Das in Rio-Janeiro erscheinende Handelsblatt bringt unterm 25 Januar Nachrichten aus Montevideo vom 5 Januar über die Niederlage, welche die Armee Echague's bei Cagancha am 29 Dec. 1839 erlitten. Das Gepäck, die Artillerie, eine Fahne und eine große Anzahl Gefangener sind in Riveira's Hände gefallen. Die Armee Echague's hatte eine große Zahl Todter und Verwundeter. Die Berichte sprechen von 800 Mann, die auf dem Schlachtfeld geblieben seyen; Riveira zählte nur etwa 200 Todte und Verwundete.
Mit dem sardinischen Schiff Lerca sind Nachrichten aus Montevideo bis zum 7 Jan. eingegangen. Die Reste der Armee Echague's setzten ihren Rückzug fort, verfolgt von den Truppen Riveira's. Man glaubte in Montevideo allgemein, die Entre-Rianos könnten keine hinreichenden Streitkräfte zusammenbringen, um den Truppen Riveira's zu widerstehen. Admiral Dupotet befand sich fortwährend auf dem Land.
Der Sieg Riveira's wird durch directe Nachrichten, welche aus Montevideo in Bordeaux eingelaufen sind, bestätigt. Ein Bordeauxer Blatt schreibt aus Montevideo vom 14 Jan. „ Die Blokade von Buenos-Ayres dauert fort. Man hofft aber, der Handel werde wieder einen günstigen Aufschwung nehmen in Folge des Siegs, welchen die Truppen Riveira's über die des Dictators Rosas, welche der General Echague commandirte, erfochten haben. Man versichert, letzterer sey am 29 Dec. auf dem Gebiet von Montevideo völlig geschlagen worden. Man betrachtet dieses Ereigniß als das Ende des Kriegs für den Staat Uruguay. “
Gestern Abend ist der englische Gesandte, Hr. Aston, begleitet von dem Attaché Hrn. Scott und dessen Familie, hier eingetroffen. Auf seiner Durchreise durch die spanischen Nordprovinzen wurde er überall von den Behörden feierlich empfangen, und bei seiner Ankunft hier in Madrid erscholl eine rauschende Musik vor seinem Hotel. Diesen Nachmittag stattete der Gesandte dem Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei einen Besuch ab. Hr. Aston hat sich persönlich von den Vorsichtsmaaßregeln, welche die französische Regierung gegen die ausgewanderten Carlisten an der Pyrenäengränze getroffen hat, zugleich aber auch von der traurigen Lage überzeugen können, welcher die Officiere der aufgelösten Carlistischen Armee, die sich dem Vertrage von Vergara anschlossen, preisgegeben sind. Die Regierung hat sich außer Stand befunden, ihnen die gemachte Zusicherung der sofortigen Anstellung oder Auszahlung ihres Soldes zu halten, und ihnen in den verflossenen sechs Monaten nur ein Viertel eines monatlichen Betrages auszahlen lassen. Der französische Botschafter hat in Verbindung mit dem englischen Geschäftsträger die dringendsten Vorstellungen in Betreff der Nothwendigkeit, jene Unglücklichen zu befriedigen, an die hiesige Regierung gerichtet, allein die öffentlichen Cassen sind zu erschöpft, um schleunige Abhülfe gewähren zu können. Die Officiere von Navarra und die von Guipuzcoa, Biscaya und Alava haben nun endlich Vorstellungen, die im Tone der Verzweiflung abgefaßt sind, an den General Maroto gerichtet, um seine Verwendung für die Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen zu erlangen, und der General hat sowohl diese an ihn gerichteten Vorstellungen, als auch seine deßhalb an den Kriegsminister erlassenen Schreiben in mehreren der heute erschienenen Blätter abdrucken lassen. Maroto sagte dem Kriegsminister in einer Eingabe vom 26 v. M. unter Anderm: „ Meine früheren Untergebenen beklagen sich, daß man ihnen das Bedungene nicht erfüllt, und ich würde mich nicht wundern, daß, wenn irgend eine Erschütterung gegen ihren Willen vorfallen sollte, sie selbst zur Vergrößerung der Leiden dieses unglücklichen, stets durch seine eigenen Kinder erschütterten Landes beitragen würden. “ Die Officiere selbst richten durch ihre Bevollmächtigten unter dem 19 v. M. unter andern folgende Worte an Maroto: „ Die Lage (der Officiere) ist kritisch, denn je mehr Zeit verfließt, um so mehr steigt auch der Mangel; es ist unmöglich, den Hunger länger auszuhalten, und es würde kein Wunder seyn, wenn diese Officiere, getrieben durch ihr Elend, sich gezwungen sehen sollten, Excesse zu begehen, die sie einem traurigen Ende entgegenführen müßten. “ Diese Aeußerungen sind um so bedenklicher, wenn man berücksichtigt, daß gerade jetzt vom Auslande her Versuche gemacht werden, die Unzufriedenheit jener Officiere zur Anfachung eines neuen Bürgerkrieges, der nunmehr0842 eine bloße Freibeuterei seyn würde, zu benutzen, und daß in den Nordprovinzen selbst bereits Verhaftungen stattgefunden haben. Das Eco del Comercio gibt heute zu, die Regierung müsse ihr Wort halten, besteht aber darauf, daß die treuen Diener der Königin, welche selbst den drückendsten Mangel leiden, jedenfalls vor denen, welche sich in Folge des Vertrags von Vergara „ unterworfen “hätten, zu berücksichtigen seyen. Dazu kommen nun die herzzerreißenden Klagen der Geistlichkeit, welche, wenn nicht schnelle Abhülfe eintritt, die Tempel des Herrn schließen und betteln, oder bürgerliche Gewerbe ergreifen muß. Die Nonnen, deren Güter Mendizabal eingezogen hat, sehen sich vollends buchstäblich dem Hungertode preisgegeben. Bei der gräulichen Verwirrung der Verwaltung verschlingt das Heer allein fast das Doppelte der gewöhnlichen Einkünfte des Landes. Aus den dem Congresse vorgelegten Budgets für 1840ergibt sich ein Deficit von 681,821,734 Rl. Unter solchen Umständen hat der Finanzminister San Millan seine Entlassung verlangt, und man bezeichnet Hrn. Lopez Ballesteros, welchem Spanien während der letzten Jahre Ferdinands VII große Verbesserungen in der Verwaltung verdankte, als seinen Nachfolger. – Der Congreß hat endlich die ganze Adresse votirt, und wird sich nun mit dem Commissionsgutachten beschäftigen, welches beantragt, die Regierung zur sofortigen Ausführung des Gesetzesentwurfes vom 21 März d. J., die Ayuntamientos betreffend, zu ermächtigen. – Es heißt, Espartero werde jetzt zuerst Mora de Ebro nehmen, um sich die Verbindung mit Catalonien zu sichern. Dagegen wollte O'Donnell am 30 v. M. mit der schweren Artillerie von Teruel nach Camarillas aufbrechen, um die Belagerung von Aliaga und Cantavieja zu unternehmen. Die strenge Kälte und der hohe Schnee dürften diesem Vorhaben Schwierigkeiten in den Weg gelegt haben. Ueber Cabrera's Befinden und Aufenthaltsort herrscht wiederum die größte Ungewißheit, während mit ziemlicher Bestimmtheit gemeldet wird, die Besatzung von Aliaga hätte sich gegen Llangostera empört, und ihn erschossen. Statt seiner soll Polo das Commando übernommen haben. – Die Division Hoyos ist in Segorbe aufgestellt, um die Verbindung zwischen Teruel und Valencia zu sichern. – Balmaseda hat seine Mannschaft von Medina Celi zurückgezogen, und seinen Raub nach Beteta geschleppt. Dort ließ er dem Obristen Lapetre, einem Anhänger Maroto's, durch zwei Landleute mit einem stumpfen Beile den Kopf abhacken. Außerdem macht er durch Circulare bekannt, daß er alle Couriere, Postillone, Reisende in den Diligencen, Gastwirthe, welche diese beherbergen, und alle Personen, die sich nach einem von Truppen der Königin besetzten Punkte begeben, ohne weiteres erschießen lassen werde. So wird die Sache der „ Legitimität “und des „ Altars “vertheidigt!
(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 9 April. Der Unterpräfect von Bayonne an den Minister des Innern. Das 6te und 7te Bataillon der Factiosen von Aragonien wurden am 5 von dem Obristen Zurbano zu Pitracque überfallen und aufgerieben. 419 Officiere und Soldaten wurden gefangen genommen.
(Commerce.) Man sprach an der Börse am 9 April von bedeutenden Vortheilen, welche die Truppen der Königin errungen hätten. Cantavieja soll besetzt seyn, und es sich bestätigen, daß Cabrera sich in einem sehr kritischen Gesundheitszustande befinde.
Die Debatten über China kamen, wie vorauszusehen war, in der Unterhaussitzung am 7 April nicht zu Ende, sondern wurden, nachdem Sir G. Staunton gegen, der ehrenwerthe Sir Sidney Herbert für die Motion gesprochen, bald nach Mitternacht vertagt, und am 8 durch Hrn. Hawes im Interesse der Regierung wieder aufgenommen, welchem Hr. Thesiger, das neue conservative Mitglied für Woodstock, mit seiner parlamentarischen Maiden-Speech antwortete. – Im Hause der Lords überreichten die torystischen Lords Westmeath und Glengall abermals Petitionen gegen die irische Municipalreformbill. Ersterer äußerte dabei: „ Ich hege keinen Haß gegen den edlen Marquis (Normanby), der unlängst die Geschicke Irlands lenkte; doch muß ich sagen, wenn der edle Marquis wegen seines Verfahrens in Irland nicht in Anklagestand versetzt und ihm auf dem Schaffot der Kopf abgeschlagen wird, dann sind Derwentwater, Balmerino, Kilmarnock und der Ahnherr eines edlen Lords gegenüber, die sich zu ihrer Zeit, wo doch der Protestantismus noch nicht so populär war, wie jetzt, etwas zu sehr mit dem Papstthum befaßten, als Opfer eines Justizmords gefallen. Ich bin weit entfernt, die große Masse der römischen Katholiken mit ihren aufwiegelnden Priestern und Demagogen zu identificiren, will vielmehr mit meiner Ehre dafür bürgen, daß es keine liebenswürdigeren Leute gibt – wenn man sie nämlich gehen läßt. .. Sie würden beinahe Engel seyn, wenn man sie nicht manchmal zu Teufeln machte. “ (Hört! und Gelächter.) Ein Antrag des Bischofs von Exeter, gewisse Rechtsbedenken gegen die canadische Clergy-Reserves-Bill einer richterlichen Beurtheilung zu unterwerfen, wurde mit 57 gegen 40 Stimmen angenommen.
Graf v. Durham, der am 6 April sein fünfzigstes Lebensjahr antrat, erholt sich in seinem Landaufenthalt mehr und mehr; hingegen ist Lord Lyndhurst in Folge seiner überstandenen Krankheit noch sehr schwach, und dürfte wohl erst nach den Osterferien wieder im Parlament erscheinen.
Das als Lord Palmerstons Organ geltende Morning-Chronicle schließt einen Artikel gegen das sicilische Schwefelmonopol mit den Worten: „ Wir wagen zur Zeit keine Muthmaßung über den Ausgang dieses Streites. Freilich, hätten die Minister die Rathschläge Lord Sandons im Hause der Gemeinen und Lord Lyndhursts im Oberhause befolgt, welcher letztere ausdrücklich die Verwendung von Kriegsschiffen verlangte, dann würde über die Lösung der Frage kein Zweifel seyn. Aber wenn die Minister auch keine so kriegerischen Absichten hegen, wie torystische Staatsmänner sie wünschen, so glauben wir doch, daß Niemand sie beschuldigen wird in dieser Sache die Interessen ihrer Landsleute vernachlässigt zu haben, denn durch die Energie der von ihnen ergriffenen Maaßregeln haben sie bewiesen, daß sie erforderlichen Falls die Ehre ihrer Souveränin zu rächen und dem Namen ihres Landes Achtung zu verschaffen wissen. “
Der Herzog von Montebello, französischer Botschafter zu Neapel, wird am 15 April von Paris auf seinen Posten abreisen. – Der französische Geschäftsträger am Londoner Hof, Hr. v. Bourqueney, ist in Paris angekommen.
Dem Courrier zufolge ist die zu Ende des vorigen Jahrhunderts durch ihre Schönheit so berühmte Madame Visconti in einem sehr hohen Alter gestorben.
Hr. Marie Anton Petit, Mitglied der Akademie der Medicin und ältester der Aerzte des Hotel-Dieu, ist gestorben.
Der Moniteur macht verschiedene Ordonnanzen bekannt, wodurch aus Anlaß der eingetretenen neuen Wahlen der Officiere bei der Pariser Nationalgarde die durch das Gesetz dem0843 König vorbehaltenen Ernennungen neu bestimmt werden. Diesen zufolge bleibt Marschall Gérard Obercommandant der Nationalgarden von Paris und vom Departement der Seine, General Jacqueminot ist zum Generallieutenant und Chef des Generalstabs des Obercommandanten, der Herzog von Marmier zum Obristen und Hr. Hérard zum Obristlieutenant der ersten Legion u. s. w. ernannt.
Ein Journal meldet: „ Die Zuckercommission, deren Berichterstatter General Bugeaud ist, muß auf reine und einfache Verwerfung des von dem vorigen Ministerium eingebrachten Gesetzes antragen. Da das gegenwärtige Ministerium die Verpflichtung zur Einbringung eines neuen Gesetzes von sich abgelehnt hat, und das bereits eingebrachte verwirft, so kann die Commission keine andern Anträge stellen. Die Kammer wird bei ihren Berathschlagungen in großer Verlegenheit seyn. Man wird ein neues Gesetz durch Einführung von Amendements in den von der Commission verworfenen Entwurf verfertigen müssen. Nun weiß man aber, was in solchen Sachen immer bei Improvisationen herauskommt: sie verwirren die Interessen nur immer mehr, statt ihnen aufzuhelfen. Sonach ist für dieses Jahr keine Lösung zu hoffen. “
Hr. Charles Durand wird die Redaction des Capitole niederlegen und einen Cursus der Beredsamkeit in Rouen beginnen, wo er schon vor zwölf Jahren öffentliche Vorträge hielt.
Das prachtvolle Spital von Bésançon ist eine Beute der Flammen geworden.
(Journal du Havre vom 9 April.) Die Unruhen von Lillebonne, von denen gestern ein unbestimmtes Gerücht in der Stadt umlief, scheinen bedeutender gewesen zu seyn, als man vermuthete. Gestern Abend erhielt der Unterpräfect eine Depesche aus jener Stadt und traf sogleich Verfügungen, sich selbst dahin zu begeben. Diesen Morgen brach er in Begleitung des k. Generalprocurators, des Instructionsrichters und des Gendarmerielieutenants auf. Um Mitternacht war eine Compagnie der Grenadiere des dritten Regiments mit Patronen versehen nach Lillebonne gezogen, und man hatte Befehl gegeben, daß alle Brigaden der Gendarmerie der Umgegend eiligst nach diesem Punkte ihre Richtung einschlagen sollen.
Am 2 April ward zu Lorient das Linienschiff Jemappes von 100 Kanonen von Stapel gelassen. Die ganze Operation, die eine Menge einheimischer und fremder Zuschauer herbeigelockt, ging sehr glücklich von statten.
Die letzten Nachrichten, welche aus Gibraltar in Marseille eingetroffen sind, gehen bis zum 21 März. In den Journalen von Gibraltar findet sich noch keine Sylbe von einer Kriegserklärung Marokko's gegen Frankreich. Inzwischen waren doch zwei französische Kriegsschiffe nach einander in Gibraltar angekommen und von dort nach Tanger weiter gesegelt. Die französische Handelsbrigg Alcide lag fortwährend auf der Rhede von Tanger in Ladung nach Mogador, einem marokkanischen Hafen, was beweist, daß man in Gibraltar einen Friedensbruch des Sultans von Marokko keineswegs befürchtete.
Die Herzoge von Orleans und Aumale sind so eben (Abends 7 Uhr) hier angekommen. – Durch ein Handelsschiff haben wir neue Nachrichten aus Oran vom 22 und aus Scherschel vom 31 März erhalten. Buchamedi, der Chalifa von Tlemsan, hat von Abd-El-Kader Befehl bekommen, die Umgegend von Oran zu verlassen, und mit dem Hauptcorps des Emirs sich zu vereinigen. Viele Beduinen der Wüste haben, des Felddienstes satt, Buchamedi's Corps verlassen, und sind trotz aller Vorstellungen ihres Anführers nach Hause zurückgekehrt. Auch der Chalifa von Maskara hat Befehl erhalten, mit seinen Truppen zu Abd-El-Kader zu stoßen, dessen Armee durch diese Verstärkungen wohl bis auf 30,000 Mann anwachsen wird. Ein marokkanisches Heer von 15 bis 18,000 Mann, wie es heißt, von einem Neffen des Sultans Abd-er-Rhaman befehligt, soll in der Gegend von Tlemsan erschienen seyn, um an der Stelle der Abd-El-Kader'schen Truppen, welche in der Provinz Titeri concentrirt werden, gegen uns zu fechten. Diese Nachricht bedarf übrigens noch sehr der Bestätigung. – Gegen die Besatzung Scherschels wurde bis zum 31 März kein ernstlicher Angriff gerichtet. Nur von weitem zeigten sich einige Kabylen, und feuerte ihre Flinten ab. Die Befestigungsarbeiten wurden eifrig fortgesetzt. Einige der geflüchteten Einwohner sind zurückgekehrt. Commandant Cavaignac nahm sie freundlich auf, ermunterte sie, zu ihren Landsleuten auf die Berge zu gehen, und sie zur Rückkehr zu bestimmen, unter dem Versprechen, daß ihre Personen, ihr Eigenthum und ihre Religion geachtet werden sollten. Jene gestanden hierauf, daß sie die Gebirge der Beni-Menasser heimlich verlassen hatten, und daß ihre Landsleute mehr aus Furcht vor der Rache der Kabylen, als vor der Verfolgung der Franzosen nicht zurückzukommen wagten. – Mit dem letzten Dampfboot ist Obrist Delarue, Adjutant des Kriegsministers, nach Algier abgereist. Man sagt, er sey beauftragt, dem Marschall Valée mit Abberufung zu drohen, wenn er nicht unverzüglich Verstärkungen nach Oran schicke.
Mit Vergnügen melde ich Ihnen, daß alle Schwierigkiiten, die sich der Verbindung des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg entgegengestellt hatten, glücklicherweise gehoben sind. Die Bedenklichkeiten über den Betrag und andere Modificationen des herzoglichen Heirathsguts, so wie hinsichtlich der Widerlage haben sich sämmtlich gelöst, und die Copulation der hohen Brautleute soll in der Osterwoche in aller Stille zu St. Cloud vollzogen werden. Die Feierlichkeit wird ohne allen Eclat vor sich gehen, und außer dem König Leopold und dem Vater der Braut kein bedeutender Gast dazu geladen werden. Das Hauswesen des jungen Ehepaars soll auf den einfachsten Fuß bestellt werden, wobei es hinsichtlich der gewöhnlichsten Comforts, z. B. in Bezug auf Equipagen, auf den Haushalt des königlichen Vaters angewiesen ist.
Laut den Depeschen, die dem Cabinet von Neapel aus zugekommen sind, scheint Lord Palmerston in der Angelegenheit des Schwefelmonopols weiter gehen zu wollen als man bisher vermuthet hatte. Der englische Gesandte, Hr. Temple (Schwager von Lord Palmerston), hatte der neapolitanischen Regierung eine neue Note überreicht, worin er binnen acht Tagen um Antwort auf seine vorhergehende bat. Es wurde ihm keine Antwort ertheilt, und nach Verlauf der acht Tage soll Hr. Temple ein Schiff an den Admiral Stopford expedirt haben, mit dem Ersuchen, nunmehr in Folge der ihm von London zugekommenen Instructionen einzuschreiten. Worin diese Instructionen bestehen, ist hier nicht bekannt; man fürchtet aber, Lord Palmerston möchte in einem Anfalle von Zorn, ohne vorher seine Collegen speciell zu Rathe gezogen zu haben, irgend eine Handlung vornehmen, die zu bedeutenden politischen Complicationen Veranlassung geben könnte. – Nach den Aeußerungen mehrerer Mitglieder des Cabinets hat die Ziffer von 163 Gegnern in der Deputirtenkammer, bei der Abstimmung von vorgestern, dasselbe in Verlegenheit gesetzt. Hr. Thiers hatte erwartet, es sey seinen Bemühungen gelungen, die ehemaligen 221, ungeachtet sich mehrere Doctrinärs zu ihnen geschlagen, auf weniger als jene Zahl zu reduciren. Zwar läßt sich zum Troste des Cabinets sagen, die Abstimmung über0844 die Wahl eines Secretärs der Kammer sey nichts Bedeutendes, und ihr Resultat beweise daher nichts für die Stärke der Opposition in der Kammer; allein dasselbe erwartete von seinen muthmaßlichen neuen Anhängern einen größern Gehorsam, und jene bedeutende Minorität ist ihm um so unangenehmer als alle Sachkenner fortwährend darin übereinstimmen, daß es dem Ministerium mehr darum zu thun sey, sich durch Defectionen unter dem Reste der 221 eine gesicherte Majorität zu bilden, als im Einverständniß mit der Linken zu regieren, was außerdem keine leichte Aufgabe wäre.
Ueber ein neues Ministerium weiß man einstweilen nur mit Sicherheit, daß Hr. Lebeau mit Bildung desselben beauftragt ist. Er war gestern beim König, und durch ein sonderbares Zusammentreffen war dieses gerade der Jahrstag der anarchischen Scenen, die vor sechs Jahren, als Hr. Lebeau ebenfalls Minister war, sein Ansehen so sehr untergruben, daß er sich seitdem nicht wieder ganz davon hat erholen können. Die Art, wie er jetzt, obgleich Gouverneur einer Provinz, zum Sturze der Minister den exaltirtesten Köpfen der Kammer die Hand geboten, konnte natürlich nicht zu seiner Rehabilitation beitragen, so daß er wirklich seine neue Ministerlaufbahn unter bedenklichen Auspicien beginnt. Man sagt, er werde für sich das Portefeuille der auswärtigen Geschäfte wählen, wozu er sich, insofern als es hier auf politische Einsicht ankommt, allerdings gut eignen würde. Hr. Rogier, sein Inseparabler, soll Minister der öffentlichen Bauten werden. Er war es, der im September 1830 mit einem Haufen Lütticher Volks nach Brüssel kam, und zur Anregung jener Exaltation beitrug, die wenige Tage nachher in entschiedene Revolution überschlug. Seitdem hat er sich zu gemäßigteren Gesinnungen bekannt, und im Verwaltungsfache fleißig, ausgebildet, doch wird er es, falls er wirklich Minister der öffentlichen Bauten wird, seinem Vorgänger, Hrn. Nothomb, nicht gleich thun können. Als künftigen Kriegsminister bezeichnet man den General Prysse, den der König nach Brüssel berufen hat. Wer der Minister des Innern, auf den es am meisten ankommt, wenn das Ministerium einige Dauer haben soll, seyn werde, darüber schwanken noch die Gerüchte ganz im Unbestimmten. Uebrigens wird, nachdem sich ein Theil der Majorität, welche das bisherige Ministerium so lange aufrecht erhalten, nun wirklich von ihm losgesagt, wie hierüber die Vorgänge der letzten Tage keinen Zweifel lassen, die Bildung eines neuen Ministeriums nicht so schwierig seyn, als sie es vor vierzehn Tagen gewesen wäre. Nur bleiben die Umstände immer der Art, daß man demselben nicht wohl eine lange Dauer zurechnen kann.
Der Précurseur versichert, das neue Ministerium werde folgendermaßen zusammengesetzt werden: Lebeau, Minister der auswärtigen Angelegenheiten; Devaux, Minister des Innern; Rogier, Minister der öffentlichen Arbeiten; d'Huart, Finanzminister; Goethals, Kriegsminister. Von dem Justizminister macht jenes Blatt keine Erwähnung. Die übrigen Journale zeigen bloß an, daß der König Hrn. Devaux zu sich berufen hat. – Hr. v. Bassompierre, Generalintendant der Armee, tritt mit dem Kriegsminister General Wilmar ab. Letzterer soll für den Gesandtschaftsposten in Berlin bestimmt seyn.
Unsere Verhältnisse zu England nehmen mehr und mehr einen ernsten Charakter an. Die hier etablirten englischen Häuser haben gestern durch ihren Consul die Weisung erhalten, vorderhand keine Waaren mehr auf neapolitanischen Schiffen zu verladen, da es nach den ihm vom Gesandten gemachten Mittheilungen sehr wahrscheinlich sey, daß die Schiffe Ihrer brittischen Maj. feindselig gegen die neapolitanische Flagge verfahren werden. Diese Nachricht verbreitete große Bestürzung, um so mehr, als es gewiß zu seyn scheint, daß die englische Flotte Befehl erhalten hat, von Malta abzusegeln. Man ist sehr gespannt, was die Regierung in dieser Beziehung bekannt machen wird. Heute spricht man nun von einem zweiten Rundschreiben des englischen Consuls, worin gesagt ist, daß man vorderhand nichts zu befürchten habe; die Sache werde sich erst entscheiden, wenn Admiral Stopford mit der Flotte ankomme, da der Admiral genauere Verhaltungsbefehle von Seite der englischen Regierung besitze. – Man schien überhaupt heute wieder um Vieles beruhigter.
Heute aus Neapel eingegangene Berichte vom 4 d. melden halbofficiell: „ Heute früh ward der letzte Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Fürst di Cassaro, auf Befehl des Königs nach der Stadt Foggia exilirt, wohin er von einem Gendarmeriecapitän begleitet wurde. Man ließ ihm kaum Zeit, die allernöthigsten Dinge zur Reise mitzunehmen. Auf seine Bitte, sich nach Rom begeben zu dürfen, wo er die Befehle des Monarchen abwarten wolle, wurde keine Rücksicht genommen. “ Wie in den ersten Cirkeln Neapels dieses Verfahren gegen einen allgemein geachteten Staatsmann, welcher in einer Reihe von Jahren sich durch seine Dienste und treue Anhänglichkeit an das Königshaus auszeichnete, großes Aufsehen erregt hat, so auch hier, wo man durch solche Maaßregeln sehr überrascht ist, und den Schritt um so mehr bedauert, als man darinn mehr den Einfluß gewisser Personen aus der Umgebung des Königs, als seinen eigenen Willen sieht. Als Verbrechen des in Ungnade gefallenen Ministers soll besonders gelten, daß er seine Meinung frei gegen die Ansichten des Königs und des übrigen Cabinets ausgesprochen und auf die bedenklichen Folgen aufmerksam gemacht hat, welche, England gegenüber, die genommene Stellung nach sich ziehen müsse. Die neapolitanische Regierung hat mehrere Broschüren drucken lassen, welche an alle Höfe gesendet sind, und worin sie ihr Benehmen gegen England der Welt als gerecht darzustellen strebt. Ein Courier des englischen Gesandten in Neapel ist hier durch nach Civitavecchia geeilt, wo er sich auf einem Dampfboot nach Malta eingeschifft. Man sagt, er überbringe Depeschen an den Gouverneur dieser Insel (wohl an den Admiral), welche ihn in Kenntniß setzen, daß der Minister auf eine Note keine Antwort erhalten, daher er nun nach seinen für diesen Fall empfangenen Instructionen gegen Sicilien handeln soll.
Die neapolitanische Regierung hat sich zwar mit den französischen Schwefelmonopolisten abgefunden; nun soll aber die englische Regierung damit noch nicht zufrieden, noch andere streitige Punkte in Anregung gebracht haben, so daß der Streit eine sehr ernste Wendung zu nehmen droht. Der englische Minister in Neapel hat unterm 3 d. eine Circularnote erlassen, worin er die englischen Unterthanen auf die Erscheinung eines englischen Blokadegeschwaders vorbereitet. – Vor einigen Tagen kam der als neapolitanischer Gesandter am französischen Hofe ernannte Graf Serra Capriola auf seinem Wege nach Paris hier durch. Neapel, das seit längerer Zeit mit der französischen Regierung gespannt war, scheint sich derselben also wieder nähern zu wollen. – Viele englische Reisende verlassen Neapel, um nicht bei einer Störung des Friedens in Unannehmlichkeiten zu kommen.
Die feierliche Schließung der Ständeversammlung, welche, wie schon erwähnt, Mittwoch0845 stattfindet, wird durch den k. Minister des Hauses und des Aeußern, Frhrn. v. Gise, als ältesten Minister, vorgenommen. – Jetzt, wo nach etwas stürmischen Schlußsitzungen, die den Gegenstand aller Unterhaltungen bilden, das Ständehaus geschlossen, wenden die Freunde öffentlicher Verhandlungen, wenigstens ein Theil derselben, ihre Aufmerksamkeit den Sitzungen des Cassationshofes (für die Pfalz) zu, welcher dermalen ungewöhnlich beschäftigt ist, und wo in Civilrechtssachen Anwälte aus Speyer und Frankenthal plaidiren. Wie es heißt, soll an diesem höchsten Gerichtshof gegen Ende d. M. ein sehr interessanter Criminalfall verhandelt und entschieden werden, wobei ein großes Zeugenverhör stattfinden wird. – Professor Fallmerayer, der den Winter in Genf zubrachte, befindet sich seit kurzem wieder hier, und bereitet sich zu einer wissenschaftlichen Reise vor, die er in diesem Sommer nach Konstantinopel, Trapezunt und dem Berg Athos zu unternehmen gedenkt.
Unsere letzte Quartalassise hatte zwei Todesurtheile wegen Raubmordes auszusprechen, von denen der eine durch einen Pfälzer im Auslande, der andere durch einen Franzosen in unserm Kreise, verübt worden war. Fälle solcher Art kommen nun bekanntlich in allen Ländern von Zeit zu Zeit vor, möge die Strafgesetzgebung, wie immer sie wolle, beschaffen seyn; und wenn sich früher eine lange Reihe von Jahren hindurch ein solches Verbrechen in unserm Lande nicht zutrug, so mag dieß nicht ausschließlich der, allerdings vollkommen anzuerkennenden moralischen Bildung unsers Volkes, sondern wohl theilweise nicht minder dem Zufalle beizumessen seyn. Eben darum läßt sich aber auch ein Schlechterwerden aus solchen einzelnen Erscheinungen keineswegs folgern, und in gleicher Weise wird der Unbefangene die Ansicht gerechtfertigt finden, daß derartige Vorkommnisse nicht kurzweg als die Folgen einer gelindern Anwendung des Strafgesetzes zu bezeichnen sind. Letzteres zu thun lassen sich nämlich eben nicht nur einige in der Pfalz selbst erscheinende Local-Wochenblätter, sondern auch das in unserer Nähe herausgegebene Mannheimer Journal angelegen seyn, indem sie, im Zusammenhange mit jenen beiden Raubmorden, des Umstandes tadelnd gedenken, daß – so lange unser Kreis mit Deutschland wieder vereinigt ist – jedes in demselben gegen Civilpersonen erkannte Todesurtheil, in gelindere Strafen verwandelt ward, so daß seit diesen 26 Jahren (außer der eines Soldaten) keine Hinrichtung in unserm Regierungsbezirke stattfand. Es läßt sich in den beiden erwähnten speciellen Fällen glaubwürdig nachweisen, daß jene Milderung in keiner Hinsicht als Mitursache des Verbrechens betrachtet werden darf, schon darum nicht, weil der Thäter des im Auslande begangenen Mordes dort festgenommen, und nach dem dortigen Gesetz und Gebrauche auch wirklich hingerichtet zu werden Gefahr lief; bezüglich des zweiten Verbrechens aber darum, weil dem Verüber desselben, der die diesseitige, zwar gewöhnliche, aber in jedem Falle ungewisse Strafmilderung vielleicht nicht einmal kannte, in seinem Vaterlande, wohin er zu flüchten suchte, bei Entdeckung seiner Handlung, die Guillotine drohte. Wenn aber durch jene da und dort auftauchenden Zeitungsartikel die Behauptung verbreitet werden will, als theile das gesammte Land jenen Tadel der seither factisch gewährten Strafmilderung; wenn sogar darauf hingedeutet wird, daß ohne solche theilweise Begnadigungen eines oder das andere der furchtbaren Verbrechen des Raubmordes gar nicht vorgekommen seyn würde, so mag (da allerdings die Volksstimme in solchen Dingen kein gleichgültiger Moment ist) mit allem Nachdruck hervorgehoben werden, daß sich die öffentliche Stimme keineswegs allgemein und ungetheilt in der Weise jener Zeitungsartikel ausspricht, daß man vielmehr hier wie anderwärts über die Anwendung des Todesstrafe verschiedener Meinung ist, und daß insbesondere viele der gebildetsten Bewohner des Kreises alle deßfallsigen Strafmilderungen stets mit gebührender und voller Anerkennung vernahmen, weil sie überzeugt sind, daß dem Gemeinwesen daraus kein Nachtheil entsteht.
Bei dem kais. russischen Gesandten, Hrn. v. Oubril, findet heute zu Ehren des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland eine glänzende Festlichkeit statt. – Ueber die Ankunft des neuen k. großbritannischen Gesandten dahier verlautet noch nichts. – Dr. J. W. Bausch, Bischof von Limburg, zu welcher Diöcese auch die hiesige katholische Kirchengemeinde gehört, ist vorgestern Abend nach langem Leiden zu Limburg gestorben.
Friedrich Ludwig Schmidt, ein Freund und Zeitgenosse Schröders, feierte am 1 April sein 25jähriges Jubiläum als Director des hiesigen Stadttheaters. Schmidts Lustspiele: der leichtsinnige Lügner, die Theilung der Erde und viele andere erhalten sich noch immer auf dem Repertoire. – In der gestrigen Versammlung unserer Theateractionisten wurde beschlossen, mit 10,000 Mark eine Verschönerung der innern Räume unsres Theaters vorzunehmen. – Ein Verein unsrer ersten Kaufleute ist zusammengetreten, um endlich auch bei uns die Gaserleuchtung einzuführen. Sie schießen auf ein Jahr ohne Zinsen ein Capital von einer Million vor; doch bedarf das ganze Unternehmen noch der Bestätigung der Bürgerschaft. – Unsre litterarische Industrie hat etwas abgenommen, wie überall. Chateauneufs Architectura domestica ist ein Musterwerk. Leonhard Wächters historischer Nachlaß hätte wohl mehr äußern Erfolg haben können. Das benachbarte Altona scheint jetzt Hamburg in litterarischer Hinsicht überholen zu wollen. Bei Aue daselbst sind zwei Hefte eines sehr zeitgemäßen Unternehmens ausgegeben. Die deutsche Litteraturgeschichte von Wihl erwirbt sich Anerkennung. Von Steinheim in Altona, dem gelehrten jüdischen Arzte und Sänger der Klagen Obadja's, erscheint eine Broschüre: „ Moses Mendelssohn und das Judenthum “, die gegen die flache Aufklärerei im Judenthum gerichtet ist, und Aufsehen machen wird. – Für die Badesaison in Helgoland sind dieses Jahr einige deutsche gekrönte Häupter angekündigt. Dieses Seebad kommt immer mehr in Aufnahme. – Das Gastspiel des Hrn. Jost, vom Münchener Hoftheater, läßt uns schmerzlich bedauern, diesen trefflichen Charakteristiker an unsrer Bühne nicht mehr zu besitzen.
April. Des Königs Maj. haben unlängst dem Hrn. Minister v. Altenstein aus eigener Bewegung aufgetragen, die Herausgabe der Schriften Königs Friedrichs II, und zwar in einer des großen Verfassers würdigen Gestalt, zu besorgen, und zunächst mit den historischen Werken den Anfang zu machen. Demnächst hat Se. Maj. auch dem mit der Zeit Friedrichs eben so vertrauten als um die Darstellung seiner Geschichte verdienten Prof. Dr. Preuß die besondere Redaction dieser Ausgabe anvertraut. Es ist zu erwarten, daß dieses schöne Denkmal des Jubeljahrs 1840auch noch in diesem Jahre völlig zu Stande komme. Der als Gelehrter, so wie als Förderer der Wissenschaft in unserm Vaterlande gleich ausgezeichnete geh. Oberregierungsrath Dr. Johannes Schulze wird die gesammten technischen Angelegenheiten des Unternehmens leiten, und hat über den Fortgang desselben dem Hrn. Minister v. Altenstein zu berichten. Wie man vernimmt, hat Se. Maj. nur eine Quartausgabe angeordnet, welche die historischen0846 Werke Friedrichs in sieben Bänden enthalten wird. – Ob und wie hier die Feier des Buchdrucker-Jubiläums statt finden werde, scheint noch immer nicht ganz entschieden. Während eine vor kurzem gehaltene Generalversammlung der Buchhändler, Buchdrucker, Schriftgießer etc. übereinkam, keine Feier zu veranstalten, die nicht, wie die hier im Jahre 1740 (im ersten Monat der Regierung Friedrichs) stattgehabte, mit einer würdigen Oeffentlichkeit verbunden wäre, scheint ein nicht unansehnlicher Theil des achtbaren Buchdrucker-Gremiums, wozu namentlich diejenigen Gehülfen gehören, die bereits seit mehrern Jahren zu diesem Behufe eine Geldsumme durch Sparpfennige gesammelt haben, entschlossen, nicht nach Leipzig auszuwandern – wie so viele Andere dieß thun wollen – sondern hier die Feier zu veranstalten, mit der ja Berlin auch unmöglich hinter allen andern deutschen Städten zurückbleiben kann – Berlin, für welches die Idee und, als Trägerin derselben, die Presse, gerade in den letzten hundert Jahren so viel gethan hat. In der That ist man hier auch von diesem Gedanken so sehr durchdrungen, daß man es ganz angemessen findet, wenn sich, wie alle Aussicht dazu vorhanden ist, unsere höhern wissenschaftlichen Institute, namentlich Akademie und Universität, der Buchdruckerfeier anschließen, die gewiß noch, aller Schwierigkeiten ungeachtet, mit denen sie zu kämpfen hat, in würdiger Weise zu Stande kommen wird. – Dem Vernehmen nach hat eine aus drei Mitgliedern bestehende Commission von preußischen Ingenieur-Geographen den Auftrag erhalten, ein Nivellement zwischen Elbe, Weser und Rhein aufzunehmen, um die bequemste Linie zu einer Eisenbahn von Halle nach Köln festzustellen. Es ist demnach von neuem die Hoffnung vorhanden, das großartige Unternehmen, welches Berlin, Magdeburg und Halle (so wie demnächst auch Leipzig und Dresden) mit dem Rheinstrom in eine Eisenbahnverbindung bringen würde, bald ins Leben treten zu sehen. Die Unterzeichnungen für die Stettiner Eisenbahn schreiten langsam, aber doch mit jedem Tage mehr vorwärts. Endlich scheint jetzt auch eine Dampfschiffverbindung der preußischen Ostseehäfen, und zwar zunächst zwischen Königsberg, Pillau, Danzig und Stettin zu Stande zu kommen. Es ist unbegreiflich, daß das Bedürfniß einer solchen Verbindung sich nicht schon früher geltend gemacht, da doch, mit Ausnahme der deutschen, alle andern Ostseestaaten, namentlich Rußland, Schweden und Dänemark, längst schon die Vortheile des durch die Dampfschifffahrt beschleunigten Handelsverkehrs in reichem Maaße genießen.
Den letzten Nachrichten aus Warschau zufolge hat das Perowsky'sche Expeditionscorps auf dem Marsche nach Chiwa keineswegs so viel gelitten, wie Berliner Correspondenzen berichtet haben. Die ungewöhnlich strenge und anhaltende Kälte, so wie die aufgethürmten Schneemassen in der Karakalpaken-Steppe haben allerdings der Unternehmung große Hindernisse bereitet, und es sind namentlich an zweitausend Kamele als Opfer des ungewohnten Klima's gefallen, auch ungefähr 1600 Mann kampfunfähig geworden; damit ist aber keineswegs das ganze Unternehmen als gescheitert zu betrachten, und noch viel weniger hat General Perowsky den Rückmarsch angetreten*)Wir müssen erwarten, ob diese Meldung, oder die zugleich über Berlin und Wien gekommne, sich bestätigt., vielmehr sind bereits die nöthigen Lastthiere und die Ersatzmannschaften längst unterwegs, und werden zu rechter Zeit an der Emba eintreffen, um vereint mit dem Hauptcorps den Marsch gegen Chiwa fortzusetzen, welches spätestens zu Anfang des Mai's erreicht seyn dürfte, da die einzigen Hindernisse, die nun noch dem weitern Vordringen entgegen stehen, in der sumpfigen, von unzähligen brückenlosen Gräben und Canälen durchschnittenen Bodenbeschaffenheit des Tieflandes am Amu-Darja bestehen. – Auch bei uns hat sich seit etwa 14 Tagen das Gerücht von kriegerischen Bewegungen des Schahs von Persien verbreitet, das jedoch bei der dermaligen politischen Stellung desselben kaum glaublich erscheint, und seine schnelle Verbreitung wohl nur dem Wunsche der russischen Soldaten, daß es sich verwirklichen möge, verdankt. Jedenfalls würde die Bestätigung desselben das sicherste Mittel seyn, den verworrenen orientalischen Knoten zu einer schnellern Lösung zu bringen; und den Russen namentlich könnte eine Kriegsprovocation von der Seite her nur angenehm seyn, indem die hohe Pforte dadurch in die Nothwendigkeit versetzt würde, den tractatenmäßigen materiellen Beistand des St. Petersburger Cabinets in Anspruch zu nehmen, während letzteres eine willkommene, scheinbar dringende Veranlassung erhielte, gerade auf dem Punkte vorzurücken, wohin seine Blicke vorzugsweise gerichtet sind. Ohne Zweifel ist auch die transkaukasische Armee der Russen stark genug, um gegen jeden dortigen Feind, etwa mit alleiniger Ausnahme Ibrahim Pascha's, erfolgreich operiren zu können. Gewiß dürfen wir in kurzer Zeit entscheidenden Begebenheiten im Orient entgegensehen. – Der Großfürst-Thronfolger hat sich in Warschau, während seines kurzen Aufenthalts daselbst, sehr leutselig benommen, und Alle, die mit ihm in Berührung kamen, für sich gewonnen; indessen dürfte sein Verweilen in der polnischen Hauptstadt eben keine politischen Folgen nach sich ziehen, auf die jetzt manche sanguinische Hoffnung gerichtet ist. – Die Festung Neu-Georgiewsk, früher Modlin geheißen, ist nunmehr großentheils vollendet, und wird von competenten Richtern für einen der stärksten Waffenplätze in Europa gehalten. – Das Werk der Wiedervereinigung der bisher unirten griechischen Kirche mit der alten russischen Mutterkirche wird geräuschlos, aber aufs nachdrücklichste fortgesetzt, und dürfte daher bald als beendigt angesehen werden können. – Der Bau der Krakauer Eisenbahn hat den erfreulichsten Fortgang, da die größten Anstrengungen behufs ihrer schnellen Vollendung gemacht werden.
Der junge Prinz von Oranien, der seit dem 12 d. mit seiner Fregatte in dem Piräeus eingelaufen ist, besucht Athen fast täglich, und hat bereits mehrmals bei Hofe gespeist. Am Sonntag war ihm zu Ehren große Tafel von etlichen und sechzig Gedecken, zu welcher die Minister und Staatsräthe geladen waren. Gleichzeitig mit Sr. k. Hoh. ist auch Hr. Zographos im Piräeus eingetroffen, wo er noch in der Quarantäne ist. Der griechische Courier zeigt an, daß er den so lange gewünschten Handelsvertrag mit der Pforte (auf den Grundlagen der Verträge mit England und Oesterreich) glücklich abgeschlossen habe, was die Athene sonderbarer Weise noch in Zweifel ziehen will. Letzteres Blatt will auch bemerkt haben, daß unsre Politik sich jetzt zu Oesterreich hinneige. Wir wissen nicht, ob diese Nachricht irgend einen Schein von Grund hat, zumal der österreichische Gesandte noch immer abwesend ist. Es ließe sich vielleicht denken, daß man in Wien nach den letzten Vorgängen den Augenblick für geeignet gehalten hätte, Rathschläge im Sinne der dortigen Politik hieher gelangen zu lassen, und somit einen Versuch zu machen, hier größern Einfluß zu erlangen. Indessen erscheint mir die ganze Sache zweifelhaft. Ein jeder Einfluß muß, um sich als solcher geltend machen zu können, im Lande selbst eine Stütze und einen Träger0847 haben. Nun ist aber der Napismus, wenn er auch bei oberflächlicher Ansicht eine entfernte Verwandtschaft mit der österreichischen Politik zu haben scheinen möchte, doch in seinen Grundtendenzen dem aufrichtigen Wesen und den jedenfalls wohlwollenden Absichten jener Politik so fremd und so entgegengesetzt, daß es ein großer Mißgriff seyn würde, sich seiner als Stütze bedienen zu wollen – ein Mißgriff, der sich den gewiegten Staatsmännern an der Donau wahrlich nicht zutrauen läßt, denn sie würden dadurch nur fremden Zwecken in die Hände arbeiten, was schwerlich ihre Absicht seyn kann. Vom Napismus ist also gänzlich zu abstrahiren, weil es Oesterreichs Interesse weder seyn kann noch darf, denselben unter die Fittige seines kaiserlichen Adlers zu nehmen. Die große Majorität aber, die man die liberale Partei zu nennen pflegt, nährt seit den Zeiten des Freiheitskampfes ein aus den damaligen Verhältnissen hervorgegangenes und tiefgewurzeltes Mißtrauen gegen das Wiener Cabinet. Weil ich doch einmal bei den Gerüchten bin, so muß ich noch einer andern vermuthlich eben so schlecht begründeten Nachricht von der angeblichen Abberufung des russischen Gesandten erwähnen, welche sich vor einigen Tagen nach der letzten Ankunft eines Dampfbootes von Syra in der Stadt verbreitete. – Auch im Innern gibt es keine Neuigkeiten von Wichtigkeit. Der Minister des Innern hält es für zweckmäßig, zur Erleichterung der Gemeindelasten die Zahl der Gemeinden durch Zusammenschmelzung mehrerer kleineren in größere Demen zu vermindern, und beabsichtigt hierüber die Meinung der Provincialräthe einzuholen. Da sich nun aber der Einberufung dieser seit dem Jahre 1837 bereits gewählten Provincialabgeordneten man weiß nicht welche Schwierigkeiten entgegenstellen, so hat der Minister durch den Staatsrath ein provisorisches Ausnahmegesetz sanctioniren lassen, wodurch die Wahlen der neuen Gemeindevorsteher, die nach Ablauf der zweiten dreijährigen Frist schon in diesem Monat stattfinden sollten, noch um einige Monate vertagt werden. Diese Maaßregel wird von den unabhängigen Blättern aufs lebhafteste angegriffen, indem sie es als den ersten Schritt auf einer sehr gefährlichen Bahn bezeichnen, wenn die organische Wirkung unwiderruflicher Grundgesetze, wie das Gemeindegesetz eines ist, durch provisorische Gesetze oder bloße Ordonnanzen nach Belieben suspendirt werden kann. Ferner sprechen die Blätter von einer auffallenden Meinungsverschiedenheit, oder vielmehr Rechnungsdifferenz zwischen dem Finanzdirectorium und dem Generalintendanten der Finanzen. Letzterer hat in einem vor etwa sechs Wochen abgefaßten Memoire die Lage der Finanzen als sehr günstig dargestellt; das Directorium soll nun dagegen einen sehr abweichenden Bericht erstattet haben. Wahrscheinlich dürfte doch der Generalintendant das Ding am besten verstehen. Uebrigens gibt diese Differenz einen neuen schlagenden Beweis ab, wie es selbst für die höchstgestellten Personen in einem Staate nur bei völliger Oeffentlichkeit möglich ist, über diese wichtigsten Fragen eine klare Einsicht zu haben, und keiner Art von Illusion, absichtlicher oder unabsichtlicher, ausgesetzt zu seyn. Hier plaidiren im Cabinet des Königs der Intendant und der Director, jener für ein Plus, dieser für ein Minus; jener, wie es heißt, von der französischen, dieser von der englischen Gesandtschaft unterstützt; wer hat nun Recht? In Ländern aber, wo die intelligentesten Männer, vom Volk erwählt, in den Kammern zur Berathung über den Staatshaushalt zusammentreten, ist ein so unbegreiflicher Widerspruch gewiß noch nie gehört worden. – Ueber die Resultate der Untersuchung gegen die Philorthodoxen verlautet noch immer nichts Näheres. Der Aeon fährt übrigens in seiner Mission fort, Zeter und Wehe über Israel zu rufen. So verkündete er neulich, daß der orthodoxe Glaube und die ganze anatolische Kirche in der größten Gefahr sey – weil in einer von dem Ministerialrath Rangabe übersetzten Campe'schen Jugendschrift ein kleiner angeblich gegen das anatolische Dogma verstoßender Satz über die Strafen nach dem Tode sich finde. Die Athene beruhigt ihn darüber, indem sie nachwies, daß dieser Satz nicht gegen das Dogma streite; das Artigste bei der Sache aber ist, daß der Redacteur des Aeon selbst das Buch in seiner Druckerei gedruckt hatte, und daß er in seiner Eigenschaft als Zelot erst laut wurde, nachdem er als Buchdrucker den Lohn dafür eingestrichen hatte. Uebrigens sind die leitenden Artikel dieses Blattes, von denen der letzte wieder gegen Sir Howard Douglas und die Verwaltung der jonischen Inseln zu Felde zieht, nicht ohne Talent geschrieben. – Die ungewöhnliche Witterung zu Anfang dieses Monats und das starke Schneegestöber in den Bergen hat unter den Heerden großen Verlust angerichtet. Der Aeon schätzt den Schaden für den Peloponnes allein (hoffentlich übertrieben) auf zwei Millionen Drachmen. Nach der Fama soll um dieselbe Zeit im Norden von Akarnanien, bei Vonitza am Golf von Arta, auch ein ansehnlicher Bergsturz stattgehabt haben, und von dieser Stelle drei Viertelstunden lang ein starker Rauch aufgestiegen seyn; vielleicht nur die Ausdünstungen der innern wärmeren Erdschichten. Nähere Nachrichten über das Naturereigniß fehlen noch. – Der Prinz von Oranien wird bis zum 24 hier verweilen. In einigen Tagen erwartet man auch einen erneuten Besuch des Erzherzogs Friedrich von Oesterreich.
Der Vladika von Montenegro hat in letzter Zeit an seine Unterthanen eine aus Rußland erhaltene beträchtliche Quantität Getreide im Werth von circa 40,000 fl. C. M. gegen Zahlung oder als Vorschuß gegen Pfänder vertheilen lassen. Dieß ist die Veranlassung, daß man jetzt eine seltene Sammlung von Waffen, die als Faustpfänder in Cetinje zusammenflossen, in der Wohnung des Vladika sehen kann. Dieselbe ist wegen ihrer Mannichfaltigkeit sehr interessant. Man erblickt darunter herrliche, zum Theil kostbare Exemplare, größtentheils aus der Blüthezeit des Halbmondes herstammend, von den Türken erobert, sonst aber auch Waffenstücke der alten Saracenen und den meisten Nationen der Welt. – An den Gränzen Montenegro's herrscht vollkommene Ruhe; mit dem Statthalter von Herzegowina werden, unter Vermittlung der Behörden des streitigen Bezirks Grahowo, dessen christliche Einwohner schon mehrmals gegen die Türken sich auflehnten und auch kürzlich wieder auf Andringen der benachbarten und glaubensverwandten Montenegriner die türkischen Steuereinsammler davon jagten, eifrige Friedensverhandlungen gepflogen, die einen nahen Abschluß erwarten lassen. – Auf der österreichischen Gränze haben die Vermessungs - und Gränz-Berichtigungsarbeiten wieder ihren Anfang genommen, wobei die Montenegriner jetzt nicht nur ganz ruhig sich verhalten, sondern sogar bei jedem Anlasse größte Bereitwilligkeit zeigen; allein die schlechte Witterung hindert und hemmt die Arbeiten außerordentlich. Man erwartet zu denselben den russischen Hofrath Tscheffkin, welcher einen Ausflug nach Wien unternommen hat, hier zurück. – Auch in Albanien und sämmtlichen türkischen Provinzen in Europa erhält sich ungestörte Ruhe. – In Bosnien scheint der Hattischerif von Gülhaneh keine Aenderung zur Folge zu haben. Die Bekanntmachung desselben hatte die Gemüther in dem Grade aufgeregt, daß eine Explosion fast unvermeidlich schien, allein diese hat sich gelegt und die gewohnte Schlaffheit und Apathie ist wieder an ihre Stelle getreten, von dem Hattischerif0848 spricht man höchstens noch wie von einer längst vergangenen Erscheinung. – In Serbien hat Alles schnell ein besseres Ansehen gewonnen, seit Fürst Michael an die Spitze der Regierung getreten. Verschiedene Gnadenacte sind seinem Regierungsantritte gefolgt, namentlich ist die Amnestie wegen politischer Vergehen, welche Fürst Michael schon vor seiner Reise nach Konstantinopel von der Wallachei aus anordnete, von der Regentschaft aber damals refusirt wurde, nun förmlich verkündet worden. Johann Obrenowitsch, der jüngere Bruder des Fürsten Milosch, und Hauptschuldiger des gegen das Statut gerichteten Aufstandsversuchs ist dadurch nrbst allen Theilnehmern vollkommen begnadigt. Eine zahlreiche Vertheilung von der Pforte übersandten Ordenszeichen trug ebenfalls dazu bei, Freude und Zufriedenheit zu verbreiten. Sämmtliche Minister, die Räthe des Fürsten, die Senatoren, der Metropolit, ein Bischof und mehrere andere Beamte, die den türkischen Orden noch nicht hatten, wurden damit beehrt.
Der Semaphore schreibt aus Konstantinopel vom 28 März: „ Die Nachrichten, welche uns das Dampfboot von Trapezunt aus Persien brachte, lauten sehr günstig über die französische Gesandtschaft, deren sämmtliche Mitglieder sich im besten Wohlseyn befanden. Mittheilungen aus Tauris zufolge war die Gesandtschaft nahe daran, Teheran zu erreichen. Von dort wollte Hr. v. Sercey unverzüglich weiter reisen, um den Schah einzuholen, welcher an der Spitze von 12,000 Mann seine Hauptstadt verlassen und nach Herat sich gewendet hat. “– In einem Schreiben des Sud heißt es: „ Die Ankunft des französischen Gesandten in Tauris war für die französischen Officiere, welche Hussein Chan nach Persien begleitet hatten, von großem Nutzen. Letztere litten an Allem Noth, waren in Elend und Verzweiflung und hatten noch keinen Denier ihres Solds bezogen. Hr. v. Sercey drang sogleich bei Hussein-Chan auf die volle Bezahlung dieses Solds; überdieß erhielt jeder der Officiere von Kahraman-Mirza ein Pferd von 250 Fr. Werth. “
Man erfährt aus Penang, daß die Siamesen der Compagnie Nachricht gegeben haben, daß sie Willens seyen den Radscha von Quedah wieder einzusetzen, nachdem sie sein Land geplündert und entvölkert haben. Man versichert, der Generalgouverneur werde es nur unter der Bedingung erlauben, wenn Siam der Compagnie das Recht zugestehe, die Haltung des Vertrags zwischen dem König von Siam und dem Radscha zu garantiren. Die Compagnie hat viel für die schlechte Abfassung ihres letzten Vertrags in dieser Hinsicht zu verantworten, da sie sich damals des Rechts beraubt hat sich auf irgend eine Art in die Angelegenheiten von Quedah zu mischen, was von Seite der Siamesen zu unerhörten Grausamkeiten geführt hat. – Mit Ausnahme des schimpflichen Opiumkriegs ist Alles friedlich in Indien: die Ruhe in Assam ist wieder hergestellt, die Nachrichten von Birma und Nepal sind günstig, nur gegen Dschudpur in Radschputana wird eine neue Demonstration nöthig seyn, und die Armee in Ludjana wird verstärkt, weil die Ruhe im Pendschab wahrscheinlich nicht von langer Dauer seyn wird. Das Corps in Beludschistan hat alle Burgen des Stamms der Ghilzis rasirt, und die Communication mit der Küste eröffnet.
0841Sie theilten vor einiger Zeit in Ihren Blättern einen längern Aufsatz mit, worin sich Marmier, einer der geistvollern Mitarbeiter der Revue des deux Mondes, ausführlich über das deutsche Bildungsleben neuester Zeit verbreitete. Die Abhandlung war in der That anziehend genug, und doch sprach der Name des Verfassers im voraus ein lebhafteres Interesse an, als die Arbeit wirklich rechtfertigte. Hr. Marmier hat Deutschland bereist und studirt; er ist Mitglied einer in den Norden gesandten wissenschaftlichen Commission gewesen, und die Gastfreundschaft deutscher Gelehrten hat mit bereitwilligem Entgegenkommen dem Fremdling das Verständniß unseres nationalen Lebens aufzuschließen versucht. Bei solchen Empfehlungen erschien die Voraussetzung nicht allzu kühn, Hr. Marmier werde mit der seinem Volk eigenen lebhaften und geistreichen Weise der Auffassung eine genauere Kenntniß der Thatsachen und ein gründlicheres Begreifen des deutschen Geistes verbinden, als sich dieß in Frankreich gemeinhin vorzufinden pflegt. Jene erste Erwartung hat denn auch Hr. Marmier glänzend erfüllt. Gleich im Anfang – mit wie anmuthigen Genrebildchen des litterarischen Lebens weiß der liebenswürdige Miniaturmaler seinen Aufsatz zu eröffnen! Wie schalkhaft verräth er uns das Geheimniß der Mittel und Wege, durch die ein hochansehnlicher Mann Deutschlands, der Universitätsprofessor und künftige Consistorialrath O. L. B. Wolff, in unglaublich kurzer Zeit das Material zu einem Buch über Paris gesammelt! Wie köstlich ist die Verlegenheit einer großen litterarischen Jury geschildert, wenn sie Mittheilungen eines Heidelberger Gelehrten empfängt, durch deren hieroglyphische Gelehrsamkeit selbst sie, die Gottberufene, nicht durchzudringen vermag! Was aber die ernsthaftere Seite jener Voraussetzung, die gewissenhafte Kenntniß des gegenwärtigen Thatbestandes deutscher Litteratur betrifft, so will es uns – Hr. Marmier besinnt sich wohl auf die Aeußerung Mephisto's: Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist, – so will es uns fast scheinen, als sey des Verfassers Aufenthalt auf deutscher Erde ziemlich unfruchtbar gewesen. Es fehlt nicht an guten Einfällen und einzelnen treffenden Bemerkungen, aber wir vermissen die große ruhige Einsicht in den geschichtlichen Zusammenhang unserer Bildung, ein scharfes Trennen und Gruppiren der sich bewegenden Gedankenmassen, ein gründliches Aufzeigen der charakteristischen Wendepunkte, durch die der deutsche Geist in neuester Zeit gegangen. Beispielsweise – was berichtet der Verfasser von dem Verhältniß der Romantik zur Gegenwart der Litteratur, von der Wechseldurchdringung unserer Theologie und Philosophie, von dem bildenden Erfolg, den das Durchsprechen großer geschichtlicher Streitfragen, wie die Kölner und hannover'sche Angelegenheit gewirkt, von der Bedeutung, in der Bücher wie das Leben Jesu von Strauß, der Görres'sche Athanasius, die europäische Pentarchie und ihresgleichen der öffentlichen Meinung erschienen sind, von der speculativen Bewegung, in die sich der deutsche Norden immer tiefer verflochten findet, von der poetischen Frische und Fruchtbarkeit des Südens und Westens? Wenn bei so bestellten Kenntnissen der Verfasser gleichwohl das etwas mißliche Geschäft unternimmt, den Berichterstatter über die geistige Bewegung eines großen Volks zu machen, so erregt eine so unbefangene Zuversicht den heitersten Eindruck; ja man würde uns einen Mangel an artiger Sitte und gutem Humor vorwerfen können, wollten wir den Behauptungen des fremden Reviewers im Ernste mit schwerfälligen Gegenausführungen begegnen. Wir wollen daher auch das Gemälde deutscher Litteraturzustände nicht durch ein ähnliches französischer erwiedern, obwohl man ganz ohne Spott von diesen wohl sagen könnte: difficile est satyram non scribere; von deutschem Standpunkt jedoch knüpfen wir für deutsche Leser einige Bemerkungen an die Abstimmungen des ausländischen Berichterstatters.
Marmier tadelt das Flüssige, ewig Jugendliche, Unbegränzte unserer sprachlichen Bewegung. Man sieht, sie ist ihm etwas Ungeheuerliches diese Sprache, deren schaffende Triebkraft nicht einen Augenblick stillsteht, deren Reichthum sich in dem Rahmen eines Wörterbuchs nicht einfangen und abschließen läßt, deren unendliche Bildungsfähigkeit sich immer wieder unter der Hand ihres neuesten Meisters zu neuen Redegebilden voll eigenthümlicher Schönheit entfaltet. Darüber ist mit dem Fremden nicht zu rechten; was er von seinem Standpunkte der Centralisation, der akademischen Zucht aus als eine Schwäche verklagt, diese frische Ungebundenheit und geheimnißvolle Jugend unserer Sprache, das wird der Deutsche immerhin als einen ihrer kostbarsten Vorzüge verehren. Eben deßhalb aber, weil das deutsche Wort in seiner Fülle und Biegsamkeit sich fügsam jedem Wunsch des Genius erweist, ist die Sprachmengerei vieler neueren Schriftsteller aufs entschiedendste zu rügen. Campe's Purismus war eine kindische Spielerei: er opferte den Geist dem Buchstaben, die Wahrheit des Gedankens dem Worte; dieser schulmeisterlichen Engherzigkeit hat man längst ihr Recht widerfahren lassen; es begegnet aber nun das Umgekehrte, daß unsere Schriftsteller beim dritten Wort einen Brocken Französisch in den Mund nehmen und aufs lebhafteste an den Doctor Cajus in den lustigen Weibern erinnern. Solches Verfahren zeugt von wenig Achtung für die keusche Würde unserer Muttersprache, von geringem Tact für die einfache Schönheit der Darstellung. Folgen wir jedoch dem fremden Kritiker. Marmier vermerkt es übel, daß in Deutschland der Philosoph, der Geschichtschreiber, der Romandichter jeder eine andere Prosa schreibe, daß sich die Darstellung verschieden nach der innern Verschiedenheit der behandelten Gegenstände gliedre. In der That, das ist ein seltsamer Vorwurf; an ihm wird es einleuchtend, welche Begriffsverwirrung in den ästhetischen Bestimmungen des modernen Frankreichs herrsche. Hat doch auch im Alterthum, das sich wahrlich in solchen Dingen auf die feinsten Unterschiede verstand, Platon der Philosoph anders geschrieben, als Aeschines der Redner, oder Thucydides der Geschichtschreiber! Wir Deutschen setzen das Geheimniß der schönen Darstellung in die richtige Vermittlung der Individualität des Schriftstellers mit den natürlichen Voraussetzungen des zu beherrschenden Gedankenstoffs; wir halten Werke wie z. B. Segurs russischen Feldzug mit ihrem schillernden Phrasenaufwand unter der Würde der Geschichte, und wir beklagen es, daß auch bei uns in neuester Zeit eine mehr genreartige Behandlung einzureißen droht, die alle herkömmlichen und natürlichen Ordnungen verrückt und die eigenthümliche Würde der gelehrten, kritischen, geschichtlichen Prosa aufgehen läßt in der Allgemeinheit eines sogenannten interessanten Styls. Marmier freilich denkt anders; er tadelt sogar, daß in Deutschland fast jeder Schriftsteller einen besondern individuell durchhauchten Styl schreibe! Wollte Gott, die Thatsache wäre nur wahr, den Tadel könnten wir uns schon0842 gefallen lassen! Uns will es umgekehrt scheinen, als ob der Styl der namentlich jüngeren Schule so ziemlich uniformirt sey und sich in eine gewisse schwächliche Allgemeinheit und Gleichförmigkeit verflache. Allerdings, hohe Fluth an Schriftstellern ist da, aber Ebbe, ziemliche Ebbe an eigenthümlichen Naturen! Mit wenigen Ausnahmen hat das letzte Jahrzehnt fast nur Geister zweiten Ranges gezeitigt, solche, die unvermögend sind, mit wahrhaft neuen originalen Gedanken an die Spitze der Bewegung zu treten, aber wunderbar geschickt, die laufende Scheidemünze der Zeit immer neu wieder auszuprägen – Krieger genug, aber wenig „ Herzoge deutschen Geistes “! Dasselbe Verhältniß wiederholt sich in der Darstellung. Sie entbehrt in der Regel des reizenden Duftes einer geistigen Individualität, und eben der Styl wird an der Mehrzahl unserer Schriftsteller zum Verräther, daß sie eben nichts sind, als ein Ausdruck geschulter Mittelmäßigkeit, daß der Dilettantismus der Bildung aus ihnen spricht, aber nicht die Inspiration des Talents.
Marmier tadelt ferner die schwerfällige Schulgelehrsamkeit und abstracte Unverständlichkeit der deutschen Philosophie; ja er scheint in seiner Spottlust nicht übel geneigt, ihr allen praktisch bildenden Werth abzusprechen, und sie mit der Scholastik des Mittelalters in einen Topf zu werfen. Diesen Spott vergeben wir dem Fremden gern, denn er entspringt im Grund aus Aerger; aber auch in Deutschland ertönt dieses Klagelied von Zeit zu Zeit, freilich zumeist aus dem Munde der klugen Leute, die gern der freien Aussicht von hohen Bergen genießen möchten, wenn nur nicht das Bergsteigen eine so beschwerliche Sache wäre! Es ist eine Krankheit unserer encyklopädischen Zeit, daß sie die Anstrengung eines ernsten nachhaltigen Denkens in ihrer Flüchtigkeit scheut, gleichwohl aber mit den Resultaten desselben äußerlich großthun möchte. Auf solche Zumuthungen ist die Philosophie, deren unsterbliches Verdienst um jede wahrhafte Emancipation des deutschen Geistes seit fünfzig Jahren kein Hellsehender verkennen wird, bisher nicht eingegangen und mit Recht. Philosophie ist nicht für Dilettanten. Wer ihrer Resultate sich erfreuen will, der bemächtige sich erst ihrer Methode. Gegründeter als jener Vorwurf aus dem Munde fauler Oberflächlichkeit dürfte vom deutschen Standpunkt aus die Bemerkung erscheinen, daß die Nation noch immer keinen würdigen geistigen Mittelstand zwischen eigentlichen Gelehrten und praktischen Geschäftsmännern besitzt, daß sich noch immer in den Individuen keine rechte Vermittlung zwischen Theorie und Praxis – diese in ihrer Wirkung auf die allgemeinen volksthümlichen Interessen betrachtet – vollziehen will. Schriften, die, wie zum Beispiel das von Ihnen mitgetheilte Memorandum Bremens an den deutschen Zollverein, mit der großen Auffassung eines Nationalinteresses und unterrichteter Sachkenntniß zugleich eine die Massen überzeugende und gewinnende Popularität des Wortes verbänden – solche Schriften gehören in Deutschland zu den seltensten Erscheinungen. Der Gelehrte, aus seiner ideellen Welt in die Wirklichkeit des Lebens hinüberschreitend, wird dunkel, weitschweifig, doctrinär, der Praktiker umgekehrt, aller ideellen Anschauungen entbehrend, engherzig und trostlos trivial. Wie wenig haben Presse und ständische Rednerbühne in Deutschland bisher, wir sagen nicht ihren Beruf, aber die Mittel ihres Berufs und die Form dieser Mittel verstanden! Wie selten erscheint unter Deutschen das freie Geschick, eine große Sache groß aufzunehmen, sie leicht und klar aus dem Hintergrunde der Zeit in ihrem eigensten Wesen hervorleuchten zu lassen und sie sodann kurz, keck, kraftvoll der Theilnahme des Volks zu empfehlen! Eine Fülle ernster Betrachtungen eröffnet sich auf diesem Punkte; sie läßt sich zusammenfassen in der einen Frage: wo sollen die Meister sich bilden, wenn man ihnen die Schule geschlossen hält? ...
Marmier erwähnt ferner der Uebersetzungswuth der Deutschen; er findet unsere Demuth den Litteraturen des Auslandes gegenüber wunderlich, da wir doch die einheimischen Talente, selbst die größten, schonungslos beurtheilen, und bei ihnen vor lauter Skepsis der Kritik gar nicht zum vollen reinen Genuß kommen! Diese eiternde Pestbeule unserer Litteratur soll man nicht mit Schönrednereien überkleben; im Gegentheil man möchte eher noch Salz in die offene Wunde streuen, damit der Schmerz desto heftiger werde und die reagirende Natur sich des fremden Giftstoffs desto rascher entledige. Zwar ist dieß Uebel alt und eingewurzelt in Deutschland; aber so ohne Zucht und Wahl, so mit dreister Stirn, so schamlos ins Große hinein ist dieser litterarische Trödelhandel noch nie getrieben worden, wie in neuester Zeit. Wir übersetzen die Meisterwerke fremder Litteraturen, das ist löblich; wir übersetzen ihr Mittelgut, das möchte hingehen; aber wir übersetzen auch das Schlechteste und Gemeinste – Werke von aller sittlichen Gesinnung, wie von jedem höheren Schönheitsreiz entblößt – Werke, die jeder Gebildete des Volks, dem wir sie entnehmen, gelesen zu haben sich schämen würde – und wir übersetzen diese Misere in ganzen Quantitäten! Gegen diesen Unfug sollte sich die öffentliche Meinung in Deutschland mit stärkerer Energie als bisher aussprechen, und die Kritik sollte nicht müde werden, die Bänke dieser Wucherer im Tempel des deutschen Geistes immer wieder umzustürzen! Schlagen wir auch die Wirkung solcher litterarischen Manufacte auf die sittliche und ästhetische Bildung der Nation nicht hoch an, indem einestheils das Volk im Ganzen und Großen in Deutschland der Litteratur noch ziemlich fern steht, anderntheils der Adel ächter deutscher Bildung in sich selbst vor den Einflüssen solcher Erbärmlichkeiten gesichert ist, so ist es doch klar, daß der äußerliche Wirkungskreis der einheimischen Litteratur dadurch verengert, und das Ausland, das französische zumal, in seinen Vorurtheilen von der geistigen Armuth und Demuth der Deutschen bestärkt werden müsse.
Eine solche Armuth und Demuth weisen wir denn freilich unsererseits aufs entschiedenste zurück. Wir achten unsere große Vergangenheit, aber wir glauben auch zutrauensvoll an eine große Zukunft unseres Volkes. Und insofern die Litteratur die geistige Spiegelung der Gegenwart ist, so wissen wir wohl, daß diese Gegenwart in schöpferischem Reichthum zurücksteht hinter der glorreichen Entfaltung deutschen Geistes zu Anfang des Jahrhunderts; wir wissen, daß wir weniger reich, aber darum noch nicht arm geworden sind, zum mindesten nicht arm im Vergleich mit dem Schriftenthum unserer Nachbarn. Welchen großen Dichter – Georges Sand ausgenommen, der ein solcher ist trotz aller Schwächen und Verirrungen – hätte denn etwa das letzte Jahrzehnt in Frankreich gezeitigt? Wo hätte die französische Litteratur in neuester Zeit einen Roman aufzuweisen, so durchhaucht von intuitiver Poesie, wie die hohe Braut oder Scipio Cicala, so voll granitener Charakeristik und verwegenen Humors, wie Immermanns Münchhausen? Noch werfen einzelne Spätlinge unserer großen Epoche einen weiten Schatten in die Gegenwart herüber; aber auch unter den Jüngern sproßt manches herrliche Talent, freilich nicht im gleichen Verhältniß zu der unmäßig anschwellenden Fluth der Schriftsteller und Bücher. Wir haben das Epigonengerede von Herzen satt und müde. War Goethe nach vielen Richtungen unserer geistigen Bewegung hin der Erste und der Größte – gut! – nach andern war er weder der Erste noch der Größte, und sicher wird er nicht der Letzte seyn. Der Geist eines Volkes lebt sich in einem Einzelnen nicht aus, selbst nicht in dem0843 am höchsten Begabten! Hr. Marmier freilich denkt anders – nach ihm ist so ziemlich unsere ganze Litteratur traumselig über den Trophäen der Vergangenheit entschlummert und wir zehren nur noch in kümmerlichem Winterschlaf von dem Erntevorrath unserer Väter. Lasse der Fremde sich denn einfach ohne Spott und Zorn gesagen, daß er von diesen Dingen nichts verstehe. Wer die künftigen Entwickelungen des deutschen Volkes erkennen will, der muß sein Ohr an dessen Brust legen und durch alle Schnürbrüste hindurch den geheimen Schlag des deutschen Herzens verstehen, er muß mehr aus Schweigen und aus der Art dieses Schweigens, als aus lautem Reden, auguriren. Offenbar ist unsere Litteratur bis jetzt erst ein Bruchstück; nach vielen Seiten hin sind noch nicht einmal die Grundlagen eingesenkt, geschweige denn, daß wir schon daran wären, die letzten Pfeiler mit Zierrathen und Blumengewinden zu schmücken. Die Zeit seiner rechten Tragiker, Komöden, Geschichtschreiber, Redner, Publicisten soll für Deutschland erst kommen. Hätten wir augenblicklich einen Aristophanes, wer weiß, wir wiesen ihn außer Landes! Sie wird kommen jene Zeit, .... vielleicht erst, wenn schon das Gras über unsern Grabhügeln im Winde schwankt .... aber einmal gewiß, wenn sich das Bewußtseyn der Nation mit Thaten erfüllt und der Deutsche als Volk seine große Sendung und Stellung inmitten der Geschichte begriffen haben wird.
(Wegen Ueberdrangs politischen Stoffs um ein paar Wochen verspätet.)
Der Fasching ist zu Ende, die Klänge der Musik verstummen, die Lichter verlöschen, und der fröhliche Taumel macht wieder dem ruhigen Gange und der gewohnten Lebensweise Platz. Indeß würde man sich sehr irren, wollte man annehmen, nach der Zeit der Winterfreuden und der Aufregung sey gänzliche Aspannung und Monotonie eingetreten; dazu kommt es hier selten, dazu rollt das Blut in den Adern der Wiener zu leicht und fröhlich, und immer, auch im vollsten Drange der Beschäftigung und des Gewerbes, hat jeder Tag seinen Abend. Die letzten Wochen des Faschings sind immer die belebtesten, und die glänzendsten Feste werden gegen das Ende aufgespart. Ein solches war ein vom Fürsten Adolf Schwarzenberg gegebener Ball in seinem Gartenpalaste auf dem Rennwege. Das Gebäude selbst bietet an alterthümlicher Pracht, was der heutige Modegeschmack vergebens mit ungeheuren Summen herbeizuschaffen trachtet, und die majestätische Rotunda des Einganges mit ihrer Kuppel, ihren Fresken und Vergoldungen, die prächtige, die ganze Länge des Gebäudes hinablaufende Galerie, so wie die grandiose Dimension und der imposante Baustyl der übrigen Säle dürfte sich schwerlich so leicht wieder vorfinden, vermöchte auch ein gleich guter Geschmack und eine gleich splendide Gastlichkeit, wie die des Fürsten, diese Rotunda ebenfalls in einen lachenden Blumentempel voll blühender Bäume, Sträucher und sprudelnder Brunnen zu verwandeln, diese mit zehntausend Kerzen erleuchteten Säle mit eben solcher Mährchenpracht auszustatten und jene herrliche Galerie in einen eben so glänzenden Speisesaal umzuformen! – Und fände sich alles das glücklich zusammen, wo fände sich die anmuth - und schönheitstrahlende Fürstin, die in diesen Räumen mit wahrhaft bezaubernder Freundlichkeit und Grazie waltete? – Diesem Feste folgte ein prächtiger Ball bei Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Wasa, und der sogenannte „ Lange Tag; “ein Ball, der am Faschingdienstage um zwei Uhr Mittags bei Tageslichte anfängt und bis zum Aschermittwoch währt, und der sich seit vielen Jahren immer im Hause des russischen Botschafters v. Tatitscheff wiederholt, beschloß die Faschingsvergnügungen der großen Welt.
Wirft man einen Blick in die Säle zum „ Sperl “und zur „ Birne “so überzeugt man sich, daß der Volkslust kein geringerer und kaum ein minder glänzender Antheil an Vergnügungen zugemessen ist. Dabei tritt wieder der vielfach gerühmte Volkscharakter zu seinem großen Vortheile hervor. Welch ein Unterschied zwischen einem Ball Musard oder Valentino in Paris, und einem Balle beim Sperl oder in der Birne zu Wien! – Schon der erste Anblick ist auffallend, und doch sind die gesellschaftlichen Kategorien beider ziemlich dieselben. Hier ein paar Tausend, nicht nur anständig, sondern wahrhaft elegant und ballmäßig gekleideter Menschen, fast alle aus dem gewerbtreibenden Mittelstande; ein Cotillon von mehr als hundertfünfzig Paaren, die in ihrer Haltung und äußeren Erscheinung durchaus keinen Mangel an Erziehung wahrnehmen lassen; nirgends die geringste Unanständigkeit. Und dennoch steigert sich die Fröhlichkeit zu ihrer möglichsten Höhe. Schreiber dieser Zeilen ist ein Feind jeder falschen Pruderie, die weit seltener ein Zeugniß für die Sittlichkeit als gegen dieselbe ist; ein bewegtes Leben hat ihn den Blick in manche Region menschlicher Schwächen und Thorheiten werfen lassen; wer aber eine Orgie, wie die genannten in Paris, ohne tiefsten moralischen und physischen Ekel ansehen kann, der muß mit stärkeren Organen ausgerüstet seyn als ich sie besitze. Schon der erste oberflächliche Anblick constatirt den Unterschied zwischen den Volksvergnügungen beider Städte. Welch ein Typus von Gemeinheit in der guten Hälfte der Besucher Musard's! Ein großer Theil, auch der Frauen, schlecht gekleidet; Leute in Menge, von denen man es dem zehnten Gesichte ansieht, daß dem Eigenthümer dieser interessanten Physiognomie das T. F. auf den Rücken gebrannt ist. Man begreift auf der Stelle, daß die Municipalgarden, die den Saal militärisch besetzt halten, hier nicht zum eigenen Vergnügen herumstehen. – So ist der Anblick der Gesellschaft zu Anfang des Balles; man kann nicht sagen, daß sie keine Bedenklichkeiten einflößte! Wenn aber diese Masse anfängt in selbstgesteigerter Tollheit zu rasen, die Musik schallt, die Tänzer wie ein von Bremsen gejagtes wildes Gestüt, wie ein anstürmendes Reiterregiment in einer windsbrautähnlichen Galoppe einher wüthen, bleich von wahnsinnigem Taumel, nicht roth von Fröhlichkeit und Lust; wenn sie sich überbietet an cynischer, jede Bezeichnung unmöglich machender Unfläthigkeit; wenn jeder Vorhang weggezogen wird von Laster und Verworfenheit; die Municipalgarde dort einen beim Kragen nimmt, da einen aus dem Tanzsaale führt, dann wird wohl Niemand in Zweifel seyn über den Standpunkt, den das Volk, als solches, in beiden Städten einnimmt, noch, wo die Cultur mehr in die Massen gedrungen sey, wie viel geistige Anlage die Franzosen auch sonst für sich in Anspruch nehmen können. –
Seit einigen Tagen bieten die Glashäuser unseres berühmten Reisenden, Baron Karl Hügel zu Hietzing, einen Anblick so eigenthümlichen Reizes dar, daß man wie in einer Procession nach diesen zaubervollen Blumenhallen wallfahrtet. Eine ungeheure Menge, zum Theil baumhoher Camellien in der üppigsten, farbigsten Blüthenpracht, nebst einem Hyacinthenflor, an Größe der Blumen und seltenen Farben gleichfalls nie so gesehen, bilden eine Ausstellung, die durch eine ganz auserlesenen Geschmack in der Anordnung zu einer in ihrer Art einzigen Schau einladet.
Seit kurzem erscheint hier eine neue Zeitschrift: „ Der österreichische0844 Actionnär, “die ihrer gemeinnütziger Tendenz wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit vorzugsweise zu empfehlen ist. Ausschließend den nationellen Interessen gewidmet, muß, wenn erst die Aufgabe des Blattes hinlänglich bekannt und die Tüchtigkeit seiner Leistungen ersichtlich ist, der Actionnär ein zahlreiches Publicum finden. Sein Programm verspricht, alle in den österreichischen Staaten bestehenden Actienvereine nach ihrer Wesenheit und Nützlichkeit darzustellen, ihre Geschichte, ihre Entwicklung, ihren Wirkungskreis, ihre Hoffnungen und Aussichten ausführlich zu beleuchten, und auch über Alles, was im Auslande über Actien, Industrie und Speculation bekannt wird, im Auszuge zu berichten. Für Leute, die ihr Geld auf sichere und gewinnbringende Weise anlegen wollen, müssen solche Notizen von großem Nutzen seyn, namentlich in einer Zeit, wo der Speculations - und Actienschwindel gewiß mehr Leute arm als reich gemacht hat. Ist aber irgend einer Zeitschrift die Pflicht auferlegt, den Standpunkt der Wahrheit und Unparteilichkeit unter allen Umständen festzuhalten, so hat die hier genannte diese Verpflichtung doppelt und zehnfach auf sich. Hier ist jede Abweichung von der Wahrheit ein indirecter Raub an fremdem Eigenthum; sanguinischen Hoffnungen darf hier nie über die Beweiskraft der Ziffern Macht gegeben werden, und nüchternes Urtheil mit Beseitigung aller poetischen Färbung muß die Feder bei jedem zu schreibenden Satz leiten. Die vor uns liegenden Blätter erwecken die besten Hoffnungen.
Ueber die belletristischen Journale läßt sich auch beim besten Willen nicht viel Rühmliches melden. Das einzige, das in neuerer Zeit bedeutend fortschreitet, ist „ die Wiener Zeitschrift “von Withaner. Von jeher war der Standpunkt, den diese Zeitschrift einnahm, ein höher gestellter als die der andern hiesigen Journale, mit Recht aber mußte man ihr bei vielem Guten eine oft ermüdende Trockenheit und Steifheit zum Vorwurfe machen. Hrn. Withauers kritische Aufsätze waren immer ausgezeichnet in Form und Gehalt, obgleich wir auch diesen mehr Selbstständigkeit und zu Zeiten weniger enkomiastische Willfährigkeit gewünscht hätten. Damit soll indeß keineswegs gesagt seyn, daß die Wiener Zeitschrift je in ihren Kritiken nur entfernt den Flagornerien der meisten anderen hiesigen Blätter gleichgekommen wäre. Selbst bei den gerügten Mängeln gebührte ihr unter den Wiener Ephemeriden immer der erste Rang, und ihre Modekupfer, obgleich im In - und Auslande vielfach nrchgeahmt, ließen an Schönheit und Vollendung alle andern – die französischen mit eingeschlossen – hinter sich. Eine neue, werthvolle Zugabe erhielt das Blatt durch die ähnlichen Bilder österreichischer Dichter in Stahl gestochen. Grillparzer, der erste unter ihnen an Talent wie an Anspruchlosigkeit, eröffnet, wie billig, die Reihe.
(Beschluß folgt.)
(Fortsetzung der Verhandlungen über den Rechenschaftsbericht.) Freiherr v. Thon-Dittmer fuhr fort: „ Der Bestimmung der Verfassungsurkunde, auf welche hier so viel Gewicht gelegt wird, stehen auch andere entgegen, die bei weitem schlagender das bestrittene Recht der Stände des Reichs beweisen. Der Eingang unserer Verfassung nämlich beruft eine Standschaft, hervorgehend aus allen Classen der im Staat ansässigen Staatsbürger mit den Rechten des Beiraths, der Zustimmung, der Willigung, Wünsche und Beschwerdeführung. Das Correlat eines jeden Rechts ist aber eine Verpflichtung, hier der Regierung den Ständen gegenüber. Nicht minder sagt die Verfassungsurkunde in dem ersten ihrer Paragraphen, der vom Staatsgut handelt: „ der ganze Umfang des Königreichs bildet eine untheilbare, unveräußerliche Gesammtmasse aus sämmtlichen Bestandtheilen, an Landen, Leuten, Herrschaften, Gütern, Regalien und Renten. “ Auch in dieser Unveräußerlichkeit der Renten liegt mit die Anerkenntniß, daß, wenn veräußert oder verwendet werden wolle, dieses nur mit Zustimmung der Stände geschehen könne, sey es in Form von Erübrigungen oder eben erhobener Einnahmen. Wohl fühlend, daß die gesetzliche Begründung der gegentheiligen Ansicht nicht stichhaltig sey, hat man indeß an das Gefühl appellirt, die Staatsklugheit herausgefordert, und gesagt, es sey nicht gut, Controversen über Lebens - und Staatsfragen in das ständische Leben hereinzuziehen, sie erschüttern die Festigkeit des Staatshaushalts; man hat von Zerwürfnissen gesprochen, welche eingepflanzt, von Spaltungen, die hervorgerufen würden, des bayerischen Namens unwürdig! Doch ich frage, wer hat sie geschaffen, wer hervorgerufen? Etwa die Stände, die seit dem Jahr 1819 auf demselben Boden blieben, oder die Regierung, die im Jahr 1837 diesen historischen Boden verlassen und eine Doctrin eingeführt, die mit Recht das ganze Land, und insbesondere die Stände des Reichs mit tiefem Schmerz erfüllt hat? Die Stände, hat man ferner gesagt, seyen nicht im Stande, die Bedürfnisse des Landes zu bemessen, man solle ihnen nicht Rechte einräumen, deren Ausübung sie nicht erfassen können. Und doch sollen die Stände Steuern bewilligen, und zwar auf erkanntes Bedürfniß. Das Recht der Steuerbewilligung zwar hat man nie in Frage zu stellen versucht, denn der Buchstabe ist klar; dieses Recht ist vielmehr von allen Seiten bisher als unbestrittbar erkannt worden, weil man es nicht anders erkennen konnte. Wenn man weiter von der Macht des Geistes gesprochen, der die Welt regiert, und vor dem man nicht genug warnen könne, so weiß ich nicht, welcher Geist damit gemeint ist. Ist es aber der Geist eines vernünftigen, zeitgemäßen Fortschreitens, jener Geist, der immer auf der gesetzlichen Bahn sich bewegt, und auch nimmermehr aufzuhalten seyn wird, dann möchte ich in die Warnung nicht einstimmen, ich möchte vielmehr wünschen, daß dieser Geist recht allgemein walten möchte; Zerwürfnisse keinerlei Art würden dann mehr laut werden. Warnt man dagegen vor dem Geist des finstern Rückschrittes, der wieder heraufbeschwören möchte, was längst in das Reich der Vergessenheit versunken, dann stimme ich in die Warnung ein, glaube jedoch, es werde nicht gelingen, diesem finstern Geiste wieder Leben und Odem zu verschaffen. Man hat endlich auf das Vertrauen provocirt und gemeint, das Vertrauen in die Regierung solle sich auch hier bethätigen. Ich glaube, daß die Stände des Reichs es nie an solch 'ehrenhaftem Vertrauen haben fehlen lassen. Zu keiner Zeit, glaube ich, hat die Krone sich verrechnet, wenn sie auf das Vertrauen ihrer treuen Bürger volle Rechnung machte. Allein ich wiederhole, das Vertrauen muß ein gegenseitiges seyn, denn ohne Gegenseitigkeit hat kein Vertrauen der Welt irgend einen Haltpunkt. Ich frage aber Alle, ich frage die Minister am Ministertische, wo die Regierung den Ständen mit Vertrauen entgegengekommen? In dieser Beziehung muß ich erinnern an die Ereignisse der jüngsten Zeit, ich muß abermals an die Decimirung der Kammer von 1840erinnern, und fragen, ob darin ein Beweis des Vertrauens lag. Ich muß erinnern an die Aengstlichkeit, mit der alle Zugeständnisse und Erklärungen in Clauseln eingehüllt und in Verwahrungen eingewickelt werden, gleich als rüste man sich gegen einen äußern Feind. Ich muß erinnern an die bei jeder Gelegenheit erfolgenden Zurückweisungen der ständischen Rechte auf die engsten Gränzen, und sollte auch die Zurückweisung bis unter Null jedes Rechts gehen. Ich muß nicht minder mahnen an das stete Vorhalten eines über dem Bereiche der Berathung stehenen Bildes, eines ehrfurchtgebietenden Namens, der nicht in die Debatte gezogen werden sollte. Eines solchen indirecten Zwanges bedurften die Stände Bayerns nicht, denn sie werden fest im Herzen halten die treue Anhänglichkeit an den Thron, sie werden nimmermehr vergessen die wahren Bedürfnisse des Landes, und auch ohne diese stete Mahnung werden sie dieselben anerkennen und billigen Forderungen der Regierung zustimmen. Ich verweise endlich auf die dringende Eile, mit der man sich der Stände zu entledigen sucht, und frage jeden, welches Gefühl in ihm dieß hervorgerufen hat? Ich frage, ob es nicht besser wäre, die Fragen, die uns so lebhaft beschäftigen, durch und durch zu erledigen und0845 gründlich erschöpfen zu können, als daß man uns mit Sturmeseile von einem Gegenstande zum andern jagt. Wahrlich, nicht gut ist es, wenn Regierung und Stände ihr kaltes Recht einander vorwägend sich gegenüber treten, wenn sie ängstlich, wie zwei feindliche Nachbarn, ihre Gränzen mit Pflöcken und Steinen abmarken und versichern. Bei weitem besser ist es, wenn sie Hand in Hand den Weg der freundlichen Verständigung gehen, und so das eine Ziel verfolgen, das ihnen ja doch gleich sehr am Herzen liegt. Wenn die Stände und die Regierung am Ende doch Eines wollen, warum gehen sie nicht Hand in Hand neben einander, warum ein schroffes Entgegentreten, warum ein Verkümmern der Rechte, die gemeinsam geübt gewiß Niemanden beeinträchtigen? Gedenkt man aber auch der praktischen Folgen jener Theorie, so ist unausbleiblich, daß alles Vertrauen in die Richtigkeit des Budgets zu Grunde geht, daß man überall künstliche Erübrigungen wie Gespenster sieht, und daß man keiner Einnahms - und Ausgabsposition mehr ein Vertrauen schenken zu können glaubt. Eine weitere Folge ist, daß wenn der Anhaltspunkt fehlt, auch die wahre Basis verrückt und kein Gebäude mehr auf diesem wankenden Grundsystem aufgeführt werden kann; denn wo kein wohlbemessenes, durch gemeinsame Verständigung herbeigeführtes Budget vorangeht, kann unmöglich eine Steuerbewilligung darauf begründet werden. – Im engsten Verbande stehen die beiden §§. 3 und 4 des VIIten Titels unsers Grundgesetzes über die Steuerbewilligung; nicht ohne Grund sagt die Verfassung in diesem §. 3: „ Der König erholt die Zustimmung der Stände zur Erhebung aller directen Steuern, so wie zur Erhebung neuer indirecten Auflagen, oder zur Erhöhung oder Veränderung der bestehenden, “dann im §. 4: „ Den Ständen wird daher nach ihrer Eröffnung die genaue Uebersicht des Staatsbedürfnisses, so wie der gesammten Staatseinnahmen (Budget) vorgelegt werden, welche dieselbe durch einen Ausschuß prüfen, und sodann über die zu erhebenden Steuern in Berathung treten. “ Dieses daher ist ein kleines Wörtchen, aber nicht ohne Bedeutung, es bildet die Basis, die Grundlage, auf der fortgebaut werden muß. – Eine andere traurige Folge jener Theorie ist, daß am Ende zu dem Rechte der Stände, die Steurn zu bewilligen oder nicht, geschritten wird, woraus wieder folgt, daß die Erübrigungen verschwinden, und die Interessen des Landes verkümmert werden; den Ständen kann aber wahrlich nicht darum zu thun seyn, der Regierung die Steuern vorzuenthalten, und die materiellen und geistigen Interessen des Landes verwahrlost zu sehen: eben so wenig liegt dieß im Interesse und Wunsche der Regierung. Unser Haushalt ist ein geordneter; er möge es bleiben, nicht erschüttert werden durch gewaltsam herbeigeführte Vorenthaltung der für dessen Erhaltung unausweichlichen Bedürfnisse. – Die Anträge selbst anbelangend, wünscht der Ausschuß, daß eine Verwahrung in das Protokoll niedergelegt werde, der Hr. Abgeordnete der Stadt Nürnberg dagegen hält dafür, daß diese Verwahrung nicht genüge, sondern er will, daß der Rechnung pro 1837 / 38 die Anerkennung zu versagen sey. Ich gestehe dabei offen, daß ich mich der letztern Modification nicht anschließe. Ich glaube nicht, daß man auf dem gesetzlichen Boden bleibt, wenn man einer Rechnung die Anerkennung versagt, gegen deren formellen und materiellen Inhalt sich nichts erinnern läßt; ich glaube, man würde hiebei die allein richtige Basis der Gesetzlichkeit verlassen, um so mehr, als gerade jene Position, welche eine Verwahrung oder ein rechnungsmäßiges Reservat rechtfertigen würde, ein solches Recht nicht implicirt. Die Stände sind nicht der oberste Rechnungshof, sie haben nur über die Rechnungen ihre Erinnerungen abzugeben, und das Recht, darauf zu dringen, daß die dadurch provocirten Beschwerden gehoben, und die veranlassenden Beamten zur Verantwortung gezogen werden. Wenn aber ein Fall zu solchem Einschreiten nicht vorliegt, so ist auch kein Grund gegeben, den Rechnungsresultaten die Zustimmung zu versagen. Noch weniger scheint mir aber rechnungsmäßig richtig der Antrag, daß man die Anerkennung der Rechnungen vertagen soll. Was soll dieser Antrag? Die Kammer vom Jahre 1837 hat die Principienfrage ohnehin auf die gegenwärtige Kammer vertagt, soll nun diese sie wieder auf 3 Jahre vertagen, und auf die Ständeversammlung von 1843 hinüberwälzen? Nein, entschieden müssen wir uns aussprechen, entschieden unsere Verwahrung niederlegen, und unsere Ansicht erklären, wir müssen das Terrain wahren, das uns gegeben, bis die Zeit kommt, wo es praktische Bedeutung gewinnt. Ich stimme daher für den Antrag des Ausschusses, daß diese Verwahrung mit Entschiedenheit in das Protokoll niedergelegt werde; ich stimme dafür, und schließe mit der Hoffnung, daß die hohe Regierung den Ständen freundlich entgegenkomme, daß sie von jener Theorie abgehe, die nimmermehr zum Guten führt, und daß sie nicht die Ständeversammlung von 1843 in die unangenehme Nothwendigkeit versetzen möge, dieser Verwahrung eine praktische Bedeutung zu geben “
Hr. Enke schloß sich der Ansicht der HH. Schwindl und Bestelmeyer nicht an. Bei dem Gesetzesentwurf, die Vollendung des Bibliothek - und Archivgebäudes dahier betreffend, seyen die Staatsminister des Innern und der Finanzen ganz loyal und ächt constitutionell den Ständen gegenüber getreten, und haben nachgewiesen, wie dringend nothwendig die Vollendung dieses Gebäudes gewesen sey, und daß nur dieses sie bewogen, die Verantwortlichkeit deßhalb den Ständen gegenüber zu übernehmen. Dieses sey gewiß eine erfreuliche Erscheinung, wenn gleich der Nation darin das bedeutende Opfer von 650,000 fl. angemuthet worden – eine erfreuliche Erscheinung darum, weil daraus zu ersehen, daß die Grundsätze der Staatsregierung jetzt andere seyen, als sie im Jahr 1837 gewesen. Diese 650,000 fl. seyen aus den Erübrigungen zu dem Baue verwendet worden; indem nun die Minister kommen, und von den Ständen des Reichs deren Zustimmung verlangen, so gestehen sie ja eo ipso zu, daß den Ständen ein Zustimmungsrecht zu der Verwendung der Erübrigungen zukomme. Deßhalb ziehe er den Antrag des Ausschusses auf Einlegung der Verwahrung der ständischen Rechte vor.
Zur Rechtfertigung gegen die Aeußerungen des Freiherrn v. Thon-Dittmer resumirte Frhr. v. Freiberg sein früheres Votum.
Dr. Schwindl erklärte sich in einem ausführlichen Vortrage unbedingt für das vorgelegte Amendement des Hrn. Bestelmeyer.
(Fortsetzung folgt.)
In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wurde der Titel XX des Strafgesetzes von falscher Beschuldigung, Verleumdung und Ehrenkränkung zur Berathung ausgesetzt. Bei diesem Titel zeigen sich viele Schwierigkeiten. Kein anderer Titel erlitt in der Commission so viele Veränderungen, und es scheint, daß auch die Kammer hier mehr, als bei andern Titeln, Neues beschließen werde. Wenigstens die heutige Sitzung hat damit angefangen. Und doch scheint wahrlich kein anderer Titel weniger dazu geeignet, solche Improvisationen einer Ständekammer zu ertragen, wenn nicht die Einheit des Systems des Titels Noth leiden soll.
Der Titel behandelt zuerst die falschen Beschuldigungen vor der Obrigkeit. Der §. 259 bedroht sie mit Geldstrafe, Gefängniß oder Arbeitshaus bis zu zwei Jahren, sobald der Beschuldiger die bei der Obrigkeit angezeigte strafbare That nicht erweisen, noch auch glaubhaft machen darf, daß er sie für wahr gehalten habe. Welcker schlug vor, die eigentlich falsche Beschuldigung, wie sie hier bedroht sey, nur da anzunehmen, wo sich ergebe, daß der Beschuldiger die behauptete Thatsache selbst erdichtet, oder überhaupt die Anzeige wissentlich falsch gemacht habe, die bloß unerweislichen Beschuldigungen aber geringer zu bestrafen. Aschbach hielt die im Entwurf gedrohte Strafe für die letztern Fälle, die er muthwillige Beschuldigungen nannte, passend, und schlug für die wissentlich falschen Beschuldigungen eine Erhöhung des Strafmaaßes vor. Nach langen Debatten wurde aber auf den Antrag des Vicekanzlers Bekk beschlossen, daß die unerwiesene Beschuldigung, wenn der Beschuldiger nicht glaubhaft mache, daß er sie für wahr gehalten, mit Geld oder Gefängniß, dagegen wenn sie wissentlich falsch geschah, mit Gefängniß oder Arbeitshaus bis zu zwei Jahren bestraft werde.
Der Abg. Christ zog sodann gegen den ganzen Titel zu Felde, er sey zu doctrinell gefaßt und enthalte eine wahre Casuistik. Das Gesetz soll überall nur wenig bestimmen und die Entwicklung der Doctrin überlassen. Es sey nicht möglich, Ehrenkränkungen zu definiren, oder gar Abstufungen und Unterscheidungen zu machen. Das Leben habe keine Begriffe; Begriffsbestimmungen passen daher auf die Fälle in der Anwendung nicht. Geheimrath Duttlinger nennt diese Ausführungen Gemeinplätze, die wahr oder nicht wahr seyen, je nachdem man einen Sinn damit verbinde. Mördes: mit solchen allgemeinen Kritiken sey nichts gesagt, Christ hätte angeben und nachweisen sollen, bei welchen einzelnen Bestimmungen0846 gefehlt sey und wie. Staatsrath Jolly: tadeln ist leicht, besser machen schwer.
Der §. 161 handelt nun von den Verleumdungen, die §§. 263 und 265 von einfachen Ehrenkränkungen, und zwar §. 263 von solchen, welche in der Form, §. 265 aber von jenen, die im Inhalt einer Aeußerung liegen. Merkwürdig ist, daß sich die letztern, wie die Verleumdungen, nur auf Angriffe gegen den sittlichen Werth des Menschen beziehen, daß dagegen Aeußerungen über andere Eigenschaften, über Kenntnisse und Fähigkeiten, selbst wenn sie unwahre Thatsachen enthalten, mit keiner Strafe bedroht werden. Der Unterschied zwischen den materiellen Ehrenkränkungen des §. 265 und den Verleumdungen des §. 261 besteht, wie der Vicekanzler Bekk gegen Sander und Christ nachwies, darin, daß die letztern die Aussage bestimmter Thatsachen voraussetzten, während allgemeine Beschuldigungen, welche nicht circumstanzirt sind, nur in das Gebiet einfacher Ehrenkränkungen fallen. Aber auch nicht jede Aussage bestimmter, strafbarer oder unsittlicher Handlungen soll zum Gebiet der Verleumdungen gehören, sondern nur die grassesten, jene nämlich, welche, wenn die Aussage wahr wäre, den Andern „ der öffentlichen Verachtung preisgeben würden. “ Die von Geheimrath Duttlinger, Staatsrath Jolly und Schaaff bekämpfte Ansicht Christs, daß zwischen Ehrenkränkungen und Verleumdungen kein Unterschied zu machen sey, blieb ohne Unterstützung, ebenso Sanders Vorschlag, bei jeder Verleumdung das „ wissentlich falsch “zu fordern. Dagegen wurde beim §. 261 auf Rottecks Vorschlag beschlossen, daß die Aussage öffentlich, oder vor Personen, oder unter Umständen, deren Verhältnisse sie dem Andern ehrenkränkend oder schädlich machen, geschehen seyn müsse. Nach §. 265 a bleibt der Urheber einer beleidigenden Aeußerung oder Handlung straffrei, wenn er darzuthun oder doch glaubhaft zu machen vermag, daß er keine Absicht, zu beleidigen, gehabt habe. Auf Sanders Vorschlag wurde nun beschlossen, daß eine Aeußerung, welche die Merkmale der Verleumdung an sich trüge, auch da, wo die beleidigende Absicht vorhanden ist, doch nur als einfache Ehrenkränkung zu bestrafen sey, wenn der Thäter glaubhaft machen kann, daß er die ausgesagte Thatsache für wahr gehalten habe. Endlich wurde, wie bei der falschen Beschuldigung, je nachdem die Aussag wissentlich falsch gemacht wurde, oder nur nicht erwiesen werden kann, eine Abstufung in der Strafe gemacht, so daß der §. 261 jetzt so lautet: „ Wer von Jemandem widerrechtlicherweise bestimmte strafbare oder unsittliche Handlungen, welche, wenn sie wahr wären, den Andern der öffentlichen Verachtung preisgeben würden, öffentlich aussagt, oder von Personen oder unter Umständen, deren Verhältnisse sie, wie er weiß, dem Andern ehrenkränkend oder schädlich machen, soll, wenn er die ausgesagten Handlungen nicht erweisen kann, mit Gefängniß nicht unter 14 Tagen, und wenn die Aussage wissentlich falsch geschah, mit Gefängniß nicht unter vier Wochen oder Arbeitshaus bis zu zwei Jahren bestraft werden. Vermag er glaubhaft zu machen, daß er die ausgesagten Handlungen für wahr gehalten habe, so trifft ihn nur die Strafe der Ehrenkränkung (§. 263). “
Der §. 263 (von den formellen Ehrenkränkungen) lautet: „ Wer einen Andern widerrechtlicherweise verächtlich behandelt, oder sich widerrechtlicherweise Scheltworte oder Schimpfreden, oder überhaupt Reden oder Handlungen gegen denselben erlaubt, welche nach herrschender Sitte Volks - oder Standesmeinung als Beschimpfung gelten, soll wegen Ehrenkränkung mit Verweis oder Gefängniß bis zu vier Monaten bestraft werden. “v. Rotteck schlug vor: das „ widerrechtlicherweise “wegzulassen, da die Verletzung der Ehre des Andern allemal widerrechtlich sey, und dafür die Absicht, zu beleidigen, als ein Erforderniß aufzunehmen. In Bezug auf das letztere bemerkte Geheimrath Duttlinger, daß schon aus der Natur der Handlung die beleidigende Absicht hervorgehe, und für Fälle, wo die Umstände das Gegentheil nachweisen, der §. 265 a schon sorge. Welcker sprach für Beibehaltung der Worte „ widerrechtlicherweise “, da Jemand auch zu Handlungen berechtigt seyn könne, welche die Ehre des Andern kränken, z. B. der Vater, der seinen Sohn vor Andern beschämen wolle, um ihn zu züchtigen. v. Rotteck fand in solchen Fällen den Mangel einer beleidigenden Absicht. v. Rottecks Vorschlag ward angenommen. Dagegen wurde Sanders Vorschlag, den Ausdruck „ Standesmeinung “im Artikel wegzulassen, verworfen, indem bei Gleichheit der Stimmen der Präsident entschied.
Todes-Anzeige.
Zu Wertingen starb am 8 April früh 6 Uhr an organischen Herzleiden, mit allen heil. Sterbsacramenten versehen, der hochwürdige wohlgeborne Hr. Jos. Ant. Kirchhofer, Philos. Dr., in einem Alter von 64 Jahren. Der Selige war früher Studienrector in Kempten, dann Stadtpfarrer und Dekan in Immenstadt, und seit 10 Jahren Schloßbeneficiat dahier, zugleich librorum Censor des Bisthums Augsburg. Dieß zur traurigen Kunde allen denjenigen, die den Dahingeschiedenen gekannt und geliebt haben.
Wertingen, den 8 April 1840
Häußler, Stadtpfarrer.
Neuer Großhandlungs-Markt.
Der in der k. Freistadt Kaschau in Ober-Ungarn an Ladislai, d. i. den 27 Junius, abzuhaltende Markt wurde mittelst dd. 27 December 1839, Nr. 17,279 dieser k. Freistadt allergnädigst verliehenen Markt-Privilegiums für den Großhandel in Schafwolle (welche unter dem Namen der oberungarischen Wolle im Handel vortheilhaft bekannt ist) und anderen Natur -, Kunst -, Manufactur und Fabrik-Erzeugnissen en gros aller Art auf acht Tage vor und acht Tage nach Ladislai ausgedehnt, und wird schon dieses Jahr und alle folgenden abgehalten werden, der kleine Markt, a la minuta, aber in der bis jetzt bestandenen Weise belassen. Es werden demnach die Tit. Käufer und Verkäufer zu diesem auch im Auslande verlautbarten Markte höflichst geladen.
Kaschau, den 13 März 1840
Entgegnung.
Einem in der „ Preußischen Staatszeitung “gegen die Ehre meines Hôtels gerichteten Angriff glaube ich durch einen im „ Pesther Tageblatt “abgedruckten, aus der Feder des „ hohen Reisenden “geflossenen Artikels, genugsam entgegnen und die böswillige Verdächtigung hiemit entkräftigen zu können. – Pest den 18 Januar 1840
J. Bartl, Gasthofinhaber „ zur Königin von England “in Pesth.
Der Artikel lautet folgendermaßen:
Der Redacteur dieser Blätter ist von dem Fürsten Pückler-Muskau mit einem Schreiben beehrt worden, an dessen Schlusse es heißt:
Nun habe ich noch eine kleine Bitte; nämlich in Ihrem Blatte Folgendes einzurücken:
„ Ich höre, daß der Pesther Correspondent der Preußischen Staatszeitung in dieses Blatt einen Artikel hat einrücken lassen, worin sich folgende Stelle befindet: „ „ .... Diese Pesther Hôtels sind aber keineswegs das, was ihr Namen erwarten läßt. Es ist nur Nachahmung des Aeußern, aber das Innere! Vorzüglich weit hat es ein sogenanntes erstes Hôtel in diesem Scheinwesen gebracht. Fürst Pückler, der lange darin wohnte, zog, wie viele Andere, aus, und befindet sich gegenwärtig in einem andern u. s. w. ““
Da hier mein Name genannt wird, um eine Ansicht zu bekräftigen, die ich durchaus nicht theilen kann, so halte ich es für Schuldigkeit, in Bezug auf meinen braven Wirth zu erklären:
1) daß ich aus besagtem Hôtel, zur Königin von England, nie ausgezogen bin, sondern darin, bis zu meiner Abreise nach Wien, unausgesetzt verweilte;
2) daß ich in Deutschland wenige Hôtels kenne, welche dem genannten gleich kommen, wo ich vortrefflich wohnte, die Kost nach allen billigen Ansprüchen, welche an einen Gasthof gemacht werden können, völlig genügend fand, und durchgängig daselbst eben so billig als mit der größten Aufmerksamkeit und Bereitwilligkeit behandelt worden bin. H. Fürst von Pückler-Muskau.
Wien, den 10 Januar 1840
Bei uns ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
1840Prophezeyungen des Nostradamus.
Nach der Lyoner Ausgabe von 1561 auf der königlichen Bibliothek in Paris.
Nebst Nachrichten von seinem Leben und einem Anhange über Wahrsagen und Prophezeyungen.
16. brosch. 3 gr. oder 12 kr.
Nostradamus ist ein Name, der von Mund zu Munde geht, und doch wissen wir beinahe nichts von ihm, als daß er die Zukunft vorausgesagt hat. Hier nun wird aus seinen sehr seltenen Schriften eine kleine Auswahl geboten, die so eben in Frankreich das größte Aufsehen erregt hat. Sie enthält Prophezeyungen, von denen ein großer Theil schon überraschend eingetroffen ist, das zu Erwartende aber nicht ohne Schauder in seinem räthselhaften Orakeltone gelesen werden kann; besonders werden die nicht sehr fern liegenden Beziehungen auf die Ereignisse in Weinsberg, welche seit Jahren das Publicum in Anspruch nehmen, interessiren. Die Uebersetzung geschah mit so großer Treue, daß das altfranzösische Original daneben gedruckt werden konnte, um jeden Verdacht einer poetischen Freiheit zu entfernen.
Stuttgart.
C. A. Sonnewald'sche Buchhandlung.
Bei Beck & Fränkel in Stuttgart ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Erinnerungen an Friedrich v. Laßberg, ehemaligem fürstlich Hohenzollern-Sigmaringen'schen Geheimen Rath und Regierungs-Director. Eine kurze Darstellung seines Lebens und Wirkens. Den Freunden des Verewigten gewidmet. Mit seinem Bildnisse. 4. geh. 6 gGr. od. 24 kr.
Bei uns ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Exercices phraséologiques français-allemands sur toutes les Prépositions et Locutions prépositives de la Langue française, rangées par ordre alphabétique d'après le Dictionnaire de l'Académie, par J. M. A. Gérard, professeur à Louisbourg, et L. Toberer, maître de langue française à Gmund.
Au bénéfice de l'Abbé Mozin.
Oder:
Phraseologische französisch-deutsche Uebungen über alle Verhältnißwörter und verhältnißwörtlichen Redensarten der französischen Sprache, alphabetisch geordnet; nach dem Dictionnaire der Akademie von J. M. A. Gérard, Professor in Ludwigsburg, und L. Toberer, Lehrer der französischen Sprache in Gmünd.
Zum Vortheil des Abbé Mozin.
12. br. 21 gr. oder 1 fl. 30 kr.
Das vorliegende Werkchen, dessen Tendenz durchaus praktisch ist, wird für den Lehrer wie für den Schüler von Nutzen seyn, und wir glauben daher dem Publicum einen Dienst mit der Herausgabe desselben erwiesen zu haben, um so mehr, als die Anwendung der französischen Verhältnißwörter einer der schwierigsten Punkte dieser Sprache ist. Bei der Herausgabe dieses Werks leitete übrigens die Verfasser und den Verleger noch ein anderer Beweggrund.
Abbé Mozin, welcher beinahe ein halbes Jahrhundert seine Laufbahn als Schriftsteller mit Ehre ausgefüllt hat, ist in seinem 72sten Jahre von den nothwendigsten Lebensbedürfnissen entblößt, und niedergedrückt von allen Gebrechlichkeiten des Greisenalters. Das so anerkannt nützliche Streben des Abbé Mozin darf wohl auf die öffentliche Erkenntlichkeit rechnen, und es wird daher genügen die bedauernswürdige Lage des verdienstvollen Schriftstellers zu veröffentlichen, um derselben zuverlässig abzuhelfen. Wohl keiner seiner Schüler oder der Leser seiner zahlreichen0848 Schriften im gesammten Vaterlande wird ihm einen kleinen Beitrag versagen. Vorstehendes Werkchen bietet nun eine Gelegenheit hiezu, und wir empfehlen es vielmehr noch aus diesem Grunde, als des trefflichen Inhalts wegen. Wir werden einen namhaften Theil des vollen Erlöses dem Abbé Mozin zufließen lassen, welcher seiner Zeit öffentlich dafür danken wird.
Stuttgart.
Hallberger'sche Verlagshandlung.
In der Karl Haas'schen Buchhandlung in Wien, Tuchlauben Nr. 561, ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Allgemeiner österreichischer Haus - und Geschäfts-Secretär, Rechtsfreund und Rathgeber.
Ein unentbehrliches und höchst nützliches Hülfs - und Auskunftsbuch für Jedermann.
Enthaltend: eine deutliche Anweisung zur Verfertigung von Briefen und schriftlichen Aufsätzen aller Art, mit den eingeführten Titulaturen und einer großen Auswahl von Musterbriefen und Formularen von Bittschriften, Berichten, Contracten und andern Urkunden, öffentlichen Anzeigen etc., dann Angabe und Erläuterung der Zoll - und Gefällsvorschriften des Postwesens der Eisenbahnen, Dampfschifffahrt, Münz -, Maaß - und Gewichtstabellen, Interessenberechnungen, Stempeltarif, Staatspapiere, über gemeinnützige Institute und Anstalten für den Verkehr, die Hofstellen und Dicasterien, Wegweiser durch Wien und Umgebung.
Ferner:
Die Gesetz - und Rechtskenntniß des österreichischen Staatsbürgers, oder faßliche Anweisung, wie man sich in vorkommenden Rechtsfällen zu benehmen hat, um Störungen in Geschäften und kostspielige Processe zu vermeiden. Mit besonderer Rücksicht auf das bürgerliche Gesetzbuch, durch Muster und Beispiele erläutert von Joseph Hoffer, Doctor der Rechte in Wien.
Nebst einem Anhange, enthaltend: ein erklärendes und gemeinnütziges Verdeutschungs-Wörterbuch aller in der Umgangs -, Schrift -, Juridischen -, Kunst - und Mercantilsprache vorkommenden fremden Ausdrücke; eine Anweisung zum Corrigiren der Bücher und eine Sammlung kaufmännischer Zeichen für Frachtstücke.
Zwei Theile.
Gr. 8. Mit einem Stahlstich und mehreren Tabellen, circa 90 Bogen stark, auf Maschin-Velinpapier elegant gedruckt und in englische Leinwand gebunden. Preis 5 fl. C. M. oder 3 Rthlr. 18 gr.
☞ Der reichhaltige Inhalt des Werkes, die überaus günstige Aufnahme, durch welche im Erscheinen schon an 1000 Exemplare abgesetzt wurden, machen jede Empfehlung und Anpreisung dieses für den praktischen Lebensverkehr so wichtigen, und von dem rühmlichst bekannten Hrn. Verfasser mit besonderer Liebe und Sorgfalt bearbeiteten Werkes überflüssig!
So eben ist erschienen:
Minerva, von Dr. Fr. Bran, 1ster Band 1840 (193. Band).
Inhalt: Das päpstliche Breve vom 25 März 1830, als Grundlage eines demnächstigen Vergleichs. (Originalartikel. ) – An den deutschen Adel, über die Zeitung für den deutschen Adel. (Orig.) – Umrisse des vergang. und dieses Jahrhunderts (Canning, Romilly). – Karl XIV, König v. Schweden u. Norwegen. (Freie Bearb. ) – Litterar. Curiositäten und Mystificationen a. d. letzten Jahren. (Orig.) – Erinnerungen a. d. niederländ. Feldzuge v. 1815. (Orig.) – Was ist und worauf gründet sich Schleswig-Holsteins jetzt aufs neue angesprochenes Recht. (Orig.) – Die Quellen des Befreiungskriegs der Nordamerikaner. – (Bearbeitung der 4 starken Bände der Uebers. v. Guizot). Die Opposition im constitnt. Staate. (Orig.) – Das Jahr 1840und die Prophezeyung des Nostradamus. (Orig.) – Zeitfragen, I. die oriental. Frage. (Orig.) u. s. w.
Dieß sey unsere Erwiederung auf die Angriffe, welche die Beil. zur Allg. Zeit. v. Augsburg v. 15 März 1840nach Marmier in dem „ deutsche Litteratur und franz. Kritik “überschriebenen Aufsatze gegen die Minerva mittheilte.
Jena, im März 1840
Bran'sche Buchhandlung.
Von J. C. Leuchs Schnell-Essigfabrication erscheint in einigen Wochen die vierte, mit neuen Verbesserungen versehene Auflage. Der Preis derselben, der bis 1832 20 fl., und von da an 9 fl. war, ist für diese Auflage, da der festgesetzte Termin der Geheimhaltung vorüber ist, nur 5 fl. 15 kr.
Nürnberg, den 13 März 1840
C. Leuchs & Comp.
Oesterreichische militärische Zeitschrift 1840 IIItes Heft.
Dieses Heft ist so eben erschienen und an alle Buchhandlungen versendet worden.
Inhalt: I. Ueber Litteratur als Bildungsmittel für Geist und Charakter junger Militärs. II. Die Operationen der verbündeten Heere gegen Paris im März 1814. (Fortsetzung des 30 März, oder Schlacht bei Paris). III. Calabriens Zustand während des Streifzuges im Jahre 1821. IV. Die Unternehmungen der Franzosen gegen Constantine in den Jahren 1836 und 1837. Dritter Abschnitt. Zweite Expedition. V. Litteratur. VI. Neueste Militärveränderungen. VII. Miscellen und Notizen.
Der Preis des Jahrgangs 1840von 12 Heften ist, wie auch der aller frühern Jahrgänge von 1818-1839, jeder 8 Rthlr. sächs.
Die Jahrgänge 1811-1813 sind in einer neuen Auflage in 4 Bänden vereinigt erschienen und kosten zusammen ebenfalls 8 Rthlr. sächs. Wer die ganze Sammlung von 1811-1839 auf einmal abnimmt, erhält dieselbe um 1 / 4 wohlfeiler.
Von dem Unterzeichneten ist diese Zeitschrift durch alle Buchhandlungen um die genannten Preise zu beziehen.
Wien, den 29 März 1840
J. G. Heubner, Buchhändler.
Große Bücher-Auction in Leipzig.
So eben ist erschienen und durch alle Buch - und Antiquariatshandlungen des In - und Auslandes zu beziehen:
Verzeichniß einer ausgewählten Sammlung von Werken aus allen Fächern der Litteratur, besonders der Medicin, Chirurgie, Botanik, Naturgeschichte, Geschichte, Jurisprudenz, Philosophie, Philologie, Theologie, Pädagogik, Technologie, Belletristik etc., so wie Gesammtausgaben von deutschen, englischen und französischen Classikern, welche am 25 Mai 1840zu Leipzig öffentlich versteigert werden sollen.
Leipzig, im April 1840
T. O. Weigel, Buchhändler.
In meinem Verlage ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu erhalten:
Novum Testamentum vulgatae editionis juxta Textum Clementis VIII. Romanum, cum variantibus lectionibus antiquissimi Codicis Amiatini, nunc Florentini sec. VI. p. Chr.; edidit et commentationem isagogicam praemisit Ferdinandus Florens Fleck, Theol. Doctor et Prof. Lips. Ladenpreis 20 gr.
Leipzig, im März 1840
Karl Tauchnitz.
Bekanntmachung.
Diejenigen, welche das Mirakulbad, heilba in allen Krankheiten, Uebeln etc., wo gebade wird, anwenden wollen, belieben sich franco zu wenden an C. A. Auernheimer jun. in Regensburg.
Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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