PRIMS Full-text transcription (HTML)
0961
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 121.
30 April 1840.

Spanien.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 24 April. Der Brigadier Zurbano hat am 19 zu Beceite das erste Bataillon von Arragonien völlig geworfen. Dreihundert Rebellen wurden getödtet oder gefangen; eine große Menge Waffen und Munition fiel in die Hände Zurbano's.

Großbritannien.

Das M. Chronicle schreibt: Der Geldmarkt besserte sich gestern (22) Nachmittags auf das Gerücht hin, daß die Frage wegen der Gränze von Maine zwischen Lord Palmerston und Hrn. Stevenson, dem nordamerikanischen Gesandten, ausgeglichen sey. Es heißt nämlich, die von dem König von Holland vormals vorgeschlagene Gränzlinie solle annoch als die Basis einer Uebereinkunft angenommen werden, und der Staat Maine, als Vergütung für seinen Beitritt dazu, und in Anbetracht der Größe des Gebiets, das innerhalb der bisher von demselben angesprochenen Linie liegt, nun aber von ihm, in der Richtung nach dem St. Lorenzstrom hin, aufgegeben wird, eine Summe von 200,000 Pf. St. erhalten. Wie wir hören, hat ein einflußreiches Congreßmitglied aus dem Staate Maine, das im vorigen Jahre England besuchte, sich darüber auf eine Weise geäußert, welche vermuthen läßt, daß dieser Staatsmann den erwähnten Plan im Congreß unterstützen würde. Ein anderes Gerücht lautet dahin, man habe sich über den von Hrn. Forsyth in seiner letzten Correspondenz mit Hrn. Fox angedeuteten Vorschlag vereinigt, nämlich die ganze Frage vor das Schiedsgericht einer befreundeten Macht zu verweisen, welches aber nicht, wie damals der König von Holland, bloß zu begutachten habe, welche der beiden Gränzlinien angenommen werden sollte, sondern beide Parteien würden dieser selbstgewählten vermittelnden Behörde ihre Rechte und Ansprüche unbedingt unterwerfen, und dieselbe dann mit voller Autorität einen Ausspruch thun, welchem die streitenden Theile ein - für allemal zu gehorchen verbunden wären. Die M. Post gibt, ohne sich jedoch sehr gläubig zu bezeigen, eine etwas andere Version des Gerüchts: nämlich die von der brittischen Regierung zur nochmaligen Untersuchung des streitigen Gränzgebiets ernannten Commissarien, Obrist Mudge und Hr. Featherstonhaugh, schlagen eine Gränzlinie zur beiderseitigen Annahme vor, der amerikanische Gesandte übernimmt es diesen Vorschlag seiner Regierung vorzulegen, und im Falle der Nichtannahme von letzterer Seite würde dann die Vermittlung dreier beiden Staaten befreundeten Mächte angesprochen werden. Man fügt bei, die amerikanische Regierung habe sich zu einer solchen Alternative schon bereitwillig erklärt. Gewiß ist nur so viel, daß am 21 April Hr. Stevenson und der französische Gesandte, Hr. Guizot, gleichzeitig im auswärtigen Amte Geschäfte hatten, und daß am 22 mehrere angesehene Gentlemen der City bei Hrn. Stevenson vorfragten, ohne jedoch von ihm etwas Näheres über den Stand der Sache zu erfahren.

Die schon erwähnte kurze Rede, welche Hr. Guizot bei dem Osterfestmahl im Mansion House nach dem auf ihn ausgebrachten Toast gehalten, lautete wie folgt: Ich bitte Sie, Mylords und meine Herren, mein schlechtes, sehr schlechtes Englisch zu entschuldigen. Sie werden Nachsicht haben mit einem Ausländer, der lieber Ihre Sprache schlecht sprechen, als in der seinigen schlecht verstanden seyn will. Ich schätze mich glücklich, daß meine Pflicht mir heute gebietet, Ihnen im Namen des ganzen diplomatischen Corps wie in meinem eigenen Namen, im Namen Europa's, wie in dem Frankreichs, unsere lebhaften Gefühle der Dankbarkeit für Ihre edle und herzliche Gastfreundschaft auszudrücken. Ihre Vorfahren, ich könnte sagen, Ihre Väter, wären wohl erstaunt gewesen, hätte man ihnen gesagt, daß während eines Zeitraums von mehr als fünfundzwanzig Jahren die Gesandten, die Minister, die Repräsentanten aller Staaten, aller Nationen Europa's und Ameka's sich mit Ihnen alljährlich in diesem Saal versammeln würden, um der Freundschaft Englands zu genießen und Ihnen die Freundschaft der civilisirten Welt zu versprechen. In Zeiten, die noch nicht sehr ferne liegen, machte der Krieg, ein bald allgemeiner, bald theilweiser und wenn nicht fortwährender, doch oft wiederkehrender Krieg dergleichen Versammlungen stets unvollständig und unregelmäßig. Das gegenwärtige Glück, ein Symbol des Glücks der Welt, wurde uns also durch den Frieden zu Theil. Und dieser Friede, bemerken Sie wohl, meine Herren, dieser Friede ist nicht etwa ein träger, unfruchtbarer Friede, wie er früher zuweilen zwischen entnervten, im Verfall begriffenen Nationen geherrscht hat, sondern es ist der thätigste und fruchtbarste Friede, den man je gesehen ein Friede, den nicht Stumpfsinn und Unmacht, sondern die Gewalt der Civilisation, der Arbeit, der Gerechtigkeit und Freiheit herbeigeführt hat. Danken wir daher der Vorsehung, daß sie mit0962 solchen Wohlthaten unser Zeitalter beglückte. Hoffen wir, daß dieser Friede noch fünfundzwanzig Jahre und darüber dauere, daß er nie unterbrochen werde, es sey denn für eine gerechte und unvermeidliche Sache; dieß ist der aufrichtige Wunsch meines Vaterlandes, wie des Ihrigen. Möchte einst durch die Wirkung langen und glücklichen Friedens das ganze Menschengeschlecht während seines Wandelns auf Erden in Geist und Herz vereinigt werden, denn wir alle sind Kinder Eines Gottes, der im Himmel thront.

Am 20 April trat im Coventgarden-Theater der letzte der Kemble zum letztenmal auf, und zwar in seiner berühmten Rolle Hamlet, die er mit aller Vollendung seiner frühern Jahre spielte. Der Applaus, mit dem das Publicum dem betagten Mimen Lebewohl sagte, war allgemein und stürmisch. Am 18. April landete, von Rotterdam kommend, die mehrerwähnte deutsche Schauspielergesellschaft, aus 94 Köpfen bestehend. Die Elsner haben sich nach den Vereinigten Staaten eingeschifft.

Man ist hier in großer Verlegenheit, woran allerdings die geringe Menschenkenntniß oder der Leichtsinn Lord Palmerstons Schuld ist. Wir stehen auf dem Punkt mit der halben Welt zu brechen, ohne daß wir solcher Aufgabe gewachsen wären. Alt-England, sagt man, braucht bloß zu wollen, und es kann; allerdings! aber Alt-England ist verschwunden, und lebt nur noch in der Einbildung einiger Kurzsichtigen, die da nicht sehen, was um sie vorgeht. Wehe, wenn es so weit kommen sollte, den alten Namen, den alten Geist, das alte Gewicht hervorzusuchen. Man würde sich bald überzeugen, daß die Todten todt sind. Ist aber einmal der Nimbus verschwunden, so kehrt er nicht wieder. Drei Fragen hat Lord Palmerston jetzt zu schlichten: China, Neapel, Aegypten. Alle drei behandelt er auf gleiche Weise, das heißt, mit gleichem Ungestüm, gleicher Leidenschaft. Alle drei, durch bloße Handelsinteressen ins Leben gerufen, sind durch unkundige und vorlaute Agenten total verdorben und so vorgetrieben worden, daß jetzt überall die Degenspitze durchblickt. Elliot hat, nach dem eigenen Geständniß der Minister, nicht die Umsicht, um ohne deutliche Instructionen zu handeln. Er hätte sonst manches verhindern, manches anders leiten können. Die nöthige Intelligenz scheint ihm aber, wie man aus den Debatten im Parlament entnehmen kann, zu fehlen, und dennoch blieb er auf seinem Posten. Temple, der im Gegentheil durch kleinliche, in alle Details eingehende Instructionen sich gebunden fühlte, fehlt es an dem Tacte, an jener Art geschmeidiger Festigkeit, die vor Allem den Diplomaten auszeichnen soll, um sich selbst zu bewegen, den Impuls mehr zu geben als zu empfangen. Er brachte es so weit, daß wir am Vorabend eines Conflicts mit Neapel stehen, der im besten Fall die Abweisung unserer industriellen Erzeugnisse aus dem gesammten Italien zur Folge haben könnte. Wahrlich kein kleiner Nachtheil, sobald der König von Neapel auf seinem Recht besteht, die andern italienischen Fürsten ihn dabei unterstützen, und um uns zu strafen, ein allgemeines Zollsystem aufstellen, das uns den italienischen Markt so gut als verschließen würde. Dieß ist keine bloß hingeworfene Idee; es ist davon schon wirklich die Rede gewesen. Lord Palmerston weiß es so gut als ich, und, man sollte es kaum glauben, er findet, daß Temple zu den Geschicktesten des Tags gehöre, und daß er die kräftigste Unterstützung verdiene. Nichtsdestoweniger hat er für gut erachtet, Lord Stopford directe Verhaltungsbefehle zukommen zu lassen, die ihn von dem Gesandten am sicilianischen Hof unabhängig lassen und ihn autorisiren, nach Umständen zu verfahren. Obrist Hodges, der in Serbien bewiesen hat, daß wenn es sich darum handelt, Jemand aufzufinden, um allen Einfluß in einem Lande zu verlieren, in einem Lande, das man zu gewinnen suchte, und auf welches weitaussehende Plane gebaut waren, er der beste und handfesteste Mann ist, dergleichen zu bewerkstelligen. Hodges ward erkoren, um in einem kritischen Augenblick bei einem der routinirtesten, talentvollsten und muthigsten Fürsten accreditirt zu werden, und zwar in der Absicht, diesem einen andern Begriff von uns beizubringen, als er haben mochte, und auf gütlichem Wege von ihm zu erlangen, was zu erzwingen die Klugheit verbietet. Nun, dieser unglückbringende Bote hat es so weit gebracht, daß er die Schwelle desjenigen nicht mehr betritt, bei dem er sich einzunisten beauftragt war. Er hat mit Mehemed Ali förmlich gebrochen, der ihm zum Trotze alle Anordnungen zurücknimmt, die er allerdings nur scheinbar, aber dennoch aus Deferenz für die Pforte hatte eintreten lassen. Er hat ohne Umschweife erklärt, daß er es vorziehe, in offener Fehde mit uns zu seyn, als länger solche Anmaßungen zu dulden. Hodges schreibt deßwegen in seinem letzten Berichte, daß nichts Anderes übrig bleibe, als Mehemed Ali, der ihm die Thür geschlossen, dafür zu züchtigen. Man sollte meinen, Lord Palmerston, der sich zum zweitenmal in Hodges vergriffen, würde jetzt besser belehrt seyn. Keineswegs, er findet ihn ganz an seinem Platze, und will ihn dort halten, um so mehr, als er von der Ansicht ausgeht, daß Mehemed Ali doch nur durch Coërcitivmaaßregeln zu zähmen sey, die er in Gemeinschaft mit andern Mächten vorzunehmen gedenkt. Hierin wird er sich aber sehr getäuscht sehen, wenn es zum wirklichen Handeln kommt. In solche Hände ist das Geschick Englands und damit gewissermaßen der gesammten Welt gelegt!

In der Ferne glaubt man wohl, daß Alles bei uns in der schrecklichsten Unruhe und Bewegung seyn müsse: Krieg mit China und Neapel; die orientalischen Angelegenheiten immer noch unberichtigt; unsere Verhältnisse mit Persien gespannt, wo nicht feindselig; ein russisches Corps im Begriff bald wieder gegen Mittelasien aufzubrechen (?), und die Vereinigten Staaten lauter als je in ihren Forderungen an uns. Dabei Bewegung gegen die Getreidegesetze, Bewegung, unter der Geistlichkeit wenigstens, zur Herrschendmachung der Kirche, und in Irland Bewegung für die Auflösung der Union und Umsturz eben dieser Kirche. Und doch ist Alles ruhig, und dem Anscheine nach unbesorgt. Die Regierung ist thätig im Cabinet wie in den Arsenalen und Schiffswerften; Parteimänner sind thätig hier und da, entweder einzeln, um sich für die nächste Wahl in irgend einer Nachbarschaft Einfluß zu sichern oder zu erwerben, oder in Massen zur Erreichung irgend eines allgemeinen, oder besondern Zweckes. Vor allen ist es O'Connell. Lord Stanley's Angriff auf die populäre Partei in Irland, seine Bill, welche die Wähler derselben zu vernichten droht, scheint bei ihr alle Skrupel beseitigt zu haben, die sie sonst gegen eine Aufregung für Auflösung der Union zu hegen pflegten. O'Connell sagt jetzt unverhohlen, es gelte die Auflösung, und das brittische Parlament könne der Bewegung nur dadurch Einhalt thun, daß es Irland alle bisher vorenthaltenen Gerechtsame bewillige; und da er dieses weder hoffe noch wünsche, setzt er hinzu, so solle nur jeder, dem es nicht darum zu thun sey, daß Irland sein eigenes Parlament habe, von dem neuen Vereine weg bleiben. Auch sind die Leinster, Charleville und andere vornehme Whigs, die er vorher aufgefordert hatte, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen, weggeblieben. Die Agitation wird trotz dem fortgesetzt. Aber dennoch ist die Nation, wenigstens in England und Schottland, ohne alle Besorgniß: man gibt Feste, reißt ein und bauet auf, bildet neue Vereine und Gesellschaften aller Art, stiftet Schulen, Collegien, Krankenhäuser,0963 und für das Meiste findet sich auch ohne viele Schwierigkeit das Geld, wenn auch nicht ganz so leicht als vor der letzten Handelskrise. Jeder klagt zwar, die Regierung sey schwach, und es vergeht kein Tag, wo nicht irgend ein Toryjournal ein Beispiel von der Incapacität, Tyrannei oder Treulosigkeit eines einzelnen Ministers oder des ganzen Cabinets aufzuweisen hätte. Dieß dient dann zur Unterhaltung der Partei, und gibt in den Gesellschaften Stoff zum Schimpfen oder Klagen. Aber alles dieses verhindert nicht das praktische Vertrauen auf weisen Schutz für jedes einzelne Unternehmen, oder die festeste Zuversicht auf den glücklichen Ausgang aller Unterhandlungen oder Unternehmen, worin eben diese unfähige Regierung begriffen seyn mag. Die Toryjournale bemühen sich, den allgemein herrschenden Widerwillen gegen Krieg mit dem Gefühl des Unwillens über den verderblichen und unrechtlichen Opiumhandel zu einer Nationalgesinnung anzufachen, um dadurch das Ministerium ins Gedränge zu bringen. Aber dazu läßt es der Handelsgeist, der Stolz und die volkliche Eifersucht der Nation nicht kommen. Man denkt: wenn die Chinesen nun einmal durchaus Opium haben wollen, so möge der Vortheil davon eben so wohl uns als anderen handeltreibenden Völkern zufließen; und da die Chinesen es einmal gewagt, unsere Flagge zu beschimpfen, so gezieme sich's (und wäre es auch nur um des Beispiels willen), daß man sie dafür züchtige. Ja die Minister haben offenbar durch ihre entschlossene Erklärung, von der chinesischen Regierung Erlaß für das gewaltsam erpreßte Opium und Sicherung unseres Handelsinteresses für die Zukunft zu erzwingen, in der öffentlichen Meinung gewonnen; und die erste Nachricht von einem entscheidenden Siege über die Chinesen könnte sie populär machen.

Frankreich.

Am 24 April Morgens hatte einer telegraphischen Depesche im Moniteur zufolge die Prinzessin Victoria das französische Gebiet betreten. General Durosnel, Adjutant des Königs, der Präfect des Norddepartements und der provisorische Generalcommandant der 16ten Militärdivision hatten sie empfangen.

Der Constitutionnel antwortet auf die gestrigen Bemerkungen der Presse über die Vermittelung Frankreichs in dem Schwefelstreit. Alles, was die Presse darüber gesagt hat, ist grundfalsch. Das französische Cabinet hat über keinen Punkt seine Meinung im voraus ausgesprochen. Es hat sich den beiden Parteien als Vermittler angeboten, ohne irgend eine Bedingung einzugehen, und in diesen Ausdrücken hat das englische Cabinet die Vermittelung angenommen. Wird nun der Hof von Neapel dieselbe gleichfalls annehmen? Dieß ist noch eine Frage; aber man kann sich trösten, wenn man vom Hofe von Neapel zurückgewiesen wird, nachdem man von England angenommen worden. Der Hof von Neapel kennt übrigens die Stellung, welche die französische Regierung in dieser Frage eingenommen. Seit 18 Monaten hatte sie auf die dringenden Vorstellungen der französischen Kaufleute die Abschaffung des Monopols verlangt. Die Auflösung des Contracts war sogar bereits zugestanden, als die Note des Hrn. Temple diese Sache für den König von Neapel zu einer Frage der Würde machte. Die Vermittelung unsers Cabinets betrifft namentlich diese letztere Frage, und es ist leicht begreiflich, daß es seine Meinung gegen Niemanden verpfändet hat.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 24 April trat bei Discussion des Antrags des Hrn. Remilly nach einigen nicht zum Wesen der Sache gehörigen Zwischenvorfällen Hr. Lagrange für den Vorschlag auf die Tribune. Er forderte die Minister auf, ihn nicht zu bekämpfen, indem das Land sonst glauben könnte, sie wollten von den Mißbräuchen, deren Zerstörung dieser Antrag bezwecke, Vortheil ziehen; auch die Deputirten-Staatsbeamten seyen dabei interessirt, daß der Vorschlag in Erwägung gezogen werde, damit man nicht länger ihre Uneigennützigkeit bezweifeln könne. Hr. Lespée sprach gegen den Vorschlag, ohne daß ihm die Kammer einige Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Darauf ergriff Hr. Thiers das Wort, und entwarf zuerst eine Schilderung des französischen gesellschaftlichen Zustandes mit rechtfertigenden Erläuterungen über die Anwesenheit einer ziemlich bedeutenden Zahl von Staatsbeamten in der gesetzgebenden Versammlung. Er zeigte, aus welchen Ursachen die Staatsbeamten im englischen Unterhause selten seyen, und warum sie sich in weit größerem Verhältniß in den französischen Kammern vorfänden. Er behauptete, daß dagegen ihre Unabhängigkeit in Frankreich größer sey; übrigens erkannte er an, daß gerade deßwegen, weil eine natürliche Vorneigung im Lande stattfinde, Staatsbeamte zur Deputation zu wählen, es auch gut seyn dürfte, daß das Gesetz Schranken setze und das Uebermaaß verhindere. Die bis jetzt vorgeschlagenen Gegenmittel seyen von zweierlei Art. Entweder übe man strenge Mittel gegen die Staatsbeamten aus, wie in dem Vorschlage des Hrn. Gauguier und in dem des Hrn. Remilly; diese Mittel verwerfe die Regierung und bekämpfe jeden Entwurf, der sie ins Werk setzen wolle; oder aber es seyen directe Mittel, welche die Zahl beschränken, wie z. B. die Bestimmung einer verhältnißmäßigen Ziffer zu den 459 Deputirten, oder auch das Verbot in jedem Departement mehr als ein Viertel oder ein Drittel seiner Deputirten unter den Staatsbeamten zu wählen, oder endlich eine Ausdehnung der Unverträglichkeiten. Diese beiden letztern Mittel würden von der Regierung nicht zurückgewiesen werden; er behalte sich vor, sie zu prüfen und das beste im Einverständniß mit der Kammer und der von ihr zu diesem Zwecke etwa ernannten Commission zu wählen. Der Conseilpräsident schien hauptsächlich der Ausdehnung der Unverträglichkeiten den Vorzug zu geben. Nach ihm trat Hr. Dupin auf. Er ist der Ansicht, daß sich unter dem Antrag des Hrn. v. Remilly die Wahlreform verberge. Er fordert die Anhänger der Reform auf, sie offen auf der Tribune vorzulegen, damit man sie offen vertheidigen und bekämpfen könne. Er tadelt das Ministerium, sich auf diese Bahn verleiten zu lassen. Hr. Thiers eilte auf diese Rede nach der Tribune und erklärte von vorn herein, daß hier nicht von der Wahlreform die Rede sey, und daß man wohl wisse, daß falls sie vorgelegt werden sollte, die Regierung sie bekämpfen würde. Hr. Thiers machte sodann die Kammer darauf aufmerksam, daß seine Ansicht und die seiner Collegen, den Grund der vorliegenden Frage betreffend, bereits ausgesprochen sey. Hr. v. Remusat habe über den Vorschlag Gauguier einen günstigen Bericht in Bezug auf jede Maaßregel erstattet, welche eine vernünftige Beschränkung der Zahl der Staatsbeamten-Deputirten bezwecken würde. Er selbst (Thiers) habe dafür gestimmt, den Gauguier'schen Vorschlag in Erwägung zu ziehen. Andrerseits sey es nicht das gegenwärtige Ministerium, welches die Kammer in die Lage, worin es sich in Bezug auf diese Frage befinde, versetzt habe. Der Umstand, daß der Vorschlag des Hrn. Gauguier in Erwägung gezogen, die Erörterung, die darauf gefolgt sey, die starke Minorität, welche für den Vorschlag selbst gestimmt habe, die Aeußerungen des Hrn. Lepelletier d'Aulnay, so wie die des Siegelbewahrers vom 12 Mai, die fast völlige Einstimmigkeit der Bureaux zu Gunsten des Remilly'schen Vorschlags verpflichten die Kammer. Wenn sich Andere für stark genug halten, eine entgegengesetzte Majorität zu erhalten, so mögen sie es versuchen,0964 die gegenwärtigen Minister wollten aber nicht das Gegentheil von dem thun was sie auf den Bänken der Kammer gethan hätten. Diese Aeußerungen des Hrn. Thiers erweckten rauschenden und fast einstimmigen Beifall. Hr. Dupin erklärt hierauf, man könne ihm nicht übel nehmen, wenn er mit sich selbst consequent bleibe. Er wolle, daß man entweder offen die ganze Wahlfrage vorlege, oder er werde sich widersetzen, die Frage in Erwägung zu ziehen. Man rief zur Abstimmung, als noch Hr. Odilon-Barrot auftrat, und der Rechtlichkeit und dem Muthe des Ministeriums seine Huldigung darbrachte. Er wiederholte, daß hier nicht von der Wahlreform die Rede sey. Er habe, bevor er noch Hrn. v. Remilly selbst gehört, gleich am Tage nach dem Votum der geheimen Fonds, wo man den Vorschlag auf die conservativsten Männer, die Anhänger des Status quo gestützt habe, geglaubt, daß eine Art von Macchiavellismus dabei im Spiele sey, um die Meinungen einander gegenüber zu stellen; er habe geglaubt, daß es sich hier von einem Manöuvre der alten Majorität handle, die sich das unschuldige Vergnügen machen wollte, die verschiedenen Schattirungen, die sich einander angeschlossen, in Verlegenheit zu setzen. Dieses Manöuvre sey aber durch den Muth und die Aufrichtigkeit, die dem Conseilpräsidenten sehr zur Ehre gereichten, vereitelt. Er habe erklärt, daß seine Meinung als Minister dieselbe sey, wie er sie auf den Bänken der Opposition gehegt habe, und daß er sich dem Vorschlage, die Frage in Erwägung zu ziehen, nicht widersetze. Von diesem Augenblick an nehme die Frage einen neuen bedeutungsvollen Charakter an, und wenn es nach dieser so bestimmten Erklärung des neuen Cabinets in diesen Mauern Männer gebe, die noch mehr Muth und Rechtlichkeit in sich fühlen, so mögen sie sich zeigen, und die Staatsgewalt werde dann ihnen gehören. (Lebhafte Sensation.) Der Präsident ließ hierauf darüber abstimmen, ob der Vorschlag in Erwägung gezogen werden soll. Die Kammer votirte mit sehr starker, aus dem linken Centrum und der Linken bestehenden Majorität dafür.

〈…〉〈…〉In der Sitzung der Deputirtenkammer am 25 April wurden für die Deputation in das Schloß zur Gratulation am 1 Mai durch Loos unter Andern die Namen der HH. Laffitte und Arago gezogen. Die Petition eines Franzosen, Hrn. Molineau, von Amsterdam, welcher die Aufmerksamkeit der Kammer für die Folgen in Anspruch nimmt, welche der deutsche Zollverein für den französischen Handel habe, wird von der Commission zur Zuweisung an die Minister des Handels und der auswärtigen Angelegenheiten beantragt. Hr. Thiers erklärte, das Cabinet nehme diese Zuweisung an. Unterhandlungen (sagt er) sind mit dem deutschen Zollverein begonnen und werden fortgesetzt werden. Man hat die französische Regierung beschuldigt, daß sie nichts gethan habe, das Zustandekommen dieses Zollvereins zu hindern. Dieser Tadel ist unbegründet, und es freut mich, die früheren Regierungen dießfalls in Schutz nehmen zu können. Welche Mittel hätten wir gehabt, diesen Verein zu hindern? Im Interesse aller Staaten, die denselben bilden, lag es, ihm beizutreten. Nord -, Mittel - und Süd-Deutschland vereinigten sich zu diesem Zweck. Vielleicht hätte man den Beitritt einiger Gränzstaaten Frankreichs hindern können, wenn man ihnen Concessionen gemacht hätte, z. B. Baden durch Verminderung des Einfuhrzolls auf das Schlachtvieh. Zur Rechtfertigung der vorhergehenden Verwaltungen muß ich sagen, daß zweimal Anerbietungen in diesem Sinn gemacht wurden; sie blieben ohne Resultat, weil Baden seine Forderungen zu hoch stellte. So viel über das Geschehene. Was mich betrifft, so bedaure ich keineswegs, daß wir mit den deutschen Staaten keine Handelsverträge geschlossen, denn hätte man damals Concessionen gemacht, so wären die Opfer, die wir jedem der einzelnen Staaten hätten bringen müssen, zu bedeutend gewesen. Besser war es, abzuwarten, bis der deutsche Zollverein sich gebildet. Indem man mit allen Vereinsstaaten zusammen unterhandelt, sieht man besser, welche Concessionen zu machen, welche zu verweigern sind. Die passende Gelegenheit ist jetzt da; wir können unterhandeln, müssen uns aber auf Zugeständnisse gefaßt machen, denn wenn wir in nichts nachgeben, thun dieß die deutschen Staaten auch nicht. Wir werden also die unumgänglich nothwendigen Concessionen hinsichtlich unsrer Zölle machen. Wir werden dieselben der Kammer vorlegen, und erklärt sich diese dafür, so werden wir auf dieser Basis unterhandeln; im andern Falle dürfen wir über Mangel an Absatzwegen nicht klagen. Frankreich könnte vom deutschen Zollverein eine Verminderung der Zölle auf seine Seidenwaaren, seine Weine, Tücher, Baumwollenzeuge erlangen, müßte aber dafür die Einfuhrzölle herabsetzen auf Eisen, Manufacturwaaren, Schlachtvieh ... (Murren.) Ich sage nicht, wie groß die Opfer seyn werden; denn ich kann auf der Rednerbühne keinen Handelsvertrag improvisiren. Ich wollte nur im Allgemeinen andeuten, hinsichtlich welcher Industriezweige wir Opfer bringen müßten, und für welch andere wir Begünstigungen hoffen dürften. Dabei wollte ich der Kammer bemerken, daß in Betreff des Zollwesens nichts zu erhalten ist, wenn man nichts dagegen gibt. (Beifall.) Die Kammer beschloß, diese Bittschrift nach dem Antrag der Commission dem Ministerium zu überweisen.

Die Deputirten versammelten sich am 25 auch in den Bureaux, um deren Präsidenten und Secretäre neu zu wählen. Unter 18 Ernennungen fielen 13 auf Mitglieder der Linken und des linken Centrums.

〈…〉〈…〉Die Pairskammer fuhr am 25 April in Erörterung des Entwurfs über Immobiliarverkäufe fort.

Der General Pelet, Pair von Frankreich, Director des Generaldepots des Kriegs, hat am 22 April Sr. Maj. die fünfte Lieferung der neuen französischen Karte vorgelegt, die aus den Blättern Epinal, Eure, Pontarlier, Gray, Bar le Duc, Troyes, Fontainebleau, Chartres, Rouen, Neufchatel, Evreux, Caen besteht, so wie den 7ten Band des Mémorial du dépôt général de la guerre, welcher den zweiten Theil der geometrischen Beschreibung Frankreichs begreift.

Das Namensfest des Königs rückt heran, und noch herrscht tiefe Stille über die Feierlichkeiten, die es verherrlichen sollen, es sey denn, daß man hierzu die Vermählung des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victoria bestimmt, die seit einigen Tagen auf französischem Gebiet angelangt ist. Die letzten Beschlüsse der Kammer haben den systematischen Gegnern des Ministeriums einen harten Schlag beigebracht: es war so deutlich, daß sie von der Conversion der Rente wie von dem Vorschlage Remilly's, die Beamten in der Kammer betreffend, hofften, das Ministerium werde in die Falle gehen, und mit sich selbst oder seinen Anhängern der linken Seite in Widerspruch gerathen. Diese wohlwollende Hoffnung aber wurde die beidenmale durch eine aufrichtige und gewandte Dazwischenkunst des Ministerpräsidenten vereitelt. Der Grundsatz der Rentenverminderung ist ausgesprochen, eben so jener, daß die Vermehrung der Beamten in der Deputirtenkammer ein vorbeugendes Gesetz nothwendig mache. Hätte man die Conservativen auf ihr Gewissen fragen können, was sie wirklich wollen, so hätten sie antworten müssen: das Gegentheil. Und dennoch waren sie es, die jetzt das Ministerium in dieser doppelten Verhandlung herausgefordert hatten. Diese durchaus falsche Taktik, in der die persönliche Leidenschaft und die Mißgunst die leitenden Motive abgeben, mag noch öfter0965 zu ähnlichen Auftritten Anlaß geben, und dem Ministerium wird stets das leichte Mittel bleiben, seine Feinde zu beschämen: es braucht nur aufrichtig bei seiner aufgepflanzten Fahne zu verharren, und der klar ausgesprochenen öffentlichen Meinung zu folgen. Diese öffentliche Meinung, was auch die Ultrablätter dagegen sagen mögen, ist, daß seit Jahren kein Ministerium mehr Vertrauen eingeflößt hat, als das gegenwärtige, und daß dessen Vorstand, wie vorsichtig er sich in ruhigen Momenten zu verhalten strebe, bei irgend einem Streite, der die Ehre des Landes beträfe, mit Würde und Festigkeit auftreten würde. Im Innern selbst sind es vorerst die großen öffentlichen Arbeiten, Eisenbahnen u. s. w., auf welche die Nation zählt, so wie ferner eine kräftige Ermunterung und Unterstützung der Ansiedelung in Algier. Es gehörte mehr als Ungeschicklichkeit, es gehörte böser Wille dazu, eine so günstige Stellung nicht zu benutzen, dem Ministerpräsidenten aber möchte das eine so wenig als das andere vorzuwerfen seyn, sein eigenes Interesse, sein Ruhm sind hier die besten Schildhalter seiner Pflicht. Viele Personen hoffen noch, daß das Gesetz über die Conversion der Rente in der Pairskammer durchfallen werde, da es bekannt ist, daß die Pairs viele Capitalien auf dem großen Buche haben, und man außerdem meint, der König selbst sey gegen die Conversion. Indessen darf man nicht sehr auf die Willensfestigkeit der Pairskammer zählen; es liegen immer Gründe genug vor, die sie von einer systematischen, oder, was noch schlimmer ist, von einer interessirten Opposition abhalten werden, und was Ludwig Philipp angeht, so möge man nicht vergessen, daß er persönlich bei der Frage nicht betheiligt ist. Der neueste Gesetzesentwurf Cousins, wegen Errichtung eines Lehrstuhls für slavische Litteratur, hat den legitimistischen Blättern Gelegenheit gegeben, ihren unmächtigen und grotesken Zorn wieder einmal auszulassen. Die France, das Lieblingsjournal des Pariser legitimistischen hohen Adels, fragt, was denn das sey, die slavische Sprache? wahrscheinlich ein Patois, das man, dahinten weit in ..... Ungarn spreche, und dafür wolle der Minister des Unterrichts einen eigenen Lehrstuhl errichten. So viel, was die geistige Cultur der France angeht. Moralische Bedeutung dieses angenehmen Blattes: 187 Abonnenten!

Hr. Thiers hat sich gestern wiederum auf eine feine Art aus einer Schlinge gezogen, die für ihn verderblich zu werden drohte. Seine erste Rede, die von allen Parteien als äußerst schwach getadelt wird, war auf Schrauben gesetzt; er wollte das Terrain sondiren, um nach den Umständen sodann mit seinem Vertagungsprojecte hervorzurücken (man s. meinen Brief von gestern); indessen erkannte er während der Vorträge der auf ihn folgenden Sprecher, daß seine Rede keinen Beifall erhalten hatte; er fürchtete, die Linke, mit alleiniger Ausnahme einiger Freunde des Hrn. Barrot, möchte gegen ihn stimmen. Da machte er schnell eine Seitenwendung, und sprach ganz im Sinne der Motion des Hrn. v. Remilly, die dann mit großer Mehrheit in Berücksichtigung genommen wurde. Nunmehr wird dieselbe in einer andern Sitzung in ihren einzelnen Theilen näher geprüft; und Hr. Thiers, der kein Freund von ihr ist, weil sie das Cabinet mancher Springfedern beraubt, die Zahl seiner Anhänger zu vermehren, muß auf andere Mittel sinnen, um sie zu neutralisiren. Die Ursache der geringen Mehrheit, womit das Gesetz über die Rentenconversion angenommen wurde, lag zunächst in der Verwerfung des Vorschlags, die Renten der Gemeinden und öffentlichen Anstalten von der Maaßregel auszunehmen; man zählt an 60 Deputirte, die deßhalb dem ganzen Gesetze schwarze Kugeln gegeben haben. Jene Anstalten sind in vielen Fällen durch Verordnungen und Instructionen der oberen Behörden genöthigt, ihre Gelder in Staatspapieren unterzubringen; deßhalb wollten viele Personen eine Ausnahme zu ihren Gunsten aufgestellt wissen. Der Conseilpräsident hat nunmehr selbst mehreren seiner Collegen in der Kammer erzählt, er habe die nach Persien abgegangene Gesandtschaft zurückgerufen. Er fügte als Beweggrund, außer dem der Entfernung und der Kosten, bei, es sey eine Anzahl junger Leute dieser Gesandtschaft beigegeben; bekomme einer derselben in der Mitte eines solchen uncultivirten Volkes Händel und werde mißhandelt, so sey Frankreich genöthigt, um diese Insulte zu rächen, irgend eine kriegerische Demonstration zu machen, von der man nicht wissen könnte, wie weit sie führe.

Belgien.

Der Dr. Moreau, Geburtshelfer I. Maj. der Königin der Belgier, wird von Paris zu Brüssel erwartet. Der Herzog von Sachsen-Coburg-Cohary, sein Sohn, der Prinz August, und seine Tochter, die Prinzessin Victoria, werden morgen nach Paris abreisen. Eine Deputation wird an der Gränze die Verlobte des Herzogs von Nemours empfangen.

Der König wird heute Nachmittags nach Frankreich abreisen; er wird nicht den nämlichen Weg wie seine erlauchten Verwandten nehmen. Se. Maj. wird über Tournai und Lille reisen, zu Arras übernachten und morgen über Amiens im Schlosse St. Cloud eintreffen.

In der gestrigen Sitzung der Repräsentantenkammer unterbrach der Justizminister, Hr. Leclercq, die Discussion wegen Uebernahme der 4000 Actien zur rheinischen Eisenbahn, und sagte: Die Sache mit dem Hrn. Vandersmissen hat zu dem Zweifel Anlaß gegeben, ob die von dem Tractat stipulirte Amnestie auf alle Provinzen anzuwenden sey. Nach der Befestigung unserer Unabhängigkeit wäre es jedoch der Gesinnung des Landes nicht entsprechend, wenn nicht gleich milde gegen Alle gehandelt würde, welche die Pflicht gegen das Vaterland vergessen haben mögen. Aus diesen vom Cabinet getheilten Gründen schlage ich folgendes Gesetz vor: jede Verfolgung wegen politischer Vergehen, die vor dem 19 April 1839 begangen worden, ist untersagt. Wenn wir hier nicht von Verurtheilungen sprechen, so geschieht dieß, weil das Begnadigungsrecht dem Könige zusteht.

Prüfen wir das neue Ministerium nach seiner nun officiell bekannt gemachten Zusammensetzung, so ergibt sich auf den ersten Blick ein Uebergewicht des liberalen Elements, denn das einzige Glied, das einen Anstrich katholischer Farbe hat, ist Hr. Liedts, der Minister des Innern, und gleich als hätte man die Beruhigung, die er den Katholiken zu gewähren bestimmt gewesen, schon für zu bedeutend gehalten, so hat man das Fach des öffentlichen Unterrichts von seinem Departement abgetrennt, und mit dem Ministerium der öffentlichen Bauten unter Hrn. Rogier vereinigt. Die Bedeutsamkeit dieser Aenderung, auf die man im Publicum gar nicht gefaßt war, wird hauptsächlich dann hervortreten, wenn von dem Gesetze über die Organisation der mittlern und niedern Schulen die Rede seyn wird. Was das doctrinäre Element im neuen Ministerium betrifft, so können wir demselben keine besondere Bedeutung mehr beilegen: durch die jüngste Coalition hat sich der Doctrinarismus in Liberalismus aufgelöst, und eine, wenn gleich einstweilen nicht sehr ausgesprochene, Oppositionsstellung gegen den Katholicismus angenommen. Die HH. Lebeau und Rogier können sich daher nicht mehr versprechen, als Neutrale mitten inne zu stehen; der Gesinnung nach waren sie es im Grunde nie; aber0966 auch den Schein werden sie nicht mehr retten können. Hr. Leclercq gehört entschiedener zur liberalen Farbe, und hat in dieser Hinsicht die Aufrichtigkeit für sich, womit er im Nationalcongresse und in den ersten Sessionen der Repräsentantenkammer gerade und frei aufgetreten. Er ist die beste Acquisition des neuen Cabinets, denn er vereinigt die moralischen und intellectuellen Eigenschaften in gleich hohem Grade, und es ist in Belgien nicht gleichgültig, ob man auch durch erstere in der höhern Gesellschaft den rechten, eines Ministers der Krone würdigen Standpunkt einnehme. Hr. Liedts, der in dieser Hinsicht ebenfalls jeder Forderung entspricht, hat bisher noch keine Gelegenheit gehabt, zu beweisen, daß ihm auch in gleichem Grade die intellectuellen Eigenschaften zu einer so hohen Stellung zu Gebote stehen. Hr. Mercier ist die schwächste Seite der neuen Combination. In seiner bisherigen Stellung als Steuerdirector hat er sich zum Minister eben nicht vorüben können; in der Kammer gehörte er keineswegs zu den ausgezeichneten Gliedern, und seine Mitwirkung als höherer Beamter zum Sturze der bisherigen Minister hat sein Ansehen nicht gehoben. General Buzen scheint eine recht gute Wahl, er kommt aber, als Kriegsminister, bei der Beurtheilung der Stellung des Cabinets zu den Kammern weniger in Betracht. Aus dem Angedeuteten begreift es sich, daß die bisherige Opposition das neue Cabinet beifällig aufnimmt, und daß besonders die antikatholischen Blätter sich zufrieden zeigen. Dabei fühlen sie indessen gar wohl, daß eine ausgesprochene Tendenz gegen den Katholicismus den Ministern gleich das Regieren unmöglich machen würde, da sich die Kammern eine solche nicht würden gefallen lassen. Sie mildern daher sehr ihren Ton, und der Observateur , dem noch vor kurzem die Bischöfe und der gesammte belgische Clerus nur eine bigotte und retrograde Coterie waren, ist mit Einemmale höflich und freundlich gegen sie geworden, und betheuert, daß sie alle Ursache haben, gänzlich beruhigt zu seyn. Der Courrier de la Meuse hingegen, das treueste Organ der katholischen Gesinnungen, begnügt sich zur Beurtheilung des neuen Cabinets mit folgendem lakonischen Artikel: Bietet das neue Ministerium der Gesinnung die wir vertreten hinlängliche Sicherheit dar? Da es seinen Ursprung Einflüssen verdankt, deren einige dieser Gesinnung entschieden feindselig sind, wie könnte es uns Sicherheit gewähren? Unsre politischen Freunde werden sich diese Frage stellen. Doch glauben wir nicht, daß man von dieser Seite eine förmliche Opposition gegen die Minister organisiren werde. Das liegt nicht in ihrer Art, die vielmehr darauf gerichtet ist, Ruhe und Ordnung im Lande zu erhalten, und die Regierung nicht ohne Noth zu bekämpfen. Es dürfte eher der Fall seyn, daß das Ministerium bald wieder gerade hier seine Stütze suchen müßte, denn nur hier wird es für alle gouvernementalen Ideen und Grundsätze einen sichern Anklang finden. Die Stütze der Liberalen dagegen gleicht sehr derjenigen, welche in Frankreich die linke Seite dem Hrn. Thiers angeboten; und schon jetzt verhehlen es ihre Blätter nicht, daß sie das neue Ministerium nur als eine Einleitung zum Uebergang in eine entschiedenere liberale Combination ansehen. Ob bei solchen Erwartungen die Handlungen des neuen Cabinets seinen jetzigen Freunden lange zusagen werden, wird die Zukunft lehren.

Gestern ging die Kammer an die Discussion des Gesetzes wegen der Convention mit der rheinischen Eisenbahndirection zum Ankaufe von 4000 Actien. Die meisten Redner sprachen für das Gesetz, nur ein Paar, und zwar von dem ganz beschränkten Standpunkte pekuniärer Rücksichten aus, gegen dasselbe. (Wir haben schon gestern die Annahme des Gesetzes gemeldet.) Erinnert man sich daran, daß noch vor kaum einem Jahre Belgien als der Mittelpunkt revolutionärer Bestrebungen angesehen wurde, welche besonders der Rheinprovinz bedrohen sollten, daher auch von dieser Seite ein politischer Sanitätscordon gegen dasselbe aufgestellt wurde, so traut man kaum seinen Ohren, gegenwärtig mit Zustimmung der k. preußischen Regierung die rheinischen Interessen in der hiesigen Kammer debattirt zu hören, als waren es die eigenen, denn alle Kraft der Argumente der Vertheidiger des Gesetzes liegt in dem Beweise, daß die jenseitigen und diesseitigen Interessen in dieser Angelegenheit ganz ineinander fließen, und man über Geldopfer, wenn dergleichen wirklich gefordert würden, hinaussehen, und nur den großen Zweck einer von Holland unabhän igen raschen Verbindung mit dem Rheine im Auge halten müsse. Vor Eröffnung der Sitzung waren von Seite des Hrn. Hansemann, Bevollmächtigten der rheinischen Direction, zwei lithographirte Blätter an die Glieder der Kammer vertheilt worden, das eine ein allgemeines Profil der rheinischen Eisenbahn, nebst genauer Angabe der fertigen und noch zu fertigenden Arbeiten jeder Art, das andere einen Plan derselben Bahn, nebst Zeichnung der beiden großen Viaducte zwischen Aachen und der Gränze, darstellend. Letzterem war noch in kleinerem Maaßstabe ein Plan der Strecke zwischen Aachen und Tirlemont beigefügt. Obgleich die Strecke von der Gränze bis Aachen nur 15,123 Meter, die Strecke von Aachen nach Köln dagegen 70,615 Meter Länge hat, so sind doch die Ausführungskosten für erstere, wegen der Schwierigkeiten des Terrains, ungefähr zur Hälfte der Kosten für letztere, jene nämlich zu 5 Millionen Fr., und diese zu 11 1 / 2 Mill., der ganze Bau mithin zu 16 1 / 2 Mill. Fr. veranschlagt.

Niederlande.

Die Antworten der Regierung auf die Bedenken der zweiten Kammer der Generalstaaten, bezüglich der Budgets, sind den hier anwesenden Kammermitgliedern mitgetheilt worden. Das Ausgabenbudget ist von 58,227,215 fl. auf 51,727,215 fl. ermäßigt worden. Die Regierung glaubt die Kammer nicht genug darauf aufmerksam machen zu können, daß das dießjährige Budget ein für sich allein bestehendes sey und nicht daraus auf die der nächsten Jahre geschlossen werden dürfe. Die Regierung werde auch fürs nächste Jahr wieder größere Einschränkungen beantragen, allein für dieses Jahr könne sie nicht mehr thun, als bereits geschehen. Nach den neuesten Nachrichten aus Java ist der königl. niederländische Consul zu Canton daselbst angekommen, und wollte sich in Kürze nach Niederland einschiffen. Die Arbeiten der Utrecht'schen Finanzcommission werden durch die Ministerveränderung in Belgien eine noch längere Unterbrechung erleiden. Das neue belgische Ministerium soll indessen den aufrichtigen Wunsch hegen, mit Holland bald ganz ins Reine zu kommen.

Italien.

(Commerce.) Die Allgemeine Zeitung meldete kürzlich, daß zwischen Dom Miguel und der Königin Dona Maria Unterhandlungen angeknüpft seyen. In dem Journal Voce della Verità kam eine Widerlegung von einem Agenten Dom Miguels in dessen Namen. Trotz dieser bestimmten Behauptungen, die weit weniger, als man denken sollte, beweisen, glauben wir mit Grund sagen zu können, daß die Allg. Zeitung Recht hatte. Der Marquis v. Careira ward von Dona Maria an ihren Oheim abgeschickt; man meldet sogar dessen Ankunft in Rom. Dom Miguel, der sehr große Güter in Portugal hat, will nicht länger von den milden Unterstützungen des Papstes leben, und ist auf dem Punkte der Annahme einer Uebereinkunft,0967 die ihm eine hohe Existenz gewähren kann. Einer der projectirten Artikel betrifft das zu Paris 1834 im Namen Dom Miguels, während dieser noch factisch an der Spitze der Lissaboner Regierung stand, unterhandelte Anleihen. Dom Miguel beweist dadurch Redlichkeit, daß er die Anerkennung dieser Anleihe verlangt. Er stützt sich dabei auf den ziemlich sonderbaren Umstand, daß die aus der Anleihe entsprungenen Summen in London auf Befehl und zum Vortheil Dom Pedros eincassirt worden seyen, der sie in den Staatscassen von Lissabon nach der Räumung dieser Hauptstadt durch Dom Miguel vorgefunden habe.

Deutschland.

Se. k. Hoh. der Großherzog von Baden wird sicherm Vernehmen nach nächsten Freitag am 1 Mai hier eintreffen. Se. Durchl. der Herzog von Nassau hat gestern Abend unsre Stadt verlassen. Das heute Morgen erschiedene Regierungsblatt bringt eine Bekanntmachung, die von Seite des Zollvereins mit der freien und Hanse-Stadt Hamburg getroffene Uebereinkunft wegen gegenseitigen Verkehrserleichterungen betreffend.

In einem Schreiben: Aus dem Hannover'schen, vom 16 d. M., gibt der Hamburger Correspondent detaillirte Nachweisungen über die Vertretung des Landes in der jetzigen zweiten Kammer. Als Resultat ergibt sich Folgendes: Es haben zu schicken 1) das Fürstenthum Calenberg, vier Deputirte, davon sind anwesend zwei; 2) die Grafschaft Hoya-Diepholz, sechs Dep., anwesend vier; 3) das Fürstenthum Hildesheim, sechs Dep., anwesend fünf; 4) das Fürstenthum Göttingen, sechs Dep., anwesend vier; 5) das Fürstenthum Grubenhagen und die Grafschaft Hohnstein, drei Dep., anwesend drei; 6) das Fürstenthum Lüneburg, neun Dep., anwesend fünf; 7) die Herzogthümer Bremen, Verden und Land Hadeln, zehn Dep., anwesend drei; 8) das Fürstenthum Osnabrück, fünf Dep., anwesend keiner; 9) Kreis Meppen u. s. w. zwei Dep., anwesend zwei; 10) Grafschaft Bentheim, zwei Dep., anwesend keiner; 11) das Fürstenthum Ostfriesland, neun Dep., anwesend sechs; 12) Harz, einen Dep., anwesend einer. Es waren also zu schicken: 65, davon sind anwesend: 35, was mit den acht Deputirten für Stifte und Consistorien die Summe von 73, als der eigentlichen Mitgliederzahl, und andrerseits von 43 als dem jetzigen Bestande gibt.

Rußland.

Heute hier eingetroffene Briefe aus Kertsch melden die Ankunft eines russischen Kriegsdampfbootes aus Anapa mit sehr wichtigen Depeschen für den dortigen commandirenden General Rajewski. Unmittelbar nach der Abfahrt des Dampfbootes, welche noch an demselben Tage erfolgte, wurden mehrere Fahrzeuge auf Kosten der Regierung gemiethet, um eine bedeutende Menge Kriegsmunition für die Truppen an der tscherkessischen Gränze nach Theodosia zu transportiren.

Die letzten Nachrichten aus Sebastopol, Odessa und Theodosia schildern die dortigen Häfen als in großer Bewegung begriffen. Es hat sich in den letzten Tagen daselbst die ganze russische Kriegsmacht des schwarzen Meers concentrirt. Gegen 10,000 Mann Landtruppen wurden in größter Eile eingeschifft und werden eben so schnell nach der tscherkessischen Küste expedirt werden. Noch nie haben die Tscherkessen größere Kühnheit an den Tag gelegt und entschlossener zu den Waffen gegriffen, als es bei der Wiedereröffnung der Kriegsoperationen in diesem Frühjahr der Fall war. Was ihnen an strategischer Kenntniß gebricht, ersetzten sie durch tollkühne Todesverachtung. Sie beschränken sich nicht mehr auf Scharmützel und kleines Gefecht, sondern greifen die Russen in offenem Felde an und berennen die russischen Forts, die in einer langen Reihe auf den tscherkessischen Küsten in den Sommerfeldzügen der letzten Jahre von den Russen angelegt worden waren. Schrecklich wurden die Garnisonen getäuscht, als sie sich auf langwierige Belagerungen gefaßt machten und Entsatz von der erwarteten Flotte hofften. Ehe sie sichs versahen, schritten die Kinder des Gebirgs zum Sturme, escaladirten die Wälle und ließen überall die Besatzungen ohne Pardon über die Klinge springen. Dann schritten sie zur Demolirung der Befestigungen und Vertheilung der Beute, die meist in Kriegsmunition, Waffen und Artillerie besteht, welch letztere den Tscherkessen besonders erwünscht ist, indem sie nur sparsam damit versehen sind. So fielen dieß Frühjahr bereits die Forts Nicolaus, Rajewsky, Lazzareff, Welleaminoff. Tuabs hält sich noch, mußte aber zwei Stürme aushalten. Die ergrimmten Tscherkessen, die nach einem im voraus combinirten Plane zu handeln scheinen, sollen sich um das zuletzt genannte Fort sammeln, um einen neuen Sturm zu versuchen. Die Bewegung scheint sich heuer auf alle Stämme zu erstrecken.

13 April. Wenn schon die Wiedervereinigung der Unirten mit der griechischen Mutterkirche, selbst abgesehen von religiösen Motiven, den Wünschen der Regierung im höchsten Grade entsprach, würden diese doch nimmermehr hingereicht haben, etwas gegen das religiöse Bedürfniß der Bevölkerungen versuchen und durchsetzen zu lassen. Der gegenseitige Wunsch der unirten Gemeinden, von ihrer gesammten Geistlichkeit ausgesprochen, dieses Entgegenkommen allein hat das fragliche Ereigniß vielleicht das bedeutendste dieser Art seit der Reformation moralisch möglich gemacht. Höchst bemerkenswerth ist es, mit welcher Freude das Volk nach einer Trennung von 250 Jahren den Entschluß seiner geistlichen Hirten, und die Genehmigung des Kaisers, die Wiedervereinigung betreffend, überall begrüßt hat. Nach der feierlichen Verkündigung derselben brachten an vielen Orten Mitglieder der unirten Gemeinden in ihre erneuten Tempel verschiedene Kirchengeräthe und die Thüren zum Allerheiligsten (Tsarskie Worota), welche ihre Vorfahren, bei der gewaltsamen Einführung der Union mit der römisch-katholischen Kirche, bei Seite geschafft hatten, und welche seit der Zeit als ein heiliges Unterpfand ihrer dereinstigen Wiedervereinigung mit der Kirche ihrer Väter sorgfältig aufbewahrt worden waren. Das Darbringen solcher alterthümlicher, dem griechischen Cultus geheiligter Gegenstände geschah vorzüglich im volhynischen Gouvernement und namentlich in den Dörfern Tur, Powitie, Welimcze, Datino, Zamszany, Zdolygil und Chitrzewo. Es verdienen diese Aeußerungen der hiesigen Volksstimmung um so mehr bekannt zu werden, als sie dazu beitragen werden, den rechten Standpunkt festzustellen zu einem unparteiischen Urtheil über die nun, feierlich sanctionirte Wiedervereinigung der im Wesentlichen nie getrennten griechischen und unirten Kirchen.

Oesterreich.

Sicherm Vernehmen nach ist die Prolongation des ungarischen Landtags um zwei Wochen Allerhöchstenorts bereits genehmigt, und wird in einer der nächsten Sitzungen publicirt werden. Der Schluß des Landtags wird demgemäß erst am 16 oder 18 k. M. erfolgen. Der k. k. Botschafter am kais. russischen Hofe, Graf v. Ficquelmont, hat diesen Morgen Wien verlassen, um sich auf seinen Posten zu begeben. Heute Abend geht der kais. Gesandte am königl. griechischen Hofe, Frhr. v. Prokesch, ebenfalls auf seinen Posten ab. Aus Neapel hat man hier keine neuern Nachrichten erhalten; soweit die officiellen Berichte von dort reichen, war die0968 erwartete englische Escadre noch nicht auf der Rhede von Neapel erschienen; indessen war die Besorgniß vor diesem Ereigniß gänzlich verschwunden, seitdem man von der Sinnesänderung des Königs Kunde hatte; vielmehr lebt man in Neapel der Zuversicht, daß Admiral Stopford so lange eine bloß beobachtende Haltung annehmen werde, bis die obwaltenden Differenzen durch den von dem König nach London abgesandten Bevollmächtigten gütlich, wie man bestimmt annimmt, beigelegt seyn werden. In diesen Tagen starb die Gräfin Colloredo-Mansfeld, Gemahlin des Grafen Ferdinand Colloredo, k. k. Kämmerer etc.

0961

Das französische Handelssystem.

Die Nothwendigkeit der freien Circulation der Mittel der Subsistenz drängt sich täglich mehr auf, und wird sich, trotz des gegenwärtigen Widerstands der Kammern, nicht mehr lange abhalten lassen. Frankreich producirt von Jahr zu Jahr mehr für Ausfuhr, und muß sich also der allgemeinen Concurrenz in den Preisen unterwerfen, die es aber nicht aushalten kann, wenn es den Taglohn durch künstliche Brodpreise steigert. England, das einen so großen Vorsprung vor andern Nationen durch seine Maschinen und Capitalien besaß, findet, daß er nicht mehr hinreichend ist, und daß es seine Korngesetze nächstens modificiren muß. So geht es auch hier, und es ist vor Allem die Concurrenz der deutschen Fabriken, welche sie dazu nöthigt. Es ist daher mit Gewißheit vorauszusagen, daß beide Staaten, wenn sie sehen werden, daß diese Maaßregel unumgänglich geworden ist, wenigstens versuchen werden, neben der directen Erleichterung ihrer Fabrikbevölkerung durch Aufhebung der den Vieh - und Getreidehandel beschränkenden Gesetze, noch einen Vortheil durch Stipulirung der Herabsetzung der Zölle des deutschen Zollvereins auf fremde Fabricate zu erreichen. Wer den Bericht von Bowring gelesen hat, kann keinen Zweifel darüber hegen, daß es so gehen werde, und die deutschen Staaten scheinen geneigt, darauf einzugehen, was ein großer Fehler und ein ganz unnöthiges Opfer wäre; denn die Interessen, welche sich in beiden Ländern an den künstlichen Preis von Getreide und Vieh knüpfen, sind so groß und ihre politische Stellung so mächtig, daß nur die Nothwendigkeit sie zwingen kann, sich der Herabsetzung zu fügen, und die Sache, wenn sie überhaupt geschieht, geschehen muß, ob sich daran eine Herabsetzung des deutschen Tarifs auf Fabricate knüpft oder nicht. Das Opfer, welches Deutschland bringen würde, wäre um so größer, als die Herabsetzung der Zölle auf Korn die englischen Fabricanten ohnehin schon in den Stand setzte, den deutschen Fabricanten auf allen, selbst auf den deutschen Märkten eine noch größere Concurrenz entgegenzustellen. Wenn England und Frankreich ihre Zölle auf fremde Fabricate unter die deutschen herabsetzen, dann wird es Zeit seyn, auch die deutschen zu reduciren.

Der Bericht über die hiesige Industrieausstellung ist vor einigen Tagen erschienen und enthält manche Lehren für deutsche Regierungen und Fabricanten, welche sie bei den bevorstehenden Zollunterhandlungen wohl berücksichtigen sollten. Er enthält viele Data über Handelsstatistik, und gibt bei jedem Industriezweig eine interessante Auseinandersetzung der Fortschritte, welche er gemacht hat, der Richtung, welche er nimmt, und der Nachtheile, unter denen er leidet. Im Allgemeinen gibt er einen sehr vortheilhaften Begriff von den Fortschritten, welche in Frankreich seit fünf Jahren gemacht worden, und noch mehr von denen, welche im Werden begriffen sind. Denn nach der nicht sehr billigen Art, wie diese Berichte abgefaßt, werden die Erfindungen, welche noch keine große commercielle Ausdehnung genommen haben, nur oberflächlich berührt, und die Belohnungen, welche sie verdienen, auf die Zukunft ausgesetzt. Maschinenbau, Wollen - und Leinspinnerei, einige Theile von Metallarbeit, wie z. B. Sensen - und Feilenfabrication, Lederbereitung, Uhrmacherei, haben große Fortschritte gemacht, und eine Menge kleiner Industrien, welche kaum bemerklich scheinen, haben eine Ausdehnung genommen, die fast unglaublich scheint. So z. B. führt der Bericht an, daß Frankreich jährlich für 400,000 Franken elastisches Gummi aus Amerika einführt und für 4 Millionen Producte daraus nach Amerika allein wieder ausführt. So hat man angefangen, Palmenfasern und ähnliche Materialien zu feinem Flechtwerk aus Westindien roh einzuführen, und die Fabrication daraus hat, besonders in den Gefängnissen, überaus zugenommen. Die Kosten des Materials betragen, trotz der Entfernung, nicht über 15 und oft nicht über Ein Procent des Werths des Fabricats. Früher wurden beträchtlich mehr Maschinen ein - als ausgeführt, aber jetzt beträgt die Ausfuhr das Doppelte der Einfuhr, und übersteigt 6 Millionen Fr. Die Lederfabrication von Paris, welche durch die Anwendung von Schwefelsäure so gesunken war, daß das hiesige Leder am Ende unverkäuflich geworden, ist auf die alten Methoden zurückgekommen, und hat sich namentlich in Maroquin so verbessert, daß es jetzt nach England ausgeführt wird.

Ustrialows Geschichte Rußlands.

Zwei Dinge müssen beim Durchlesen dieser Geschichte besonders auffallen, erstens die ganz veränderte Ansicht, welche dieselbe von der polnischen Geschichte gibt, und zweitens der Geist der Abgeschlossenheit von dem übrigen Europa, welcher sich darin ausspricht. Rußland stellt sich mit seiner Kirche und mit seinen Staatseinrichtungen dem ganzen europäischen Westen schroff gegenüber, und wenn der Verfasser nachweist, daß das russische Mittelalter von dem westeuropäischen wesentlich verschieden gewesen, und gar kein Feudalsystem je bestanden habe, so fühlt man unwillkürlich, daß damit auch das Fundament unserer westeuropäischen Cultur fehle, und der Grund der Verschiedenheit kein zufälliger sey, sondern in der frühern Entwicklung des Volks liege. Die Entwicklung des deutschen Feudalsystems ist in den Kriegszügen Karls des Großen zu suchen; es ist ursprünglich nichts als eine durch die Noth gebotene Corruption der alten allgemeinen Wehrverfassung. In Rußland ist allerdings durchaus von keinem Feudalsystem die Rede, aber die Erklärung dieser Erscheinung gibt der Verfasser nicht, denn er fängt seine Geschichte mit der Niederlassung der Normannen im slavischen Lande an, und entwirft uns von jenem Zeitpunkt an eine Geschichte des russischen Staats, aber keine des russischen Volks. Dieser Zug geht durch das ganze Buch und ist äußerst charakteristisch, denn man kann sich kaum anders denken, als daß diese Auffassung absichtlich ist. Seit dem dreizehnten Jahrhundert spielen die Großrussen die Hauptrolle; im ursprünglichen russischen Staate sind die Kleinrussen das Hauptvolk und Kiew war der Centralpunkt des russischen Reichs. Alle großrussischen Städte sind ursprünglich kleinrussische Colonien auf finnischem Gebiet. Als Batu hereinbrach, wurde das altrussische Reich und die alte Hauptstadt Kiew zerstört und verwüstet, und nur im nördlichen Rußland blieben ärmliche Fürstenthümer, welche wegen ihrer Schwäche und Unbedeutenheit mehr von dem wilden Feind verschont blieben, bis sie ein Jahrhundert später allmählich erstarkten und endlich mit der Horde einen Kampf wagen konnten. In der Zeit der Mongolenherrschaft bildete sich der großrussische Stamm aus, dessen Nationalität wesentlich in seiner Kirche lag, der von Europa gänzlich abgeschieden war, und fast nur mit mongolisch-tatarischen Horden, mit Litthauen und den schwachen finnischen Völkern in Verhältnissen stand. Den mongolisch-tatarischen Horden anfangs völlig unterworfen, hierauf mit ihnen gegen Litthauen0962 und Westrußland verbündet, dann allmählich mit ihnen im Kampfe, endlich ihr Sieger das ist die Geschichte des großrussischen Stammes von der Mitte des dreizehnten bis zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts. Diesen Gang der Dinge hat Ustrialow, wenn auch etwas stark in großrussischem Sinn, sehr deutlich gezeichnet. Man ersieht namentlich daraus, wie nahe es daran war, daß der Sitz des russischen Reichs nach Litthauen verlegt wurde. Olgerds mehr als dreißigjährige und Witolds fast 40jährige Regierung sind in dieser Beziehung höchst merkwürdig, namentlich letztere, da Witold seinen Plan, Litthauen zum herrschenden Reiche zu machen und Moskowien zu unterwerfen, noch zu einer Zeit, wo Jagello bereits den polnischen Thron bestiegen hatte, mit einer staunenswerthen Consequenz verfolgte. Nicht mit Unrecht hat Narbutt in seiner Geschichte des litthauischen Volks dieser Regierung einen ganzen Band gewidmet. Weder Moskau noch Polen hemmten seinen Siegeslauf, sondern eine furchtbare Niederlage, welche die noch nicht erschlaffte Horde ihm an den Ufern der Worskla im Jahr 1399 beibrachte, brach seine Kraft für immer, und nach seinem Tode kam ganz Litthauen mit Podolien und Volhynien und bald auch Ostgalizien (Galitsch) mehr und mehr unter polnischen Einfluß, bis endlich eine völlige Vereinigung der Polen mit den Roth -, Klein - und Weißrussen erfolgte; so wurde Polen übermächtig, bis es seinerseits durch die innern Mängel seiner Organisation und durch den Zwiespalt, welchen die Bekämpfung der griechisch-russischen Kirche in Litthauen durch die katholische in dem herrschenden Polen erzeugte, zur Unmacht herabsank, während das moskowitische Reich durch die Einheit in der Regierung und in der Religion allmählich erstarkte.

Diesen für die Zukunft des ganzen östlichen Europa's so ungemein wichtigen und folgereichen Gang der Dinge hat Ustrialow mit großer Klarheit dargestellt, und hätte er denselben mit gleich sicherer Hand auch von dem Standpunkt der Stammverhältnisse, wie von dem der politischen Interessen und der Dynastien durchgeführt, so würde die Darstellung wenig zu wünschen übrig lassen. So erklärt sich aber aus seiner Darstellung wohl der Haß zwischen Polen und Russen, aber die Nuancirungen der einzelnen Stämme zwischen Großrussen und Polen fehlen, und es spricht sich in dieser Darstellung, wie in dem ganzen Staatsorganismus Rußlands jene Uniformitätssucht, jene Unterdrückung des Einzelnen und Localen aus, an der freilich nicht Rußland allein leidet. Allerdings darf man nicht vergessen, daß der große Kampf zwischen Polen und Rußland bald alles Einzelne verschlang. Der Kampf dauerte über dritthalbhundert Jahre, vom Tode Witolds (1430) bis zur Erstürmung von Praga am Ende des vorigen Jahrhunderts, und noch im vorigen Jahrhundert hätte Polen eben so wohl den Herrn in Moskau spielen können, als Rußland ihn in Warschau gespielt hat. Die Besorgnisse der russischen Regierung und der beiderseitige Haß sind somit hinreichend erklärt.

In diesem Kampfe mit Polen liegt auch die Erklärung nicht nur des ganzen politischen Verfahrens der russischen Regierung, sondern auch der innern Staatseinrichtungen. Die griechisch-russische Kirche war das Mittel, wodurch man die Länder jenseits des Dnieper wieder an sich zog. Polen setzte seine Bemühungen fort, die Staatseinheit durch die kirchliche zu befestigen, und wenn ihm dieß Bestreben auch großentheils mit dem Adel von Litthauen, Weißrußland, Podolien, Volhynien und Galizien gelang, so mißlang es doch völlig beim Volke, welches, wenn auch dem Aeußern nach der Autorität des Papstes unterworfen, doch in allen wesentlichen Punkten der griechisch-russischen Kirche getreu blieb. Es gab eine Zeit in Rußland, wo das geistliche Regiment nicht schwächer war, als das weltliche, wo ein Kampf zwischen Czar und Patriarch sich entspinnen konnte, wie im deutschen Mittelalter zwischen Kaiser und Papst, und wo eine japanische Doppelherrschaft factisch bereits bestand. Es war dieß die Zeit, wo Rußland gegen das damals mächtige Polen politisch viel zu schwach war, aber die Macht, welche ihm die kirchlichen Verhältnisse gaben, recht wohl fühlte. Nikon ist in jener Zeit der bedeutendste Mann, und Ustrialow gibt hinreichend zu verstehen, daß derselbe damals auch die politischen Verhältnisse des Reichs leitete. Indeß waren die Zeitumstände überhaupt, so wie die Anwesenheit des Patriarchen in der czarischen Residenz hierarchischen Bestrebungen nicht sonderlich günstig, Nikon selbst mußte der czarischen Gewalt weichen, aber Peter hielt es für gerathen, das Patriarchat ganz aufzuheben, aus Furcht, es möchte einmal der weltlichen Herrschaft über den Kopf wachsen; er ersetzte es durch ein Collegium, die sogenannte allerheiligste Synode. Indeß war es ihm nur darum zu thun, die geistliche Macht gegenüber der weltlichen zu beschränken, sonst gewährte er ihr jede mögliche Entwicklung und Entfaltung, denn sie war die festeste Stütze und Bundesgenossin der weltlichen nach außen und innen. Man muß jene Zeit der ersten Romanows bis auf Peter studiren, wenn man die jetzige gerecht und billig beurtheilen will. Peter führte sein Reich mit Einemmal in die Reihe der europäischen Mächte ein, aber nur in Beziehung auf die äußere Politik; er gab ihm die Künste und Wissenschaften Europa's, aber nicht den Meinungskampf, aus dem die Bewegung der Geister und die Fortschritte in Kunst und Wissenschaft hervorgegangen; er wollte die Frucht des Siegs ohne den Kampf. Dieß ging, so lange die Russen in materieller Hinsicht viel zu lernen hatten. Sobald dieß nicht mehr oder nur in geringem Grade der Fall war, mußte der geistige Verkehr mit Europa die schlummernden Kräfte wecken und eine innere Reibung hervorbringen; dieß geschah namentlich seit der Einverleibung Polens, wo ein sprachverwandtes, aber mit westeuropäischen Ideen gesäugtes Volk mit Rußland in den innigsten Verkehr trat. Rußland hat noch auf geraume Zeit keine demokratischen Bewegungen zu fürchten, wohl aber ein Streben der Aristokratie nach unabhängiger Stellung; Rußland ist durch den Schutz seiner Glaubensverwandten im östlichen Polen, d. h. in Litthauen, Podolien und Volhynien groß geworden, und stützte sich dabei auf die Geistlichkeit und die große Volksmasse; der Adel war in ganz Litthauen, Volhynien, Podolien und Ostgalizien polonisirt worden; man mußte darauf hinarbeiten, ihn wieder russisch zu machen. Hierin liegt die Erklärung der von Uwarow, dem Minister des Unterrichts, ausgesprochenen, und von Ustrialow, dessen Werk als Compendium in den Unterrichtsanstalten dienen soll, wohl beherzigten Worte, daß das Unterrichtswesen im Geist der unumschränkten Alleinherrschaft, der russisch-griechischen Kirche und der Nationalität geleitet werden solle.

Es ist dieß bis zu einem gewissen Grad unvermeidlich für Rußland geworden, und wenn gleich diese Nothwendigkeit manche harte Maaßregeln keineswegs entschuldigt, so erklärt sie doch im Allgemeinen die abgeschlossene Richtung. Man hat die Künste und Wissenschaften Europa's wie eine Art Raub davon geführt, und will die nationale geistige Entwicklung des Volks wieder da anknüpfen, wo Peter sie ursprünglich gefunden; man will diese Entwicklung möglichst national machen und lassen, um dem fremden Einfluß vorzubeugen, da das westeuropäische Element zersetzend auf einen solchen Zustand einwirken muß, wie er noch in Rußland existirt. Die russische Regierung hält, wohl nicht mit Unrecht, die Mehrzahl ihres Volks für keineswegs reif, einen Principienstreit, vielleicht eine Glaubensspaltung zu ertragen, und so verfiel sie auf das freilich kaum minder0963 gefährliche Mittel, eine Einheit des Glaubens durch politische Mittel allmählich herbeizuführen, und dazu ist freilich eine strenge Absperrung gegen außen das erste Erforderniß. Daß das System zum mindesten eine lange Zeit einen günstigen Erfolg für sich haben wird, davon kann sich jeder überzeugen, der die Geschichte Rußlands vor Peter kennt, und zu dieser Kenntniß hat Ustrialow nicht wenig beigetragen, wenn er gleich, wie natürlich, Manches mit Stillschweigen übergehen oder nur mit halben Worten sagen muß.

Die czechoslavischen Dichter.

Hoher Beachtung werth ist das litterarische Streben, welches in unserer Zeit unter den österreichischen Slaven rege wird und wovon die Blätter der Allgemeinen Zeitung bereits einige Andeutungen mittheilten, in denen jedoch die neuere Poesie der Westslaven gänzlich außer Acht gelassen wurde. Der Wissenschaft konnte es bisher, bei aller Aufopferung tüchtiger Männer, in geringerem Grade gelingen, Einfluß im Volke zu gewinnen; es fehlen die Vermittelungsglieder, die höhern Lehranstalten, deren sieben Millionen zur natürlichen nationalen Bildung ganz entbehren; desto empfänglicheren, durch den Geist der Zeit bearbeiteten Boden fand das Wort des Dichters, das die Leidenschaft, die Begeisterung, die Vaterlandsliebe, die Liebe zum Volke nähren und eine große Geschichtsepoche der thatlosen, unfreundlichen, den edlen Aufschwung tödtenden Gegenwart entgegen halten konnte. So erhielten die czechoslavischen Dichter eine sociale Bedeutung, und keiner unter ihnen eine größere als Johann Kollar. Wie dieser Mann für den größten Dichter der neuern czechischen Litteratur gilt, so ist er auch unstreitig der einflußreichste Slave Oesterreichs. Seine Ideen haben am tiefsten Wurzel gefaßt; sie vorzugsweise haben das slavische Bewußtseyn geweckt. Keiner hat männlicher, ausdauernder die Uebergriffe des Patriotismus der Race bekämpft; keiner härter die Schmach der Indolenz und den Abfall vom eigenen Blute gestraft. Kollar evangelischer Prediger in Pesth ist ein Gelehrter und hat dieß durch mehrere Werke dargethan, aber so gediegen diese, und überhaupt so ausgebreitet seine historischen und philologischen Kenntnisse sind, seinen Ruhm gründete sein lyrisch-episches Gedicht die Tochter des Ruhms (Slavy dcera). In Sonetten, die ein schöner, tief poetischer Gedanke, jener der Liebe, zu einem Ganzen verbindet, besingt er den Ruhm der Slaven und ihre tausendjährigen Leiden; sein Geist überblickt von hoher Karpathenkuppe die weiten Slavenländer der Wolga, Weichsel, Donau und Moldau, wo die Brüder wohnen; ihrem Leben, jeder ihrer schönen Thaten weiht er sein Lied; aber sein Geist schaudert zurück vor den Frevelthaten des Feindes; er sieht die mißhandelten, die gemordeten Geschlechter der Wenden, und kann sie nicht zählen; er sieht die Fremden auf den Trümmern von Arkona, auf den Gräbern der Brüder, die sie geknechtet. Kollars Vers ist harmoniereich, seine Sprache wohlklingend, aber der Klang seines Reimes oft so weich und mild, daß er fast im Gegensatze steht zu seinem Stoff.

Wie Kollar ist sein Landsmann Johann Holy ein ächter Dichter, doch ohne Kollars Gedankenreichthum und Lebensfrische. Ein milder, aber naturkräftiger Sinn, eine elegische Wehmuth, Keuschheit der Gesinnung und der That, eine volksthümliche Gedankenverbindung zeichnen die Schöpfungen Holy's aus, deren objective Darstellungsform jedoch eine gewisse epische Breite fast durchgehends charakterisirt. Er gab zuerst Uebersetzungen einiger Gedichte des Virgil, Theokrit, Homer, Ovid, Tyrtäus und Horaz (Tyrnau 1824), dann eine Uebersetzung der Aeneis (1828) heraus. Sein Geist wandte sich nun der vaterländischen Geschichte zu; er wählte aus der schönsten Periode der Slowaken, dem groß-mährischen Reiche, Swatopluk zum Helden eines großen epischen Gedichts (Swatopluk, ein Heldengedicht in zwölf Gesängen, Tyrnau 1833). In einem zweiten Epos ist es die Verbreitung der christlichen Lehre durch die griechischen Apostel Konstantin (Cyrill) und Method, und in einem dritten Slaw, gedruckt in dem in Pesth erscheinenden Taschenbuche Zora auf 1838 ist es der Heldensinn und der Kampf der Väter, die ihn zu Gesängen begeistern. In dem genannten Taschenbuche theilt er auch Elegien und in frühern Jahrgängen Idyllen mit, die zur Folie die einfache Lebensweise der Karpathensöhne haben.

Holy, katholischer Pfarrer zu Madunitz im Graner Erzbisthum, schreibt im slovenischen Dialekte, während Kollar, wie die ungarischen Protestanten überhaupt, sich der böhmischen Schriftsprache bedient. Es ist dieß ein Hinderniß einer größern Verbreitung seiner Werke, aber indem er ein urkräftiges, vom Einfluß des Fremden noch unberührtes Volkselement hervorhebt, und dieses, begünstigt durch den vorherrschenden Sinn nach engerer Vereinigung, sich im Laufe der Zeit mit der czechischen Schriftsprache zu amalgamiren hat, kann der Ausdruck und die Litteratur nur gewinnen.

Tiefer auf die Gesinnung wirkte der Augustinermönch und Professor der Philosophie zu Brünn, Matthäus Klácel. Das Erscheinen des ersten Bandes seiner lyrischen Gedichte, Brünn 1836, erregte eine ungewöhnliche Aufmerksamkeit. Aber es war nicht sowohl der poetische Werth der Oden, die hier geboten wurden, als ihre sittliche Kraft, welche die Bewegung hervorbrachte. Mit Catonischer Strenge strebt er gegen das Böse, gegen die Schmach der Entartung; er warnt mit hohem Ernste die Jugend vor Verunreinigung ihres Blutes, das dem Vaterlande gehöre; dem Göttlichen, der Wahrheit sey die Seele zuzuwenden. Der zweite, später erschienene Band von diesen Gedichten scheint nicht dieselbe Aufnahme gefunden zu haben. Klácel ist ein Mann von scharfem Verstande, ein genialer Kopf voll Ideen, aber es fehlt ihm plastische Kraft und der Sinn für künstlerische Vollendung der Sprache. An die philosophische Gedankenbildung gewöhnt, treten seine Ideen, statt in Bildern, in Begriffen hervor.

Feiner gebildet, als Klácel, ohne dessen tiefen Ideengang, aber phantasie - und gemüthreicher, weicher, elastischer, erscheint uns J. Erasmus Wocel, dessen Hauptwerk Prèmyslowci (die Premysliden), ein episches Gedicht, im Jahr 1839 in Prag erschien. Böhmen hat auf engem Raum eine große Geschichte, reich an Gedanken, Thaten, Heldengröße. Und in der Auffassung und Darstellung dieses reichen Lebens beurkundet sich Wocel als edler Freund des Vaterlandes, des Volkes. Böhmen soll vorwärts schreiten in der nationalen Entwicklung; darum umfaßt ihn inmitten seines Gedichts das im ernsten Balladenton erzählt von den Thaten der Premysliden und der großen czechischen Rittergeschlechter, der Sternberge, Waldsteine, Czernine, Kollowrate, Podubrade, von den Kämpfen in der Lombardei, von den Siegen über die Tartaren und Magyaren, von dem Zuge zum baltischen Meere wehmuthsvoller Schmerz, und er trägt die Sehnsucht und das Leid der Gegenwart in seinen Gesang und leise tönt die Klage nach den Tagen des Ruhms. Aus der Periode, welche sich Wocel gewählt, hat er stets dichterische Momente erfaßt; er zeichnet in einzelnen Gedichten, woraus das Ganze besteht, und oft mit wechselndem Versmaaße, ein vollendetes Bild, das0964 unsere Phantasie mächtig ergreift; einige Pinselstriche, und dem Blicke erscheint eine lebenvolle Landschaft und darin die kühnen Heldengestalten, die Schlacht, das Abenteuer; ein junger Mönch in düsterer Beleuchtung, der die Legende und vom Verbrechen des fürstlichen Vaters schreibt; ein hoher Saal und das königliche Festgepränge, und dazwischen tönt das alte Heldenlied vom Tartarenbesieger Jaroslaw. Obwohl die Gedichte größtentheils episch gehalten sind, so werden sie doch hie und da durch einen lyrischen Erguß, ein Schlachtlied, durch ein einfaches Lied der Liebe, eine Elegie, die um die alten Götter klagt, wohltönend unterbrochen. Wocels Sprache ist gebildet, doch der Vers nicht geschmeidig genug.

Fr. Ladislaw Celakowsky zu Prag, ein tüchtiges Talent, ein fester, fast starrer czechischer Charakter, übt die vollkommenste Herrschaft über die Sprache, wie dieß jedes seiner Werke und die geschmackvollen Uebersetzungen zeigen; sein Vers ist schön, künstlerisch geformt, wie bei keinem. Er liebt sein Vaterland; jede Zeile spricht davon. Aber als kalter Verstandesdichter kann er nicht begeistern, und muß sich begnügen, eine große litterarische Thätigkeit zu seyn, die unsere ganze Achtung erzwingt. Vorzüglich sind seine Nachklänge russischer Lieder, und seine in diesem Jahr erschienenen Nachklänge böhmischer Lieder; er zeigt hier, wie tief er den dichtenden Volksgeist und das Volkslied zu verstehen, wie meisterhaft er dasselbe nachzubilden vermag. Celakowsky scheint die neuere Zeit wenig berührt zu haben, wenig die Bewegung, welche bei den Westslaven außerhalb der Litteratur, die ihr nicht genügen kann, ihre Strömung nimmt, die jedoch gleich achtsam ist auf die Stimmen der Männer der Wissenschaft wie der Poesie, die ihren Geist, ihre Ideen zu sich zu ziehen, ja ihnen vielleicht kühnere Bedeutung zu geben sucht, als die Litteratur zugestehen dürfte.

Mehr oder weniger Einfluß gewannen unter den lebenden Dichtern die Dramatiker Klicpera zugleich guter Erzähler), Machácek (ein braver Uebersetzer von Schiller), Turinsky, dann auch Stèpanek, dessen Producte zwar von keinem besondern Werthe sind, dem aber die böhmische Bühne ihr Emporblühen verdankt; ferner der Satyriker und Lustspieldichter Chalaupka; der Humorist J. Langer; der classische Uebersetzer Winaricky; der Liederdichter Chmetensky; der Novellist und (wiewohl mit nicht besonderm Glücke) Dramatiker Tyl, ein bewegliches Talent, das bei größerer Ruhe gereifter erschiene; er erzählt gewandt, angenehm, und hat vielleicht das größte Publicum in Böhmen; bei der Eile aber, mit der er seine Arbeiten vollendet, tritt bis jetzt keine besonders hervor.

Vom Nachwuchs erregen Hoffnungen: Ljudewit und Karl Stur, Skultety, Rubes, ein populärer Dichter, dessen Declamationen viel Beifall finden, Stule, Pichl, Tomjcek, Filipek, Baron Villany und Andere. Mit J. K. Mácha erlosch die bedeutendste dichterische Persönlichkeit Böhmens; man hat von ihm nur ein kleines Gedicht der Mai (Prag 1836), nach dessen Erscheinen der junge Mann starb; aber man erkennt darin eine ungewöhnliche Originalität, jene Art poetischer Kraft, welche aus tieferer moderner Weltanschauung fließt und Byron und Puschkin groß gemacht hat. Wenn bis jetzt der Dichter durch seinen patriotischen Enthusiasmus auf die Zustände der czechischen Gesellschaft eingewirkt hat, mit Màcha wäre die Dichtkunst selbst, das Genie in die Schranken getreten. Mácha am nächsten, doch nur was die Dichtungsweise betrifft, steht Karl Sabinsky.

So schreitet der Westslave muthig vorwärts; man wird seiner Anstrengung die Anerkennung nicht versagen, wenn man beachtet, daß er nur die Aufopferung und keine höhere Bildungsanstalt in seiner Sprache kennt (die Lehrkanzeln der böhmischen Sprache in Prag, Olmütz und Wien dienen dem Staatsbeamten) und die höhere Gesellschaft seinem Streben bis jetzt wenig Beachtung gezollt hat. Kein Land Europa's zeigt ein ähnliches Verhältniß.

Neu-Seeland.

(Beschluß.)

Diese Ansicht der Sache findet in der Torypresse vielfachen Wiederklang, während hingegen mehrere liberale Blätter der Ansicht sind, England solle nachgerade aufhören die Zahl seiner Besitzungen zu vergrößern, und die allerdings wünschenswerthe Colonisation Neu-Seelands der Privatspeculation und einem freundlich-klugen Vernehmen mit den Eingebornen überlassen. Der Sun bemerkt: Was den angeblichen Plan der Franzosen, sich Neu-Seelands zu bemächtigen, anlangt, der die Londoner Capitalisten so plötzlich in Unruhe versetzt hat, so meinen wir: entweder bleiben die Franzosen in Frieden mit uns, und in diesem Falle werden sie uns Civilisation in jener Weltgegend verbreiten helfen; oder sie gerathen mit uns in Krieg, und dann ist unsere Macht in jenen Meeren der französischen dergestalt überlegen, daß ihre Colonie uns Engländer nur mit ihren Spolien bereichern kann. Uebrigens sind wir so sehr als irgend ein Redner bei der erwähnten Versammlung in der Guildhall dagegen, daß auf Neu-Seeland von irgend einer Nation eine Strafcolonie errichtet werde. Auch brauchte man nur der französischen Regierung einige treue Berichte über unsere eigene australische Strafcolonie vorzulegen, und sie würde vor jedem Plane der Art mit Schaudern zurückschrecken. Als ebenso unweise müssen wir aber die Anmuthung zurückweisen, den ganzen südlichen Continent und die Inseln der Südsee für England in Anspruch zu nehmen. Das ministerielle M. Chronicle schreibt: Man hat die Regierung getadelt, daß sie die Unabhängigkeit eines Theils des äußersten Nordens von Neu-Seeland anerkannt habe; aus der dem Parlament vorgelegten bezüglichen Correspondenz erhellt jedoch, daß sie unsere Interessen in jener Weltgegend keineswegs vernachlässigt hat, um so weniger, als Neu-Seeland, wie die Sydney-Gazette sagt, von der Natur dazu bestimmt scheint, der Garten von Neu-Südwales zu werden ein vortreffliches Getreideland, von wo aus den Brodtheuerungen gesteuert werden kann, welche jetzt in unsern andern australischen Besitzungen so häufig vorkommen. Im vorigen Herbst wurde Capitän Hobson nach Neu-Seeland gesendet, um unsere Souveränetät über jene Inseln sicher zu stellen. Die förmliche Besitzergreifung von Neu-Seeland liegt also allerdings in der Absicht der englischen Regierung.

Der französische National bemerkt: Die Versammlung in der Guildhall hat sich dahin entschieden, der Besitz von Neu-Seeland sey ausschließlich englisch; man hat diesen Eigenthumstitel Großbritanniens sogar bis auf das Jahr 1769 zurückgeführt, der Epoche, in welcher jene Inseln von Capitän Cook entdeckt worden. Die französische Expedition, welche unlängst von Rochefort abgesegelt, um einen Punkt der Banks-Halbinsel (Banks-Peninsula, ungefähr am Mittelpunkte der Ostküste der großen südlichen, von den Engländern so genannten Victoria-Insel gelegen),*)S. den Artikel Neu-Seeland im Ausland 1839 Nro. 66 ff., und die daselbst beigefügte Karte. zu colonisiren, hat, wie man erwarten durfte, die heftigsten Recriminationen veranlaßt; man ging so weit, sie als eine Verletzung des Völkerrechts, als eine bewaffnete0965 Invasion der Franzosen zu bezeichnen, die man mit Gewalt zurückweisen müsse. Unsere englischen Nachbarn haben ein ziemlich kurzes Gedächtniß; haben sie denn vergessen, daß eine erst vor wenigen Jahren veröffentlichte Parlamentsacte, die gänzliche Unabhängigkeit Neu-Seelands feierlich anerkannt hat? Alle diese Drohungen haben indeß nichts sehr Erschreckliches. Das neuseeländische Territorium wird dem gehören, der es colonisirt; sein Flächenraum ist im Uebrigen groß genug, daß Ansiedelungen verschiedener Nationen darauf Platz haben können. War der Besitz San Domingo's nicht lange Zeit zwischen Frankreich und Spanien getheilt?

Die angebliche Mordthat der Juden in Damaskus.

So begreiflich wir es finden müssen, daß das plötzliche Verschwinden des Priors der Franciscaner, oder, wie andere Berichte sagen, der Capuciner in Damaskus, wegen seines tragischen Interesses ein Gegenstand werden konnte, der in vielen öffentlichen Blättern besprochen wurde, so unbegreiflich scheint es uns, daß der Nachhall eines barbarischen unsinnigen Mährchens des Mittelalters, über die Art, wie jener Verschwundene durch die Juden ermordet worden sey, von den Türken zu uns Christen des 19ten Jahrhunderts übergehen und unter uns ohne Weiteres nachgesprochen werden konnte. Der Einsender dieser Zeilen hat als christlicher Reisender die Juden des Orients genau kennen gelernt, und er kann mit vollester Ueberzeugung sagen, daß jenes wunderlich grauenhafte Mährchen mit den Gesinnungen, uralten Sitten und unverbrüchlich streng gehaltenen religiösen Gebräuchen derselben, so wie aller Juden überhaupt in einem so gänzlichen Widerspruch stehe, daß, wenn die türkische Tortur auch noch an zehn andern Orten dergleichen Aussagen aus den Gemarterten erpressen, oder noch zehnerlei leichtgläubige Correspondenten solche Dinge vom Hörensagen berichten sollten, sie alle dennoch unter die Unwahrheiten zu verweisen wären. Ueberhaupt kann es der Einsender nicht läugnen, daß er noch immer daran zweifelt, daß jene Mordthat (wenn sie anders sich bestätigen sollte) durch die Juden geschehen sey. *)Einer unserer Briefe aus Triest hatte letzthin einen Drusen genannt, der als Mörder entdeckt worden sey; indessen erhielt diese Angabe durch keinen directen Brief Bestätigung.

G. H. v. S.

[1565]

Erklärung.

Seit einer langen Reihe von Jahren meine Muße nur allein dem rein geschichtlich-vaterländischen Fache zuwendend, habe ich alle Aufsätze dieser Art in inländischen Journalen mit meiner bekannten Namens-Chiffer: Sch. bezeichnet. Ich finde mich demnach veranlaßt zu erklären, daß ich übrigens an keiner Tags - oder Zeitungslitteratur Antheil nehme, zugleich aber denjenigen als einen Verleumder bezeichne, welcher, mich absichtlich zu gefährden, das Gegentheil behaupten sollte, vorbehaltlich des Rechtsweges, wenn er mir mit Namen bekannt wird.

München, im April 1840.

Johann von Nepomuk Schmidt.

[1524]

Les personnes auxquelles l'usage du café ou du chocolat est défendu, celles dont l'estomac reclame un déjeûner léger et nourrissant, trouveront dans le Racahout des Arabes l'alimentation la plus agréable et la plus salutaire; cet aliment est aussi très convenable aux dames, aux enfans et à toutes les personnes faibles ou nerveuses.

[1501]

A vendre, ensuite de décès du Propriétaire, les bâtiments et terrains qui composent le Domaine du Château de Bex.

Situé dans une contrée connue par la douceur de son climat, la beauté des sites, sa fertilité et la variété de ses productions, ce domaine réunit la plupart des avantages et conditions qui peuvent tenter soit un amateur du genre pittoresque et champêtre, soit un agronome qui désirerait y suivre diverses exploitations et mettre à profit les nouvelles constructions ou établissements qui y ont été créés, joints aux perfectionnements de culture mis en œuvre depuis près de douze ans par le dernier propriétaire, sur l'échelle la plus large et avec les plus grands soins. Ce domaine qui, s'il y avait lieu, et suivant les convenances pourrait aisément être morcelé, se compose de bâtiments de maîtres avec leurs dépendances, bâtiments ruraux, moulins ou usines, pièces ou mas de terrains divers, le tout pouvant être classé de la manière suivante.

1) Le Château ou Maison d'habitation avec environ vingt-cinq poses de terrain avoisinant, en près, vergers, champs et plantages, la majeure partie formant Enclos; édifice d'un abord élégant et facile, très solidement construit, partie moderne, partie un peu plus ancienne mais formant un très bon ensemble, restauré en 1828, présente un logement vaste et des plus comfortables comme habitation d'été et d'hiver; ce logement se compose au 1er étage d'une chambre à manger, deux salons correspondans, vestibule décoré dans le goût du siècle passé, cuisine avec ses dépendances et chambre de domestiques, le tout très convenablement distribué avec issues indépendantes; au 2e étage six pièces ou chambres à coucher de maîtres, de plus ou moins grandes dimensions, débouchant dans un vestibule commun; au 3e étage quatre pièces (chambres à coucher de maîtres) et deux mansardes pour les domestiques; enfin un grenier soit étendage assez vaste, et dans le bas de la maison de très bonne: caves meublées pour environ quinze chars et susceptibles de l'être pour cinquante au moins avec bouteillers, fruitiers, fromagère etc.

En arrière, à deux pas du château soit au fond de la cour, corps de logis séparé pour dépendances diverses telles que bucher, buanderie, four, grenier et chambres à resserrer, atelier de tour et menuiserie, pigeonnier et volière, serre à légume et chambre d'outils etc.; derrière ces bâtiments, le jardin potager. En face et sur le devant du château se trouvent disposées les avenues qui y conduisent, embellies par de belles eaux (jet d'eau et fontaine), un parterre de fleurs variées, une serre chaude nouvellement construite renfermant une collection de plantes et végétaux fort bien choisis et entretenus.

Les bâtiments ruraux situés à cinquante pas du château, et sur le chemin public, ont été réparés il y a peu d'années; ils se composent d'un vaste batiment servant de grange, pouvant contenir dans sa partie supérieure (outre un logément non achevé) près de douze-cents quintaux (soit cent cinquante toises) de fourrages divers; dans la partie inférieure se trouvent deux vastes remises, ecurie pour six chevaux, aire de grange, et étable pour huit à dix pièces de gros bétail; autour de la dite grange et convenablement disposés, basse-cours, hangard, étables à porcs etc.; un cours abondant de très bonne eau traverse cette partie du domaine bornant ces bâtiments sur le derrière.

2) Les Moulins ou Usines qui, bien qu'avoisinant le château pourraient aisément être entièrement détachés du reste du domaine, se composent de trois corps de logis différents, mais réunis et attenant les uns aux autres, présentant dans leur ensemble, outre deux logements et un vaste grenier, un moulin composé de trois paires de meules, une gruère, une huilerie à coins, un battoir à blé, un battoir à chanvre, un moulin à fruit, pressoirs, magasins etc.

Toutes ces constructions et mécanismes divers, établis depuis peu d'années, avec beaucoup de soin et maintenus en0966 parfait état, sont susceptibles, étant bien dirigés, de rendre un fort bel intérêt; à un cours d'eau abondant en toutes saisons, il y aurait facilité et convenance d'ajouter la propriété d'environ une pose de terrains attenants, dépendant actuellement du château.

3) Le petit Domaine de la Croix à vingt minutes du château dans un site des plus champêtres et sur lequel existe un bâtiment de ferme auquel on vient d'ajouter un petit logement de maître, se compose d'environ cinq poses de Prés, six ouvriers de vignes environnées de murs neufs et en très bon état, et d'une forêt de chataigners d'environ deux poses.

4) Au-dessus du dit domaine de la Croix, y attenant, et dominant toute la contrée, une forêt de chataigners d'environ quatre poses, sur laquelle existent les ruines et la tour encore bien conservée de l'antique château de Duin, position d'où l'on jouit d'un point de vue des plus remarquables.

5) Environ quatorze poses de très belles forêts de hêtres et melèzes, en deux mas distincts situés l'un et l'autre à demi-lieue du château.

6) Enfin diverses pièces de terrain détachées et plus ou moins distantes du domaine principal, qu'il serait facultatif de conserver ou de vendre séparément, présentant dans leur ensemble, environ une pose de vignes, six poses de prés et deux poses de pré flachère.

La contenance totale des terrains composant le domaine pourrait ainsi être évaluée à près de soixante poses.

Les personnes, qui désireraient de plus amples informations au sujet du dit domaine sont priées de vouloir ben s'adresser à Monsieur Victor Ausset à Bex, ou à Monsieur le Syndic Couvreu à Vevey.

NB. Bex (Canton de Vaud, Suisse), est situé à quatre lieues de Villeneuve, soit des rives du Lac de Genève, à neuf lieues de Lausanne, et vingt lieues de Genève; le trajet de cette dernière ville à Bex, se fait aisément dans un seul jour (en 8 heures) au moyen des bateaux à vapeur et correspondance de voitures.

[1531-33]

Häuser-Verkauf.

Auf creditorschaftliches Andringen wird

1) das Haus Nr. 2 in der Ludwigstraße, mit ebener Erde vier Stock hoch, nebst Anbau, Hofraum und laufendem Wasser, worauf 20,000 fl. Ewiggeld und 35,846 fl. 12 kr. Hypotheken ruhen, welches mit 29,300 fl. der Brandassecuranz einverleibt, und auf 38,000 fl. bewerthet ist;

2) das Haus Nr. 38 in der Briennerstraße, mit ebener Erde vier Stock hoch, gut gemauerten Kellern, dann zwei gemauerten Hintergebäuden (Stallung und Remisen), einem Garten, in welchem englische Anlagen und einige Sommersaletchen sich befinden, Hofraum und laufendem Wasser, worauf 35,000 fl. Ewiggeld und 51,500 fl. Hypotheken ruhen, welches mit 50,000 fl. der Brandassecuranz einverleibt, und auf 60,000 fl. bewerthet ist, der öffentlichen Versteigerung auf Dienstag den 2 Junius l. J., Vormittags 9-12 Uhr, im Gerichtslocale Commissionszimmer Nr. 2 anmit untergestellt.

Kaufsliebhaber werden hiezu mit dem Bemerken vorgeladen, daß nur vorbehaltlich der creditorschaftlichen Genehmigung der Zuschlag des einen oder andern Hauses an den Meistbietenden erfolgen kann.

München, den 22 April 1840.

Königl. Kreis - und Stadtgericht München.

Graf v. Lerchenfeld, Dir.

Hutter.

[1529]

Todeserklärung.

Nachdem innerhalb des in der Edictalladung vom 17 Julius 1817 (Nr. 96 der Beilage zur Allg. Zeitung vom Jahre 1817) fürgesetzten Termins weder Johann Jacob Stark, Sohn des Tuchscheerers Georg Michael Stark aus Augsburg, noch allenfallsige Descendenten sich gemeldet haben, so wird der genannte Johann Jacob Stark, geboren am 19 März 1770, für todt erklärt, und dessen in 2416 fl. 9 kr. 2 pf. bestehendes Vermögen nach dem Eintritte der Rechtskraft gegenwärtiger Erklärung seinen Erben ohne Caution ausgeantwortet werden.

Augsburg, am 18 April 1840.

Königliches Kreis - und Stadtgericht.

Lic. Kellerer, Dir.

v. Gemünden.

[1562-64]

Aufforderung.

Christian Albrecht Karl Ludwig von der Tann, welcher als großherzoglich Hessen-Darmstädt'scher Fähndrich den russischen Feldzug mitgemacht hat, seitdem aber vermißt wird, und keine Kunde von seinem Leben gegeben hat, oder dessen allenfallsige Leibeserben werden aufgefordert, sich innerhalb drei Monaten, längstens bis zum 1 August dieses Jahres, dahier zur Empfangnahme des ersterem gebührenden Vermögens mit den seit seiner Entfernung angefallenen Zinsen zu melden, widrigenfalls derselbe für todt erklärt und sein Vermögen den legitimirten Intestaterben ohne Caution überlassen werden würde.

Decret. Schweinfurt, 21 April 1840.

Königl. Kreis - und Stadtgericht.

Seuffert.

Stolle.

[1073-75]

Oeffentliche Vorladung.

Michael Denzler von Röbersdorf ist schon vor dem Jahre 1795 abwesend, ohne von seinem Aufenthalte Nachricht zu geben; es werden daher derselbe oder dessen etwaige Leibeserben aufgefordert, sich zur Uebernahme des in 733 fl. 52 3 / 4 kr. bestehenden Vermögens bis zum 7 September l. J. hierorts zu stellen, widrigenfalls dasselbe an die bekannten Erben gegen Caution ausgehändigt wird.

Bamberg, den 6 März 1840.

Königliches Landgericht Bamberg II.

Boveri, Landrichter.

[1466-68]

Concurs Eröffnung.

Franz Xav. Stelzhammer'sches Vermögen.

Von dem Magistrat der k. k. lf. Stadt Braunau im Innkreise wird hiemit bekannt gemacht: es sey in die Eröffnung eines Concurses über das sämmtliche bewegliche und das im Lande ob der Enns gelegene unbewegliche Vermögen des Fr. Xaver Stelzhammer, b. Silberarbeiters in Braunau, gewilligt worden.

Daher wird Jedermann, welcher an den genannten Verschuldeten eine Forderung zu stellen berechtigt zu seyn glaubt, hiemit aufgefordert, bis 8 Mai d. J. die Anmeldung derselben in Gestalt einer förmlichen Klage wider den Hrn. Dr. Peitler als aufgestellten Concursmassevertreter bei diesem Magistrat um so gewisser einzureichen, und in demselben nicht nur die Richtigkeit seiner Forderung, sondern auch das Recht, kraft dessen er in diese oder jene Classe gesetzt zu werden begehrt, zu erweisen, widrigens nach Verfließung des bestimmten Termins Niemand mehr gehört werden, und diejenigen, die ihre Forderungen bis dahin nicht angemeldet haben, in Rücksicht des gesammten oben bezeichneten Vermögens ohne Ausnahme auch dann abgewiesen seyn sollen, wenn ihnen wirklich ein Compensationsrecht gebührte, oder wenn sie auch ein eigenes Gut von der Masse zu fordern hätten, oder wenn ihre Forderung auf ein liegendes Gut des Verschuldeten vorgemerkt wäre, so daß solche Gläubiger, wenn sie etwa in die Masse schuldig seyn sollten, die Schuld ungehindert des Compensations -, Eigenthums - oder Pfandrechts, das ihnen sonst zu Statten gekommen wäre, abzutragen verhalten werden würden.

Zugleich wird zur Wahl der Gläubigerausschüsse, dann des Masseverwalters und zur allenfälligen gütlichen Ausgleichung dieser Concurssache auf den 9 Mai d. J. um 9 Uhr Vormittags, eine Tagsatzung angeordnet, bei welcher die sämmtlichen Gläubiger zu erscheinen haben, widrigens die Ausbleibenden mit der Mehrheit für einverstanden erachtet werden würden.

Braunau, am 22 März 1840.

Eggmüller, Bürgermeister.

Haala, Synd.

[1567-68]

Oeffentliche Bekanntmachung und Aufforderung.

Am 17 März l. J. starb die Wittwe des Peter Haas von Lampertheim, Ottilie, geborne Michel, kinderlos mit Hinterlassung eines Testaments, worin sie die Ehefrau des Peter Weidnauer IV von Lampertheim zur alleinigen Erbin ihres Nachlasses einsetzte. Die nächsten Verwandten der Verlebten konnten bis jetzt nicht ermittelt werden. Ihre Mutter, eine geborne Mades, soll von Heppenheim, ihr Vater Johann Michel aus der Gegend von Nürnberg gewesen seyn. Bei dem Mangel aller weiteren Notizen werden alle diejenigen, welche Erb - oder sonstige Ansprüche an den Nachlaß geltend machen, oder das Testament anfechten wollen, hiermit öffentlich aufgefordert, dieß um so gewisser binnen acht Wochen zu thun, als sonst der ganze Nachlaß der erwähnten Testamentserbin überwiesen werden wird.

Lorsch, am 20 April 1840.

Großh. hess. Landgericht daselbst.

Euler.

[1534-36]

Aufforderung.

Konrad Scherer von Zeutern hat hier vorgetragen:

Auf mehrere meiner Liegenschaften in der Gemarkung Zeutern ist eine Forderung des Hofraths Lippert von Bruchsal mit 73 fl. eingetragen, welche mein Vater Johann Adam Scherer und dessen Ehefrau Katharina, geb. Wipf, am 18 Februar 1800 von diesem angeliehen haben sollen.

Die zum Unterpfand gegebenen Liegenschaften, nämlich: 20 Nuthen Weinberg im Gutlisberg einerseits selbst, andererseits Sebastian Klaus, Tax 25 fl. 1 Vrtl. 20 Rth. im Schweisenberg einerseits Rain andererseits Salome Dafferner, Tax 35 fl. 1 Vrtl. im Sommersberg einerseits Rain andererseits Adam Löbel, Tax 65 fl. 1 Vrtl. im Schlösselberg einerseits Johannes Kneller andererseits Aufstößer, Tax 21 fl., habe ich unterdessen von meinen verstorbenen Eltern ererbt, und sie sind auf meinen Namen im Grund - u. Gewährbuch übertragen.

Auch der Darleiher Hofrath Lippert ist schon vor mehreren Jahren gestorben, und es ist mir unbekannt, wer dessen Erben sind.

Da nun die Pfandurkunde sich nicht auffinden läßt und das Forderungsrecht jedenfalls dadurch verjährt ist, daß es über 30 Jahre nicht geltend gemacht wurde, so bitte ich in Bezug auf L. R. S. 2159 u. 60 und §. 773 d. P. O. die unbekannten Rechtsnachfolger des Darleihers öffentlich vorzuladen und nach gepflogener Verhandlung0967 oder nach fruchtlosem Ablauf der in der Vorladung anberaumten Frist zu Recht zu erkennen, der oben benannte Eintrag im Unterpfandsbuche der Gemeinde Zeutern sey zu streichen.

In Folge dieses Antrags werden die unbekannten Erben des obengenannten Unterpfandsgläubigers aufgefordert, ihre Ansprüche auf obige ihrem Erblasser verpfändete Liegenschaften innerhalb zwei Monaten dahier geltend zu machen, widrigenfalls nach dem Antrag des Konrad Scherer der Strich des Eintrags im Pfandbuche verfügt werden wird.

Bruchsal, den 8 April 1840.

Großh. badisches Oberamt Bruchsal.

Stempf.

[1539]

Erwiederung.

Die Matth. Rieger'sche Buchhandlung in Augsburg würde sich die in Nr. 109 der Allgemeinen Zeitung befindliche Anfrage vom 15 April, die österr. militärische Zeitschrift betreffend, als ganz unnöthig haben ersparen können, wenn dieselbe ihre Bestellung auf ein Exemplar dieser Zeitschrift für 1840 wirklich im Januar d. J., wie dort gesagt ist, bei mir gemacht hätte. Denn sie würde dann längst im Besitze des ersten Heftes seyn, und auch die Fortsetzung regelmäßig zugesandt erhalten haben, wie es bei allen jenen Buchhandlungen der Fall ist, welche die Aufforderung bei Anzeige der letzten Hefte des Jahrganges 1839, auch namentlich in der Allgemeinen Zeitung, die Bestellungen recht zeitig einzusenden, beachtet haben. So aber erhielt ich die erste mir von der Matth. Rieger'schen Buchhandlung zugekommene Bestellung auf Zettel vom 14 März datirt, über Leipzig in den ersten Tagen dieses Monats, wo die Sendung mit dem dritten Heft der militärischen Zeitschrift bereits abgegangen war, und seitdem kam mir noch ein Erinnerungszettel auf eben dem Wege vom 1 April datirt zu. Dieses sind die einzigen Mittheilungen, welche ich in dieser Angelegenheit von der Matth. Rieger'schen Buchhandlung erhalten habe, und es ist also nicht meine Schuld, sondern lediglich die ihrige, daß sie noch nicht im Besitze des gewünschten Exemplares der Zeitschrift ist. Auch würde es weit zweckmäßiger, als diese öffentliche Anfrage gewesen seyn, wenn die Matth. Rieger'sche Buchhandlung sich bei der Dringlichkeit der Bestellung in einem directen Briefe an mich gewendet, und mir den Auftrag gegeben hätte, ihr die ersten Hefte von hier direct mit Postwagen zuzusenden, da hingegen sie jetzt die Bestellung auf dem gewöhnlichen langsamern Wege erwarten muß.

Wien, den 22 April 1840.

J. G. Heubner.

[102]

In der Unterzeichneten ist erschienen und an alle Buchhandlungen versandt worden:

Hohenstaufen.

Ein Cyclus von Liedern und Gedichten von Albert Knapp.

Mit 6 lithographirten Abbildungen.

8. Velinpapier. brosch. Preis 3 fl. 24 kr. oder 2 Rthlr.

Der Hr. Verf. suchte in dieser Schrift sowohl die vornehmsten Data der glorreichen hohenstaufischen Geschichte, als auch die herrliche Umgegend jenes Berges, nebst mehreren dazu gehörigen Denkmalen des Mittelalters, dem deutschen Leser in verschiedenartiger Form darzustellen. Die Hauptgesichtspunkte zur Betrachtung jenes denkwürdigen Zeitabschnittes sind in der Vorrede hervorgehoben, und werden den Unkundigern das Verständniß der einzelnen Partien erleichtern. Wenn dieses Buch sich namentlich den Besuchern des herrlichen Hohenstaufen zum freundlichen Begleiter anbietet, so werden dieselben gerade auf jener begeisternden und doch so tiefe Wehmuth erregenden Höhe die mit dem Lichte des Christenthums beleuchtete Natur und Geschichte wohl um so weniger verschmähen. Stuttgart und Tübingen.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[103]

In der Unterzeichneten ist erschienen und an alle Buchhandlungen versandt worden:

Vorhalle zur griechischen Geschichte und Mythologie.

Von Johann Uschold, Professor am k. bayer. Gymnasium zu Straubing.

Zweiter Theil.

Gr. 8. Preis 2 fl. 42 kr. oder 1 Rthlr. 16 gr.

Inhalt: 1) Die Thiersymbolik. 2) Einfluß der Thiersymbolik auf den Cultus. 3) Ueber die symbolische Bedeutung einiger Bäume. 4) Die symbolische Bedeutung des Tanzes. 5) Die symbolische Bedeutung der Kampfspiele. 6) Ueber den doppelten Wirkungskreis des Sonnengottes. 7) Ueber das Verhältniß des Apollon zum Dionysos. 8) Ueber das feindliche Verhältniß einiger Brüder. 9) Ueber den Streit des Lykargos mit Dionysos. 10) Ueber den Kampf des Herakles mit Eurytos. 11) Ueber den Kampf der Hera mit Herakles. 12) Ueber den Kampf der Pallas und Hera mit Poseidon. 13) Ueber die symbolische Bedeutung vieler Kriege. 14) Ueber die Erfindung der Buchstabenschrift durch Hermes. 15) Ueber Atlas als Himmelsträger. 16) Andeutungen über die Moiren, Horen und Charitinen. 17) Andeutungen über die Nymphen. 18) Ueber die Freier der Penelopeia. 19) Das Gefolge des Dionysos. 20) Die Homerischen Aethiopen. 21) Die Phäaken. 22) Die Hyperboreer. 23) Die Amazonen. 24) Die Kyklopen. 25) Die Telchinen und Heliaden. 26) Die Kureten und Korybanten. 27) Die Idäischen Daktylen.

Der Verfasser dieser Schrift hat durch seine Geschichte des trojanischen Krieges bereits bewiesen, wie sehr er mit dem griechischen Alterthum vertraut ist. Während er sich aber in jener Schrift auf den gefeierten Krieg und die zunächst mit demselben in Verbindung stehenden Stoffe beschränkte, verbreitet er sich in dieser Vorhalle über alle jene dunklen Sagen, welche bisher wenig beachtet wurden, mit einer solchen Gründlichkeit, daß dieselben dadurch nicht bloß ihre volle Bedeutung bekommen, sondern überhaupt die ganze Urgeschichte und Mythologie der Griechen neues Licht und eine sichere Grundlage gewinnt. Daher zweifeln wir nicht, daß dieses Werk zur Lösung vieler bisher streitigen Punkte wesentlich beitragen und bei der einfachen Darstellung des Verfassers und dem hohen Interesse des Gegenstandes allen Freunden der Litteratur, besonders jener des classischen Alterthums, eben so viel Vergnügen gewähren dürfte, als den Gelehrten vom Fache.

Stuttgart und Tübingen.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[1483]

So eben ist erschienen:

J. Ritschel v. Hartenbachs neues System, geographische Karten zugleich mit ihrem Colorit auf der Buchdruckerpresse herzustellen. 1 Rthlr.

Der als Xylograph und Typograph rühmlichst bekannte Verfasser hat in diesem Buche die wichtige Erfindung zur 4ten Säcularfeier der Buchdruckerkunst seinen Kunstgenossen und allen Freunden der Typographie uneigennützig offen dargelegt.

Leipzig, im April 1840.

Jul. Wunder.

[1475]

Medicinisch-Chirurgisch-Therapeutisches Wörterbuch.

Herausgegeben durch einen Verein von Aerzten.

Bevorwortet vom Geheimen Medicinalrath, Professor Dr. Barez.

Von diesem das Gebiet der gesammten praktischen Medicin umfassenden Werke liegt nun bereits der I. und II. Band vollständig, so wie des III. Bandes 1ste und 2te Lieferung vor. Bis zum Julius d. J. folgen noch 2-3 Doppel-Lieferungen, mit denen dann das Ganze geschlossen ist.

Bei dieser Gelegenheit darf nicht ungesagt bleiben, wie diess Werk durchaus nicht mit andern medicinischen Encyklopädien in Collision tritt, da es seine ganz eigenthümliche Richtung verfolgt. Diejenigen denen beim Erscheinen der ersten Lieferungen nur diese oder noch gar nichts von dem Buche zu Gesicht gekommen ist, werden ersucht, sich die Einsicht der beiden completen, sauber gebundenen Bände zu verschaffen, um die Ueberzeugung zu gewinnen, wie diess mit dem grössten Fleiss und der beharrlichsten Ausdauer bearbeitete Werk dem Arzte die Stelle einer bändereichen und kostspieligen medicinischen Bibliothek vertritt, und so namentlich dem von litterarischen Hülfsmitteln Entfernten vom unschätzbarsten Nutzen ist. Aber auch jedem Mediciner muss ein Werk, in dem er unter jeder Krankheitsgattung die von den berühmtesten Aerzten aller Zeiten und Nationen angewendeten Cur-Arten in übersichtlicher Ordnung zusammengestellt findet, eine ungemein willkommene Erscheinung seyn, da er ohne im Geringsten von seiner kostbaren Zeit zu opfern, in jedem Augenblick vergleichen kann, was dieser oder jener berühmte Vorgänger oder Zeitgenosse gegen diesen oder jenen Krankheitsfall mit Erfolg angewendet hat.

Ein Werk, das sonach dem Käufer nach allen Seiten hin die unschätzbarsten Vortheile gewährt, mag wohl mit Recht ein nicht genug zu empfehlendes genannt werden.

Berlin, im April 1840.

Alexander Duncker.

0968

[1435]

Im Verlage von G. J. Manz in Regensburg ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Bihler, F. v. S., Volkspredigten auf alle Sonntage und Feste des Kirchenjahres, nebst einigen Gelegenheits-Predigten. 4ter (und letzter) Theil. 8. geh. 54 kr. oder 14 gr. (1-3ter kosten 2 fl. 42 kr. oder 1 Thlr. 18 gr.)

Ueber den Werth dieser Predigten ist in allen kathol. Journalen nur das günstigste Urtheil; so z. B. sagt die Sion (1839. 9s Heft): Sie enthalten gesunde, kräftige Nahrung ohne alle magenverderbende Süßigkeiten in lebendiger, kernhafter Sprache, ohne besondern rhetorischen Apparat frappante Wendungen und kunstreichen Periodenbau. Sie sind, was sie heißen, Volkspredigten, dem gemeinen Manne ebenso verständlich als für Andere nicht zu gemein u. s. w.

Lenzen, geb. Sebregondi, Maria, der Sieg des Glaubens. Eine Erzählung aus dem zweiten Jahrhundert. gr. 12. geh. 1 fl. oder 15 gr.

Eine für gebildete Leser sehr zu empfehlende Erzählung; wir sind gewiß, daß sie Niemand unbefriedigt aus der Hand legen wird.

Christhold, G., Stunden der Andacht. Für Gebildete. 1ster Bd. Auch u. d. Titel: Gott in Sich und in seinen Geschöpfen. Mit 1 Stahlstiche. gr. 12. geh. 1 fl. 36 kr. oder 1 Thlr.

Ein in der Litteratur rühmlichst bekannter Autor bietet hiermit der frommen Lesewelt ein Andachtsbuch im ächt christlichen Sinne dar.

[1358]

Neu erscheint in meinem Verlage und ist in allen Buchhandlungen zu erhalten:

Schubert (Gotthilf Heinr. v.), Die Symbolik des Traumes.

Dritte, verbesserte und vermehrte Auflage. Mit einem Anhange aus dem Nachlasse eines Visionärs: des J. F. Oberlin, gewesenen Pfarrers im Steinthale, und einem Fragment über die Sprache des Wachens. Gr. 8. 1 Thlr. 12 gr.

Für den Werth und das hohe Interesse der Schrift sprechen am besten die wiederholten Auflagen. Diese dritte Auflage kann mit Recht eine verbesserte und vermehrte genannt werden.

Einzeln ist auch zu haben:

Berichte eines Visionärs über den Zustand der Seelen nach dem Tode. Aus dem Nachlasse Johann Friedrich Oberlins, gewesenen Pfarrers im Steinthale, mitgetheilt von G. H. v Schubert, nebst einem Fragment: die Sprache des Wachens. Gr. 8. 1837. 12 gr.

Leipzig, im März 1840.

F. A. Brockhaus.

[1438-39]

Verkauf einer Bierbrauerei.

Es ist in der Stadt Nürnberg eine sehr frequente, mit allen nöthigen Utensilien, dann Schiff und Geschirr versehene Bierbrauerei aus freier Hand zu verkaufen. Zu dieser Brauerei gehört ein in der schönsten Lage der Stadt situirtes Haus, dann ein sehr guter Felsenkeller, und hat sich dieselbe schon seit vielen Jahren einer sehr soliden Kundschaft zu erfreuen. Bemerkt wird, daß ein großer Theil des Kaufschillings gegen erste Hypothek auf den zu verkaufenden Realitäten liegen bleiben kann, und wollen sich Kauflustige unter der Chiffer W. G. in portofreien Briefen an die Expedition der Allgem. Zeitung wenden.

[104]

Schillers Leben.

Aus Gelegenheit mehrerer angekündigter Lebensbeschreibungen Schillers erlaubt sich die Unterzeichnete auf nachstehendes in ihrem Verlag erschienene Werk wiederholt aufmerksam zu machen:

Schillers Leben, verfaßt aus Erinnerungen der Familie, seinen eigenen Briefen und den Nachrichten seines Freundes Körner.

2 Theile. 8. Preis 3 fl. 48 kr. oder 2 Rthlr. 8 gr.

Diese Nachrichten von Schillers Leben sind aus dem Nachlasse seiner Wittwe geschöpft, in welchem sich viele Notizen über dasselbe, meistens Erinnerungen aus Gesprächen mit ihm, welche sie selbst in ein Ganzes zu fassen gedachte, vorfanden. Diese Nachklänge der Liebe, Erinnerungen aus Schillers Jugendzeit, von seiner ältern Schwester mitgetheilt, und die Nachrichten seines vertrautesten Jugendfreundes, lieferten manche Züge zur Vollendung der Darstellung eines Lebens, das der Welt lieb und wichtig geworden ist.

Das deutsche Publicum, an dessen Herz sich seine Jugend warf, und das sein Vertrauen so schön rechtfertigte, wird auch diese Schillers Andenken gewidmeten Blätter mit Liebe aufnehmen. Die Eintheilung derselben zerfällt in folgende Abschnitte:

I. Eltern, Kindheit, Studien, Jugend. II. Aufenthalt in Mannheim, in der Umgegend und in Bauerbach. III. Rückkehr nach Mannheim. IV. Leipzig, Dresden, Weimar. V. Neigung. Rudolstadt. VI. Rückkehr nach Weimar vom Spätjahr 1788 bis zum Frühling 1789. VII. Anstellung in Jena. Verheirathung. VIII. Häusliches Leben. Krankheit. Reise nach Schwaben. IX. Rückkehr nach Jena. Die Horen. Verbindung mit Goethe. X. Erste Vorstellung des Wallenstein, Aufenthalt in Weimar. XI. Letzte Lebensjahre und Tod. XII. Allgemeines über Schillers Charakter und Persönlichkeit.

Stuttgart und Tübingen, October 1839.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[136]

Empfehlung von Herden, Oefen und sonstigen Eisen-Waaren.

Durch Zusendungen von in - und ausländischen Gießereien bin ich in den Stand gesetzt, einem verehrlichen Publicum das Schönste, Leichteste und Nützlichste im Gebiete von Gußwaaren anzubieten, und durch das Quantum, das ich beziehe, ist es mir möglich, den HH. Eisenhändlern so billige Offerte zu machen, als die Eisenwerke selbst. Kunstherde zum Einmauern finden sich bei mir in großer Verschiedenheit, von solchen für die kleinsten Haushaltungen bis zu den größten Wirthschaftsherden mit allen erforderlichen Einrichtungen. Meine tragbaren Sparherde erfreuen sich in den Preisen von 9 fl. bis 35 fl. des ungetheiltesten Beifalls, und finden selbst in den entferntesten Gegenden der Erde Absatz, indem sie allen Anforderungen der Köche entsprechen. Mein bekanntes, wohl assortirtes Ofenlager zu Holz - und Steinkohlen-Feuerung vermehre ich fortwährend mit allen neuen zweckmäßigen und eleganten Modellen. Ueber diese Oefen und Herde, so wie über alle möglichen Koch - und Heiz-Einrichtungen stehen auf Verlangen Zeichnungen, Berechnungen und Vorschläge mit Vergnügen zu Dienst, und ich werde immer suchen, die Ideen und Wünsche des Bestellers der Zweckmäßigkeit des Verlangten anzupassen. Unter meinen sonstigen Waaren bemerke ich als besonders empfehlenswerth: sämmtliches Gesundheits - und Küchengeschirr, worunter ganz neu die holzersparenden Kaffee-Röster, ferner eiserne Sessel, Grabmonumente, Crucifixe, Dachrinnen, Kamine, Krahnen, Abtritte, Tröge und Raufen in Stallungen, Fensterrahmen, Gitter, äußerst leichte Kessel, Deichel, Blitzableiter, ganz stählerne Bestecke, Wagenachsen und - Büchsen aller Größe.

Eine besondere Aufmerksamkeit widme ich allen gegossenen Maschinentheilen, sowohl einzeln als für ganze Werke, nach einkommenden oder zu fertigenden Modellen, roh oder ausgearbeitet, wozu der hiesige Ort Vortheile darbietet, die sich selten so auf einem Platze vereinigt finden. Durch Verbindung mit einem tüchtigen Mechaniker bin ich im Stande, jedes Werk, durch Wasser -, Dampf - oder thierische Kraft betrieben, bestens auszuführen. Namentlich ann ich die beliebten Kunstmühlen mit besonderm Vortheil liefern, deren Leistungen hier an Ort und Stelle eingesehen werden können.

Für das mir in all diesem bisher so reichlich geschenkte Zutrauen verbindlich dankend, bitte ich um wohlwollende Fortsetzung derselben, und werde solches gewiß in jeder Beziehung rechtfertigen.

Immanuel Steudel in Eßlingen a. N., Königreich Würtemberg.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 121. 30. April 1840 . Augsburg1840.

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Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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