Der Winter hat sich hier von neuem eingestellt, noch mehr aber auf dem Schauplatz der Operationen, welche dadurch verzögert werden. Man weiß noch nicht, was Espartero nun weiter machen wird; einige vermuthen die Belagerung von Mora de Ebro, welche freilich wegen der Communicationen mit Catalonien nothwendig wäre; mir scheint aber, die Truppen werden sich einige Zeit in ihren Cantonnirungen in Castellote, Ejulve u. s. w. halten und die Bewegungen Cabrera's beobachten, während O'Donnell das Fort von Aliaga angreift. Dieß sollte zu Ende März geschehen, aber es ist viel Schnee gefallen, und man muß bessere Zeit abwarten. Nach der Wegnahme von Aliaga, wozu wenige Tage hinreichen, wird wahrscheinlich die Reihe an Cantavieja kommen. Die Carlisten, welchen die Leitung ihres gefürchteten Chefs fehlt, sind demoralisirt und argwöhnisch aufeinander; man sagt Langostera sey in Aliaga in Gefahr gewesen, sein Leben zu verlieren, und Polo habe den Befehl in Aragonien übernommen. Forcadell und Balmaseda, mit sieben Bataillonen und einigen hundert Pferden, halten sich immer in dem Cirkel von Cañete und Beteta; die Christinische Division Hoyos hat diese Provinzen verlassen und ist in Eilmärschen bei Chiwa, fünf Meilen westlich von Valencia, angelangt. Aspiroz ist zum Commandanten eines Militärdistricts, welcher die Provinzen Albazete, Cuenca und Guadalarara begreift, ernannt, aber er hat zu wenige Truppen, um den Carlisten, welche in dieser Gegend hausen, und denjenigen, welche vom Collado de Alpuente her über Utiel und Castielfollit einbrechen, einen kräftigen Krieg zu machen. In Castellote hat man 300 Mann, wovon der sechste Theil verwundet, und etwa 15 Officiere gefangen genommen und zwei kleine Stücke, nämlich eine Haubitze und einen Mörser, erbeutet. Die Gefangenen sind nach Saragossa gebracht worden, wo der Anblick des Commandanten Marco, der ehemals einen Laden in Saragossa hatte, und anderer Individuen, welche Grausamkeiten verübt hatten, einige Unruhe verursachte, welche sich jedoch bald wieder stillte.
Ein hiesiges Blatt, welches für das Organ des Ministeriums gilt, der „ Mensagero “, hat es übernommen, die von dem General Maroto gegen jenes erhobenen Anklagen zu widerlegen. Es wird ihm zuerst vorgehalten, daß gerade er für seine Bemühungen, die Uebereinkunft von Vergara herbeizuführen, am glänzendsten belohnt worden sey, und daß er daher am wenigsten berechtigt wäre, im Tone der Bitterkeit und des Verdrusses zu sprechen. Dann wird behauptet, die übergetretenen Officiere seyen ihrem Range nach als überzählig in der Nationalarmee angestellt worden, wodurch sich nicht selten der Fall ergebe, daß Subalternofficiere, die als solche aus den Reihen der Truppen der Königin in die des Prätendenten übergegangen wären, nun als Stabsofficiere zurückkämen, und über diejenigen gestellt würden, unter deren Befehlen sie früherhin dienten, ohne daß letztere über diese Zurücksetzung eine Klage verlauten ließen. Außerdem wird nachgewiesen, daß Maroto vielen Officieren in ihren Ausfertigungen einen höheren Rang beilegte, als sie im Dienste wirklich bekleidet hatten, und endlich die Großmuth der Provincialdeputationen der baskischen Provinzen und Navarra's in Anspruch genommen, um für den Unterhalt der aus ihnen herrührenden Officiere der aufgelösten Carlistischen Armee wenigstens auf so lange zu sorgen, bis die Regierung die nöthigen Hülfsmittel aufgetrieben haben werde. Maroto, der schon so viele Rollen gespielt hat, sehnt sich darnach, aufs neue die politische Bühne zu betreten, und es scheint, daß er bei diesem Bestreben von der ausländischen Diplomatie, unter deren Vormundschaft nun einmal dieses unglückliche Land gestellt ist, unterstützt wird. Der dabei beabsichtigte Zweck, die Auflösung des jetzigen Ministeriums, scheint seiner Verwirklichung in der That nahe gebracht zu seyn. *)*)Wir haben nach einer telegraphischen Depesche die theilweise Aenderung des Ministeriums schon vorgestern angezeigt. Der Finanzminister San Millan besteht auf seiner Entlassung, und erscheint nicht mehr in seinem Bureau. Während aber die übrigen Minister sich bemühten, von der Königin-Regentin die Ernennung eines Nachfolgers für ihn zu erlangen, und sich mit einem Theile der Majorität des Congresses über die Mittel, das Fortbestehen des Cabinets zu führen, berathschlagten, traten neue Verwicklungen ein, indem vorgestern früh ein Courier aus dem Hauptquartier des Herzogs de la Victoria hier anlangte. Anstatt neuer Siegesnachrichten überbrachte er Depeschen, in welchen der Herzog für seine Truppen0882 als Belohnung wegen der Einnahme von Castellote nicht weniger als tausend Ehrenzeichen und Beförderungen verlangt. Namentlich besteht er darauf, daß seine beiden Günstlinge, Linage und Zavala, die dem Ministerium den Krieg erklärt haben, zu Marechaux de Camp erhoben werden sollen. Dieses zuzugestehen fällt den Ministern um so schwerer, da Espartero zugleich in einem Privatschreiben an die Königin-Regentin seine Ansicht über die Nothwendigkeit, das Ministerium zu ändern, ausgesprochen haben soll. Die Königin hat den Courier an den Herzog zurückbefördert, und bis ein neues Orakel von dort her eingeht, werden die jetzigen Minister kaum Zeit haben, ihr Testament zu machen. Da die Majorität des Congresses das Fortbestehen des Cabinettes, welches den Vertrag von Vergara abschloß, wenigstens für jetzt noch, wünscht, so dürften die Cortes in Widerstand mit dem Oberfeldherrn und der diesem unbedingt alles zustehenden allerhöchsten Person gerathen. Unterdessen hat man in Malaga eine Verschwörung entdeckt, welche einen Aufstand der Provinzen im Sinne der Progressisten bezweckte. Wie gewöhnlich sollte mit Ermordung der Behörden begonnen werden; diese waren jedoch gewarnt. Der Gefe politico von Malaga selbst verhaftete am 30 v. M. den Mörder, der ein Pistol auf ihn abfeuerte, jedoch fehlte. Eine Menge von Personen wurde eingezogen; andere „ Patrioten, “unter ihnen der progressistische Ex-Deputirte Pascual, haben sich geflüchtet. Der Generalcapitän von Granada, Graf Clonard, begab sich selbst nach Malaga, und der Schuldigen harrt dießmal die Strafe. – Die zur Beschießung von Aliaga bestimmte schwere Artillerie war am 1 in Alhambra, sechs Stunden von jenem Platze angelangt. Heute sollte das Fort genommen werden. Espartero hat dem Brigadier Concha die Einnahme von Beteta übertragen; dieser verlangt aber von der Regierung drei Millionen Realen, um dieses Unternehmen auszuführen. – Die Commission des Congresses hat darauf angetragen, die Regierung auch zur sofortigen Ausführung des Gesetzesentwurfs wegen der Provincialdeputationen zu ermächtigen. Der Senat beschäftigt sich fortwährend mit der Discussion des Gesetzesentwurfs wegen Errichtung eines Staatsraths, der als eine Versorgungsanstalt für abgetretene Minister zu betrachten seyn, und dem Staate jährlich zwei Millionen Realen kosten wird. – Morgen wird der neue englische Gesandte seine Beglaubigungsschreiben an Ihre Maj. die Königin-Regentin übergeben. – Es sind Nachrichten aus der Havannah bis zum 15 Febr. eingegangen. Der Wohlstand jener für das Mutterland so ergiebigen Colonie ist in stetem Zunehmen; 1838 betrugen die öffentlichen Einkünfte der Insel Cuba 8,536,441 Piaster, 1839 stiegen sie auf 9,461,782. Davon wurden im Jahr 1838 Ps. Es. 3,041,956, und 1839 gar 3,903,823 nach der Halbinsel geschickt, oder zur Deckung der von dorther gezogenen Wechsel verwendet.
Fortsetzung der Unterhausverhandlungen über China.
Lord Palmerston nannte im Eingang seines umfassenden Vortrags die Fassung der Motion und die zur Unterstützung derselben vorgebrachten Argumente gleich schwach. Er wolle, sagte er, den von Sir R. Peel gemachten Unterschied zwischen der Nothwendigkeit eines Kriegs und der Veranlassung einer solchen Nothwendigkeit zwar an und für sich nicht bestreiten, finde aber die von demselben angezogenen Präcedentien für einen solchen Vorschlag eines tadelnden Votums gegen ein Ministerium nicht ganz passend, da jene Fälle wirkliche vorausgegangene Ereignisse, nicht aber die Untersuchung von Antworten auf Depeschen betrafen. Er wolle nicht darauf schwören, daß die Motion, so wie sie gestellt worden, genau dieselbe sey, wie das sehr ehrenwerthe Mitglied für Pembroke (Graham) sie zuerst in seinem Geist entworfen; hätte derselbe da und dort, wo er sondirt, mehr Aufmunterung gefunden, so würde er wahrscheinlich seinen Vorschlag gegen den Opiumhandel selbst und gegen den Krieg mit China gerichtet haben. (Hört! und Beifallsruf der Ministeriellen.) Wenn man seine (Palmerstons) Instructionen an den Oberaufseher in Canton nicht explicit genug finde, um wie viel mehr treffe dieser Vorwurf gegenwärtige Motion! Was den angeblichen Mangel an Voraussicht auf Seite der Regierung betreffe, möge man sich erinnern, daß bis gegen Ende vorigen Jahrs der Handel mit China nicht nur keine Unterbrechung erlitten, sondern in der That im Vergleich mit früheren Jahren der gewinnreichste gewesen. Man habe die Mangelhaftigkeit der dem Capitän Elliot und seinen Amtsvorfahren ertheilten Vorschriften gerügt, aber wohlweislich verschwiegen, welche Vorschriften ihm denn eigentlich hätten gegeben werden sollen. Der Minister vertheidigte mit Wärme das Benehmen Elliots auf seinem schwierigen Posten, namentlich gegen die Beschuldigung, daß er den Opiumhandel aufgemuntert habe; wer das behaupte, könne die vorliegenden Depeschen nicht gelesen haben. Ueberhaupt sey es wünschenswerth, daß bei parlamentarischen Kämpfen, in welchen rivalisirende Parteien ihre Zwecke eines ehrenhaften Ehrgeizes verfolgen (Gelächter, und Ruf und Gegenruf), doch diejenigen öffentlichen Staatsdiener, welche auf entfernten und oft kritischen Posten für das Staatsinteresse wirken und schaffen, nicht zur Zielscheibe leichtsinnigen oder boshaften Tadels gemacht würden. So habe man auch Lord Napier, den vormaligen Oberaufseher in Canton, getadelt; er (Palmerston) wolle zwar nicht behaupten, daß derselbe alle die Ueberlegung und Mäßigung bewiesen habe, die er in seiner Stellung vielleicht hätte zeigen sollen, jedenfalls aber sollte man nicht vergessen, daß Lord Napier der Erfüllung seiner Pflicht sein Leben zum Opfer gebracht habe. Nach einer scharfen Zurechtweisung Hrn. Gladstone's, der die angebliche Vergiftung der Brunnen von Seite der Chinesen gewissermaßen gebilligt habe, und einer ironischen Abfertigung Hrn. Thesigers, welcher wie ein ungeschickter Klopffechter seine eigenen Secundanten geschlagen, indem er alles Uebel auf einen Geheimenrathsbefehl von 1835 zurückgeleitet, ohne zu bedenken, daß der Antragsteller, Sir J. Graham, damals Cabinetsmitglied gewesen, und daß eben dieser Geheimerathsbefehl später von dem Herzog v. Wellington gebilligt worden, welcher in einer Instruction an Lord Napier diesen lediglich auf denselben verwiesen, fuhr der ministerielle Redner fort: „ Man hat mir Mangel an Pünktlichkeit in der Beantwortung von Depeschen vorgeworfen, und mir das Beispiel des Herzogs v. Wellington entgegen gehalten, der einmal ein Schreiben von Lord Napier gleich folgenden Tags beantwortet habe. Diese Anführung war wohl nicht erst nöthig, um den Ruf des Herzogs v. Wellington als eines guten Geschäftsmannes zu begründen; indeß was schnelle Beantwortung eingelaufener Depeschen betrifft, weisen die vorliegenden Papiere über China nach, daß ich einmal eine solche gleich am Tage des Einlaufs mit zwei Briefen beantwortete. (Hört! und Gelächter.) Aber, sagt man – und der sehr ehrenwerthe Baronet hat seinen Angriff so ziemlich auf diesen Punkt beschränkt – der Oberaufseher hat gewisse Instructionen, die er hätte erhalten sollen, nicht erhalten. Wenn ein Vorwurf etwas Geschehenes (commission) betrifft, dann genügt allerdings der Nachweis, daß etwas gethan worden, was hätte unterbleiben sollen; wenn aber eine Unterlassung (omission) zum Gegenstande des Vorwurfs gemacht wird, dann ist derjenige, der0883 den Vorwurf macht, verbunden zu sagen, wie denn diese Unterlassung auszufüllen gewesen wäre. Das haben die Herren gegenüber klüglich unterlassen. Indeß ich verstehe wohl: die Vollmacht, welche sie dem Oberaufseher gegeben wissen wollten – obgleich der Hr. Baronet es nicht auszusprechen wagte – wäre die gewesen jeden Engländer, der in China Opium einschmuggelte, von dort zu verbannen. Nun, das ist allerdings eine Vollmacht, welche die jetzige Regierung niemals in die Hände des Capitäns Elliot zu legen die Absicht hatte, noch auch haben durfte. Zur Ausübung einer solchen Willkürgewalt in einem fremden Lande war Capitän Elliot so wenig als Ihrer Maj. Regierung zur Ertheilung derselben befugt. Die Instructionen, welche Hr. Elliot erhielt, waren die nämlichen, wie sie jeder Beamte der Art bei seinem Abgang auf eine auswärtige Station empfängt, nämlich: statistische Notizen für seine Regierung zu sammeln und alles zu thun, was in seinen Kräften steht, um die Beziehungen zwischen Ihrer Maj. Unterthanen und den Einwohnern des betreffenden fremden Staats so gut als möglich zu stellen. Eine weitere Beschuldigung ist, wir hätten keinen Gerichtshof für brittische Unterthanen in China errichtet. Ich gebe die Beschuldigung denen zurück, die sie erhoben. Hätten ehrenwerthe Herren gegenüber den zweiten Geheimenrathsbefehl von 1833 aufmerksam gelesen, so würden sie gefunden haben, daß die Regierung für die gegenüber so sehr urgirte Criminal - und Admiralitäts-Jurisdiction in China allerdings Sorge getragen hat. Dieser unser Gerichtshof in Canton hat erst unlängst ein sehr erhebliches Lebenszeichen gegeben durch einen Proceß, dessen Entscheid ich an die Gesetzesbeamten der Krone zu verweisen mich verpflichtet fühlte, so daß also die ganze lange Argumentation über diesen Punkt als nichtig zu Boden fällt. “ (Beifallsruf der Ministeriellen.) Nach einer ausführlichen Erörterung dieses Punktes kam Lord Palmerston auf die von den Conservativen so oft angezogene Denkschrift des Herzogs v. Wellington zu sprechen und suchte nachzuweisen, daß alle wesentlichen Empfehlungen derselben wirklich in Ausführung gekommen seyen. Der von dem edlen Herzog beanstandete Aufenthalt des Oberaufsehers in der Stadt Canton, fügte er bei, habe bei den Chinesen selbst keinen Anstoß gegeben; was aber die Anwesenheit brittischer Kriegsschiffe in den chinesischen Gewässern betreffe, die der edle Herzog anempfohlen, so habe Capitän Elliot eine solche Maaßregel, weil sie die Eifersucht der Chinesen reizen würde, was doch Wellington gerade vermieden wünschte, wiederholt widerrathen, mit dem Bemerken, das Beste würde seyn, nur von Zeit zu Zeit den Chinesen ein brittisches Kriegsschiff zu zeigen, was denn auch geschehen.
(Beschluß folgt.)
Die Herzogin Ida von Sachsen-Weimar ist von Rotterdam zum Besuch bei der Königin-Wittwe Adelheid im Marlborough-House eingetroffen.
Der Handelsminister Hr. Labouchere feierte am 10 April seine Vermählung mit Frances, der jüngsten Tochter von Sir Thomas Baring, Baronet.
Der Globe widerspricht der Angabe des M. Herald, daß Lord Brougham an Lord Abingers Stelle auf die Richterbank befördert werden solle. Das Toryblatt hatte beigefügt, diese Anstellung des rechtsgelehrten Lords erkläre einigermaßen seine lange Abwesenheit von der Arena, auf welcher seine gladiatorische Geschicklichkeit den Ministern so viel zu schaffen gemacht habe. Die Times enthielt unlängst – vermuthlich als Palinodie gegen ihren lobenden Nekrolog auf den fälschlich todt gesagten edlen Lord – eine durch mehrere Nummern laufende Recension der von Lord Brougham neuerlich besorgten Ausgabe und Uebersetzung von Demosthenes 'Rede pro corona mit Noten. Etwas Derberes als diese Recension ist wohl seit langer Zeit nicht geschrieben worden.
In der Pairskammersitzung vom 14 März nahm nach der Rede des Hrn. Thiers, deren wesentlichen Inhalt wir gestern gegeben, Hr. Villemain das Wort. Er lobte den Bericht der Commission bei Vorlegung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds; die darin herrschende Sprache, sagte er, sey klug und redlich, dennoch hätte er gewünscht, daß ein solches Programm nicht nothwendig gewesen wäre, denn das Wort „ parlamentarische Regierung “erschrecke ihn keineswegs, wie einige seiner Freunde. Er gebe zu, daß dieses Wort eine glückliche Variation der frühern Bezeichnung „ repräsentative Regierung “sey, er wolle es sogar für einen Fortschritt anerkennen (Gelächter); aber dann müsse die Regierung auch eine wirklich parlamentarische seyn, sonst könnte man leicht die magische Gewalt jenes Wortes nur gebrauchen, sich der Dictatur zu bemächtigen. Die Erklärung des Worts „ parlamentarisch, “wie Hr. Thiers sie gegeben, scheine ihm nicht hinreichend. Eine parlamentarische Regierung sey eine solche, welche unter dem hohen Einfluß der königlichen Prärogative den Sieg der Meinungen sichere, durch welche sie zur Gewalt gekommen. Das gegenwärtige Ministerium aber sey keineswegs durch den Sieg eines Princips ans Ruder gelangt; denn die Verwerfung des Dotationsgesetzes sey nur ein Act parlamentarischer Strategie gewesen. Der Redner tadelte die Drohung des Hrn. Thiers gegen alle Beamte, welche in den Geist, den das Cabinet vorherrschend zu machen suche, nicht eindringen würden. Mit solchen Doctrinen beschleunige man nur die Wahlreform. Der Redner führte das Beispiel Casimir Periers an, der nie einen Beamten wegen politischer Meinungsverschiedenheit abgesetzt habe. Auf die Wahlreform übergehend, mißbilligte Hr. Villemain, daß der Conseilpräsident nicht entschieden genug diese Frage zurückgewiesen habe. Hr. Thiers erklärte in seiner Antwort, er wolle die von dem vorhergehenden Cabinet nach außen befolgte Politik nicht mehr zur Sprache bringen, obwohl man ihn dazu aufgefordert habe. Hr. Villemain habe dem gegenwärtigen Ministerium vorgeworfen, daß es nicht in Folge einer großen und feierlichen Discussion ans Ruder gekommen, aber daran seyen nur seine Vorgänger Schuld gewesen. (Hr. Villemain unterbrechend: „ Es war auch euere Schuld. “ Gelächter.) Wenn das letzte Ministerium glaube, fuhr Hr. Thiers fort, die Majorität nicht verloren zu haben, so sey er bereit, sich zurückzuziehen und ihm das Staatsruder wieder abzutreten. Er habe den König gebeten, das Cabinet vom 12 Mai, im Fall es die Verwerfung des Dotationsgesetzes für keine hinreichend ernste Manifestation der Kammer halte, zu einer Erneuerung der Probe aufzufordern. Nicht seine Schuld sey es daher gewesen, wenn jene Manifestation für hinreichend gehalten worden. Das Programm des gegenwärtigen Ministeriums sey allerdings dasselbe, wie das des vorhergehenden Cabinets; allein die Anwendungen desselben werden etwas verschieden seyn; das jetzige Ministerium werde sein Wort so halten, daß ihm die Majorität beider Kammern etwas länger bleiben dürfte.
* In der Pairskammersitzung vom 15 April war der Zudrang zu den Galerien so groß als am vorigen Tage. Man bemerkte besonders viele Deputirte. Nach einer Rede des Hrn. Boissy für die geheimen Fonds suchte Hr. Merilhou zu beweisen, daß die gestrige Rede des Hrn. Thiers dem Bericht des0884 Hrn. v. Broglie ein Dementi gebe. Ueberhaupt wisse der Hr. Conseilpräsident die Schwierigkeiten mehr zu umgehen als zu lösen; vor der Commission habe er ganz anders gesprochen, als vor der vollen Kammer. (Murren.) Er gibt einige Stellen zur Vergleichung, und stellt dann auch „ die alten und die neuen Theorien “des Hrn. Conseilpräsidenten gegen einander. Seit drei Jahren verkündigten die Freunde des Hrn. Thiers das Kommen des neuen Messias. Er schildert den glänzenden Kampf, den Thiers in der Opposition gekämpft, um zur Gewalt zu gelangen. Jetzt aber, wenn er ein Vertrauensvotum verlange, müsse man wissen, was er weiter wolle. Noch sey darüber keine klare Erläuterung gegeben, und bei dem schweren Widerspruch, in welchem die Antecedentien des Hrn. Thiers untereinander liegen, könne doch aus ihnen kein Motiv des Vertrauens erwachsen. Die Rolle des Versöhners sey gar schön, aber schwerlich tauge sie für einen Vorkämpfer der Parteien. Ein Ministerium, aus Einer Partei hervorgegangen, erscheine als Sieger über die andern, nicht als ihr Versöhner. Bald werde es durch die Gewalt der Dinge sich gezwungen sehen, eine allgemeine Wahl anzuordnen, eine Maaßregel, deren Gefahren der Redner mit den grellesten Farben malt. Hr. Cousin, Minister des öffentlichen Unterrichts, besteigt nach Hrn. Merilhou die Tribune. Er erinnert den jetzt so conservativ gesinnten Pair (der einst in der Deputirtenkammer zu den liberalsten Sprechern gehört hatte), wie gehässig es wäre, nach allen Seiten eine solche Antecedentienpolemik anzuknüpfen, besonders mit jener listigen Gewandtheit des Ausdrucks, die Hr. Merilhou mit weit mehr Recht sich selbst als dem neuen Conseilpräsidenten hätte zuschreiben sollen. Hr. Merilhou habe sich bemüht, das Cabinet von seinem Präsidenten zu trennen; die Mitglieder dieses Cabinets wiesen aber diese Unterscheidung zurück; sie seyen alle völlig einig und verwerfen das Lob, das man ihnen auf Kosten des Chefs des Ministeriums zuschieben wolle. Man werfe dem Cabinet vor, daß es aus der Opposition hervorgehe; aber woraus anders als aus der Opposition sey das Cabinet Casimir Periers, oder das Ministerium des 12 Mai hervorgegangen? Sey es überhaupt möglich, daß ein wirkliches, politisches Cabinet aus anderer Quelle als den parlamentarischen Kämpfen entspringe? Wären die Parteien in so bitterer Aufregung gegen einander, wie Hr. Merilhou sie geschildert, so wäre die Amnestie eine unsinnige Maaßregel gewesen, während seit drei Jahren die Minister eine immer beträchtlichere Verminderung der geheimen Fonds vorschlagen, als Zeichen der immer größern Beruhigung der Gemüther. Das Cabinet werde es sich, statt zum Vergehen, vielmehr zum Ruhme anrechnen, unter Einer Fahne Männer zu vereinen, die sich bisher entgegen gestanden. Es gebe keine vollkommene Unverrückbarkeit der Meinungen. Man finde Beispiele, daß Männer auf der äußersten Linken gestanden, und stufenweise zu den gouvernementalen Doctrinen vorgerückt seyen, so daß sie sich zuletzt an der Spitze der Conservativen befunden hätten. Der wahre Staatsmann thue jeden Tag, was der Tag fordere. Als die Parteien in den Straßen aufeinander gestoßen, da hätten er (Cousin) und der Conseilpräsident durch die That gezeigt, welcher Gesinnung sie seyen. Wo aber seyen damals die jetzigen Conservativen gewesen? (Unterbrechung. Reclamationen.) Er verberge sich die Schwierigkeiten der Gegenwart nicht: im Innern die Herstellung des Ansehens der Gewalt, nach außen die Zukunft des Orients – Schwierigkeiten, die das Genie eines Pitt fordern! – (Hr. Viennet ergriff das Wort, als die Post abging.)
(Siècle.) Man versicherte diesen Abend, daß im Laufe des Tags (14) in Paris angekommene Briefe die Nachricht gebracht hätten, daß die Feindseligkeiten zwischen England und dem Königreich beider Sicilien erklärt seyen. Die englische, von Lord Stopford befehligte Flotte hätte den förmlichen Befehl erhalten, die neapolitanischen Schiffe zu capern.
Hr. Thiers fängt an Thätigkeit im auswärtigen Departement zu entwickeln. Er hat an alle Missionen im Auslande Instructionen ergehen lassen, die in Form eines Circulars abgefaßt sind. Diese schreiben den diplomatischen Agenten vor, so viel als möglich Verhandlungen zu vermeiden, wenig zu sprechen, noch weniger zu schreiben, nur zu hören und zu beobachten, und bei großen Vorkommnissen ihn von denselben und ihren Beobachtungen zu unterrichten dann der Direction gewärtig zu seyn, die zu geben er sich beeilen werde, und die genau und mit Nachdruck zu befolgen er ihnen einschärfe. Thiers will dadurch sich erst ordentlich orientiren, und sorgfältig vermeiden, durch Unachtsamkeit oder zu großen Diensteifer der Agenten sich in seinen Bewegungen von vornherein gehemmt oder seine höchst delicate Stellung noch schwieriger gemacht zu sehen. Hat er sich einmal herausgefunden und kennt er alle Tendenzen und Hebel der fremden Mächte genau, dann wird er wohl mehr hervortreten und sich gradatim nach außen bemerkbar machen. So unternehmend er auch sonst ist und so wenig Wesens er aus Schwierigkeiten macht, so hat er doch vor dem Ausland eine gewisse Scheu, weil er nur zu gut weiß, daß von der Art, wie er dasselbe behandeln kann oder darf, die Befestigung seiner Administration vielfach abhängt. Er wird daher nicht exigent seyn, um nicht Besorgnisse zu erregen, die ihm einen großen und zwar den gediegensten Theil der Franzosen so entfremden würden, als sie ihn bei den Mächten schlecht anschreiben müßten. Er wird aber auch, wenn es die Noth erfordert, sehr bestimmt vorgehen, und dem Vorwurf ausweichen, Schwäche in irgend einem Fall gegen das Ausland gezeigt zu haben. Hierauf möchte wohl hauptsächlich der Gang des neuen Conseilpräsidenten in seinen Berührungen mit den fremden Mächten vorerst beruhen.
Außer der in meinem letzten Briefe bezeichneten Stelle des Berichtes des Herzogs v. Broglie in der Pairskammer wird noch eine andere Stelle dieses Documents als bedeutungsvoll betrachtet, die, wonach alle Meinungsverschiedenheit in der Politik der Frankreichs Ruder führenden Personen weggefallen sey. Da Hr. Thiers Einsicht dieses Berichts vor seiner Vorlesung erhalten hatte, so schließt man aus jener Stelle, Hr. Thiers habe sich mit einer hohen Person ganz vereinigt, und werde von nun an einzig nach deren Willen regieren, d. h. das gouvernement personnel fortsetzen. – Ich theile Ihnen hier eine Thatsache mit, von der man mir schon vor fünf bis sechs Tagen gesprochen hatte, von deren Wahrheit ich aber erst heute vollständig vergewissert worden bin. Kürzlich ließ eine hohe Person den Grafen Molé wieder zu sich berufen, und fragte ihn, ob er sein Ministerium bereit habe? Die Antwort war bejahend, jedoch unter der Bedingung, daß sogleich nach dem Eintritt des neuen Cabinets die Kammer aufgelöst werde. Es wurde hierauf bemerkt, die Auflösung müsse bis nach dem Schlusse der Session verschoben werden. Graf Molé erklärte, die Erfahrung lehre, daß eine Auflösung zwischen zwei Sessionen nie dem Ministerium Vortheil bringe; im Fall solche bis dahin verschoben werden solle, könne er sich nicht zur Uebernahme der Geschäfte verstehen. So zerschlugen sich die Unterhandlungen. Hierauf versammelte Graf Molé bei einem Mittagsessen seine politischen Freunde, und äußerte ihnen, wie für den Augenblick nur Geduld nöthig sey; er setzte übrigens hinzu,0885 er habe aus den Vorgängen seit seinem letzten Austritt aus dem Cabinet sich von der Unmöglichkeit überzeugt, worin sich jedes Ministerium befinde, mit dem sogenannten gouvernement personnel auszukommen und zu regieren. Dasselbe sey nur dann haltbar, wenn es im Einklange mit der Deputirtenkammer handle. Dieser Zusatz wurde durch einen der Gäste der hohen Person hinterbracht; seitdem behandelt letztere den Hrn. Thiers mit weit mehr Zuvorkommenheit als früher, woraus man schließt, dieselbe setze in Hrn. Thiers das Vertrauen, er werde es durch seine Gewandtheit dahin bringen, sich die Stimmen einer bedeutenden Majorität in der Deputirtenkammer zu versichern, und so doch das gouvernement personnel zu handhaben. Die beiden vorstehenden Thatsachen lassen allerdings auf eine Sinnesänderung des Hrn. Thiers schließen – vorausgesetzt, daß er beim Eintritt ins Cabinet die Absicht hegte, parlamentarisch und im Sinne der Linken zu regieren. Das Journal des Débats betrachtet diese Sinnesänderung als etwas Ausgemachtes, und gibt dem Hrn. Conseilspräsidenten seine Lobsprüche hierüber; derselbe wäre also der Zustimmung der 163 versichert; wie es ihm mit der Linken ergehen wird, muß die Folge lehren.
Es war vorherzusehen, daß die Verhandlungen der Pairskammer über die geheimen Fonds nur dazu dienen würden, die Schwäche der Schwachen und die Stärke der Starken in helleres Licht zu stellen. Dieß ist immer das Resultat, wenn die Schwachen und Gebrechlichen mit den Athleten ringen. Es sind Leute als Kämpfer aufgetreten, die nicht stehen, andere, die nicht gehen, und noch andere, die nicht sehen konnten. Einer behauptete, auf die Autorität der Presse und des Journal des Débats hin, seit dem Eintritt des gegenwärtigen Ministeriums habe sich die Deputirtenkammer in einen ordentlichen Convent verwandelt. Ein anderer rief dem Ministerium zu, es solle sein Haupt nicht unter das Joch der englischen Allianz beugen. Ein dritter behauptete geradezu: die Allianz mit England sey Frankreichs unwürdig. Hr. Thiers hatte länger als eine Stunde mit der ihm eigenen Klarheit über die Entstehung und Gesinnung, über das System und die Tendenz des Ministeriums gesprochen, und sich offen und ausführlich darüber erklärt, was er unter einem parlamentarischen Ministerium verstehe, nämlich ein aus einer freien Majorität des Parlaments hervorgegangenes, in Folge seiner independenten politischen Meinung zur Gewalt gelangtes, das die Gewalt niederzulegen entschlossen sey, sobald es nicht mehr seiner politischen Ueberzeugung gemäß regieren könne. Nach Beendigung seiner meisterhaften Rede, welcher mehr als ein duzendmal die Kammer – ob sie wollte oder nicht – ihren lauten Beifall bezeugen mußte, trat Hr. Bordeau, ein alter abgenutzter bureaukratischer Minister aus der Restaurationszeit, auf, und fragte: was denn eigentlich Hr. Thiers unter einem parlamentarischen Ministerium verstehe? So umsichtig und nachsichtig, gerecht und billig, klug und bescheiden sich Hr. Thiers in seiner Rede über alle Parteien und Persönlichkeiten ausgesprochen hatte, konnte er doch nicht umhin, diesem Hrn. Bourdeau zu verstehen zu geben, wie er zweifle, ob er mit irgend einem Erfolg sich dazu hergäbe, abermals eine Stunde lang zu wiederholen, was er in der verflossenen Stunde gesagt. Merkwürdig ist dagegen, daß ein Glied der legitimistischen Partei in gleichem Geist wie Hr. Berryer in der andern Kammer – nämlich im nationalen – und wenn nicht mit gleichem, doch mit ausgezeichnetem Erfolg über diese Frage gesprochen hat. Die Tendenz der Rede des Herzogs von Noailles ging dahin, zu beweisen, daß nicht die Allianz mit England, sondern die mit Rußland dem französischen Interesse convenire. Der Herzog stützte sein Argument auf die Verhältnisse des Handels und der Seemacht, und er hat auch ganz recht, daß die Interessen Rußlands und Frankreichs, was die ägyptische Frage und den Handelsweg nach Ostindien betrifft, vollkommen mit einander im Einklang stehen, und denen von England direct entgegen gesetzt sind. Hr. Thiers wußte aber dem Herzog mit der ihm eigenen Sagacität und Bündigkeit darzuthun, daß es sich jetzt noch nicht um die Eroberung und Vertheidigung von Aegypten und den Handelsweg handle; daß England vor der Hand nur dahin strebe, den status quo zu erhalten, was vorerst auch die einzige Absicht Frankreichs seyn müsse; daß Allianzen nicht für ewige Zeiten, sondern wie die zeitweiligen Umstände und Verhältnisse es mit sich brächten, abgeschlossen würden; daß zur Zeit die Interessen und Bestrebungen Frankreichs und Englands in Hinsicht auf das Verfassungsprincip eins und dasselbe seyen; daß man der Allianz dieser beiden Mächte die Aufrechthaltung des Friedens während der verflossenen zehn Jahre zu danken habe; daß sie allein auch künftig, so lange sie daure, Europa den Frieden verbürgen könne, daß er aber keinen Augenblick anstehen würde, diese Allianz zu verlassen und eine andere zu suchen, sobald England den status quo zu verletzen Miene machte. Diese Erklärung schlägt alle Einwendungen, beruhigt alle Gemüther, und dient zugleich England als ein Fingerzeig, wie weit die Freundschaft Frankreichs gegen England geht. Zum Schluß bewies Hr. Villemain hier, wie Hr. Lamartine im Unterhaus, wie sehr die Leidenschaft auch die größten Talente stupidisirt.
In einem Schreiben des Commerce aus Neapel vom 5 April wird die schlagfertige neapolitanische Seemacht wohl sehr übertrieben auf 47 Kriegsschiffe, worunter 12 Linienschiffe und 15 Fregatten, angegeben. In demselben Schreiben heißt es: „ Die Intervention des ganzen diplomatischen Corps wird die Ausführung der Drohungen des Hrn. Temple wohl verhindern. Namentlich haben die Gesandten Oesterreichs und Rußlands im Namen ihrer Regierungen erklärt, daß sie, bei ihrer Verpflichtung den Handel der Unterthanen ihrer Regierungen zu schützen, nicht dulden würden, daß England die neapolitanischen Häfen um einer so geringfügigen Ursache willen blokire. Die Sprache dieser beiden Gesandten verletzte besonders die Eitelkeit des Hrn. Temple, welcher aus sehr schlecht angebrachtem Nationalstolz sich fortwährend das Ansehen gibt, als habe Großbritannien nicht nöthig, auf den Rath der übrigen Mächte zu hören. “
Nach den letzten Meldungen aus Neapel war der Stand der Schwefelmonopols-Angelegenheit äußerst besorgnißerregend. Hr. Temple hatte an Admiral Stopford die lakonische Zuschrift geschickt: „ Da alle Unterhandlungen mit dem königl. Hofe zu Neapel zu keinem Resultat geführt hätten, so sey die Reihe an ihm, seinen Instructionen gemäß zu handeln. “ Man ist hier bange, welche Ausdehnung die ohne Zweifel eintretenden Zwangsmaaßregeln erhalten und wünscht sehnlich, daß der König von Neapel nachgebe und sich mit der englischen Regierung in Güte verständige.
Aus Neapel erfahren wir, daß der bei der dortigen großbritannischen Gesandtschaft angestellte Secretär, John Kennedy, von London aus seinen Abschied von diesem Posten erhalten. Er wird beschuldigt, gleich zu Anfang des Schwefelmonopols, in Abwesenheit des Gesandten, nicht energisch genug im Interesse von England gehandelt zu haben. Ferner will man hier Nachricht haben, es sey bereits von Malta aus eine Abtheilung der englischen Flotte ausgelaufen, um auf0886 neapolitanische Schiffe Jagd zu machen. – Wie man nun als ganz bestimmt versichert, wird auf den 27 d. M. ein Consistorium zusammenberufen, in welchem eine bedeutende Zahl von Erzbischöfen und Bischöfen creirt werden dürfte. Man sagt, für Frankreich allein sollen zehn Bischöfe ernannt werden, wenn ihr Proceß bis dahin beendet seyn kann. Zu dem Fest von St. Peter erwartet man eine Promotion von sieben Prälaten zu Cardinälen. – Die vom Kaiser von Oesterreich ausgedehnte Amnestie ohne Ausnahme für diejenigen seiner italienischen Unterthanen, welche im Jahr 1831 durch politische Vergehen sich gegen den Staat compromittirten und die im vorigen Jahre von diesem Gnadenact noch ausgeschlossen blieben, hat bei den vielen sich hier aufhaltenden Lombarden die freudigste Sensation hervor gebracht, und wird gewiß nirgends ihre wohlthätige Wirkung verfehlen.
* Aus Rom d. d. 7 April erhalten wir, im portugiesischen Original, folgendes in den dortigen diplomatischen Kreisen verbreitetes Circular zugesendet: „ Der König mein Herr, benachrichtigt von dem sehr unangenehmen Eindruck, den ein Artikel der Allg. Zeitung von Augsburg d. d. letzten März d. J. bei einigen seiner treuen Unterthanen hervorgebracht, hat mir befohlen zu erklären, daß Alles, was in jenem Artikel in Bezug auf eine erträumte (sonhada) Absicht oder Geneigtheit Sr. allergetreuesten Maj. enthalten, seinen Ansprüchen *)*)Die Allg. Zeitung sagt Ansprüche (pertençoens), aber wir werden immer sagen: unbestreitbare Rechte auf den Thron von Portugal. (Anm. des Circulars.) auf den portugiesischen Thron zu entsagen oder darauf zu verzichten, und für Geld das hinzuopfern, was sein ist durch die Fundamentalverfassung des Reichs und durch das allgemeine Votum seiner Völker, offenbar falsch und zu Zwecken erdichtet ist, die nur demjenigen entgehen, der den Revolutionsgeist unserer Tage nicht kennt. Se. Maj. wünscht, daß so bald und an so vielen Orten als möglich diese feierliche Erklärung bekannt gemacht und gedruckt werde, welche, falls es die Umstände erheischen, verstärkt werden wird durch eine neue Protestation, niemals abzudanken, selbst nicht (nem ainda) in dem äußersten Falle, daß dieses seinen Grundsätzen der Ehre und der Dankbarkeit gegen seine getreuen Unterthanen so widersprechende Auskunftsmittel nothwendig, ja unvermeidlich scheinen sollte. Gegeben aus der dermaligen Residenz Sr. allergetreuesten Maj. am 27 März 1840. Fr. Fortunato, Erzbischof von Evora. “
Die zweite Kammer schritt heute zur Berathung des XXIsten Tit. des Strafgesetzesentwurfs, „ von dem Zweikampf. “ Welcker sprach in einer dreiviertelstunden langen Rede für eine milde Behandlung des Duells. Dasselbe beruhe zwar auf einem Vorurtheil, aber die Gesetzgebungen dagegen beruhten ebenfalls auf Vorurtheilen. Wenn Fox und Pitt, Wellington und Peel das Duell nicht verschmähten, so müsse in diesem Verbrechen etwas Eigenthümliches liegen. Der Zweck des Duells sey nicht: morden oder verletzen, sondern die Rettung der Ehre, um die man auch das Leben in die Schanze schlage. Es sey nicht rechtverletzend und keine Gewaltthat gegen den Andern, auch nicht unsittlich, es bleibe also nur ein staatspolizeilicher Gesichtspunkt seiner Strafbarkeit. Dasselbe habe auch seine guten Seiten. Es befördere die Ausbildung der Männlichkeit und des hohen männlichen Muthes. Diese Ausbildung gebe dem Heer ein Uebergewicht, und es bewirke, daß die Streitigkeiten, zumal unter den jüngeren Leuten, einen weniger verletzenden Charakter annehmen, es trete an die Stelle roher körperlichen Mißhandlungen. Merk Mördes und Schaaff sprachen in ähnlicher Richtung, Christ, Sander und v. Rotteck aber in entgegengesetzter, Christ bezeichnete die Duelle als die Raufhändel der höhern Stände. v. Rotteck, welcher bei den Ehrenkränkungen gegen die Zulassung des Beweises der Wahrheit kämpfte, aber unterlag, erneuerte jenen Streit damit, daß er auf die Behauptung: der Beleidigte sey in den Fällen des §. 263 wegen Zulassung des Beweises der Wahrheit schutzlos, den Antrag gründete, für ihn in solchen Fällen eine Strafmilderung eintreten zu lassen. Der Antrag wurde abgelehnt. – Der §. 290 bedroht die Duellanten mit Kreisgefängniß oder Arbeitshaus bis zu zwei Jahren, im Fall der Tödtung oder einer der im §. 203 Nro. 1-3 bezeichneten sehr schweren Verletzungen unbedingt mit Arbeitshaus. Auf Litschgi's Antrag wurde die letztere Drohung auf den Urheber der schweren Verletzung beschränkt. Nach §. 290 a. gilt das Verbrechen für vollendet, sobald ein Theil gegen den andern von den zum Kampfe bestimmten Waffen Gebrauch gemacht hat, und nach §. 290 b. wird es als Versuch bestraft, wenn die Betheiligten an der Ausführung des Kampfes gehindert wurden, nachdem sie sich bereits an dem dazu bestimmten Orte eingefunden hatten. Welcker wollte den Versuch gar nicht bestrafen, wogegen Weller den Herausforderer schon wegen Versuchs bestrafen wollte, wenn derselbe nach angetragener Versöhnung die Herausforderung nicht zurücknimmt. Dem Antrag Welckers widersetzten sich insbesondere die Regierungscommissäre. Geh. Rath Duttlinger erklärte es für unstatthaft, daß die Behörde, wenn sie die Duellanten auf dem Kampfplatz überrasche, nicht anders gegen sie einschreiten könnte, als daß sie dieselben fortweisen, und ihnen überlassen müßte, des andern Tags an einem andern Orte mit mehr Vorsicht gegen eine neue Ueberraschung das Duell zu vollziehen. Baumgärtner: auch bei Erkennung einer Versuchsstrafe werde die spätere Vollziehung des Duells nicht gehindert. Staatsrath Jolly: eine solche Strafe kühle regelmäßig einigermaßen ab. Welckers und Wellers Anträge wurden verworfen.
Am 13 April wurde dem König in Gegenwart des Kronprinzen, der Prinzen von Solms, der Minister, Hofchargen etc. die Adresse der Stände überreicht, worin sie für die Vorlage des neuen Verfassungsentwurfs danken. Der König erwiederte: „ Meine Herren Stände! Ich danke Ihnen für die Adresse, die Sie Mir überreicht haben, und es ist Mir diese Adresse ein wahrer Trost, denn sie ist Mir ein Beweis, daß die Stände zu Werke gehen wollen, um das Ziel zu erreichen, auf das die Wünsche jedes braven Hannoveraners gerichtet sind. Nach Ihrer Versicherung bin Ich fest überzeugt, Sie werden keine Zeit verlieren, keine Mühe sparen, dieses Geschäft zu vollenden. Ich kann mit Wahrheit versichern, es ist kein Capitel, kein Satz, keine Sentenz in dem Werke, die nicht genau geprüft und examinirt ist. Denn Sie müssen wissen, Ich bin nicht völlig kundig der deutschen Sprache. Darum muß Ich Alles genau prüfen und verstehen, um Meinen Namen darunter schreiben zu können. Sie kennen Mich, Ich bin ein Mann von Wort. Was Ich sage und verspreche, halte Ich. Ich kann versichern, Ich habe nur den Einen Gedanken, das Glück und die Wohlfahrt des Landes, und nie einen andern gehabt. Sie kennen die Treue der Hannoveraner. Ich habe dem Lande stets volles Zutrauen geschenkt. Leider gibt es allenthalben einige Schlechte; die Masse aber ist gut und redlich. Ich fühle als einen Stein vom Herzen, zu hören das, was Sie Mir sagen. Ich bin nunmehr gewiß, wir kommen zum Ziele. “
(Hannov. Z.)
0887In der Pensionirung der Wittwen königlicher Beamten fand bisher eine große Unbestimmtheit und viele Willkür statt. Zur Regulirung dieser Verhältnisse hat der König eine Commission niedergesetzt, deren Arbeiten hoffentlich zur Beruhigung des Beamtenstandes führen werden. – Der geheime Staatsminister und Präsident der dänischen Kanzlei, Stemann, ist zum Vicekanzler, der Generalmajor Graf Harthausen zum Marschall, der Kammerherr Obrist v. Bardenfleth zum Schatzmeister und der Graf v. Moltke zum Secretär des königlichen Ordenscapitels ernannt worden. – Zwei Processe gegen die Kjöbenhavnspost wurden in diesen Tagen durch das Hof - und Stadtgericht entschieden: der erste hatte die vollständige Freisprechung des verantwortlichen Redacteurs zur Folge, der zweite hingegen führte zu einer Verurtheilung in eine Buße von 100 Rbthlr. und einjähriger Censur. Dieser letzte Umstand wird eine Veränderung des verantwortlichen Redacteurs veranlassen, der übrigens nur als Blitzableiter der eigentlichen Redaction dient. Die Tendenz des Blattes wird sich daher nicht verändern, was dasselbe auch bereits ausgesprochen hat.
Der Russische Invalide enthält folgende Nachrichten über das Truppendetaschement der Chiwa'schen Expedition, wodurch unsere neuliche Meldung, daß die Expedition an der Emba stehen geblieben, bestätigt wird. „ Aus früher mitgetheilten Nachrichten ist bekannt, daß das Truppen-Detaschement der Chiwa'schen Expedition sich bei seinen Vorräthen bei der Befestigung an der Emba concentriren sollte. Jetzt berichtet der Generaladjutant Perowsky, daß die Truppen des Detaschements am 18 Febr. (1 März) diese Befestigung glücklich erreicht und längs der Emba in den an Viehfutter und Brennmaterial reicheren Gegenden ein Lager bezogen hatten. Auf diesem Marsche hat das Detaschement noch einige furchtbare Steppenstürme (Burane) zu erdulden gehabt, und überhaupt hat die Kälte nicht nachgelassen; dieselbe stieg bisweilen bei starkem Winde bis über 25 Grad. Der Gesundheitszustand im Detaschement ist im Ganzen befriedigend; der Feind hat sich wie bisher nicht gezeigt, und man hat sogar keine Gerüchte über denselben. “
Berichten aus St. Petersburg zufolge erwartet man daselbst den mit dem Oberbefehl der gegen Chiwa beabsichtigten Expedition betraut gewesenen General Perowsky. Man ist auf dessen Ankunft gespannt, da man durch die Art seines Empfangs eine Entscheidung der vielseitig bestrittenen Behauptung, daß Perowsky zu dem Unternehmen selbst gerathen und das Gelingen außer Zweifel gestellt habe, zu erhalten hofft. Andererseits wird nämlich versichert, daß Perowsky auf ausdrücklichen allerhöchsten Befehl dazu beordert worden sey, und daß sowohl er, als die Mehrheit des darüber gehaltenen Kriegsconseils die Möglichkeit eines Mißlingens im voraus in Aussicht gestellt habe. Die Richtigkeit dieser oder jener Behauptung soll nun der mehr oder minder gute Empfang des Generals in St. Petersburg erweisen. Indessen gesetzt auch, die erste Behauptung wäre die richtige, so ist doch kaum denkbar, daß der großmüthige Kaiser dem General die Ungunst der Elemente zur Schuld rechnen werde. Perowsky hatte ganz richtig auf den Anschluß der Kirgisenstämme gerechnet, und hierauf vorzüglich seine Zuversicht gebaut; daß er sich darin nicht geirrt, hat die Folge gelehrt; allein das Ungestüm des ungewöhnlichen Winters zu bekämpfen, gab es kein Mittel. Die ersten Bedingungen des Gelingens: die Transportthiere erlagen den Strapatzen, jeder derartige Verlust ward empfindlich, und seine Größe machte endlich jeden Fortschritt unmöglich. Man rechnet, daß von den 8000 Kamelen, welche der Expedition angehörten, nahezu die Hälfte zu Grund gegangen ist. Der Verlust an Mannschaft soll dagegen nicht bedeutend seyn. – Daß Ihre Maj. die Kaiserin im nächsten Monat Deutschland besuchen wird, scheint nun ganz bestimmt zu seyn.
Die bevorstehenden Osterfeiertage veranlassen in dem Drange der Geschäfte des ungarischen Landtags eine empfindliche Unterbrechung; der Primas von Ungarn hat die von ihren Sitzen nicht zu sehr entfernten Bischöfe aufgefordert, nach ihren Sprengeln zurückzukehren, um das Osterfest mit gewohnter Feier zu begehen. In Betracht dieser Unterbrechung und der Last der noch unerledigten Geschäfte tritt das Bedürfniß einer Prolongation des Landtags immer klarer hervor, und man hält eine solche nun, trotz der bereits sichtbaren Voranstalten zum Schlusse des Landtags, schon nicht mehr für unwahrscheinlich, glaubt aber, daß die dießfällige kön. Gewährung jedenfalls erst in einer der letzten Sitzungen publicirt werden wird. Der Schluß des Landtags wird wahrscheinlich von Sr. Maj. dem Kaiser und König in Person vollzogen werden. – Die früher verbreitet gewesene Angabe, daß Se. Maj. der Kaiser einen Besuch in Ofen beabsichtige, und einen Theil des Sommers daselbst zuzubringen gedenke, ist ungegründet und scheint bloß dem Umstande seine Entstehung zu verdanken, daß das Innere der Königsburg zu Ofen während der gegenwärtigen Abwesenheit des Erzherzogs Palatinus theilweise renovirt wird. – Der Gesundheitszustand dieser Hauptstadt hat sich in den letzten Tagen ziemlich gebessert. Der Krankenstand im allgemeinen Krankenhause ist geschmolzen und bis gestern auf die Zahl von 2565 herabgekommen.
Der ungarische Reichstag hat das Budget von vier Millionen Conventionsmünze bewilligt und hiermit die letzte der wichtigern Propositionen des Königs erledigt.
Gegen Ihren mit * bezeichneten Wiener Correspondenten, der mich in Nr. 97 der Allg. Ztg. einer gänzlichen „ Unkenntniß der Sachlage “(hinsichtlich der ungarischen Landtagsverhandlungen) beschuldigt, kann ich nicht umhin, einige Worte der Erwiederung zu entsenden. Ich habe in meinem letzten Schreiben vom 21 v. M. mit Recht gemeldet, daß die Emancipation der Juden bis dahin nur in der Ständetafel vorgekommen sey, und bezweifelt, daß die Magnatentafel den Beschluß der Stände: die Juden den Nichtadeligen vollkommen gleich zu stellen (was der ausgedehntesten Emancipation wie in Frankreich, Belgien und Amerika ganz gleich käme) annehmen werde. Die Sache kam am 31 März, also zehn Tage nach meinem Berichte, vor die Magnatentafel, und diese hat nun wirklich das Gleichstellungsprincip der Ständetafel verworfen, wie dieß jetzt in allen ungarischen Blättern zu lesen ist. Wohl sind den Juden erhebliche materielle Begünstigungen zugestanden worden, aber die Gleichstellung mit den Christen, das Staatsbürgerrecht, die Capacität zu Würden und Aemtern, die Adelsbefähigung, was Alles die Stände bewilligten, wurde von den Magnaten verweigert. Selbst aber wenn die von diesen ertheilten Concessionen auch Gesetzeskraft erhielten, so hätten die Juden in Ungarn noch immer nicht alle die Vortheile, die jene in England besitzen (in England dürfen sie an den Wahlen theilnehmen),0888 und dennoch sehen die Juden in England ihrer Emancipation noch entgegen. Allerdings sagt die ungarische Magnatentafel in der Motivirung ihres Beschlusses, „ daß zur Förderung dieses preiswürdigen Zweckes nur eine sorgsame, stufenweise Entwickelung die rathsamsten und durchgreifendsten Mittel liefert, und so erachtet sie es gegenwärtig noch nicht für wünschenswerth, so ausgedehnte Verfügungen zu treffen, wie selbe die Ständetafel in Vortrag stellte, sondern für dießmal nur zu verfügen etc. “ Wenn nun Ihr Wiener Correspondent sagt, daß in der Sitzung der Magnatentafel vom 31 März „ diese Frage, auf den Grund des dießfallsigen Beschlusses der Ständetafel, abermals (?) zur Berathung kam, und daß erstere dem Beschlusse der Stände in seiner vollen Ausdehnung mit Stimmenmehrheit förmlich beigetreten ist, so frage ich, wer, ich a priori oder der Wiener Correspondent a posteriori genauer von der „ Sachlage “unterrichtet war? Uebrigens ist die Sache bis heute noch nicht reif zur königl. Sanction, da sie vorher, weil beide Tafeln nicht einig darüber sind, noch einmal, vielleicht noch mehreremal Gegenstand der Verhandlungen werden wird. – Eine andere noch wichtigere Angelegenheit beschäftigt jetzt den ungarischen Landtag, nämlich die Einführung der Gewerbe - und Handelsfreiheit und die damit bedingte Aufhebung des Zunft - und Innungswesens in Ungarn. Die Ständetafel hat den betreffenden Gesetzesentwurf bereits angenommen, und man erwartet mit Ungeduld den Beschluß der Magnatentafel. Alle Verständigen würden sich freuen, wenn endlich einmal den verderblichen Einflüssen der Zünfte, die in Ungarn mit allen ihren Mißbräuchen noch Bestand haben, ein Ziel gesetzt würde. Indessen hat dieser Gegenstand unter den Bürgern der königlichen Freistädte einen panischen Schrecken verbreitet, und es werden ihrerseits Sessionen über Sessionen gehalten und Deputationen angeordnet, um bei Sr. Majestät dem Kaiser bittlich dagegen einzuschreiten. Auch von hier aus geht eine ähnliche Deputation ab, die zugleich gegen die den Juden zu bewilligenden Concessionen wirken soll. – Es herrscht jetzt hier große Thätigkeit, um den im lombardisch-venetianischen Königreich durch Ueberschwemmung Verunglückten namhafte Hülfe zu leisten. Es wirkt hierin außer der Wohlthätigkeit auch die Dankbarkeit mit, da uns bei dem vor zwei Jahren getroffenen gleichen Unglück aus jenem Lande, nächst Wien, die bedeutendsten Unterstützungsgelder zugeflossen. Außer den vielen Sammlungen, die hier auf mancherlei Art zu diesem Zwecke veranstaltet wurden, wird morgen im deutschen Theater bei bedeutend erhöhten Eintrittspreisen Haydn's „ Schöpfung “gegeben werden. Man ist einer Einnahme von mehrern tausend Gulden gewärtig. Ueber 500 Personen werden bei dem Tonwerke mitwirken.
Die neueste Nummer der türkischen Zeitung enthält eine vom Pforten-Conseil in Folge des neulichen großherrlichen Hattischeriffs an den Sultan gerichtete interessante Adresse, welche Vorschläge zu weiterer Ausführung des Hattischeriffs von Gülhane enthält, so wie die großherrliche Antwort hierauf, welche folgendermaßen lautet: „ Ich habe von der mir vom obersten Pforten-Conseil überreichten Adresse Kenntniß genommen und gebe demselben meine hohe Zufriedenheit mit den bei Einführung der einzig und allein auf Wiederbelebung meines Reichs abzielenden Reformen neuerdings gegebenen Beweisen von Eifer und Ergebenheit mit Vergnügen zu erkennen. – Da es höchst nothwendig ist, die Provinzen fortwährend zu überwachen, meine treuen Diener in denselben zu belohnen und die Strafbaren zur Verantwortung zu ziehen, hat das Conseil sehr wohl gethan, diese Angelegenheit zum Gegenstand seiner Berathung zu machen. – Ich hoffe daß die in Vorschlag gebrachten höchst wichtigen Maaßregeln in Bezug auf die Festsetzung der Militärdienstzeit sich als das allgemeine Beste fördernd bewähren werden. Ich habe beschlossen am Anfange jeden Jahrs, so Gott will, feierlichst das Conseil zu besuchen, um demselben meine Zufriedenheit mit den beendigten, oder meine Willensmeinung über die noch vorzunehmenden Arbeiten zu erkennen zu geben. So helfe uns Gott allen zur Ausführung des Guten. “– Ferner enthält genannte Zeitung einen Artikel über die Sendung Schekib Effendi's nach London, worin gesagt wird, daß der Sultan denselben bestimmt habe, Ihrer Maj. der Königin die Glückwünsche Sr. Hoh. zu überbringen und zur Besorgung der politischen Angelegenheiten alldort fortwährend seinen Aufenthalt zu nehmen.
(Fortsetzung.)
James Hutton. Leopold v. Buch.
Zu gleicher Zeit, da Werner nach dem Charakter des neptunisch gebildeten Erzgebirges das Modell der ganzen Erdrinde entwarf, kam ein anderer Forscher in einem Lande, das die auffallendsten Spuren alter vulcanischer Zerrüttung zeigt, auf ganz entgegengesetzte Vorstellungen. James Hutton richtete besondere Aufmerksamkeit auf eine Erscheinung, welche in seinem Vaterland Schottland sich überall in auffallender Weise wiederholt, auf die Thatsache, daß die sogenannten abnormen, ungeschichteten Gebirgsarten, die Werner, wie wir gesehen, für Gebilde des Wassers erklärte, die man aber häufig vor und nach ihm für alte vulcanische Producte gehalten, daß Granite, Grünsteine, Porphyre, Basalte vielfältig Gänge und Spalten im geschichteten Gebirg ausfüllen. Er erkannte, daß dabei die durchsetzten Gebirgsschichten immer verrückt oder zerrissen erscheinen, und er sah einen materiellen Beweis für den ursprünglich feurig flüssigen Zustand jener eingeschobenen Massen darin, daß sehr oft die Ränder der anstoßenden Schichten wie durch Anschmelzung chemisch und mechanisch verändert sind. Er sprach es diesemnach zuerst aus, daß jene abnormen Gesteine im Zustand der Schmelzung durch Spalten der Erdrinde aufgetrieben worden und sich häufig über die Oberfläche ergossen haben, wo sie sofort von spätern Bildungen des Wassers wieder bedeckt wurden, so daß sie häufig auch horizontal zwischen den Schichten eingeschoben erscheinen – ein Verhältniß, das in der Werner'schen Theorie eines der peinigendsten Räthsel war, weil hiebei das in der Voraussetzung am frühesten Gebildete, Granit u. s. w., mit den Bildungen späterer, oft sehr neuer Zeit gleichförmig wechselte. Dieser Satz Huttons, in der neuesten Zeit von der Beobachtung zur Evidenz erhoben, ist ein Hauptgrundpfeiler der neueren Theorie geworden. Nicht weniger erkannte aber Hutton auch die gleich wichtige Naturwahrheit, daß alle deutlich geschichteten Gebirgsarten nach und nach, im Ablauf der Zeiten, gebildete Bodensätze des Meeres sind. Er behauptete, die ursprünglich im Schooße der Meeres ruhig und wagerecht gebildeten Schichten seyen da und dort durch vulcanische Wirkungen von unten auf verrückt, verbogen, zerrissen, aufgehoben worden, und alles geschichtete Gebirge des Festlandes bestehe lediglich aus emporgerückten Stücken des alten Meerbodens.
Diese Lehre trug Hutton vor (1795), als eben durch Werners Einfluß ein gerade entgegengesetzter Begriff sich der Geister zu bemächtigen anfing, und ihre Verbreitung blieb daher vorläufig beschränkt. Hutton erkannte auch keineswegs alle Consequenzen seiner Vorstellungsweise, und seine Ansichten waren vielfach zu weit oder zu eng, wie auch Kopernicus von den Distanzen der Himmelskörper noch die mangelhaftesten Begriffe hatte. Hutton ist aber allerdings der Vater der neuern Geologie. Dem Deutschen kann es nicht einfallen, aus patriotischem Eigendünkel die Geschichte der Wissenschaften zu verfälschen oder zu ignoriren; es ist bekannt, daß wir hierin, wie überhaupt, zur Wahrung unserer Rechte eher zu wenig als zu viel thun. Dem Franzosen und dem Engländer ist fremdes überwiegendes Verdienst ein Aergerniß; wenn immer möglich, suchen sie die Erfinder und Entdecker anderer Nationen hinter die ihnen mehr oder weniger entsprechenden einheimischen Geister zurückzuschieben, und die Geschichte jeder Disciplin gleicht, wenn man sie hört, einem Parlament, wo Engländer oder Franzosen als leitende Parteihäupter agiren, durch deren Beredsamkeit Alles durchgeht oder beseitigt wird, während die Fremden nur da sind, um Chorus zu machen. Wir haben im vorliegenden Fall um so weniger nöthig, nach einem früher gebrauchten Gleichniß, Schottland um den Kopernicus der Geologie zu beneiden, da wir in Leopold v. Buch unbestritten den Galilei derselben besitzen. Wenn wir in aller Kürze den Gedankengang dieses einzigen Mannes anzugeben versuchen, so entwerfen wir zugleich eine zwar flüchtige, aber hoffentlich scharfe Skizze der allgemeinsten geologischen Begriffe, wie sie sich im Laufe dieses Jahrhunderts Geltung verschafft.
Im Jahr 1797 trat Leopold v. Buch, als Werners orthodorer Jünger, die weiten Gebirgswanderungen an, welche für die Entwickelung der Geologie so entscheidend geworden sind. Gleich in Italien, noch mehr aber in der Auvergne, wurde er irre am Werner'schen Dogma von der Oberflächlichkeit der Vulcane und der Bildung der Porphyre und Basalte aus Wasser. Er beobachtete in der Auvergne gar deutlich, daß die alten Vulcane aus dem Granit hervorgebrochen, was Werners Annahme geradezu widersprach. Schon hier und in Skandinavien wollte sich dem unermüdeten Forscher gebieterisch die Idee aufdrängen, daß Granite, Porphyre u. s. w. keineswegs seit ihrer Bildung unverrückte Krystalle aus Wasser seyen, sondern im Gegentheil Massen, die einst geschmolzen aus dem Innern der Erde aufgetrieben worden; aber noch schreckte die Pietät gegen den Meister die rebellischen Gedanken zurück. Der Besuch der canarischen Inseln öffnete ihm vollends die Augen über die eigentliche Bedeutung der vulcanischen Thätigkeit für die Bildung der ganzen Erdrinde. Die Thatsachen zwangen ihn zum Ausspruch, daß alle jene Inseln ihrer ganzen Masse nach Schöpfungen der unterirdischen Feuer seyen. Mit dieser festen Erfahrung im Auge recensirte er die geognostischen Beschreibungen seiner Vorgänger, und entwickelte daraus die äußerst fruchtbare Ansicht, daß alle die zahllosen über die großen Meere verstreuten Inseln auf dieselbe Weise entstanden seyen, wie die Canarien. Er bewies dieß namentlich für den ungeheuern Archipelagus der Südsee, und wenn auch der von ihm aufgestellte Begriff von Erhebungskratern, zum Unterschied von Eruptionskratern, zu Debatten Anlaß gab, die noch nicht geschlichtet sind, so bleibt dabei doch das Factum stehen, daß jene Inseln wirklich rein vulcanische Erzeugnisse sind, und nicht etwa, wie die frühere Theorie annehmen mußte, zerstreute Reste eines zertrümmerten und versunkenen Continents. Mit dieser Ansicht hatte nun aber Leop. v. Buch die Elemente gewonnen, um die Erhebung alles Landes über das Meer aus einem und demselben Processe zu begreifen. Er richtete sofort seine Aufmerksamkeit auf die allgemeine geographische Vertheilung der Vulcane, und das gewonnene Resultat führte ihn unmittelbar auf den entscheidenden Gedanken. Es zeigte sich nämlich, daß die Vulcane über die ganze Erde sehr oft in deutlichen Reihen aneinanderliegen, und noch dazu häufig offenbar in gegenseitigem innerem Rapport stehen. Nach seinen bisher gewonnenen Erfahrungen und Begriffen über die Wirkungen der Vulcane und Erdbeben erklärte er sich dieses auffallende Verhältniß aus großen Längespalten in der Erdrinde, durch welche die unterirdischen Kräfte sich den Weg gebahnt. Diese Ketten von Feuerschlünden bezeichnen nun aber nicht selten zugleich die Umrisse der großen Festländer; ferner brechen Vulcane meistens0882 am Fuße höherer Bergketten hervor, welche der allgemeinen Richtung der vulcanischen Linie parallel laufen. Der auffallendste und großartigste Beleg für jenen Satz ist der Kranz von Vulcanen, der auf den Sunda-Inseln, den Molukken und Philippinen den Continent von Hinterindien und China, und weiterhin über Japan, Jesso, die Kurilen und Kamtschatka den ganzen Ostrand von Asien umsäumt. Er setzt durch die vulcanischen Aleuten nach Amerika über, und hier ist die ganze, der großen Südsee zugekehrte Küste des ungeheuern Continents, von Unalaschka bis Feuerland, von einer Reihe großentheils noch thätiger Vulcane eingefaßt. Ebenso deutlich ist an vielen Punkten der Erde der Parallelismus zwischen höhern Gebirgen und den Ketten der Vulcane: als Beispiele können die alten Vulcane im griechischen Archipelagus und das ganze Land Italien gelten. Es lag nun nahe, aus diesem großen Phänomen den Schluß zu ziehen, daß auch die großen Continente und auf ihnen die Bergketten nur durch Zerreißung und Emportreibung des Meeresbodens ihr jetziges Profil über dem Wasser erhalten haben. Die Küstencontouren des Continents bezeichnen die Richtung des Risses im Seeboden, von welchem rückwärts ein ungeheures Stück der Erdrinde emporgeschoben worden. Nur durch diese Spalten an den Rändern konnten die der Masse des emporgehobenen Landes proportionalen unterirdischen Gewalten, namentlich die gepreßten Dämpfe, entweichen, und so entstanden auf diesen Spalten die Ketten feuerspeiender Berge, als Schlote des großen vulcanischen Herds. Im Becken der Südsee aber waren zahllose Risse und Spalten entstanden, und unter diesen Umständen konnten nur verhältnißmäßig kleine Stücke, als Inseln, aber kein zusammenhängender Continent emporgerissen werden.
Mit diesen Vorstellungen wendete sich L. v. Buch zum sorgfältigen Studium des Alpgebirgs, und indem er diesen vielgegliederten gigantischen Damm als eine selbstständige, zusammenhängende Masse faßte, prüfte er die ganze Structur desselben nach dem Begriff der Erhebung, der allermittelst durch eine lange Reihe der scharfsinnigsten Gebirgsforschungen außer Zweifel gesetzt worden war. Hier bestätigte sich ihm nun sogleich die zuerst von Saussure gemachte wichtige Beobachtung, daß nicht nur die Centralkette der Alpen in einer gewissen herrschenden Längenrichtung fortstreiche, sondern daß derselben auch alle Secundärketten parallel laufen, wobei diese beständig ihre steilern Ränder der Hauptkette, die sanfteren den Gränzen der ganzen Gebirgsmasse zukehren. Und dieses Verhältniß wiederholt sich bei allen nur einigermaßen scharf hervortretenden Gebirgszügen über die ganze Erde. – Die Analogie mit den auf Längespalten der Erdrinde hervorgetretenen Vulcanen lag nun aber auf der Hand. Es war ermittelt, daß die Centralketten fast immer aus ungeschichtetem, plutonischem Gestein, vorherrschend aus Granit, bestehen, und daß diese bei ihrem Aufsteigen die ursprünglich horizontalen Flötze zersprengt, auseinandergerissen und sich in die Spalten derselben eingedrängt haben. Die Längenrichtung des Gebirgs entspricht offenbar der Spalte, aus der jene Gesteine bei Erhebung des Gebirgs hervorgebrochen, und die beiderseits der Centralkette steil und widersinnig zugekehrten Abhänge der Secundärketten können nichts Anderes seyn, als die gewaltsam auseinandergedrängten, weit klaffenden Ränder des Risses, aus dem die Centralkette sich erhoben. Als nun aber diese Ränder von der sich auftreibenden geschmolzenen Masse auseinandergedrängt wurden, mußte nothwendig der seitliche Druck, den die aufgerichteten und seitwärts zurückgeschobenen Schichten der Secundärketten auf die mit ihnen zusammenhängenden Schichtenmassen ausübten, zahlreiche, der Hauptspalte parallel laufende Secundärspalten erzeugen. Dort wiederholten sich im kleinern Maaßstab dieselben Erscheinungen wie an der ersten Secundärkette. Durch die heftigen Bewegungen des Bodens beim Aufsteigen der Gebirgsmasse, und den ungleichen Druck derselben auf die Spaltenränder mußten diese vielfältig quer auf die Längenachse eingerissen und ihre Schichten wirr durcheinander geschoben werden. Waren aber die Schichten nachgiebig, so daß sich keine secundären Spalten bildeten, so hoben sie sich in Gestalt von Domen, Wulsten und Sätteln auf. Es war nach mechanischen Gesetzen ganz der Natur des Vorgangs gemäß, daß überall, wo eine vulcanische Masse zu einer scharfen Bergkette sich auftrieb, ein weiter Landstrich links und rechts von der Längenachse sich mit parallelen, an Höhe von der Centralkette abwärts abnehmenden Gebirgszügen mit Längen - und Seitenthälern bildete, die im Großen und Ganzen eine gewisse Regelmäßigkeit, im Detail aber die verschiedenste Gestaltung zeigen. – Dieses zuerst von L. v. Buch aufgestellte allgemeine Schema der Gebirgsbildung hat sich nun aber allerorten aufs merkwürdigste durchgreifend bestätigt: alle Gebirgszüge der Erde streichen bei relativ geringer Breite nach einer bestimmten Längenrichtung, und alle sind nebst den sie begleitenden und von ihnen abhängigen Höhenzügen mehr oder weniger deutlich nach dem eben beschriebenen Modell gebildet.
Dieser Begriff von Längenspalten, auf denen sich durchgehends die Gebirge der Erde gebildet, und von den bestimmten Richtungen derselben ist bei weitem der größte Fortschritt, den die Geologie in diesem Jahrhundert gemacht. Die ganze Constitution der Erdoberfläche im Großen und in einer Menge von Details wird daraus mechanisch begreiflich, während man bei jeder andern Voraussetzung auf unzählige Widersprüche stößt. Mögen auch, ganz abgesehen von den ersten Ursachen, viele mechanische und chemische Momente sich bis jetzt und wohl noch lange der Deutung entziehen, so viel bleibt gewiß: mit der Erhebungstheorie ist gleichsam der Handgriff der Natur bei aller Gebirgsbildung ermittelt und damit für immer eine feste Grundlage der geologischen Forschung gewonnen.
(Fortsetzung folgt.)
Die deutsche Colonie.
Die Nachrichten, welche man hier von der deutschen Colonie in Südaustralien hat, lauten vortrefflich. Sie besteht aus 70 Familien, und etwa 600 Individuen, schlesischen Lutheranern, welche im Jahr 1836 sich zur Auswanderung entschlossen. Sie hatten das Jahr zuvor schon einen Contract mit der südaustralischen Compagnie gemacht, in Folge dessen diese ein Schiff nach Hamburg schickte, allein die Verweigerung preußischer Pässe hatte ihnen unmöglich gemacht, sich einzufinden. Als sie später Hamburg erreichten, hätten sie keine Mittel gehabt ihre Ueberfahrt zu bezahlen, wenn nicht der Präsident der südaustralischen Gesellschaft, Angas, ein Schiff auf eigene Kosten ausgerüstet und sie nach Adelaide geschickt hätte. Ihr Betragen in der Colonie war der Art, daß ihre Ankunft bald von allen Parteien für ein wahres Glück anerkannt wurde. Sie hatten unglücklicherweise kein Geld selbst Ländereien zu kaufen, und mietheten daher zwei Sectionen (640 Morgen) in dem District von Mount Barker, wo sie unter Leitung ihrer Prediger, Schurmann, Kavel und Teichelmann, ein hübsches Dorf gebaut, und sogleich nach deutscher Sitte Gärten um die Häuser angelegt haben. Der größere Theil der englischen Colonisten, welche Capital besitzen, hält sich in Adelaide auf, wo sie ein furchtbares Börsenspiel0883 mit Ländereien treiben. Die deutsche Colonie ist fast der einzige Theil der Bevölkerung, welcher sich hauptsächlich und ernstlich mit Landbau beschäftigt, was bei dem ungeheuern Preise der Lebensmittel eben so wohlthätig für die ganze Bevölkerung als vortheilhaft für die Deutschen ist. Die Lage der Dinge dort ist leicht erklärlich. Die Bevölkerung der ganzen Colonie beträgt gegenwärtig 10,000 Seelen, welche seit drei Jahren eingewandert sind, und aus zwei ganz getrennten Classen bestehen: reichen Capitalisten, welche Ländereien ankaufen, um für ihre Familien den Grund großen Besitzes zu legen, wie sie ihn in England bei der Concurrenz der Capitalien nicht erhalten könnten, und Arbeitern, welche vom Ertrag der Ländereien gratis dorthin geschifft werden. Es ist daher Alles zu erschaffen: man vermißt Land, baut Häuser in der Stadt, kauft Heerden aus Neusüdwallis und Vandiemensland. Die südaustralische Gesellschaft treibt Wallfischfang, baut einen Hafen u. s. w. Kurz es ist auf allen Seiten mehr Capital, als verwendet werden kann, und mehr Arbeit begehrt, als geliefert werden kann, so daß man sich auf das Dringendste richtet, was am schnellsten einträgt, und für die Zukunft die besten Positionen sichert, während Ackerbau mit gemietheten Arbeitern so gut als unmöglich ist, weil der Preis der Arbeit alle Maaßen übersteigt; ein Holzhauer hat 10 Schilling täglich, ein Maurer 14 Schilling, ein Wagner 18 bis 25 Schilling, so daß das Verhältniß der Stände bis jetzt ganz umgestoßen ist. Der Generalsecretär der Regierung hat z. B. 400 Pf. jährlich, d. h. weniger als ein Tischler verdient; der Friedensrichter hat 100 Pf., also weniger als der Handlanger des Maurers, der sein Haus baut. Dieser Zustand ist natürlich provisorisch, und nur dadurch erträglich, weil der Capitalist seine zukünftigen Aussichten escomptirt. Es sind jetzt über 200,000 Morgen Landes verkauft, und die Progression ist im Steigen, so daß die Regierungscommissäre hier über 150,000 Pf. in der Casse haben, welche zum Transport von 8000 Arbeitern hinreichend sind, und man klagt in der Colonie über die Langsamkeit, mit welcher sie verfahren. Sie entschuldigen sich damit, daß es an Schiffen zum Transport fehle, aber in einem Hafen, wie der hiesige, wo jährlich 24,000 Schiffe ankommen, kann es nie lange währen, bis eine Classe von Schiffen, für die ein stetiges Bedürfniß existirt, wie jetzt für Transportschiffe nach Sidney, Adelaide und Neuseeland, in Ueberzahl gebaut werde. Die Folge dieses Zustandes ist, daß Lebensmittel einen unmäßigen Preis erreicht haben; nach den letzten Nachrichten kostete der vierpfündige Laib Brod 3 Schilling, Käse 2 1 / 2 Schilling das Pfund, gesalzene Butter ebensoviel, frische Butter 5 1 / 2 Schilling, Talglichter 2 Schilling, Fleisch 1 Schilling. Diese Theuerung kommt zum Theil daher, daß seit drei Jahren eine allgemeine Dürre in allen australischen Colonien herrschte, so daß der Kriegsminister vor einigen Monaten vom Parlament einen Credit von 275,000 Pf. St. extra für die Garnison von Sidney und Hobartstown verlangte, weil sie auf 1 Mahl täglich reducirt war, und nicht mehr bestehen konnte, da der Bushel Weizen in Sidney 240 Schilling kostete, während 80 Schilling in England für einen Hungersnothpreis gilt. Man kann sich daher leicht denken, welche Wohlthat für Südaustralien eine fleißige deutsche Colonie ist, welche kein Capital und keine Lust zu Speculationen hat, und sich des Pflugs und der Schaufel befleißigt. Welche Früchte sie aus ihrem Gartenbau wenigstens in den ersten Zeiten ziehen werde, läßt sich aus den unglaublichen Preisen schließen, die man kürzlich in öffentlicher Versteigerung aus einer kleinen Quantität Obst erhielt, das aus Sidney angekommen war, nämlich für zehn Aprikosen 3 Pf. St. 5 Schilling, für vier Mandeln 19 1 / 2 Schilling, zwanzig Haselnüsse 3 Pf. 10 Schilling, siebzehn Pfirsiche 10 Pf. Sterl. zwanzig Maulbeeren 7 1 / 2 Pf., zwanzig Birnen 4 Pf. 15 Schilling, zwanzig Pflaumen 7 1 / 2 Pf., fünfzig Kirschen 21 1 / 2 Pf. etc. Dieß sind freilich Preise für langentbehrte Seltenheiten, aber sie versprechen der deutschen Colonie für den Anfang solche Einnahmen, daß sie in wenigen Jahren im Stande seyn wird, das Land, welches sie gemiethet hat, anzukaufen und sich dann nach Bedürfniß und nach Zunahme ihrer Zahl auszudehnen. Ihr ruhiges und fleißiges Benehmen in der Mitte der lärmenden, ehrgeizigen englischen Bevölkerung (welche für 10,000 Seelen nicht weniger als vier Journale hat, die den verschiedenen Parteien als Ventilatoren dienen) hat ihnen das allgemeine Wohlwollen zugewendet, von dem sie viele Beweise erhalten haben, z. B. ein Engländer aus Calcutta, welcher die Colonie besucht hatte, hat ihnen eine Sammlung von Samen aus Indien und aus Mauritius Zuckerrohr mit einer vollständigen Sammlung aller zur Zuckercultur nöthigen Instrumente geschickt. Ein ganz besonderes Verdienst um die Colonie baben sie sich durch ihre humane Sorge für die Eingebornen erworben. Der Prediger Schurmann hat ihre Sprache gelernt, und viel unter ihnen gelebt; er hat sie sehr gutmüthig und gelehrig gefunden, und sie überredet, sich in einigen Handwerken unterrichten zu lassen. Sie haben jetzt angefangen Häuser aus Pilé für sich zu errichten, einige sind in den Dienst des Landvermessers getreten und sind bezahlt wie weiße Arbeiter, andere sind im Dienst der südaustralischen Gesellschaft und bilden die Bemannung eines Wallfischboots, wo sie sich durch ihre Geschicklichkeit im Gebrauch der Ruder auszeichnen. Schurmann hat einen interessanten Brief über sie an die Gesellschaft für Beschützung der Eingebornen der brittischen Colonien geschrieben, in welchem er um Vieh und Ackerbauinstrumente für sie bittet. Er sagt, es sey ein Irrthum zu glauben, daß sie kein Landeigenthum besitzen, denn jeder werde als erblicher Besitzer eines bestimmten Stück Landes angesehen, das er zwar nicht bebaue, dessen Besitz aber nie bestritten werde. Sie machen freilich keine Schwierigkeiten, wenn die Weißen ihr Land in Besitz nehmen, es verkaufen und anbauen, weil sie durch den Verkehr mit ihnen Zucker, Zwieback und andere Leckereien erhalten, allein sie sind eben als Kinder anzusehen, welche bevormundet werden müssen, und denen eine civilisirte Gesellschaft eine Entschädigung für den unersetzlichen Verlust ihrer Ländereien schuldig ist, obgleich sie dessen Größe noch nicht einsehen können. Es sind zwei Schulen für ihre Kinder errichtet worden, welche sie regelmäßig besuchen. H. George Fife Angas stellte in der letzten Sitzung der hiesigen Gesellschaft für Beschützung der Eingebornen der Versammlung drei deutsche Missionäre vor, welche sich nach Südaustralien begeben, und von der Dresdener Gesellschaft ausgeschickt werden; er sagte, daß sich in Berlin 28 Personen angeboten hätten nach Südaustralien auszuwandern, sich im Innern niederzulassen und den Ertrag ihrer Arbeit auf Civilisirung der Eingeborenen zu verwenden.
(Beschluß folgt.)
In Nr. 89 der Allg. Zeitung schreibt ein Correspondent unterm 19 März aus Rom: „ Aus Ancona erfahren wir, das Gericht habe im Verlaufe des Processes gegen den englischen Matrosen, welcher vor kurzem einen Schiffscapitän im Streit durch Schläge so zugerichtet, daß derselbe seinen Geist aufgab, so viele entschuldigende Umstände gefunden, daß es ihn nur zu einjähriger Festungsstrafe verurtheilte. “ 0884Dieser Artikel könnte leicht zu der Mißdeutung führen, das Criminalgericht von Ancona, das den englischen Matrosen wegen unfreiwilligen Todschlags, oder vielmehr wegen unfreiwilliger tödtlicher Verwundung, nur zu einjähriger Zuchthausstrafe verurtheilte, habe sich bei Abfassung seines Urtheils von Rücksichten leiten lassen, die, wie zweckmäßig sie in politischem Betracht auch mitunter erscheinen mögen, doch bei Handhabung der Gerechtigkeitspflege jederzeit und unter allen Umständen verwerflich sind, oder als habe gar das Erscheinen einer englischen Kriegsbrigg dem gerichtlichen Urtheilsspruch seinen Ausschlag gegeben. Indessen scheint der Correspondent nur sehr oberflächlich von dem wahren Sachverhältniß unterrichtet gewesen zu seyn. Es ist nämlich kein Schiffscapitän durch Schläge so zugerichtet worden, daß er seinen Geist aufgegeben, wohl aber erhielt vor einiger Zeit der Steuermann eines hiesigen kleinen Handelsschiffes in einer Schlägerei, die zwischen italienischen und englischen Matrosen stattfand, eine tödtliche Kopfwunde, an welcher er am zweiten Tage starb. Es walteten allerdings sehr wesentlich mildernde Gründe zu Gunsten des englischen Matrosen ob, wozu unter Anderm mit in Anschlag zu bringen ist, daß er bereits selbst eine Wunde und eine Contusion davon getragen hatte, und nur vertheidigungsweise handelte. Aber auch die erkannte einjährige Zuchthausstrafe hat der Engländer nicht einmal angetreten, sondern sie ist ihm auf Ansuchen der Verwandten des Erschlagenen aus landesherrlicher Gnade erlassen worden, wogegen das Criminalgericht auch das Verfahren gegen die hiesigen Unterthanen, die in der Schlägerei verwickelt waren, auf Ansuchen der englischen Behörde hat fallen lassen. Was nun aber das Erscheinen der englischen Kriegsbrigg im hiesigen Hafen betrifft, so ist es nicht in Abrede zu stellen, daß der Lord Obercommissär der ionischen Inseln gescheidter gehandelt haben dürfte, wenn er das Kriegsschiff nicht hierher gesandt hätte. Es sollte den englischen Handel beschützen, der aber durch eine Matrosenrauferei wohl kaum als gefährdet betrachtet werden konnte. Unsinnig dürfte es aber vollends seyn, auch nur wähnen zu wollen, daß eine Brigg von 16 Kanonen mit hundert Mann Besatzung eine drohende Stellung einnehmen könnte gegen eine Stadt, die eine Garnison von mehr als tausend Mann zählt, deren Festungswerke von einer hinreichenden Zahl von Feuerschlünden vertheidigt werden, und deren Commandant sich wohl kaum durch eine ganze Flotte einschüchtern lassen dürfte.
Der geringe Widerstand, welchen die Unterwalliser auf ihrem Zuge gegen Oberwallis fanden, ist schwer zu erklären. Die Zahl der Bevölkerung ist beiderseits ungefähr gleich, die Organisation der Milizen dieselbe. Den Oberwallisern war es überdieß leichter, zu einer Erhebung in Masse sich vorzubereiten. Von fremdem Beistand kennt man nur den, welchen die Gränzbevölkerung von Waadt den Unterwallisern leistete; dieser Beistand beschränkte sich aber bloß auf eine Sendung von Brod. Die Oberwalliser der Feigheit bezichtigen, wäre lächerlich. Es ist dieß eine ganz kriegerische Bevölkerung, welche den auswärtigen Anwerbungen besonders viele Mannschaft liefert und durch die heldenmüthige Vertheidigung ihres Gebiets gegen die französischen Divisionen im Jahre 1798 sich einen verdienten Ruf des Muths und der Ausdauer erworben hat. Wie konnten nun so tapfere Männer so treffliche Stellungen räumen vor einem Landsturm ihrer ehemaligen Unterthanen? Man kann sich dieß nur durch das Mißtrauen, die Uneinigkeit, die Schwäche des Entschlusses erklären. Und in der That war das Interesse des Volks in diesem Streite ganz unbedeutend. Was lag den Bauern von Oberwallis, deren Religion und Sitten dieselben, wie in Unterwallis sind, an dem Uebergewicht ihrer Zehnen in der Nationalrepräsentation? Diese Frage hätte Gegenstand einer ernsten Debatte nur werden können, wenn die moralische Tendenz oder die ökonomische Leitung beider Bevölkerungen eine verschiedene wäre, was aber nicht der Fall ist. Das einzige, was Oberwallis bestimmt verlangte, war, das Uebergewicht seiner einflußreichen Familien über die von Unterwallis. Es war demnach einzig ihr Privatvortheil, welchen die Herren vom Oberwallis vertheidigten, indem sie der repräsentativen Gleichheit sich widersetzten oder dieselbe neutralisirten. Dieß merkten am Ende die Oberwalliser Bauern. Dieß erklärt auch ihre geringe Zahl auf dem Schlachtfeld und die Schwäche ihres Widerstandes. Uebrigens würde man sich täuschen, wenn man den von den Unterwallisern errungenen Sieg als einen Triumph der Principien der Ultrademokratie betrachten wollte; es ist vielmehr ein Sieg der Gesetzlichkeit. Daß der Radicalismus über das auf dem Fuß der Gleichheit der Rechte reconstituirte Wallis wenig vermag, dieß beweist sowohl die gemäßigte Haltung seiner Führer, selbst mit den Waffen in der Hand, als auch die Willfährigkeit des Volks, sich der Leitung seiner Führer, welche durch ihre gesellschaftliche Stellung, wie durch ihre Principien in den Reihen der gemäßigten Männer stehen, zu überlassen, endlich auch die Sprache und das Benehmen der Radicalen selbst.
Die Schweiz bietet gegenwärtig ein seltsames Schauspiel dar. Eine Regierung, die aus einer blutigen Insurrection hervorgegangen, ist gleich am ersten Tag durch das Recht der Geburt zur Leitung der Angelegenheiten der ganzen Schweiz berufen. Alle Kantone erkennen sie an, aber wenn sie befiehlt, wird ihr nicht gehorcht. Das Directorium will lieber die Weigerung von Bern und Waadt stillschweigend hinunterschlucken, als die Tagsatzung berufen, und gleichwohl lebt inmitten dieser Anarchie, wo die Centralgewalt nichts ist, während die Kantonalregierungen mit Mühe ihr Daseyn fristen, Jedermann in großer Sicherheit; der Bürgerkrieg selbst verliert seinen Schrecken, die öffentlichen Anstalten verbessern sich und die Civilisation macht Fortschritte. Die Gegenwart ist ungewiß und getrübt, lebt aber von den religiösen Erinnerungen der Vergangenheit und der noch mächtigern Hoffnung einer bessern Zukunft.
Ein neues politisches Journal, der Verbreitung der gemäßigten Meinungen gewidmet, ist in Lausanne erschienen. Es wird zweimal wöchentlich, an denselben Tagen, wie die beiden andern, ausgegeben. Der Hauptredacteur dieses neuen lattes wird wahrscheinlich Professor Monnard seyn. Dieses Journal scheint es sich zur Regel gemacht zu haben, jede directe Polemik zu vermeiden, obwohl seine Tendenz im Allgemeinen durchaus polemisch ist, denn es wurde ganz eigentlich gegründet, um den Nouvelliste Vaudois, ein Journal des Staatsraths Druey, zu bekämpfen. Die Doctrinen des Ultraradicalismus haben im Kanton Waadt noch keineswegs die Majorität auf ihrer Seite; sie machen aber, scheint mir, Fortschritte. Der Nouvelliste predigt sie seit einiger Zeit so beharrlich und in so umfassender Richtung, daß er nicht verfehlen kann, Eindruck auf die Jugend zu machen, welche stets geneigter ist, die logischen Schlüsse aus einem Princip zu ziehen, als das Princip selbst einer Kritik zu unterwerfen. Um diese Propaganda zu bekämpfen, muß die gemäßigte Partei sich auf gleiche Höhe stellen. Das dritte Journal des Kantons Waadt, die Gazette de Lausanne, welche viel verbreiteter, als die beiden andern ist, enthält sehr selten räsonnirende Artikel, hat keine Principien und übertreibt bei entscheidenden Gelegenheiten stets die Meinung der Masse, welcher Art diese Meinung auch sey.
0885Der polnische Dichter Mizkiewitsch, der zu einem Lehrstuhl der lateinischen Litteratur bei der Akademie von Lausanne mit einem Gehalt von 4500 Fr. berufen worden, hat diese Vocation angenommen. Die Vorträge, welche er in provisorischer Eigenschaft gehalten, hatten das lebhafteste Interesse erweckt. Er wird nebst dem Professor der religiösen Beredsamkeit, Hrn. Vinet, einer der schönsten, reinsten, wenn nicht bedeutendsten Erscheinungen der französischen Litteratur und der christlichen Kirche unserer Zeit, die Zierde der neuen Akademie werden. Ueberhaupt scheint die Akademie von Lausanne bestimmt, sich mehr durch ihre ästhetische und moralische Tendenz, als durch Gründlichkeit des Unterrichts in den speciellen Zweigen der Wissenschaft auszuzeichnen, obwohl auch in letzterer Beziehung namhafte Verbesserungen eingeführt wurden. Im Allgemeinen fehlt es in Lausanne weder an Geschmack noch an einem gewissen Eifer, noch an materiellen Mitteln, wohl aber an einer kräftigen Leitung und an einer tüchtigen akademischen Ueberlieferung.
Gar nichts eigentlich Neues, das den leidigen bis an die Zähne bewaffneten status quo enden könnte. Die uns aus Konstantinopel gekommene Nachricht, daß der alte Chosrew Pascha von neuem sehr erkrankt und dem Tode nahe sey, hat meiner Ansicht nach nichts zu bedeuten. Sollte er selbst sterben, die Dinge werden deßhalb in keiner Weise geändert werden. Wenn es auch wohl wahr seyn mag, daß er den Scharfsinn besaß, seinen Antagonisten Mehemed Ali zu durchschauen, so fehlte ihm doch immer die andere wichtigere Eigenschaft, dessen Zwecke wirksam zu durchkreuzen, was ihm bei der hohen Stellung, die er beständig einnahm, wohl nicht sehr schwer hätte seyn können, wenn er dazu Manns genug gewesen wäre. Deßhalb habe ich immer die Ansicht gehabt, daß dieser von so Vielen gepriesene Chosrew eine höchst mittelmäßige Capacität war, die nur Geist zu Haremsintriguen besaß, mit Eunuchen und Weibern verkehrte und sich nur durch diese in der Gunst des Sultans zu erhalten wußte, was auch sein eigentlicher Zweck war. Wie der Staat während der Zeit ging, ob er gedieh oder seinem Verfall entgegen eilte, war ihm sehr gleichgültig; er war nicht einmal im Stande, es zu beurtheilen. Man wird nicht ein einziges Factum citiren können, wo er sich als wirklichen politischen Kopf gezeigt hätte. Daß er hie und da Revolutionen in Konstantinopel unterdrückte, beweist gar nichts, denn alle türkischen Conspirationen werden auf eine und dieselbe Weise angezettelt: man tritt genau in die Fußstapfen der Vorgänger, und der Divan, längst daran gewöhnt und den Schlendrian dieser Verschwörungen genau kennend, hat immer die Mittel in der Hand sie niederzuschlagen, wenn es ihm Zeit dünkt. Glaubt ein Wessier, daß die Stunde seiner Ungnade bald schlagen könne, so präparirt er selbst eine Verschwörung, fällt dann auf einmal über die dummen Conspirirten her, köpft deren einige und bringt die blutigen Häupter dem Sultan, der, ganz erstaunt einer unerwarteten Gefahr so glücklich entgangen zu seyn, seinen treuen Wessier von neuem mit seiner Huld und Gnade beschenkt. Chosrew hat dieß mehreremal gethan; dieß kann man zwar pfiffig und im türkischen Sinne geschickt nennen, aber immer beweist es noch keinen großen politischen Kopf; dieser wäre er nur dann, wenn er in seiner Stellung verbleibend dem Staat in großen Krisen von großem Nutzen seyn würde. Dieß war Chosrew niemals, obgleich sich während seines Regiments die großen Krisen so häufig wiederholten, daß der türkische Staat nun endlich in den letzten Zügen liegt. Wie wenig Mehemed Ali von ihm zu fürchten hatte, beweist, daß die Macht Aegyptens immer wuchs, während Chosrew in Konstantinopel die Zügel der Regierung in Händen hielt. Man führe zur Entschuldigung des letztern nicht die Schwierigkeit der Umstände an: diese wurden nur durch seine Incapacität schwierig; der Aufstand der Griechen wäre mit Leichtigkeit unterdrückt worden, hätte man statt Chosrew Mehemed Ali handeln lassen, und eben so hätte der Krieg gegen Rußland wahrscheinlich ein weniger unglückliches Resultat gehabt, wäre Chosrew nicht damals Seraskier und alleiniger Rathgeber des Sultans gewesen. Der Todesfall Chosrews möge also eintreten oder nicht, die europäischen Mächte werden deßhalb ihre Intentionen nicht ändern, und Mehemed Ali wird dadurch an Kraft weder gewinnen noch verlieren. – Die Kriegsrüstungen dauern mit gleicher Thätigkeit fort. Für Syrien scheint man die größte Gefahr zu befürchten, denn plötzlich sind 3 Infanterieregimenter, die in Kairo standen und für das Lager bei Mahaled el Kebir bestimmt waren, aufgebrochen und durch die Wüste nach Syrien marschirt. Es ist aber auch möglich, daß sie in Salahieh, der letzten Station der Wüste, stehen bleiben. Hier sind keine neuen Truppen angekommen. Die Nationalgarde exercirt täglich und macht rasche Fortschritte. Der Pascha befindet sich wohl; er war vor einigen Tagen beim Exerciren der von Tura hier angekommenen Artillerie, mit deren Schießen er überaus zufrieden war. Auch muß man gestehen, daß sie vortrefflich schoß, was man früher nicht vermuthet hätte. Obgleich die Küste in der Ausdehnung vom Marabut bis Abukir noch nicht mit Kanonen besetzt ist, sind doch alle Vorbereitungen getroffen, dieß sogleich zu thun, sobald etwas Bestimmteres über die Absichten der Mächte einläuft. Die kleinen diplomatischen Wortscharmützel, die noch zuweilen zwischen dem Pascha und den Consuln vorfallen, sind, da Alles auf einen großen Schlag vorbereitet ist und es sich jetzt von dem aut aut handelt, von geringer Bedeutung; ich erspare mir deßhalb die Mühe, Ihnen diese langweiligen Dinge wiederzukäuen.
Ich ersehe mit Leidwesen aus zwei in der Allg. Zeitung gegen mich erschienenen Artikeln, daß mein sehr anspruchloser, flüchtiger Brief aus Pesth von einigen zu reizbaren ungarischen Gemüthern auf die unbegreiflichste Weise interpretirt wird, während ich auf der andern Seite wiederum anerkennen muß, daß viele hochgestellte und allgemein verehrte Ungarn ihre volle Beistimmung meiner Ansichten mündlich gegen mich ausgesprochen haben.
Den ersten obiger Aufsätze habe ich unbeantwortet gelassen, weil er zu sehr in das Feld der Persönlichkeit überschweifte; der zweite hält sich strenger an die Sache, und verdient deßhalb mehr Berücksichtigung, obgleich auch er die wunderlichsten Vorwürfe enthält, von denen es genügen wird, nur einige näher zu beleuchten.
Daß ich die Ungarn bei ihrer Regierung habe „ verdächtigen wollen, “ist so rein aus der Luft gegriffen, daß bereits die Redaction (durch Anführung meiner eigenen Worte) das Gegentheil klar herausgehoben, und mir daher die Mühe erspart hat, irgend etwas mehr auf eine eben so gehässige als gänzlich unverdiente Beschuldigung zu erwiedern.
Es wird mir ferner vorgeworfen, daß ich unter den Litteraten Ungarns nur des Frhrn. v. Josika namentlich erwähnt, und horribile dictu! zwei deutsche Journale Pesths, mit Uebergehung aller ungarischen, gelobt habe. Beide Umstände erklären sich jedoch sehr natürlich; denn da ich
1) mich keineswegs anheischig gemacht, eine Litteraturgeschichte0886 Ungarns zu schreiben, so habe ich, in einem alle Gegenstände kaum effleurirenden Briefe, des Hrn. v. Josika allein erwähnt, weil ich dessen Werke allein sämmtlich gelesen habe, und folglich auch allein beurtheilen konnte; wenn ich aber diesen Autor als dermalen an der Spitze der schönen Litteratur Ungarns stehend angeführt, so bin ich hierin nur der im Lande selbst allgemein vernommenen Meinung gefolgt, ohne dadurch andern, neben ihm sich ausgezeichnenden Talenten, die mir weniger bekannt wurden, im geringsten zu nahe treten zu wollen. Wenn ich hiernach
2) nur von deutschen Journalen in Pesth gesprochen, so geschah dieß aus einem ganz ähnlichen Grunde, nämlich weil ich, ohne ein Wort ungarisch zu verstehen, noch es füglich in zwei Monaten erlernen zu können, unmöglich Notiz von Journalen nehmen konnte, die ich zu lesen unfähig war. Was würde mein Tadler dann erst gesagt haben, wenn ich mir erlaubt hätte, über ungarische Zeitblätter ein Urtheil zu fällen, deren Sprache mir gänzlich unbekannt ist?
Diese Unbekanntschaft mit der ungarischen Sprache macht aber eben den Inhalt eines dritten Vorwurfs aus. Darauf bemerke ich nur, daß, wenn Niemand über Ungarn schreiben darf als wer ungarisch versteht, die Magyaren künftig ziemlich allein dieß Geschäft übernehmen müssen, wobei vielleicht nicht immer die größte Unparteilichkeit zu erwarten seyn dürfte. Es würde überdieß eine solche Prätention um so weniger billig seyn, als von den zehn Millionen, die das Königreich Ungarn bewohnen, nur höchstens zwei ungarisch sprechen, die andern deutsch oder slavisch, folglich – wenigstens numerisch genommen – die beiden deutschen Journale in der Hauptstadt, deren beifällig zu erwähnen ich mich unterfangen, vielen als eben so national wie die ungarischen selbst erscheinen könnten.
Eine andere Sünde soll ich begangen haben, indem ich das ungarische Klima nicht gelobt. Man hat gesehen, daß früher selbst mein Lob als verletzend (weil unzulänglich) erklärt wurde; nicht zu verwundern ist es daher, wenn der indirecte Tadel noch übler aufgenommen wird. Mein Gegner zeigt sich fast gleich einem leidenschaftlichen Spieler, der nie zufrieden ist – wenn er verliert, deßhalb, weil er verloren, und wenn er gewinnt, deßhalb, weil er nicht genug gewonnen.
Hinsichtlich des Klima's kann ich ihm indeß mit gutem Gewissen die Versicherung geben, daß er keinen einzigen seiner eigenen Landsleute, die ich kennen gelernt, auf seiner Seite hat; und der Behauptung: daß mehrere europäische Länder gern ihr Klima gegen ein ähnliches vertauschen würden, als ich in Pesth und Ofen kennen zu lernen das Vergnügen gehabt, muß ich so lange einen bescheidenen, aber determinirten Zweifel entgegensetzen, bis diese Länder sich nicht selbst officiell darüber ausgesprochen haben.
Von meinen politischen Ansichten ist, nach des Verfassers Ausspruch, „ jedes Wort grundlos, und verdient höchstens Achselzucken. “– Diese Art der Polemik liebe ich sehr – denn wer seine Meinung von vornherein als ein Axiom aufstellt, überhebt den Gegner aller Discussion, indem er doch alle Lacher auf dessen Seite rangirt – was sehr bequem ist.
Daß ich endlich eine „ edle Brittin schonungslos verfolgt “haben soll, muß ich gleichfalls als durchaus ungegründet bestreiten. Daß ich mich über eine, in ihrem Vaterlande sehr unbedeutende englische Miß, und noch mehr über die tiefe Verehrung, die ihr bloß deßhalb, weil sie eine Engländerin ist, von einigen hochstehenden Personen in Ungarn bewiesen wurde, ein wenig lustig gemacht, kann ich zwar nicht läugnen, aber ich glaube, daß man einen so unschuldigen Scherz eben so wenig eine „ schonungslose Verfolgung “nennen darf, als z. B. den gegen mich gerichteten, und mich keineswegs schonenden Artikel aus Pesth, oder meine hier vorliegende, noch harmlosere Erwiederung desselben.
Todes-Anzeige.
Nach einem kurzen Krankenlager, Gicht und Nervenfieber, entschlief gestern Abend 6 Uhr zu einem bessern Seyn unser geliebter, theurer College, der Consistorialrath und General-Superintendent, Christoph Friedrich Hesekiel, Doctor der Theologie und Philosophie, in der Blüthe seiner Manneskraft. Sein Herz war gut und edel, sein Wille rein, sein Geist lebendig. Bei mannichfachen Talenten und Kenntnissen, unterstützt von einer musterhaften Thätigkeit und großen Geschäftsgewandtheit, begeistert für seinen Beruf, hat er auch unter uns viel Gutes gestiftet für Kirche und Schule und sich viele, viele dankbare Herzen erworben. Ein vorzüglich beliebter Kanzelredner wirkte er segensreich in seiner Gemeinde, und fand auch in andern Kirchen, wohin sein Amt ihn führte, den verdientesten Beifall. – Sein Verlust wird tief betrauert von seinem Landesherrn, der ihn hochschätzte, von uns, die wir ihn näher kannten, und – wir sind dessen gewiß – von einer sehr großen Anzahl Mitbewohner unseres Vaterlandes. Um ihn weinen eine treffliche, schon früher vielfach geprüfte Gattin, Ludovika, geborne Schwarz, aus Halle, und fünf, ach! des Vaters noch sehr bedürftige Kinder.
Altenburg, den 15 April 1840.
Die Mitglieder des herzoglichen Consistoriums:
v. Wüstemann. Dr. Große. Sachse. Dr. Back. Trummer.
Erklärung.
Eine Rotte feiler Lügner und Verleumderinnen verbreitet lange schon, wie ich nun erst erfahre, das Gerücht, ich habe anonym in Journalen über Bayern geschrieben. Dieß ist nie geschehen; wenn ich es thun werde, wird mein Name dabei stehen, er ist von gutem Klang, und hat mit der Dunkelheit nichts zu schaffen.
W. C. verw. v. Chezy, geb. Fr. Klencke.
Auf Requisition des Oberamts des souveränen Fürstenthums Lichtenstein wird nachstehende Bekanntmachung zur öffentlichen Kenntniß gebracht.
Edict.
1) Es sey auf Verlangen des Joseph Foser zu Balzers in die Einberufung und sohinige Todeserklärung seines blödsinnigen, vor 32 Jahren nach Schwaben gewanderten und seither ganz unbekannt gebliebenen Bruders Johann Baptist Foser aus Balzers gewilliget, und demselben der Altrichter Johann Frick dortselbst als Curator bestellt worden.
2) Eben so sey auf Begehren der Anna Margaretha Schmied zu Ragaz in die Edictalvorladung und sohinige Todeserklärung ihres vor 44 Jahren in holländische Militärdienste getretenen, und seither ganz unbekannt gebliebenen Oheims Franz Joseph Singer aus Vaduz gewilliget, und demselben der Bürger Joseph Anton Boß daselbst als Curator bestellt worden.
Joh. Bapt. Foser und Franz Joseph Singer werden daher aufgefordert, binnen der Jahresfrist vom 18 März 1840 bis zum 18 März 1841, entweder persönlich dahier zu erscheinen, oder aber dieses Gericht auf eine andere Art unmittelbar oder durch den ihnen bestellten Curator in Kenntniß ihres Lebens zu setzen, widrigens sie für todt erklärt und das Vermögen des Foser mit 1373 fl., und jenes des Singer mit 115 fl. den gesetzlichen Erben eingeantwortet werden würde.
Oberamt Vaduz, den 20 Februar 1840.
(L. S.) Menzinger, Landvogt.
Augsburg, den 12 März 1840.
Königl. bayer. Kreis - und Stadtgericht.
Lic. Kellerer,
v. Gemünden.
Verschollenheitserklärung.
Nachdem der sechsmonatliche Termin ausgelaufen ist, inner welchem sich Franz Anton Gloner, Maurermeisterssohn von Burghausen, weder persönlich, noch durch seine allenfallsige Leibeserben gemeldet hat, so wird derselbe oder allenfallsige Erben desselben in Folge der in den öffentlichen Blättern am 27 Julius 1839 ausgeschriebenen Vorladung für verschollen erklärt, und dessen Elterngut ad 2000 fl. an dessen Erben gegen Caution verabfolgt.
Am 8 April 1840.
Königl. bayer. Landgericht Burghausen.
Appel.
Im Verlage der Matth. Rieger'schen Buchhandlung in Augsburg ist erschienen und in allen Buchhandlungen vorräthig:
Reise von La Trappe nach Rom, von Maria Joseph v. Geramb, Abt und General-Procurator des Trappisten-Ordens.
Aus dem Französischen übersetzt von Joseph Wilhelm Thum, Prof. am alten Gymnasium in München.
Zweite Auflage.
Ausgabe auf seinem Velinpap. mit Portrait Sr. Heiligkeit Papst Gregor XVI. gr. 8. 17 Bogen im eleg. Umschlag brosch. 1 fl. 12 kr. oder 18 gGr.
Des ehrwürdigen P. Gerambs Schriften fanden in Deutschland wegen ihres ruhigen, bei großer Tiefe des Gemüths nur Wahrheit und Liebe athmenden Geistes ungemein viele Theilnahme. Auch in dieser Schrift, welche vorzüglich seinen Aufenthalt zu Rom im Frühjahre 1838, seine Aufnahme bei dem heiligen Vater, seine Unterredungen mit demselben, so wie viele geschichtliche Merkwürdigkeiten dieser weltberühmten Stadt zum Gegenstande hat, werden ihn die Leser ganz wieder finden. Die erste Auflage war in zwei Monaten vergriffen.
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Wilhelm Wachsmuths, Prof. der Geschichte in Leipzig, Grundriß der allgemeinen Geschichte der Völker und Staaten.
Zweite umgearbeitete Auflage.
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Sonette, Der leidenschaftliche Pilger, Klage einer Liebenden, Venus und Adonis, Tarquin und Lucretia, im Versmaaße des Originals übersetzt von Emil Wagner.
Als Supplement sich im Aeußern den Stuttgarter und Leipziger Ausgaben des Shakspeare im Schillerformat anschließend, 10 gr. od. 12 1 / 2 Sgr.; in 8. sich der Ausgabe von Schlegel und Tiek anschließend 12 gr. oder 15 Sgr.
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Der englische Beuch-Apparat für Bleich - und Wasch-Anstalten durch F. Breunlin in Stuttgart wesentlich verbessert und deßhalb von der würtembergischen Regierung mit dem chemischen Jahrespreise für 1839 gekrönt.
Mit einer Lithographie.
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Conversationslexikon, Leipzig, sechste Auflage. 12 Bde. Hlbfrzbd. 15 fl.
– Leipzig, siebente Aufl. 12 Bde. elegant. Hlbfrzbd. 20 fl.
– Leipzig, achte Auflage. 12 Bde. elegant. Hlbfrzbd. 24 fl.
– Reutlingen, siebente Auflage. 12 Bde. Hlbfrzbd. 17 fl.
– Reutlingen, siebente Auflage. 12 Bde. Ppdckl. 15 fl.
– von Wolf mit 80 Stahlstichen, 4 Bde. in 4. eleg. Hlbfrzbd. 14 fl.
Buffon histoire naturelle des quadrupèdes. Berne 1792. 40 Bde. Halbfranzband 24 fl.
Sämmtliche Bücher sind in sehr gutem Zustande; die meisten noch neu. Wer sich für mein Geschäft als Commissionär interessiren wollte, dem bewillige ich 15 Proc. Mein Lager enthält über 18000 Bde. Alle sechs Wochen erscheint ein Verzeichniß. Eingehende Aufträge und Bestellungen werden pünktlich besorgt. Bücher und Gelder franco.
Neues Werk von Boz (Dickens).
Im Verlage der Unterzeichneten erscheint in wöchentlichen Lieferungen und gleichzeitig mit der Original-Ausgabe:
Meister Humphrey's Schlag-Uhr.
Ein komisches Lebens-Gemälde von Boz (Dickens).
Dem Englischen nachgeschildert von Dr. Gg. Nik. Bärmann.
Gr. 8. und mit Holzschnitten von George Cattermole und Hablot Browne illustrirt.
Preis einer Lieferung 2 gr.
Wenn Meister Humphrey, wie er in seiner humoristischen Ankündigung sagt, allen Ernstes hofft, ja fast zu glauben geneigt ist, daß alle Grade von Leser, junge und alte, reiche und arme, traurige und fröhliche, leicht und schwer zu unterhaltende, irgend etwas Angenehmes an seiner alten Schlaguhr finden, und wenn sie von deren Stimme Klang anmuthig erfreut und nur zu lieblichen Gedanken hingeleitet werden dürften, so glauben Unterzeichnete dem deutschen Leserkreise in der Uebersetzung dieses trefflichen Werkes eine willkommene Gabe darzureichen. Gleichwie das Original des berühmten Verfassers wird auch die Verdeutschung des ehrenwerth bekannten Uebersetzers in wöchentlichen Lieferungen, wovon die erste bereits unter der Presse ist, erscheinen.
Brüssel und Leipzig.
Meline Cans & Comp.
Zu Aufträgen empfiehlt sich die Matth. Rieger'sche Buchhandlung in Augsburg und Lindau.
Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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