr.

Dasselbe, Zweiter und letzter Theil. Dritte verbesserte und vermehrte Auflage. Mit einem Stahlstich und zwei erläuternden Kupfertafeln.

Octav. Velinpapier. 16 gGr.

(Jeder der beiden Theile bildet auch ein für sich bestehendes Ganze.)

Hermann Schrader, Kunst - und Schönfärber in Hamburg, Neueste Erfahrungen in der gesammten Schönfärberei, oder praktische Anleitung zum Färben der losen Wolle, Seide, Baumwolle, Leinen und Garne, als auch der daraus gewebten Zeuge, so wie der Merinos, nach neuer in England üblicher Methode. Zum Gebrauch für Färber und Fabricanten.

Octav. Sauber geheftet 1 Thlr.

[63]

In der litterar. -artist. Anstalt in München ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen; Katholisches Andachtsbuch für Gebildete des weiblichen Geschlechts, die im Geist und in der Wahrheit beten.

Von J. B. Track.

Vierte Auflage. 8. Mit einem schönen Stahlstiche. 1 fl.

Katholisches Andachtsbuch für Gebildete des männlichen Geschlechts, die im Geist und in der Wahrheit beten.

Von J. B. Track.

Dritte Auflage. 8. 1 fl.

Diese beiden Gebetbücher, welche sich jetzt bereits in mehreren Auflagen in den Händen des Publicums befinden, haben die Billigung würdiger Männer gefunden, und verdienen, wie sie das denn schon geworden, in die Reihe religiöser Hausbücher aufgenommen zu werden.

Dieselben sind von der Verlagshandlung auch gebunden in schwarzen Saffian mit Goldschnitt zu beziehen.

[897]

Bei S. Anhuth in Danzig ist so eben erschienen und in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung in Augsburg und Lindau vorräthig: Deutsches Lesebuch für Gymnasien und höhere Bürgerschulen. Herausgegeben von Prof. Dr. Joh. Aug. O. L. Lehmann, k. Gymnasial-Director in Marienwerder. Erster Theil. Für die untern Classen. Erste und zweite Abth. Dritte verbesserte Auflage. gr. 8. 23 1 / 4 Bogen, geh. 25 Sgr. od. 1 1 / 2 fl. rh.

Früher erschien von demselben Verfasser: Desselben Werkes zweiter Theil. Für die mittlern Classen. 2te verb. Aufl. gr. 8. 1837. 1ste Abth. 18 Bogen 20 Sgr., 2te Abth. 18 1 / 2 Bogen 20 Sgr., 3te Abth. 25 Bogen 1 Rthlr.

Dieß Buch ist zunächst für Lecture und Declamationsübungen bestimmt. Sittlichkeit und Frömmigkeit, Liebe zur deutschen Litteratur und zum Vaterlande, Bildung und Veredlung des Denkvermögens und des Geschmacks sind bei der sorgsamen und kritischen Sammlung und Auswahl, welche sich auf das Classische in allen Gebieten deutscher Prosa und Poesie erstreckt, Hauptgrundsatz und Zweck gewesen. Da die Zahl guter Sammlungen der Art, die sich überall und in jeder Hinsicht besonders für die Jugend eignen, so äußerst gering ist, so mache ich beim Erscheinen der dritten Auflage um so mehr auf dieß Buch aufmerksam, als erst in neuester Zeit die Liebe zur deutschen Litteratur wieder allgemein erwacht ist.

Allgemeiner Mechanismus des Periodenbaues, nebst einem Versuche an ihn eine Kritik der deutschen Periode anzuknüpfen. gr. 8. 28 Bogen. Geh. 1 2 / 3 Rthlr.

0624

[749-51]

Denkmal zur vierten Säcularfeier der Buchdruckerkunst.

Der Nibelunge Liet.

Nach der Handschrift des Freiherrn J. v. Laßberg.

Das Nibelungenlied in neuhochdeutsche Sprache übertragen von Gotthard Oswald Marbach.

Mit Holzschnitten nach Originalzeichnungen von Eduard Bendemann und Julius Hübner.

Die typographische Ausstattung dieses Prachtwerkes wird nichts zu wünschen übrig lassen. Ueber die Compositionen der Künstler, die es übernommen unser Werk zu schmücken, ein anpreisendes Wort zu sagen, erscheint als überflüssig. Doch bemerken wir, daß die Holzschnitte nur von deutschen Künstlern ausgeführt werden und daß wir es verschmähen, ausländische Hülfe dabei in Anspruch zu nehmen.

Damit die Namen der an der Feier theilnehmenden Zeitgenossen durch dieses Denkmal der Nachwelt mit überliefert werden, so soll dem Werke ein vollständiges Subscribentenverzeichniß beigefügt werden; damit aber ferner dieses schöne Buch als ein Familienbesitzthum erhalten, und dazu im Jahre des Festes gleichsam geweiht werde, so soll, wie wir dieß schon früher festsetzten, an jeden Subscribenten das ihm zustehende Exemplar mit einer Inschrift nach Art der folgenden abgeliefert werden.

Zur Erinnerung an die vierte Säcularfeier der Buchdruckerkunst erworben von N. N. in N.

Der Subscriptionspreis ist für jede der beiden Ausgaben 6 2 / 3 Rthlr. 10 fl. C. -M. oder 12 fl. rhn.

Leipzig, Ende Januar 1840

Otto und Georg Wigand.

[845]

So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu bekommen: Der Baron und der Bauer oder das Grundbesitzthum.

Von Dr. M. C. F. W. Grävell.

Leipzig, bei A. Wienbrack. 8. geh. 22 gr.

Mit gewohnter Gründlichkeit, Freimuth und ohne Vorurtheil untersucht der durch seine früheren Schriften rühmlichst bekannte Hr. Verfasser hier die wichtige Frage: ob der Verkehr mit Grund und Boden gänzlich der Willkür zu überlassen, oder die Freiheit desselben an ein gesetzlich bestimmtes Maaß und Ordnung zu binden sey? Aus den Thatsachen der Vergangenheit zeigend, wie der Erbadel und Bauerstand, ursprünglich ein und derselbe, sich allmählich von einander gesondert und unterschiedlich gestaltet haben, prüft er weiter, inwiefern das Gewordene ihnen entspreche, welches die wahre Bestimmung beider Stände sey, und welche Einrichtungen eben hiezu die unerläßlichen Bedingungen, zu denen ein angemessener und erblich gesicherter Grundbesitz wesentlich gehört. Obige Schrift verdient daher in hohem Grade die Beachtung der Staatsmänner, Rechtsgelehrten, Oekonomen, wie jedes Gebildeten überhaupt.

[837]

So eben ist erschienen und zu haben in R. Sammers Buchhandlung in Wien, wie auch durch alle übrigen soliden Buchhandlungen des In - und Auslands zu beziehen: Supplement zu Shakspeare's dramatischen Werken, oder dessen sämmtliche poetische Werke und Leben.

Neu übersetzt. In 3 Bändchen. Gr. 16. Auf Velinpap. mit Portr. im eleg. Umschl. br. 51 kr. Conv. Münze.

Den Besitzern von Shakspeare's dramatischen Werken bietet sich jetzt die Gelegenheit dar, daß sie mit diesen drei Bändchen sodann im Besitze von Shakspeare's sämmtlichen Werken sind; zudem besteht diese Ausgabe in einem so zweckmäßigen Formate, daß sich selbe den meisten Ausgaben passend anreiht.

[488-95]

BREVET DE 5 ANS, MÉDAILLE D'HONNEUR.

EN TOUS LIEUX, SAISIE DES CONTRE-FAçONS ET APPLICATIONDE L'AMENDE ET DES PEINES VOULUES PAR LA LOI.

En Crino-zéphyr, noir ou blanc. Elles se font de deux manières: l'une forte et résistante pour les robes de soirées en velours, brocard etc.; l'autre très-légère pour celles de bal. Ces deux sortes, complément de la toilette, font maintenant partie des trousseaux et corbeilles de mariage; elles forment tournure, soutiennent les robes, et par leur fléxible élasticité elles se prêtent aux plus légers mouvemens des multiples ondulations de leurs draperies; en outre elles sont indéformables à l'usage et peuvent se laver comme le linge.

Les prix, suivant la finesse et le choix des crins, sont de 35, 45, 55 et 80 fr. ; les noires coûtent 5 fr. de plus. Les frais d'expédition et d'Emballage sont en plus.

On insérera dans la lettre de demande un fil pour marquer la longueur et le tour de taille.

S'ADRESSER à Munich à Mr. Gustav Schulze, Négociant.

[816-18]

Nürtingen.

Die Spitalgebäude dahier, welche in den frühern Blättern beschrieben worden, sind nun heute zu 18,250 fl. angekauft worden. Zur nochmaligen und endlichen Versteigerung ist Dienstag der 24 d. Monats bestimmt, an welchem Tage sich die Liebhaber Morgens 10 Uhr auf dem hiesigen Rathhaus einfinden mögen. Den 3 März 1840

Hospital-Verwaltung.

[719-21]

Anzeige.

Die auf der Herrschaft Eichhorn bei Brünn im Jahre 1838 erbaute Runkelrüben-Zuckerfabrik verarbeitet in 24 Stunden 700 bis 800 Centner Rüben mittelst einer Dampfmaschine von 10 Pferdekraft und 4 hydraulischen Pressen, welche in der Maschinenfabrik der HH. Breitfeld und A. Gottschalt und Comp. in Prag, unter der Leitung des Mechanikers Hrn. Evans, sammt allem gangbaren Zeug verfertigt wurden. Da die Betreibung hydraulischer Pumpen mittelst Dampfkraft bei uns noch ungewöhnlich, die ganze mechanische Einrichtung in meiner Fabrik aber vorzüglich gelungen, und seit Anfang October v. J. ununterbrochen Tag und Nacht in Thätigkeit ist, sich in jeder Hinsicht zweckmäßig und solid bewährt hat, so gereicht es mir zum Vergnügen, dieses hier öffentlich auszusprechen.

Wien, am 23 Januar 1840

E. D. Satzger, Inhaber der Eichhorner Zuckerfabrik.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15008 tokens; 5188 types; 106222 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 78. 18. März 1840 . Augsburg1840.

Identification

Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:43:46Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryBibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
ShelfmarkDWB 1996/32
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.