PRIMS Full-text transcription (HTML)
0745
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 94.
3 April 1840.

Spanien.

Während die Armee damit beschäftigt ist, den allgemeinen Frieden herbeizuführen, ist die Regierung darauf bedacht, den durch den Wahnsinn der Revolutionäre herbeigeführten Leiden des Landes abzuhelfen. Am meisten haben durch jenen unstreitig die Diener der Kirche gelitten. Die constituirenden Cortes von 1837 hoben die Entrichtung des Zehnten auf, ohne der Geistlichkeit und dem Cultus eine andere Quelle des Einkommens anzuweisen; die unter dem Ministerium des Grafen Ofalia einberufenen Cortes setzten es zwar, nicht ohne großen Widerstand, durch, daß vermöge des Gesetzes vom 30 Jun. 1838 die Erhebung des Zehnten auf ein Jahr verlängert wurde, allein diese war mit den größten Schwierigkeiten verknüpft, so daß die Geistlichkeit sich dem drückendsten Mangel ausgesetzt sah, und nicht wenige Kirchen geschlossen werden mußten. Um diesem Uebel einigermaßen abzuhelfen, wußte auch das gegenwärtige Ministerium keinen andern Ausweg, als vermittelst des Decrets vom 1 Jul. v. J. zu verfügen, daß die Geistlichkeit als Abschlag auf die ihr von den Cortes auszusetzende Dotation die Hälfte des bisherigen Zehnten erheben, und die Diöcesan-Junten zwei Drittheile des Ertrags unter die Geistlichkeit vertheilen sollten. Die Cortes aber ließen den von der Regierung vorgelegten Gesetzesentwurf über die Dotation des Clerus nicht nur unberücksichtigt, sondern verfügten auch nicht das Geringste zur Abhülfe des grausamen Schicksals der Diener des Herrn. Jetzt hat die Regierung einen neuen Gesetzesentwurf über die Dotation der Geistlichkeit ausgearbeitet, und man erwartet, daß die Cortes sich vorzugsweise vor allen andern gesetzgebenden Arbeiten mit der Prüfung desselben beschäftigen werden. Der Congreß hat eine Commission ernannt, welche den Entwurf der zur Beantwortung der Thronrede dienenden Adresse auszuarbeiten hat; sie besteht aus den HH. Martinez de la Rosa, Barrio, Ayuso, Mon, Toreno, Benavides, Morales, Santistevan und Aloe. Der Graf Clonard ist an die Stelle des Generals Aldama zum Generalcapitän von Granada und Jaen ernannt worden. Der englische Gesandte, Hr. Aston, wird binnen acht Tagen hier eintreffen. Nachschrift. In der heutigen Sitzung des Congresses zeigten die HH. Caballero und D. Joaquin Lopez in der That an, daß sie auf ihre Ernennung zu Deputirten Verzicht leisteten. Dann wurde ein von dem Grafen Toreno, Hrn. Mon u. A. unterzeichneter Antrag verlesen, der dahin gestellt war, daß eine Commission ernannt werden möchte, um zu erklären, ob in Folge der von dem General Seoane gegen den Grafen Toreno erhobenen Anklage jener diese förmlich zu begründen habe oder nicht. Toreno selbst unterstützte diesen Antrag, und sprach von seinen eigenen Verdiensten mit nicht geringem Selbstgefühl. Während man mich hier beschuldigte, in Paris ein den Vergnügungen gewidmetes Leben zu führen, sagte er, war ich damit beschäftigt, der Nation ein Denkmal ihres Ruhmes aufzurichten. (Vermuthlich versteht hierunter der Graf den letzten Band seiner Geschichte des spanischen Unabhängigkeitskrieges.) Er erklärte, daß er niemals auf die Ausfälle der Presse antworten werde, da sie ihm zu verächtlich sey, und sich ohnehin inner - und außerhalb Spaniens die Anzahl seiner Freunde mit jedem Tage vermehre. Endlich wurde der Antrag an die Sectionen verwiesen. Der Finanzminister las darauf die allgemeinen Budgets für 1840 vor. Der Minister des Innern bat die Cortes um die Ermächtigung, das von der Regierung in der letzten Legislatur vorgelegte Gesetz über die Ayuntamientos, so wie das über die Provincialdeputationen in Vollziehung zu bringen. Auch beantragte die Regierung aufs neue, dem General Espartero ein Einkommen von 50,000 Piastern anzuweisen. Uebermorgen wird die Discussion der Adresse beginnen.

Großbritannien.

In der Unterhaussitzung vom 26 März wurden die Debatten über Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Registration der Parlamentswähler in Irland wieder aufgenommen. Die Hauptredner dafür waren Sir James Graham und Lord Stanley selbst, die von den Uebelständen und Unterschleifen, von denen das jetzige System begleitet sey, eine erschreckende Schilderung machten. Mit Nachdruck gegen die Bill sprachen: J. Warburton, der das vexatorische Wesen des dem irischen gegenüber als musterhaft gerühmten englischen Registrationssystems erörterte; Lord Morpeth, der Generalsecretär für Irland, welcher die Bill schlimmer finden wollte als die Uebel, deren Heilung sie bezwecke, indem sie ein halbjähriges Registrationsgeschäft und dann noch halbjährige Streitigkeit darüber veranlassen, und überdieß das Wahlrecht sehr beschränken würde; endlich Hr. O'Connell, der, wie es0746 scheint, aus Irland zurückgeeilt war, um dieser Verhandlung beiwohnen zu können. Irland, behauptete er, könne sich diese Bill, welche nicht nur fictive, sondern wirkliche Parlamentswähler von den Registern zu streichen, und somit das Irland ohnehin so stiefmütterlich zugemessene Wahlrecht noch mehr zu beeinträchtigen bezwecke, nicht aufbürden lassen. O'Connell Rede war heftig, und wurde von den Tories öfter mit Geschrei unterbrochen. Die Abstimmung entschied mit 250 gegen 234 Stimmen für die zweite Lesung der Bill. Die Tories frohlocken über dieses Ergebniß als eine neue Schlappe des Ministeriums, die Whigblätter versichern aber, die Schlacht sey noch nicht gewonnen. Das Oberhaus vertagte sich, nachdem die Aufruhrbills für Heer und Flotte durch die Committee gegangen waren.

* Unterhaussitzung vom 27 März. Hr. Colquhoun richtete an den Staatssecretär des Auswärtigen einige Fragen über den englischen Handel mit Java und Sumatra, Lord Palmerstons Antwort war aber auf der Galerie nicht vernehmbar. Lord Ingestrie: Kennt die Regierung die näheren Details eines Vorfalls auf den Sandwich-Inseln im Julius v. J.? Ein französisches Kriegsschiff, l'Artémise, unter den Befehlen des Capitäns Leclerc erschien vor einer dieser Inseln, und forderte gebieterisch die Errichtung einer katholischen Capelle im Hafenplatz, widrigenfalls binnen zwei Stunden die Blokade des Hafens verhängt werden sollte. Ich möchte wissen, ob über diesen Vorgang, und das Verhältniß der englischen und französischen Missionäre in jenen Gegenden zu einander, eine Correspondenz zwischen der englischen und französischen Regierung stattgefunden habe. Lord Palmerston: Wir haben keine officielle Nachricht über den Vorfall. Hr. Hume stellt nun seine angekündigte Motion in Betreff der Apanage von 21,000 Pf. St., welche der König von Hannover als Herzog von Cumberland aus England bezieht. Ich wundere mich, sprach er, daß der König von Hannover nicht das edle Beispiel des Königs von Belgien nachgeahmt hat, welcher seit seiner Thronbesteigung nicht einen Shilling seiner englischen Apanage anrührt. Ich hatte gehofft, daß Ihrer Maj. Minister in dieser Hinsicht die Initiative ergreifen würden. Hätte man voraussehen können, daß der Herzog von Cumberland eines Tags den Thron von Hannover besteigen würde, so hätte das Land ihn sicherlich nicht so reich dotirt. Jetzt wo das Volk mit Abgaben bis zum Erdrücken belastet ist, und die Finanzen ein Deficit von nahebei drei Millionen zeigen, sollte man wahrhaftig jede Gelegenheit ergreifen, dem Land die Bürde etwas zu erleichtern. Ferne sey es von mir, bei meiner jetzigen Motion den Eingebungen eines politischen Parteigeistes zu gehorchen; ich habe bloß Ersparung und des Landes Wohl im Auge. Sollte der mögliche Fall eintreten, daß der König von Hannover bei seinen Lebzeiten nach England zurückkehrt, so mag ihm immerhin der Wiedereintritt in seine Apanage vorbehalten bleiben, so lange er aber Souverän eines andern Landes ist, schlage ich vor, die Auszahlung des Jahrgehaltes von 21,000 Pf. St. an denselben zu sistiren. Lord J. Russell: Gegen diesen Antrag streitet von vornherein das schlagende Argument, daß das Parlament auf einen einmal gefaßten Beschluß nicht zurückkommen kann. Die Apanage des Herzogs von Cumberland ist auf die ganze Lebenszeit Sr. k. Hoh. votirt. Obrist Perceval: Uebrigens ließe es sich auch unschwer beweisen, daß die Einkünfte des Herzogs von Cumberland nicht aus dem Lande gehen. Sie dienen zur Bestreitung der Kosten seines Palastes (Kew). Nach einigen weiteren Aeußerungen für und wider schritt man zur Abstimmung: Hrn. Hume's Antrag wurde mit 76 gegen dreiundsechzig Stimmen verworfen. Hr. Hume: Ich ersuche jetzt die Regierung, uns ihre Politik gegenüber von Mehemed Ali kund zu geben, uns über die Verhältnisse aufzuklären, welche, wie es scheint, das gute Einverständniß zwischen Frankreich und England gestört haben. Meines Erachtens zweckt das Interventionssystem, wie es Ihrer Maj. Regierung beliebt, vielmehr darauf ab, den Krieg im Orient herauszufordern, als den Frieden zu wahren. Man hat Papiere über diese Frage auf den Tisch des Hauses niedergelegt, die wichtigsten aber, welche ein deutlicheres Licht auf die Sache geworfen haben würden, zurückbehalten. England hätte gegen Rußland nicht so viel gefälliges Entgegenkommen zeigen sollen, denn das hieß den russischen Vernichtungsplanen gegen das osmanische Reich beitreten. Erkläre uns das Ministerium den eigentlichen Zweck der Unterhaltung so beträchtlicher Streitkräfte und der Fortdauer eines Standes der Dinge, welcher unsere Handelsinteressen mehr und mehr bloßstellt. Die königliche Thronrede bei Eröffnung der Session sprach von der Eintracht unter den Mächten; ich frage, wo ist diese Eintracht? (Hört!) Alle Welt weiß, daß wenn nicht bereits ein brittisches Geschwader gen Alexandria gesegelt ist, um diese Stadt zu zerstören, die Ausführung dieses Plans bis jetzt nur durch die Energie und Festigkeit der Franzosen verhindert wurde. Die Collectivnote der fünf Mächte, hat man gesagt, garantire die Integrität des osmanischen Reichs. Ich habe in dieser Note vergebens eine solche Garantie gesucht. Ich sehe in dem von England gegen Aegypten eingehaltenen Verfahren nur die Ursache der Kälte, die zwischen uns und Frankreich eingetreten; das ist der ganze Nutzen davon, denn in Rußland einen Freund der Türkei zu erblicken, das kann doch kaum irgend einem unsrer Staatsmänner im Ernst eingefallen seyn. Es ist hohe Zeit, daß man dem Parlament den Schleier eines geheimnißvollen Systems lüfte, das es näher kennen zu lernen gar sehr interessirt ist. Hr. Hume schließt mit dem Vorschlag einer Adresse an die Königin, um die Vorlegung der fehlenden wichtigen Papiere in dieser Sache zu erlangen. Sir R. Peel: Auch ich bin der Meinung, daß der edle Viscount dem Haus einige Aufklärungen in dieser Sache schuldig sey. Vor Allem wären wir neugierig zu erfahren, ob man glücklich genug gewesen ist, die Ausgleichung der orientalischen Frage zu beschleunigen. Discretion ist ohne Zweifel die Pflicht eines Ministeriums, doch darf sie nicht so weit gehen, daß man das Parlament in völliger Unwissenheit läßt über die wichtigsten Fragen der auswärtigen Politik, wie die Angelegenheiten der Levante, die Verhältnisse mit Persien, die Gränzstreitigkeit mit den Vereinigten Staaten und unser Zerwürfniß mit China. Wäre hinsichtlich dieser letztern Macht das Parlament früher in das Geheimniß unsrer Lage eingeweiht worden, so hätte es der Regierung Ihrer Maj. wohl einige heilsame Rathschläge ertheilen können, und unsre Stellung würde zur Zeit keine so kritische seyn. (Hört!) Wenn der edle Viscount in der Vorlegung weiterer Urkunden durchaus eine Inconvenienz für den öffentlichen Dienst erblicken will, so werde ich zwar nicht darauf dringen, hoffe aber jedenfalls, daß er uns sagen werde, ob zur Lösung der großen türkisch-ägyptischen Frage irgend ein Fortschritt geschehen ist, oder nicht. Lord Palmerston: Ich stehe nicht an zu erklären, daß die Mittheilung der verlangten Papiere dem öffentlichen Dienste sehr nachtheilig seyn könnte. Ohne in nähere Details eingehen zu können, füge ich bei, daß die über die orientalische Frage eröffneten Correspondenzen befriedigend sind. Hr. Ch. Buller: Aber könnten wir denn nicht vernehmen, was eben jetzt in der Sache vorgeht, was der jetzige Stand derselben ist? Lord Palmerston: Ich werde den Antrag des ehrenwerthen Mitglieds für Kilkenny nach Kräften bekämpfen,0747 zumal da er denselben auf irrige Voraussetzungen gebaut hat. Rußland, gegen das man ungegründete Recriminationen erhebt, hat sich in dieser ganzen Sache ebenso uneigennützig wie ehrenhaft benommen. (Hört!) Ich gebe laut diese Erklärung ab, um eine Menge gewagter Gerüchte in ihr Nichts zurückweisen. Das System, welches der ehrenwerthe Herr (Hume) an die Stelle des wirklich befolgten Verfahrens setzen möchte, würde, als erstes und sicheres Resultat, gerade die Folge haben, die es vermeiden will: nämlich das osmanische Reich schutzlos den Russen zu überliefern. Die Regierung ersucht das Haus, sie nicht mit einer so unregelmäßigen Discussion dieser hochwichtigen Angelegenheit gerade in einem Augenblick zu behelligen, wo dieselbe Gegenstand so ernster Negociationen ist. Wenn der rechte Augenblick gekommen seyn wird, wenn die Frage gelöst seyn wird, sollen die genauern Nachweise darüber nicht fehlen, und ich werde mich nicht in Verlegenheit fühlen, mein und meiner Collegen Benehmen in dieser Sache gegen artikulirte Angriffe zu rechtfertigen. Ich sage nur noch, daß wir dem bezüglichen Paragraphen der Thronrede und unsern frühern Erklärungen immer und unwandelbar gemäß gehandelt haben. Sir J. Hamilton: Ich bin erstaunt, daß der edle Viscount sich darauf beschränkt hat, die Voraussetzungen und Behauptungen des ehrenwerthen Mitglieds für Kilkenny in kategorischem Tone falsch zu nennen, ohne diesen Vorwurf der Unrichtigkeit zu beweisen. Ich sollte doch meinen, daß er, ohne seiner Pflicht zu entstehen, wenigstens die umlaufenden irrthümlichen Ansichten über die Frage hätte berichtigen können. Wenn er uns nicht sagen kann oder will, was ist, könnte er uns wenigstens deutlich machen, was nicht ist. Bequemer ist es freilich, dem Parlament zu erklären, nach beendigter Sache werde man auf etwanige Beschuldigungen antworten; bis dahin können aber Fehler vorgefallen seyn, die dann auf keine Weise mehr gut zu machen sind. Lord J. Russell: Dieses Eindringen auf die Regierung nimmt nachgerade einen wenig parlamentarischen Charakter an. Der Hr. Staatssecretär des Auswärtigen hat bei der Verweigerung der verlangten Papiere nur den einzigen Zweck, den Gang der Negociationen nicht stören zu lassen. Frankreich, dessen Gesinnungen man in Zweifel zu ziehen sucht, ist mit uns vollkommen einverstanden. (Hört!) Der König der Franzosen hat förmlich erklärt, daß er die Integrität des osmanischen Reichs aufrecht erhalten wissen wolle. Was unsern Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten betrifft, so wird er bald ausgeglichen seyn. Lord John sprach noch, als die Post abging.

Die Minister haben abermals einen Schlag von den Tories erhalten, und zwar in einem Punkte, wo sie bisher denselben immer unüberwindlich gewesen Irland. Das zweite Verlesen von Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Registrirung der Wähler von Parlamentsmitgliedern ist nach einer zweinächtlichen Debatte, trotz der Opposition der Minister, durch eine Mehrheit von 250 gegen 234 durchgesetzt worden. Dieser Ausgang ist um so wichtiger, als auf den Antrieb O'Connells der irische Registrationsverein die Maaßregel für eine entschiedene Feindseligeit gegen Irland erklärt hat, indem ihr ganzes Streben dahin gehe, die Wähler auf der populären Seite so zu vermindern, daß die Tories bei den Wahlen das Uebergewicht behielten. O'Connell hat sogar seinen Entschluß angekündigt, im Fall diese Bill zum zweitenmal verlesen würde, die Repealaufregung in allem Ernste zu beginnen und nicht zu rasten, bis Irland sein eigenes Parlament wieder habe. Ich sage, die Entscheidung ist nach diesen Erklärungen wichtig, da, um den Tories eine solche Mehrheit zu geben, mehrere der sonstigen Freunde der Minister bei dieser Gelegenheit sich des Stimmens enthalten haben müssen, und damit anzeigen, daß sie O'Connell nicht mehr mächtig genug glauben, Irland für die Auflösung der Union aufzuregen. Wahrscheinlich ist es die dem Lord Howick anhängende Section, welche O'Connelln nie gewogen war und vielleicht hier nur eine Gelegenheit erblickte, diesen und den Ministern selbst, denen Lord Howick es gewiß nicht vergeben hat, daß sie ohne ihn fortbestehen wollen, etwas Unangenehmes zu bereiten. Die Uebel, welche durch die besagte Bill geheilt werden sollen, sind freilich von allen Seiten anerkannt, so sehr, daß selbst von der ministeriellen Seite schon mehreremale Vorschläge gemacht worden sind, dieselben zu beseitigen, die aber niemals durchgeführt wurden. Was die meisten derselben wegschaffen würde, ist eine genauere Bestimmung des Wahlrechts selbst. Fast alle Ausschüsse, die über bestrittene Wahlen ernannt wurden, kamen aus Mangel an einer solchen Bestimmung zu widersprechenden Entscheidungen. Bei dem gegenwärtigen Zustande der Parteien ist an eine solche Uebereinkunft jetzt nicht zu denken. Natürlich sind die Tories, denen nun einmal die jetzigen Verhältnisse in Irland entgegen sind, am begierigsten, Veränderungen darin vorzunehmen, und es ist gar nicht zu leugnen, daß, wenn sie nur von dem Wahlverzeichniß diejenigen Wähler zu entfernen vermöchten, die ohne wirkliches Recht sich durch Betrug und falsche Eide hineingebracht oder darin erhalten haben, sie schon viel gewinnen würden. Aber man behauptet, Stanley's Bill gehe viel weiter, und umgebe geflissentlich das Registriren mit so vielen technischen Schwierigkeiten, verwickle es so sehr mit Gefahren von Processen und schweren Gerichtskosten, daß die Masse selbst der gesetzlich Berechtigten von dem Versuche, ihre Namen als Wähler einschreiben zu lassen, abstehen würde. Nun ist aber schon jetzt die Zahl der Wähler an und für sich, und besonders im Vergleich mit England, sowohl in den Städten, als in den Grafschaften, ungemein klein; eine bedeutende Verminderung derselben würde demnach nicht nur Bestechung und Erkaufung erleichtern, sondern auch die Masse des Volks, von allem Antheil an der Verfassung ausgeschlossen, gegen dieselbe feindselig stimmen. Käme es nun noch gar dahin, daß gegen die wohlbekannte Neigung derselben die Tories die Mehrheit unter den irischen Mitgliedern erhielten, und die katholische Nation demnach wirklich von ihrem Glauben feindseligen Protestanten vertreten würde, so dürften die Folgen schrecklich werden. So lange die jetzigen Minister am Ruder bleiben, ist von einer Repealbewegung wenig zu fürchten, da die thätigen Männer von der katholischen Partei unter ihr entweder wirklich Stellen bekleiden oder zu bekleiden erwarten, als Repealer aber von der Regierung nothwendig zurückgesetzt werden müßten. Da sie aber von einer Toryverwaltung keine Beförderung erwarten dürften, als wenn sie sich zu deren Partei schlügen, und gewissermaßen zu Verräthern an ihren Glaubensgenossen würden, so würde es mit einer solchen Bewegung ernstlich werden. Indessen steht zu hoffen, daß die Bill entweder bedeutend verändert, oder gar nicht zum dritten Verlesen kommen werde, wo dann das Geschehene ohne Folge bleibt. Die Tories sind inzwischen in der heitersten Laune, und hoffen auch über die chinesischen Angelegenheiten den Ministern eine Schlappe beizubringen, nicht um sie von dem beschlossenen Kriege abzuhalten (denn der ist wohl unvermeidlich), sondern wegen Palmerstons angeblicher Nachlässigkeit, welche den Capitän Elliot, trotz dessen dringenden Ermahnunungen, Monate lang ohne Instructionen und ohne Seemacht gelassen habe, die seinen Unterhandlungen mit den Chinesen hätte Gewicht geben können. Auch wegen Vernachlässigung unsrer Handelsinteressen in Krakau, auf der Donau und an hundert andern Orten0748 will man an ihn, und er wird diese Session über noch Arbeit genug haben, sich gegen alle Angriffe zu vertheidigen. Inzwischen haben die Minister ihren Plan für die Vereinigung der beiden Canadas und die künftige Verfassung der Colonie vors Unterhaus gebracht. Ueber das Ganze haben sich die Tories noch nicht ausgesprochen; ich glaube nicht, daß sie sich der Vereinigung entgegensetzen werden. Doch sehen manche von ihren Journalen die Gefahr, deren ich schon vor mehreren Monaten erwähnt, daß die republicanisch gesinnten Mitglieder der Oberprovinz sich mit der Zeit mit den unzufriedenen Franzosen der unteren gegen die brittische Oberherrschaft auflehnen dürften. Das einzige Mittel, diesem zu begegnen, scheint, daß man den Einwohnern brittischen und irischen Ursprungs so wenig wie möglich Grund zur Klage lasse. Aber hier, fürchte ich, droht wieder aus dem Kirchenwesen eine Gefahr hervor, indem die Tories nicht geneigt scheinen, die Uebereinkunft, welche der Gouverneur Thomson mit unsäglicher Mühe vom Parlament von Ober-Canada über die kirchlichen Ländereien ausgewirkt hat, gutzuheißen, sondern sie als eine Beraubung der Staatskirche bezeichnen. Bei der ersten Gründung der Colonie nämlich wurde ein Siebentel vom ganzen Gebiet der Staatskirche, welche man dort ebenfalls zur herrschenden zu machen hoffte, als Dotation bestimmt. Da aber die Episkopalen nie über ein Fünftel der Bevölkerung betragen haben, so blieben diese Ländereien in vielen Gegenden unbenutzt liegen, wilde Strecken unter den angebauten, wodurch oft die Anlegung von Landstraßen und folglich der Flor ganzer Gegenden verhindert wird. Dieß hat nun endlosen Stoff zu Klagen und Streitigkeiten gegeben, und der durch ihre Vertreter oft erklärte Wunsch der Bewohner geht offenbar darauf hin, daß diese Ländereien verkauft und der Ertrag zum gemeinen Besten der Colonie, besonders für die Erziehung der Jugend, verwendet werde. Nachschrift. So wenig war man auf den Ausgang von Stanley's Motion gefaßt, daß man selbst von Seite der Tories erwartete, solche durch eine Mehrheit von sechzehn verworfen zu sehen.

Frankreich.

(Sonntag.)

(Moniteur.) Die Regierung hatte seit einigen Tagen die Nachrichten erhalten, die sich über eine vorgebliche Kriegserklärung des Kaisers von Marokko an Frankreich verbreitet hatten. Diese Nachrichten aber, die nur zu Mahon aufgesammelte Gerüchte von einem Schiffscapitän sind, waren viel zu zweifelhaft, als daß die Regierung sie dem Publicum hätte mittheilen können. Depeschen aus Tanger vom 7 März und aus Malaga vom 15 machen keine Erwähnung davon. Alles läßt sonach glauben, daß sie ungegründet sind.

Der Seepräfect von Toulon hat an den Chef des Marinedienstes in Marseille, wo der Handelsstand über das Gerücht der Kriegserklärung Marokko's in großer Unruhe war, unterm 26 März Folgendes geschrieben: Ich habe bis jetzt keine officielle Mittheilung erhalten, die mich versicherte, daß Marokko mit uns gebrochen. Auf der ganzen spanischen Küste befinden sich französische Kriegsschiffe in Station und die Corvette Izère, welche die Meerenge von Gibraltar in mehrern Richtungen durchschiffte, hat kein verdächtiges Fahrzeug bemerkt.

(Courrier français.) Man sagt, das Ministerium habe nach Toulon Befehl ertheilt, Verstärkungen direct nach Oran zu schicken. Es scheint, daß der dem Marschall Valée früher gegebene Befehl, zwei Bataillone nach Oran abgehen zu lassen, nicht ausgeführt worden, und daß der Marschall zur Antwort gegeben, er könne für den Augenblick seine Armee nicht vermindern, da diese eben auf dem Marsch begriffen sey. Drei Infanterieregimenter, welche in Toulon, Marseille und Perpignan garnisoniren, haben Anzeige erhalten, daß sie demnächst nach Oran eingeschifft werden sollen. Es werden zwei active Colonnen gebildet, die eine von 5000 Mann in Oran, die andere von 3000 Mann in Mostaganem.

Nach einer langen Aufregung, die am Schluß der Debatten über die geheimen Fonds der Berryer'schen Improvisation (s. die heutige Beilage) folgte, betrat Hr. Thiers die Tribune: Ich glaube, begann er, das einstimmige Gefühl der Kammer auszudrücken, wenn ich sage, daß Sie einen prachtvollen Redeerguß gehört haben. Wenn elende Rücksichten der Eigenliebe mich abhalten würden, auf dieses beredte Wort zu antworten, würde ich gegen meine Pflichten als Chef der Verwaltung handeln. Der ehrenwerthe Hr. Berryer hat ihnen mit jener Macht des Ausdrucks, die Sie an ihm kennen, gesagt: Sie stehen vor einem neuen Cabinet, welches nur schöne Worte im Munde führt. Indessen beweisen uns die Oppositionen in dieser Kammer, die Männer, welche uns gegenüber stehen, daß wir uns nicht ins Leere gestellt, daß wir Realitäten berührt, tief berührt haben. (Beifall.) Hr. Berryer sagt, es gebe hier nur zwei Parteien: die parlamentarische und die antiparlamentarische Partei. Gestatten Sie mir, trotz des Ernstes unserer Lage, in diese Frage offen einzugehen. Ich will Ihnen beweisen, daß die Wahrheit das mächtigste Mittel ist, allen Schwierigkeiten, welcher Art sie auch seyn mögen, und welche Stellung man auch im Staat bekleidet, zu begegnen. Ja, ich gehörte der parlamentarischen Partei im ganzen Umfang des Wortes an, und ich bin noch immer von dieser Partei, ich erkläre dieß vor der Kammer und vor der Krone, und ich glaube, letzterer damit eine Huldigung zu erweisen, die man ihr erst seit 1830 erweisen kann. (Beifall.) Man hat gesagt, es bedürfe im Staat einer unverantwortlichen Gewalt und neben ihr einer verantwortlichen, welche letztere allein im Staat wechseln dürfe. Um dieß zu verwirklichen, ist auf der einen Seite das Königthum, auf der andern die Verwaltung, die Regierung nothwendig. Dieß ist das Princip. Wir haben bereits gesagt, daß vor der Krone wirkliche Minister stehen müssen, mit wirklichem Willen und Gedanken, welche durch diesen Willen darthun, daß die Acte der Regierung ihnen zugehörten, und daß sie allein dafür verantwortlich seyen. Mehrere ministerielle Krisen haben statt gefunden; es geschah etwas, was selten einem Minister begegnen darf. Es gab im Staat einen Mann (und dieser Mann war ich), von dem man sagte, er sey den Ansichten der Krone entgegen; er hege über große Regierungsfragen, über die delicatesten Fragen eine andere Meinung als sie. Wohlan, jetzt berief mich die Krone aus den Reihen der Opposition, um mit meinen Freunden ein Cabinet zu bilden. An diesem Tage war die Frage jenes Princips gelöst. Ich sage es zur Ehre der Kammer, zur Ehre der Juliusrevolution, am Tage, wo die Krone mich berief, war jene Frage entschieden. (Bewegung.) Es wurde damit erwiesen, daß die Juliusrevolution keine Täuschung war; das verderbliche Wort, das die Restauration ins Verderben geführt hat, das Wort Niemals, existirt nicht mehr. Ich bin, ich gestehe es, ein Minister der Opposition, und ich wiederhole, ein Princip wurde errungen am Tage, wo die Krone einen Minister der Opposition in ihren Rath berief. (Lebhafte Beistimmung links. Lange Sensation.) Ungeachtet des Wohlwollens, das Sie für die Männer des gegenwärtigen Ministeriums hegen, sehe ich recht wohl ein, welch 'ungeheure Last auf uns ruht. Sie sagten zu uns: Ihr seyd im Begriff, Minister zu ersetzen, von denen man sagte, sie seyen unzureichend, schwach, sie hätten keinen festen Willen; ihr dagegen habt euch anheischig0749 gemacht, festen Willen zu zeigen, und trotz der größten Schwierigkeiten euch auf der Höhe eurer Stellung zu behaupten. Ich danke Ihnen, daß Sie dieß gesagt. Ich maße mir nicht an zu behaupten, daß ich die Juliusrevolution allein verstanden habe, aber ich behaupte, daß ich nicht undankbar gegen sie bin. (Beifall.) Am Tage, wo ich die Schwelle der Tuilerien überschritten, wußte ich, welche Last auf meinen Schultern liegt. Ich hätte mich weigern können, sie anzunehmen, aber der Wichtigkeit der Lage, der Spaltung der Gemüther, dem Zustand Europa's gegenüber konnte ich mich ihr nicht entziehen. Ich folgte der Stimme der Krone, und gehorchte nur einem Patriotismus; ich schwöre es im Angesichte meines Landes ... Werden wir nun der ungeheuern Aufgabe gewachsen, werden wir würdig seyn der Revolution, die uns geboren? Werden wir Patrioten, gemäßigte Patrioten seyn, wie wir es nothwendig seyn müssen? Werden wir zur Erneuerung bereite Franzosen seyn (Français novateurs), hinreichend bereit, und doch nicht zu sehr? Ich wage in dieser Beziehung nichts zu behaupten, ich kann nur auf meine Vergangenheit verweisen. Sie haben sie gesehen; ich hatte die Gewalt in den Händen; ich wollte die Größe, die Würde meines Vaterlandes. Ueber einen Punkt war ich mit der Krone verschiedener Meinung. Ich habe damals nicht auf diesen Bänken Opposition gemacht, sondern im Rathe des Königs. Ich sagte ihm, was ich dachte ich sagte es offen, rund heraus. Da meine Rathschläge nicht angenommen wurden, mußte ich mich von der Krone trennen, es war einer der schmerzlichsten Tage meines Lebens. Dreimal weigerte ich mich, in das Cabinet wieder einzutreten, und noch in den letzten Tagen zauderte ich. Erst auf die Worte des Königs: Es besteht keine Meinungsspaltung mehr zwischen uns; die Fragen, die uns entzweiten, sind gelöst, trat ich wieder ein. Ich that dieß auf die dringenden Aufforderungen von Personen dieser Kammer selbst. Ich trat ein, um eine Pflicht, die ernsteste Pflicht eines Mannes von Herz zu erfüllen. Hätte ich nicht wieder eintreten wollen, so hätte ich sagen müssen: Nein, ich will dem König nicht dienen; nein ich scheue mich vor den Schwierigkeiten. Ich habe Ihnen aber gestern mit Wahrheit gesagt, daß ich immer dem König dienen wollte, und daß ich vor den Schwierigkeiten nicht zurückschrecke. Ob die Stimmen dieser Kammer mich unterstützen werden, kann ich nicht wissen, nur nach Einem trachte ich: daß meine Ehre unangefochten bleibe. Es ist möglich, daß ich falle, aber ich werde mich deßhalb nicht für gedemüthigt halten, so lange ich meine Ehre rein bewahrt und keinen der Grundsätze, denen ich mich hingegeben, verletzt habe. Es gibt Leute, die sich Conservative nennen. Ich verweigere ihnen diesen Namen nicht, nur sey es mir erlaubt zu sagen, daß auch ich ein Conservativer gewesen; ich war es, als die Parteien einander gegenüber standen und nicht Reden, sondern Flinten - und Kanonenkugeln wechselten. Damals war ich Conservativer und wenn ich es jetzt nicht mehr bin in dem Sinne, welchen man diesem Wort beilegen möchte, so ist es weil die Gefahr vorüber ist, weil es Leute gibt, die conservativer seyn wollen, als ich. Findet die Kammer, daß ich Unrecht habe, so werde ich mich darein zu ergeben wissen und morgen durch das Votum der Kammer fallen; es liegt mir wenig daran. Ich war der Mann der Prärogative der Regierung, als ich Eingriffe in dieselbe bemerkte; ich bin zum Mann der Nation geworden, als ich sah, daß die Politik meines Vaterlandes schwankte. (Lebhafte Beistimmung links.) Meine Zukunft nicht ich, nicht ihr, nur die Vorsehung kennt sie. Ich vermag nichts, als meine Ansichten, meine Hingebung anzubieten. Ich bin bei den Entschlüssen verharrt, die ich beim Eintritt in meine politische Laufbahn gehegt hatte. Ich war der Mann der Ordnung, als die Ordnung bedroht war; ich war der Mann der Freiheit, als die Freiheit gefährdet war; immer aber war ich ein nationalgesinnter Mann. Sie haben mir Gerechtigkeit widerfahren lassen, und ich danke Ihnen dafür. Dieß beweist mir, daß die Entfernung von einer Partei zur andern nicht so groß ist, als man glauben möchte. Nur noch ein Wort. Ich bin noch, was ich gewesen, und wenn ich mich beuge, so ist es nicht mein Muth, nicht die Energie meines Willens; wenn ich mich beuge, so wird es mein Geist seyn, so wird es geschehen, weil die Umstände mächtiger waren, als ich; nie aber weil der Wille mir gefehlt, den Hindernissen die Stirne zu bieten. Ich werde Minister der Krone und zugleich unabhängiger Minister seyn, stets bereit ihr freimüthig zu sagen, wie ich denke.

(National. Bekanntlich haben 160 schwarze Kugeln gegen den Gesetzesentwurf der geheimen Fonds protestirt. Nach den von uns eingezogenen Erkundigungen kamen 120 jener Kugeln von den Deputirten der alten Mojorität, die zuerst für das Amendement des Hrn. d'Angeville votirt hatten, und die, ohne sich durch die Erfolglosigkeit der ersten Probe entmuthigen zu lassen, darauf beharrten, dem Hrn. Thiers das verlangte Vertrauensvotum zu verweigern. Die andern Kugeln gehören großentheils Deputirten der äußersten Linken an, die mit ihren Antecedentien nicht capitulirt haben, und ihren den Wählern gegenüber übernommenen Verpflichtungen getreu geblieben sind. Dazu gehören die HH. Arago, Bachelu, Boyer-Peyreleau, Carnot, Chapuis-Montlaville, Cordier, Cormenin, Corne, Coraly, Dupont (de l'Eure), Garnier-Pagès, Glais-Bizoin, Georg Lafayette, Laffitte, Larabit, Marchal, Martin von Straßburg, Mathieu (von der Saône und Loire), Maurat-Ballange, Nicod, Portalis, Roger (du Loiret), Hortensius Saint-Albin, Taillandier, Thiars, Tourret. Hier folgen noch einige Namen von Puritanern der dynastischen Linken, die zu Gunsten der geheimen Fonds aufgestanden sind: die HH. Auguis, Armand (Pas de Calais), Bacot, Beaumont (Somme), Berger, Berville, Boudonsquié, Chaigneau, Chambolle, Charamaule, Combaresle, Corcelles, d'Hérambault, d'Hubert, Delespaul, Desabes, Desades, Deshameaux, Desjobert, Drault, Dumont du Nord, Durand (de Romorantin), Garnon, Gauguier, Gauthier de Rumilly, Gervais, Golbery, Guyet Desfontaines, Grammont, Havin, Jouneaulx, Jouvet, Junyen, Köchlin, Leydet, Lacrosse, Luneau, Manuel, Marchant, Martinet, Mathieu de la Redorte, Mornay, Muteau, Odilon-Barrot, Oger, Pérignon, Piéron, Quinette, Saubat, Sivry, Subervic, Taschereau, Terrebasse, Teulon, Toussin, de Tracy. Wir wollten hier nur die Namen der Soldaten des Hrn. Odilon-Barrot nennen, die sich durch ihren Eifer, Stimmen für Hrn. Thiers zu sammeln, ausgezeichnet haben. Wir hoffen, sie werden uns diejenigen ihrer Collegen bekannt machen, welche mit ihnen die Ehre theilen wollten, eine Million in das Portefeuille des Hrn. Thiers zu werfen.

(l'Univers.) Als der Kammerpräsident das Resultat des Scrutins für die geheimen Fonds ausrief, sahen wir Hrn. Thiers mit stiller, tiefer Bewegung die Hand seines Collegen, des Admirals Roussin, drücken. Wir hoffen, daß dieß eine in dem feierlichen Augenblick dieses parlamentarischen Siegs übernommene Verpflichtung war, ihn der Würde, dem Ruhm unseres Vaterlandes dienen zu lassen.

(Courrier français.) Während der drei Tage der Erörterung über die geheimen Fonds waren die HH. Vatout, Liadières und Delaborde die einzigen zum maison du Roi gehörigen Deputirten, welche ein angemessenes Betragen beobachteten. Hr. v. Gérente, Verwalter der Privatdomäne, und als0750 solcher durch die Verweigerung der Dotation persönlich verletzt, fiel beständig, wo nicht durch seine Aeußerungen, so doch durch sein ungestümes Gebärdenspiel auf. Was soll das Publicum denken, wenn es Hrn. v. Gérente, den Mann, der das ganze Vertrauen des Königs genießt, offen gegen das von dem Könige gewählte Ministerium conspiriren sieht? In gewissen Lagen ist die Zurückhaltung die erste Pflicht.

(Temps.) Man versichert, daß die Aufstellung der Kaiserstatue Napoleons auf der Säule von Boulogne auf den nächsten 15 Aug., den kaiserlichen Geburtstag, festgesetzt sey. Man sagt mit Bestimmtheit, daß, um diese Cerimonie dem Andenken des Helden ganz würdig zu machen, der König im Sinn habe, ihr mit einem Theil seiner Familie beizuwohnen.

Seit der Niederlage der ehemaligen 221 in der Abstimmung über die geheimen Fonds scheinen dieselben die Hoffnung aufgegeben zu haben, in der nächsten Zeit ihre Freunde an der Spitze eines Cabinets zu sehen, und aus deren Händen alle diejenigen Gunstbezeugun en zu empfangen, die ihnen unter ähnlichen Ministerien, insbesondere unter der Leitung der HH. Grafen Molé und Montalivet, zu Theil wurden. Durch diese Hoffnungslosigkeit allein erklärt sich ihr jetziges Benehmen: da sie nämlich keine Vortheile von diesem Cabinet erwarten, wollen sie auch ihre politischen Gegner der Mittel berauben, sich ihrer zu erfreuen. Seit dem Abend des 26 d. haben die noch übrigen 160 jedem, der es hören wollte, gesagt, sie würden jetzt in der Kammer den Vorschlag machen, daß kein Deputirter während der Ausübung dieses Amtes eine Anstellung oder Beförderung erhalten und annehmen dürfe: auch würden sie in der Frage der Wahlreform den Vorschlag der äußersten Linken unterstützen oder gar sich aneignen, wonach unter Anderm alle Mitglieder der Nationalgarde das Recht erhalten sollen, zur Wahl der Deputirten mitzuwirken. Den ersten Theil des angekündigten Plans haben die 160 bereits in der Sitzung von gestern ausgeführt: einer unter ihnen, Hr. v. Remilly, Maire von Versailles, hat den ersten Vorschlag auf den Tisch niedergelegt. Die Linke ist sehr erfreut über dieses Ereigniß; früherhin hatten mehrere Oppositionsmitglieder ohne Erfolg denselben Vorschlag aufs Tapet gebracht, unter andern Hr. v. Tocqueville in den Debatten über den ähnlichen Vorschlag des Hrn. Gauguier; jetzt wird die Linke ihn unterstützen, und er wird vermuthlich zum Gesetz erhoben werden. Seit kurzem ist fortwährend die Rede von dem feindseligen Benehmen des Beherrschers von Marokko gegen Frankreich und von dessen Allianz mit Abd-El-Kader. Die Zeitungen sprachen sogar von einer Kriegserklärung desselben. Der Moniteur widerspricht diesen Nachrichten. Allein man ist keineswegs geneigt, diesem Widerspruch Glauben beizumessen, da alle Privatbriefe das Gegentheil besagen. Die Nachricht der Mißhelligkeiten zwischen England und Neapel hat hier viel Aufsehen erregt: man glaubt hinter der hohen Sprache des Königs von Neapel den Beistand anderer Mächte zu sehen, und die Gegner der englischen Allianz können ihre Freude über diese neue Verlegenheit Englands nicht verbergen.

Der Kammerbeschluß vom 26 d. M., der dem Ministerium vom 1 März Bestand und Dauer verspricht, muß seinen Gegnern entsetzlich unerwartet gekommen seyn, einen ganz außerordentlichen Eindruck auf sie hervorgebracht haben. Wir schließen dieß aus den Folgen. Während dreier Tage schon nach dem Beschluß hüllt sich die Presse des Hrn. Emil Girardin in ein hartnäckiges Schweigen, und läßt dem Wasser seinen Lauf. Man bemerkt dieses Schweigen, während dem das Journal des Débats im Gegentheil seine Stellung begreift und sich als das Organ einer neuen Opposition betrachtet. Was aber will die Presse mit ihrem Verstummen, sie, die vor der Abstimmung die geschwätzigste von allen war, und ihrer löblichen Gewohnheit gemäß weder Wahrheit noch Schicklichkeit achtete, wo es sich darum handelte, dem neuen Ministerium zu schaden. Von ihr namentlich rührte die lächerliche Verleumdung her, das Ministerium vom 1 März habe, als ersten Act seiner Verwaltung, das Cabinet noir, das Spioniren der Briefe, wieder eingerichtet! Merkwürdig ist, daß die öffentliche Meinung mit ihrem instinctiven Gefühle der Wahrheit sich über dieses Schweigen im mindesten nicht den Kopf zerbricht, sondern ganz gelassen spricht: Die alte Partie ist verloren, es lebe die neue! Der Minister des öffentlichen Unterrichtes hat seinen Namen an eine neue Verfügung gesetzt, die ihm bereits den Dank der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften erworben hat, und die ihm den Dank aller aufgeklärten Männer in Frankreich erwerben wird. Bekanntlich hatte sich Napoleon, in Gefolge eines Consulatbeschlusses vom 13 Ventose X, von den vereinigten Akademien, die das Institut de France bilden, ein großes Gemälde des Zustandes und der Fortschritte der Wissenschaften seit 1789 vorlegen lassen. Diese merkwürdige Arbeit, die Cuvier, Delambre, Marie Chénier, Dacier und Lebreton zu Urhebern hatte, konnte erst im Jahr 1808 dem Kaiser überreicht werden. Bei ihrem Empfang sagte Napoleon: Ich wollte Ihre Meinung über den Fortschritt des menschlichen Geistes vernehmen, und was sie mir zu sagen hatten, sollte zugleich zu den Ohren aller Völker dringen. In diesem Gemälde aber fehlte der Bericht der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften, die bald nach dem erwähnten Consulatbeschluß war aufgehoben worden, so daß einer der interessantesten Zweige der menschlichen Forschungen, die Moral, die Gesetzgebungskunde, die Philosophie, die sociale und politische Wissenschaft nicht vertreten war. Um diesem fühlbaren Gebrechen abzuhelfen, hatte Cousin von dem König eine Ordonnanz erwirkt, welche verordnet, daß die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften das Mangelnde nachholen, und in ihrer Darstellung die ganze Periode von 1789 bis 1833 begreifen soll, eine Epoche, in welcher die Akademie hergestellt ward. Man erzählt, daß die Mittheilung dieser Ordonnanz und des ihr vorausgehenden Berichtes des Ministers in der Akademie einen wahren Enthusiasmus erregt haben. Und in der That, der Gegenstand gehört zu denen, die in allen Herzen Anklang finden müssen, und von denen man nicht recht begreift, daß sie nicht längst schon zur Sprache gekommen sind.

Italien.

Heute wurde allgemein versichert, daß die Angelegenheit wegen des Schwefelmonopols, Dank der vermittelnden Thätigkeit des Grafen v. Lebzeltern, k. k. österreichischen Gesandten, in Ordnung gekommen sey; wenigstens hat die Deputation, welche nach England geschickt werden sollte, Befehl erhalten, die Abreise bis auf weiteres zu verschieben. Einstweilen ist die Rente wieder auf 103 1 / 2 gewichen. Se. Maj. hat die zuletzt verabschiedeten Soldaten, circa 6000 bis 8000 Mann, wieder einberufen; eben so halten die Truppenbewegungen noch an, und der General Filangieri, Fürst v. Sadriano, ist von Sr. Maj. ernannt mit der Vollmacht eines Alter Ego das Obercommando in Sicilien zu übernehmen. Das gestrige Regierungsblatt enthält das k. Decret, worin dem Fürsten Cassaro seine Entlassung gewährt, und dem Fürsten Scilla-Ruffo das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten zugetheilt ist. Nach einem sommerähnlichen Winter stellte sich ein sehr winterliches Frühjahr ein; außer der Masse von Schnee, welcher auf den Bergen liegt, hat es auch den ganzen heutigen Tag über in der Stadt geschneit. Der Schnee blieb jedoch auf dem vulcanischen Pflaster nicht liegen.

0751

Deutschland.

In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wurde unter Anderm über den Gesetzesentwurf, die Beendigung des Bibliothek - und Archivgebäudes betreffend, berathen; die Verhandlung dauerte kurz, denn die Kammer, mit sich einig, begehrte den Schluß, worauf der Entwurf, wie zu erwarten stand, angenommen ward, und zwar mit einer Mehrheit von 96 Stimmen. Die Galerien waren überfüllt.

Aus dem Hannover'schen vom 15 März bringt der Hamburger Correspondent folgendes Schreiben: Durch die hier unterbliebenen oder vielmehr hintertriebenen Wahlen, worüber man so übermäßig jubelt, ist eben so wenig gewonnen, wie dadurch, daß man die Erklärung eines einzelnen ständischen Deputirten im Sinne der Opposition ausbeutet. Mit beidem sollte man füglich Anstand genommen haben, sie vermehren nur das schon ohnehin große Register der wider die Opposition sprechenden Thatsachen, und zeigen, wie wenig Tact und Einsicht selbst diejenigen besitzen, welche für die Hauptträger der oppositionellen Bestrebungen gelten müssen. Eine begabte Opposition darf am allerwenigsten das Höhere aus dem Niedern deduciren, und nie darf sie mit ungesetzlichen Mitteln wirken, wenn sie im Besitze ihrer einzigen Kraft des Rechtes bleiben will. Die nach landständischer Verfassung streben und Grundgesetze über Alles stellen, dürfen keine Wahlen verweigern oder hintertreiben, wenn sie nicht mit ihren eigenen Anforderungen in unlösbaren Widerspruch gerathen wollen. Wo bliebe wohl ständisches Princip und ständisches Wahre, wenn eine Partei die Ständeversammlung beliebig vereiteln könnte? Bei solchem Systeme würden heut die städtischen Deputirten wegbleiben, weil eine Verbesserung der Interessen des Bauernstandes in Aussicht, morgen würden die Deputirten des Bauernstandes nicht kommen, weil die städtischen Interessen gefördert werden sollen. Das gäbe freilich einen recht hübschen Gyrus ab, aber eignet sich weder für das Land, noch entspricht es dem Gesetz oder der Gewohnheit. Solche Handlungsweise kann nur billigen, wer mit den Anforderungen und Richtungen, mit den Grundsätzen und Consequenzen landständischer Verfassung gänzlich unbekannt ist, oder Gefallen daran findet, wenn Männer mit den höchsten und wichtigsten Dingen spielen. Oder, sollte unter dem Spiele ein ernsterer Plan, als die Außenseite zeigt, verborgen liegen? Wir glauben das kaum, aber auch selbst dann, wenn jenes der Fall wäre, könnten wir es dennoch nicht gut heißen, daß die hannover'sche Opposition den Boden verläßt, auf welchem sie ihr Daseyn gefunden, auf dem sie geboren seyn will wir meinen den gesetzlichen Boden landständischen Wesens. Mit solchen Mitteln läßt sich weder die Verfassung von 1833 wieder ins Leben rufen, noch eine neue Verfassung an deren Stelle setzen!

Preußen.

Die Frankfurter O. P. A. Z. schreibt vom Niederrhein, 29 März. Wie wir aufs bestimmteste vernehmen, ist die Versendung und Verbreitung des in Würzburg erscheinenden Fränkischen Couriers, von jetzt ab, innerhalb der k. preußischen Staaten verboten worden.

Mit der Annäherung des dießjährigen Osterfestes scheint, wie dieß auch nicht anders zu erwarten war, unsere kirchliche Angelegenheit wieder mehr in den Vordergrund treten zu wollen. So ist gestern eine Deputation, aus vier angesehenen Bürgern bestehend, von hier nach Berlin abgegangen, um im Namen der katholischen Corporation unserer Stadt höhern, oder resp. höchsten Orts, die Bitte auszusprechen, daß dem Hrn. Erzbischof v. Dunin noch zu Ostern die Rückkehr hierher verstattet werden möge. Daß alle katholischen Einwohner Posens den Wunsch hegen, ihren geistlichen Oberhirten wieder in ihrer Mitte zu sehen, ist begreiflich; ob jedoch dieser Wunsch erfüllt werden könne, muß vorläufig dahin gestellt bleiben. Binnen wenigen Tagen wird nun auch eine Deputation von Geistlichen, wie es heißt drei aus der hiesigen, und drei aus der Gnesener Diöcese mit Genehmigung der Regierung nach Colberg abgehen, um das heilige Oel von dem Hrn. Erzbischof weihen zu lassen. Jedenfalls liegt in der ausgesprochenen Bereitwilligkeit dazu ein Beweis, daß Hr. v. Dunin seine bischöflichen Functionen nicht gänzlich eingestellt habe. Nach der Berliner Kirchenzeitung lautet das Circular des königl. Consistoriums zu Posen vom 10 an die evangelischen Superintendenten der Provinz wörtlich folgendermaßen: Bei den Anträgen der evangelischen Geistlichen auf Ertheilung unserer Autorisation zur Trauung eines Brautpaars verschiedener Confession, wenn die Braut katholisch ist, und der Dispensation von dem Erfordernisse des Aufgebots in der katholischen Kirche, sind die denselben beigeschlossenen, mit den Interessenten aufgenommenen Verhandlungen in vielen Fällen so unvollständig, und erfordern so häufig nachträgliche Ergänzungen, daß wir uns veranlaßt finden, auf die Requisite derselben aufmerksam zu machen. Diese, von demjenigen evangelischen Geistlichen, welcher um die Trauung eines Brautpaars gemischter Confession angegangen wird, aufzunehmenden Verhandlungen müssen enthalten: 1) den Antrag der Brautleute, und wenn einer der Interessenten unter väterlicher Gewalt steht oder bevormundet ist, zugleich den des Vaters und resp. des Vormunds, auf Ertheilung der Autorisation zur Trauung durch einen evangelischen Geistlichen, resp. der Dispensation von dem Erfordernisse des Aufgebots in der Parochie des katholischen Theils; 2) die Belehrung des katholischen Theils über die möglichen kirchlichen Folgen seines Schrittes; 3) die Vernehmung eines glaubwürdigen Zeugen über die Weigerung des katholischen Geistlichen, das Brautpaar verschiedener Confession, der Confessionsverschiedenheit wegen, aufzubieten und zu trauen, wenn die Braut katholisch ist, oder nur aufzubieten, wenn der Bräutigam katholisch ist; 4) wenn eine schriftliche Aeußerung des katholischen Pfarrers über den Grund seiner Weigerung beigebracht wird, so bedarf es der Zeugenvernehmung nicht. Der zeitherige zweite Commandant unserer Stadt und Festung, Obrist Trautwein v. Belle, ist mit dem Generalstitel in Ruhestand versetzt worden.

Schweden.

Vorgestern wurde durch den Hofkanzler folgendes königliche Schreiben den Reichsständen übergeben: Nachdem die Reichsstände ihrerseits die Grundgesetzveränderung genehmigt, wodurch die gegenwärtige Organisation des Staatsraths aufhören und eine neue Einrichtung an deren Stelle eintreten würde, hat der König diese wichtige Angelegenheit in Erwägung gezogen. Gleich den Reichsständen ist der König überzeugt, daß diese neue Organisation eine einfachere, raschere und zweckmäßigere Behandlung der öffentlichen Angelegenheiten herbeiführen werde. Se. Maj. ist also gesonnen, dieser Grundgesetzveränderung ihre Sanction zu geben, und dieselbe in gesetzmäßiger Weise auf dem Reichssaale den Reichsständen mitzutheilen. Weil aber diese Veränderung welche, so wie sie vom König genehmigt ist, als Grundgesetz gelten wird mehrere gleichzeitige Regulirungen hinsichtlich der nöthigen Besoldungsbestimmungen erfordert, sowohl für die Mitglieder des Staatsraths, deren Anzahl hiedurch vermehrt werden wird, als für das neue Mitglied des höchsten0752 Gerichts, welches dem Justizminister nachfolgen wird, wie auch für die Expeditionschefs (Unterstaatssecretäre) von sechs der neuen Departemente, so will der König die Aufmerksamkeit der Reichsstände auf diese Angelegenheit richten. Sie werden ebensowohl als der König das Gewicht der Beweggründe einsehen, welche diese Erinnerung veranlaßt haben. Der König ist davon überzeugt, daß die Reichsstände erkennen werden, wie die veränderte Stellung der Personen, welche die erwähnten Aemter bekleiden werden, es nothwendig macht, ihre Gehalte auf solche Art zu bestimmen, daß ihr Eifer und ihre Thätigkeit nicht durch Sorgen des Auskommens gelähmt werden mögen, da sie genöthigt sind, ein ihrer Würde entsprechendes Leben zu führen. Morgen wird der außerordentliche Ausschuß, Opinionsnämnd genannt, aus zwölf Mitgliedern jedes Standes bestehend, zusammentreten, welcher den Auftrag hat über die Mitglieder des höchsten Gerichts eine Opinion auszusprechen; höchstens drei darunter ist er berechtigt ihrer Aemter zu entsetzen.

Rußland.

Nachrichten aus Warschau zufolge hat die Ankunft des Großfürsten-Thronfolgers dort wirklich Freude erregt, theils weil man darin ein Zeichen des zurückkehrenden Vertrauens erblickt, und theils weil man den Thronerben als den Ueberbringer von Botschaften der Gnade seines kaiserlichen Vaters ansieht. Ueber das Corps des Generals Perowsky sollen sehr traurige Nachrichten in Warschau eingegangen seyn. Die Ueberreste desselben werden, soweit der grimme Winter in der Kirgisensteppe sie verschont hat, in Orenburg zurückerwartet, und erst im September soll, wie es heißt, eine neue Expedition ausgerüstet werden.

Oesterreich.

Aus Klagenfurt wird gemeldet, daß daselbst der Fürst-Erzbischof v. Gurk, Georg Mayr, am 22 d. gestorben ist. Aus Ungarn ging die Nachricht ein, daß der k. k. geh. Rath und Kämmerer, General der Cavallerie und Capitän der ungarischen Leibgarde, Ignaz Freiherr Spienyi v. Miháldy, am 20 d. M. zu Miskólcz, und der k. k. unangestellte Feldzeugmeister und Regimentsinhaber, Andreas Frhr. v. Mariassy, zu Kaschau, gestorben sind. Als Nachfolger des Frhrn. v. Splenyi in der Stelle eines Capitäns der ungarischen Leibgarde wird der General Graf Vescey genannt. Das gestern allerorts verbreitete Gerücht, der Tonkünstler Liszt sey, in Dresden vom Schlage gerührt, glötzlich gestorben, fand in den höhern Kreisen der Gesellschaft gleichwohl keinen Glauben, da die neuesten beglaubigten Schreiben aus Dresden von diesem Ereignisse nichts erwähnen. Der russische Hofrath und Consul, Hr. Tscheffkin, dessen ein Triester Schreiben vom 17 März in der Allg. Ztg. erwähnt, befindet sich seit drei Tagen in Wien. Ein allerhöchstes Cabinetsschreiben bestimmt, daß das Ausspielen von Realitäten mittelst öffentlicher Lotterien, mit Ausnahme der bereits hewilligten Güterlotterien, für die Zukunft nicht mehr gestattet werden soll. Wir haben hier fortwährend eine sehr rauhe Witterung und Schnee.

Serbien.

Der Regierungsantritt des Fürsten Michael berechtigt zu schönen Erwartungen. Sein erstes Auftreten zeigt nämlich, trotz des jugendlichen Alters, so viel Kenntniß der Verhältnisse, so viel Tact in Benützung derselben, besonders aber so viel Festigkeit und Selbstständigkeit, daß Jedermann überrascht ist. Die beiden ihm zur Seite gesetzten Räthe, Wucsitsch und Petroniewitsch, werden darum wohl wenig Antheil an der Regierung bekommen; ja man versichert sogar, daß sich der Fürst mit vieler Offenheit gegen diese Institution, als mit seiner Volljährigkeitserklärung in Widerspruch stehend, ausgesprochen habe. Den Radicalen überhaupt hat der Fürst sein Mißfallen nicht undeutlich zu erkennen gegeben, und die Besorgniß, daß diese Partei künftig großen Einfluß auf die Regierung üben werde, zeigt sich sonach ganz ungegründet. Der Fürst neigt sich zu keiner Partei hin, er will selbstständig regieren. So darf es wohl nicht befremden, daß er seinen Oheim, den so vielfach angefeindeten und verdächtigten Jephrem, der nach der Behauptung seiner Feinde erst kürzlich eine Verschwörung zur Wiederberufung des Fürsten Milosch angezettelt haben soll, bei der ersten Begrüßung als dieser ihm die Hand küssen wollte, aufs herzlichste umarmte und küßte, während andere sich hoch Dünkende kaum eines Blickes gewürdigt wurden. In Belgrad ist Alles voll Freude über diese günstige Wendung der Dinge, und gewiß wird sich die wohlthätige Wirkung hievon in Kürze über ganz Serbien erstrecken. Einen kleinen Beweis, wie gehässig das Benehmen der bisherigen Regierung, das heißt der Majorität derselben war, mag der Umstand geben, daß in dem in Belgrad erscheinenden serbischen Kalender, der früher die ganze Genealogie des fürstlichen Hauses Obrenovitsch, die Kinder des Fürsten Milosch sammt deren Gatten, seine Brüder u. s. w. enthielt, dieses Jahr bloß Fürst Michael aufgeführt ist. Auf eine deßhalb ergangene Anfrage erfolgte bloß die Antwort: Fürst Michael habe keine Familie. Daß eine gewisse Partei den Fürsten ganz von seinen Anverwandten losreißen möchte, geht noch aus andern Umständen hervor; und es hieß auch vor Ankunft des Fürsten mit ziemlicher Sicherheit, sowohl die beiden Oheime als die Mutter des Fürsten sollen veranlaßt werden, Serbien zu verlassen. Aus Konstantinopel hört man noch immer Klagen über die Finanznoth der Regierung, zugleich aber die widersprechendsten Angaben über die Mittel dieser zu begegnen. So stellen einige die Emission von Papiergeld als ganz aufgegeben dar, mit dem Bemerken, daß unter andern auch das in den türkischen Staaten heimische Pestübel als gründliches Hinderniß erkannt worden sey, während Andere behaupten, daß die Ausgabe der Bankbillets täglich zu erwarten stehe. Die nächsten Briefe aus der türkischen Hauptstadt werden hierüber wohl Gewißheit bringen.

0745

Berryer über Thiers 'Ministerium.

Wir glauben aus der letzten Deputirtenverhandlung über die geheimen Fonds noch zwei Reden nachtragen zu müssen, welche den bedeutsamen Schlußpunkt des Ganzen bildeten die Rede Berryers und die Antwort des neuen Conseilpräsidenten. Hr. Berryer sagte: Ich bitte die Redner vor mir um Verzeihung; allein ich glaube nicht, daß bis jetzt die Discussion viel Licht über unsere Frage verbreitet hat; ich glaube nicht, daß sie klar dargethan, wo jene Majorität, die man sucht, existirt, wie sie constituirt werden kann. Aus Allem, was man gesagt hat, zeigt sich mir kein sicheres Heilmittel wider das Uebel, auf das Jedermann hinweist, keines wider die Uebel, über die das Land klagt. Betrachtet man die Kammer seit mehreren Jahren, so schmerzt Jedermann die Lage, in der man das Parlament sieht. Diese aufeinanderfolgenden Krisen, diese unaufhörlichen Schiffbrüche aller Cabinette, diese Kämpfe im Innern der Kammer über Fragen, die oft schwer zu begreifen sind, und die man gewiß auswärts gar nicht begreift, die Präoccupationen der Kammer, vor denen die großen Interessen des Landes, Alles, was seine Industrie, seine großen Arbeiten, seinen Handel, den Fortschritt seines Geistes und seiner Einsicht berührt, weit in den Hintergrund treten alle diese Erörterungen vermeidet man, und warum? um ohne Unterlaß über die Sympathie oder die Antipathie zu sprechen, welche diese oder jene Ministerien einflößen, Ministerien, die man nicht einmal nach den Grundsätzen, die sie ins Werk zu setzen versucht hätten, zu bezeichnen vermag, sondern für die man nach Kalenderzahlen greifen muß, und die man nach der Reihe den 22 Febr., den 6 Sept., den 15 April, den 12 Mai benennt. (Gelächter.) Ich gestehe, daß ich die Bildung des Cabinets, das jetzt vor uns sitzt, für ein Ereigniß gehalten. Ich habe geglaubt, ein Cabinet, das seit 25 Jahren das erste ist, welches aus den Reihen der Opposition hervorgegangen, müsse eine neue Bahn eröffnen, es müsse uns sagen, wie Richelieu den Gesandten Europa's: die Politik ist geändert! (Bewegung.) Ich bemerke diese neue Lage aber nicht in den Discussionen, denen sich zur Stunde noch der Hr. Minister des Innern hingegeben, und die der Präsident des Conseils gestern mit so bewundernswerthem Talent geschildert hat. Ich sehe in dem Plan, den man uns vorzeichnet, nichts, was anzeigte, daß hier ein Cabinet geboren ist, welches über ein lange Jahre befolgtes ministerielles System triumphirt und im Namen der Opposition, nach dem eigenen Bekenntniß des Chefs der Opposition, auf der Ministerbank Platz genommen hat. Meine Ungewißheit vermehrte sich noch, als ich Hrn. Barrot gehört, ihn, der sonst immer so klar spricht, weil er so redlich ist. (Beifall.) Es war mir unmöglich, in dem, was er gestern gesagt, die Motive seiner Unterstützung des Ministeriums zu erkennen. Wenn die Stellung eines neuen Cabinets dem Chef desselben nicht erlaubt, über alle Fragen, die das Land interessiren, in offene Erklärungen einzugehen, so begreife ich nicht, warum nicht wenigstens der Chef der Opposition einsah, es sey nothwendig, klar und offen seine Gründe darzulegen. Was kam in der That in dieser ganzen Discussion seit gestern vor, das nicht den Charakter persönlicher Fragen und Debatten gehabt hätte? Der Minister des Innern hat, als er gestern die an das neue Ministerium gerichteten Einwürfe durchging, dieselben als rein persönliche Fragen behandelt. Der Ministerpräsident sagte: die Versöhnung liegt bereits in den Sachen, man braucht sie jetzt nur noch auf die Personen auszudehnen. Auf was hat endlich ein ehrenwerthes Mitglied, das stets in den Regionen der Intelligenz sich bewegt, auf was hat der ehrenwerthe Hr. v. Lamartine, als er gestern den Ministerpräsidenten angriff, seinen Angriff beschränkt? Er kämpfte gegen das, was er die starke persönliche Stellung nennt, welche Hrn. Thiers die Popularität gebe, die er durch ein ungeheures Talent und durch die gewandten Anstrengungen der thätigsten und mächtigsten Organe der Presse erworben. Drehen sich denn wirklich in unserm Lande die Fragen nur um die Persönlichkeiten? Wären wir in Frankreich wirklich in jener traurigen, verabscheuungswerthen Lage von Staaten, die in vollem Verfall begriffen sind? Nein, dem ist nicht so. Aber es herrscht eine gewisse Schwäche bei der ganzen Discussion vor; man schiebt alle diese persönlichen Fragen, alle die Namen, die gewisse Ideen vertheidigt haben, nur vor, weil man sie für einen Schleier hält, dicht genug, um den Stand der Dinge, der Grundsätze zu verhüllen, über die man sich nicht klar auszudrücken wagt. Man muß aber einmal deutlich reden. Ich werde mich dabei der größten Mäßigung befleißen. Jeder, der seit zehn Jahren die Stellung der Kammern aufmerksam beobachtet hat, muß eine tiefe Spaltung der Principien in der Deputirtenkammer wahrgenommen haben. Sprechen wir nicht von Ordnung, Freiheit, Versöhnung, Fortschritt es ist dieß die Fahne aller Minister. Welcher böse Genius sollte mit unreiner und verfluchter Stimme sagen: ich liebe die Unordnung, ich hasse die Freiheit, ich verabscheue jeden Fortschritt! Sprechen Sie dergleichen Worte nicht mehr aus; sie machen zwar den Gesinnungen Aller Ehre, können aber Menschen nicht classificiren, die ein Herz im Busen tragen. (Beifall.) Seit zehn Jahren gibt es unter uns zwei genau geschiedene, von den Unterabtheilungen, mit denen sie überladen seyn mochten, unabhängige Parteien. Die eine will bei der Leitung und dem Gang der Angelegenheiten des Landes den Vorrang der parlamentarischen Gewalt, die andere den Vorrang der Gewalt der Krone. Schon 1834 sagte es meine ehrenwerther Freund Dupin: ein ehrenwerthes Cabinet kann nur gebildet werden, wenn der Führer desselben wirklicher Conseilpräsident ist. Seyen wir aufrichtig; hierin liegt die ganze Meinungsspaltung. (Lebhafte Reclamationen im rechten Centrum.) General Bugeaud: Man will das Gleichgewicht der Gewalten; den Vorrang keiner Gewalt. Hr. Berryer fortfahrend: Ist es in einer solchen Lage, welche die ganze Grundlage unserer Institutionen berührt, nicht offenbar, daß man, um eine starke, bleibende Majorität zu haben, offen und freimüthig für die eine oder die andere jener beiden Theorien sich erklären muß? Hat dieß das Ministerium der Opposition, das neue Ministerium gethan? Mir scheint nicht. Das Ministerium sagte durch den Mund seines Präsidenten und des Ministers des Innern: Wir stellen uns auf ein Zwischenterrain und erlassen von da einen Aufruf an die großen Massen der Kammer, zumeist an die, welche uns am nächsten stehen. Das heißt, das Ministerium wendet sich zunächst an die intermediären Fractionen, also an jene, deren Ueberzeugungen am schwächsten sind, die am wenigsten an ihren Theorien und Systemen hängen. Statt durch die Stärke seiner Principien, durch das Vertrauen, welches seine politischen Doctrinen einflößen können, Anhänger zu gewinnen, versetzt das Ministerium sich in die Nothwendigkeit, seine Principien zu modificiren, je nach der Zahl und der Qualität der Männer, welche auf seinen Aufruf hin sich ihm anschließen, sey's von der Rechten oder der Linken. 0746Sie wissen Alle, was die Coalition gewollt hat, die Coalition, an welcher ich so viel Theil genommen, als ich nehmen konnte. (Gelächter.) Ich trat in diese Coalition aus ganz einfachen Motiven. Ich glaubte, in ihr den Gedanken zu sehen, daß bei der Berathung aller ernsten Interessen Frankreichs, von denen vielleicht seine Zukunft, seine Macht, sein Einfluß abhängt, daß bei dieser Berathung Männer, die von sehr verschiedenen politischen Gesichtspunkten ausgehen, ihre redliche Einsicht und ihre treue Mitwirkung zum Wohl des Landes gemeinsam geltend machen könnten. Ich sah also in dem Gedanken der Coalition und in dem parlamentarischen Princip ein Mittel, das Interesse Frankreichs von jedem andern Interesse genau zu scheiden. Am Tage, wo die Revolution vollbracht worden, sind wir, ich und meine Freunde, mit unserm persönlichen Recht isolirt geblieben. Dieses Recht wurde aufrecht erhalten, wurde anerkannt; wir wollten es ausüben; wir kamen im Vertrauen auf die vom Land übernommene politische Verpflichtung, um in Ihrer Mitte über die Revolution, welche wir nicht gemacht hatten, zu berathen und unser Recht als Staatsbürger zu üben. Eine Gelegenheit zeigte sich, welche dieses Recht noch edler, noch würdevoller, noch wichtiger machen konnte; ich ergriff diese Gelegenheit eifrig, und trat in eine Coalition, deren Princip die parlamentarische Regierung war. Wir erblickten hier ein ehrenvolles Terrain, auf welchem die, welche durch ihre Grundsätze fern gehalten wurden von jedem durch die Depositäre der Staatsgewalt ausgetheilten Amte, offen, loyal, ohne systematischen Oppositionsgeist über alle Interessen des Landes mit berathen konnten. Franzose, der ich bin, sah ich wohl, daß auch ihr Franzosen seyd; ich fühlte an dem Schlag meiner Pulse, daß auch in euren Adern französisches Blut rolle; ich erkannte, daß eure Herzen gleich dem meinigen sich höher hoben, wenn es die Ehre, die Würde, das Uebergewicht meines Vaterlandes galt; da konnte ich keiner andern Meinung seyn als ihr, und ich habe es laut verkündigt. Aber denkt wohl daran, je ernster ihr die Lage nennt, desto weniger dürft ihr euch in eine ungewisse, verhüllte Stellung setzen, desto entschiedener müßt ihr euch waffnen mit euren Principien, desto offener sie aussprechen am Lichte des Tages. Ihr sprecht von materiellen Interessen und sagt, daß die Versöhnung bereits in den Sachen liege. Aber nur das Zuwarten liegt in den Sachen, nicht die Versöhnung. Es bedarf einer starken Hand, eines unabhängigen Ministeriums, um zum allgemeinen Wohl des Landes die großen materiellen Interessen, welche es spalten, die Interessen der Producenten und der Consumenten, des Mutterlandes und der Colonien, des Weins und des Eisens zu versöhnen. Um ein System inmitten eines Volkes festzustellen, welches so große Einsicht in seine Interessen hat, bedarf es eines großen Ansehens der Regierung, einer hohen politischen Stellung, einer festen und energischen Principienerklärung, nicht jener matten Versuche der Verführung, die nur vergebliche Ausrufe an Männer sind, welche nicht kommen wollen. Wenn ich von den auswärtigen Angelegenheiten, deren ernste, unermeßliche Wichtigkeit Sie selbst verkündet haben, sprechen und dabei nichts verheimlichen, die Dinge ohne Uebertreibung darstellen wollte, würden Sie, Herr Präsident des Conseils und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, da nicht besonders heute das Bedürfniß einer Stärke, einer Macht, eines großen Gewichts fühlen, das auf einen legitimen Einfluß im Lande sich stützen könnte? Dieß ist die Lage der Dinge, dieß die Stellung, für die ihr zu wirken habt, die ihr vertheidigen müßt. Minister, die ihr aus den Reihen der Opposition hervorgetreten, ihr dürft euch als Kinder der Revolution proclamiren, ihr dürft euch brüsten mit deren Stolz, ihr dürft vertrauen auf ihre Kraft; aber ihr müßt ihre Schuld bezahlen. Die Revolution hat dem Land in der Entwicklung, in der Stärke ihrer Principien eine neue Macht versprochen, welche seinen Einfluß, seine Würde, seine Industrie, seine Verbindungen, seine wenigstens geistige Herrschaft in der Welt stärken und erhöhen solle. Die Revolution muß ihre Schuld bezahlen, und auf euch ruht diese Schuld. Die Principien, welche nach fünfzehn Jahren einer fortgesetzten Opposition gesiegt haben, diese Principien sind Verpflichtungen gegen das Land für die Dinge, die man ihm versprochen. Bewaffnet euch keck und muthig mit den Kräften, welche der Revolution eigen sind, die ihr vollbracht habt. Ihr seyd uns die Anwendung dieser Kräfte, die energische, offene, unverhüllte Anwendung schuldig; ihr schuldet uns die ganze versprochene Stärke als Ersatz für die Stärke, die dem Lande genommen worden. (Die Antwort des Conseilpräsidenten findet sich in der heutigen Zeitung.)

Die Vereinigungsbill für die Canadas.

(Beschluß.)

Lord J. Russell fuhr fort: Ich will keine Discussion über einen Punkt herbeiführen, der in Ober-Canada vor einiger Zeit so viele Aufregung veranlaßte: über die Frage der Verantwortlichkeit der Colonialgouverneure. Meine schon öfter ausgesprochene Meinung ist, die amtlichen Diener des Gouverneurs sollten genau derselben Verantwortlichkeit unterstellt seyn, wie die Minister im Mutterland; hingegen finde ich es unbillig, wenn das Repräsentantenhaus einer Colonie den Gouverneur für Acte verantwortlich machen will, zu denen er die Ordres direct von der Krone erhält. An diese legislativen Einrichtungen sollen sich dann Municipalinstitute mit einer beschränkten Besteuerungsbefugniß anreihen, und zu diesem Behuf Ober-Canada, wo solche townships theilweise schon bestehen, in fünfzehn, Nieder-Canada etwa in 25 Localbezirke eingetheilt werden. In Bezug auf Auswanderung bemerkte der Minister: Sowohl in Ober - als in Nieder-Canada stehen der Einwanderung große Schwierigkeiten im Weg. Die Art, wie die Landtaxen aufgelegt werden und wie die Ländereienverkäufe in Ober-Canada zu geschehen pflegen, verlaßt viele aus England in Canada Eingewanderte, sogleich in die Vereinigten Staaten weiter zu ziehen, wo sie Taglöhner werden. Ein Heilmittel gegen dieses, dem Gedeihen der Colonie so hinderliche Uebel ist unerläßlich nöthig. Ich bin auch hinsichtlich Canada's entschieden für das System Hrn. Wakefields, das den Einwanderer in den Stand setzt, zu fixem Preis einen gewissen Flächenraum Landes zu erwerben, ohne auf den Auctionsmarkt zu gehen und hier mit Speculanten zu concurriren, welche bloß des Handels wegen, nicht zum Anbau, Land einzukaufen suchen. In Bezug auf die praktische Ausführung dieses Princips will ich zur Zeit nicht mehr sagen, da der Generalgouverneur eine eigene Depesche darüber einzusenden versprochen hat; doch kann ich nicht umhin, schon jetzt meine Ueberzeugung auszusprechen, daß im Zustande Canada's eine große und segensreiche Umwandlung binnen wenigen Jahren zu erwarten steht, wenn wir dafür sorgen, daß die Verwaltung der Kronländereien offen und öffentlich durch kundige Beamte von erprobter Redlichkeit geführt werde. (Hört!) Hr. Hume frägt, was hinsichtlich der parlamentarischen Wahlqualification in Canada beabsichtigt werde. Lord J. Russell antwortet, an dem Census für die Wähler solle nichts geändert, für die passitive Wahlberechtigung aber eine Qualification von 500 Pf. 0747Sterl., nicht an jährlichem Einkommen, sondern an Grundeigenthum festgesetzt werden. Lord John berührte dann die schwierige Frage wegen der sogenannten Clergy reserves. (So heißt das durch eine Parlamentsacte der Kirche statt der Zehnten reservirte Siebentel der Ländereien in Canada.) Die Legislatur von Ober-Canada, bemerkte er, habe neuerlich eine Bill in dieser Sache angenommen, sie habe nicht dieses ganze reservirte Land der anglicanischen und schottischen Kirche, viel weniger der anglicanischen Kirche allein lassen wollen, sondern vorgeschlagen, die Hälfte desselben zwar den beiden Staatskirchen zu lassen, das Uebrige aber zum Nutzen der verschiedenen andern in der Colonie bestehenden christlichen Secten zu vertheilen. Abgesehen davon, ob er (Russell) eine solche Anordnung in abstracto gutgeheißen haben würde oder nicht, werde er, nun sie in der Gestalt einer Bill vorliege, ihr die königliche Genehmigung zu ertheilen rathen, zumal die Bevölkerung von Canada kaum zum vierten Theil der bischöflichen Kirche angehöre. (Hört!) Das werde mächtig zur Wiederherstellung des Friedens und der Eintracht beitragen, da die Mißvergnügten Ober-Canada's zu ihrer letzten Insurrection mehr durch die Aufregung über diese Sache, als durch den Wunsch einer Trennung vom Mutterland veranlaßt worden seyen; denn die Abneigung gegen alle Arten von Staatskirchen sey jetzt über den ganzen amerikanischen Continent ebenso tief als allgemein verbreitet. Nicht jetzt, sagte Lord John, dürfen Sie mehr hoffen, ein Volk, das aus verschiedenen Secten besteht und an den Marken des amerikanischen Freistaats lebt, von den Verdiensten unserer englischen Staatskirche zu überzeugen. (Hört!) Soll dennoch eine Staatskirche seyn, so muß, wie Pasley bemerkt hat, die Religion der Mehrzahl der Bewohner eines Landes dazu erhoben werden, oder der natürliche Zusammenhang der Dinge wird diese Aenderung herbeiführen. (Hört!) Was vor 30 oder 40 Jahren möglich war, ist es heute nicht mehr: wir können den Canadiern keine Kirche aufzwingen. Ich sage das in dem aufrichtigen Wunsche, jene Colonie dem Mutterlande zu erhalten; dazu ist aber nöthig, daß wir in einigen Punkten die Strenge unserer altenglischen Politik etwas modificiren. Hr. v. Tocqueville sagt in seinem werthvollen Buch über Amerika: Die politische Erziehung dieses Volks war schon vollendet, als es seinen Fuß auf die amerikanische Erde setzte. Gewiß ein stolzes Vaterlandsgefühl lag in Cicero's Ausruf: Civis romanus sum, aber so herrlich auch das Ansehen dieses Namens war, so dauerte es doch nur vorübergehend, nur so lange, als die römischen Legionen die Schrecken der herrschenden Roma über den Erdkreis trugen. Hingegen das Daseyn der Vereinigten Staaten bleibt ein ewiger Ruhm für England, das seine Söhne an jene Küsten mit Gesinnungen, Gefühlen und Lebensgewohnheiten hinüber sandte, die sie fähig machten, ihrerseits die Stammväter eines freien und mächtigen Volks zu werden. (Hört!) Der Minister schloß mit dem Antrag auf Ermächtigung, eine auf den entwickelten Grundsätzen beruhende Bill einzubringen, welche eine gleiche Berücksichtigung der Interessen der Colonie und des Mutterlandes bezwecke. Hr. Hume entgegnete, der edle Lord habe viel Rühmens von den freien Institutionen gemacht, die er den Canadiern mit seiner Bill zudenke; aber diese Freiheit sey nicht weit her, und er sey überzeugt, die neue Assembly werde nicht ein Jahr lang constituirt seyn, ohne ein weit größeres Maaß von Freiheit zu verlangen, wenn nicht Schlimmeres erfolge. Auch mit der Clergy-Reserves-Bill sey das Volk von Ober-Canada noch bei weitem nicht zufrieden gestellt. Gegen letztere sprach Sir R. Inglis im Interesse der Staatskirche; auch Sir G. Grey meinte, die Reserves sollten unter die beiden Staatskirchen vertheilt, die kirchlichen Bedürfnisse der Diffenter aber anderweitig gedeckt werden. Sir R. Peel meinte, ohne vorhergehende genaue Kenntniß der canadischen Clergy-Reserves-Bill werde alle Discussion des vorliegenden Plans voreilig seyn. Lord J. Russell ward übrigens zur Einbringung seiner Bill ermächtigt, nachdem noch Obrist Sibthorp, ohne besonderes Gehör zu finden, über die großen Kosten der Generalstatthalterschaften, erst Lord Durhams, und nun Hrn. P. Thomsons, geklagt hatte.

Verhandlungen der badischen zweiten Kammer über das Strafgesetzbuch.

(Fortsetzung.) Am 11 März begann die Discussion der einzelnen Paragraphen. Der I. Titel: von strafbaren Handlungen und den Personen, welche den Strafgesetzen unterworfen sind gab nur in Bezug auf die Auslieferung fremder Verbrecher Anlaß zu umständlichen Erörterungen. Eine Minorität der Commission, insbesondere der Abg. v. Rotteck, welcher über die Titel I, II und IX Bericht erstattete, schlug eine Bestimmung vor, daß die Auslieferung nur bei den Verbrechen des Mordes, der vorsätzlichen Tödtung, der Brandstiftung, des Raubes, des gefährlichen Diebstahls, der Verfälschung ausländischer Münzen, Staatspapiere und Wechsel stattfinde, und zwar nur auf Requisition der ausländischen Behörden und nachgewiesene (nach badischen Gesetzen die Verhaftnahme begründende) Inzichten. Namentlich aber sollte wegen politischer Verbrechen in keinem Fall eine Auslieferung stattfinden. Auf die Einsprache der Regierungscommissäre, daß sich hierüber keine feste gesetzliche Regel aufstellen lasse, indem die Beziehungen zu dem auswärtigen Staat und verschiedene Umstände die Auslieferung in einem Falle nothwendig machen können, während sie in einem andern Fall aus eben solchen Rücksichten unnöthig oder selbst unzulässig erscheinen könne, daß aber Bestimmungen über die Auslieferung jedenfalls nicht in das Strafgesetzbuch, sondern eher in den Strafproceß sich eignen würden wurde der Vorschlag von der Kammer abgelehnt. Der IIte Titel handelt von den Strafen. Als peinliche Strafen führt der Entwurf auf: 1) Todesstrafe, 2) lebenslängliches Zuchthaus, 3) zeitliches Zuchthaus (von 3 - 20 J.), 4) Dienstentsetzung. Bürgerliche Strafen sind 1) Arbeitshaus (von 6 Monaten bis 6 J.), 2) Gefängnißstrafe, welche bis zu 8 Wochen im Amtsgefängniß und von 4 Wochen bis zu 1 J. im Kreisgefängniß erstanden werden kann; 3) Dienstentlassung; 4) Entziehung eines selbstständigen Gewerbsbetriebs oder einer öffentlichen Berechtigung; 5) Geldstrafen; 6) Confiscation einzelner Gegenstände; 7) gerichtl. Verweis. Die Hauptfrage bei den Strafarten war die Beibehaltung der Todesstrafe. Der Abg. Zentner stellte den Antrag auf Verwerfung der Todesstrafe, welcher Antrag jedoch nach zweistündiger Discussion mit 37 gegen 18 Stimmen abgelehnt wurde. Merk, Izstein und Andere unterstützten den Antrag, wogegen derselbe von Welcker, Sander, Trefurt, und insbesondere vom Berichterstatter v. Rotteck, so wie von Staatsrath Jolly bekämpft wurde. Bemerkenswerth ist, daß die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe an und für sich von keiner Seite bestritten wurde, sondern daß es sich nur um die Angemessenheit oder Nothwendigkeit derselben handelte. Nur die zwei Geistlichen Kunzer und Kröll erklärten dieselbe als unchristlich, da sie die Besserung des Verbrechers unmöglich mache, wogegen Sander und Trefurt eben in der Zerknirschung, vermöge welcher der Mörder0748 sich den Tod als die einzig mögliche Sühne selbst wünschen müsse, die wahre Besserung desselben fanden. Dem wichtigsten Einwand, daß nicht die Richtigkeit aller Urtheilssprüche verbürgt, und im Falle eines später entdeckten Irrthums bei vollzogener Todesstrafe das Uebel irreparabel sey, entgegnete v. Rotteck, daß auch eine erstandene Zuchthausstrafe nicht mehr zurückgenommen werden könne, und daß derjenige, der inzwischen im Zuchthaus starb, einen qualvollern Tod erlitten habe, als der andere auf dem Blutgerüste. Welcker fügte bei, es sey gewissermaßen eine sittlich nothwendige Bedingung des Staatsvertrags, daß jeder Einzelne, wie er für die Gesammtheit auf dem Schlachtfeld sterben müsse, so auch die Gefahr auf sich nehme, selbst schuldlos sein Leben aufzuopfern, wenn eine unglückliche Fügung von Umständen das Auge des irdischen Richters täusche, obschon alle bei menschlichen Einrichtungen mögliche Vorsicht gegen Irrthum angewendet worden. In Bezug auf die Art der Hinrichtung schlug Knapp das Fallbeil vor, welcher Vorschlag auch, obschon Staatsrath Jolly sich ihm widersetzte, mit großer Stimmenmehrheit angenommen wurde. Bei der lebenslänglichen Zuchthausstrafe schlug die Commission einen Artikel (§. 12a) vor, daß, wenn zwanzig Jahre erstanden sind, das Gericht, je nach dem bisherigen Betragen des Verurtheilten in der Strafanstalt, alsbald oder nach Ablauf einer weitern Frist seine Freilassung verfügen könne. Staatsrath Jolly widersetzte sich diesem Vorschlag, indem hier der Richter in das Begnadigungsrecht des Großherzogs eingreifen würde. v. Rotteck: die Freilassung nach zwanzig Jahren soll nicht von einer Begnadigung abhängen, sondern im Allgemeinen (für den Fall des Wohlverhaltens) schon zum voraus zugesichert seyn, um die Trostlosigkeit, die in einer lebenslänglichen Freiheitsberaubung liege, zu mildern. Staatsrath Bekk: gerade diese Trostlosigkeit, der erschreckliche Gedanke, das ganze Leben hindurch nicht mehr (als etwa durch eine freie Begnadigung) die Freiheit zu erlangen, sey beinahe das Einzige, worin sich die lebenslängliche von der zwanzigjährigen (dem höchsten Maaße der zeitlichen) Zuchthausstrafe unterscheide, indem ein Sträfling im Zuchthaus höchst selten länger als 20 Jahre lebe. Fiele nun durch die Zusicherung der Freilassung nach 20 Jahren die in dem Gedanken der Lebenslänglichkeit der Einsperrung liegende intensive Erschwerung hinweg, so wäre damit die nothwendige Mittelstufe zwischen einer 20jährigen Zuchthausstrafe und der Todesstrafe aufgehoben, also im Strafsystem ein zu großer Sprung gemacht, was nicht angehe. Der Commissionsantrag wurde hierauf von der Kammer abgelehnt. Der §. 17 zählt die Ehren - und Dienstrechte auf, welche in Folge einer Verurtheilung zur Zuchthausstrafe verloren gehen. Dabei enthält nun der badische Entwurf das Singuläre, daß die Ehrenrechte (mit Ausschluß der öffentlichen Aemter und Pensionen) dem zur Zuchthausstrafe Verurtheilten wegen der mindern Schlechtigkeit seiner Gesinnung vorbehalten werden dürfen, während sie unter entgegengesetzten Voraussetzungen in gewissen Fällen auch gegen den nur zu bürgerlicher Arbeitshausstrafe Verurtheilten ausgesprochen werden dürfen. Diese Bestimmungen (§. 18 und 40) beruhen auf der Betrachtung, daß die objective Größe einer Rechtsverletzung (z. B. einer Tödtung im Affect) die Erkennung der schweren Strafe des Zuchthauses erheischen könne, obschon der Thäter nach seiner Gesinnung nicht für ehrlos gelten könne, während umgekehrt auch bei geringern Verbrechen, bei welchen die Strafe des Arbeitshauses nicht überschritten werden dürfe, wegen der Schändlichkeit der That (z. B. bei wiederholten Diebstählen von nur geringem Belange) Infamie müsse eintreten können. Diese Bestimmungen wurden einstimmig angenommen. Sander bekämpfte die §§. 27 und 42, wornach der wegen Tödtung, mit Vorbedacht verübter Körperverletzung, wegen Raub, Wilderei, Diebstahl, Fälschung, Brandstiftung, Betrug oder gewerbsmäßiger Begünstigung von Verbrechen zu Zucht - oder Arbeitshausstrafe Verurtheilte, insofern er der öffentlichen Sicherheit besonders gefährlich erscheint, unter polizeiliche Aufsicht gestellt werden kann, mit der Wirkung, daß er seinen Heimathsort, oder seinen andern mit polizeilicher Aufsicht gewählten Aufenthaltsort ohne Erlaubniß des Ortsvorstands nicht über Nacht, und auf länger als acht Tage nur mit Genehmigung der Polizeibehörde verlassen darf, die Gerichts - und Polizeibehörden auch zu jeder Zeit in seiner Wohnung Haussuchung vornehmen können. Der Redner sucht unter Berufung auf die öffentliche Stimme in Frankreich die Nutzlosigkeit und Schädlichkeit dieses Instituts nachzuweisen, was Geheimerath Duttlinger widerlegt, indem er die Verschiedenheit sowohl der Bestimmungen des Entwurfs von jenen der französischen Gesetzgebung, als auch der sonstigen beiderseitigen Verhältnisse aufklärt. Sanders Antrag auf Streichung jener Artikel wurde hierauf verworfen. Eine weitere Debatte entstand bei den §§. 50 und 51, wornach Personen, für welche nach ihrer Bildungsstufe und sonstigen persönlichen Verhältnissen der Strafvollzug in der Gemeinschaft mit den übrigen Sträflingen eine unverhältnißmäßige Härte enthielte, in abgesonderten Räumen der Strafanstalt zu verwahren sind, oder die Strafe, insofern das Verbrechen nicht auf Eigennutz, noch sonst auf schändlicher Gesinnung beruht, in der Festung zu erstehen haben. Diese Bestimmungen wurden von Sander, Izstein und Kunzer, als der Rechtsgleichheit widerstrebend, bekämpft, dagegen von Welcker, Rotteck und Andern gerade im Interesse einer wahren, den Verhältnissen entsprechenden, Gleichheit vertheidigt, sofort mit Einschaltung der Worte: ohne Rücksicht auf den Stand oder Rang des Schuldigen, angenommen, indem nicht nur die geistige oder äußere, sondern hauptsächlich auch die moralische Bildung für jene Absonderung entscheidend sey. Als Schärfungen der Freiheitsstrafen sind im §. 52 die einsame Einsperrung, der Dunkelarrest, die Hungerkost und im Zuchthaus außerdem die Anlegung von Ketten aufgenommen. Der Abg. Seramin trug darauf an, daß auch die im Jahr 1831 aufgehobene körperliche Züchtigung wieder aufgenommen werde. Beinahe einstimmig abgelehnt. Schaaff trug darauf an, das Krummschließen als Schärfung aufzunehmen, wie es beim Militär vorkomme. Ebenfalls abgelehnt. Nach §. 51 b. können Freiheitsstrafen in allen Fällen mit Schärfungen verbunden werden, wo dem Verbrechen Eigennutz oder sonst eine schändliche Gesinnung zu Grund liegt. Ein Antrag, die Verbrechen einzeln zu bezeichnen, bei welchen Schärfungen erkannt werden können, wurde zurückgewiesen, indem die Schändlichkeit der Gesinnung oder besondere Bosheit (welcher Ausdruck in den Paragraph noch eingeschaltet wurde) überhaupt das Kriterium seyn müsse, nach welchem im einzelnen Falle Schärfungen eintreten dürfen. Auf der Festung darf übrigens keine andere Schärfung, als die einsame Einsperrung zur Anwendung kommen, da in den Fällen, in welchen andere Schärfungen zu erkennen wären, nicht auf Festung erkannt werden soll. (Fortsetzung folgt.)

0749

Schluß-Beleuchtung des Aufsatzes Wiener Briefe in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Nr. 54.

In Nr. 347 dieser Zeitung erschien ohne alle Veranlassung ein Aufsatz, welcher die Verwaltung des Hofburgtheaters ungerecht und ungegründet angriff, indem er die Behauptung aussprach: diese Bühne sey, besonders was das Repertoire betrifft, viel schlechter als ehedem bestellt, worauf in Nr. 12 eine ruhige, auf Beweise gestützte, von jeder Persönlichkeit entfernte, Erwiederung erfolgte.

Ohne nun die in jenem Aufsatze angeführten Thatsachen, nämlich: daß kein Stück von irgend einer Bedeutung, welches in früherer Zeit auf der Hofbühne war, davon entfernt wurde; daß kein bedeutendes Stück weder vollkommener, oder nur so vollkommen wie jetzt besetzt war; daß das Repertoire in seinem wesentlichen Bestandtheile aus den Werken der Classiker früherer, und der vorzüglichsten dramatischen Dichter neuerer Zeit bestehe; daß in den letzten zwei Jahren mehrere classische Producte der Hofbühne neu einverleibt und viele neu in die Scene gesetzt wurden ohne alle diese Thatsachen, welche hier allein entscheiden können, und die erwiesen worden sind, nur mit Einem Worte zu berühren, schlägt der Verfasser in einer Ehrensache der Kunst die Seitenwege der Persönlichkeit ein, und sucht, um die Freunde der Wahrheit sich nicht bekümmernd, die Feinde des Beleidigten auf seine Seite zu bringen. Dabei gibt er summarisch comparativ die Zahlen der in den Jahren 1823 bis 1839 auf der Hofbühne gegebenen französischen Vaudevilles zu Gunsten der Behauptung an, daß die Zahl nun größer sey als vordem.

Man könnte die Prüfung jener Angabe ersparen und entgegnen, daß sie nichts beweist, da sie die in Frage gestellten Jahre 1830, 31 und 32 gar nicht berührt und dabei keine, in der Widerlegung des Angriffes vorkommenden, Thatsachen entkräftet. Was aber soll man dazu sagen, wenn man dem Verfasser, der dem Publicum kein X für ein U machen lassen will, und falsche Münze an den Zahltisch genagelt zu haben vorgibt, entgegnet: daß sämmtliche, von ihm angegebene Ziffern unrichtig sind? Sollte er dieß in Abrede stellen, so wird ihm die genaueste Nachweisung mit Angabe der Titel der Uebersetzungen und des Tages, an dem sie gegeben wurden, öffentlich ertheilt werden.

Als Beweis diene nur einstweilen die Berichtigung der ersten und letzten comparativ angegebenen Zahlen, wo es statt: 1823. - 36. 1833. - 86. 1823. - 57. 1833. - 74. und statt: 1829. - 39. 1839. - 99. 1829. - 46. 1839. - 75. heißen muß. Dabei käme noch in Rücksicht des Repertoires zu bemerken, daß im ersten, als normal angeführten, Jahre 1823: 17 mal Claurens Bräutigam von Mexico, 6 mal das Hôtel von Wiburg, 4 mal Adelheit von Italien, 3 mal ein Werk von Spieß und mehrmal Bayard gegeben wurde, welches letztere Stück nur deßhalb berührt wird, weil der Verfasser darüber sich ereifert, daß die gegenwärtige Verwaltung Zeugs wie Bayard gibt, welcher im Sommer des vergangenen Jahres Einmal, und zwar im Nothfalle, gegeben wurde.

Im Jahre 1829 erschienen wieder, außer den französischen Uebersetzungen, der Bräutigam von Mexico, Hôtel von Wiburg, Erbvertrag u. dgl. zahlreich auf dem Repertoire. Diese Bemerkung kann übrigens durchaus nicht als Tadel gelten, sie soll nur anschaulich machen, daß die beste Direction, an Zeitverhältnisse, Krankheit der Schauspieler und dergleichen gebunden, Manches, was sie selbst als Lückenbüßer erkennt, nicht zu beseitigen vermag.

Dieser Brief könnte nun füglich mit der geschehenen Hinweisung auf unlängbare Daten schließen, wenn die merkwürdige Art jener Polemik nicht eine genauere Beleuchtung verdiente.

Von allen Kämpfen ist der der leichteste, wenn man mit einer Theater-Direction anbindet, deßhalb gehören solche Streite auch zu den täglichen Erscheinungen jeder Zeit. Aber gerade weil der Kampf so leicht war, mußte er mit größerem Tact, Ruhe und Sachkenntniß geführt werden, um ihm doch einige Bedeutung zu geben. Der Angreifer durfte keinen Groll zeigen, sich nicht in Widersprüche verwickeln, keine Unrichtigkeiten angeben; er mußte ungefähr wie Müllner vorgehen, der ein Meister in solchen Kämpfen war. Wie aber geht er vor? Er behauptet die Direction halte sich für beleidigt, daß sie an Schreyvogels Verdienste erinnert wird, und in der gedruckten Reclamation ist gerade das Gegentheil zu lesen. Er sagt, die im Jahre 1839 gegebenen Stücke zeigten von der erbärmlichsten Wahl, indeß darunter Stücke von Shakspeare, Goethe, Raupach, der Prinzessin Amalie vorkommen, und selbst die Lustspiele von Frau von Weissenthurn, Töpfer, Blum, nämlich: Alles aus Freundschaft, der reiche Mann, Ich bleibe ledig, die allgemeinste Theilnahme gefunden haben und auf den Repertoiren aller Hofbühnen sind. Er verwirft eine Bearbeitung des Faust, die nie statt gefunden hat, da in Goethe's Faust (bis nun eines der besuchtesten Repertoirstücke), nur die Translocirung einer Scene vorkommt. Er will, daß zur Ehre der Kunst diese Bearbeitung der frühern weiche, und vergißt, daß beide Arbeiten von einer Feder herrühren. Er will von Bearbeitungen classischer Stücke nichts wissen, und nimmt die Hamlets, wo die zum Verständniß des Ganzen nothwendigsten Scenen, wie z. B. die Todtengräberscene, weggelassen wurden, und die der Heinriche, wo aus zwei Theilen ein Theil gemacht wurde, in Schutz; er erklärt in seinem frühern Aufsatze: das Burgtheater sey noch seines alten Ruhmes würdig, und in diesem, in komischem Widerspruche mit sich selbst: es sey desselben nicht würdig; er bezieht sich auf einen zu seinen Gunsten geschrieben seyn sollenden Aufsatz in der Preußischen Staatszeitung, indeß derselbe, aus wenigen Zeilen bestehend, zugleich die Hoftheater Direction in Schutz nimmt. Bei solchen Behauptungen kann sogar der Mangel logischer Verbindung, wie z. B. in der Stelle: Molly fand in der Darstellung Beifall; diesem Stücke folgte ein Trauerspiel: ein weibliches Herz, das gleichfalls mißfiel, kaum in die Rechnung kommen.

Er spricht beständig von Schreyvogel, als dem alleinigen Leiter der Hofbühne, was er nie gewesen. Warum verschweigt er das Verhältniß zu seinem Chef, der, durch die klarste, vollendetste Kunstkenntniß und durch energisches Bestimmen gleich anerkannt, als der eigentliche Gründer der bessern Periode des Burgtheaters erscheint und sich Schreyvogels nur consultativ bediente. Die Pietät für die Verstorbenen ist keine schickliche Maske für den Haß gegen die Lebenden.

Er erhitzt sich über das Vorhandenseyn französischer Uebersetzungen, und beweist damit nur den Mangel seiner Sach - und Terrain-Kenntniß. Es liegt am Tage, daß es am besten wäre, wenn auf der Hofbühne nur Original-Werke, und darunter möglichst classische Productionen gegeben würden; dazu gehört aber bei einer Bühne, die täglich recitirende Schauspiele geben muß, und dabei, ungeachtet eines bestimmten Zuschusses durch die Großmuth des Hofes, bei den bedeutenden Auslagen und den Anforderungen des Publicums gar sehr an die Einnahme der Casse gewiesen ist, eine gehörige Menge productiver classischer Dichter, die für den Wechsel sorgen, eine große Anzahl erster Schauspieler, damit keiner übermäßig angestrengt werde und durch Krankheiten keine Störung erfolge, ein Publicum, welches an nichts als an classischen Productionen Gefallen findet, und noch andere Kleinigkeiten. Daß aber bei diesen Verhältnissen jede Hofbühne mitunter zu französischen Uebersetzungen ihre Zuflucht nehmen muß, geht daraus hervor, daß die Dichter aller andern Nationen, die deutsche mit eingeschlossen, nicht genug productiv sind, das heißt: productiv in theatralisch Brauchbarem. Es erscheinen jährlich wohl bessere deutsche als französische Dramen, aber sie sind nicht bühnenwirksam. Wie bedeutend übrigens jene Uebersetzungen von Original-Arbeiten auf dem Burgtheater überragt werden, geht daraus hervor, daß selbst nach der Angabe des Verfassers in sieben Jahren nur an 642 Abenden französische Uebersetzungen gegeben wurden, indessen man in jenem Zeitraume an mehr als 2200 Abenden spielte. Indessen mag jener Zorn gegen französische Uebersetzungen immer noch hingehen, er wäre nur dann etwa eben so abgeschmackt als possierlich, wenn das Publicum in dem Hrn. Verfasser selbst einen fruchtbaren Bearbeiter französischer Vaudevilles zu verehren hätte. *) *)Die Redaction versteht diese persönliche Anspielung nicht, die auf irriger Fährte zu seyn scheint.

Er belegt Leistungen, welche Publicum und Kritik einstimmig als bedeutend anerkennen, mit den gemeinen Schmähungen: jämmerlich, Zeugs, elend hirnverbrannt! Ist er denn wirklich der Meinung, daß jene guten Leistungen dadurch zu schlechten werden? daß sich irgend ein gebildeter Mensch dadurch imponiren, oder seine Ansicht irre leiten läßt? oder0750 gehören jene Ausdrücke zu dem, vom Verfasser gerühmten, Tone der guten Gesellschaft?

Um noch einmal auf die Veranlassung des Angriffes zurück zu kommen, muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß der Verfasser, der sich nun so gern davon rein waschen möchte, den ersten Stein auf die Verwaltung des Hofburgtheaters geworfen, und damit ein, bis nun in seiner Ehrwürdigkeit unbefleckt gebliebenes, Institut zu verunglimpfen versucht hat. Er mußte voraussehen, daß keine ehrliebende Verwaltung einen solchen Angriff ohne Erwiederung lassen konnte, oder ihn selbst für ganz unbedeutend gehalten haben. Und was soll jener Angriff beweisen? Fehlt ein früher da gewesenes gutes Stück? wie heißt es? Fehlt ein in neuerer Zeit erschienenes, bedeutendes, zulässiges Werk? wie heißt es? War die Theilnahme des Publicums im Burgtheater zu irgend einer Zeit in höherem Grade lebhaft, als sie gegenwärtig es ist? zu welcher? Ist der Schauspieler-Verein des Burgtheaters nicht einer der besten in Deutschland? Oder galt es vielleicht, den Dünkel der Direction in seine Schranken zu weisen? Sie hat, meines Wissens, nirgends die Meinung ausgesprochen, daß sie die einzig vollkommene, die beste sey. Wo liegt also ein vernünftiger Grund zum Tadel?

Die absolute Vollkommenheit einer Theater-Direction gehört, wie alles Absolute im Leben, in das Reich des Unmöglichen. Eine Theater-Direction kann eben so wenig immer am besten wirken, als sie es allen Leuten recht machen kann. Sie gibt Stücke neuerer Zeit, welche allgemein gefallen, und die Widersacher sagen: sie seyen nicht würdig einer Hofbühne, die nur das Classische geben soll. Sie gibt classische Werke, und das Publicum verlangt Novitäten. Man wählt die besten, und das Publicum zischt sie aus. Die Casse verlangt die Wiederholung von Zugstücken, der Abonnent nicht. Man braucht daher nichts weiter als zu opponiren, und man wird zahlreiche Anhänger finden; dafür wird aber der billig Denkende und besser Gesinnte, dem die Ehre eines National-Instituts am Herzen liegt, sich mit Widerwillen von der ungerechten Verunglimpfung desselben abwenden.

Was die vom Verfasser schließlich angeführten Verse eines deutschen Dichters betrifft, so kann man sie mit folgenden Worten eines andern erwiedern: Zur Hervorbringung und zum Schutze des Bedeutenden gehören tausend Kräfte; Zum Angriffe dagegen gehört nichts als eine dreiste Stirne.

[1205]

Todes-Anzeige.

Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, unsern innigst geliebten Gatten, Vater und Schwiegervater: M. Johann Philipp Beck, königl. Dekan und Districts-Schulinspector zu Nördlingen, aus diesem Leben in ein besseres abzurufen.

Nach 27jährigem, rastlosem Wirken, als Dekan und Hauptprediger der Nördlinger Gemeinde, ist derselbe, nachdem er ein 12monatliches Leiden mit christlicher Geduld ertragen, an einer Herzkrankheit und Lungenlähmung, im 74sten Lebensjahre, heute Nachmittag um 2 1 / 2 Uhr sanft entschlafen. Gottes Friede sey mit seiner Asche!

Mit der Bitte um stille Theilnahme bringen mit blutendem Herzen ihren entfernten Freunden und Bekannten diese Trauerkunde die tief betrübten Hinterbliebenen.

Nördlingen, Neunburg und Stuttgart, den 30 März 1840.

Katharina Beck, geb. Kleiber, als Gattin.

Ernst Beck, Particulier, Lisette Wiedenmann,

als Kinder.

Maria Beck, geb. Barrot, als Schwiegertochter.

Ernst Wiedenmann, k. b. Rentbeamte, Emanuel Osiander, k. w. Oberzollverwalter,

als Schwiegersöhne.

[1197]

Todes-Anzeige.

Den vielen auswärtigen Freunden und Bekannten unsers Gatten und Vaters, Hofraths Christian Binder, geben wir die schmerzliche Nachricht, daß derselbe gestern Nachts unerwartet schnell an einem Herzschlag verschieden ist, nachdem ihm neun Tage zuvor sein jüngster Sohn Karl, Med. Cand. in Folge langjähriger Lungenleiden im Tode vorangegangen.

Stuttgart, den 27 März 1840.

Die Hinterbliebenen.

[1195]

Todes-Anzeige.

Am 29 März starb meine innigst geliebte Gattin Antonia, geborne Spindler, im 34sten Lebensjahre, fromm und Gott ergeben, wie sie lebte. Diese Trauerkunde meinen auswärtigen Freunden und Bekannten widmend, empfehle ich mich mit meinen vier unmündigen Kindern Ihrem ferneren Wohlwollen.

Neuburg a. d. D., den 29 März 1840.

Dr. Max. Fuchs.

[1120-21]

Bekanntmachung.

Die Manuscripte, Münzen, Handzeichnungen und die Bibliothek des Pfarrers und Akademikers Stark werden künftigen Dienstag den 7 April, Vormittags 9-12 Uhr und Nachmittags 3-6 Uhr, und die folgenden Tage in dessen Behausung, Landwehrstraße Nr. 9 über eine Stiege, gegen sogleich baare Bezahlung an die Meistbietenden versteigert.

Den 24 März 1840.

Königl. Kreis - und Stadtgericht München.

Graf v. Lerchenfeld, Dir.

Kelling.

[1146]

Edictal-Ladung.

Jakob Pummer, Ausnahmsschmidt von Kirchroth, ist mit Hinterlassung eines Testamentes gestorben und haben die Intestaterben mit den Testamentserben das Testament anerkannt, jedoch haben sich die Testamentserben verbindlich gemacht, nach Flüssigmachung ihres Vermögens 25 fl. an jeden der Intestaterbstämme hinauszuzahlen.

Nach dem Inventar beträgt das Vermögen circa 2862 fl. 42 kr.

Da nun der Aufenthalt des am 17 April 1756 gebornen Johann Georg Pummer, der nach Wien gezogen seyn soll, so wenig als der seiner etwaigen Leibeserben bisher ermittelt werden konnte, so wird Johann Georg Pummer oder dessen etwaige Leibeserben aufgefordert, innerhalb drei Monaten, und längstens bis Dienstag den 7 Julius l. J., Nachricht von sich zu geben, und etwaige Ansprüche an die Masse geltend zu machen, ansonst das Testament als anerkannt erachtet und bei der Auseinandersetzung der Verlassenschaft keine Rücksicht auf sie genommen wird.

Wörth, den 26 März 1840.

Fürstlich Thurn und Taxis'sches Herrschaftsgericht Wörth.

Herwig.

0751

[1013-15]

Preisermäßigung von Schulbüchern.

Adamantio's Korais, politische Ermahnungen an die Griechen. Griechisch mit Uebersetzung von J. K. v. Orelli. 1823. 8. 54 kr.

Aeschinis oratoris opera graece ad fidem cod. manuscript. recogn. animadv. illust. J. H. Bremius. 2 vol. 8. maj 1823-1824. 3 fl. 9 kr.

Cicero, M. T., von den Pflichten; aus der Urschrift übersetzt, mit philologisch-kritischen Anmerkungen von J. J. Hottinger. 8. Zweite Auflage. 1820. 1 fl. 48 kr.

Cornelius Nepos de vita excellentium imperatorum. Mit Anmerkungen von J. H. Bremi. gr. 8. 4te Aufl. 1827. 1 fl.

Demosthenis oratio adversus Leptinem c. scholiis et commentar. perpet. Acced. Aelii Aristidis declamationes duae ejusdem causae. Edit. Wolfianam repet. cur. et auxit J. H. Bremi. 2 fl. 42 kr.

Suetonii, C. T., vitae XII imperatorum. Erläutert von J. H. Bremi. Zweite Auflage. 1820. gr. 8. 2 fl. 42 kr.

Zürich, im März 1840.

Meyer & Zeller, (ehedem Ziegler und Söhne.)

[1039]

Im Verlage von Huber & Comp. in St. Gallen und Bern ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Des Sergeanten J. G. Fäßler Militär Schicksale und Reise nach Griechenland, Aegypten und dem gelobten Lande. Von ihm selbst erzählt. geh. 2 fl. 24 kr.

Die Einfachheit und Wahrheit der Erzählung, der gemüthliche, heitere Sinn, der dem Verfasser in seinem wechselvollen Leben stets treu blieb und die überall sich aussprechende, derbe Biederkeit des Charakters, werden Jedermann Interesse einflößen und das Buch zu einer angenehmen, empfehlenswerthen Lecture machen.

Vernateken, F. Th., deutsche Beispiel-Grammatik, oder ausgewählter, syntaktisch geordneter Stoff zu Denk - und Sprachübungen. geh. 48 kr.

über den Zweck und Gebrauch der Beispiel-Grammatik. Nebst Andeutungen über die logische u. grammatisch-stylistische Zergliederung der Mustersätze. geh. 24 kr.

[758-60]

In der Karl Haas'schen Buchhandlung in Wien (Tuchlauben Nr. 561) ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Erhöre uns Gott!

Ein vollständiges Gebet - und Erbauungsbuch für gebildete katholische Christen. Zur Kirchen - und Hausandacht fürs ganze Jahr.

Vom Pfarrer J. H. Hauser.

Mit vier schönen Kupfern.

12. in Umschlag geheftet 1 Rthlr. 20 gr. oder 2 fl. 48 kr. Conv. Münze.

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Eine Mitgabe für das ganze Leben. Gebildeten Jünglingen und Jungfrauen gewidmet von J. P. Silbert.

gr. 12. mit einem prachtvollen Titelkupfer und Vignette, Druckvelin geheftet 1 Rthlr. oder 1 fl. 20 kr. Conv. Münze.

Stunden der Andacht für katholische Christen, oder das evangelische Jahr in 365 Betrachtungen. Nach der Concordanz aller vier Evangelien bearbeitet von J. P. Silbert.

gr. 8. 3 Rthlr. 16 gr. oder 4 fl. Conv. Münze.

Von demselben Verfasser sind ferner erschienen:

Dom heiliger Sänger, oder fromme Gesänge der Vorzeit, aus verschiedenen Sprachen übersetzt und bearbeitet. Mit Vorrede von Fr. v. Schlegel. Neue Ausgabe mit Kupfer. 8. 835, brosch. 1 Rthlr. oder 1 fl. 12 kr. C. M.

Denis Unterredungen, 8. 21 gr. oder 1 fl. C. M.

Denkmale, 3 Bde 8. 2 Rthlr. 12 gr. oder 3 fl. C. M.

Der Frauenspiegel, aufgestellt in einer Reihe Biographien gottseliger Personen aus dem Frauengeschlechte. 16 gr. oder 1 fl. C. M.

Lichtpunkte aus der hellen Kammer eines christlichen Denkers. 2 Bdchn. 12. brosch. 1 Rthlr. oder 1 fl. 12 kr. C. M.

Begleiter auf dem Tugendwege. Zweite, mit Meßgebeten und 1 Kupfr. vermehrte Auflage. 12. geb. 8 gr. od. 20 kr. C. M.

Emanuel, ein Adventbuch. Aus kirchlichen Schriftstellern, vorzüglich aus dem heiligen Bernhard übersetzt und geordnet. 8. 820. Postp. brosch. 16 gr. oder 48 kr. Conv. Münze.

Geheiliget werde Dein Name! Ein katholisches Gebet - und Andachtsbuch zur kirchlichen und häuslichen Erbauung. Mit einem Fest - und Heiligen-Kalender und Anhang der eingeführten Kirchenlieder. Dritte Auflage Mit 5 schönen Stahlstichen. 18. Druckpap. 1 Rthlr. oder 1 fl. 20 kr. C. M.

Der goldene Weihrauchaltar oder Gebete der Heiligen Gottes. Ein katholisches Gebet - und Andachtsbuch. 2te vermehrte Auflage. Mit einem prächtigen Stahlstich und 6 schönen Kupfern, Portraits von Heiligen und gestochenem Titel. 18. Druckpap. 1 Rthlr. oder 1 fl. 24 kr. Conv. Münze.

[1087-88]

Jeder Stahlstich zu 3 Kreuzer = 11 / 12 Sgr = 3 / 4 gGr. preuß.

Goethe-Galerie.

Stahlstiche zu Goethe's Meisterwerken nach Zeichnungen von Julius Nisle.

Prospectus.

Kein Dichter ist, so wie Goethe, der Kunst verwandt. Es hieße sich an der deutschen Nation und an den Manen des größten Dichters unsers Jahrhunderts versündigen, wollten wir erst auf die Fülle herrlicher Bilderreihen aufmerksam machen, zu deren Erschaffung der Künstler aus dem unerschöpflichen Borne der Meisterwerke Goethe's den Stoff zu schöpfen hat. Die Idee der Herausgabe einer Goethe-Galerie kann sich von dieser Seite wohl nur des ungetheiltesten Beifalls unter allen Ständen der deutschen Nation erfreuen, deren großen Dichter sie zu verherrlichen bestimmt ist, und es kommt daher nur in Betracht, inwiefern der Künstler den Geist desselben, durch den Griffel verkörpert, würdig wiederzugeben im Stande ist. Sollten nicht schon Hrn. Julius Nisle's bisherige Leistungen, seine Zeichnungen zu Hebels allemannischen, zu Uhlands Gedichten und zu Schillers Werken, welche sowohl durch die Zeitschrift Europa, als durch Einzelausgaben dem Publicum bekannt geworden sind, genügen, die schönsten Erwartungen von dem Unternehmen zu rechtfertigen, so hat er sich selbst das beredteste Zeugniß für seinen Beruf durch die vorliegenden Blätter der Goethe-Galerie ausgestellt. Der Beschauer derselben, von der meisterhaften Conception hingerissen, wird jedes empfehlende Wort hier überflüssig erachten;0752 so wie auch nicht minder die außerordentliche Sauberkeit und Klarheit des Stichs alle Ansprüche befriedigen werden, sind diese anziehenden Darstellungen sich selbst die beste Empfehlung.

Somit glauben wir uns nicht zu irren, wenn wir allen Freunden der unvergleichlichen Dichtungen Goethe's eine willkommene Gabe bieten; groß ist die Zahl seiner Verehrer unter allen Ständen, und wen das Beste erfreuen mochte, der wird auch nicht gerne unsere Goethe-Galerie entbehren. Daß ihr Besitz allen Vermögens-Classen möglich werde, dazu haben wir durch höchste Wohlfeilheit des Preises beigetragen, indem wir denselben auf nur 3 Kreuzer = 11 / 12 Sgr. = 3 / 4 gGr. preuß. per Blatt für die Abnehmer der ganzen Sammlung festgesetzt haben ein Preis, für welchen das Unglaubliche geleistet wird, aber auch in gewisser Voraussicht eines außerordentlich großen Absatzes nur geleistet werden kann.

Für die Abnehmer einzelner Serien, z. B. zu den Gedichten, zum Faust u. s. w., von welchen wir später Einzel-Ausgaben veranstalten werden, wird der Preis um den dritten Theil erhöht, also zu 4 Kreuzer = 1 1 / 4 Sgr. = 1 gGr. preuß. per Blatt berechnet werden, welcher Preis auch nach Vollendung des Ganzen eintreten wird.

Ein Portrait Goethe's, das einzige, welches von ihm aus seinem jüngern Mannesalter, dem Alter der schaffenden Kraft, vorhanden ist, und somit ein überwiegendes Interesse über alle vorhandenen Portraits des Greises Goethe hat, gemalt von May im Jahr 1779, wird die Goethe-Galerie in höchst vollendetem Stahlstiche schmücken, und mit 12 Kreuzern = 3 3 / 4 Sgr. = 3 gGr. preuß. berechnet werden.

Mit den Vorbereitungen zu unserem Unternehmen schon seit längerer Zeit beschäftigt, können wir im Laufe dieses Jahres das Erscheinen von ungefähr einhundert Stahlstichen in Aussicht stellen, welche zusammen nur 5 fl. oder 3 1 / 8 Thlr. preuß. kosten werden und in Heften zu 12 Blättern in passenden Zwischenräumen aufeinander folgen sollen.

Stuttgart, im März 1840.

Literatur-Comptoir.

Im Laufe des Jahres 1840 erscheinen ungefähr 100 Stahlstiche, .... zusammen für 5 fl. oder 3 1 / 8 Thlr. preuß.

[787-89]

Bekanntmachung.

Die Restaurationswirthschaft nebst Conditorei vereinigt oder getrennt auf dem herzogl. großen Restaurationsgebäude an den Eisenbahnhöfen bei Cöthen, da, wo die Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger mit der Berlin-Sächsischen Eisenbahn zusammentrifft und ein doppelter Stationspunkt stattfindet, soll an den Meist - und Bestbietenden auf ein oder mehrere Jahre nach Wahl und Eigenschaft der Pächter verpachtet werden, und ist dazu der 16 Mai, Vormittags 10 Uhr, von der unterzeichneten Commission auf dem Locale der herzogl. Rentkammer terminlich anberaumt worden.

Die Pachtbedingungen können schon sechs Wochen vor dem Termin ebendaselbst eingesehen, auch gegen Erlegung der Copialien portofrei erbeten werden, und wird hier nur bemerkt: daß Pächter eine angemessene Caution zu stellen, und sich über seine Vermögensverhältnisse und sonstige Qualification durch genügende Atteste auszuweisen hat, dergleichen, daß außer dem, als eisern zu übergebenden beweglichen Inventarium von dem Wirthe bei Großartigkeit der Unternehmung noch ein bedeutendes Inventarium an Utensilien und Vorräthen zu beschaffen ist.

Cöthen, den 28 Februar 1840.

Herzogl. Immediat-Eisenbahn-Commission.

A. v. Behr. Estätsch. Ulbricht.

[1133]

Wein-Versteigerung.

Durch den Tod meines sel. Mannes veranlaßt, bin ich gesonnen, mein Weinlager, welches aus größtentheils selbst gezogenen, ganz rein gehaltenen Weinen besteht, öffentlich zu versteigern, und lade Kauflustige hierzu ergebenst ein.

Die Bedingungen werden am Tage der Versteigerung veröffentlicht, welche Montag den 27 April, früh 9 Uhr, im ersten Keller, der sich im Gasthaus zur Reichskrone, Königsstraße L. Nr. 80 befindet, beginnt, und die darauffolgenden Tage fortgesetzt wird. Nürnberg, im März 1840.

A. M. Huber, Weinhändlers-Wittwe.

[figure]

[1158]

Bei Orell, Füßli & Comp. in Zürich ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Geologische Skizze der Umgebungen von Baden im Aargau.

Von Albert Mousson.

Mit vier Erklärungstafeln und einer illuminirten Karte von Badens Umgebungen.

gr. 8. brosch. 1 Rthlr. 8 gr. od. 2 fl.

[1057-59]

Für Eisenbahnunternehmungen.

Ein Ingenieur, welcher durch mehrere Jahre im Dienste einer der größten Eisenbahnen stand, mit dem Entwurfe, dem Baue, vorzüglich aber mit der Organisation, Administration, dem Betriebe und den Maschinen derselben vollkommen vertraut ist, und sich auch hinreichende Kenntniß in der Fabrication des Eisens erwarb, bietet hiemit den verehrlichen Eisenbahngesellschaften seine Dienste an und würde besonders neuentstehenden Eisenbahnunternehmungen sehr nützlich seyn.

Schriftliche portofreie Mittheilungen beliebe man unter der Adresse M. G. Bauer dem Bücherverlag des Hrn. Anton Mausberger in Wien (Stadt, Schulenstraße) zuzusenden.

[1169]

Verkauf einer Weincultur.

In der Hauptstadt Ofen in Ungarn ist eine Weinculturwirthschaft, welche mit einem Individuum betrieben wird, zu verkaufen; besteht in Weingärten, welche in sechsjährigem Durchschnitt alljährlich sechstausend Eimer 5 / 6 Theil weißen, 1 / 6 Theil rothen Wein geliefert, welcher Wein im sechsjährigen Durchschnittspreis zu drei Gulden C. M. verkauft wurde. Dazu gehörig ein Haus in Ofen unweit der Donaubrücke nach Pesth, alle benöthigten Requisiten, Pressen und Preßgeschirre, mit hinlänglichen Kellern und sechzehntausend Eimern-Fässer. meistens von fünfzig - und hunderteimeriger Gattung, wie auch ein viertausend Eimer großes Marmorsteinfaß sammt einem kleineren Marmorsteinfaß von dreihundert Eimern Größe.

Die alljährlichen und ganzjährigen Wein-Erzeugungs-Ausgaben in sechsjährigem Durchschnitt belaufen sich auf zweitausend Gulden Conv. Münze.

Der Verkaufspreis ist das Capital von acht Proc. reinem Erträgniß, die Zahlung des Capitals hat binnen sechs Jahren theilweise zu geschehen. Auskunft gibt der Eigenthümer in Ofen, Attila-Gasse Nr. 727.

[1176]

Vacante Stelle.

Für eine kürzlich eingerichtete mechanische Papierfabrik, welche fortwährend drei Maschinen beschäftigt, wird ein Fabriksdirector gesucht, welchem die technische Leitung des Geschäftes anvertraut werden soll. Derselbe muß alle Theile der Papierfabrication und vorzüglich die feiner Post - und Zeichenpapiere gründlich verstehen, und sich über seine bisherige Verwendung durch genügende Zeugnisse ausweisen können; dagegen wird ihm nicht nur eine angenehme geschäftliche Stellung, sondern auch ein bedeutender Gehalt und, falls er den an ihn gemachten Anforderungen entspricht, ein dauerndes Engagement zugesichert.

Dießfällige Anträge, welchen auch die nöthigen Bemerkungen rücksichtlich der bisherigen Leistungen beigefügt seyn müssen, und bis wann der Eintritt in das neue Engagement erfolgen könnte, sind unter Bezeichnung S. in W. an Hrn. C. G. Ottens, Spediteur in Leipzig, baldmöglichst zu richten.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Extent16 images; 15906 tokens; 5059 types; 112538 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 94. 3. April 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

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