PRIMS Full-text transcription (HTML)
0689
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 87.
27 März 1840.

Spanien.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Madrid, 19 März. Der französische Botschafter an den Minister des Auswärtigen. Der Deputirtencongreß ist endlich constituirt. Hr. Isturiz ward mit großer Mehrheit zum Präsidenten ernannt. Die andern Mitglieder des Bureau's sind in dem Sinne derselben Partei. Madrid ist ruhig. Alle Nachrichten aus den Provinzen lauten befriedigend. Der Belagerungsstand ist aufgehoben.

Großbritannien.

In der Oberhaussitzung am 19 März überreichte der Herzog v. Buccleugh Petitionen aus Edinburg, Dundee und andern größeren oder kleineren Orten Schottlands zu Gunsten des Princips der non-intrusion (d. h. des Grundsatzes, daß Geistliche den Gemeinden nicht aufgedrungen werden dürfen) in dem dortigen Kirchenstreit. Eine Petition aus Dumfries hingegen, die der edle Herzog ebenfalls übergab, bat, die bisherige Ordinationsweise in der presbyterischen Kirche aufrecht zu halten, und bezeichnete das Verfahren der General-Assembly als geradezu auf die Trennung der Kirche vom Staat abzweckend. Der Minister Lord Holland legte in derselben Angelegenheit gegen 200 Petitionen vor, deren Mehrzahl zu Gunsten des Nicht-Intrusionsgrundsatzes seyen. Lord Aberdeen, der diese Petitionen zu kennen versicherte, bemerkte, der edle Lord habe einen viel zu weiten Ausdruck gebraucht, denn das Petitum dieser Eingaben sey ein sehr verschiedenes; einige bäten einfach um Abschaffung des jetzigen Patronats, andere erkennten das Patronatsrecht an, verlangten aber eine Compensation, wieder andere begehrten ein freies Veto der Generalversammlung. Lord Londonderry hatte in dieser Sache eine Petition von 2000 Einwohnern von Belfast zu überreichen, welche bei den vielfachen Berührungen, worin das protestantische Nord-Irland mit Schottland stehe, bei diesem Streite betheiligt seyen und daher das Parlament um dessen baldige Beilegung bäten. Lord Fitzgerald und Lord Glengall übergaben, in Bezug auf die irische Corporationsreformbill, Petitionen der irischen Städte Galway und Clonmell, welche bitten, mit der Last einer Municipalität verschont zu bleiben. Lord Fitzgerald bemerkte dazu, seine Bittschrift rühre nicht nur von den höchstbesteuerten Bürgern von Galway her, sondern diese seyen auch dem größten Theile nach warme Anhänger der jetzigen Regierung. (An der Spitze der Unterzeichner stand der katholische Bischof von Galway.) Lord Normanby äußerte, er anerkenne die Respectabilität der Bittsteller, doch habe er von derselben Seite her eine Petition zu übergeben, worin bloß um Abänderung einiger Nebenpunkte der Bill gebeten sey. Das Haus vertagte sich, nachdem noch der Committeebericht über die Vaccinationsbill eingebracht und genehmigt worden war.

Auf Lord Palmerstons gestern erwähnte Erklärung in der Unterhaussitzung vom 19 März, in Betreff China's, zeigte Sir J. Graham in allgemeinen Ausdrücken an, daß er die Streitigkeiten mit dem himmlischen Reich am 2 April zum Gegenstand einer Motion machen werde. Von Lord Sandon abermals gedrängt, wiederholte der Staatssecretär des Auswärtigen seine Versicherung, daß es sein aufrichtiger Wunsch sey, die Ansprüche brittischer Unterthanen an Portugal zu unterstützen. (Gelächter auf den Torybänken.) Hr. Hutt, eines der Mitglieder für die Stadt Hull, welche bei der Elbeschifffahrt besonders betheiligt ist, motivirte hierauf, indem er eine Petition des dortigen Handelsstandes vorlegte, in einer langen, mitunter ziemlich heftigen Rede den Antrag einer Resolution, durch welche das Parlament erklären sollte, daß es die Erhebung der Stadezölle auf der Elbe von Seite der Regierung von Hannover mit Mißbilligung betrachte. Er räumte ein, daß Hannover einen Zoll zu erheben berechtigt sey, behauptete aber, der zur Zeit geforderte Zollbetrag sey größer, als es die Grundsätze der Gerechtigkeit und bestehende Verträge erlaubten, und zudem sey die Art, wie die Zölle erhoben werden, höchst vexatorisch und drückend. Die Motion wurde von Hrn. Hawes unterstützt, welcher das Schifffahrtswesen der europäischen Ströme überhaupt, besonders das der Donau, im Interesse des brittischen Handels der Aufmerksamkeit der Regierung empfahl. Lord Palmerston erkannte die Wichtigkeit dieser Frage an, bemerkte aber, dieselbe sey keineswegs so einfach, wie Hr. Hutt zu glauben scheine; im Gegentheil hätten dabei mancherlei, aus dem Wiener Vertrag und andern Staatsactionen hervorgehende sehr complicirte Verhältnisse in Betracht zu kommen. Indessen sey die Sache vom Ministerium nicht verabsäumt worden; es habe sich an die hannover'sche Regierung gewendet, und von ihr, erst im verflossenen Monat, eine Antwort erhalten, welche jetzt der Erwägung des auswärtigen Amtes und des Handelsbureau's unterliege. Bei diesem Stand der Dinge sey die Motion voreilig, und er hoffe darum, daß das ehrenwerthe Mitglied sie fürs erste zurücknehmen, und den0690 Ministern Zeit vergönnen werde, die Angelegenheit in ein befriedigendes Geleise zu bringen. Es passe sich nicht, während einer schwebenden Unterhandlung die rechtliche Seite eines solchen Falls zu discutiren, doch seyen allerdings auch die Minister der Ansicht, daß Hannover zur Beibehaltung seines jetzigen Tarifs nicht befugt sey, und auf der Grundlage dieser Ansicht finde brittischerseits die Unterhandlung statt. Auch mit Dänemark habe sie über denselben Gegenstand Communicationen eröffnet. Nach einigen Aeußerungen von Hrn. Chapman und Sir W. James zu Gunsten des Antrags schloß der Handelsminister, Hr. Labouchere, sich der Bitte Lord Palmerstons an, daß Hr. Hutt seine Motion zurücknehmen möge, um keine Störung in die Negociationen zu bringen. Die Regierung, wiederholte er, sey bereit, auf Ermäßigung der Elbezölle und auf Beseitigung der vexatorischen Erhebungsart zu bestehen, und da Hannover dieses Princip bereits zugestanden habe, so werde die Sache hoffentlich bald ausgeglichen seyn. Hr. Hume meinte, ein Votum des Hauses, weit entfernt die Unterhandlung zu behindern, würde dieselbe vielmehr wirksam fördern. Er wolle dem Hause sagen, wie das Ultimatum Hannovers sich am besten beschleunigen ließe. Nicht durch Krieg, Gott verhüte! er wolle keine Feindseligkeiten, sondern, wie Lord Palmerston gegenüber von China, nur einige freundschaftliche Communicationen (Gelächter), diese solle man aber mit einem Linienschiff von 74 Kanonen unterstützen, das werde durchdringen. (Das würde, bemerkt der Sun, eine sehr unnöthige Kraftäußerung seyn, da die ganze Seemacht Sr. hannover'schen Maj. nur aus einer alten englischen Brigg von 10 Kanonen bestehe.) Sir Fr. Trench (Tory) sagte, wenn die Resolution zur Abstimmung gedrängt werde, stimme er für sie; indessen glaube er den König von Hannover bereitwillig alles zu thun, womit er sein Dankgefühl gegen die brittische Nation beweisen könne. Hr. Hutt erklärte dann, er nehme, wiewohl sehr ungern, seinen Vorschlag zurück. Gleich nach dieser Erklärung Hrn. Hutts, berichtet die Times, verließen viele Mitglieder, besonders von der conservativen Seite, das Haus. Bei diesem Anblick erhoben die Whig-Radicalen, von deren Eifer für unsere Handelsinteressen ein gut Theil auf Rechnung ihres politischen Hasses gegen den jetzigen König von Hannover kommt, ein ironisches Beifallsgeschrei, indem sie, scheint es, zu verstehen geben wollten, alle die Weggehenden würden aus Parteirücksichten gegen die Motion gestimmt haben. In Bezug auf die, einer jüngst angenommenen Resolution zufolge, ernannte Committee des Hauses zur Untersuchung des Bankwesens in England beantragte der Schatzkanzler, daß die Sitzungen derselben geheim seyn sollten, was mit 33 gegen 23 Stimmen angenommen wurde. Hr. Hume befürchtete, dadurch werde die Untersuchung nutzlos gemacht. Lord Morpeth ward ermächtigt, eine Bill zur Abstellung des Bettels in Irland einzubringen, unter welchem zur Zeit die kleinen Pächter am meisten zu leiden haben. Die Toryblätter machen die boshafte Bemerkung, der Generalsecretär für Irland habe mit dieser Bill gerade einen Zeitpunkt abgepaßt, wo der größte irische Bettelmann abwesend sey. (Daniel O'Connell ist nach Irland abgereist.)

In einer Sitzung der Directoren der ostindischen Compagnie am 18 März wurde Generallieutenant Sir S. F. Whittingham als Oberbefehlshaber der Heere der ostindischen Compagnie und zweites Conseilsmitglied in der Präsidentschaft Madras beeidigt.

Am 17 März stand der oftgenannte Chartistenführer Feargus O'Connor, wegen einiger Reden, die er in Chartistenversammlungen gehalten und dann in seinem Blatt der Nordstern mitgetheilt, auf ein seditious libel angeklagt, zu York, wo er bisher in Haft saß, vor den Assisen. Die Verfolgung leitete der Attorney-General, welcher den Satz ausführte freie Discussion in Rede und Schrift sey zwar ein dem Engländer angebornes Recht, das nur ein böses Gewissen der Regierenden den Regierten verweigern könne, hingegen könne und dürfe keine Regierung es ungestraft hingehen lassen, daß die Presse dazu mißbraucht werde, zur Empörung und zu Verbrechen aufzureizen. O'Connor vertheidigte sich selbst, und suchte aus seinem Journal zu erweisen, daß er immer ein Gegner der Anwendung physischer Gewalt gewesen sey. Die Jury fällte nach einer Berathung von 10 Minuten das Verdict Schuldig ; die Verhängung des Strafmaßes ward aber noch ausgesetzt, da gegen O'Connor ein ähnlicher Proceß auch in Liverpool anhängig ist. Auch mehrere wegen der Unruhen in Sheffield vor Gericht gestellte Chartisten wurden von der Jury schuldig befunden.

Frankreich.

(Sonntag.)

Am 21 März war das Ministerconseil in den Tuilerien bei dem König versammelt, der von einer Fahrt nach Fontainebleau zurückgekommen war. Der Herzog von Orleans wohnte dem Conseil bei.

(Moniteur.) Das Journal la Presse behauptet heute (21) nach eingezogenen Erkundigungen, denen dieses Journal die strengste Genauigkeit zuschreibt, daß Hr. Thiers seit 20 Tagen die Angelegenheiten seines Departements versäumt, und nur eine einzige Depesche an Hrn. Cochelet nach Alexandrien expedirt habe. Wir sind ermächtigt, diesen Verleumdungen aufs förmlichste zu widersprechen.

Die peinlich gespannte Lage des Ministeriums, das der Majorität in der Kammer nicht sicher ist, und die Verlegenheit mehrerer Fractionen der Deputirtenkammer selbst, die noch schwanken, ob sie Hrn. Thiers ihre Stimmen geben oder eine neue Coalition mit all' seinen verschiedenfarbigen Gegnern versuchen sollen, gibt dem Journal des Débats zu folgenden Betrachtungen Stoff. Woher kommt es, daß die gemäßigtsten, die der Staatsgewalt anhänglichsten Männer, welche dieselbe seit zehn Jahren unterstützten und ihrer natürlichen Neigung nach sie noch fernerhin unterstützen würden woher kommt es, daß diese Männer jetzt unruhig, mißtrauisch und getheilt sind zwischen der Besorgniß, durch eine neue Krise die ganze Existenz unserer Institutionen aufs Spiel zu setzen, und der Furcht, durch ihre Unterstützung dem Ministerium Waffen gegen sich selbst zu geben? Nach so vielen schönen Reden über die parlamentarische Regierung sind wir so weit gekommen, daß ein Minister, ein Präsident des Conseils sagen konnte: regiere nach mir, wer da kann was offenbar so viel sagen will, als: wenn ich nicht die Majorität habe, wird sie keiner haben! wenn ich nicht zum Regieren stark genug bin, werde ich wenigstens stark genug seyn, zu hindern, daß irgend Jemand regiere! Es ist dieß ein unerhörter Zustand in der Geschichte der constitutionellen Staaten. Die Minorität von gestern kann sogleich zur Majorität werden, sobald sie in Opposition übergeht, während die Majorität, bloß aus dem Grund, weil man sie ans Staatsruder berufen, zur Minorität wird. Demnach wären alle Parteien mit einem Veto bewaffnet, das hinreicht, sich gegenseitig zu lähmen; keine aber hätte die Macht zu leben. Nicht so hatte man bisher bei uns und in England seit hundertundfünfzig Jahren die Repräsentativregierung verstanden. Als Hr. Thiers früher Minister war, sagte er nicht zu Hrn. Odilon-Barrot und der Linken: Unterstützt mich, obgleich ich wider euern Willen, als euer Gegner und unter einer Fahne, welche nicht die eurige ist, zur Gewalt gekommen, unterstützt0691 mich, denn ich brauche eure Stimmen, um meine Majorität vollzählig zu machen. Wenn ihr mir eure Stimmen verweigert, so falle ich zwar, aber ich hindere euch dann meinerseits, zu regieren. Nach mir ist keine Regierung möglich. In England hat, so viel wir uns erinnern, Pitt nie seinen Gegner Fox aufgefordert, ihm seine Stimmen zu leihen. Gewöhnlich hat die Opposition ihre eigenen Principien, so gut wie die Majorität, und wenn die Opposition ans Ruder kommt, sucht sie nach ihren Principien zu regieren und bettelt nicht um Stimmen in der besiegten ehemaligen Majorität. Wie kommt es nun, daß wir aus allen Regeln, aus allen Gesetzen der Repräsentativregierung getreten sind? Oeffnet die Augen, ihr arroganten oder spitzfindigen Doctoren der parlamentarischen Regierung, die ihr Alles verworren und vermengt habt. Eure Coalition ist die Ursache des Uebels, das euch nun eurerseits verzehrt, die Quelle der Verlegenheiten, die ihr empfindet. Das Geschehene sollte der Gegenwart und Zukunft als Lehre dienen. Der Erfolg der Coalition hat die extremen Parteien eine verderbliche Taktik gelehrt die Taktik, sich stets den andern Parteien zur Bildung einer Majorität anzuschließen, so oft es sich ums Zerstören handelt. Auf diese Weise dominiren die extremen Fractionen die ganze Kammer. Wenn wir das Uebel hier bezeichnen, so geschieht es nicht, um es zu vergrößern, sondern damit Frankreich den Ursprung der jetzigen Verlegenheiten kenne. Durch eine kluge Nachgiebigkeit, welche die Leidenschaften beruhigt, ohne die Principien zu opfern, stärkt man am leichtesten die Gewalt, macht ehrenwerthe und zuverlässige Eroberungen unter den Parteien, und erweitert allmählich die Reihen der Majorität. Die Coalitionen zwischen entgegengesetzten Principien aber dauern nur so lange als die Leidenschaften, aus denen sie hervorgegangen, und nichts von ihnen bleibt, als was wir gegenwärtig sehen, nämlich Zwietracht ohne Ende, zerrissene Parteien, Fahnen ohne Wahlspruch und ohne Farbe, Männer, die sich einander nähern, sich trennen, sich bekämpfen oder unterstützen, nicht nach ihren Principien, sondern nur nach ihren persönlichen Interessen und ihrer augenblicklichen Laune.

Wir heben aus dem Commissionsbericht des Hrn. Berville über die geheimen Fonds noch folgende Stellen aus: Man verlangt ein Vertrauensvotum von Ihnen. Dürfen Sie durch Abweisung desselben erklären, daß die Verwaltung Ihr Vertrauen nicht hat? Ueber diesen Punkt haben sich zwei Meinungen in Ihrer Commission kund gegeben. Die Minorität vertraut dem neuen Ministerium nicht. Das Ministerium stellt (sagt die Minorität) sich als Vermittler hin: unter welchem Titel? Die Vermittlung setzt die Neutralität voraus. Noch gestern aber gehörte es zu der kriegführenden Partei. Welche Garantien bietet es? Die der Personen? Es läßt sie außer dem Spiele. Die der Principien? Es nähert sich der Opposition. Ohne von geheimen Verpflichtungen zu sprechen, die man doch mit Recht vermuthen darf, ist es nicht in Abhängigkeit von der Opposition, weil es einer Majorität bedarf? Wird es wohl deren Forderungen widerstehen können? ... Solchergestalt motivirt die Minorität der Commission ihr Mißtrauen in Bezug auf das Ministerium, nicht als ob sie die nöthigen Fonds für die Staatssicherheit verweigern möchte; aber sie glaubt, daß die Meinung, deren Organ sie ist, sie nicht zum Beitritt verpflichte, und behält sich für die Zukunft ganz freie Hand und Abstimmung vor. (Stimmen aus dem Centrum: so ist es!) Die Majorität der Commission, meine Herren, war weit davon entfernt, diesen Beweggründen beizustimmen und jenes Mißtrauen zu theilen. Die Zusammensetzung des Ministeriums erscheint ihr als eine erste Garantie guter und weiser Verwaltung. ... Das Ministerium erklärt (wir führen seine Worte an), es wolle weder mit dem rechten Centrum gegen die Linke, noch mit der Linken gegen das rechte Centrum regieren. Dieser Gedanke entspricht, wie uns scheint, den Wünschen des Landes, hauptsächlich aber den Nothwendigkeiten, welche der gegenwärtige Zustand der Wahlkammer auflegt. Ein Umstand ist seit einigen Jahren Jedermann aufgefallen: die fortschreitende Zersplitterung der Kammer, die allmähliche Abnahme der Majorität. Unter dem Ministerium des 22 Febr. noch mächtig, ist sie unter dessen Nachfolgern immer schwächer und zweifelhafter geworden. Sie entschlüpfte gar bald dem Ministerium vom 6 Sept., wie denen vom 15 April und vom 12 Mai. Zwei fast aufeinanderfolgende Auflösungen haben, weit entfernt die Majorität wieder herzustellen, sie nur noch geringer gemacht. Jetzt existirt die vormalige Majorität nicht mehr; sie ist nur noch die stärkste der Minoritäten: die neue Majorität wird erst gesucht; noch hat sie Niemand gefunden. (Lachen im rechten Centrum.) Daraus entspringt die Unmöglichkeit für jeden, wer es auch sey, durch Ausschließung zu regieren; jedes Ministerium, will es nicht untergehen, muß sich auf die Vereinigung, nicht auf die Spaltung der Parteien stützen. Dieß ist, unserer Ansicht nach, eine glückliche Nothwendigkeit; denn durch die Epuration schwächen sich die Staatsgewalten, und die Regierungen gehen unter. ... Die Meinungen, hat das Ministerium mit Recht gesagt, sind jetzt mehr zersplittert als glühend. Im Innern Ruhe; an der Tagesordnung nichts Ernstes außer der auswärtigen Frage, die zwar sehr ernst, aber geeignet ist, die Meinungen eher zu vereinigen als zu trennen; denn die noch über die Punkte der innern Politik gespaltene Kammer wird wohl nicht über die Punkte gespalten seyn, welche die Sicherheit, die Würde des Landes berühren. ... Was jene geheimen Verträge (des Ministeriums mit der Linken), die man vermuthet, betrifft, so glaubt die Majorität der Commission nicht daran. Man wundert sich, die alte Opposition zum erstenmal geheime Fonds votiren zu sehen: die Opposition erklärt sich über ihre Ansicht. Sie votirt nicht für einen Credit, sondern für ein Cabinet. Indem sie ein Ministerium unterstützt, das ihr weniger widerstrebt als die früheren Cabinette, thut die alte Opposition etwas ganz Einfaches und zugleich Zeitgemäßes, dem Lande Nützliches. (Verworrenes Geräusch im rechten Centrum.) Früher war ihr die Staatsgewalt feindlich, jetzt verspricht man ihr eine unparteiische. Man denuncirte sie als jeder Regierung widerstrebend (ingouvernable); sie zeigt sich als conservativ und gemäßigt. (Neues Geräusch auf den Bänken des rechten Centrums.) Ja, sie zeigt sich als conservativ und gemäßigt, indem sie beiträgt zur Lösung einer besorglichen Krise, und ein ganz außerhalb ihrer Reihen genommenes Ministerium unterstützt. ... (Zeichen der Zustimmung von Seite des Hrn. Odilon-Barrot und mehrerer anderer Mitglieder der dynastischen Linken.)

(Echo français.) Man versichert, die Pairskammer werde sich versammeln, um zu entscheiden, ob sie die Autorisation geben werde, zwei ihrer in ein Duell verwickelten Mitglieder, wobei der eine mithandelnd, der andere Zeuge war, gerichtlich verfolgen zu lassen. Diese Versammlung soll auf Verlangen der Staatsanwaltschaft stattfinden.

(Commerce.) Man sprach gestern in der Oper viel von einem Duell zwischen dem Gatten einer berühmten Sängerin und Hrn. G ..., der nahe an der Pairie steht. Der junge Patricier ward an der Hand mit einem Degenstich verwundet.

(Gazette.) Es heißt, der Kaiser von Marokko habe der französischen Regierung den Krieg erklärt, und mache gemeinschaftliche0692 Sache mit Abd-El-Kader. Man versichert uns, daß in dieser Beziehung Befehle von dem Seeministerium an den Admiral Rosamel abgegangen sind.

Aus den Bemerkungen der dem Cabinet am nächsten stehenden Journale, des Constitutionnel und des Messager, geht ziemlich deutlich hervor, daß Hr. Thiers die Zurückberufung des Marschalls Valée anfangs wirklich beschlossen, diesen Beschluß aber später aufgeschoben hatte. Der Beginn der militärischen Operationen, sagt der Constitutionnel, suspendirt nothwendigerweise jeden Plan einer neuen Organisation in Algier. Auch das Journal des Débats hält es für eine ausgemachte Thatsache, daß Hr. Thiers erst die Abberufung des Marschalls gewollt, dann aber wieder schwankend geworden. Vor einigen Tagen hatte das Journal des Débats eine detaillirte Erzählung der Würgescenen bei dem Lager Uad-Lalleg zur Zeit des Wiederausbruchs der Feindseligkeiten gegeben, worin die officiellen Mittheilungen des Moniteur Algérien über dieses Gefecht, als falsch und ungerecht für die Tapfern, welche damals ein Opfer des Ueberfalls geworden, bittern Tadel fanden. Mehrere Journale glaubten, der Artikel beabsichtige das Publicum gegen den Gouverneur von Algier einzunehmen, und die Regierung zu dessen Zurückberufung zu bestimmen. Das heutige Journal des Débats protestirt aber gegen eine solche Auslegung und erklärt, es hielte die Absetzung des Gouverneurs von Algier im Augenblick, wo er einen Feldzugsplan entworfen und den ersten Schritt zu dessen Ausführung gethan habe, eben so sehr für einen großen Fehler, als für eine abscheuliche Ungerechtigkeit.

In seiner neuesten Nummer versichert das Journal des Débats, gleich in den ersten Tagen nach der Ernennung des neuen Cabinets sey die Stelle eines Gouverneurs von Algier dem General Bugeaud angeboten worden. Hr. Thiers, der diesen General hochachte und großes Vertrauen in ihn setze, sey aber unentschlüssig geworden, da alle Journale der Linken Klagen erhoben. Als General Bugeaud bemerkte, daß das Ministerium zaudere und seine Ernennung nicht zu publiciren wage, habe er sowohl die Gouverneursstelle als das Obercommando der dortigen Truppen, welches ihm besonders angeboten war, abgelehnt.

Ein Schreiben aus Algier vom 10 März im Journal des Débats gibt über die begonnene Truppenbewegung gegen Scherschel einige weitere Details. Die Colonne besteht aus 15,000 Mann, worunter Truppen aller Waffengattungen. Das Hauptquartier war am 10 März im Lager Duera; von dort rückt das Armeecorps über Buffarik und Beni-Mered nach der Chiffa, und betritt das Stammgebiet der Hadschuten auf dem linken Ufer dieses Flusses. Von Belida und Coleah werden zu gleicher Zeit Truppendetaschements aufbrechen, und gemeinschaftlich mit dem Hauptcorps operiren. Man hoffte eine einträgliche Razzia zu machen, und dem Feind einen Theil der auf französischem Gebiet geraubten Heerden wieder abzunehmen. Das Gerücht ging, die Stadt Scherschel sey von ihren Bewohnern verlassen, und diese, so wie die Araber der Küste hätten sich in die Gebirge zurückgezogen.

Seit fast drei Monaten hatten wir herrliches Wetter; der Marschall Valée ließ diese günstige Zeit vorübergehen, ohne sich vom Fleck zu rühren. Nun da jener Theil des Winters, den die Eingebornen Ahhsum nennen, wo es fast beständig regnet, angefangen, macht der Marschall sich nach Scherschel auf den Weg mit einer Armee, von der ein großer Theil aus Soldaten besteht, die den Krieg in Afrika noch nicht kennen. Wenn diese auch das Ungemach der Jahreszeit standhaft ertragen werden, so war es doch unklug von dem Gouverneur, diese Neulinge schlimmen Zufällen auszusetzen, die man so leicht hätte vermeiden können. Die Armee hat gestern die Chiffa überschritten; weitere Nachrichten fehlen uns. Dampfboote und andere Fahrzeuge sollten zur See nach Scherschel abgehen und dorthin Munition und Proviant führen; sie konnten aber nicht auslaufen wegen des stürmischen Wetters. Die See geht sehr hoch und der Regen fällt in Strömen. Man glaubt, die Truppen würden heute am Ufer des See's Alula bivouakiren und morgen in Scherschel einrücken. Die Umgebungen dieser ehemaligen Hauptstadt von Mauritania Cäsariensis sind mit Ruinen bedeckt, und ihre Untersuchung wäre von großem wissenschaftlichem Interesse. Man hoffte, der Marschall Valée werde nach dem Beispiel seiner Vorgänger einen Theil der Mitglieder der vom Kriegsminister ernannten wissenschaftlichen Commission zur Begleitung dieses Zuges einladen. Nicht nur geschah dieß nicht, sondern der Marschall hielt nicht einmal das Versprechen, das er jenen Herren gegeben, sie eine Stunde vor dem Aufbruch der Armee zu benachrichtigen. Er reiste ab, ohne ihnen ein Wort sagen zu lassen. Ein solches Benehmen ist ganz des Mannes würdig, der nach der Einnahme von Constantine dem Bibliothekar von Algier einen Wagen verweigerte, um die gesammelten arabischen Manuscripte von Constantine nach Bona zu transportiren. General Schramm hat das Obercommando der Lager übernommen, während der Marschall im Feld ist.

Seitdem Hr. Thiers ins Ministerium getreten, ist der russische Geschäftsträger, Graf Medem, besser auf die Regierung zu sprechen. Er läßt sogar durchblicken, daß der Notenwechsel, der unter der Administration des Marschalls Soult mit dem russischen Hof stattgefunden, keine weitere Folge haben werde, obgleich der Ton in der letzten Note des Marschalls, in welcher er die Redefreiheit in Frankreich in Schutz nimmt, sehr schroff lautete und den übelsten Eindruck in St. Petersburg gemacht haben soll. In Folge des Cabinetswechsels wird wohl keine Erwiederung darauf erfolgen, und Graf Pahlen, der seit längerer Zeit von seinem Posten abwesend gewesen, dürfte bald hieher zurückkehren. So wird auch Hr. v. Barante in St. Petersburg bleiben, oder gleich durch einen andern Botschafter ersetzt werden, wenn er, wie er bis jetzt that, darauf besteht, eine andere Bestimmung oder wenigstens einen längeren Urlaub zu erhalten. Hr. Thiers will jeden Schein vermeiden, der dazu benützt werden könnte, ihm vorzuwerfen, als habe er die Verhältnisse nach außen zu erschweren gesucht. Auf diese Weise hofft er, daß es ihm gelingen werde, Vertrauen bei den Mächten zu gewinnen, die, wie er recht gut weiß, die Meinung nicht unterdrücken können, daß er es darauf absehe, ganz Europa aufzuregen. Er ist indessen zu gescheidt, um daran Geschmack zu haben, weil er fühlt, daß von dem Augenblick an, wo er alle Leidenschaften aufgerüttelt hätte, es mit seiner eigenen Herrlichkeit ein Ende haben, und er eben so wie viele andere Revolutionshelden in den Winkel gestellt würde, wo nicht noch Schlimmeres zu befahren hätte. Thiers ist schlau und wird sich durchwinden, wenn er nicht an der Verschmitztheit Mehemed Ali's und dessen festem Willen scheitert. Diesen fürchtet er am meisten, weil der sich kein X für ein U machen läßt, sondern die Sachen beim rechten Ende anfaßt und beim Namen nennt. Solcher Schlag Menschen ist sehr unbequem, und Thiers sagte neulich selbst: Ce vieux renard n'est pas commode, il donnera du fil à retordre. Wirklich hört man, daß Mehemed Ali, der im voraus an die lange Dauer der Soult'schen Administration nicht geglaubt haben mag, unserem Consul in prophetischem Geist zu verstehen gegeben habe, er werde in sich die Kraft und Mittel finden,0693 jeder Gefahr zu trotzen, falls er je der Sympathie beraubt werden sollte, die ihm seither in Frankreich geworden. Er habe zu diesem Ende das Nothwendige veranlaßt und werde sich in eine Verfassung setzen, daß die Herren in Europa erfahren, wie man die Haut nicht eher verkaufen dürfe, bis man den Löwen erlegt habe. Der Löwe werde sich tüchtig wehren, mörderisch beißen. Ihm seyen die Verheißungen und Drohungen von der Tribune herab sattsam bekannt, und der Koran lehre ihn, daß wenn der Prophet wirklich gesprochen, etwas werden und seyn müsse, da sonst nur Trug herrsche, ob dem er sich weder freuen noch fürchten soll. Er freue und fürchte sich auch nicht und vertraue auf sich und seinen Stern. Hr. Cochelet gibt diese Aeußerungen in einer sehr beachtenswerthen Depesche wieder und räth in dringendem Ton, Mehemed Ali bald zu befriedigen. Diese Depesche war eine der ersten, welche Hr. Thiers im auswärtigen Departement zu eröffnen hatte, und deren Inhalt ihn sehr nachdenkend gemacht haben soll. Thiers gehört zu den Wenigen, die zwischen den Zeilen lesen, und er las hier deutlich die Antwort auf seine denkwürdige Rede, die Mehemed Ali, wie er sah, nur zu gut verstanden, nur zu genau aufgefaßt hatte.

Hr. Thiers hat seit seinem letzten Austritt aus dem Ministerium unverrückt nach Einem Ziele manöuvrirt: wie kann es mir gelingen den Posten eines Premierministers zu erschwingen, ohne den Unannehmlichkeiten ausgesetzt zu seyn, wie vorhin als Instrument aufgegriffen und als Instrument wieder auf die Seite gelegt und zerbrochen zu werden? Den Haß der Doctrinärs gegen den Grafen Molé benützend, hat er aus den Elementen dieses Hasses die sogenannte Coalition zusammengesponnen, aber erfahren, daß man seine Münze noch nicht ohne Mißtrauen anzunehmen gedenke. Das Ministerium Soult schien versichert zu seyn, sein Leben durch die dießjährige Sitzung durchzuschleppen, als das bekannte Dotationsgesetz Hrn. Thiers Wasser auf seine Mühle brachte. Aber er weiß wohl, daß in den Mühlrädern noch mancherlei Geister hausen, um ihm einen Schabernack zu spielen, und diese Geister ist er jetzt bemüht heraus zu beschwören. Als er berufen ward sein Ministerium zu bilden, und man ihn befragte, ob er eines schon entworfen habe, antwortete er, seine Collegen seyen bereit. Als man ihm deren Namen abfragte, gab er zum Bescheid, er habe nicht Lust diese Namen binnen zweimal vierundzwanzig Stunden compromittirt zu sehen; er werde sie nur dann ausspielen, wenn es Ernst sey, ihm die Bildung eines Cabinets anzuvertrauen. Man erbat sich zweimal vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit, worauf Hr. Thiers die Antwort gegeben haben soll: nach Verlauf dieser zweimal vierundzwanzig Stunden habe ich mich auch zu bedenken. Er hatte sich wegen der Ermächtigung zu eventueller Auflösung der Kammer Gewißheit zu verschaffen. Er erhielt sie. So ward er Minister. Seine rasche Keckheit setzte ihn gut mit der Linken, welche glaubte, in ihm den Anfang zu einer Realisation der englischen Parlamentsregierung zu gewahren, und den endlichen Sturz des mit den Bourbonen 1814 eingewanderten Systems, dessen eigentlicher Sinn war, die Monarchie mit einem Grand Conseil der Kammern zu umgeben, ohne denselben die wahre Regierungsmacht in die Hände zu geben. Persönliche Anhänger des Hrn. Thiers sind fast nur die Journalisten, welche in ihm die Apotheose des Journalismus gewahren; aber so wie es kein Gift gibt ohne Gegengift, und das Mittel zur Verwundung auch das Mittel zur Heilung ist, so hat die Natur auch dafür gesorgt, daß was die Journalistik emporhebt, sie auch wieder zu Fall bringt; denn wenn Hr. Thiers in der Presse des Tages seine hitzigsten Freunde hat, so hat er in derselben auch seine heftigsten Feinde. Höchst bitter sind gegen ihn alle Radicalen und Republicaner, deren Organ der National ist, weil sie ihn als einen gesinnungslosen Menschen betrachten, der alle Dinge leicht begreift, aber auch eben so leicht wieder aufgibt. Dann ist die dynastische Journalistik ihm höchst aufsäßig, weil diese stets neben dem ministeriellen ein rein dynastisches Interesse behauptet, und in diese Journalistik ist ein Theil der Belletristik verflochten, indem Balzac, Hugo, Dumas und alle diese Herren, wie ein Theil der Malerzunft, in den heutigen dynastischen Interessen mehr oder minder incorporirt sind. Aber Thiers hat die Hauptorgane der hiesigen Journalistik wenn auch nicht zur vollkommensten Disposition, doch zur Beförderung seiner politischen Plane. Was er eigentlich will, weiß keiner so recht, und er weiß es wahrscheinlich selbst nicht; daß er aber ein nothwendiger parlamentarer Gegensatz des abstracten Dynasticismus ist, daß er die sogenannte constitutionelle, im Grunde aber mehr oder minder rein monarchische Constitution in eine parlamentare, den Engländern nachgeahmte, näher besehen aber rein ministerielle Constitution umändern will, darin liegt eigentlich heute seine Kraft, welche freilich von vorn an gefährdet seyn möchte. Indessen zeigt er so ziemlich unumwunden allen Parteien, daß er das letzte Wort des Monarchismus sey, und nach ihm die Revolution anfange, und das ist eben seine große Geschicklichkeit, denn in petto glauben dieß viele Dynastische selbst, und möchten gerne gezwungen seyn für ihn zu votiren, obgleich sich viele mit einer falschen Courage brüsten. In dieser sogenannten dynastischen Opposition gegen Hrn. Thiers macht Hr. v. Lamartine eine große, ehrenvolle Ausnahme; er gehört eigentlich in keine Kategorie und classificirt sich nicht in der Kammer; er gehört zu den in letzter Quelle durch Lafayette getränkten Geistern, obwohl sie gar nicht an die Tauglichkeit und Erhabenheit der Gesinnungen unsrer Demokratie glauben und das nobiliäre Element, insofern es güterbesitzend ist, als Haltpunkt nicht verschmähen, weil sie überzeugt sind, es sey mehr Großsinn und ächte Liberalität in einem Corpus der Gutsbesitzer als in dem Stande der Notarien, der wahren Leiter und Lenker der Wahlcollegien auf dem Lande. Lamartine nun stellt sich Hrn. Thiers gegenüber, rein persönlich, dem Anscheine nach, weil es eben Hr. Thiers ist, das ist ein nicht aus dem ächten Kern der Nation hervorgewachsener Minister, der seine Macht keinem wahren Volksprincipe verdankt, sondern nur einem flottanten Princip der Journalistik. Weß Geistes Kind ist aber Hr. Thiers? Gewiß, daß er weit eminentere Geistesgaben besitzt als seine Mitwerber der Kammer; aber ist Kraft genug in ihm, um sich aus den Windeln seiner Geburt herauszuschlagen, kann er als denkender Kopf und thätiger Mann dastehen, nachdem er als geistreicher Kopf und beweglicher Geselle sich in Bureaux, Journalen und Ministerien herumgethan? Das ist für die Zukunft des Hrn. Thiers die ganze Frage.

Belgien.

Es war schwer, wenn nicht unmöglich, in der Aufregung, welche dem Votum vom 14 März folgte, die Consequenzen desselben und die Nothwendigkeiten der neuen Lage, in welche sich Kammer und Regierung zu einander versetzt sahen, in ihrem ganzen Umfange und mit Sicherheit vorauszubestimmen. Das Ministerium war dem Nationalgefühl zu entschieden und zu hartnäckig entgegengetreten, die Minister hatten während der Discussion selbst sich, viel zu hart absprechend, auf die Nothwendigkeit sich ihrer Ansicht unterwerfen zu müssen, trotzend gezeigt, sie hatten zu sehr Fehler auf Fehler gehäuft, sich zu sehr jeder Transaction zu der0694 noch in den letzten Augenblicken vor der Abstimmung sich eine höchst günstige Gelegenheit darbot abgeneigt gezeigt, als daß nicht, so wie das Votum gefallen, sie selbst und mit ihnen Jedermann es für unmöglich gehalten hätte, daß sie noch ferner am Ruder bleiben könnten. Nichts schien natürlicher, als daß die Majorität, die sie gestürzt, aus ihrer Mitte dem Könige die Männer, die ihres Vertrauens sich am meisten erfreuten, bezeichnete, um aus ihnen das neue Cabinet zu bilden. In der ersten Freude eines so überraschenden und unerwarteten Gelingens schien die Bildung eines Ministeriums für die Opposition die leichteste Sache von der Welt. Unter den Elementen, deren Coalition das Votum herbeigeführt, stehen die Doctrinärs, durch Erfahrung, Wissen und politische Intelligenz an der Spitze; ihr Haupt, Hr. Devaux, hatte durch seine beredte Philippika gegen die unpatriotischen Minister eine Menge unentschiedener Deputirten zu seiner Meinung herübergezogen; die Ehre des Tages gehörte ihm; weder die äußerste Linke der Katholiken, Dumortier und seine Freunde, noch das Centrum der Liberalen, um Heinrich de Brouckère geschaart, machte sie ihm streitig. Als es sich davon handelte, die Folgen des Votums zu realisiren, stellten sich die Doctrinäre von selbst als die Leute der Situation dar. Da der immer kränkelnde Devaux der Last der Geschäfte wenig gewachsen ist, und die Praxis seinen Ruf als theoretischen Staatsmann vielleicht gefährden könnte, so wandte sich die Aufmerksamkeit natürlich dem zweiten Haupte der doctrinären Hierarchie zu. Die Journale und die der Opposition nicht ohne beginnenden Triumpfruf, zeigten am Dienstag an, daß Hr. Lebeau von Sr. Maj. empfangen worden sey. Dabei ist es bis jetzt geblieben. Als man nach den Garantien, welche die Doctrinäre für die Grundbedingung einer jeden neuen Verwaltung daß sie eine Majorität in der Kammer haben müsse, fragte, begannen die Schwierigkeiten, die, sind wir recht unterrichtet, bis jetzt noch nicht gehoben sind. Die Doctrinäre bilden die numerisch geringste Fraction der Kammer; sie können sich nur dann der Leitung der Geschäfte bemächtigen, wenn sie sich mit der katholischen Meinung oder mit den Liberalen verbinden. Im ersteren Falle würden sie über eine bedeutende Stimmenmehrheit gebieten, im zweiten bedürften sie noch der Unterstützung eines Theils der Katholiken, um auf die Dauer der Kammer gewiß zu seyn. Damit eine oder die andere Combination möglich werde, muß man sich verständigen, sich gegenseitige Zugeständnisse machen, über ein Programm übereinkommen, darin aber besteht gerade die Schwierigkeit, denn Niemand ist zum Aufgeben einer oder der andern seiner wesentlichen Ansichten und Tendenzen bereit, und die Doctrinäre selbst am wenigsten. Eine Art pedantischer Strenge und Unbeugsamkeit ist ihnen in Belgien wie in Frankreich eigen. Man könnte einwerfen, daß sie früher schon und zwar mehrere Jahre hindurch fast ohne Unterbrechung und unter den schwierigsten Umständen im Ministerium gewesen, sich also doch mit den andern Meinungen verständigt hätten. Das ist allerdings wahr, aber die Umstände sind seitdem durchaus anders geworden. Damals vertheidigten die Doctrinäre die Sache der Ordnung gegen die Anarchie, das System des Unterhandelns und der friedlichen Lösung unserer Frage gegen die Uebertreibungen und die kriegerischen Gelüste der Partei der Bewegung, deßhalb unterstützte sie die unendliche Mehrheit der Kammer und der Nation, alle Gemäßigten, alle die Ruhe und Ordnung und die Anerkennung Belgiens durch Negociation und nicht durch Drohung und Gewalt wollten. Jetzt sind alle die Zwecke, welche die Doctrinäre sich damals vorsetzten, erreicht; das Land ist constituirt, Ruhe und Ordnung herrscht überall, die materiellen Interessen sind, was Einzelne auch sagen mögen, blühend; die Doctrinäre haben keine Fahne mehr aufzustecken, um die sich alle Gutgesinnten versammeln könnten. Doch nein, ich irre mich, noch ist ein großes nationales Interesse vorhanden, das die Doctrinäre als Banner erheben können und erheben müßten, wenn sie auf Unterstützung und Sympathie der Bessergesinnten und Gemäßigten rechnen wollten. Es ist die Befestigung, die innere Consolidation der Gewalt, des legitimen, ordnenden, erhaltenden Einflusses der Verwaltung, die moralische Kraft der Regierung, abgesehen von den Namen, die an der Spitze der Ministerien stehen, um die es sich handelt. Aber daß es den Doctrinärs darum nicht zu thun ist, dieß hat ihre Theilnahme an dem letzten Votum bewiesen, wo Gouverneure, Gesandte, höhere Regierungsbeamte, die zu den Koryphäen dieser Partei gehören, für ihre Leiter gelten wollen und mit Recht gelten, gegen ihre Chefs stimmten, und zum Sturz derselben Minister aus allen Kräften mitwirkten, von denen sie ernannt oder in ihren hohen Stellungen erhalten worden waren. Niemand konnte sie zwingen, derselben Meinung zu seyn, wie die Minister, aber die Männer, die beständig von der Pflicht der Unterwerfung unter die rechtmäßige Behörde und von der Nothwendigkeit der Stärke und Energie der Regierung sprechen, mußten dann jedenfalls begreifen, daß, sobald sie als Deputirte nicht mehr die Ansichten der Regierung theilen, sie es sich selbst und der Consequenz ihrer Ansichten schuldig sind, als Beamte nicht mehr unter dieser Regierung zu stehen. Ihr Verfahren hat ihnen den größten Nachtheil in der öffentlichen Meinung gebracht, sie selbst haben sich das Regieren, sollten sie dazu gelangen, unendlich erschwert, und ein bedeutender Theil der Mitglieder der Kammer zeigt sich wenig geneigt, ihren Beistand ihnen zuzusichern. Daher kommt es, daß die Chancen eines doctrinären Ministeriums sich seit einigen Tagen sehr vermindert haben; möglich ist dasselbe allerdings noch, aber nicht mehr in demselben Grade, wie eine andere Combination, nach der ein Theil des frühern Cabinets am Ruder bliebe, und sich mit einigen neuen Namen ergänzte. Ich schreibe Ihnen darüber, sobald die Sache mehr Consistenz als in diesem Augenblick hat. Das Eine ist jetzt schon gewiß, daß, kommen die Doctrinäre ins Ministerium, zehn gegen eins zu wetten ist, daß sie sich darin nicht mehr auch nur die Hälfte der Zeit wie früher behaupten können.

Niederlande.

Die financiellen Vorschläge sowohl, als die über die Veränderung des Grundgesetzes, sind an die Kammer gebracht worden, und ich bemerke Ihnen darüber bloß, daß die erstern im Allgemeinen den Erwartungen entsprechen, aber nicht die zweiten. Die Budgetssumme ist zwar etwas höher als früher angesetzt, dagegen sind für das Amortisationssyndicat volle vier Millionen ausgeworfen. Die Gesammtersparnisse an den einzelnen Posten betragen 2,376,385 fl., wovon auf das Kriegsministerium allein 2,191,500 fl. kommen; die übrigen Posten sind sonach unbedeutend. Unter den Veränderungen des Grundgesetzes ist namentlich der famose Artikel 60 bemerkenswerth. Seine frühere Fassung war: der König hat die oberste Leitung der Colonien und der Besitzungen in andern Welttheilen ausschließlich ; daraus leitete man bekanntlich ab, daß der König das Recht habe, über die Colonialfinanzen nach Gefallen zu verfügen. Dieser Artikel lautet jetzt: Den Generalstaaten werden beim Anfang jeder gewöhnlichen Sitzung die zuletzt eingetroffenen Rechnungen (staten) über Einnahmen und Ausgaben der gemeldeten Colonien und Besitzungen mitgetheilt. Die Verwendung des Ueberschusses (batig slot) der für die Bedürfnisse des Mutterlandes0695 verwendet werden kann, soll durch ein Gesetz geregelt werden. Von den andern Punkten will ich im Augenblick nur noch zwei erwähnen, nämlich erstens eine Bestimmung über die Rechenkammer, deren Mitglieder so viel möglich aus allen Provinzen genommen und lebenslänglich angestellt werden sollen; bei Vacaturen soll die zweite Kammer drei Personen vorschlagen und der König ans diesen eine ernennen. Der zweite Punkt betrifft die neben den stehenden Truppen stets vorhandene Miliz; die Bestimmungen hierüber, die im Artikel 206 - 211 des veränderten Grundgesetzes enthalten sind, laufen namentlich darauf hinaus, den Seedienst mit Mannschaft zu versehen. Im Allgemeinen läßt sich über sämmtliche Vorschläge bemerken, daß sie, an und für sich betrachtet, den gemäßigten Erwartungen entsprechen, daß aber noch eine ganze Liste von Gegenständen zurück ist, worüber sich die Regierung nicht geäußert hat, wobei jedoch zu bemerken, daß sie sich gewissermaßen den Rücken gedeckt hat, indem sie die Aussicht zu weitern Vorschlägen keineswegs abschnitt. Die wichtigsten Punkte dieser Art sind die Verantwortlichkeit der Minister, die Frage über die Beibehaltung, den gegenwärtigen Stand und die Oeffentlichkeit der Verhandlungen der ersten Kammer, die Oeffentlichkeit der Verhandlungen der Generalstaaten, die Festsetzung der Pensionen durch ein Gesetz u. s. w. Aus Batavia sind neuere Nachrichten eingegangen. Die Berichte über die Ernte, namentlich die Kaffee-Ernte, lauten höchst günstig, und die verschiedenen Culturen breiten sich mehr und mehr aus. Mit dem Nelkenbau will es in Java noch nicht recht glücken, auch die Seidencultur hat trotz aller Bemühungen der Regierung bis jetzt noch wenig Resultate geliefert; dagegen scheint es mit der Cochenille besser zu gehen, und die Nepalpflanzungen dehnen sich immer weiter aus. Auch die Theecultur macht große Fortschritte. Aus Macassar gehen die Nachrichten bis zum 18 Oct., lauten aber ungünstig; einer der einheimischen Fürsten, Namens Daing Pulagu, natürlicher Sohn des Königs von Tenette, hatte sich in einem Dorf befestigt und rüstete sich zum Widerstand. Auf die Vorstellungen der niederländischen Behörden an den König von Janette, seinen Sohn zur Pflicht zurückzubringen, antwortete dieser mit Forderungen, daß man ihm mehrere früher entrissene Districte zurückgeben und sein Land als völlig unabhängig erkennen solle. Auf diese Antwort marschirten Truppen gegen ihn, und man hoffte, daß die Sache bald entschieden seyn wird. Auf der Insel Bali ist durch die Factorei der niederländischen Handelsmaatschappy eine Agentschaft errichtet worden, welche für den Handel sehr günstige Resultate zu liefern scheint.

Deutschland.

Briefe aus der Umgebung Sr. kais. Hoh. des Herzogs Max von Leuchtenberg, datirt aus St. Petersburg vom 11 März, zeugen von dem Wohlseyn und dem häuslichen Glück dieses Fürsten, und geben zugleich die Versicherung, daß der Herzog mit seiner hohen Gemahlin im Laufe dieses Sommers zum Besuche der durchlauchtigsten Mutter und Schwiegermutter nach München kommen werden. Wann jedoch der Herzog hier einzutreffen gedenkt, ist nicht bekannt, da dieß jedenfalls davon abhängt, wann die hohe Frau, die gegen Mai ihre Niederkunft erwartet, im Stande seyn wird, die Reise anzutreten. Von einer Reise Ihrer Maj. der Kaiserin nach Deutschland ist in diesen Briefen nichts erwähnt. Einer heute erschienenen Uebersicht des hiesigen griechischen Kirchenvermögens zufolge besteht dasselbe in 13,590 fl. Nach Briefen aus Würzburg hat der in den letzten Tagen verstorbene Bischof Frhr. Groß von Trockau, der ein sehr großes Vermögen hinterließ, äußerst bedeutende Summen für fromme und wohlthätige Zwecke legirt.

der Nr. 82 der Allg. Zeitung vom 22 März d. J. aus einem andern bayerischen Blatte mitgetheilte Nachricht, daß die bisher in Bayern verbotene Leipziger Allgemeine Zeitung wieder durch die k. bayerischen Postämter versendet werden dürfe, wird dahin berichtigt, daß die Leipziger Allgemeine Zeitung in Bayern bisher nicht verboten, sondern nur die Spedition und der Debit derselben durch die k. Postbehörden nicht zugelassen worden war.

In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer trat dieselbe bei Berathung des Gesetzesentwurfs hinsichtlich der Ausscheidung des zur Veräußerung bestimmten Drittheils der Domainen mit 29 gegen 15 Stimmen dem von der Regierung aufgestellten und von der Majorität des Ausschusses anerkannten Grundsatze bei, daß der 1 Jan. 1821 als Zeitpunkt der Ausscheidung anzunehmen, und daß der Ertrag der Domainen aus einem Durchschnitte der Jahre 1818, 1819 und 1820 zu ermitteln sey. Nach der Entscheidung dieser Präjudicialfrage ging die Berathung auf die Einzelheiten des Gesetzesentwurfs über. (Gr. Hess. Z.)

Die Wahlmänner hiesiger Stadt hatten eine Bittschrift an den Herzog unmittelbar wegen Ausschlusses des von ihnen zur Ständeversammlung gewählten Deputirten, an dessen Stelle der bei der Wahl in der Minorität gebliebene Ersatzmann einberufen worden, bei dem herzoglichen Ministerium vorschriftmäßig zur Einbeförderung schon vor einigen Monaten übergeben. Von dem Ministerium wurde aber diese Bittschrift den Unterzeichneten zurückgeschlossen und ihnen dabei solches Verfahren zum Vorwurf gemacht. Die Wahlmänner haben nun in einer sehr submissen, ehrerbietigsten Bittschrift wieder holt an den Regenten unmittelbar sich gewendet und diese Petition direct nach London an denselben abgehen lassen. Ob und welche Entscheidung hierauf ergehe, steht zu erwarten. (Fränk. M.)

Die Sectionsführer des uniformirten Schützencorps der hiesigen Residenzstadt hatten am vorgestrigen Tage das Glück, von Sr. Maj. dem König in einer Audienz empfangen zu werden, und mündlich die Theilnahme aussprechen zu können, welche sie Tags vorher durch Ueberreichung eines Festgedichts bereits ausgedrückt hatten. Se. Maj. geruhten darauf zu erwiedern: Meine Herren, Ich danke Ihnen. Ich habe schon oft Beweise Ihrer Freundschaft und Anhänglichkeit erhalten. Ich habe nie an der Treue Meiner Bürger gezweifelt. Die Unannehmlichkeiten, die vorgefallen, sind nicht Meine Schuld. Ich habe gethan, was Ich konnte, und werde auch ferner das Glück Meiner Unterthanen zu befördern streben. Ich bin kein Gott; Ich bin nur Mensch; es steht nicht in Meinen Kräften, alle Wünsche sogleich zu befriedigen, und weiß recht gut, daß Ich erst dann glücklich seyn werde, wenn alle Meine Unterthanen glücklich sind. Ich weiß, daß Meine Bürger Mir gut sind; aber es gibt Menschen, die nicht Charakter genug besitzen, das sehen zu wollen, was Ich für ihr Glück thun will. Sagen Sie Ihren Mitbürgern Meinen herzlichen Dank. Mein Gott weiß, daß Ich nichts gesagt habe, was Ich nicht so denke. Heute ward in der zweiten Kammer in der Berathung über die Statuten des behufs der Ablösungen zu errichtenden Credit-Instituts fortgefahren, und die erste Berathung mit Annahme des Entwurfs zu welchem verschiedene Abänderungsanträge bis zur zweiten Berathung vorbehalten wurden beendigt. Unterbrochen wurde die Berathung durch die Beeidigung zweier neuen Deputirten der Grundbesitzer im Kalenbergischen und Lüneburgischen. Alsdann ward zur Berathung des Gesetzesentwurfs über die Veräußerung von Dotalgrundstücken geschritten, und solcher zum erstenmal0696 angenommen. Auch kam in der Sitzung noch ein königl. Schreiben, die baldige Erledigung der früher vorgelegten Gesetzesentwürfe, das Verfahren in Criminalsachen und die Errichtung eines Criminalsenats beim k. Oberappellationsgerichte betreffend, zur Verlesung. (Hannov. Z.)

Das unterm 10 Jun. v. J. erlassene Verbot der Bremer Zeitung ist, vorkommenden Umständen nach, durch Ministerialerlaß vom 17 März zurückgenommen worden. (Hannov. Ztg.)

Am Montag wurde endlich die Bergedorfer Eisenbahnconcession mit dem Mühlenberge zum Bahnhofe vom Senate beliebt; die Modelle, welche zu diesem Behufe angefertigt wurden, sind jetzt im Bureau der Direction zu sehen; das eine stellt den Berg mit der Mühle darauf, wie er jetzt ist, vor, und das andere wie der Platz seyn wird, nachdem beides abgetragen worden. Der Stadtgraben wird überdämmt, die Locomotive sollen außerhalb bleiben, eben so die Waaren, so daß der Theil des Bahnhofs, welcher auf den Wall zu stehen kommt, lediglich für die Passagiere bleibt. Es wäre zu wünschen, daß die bürgerlichen Collegien, denen der Gesetzesvorschlag nun übergeben wird, denselben bald expedirten, damit solcher der erbgesessenen Bürgerschaft noch vor Ostern zur Mitgenehmigung vorgelegt werden könne. Die erwähnte Mühle soll bereits für die Gesellschaft angekauft seyn, und dürfte die Expropriation der übrigen Grundstücke, da wir jetzt ein Gesetz dafür besitzen, rasch von Statten gehen.

Die Bergedorfer Eisenbahnconcession wird nicht vor Ostern der erbgesessenen Bürgerschaft zur Mitgenehmigung vorgelegt, da kein Convent vor Ende April versammelt wird, und es sich noch frägt, ob nicht so viele andere ältere Fragen zu erledigen sind, daß diese bis zur folgenden Versammlung zurückbleiben muß.

Schweden.

Der Finanzausschuß der Reichsstände hat am 10 d. über eine Frage von höchster Wichtigkeit votirt, nämlich inwiefern die Reichsstände berechtigt seyen, den Belauf nicht nur der außerordentlichen, sondern auch der ordentlichen Einnahmen zu bestimmen, und somit die Grundsteuer, wenn sie es für gut finden, entweder zu vermindern oder ganz abzuschaffen. Diese Frage wurde mit 19 Stimmen gegen 15 dahin entschieden, daß die Reichsstände als berechtigt angesehen werden, über alle Einkünfte des Staats allein zu bestimmen. Mehrere unter den Mitgliedern der Opposition, und selbst der Wortführer des Ausschusses, Graf Horn, stimmten für die entgegengesetzte Meinung; aber die Bauern und die Mehrheit der Bürger entschieden die Frage. Wahrscheinlich wird der Vorschlag doch nicht durchgesetzt werden können, denn der Adel und der Priesterstand werden ihm gewiß nicht beipflichten, und er ist gefallen, so wie er nur von einem einzigen Stande verworfen wird. Der Constitutionsausschuß hat die Lesung der Protokolle des Staatsraths beendigt, und soll sich jetzt mit Redaction der zahlreichen Bemerkungen gegen die Mitglieder des Staatsraths beschäftigen.

Oesterreich.

Der Christenbote und nach diesem preußische Blätter berichten über die in Linz befindlichen Priester der Gesellschaft Jesu, sie hätten eine Zeit lang ein Mädchen bei sich gehabt, daß so arge Sachen über sie ausgesagt habe, daß sie zur Verantwortung gezogen worden seyen. Die Wahrheit ist: das im verwichenen Herbst eine Weibsperson ehrenrührige Gerüchte über mehrere in Linz anwesende Mitglieder jenes Ordens ausstreute. Auf den Antrag der Obern des Ordens und des Diöcesanbischofs leiteten die weltlichen Behörden eine Untersuchung ein, welcher sich die Urheberin jener Ausstreuungen anfänglich durch die Flucht zu entziehen suchte. Als sie jedoch in einer benachbarten Stadt, wo sie unter einem angenommenen Namen sich zu verstecken suchte, ausfindig gemacht und vernommen wurde, verwickelte sie sich alsbald in Widersprüche, ward der Lüge überwiesen, und gestand endlich, daß ihre frühern Berichte rein aus der Luft gegriffene Erfindungen seyen. Sie wurde durch das Urtheil der zuständigen Gerichte zur gesetzlichen Strafe der Einsperrung und Ruthenzüchtigung am Anfang und Ende der Strafzeit verurtheilt. Leider sind damals diejenigen nicht ermittelt worden, welche sie durch Ueberredung und Geldspenden zu ihren frühern, plump erfundenen Aussagen vermocht hatten, welche jetzt, nachdem am Orte des Verbrechens selbst der Vorfall fast vergessen worden, in der Elberfelder Zeitung, dem Frankfurter Journal und andern Blättern von ähnlichem Beruf wieder auftauchen. Vielleicht wirft dieser Umstand auf die Quelle jener verleumderischen Umtriebe einiges Licht.

0689

Einführung der Theecultur in Frankreich.

Die hiesige Gartenbaugesellschaft hatte vor einigen Jahren den Wunsch und die Hoffnung ausgesprochen, die Cultur des Thees in Frankreich eingeführt zu sehen. Einige Personen machten Versuche mit den Blättern der zahlreichen Theestauden, die man in Gewächshäusern hatte, und überzeugten sich bald, daß sich die Methode der Bereitung nicht aus den damals bekannten Beschreibungen derselben lernen ließ. Sie verlangten daher von der Regierung, daß sie ihnen zu besseren Mitteln verhelfen möchte, und diese that auch verschiedene Schritte. Sie schickte einen Botaniker Namens Herbert nach Manilla und an die chinesische Küste, um die Zucht der Seidenwürmer zu beobachten und Theestauden zu schicken, beauftragte Stanislaus Julien mit der Uebersetzung chinesischer Beschreibungen der Manipulationen der Theefabrication, und schickte einen Botaniker Namens Guillemin nach Brasilien, um die dortige, aus China eingeführte Theecultur zu beschreiben und Stauden und Samen mitzubringen.

Guillemin schiffte sich den 13 August 1838 auf der Corvette la Dordogne in Brest ein, und erfuhr bei seiner Ankunft in Rio Janeiro bald, daß die Theecultur sich in Brasilien weit ausgedehnt habe. Seine erste Sorge war, sie in dem botanischen Garten, der am See Freytas angelegt ist, zu beobachten. Ich nahm, sagt er in seinem Bericht an den Minister, zuerst eine Wohnung in Santa Theresa, einem sehr angenehmen Ort in der Nähe von Rio, wo ein kleiner Garten am Hause mir die Mittel gab, die Pflanzen, die ich mir verschaffen konnte, bis zu ihrer Einschiffung zu erhalten. Ich beobachtete den 15 Nov. das Pflücken der Theeblätter, welches den Negern, meistens Weibern und Kindern, aufgetragen war. Sie suchten die zarten Blätter, welche hellgrün sind, aus, und pflückten mit Hülfe des Nagels die kleinen Knospen unter dem ersten oder zweiten der entwickelten Blättchen. Ein ganzes Feld war schon abgepflückt, und bot nichts mehr als ganz entblätterte Theestauden dar. Der Director sagte mir, daß die Pflanzen nicht darunter leiden, und daß man das ganze Jahr hindurch Blätter pflücken könne, wenn man das Feld so abtheile, daß die erste Abtheilung wieder Knospen getrieben habe, wenn man mit der letzten fertig sey. Der botanische Garten enthält etwa 12,000 Theestauden, welche in regelmäßigen Reihen in Quincunxform stehen, und etwa drei Fuß von einander entfernt. Die meisten waren klein und verkrüppelt, was wahrscheinlich von der schlechten Lage der Localität in einer Vertiefung und im Niveau des Meers, wo sie direct unter den brennenden Sonnenstrahlen stehen, herkommt, oder vielleicht von dem schlechten Boden, der thonicht ist, stark mit Eisenoxyd gefärbt, und aus zerbröckeltem Gneis und Granit besteht.

Am 20 November war ich bei der Bereitung des Thees gegenwärtig. Man hatte am frühen Morgen etwa vier Pfund Blätter gesammelt, welche noch mit Thau benetzt waren; sie wurden in ein Gefäß von polirtem Eisen geworfen, das die Form einer sehr flachen irdenen Schlüssel hatte, und auf einem Ofen aus Backsteinen ruhte. Das Feuer unter dem Ofen wurde mit Holz unterhalten, und hatte das Gefäß etwa auf den Grad von siedendem Wasser erhitzt. Ein Neger drehte, nachdem er sich die Hände gewaschen hatte, die Blätter in jeder Richtung um, bis die äußere Feuchtigkeit verdampft war, und die Blätter die Biegsamkeit eines Stücks Leinwand erhalten hatten, da sie, wenn man eine Handvoll in der hohlen Hand zusammenballte, eine Kugel bildeten, welche nicht von selbst zerfiel. Man theilte dann die Blätter in zwei Hälften, welche zwei Neger auf einen sehr flachen Korb aus Bambusstäben schütteten, und sie darauf eine Viertelstunde lang kneteten und umrührten, was einen gewissen Grad von Gewohnheit erfordert, und einen großen Einfluß auf die Güte der Producte ausübt. Man kann diese Operation nicht beschreiben, denn die Bewegungen der Hände sind sehr schnell und unregelmäßig, und der Druck, den der Knetende ausübt, hängt von seinem Tact ab, und ist nach den Individuen verschieden; man hat gefunden, daß junge Negerinnen dazu geschickter sind als alte Neger. Während dieser Operation wird der grünliche Saft der Blätter durch den Korb gedrückt, und der Thee muß sorgfältig von ihm befreit werden, da er scharf und beißend ist, und dieß ist der Hauptzweck des Knetens.

Hierauf werden die Blätter wieder in das eiserne Gefäß geworfen, welches geheizt wird bis die Hand die Hitze des Bodens des Gefäßes nicht mehr ertragen kann. Die Neger rühren die Blätter ohne Unterlaß mit der Hand um, trennen sie, heben sie handvollweise auf, und vervielfältigen auf alle Art das Berühren der Oberflächen mit dem heißen Gefäß, bis der Thee ganz gedörrt ist. Diese Operation dauert etwa eine Stunde, und erfordert große Geschicklichkeit, um sich die Hände nicht zu verbrennen und doch die Blätter zu hindern, auf dem Boden bei der großen Erhitzung desselben anzukleben. Die Blätter runzeln sich dabei mehr und mehr, und behalten später diese Form mit Ausnahme einiger, welche zu alt waren.

Man legte nun den Thee in ein Sieb aus Bambus, durch welches die am besten gerollten Blätter, welche aus den Knospen und den zartesten Blättchen bestanden, fielen, und dieß bildete den Thee Uchim oder Kaiserthee. Dieser wurde aufs neue in dem eisernen Gefäß geröstet bis er eine Bleifarbe annahm, welche seine völlige Austrocknung anzeigte. Der Rest wurde ebenfalls wieder geröstet, in einem gröberen Sieb geschüttelt, und was durchfiel, bildete feinen Hyson. Ein neues Sieben in einem noch gröberen Sieb lieferte den gewöhnlichen Hyson, und eine letzte Operation den groben Hyson. Die zerbrochenen und gar nicht gerollten Blätter, welche ausgeschieden blieben, geben den sogenannten Familienthee, der nicht in den Handel kommt und von den Fabricanten selbst verbraucht wird.

Dieß ist die Methode, welche im botanischen Garten befolgt wird, und sie ist sorgfältiger als die, welche von Privaten angewendet wird. Man versicherte mich, daß bei den Theeproducenten in der Provinz St. Paul jeder seine eigene Methode habe, was mich veranlaßte die Provinz zu bereisen, um alles zu sehen, was sich auf Theecultur in commercieller Hinsicht bezieht. Ich reiste den 15 Jan. 1839 auf einem Dampfboot ab, das uns in zwei Tagen nach Santos, dem hauptsächlichsten Hafen der Provinz, brachte. Wir durchzogen die große Gebirgskette Serra de Mar mit einer Karawane von Maulthieren, und erreichten St. Paul den 19 Jan. Ich wurde von dem Gouverneur und den großen Gutsbesitzern sehr gut aufgenommen, und sie schienen von meinem Besuche keine Nachtheile für ihre Handelsinteressen zu befürchten. Ich besuchte den Exregenten des Reichs, Hrn. Feijo, und fand diesen ehrwürdigen Geistlichen auf seinem Landgute, zwei Meilen von der Stadt. Er führte mich sogleich in seine Theepflanzung und ließ die Blätter vor mir bereiten. (Die Beschreibung dieser Bereitung unterscheidet sich wenig von der oben erwähnten, nur ist die Fabrication etwas nachlässiger.) Die Pflanzungen des Hrn. Feijo0690 sind sehr beträchtlich, und enthalten etwa 20,000 Theestauden, welche in sehr gutem Zustand zu seyn schienen und im Durchschnitt 6 bis 8 Jahre alt waren. Sie sind in regelmäßigen Linien in einem Abstand von 3 Fuß und von 4 1 / 2 Fuß zwischen den Linien gepflanzt, der Boden ist vortrefflich, von eisenhaltigem Thon.

Der Major da Luz hatte mich eingeladen, seine Theegärten auf seinem Landgut in der Nähe von Nossa Senhora da Penha zu besuchen, was ich den 27 Januar that. Sie sind vortrefflich gehalten, der Boden hat einen kleinen Abhang und war ehemals unter Wasser, ist aber durch große Abzugsgräben von da Luz trocken gelegt worden. Der Boden ist weniger thonig, und die Theestauden erreichen eine Höhe, welche ich sonst nirgends gefunden habe, die meisten haben 6 bis 9 Fuß. Sie stehen in regelmäßigen Reihen und so entfernt von einander, daß man leicht um jede herumgehen kann, und man bemerkte unter den alten Stauden eine Menge junger, welche aus den abgefallenen Samen aufgesproßt waren. Die Ernte dauert das ganze Jahr, aber ist am ergiebigsten in den Monaten August bis September, welche den Frühling der Provinz bilden. Die Theemagazine des Besitzers sind sehr beträchtlich.

Ich hatte dem Dr. Raphael d'Araujo Ribeira versprochen, einige Tage auf dem Gute seiner Schwiegermutter am Fuße des Jaragua, eines durch seine Goldminen berühmten Berges, zuzubringen. Ribeira und seine Familie überhäuften mich mit Artigkeiten, und versahen mich nicht nur mit Maulthieren zur Reise, sondern gaben mir Briefe an ihre Pächter von Bras und Spiranga mit, welche den Befehl hatten, mir Maulthiere und Domestiken zu geben, mich die Cultur des Thees in allem Detail sehen, und mich so viel junge Stauden mitnehmen zu lassen, als ich wollte. Nach meiner Rückkunft besuchte ich den Obrist Anastasio auf seinem Gut bei der Brücke von Tiété. Er besitzt gegenwärtig die schönste Cultur und die beste Fabrication von Thee. Die Pflanzungen liegen hinter den Wohngebäuden auf einem Abhang, und sind reichlich gedüngt. Die Stauden sind im Allgemeinen niedrig gehalten, um das Pflücken der Blätter zu erleichtern. Die Pflanzungen können 50 bis 60,000 Stauden enthalten, allein der dritte Theil derselben ist erst ein Jahr alt. Der Obrist führte mich in das Local, wo der Thee bereitet wird, und wo alles in gutem Zustand und in großer Ordnung ist. Die Röstpfannen sind durch langen Gebrauch etwas angefressen, wahrscheinlich weil man oft zu stark geheizt hatte; die Siebe und Matten aus Bambus sind mit einer Art von Eleganz verfertigt, und die Reinlichkeit, welche in dem ganzen Etablissement herrscht, läßt sogleich darauf schließen, wie gut es gehalten ist. Der Obrist führte mich in ein Magazin, wo er den fertigen Thee hält, und wo ich eine große Anzahl cylindrischer Gefäße aus Blech sah, welche 16 bis 96 Pfund Thee hielten. Ich vermuthe, der Obrist hat etwa drei Centner Thee im Vorrath. Ich stellte darüber einige Fragen an ihn, und er sagte mir, daß er sich nicht beeile, seinen Thee in Handel zu bringen, und warte, bis man ihn von ihm verlange, weil er durch das Aufbewahren besser werde, und man ihm bessere Preise bieten werde, wenn man sehe, daß er nicht nöthig habe, ihn loszuschlagen. Ich sprach mit ihm über die Kosten, welche die Cultur und Fabrication des Thees in Brasilien nach sich ziehen, und er gab mir zu verstehen, daß sie sehr beträchtlich seyen, und er, um einen erträglichen Gewinn von seiner Cultur zu ziehen, das Pfund nicht unter zwei Milreis (etwa 6 Fr.) verkaufen könne. Dieß kommt daher, weil alle Arbeit in Brasilien von Sklaven versehen wird, welche zwar wenig zu ernähren kosten, aber so wenig als möglich thun; sie sind überdieß sehr theuer, und die Sterblichkeit unter ihnen o wie der hohe Zins des Geldes vermehren noch das Capital, das in ihnen steckt.

Hr. Guillemin besuchte noch mehrere Theepflanzungen, sowohl in der Provinz Sanct Paul als in Uratuba, allein wir übergehen die Beschreibung derselben, welche nicht viel von den oben gegebenen verschieden ist. Er brachte etwa 3000 junge Pflanzen und eine Menge Samen zurück, und schiffte sich mit ihnen auf der Corvette l'Heroine ein. Die Hälfte seiner Pflanzen ging durch das Bespritzen mit Seewasser zu Grund, aber er brachte am 28 August doch etwa 1500 Stauden nach Paris, wo er sie in dem botanischen Garten pflanzte, von wo sie im gegenwärtigen Frühjahr in die Provinzen vertheilt werden sollen.

(Beschluß folgt.)

Schwedische Zustände.

III. Der Adel.

(Beschluß.) Nach allem diesem hätte man glauben sollen, daß die hohe Person, welche den Adel mit so vielfachen Gnadenbeweisungen überhäuft hat, diesen Stand sich so verbunden gemacht hätte, daß wenigstens von der Seite her alle Opposition beseitigt wäre. Aber wie steht dieß im Einklang mit der drohenden Stellung, die das Ritterhaus, nicht weniger als der Bürger - und Bauernstand, auf dem jetzigen Reichstag angenommen hat? Wäre der Grund der Opposition in einer Reaction gegen die Adelsherrschaft zu suchen, so würde dieß zwar die Stellung der unadeligen Stände der jetzigen Regierung gegenüber erklären, aber der Adel kann doch wohl nicht gegen sich selbst kämpfen?

Ich beantworte diese Einwendung so. Erstens ist die erwähnte Reaction nicht der alleinige Grund zur Opposition, ich sage nur, daß jene, offen oder geheim, eine sehr bedeutende Rolle dabei spielt. Zweitens ist es bei der großen Zahl der adeligen Familien in Schweden dem Hofe nicht möglich gewesen, Alle zu befriedigen, und da die Begünstigungen hauptsächlich dem Hofadel, d. h. den ältern und meistens begüterten Familien, zugefallen sind, jede Familie aber dasselbe Recht hat, durch einen Repräsentanten im Ritterhause mitzustimmen, so ist es begreiflich, wie innerhalb des Adels selbst eine Reaction gegen die Bevorzugten entstehen könne. Drittens kann es nicht fehlen, daß in dem ersten Stande des Reichs eben sowohl wahre Patrioten sich befinden, welche bereit sind, die Standesinteressen dem Wohl des Vaterlandes aufzuopfern, als Glücksritter, die gern im Trüben fischen und Opposition spielen, um durch den Fall Anderer sich selbst emporzuschwingen, oder gar nur um die persönliche Rachesucht für erlittene vermeintliche Zurücksetzung zu befriedigen. Wer z. B. die Antecedentien des Grafen Anckarswärd kennt, wird nicht in Zweifel seyn, in welche von diesen Kategorien er ihn zu setzen hat. Vielleicht ist es als ein Glück für die Regierung zu betrachten, daß die Opposition im Ritterhause sich um einen solchen Chef gruppirt hat, dessen eigentliche Absichten eben so zweideutig sind, als seine erste große Demonstration auf diesem Reichstage ungeschickt war, so daß er die erlittene Niederlage wohl verdiente.

Wie wenig es durch die vielfachen Begünstigungen des Hofadels gelungen ist, den ganzen Adelstand zu gewinnen, erhellt schon daraus, daß die Herausgeber der beiden bedeutendsten Oppositionszeitungen, Aftonbladet und Dagligt Allehanda, wie auch mehrere ihrer Mitarbeiter vom Adel sind, und daß diese Blätter selbst bei vielen Gelegenheiten die Bevorzugung des Adels bei Beförderungen und Auszeichnungen als ungerecht gerügt haben.

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Der Adel selbst gibt zu, daß er, aller Bevorzugungen von oben her ungeachtet, nicht mehr auf der Höhe wie ehemals stehe. Der Grund ist ein doppelter: er selbst ist gesunken und die Mittelclasse hat sich erhoben. Diese überragt jetzt den schwedischen Adel an Intelligenz, und der Tag wird kommen, wo diese Intelligenz der französischen Conversationsbildung vorgezogen werden wird. Zwar muß anerkannt werden, daß man das Ansehen der Adelschaft durch die Nobilitirung ausgezeichneter Männer aufrecht zu halten sucht. Allein theils sieht man dabei mehr auf die Sicherheit, eine Stimme mehr im Ritterhause zu gewinnen, als auf wahres Verdienst, theils scheinen die hervorragendsten Männer eine Auszeichnung abzulehnen, die ihre Ehre nicht vermehren kann. Berzelius weigerte sich lange auf das bestimmteste, die angebotene Nobilitirung anzunehmen, bis man, bei Gelegenheit seiner Heirath mit der Tochter eines Staatsraths, ihn ungefragt mit dem Freiherrntitel überraschte, den er, wie man versichert, nur um dem Aufsehen einer Ablehnung nach der schon erfolgten Ernennung auszuweichen, annahm. Geijer hat mehrmals ähnliche Anerbietungen zurückgewiesen. Andere Beispiele zu verschweigen.

Es bleibt übrig für den Adel der große Grundbesitz und das Ansehen und der Einfluß, der immer mit diesem verbunden seyn werden. Die Bedeutung des Adels in dieser Beziehung ist immerhin groß gewesen; denn die Zeit ist nicht sehr fern, wo er noch ein Drittheil des ganzen Grundbesitzes in Schweden hatte. Allein auch diese Stütze entfällt allmählich und mit jedem Jahre rascher seinen Händen, wie einige wenige Zahlen zeigen werden.

Nach der Berechnung des Grafen Björnstjerna, ohne Zweifel der günstigsten, die für den Adel gemacht werden konnte (weil er eben auf diese Berechnung den Beweis von der hohen Bedeutung des grundbesitzenden Adels begründen wollte), betrug im Jahr 1833 der ganze Grundbesitz des Adels 13,010 Hufen, während er in Allem 65,468 Hufen in ganz Schweden rechnete. Der Adel hätte mithin noch nahezu ein Fünftheil des ganzen Grundbesitzes, mit einem Schätzungswerthe von 75 Millionen Reichsthlr. Banco (beinahe eben so viele Gulden im 24 1 / 2 Fuß.) Ohne hier die Einwendungen, die sich gegen die angewendete Berechnungsweise machen ließen, zu berühren, mag nur erinnert werden, daß nach dem officiellen Bericht des Justizministers diese adeligen Güter schon im Jahr 1831 von einer Verschuldung gegen Hypotheken zu 27,644,000 Rthlr. Bco. belastet waren, während auf den übrigen vier Fünftheilen des gesammten Grundbesitzes nur 42,451,000 hafteten. Nach einem neueren Bericht derselben Autorität waren auf die Güter des Adels in den Jahren 1831-1838 neue Verpfändungen genommen zu .. Rthlr. 19,066,000 dagegen ältere ausgelöscht zu ...... 8,914,000 mithin neue Verschuldung um ..... 10,152,000 Mit der vorigen Summe von ...... 27,644,000 ergibt sich demnach eine Totalsumme von .. 37,796,000 als bezeichnend die Hypothekenschuld, welche im vorigen Jahr den adeligen Grundbesitz belastete. Da unterdessen auch viele Güter durch ordentlichen Verkauf in die Hände der übrigen Stände gänzlich übergegangen sind, so daß der jetzige Bestand des adeligen Grundbesitzes keineswegs mehr einem Schätzungswerthe von 75 Millionen entspricht, so geht hervor, daß der grundbesitzende Adel für weit mehr als die Hälfte seines reellen Besitzes verschuldet ist.

Wie rasch der Grundbesitz hier aus den Händen des Adels in die der übrigen Stände übergeht, sieht man auf eine auffallende Weise aus demselben Berichte, wo nachgewiesen wird, daß in den Jahren 1822-1838 inclusive der Adel an die übrigen Stände Güter verkauft hat zu einer Kaufsumme, die um 11,099,520 Rthlr. den Belauf seiner Käufe in derselben Zeit übersteigt. Von diesen 11 Millionen hatte der Bauernstand sich für 5 Mill. angekauft und die Mittelclasse 6 Millionen.

In siebenzehn Jahren hat der Adel demnach ein Siebentheil seiner Güter verkauft, und der Ueberrest ist um mehr als die Hälfte seines Werthes verpfändet.

Die Befestigung des Bosporus und der Dardanellen.

Der zweite Artikel: Der Orient und die französischen Kammerverhandlungen (Allg. Zeitung Nro. 29) enthält folgende Stelle: Der Bosporus ist ebenso wie die Dardanellen geeignet, durch verständig angelegte Werke von größerer Ausdehnung eine auch großen Flotten unzugängliche Meerburg und das östliche Bollwerk von Konstantinopel zu werden, wie der Balkan sein nördliches, die Dardanellen sein westliches sind, und wenn früher seine Befestigung unterblieb, so war es, weil die Pforte im Alleinbesitz des euxinischen Pontus war. Warum hat keiner ihrer vielen europäischen Freunde sie bis jetzt auf die Nothwendigkeit, sich gegen Osten ebenso zu sichern, wie sie gegen Westen gesichert ist, hingewiesen? Warum haben noch zuletzt die preußischen Officiere sie bestimmt, viele Millionen auf die Verstärkung der Linien der Donau und des Balkans zu wenden, und den Bosporus offen zu lassen?

Hierauf müssen wir zuerst berichtigend bemerken, daß im Bosporus an seiner schmalsten Stelle, 1 1 / 2 Stunden aufwärts von Konstantinopel, zwei alte türkische Schlösser einander gegenüber liegen, deren Mauerwerk sich in einem vollkommen guten Zustande befindet, und daß weiter oberhalb fünfzehn verschiedene Batterien neuerer Construction, von denen einige wohl auch den Namen Schlösser verdienen und in der That führen, auf beiden Seiten des Canals erbaut sind. Endlich gewahrt man an den Küsten des schwarzen Meeres, zunächst am Bosporus und zu beiden Seiten desselben, noch einige Batterien oder Forts, die wahrscheinlich an geeigneten Landungsplätzen angelegt sind, um in einem Kriege das Landen des Feindes daselbst zu hindern. Wer bei einer Spazierfahrt auf dem Bosporus die aus all den Schießscharten heraussehenden Geschütze nur beiläufig überzählt, der dürfte sich leicht überzeugen, daß in Hinsicht auf Befestigung und Armirung der Bosporus den Dardanellen nicht nachsteht. Ferner können wir Ihren Correspondenten über die vielen Millionen, welche die Pforte auf die Verstärkung der Linien der Donau und des Balkans in den letzten Jahren verwendet haben soll, vollständig beruhigen, mit der Versicherung, daß für die dort vorgeschlagenen Bauten bis heut noch kein Kreuzer ausgegeben worden, und daß die Ausführung jener Vorschläge für alle Zukunft fast unmöglich geworden ist, weil die von den preußischen Officieren verlangten und von ihnen eingereichten Berichte über die Linien der Donau und des Balkans im türkischen Kriegsministerium verloren worden sind ein Verlust, der sich durch den Wechsel der Kriegsminister um so leichter erklärt, als damit zugleich ein Wechsel fast sämmtlicher Unterbeamten verbunden ist, wenn nicht ein solcher Verlust überhaupt schon aus der ganzen Einrichtung des türkischen Bureauwesens leicht zu begreifen wäre.

Es ist richtig, daß man im Bosporus seit Jahren keine Thätigkeit bemerkt hat, welche auf Verstärkung der Vertheidigung schließen ließe, während in den Dardanellen allerdings gearbeitet wird. Aber jenes Unterlassen, im Fall, daß es ein0692 Fehler wäre, darf man wohl schwerlich den preußischen Officieren zum Vorwurf machen. Beauftragt von der türkischen Regierung nach den Dardanellen zu reisen und darüber zu berichten, muß man von ihnen als von Ehrenmännern voraussetzen, daß sie an den analogen Fall mit dem Bosporus erinnert haben. Außerdem muß man sich überzeugt halten, daß es einer solchen Erinnerung bei den Türken gar nicht bedarf, weil ja die Analogie mit den Dardanellen dieselben ganz natürlich auf die Vertheidigung des Bosporus führen muß. Wenn also trotz dem jene Officiere nicht beauftragt wurden, die Vertheidigungsfähigkeit der bestehenden Batterien im Bosporus zu untersuchen, so folgt daraus nur, entweder, daß das türkische Gouvernement von der hinlänglichen Stärke derselben überzeugt ist, oder aber, daß es seine bestimmten Gründe hatte, davon weder etwas zu ändern, noch die Untersuchung zu veranlassen.

Daß das Gouvernement nicht geneigt ist, irgend etwas für die Verbesserung der Bosporusvertheidigung aufzuwenden, geht noch aus folgendem Zuge hervor. Im Spätherbst 1839 erhielt ein europäischer Officier den Auftrag, die Batterien dieses Canals zu besehen. Da derselbe aber wußte, welches Schicksal die Eingaben der preußischen Officiere gehabt, so benutzte er zwar die Gelegenheit, die Batterien zu untersuchen, glaubte aber, die Mühe, seine Ideen ins Detail auszuarbeiten, sich ersparen zu können, wodurch, nach seiner Meinung, der hohen Pforte noch der Vortheil erwuchs, daß seine Plane nicht verloren gehen, und also möglicherweise nicht in unrechte Hände fallen können. Jener Officier begnügte sich daher mit einigen vorläufigen Anfragen beim türkischen Gouvernement, um nach dem Ausfall der Antwort seine Ideen, wo es seyn kann, zu modificiren, wird aber seine eingegangene Wette: daß darauf binnen drei Monaten in keiner Art ein Bescheid erfolgen werde, nächstens gewonnen haben.

Bei der Gelegenheit wollen wir vor einem Irrthum warnen, in den man leicht verfallen könnte. Die preußischen Officiere waren, wie allgemein bekannt und überdieß schon erwähnt, vor zwei Jahren beauftragt, über die Dardanellen zu berichten. Seit einem Jahre hat man daselbst Einiges gebaut. Es ist natürlich, daß das Publicum glauben wird, es würden daselbst Vorschläge jener Officiere ausgeführt. Zwar kennen wir diese Vorschläge nicht, eben so wenig wissen wir, was in den Dardanellen gebaut ist und wird; aber daß man nicht nach den Vorschlägen der preußischen Officiere arbeitet, ist unbezweifelt, denn keiner von jenen Officieren hat den Bau beaufsichtigt, oder nur jemals besichtigt, und noch viel weniger an Ort und Stelle angeordnet, und kein türkischer, armenischer oder griechischer Baumeister (und solche hat man hingeschickt) ist im Stande, einen Plan zu lesen. Gesetzt also, das Memoire über die Dardanellen wäre beim Beginn der Arbeit noch nicht verloren gewesen, sondern wirklich jenen Baumeistern mitgegeben worden, um darnach zu bauen, so hätten sie es doch gewiß nicht verstanden, und also nicht benutzen können. Im besten Fall sind also nur von jenen Officieren angebene Ideen ganz im Allgemeinen und in so fern befolgt, als sie ihre Ideen den höhern türkischen Befehlshabern an Ort und Stelle wahrscheinlicherweise werden mitgetheilt haben, und je nachdem dieselben von den Türken aufgefaßt und behalten worden sind. Man glaube aber nicht, daß die Baumeister irgend eine Verantwortlichkeit zu fürchten hätten, wenn sie nicht nach den vielleicht erhaltenen Planen gearbeitet haben. Eine solche Verantwortlichkeit kann sie niemals treffen, weil keine Behörde im Stande ist, sie zu controliren und ihnen Fehler nachzuweisen. Sollte ihnen aber doch eine Revision gefährlich erscheinen, so haben sie ein leichtes Mittel, derselben auszuweichen und alle nächsten Folgen von sich abzuwenden: sie brauchen nur die Plane nicht wieder herauszugeben unter dem Vorwand sie wären durch häufigen Gebrauch vollständig abgenutzt gewesen, und existirten nicht mehr. Damit begnügen sich die Türken so lange, bis etwa einmal eine feindliche Flotte den Durchgang forcirt hat. Alsdann würde der Pascha von den Dardanellen wahrscheinlich zu seiner Entschuldigung sagen: die Neubauten seyen fehlerhaft gewesen. Eine solche Beschwerde bringt alsdann die Baumeister, natürlich ohne alle Untersuchung, um ihren Kopf. Wer die Türken kennt, wird einräumen, daß die hier gewagten Voraussetzungen ganz in der Natur dieses Volks liegen und in seiner Geschichte begründet sind.

Die Türken lieben es, einen Europäer auszufragen und sich von ihm Vorschläge aller Art machen zu lassen; aber man wird schon aus obigen wenigen Thatsachen entnehmen können, daß das in der Regel zu nichts führt. Die Türken sind nicht im Stande, die Vorschläge, die man ihnen macht, zu würdigen, und da sie von Natur mißtrauisch sind, so fragen sie jedesmal erst eine Menge anderer Leute um Rath, ehe sie an irgend eine Ausführung gehen; da kann es denn nicht fehlen, daß man ihnen vielerlei vorerzählt, wodurch sie völlig unschlüssig werden, und dann retten sie sich leicht aus allen Widersprüchen dadurch, daß sie ihrer innersten Neigung zur Unthätigkeit folgen, und das ganze Project fallen lassen.

Ostindien.

(Beschluß des in der vorgestrigen Zeitung abgebrochenen Schreibens.) Die Entthronung des Radscha von Sattara und die Einsetzung seines Bruders haben keinen guten Eindruck gemacht. Der Stolz, mit dem der Radscha die Vorschläge von Sir J. Carnac, sich Vergehen gegen die Compagnie schuldig zu erkennen, und dafür ihre Verzeihung anzunehmen, ausgeschlagen hat, steht einem Nachkommen von Siwadschi, dem Gründer des marattischen Reichs, wohl an, und ein Theil der Anklagen, welche gegen ihn erhoben wurden, sind so offenbar falsch, daß das Publicum vollkommen geneigt ist, seiner Versicherung, daß er von keiner Verschwörung wisse, und Alles Intriguen seines Bruders seyen, Glauben zu schenken. Unter Elphinstone und Malcolm, so wie unter Lord Clare, welcher noch die Traditionen dieser beiden großen Gouverneure befolgte, hatte sich kein Schatten von Verdacht gegen den Rascha erhoben. Erst der pedantische Gouverneur R. Grant fing an, ihn durch eine jetzt als falsch anerkannte Auslegung des Vertrags mit der Compagnie zu quälen. Ueber das persönliche Betragen des gegenwärtigen Gouverneurs Sir J. Carnac in dieser Sache sind die Meinungen getheilt; da aber alle Papiere nach England geschickt worden sind, so ist wahrscheinlich, daß sie gedruckt werden, und man kann erst dann völlig entscheiden. Indessen ist der Eindruck, den die Maaßregel gemacht hat, schlecht, um so mehr als der neueingesetzte Radscha ein allgemein verachteter Mensch, ein Trunkenbold und Wüstling ist, dessen Leben eben so unanständig war, als das des Radscha immer decent gewesen ist. Die Verhandlung muß allen indischen Fürsten großes Mißtrauen einflößen, um so mehr, als die hier bekannt gemachten Anklagen gegen den Radscha so unbestimmt sind, daß wahrscheinlich kein indischer Fürst ähnlichen entgehen könnte. Man sollte nie vergessen, daß sie in einer falschen Lage sich befinden, daß sie die englische Souveränetät nicht gerne sehen können, daß sie von einem mißvergnügten Adel umgeben sind, dessen Macht die englische Herrschaft ruinirt hat, und daß die meisten nicht Kenntnisse genug haben, ihre Lage richtig zu beurtheilen. Daher0693 wird wohl keiner über die Compagnie sich bitterer Ausdrücke enthalten, die es jedem Uebelwollenden leicht seyn wird in einen Anschein von Verschwörung zu verwandeln. Der Schrecken, den die Absetzung verbreitet hat, ist schon an dem sichtbar, daß der Guicowar (d. h. der Radscha von Guzzurat) plötzlich in einem Streit nachgegeben hat, den seit 1829 alle Gouverneurs von Bombay umsonst zu schlichten bemüht waren, in welchem er freilich durchaus Unrecht hatte, den ihn aber nur die plötzliche Furcht vor einem ähnlichen Schicksal bewegen konnte aufzugeben. Der Streit bezog sich besonders auf Apanagen und Pensionen, welche die Compagnie bei dem Friedensvertrag von 1818 garantirt, und die er confiscirt hatte; das Detail ist aber von keinem Interesse. Briefe aus Calcutta sprechen viel von der dortigen Assamthee-Gesellschaft; sie hat sich mit der in London gebildeten vereinigt, und die 2000 Actien, welche diese für Calcutta bestimmt hatte, sind nicht nur verschlossen, sondern es werden 1300 neue verlangt. Die vereinigten Compagnien werden mit einem Capital von 500,000 Rupien beginnen, und haben ihre Operationen in großem Ernst begonnen, da die Streitigkeiten mit China den Assamthee gesucht machen müssen. Sie haben einen europäischen Agenten, Hrn. Boyd, nach Assam geschickt, der 3000 Arbeiter aus Nord-Bengalen dahin gezogen hat. Man errichtet sieben Factoreien und Waarenhäuser, eine Sägmühle für die Theekisten und baut ein eisernes Dampfboot in Calcutta zur Communication mit Assam auf dem Burhamputer. Die Fabrication soll so schnell als es die Zahl der chinesischen Theefabricanten dort, oder der von ihnen gebildeten indischen Arbeiter erlaubt, ins Große getrieben werden. Es ist für ganz Indien zu wünschen, daß die Gesellschaft ihren Vortheil dabei finde, damit englische Capitalien ihren Weg zu ähnlichen Unternehmungen nach Indien suchen, das ihnen das reichste Feld in der Welt darbietet, und nichts erfordert als europäische Direction in den Arbeiten und in der Bereitung der Producte für den Markt von England.

[1020-21]

Bekanntmachung.

Von dem k. Kreis - und Stadtgericht Augsburg werden hiermit alle diejenigen, welche an den Nachlaß des am 3 März d. J. verstorbenen Gutsherrn und Patrimonialgerichts-Inhabers, Hrn. Joseph v. Silbermann zu Straß bei Neuburg, aus was immer für einem Titel Forderungen zu machen haben, zur Anmeldung dieser ihrer Ansprüche binnen eines Termines von 30 Tagen unter dem Rechtsnachtheile aufgefordert, daß widrigenfalls bei der Auseinandersetzung der Verlassenschaft auf sie keine Rücksicht genommen würde.

Augsburg, den 17 März 1840.

Königliches Kreis - und Stadtgericht.

Lic. Kellerer, Dir.

Deuringer, Rathsacc.

[855-57]

Aufforderung.

Auf den Antrag der Intestaterben des dahier verstorbenen Oberkellners Georg Emmendörfer von Anspach wird der angebliche Privatsecretär des Hrn. Fürsten Pückler-Muskau, Karl Jäger, dessen gegenwärtiger Aufenthaltsort hier unbekannt ist, und der Angabe jener Erben zufolge nicht zu ermitteln war, in Gemäßheit des heute erlassenen Resoluts aufgefordert, binnen einer Frist von sechs Wochen an das k. Schöffengericht dahier, welches mit der Einziehung der zu dem Nachlasse des etc. Emmendörfer gehörigen Ausstände beauftragt ist, das unterm 20 September 1836 von dem Erblasser empfangene Darlehen von 187 Rthlr. 29 Sgr. nebst Kosten so gewiß zu erstatten, als nach deren fruchtlosem Verlaufe auf den Antrag der Erben die öffentliche Versteigerung des dermalen zu 90 Rthlr. gerichtlich taxirten Faustpfandes, bestehend: 1) in einer goldenen Cylinderuhr mit Emaille, 2) einer goldenen Kette mit Schlüssel, 3) einem goldenen Uhrkrampen, und 4) einem versilberten Necessair, verfügt, und aus dessen Erlös die gedachten Erben, so weit zureichend, befriedigt werden sollen.

Etwaige Einreden hiergegen sind in der Tagfahrt vom 15 April d. J., Vormittags 9 Uhr, in Person, oder durch einen gehörig Bevollmächtigten unter Strafe des Verlustes dahier vorzubringen.

Ehrenbreitstein, den 5 März 1840.

Königl. preuß. Justiz-Amt.

Neumann.

[1009-11]

Oeffentliche Aufforderung.

Der Frhr. v. Wamboldt zu Aschaffenburg hat in der Gemarkung Lautenweschnitz 3 Mltr. 2 Sr. 3 Kpf. 1 Geschd. 2 1 / 4 Ms. Korn, 14 Mltr. 2 Sr. 3 Kpf. 2 Geschd. 2 1 / 6 Ms. Spelz, 7 Mltr. 1 Sr. 3 Kpf. 2 Geschd. 3 2 / 6 Ms. Hafer und 50kr. Geld als Grundrenten zu beziehen, welche im Geldanschlag zu 84 fl. 47 3 / 4 kr. mit 1526 fl. 19 1 / 2 kr. abgelöst werden sollen. Nach Art. 23 des Gesetzes vom 27 Junius 1836 werden auf Antrag alle bei dieser Ablösung etwa Betheiligten aufgefordert, ihre Ansprüche binnen zwei Monaten bei unterzeichneter Behörde um so gewisser anzuzeigen, als widrigenfalls die Auszahlung des Ablösungscapitals an gedachten Frhrn. v. Wamboldt gestattet werden wird.

Fürth, den 5 März 1840.

Großh. hessisches Landgericht daselbst.

Weis.

[987]

Aufforderung.

Zur Erbschaft des in Oehningen verstorbenen Kaplans Sauter von Konstanz ist auch eine gewisse Theresia Sauter, Tochter des verstorbenen Melchior Sauter von Konstanz, welche sich aber in Griechenland aufhalten soll, ohne daß man hierüber Gewißheit hätte, und Xaver Sauter, dessen Aufenthaltsort aber ebenfalls unbekannt ist, berufen.

Dieselben werden nunmehr öffentlich aufgefordert, innerhalb 6 Monaten der Erbtheilung wegen zu erscheinen, oder sich gehörig bei dem großh. Amtsrevisorate dahier anzumelden, widrigenfalls die Erbschaft lediglich denjenigen zugetheilt würde, welchen sie zukäme0694 wenn die Vorgeladenen zur Zeit des Erbanfalls nicht mehr am Leben gewesen wären.

Rudolfzell, den 24 Februar 1840.

Großherzoglich bad. Bezirksamt.

Uhl.

[1048]

Vacante Lehrerstelle.

An der polytechnischen Schule zu Stuttgart ist eine Lehrstelle zu besetzen, welche die Verpflichtung mit sich führt, wöchentlich 18 Unterrichtsstunden, und zwar vier in der Bauconstructionslehre, sechs im Baumodelliren, acht im Bauzeichnen zu ertheilen, und mit einem Gehalte von 1000 fl. verbunden ist. Zu diesem Gehalt würden 200 fl. hinzukommen, wenn außer diesen achtzehn Stunden noch der Unterricht im Straßen -, Brücken - und Flußbau in wöchentlichen zwei bis drei Stunden übernommen würde.

Ausländische Bewerber um diese Stelle haben sich in möglichst kurzer Zeitfrist in Eingaben, die mit den erforderlichen Beilagen und Zeugnissen versehen sind, bei dem k. Studienrathe zu melden.

Stuttgart, den 17 März 1840.

Königlicher Studienrath.

Flatt.

[1023]

Auf mehrfache wiederholte Anfragen zeigen wir hierdurch an, daß man allerdings auch auf das täglich erscheinende Frankfurter Journal und das damit verbundene, ebenfalls täglich herauskommende Unterhaltungsblatt, die Didaskalia, für das mit dem 1 April beginnende zweite Quartal auf jedem verehrlichen Postamt oder Zeitungsexpedition des Auslands abonniren kann.

Frankfurt a. M., im März 1840.

Die Expedition des Frankfurter Journals.

[988]

Im Verlage von A. Marcus in Bonn sind eben erschienen: Zeitschrift für Philosophie und speculative Theologie, unter Mitwirkung vieler Gelehrten, herausgegeben von Dr. J. H. Fichte. Neue Folge. Erster Band, erstes Heft. Preis des Bandes aus zwei Heften bestehend 1 Thlr. 12 gr. oder 2 fl. 42 kr.

Das zweite Heft ist unter der Presse, und erscheint binnen einigen Wochen.

Ritzsch, C. J., Predigten aus der Amtsführung der letztvergangnen Jahre. Dritte Auswahl. 22 gr. oder 1 fl. 36 kr.

La frontière du Rhin.

Lettre d'un Prussien-Rhénan à Mr. Mauguin, membre de la chambre des deputés de France. Liège (en comm. ) 6 gr. od. 27 kr.

Unter der Presse befinden sich: Corpus juris Antejustiniani. Fasc. IV. Fortsetzung des Codex Theodosianus edid. G. Hänel.

Gieseler, J. C. L., Lehrbuch der Kirchengeschichte. Dritter Band.

Notitia dignitatum etc. edid. E. Böcking. Tomus II. et ultimus. N. d. in partibus orientis.

Thirlwall, C., Geschichte von Griechenland, übersetzt von L. Schmitz. Mit Zusätzen des Verfassers für die deutsche Uebersetzung. Zweiter Band.

[1001]

Im Verlage der Buchhandlung Gottlieb Haase Söhne in Prag ist so eben erschienen und zu haben in allen Buchhandlungen Deutschlands, in Augsburg in der Karl Kollmann'schen und in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung: Die Militär-Geographie von Europa, von Franz Ritter v. Rudtorffer, k. k. Obersten und Commandanten des 28. Graf Baillet de Latour Linien-Infanterie Regiments, Ritter des kaiserl. russischen St. Wladimir-Ordens IV. Classe.

Zweite verbesserte und bedeutend vermehrte Auflage der Militär-Geographie in Tabellen.

Gross 4. 80 Bogen in Umschlag geheftet.

Preis 9 Rthlr. 12 gr. oder 17 fl. 6 kr. rhn.

Es ist unmöglich, in einer bloßen Ankündigung alle die Vorzüge dieses Werkes hervorzuheben. Es genügt daher zu bemerken, daß es sich des ungetheiltesten Beifalles aller Gelehrten dieses Faches, zu deren Einsicht es bereits gelangte, erfreute, und daß, wenn schon die erste Ausgabe in der militärischen Welt ungetheilten Beifall erntete, diese neue ungleich vollständigere Auflage die Theilnahme des Publicums in einem noch weit höhern Grade sich erwerben wird. Wir führen nur noch den Umstand an, daß dieses Werk auch die während des Druckes vorgefallenen Veränderungen und solche statistische Notizen, welche erst in dieser Zeit bekannt geworden sind, in einem Anhang enthält Die Verleger ihrerseits ließen nichts außer Acht, es so elegant auszustatten, als es nur immer bei seiner ungemeinen Billigkeit möglich war; Papier und Druck werden gewiß jeden Leser in vollem Maaße befriedigen.

Dieses Werk ist nicht nur für den Soldaten, der sich nicht auf das Technische seines Faches beschränken will, von vorzüglicher Nützlichkeit, ja Nothwendigkeit, sondern wird wegen der detaillirten geographischen Schilderungen, und der äußerst genauen statistischen Angaben, namentlich über die Stärke und Zusammensetzung der Heere und Heeresabtheilungen, selbst dem nicht militärischen Theile des Publicums hohes Interesse gewähren. Welche Riesenmasse vom Materiale in diesem Werke verarbeitet wurde, geht schon daraus hervor, daß dasselbe aus mehr als achtzig Quartbögen compressen (aber sehr scharfen und lesbaren) Druckes besteht.

[73]

Goethe's sämmtliche Werke, vollständige Ausgabe letzter Hand in 55 Bänden.

gr. 8. Preis 60 fl. oder 34 Rthlr. 16 gr.

Goethe's Werke.

Ausgabe in zwei Bänden.

Mit acht Stahlstichen und einem Facsimile der Handschrift Goethe's.

Format wie Schiller in Einem Bande.

Ladenpreis für beide Bände 32 fl. oder 18 Rthlr. 12 gr.

Diese mit einer Anzahl nie gedruckter, ja zum Theil erst jetzt (durch die Ordner seines Nachlasses) aufgefundener Gedichte und dramatischer Fragmente des großen Dichters bereicherte Ausgabe reiht sich im Format ganz der von Schiller in Einem Bande an. In Schönheit des Papiers und Druckes übertrifft sie noch unsere neueren Ausgaben von Schiller, welche so allgemeinen Beifall gefunden haben, und ist überdieß durch eine Reihe von Stahlstichen nach den ausgezeichnetsten Künstlern geschmückt.

Wesentlich unterscheidet sich diese Ausgabe von allen frühern: 1) Durch übersichtliche Zusammenstellung und Aufeinanderfolge des Gleichartigen und Verwandten.

2) Durch vieles bisher Niegedruckte, das, wie eben gesagt, neuhinzugekommen, und zwar aus allen Gattungen der Poesie, namentlich Lieder, Distichen, Epigramme, Invectiven, Gedichte zum Divan; Fragmente vom ewigen Juden, von Hanswursts Hochzeit, von Tragödien, Singspielen und Romanen, Schema einer Fortsetzung der natürlichen Tochter und der Pandora; ein Lustspiel: die Wette; endlich eine große Anzahl neuer Maximen und Reflexionen, so wie interessante biographische Einzelnheiten, die theils in die Annalen eingeschaltet, theils einzeln abgedruckt worden.

3) Durch Angabe der Zeit, in welcher jede Production entweder entstanden, oder doch zuerst durch den Druck bekannt gemacht worden. Dieser Anzeige ist ein sehr genaues Inhalts-Verzeichniß hinzugefügt, und das Neuhinzugekommene immer mit einem Sternchen bezeichnet.

Stuttgart und Tübingen, October 1839.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

0695

[72]

MOZINS vollständiges Wörterbuch der deutschen und französischen Sprache, nach den neuesten und besten Werken über Sprache, Künste und Wissenschaften; enthaltend die Erklärung aller Wörter, die Aussprache der schwierigeren, eine Auswahl erläuternder Beispiele zur Verständlichkeit ihrer verschiedenen Bedeutungen, die hauptsächlichsten sinnverwandten Wörter, Sprüchwörter und sprüchwörtlichen Redensarten beider Sprachen, die Ausdrücke des französischen Gesetzbuchs, die Münzen, Gewichte und Maaße der verschiedenen Staaten, ein Verzeichniß der gebräuchlichsten Eigennamen von Personen, Ländern, Flüssen etc.

Mit Beiträgen von Guizot, Biber, Hölder, Courtin und mehrern andern Mitarbeitern.

Aufs neue durchgesehen und vermehrt von A. Peschier, Professor an der Universität Tübingen.

4 Bände. In acht Lieferungen von ungefähr 30 Bogen zu 1 fl. 45 kr. oder 1 Rthlr. 1 gr.

Der ersten Lieferung erste Hälfte Subscriptionspreis für 52 1 / 2 kr. oder 12 1 / 2 gr.

Wir haben so eben die erste Hälfte der ersten Lieferung des von Hrn. Prof. Peschier aufs neue durchgesehenen und vermehrten deutsch-französischen und französisch-deutschen Wörterbuches von Mozin ausgegeben und bedauern, daß es uns nicht gelungen ist, die ganze erste Lieferung mit einemmale versenden zu können, wie wir es früher beabsichtigten. Diese Verzögerung wolle man dadurch erklären, daß von Seiten des H. Herausgebers sowohl als von uns keine Mühe gespart wurde, dem Werke in seiner neuen Gestalt die Vollkommenheit zu geben. die man von einem solchen Wörterbuch verlangen kann, und es auf einen Standpunkt zu bringen, der allen gerechten Anforderungen entspricht. Demgemäß wurden viele mehr als zweifelhafte Ausdrücke, viele bis jetzt in den besten Wörterbüchern als ächt französische Wörter aufgenommene Barbarismen aus dieser neuen Ausgabe weggelassen, und dafür die neuesten Vocabeln und Redensarten aufgenommen, welche entweder dem politischen und litterarischen Federkrieg, den Salons, der Phraseologie der neuen Schule, oder der besondern Sprache der Parteien, zuweilen auch dem Dialekt der niedern Classen angehören.

Bereichert ist diese Ausgabe ferner durch eine Menge Etymologien, durch eine vergleichende Synonymik, durch Angabe der unregelmäßigen Bildung der Mehrzahl, endlich durch manche Sprüchwörter und Redensarten, welche die Eigenthümlichkeit beider Sprachen am besten bezeichnen. Ungeachtet dieser zahlreichen Zusätze wird der Umfang der neuen Auflage nicht bedeutend vergrößert; daher kommt es, daß wir im Stande sind, dieses sorgfältig überarbeitete und reich vermehrte Wörterbuch um einen verhältnißmäßig so ungemein billigen Preis zu liefern.

Wir hoffen somit, daß diese neue Auflage die Brauchbarkeit und Verbreitung des längst anerkannten vortrefflichen Werkes noch bedeutend erhöhen wird.

Auf die äußere Ausstattung Schrift, Druck und Papier verwandten wir eine ganz besondere Sorgfalt, wie man sich durch Einsicht des Werkes überzeugen wird. Der Druck ist jetzt in raschem Gange begriffen, so daß die weitern Lieferungen rasch folgen werden. Stuttgart und Tübingen, Februar 1840.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[761-63]

In der Karl Haas'schen Buchhandlung in Wien, Tuchtauben Nr. 561 ist erschienen und daselbst, so wie durch alle Buchhandlungen zu erhalten: Die k. k. Bilder-Galerie in Belvedere zu Wien.

Nach den Zeichnungen des k. k. Hofmalers und Galerie-Custos Sigmund v. Perger, in Kupfer gestochen von verschiedenen berühmten Künstlern.

Nebst Erklärungen, in historischer und artistischer Hinsicht, in deutscher und französischer Sprache.

4 Bände in 60 Heften, das Heft in 4 Blättern (also 240 Kupfer) 90 fl. Conv-M.

Kauflustigen, welche sich directe an uns wenden, bewilligen wir noch besondere Vortheile; auch kann zur Erleichterung der Anschaffung dieses Prachtwerk lieferungsweise im Pränumerationspreis abgenommen werden.

Ein ausführliches Inhalts-Verzeichniß wird gratis ausgegeben.

[962-63]

So eben ist bei mir erschien n und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Gutenberg und Franklin. Eine Festgabe zum vierten Jubiläum der Buchdruckerkunst; zugleich mit Antrag zur Gründung von Stadt - und Dorfbibliotheken. Allen Buchdruckern, Buchhändlern, Gelehrten, überhaupt allen deutschen Männern, welche an fortschreitender Menschheits-Bildung regen Antheil nehmen, gewidmet von Karl Prensker, königl. sächsischem Rentamtmann zu Großenhain, Ritter des K. S. C. V. O. br. 1 / 4 Rthlr.

Eine Festgabe zur dießjährigen Jubelfeier der Buchdruckerkunst, um der Nachwelt ein wahrhaft bleibendes, segenbringendes Andenken davon zu verschaffen.

Leipzig, den 27 Februar 1840.

Heinr. Weinedel.

0696

[999]

Plastischer Schulatlas, enthaltend die Karten von Deutschland, Europa, Asien, Afrika, Nord-Amerika, Süd-Amerika und Australien, en relief bearbeitet und nach der physisch-geographischen Beschaffenheit des Bodens ausgemalt.

Hierzu als Erläuterung und zur Darstellung der politischen Geographie ein aus 7 Karten gleichen Maaßstabes bestehender gestochener Schulatlas. Herausgegeben von Aug. Ravenstein; im Verlage des geographischen Institutes zu Frankfurt a. M.

Preis des plastischen Atlasses 7 fl. oder 4 Rthlr.

Preis der Erläuterungskarten〈…〉〈…〉 fl. 12 kr. oder 16 gr.

Es ist schon lange der Wunsch vieler Pädagogen, die dermalen im Gebrauche befindliche Darstellungsweise der orographischen Verhältnisse mittelst Schraffirung der Gebirge durch eine mehr bezeichnende, die Erhabenheiten sichtbar und fühlbar darstellende Manier ersetzt zu sehen. Der Herausgeber war bemüht, diesem Wunsche zu entsprechen und hat als Mittel hierzu die Prägung in Papier angewandt, wodurch Dauer, Leichtigkeit, Eleganz und ein verhältnißmäßig billiger Preis erzielt wurden. Die Kärtchen befinden sich in einem Schiebkästchen von der Größe eines Quartbandes und bieten, neben dem besondern geographischen Interesse, als erster in Deutschland gemachter Versuch der Prägung erhabener Karten, noch ein weiteres Interesse für Kartenfreunde und Sammler im Allgemeinen dar. Für Blindenanstalten wird bemerkt, daß für diese auf Verlangen scharfe und gehärtete Gypsabgüsse zu dem Preise von 1 fl. 45 kr. (1 Rthlr.) pro Karte abgegeben werden. Expeditionen der plastischen Karten werden übrigens nur auf feste Rechnung gemacht.

In der Kollmann'schen Buchhandlung in Augsburg ist dieser Atlas vorräthig zu finden.

[997]

Ende des Jahres 1839 sind erschienen in Ernst Kleins litterarischem Comptoir in Leipzig, und in allen Buchhandlungen (Augsburg in der Kollmann'schen) zu haben: Die Canadenser, oder der Kampf der Freiheit am Niagara und Lorenzo in den Jahren 1837 und 1838. Vom Herausgeber des Georg Schobri. 1 Thlr. 3 gr. od. 2 fl. 3 kr. rhn.

Gianettino und Gaetana, oder der Bandit von Venedig. Roman in 3 Büchern von Karl Heinrich.

1 Thlr. oder 1 fl. 48 kr. rhn.

Die Werschowitze.

Historisch-romantisches Gemälde aus Böhmens Vorzeit. Von Dr. Ewald Dietrich. 1. Abtheilung. Größe und Fall des Geschlechts in grauer Vorzeit: Der Racheschwur in den Todtengrüften des Schreckensteins. 2. Abtheilung. Wiedererhebung dieses Geschlechts im Mittelalter. 1ster Bd.: die hochherzigen Räuber der Poscopole. 2ter Bd.: der Einsiedler des Lochotins. Neue und wohlfeile Ausg. 12. 3 Bde zusammen 1 Thlr. 9 gr. oder 2 fl. 30 kr. rhn.

Der Talmudist in der eleganten Welt. Scenen und Skizzen aus der Gegenwart, zur Kenntniß unsrer Juden und des jetzigen Judenthums. Vom Verfasser des jüdischen Gil-Blas. Neue wohlfeile Ausgabe in Duodez. 12 gr. od. 54 kr. rhn.

Allen Handlung Treibenden wird mit Recht folgendes bewährte Werk empfohlen: Praktisches Rechenbuch für Bankiers, Kaufleute, Fabricanten etc.

Zum Selbstunterricht, besonders der sich der Handlung Widmenden, faßlich bearbeitet von J. Ludw. Elze. 2te sorgfältig verbesserte und verm. Auflage. 1ster Theil: Anfangsgründe bis zur Disconto - und Gesellschaftsrechnung. 2ter Theil: Höhere kaufmännische Rechnungsarten.

Um die Anschaffung dieses anerkannt werthvollen Werkes zu erleichtern, ist so eben für 1839 und 1840 eine wohlf. Ausgabe von 1 Thlr. 12 gr. oder 2 fl. 42 kr. besorgt, (jeder Theil einzeln 21 gr. oder 1 fl. 36 kr.)

[979]

C. W. Crone in Osnabrück iefert die dasige ächte schwarze Naturkreide zum Zeichnen (welche dieses außerdem nur in Italien bekannte Naturproduct an Güte und Wohlfeilheit übertrifft) in diversen dünn geschnittenen, rundgeschliffenen, lackirten, in Holz und Rohr gefaßten Zeichnerstiften, so wie auch in dessen Fabrik die schwarzen, weißen und rothen Compositionskreiden, feinen weichen Rothstifte etc. von anerkannter Güte und aufs billigste.

Preisverzeichnisse können auf portofreie Briefe erfolgen.

[1067.71]

BREVET DE 5 ANS, MEDAILLE D'HONNEUR.

EN TOUS LIEUX, SAISIE DES CONTRE-FAçONS ET APPLICATION DE L'AMEN-DE ET DES PEINES VOULUES PAR LA LOI.

[figure]

En Crino-zéphyr, noir ou blanc. Elles se font de deux manières: l'une forte et résistante pour les robes de soirées en velours, brocard etc.; l'autre trèslégère pour celles de bal. Ces deux sortes, complément de la toilette, font maintenant partie des trousseaux et corbeilles de mariage; elles forment tournure, soutiennent les robes, et par leur fléxi ble élasticité elles se prêtent aux plus légers mouvemens des multiples ondulations de leurs draperies; en outre elles sont indéformables à l'u sage et peuvent se laver comme le linge.

Les prix, suivant la finesse et le choix des crins, sont de 35, 45, 55 et 80 fr. ; les noires coû tent 5 fr. de plus. Les frais d'expédition et d'emballage sont en plus.

On insérera dans la lettre de demande un fil pour marquer la longueur et le tour de taille.

S'ADRESSER à Munich à Mr. Gustav Schulze, Négociant.

[952]

Bei G. H. Schröder in Berlin ist eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: Grumbach, K., Buch für Leidende, oder Rath und Trost der Religion Jesu Christi bei den verschiedenen Wechselfällen des menschlichen Glücks und Lebens unter dem Druck irdischer Prüfungen. 8. geh. à 12 gGr.

[1050-52]

Anzeige.

Eine Wohnung im Schloß Rametz bei Meran in Tyrol halbjährig zu vermiethen. Sie besteht aus 11 ausgemalten neu meublirten Zimmern; dabei ein Billard, und noch extra ein[Entresol] von vier Stücken. Das Haus steht auf einem der schönsten und gesündesten Punkte des viel besuchten Meran. Preis vom Anfange Aprils bis Ende September 300 fl. C. M. Das Nähere ist im Schlosse selbst oder bei der Expedition der Allg. Zeitung zu erfahren.

[908-10]

Dienst-Offert.

Eine Schnupftabaks-Fabrik im südlichen Deutschland sucht einen soliden Commissions-Reisenden, welcher zweimal im Jahr die Schweiz bereist und bereits daselbst Verbindungen hat, zum Behuf des Absatzes ihrer Fabricate.

Deßfallsige Offerte beliebe man an die Expedition unter dem Buchstaben R versiegelt abzugeben, worauf dann directe Erwiederungen erfolgen werden.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15330 tokens; 4968 types; 106348 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 87. 27. März 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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ShelfmarkDWB 1996/32
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