PRIMS Full-text transcription (HTML)
0785
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 99.
8 April 1840.

Südamerika.

(Standard.) W ir haben Nachrichten aus Montevideo bis zum 15 Jan. In einem Treffen, das in der Nähe von Montevideo vorfiel, wurden die Truppen des Präsidenten Rosas geschlagen, und die Trümmer seines kleinen Heers, 800 Mann, zogen sich in den nördlichen Bezirk der Provinz zurück. Nähere Details dieses Vorgangs fehlen. Der neue französische Admiral war im la Plata-Strom angekommen, hatte aber den Beginn thätlicher Operationen bis auf weitere Ordre aus Frankreich verschoben.

Spanien.

Nunmehr heißt es allgemein, Cabrera sey völlig wieder hergestellt, und am 17 mit seinem Generalstab in Morella eingezogen. Balmaseda langte mit 200 Pferden in Beteta an, und ließ sogleich verschiedene Brandschatzungen in der Provinz Guadalaxara vornehmen. Der französische Botschafter erhielt in vergangener Nacht einen außerordentlichen Courier. Die durch ihn überbrachten Nachrichten besagen, daß Cabrera dem Prätendenten angezeigt habe, daß, wenn er ihm nicht bedeutende Geldmittel zuschicke, und durch Veranstaltung eines neuen Aufstandes der Nordprovinzen einen Theil der Streitkräfte Espartero's von ihm ablenke, die Sach der Carlisten in Spanien für immer verloren sey. In Folge dieser Mittheilung schickte der Prätendent zwar kein Geld, veranlaßte aber Elio, Ubago, Iturmendi und andere Chefs, sich an die spanische Gränze zu begeben, um aufs neue den Bürgerkrieg anzufachen. Die französische Regierung, von diesen Umtrieben unterrichtet, ließ jene Officiere in das Innere des Landes abführen, die Bewachung der Gränze verschärfen, und einige Kriegsschiffe an die Küste von Catalonien abgehen. Diesen Morgen setzte der französische Botschafter den Ministerpräsidenten von diesen Maaßregeln in Kenntniß, und versicherte ihm, im Auftrage des Hrn. Thiers, daß die französische Regierung alle Schritte des Prätendenten auf das strengste bewachen lassen werde.

Mehrere französische Gränzblätter melden übereinstimmend aus den Nordprovinzen Spaniens, daß die Umtriebe der carlistischen Agenten dort äußerst thätig seyen, und einen Wiederausbruch des Bürgerkriegs befürchten ließen. Zweitausend Mann in der Umgegend von Estella stünden bereit, zu den Waffen zu greifen. Don Carlos habe vom Ausland wieder Zuschüsse erhalten, wovon eine Million bereits die Gränze überschritten. Man erwarte die Ankunft Elio's in Spanien. Das Mémorial des Pyrenées von Bordeaux versichert, das Signalement der Söhne des Don Carlos sey auf der ganzen Pyrenäenlinie gegeben, da die französische Regierung von deren Plan, die Gränze heimlich zu überschreiten, unterrichtet sey.

Der Phare des Pyrenées schreibt aus Saragossa vom 28 März: Espartero hat der Garnison von Castellote das Leben geschenkt; aber das Fort wurde geplündert. Man kennt die Zahl der Gefangenen nicht genau. Am 26 soll das Feuer gegen Aliaga begonnen haben. Man versichert, die Armee werde nach Mora marschiren, um die Verbindung zwischen Catalonien und Cantavieja und Morella abzuschneiden. Dieß wäre für Cabrera ein harter Schlag.

Großbritannien.

Die Erhebung der Gemahlin des Herzogs von Sussex zum herzoglichen Rang unter dem Titel Herzogin v. Inverneß wird von den Journalen noch nicht als eine Anerkennung dieser Ehe von Seite der Krone, sondern erst als die Einleitung dazu betrachtet. Die M. Post erinnert an die ähnliche Erhebung zweier deutschen Damen, Erengard Melosine v. Schulenburg und Sophie Charlotte v. Platen (Frau v. Kielmansegge) zur brittischen Pairswürde unter der Regierung Georgs I, mit dem Bemerken, das Land habe es als kein Unglück betrachtet, daß diese Pairien bald wieder erloschen.

Wie man jetzt weiß, beabsichtigt Sir James Graham mit seiner auf den 7 April anstehenden Motion wegen China's nichts Geringeres als ein tadelndes Votum a vote of censure gegen das Ministerium. Im Anfange der Unterhaussitzung am 1 April fragte nämlich Hr. Hume das sehr ehrenwerthe Mitglied für Pembroke, ob es geneigt sey, den Betreff seiner Motion anzuzeigen. Sir J. Graham antwortete: Sir, da ich fühle, daß der Wunsch, den Inhalt0786 meiner Motion zu kennen, ein billiger ist, so lege ich sie hiermit geschrieben vor. (Man ruft: Lesen Sie! ) Sie lautet: Nach Einsicht der auf China bezüglichen Papiere, die auf Befehl Ihrer Maj. dem Hause vorgelegt worden, will es diesem Hause scheinen, daß die Unterbrechung unseres Handels und freundlichen Verkehrs mit jenem Lande, und die Feindseligkeiten, die seitdem vorgefallen, hauptsächlich dem Mangel an Voraussicht und Behutsamkeit auf Seite der jetzigen Rathgeber Ihrer Maj. in unsern Verhältnissen zu China, namentlich ihrer Nachlässigkeit zuzuschreiben ist, daß sie den Handelsoberaufseher in Canton nicht mit den gehörigen Instructionen in Bezug auf den Schmuggelhandel mit Opium ausrüsteten und diese Instructionen der neuen und schwierigen Stellung, worin der Oberaufseher versetzt war, anpaßten. Hr. Villiers eröffnete hierauf die Debatten über die Korngesetze; er sprach noch, als die Post abging. Die für Abschaffung dieser Gesetze eifernden liberalen Blätter legen besonderes Gewicht auf die Aussagen der vor den Anti-Cornlaw-Vereinen im Lande vernommenen Feldtaglöhner, als den Beweis liefernd, daß diese Classe von Arbeitern unter den hohen Brodpreisen nicht minder zu leiden habe, als die Fabrikarbeiter.

Das Ergebniß der französischen Kammerdebatte vom 24 März wird von der Londoner Presse vielfach besprochen. Der Globe vom 28 März sagt: Das Hauptgespräch in der City ist die unerwartete Wendung in der Politik zu Paris. Die große Majorität, welche Hr. Thiers in der Deputirtenkammer gewonnen, hat sehr befriedigt, denn sie wird als eine Bürgschaft für Aufrechthaltung der freundlichen Beziehungen zwischen Frankreich, so wie als eine Sicherheit für das Uebergewicht eines freisinnigen Systems in Spanien betrachtet. Das M. Chronicle bemerkt, das Talent sey fast ausschließlich auf der ministeriellen Seite gewesen, doch sey der demüthige Ton aufgefallen, in welchem alle Hauptredner gesprochen. Thiers, Lamartine und Odilon-Barrot redeten wie römische Candidaten vor den Comitien in der Kleidung der Niedrigkeit, wegen ihrer Auszeichnung und ihres Ambitus um Verzeihung flehend. Jeder suchte der Reihe nach zu beweisen, daß er das, was er gethan, zu thun gezwungen war. ... Sonderbar ist die Stellung des Hrn. Berryer. Vor sechs Jahren erregte sein Aufstehen in der Kammer jedesmal Murren, wenn nicht Geschrei des Mißfallens, er hat seine damaligen Gesinnungen nicht geändert, verbirgt sie nicht mehr als damals, doch hat er die gegen ihn gehegten Vorurtheile besiegt, und ist ganz und gar ein Liebling geworden. Hr. Berryer betrat ein kitzliches Feld, als er erörterte, die Frage schwebe noch immer, ob die Krone oder das Parlament überwiegenden Einfluß haben solle. Aber die eigentliche Kraft seiner Beredsamkeit versparte er zu einer Philippika wider England ein fruchtbares Declamationsthema, das er gut ausbeutete. Er beschuldigte uns, daß wir dem Abd-El-Kader Waffen lieferten, und an diese Lüge knüpfte er eine Reihe von Uebertreibungen, die auf seine Zuhörer ihre volle Wirkung thaten. Der französischen Regierung warf er vor, sie unterstütze thörichterweise Isabelle von Spanien, während die Aufrechthaltung des Don Carlos den französischen Einfluß in Spanien gesichert haben würde. Hrn. Berryer kümmert es wenig, ob andere Länder Freiheit haben oder nicht, wenn nur Frankreich daselbst herrscht. Das Ergötzlichste an seiner Argumentation war ihre durchgängige Falschheit, denn in diesem Augenblick ist Ludwig Philipp, durch Isturitz und Toreno, vollständig Herr und Meister der spanischen Regierung. ... Hrn. Thiers 'Rede war ein Meisterstück von Gewandtheit: sie widerlegte seine persönlichen Feinde, versöhnte seine politischen Widersacher, antwortete dem legitimistischen Redner, ohne ihn zu reizen, und behauptete die Eroberung der wirklichen Präsidentschaft des Conseils in Worten, welche König und Hof nicht beleidigen konnten. Das Urtheil des torystischen Standard, der neulich auf die Bildung des Ministeriums Thiers so übel zu sprechen war, trifft mit dem des M. Chronicle ziemlich zusammen. Die Rede des Premierministers, sagt er, war seines Talents und seiner Schlauheit würdig. Das Ergebniß dieser Debatte wird für die Verhältnisse Frankreichs und Englands, so wie für den europäischen Frieden überhaupt, nothwendig von hoher Wichtigkeit seyn. Hr. Thiers scheint die Wichtigkeit des englischen Bündnisses in der That tiefer zu fühlen, als man ihm bisher zugetraut hatte, und wenn seine Ansichten über die orientalische Frage wirklich keine Aenderung erlitten haben, so braucht sie nicht länger eine Quelle der Eifersucht und des Haders für die fünf Mächte zu seyn. Bei discreter Benutzung wird dieser hochwichtige Sieg dem Cabinet Thiers einen kaum geahnten Festbestand verleihen. Der Courier glaubt, Ludwig Philipp habe den Sieg des Hrn. Thiers nicht nur gewünscht, sondern auch dazu beigetragen, weil er die Verlegenheiten gefürchtet, welche die Niederlage des Ministeriums nach sich gezogen haben würde.

Die Times ließ sich vor einigen Tagen von ihrem Pariser Correspondenten unter Anderm melden: Hrn. Thiers Eintritt ins Ministerium hat bereits einige Wirkungen gethan. Die eine davon ist, daß Graf Pahlen alsbald nach Paris zurückkehren soll, um die Functionen seines Botschafterpostens wieder zu übernehmen, da Hr. Thiers auf diesem Acte der Höflichkeit besteht. Auch hat er, sagt man, in Verbindung mit Hrn. Guizot den Ton der Communicationen zwischen Großbritannien und Frankreich beträchtlich verbessert, und viel dafür gethan, die Unterhandlungen in der orientalischen Frage auf eine befriedigende Basis zu stellen. Alles das ist Wermuth für Rußland, welche Macht England und Frankreich zu beargwohnen gleich guten Grund haben, Frankreich aber allerdings noch mehr als England. Der neueste Beweis der feindseligen Gesinnung Rußlands gegen Frankreich war der Versuch, eine vorgebliche Verschwörung unter den polnischen Flüchtlingen gegen die Person des Kaisers Nikolaus der französischen Regierung, als erster Anstifterin, Schuld zu geben. Eine solche Verschwörung unter jenen verfolgten und gereizten unglücklichen Männern wäre freilich nichts Unmögliches; dennoch war diese ganze Verschwörung eine Erdichtung russischer Agenten und Spione. Die französische Regierung kennt indessen ihre Machinationen, und wird sie zur gehörigen Zeit ans Licht ziehen und bestrafen.

Vor einigen Tagen wurden dem Colonialminister zwei Neffen des Königs der Ashantis, William Quantamissah und John Ansah, durch ihren Lehrer, den Geistlichen Thomas Pyne, vorgestellt.

Unstreitig hat England in der letzten Zeit eine Position eingenommen, von welcher aus ihm die Möglichkeit gegeben ist, nach Beschaffenheit der Umstände sich an Frankreich oder an andere Continentalmächte anzuschließen. Man hat nachgerade eingesehen, daß die europäische Diplomatie bei ihren zeitherigen Demonstrationen nicht mehr Mehemed Ali oder die Pforte allein, sondern eigene Interessen in Bezug auf Weltverhältnisse, eine neue Gestaltung der europäischen Politik, eine neue Stellung der Mächte gegen einander im Auge gehabt und nach diesem Ziel nicht ohne Anstrengung gestrebt hat. Zwar haben sich die ersten Symptome einer verborgenen allgemeinen Bewegung zuerst in Asien geäußert, die orientalischen Verhältnisse bildeten jedoch bald nur ein Moment größerer0787 Fragen, und mögen vielleicht auch für die Folge noch als die Arme erscheinen, um welche die Kraftäußerungen der größern politischen Körper unsers Welttheils sich concentriren. Dem aufmerksamen Beobachter muß sich der Gedanke aufdringen, daß das Ziel, welches drei Mächte nie aus dem Auge verlieren, nach welchem sie unabläßlich streben, eins und dasselbe ist: die Begründung einer weltherrschenden Macht, die Unterordnung aller fremden Interessen unter die eigenen. Dieß Streben äußert sich bei Großbritannien offen und ohne Hehl, gleichsam zum Schutze des bestehenden und anerkannten Uebergewichts; bei Frankreich heimlich, jedoch mit dem Gelüste und der Energie eines ungebändigten Ehrgeizes; bei Rußland nach einem großen, auf Jahrhunderte berechneten Plan, wobei es ihm gleichgültig ist, ob es gerade in einem gegebenen Moment vorwärts schreitet, ob es Jahre lang auf demselben Ruhepunkt stehen bleibt, oder gar einige Rückschritte macht, gleichsam um den Beobachter irre zu führen. Zum Glück ist die Gefahr von keiner Seite imminent, denn so lange die Verbindung zweier oder dreier Nationen der Uebermacht der einen die Wage zu halten vermag, ist das Gleichgewicht nicht ernstlich bedroht, und die natürliche Ordnung der Dinge muß bei drängender Gefahr Coalitionen zum Vorschein bringen, die auch den Uebermächtigen beugen. Erst dann wäre die Welt mit einer allgemeinen Herrschaft bedroht, wenn die Coalition der Mindermächtigen durch die Verhältnisse erschwert wäre oder wegen Mangels hinlänglicher Kräfte unwirksam bleiben müßte. Daß bis zu diesem Punkte die Sachen nicht so bald gedeihen können, ist wohl augenscheinlich. Nur Frankreich könnte durch das compacte Wesen seiner Nation, durch die ungeheuere Beweglichkeit und Energie ihres Charakters, durch die Kühnheit der Entwürfe, durch die weltherausfordernde Verwegenheit in der Ausführung ihrer Plane zum zweitenmal auf den bedrohlichen Standpunkt sich hinaufschwingen, auf dem es bereits einmal gestanden hatte. Doch nicht immer hat sich dem Verwegenen das Glück bewährt, der Raschheit der That nicht immer die Raschheit des Erfolgs entsprochen, und nicht jeder Tag schafft Napoleone. Selbst wenn Frankreich seinen furchtbaren Alliirten, das Revolutionsprincip, heraufbeschwören sollte, um in das Herz seiner Gegner Zwietracht zu säen, so stößt es auf einen nicht minder gewaltigen Gegner, die Vaterlandsliebe, die Liebe der Völker zu unabhängiger Selbstständigkeit, endlich auf die bereits uns gegebenen Erfahrungen. Denn nie zeigte sich Freiheit im Gefolg der französischen Waffen; nur ein unerträgliches Joch, nur Sklaverei brachten sie über die eroberten Länder. In Wahrheit scheint man jenem Princip zu viel Ehre angethan zu haben, wenn man es über die Maßen gefürchtet hat, und befremden müßte es, wenn vielleicht das Streben, diesem oder ihm entgegengesetzten Grundsätzen Vorschub zu leisten, einige Wirksamkeit auf die Annäherung oder Abstoßung der transigirenden Parteien geübt haben sollte. Fast scheint dieß der Fall zu seyn, und in diesem Sinn kann behauptet werden, daß der eigentliche Gesichtspunkt der orientalischen Angelegenheiten verrückt ward, so wie ohne Noth Interessen des Ehrgeizes, die doch vertagt werden konnten, daran geknüpft wurden. Letztere tauchten nicht sogleich in ihrer heutigen Intensität auf, sondern nur allmählich gelangten sie zu diesem Punkt, ja sie schlummerten noch zur Zeit der Unterzeichnung der Collectivnote in der Hauptstadt des osmanischen Reichs. Man entkleide daher die Frage dieser fremdartigen Elemente, und sie wird leicht entschieden. Nur so kann der Weltfriede erhalten, eine Ausgleichung erzielt werden, da die Frage sich dann als eine Frage des Rechts darstellt, die offenbar zu Gunsten der Pforte entschieden werden muß. Mehemed Ali erweckt dann keine Sympathie mehr. Man würde der menschlichen Natur Unrecht thun, wenn man ihre Gefühle für einen Mann in Anspruch nähme, der seine Macht gegen den kehrte, von dem er sie erhielt, der die Menschen, deren Loos seiner Obhut anvertraut ward, als eine Heerde betrachtet, die ihn bereichern soll, der immer rücksichtslos gegen außen, ein Tyrann im eigenen Lande war. Nur Gründe eines selbstsüchtigen Ehrgeizes könnten zum Schutze seiner Sache verleiten, oder ein mißverstandenes Princip, das man überall unterstützen zu sollen wähnt, wo es in der Form von Revolte oder gänzlicher Umwälzung zum Vorschein kommt. Offenbar übel angebracht, fast unerklärlich ist ein solches Trachten in den orientalischen Wirren, aber ebenso unpassend dürfte das entgegengesetzte Streben seyn, andern Principien neue Grundlage bei dieser Gelegenheit zu verschaffen. Man entferne, ich wiederhole es, fremdartige Elemente der Principien, man vertage die Ansprüche des Ehrgeizes, die Befriedigung der Machtgier, und man wird nicht lange im Zweifel bleiben, wie die orientalischen Angelegenheiten zu ordnen sind. Das eine dieser Elemente ward ohnehin bei den Haaren in die Frage gezogen, es wird durch ein negatives Verhalten in dieser Hinsicht von selbst aus der Frage treten; das andere versucht reellen Kampf, sein Substrat ist im gegenwärtigen Augenblick vorzugsweise Chiwa, die Dardanellen, oder Bospor, vielleicht auch Algier. Der Zug nach Chiwa hebt sich von selbst auf; es bleiben noch die übrigen zwei Punkte; man bringe sie aufs Reine; dann nimmt Großbritannien eine Stellung ein, von der aus ihm erlaubt seyn wird, eine entschiednere Sprache gegen Frankreich zu führen, im Falle dieses in seinen bisherigen Gesinnungen der Pforte und dem Vicekönig gegenüber verharren wollte, denn fortan würde England durch nichts mehr gehindert, sich an die drei Continentalmächte unbesorgt anzulehnen. Es ist nicht lange her, seit ich in Ihrem Blatte die entgegengesetzte Ansicht aussprach, daß nämlich die türkisch-ägyptische Frage sogleich entschieden, die europäische ajournirt werden sollte. Dieß schien damals rathsam und ausführbar; heute ist es schlechterdings unmöglich geworden, weil das großbritannische Ministerconseil selbst durch die Hervorhebung gewisser Punkte aus dem Brunnow-Palmerston'schen Pacificationsentwurfe vom 23 und 25 Dec. die ganze Aufmerksamkeit der Russen auf die Verhältnisse der zwei Meerengen concentrirt hat, dieser Punkt daher unmöglich mehr en passant berührt werden darf. Der letzte Moment, wo eine anticipirte Entscheidung der rein orientalischen Streitsache sich als möglich darstellte, war die Berathung des Ministerconseils über den erwähnten Pacificationsentwurf. Man stieß sich nämlich vorzüglich an der Bestimmung desselben, daß während, im Falle einer Bedrohung Konstantinopels durch die Aegyptier, Rußland seine Schiffe und seine Hülfstruppen in den Bospor senden würde, die Seemacht der andern Mächte von dieser Meerenge ausgeschlossen und im Marmora-Meer aufgestellt werden sollte. Dieß sey erniedrigend für die übrigen Mächte, behauptete man, und gefährlich für die Folge, weil die Beistimmung zu diesem Artikel als eine halbe Anerkennung des Vertrags von Hunkiar Skelessi erschiene, und eine Art Präjudiz für künftige Fälle abgeben könnte. Hätte man, statt diesen Punkt so emsig zu discutiren und so auffallend hervorzuheben, wie es wirklich geschah, ihn lieber gänzlich mit Stillschweigen übergangen und dafür den Zusatz der einfachen Clausel vorgeschlagen, daß der entworfene Tractat als consumirt und alle seine Bestimmungen als aufgehoben zu betrachten seyen, sobald das rechtliche Verhältniß zwischen dem Sultan und dem Vicekönig durch Güte oder Gewalt hergestellt seyn werde, so wäre die definitive Entscheidung der Dardanellen - und Bosporfrage von selbst auf eine gelegenere Zeit verschoben0788 worden, die Entscheidung der ägyptischen aber hätte sogleich zur Vollziehung geführt werden können. Aber nun ist durch das Vorgehen des brittischen Ministeriums die Frage der Meerengen wieder zur Hauptfrage erwachsen, die nothwendig vorerst entschieden werden muß, da weder die Umstände noch die Stimmung des Januars im April wieder improvisirt werden können. Aber von Seite Rußlands wurde allerdings schon früher ein weit ärgerer Fehler begangen, denn es wußte die Stimmung in England nicht zu würdigen. Diese ist eine halbfeindselige, zum wenigsten eine Stimmung des Mißtrauens, die alles, was von Rußland kommt, und wäre es noch so gut gemeint, mit argwöhnischem Blick betrachten läßt. Wie konnte nun wohl Rußland auf so eclatante Weise sich voranstellen, nicht ohne Geräusch Vorschläge der Berathung unterlegen und Unterhandlungen eröffnen, die weit zweckmäßiger durch eine vermittelnde Macht, welche der größten Sympathien in England sich erfreut, begonnen, und bis zu Ende hätten geführt werden können? Man hätte bedenken sollen, daß wenn auch ein solches Verfahren ein endliches Uebereinkommen nicht geradezu unmöglich macht, es dasselbe doch offenbar erschweren mußte. Auch mag man es zum Theil einsehen, und wenn ich recht berichtet bin, so dürften wir binnen kurzem in Hinsicht der Thätigkeit bei den wechselseitigen Unterhandlungen der Mächte eine nicht unbedeutende Modification der Rollen erleben. Es ist zu bedauern, daß es nicht früher geschah, und man kann sich der Bemerkung kaum erwehren, daß im Fall auch nur ein geringer Theil der Schuld an der Zurückgezogenheit, welche diese vermittelnde Macht beobachtet, an ihr selbst liegen sollte, darin der Vorwurf einer etwas zu ängstlichen Vorsicht liegen möchte, denn um der guten Sache zu dienen, darf man ohne Bedenken immer kühn vortreten, selbst auf die Gefahr des Mißlingens hin, weil nur demjenigen nichts fehlschlägt, der nichts unternimmt und am Ende der Erfolg oder Nichterfolg den Gehalt der Handlungsweise nicht bestimmen kann. Von dieser Seite nun scheint ein neuer Vorschlag in Bezug auf die Schlichtung des europäischen Theils der obschwebenden Fragen ausgegangen zu seyn, welcher bereits die Zustimmung zweier andern Mächte erhalten haben soll. Gelingt es, die vierte Macht dafür zu gewinnen ein Unternehmen freilich, dessen Schwierigkeiten Niemand verkennt dann darf man hoffen, daß sich auch Frankreich nicht länger sträuben wird, hinsichtlich der zwischen der Pforte und Mehemed Ali obwaltenden Verhältnisse einem Beschlusse beizutreten, der vor dem Forum des Rechts und der Billigkeit, der Vernunft und des Gefühls sich als gleich gerechtfertigt darstellt. Dafür scheinen überdieß folgende Betrachtungen zu sprechen: 1) Es wäre einer großen Nation, welche die höchste Stufe der Cultur und der Macht erreicht zu haben behauptet, unwürdig, ihr gegebenes Wort zu brechen. Dieß würde aber Frankreich thun, wenn es gegen den Buchstaben der von seinen Repräsentanten unterzeichneten Collectivnote die Integrität der Pforte schmälern wollte. 2) Wenn die übrigen Großmächte über die ägyptische Streitsache zu einem Einverständniß gelangen, vermag Frankreich keinen Widerstand entgegenzusetzen, weil es sich in einem solchen Falle ganz Europa, dem es nicht gewachsen ist, entgegenstellen würde. 3) Ein gefährlicher Feind gegen das französische Besitzthum in Afrika kann nur der Beherrscher Aegyptens, der Heerführer der Araber werden; es kann daher im Interesse Frankreichs nicht liegen, jenen noch mächtiger zu machen als er bereits ist. 4) Die Herrschaft Frankreichs in Algerien ist von den Mächten nicht anerkannt; man schreite allenfalls zu deren Anerkennung und knüpfe dieses französische Interesse an das des Sultans, indem man eine solche Anerkennung von Bedingungen in der ägyptisch-türkischen Frage abhängig macht. Eine Bürgschaft endlich für die gerechte Lösung der Frage gewährt der helle Verstand, die klare Einsicht des gegenwärtigen ausgezeichneten Premierministers in Frankreich. Man ist hier davon so innig durchdrungen, daß man nicht ansteht, den Sieg Thiers 'in der Sache der geheimen Fonds, die große ministerielle Majorität als einen Triumph zu feiern, weil Thiers als der einzige Mann angesehen wird, der mit unbefangenem Auge auf die orientalischen Angelegenheiten zu blicken vermag.

Frankreich.

(Moniteur.) Man hat heute (2 April) auf dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Depeschen aus Tanger vom 14 März erhalten. Diese Depeschen besagen durchaus nicht, daß der Kaiser von Marokko Frankreich den Krieg erklärt habe, wie es in den letzten Tagen geheißen hatte.

Der officielle Bericht des Marschalls Valée über die Einnahme von Scherschel im Moniteur lautet wie folgt: Die Beleidigung, die unserer Flagge durch Wegnahme eines Kauffahrteischiffs zugefügt worden, machte die Besetzung von Scherschel nothwendig, dessen Hafen ein neuer Seeräuberherd zu werden drohte. Nachdem die Regierung des Königs meinen ihr vorgelegten Feldzugsplan, dessen erster Act die Einnahme von Scherschel war, gebilligt hatte, zog ich an der Chiffa in den ersten Tagen des März ein Expeditionscorps zusammen, welches durch die Ebene der Hadschuten und durch das Gebiet der Kabylen von Schenuan marschirte, in das Thal des Uad-Haschem eindrang und am 15 März vor Scherschel ankam. Die Einwohner hatten, die verdiente Strafe fürchtend, diese Stadt völlig geräumt und die französischen Truppen nahmen Besitz von ihr, ohne einen Schuß zu thun. Während des Marsches der Expeditionscolonne in der Ebene Metidscha beunruhigte die Cavallerie des Chalisa von Miliana einen Augenblick unsern linken Flügel. Sie wurde aber vom General Duvivier leicht im Schach gehalten, und wollte sich in keinen ernsten Kampf einlassen. Als wir am 14 in das Thal des Uad-Haschem eindrangen, zeigte sich dieselbe Cavallerie vor uns, und schien uns den Durchzug streitig machen zu wollen. Ich ließ auf die dichtesten Gruppen drei oder vier Kanonenschüsse abfeuern, und befahl dem 17ten leichten Infanterieregiment, eine Linie von Tirailleurs gegen die feindliche Cavallerie vorrücken zu lassen, sobald es den Fluß überschritten haben würde. Der Feind zog sich zurück, als er unsere Infanterie auf dem linken Ufer erblickte. Ich ließ das Expeditionscorps am Ufer dieses Flusses campiren. Die Araber beunruhigten uns nicht während der Nacht, und beschränkten sich am Morgen des 15 darauf, unsere Bewegungen von ferne zu beobachten. Auch die Kabylen zeigten nirgends feindselige Gesinnungen.

Ein zweiter Bericht des Marschalls Valée, aus Scherschel vom 18 März datirt, meldet über die neuesten Vorgänge in der Provinz Constantine: Die Häuptlinge von Collo und der Kabylenstämme, welche in der Umgebung dieses Städtchens wohnen, sind in Constantine angekommen, und haben dem General Galbois ihre Unterwerfung angezeigt. Ich werde diesen kleinen Hafen demnächst besetzen lassen. General Galbois bewacht die Bewegungen des Ex-Bey Achmet, und wird jeden feindseligen Versuch von seiner Seite zu strafen wissen. In Dschischelli war die Ruhe in den letzten Tagen des Februar gestört. Auf die Drohung des Obercommandanten aber, daß er die Stämme züchtigen werde, wenn neue feindselige Acte begangen würden, haben die momentan unterbrochenen Handelsverbindungen zwischen Dschischelli und der Landschaft wieder begonnen.

0789

(Moniteur.) Ein kleines Journal, das sich für das Organ der 221 ausgibt, behauptete gestern: Hr. Thiers habe seit einigen Tagen gegen 80,000 Fr. an verschiedene Schriftsteller der Tagspresse vertheilt. Wir haben geglaubt, dem gesunden Verstande des Publicums das gerechte Urtheil über so niedrige Verleumdungen überlassen zu können; da aber heute die Quotidienne und das Commerce keinen Anstand genommen haben, dasselbe zu wiederholen, so sind wir ermächtigt, diesen Journalen aufs förmlichste zu widersprechen.

Ein Journal sagt: Die von der Pairskammer zur Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds ernannte Commission (aus den HH. Graf St. Cricq, Girod de l'Ain, Bourdeau, Camille Perier, Herzog v. Broglie, v. Gasparin und v. Argout bestehend) ist für das Ministerium nicht ganz wohlwollend. Die Debatte, welche der Ernennung der Commissarien in den Bureaux voranging, hat sogar einen Charakter von Bitterkeit angenommen, der sonst nicht in den feinen Sitten dieser Versammlung liegt.

(Temps.) Man versichert, daß die großen Gutsbesitzer der Pairskammer nicht gesonnen sind, die Rechte, welche ihnen die gegenwärtige Gesetzgebung gegeben, so wohlfeil zu opfern, und daß sie sich jeder Modification in dem Gesetze über Expropriation für öffentlichen Nutzen widersetzen werden.

Die Abreise des Herzogs von Orleans ward für eine Sache von so hoher Bedeutung gehalten, daß das Cabinet für nöthig erachtete, im Conseil darüber zu berathschlagen. Vorgestern hat der Prinz schon am Morgen bei jedem der Minister Besuche gemacht, um ihnen die Beweggründe zu seiner Theilnahme an den Operationen in Afrika darzulegen. Er kam überdieß in das an demselben Tage im Hotel des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten versammelte Conseil, um neuerdings allen versammelten Mitgliedern des Conseils seinen Wunsch, nach Afrika zu gehen, auszudrücken. Gleichwohl heißt es, daß das Conseil nur mit 5 gegen 4 Stimmen seine Beistimmung zur Abreise des Prinzen gegeben habe, mit der ausdrücklichen Bemerkung, es thue dieß nur, weil das Cabinet vom 12 Mai ihm schon schriftlich seine Zusage ertheilt habe. Der Fourgon des Kronprinzen ist gestern nach Toulon abgegangen, und der Prinz selbst ist diesen Morgen um 8 Uhr mit dem Herzog von Aumale, dem General Marbot und dem Obristen Gérard, seinem Adjutanten, abgereist. In einem zweiten Wagen befanden sich Hr. Fleury, Gouverneur des Herzogs von Aumale, und die Ordonnanzofficiere der Prinzen.

Man rüstet sich zu einer neuen Expedition. Dellys, ein kleiner Seehafen, 15 Lieues östlich von Algier, soll gleich Scherschel von französischen Truppen besetzt werden. Die 2te Armeedivision soll dieses Unternehmen ausführen. Man glaubt, sie werde wenig Widerstand finden, da die Einwohner von Dellys in fortwährendem Handelsverkehr mit Algier stehen. Marschall Valée hat sich endlich den dringenden Befehlen des Ministeriums gefügt und nach Oran ein Bataillon des 41sten Linienregiments geschickt. Zwei andere Bataillone desselben Regiments werden nach der Ankunft ihres neuen Obristen eben dahin abgehen. Die Preise der Lebensmittel sind bedeutend gefallen. Ueber 80 Schiffe mit Ochsen, Schafen, Schweinen und Lebensmitteln aller Art befrachtet, sind in den letzten Tagen eingelaufen. Der größte Theil kommt von Bona. Nie herrschte am Hafen eine lebhaftere Bewegung. Der Verlust der französischen Armee während der Expedition nach Scherschel beträgt, nach officiellen Angaben, 1 Todten und 70 Verwundete.

Belgien.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten macht bekannt, daß in Folge neuer, mit dem königl. preußischen Generalpostamt getroffener Uebereinkünfte die Briefe aus Belgien nach Baden, Bayern, Würtemberg und der Schweiz vom 1 April an ohne vorherige Freimachung nach jeder Bestimmung abgesandt werden können. Die belgischen Briefe, welche die Absender über Frankreich gehen lassen wollen, bleiben der gezwungenen Freimachung unterworfen. (Monit.)

Es ist nun entschieden, daß das bisherige Ministerium unverändert morgen wieder vor der Kammer auftreten wird, da der König die Abdankung keines Ministers hat annehmen wollen. Um dieses möglich zu machen, wird Graf Felix v. Merode in Beziehung auf die Vandersmissen'sche Angelegenheit eine Motion machen, deren Annahme dem Falle vorbeugen wird, gegen welchen die Minister sich bestimmt erklärt hatten, nämlich einer Wiederaufnahme des Vandersmissen'schen Processes vor den Gerichten. Ob indessen das Ministerium dieser Annahme gewiß sey, möchten wir noch sehr bezweifeln. Jedenfalls dürfte es einen harten Stoß zu bestehen haben. (Köln. Z.)

Italien.

Die Frage hinsichtlich des Schwefelmonopols, anstatt wie man zu vermuthen Ursache hatte, sich zu lösen, wird immer verwickelter. Es scheint, daß Se. Maj. weder den Vorstellungen Englands noch der Vermittelung des österreichischen Botschafters Gehör geben will. Der Herzog v. Serra Capriola begibt sich morgen auf seinen Posten als Gesandter nach Paris, während der Fürst Castelcicala und der Baron v. Winspear, der hier schon wichtige Aemter versah, und das unumschränkte Vertrauen Sr. Maj. genießt, gleichzeitig nach London abgehen. Man ist sehr gespannt, wie dieselben dort aufgenommen werden, und was der Erfolg ihrer Sendung seyn wird, da man von hiesiger Seite nach allem, was man hört und sieht, auf keine große Nachgiebigkeit hoffen darf. Daß dieß unter dem Publicum einige Besorgniß erregt, beweist der neuerdings stattgehabte Fall der Renten auf 103 und 102 7 / 8. Die Witterung hat sich seit Anfang dieses Monats noch bedeutend verschlimmert, der Winter hat sich in seiner ganzen Strenge eingestellt, und was man sich hier kaum erinnert, es hat zwei Tage lang beinahe anhaltend geschneit. Inmitten dieser Schneeflocken entlud sich vorgestern ein einziger aber fürchterlicher Blitz, der die Kuppel von St. Maria di Porto Salvo entzwei schlug, und die ganze innere Marmorbekleidung der Kirche zertrümmerte, überdieß alles Silber und sonstige Metall so wie eine der Glocken schmolz. Von den nahegelegenen Häusern riß er die Balcone entzwei, schlug einige hundert Fensterscheiben in Stücke, und warf mehrere Individuen zu Boden, ohne sie jedoch zu tödten. Der Schaden an der Kirche wird auf 10,000 Ducati (circa 50,000 Fr.) geschätzt. Zum Glück war die Kirche schon leer. Es war ein Feiertag; wäre der Schlag eine Stunde früher gekommen, so hätten vielleicht viele Hunderte von Menschen ihr Grab in der Kirche gefunden.

Schweiz.

Die Berichte aus dem Wallis lauten fortwährend kriegerisch. Beide Theile, die männliche Bevölkerung des Unter - und des Oberwallis vom 18ten bis zum 60sten Jahre stehen unter den Waffen. Kaum war die Nachricht, daß die polizeiliche Gewalt, welche die Regierung von Unterwallis anwenden wollte, um in Evolenaz die von der Oberwalliserpartei neuaufgestellte Salzwage zu schließen, nicht durchgedrungen,0790 sondern von den Bauern, die ihrer Mehrheit nach für Oberwallis sind, zurückgeschlagen worden sey, als schnell der große Rath versammelt wurde. Die leidenschaftlichere Partei gewann da leicht die Oberhand, in der Hoffnung auf Hülfe aus dem Waadtlande. Kriegerische Beschlüsse wurden gefaßt, die ganze Bevölkerung unter die Waffen gerufen, die gewaltsame Besetzung von Evolenaz angekündigt. Darauf hin rüsteten sich nun auch die Oberwalliser, entschlossen, nicht anzugreifen, aber sich zu vertheidigen. Sie besetzten die Ortschaften Ver und Bramois, ganz in der Nähe von Sitten gelegen und im Eingange des Thales von Evolenaz, aber unzweifelhaft zu der Regierung von Oberwallis haltend. Die Unterwalliser besetzten Ober-Neudaz, einen Ort, der sich als solcher zu Unterwallis zählt, auf welchen aber auch Oberwallis gewisse Ansprüche macht. Ob es seither zum Schlage gekommen, wissen wir nicht. Die Posten blieben aus; aber Gerüchte melden davon. Der Vorort hat Hrn. Bürgermeister v. Meyenburg (von Schaffhausen) mit ausgedehnten Vollmachten nach dem Wallis abgeordnet, um den Bürgerkrieg zu hindern und nöthigenfalls eidgenössische Truppen zu diesem Zwecke einrücken zu lassen. Die Stände Bern, Waadt, Freiburg und Genf wurden eingeladen, die nöthigen Truppen zu liefern, Oberst Bontemps aus Genf zum Befehlshaber ernannt, die Militäraufsichtsbehörde einberufen. Die Tagsatzung wird nun am 21 April zusammentreten. Heute hat der vorörtliche Regierungsrath auf Antrag des eidgenössischen Staatsraths das Kreisschreiben an die Stände beschlossen, worin der Vorort seine Ansicht über die ganze Wallisersache ausspricht und den Ständen die erforderlichen Aufschlüsse gibt. Ich werde Ihnen dieses Kreisschreiben morgen mittheilen.

(N. Zürch. Ztg.) Französische Blätter melden uns den Tod des greisen Stapfer, des ehemaligen Ministers der helvetischen Republik. Er sey nach einer langen und schmerzhaften Krankheit im 75sten Jahre gestorben. Die meisten seiner Freunde sind ihm vorangegangen, denen dieser Verlust auch des längst Abwesenden einer der härtesten gewesen wäre. Gleich ausgezeichnet als Gelehrter und Patriot, wahrhaft groß als Mensch, war Stapfer der Mann, dem es vor den meisten andern zukam, für die Erziehung der helvetischen Nation die ersten Anstalten zu treffen. Sein Unterrichtsplan ist eine classische Schrift geblieben. Als bevollmächtigter Minister einer jämmerlich zerfallenen Regierung am Hofe des allgewaltigen Consuls, wußte doch Stapfer der Selbstständigkeit seines Vaterlandes einige Triumphe zu erringen. Er lebte später in der ersten litterarischen Gesellschaft des Kaiserreichs und der Restauration, theilte den Franzosen manche Kenntniß deutscher Litteratur und Wissenschaft mit, war Rathgeber und Vater mehr als eines nachher berühmt gewordenen Mannes, wie denn auch Guizot als junger Schriftsteller mehrere Monate in seinem Hause lebte. Seinen Schweizer Freunden blieb er in einer ununterbrochenen Correspondenz getreu, die einen Reichthum der feinsten Beobachtungen und der kostbarsten Beiträge zu der gesellschaftlichen und politischen Zeitgeschichte enthält. Kaum zählt das Jahrhundert einen andern Sohn, der in gleichem Maaße, wie Stapfer, deutsche und französische Bildung, die ganze Bildung des achtzehnten Jahrhunderts und die innigste Religiosität, die feinste Welterfahrung und eine aus wahrer Herzensgüte geflossene Humanität, nicht etwa als Gegensätze in sich schloß, sondern als harmonische Ausbildung besaß. Bis an sein Lebensende war Stapfer Vorsteher mehrerer religiöser Vereine der französischen Protestanten, und auch hier zeigte er alle jene Vorzüge in ungestörtem Ebenmaaße, aber in gesteigertem Grade.

Deutschland.

Die Kammer der Abgeordneten nahm heute den Vereinszolltarif in Berathung. Der ganze zweite Ausschuß beantragte, daß dem von der k. Staatsregierung vorgelegten Vereinszolltarif für die Jahre 1840 / 42, welcher bereits mit dem 1 Jan. d. J. in Wirkung getreten ist, die unbedingte Zustimmung zu ertheilen sey. Referent Walch läßt jedoch aus seinem Referate entnehmen, daß er die bisherige geringe Abgabe von 3 1 / 2 fl. per Centner auf die Einfuhr des ausländischen, ungebleichten ein - und zweidräthigen Garnes allerdings erhöht wissen möchte, um den ausländischen, namentlich den englischen Spinnereien Concurrenz halten zu können. Die Abgeordneten, welche über diesen Gegenstand das Wort ergriffen (Rebmann, Frhr. v. Schäzler, Bestelmeyer und Wolf) sprachen ihre Zustimmung im Allgemeinen aus. Nur findet Hr. Wolf die Herabsetzung des salpetersauern und salzsauern Kali von 52 1 / 2 kr. auf 17 1 / 2 kr., und die für astronomische, chirurchische, mathematische etc. Instrumente in Verbindung mit edlen Metallen von 87 fl. 30 kr. auf 10 fl. 12 1 / 2 kr. zu differirend, als daß hiedurch der inländischen Industrie nicht zu nahe getreten würde. Diesen Bedenken begegnete der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, im Wesentlichen in folgender Weise: Der Vortrag Ihres sehr geehrten Ausschusses hat bei Ihnen wohl die Ueberzeugung begründet, daß die Regierung von den Ermächtigungen, welche ihr durch den Landtagsabschied vom Jahr 1837 gegeben worden sind, auch dießmal wieder nur einen Gebrauch gemacht hat, der in den wohlverstandenen Interessen des Ganzen seine feste Begründung findet. Es ist sehr natürlich, daß nicht alle die Wünsche, welche auch dießmal wieder in Ihrer Mitte laut geworden sind, jene Berücksichtigung finden konnten, welche einzelne Betheiligte gewünscht haben mögen. Es ist ein Zollverein. Es muß daher nothwendig eine Vereinigung widerstreitender Ansichten erfolgen. Fürs zweite bieten ja die wenigsten Fabricationszweige ein in sich abgeschlossenes Interesse dar, ihr Interesse vielmehr ist aufs innigste verzweigt mit den Interessen vieler andern Fabricationszweige, welche gleiche Berücksichtigung in Anspruch zu nehmen haben. Darin liegt auch der Grund, warum die so wichtigen Baumwollenspinnereien jene Erhöhung des Eingangszolles bis jetzt nicht erlangt haben, welche von mehreren Seiten als eine so sehr wünschenswerthe dargestellt wurde. Die Baumwollenspinnerei ist bekanntlich während der letzten 40 Jahre bei uns erst neu entstanden. Sie hat bis zum Abschlusse des Zollvereins des Schutzes sich nicht zu erfreuen gehabt, der ihr durch den Zollvereinstarif seit dem Jahre 1833 gewährt wurde. Wenn die Baumwollenspinnereien mit Verlegenheiten, mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, so liegt die Ursache, wie mir scheint, hauptsächlich in zwei Gründen. Fürs erste in der höhern technischen Vollkommenheit der Spinnereien des Auslandes, namentlich wie sie in England bestehen, und in der bessern Betriebseinrichtung; fürs zweite in den größern Vortheilen, welche diese Spinnereien bezüglich des Ankaufes der Baumwolle genießen, und in den Fluctuationen, welchen die Baumwollenpreise in der neuesten Zeit ausgesetzt waren, und welche bedeutenden Einfluß auf die Preise äußerten. Durch diese Fluctuationen wurden viele Baumwollenspinnereien, welche nicht ältere Baumwollenvorräthe besaßen, in das traurige Dilemma versetzt, entweder ihre Fabricate liegen zu lassen, bis sich günstigere Preise herstellten, oder mit großem Nachtheile zu verkaufen. Alle diese Ursachen aber, welche die Verlegenheiten für so manche Baumwollenspinnereien herbeigeführt haben, sie können, wie mir scheint, durch Erhöhung des Eingangszolles auf Baumwolle nicht sofort beseitigt werden. Neben den Interessen0791 der Baumwollenspinnereien erheben sich aber auch andere nicht minder wichtige die der Baumwollenwaarenmanufacturen, die einen seit längerer Zeit sehr verbreiteten Manufacturzweig bilden, und deren Interessen denen der Baumwollenspinnereien diametral entgegenstehen. Noch sind die Baumwollenspinnereien der Vereinslande nicht dahin gekommen, den Bedarf der Baumwollenwaarenmanufacturen vollständig zu decken. In dem Gebiete der Vereinslande werden jährlich etwa 38 Millionen Pfund Baumwolle verarbeitet, und hievon liefern die Spinnereien in dem Vereinslande nur 12 Millionen Pfund; der Ueberrest muß von dem Auslande bezogen werden, und es ist insbesondere das Ausland, welches namentlich bessere Sorten von Garn liefert. Wenn nun der Eingangszoll erhöht wird, so sind es die Baumwollenwaarenmanufacturen, welche nothwendig darunter leiden. Man sagt zwar, eine geringe Erhöhung des Eingangszolles gewährt den Baumwollenspinnereien großen Schutz, während sie für die Baumwollenwaarenmanufacturen nur eine geringe, vielleicht gar nicht bemerkbare Belästigung bildet, denn es sey den Manufacturen die Möglichkeit gegeben, von den Abnehmern sich hiefür wieder Ersatz zu verschaffen, weil eine Erhöhung der Preise der Fabricate gleichfalls unbemerkbar seyn werde. Dieß mag wohl richtig seyn in Bezug auf den Detailverkauf, was aber den Verkauf en gros betrifft, so möchte ich die Behauptung widersprechen. Die Baumwollenwaarenmanufacturen aber haben eine hohe Stufe der Vollkommenheit erreicht; ihr Absatz beschränkt sich nicht mehr auf die Vereinslande, etwa den vierten Theil ihrer Fabricate liefern sie ins Ausland. Sie dürfen übrigens der vollen Ueberzeugung sich hingeben, daß alle Interessen der vaterländischen Industrie von Seite der Regierung fortwährend ins Auge gefaßt werden, und daß sie in dieser Beziehung die in der Kammer laut gewordenen Wünsche der Nation nach Möglichkeit zu berücksichtigen sich stets zur ersten Obliegenheit macht. Aber zwei Principien werden die Regierung immer leiten: das eine ist das Princip, welches überall dem Vereine zu Grunde liegt, das Princip der möglichsten Stabilität der Zollgesetze, weil ohne diese Stabilität dauernde industrielle Unternehmungen ganz unmöglich sind; das zweite Princip aber, es ist in Ihrer Mitte bereits ausgesprochen worden, daß nichts verderblicher sey, als durch hohe Schutzzölle industrielle Unternehmungen ins Leben zu rufen, welche ohne solche nimmermehr bei uns gedeihen und erfolgen könnten. Das Hervorrufen industrieller Unternehmungen durch hohe Schutzzölle ist nur geeignet, Verlegenheiten für die Regierung zu bereiten, wie wir jetzt so mannichfaltige Beispiele in Frankreich sehen; sie führen am Ende dahin, daß sie die Regierung in die Nothwendigkeit versetzen, die wichtigsten staatswirthschaftlichen Interessen zu vernachlässigen auf Kosten einzelner, in solcher Art treibhausweise hervorgerufenen industriellen Zweige, oder Millionen, die auf diese industriellen Zweige verwendet wurden, der Vernichtung preiszugeben, um auf den rechten Weg einzulenken ... Sämmtliche anwesende Kammermitglieder (104 an der Zahl) stimmten hierauf dem Antrag des Ausschusses bei.

Preußen.

Der Großfürst-Thronfolger von Rußland ist von Dresden hier eingetroffen, wird sich jedoch nur wenige Tage hier und in Potsdam aufhalten. Der König, obwohl noch etwas unwohl, hat doch nicht zugegeben, daß in den einmal getroffenen Anordnungen zum Empfange seines Enkels Aenderungen stattfinden. Se. Maj. sind inzwischen ganz fieberfrei, und werden bei der seit einigen Tagen eingetretenen Frühjahrswitterung sich bald wieder völlig erholt haben. Aus London ist der Frhr. v. Werther, ein Sohn unsers Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, hier eingetroffen. Derselbe wird sich, wie man vernimmt, als erster Legationssecretär nach Paris begeben, wo ihm, vermöge der hohen Achtung und des Vertrauens, die sein Vater als vieljähriger Repräsentant Preußens, dort genoß, eine sehr angenehme Stellung bereitet ist. Graf v. Bernstorf*)Unsere gestrige Frankfurter Correspondenz schrieb irrig: v. Gersdorf., bisheriger erster Legationssecretär in Paris, begibt sich als Geschäftsträger nach Neapel, da unser dortiger Gesandter, Hr. v. Küster, im Begriff ist, eine längere Urlaubsreise anzutreten. Der diesseitige Geschäftsträger in Griechenland, Hr. v. Brasier de St. Simon, wird ebenfalls von seinem Posten hier erwartet.

Oesterreich.

Nach mehrmonatlicher Krankheit ist Se. Exc. der k. k. Kämmerer, geh. Rath, Feldmarschall-Lieutenant und Obersthofmeister Sr. kais. Hoh. des Erzherzogs Franz Karl, Graf Rudolph Salis-Zipers, am 1 April mit Tod abgegangen. Man bezeichnet den bisherigen Dienstkämmerer des Erzherzogs, Franz Grafen v. Coudenhofen, als Nachfolger des Grafen Salis in der Charge des Obersthofmeisters. Auch der k. k. Staats - und Conferenzminister, Graf Johann Cziraky, betrauert den Verlust seiner Gemahlin, der Gräfin Maria Cziraky, geb. Gräfin Batthyan, Sternkreuzordens - und Palastdame, welche am 31 März gestorben ist.

Aegypten.

Das englische Dampfboot ist am 19 d. hier angekommen, und hat bis heute vergeblich auf die ostindische Post gewartet. Der Pascha ist mit dem Gang, den die orientalische Frage in Europa nimmt, sehr zufrieden. Das neue französische Ministerium flößt ihm Zutrauen ein. Die Generalconsuln hatten, wie es scheint, dem Pascha keine neuen Mittheilungen zu machen. Letzterer ist jetzt begierig die Erklärungen zu lesen, welche der englische Minister am 7 d. im Parlament über den Stand des türkisch-ägyptischen Streits gegeben hatte. Alles interessirt den Pascha. Bei Ankunft der Zeitungen sind 10 bis 15 Dolmetscher beschäftigt, die auf die orientalischen Angelegenheiten Bezug habenden Auszüge zu übersetzen, und da er seinen Umgebungen nicht ganz traut, so läßt er sich aufs Gerathewohl von Fremden oder von seinem Sohne Said Bey einzelne Stellen übertragen. Er will, daß man ihm auch das Unangenehmste nicht verheimliche. Nachschrift. Die ostindische Post ist vergangene Nacht angekommen. Das Dampfboot verläßt Alexandria um 10 Uhr; die Briefe müssen bis 9 Uhr abgegeben seyn. Ich hatte kaum einige Augenblicke Zeit, um Ihnen die mitfolgenden Auszüge zu machen.

Ostindien.

Unsere eben eingetroffenen Briefe und Zeitungen aus Bombay reichen bis zum 29 Febr. Lord Auckland war noch nicht in Calutta zurück; am 2 Febr. befand er sich in Allahabad, wo er denselben Tag der Musterung der Bundelkund-Legion beiwohnte. Die Truppen des Bombay'schen Armeecorps hatten in Sukkur den Befehl erhalten, mit Zurücklassung der zur Besatzung des obern Sind nöthigen Mannschaft, ihren endlichen Heimweg anzutreten. Bukkur wird seinen früheren Besitzern zurückgegeben, da man dieses Platzes nur als Deckung beim Vorrücken nach Afghanistan bedurfte. Obrist Orchard, der von Dschellalabad aus mit 100 Mann europäischer Soldaten, zwei Regimentern Sipahis und vier Kanonen nach Peshut aufgebrochen, hat vergebens gesucht, diese Festung mit Sturm zu nehmen; das innere Thor konnte des heftigen Regens wegen nicht gesprengt werden, und die0792 Truppen mußten mit Verlust von 80 Todten und Verwundeten zurückgezogen werden; Nachts darauf aber verließen die Feinde sowohl diese als die auf der andern Seite des Flusses gelegene Festung Kelake. Man fand in denselben nur etwas Korn und einige Centner Pulver. Man befrachtete in Bombay Schiffe zum Transport von Truppen und Munition nach Aden und Buschir. Das Linienschiff Wellesley und der Alligator waren auf ihrem Wege nach China den 27 Jan. in Trincomale angekommen. Drei eiserne Dampfboote werden unter der Direction des Capitän Lynch in Bassora zusammengesetzt: der Nimrod, Nykotris und Assyria. Ersteres war beinahe fertig. Sie werden den Euphrat und Tigris befahren, besonders zwischen Bassora und Bagdad und zur Beförderung der ostindischen Correspondenz, während der Passatwinde, verwendet werden. Briefe aus Buschir vom 21 Januar berichten, daß Sheik Hussein, Exgouverneur dieser Stadt, dieselbe mit einem Buggalow mit 50 Mann Besatzung blokirt und den Persern vielen Schaden zufügt, da dieselben kein einziges Schiff ihm entgegenstellen können. Capitän Macleod, englischer Resident bei den Birmanen, hat sich genöthigt gesehen, Rangun zu verlassen. Seine Stellung war nicht mehr haltbar. Die Regierung von Ava zeigt sich immer feindseliger gegen die Engländer. Er war am 9 Jan. auf dem englischen Kriegsschiff Conway in Amherst angekommen. Dost Mohammed hatte Kulum verlassen, und soll in Bochara angekommen seyn. Lieutenant Pottinger, der sich so lange in Herat aufgehalten, befindet sich in Agra, wo ihn der Generalgouverneur sehr gut aufgenommen. Er hat so gänzlich die Kleidung und Sitten der Mogul angenommen, daß seine besten Freunde ihn nicht erkannt haben. In Lahore soll Kurruk Singh seinen ersten Minister Djan Singh entlassen, und derselbe sich nach Dschumla zurückgezogen haben. Man fürchtet jetzt seinen großen Einfluß im Pendschab. Die Araber, aufgereizt vom Sultan Hamid, der vorgab, daß die Engländer Aden verließen, haben diese Stadt am 30 Jan, wieder angegriffen, sind aber, wie früher, mit leichter Mühe zurückgewiesen worden. Die Expedition nach China bereitet sich aufs kräftigste vor. Aus Bengalen werden zwei Regimenter europäischer Truppen und zwei Regimenter Sipahis, aus Madras zwei Regimenter europäischer und vier Regimenter indischer Truppen nebst einem Regiment Artillerie und einem Regiment Ingenieure, und aus Ceylon ein Regiment europäischer Truppen in Allem beiläufig 10,000 Mann, dahin abgesandt. Oberbefehlshaber ist General R. Arbuthnot; unter ihm befehlen die Generale Oglander und Walker.

China.

Die mit der ostindischen Post gekommenen Berichte aus China reichen bis zum 7, aus Singapore bis zum 17 Jan. Wie vorauszusehen, hat Lin das Gefecht von Dschumpi nach Peking als einen Sieg berichtet, und als Beweis dafür das Zurücksegeln der Fregatten nach Tongku bezeichnet. Se. kaiserl. Majestät hat ihre Flotten von Shikiang und Fokien nach Canton beordert, um die Engländer gänzlich zu verjagen. Lin hat ein kaiserl. Decret bekannt gemacht, welches den Handel mit England gänzlich aufhebt, und bei Strafe der Confiscation das Ueberladen von englischen Waaren auf neutrale Schiffe verbietet. Lin war nicht, wie man irrig berichtet hatte, degradirt worden, im Gegentheil hatte er neue Beweise der kaiserlichen Huld erhalten. Obgleich Capitän Elliot von Lin auf seine Bitte, in Macao, bis nach Erhalt der Verhaltungsbefehle aus England, den legalen Handel zu erlauben, eine abschlägliche Antwort erhalten, so glaubt er doch immer noch, es dahin zu bringen, und hat den Schiffen in Tongku angerathen, diesen Ankerplatz fürs erste noch nicht zu verlassen; sie hatten nämlich nach Manilla absegeln wollen. (Weitere Details morgen.)

0785

Das lateranensische Museum.

Die Einrichtung eines neuen öffentlichen Museums in Rom könnte leicht ein großartigeres Unternehmen scheinen als es in der That ist. Nur aufzulesen hat man für einen solchen Zweck und das Gesammelte mit Einsicht und Kunstsinn zu ordnen. In den spärlich fast nur von Winzern bewohnten Mauerbezirken, besonders in den südöstlichen Regionen der alten Stadt ist kein Platz, kein winkeliges Gäßchen, wo nicht Marmortrümmer eines verlorenen schönen antiken Ganzen an den umfriedenden Wänden zur Schau eingefugt oder in der Erde halb versunken zu finden wären. Bedeutendere, bei den während der letzten Jahre veranstalteten Ausgrabungen zum Vorschein gekommene Fragmente solcher Kunstdenkmäler stehen in großer Anzahl in Gemüsegärten, Vignen, Grotten, Klosterhöfen, verlassenen Gebäuden und an widerlichen Räumen zerstreut. In guter Absicht wurden sie für den ersten Augenblick dahin reponirt, später aber vernachlässigt, und gingen, von den breiten Blättern üppiger, an und neben ihnen aufschießender Wucherpflanzen versteckt, nicht selten zum zweitenmale verloren.

Zur Aufnahme dieser Reste einer vergangenen Größe und Herrlichkeit hat der jetzige Papst den lateranensischen Palast zu verwenden befohlen. D. Fontana erbaute ihn bekanntlich unter Sixtus V in einem schönen, imponirenden architektonischen Style, Galilei beendigte den Bau in dem angefangenen Sinn, und die besten Künstler jener Zeit, P. Nogari, V. Salimbeni, R. da Novara u. A. schmückten sein Inneres aus. Sixtus pflegte hier gern einige Monate des Jahres im Anblick der reizendsten Landschaft zu verleben. Seine Nachfolger indeß schenkten dem neuerbauten Herrschersitze weniger Aufmerksamkeit. Vor einer sehr nahen gänzlichen Verödung konnte ihn allein die neue, seiner gewiß würdige Bestimmung bewahren.

Der Plan des innern Arrangements der intendirten Sammlung ist, die respectiven Räume einer Gemäldegalerie, einer Collection von Marmorantiken und einem Ensemble der vorzüglichsten, in europäischen Museen zerstreuten Meisterwerke griechischer und römischer Sculptur in Gypsabgüssen zu überweisen. Die Completirung der letztgenannten Abtheilung indeß dürfte unter den jetzigen Umständen außerordentlich schwer seyn. Eine herrliche Sammlung in diesem Genre könnte man hier besitzen, wäre die Regierung, ohne deren Erlaubniß kein Alterthum ausgeführt werden kann, früher bedacht gewesen, von den verkauften Originalen einen Abguß zu behalten. Bis jetzt bewahren vier große Parterrezimmer die Gypsabgüsse der Sculpturen von den Frontons des Parthenon, ein Geschenk König Georgs IV von England an Pius VII. Die von Lord Elgin nach England gebrachten Originale befinden sich bekanntlich im brittischen Museum. Die herrliche Gruppe vom Tempel der Pallas auf Aegina (Münchener Glyptothek) ist hier in Gyps, doch nicht im Sinne der Composition, aufgestellt. In zwei nordwärts gelegenen übergeräumigen Hallen hat man angefangen die Marmormantiken zu exponiren. Eine heitere, überaus jugendfrische Basreliefcomposition zeichnet einen unlängst an der Via Appia gefundenen Sarkophag vor allem Andern aus. Sie stellt eine Weinlese vor. Formen und Technik sind von sehr gutem antikem Styl; der dargestellte Moment aber weist sich, der zwischen Laub und Trauben schaukelnden Syringen und Panflöten ungeachtet, wegen des dreimal erscheinenden guten Hirten als zum christlichen Kunstideenkreise gehörig aus. An den Wänden hat man Fragmente von dem weitläufigen Mausoleum der Xenobia sehr artig gruppirt. Auch eine vor kurzem aus Terracina, ihrem Fundorte, angekommene überlebensgroße Marmorstatue des Sophokles ist eine vorzügliche Zierde dieser Abtheilung. Tenerani, der bedeutendste unter den römischen Bildhauern, ist mit ihrer Restauration beschäftigt. Ein in der benachbarten Vigna des lateranensischen Klosters ausgegrabener Kopf, in dem wir einen Coriolan erkennen, ist außer dem erwähnten der aufmerksamsten Betrachtungen werth. Meisterhand fertigte ihn in jenem streng griechischen ins Schöne übergehenden Styl, wie wir ihn in idealen Köpfen auf griechischen Münzen bewundern. Die Säle der zweiten Etage sind für die Gemälde und Sculpturen neuerer Bildhauer bestimmt. Eine von Silvagny in Rom vorzüglich gearbeitete Copie des geistvollen, jetzt fast unkenntlich gewordenen Frescobildes von Domenichin in S. Gregorio, die Geißelung des heil. Andreas; ein Originalgemälde von Caravaggio und der kostbare Carton von Giulio Romano mit dem Tode des Stephanus früher in der capitolinischen Gemäldegalerie unter Verschluß sind von Bildern das Bedeutendste. Eine lebensgroße Marmorfigur des Raphael von Stocchi, einem hiesigen Künstler, ist, wenn auch in der Composition verfehlt, doch sonst ein wohl durchgearbeitetes Bildwerk.

Den Fußboden eines großen Gemachs schmückt ein in den innern Räumen der Thermen Caracalla's gefundenes, kunstreiches antikes Mosaik, das größte, so viel wir wissen, in Rom vorhandene. Es mißt 26 Schritt in die Länge und 16 in die Breite. In 60 größern und kleinern Feldern zeigt es Gladiatoren drei zu diesen Gruppen gehörige Athleten sind als Fußbodenornament in einem unteren Parterrezimmer eingesetzt Dichterporträts und Siegespreise jeder Art. Von einem zu seiner Beschauung erbauten Balcon übersehen, gewährt das Ganze einen höchst imposanten Anblick.

Bremen, der natürliche Hafen von Bayern, Würtemberg, Thüringen und Hessen.

Wenn in Beziehung auf Welt - und Seehandel die mittel - und süddeutschen Länder, als die Königreiche Bayern und Würtemberg, Kurhessen und die thüringischen Staaten, insofern eine nachtheilige Lage haben, daß sie weit von der See entfernt sind, so wird diese Lage noch unendlich dadurch verschlimmert, daß die vorhandenen Wasserstraßen, welche sie mit dem Weltmeere verbinden könnten, für sie von nur sehr geringem Werthe sind. Main und Rhein verbinden Bayern, Würtemberg, Coburg und Oberhessen zwar mit Holland jusqu'à la mer; denn wenn auch durch neuere Vereinbarungen dieses jusqu'à la mer für rheinische Schiffe aufgehoben ist, so besteht es factisch für die Erzeugnisse, wenigstens der Mainländer noch fort. Holland hat aber nur äußerst geringfügige Verbindungen in solchen überseeischen Ländern, welche deutsche Erzeugnisse verbrauchen; es versorgt fast lediglich seine eigenen Colonien und zwar vorzugsweise mit holländischen Producten, so daß gar wenig übrig bleibt, was die Mainländer durch Vermittlung der Holländer über See absetzen können. *)Die Holländer würden sehr betrübt seyn, wenn deutsche Producte, Bedürfnisse und Kenntnisse sich unter der Colonialbevölkerung verbreiteten. Es wäre dann auf immer vorbei mit ihrem, unglaublich0786*)niedrigen Arbeitslohn und mit der spottwohlfeilen Erzeugung.A. d. EinsAlles, was demnach der Main und die Rheinstraße jenen Ländern Gutes bringt, besteht mehr in dem Verkehr mit dem deutschen Rheinlande, und gelegentlich in dem Absatz weniger Producte für den Verbrauch von Holland selbst, hauptsächlich aber wird jene herrliche Wasserstraße benutzt, den Mainländern gegen baares Geld die Colonialwaaren Hollands zuzuführen. Die Holländer erscheinen daher mit nichten als die Vermittler eines deutschen Nationalhandels, denn sie vermitteln lediglich ihren eigenen Handel, und suchen sogar durch Prämien den Absatz ihrer Colonialwaaren nach Deutschland zu erzwingen und zu monopolisiren; denn je mehr sie an das letztere verkaufen, desto mehr häufen sich ihre Reichthümer und diejenigen ihrer Colonien. Die in Köln gemachten Versuche zu einer Seeschifffahrt, so sehr jeder Deutsche ihnen auch Erfolg wünschen muß, können wohl schwerlich einen Nationalhandel vorbereiten, weil jenem, zwar sehr unternehmenden Platze doch die Bedingungen abgehen, nämlich eine dem Seewesen mit leidenschaftlicher Vorliebe zugewendete Bevölkerung ein die Niederlassungen in fernen Zonen so häufig als solid begründender Unternehmungsgeist, wie Bremen solche zu Hunderten in Nord -, in Süd - und in Mittelamerika hat, eine großartige eigene Schifffahrt und Rhederei der thätige Export der Producte und Fabricate der rückwärtigen deutschen Binnenländer und der Nebenlande und der tauschweise vortheilhafte Import der überseeischen Erzeugnisse. So trefflich daher die schöne Rhein-Wasserstraße nach dem Meer auch ist, so kann sie aus erwähnten Gründen das Bedürfniß der Mainländer zu einem thätigeren Antheil am Weltverkehr nicht befriedigen. Diese Länder haben aber eine kürzere Strecke nach dem Meer auf einer rein deutschen Straße, zu einer rein deutschen Seestadt, welche alles in sich vereinigt, was zur Betreibung eines wahren Nationalhandels erforderlich ist. Diese Straße ist die Werra und die Weser, diese Seestadt ist Bremen. Aber wie himmelschreiend ist diese Wasserstraße, die das Herz Deutschlands mit dem Weltmeer verbindet, vernachlässigt! Das Strombett beider Flüsse ist seit Jahrhunderten verwildert, nur selten ist eine Hand daran gelegt, um eine gar zu starke Hemmung zu entfernen; alle Klagen, alle Vorstellungen blieben unbeachtet, und wenn einmal etwas zur Besänftigung der Klagenden geschehen ist, so geschah es mehr zum Schein als in der Wirklichkeit. Schwere Flußzölle belasten fortwährend den Güterzug, und die Werra findet sich sogar förmlich durch einen Verhack (Mündener Wehr genannt) rein abgeschnitten, so daß die Waaren über Land von der Weser nach der Werra an die Mündung der letzteren geschafft werden müssen. Was ist die Folge dieser heillosen Vernachlässigung und Belästigung der Wasserstraße Mittel - und Süddeutschlands nach dem Meer? Es ist die, daß die Frachten auf Weser und Werra, die Speditionskosten u. s. w. so hoch anlaufen, daß die Colonialwaaren, welche Bayern von Bremen bezieht, seit mehreren Jahren den Weg von Bremen über Holland den Rhein hinauf in den Main nehmen, und dieser letztere Weg nicht nur wohlfeiler, sondern auch schneller erfunden wird. Der Güterzug von Bremen über Münden nach dem Süden betrug noch bis 1837 jährlich über 40,000 Schiffspfund (120,000 Centner); 1839 sank derselbe auf circa 20,000 Schpfd. (60,000 Centner) herab, weil, wie erwähnt, Bremen sich holländischer Spediteurs bedienen muß, um seine Verbindung mit Bayern, Oberhessen, Coburg und Würtemberg zu unterhalten. Dennoch hört diese Verbindung nicht auf, weil der hartnäckige Unternehmungsgeist der Bremer, unterstützt von ihrer glänzenden Handelsmarine, nicht nachgibt; aber muß es nicht als eine Schande für das gesammte Deutschland erscheinen, daß die Wasserstraße, welche bis in dessen Centrum führt, auf solche Weise verwahrlost ist, daß man zugibt, daß eine deutsche Seehandelsstadt, so augenfällig berufen, den deutschen Seehandel Mittel - und Süddeutschlands zu vertreten, in eine Lage versetzt ist, fortwährend gegen die größten Hindernisse zu kämpfen, und daß durch die Gleichgültigkeit Deutschlands selbst eine solche Stadt verhindert wird, ihre Wirksamkeit zur Ausfuhr süddeutscher Erzeugnisse zu bethätigen! Wie ganz anders könnte sich der Verkehr Süddeutschlands gestalten, wenn es, statt dem Holländer für seine Colonialwaaren tributär zu seyn, sich seinen weit näheren geraden Weg nach dem deutschen Norden öffnete, wo ein deutsches Interesse emsig nach jedem Erzeugniß forscht, ob es auch dem Auslande zugeführt werden könnte, wo alle Aussicht vorhanden ist, die Colonialwaaren nicht mit baarem Gelde, wie bisher an Holland, sondern mit Ergebnissen des Bodens und der Industrie zu bezahlen!

Die Mittel, solche Verbindung vollkommen herzustellen, sind gar leicht zu finden, wofern nur ein allseitiger Wille vorhanden ist, sie anzuwenden, und nicht engherzige Particularinteressen, oder vielmehr vermeintliche Particularinteressen hindernd in den Weg treten.

Die Frachtsätze per 1840 sind von Bremen nach Münden bei gutem Wasser ... Rthlr. 1 7 1 / 2 gGr. pro 3 Centner bei mittelmäßigem dito. Rthlr. 1 13 1 / 2 gGr. dito. bei niedrigem dito. dem gewöhnlichen Stande Rthlr. 1 19 1 / 2 gGr. dito.

Die Ursache der großen Verschiedenheit der Frachten liegt in dem Umstande, daß bei mittelmäßigem und bei niedrigem Wasser das Fahrwasser so schlecht wird, daß die Schiffer nur wenig Güter laden können, ja sogar oft unterwegs genöthigt sind, dieselben in kleinere Fahrzeuge überzuladen. Ein fernerer Grund der hohen Frachtsätze liegt darin, daß, da die Güter sich mindern und andere Wege nehmen, die Schiffer oft erst nach achtzehn Monaten wieder eine Fahrt machen können, weil so langsam die Reihe herum kommt. Wären dieselben immer in Thätigkeit, so würden sie bei jeder Fahrt nur eines kleinen Gewinns bedürfen, um ihr Fortkommen zu haben, aber der spärliche Zufluß von Gütern treibt zu einer Erhöhung der Fracht, daher zu einer Vergrößerung des Grundübels. Wenn aber durch zweckmäßige Strombauten, so wie sie die meisten deutschen Flüsse schon aufweisen können, ein geregeltes Fahrwasser mit einer Tiefe von 3 bis 4 Fuß bei niedrigem Wasserstande geschaffen würde, so könnten die Schiffer stets zu der niedrigsten Fracht fahren, welche 1 Rthlr. 7 1 / 2 gGr. inclusive Weserzoll und exclusive Zoll und Schifffahrtsunkosten 22 gGr. pro 3 Centner beträgt, ja, weil ein vermehrter Zufluß von Gütern dann stattfinden würde, könnten die Schiffer ihre Reisen mit größerer Regelmäßigkeit wiederholen, und dadurch den Frachtsatz noch um ein Weiteres vermindern, so daß sie bei 18 gGr. Fracht pro 3 Centner bis Münden ihr gutes Auskommen finden dürften. Um aber zu einem solchen permanenten Frachtsatz zu gelangen, würde nicht nur eine gründliche Verbesserung des Stroms der Weser erforderlich seyn, sondern die lästigen Weserzölle, womit die Uferstaaten sich unter einander behelligen, müßten entfernt werden. Hannover erhebt seinen Antheil am Wasserzoll von allen Gütern, die von Bremen nach Städten des Zollvereins gehen, erlaßt denselben aber auf alle Güter, die von Bremen nach hannover'schen Städten gesandt werden. Die Waaren, welche demnach über Münden nach Süddeutschland verladen werden, zahlen keinen Weserzoll an Hannover. Dagegen erheben die Zollvereinsstaaten Preußen und Hessen ihren Antheil am Weserzoll von allen Gütern, welche0787 von Bremen nach hannöver'schen Städten an der Oberweser gehen, erlassen ihn aber für die preußischen und hessischen Plätze, und dieser Zoll beträgt ungefähr eben so viel als der hannöver'sche Antheil. Die für Bayern, Thüringen etc. versandten Waaren haben daher an Hessen und Preußen einen Weserzoll von circa 9 gGr. per Schiffpfund von 3 Centnern zu entrichten. Es geht aus dem Erlassen dieser Zölle an die eigenen Unterthanen hervor, daß die sämmtlichen Regierungen das Schädliche derselben für den Verkehr erkannt haben; es darf daher wohl erwartet werden, daß sie sämmtlich zu einer Verständigung über die Aufhebung dieser gegenseitigen Belästigung bereit seyn werden. Die Entfernung dieser schweren Stromzölle würde den betheiligten Regierungen indirect reichlich wieder zu Gute kommen, denn der dadurch bedeutend sich mehrende Verkehr würde einen großen Wohlstand über alle die Weser begränzenden Provinzen verbreiten und den Verbrauch steuerbarer Artikel vermehren, dadurch dem Staate eine Entrade verschaffen, welche den Ausfall der Netto-Weserzölle reichlich decken könnte.

Außer diesen Plagen leidet der schöne Weserstrom noch an manchen anderen von geringerer Bedeutung. Wir wollen nur Eine berühren, welche in neuerer Zeit sich als überaus hemmend für die Einführung einer Dampfschifffahrt auf der Weser erwiesen hat. Bei niedrigem Wasserstande ist bei jetziger Beschaffenheit des Stromes ohnehin an keine Dampfschifffahrt zu denken, aber auch bei gutem Wasser hat dieselbe 6 Meilen oberhalb Bremen bei Hoya schon ein Ende, weil daselbst eine alte baufällige Brücke mit engen und niedrigen Jochen kein für Flachgang gebautes, daher erforderlich breites Dampfschiff durchläßt. Der Brücke steht ein Neubau bevor, und wenn man auch der Hoffnung sich hingibt, daß die neue Brücke zu Hoya den Bedürfnissen der neueren Schifffahrt mehr angemessen gebaut werde, so ist doch noch nicht alle Besorgniß verschwunden, daß man sie aufs neue wieder der alten Brücke völlig gleich bauen, und dadurch auf eine lange Reihe von Jahren hinaus der deutschen Weser oberhalb Hoya den Vortheil einer Dampfschifffahrt versagen werde.

So weit was die Weser angeht. An ihrem Anfange stößt die Schifffahrt auf das Wehr zu Münden, welches die Werra von der Weser abschneidet. Es vereinigen sich hier zwei schiffbare Flüsse, über welche der natürliche Güterzug von und nach Mittel - und Süddeutschland führt. Dennoch müssen jetzt die Güter, um von den Schiffen des einen Flusses in diejenigen des andern Flusses gebracht zu werden, erst eine Spazierfahrt durch die Straßen der Stadt Münden machen!!! Wie leicht wäre dieses Wehr mit einer Schleuße zu versehen, um die Werra-Schiffe zu den Weser-Schiffen gelangen zu lassen, so daß eine Ueberladung von Bord zu Bord geschehen könnte. Dann würde viel Zeitverlust und schwere Unkosten vermieden. Die Stadt Münden aber könnte im Ganzen bei einer solchen Vorrichtung nur gewinnen, denn wenn die angeführten Verbesserungen der Weserschifffahrt ins Leben treten, und die Mündener Straßentransportkosten wegfallen, würde der Güterzug über Münden sich sicher mehr als verdreifachen, und Mündens Kaufmannschaft durch einen solchen gewaltigen Zuwachs der Speditionen, Mündens Schiffer durch den Transport desselben, Mündens arbeitende Classe durch das Mitwirken bei dem Ueberladen von Bord zu Bord, daher alle Bewohner Mündens ihre Interessen durch den Bau einer Schleuße gar sehr gefördert sehen.

Den Schluß der Wasserstraße bildet der Speditionsort Wannfried, gerade im Mittelpunkte Deutschlands. Die gegenwärtige Zeit, so reich an Erfindungen aller Art, hat auch Mittel gefunden die Handelsstraßen über Land den Wasserstraßen hinsichtlich der Wohlfeilheit des Transportes näher zu bringen. Wir wollen nicht einmal der großartigen Eisenbahnen gedenken, welche mit Locomotiven hauptsächlich für den Personenverkehr gebaut werden, sondern wollen nur an einfache Schienenwege, sey es von Eisen oder auch nur von Holz erinnern, auf welchen der Güterzug durch Pferde statt findet. Diese sind leicht einem mittelmäßig günstigen Terrain anzupassen, ihre Kosten betragen nicht ein Drittel der gewöhnlichen Eisenbahnen, und der Waarentransport ist auf denselben, wenn auch langsamer, doch sicher um ein Bedeutendes billiger. Vereinigte nun eine solche einfache Eisenschienen - oder Holzbahn Wannfried mit Schweinfurt oder Bamberg, zur Verbindung der Weser mit dem Main und dem Ludwigscanal, so wäre, wenn die genannten Mängel der Weserschifffahrt gleichzeitig ihre Erledigung fänden, die so sehr im allgemeinen deutschen Interesse wünschenswerthe enge Verbindung Bremens mit Mittel - und Süddeutschland zu Stande gebracht. Süddeutschland hätte dann einen wirklichen nationalen Seehafen gewonnen, und neue Lebenskraft würde das Herz Deutschlands bis in das Stromgebiet der Donau durchdringen.

Fragt man aber, ob irgend ein deutscher Staat, irgend eine deutsche Stadt durch die Vervollkommnung dieser Wasserstraße Nachtheil hat, so glauben wir sicher antworten zu können: Nein! Keiner hat dadurch Nachtheil, Süd -, Mittel - und Norddeutschland haben alle reiche Früchte davon zu ernten, und ein neues nationales Band würde den Süden unseres Vaterlandes enger an den Norden, den Norden enger an den Süden knüpfen. Die Verbesserung der Weserschifffahrt und die Vereinigung dieser Wasserstraße mit dem Ludwigs - Donau - Maincanal sind daher ein eigentliches deutsches Nationalwerk! Möge man denn Hand ans Werk legen, damit bald das ganze deutsche Vaterland sein nennen könne, was ihm angehört, seine eigenen Häfen an der Nordsee, die kaum in der Heimath gekannt, und ohne namhafte Unterstützung einen harten Kampf für Deutschlands Seehandel bis jetzt noch siegreich kämpfen. Mögen diese Worte nicht verhallen!

Ungarn.

(Entgegnung auf die Briefe aus Pesth in d n Nummern 54, 55 und 56 der Beilage zur Allg. Zeitung.)

Allen Lesern Ihrer Zeitung ist die Tendenz bekannt, mit der Sie die in dieselbe aufzunehmenden Gegenstände von jeder Seite beleuchten lassen, auf daß der Vorwurf der Einseitigkeit eine Zeitung nicht belaste, die mit Recht die Allgemeine heißt. Demzufolge nehmen sich einige Ungarn die Freiheit, die Einseitigkeit eines Aufsatzes aus der Feder eines Verstorbenen hiemit ins Licht zu stellen, damit die Wahrheit auch in dieser Rücksicht ihr Recht behaupte. Wir beginnen mit Auszügen aus einem rügenden Artikel aus einer unserer gelesenern ungarischen Zeitungen (Jelenkor, Pesth, 7 März). Eine der letzten Beilagen der Allg. Zeitung theilt ein Schreiben des berühmten Verstorbenen über unser Vaterland, vorzüglich über Ofen und Pesth mit. In des Fürsten bisher erschienenen Reiseberichten herrscht durchgehends ein so bestimmter Ton, wie ihn nur die innerste Ueberzeugung hervorbringen kann, so daß Jedermann folgern durfte, ein Reisender von so hohem Range und so ausgezeichneter Bildung werde jene Ueberzeugung nur aus den reinsten und sichersten Quellen zu schöpfen gewohnt seyn. Aus diesem Grunde durften wir uns über die Ankunft des vielerfahrnen Reisenden in unsern Hauptstädten mit Recht freuen, denn wir konnten die begründete Hoffnung hegen, er werde die im Auslande so zahlreich0788 verbreiteten falschen Vorstellungen von unserm Vaterlande widerlegen und uns den Augen des deutschen Publicums so darstellen, wie wir sind, wie dieß z. B. Paget in seinem kürzlich über unser Vaterland erschienenen englischen Werke gethan. Indessen haben wir uns getäuscht, denn der Fürst hat in seinem Briefe in jeder Hinsicht theils übertriebene, theils ganz unrichtige Bemerkungen über Ofen und Pesth mitgetheilt. Zuerst greift er unser Klima an, indem er sagt, daß man wegen Nebel und Regen fast immer das Zimmer hüten müsse. Dieß wäre ihm nun zwar zu verzeihen, denn da er mehrere Jahre im Orient gelebt hat, so konnte er natürlicherweise unsern Winter eben nicht reizend finden; indessen würde mehr als Ein Land Europa's unser Klima gern gegen das seinige eintauschen. Diesem Punkte folgen politische Ansichten, Meinungen und Vorhersagungen, von denen wir schweigen, denn in dieser Beziehung ist jedes Wort des großen Verstorbenen grundlos. Es bedarf nur eines Blicks in unsere Geschichte, um zu wissen, daß die ungarische Nation der constitutionellen Regierung ihrer geliebten Fürsten jederzeit durch treue Anhänglichkeit entsprochen hat. In dieser Hinsicht also verdient jede Verdächtigung nur ein Achselzucken. *)Hier thut das ungarische Blatt dem berühmten Reisenden offenbar höchlich Unrecht. Weit entfernt, die Ungarn irgend zu verdächtigen, erkennt er vielmehr in jedem Wort die edle Loyalität derselben an. Wir heben von vielen Stellen nur folgende aus: Der Ungar scheint mir schon im Allgemeinen, wie er jetzt ist, einen sehr ehrenwerthen, für ein wohlmeinendes Gouvernement ganz ungefährlichen Nationalcharakter zu besitzen. Frei und ungebunden, ja fast ein wenig renommistisch in der Rede, ist er doch sehr bedächtig vielleicht zu sehr manchmal im Handeln, worin er sich z. B. ganz vom phantastischen Leichtsinn des Polen unterscheidet, wie auch darin, daß er seinen Beherrschern aufrichtig zugethan ist, trotz aller vorübergehenden Bezeugung von Unzufriedenheit. Dem Fremden, der mit einem noch so ungebärdig raisonnirenden Ungar zu lebhaft einstimmen wollte, würde es daher leicht eben so ergehen, wie dem unberufenen Schiedsrichter im Zadig mit dem streitenden Ehepaare. Dieß ist ein edler, schöner Zug des Volks, der auch, ungeachtet der ungünstigsten Verhältnisse, oft glänzend in seiner Geschichte hervortrat. Hierauf sagt uns das fragliche Schreiben eine sehr interessante Neuigkeit, daß nämlich in Pesth zwei gute Blätter seyen: das Tagblatt und der Spiegel . Wir freuen uns, daß der hohe Reisende bei uns doch so leicht etwas Gutes aufzufinden gewußt hat. Doch wäre es unserer Meinung nach ziemlich gewesen, da er Ungarns Hauptstadt beschrieben, auch irgend eins der darin erscheinenden ungarischen Blätter, wenn auch nur tadelnd, zu erwähnen; denn am Ende werden die deutschen Leser glauben, daß in unserer Hauptstadt nicht ein einziges ungarisches Blatt erscheine. Es ist eine verdrießliche Sache, wenn ein Reisender bei seinem Urtheil über Länder und Völker, deren Sprache er nicht kennt, sich gezwungen sieht, sich bloß auf einige Personen seiner Umgebung zu verlassen, was häufig die üble Folge hat, daß bloß die Meinung einiger leidenschaftlichen Menschen vor das lesende Publicum kommt. Um dieses zu vermeiden, ist es nöthig, sich in Berührung mit Menschen aller Ansichten und Standpunkte zu setzen, die verschiedenen Meinungen mit einander zu vergleichen, sich in der Geschichte Raths zu erholen und dann seinem gesunden Urtheil und seiner Ueberzeugung zu folgen. Dieß that bei uns Miß Pardoe, die berühmte englische Reisende. Sie aber greift der Fürst schonungslos an, die edle Brittin, die in ihren geistvollen Schriften über den Orient hinlänglich bewiesen hat, daß es nicht ihre Art ist, nur Oberflächlichkeit zu verbreiten, sondern den wahren Charakter des Volks, das sie schildern will, zum Gegenstand ihres eifrigsten Studiums zu machen. Bei der Berührung unserer Litteratur erwähnt der Fürst bloß Nikolaus v. Jósika. Wenn man auch immer gestehen muß, daß er damit einen der glänzendsten Namen unserer Litteratur genannt, so darf doch nicht geläugnet werden, daß, wenn man unsere unsere Nationallitteratur dem Auslande andeuten will, man mehr als Einen Namen dabei erwähnen muß.

So weit die Auszüge aus dem erwähnten ungarischen Blatte. Wir fügen nur Weniges bei. Jósika hat im Lande einen sehr gefeierten Namen, der ihn an die Spitze mehrerer hoffnungsvollen Talente zu stellen scheint. Gern räumen wir ihm die erste Stelle ein im Fache des National-Romans. Indessen erblicken wir auf andern Feldern der magyarischen schönen Litteratur auch andere Namen in nicht minder schönem Lichte strahlend, wenn wir auch nur auf die jetzt Lebenden uns beschränken wollen. Die Tagsblätter betreffend, möchten wir fragen: was würde man von einem Reisenden gesagt haben, der zur Zeit, da noch das ungarische Blatt Magyar Kurir in Wien herauskam, bei der Erwähnung der Journale dieser Stadt bloß geschrieben hätte: Wien hat auch ein gutes Journal, den Magyar Kurir . Außer den in den Pesther Briefen erwähnten beiden deutschen Blättern erscheinen in Pesth wohl sechsmal so viel andere in der Nationalsprache, von denen wir nur folgende herausheben wollen: politischen Inhalts: die Hazai 's〈…〉〈…〉, der neuere Jelenkor und Rajzolatok; von wissenschaftlicher Richtung:〈…〉〈…〉 und Figyelmezö; belletristisch:〈…〉〈…〉, Hasznos〈…〉〈…〉,〈…〉〈…〉,〈…〉〈…〉 und besonders das Athenäum; ökonomisch-industriell: Ismértetö und〈…〉〈…〉; dann die wissenschaftlichen Zeitschriften〈…〉〈…〉 und〈…〉〈…〉. Dabei nimmt es uns Wunder, daß dem Hrn. Verfasser nicht die ursächliche Verknüpfung einen, wenn auch nur eben so flüchtigen Blick, als die andern waren, auf die seit zwölf Jahren in Pesth bestehende, die wissenschaftliche und ästhetische Bildung der Nation nicht wenig fördernde, besonders aber das magyarische Volksthum hervorrufende ungarische Akademie richten ließ. Zum Schlusse dieser kleinen Einrede haben wir das Vergnügen zu erklären, daß uns, die Einsender, nicht etwa gallsüchtige Polemik zu dieser Stimme vereint, sondern bloß der in uns immer rege Wunsch: dazu beizutragen, daß die im gebildeten Abendlande, namentlich in Deutschland gefaßten Vorstellungen von Ungarn von den sie noch so vielfach entstellenden Irrthümern nach und nach gereinigt und das Aufkommen neuer wo möglich verhütet werde, während wir auf der andern Seite dem Hrn. Verfasser für die Anführung mancher andern, wenn auch nicht schmeichelhaften, doch als wahr anerkannten Thatsachen hiemit öffentlich danken, da wohlbegründete Rügen, von so hoher Stellung ausgesprochen, mehr als tausend andere bessernd auf eine Nation wirken müssen, bei der, nach ihrem Eintritt ins neue Jahrhundert, das Bestreben erwacht ist, sich zu verjüngen, und in jugendlicher Frische einen in der Reihe der gebildeten europäischen Völker ihr schon längst angewiesenen beneidenswerthen Platz einzunehmen.

[1208]

Hoch oben am Gipfel des 6517 Fuß hohen Kaisersteines des Neustädter Schneeberges steht die Granitsäule, ein bleibend Denkmal der persönlichen Gegenwart Kaiser Franz des I.

Unten am Fuße des Berges gedenkt der Freund der Natur gewiß mit Dankbarkeit des hohen und gütigen Monarchen, wenn am Kaiserbrunnen die köstlichste Erfrischung den Wanderer erquickt. Nun aber soll ein drittes, erhabenes Denkmal an den unvergeßlichen, angebeteten Kaiser inmitten des Kaisersteines und des Kaiserbrunnens in einer bei 600 Fuß hohen Felsenwand erinnern.

Gewiß wird das Herz der zahllosen Vaterlandsfreunde von der süßesten Regung ergriffen, wenn sie die Einladung zur Errichtung0789 eines National-Monumentes vernehmen, welches seit dem Tode des angebeteten Monarchen ein Gegenstand des allgemeinen Wunsches ist, und gegenwärtig als ein Unternehmen in das Leben treten soll, welches den Ruhm vaterländisch-nationaler Kunst durch die Großartigkeit der Idee und Ausführung im In - und Auslande verherrlichen wird.

Welcher Naturfreund kennt nicht die herrlichen Gegenden von Reichenau und Guttenstein in dem geliebten Oesterreich? Wer hat das dortige wundervolle Felsenthal betreten, ohne von der Majestät der himmelanstrebenden Marmorwände im Innersten ergriffen zu werden? Dem Scharfblick erfahrener Künstler war es bestimmt, in diesen Felsenpartien die von der Natur selbst gebotene Gelegenheit zu entdecken, dem unsterblichen Vater des Vaterlands ein durch kommende Jahrhunderte dauerndes Denkmal der treuen und unvergänglichen Unterthanenliebe errichten zu können.

Es soll nämlich in eine der riesigen Flächen der Felsenwände des Schneeberges nächst dem Kaiserbrunnen das Kopfbild weiland Sr. Majestät Franz I. in Art eines Medaillons, im Durchmesser von 42 Wiener Fuß, gehauen werden, welches in Uebereinstimmung der Großartigkeit der Natur in diesem Felsenthale durch die Größe und räumliche Ausdehnung die Bewunderung der Fremden und Einheimischen erregen soll, und in dieser Art von keinem ähnlichen Denkmal in Europa bisher erreicht werden dürfte.

Die Proben, welche bereits mit dem Marmor vorgenommen wurden, haben die befriedigendsten Resultate geliefert, und der weiß und röthlich gesprenkelte Marmor erscheint für die großartigen Basrelief-Arbeiten vollkommen tractabel. Wenn jene romantischen Gegenden des geliebten Oesterreichs schon ihrer natürlichen Reize wegen die Naturfreunde anzogen, so werden sie dann erst, wenn das erhabene Werk vollendet ist, magnetisch die Millionen Herzen anziehen, welche ewig für den unvergeßlichen Herrscher schlagen werden.

Welch ein neuer Anlaß zum Stolz auf die Regierungsepoche unseres allverehrten jetzt herrschenden, geliebten Kaisers? Sein erhabenes Auge wird mit erhebendem Gefühl an dem großartigen Zeichen der Liebe Seiner Unterthanen für das glorreiche Kaiserhaupt Seines unvergeßlichen Vaters verweilen!

[1188]

ACADÉMIE DE LAUSANNE.

Cinq chaires actuellement vacantes dans l'Académie de Lausanne, canton de Vaud, en Suisse, sont mises au concours, savoir: 1) une chaire de philosophie et d'histoire de la philosophie; 2) une chaire de droit public et international, comprenant le droit public et international des peuples modernes, le droit public fédéral de la Suisse, le droit public intérieur des cantons, le droit public du canton de Vaud; 3) une chaire de philosophie de droit et de droit pénal; 4) une chaire de droit romain et d'histoire générale du droit; le professeur donnera de plus un cours systématique de droit civil vaudois, rattaché au droit romain et à l'histoire du droit; 5) une chaire de droit civil et de droit commercial vaudois, comprenant la procédure civile et la procédure commerciale.

Les personnes qui ont l'intention d'offrir leurs services pour quelqu'une des cinq chaires sus-mentionnées, doivent s'annoncr par écrit au Président du conseil de l'instruction publique du canton de Vaud, avant le premier de Juillet prochain. Le conseil de l'instruction publique donnera tous les renseignemens nécessaires sur l'office et le bénéfice qui sont attachés aux places vacantes, ainsi que sur les épreuves exigées des candidats.

Lausanne, le 10 Mars 1840.

Le vice-président du conseil de l'instruction publique.

André Gindroz.

[1176-78]

Venediger Handelsgesellschaft.

Im Sinne der Statuten werden die HH. Unterzeichner auf Actien hiermit eingeladen, die erste Einzahlung von 20 Proc. auf den Betrag jeder Actie, von heute an innerhalb drei Monaten zu leisten.

Gegen diese Einzahlung wird ein Interims-Actienschein erlassen, und die vom 1 Julius an mit 4 Proc. per Jahr darauf fallenden Zinsen werden bei der nächstfolgenden Einzahlung der P. T. Actionnäre eingerechnet werden.

Zum Behufe dieser ersten Einzahlung, die in Venedig zu erfolgen hat, wird die Casse der Gesellschaft, mit Ausnahme der Festtage, vom 16 bis 30 Junius von 10 Uhr früh bis 4 Uhr Nachmittags offen stehen. Venedig, den 31 März 1840.

Die Directoren: Sp. Papadopoli.

Joseph Reali.

[1167-68]

An die deutschen Bühnen.

Den verehrlichen Directionen der deutschen Bühnen geben wir hiermit die Nachricht, daß das Manuscript der letzen weißen Rose von Kuranda auf rechtmäßigem Wege einzig und allein zu beziehen ist durch die Regie des königl. Hofschauspiels in Stuttgart.

Stuttgart, den 25 März 1840.

[1063-66]

Einzahlung zum Hüttensteinacher Eisenwerk.

Der unterzeichnete Verwaltungs-Ausschuß benachrichtigt hiemit die verehrlichen Mitglieder der Hüttensteinacher Eisenwerks-Gesellschaft, daß nunmehr die zweite Nachzahlung auf die emittirten Hauptactien stattfinden solle.

Dieselben werden demnach unter Bezugnahme auf das in §. X der Statuten enthaltene Präjudiz ersucht, die treffenden Beträge (50 fl. pr. Actie) nebst dem Interimsschein behufs der Quittirung spätestens bis zum 24 April d. J. an Hrn. Bankier Leonhard Kalb dahier portofrei einzusenden.

Nürnberg, den 20 März 1840.

Der Verwaltungs-Ausschuß der Hüttensteinacher Eisenwerks-Gesellschaft.

J. Schnerr. C. Zinn. E. Schmidmer. G. Oye. S. Frhr. v. Tucher.

0790

[5256-66]

K. K. priv. österr. Lloyd in Triest.

Zweite Abtheilung. Dampfschifffahrts-Gesellschaft.

Anzeige, die Dampfschifffahrt im Adriatischen Meere und in der Levante betreffend.

I. Zwischen Triest und Venedig.

Abgang von Triest: jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abgang von Venedig: jeden Montag, Mittwoch und Freitag

immer Abends.

Dauer der Ueberfahrt ungefähr 9 Stunden.

II. Zwischen Triest und Dalmatien.

Abgang von Triest: am 5 jeden Monats während des ganzen Jahres, und vom März bis einschließlich October auch am 20 jeden Monats immer Nachmittags nach Lussinpiccolo, Zara, Sebenico, Spalato, Lesina, Curzola, Ragusa und Cattaro, welche Häfen auch bei der Rückfahrt berührt werden, damit der Reisende Gelegenheit habe, die merkwürdigsten Punkte jenes höchst interessanten Landes zu sehen. Die ganze Fahrt von Triest nach Cattaro und zurück dauert in den Sommermonaten 12, in den 4 Wintermonaten 14 Tage.

III. Zwischen Triest und Ancona.

Abfahrt von Triest: den 8 und 24 Abfahrt von Ancona: den 10 und 26

jeden Monats, Nachmittag.

Dauer der Ueberfahrt ungefähr 16 Stunden.

Eine zweite Gelegenheit von Triest nach Ancona bietet sich durch die Dampfschiffe dar, welche am 1 und 16 jeden Monats von Triest nach der Levante gehen. Diese Dampfschiffe berühren Ancona auch auf ihrer Rückfahrt, sind aber dann der Quarantäne unterworfen.

IV. Zwischen Triest und der Levante.

Abfahrt von Triest: am 1 und 16 jeden Monats, Nachmittags.

Abfahrt von Konstantinopel: am 5 und 20 jeden Monats.

Das am 1 und 16 von Triest abgehende Dampfschiff gelangt nach Berührung von Ancona, Corfu, Patras und Piräus (Athen) ungefähr den 9 und 24 nach Syra, wo es mit dem von Konstantinopel kommenden Dampfschiffe zusammentrifft, welches unterwegs bei den Dardanellen und Smyrna anläuft. In Syra werden die Reisenden umgeschifft, da jedes der beiden Dampfschiffe von dort mit abermaliger Berührung der genannten Zwischenhäfen wieder zurückkehrt. Das nach Konstantinopel bestimmte Schiff langt dort um den 13 und 28 an, und das andere kommt am 18 und 3 nach Triest zurück.

Auf der Rückreise werden die Dampfschiffe von einem österr. Sanitätswächter begleitet, wodurch die Begünstigung erlangt wird, daß die Reisetage von Corfu an sowohl in Ancona als in Triest von der Quarantäne abgerechnet werden. Demnach haben die Passagiere aus Griechenland und den jonischen Inseln in Triest nur ungefähr 9 Tage Quarantäne zu machen; durch Umwechslung der Kleider können diese 9 Tage selbst auf ungefähr 3 Tage vermindert werden.

Der ganze Dienst der Dampfschifffahrt des österr. Lloyd wird durchaus mit neuen trefflich eingerichteten Schiffen versehen, welche die größte Zufriedenheit Aller erlangten, die sich ihrer bedient haben.

Die mäßigen Preistarife der Fahrten können bei den Agenten der Gesellschaft in allen von den Dampfschiffen berührten Häfen eingesehen werden.

Die Fahrten der österr. Dampfschiffe zwischen Syra und Alexandrien sind einstweilen eingestellt, doch finden die Passagiere in Syra regelmäßige Gelegenheit zur Weiterreise nach Aegypten mit den französischen Dampfbooten, welche von Syra am 1, 11 und 21 des Monats nach Alexandrien abgehen.

[1210]

Vortheilhaftes Anerbieten für Druckfabriken.

Die jetzt auch in Deutschland so sehr beliebten Druckartikel in Schafwolle, Chalis, Mousselinde laine etc. haben mehrere Fabricanten veranlaßt, anstatt Vornahme kostspieliger Versuche lieber die Recepte dieser Fabrication zu beziehen. Wir haben diese zur vollen Zufriedenheit der Abnehmer von einem der ausgezeichnetsten Mühlhausener Coloristen erhalten, und sind geneigt, die vollständige praktische Vorschrift zu dieser Fabrication in allen Eindruck - oder Deckfarben zu dem gewiß sehr mäßigen Preise von 300 Gulden, jedoch bloß an Fabriksbesitzer und gegen Vorauszahlung zu überlassen. Der bisherige Erfolg setzt uns in den Stand, für die vollkommene Güte dieser Recepte zu garantiren, und wird sich jeder überzeugen, daß nach dieser Manipulation Farben erzielt werden, die an Schönheit, Glanz und Frische, so wie an Dauer sich mit den schönsten französischen Erzeugnissen der Art messen können.

Nürnberg, April 1840.

C. Leuchs & Comp.

[81]

In der Unterzeichneten ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Ueber Maulbeerbaumzucht und Erziehung der Seideraupen.

Aus dem Chinesischen ins Französische übersetzt von Stanislaus Julien, Mitglied des Instituts, Professor der chinesischen Sprache und Litteratur am Collegium von Frankreich.

Auf Befehl Sr. Majestät des Königs von Würtemberg, aus dem Französischen übersetzt und bearbeitet von Fr. Ludwig Lindner.

8. brosch. Preis 48 kr. oder 12 gr.

Der Titel dieser interessanten Schrift zeigt an, unter welchem allerhöchsten Schutze die deutsche Bearbeitung derselben den Freunden vaterländischer Industrie vorgelegt wird. Bei dem neuesten Aufschwung aller Gewerbe in Deutschland kann die öffentliche Aufmerksamkeit einer Anweisung zur Maulbeerbaumzucht und Erziehung der Seideraupen nicht fehlen, welche die Erfahrung und Beobachtung der Chinesen, d. i. der ältesten und geschicktesten Seidebauer, mittheilt. Der deutsche Bearbeiter durfte mit Recht, in der Vorrede, die Vorzüge seiner Uebersetzung vor der französischen geltend machen, indem sie sich durch größere Präcision und lichtvollere Ordnung auszeichnet. Stuttgart und Tübingen.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

0791

[1166]

Im Verlage des Unterzeichneten ist so eben erschienen:

Bibliopolisches Jahrbuch.

VIERTER JAHRGANG.

22 Bogen. 8. Preis gebunden 2 Thaler.

INHALTS-VERZEICHNISS.

Vorwort.

I.

1) Zur Geschichte des Buchhandels in den Jahren 1838 und 1839.

2) Nekrolog. Biographische Notizen über die im Laufe der Jahre 1838 und 1839 verstorbenen Buchhändler.

3) Gesetzgebung.

a) Zur Gesetzgebung über den Nachdruck in Preußen. Instruction für den Sachverständigen-Verein.

b) K. würtemb. Gesetz gegen den Büchernachdruck vom 17 October 1838, nebst Verfügung hinsichtlich der Vollziehung dieses Gesetzes.

c) Nachträgliche Verordnung vom 20 December 1838 über die Verwaltung der Preß-Polizei im Königreich Sachsen.

II.

Terminologie des Buchhandels, oder: alphabetisch geordnetes Verzeichniß der dem Buchhandel und den damit verwandten Geschäftszweigen eigenthümlichen Kunstwörter.

III.

1. Verzeichniß aller über Leipzig mit einander in Verbindung stehenden Buch -, Kunst - und Musikalienhandlungen in Deutschland und den angränzenden Ländern. Nach den Städten geordnet, nebst kurzen statistischen Notizen über letztere.

2) Die Städte, in welchen sich Buchhandlungen befinden, nach den Staaten geordnet, nebst summarischer Uebersicht des Flächenraumes, der Einwohnerzahl, des Cultus.

IV.

1) Nach Fächern geordnetes Verzeichniß der in Deutschland erscheinenden wissenschaftlichen und belletristischen Zeitschriften, mit Angabe der Auflage, der Insertionsgebühren, des Verlegers, Druckortes, der Art des Erscheinens und des Preises.

2) Verzeichniß der für das Jahr 1840 erscheinenden Taschenbücher mit Angabe des Verlegers, des Druckortes und des Preises.

3) Litteratur des Buchhandels und der damit verwandten Geschäftszweige (v. 1828 u. 1839) oder Verzeichniß der in Deutschland, England, Frankreich etc. in genannter Zeit über diesen Gegenstand herausgekommenen Werke.

Anhang.

1) Kurze Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst.

2) Nachwort.

Artistische Beilagen.

1. B.: Herders (Buchhändlers in Freiburg) Portrait.

2. B.: Guttenberg in seiner Werkstatt. Nach dem Oelgemälde von H. Niemann, lithograph. von L. Zöllner.

Leipzig, den 20 März 1840.

J. J. Weber.

[1025-27]

Durch alle Buchhandlungen des In - und Auslandes ist jetzt vollständig, jedoch nur noch bis zum ersten Mai, zum Subscriptionspreise von 12 Thlrn. oder 21 fl. 36 kr. rhn. zu beziehen (Augsburg durch die K. Kollmann'sche):

G. E. Lessings sämmtl. Schriften, herausgegeben von Karl Lachmann.

12 Bde gr. 8. Mit Lessings Portrait in Stahlstich und 8 Kupfern.

Mit dem ersten Mai tritt der Ladenpreis von 16 Thlrn. oder 28 fl. 48 kr. rhn. unwiderruflich ein. Berlin, den 15 März 1840.

Voß'sche Buchhandlung.

[1151]

In unserm Verlage erschienen:

Symphonies de Beethoven, Partition de Piano par F. Liszt.

Nr. 5. (C-moll.) Preis 2 Thlr.

Nr. 6. (Pastorale.) Preis 2 Thlr.

Beethovens Adelaide für das Pianoforte übertragen von von F. Liszt.

Preis 16 gr.

Leipzig, im März 1840.

Breitkopf & Härtel.

[958-60]

Durch Felix Wachter in Tyrnau und alle Buchhandlungen sind zu beziehen:

Dankovszky, G., Fragmente zur Geschichte der Völker ungarischer u. slavischer Zunge. Zugleich ein Beitrag zum bessern Verstehen Herodots, Strabo's, Diodors von Sicilien, der Byzantiner und der alten Geographie insbesondere. 1s Heft: Urgeschichte der Völker slavischer Zunge. gr. 8. brosch. 10 gr.

Die Griechen als Stamm u. Sprachverwandte der Slaven. Historisch und philologisch dargestellt. gr. 8. br. 20 gr.

Homerus slavicis dialectis cognata lingua scripsit. Folium I-V. Iliados liber I. versus 1 - 303. Slavice et graece idem sonans et significans, adjecta nova versione latina et commentario graeco slavico. 8. maj. br. 21 gr.

der Völker ungarischer Zunge und insbesondere der sieben Völkerschaften, von welchen die heutigen Magyaren unmittelbar abstammen, Urgeschichte, Religion, Cultur, Kleidertracht, Verkehr mit den Persern und Griechen etc. 550 Jahre vor Christi Geburt. Nebst 100 rein griechischen und einigen persischen Wörtern, die man bis jetzt für ächt ungrisch gehalten. 8. brosch. 14 gr.

Genersich, J., kurzer Abriß der Geschichte von Oesterreich, Böhmen und Ungarn. Mit zwei Stammtafeln der Fürsten Oesterreichs aus Habsburgs Stamm und der alten Könige von Ungarn. 8. br. 1 Thlr.

[1160]

Schul - und Lehrbücher.

(Jedesmal auf 12 Exemplare 1 Frei-Exempl.)

Im Verlage von Riegel in Potsdam ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Lesebuch für preußische Schulen.

Herausgegeben von den Lehrern der höheren Bürgerschule in Potsdam. Zweiter Theil. Zweite, verbesserte Auflage. Für Schüler von 9-12 Jahren. Groß Median-Octav. 28 Bogen. Auf weißem Papier sehr schön gedruckt. Ladenpreis 17 1 / 2 Sgr.

Die erste Auflage dieses Lesebuches, 4000 Exemplare stark, hat sich in vier Jahren vergriffen; ein besseres Zeugniß für dessen Brauchbarkeit möchte es nicht geben. Die zweite Auflage des zweiten Theils ist dem ersten und dritten in Druck und Format ganz gleich, und bildet jetzt dieses Lesebuch eine für Schüler von 6-16 Jahren anerkannt ausgezeichnete und praktische Mustersammlung deutscher Poesie und Prosa. Der 1ste Theil, 2te Aufl., kostet 10 Sgr., der 3te (54 Bogen) 27 1 / 2 Sgr., und die Fibel 2 1 / 2 Sgr.

Außer diesen erlaubt sich die Verlagshandlung noch auf folgende Schulbücher aufmerksam zu machen, welche sich ebenfalls einer starken Verbreitung erfreuen:

Blume, lateinische Schulgrammatik, zweite Auflage. 22 1 / 2 Sgr.

lateinisches Elementarbuch, vierte Aufl. zwei Theile. 15 Sgr.

Hoffmann, Prjoections-Zeichnenlehre in 56 Kupfertafeln. 1 Thlr. 10 Sgr.

Meyer, Geometrie 1ster Theil, 2te Aufl., alle 3 Theile 1 Thlr. 17 1 / 2 Sgr.

Müller, Arithmetik und Algebra. 1 Thlr. 5 Sgr.

Schärtlichs Gesangschule, dessen Uebungsstücke, 2 Hefte.

Harmonielehre, Türks Formenlehre u. s. w.

0792

[1013-15]

Preisermäßigung von Schulbüchern.

Adamantio's Korais, politische Ermahnungen an die Griechen. Griechisch mit Uebersetzung von J. K. v. Orelli. 1823. 8. 54 kr.

Aeschinis oratoris opera graece ad fidem cod. manuscript. recogn. animadv. illust. J. H. Bremius. 2 vol. 8. maj 1823-1824. 3 fl. 9 kr.

Cicero, M. T., von den Pflichten; aus der Urschrift übersetzt, mit philologisch-kritischen Anmerkungen von J. J. Hottinger. 8. Zweite Auflage. 1820. 1 fl. 48 kr.

Cornelius Nepos de vita excellentium imperatorum. Mit Anmerkungen von J. H. Bremi. gr. 8. 4te Aufl. 1827. 1 fl.

Demosthenis oratio adversus Leptinem c. scholiis et commentar. perpet. Acced. Aelii Aristidis declamationes duae ejusdem causae. Edit. Wolfianam repet. cur. et auxit J. H. Bremi. 2 fl. 42 kr.

Suetonii, C. T., vitae XII imperatorum. Erläutert von J. H. Bremi. Zweite Auflage. 1820. gr. 8. 2 fl. 42 kr.

Zürich, im März 1840.

Meyer & Zeller, (ehedem Ziegler und Söhne.)

[1078-79]

Zur Beachtung für Musik-Directoren.

In einer der volkreichsten Städte Deutschlands, welche sich sowohl durch ihre Lage auszeichnet, als durch regen Kunstsinn hochsteht, und wo die Musik von jeher mit besonderer Liebe gepflegt worden, wünscht man an der Spitze der dort zahlreichen und großartigen musikalischen Kräfte einen Mann von anerkanntem Talente zu sehen.

Seine Stellung wird eine angenehme, durchaus unabhängige seyn, und das Honorar derselben vollkommen entsprechen.

Sein Beruf wird hauptsächlich darin bestehen, größere musikalische Aufführungen zu dirigiren, und die wöchentlichen Uebungen einer lange bestehenden Singgesellschaft zu leiten.

Anerbietungen oder auch nur Vorschläge bittet man versiegelt und frankirt mit den Buchstaben Z. Z. der Expedition der Allg. Zeitung einzureichen und der strengsten Discretion gewiß zu seyn.

[1130-32]

Bekanntmachung.

Diejenigen, welche das Mirakulbad, heilbar in allen Krankheiten, Uebeln etc., wo gebadet wird, anwenden wollen, belieben sich franco zu wenden an E. A. Auernheimer jun. in Regensburg.

[1207]

Stelle-Gesuch eines Oekonomen.

Ein theoretisch und praktisch gebildeter Oekonom wünscht bei der Administration oder Verwaltung größerer Güter eine dauernde Stelle.

Nähere Auskunft ertheilt der königl. Landschaftsmaler Heinzmann in München, Sendlingerthor-Platz, Hausnummer 3.

[1155]

Bei Adolph Krabbe in Stuttgart ist so eben erschienen und zu haben in allen Buchhandlungen Deutschlands, der österr. Monarchie und der Schweiz:

Geschichte der Kreuzzüge und des Königreichs Jerusalem.

Aus dem Lateinischen des Erzbischofs Wilhelm von Tyrus von E. und R. Kausler.

Mit 1 Kupfer, 2 Planen und 1 Karte.

Gr. 8. Erste Lieferung. Brosch. 12 gr. oder 48 kr. rhn. (In 3 Lieferungem complet.)

Wilhelm von Tyrus war als einer der ersten Bischöfe und als Kanzler des Königs von Jerusalem bei den meisten jener ruhmwürdigen Kriegsthaten im Morgenlande selbst mitwirkend. Die Ereignisse, bei denen er nicht handelnd zugegen, berichtet er nach mündlichen Erzählungen von Augenzeugen, und so hat sein Geschichtswerk jene Frische, welche nur Darstellungen haben können, die während des Laufes der Begebenheiten niedergeschrieben wurden, und in denen sich der ganze Eifer des Erzählers abspiegelt. Die Sprache ist einfach und faßlich, ganz im Geiste jener Zeit, die mehr die Ausmalung bis auf kleine Züge, als Reflexion und Betrachtungen liebte, und dadurch geschichtlichen Darstellungen den schönen Reiz von Dichtungen lieh. Der Preis ist so niedrig für das umfassende Werk gestellt, daß es, wozu es sich vorzüglich eignet, wahrhaft unter dem Volke verbreitet werden kann. Die letzte Lieferung erscheint bis August d. J.

[1148]

〈…〉〈…〉

THE ITINERARY OF RABBI BENJAMIN OF TUDELA.

TRANSLATED AND EDITED BY A. ASHER.

Two vols. 8vo. (about 700 pages.)

Contents:

VOL. I.

a) Hebrew Text, a new critical Edition, with points, collated with and corrected after the Constantinople and Ferrara Editions.

b) Bibliography.

c) English Translation.

VOL. II.

a) Introduction.

b) Essays and notes, in illustration of the author, critical, geographical and historical, by Messrs. D'Ohsson, Munk, Rapaport, Ritter, Zunz and the Editor.

Price 8 Rthlr.

Ein Werk, das keiner Bibliothek, keinem Geschichtsforscher und keinem Philologen fehlen darf.

London und Berlin.

A. ASHER & Comp.

[1192-94]

Veräußerung des Franz Schwartz'schen Tuch - und Wollwaaren-Fabrikgebäudes Nr. 25, nebst Wohnhaus Nr. 26 am St. Anna-Grund in Brünn.

Die Feilbietungs-Tagssatzungen sind auf den 30 März, 30 April und 30 Mai l. J. festgesetzt, und werden jedesmal um 9 Uhr Vormittags in dem Hause Nr. 26 daselbst abgehalten.

Die gerichtliche Schätzung des Fabrikg bäudes ist 13,600 fl. C. M. und die des Wohnhauses 11,400 fl. C. M. Diese Häuser können nach Umständen getrennt oder zusammen, nicht aber unter der Schätzung verkauft werden.

Jeder Kauflustige hat ein 10procentiges Vadium des Schätzungswerthes, und im Erstehungsfalle eines Hauses 3000 fl. C. M., der beiden Häuser aber 6000 fl. C. M. mit incl. des Vadiums gleich zu erlegen.

Bemerkt wird, daß diese Häuser 1) 30 Klafter an der Straße, 2) 31 Klafter von hinten Kunstgrabenwasser, und 3) mit dem Hofraume bei 1100 Quadratklafter Grundfläche haben: 4) bieten die Locale des Fabrikgebäudes, welches am Wasser liegt, und dessen Hauptflanke zu beiden Seiten Fenster hat, den bedeutenden inneren Raum von 318 1 / 2 Quadratklafter; 5) Befinden sich daselbst noch von Einrichtungen 3 Satzspinn-Maschinen, 3 Tuchpressen, 3 Tuchrahmen, 5 steinerne Rauhwannen etc. etc., welches extra erstanden werden muß.

[868-73]

Verkauf einer Fabrik.

In der Vorstadt Carolinenthal bei Prag ist eine Baumwollspinnfabrik von 5500 Spindeln nebst Dampfmaschine und Zubehör aus freier Hand gegen sehr billige Bedingnisse zu verkaufen. Das Gebäude, die anstoßenden Bauplätze und besonders die Lage eignet sich zu allen möglichen Unternehmungen. Die Auskunft ertheilt der Besitzer in Prag Nr. 836 / II.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 99. 8. April 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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