PRIMS Full-text transcription (HTML)
0825
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 104.
13 April 1840.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Die vom Dampfboot Great Western überbrachten Nachrichten aus New-York reichen bis zum 19 Febr. Die amerikanischen Journale enthalten neuerdings eine Correspondenz zwischen dem Staatssecretär des Auswärtigen, Hrn. Forsyth, und dem brittischen Gesandten in Washington, Hrn. Fox, über die Frage wegen der Nordostgränze. Das Wichtigste darin ist folgende Stelle in einem Briefe des Hrn. Fox d. d. Washington, 7 März: Bis jetzt haben die Behörden Ihrer Maj. der Königin von Großbritannien ihre Militärmittel innerhalb des streitigen Gebiets nicht verstärkt, noch sonst neue Rüstungen getroffen, um die Gränzfrage eventuell auf diesem Wege zu beendigen, wiewohl die Haltung, welche der Staat Maine in Bezug auf diese Frage angenommen hat, eine solche Maaßregel allerdings rechtfertigen würde. Indessen ist sehr zu besorgen, daß die Fassung solcher Maaßregeln früher oder später unerläßlich werde, wenn das Volk von Maine nicht genöthigt wird, von dem ausgedehnten System bewaffneten Uebergriffs abzustehen, das es in andern Theilen desselben streitigen Gebiets befolgt. Das Boston Mercantile Journal vom 13 März erwähnt mehrere neue Verhaftungen brittischer Holzschläger am Aroostook. Die Nachrichten aus Florida lauten ungünstig. Die schlauen Indianer lauern in kleinen Streifpartien herum, überfallen Gehöfte, morden die Einwohner, und sind dann plötzlich wieder in ihre Waldverstecke verschwunden. Unlängst wurde der Lieutenant Whitten von den Freiwilligen, der mit zwölf Mann patrouillirte und seiner Mannschaft etwas vorausgegangen war, mit einem Schuß niedergestreckt und Angesichts seiner Leute, die ihn seinem Schicksal überließen, gräßlich verstümmelt. Major Baily setzte sich hierauf mit seinen Schweißhunden aus Cuba in Bewegung, um den Feind in seine Schlupfwinkel zu verfolgen. Wir werden, sagt ein Blatt, nun bald erfahren, ob diese Thiere etwas nütze sind. In Philadelphia ist Hr. Wolf, vormaliger Gouverneur des Staates Pennsylvanien, in letzter Zeit Zolleinnehmer des Hafens von Philadelphia, eines plötzlichen Todes gestorben.

Portugal.

Die Nachrichten aus Lissabon in englischen Blättern reichen bis zum 30 März. Die Corteswahlen, die in ganz Portugal großes Interesse erregten, waren noch nicht beendigt, versprachen jedoch, so weit man sie kannte, dem Ministerium oder der gemäßigten Partei eine beträchtliche Majorität trotz der Coalition der Miguelisten mit den Septembristen.

Spanien.

Der Congreß votirte gestern dem Herzoge de la Victoria und seiner Armee einstimmig eine Danksagung für die Triumphe von Segura und Castellote. Die Stelle der Adresse, in welcher die Mißbilligung der Ereignisse vom 23 und 24 v. M. ausgesprochen wird, wurde nach langen Debatten von 99 Stimmen gegen 31 angenommen. Gegenwärtig beschäftigt sich der Congreß mit Erörterung des Paragraphen, welcher von der financiellen Lage des Landes handelt. Der Finanzminister erklärte gestern, daß sich diese mit jedem Tage verbessere; in den Alpujarras habe man eine Bleimine entdeckt, welche 28 Unzen Silber auf den Centner Metall ergebe; die Tabakregie hätte im vorigen Jahre 108 Millionen Realen abgeworfen, während sie früher nicht über 98 Mill. betragen hätte. Aus den Zöllen, deren Ertrag nie 60 bis 64 Mill. überstiegen habe, seyen im vorigen Jahre 80 Mill. eingegangen. Der neue von der Regierung entworfene Zolltarif sey bereits gedruckt, und solle in wenigen Tagen den Cortes vorgelegt werden. An die Stelle des aus dem Ayuntamiento von Madrid ausgetretenen Hrn. Olozaga ist der bekannte Ex-Deputirte D. Joaquin Maria Lopez, der nicht einmal hier ansässig ist, zum Alcalden erwählt worden. Der Courier der französischen Botschaft, der in der Nacht vom 28 von hier nach Paris abging, wurde eine Meile von hier seiner Baarschaft beraubt und mißhandelt.

Großbritannien.

Die Anti-Cornlaw-Abgeordneten in London bilden eine Art kleines Parlament für sich, das täglich in Browns Hotel auf dem Palace-Yard seine Sitzungen hält, und die Verhandlungen des Parlaments gegenüber kritisirt. In ihrer sehr zahlreichen0826 Versammlung am 4 April wurde nach einer lebhaften Discussion, an welcher Dr. Bowring Antheil nahm, und wobei Hr. Warburton sein Verfahren im Hause der Gemeinen rechtfertigte, folgender Beschluß gefaßt: Da die Anstrengungen der Deputirten, ein Votum des Hauses der Gemeinen über die Korngesetze zu erlangen, höchst unerwarteter Weise durch den Erfolg unserer Gegner vereitelt worden, indem diese durch einen Kunstgriff die Debatte über Hrn. Villiers 'Motion abzuschneiden wußten, ohne daß es über die Frage selbst zu einer Entscheidung kam, so sey Hr. Villiers zu ersuchen, daß er nach den Osterferien den Gegenstand, so bald als möglich, nochmals vor das Parlament bringe. Wirklich hat Hr. Villiers im Beginne der Unterhaussitzung am 6 April bereits angezeigt, daß dieß seine Absicht sey. Die liberale Seite des Hauses rief Beifall, die Tories lachten. Hinsichtlich der bevorstehenden Motion Sir J. Grahams wegen China's zählen die ministeriellen Journale auf eine Mehrheit von 30 Stimmen. Wir wollen sehen, sagt der Standard.

Der Papst hat an den Grafen v. Shrewsbury, Präsidenten des seit zwei Jahren bestehenden katholischen Instituts für Großbritannien, ein apostolisches Schreiben erlassen, worin er seine Freude über diese Anstalt ausdrückt, deren Zweck ist, die Katholiken in dem vereinigten Königreich zu beschützen und die Kirche gegen die Verleumdungen der Andersgläubigen zu vertheidigen. Graf v. Shrewsbury (dessen beide Töchter bekanntlich in Rom verheirathet sind) ist seinerseits gesonnen, Sr. Heil. ein prachtvolles Tafelservice zu verehren.

Frankreich.

Generallieutenant Songis ist zu Falaise in einem Alter von 88 Jahren gestorben.

Der Sohn des Herzogs v. Decazes ward zum Chef des Privatcabinets des Hrn. Thiers ernannt.

Der Antrag des Hrn. Remilly, die in der Kammer sitzenden Beamten betreffend, welcher in den letzten Tagen die ganze Presse beschäftigte, kam am 7 April in den Bureaux der Deputirtenkammer zur Sprache. Von neun Bureaux haben sich acht für die Lesung des Antrags in öffentlicher Kammersitzung entschieden; nur das fünfte Bureau, wo Hr. Duvergier de Hauranne dagegen sprach, verwarf dieselbe. Von den ehemaligen 221 bekämpften einige, worunter der General Bugeaud, den Antrag zwar, erklärten sich aber doch für die Lesung, weil es endlich einmal nothwendig sey, diesem Gegenstand eine öffentliche Discussion zu widmen, ihn zu erledigen. Die Deputirten der gesammten Linken, die HH. Odilon-Barrot, Mauguin, Garnier-Pagès billigten sowohl die Lesung als das Princip des Antrags; die Minister sprachen nur gegen erstere, sie meinten, die Discussion über jenen Antrag sey noch nicht zeitgemäß, erklärten sich aber nicht bestimmt gegen das Princip desselben. Hr. v. Jaubert, Minister der öffentlichen Arbeiten, äußerte im ersten Bureau: durch die Discussion jenes Gegenstandes würde nur eine Frage wieder aufgewärmt, welche die Kammer bereits erledigt habe. Die Annahme des Remilly'schen Antrags könnte nur zu einer Auflösung der Kammer führen. Hr. Thiers drückte sich hierüber im siebenten Bureau folgendermaßen aus: Wenn man uns mit diesem Antrag in Verlegenheit bringen wollte, so hat man sich geirrt. Man bringt nur jene in Verlegenheit, welche sich in Verlegenheit bringen lassen, weil sie keine offene und bestimmte Haltung annehmen. Wenn dieser Antrag nur aus versteckter Böswilligkeit entsprungen, desto schlimmer dann für jene, die ihn gestellt haben, denn gegen ihre Absicht bewirkten sie, daß die Sache einen großen Schritt vorwärts that. Was mich betrifft, so glaube ich, daß nach der Rede des Hrn. Lepelletier d'Aulnay, welcher die Initiative der Regierung anrief, nach den Reden des letzten Ministeriums, nach dem Antrag des Hrn. v. Remilly, der, wie wir glauben müssen, von seinen Freunden unterstützt wird, eine legislative Maaßregel früher oder später unumgänglich nothwendig seyn wird; für dieses Jahr aber halten wir sie für unmöglich. Es könnten über diesen Gegenstand Anträge viererlei Art gestellt werden: 1) die Besoldungen den Beamten in der Kammer während der Dauer der Session zu entziehen, wie Hr. Gauguier vorgeschlagen; 2) den Beamten jede Beförderung zu verweigern, wie Hr. Remilly beantragt; 3) den zu Deputirten gewählten Beamten neue beschränkende Bedingungen aufzulegen; 4) die Zahl der zur Deputation zuzulassenden Beamten für jedes Departement zu limitiren. Von all' diesen Anträgen ist die von Hrn. v. Remilly beantragte Maaßregel gewiß nicht die beste. Ich halte sie, so wie sie ist, für unzulässig, und glaube nicht, daß sie angenommen werden kann, so wie sie uns vorliegt, besonders aber glaube ich nicht, daß die Discussion darüber in diesem Jahr vorgenommen werden kann. Es ist dieß eine Frage, welche die Regierung und die Kammer in Einverständniß auf die nächste Session verschieben müssen. Die Lesung des Antrags wurde trotz dieser Rede auch im siebenten Bureau mit großer Majorität beschlossen.

Die Deputirtenkammer beendigte am 7 April die Discussion über den Gesetzesentwurf, einen Zuschußcredit von 38,400 Fr. für das Personal und Material der Centralverwaltung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten betreffend. Bei dem ersten Artikel, die Summe von 36,407 Fr. für das Personal der Centralverwaltung betreffend, hatte die Commission eine Reduction von 23,000 Fr. vorgeschlagen, die aber nicht angenommen wurde. Der ganze Entwurf ward im geheimen Scrutin mit 204 weißen gegen 58 schwarze Kugeln angenommen. Die Kammer kam nun in ihrer Tagesordnung an die Ernennung eines Secretärs zum Ersatz für Hrn. Leon v. Malleville. Die Zahl der Votanten war 357, die absolute Majorität 179. Hr. Berger, der ministerielle Candidat, erhielt 174, Hr. Quesnault, der Candidat der Antiministeriellen, 163 Stimmen. Zwanzig Stimmen vertheilten sich auf andere Deputirte. Da keiner der Candidaten die absolute Majorität erhalten, ward die Wahl als ungültig erklärt, und das Scrutin auf den 8 verschoben.

* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 8 April ward das Scrutin über die Wahl eines Secretärs erneuert. Das Resultat war: Zahl der Votanten 369, absolute Majorität 185. Hr. Berger erhielt 191, Hr. Quesnault 164 Stimmen. Die übrigen Stimmen hatten sich auf verschiedene Mitglieder der Kammer vertheilt. Hr. Berger ward also als Secretär ausgerufen. Alle Minister waren anwesend. Der Conseilpräsident, der dem Leichenbegängniß des Generals Guilleminot beigewohnt, war kurz vor dem Schlusse des Scrutins eingetroffen. Hierauf bestieg Hr. Remilly die Tribune, und verlas seinen von uns bereits vor einigen Tagen mitgetheilten Antrag. Er ersucht die Kammer, die Entwicklung seines Vorschlags auf den 21 April festzusetzen. Die Kammer nahm diesen Tag an. Hr. Laffitte verlas sodann einen Vorschlag, in jedem Departement ein berathendes Comité des Ackerbaues einzusetzen; die Kammer setzt die Entwicklung dieses Vorschlags auf den 18 April fest. Vor dem 11 April soll keine weitere Sitzung stattfinden.

* Die Pairskammer discutirte am 8 April den Gesetzesentwurf zur Eröffnung eines außerordentlichen Credits für0827 die Rücktrittsgehalte bei den Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen. Nach einer lebhaften Erörterung ward der Gesetzesentwurf in der Art, wie ihn die Deputirtenkammer bereits votirt hatte, angenommen. Hierauf ward noch der Vorschlag des Grafen Siméon, Modificationen der Art. 15 und 16 des innern Reglements der Kammer betreffend, discutirt.

(Moniteur.) Die Regierung hat die beruhigendsten Nachrichten aus Lons le Saulnier erhalten. Die Ruhe scheint völlig hergestellt. An die Verwaltung sind Befehle erlassen, die kraftvollsten Maaßregeln zu ergreifen, wenn die Ruhe neuerdings bedroht werden sollte. Die auf frischer That ergriffenen Ruhestörer sind der Justiz übergeben, welche über sie den Proceß einleitet. Die Staatsanwaltschaft hat den Befehl erhalten, die Untersuchung bei dem Gerichtshof von Besançon anhängig zu machen. Man wird Alles anwenden, die schnelle und exemplarische Unterdrückung von Attentaten zu sichern, welche die Entrüstung aller guten Bürger erweckt haben.

Marschall Clauzel hat an den Redacteur der Presse folgendes Schreiben adressirt: Sie publicirten in der Nummer Ihres Journals vom 2 April einen Artikel, nach welchem es scheint, als hätte ich die Gegenwart der Prinzen bei der Armee während der Expeditionen gegen Mascara und Constantine für ein Hinderniß und für eine Inconvenienz gehalten. Nur der Marschall Clauzel, sagen Sie, hat sich über eine Verlegenheit dieser Art beklagt. Diese Behauptung ist ganz falsch. Nie habe ich eine solche Sprache geführt, welche von meiner Seite eben so unpassend als unwahr gewesen wäre. Als ich die Ehre hatte, den Herzog von Orleans während der Expedition nach Mascara und den Herzog von Nemours während der Expedition nach Constantine an meiner Seite zu sehen, wetteiferten dieselben an Muth, Kaltblütigkeit und Energie mit den Tapfersten, und wenn Prinzen sich so vor dem Feind benehmen, sind sie, weit entfernt eine Verlegenheit zu seyn, vielmehr mächtige Hülfsgenossen für den mit dem Obercommando bekleideten General. Da ich nie eine andere Meinung ausgesprochen, als die, welche ich noch in diesem Augenblick hege, kann ich in der mich betreffenden Stelle Ihres Artikels nur eine boshafte Insinuation sehen, deren Absicht ich weder kenne, noch kennen will.

Ein Schreiben des Journal des Débats aus Algier vom 28 März bestätigt, daß eine Expedition nach Dellys *)*)Dellys, das Ruscurium der Alten, ist ein kleiner Seehafen, 18 Stunden westlich von Algier gelegen. Seine Bevölkerung besteht größtentheils aus Mauren, Kabylen und einigen Juden, die im Ganzen kaum 3-4000 Köpfe zählen. Mit Algier trieb diese Stadt bis zum Wiederausbruch des Krieges einen ziemlich lebhaften Seehandel. Die Umgegend ist eine Wildniß, bedeckt mit Pistaciasträuchern und Korkeichen. Die Dellyser sind ein kriegerischer Menschenschlag; in ihrer nächsten Nachbarschaft wohnt der mächtige Stamm der Amrauah, halb aus Kabylen, halb aus Arabern bestehend. Ein noch mächtigerer Stamm, die Flissa, wohnt auf den hohen Gebirgen im Süden von Dellys. Beide sehr streitbare Stämme gehörten immer zu den erbittertsten Feinden der Franzosen. Dellys hat sich im Januar 1838 dem Emir Abd-El-Kader unterworfen, als dieser mit einem Heere auf der Hochebene Hamza erschien. Das Städtchen steht unter der Autorität des Marabuts Sidi-Saadi, Kaid von Sebán. demnächst abgehen soll, noch ehe die großen Operationen gegen die zweite Vertheidigungslinie Abd-El-Kaders, die Städte Medeah, Miliana, Mascara beginnen werden. Gutunterrichtete Personen heißt es in obigem Schreiben versichern, daß Dellys vor dem 8 April in unsrer Gewalt seyn werde. Die zweite Division der Armee ist, wie es heißt, zu diesem Unternehmen bestimmt. Wenn das Wetter wieder schön wird, marschiren die Truppen am 30 März von hier ab. Ueber Scherschel bemerkt derselbe Correspondent: Nach den Details, die man uns über Scherschel gibt, scheint es, daß die dortige Landschaft köstlich und wahrscheinlich die schönste des ganzen Algierer Littorals ist. Die Umgegend von Scherschel ist vollkommen cultivirt und mit vielen Orangen - und andern Fruchtbäumen bedeckt. Man sieht einige schöne Landhäuser dort, welche zweifelsohne den reichsten Einwohnern gehörten, und deren stattliche Einrichtung unsre Officiere in Erstaunen setzte. Sie halten den Vergleich mit den schönsten Landgütern des südlichen Frankreichs aus.

In der Ihnen neulich gemachten Mittheilung des Beschlusses der Commission der Ausgaben für Algier habe ich Budschia mit Oran verwechselt: übrigens bestätige ich hiermit die Nachricht, ungeachtet sie seither von mehreren hiesigen Blättern bestritten worden ist. Die Commission hat allerdings nicht entschieden, daß das ganze innere Land geräumt und die Occupation bloß auf drei Küstenpunkte beschränkt werden solle; sie hat sich begnügt, diesen Satz in ihrer Berathschlagung aufzustellen und dessen Nothwendigkeit auszuführen. Die hierdurch hervorgebrachte Sensation ist noch bedeutender als ich sie habe ankündigen können; alle nicht interessirten Sachkenner billigen die Ansicht der Commission. Den Hauptgegenstand der politischen Unterhaltungen bildet fortwährend die Motion des Hrn. v. Remilly. Das Cabinet zeigt sich offenbar als deren Gegner. Das ganze linke Centrum, aus dem die Minister größtentheils hervorgegangen sind, theilt diese Meinung, und Jedermann leitet dieselbe aus dem Wunsche der Deputirten dieser Fraction her, Nutzen aus dem Umstande zu ziehen, daß ihre Freunde das Staatsruder in Händen haben; diesem Verdacht werden sie nicht entgehen, welche andere Argumente sie auch öffentlich gegen die Motion vorbringen mögen. Hr. Barrot und diejenigen Deputirten der Linken, die seiner Leitung sich ganz hingeben, werden sich in dieser Frage ans Ministerium anschließen; der übrige sogenannte indisciplinirte Theil der dynastischen Linken spricht sich für die Motion aus, indem er in deren Annahme einen bedeutenden Fortschritt im constitutionellen Leben sieht. Diese Ansicht theilt auch die äußerste Linke, so wie die Legitimisten, dann der Rest der 221. Letztere schmelzen übrigens jeden Tag mehr zusammen, und man kann deren Zahl mit Einschluß der wenigen Doctrinärs, die Hr. Duchatel mit zu ihnen gezogen hat, nur noch auf 100 bis 110 angeben; die übrigen haben sich bereits unter die Fahne des Hrn. Thiers gereiht, und wohnen den Zusammenkünften ihrer Partei nicht mehr bei. Jener Rest hat beschlossen mit dem Ministerium zu stimmen, so lange dasselbe der Linken keine Concessionen mache. Hr. Thiers, dem diese Entschließung nicht unbekannt ist, wird sich, zur vollständigen Sicherung einer steten Mehrheit, aller derartigen Concessionen enthalten, ungeachtet seines freundlichen Benehmens gegen Hrn. Barrot, dessen Abendgesellschaft er noch am verwichenen Freitag besuchte. Die Motion des Hrn. v. Remilly hat heute ihr erstes Stadium passirt; ich erfahre so eben, daß die meisten Bureaux der Kammer die Vorlesung derselben genehmigt haben; somit wird sie wenigstens zu öffentlichen Debatten Anlaß geben; allein die Beantwortung der Frage, ob sie in Gefolge dieser Debatten zum Gesetzesvorschlag erhoben werde, bleibt noch höchst zweifelhaft, und ich würde eher mich für die verneinende Ansicht aussprechen. Uebrigens glauben wenige Personen im Publicum daran, daß der Rest der 221 aus reiner Anhänglichkeit an die Principien des parlamentarischen Lebens für die Motion stimme; man sieht vielmehr ziemlich allgemein in ihrer Begünstigung dieser Motion nur den Ausdruck0828 ihres Aergers, daß das Staatsruder ihren Freunden entschlüpft und in andere Hände gelangt ist; nachdem ein großer Theil von ihnen von den frühern Ministern die größtmöglichen Gunstbezeugungen erhalten hat, wollen sie die Mitglieder des jetzigen Cabinets hindern, ihre Freunde sich näher zu verbinden, und sich so eine dauernde Mehrheit zu verschaffen. Die Kammer erwartet im Laufe dieser Woche Gesetzesvorschläge zur Bestreitung der Ausgaben bei Gelegenheit der Feier des Festes von St. Philippe, der Vermählung des Herzogs von Nemours und der Taufe des Grafen von Paris; je nach der Bedeutenheit der geforderten Summen, in dieser Epoche wo die Theuerung der Lebensmittel stets zunimmt und an vielen Orten Unruhen verursacht, wird Timon (Hr. v. Cormenin) sich wiederum vernehmen lassen.

Das Ministerium fängt an zu handeln. Offenbar will es die große Frage der Kammerreform auf die nächste Session verweisen, um endlich einmal aus dem irren Kreis des elenden Parteikampfes herauszukommen, und der Nation fühlbar zu machen, daß Frankreich eine Regierung habe. Graf Jaubert, der Minister der öffentlichen Arbeiten, trat gestern mit großartigen Vorschlägen auf. Die königlichen Straßen sollen verbessert, verschiedene große Brücken hergestellt, 23 Millionen auf Canäle, und noch größere Summen auf Eisenbahnen verwendet werden. Die Paris-Orleans-Eisenbahncompagnie soll 16 Millionen (4 / 10 ihres Capitals) und die Straßburg-Baseler 12,600,000 Fr. (3 / 10 ihres Capitals) vom Staate vorgeschossen erhalten, und zwar vermittelst Actiensubscription. Der Staat wird aus diesem Zuschuß kein Interesse beziehen, bis die Actionnäre 4 Proc. von ihrem Capital erhalten. Hierauf wird der Staat eintreten, bis auch er 4 Proc. von seinem Capital erhält. Die weiteren Erträgnisse werden der Art vertheilt, daß der Staat nicht mehr als 1 / 4 und die Actionnäre 3 / 4 empfangen. Dieser Modus scheint sehr viele Vortheile zu gewähren, und dürfte auch den deutschen Regierungen zu empfehlen seyn. Ich werde mich später darüber weiter aussprechen. Indessen ist das System des Hrn. v. Jaubert keineswegs ein absolutes. Er will den Compagnien nach Umständen unter die Arme greifen und da, wo die Privatindustrie nicht vorangeht, soll der Staat selbst als Unternehmer auftreten. So schlägt er auch jetzt schon vor, auf Rechnung des Staats zwei Eisenbahnen, die von Lille und von Valenciennes nach der belgischen Gränze (10 Millionen), und die von Montpellier nach Nimes (14 Millionen) zu bauen. Diese Vorschläge haben allgemeinen Beifall, aber man wird nicht dabei stehen bleiben. Jedes der verschiedenen Blätter erlangt noch die Hinzufügung einer oder mehrerer Linien. Das eine will, daß die Eisenbahn von Basel nach Straßburg bis nach Gray an der Saone verlängert werde, welcher Ort bereits mit Marseille in Dampfbootverbindung stehe. Das andere verlangt, man solle unverweilt eine Linie von der Rhone nach Marseille beschließen. Es ist klar, daß das Ministerium durch die Gewalt der Umstände genöthigt werden wird, ein ganzes System in Vorschlag zu bringen, das ganz Frankreich unter sich verbindet. Indessen ist keinem Zweifel unterworfen, daß die erwähnten Gesetzesvorschläge durchgehen werden. Man schämt sich hier zu sehr, im Eisenbahnwesen noch so weit hinter Deutschland zurück zu seyn, als daß man noch an weitere Verzögerung denken könnte.

Belgien.

Der Moniteur meldet: Durch Beschluß vom 5 April hat der König den Hrn. Nothomb zu seinem außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister beim deutschen Bundestag ernannt.

Nachdem die Minister die Ueberzeugung gewonnen, daß sie entweder nur eine gar geringe Majorität für sich haben, vielleicht aber auch diese nicht einmal erringen würden, und sich die Opposition zu einem leidenschaftlichen Kampfe rüstete, während auf der ministeriellen Seite Schwanken und Unsicherheit herrschte, haben sie gestern Abend den König abermals gebeten, ihre Entlassung anzunehmen, was denn auch Se. Maj. gethan hat. Dieses wurde heute Morgen bei Eröffnung der Sitzung der Kammer von dem Präsidenten mitgetheilt und ein deßfallsiger Brief des Hrn. de Theux vorgelesen. Ueber ein neues Ministerium ist einstweilen noch gar nichts Gewisses zu sagen.

Italien.

Aus Neapel lauten die Nachrichten immer noch sehr ernsthaft. Der englische Repräsentant forderte auf das bestimmteste die Abschaffung des Schwefelmonopols, und hat unlängst eine Note an die neapolitanische Regierung gerichtet, worin er verlangt, daß man ihm ohne Umschweife sagen soll, ob man sich dazu verstehen wolle oder nicht. Zugleich fügte er hinzu, daß im letzteren Fall er sich gezwungen sähe, Neapel zu verlassen, und daß von diesem Augenblick an alle diplomatischen Verbindungen zwischen seiner Regierung und der sicilischen als abgebrochen anzusehen wären, worauf, falls jene Unterbrechung des Verkehrs unberücksichtigt bliebe, Maaßregeln folgen würden, die man in Neapel leicht beklagen könnte. Es scheint also, daß die Engländer im äußersten Falle zu Coërcitivmaaßregeln zu schreiten gedenken. Worin diese bestehen werden, ist noch nicht deutlich zu ermessen. Man vermuthet jedoch, daß sie mit dem Aufbringen aller Schiffe beginnen würden, die mit Schwefel beladen aus den Häfen des vereinigten sicilischen Reichs auslaufen wollten. Die Regierung zu Neapel, die mit der französischen Compagnie Engagements eingegangen hat, die aufrecht zu halten sie sich verpflichtet sieht, um nicht zwischen zwei Feuer zu gerathen, ist in der bittersten Verlegenheit. Unter diesen Umständen hat sie sich nicht nur an die Höfe von Wien, Berlin und St. Petersburg gewendet, um deren Vermittlung in London zu verlangen, sondern sie hat auch zugleich Schritte in Paris thun lassen, damit die französische Regierung ihre Sache unterstütze, und wenigstens bei dem Londoner Cabinet ihren Einfluß geltend mache, damit dieses von der an sie gestellten Anforderung abstehe. Es ist abzuwarten, was man in Paris zu thun gedenkt.

Man hegt hier keinerlei Besorgniß wegen der zwischen England und Neapel entstandenen Spannung. Die vertragsmäßigen Rechte des französischen Hauses Taix und Comp. können allerdings nicht unberücksichtigt gelassen werden; es scheint indessen, daß die neapolitanische Regierung, der doch ihre eigenen Verbindungen am besten bekannt seyn mußten, dem Hrn. Mac Gregor sowohl als auch dem englischen Gesandten in Neapel ziemlich concludente Versprechungen hinsichtlich der Aufhebung des Schwefelmonopols gemacht habe Versprechungen, durch deren Nichterfüllung der neapolitanische Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Fürst von Cassaro, sich so compromittirt fühlte, daß er seine Entlassung nehmen zu müssen glaubte. Diese wurde ihm vom König ertheilt, und die Unterhandlungen mit England nahmen die Ihnen bekannte, bedauerliche Wendung. Es ist nicht zu verwundern, daß bei den erneuerten Aussichten auf Erhaltung des Monopols die Preise für den Schwefel sich plötzlich hoben. Trotz allem dem hegt man, wie gesagt, gegründete Hoffnung, daß es zu keinen extremen Maaßregeln kommen werde.

0829

Gestern hat die Regierung dem englischen Gesandten die definitive Antwort überreicht. Der Inhalt derselben ist, daß Se. Maj. der König beider Sicilien den unbilligen Forderungen Englands, welche die Unabhängigkeit Neapels verletzen, und sich auf falsche Auslegung früherer Tractate stützen, nicht Genüge leisten könne; um aber nicht Richter in seiner eigenen Sache zu seyn, stellt Se. Maj. an England den Vorschlag, die zwischen ihnen bestehende Streitfrage durch einen schiedsrichterlichen Spruch einer der großen Mächte Frankreich, Oesterreich oder Rußland, unter denen England die Wahl frei stehe entscheiden zu lassen. Mit der französischen Compagnie hinsichtlich der Auflösung des Schwefelmonopols und der ihr zu gebenden Entschädigung hat sich unsre Regierung verständigt, und wäre dieses Hinderniß also beseitigt. Gestern Abend noch wurde von der englischen Gesandtschaft ein Courier nach Cività vecchia abgefertigt, um seine Depeschen daselbst dem französischen Kriegsdampfschiff nach Malta zu übergeben. Man glaubt ziemlich allgemein, daß sie den Befehl an die Flotte enthalten, sich nach Sicilien und hierher unter Segel zu setzen.

Schweiz.

Der brasilianische Obrist Dell 'Hoste, welcher vor einigen Tagen hier eingetroffen ist, soll dem vorörtlichen Staatsrath eröffnet haben: Se. Maj. der Kaiser von Brasilien wünsche einige tausend Mann Schweizer Truppen in seine Dienste zu nehmen. Da die Schweizer indessen nicht gerne in überseeischen Ländern dienen, und da die meisten Cantonalverfassungen Militärcapitulationen, zum großen Nachtheil der eigenen Angehörigen, verbieten, so wird diese Werbung schwerlich zu Stande kommen, obgleich dieselbe, wegen der damit leicht in Verbindung zu bringenden Colonisation, für die stark bevölkerte Schweiz von großem Vortheil seyn könnte. Jedenfalls wäre ein capitulationsmäßiger Dienst dem sogenannten Reislaufen bei weitem vorzuziehen; es ist die Pflicht der Regierungen dafür zu sorgen, daß nicht viele ihrer Angehörigen sich ohne alle Garantien einer höchst ungewissen Zukunft in so fernem Lande übergeben. Durch eine vernünftige Capitulation können zweckmäßige Garantien ausgewirkt werden; ohne eine solche dürften die einzelnen Angeworbenen, durch keinen Staatsvertrag geschützt, ihrem Unglück entgegen laufen.

Die Walliser Truppen sind nicht bis Brieg vorgerückt, sondern blieben, zwei Bataillone stark, bei Turtmann (einem Dorf zwischen Leuk und Brieg, an der Hauptstraße) in der Nacht vom 4 auf den 5. Da der Grund zu weiterm Vorrücken wegfiel, so erhielt das eine Bataillon Befehl zum Rückmarsch nach Sitten, wo es am 6 einquartiert ward, und noch gleichen Tages licencirt werden sollte; das andere begab sich ebenfalls rückwärts nach Siders, wo es gleichfalls entlassen werden wird. Diese Befehle und Maaßregeln gründen sich auf den festen Willen der ersten Vorsteher von Wallis, von den Oberwalliser Zehnen keine gezwungene Unterwerfung, sondern nur freiwillige Anerkennung der neuen Verfassung zu erhalten und anzunehmen. Diese Nachrichten sind einem Briefe des Hrn. Professors Monnard aus Sitten vom 6 enthoben, der im Weitern ausführlich das treffliche und ganz disciplinare Verhalten aller aufgebotenen Truppen, sowohl der dienstpflichtigen Milizen als der Freiwilligen, mit Details bestätigt, welche zu wiederholen ich überflüssig finde. Der Erwähnung werth dagegen ist dessen Versicherung, daß zwischen den Völkerschaften des einen und des andern Theiles keine Animosität walte, wie z. B. sich die beiderseitigen Soldaten nach dem Gefechte bei St. Leonhard brüderlich die Hand reichten. Am 6 befand sich noch eine Colonne von 1000 Mann im Seitenthale von Herens, war jedoch ebenfalls auf dem Punkte licencirt zu werden. Der Vorort Zürich hat nach Empfang dieser und ähnlicher Berichte, die jedes Einschreiten des Bundes zur Pacification des Wallis als geradezu zweckverkehrt erscheinen ließen, durch Rundschreiben vom 8 alle seine Maaßregeln der ersten Tage dieses Monats, mit Inbegriff jener der Einberufung der Tagssatzung, zurückgenommen, und es sind demnach die Erörterungen und die Acten über die Verfassungsänderung im Kanton Wallis, auf dem Fuße gleicher Repräsentation aller Landestheile nach der Volkszahl, als geschlossen zu betrachten.

Deutschland.

(Schluß der allgemeinen Debatte über den Rechenschaftsbericht.) Der Abgeordn. Dekan Friedrich sprach sich als Referent ebenfalls wiederholt für die Anträge des Ausschusses aus. Er fügte bei, daß er der Ansicht des Hrn. Schwindl, und, wenn er nicht irre, der des Hrn. Bestelmeyer, wornach eine Anerkennung der Rechnungen für das erste Jahr der gegenwärtigen Finanzperiode in suspenso gehalten werden solle, nicht beistimmen könne. Es handle sich um Rechnungen, nicht um das Budget. Das Budget bilde wohl einen Anhaltspunkt, eine Grundlage der Rechnung. Aber ob die Ziffern des Budgets nach dem ursprünglichen Entwurfe stehen geblieben, wie die Thatsache spreche, oder ob die Ziffern des Budgets nach dem ständischen Gesammtbeschlusse vom J. 1837 gestellt worden, der Rechnungsabschluß wäre nimmermehr ein anderer geworden; nur in Abgleichung der Rechnungsergebnisse, gegenüber der Budget Ziffer, hätte sich etwa herausgestellt, daß nicht nur 4 1 / 2 Millionen mehr übrig geblieben wären, sondern vielleicht nur um 4 Millionen mehr, wenn nämlich die beantragten Erhöhungen der Einnahmen um 477,000 fl. die allerhöchste Sanction erhalten hätten. Als die Stände vom J. 1837 in einigen Einnahmspositionen eine Erhöhung um 477,000 fl, beschließen zu müssen erachteten, hätten sie gewiß nicht an einen so ergiebigen Fluß der Einnahmen geglaubt, daß sich mehr als das 10fache dieser Summe im ersten Jahre dieser glücklichen Finanzperiode ergeben werde, nimmermehr würde man die Bewilligung der directen Steuern in der dermaligen Größe votirt haben, die Stände hätten dieses nicht thun können, wie Dr. Albrecht selbst zugebe, weil ihre Pflicht nur so weit gehen könne in Ausübung des Steuerbewilligungsrechts, als zur Ergänzung des Staatsbedarfs über die übrigen Staatseinnahmen noch übrig sey. Dessen ungeachtet hätten in gegenwärtiger Versammlung sich noch keine Stimmen vernehmen lassen, einen Antrag auf Ermäßigung der gleichwohl gesetzlich bewilligten Steuern an die Krone gelangen zu lassen, noch seyen aus den Erübrigungen für bestimmte Zwecke bestimmte Postulate beantragt worden, sondern man habe sich bisher in Stellung der Anträge sehr im Allgemeinen gehalten, und sich in Betreff der Gränzen und Größen der für einige Landesbedürfnisse erwünschten Summen zurückbezogen auf die im J. 1837 ständischerseits gestellten, aber allerhöchsten Orts nicht genehmigten Anträge und Wünsche. Er glaube nicht, daß irgendwo im loyalen, braven Bayern nur ein Gedanken spuke, daß die Steuerpflichtigen selbst über die weitere Steuerentrichtung schwierig werden sollten; mit derselben Loyalität, mit welcher die Stände die einmal feststehenden, gesetzlich ausgesprochenen directen Steuern in statu quo unangefochten belassen, werde auch das loyale bayerische Volk nimmermehr einen Zweifel über die Fortentrichtung derselben für den noch übrigen Theil der gegenwärtigen Finanzperiode haben; ein Nachdenken aber über die Natur der sogenannten Erübrigungen und über die Verwendung derselben liege, wenn nicht im Buchstaben der Verfassungsurkunde, doch in der Natur der Sache. Wenn der Buchstabe der Verfassungsurkunde diesen Fall nicht vorgesehen, und deßfalls eine Bestimmung nicht aufgenommen habe, dann möge es auch nach der Natur der Sache in dem Umstande zu finden seyn, daß in der Regel sich keine so bedeutenden Erübrigungen ergeben sollen, und wenn sich eine oder die andere Mehreinnahme in geringerem Betrage ergebe, so nehme man eine solche Summe als ein sogenanntes Verlags - oder Betriebscapital in Anspruch. Die in Landescassen liegenden Gelder und Baarschaft, worunter gewiß die Erübrigungen begriffen, seyen nach der Verfassung ein unveräußerliches Staatsgut, und es habe ihn daher überrascht zu vernehmen, daß dem0830 Monarchen die unbedingte Verwendung dieser Erübrigungen zustehen solle; diese seyen und bleiben Nationalgut, und könnten nur unter ständischer Zustimmung zu etwas anderm, als zur Gutrechnung an der nächstkünftigen Steuerbewilligung verwendet werden; die ständische Theilnahme an jeder Verwendung derselben sey ein wohl begründetes Recht und dessen Behauptung eine heilige Pflicht der Stände. Wenn man die Erübrigungen eine Art Reservefonds genannt habe, so müsse er entgegnen, daß die Bildung eines Reservefonds ohnehin schon in jedem Finanzgesetze vorgesehen sey und seyn müsse, weil eine eigene verfassungsmäßige Bestimmung diese Voraussicht vorschreibe. Daß aber über diesen verfassungsmäßig festzustellenden und budgetmäßig feststehenden Reservefonds auch noch die Erübrigungen einen weitern Reservefonds zu bilden haben, darüber könne er sich die Gründe nicht recht klar machen. Den Vorwurf endlich betreffend, den man nicht allein dem Referenten, welcher die fraglichen Anträge hinsichtlich der Verwahrungen proponirte, sondern dem ganzen Ausschusse, der sich diese Anträge angeeignet gemacht habe, daß man nämlich darin zu weit gehe, so habe er diesen nicht erwartet, eher einen Vorwurf anderer Art, den nämlich, daß der Ausschuß in Stellung dieser Anträge sich auf die mäßigste, fast zu mäßige Linie gestellt habe.

Der königliche Minister des Innern, Hr. v. Abel, äußerte hierauf zum Schlusse: die allgemeine Debatte sey ausschließlich durch einen Gegenstand ausgefüllt worden, der im Verlaufe der speciellen Discussion wiederkehren müsse. Wenn er sich daher die specielle Aeußerung über die angeregten Fragen bis dahin vorbehalte, um nicht zu Wiederholungen genöthigt zu seyn, so geschehe es keineswegs, weil er vor einer klaren Erörterung und einer offenen Darlegung der Ansichten der Regierung zurücktrete. Es sey bei einem großen Theil, ja vielleicht bei der ganzen Kammer eine höchst nachtheilige Ungewißheit über das, was von Seite der Regierung als ständisches Recht anerkannt oder nicht anerkannt werde, verbreitet. Gar Manche glauben, der ganze Umfang der ständischen Rechte in Beziehung auf diese wichtige Frage sey in Contestation gezogen. Es liege daher eine klare Verständigung schon deßhalb im allseitigen Interesse, weil sie die eigentliche Streitfrage begränze und ins Klare stelle, und dadurch, daß sie auf der einen Seite den allgemeinen Befürchtungen begegne, auf der andern Seite den nächsten Weg zur Verständigung anbahne. Beklagen müsse er indessen dabei, daß gegen mehrere geehrte Redner, welche in einem dem Antrage des Ausschusses entgegengesetzten Sinne gesprochen, sich Stimmen erhoben haben, welche in den Aeußerungen dieser Redner gewissermaßen eine Verkennung der Pflichten, welche den Abgeordneten überhaupt obliegen, finden und rügen wollte; es gebe nichts Gefährlicheres, nichts Verderblicheres als eine Meinungstyrannei in einer ständischen Versammlung; jede Meinung müsse hier gleiche Freiheit genießen, jede habe Anspruch auf gleiche Achtung.

Ein gestern erschienenes Regierungsblatt bringt eine Bekanntmachung, die authentische Interpretation des mit Preußen bestehenden Staatsvertrags wegen gegenseitiger Uebernahme der Ausgewiesenen betreffend. Es ist nun, wie ich höre, entschieden, daß die 38 Bilder, welche Rottmann für unsern König malt, und die früher für den zweiten Flügel des Arkadengangs im Hofgarten bestimmt waren, nun ihren Platz in dem neuen Gebäude der Glyptothek gegenüber, welches für Kunst - und Industrie-Ausstellungen errichtet wird, finden sollen. Diese Reihenfolge griechischer Landschaften, zu welchen Rottmann vor einigen Jahren die Studien an Ort und Stelle nach der Natur aufgenommen, werden enkaustisch in größerem Maaßstabe ausgeführt, und sodann in die Mauern der Säle jenes Gebäudes eingelassen, wo sie durch ihre zweckmäßige Beleuchtung dem Beschauer gewiß einen entsprechendern Kunstgenuß darbieten, als dieß in dem gegen Süden stehenden Bogengang der Fall wäre; überdieß sind sie hier auch noch gegen die Unbilden roher Hände, so wie gegen die nachtheiligen Einflüsse unsers Klima's gesichert.

Die Mitglieder der Ständeversammlung begannen heute ihre Abschiedsvisiten, und machen Anstalten die Stadt zu verlassen; einige sind schon abgereist. Der Tag der feierlichen Schließung (sehr wahrscheinlich Mittwoch) war diesen Abend noch nicht officiell bekannt. Gestern Abend gaben die Zöglinge der hiesigen Blindenanstalt ein Concert im Saale des Odeons, das die allerhöchsten und höchsten Herrschaften mit ihrer Gegenwart verherrlichten. Die Präcision der jungen Leute im Zusammenspiel, so wie ihre Fertigkeit im Vortrag einzelner Musikstücke war bewundernswerth, und bewies, wie weit man es in unsern Tagen in der Kunst gebracht hat, die Anlagen dieser Unglücklichen auszubilden, und sie mit ihrem Schicksal zu versöhnen, doch bot das Ganze einen mehr rührenden als erfreuenden Anblick. Prinz Friedrich von Hessen und Prinz Heinrich von Holstein-Glücksburg befinden sich seit vorgestern in unsrer Stadt, auch der Generaladjutant Sr. Maj. des Kaisers von Oesterreich, Obrist Frhr. v. Moll, ist hier angekommen.

Se. kais. Hoh. der Großfürst-Thronfolger von Rußland ist heute mit Gefolge hier eingetroffen. Das letzte Nachtquartier wurde zu Fulda genommen.

Am heutigen Tage erschienen die Bürgervorsteher der Stadt abermals auf dem hiesigen Rathhause, und wählten zum Ständedeputirten den Dr. jur. Wagener in Hannover, dessen Wahl namentlich durch die empfehlende Verwendung des Moor-Commissärs Wehner herbeigeführt und bewirkt seyn soll. Obgleich der bei der Forstakademie zu Clausthal als Lehrer des Forstrechts angestellte Dr. jur. Mejer Alles aufgeboten hatte, die Wahl zu seinen Gunsten zu lenken, erhielt er doch, wie vorauszusehen, nur acht Stimmen, während der Dr. jur. Wagener mit einer Majorität von 22 Stimmen designirt wurde. Für den Magistratsdirector Ebell hatten sich nur zwei Stimmen erklärt. Ob Wagener die Wahl annehmen wird, und unter welchen Bedingungen, ist noch ungewiß, gewiß aber, daß derselbe zu den Freunden des Staatsgrundgesetzes gehört ein Umstand, welcher bei Dr. Mejer wohl zu bezweifeln seyn möchte.

Schweden.

Eine wichtige Veränderung hat statt gefunden. Sonnabend wurde ein außerordentlicher Staatsrath berufen, in welchem der König folgende Ernennungen bekannt machte: der Generalzolldirector Graf Arved Posse wurde zum Justizminister ernannt; der bisherige Staatsrath Freihr. Gyllenhaal wurde dagegen zum Generalzolldirectoriat versetzt. Zu Staatsräthen wurden bestimmt: der Generalsbefehlhaber in Schonen, Freihr. Cederström, und der Zolldistrictschef in Gothenburg Fåhräus. Zugleich wurde der Justizkanzler Nerman zum Landshöfding (Civilgouverneur) von Calmar ernannt, und dem Revisionssecretär Faxe wurde aufgetragen, das Justizkanzleramt bis auf weiteres zu verwalten. Dieß Amt ist indessen von jetzt an wenig bedeutend; der Justizkanzler war nämlich bisher der wirkliche Chef des Justizdepartements oder der sogenannten Justizrevision, bei der Ernennung des Grafen Posse aber zum Justizminister wurde der Graf zugleich Chef des ganzen Justizdepartements. Was den Freihrn. Gyllenhaal betrifft, so ist er mit seinem neuen Amt sehr zufrieden, dessen jährlicher Gehalt sich bis auf 8000 Rthlr. belauft. Der General Freihr. Cederström, der jetzt in den Staatsrath eintreten wird, ist ziemlich bejahrt, und hat seit dreißig Jahren seinen Aufenthalt in Schonen gehabt. Man glaubt, er werde in der neuen Organisation, wenn diese zu Stande gebracht wird, das Kriegsministerium übernehmen, welches dem bisher von dem Grafen Brahe bekleideten Amt eines Generaladjutanten der Armee entspricht. Was endlich den Justizkanzler Nerman betrifft, der0831 zum wirklichen Landshöfding von Calmar ernannt worden ein Amt, welches Hr. v. Hartmansdorff seit ungefähr einem Jahre interimistisch bekleidete so behaupten sowohl Dagligt Allehanda als Aftonbladet, daß dieß auf das Begehren des Grafen Posse geschehen, um ihn aus der Hauptstadt zu entfernen. Heute erklärt indessen Dagligt Allehanda, die Redaction habe die Anzeige erhalten, daß Graf Posse keine persönliche Communication mit Sr. Maj., seine Ernennung zum Justizministerium betreffend, gehabt, und also kein Begehren oder Bedingung einer oder der andern Art Sr. Maj. vorlegen können. Was indessen keinen Zweifel leidet, ist, daß Hr. Nerman, obgleich er seit mehreren Jahren des Vertrauens des Königs genossen, bei der höhern Aristokratie wenig beliebt war. Der König schätzte ihn wegen seiner Kenntnisse und seiner unbeugsamen Gerechtigkeitsliebe; er hatte aber schon, als er das Polizeimeisteramt in der Hauptstadt bekleidete, sich den Haß der Bürgerschaft zugezogen, weil er, seinem Vorgänger ungleich, sich des geringeren Volks annahm, und besonders Dienstleute gegen die Mißhandlungen ihrer Herren in Schutz nahm. Von den liberalen Zeitungen wurde er nachher mit Schmähungen überhäuft, weil sie den Verdacht hegten, daß er die gerichtliche Verfolgung gegen Crusenstolpe angerathen, was jedoch nicht der Fall war. Endlich hatte er als Justizkanzler keine Nachsicht gegen mehrere hochadelige Personen bewiesen, welche während der letzten Zeit verschiedener Vergehen wegen angeklagt waren u. s. w. Von seinen Untergebenen im Justizdepartement war er indessen allgemein geliebt. Hr. Nerman ist seit einer Woche krank gewesen, jetzt aber in der Besserung. Die Ernennung des Grafen Posse zum Justizminister wird wahrscheinlich die Folge haben, die Opposition wenigstens im Ritterhause zu neutralisiren. Die beiden Zeitungen Dagligt Allehanda und Aftonbladet, beide von Adeligen redigirt, scheinen in diesen zwei Tagen schon ganz umgekehrt, wogegen Minerva sich auf die Seite der Opposition schlagen zu wollen scheint.

Rußland.

Nach den Berichten, die von Rußland hier eingegangen, ist für den Augenblick jede neue Unternehmung gegen Chiwa aufgegeben worden. Das ungeheure Material, das durch die Perowsky'sche Expedition eingebüßt ward, läßt sich in Rußland nicht so schnell ersetzen; auch waren die durch das Unternehmen verursachten Unkosten nicht so unbedeutend, daß man sich so leicht darüber hinaussetzen könnte. Alles, was man jetzt sagen kann, beschränkt sich auf die Aeußerung, daß die Erneuerung des Versuchs gegen Chiwa erst im künftigen Jahre stattfinden dürfte. Man wird aber dann den Weg über die Gebirge wählen, wo kein Mangel an Wasser ist, und über die der Zug in einer temperirten Jahreszeit sich bewerkstelligen ließe; zugleich wird man die Hälfte der Expeditionstruppen über das kaspische Meer befördern, von dessen östlichen Küsten bis vor die Thore von Chiwa man nur eine unbedeutende Strecke zurückzulegen hätte. Die letzten zwei Expeditionen (1819 und 1825) mißlangen aus ähnlichen Gründen; man wird hoffentlich das nächstemal mit mehr Umsicht zu Werke gehen.

Oesterreich.

Se. Durchl. der Herzog von Nassau verweilt hier in möglichster Zurückgezogenheit. Die Abende bringt Se. Durchl. in der Regel in der Gesellschaft Sr. Durchl. des Fürsten v. Metternich zu. Vorgestern ist Se. Durchl. der Prinz Ferdinand von Sachsen-Coburg in Begleitung seines Sohnes von hier nach Paris abgereist, um der nun bevorstehenden Vermählung seiner Tochter mit dem Herzoge von Nemours beizuwohnen. In der k. k. Armee haben sich wieder folgende Veränderungen ergeben: die Generalmajors und Brigadiers Frhr. d'Aspre und v. Dahlen sind zu Feldmarschalllieutenants befördert, und ersterer zum Divisionär in Padua, letzterer zum Divisionär in Prag ernannt worden; sodann wurden versetzt: die Generalmajors und Brigadiers: v. Spanoghe von Bregenz nach Zara, v. Wetzlar von Ollmütz nach Udine, Graf Ludolf von Lemberg nach Laibach, v. Bossard von Gospich nach Petrinia, und v. Kussevich von Agram nach Gospich; ferner rückten zu Generalmajors vor die Obristen: v. Madlener, Obrist von Trapp-Infant., wird Brigadier in Ollmütz, Frhr. v. Jetzer, Obrist von Leiningen, wird Brigadier in Lemberg, Frhr. v. Wachenheim, von Kaiser Husaren, wird Brigadier in Agram, Frhr. v. Rueber von Hohenegg tritt in Pension, v. Souvent, von Alexander Husaren, wird Brigadier in Mailand, Frhr. v. Zephyris von Fleischer-Inf., wird Brigadier in Mantua, und v. Donadeo von Mayer-Inf. tritt in Pension; endlich wurde die durch den Tod des Frhrn. v. Splenyi erledigte zweite Inhaberwürde des 2ten Husarenregiments dem Feldmarschalllieutenant Grafen Ferdinand Zichy verliehen.

Die brasilische Regierung beabsichtigt, wie Ihnen bereits gemeldet worden, die Werbung von zwei - bis dreitausend Mann für den brasilischen Dienst, zu deren Ausführung Hr. del Hoste in einigen Staaten Europa's die Bewilligung zu erhalten hoffte. In Oesterreich drang der brasilische Abgesandte mit seinem nur auf 500 Mann gestellten Anliegen nicht durch. Es scheint nun, daß sich auch in der Schweiz dem Unternehmen einige Schwierigkeiten entgegensetzen (wir verweisen auf unsern heutigen Züricher Brief), obwohl die von der brasilischen Regierung für die Mannschaft des zu errichtenden Fremdencorps gemachten Bedingungen sich als sehr annehmlich darstellen. Nebst einem fixen Sold würde jedem Mann ein Grundstück verliehen werden, von einem hinlänglichen Umfang, um ihn und seine Familie nähren zu können. Es wäre auf jeden Fall nicht unzweckmäßig, in Ländern, wo die Auswanderung nach Amerika erlaubt ist, der brasilischen Regierung die erwähnte Werbung zu gestatten. Der in Dresden accreditirte österreichische Gesandte, Baron Binder v. Kriegelstein, wird sich nicht, wie neulich in Ihrem Blatte gemeldet worden, in den Privatstand zurückziehen; es scheint vielmehr, daß Hr. v. Kriegelstein eine andere und zwar wichtigere Bestimmung als er bisher hatte, erhalten dürfte. Frhr. v. Ostini, Geschäftsträger des Herzogs von Lucca am kaiserl. österreichischen Hofe, ist statt des verstorbenen Marquis Mansi zum Minister des Aeußern in Lucca ernannt worden. Hr. v. Ostini wird, sobald einige lucchesische Angelegenheiten in Wien zu Ende gebracht seyn werden, von hier nach Lucca abgehen, um seinen neuen Posten anzutreten.

Türkei.

Sowohl in Alexandrien als hier ist man in der festen Ueberzeugung, daß die fünf Mächte über die Angelegenheiten des Orients und ihre endliche Lösung zu keiner Uebereinkunft mehr gelangen können. Man wird nicht daran glauben, wenn sie auch endlich zu Stande kommen sollte, bis man es an den Wirkungen mit eigenen Augen ersehen wird, so oft ist man schon in den erregten Erwartungen getäuscht worden. Der Zustand, in dem sich die Türkei sowohl als Aegypten befindet, ist ein wahrhaft unerträglicher geworden, und zwar in einem weit höhern Grade für letzteres, da die Rüstungen des Vicekönigs die größten Anstrengungen erfordern und die besten Kräfte des Landes bereits erschöpft sind. Man bemerkt es wohl daran, daß trotz0832 des großen Aufschwungs, den Mehemed Ali genommen, weder seine regulären noch die irregulären Truppen in completen Stand gesetzt werden konnten. Seine Macht, die als so furchtbar geschildert wird, ist materiell nicht groß genug, um sich mit Erfolg irgend einer europäischen entgegenzusetzen, und der religiöse Fanatismus der Mohammedaner ist selbst in den Arabern erloschen, vermag nur vorübergehende Ergebnisse zu schaffen. Diesen Fanatismus sucht zwar Mehemed Ali durch alle vorhandenen Mittel aufzustacheln, aber jetzt sogar, im Moment der Krisis, nur mit unbedeutendem Erfolg. Denn was sich retten kann, sucht sich dem Dienst der Landesvertheidigung zu entziehen, und wenn es ihm gelang, die Gemüther einer beteutenden Anzahl der auf der osmanischen Flotte dienenden Officiere in ihrer Treue wankend zu machen, sie für sich, wie er behauptet, gegen die Christen zu gewinnen, so zeigt sich doch nirgends beim Volke der Grad von Enthusiasmus, den der Vicekönig erwartet haben mag. Trotz dem Lärm, den man mit der Macht des Vicekönigs zu machen sucht, ist gewiß, daß wenn Aegypten noch ein Vierteljahr lang in diesem Zustande banger Erwartung und künstlicher Aufregung gehalten wird, es sich selbst aufreiben oder eine allgemeine Abspannung seiner über Gebühr angestrengten Kräfte gewärtigen muß. Dieß sieht der Vicekönig ein und sucht auf jedem möglichen Wege zu einem schnellen Ziel zu gelangen. Seine Lage ist drückender als man wähnt, und nur zweierlei bleibt ihm noch, um sich zu retten, denn gutwillig nachgeben wird er nicht: entweder schnell zu einem Vergleich mit der Pforte zu gelangen oder die Entscheidung seiner Angelegenheiten der sieggewohnten Armee seines Sohnes zu übertragen. Das erste wird ihm nicht gelingen, weil die Pforte nicht freie Hand in ihrem Thun und Lassen hat, das letztere nur in dem Falle, daß er bald ohne alle Zögerung losschlägt, weil er es thun muß, wenn er nicht seinen Anstrengungen erliegen will. Noch hat er alle Chancen für sich, denn nicht über Einen Punkt sind die Mächte zur Einigkeit gelangt. Erscheint Ibrahim heute am jenseitigen Ufer des Bospors, so weiß noch keine Macht, welche Maaßregeln zu ergreifen seyen. Rußland will allein in den Bospor einlaufen die andern Mächte haben bereits dagegen protestirt; diese machen den Grundsatz der Sperre geltend und wollen nur allgemeine Ausnahmen gestatten, so daß entweder keine oder alle europäischen Kriegsflaggen zugleich in der Meerenge erscheinen sollen dagegen erklärt sich Rußland auf das bestimmteste. So ist dieser mögliche und gefährlichste Fall noch ohne Erledigung und bedroht aufs nächste den unter den Mächten noch nicht ernstlich gestörten Frieden. Allerdings konnte dieser Punkt in der Schwebe gelassen werden, so lange man gegründete Hoffnung hatte, hinsichtlich der übrigen einig zu werden, denn dann wäre das Vordringen der ägyptischen Armee eine Unmöglichkeit gewesen. Befremden muß es indessen, daß man auch nicht das geringste Vorgefühl hatte, man werde den Rüstungen und den drohenden Declamationen Frankreichs, den Bravaden und trotzigen Weigerungen eines Mehemed Ali nicht Stand halten können. Man hätte dann gewiß nicht gesäumt, das Dringende vorläufig zu entscheiden, um der Pforte wenigstens ihre Existenz zu sichern. Denn Mehemed Ali, der jetzt die Pforte, wie er sich unumwunden ausspricht, zum letztenmal auffordert, in directe Unterhandlungen mit ihm zu treten, hat zugleich Hand an die Agitation der mächtigen Partei gelegt, die ihm hier in der Hauptstadt blind ergeben ist. Ohne Zweifel verfährt er nach derselben Methode in allen Provinzen, und es bleibt den Mächten nichts übrig, als entweder mit umfangreichen Cöërcitivmaaßregeln sogleich gegen Aegypten vorzugehen und den Eigensinn und den Stolz des Vicekönigs auf immer zu brechen, oder Konstantinopel zu sichern und wo möglich den Ausbruch eines neuen türkisch-ägyptischen Feldzugs zu verhindern, denn gelingt es, den status quo der Ungewißheit und der Bedrohung der ägyptischen Provinzen durch einige Zeit zu erhalten, so spielt man der Macht des Vicekönigs vielleicht den ärgsten Streich, der noch seither gegen sie geführt wurde.

Am 19 d. ist das englische Kriegsdampfboot Phönix in den Bospor eingelaufen. Dasselbe überbrachte Depeschen aus London, vom 4 März, und trat gestern die Rückfahrt nach Malta an. Am 20 erhielt der bisherige königlich französische Gesandte und bevollmächtigte Minister, Graf Pontois, durch das Dampfboot Lavoisier die Nachricht von seiner durch eine Ordonnanz des Königs vom 18 Febr. erfolgten Ernennung zum Botschafter bei der hohen Pforte. Schekib Effendi, ottomanischer Botschafter in London hat am 21 d. in Begleitung des Botschaftssecretärs Nedschib und des Botschafts-Dolmetschs Fuad Effendi die Reise nach seinem Bestimmungsorte angetreten. Hr. Constantin Mussurus, Schwiegersohn des Fürsten von Samos und ehemaliger Gouverneur dieser Insel, ist zum ottomanischen Geschäftsträger in Griechenland ernannt worden. Einer neuen großherrlichen Verordnung zufolge werden die Handelsprocesse zwischen türkischen und fremden Unterthanen künftig von einem eigenen Tribunale, welches seine Sitzungen alle Montage in der Wohnung des Handelsministers halten wird, geschlichtet werden. Gestern ist eine russische Corvette, von Griechenland kommend, im Hafen dieser Hauptstadt angelangt.

0825

Dr. Bowring über den Zollverein.

Dr. Bowrings Bericht über den deutschen Zollverband ist endlich erschienen und umfaßt mit den angehängten Tabellen 289 Seiten. Der Verfasser erkennt die Vortheile an, welche Deutschland durch den Verband gewonnen hat; nachtheilig könne der Verein nur dann wirken, wenn man auf kleinliche Interessen zu viel Gewicht legte. Das deutsche Nationalgefühl habe der Verein aus den Regionen der Phantasie in den Kreis des wirklichen Lebens herabgezogen, und bei aufgeklärter Leitung dürfte er nicht bloß das Wohl der Vereinsstaaten im Innern befördern, sondern auch ihren Verkehr über die ganze Welt verbreiten. Der Verein sey nicht aus feindseligen Absichten gegen den Handel anderer Staaten entstanden; er habe im Bedürfniß des deutschen Volks gelegen, und wenn der Zolltarif den brittischen Producten Abbruch gethan habe, so seyen die brittischen Gesetze selbst daran Schuld, weil man den Deutschen den Ueberfluß ihres Ackerbaues nicht abgenommen habe. Der Zollverein vertrete nun die Angelegenheiten von 26 Millionen Menschen aus den gebildetsten und reichsten Theilen Europa's, und habe das wichtige Resultat erlebt, die Aufmerksamkeit und Furcht mehr als Einer benachbarten Nation zu erwecken. Von seinem Einfluß auf brittischen Interessen zu sprechen, sey jetzt zu spät. Er bestehe und werde nicht leicht aufzulösen seyn (is not likely to be broken up). Wolle man etwas erzielen, so müsse man mit dem ganzen Verein unterhandeln, der natürlich mehr Gewicht habe, als die einzelnen Staaten unter sich hätten an den Tag legen können.

Dr. Bowring äußert die Meinung, daß man in Deutschland weniger um Fabriken sich bekümmern würde, wäre den Erzeugnissen unseres Bodens ein fremder Markt geöffnet, und behauptet, daß der Verein die Fabriken zum Nachtheil des Landbaues begünstigt habe. Falsche Handelsgrundsätze, sagt er, seyen in Deutschland eben so allgemein wie anderwärts verbreitet und zum Volksirrthum (public error) geworden. Die heimischen Fabriken durch hohe Zölle gegen fremde Waaren schützen, sey das gewöhnliche Geschrei; aber von dem Verlust, den der Verbraucher dabei erleide, sey nicht die Rede.

Dagegen könnten wir unsererseits nun große Einwendungen machen; aber sie mögen für jetzt unterbleiben; nur so viel sey erlaubt hinzuzufügen, daß Deutschland wohl thun werde, bei seinem Irrthum zu bleiben, bis uns die Engländer ernstliche Beweise von ihrer Bekehrung gegeben haben. Einstweilen gesteht Dr. Bowring ein, daß England die Vortheile, die es errungen habe, nicht ausschließlich behalten könne; daß wir in Canälen, Straßen, Eisenbahnen und im Maschinenbau große Fortschritte gemacht haben, und raschen Schrittes Großbritannien folgen. Zuletzt hält er noch der Mäßigkeit und Sparsamkeit der deutschen Arbeiter eine Lobrede, spricht mit Wohlgefallen von der allgemein verbreiteten Erziehung und Bildung und hebt besonders die Berliner Gewerbschule hervor, die einst die schönsten Früchte tragen werde.

Gegen den Zolltarif hat Dr. Bowring zwei Einwendungen zu machen: 1) gegen die zu hohen Zölle; 2) gegen die Art und Weise, wie sie erhoben werden. Statt 10 bis 15 Procent, wie man gesagt habe, belaufen sich die Zölle auf Fabricate von 20 bis 80 Procent (?) und, nach dem Gewicht gerechnet, seyen die ordinären Waaren viel höher als die feinen besteuert. Auf baumwollene Waaren mache dieß einen Unterschied von 3 1 / 2 bis auf 120 Procent. Auch gegen die Transitzölle hat er Vieles einzuwenden. Der Gegenstand sey gar zu verwickelt und stehe mit dem einfachen Charakter der Zollgesetze nicht in Einklang. Der Freiheit der Hansestädte redet er das Wort, und wünscht, daß sie nicht mit dem Verein in Verbindung treten. In Beziehung auf England sagt er Folgendes: Soll unser Handel von vielen Millionen nicht verloren gehen, so ist nur Ein Weg einzuschlagen: der Zolltarif von England muß, pari passu, mit dem Tarif der Vereinsstaaten abgeändert werden. Dieß ist so augenscheinlich, so wesentlich, so dauernd mit dem Wohle von 50 Millionen Britten und Deutschen verknüpft, daß ich nicht daran zweifle, daß erhebliche Abänderungen auf beiden Seiten mit Freuden gemacht und zugestanden werden. Weiter sagt er: Unser Maschinenausfuhrverbot hat nichts geholfen; englische Maschinen werden überall gefunden. Das Verbot hat eigentlich bloß uns selbst geschadet; hätte es nicht bestanden, so hätten wir den Maschinenhandel ausschließlich behalten. Zuletzt fügt Dr. Bowring noch hinzu: In verschiedener Beziehung kann sich Deutschland, was die Mittel zur Fabrication betrifft, einer Ueberlegenheit über England rühmen. Das Zeichnen versteht man dort besser; Metalle werden mit mehr Erfolg bearbeitet; Chemie ist dort weiter, als bei uns; und wenn auch deutsches Genie in Erfindungen nicht ausgezeichnet ist, so zeichnet es sich doch durch Bedachtsamkeit und große Beharrlichkeit aus.

Schließlich empfiehlt Dr. Bowring eine Abänderung in den englischen Korngesetzen, und in den Zöllen auf Holz. Für Deutschland seyen die englischen Korngesetze nicht besser als eine Lotterie; in England wirken sie äußerst nachtheilig auf den Geldmarkt und erzeugen unerwartete Handelskrisen, die sich über ganz Europa verbreiten. Entschließe sich England nicht bald zu einer Abänderung dieser Gesetze, so werde es zu spät seyn, mit dem deutschen Zollverein in Unterhandlung zu treten; denn er werde seinen Ueberfluß an Getreide selbst verzehren, oder es werden sich andere Auswege öffnen. Der Unterschied in den Kornpreisen auf englischen Märkten sey außerordentlich, und im Durchschnitt genommen habe er von 1817 bis 1839 zwischen 39 und 94 Schilling per Quarter geschwankt. Merkwürdig ist die Zunahme in der Einfuhr geistiger Getränke aus den Vereinsstaaten zur Wiederausfuhr nach den Colonien. Von 1829 bis 1833 wurden im Durchschnitt bloß 47,351 Gallonen, von 1834 bis 1838 aber 199,174 Gallonen nach England gebracht. Die Zölle auf Seidenwaaren, Leinen seyen in Großbritannien viel zu hoch, um gegenseitigen Verkehr zu erlauben; auf Leinen z. B. betragen sie über 40 Procent statt 20, wie es im Tarif bestimmt ist, und auf Seidenwaaren 50 bis 70 Proc. statt 30 Proc.

Im Ganzen ist der Bericht ein schätzbares Actenstück, und sehr freisinnig geschrieben. Wenn aber zwischen England und Deutschland eine Annäherung stattfinden sollte, so ist zu wünschen, daß die Zugeständnisse dem Werthe der Aus - und Einfuhr nach bestimmt, und nicht bloß Getreide und Holz berücksichtigt werden. England muß unsere Leinen und Seidenwaaren, unsere baumwollenen Strümpfe etc., unsere landwirthschaftlichen Erzeugnisse zulassen, wenn irgend ein Vertrag mit Vortheil geschlossen werden soll. Pari passu muß die Sache geschehen, wie es Dr. Bowring wohl selbst eingesehen hat.

0826

General Jackson.

Das Journal des Débats theilt in dem Privatschreiben eines französischen Officiers aus New-Orleans folgende Bemerkungen über den General Jackson mit. Die Bürger von Louisiana luden dieses Jahr den General Jackson ein, die gewöhnliche Feier des 18 Januars 1815 mit seiner Gegenwart zu beehren, und trotz seines hohen Alters kam er noch einmal, den Schauplatz der Schlacht zu sehen, die ihm zu seiner Popularität verholfen. Ich vermag nicht, Ihnen den Enthusiasmus zu schildern, mit dem ihm das Volk von New-Orleans empfangen, und welch 'merkwürdiges Schauspiel damals die Ufer des Mississippi darboten. Ich hatte die Ehre, dem General Jackson besonders vorgestellt zu werden. Seine Gestalt ist durch die Kriegsstrapazen seiner Jugendjahre gebengt, so daß er älter scheint, als er wirklich ist (der General ist 1767 geboren). Wenn aber irgend ein Gegenstand der Unterhaltung ihn anzieht, dann beleben sich seine Züge, seine Augen leuchten, und man findet auf seiner Physiognomie die ganze riesenhafte Energie wieder, welche stets der Grundzug seines Charakters war. Wenn man auf den magern Kopf Voltaire's den dichten Haarwuchs Mirabeau's sich denkt, so hat man ein Bild des Generals Jackson, wie er heute ist. *)*)Das heißt, man weiß dann, daß Jackson auch mager ist, wie Voltaire es war; sonst sind ihre Physiognomien himmelweit verschieden. Seine Kleidung ist von patriarchalischer Einfachheit. General Jackson spricht nicht französisch; er brachte sein ganzes Leben mitten unter den Kämpfen des Befreiungskrieges oder der Parteien zu, wo ihm die Zeit zum Studium fehlte. Gleichwohl schenkt er den Angelegenheiten Europa's große Theilnahme. Er fragt die ihm vorgestellten Europäer hierüber sehr umständlich, mit einer gewissen Neugierde aus, und will bestimmte und klare Antworten. In diesem Punkt ist General Jackson wie alle Männer, welche Armeen commandirt haben, und welche die Geradheit und den Freimuth der Lager in das bürgerliche Leben übertragen. Der General erkundigte sich nach dem Privatleben der königlichen Familie von Frankreich. Mit fast andächtiger Aufmerksamkeit hörte er die Details, welche ich ihm über diese interessante Familie geben zu können mich glücklich schätzte. Darauf sagte er zu mir: Ich habe stets gewünscht, Europa und Frankreich zu sehen, Frankreich insbesondere, welches auf Amerika's Schicksale so großen Einfluß geübt hat. Vor zwei Jahren wurde ich aufgefordert, eine Reise nach Europa zu machen, und ich war fast dazu entschlossen; aber mein hohes Alter bot ein unübersteigliches Hinderniß. Wie sehr hätte ich mich gefreut, die große französische Armee zu sehen, und besonders den Marschall Soult! Ich habe den Marschall im Frieden wie im Krieg gleich sehr bewundert. Seine Festigkeit wie sein Talent schienen mir gleich außerordentlich. Wenn Sie nach Frankreich zurückkehren, so sagen Sie dem Marschall, daß General Jackson ihm den Gruß des alten Soldaten schickt, daß er ihn seiner hohen Achtung versichert und beklagt sterben zu müssen, ohne ihm zuvor die Hand drücken zu können.

Schwedische Reichstagsverhandlungen.

Wie man hört, soll die Besetzung des Kriegs - und Seeministeriums entschieden seyn: ersteres wurde dem Generallieutenant Frhrn. Bror Cederström angeboten, der eine bejahende Antwort ertheilt habe, das letztere soll Viceadmiral Nordenskjöld erhalten. Vorgestern fand in den Clubzimmern des Bürgerstandes auf der kleinen Börse eine Privatversammlung sämmtlicher Stände, freilich nur der mehr oder minder Gleichgesinnten statt, um sich über einige schon auf dem letzten Reichstag in Anregung gebrachte Veränderungen des Grundgesetzes vorläufig zu berathen, um nachher in den offenen Sitzungen nach einem gemeinsamen Plan zu handeln. Man kann in gewisser Beziehung diese Versammlung eine außergesetzliche Vereinigung der vier Stände zu einer Gesammtrepräsentation nennen; denn die Versammlung war ziemlich formell, indem der Vicesprecher des Bürgerstandes, der Landessecretär Halling, präsidirte, und die Vorschläge des Constitutionsausschusses Punkt für Punkt berathen wurden. Der wichtigste unter diesen bei den augenblicklichen Umständen ist, daß die Steuern, wenn keine Vereinbarung zwischen den Ständen und dem König eintrete, nur noch bis zum Ende des Jahrs, während dessen die Feststellung durch die Stände gesetzmäßig zu geschehen pflegt, sollen erhoben werden können, während nach der frühern Bestimmung die alten Steuern, wenn keine Vereinbarung zu Stande kam, forterhoben wurden. Es waren bei der Versammlung die bedeutendsten Oppositionsmitglieder auch des Adels anwesend, und man scheint diesen Präliminarberathungen allmählich eine größere Ausdehnung geben zu wollen. Die Sache kann bedeutender werden, als sie für den Augenblick aussieht, denn die Gemüther sind sehr aufgeregt, und die zahllosen Helsningssangs (Begrüßungslieder) an den Repräsentanten Hans Jansson geben eine sehr gereizte Stimmung kund.

Aussichten in Serbien.

Gestern fand in Belgrad die feierliche Eidesleistung des Prinzen Michael von Serbien statt. Der junge Fürst betritt die Regierung eines Landes, das in rascher Entwicklung begriffen ist, und das wie die äußersten Gränzländer des osmanischen Reichs überhaupt eine große Bedeutsamkeit durch die sich kreuzenden Bestrebungen fremder Mächte, den größtmöglichen Einfluß auf seine innern Angelegenheiten zu üben, erlangt hat. Die Lage Serbiens an dem ersten Strome Europa's, der in den letzten Jahren eine nicht zu berechnende Wichtigkeit für den Handel und den Völkerverkehr erreicht hat, macht dieses Land nur um so interessanter. Dazu läßt der Verfall der osmanischen Pforte, die immer zunehmende Verwirrung in den orientalischen Angelegenheiten nach aller menschlichen Berechnung vermuthen, daß Serbien, nebst der Moldau und Wallachei, Bulgarien und Bosnien, der Schauplatz wichtiger Ereignisse werden wird. Um so mehr richtet sich die Aufmerksamkeit nicht nur der Serbier, sondern auch der Nachbarländer auf den Fürsten, der in einem Augenblick die Regierung antritt, wo Zwiespalt der Meinungen und der Wünsche, Zwiespalt der Neigungen und der Interessen sich ziemlich auffallend bemerkbar machen. Noch immer besteht im Lande eine starke Partei, die dem abgesetzten Milosch mit großer Anhänglichkeit zugethan ist. Diese befindet sich in einer beständigen Opposition mit der jetzt im Lande herrschenden Ordnung. Milosch ist ihr der Repräsentant der serbischen Nationalität; der Prinz Michael mit seiner frommen Mutter und dem Metropoliten von Belgrad erscheinen ihr als Vertreter der russischen Interessen. Das dem serbischen Volk entfremdete Belgrad, welches fast ausschließlich russischer Einwirkung preisgegeben ist, wurde zum Sitz der Regierung auserkoren; mit Ungestüm verlangt man im Lande die Versetzung derselben nach Kragujewatz. Die Deputirten der Dörfer sprachen dieß laut und unverhohlen aus; ihr Verlangen ward aber aufs bestimmteste abgelehnt. Rücksichtslosigkeit der Entscheidung vermehrt die bestehende Unzufriedenheit. Viele wichtige0827 Stellen in der Landesadministration sind mit Fremden besetzt, hauptsächlich Oesterreichern und Russen; man verlangt die Entfernung derselben, und die Besetzung der Aemter mit Eingebornen. Dazu kommt noch der allgemein im Lande verbreitete Glaube, daß Milosch bald wieder zurückkehren werde, um seine Rechte geltend zu machen, die durch die erzwungene Abdication keineswegs erloschen seyen. Dieß alles erhält das Land in Aufregung und macht dem Fürsten Michael fremde Unterstützung unentbehrlich; denn wie ausgezeichnet auch seine natürlichen Anlagen seyn mögen, sind diese doch noch gänzlich unentwickelt, und von der Festigkeit des Charakters, von welcher der abgesetzte Milosch so viel Proben gegeben, will man auch nicht den geringsten Keim, nicht die mindeste Spur in seinem Nachfolger entdecken. Man besorgt daher allgemein, daß die Zukunft des Landes schwankend, die Richtung der Regierung antinational, im Ganzen fremder Einfluß vorherrschend werden müsse, daher die innern Bewegungen, die sich für den Augenblick in Ermangelung andern Stoffs gegen die fremden Beamten und gegen den gewählten Sitz der Regierung äußern. Nachrichten aus der Wallachei sprechen von Unruhen und gewaltthätigen Auftritten zwischen der wallachischen Miliz und den Bewohnern von Galacz, die nur mit Mühe unterdrückt worden seyen.

Proceß des griechischen Patriarchen.

Es scheint ein Widerspruch darin zu liegen, das von dem Patriarchat in Konstantinopel abgefallene Rußland in dem heutigen Königreich Griechenland die Schritte, die es um ein Jahrhundert früher selbst gethan hat, für völlig falsch und verwerflich erklären zu sehen. Aber der Widerspruch ist nur scheinbar. Die russische Kirche zielt offenbar dahin, das Patriarchat von Konstantinopel in sich aufzunehmen und zwischen dem Kaiser und dem Patriarchen ein Verhältniß einzuleiten demjenigen ähnlich, welches zwischen dem Sultan und dem Imam von Mekka besteht. Mit der Umwandlung der russischen Kirche in die oströmische oder morgenländische ist der breite politische Unterbau fertig, um den namentlich Kaiser Nikolaus sich die unläugbarsten Verdienste erworben hat. Der Schutz, ausschließlich von Rußland dem Patriarchat gewährt, hat nothwendig eine erwünschte vermittelnde Angewöhnung zur Folge. Für diesen Schutz sind seit fünfzig und mehr Jahren die größten Anstrengungen gemacht, die größten Opfer gebracht worden, und wenn er manchmal unmächtig zu werden scheint, wie z. B. in dem letzten Streite Lord Ponsonby's gegen den Patriarchen, so entspringt diese Unmacht nicht aus Mangel an Kraft, sondern aus der richtigen Berechnung, daß Fehler des Gegners nicht gehindert werden dürfen. In Montenegro ist dieselbe religiöse Thätigkeit Rußlands sichtbar. Eine abgetrennte griechische Staatskirche wird für Rußland zu einem heterogenen Körper, der sich nicht bloß nicht recht assimiliren läßt, sondern sich am Ende wohl gar einfallen lassen könnte, mit Rußland auf einer und derselben Bahn in die Wette zu laufen.

Wir glauben, daß eine Nachweisung des Verfahrens Lord Ponsonby's in der Angelegenheit des Patriarchen immer noch an der Zeit ist. Es gehört dieser Schritt zu denen, die als Symptome eine entscheidende Wichtigkeit haben. Er beurkundet drei Thatbestände mit unwiderlegbarer Kraft: die über jede Rücksicht siegende Russenfurcht Lord Ponsonby's, die Unfähigkeit seinerseits, die Stellung Rußlands zur Pforte zu begreifen, und die äußerste Schwäche der Pforte. Eine vierte Thatsache, die übrigens dieses speciellen Beweises nicht bedarf, ist die Hülflosigkeit, in welcher die Pforte von ihren sogenannten Freunden gelassen wird. Dieß mag zum Theil auf die Personen fallen, welche die Mächte vertreten.

Die Pforte hat in dem Hattischerif von Gülhaneh den guten Willen verkündigt, an die Stelle der Willkür Recht treten zu lassen. Die Mächte lobten sie deßhalb; aber was Lord Ponsonby verlangte, war unbedingte und alsogleiche Absetzung des Patriarchen, und zwar aus dem Grunde, weil er sie verlange; die übrigen Minister schwiegen und ließen geschehen. Die Pforte hat in ihrer dermaligen bedrängten Lage nichts nöthiger, als die Achtung der Mächte und das Vertrauen ihrer Unterthanen; aber was ist der Sultan nach außen und innen, wenn ein englischer Botschafter ihm Befehle zuschickt, die stärker sind als die Gesetze des Landes? Die Pforte hat durch eine Reihe von Maaßregeln das Bestreben an den Tag gelegt, ihre christlichen Unterthanen an sich zu schließen; aber was kann sie, wenn ein protestantischer Lord das kirchliche Haupt von Millionen dieser Unterthanen mit einem Worte zu Boden werfen und die Pforte dazu zwingen kann, in ihren eigenen Eingeweiden zu wüthen? Vor einigen Monaten war Lord Ponsonby der Vorderste, um über die Anmaßung Mehemed Ali's das Anathem zu rufen, weil dieser die Absetzung eines Dieners des Sultans verlangte; heute verlangte und erzwang er selbst die Absetzung eines andern, nicht weniger wichtigen Dieners des Sultans. Jener war ein Muselmann, dieser ein Christ.

Man würde Lord Ponsonby Unrecht thun, wenn man in seiner Handlungsweise einen Plan suchen wollte. Er ist das getäuschte Werkzeug eines schmeichelnden Griechen, der an die Stelle des Patriarchen aus eigennützigen Absichten einen seiner Clienten setzen wollte. Es war genug, dem guten Lord von geheimer Neigung des Patriarchen zu den Russen zu sprechen, um ihn sofort mit unaufhaltbarem Eifer in der Intrigue ziehen zu machen. Daß der Patriarch in der Frage der gemischten Ehen seinen Glaubenskindern in Corfu anders sprach, als der protestantische Lord-Obercommissär, das ward für einen Angriff auf die Rechte der Königin erklärt, und darüber weiter keinen Streit zulassend, beschränkte sich Lord Ponsonby auf das einfache Begehren um Genugthuung, und stellte in drängenden Noten die einfache Frage: will die Pforte die Genugthuung geben oder will sie es nicht? Vergeblich versprach die Pforte, sogleich eine Untersuchung einzuleiten, und bat, im Namen ihrer Unabhängigkeit und der Gerechtigkeit überhaupt, im Namen des Hattischerifs von Gülhaneh auch, um die Schonung, ihr doch diese Formalität zuzugestehen, hinter der die Bestrafung des Patriarchen folgen werde. Lord Ponsonby antwortete, der Hattischerif habe nichts mit diesem Falle zu thun; er wolle klare Antwort auf seine klare Frage, nichts weiter. Reschid Pascha versuchte noch, hierauf zu erwiedern: der Sultan werde ohne Zweifel die Genugthuung geben, aber dem Sultan allein stehe das Maaß der Strafe zu bemessen zu. Auch hierauf erhielt die Pforte nur die frühere Antwort. Sie leitete eilig die Untersuchung ein, und es ergab sich das seltsame Schauspiel, daß christliche Hirtenbriefe und Kirchensatzungen durch einen christlichen Botschafter vor das Tribunal der osmanischen Pforte gebracht, da geprüft und verdammt werden mußten! Reschid Pascha suchte dieser Nothwendigkeit auszuweichen; er hätte gar gern andere Vorwände gehabt, um den Patriarchen abzusetzen, aber er fand keine, und wie Pilatus wusch er seine Hände und ließ geschehen! Ihm war der Patriarch das geistliche Haupt der griechischen Kirche. Lord Ponsonby aber beliebte selbst dem russischen Botschafter zu sagen: Was ist denn an diesem Menschen, daß man ihn mir verweigere? Ein Pfeifenputzer des0828 des Sultans gilt eben so viel. Was der russische Botschafter darauf geantwortet, weiß man nicht; daß er aber sich nicht berufen fühlte, die Vertheidigung des Patriarchen offen zu übernehmen, erklärt sich aus dem Eindruck, den diese Mißhandlung der Pforte und des Patriarchen im ganzen Reiche gemacht hat.

Ostindien und China.

China ist hier das Wort in Jedermanns Munde. Die Frage nach dem Rechtsgrunde bleibt unbeantwortet; aber nur Wenige finden sich, die für Frieden stimmten und einen Laut hören ließen gegen die Bestürmung China's. Während in Canton immer stärkere Maaßregeln ergriffen werden von der rechtmäßigen Regierung und die Streitfrage sehr einfach und wahr hingestellt wird, als bloß den schändlichen Opiumhandel betreffend, und während der brittische Resident an der chinesischen Gränze mit aller Macht auf die Vertilgung dieses Handels loszugehen Miene macht, rüstet sich eine Kriegsmacht in Calcutta und Madras, um dem geächteten Handel in Wahrheit wieder aufzuhelfen, und die brittische Regierung bietet Alles auf, um, wie es heißt, einen tiefen, bleibenden Eindruck auf die Gemüther China's zu machen. Zu welchem Zweck? Zum Zweck der Nationalehre Großbritanniens gegenüber dem Nationalrechte China's. Lin, der chinesische Obercommissär in Canton, hat aufs neue ein strenges Verbot erlassen gegen allen Verkehr mit England, mittelbaren und unmittelbaren (manche Schiffe nämlich, besonders amerikanische und dänische wie holländische, wurden bloß benutzt, um brittische Waaren von der Mündung des Flusses nach Canton zu fahren; mehrere englische haben ihre Flagge geändert.) Ein kleiner Kampf, man weiß kaum zu wessen Nachtheil, hat wieder stattgefunden, und die Verwirrung nimmt von Tag zu Tag zu.

Vor ein paar Tagen kam ein von hier abgesandtes Opiumschiff zurück, Sir Edward Ryan , das, mit 15 Kanonen und 70 Mann bewaffnet, auf die Ostgränze China's losgesteuert war. Unter Kanonendonner und blutigen Auftritten wurde die Ladung verkauft und, o des Triumphs! das Schiff kommt zurück mit einem Profit für die Speculanten von 5 Lakhs oder 600,000 fl. in specie. Man ladet dieses Schiff wieder aufs schleunigste, und andere, ähnlich bewaffnete, folgen auf dem Fuße nach. Am 10 d. war Verkauf von Opium von Seite der Regierung; die Kiste stieg auf 610 Rupien, der ganze Ertrag 1,306,950 Rupien in einem Tag. Nun bedenke man: die brittische Regierung erklärt den Opiumhandel in China für gesetzwidrig, und dieselbe brittische Regierung bereitet und verkauft das Opium in größerem Maaß, mit voller Kenntniß, wohin brittische Unterthanen dasselbe führen. China verbietet wie es dazu ein volles Recht hat den Handel auch in allen andern Artikeln, bis die Opiumsache geschlichtet sey, und England sendet eine Flotte, Indien europäische und indische Truppen (6 Regimenter sind für jetzt bestimmt), um China zu zwingen, das einzige Mittel aufzugeben, um den, nach seinen Grundsätzen und Gesetzen, so schädlichen und demoralisirenden Opiumhandel abzuschaffen. Sieben Schiffe (Rastumji Cowasji von 764 Tonnen, John Adam von 499 Tonnen, Bräman von 373, Rohomanie von 857, Edmonstone von 456, Allalevie von 855 und Ernaad von 682 Tonnen) sind bereits von der Regierung hier gemiethet worden für 60,000 Rupien des Monats, und Einschreiblisten wurden in allen Theilen Bengalens eröffnet, um das Contingent, das Indien zu stellen hat, vollzählig zu machen. Der Generalgouverneur Lord Auckland ist so eben nach längerer Abwesenheit im Nordwesten Indiens zurückgekommen, um dieser chinesischen Affaire näher zu seyn. In kurzem soll die Flotte absegeln.

Hätte die brittische Regierung bloß mit China zu thun, so ließe sich eine baldige Ausgleichung erwarten; aber vor wenigen Tagen kam die Nachricht an, daß der einstweilige (neue) Resident am birmanischen Hofe plötzlich Ava verlassen hat, weil die Anzeichen eines zu beginnenden Kriegs von Seite König Tharawaddi's zu deutlich und selbst seine (des Residenten) Sicherheit gefährdet sey. Zu gleicher Zeit hat der neubestellte birmanische Gouverneur in dem näher liegenden Rangun unverhohlen seine feindlichen Gesinnungen gegen die brittische Regierung an den Tag gelegt, so daß an einem baldigen Einbruch kaum zu zweifeln ist, zumal wenn die innere Macht Indiens geschwächt seyn sollte.

Die brittischen Truppen in Arrakan sind durch Krankheit geschwächt, die halbe Mannschaft in Spitälern und die activen Soldaten in kleinen Partien durch die Wälder und Berge hin zerstreut. Nepal hat 20,000 Mann gut exercirter Truppen schlagfertig, und man befürchtet täglich einen Einfall von jener Seite. Zwar hier in Calcutta denkt noch Niemand an eine Ueberrumplung weder von Birmanen, Nepalesen, noch irgend einem Theil; doch dürfte der Vulcan schneller zum Ausbruch kommen, als die weisesten Prognosticationen andeuten.

Im Nordwesten Indiens, unter den Hunderten von größeren und kleineren Fürsten und ihren Ländereien, geht das Spiel des Wechsels seinen ziemlich stillen Gang fort. Fürst nach Fürst wird in seinen Rechten und Befugnissen eingeschränkt, der eine entsetzt, der andere pensionirt; ein Fürstenthum um das andere wechselt seinen Herrn, und wird endlich dem Koloß einverleibt. Wohl ein Duzend dieser kleinen Reichskörper hauchen ihren letzten Lebensodem aus, je nach der Geduld oder Ungeduld, oder der sogenannten patriotischen Ansicht eines Residenten und der Gewinnsucht der Regierung. Ein fettes Erbe ist in diesen Tagen wieder der brittischen Regierung zugefallen. Amir Chan, Fürst von Tonkin, der in den unruhigen Zeiten der letzten Mahrattenkriege seine Macht oft fühlen ließ und je nach Umständen dem einen oder andern eingebornen Prinzen diente, ist abgetreten vom irdischen Schauplatz. Sein Fürstenthum geht nicht auf seine Nachkommen über, sondern fällt an seinen Lehensherrn zurück ob nun England oder der große Maharattenfürst Holkar das meiste Recht dazu hat, ist die Frage. Letzterer scheint Miene zu machen, mit Gewalt seinem Recht Bahn zu brechen. Die alte Mahrattenverbindung will diesen weitern Eingriff nicht dulden; man fürchtet eine Vereinigung unter den alten mahrattischen Fürstenfamilien. Nicht umsonst hat Lord Auckland den mächtigsten Fürsten Malwa's, Scindia, vor einigen Tagen in seiner Residenz Gwalior besucht. Eine stehende Armee von 35,000 Mann mit vielem Geschütz, mit Proviant aller Art, mit einer Masse Gold und Silber, flößt selbst einem Generalgouverneur Respect ein. Wenn man dazu nimmt, daß dieser junge Fürst mit seiner nicht geringen Macht, die er leicht aufs Dreifache erhöhen könnte, im Centrum der Zündstoffe sein Lager hat, wenn man bedenkt, daß es bloß eines Winkes von Seite Scindia's bedürfte, um alle die streitbaren und kriegsuchenden kleinern Staaten Centralindiens an sich zu fesseln, so ist leicht ersichtlich, wie bedeutsam für die Ruhe Indiens und die Sicherheit der Regierung die Stellung dieses Prinzen ist.

Der jetzige Regent des Pendschabs, Karrak Singh, ist endlich mit seinem mächtigen Minister zerfallen; der letztere hat sich mit seinem Anhang von der Residenz zurückgezogen, und beide Theile bereiten sich zu Feindseligkeiten vor. Unterdessen hat die brittische Regierung Karrak das Land garantirt, gemäß dem Vertrag mit seinem Vater Rundschit; aber der größere Theil der Pendschabis scheint dem Minister zugethan.

0829

Pariser Blätter geben jetzt die Nachrichten der letzten indisch-chinesischen Post aus Bombay, d. d. 19 Febr. (S. Nr. 99 der Allg. Zeitung). Capitän Elliot hatte am 16 Decbr. 1839, wie schon kurz erwähnt, einen wiederholten Versuch gemacht, die chinesischen Behörden zu mildern Maaßregeln zu bewegen. Er erließ eine Petition an den Obercommissär und den Vicekönig, die folgendermaßen begann: Ich, der fremde Oberaufseher, hoffe und erflehe aufrichtigen Herzens die Erhaltung des Friedens. Meine hohe Achtung vor den Gesetzen der großen und reinen Dynastie ist den obersten Behörden dieser Provinz wohlbekannt. Gegenwärtig sind alle Geschäfte in gänzlicher Verwirrung und Unordnung, worüber ich, besagter Oberaufseher, große Bangigkeit und Besorgniß empfinde. Darum ersuche ich nun ehrfurchtsvoll Eure Excellenzen, den Obercommissär und den Vicekönig, klare und deutliche Verordnungen zu erlassen, auf daß Alles wieder zur Ruhe kommen und die englischen Kaufleute mit ihren Familien nach Macao zurückkehren mögen, um dort in Frieden und Ordnung zu verweilen, bis meine Bittschrift die Herrscherin meines Landes erreicht hat, damit sie gnädigst ihre Befehle zu klarster, richtigster und angemessenster Ordnung dieser Angelegenheiten ertheile. England steht seit etwa 200 Jahren im Verkehr mit der himmlischen Dynastie. Alles, um was ich jetzt bitte, ist, daß unser rechtmäßiger Handel wieder beginnen dürfe, wie vor Alters, und daß Alles in ehrfurchtsvoller Unterwürfigkeit unter die Gesetze der großen und reinen Dynastie geschehe, während zugleich den Gesetzen meines Heimathlandes nicht zuwidergehandelt wird, sondern beide neben einander aufrecht bleiben. Aus diesen Gründen überreiche ich Euern Excellenzen ehrfurchtsvoll meine Bittschrift, damit meine Bitte nach gehöriger Prüfung bewilligt werde etc.

Auf diese Bitte, die sehr unterwürfig erscheint, zumal wenn man bedenkt, daß bereits Feindseligkeiten stattgefunden haben, folgte von dem Obercommissär und dem Vicekönig eine entschieden abschlägige Antwort. Sie erklärten, es nicht zu begreifen, wie der Oberaufseher solches bitten möge, nachdem er Alles gethan, um eine Ausgleichung unmöglich zu machen, nachdem er das Einlaufen der englischen Schiffe untersagt, die Auslieferung des Mörders eines Chinesen verweigert und auf chinesische Städte und Schiffe gefeuert habe. Am Schlusse wird von den Engländern unbedingter Gehorsam gegen die Gesetze der großen und reinen Dynastie verlangt, widrigenfalls nie mehr in aller Ewigkeit ihr Verkehr werde gestattet werden. Nachdem wir, schließt die Antwort, euch bereits den Hafen verschlossen, so hätten wir eigentlich keine weitere Verbindung mehr mit euch unterhalten sollen; da ihr aber eine gebührend abgefaßte Bittschrift vorgelegt habt, bittend und flehend, führen wir, aus reiner Nachsicht, die Gründe unseres Verfahrens an und thun sie euch mit möglichster Klarheit kund, auf daß alles Volk eures Landes, wie ihr selbst, die Ursache wisse, wegen der dieser Hafen ihnen verschlossen ist. Tau-kwang im 19 Jahr, 11ter Monat, 13ter Tag.

Capitän Towns war, den Befehlen des Capitäns Elliot zuwider, mit seinem Schiffe Royal Saxon den Fluß aufwärts gefahren, nachdem er die von den chinesischen Behörden vorgeschriebene Verschreibung ausgestellt. Ein englischer Kaufmann, Namens Gribble, der den Royal Saxon auf einem Schmuggelboote besucht hatte, wurde von einem 60rudrigen Mandarinenboote gefangen genommen. Die Boote der englischen Schiffe machten Jagd auf den Mandarinen, konnten ihn jedoch nicht erreichen. Gribble soll nach Canton gebracht werden. Seine Compagnons haben sich bereits mit der Bitte um seine Freilassung an den Obercommissär gewendet, der ihnen, nach der Aussage eines Hong-Kaufmanns, wahrscheinlich willfahren wird. Der Capitän des bei der Insel Hainan gescheiterten englischen Schiffs Sunda, Greig, und die Mannschaft desselben, welche nach Canton gebracht worden waren, wurden am 16 Dec. von dem Obercommissär verhört. Lin sprach wenig von ihrem Schiffbruche, desto mehr von der Opiumfrage. Er äußerte seinen Entschluß, den Opiumhandel unter allen Umständen zu vernichten. Dabei bemerkte er aber, die Engländer können nach Canton zurückkehren, wenn sie sich verpflichten, nur den rechtmäßigen Handel zu treiben. Die Schiffbrüchigen wurden zu Canton und auf der Reise dahin gut behandelt.

0830

[1310]

Edictal-Ladung.

Da die Verwandten des im russischen Feldzuge von 1812 als vermißt abgeführten Soldaten Johann Unold im königl. Infanterie-Regiment Prinz Karl, Sohn eines hiesigen Bleichers, über dessen Leben oder Tod keine verlässige Auskunft erhalten werden kann, auf Ueberlassung seines pflegschaftlich verwalteten Vermögens von 1650 fl. 40 kr. dringen, so wird derselbe hiemit öffentlich vorgeladen, sich binnen des statutarisch festgesetzten Termines von 18 Wochen a dato hierorts zu melden, und obiges Vermögen zu erheben, widrigenfalls er für verschollen erklärt, und letzteres vorbehaltlich der allenfallsigen Ansprüche des Militärfiscus seinen nächsten Erben gegen Caution überlassen werden wird.

Memmingen, am 6 April 1840.

Königliches Kreis - und Stadtgericht.

Leeb, Director.

Eckert.

[1285]

Bekanntmachung.

Nachdem weder die Söhne der Austräglerin Magdalena Knittl, Simon und Leopold Knittl, noch eine eheliche Descendenz der letztgenannten sich innerhalb des ihnen durch öffentliche dießgerichtliche Ausschreibung vom 4 Januar 1839 vorgesetzten sechsmonatlichen Termines, zur Empfangnahm ihres sie aus der Verlassenschaft ihrer Mutter, der Austräglerswittwe Magdalena Knittl, treffenden Erbantheils hierorts gemeldet haben, so werden sie hiemit auf Antrag ihrer Schwester Anna Maria, verehelichten Sackträgerin Mühlboek, als verschollen erklärt, und diese ihre Erbantheile an Anna Maria Mühlboek gegen Sicherheitsleistung verabfolgt. Den 24 März 1840.

Königl. Kreis - und Stadtgericht Passau.

Burger, Dir.

van Douwe, Secr.

[888-90]

Edictal-Citation.

Die Halbhofsbesitzerin Magdalena Ballis zu Rettenbach, geborne Schütz, hat gegen den landesabwesenden Gütlerssohn Friedrich Schaffner von Unterschachach d. G. bei hiesigem Gerichte Klage wegen Vaterschaft und Kindesalimentation gestellt.

Zum Versuche der gütlichen Ausgleichung, oder zur protokollarisch schlüssigen Verhandlung des Gegenstandes wird auf Mittwoch den 5 Junius 1840, Vormittags 9 Uhr, Termin festgesetzt, wozu der Geklagte hiermit anher vorgeladen wird.

Schrobenhausen, am 4 März 1840.

Königliches Landgericht Schrobenhausen.

Ramsauer.

[1284]

Edictal-Ladung.

Franz Späth, Sohn des verstorbenen königl. Landrichters Späth dahier, wird hiemit, da dessen Aufenthalt dem Gericht unbekannt ist, aufgefordert, innerhalb 2 Monaten hier zu erscheinen, und

1) von einer Eröffnung der zur Bereinigung des Kriegskosten-Rechnungswesens im Landgerichtsbezirke Hilpoltstein beauftragten königl. Regierungs-Commission zu Ansbach vom 19 / 22 März 1840;

2) von dem nunmehr abgeschlossenen Inventar in der Verlassenschaft des königl. Landrichters Späth Einsicht zu nehmen, sodann

ad 1) über den gegen Nachlaß einer Haftung von 289 fl. 41 kr. geforderten Verzicht sich zu erklären,

ad 2) die Anerkennung auszusprechen, oder Erinnerungen anzubringen, widrigenfalls

ad 1) der Verzicht als geleistet,

ad 2) aber das Inventar als anerkannt angenommen, und der Actenlage gemäß weiter vorgeschritten werden würde.

Obergünzburg, den 2 April 1840.

Königlich bayer. Landgericht.

v. Dormaier, Landrichter.

[1292-93]

Edictal-Ladung.

In dem Rechtsstreite der ledigen Katharina Hofmeister von Weichs gegen den ledigen Joseph Meier von Deisenhofen wegen Kindes-Alimentation, gegenwärtig Verhängung des Realarrestes betreffend, hat das unterfertigte k. Landgericht zur Rechtfertigung des von der Hofmeister impetrirten Arrestes auf das bei dem hiesigen Gerichte deponirte Vermögen des Joseph Meier Termin auf Dienstag den 2 Junius 1840, Vormittags 9 Uhr, anberaumt.

Impetrat Joseph Meier von Deisenhofen, welcher sich längere Zeit in Wien aufgehalten hat, dessen gegenwärtiger Aufenthalt aber nicht bekannt ist, wird anmit öffentlich vorgeladen, an diesem Tage bei diesseitigem k. Landgerichte um so gewisser zu erscheinen, und sich über den nachgesuchten Arrest auf sein Vermögen vernehmen zu lassen, als im Falle seines Nichterscheinens der bereits provisorisch verhängte Realarrest für justificirt erachtet werde.

Höchstädt a. d. D., am 28 März 1840.

Königlich bayer. Landgericht.

Müller, Landrichter.

[1081-83]

Edictal-Ladung.

Die eigenmächtige Auswanderung des Gemeinderathes Karl Braun von Helmstadt betr.

Karl Braun von Helmstadt wird aufgefordert, sich innerhalb 3 Monaten dahier zu sistiren, und sich über die am 7 d. M. stattgehabte bösliche Verlassung seiner Familie zu rechtfertigen, widrigenfalls nach bestehenden Landesgesetzen gegen ihn vorgefahren wird.

Zugleich werden sämmtliche Polizeibehörden ersucht, auf den unten beschriebenen Flüchtling zu fahnden, und ihn im Betretungsfalle anher einzuliefern.

Derselbe ist ein Mann von circa 50 Jahren, etwa 5 '9' 'groß, von robuster Statur, und hat bei seiner Entweichung einen braunen und blauen Ueberrock und einen blauen Mantel mit sich genommen. Er ist insbesondere daran erkenntlich, daß er die kleine badische Felddienst-Auszeichnung an einer goldnen Schnalle tragen soll.

Neckarbischofsheim, den 17 März 1840.

Großherzogl. bad. Bez. -Amt.

Benitz.

[1249]

Bekanntmachung.

In Folge stadträthlichen Beschlusses vom 14 Februar d. J., genehmigt durch königliche Regierungsverfügung vom 11 c., soll die Beleuchtung der Straßen und öffentlichen Plätze zu Köln mittelst Kohlengases, und unter Beibehaltung einer Anzahl von Oellaternen auf zwanzig Jahre gegen eine jährlich aus der Stadtcasse zu zahlende Vergütung, welche nach der Zahl der Flammen und Brennstunden berechnet wird, an den Mindestfordernden übertragen werden.

Die für das Unternehmen festgestellten Bedingungen liegen auf dem hiesigen Oberbürgermeisteramte zur Einsicht offen, und sind die Anerbietungen zur Uebernahme versiegelt, und mit der Ueberschrift: Soumission für die öffentliche Beleuchtung zu Köln daselbst vor dem 4 Mai d. J. einzureichen, an welchem Tage, Vormittags eilf Uhr, in dem großen Saale des Rathhauses zu deren Eröffnung geschritten werden soll.

Köln, den 21 März 1840.

Der königliche Oberbürgermeister.

Steinberger.

[1175]

In der Euslin'schen Buchhandlung (Ferd. Müller) in Berlin ist erschienen und in jeder Buchhandlung, Stuttgart bei Beck und Fränkel, zu haben:

J. B. L. G. Seroux d'Agincourt, Sammlung der vorzüglichsten Denkmäler der Architektur, Sculptur und Malerei vom IV. bis zum XVI. Jahrhundert. In 3335 Abbildungen in Folio nebst Einleitungen und erläuterndem Texte. Revidirt von A. Ferd. v. Quast. Später erscheinen Ergänzungshefte zunächst für die Architektur von A. Ferd. v. Quast, Hofbaurath Stüler und mehreren Mitgliedern des Berliner Architekten-Vereins.

In III Abtheilungen.

I. Abth. ARCHITEKTUR, mit 1362 Abbild. auf 73 Kpftfln. in Fol., Einleitung und Text in 4.

II. Abth. SCULPTUR, mit 630 Abbild. auf 51 Kpftfln. in Fol., Einleitung u. Text in 4.

III. Abth. MALEREI, mit 1343 Abbild. auf 204 Kpftfln. in Fol., Einleitung und Text in 4.

Alle 328 Platten sind in Stich und Druck vollendet. Eben so ist der Text der Architektur complet erschienen, wogegen die Einleitungen zu allen drei Abtheilungen, so wie der Text zur Sculptur und Malerei unter der Presse sich befinden, aber spätestens bald nach der Ostermesse d. J. 1840 geliefert werden.

Die erste Lieferung jeder Abtheilung, so wie der Text der Architektur, sind an alle Buchhandlungen versandt und liegen als Proben für Stich, Papier u. Druck zur Ansicht eines Jeden bereit.

Ein Verzeichniß über alle 328 Platten wird in jeder Buchhandlung gratis ausgegeben.

Nach der Wahl der verehrlichen Käufer wird das Werk sowohl in monatlichen Lieferungen zu 1 Rthlr. (1 fl. 30 kr. C. M. od. 1 fl. 48 kr. rhein. ), als auch sogleich ganz complet ausgegeben.

Jede der drei Abtheilungen wird einzeln verkauft.

In Lieferungen à 1 Rthlr., enthält die I. Abth. Architektur deren 9, die II. Abth. Sculptur deren 7. die III. Abth. Malerei deren 20.

Die vollständigen Texte und Einleitungen kosten außerdem zur I. Abth. 2 / 3 Rthlr.; II. Abth. 1 / 2 Rthlr.; III. Abth. 1 1 / 4 Rthlr. Von jeder Abtheilung erscheint monatlich eine Lieferung. Bei sofortiger compl. Abnahme werden die Einleitungen und Texte gratis abgegeben, und kostet alsdann die I. Abth. Architektur incl. Einleitung und Text 9 Rthlr., gebunden 9 2 / 3 Rthlr.; die II. Abth. Sculptur incl. Einleitung und Text 7 Rthlr., geb. 7 2 / 3 Rthlr.; die III. Abth. Malerei incl. Einleitung u. Text 20 Rthlr., geb. in zwei Bänden 21 1 / 3 Rthlr.

Wer alle drei Abtheilungen auf Einmal nimmt, erhält das ganze Werk incl. der Einleitungen und Texte für 32 Rthlr., geb. für 34 2 / 3 Rthlr.

[1245]

Bei S. D. Barasch in Berlin ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu haben:

Dämmerungen.

Erzählungen und Novellen von L. Kossarski.

Zwei Bändchen. 8. Velinpapier, geheftet Preis 2 Rthlr.

0831

[1324]

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Neu revidirt und vermehrt von J. H. Kaltenbach, Lehrer der höhern Bürgerschule in Aachen, und F. Roschütz, Pfarrer zu Hertwigswaldau in Schlesien.

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Von J. P. Rossel.

Erstes Heft: Lautlehre. 24ste Auflage. 34 S. mit 1 Buchstabentafel. Preis: 2 1 / 2 Sgr. (9 kr.) Partiepr. für 100 Exempl. 4 Thlr. (7 fl.)

Zweites Heft: Wortlehre. Neunte Auflage. 96 S. Preis: 5 Sgr. od. 4 gGr. (18 kr.) Partiepreis für 100 Exemplare 11 Thlr. (19 fl. 48 kr.)

Drittes Heft: Auch unter dem Titel: Satzlehre für Schüler, enthält Anschauungssätze, Aufgaben, Erklärungen und Uebungsstücke zum Lesen, Reden und Zergliedern. Fünfte Aufl. 108 S. Preis 5 Sgr. oder 4 gGr. (18 kr.) Partiepreis für 100 Exemplare 10 Thlr. (18 fl.)

Die Satzlehre für Lehrer 15 Sgr. oder 12 gGr. (54 kr.)

Wir empfehlen dieses Lesebuch allen denjenigen Lehrern zur Einführung in ihren Schulen, welchen es um Ertheilung eines entwickelnden, geistbildenden Sprachunterrichts zu thun ist. Wie sehr übrigens dasselbe schon verbreitet ist, ergeht aus der Zahl der Auflagen, und aus der einfachen Angabe, daß seit seinem ersten erscheinen im Herbst 1825, also in 14 Jahren, mehr als 150,000 Exemplare desselben in den Schulen gebraucht worden sind.

[1251]

Bei C. G. Röthe in Graudenz ist erschienen und in Commission in der Enslin'schen Buchhandlung in Berlin zu haben:

Menge, A., Oberlehrer an der Petri Schule in Danzig, Physik. 43 Bogen. 8. 3 Rthlr.

Grundriss zur Physik. 14 Bog. 8. 16 gr. (20 Sgr.)

Geschichtliche Wandtafeln, nach mnemonischen Grundsätzen bearbeitet. 4 Bogen Folio. 6 gr. (7 1 / 2 Sgr.)

[1219]

Im Verlage der Unterzeichneten sind erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Fr. Gottl. Klopstocks sämmtliche Werke in zwei neuen Ausgaben.

I.

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Mit dem wohlgetroffenen Portrait des Verfassers nach Juel.

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Wohlfeile und elegante Stereotyp-Ausgabe in neun Bänden klein Octav auf schönem Velinpapier, mit dem Bildnisse des Verfassers in Stahl.

Format, Druck und Papier gleich der neuesten Ausgabe von Schillers Werken in 12 Bänden, fl. 8.

Preis 6 fl oder 3 Thlr. 8 gr.

Wir glauben diesen so schönen und billigen Ausgaben kaum eine weitere Empfehlung beigeben zu dürfen. Klopstocks Werke werden für alle Zeiten ein Kleinod im Schatz unserer Litteratur bleiben, und der gebildete Deutsche, welcher sich mit den Dichtern seines Volkes umgeben und die Geschichte seiner Sprache und Litteratur kennen lernen will, kann die Schöpfungen jenes großen und edeln Geistes nicht entbehren. Bei keinem unserer Dichter erscheint der deutsche Charakter in so würdiger, ja verklärter Gestalt, wie bei ihm. Durch seine Oden ist ihm unter den Lyrikern aller Nationen ein ausgezeichneter Rang für immer gesichert; beim kühnsten Schwunge der Phantasie, bei der tiefsten Empfindung, beim innigsten religiösen Gefühle bricht überall die begeisterte Liebe zum Vaterland und seiner Sprache hervor. Auf den Messias, unsere einzige Epopöe, dürfen wir so stolz seyn, als England auf das verlorne Paradies, und Klopstock übertrifft Milton an Schwung des Gefühls, an Wohllaut und Glanz der Darstellung. Der Messias wird, so lange die Sprache lebt, für welche er eine neue ruhmvolle Aera eröffnete, eine der reichsten Quellen seyn, aus denen das gläubige Gemüth Trost und Begeisterung schöpft.

Leipzig, im März 1840.

G. J. Göschen'sche Verlagshandlung.

[1107]

En Vente chez Firmin Didot frères à Paris:

Lettres écrites D'EGYPTE en 1838 et 1839, contenant des observations sur divers Monumens Egyptiens nouvellement explorés et dessinés, par Nestor L'Hôte.

Avec des Remarques de M. Letronne.

(Ornés de 63 Dessins gravés sur bois.)

Prix 9 fr.

[1149]

Bei Joh. Ambr. Barth in Leipzig sind erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Annalen der Physik und Chemie. Herausgegeben zu Berlin von J. C. Poggendorff. Jahrgang 1840. Heft 1. Mit Kupfertafeln. gr. 8. geh. Preis des Jahrgangs von 12 Heften 9 Rthlr. 8 gGr.

Derselben Ergänzung. Band 1. Stück 1 u. 2. Mit 4 Kpftfln. gr. 8. geh. 2 Rthlr. 4 gGr.

Journal für praktische Chemie. Herausgegeben von O. L. Erdmann und R. F. Marchand. Jahrgang 1840. Heft 1-4. gr. 8. geh. Preis des Jahrgangs von 24 Heften 8 Rthlr.

[1223]

In der Chr. Fr. Müller'schen Hofbuchhandlung in Karlsruhe erschien so eben und ist in allen soliden Buchhandlungen zu haben:

Stellungen und Verhältnisse.

Von Dr. G. Bacherer.

In zwei Bänden.

Erster Band. Preis geh. 1 Thlr. 16 gGr. oder 2 fl. 42 kr.

Inhalt dieses ersten Bandes: Weltspiegel und Stimmen der Mahnung an Deutschland. Der Constitutionalismus und die reine Monarchie in Deutschland. Zustände, Charaktere und Verhältnisse in Bayern. Johann Gottfried v. Pahls Briefe an einen deutschen Zeitgenossen. Nebst politisch-litterarischen Zugaben aus Pahls Hinterlassenschaft.

Indem wir uns darauf beschränken, hier bloß den Hauptinhalt dieses ersten Bandes eines längst erwarteten, höchst interessanten Werkes angedeutet zu haben bemerken wir, daß der zweite Band, vielleicht den ersten an Gewicht und Bedeutsamkeit des Interesses noch überwiegend, binnen kurzem nachfolgen wird.

0832

[1067.71]

BREVET DE 5 ANS, MÉDAILLE D'HONNEUR.

EN TOUS LIEUX, SAISIE DES CONTREFAçONS ET APPLICATIONDE L'AMENDE ET DES PEINES VOULUES PAR LA LOI.

[figure]

En Crino-zéphyr, noir ou blanc. Elles se font de deux manières: l'une forte et résistante pour les robes de soirées en velours, brocard etc.; l'autre trèslégère pour celles de bal. Ces deux sortes, complément de la toilette, font maintenant partie des trousseaux et corbeilles de mariage; elles forment tournure, soutiennent les robes, et par leur fléxible élasticité elles se prêtent aux plus légers mouvemens des multiples ondulations de leurs draperies; en outre elles sont indéformables à l'usage et peuvent se laver comme le linge.

Les prix, suivant la finesse et le choix des crins, sont de 35, 45, 55 et 80 fr. ; les noires coûtent 5 fr. de plus. Les frais d'expédition et d'emballage sont en plus.

On insérera dans la lettre de demande un fil pour marquer la longueur et le tour de taille.

S'ADRESSER à Munich à Mr. Gustav Schulze, Négociant.

[1256]

Anstellungs-Gesuch.

Ein unverheiratheter, 30 Jahre alter Mann von gebildetem Stande, welcher nach vollendeten Studien zu Münster und an der k. Thierarzneischule zu Hannover drei Jahre die thierärztliche Praxis im Hannover'schen ausübte, dann während beinahe acht Jahren als Pferdearzt erster Classe bei der holländischen Armee diente, und bei der Reduction der Armee seinen ehrenvollen Abschied erhalten, sucht in Deutschland eine für ihn passende Anstellung. Von der gründlichsten Kenntniß seines Fachs können die vollständigsten Beweise geliefert werden, ebenso über sein anständiges, sittliches und gebildetes Betragen. Mit der Rechenkunde im höhern Grad und mit der landwirthschaftlichen Oekonomie bekannt, versteht derselbe die deutsche, holländische, französische und englische Sprache. Eine Anstellung in seinem einmal gewählten Fach als Thierarzt würde ihm die liebste bei irgend einem Gestüt, als Hofthierarzt bei einem Fürsten oder auf einem großen Landgute seyn, wo derselbe zugleich die Function eines Oekonomen oder Rentmeisters mit Nutzen würde ausüben können. Nähere Auskunft ist auf portofreie Briefe durch die J. Ricker'sche Buchhandlung in Gießen zu erhalten.

[1300-1]

Stelle-Gesuch.

Ein in Allem vollkommen ausgebildeter Dessinateur für eine Tapeten-Fabrik, der das Malen der Landschaft-Tapeten, Fenster-Rouletten u. dgl. sehr vortheilhaft zu behandeln versteht, wünscht eine derartige Stelle. Auch wird er die Stelle eines Geschäftsführers annehmen, wo er auch eine Caution leisten kann. Hierauf Reflectirende belieben sich mit frankirten Briefen mit den Buchstaben A. 8. an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu wenden.

[1253]

Gedichte von Gaudy.

Durch alle Buchhandlungen Deutschlands ist zu haben:

KORALLEN von Franz Freiherrn v. Gaudy.

Glogau bei Flemming. 8. geh. 1 Rthlr.

[1255]

Bei Mösle's Wittwe & Braumüller in Wien ist erschienen:

Das österreichische Münzwesen vom Jahre 1524 bis 1838, in historischer, statistischer und legislativer Hinsicht mit besonderer Berücksichtigung des allgemeinen deutschen Reichs-Münzsystems, der Münzverhältnisse fast aller in Europa während dieser Zeit cursirenden Gold -, Silber - und Kupfergeldsorten und ihrer Valvirung nach dem österreichischen Münzfuße.

Wien, 1838. 2 Bände brosch. 8 fl. C. M.

[1246-47]

So eben erschienen:

Hungary and Transylvania; their condition social, political and economical by John Paget Esq. 2 Vols in 8.

Mit 88 Abbildungen theils in Holzschnitt in den Text gedruckt, theils Stahlstiche und Karten.

Preis 10 Rthlr. 12 gr. London bei J. Murray.

Für Deutschland bei Black und Armstrong in London und Leipzig zu beziehen durch alle guten Buchhandlungen.

[1305-6]

Für deutsche Colonisten.

In der Nähe von Warschau, im Gouvernement Plozk, sind circa 8000 Morgen (Magdeburger) Feld, Wiesen und Wald an deutsche Colonisten mit Bewilligung der Regierung aus freier Hand zu verkaufen.

Die für die Ankäufer äußerst vortheilhaften Bedingungen sind auf portofreie Briefe von dem Unterzeichneten zu erfahren.

Sollten Kauflustige durch Abgeordnete das feilgebotene Areal besichtigen, und sich an Ort und Stelle von den näheren Umständen überzeugen wollen, so wird, im Falle sie die ihnen gemachten Mittheilungen nicht bestätigt finden, das Reisegeld erstattet.

Leipzig, den 3 April 1840.

Adv. F. A. Steche.

[1303]

Bekanntmachung.

Zufolge vielfacher Anfragen in Bezug auf den Eintritt in die Cur hiesiger Anstalt sehe ich mich genöthigt zu bemerken, daß derselbe, da die Behandlung unausgesetzt während des ganzen Winters statt hatte, jederzeit erfolgen könne. Die Ankündigung, welcher in mehreren Zeitungen Erwähnung geschah, und wo von der Eröffnung der Anstalt in Boppard für den Monat Julius die Rede war, bezieht sich nicht auf die unter meiner Leitung seit Jahresfrist bestehende Wasser-Heilanstalt auf Marienberg bei Boppard, sondern auf eine andere projectirte Anlage ähnlicher Art. Zur Vermeidung von Mißverständnissen bitte ich bei weitern Anfragen der Adresse Marienberg bei Boppard beizufügen.

Dr. Schmitz, Director der Wasser-Heilanstalt Marienberg und St. Martin bei Boppard a. R.

[1229]

Lehranstalt, besonders für Deutsche, die das Französische erlernen wollen.

Pensionnat, à Neuveville près Neuchâtel, en Suisse.

Mons. F. A. GROSS, autorisé par le département de l'instruction publique, se fait un devoir d'annoncer, qu'il a fondé un pensionnat, pour donner suite à l'établissement Jacot de St. Blaise. Le local, qu'il a choisi à cet effet donne sur le lac et ne laisse rien à désirer sous le rapport de la salubrité et de l'agrément. Mr. le directeur et son adjoint mettent le plus grand soin à former le cœur de leurs élèves, à développer leur raisonnement, et à orner leur esprit des connaissances nécessaires à leur prochaine vocation. Le plan d'études embrasse la religion, le français, l'italien, le latin et le grec, l'histoire, la géographie, les mathématiques, la tenue des livres, la physique etc.; les leçons d'anglais, de dessin et de musique se paient à part. La gymnastique et la promenade rempliront les heures de récréation. Les protestants assistent régulièrement au service divin à Neuveville, les catholiques-romains vont au temple au Landeron, à 20 minutes de distance. Les prix est de 25 louis, payables d'avance par trimestres. Pour de plus amples informations s'adresser à:

MM. Schafter, pasteur et professeur à Berne.

Bischoff, pasteur Chr. de Chr. Burkardt, négociant Felber, secrétaire d'état

à Bâle.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15578 tokens; 5178 types; 109610 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 104. 13. April 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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ShelfmarkDWB 1996/32
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