PRIMS Full-text transcription (HTML)
0633
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 80.
20 März 1840.

Spanien.

Französische Gränzblätter schreiben aus Saragossa vom 10 März: Alle 16 Pfünder, welche nach Muniesa, Espartero's Hauptquartier, gebracht worden, sind am 6 März nach Lucena aufgebrochen, von wo sie die Straße nach Castellote einschlagen werden. Die Belagerungsartillerie sollte am 7 von Muniesa abgehen; es hieß, Espartero werde mit ihr zugleich aufbrechen. Das Fort Segura wird in die Luft gesprengt. Zu diesem Zweck hat man Löcher für eine Mine gegraben; neunzig Centner Pulver sind zur Zerstörung Segura's bestimmt.

Großbritannien.

Die amtliche Gazette zeigt an: 1) aus dem Palast St. James d. d. 6 März, daß Ihre Maj. die Königin geruht habe, Se. k. Hoh. den Feldmarschall Prinz Albert August Karl Emanuel, Prinzen von Sachsen-Coburg-Gotha, Gemahl Ihrer Maj., mit den Insignien als Ritter Großkreuz des sehr ehrenwerthen militärischen Bath-Ordens zu decoriren; 2) aus dem Bureau des Kriegswesens d. d. 13 März, daß die Königin befohlen habe, das 11te leichte Dragonerregiment in ein Husarenregiment umzuwandeln, das fortan Prinz Albert-Husaren heißen soll.

Der Sun bemerkt über den von Hrn. Hume in der Unterhaussitzung vom 12 März angekündigten Vorschlag, die Apanage des Königs von Hannover zu suspendiren, da sey den Tories eine schöne Gelegenheit geboten, ihre junge, und folglich noch recht eifrige Liebe zur Sparsamkeit im Staatshaushalt zu erproben. Im Verfolg dieser Sitzung setzte Lord Eliot mit 136 gegen 86 Stimmen eine Motion durch, daß nach den Osterferien noch ein Versuch gemacht werden soll, das Parlamentshaus mit dem sogenannten Bude-Licht einer von Hrn. Gurney erfundenen verbesserten Art der Gasbrennung zu beleuchten. Auf Hrn. Slaney's Antrag ward eine Committee niedergesetzt, welche über die vorherrschenden Einflüsse auf den Gesundheitszustand großer Städte und volkreicher Bezirke berichten und sanitätspolizeiliche Vorschläge machen soll. Auf Hrn. Hume's Begehren wurde die Mittheilung eines Verzeichnisses über alle körperlichen Strafen bewilligt, die in den Jahren 1838 und 1839 auf der Flotte verhängt worden. Hr. Aglionby brachte nun den Bericht des Specialausschusses, dessen Vorsitzer er war, über Hrn. Baines 'mehrerwähnte Bill zur Verbesserung der Gehalte der niedern Geistlichkeit ein, die aber nach kurzer Verhandlung, wie zu erwarten stand, verworfen wurde, und zwar mit 54 gegen 46 Stimmen. Zu erwarten stand die Verwerfung insofern, als die Mehrheit von 21 Stimmen, mit welchen der Antrag auf Einbringung dieser Bill neulich (am 3 März) durchging, nur eine zufällige war, da die Sache erst am Schlusse der Sitzung zur Verhandlung kam, wo nur noch 55 Mitglieder anwesend waren. Bei vollerem Hause wäre es den Tories leicht gewesen, den Vorschlag gleich in der ersten Instanz zu beseitigen, da selbst der Minister Lord J. Russell, wenn schon den Zwecken des Antragstellers vollkommen beipflichtend, doch der Art, wie dieselben in diesem besondern Fall erreicht werden sollten, nicht beistimmen wollte.

Unterhaussitzung vom 13 März. Sir J. Graham: Ich frage nochmals, hat die Regierung officielle Berichte über Feindseligkeiten erhalten, die zwischen englischen und chinesischen Schiffen vorgefallen seyn sollen? Der edle Lord (J. Russell) hat zugestanden, daß besondere Nachrichten darüber eingelaufen. Lord J. Russell: Keine officielle Kunde ist uns darüber zugekommen. (Ironisches Hört! der Opposition.) Die Correspondenzen, die wir wirklich erhalten, eignen sich nicht zur Mittheilung an das Haus. Sir J. Graham: Aber Sie könnten uns wenigstens eine Idee davon geben. Lord J. Russell: Das Wichtigste, was diese Briefe enthalten, ist das Factum, daß der Befehl, das Feuer einzustellen, nicht von den chinesischen Mandarinen, sondern von den englischen Officieren ausging. Sir J. Graham: Also die letzte Post hat keine Depeschen gebracht? Lord J. Russell: Keine. (Gelächter der Opposition.) Nach einer Pause richtet Sir J. Graham, dem diese Antwort nicht genügt, an Lord Palmerston die Frage, ob mit dem letzten Einlauf aus Indien nichts Näheres über die Ereignisse in China angekommen sey. Lord Palmerston: Wir sind ohne andere Nachrichten, als die auf dem Tisch des Hauses niedergelegten. Keine officielle Depesche ist eingelaufen. (Hört!) Nach einigen Zwischenverhandlungen bildet sich das Haus in Committee über die Bill zum Schutz der Drucker parlamentarischer Actenstücke. Mit einemmal unterbricht Lord Palmerston die ziemlich schläfrige Discussion mit den Worten: Ich kündige dem Hause an, daß ich so eben Depeschen aus China erhalten habe. Ich werde sie nächsten Montag auf den Tisch niederlegen. Sie sind vom October und November v. J., datiren von den ersten Mittheilungen,0634 die zwischen Capitän Elliot und den chinesischen Behörden gepflogen wurden, erwähnen die Wiederaufnahme des Handels, dann dessen Unterbrechung und die durch solche herbeigeführten letzten Ereignisse. Die Sitzung dauerte fort.

In Bezug auf China klagt der Standard, England werde durch Mangel an Treu 'und Glauben und durch seine Unentschiedenheit in diesen Krieg gestürzt. Waren wir entschlossen, den Schmuggelhandel nach China mit einem von den Chinesen wiederholt verbotenen Gift zu begünstigen, so hätten wir uns wenigstens gegen die Folgen ihres Zorns dadurch schützen sollen, daß wir einen energischen Repräsentanten an Ort und Stelle schickten, um der Ungerechtigkeit den Rücken zu decken, statt dieses schwachen und schwankenden Oberaufsehers Elliot, der heute droht und morgen eine Aussöhnung versucht, und zwei kleine Kriegsschiffe dazu! Die jetzige, wie wir fürchten, sehr kostspielige Expedition umfaßt die Schiffe: Blenheim, Melville und Wellesley von je 74, Blonde und Druid von je 46, Nimrod von 20, Pylades, Modeste, Wanderer von je 18 Kanonen; der Pique von 38 und die Andromache von 28 Kanonen werden zu dem Geschwader stoßen, während von den indischen und andern Stationen aus eine Menge kleinerer Schiffe nach dem Sammelplatz unterwegs sind. Die Expedition wird eine Verstärkung von 1200 bis 1500 Matrosen und Marinesoldaten an Bord führen! Eine solche Streitmacht wird allerdings ihren Zweck erreichen; aber England muß schwere Unkosten und Verluste tragen, ohne zur Entschädigung auch nur ein entsprechendes Quantum von Ehre einzuernten. Zudem ist die Frage, ob uns diese Affaire nicht in unangenehme Streitigkeiten mit rivalisirenden Mächten verwickelt. Frankreich hat ein Geschwader auslaufen lassen (?), um unsere Bewegungen in den chinesischen Gewässern zu beobachten. (?) Amerika freilich hat keinen guten Vorwand, über einen Streit ungehalten zu seyn, der den früher von brittischen Kaufleuten betriebenen Handel ihm in die Hände spielt, und wird hiernach wohl zufrieden seyn. (Vergl. die beiden Artikel China in der heutigen Nummer.)

Die Nachrichten aus Indien bestätigen, was ich Ihnen längst mitgetheilt, nämlich, daß eine bedeutende Landmacht (16,000) nebst allen in den dortigen Meeren befindlichen Kriegsschiffen von dort aus gegen die Chinesen geschickt werden soll. Mit der Thätigkeit, welche Lord Auckland schon früher bewiesen, hat er, scheint es, gleich nach Empfang der Depeschen von England, Alles in Bewegung gesetzt für die Absicht der Regierung, wenn es ja zum Kriege mit China kommen sollte, mit einer Macht aufzutreten, welche unsern Forderungen schnell die nöthige Achtung verschaffen muß. Nach den Berichten von China her, welche man in Calcutta vor Abgang der letzten Post erhalten, war ein Krieg fast unvermeidlich. Man hatte dem Kaiser die Schonung, welche die englischen Kriegsschiffe gegen die Chinesen bei Whampoa bewiesen, als einen Sieg über dieselben dargestellt, ja man ist so weit gegangen, daß man unsern Schiffen für immer den Handel mit China und die Einfuhr unsrer Waaren selbst durch die Fahrzeuge anderer Nationen verboten hat. Daß die stolzen Chinesen dieses Verbot ohne Zwang zurücknehmen werden, daran ist nicht zu denken; und wir müßten so tief gesunken seyn, als die patriotische Times es gern der Welt glauben machen möchte, wenn wir die Zurücknahme durch feige Nachgiebigkeit von unsrer Seite erkaufen wollten. Auch sind die Chinesen nach den vielen kriegerischen Vorkehrungen, welche sie zu Macao und auf andern Punkten der Küste trafen, offenbar auf Krieg gefaßt; wie sie denn auch gewiß durch portugiesische und nordamerikanische Kaufleute und Seefahrer die genaueste Kunde von allen unsern Bewegungen erhalten haben, und fortwährend erhalten werden, bis eine hinlängliche Seemacht an der Küste erscheint, um diese vollständig zu sperren. Nach diesen und andern Umständen zu schließen, haben die Chinesen schon lange an die Möglichkeit gedacht, mit uns in Kampf zu gerathen; ja es ist gar nicht unmöglich, daß der Pekinger Hof mit den Herrschern von Ava, Nepal, Afghanistan, Persien und andern Ländern innerhalb und außerhalb der indischen Halbinsel den Plan theilte, unsre Besitzungen in Indien zu gleicher Zeit anzufallen. Deßwegen ist es auch gar nicht undenkbar, daß wenn ein so großer Theil unsrer Macht bei Canton beschäftigt ist, und während der Kern unsers indischen Heeres theils durch neue Bewegungen von Seite Dost Mohammeds, theils durch das Unternehmen der Russen gegen Chiwa, jenseits des Indus zurückgehalten wird, Nepal und Birma uns den Krieg erklären, und vielleicht ein chinesisches Heer von Tibet hereinbricht, oder doch den Birmanen zu Hülfe zieht, während im Innern Indiens Aufstände ausbrechen. England rechnet dagegen auf die Schwierigkeiten, welche dem Zusammenwirken einander so fern liegender Völker von so vielerlei Zungen und widerstrebenden Religionen entgegenstehen; auf die so auffallend bewiesene Klugheit unsrer Verwaltung in Indien; vor Allem aber auf die Vorsehung Gottes, welche, wie sie England als die Fahne einer vernünftigen Freiheit für Europa in die Meere gesetzt, so auch diese Nation offenbar zum Werkzeug ausersehen hat, über Südasien und die Länder der Südsee eine christliche Cultur zu verbreiten. Was die Times von russischen, französischen und amerikanischen Feindseligkeiten faselt, das geschieht nur, um die Nation in Furcht zu setzen, und sie etwa zu bewegen, aus purer Angst die Tories ans Ruder zu rufen. Die Times weiß recht gut, daß alle Verhältnisse, welche bisher unter den christlichen Mächten den Frieden erhalten haben, durch einen Krieg mit China nicht geändert sind. Lord John Russells Bill zur Sicherung des Privilegiums des Unterhauses ist zwar zum zweitenmal verlesen, die weiteren Verhandlungen darüber sind aber bis Montag verschoben worden, weil man erst den Bericht eines Ausschusses über die beste Art, die Verhandlungen des Hauses bekannt zu machen, abwarten will, da man, um dem Oberhaus alle Lust zu benehmen, die Bill zu verwerfen, es für rathsam hält, vorher zu bestimmen, wie das unnöthige Bekanntmachen von Dingen, welche dem Ruf einzelner Bürger schaden könnten, zu verhindern wäre. Inzwischen treibt Stockdale sein frevelhaftes Spiel fort, und häuft Klagen auf Klagen, so daß, wenn die Gerichte dieselben alle gut hießen, und das Haus kein Mittel dagegen fände, die Nation demselben am Ende Hunderttausende zu bezahlen haben würde. Sodann hat Howard, sein Anwalt, gegen mehrere Diener des Hauses wegen rechtswidrigen Verfahrens bei den Versuchen, ihn zu verhaften, einen Proceß begonnen; und Piarce, Howards Schreiber, hat das Haus angegangen, daß, wenn es ihn in Haft halten wolle, es ihn und seine Familie ernähren solle. Alles dieses soll nun diesen Abend berathen werden. Der Vorschlag, die reicheren Pfründen zum Besten der ärmeren zu besteuern, ist, wie sich's erwarten ließ, auf der zweiten Stufe verworfen worden. Eben so, aber mit viel besserem Recht, ist es Leaders Vorschlag zu einer Adresse an die Krone um die gänzliche Begnadigung Frosts und seiner Gefährten ergangen, indem er unter allen Mitgliedern nur vier fand, welche mit ihm stimmten. Die Debatte hatte jedoch den Vortheil, daß er sowohl als andere auf derselben Seite die Todeswürdigkeit des Verbrechens anerkannten, und ihren Vorschlag bloß auf die angebliche Verletzung einer Form im rechtlichen Verfahren gründete. Die Regierung, durch die Erklärung der Richter und die öffentliche Meinung unterstützt,0635 hat zum Glück den Muth, bei ihrer Entscheidung zu verharren. Da man weiß, daß Deportirte jetzt mit großer Strenge behandelt werden, so steht zu hoffen, daß dieser Ausgang von andern Versuchen, die Verfassung gewaltsam zu verändern, auf lange Zeit wenigstens abschrecken werde. Die Ruhe im Lande benützend, hat die Regierung einen Ausschuß im Unterhaus vorgeschlagen, welcher über den Papierumlauf im Lande und das Bankwesen Untersuchung anstellen und berichten soll, um Regierung und Parlament die Mittel zu liefern, bei der Erneuerung der Privilegien, sowohl der Bank von England als von Irland, so viel wie möglich die Handelswelt gegen die Schwankungen im Creditwesen zu sichern, welche jetzt so oft allgemeines Elend verbreiten. Der Ausschuß ist auch bereits ernannt. Die irische Corporationsreformbill ist zwar durch eine große Mehrheit im Unterhause durchgegangen, da jedoch mehrere von dieser Mehrheit selbst erklärt haben, daß sie nur deßwegen für die Bill stimmten, damit das Oberhaus Gelegenheit erhalten möge, bedeutende Veränderungen darin zu machen, so steht zu erwarten, daß es, ehe die Sache zum Schluß kommt, zwischen beiden Häusern noch zu einem harten Kampf kommen werde. Lord Melbourne hat das zweite Verlesen auf den 30 d. bestimmt.

Frankreich.

(Sonntag.)

An den bevorstehenden Operationen gegen Abd-El-Kader werden drei französische Prinzen Theil nehmen: der Herzog von Orleans als Commandant der ersten Division, der Herzog von Aumale als Bataillonschef in einem Regiment der leichten Infanterie, und der Prinz Joinville als Commandant einer Flottille, welche den Seehafen Scherschel angreifen wird. In Toulon werden zu diesem Zweck mehrere Fahrzeuge ausgerüstet. Prinz Joinville wird die Fregatte Belle-Poule besteigen.

Das Wichtigste was bei den Debatten am 14 in den Bureaux vorkam, ist die Erklärung des neuen Conseilpräsidenten. Hr. Thiers sagte, er sey zu einer aufrichtigen Erklärung über die delicate Lage, worein Alles versetzt sey, bereit. Er bekenne laut, daß das Cabinet, an dessen Spitze er stehe, aus der Opposition herstamme. Es frage sich da, wie er, nachdem er lange zum Ministerium gehört, sich habe bewogen finden können, sich mehrere Jahre hindurch unter die Opposition zu reihen? Die Antwort darauf sey folgende. In Fragen der öffentlichen Ordnung habe er sich nie von der Regierung getrennt, und in dieser Hinsicht könne er Niemanden höhere Ansprüche als die seinigen zuerkennen. Nur 1836 sey ein Augenblick gewesen, wo er geglaubt habe, daß die Gefahr geringer geworden, und daß auch die Stärke des Widerstandes mit der Gefahr abnehmen sollte. Dieß sey aber eine Frage des Augenblicks gewesen, welche seit der Amnestie zwischen der alten Majorität und ihm keinen ernstlichen Zwiespalt hätte bereiten können. Hätte es sich nur vom Innern gehandelt, so wäre es nicht sehr wahrscheinlich, daß er es für nöthig gehalten hätte, sich in die Opposition zu werfen. Die auswärtigen Fragen aber hätten seiner Ansicht nach seit drei Jahren eine bedeutend höhere Wichtigkeit erlangt, und die Kammer wisse, daß er diese Fragen unter einem ganz andern Gesichtspunkt als die Regierung aufgefaßt habe. So habe er nach einander die gegen Spanien, Belgien und Italien in der Sache von Ancona beobachtete Politik getadelt. Auch habe er, mehrmals zur Uebernahme der Staatsgewalt aufgefordert, geglaubt, sie so lange ablehnen zu müssen, als er keine Hoffnung gehabt hätte, sie nach seinem Sinne zu lösen. Im Augenblick der letzten Krise sey er wieder berufen worden. Die Angelegenheiten Belgiens und Ancona's seyen damals geendigt gewesen, und die Convention von Bergara habe die Gestalt der spanischen Frage geändert gehabt. Die frühern Hindernisse existirten sonach nicht mehr; es seyen aber neue eingetreten. Er habe diese dem König folgendermaßen darlegen zu müssen geglaubt: Die Kammer, sagte er, ist in drei Fractionen getheilt, wovon zwei, wenn sie sich vereinigen, die Regierung unmöglich machen können. Diese zwei Fractionen also müssen sich entweder vereinigen, oder die Mittelfraction muß versuchen, allein zu regieren, indem sie die gemäßigten Männer der beiden andern an sich zu ziehen sucht. Die erste Combination bot sich vorzugsweise dar; da aber die Staatsmänner, die Chefs der zwei Lager, die HH. v. Molé und Thiers, kürzlich noch in offenem Streite gewesen, so konnten diese, ohne ihr Ansehen zu compromittiren, sie nicht annehmen. Ueberdieß würde das linke Centrum Hrn. Thiers nicht folgen, wenn er mit Hrn. v. Molé sich vereinigte. Es bleibt daher der Versuch eines Cabinets vom linken Centrum übrig, dem man die am nächsten liegenden Elemente beizugesellen hätte. Ein solcher Versuch darf aber nur im äußersten Fall gemacht werden, wenn bewiesen wäre, daß jede andere Combinationen durchaus unmöglich sey. Nach einigen fruchtlosen Versuchen (fuhr Thiers fort), von denen die Kammer Kenntniß habe, sey dieser äußerste Fall eingetreten, und er sey nicht vor ihm zurückgetreten. Er habe sonach ein Zwischencabinet gebildet, das Niemand ausschließe, und das sich als Ziel die Vereinigung aller gemäßigten Meinungen vorsetze. Mißfalle diese Transaction, so möge man das Cabinet stürzen. Es werde mit Ehre fallen, und dann möge regieren, wer da wolle oder könne. Er werde von der Staatsgewalt ohne Bedauern scheiden, und wieder in die Opposition, aus der er hervorgegangen, zurücktreten, dann werde sich zeigen, wer nach ihm werde die Zügel führen können. Hr. Thiers widersprach sodann, daß eine Convention mit der Linken gemacht worden sey. Das Ministerium stehe mit der Linken, wie das linke Centrum mit der Linken. Das Ministerium habe durchaus freie Hand; es würde weder das Cabinet der Linken gegen die 221, noch das Cabinet der 221 gegen die Linke seyn wollen. Hrn. Odilon-Barrot und dessen politische Freunde vertheidigte Hr. Thiers gegen die über sie ergangenen Verleumdungen. Er erklärte sich fortwährend der Ansicht, daß man wohl gethan haben würde, Hrn. Barrot zum Präsidenten zu wählen. Nein, die Linke hege keine anarchischen Ideen; seit drei Jahren habe sie sich gewandt und gemäßigt gezeigt; man müsse dieß anerkennen, und sich demgemäß gegen sie benehmen. Er wiederhole, das Cabinet wolle eine Uebereinkunft zwischen allen Männern, die sich gegenseitig ehren, und die im Grunde mehr durch Vorurtheile, als durch ernstliche Meinungsspaltungen von einander geschieden seyen.

Eine uns gestern zugekommene stenographirte Mittheilung hatte irrig als den erwählten Commissär des achten Bureau's der Deputirtenkammer Hr. Berryer statt Hr. Berger genannt.

Das Journal des Débats gibt als Resultat der Vertheilung der Stimmen in den Bureaux folgende Bemerkungen: Drei Dinge wurden constatirt: erstens, daß die alte Majorität, deren Zerrüttungen alle Schwierigkeiten und alle Gefahren des Landes seit vier Jahren herbeigeführt, ernstlich neu constituirt und gewachsen ist; zweitens, daß das Cabinet, das man vorzugsweise ein parlamentäres nennt, in der Kammer im Zustande der Minorität ist; drittens, daß es keine Politik darzulegen hat, um die von seinen Mitgliedern in den letzten Jahren gemachte Opposition zu rechtfertigen, und daß es nur vage und untastbare Erläuterungen über seine Tendenzen, seine0636 Absichten und seine Allianzen zu geben hat. Dieß geht offenbar aus den Debatten der Bureaux, wie sie das ministerielle Abendjournal mittheilt, hervor.

Der Moniteur enthält ein Umlaufschreiben des neuen Ministers des Innern, Hrn. v. Rémusat, an die Präfecten über die Grundsätze, welche das Cabinet befolgen will. Wir entlehnen folgende Hauptstelle: Das Cabinet, woran ich Theil zu nehmen die Ehre habe, unternimmt eine schwierige Aufgabe: es möchte der beständig zunehmenden Zersplitterung der Parteien ein Ende machen, und ein gemeinschaftliches Band zwischen allen auf eine ehrenhafte Weise vereinbaren Meinungen bilden. Ueberzeugt, daß Frankreich, mit der Gesammtheit seiner Institutionen zufrieden, bereit ist, deren Integrität nöthigenfalls sowohl gegen gewaltsame Angriffe, als gegen chimärische Hoffnungen zu vertheidigen, glaubt es, daß der Augenblick gekommen sey, eine ernstliche und dauerhafte Annäherung zwischen den aufrichtigen Männern, welche gleichmäßig die Grundsätze unserer Regierung achten, zu Stande zu bringen, und die Gemüther aus der aufreizenden Beschäftigung mit der Vergangenheit zu den Ideen der Verbesserung, des innern Fortschritts der Nationalmacht hinzuleiten. Das Ministerium würde sich glücklich fühlen, auf die fruchtlosen Rivalitäten der Parteien die Nacheiferung für das öffentliche Wohl folgen zu sehen. Zur Erreichung dieses Zwecks muß die Staatsgewalt gemäßigt, aber thätig, emsig, einflußreich seyn. Frankreich will von seiner Regierung zugleich beruhigt und beschäftigt seyn. Seine Stimmen sind der Politik gesichert, welche ihm Sicherheit und Leben zugleich gewähren, und es verstehen wird, ohne seine Leidenschaften neu aufzuregen, den Muth für keine seiner großherzigen Hoffnungen zu entziehen.

Die gestrige Commissionswahl ist für das Ministerium befriedigend ausgefallen sie gebar (wie bereits angeführt) fünf ministerielle Commissionsmitglieder gegen vier Conservative oder Ultras, wie man sie neuerlich zu nennen pflegt, weil sie weit monarchischer gesinnt sind, als der König. Im Ganzen stimmten 193 Ministerielle gegen 181 Conservative. Ueber die 70 bis 80 fehlenden Stimmen streiten sich, wie gewöhnlich, die Parteien. Die Ministeriellen behaupten, sie würden größtentheils ihnen zu gute kommen, weil sie Mitglieder der beiden äußersten Flügel angehörten, die sich gestern der Abstimmung enthalten hätten, und welche in allen Hauptfragen ohne Zweifel mit dem Ministerium stimmen würden, wie denn auch Berryer schon bei der gegenwärtigen Gelegenheit öffentlich zu Gunsten des Ministeriums sein Votum abgelegt habe. Das Journal des Débats dagegen sieht in ihnen nur saumselige oder schüchterne Conservative, welche im Verlauf der Debatten über die geheimen Fonds ermuthigt werden würden, sich ohne Scheu der heiligen Schaar der Camarilla anzuschließen, und so sanguinisch ist dieses Journal in seinen Hoffnungen, daß es den Conservativen eine Majorität von 44 prophezeit. Unbefangene theilen diese Ansicht keineswegs. Die Reunion Jacqueminot, die alte Garde des neuern Ultraismus, hat vorgestern ihre Stärke erprobt, und ungeachtet das Journal des Débats behaupten will, es seyen ihrer 185 versammelt gewesen, wollen doch andere nicht mehr als 130 Köpfe dort gesehen haben. Das Wahrscheinlichste ist auch in der That, daß bei der endlichen Abstimmung über die geheimen Fonds die conservative Opposition sich viel geringer herausstellen wird, als bei der gestrigen Commissionswahl. Die Ratten, sagt das Sprüchwort, verlassen ein sinkendes Schiff. Nachdem durch die gestrige Wahl vorläufig so viel außer Zweifel gestellt worden ist, daß das Ministerium Thiers nicht so leicht wenigstens nicht durch einen Coup de main zu stürzen ist, so werden diejenigen, welchen die Gunst der gegenwärtigen Gewalthaber schätzbarer ist, als die noch ungewisse Hoffnung auf die Gunst derer, die da kommen sollen, nicht länger anstehen, sich der Versöhnungs - und Vermittlungstheorie des Hrn. Thiers zu ergeben, die so klug darauf berechnet ist, dieser Classe von Deputirten alle Skrupel zu benehmen. Mein Ministerium, sagt Hr. Thiers, soll die Gemäßigten der Mitte mit den Gemäßigten der Linken zum Behuf aller zeitgemäßen und nationalen Fortschritte einerseits und der Erhaltung der Juliusregierung und der Ordnung andrerseits vereinigen. Es ist nicht abzusehen, wie der gewissenhafteste Anhänger der Regierung Bedenken tragen kann, einem so gemäßigten System beizutreten. Dem Journal des Débats dagegen ist dieß zu vag, zu revolutionär, es will, Hr. Thiers solle sich ausdrücklich verpflichten, nie eine Modification der Wahlordnung oder der Septembergesetze in Vorschlag zu bringen, d. h. sich ausdrücklich als Gegner des linken Centrums erklären, und der Reunion Jacqueminot ganz und gar in die Arme werfen. Die neuesten Blätter behaupten, dieses Journal beziehe immer noch monatlich seine 12,000 Fr. Subvention. Alle diejenigen Gelder nämlich, welche von dem geheimen Service-Fonds für die Beschützung der königl. Person bestimmt seyen, im Ganzen 600,000 Fr., würden dem Intendanten der Civilliste ausbezahlt, und von ihm verwendet; von dieser Summe nun lasse man dem Journal jenen Aufmunterungsbeitrag zufließen. Offenbar ist dieß nur eine Vermuthung.

Ob sich Thiers halten, ob nicht bald wieder eine neue Krise die Ansicht derer bestärken werde, die den ewigen Wechsel im Besitze der Regierung seit zehn Jahren dem unabweislichen Ausspruch eines verborgenen Schicksals zuschreiben, diese Fragen beantwortet jeder nach der Weise, wie er die Sprache der Journale über das neue Ministerium auslegt. Am meisten aber sieht man auf die Débats, sowohl wegen der Wichtigkeit dieses Journals durch Stellung und Geist, als wegen der scheinbar räthselhaften Haltung, die es seit Thiers 'Emporkommen annimmt. Will es Krieg oder Frieden? Sind seine Angriffe nur harmlose Neckereien oder das Vorspiel eines geordneten Kampfs? Ist die Rache, die es an den neuen Ministern nehmen will, Spiel oder Ernst? Die Fragen sind nicht so schwer zu beantworten. Die Fahne der offenen Empörung werden die Débats nicht aufstecken, kein Glaubensheer in der Rue des Prêtres gebildet werden. Feindseliger kann das Haus Bertin den neuen Ministern sich zeigen, feindlich ist es nicht. Es sagt ihnen: wir können euch nicht leiden, aber wir dulden euch, wenn ihr brav seyd. Und brav im Sinne der Débats wird Thiers sicher seyn. Die Politik, die man seit zehn Jahren befolgte, mag im Einzelnen mancher Verbesserung fähig seyn; im Ganzen verträgt Frankreich keine andere. Warum hielten alle Verwaltungen, die seit den Juliustagen einander ablösen, sich immer an dasselbe System? Weil etwa Se. Maj. mit dem tyrannischen Zauber ihrer Persönlichkeit sie unterjochte und in die Irre führte? Da müßte der König ein ausgemachter Schwarzkünstler seyn. Aber ist es nicht vielmehr die richtige Einsicht in des Landes Lage, die den Zauber übt? Es sind oft zehn Leute in einem Zimmer, die beiläufig derselben Meinung sind, aber, weil sie sich verschieden ausdrücken, sich einbilden, sie seyen uneinig. So ergeht es auch unsern Staatsmännern. Jeder nennt das System anders, deßwegen glaubt er, daß er ein anderes hätte. Gestritten muß einmal werden; wenn es keinen großen Stoff gibt, so nimmt man Kleines, und gibt es für groß aus. Diese Sünde ist übrigens kein Monopol der Franzosen; in den lieben deutschen Landen hält man Reden über Worte, so gut0637 wie hier. Die Fahne der französischen Revolution machte die Reise um die Welt, wie die gallische Hyperbel zu sagen beliebt; die Thorheiten der französischen Revolution machen sie noch. Für das Alberne und Abgeschmackte hat der Mensch ein bewundernswerthes Talent der Nachahmung. Unbestreitbar ist es immerhin, daß die Feinde des Hrn. Thiers zahlreich sind; die unbesonnenen Aeußerungen seines Uebermuths wurden nicht so leicht vergessen als gethan. Vielen gewährt sein Charakter als Staatsmann wie als Bürger keine zureichende Bürgschaft, und die Zweifel, die gegen seine Rechtlichkeit, so lang er am Ruder war, sich in so beleidigender Weise erhoben, später jedoch, als der flüchtige aber kampfvertraute Guerillero in das Lager der andern Partei ging, nach und nach verstummten, und endlich in ungemessene Verherrlichung übergingen, sie werden jetzt, da Thiers die Zügel der Gewalt wieder ergriffen, von neuem gehört, und finden, wie jede Nachrede und Verkleinerung, allenthalben Beschuldigungen auch Gehör. Doch nicht bloß das Charivari, das jeden, der einmal auf die Schmerzensbank sich setzt, seinen Teufeleien verfallen glaubt, und zur Verwunderung keines Vernünftigen jetzt die Waffe, die ihm früher so gut gegen das Haus Dosne und Thiers gedient, ohne Rost und Scharte wieder hervornimmt; auch Manche, die mit Ernst und ohne Groll darüber reden, bringen dahergehörige Beschuldigungen vor, und halten sie gegen jeden Einspruch aufrecht. Daraus folgt eben nichts Sicheres, und selbst die unparteiische Ruhe derer, welche diese Behauptungen aufstellen oder wiederholen, beweist weniger die Wahrheit derselben, als vielmehr die Leichtigkeit, womit die Franzosen überhaupt Anklagen gegen hochgestellte Personen als gegründet hinnehmen. Man hat dieses Volk häufig mit den alten Athenern verglichen; wie weit seine geistige Aehnlichkeit mit den Landsleuten von Aeschylus und Phidias sich nachweisen lasse, möge hier unentschieden bleiben; aber in der eifersüchtigen, ungerechten Bewachung ihrer hervorragenden Männer zeigen sie beide eine gleiche Stärke. Bei den untern Classen hat dieser blinde Glaube an alles Böse, das man von Mächtigen und Reichen der Erde sagt, etwas Erschreckendes; und wenn man mit Beharrlichkeit darthun hört, Louis Philipp lasse das Getreide aus dem Lande führen, um es zu vertheuern, und seine Mutter, die tugendhafte Tochter des Herzogs von Penthievre, sey für die Dirnen des Palais royal eine gefährliche Mitbewerberin gewesen, so weiß man nicht, worüber man mehr erstaunen soll, über die Verworfenheit des Lügners oder über den Blödsinn des Belogenen; keinesfalls mag man gerne daran denken, was ein Volk, von solchem Wahn erfaßt, zu begehen fähig ist.

Das Dampfboot aus Algier ist eingetroffen und bringt von dort Nachrichten bis zum 7, aus Oran bis zum 2 März. Die Truppen des Bey's von Miliana stehen fortwährend auf dem Gebirge, welches die Stadt Belida und die Lager dominirt. Einige arabische Deserteure, welche nach Belida gekommen, versichern, im Lager des Bey's herrsche Zwietracht, alle Lebensmittel seyen aufgezehrt, und man erwarte schon lange vergeblich eine Karawane des Emirs mit Proviant. Die irregulären Soldaten verließen den Emir haufenweise, um in ihre Stämme zurückzukehren. Die Stadt Belida ist für die europäischen Colonisten fortwährend verschlossen. Ihre muselmännische Bevölkerung ist sehr unglücklich und sieht sich genöthigt, ihre Pferde und Maulthiere, die sie nicht mehr nähren kann, zu verkaufen, um sich Lebensmittel zu verschaffen. Die schönen Orangenhaine, welche den Schmuck der dortigen Gegend bildeten, sind unter der Art der Ingenieure, welche an ihrer Stelle Schanzen errichteten, fast ganz verschwunden. Marschall Valée bleibt in fortwährender Unthätigkeit. Die Berichte aus Oran sagen, daß Buhamedi mit seinen Truppen noch immer in dortiger Gegend spukt und bald am Rio Salado, bald in Bridia lagert. Der große Angriff, den Abd-El-Kader in Person mit all' seinen Streitkräften beabsichtigt haben soll, hat nicht stattgefunden, und man erzählt in Oran, der Emir habe im Augenblick, wo er von Tekedemt aufgebrochen, mit den Truppen des Marabuts Tidschini zu kämpfen gehabt, und sey dort für lange Zeit beschäftigt. Die arabischen Verbündeten der Franzosen, die Duairs und Zmelas, sind sehr unzufrieden mit dem gegenwärtigen Zustand und wünschten, daß es lieber vorwärts ginge, um den Feind zurückzutreiben und die verlassenen Weideplätze wieder zu gewinnen. Diese Stämme lagern gegenwärtig, aus Furcht vor einem Ueberfall, unter den Mauern von Oran und Mers-el-Kebir, wo ihre Heerden beinahe Hungers sterben. Buhamedi macht alle möglichen Versuche, sie zum Abfall von den Franzosen zu bewegen, und einer seiner Agenten wurde vor wenigen Tagen mit einem Pack Briefen, an Duairs gerichtet, aufgegriffen, und erlitt die verdiente Strafe. General Mustapha-ben-Ismael hat viel Mühe, Desertionen zu verhindern, wozu seine Araber nur durch das Elend getrieben werden.

Niederlande.

Die von dem König niedergesetzte Commission zur Abfassung der neuen Gesetzesentwürfe soll ihre Aufgabe beendigt haben, und ein vorgestern abgehaltener Staats - und Ministerrath mit dieser Sache beschäftigt gewesen seyn. Indessen ist man immer noch der Ansicht, daß die Kammer bei ihrem Wiederzusammentritt zuerst mit den anhängig gebliebenen Gesetzesentwürfen und dann mit den financiellen Angelegenheiten sich beschäftigen soll. Es sollen, wie es scheint, vorläufige Unterhandlungen zwischen der Regierung und den Generalstaaten, so wie unter den Mitgliedern dieser letztern selbst, in Gang kommen, ehe man sich direct und öffentlich mit den Veränderungen des Grundgesetzes beschäftigt. Die Hauptfragen bei diesem letztern bleiben immerhin die Existenz der ersten Kammer und die directe oder indirecte Wahlart. Daß die Regierung hinsichtlich der financiellen Lage nachgeben wird, betrachtet man als unvermeidlich. Seit einigen Tagen spricht man von Anlegung einer Eisenbahn zwischen hier und Rotterdam, welche dann mit der von Haarlem nach Amsterdam führenden in Verbindung gesetzt werden soll.

Deutschland.

In der Sitzung der mathematisch-physikalischen Classe der k. Akademie vom 14 d. legte Conservator Steinheil einige von ihm erzeugte Lichtbilder vor, die sich darin wesentlich von den Daguerre'schen unterscheiden, daß sie ganz aus Kupfer bestehen und nicht bloß, wie die von Himmly, leise Berührung, sondern selbst starke Reibung und starken Druck ertragen, ohne Schaden zu leiden. An Deutlichkeit stehen diese Bilder den Daguerre'schen nicht nach. Die Lichter sind durch matte, die Schatten durch glänzende Kupferoberfläche gebildet. Er hat dieses Ergebniß dadurch erzielt, daß er Daguerre'sche Bilder in gesättigte Auflösung von reinem Kupfervitriol brachte, und nach Art der Jakobi'schen galvanischen Kupferbildungen, durch galvanischen Strom, mit einer sehr dünnen Kupferplatte überziehen ließ. Dieses Kupferplättchen ist so vollkommen Aequidistante der Metallunterlage, daß sich Glanz und Mattigkeit des Daguerre'schen Bildes in Kupfer reproducirt, als wäre letzteres durchsichtig geworden. Bei einer gewissen Dicke der Schicht ist der Effect ein bester. Die Operation fordert aber besondere Sorgfalt und Reinheit der Stoffe. Durch Umtauschen der Electroden kann übrigens das Kupferbild wieder hinweggenommen werden und so die Platte aufs neue dienen.

0638

Das Uebungslager bei Nürnberg Ende August d. J. ist nunmehr in der bereits angedeuteten Weise definitiv beschlossen, und es sind alle Vorkehrungen dazu in Nürnberg eingeleitet, wohin ein Officier des Generalquartiermeisterstabs abgegangen ist, um die Lagerplätze etc. zu ermitteln. Nicht die Fürstin von Thurn und Taxis, sondern die Fürstin Sophie Wrede ist zum Besuch ihrer kranken Nichte, der jungen Fürstin von Oettingen-Spielberg, hier angekommen. Zu den namhaften Fremden, die sich in diesem Augenblick hier aufhalten, gehört Fürst Felix Lichnowsky, der längere Zeit als General im Heere des Don Carlos focht.

In der heutigen Sitzung der Stände berichtete der Abg. Eberhard über den Antrag, die Reform der Straf - und Besserungsanstalten betreffend. Die Regierung will das in Amerika schon ausgeführte System, welches Einsamkeit, Stillschweigen und Arbeit der Sträflinge in sich vereinigt, in Anwendung bringen. In dem Plan sind die Züchtlinge und Zwangsarbeitssträflinge beiderlei Geschlechts zu 960 angenommen. Die Regierung verlangt für die laufende Finanzperiode 40,000 Rthlr.; es sollen sämmtliche Strafanstalten für Mannspersonen, jedoch in getrennten Localitäten, in Ziegenhain errichtet werden, wodurch nicht allein eine wünschenswerthe Uebereinstimmung in der Verwaltung, sondern auch bedeutende Kostenersparniß erzielt, namentlich ein Inspector und ein Geistlicher hinreichend seyn werden. Zunächst soll ein Gebäude zur Aufnahme der Zwangsarbeitsanstalt in Stand gesetzt, dann aber sollen, mit Hülfe dieser Sträflinge, die übrigen Bauten, und zwar auch successive, ausgeführt werden. Der Budgetausschuß, welcher die Dringlichkeit der Aenderung des jetzigen Zustandes auseinandersetzt, trägt auf Bewilligung der 40,000 Rthlr. an. Der Antrag des Ausschusses ward genehmigt, eben so der weitere Antrag des Abg. Eberhard, die Regierung zu ersuchen, auch jetzt schon auf möglichste Verbesserung des Zustandes der Strafanstalten hinzuwirken. Bei der Berathung des Etats kam auch vor, daß unter den Ausgaben dem damaligen Minister des Innern und der Justiz, Hassenpflug, der ihm für die Zeit, während welcher derselbe als Vorstand des Justizministeriums zugleich das Ministerium des Innern verwaltete, jährlich verwilligte Gehalt in der Hauptsumme von 8333 Thlrn. nachgezahlt worden ist. Die Zahlung war vermöge höchsten Rescripts verfügt. Auf eine Ausstellung des Ausschusses erwiederte das Ministerium: dem Landesherrn stehe verfassungsmäßig die Befugniß zu, zwei Ministerien in einer Person zu vereinigen; etatsmäßig sey mit jeder Stelle eines Ministers oder Ministerialvorstandes ein besonderer Gehalt verbunden. Wenn jener Fall eintrete, so könne auch der Landesherr einen Gehalt für jede Stelle verleihen, da das Gegentheil nirgends ausgesprochen sey. Auf Befragen, von wem die Contrasignatur des Rescripts geschehen sey? erwiederte die Landtagscommission, daß das landesherrliche Rescript, wodurch dem Minister Hassenpflug auch als Vorstand des Justizministeriums ein weiterer Gehalt von 2500 Thlrn. bewilligt worden, nicht contrasignirt sey. Der Ausschuß führt an, daß die Anordnungen und Verfügungen des Regenten erst durch die Contrasignatur des betreffenden Departementsministers Vollziehbarkeit erhalten; dennoch sey die Auszahlung des zweiten Gehalts erfolgt, mithin eine nicht contrasignirte landesherrliche Verfügung vollzogen worden. Der Antrag geht demnach dahin, die Staatsregierung um Auskunft zu ersuchen, wer die Verfügung unterzeichnet habe, durch welche die Direction der Hauptstaatscasse angewiesen sey, die fraglichen Beträge zu zahlen. Der Hr. Landtagscommissär hielt die Beschlußnahme überflüssig. Für die Ministerrescripte gebe es bei der gänzlichen Unbeschränktheit des Landesherrn in Bestellung und Entlassung der Minister keine Contrasignatur und keine Verantwortlichkeit. Die Anweisung zur Auszahlung des Ministergehalts ertheile der betreffende Minister selbst, da die Ausgabe zu seinem Departement gehöre. Wippermann: Nach dieser Auskunft könne die Sache an den Ausschuß zurückgegeben werden. (Kass. A. Z.)

In den Zeitungen ist bereits mehrfach von einer Petition die Rede gewesen, welche von Seite der untersten Classen der hiesigen Bevölkerung, jedoch ohne Zweifel auf eine Veranlassung von außen an das Bürgervorsteher-Collegium gerichtet worden ist. Die Antwort, welche jenes Collegium durch Abschrift des betreffenden Protokolls den Bittstellern ertheilt hat, verdient der Oeffentlichkeit übergeben zu werden. Sie lautet also: Protokoll Nr. 1845. Geschehen im Bürgervorsteher-Collegio Hannover am 4 März 1840. Betreffend die Eingabe der HH. Hartrich und Halenbeck vom 22 Febr. 1840. Gegenwärtig sämmtliche Bürgervorsteher. Dem Collegio lag in heutiger Sitzung vor: 1) eine von sechs Bürgern unterzeichnete durch die in ruhro genannten mitunterzeichneten zwei Bürger eingesandte Eingabe an die ein mit vielen Namen versehener Bogen Papier geheftet ist verschiedene Anträge in Betreff der Eilenriede, *)*)Eine der Stadt Hannover gehörende Waldung, aus welcher die ärmern Bürger den Holzfall erhalten, welches Recht der Bürgerschaft die Urheber der Petition gerade benutzt hatten, um die Unterschriften der ärmern Einwohner für die Petition zu gewinnen. der städtischen Ziegeleien und Torfmoore, der Verwaltungskosten der Stadt, des Straßenpflasters und der Wahl eines städtischen Deputirten zur Ständeversammlung enthaltend. 2) Eine vom hochlöbl. Magistrate eingesandte Anzahl Reclamationen hiesiger Bürger, die beim hochlöbl. Magistrate zu Protokoll deponirt hatten, daß ihre Unterschrift zu der obenerwähnten Eingabe erschlichen sey, und daß die Namensammler einen von dem wirklichen ganz verschiedenen Inhalt und Bestimmung der Vorstellung, die sie, die Reclamanten selbst nicht gesehen, angegeben, um sie zu bewegen, ihren Namen auf einen Bogen Papier zu schreiben, auf dem schon viele Namen standen, und daß mit ihren Nachbarn ebenso verfahren sey. Nach zugelegter Berathung beschloß das Collegium einstimmig, daß, da die Eingabe 1) eine Zusammenstellung ganz verschiedenartiger, zum Theil höchst wichtiger Gegenstände, daneben 2) viele Unrichtigkeiten und Irrthümer enthalte, da sie 3) durch den Schlußantrag eine politische Tendenz bekomme, das Petitioniren in politischen Angelegenheiten aber höhern Orts gänzlich verboten ist, 4) aber eine auf falsche Voraussetzungen und Angaben gestützte und deßhalb besonders in jetziger Zeit nicht zu verantwortende Aufregung gegen unsern hochlöbl. Magistrat vorzugsweise unter demjenigen Theil der Bürgerschaft hervorzurufen geeignet sey, der weniger befähigt und in der Lage ist, die städtische Verwaltung kennen zu lernen, und endlich 5) Drohungen ähnliche und unangemessene Ausdrücke enthalte, dieselbe einer genauern Prüfung nicht zu unterwerfen, sondern lediglich zu den Acten zu nehmen sey. Die eingegangenen Reclamationen, so wie die bei verschiedenen Mitgliedern des Collegii mündlich angebrachten Beschwerden zur Unterschrift verleiteter Bürger betreffend, sprach das Collegium sein Bedauern darüber aus, daß hiesige Bürger zur Erreichung städtischer Zwecke so verwerfliche Mittel wählten, die nur geeignet sind, gerechte Zweifel in ihre bei dieser Angelegenheit gehegten Absichten zu erheben, ohne andern Erfolg als in den Gränzen ihres Einflusses Mißtrauen gegen die Verwaltung und Vertretung der Stadt zu verbreiten. Die Bürgervorsteher aber, frei von der Bürgerschaft gewählt, und jährlich zu ein Viertel nach freier Wahl der Bürger ergänzt, müssen sich eben deßhalb für die wahren Vertreter der Bürgerschaft halten, müssen eben deßhalb das Vertrauen derselben besitzen, da sie ausschließlich berufen sind, die Rechte und Interessen derselben gemeinschaftlich mit dem hochlöbl. Magistrate zu wahren. Diesem ihrem Beruf, den sie nicht ohne persönliche, aber dem Gemeinwohl gern gebrachte Opfer erfüllen können, durch Ueberwachung aller bürgerlichen Angelegenheiten zum Wohle der Stadt, wenn auch vielleicht nicht im Sinne der Bittsteller, doch0639 nach der Absicht unserer Verfassung gewissenhaft nachzuleben, sind sie sich bewußt, und deßhalb auch jederzeit bereit, wenn das Wohl der Bürgerschaft oder höhere Rücksichten es erfordern was zu beurtheilen sie aber die unter solchen Umständen auftretenden Bittsteller nicht für geeignet halten können gehörigen Orts über die Art und den Umfang ihrer Wirksamkeit sich zu äußern und zu rechtfertigen. Der hochlöbl. Magistrat soll durch Zufertigung dieses Protokolls von dem Ergebniß dieser Verhandlung pflichtmäßig in Kenntniß gesetzt, auch den oben genannten beiden Herren Namens der übrigen Bittsteller nach bisheriger Observanz beglaubigte Abschrift dieses statt Antwort auf ihre Eingabe zugefertigt werden. (Folgen die Unterschriften der Bürgervorsteher.)

Unser Senator Jenisch, der nach Kopenhagen reiste, um dem König zu seiner Thronbesteigung zu gratuliren, weilt noch dort, woraus man schließt, daß Unterhandlungen wegen der Zölle zwischen hier und Lübeck (welche Streitfrage noch vom Bundestage unentschieden ist) stattfinden, so wie wegen Austiefungen der Elbe bei Blankenese und Schulan. Auch dürfte der Austausch der hiesigen in Holstein enclavirten Dörfer gegen das Amt Wandsbeck wieder zur Sprache kommen.

Schweden.

Es bestätigt sich jetzt, daß die sämmtlichen Mitglieder des Staatsraths, wie auch der Minister des Auswärtigen, schon vor einiger Zeit ihre Dimission eingereicht haben, so wie daß der König seinen Beschluß darüber verschoben hat, bis die Frage wegen der veränderten Organisation des Staatsraths abgemacht sey. Dieß ist, wie bekannt, nunmehr geschehen. Der Expeditionsausschuß hat bereits das Schreiben redigirt, wodurch die Reichsstände dem König zu erkennen geben, daß sie den Vorschlag zur Einführung der erwähnten Veränderung angenommen Dieser Entwurf wird morgen den Reichsständen vorgetragen werden, und der König wird also im Anfang der nächsten Woche das Schreiben empfangen. Man zweifelt nicht, daß der König die Veränderung sanctionire.

Rußland.

Briefe aus St. Petersburg sagen, daß Hr. v. Brunnow jetzt förmlich bei dem Hofe von St. James accreditirt worden sey. Man will in dieser Verfügung ein noch entschiedeneres Hinneigen des Petersburger Cabinets zu dem Londoner erblicken und hofft, daß die große Frage des Tags zuletzt doch in dem Sinne gelöst werde, wie sie von Anfang an in Petersburg aufgefaßt worden. Denn, sagt man, die Hrn. v. Brunnow gegebene Latitude, sich außerhalb des Kreises der von Lord Palmerston beabsichtigten Conferenzen zu halten, ohne andrerseits den Platz zu verlassen, auf dem sie stattfinden sollen, kann das Geschäft nur erleichtern, zu dem er berufen worden, und ihn vielleicht als Mittelsmann da auftreten lassen, wo er seither als Theilnehmer angesehen worden. Es wird bei allem dem viel von dem Benehmen des Hrn. Thiers abhängen, ob eine Verständigung unter allen Mächten über das Wie und Wann der gewünschten Auseinandersetzung der orientalischen Zerwürfnisse möglich ist, oder ob die Mächte sich zu trennen haben, um einzeln zu bewirken, was ihnen in Gesammtheit nicht gelingen wollte. Versteht Hr. Thiers Frankreichs Interessen, die zu bewahren ihm persönlich nur zum Vortheil gereichen kann, so wird er nicht cause à part machen, sondern es sich angelegen seyn lassen, zu der Einigung nach außen beizutragen, wie er in seiner Antrittsrede versprach, Versöhnung, Einigung nach innen zu bewirken. Thut er dieß, so kann er versichert seyn, daß er bei den Mächten keine Abneigung findet, und daß Berührungen, die von Empfindlichkeit zeugten, nicht weiter greifen werden, sondern Alles der Vergessenheit heimfallen wird, der schon so Manches übertragen werden mußte.

Cockerill, der bekannte belgische Fabrikinhaber, hat durch seine mehrwöchentliche Anwesenheit hier die kühnsten Plane und Unternehmungen hervorgerufen. Es ist bekannt, daß er seine Fabrik in Seraing verkauft. Dafür übernimmt er nun die Eisengießerei der polnischen Bank in Warschau und wird dadurch im Stande seyn, in den österreichischen Staaten seine Fabrikarbeiten billiger umzusetzen, da ihm hier in Polen das Roheisen wie die Arbeiter zu viel billigern Preisen zu Diensten stehen. Zur Verbindung mit Oesterreich ist ihm aber die Eisenbahn nach Krakau durchaus nothwendig, welche früher wohl oft genug besprochen war, jetzt aber zur Ausführung kommen soll. Eine Eisenbahn von Warschau nach dem baltischen Meer soll demnächst begonnen, und so dem asiatischen Handel ein anderer Weg gegeben, Preußen aber von seiner Ostseite gänzlich isolirt werden. Unternehmungen, die ganz fabelhaft klingen, von denen aber so ernst geredet wird, daß man an dem Vorhandenseyn irgend eines Hindernisses beinahe irre wird. Ein viel leichterer, aber dennoch immer wieder bedeutender Plan ist die Errichtung einer Kettenbrücke über die Weichsel in Warschau, die, 40 Fuß über dem gewöhnlichen Wasserstand geführt, allen Fluthen und allen Eisgängen, welche jährlich mehreremal die Verbindung hemmen, trotzen soll. Der Finanzpächter Epstein mit mehreren seiner Glaubensgenossen hat vom neuen Jahr an die Zölle wiederum an die Regierung abgetreten. Das Land ist aber die letzten Zeiten hindurch so reich mit Materialien aller Art versehen worden, daß in den ersten Jahren beinahe an keine Einfuhr zu denken ist, so daß die jetzige Verwaltung wohl schlechte Geschäfte machen und wahrscheinlich den frühern Verwaltern die Sache abtreten wird. (Leipz. Bl.)

Aegypten.

Am 23 d. hatte ich das Vergnügen, Ihnen durch das englische Dampfboot zu schreiben; denselben Tag gab der Pascha dem russischen Generalconsul Genugthuung für die der russischen Flagge im hiesigen Hafen zugefügte Beleidigung. Die Sache verhielt sich so. Als den 16 d. die Matrosen der Barke eines russischen Kauffahrteischiffes sich am Mahmudieh-Canal befanden, kam es zum Streit zwischen ausländischen und ägyptischen Matrosen. Einer dieser letztern wurde verwundet, und da man den Russen die Schuld zuschrieb, so hielten diese, die große Anzahl der Araber bedenkend, für rathsam, an Bord ihres Schiffes zu flüchten, wohin ihnen alsobald zwei Barken des Linienschiffes Nro. 2, von einem Officier befehligt, folgten. Als der Capitän dieß sah, zog er seine Flagge auf und weigerte sich, die Aegyptier aufs Deck steigen zu lassen; der ägyptische Officier kehrte sich aber nicht daran, stieg mit mehreren Matrosen aufs Schiff und verlangte die Auslieferung des Schuldigen, was ihm denn, wie natürlich, verweigert wurde. Er führte daher ohne Weiteres den russischen Capitän mit sich fort, brachte ihn zum ägyptischen Admiral, Mutus Pascha, und da dieser nichts mit der Sache zu thun haben wollte, zum Polizeimeister, wo ihn das russische Consulat reclamirte. Sogleich verlangte Graf Medem Genugthuung, und nach vielen gerichtlichen Untersuchungen, nachdem die Türken alle möglichen Mittel und Wege versucht hatten einer demüthigenden Genugthuung zu entgehen, mußten sie sich doch endlich dem Willen und der Festigkeit des Consuls fügen. Am 23 Nachmittags begab sich Sami Bey, General und erster Adjutant des Pascha's, vom Chosrew Effendi, zweitem Dolmetscher, begleitet, ins russische Consulat, wo er dem Generalconsul, in Gegenwart der Officiere des Consulats, der0640 russischen und anderer Schiffscapitäne das Leidwesen des Pascha's über das Vorgefallene bezeugte und ihn versicherte, daß der Urtheilsspruch an den Schuldigen vollzogen werden würde. Der Commandant des Linienschiffs Nr. 2 erhält fünfzehn Tage strengen Arrest, da er den Officier mit den Booten abgesandt, und der Officier wird degradirt, weil er aufs Deck eines ausländischen Schiffes gestiegen. Politisch Neues habe ich beinahe nichts mitzutheilen. Der französische Consul machte nach Ankunft des Paketbootes wie gewöhnlich seinen Besuch beim Pascha, ihn von neuem versichernd, daß Frankreich noch immer die beste Hoffnung habe, alle Schwierigkeiten in Frieden zu beseitigen. Mehemed Ali aber, der die Engländer von allen Seiten fürchtet, soll Kurschid Pascha, der sich mit seiner kleinen Armee im Nedsch, nicht sehr weit von Bassora befand, Befehl überschickt haben, seine Stellung zu verlassen und sich Suez und Kairo zu nähern. Die Nationalgarde ist dieser Tage endlich zum Exercitium aufberufen worden, zweimal per Woche. Zur Entschädigung gibt der Pascha jedem Manne fünf Piaster ägyptisch (einen halben Gulden Augsb. Ct.) per Monat. Die wirklich zu beklagenden Araber müssen mit dem Stock herbeigetrieben werden, denn sie können sich nicht überzeugen, daß man sie nur zur Bewachung und Vertheidigung ihres Eigenthums, ihrer Städte aufrufe; sie fürchten, daß man sie beim ersten Anlaß von hier wegschicke. Einen Vortheil finden sie jedoch in dieser Maaßregel des Pascha's: sie brauchen nicht mehr zu zahlen, man findet sie nicht mehr in ihren Buden. Das Elend ist groß im Lande. Bei höheren Beamten findet man kein Recht mehr; sie stecken alle bis über den Hals in Schulden, und gewöhnlich schulden sie denen, die man durch Vermittelung der Consulate bei ihnen verklagt; wie kann man also auf Gerechtigkeit hoffen? Die Pest spaßt auch nicht mehr; seit einigen Tagen sechs bis sieben Pestfälle per Tag mit schnellem Tode.

Ostindien und China.

Die neueste indische Post d. d. Bombay 31 Jan. traf erst am 12 März in London ein. Folgendes ist aus der Times nachzutragen: Durch ein glückliches Zusammentreffen erschien Sir J. J. Bremer Gordon, der durch den Tod des Admirals Maitland Senior-Officier des indischen Geschwaders geworden, am 17 Jan., so eben von Neu-Südwales angekommen, in Madras, und übernahm das Commando des Geschwaders, das bestehen wird aus dem Volage von 28, dem Hyacinth von 18, dem Larne von 18, dem Algerine von 10 Kanonen. Die Fregatte Druid, von 44 Kanonen, wurde von Neu-Seeland erwartet. Außerdem rechnet die Bombay Gazette den Wellesley von 74, den Cornway von 28, den Cruiser und Childers von je 18 Kanonen als zur Theilnahme an der Expedition bestimmt. Nach den letzten Berichten aus China behauptete Capitän Elliot seine Stellung in Tongku. Die ostindischen Blätter schweigen zwar von einer förmlichen Kriegserklärung Lord Aucklands; dieß ist aber kein wesentlicher Umstand, denn der Krieg ist gewiß. Sobald die Flotte vor Macao angelangt ist, wird der englische Admiral ohne Zweifel eine Kriegsproclamation erlassen.

0633

Zur Aufhellung der letzten Katastrophe des spanischen Bürgerkriegs.

Auszug aus später erscheinenden Memoiren eines Augenzeugen und Genossen des Kampfs.

Das Ausland, in dem letzten Kriege wenig mit den innern Verhältnissen Spaniens und dem wahren Thatbestand der Ereignisse bekannt, irrte beinahe immer in der Würdigung der Zustände und verkannte oft die Lage der Dinge. So kam es, daß gerade durch das legitimistische Ausland der königlichen Sache der erste und bedenklichste Stoß gegeben wurde. Erstaunt sah Europa den Vertrag von Bergara, und schrieb ihn dem Verrathe eines einzelnen Mannes zu, während er, von allen, ja den besten Carlisten vorbereitet und herbeigeführt, das Werk der Carlisten aller Parteien des In - und Auslandes ist. Alle beschworen den Geist herauf, und als er sich zeigte, da sank ihnen der Muth, und durch einen Doppelverrath suchten sie der Erscheinung zu entfliehen. So verlor man mehr oder weniger das Resultat, ohne aufgehört zu haben, im strengern Sinn des Wortes und der That, Verräther zu seyn.

Die königliche Expedition im Jahr 1837, hauptsächlich durch fremden Einfluß veranlaßt, trug das Verderben in ihrem Schooß, und war das Grab der königlichen Würde. Man glaubte ohne Schwertschlag in Madrid einzurücken, man glaubte das Prästigium Karls V so groß, daß wenn er in den übrigen Provinzen sich zeigte, das ganze spanische Volk sich zu seinen Gunsten in Masse erheben werde.

Die Expedition, gegen den Willen der Generale und Chefs unternommen, welche, in richtiger Würdigung des Charakters des Kampfes, ein langsames aber sicheres Vorgehen wünschten, mußte mißlingen und mißlang, und der Verlust, den wir dadurch erlitten, war unermeßlich. Rein militärisch genommen, war er noch zu ersetzen, aber unrettbar verloren war der Glaube an die Allgewalt des Namens und der Rechte des Königs. Es war ein schöner Glaube, der das Lebensprincip der Carlisten in sich schloß; unter seiner Aegide hatte sich der Krieg in den Provinzen entfaltet, und war kräftig geworden; mit seinem Verschwinden hatte der König den Krieg moralisch verloren. Man mußte fest an diesem Glauben halten, man mußte ihn pflegen und stärken, aber man durfte ihn nie tollkühn in die Wagschale legen, wie man in der Expedition es that, wo nothwendig das königliche Ideal unter dem Drang der Umstände erbleichen mußte. Die Politik verschmähte und verkannte hier ihre Schwester, die Kriegskunst; sie wollte allein die Palme erringen, und erlag auf der weiten Bahn zum Ziele.

Als die Reste des königlichen Heeres zurückkehrten, war es nur Ein Gedanke, der ganz Spanien beschäftigte: man hatte den König ganz Spanien durchziehen sehen, und die Masse seiner Anhänger war ruhig und passiv geblieben! Und dennoch war dieser Glaube, der an des Königs Namen sich knüpfte, zein bloßes Phantom; er existirte wirklich und hatte tiefe Wurzeln geschlagen, und die Masse seiner Anhänger war die Mehrzahl des Volkes, aber man zerstörte, wie gesagt, dieses große Lebensprincip freiwillig, als man es unklug den Wechseln eines abenteuerlichen Zuges anvertraute. So erzeugte sich jene Denkungsweise im Volk, die zwar noch immer bereit war Karls V Ansprüche, im Fall er siegte, anzuerkennen, die aber, weit entfernt sich enthusiastisch für die Sache ferner aufzuopfern, die Christinische Regierung und den Schutz, den sie ihm gewährte, dem offenen Kriegszustande vorzog, in den das Volk versetzt worden wäre, wenn es unter so zweifelhaften Umständen sich bewaffnet gegen Isabelle erhob.

Während dieser wichtigen Krisis bot das Hauptquartier des Königs ein eigenes Schauspiel dar. Der Hof fühlte, daß ein entscheidendes Ereigniß eingetreten, Jedermann sah, daß der Sache ein tödlicher Stoß versetzt war; aber Niemand wagte die Lage der Dinge klar aufzufassen und darzustellen, alle Parteien waren für einen Moment betäubt, und getrauten sich nicht den Blick zu erheben. Dieser dumpfe gährende Zustand dauerte, bis der König die baskischen Provinzen wieder betrat. In Amurrio angelangt, erließ der Monarch auf Anrathen Arias Teixeiro's, Fray Domingo's, des Bischofs von Leon, des Padre Larraga und des Cura Echevarria jenes Edict, worin er erklärte, daß er nur nach den Provinzen zurückgekehrt sey, um die Verräther, die an dem Mißlingen der Expedition Schuld seyen, zu bestrafen. Das unglückliche Wort war ausgesprochen man mußte ihm Folge geben, und glaubte die Provinzen zu beschwichtigen, wenn man auf die reine Stirne verdienstvoller Männer das schwarze Siegel des Verraths drückte.

Der König, dem man den wahren Zustand der Dinge verheimlichte, dem man die eigentlichen Ursachen verschwieg, und dem man nur den Erfolg in seinem unheilvollen Lichte sehen ließ, willigte irre geleitet in alle Schreckensmaaßregeln, die das neue Ministerium Teixeiros vorschlug. Der Infant Don Sebastian fiel in Ungnade, General Moreno wurde seines Obercommando's entsetzt und in Verbannung geschickt; die Generale Villarreal, Cabañas, Eguia, Simon de la Torre, Arjona schickte man ins Exil; Elio, Zariategui zog man gefänglich ein und befahl Untersuchung gegen sie; den großen Generalstab löste man auf, und verbannte die Officiere, die ihm angehörten; gleiches Schicksal traf einen großen Theil der Chefs der Bataillone so war das Vertrauen zwischen Heer und König zerstört und der Samen gesäet, der, als er aufging, den Vertrag von Bergara gebar.

Der General Guergué bekommt das Commando des verwaisten Heeres. Die Wahl war würdig eines Arias Teixeiro, dem es nicht darauf ankam, einen tüchtigen Heerführer, wohl aber ein willenloses Instrument für seine Plane an der Spitze der Truppen zu haben. Guergué, den das Heer haßte, dessen militärische Laufbahn durch die schmutzigsten Laster befleckt, der in ganz Spanien bekannt war durch seine Talentlosigkeit, seinen Geiz und wüsten Sinn, entsprach vollkommen den Wünschen des nun allmächtigen Ministers. Dieser General hatte Muth genug, dem König in seiner ersten Audienz zu sagen: nosotros los brutos hemos de Ilevar à V. M. à Madrid, los demas son traidores. (Wir die Dummköpfe, Finsterlinge, haben Ew. Majestät nach Madrid zu führen, und wer nicht in diese Classe gehört, ist Verräther.) Mit diesen gemeinen trivialen Worten, die aber ganz Spanien hörte, erklärte Guergué naiv die Tendenz seines Meisters, Arias Teixeiro. Vertilgungskampf gegen den intellectuellen Theil des Heeres und Volkes, gegen alles, was einen guten klangvollen Namen führte, war also die Devise von dem König alle Männer von Geist und Herz zu entfernen, und ihn mit Fanatikern zu umringen, die große Aufgabe, die der Meister sich setzte. Der Bischof von Leon, der Cura Echevarria, Padre Larraga und Fray Domingo verbanden sich aufs innigste mit ihm, und machten es von nun an unmöglich, bis zum König durchzudringen. 0634So hatte sich der König ein Ministerium geschaffen, dessen einzige Tendenz ein unabsehbares Schreckenssystem war, das nur zur Erreichung niedriger Absichten und Befriedigung persönlicher Rache diente ein Ministerium, das unfähig war, die politische Verbindung mit dem In - und Auslande zu erhalten, und das, durchaus jedes eigentlichen Regierungsactes unfähig, sich in dem engen verderblichen Cirkel der kleinen Intriguen und Persönlichkeiten bewegte.

Guergué hatte schnell seine Veränderungen im Heere vollendet, und Teixeiro seinerseits entfernte alle Civilbeamten, die nicht durchaus seinen Absichten entsprachen. Der Bischof von Leon unternahm die Organisirung des Clerus, der besonders sich dem neuen Ministerium geneigt zeigte und seine Würde soweit vergaß, daß er das Amt der geheimen Polizei übernahm, wozu er selbst das heilige Amt der Beichte gebrauchte. Das Schreckenswort Verrath war nun der Vorwand, unter dem der Minister und seine Creaturen die eifrigsten Anhänger des Königs proscribirten, womit sie auf die gemeinste Weise die öffentlichen Gelder vergeudeten und ihre Habsucht stillten, ja der Fanatismus dieser Männer (der Jacobiner neuer Art) trieb es so weit, daß es genug war der gebildeten Classe anzugehören und anständig gekleidet zu seyn, um von ihnen als Verräther und Feind des Königs erklärt zu werden.

So stand der König auf einmal isolirt in der Mitte seiner Unterthanen, und es thürmte sich zwischen ihm und seinen wärmsten Vertheidigern eine Scheidewand auf, welche die Ungerechtigkeiten Teixeiros täglich unübersteiglicher machten. Die Schlechtigkeit des letztern ging so weit, daß er, von den Priestern unterstützt, welche des Königs große Frömmigkeit zu ihrem Einflusse mißbrauchten, die geheiligte Person des Fürsten selbst als Billiger seiner Thaten erscheinen ließ.

Des Königs wahre Freunde sahen mit Schmerz und Schrecken, wie sich der Zustand der Dinge verschlimmerte. Europa's Interesse an der Sache schwächte sich, die Masse der Nation fing an zu zweifeln, und die Männer, die mit den Waffen in der Hand das gute Recht vertheidigten, verloren die Hoffnung, das Vertrauen. Von diesem Augenblick an war der König verloren, wenn ihn nicht ein Wunder rettete.

Die in Verbannung geschickten und verfolgten Generale, Officiere und Civilbeamten, bildeten nun einen eigenen Staat im Staate, sie verbanden sich aufs innigste, und ihr Loosungswort war: Karl V darf nie König von Spanien werden. Mit ihnen verband sich leicht die Masse der Bevölkerung, die, müde der herrschenden Partei, alle Schrecken, die das Ministerium beging, dem Charakter des Königs selbst zuschrieb; diese Meinung wurde auf alle Weise von den Verbannten genährt. Der Verrath war nun moralisch bereits begangen, denn so wie man einmal beschlossen hatte, die Thronbesteigung Karls V zu hindern, verletzte man tödtlich die Sache, die man vertheidigte; wenn man auch an dem Princip festhielt, und es zu retten sich vornahm, so kam man doch stets mit der Person Karls V in Conflict, an die das erste Recht sich knüpfte. Aus dem Phantom, das der König selbst herauf beschwor, war also Wahrheit geworden.

Teixeiro und Guergué fühlten, welchen gefährlichen Feind sie sich in den Exilirten geschaffen hatten, und sannen darauf, sie systematisch zu vertilgen: sie beschlossen deßhalb, die castilianische Division, aus zwölf Bataillonen bestehend, aufzuopfern, weil sie fürchteten, daß diese Truppe, aus deren Mitte der größte Theil der verbannten Generale und Chefs hervorgegangen war, sich ihren Planen widersetzen und eine gefährliche Stütze für die Exilirten werden könnte. Wirklich, man täuschte den König, und er gab seine Einwilligung, daß der Graf Negri im Monat Januar mit den castilianischen Bataillonen zu einer Expedition nach dem Innern beordert wurde. Ein Schrei des Unwillens, der Verzweiflung durchflog das Heer, es gab nicht Einen Soldaten, der nicht klar einsah, daß man die Blüthe der Armee aufopfern wollte. Doch der König hatte befohlen. Negri marschirte, und sechs Wochen nachher hatte die Division aufgehört zu existiren; kein Mann kehrte nach den Provinzen zurück! Die feindliche Regierung hatte 8000 kriegsgeübte tapfere Krieger mehr, die nun aus Rache gegen den König fochten.

Einmal die castilianische Division vernichtet, glaubte der Minister kühner und offener in dem Geiste seines Schreckenssystems handeln zu können. Man forderte von dem König den Tod einer Anzahl der Verbannten, und als der Monarch den ersten Antrag nicht durchaus billigte, nahm man die Zuflucht zu Meuchelmördern. Würdige Männer fielen, unter ihnen der junge General Cabañas; andere entgingen nur durch ein Wunder dem mörderischen Stahl; zu ihnen gehörten Villareal und Eguia. Das Volk der Provinzen schauderte; man sah den König von Meuchelmördern umringt. Der Tag von Bergara war um viele Stunden näher gerückt.

Meuchelmord ging langsam, Verbannung war unsicher, Teixeiro dachte mit Einem Schlage sich seiner Gegner zu entledigen; er benützte geschickt die üble Stimmung der Truppen, um ihren Haß gegen die Verbannten zu lenken, denen man die schlechte Lage der Dinge, den Geldmangel und im Allgemeinen, ohne sich näher zu erklären, den Verrath zuschrieb. Die navarresische Division lehnte sich auf neue Morde erfolgten. Da ermannte sich der König, und auf den Feldern von Dicastillo sprach er zu den versammelten Truppen die würdigen Worte: Seht, dort sind die Feinde; wer von euch nicht gehorchen will, oder die Gefahren und Entbehrungen scheut, mag ungehindert zu ihnen übergehen! Es war ein schöner Moment, der Früchte hätte tragen sollen; doch Karl hörte von dem Minister und seinen Räthen, daß die Verbannten und ihre Anhänger den Aufstand der Truppen herbeigeführt hätten. Sie benutzten dieß, um von dem König das Todesurtheil der ersten Generale und Chefs zu erhalten, da durch die Mäßigung der Truppen und das Einschreiten des Königs der Plan der Camarilla, die Verbannten mit Einem Schlag zu vertilgen, gescheitert war. Es waren neue Opfer gefallen man hatte abermals einen Schritt mehr zu den Feldern von Bergara gethan.

(Fortsetzung folgt.)

Graf Leon und Prinz Louis.

Der Atlas sagt über das neulich vereitelte Duell zwischen zwei Gliedern der Familie Bonaparte: Dank sey es unserer Polizei, daß sie einen jener sogenannten Ehrenhändel, die aber Christen zur Unehre gereichen, durch ihre Wachsamkeit verhindert hat. Indessen das Publicum interessirt sich für die Sache wegen der Stellung der Betheiligten in der fashionablen Welt; handelte es sich doch um Se. Hoh. Prinz Louis Napoleon, welchen Obrist Parquin als Secundant und Graf Alfred d'Orsay als amateur und magister cerimoniarum begleitete, und um Graf Leon mit seinem Adjutanten, dem Obristlieutenant Ratcliffe von den Enniskillen-Dragonern! Der Prinz machte bekanntlich einiges Aufsehen in der Welt durch sein Auftreten in Straßburg, und auch der Graf, der Beobachtete von allen Beobachtern, so wie der Obrist, une vieille moustache decorée, im Dienste seines Vaterlands mit Wunden bedeckt, sind der Londoner Societät wohl bekannt. Graf Leon, der Ausforderer,0635 ist ein natürlicher Sohn des Kaisers Napoleon von einer französischen Dame von Stand, Fräulein de la Plagne, welche vor (?) des Kaisers Heirath seine Neigung besaß. Dieser Graf Leon ist ein Spieler, ein Duellant von Profession und überhaupt ein Mann von weitem Gewissen (a reckless character). In einem Duell in Paris tödtete er unsern Landsmann Charles Hesse, und andere seiner Rencontres hatten einen gleich unglücklichen Ausgang. Obristlieutenant Ratcliffe, der zu Enniskillen in Irland in Garnison stand, ist zwar kein Irländer, hat aber, scheint es, den Ehrgeiz, ein Fanfaron zu werden. Seine Renommée beruht hauptsächlich auf seinen Leistungen als Gesangsdilettant in Damenkreisen, auf seiner Freundschaft zu dem verstorbenen Grafen v. Esser, dem Eheherrn einer Sängerin, zur Herzogin v. Canizzaro und der verwittibten Lady Farquhar. (Was dieß wohl alles den Atlas angeht?) Noch vor wenigen Wochen saß Graf Leon Schulden halber in St. Pelagie zu Paris. Prinz Louis erhielt aus Paris Briefe mit der Anzeige, ein Anschlag auf sein Leben sey im Werk, und man beabsichtige den besagten Leon nach London zu schicken, der ihn zu einem Kampf auf Leben und Tod fordern werde! Bald darauf wurden Leons Schulden bezahlt, und er erhielt einen Paß nach England. Nach seiner Ankunft stieg er in Fentons Hotel, einem der angesehensten und theuersten von London, ab, machte sogleich seine Visitenrunde, und gab in den Wohnungen der verschiedenen Mitglieder der Familie Bonaparte seine Karten ab. Sein Besuch blieb unerwiedert, weil die Familie mit einem Mann von diesem Charakter nichts zu schaffen haben wollte. Darauf schrieb er einen beleidigenden Brief an den Prinzen, der einen Adjutanten zur Erörterung der Sache an ihn abfertigte. Graf Leon wies alle Erörterung zurück, und schickte dem Prinzen durch Ratcliffe eine Ausforderung. Wohl zu merken, Graf Leon hatte den Obristlieutenant erst einige Tage zuvor im Kaffeezimmer seines Hotels kennen gelernt, und doch ließ dieser brittische Officier sich sogleich von ihm als Cartelträger an einen Gentleman brauchen, weil dieser einen ihm unwillkommenen Besuch nicht hatte annehmen wollen. Wie gesagt, Graf Leon hat mehr als einen Menschen im Pistolenduell getödtet. Der Prinz wählte daher gegen diesen Raufer und Menschenschlächter von Profession Degen, was ihm als dem geforderten Theil nach dem französischen Duellbrauch frei stand. Der Graf verwarf diese Waffe; man bot ihm an, die Waffe durch Würfel zu bestimmen umsonst! er bestand auf Pistolen. Möge Lord Palmerston dieser Sache seine Aufmerksamkeit schenken, und wenn es sich bewahrheitet, daß Graf Leon, wie wir gehört haben, mit einem Banditenauftrag nach London geschickt worden ist, so wird Se. Lordschaft hoffentlich von seiner Amtsgewalt Gebrauch machen, um von unsern Küsten ein Individuum auszuweisen, das nicht werth ist, an Englands gastlichem Herd zu sitzen. (Das Capitole des Hrn. Durand, bekanntlich ein Blatt im Interesse Louis Napoleons, läßt sich aus London die ziemlich unwahrscheinliche Nachricht schreiben, der Obristlieutenant Ratcliffe habe in Folge des Mißfallens, das ihm die ganze Londoner Gesellschaft über seine Theilnahme an diesem Handel bezeigt, den Verstand verloren, und befinde sich jetzt, die Zwangsweste am Leib, in einem Irrenhaus.) In einem veröffentlichten Brief des Obristen Parquin sagt dieser: Der Obristlieutenant Ratcliffe brachte dem Prinzen eine Herausforderung des Grafen. Ich ward sogleich mit dem Obristlieutenant ist Verbindung gesetzt, der mir bei der ersten Unterredung gestand, daß er den Grafen Leon erst seit wenigen Tagen kenne und seine Bekanntschaft im Gasthofe gemacht habe. Da er aber wisse, daß derselbe von dem französischen Botschafter empfangen werde und dort gespeist habe, so habe er keinen Anstand genommen, ihm zu secundiren. Da ich den Obristlieutenant nicht kannte und von den englischen Gesetzen nichts wußte, so wünschte ich, daß mir eine andere Person beigegeben würde. Der Prinz sandte nach dem Grafen d'Orsay, der sich sogleich einfand und mir sagte, daß der Obristlieutenant Radcliffe ein ausgezeichneter und allgemein geachteter Officier der englischen Armee sey. Der Prinz, davon benachrichtigt, theilte uns seinen Entschluß mit, und Abends hatten wir eine Unterredung mit dem Obristlieutenant Radcliffe, den wir benachrichtigten, daß der Prinz aus persönlichen Rücksichten den unverschämten Briefen des Grafen Leon keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt haben würde, daß aber die Einmischung eines englischen Officiers der Sache einen ganz anderen Charakter gebe, und daß der Prinz deßhalb die Herausforderung annehme.

In einem Augenblick, wo das von der Londoner Polizei verhinderte Duell des Prinzen Louis Napoleon mit dem Grafen Leon viel Aufsehen erregt, scheint es mir nicht unzweckmäßig, einige Angaben über den Grafen Leon mitzutheilen. Sie werden hier und da Berichtetes ergänzen und einige Irrthümer widerlegen. Der Graf Leon ist der natürliche Sohn Napoleons und einer jungen Französin, Mlle. Laplagne, die später den Namen Frau v. Luxbourg führte und im Großherzogthum Baden so wie in Paris ein Besitzthum hat. Die Mutter war seit längerer Zeit durch die Aufführung ihres Sohnes der Art gepeinigt, daß die Beziehungen zwischen beiden nur eine stete Folge von Entzweiungen hervorriefen. Das bedeutende Vermögen des Grafen Leon hatte dieser kurz nach erreichter Großjährigkeit verthan. Nach der Juliusrevolution suchte er in St. Denis als Nationalgardencommandant Aufsehen zu machen, und zeigte damals, so lächerlich das auch erscheinen mag, Prätensionen, eine große politische Rolle gegenüber der bestehenden Regierung zu spielen. In dieser Nationalgardensache verbrauchte Graf Leon einen bedeutenden Theil seines Vermögens, und blieb seitdem wenigen politischen Umtrieben fremd. Seine Lebensart war ganz die eines verwahrlosten Wüstlings. Er spielte, zechte und schonte weder seinen eigenen Ruf, noch den seiner Familie. Von Charakter jähzornig, Spadassin, ohne Bildung und ohne Berufsgeschäft, bildete er sich revolutionäre Chimären, und glaubte, irgend eine Partei in Paris denke an ihn. Verachtet und von höchst zweideutigen Gelderwerben lebend, hatte er wenig Freunde. Nachdem er alle Hülfsmittel erschöpft hatte, soll er so tief gesunken seyn, daß er von dem Gelde leichtsinniger Frauen lebte. In dieser Art von Ressourcen fand er auch die Mittel, seine Reise nach London zu unternehmen, um zu versuchen, dort die Familie Napoleon zu exploitiren. Es scheint mir eine reine Lüge, daß die französische Regierung einen solchen Agenten gewählt habe, um den Prinzen Louis Napoleon thätlich anzugreifen. Dieß mag nun ausgebreitet werden, um den verlornen jungen Menschen vollends in der öffentlichen Meinung zu vernichten. Glaubwürdige Personen versichern, daß Graf Leon sie um Rath gefragt habe, ob er in London wohl Gelegenheit finden würde, sich der Partei des Prinzen Louis anzuschließen, und sich so eine Stellung zu schaffen. Er wollte sich in London der Familie Napoleon als ein nützliches Werkzeug anbieten. Da nun aber Intriganten aller Art dem Napoleonistischen Prätendenten nahe zu kommen suchen, so ist der Prinz Louis, so wie seine Familie, äußerst vorsichtig, ehe sie Franzosen empfangen. Eine große Anzahl französischer Agenten bewacht überdieß alle Schritte des Prinzen. Prinz Louis, bereits über die Absichten des Grafen Leon unterrichtet und dessen skandalöse Existenz kennend, wies seinen Besuch ab. Die späteren Umstände sind bekannt. Wenn Graf Leon in England im Luxus lebt, so ist dieß bei seiner bekannten0636 Herkunft für einige Zeit möglich, es wird aber dort wohl dasselbe Ende wie in Paris nehmen. Graf Leon zählt in diesem Augenblick 32 oder 33 Jahre, ist von derselben Statur wie sein berühmter Vater, hat schwarzes Haar, einen auffallend schönen Kopf, dessen Züge ganz den Napoleonischen gleichen. Er sucht selbst die Haltung des Kaisers nachzuahmen.

Syrien und Aegypten.

In Folge von Privatbriefen, die dem Pascha einen Angriff von Seite Englands und Rußlands als gewiß vorhersagten, hat er das Project der Nationalgarde wieder aufgenommen, jedoch mit bedeutenden Modificationen. Statt, wie früher, die ganze wehrhafte Mannschaft einreihen zu wollen, wird jetzt nur ein Theil derselben ausgehoben, und zwar in Alexandrien 6000 Mann, in Kairo 12,000 und in diesem Verhältniß in allen übrigen Städten und Dörfern Aegyptens. Aber auch selbst diese Modification wäre schwerlich durchgegangen, hätten sich nicht die Ulemas für die Sache erklärt und das Volk aufgefordert, sich den angeordneten Maaßregeln nicht zu widersetzen, denn es handle sich jetzt nicht um einen Krieg Mehemed Ali's gegen die Pforte, sondern gegen die Christen, die den Muselmännern ihre Länder und ihre Religion nehmen wollen. Besonders wichtig ward die Stimme des bei dem Volk in hohem Ansehen stehenden Schech Ibrahims, der mit dem Pascha sonst in beständiger Opposition lebte, sich jetzt aber für ihn ausgesprochen hat. Auf diese Art hat man geschickter Weise aus den politischen Händeln des Pascha's eine Nationalsache gemacht, und das Volk, das von ihm gedrückt, geschunden und geplagt wird, eilt freiwillig herbei, ihn zu beschützen. Bis jetzt haben die Bürger noch wenig Unannehmlichkeiten davon; sie exerciren täglich zwei Stunden und gehen dann wieder nach Hause; werden sie aber erst einregimentirt, werden sie erst unter Zelte kommen und nach und nach von Alexandria entfernt werden, dann werden ihnen wohl die Augen aufgehen und sie zu der Einsicht kommen, daß sie nicht die Krieger des Landes Askarie-el-Belled, wie sie sich nennen sondern die Soldaten Mehemed Ali's sind. Dieß wird um so wahrscheinlicher, als trotz der letzten aus Europa gekommenen Nachrichten, die durchaus nicht kriegerisch lauten, die Aushebungen fortgesetzt werden, und noch heute hierüber scharfe Befehle ins Delta geschickt wurden. Zudem ist eine angeordnete Conscription in Syrien schlecht ausgefallen: das durch Insurrectionen verödete Land kann kaum noch Truppen liefern; es wird daher wieder das unerschöpfliche Aegypten seyn, das dort aushelfen muß, und die ehrlichen Leinweber und Indigofärber Alexandriens und Kairo's werden wohl den Weg nach Syrien antreten müssen. Außer dieser Nationalgarde werden die rußigen Arbeiter des Arsenals wie die ganze Marine als Landtruppen einexercirt; man läßt auf den Schiffen, die entwaffnet werden, nur einige 50 Mann, alles Uebrige dient zur Vertheidigung der Küste. Dasselbe geschieht mit der türkischen Marine, aus welcher 3 Regimenter, jedes zu 3200 Mann, gebildet sind. Der Pascha hat unter ihren Officieren verschiedene Ernennungen vorgenommen und aus den Schiffscapitänen Obersten, Oberstlieutenants u. s. w. gemacht, die als solche den bei weitem höhern Sold der ägyptischen Officiere beziehen werden. Der Kapudan Pascha, Achmed Pascha, wird sie commandiren, wie bisher. Mehemed Ali hat die türkischen Truppen ganz auf seiner Seite, denn man hat ihnen gesagt, daß die Russen Konstantinopel nehmen wollen, und daß daher Ibrahim Pascha dorthin marschiren würde, um diesen Erzfeind wieder von dort zu vertreiben. Es könnte daher wohl möglich seyn, wie es das Gerücht auch schon sagt, daß die türkische Marine, in Landtruppen verwandelt, plötzlich nach Syrien aufbräche, woraus der schlaue Mehemed Ali den dreifachen Gewinn zöge: der ihn oft beunruhigenden türkischen Soldateska losgeworden zu seyn, ihre zurückgelassenen Schiffe mit seinen eigenen Matrosen bemannen zu können und endlich seine Armee in Syrien plötzlich um 15,000 Mann handfester Soldaten vermehrt zu sehen. So weiß dieser merkwürdige Mann aus allen Umständen den höchst möglichen Vortheil zu ziehen und Alles zu seinen Gunsten zu drehen. Wie es zu allen Zeiten mit ihm der Fall war, so kommt es auch wahrscheinlich wieder dießmal die ihm drohenden gefährlichen Gewitterwolken werden nur zur Befestigung und Vermehrung seiner Macht beitragen, während er das Vergnügen hat, die ganze Welt bei der Nase herum führen zu können. Die Beduinen der westlichen Wüste hat Mehemed Ali ebenfalls aufgefordert, ihm zu Hülfe zu kommen. Said-el-Gharbi, der General der Nationalgarde, aus dem nur von Beduinen bewohnten Lande el-Gharb, westlich von Siwa, daher sein Beiname hat dem Pascha 30,000 Maggrebis versprochen. Er hat sich mit den Schechs der Stämme in Verbindung gesetzt, und alle haben erklärt, mit allen ihren Leuten dem Pascha zu Hülfe kommen zu wollen, sobald es sich um einen Krieg gegen die Christen handle. Würde aber der Krieg gegen Muselmänner geführt, dann kehren sie alle wieder um. Die dem Pascha unterworfenen Tribus bis Siwa hin haben sich schon bei Damanhur, wo man auch die übrigen erwartet, versammelt. Bei Mahaled-el-Kebir werden die im Delta ausgehobenen Truppen ein Lager beziehen; das von Rosette ist noch nicht formirt; man erwartet hiezu erst bestimmte Nachrichten aus Europa. Dagegen ist das Fort von Abukir in Vertheidigungsstand gesetzt worden; mehrere Buchten zwischen Alexandria und Abukir werden mit Batterien besetzt. Zu allen diesen Vertheidigungsanstalten will der Pascha noch eine schwimmende Batterie von 60 Kanonen hinzufügen, die an dem Eingang des Hafens von Alexandria aufgestellt werden soll. Wir glauben jedoch nicht an diese kostspielige Unternehmung, da der Eingang ohnedieß nicht forcirt werden kann und ein Bombardement der Stadt niemals von dieser Seite kommen wird. Das ägyptische Linienschiff Nr. 1 ist in Quarantäne gesetzt. Gestern wurden vier Pestfälle angezeigt.

China.

Da über die moralische Berechtigung der Engländer zum Krieg mit China in England selbst die Stimmen so getheilt sind, wollen wir folgenden Artikel des Atlas mittheilen, der eine Rechtfertigung dieses für Asiens Zukunft wahrscheinlich höchst folgenreichen Schrittes bezweckt: Bei dem gegenwärtigen Mangel an Stoff zur Verunglimpfung der Regierung der Königin scheint unsere torystische Opposition den Krieg mit China zu einem Thema machen zu wollen, aus dem sie einigen Nutzen ziehen könne. Treu dem von Lord Stanley aufgestellten, so gentlemänlichen, ehrenhaften und patriotischen Oppositionsplan, und stets auf der Lauer zu Vexationen und Behinderungen, haben die Tories, die anfänglich der Regierung Mangel an Eifer in Rächung unserer Nationalehre vorwarfen, ihre Gesinnungen gänzlich geändert, da sie sehen, daß wirklich eine Flotte abgesegelt ist. Mit kühler Inconsequenz machen sie jetzt Rechtsum und stellen sich, als hätten sie entdeckt, wie die Chinesen gar sehr mißhandelt worden sind, wie England völlig im Unrecht ist, und die Minister, die im Begriff stehen, diese Barbaren zu lehren, daß man0637 Engländern nicht ungestraft ihre Ohren abschneiden und zu verschlucken geben dürfe, tyrannisch und ungerecht verfahren sind. Eines der Toryjournale freut sich höchlich über die Entdeckung, daß das gelbe Meer voll Untiefen sey, und unsere Flotte nicht im Stande seyn werde, der Schifffahrt kundige Lootsen zu erhalten, während das große Morgenblatt (die Times) auftritt mit einem Artikel, der ein würdiges Seitenstück zu den Proclamationen des großen Lin ist. Glücklicherweise indessen ist die Gerechtigkeit unseres Streits mit China zu augenfällig, als daß man sich durch die Lügen einer Faction hintergehen ließe. Seit Jahrhunderten haben wir von den tyrannischen Statthaltern dieser Barbaren Beschimpfungen und Unbilden erduldet, die schon weit früher unsere Geduld erschöpft haben würden, wären sie nicht (aus Handelsrücksichten) dem Auge des englischen Publicums geflissentlich entzogen worden. Einmal über das andere haben diese Chinesen von brittischen Schiffen brittische Unterthanen weggeschleppt und sie öffentlich erdrosselt, weil vielleicht einer ihrer Nation durch das Abfeuern einer Salutation zufälligerweise getödtet worden war. In einem von Matheson in seinem Werk über den Handel mit China erzählten Falle ward der Kanonier, der von der Lady Hughes einen Gruß abfeuerte, wobei zufällig ein Chinese den Tod fand, den Barbaren ausgeliefert, um erdrosselt zu werden, und ward erdrosselt und dieß geschah auf Befehl des Schiffsofficiers. In vielen andern Fällen ward der unvorsetzliche Todtschläger listig weggefangen und ermordet. Konnte man sich des eigentlichen Thäters nicht bemächtigen, so nahm man dafür den nächsten Besten, dessen man habhaft werden konnte. Nichts als der Tod eines rothborstigen Barbaren konnte den unvorsetzlichsten und zufälligsten Tod eines Angehörigen des himmlischen Reichs sühnen. Genau diesem Grundsatz gemäß bemächtigten sich die Chinesen des Capitäns Elliot, der auf ihren eigenen ausdrücklichen Wunsch und unter der Sanction einer brittischen Parlamentsacte als Ihrer Maj. Repräsentant, sowohl als Richter wie als Gesandter, nach Canton gesendet worden war. In Uebereinstimmung mit dieser Praxis geschah es, daß sie, nachdem sie ihn und alle fremden Kaufleute in ihrer Gewalt hatten, denselben alle Verbindung mit ihren Freunden benahmen, alle Zufuhr von Lebensmitteln abschnitten, und endlich dem Capitän Elliot mit dem Tode drohten, wenn er nicht binnen drei Tagen gewissen Bedingungen beiträte. Diese Bedingungen waren, gewisses Eigenthum, das sich nicht innerhalb der chinesischen Besitzungen befand, und worüber Capitän Elliot keine Gerichtsbarkeit zustand, auszuliefern. Es war genau dasselbe, als hätten sie ihn sein Leben für so viele Stücke Sycee-Silber loskaufen lassen. Die Opiumfrage hat nichts zu thun mit der Nationalfrage, um die es sich in diesem Falle handelt. Opium mag Contrebande seyn in Canton, und so mögen französische Spitzen Contrebande seyn in Dover; allein französische Spitzen sind nicht Contrebande, wenn sie die Meerenge von Dover auf - und abpassiren, und Opium ist nicht Contrebande, wenn es auf offner See ist. *)*)Aber das ausgelieferte Opium lag doch theils in Canton auf dem Lager, theils an Bord der im Hafen von Canton befindlichen englischen Schiffe, und daß es zum Absatz in China bestimmt war, unterliegt wohl nicht dem mindesten Zweifel. Die Opiumfrage, die sich jetzt im besten Falle als Klagelied in England und als heuchlerische List in China zeigt, hat nichts zu thun mit der Thatsache, daß der Repräsentant der Königin von England genöthigt worden, sich von der Halsschnur dadurch loszukaufen, daß er für drei Millionen Werth an Waaren aus China fortschickte. Dieß ist ein Gegenstand, bei welchem die Tories vergeblich versuchen werden zu lauern, Vexationen und Hindernisse in den Weg zu werfen. Man wird die Engländer nicht leicht überzeugen, daß sie sich der Unverschämtheit von Wilden zu unterwerfen haben, bloß weil diese Wilden eben so imbecil als unverschämt sind; man kann gute englische Hausfrauen nicht leicht überzeugen, daß sie auf ihren Thee verzichten und Schlehenblätter frühstücken sollten, weil ein tatarischer Tyrann in Mittelasien es sich in den Kopf setzt, seine Sklaven zu erdrosseln, wenn sie ihn verkaufen. Wir hegen große Hoffnungen von dieser Expedition. Trotz der Untiefen des gelben Meeres hoffen wir, daß unsere Landsleute im Stande seyn werden, uns einen umständlichen Bericht über die Pagoden von Peking zurückzubringen, und wir hoffen ferner, daß England, nach der Vertreibung der räuberischen Tyrannen, die jetzt China inne haben, den Ruhm erwerbe, dieses weite Land, mit seinen Hunderten von Millionen Seelen, der Civilisation und dem Christenthum zu gewinnen.

Ueber das Hydro-Oxygen-Gas-Mikroskop von Professor Dr. Berres.

Es gehört zu den vorzüglichsten Merkmalen des denkenden Menschen, daß er rastlos nach Aufklärung aller ihn umgebenden Dinge und Erscheinungen strebt. Nicht befriedigt von der oberflächlichen Kenntniß, dringt sein unermüdeter Geist in das Innere des Geschaffenen, und verfolgt die Bildungseigenheiten bis zur äußersten Gränze hin. Wo die Unzureichlichkeit seiner Sinne ihn im Vorwärtsschreiten hemmt, da erfindet und baut sein heißes Streben Instrumente und ingeniöse Werkzeuge, und er erweitert und vervielfacht, gleichsam mit von höheren Wesen entlehnter Macht, der äußern Sinne Kraft und Schärfe. Mit gerechtem Stolz blickt Deutschland auf die Leistungen der jüngsten Epoche hin, und mit wohl überlegtem und sicherem Schritt werden nun auch die geheimsten Werkstätten der Natur erforscht und Gegenstände ins Licht gesetzt, von welchen vor kurzem noch der menschliche Geist kaum eine Ahnung hatte. Unter den vielen neuen nützlichen Verbesserungen und Entdeckungen, welche einflußreich für Gegenwart und Zukunft wirken, gehört unbestreitbar auch die Verbesserung, ja die Umstaltung der Mikroskope in der letzten Zeit. Durch Beihülfe dieser Werkzeuge mit ungewöhnlich reinem und geschärftem Blick, wird es dem Naturforscher nun möglich seyn, seinen Geist in das unbekannte Gebiet der zartesten Organisation zu leiten; und so begann auf deutschem Boden eine neue Richtung im Forschen, ja ein neuer Zweig der Naturwissenschaften. Unverkennbar und kräftig trug zur Begründung dieser Epoche unser rühmlichst bekannter Optikus Plössel bei. Er ist es, der unter dem lehrreichen und freundschaftlichen Einfluß eines Jacquin, Baumgartner, Ettingshausen und Littrow das nun oben anstehende, an höhern Lehranstalten benützte componirte Mikroskop baute, und zu jenem Grade von Vollkommenheit erhob, daß wir nun mit Klarheit und noch nie erreichter Schärfe auch die zartesten Bildungseigenthümlichkeiten richtig erkennen und aufzufassen im Stande sind. So sehr jedoch dieser Fortschritt der Optik, welchen Schik, Pistor, Chevalier und Amici zu befestigen suchten, die Naturwissenschaften neu belebte, so verbleibt das Studium der Natur in Beihülfe des componirten Mikroskops immer nur für den Einzelnen lehr - und genußreich; denn die Mittheilung der auf diesem Gebiet gesammelten Schätze an eine größere Menge ist nicht allein höchst zeitraubend, sondern kann auch gewöhnlich nur unvollkommen geschehen.

Der Wunsch, baldigst ein Instrument und überhaupt Mittel zu gewinnen, welche dazu geeignet wären, die erforschten Gegenstände gemeinnützig und faßlich einem größern wissenschaftlichen Publicum vorstellen zu können, war demnach immer lauter,0638 und als ein höchst erwünschtes und zeitgemäßes Unternehmen mußte Hrn. Karl Schuhs Versuch, mikroskopische Gegenstände mittelst eines Hydro-Oxygen-Gas-Mikroskopes einem großen Publicum darzustellen, angesehen werden. Obgleich uns schon frühere Versuche, transparente Gegenstände mittelst des Drumond'schen Lichts darzustellen, Vieles versprachen, so glaubten wir dennoch unser Urtheil über Hrn. Schuhs erste Leistungen um so mehr aufschieben zu können, als wir mit vollem Grund einer baldigen Vervollkommnung des ganzen Apparats in Plössels Atelier entgegen sahen und hoffen durften, unter Beihülfe dieses Instruments und der kräftigen künstlichen Lichteinwirkung nicht allein transparente und opake Gegenstände klar darstellen, sondern auch diese Lichtbilder durch das Daguerre'sche Verfahren bleibend fixiren zu können. Da nun durch den glänzendsten Erfolg alle unsere Erwartungen weit übertroffen wurden, und somit das Mikroskop in die Collegien eingeführt werden kann, und die Daguerréotypie zuerst ihre wahre und volle Anwendbarkeit im praktischen Leben und im Gebiete der Naturwissenschaften gewinnt, so können wir nicht umhin, das wissenschaftliche Publicum von diesem wichtigen Fortschritt ehestens zu benachrichtigen, und hier eine kurze Beschreibung des vortrefflichen optischen Apparats zur öffentlichen Wissenschaft zu bringen.

Der ganze Apparat zerfällt in zwei wichtige Bestandtheile: in den Lichterzeugungs - und in den rein optischen Apparat. Beide sind von gleichem Belange, denn ohne eine ruhige Flamme und gesicherte Dauer eines intensiven Lichts würde auch der vortrefflichste optische Apparat nur Unvollständiges liefern, und umgekehrt auch das geeigneteste Licht bei einer mangelhaften Construction des Mikroskops nicht entsprechen. Zur Verwendung dieses Apparats haben demnach Plössels und Schuhs Fleiß und Talente sich vereinigt. Der Erleuchtungsapparat besteht aus einem leicht beweglichen Tisch, unter welchem sich die zwei Gasreservoirs befinden, die, mit comprimirtem Gas gefüllt, eine zwölfstündige Dauer des Experimentirens erlauben, ihren Inhalt durch an ihren Enden vereinte Röhren in die Capelle des auf dem Tisch ruhenden Mikroskops leiten, und über einen mittelst eines Uhrwerks spiralförmig bewegten Kalkkegel ausströmen. Das Licht ist so vollkommen gleichmäßig, daß nie ein Schwanken desselben eintritt, und die Erleuchtung wie die Intensität nach Willkür geregelt werden können. Die hier wie beim Sonnenmikroskop so hinderliche Wärme im Brennpunkt der Erleuchtungslinsen ist so glücklich beseitigt, daß die Beobachtung lebender Infusorien längere Zeit möglich gemacht wird.

Durch die Vortrefflichkeit der achromatisch-aplanatischen Objecte, welche in einer wagrecht gestellten, mit der Capelle des Erleuchtungsapparats verbundenen Leitungsröhre angebracht sind, werden vollkommen farbenfreie Bilder mit solcher Schärfe producirt, daß man z. B. an den Schmetterlingsschüppchen die Linien leicht erkennen kann. Diese Schärfe wird jedoch noch vermehrt, wenn man die Bilder transparent auf eine mattgeschliffene Glasplatte eröffnen läßt. Nicht minder Berücksichtigung verdient die Präparationsart der verschiedenen Gebilde, um sie vom Licht durchdringbar und so zu einer Darstellung mittelst dieses Instruments tauglich zu machen, worin Hr. Schuh eine ausgezeichnete Fertigkeit besitzt. Der optische Apparat für opake Gegenstände ist noch in der Arbeit, verspricht jedoch dermalen schon den besten Erfolg. Die von Hrn. Karl Schuh demonstrirten Präparate stellen uns mit seltener Schärfe und Schönheit Gegenstände aus dem Gebiet der Botanik, Mineralogie, vergleichenden und Menschenanatomie dar. Das erfreulichste Resultat lieferte jedoch ein erst jüngst bei mir vorgenommener Versuch, mittelst der Beleuchtung dieses Apparats Daguerréotypen zu erzeugen; denn die diesem Licht ausgesetzte und die Meisterhand unseres rühmlichst bekannten Professors v. Ettingshausen präparirte Platte stellte das Bild des gewählten Gegenstandes nach einer halbstündigen Einwirkung vollkommen getreu unsern Augen dar.

Wir schließen diesen Bericht mit folgenden Resultaten: 1) das eben besprochene Mikroskop kann zwar das componirte Mikroskop an Klarheit nicht erreichen, eignet sich jedoch vollkommen für Demonstrationen in den Collegien und Untersuchungen transparenter Objecte; 2) es macht die Abbildungen naturhistorischer Gegenstände mit Benützung der Daguerre'schen Methode in jedem beliebigen Augenblick möglich.

[934]

Auszug aus dem Verzeichnisse der bei der großherzogl. badischen Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau für das Sommer-Semester 1840 angekündigten Vorlesungen.

(Anfang der Vorlesungen 28 April.)

I. Theologische Facultät.

Hug: Einleitung in das neue Testament. Werk: Theorie der Seelsorge und Liturgik. Katechetik nach Winter. v. Hirscher: Zweite Hälfte der christlichen Moral. Staudenmaier: Theorie der Religion und Offenbarung (generelle Dogmatik). Zweiter Theil der speciellen Dogmatik. Vogel: Christliche Kirchengeschichte von Gregor VII bis auf unsere Tage. Wetzer: Arabische Sprache. Hebräische Interpretations-Uebungen. Biblische Hermeneutik. Erklärung der Propheten Amos, Habakuk, Zephania und Haggai. Schleyer: Erklärung der synoptischen Evangelien, zweite Hälfte. Auslegung der Pastoralbriefe Pauli. Dr. Adalbert Maier: Syrische Sprache. Biblische Archäologie. Erklärung der Propheten Amos und Micha. Erklärung des zweiten Briefs an die Korinther.

II. Juristen-Facultät.

Duttlinger: Strafrechtswissenschaft. Wechselrecht und Wechselproceß. Civilproceßtheorie mit Rücksicht auf den Civilproceß von Baden. Warnkönig: Litterärgeschichte und Hermeneutik des römischen Rechts. Erklärung der vaticanischen Fragmente. Amann: Exegetische Vorträge über die Institutionen Justinians. Fritz: Pandekten. Baurittel: Code Napoléon. Badisches Landrecht. Badisch-civil-rechtliches Uebungscollegium. Buß: Natürliches und positives europäisches Völkerrecht, in Verbindung mit der Geschichte des europäischen Staatensystems. Staatslehre. Volks - und Regierungswirthschaftslehre. Dr. Mußler: Pandekten. Pandekten-Prakticum. Uebungs-Collegium über römisches Recht. Privatissima über römisches Recht.

III. Medicinische Facultät.

Baumgärtner: Specielle Pathologie und Therapie. Medicinisches Klinikum. Prakticum in der polyklinischen Anstalt. Fromherz: Organische und gerichtliche Chemie. Praktische Anleitung zu chemischen Arbeiten. Geognosie. Leuckart: Physiologie des Menschen. Vergleichende Osteologie. Schwörer: Einleitung zur Chirurgie. Theorie der Geburtshülfe. Chirurgische Klinik. Geburtshülfliche Klinik. Gerichtliche Medicin. Arnold: *)*)Bisher Professor in Zürich, der einen Ruf nach Freiburg erhalten und angenommen hat. Anatomie des Nervensystems, der Sinnesorgane und der Genitalien des Menschen. Physiologie des Menschen. Werber: Encyklopädie der Natur - und Heilwissenschaften. Arzneimittellehre. Receptirkunst. Spenner: Specielle Botanik. Hecker: Theorie der operativen Medicin und Operationscursus. Nosologie und Therapie der Geschwülste. Dr. Fritschi: Arzneimittellehre. Theorie der Arzneiwirkung. Augenheilkunde. Phrenologie und Phrenopathie. Dr. v. Rotteck: Toxikologie. Receptirkunst. Ueber die vorzüglichsten0639 Kinderkrankheiten. Anleitung zur Percussion und Auscultation. Dr. Ecker: Allgemeine Anatomie. Repetitionen aus der Anatomie.

IV. Philosophische Facultät.

Wucherer: Theoretische Physik, zweite Hälfte. Experimentalphysik, zweite Hälfte. Meteorologie. Ueber Begriff, Umfang und Geschichte der philosophischen Studien und ihre Pflege auf Deutschlands Hochschulen. Deuber: Allgemeine Geschichte des Mittelalters und der neuen Zeit. Altgriechische Geschichte, von Kekrops bis Alexander den Großen. Statistik der süddeutschen Bundesstaaten. Pindars olympische Siegeshymnen. Perleb. Allgemeine Naturgeschichte. Naturhistorische Demonstrationen und Conversatorien. Pflanzenphysiologie. Uebungen im Untersuchen und Bestimmen der Pflanzen. Schreiber: Ethik. Deutsche Alterthumskunde. Wetzer: Hebräische Interpretations-Uebungen. Arabische Sprache. Oettinger: Geometrie, Trigonometrie und Stereometrie. Angewandte Mathematik. Analysis. Praktische Geometrie. Feuerbach: Römische Antiquitäten. Des Sophokles Oedipus auf Kolonos. Des Plinius Panegyrikus. Baumstark: Geschichte des prosaischen Theils der römischen Litteratur. Erklärung der Satyren des Juvenalis. Leitung der Uebungen in lateinischen Abhandlungen und Disputationen im philologischen Seminar. Fromherz: Geognosie in Verbindung mit Petrefaktenkunde. Spenner: Specielle Botanik, zweiter Theil. Weick: Geschichte des Mittelalters und der neuen Zeit. Geschichte der neuesten Zeit. Theorie der Statistik. Vergleichende Geographie der historisch merkwürdigen Länder. Eisengrein: Allgemeine und specielle Botanik. Wörl: Geschichte und Statistik der westeuropäischen Staaten. Privatdocent Dr. Trentowski: Philosophische Encyklopädie der Wissenschaften. Pädagogik. Metaphysik. Singer: Grammatik und Litteratur der englischen, deutschen, französischen und italienischen Sprache. Uebung im Französischen durch Uebersetzen des lateinischen Textes der Institutionen Justianians in jene Sprache, für Rechtsbeflissene. Aron: Geschichte der französischen Litteratur. Grammatikalische und litterarische Interpretation eines französischen Classikers. Privatcurs über litterärische, diplomatische und Handels-Correspondenz. Privatunterricht in der französischen Sprache für Anfänger.

[981-82]

Todes-Anzeige.

Noch tief erschüttert von dem erlittenen Verluste, widmen wir den verehrten Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Kunde, daß Gott unsere innigst geliebte Tochter, Gattin und Schwester, Theresia Barbara Müller, geborne v. Hefner, Mutter von drei unmündigen Kindern, am 4 März im 34sten Jahre ihres Lebens, im 7ten ihrer glücklichen Ehe, aus der Mitte der Ihrigen zu sich gerufen habe. Nur wer das stille, fromme, edle Wirken der Hingeschiedenen näher gekannt hat, wird die Größe unseres Schmerzes ermessen können. Indem wir die Verklärte dem frommen Andenken empfehlen, bitten wir für uns um Fortdauer des Wohlwollens und um stille Theilnahme. Aschaffenburg, den 7 März 1840.

Fr. v. Hefner, königl. bayer. Staatsrath.

Dr. Dan. Ernst Müller, königl. bayer. Forstmeister.

J. v. Hefner, königl. bayer. Professor.

Margaretha Freifrau v. Sensburg, geborne v. Hefner.

[936-38]

Erfindung, das Meerwasser genießbar zu machen.

Hr. Johann Dietrich, Sanitäts - und Graphit-Steingutgeschirr - und Bergbau-Inhaber, in der Laimburggasse Nr. 1101 zu Grätz in Steyermark, hat am 27 Februar in Gegenwart einer von den öffentlichen Behörden aufgestellten Commission die Aechtheit seiner Erfindung, Meerwasser genießbar zu machen, auf das glänzendste bewiesen, worüber folgendes Protokoll aufgenommen, und ihm eine beglaubigte Abschrift davon eingehändigt wurde: Protokoll, aufgenommen durch eine Commission im großen Gasthof in Triest den 27 Februar 1840 über das durch Hrn. Johann Dietrich in Grätz trinkbar gemachte Meerwasser.

Die Unterzeichneten auf Ersuchen des obenbesagten Hrn. Johann Dietrich, eingeladen durch das Präsidium dieses löbl. k. k. polit. ökon. Magistrats zu einer Commission, welche das trinkbar und zu jedem andern Gebrauch, zu welchem jedes gute Brunnenwasser dient, geeignet gemachte Meerwasser zu untersuchen, welches Hr. Dietrich aus Grätz mittelst eines eigenen Verfahrens hervorbringt, finden sich veranlaßt hierüber zu erklären: daß ein in ihrer Gegenwart geschöpftes Meerwasser dem Erzeuger Hrn. Dietrich übergeben wurde, welcher sich in ein Zimmer mit Schlüssel einsperren ließ, welches neben dem Zimmer lag, in welchem sich die vereinigte Commission befand, nachdem bevor jenes Zimmer auf das strengste untersucht wurde, ob es keine Verbindung mit irgend einem andern Orte habe, oder irgend eine Flüssigkeit enthalte. Nach Verlauf von beiläufig zwei Stunden übergab Hr. Dietrich der Commission, welche sich keinen Augenblick von dem Orte entfernte, Wasser, welches folgende Eigenschaften besaß: vollkommen klar, geschmacklos, geruchlos, und dessen specifisches Gewicht, gleich jenem des Brunnenwassers am St. Peterplatz, das ist: 1000 des Aräometer von Meißner, war. Es löste die gemeine Seife mit Schaum auf, der sich erhielt. Mit demselben kochte der Erzeuger Erbsen, Linsen und Fleisch, die ersteren ganz weich, und das letztere mit der Suppe von gutem Geschmack. Nachdem eine halbe Unze langsam in einem porcellänenen Gefäße verdünstet wurde, ließ es eine Spur von einem fast unwägbaren, braunen, aschgrauen Körper zurück. Mit Schwefelwasserstoffgas veränderte es sich nicht im mindesten. Das salpetersaure Silber verursachte eine Trübung, und das obbesagte Brunnenwasser mit demselben versucht, äußerte eine stärkere Wirkung. Der salzsaure Baryt trübte es nur leicht, und viel mehr das Brunnenwasser. Der kleesaure Ammoniak verursachte eine leichte Trübung, die sich viel stärker im Brunnenwasser zeigte. Mit kohlensaurer Pottasche veränderte sich nicht im mindesten die Flüssigkeit. Das Wasser mit reinem Ammoniak in Berührung gebracht, wurde nicht im mindesten getrübt, gleiches Resultat gab ebenfalls die Stärke. Mit noch andern Reagentien wurde dieses Wasser versucht, es entsprach aber den Versuchen mit gutem Wasser, und enthielt im Verhältniß weniger Spuren von Salzsäure, Schwefelsäure und Kalktheilen, als das Wasser aus den Brunnen von Triest. Dieses bezeugen die Unterzeichneten zur Steuer der Wahrheit, und schließen dieses Protokoll.

Triest, den 27 Februar 1840.

Joseph Dr. Dolnitscher, mp. Stadtphysikus. L. Napoli, mp. Vorsteher des pharmaceutischen Gremiums. F. H. Rondolini, mp. Vorstehers Adjunct. Barth. Dr. Biasoletto, mp. Mitglied des pharmaceutischen Vereins. Gratis.

Gesehen für die Legalisation der Unterschriften des Hrn. Dr. Joseph Dolnitscher, Stadtphysikus; Luigi Napoli, Vorsteher des pharmaceutischen Gremiums; F. H. Rondolini, Vorstehers Adjuncten und Dr. Barth. Biasoletto, Mitglied des besagten Gremiums.

Vom k. k. polit. ökon. Stadtmagistrat. Triest, den 8 März 1840.

Muzio Joseph Tommasini, mp. Präses.

Für gleichlautende Abschrift. Triest, den 8 März 1840.

Luigi Koller, mp. Registrator und Expeditor.

Wegen Unterhandlungen und weitern Auskünften beliebe man sich an den Erfinder selbst in Grätz, oder an Hrn. J. Walland, Director der Gesellschaft zur Ausfuhr innerösterreichischer Erzeugnisse in Triest, zu wenden.

0640

[820-23]

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Expedition für Passagiere von Hamburg nach Nordamerika per Dampfschiff über England.

Seit längerer Zeit in diesem Geschäfte gearbeitet, bin ich mit jedem Verhältnisse dieses wichtigen Geschäftszweiges vertraut geworden, und ist mir nicht entgangen, daß diese Expeditionsweise gewiß zu empfehlen, dabei aber strenge Gewissenhaftigkeit und Reellität, so wie die nöthigen Mittel zu einer guten Betreibung dieses Geschäfts Erfordernisse sind.

Hierauf nun in jeder Hinsicht gestützt, habe ich ein Etablissement in dieser Art begründet, und werde ich meine größte Ehre darin suchen, das Vertrauen derjenigen, welche sich an mich wenden, zu verdienen.

Der Preis für diese Fahrt ist von hier bis Amerika per Erwachsenen 7 1 / 2 Stück Louisd'or, Kinder unter 14 Jahren 4 1 / 4 Stück Louisd'or incl. Beköstigung und Commutationsgeld; Säuglinge zahlen nur Commutationsgeld.

Meine gedruckten Berichte besagen alles Nähere in Bezug auf diese Reise, und können diejenigen, welche beabsichtigen, sich meiner Vermittelung zu bedienen, solche prompt von mir erhalten.

Hamburg, im Januar 1840.

J. H. A. Hintze, Hohebrücke Nr. 3.

[5138-40]

Aufforderung.

Im Militärkrankenhause zu Landau starb am 22 April 1839 der Soldat Georg Jacob Engel vom k. bayer. Infanterie-Regimente Wrede, geboren zu Birkenhördt, Kantons Bergzabern, und außerehelicher Sohn der zu Gleiszellen verstorbenen Ehefrau des gleichfalls verlebten Michael Gölcher, Schneiders daselbst. Da derselbe einiges Vermögen hinterlassen hat, bis jetzt aber keine rechtmäßigen Erben hievon bekannt geworden sind, so werden hiemit alle diejenigen, welche auf die Verlassenschaft des genannten Georg Jacob Engel einen rechtlichen Anspruch machen zu können glauben, in Folge Erkenntnisses des k. Bezirksgerichtes Landau vom 9 September 1839 und des Art. 770 des Civil-Gesetzbuches aufgefordert, diese Ansprüche in gesetzlicher Frist bei der betreffenden Behörde geltend zu machen, widrigenfalls nach Ablauf jener Frist die Einweisung des Aerars in den Besitz fraglicher Verlassenschaft gerichtlich betrieben werden wird.

Speyer, den 5 December 1839.

Königlich bayer. Regierung der Pfalz, Kammer der Finanzen.

In Abwesenheit des k. Präsidenten.

Schnellenbühel, Gerhardt.

[964-66]

Auf Requisition des Oberamts des souveränen Fürstenthums Lichtenstein wird nachstehende Bekanntmachung zur öffentlichen Kenntniß gebracht.

Edict.

1) Es sey auf Verlangen des Joseph Foser zu Balzers in die Einberufung und sohinige Todeserklärung seines blödsinnigen, vor 32 Jahren nach Schwaben gewanderten und seither ganz unbekannt gebliebenen Bruders Johann Baptist Foser aus Balzers gewilliget, und demselben der Altrichter Johann Frick dortselbst als Curator bestellt worden.

2) Eben so sey auf Begehren der Anna Margaretha Schmied zu Ragaz in die Edictalvorladung und sohinige Todeserklärung ihres vor 44 Jahren in holländische Militärdienste getretenen, und seither ganz unbekannt gebliebenen Oheims Franz Joseph Singer aus Vaduz gewilliget, und demselben der Bürger Joseph Anton Boß daselbst als Curator bestellt worden.

Joh. Bapt. Foser und Franz Joseph Singer werden daher aufgefordert, binnen der Jahresfrist vom 18 März 1840 bis zum 18 März 1841, entweder persönlich dahier zu erscheinen, oder aber dieses Gericht auf eine andere Art unmittelbar oder durch den ihnen bestellten Curator in Kenntniß ihres Lebens zu setzen, widrigens sie für todt erklärt und das Vermögen des Foser mit 1373 fl., und jenes des Singer mit 115 fl. den gesetzlichen Erben eingeantwortet werden würde.

Oberamt Vaduz, den 20 Februar 1840.

(L. S.) Menzinger, Landvogt.

Augsburg, den 12 März 1840.

Königl. bayer. Kreis - und Stadtgericht.

Lic. Kellerer, v. Gemünden.

[919]

Edictal-Ladung.

Der bereits am 22 August 1829 zum erstenmal öffentlich vorgeladene Wilhelm Joseph Goldwitz von hier, seit dem Jahre 1779 landesabwesend, oder dessen allenfallsige Erben werden zum Empfange des in 12,863 fl. 24 kr. bestehenden Vermögens binnen eines halben Jahres wiederholt unter dem Rechtsnachtheile vorgeladen, daß dieses Vermögen den nächsten Verwandten zur freien Disposition überlassen werden soll.

Bamberg, am 6 März 1840.

Königliches Kreis - und Stadtgericht.

Dangl.

Lüst, Prot.

[851-53]

Vorladung.

Leopold Frhr. v. Kronegg auf Loderham und Asenham, Landgerichts Pfarrkirchen in Niederbayern, ist schon seit dem Jahre 1800 landesabwesend. Die letzten Nachrichten von ihm sind des Inhalts, daß er im Jahre 1805 Bucharest verlassen haben soll, um in seine Heimath zurückzukehren, wo er aber nicht ankam, und seitdem vermißt wird. Auf den Antrag seines Hrn. Sohnes, Joseph Frhrn. v. Kronegg, wird nun gedachter Leopold Frhr. v. Kronegg oder seine etwaigen hierorts unbekannten Descendenten hiemit aufgefordert, in termino von drei Monaten sich hierorts zu stellen und über ihre Person sich zu legitimiren, widrigenfalls er für todt erklärt und sein hierländisches Vermögen, bestehend in dem Achtelantheil an den Lehen bei den Gütern Asenham und Loderham, seinem Sohne Joseph Frhrn. v. Kronegg gegen Caution werde ausgeantwortet werden.

Am 28 Februar 1840.

Königl. bayer. Kreis - und Stadtgericht Passau.

Burger, Dir.

van Douwe.

[07]

Aufforderung.

Am 26 Januar h. J. ist zu Neufraunhofen die kinderlose Schreiners-Wittwe Theresia Ecker mit Hinterlassung eines Testamentes in einem Alter von 83 Jahren verstorben.

Sie war eine außereheliche Tochter der Maria Rennschmid, Bauerstochter von Kaltenberg, und ihre Intestaterben sind in Ermanglung näherer Verwandtschaft die Kinder der Geschwisterte Matthias und Sebastian Rennschmid zur Mutter der Erblasserin.

Zu diesen gehört auch eine gewisse Monika Rennschmid, Tochter des vorgenannten Matthias Rennschmid, gewesenen Taglöhners in Velden, welche an einen österreichischen Mauthaufseher Namens Schindler, früher in Braunau, verheirathet seyn soll.

Da nun deren gegenwärtiger Aufenthaltsort nicht ausgemittelt werden kann, so ergeht an sie hiemit die öffentliche Aufforderung, sich vom Tage der Einrückung dieser angerechnet, innerhalb eines 30tägigen Termines über die Anerkennung des von Theresia Ecker hinterlassenen Testamentes vom 19 Januar 1831 und des Testaments-Nachtrages vom 4 Februar 1832 um so gewisser zu erklären, als nach Ablauf dieses Termines beide Verfügungen die Rechtskraft erschreiten, und sofort nach deren Bestimmungen das Verlassenschafts-Vermögen an die Legatarien und instituirten Universalerben, unter welch 'beiden Monika Schindler übrigens nicht begriffen ist, ausgeantwortet werden würde.

Zugleich werden auch alle jene, die aus welch 'immer einem Titel Ansprüche auf vorliegende Verlassenschaft machen zu können glauben, aufgefordert, solche gleichfalls binnen 30 Tagen hierorts geltend zu machen, widrigenfalls hierauf bei Auseinandersetzung rubricirter Verlassenschaft keine Rücksicht genommen werden könnte.

Neufraunhofen, am 7 März 1840.

Freiherrl. v. Fraunhofen'sches Patrimonialger.

Neufraunhofen, königl. Landgerichts Vilsbiburg in Niederbayern.

Bauer, Gerichtsh.

[855-57]

Aufforderung.

Auf den Antrag der Intestaterben des dahier verstorbenen Oberkellners Georg Emmendörfer von Anspach wird der angebliche Privatsecretär des Hrn. Fürsten Pückler-Muskau, Karl Jäger, dessen gegenwärtiger Aufenthaltsort hier unbekannt ist, und der Angabe jener Erben zufolge nicht zu ermitteln war, in Gemäßheit des heute erlassenen Resoluts aufgefordert, binnen einer Frist von sechs Wochen an das k. Schöffengericht dahier, welches mit der Einziehung der zu dem Nachlasse des etc. Emmendörfer gehörigen Ausstände beauftragt ist, das unterm 20 September 1836 von dem Erblasser empfangene Darlehen von 187 Rthlr. 29 Sgr. nebst Kosten so gewiß zu erstatten, als nach deren fruchtlosem Verlaufe auf den Antrag der Erben die öffentliche Versteigerung des dermalen zu 90 Rthlr. gerichtlich taxirten Faustpfandes, bestehend: 1) in einer goldenen Cylinderuhr mit Emaille, 2) einer goldenen Kette mit Schlüssel, 3) einem goldenen Uhrkrampen, und 4) einem versilberten Necessair, verfügt, und aus dessen Erlös die gedachten Erben, so weit zureichend, befriedigt werden sollen.

Etwaige Einreden hiergegen sind in der Tagfahrt vom 15 April d. J., Vormittags 9 Uhr, in Person, oder durch einen gehörig Bevollmächtigten unter Strafe des Verlustes dahier vorzubringen.

Ehrenbreitstein, den 5 März 1840.

Königl. preuß. Justiz-Amt.

Neumann.

[847-48]

Ein Hüttenmeister, welcher dem technischen Betriebe mehrerer bedeutenden Eisenhüttenwerke mit Erfolg vorstand und dem sowohl wissenschaftliche als praktische Kenntnisse des Eisenhüttenwesens zu Gebote stehen, der ferner mit den neuern Fortschritten desselben vollkommen vertraut ist, wünscht seine gegenwärtige Stelle, localer Verhältnisse wegen, mit einer ähnlichen im Fache zu vertauschen. Nähere Auskunft gibt aus Gefälligkeit Hr. Wilh. Hoppe in Wien, Alsergasse, Nr. 131.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Fraktur

LanguageGerman
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