PRIMS Full-text transcription (HTML)
0793
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 100.
9 April 1840.

Großbritannien.

Nachdem in der Unterhaussitzung am 1 April Sir James Graham den Inhalt seiner Motion wegen China's in der erwähnten Art angekündigt, und die treffende Committee, welche die angefochtene Parlamentswahl für Ipswich zu untersuchen gehabt, begutachtet hatte, daß Sir Thomas Cochrane rechtmäßig gewählt sey, erhob sich das ehrenwerthe Mitglied für Wolverhampton, Hr. Chas. P. Villiers (Lord Clarendons Bruder), und motivirte in einer fast vierstündigen Rede den Antrag auf Niedersetzung einer Committee, welche die Acte 9 Georgs IV über Einfuhr fremden Korns in Erwägung zu ziehen habe. Der Redner beleuchtete die Frage in allen ihren Beziehungen. Er habe gehofft, begann er, daß die grundbesitzende Aristokratie in diesem Punkte, wenn nicht der Gerechtigkeit, doch wenigstens der Nächstenliebe ein Zugeständniß machen würde, leider aber rede man an einem andern Ort (im Oberhause) im Ganzen die alte Sprache, und zeige den selben thöricht hochmüthigen und hartnäckigen Geist gegen diese Agitation, von welcher das ganze Land ergriffen sey, und die nicht ablassen werde, bis sie ihren Zweck erreicht habe. Er beschwöre die Majorität dieses Hauses, welche in der vorjährigen Session das kühne Weigerungsvotum gefällt habe, diesen Entscheid zu revidiren. Hr. Villiers schilderte nun die schlimmen Folgen der Korngesetze in mancherlei Beispielen und Zahlendetails. Die arbeitenden Classen in den Fabrikbezirken werden durch die theuern Brodpreise zu Boden gedrückt; die Landwirthe selbst, zu deren Bestem diese Gesetze angeblich erlassen seyen, leiden unter ihren üblen Folgen, und die Volkslasten im Allgemeinen werden durch sie vermehrt. Das Interesse des Landwirths erheische stätige Kornpreise, diese Gesetze erhalten sie aber in fortwährendem Schwanken. In dem Maaß habe ihre Wirksamkeit die Erwartungen der Pächter getäuscht, daß viele derselben, zum großen Nachtheil der zunehmenden Landesbevölkerung, einen großen Theil ihres Capitals dem Weizenbau entzogen haben. Wer allein durch die bestehenden Gesetze gewinne, das sey der Grundherr; alle andern Volksclassen werden durch sie benachtheiligt, vor allen aber die Arbeiter jeder Art; denn durchaus falsch sey das von den Schutzrednern dieser Gesetze angeführte Argument, daß die Arbeitslöhne in gleichem Verhältniß mit dem Preise der Lebensmittel steigen. Ganz leer und nichtig nannte Villiers die Behauptung, daß die Korngesetze eine Wohlthat, ja eine Nothwendigkeit für Irland seyen. Unter 32 irischen Grafschaften producirten nur etwa 17 Getreide in erheblicher Quantität, und auch diese würden besser daran thun, wenn sie gar keinen Weizen bauten; wenigstens sey es erwiesen, daß diejenigen irischen Pächter am besten daran seyen, die ihren Feldbau auf andere Culturzweige gerichtet. Wenn aber die Korngesetze besondere Classen der Bevölkerung benachtheiligen, so seyen sie noch nachtheiliger für das Land im Allgemeinen. Ein Steigen der Preise mache mit einemmal die Einfuhr fremden Getreides nöthig, und um dieses zu bezahlen, werden Gold und Barren ausgeführt. Die Erfahrung des vorigen Jahrs biete ein naheliegendes trauriges Beispiel. Ein solcher Wegzug der baaren Geldmittel nöthige die Bank ihre Emittirungen zu contrahiren, worunter dann die Handels - und Manufactur-Interessen schwer zu leiden haben. Man werde die starke Ausfuhr brittischer Fabricate anführen, diese aber sey kein conclusiver Beweis für den gedeihlichen Zustand des Landes, sondern nur allzu oft gezwungener Verkauf um jeden Preis auf fremden Märkten, weil das Fabricat auf dem inländischen Markt keinen Absatz finde, da das englische Volk sein Geld für Brod auslegen müsse. Als ein Beispiel der unter den Arbeitern der Fabrikstädte herrschenden Noth machte Hr. Villiers eine Schilderung des Zustandes in Bolton. In den englischen Häfen, führte er weiter an, liege jetzt amerikanisches Getreid, dürfte es frei eingehen, so könnten die Schulden amerikanischer Kaufleute an brittische Fabricanten davon bezahlt werden, und so vielen Hungernden wäre augenblicklich geholfen. Die jetzigen Gesetze (meinte Hr. Villiers mit Dr. Bowring, wie denn dieß eine fixe Idee in England geworden zu seyn scheint!) seyen das große Hinderniß, warum die kornproducirenden deutschen Staaten mit ihrem Zolltariff nicht eine für die englischen Manufacturen höchst vortheilhafte Modification vornehmen. So lange das jetzige System bestehe, sey die Auslegung einer neuen allgemeinen Landessteuer unmöglich, und erforderlichen Falls bliebe nichts übrig als eine Eigenthumssteuer für die Reichen, um die Armen für die Besteuerung ihres täglichen Brods gewissermaßen schadlos zu halten. Das Haus möge ja nicht glauben, daß mit einem abermaligen erneuernden Votum die Sache abgethan wäre; denn es sey dieß eine Frage nicht zwischen dem Fabricanten und dem Grundeigenthümer, sondern zwischen der ganzen bürgerlichen Gesellschaft und einer selbstsüchtigen Fraction derselben. Die Frage bilde ein Band der Einigung zwischen dem Mittelstand und den arbeitenden Classen, und wenn0794 das Parlament, wie es jetzt constituirt sey, auf die Volksstimme nicht hören wolle, so werde diese eine neue Constituirung des Parlaments erzwingen. Auf der Oppositionsseite sprachen an diesem Abend keine Redner ersten Rangs. Lord Darlington äußerte seine Verwunderung, daß eine Motion wieder gestellt werden wolle, die in voriger Session nach fünftägigen Debatten mit einer Mehrheit von 147 Stimmen verworfen worden sey. Hr. d'Israeli bemerkte, der Zolltarif der Continentalstaaten stehe ganz außer Zusammenhang mit den englischen Korngesetzen. Der Handelsminister Hr. Labouchere, der einzige Cabinetsminister, der während der Rede des Hrn. Villiers im Hause anwesend war erklärte sich, wie am 31 März vor den Anti-Cornlaw-Abgeordneten, gegen die alsbaldige und völlige Abschaffung der Korngesetze, aber für einen mäßigen Eingangszoll von 8 bis zu 1 Schilling per Quarter herab. Die Verhandlungen wurden vertagt, und am 2 April wieder aufgenommen. Man erwartet, daß sie die ganze Woche dauern werden.

Der Standard bezeichnet heute das gestern von ihm erwähnte Gerücht, daß die Whigminister ihre Entlassung zu nehmen beabsichtigten, selbst als unrichtig, führt aber mehrere Umstände an, die dasselbe ganz glaubwürdig gemacht hätten: die Consols seyen, ohne irgend einen andern Grund dafür, plötzlich um 1 / 8 gestiegen; das auf gestern angesagte Lever sey plötzlich wieder abbestellt worden; in Lord J. Russells Privatwohnung sey am 1 April Nachmittags ein voller Cabinetsrath gegen zwei Stunden gesessen, und endlich sey nur ein einziges Cabinetsmitglied am 1 April Abends im Hause der Gemeinen anwesend gewesen, während Hr. Villiers seine lange Rede gegen die Korngesetze hielt, über welche Frage das Cabinet bekanntlich getrennter Meinung sey.

Man liest im Börseartikel der Times: Das sehr ernste Aussehen, das die Schwefelfrage gewinnt, macht sie nachgerade zum allgemeinen Gesprächsgegenstand in der City. Gründliche Kenner der Sache stehen nicht an zu behaupten, daß der Vertrag von 1816 verletzt worden, und daß alle bisher angeführten Argumente, wodurch man den Vertrag mit Taix und Comp. und jenen Vertrag mit einander in Einklang bringen möchte, nugatorisch und ungenügend sind. Die Sache, sagen diese competenten Beurtheiler, liegt in einer Nußschale, indem der Vertrag ausdrücklich besagt, daß die Engländer keine andern Abgaben zu entrichten haben, als die begünstigtsten Nationen, während doch die Monopolisten, ihrem Contract gemäß, einen niedrigern Zollsatz bezahlen, wir Engländer aber einen so hohen, daß er factisch einem Prohibitivzoll gleichkommt. Der Umstand, daß die Monopolisten nicht die französische Regierung, sondern bloß eine Anzahl einzelner Privaten repräsentiren, wird als ganz unwesentlich betrachtet, denn der englische Handelsstand, bemerkt man, würde gleiche Ursache zur Beschwerde haben, wenn jene Schwefel-Compagnie aus brittischen Unterthanen bestände. Die von der neapolitanischen Regierung der Compagnie verliehene Befugniß, der Bearbeitung der Schwefelmineu (von Seite englischer Capitalisten) Einhalt zu gebieten, wird als eine arge Oppressivmaaßregel betrachtet, zumal da die Compagnie dieß schon in mehreren Fällen gethan hat. Bei diesem ungeordneten Stand der Dinge hört man über den von Ihrer Maj. Regierung zu befolgenden Plan mancherlei Vermuthungen, und es geht sogar die Rede von beabsichtigten Repressalien. Eine solche Maaßregel wird jedoch von dem brittischen Handelsstande mit keinem günstigen Auge angesehen, da dieselbe, wie unsere Kaufleute glauben, weniger die sicilische Regierung treffen, als eine Anzahl unschuldiger Sicilianer beschädigen würde, welche, abgesehen von der freundlichen Stimmung der sicilischen Bevölkerung gegen England, dasselbe Interesse wie wir haben, und jenes Monopol gleicherweise als ein höchst schlimmes Uebel betrachten, da es sie, sowohl durch Suspendirung ihrer Arbeit in den Schwefelbergwerken, als durch Verhinderung ihrer Ausfuhr des Schwefels, verdienst - und brodlos macht. Demnach würde unter unsern Repressalien eine Anzahl uns und unserer Sache freundlichgesinnter Menschen zu leiden haben.

Die Londoner Blätter haben einen neuen Anlaß zu Reibungen mit Frankreich gefunden, und zwar in der Expedition, welche die Entdeckungscorvette Astrolabe gegen die Bewohner der Viti-Inseln unternommen, wo sie mit 50 Bewaffneten und etlichen Kanonen ein wehrloses Dorf in Brand gesteckt und eine Schaar unglücklicher Wilder in die Wälder getrieben habe.

Der brittische Reformationsverein hat so eben eine Karte herausgegeben, auf welcher die Lage aller katholischen Capellen, Klöster, Seminarien und Schulen in England, Wales und Schottland verzeichnet ist. Man zählt nicht weniger als 532 solche Gebäude, was auf die letzten zehn Jahre einen Zuwachs von 88 herausstellt. Auf die Grafschaft Lancaster treffen 74 Capellen und neun Schulen, auf Yorkshire 50 Capellen und neun Schulen, auf Middlesex (wo London liegt) nur 20 Capellen, aber 13 Schulen. Die Times macht auf dieses Verhältniß mit dem Bemerken aufmerksam, daß gerade in der Nähe des whiggischen Regierungssitzes sich die meisten Pflanzschulen des Papstthums befinden. Den Londoner Katholiken ward übrigens in diesen Tagen von den City-Behörden die nachgesuchte Erlaubniß, an der Außenseite der Kathedrale, die sie auf den St. George's-Fields zu bauen beabsichtigen, ein großes Kreuz und Heiligenbilder anzubringen, abgeschlagen.

Frankreich.

Der Moniteur zeigt nun officiell die am Morgen des 3 April erfolgte Abreise der Herzoge von Orleans und Aumale nach Toulon an.

Dem Courrier français zufolge soll die Vermählung des Herzogs von Nemours bestimmt am 23 April zu St. Cloud gefeiert werden. Die Prinzessin Braut soll von ihrem Vater und ihrem Oheim, dem König Leopold, nach Frankreich begleitet werden.

* Eine telegraphische Depesche meldet, daß am 4 April Morgens um 8 1 / 2 Uhr das Linienschiff Friedland zu Cherbourg mit dem besten Erfolg von Stapel gelaufen sey.

* Die Sitzung der Pairskammer am 4 April bot kein besonderes Interesse dar, außer daß eine k. Ordonnanz verlesen wurde, wodurch der Gesetzesentwurf in Betreff der Verantwortlichkeit der Schiffsbesitzer zurückgenommen wird, indem zuvor noch mit dem Cassationshof und andern Gerichtshöfen darüber verhandelt werden müsse.

* In der Sitzung der Deputirtenkammer führte die Tagesordnung auf die Entwickelung des Vorschlags des Hrn. Larabit in Betreff der Rückstände der Ehrenlegion. Wir kommen morgen darauf zurück, und bemerken nur, daß die Minister sich einer nähern Erwägung und der Zuweisung an eine Commission nicht widersetzten, was dann auch beschlossen ward.

(Univers.) Die Commission der Pairskammer hat einstimmig die Bestimmung des neuen Expropriationsgesetzes verworfen, welche die provisorische Besitzergreifung zum Vortheil der Compagnien mittelst des Depots der Entschädigung ermächtigte.

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(Temps.) Darf man dem glauben, was man heute (3) im Conferenzsaale der Kammer erzählte, so hätte die Commission der außerordentlichen Credite für Algerien mit der Mehrheit von acht Stimmen gegen eine beschlossen, eine beträchtliche Verminderung in der von der Regierung geforderten Summe zu beantragen, ihre Opposition gegen jedes System der Ausdehnung unserer Eroberung zu bezeugen, und zugleich den Wunsch auszudrücken, daß die Regierung sich in Zukunft nur auf drei von der Commission angegebene Punkte beschränke.

(Temps.) Hr. Thiers sollte heute (3) der Commission präsidiren, die von der Regierung zur Prüfung der transatlantischen Dampfschifffahrtsfrage niedergesetzt wurde. Es scheint nicht, daß diese Commission der von der Marseiller Handelsschaft verlangten Linie nach Mexico günstig sey, sie soll eine günstigere Stimmung für Bordeaux hegen. Das Cabinet hat dann zu entscheiden, was aber ohne Zweifel erst nach Anhörung aller Interessenten geschehen wird.

Generallieutenant Schramm ist nicht zum Chef des Generalstabs, sondern zum Major-Général der Armee von Afrika ernannt. Man hält dieß vielfach für einen Uebergang zum Generalgouvernement von Algerien.

(Courrier français.) Man versichert uns, die Regierung habe heute (3) sehr wichtige und sehr günstige Nachrichten von Montevideo erhalten. Die Armee des Rosas soll eine vollständige Niederlage erlitten haben. (Schon gestern haben, wie wir erwähnt, englische Blätter dieß berichtet.)

(Gazette.) Ein vormaliger Officier des Kaiserreichs und reicher Gutsbesitzer in der Gegend von Lyon, der kürzlich gestorben ist, hat in seinem Testament sein Schloß und die Nutznießung seines 20,000 Fr. Renten betragenden Vermögens dem Artillerielieutenant Hrn. Laity, der von dem Pairshof wegen einer bekannten Broschüre verurtheilt ward und noch gefangen sitzt, vermacht.

In Paris macht gegenwärtig eine Mordgeschichte großes Aufsehen, welche unter so geheimnißvollen Umständen begangen worden, daß es den emsigsten Nachforschungen der Polizei noch nicht gelingen konnte, auch nur die mindeste Spur des Verbrechers aufzufinden. In der Gemeinde La Villette bei Paris wurde ein fremder, gutgekleideter Knabe von etwa zehn bis zwölf Jahren dicht an der Chaussée ermordet gefunden. Er hatte die Todeswunde von hinten erhalten. Man vermuthet, das Kind sey bei Nacht auf einem Wagen gebracht worden, und der Mörder dann weiter gefahren. Die Leiche des kleinen Unglücklichen wurde auf der Morgue ausgestellt, wo sich, wie es dort üblich ist, die Schaulustigen zu Tausenden einfanden. Lange wollte Niemand das fremde Kind erkennen, bis endlich eine arme Frau, die nicht müde wurde, unter der andringenden Menge auszuharren, bis an sie die Reihe kam, in den Ruf ausbrach: ich glaube, es ist mein Sohn, ja er ist's! Die Polizeiagenten, welche beauftragt waren, die Physiognomien der Zuschauer insgeheim zu beobachten, führten die Frau näher zur Leiche, und wiederholt versicherte sie, es sey ihr Kind, das sie in unehelicher Verbindung geboren, und dem sie ihren Namen Chavaudret gegeben hatte. Der zehnjährige Philibert Chavaudret war bei einem Mützenfabricanten in der Lehre. Sein Meister hatte ihn am 6 Jul. 1838 mit einer fertigen Arbeit ausgeschickt. Er verschwand an diesem Tage, und die Anzeige, die seine Mutter bei der Polizei machte, führte zu nichts. Die Nachbarn glaubten, das Kind, das bei seiner Armuth viel darben mußte, sey wohl irgend einem Menschenfreund in die Hände gekommen, den sein Schicksal rührte, und der es zu sich genommen. Alle übrigen Personen, welche den kleinen Philibert gekannt, unter andern sein Lehrer, sein Meister, seine früheren Mitschüler wollten ihn bestimmt in der Leiche wieder erkennen. Auffallend war es aber, daß Philibert bei seinem Verschwinden schlechte Kleider getragen, der Ermordete aber einen guten Anzug hatte. Bald kamen der Mutter Zweifel. Sie versicherte, die Zähne ihres Sohnes seyen sehr klein und vollkommen regelmäßig gewesen, während die Leiche breite und unregelmäßige Zähne hat; denselben Umstand bestätigten die übrigen Zeugen. Kleidungsstücke, die der Verschwundene getragen, waren dem Ermordeten zu groß; noch einige andere Zeichen trafen nicht ein. Da die Ungewißheit wieder dieselbe, wie vordem, geworden, so wurde die unbekannte Leiche einbalsamirt, und ist nun wieder auf der Morgue ausgestellt.

Einem Journal zufolge ward das Engagement der Mlle. Rachel für die Comédie française am 3 April unterzeichnet. Das Theater bewilligt der jungen Pensionärin 27,000 Fr. Gehalt, eine Benefizvorstellung, die mit 15,000 Fr. garantirt ist und 18,000 Fr. für 64 Vorstellungen (zu 280 Fr. für den Abend), zusammen also 60,000 Fr., so wie einen dreimonatlichen Urlaub. Mlle. Mars, deren Engagement ebenfalls erneuert ward, wird nur 42,000 Fr. erhalten.

Die Commission der Deputirtenkammer, welche mit der Prüfung des Gesetzesvorschlags eines neuen Credits für Algier beauftragt ist, hat gestern mit 8 Stimmen gegen eine den Beschluß gefaßt, diesen Credit zu beschränken und der Regierung die Nothwendigkeit anheim zu geben, das innere Land zu verlassen, und sich mit der Occupation der drei Küstenpunkte Algier, Bona und Budschia zu begnügen. Dieser Beschluß wird große Sensation erregen. Gibt die Kammer ihm ihre Zustimmung, so sind die dermaligen bedeutenden Kriegsrüstungen überflüssig. Das große Publicum, das in den Colonisationsunternehmungen nicht interessirt ist, die eigentliche Nation, wird den Beschluß der Commission günstig aufnehmen; Mißvergnügen wird er erregen in den französischen Städten am Mittelmeer, bei den Schwindlern, denen Algier ein Speculationsgegenstand war, dann bei Ankäufern von Grundstücken in Algier und den Personen, die auf Aemter daselbst Aussicht hatten. Heute wird in der Sitzung der Kammer Hr. Larabit seinen Vorschlag über die rückständige Besoldung der Mitglieder der Ehrenlegion entwickeln; man glaubt allgemein an dessen Annahme, besonders da, dem Vernehmen nach, der Finanzminister sich nicht dagegen erklärt. Auch soll in der heutigen Sitzung der Vorschlag des Hrn. v. Remilly zur Sprache kommen, der jetzt den Hauptgegenstand der Unterhaltung in den parlamentarischen Gesellschaften und der Polemik der Journale bildet; die dem Ministerium zugethanen Blätter der Linken sprechen sich gegen diesen Vorschlag aus, woraus man schließt, die Linke beabsichtige, aus ihren freundschaftlichen Verhältnissen mit dem Ministerium Nutzen zu ziehen.

Belgien.

Im Observateur liest man: Man versichert auf bestimmte Weise, daß die HH. Lebeau und Rogier dem Könige ihre Abdankung als Gouverneure eingesandt haben. Der Indépendant fügt Obigem hinzu: Wir vernehmen, daß die durch den Observateur gemeldete Thatsache richtig ist. Hr. Mercier, Generaldirector der Finanzen, will auch seine Entlassung nehmen. Der Antrag des Grafen Felix v. Merode an die Kammer (wir verweisen auf den Brüsseler Brief in der heutigen Beilage) lautet dahin, den General Vandersmissen zu pensioniren. Hiermit soll zweierlei bezweckt werden: erstens würde dieser hierdurch davon abgehalten, vor den Gerichten die Zahlung seines Gehalts nachzusuchen, den ihm die Kammer durch eine Art von Machtspruch nehmen gewollt, auf0796 den er indessen, da man ihm seinen Grad nicht hat nehmen können, nicht gutwillig verzichtet haben würde; zweitens, ihn der Armee noch mehr zu entrücken, da er alsdann selbst das Militärkleid nicht mehr zu tragen berechtigt wäre. Schon vor Eröffnung der Sitzung waren Versammlungen der Repräsentanten, je nach ihrer Farbe; es offenbarte sich viel Widerspruch, viel Schwanken und Ungewißheit. Gleich nach der zur Eröffnung der Sitzung anberaumten Stunde vertheilte sich die Kammer in Sectionen zur vorläufigen Entscheidung der Frage, ob das Lesen des Antrags in öffentlicher Sitzung gestattet werden solle. Da sämmtliche Sectionen sich dafür entschieden, so wird die Motion öffentlich vorgetragen werden, und ihr Urheber sie mit einer Entwickelung der Gründe, die ihn dazu veranlaßt, begleiten.

Italien.

Die Angelegenheit von Neapel beschäftigt hier alle Gemüther. Die Briefe von dort drücken ihr Bedauern aus, daß die Regierung nicht schon früher gesucht habe, eine Uebereinkunft mit England zu treffen, welche noch vor kurzem leicht zu erlangen gewesen wäre. Der Handel liegt ganz darnieder. Obgleich man noch immer hofft, daß ein Arrangement getroffen werde, bevor die englische Regierung ihre Drohungen, die Häfen Neapels und Siciliens zu blokiren, in Wirksamkeit setzt, so wagen die Kaufleute doch keine Unternehmungen. Heute circulirt hier das Gerücht, die Regierung in Neapel habe der Compagnie als Entschädigung für Abtretung ihres Schwefelmonopols die Summe von 650,000 Ducati bewilligt, und hiermit sey die Sache abgemacht und beigelegt. Wir sind nicht geneigt, dieß so unbedingt zu glauben. Angenommen auch, die Regierung habe dieses Opfer zur Aufhebung jenes Monopols gebracht, so ist die Summe, welche die englische Regierung nun als Schadenersatz für ihre Unterthanen in Anspruch nimmt, zu bedeutend, als daß auch sie so schnell bewilligt werden könnte. Selbst die französische Regierung hat gegen das Monopol protestirt, denn sie wie jede andere Nation ist dabei betheiligt. Interessant für unsre deutschen Theologen muß die Erscheinung der heiligen Kirchenväter seyn, zu welcher sich die römischen Großen vereint haben, um sie als Prachtausgabe unter Aufsicht der Propaganda fide sofort drucken zu lassen.

Schweiz.

Die Neue Züricher Zeitung vom 3 April enthält in Bezug auf die gestern kurz erwähnten Walliser Händel folgendes Nähere: St. Maurice, 31 März. Heute ist die sämmtliche Landwehr der untern Gemeinden des Unterwallis hier durchpassirt, um sich den vereinigten Kräften bei Sitten anzuschließen. Aus Sitten selbst vernehmen wir, daß die aus fünf Mitgliedern des Staatsraths und fünf Mitgliedern des großen Raths bestehende leitende Commission auf den 30 Morgens eine Abordnung der Regierung des Oberwallis nach St. Leonhard zu einer Conferenz eingeladen hatte, welcher der Bischof beiwohnte, um wo möglich über die obschwebenden Streitigkeiten sich zu verständigen; da aber die alte Regierung zu den Vorschlägen keine Hand bieten zu können glaubte, so zerschlug sich die Unterhandlung. Die Oberwalliser wollten den Bischof mit sich nehmen, was von Unterwallis verweigert wurde, indem es demselben zu seiner Sicherheit eine Schutzwache von 100 Mann anbot. Von Riddes kommt die Nachricht, daß nach erfolgter Auflösung der Conferenz sogleich Auftrag gegeben worden, die Oberwallis anerkennende Gemeinde Nendaz (zwei Stunden unterhalb Sitten) zu besetzen; und man glaubt, daß es zwischen dem 31 Abends und dem folgenden Morgen zu den ersten Feindseligkeiten kommen könnte. Die Stadt Sitten ist in Belagerungszustand erklärt; es stehen bereits mehrere tausend Mann zu ihrer Vertheidigung bereit. In Oberwallis herrscht die gleiche Thätigkeit. In Siders befinden sich viele Truppen, und Befehl wurde gegeben, daß Alles vom 18ten bis zum 60sten Jahre marschiren soll. Die Reisenden hatten Mühe, wieder los zu kommen, da man sie für Spione hielt.

Die Neue Züricher Zeitung vom 4 April bringt in einer außerordentlichen Beilage weitere Nachrichten von St. Maurice, 1 April, bis Mitternacht: Sitten ist seit Sonntag in Belagerungszustand. Mehr als 4000 Mann standen gestern dort, die nachkommenden mußten rückwärts bis Riddes echelonnirt werden. Mit dem größten Enthusiasmus marschirte Alles, selbst Greise. Ohne Erlaubniß der Militärbehörde darf Niemand Sitten verlassen. Viele Familienväter schickten ihre Weiber und Kinder das Land hinunter. In der Nacht sah man auf den Bergen um Sitten die Signalfeuer der Oberwalliser lodern. Von beiden Seiten war die Zuversicht auf dem höchsten Punkt, so daß die Anführer aus sich selbst in nichts einzugehen wagten, ohne das Volk zu fragen. Montags begab sich der Bischof mit vier Chorherren und vier Regierungsgliedern von Sitten nach dem oberwalliser Vorposten St. Leonhard, wo sich ebenfalls acht Deputirte des obern Theiles eingefunden hatten. Die Mediation des Bischofs wurde von beiden Seiten angenommen. Die Conferenz soll allmählich freundlicher geworden seyn. Die Unterhandlung soll die beiden Dörfer Nendaz und Evolenaz betroffen und sich besonders an den Kosten zerschlagen haben, welche die Occupation des letztern Orts durch die Oberwalliser verursacht. Man kam endlich überein, daß Oberwallis gestern den 31 bis 2 Uhr Nachmittags eine Antwort auf die Vorschläge von Unterwallis gäbe. Hier in St. Maurice hat man aber nicht erfahren, daß die Antwort erfolgt wäre, so daß man anfing, die Frist für eine Kriegslist der Oberwalliser zu halten. Gestern Nachmittags schon wurde Nendaz von den Unterwallisern ohne Widerstand eingenommen. Das Dorf empfahl sich der Nachsicht des großen Raths und pflanzte sogleich einen Freiheitsbaum auf. Heute Morgen um 4 Uhr wurde in Sitten die Sturmglocke gezogen, der Generalmarsch geschlagen, und die sämmtliche Mannschaft, bis auf eine Abtheilung, die zum Schutze der Stadt zurück blieb, rückte unter Befehl des Staatsrathes Maurice Barmann das Land hinauf. Der Posten von St. Leonhard wurde weggenommen. Vor Bramois, wo eine Scharfschützencompagnie unter Hrn. v. Werra stand, ließ sich der Kampf heftiger ein, und dauerte mehrere Stunden. Nach einem der Berichte wurde das Dorf eingenommen, am Ende aber den Oberwallisern überlassen, da diese die umgebenden Höhen inne hatten, die zuerst angegriffen werden mußten. Hingegen blieb den Unterwallisern, die es mit dem Bajonnet einnahmen, das links von Sitten liegende Grimisnat. Alle Berichte sagen, die Oberwalliser haben viele Verwundete, die Zahl ihrer Todten geben die einen auf 10, die andern auf 4 an. Die Unterwalliser sollen nur 5 oder 6 Verwundete, nach einem Briefe auch Todte haben. Die Unterwalliser scheinen entschlossen zu seyn, dießmal die Sache auszumachen. Eine Estaffette, die vom Vorort zu kommen scheint, passirte heute um 5 Uhr Morgens durch St. Maurice, und kam also nach Beginn der Feindseligkeiten an.

Deutschland.

Heute führte die Kammer der Abgeordneten die allgemeine Discussion durch über die Staatseinnahmen und Ausgaben für die Jahre 1835 / 36, 1836 / 37 und 1837 / 38. Ohne über die Verwendung der Einnahmen und Ausgaben sich überhaupt auszusprechen, oder die Jahrgänge 1835 / 36 und 1836 / 37 auch nur zu berühren, wendeten sich sämmtliche0797 Redner sogleich zur Principienfrage, welche der zweite Ausschuß auf den Grund des Finanzgesetzes vom 17 Nov. 1837 deßhalb angeregt hatte, weil dieses von allen vorausgegangenen Finanzgesetzen sich wesentlich dadurch unterscheidet, daß es in vielen Theilen seines Inhalts von den Gesammtbeschlüssen der Stände abweicht. Der Ausschuß glaubte nämlich die Frage nicht umgehen zu können, welchen Einfluß die Abweichung auf die Gültigkeit des Gesetzes, oder wenigstens auf den ungestörten Fortbestand des grundgesetzlichen Rechtszustandes hat, und nach dem Resultate des Vortrages seines Referenten (Frhrn. v Rotenhan) hatte derselbe einstimmig begutachtet, die Kammer der Abgeordneten möge beschließen, daß allerdings die vorgelegten Nachweisungen für die Jahre 1835 / 36 - 1837 / 38 als genügend befunden anzuerkennen seyen, daß aber in das Protokoll die Verwahrung gegen folgende, die ständischen Rechte beeinträchtigende Thatumstände niedergelegt werde: 1) die Einsetzung der Summe von 72,000 fl. in die Position: Etat des k. Staatsraths anstatt jener von 71,000 fl., welche dem Gesammtbeschlusse der Stände entspricht; 2) die Weglassung der Worte: so wie die Verwendung der Erübrigungen aus den Vorjahren im Eingang eben dieses Finanzgesetzes; 3) die Stelle des Landtagsabschieds vom 17 Nov. 1837, welche sub H. b. ad passum concernentem also lautet: Unter diesen Umständen vermögen Wir die von den Kammern der Ständeversammlung zu den Staatseinnahmen gemachten Zusätze so wenig, als die von denselben hierauf gegründeten Festsetzungen und Anweisungen von Ausgaben mit den allegirten Bestimmungen des Tit. VII der Verfassungsurkunde (§§. 3, 4, 5 und 9) zu vereinbaren, dieselben daher auch als zulässig oder bindend nicht anzuerkennen. Das Wesentliche der heutigen Erörterungen über diese Frage, worüber sich die HH. Dr. Schwindel, Bestelmeyer, Städtler, v. Flembach, Frhr. v. Freyberg, Götz, Dr. Albrecht, Dr. Harleß und dann am Schlusse die Referenten Frhr. v. Rotenhan und Friederich aussprachen, werden wir morgen mittheilen.

Wenn auch von einer Verlängerung der Ständeversammlung bis diesen Abend officiell nichts bekannt ist, so scheint doch die Dauer ihrer Wirksamkeit bis nächsten Sonnabend keinem Zweifel zu unterliegen, so daß dann, wie man glaubt, am nächsten Mittwoch (15 April) die feierliche Schließung und der Landtagsabschied erfolgen wird. Das heute erschienene Regierungsblatt bringt eine Bekanntmachung, die Zehentfixation der geistlichen Pfründen und Stiftungen für 1838 / 39 betreffend, dann einen Plenarbeschluß des Oberappellationsgerichts des Königreichs, ferner eine Bekanntmachung, die am 9 April d. J. vorzunehmende Verloosung der mit vier vom Hundert verzinslichen mobilisirten Staatsobligationen im Betrage von 6 Millionen Gulden. In der hiesigen griechischen Kirche wurde gestern Morgen das Gedächtnißfest der Wiedergeburt Griechenlands durch einen feierlichen Gottesdienst begangen.

Die neue Anwendung galvanischer Kräfte für Erzeugnisse des Erzgusses oder vielmehr des Erzformens, von der bereits Ihre Blätter Meldung gethan, interessirt unsere Künstler lebhaft. Ein kleines von Hrn. Professor Steinheil auf diesem Wege der Kupferpräcipitation durch Galvanismus gewonnenes Relief ist auf dem Kunstverein ausgestellt, und gibt die Ueberzeugung, daß sich Bildhauer mit Zuversicht dieser Methode wenigstens bei Dingen von kleinen Dimensionen bedienen können, die sie aller Weitläufigkeiten und Unsicherheiten des Erzgusses auf dem Feuerwege überheben. Gleichzeitig sieht man auf dem Kunstverein eine größere Anzahl vortrefflicher Oelgemälde hiesiger Genre - und Landschaftmaler von der Herrmann'schen Kunsthandlung zur Ansicht ausgestellt: ein Piratenschiff von Simonsen, mehrere Pferdegruppen von A. Adam und eine andere von seinem Sohn Beno, ausgezeichnete Winter - und andere Landschaften mit geistreicher Staffage von Bürkel und manches Andere, das zusammen den heitersten und schönsten Kunstschmuck eines Cabinets oder Salons bilden könnte.

(Verhandlungen der zweiten Kammer über das Strafgesetz.) Heute kam die Kammer zum VIII. Tit. von der Bestrafung des Rückfalls. Sander und Bader fanden es mit der Gerechtigkeit unvereinbarlich, daß man den Rückfall nicht nur als Strafausmessungsgrund innerhalb des Strafrahmens berücksichtigen wolle, sondern selbst ein höheres Strafmaaß androhe. Jedenfalls verlangte Sander, daß der bloße Versuch eines Verbrechens oder die Beihülfe zu einem solchen eine spätere Uebertretung nicht zum Rückfall stemple, und auch wegen früherer Uebertretungen nicht von einer Rückfallsstrafe getroffen werde. Dieß wurde von Staatsrath Jolly, Vicekanzler Bekk, Geh. Rath Duttlinger und Merk bekämpft, sofort der Commissionsantrag angenommen. Der IXte Titel von der Verjährung der Strafen wurde wegen Abwesenheit des Berichterstatters einstweilen übergangen, und die Berathung des speciellen Theils begonnen. Der Xte Titel von der Tödtung (§§. 181 - 202) und der XIte Titel von Körperverletzungen (§§. 203 - 215) wurden größtentheils ohne Discussion angenommen. Ueber den §. 182 lautend: Als tödtlich wird jede Beschädigung betrachtet, welche im einzelnen Falle als wirkende Ursache den Tod des Beschädigten herbeigeführt hat, ohne Unterschied, ob ihr tödtlicher Erfolg in andern Fällen durch Hülfe der Kunst etwa schon abgewendet wurde, oder nicht; ob in dem gegenwärtigen Falle durch zeitige Hülfe derselbe hätte verhindert werden können; ob die Beschädigung unmittelbar oder durch andere, jedoch aus ihr entstandene Zwischenursachen den Tod bewirkt habe; ob dieselbe allgemein tödtlich sey, oder nur wegen der eigenthümlichen Leibesbeschaffenheit des Beschädigten, oder wegen der zufälligen Umstände, unter welchen sie ihm zugefügt wurde, den Tod herbeigeführt habe. Sander, welcher billigte, daß hiedurch die bisherigen Unterscheidungen der Verletzungen in absolute letales, per se letales, oder per accidens letales, aufgehoben werden, schlug dagegen vor, die Worte: oder durch andere, jedoch aus ihr entstandene Zwischenursachen zu vertauschen mit: oder durch andere, jedoch durch sich selbst ohne fremdes Zuthun in Wirksamkeit gesetzte Zwischenursachen etc. Man möchte fast die Worte aus ihr entstandene nur auf die Zeitfolge beziehen, statt auf den Causalzusammenhang. Zentner und Geh. Rath Duttlinger fanden die Fassung des Entwurfs klar und richtiger. Das Ausschließen fremden Zuthuns würde nicht genügen, man müßte auch Naturereignisse ausschließen. Sanders Vorschlag wurde sofort abgelehnt. Der §. 183 sagt: Wer die ihm zum bestimmten Vorsatz zuzurechnende Tödtung eines Andern mit Vorbedacht verübt, oder die That zwar im Affect vollbringt, aber nur in Folge eines mit Vorbedacht gefaßten fortdauernden Entschlusses, wird als Mörder mit dem Tode bestraft. Gegen den zweiten Fall widersetzt sich Zentner, da die Todesstrafe, wenn man sie einmal haben wolle, doch nur im schwersten Falle eines mit Vorbedacht gefaßten und mit Vorbedacht verübten Entschlusses angewendet werden dürfe. Welcker unterstützt Zentnern, da das vorbedachte Fortdauern des Entschlusses immer zweifelhaft bleibe, und der Entschluß erst im Affect wieder neu gefaßt werde. Staatsrath Jolly: die Umstände müssen das Fortdauern des mit0798 Vorbedacht gefaßten Entschlusses bis zum Augenblick der That darthun, sonst finde ja der Artikel keine Anwendung, und Präsumtionen seyen unzulässig. Geh. Rath Duttlinger: oft setze sich der Thäter absichtlich in Affect, um dadurch zur Ausführung der vorbedachten That seinen Arm zu stählen. Vicekanzler Bekk: oft gerathe auch der Mörder durch einen Schauer vor seiner eigenen That bei der That selbst in Affect, wenn er gleich vorher mit Vorbedacht den Entschluß gefaßt habe. Auch Sander und Merk sprachen für den Commissionsantrag, der dann auch angenommen wurde.

Der kais. russische Staatsrath Paul Demidoff ist auf der Rückreise von Brüssel nach Frankfurt gestern zu Mainz einem Schlaganfall erlegen.

Zu den Resultaten der auf das materielle Wohl des Landes hauptsächlich berechneten Verhandlungen des letzten Landtags gehören die Bewilligung der Fonds zur Erbauung eines neuen Irrenhauses zu Eberbach, der Schiffbarmachung der Lahn von Weilburg stromaufwärts, und die neue Regulirung der Waldsteuer. Das bisher in den Gebäuden der vormaligen Abtei Eberbach neben dem Correctionshaus (Arbeitshaus und Besserungsanstalt) befindliche Irrenhaus entsprach, hinsichtlich der Oertlichkeit wie des beschränkten Raumes, den gesteigerten Anforderungen der Zeit nicht mehr. Von dem verstorbenen Herzoge wurde daher der von dem verdienstvollen Director Vollpracht angeregte und zur Reife beförderte Entschluß gefaßt, ein neues, von der Correctionsanstalt getrenntes Irrenhaus in dem schönsten Theile des Rheingaues erbauen zu lassen, und die Ausführung des Plans dem Landbaumeister E. Zais, Sohn des um die Verschönerung Wiesbadens so sehr verdienten, leider zu früh verstorbenen Erbauers des Cursaales und des Gasthauses zu den vier Jahreszeiten dahier, einem Architekten von wissenschaftlicher und Kunstbildung, richtigem Blick, Geschmack und Phantasie übertragen. Nach dem von den Landständen genehmigten Plan, zu dessen Ausführung vorläufig 250,000 fl. in Aussicht genommen sind, wird dieses Irrenhaus, in Form einer römischen Villa, auf einer Anhöhe, unweit Eberbach, welche die herrlichste Aussicht in ein schönes, mit Wald begränztes Thal, auf den Rhein und auf das Blumen durchwirkte und mit Reben geschmückte Panorama des Rheingaues bis in die nahe Pfalz hinüber gewährt, erbaut, und das für Deutschland werden, was das berühmte Irrenhaus zu Aversa im Königreich Neapel ist. Der Umfang dieser Heilanstalt ist, nach dem von dem Director der Anstalt, Hofrath Lindpaintner, aufgestellten Programm für 200 Leidende (67 weibliche und 133 männlichen Geschlechts) berechnet. Die Frauen sowohl als die Männer werden in vier Abtheilungen eingetheilt. Die erste Abtheilung umfaßt die heilbar ruhigen; die zweite die unheilbar ruhigen; die dritte die heilbar und unheilbar unruhigen und die vierte die unreinen, schrei - und tobsüchtigen Irren. Die an der Epilepsie Leidenden bilden eine Abtheilung für sich und werden in einem besondern, von der neuen Irrenanstalt getrennten Gebäude untergebracht. Eine jede der vier ersten Abtheilungen ist wieder nach Stand, Bildung und Vermögen in vier Classen eingetheilt. Getrennt von dem in der Mitte liegenden Administrationsgebäude, aber durch Colonnaden, die bei schlechter Witterung den Irren zu Spaziergängen dienen, umfaßt der linke Flügel die erste und zweite Abtheilung der Männer, der rechte die erste und zweite Abtheilung der Frauen; im untern Stocke die Wohn - und im obern die Schlafräume der Kranken enthaltend. Die innern baulichen Einrichtungen sind der Art, daß die Vergitterungen der Fenster wegfallen, und somit jede Vorstellung von gewaltsamer Einsperrung entfernt wird. Die Umgebungen der Heilanstalt sind heiter und reizend, und werden mit geschmackvollen Anlagen versehen, um zur Unterhaltung, gefälligen Zerstreuung oder mäßigen Arbeit der Unglücklichen zu dienen. Seit dem Jahr 1810 ist die Lahn von ihrer Mündung bis nach Weilburg hinauf schiffbar. Durch das neue, von den Landständen genehmigte Project soll dieselbe, im Einverständniß mit Preußen, Hessen und Kurhessen, nunmehr bis nach Marburg schiffbar gemacht werden. Durch die neue Regulirung der Waldsteuer, wodurch den Waldgrundbesitzern, größtentheils aus dem höhern Adel des Landes bestehend, eine weit größere Steuerquote als bisher abgefordert wird, ist eine bis dahin bestandene Abgabenungleichheit, zur Befriedigung der übrigen Steuerpflichtigen, ausgeglichen worden. Die in der Nähe des Cursaals, auf einem der schönsten, das ganze Thal dominirenden, die Aussicht bis nach Mainz hinüber bietenden Punkte gelegene, vor ungefähr zehn Jahren neu erbaute v. Hagen'sche Villa, welche vor kurzem mit 50,000 fl. für die verwittwete Frau Herzogin acquirirt wurde, ist heute für 4600 fl. auf den Abbruch veräußert worden, um einem Neubaue Platz zu machen. Das ist das Loos des Schönen auf der Erde! Zu wünschen bleibt, daß der projectirte Neubau in einem gleich gefälligen architektonischen Style wie jene Villa aufgeführt, und große Steinmassen, welche der örtlichen Lage nicht zusagen, vermieden werden.

Ständeversammlung. Heute beschäftigte sich die zweite Kammer zunächst mit der Mittheilung erster Kammer, nach welcher dieselbe beschlossen hat, Sr. Maj. dem König für die Wiedervorlegung einer Verfassungsurkunde den ehrerbietigen Dank der Stände in einer Adresse auszudrücken, welche dort bereits entworfen und genehmigt war. Die Angemessenheit der Erlassung einer besonderen Dankadresse für die Erfüllung einer so hochwichtigen Bitte der Stände, als es der vorjährige Antrag auf Wiederanknüpfung der Verhandlungen über die Verfassungssache war, wurde nach eröffneter Berathung allgemein anerkannt, indem, sollte auch dafür gehalten werden können, daß die Ablehnung des Antrags auf Erbittung der Auflösung der Stände, die beschlossene Erwiederung auf das königliche Schreiben, die Abänderung des Reglements betreffend abgesehen davon, daß letzteres für jetzt nur ein Beschluß zweiter Kammer, nicht der Stände, sey und die bereits begonnene Berathung der neuen Verfassungsurkunde müßten die beste Dankbezeugung seyn, dennoch ein feierlicher Ausdruck der hiedurch bethätigten Gesinnungen und Absichten der Stände dem Könige und dem Lande gegenüber noch fehle, endlich auch der von erster Kammer hierunter bereits gefaßte Beschluß in der That gar nicht abgelehnt werden könne. Gegen die Fassung der mitgetheilten Adresse wurden dagegen von mehreren Seiten Zweifel und Bedenken geäußert, in Folge deren endlich beschlossen ward, dem Beschlusse erster Kammer jedoch mit Vorbehalt verschiedener Abänderungen resp. Weglassungen beizutreten. Da übrigens erste Kammer über den Gegenstand zweimal berathen und abgestimmt hatte, so wurde solches auch hier beliebt, und die zweite Berathung auf morgen festgesetzt. (Hann. Z.)

Der Schleier, der einige Tage lang auf der letzten Wahl der Universität lag, ist jetzt gelüftet. Professor Reiche hatte sich am Tage vor der Wahl gegen mehrere Collegen zur Uebernahme des Mandats bereit erklärt. Zur Wahl der Universität hatten sich persönlich 18 ordentliche Professoren eingefunden; vier abwesende waren durch verschlossene Stimmenzettel vertreten. Es war somit ein wahlberechtigtes Collegium vorhanden, da zu diesem 2 / 3 der sämmtlichen ordentlichen Professoren gehören, die Zahl dieser aber sich gegenwärtig0799 (den abwesenden Otfried Müller eingerechnet) auf 30 beläuft. Von den Stimmenden lehnten 9 eine Theilnahme an der Wahl durch weiße Zettel ab, 13 wählten. Von diesen dreizehn hatte Professor Reiche 10 Stimmen. Obersteuerrath Lichtenberg in Hannover (früher bei der deutschen Kanzlei in London) 3 Stimmen. Es waren also gegen die letzte unter dem Präsidium des Curators vorgenommene Wahl fünf ihrer Meinung untreu geworden oder hatten vielmehr wieder Muth gewonnen, ihrer wahren Gesinnung treu zu bleiben. Professor Reiche erklärte die Wahl nicht annehmen zu können, weil er nicht von einer absoluten Majorität gewählt sey. Man schritt sonach zu einer neuen Abstimmung, wobei man jedoch nicht bedacht zu haben scheint, daß nun die vier, welche durch Zettel gestimmt hatten, an dem Wahlactus nicht theilnehmen würden, und die Versammelten unter die gesetzliche Zahl (von 20 auf 18) sänken. Bei der neuen Abstimmung fanden sich sieben weiße Zettel (zwei der eingesendeten Zettel mußten daher weiße gewesen seyn). Reiche bekam 10 Stimmen, und hatte seine eigene Lichtenberg gegeben. Nun zeigte sich Reiche abermals schwankend, jedoch eher bereit anzunehmen als zu resigniren. Er bat sich 24 Stunden Bedenkzeit aus. Der Prorector Gieseler hielt sich bei der ganzen Wahl passiv. Am 1 April erklärte Reiche Mittags dem Wahlcollegium, daß er die auf ihn gefallene Wahl nicht annehmen könne, weil sie eine Minoritätswahl sey. Wenigstens erzählte Reiche selbst, er habe so eben die Wahl aus dem fraglichen Grunde abgelehnt. Minoritätswahl in eigentlichem Sinne ist nun diese Wahl wohl nicht, allein ungültig in anderer Beziehung, da 18 Professoren jedenfalls unberechtigt waren, überhaupt eine Wahl vorzunehmen, indem das Wahlcollegium vorschrifts - und observanzmäßig aus zwei Dritteln der ordentlichen Professoren bestehen muß. Wenn bloß die zufällige Anwesenheit und das Erscheinen der Lehrer zur Wahl die Norm bildete, nach welcher die 2 / 3 zu berechnen wären, so wäre es möglich, daß fünf oder drei Professoren eine Wahl vornähmen. Am 2 April kam eine Estafette von Hannover, welche dem Professor Reiche den Befehl brachte, unverzüglich nach Hannover zu kommen. Er ist heute dahin abgereist, wo vor ihm jedoch schon die Anzeige seiner Resignation angekommen seyn wird. Gerüchte über eine bedenkliche Krankheit Sr. Maj., welche die Stadt seit mehrern Tagen erfüllten, haben sich wieder gelegt.

Preußen.

Gestern ist endlich die königliche Cabinetsordre erschienen, welche das vielbesprochene Säcularfest der Erfindung der Buchdruckerkunst mit allem Pomp hier zu begehen gestattet. Außer den kirchlichen Feierlichkeiten ist dem hiesigen Comitée, an deren Spitze Professor Gubitz steht, nichts aus dem eingereichten Programme gestrichen worden. (Frankf. Journ.)

Professor Braun aus Bonn, der im vorigen Jahre in der Angelegenheit der Hermesianer eine Reise nach Rom gemacht hatte, befindet sich seit einigen Tagen in Berlin. Aus der reichhaltigen Correspondenz, die der verstorbene Prof. Gans hinterlassen, ist jetzt eine kleine Auswahl im Druck erschienen, und zwar in dem vierten Bande der von Hofrath Dorow herausgegebenen Denkschriften und Briefe zur Charakteristik der Welt und Litteratur. Es befinden sich dabei unter Anderm einige Briefe des jetzigen Ministers Cousin, des Staatsraths Dubois, der Madame Recamier, Hegels und Beyme's. Von der verstorbenen Dorothea Schlegel, geb. Mendelssohn, deren Nekrolog in der Allg. Zeitung einen kleinen Federkrieg erregte, werden in jener Sammlung ebenfalls mehrere interessante Reliquien mitgetheilt, die zugleich einen Einblick in das Gemüthsleben Friedrich Schlegels, und zwar zu zwei ganz verschiedenen Epochen desselben gewähren. Endlich befindet sich in diesem Buche auch ein Actenstück, das einen neuen Beitrag zu den in der letzten Zeit viel an den Tag gekommenen Offenbarungen und Uebertreibungen in Bezug auf die Wirksamkeit des Illuminatismus im vorigen Jahrhundert liefert. Es ist dieß eine Denkschrift, die der ehemalige preußische Minister Graf v. Haugwitz bei dem Congresse von Verona eingereicht, und in der er über Freimaurerei und Illuminatismus, an deren Spitze er bereits im J. 1777 gestanden, ein Geständniß ablegt, das allerdings mehr ein Beweis von der eigenen Schwäche, als von der Bedeutung jener Verbündungen ist. Das erste sechsactige Drama des russischen Tragödien-Cyklus von Raupach ist unter dem Titel Boris Godunoff zur Aufführung gekommen, hat jedoch selbst die leicht zu befriedigenden Freunde des Verfassers in ihren Erwartungen getäuscht.

Oesterreich.

In der Sitzung der Magnatentafel vom 31 März ist die Erwerbung von Grundeigenthum und die Innungsfähigkeit der Israeliten in Ungarn nach einer lebhaften Debatte angenommen worden. Der hierauf bezügliche Gesetzesentwurf wird somit demnächst Sr. Maj. dem König unterbreitet werden. Die Stände haben am 1 d. ein Offert von 450,000 fl. für Errichtung eines Nationaltheaters gemacht. Die neuesten Verhandlungen der Magnatentafel betrafen sehr günstige Stipulationen für Gläubiger, Bestimmungen in den Angelegenheiten der Unitarier und in Betreff der Pestherbrücke. Nunmehr verlautet, daß der k. k. Hofbaurath sich für die Abtragung des schadhaften Theils des Stephansthurms, von dem vorigen Herbst bloß die äußerste Spitze mit dem Knaufe war abgenommen worden, definitiv auf eine Strecke von sieben bis acht Klaftern ausgesprochen hat. Die Ergänzung wird übrigens in derselben Form geschehen. Bei der Nordbahn steht der bereits allerhöchsten Orts bewilligte Bau des Flügels nach Stockerau bevor. Wahrscheinlich wird diese Seitenbahn bei Florisdorf außer Wien ihren Anfang nehmen. An dem Flügel nach Olmütz wird fortgearbeitet, doch dürfte die Eröffnung dieser Bahn kaum vor dem nächsten Jahre zu Stande kommen, wohl aber werden kleinere Strecken von Lundenburg gegen Olmütz noch in diesem Jahre befahren werden. Die Prager Eisenbahn, die als Fortsetzung der Nordbahn projectirt ist, hat die allerhöchste Genehmigung bis jetzt noch nicht erhalten.

Heute ist Se. D. der regierende Herzog von Nassau in Begleitung seines jüngern Bruders des Prinzen Moriz hier eingetroffen, und im Gasthof zum Schwan abgestiegen. Die in einem meiner letzten Schreiben erwähnte Vermuthung hinsichtlich der durch den Tod des Grafen Splenyi erledigten Würde eines Capitäns der ungarischen adeligen Leibgarde hat sich verwirklicht. Graf Vecsey wurde zugleich zum General der Cavallerie befördert. Am 7 d. wird die dießjährige Kunstausstellung und zwar zum erstenmal in den neuen Localitäten des polytechnischen Instituts eröffnet worden. Schon heute widerfuhr derselben die besondere Ehre, von Sr. Maj. dem Kaiser in Begleitung Sr. D. des Fürsten von Metternich besucht zu werden. Man verspricht sich von den neuern Schöpfungen unsrer ersten Meister einen ausgezeichneten Genuß.

Türkei.

Das neueste Blatt der türkischen Staatszeitung vom 11 Moharrem 1256 (15 März 1840) enthält in Bezug auf die bereits gemeldete Absetzung des griechischen Patriarchen einen besondern Artikel, welchem folgende kaiserliche Verordnung0800 angehängt ist: Mein Wessier! Ich habe von dem Berichte Kenntniß genommen, welchen die von dem Justizconseil zur reiflichen und gewissenhaften Prüfung der von dem englischen Botschafter aus Anlaß der Verhältnisse und Communicationen, die der griechische Patriarch mit den jonischen Inseln gepflogen hat, in seinen amtlichen Noten erhobenen Klagen, ernannte Commission erstattet hat. Dem Beispiele Meiner glorreichen Vorfahren gemäß will ich, daß die verschiedenen in Meinem Reiche bestehenden Religionen fortwährend voller Freiheit und vollen Schutzes genießen, und daß ihre Diener ohne Hinderniß alle ihre Pflichten und alle ihnen gesetzlich zustehenden Rechte ausüben können. Aber diese Freiheit und dieser Schutz dürfen sie andererseits nicht ermuthigen, ihre Autorität auf eine Weise zu gebrauchen, die mit den, den Meiner hohen Pforte befreundeten und verbündeten Mächten schuldigen Rücksichten unvereinbar ist. Wenn die Klagen des Hrn. englischen Botschafters sich bloß auf die zwischen dem Patriarchen und der Regierung der jonischen Inseln entstandenen religiösen Streitigkeiten bezögen, so hätte man ihm bemerken müssen, daß ersterer, indem er in dem Kreise seiner Pflichten handelte, keinen Vorwurf verdiene; allein es geht aus dem Commissionsbericht hervor, daß sich der Patriarch nicht darauf beschränkt hat, seine rechtmäßige Autorität auf gedachten Inseln auszuüben, sondern gegen die großbritannische Regierung, eine der ältesten Alliirten Meiner hohen Pforte, eine höchst tadelnswürdige, und den zwischen beiden Ländern bestehenden engen Freundschaftsverhältnissen zuwiderlaufende Sprache geführt hat. Demgemäß und nachdem Mein Justizconseil anerkannt hat, daß sich der Patriarch eines solchen Mißbrauchs der Gewalt schuldig gemacht hat, ist es Mein kaiserlicher Wille, daß derselbe seiner Functionen entsetzt, und nach dem alten Gebrauche der griechischen Nation zur Ernennung seines Nachfolgers geschritten werde. (Folgt der Commissionsbericht, auf den wir zurückkommen werden.)

Aegypten.

Das englische Paketboot aus der Levante ist hier eingetroffen, und bringt uns Nachrichten aus Alexandria bis zum 21 März. Mehemed Ali heißt es in einem dieser Briefe ist von Kairo zurück. Er wurde allenthalben mit Enthusiasmus empfangen, was von Seite der Türken nicht häufig geschieht. Die Anwesenheit des Vicekönigs in Unter-Aegypten hat den Befestigungsarbeiten und der Organisation der Nationalgarden einen neuen Impuls gegeben. Die Consuln statteten dem Pascha einen formellen Besuch ab, es war aber dabei von den Angelegenheiten des Orients keine Rede. In der Flotte ist keine Veränderung eingetreten. Als das Gerücht sich verbreitete, daß die Engländer Zwangsmaaßregeln anwenden würden, hieß es, man werde 5 oder 6 Schiffe auslaufen lassen; es scheint aber, daß man auf diesen Plan verzichtet hat.

0793

Arago und die Naturforscher von Deutschland und Italien.

Es mußte jedem, der den Verhandlungen des französischen Instituts in den letzten Jahren mit Aufmerksamkeit gefolgt war, eine besondere Vorliebe für alles auffallen, was die italienischen Naturhistoriker irgend als neue Entdeckung in Anspruch nahmen. Kaum war ein unbekanntes Experiment, ein neues Aperçu in irgend einem Winkel Italiens zum Vorschein gekommen, so ward es nach Paris an Arago gefördert, damit es durch ihn der Nachwelt unverloren bliebe. Da Arago dieß nicht ungern zu sehen schien, und es sich angelegen seyn ließ, die Verdienste der Italiener der Mitwelt bekannt zu machen, so glaubten diese allmählich, mit Ausnahme der Franzosen, den übrigen Völkern, namentlich den Deutschen, von welchen in den Sitzungen des Instituts so selten die Rede war, in dem Studium der Naturwissenschaften um ein Bedeutendes überlegen zu seyn. In dieser guten Meinung störte es sie nicht, wenn die Gebildeteren ihrer Nation, denen Frankreich und Deutschland aus Anschauung bekannt waren, ihnen die arge Vernachlässigung vorhielten, welche die vergleichende Anatomie und Physiologie im Süden erfahren; was Deutsche namentlich in dieser Beziehung geleistet, blieb ihnen unbekannt, Müllers Verdienste wurden ihnen kaum genannt. Nun aber hat sie ein mit Sachkenntniß und Unparteilichkeit geschriebener Artikel in der letzten Nummer der Revue des deux Mondes aus ihrer Ruhe aufgeschreckt. Der Schlüssel, welcher in demselben zum Charakter Arago's, und namentlich zu seiner Stellung als Secretär des Instituts gegeben wird, kommt seinen hiesigen Bewunderern, die ihn wohl neben Alexander v. Humboldt zu nennen pflegten, etwas ungelegen; vollends überraschend aber für sie war folgende Stelle über Deutschland, die ich Ihnen hier mitzutheilen wünsche, weil die würdige Haltung jenes Artikels wesentlich dazu beitragen wird, das Urtheil der Italiener in dieser Beziehung umzustimmen. Die richtige Würdigung, welche die deutschen Naturwissenschaften hier erfahren, wird, nebst der Beurtheilung des Goethe'schen Faust von Henry Blaze, mehr als alles Andere im Stande seyn, den Italienern eine wahre Vorstellung von deutscher Litteratur und Wissenschaft beizubringen. Nach dem Tode Cuviers, so heißt es dort, wurden die wissenschaftlichen Verbindungen des Instituts mit Deutschland von Tag zu Tag seltener, was zu bedauern ist; denn man weiß, wie gründlich und tief die Arbeiten der Deutschen sind. Vielleicht hatte Hr. Arago keine besondere Sympathie für die Gelehrten des Nordens, welche weniger die Ehre bei ihren Lebzeiten als Ruhm nach dem Tode suchen; überdieß ist er, unbekannt mit ihrer Sprache, wenig im Stande, ihre Verdienste zu würdigen. Die einzigen Verbindungen, welche er mit Deutschland unterhält, verdankt er der Freundschaft, welche Hr. v. Humboldt für ihn hat, dieser berühmte Gelehrte, der Allem zu genügen weiß, und der, vom Hof und von der Gesellschaft in Anspruch genommen, nicht aufhört zu arbeiten und immer bedeutende Werke zu Tage zu fördern. Sehr muß man bedauern, daß Deutschland in wissenschaftlicher Beziehung nicht mehr so eng mit Frankreich verbunden ist, als es zu andern Zeiten der Fall war. In dem vorigen Jahrhundert herrschte unsere Litteratur in ganz Europa, die Höfe des Nordens hatten unsere Sprache angenommen, die berühmtesten Akademien Deutschlands veröffentlichten ihre Schriften in französischer Sprache, und von St. Petersburg bis Lissabon machte man keine interessante Entdeckung oder Beobachtung, ohne sich zu beeilen, sie der Akademie der Wissenschaften in Paris mitzutheilen, welche damals bei verschlossenen Thüren und, ohne die Popularität zu suchen, überall ihren Vorrang geltend zu machen wußte. Und nun, dürfte man sagen, je mehr sie sich dem Publicum nähert desto mehr entschwindet der Akademie Einfluß und Bedeutung. Die Akademie in Berlin hat sich von uns getrennt und gibt ihre Abhandlungen in deutscher Sprache heraus; ja die berühmtesten Männer des Nordens, die Berzelius, die Gaus, überschicken nicht einmal dem Institut ihre Werke.

Die Redner in den letzten französischen Deputirtenverhandlungen.

In Paris, wo die Noth Alles zum Gewerbe macht, gibt es auch Menschen, wie leicht zu vermuthen dem Stande der Proletarier angehörig, die bei geeignetem Anlaß Andern das Warten ersparen, nämlich, wo es Queue zu machen gibt, für solche, die zu diesem Geschäft nicht Zeit und Geduld genug besitzen, gegen mehr oder minder billigen Sold vortheilhafte Plätze aufheben. Derlei Volk hatte sich nun vorigen Dienstag, auf die Neugierde, welche die angesetzte Debatte erregen würde, mit gutem Grund rechnend, vor dem Palast der Deputirtenkammer vom frühesten Morgen an aufgestellt, und alle Plätze in Beschlag gelegt; die Leute waren in Reih 'und Glied geordnet, gehorchten dem Befehl eines Obern und hatten alle eine Uniform die völliger Zerrissenheit. Einige der Schaar trugen die Auszeichnung des hölzernen Beines, und erhöhten so den abenteuerlichen Anblick der Truppe durch die Wirkung kriegerischer oder revolutionärer Erinnerungen. Wer der Debatte beizuwohnen wünschte und mit Eintrittsmitteln nicht durch Gunst versorgt war, der mußte sich an diese Rotte wenden, und in der Queue, die sie gebildet hatte, sich einkaufen. Ein Abgesandter der Polizei hielt Ordnung und Gerechtigkeit amtlich aufrecht, und wenn ein Unberechtigter sich eindrängen wollte, so entstand in der ganzen Gesellschaft sogleich ein Murren des Unwillens und eine Bewegung zu gewaltsamer Selbsthülfe, wofür bekanntlich die Franzosen seit fünfzig Jahren eine so entschiedene Vorliebe zeigen.

Kaum ist zu bemerken nöthig, daß man sich mit Verhandlungen über das Ministerium, über Frankreich und Europa die Zeit kürzte, und in Erwartung des Kampfes in der Kammer ihn im voraus außerhalb derselben führte. Ein kleines Schneegewitter, das, physisch genommen, keine sehr angenehme Zerstreuung seyn konnte, ward lustig als Vorspiel der parlamentarischen Stürme gedeutet, und so ging es in Scherz und Ernst fort, bis der Moment zur Oeffnung der öffentlichen Tribune herangekommen war, und das Publicum, dreiunddreißig Mann hoch, zweipaarweise, eingelassen wurde. Es schlug gerade zwölf Uhr. Die verschiedenen Tribunen und Logen waren schon voll oder füllten sich eben, und Damen, durch Gesichtsfarbe und Züge, Haltung und Anzug vom Geschlechte der Exquisiten, erschienen im Vordergrund derselben und nahmen die besten Sitze ein. Gegenseitige Musterung, Beurtheilung des Saals, in dem bis zur Ankunft der Deputirten einige Huissiers ihre gravitätischen Bedientenschritte umhertrugen, Kritik seiner Ausschmückung, Studium der Kammerabtheilungen auf einem Plane, taggemäßes Gespräch, oder Lecture von Romanen, Zeitungen oder Theaterstücken füllten die noch übrige Stunde bis0794 zum Anfang der Sitzung aus. Endlich erscheinen einige Deputirte wie einzelne Vorboten, suchen ihre Plätze auf, setzen sich ein paar Minuten, probiren ihre Feder, dämmern dann, wie's scheint, nicht sehr gedankenvoll auf allen Bänken herum, plaudern mit ihren Collegen und grüßen die eintretenden, die schon in Gruppen ankommen. Bald strömen sie schockweise in den Saal, das Summen der Unterhaltung wird immer stärker; Männer von Bedeutung werden bemerkt: der beleibte, fast aufgeblähte Berryer reicht dem langen, hagern, schwarzen Garnier-Pagès die freundschaftliche Hand; Hr. Thiers läßt sich auf seiner Schmerzensbank nieder, zahlreiche Freunde umringen ihn sogleich; er redet viel und mit Vielen; seine Bewegungen sind so zwanglos, wie sonst, und ganz in dem Styl der plebejischen Ungebundenheit, die ihm eigen; sein verschlagenes Gesicht aber kann die Unruhe nicht bemeistern, welche die Seele des Ministers bewegt. Endlich gibt der Präsident durch wiederholtes Läuten das Zeichen zum Beginn; die Deputirten begeben sich, bis auf einige Gruppen, die um die Rednerbühne stehen bleiben, sämmtlich auf ihre Plätze, das Getöse nimmt ab, während der Präsident einige Briefe und Bittschriften abliest; völlige Ruhe aber tritt erst ein, als er den Minister der auswärtigen Angelegenheiten zum Sprechen eingeladen.

So lange Hr. Thiers in dem ersten Theile seiner Rede eine lichtvolle Auseinandersetzung von dem Entstehen des Cabinets gab, hörten ihn alle Parteien mit jener aufmerksamen Stille an, die nur von Zeit zu Zeit durch ein dienstfertiges Sehrgut oder Ganzrichtig , wie die Vorträge des Sokrates durch die bewundernden Ausrufe seiner Schüler, unterbrochen wurde. Als es aber an die Darlegung der Politik ging, fiel der Barometer, und die See ward unwillig; die Worte über die Wahlreform erregten einen tobenden Orkan; die Miliz der Centren brach in wildes Geschrei aus, wie ein angeschossenes Thier der Wüste. Was sie riefen, ließ schwer sich unterscheiden, es war wie jenes Allah der Muselmänner, das die Kreuzfahrer für einen abscheulichen Ausdruck heidnischer Barbarei nahmen. Im Ganzen jedoch machte Thiers 'Rede einen günstigen Eindruck. Sie war klar, wie alles, was er schreibt und spricht, überredend und geschickt, den Männern des Widerstandes huldigende Achtung und Worte der Beruhigung nicht versagend und in seiner Stimme selbst versöhnend. Wo er aber dem Stolze der Freiheit und des Vaterlandes schmeichelte, wo er auf die Ereignisse sich berief, da ward sein Organ voller und tönender, er spielte fortissimo, seine Gebärden belebten, sein Auge entflammte sich; der kleine Mann wuchs sichtlich. Es schien, als wolle der Zwerg des Königthums zu einem Riesen der Revolution sich emporarbeiten; man sah, daß er vor Allem Demokrat ist, und ein lautes, dichtes Bravo scholl ihm in diesem Moment auch von den demokratischen Bänken entgegen. Das wissen seine Gegner sehr gut; daher auch ihr Mißtrauen und ihr Widerwille.

Hr. Desmousseaux de Givré, der den Angriff von dieser Seite eröffnete, kann zierliche Pfeile schnitzen, und seine Sachen sind sehr angenehm zu lesen; aber auf der Rednerbühne wirkt er weniger: sein Vortrag ist träg und gequetscht, und seine Mimik besteht einzig und allein aus der Monomanie seiner Hand, die über die Marmorplatte vor ihm, auf der die Erfrischungen stehen, hinab ins Leere, wie ein Steuerruder ins Wasser sticht. Hr. Desmousseaux de Givré ward übrigens von der Kammer, wenn auch nicht mit gespannter Achtsamkeit, doch mit Ruhe angehört, was den meisten der andern Sprecher zweiter Ordnung nicht widerfährt. So wie einer von ihnen auf der Rednerbühne anlangt, beginnt sogleich die lärmendste Unterhaltung, wie man sie etwa in einer Gymnasialclasse vor dem Erscheinen des Professors vernehmen kann: ganze Haufen von Deputirten verlassen ihre Bänke und strömen in die Bureaux zurück, andere ergehen sich im Saal; überall sieht man Gruppen in der lautesten, lebhaftesten Erörterung begriffen, kurz, man sollte sich eher auf der Börse, in einem italienischen Parterre, wenn eben kein Matador der Oper singt, oder bei geschlossenen Augen selbst auf dem Markt eher, als in dem Heiligthum der Gesetze glauben. Einige der Redner, die jener unbarmherzigen Gleichgültigkeit verfallen sind, ziehen sich daher bei den ersten Anzeichen des Sturms sogleich von der Bühne zurück; doch gibt es auch solche, die, sey es durch den Eigensinn der Eitelkeit getrieben, sey es, weil sie die Mühe der Vorbereitung nicht verlieren wollen, in den Tumult, unbekümmert darum, ob man sie verstehe oder nicht, hineinreden, und durch die Heftigkeit ihrer vergeblichen Anstrengungen, wie den Eifer ihres Gebärdenspiels den possierlichsten Eindruck von der Welt hervorbringen.

Wie aber Hr. v. Lamartine die Tribune einnimmt, wird die wilde See wieder zahm und still, als hätte das Wort eines göttlichen Gebieters sie berührt. Lamartine, der zarte, schwermüthige, ätherische Sänger, nun der erste Sprecher einer politischen Partei, ist dieß nicht der sprechendste Beweis, daß jetzt alle Wege zur Politik führen, daß Wissenschaft und Kunst, Religion und Litteratur nur verschiedene Ströme sind, die sich alle in denselben Alles verschlingenden Ocean verlieren? Chateaubriand, Lamennais, Guizot, Lamartine sind sie nicht die lebendigen Zeugen dieser Wahrheit? Wenn aber Guizot vor dem Senate noch Professor, wenn Chateaubriand vor dem Hause der edlen Pairs noch der Wanderer in Amerika's Wäldern und an den Gräbern des Orients ist, so trägt auch Lamartine seine Dichterseele in die Schlacht der Meinungen und Parteien. Alles, was wir thun, bringen wir dem Genius unseres Hauptberufs, wie eine leise heimische Betonung in den Gebrauch fremder Idiome. Niemals aber trat wohl das innerste Selbst des poetischen Redners so frei, lebendig und klar hervor, als in der dießmaligen Erörterung, und auch in seinem Aeußern schien es abgebildet. Wenn bei den HH. Bechard und Desmousseaux die entsetzlichsten Dinge von lächelnder Lippe flossen, gaben bei Lamartine Haltung und das ganze Ansehen von den schwermüthigen Gedanken, die ihn bewegten, Zeugniß, wozu noch eine Stimme kam, die durch Heiserkeit verschleiert, und im Anfang fast erstickt war. Seine Rede selbst war allerdings nur verneinend; das wohl gerechte Mißtrauen gegen die Mischung von Herrscher - und Flattersinn in dem Mann, den er bekämpfte, gab ihm ohne Zweifel zu große Besorgniß; allein die Charakterblößen seines Gegners deckte er mit sicherem Blick und schonungsloser Hand seinen Mitbürgern auf, und die geistvolle, energische Meisterschaft seiner Sprache hat wohl unsere Bewunderung niemals mehr verdient. Als er gegen das Ende seines Vortrags sich gegen den anmaßlichen, ungebührlichen Einfluß der Presse erhob, und Hrn. Thiers vor der Volksgunst schwarz auf weiß (popularité écrite), deren Götze er sey, deren Sklave er seyn werde, in dem ernstesten Tone warnte, da schlug der kleine Minister, wie ein Knabe vor den Verweisen seines Vaters, die klugen Augen nieder. Als er mit einigen Worten schneidender Ironie, die auch in die Wendung seiner Hand und den Ausdruck seines Gesichtes überging, auf die geheimen Absichten und Hoffnungen der Opposition hinwies, bezeugte ihm die beifällige Heiterkeit der Versammlung, daß man nicht nur sein Pathos, sondern auch seinen Humor zu würdigen wisse; als er aber die Majestät der Presse in etwas starken Ausdrücken anzutasten wagte, bestrafte ein gellendes Pfeifen von einer Tribune aus den furchtbaren Hochverrath, und erregte in den Reihen der Conservativen0795 einen Aufruhr, den nur der baldige Rückzug des Redners besänftigen konnte.

Den Handschuh, den er der Linken hingeworfen, mußte natürlich ihr unumschränkter Gebieter und Heerführer, Hr. Odilon-Barrot, aufheben. Die weißen Haare auf seinem Haupte bürgen dafür, daß seine Jugend die Republik gesehen; in Blick und Stimme glüht die Thatkraft eines revolutionären Willens, und die physische Erscheinung gehört eher einem alten Marschall Vorwärts des Parlaments, als einem Feldherrn an, der von unbemerkten Umwegen und künstlich gelegtem Hinterhalt den Sieg erwartet. Auch die Natur seiner geistreichen Anlagen scheint ihn für diese Rolle zu bestimmen; nicht durch verstrickende Beweise, nicht durch schlaue Lockungen umfängt er den Gegner; er klammert sich an tönende Schlagworte der Parteien, spinnt sie zu einer langen Standrede mit Advocatenemphase aus, und sagt im Grund nur Dinge, welche die Preßorgane seiner Farbe schon seit Wochen durchtrompetet. Jetzt spielt er den Mäßigen, den Diplomaten, thut unschuldig, versteckt seine wahren Zwecke, oder verlegt sie in neblige Ferne der sonst so Ungeduldige; allein leicht könnte sein Ruf das Opfer des Versuches werden. Hr. Barrot ist nicht so klug als er sich einbilden mag, und die hält man am leichtesten zum besten, die sich für pfiffig halten, ohne es zu seyn; Hr. Thiers aber scheint wie dazu geschaffen, dem Papa Barrot eine Nase zu drehen.

Wenn in der ersten Sitzung die Männer ihr Herz ergossen, die, so verschieden außerdem ihre Ideen und Forderungen seyn mögen, Treue der Fahne Orleans als ihren Wahlspruch anerkennen oder wenigstens ausgeben, so wird jenen, die nur durch das schwache Band des politischen Eides an die herrschende Dynastie geknüpft sind, für die übrigen Tage des Turniers der Kampfpreis zugesprochen. Hr. Berryer zeigte sich wieder als vollendeter Meister des mimischen Ausdrucks; seine Bewegungen waren so rund, richtig und würdevoll, sein Organ so metallen, gebieterisch und doch so biegsam, jedem Befehle der Empfindung folgend, der ganze Mann so stattlich und männlich reizend, daß die Zuhörer unterjocht wurden, und die Zuschauerinnen verloren waren. Doch ist der Geist seiner Worte diese Majestät des Vortrags, ist der Inhalt des Buches den glänzenden Einband werth?

Der große Haufe, und auch viele Gebildete, lieben oft in dem, was nicht an sich schon tiefern Untersuchungen angehört, überraschende Argumente, in einander wie ein Panzerhemd verschlungen, und Entdeckung neuer Gesichtspunkte weniger, als die energische und blendende Versinnlichung ihrer eigenen Gefühle und besonders Vorurtheile durch einen Mann von Namen. Das leistet Hr. Berryer vollkommen.

Il parlar che nell 'anima si sente.

Das ist für alle Welt, was er so beredt, so eindringlich zu sagen weiß. Daher sein Erfolg. Wenn Hr. Berryer die Volksehre der Franzosen halb zürnend, halb begeistert anruft, so ist es, was die Wirkung auf die Gemüther angeht, wo nicht dasselbe, doch etwas Aehnliches, als wenn O'Connell Gerechtigkeit für Irland fordert; Hr. Berryer ist nur der Sachwalter, nicht der Ritter der Legitimität, während O'Connell zugleich der hired servant und der geborne Vorkämpfer seiner Mitbürger ist; beide sind revolutionäre Agitatoren ihrer ursprünglichen Bestimmung zufolge, obgleich beide auch gewandt, die verwirrtesten Fragen des Rechts leicht und sicher zu entwirren.

So revolutionär aber der Legitimist Berryer, so diplomatisch der Republicaner Garnier-Pagès. In Gang und Benehmen ruhig und abgemessen, in der Enthüllung seiner Gedanken äußerst vorsichtig, voll schonender Formen gegen den Gegner, dem er die bittersten Wahrheiten sagt, scheint er sein Ziel, nicht wie ein schimmerndes Ideal, nicht wie eine Befreiung von schmählichem Joche, sondern wie der Gelehrte ein Problem seines Verstandes zu suchen. Sein Aussehen ist blaß und finster, und wenn man ihn in seiner schwarzen Bekleidung, die vortrefflich zu dem Uebrigen paßt, auf den Boulevards mit einigen Journalisten umherspazieren und ihnen die Geheimnisse der politischen Coulissen mittheilen sah, so mochte man an einen Magier des Mittelalters denken, der einigen gläubigen Seelen die Mysterien der Zukunft offenbart. So düster und starr seine Gesichtsbildung im Allgemeinen ist, so kann der strenge Republicaner einen sanften, fast schmerzlichen Zug nicht verheimlichen. Man möchte sagen, nicht der giftige Haß des Bestehenden, der in dem Troß seiner Partei kocht, sondern die Hindernisse, welche der Erreichung seiner Aufgabe entgegenstehen, beschäftigten vor Allem seine Seele. Und hat er dieß nicht in seiner letzten Rede dargethan, als er dem Ministerium Molé eine so unparteiische Anerkennung zollte? als er, der gründliche Revolutionär, behauptete, der Fortschritt sey auch ohne Revolutionen möglich? Ein solches Geständniß im Munde dieses Mannes ist eben so merkwürdig als Beitrag zur Geschichte der öffentlichen Meinung in Frankreich, wie als Bürgschaft, daß Mäßigung und Klugheit, was auch die Geschicke dieses Landes werden mögen, in den Reihen seiner Bürger stets Vertreter und Organe finden werden.

Das Schwefelmonopol in Sicilien.

In Briefen aus Sicilien, welche die Blätter für litterarische Unterhaltung eben veröffentlichen, findet sich eine Darstellung, die zwar auf den Standpunkt des Monopols sich stellt und so dahin geführt wird, die unnatürliche Maaßregel der gewaltsamen Beschränkung der Production zu vertheidigen, aber doch wegen der eigenen Anschauungen und Detailangaben Beachtung verdient. Wir heben davon Folgendes aus: Girgenti bietet dem Reisenden durch seine Lage, seine merkwürdigen Alterthümer und seine Betriebsamkeit so viel Gegenstände des Interesses dar, daß die Wahl schwer scheinen könnte unter all dem Mittheilungswerthen. Aber man kann gegenwärtig keinen Augenblick zweifelhaft seyn, worüber man von hier aus zu berichten habe. Girgenti ist der Hauptort des sicilischen Schwefelvertriebs, und alle Bewegungen der jüngsten Zeit Siciliens haben sich um diese Angelegenheit gedreht; die Räubereien, die Befürchtungen der Regierung, die Erbitterung der Gemüther, die leisen und lauten Beschwerden der Betheiligten und Antheilnehmenden, alle werden aus der einen Quelle hergeleitet, dem sogenannten Schwefelmonopole. Es muß bei der Wichtigkeit dieser Angelegenheit und dem Aufsehen, welches dieselbe auch im Ausland erregt hat, von hier aus eine erschöpfende Darlegung der Verhältnisse allerdings erwartet werden. Aber die Urtheile, welche im Volk cursiren, sind wie gewöhnlich so wenig begründet und die Mittheilungen von Thatsachen widersprechen einander so sehr oder sind so ungenau, daß sich zu sichern Resultaten nicht gelangen läßt. Nun liegt mir zwar, indem ich dieses schreibe, eine Vertheidigung der Maaßregel vor, welche durch ihre Publication in den Annalen des Reichs für eine officielle Rechtfertigung genommen0796 werden muß und sich selbst als solche gegen den Schluß durch diese Phrase gibt: Die neapolitanische Regierung läßt sich nicht zu Apologien herab, die Thatsachen aber sprechen u. s. w. Diese officielle Darlegung ist jedoch, so sehr sie sich das Ansehen gibt, mit Gründen, Zahlen und Thatsachen zu fechten, nur ein Muster von oberflächlicher und unzureichender Entwickelung des Gegenstandes und kann nichts weiter beweisen, als wie wenig es mit der unverhohlenen Aufdeckung des ganzen Sachverhältnisses Ernst ist, und wie wenig man denen, für welche man geschrieben hat, die Geschicklichkeit oder den Willen, aufmerksam zu folgen, zu folgern und nachzurechnen, zutraut. Ich will mich bemühen, die Sache so klar darzulegen, als meine Hülfsmittel es mir gestatten.

Der Markt war in den letzten Jahren mit Schwefel überführt worden, und die natürliche Folge davon war das Fallen der Preise. Die Zahl der Schwefelminen in ganz Sicilien belief sich zu Anfang des Jahres 1838 auf 134, davon 69 um Caltanisetta, 56 um Girgenti und nur 9 um Catania liegen. Die Production war im Jahre zuvor auf ungefähr 820,000 Cantar gestiegen, d. h. in gebranntem Schwefel, wozu etwa 8 Millionen und 500,000 Cantar (160 Pfund) des rohen Materials erforderlich sind. Da nun angegeben wird, daß gegen 300,000 Cantar unverkauft blieben, so muß man den Absatz auf nicht ganz 600,000 Cantar anschlagen. Weßhalb die officielle Schrift über den Arbeitslohn einige Notizen gibt, wird nicht recht deutlich, da dieselben nicht ausreichen, um die Kosten der Production zu berechnen. Sie bestimmt den in sämmtlichen Minen ausgezahlten Tagelohn ungefähr auf 1000 Ducati für 2000 Picconieri (Minenarbeiter); 800 Ducati für 4000 junge Bursche zum Fortschaffen des Schwefels an die Orte, wo er gebrannt wird; 120 Ducati für 200 Wächter, Aufseher, Meister, Factoren, und während einer Hälfte des Jahres 120 Ducati für 300 Brenner und Gehülfen (arditori ed assistenti). Rechnet man nun das Jahr nur zu 200 Arbeitstagen und die Zeit des Brennens zu 100, so hat die gesammte Production gekostet: 396,000 Ducati oder 3,960,000 Carlin, und jeder von den producirten 820,000 Cantar nicht mehr als gegen 5 Carlin. Die Transportkosten bis zum Ablager am Meere variiren nach Verhältniß der Entfernung und Beschaffenheit der Wege zwischen 2 und 10 Carlin pro Cantar. Der Cantar kostet dem Eigenthümer daher am Hafen 7 bis 15 Carlin. Die Verkaufspreise schwankten in den letzten Jahren zwischen 12 und 16, und stiegen nur ausnahmsweise auf 20 Carlin pro Cantar. Es wäre nach dieser Berechnung nicht einzusehen, wie die Verluste der Schwefelbesitzer so ungeheuer seyn konnten, als sie angegeben werden; oder wenigstens scheinen sie nur die entferntern Eigenthümer getroffen zu haben, denen es allerdings im ungünstigern Fall unmöglich seyn mußte, ihre Kosten zu decken. Man muß aber noch zweierlei in Anschlag bringen, nämlich den Ueberschuß der Production von 300,000 Cantar jährlich, und ferner die häufigen und beträchtlichen Beschädigungen der Minen durch Wasser und Feuer. Die Wassereinbrüche sind gerade für die beträchtlichsten Minen oder sogenannte Hauptminen, bei welchen alle die verschiedenen Schwefeladern in einen großen Stock zusammenlaufen, am nachtheiligsten, denn sie machen das ganze Werk bis zur Abführung des Wassers durch Leitungen oder Pumpen unbrauchbar. Die Wegschaffung des Wassers ist aber bei der großen Tiefe der Gruben äußerst kostspielig, und da häufig, nachdem dieselbe kaum gelungen, beim weitern Einschlagen ein neuer Einbruch des Wassers erfolgt, so ist begreiflich, daß ein solcher Unglücksfall den Besitzer ruiniren kann. Die Brände andrerseits sollen sehr häufig vorkommen und außerordentlichen Schaden thun; sie entstehen theils durch Entwicklung von brennbarem Gas in den Schachten selbst, theils durch Unvorsichtigkeit der Arbeiter oder gar durch Frevel. Während Unfälle dieser Art keiner weitern Herleitung bedürfen, entsteht die Frage, woher die Ueberfüllung des Marktes entstanden sey. Wir erfahren, daß die gesteigerte Nachfrage, welche vor einigen Jahren eintrat, der Production einen plötzlichen Aufschwung gab; der einmal gegebene Antrieb wirkte aber fort, während auf der andern Seite der Bedarf nicht im Verhältniß zu der gesteigerten Thätigkeit blieb. Denn im Allgemeinen erleidet der Verbrauch des Schwefels in ganz Europa nur geringe Veränderungen, und das aufgelagerte Gut ist keinem Verderb ausgesetzt, durch welchen unerwartete Ankäufe nöthig gemacht würden. Sobald den größern Besitzern der Schwefel sich aufhäufte, fingen sie an zu schleudern, diejenigen vermuthlich am meisten, welche den Transport am wohlfeilsten hatten; und da mehr als die Hälfte der Minen, nach den obigen Angaben, in der Intendantschaft Caltanisetta, also entfernt von der Küste liegt, so konnten deren Besitzer mit den begünstigtern nicht mehr concurriren. Der Umsatz gerieth alsbald in die Hände einiger Speculanten, vornehmlich gewandter Ausländer, und, wie die officielle Schutzschrift sich ausdrückt: das Monopol des fremden Geldes lastete auf der sicilischen Armuth. Viele Eigenthümer suchten sich durch Verpachtung zu helfen. Der Contract pflegte dergestalt gestellt zu werden, daß der Pächter die Bearbeitung der Minen durchaus auf seine eigenen Kosten und das ganze Risico übernahm, und je nach Maaßgabe der Ergiebigkeit des Werks, des Wasservolumens in den Stollen, der Entfernung vom Stapelort und des Zustands der Wege ein Pachtquantum von 15 bis 30 Procent des durchschnittlich fixirten Ertrags der Minen zahlte. Wie sich bei den erwähnten ungünstigen Conjuncturen unter solchen Bedingungen Pächter finden konnten, vermag ich nicht einzusehen. Es scheint, als haben sie ihren Vortheil in übereilter Ausbeutung der Minen und sehr vermehrter Production gesucht, indem sie für die Niedrigkeit der Preise sich durch die Menge des Absatzes zu entschädigen dachten. Indeß konnte immer bei einem Artikel, dessen Verbrauch lediglich vom Bedürfniß abhängt, der gedrückte Preis keine stärkere Consumtion zuwege bringen. Wie dem nun sey, so ist doch dieses Thatsache, und ist von Allen, welche ich darüber befragen konnte, mir bestätigt worden, daß die Klagen über den traurigen Verfall eines für Sicilien so wichtigen Industriezweiges schon 1838 immer allgemeiner und dringender wurden. Es lag der Regierung allerdings ob, Veranstaltungen zu treffen, durch welche dem gänzlichen Ruin des Schwefelbetriebs vorgebeugt werden könnte. Ihr Einschreiten wurde noch aus einer andern Rücksicht unerläßlich. Jene zuvor erwähnten Unglücksfälle traten immer häufiger ein, je eilfertiger man die Minen auszubeuten suchte; dadurch, und durch die Fahrlässigkeit und Untüchtigkeit der Aufseher und Meister vermehrten sich die Fälle, in welchen Arbeiter zu Schaden und Siechthum kamen, außerordentlich, und die aus den vielen Brennereien aufsteigenden Schwefeldämpfe blieben nicht ohne Nachtheil für das vegetative und animalische Leben, oft in weitem Bereiche. Die Uebelstände der letztern Art forderten eben so sehr polizeiliche als die der erstern ökonomische Abhülfe.

Da nun der Generalstatthalter Fürst Campofranco die Angelegenheit der Fürsorge der Regierung dringend empfohlen hatte, so glaubte man den Antrag einer Handelscompagnie 1834 auf ein für zehn Jahre ihr zu ertheilendes Monopol nicht ungeprüft abweisen zu dürfen. Der Vorschlag wurde indessen von der aus Schwefelbesitzern und Oekonomieverständigen zusammengesetzten Commission verworfen, und die Regierung ließ damals die Sache fallen. Erst im März 1836 wurde dieselbe0797 Commission wieder zusammenberufen, um einen neuen, auf ganz andere Grundlagen gestellten Vorschlag der HH. Taix und Aycard zu prüfen. Alle Mitglieder der Commission kamen darin wenigstens überein, daß Maaßregeln zur Regulirung der Schwefelangelegenheit unverzüglich getroffen werden müßten, und ein Memorial des englischen Kaufmanns Wood sprach aus, daß dem vorhandenen Zustande bei weitem selbst ein entschiedenes Monopol vorzuziehen seyn würde. Einige riethen, die Minen auf kurze Zeit gänzlich zu schließen. Die Unzulänglichkeit und Ungerechtigkeit einer solchen Maaßregel wurde aber von der Mehrzahl sogleich erkannt, und der Generalstatthalter machte außerdem bemerklich, daß sie nicht einmal ausführbar seyn würde. Die Mehrzahl stimmte für Annahme des Taix-Aycard'schen Projects mit einigen Modificationen des ersten Entwurfs. Das Project bestand darin, daß die Gesellschaft sich anheischig machte, ein contractmäßig zu bestimmendes Capital auf Actien zusammenzubringen, eine ebenso zu bestimmende Quantität Schwefel den Minenbesitzern, unter welchen die Lieferung durch gerichtliche Abschätzung vertheilt werden sollte, zu festem Preise abzunehmen und ihnen für eine Mehrproduction bis auf die Hälfte derselben Quantität eine Entschädigung zu geben, endlich den Schwefel nicht über einen von der Regierung zu limitirenden Preis wieder zu verkaufen und für das Privilegium auf zehn Jahre dem Staat eine Pachtsumme zu bezahlen, welche durch eine Tantieme von dem mehr als contractmäßig ihr zustand abgesetzten Product erhöht werden sollte. Bei der Ausführung des Contracts, welcher mit dem 1 Julius 1838 ins Leben treten sollte, wurde festgesetzt, daß ein Theil der Pachtsumme zum Bau von 20 Miglien fahrbarer Straße verwendet werden sollte, wenn nicht die Gesellschaft selbst diese anzulegen vorzöge; ein anderer Theil sollte den Armenanstalten zufließen, das Uebrige den Staatscassen, aber mit der ausdrücklichen Bestimmung, zum Besten Siciliens allein verwendet zu werden. Daß dadurch die Handelstractate mit Frankreich und England durch das Schwefelmonopol verletzt worden, ist völlig unwahr, da dieselben die englischen und französischen Unterthanen, welche Handel treiben, den am meisten begünstigten Nationen in Allem gleich stellen, keineswegs aber zu Freiheiten berechtigen, welche nicht einmal den Neapolitanern gewährt werden. *) *)Eine Antwort hierauf findet sich in der heutigen Zeitung unter Großbritannien.

(Beschluß folgt.)

Belgien.

Die Repräsentantenkammer wird sich morgen versammeln. Alle Projecte einer Modification des Ministeriums sind einstweilen bei Seite gestellt, das bisherige Ministerium wird unverändert wieder vor der Kammer auftreten, und durch einen seiner Freunde (den Grafen Felix v. Merode) eine Motion zur Abstimmung bringen lassen, die der Vandersmissen'schen Angelegenheit eine andere Wendung geben soll. Die Minister rechnen dabei auf eine Majorität zu ihren Gunsten, da mehrere von denen, die am 14 März wider sie gestimmt, sonst von jeher zu ihren Anhängern gehört haben, und sie ungern von den Geschäften entfernt sehen. Immerhin bleibt es ein gefährliches Experiment, denn die Erfahrung in den belgischen Kammern hat mehr als einmal bewiesen, wie schwer es ist, die Härtnäckigkeit zu überwinden, womit man gern, um sich nicht den Anschein der Inconsequenz zu geben, bei einmal gefaßten Entscheidungen beharrt, nicht zu gedenken der Leidenschaftlichkeit, welche die längst bekannten Gegner des Ministeriums nun in dieser Sache an den Tag legen werden. Irrt sich indessen das bisherige Cabinet in seinen Berechnungen nicht, so wird General Wilmar auch noch zuvor die Discussion seines Kriegsbudgets durchsetzen, ehe er sein Portefeuille andern Händen übergibt. Auch hiemit ist dann wieder ein Anlaß zu schwierigen Debatten gegeben, weil die Opposition eine Menge Verminderungen in Vorschlag bringen will, auf denen sie, wenn General Wilmar einstweilen Kriegsminister bleibt, um so hartnäckiger wird bestehen wollen. Das Ministerium wird dann aber auch den Vortheil haben, die Opposition, die in der Discussion über Vandersmissen so voll Zärtlichkeit für die Armee war, mit sich selbst in Widerspruch zu bringen, und der Armee zu zeigen, was es mit dieser Zärtlichkeit in Phrasen für eine spärliche Bewandtniß in That hatten. Man scheint sogar darauf zu rechnen, es werde dieses bei einigen Gliedern der Kammer Eindruck genug hervorbringen, um sie ihrem bisherigen übertriebenen Sparsystem untreu zu machen, wo dann das Budget leichter erlangt würde, als es sonst der Fall gewesen wäre. Höchst delicat wird, wenn das Ministerium sich hält, die Stellung der höhern Beamten, namentlich der beiden Provincialgouverneurs Lebeau und Rogier, welche am 14 März gegen dasselbe gestimmt. Man begreift nicht, wie sie, ohne groben Verstoß gegen alle Grundsätze des Repräsentativsystems, länger ihre Aemter werden behalten können. Sollten sie sich indessen über solche Bedenklichkeiten wegsetzen, und ihre Aemter nicht freiwillig niederlegen, so wird ihnen auch wahrscheinlich das Ministerium ihre Dimission nicht zuschicken.

0798

Alle Bestellungen auf die Allg. Zeitung außerhalb Augsburg bittet man bei den auf jeder Nro. der Zeitung bezeichneten resp. Postämtern, in Frankreich bei Hrn. Alexandre, Brandgasse Nr. 28, in Straßburg zu machen. An die Redaction oder die Expedition gerichtete Bestellungen können nicht berücksichtigt werden.

[1209]

Für Färber und Drucker.

Bei C. Leuchs & Comp. in Nürnberg ist fortwährend zu haben:

Vorschrift zu einer neuen Art, die Indigküpe zu führen, ohne Waid, Krapp, Urin, Potasche, wobei das Blau schöner wird, in der Wolle nicht abfärbt, und nur den fünften Theil so viel kostet, als in der bisherigen Waidküpe. Die Wolle bleibt milder, läßt sich leichter reinspülen, die Küpe ist perpetuell, kann kalt stehen und jede Waidküpe in sie umgeändert werden. 60 Thlr. oder 105 fl.

Bessere Art, Englisch - oder Faïanceblau darzustellen, ohne Küpen, bloß in zwei Bädern, mit großer Zeitersparniß, Sicherheit und Schönheit. 35 fl. oder 20 Thlr.

Recept zu schwarzem, rothem u. a. Tafeldruck für Druckereien, wobei der Gummi entbehrlich und durch Stärkmehl ersetzt wird, das während des Ansatzes sich in Gummi verwandelt. 35 fl. oder 20 Thlr.

Neues ächtes Hell - oder Maigrün zum Färben und Drucken. 12 Thlr. oder 21 fl.

Recept zum Druck mit blauen, grünen, gelben Ultramarin und allen andern Körperfarben, mittelst einer auf neue Art bereiteten Federharzlösung. Haltbar gegen Seife, Licht, Reiben. 21 fl. oder 12 Thlr.

Vorschrift zu einer neuen vortheilhaften Art, Schwarz zu färben, ohne Eisen und Eisenverbindungen, daher ohne Benachtheiligung der Garne und Zeuge, ohne Gallus, Knoppern, Eichenrinde, Nymphea. Schneller, wohlfeiler, ächter als auf die bisherigen Arten. Nebst Vorschrift zu einem ächten Braun, Braunroth, Grau, Violett. Preis 18 fl. (15 fl. C. M.) od. 10 Thlr. Die Farbküpe ist perpetuell.

Mittel, die geringen Indigsorten so gut zum Färben zu benützen wie die feinen. Dieses Mittel, wahrscheinlich den Engländern schon seit einiger Zeit bekannt, weil sie die wohlfeilen Indigsorten behalten und die theuern heraussenden, gewährt einen Nutzen von 100 Proc., da z. B. 1 1 / 4 Theil Javaindig, der 2 4 / 5 fl. kostet, dabei in der Küpe eben so viel leistet, wie 1 Theil bengalischer, der 6 1 / 2 fl. kostet. Preis 21 fl. oder 12 Thlr. Eignet sich auch für Indighändler, da geringer Indig dadurch besserm gleich gemacht werden kann.

Vorschrift, Alkannaviolett in höchster Tiefe und Schönheit darzustellen. 18 fl. oder 10 Thlr.

[1153]

Vollständig erschienen ist so eben im Verlage von Wilhelm Engelmann in Leipzig, und in allen Buchhandlungen zu haben:

Encyklopädisches Handbuch der gerichtlichen Arzneikunde für Aerzte und Rechtsgelehrte.

In Verbindung mit Dr. Fr. E. Flachs zu Dresden, Dr. C. G. Lehmann zu Leipzig, Dr. R. J. A. Martini zu Wurzen und Dr. C. G. Schmalz sen., Physikus zu Dresden, bearbeitet und herausgegeben von Dr. Friedr. Jul. Siebenhaar, königl. sächs. Bezirksarzte zu Dresden.

Zwei Bände. gr. 8. 1839. 40. cartonnirt 7 Rthlr. 4 gr.

In Schmidts Jahrbüchern spricht sich Hr. Dr. P. J. Schneider in Offenburg über das Werk so aus:

Die vorliegenden Hefte (das Werk erschien früher in Heften) dieser Encyklopädie zeichnen sich ganz vorzüglich aus durch gründliche Bearbeitung, klare und lichtvolle Darstellung und erschöpfende Behandlung der einzelnen Artikel, ohne in ermüdende Extravaganz auszuarten, ferner durch die wirklich sorgfältige Auswahl der besten litterärischen Quellen, und möglichst praktische Brauchbarkeit. Namentlich sind folgende Artikel im zweiten Hefte: Blutfluss, Blutlungenprobe, Blutunterlaufung, Brand, Brandstiftungstrieb, Brustverletzungen, Ehestandsfähigkeit, Ei, menschliches, Empfängniss, Empfängnissfähigkeit und Entzündung; im dritten Hefte: Ergiessung in die Körperhöhlen, Erhenken, Ersticken, Ertrinken, Erweichung, Färbung der Organe der Leichen, Fäulniss des Leichnams, Fallsucht und Fallsüchtige, Fieberwahnsinn, Frucht, menschliche, Gasarten, Geburt, Gefässverletzungen, Gelüste, und Gemüthsbewegungen, mit einem solchen besondern Fleisse, solcher Sorgfalt und Gründlichkeit abgehandelt, dass diese Encyklopädie sich in der That als sehr werthvoll und vortheilhaft documentirt, und sie, wenn die fernern Hefte derselben in demselben Geiste fortgesetzt werden, woran übrigens gar nicht zu zweifeln ist, als ein höchst gediegenes und vollkommen praktisch brauchbares Werk mit vollem Rechte anempfohlen werden muss.

[82]

In der Unterzeichneten ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Schutz und Wehr gegen Unglücksfälle oder die Sicherheits - und Rettungsmittel in den Gefahren des Lebens zu Land und Wasser.

Ein Lesebuch für Schule und Haus.

Von Johann Heinrich Moriz v. Poppe.

gr. 8. Preis 2 fl. 24 kr. oder 1 Rthlr. 12 gr.

Nur zu oft hört und liest man von plötzlichen Unglücksfällen, die sich an jedem, nur etwas größern Orte fast alle Jahre ereignen, und von dem Jammer, den solche Unglücksfälle über brave Familien verbreitet haben. Sollte daher nicht jeder Beitrag zur Verminderung solcher Unglücksfälle, jedes Schutzmittel gegen dieselben die ehrenvollste Anerkennung, die dankbarste Aufnahme finden?

Und doch hätten die meisten Unglücksfälle durch Vorsicht, kluge Maaßregeln und mancherlei Schutzmittel verhütet, ja oft hätten Menschen aus schon eingetretener Gefahr herausgerissen werden können! Auf welche Art man im Stand gewesen wäre, dieß Alles ins Werk zu richten und wie viel Unglück man überhaupt auf Erden zu verhüten vermöchte, das lehrt gegenwärtiges Buch.

Wenn es als Lesebuch in Schulen eingeführt würde, so erhielte die Jugend eine vollständige Uebersicht von allen möglichen plötzlichen Lebensgefahren und Unglücksfällen, deren der Mensch bei seinen täglichen Beschäftigungen, selbst bei seinen Vergnügungen ausgesetzt seyn kann, nebst Belehrungen, wie diesen Gefahren auszuweichen wäre und wie der Mensch sich aus schon eingetretenen Gefahren zu retten vermöchte. Als Haus - und Lesebuch für Familien würde es, wenn man sich nach und nach den Inhalt desselben einprägte, oder wenn man es bei irgend einer drohenden Gefahr zu Rathe zöge, gewiß großen Nutzen stiften.

Stuttgart und Tübingen, im October 1839.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

0799

[83]

In der Unterzeichneten ist erschienen und an die verehrlichen Sortimentshandlungen versandt worden:

Das erste Heft für 1840 der Deutschen Vierteljahrs-Schrift.

Januar-März.

Inhalt: Das deutsche Zeitungswesen. Gedanken über deutsche Dramatik, mit besonderer Rücksicht auf das Lustspiel. Ueber das Wesen und den Werth einer nationalen Gewerbsproductivkraft. Der Haar - oder Haiderauch, auch Moorrauch und Höherauch genannt. Geistiger Erwerb durch Reisen. Ueber den gegenwärtigen Zustand der Theologie mit Beziehung auf Strauß. Ueber die Wirkungen des großen deutschen Zollvereins und die Entwicklung seiner Gesetzgebung. Ueber die Vertheidigung des südwestlichen Deutschlands in einem Kriege des deutschen Bundes mit Frankreich. Ueber die Einführung eines gemeinschaftlichen Münzsystems in den Zollvereinsstaaten. Postreform. Kurze Notizen.

Der Preis des Jahrgangs von 4 Heften ist 12 fl. oder 7 Rthlr. 8 gr.

Stuttgart und Tübingen.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[975-77]

Im Verlage von J. A. Kienreich in Grätz ist neu erschienen und durch folgende Buchhandlungen zu beziehen, in Augsburg bei Matth. Rieger und Karl Kollmann, in Würzburg bei Stahel, in Leipzig bei Weygand, in München bei Giel, in Wien bei C. Gerold, in Pesth bei Hartleben, in Prag bei G. Haase, in Brünn bei Gastl, in Linz bei Fink und Haßlinger, in Innsbruck bei Wagner.

Warum bin ich Katholik, oder: Gilt es gleich, ob man diese oder jene Religion bekenne?

Beantwortet in populären Kanzelvorträgen von Alois Schlör, Doctor der Theologie und Weltpriester.

8. brosch. 12 gr.

Wie sehr es dem berühmten Hrn. Verfasser gelungen ist, dieses wichtige Thema in gegenwärtiger Zeit in einer Reihe von eilf zusammenhängenden Predigten sowohl für Katholiken, als auch für Nichtkatholiken klar und äußerst interessant zu behandeln, beweiset der schnelle Absatz von 3000 Exemplaren der ersten Auflage binnen 2 Monaten.

Von eben diesem Verfasser ist eben ganz neu erschienen:

Geistesübungen nach der Weise des heil. Ignatius von Loyola, für Priester und Candidaten des Priesterthums.

Mit einer Einleitungs - und Schlußrede Sr. fürstlichen Gnaden des hochwürdigsten Herrn Herrn Roman Sebastian Zängerle, Fürstbischofs zu Seckau etc. etc, und mit 3 Vorträgen des Herrn Kanonikus und Seminars-Directors Dr. Joseph Büchinger.

8. brosch. 18 gr.

Diese beiden Schriften haben selbst in Rom solchen Beifall gefunden, daß eine Uebersetzung in das Italienische von Dr. Zamboni bereits im Werke ist.

[1261]

Ein kräftiges Erbauungsbuch zur Passionszeit.

Dem mir von vielen Seiten geäußerten Wunsche Kraußolds, L, stille Betrachtungen für christliebende Seelen über den leidenden und sterbenden Erlöser. Ein Andachtsbüchlein für die Passionszeit. zu einem wohlfeilern Preise zu erlassen, dem ich auch hin und wieder gern entsprach, will ich nun allgemein erfüllen und ihn auf die Hälfte, also 36 kr., festsetzen, in der Hoffnung, dadurch diesem ganz ausgezeichneten Werke die größte Verbreitung zu geben, dasselbe in alle ächt christlichen Familien einzuführen.

Nürnberg, im April 1840.

Friedrich Campe.

[1138]

Es ist erschienen und versandt:

Archiv für die civilistische Praxis. Herausgegeben von Franke, Linde, v. Löhr, Mittermaier, Mühlenbruch, Thibaut und Wächter. XXIII. Bds. 1s Heft. gr. 8. Heidelberg, bei J. C. B. Mohr.

Inhalt: I. Ueber die Gemeinschaftlichkeit der Zeugen und Urkunden durch Production. Von Hrn. Oberappellationsgerichtsrath Hesse in Darmstadt. II. Die neuesten Fortschritte der Civilgesetzgebung in Würtemberg, mit legislativen Bemerkungen und vergleichender Rücksicht auf das gemeine Recht. Von Wächter. III. Praktische Bemerkungen über rechtliche Gegenstände und zwar über das gerichtliche Verfahren in Bezug auf Testamente. Von Hrn. Hofrath Biedermann in Bernburg. IV. Verhältniß der Verwaltung und der Justiz in Bezug auf Streitigkeiten über Gegenstände der Regalität mit besonderer Beziehung auf das Wasserrecht. (Fortsetzung des Aufsatzes Nr. IV. im XXII. Band.) Von Mittermaier. Preis des Bandes von drei Heften 2 Rthlr. oder 3 fl.

Beim Verleger des Civ. Archivs ist ferner neu erschienen:

Kritische Zeitschrift für Rechtswissenschaft u. Gesetzgebung des Auslandes in Verbindung mit mehreren Gelehrten des In - und Auslandes herausgeg. von Mittermaier und Zachariœ. XII. Bd. 2tes Heft. gr. 8. enthaltend:

XI. Nordamerikanisches Staatsrecht. Von Hrn. Oberbibliothekar und Prof. R. v. Mohl in Tübingen. XII. Die Lehre vom Besitze nach russischem Rechte. Von Hrn Alexander v. Reutz, Prof. d. R. in Dorpat. XIII. Von den dinglichen Rechten überhaupt und insbesondere von der Lehre des Besitzes nach dem neuesten niederländischen Gesetzbuche. Von Hrn. Dr. Königswarter in Paris. XIV. Statistische Nachrichten über die Todesstrafe in Toscana, mit Bemerkungen über die Wirkung der Gesetzgebung in Bezug auf diese Strafe; von einem toscanischen Rechtsgelehrten. Mit einem Zusatze von Mittermaier. XV. Das Strafgesetzbuch für das Königreich Sardinien vom 26 October 1839. Angezeigt von Mittermaier. XVI. Beschreibung des pensylvanischen Gefangenhauses in Warschau; von Hrn. Dr. Julius in Hamburg. XVII. Das Gant-Verfahren in England nach dem Gesetze 1838 über zahlungsfähige Schuldner. Von Hrn. Dr. M. Mittermaier in Heidelberg. XVIII. Die neuen englischen Gesetze über Polizeiverwaltung und polizeiliches Strafrecht. Mitgetheilt von Hrn. Trepka, Hofger Access. in Dillenburg. XIX. Neueste Forschungen in Frankreich über Geschichte des Grundeigenthums. Angeg. von Hrn. Hofr. Warnkönig. XX. Anzeige der neuesten wichtigen ausländischen Werke im Fache der juristischen Litteratur. Von Mittermaier. Preis des Bandes von 3 Heften 2 Rthlr. 16 gr. od. 4 fl.

Besonders abgedruckt aus obigem Hefte des Archivs ist zu haben:

Erläuterungen u. Erörterungen, das k. würtembergische Gesetz über die privatrechtlichen Folgen der Verbrechen und Strafen betreffend. Von Dr. K. G. Wächter, Kanzler etc. Preis geh. 10 gr. oder 40 kr.

Unter der Presse befindet sich und erscheint in einigen Monaten: Dr. E. Zachariä's, correspondirenden Mitgliedes des archäologischen Instituts zu Rom, Reise im Orient in den Jahren 1837 und 1838 über Wien, Venedig, Florenz, Rom, Neapel, Malta und Griechenland nach Salonik,0800 dem Berge Athos, Konstantinopel und Trapezunt und zurück auf der Donau.

Heidelberg, im März 1840.

J. C. B. Mohr.

[1067.71]

BREVET DE 5 ANS, MÉDAILLE D'HONNEUR.

EN TOUS LIEUX, SAISIE DES CONTREFAÇONS ET APPLICATIONDE L'AMENDE ET DES PEINES VOULUES PAR LA LOI.

[figure]

En Crino-zéphyr, noir ou blanc. Elles se font de deux manières: l'une forte et rèsistante pour les robes de soirées en velours, brocard etc.; l'autre trèslégère pour celles de bal. Ces deux sortes, complément de la toilette, font maintenant partie des trousseaux et corbeilles de mariage; elles forment tournure, soutiennent les robes, et par leur fléxible élasticité elles se prêtent aux plus légers mouvemens des multiples ondulations de leurs draperies; en outre elles sont indéformables à l'usage et peuvent se laver comme le linge.

Les prix, suivant la finesse et le choix des crins, sont de 35, 45, 55 et 80 fr. ; les noires coûtent 5 fr. de plus. Les frais d'expédition et d'emballage sont en plus.

On insérera dans la lettre de demande un fil pour marquer la longueur et le tour de taille.

S'ADRESSER à Munich à Mr. Gustav Schulze, Négociant.

[1016-17]

In unserm Verlage ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Platonis opera omnia. Recognov. Jo. G. Baiterus, Jo. Casp. Orellius, Aug. Guilielmus Winkelmannus. Edit. in us. scholar. 16.

Vol. I. Eutyphro. Apologia Socratis Crito. Editio altera. 27 kr.

Vol. II. Phaedo, item incertorum auc torum Theages et Erastac. Edit. altera. 36 kr.

Vol. III. Theaetetus. 36 kr.

Vol. IV. Sophista. 27 kr.

Vol. V. Euthydemus et Protagoras. 27 kr.

Vol. VI. Hippias minor, Cratylus 27 kr.

Vol. VII. Gorgias et Io. 40 kr.

Vol. VIII. Philebus. 27 kr.

Vol. IX. Meno et Alcibiades I. 27 kr.

Vol. X. Alcibiades II. Charmides et Laches. 27 kr.

Vol. XI. Lysis, Menexenus et Hipparchus. 27 kr.

Vol. XII. Politicus et Minos. 36 kr.

Zürich, März 1840.

Meyer & Zeller.

[1163]

In der A. Sorge'schen Buchhandlung in Osterode ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Praktische Anweisung zur Fabrication des Essigs aus Wein, Branntwein, Bier, Obst, Malz, Zucker, Honig, Rosinen und mehreren Substanzen; auch zu aromatischen oder Tafel-Essigen; nebst Belehrungen, den Essig zu erhalten, zu verstärken, verdorbenen wieder herzustellen, und Kennzeichen der Güte oder Verfälschung; mit Vorschriften über die Benutzung des Essigs zu verschiedenen Zwecken, von G. Engelhard. Preis für das geheftete Exempl. 8 gGr.

Dieses Buch ist jedem Wirth, Hausvater und Hausmutter zu empfehlen, die auf eine leicht, bequeme Weise und für wenige Groschen sich eine große Quantität Essig verschaffen wollen.

[1041]

Als Fortsetzung ist an alle Buchhandlungen versandt: das 2te Heft des 2ten Bandes der Sammlung interessanter Aufsätze aus dem Gebiete des gemeinen Rechts. 8. (12 Bogen. ) brosch. 16 gGr. Verlag von Ed. Leibrock in Braunschweig.

Für Juristen, die nicht im Besitze einer starken Bibliothek sind, und denen doch Kenntniß von den Fortschritten ihrer Wissenschaft wichtig ist, möchte kaum ein nützlicheres Werk als das vorliegende zu empfehlen seyn. In mehr als 100 Aufsätzen liefert der mit diesem Hefte geschlossene zweite Band gleichsam das Resumé der juristischen Litteratur des letzten Jahres. Von speciellem Interesse ist es, daß bei so vielen wichtigen Fragen zur Vergleichung auf Erkenntnisse des herzogl. braunschw. Landes - und Ob. -A.-Gerichts Bezug genommen ist. Als Fortsetzung erscheint jährlich ein Band von zwei Heften.

[1201]

So eben erschien:

Friedrich der Große, dargestellt nach den besten Quellen von A. E. Fern.

Zur Jubelfeier des Jahres 1740 allen Preußen gewidmet.

Neunte Lieferung à 1 / 3 Rthlr.

Vollständig in 18 Lieferungen, jede von 3 Bogen Text und 2 Kunstblättern.

Mit dem Erscheinen dieses 9ten Heftes ist der 1ste Theil (Preis 3 Rthlr.) vollständig, und wird der 2te und letzte Theil von gleichem Umfang und Preis ohne Unterbrechung im Laufe der nächsten Monate erscheinen. Die Verlagshandlung ladet bei dieser Gelegenheit nochmals zur Subscription auf diese Biographie Friedrichs ein, welche von vielen geachteten kritischen Anstalten als dem Zwecke eines Volksbuches vollkommen entsprechend, als mit Wärme und Frische geschrieben, mit Gründlichkeit und verständigem Urtheile bearbeitet, gerühmt wird, und wird ihm von den Blättern für litterarische Unterhaltung der Vorzug vor andern Biographien Friedrichs zugesprochen. Von der gleichzeitig erscheinenden Ausgabe ohne Kupfer ist der 1ste Theil vollständig für 1 1 / 2 Rthlr. in allen soliden Buchhandlungen zu bekommen, Augsburg und Lindau in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung.

Magdeburg, im Februar 1840.

Rubach'sche Buchhandlung.

C. Fabricius.

[1152]

In Commission der Dyk'schen Buchhandlung in Leipzig ist zu haben und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Blicke auf die letzte Eroberung, neuere Geschichte und Colonisation von Algier.

Von A. v. Schönberg, Doctor der Philosophie, Medicin und Chirurgie, Archiater Sr. Majestät des Königs von Dänemark etc.

Kopenhagen 1839. Preis 1 Rthlr. 8 gr.

[1243]

Bücher-Auction.

Vom 21 April d. J. an wird zu Nürnberg die Bibliothek des sel. Hrn. Dekan Müller in Hochdorf versteigert. Sie enthält besonders katholische und protestantische theologische Schriften, mehrere seltene altdeutsche Drucke, Pergament-Manuscripte und ein auf Pergament gedrucktes schönes Ex. der Sanbert'schen Bibelausgabe in gr. 12. vom J. 1629, welches als ein Unicum zu betrachten ist. Kataloge sind in der W. Birett'schen Antiquarbuchhandlung in Augsburg zu haben.

[1857-59]

Für Eisenbahnunternehmungen.

Ein Ingenieur, welcher durch mehrere Jahre im Dienste einer der größten Eisenbahnen stand, mit dem Entwurfe, dem Baue, vorzüglich aber mit der Organisation, Administration, dem Betriebe und den Maschinen derselben vollkommen vertraut ist, und sich auch hinreichende Kenntniß in der Fabrication des Eisens erwarb, bietet hiemit den verehrlichen Eisenbahngesellschaften seine Dienste an und würde besonders neuentstehenden Eisenbahnunternehmungen sehr nützlich seyn.

Schriftliche portofreie Mittheilungen beliebe man unter der Adresse M. G. Bauer dem Bücherverlag des Hrn. Anton Mausberger in Wien (Stadt, Schulenstraße) zuzusenden.

[1212-15]

Gasthofs-Empfehlung.

Unterzeichneter hat die Ehre den HH. Reisenden anzuzeigen, daß er seinen, seit vielen Jahren vortheilhaft bekannten Gasthof zur Weinsticher-Stube, Blau-Wolkenstraße Nr. 22 in Straßburg, wieder geöffnet hat. Er empfiehlt sich ihrem frühern Wohlwollen, und verspricht wie bisher, ausgezeichnete Bedienung in jeder Hinsicht.

A. Jundt.

[1134-35]

Anerbieten für gebildete Familien.

Ein wissenschaftlich gebildeter, dienstlich erfahrener Mann, im reifern Alter, bietet sich einer inländischen Familie aus den höhern Ständen an, in welcher Kunst und Wissenschaft geschätzt werden. Er besitzt ein so reichliches Auskommen, daß er für die Dienste, die er als Rechtsconsulent, Gutsaufseher oder durch Erziehung und Unterricht in Gymnasiallehrgegenständen, in Sonderheit in Musik, mathematischen und Naturwissenschaften leisten kann, keine Geldbesoldung annehmen, sondern seine Belohnung nur darin suchen wird, an dem innern Glück einer edlen Familie theilnehmen und dazu durch Lehre und nützliches Wirken beitragen zu können.

Anfragen unter der Adresse R. D. wird die Expedition der Allg. Zeitung dem Adressirten mittheilen.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 100. 9. April 1840 . Augsburg1840.

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Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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ShelfmarkDWB 1996/32
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