PRIMS Full-text transcription (HTML)
1017
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 128.
7 Mai 1840.

Spanien.

Die Nachrichten aus den baskischen Provinzen lauten immer bedenklicher. Schon seit Wochen sprechen die französischen Gränzblätter von Umtrieben der geflüchteten Carlisten, von wiedererwachender Aufregung etc. Die neuesten Bayonner Blätter melden den wirklichen Beginn einer neuen Carlistischen Bewegung, an deren Spitze Zavala stehen soll. Mit 200 Mann steht dieser Insurgentenführer im Bastanthale, während eine andere Bande in den Umgebungen von Estella sich gezeigt haben soll. Es hieß sogar, Estella sey in die Gewalt der Carlisten gefallen. Doch erwähnen directe Nachrichten aus Guipuscoa nichts davon, sondern sagen bloß, es seyen bei Tolosa einige bewaffnete Insurgenten erschienen und hätten aufrührerisches Geschrei ausgestoßen; einer derselben sey von den Truppen, welche gegen sie abgeschickt wurden, ergriffen und am 29 April erschossen worden. Auch in Biscaya soll eine zahlreiche Bande unter Anführung Leguina's, eines längst vergessenen Guerilleros, erschienen seyn. All diese Angaben bezeichnen die Bayonner Blätter als Gerüchte, die noch der Bestätigung bedürften; sicher jedoch scheint der Wiederausbruch des Aufstands. Die Anstifter desselben sind ehemalige Carlistische Officiere, worunter einige in den Vertrag von Bergara mit inbegriffen waren; andere gehören zu den Flüchtlingen, welche in Frankreich Aufnahme gefunden und sich später von ihren Depots heimlich über die Gränze geschlichen hatten. Durch aufgefangene Briefe hat man erfahren, daß auch das nöthige Geld für diese erste Bewegung die Gränze passirt habe. Ein hoher Beamter wurde auf der Straße von Irun nach Navarra von 14 Individuen ausgeplündert, mißhandelt und mit dem Tode bedroht, wenn er sein Amt nicht niederlegen würde. Garro, ein ehemaliger Carlistischer Officier, wurde in Tolosa verhaftet und am 27 April auf Befehl des Generalcommandanten erschossen.

Großbritannien.

Am 29 April hielt das Haus der Gemeinen, am 30 das Haus der Lords wieder die ersten Sitzungen nach den Osterferien; noch sind aber erst so wenige Mitglieder in London eingetroffen, daß die Gemeinen am 30 wegen unzureichender Anzahl kein Haus machen konnten. Die Verhandlungen derselben am 29 waren wenig erheblich. Für Cambridge wurde, wegen der Annullirung der Wahl Hrn. Manners Suttons, ein neuer Wahlbefehl erlassen. Hr. Gladstone stellte eine Frage wegen des vorgestern erwähnten Falles mit den aus China heimgekehrten fünf englischen Matrosen. Hr. Fox Maule, Unterstaatssecretär des Innern, erörterte: diese fünf Matrosen seyen vor einem von Capitän Elliot eingesetzten Gerichtshof in China processirt und zu einer Gefängnißstrafe von gewisser Dauer in England verurtheilt worden. Der Minister des Innern habe, auf den darüber eingegangenen Bericht, die Gesetzesbeamten der Krone berathen, und diese begutachtet, da es nicht ganz klar sey, ob Capitän Elliot diese Leute zu einer Gefängnißstrafe in England habe verurtheilen können, dieselben in Freiheit zu setzen, was auch geschehen sey. Lord Mahon fragte, ob die Zeitungsnachricht sich bestätige, daß die Feindseligkeiten mit Neapel bereits begonnen. Lord J. Russell antwortete, er habe den (im Hause nicht anwesenden) Staatssecretär des Auswärtigen vor zwei Stunden gesprochen, bis wohin keine officielle Anzeige der Art an die Regierung eingelaufen gewesen. Hrn. Hume, der sich nach dem dermaligen Stande der amerikanischen Gränzfrage erkundigte, vertröstete Lord John auf den 30 April, wo aber, wie erwähnt, keine Sitzung statt fand. Die Bill in Betreff der Behandlung jugendlicher Verbrecher wurde dann in der Committee berathen, und bald nach 7 Uhr Abends vertagte sich das Haus.

Im Oberhaus am 30 April übergab Lord Fitzwilliam eine Petition mit 10,000 Unterschriften gegen die Korngesetze, und Lord Aberdeen kündigte eine Bill zur Schlichtung der kirchlichen Wirren in Schottland an. Hierauf brachte der Marquis v. Westmeath die in Irland gegen Stanley's Bill vor sich gehende Agitation zur Sprache, die er als eine höchst bedrohliche schilderte. Lord Melbourne erklärte: Das Daseyn dieser neubegonnenen Agitation kenne ich sehr wohl. Es ist ein altes Agitationssystem, das man jetzt wieder ins Leben gerufen hat, übrigens weniger intensiv als bei früheren Gelegenheiten. Auf die Frage des edlen Marquis, ob ich die Agitation billige oder nicht, antworte ich nur, daß ich ein Treiben der Art jederzeit mißbilligt habe. Eine Verbündung oder Verschwörung aber, von welcher der edle Marquis spricht, besteht in Irland nicht. Wenn derselbe Ihrer Maj. Regierung den Rath1018 ertheilt, die Gesetzesbeamten der Krone nach Irland abzuordnen, um den dortigen öffentlichen Versammlungen beizuwohnen, und sofort gerichtliche Verfolgungen dagegen einzuleiten, so ist dieß ein Punkt, über den ich hier keine bestimmte Antwort geben kann. (Den Zeitungen zufolge wächst die Agitation in Irland täglich an Energie und Umfang, und allmählich nimmt der ganze liberale Adel daran Theil. Am 24 April war das große Meeting in Leinster, bei welchem mehrere tausend Personen, darunter gegen 600 von der nobility and gentry , anwesend waren; den Vorsitz führte der ehrenwerthe F. Ponsonby, der Hauptredner aber, wie natürlich, war wieder O'Connell. Als gegen Lord Stanley schmähendes Geschrei erschallte, suchte er es scheinbar mit den Worten zu beschwichtigen: Lord Stanley möchte allerdings noch einmal den Tyrannen gegen Irland spielen, übrigens hat der edle Lord mit einem Nero so wenig, als mit einem Löwen gemein; er sucht nur tückisch zu verwunden, und darum will ich ihn fortan Scorpion-Stanley nennen. Unglücklicherweise ward in den letzten Tagen wieder ein irischer Grundherr, ein Hr. West von Mohill, meuchlings erschossen, was die Toryblätter nicht ermangeln mit O'Connells Agitation in Zusammenhang zu bringen.) Schließlich fragte Lord Strangford, ob die Regierung aus Frankreich die Anzeige erhalten habe, daß die französische Regierung neuerdings eine beträchtliche Verstärkung nach Buenos-Ayres abzusenden beabsichtige. Lord Melbourne verneinte die Frage.

Trotz der nicht ganz günstigen Nachrichten, welche Lord Palmerston vom Continent erhalten hat, und die ihn in die Lage setzen fast allein handeln zu müssen, wenn er etwas Weiteres gegen Mehemed Ali unternehmen will, scheint er dazu entschlossen. Er ist seines Erachtens zu weit gegangen, um zurücktreten zu können, und beabsichtigt daher, sobald die hier eingeleiteten Negociationen nicht seinen Ansichten gemäß beendigt werden sollten, eine Resolution im Parlament zu veranlassen, um kräftige Maaßregeln gegen Aegypten zu ergreifen. Ob er dabei die Majorität für sich erlangen wird, ist zweifelhaft. Vom Continent zeigte man Lord Palmerston an, daß nach den gemachten Erfahrungen es sehr zu wünschen sey, die größte Vorsicht in der orientalischen Angelegenheit zu beobachten, damit das Uebel nicht vergrößert werde, das bereits bedeutend herangewachsen, und das zu unterdrücken die Kräfte der Mächte kaum mehr ausreichen, besonders wenn sie fortfahren Beweise von Uneinigkeit zu geben. Man erklärt sich bereit Alles aufzubieten, damit Einigkeit wenigstens unter den vier der Pforte vollkommen zugethanen Regierungen herrsche und so etwas Ernstes zu ihren Gunsten geschehen könne. Allein dieß schließe keine effective Mitwirkung in sich, wenn England für nöthig erachte Gewalt zu gebrauchen, sondern könne nur als moralische Beihülfe gelten, was manchmal besser und wirksamer sey als die Anwendung militärischer Unterstützung auf einem kleinen, wenig bedeutenden Fuß. Lord Palmerston scheint dieß für den Augenblick zu genügen, obgleich er gewünscht hätte eine kräftigere Sprache zu vernehmen. Er wird daher, bis er zu einer bessern Ueberzeugung gelangt, sich voranstellen und, wie gesagt, die Zustimmung des Parlaments dabei ansprechen; er wird aber auch wohl erst noch in Paris zuzuhören haben, um sich zu überzeugen, wie es eigentlich mit Thiers stehe, ob der einen ruhigen Beobachter abgeben will, wenn wir den Pascha von Aegypten bedrängen, oder sich verpflichtet glaubt dagegen Einsprache zu thun, was dann allerdings sehr mißlich wäre und den Unternehmungsgeist des Lords stark abkühlen müßte, weil dann die Sachen weiter gehen könnten, als er jetzt wähnt. Etwas Anderes ist es, mit Mehemed Ali allein zu thun zu haben als ihn an eine große Macht gelehnt zu wissen, wie es auch etwas anderes ist, den König von Neapel zu bekriegen als demselben Unterstützung und zwar kräftige Unterstützung von außen zugeführt zu sehen, sobald er aufs Aeußerste getrieben den Boden unter sich wanken fühlen sollte. Lord Palmerston thäte daher gut sich mehr Ruhe anzugewöhnen und die Folgen besser zu berechnen, die ihn überall erwarten, wenn er ohne Noth an verschiedenen Punkten zugleich die Kriegsflagge aufsteckt, denn so mächtig auch England ist, so möchte es doch keinen großen Gefallen daran finden, sich mit der halben Welt zu überwerfen.

Frankreich.

Am 1 Mai empfing der König aus Anlaß seines Namensfestes im Thronsaale um 11 Uhr die Minister, die Marschälle; um 12 Uhr die großen Deputationen der Pairs - und Deputirtenkammer, des Cassationshofs, des Instituts von Frankreich u. s. w.; um 4 Uhr das diplomatische Corps. Graf v. Appony hielt in dessen Namen folgende Anrede: Das diplomatische Corps hat die Ehre, Ew. Maj. seine ehrfurchtsvollen Glückwünsche darzubringen, die Ihrem und dem Glück Ihrer erlauchten Familie, der Ruhe und der Wohlfahrt Frankreichs geweiht sind. Diesen Wünschen fügen wir heute noch insbesondere diejenigen bei, welche das von dem zweiten Sohne Ew. Maj. geknüpfte Band betreffen. Als Quelle des Glücks für die Zukunft dieses Prinzen werden Sie, Sire, daraus neue Gründe der Freude und Zufriedenheit schöpfen, und indem die Vorsehung zugleich Ihre Bemühungen zur Aufrechthaltung der Ordnung und des Friedens segnet, erfüllt sie alle Ihre Wünsche als Vater und als König. Der König antwortete: Gewohnt, wie ich es bin, von dem diplomatischen Corps so hochschätzbare Wünsche für das Glück meiner Familie, so wie für die Fortdauer der Ruhe und der Wohlfahrt, deren sich Frankreich gegenwärtig erfreut, zu empfangen, ist es mir ein wahres Vergnügen Ihnen meinen Dank bezeugen zu können für diejenigen, die Sie mir aus Anlaß der Vermählung meines zweiten Sohnes ausgedrückt haben. Ich hoffe mit Ihnen, daß die Vorsehung dieses meinem Herzen so theure Band segnen werde, und hege das Vertrauen, daß wir unter Gottes Beihülfe im Stande seyn werden, die Welt auch fernerhin vor der Rückkehr jener Unruhen, die sie nur zu oft in Kummer versetzt haben, zu bewahren, und den Nationen die Aufrechthaltung des allgemeinen Friedens durch den glücklichen Einklang aller Regierungen zu sichern.

Aus den Reden der Präsidenten beider Kammern und den Antworten des Königs werden mir morgen einige Auszüge nachliefern. Hr. Sauzet schilderte mit Wärme die Wohlthaten des Friedens. Der König nannte die revolutionären Leidenschaften die einzige Gefahr, die Frankreich noch zu drohen scheine. Beide Präsidenten rühmten die Großherzigkeit des letzten Gnadenacts, und sprachen mit Stolz von den Söhnen des Königs, die sich auf den Schlachtfeldern als die ächten Kinder Frankreichs bewährten, während des Königs Familienkreis nur ein Abbild sey seines ganzen väterlichen Regiments.

Die Audienzen in den Tuilerien fanden in der gewöhnlichen Reihenfolge statt. Die Officiere der Nationalgarde erschienen in nicht sehr großer Zahl. Unter den Mitgliedern der königlichen Familie bemerkte man auch die junge Herzogin von Nemours, eine schöne Blondine, von hohem Wuchs; ihr Vater und Bruder trugen eine sehr reiche Husarenuniform. Die Herzogin von Orleans war wegen Unpäßlichkeit abwesend. Um halb acht Uhr Abends erschien der König, umgeben von seiner1019 Familie auf dem Balcon der Tuilerien, worauf das Concert der Militärmusik begann. Die Marseillaise wurde am Anfang und am Schlusse gespielt und mit donnernden Bravos bgrüßt; der König erhob sich von seinem Sitze als das berühmte Lied ertönte, so erzählen wenigstens einige Blätter. Um halb neun Uhr begann das Feuerwerk, welches der König selbst durch das Anzünden der ersten Rakete eröffnete. Das Feuerwerk stellte zur Linken ein Minaret, den Vertheidigern von Masagran gewidmet, zur Rechten einen Wappenschild mit den Namenszügen der Neuvermählten dar; in der Mitte brannte ein Tempel von maurischen Formen.

Ein herrliches Wetter begünstigte die Feier des Philippstages. Der Tuileriengarten, die Place de la Concorde und die Champs-Elysées waren von frühem Morgen an von den wogenden Massen der Spaziergänger und Schaulustigen angefüllt. Die Menge drängte sich besonders zu den militärischen Pantomimen. Auf der Place de la Concorde sprangen zwei neue Springbrunnen; in den Champs-Elysées waren wie gewöhnlich Kletterstangen errichtet und Musikbanden spielten zum Tanz auf. Die Statue der Freiheitsgöttin sagt der Moniteur welche seit zwei Tagen auf der Juliussäule steht, zog viele Spaziergänger, wie auch die Freunde der Kunst und des Nationalruhms an.

Der Constitutionnel versichert, der Graf von Paris habe nicht die Blattern gehabt, wie einige Journale gesagt hatten, sondern die Masern, von denen jetzt auch die Herzogin von Orleans ergriffen sey.

Die ministerielle Revue des deux Mondes sagt in ihrer neuesten politischen Uebersicht: Unsre Verhältnisse mit dem Ausland spüren den Einfluß von zwei eminenten Männern Thiers und Guizot. Hr. Guizot hat in England den vollständigen Erfolg errungen, der seinen Talenten, seinem Charakter und Ruf gebührte. Der Präsident des Conseils findet, mit jener edlen Unparteilichkeit, die nur bedeutenden Männern eigen ist, ein Vergnügen daran, sich in Lob zu ergießen über die Dienste, welche der berühmte Repräsentant Frankreichs in London dem Lande leistet. Die neapolitanische Frage beschäftigt gegenwärtig die Gemüther am meisten. England hat keine Zeit verloren; mit Schwachen macht man wenig Umstände; mehrere neapolitanische Fahrzeuge sind von englischen Kreuzern weggenommen worden. Hoffen wir, daß die freundschaftliche Intervention Frankreichs diesem häßlichen Streit um so leichter ein Ende machen werde, als das gute Recht sich auf keiner Seite ganz befindet. Bei der Lage der Dinge, die der Einführung des Schwefelmonopols folgte, hatte Jedermann, mit Ausnahme der Compagnie, das Recht sich zu beklagen und den König von Neapel auf die traurigen politischen wie ökonomischen Folgen einer Maaßregel aufmerksam zu machen, deren Nutzen sich auf einige hunderttausend Franken beschränkte, die in den Schatz flossen. Jedermann konnte der Regierung von Neapel hierüber dieselben freundschaftlichen Vorstellungen machen, wie man sie Frankreich machen könnte, wenn es uns einfiele, einer Compagnie das Monopol des Bordeauxweins oder des Champagners zu verleihen. Dagegen hätte Niemand das Recht, Frankreich zu einer Zurücknahme dieser Maaßregel zu zwingen. Wenn auch die Weinberge der Champagne oder Gascogne sämmtlich Preußen, Engländern, Spaniern angehörten, so hätten doch die Regierungen von Preußen, England und Spanien nicht das Recht, in unsre Gesetzgebung sich einzumischen, und uns zu einer Modification derselben zu zwingen. Und gewiß, wenn man uns in einem solchen Falle Aufforderungen der Art machen würde, wie Hr. Temple sie an den König von Neapel gerichtet zu haben scheint, so würde Frankreich, wie lebhaft auch sein Wunsch wäre den Weltfrieden ungestört zu lassen, anfangs durch eine trockene Weigerung und dann mit Kanonenschüssen antworten. In einem Vertrag, der zwischen England und Neapel im Jahre 1816 abgeschlossen worden, findet sich ein Artikel, welcher bestimmt, daß die Engländer in Sicilien auf dem Fuße der begünstigtsten Nationen behandelt werden sollen, daß sie Güter daselbst kaufen, besitzen, verkaufen und darüber verfügen dürfen, wie die Eingebornen. Was beweist dieß? In hundert europäischen Tractaten findet sich diese Clausel, die eine Sache der Form ist. Wollte man sie auslegen, wie die Engländer, so gäbe es keinen Staat in Europa, der noch Herr im eigenen Haus, oberster Schiedsrichter seiner Interessen und seiner Gesetzgebung wäre; es gäbe keinen, der nicht, bevor er eine Finanzmaaßregel ergriffe, die Regierungen, mit denen er Verträge geschlossen, um Rath fragen, sie um die Erlaubniß bitten müßte, seine Gesetze zu modificiren. Von diesem Gesichtspunkt aus genommen ist die Frage sehr ernst, denn es handelt sich um Präcedentien, welche nicht nur den Staat Neapel, sondern alle Nationen, die auf ihre Autorität, ihre Unabhängigkeit und Würde halten, interessiren. Der König von Neapel hat einen starken Verwaltungsfehler begangen, indem er ein so seltsames Monopol einführte. England konnte ihm darüber diplomatische Vorstellungen machen wie einem Freund, der einen Irrthum begeht; Frankreich konnte dasselbe thun, so wie jede Regierung, welche Handelsverbindungen mit Neapel unterhält, aber keine hatte das Recht mit Gewalt einzuschreiten. Zur Wegnahme von Fahrzeugen und zum Krieg war kein rechtmäßiger Grund vorhanden. Indessen hat der König von Neapel seiner Sache selbst geschadet, und England gerechten Grund zu Beschwerden gegeben. Man sagt, daß nach den ersten Vorstellungen Englands die neapolitanische Regierung unter dem Ministerium des Herzogs von Cassaro das Versprechen gegeben habe, das Monopol wieder abzuschaffen. Aber, erzählt man ferner, im Augenblick, wo das Versprechen erfüllt werden sollte, fand eine plötzliche Aenderung, deren Ursache wir nicht ergründen können, im neapolitanischen Cabinet statt, und der Widerruf des Monopols wurde verweigert; was weiter erfolgt, ist bekannt. Wenn diese Angaben wahr sind, so hat England ein unbestreitbares Recht. Sein Recht datirt nicht von 1816, sondern von dem Tag an, wo man mit dem englischen Gesandten und der englischen Regierung sein Spiel getrieben. Es hat nicht das Recht, in die Gesetzgebung und die Verwaltung Siciliens sich einzumischen, wohl aber kann es eine Genugthuung fordern, daß man ein ihm gegebenes Versprechen nicht gehalten. Ob es diese Genugthuung unter der Form einer Entschädigung oder durch Abschaffung des Monopols erhalte, ist zweifelsohne der Gegenstand der Unterhandlung. Und wie gesagt, die Unterhandlung muß gelingen, weil keiner das Recht ganz auf seiner Seite hat; in einem solchen Fall ist die Ausgleichung möglich, ja leicht.

Unsere Tageschronik ist ein buntes Feld, auf dem sich Freud und Leid, Lust und Unglück, Jauchzen und Wehklagen im seltsamsten Gemische durcheinander drängen. Hier, im königlichen Schlosse, eine Hochzeit und ununterbrochene Feste, wenn auch nur in sehr beschränktem Kreise; in den Departements eine dumpf gährende Unbehaglichkeit und Meutereien gegen die Theurung der Fruchtpreise; in Paris, in der schönen, müßigen Welt, großer Beifall über das seltsame Juniuswetter, das den regnerischen und schauerigen April wie verdrängt hat; in den untern Classen und an der Börse besorgliches Hinblicken auf die Saat, die der göttlichen Befeuchtung1020 bedarf, um uns eine glückliche Ernte zu bringen; um die königliche Wohnung und auf dem stolzen Quai der Seine Freudenfeuer und Freudenbeleuchtung, glänzendes Feuerwerk zur Lust, während in den Provinzen, an den verschiedensten Punkten die schrecklichste, wildeste Flamme der Zerstörung und selbst der boshaften Brandlegung wüthet; hier ein festlicher Brautzug und die lange Folge einer reich geschmückten Dienerschaft in den buntesten Farben, dort der schwarze, schmerzliche Gang nach der letzten Ruhestätte: eine Menge Volkes, eine Menge ausgezeichneter Gelehrten und Staatsmänner folgen der Bahre. Wessen ist die Leiche, die man hier bestattet? Achtung vor ihr, sie gehört der Familie der Galilei, der Newton, der Laplace und Fourrier an Poisson, Pair von Frankreich, Mitglied der Akademie der mathematischen und physikalischen Wissenschaften, Mitglied des Oberstudienrathes, des Längenbureau's, Decan der Facultät der mathematischen und physikalischen Wissenschaften empfängt in diesem Augenblick auf dem Gottesacker des Pere Lachaise den Nachruf seiner Freunde und Verehrer. Er war ein berühmter Meister der Geometrie, und alles, was der Mathematik sich annäherte, gehörte in sein Bereich; nicht ohne Rührung konnte man um sein Grab die polytechnische und die Normalschule in Masse geschaart sehen, ihre Directoren und das ganze Lehrerpersonal an der Spitze. Welche größere Ehre kann dem Manne, dem Staatsbürger, dem Gelehrten blühen, als von den beiden Pflanzschulen des höchsten kriegerischen und wissenschaftlichen Verdienstes als ein unersetzlicher Verlust beweint zu werden? Vier Redner haben vor dem Grabe gesprochen, unter ihnen Arago und der Minister des öffentlichen Unterrichts. Der Leiche Poissons folgt in kürzestem Zwischenraume die von Robiquet, gleichfalls von der Akademie der mathematischen und physikalischen Wissenschaften, außerdem von jener der Medicin, und einer der ausgezeichnetsten Chemiker der neuern Zeit. Von dem eigentlichen Feste gestern habe ich Ihnen nichts zu melden, was aus dem hergebrachten Programme dieser Feierlichkeit herausträte. Der Himmel selbst hat den schönsten Beitrag dazu geliefert; das Blau über uns erinnert an die italienische Atmosphäre, und unsere Wetterpropheten sind in einer komischen Verblüffung; was soll das werden, wenn die Sonne im April schon solche Freiheiten sich erlaubt. Der Revolutionsplatz, bei Festen wie das gestrige, bleibt immer ein Ort, der wohl in der ganzen Welt seines gleichen nicht hat. Ueber dem herrlichen, großartigen Baumplatze der Tuilerien das glänzende Fuerwerk, zwischen den in gestäubtem Krystall auffahrenden neuen Fontainen der ägyptische Obelisk, gegenüber dem Bourbonischen Schlosse der Tuilerien der kaiserliche Triumphbogen, der in einer gasbeleuchteten aufsteigenden Perspective dem Auge wie ein willkommener Ruhepunkt erscheint; gegenüber dem Deputirtenpalaste, der sich hinter seine Baugerüste wie ein unenthülltes Räthsel versteckt, die Madelaine, die in einem Meere von Lichtern mit ihren classischen Säulengängen in heidnischer Schönheit alles Andere überstrahlte; man konnte einen Augenblick an sich selbst, an der Zeit und dem Lande irre werden. Und was zu der tiefen Wirkung dieses Moments nicht wenig beitrug, war der ganz außerordentliche Eifer, die unablässige Folge, mit welcher die alten Gesellen im Invalidenhause ihre donnernden Kanonen lösten. Um mich herum war darüber ein wahrer Enthusiasmus. On entend bien, sagte eine hübsche junge Frau, qu'il leur reste encore un bras! Das künstliche Feuer von gestern Abend ist erloschen, aber der Himmel hat heute, wie gestern, sein großes, helles Licht angezündet, das mit wolkenloser Klarheit über uns leuchtet, und aller möglichen Wetteränderung zu trotzen scheint.

Die neapolitanische Regierung hat die Vermittelung Frankreichs in ihrem Zwiste mit England angenommen. Diese Antwort ist den in den letzten Tagen hier gehegten Erwartungen entgegen, die sich sowohl auf die in meinem Briefe von vorgestern enthaltenen Umstände, als auf das weniger gute Vernehmen stützten, das bis zur Ankunft des Hrn. v. Serra Capriola zwischen beiden Höfen bestand, dann auf die freundschaftlichen Verhältnisse Neapels mit einer verwandten großen Macht, endlich auf den Umstand, daß die Schwefelcompagnie aus französischen Unterthanen besteht, deren Rechte vorab zu wahren die hiesige Regierung sich verpflichtet erachten möchte. Nunmehr will man wissen, Hr. Thiers meine es mit Neapel nicht aufrichtig, und trachte dahin, England, dessen Einverständniß mit Frankreich ihm vor Allem am Herzen liege, zu begünstigen: man folgert diese Absicht des Conseilspräsidenten aus den Aufsätzen in den ihm ergebenen Blättern, namentlich dem Constitutionnel und dem Courrier français. Ersterer stellt die Behauptung auf, der Vertrag mit Hrn. Taix und Compagnie (oder vielmehr Hrn. Laffitte) stelle ein Monopol auf, welches nicht allein dem englischen Handel, sondern auch den übrigen französischen Kaufleuten Nachtheil bringe. Der Courrier will sogar den Vorschlag genau kennen, den Hr. Thiers der neapolitanischen Regierung machen wird, und zwar 1) Aufhebung des Monopols, 2) Entschädigung für Hrn. Taix und Compagnie (was nie streitig war), so wie Entschädigung für den Nachtheil, den das Monopol dem englischen Handel zugefügt habe. Das Capitol und das Commerce ergreifen die Partei Neapels, und behaupten, der Vertrag constituire kein Monopol, sondern bloß einen Ausfuhrzoll von 20 Carlin (10 Fr. 75 Cent.) auf jeden Cantaro (metriischen Centner) Schwefel, zum Vortheil der neapolitanischen Regierung: diese sey unbestreitbar befugt, den Zoll aufzulegen. Uebrigens habe Niemand durch den Vertrag Nachtheil gelitten, die englischen Speculanten insbesondere hätten durch das erfolgte Steigen des Schwefels über 8 Millionen gewonnen. Diese letztere Ansicht ist heute die der Mehrheit der Kaufleute und Staatsmänner, und Hr. Thiers würde sich irren, wenn er glaubte, die im Constitutionnel und Courrier ausgesprochene Meinung fände allgemeinen Anklang. Es ist vielfältig die Rede von einem bevorstehenden Bruch zwischen England und den Vereinigten Staaten; ersteres, sagt man, betrachte die Handelskrisis und die Zwistigkeiten der Parteien in den Vereinigten Staaten, deren Krieg mit den Indianern und ihren Mangel an regulären Truppen als eine günstige Gelegenheit mit seinen kriegsgewohnten Truppen den Gränzstreit zu schlichten, und sich den streitigen Landstrich definitiv zuzueignen. Die Gegner der Sklaverei sehen in einem solchen Kriege ein ihrem System vortheilhaftes Ereigniß, indem England eines oder mehrere seiner Negerregimenter aus den Antillen in die Sklavenstaaten überführen, und die ganze Negerbevölkerung derselben aufregen könnte. Hr. Dupont de l'Cure hat noch immer das ihm angetragene Amt eines Rathes am Cassationshof nicht angenommen; er hat sich einige Bedenkzeit genommen, die er auf dem Lande zubringt; für den Fall seiner definitiven Weigerung ist die Rede von Hr. Teste, dem Siegelbewahrer des Ministeriums vom 12 Mai. Heute ernennt die Kammer in den Bureaux die Commission zur Prüfung der Motion des Hrn. v. Rémilly.

Die von Frankreich dem englischen Cabinet in dem Schwefelstreit angetragene Vermittelung ward zwar in London angenommen, die Modificationen inzwischen, unter denen es geschah, scheinen die Wirksamkeit dieser Vermittelung paralysiren zu müssen. England erklärte nämlich,1021 auf einen Zeitraum von drei Wochen jeden feindseligen Schritt gegen Neapel einstellen, und den Versuchen Frankreichs, auf gütlichem Wege die Streitsache zur Entscheidung zu bringen, diese Zeit über freien Spielraum gewähren zu wollen. Sonderbar genug traf hier vor einigen Tagen ein Courier aus Neapel ein, der das Ansuchen des Königs beider Sicilien um die Intervention des französischen Cabinets brachte. Mithin wäre Ludwig Philipp durch seine angebotene Vermittelung nur den Wünschen des neapolitanischen Hofs zuvorgekommen. Hrn. v. Montebello's Abreise auf seinen Posten ward nur deßhalb verschoben, weil man noch Zweifel hegt, ob man in Neapel die Intervention unter den in London gestellten Bedingungen annehmen werde. Denn erstens scheint man großbritannischerseits nur eine Rücksicht der Höflichkeit befolgt zu haben, wenn man die französische Vermittelung nicht unbedingt abgelehnt hat, keineswegs aber es ernst damit zu meinen, da der Termin von drei Wochen zu solchen Negociationen zwischen Paris, London und Neapel offenbar zu kurz ist. Dann aber erklärte Lord Palmerston, daß im Falle der Admiral Stopford die Ausführung der Coërcitivmaaßregeln bereits begonnen und neapolitanische Schiffe detinirt haben sollte, diese bis zur Beendigung der Unterhandlungen auf keinen Fall in Freiheit gesetzt werden dürften. Die Zwangsmaaßregeln würden demnach uursuspendirt, keineswegs aufgehoben werden, und die 17 neapolitanisch-sicilianischen Schiffe, die das englische Blokadegeschwader bereits aufgebracht haben soll, würden bis zum Ausgang der Unterhandlungen in englischer Gewahrsam bleiben.

Niederlande.

Die Regierung hat nun auch ihre Antworten auf die Bedenken der Kammer über die sieben letzten Entwürfe bekannt gemacht, worin namentlich die Angelegenheiten von Indien sehr weitläufig, aber nicht sehr klar und genügend behandelt werden. Der Ton dieser Antwort ist das merkwürdigste: man kann in gewisser Hinsicht sagen, die Regierung hat den Handschuh hingeworfen; sie erklärt, daß sie in der Revision des Grundgesetzes nicht gesonnen sey, weiter zu gehen, und setzt diese Ansicht auseinander; von ministerieller Verantwortlichkeit u. dgl. ist gar nicht die Rede. In Einer Beziehung hat die Regierung gewiß recht: wenn die bisherige Regierungsform überhaupt beibehalten werden soll, kann sie auf keine weitere Aenderung eingehen. Man kann indeß wohl sagen, daß der Ton, den die Regierung eingeschlagen hat, eine Art Schrecken selbst unter ihren Freunden erregte, und es kann jetzt kaum mehr ein Zweifel seyn, daß die Initiative, welche die Regierung von sich gewiesen hat, von der Kammer aufgenommen wird. Selbst das sonst so gemäßigte Handelsblad läßt seinem Unwillen freien Lauf, und wohl hat es dazu Ursache, denn diese Sprache der Regierung arbeitet der radicalen Partei in die Hände, indem sie die Macht der bisherigen Mittelpartei bricht. Dieß Blatt macht auf den Umstand aufmerksam, den ich in meinem letzten Brief erwähnte, daß die Regierung sich auf die in den Generalstaaten herrschende Verschiedenheit der Ansichten zu stützen hoffe. Der Handschuh, den die Regierung hingeworfen hat, wird sicherlich aufgenommen werden, die Generalstaaten werden sich zuerst in ihren Abtheilungen, dann öffentlich versammeln, und wenn nicht Alles trügt, werden sie der Regierung die Antwort nicht schuldig bleiben. Es ist für jeden, der Holland kennt und namentlich in frühern Zeiten gesehen hat, ein trüber Anblick, wie jetzt so manche Bande der Liebe und Anhänglichkeit schmerzlich reißen; es ist in der That kein Kampf, den die Opposition freudig durchführt, man hat ihn ihr aufgenöthigt, und ein bewegtes Gefühl wird sich im ganzen Lauf der Debatten zu erkennen geben.

Italien.

Briefe aus Neapel bis zum 20 *)*)Wir verweisen auf unsere gestrigen und vorgestrigen neuern Berichte. lassen wenig Hoffnung übrig, daß irgend eine Vermittlung den König zur Nachgiebigkeit bestimmen dürfte. Er soll vom größten Mißtrauen gegen alle Regierungen und ihre Repräsentanten erfüllt seyn, und man befürchtet, daß demnach die Bemühungen Frankreichs fruchtlos bleiben werden, so daß die angebotene Vermittelung nur dazu dienen wird, die Sachen hinauszuschieben, ohne sie zu ändern. Der König von Neapel scheint dem Beispiel Wilhelms von Holland folgen zu wollen, der sich auch sagte: Zeit gewonnen, viel gewonnen, und so die Londoner Conferenzen lange trainirte. Inzwischen waren die Holländer ihrem König unendlich ergeben, und es herrschte in den alten Niederlanden der beste Geist. In Neapel ist der Geist zweifelhaft, und es fehlt daher die Grundbedingung, um trotzen zu können. Der König schien dieß einen Augenblick einzusehen, er war auf die Vorstellungen des österreichischen und des sardinischen Gesandten bereits in sich gegangen, und obgleich er das Recht für sich zu haben glaubte, was auch wohl der Fall ist, hatte er doch selbst in einem am 12 abgehaltenen großen Conseil erklärt, daß man nicht das Aeußerste wagen dürfe, die Klugheit gebiete vielmehr die Ueberlegenheit des Gegners in Anschlag zu bringen und nachzugeben. Unter diesen Ansichten hatte sich das Conseil getrennt; auch wurde Alles eingeleitet, um Tags darauf den englischen Gesandten zufrieden zu stellen, als plötzlich in der Nacht vom 12 auf den 13 der König, man weiß nicht recht auf welche Veranlassung, andern Sinnes ward und seinen Räthen einschärfte, keinen Finger breit zu weichen, den Repräsentanten der befreundeten Höfe hingegen zu erklären, daß der Contract mit der Schwefelcompagnie zwar aufgehoben werden solle, daß aber von einer Schadloshaltung, welche England anspreche, keine Rede seyn könne. Diese Erklärung setzte Alles wieder in Frage. Hr. Temple wollte den Eindruck abwarten, welchen das Erscheinen der englischen Kriegsflagge vor Neapel machen werde. Am 16 war ein großes Kriegsfahrzeug und ein Kriegsdampfschiff, von Malta kommend, zur Verfügung Temple's gesetzt, und jetzt versuchte er abermals, die neapolitanische Regierung zur Annahme der früher gemachten Bedingungen zu vermögen. Er hatte dazu fast ununterbrochen den ganzen Tag vom 17 benützt und ward, wie versichert wird, dabei von vielen Seiten, von den höchsten, dem König am nächsten stehenden Personen des Landes unterstützt; allein vergebens. Er mußte einsehen, daß alle Mühe nichts nütze, und daß die Ereignisse zu entscheiden haben. Deßhalb traf er in seinem Haushalt die nöthigen Anstalten, um Neapel jeden Augenblick verlassen zu können. Am 18 verbreitete sich allgemein das Gerücht, daß mehrere neapolitanische Schiffe auf der Fahrt von Malta nach Sicilien durch die Engländer aufgebracht worden seyen. Eine amtliche Anzeige schien darüber zu fehlen. Doch ward auf jene Gerüchte hin der Befehl erlassen, über alle brittischen Schiffe, wo sie den neapolitanischen Behörden zugänglich seyen, das Embargo zu verhängen. Die erste Folge wird ohne Zweifel die Abreise Temple's und eine strenge Blokade aller neapolitanisch-sicilianischen Häfen seyn, wenn nicht das Dazwischentreten Frankreichs die beiden sich gegenüber stehenden Parteien zu bessern Ueberzeugungen bringt und wenigstens weitere Gewaltmaaßregeln hindert.

* Die gestern erwähnte päpstliche Allocution vom 27 April lautet in wortgetreuer Uebersetzung des lateinischen1022 Originals wie folgt: Die betrübte Lage der Christen in Tonkin und den benachbarten Gegenden und die vielfachen schweren Prüfungen ihres Glaubens beseufzen Wir schon lange, wie Ihr wohl wisset, ehrwürdige Brüder! und Wir haben nicht unterlassen Unser Herz vor Gott zu demüthigen und auch durch die erschlossenen Schätze der Indulgenzen die Söhne der Kirche zu ermuntern, auf daß sie für die in so leidenvolle Trübsal versetzten Brüder dem Herrn der Gnaden tägliche Gebete und andere Werke der Frömmigkeit darbringen möchten. Indessen hat zur Linderung Unseres Schmerzes darüber nicht ein Grund des Trostes gefehlt, nämlich der unüberwindliche Muth der Vielen, die keine Furcht der Gefahr, weder Fesseln noch Ruthenstreiche, noch andere langwierige Leiden, noch endlich sogar der Anblick des bevorstehenden Todes vom Bekenntniß des katholischen Glaubens abzubringen vermochten. Jetzt aber, nachdem über die wichtigen Vorgänge der letzten Jahre in jenen Weltgegenden zureichend tüchtige Zeugnisse allmählich an diesen heiligen Stuhl gelangt sind, haben Wir es für Unsere Pflicht erachtet in Eurer hochansehnlichen Versammlung die Tugend derjenigen zu verkündigen, die für den Glauben Christi ihren Leib hingegeben, und mit Euch zusammen Christum selbst zu lobpreisen, der in seinen Streitern triumphirt. Um mit dem Jahre 1835 zu beginnen, so erprobte damals sich in Cochinchina als tapferer Kämpfer Christi der Missionär Marchand, welcher bei der Erstürmung eines festen Platzes, wo er von Aufrührern zurückgehalten wurde, durch königliche Truppen von diesen ergriffen, wie ein wildes Thier in einen eisernen Käfig gesperrt und so nach der Hauptstadt geführt wurde. Nachdem er daselbst mit vielen Martern vergebens zum Abfalle von Christo versucht worden, ward er zuletzt gegen Ende Novembers desselben Jahrs auf Befehl des Königs aus Haß gegen den Glauben getödtet. Ebendaselbst leuchtete in jenen Tagen ein siamesischer Jüngling, einer Wittwe einziger Sohn, der, nachdem er die Leiden eines harten Gefängnisses fast zwei Jahre lang muthig ertragen, freudig für Christum seinen Nacken dem Schwerte des Henkers darstreckte; sein abgeschlagenes Haupt empfing seine bei dem Martyrtod ihres Sohns gegenwärtige fromme Mutter. Hierauf in dem Jahre 1837 wurden in dem Reiche Tonkin verherrlicht die Namen des Priesters Johannes Karl Cornay und des treugläubigen Eingebornen Franz Xaver Kàn. Der erstere von diesen ward, als er daselbst des Amtes eines Missionärs waltete, von den Ungläubigen gefangen und in einen Käfig gesperrt. Da er durch die grausamen Peitschungen, mit denen er drei Monate lang mißhandelt wurde, im Glauben an Christum nicht wankend gemacht werden konnte, starb er zuletzt für diesen im September desselben Jahrs, indem man ihm das Haupt abschlug, und, eitler Weise, seine Glieder zerstückte und zur Schmach an verschiedene Orte hinwerfen ließ. Der andere, der in derselben Gegend das Amt eines Katecheten versah, wurde für Christum getödtet im Monat November, nachdem er, zwanzig Monate zuvor in den Kerker geworfen, und diese ganze Zeit über vielfach gepeinigt, durch seine unbesiegbare Beständigkeit im Glauben gleicherweise die Bewunderung der Gläubigen und der Ungläubigen erregt hatte. Mit Stillschweigen müssen Wir sofort andere sehr viele übergehen, von denen Wir fast nichts wissen, als daß in der gedachten Zeit oder in den nächstfolgenden Jahren viele von ihnen ihre Stolen gleicherweise im Blute des Lammes gewaschen, die übrigen aber, obgleich sie noch nicht für Christus hingemordet worden, doch unter allen Prüfungen schwerer Mühsale und Qualen im Bekenntnisse des Evangeliums fest beharrt haben. Auf solche Weise verherrlicht wurde namentlich der Muth vieler siamesischen Frauen, bei denen die Schwäche des Geschlechts der Glaubenseifer überwand. Ueberdieß jedoch haben in eben diesen letzten Jahren noch viele für Christum den Tod erlitten, von deren Triumph hieher überbrachte genaue Berichte melden. Unter ihnen wird genannt der Priester Franz Jaccard, Missionär im Königreiche Cochinchina, welcher, nachdem er lange in Fesseln von Ort zu Ort geschleppt worden, nach überall abgelegten wiederholten Proben seiner unüberwindlichen Glaubensstärke, endlich aus Haß gegen den Glauben im September 1838 erdrosselt wurde. Den gleichen Tod erlitt mit ihm ein gläubiger junger Eingeborner, Thomas Thien. Ganz besonders herrlich wird aber eben dieses Jahr leuchten in der Geschichte der tonkanesischen Kirchen, in welchen im Verlaufe desselben sowohl glaubensfromme Laien als auch mehrere Priester und heilige Kirchenobern (sacri antistites (die unverwelkliche Krone des Martyrthums errungen haben. Zuerst ist hier zu nennen der ehrwürdige Bruder Ignatius Delgado vom Prädicantenorden, Bischof am Mellipotamus (Mellipotamensis) *)*)Welcher Fluß und Bezirk unter dem Mellipotamus oder Honigfluß eigentlich zu verstehen sey, ist uns nicht bekannt; vermuthlich ist es der Songkoi. Die Geographie jener großen Länderstrecke zwischen China und Cochinchina liegt noch fast ganz im Dunkeln. Ueber die dortigen Verhältnisse des katholischen Christenthums, das neben der Lehre des Confucius (der Religion des Kaisers, der Vornehmen und Gelehrten) und dem Buddismus (der Religion des gemeinen Volks) in Tonkin (Nord-Anam) bis in die letzte Zeit geduldet wurde, findet sich in Hassels Erdkunde (im Bande: Vorder - und Hinterindien) folgende Notiz: Die katholische Religion hat im Anfange des 17ten Jahrhunderts durch die Portugiesen in Anam Eingang gefunden. Die Franzosen brachten die Jesuiten dahin, die dann bald die Lehren des Christenthums zu verbreiten anfingen und viele Anhänger fanden. Allein im 18ten Jahrhundert wurde die Ausübung dieser Religion durch Gesetze verboten, wohl zuweilen geduldet, in verschiedenen Epochen aber mit Grausamkeit verfolgt, und manche Missionarien wurden die Opfer ihres frommen Geschäfts. Besonders zeichneten sich die Jahre 1712, 1722 und 1773 durch blutige Verfolgung aus. Später verfuhr man milder, und seit 1790 erlaubte man den Missionarien sich unter dem Titel von Mathematikern in Nord-Anam niederzulassen. Der jetzige Kaiser (das ist im Jahr 1822 geschrieben) hat die Duldung mit auf den Thron gebracht, und seit dieser Zeit gewann die christliche Kirche in Anam so viele Anhänger, daß Renouard de St. Croix für 1804 die Zahl der Christen in Nord-Anam auf 307,000 (Bissachère auf 320,000), in Süd-Anam und Cambodscha auf 60,000 berechnete. Es hielten sich 1804 sechzehn Missionarien aus Europa in diesen Ländern auf, darunter vier Bischöfe, und außerdem gab es hundert und einige Priester, die im Lande geboren waren. So Hassel. Seit etwa zehn Jahren hat aber längs der ganzen Ostküste von Hinterasien von China einschlüssig bis nach Siam hinab wieder eine systematische Unterdrückung und Verfolgung des Christenthums begonnen. und im östlichen Theile des Königreichs apostolischer Vikar, welcher, nachdem er vierzig Jahre lang die ihm anvertraute Provinz überwacht, endlich im Greisenalter in die Hände der Ungläubigen fiel. Von diesen in einen hölzernen Käfig gesteckt, ertrug er die über ihn verhängten Folterqualen auf das standhafteste, durch sie aber und eine hinzugetretene Krankheit allmählich aufgerieben, entschlief er im Monat Julius des besagten Jahres im Herrn, ehe noch das von der Obrigkeit über ihn gefällte Urtheil mit der königlichen Bestätigung zurückgekommen war. Dennoch enthielten sich die Ungläubigen nicht, dem Verstorbenen das Haupt abzuschlagen, welches sie drei Tage lang öffentlich aushingen und dann mit einem Steingewicht in einen Korb eingeschlossen in die Tiefe des Flusses versenkten; allein durch Gottes wunderbare Fügung geschah es, daß dieses heilige Haupt (wie der hieher gelangte Bericht erzählt) beinahe vier Monate nach dem Tode des Bischofs an allen seinen Theilen unversehrt und unverletzt daselbst gefunden1023 wurde. Dem kostbaren Tode des vor dem Herrn gelobten apostolischen Vikars war im Monat Junius das Martyrthum seines Gehülfen, des ehrwürdigen Bruders Dominicus Henares, ebenfalls vom Prädicantenorden und Fesseitensischen Bischofs, vorausgegangen. Auch er war in der dortigen Seelsorge ergraut, ward endlich zugleich mit dem erwähnten Kirchenobern von Soldaten aufgesucht, in einen Käfig gesperrt, grausam gequält und zuletzt als Blutzeuge des Glaubens enthauptet. Den gleichen Tod mit ihm erlitt der fromme Eingeborne Franz Chièu, der alldort das Amt eines Katecheten bekleidete, und den Christusglauben, dessen Fortschritte er hatte fördern helfen, standhaft bis zur Vergießung seines Blutes bekannt hat. Mit ähnlichem Todesurtheil wurde wenige Tage später der gleichfalls eingeborne Priester Vincentius Yen vom Prädicantenorden heimgesucht, der schon vierzig Jahre im Amt eines Missionärs treufleißig gearbeitet hatte. Unter der Prüfung mancherlei Plagen beharrte er auf das standhafteste beim Bekenntniß des wahren Glaubens, und wollte sich nicht einmal der Täuschung bedienen, die ihm von einer Magistratsperson zur Vermeidung des Todesurtheils vorgeschlagen worden war, nämlich mit Verhehlung seiner priesterlichen Würde sich für einen Arzt auszugeben. Nach diesen erlangten im Monat Julius den Palmenkranz der Missionär Joseph Fernandez vom Prädicantenorden und der eingeborne Priester Peter Tuàn, welche beide dreißig Jahre und darüber in jenem Theile des Weinbergs des Herrn gearbeitet hatten. Dem Joseph wurde das Haupt abgeschlagen, nachdem er, in einen Käfig gesperrt und vor verschiedenen Richtern gefoltert, allenthalben leuchtende Zeugnisse seines christlichen Muthes abgelegt hatte. Peter, zu gleichem Loose verurtheilt, starb noch vor der Ankunft der königlichen Bestätigung seines Urtheils, in Folge der Leiden und Trübsale, die er um des Bekenntnisses Christi willen im Kerker erduldet. Das nämliche Schicksal hatte wenige Tage zuvor den eingebornen Katecheten Joseph Uyen vom Orden des heil. Dominicus getroffen, welcher nach vielen ob seiner Standhaftigkeit im Glauben erlittenen Drangsalen endlich mit einem hölzernen Folterwerkzeug, das man ihm um den Hals legte, lange gequält ward, und an der ihm damit zugefügten Wunde nach einigen Stunden erlag.

(Beschluß folgt.)

Deutschland.

Se. königl. Hoh. der Großherzog von Baden nahm diesen Vormittag einen Theil nnserer reichen Kunstsammlungen in Augenschein, auch die Ateliers mehrerer ausgezeichneten Künstler beehrte der kunstsinnige Fürst mit seinem Besuche. Zu Mittag speiste Se. königl. Hoh. an der Tafel Ihrer Maj. der verwittweten Königin; vorher war Präsentation des diplomatischen Corps. So viel bekannt ist, wird der hohe Gast bis Ende dieser Woche hier verweilen. Der Adjutant Sr. kaiserl. Hoh. des Herzogs von Leuchtenberg, Freiherr v. Zoller, wird in einigen Tagen die Rückreise nach St. Petersburg antreten. Der Herzog von Leuchtenberg gedenkt im Laufe des Septembers hier einzutreffen und längere Zeit hier zu verweilen. Der neue Regierungspräsident für Oberbayern, Hr. v. Hörmann, ist zum Antritt seines Amtes bereits hier eingetroffen.

Gestern wurden wir durch ein großes Brandunglück heimgesucht. Nachmittags 2 Uhr brach im goldenen Adler Feuer aus, das in einem Augenblicke so schnell um sich griff, daß das ganze Quadrat in kurzer Zeit in Flammen stand; die Gasthöfe zum Adler, zum grünen Baum, Anker, die ganze Post, sämmtliche Hintergebäude in diesem Quadrat sind bis auf den Grund und von mehreren andern Gebäuden ist der Dachstuhl abgebrannt. Die Hintergebäude bis beinahe an die Dennig'sche Fabrik wurden ein Raub der Flammen; ebenso sieht es in der Straße von Hrn. Kienle hinunter aus. Das Feuer dauert in diesem Augenblick, Mittags halb 12 Uhr, immer noch fort. Wir hatten sehr starken Ostwind während des Brandes, und noch ein Glück war es, daß wir keinen Westwind hatten, wie Tags zuvor, sonst wäre die ganze Brözinger Gasse abgebrannt. Drei Menschen sollen gestern Nachmittag verunglückt seyn, einer davon wurde unter dem Postsaal, wie er zusammenstürzte, begraben; das Pferd eines Reisenden ist im Poststalle beinahe ganz verbrannt; heute mußte es todtgeschlagen werden. Um 2 Uhr diesen Morgen kamen Sappeurs von Karlsruhe an. Wie ich so eben höre, sollen vier Mann davon in die jetzt noch wüthende Flamme gefallen seyn, einer sey bereits gefunden und in das Spital gebracht worden. Ein entsetzlicher Anblick war es, das ganze Quadrat in Flammen zu sehen, ohne helfen zu können, und das Getöse, wenn wieder ein Haus zusammenstürzte, war fürchterlich. Gott wolle verhüten, daß bei dem jetzigen Sturme das Feuer nicht weiter um sich greift. (Schw. M.)

Der Verkehr auf der Taunus-Eisenbahn ist in fortwährendem Steigen. Da die Ostermesse noch nicht beendet ist, das Badeleben erst gegen Ende dieses Monats beginnt, und auch erst um diese Zeit die Reiselust zu erwachen pflegt, so ist eine außerordentliche Vermehrung der Frequenz mit Zuversicht zu erwarten. Es sind darum auch Vorkehrungen getroffen, daß es nicht an Locomotiven und Wagen fehle, was bisher an Sonn - und Festtagen wohl der Fall gewesen ist. Die Eisenbahnactien sind jetzt ein sehr gesuchter Artikel; auf der gestrigen Börse standen dieselben (250 fl.) 357 Geld; es sind Wetten darauf eingegangen worden, daß der Curs sich vor August auf 400 erheben werde. Viele glauben sogar, daß das Alterum tantum nicht ausbleiben könne. So sanguinischen Hoffnungen tritt aber die Nachricht von dem beschlossenen Bau der Eisenbahn von Halle über Kassel nach Lippstadt zur Verbindung mit den rheinischen und belgischen Eisenbahnsystemen entgegen. Wenn es versäumt wird vor Vollendung dieser großen Linie, oder gleichzeitig mit derselben Frankfurt mit Kassel in Verbindung zu setzen, so wird eine Veränderung im Handelszuge eintreten, die unserm Platze entschieden verderblich wird. Unsere Capitalisten und Speculanten sind fast bei allen industriellen Unternehmungen mit ihren Fonds betheiligt: an Mitteln und an Lust fehlt es also nicht. Die kurhessische Regierung schien den Eisenbahn-Unternehmungen bisher nicht besonders günstig gesinnt; inzwischen soll eine Veränderung der Ansichten eingetreten, und von dieser Seite Entgegenkommen und wirksame Theilnahme zu erwarten seyn. Damit ist das größte Hinderniß beseitigt.

Der Herzog von Nassau ist gestern im erwünschten Wohlseyn wieder dahier eingetroffen. Zwischen dem herzogl. nassauischen Staatsministerium und dem interimistischen französischen Geschäftsträger v. Coehorn zu Darmstadt sind Irrungen entstanden, in Folge deren der bisherige Geschäftsverkehr abgebrochen worden ist. Die Veranlassung dazu gab das Heirathsproject eines nassauischen Unterthans. Derselbe beabsichtigte sich in Frankreich zu verehelichen, und verlangte durch Vermittelung des genannten französischen Geschäftsträgers zu Darmstadt sein Abzugserlaubnißdecret, ohne jedoch die im Herzogthum Nassau zu dessen Bewilligung bestehende gesetzliche Bestimmung (Beibringung einer Bescheinigung der betreffenden auswärtigen obrigkeitlichen Stelle, daß1024 der Aufnahme in dem Ort, wohin der Ueberzug geschehen soll, nichts im Wege stehe) erfüllen zu wollen. Als diese vor der Erfüllung der gesetzlichen conditio sine qua non von Nassau nicht ertheilt werden wollte und konnte, sendete der französische Geschäftsträger, in gänzlicher Mißkennung der in dem Herzogthum Nassau über die Entlassung von Unterthanen bestehenden gesetzlichen Vorschrift, welche er dem Visa eines Reisepasses gleich achtete, als Retorsionsmaaßregel, alle ihm zur Unterschrift zugesendeten für nassauische nach Frankreich reisende Unterthanen ausgefertigten Pässe, nachdem er dieselben vier Wochen liegen gelassen hatte, unvisirt auf eine Weise und in einem Tone zurück, daß sich das herzogliche Staatsministerium hierdurch in die unangenehme Lage versetzt sah, über das Verhalten des französischen Geschäftsträgers Beschwerde bei dem Conseilpräsidenten Thiers in Paris zu führen, und bis zu dem Moment, wo diese erfolgt seyn wird, allen Verkehr mit dem französischen Geschäftsträger in Darmstadt einzustellen. Gestern ist die erste Curliste dahier ausgegeben worden. In der Wintersaison, d. h. vom 15 October 1839 bis 15 April 1840 verweilten 384 Curgäste dahier. Die Zahl der Curgäste in der Sommersaison vom 15 bis 30 April beträgt 116. Der Cursaal wird morgen eröffnet. Der Urheber des in dem verflossenen Jahre in einem hiesigen Gasthause verübten nicht unbedeutenden Diebstahls, weßhalb der Professor Heise zu Bremen längere Zeit dahier schuldloser Weise inhaftirt war, der jedoch auf geführte Untersuchung und Vertheidigung von dieser Anschuldigung durch Erkenntniß des herzoglichen Hof - und Appellationsgerichts zu Usingen frei gesprochen wurde, soll, wie man sagt, entdeckt und dahier zur Haft gebracht worden seyn. In Ems werden zur würdigen Aufnahme der Kaiserin von Rußland großartige Verwendungen gemacht. Die verwittwete Herzogin von Nassau ist selbst dahin gereist, und hat die mit wahrhaft königlicher Pracht eingerichteten Appartements, welche die Kaiserin bewohnen wird, in Augenschein genommen. Zwei Compagnien des dahier garnisonirenden Regiments sind zur Ehrenwache der Kaiserin während ihres Aufenthalts in Ems bestimmt.

Die zweite Kammer der Stände hat nach längerer Berathung auch das ganze Ausgabebudget angenommen. Die Kammer hat zuletzt noch eine von der Regierung dießmal nicht wieder angesonnene frühere Unterstützung von 600 Thlrn. zu Gunsten der homöopathischen Heilart neuerdings verwilligt. Dagegen hat sie den von einem Arzte begehrten Vorschuß aus der Staatscasse von 2000 Thlrn. zur Errichtung einer Wasserheilanstalt abgelehnt. (Leipz. A. Z.)

Rußland.

Die Nordische Biene enthält Nachstehendes: Am 12 (24) April, Abends 8 Uhr 45 Minuten ging durch den Telegraphen des Winter-Palais von dem Telegraphen aus Warschau folgende Depesche ein: Von dem Statthalter des Königreichs Polen am 12 (24) April, 4 Uhr Nachmittags. Am 4 (16) April hat Se. kaiserl. Hoheit der Großfürst Thronfolger sich mit der Prinzessin Marie von Hessen und bei Rhein verlobt. Se. kaiserl. Hoheit sind demnach als erklärter Bräutigam an der Seite der Prinzessin Marie öffentlich im Schauspiel erschienen. Die Verlobung hat die lebhafteste Freude im ganzen großherzoglichen Lande verbreitet.

Oesterreich.

Eben eingegangenen Berichten aus Preßburg zufolge hat Se. kais. Hoh. der Erzherzog Palatinus in der gestrigen Reichstagssitzung eine allerhöchste Entschließung vom 29 v. M. öffentlich verlesen, wodurch alle wegen politischer Vergehen verurtheilten oder noch in Untersuchung befindlichen Ungarn vollkommen amnestirt werden. Dieser neue Act der königlichen Milde wurde von den Magnaten und Ständen mit unbeschreiblicher Freude begrüßt. Wenige Minuten reichten hin, die frohe Kunde durch die Stadt zu verbreiten, und Alles zu allgemeinem Jubel zu begeistern. Dieser Jubel wird gewiß nach allen Richtungen des Königreichs wiederhallen, und das Band der Eintracht und Liebe zu dem angestammten Herrscherhause wo möglich noch fester knüpfen, obwohl die Zahl derer, die dadurch wieder in den Besitz ihrer Freiheit gelangen, bekanntlich sehr gering ist. So viel ich mich erinnere, gibt es nur vier Ungarn, die wegen politischer Vergehen abgeurtheilt sind, darunter Wesselénpi und Kossuth, und nur wenig beträchtlicher ist die Zahl derer, über welche aus gleichem Grunde noch Action verhängt ist. Der Schluß des Landtages soll nun bestimmt am 11 oder 12 Mai stattfinden. Se. Maj. der Kaiser werden diesen feierlichen Act in Person vornehmen, und zu diesem Ende künftige Woche schon die Reise nach Preßburg antreten. In den letzten Sitzungen sind nachträglich einige Beschlüsse des Landtages nach dem Wunsche der Regierung ergänzt und modificirt worden. So namentlich genehmigte der Landtag, daß nach dem Wunsche der Regierung die bewilligte Zahl von 38,000 Recruten, statt im Laufe von acht, im Laufe von zehn Jahren gestellt werde, beschloß ferner die Ergänzung der Contribution (nicht Budget) auf 4 Millionen Gulden etc. Vorgestern legte der neue Vicepräsident des Hofkriegsraths, Graf v. Mensdorf, welcher vor einigen Tagen hier eintraf, und heute der neue Gardecapitän der ungarischen Leibgarde, Graf v. Vecsey, den Diensteid in ihrer neuen Eigenschaft ab. Aus Grätz ist der Graf v. Lucchesi, Gemahl der Frau Herzogin, auf Besuch hier eingetroffen, und im Gasthof zum goldenen Lamm abgestiegen. Das am 1 Mai übliche Frühlingsfest der Wiener ist gestern durch ungünstige Witterung sehr beeinträchtigt worden; die Promenade im Angarten fiel ganz weg, und die Praterfahrt war weder so zahlreich noch so glänzend als die früherer Jahre.

1017

Wissenschaftliches und Litterarisches aus Rußland.

(Beschluß.)

Die Reisen der Akademiker Hamel und Fritsche nach Deutschland, Frankreich und England hatten die vertrautere Bekanntschaft mit den neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen, welche in der ganzen gebildeten Welt so viel Aufsehen erregt haben, mit den heliographischen Versuchen Daguerre's in Frankreich, Talbots in England und Ehrenbergs neuesten Entdeckungen in der mikroskopischen Infusorienwelt zum Gegenstand. Ihre Berichte setzen die Akademie in den Stand, sich jetzt ausführlicher mit diesen wichtigen Entdeckungen in Beziehung auf Rußland zu beschäftigen.

Noch hat ein für die staatswirthschaftlichen Interessen überaus wichtiger Gegenstand die Akademie in den letzten Monaten viel beschäftigt. Im letzten Decennium nahm man in mehreren Gegenden des Reichs eine sichtliche Abnahme des Wassers in den meisten unserer Ströme, vornehmlich in der Wolga, dem größten unter ihnen, wahr. Die Centraldirection der Wegeverbindungen, das Ministerium der Reichsdomänen und andere mehr oder minder bei dieser Erscheinung betheiligte Verwaltungsbehörden wurden von höchster Seite beauftragt, den Ursachen derselben genau nachzuforschen. Man schrieb sie im Allgemeinen der immer größern Abnahme und Lichtung der Wälder zu. Endlich ward dieser Gegenstand, begleitet von den Ansichten der bisher befragten Behörden, der Akademie zur Beurtheilung vorgelegt. Sie setzte dafür aus ihrer Mitte eine besondere Commission nieder, zu deren Berichterstatter der als Physiker so berühmte Akademiker Parrot gewählt wurde. Die Commission prüfte die ihr vorgelegte Frage zuerst theoretisch: welchen Einfluß Wälder auf Ströme überhaupt äußern; sie prüfte darauf genau die frühern über diese Erscheinung angestellten Beobachtungen, welche obige Behauptung zu bestätigen scheinen, untersuchte, bis zu welchem Grad sich dieser Einfluß der Wälder auf die Flüsse erstrecken kann, und hat jetzt für fortgesetzte künftige Beobachtungen einen Plan entworfen, bei dessen Ausführung man sich von der Wirklichkeit besagten Factums wird überzeugen und Mittel aufsuchen können, die den großen daraus hervorgehenden Nachtheil abwenden.

Endlich darf es bei Erwähnung des so gemeinnützig thätigen Wirkens der Akademie für Verbreitung der Nationalintelligenz hier nicht unbemerkt bleiben, daß in jedem Winter einige ihrer Glieder unentgeltliche Vorlesungen für ein größeres Publicum, hauptsächlich über solche wissenschaftliche Gegenstände halten, welche in die Sphäre der gewerbtreibenden und industriellen Classen einschlagen.

Die naturforschende Gesellschaft in Moskau läßt jetzt im Interesse ihrer Wissenschaft eine sehr interessante Reise durch eines ihrer Mitglieder, den Hofrath Kavelin, vollziehen. Derselbe hat sich bereits nach Orenburg begeben, geht von dort über Omsk und Semipalatinsk nach Barnaul, gedenkt den nächsten Frühling, der auf den Höhen des Altaygebirgs sehr spät eintritt, in der großen Kirgisenhorde zwischen Buchtarma und Semipalatinsk zuzubringen, und wird suchen, so weit es die Umstände erlauben, so tief als möglich in die Steppe einzudringen. Im Mai setzt er die Reise über das Altay - und sajanische Gebirg bis zum Jenissey fort und hofft damit den Sommer zuzubringen. Den Winter von 1840 und 1841 will er in Minussinsk oder Krasnojarsk verleben und von dort Ausflüge in die Umgegenden machen, um Thiere einzusammeln. Im Sommer 1841 gedenkt er die Reise weiter nach Osten fortzusetzen und wo möglich die Gebirgsketten längs der chinesischen Gränze zu verfolgen. Die Dauer dieser Reise ist auf zwei Jahre festgesetzt; ihre Kosten trägt die obgedachte Gesellschaft.

In einem frühern Schreiben erwähnte ich einer wichtigen Erscheinung in unserer Nationalliteratur, der Vorlesungen über russische Grammatik und Litteratur, welche Hr. v. Gretsch, einer der ausgezeichnetsten Grammatiker und Sprachforscher unter den jetzt lebenden Russen, vor einem überaus zahlreichen und aus allen Ständen gemischten Publicum von Herren und Damen hielt. Es beweist dieß, wie sehr man jetzt bei uns bemüht ist, die bisher so vernachlässigte Landessprache gründlich zu erlernen. Es heißt, Hr. v. Gretsch wolle diese Vorlesungen später durch den Druck veröffentlichen. Sie werden gewiß in Erwägung ihres reichen und belehrenden Inhalts über die russische Sprache und Litteratur eine der wichtigsten und interessantesten Erscheinungen werden, welche die Nationallitteratur in neuester Zeit aufzuweisen hat.

Eben hat der 2te Band der Reiseskizzen des Hrn. v. Dawidow durch Griechenland und Kleinasien die Presse verlassen. Schon der erste Band zog bei seiner Erscheinung allgemeines Interesse auf sich, nicht minderes Lob wird dem zweiten Bande gezollt werden, der die Zugabe eines besondern Atlasses, Ansichten und Plane über bemerkenswerthe Gegenstände der vom Verfasser besuchten Länder enthält.

In der russisch periodischen Litteratur tauchten im Beginn dieses Jahres zwei neue bemerkenswerthe Erscheinungen auf: der Leuchtthurm der gegenwärtigen Aufklärung und Cultur , von den HH. Korsakow und Buratschek herausgegeben. Werthvollere Aufsätze russischer Litteraten und Gelehrten, die auf einem andern Wege nicht so leicht für die Presse zugänglich werden dürften, sollen hier Aufnahme finden; dabei auch den wissenswerthesten Erscheinungen des Auslandes die gehörige Berücksichtigung geschenkt werden; das Pantheon für russische und europäische Dramaturgie, ein Repertoire ausschließlich für die Erzeugnisse der Nationalbühne, besteht schon seit dem vergangenen Jahr. Das europäische Pantheon enthält in seinem zweiten Monatsheft ein neues Trauerspiel des Barons Rosen: die Tochter des Zaars Johanns III, der Landesgeschichte entlehnt. Baron Rosen und Kukolnik nehmen unter den neuern russischen dramatischen Schriftstellern einen ehrenvollen Platz ein. Sie haben die Landesbühne schon mit vielen trefflichen, der russischen Geschichte entlehnten Stücken bereichert. Von der Feder des letztern sehen wir mit Ungeduld dem bereits vor längerer Zeit schon von ihm angekündigten neuen Drama: Patkul, jenem bekannten Martyrer unter Karl XII, entgegen.

Im Mai soll in der Buchhandlung Smirdins der zweite Band der hundert russischen Schriftsteller erscheinen. Der erste erschien im Mai vergangenen Jahres. Gleich dem ersten wird auch der zweite Band die bis jetzt noch nirgends im Druck erschienenen Erzeugnisse der russischen Classiker, sowohl der frühern als der gegenwärtigen, enthalten und dazu dem Inhalte der Aufsätze entlehnte Abbildungen und die Porträts der vorkommenden Schriftsteller, sämmtlich in Paris gravirt, liefern. Die im zweiten Bande benutzten Schriftsteller sind: Schischkow, Sagoskin, Krülow, Panajew, Kamensky, Massalsky, Nadeschdin, Weltmann, Werewkin und Bulgarin.

Das große Nationalwerk der russischen Litteratur, das Conversationslexikon, das im Jahr 1835 unter der Mitwirkung der1018 ausgezeichnetern Talente der Nation begann und nach Verlauf von sechs Jahren mit 24 Bänden beendet seyn sollte, ist zu allgemeinem Bedauern im vergangenen Jahr in Folge verunglückter Buchhändlerspeculation mit dem 18ten Band ins Stocken gerathen; doch darf man auf seine Fortsetzung hoffen.

Bertholds Myopodiorthotikon.

Die am 6 d. M. der königlichen Societät der Wissenschaften mitgetheilte Methode des Professors Berthold, mittelst seines Myopodiorthotikon die Kurzsichtigkeit zu heilen und zu verhüten, ist so eben im 66sten Stück der Göttinger gel. Anzeigen veröffentlicht worden. Dieselbe beruht darauf, die mutationes oculi internae, d. i. das Accommodationsvermögen des Auges für die Nähe und Ferne der bei den Myopen zu starken physischen Brechungskraft der durchsichtigen Augentheile anzupassen. Um nun dieses Vermögen zur dauernden Beseitigung oder Verminderung der Myopie zu reguliren, geht Professor Berthold von dem Princip aus, daß es, wie jede auf Willkür beruhende Körperbewegung, durch Uebung gestärkt werden könne, wenn diese längere Zeit hindurch fortgesetzt wird, und wenn nicht gleichzeitig Umstände einwirken, wodurch die in Folge der Uebung gewonnene Stärkung wieder verloren geht. Zur Erreichung dieses Zweckes hat er das Myopodiorthotikon construirt, das die Beschäftigung des Lesens sowohl als auch des Schreibens gestattet, ja sogar ist Lesen und Schreiben die zweckmäßigste Beschäftigung, um mittelst jenes Instruments die Myopie zu beseitigen. Der Apparat besteht aus einem auf einen beliebigen Tisch zu stellenden Pult, zur Unterlage des zum Lesen dienenden Buchs. Das Pult ist auf einem ungefähr gleich großen Grundbrett mit seiner vordern Seite mittelst Scharniere beweglich. Vom hintern Theil des Pults steigt jederseits eine Schraube in die Höhe, welche durch einen beweglichen Querbalken hindurch geht, der mittelst einer Mutter hinauf und herab bewegt werden kann. Durch die Mitte des Querbalkens ist ein Horizontalloch durchgestemmt zur Aufnahme eines an seinem vordern Ende etwas in die Höhe strebenden Nasensteges zur Anlehnung des obern Theils der Nasenwurzel. Mittelst der Beweglichkeit des Pults auf dem Grundbrett, des Querbalkens an den Seitenschrauben und des Nasensteges im Querbalken kann man den Apparat so richten, daß das zum Lesen dienende Buch die zum Sehen zweckmäßigste Lage und Stellung gegen das Auge erhält. Ist nun anfangs die Entfernung der Spitze des Nasensteges vom Pult so groß, daß der Kurzsichtige ein aufgelegtes Buch deutlich und bequem lesen kann, so wird durch eine Viertel -, halbe bis ganze Drehung der Schraubenmutter diese Entfernung nach und nach vergrößert. Besonders hat man sich vor einer zu rasch fortschreitenden Entfernung zu hüten, weil derselben das Accommodationsvermögen des Auges in seiner Gewinnung an Stärke nicht folgen kann, weßhalb gewöhnlich nur alle 1-2-3-4 Tage eine Drehung der Schraubenmütter vorgenommen werden darf. Ueberhaupt wird das ganz langsame, nicht übereilte Fortschreiten als die Hauptbedingung zur sichern und glücklichen Cur betrachtet. Durch verschiedene Maaßstäbe an dem Instrument wird es möglich, dasselbe zum Lesen von verschiedenen, mit verschiedener, kleinerer oder größerer Schrift gedruckten Büchern zu gebrauchen. Es wird ein Fall mitgetheilt, daß ein Mann von 26 Jahren binnen nicht völlig vier Monaten durch den Gebrauch des Instruments dahin gelangte, ein Buch aus einer Entfernung von 11 1 / 4 Zoll vollkommen bequem und deutlich zu lesen, welches er vorher nicht aus einer größern Ferne als 5 Zoll deutlich und bequem zu lesen im Stande war.

Die Vorsichtsmaaßregeln beim Gebrauch des Apparats und die etwa dabei nöthige diätetische Pflege und ärztliche Behandlung des Auges sind in der Abhandlung weiter auseinander gesetzt. Der Anwendung des Myopodiorthotikon, heißt es am Schluß, steht kein Hinderniß entgegen; das Kind, wie der Knabe, Jüngling und Erwachsene, das weibliche wie das männliche Geschlecht, der Gelehrte wie der Künstler wird davon mit Nutzen Gebrauch machen können, obwohl man sich nicht verhehlen darf, daß in den frühern Jahren des Lebens schnellerer Erfolg von der Cur zu erwarten ist, als in den spätern, vorgerücktern, und daß die Dauer der Anwendung mit den Graden der Kurzsichtigkeit in directem Verhältniß steht. Daß die Cur übrigens einige Abänderung in der gewöhnlichen auf die Gesichtsbeschäftigung sich beziehenden Lebensweise nothwendig macht, kann kein Einwurf gegen dieselbe seyn, indem ja Entfernung der Krankheitsursachen als allgemeinster therapeutischer Grundsatz gilt; dennoch darf auch diese Cur bestimmte, die Myopie begünstigende Momente ausschließen, andere hingegen anempfehlen. Ist doch das mit Rückgrats - oder Extremitätenkrümmungen behaftete Kind unter Umständen im Streckapparat zu liegen gezwungen, wodurch es in seinen Beschäftigungen, im Unterricht, in seiner physischen und psychischen Erziehung überhaupt bei weitem mehr beeinträchtigt wird, als es bei der Heilung der Myopie nach jener Methode möglich ist. Ja sogar wird diese Curart, da der Kopf dabei aufrecht erhalten und zweckmäßig unterstützt wird, gegen Neigung zu bestimmten Rückgratskrümmungen, so wie gegen den Nachtheil eines durch übermäßiges Vorhängen des Kopfs gegen diesen begünstigten Congestionszustand von Nutzen seyn müssen. Zu welchen Vortheilen aber die Verminderung oder Beseitigung der Kurzsichtigkeit führt, wie dadurch die Auswahl bestimmter Geschäfte größer, der Myops aber zu gewissen Beschäftigungen erst befähigt wird, bedarf wohl einer weitern Erwähnung eben so wenig, als daß man im Stande ist, durch zeitige Anwendung des Instruments bei solchen Kindern, denen, etwa weil ihre Eltern an Myopie leiden, eine Neigung zu diesem Sehefehler inn wohnt, demselben schicklich vorzubeugen. Ja sogar ließe sich in letzterer Hinsicht von dem Apparat eine Anwendung im Großen machen, wenn derselbe in Schulen und überhaupt in öffentlichen Unterrichtsanstalten eingerichtet würde. Zu dem Ende müßten die an Kurzsichtigkeit Leidenden, so wie die dazu geneigten Kinder von den gutsehenden gesondert und an einen besondern Tisch zusammengesetzt werden. Dieser Tisch würde durch Seitenschrauben und Querbalken zu einem gemeinschaftlichen Myopodiorthotikon umgewandelt und mittelst der am vordern Ende etwas stärker in die Höhe strebenden Nasenstege den einzelnen Kindern, entsprechend der jedesmaligen Sehweite, angepaßt. Nur hiedurch, aber nicht durch den in den Schulen ab und an erschallenden, wenn auch mitunter durch einen physischen Nachdruck geschärften Ruf Kopf zurück! wird es möglich seyn, das so allgemein herrschende Leiden der Kurzsichtigkeit im Allgemeinen und im Keime zu ersticken. Dazu dürfte aber wohl die Mitwirkung der Regierungen, welche die Einführung solcher Vorrichtungen in öffentlichen Schulen und Unterrichtsanstalten den Vorstehern derselben zur Pflicht machen müßten, erforderlich seyn.

Die Extreme in Frankreich.

Erzähle mir was du heute gesäet hast, und ich will dir voraussagen was du morgen ernten wirst! An dieses Sprüchwort des kernichten Sancho dachte ich dieser Tage, als ich im Faubourg Saint-Marceau1019 einige Ateliers besuchte und dort entdeckte, welche Lecture unter den Ouvriers, dem kräftigsten Theile der unteren Classe, verbreitet wird. Dort fand ich nämlich mehrere neue Ausgaben von den Reden des alten Robespierre, auch von Marats Pamphleten, in Lieferungen zu zwei Sous, die Revolutionsgeschichte des Cabet, Cormenins giftige Libelle, Babeufs Lehre und Verschwörung von Buonarotti, Schriften, die wie nach Blut rochen; und Lieder hörte ich singen, die in der Hölle gedichtet zu seyn schienen, und deren Refrains von der wildesten Aufregung zeugten. Nein, von den dämonischen Tönen, die in jenen Liedern walten, kann man sich in unserer zahmen Sphäre gar keinen Begriff machen; man muß dergleichen mit eigenen Ohren angehört haben, z. B. in jenen ungeheuren Werkstätten, wo Metalle verarbeitet werden, und die halbnackten, trotzigen Gestalten während des Singens mit dem großen eisernen Hammer den Tact schlagen auf den dröhnenden Amboß. Solches Accompagnement ist vom größten Effect, so wie auch die Beleuchtung, wenn die zornigen Funken aus der Oesse hervorsprühen. Nichts als Leidenschaft und Flamme! Eine Frucht dieser Saat, droht aus Frankreichs Boden früh oder spät die Republik hervorzubrechen. Wir müssen, in der That, solcher Befürchtung Raum geben; aber wir sind zugleich überzeugt, daß jenes republicanische Regiment nimmermehr von langer Dauer seyn kann in der Heimath der Coketterie und der Eitelkeit. Und gesetzt auch, der Nationalcharakter der Franzosen wäre mit dem Republicanismus ganz vereinbar, so könnte doch die Republik, wie unsere Radicalen sie träumen, sich nicht lange halten. In dem Lebensprincip einer solchen Republik liegt schon der Keim ihres frühen Todes; in ihrer Blüthe muß sie sterben. Gleichviel von welcher Verfassung ein Staat sey, er erhält sich nicht bloß und allein durch den Gemeinsinn und den Patriotismus der Volksmasse, wie man gewöhnlich glaubt, sondern er erhält sich durch die Geistesmacht der großen Individualitäten, der ihn lenken. Nun aber wissen wir, daß in einer Republik der angedeuteten Art ein eifersüchtiger Gleichheitssinn herrscht, der alle ausgezeichneten Individualitäten immer zurückstößt, ja unmöglich macht, und daß also in Zeiten der Noth nur Gevatter Gerber und Wursthändler sich an die Spitze des Gemeinwesens stellen werden. Durch dieses Grundübel ihrer Natur müssen jene Republiken nothwendigerweise zu Grunde gehen, sobald sie mit energischen und von großen Individualitäten vertretenen Oligarchien und Autokratien in einen entscheidenden Kampf gerathen. Daß dieses aber stattfinden muß, sobald in Frankreich die Republik proclamirt würde unterliegt keinem Zweifel.

Das bedeutendste Organ der Republicaner ist die Revue du Progrès. Louis Blanc, der Redacteur en chef, ist unstreitig der ausgezeichnetste Kopf seiner Partei. Von Statur ist er sehr klein, sieht fast aus wie ein Schuljunge, kleine rothe Bäckchen, fast gar kein Bart; aber mit dem Geiste überragt er alle seine Parteigenossen, und sein Blick dringt tief in die Abgründe, wo die socialen Fragen nisten und lauern. Er ist ein Mann, der eine große Zukunft hat, denn er begreift die Vergangenheit. Er ist, wie gesagt, der ausgezeichnetste Kopf seiner Partei, und ich habe mich nicht sehr verwundert, als ich diese Woche von der Dissidenz erfuhr, die zwischen ihm und seinen republicanischen Mitredactoren ausgebrochen. Louis Blanc hatte nämlich, bei Gelegenheit des Vautrin von Balzac, unumwunden erklärt, daß die Theatercensur nothwendig sey. Empört durch solchen gräuelhaften Ausspruch, solche antijacobinische Ketzerei, haben sich Felix Piat und August Luchet von der Redaction der Revue du Progrès losgesagt. Beide sind nicht bloß Männer von ehrenvollem Charakter, sondern auch Schriftsteller von großem Talent; vor einigen Jahren schrieben sie gemeinsam ein Drama, welches von der Theatercensur unterdrückt wurde.

Während die Friedenszeit, deren wir jetzt genießen, sehr günstig ist für die Verbreitung der republicanischen Lehren, löst sie unter den Republicanern selbst alle Bande der Einigkeit; der argwöhnische Geist dieser Leute muß durch die That beschäftigt werden, sonst geräth er in spitzfindige Discussionen und Zwistreden, die in bittere Feindschaften ausarten. Sie haben wenig Liebe für ihre Freunde und sehr viel Haß für diejenigen, die durch die Gewalt des fortschreitenden Nachdenkens sich einer entgegengesetzten Ansicht zuneigen. Mit einer Beschuldigung des Ehrgeizes, wo nicht gar der Bestechlichkeit, sind sie alsdann sehr freigebig. In ihrer Beschränktheit pflegen sie nie zu begreifen, daß ihre frühern Bundesgenossen manchmal durch Meinungsverschiedenheit gezwungen werden, sich von ihnen zu entfernen. Unfähig die rationellen Gründe solcher Entfernung zu ahnen, schreien sie gleich über pecuniäre Motive. Dieses Geschrei ist charakteristisch. Die Republicaner haben sich nun einmal mit dem Gelde aufs feindlichste überworfen, Alles, was ihnen Schlimmes begegnet, wird dem Einfluß des Geldes zugeschrieben; und in der That, das Geld dient ihren Gegnern als Barricade, als Schutz und Wehr, ja das Geld ist vielleicht ihr eigentlicher Gegner, der heutige Pitt, der heutige Coburg, und sie schimpfen darauf in altsansculottischer Weise. Im Grunde leitet sie ein richtiger Instinct. Von jener neuen Doctrin, die alle socialen Fragen von einem höhern Gesichtspunkt betrachtet, und von dem banalen Republicanismus sich eben so glänzend unterscheidet wie ein kaiserliches Purpurgewand von einem grauen Gleichheitskittel, davon haben unsere Republicaner wenig zu fürchten; denn wie sie selber ist auch die große Menge noch sehr entfernt von jener Doctrin. Die große Menge, der hohe und niedere Plebs, der edle Bürgerstand, der bürgerliche Adel, sämmtliche Honoratioren der lieben Mittelmäßigkeit, begreifen ganz gut den Republicanismus eine Lehre, wozu nicht viel Vorkenntnisse gehören, die zugleich allen ihren Kleingefühlen und Verflachungsgedanken zusagt, und die sie auch öffentlich bekennen würden, geriethen sie nicht dadurch in einen Conflict mit dem Gelde. Jeder Thaler ist ein tapferer Bekämpfer des Republicanismus, und jeder Ducaten ein Achilles. Ein Republicaner haßt das Geld mit großem Recht, und wird er dieses Feindes habhaft, ach! So ist der Sieg noch schlimmer als eine Niederlage: der Republicaner, der sich des Geldes bemächtigte, hat aufgehört ein Republicaner zu seyn!

Wie die Sympathie, die der Republicanismus erregt, dennoch durch die Geldinteressen beständig niedergehalten wird, bemerkte ich dieser Tage im Gespräche mit einem sehr aufgeklärten Bankier, der im größten Eifer zu mir sagte: Wer bestreitet denn die Vorzüge der republicanischen Verfassung? Ich selber bin manchmal ganz Republicaner. Sehen Sie, stecke ich die Hand in die rechte Hosentasche, worin mein Geld ist, so macht die Berührung mit dem kalten Metall mich zittern, ich fürchte für mein Eigenthum, und ich fühle mich monarchisch gesinnt; stecke ich hingegen die Hand in die linke Hosentasche, welche leer ist, dann schwindet gleich alle Furcht, und ich pfeife lustig die Marseillaise und ich stimme für die Republik! Der aufgeklärte Bankier, der mir dieses sagte, ist weder der große Baron v. Rothschild, noch der kleine Hr. Königswärter; kaum bedürfte es noch dieser besondern Bemerkung, da ersterer, wie jeder weiß, so viel Geld hat, daß seine beiden Taschen davon voll sind, während der andere zu wenig1020 Geist hat, als daß er irgend zu erklären müßte, warum er zwanzigmal des Tags abwechselnd Royalist und Republicaner ist.

Wie die Republicaner, sind auch die Legitimisten beschäftigt, die jetzige Friedenszeit zur Aussaat zu benutzen, und besonders in den stillen Boden der Provinz streuen sie den Saamen, woraus ihr Heil erblühen soll. Das Meiste erwarten sie von der Propaganda, die, durch Erziehungsanstalten und Bearbeitung des Landvolks, die Autorität der Kirche wieder herzustellen trachtet. Mit dem Glauben der Väter sollen auch die Rechte der Väter wieder zu Ansehen kommen. Man sieht daher Frauen von der adeligsten Geburt, die, gleichsam als Ladies patronesses der Religion, ihre devoten Gesinnungen zur Schau tragen, überall Seelen für den Himmel anwerben, und durch ihr elegantes Beispiel die ganze vornehme Welt in die Kirchen locken. Auch waren die Kirchen nie voller als letzte Ostern. Besonders nach Saint-Roche und Notre-Dame-de-Lorette drängte sich die geputzte Andacht; hier glänzten die schwärmerisch schönsten Toiletten, hier reichte der fromme Dandy das Weihwasser mit weißen Glacéhandschuhen, hier beteten die Grazien. Wird dieß lange währen? Wird diese Religiosität, wenn sie die Vogue der Mode gewinnt, nicht auch dem schnellen Wechsel der Mode unterworfen seyn? Ist diese Röthe ein Zeichen der Gesundheit? ...

Die Drachenzähne, welche von Republicanern und Legitimisten gesäet werden, kennen wir jetzt, und es wird uns nicht überraschen, wenn sie einst als geharnischte Kämpen aus dem Boden hervorstürmen, und sich unter einander würgen, oder auch mit einander fraternisiren. Ja letzteres ist möglich, gibt es doch hier einen entsetzlichen Priester, der, durch seine blutdürstigen Glaubensworte, die Männer des Scheiterhaufens mit den Männern der Guillotine zu verbünden hofft.

Unterdessen sind alle Augen auf das Schauspiel gerichtet, das auf Frankreichs Oberfläche, durch mehr oder minder oberflächliche Acteure, tragirt wird. Ich spreche von der Kammer und dem Ministerium. Die Stimmung der ersteren, so wie die Erhaltung des letztern, ist gewiß von der größten Wichtigkeit, denn der Hader in der Kammer und der Sturz des Thiers könnten eine Katastrophe beschleunigen, die bald näher, bald ferner zu treten scheint. Einem solchen Ausbruch so lange als möglich vorzubeugen, ist die Aufgabe unserer jetzigen Staatslenker. Daß sie nichts anders wollen, nichts anders hoffen, daß sie die endliche Götterdämmerung voraussehen, verräth sich in allen ihren Handlungen, in allen ihren Worten. Mit fast naiver Ehrlichkeit gestand Thiers in einer seiner letzten Reden, wie wenig er der nächsten Zukunft traue, und wie man von Tag zu Tag sich hinfristen müsse; er hat ein feines Ohr, und hört schon das Geheul des Wolfes Fenris, der das Reich der Hela verkündigt. Wird ihn die Verzweiflung über das Unabwendbare nicht mal plötzlich zu einer allzu heftigen Handlung hinreißen? Seine Gegner flüstern sich dergleichen ins Ohr. Hingegen seine Freunde bemerken an ihm eine täglich zunehmende Milde. Der Mann lebt im Gefühl seiner ernsthaften Pflichten, seiner Verantwortlichkeit gegen Mitwelt und Nachwelt, und er wird dem Tumult der Tagesleidenschaften immer die kluge Ruhe des Staatsmanns entgegensetzen.

Italien.

Der Constitutionnel, der für das Organ des Ministeriums gilt, enthält über den Streit zwischen England und Neapel folgenden Artikel: Der Titel, französische Compagnie, welchen die Besitzer des Schwefelmonopols in Sicilien sich angemaßt haben, ist darauf berechnet, den Irrthum zu erhalten, als repräsentire sie ein französisches Interesse. Es ist aber gerade das Gegentheil der Fall, denn Frankreich hat ein dringendes Interesse, daß die Frage zu Gunsten der Handelsfreiheit gelöst werde. Wenige Zahlen reichen hin, dieß zu beweisen. Frankreich erhält aus Sicilien jährlich etwa 300,000 Centner Schwefel, welche größtentheils in den Manufacturen chemischer Producte verwendet werden. Bevor das Monopol eingeführt worden, schwankte der Preis des Schwefels zwischen 11 Fr. 20 C. und 12 Fr. pr. 100 Kilogr., was also eine Summe von etwa 3,600,000 Fr. für den jährlichen Bedarf Frankreichs ausmachte. Seit der Einführung des Monopols ist der Preis auf 27 Fr. 50 C. gestiegen, und die Absicht der Compagnie war, ihn bis auf 30 Fr. hinaufzutreiben. Zu diesem Preis betrug die jährliche Consumtion Frankreichs 9 Millionen Fr., also 5,400,000 Fr. mehr, als vor der Einführung des Monopols. Offenbar hat demnach der Handel Frankreichs kein Interesse dabei, einen Zustand der Dinge zu verlängern, der ihn zwingt, neun Millionen für einen Artikel auszugeben, den er früher mit 3,600,000 Fr. bestritten. Zur Vertheidigung des Monopols wurde angeführt, daß es einige Regelmäßigkeit in den Preisen herzustellen trachte und den Handel gegen die Schwankungen bei einer freien Concurrenz schütze. Dieses Argument ist aber nicht haltbar. Wollte man es gelten lassen, so müßte man alle Handelsartikel, nicht bloß jenen einzigen, einem Tarif unterwerfen und die Preise festsetzen. Kein Kaufmann wird sich zu solchen Theorien bekennen. Gegen das Schwefelmonopol wurde von verschiedenen Seiten kräftig protestirt. Die Fabriken von sechs französischen Departements haben erklärt, daß der gesteigerte Preis jenes Rohstoffs für den Consumenten ein Unglück sey, möge nun ein auswärtiges Interesse oder eine Privatspeculation die Steuer auferlegen. Der Tag, an welchem das Schwefelmonopol ein Ende nimmt, wird ein wahrer Triumph für die Industriezweige seyn, welche bei dieser Frage interessirt sind. Das Interesse der französischen Industrie steht daher weit mehr auf Seite Englands, als auf Seite Neapels. Einige sehr achtbare französische Bankiers haben sich bei den Geschäften jener Compagnie mit einer bedeutenden Summe betheiligt und wir dürfen ihre rechtmäßigen Interessen nicht etwa aus dem Auge verlieren, weil es Speculanten sind. Ihre Lage erweckt aber ohnehin Theilnahme genug, ohne daß man irrige Ansichten mit in die Sache zu mischen und die öffentliche Meinung durch Aufrufe an die Nationalehre und die Nationalinteressen mißleiten zu suchen braucht. Die französischen Speculanten, welche bei dem Schwefelmonopol betheiligt sind und einen Contract bona fide abgeschlossen, der sie große Opfer gekostet hat, werden bei einem Vergleich weder vergessen noch geopfert werden. Es ist aber nothwendig, daß sie die Frage nicht verwirren und nicht Privat - und öffentliche Interessen miteinander verwechseln. Der Constitutionnel fügt bei, daß, einem allenthalben verbreiteten Gerücht zufolge, die Compagnie sich freiwillig erboten habe, das Monopol aufzugeben und die Frage der ihr schuldigen Entschädigung den Mächten überlasse. Der Ausgangzoll des Schwefels soll auf 15 Carlini herabgesetzt werden. (?)

1021

[1198-1200]

Aufforderung zu Beiträgen zur Errichtung eines Denkmals für Johann v. Müller.

(Geboren zu Schaffhausen den 3 Januar 1752; gestorben zu Kassel den 29 Mai 1809.)

Volle dreißig Jahre sind bereits in den Schooß der Vergangenheit hinabgeeilt seit Johann v. Müllers Tode, ohne daß noch diesem unsterblichen Manne ein seiner würdiges Denkmal errichtet worden wäre. In den Zeitumständen ist die Ursache des Aufschubs dieser Erfüllung einer heiligen Pflicht gegen die Manen des großen Geschichtschreibers zu suchen. Als er zu Kassel mit dem Tode rang wurde bei Aspern mit Verzweiflung gegen die Uebermacht des französischen Kolossen gerungen, und das Geräusch der Waffen übertäubte bald die Stimmen der Edlen, welche gleich nach des Verewigten Hinscheid für Errichtung eines Denkmals zu seiner Ehre sich aussprachen. Bald verlor selbst derjenige Reich und Krone, in dessen Dienst Müller die letzten, mühevollsten Jahre seines Lebens hingeopfert hatte. Hieronymus Napoleon vermochte es nicht mehr dem Befehle Folge zu geben, den er in dieser Beziehung im Junius 1809, aus dankbarer Anerkennung dessen, was der Verstorbene für ihn gewesen, erlassen hatte. So viel damals in ihren Kräften stand, that, im September desselben Jahres, die Regierung seiner Vaterstadt, um das Andenken ihres berühmten Mitbürgers zu ehren, indem sie den Ankauf der Bibliothek des vaterländischen Historiographen beschloß, um dieselbe der Stadtbibliothek einzuverleiben. Was eines Privatmanns beschränkte Kräfte vermögen, that Georg Müllers brüderliche Liebe durch Setzung eines Grabsteines auf dem Kassel'schen Friedhof, wo Johann v. Müllers Asche ruht, mit der einfachen Inschrift: Johann von Müller'n, dem Geschichtschreiber der Schweiz, setzte diesen Denkstein sein Bruder Georg.

Noch eine Reihe schwerer Jahre raste der Kriegssturm beinahe ununterbrochen, bis die in Rußlands Eisgefilden durch göttliche Gewalt gebrochene Kraft des Weltstürmers auf Leipzigs Ebenen vollends niedergeschmettert, und endlich im Jahre 1814 gänzlich vernichtet wurde. Vieles hatte der Krieg niedergetreten, und die ersten Jahre mußten auf Wiederherstellung des Nöthigen, auf Wiedereröffnung verlorener Quellen, auf den Wiederaufbau alles dessen verwendet werden, was die wilde Kriegsfurie zerstört hatte. Die Segnungen eines langen Friedens ergossen sich reichlich über die Völker, die erschöpften Kräfte kehrten wieder, und die Folgen davon waren jene Bewegungen, wodurch, vor zehn Jahren, das verjüngte Leben durch gewaltsame politische Umwälzungen gleichsam sein Daseyn bethätigen wollte. In unsern Tagen aber bewährt sich das wiedererstarkte Volksleben auf eine edlere, segensreichere Weise; überall beurkundet es sich durch eine bewunderungswürdige Thätigkeit in Eröffnung neuer Hülfsquellen des materiellen Wohlstandes. Gleichzeitig jedoch regt sich das Gefühl der Dankbarkeit gegen diejenigen, deren unsterbliche Geisteswerke das höhere Leben entwickelt und befördert haben, welches die unerschütterliche Grundlage des physischen Wohlseyns bilden muß. Daher ist unter dem Beifallsrufen ganz Deutschlands, ja ganz Europa's, Schillern zu Stuttgart ein Monument errichtet worden; daher jenes Standbild Guttenbergs zu Mainz; daher jene großen, wundervollen Schöpfungen, wodurch der edle deutsche König, Ludwig von Bayern, mit den großen Namen vergangener Zeiten sich selbst verewigt. Er war es, der durch Schadows Meisterhand Johann v. Müllers Büste in Marmor für sich ausführen ließ, ehe noch der Tod um des großen Geschichtschreibers Haupt den Strahlenkranz verklärten Ruhmes gewunden hatte!

Jetzt ist es an der Zeit, die heilige Schuld gegen den edlen Todten endlich abzutragen, ihm ein Denkmal zu errichten, würdig seiner Werke, entsprechend der Liebe und Bewunderung der Mit - und Nachwelt! Die Waffen schweigen; die politischen Leidenschaften sind, wenn nicht erloschen, doch durch eine glückliche Zusammenwirkung von Umständen gebannt; das Verlangen nach Entledigung dieser Pflicht spricht sich überall und gleichzeitig aus; die Kräfte sind vorhanden, das Werk zu unternehmen und zu vollführen; es handelt sich jetzt nur darum, dieselben für diesen edlen Zweck in Anspruch zu nehmen.

Hiefür hat sich in Johann v. Müllers Vaterstadt ein Verein gebildet, welcher unter Mitwirkung der höchsten städtischen Behörden es über sich nehmen will, die Beiträge in Empfang zu nehmen, welche von nah und fern, aus der Schweiz, als dem engern Vaterlande Müllers, aus Deutschland, dem er von den Jünglingsjahren an bis an seinen Tod angehörte, und aus allen Ländern und Welttheilen, wo sein Name geehrt und bewundert wird, für Errichtung eines seiner würdigen, großartigen Denkmals eingehen werden. Mit unbedingtem Vertrauen wenden sich daher die Unterzeichneten an alle Verehrer Johann v. Müllers, an jene, die ihn noch persönlich zu kennen das Glück hatten, denen er in den verschiedensten Lagen des Lebens durch seine in kraftvoller Sprache ausgedrückten edlen Gesinnungen zum Troste, zur Stärkung und zur Erhebung diente, an das jüngere Geschlecht, das so sehr der Anschauung des lebendigen Bildes vergangener Zeiten bedarf, um nicht zu vergessen, daß es von gestern ist, an alle Edlen, denen es daran liegt, durch thätige Verehrung ausgezeichneter Männer der Vergangenheit den Sinn für das Gute, Schöne, Große zu wecken und zu wahren, wenden sie sich mit der Bitte, ihre Beiträge ihnen einzusenden, um es ihnen möglich zu machen, dem unsterblichen Historiographen durch Errichtung eines ehernen Standbildes in seiner Vaterstadt ein großartiges Denkmal zu setzen. Mit der gewissenhaftesten Sorgfalt werden die Unterzeichneten die eingehenden Summen verwahren und verwalten, bis sie sich durch den Betrag derselben in den Stand gesetzt sehen werden, zur Ausführung des Unternehmens zu schreiten, wovon sie seiner Zeit wiederum öffentlich1022 Nachricht und Rechenschaft zu geben sich hiermit verpflichten. Die Beiträge ersuchen sie mit folgender Adresse zu versehen: An das Comité zur Errichtung eines Denkmals für Johann v. Müller, zu Schaffhausen in der Schweiz.

Die Mitglieder des Comité's: Im Thurn, Präsident des kleinen Stadtraths.

Peyer, Archivar.

Keller, Stadtschreiber.

v. Meyenburg-Stockar, Präsid. des Gr. Raths.

Stierlin, Regierungsrath.

Bernhard Keller, Quàstor des Comité's.

Schaffhausen, den 26 März 1840.

Im Namen des Comité's: Maurer-Constant, Prof. und Bibliothekar.

Invitation à contribuer à I'érection d'un monument en I'honneur de Jean de Muller.

( à Shaffhouse le 3 Janvier 1752; mort à Cassel le 29 Mai 1809.)

Trente ans se sont écoulés depuis la mort de Jean de Muller, sans qu'un monument digne de son nom immortel lui eût été érigé. Il faut chercher la cause de ce retard dans les circonstances du temps. Au moment même Muller luttait contre la mort, une autre lutte, la bataille d'Aspern eut lieu, et le bruit des armes couvrit les voix généreuses qui s'ètaient élevées peu après sa mort pour l'érection d'un tel monument. Jérôme Napoléon perdit son royaume et sa couronne quelques années après le dècès de Jean de Muller, qui avait consacré à son service les dernières et les plus pénibles années de sa vie; le roi fugitif ne put donc plus donner suite à l'ordre (qu'il avait fait publier au mois de Juin 1809) d'élever le monument dont la reconnaissance envers le défunt lui avait inspiré l'idée. Le gouvernement de la ville natale de Muller fit au mois de Septembre de la même année son possible pour honorer la mémoire de son grand concitoyen; il acheta la bibliothèque considérable de l'historiographe de la Suisse pour l'incorporer à la bibliothèque de ville. L'amour fraternel de son digne frère Georges s'est immortalisé par la pierre funéraire que ce dernier fit poser sur la tombe de son frère aîné au cimetière de Cassel, avec cette inscription simple et modeste: à Jean de Muller, l'historien de la Suisse. Son frère Georges posa cette pierre.

Les fureurs de la guerre ravagèrent l'Europe pendant plusieurs années encore, jusqu'à ce que les forces de l'insa tiable conquérant, rompues dans les champs glacés de la Russie et abattues aux plaines de Leipsic, fussent entièrement anéanties en 1814. Il fallut beaucoup d'années pour rétablir ce que la guerre avait détruit, pour relever ce que l'orage avait renversé; il fallut avant tout penser au nécessaire. Les bénédictions d'une longue paix se répandirent sur toutes les nations, et l'influence de ce long repos se manifestá dans les bouleversemens politiques par lesquels, il y a dix ans, les nouvelles forces se firent jour, pour ainsi dire. Mais aujourd'hui la nouvelle vie se manifeste d'une manière plus noble et plus salutaire, en ce que partout une activité admirable se déploie pour améliorer l'existence matérielle. Cette activité cependant va heureusement de pair avec le besoin d'exprimer, par des monumens élevés en leur honneur, la reconnaissance envers ceux qui, en donnant un nouvel élan à la vie spirituelle, furent les auteurs du bien-être matériel dont nous jouissons. C'est à ce sentiment qu'il faut attribuer l'enthousiasme avec lequel une statue fut érigée à Schiller, une autre à Gouttenberg, c'est à ce sentiment qu'il faut attribuer les grandes creations par lesquelles ce noble roi allemand, Louis de Bavière, immortalise son propre nom en élevant des monumens aux grands hommes des temps d'autrefois. C'est Lui qui a fait exécuter par la main du célèbre Schadow le buste en marbre de Jean de Muller, avant que la mort n'eût entouré la téte de l'illustre historien d'une auréole immortelle.

C'est à présent le moment de s'acquitter de la dette sacrée envers notre historien en lui élevant un monument digne de ses œuvres, digne de l'amour et de l'admiration de nos contemporains et de la postèrité. Le bruit des armes a cessé; les passions politiques sont, sinon éteintes, du moins réprimées par un heureux concours de circonstances; le désir de s'acquitter de cette dette sacrée se manifeste partout en même temps; les moyens pour l'exécuter abondent, il ne s'agit que de diriger les forces vers ce noble but.

C'est dans cette intention que, sous les auspices des magistrats de la ville natale de Jean de Muller, un comité s'y est formé, qui est prêt à se charger de l'exécution de ce projet, en recueillant les dons que lui enverront d'une main libérale les amis et les admirateurs de Muller, dont le nombre est grand tant en Suisse, sa patrie, qu'en Allemagne, à l'aquelle il consacra la majeure partie de sa vie, et dans tout le reste de l'Europe. Les soussignés s'adressent donc avec une confiance sans réserve tant à ceux d'entre leurs contemporains qui eurent le bonheur de connaître Muller personnellement et d'apprendre de sa bouche les nobles sentimens et les principes élevés dont il était animé, qu'à la génération actuelle, qui aime à voir dans les écrits de Muller l'image vivante des âges passés afin de ne pas oublier qu'elle n'est que d'hier, à tous ceux enfin auxquels il tient à cœur de nourrir et de conserver le sentiment de ce qui est bon, grand et beau par le culte qu'ils rendent à la mémoire des hommes illustres. Les soussignés les invitent à contribuer par leurs dons à l'érection d'une statue d'airain en l'honneur de Jean de Muller. Les soins les plus consciencieux présideront à la collecte et à l'administration des sommes qui rentreront jusqu'au moment celles-ci seront montées à une hauteur assez considérable pour permettre de songer à la réalisation du projet en question; et ce sera alors qu'ils auront l'honneur de rendre publiquement compte de leur gestion. Les soussignés prient d'envoyer les dons sous l'adresse suivante: Au Comité pour l'érection d'un monument à Jean de Muller, à Schaffhouse en Suisse.

Les membres du comité:

  • Im Thourn, présid. du petit-conseil de ville.
  • Peyer, archiviste.
  • Keller, chancelier-de-ville.
  • De Meyenbourg-Stockar, présid. du grand-conseil.
  • Stierlin, membre du conseil exécutif.
  • Bernard Keller, quêteur du comité susdit.
  • Schaffhouse, ce 26 Mars 1840.
  • Au nom du comité: Maurer-Constant, prof. et biblioth.

[1711]

Das Soolbad Nauheim wird am 15 Mai eröffnet werden. Bei Gelegenheit dieser Anzeige glaubt man darauf aufmerksam machen zu müssen, daß die hier zum Bade verwendete Quelle, der Soolsprudel, nicht nur durch ihre große Reichhaltigkeit an mineralischen Bestandtheilen sie enthält deren in einem preußischen Civilpfunde 253,80 Gran und darunter 207,78 Gran Kochsalz zu den vorzüglichsten Soolquellen1023 Deutschlands gehört, sondern auch, daß die Menge des in ihr enthaltenen kohlensauren Gases, ganz besonders aber ihre hohe Temperatur von 27° Réaumur sie vor allen bisher bekannten Soolquellen auszeichnet und vorzugsweise zum Badegebrauch eignet.

Der neue, zur Classe der muriatischen Säuerlinge gehörende Curbrunnen bietet den Curgästen ein eben so heilkräftiges als angenehm schmeckendes Trinkwasser, in welchem, so wie in dem Wasser des Soolsprudels, nach der neuesten Analyse des Hrn. Professor Dr. Bunsen Bromnatrium enthalten ist. Endlich wird noch bemerkt, daß seit vorigen Herbst das unsern Quellen reichlich entströmende kohlensaure Gas der Soolsprudel allein liefert in jeder Minute fünfzehn Kubikfuß chemisch reiner Kohlensäure mit dem ausgezeichnetsten Erfolge zu örtlichen und allgemeinen Gasbädern benützt worden ist.

Besorgung von Wohnungen übernimmt der Salinen-Inspector Weiß; Anfragen über medicinische Gegenstände beantwortet der Badearzt Dr. Bode. Saline Nauheim bei Friedberg, den 30 April 1840.

Kurfürstlich hessisches Salzamt.

Wille. Meinhard. Wilhelmi. Weiß.

[1635]

Bekanntmachung.

Auf creditorschaftlichen Antrag wird die Tändler Haslinger'sche Behausung Nr. 6 am Rindermarkte dahier, welche mit 18,550 fl. Ewiggeld und 22,193 fl. 20 1 / 2 kr. Hypothek-Capitalien belastet, und unterm 23 März 1840 gerichtlich auf 44,000 fl. gewerthet wurde, hiermit der öffentlichen Versteigerung unterstellt und erste Versteigerungstagfahrt auf Mittwoch den 1 Julius 1840, Vormittags 9-12 Uhr, im Locale des k. Kreis - und Stadtgerichtsrathes Fischer, anberaumt.

Kaufslustige, welche sich wegen Besichtigung des Verkaufsobjectes lediglich an den Masse-Curator, den Stadtgerichtsschreiber Siller, zu wenden haben, werden diezu mit dem Anhange geladen, daß der Verkauf dieses Anwesens nach den Grundsätzen des §. 64 des Hypothekengesetzes, vorbehaltlich der Bestimmungen der §§. 98-101 des neuen Proceßgesetzes vom 17 November 1837 in Vollzug gesetzt wird, und gerichtsunbekannte Steigerungslustige bei dieser Tagsfahrt ihre Zahlungsfähigkeit durch gerichtliche Zeugnisse nachzuweisen haben.

Den 28 April 1840.

Königl. Kreis - und Stadtgericht München.

Graf v. Lerchenfeld, Dir.

Pichlmayr, Rathsacc.

[1640-41]

Bekanntmachung.

Zur protokollarisch schlüßlichen Verhandlung über die von der ledigen Katharina Barbara Nagler und deren Kindes Curatel gegen den Schreinergesellen Peter Philipp von hier bereits am 4 November v. J. eingereichten Klage, Vaterschaft und Alimente betreffend, wird Termin auf Freitag den 3 Julius 1840, Früh 9 Uhr, hierorts anberaumt, und der Beklagte, dessen Aufenthalt unbekannt ist, hierzu öffentlich und mit dem Bemerken vorgeladen, daß ihm auf Verlangen das Duplicat der Klage zugestellt werden wird.

Ansbach, am 29 April 1840. Königl. bayer. Kreis - und Stadtgericht Ansbach.

v. Killinger.

Schillinger, k. Prot.

[1634]

Amortisations-Decret.

Die nachstehenden in der öffentlichen Ausschreibung vom 2 Junius 1838 bezeichneten Obligationen, als 1) Oblig. Nr. 10 / 1268 dd. 27 December 1803 per 1813 fl. 20 1 / 4 kr. auf die Stiftungen des königl. Landgerichts Tölz für die Nokherische Kalvarienbergstiftung zu Tölz lautend.

2) Oblig. Nr. 270 / 924 und 271 / 925 dd. 20 Sept. 1781 Kloster Altenhohenauer'sches Capital per 2000 fl. und 1000 fl. für dieselbe Stiftung.

3) Oblig. Nr. 42 1 / 4 / 687 dd. 22 August 1715 vom Kloster Benediktbeuern herrührend auf 2500 fl. für die Dr. Häkl'sche Stiftung in Tölz wurden innerhalb des vorgesetzten sechsmonatlichen Termins hier nicht producirt.

Dieselben werden daher dem gesetzten Präjudice zufolge hiemit als kraftlos erklärt.

Tölz, am 8 April 1840.

Königliches Landgericht Tölz.

Schwaiger, Landrichter.

[105]

In der I. G. Cotta'schen Buchhandlung ist erschienen: Polytechnisches Journal, herausgegeben von den DD. Dingler und Schultes.

Erstes Aprilheft 1840.

Inhalt: Renuie's vergleichende Versuche mit einigen Treibapparaten. Rankin, über eine Verbesserung an den Rädern der Eisenbahnwagen. Mit Abbild. Potters Verbesserungen an den Karden oder Kratzen zum Kardiren verschiedener Faserstoffe. Mit Abbild. Daniells Verbesserungen im Weben von ganz und gemischt wollenen Tüchern und Zeugen. Mit Abbild. Edwards Verbesserungen im Weben von Leinen - und andern Fabricaten. Mit Abbild. Fairbairns Nietmaschine. Mit Abbild. Brun de St. Hyppolite, Beschreibung einer Centrifugal-Trocknenmaschine. Mit Abbild. Ueber die entfärbende Kraft der aus degelatinirten Knochen dargestellten Kohle. Versuche über die Stärke und den Preis der Beleuchtung mit Stearinsäurelichten (sogenannten Milly-Lichten); von Director Karmarsch und Dr. Heeren. Vérignons Verfahren Lichtbilder zu erzeugen. Ueber die Fällung des Goldes aus seinen Auflösungen; von A. Morin. Ueber einige Schmelzfarben aus Chromoxyd und chromsauren Salzen; von Dr. Luedersdorff. Ueber die Fabrication des Flint - und Kronglases; von Hrn. Bontemps, Director der Glasfabriken zu Choisy-le-Roy. Ueber Menotti's Seife zum Wasserdichtmachen der Wollentuche und anderer Gewebe. Uzielli's verbesserte Methode Holz und Holzwerk mit chemischen Substanzen zu sättigen. Karmarsch, kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Zweiter Artikel. (I. Polytechnisches Centralblatt. II. Magazin der neuesten Erfindungen, Entdeckungen und Verbesserungen in der gesammten Gewerbkunde. III. Berliner polytechnische Monatsschrift. IV. Polytechnisches Archiv. V. Allgemeine polytechnische Zeitung. VI. Allgemeines polytechnisches Journal. VII. Jahrbücher des kais. königl. polytechnischen Institutes in Wien. VIII. Zeitschrift für und über Oesterreichs Industrie und Handel. IX. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen. ) Miscellen. Verzeichniß der in England ertheilten neuen Patente. Preisaufgaben aus dem Gebiete der Photographie. Verbesserung an den Dampfschiffen. Halls verbessertes Ruderrad. Ueber Hrn. Nepveu's hängende Eisenbahnen. Jones 'verbesserte Spannstöcke für Tuchweberstühle. Ueber die ballistischen Pendel der HH. Plobert und Morin. Neue Anwendung der galvanischen Kupferpräcipitation. Ueber das Hydro-Oxygen-Gasmikroskop von Prof. Dr. Berres. Pelouze's Verfahren chlorsaures Kali im Großen zu fabriciren. Burrs verbesserte Methode Blei und andere weiche Metalle auszuwalzen. Benutzung des Bingelkrautes zum Blaufärben.

Zweites Aprilheft 1840.

Dicksons Verbesserungen an den rotirenden Dampfmaschinen. Mit Abbild. Sims Bemerkungen über die Explosionen der Dampfkessel. Ueber die an den East London Water Works nach Cornivalliser Art errichtete Dampfmaschine. Beschreibung des von den HH. Harvey u. West erfundenen Patent-Ventils für Wasserhebemaschinen. Mit Abbild. Halls verbesserter rauchverzehrender und Brennmaterial ersparender Ofen für Dampfkessel und zu andern Zwecken. Mit Abbild. Neville's verbesserter für Dampfkessel dienender Ofen zur Ersparniß an Brennmaterial und zur Verzehrung des Rauches. Mit Abbild. Curtis 'verbesserte Vorrichtung, womit man Locomotiven und andere Wagen auf die Eisenbahnen setzen und von ihnen wegschaffen kann. Mit Abbild. Heginbothams verbesserter Mechanismus zum Treiben von Booten und andern Fahrzeugen, sie mögen für die See oder Binnengewässer bestimmt seyn und durch Dampf oder eine andere Kraft getrieben werden. Mit Abbild. Johnstons Verbesserungen in der Fabrication von Angelgewinden. Mit Abbild. Curzons Verbesserungen an den Pressen. Mit Abbild. Stockers Verbesserungen an den Hähnen oder den zum Abziehen von Flüssigkeiten dienenden Vorrichtungen. Mit Abbild. Arthurs Verbesserungen in der Spinnerei von Hanf, Flachs und andern Faserstoffen. Mit Abbild. Cromptons Verbesserungen in der Papierfabrication. Mit Abbild. Happey's Verbesserungen im Pflastern der Straßen, Plätze, Terrassen, Hausfluren e. t. c. mittelst einer eigenen neuen Composition, und an den zur Zubereitung dieser Composition dienenden Apparaten. Mit Abbild. Ueber die Theorie des Daguerre'schen Verfahrens zur Erzeugung der Lichtbilder; von G. Bayeux. Ueber die Rolle, welche die platzirten Kupferstreifen spielen, womit man die zur Aufnahme eines photogenischen Bildes bestimmten Platten vor der Einwirkung des Joddampfes umgibt. Aus einem Schreiben des Hrn. Daguerre. Beschreibung des von Hrn. Baron Séguier erfundenen vereinfachten und tragbaren photographischen Apparats. Mit Abbild. Ueber Leinölfirniß und dessen beste Bereitungsart mittelst Bleiessig; von J. Liebig. Karmarsch, kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. (Forts. und Beschluß.) (X. Kunst - und Gewerbeblatt des polytechnischen Vereins für das Königreich Bayern. XI. Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover. XII. Hephästos, eine praktisch-technische Monatsschrift für Handwerker, Künstler, Fabricanten, Kaufleute, Land - und Hauswirthe, Architekten und alle Freunde und Beförderer des Gemeinnützigen. XIII. Mittheilungen des Gewerbevereins in Lahr. XIV. Verhandlungen des Gewerbevereins für das Großherzogthum Hessen. XV. Monatsblatt des großherzoglich hessischen Gewerbvereins. XVI. Mittheilungen des Industrievereins für das Königreich Sachsen. XVII. Gewerbeblatt für Sachsen. XVIII. Gemeinnütziges Wochenblatt des Gewerbevereins in Köln. XIX. Verhandlungen des Gewerbevereins zu Koblenz. XX. Frankfurter Gewerbfreund. ) Miscellen. Preisaufgaben den Seidenbau betreffend. Murray's Ansichten über die Explosionen der Dampfkessel. Lalliers Eisenbahnsystem. Roussels durch comprimirte Luft getriebene Locomotiven und Schiffe. Woodley's Verbesserungen im Treiben von Schiffen und Wagen. Ueber Wapfhare's Trocknenapparat, welcher sich besonders für Tuchfabriken eignet. Ueber ein neues Gasmikroskop, Bicker's Methode Gußstahl zu erzeugen. Ueber die Bereitung einer Berlinerblauauflösung, welche als Saftfarbe und blaue Schreibtinte angewendet1024 werden kann. Hawes' Verbesserungen in der Seifenfabrication. Moses Poole's Fischseife. Whele's Verbesserungen in der Kerzenfabrication. Rapers Methode Zeuge und Leder ohne Anwendung von Kautschuk wasserdicht zu machen. Ueber die Zusammensetzung der englischen Copirtinte. Ueber die Papierfabrication aus Mais. Agalidès 'verbesserte Flachshechel. Ueber Flachsrotten. Ueber wasserdichten Hanffilz und seine Anwendung zum Dachdecken. Bourciers und Morels Maschine zum Abhaspeln der Seidencocons. Ueber die Bereitung eines Kartoffelbrodes nach Bourbon d' Aiguisy. Zur Statistik Frankreichs.

Von diesem gemeinnützigsten und wohlfeilsten Journale Deutschlands erscheinen wie bisher monatlich zwei Hefte mit Abbildungen. Der Jahrgang aus 24 Heften mit 30-36 großen Tafeln Abbildungen bestehend, mit einem vollständigen Sachregister versehen, macht für sich ein Ganzes aus, und kostet durch die Postämter und Buchhandlungen nur 9 Rthlr. 8 gGr. oder 16 fl. In das Abonnement kann nur für den ganzen Jahrgang eingetreten werden.

Die Verlagshandlung kann vom Polytechnischen Journal noch einige ganz vollständige Exemplare, welche sie aufgekauft hat, und zwar 1r bis 18r Jahrgang oder Bd. 1 bis 74 zu 186 Rthlr. 16 gr. oder 320 fl. im 24 Gulden-Fuß anbieten. Die Jahrgänge 1820, 1821, 1822, 1823, 1824, 1826 bis 1839 sind fortwährend einzeln zum Preise von 16 fl. oder 9 Rthlr. 8 gGr. zu haben.

[1377-79]

Bei Karl I. Klemann in Berlin ist so eben erschienen und in jeder guten Buchhandlung zu finden:

  • Das Kunstcabinet.
  • Komische Scene mit Gesang, von Ludw. Lenz.
  • (Dargestellt z. Benefiz d. Hr. Beckmann auf dem Königstädt. Theater zu Berlin.) Velinp. sauber broschirt, mit einem colorirten Costumebilde.
  • Preis 6 gGr.
  • Von demselben Verfasser ist vor kurzem erschienen: 1) Nante auf der Berlin-Potsdamer-Eisenbahn. 6 gGr. 2) Nante in Potsdam und im Luftlager etc. 6 gGr. 3) Nante's Weihnachtsw. und Neujahrsgr. 6 gGr. woran das Kunstcabinet als 4tes Heft sich anschließt.

[1312-14]

Bei Gustav Heckenast, Buchhändler in Pesth, ist so eben erschienen und in allen soliden Buchhandlungen zu haben: (Preise in Conv. -Münze.) Jósika Nikolaus, v., die Böhmen in Ungarn.

Historisches Gemälde aus dem Zeitalter Matthias des Ersten.

Aus dem Ungarischen übersetzt von H. Klein.

gr. 12. Pesth 1840. 4 Bände in Umschlag geheftet 5 fl. 20 kr.

Auch unter dem Titel: Nikolaus Jósika's sämmtliche Werke.

9ter bis 12ter Band.

Im vorigen Jahre erschienen von demselben Verfasser in obigem Verlage: sämmtliche Werke 1ster bis 8ter Band und enthalten: 1ster bis 3ter, der letzte Bátori, historischer Roman aus dem Ungarischen übersetzt von V. Schwarz. 4 fl. 4ter, Novellen und Erzählungen, aus dem Ungarischen übersetzt von H. Klein. 1 fl. 20 kr. 5ter bis 6ter, Abafi, aus dem Ungarischen übersetzt von H. Klein. 2 fl. 40 kr. 7ter, die Leichtsinnigen. 2 Theile in 1 Band, aus dem Ungarischen übersetzt von H. Klein. 2 fl.

8ter, Zólyomi, aus dem Ungarischen übersetzt von H. Klein. 1 fl. 20 kr.

[1325-30]

Bei Georg Wigand in Leipzig ist erschienen: Thiers 'Geschichte der französischen Revolution.

Vollständig in 2 groß Octavbänden steif gebunden 3 Thlr.

[1486-87]

Anlehens-Gesuch.

60,000 fl. nach Würtemberg gegen gute Versicherung zu 3 3 / 4 Proc. verzinslich. Der Zins wird jährlich, halb - oder vierteljährlich bezahlt. Das Darlehen kann in dem Zeitraum von 6 Monaten in beliebigen Abschlags-Zahlungen gemacht werden. Es wird gebeten, gefällige Anträge, gesiegelt und bezeichnet M. G., an die Expedition der Allg. Zeitung franco zu übersenden.

[1637]

Hopfenanzeige aus Böhmen.

Die Hopfenpflanzungen der Gemeinde Stankowitz gränzen unmittelbar an jene der Stadt Saaz; haben dieselbe günstige Lage und Boden; es ist dieselbe Pflanzung und Cultur eingeführt, und die Qualität des hier erzeugten Hopfens kommt dem allgemein als vorzüglich anerkannten Saazer Stadtgut ganz gleich.

Es ist demnach in der Gemeinde Stankowitz die Einführung getroffen, daß mit der Fechsung 1839 angefangen, jede Fassung und Füllung des hiesigen Hopfens in Ziechen oder Ballen, von der Gemeinde aus überwacht wird; jeder Zieche oder Ballen werden am Kopfe zwei Bleisiegel gegeben, auf deren einen Seite die Worte enthalten sind: Saazer Dominium, und auf der andern Seite: Stankowitz.

In diesen Bleisiegeln ist der Knoten des Bindfadens, an welcher sich dieses befindet, eingepreßt, und es darf daher kein Knoten an diesem Faden ersichtlich seyn, wenn die Zieche oder Ballen noch nicht eröffnet worden ist.

Nebst diesem wird eine jede Zieche oder Ballen mit der treffenden Nummer des hierüber geführten Protokolls, so wie mit der Jahreszahl der Fechsung des enthaltenen Products bezeichnet, und jeder Kauf des hiesigen Hopfens durch Certificat von dem hierortigen Gemeindegericht legitimirt werden.

Stankowitz bei Saaz in Böhmen, April 1840.

Joseph Kraupner, Richter.

[1639]

Stelle-Gesuch.

Ein junger Mann, der schon mehrere Jahre reiste, sich in letzter Zeit aber den Comptoir-Geschäften widmete und die besten Zeugnisse aufweisen kann, wünscht abermals einen Reiseposten zu erhalten. Hierauf Reflectirende belieben sich unter Adresse A. B. Z. Nr. 1639 franco an die Expedition der Allg. Zeitung zu wenden.

[1697-1701]

Gesuch.

Eine beträchtliche Kattunfabrik in der Nähe von Neapel wünscht einen Coloristen anzustellen, welcher ausgedehnte und gründliche theoretische Kenntnisse der Chemie, verbunden mit mehrjähriger Praxis, besitzt. Man fordert die besten Zeugnisse in Betreff seiner Leistungen.

Die Expedition der Allg. Zeitung befördert frankirte Anfragen mit den Buchstaben F. A. W., worauf nähere Auskunft ertheilt wird.

[1716]

Bad-Eröffnung.

Unterzeichneter macht hiermit die ergebene Anzeige, daß das Bad Pfäfers mit dem 25 Mai eröffnet wird.

Egger, Badedirector.

[1674]

Leihbibliothek billig zu kaufen.

Durch Unterzeichneten ist eine fast ganz ungebrauchte Leihbibliothek, bestehend aus 2300 Bänden der ausgewähltesten, in den Jahren 1835-1840 erschienenen Werke der deutschen, französischen und englischen Litteratur zu verkaufen. Für den Band, gut gebunden, wird bei Ankauf des Ganzen und Baarzahlung nur 30 kr. verlangt. Kataloge stehen auf Verlangen zu Diensten.

Darmstadt.

L. Pabst.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15920 tokens; 5706 types; 112920 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 128. 7. Mai 1840 . Augsburg1840.

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Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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