PRIMS Full-text transcription (HTML)
0713
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 90.
30 März 1840.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Die neueste in England eingelaufene New-Yorker Post reicht bis zum 26 Febr. Sie bringt wenig Erhebliches. Die Congreßsession schleppt sich in Debatten von amerikanischer Weitschweifigkeit hin, die sich zunächst um Wahlfragen drehen. Der anfangs mit Indignation widersprochene Umstand, daß das Kriegsministerium in Cuba Bluthunde habe ankaufen lassen, um die Indianer in Florida damit aufzuspüren und niederzuhetzen, ist jetzt im Congreß selbst zugestanden. Die vierfüßigen Alliirten der republicanischen Yankee-Tapferkeit werden auf die Menschenhetze schulgerecht eingeübt, und sollen demnächst ihr Probestück ablegen. Auf dem streitigen Gränzgebiet zwischen dem Staate Maine und der englischen Colonie Neu-Braunschweig wurde neuerlich, gemäß Befehl der Behörden von Maine, eine Anzahl Leute festgenommen, die daselbst für Neu-Braunschweiger Holzhändler Bäume fällten. Es half ihnen nichts, daß sie sich auf eine Erlaubniß vom Staate Massachusetts beriefen. Man erwartete als Folge davon eine Altercation zwischen den beiden Vereinsstaaten.

Mexico.

(Atlas.) Mexicanische Nachrichten bis zum 17 Jan., in den New-Yorker Blättern, wärmen den alten Plan eines Feldzugs gegen Texas wieder auf. Dem Congreß war der Vorschlag gemacht worden, jeder Mexicaner solle monatlich sechs Realen steuern, um die Kosten der Expedition aufzubringen; wer freiwillig mehr gebe, solle Anspruch haben auf den Dank des Vaterlands. Welches Schicksal dieser Vorschlag hatte, wird nicht berichtet. Der Zustand der Republik ist übrigens nichts weniger als befriedigend, so sehr es auch die officielle Regierungszeitung zu bemänteln sucht. Chipuahua, Durango und Neu-Mexico litten unter Einfällen der Indianer.

Nach den neuesten, äußerst schwankenden und unverlässigen Berichten in nordamerikanischen Blättern soll General Arista von den Föderalisten mit beträchtlichem Verlust geschlagen worden seyn.

Großbritannien.

Die öffentliche Anerkennung der Ehe des Herzogs von Sussex mit Lady Cecilia Underwood (oder wie die Dame dem Standard zufolge heißen soll: Buggins) von Seite der Königin wird als ziemlich gewiß betrachtet. Das ministerielle M. Chronicle bemerkt: Wir wissen zwar nicht, was die eigentlichen Absichten der Krone in dieser Sache seyn mögen; aber in Uebereinstimmung mit einer unermeßlichen Mehrheit des brittischen Volkes würden wir eine solche Entschließung mit Freuden vernehmen. Wie man allgemein weiß, wurde jene eheliche Verbindung vor Jahren nach dem Ritus der Staatskirche des Landes geschlossen, und jeder, der das Privatleben des Herzogs von Sussex und seines geliebten Weibes kennt, ist Zeuge, daß es nie eine glücklichere Ehe gegeben hat. Ist es da nicht allerwege ziemend, daß ein edelsinniger Prinz und redlicher Mann den Wunsch hegt, alle die Vortheile seiner Geburt und Stellung die Dame mitgenießen zu lassen, die er an sein Herz und seinen Herd genommen? Und steht es nicht auch Englands Königin wohl an, einer solchen, auf gegenseitige Liebe und Treue gegründeten, unter allen Feierlichkeiten unsrer Religion geschlossenen Ehe durch ihre höchste Sanction die volle Anerkennung der Gesellschaft zuzuwenden? Das liberale Volk von England wird seine Anhänglichkeit an den Herzog von Sussex, den vieljährigen Stolz seines Landes, sich dadurch nicht schmälern lassen, daß er von einer schnöden und neidischen Faction angegriffen wird, welche, wenn sie es vermöchte, ihn am Abend seines Lebens des Glücks berauben möchte, sein angetrautes Weib auf die ihr als der Gemahlin eines Prinzen von Geblüt gebührende Rangstufe zu erheben. Der Standard antwortet: Wir bekennen zu dieser schnöden und neidischen Faction zu gehören, denn wir glauben allerdings, daß es nicht wohl überlegt war, Ihrer Maj. eine Beschlußnahme anzurathen, welche die Lady Underwood oder Buggins in eine Stellung bringt, daß sie möglicherweise die Königin-Gemahlin von Großbritannien werden kann; wir sind vielmehr entschieden der Ansicht, daß weder die öffentliche Moral noch die Würde der königlichen Familie dabei gewinnen können, wenn man vor dem Lande Umstände ans Licht zieht, die besser in der Vergessenheit begraben geblieben wären.

Ein Provincialblatt, der Cheltenham Looker-on, sagt: Man spricht von einer ernstlichen Neigung des Prinzen Ernst von Sachsen-Coburg zur Prinzessin Augusta von Cambridge. Zur Zeit beruht diese Sage einzig und allein auf der Autorität deutscher Zeitungen einer Autorität freilich, die in allem, was den englischen Hof angeht, nicht zu verachten ist, denn in dem Falle der Vermählung der Königin wußten sie Alles lange im voraus, ehe wir in England eine Ahnung davon hatten.

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Im Beginn der Oberhaussitzung vom 23 März erklärte der Herzog v. Wellington, daß er dem Fortgange der irischen Municipalreformbill sowohl als der Bill zum Schutz der Drucker parlamentarischer Actenstücke sich widersetzen werde, wenn die Regierung dieselben nicht so lange aussetzen wolle, bis mehrere edle und rechtsgelehrte Lords, die jetzt theils wegen Krankheit, theils in Geschäften abwesend, an der Berathung darüber Theil nehmen könnten. Der Herzog bezeichnete zunächst Lord Lyndhurst wegen seines regen Interesse's für die irische Bill (derselbe ist in der Genesung begriffen), dann den Lord Oberrichter der Queensbench, Lord Denman (in Geschäften abwesend; von ihm ist, nach aller Wahrscheinlichkeit, eine kräftige Opposition gegen die Russell'sche Bill zu erwarten), so wie auch Lord Brougham (der erst in der Woche nach Ostern aus Südfrankreich zurückkommen wird). Lord Melbourne fand das Begehren nicht sehr billig, besonders hinsichtlich der Bill zum Privilegiumsschutze, die keinen Aufschub vertrage. Die Corporationsbill anlangend meinte er, das Haus sollte wenigstens die zweite Lesung derselben einstweilen vornehmen, da Lord Lyndhurst, der Erfahrung aus der vorigen Session zufolge, nicht dem Princip und Ensemble, sondern nur einigen Einzelpunkten der Maaßregel entgegen sey. Dem widersprach Lord Londonderry mit dem Bemerken, die Bill sey wesentlich eine andere als die vorjährige geworden. Die Discussion dieses Punktes, bei welchem Wellington einigemal ziemlich hitzig wurde, dauerte noch, als die Post abging. Unter den Petitionen, mit deren Ueberreichung die Sitzung der Gemeinen eröffnet wurde, war eine gegen den ungerechten Krieg mit China. Hr. Brotherton, der sie überreichte, sagte, anstatt mit den Chinesen über freien Opiumhandel zu hadern, sollte man den Bewohnern Englands lieber einen freien Kornhandel gestatten. Lord J. Russell brachte eine Botschaft von der Krone ein, welche der Sprecher ablas, während alle Mitglieder entblößten Hauptes standen. Die Botschaft empfiehlt dem Parlament, die wichtigen Dienste, welche Lord John Seaton (vordem Sir J. Colborne) während seiner Amtsführung in Ober - und Nieder-Canada geleistet, in Erwägung zu ziehen, um hiernach diesem verdienten Manne und seinen beiden überlebenden nächsten männlichen Erben eine besondere Belohnung zuzuerkennen. (Hört!) Der Punkt soll am 27 zur Berathung kommen. Lord T. Russell erhob sich dann, um die ministeriellen Maaßregeln zur dauernden Beruhigung Canada's zu erörtern, wie sie auf die dem Hause vorliegenden Papiere in diesem Betreff gegründet worden.

(M. Post.) Unser Frankfurter Correspondent schreibt: Eines der beglaubigtsten Gerüchte, die hier umlaufen, ist, daß Fürst v. Metternich in einem Briefe an Anselm v. Rothschild sich dieser Worte bedient habe: Sie dürfen versichert seyn, daß die orientalische Frage nicht einen Augenblick lang den Frieden Europa's stören wird.

Hrn. Daniel O'Connell, der gleich nach dem Durchgehen der irischen Municipalreformbill im Hause der Gemeinen nach Irland abgereist ist, um dort die Agitation nicht einschlafen zu lassen, ward am 16 März in der Stadt Galway ein Festmahl gegeben. Seine Rede, die er mit den Worten anhob: Ich sag 'es nicht aus Eitelkeit oder Ueberschätzung dessen, was ich leiste, aber Irland braucht solche Männer, wie ich einer bin, behandelte sein bekanntes Thema: Treue Anhänglichkeit an Königin und Regierung, aber rastloses Streben, auf daß Irland volle Gerechtigkeit und Gleichstellung mit England erlange; als das erste Bedürfniß desselben bezeichnete er Ausdehnung des Wahlrechts. Eine ähnliche Rede hielt O'Connell am 21 in einer Versammlung des Registrationsvereins in der Kornbörse zu Dublin. Ein erfreuliches Zeichen der zunehmenden bürgerlichen Ruhe und der in gleichem Maaß abnehmenden Verbrechen in Irland ist, daß die Assisen der Grafschaft Tipperary, welche vordem als eine der allerschlimmsten berüchtigt war, dießmal ganz Jungfer (maiden) waren, d. h. keinen einzigen Verbrechensfall abzuurtheilen hatten. Einem Herkommen zufolge verehrte deßwegen der Obersheriff der Grafschaft, Hr. H. Prittie, dem vorsitzenden Richter der Assisen, Hrn. Richards, ein paar weiße Handschuhe.

An die englischen Schiffe an der spanischen Küste soll nun die Ordre zur Heimkehr ergangen seyn.

Die Adresse der Indianerstämme von Ober-Canada an den Generalstatthalter Hrn. Poulett Thomson, dessen Antwort darauf in Nr. 82 der Allg. Ztg. erwähnt worden, lautete wie folgt: An unsern großen Vater, den Generalstatthalter des brittischen Amerika. Vater, wir, die Kinder unserer großen Mutter, der Königin, welche über dem großen Salzsee wohnt, wünschen dir voll Ehrfurcht Glück zu deiner Ankunft in diesem Lande. Vater, wir sind die ursprünglichen Herren dieses Landes, auf welchem deine weißen Kinder ihre Städte und Maierhöfe gebaut haben. Vater, unser Volk war einst zahlreich, frei und glücklich im Besitze seiner Wälder, Seen und Ströme. Vater, als der weiße Mann kam in unser Land, nahmen ihn unsere Väter an der Hand, und gaben ihm Land, um seine Hütte darauf zu bauen. Seither kam der Weiße immer herangeschwommen an unser Ufer, und jetzt ist er größer und mächtiger, als deine rothen Kinder. Vater, viele Jahre lang haben das Feuerwasser (Branntwein) und die andern Uebel, die uns gebracht worden sind, unsere Väter zu Tausenden getödtet und zu Grunde gerichtet. Vater, es sind jetzt sechzehn Jahre, seit die Worte des großen Geistes uns gepredigt wurden durch die Methodisten; wir haben unsere Ohren geöffnet, und der große Geist öffnete unsere Herzen dem Evangelium; und jetzt haben wir entsagt unsern Lastern und suchen zu leben als gute Christen und gute Ackerbauer. Wir haben Capellen, Schulen, Häuser und Felder. Alle diese Dinge erfreuen unser Herz. Vater, wir versichern dich, daß wir glücklich sind, zu leben unter dem guten und mächtigen Schutz der englischen Regierung, die uns bewiesen hat, daß sie der Freund des rothen Mannes ist. Vater, wir sind auch glücklich zu sehen, daß der Ruf von dem englischen Edelmuth sich verbreitet hat in den Westen, und daß viele unserer rothen Brüder, die auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten leben, den Wunsch geäußert haben, zu kommen und sich niederzulassen in dem Lande unserer großen Mutter, der Königin. Vater, wir erheben unsere Herzen zu dem großen Geiste, zu dem Allerhöchsten, auf daß er segne deine Unternehmungen, und die weißen Männer und die rothen Männer dich preisen, und auch unsere Kinder nach uns sich erheben, um dich zu segnen. Vater, wir drücken dir die Hand von ganzem Herzen, gleichwie unsere Krieger, unsere Frauen und unsere Kinder. Dieß ist alles, was wir zu sagen hatten. Die Häuptlinge der zur Rathssitzung versammelten Stämme. Den 24 Januar 1840.

Frankreich.

Der Temps sagt, daß die Combination Soult-Molé gänzlich fehlgeschlagen sey, und daß die HH. Duchatel, Passy und Dufaure sich geweigert haben, daran Theil zu nehmen. Der Constitutionnel versichert dasselbe.

Wir fahren heute in Darstellung der Hauptstellen der Rede des Hrn. Thiers in der Sitzung der Deputirtenkammer am 24 März fort. Die Transaction, sagte er, liegt so sehr in allen Gemüthern, daß sie selbst täglich in Betreff der materiellen Fragen, worüber sie am meisten gespalten sind, zu0715 Stande kommt. Ich werde nur zwei oder drei Beispiele anführen. Erinnern Sie sich der beiden bei Einbringung des ersten Zollgesetzes in die Kammer einander gegenüber stehenden Systeme: man wollte einerseits das absolute Verbot; andrerseits verlangte man absolute Handelsfreiheit. Wohin ist man nun nach Verfluß von drei Jahren darüber gekommen? Man verlangt nicht mehr das absolute Prohibitivsystem, nicht mehr die absolute Freiheit; man ist bei einem Systeme temporären industriellen Schutzes angelangt, das so lange dauern soll, als eine Industrie dessen bedürfen möchte. Eben so verhält es sich mit den öffentlichen Arbeiten. Als man zum erstenmal ein Gesetz über die öffentlichen Arbeiten vorlegte, standen sich zweierlei Meinungen gegenüber; einerseits sagte man, die Regierung, andrerseits die Privatgesellschaften sollten alle öffentlichen Arbeiten vollziehen. Darüber verflossen zwei Jahre; man discutirte und gelangte endlich zu dem Systeme, daß die Regierung nicht alle öffentlichen Arbeiten, und eben so wenig die Privatgesellschaften alle ausführen sollten; sie sollten nur das ausführen, was sie vermöchten, und man sollte den Gesellschaften dabei helfen, die Regierung aber da, wo Arbeiten von großer Ausdehnung und hohem Nutzen nicht von ihnen vollbracht werden könnten, diese übernehmen. Auf die auswärtigen Angelegenheiten übergehend, bemerkte der Conseilpräsident: Auf welche Art man auch den Zustand Frankreichs Europa gegenüber betrachten mag, so dürfen Sie doch nie vergessen, daß Sie eine Revolution repräsentiren, eine redliche, aber doch immer eine Revolution. Setzen Sie auf diese Bänke die glänzendsten Männer des Landes oder die geringsten Söhne unserer Revolution, immer repräsentiren sie eine Revolution. (Zeichen der Beistimmung.) Man muß diese Revolution lieben, sie achten, an die Gesetzlichkeit ihres Ziels, an ihre edle Dauer, an ihre unüberwindliche Macht glauben, um sie mit Würde, mit Vertrauen zu repräsentiren .... (Beifall.) Ich bin ein Kind dieser Revolution, und wenn auch einer ihrer geringsten Söhne (Beifall links und im linken Centrum. Lärm im rechten Centrum. Auch wir sind Freunde der Revolution. ) Hr. v. Marmier: Jeder hier ist ein Sohn der Revolution. Hr. Thiers: Jeder? Ja, Jeder, ich aber mehr als irgend ein anderer, weil ich ohne sie nichts wäre. (Beifall.) Wohlan, ich ehre, ich achte diese Revolution, ich glaube an die Gesetzlichkeit ihres Ziels; denn dieses Ziel ist das größte Bedürfniß der Menschheit, es ist die Theilnahme aller erleuchteten und besonnenen Männer an der Regierung ihres Landes. Ich glaube an ihre Dauer, an ihre Kraft, denn hat man auch Schlachten von einem Tage gegen sie gewonnen, so hat man sie doch nie besiegt .... (Lebhafter Beifall.) Ich will damit nicht sagen, daß sie hochmüthig, ruhestörerisch seyn soll: ich glaube an ihre Kraft, wenn sie nicht Größen parodiren will, die ihr nicht mehr zukommen, wenn sie nicht das Kaiserreich ohne den Kaiser wieder auflegen möchte; wenn sie sich aber auf die Vernunft und das Recht stützt, so glaube ich, daß sie stark seyn wird durch eigene Kraft, stark durch die Sympathien der Welt. (Sehr gut!) Bei solchen Gesinnungen habe ich immer die sogenannte Propaganda, nämlich die Complicität mit den in fremden Ländern erfolgten Verschwörungen als ein Verbrechen, als eine Handlung der Unredlichkeit angesehen. Versuchten wir eine Propaganda in den andern Staaten, so würden wir den andern das Recht geben, eben so gegen uns zu verfahren; wenn wir Factiose zu den andern schickten, so würden die andern das Recht haben, solche auch zu uns zu schicken. Ich war immer gegen die Politik, welche andere Staaten umzuwälzen sucht. Ich habe aber nie geglaubt, daß wenn vor unsern Thoren auf legitime Weise im Laufe der Zeit und der Bedürfnisse des Landes Revolutionen ausbrechen würden, wir rücksichtlich ihrer gleichgültig bleiben könnten; ich glaube es noch nicht. Ich konnte mich täuschen; die Geschichte wird darüber entscheiden. Von diesen Gesinnungen beseelt, habe ich die Regierung bekämpft, die in den Fragen von Italien, Belgien und Spanien, Lösungen, die Ihnen bekannt sind, herbeigeführt hat. Ich will alten Streit nicht wieder aufwecken, aber ich lege meine Ueberzeugungen dar, weil ich am Tage meines Eintritts in das Cabinet nicht beschuldigt seyn will, als lasse ich sie an der Schwelle der Staatsgewalt zurück. Ich wünsche, daß die Kammer erfahre, daß, wenn ich in der Opposition gewesen, ich nicht ein Spiel damit getrieben, sondern einer tiefen Ueberzeugung gehorcht habe. (Sehr gut!) Jene Fragen hat die Zeit, welche die Dinge und die Menschen mit sich fortreißt, mit sich hinweggeführt. Die belgische Frage ist gelöst; wir wollen Ancona nicht wieder erobern; die spanische Revolution kann uns entbehren. Was bleibt noch übrig? Eine unermeßliche Frage, die so ernst geworden ist, daß sie zum Glück für uns, für unsere Ehre auf fast gar keine Meinungsverschiedenheit mehr unter uns stößt. Haben Sie irgend Jemand in dieser Versammlung gesehen, der Ihnen den Vorschlag machen möchte, das türkische Reich zu zerstören, um irgend einer mysteriösen und unbekannten Größe nachzulaufen? Haben Sie irgend Jemand gesehen, der, bei allem guten Willen zur Aufrechthaltung des türkischen Reichs von Ihnen verlangte, jenen mächtigen Vasallen zu stürzen, der voll Genie ist, und den ich meinestheils nicht für den Feind des türkischen Reichs, sondern für dessen sicherste Nachhut gegen Angreifer, die es theilen möchten, betrachte? (Sehr gut.) Zum Schluß entwickelte der Conseilpräsident sein Verhältniß zur Linken, über die keine Ausschließung verhängt werden dürfe an ihrem Ausschließungssystem sey die Restauration gescheitert. (Wir tragen diesen Schluß morgen nach.)

Den wesentlichen Inhalt der Reden der HH. Desmousseaur de Givré und Bechard haben wir gestern angegeben. Nach ihnen betrat Hr. v. Lamartine die Tribune. Das Journal des Débats reassumirt seine Rede folgendermaßen. Nie hat Hr. v. Lamartine eine so hohe Beredsamkeit gezeigt, als in seiner Antwort auf Thiers. Wer seyd ihr? fragte er das Ministerium, daß ihr die Majorität von uns verlangt? Sagt uns dieß erst, ehe wir euch unsere Stimmen geben. Woher kommt ihr und wo wollt ihr hin? Darauf legte er dar, wie das Ministerium aus der Allianz mit der Linken geboren worden, von der Linken unterstützt werde und der Kammer sich aufdringe mit Hülfe einer außerhalb der Kammer errungenen Popularität, welche der Redner energisch charakterisirte. In demselben Augenblick hörte man von den obern Galerien herab pfeifen, zum Beweis ohne Zweifel, welche Freiheit die neuen Alliirten des Ministeriums der Discussion zu lassen gedenken. Hr. v. Lamartine glaubt nicht an den Vergleich (transaction), welchen das Ministerium machen zu können sich rühmt. Das Ministerium kann und will dieß nicht. Was ist dieß in der That für ein Vergleich, wo der zahlreichste Theil der Versammlung aufgefordert wird, seine Stimmen zu geben, ohne irgend eine Garantie dagegen zu erhalten; wo man Vertrauen von ihr fordert und doch das Gegentheil von dem thut, was Vertrauen einflößen kann? Wenn Hr. Thiers einen Vergleich wollte, warum verband er sich nicht mit Hrn. v. Molé? Nur dann wäre es ein wahrhafter Vergleich gewesen, denn jeder hätte etwas nachgegeben. Ein Vergleich aber, in welchem das linke Centrum seine Männer und die Linke ihre Grundsätze überwiegend machen will; ein Vergleich, worin die Meinungen und die Männer der conservativen Partei nicht mitrepräsentirt0716 sind; eine solche Transaction auf dem Wege der Ausschließung, ist dieß nicht ein wahrer Spott? Ueber die Rede des Hrn. Odilon Barrot, welcher Hr. v. Lamartine folgte, sagt dasselbe Journal: In diesem ersten Versuch von Ministerialismus war Hr. Barrot nicht glücklich. Er predigte dem Centrum Unterwerfung; er warnte es vor der Neigung zum systematischen Widerstand. Dieß klang seltsam aus dem Mund des Mannes, der seit 10 Jahren an der Spitze der Opposition steht. In der oft wiederholten Versicherung des Hrn. Barrot, daß die Linke das gegenwärtige Ministerium unterstützen, daß sie seine Existenz erhalten werde, lag gleichwohl etwas Gebieterisches. Als Hr. Barrot nach seinen allgemeinen Redensarten auf die Details der Allianz zwischen dem Ministerium und der Linken überging, war er dem Ministerium nicht mehr nützlich, so sehr er dieß auch wollte. Schon in der Rede des Hrn. Thiers, wie geschickt sie auch war, hatte ein zarter Punkt die conservative Partei beunruhigt. So sagte Hr. Thiers: wir werden die Septembergesetze nicht ändern, sondern nur den Begriff Attentat modificiren; diese Modification erklärte er dahin, daß die Preßvergehen, welche nicht mit einem mit bewaffneter Hand versuchten Complot in Verbindung stünden, künftighin vor die Jury verwiesen werden sollten. Was die Wahlreform betreffe, so sey dieß eine Frage der Zukunft. Gleichwohl bemerkte Hr. Thiers, daß die Charte den Wahlcensus oder die Wählbarkeit nicht festgesetzt habe, so daß die Wahlreform immerhin möglich sey. Diese Bemerkung, welche der Wahlreform Hoffnung gibt, war nicht eben geeignet, die conservative Partei zu beruhigen. Hr. Barrot erklärte, das die Linke von dem Ministerium nur eine Modification des Begriffs Attentat in den Septembergesetzen und eine Hoffnung der Zukunft für die Wahlreform verlangt habe. Er erklärte, die Linke werde das Ministerium unter den von Hrn. Thiers angegebenen Bedingungen unterstützen; es existire in diesem Bündniß keine geheime Clausel. Wir wollen sehen. Offenbar ist es übrigens jetzt schon, daß die Linke die angegebenen Bedingungen in einem weitern Maaße versteht, als Hr. Thiers.

* Das Zuströmen zu der Kammer am 25 März war noch bedeutender als am Tage zuvor. Man erwartete sehr lebhafte Debatten. Das Gerücht, daß in der Versammlung der ehemaligen 221 beschlossen worden sey, ein Amendement vorzuschlagen, erhöhte noch die Spannung. Die Tribunen waren überfüllt. In der königlichen Loge bemerkte man den Herzog von Orleans und den Herzog Alexander von Würtemberg. Der ganzen Physiognomie der Kammer sah man es an, welch wichtiges Resultat sich vorbereite. Wie gestern der Conseilpräsident, so eröffnete heute der zweitwichtige Mann des Cabinets, der Minister des Innern, Hr. v. Rémusat, die Discussion. Wenn, so begann er, er noch einen Zweifel darüber hätte hegen können, daß eigentlich keinerlei Principfragen mehr die Kammer trennen, so wäre ihm dieser Zweifel durch die gestrigen Debatten benommen worden. Habe doch gestern ein gewandter und glänzender Redner, das Organ einer bedeutenden Fraction der Kammer, alle Subtilität seines Geistes aufbieten müssen, um Differenzen zwischen den Parteien aufzufinden, aufreizende, sterile Zwiste wieder zu erwecken. (Nein, nein! Ja, ja!) Alle Discussionen, welche die Vergangenheit wieder heraufbeschwören, und längst gelöste Controversen wieder in die Debatte werfen, nenne er aufreizend, steril. Heute handle es sich darum, zu vereinen, eine Majorität zu gründen, welche die Gewalt unterstütze, der Regierung helfend zur Seite stehe. Handelt es sich um Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung? Erinnern Sie sich wie rasch der letzte blutige Aufstand unterdrückt ward. Niemand wird uns größere Schwäche als unsern Vorgängern zutrauen. Handelt es sich von der Freiheit? Wir haben eine parlamentarische Regierung errungen. Handelt es sich vom Orient? Eine nationale Politik ward einstimmig in dieser Beziehung angenommen. Woher also die Antipathien, die man aufzufrischen sucht? Aus alten Zwisten, die man wieder hervorsucht, und in die man den Groll, den Haß des Augenblicks säet. Um diese Leidenschaften zu bekämpfen, die nicht wieder hätten erstehen sollen, bedarf es eines offenen, loyalen Wortes und dieß hat mich auf diese Tribune geführt. Der Minister ging darauf alle Einwürfe des Hrn. v. Lamartine Punkt für Punkt durch, und verweilte besonders bei dem Verhältniß zur Linken. Es wäre begreiflich, sagte er, wenn aus dem Schooß der Linken sich Reclamationen erhöben gegen die Erklärung des Ministeriums, daß es die Wahlreform der Zukunft übertrage und an den Septembergesetzen nur die Definition des Begriffs Attentat ändern wolle, auf daß nicht bloße Preßvergehen vor die Pairskammer gezogen werden können, wie der Laity'sche Prozeß; aber nein, aus der Linken erschalle Beistimmung, aus dem rechten Centrum dagegen der Kriegsruf. Das Ministerium befolge die Politik der alten Conservativen, und doch machten diese allein Opposition. Die Lage ist ernst, sagte der Minister am Schluß seiner Rede. Zwar ist die materielle Ordnung nicht gestört; aber die Gemüther sind beängstigt, sind betroffen über diese Majoritäten, die sich zersplittern, über diese Parteispaltungen, diese Nuancen unbestimmter Meinungen, diese schwankende Stellung der Staatsgewalt, diese unaufhörlichen Ministerwechsel. Bei diesem bedenklichen Schauspiel fragt man sich, ob die Repräsentativregierung in Frankreich möglich sey? Eine ernste Frage, eine Frage voll Gefahren, der Sie ein Ende machen müssen, wenn Sie überhaupt eine Regierung gründen wollen. (Beifall.) Eine lange Aufregung folgte dieser Rede. Es folgten zunächst die HH. Carné, Glais-Bizoin und Berryer, welch letzterer sich auf die feindlichste Weise gegen die englische Allianz und aufs entschiedenste für Mehemed Ali aussprach. Noch erwartete man an diesem Abend Hrn. Mauguin auf der Tribune, aber die Post ging ab, ehe er das Wort ergriffen hatte. Ungewißheit herrschte, ob die Discussion an diesem Abend zu Ende gehen werde. Von der conservativen Opposition wollte man an diesem Tag nur etwa 126 in der Kammer zählen. Es schien nicht volle Einigkeit unter ihnen über die Frage zu herrschen, ob man, abgesehen von den Grundsätzen, die vorliegende Forderung der geheimen Fonds bewilligen solle oder nicht. Daraus erklärt sich auch die wechselnde Sprache des Journal des Débats über diesen Punkt. Einen Einblick in die herrschende Unschlüssigkeit gewährte die Versammlung, welche die Partei der alten 221 am 25 März vor Beginn der Discussion des zweiten Tages hielt. Hr. Wüstemberg, der zuerst das Wort nahm, ermahnte seine Freunde einig zu bleiben und gegen die geheimen Fonds zu stimmen, dagegen bemerkte Hr. Vatout, es würde eine Gefahr für das Land seyn, wenn ein so hochbegabter Mann wie Hr. Thiers in der Opposition bliebe, ihr Votum für die geheimen Fonds wäre mehr ein Votum der Nothwendigkeit als des Vertrauens. Dieser Ansicht pflichteten auch General Laborde, Adjutant des Königs, und Hr. Liadières bei. Zuletzt hielt General Jacqueminot eine sehr heftige Rede, suchte zu beweisen, daß die 221 die Majorität hätten, und daß aus ihren Reihen innerhalb 24 Stunden ein Ministerium hervorgehen könne. Eine Transaction mit der Linken sey unmöglich. Am Schluß erklärte er, daß er eine Reduction von 100,000 Fr. an den geheimen Fonds beantragen werde.

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Das Univers versichert, in der bei dem Herzog v. Noailles stattgehabten Versammlung der legitimistischen Deputirten habe nur Hr. Béchard erklärt, er werde auf keinen Fall seine Stimme für die Bewilligung der geheimen Fonds geben, wogegen alle übrigen Mitglieder sich entschlossen, mit Hrn. Berryer für das Ministerium zu votiren.

(Gazette.) Die Regierung hat gestern (22) sehr wichtige Nachrichten aus England erhalten. Die russische Regierung soll nämlich Hrn. v. Brunnow beauftragt haben, die zwischen England und Rußland früher angeknüpften Unterhandlungen in Betreff der orientalischen Angelegenheiten wieder aufzunehmen, und Frankreich davon auszuschließen. In Folge dieser Entschließung habe Hr. Guizot eine heftige Scene mit Lord Palmerston gehabt. Darauf spielt der heutige Constitutionnel in folgender Stelle an: Gegenwärtig liegt eine Alles beherrschende, unermeßlich wichtige Frage vor die in England in Unterhandlung befindliche Frage des Orients. Der Stand der Unterhandlungen ist derselbe, wie er vor dem Ministerium des 1 März gewesen. Die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow bezwecken fortwährend eine Allianz Rußlands und Englands, welche Frankreich in eine isolirte Politik versetzen würde. Unsere Meinung ist bekannt: Frankreich hat noch eine unermeßliche Gewalt in dieser Politik, aber durch furchtbare Mittel. Der Friede der Welt wäre ernstlich compromittirt.

Die gestern entwickelte Idee des Hrn. Thiers, durch Vermittlung des linken Centrums einen Vergleich zwischen der Linken und den 221 zuwege zu bringen, scheint, wie vorzusehen war, wenig Beifall gefunden zu haben: die Parteien stehen zu schroff gegeneinander, wie die beiden Redner der 221, Desmousseaux de Givré und Lamartine, deutlich gezeigt haben. Nur Odilon-Barrot schien ganz in Hrn. Thiers 'Plan einzugehen; aber seine Rede, die zu sehr eine ministerielle Tendenz verrieth, wurde von vielen Mitgliedern der Opposition mißbilligt, die ihre Partei keineswegs ganz zur Verfügung des Ministeriums zu stellen gedenken; so hat also diese Rede keineswegs alle Stimmen der Opposition dem Ministerium gewonnen. Die 221 haben ihrerseits aus derselben die Folge einer festen Allianz zwischen der Linken und dem Ministerium gezogen, und daher ist wenigstens ein Theil derselben noch mehr als früher geneigt gegen den Entwurf zu stimmen, was ein Theil der Legitimisten und die äußerste Linke auch zu thun gesonnen sind. Das Resultat der Abstimmung läßt sich noch keineswegs vorsehen; es ist seit der gestrigen Sitzung noch zweifelhafter geworden als es bisher war. Hr. Mauguin wird heute in einer ausgedehnten Rede dem Cabinet das System bezeichnen, welches dasselbe nach der Ansicht des Redners zu befolgen hätte, und worüber die Opposition eine positive Erklärung verlangt, bevor sie sich mit ihm einverstanden erklärt. Die Debatten gehen wohl erst morgen zu Ende.

Italien.

Es hat sich in der letzten Zeit wegen des oft besprochenen Schwefelmonopols eine lebhafte und wie es scheint auch ernsthafte Correspondenz mit England entsponnen, von woher sehr auf endliche Abmachung dieser Angelegenheit gedrungen wird, indem man sich auf frühere Tractate beruft, vermittelst welcher England dagegen protestirt; inwiefern seine Ansprüche gegründet, muß fürs erste noch dahingestellt bleiben. Auf der andern Seite ist aber die Regierung durch den Vertrag mit der französischen Compagnie gebunden und kann sich ihrer Verbindlichkeiten gegen sie ohne gegenseitige Uebereinstimmung nicht entledigen, so daß sie sich allerdings in eine nicht geringe Verlegenheit versetzt sieht, wozu sich noch die Unzufriedenheit in Sicilien selbst gesellt. Diese Unzufriedenheit scheint daselbst mehr und mehr wieder rege zu werden. Unter diesen Umständen haben einige Aeußerungen im englischen Parlament, wenn sie auch an und für sich nichtssagend sind, hier dennoch einige Sensation erregt, und noch mehr dürfte dieß in Sicilien der Fall seyn. Um nun bei den leicht entzündbaren Gemüthern der Sicilianer allenfallsigen Unordnungen daselbst vorzubeugen, hat der König für gut befunden, Truppenverstärkungen dahin zu senden; außerdem wird ein Observationscorps von circa 10,000 Mann in der Nähe von Reggio gebildet, von denen bereits gestern und vorgestern Nachts ein Theil dahin abmarschirt ist. Alle im Hafen liegenden Kriegsschiffe werden ausgerüstet, und haben Befehl, sich zum Auslaufen bereit zu halten. Zwei der königl. Kriegsdampfschiffe sind gestern mit Truppen und Kriegsmunition nach Sicilien abgegangen. In wiefern die Ausrüstungen der Landfestungen wie Gaeta, Baja etc. mit obigem zusammen hängen, vermag ich nicht zu bestimmen; es gehen darüber die verkehrtesten Gerüchte. Daß jene Schritte der Regierung, die in etwas auffallender Weise geschahen (so wurde eines der Regimenter aus der Kirche weg, bevor die Predigt, der sie während der Fastenzeit täglich beiwohnen, zu Ende war, geholt) nicht ganz ohne Einwirkung auf die Börsengeschäfte bleiben konnten, war vorauszusehen.

Deutschland.

Die königl. Akademie der Wissenschaften hielt diesen Mittag die gewöhnliche Sitzung zur Feier des (81sten) Jahrtags ihrer Stiftung. Der Vorstand der Akademie, Hr. Geheimrath v. Schelling, eröffnete diese Sitzung mit einer Nachweisung desjenigen, was im letzten Jahre durch Unterstützung Sr. Maj. des Königs für die Theilnahme an der vielumfassenden Untersuchung des Erdmagnetismus und für die neue Gründung einer meteorologischen Societät von Seite der Akademie und insonderheit der Sternwarte geschehen ist. Hierauf hielt Hr. Professor Joseph Müller, welcher auf Kosten Sr. k. Hoh. unsers Kronprinzen eine Reihe von Jahren zu Paris und Leyden sich ausschließend der orientalischen Litteratur gewidmet hat, und jetzt als außerordentlicher Professor derselben an der Universität und als außerordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften im Beginn einer doppelten hoffnungsvollen Thätigkeit steht, einen Vortrag über persische Poesie, der sich durch Gründlichkeit der Forschung, durch Neuheit auch der historischen Resultate über die Königsgeschlechter bei Firdusi, und durch geistreiche Darstellung gleich vortheilhaft auszeichnete. Se. K. Hoh. der Prinz Luitpold von Bayern wohnte der Sitzung bei.

Der Plan der Regierung ist, die neue Verfassung von der gegenwärtigen Ständeversammlung, so unvollständig sie auch ist (und es ist vorauszusehen, daß sie noch mehr Verluste erleiden wird), fertig machen zu lassen. Man meint, die Corporationen hätten die Wahl nur abgelehnt n der sichern Voraussetzung, daß wenn sie ablehnten, die Auflösung der gegenwärtigen und Berufung einer neuen Versammlung unausbleiblich seyn würde. Deßhalb soll diese Versammlung auf die neue Verfassung eingehen, zu gleicher Zeit werden die Corporationen noch einmal zur Wahl aufgefordert (bei mehreren wie Harburg, Münden etc. ist dieß bereits geschehen). Lehnen sie dann noch einmal ab, so wird man vielleicht auflösen. Es heißt, daß nur unter diesen Voraussetzungen die erste Kammer sich bereit erklärt habe, gemeinschaftlich mit der incompleten, in mehrfacher Beziehung illegalen zweiten Kammer zu verhandeln. Mit den neuen Wahlen, selbst mit denen, die gelungen sind, hat das Cabinet kein Glück gehabt. Der Deputirte der Universität, dessen0718 Wahl so unendliche Mühe gekostet, hat bereits wieder resignirt, und zwar ehe er einmal in die Kammer eingetreten war. Der Deputirte der Stadt Göttingen hat einen Antrag gestellt, daß die Ständeversammlung Se. Maj. den König um Auflösung und Berufung einer neuen ersuchen möge; und hat dieser Deputirte dabei erklärt, daß wenn dieser Antrag nicht durchginge, oder die Bitte um Auflösung vom Cabinet nicht gewährt werden würde, er ausscheiden müsse. Der neugewonnene Deputirte von Uelzen hat nicht allein diesen Antrag unterstützt, sondern dem Vernehmen nach gleichfalls seine Resignation auf jenen Fall angekündigt. Wie wenig indeß der Schein des Eingehens auf die neue Verfassung die Corporationen zur Wahl bestimmen kann, ersieht man unter Anderm daraus, daß das Wahlcollegium der Stadt Hildesheim erst jetzt (vorgestern) die Wahl zur gegenwärtigen Versammlung mit bedeutender Majorität (16 gegen 8 Stimmen) abgelehnt hat, und zwar unter sehr energischer Erklärung gegen die gegenwärtige Ständeversammlung. Unter den von Seite der Regierung der Ständeversammlung gemachten Propositionen und Eröffnungen mag hier erwähnt werden: 1) der neue Verfassungsentwurf. Die Intentionen dieses Entwurfs liegen nicht so offen, wie bei dem im Jahre 1838 vorgelegten. Auf die wichtigsten Bestimmungen dieses Entwurfs kommen wir wohl später zurück. Nur das Eine werde hier gleich erwähnt, daß darin die unbedingte Wahlpflicht der Corporationen ausgesprochen ist. Das gibt über den Gang, den die Regierung, im Falle sie nicht auflöst, einschlagen könnte, einiges Licht. Würde die Verfassung von der gegenwärtigen Versammlung angenommen, so würde diese dann aufgelöst, und eine neue in Gemäßheit der neuen Verfassung berufen. Weigern sich die Corporationen zu dieser neuen zu wählen, so werden sie in Gemäßheit der Verfassung dazu gezwungen und dann besteht die neue Verfassung in anerkannter Wirksamkeit; 2) eine Erinnerung an das bereits im Jahre 1838 vorgelegte Expropriationsgesetz behufs Anlage von Eisenbahnen und Aufforderung, dasselbe zu berathen. Hiervon verspricht man sich einen sehr günstigen Eindruck, namentlich auf die Provinz Lüneburg, und hofft, daß dasselbe namentlich für die Städte Celle, Lüneburg und Harburg eine Veranlassung seyn werde, Deputirte zu wählen. Eine gleiche Absicht liegt dem Gesetze behufs Errichtung von Creditinstituten zu Erleichterung der Ablösung zu Grunde; 3) ein Schreiben wegen der Minoritätswahlen. Im Junius 1839 hatten die Kammern nicht gewagt, die Minoritätswahlen für gültig und zulässig zu erklären, eben so wenig aber sie auszuschließen, indem damit die zweite Kammer (deren Existenz ja damals immer an einem einzigen Deputirten hing) dadurch die Beschlußfähigkeit verloren haben würde. Man zog sich aus dieser Verlegenheit dadurch, daß man das Cabinet (das ja die Minoritätswahlen bereits für zulässig erklärt hatte) noch einmal um eine Erläuterung darüber bat. Diese Erläuterung ist denn jetzt erfolgt. Die Minoritätswahlen werden darin für unzweifelhaft rechtmäßig, gültig und zulässig erklärt. Demgemäß sind auch nicht allein die früheren Minoritätsdeputirten (Holst, Müller etc.) geblieben, sondern auch neue zugelassen (namentlich der Postverwalter Mohlfeld, mit 5 gegen 13 Stimmen erwählt u. s. w.); 4) das Interessanteste der Regierungspropositionen ist aber unstreitig ein Schreiben des Cabinets, worin von den Kammern eine Aenderung in der bisherigen Computationsart verlangt wird. In Gemäßheit des Patents von 1819 und mehrfacher authentischer Declarationen, jahrelanger Observanz u. s. w. (die ja auch sogar vom gegenwärtigen Cabinet bis jetzt beobachtet ward) konnte eine Kammer nicht gültig berathen und Beschlüsse fassen, wenn nicht wenigstens die Hälfte der berechtigten Mitglieder anwesend war. Deßhalb wartete man ja bekanntlich um Ostern 1838 und im Junius 1839 zehn Tage lang und im Februar 1839 vergebens auf die Zahl von 37 Mitgliedern zweiter Kammer, welche als die Hälfte der eigentlich berechtigten 73 Mitglieder zu Beschlüssen nöthig war. Jetzt erklärt ein Schreiben vom 19 d. M., daß man cabinetsseitig folgende Anordnungen im ständischen Reglement für nothwendig halte: Die in dem neunten Postscripte vom 8 März 1825 enthaltene Auslegung der §§. 7, 8, 23, 28 des Reglements sollen ferner keine Anwendung finden. An die Stelle derselben treten folgende Grundsätze: Bei Berechnung der zur Eröffnung förmlicher Sitzungen, zur Fassung von Beschlüssen und zu berathenden Versammlungen erforderlichen Verhältnißzahl ist als Gesammtheit nur die Zahl derjenigen Mitglieder zum Grunde zu legen, welche mittelst ihrer Beeidigung in eine Kammer eingetreten waren, auch nicht ihre Stelle später wieder aufgegeben hatten. Eben so soll behufs Eröffnung eines Landtages nur die Zahl derjenigen Personen in Betracht kommen, deren vorgelegte und gültig befundene Legitimationsdocumente nach dem § 1 des Reglements dem Erblandmarschall oder dessen Stellvertreter zugestellt, oder welche dazu wirklich einberufen worden waren. Wenn also von den jetzigen 38 bis 40 Mitgliedern der zweiten Kammer sämmtliche bis auf zwei resigniren (oder cabinetsseitig ausgeschlossen werden, da man ja auch das nach dem 2 März 1839 für zulässig hält), so können nicht nur diese beiden letzten, sondern, wenn der eine davon zu Hause bleibt (nur resigniren darf er nicht), sogar ein Einziger Beschlüsse fassen, die das ganze Land binden, Steuern bewilligen und eine neue Verfassung machen!

Oesterreich.

Die Post aus Konstantinopel, welche gestern hier eintraf, bringt wenig von Interesse. Das einzige, was einige Aufmerksamkeit erregte, ist, daß die griechische Regierung in dem mit der Pforte eingegangenen Handelsvertrag sich bereit erklärt hat, daß sie die Gerichtsbarkeit der türkischen Behörden bei streitigen Punkten, die etwa durch den gegenseitigen Handelsverkehr eintreten sollten, anerkenne, und nicht mehr, wie es seither bei allen fränkischen Unterthanen geschah, die Schlichtung derselben von dem Ausspruche der ihre Nation vertretenden Gesandten oder Consuln abhängig mache. Dieses Zugeständniß hat das osmanische Ministerium auf das bestimmteste verlangt, und dadurch zu erkennen gegeben, daß es darauf Bedacht nimmt, die Gerichtsbarkeit in den türkischen Landen für die Folge selbst und ausschließlich zu üben, um den vielen Uebelständen zu begegnen, die durch das Recht entstehen, welches die fränkischen Agenten im Orient rücksichtlich der ihnen zustehenden Jurisdiction besitzen. Es ist dieß ein bedeutender Schritt, welcher der osmanischen Regierung zum Vortheil gereichen muß, sobald erwiesen ist, daß die Rechtspflege von ihrer Seite gewissenhaft ausgeübt wird. In politischer Hinsicht schien in Konstantinopel Alles unverändert. Die Pforte vertraute fortwährend auf den ihr angebotenen Schutz der europäischen Mächte; sie soll dieß um so mehr thun, als ihr neuerdings von russischer wie von englischer Seite die befriedigendsten Versicherungen in dieser Hinsicht gegeben worden sind. Man wußte übrigens in der osmanischen Hauptstadt genau, zu welchen Mitteln Mehemed Ali gegriffen hat, um sich gegen jeden Angriff in Sicherheit zu stellen. Die darüber dem osmanischen Ministerium eingegangenen Mittheilungen scheinen mit den Angaben gleichlautend zu seyn, welche der Allgem. Zeitung durch ihre Correspondenten in Alexandrien zugekommen sind. Vor einigen Tagen ist hier ein englischer Courier aus London eingetroffen, der nach Konstantinopel bestimmt war. Er soll Lord Ponsonby über den Stand der in London betriebenen Unterhandlungen die nöthige Aufklärung bringen, damit0719 er davon bei der Pforte Gebrauch machen kann. Auch ein Courier von Hrn. Thiers ist bei der hiesigen französischen Botschaft eingetroffen, der, wie man vermuthet, dazu dienen soll, über den Gang nähere Aufklärungen zu geben, welche er in der auswärtigen Politik zu befolgen sich vornimmt, falls es ihm gelingen sollte, sein Portefeuille zu behaupten, was indeß noch sehr ungewiß scheint. Der Prinz Ferdinand von Sachsen Coburg ist noch hier und gedenkt erst nach Ostern nach Brüssel zurückzukehren.

In der Sitzung der Magnatentafel vom 21 d. wurde die Eisenbahnanlage am linken Ufer berathen und nach vergeblichen Gegenvorstellungen des Grafen Seczeny und Barons Vescey mit lautem und einstimmigem Beifall gutgeheißen. Da nunmehr diesem Unternehmen weiter kein gesetzliches Hinderniß im Wege steht, und bereits alle Aufnahmen, Situationsplane u. dgl. vollendet sind, so glaubt man mit den Bauten noch in diesem Jahre beginnen zu können. Die Strecke der Eisenbahn von Preßburg bis Debreczin beträgt 60 Meilen. Die Kosten sind auf 10 Millionen Gulden veranschlagt: und obgleich die Bahn vorerst auf Pferdekraft hergestellt wird, so beabsichtigt man doch zugleich ihr eine solche Einrichtung zu geben, daß sie beliebigenfalls auch mit Locomotiven benützt werden könnte; auch sind Ausläufer nach Solnok und Comorn festgesetzt, und die Weiterführung der Bahn von Pesth bis Arad und von Debreczin bis Großwardein projectirt, um die Verbindung mit Siebenbürgen herzustellen. Die Strecke zwischen Pesth und Waitzen wird, da sie nur 4 Stunden Entfernung beträgt, gleich ursprünglich auf Locomotive eingerichtet werden. Das leitende provisorische Comité begreift außer dem Concessionswerber Moriz v. Ullmann auch die die zweckmäßige Bauführung verbürgenden Namen der HH. Adam Burg, Professor am polytechnischen Institute in Wien, und Karl Edler v. Myrbach, k. k. Oberst, in sich. Bei diesem Comité finden sich auch die Freiherren Rothschild und Dietrich bemerkt. In einer allerhöchsten Resolution vom 14 d. M. wird den ungarischen Reichsständen bekannt gegeben, daß Se. Maj. die auf Herstellung eines Wechselrechts verwendete Mühe derselben mit Wohlgefallen aufgenommen haben. Unter einigen den Entwurf desselben mit dieser Resolution abändernden Punkten findet sich in Betreff der von den Ständen beantragten Wechselgerichte, daß deren Errichtung außer dem zu Fiume bereits bestehenden, auf Preßburg, Pesth, Oedenburg, Debreczin, Arad, Eperies und Carlstadt bestimmt ist. Um einen neuen Beweis der allerhöchsten Huld gegen Ungarn und die damit verbundenen Provinzen zu geben, haben Se. Maj. geruht, den Besoldungsstand dieser Gerichte dem königl. Aerar zuzuweisen. Die Individuen für dieselben werden Se. Maj. ohne Unterschied des adeligen oder nicht adeligen Standes, mit Rücksicht auf die Comitate, Städte und Districte und auf die dahin benöthigte Proportion aus den des Wechselrechts kundigen und vorschriftsmäßig darin geprüften Männern erwählen. Die Stellen des Präses und der Richter sind auf Lebenszeit festgesetzt. Hinsichtlich der Proteste und der Requisition bestimmt die königl. Resolution, daß sie in lateinischer Sprache abgefaßt werden sollen, wenn sie an ausländische Behörden gerichtet sind. Der weitern sorgfältigen Erwägung werden die §§. 9 und 10 des Entwurfs empfohlen, da diese eine Gattung von Verträgen betreffen, welche, keine Numerationsprobe erfordernd, für den Wucher besonders verlockend sind; auch ist es der Wunsch Sr. Maj., daß, wenn nicht für dermalen, so doch für die Zukunft, ein Präclusivtermin festgesetzt werden möge, nach welchem bloß Schriftkundige wechselfähig seyn sollen. Einer fernern Erwägung wird auch die Verfügung über die durch das Wechselgericht bestimmten Depositen empfohlen, weil die davon entfallenden, den Mitrichtern gebührenden Taxen den Parteien zu lästig fallen könnten; ein Gleiches geschieht in Betreff der Computualprocesse, die nicht, wie vorgeschlagen, mündlich, sondern schriftlich zu verhandeln, oder durch ein Compromißgericht von Kaufleuten zu entscheiden wären, um sodann deren Ausspruch durch das betreffende Wechselgericht zur Vollziehung zu bringen. Deutlich leuchtet aus dieser Resolution die wohlwollende Absicht Sr. Maj. hervor, bei dieser neuen und für Ungarns Handelsbelebung so wichtigen Institution alle Collisionen und möglichen Schadenfälle zu verhindern, und indem in denselben dem übrigen Inhalte dieses Gesetzesentwurfs die allerhöchste Zustimmung ertheilt wird, ergeht zugleich an die Reichsstände die Aufforderung, sich mit Ausarbeitung der übrigen in ihrer Repräsentation bezeichneten Theile des Wechselrechts zu beeilen, da alsogleich, sobald dieselben Sr. Maj. unterbreitet seyn werden, die königl. Resolution erfolgen wird.

Serbien.

Fürst Michael von Serbien hat, nachdem er schon am 13 bei Belgrad angelangt war, doch erst am vorigen Sonnabend seinen Einzug in diese Stadt unter großem Jubel ihrer Bewohner gehalten. Nach den Feierlichkeiten war die Huldigung der Beamten der erste Act der neuen Regierung. Am 13 wurde ein großherrlicher Ferman publicirt, wodurch Fürst Michael zur Uebernahme der Regierung für volljährig erklärt, ihm übrigens zwei fürstliche Räthe zur Seite gestellt werden, wozu zwei Mitglieder der bisherigen Regentschaft, A. Petroniewitsch und Wutsitsch, ausersehen wurden, so daß eigentlich nur dem Namen nach eine Veränderung eintritt, die Regierung aber ganz in denselben Händen bleibt wie bisher, nur daß Hr. Jephrem, der Bruder des Fürsten Milosch und Oheim des jetzt regierenden Fürsten, davon entfernt wird. Man erzählt, daß beide ernannte Räthe sich anfangs geweigert haben, die ihnen zugedachten Aemter anzunehmen, jedoch auf Zureden des türkischen Bevollmächtigten, Nedim Effendi, und des russischen Generalconsuls sich der großherrlichen Anordnung gefügt hätten. Fürst Michael hat auf das Evangelium geschworen, die Verfassung des Landes aufrecht zu erhalten.

Türkei.

Bei der feierlichen Eröffnung der beginnenden Berathungen über die Verwirklichung der im Hattischeriff versprochenen Reformen erschien der Sultan in Person im Gesetzgebungsconseil und hielt an die versammelten Minister, Ulemas, Würdenträger und Großen des Reichs eine Eröffnungsrede, die einen tiefen Eindruck auf die Anwesenden machte. Bis jetzt scheint man sich im Schooße des Conseils bloß im Allgemeinen mit dem Gegenstande der Reform beschäftigt und den ordentlichen Sitzungen vorgearbeitet zu haben. Chosrew Pascha war nicht anwesend; sein Zustand ist noch immer sehr leidend. Die armenischen Bankiers haben ihre Weigerung, Bankbillets an Zahlungsstatt anzunehmen, feierlich erklärt, und dagegen der Pforte zwei andere Finanzvorschläge vorgelegt, die nun von der Pforte geprüft werden. Chosrew Pascha hat von Mehemed Ali neuerdings ein Schreiben erhalten; es ist ein Ultimatum an die Pforte. Die ägyptischen Truppen machen häufige Einfälle in den Gebieten von Diarbekir und Bagdad; die dortigen Paschas senden Rapporte darüber ein und bitten um Verhaltensmaaßregeln. Morgen gibt Hr. v. Butenieff ein großes Concert, zu dem das ganze diplomatische Corps eingeladen ist. Das schlechte Wetter dauert hier fort; gestern hatten wir seit lange den ersten Sonnenstrahl erblickt, heute sehen wir alles mit Schnee bedeckt. Die furchtbarsten Stürme wüthen auf dem weißen Meere und im Archipel; das französische Dampfboot bleibt dießmal seit acht Tagen aus und gibt zu den größten Besorgnissen Anlaß.

Die Pforte fängt an eine deutlichere Einsicht als bisher in die Politik der europäischen Cabinette zu gewinnen. Alle die verunglückten Versuche der fünf Mächte, sich über eine zur Lösung der orientalischen Frage0720 nothwendige Basis zu vereinigen, haben wenigstens das Gute gehabt, daß allmählich die Geheimnisse ihrer Politik dadurch offenkundig geworden sind, und daß die Pforte den Gehalt der freundschaftlichen Gesinnungen, die von jeder in gleichem Maaße an den Tag gelegt wurden, besser zu würdigen weiß. Nach allem, was vor den Augen Europa's vorging, ist den Türken nicht zu verargen, wenn sie den Vicekönig bei weitem nicht als ihren größten Feind ansehen. Ein mächtigerer erstand ihnen im Westen Europa's in der Mitte einer Nation, die seit dem sechzehnten Jahrhundert, wenige augenblickliche Störungen ausgenommen, für den natürlichen Alliirten der Osmanen gegolten hatte. Reschid Pascha, der einen eigenen Geschmack an schwierigen Aufgaben zu finden scheint, hat es unternommen, die verlorne Gunst der Franzosen wieder zu gewinnen. Er glaubt, daß das, was der brittischen Macht trotz der wirksamsten Drohungen mißlang, durch unbegränzte Willfährigkeit zu erreichen möglich sey. Man gestattet Hrn. v. Pontois neuerdings größeren Einfluß als es bisher der Fall war. Hr. v. Pontois dagegen hält der Pforte eine warme Lobrede, rühmt ihre Zuvorkommenheit und versichert den Reiseffendi, daß Frankreich die Pforte mächtig und unabhängig wissen wolle. Reschid Pascha stellt sich, als glaube er Alles, und hofft dadurch Frankreich dahin zu bringen, daß es seinem hinsichtlich der Erhaltung der Integrität des osmanischen Reichs gegebenen Wort entsprechen werde. Daran glaubt indessen außer Reschid Niemand sonst. Inzwischen zeigt sich in Einem Punkte zwischen den fünf Mächten eine seltene Einstimmigkeit: alle ihre Repräsentanten vereinigen sich in dem rühmlichen Bestreben, die Pforte über die Vertagung, der die Lösung ihrer Frage unterworfen ward, zu trösten. Zuerst vollzog Lord Ponsonby dieses christliche Geschäft, indem er die Pforte versicherte, daß die Grundlagen in Bezug auf Territorium und Hoheitsrechte unabänderlich dieselben bleiben sollen, hinsichtlich deren sich bereits vier Mächte einverstanden erklärt hätten; er hütet sich aber wohl, dem Reiseffendi auseinander zu setzen, wie die Whigs in der durch Frankreich geschickt erregten Besorgniß aus Downingstreet delogirt zu werden, im Fall sie der Grundlage ihrer Existenz, der Allianz mit Frankreich, beraubt würden, das brittische Staatsinteresse für einen Augenblick aus den Augen verloren und an dessen Stelle das Whigthum gesetzt zu haben scheinen. Auch Hr. v. Butenieff säumte nicht, nachdem er die Depeschen vom 18 Febr. erhalten hatte, die Tröster-Rolle zu übernehmen, und der Pforte die Versicherung zu geben, daß sich Alles auf das beste ausgleichen werde; er vergaß aber dabei, wie hartnäckig Rußland auf den Rechten, die es kraft des Vertrags von Hunkiar Skelessi anspricht, bestehen zu müssen glaubt, so daß es nicht einmal im Fall einer Bedrohung Konstantinopels durch Ibrahim das gleichzeitige Erscheinen aller Escadren im Bospor zugeben, mithin nicht das geringste Opfer für die Pforte bringen will. Nach diesen zwei kamen die übrigen Tröster, und selbst Hr. v. Pontois schloß sich an, und versicherte, daß Frankreich nur Anstand genommen, Projecten beizutreten, die offenbar rein russischen Ursprungs seyen, übrigens werde es sich gewiß bereit zeigen, mit England zu Gunsten der Pforte Hand in Hand zu gehen!

Syrien und Aegypten.

Wir erhalten heute eine neue ägyptische Post, mit Briefen aus Beyrut vom 29 Febr., Kairo vom 1 und Alexandria vom 6 März. Alle melden den eifrigsten Fortgang der Rüstungen, wiederholte Erklärungen des alten Vicekönigs, nicht nachgeben zu wollen, und die fortdauernde Hoffnung auf Frankreichs Hülfe. Mehemed war auf einige Tage nach Kairo gegangen. Aus Mangel an Raum sind wir genöthigt, diese Briefe, die auch interessante Mittheilungen aus dem Sennaar bringen, auf morgen zu verschieben.

0713

A. v. Lamartine.

Wenn ausgezeichnete Menschen unserer Beobachtung, welche Flecken an jeder Sonne zu entdecken sich beeilt, im Verlauf ihres Wirkens, ihre Schwächen und Schattenseiten, wie es einmal Menschen schwer anders vermögen, zur Schau gestellt, so sind wir gern und vorschnell geneigt, ihnen Rang und Größe abzusprechen, indem wir die Eigenschaften, die an ihnen des Tadels werth sind, für den Hauptcharakter ihrer Natur ausgeben. Wo nun gar Leidenschaft der Meinungen sich in das Urtheil mischt, da wird die Sache mit noch weniger Billigkeit betrieben, das natürliche Gute, so weit es möglich ist, in Unrecht verkehrt, und, was wirklich Rüge verdient, über alle Gebühr hoch angeschlagen. Dieß Schicksal widerfuhr einem Geiste, der in dem heutigen Geschlechte Frankreichs keinen über sich, nur wenige zur Seite hat, aber durch namhafte Fehler einen Schatten auf ungewöhnliche Vorzüge wirft. Alphonse v. Lamartine ist ohne Zweifel ein Mann, dessen Genius und Stellung es der Mühe verlohnt zu untersuchen, wie weit der Enthusiasmus seiner Freunde, oder die geringschätzende Sprache seiner Gegner Recht habe. Als Dichter hat er Frankreich mit einer in seinem Vaterlande fast nirgendwo geahnten Poesie beschenkt; als Redner, in gleichem Grade Neuling, die Tribune mit einem Adel der Gedanken wie mit einer Schönheit der Form bekannt gemacht, von der sie wenig nur zuvor gewußt, und als Staatsmann zwar nicht durch immer glückliche, doch stets eigenthümliche Ideen den trägen, störrischen Geist der gleichgültigen Menge gefesselt. In keiner von diesen Sphären ist er ein Bild vollkommener Tüchtigkeit, allein er sündigt, wo er immer eine Blöße gibt, nicht durch Leere und Alltäglichkeit, sondern durch schlecht verwaltete Fülle angeborner Schätze.

Der Sänger des Königthums und der Religion kam im Jahr 1791, also mitten im Wirbel der entstehenden Revolution, zu St. Point bei Macon, in Burgund, der Heimath Bossuets und Diderots, zur Welt, ist so fast ihr Altersgenosse, kann in Thun und Dichten auch trotz des ganz verschiedenen Weges, den sein Leben einschlug, dieß Datum nicht verheimlichen, und seine Werke tragen fast sämmtlich das Muttermal jener bewegten Zeit. Von ihr scheint er den Ungestüm und die schnell fertige Energie, die, so häufig zum Nachtheil seiner Arbeiten, der Charakter und die Geschichte seines Schaffens ist, von ihr die oratorische Entfaltung und den Pomp der Worte, worin namentlich die Gironde sich hervorthat, doch auch die innere Stärke der Gefühle und die Großartigkeit der Vorstellungen zu haben. Fast für alle Menschen besteht dieser geheime Zusammenhang des Charakters und der ersten Kindheit, und es ist, als ob eine aufmerksame Fee, deren geschäftige Fürsorge an das Daseyn irgend eines Sterblichen geknüpft ist, zu den Träumen des Säuglings und den Liedern, die seinen Schlummer umgaukeln, die lebhaftesten Eindrücke des Moments in Bild und Melodie geselle. Die ursprüngliche Schrift bleibt unzerstört, welch andere Linien auch eine spätere Entwicklung über sie hinwegziehe. Der Macht revolutionärer Einflüsterungen und dem zauberischen Schauspiel eines der furchtbarsten Orkane, deren die Geschichte politischer Umwälzungen gedenkt, wirkte in der Seele des jungen Lamartine jedoch eine stille und fromme Erziehung durch eine eben so religiöse als weltgebildete Mutter unablässig und darum wohl auch siegend entgegen. Während die Almanache der Republik die Evangelien der Epoche wurden, und die oft mährchenhaften Berichte von gewonnenen Schlachten an die Stelle der Erzählungen von Wunder und Geheimniß traten; während Kunst und Mode in der heidnischen Freiheit des Alterthums Eingebungen und Vorbilder suchten, und die Leiter des öffentlichen Unterrichts keine dringendere Aufgabe kannten, als, was die christliche Vorzeit Anziehendes und Herrliches aufweist, aus dem Gedächtnisse des Menschen zu vertilgen, so viel als möglich allen Sinn für die Beschäftigung mit dem Reiche, das jenseits des Verstandes liegt, zu ächten, und die genaue Kenntniß von Zahlen und Linien als die erhabenste Gränze geistiger Entfaltung anzugeben während dieß vorging, ward Lamartine von seiner Mutter mit der Huld und Hoheit der heiligen Schriften vertraut gemacht, an den Verkehr mit dem Unbegreiflichen gewöhnt und zu strenger Achtung des Ueberlieferten angeleitet. Unglücklicherweise waren so heilsame Bemühungen nicht von gründlich und vielseitig bildendem Unterricht begleitet. Die Pflege der Religion mußte ohne den Halt und die Aufsicht der Wissenschaft bei einem so lebhaften und selbstständigen Geiste den Hang zu regellosem Denken und süßem Umherdämmern der Seele nicht bloß erzeugen, sondern auch zu unmäßigem Wachsthum ausbreiten. Diese Lücke in seiner Erziehung, die auch später durch ernste Studien der Schule nicht ausgefüllt wurde, hat dem Dichter sehr geschadet, und ist in allen seinen Werken mehr oder minder sichtbar. Nicht als ob ihm Armuth der Gedanken und Mangel an Stoff zu ihrer Einkleidung daraus entstanden wäre: Niemand findet die zahllosen Bruchtheile menschlicher Erkenntniß leichter, Niemand ist um ihre treffende Versinnlichung weniger verlegen, als der Sänger der Harmonien. Wenn auch seine Poesie, wo sie immer verweile, auf diesem oder jenem Wege der geistlichen Hymne nahe kommt, oder in sie übergeht, und in allen Falten der Natur wie des Lebens den unvermeidlichen Jehovah erspäht, so muß er bei diesem Suchen Gottes in der ganzen Schöpfung doch so viele Dinge und Verhältnisse berühren, daß seine Dichtungen, trotz der häufigen Wiederkehr desselben Thema's, eine große Mannichfaltigkeit der Anschauungen enthalten. Gilt es nun zu wissen, in wie fern jene Unzulänglichkeit der Erziehung auf sein Talent wirkte, so sehen wir, daß sie es ist, die den meisten seiner Erzeugnisse die Herrschaft eines ordnenden Geistes und das Kennzeichen classischer Meisterschaft, die abrundende Begränzung, entzog. Die Kunst ist die einzige Sphäre, in der ein geschaffenes Wesen das Vollkommene erschaffen kann, und hier hat das Wort der Schlange: ihr werdet Gott gleich seyn , gewissermaßen sich bewährt. Doch, um das zu erreichen, genügen ausgezeichnete Anlagen dem Künstler nicht; er hat ein tiefes, fortwährendes Erforschen seiner Aufgabe und hiedurch die genaueste Bekanntschaft mit allen ihren Hülfsquellen und Gefahren nöthig. Sophokles, Dante, Goethe hatten die Theorie der vollendeten Gebilde, die sie schufen, durchaus inne, und auch einem Shakspeare fehlte sicher ein ähnliches Bewußtseyn nicht. Lamartine dagegen ist ein reiner Naturdichter, freilich vom ersten Range; die Ungewohntheit gründlichen Studiums überhaupt konnte ihn nicht auf das Studium seiner Kunst bringen, und was er schreibt, ist, nach eigenem Eingeständniß, alles improvisirt. Vorsicht aber und Maaß vertragen sich nicht wohl mit dem Stegreif, und wie der allzu eifrige, allzu eitle Freund pikanter Rede häufig durch allzu wilde Jagd nach Witz eine Reihe von matten und weit geholten Scherzen der Gesellschaft vorsetzt, eh 'seine Laune zu rascher und glücklicher Entladung kommt, so kann selbst der genialste Improvisator oft nur durch einen Umweg von leeren und mißrathnen0714 Versen zu einer völlig schönen Stelle gelangen. So auch verliert unser Dichter, der in vielen Fällen äußerst kurz, äußerst prägnant ist, und nicht selten eine ganzes Reich von Gedanken in einen einzigen Vers, wie den weiten Himmel in des Auges engen Rahmen einschließt, sich oft in eine Redseligkeit ohne Gränzen, die bei dem bestgestimmten Leser nothwendig Ermüdung herbeiführt. Wenn er von den Matadoren der Gegenwart, gleichviel in welchem Fache, sagt: Gott legt die Hand auf Jeden und wählet Keinen aus, so hat er in diesem einzigen Satze angedeutet, was nur immer die Epoche auszeichnet, und was nur immer ihr fehlt: Reichthum der Anlagen bei Mangel an Ordnung, Geschick ohne Weihe, Tüchtigkeit, die sich auf Kleines wendet, machtloser Wille, Herrliches zu thun, Fleiß ohne höhere Anschauung, Genialität ohne Ausdauer, Leidenschaft ohne Zügel, Berechnung ohne Gemüth, ein buntes Heer von Kenntnissen geführt von glänzenden Eigenschaften ohne beschränkende Gegensätze, und daher die unnatürliche, tolle Erscheinung vielseitiger Einseitigkeit, überall Streben nach Verbesserung und fortschreitender Sieg über die Natur durch die Wirksamkeit vereinter Kräfte und aufeinanderfolgender Einfälle, überraschende Größe nirgendwo, Werth genug bei Vielen, um unter den Ersten zu stehen, bei keinem so viel, um unbestritten der Erste zu seyn all die Vorstellungen sind hier in ein einziges kleines Bild gegossen, in dem sie alle, wie die Linien des Gesichts, sich wiederfinden. Auch sich selbst spricht der Dichter, mit vielleicht unbewußter Bescheidenheit, das Urtheil, gestehend durch jenen Ausspruch, daß er so hoch, so vorangestellt unter seinen Zeitgenossen, doch nicht zum Leiter und Souverän der Geister berufen sey.

Aehnliche Verse weisen beinahe alle seine Werke in großer Anzahl auf, allein er stumpft nicht selten ihre Wirkung durch den gereimten Commentar, mit dem er sie begleitet, ab; er sagt in zwei Worten hundert Dinge, und fügt in hundert Worten, was er sagen wollte, bei. Auch ein andere Makel seiner Dichtungen, die häufige Wiederholung desselben Gedankens in kaum verschiedener Form, desselben Bildes für eine kaum geänderte Idee, kann zwar nicht durch eine unmittelbare Einwirkung jener Flüchtigkeit der jugendlichen Studien, wohl aber durch eine Gewohnheit der Hast und Vernachlässigung, wogegen Geduld im Forschen und Lernen das beste Schutzmittel ist, erklärt werden. Lyrischen Naturen muß man die öftere Rückkehr zu den Idolen ihrer Seele verzeihen; Lamartine mag seinen Jehovah so oft besingen, als Raffael die Madonna malte und Petrarca seine Laura vergötterte; wie in den modernen Opern, mag in all seinen Gedichten eine Preghiera vorkommen, allein in den Gesangsweisen sollte sich ein größerer Wechsel bemerkbar machen, denn selbst die ansprechendsten Motive müssen durch die Berührung zu vieler Reminiscenzen ihre Blüthe und Frische verlieren. Der Anblick der gestirnten Nacht stimmt gewiß die Seele zu heiligen Betrachtungen, und kein Buch der Andacht, keine fromme Harmonie, kein geweihter Bau, sey er noch so groß und mächtig, lehret brünstigere Gebete, weckt höhere Gedanken, als die Feuerschrift dieses erhabenen Domes; allein Hr. v. Lamartine mißbraucht den Himmel so gut, wie den Herrn des Himmels. Der lichtbesäete Aether ist gar zu oft die Scene seiner Ergießungen, während doch die Phantasie des ächten Dichters den Tempel so oft, als die Melodie des Gebets zu ändern liebt.

Nicht allein aber auf das sinnliche Maaß und die äußerlichen Erfordernisse seines Styls hat jene Abwesenheit gründlicher Studien gewirkt, auch in der innern Fügung, in den Geweben seiner Fabeln, worüber die bloße Lyrik hinausgeht, ist ihr verderblicher Einfluß sichtbar. Hier hör 'ich einen Einwurf, der Erwiederung fordert. Trotz dem, daß er gleichfalls nur wenig Wissen, noch weniger wohl besessen als Lamartine, dem man doch eine vertraute Bekanntschaft mit der Sprache und Poesie Italiens nicht absprechen könne, sey Shakspeare, führt man an, doch einer der größten Dichter nicht nur seines Volks und seiner Zeit, sondern aller Nationen und aller Jahrhunderte geworden. Der Fleischer von Strafford hatte allerdings in seiner Jugend nicht sehr viel Gelegenheit zum Erwerb geregelter Bildung; aber was er vermochte, that er: der Dämon des Lernens waltete in ihm, und seine Muse, die ewig junge Königin der Träume, nützte mit Ehrfurcht den Rath der Wissenschaft, wie den der Erfahrung, wo sie nur immer ihn haben konnte; Lamartine dagegen, für den seine Stellung von Jugend auf, und später die Gunst des Glücks Alles gethan, um ihm das systematische Erlangen ernster Kenntnisse zu erleichtern, ging mit Vorliebe jenen Phänomenen der Seele nach, die weder in einem Reiche der Natur, noch in einem Alter der Geschichte ihre Heimath finden, in der warmen Luft des Geistes, wie aus sich selbst, entstehen und Sonnenstäubchen ähnlich in ihr schimmern. Dieselbe Mißachtung der Gränzen und Verhältnisse daher, die man an der materiellen Entfaltung seiner Gedanken wahrnimmt, tritt noch störender da hervor, wo es sich um die Wahrheit und den poetischen Eindruck seiner Erfindungen handelt. Jocelyn, diese in Frankreich so geliebte Dichtung, in der die mannichfachsten Blumen der Natur und des menschlichen Gemüths in reichen Kranz geflochten sind, büßt einen Theil seiner Schönheit durch die erwähnten Mängel ein. Würde man seinen Fall des Engels nach der Ueppigkeit der Phantasie und der Gewalt über die Sprache, die er beurkundet, abschätzen, man müßte ihn für ein Meisterwerk erklären, allein die Verletzung aller Gesetze des Angemessenen und Möglichen, die es entstellt, hat dieß Epos in der fast einstimmigen Meinung der Richter zu einer durchaus verunglückten Arbeit gemacht. Spätere und daher ruhigere Untersuchung wird die Strenge manches Urtheils mildern, man wird die eingeborne Kraft und großartige Weltansicht des Dichters an vielen Stellen, wo sie bisher zu flüchtige Prüfung oder leidenschaftliche Verblendung übersehen, ohne Schwierigkeit anerkennen; immer aber wird dieses Werk von dem heillosen Einfluß, den die Verwirrung der Zeit, in der er lebte, über Alles, was thunlich oder unausführbar, glaublich oder unglaublich, schicklich oder abstoßend, kühn oder tollkühn sey, auf Alfons v. Lamartine geübt, seinen wenigen Lesern Zeugniß geben, und gänzlicher Vergessenheit nur durch den Ruhm seiner älteren Geschwister entgehen.

(Beschluß folgt.)

Die englische Presse über den Krieg gegen China.

Ob sich die Regierung Großbritanniens aller Folgen des riesenhaften Unternehmens, nicht des Krieges, sondern der Eroberung und Besetzung des chinesischen Reiches bewußt ist? Ob man unter den bestehenden Verhältnissen des indischen Reiches und der Wirren in der Heimath sich stark genug fühlt, und ob man endlich es wünschenswerth findet, die brittische Herrschaft bis zu dem Gestade des östlichen Meeres auszudehnen? Wir haben guten Grund dieß zu bezweifeln. Hatte doch schon im Jahr 1795 das Parlament auf eine feierliche Weise erklärt, weitaussehende Plane der Eroberung und der Ausdehnung der Herrschaft in Indien seyen durchaus entgegen dem Willen, der Ehre und den Staatsmaximen (Policy) der englischen Nation! *)*)Stat. 33. Georg III, c. 52, s. 42. Es handelt sich aber jetzt nicht0715 mehr darum, was England thun will, die Zeit der freien Wahl ist vorüber, und es gebietet unumschränkt die eiserne Nothwendigkeit. Man hat sich, aus Unkenntniß und Mißachtung der Völker des chinesischen Cultursystems, die Begebenheiten so über den Kopf wachsen lassen, daß man jetzt fast besinnungslos von ihnen fortgerissen und mit reißender Schnelligkeit einem Ziele, das man nicht ahnt, das man nicht wünscht, entgegen geschleudert wird. Die wiederholten Warnungen der einsichtsvollen Directoren der ostindischen Compagnie, hervorgegangen aus der Erfahrung eines zweihundertjährigen mannichfachen Verkehrs mit dem Reiche der Mitte, die ruhige Einsicht eines Staunten und Davis, auf der Kenntniß des Charakters der Bevölkerung und der Regierungsweise des östlichen Asiens fußend, ward übertäubt von den wilden Leidenschaften und der gierigen Habsucht niedriger Krämerseelen, die, unbekümmert um die Zukunft, dem Momente leben. Es hatte nämlich der Hof der Directoren alle Uebergriffe seiner Beamten und der Kaufherren der brittischen Factorei zu Canton, während der letzten Jahrzehnte des Privilegiums der ostindischen Compagnie, so wie die Schmuggelerexpeditionen hin zu den Nordostküsten des Reiches, unter Lindsay und dem Missionär Gützlaff, welche falsche chinesische Namen angenommen hatten, höchlich mißbilligt. Bedenkt es doch, schrieben die wackern Regenten des ostindischen Hauses gen Canton, bedenkt es doch, ihr beklagt euch über die Zweizüngigkeit der Chinesen, während ihr zu gleicher Zeit, unter falscher Verkleidung, gegen die bestehenden Gesetze gewaltsamerweise in das Innere des Reiches eindringt und die Beamten eines selbstständigen Staates mißhandelt, welche streng die Befehle ihrer Obern vollziehen. *) *)Ein Auszug dieser denkwürdigen Depesche der Directoren vom Jahr 1833 befindet sich in Davis 'Werk, der damals an der Spitze der Factorei stand. The Chinese. London 1836. I. 126.

Sowohl unser Handel mit China, sagt Staunton **)**)Remarks on the British relations with China, and the proposed plans for improving them. Zweite Auflage. London 1836. als diejenigen, welche ihn während meines langen Aufenthalts von 1800 bis 1817 in diesem Reiche leiteten, erfreuten sich, einige zufällige Ausnahmen abgerechnet, einer solchen praktischen Freiheit und Wohlfahrt, wie in irgend einem andern Lande der Erde, mit welchem wir Handelstractate abgeschlossen haben und überdieß in mannichfachen freundschaftlichen Verbindungen stehen. Diese Ausnahmen hatten aber bloß in politischen Zwistigkeiten ihren Grund, in welche wir mit den Chinesen durch unsere eigene Schuld verwickelt wurden. Und dessenungeachtet ward während dieser siebzehn Jahre der Handel nur auf die kurze Zeit von einigen Monaten unterbrochen! Wenn wir bedenken, wie wir die Chinesen durch die militärische Besetzung Macao's im Jahr 1808 herausforderten, wenn wir uns an die Ungebührlichkeiten erinnern, die wir 1814 in dem chinesischen Meere begangen haben wollten wir doch ein amerikanisches Schiff kapern, welches unter chinesischem Schutze zu Wampo ruhig vor Anker lag so könnte wohl, wenn wir beide, Engländer und Chinesen, unsere Unbilden und Klagen, gegenseitig abwägen, unsere Wagschale zu leicht befunden werden. Was wollt ihr aber jetzt? fährt der kundige Staatsmann und Sinologe fort, zu Lindsay, Matheson und andern Leuten dieser Gesinnung sich wendend; ihr wollt aus nichtigem Vorwand einen Krieg mit China, einen Krieg mit einem unabhängigen Staate beginnen, um durch Gewalt und List einen Handelstractat, größere Freiheiten euch zu erzwingen, zu erkämpfen! Dieß scheint mir abscheulich und findet kaum seinesgleichen in der Kriegsgeschichte der civilisirten Nationen neuerer Zeit (seems to me outrageous, and quite unparalleled in the record of the comparatively civilized wars of modern days). Jeder Chinese, der das Unglück hätte, in unsere Hände zu fallen oder auf irgend eine Weise Schaden zu erleiden durch unsere Waffen, könnte er nicht mit Recht so zu euch sprechen: Ihr seyd nicht besser denn Seeräuber und Freibeuter; ihr habt uns mitten in unsern gesetzlichen Bestrebungen aufgefangen; ihr habt Leuten, die euch niemals mißhandelten, arges und vielleicht unersetzliches Uebel zugefügt; und dieß alles habt ihr gethan eurer Selbstsucht wegen wegen des niedrigen Endzweckes der Handelsgewinnste für euch und euer Land. Es waren aber alle diese Warnungen, es waren alle diese philippischen Reden der Edeln des brittischen Volks und keine Nation zählt deren mehr, als das Mutterland der Freiheit des neuern Europa's dieß alles war vergebens. Gleichwie bei Thucydides die Athenienser zu den Meliern, so sprachen die Krämer mit unverschämtem Trotze zu ihren Gegnern: Wir glauben, daß die Gottheit nach freiem Ermessen, die Menschen aber sicherlich durch eine Naturnothwendigkeit da allenthalben herrschen, wo sie die Uebermächtigen sind. Wir haben dieses Gesetz weder zuerst aufgebracht, noch des vorhandenen uns zuerst bedient, sondern es bestehend vorgefunden, es angewendet und werden es auch für alle Zeiten der Nachwelt überlassen. Wir wissen, daß ihr und Andere dasselbe thun würden, wenn ihr an Macht uns gleich wäret. Mit gutem Grunde fürchten wir deßhalb nicht, von der Gottheit gezüchtigt zu werden. Aber jetzt, wo die Weissagungen und Befürchtungen Stauntons, des kenntnißreichen Verfassers des Artikels im Quarterly Review vom Januar 1834, wie aller einsichtsvollen, moralisch gesinnten Männer Großbritanniens buchstäblich eingetroffen sind jetzt erschallen die kläglichen Stimmen der Täuschung und der Dummdreistigkeit, welche noch vor kurzer Zeit alle Vernunftgründe mit Hohnlachen von sich gewiesen hatte. Wer hätte diesem verfaulten Staatskörper, schreien die über ihre Verluste bekümmerten Handelsleute, wer hätte diesem förmlichen Mandarinenvolke, in lange, üppige, seidene Gewänder eingehüllt, so viele Kraft oder Uebermuth zugetraut, der Weltmacht Großbritanniens die Spitze zu bieten; wer hätte geglaubt, daß sie es wagen könnten, selbst über alle unsere Erzeugnisse und Fabricate, sogar wenn sie unter fremder Flagge eingeführt würden, auf ewige Zeiten die Acht und Aberacht auszusprechen? Das habt ihr uns, ihr Lindsay, ihr Matheson, ihr Gützlaff und ihr Andern der kriegerischen Schaar nicht gesagt; im Gegentheile habt ihr allenthalben es laut verkündet, wir brauchten bloß fest aufzutreten, es bedürfe bloß einer einfachen Drohung, und es würde der Kaiser von seinem Thron, und es würde dem obersten Mandarinen des Han lin der Pinsel aus der Hand fallen! Und o Jammer über Jammer, sehet nur, wie unsere Rivalen, die Amerikaner, die Vortheile und Gewinnste, die uns entgehen, sich zu Nutze machen! Müssen wir ihnen doch auf der kurzen Strecke von Hong kong (22° 17 'nördl. Br.) bis Wampo (23° 6 1 / 2' nördl. Br.) für den Ballen Baumwolle sieben, sage sieben Dollars Fracht bezahlen? Und wie standen sie nicht, schadenfrohen Blickes umherschauend, am Ufer zu Macao, als wir uns mit Zurücklassung der nothwendigsten Bedürfnisse einschiffen mußten, um einer wiederholten, wo möglich noch schmachvollern Gefangenschaft zu entgehen? Am ärgsten trieb und treibt es aber einer jener Heiligen, Hr. Olyphant, *)*)Hr. Olyphant, einer der reichsten amerikanischen Kaufleute zu0716 Canton, ist ein großer Gönner der protestantischen Missionäre aller Secten. welcher, bloß um Geld zu gewinnen, freiwillig herbeikam, sich allen den gräulichen Erniederungen zu unterziehen, welche der kaiserliche Commissär Lin und der Generalgouverneur von Kuang tong und Kuang si neuerdings ersonnen hatten! O hätten wir dieß gewußt, hätten wir dieß nur ahnen können, wir würden ja gerne noch ferner allen Schimpf erduldet, alle Bedrückungen, unter welchen wir seufzten, ertragen haben; denn was hilft es uns wohl, wenn auch in Zukunft unsere Nachkommen die goldenen Früchte der Hesperiden pflücken, müssen wir doch den hundertköpfigen gelben Drachen, der sie bewacht, bekämpfen, und vielleicht gar, gleichwie Herakles, das Himmelsgewölbe tragen! In jedem Falle sind wir armen Kaufleute für jetzt verloren; unser Handel ist vernichtet, und mit Ingrimm im Herzen müssen wir zuschauen, wie unsere Feinde, die Yankees, hohnlächelnden Blickes die Taschen sich füllen. Dieser Schmerz der getäuschten, das Gewimmer der zitternden Krämer, wird nun von der Parteisucht der Torypresse auf eine schamlose Weise ausgebeutet; man will dem Whigministerium Verlegenheiten bereiten, man will Lord Palmerston mit Vorwürfen überhäufen, diene hiezu was dienen kann und mag, gleichviel sey es offene Lüge oder heimtückische Verleumdung. Habt ihr Whigs, ruft der Standard, rufen andere Blätter dieser Farbe aus, durch Unverstand und Nachlässigkeit unsere Wirren mit dem östlichen Reiche bis zu dieser gigantischen Höhe emporwachsen lassen, daß der vielfach verschlungene Knoten bloß mit dem Schwerte durchhauen werden kann, so hättet ihr doch wenigstens zum Ruhm und Vortheil des Landes gerüstet seyn sollen, der Gewalt alsbald die Gewalt entgegen zu setzen; der schlaue, knechtisch gesinnte Hofmann Polonius verstand sich besser auf die Politik, als sein Nachfolger Lord Melbourne! Habt ihr denn ganz der Worte vergessen:

Hüte dich
Vor Händeln; bist du drin, so führ 'sie durch,
Daß sich vor dir dein Gegner künftig hüte.

Wie die unerfahrne Jugend von dem schlauen Alter, so habt ihr euch von den Chinesen überlisten und überraschen lassen, von den gebornen Whigs, den dummen insolenten Chinesen! *)*)So wörtlich im Standard vom 14 März (the insolence of the stupid and overbearing Chinese, who seem to be the very Whigs of nature), der sich wahrscheinlich auf diesen feinen attischen Scherz sehr viel zu gute thut. Ihr armen Kaufleute, sehet nur zu; zahlreich wie die Fische im Meere schwimmen die chinesischen Kaper in den östlichen Meeren; eure Kauffahrer unterliegen, nachdem sie vergeblich den hartnäckigsten Widerstand geleistet, mit bedeutendem Verluste an Menschenleben, dem Löwenmuth der chinesischen Marine! Diese Kauffahrer allein haben die Ehre, den Ruhm des Landes aufrecht erhalten. Die zwei elenden Fahrzeuge, welche die Whigs euch zur Hülfe gen Osten sendeten, wurden in Blitzesschnelle von den Kriegsdschonken der Mitte in den Grund gebohrt! Was frägt der Standard, was fragen die andern Parteiblätter darnach, was kümmern die sich darum, daß jeder nur einigermaßen der östlichen Völker und Verhältnisse Kundige ihnen ins Gesicht lacht, mit Recht sie Lügner heißt und Verleumder; nicht diesen gelten ja ihre leeren, heimtückischen Reden; sie sollen die bereits erhitzten, furchtsamen und erbitterten Gemüther der unwissenden Menge noch mehr aufregen, und haben sie diesen ihren Zweck erreicht, so schaut man selbstzufrieden auf die Tagesarbeit zurück. Aber, antwortet die Weisheit in den Straßen, warum sollte dieses denn so ganz unmöglich seyn, warum sollten die vierhundert Millionen Chinesen nicht im Stande seyn, England zu erdrücken; warum sollten die zahllosen, mit Feuergewehr aller Art versehenen Heere der Mandschu und Chinesen, der Mongolen, Tibetaner und der andern China unterworfenen oder befreundeten Stämme; warum sollten die starkbemannten Flotten des Mittelreichs nicht es vermögen, Land und Meer von allen Barbaren des großen westlichen Oceans zu säubern und sie mit flammenden Schwertern auszutreiben aus dem himmlischen Reich! Ja, es steht nur zu befürchten, daß diese wimmelnden Ameisenhaufen, in ihrem Innern aufgewühlt, mit einemmale wie ein Mann sich erheben und Europa mit seiner ganzen Civilisation verschlingen möchten! Die Schloßwache des Himmelssohnes zu Peking, so sagte noch vor kurzen ein Mann, der von sich und seiner politischen Weltkenntniß die größte Meinung hegt, die Leibgarde des gelben Drachen der Nordresidenz dieß heißt Peking zu deutsch nicht Russen, Baschkiren, Kalmücken und Karakalpaken, sie sey allein zu fürchten auf Erden; denn es könnte ihr ja eines schönen Tages in den Sinn kommen, die Welt zu erobern und die Fahne der langweiligen Moralphilosophie des Confucius auf den Trümmern des Evangeliums und der europäischen Gesittung aufzupflanzen!

Es ist nicht zu verwundern, daß die Organe der Whigs unter solchem, aus Unkunde und Böswilligkeit hervorgegangenen eiteln Gerede auch ihrerseits alle Haltung verlieren; daß sie nicht bloß auf alle Weise das Ministerium vertheidigen, welches in der That, wie wir alsbald sehen werden, ganz schuldlos ist, sondern selbst die ganze englische Gemeinde zu Canton, dazu die Opiumschmuggler und, so Gott will, alle andern Mohren ganz weiß waschen wollen. Die Chinesen, die armen dummen Chinesen, sollen allein alles dieses Unheil, alle diese Wirren hervorgerufen haben! Ja, spricht der hungrige Wolf zum zitternden Schafe, du kannst noch von Glück sagen, daß ich dich so lange verschont habe. Du hast mir schon längst alle indischen Gewässer, den Ganges und den Menam, den Brahmaputra, den Irawaddi und Indus, trübe gemacht; dein verrätherisches Blöcken schallte selbst bis zu Schah Kamram gen Herat, und untersuchen wir es genau, bist du auch an dem Zuge der Russen gen Chiwa Schuld; denn wer anders als du hätte den Moskowitern den gescheidten Gedanken eingehaucht, uns in der Besetzung Bochara's zuvorzukommen und die alte Straße des Welthandels längs des Oxus, auf die wir schon seit vielen Jahren zielten, Moorcroft, Trebeck, Burnes und Stoddart hatten bereits das Terrain untersucht für sich zu erwerben! Schaue nur in dich, du alter Sünder, dein Betragen ist ganz abscheulich. Das Völkerrecht hast du schmählich verletzt und uns dadurch großen Schaden zugefügt. Das Opium lag außerhalb deines Reichs, es passirte bloß auf offenem Meere an deinen Küsten vorüber, und du hast, o unsägliches Verbrechen! den Abgeordneten der brittischen Majestät gezwungen, dir es auszuliefern. Vermittelst dreier Millionen brittischen Eigenthums mußte er sich von der Halsschnur deiner Wilden loskaufen, er, der Abgeordnete Großbritanniens, welcher auf dein besonderes Verlangen gen Osten gesandt wurde. Ueberdieß hast du meinen lieben Kindern die Ohren abgeschnitten und sie ihnen zu fressen gegeben, oder, Gräuel über Gräuel, sie vor meinen Augen weggeschleppt und sie schändlicherweise erdrosselt. *)*)Der Atlas, welcher dieses tolle Zeug zu Markte bringt (Allg. Zeitung Beilage Nro. 30), ist so von Leidenschaft verblendet, daß er bei dieser Gelegenheit, vielleicht ohne es selbst zu ahnen, auch seine eigene Nation verleumdet. Man habe, fügt er hinzu, diese Erdrosselung brittischer Unterthanen aus Handelsrücksichten dem Auge des englischen Publicums geflissentlich entzogen. Das arme, von der Welt verlassene Schaf, der Himmelssohn0717 zu Peking, ist nicht im Stande, sich selbst zu vertheidigen gegen die mit geläufiger Zunge ausgestoßenen Verleumdungen der rothaarigen Barbaren des großen westlichen Oceans, und wir werden deßhalb jetzt, wie in der Zukunft, aus Nächstenliebe ihm zu Hülfe eilen und seinen Anwalt machen. Es ist die Pflicht der Zeitgenossen, die denkwürdigen Ereignisse, welche den welthistorischen Kampf zwischen den Engländern und Chinesen herbeigeführt haben, für die kommenden Geschlechter ruhig und unparteiisch darzustellen.

(Ein zweiter Artikel folgt.)

Preußen.

Ein Würzburger Blatt enthielt kürzlich einen Artikel aus Berlin vom 27 v. M., worin ein Haupterklärungsgrund der Verstimmung in der Provinz Posen in der Art und Weise gefunden wird, wie der preußische Beamtenstand sich den höheren Classen der Gesellschaft gegenüber gestellt habe. Es wird demselben Starrheit, Schroffheit der Formen, übertriebene Strenge, Kastengeist, Mangel an Schmiegsamkeit, an Anerkennung fremder Persönlichkeiten unter Ausdrücken vorgeworfen, die zwar dieses Alles nicht geradezu bezeichnen, aber darüber, daß es so gemeint sey, doch auch keinen Zweifel lassen. Die preußische Beamten-Hierarchie oder Aristokratie ist eine so stereotype Figur in der moderne Rede, und nachdem ihr Vorhandenseyn von allen Tagesschriftstellern versichert worden, so unzweifelhaft anerkannt, daß der Versuch, ihr die Wirren der Zeit zur Last zu legen, viel Anklang finden kann, und ganz guten Erfolg verspricht. Aber es lohnt doch wohl der Mühe zu erforschen, wodurch sich denn der preußische Beamtenstand von dem der andern Länder unterscheide? Etwa durch größere Sicherheit seiner Stellung? Die Rechte der Staatsdiener auf Beibehaltung der Function, des Ranges, der Besoldung, auf Ruhegehalt, auf Unterstützung der Wittwen und der Kinder sind in allen constitutionellen Staaten durch pragmatische Gesetze weit besser begründet und besser geschützt, als in Preußen, wo fast gänzliche Abhängigkeit von dem Staatsoberhaupt allgemeiner Grundsatz ist, wo Berufung auf rechtliches Gehör nur ausnahmsweise, nie über Pensionirung, und das Quantum der Pension verstattet ist, und wo die Fürsorge des Staats für die Hinterbliebenen, soweit der Beamte nicht aus eigenen Mitteln ihre Zukunft sichern konnte, zu den Gnadensachen gehört. Oder wäre es etwa die Gewalt, die in die Hand des preußischen Beamten gelegt ist, und der die Furcht, ihm entgegenzutreten, entspricht? Aber nirgends besteht mehr bürgerliche Freiheit, wenn man diese Bezeichnung auf den Begriff von Unabhängigkeit von obrigkeitlichem Einfluß in einer Menge von Beziehungen anwenden will. Der preußische Unterthan ist durchaus unbeschränkt in der Wahl seines Lebensberufs, in dem Gewerbebetrieb, in der Niederlassung und in der Gründung einer Familie. Die hieraus sich entwickelnden Verhältnisse sind es aber vorzüglich, welche anderwärts die obrigkeitliche Einmischung in das Privatleben am meisten veranlassen, und am drückendsten machen. Der preußische Unterthan kommt also viel seltener in nothwendige Berührung mit dem Beamten, als die Unterthanen anderer Staaten viel seltener also in den Fall zu gehorchen, und der Beamte viel seltener in die Lage, zu befehlen. Das allein beweist hinlänglich, daß der Einfluß des Beamtenstandes auf das Geschick der Einzelnen in diesem Staate geringer seyn muß, als in anderen. Es tritt aber noch hinzu die scharfe Trennung der Gewalten, die in der Justiz der Verwaltung gegenüber einen eifersüchtigen Wächter gegen alle Uebergriffe der administrativen Thätigkeit constituirt das strenge Disciplinar-Verhältniß in jeder Branche, und die Leichtigkeit Beschwerden an das Staatsoberhaupt zu bringen, wo man einer sorgfältigen und vorurtheilsfreien Erwägung gewiß seyn kann; endlich die seit einer Reihe von Jahren zur Mode gewordene Verdächtigung der sogenannten Beamten-Aristokratie, eine Verdächtigung, die neben vielem Schlimmen in Tendenz und Resultat gewiß das Gute hat, daß sie die Behörden vorsichtig macht, wodurch freilich die damit verbundenen vielen widrigen Folgen nicht ausgeglichen werden können. Die Unterscheidung des preußischen Staatsdienerstandes von demjenigen in andern Staaten wird man schwerlich in etwas Anderem finden, als in den schweren Pflichten, die ihm auferlegt sind, in der größern Unterordnung gegen Vorgesetzte, und in der größern Bereitwilligkeit gegen das Publicum, die ihm zur Pflicht gemacht ist. Auch zeichnet er sich aus durch eine ehrerbietige Anhänglichkeit an die Verfassung seines Landes, die zwar das freie Urtheil nicht besticht oder aufhebt, aber ihn Bedenken tragen läßt, durch öffentlichen Tadel die Maaßregeln der Staatsverwaltung in Mißcredit zu bringen. Wenn man so wollte, so könnte man in Preußen wo gar wenige Menschen reich genug sind, um den Cultus der Wissenschaften um seiner selbst willen zu treiben, vielmehr fast alle Gelegenheit zu praktischer Anwendung suchen, und daher im Staatsdienste das Erlernte auch für sich nutzbar zu machen trachten müssen den Staatsdienerstand eine Aristokratie wissenschaftlicher Ausbildung, oder eine Aristokratie des Talents nennen. Vor andern Aristokratien hat diese wenigstens das voraus, daß sie eine ungeschlossene ist, und der Zutritt Jedem offen steht. Uebrigens paßt diese willkürliche Bezeichnung für alle Staaten, denn überall bedient der Regent sich einer Anzahl von Individuen, die vor andern mit wissenschaftlichen Kenntnissen oder technischen Fertigkeiten ausgerüstet sind, um die Zwecke der Verwaltung zu erreichen. Ueberall also gibt es, wenn man so will, eine Beamten-Aristokratie. Die Bezeichnung ist aber offenbar deßhalb gewählt, um an den Druck anderer Aristokratien zu erinnern, und geht entweder von denjenigen aus, welche, nachdem sie den Rausch des Liberalismus ausgeschlafen, nicht im Staatsdienst alsbald den gedeckten Tisch gefunden, oder von denen, welche es nicht verschmerzen können, daß die Staatsbeamtenstellen, vorzüglich die höheren, nach Aufhebung von Domstiften, Prälaturen und andern Sinecuren nicht als Versorgungsanstalten benutzt werden, und daß sie in den Fall kommen können, Personen Ehrerbietung und Gehorsam zu bezeigen, die nur durch ihre Naturgaben, ihre Ausbildung, und das von dem Staate darum gewährte Vertrauen, Ansprüche darauf erheben können. Das ist auch ein Erklärungsgrund des Widerwillens gegen Wissenschaftlichkeit, der sich in mancher Sphäre in unsern Tagen offenbart. Man redet sich und Andern ein, daß zur Uebung der Staatskunst der gemeine Menschenverstand vollkommen ausreiche, und gibt den Mangel an theoretischer Bildung für praktischen Sinn aus. Gelänge dieses Unternehmen, wozu es mitunter den Anschein hat, so würden auch die Früchte nicht ausbleiben. Freilich würde sich die Corruption der Staatsverwaltung erst in einer Zeit in ihrer erschreckenden Wirksamkeit äußern, wo es zu spät seyn möchte, die verderblichen Folgen abzuwenden; in Zeiten des Friedens erträgt sich Alles, und es reparirt der gesunde Sinn der Bevölkerung im Ganzen gar Vieles, was der Unverstand Einzelner verdirbt. Ein Blick auf das Capital von vortrefflichen Einrichtungen, welches die sogenannte Beamten-Aristokratie in Preußen vom Jahre 1807 bis zum Jahre 1815 gesammelt hat, und woran die ärmere Gegenwart bereits seit iner Reihe von Jahren zehrt, muß den Wunsch beleben,0718 daß Einflüsse, wie sie damals bestanden, wiederkehren und dauernd seyn mögen. Alle Maaßregeln der Regierung in jener Zeit charakterisirt ein Geist der Milde und Humanität, eine Klarheit des Verstandes und ein wissenschaftlicher Sinn, wie man sie selten in andern Ländern und in andern Zeiten so vereint finden wird. Das aber war die rechte Zeit der Beamten-Aristokratie, d. h. der Aristokratie der Talente und der Kenntnisse. Man kann mit mehr oder minder Richtigkeit über ein Kunstwerk urtheilen, ist aber darum doch noch kein Künstler: über Angelegenheiten des Staats traut sich jeder Mensch ein Urtheil zu, und wer dem unbedeutendsten Geschäfte nicht gewachsen seyn würde, hält sich doch für einen Staatsmann. Es ist im hohen Grade wünschenswerth, daß die Motive der Verdächtigung der sogenannten Beamten-Aristokratie ans Licht gezogen werden: in der Regel werden sie als unlautere befunden werden, und in der Hauptsache sich auf Neid, Eigennutz, Vorurtheil und Kastengeist reduciren lassen. Wie wenig es aber einzelnen Regierungen genützt hat, die unter der Firma einer Reconstruction der durch die Zeitverhältnisse zerrütteten Gesellschaft hervortretenden Partei-Interessen zu fördern, darüber fehlt es in der neuesten Geschichte nicht an Belegen: sie haben Niemanden damit befriedigt, aber gar Viele sich entfremdet.

[1117]

Heil-Anstalt für Flechtenkranke in dem Badeorte Kannstadt.

Den 1 April werde ich meine in der neuesten Zeit sehr erweiterte Heilanstalt für Flechtenkranke wieder eröffnen. Die Resultate der in den letzten Jahren behandelten 147 Kranken beiderlei Geschlechts, die aus Würtemberg, Hessen, Baden, Bayern und der Schweiz hier Hülfe suchten, sind sehr günstig ausgefallen. Neun und achtzig konnten vollkommen geheilt, und 42 sehr gebessert entlassen werden. Zu den gelungensten Fällen gehören Heilungen von sehr veralteter, trockener und nässender Schuppenflechte, fressender Gesichtsflechte und besonders von jenen Fehlern des Teints, die sich in Pusteln und Eiterfinnen im Gesicht und auf der Stirne aussprechen, ebenso war in dem letzten warmen Sommer der Erfolg in Behandlung skrophulöser Formen viel günstiger, als früher; und mit Ausnahme einiger Wenigen konnten die sämmtlichen an offenen Drüsen leidenden Kranken geheilt entlassen werden. Diese günstigen Resultate sind vor Allem der consequent durchgeführten methodischen Behandlung, der strengen nach der Individualität modificirten Diät, den mannichfaltigen Wasser -, Dampf - und Rauchbädern, besonders aber auch den kalten Neckarstrudel - und Mineral-Bassin-Bädern zuzuschreiben; endlich dem warmen milden Klima Kannstadts und den kräftigen Wirkungen der frischen Kräutersäfte, die unsere üppige Vegetation so reichlich liefert. Gestorben oder krank ausgetreten ist auch im letzten Jahre keiner der Aufgenommenen. Die Durchschnittszeit der Cur betrug bei Flechtenkranken 8-9 Wochen, bei Skrophelkranken 2-3 Monate. Der Aufwand täglich 1 fl. 1 fl. 48 kr. Krätze und Syphilis werden ihrer Ansteckungsfähigkeit wegen nicht aufgenommen. Der Prospectus der Anstalt steht Jedem zu Diensten.

Kannstadt, im März 1840.

Dr. Veiel.

[1053-54]

Bekanntmachung.

Die amtlich bekannt gemacht werdenden Verhandlungen der Kammer der Reichs-Räthe in der Ständeversammlung des Königreiches Bayern vom Jahre 1840 sind bei allen königl. Postämtern in einzelnen Abonnements, deren jedes 20 Bogen umfaßt und 40 kr. kostet, zu erhalten.

München, im März 1840.

Aus Auftrag des Secretariats der Kammer der HH. Reichsräthe.

Stademann, geheimer Staatsraths-Registrator, als Kanzlei-Dirigent der genannten hohen Kammer.

0719

[1099-1102]

Neuer Großhandlungs-Markt.

Der in der k. Freistadt Kaschau in Ober-Ungarn an Ladislai, d. i. den 27 Junius, abzuhaltende Markt wurde mittelst dd. 27 December 1839, Nr. 17,279 dieser k. Freistadt allergnädigst verliehenen Markt-Privilegiums für den Großhandel in Schafwolle (welche unter dem Namen der oberungarischen Wolle im Handel vortheilhaft bekannt ist) und anderen Natur -, Kunst -, Manufactur und Fabrik-Erzeugnissen en gros aller Art auf acht Tage vor und acht Tage nach Ladislai ausgedehnt, und wird schon dieses Jahr und alle folgenden abgehalten werden, der kleine Markt, a la minuta, aber in der bis jetzt bestandenen Weise belassen. Es werden demnach die Tit. Käufer und Verkäufer zu diesem auch im Auslande verlautbarten Markte höflichst geladen.

Kaschau, den 13 März 1840.

[836-67]

Sächsische Eisen - (L. S.) Compagnie.

Durch unsere Bekanntmachung vom 20 Januar d. J. gaben wir dem Publicum den Beitritt zur Sächsischen Eisen-Compagnie anheim, und hatten die Freude, diese Einladung vielfach beachtet zu sehen. Wir erkennen jedoch auch die Pflicht der Begünstigung, welche den später hinzutretenden durch den längeren Genuß der Einschußcapitalien gegen die älteren Compagnie-Mitglieder thatsächlich zu Theil wird, baldigst ein Ziel zu setzen, und bestimmen daher, daß nur bis zum 1 Mai d. J. Actien gegen unverzinsliche Nachzahlung zu erhalten sind, von diesem Zeitpunkte an aber, sofern dann noch Actien abgegeben werden können, die Verzinsung rückständiger Einzahlungen mit 5 Proc. eintritt.

Leipzig, den 1 März 1840.

Directorium der Sächsischen Eisen-Compagnie.

Heinrich v. Arnim, Vorsitzender.

Schömberg Weber & Comp., Bevollmächtigte.

[1120-21]

Bekanntmachung.

Die Manuscripte, Münzen, Handzeichnungen und die Bibliothek des Pfarrers und Akademikers Stark werden künftigen Dienstag den 7 April, Vormittags 9 - 12 Uhr und Nachmittags 3 - 6 Uhr, und die folgenden Tage in dessen Behausung, Landwehrstraße Nr. 9 über eine Stiege, gegen sogleich baare Bezahlung an die Meistbietenden versteigert.

Den 24 März 1840.

Königl. Kreis - und Stadtgericht München.

Graf v. Lerchenfeld, Dir.

Kelling.

[1073-75]

Oeffentliche Vorladung.

Michael Denzler von Röbersdorf ist schon vor dem Jahre 1795 abwesend, ohne von seinem Aufenthalte Nachricht zu geben; es werden daher derselbe oder dessen etwaige Leibeserben aufgefordert, sich zur Uebernahme des in 733 fl. 52 3 / 4 kr. bestehenden Vermögens bis zum 7 September l. J. hierorts zu stellen, widrigenfalls dasselbe an die bekannten Erben gegen Caution ausgehändigt wird.

Bamberg, den 6 März 1840.

Königliches Landgericht Bamberg II.

Boveri, Landrichter.

[888-90]

Edictal-Citation.

Die Halbhofsbesitzerin Magdalena Ballis zu Rettenbach, geborne Schütz, hat gegen den landesabwesenden Gütlerssohn Friedrich Schaffner von Unterschachach d. G. bei hiesigem Gerichte Klage wegen Vaterschaft und Kindesalimentation gestellt.

Zum Versuche der gütlichen Ausgleichung, oder zur protokollarisch schlüssigen Verhandlung des Gegenstandes wird auf Mittwoch den 5 Junius 1840, Vormittags 9 Uhr, Termin festgesetzt, wozu der Geklagte hiermit anher vorgeladen wird.

Schrobenhausen, am 4 März 1840.

Königliches Landgericht Schrobenhausen.

Ramsauer.

[1104]

Verschollenheits-Erklärung.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 9 Januar d. J. werden hiemit Franz Anton Sattel und Rosine Sattel, beide von Marktoffingen, für verschollen erklärt.

Wallerstein, den 23 März 1840.

Fürstlich Oettingen-Wallerstein'sches Herrschaftsgericht.

v. Aretin.

[1090-92]

Oeffentliche Vorladung.

Johann Henrich Meyer von Wallau, Sohn von Johann Heinrich Meyer daselbst, geboren 1767, ist vor vielen Jahren in k. preuß. Militärdienste getreten, und hat seit 1803 keine Nachricht von sich gegeben. Da die Seitenverwandten desselben um Ueberlassung seines in 467 fl. bestehenden Vermögens gebeten haben, so ergeht an ihn, falls er noch lebt, oder an seine etwaigen Leibeserben hierdurch die Aufforderung, sich so gewiß innerhalb 6 Monaten von heute an dahier zu melden, als er sonst für todt erachtet und das Vermögen den hiesigen Verwandten gegen die gesetzliche Caution überlassen werden soll.

Biedenkopf, am 12 März 1840.

Großherzogl. hessisches Landgericht.

Dr. Schulz.

[1081-83]

Edictal-Ladung.

Die eigenmächtige Auswanderung des Gemeinderathes Karl Braun von Helmstadt betr.

Karl Braun von Helmstadt wird aufgefordert, sich innerhalb 3 Monaten dahier zu sistiren, und sich über die am 7 d. M. stattgehabte bösliche Verlassung seiner Familie zu rechtfertigen, widrigenfalls nach bestehenden Landesgesetzen gegen ihn vorgefahren wird.

Zugleich werden sämmtliche Polizeibehörden ersucht, auf den unten beschriebenen Flüchtling zu fahnden, und ihn im Betretungsfalle anher einzuliefern.

Derselbe ist ein Mann von circa 50 Jahren, etwa 5 '9' 'groß, von robuster Statur, und hat bei seiner Entweichung einen braunen und blauen Ueberrock und einen blauen Mantel mit sich genommen. Er ist insbesondere daran erkenntlich, daß er die kleine badische Felddienst-Auszeichnung an einer goldnen Schnalle tragen soll.

Neckarbischofsheim, den 17 März 1840.

Großherzogl. bad. Bez. -Amt.

Benitz.

[992]

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Auch unter dem Titel: Beitrag zur Darstellung eines reinen einfachen Baustyls.

5tes Heft.

Dessen Beitrag zur speciellen Darstellung des spitzbogigen Baustyls. 2 Hefte. Zweite vermehrte Auflage. (36 Kupfertafeln und 2 Bogen Text in gr. Folio.) Preis 3 Rthlr. od. 5 fl. 24 kr.

Dessen, der Tempel Salomonis. Neue, zur vergleichen den Darstellung mit Hirts Tempel Salomonis, vermehrte Ausgabe. (3 Kupfertafeln und 2 Blatt Text.) 1 Rthlr. oder 1 fl. 48 kr.

Ausführliche, sehr ehrenvolle Beurtheilungen dieser Werke lassen uns weitere Empfehlungen überflüssig erscheinen, und bitten wir nur die schön ausgestatteten Kunstsachen einer Durchsicht zu würdigen.

[954]

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0720

[1031]

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Geschichte Friedrichs des Grossen

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Leipzig, den 15 März 1840.

J. J. Weber.

[1004]

So eben ist nachstehende Schrift erschienen und hat die unterzeichnete Buchhandlung den Debit davon übernommen: Das Mineralbad zu Neumarkt in der Oberpfalz des Königreichs Bayern, beschrieben von Dr. J. E. Schrauth, Militär-Unterarzte, praktischem und Badarzte zu Neumarkt. Mit einer lithographirten Ansicht des Bades.

8. (13 Bogen) geh. 1 fl. 30 kr.

Dieses Werkchen enthält nicht nur gründliche Erörterungen über die chemischen Verhältnisse, Wirkung und Gebrauchsweise des Neumarkter Mineralwassers, sondern auch ausführliche Schilderungen der historischen, geognostischen, botanischen, zoologischen und klimatischen Verhältnisse der ganzen Gegend.

Aus jeder andern Buchhandlung des In - und Auslands kann auch diese Schrift bezogen werden (namentlich aus der K. Kollmann'schen in Augsburg.)

Nürnberg, im Februar 1840.

Johann Adam Stein.

[943]

Bei W. Engelmann in Leipzig ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: REGINONIS Abbatis Prumiensis libri duo de synodalibus causis et disciplinis ecclesiasticis jussu domini reverendissimi Archiep. Trever. Ratbodi ex diversis sanctorum patrum conciliis atque decretis collecti.

Ad optimorum codd. fidem recensuit adnotationem duplicem adjecit F. G. A. Wasserschleben, Juris utriusque Doctor in litter. universitate Berolinensi jus privatim docens.

gr. 8. Preis 3 Rthlr.

[1109]

Dieser Tage hat die Presse verlassen und ist an die Subscribenten versandt: THESAURUS graecae linguae ab Henrico Stephano constructus.

Post editionem anglicam novis additamentis auctum, ordineque alphabetico digestum, tertio ediderunt Carol. Ben. Hase, Guil. Dindorsius et Ludov. Dindorsius.

Volumen IV. Fasc. 4. oder des ganzen Werkes 21ste Lieferung〈…〉〈…〉

Folio. Geheftet. Preis 3 Rthlr. 8 gr.

Die 1ste bis 20ste Lieferung sind durch alle Buchhandlungen zu demselben Preise zu beziehen.

Paris, den 21 März 1840.

Firmia Didot frères.

[1044]

Kann man denn nicht lachen, und doch ernst seyn?

Bei Stange & Brandus in Berlin erschien so eben und ist in allen Buchhandlungen vorräthig: Nante's Tod oder die Verschwörung der Federfuchser.

Historisch-romantisch-komische Tragödie in fünf Acten von H. W. A.

Preis 7 1 / 2 Sgr.

Personen: Nante.

Ulrike, seine Gemahlin.

Kasemir, sein Schüler.

Groß, Maul,

Journalisten.

Juks Neidhammel, Kritiker.

Blutlos, sein Lobhudler.

An ehende Scribler.

Mephisto.

Nante's Geist.

Zwei Tendenzen.

Ein Hund.

Eine Richtung.

Ein Stück Weltschmerz.

Ein Ochse.

Ein Moment.

Die Zukunft.

Publicum.

Zwei Stimmen

Die Scene spielt in und um Berlin im Jahre 1840.

[1129]

Gemälde-Versteigerung zu Amsterdam.

Mittwoch den 15 April 1840 soll im Huis met de Hoofden zu Amsterdam durch J. de Vries, A. Brondgeest, E. M. Engelberts und C. F. Roos die Versteigerung der von weil. Hrn. S. M. de Boer nachgelassenen, vortrefflichen Gemäldesammlung der besten alten und neuern niederländischen Meister statt finden. Näheres ist im Katalog zu ersehen.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Extent16 images; 14858 tokens; 5131 types; 104576 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 90. 30. März 1840 . Augsburg1840.

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LanguageGerman
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