Ein Schreiben aus Lissabon vom 23 April in französischen Blättern meldet, daß Cordova, der ehemalige Obergeneral der spanischen Armee, dem Tode nahe sey. Eine plötzliche Krankheit habe ihn überfallen, im Augenblick, als er nach England sich einschiffen wollte.
Wir sind ohne sichere Nachrichten aus Navarra. Die Commandanten der constitutionellen Truppen sind auf ihrer Hut, weil die Gerüchte von bevorstehenden Aufständen von Mund zu Mund gehen. Patrouillen streifen die Gränze auf und nieder und halten alle Reisenden an. Die den Tag über bei den Bürgern einquartirten Soldaten werden bei Einbruch der Nacht zusammengezogen. In den letzten Tagen des April lief ein Aufruf zur Empörung in zahlreichen Exemplaren durch das Land. Er lautet an die Freiwilligen und das Volk von Navarra, schließt mit dem Rufe: „ Es lebe die Religion! Es lebe Don Carlos V! Die Fueros, ein ehrenhafter Friede oder ein ruhmvoller Tod! “und ist unterzeichnet: „ der interimistische Generalcommandant Franc. Alonzo Izene. “ Kaum war derselbe bekannt geworden, als hin und wieder mehrere, die als eifrige Carlisten bekannt sind, aus ihrem Wohnorte verschwanden. Das Mährchen von der Ankunft der beiden Infanten in Spanien ist nachgerade aufgegeben. In einem vor mir liegenden Briefe aus Irun vom 2 lese ich, in Uebereinstimmung mit dem früher Gemeldeten, daß das Land volk im Allgemeinen nichts mehr fürchtet, als die Erneuerung dieses heillosen Kampfes, daß die Bevölkerung an vielen Orten (namentlich im Bastan-Thal, wo eine Art Nationalgarde organisirt ist) bereit steht, beim ersten Zeichen gegen die Unruhestifter zu den Waffen zu greifen; daß der Generalgouverneur von Guipuscoa, Alcava, bei der ersten Kunde neuer Bewegungen Abtheilungen an die wichtigsten Punkte beorderte, mit dem bestimmten Befehl, schnelle Justiz zu üben, und jeden bewaffnet ergriffenen Rebellen ohne Umschweife aus dem Beichtstuhl auf den Richtplatz zu führen. – Vom Kriegsschauplatze bringt uns ein officieller Bericht Espartero's an den Generalcommandanten von Aragonien Nachricht von der Niederlage des 5ten Bataillons der Insurgenten von Valencia. Der Commandant der 3ten Division, General Ayerbe, schlug dasselbe den 27 April aus seiner festen Stellung an der Moela, bemächtigte sich hierauf trotz eines heftigen Widerstands der Stadt und des Forts von Ares, wobei der Commandant, Oberst Beltran, mit Garnison, Waffen und Lebensmitteln in seine Hände fiel. – Espartero hat das Geburtsfest der Königin Christine (27 April) in seinem Hauptquartier durch ein zahlreiches Bankett gefeiert, wobei er seine Ueberzeugung aussprach, daß sein Heer diesen feierlichen Tag heute zum letztenmal auf dem Schlachtfelde begehe, da alle Zeichen auf ein baldiges Ende des Bürgerkriegs deuten. Wirklich reißen Entmuthigung und Desertion täglich mehr bei den Insurgenten ein. – Cabecilla Navas und vier seiner Gefährten sind unlängst in der Nähe von Toledo in die Hände Balbao's gefallen. In Galicien ist eine Bande von 13 Mann, die lange Schrecken im Lande verbreitete, von einer Abtheilung Nationalgardisten aufgehoben worden.
Die Insurgenten haben weder als Corps, noch als einzelne Banden bisher Bedeutung gewonnen. Estella wurde nicht von ihnen besetzt. In Navarra bemerkte man am wenigsten Symptome von Auflehnung. Es zeigte sich nur, daß eine Menge Carlistischer Officiere von allen Graden aus den Depots in der Nacht die Gränze heimlich überschritten hatte. Sie sammelten sich in Haufen in der Umgegend von Echalar, und wendeten sich, die einen nach Guipuscoa, die andern nach Navarra, nachdem sie die spanischen Douaniers der Umgegend von Vera durch einen falschen Lärm getäuscht hatten. Dieß veranlaßte das irrige Gerücht, daß das französische Gebiet von einem Carlistischen Corps verletzt worden sey, das bei Save erschienen, und von den französischen Douaniers zurückgetrieben worden sey. Es heißt, sieben von dem Commandanten der Besatzung von Lesaca gefangene Carlistische Officiere seyen erschossen worden. Dieß bedarf aber der Bestätigung.
Haus der Lords vom 4 Mai. Die Plätze der Opposition waren früh und zahlreich besetzt, zunächst in Erwartung des richterlichen Ausspruches über die verschiedenen vom Haus der Lords gestellten Fragen hinsichtlich der Kirchengüter von Canada. Dieser vom Lord-Oberrichter im Namen aller englischen Richter (mit Ausnahme Lord Denman's1058 und Lord Abinger's) gegebene Ausspruch lief kürzlich da hinaus, daß die gesetzgebende Versammlung von Canada, als sie den Verkauf und die Vertheilung der Clergy Reserves verordnete, ihre Vollmacht überschritten hätte. Hierauf überreichte Lord Stanhope unter mehreren Petitionen auch eine von Einwohnern von London und Westminster gegen den Krieg mit China, und gegen jeden den Opiumhändlern zu gewährenden Ersatz, weil ein solcher nichts seyn würde als eine „ Prämie für Verbrechen. “ Lord Stanhope gab diesem Urtheil der Petitionnäre seine volle Beistimmung und äußerte, daß er der Absicht sey eine Motion in demselben Sinne zu machen, nämlich dafür, daß Ihrer Maj. eine ehrfurchtsvolle Adresse überreicht werden möchte, um ihr die tiefe Betrübniß des Hauses über die Unterbrechung alles freundlichen commerciellen Verkehrs zwischen England und China auszudrücken und ihr zu erklären, daß, nach der Meinung des Hauses, dieses Unglück einzig darin seinen Grund habe, daß brittische Unterthanen, mit offener Verletzung der chinesischen Gesetze, Opium nach China eingeführt hätten; und um sie demnach zu bitten, daß sie zur Beendigung jener nicht minder dem guten Ruf als dem Vortheile Englands entgegenlaufenden fortgesetzten Feindseligkeiten die raschesten Maaßregeln ergreifen und dadurch dem Hause Gelegenheit geben möge, sie bei Vertilgung jenes schmählichen und unsittlichen Handels mit allen nöthigen neuen Machtverwilligungen zu unterstützen. Der Graf v. Roseberry: „ Ich kann diese Petition nicht vorbeigehen lassen, ohne die Aufmerksamkeit Eurer Lordschaften auf den Charakter der Versammlung, von welcher die Petition ausging, und namentlich auf einen dort vom Präsidenten (dem edlen Grafen) selbst ausgesprochenen Vorschlag zu richten, der diesen Charakter aufs deutlichste bezeichnet: nämlich den Vorschlag, daß jene im heftigsten Style abgefaßten Beschlüsse der Gesellschaft ins Chinesische übersetzt und mittelst des Commissars Lin dem Kaiser übersandt werden möchten. (Lautes Gelächter.) Mylords! Ich finde hierin gar nichts zu lachen. (Erneutes Gelächter.) Ich glaube, daß man die Verhandlungen mit China auf keine minder ernste Weise betreiben darf, als die mit irgend einer europäischen Macht (Hört! von Seite des Herzogs von Wellington und anderer), und ich frage nicht nur alle hier versammelten edlen Lords, sondern den edlen Grafen selbst, würde man, im Falle einer Unterhandlung mit Frankreich, ähnliche Beschlüsse wie die unter Vorsitz des Grafen Stanhope gefaßten, bekannt machen, und ins Französische übersetzt einem Minister des Königs der Franzosen mittheilen? (Hört! hört!) Ich kann nicht umhin gegen das Betragen der Versammlung und des edlen Präsidenten zu protestiren, und zu erklären, daß, wenn die Petition angenommen werden soll, sie solches nur kann als ein Werk des edlen Grafen selbst. “ Graf Stanhope antwortet, daß er die Verantwortlichkeit der Petition gern auf sich nehmen wolle; indessen hoffe er den ganzen Zwist beendet zu sehen, noch ehe jene Mittheilung an den Kaiser wirklich zu Stande kommen werde. Lord Stanhope bedauert die Regierung so schlecht bedient zu sehen, daß sie noch nichts von den neuerlich auf der afrikanischen Küste gemachten Versuchen des Sklavenhandels erfahren habe; man wolle nämlich wissen, daß dort eine Menge Sklaven, unter dem Vorwand im französischen Heere zu dienen, und unter Gewährleistung mehrerer anwesenden französischen Kriegsschiffe, eingeschifft worden seyen. Lord Melbourne verspricht Erkundigungen darüber einzuziehen. (Das französische Journal le Siècle erklärt diesen sogenannten Sklavenhandel dadurch, daß die französische Regierung 120 Neger auf 14 Jahre als Arbeiter für Cayenne angeworben hatte.) Lord Melbourne trägt sodann auf das zweite Verlesen der irischen Corporationsbill an. Nachdem er die Geschichte der Bill in letzter Sitzung kurz berührt, und deren fast einstimmige Annahme in gegenwärtiger Sitzung des andern Hauses erwähnt, bezeichnet er die Hauptunterschiede zwischen ihrer heutigen und ihrer vormaligen Abfassung, und beruft sich auf die Sanctionirung, die sie in dieser neuen Abfassung ihrem Hauptinhalt nach auch von Seite des Oberhauses bereits empfangen. „ In der That, fährt er dann fort, würde ich die Wiederholung aller dieser Umstände nicht für nöthig gehalten haben, wenn ich nicht aus einigen neuerlich hier gemachten Bemerkungen hätte schließen müssen, daß sich in gewissen Theilen dieses Hauses von neuem eine gewisse feindselige Gesinnung gegen die erwähnte Bill erhoben hat. Was mich betrifft, so meine ich, daß wir Irland – soweit es mit Sicherheit geschehen kann – das nicht verweigern dürfen, was England bereits zugestanden worden ist. Zwar weiß ich sehr gut, daß man, ehe man an eine vollkommene Gleichstellung der Gesetze und Einrichtungen beider Länder denken mag, eine Menge äußerer Verschiedenheiten, als namentlich ihre verschiedene Lage, berücksichtigen muß; aber auf der andern Seite bin ich auch überzeugt, daß es von der höchsten Wichtigkeit für uns ist, dem irischen Volke durchgängig dasselbe Vertrauen zu beweisen als dem englischen (hört! hört!) und es mit letzterem in Hinsicht seiner Rechte und Vorrechte auf vollkommen gleichen Fuß zu stellen, oder wenigstens nur dann zwischen beiden Völkern eine Unterscheidung zu machen, wenn sich für selbe ein klarer allgemein verständlicher Grund zeigt. (Gelächter. ) – Der Herzog v. Wellington – der heute sehr leise und undeutlich spricht – erklärt, daß er sich zwar dem zweiten Verlesen der Bill nicht entgegensetze, indessen es doch für die Pflicht des Hauses halte, selbige nicht anzunehmen, bevor sie nicht in einigen wesentlichen Punkten von der Committee verbessert worden sey, und bevor namentlich das Haus eine sichere Gewähr für die, bis jetzt noch nicht eingetretene, richtige Ausführung des Armengesetzes empfangen habe. Sonst werde er bei der dritten Lesung sein „ nicht zufrieden “aussprechen. – Die zweite Lesung der Bill wurde demnach mit einer Majorität von 99 Stimmen beschlossen.
Haus der Gemeinen, Sitzung vom 4 Mai, Fortsetzung.
Nach zwei kurz berührten Fragen über die Ausgaben des Kriegs mit China und über die Mittheilung von Dr. Bowrings Berichten hinsichtlich des englischen Handels mit Aegypten und Syrien, constituirt sich das Haus als Verwilligungscommittee, um verschiedene von Hrn. Rob. Gordon gestellte Geldforderungen der Regierung, hauptsächlich betreffend Ausbesserung und Vollendung königlicher und öffentlicher Bauten (darunter auch des brittischen Museums und der künftigen Parlamentshäuser), in Betracht zu ziehen; die geforderten Summen werden, mit Ausnahme der für die Erbauung einer Versammlungshalle für die schottische Kirche in Edinburg, für welche Forderung man die Abstimmung verschob, sämmtlich bewilligt. Sodann trägt Lord J. Russell auf eine Bill an zur Erleichterung der Registrirung der Wähler in England (wir verweisen vorerst auf den unten folgenden Brief) und zeigt zugleich an, daß der Solicitor-General für Irland binnen kurzem eine ähnliche Bill, betreffend die irische Wahlregistrirung, in Vorschlag bringen werde. Das Haus beschließt, daß beide Bills eingebracht werden dürfen.
〈…〉〈…〉In der Oberhaussitzung vom 5 Mai überreichte Lord Ashburton eine Bittschrift gegen den Opiumhandel, und verlangt von Lord Melbourne wo möglich einige öffentliche Mittheilungen über den Plan des Kriegs mit China, namentlich über Anzahl der Schiffe und Leute, und über Namen und Vollmachten1059 der Anführer. Lord Melbourne antwortet, daß man den Oberbefehl der ganzen Unternehmung wahrscheinlich dem Generalgouverneur von Indien anvertrauen werde; da jedoch dieser leider die Unternehmung nicht selbst begleiten könne, so werde die unmittelbare Leitung der Kriegsoperationen so wie auch der Unterhandlungen vermuthlich dem Capitän Elliot überlassen bleiben müssen. Graf Fitzwilliam kündigt eine Motion über diesen Gegenstand für den 27 an.
Das M. Chronicle (4 Mai) gibt aus den kürzlich in London eingetroffenen und bis zum 10 Oct. 1839 herabgehenden Depeschen des Obristen Wakefield, Hauptagenten der Neu-Seelands-Gesellschaft, die wichtige Nachricht vom Ankaufe des Nicholson-Hafens, an der Cookstraße, sammt angränzenden beinahe eine Million Acres begreifenden Ländereien. Der Hafen selbst, ungefähr 30 M. von Charlottens Sund, an der westlichen Küste, ist sehr geräumig, überall auch für Schiffe von mehr als 100 Tonnen ankerbar und in seiner innersten Bucht vollkommen windsicher; anmuthige frisch belaubte Hügel, von denen die entfernteren dem Edgecumbe in Devonshire ähnlich sehen, umgeben ihn, und ein schiffbarer Fluß, den Obrist Wakefield 7 Meilen weit aufwärts verfolgte, und überall von mächtiger, zu Häuser - und Schiffsbau tauglicher Waldung besetzt fand, nimmt darin seine Mündung. Der Boden des Landes ist schwarz-lehmig und, besonders wenn er etwas entwässert seyn wird, vortrefflich zum Anbau. Die Einwohner zeigten sich freundlich und noch ganz unverdorben vom Verkehr mit Fremden. Die gegen Westen gerichtete Lage des Hafens sichert ihm seinen Werth als dereinstigen Hauptpunktes des neu-seeländischen Handels mit Europa, so wie als eines bequemen Ausrüstungsplatzes für Wallfischfahrer und als eines äußerst holzreichen Schiffwerftes.
Daß die Politik des englischen Cabinets seit dem 1 März eine neue Phase eingegangen – sey es im Wesen der Verhältnisse oder nur im äußern Benehmen – läßt sich von denjenigen kaum verkennen, die den Gang der seither gepflogenen diplomatischen Verhandlungen, der von Lord Palmerston und Hrn. Thiers beobachteten wechselseitigen Haltung mit aufmerksamem Blick gefolgt sind. Man fragt sich unwillkürlich: hat das britische Cabinet seine bisherigen Grundsätze geändert oder hat Thiers eine andere, von der in Frankreich unter dem Ministerium Soult befolgten verschiedene Bahn eingeschlagen? Oder sucht England durch ein rücksichtsvolles Benehmen Hrn. Thiers zu ködern und zur Nachgiebigkeit zu stimmen? Oder endlich: spannt England andere Saiten auf, eingeschüchtert durch Frankreichs drohende Haltung und durch seine übermäßigen Rüstungen? Es ist schwer zu entscheiden, ob etwa Lord Palmerston und das brittische Ministerconseil das, was sie im Orient für die Pforte gegen den Pascha von Aegypten zu vindiciren gesonnen sind, in der letzten Zeit so bedeutend modificirt haben, daß sie sich mit Grund die Zustimmung des Cabinets der Tuilerien zu einem noch in petto behaltenen Ultimatum versprechen dürfen. Dem Anschein nach bleibt England noch immer bei seinen in dieser Hinsicht von Anbeginn geäußerten Ansichten; Lord Palmerston versichert dieß den andern Mächten ohne Unterlaß, und sucht noch immer die zu diesem Zweck eingegangenen Verbindungen aufrecht zu halten. Die Demüthigung des feindlich gesinnten Vicekönigs liegt im Interesse Englands, die Rechtsansprüche der Pforte sind durch England verbürgt, der ernste Wunsch Englands, Syrien der Pforte wieder zu geben, läßt sich kaum bezweifeln. Ob aber der Muth, dieses zu verwirklichen, eine Erschütterung erfahren, wird die nächste Zukunft lehren. Eben so gewiß ist andererseits, daß das Ministerium Thiers keine andere Politik befolgen will, als das Ministerium Soult befolgt hatte. Dieses suchte im verwichenen Jahre um jeden Preis der Nothwendigkeit einer förmlichen Conferenz unter den fünf Großmächten zu entgehen, auf daß die in einer solchen Conferenz isolirte Stimme Frankreichs nicht in Mißachtung gerathe und der Wunsch, die Beschlüsse der übrigen Mächte bei günstiger Gelegenheit zu vereiteln, nicht durch Rücksichten einer aufgedrungenen Collegialität gefesselt werde, durch plötzliche und scharfe Abtrennung von den übrigen der Bruch nicht greller hervortrete, der moralisch zwischen den Ansichten Frankreichs und des übrigen Europa's hinsichtlich des Orients lange schon zu bestehen scheint. Was thut nun Thiers? Er erklärt, daß die Idee einer förmlichen Conferenz über die Verhältnisse der Türkei und Aegyptens, im Fall eine solche beabsichtigt werde, von der französischen Regierung für den Augenblick weder gutgeheißen noch unbedingt verworfen werde, sondern den Gegenstand einer reiflichern Erwägung bilden müßte. Daß diese Erklärung sich als rein evasiv darstellt, ist augenfällig, da ja der Gedanke einer solchen Conferenz nicht neu, sondern seit einem Jahre von Regierungen und Publicisten nach allen Richtungen geprüft und discutirt worden, folglich nicht nur Hr. Thiers sondern noch höhere Autoritäten, an die der französische Minister in diesem Fall appelliren zu wollen vorgibt, längst schon darüber im Reinen sind. Thiers wird sich wie seine Vorgänger jeder förmlichen Conferenz entziehen. In seinem Innern scheint er überzeugt, freie Verhandlungen auf den gewöhnlichen diplomatischen Communicationswegen mittelst der gewöhnlichen politischen Organe für sich ansprechen zu müssen, denn da behält er volle Freiheit, seine Sprache nach den Eingebungen des Augenblicks einzurichten, sich an die übrigen anzuschließen, oder sich zurückzuziehen und mittelst der allgemeinen Phrase, „ die Interessen und die Ehre seines Landes erheischen ein verändertes Benehmen, “Alles ohne Gêne zu unternehmen, ohne gerade besorgen zu müssen, daß man ihn directen Widerspruchs mit bereits geäußerten Ansichten zu zeihen suche, und ohne sich jener Consequenz zu unterwerfen, deren man sich in einer länger anhaltenden, regelmäßig geführten Conferenz nicht gänzlich entschlagen kann. Auch in dieser Hinsicht waren die Vorgänger des Hrn. Thiers ganz derselben Meinung. Auch sie widerriethen ferner, Maaßregeln der Gewalt gegen den Vicekönig zu gebrauchen, indem solche Maaßregeln schwer auszuführen wären, ja fast gewiß an den Mitteln und an der unbeugsamen Kraft Mehemed Ali's scheitern müßten. Dieß sey unter andern auch einer der Gründe, warum Frankreich sich immer von jeder Anwendung von Gewalt gegen den Vicekönig entfernt halten werde. Gerade wie Thiers machten auch seine Vorgänger auf die Gefahren aufmerksam, denen man sich durch Ergreifung von Coërcitivmitteln aussetze, unter denen zu oberst das Einrücken von wenigstens 80,000 Russen in Kleinasien und das Einbüßen alles politischen Gewichts in Asien durch unersprießliche Unternehmungen an den ägyptischen Küsten stehen solle, so daß selbst Palmerston in die größte Verlegenheit gerathen dürfte, wenn er ernstlich aufgefordert würde, ein charakteristisches Unterscheidungsmerkmal zwischen der Politik und der Sprache, die Frankreich vor und nach dem ersten März geführt, anzugeben. Woher also die ganz geänderte Haltung des brittischen Conseils gegen das gegenwärtige Cabinet der Tuilerien? Sollte man wirklich durch solche Mittel auf das Gemüth des französischen Premiers einzuwirken suchen? Es ist kaum glaublich, da dieser viel zu klug ist, um sich durch derartige Kleinigkeiten in dem einmal gewählten Gange beirren zu lassen. Es bleibt daher keine andere Erklärungsweise für die mit so viel Eifer versuchte Annäherung an Frankreich übrig, als der Eindruck, den die Rüstungen dieses Staats auf das1060 Herz unserer Whigminister hervorgebracht; denn so kraftvoll auch die Sprache der Whigs gegen außen seyn mag, so ist gewiß, daß ihnen fremde Macht ausnehmend imponirt; das Intimidationsystem, das sie auswärts befolgen und wodurch sie die Welt in Schrecken setzen möchten, läßt Ausnahmen zu, sobald direct oder indirect zum Widerstand Miene gemacht wird. Freilich wird man gegen das schwache sicilianische Reich consequent verfahren und auf seinem Recht bestehen, denn hier fühlt man sich zum Ueberfluß gestärkt und beruhigt durch Frankreichs Mediation. Es wäre inzwischen nicht schwer zu beweisen, daß die Annahme der französischen Intervention, wenn diese Annahme ernstlich gemeint ist, ein politischer Fehlgriff war. Dem Hrn. Thiers war der Monopolstreit ein gewünschtes Spiel, das ihm bei den in Italien herrschenden Conjuncturen ein kaum zu berechnendes Gewicht ertheilt. Zwar versichert er, daß er nur im Sinne der Ordnung, im Interesse des Friedens zwischen England und Neapel getreten sey, und unter gewissen Bedingungen mag sich dieß Vorgeben bestätigen; im Allgemeinen aber dürfte es keinen höhern Grad von Wahrheit ansprechen, als seine ausgesprochene Neutralität, im Falle man zu Coërcitivmitteln gegen Aegypten schreiten wollte. Möge sich Lord Palmerston ja nicht einbilden, daß Thiers, sobald die projectirte Demonstration vor Alexandria zur Ausführung kommt, unter jedweder Constellation einen ruhigen Zuschauer abgeben werde; möge er nicht vergessen, daß das französische Cabinet bei der dem Vicekönig ertheilten Protection nicht von Freundschaftsgefühlen allein geleitet ward, daß vielmehr wichtige Beweggründe, weit ausstehende Plane dem künftigen Benehmen Frankreichs als Motiv zu Grunde liegen werden.
Im Oberhaus ist gestern die irische Corporationsreformbill endlich zum zweiten Verlesen gekommen, und zwar indem Wellington und alle gemäßigten Tories mit den Whigs stimmten, während die Ultras, 32 an der Zahl, die Bill verworfen haben wollten. Doch war der alte Herzog dabei höchst übel gelaunt, indem er behauptete, die Regierung habe die Bedingungen, unter welchen er versprochen, diese Corporationsreform zuzulassen, nämlich die Schlichtung des Zehntenstreits und die Einführung gesetzlicher Armenpflege in Irland, nicht redlich ausgeführt. Besonders meint er, habe man bei der Wahl der Armenpfleger (Guardians of the poor) den Katholiken und Repealern zu viele Vortheile eingeräumt. Er drohte, wenn nicht im Ausschusse Veränderungen in der Bill gemacht würden, wodurch so viel wie möglich verhindert werde, daß die Katholiken an der Stelle der Protestanten den Corporationen einen einseitigen Charakter einflößten, er für die Verwerfung der ganzen Maaßregel stimmen wolle. Dieses ist im Angesichte der großen Aufregung, welche jetzt in Irland stattfindet, kühn, besonders von dem Manne, welcher einer ähnlichen Aufregung wegen in so viel Größerem, nämlich in der Emancipation der Katholiken nachgegeben. Lord Melbourne tadelte O'Connells Aufregung aufs höflichste. Aber weder des Premiers glimpflicher Tadel, noch Wellingtons unwirscher Trotz werden den Gang der Begebenheiten hemmen, Irland erhält gewiß gleiche Rechte mit England und Schottland. Morgen Abend will Lord Stanley seine gehässige Maaßregel poussiren, gewiß ohne Erfolg. Lord John Russell hat ihm ganz leise einen Schlagbaum in den Weg geschoben, indem er gestern Abend eine Bill ins Unterhaus brachte, wodurch das Wahlrecht in England näher bestimmt, und die Erlangung und Behauptung desselben, wo einer nur immer die Bedingungen dazu besitzt, auf alle Weise erleichtert werden soll. Die Maaßregel ist von der Art, daß kein einziger Tory etwas Bedeutendes dagegen einzuwenden wußte, und da der edle Lord gleiche Maaßregeln für Schottland und Irland versprach, so müßten die Tories kühner seyn, als sie sich bis jetzt gezeigt, wenn sie bei der ihrigen beharren wollten, welche offenbar auf dem Grundsatze ruht, dem gemeinen Manne die Erlangung und Behauptung jenes Rechts auf alle Weise zu erschweren. Zugleich muß die Regierungsmaaßregel die Radicalen enger an sie knüpfen.
Der Moniteur bringt folgende telegraphische Depeschen aus Algier. I. Im Lager bei Afrun, 30 April. Der Marschall Valée an den Kriegsminister. „ Die Armee hat gestern die Araber am Ouedjez*)Es gibt in der Umgegend Algiers kein Gewässer dieses Namens. Wahrscheinlich ist der Uad-el-Dscher damit gemeint, der im Westen der Metidscha mit der Chiffa sich vereinigt, und den die Armee auf ihrem Marsche nach Medeah passiren mußte. Der Moniteur ist freilich für geographische Namen die schlechteste Autorität. In einer telegraphischen Depesche vor einigen Tagen hieß es Mora de l'Albe statt Mora de Ebro. angegriffen. Der Feind wurde auf seinen beiden Flügeln gefaßt, und auf die Anhöhe von Afrun zurückgeworfen, welche mit dem Bajonnet genommen wurde. Die Armee verfolgte den Feind bis zu einbrechender Nacht. Alle unsre Truppen benahmen sich vollkommen gut. Wir verloren wenig Leute. Die Herzoge von Orleans und Aumale, welche an der Spitze der Truppen marschirten, befinden sich wohl. Das Wetter ist schön; ich setze meine Operationen fort. “ II. Toulon, 6 Mai. Der Marinepräfect an den Marineminister. „ Der Marinecommandant in Algier und der Obercommandant der Dampfschiffe melden mir, daß die Armee am 27 einen bedeutenden Erfolg errungen hat. Der Herzog von Aumale überbrachte der Cavallerie den Befehl des Kronprinzen zum Angriff. Er machte diesen Reiterangriff selbst mit, und seine Tapferkeit wurde von der ganzen Armee bewundert. “
(Moniteur.) Die Regierung hat einen Viceconsul nach Damaskus geschickt mit dem Auftrag, über die Ermordung des Paters Thomas und über Alles, was auf dieses traurige Ereigniß sich bezieht, Erkundigungen einzuziehen.
(Commerce.) Hr. v. Medem wird unverzüglich nach seinem Gesandtschaftsposten in Stuttgart abreisen.
(Commerce.) Man beschäftigt sich fortwährend in der k. Familie viel mit Heirathsprojecten für die Prinzessin Clementine. Von einem spanischen Infanten, dem Sohne des Don Francisco de Paula, ist nicht mehr die Rede. Der Herzog von Coburg soll den Vermittler zwischen dem Hofe der Tuilerien und einer deutschen Fürstenfamilie machen.
(Deputirtenkammersitzung vom 6 Mai.) Die allgemeine Discussion über den Zuckergesetzesentwurf dauerte fort. Die Redner fanden aber nur taube Ohren, fast Niemand gab auf sie Acht, und ihre Worte verhallten in dem Gesumme beständiger Privatplaudereien. „ Entweder, äußert das Journal des Débats, ist die Kammer nicht vollkommen überzeugt, daß sie gegenwärtig eine der wichtigsten und schwierigsten Fragen der materiellen Interessen zu erledigen hat, eine jener Fragen, welche die Politik zunächst berühren, oder sie hält Reden, die im voraus abgefaßt aufeinander folgen, ohne einander zu antworten, und die sich reiben, ohne sich zu bekämpfen, für sehr überflüssig. “ Auf Hrn. Defitte, der, wie gestern erwähnt wurde, eine lange Vertheidigung der Runkelrübe führte, folgte Hr. Duvergier de Hauranne, welcher eben so eifrig dem Colonialzucker das Wort redete. Er wünscht eine Erhöhung der Steuern auf den Rübenzucker und eine allmähliche Gleichstellung beider Industrien. Durch die bisherige übertriebene1061 Begünstigung des einheimischen Zuckers entgehe dem Schatz jährlich eine Summe von 15 bis 20 Millionen. Der Grund, den man zur Vertheidigung der einheimischen Industrie angeführt habe, daß sie den Vorzug vor der Fabrication der Colonien verdiene, weil sie zweimal so viel Arme und Capitalien beschäftige, sey nicht haltbar, denn mit einem solchen System müßte man annehmen, daß eine andere Substanz, aus welcher der Zucker noch zweimal schwerer zu gewinnen wäre, als aus der Runkelrübe, vor dieser den Vorzug verdiente, weil sie zweimal so viele Arme und Capitalien beschäftigte. (Allgemeines Gelächter.) Offenbar sey im Gegentheil die beste Industrie jene, welche am meisten erzeuge mit der geringsten Mühe und den mindesten Kosten. Hr. Duvergier de Hauranne fand weit mehr Aufmerksamkeit, als seine Vorgänger. Aus der Gunst, mit der die Kammer seine Rede aufnahm, schließt ein Journal, daß das Amendement des Hrn. Dumont, welcher eine Abgabe von 49 Fr. 50 C. auf den Colonialzucker und von 29 Fr. 70 C. auf den einheimischen Zucker vorschlägt, wahrscheinlich Annahme finden werde. Hr. Delespaul schloß die Sitzung mit einer Rede zu Gunsten des Rübenzuckers.
〈…〉〈…〉In der Deputirtenkammersitzung vom 7 Mai kam die allgemeine Berathung über den Zucker zu Ende. Hr. Bignon hielt zuvor noch eine Rede im Interesse der Colonien. Er verwarf den Antrag der Commission. Der Berichterstatter (Bugeaud), meinte er, könne wohl ein vortrefflicher General seyn, er stehe auch im Rufe eines tüchtigen Agronomen, aber offenbar sey er ein schlechter Staatsökonom. Der Redner wünschte eine völlige Gleichstellung der auf beiden Industrien lastenden Steuern zwar nicht auf der Stelle, doch allmählich. Die Liste der eingeschriebenen Redner war mit Hrn. Bignon noch nicht erschöpft und eben wollte wieder ein Rübenzuckerpartisan, Hr. Gauthier de Rumilly, auf die Tribune eilen, als die ermüdete Kammer die allgemeine Discussion für geschlossen erklärte. Der Berichterstatter General Bugeaud reassumirte die Discussion. „ Der Handelsminister behauptete, das Steigen der Zuckerpreise im Jahr 1839 sey eine Folge der Herabsetzung des Zolles auf den Colonialzucker gewesen. Dieß ist ein Irrthum: das Steigen war eine Folge des Aufhörens von Rübenzuckerfabriken, welche die Ordonnanz der Zollherabsetzung zu Grund gerichtet hat. Unrichtig ist auch die Behauptung, der Staat habe kein Interesse, den einheimischen Fabriken eine Entschädigung zu gewähren. Der Zoll auf den ausländischen Zucker würde, wenn er ihn auf die Märkte Frankreichs zuließe, alle Kosten decken. Eine Folge der von der Regierung vorgeschlagenen Maaßregel würde eine Verminderung der Zahl der bestehenden Rübenzuckerfabriken seyn. Wenn die Kammer in diese Verminderung willigt, wird man von der Rübenzuckerindustrie bald nur wie von einer Merkwürdigkeit sprechen, etwa wie von der Wahlreform des Hrn. Odilon-Barrot. (Allgemeines Gelächter.) Die Abgabe auf die einheimische Industrie bis auf 27 Fr. erhöhen, wäre so viel, als ihren Untergang wünschen. Einige Gegner dieser Industrie glauben, man könne im Falle eines Krieges auf die Zuckereinfuhr durch neutrale Schiffe rechnen. Dieß ist sehr zweifelhaft, da von vielen Mächten das Recht der Neutralen nicht anerkannt wird. Gesetzt aber auch, man könnte sich auf diesem Wege Zucker verschaffen, so würde Frankreich ihn so theuer bezahlen müssen, daß in wenigen Jahren die Ersparnisse, die man durch Unterdrückung des einheimischen Zuckers machen zu können glaubt, davon verschlungen würden. Unwahr auch ist es, daß nur vier Departements bei dieser Production betheiligt seyen. Uebrigens ziehe ich einer Verminderung der Rübenzuckerfabriken durch Steuererhöhung einer Unterdrückung derselben gegen Entschädigung vor, und die ganze Commission wird lieber für letzteres System sich erklären. “ Die Kammer beschloß hierauf zur Discussion der Artikel überzugehen. Hr. Lacave Laplagne erhielt das Wort. Er stellte das Amendement: „ vom 1 Julius 1841 an soll jede Fabrication von Rohzucker in Frankreich verboten seyn. “ Bei Abgang der Post hatte die Kammer noch keine Entscheidung gefaßt.
Die Commission der Deputirtenkammer, welche über den Rémilly'schen Antrag Bericht zu erstatten hat, wählte mit fünf Stimmen gegen vier Hrn. Ganneron zum Präsidenten und Hrn. Maurat Ballange zum Secretär. Beide sind dem Princip des Antrags günstig. In einer ersten Sitzung beschloß die Commission, daß, wenn auch der Antrag in seiner vorliegenden Form die Majorität der Commission nicht erhalten würde, derselbe doch nicht ganz abgewiesen werden dürfe; in diesem Falle müsse die Commission sich mit andern vorzuschlagenden Systemen beschäftigen.
Die Presse sagt, eines der conservativen Mitglieder der Deputirtenkammer, an welche Graf Jaubert das vertrauliche Schreiben gerichtet, worin er von einem „ Begraben “des Rémilly'schen Antrags spricht, werde den Minister der öffentlichen Arbeiten bei der Discussion über diesen Antrag zu einer Erklärung über jenes Schreiben auffordern. Hr. Jaubert möge sich also darauf gefaßt machen, und nicht wieder eine stotternde Antwort geben. “
Man liest im Moniteur Parisien: „ Das Journa la Presse spricht von Unterhandlungen, welche zwischen der Regierung und gewissen Journalen stattgehabt hätten, und die mit den von den Ministern auf der Tribune ausgesprochenen Grundsätzen nicht übereinstimmten. Die Presse entstellt die Thatsachen. Die Regierung hat sich ausdrücklich untersagt, die öffentlichen Blätter durch geheime Unterstützungen zu verführen; allein sie hat sich offen und bei jeder Gelegenheit das Recht vorbehalten, sich durch ergebene Organe vertheidigen zu lassen. Um diesen letztern Zweck zu erreichen, hat sie sich ein Organ in dem Messager geschaffen, und ein anderes durch die Vereinigung des Nouvelliste mit dem Moniteur Parisien verstärkt. “
Der Mangel an innerer Uebereinstimmung der Elemente, aus denen sich die Majorität gebildet, welcher das neue Ministerium sein Daseyn verdankt, hat sich, so kurz auch die Existenz dieses letztern noch ist, schon in der Kammer und in der Presse offenbart, was natürlich die Haltung desselben unsicher, schwankend und zweideutig macht. In dieser kitzlichen Stellung rechnet das Ministerium, wie der Indépendant es auch erklärte, auf „ diejenigen Glieder der Kammern, welche die Regierung zu allen Zeiten, im Gefühle der Schwierigkeiten, die sie zu überwinden hat, unterstützt haben; “diese Glieder sind aber eben jene Katholiken, über welche die antikatholische Opposition durch den Sturz des de Theux'schen Ministeriums einen so großen Sieg davon getragen zu haben hofft. Die Stellung ist also in sich falsch, und auf die Länge unhaltbar. Dieß geht auch schon aus dem Wenigen hervor, was in der Kammer vorgekommen. In den Sectionen hat sich bei Gelegenheit des Amnestiegesetzes die alte Frage wieder hervorgethan: ob denn der 20ste Artikel des Friedensvertrags nicht schon hinreiche? Die Anhänger der alten Minister sind alle dieser Meinung, und mischten sich nicht die Leidenschaften des Augenblicks und die Rücksicht auf Vandersmissens Stellung hinein, so würde man vielleicht einstimmig so denken. Um nun einer neuen Discussion auszuweichen, schlägt man vor, die Worte: „ en tant que de besoin “hinzuzufügen, so daß der1062 Gesetzgeber selbst die Sache zweifelhaft lassen wird! – Abbé de Foere hat seinen alten Antrag auf Ernennung einer Commission zur Untersuchung der Lage des Handels und der Gewerbe erneuert. Er verbindet damit die Absicht, an die Stelle des bisher befolgten Systems möglichster Handelsfreiheit ein ganz anderes angebliches Protectionssystem treten zu lassen, und zu ihm hält sich eine gewisse Zahl Glieder, die ein Element der Coalition vom 14 März bildeten. Das Ministerium ist bei diesem Anlasse der Aufforderung, sich über sein System in Beziehung auf Handel und Gewerbe auszusprechen, ausgewichen, und hat sich der näheren Prüfung des de Foere'schen Antrags nicht widersetzt. Daß aber auch hier keine Uebereinstimmung der Ansichten herrscht, und die neuen Minister ungefähr wie die alten darüber denken, offenbarte sich mehrmals im Laufe der Discussion. Unter solchen Umständen darf es nicht wundern, wenn man das jetzige Ministerium nur als einen Uebergang zu einem, eine entschiedenere Farbe tragenden ansieht. Während die äußersten Liberalen hoffen, es werde ihnen den Weg bahnen, und diese Hoffnung sogar in der Kammer aussprechen, halten sich die extremen Katholiken zu derselben Erwartung berechtigt. Von den Fractionen, aus denen die Coalition vom 14 März zusammengesetzt war, sind letztere am leersten bei der Bildung des neuen Cabinets ausgegangen. Ohne sich total zu compromittiren, hätten sie sich auch nicht mit den HH. Lebeau, Rogier u. s. w., die ihnen Anträge gemacht, vereinigen können. Sie rechnen indeß auf die Möglichkeit einer Combination, worin das Uebergewicht auf ihrer Seite wäre, und beweisen eine Zuversicht, die sich leicht täuschen dürfte. Käme es übrigens auch dazu, so würde dadurch nur ein Beweis mehr geliefert werden, daß das von dem de Theux'schen Ministerium befolgte System in seinen Grundzügen nicht ohne Gefahr für das Wohl des Landes aufgegeben werden darf.
Die Repräsentantenkammer hat am 4 Mai den Amnestie-Gesetzesentwurf mit 60 Stimmen gegen 3 angenommen; vier Mitglieder, die HH. Merode, Ullens, Desmaizières und Garcia enthielten sich des Votums.
Wenn irgend etwas die Verlegenheit der Regierung, die gänzlich die Haltung verloren zu haben scheint, offenkundig darlegen konnte, so war es die durch Hrn. v. Gennep vorgestern angeblich von Seite des Königs ertheilte Erklärung, daß künftig alle und jede Geldangelegenheiten den Generalstaaten mitgetheilt werden sollten, ich sage angeblich, weil es Leute gibt, die noch an der Richtigkeit der Fassung zweifeln. Eine Erklärung muß indeß immerhin abgegeben worden seyn, und diese kann sich nur auf die Ueberzeugung gegründet haben, daß das Budget wieder von der Kammer verworfen werden würde. Wenn man übrigens glaubt, mit dieser Erklärung sey die Sache im Wesentlichen abgemacht, so möchte man sich sehr täuschen. Fürs erste ist die Offenherzigkeit erst aufs künftige Jahr versprochen, und die Kammer kann sich ihrer Stellung im Lande nach mit keinem bloßen Versprechen, welcher Art es auch seyn möge, begnügen, und am wenigsten eine Lösung aufs nächste Jahr hinausschieben. Daher auch alsbald die Frage, ob zugleich die Verantwortlichkeit der Minister versprochen sey; dieß ist der zweite Stein des Anstoßes; die Kammer muß auf diesem Punkte bestehen, denn sie ist sonst bei allen den Geldfragen, die manche Blöße darbieten, gezwungen, über die Minister hinauszugreifen, was sie unmöglich wollen kann. Sie sehen, die Frage zieht sich in immer engere Kreise zusammen, und die Regierung ist, wie ich früher bemerkte, von Geständniß zu Geständniß fortgedrängt worden, und hat endlich sich genöthigt gesehen, das Versprechen zu geben, binnen kurzer Frist mit allem und jedem herauszurücken. Aber auch diese Frist wird ihr kaum gestattet werden.
Nach dem Sturm und den vielerlei Besorgnissen sind die Gemüther im Allgemeinen viel beruhigter, und die Geschäfte fangen wieder an, ihren frühern regelmäßigen Gang zu nehmen. Nichtsdestoweniger ist man hier sehr gespannt, auf welche Weise die Streitfrage in Paris entschieden werden wird. Der französische Gesandtschaftssecretär, Vicomte de' Haussonville, hat sich dadurch, daß er die Sache so eifrig betrieben hat, sehr verdient gemacht. Eine andere Macht scheint nicht gut dazu zu sehen. Was Hrn. Temple betrifft, so hat auch er viel persönliche Bereitwilligkeit gezeigt, um die Sache zu einem schnellen Resultate zu führen, indem er ohne directe Nachricht von seinem Cabinet, auf die bloße Versicherung des Hrn. v. Haussonville hin, daß England die französische Vermittlung angenommen habe, den Befehl erlassen hat, die Feindseligkeiten einzustellen. – Ein heute von Malta angekommenes englisches Kriegsdampfschiff brachte die Nachricht mit, daß alle dort zurückgehaltenen neapolitanischen Schiffe freigegeben worden seyen. – Die Zahl der auf unserer Rhede liegenden Schiffe nimmt mit jedem Tage zu. Man zählt bereits drei englische und eben so viel französische Linienschiffe, nebst einigen Corvetten und Dampfbooten, die aller Wahrscheinlichkeit nach sämmtlich hier bleiben werden, bis man über den Ausgang der Sache in Paris unterrichtet seyn wird. Der dazu bestimmte Termin beschränkt sich auf drei Wochen. Der neapolitanische Gesandte in Paris, Herzog von Serra Capriola, hat die Vollmacht, im Namen des Königs seine Zustimmung zu geben, so daß viele Zeit gewonnen wird. – Es ist hier stark von einer gänzlichen Aenderung des Ministeriums die Rede, und die Namen der neuen Minister circuliren schon unter dem Publicum. – Gestern war an Bord der französischen Schiffe großes Diner zu Ehren des Namenstags Ludwig Philipps. – Die neulich im Commerce gegebene Nachricht, daß Neapel eine Flotte von 47 Kriegsschiffen habe, ist im höchsten Grad übertrieben. Statt der 12 Linienschiffe und 15 Fregatten, beschränkt sich solche auf 1 Linienschiff „ der Vesuvius “von 90 Kanonen, 4 Fregatten und eben so viel Corvetten, zusammen 9 Segel. Unsere Regierung fährt fort, Kriegsmunition aller Art nach Sicilien zu senden; alle Gerüchte von daselbst ausgebrochenen Unruhen sind übrigens bis jetzt ungegründet.
Die Nachricht, daß der König von Neapel die Vermittelung der französischen Regierung in dem sicilianischen Monopolstreit angenommen, hat hier einen günstigen Eindruck hervorgebracht. Es wird nun die Sache des Hrn. Thiers seyn, die Erwartungen zu erfüllen, die er durch eine Frieden und Ordnung athmende Sprache bei dieser Angelegenheit erweckt hat. Die Mission des Hrn. Thiers ist hierin eine dankbare, weil ihre glückliche Erfüllung ihm einen Anspruch auf den Dank aller Mächte, die an der Erhaltung der Ruhe Italiens und der Befestigung des europäischen Friedens betheiligt sind, verleihen muß, denn die eigentliche Gefahr scheint nicht aus dem Conflict Englands und Neapels, sondern aus den durch den Streit neubelebten Hoffnungen der Unruhestifter gedroht zu haben. Somit tritt „ das Kind der Revolution “in einem gewissen Sinne gegen seine Mutter auf; man kann inzwischen annehmen, daß dieses Auftreten nur auf ihre Besänftigung berechnet ist. Ohne Zweifel wird die Schwefelfrage jetzt friedlich gelöst und die durch sie erregte Reibung hat höchstens ein paar Individualitäten zermalmt, so den Fürsten von Cassaro und den Marquis Gagliati. Letzterer soll1063 durch eine merkwürdige diplomatische Tactlosigkeit seine Abberufung von Wien veranlaßt haben. Der österreichische Gesandte am neapolitanischen Hofe scheint nicht abberufen werden zu sollen, obwohl frühere Briefe aus Neapel dieß mit vieler Zuversicht behaupteten.
Se. königl. Hoh. der Großherzog von Baden hat vor seiner Abreise dem Generaladjudanten Sr. Maj. des Königs, Generallieutenant Frhrn. v. Zweibrücken, das Großkreuz des Zähringer-Löwenordens ertheilt. Das Ritterkreuz dieses Ordens erhielten: der Flügeladjutant Sr. Maj. Oberlieutenant Graf v. Pappenheim, der k. Ministerialrath und Cabinetsprediger Ihrer Maj. der verwittweten Königin, Dr. v. Schmidt, dann deren Leibarzt, Medicinalrath Dr. Graf; auch ansehnliche Geschenke wurden, wie verlautet, an verschiedene Personen des Hofs vertheilt. – Die erlauchte Braut des Großfürsten Thronfolgers von Rußland, Prinzessin Marie von Hessen, wird, den neuesten Nachrichten aus Darmstadt zufolge, in den ersten Tagen des Junius zum Besuche hier eintreffen. – Ihre Maj. die Königin Caroline, die in den letzten Tagen wieder leidend war, befindet sich in erfreulicher Convalescenz.
Ein Courier aus Paris hat in den letztern Tagen Sr. Durchlaucht unserm regierenden Herzog, mit sehr verbindlichen Schreiben des Königs der Franzosen und Hrn. Thiers, das Großkreuz der Ehrenlegion überbracht. Zugleich kam ein königl. belgischer Gesandtschaftssecretär hier an, welchem der von Hrn. Thiers im Namen seines Monarchen und von dem Grafen le Hon für das hiesige herzogl. Haus am 24 v. M. zu Paris unterzeichnete Ehevertrag der Prinzessin Victorie mit dem Herzog von Nemours zur Aushändigung anvertraut war, und der gestern wieder abgereist ist, um die Ratificationsurkunde desselben nach Paris zurückzubringen, woselbst sie gegen die französische demnächst ausgewechselt werden wird. Seltsam nahm sich unter dem, sonst mit vielem, selbst mittelalterlichen Prunk ausgestatteten Vertrage das kleine Siegel des Ministers Thiers aus, nur die einfache Chiffre A. T. zeigend, ohne alle heraldische Zuthat. – Am nächsten Mittwoch geht übrigens unser Herzog für seine Person nach Coburg, um von dort bald nach seiner in Oberösterreich gelegenen Herrschaft Krainburg abzureisen. Das Ministerium aber bleibt hier und sieht der definitiven Ernennung seines Vorstandes noch entgegen, als welchen gar viele gewichtige Stimmen den Regierungspräsidenten Frhrn. v. Heine wohl bald zu begrüßen wünschen.
Nach dem nähern Bericht über eine verheerende Feuersbrunst in dem Städtchen Kremmen (5 Meilen von hier) am 2 d. M. ist ungefähr die Hälfte desselben ein Raub der Flammen geworden. 157 Wohnhäuser, etwa 400 Ställe, drei Scheunen u. s. w. sind in Asche gelegt. Ein Verlust von Menschenleben ist glücklicherweise nicht zu beklagen, aber um so größer ist der von unversichertem Eigenthum. Viele hundert Menschen sind obdach - und mittellos geworden, und nehmen auf das dringendste den Wohlthätigkeitssinn in Anspruch. (Preuß. St. Z.)
Am gestrigen Abend gegen 10 Uhr, als Alles im ersten Schlafe lag, brach bei einem orkanähnlichen Nordost-Winde in der Scheune eines Ackerbürgers zu Schubin Feuer aus, welches in wenigen Minuten mit reißender Schnelligkeit sich über die ganze Altstadt verbreitete und jeden Rettungsversuch vergeblich machte, da in einer Viertelstunde mehr als 30 Gebäude zugleich brannten, und zwar an ganz verschiedenen, von einander weit entlegenen Orten. Bis jetzt – denn noch brennt das Feuer – sind über 250 Gebäude ein Raub der Flammen geworden. Fünf Menschen werden vermißt. Eine große Zahl von Rindvieh, Pferden und Schafen ist in den Ställen mitverbrannt. Die Locale des Magistrats, der Kämmerei und Communalcasse, der Kreiscasse und der Specialcommission (bei allen diesen Behörden haben nur wenige Actenstücke und die Geldbestände gerettet werden können), die katholische Kirche, die schöne Propsteiwohnung mit allen Wirthschaftsgebäuden, sämmtliche Scheunen der ganzen Stadt und die Dominial -, Wasser - und Schneidemühle liegen ganz in Asche. Ueber 150 Familien, worunter großentheils arme Judenfamilien und kleine Ackerbürger, haben alle ihre Habe verloren. (Pr. Staatsztg.)
Es scheint, daß die Auflösung der unter den Waffen stehenden Landwehrbataillone durch die Verhältnisse Italiens und vorzüglich Neapels eine Vertagung erfahren werde. Der am kaiserlichen Hof accreditirte neapolitanische Gesandte, Marquis von Gagliati, ist von hier abberufen; der jetzige Gesandtschaftssecretär, Hr. v. Vanvitelli, wird ad interim als Geschäftsträger die Geschäfte der Mission übernehmen.
Gestern brachte ein Courier aus Neapel die Nachricht, daß der König die ihm von Frankreich angebotene Vermittelung im Schwefelmonopolsstreite mit England am 26 April angenommen hat. Die Zahl der bisher von Seite Englands weggenommenen neapolitanischen Fahrzeuge beläuft sich, so weit man davon hier Kunde hat, auf zwölf. – Es heißt, der kais. österreichische Gesandte, Graf Woyna, werde sich in Auftrag Sr. Maj. des Kaisers zur Krönungsfeier des Königs von Dänemark nach Kopenhagen begeben, und von dort auf seinen Posten zurückkehren. – Wir sind seit einiger Zeit von Feuersbrünsten wiederholt heimgesucht. Nach einander ereigneten sich diese Unfälle in der Stadt Judenberg in Steyermark, in Gänserndorf, in Poppitz in Mähren, und nach eben eingetroffenen Nachrichten auch in dem großen Marktflecken Baia im Bacser Comitat, dessen 1700 Häuser, dem vorläufigen Berichte zufolge, der Flamme ganz zum Raube wurden. Irrig wird im Nürnberger Correspondenten eines Brandes in Eisgrub in Mähren gedacht. Man hegt den Verdacht der Brandstiftung hinsichtlich der in der Nähe der Nordbahn vorgekommenen Fälle; doch ist darüber nichts Näheres bekannt, und nicht ohne Fug anzunehmen, daß die anhaltende, der Landwirthschaft sehr ungünstige Trockenheit, verbunden mit dem auf dem Lande herrschenden Leichtsinn der Feuerbehandlung die Schuld dieser sich mehrenden Unglücksfälle trage.
Gestern und heute fand die von der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft dahier alljährlich veranstaltete öffentliche Ausstellung ausgezeichneter Viehgattungen, so wie neuer ökonomischer und technischer Gegenstände in den Localitäten des Augartens statt. Diesen Mittag begab sich Se. Maj. der Kaiser nach dem Ort der Ausstellung, um für die preiswürdigsten Gegenstände die ausgesetzten Prämien eigenhändig zu vertheilen. – Fürst Paul Esterhazy, unser Botschafter am Londoner Hofe, ist mit Vorbereitungen zur Reise auf seinen Posten beschäftigt. Man vermuthet, daß die Differenzen zwischen England und Neapel auf die Beschleunigung der Rückkehr auf seinen Posten Einfluß haben. – Zum Schlusse des ungarischen Landtages werden dem allerhöchsten Hofe mehrere Personen von Auszeichnung folgen. Namentlich wird auch Fürst Pückler-Muskau sich in diesen Tagen nach Preßburg begeben, um Zeuge der Feierlichkeiten beim Landtagsschlusse zu seyn. – Fortwährend befinden sich hier türkische Militärzöglinge im Auftrage1064 ihrer Regierung, um sich sowohl praktisch als theoretisch im Waffendienste auszubilden. Man sieht sie häufig als Chargen bei der Linie eingetheilt, deren Uebungen sie mitmachen, wobei freilich der rothe Feß und die dunkle Kleidung gegen die Tschakos und die weißen Röcke des österreichischen Militärs auffallend abstechen. Der Oberst von Kaiser-Chevaurlegers, Baron Moltke, hat kürzlich von dem Sultan für die von ihm geleitete treffliche Einübung einiger Cavaleriezöglinge ein eigenhändiges Dankschreiben erhalten.
Man hat von Nuri Effendi Briefe aus London erhalten, worin er Lord Palmerston und Hrn. v. Brunnow sehr lobt und die Hoffnung ausspricht, seine Mission glücklich zu beendigen. Er kann nicht genug die zuvorkommende Weise rühmen, mit der er in England aufgenommen worden sey. Er schreibt dieß den freundschaftlichen Gesinnungen zu, die von jeher die englische Nation für die Pforte gehabt. Er benützt dieß, um recht eifrig anzuempfehlen, sich ja gut mit Lord Ponsonby zu halten, der, wie er sich genau überzeugt habe, der eigentliche Schutz und Schirm der Pforte sey. Damit diese seine Anempfehlung um so mehr Eingang finde, citirt er mehrere Stellen aus den Berichten Ponsonby's an das englische Ministerium, von denen Lord Palmerston ihm Einsicht gegeben. Es geht daraus hervor, daß der brittische Botschafter seiner Regierung anräth, ohne Zeitverlust Mehemed Ali angreifen zu lassen, und sich nicht um die Folgen zu bekümmern, weil, je länger man damit zögere, desto mehr die Pforte erschöpft werde, so daß sie zuletzt aus Schwäche untergehen müsse. Ponsonby ist also für Krieg gegen Mehemed Ali und kann darin durch das Betragen Mehemed Ali's nur bestärkt werden, denn dieser hat alle Rücksichten aus den Augen verloren, die er sonst für den englischen Namen hatte. Man möchte fast glauben, daß er es darauf absehe, eine Krisis herbeizuführen. Die Mittheilungen aus Alexandrien lauten höchst bedenklich. Man entnimmt allerdings auch daraus, daß der englische Generalconsul Hodges sehr leidenschaftlich und äußerst unvorsichtig ist, und daß sein Betragen Mehemed Ali reizen muß. Hier ist übrigens Alles ruhig, und man merkt kaum, daß man große Ereignisse zu erwarten hat, die nach der Ansicht der meisten Diplomaten eintreten müssen.
An die Stelle des wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt abgesetzten Akif Pascha's von Nicomedien ist Ahmed Zakarieh Pascha zum Gouverneur von Nicomedien ernannt worden. – Einige der Diplomaten, die auf den 18 d. in das neue Palais des Sultans in Tschiragan geladen waren, fühlten sich durch den zwischen ihnen und den Repräsentanten der fünf Großmächte, welche schon am 12 allein das Palais besichtigten, gemachten Unterschied verletzt. Namentlich gab der belgische Gesandte der an ihn ergangenen Einladung keine Folge, und glaubte bei dem Minister des Aeußern über diese beleidigende Eintheilung der fremden Gesandten in zwei Classen remonstriren zu müssen. Es erfolgte von Seite des Reis Effendi's ein Entschuldigungsschreiben an Hrn. v. Behr, mit der Versicherung, daß dieser unschuldige Verstoß sich in der Folge nicht wiederholen werde.
(Commerce.) Briefe aus Teheran vom 8 März bestätigen die Ankunft der französischen Gesandtschaft in dieser Hauptstadt. Graf Sercey wurde mit allen seinem Rang schuldigen Ehrenbezeugungen empfangen. Ueber 12,000 Menschen waren ihm entgegengezogen. Am 8 März befand sich der Schah in Ispahan, wohin Graf v. Sercey zu gehen Willens war.
Aus Indien meldet die gestern erwähnte neueste Post den Tod des Generalmajors Kinnersley, nun ersetzt durch Obrist A. Robertson, und die Abreise des Lords Keane. Die letzterem im Namen der Einwohner von Bombay überreichte, und von 21 angesehenen Parsen, Hindus und Mohammedanern der Stadt unterzeichnete Abschiedszuschrift enthält folgende merkwürdige Stelle: „ Wir bitten dich, kraft deiner Stellung als Pair des brittischen Reichs, allen unsern Mitunterthanen zu sagen, daß es für die Sicherheit des indischen Reichs nothwendig ist, sich in keine voreiligen Versuche mit unsrer Glückseligkeit einzulassen (not to tamper with our happiness), unsre besondern Gebräuche nicht zu beleidigen, und unsre Religionen nicht anzugreifen. Wirst du das thun, so wirst du dem ganzen Reich eine Wohlthat erweisen, wirst Indien befestigen, und die rechtmäßige Treue seiner ganzen Bevölkerung sicher stellen. “
1057Ich habe in mehreren meiner Briefe die deutschen Emigranten, die, wie ich wußte, Agenten der westindischen Pflanzer in Hamburg anzuwerben suchten, vor Auswanderung nach Westindien gewarnt. Der Erfolg hat meine Warnungen nur zu schnell gerechtfertigt: man weiß, daß die nach Guiana gebrachten meistens todt sind, und hier ist die Rechenschaft, welche eine Zeitung in Jamaica, der Colonial Reformer, von dem Schicksal der dortigen gibt: „ Wir gestehen, daß wir jede neue Einführung von Einwanderern in dieses ungastliche Land mit großem Mitleiden sehen. Wenn wir von der Ankunft solcher neuen bethörten Leute hören, können wir nicht umhin auszurufen, wo sind die deutschen, wo die irländischen Einwanderer? Das ungünstige Klima, die ungewohnte Arbeit, die Europäern neuen Lebensmittel, die leidige Leichtigkeit sich Rum zu verschaffen, Vernachlässigung, schlechte Behandlung und gebrochene Herzen haben sie fast bis zum letzten aufgerieben, und dieses Schicksal wird unfehlbar allen Feldarbeitern zufallen, welche in Masse einwandern, bis die englische Regierung die Leitung derselben auf sich nehmen, und Beamte zur Beschützung der Fremden aufstellen wird. Wir könnten herzbrechende Geschichten von dem Elend erzählen, dem die deutschen Emigranten unterlegen sind. Wie viele von ihnen haben ihre kleine Habe in ihrem Vaterlande verkauft, um auf unserer Insel durch die tropische Sonne, und eine Art von Arbeit, die ihnen neu war, und an die sie sich nicht gewöhnen konnten, aufgerieben zu werden! “
Solche Warnungen sind leider noch immer an der Zeit, denn die Colonisten lassen nichts unversucht, durch Concurrenz, d. h. durch Einführung neuer Arbeiter den Preis der Arbeit ihrer ehemaligen Sklaven herabzudrücken, und es vergeht kein Monat, in dem der Colonialminister nicht einen neuen Vorschlag eines Colonialgesetzes über Beförderung der Einwanderung zu verwerfen hätte. Die Pflanzer in Guiana wollten im letzten Jahre ein Anlehen von 400,000 Pf. St. machen, um damit Arbeiter aus Europa, Afrika und Indien einzuführen. Barbados hat ein ähnliches Gesetz vorgeschlagen, das vor wenigen Tagen von Lord J. Russell verworfen wurde, und so ist es mit Jamaica, Trinidad u. s. w. Daß es den Pflanzern sehr der Mühe werth scheint, Emigranten einzuführen, kann man aus folgenden Auszügen aus einem Briefe von Hrn. Prescod, einem Pflanzer in Barbados, an den bekannten Quäker Sturge sehen. Der Brief ist vom 11 Febr. 1840, und nach einer Reise nach Trinidad geschrieben: „ Ich habe den District Naparima in Trinidad bereist und mit vielen Pflanzern geredet. Ich habe mich auf meiner Reise durch die Insel auf zwei Punkte beschränkt: das allgemeine Betragen der Neger seit der Emancipation, und die Wirkungen dieser auf den Werth des Eigenthumes und die Interessen der Pflanzer, und ich bin sehr zufrieden mit den Nachrichten, die ich über beide Punkte eingezogen habe. Alle Pflanzer, mit sehr wenigen Ausnahmen, erklärten, daß die Neger sich anständig betragen und gut arbeiten, nicht so viel als die Pflanzer wünschen, aber so viel oder mehr als zur Zeit der Sklaverei. Was die Wirkungen der Emancipation auf die Pflanzer betrifft, so habe ich nicht Einen in Trinidad gefunden, der mich nicht versicherte, daß sein Gut jetzt mehr werth sey als früher, und viele angesehene Leute haben mir gesagt, daß die Zunahme des Werths des Grundbesitzes auf der ganzen Insel 10 bis 20 Procent betrage. Alexander Fraser, Besitzer des Guts Wellington in Süd-Naparima, sagte mir, daß das Gut im Jahr 1837 um 40,000 Dollars verkauft worden sey, daß er es im Jahre 1838 um 50,000 gekauft habe, und es jetzt 60,000 werth sey. Alle Pflanzer sind einstimmig, daß freie Arbeit der Sklavenarbeit vorzuziehen sey, obgleich einige behaupten, daß sie theurer sey, aber selbst diese ziehen sie vor, weil das Eigenthum sicherer und die Arbeit gleichförmiger sey, so daß auf einen geringeren, aber einen sichreren Gewinn zu rechnen sey. Die Arbeit ist gut bezahlt, doch nicht so gut als der Pflanzer sie bezahlen könnte; in Naparima wird auf den Zuckerpflanzungen 2 Schilling täglich bezahlt, und dazu dem Arbeiter ein Haus gratis gegeben; in andern Theilen der Insel ist der Lohn höher, aber keineswegs zu hoch im Verhältniß zum Ertrag der Arbeit; der Boden ist so gut, daß ein Mann dort so viel als fünf in Barbados thun kann, und ich finde von Anschlägen, welche mir die Pflanzer gegeben haben, daß das Capital in einer Zuckerpflanzung, wenn der Preis des Zuckers in London auf 60 Sch. steht, 25 Proc. jährlich einträgt. Die hauptsächlichste und fast die einzige Klage der Pflanzer ist Mangel an Arbeit; die geizigeren schreiben sie der Trägheit der Neger zu, und suchen durch ihr Geschrei Mitleiden zu erregen und so England zu bewegen, ihren Emigrationsplanen die Hände zu bieten. Allein diese Klagen sind ungerecht, der Pflanzer erhält gegenwärtig eben so viel und oft mehr Arbeit als zur Zeit der Sklaverei, und die Ernte letzten Jahres, bei der man mit so vieler Zuversicht einen Ausfall von 5000 Fässern Zucker vorausgesagt hatte, hat im Gegentheil um 2 bis 300 Fässer vorgeschlagen, welche nicht einmal ausgeführt werden konnten, weil es an Schiffen fehlte. Die gegenwärtige Ernte wird der letzten wenigstens gleichkommen. Wenn daher die Pflanzer von Mangel an Arbeit, von bevorstehendem Ruin u. s. w. reden, so heißt das nichts, als daß sie vor ihren gierigen Augen reiche wüstliegende Ländereien haben, die sie gern umbrechen möchten. Sie wollen ihre Culturen ausdehnen, und die Emancipation hat sie mit Hoffnungen angefüllt, von denen sie zur Zeit der Sklaverei nicht träumten. Sie sehen Reichthümer zu ihren Füßen, und es fehlt ihnen an Händen sie aufzugreifen. Dieß ist das ganze Geheimniß des Mangels an Arbeit, und des Geschreis nach Einwanderung im Großen. Sie wollen nicht sagen, daß sie ihre alte Cultur nicht mehr, oder nicht vortheilhaft forttreiben können, sondern, daß sie sie ausdehnen möchten ohne durch Concurrenz der Pflanzer um Arbeit den Lohn erhöhen zu müssen. “ Darum werden deutschen Emigranten goldene Hoffnungen gemacht, damit sie das brache Land von Trinidad und Guiana unter der brennenden Sonne umbrechen, ohne daß der Pflanzer genöthigt sey, den Fleiß der Neger durch höhern Lohn anzuspornen; aber dieß ist kein Klima und keine Arbeit für Nordländer, und westindische Pflanzer sind keine Herren, denen ein Deutscher dienen sollte. Es gibt gemäßigte Länder in Menge, wo er ein angemessenes Klima, Aussichten auf eigenen Landbesitz und keine durch Sklaverei verpestete Gesellschaft finden kann. Selbst die Malteser, welche man in Jamaica und Guiana eingeführt hat, haben das Klima und die Arbeit nicht ertragen können, obgleich sie an ein heißes Klima, harte Arbeit und große Mäßigkeit gewöhnt sind.
1058Die merkwürdige Weltstellung der beiden größten Reiche unseres Zeitalters, von denen das eine, über die Meere gebietend, vom Ocean aus sich in die Angelegenheiten aller Länder mischt, und das andere, über ungeheuere Ländermassen herrschend, mit seinem Interesse in das aller Welttheile und Meere verflochten ist, die gegenseitigen Beziehungen und Berührungen Englands und Rußlands sind der Gegenstand des aufmerksamsten Studiums aller Politiker unserer Tage. Den Erdkreis umfassend stoßen beide Riesen unter allen Meridianen nachbarlich an einander und ringen am Bosporus, am Sund, am Nil, am Oxus, in Asien, Europa und Amerika um das Uebergewicht. Vor Allem aber ist die asiatische Welt in neueren Zeiten immer mehr und mehr ein Gegenstand ihrer sich kreuzenden Unternehmungen geworden. Rußland hat den ganzen Norden dieses Welttheils zu seinem Gebiete geschlagen und hat sich mit seiner Bevölkerung, colonisirend und umgestaltend, darüber ergossen. England hat den halben Süden an sich gerissen und unter seine Herrschaft gebracht. Und was zwischen Nord und Süd in der Mitte lag, die Staaten des Kalifen, die Gebiete des Perserkönigs, die afghanischen und turkestanischen Staaten waren bisher ein beständiger Schauplatz der diplomatischen Unterhandlungen und commerciellen Speculationen beider um die Herrschaft der alten Welt spielenden Mächte. Jetzt sind sie sogar auch mit den Waffen in der Hand und erobernd auf diesen Schauplatz eingetreten, die Engländer von Süden vordringend, in Afghanistan, die Russen aus dem Norden in Turkestan.
Nur im Osten Asiens lag bisher noch, zwischen dem englischen und dem russischen Asien sich einkeilend, wie ein unerregbarer todter Koloß in sich abgeschlossen und unzugänglich für alle diplomatischen Bemühungen, das himmlische Reich der Mitte. Jedoch sind neuerdings auch in den Beziehungen dieser Macht zu einem seiner beiden europäischen Nachbarn, solche Veränderungen eingetreten, daß man die Frage aufgeworfen hat, ob nicht auch der andere Nachbar sich bei diesen Veränderungen thätig erweisen werde. Diese Frage gewinnt gerade in dem laufenden Jahr 1840 um so mehr an Interesse, da dasselbe das zehnte Jahr ist seit der letzten russischen Mission nach Peking, also, den zwischen Rußland und China bestehenden Vorträgen zufolge, in demselben Jahr, in welchem die Engländer sich gegen die Chinesen feindlich rüsten, eine neue freundschaftliche Sendung der Russen nach diesem Lande stattfindet.
Die englischen Zeitungen und Journale, in völliger Unkenntniß oder Verkennung der Verhältnisse Rußlands zu China und schon im voraus das, was hier bloß möglich scheint, als wirklich geschehen, ausschreiend, haben bereits alle neuerlichen, unfreundschaftlichen Acte der chinesischen Regierung gegen den Cantonhandel russischen Einflüsterungen zugeschrieben. Deutsche Journale und namentlich die Allg. Zeitung haben dagegen nicht nur die Versicherungen der Engländer verneint, sondern auch vielleicht mit Uebersehung des von uns schon früher berührten Umstandes der in dieses Jahr fallenden Mission, alle Möglichkeit eines Conflicts russischer und englischer Eingebungen zu den Füßen des Thrones des „ Tin-tze, “des Himmelssohnes, von der Hand gewiesen. Das ungemeine Interesse, welches eben jetzt die Stellung China's zwischen Rußland und England gewährt, das, so tief wie heute mit jenen beiden, noch nie mit zwei europäischen Reichen sich eingelassen hatte und bei dessen Betrachtung daher für die Zukunft alle Resultate der bisherigen Geschichte der Verbindungen China's mit Europa nicht ausreichen möchten, und die Unwissenheit, welche sich in den meisten unserer Zeitschriften über die russische Angelegenheit und vor Allem über die chinesisch russischen Angelegenheiten kund gibt, werden daher eine abermalige Erwägung derselben als nicht überflüssig erscheinen lassen, und wir geben hier als einen Beitrag zur besseren Beurtheilung der beregten Frage eine kurze historische Uebersicht der Fortschritte, welche die russischen Verbindungen mit China bis auf die neuesten Zeiten herab gemacht haben.
Vor 250 Jahren, etwa um dieselbe Zeit, in welcher die Mandschuren sich aus ihren Steppen nach China aufmachten und dort die alte Ordnung der Dinge über den Haufen werfend das jetzt noch bestehende chinesische Staatsgebäude gründeten, überflutheten ihrerseits die Kosaken den ganzen im Norden von China gelegenen Theil Asiens. Sie griffen weit in die großen Ländergebiete dieses Welttheils hinein, jene kühnen Prommischlenniki besetzten, hielten fest, was ihnen nicht bestritten wurde, und nahmen alles Land im Norden der großen die Mongolei begränzenden Gebirgskette. Ja sie überstiegen diese, da wo sie am niedrigsten ist, im Süden des Baikal-Sees, eroberten das Land Taurien und kamen so in das Gebiet eines nach Süden fließenden Stromes, des großen Amur, und in das Reich eines im Süden thronenden Fürsten, des großen Schamschachan (so nannten sie den chinesischen Kaiser). Die Kosaken waren Plünderer, Eroberer, Handelsleute und Diplomaten zu gleicher Zeit und mit jenem ihrem Uebertritt über die Baikal-Gebirge in die Amur-Gebiete (ums Jahr 1640) sind alle commerciellen, kriegerischen und diplomatischen Beziehungen Rußlands zu China als eröffnet und angefangen anzusehen.
Der erste Gedanke einer diplomatischen Verbindung mit China fällt freilich schon ins Jahr 1608, wo von Tomsk aus eine Gesandtschaft dahin abgehen sollte; der erste Versuch zu einer solchen um das Jahr 1619, wo einige Kosakenofficiere als Gesandte nach China abgingen, aber nur bis zum Altin-Chane, dem mongolischen Fürsten der goldenen Horde, vordrangen – die erste wirkliche Ausführung einer solchen Gesandtschaft aber erst, wie gesagt, um jene Mitte des 17ten Jahrhunderts, wo die Kosaken bereits mit chinesischen Unterthanen zu handeln und zu kriegen angefangen hatten. Dieser erste russische Gesandte an dem chinesischen Hof hieß Baikow. Er traf in Peking mit einer holländischen Gesandtschaft zusammen und wir haben umständliche Nachrichten von seiner zwischen 1753 und 1756 ausgeführten Reise, die indeß insofern ebenfalls nur von geringem Interesse sind, als Baikows Unterhandlungen zu keinem Resultate führten.
Die Chinesen hatten natürlich keine einigermaßen deutliche Idee weder von dem russischen Reiche, noch von der Wichtigkeit der in Sibirien vorgehenden Ereignisse. Ja sie mochten selbst nicht einmal recht wissen, wie weit sie dort im wüsten Norden die Gränzen ihres eigenen Reiches anzunehmen hätten. Sie betrachteten daher anfangs die Ansiedelungen der Kosaken im Quellengebiete des Amur mit ziemlicher Gleichgültigkeit. Auch vollendeten sie erst in dieser Zeit die Unterjochung der Mongolei, so daß sie den Handel der Russen überall zuließen, ja dieselben sogar in Peking duldeten, ihnen die Erbauung eines Bethauses daselbst gestatteten und erst nach der Mitte des Jahrhunderts dazu kamen, gegen die Ansiedelungen der Russen am Amur mit Wort und That zu protestiren, als diese sogar schon anfingen, die ganze Mandschurei auf Flußschiffen zu durchschweifen.
1059Die Chabarows, Sinowiews, Stepanows und andere bei uns unbekannte Helden, in der That aber die wahren Cortez und Pizarros der Russen, bauten Flotten von Flußschiffen auf dem Amur und drangen damit bis in das Mündungsland dieses Flusses vor, schlugen sich flußaufwärts und abwärts fahrend mit ihren kleinen Häuflein, die gewöhnlich nur aus 50 - 100 - 200 Mann bestanden, durch große chinesische Heerhaufen durch, und erbauten hier und da kleine Festungen, so 1653 Irgenskoi, 1654 Kamarskoi, und etwas später „ Albasin “, von den Chinesen „ Jacksa “genannt. Alle diese Festungen wurden nun von den Chinesen, die von den Russen nicht nur die völlige Räumung des Amurgebiets verlangten, sondern auch die ganze irkutzkische Provinz am Baikalsee in Anspruch nahmen, mit großen Armeen angegriffen. Die Russen vertheidigten sie gewöhnlich siegreich oder erkämpften sich doch, wenn sie der Uebermacht weichen mußten, in der Regel einen rühmlichen Abzug. Die wichtigste jener Festungen war die letztgenannte Albasin, die von einigen hundert Kosaken und Russen bewohnt war, welche die Umgegend bebauten und tributpflichtig machten. Die Chinesen zogen mit einem Heer von 20,000 Mann und 150 Kanonen gegen dieselben an, und brachten endlich im Jahr 1685 durch eine langwierige Belagerung die russische Besatzung zum Abzug. Ein Theil derselben ging zu den Chinesen über, trat in ihre Dienste und wurde von ihnen nach Peking geführt, wo sie von da an als Leibtrabanten des Kaisers von China in einem ihnen angewiesenen Quartier der Stadt, der sogenannten „ russischen Sloboda “, wohnten. Man nannte sie die russische „ Ssotnä “, das „ russische Hundert. “. Die Chinesen zerstörten Albasin; die Russen kehrten verstärkt zurück und bauten es wieder auf. Die Chinesen ihrerseits griffen es von neuem an, und so zogen sich diese wunderlichen Kämpfe bis ans Ende der achtziger Jahre hin. Wenn die Russen schon damals so zahlreich und mächtig in Sibirien gewesen wären, wie jetzt, so wäre es ihnen wohl leicht gewesen, sich das Amurland zu erhalten. Allein bei der unverhältnißmäßigen Ueberzahl der Chinesen war es von Peter dem Großen ein sehr vernünftiger Entschluß, einstweilen dem Fortschreiten der russischen Waffen hier ein Ziel zu stecken, die Gränzen mit China festzusetzen und vorläufig das, was man mit Leichtigkeit halten konnte, weiter zu begründen und auszubilden. Peter der Große ließ daher die Chinesen zu Unterhandlungen über jenen Punkt in Nertschinsk auffordern, und schickte seinerseits den Grafen Golowin nach diesem Orte, während die Chinesen ihrerseits einige chinesische Beamte nebst den Jesuiten Pereira und Gerbillon eben dahin sandten. Nach langen, höchst merkwürdigen und für beide Parteien, für Chinesen wie Russen, sehr charakteristischen Unterhandlungen kam es denn endlich im Jahr 1689 zwischen diesen Leuten zu dem ersten officiellen und im Namen beider Kaiser abgefaßten Friedensschluß. Die Gränzen zwischen beiden Reichen wurden in diesem Tractat im Ganzen so festgesetzt, wie sie noch bestehen. Die Russen beschränkten sich im Wesentlichen auf ihre Besitzungen jenseits der Gebirge, und behielten nur unbedeutende Theile des Amurlandes, indem sie auf die unteren und die mittleren Amurgegenden bei Albasin verzichteten, so wie die Chinesen ihrerseits auf die nertschinskischen und irkutzkischen Länder verzichteten. Der Handel zwischen beiden Nationen wurde freigegeben, so daß Chinesen ungehindert nach Rußland und umgekehrt Russen nach China sollten reisen können.
Mit diesem Frieden von Nertschinsk ist die Epoche der chinesisch-russischen Kriege beendigt, und seit 1689 haben sich beide Nationen noch nicht wieder feindlich gegenüber gestanden. Nichtsdestoweniger waren die Verhältnisse beider Reiche durch diesen Frieden noch nicht zu Aller Zufriedenheit geordnet. Die Russen beabsichtigten besonders wegen der in Peking bestehenden Colonie ihrer Landsleute, jener russischen „ Ssotnä “von Kriegsgefangenen und Ueberläufern, die Wiedererbauung einer russischen Kirche und eines Klosters in Peking. Auch wünschte der weitblickende Peter I, daß eine bleibende russische Gesandtschaft in Peking ihre Residenz nehmen möchte. Die Chinesen ihrerseits wollten beides nicht bewilligen, und fanden auch die völlige Unbeschränktheit des Handels, die in dem Frieden von Nertschinsk zugestanden worden war, am Ende bedenklich. Diese Punkte veranlaßten vom Jahr 1692 an, wo der russische Gesandte Isbrand Ydes deßwegen nach Peking geschickt wurde, abermalige langwierige Unterhandlungen, welche erst nach Peters Tod, unter der Regierung Katharina's I, im Jahr 1728 zum Abschluß kamen.
Der Generalhandels - und Freundschaftstractat, den am 14 Junius des genannten Jahres der Gesandte Katharina's, der Graf Wladislawitsch Ragusinskoi, mit den Ministern der Bogdo-Chan'schen Majestät, des damals regierenden Kaisers Yung-Tsching, zu Stande brachte, und der bis auf den heutigen Tag, nebst jenem Nertschinskischen Frieden, die Hauptbasis der Verhältnisse zwischen Rußland und China bildet, lautet nun dahin, daß die Russen, wie zuvor, Handel mit den Chinesen sollten treiben können, jedoch sollte dieser Handel nur an den Gränzen der beiden Reiche statt haben, und die russischen Kaufleute sollten nicht mehr nach China selber reisen dürfen. Dagegen sollten die Russen in der Hauptstadt China's eine Kirche bauen und Priester dahin schicken dürfen, um mit ihren dortigen Glaubensgenossen – eben jenen Albasinern im chinesischen Dienst – nach ihrer Weise zu beten. Die Priester sollten ein Oberlama (Oberpriester, Archimandric) und drei ihnen zugegebene Unterpriester seyn. Auch sollte es den Russen gestattet seyn, zur Erlernung der chinesischen Sprache vier junge Leute in Peking zu unterhalten, welche dann nachher als Dolmetscher zwischen Rußland und China dienen könnten. Zur Aufnahme dieser Leute und Geistlichen sollte auf Kosten des chinesischen Kaisers den Russen ein Haus und Kloster neben der Kirche gebaut werden. Jene vier jungen Leute, so wie die Priester, sollten alle zehn Jahre durch neue ersetzt werden dürfen.
Bei den Bestimmungen dieses Tractats von 1728 ist es nun in allen Stücken, sogar auch in Beziehung auf die festgesetzte Anzahl von Priestern und Schülern, bis auf unsere Tage herab geblieben. In Folge desselben besitzen die Russen noch jetzt ihre Niederlassung in Peking, welche auf chinesisch „ Koen “heißt und aus einer Kirche, einem Kloster für die Geistlichen und einem sogenannten Gesandtschaftshofe für jene vier Schüler und die die ganze Mission begleitende militärische Bedeckung besteht. Wenn die russischen Missionen immer den Termin von zehn Jahren innegehalten hätten, so müßten jetzt bereits eilf Missionen dahin abgegangen seyn. Doch wurden durch verschiedene im Laufe des vorigen Jahrhunderts eingetretene Störungen der freundschaftlichen Verhältnisse zwischen China und Rußland der Abgang der Missionen dann und wann verzögert, und so kommt es, daß jetzt erst der achte Archimandrit seit dem Jahr 1728 in Peking residirt.
Jene Mißhelligkeiten zwischen China und Rußland im Laufe des vorigen Jahrhunderts wurden wiederholt veranlaßt durch die Kriege, welche beide Staaten mit den ihnen benachbarten Nomaden führten. Die Chinesen vollendeten in der Mitte des Jahrhunderts ihre Eroberung der Sungarei. Viele sungarische Fürsten flohen auf russisches Gebiet und wurden von den Chinesen reclamirt. Die Russen ihrerseits unterjochten und bedrückten die Kalmücken, von denen ein Theil nach China entfloh, die wiederum von den Russen ebenso reclamirt wurden. 1060Daher kam es, daß der chinesisch-russische Handel zu verschiedenen Malen unterbrochen und doch immer wieder eröffnet wurde, weil er bereits beiden Nationen zum Bedürfniß geworden war, obgleich sie immer die Miene annahmen, als gestatteten sie den Russen die Wiedereröffnung des Handels nur als eine große Gnade. „ Ich habe mit allen Creaturen Mitleiden, heißt es gewöhnlich in dem deßhalb erlassenen Handschreiben des chinesischen Kaisers, und da die Russen herablassend um die Eröffnung des Handels bitten, so sey er denn eröffnet. “ Seit dem Jahr 1792 nun ist der Verkehr Rußlands mit China durch keine weitere Störung unterbrochen worden. Denn die Mißhelligkeiten wegen der Anwesenheit der Schiffe des Admirals Krusenstern im Hafen vor Canton im Jahr 1806 drohten nur mit einer solchen Störung, da Krusenstern von dem den Chinesen mißfälligen Versuch, einen Seehandel mit ihnen anzuknüpfen, abstand. Die letzten russischen Missionen nach Peking haben daher auch sehr regelmäßig statt gehabt, im Jahre 1794, 1807, 1820 und die letzte 1830. Und jetzt, wie gesagt, 1840 findet eine neue statt.
(Beschluß folgt.)
Fehde zwischen der Revue du Progrès und dem Charivari.
Unter dem Schwall von Fragen an der Tagesordnung, welche die weitgehörten politischen Organe der neuern Zeit, die Tagesblätter, verhandeln, klingt für das Ohr des Verständigen doch immer und trotz allen Sophistereien des persönlichen oder des Parteiinteresses am Ende eine Hauptfrage als Grundton vor. Es ist jene, welche vor mehr als 18 Jahrhunderten die höchste Autorität vernehmen ließ, als spitzfindige Gelehrte jener Zeit (die sich auch hoch über der Menge wähnend, deren geistige Habe vergeudet hatten, indem sie solche als Zahlpfennige ihres gewagten Spieles in tollen Umlauf gesetzt) einen Mann aus dem Volke zum Aburtheilen, d. h. zur Bestätigung ihres eigenen Urtheils vor den weltlichen Richter gebracht hatten. Diese Frage lautete: was ist Wahrheit? und sie war die Abfertigung der Leute, die so viel fragten und denen der Landpfleger den Rücken kehrte.
Aber auch der Mann des Volkes hatte keine Lösung dieser Frage auf dem wissenschaftlichen Felde gegeben. Der Knabe hatte einst mit den Schriftgelehrten gesprochen. Der Mann hatte sich von dem hoffnungslosen Wortstreite zum praktischen Leben des Volkes gewandt, welches er an keine seiner politischen Bedrängnisse und Nöthen erinnerte, sondern dem er rathend, heilend, beschwichtigend, tröstend beistand, und er hatte den lehrbedürftigen als erste Lebens - und Wahrheitsregel von seinen Lehrern gesagt: an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Er war der Mann der neuen Zeit, weil er sagen konnte: ich bin nicht gekommen, um die alten Gesetze zu lösen, um zu zeigen, daß solche falsch waren, sondern um sie zu erfüllen und zu zeigen, was in ihnen Wahres ist.
Der vorstehende historische Rückblick ward uns durch einen Streit abgezwungen, in welchem sich in neuester Zeit die Anhänger des Fortschreitens befangen finden, dessen Ausgangs - und Endpunkt vollkommen von obgedachter Frage der damaligen Autorität und der vorstehenden Lehre des Mannes der damals neuern Zeit bezeichnet werden.
Auch in den alternden Gesellschaften folgt stets ein junges Geschlecht dem ältern. Was als Losung und Schlachtruf, als Sitte und Streben, die Begeisterung der abziehenden geistigen Nationalgarde war, wird ihr als Spott und Ekelname, als Albernheit und Zerrbild von der jungen Herrschaft nachgerufen, die der heimkehrenden Parade lärmend nachrennt und nach diesem jugendlichen Act des Fortschritts, mannbar und wehrhaft geworden, ihrerseits das sociale Spießbürgerthum fortzusetzen berufen ist.
In dem Menschen liegt, so lang er jung ist, neben der Fähigkeit für den Enthusiasmus jene des Auffassens und Genießens des Lächerlichen. Sich selbst aufopfern und von andern gleichfalls Opfer verlangen oder sie verhöhnen, ist das Thun der Jugend, die ohne Erbarmen ist. Das Alter rechnet und klagt, daß es ein Erbarmen ist. Das junge Frankreich hat auf dem Gebiet der Presse für diese doppelte Fähigkeit zwei Organe gefunden: die Revue du Progrès, um gläubig die Fortschritte und Opfer zu verzeichnen, welche die neue Zeit bringt; das Charivari, welches eben diesen Fortschritten und Opfern, wie sie gerade erscheinen, die ihm gebührende Katzenmusik darbringt, weil es in den vermeinten jungen Brautleuten immer irgend ein paar alte Bekannte erblickt, die jung und unschuldig thun, weil sie eine neue Trauformel über Unvermögen und Unfruchtbarkeit sprechen ließen.
Hr. Louis Blanc, der Redacteur der Revue du Progrès, dessen Journal die Censur, jedoch mit der Neuerung, daß die Censoren nicht von der Regierung ernannt, sondern volksthümlich zu wählen seyen, für die erneuterte Gesellschaft in Anspruch nahm, damit das junge Volk nicht durch das Schauspiel verderbt und die neue Autorität verführt werde – ein Begehren, wogegen die Redactoren des Charivari, die sogenannten drei Staatsmänner desselben, die HH. Phat, Luchet und Altaroche, deren Portefeuilles die Schellenkappe, Bratröhre und Casserolle sind, förmlich protestirt und ihre fernere Mitwirkung der Revue du Progrès aufgekündet haben – Hr. Louis Blanc schreibt Folgendes an seine alten Mitarbeiter: „ Glaubt mir, es ist Zeit jenen erneuerten Lehren des alten Liberalismus den Abschied zu geben, die der gleißnerischen Dictatur des Individuums zum Deckmantel dienen, und die Freiheit zum Zwangsmittel der Tyrannei machen. In einer Gesellschaft, wo die achtbare und verständige Kraft nicht oben steht, findet man überall nichts als Tyrannei. In unserer jetzigen Gesellschaft die wohl viel kränker ist, als es die vor 50 Jahren war, muß man ganz andere Traditionen in Ehren halten als die jenes Liberalismus. Ist das Begehren, daß die Autorität um so schwächer seyn solle als sie demokratischer wird, nicht sehr befremdend? Weshalb ihr an Kraft all das rauben, was wir sie an Majestät, Einsicht und Tugenden gewinnen zu lassen wähnen? Die Autorität herabsetzen und beschränken, wenn es so viele Schwache zu beschützen, so viele im Elend Schmachtende in Zaum zu halten, so vielen kleinen Despotismus auszurotten gilt, wenn es sich mit Einem Worte darum handelt, das Volk von der Unterdrückung zu befreien, heißt, ich sage es ohne Scheu, heißt contrerevolutionär seyn. “
Welches ist die Antwort der Staatsmänner des Charivari? Sie sagen: „ Wir sehen mit Bedauern eine große Spaltung in der demokratischen Partei. In der Art, wie solche die Bedingnisse einer guten Regierung begreift, theilt sich selbe in zwei Schulen. Die eine beherzigt die Bedürfnisse der Autorität, und träumt von einer dictatorischen Gewalt. Die andere beherzigt die Bedürfnisse der Freiheit und will den vollen Sieg des gemeinen Rechts Aller, in Preßfreiheit, persönlichen Freiheit u. s. w. Die eine sucht also den Fortschritt durch die Compression, die andere durch Expansion. Wir sind von der letztern Schule. “
Das Charivari selbst rüttelt die Schellenkappe in den Worten: „ Also müßte eine demokratische, von Allen und für Alle gegründete Regierung am Ende Journal und Bücher wieder einer1061 Censur unterwerfen, mit dem einzigen Unterschied, daß die Censoren gewählt und responsabel, statt ernannt und irresponsabel seyen. Dann hätten wir aber statt eines Fortschrittes in dem letzten Halbjahrhundert uns nur in einem Kreise gedreht, und ständen nach 60 Jahren wieder an jenen Worten, welche die alten Censoren Ludwigs XV und XVI mit rother Dinte schrieben: „ Wir haben dieses Buch oder Journal gelesen und nichts gesehen, welches dessen Druck verhindern könnte. “ Nur daß unter diesem Worte statt dem Namen eines Mannes des Königs jener eines Repräsentanten des Volkes stehen würde. “
Wenn man alles dieses gelesen hat, so sagt man sich: also in der demokratischen Partei gibt es auch eine conservative und eine radicale Schule. Die eine möchte mit den alten bekannten Mitteln die Bewegung hemmen, die ihr Schwindel macht, und sieht ihr Heil in der Ruhe, die erzwungen wird, während die andere die Bewegung liebt und ihr freien Lauf lassen will, weil sie selbst noch keinen Schwindel fühlt. Wir erlauben uns folgende Bemerkung: das Leben allein ist das Gute in den Formen, die es bedingt, in der Bewegung, die es erzeugt, und eine der ersten Bedingungen des Lebens ist, daß es sich zu wahren verstehe. Jede Autorität, die statt zu handeln Unberufenen die Ehre anthut mit demselben zu polemisiren, und die hoffet sich mit ihnen und der Zeit mit leeren Wortklaubereien oder Wortheucheleien abzufinden, geht nothwendigerweise zu Grunde. Censur und Polizeiaufsicht haben ihre letzte und bedrückendste Ausbildung, von welcher man vor 60 Jahren keine Idee hatte, gerade unter der Republik und dem Kaiserreiche erhalten.
Die Zeit hat aber als Frucht auch die Ueberzeugung getragen, daß, welches auch das Princip einer Autorität und deren angebliche Liberalität sey, ihre Bedürfnisse stets die nämlichen bleiben, daß von oben verlangt, befohlen und Gehorsam erheischt werden müsse. Getrost kann man, statt in die Polemik der Parteien einzugehen, jetzt die Frage an das Volk stellen: was ist Wahrheit, denn mit der Lebensregel: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, sieht der schlichte Verstand, daß die unberufenen Volksbeglücker und selbstgemachten Volksvertreter am Ende alles dasjenige für sich selbst verlangen, was sie den alten Regierungen abzudisputiren wußten, nämlich eine discretionäre Gewalt, deren Responsabilität einer Zukunft angehört, in welchen das Individuum, das solche zu tragen hätte, nicht mehr da ist, aber eine discretionäre Gewalt, welche weder durch Sitte und Gebrauch noch durch Gewohnheit und persönliche Stellung geregelt ist.
Um einen rechten Begriff von der Anmuth unsers Sees zu haben, muß man ihn und seine Uferländer jetzt im reichsten Frühlingsschmuck und bei einer Wärme von 18-20° R. sehen, während Briefe aus Neapel, Rom und Florenz über Kälte, Schnee, Regen und trüben Himmel klagen, und die Südseite der penninischen und grajischen Alpen noch mit fünf Fuß hohem Schnee bedeckt ist. Besonders hat das sonst so frühlingsfrühe Piemont auch in den Thälern viel von Schnee und Kälte zu leiden. – Kurz nachdem die waadtländische Regierung Adam Mizkiewicz zum Professor der lateinischen Litteratur an der Lausanner Akademie ernannt, und dadurch ihrer Akademie einen Glanz mehr gegeben hatte, wurde in Genf der verdiente Minister Cherbulier einstimmig zum Professor der griechischen und lateinischen Litteratur ernannt – eine lang verdiente Auszeichnung, wodurch eine bedeutende Lücke der Genfer Akademie aufs beste ausgefüllt worden ist, und die Leiter dieser Akademie in der öffentlichen Meinung sehr gewonnen haben. – Das furchtbare Brandunglück des nahen savoyischen Städtchens Sallanches hat bei den Anwohnern unsers Sees schnelle Hülfe gefunden, besonders in Genf, wo in wenigen Tagen an Geld, Wäsche, Betten, Decken, Kleidungsstücken, Brod und Sämereien so viel zusammen gekommen ist, daß drei - oder viermal große vierspännige Wagen dahin abgingen, und mit dem, was sie brachten, den ersten dringendsten Bedürfnissen der armen Abgebrannten abgeholfen werden konnte. Der König von Sardinien hat sich dem Danke der Bedrängten angeschlossen, und durch seinen Generalconsul in Genf dieser Stadt für ihre schnelle und große Wohlthätigkeit danken lassen. Wer den Einwohnern Genfs nicht mit Unrecht Kälte, Berechnung, Egoismus und Calculationsgeist im gewöhnlichen Leben Schuld gibt, der muß sie beim Wohlthun in großen Calamitäten beobachten, nicht allein in der eigenen Stadt, sondern auch für Fremde und Entfernte. Davon wissen die abgebrannten Einwohner von Monnety, Salins und Salanches, die Griechen von 1825 - 1829, die Polen, die Ueberschwemmten von Uri und Wallis zu reden. Einer der ausgezeichnetsten deutschen Musiker, die hier leben, Landrock aus Böhmen, gab ein sehr einträgliches Concert zum Besten der Abgebrannten von Sallanches.
In der Allg. Zeitung vom 28 Januar 1838 findet sich in einem Brief aus Bonn folgende Stelle: „ Die Gräfin Hatzfeld, welche kürzlich ihr Söhnchen einem Entführer so muthig entriß, ist die geschiedene Gattin des Grafen Hatzfeld ... Derjenige, welcher die Entführung im Auftrag des Grafen versuchte, ist der Amtmann W. zu Schönstein. “– Die Allg. Zeitung erwähnte bald darauf einer die Wahrheit obigen Gerüchtes widerlegenden Reclamation des Hrn. Polizeirathes und Amtmanns Wachter zu Schönstein. Erst in der jüngsten Zeit erhielt die Redaction unbezweifelbare Kunde, daß Hr. Wachter in der über jene Sache angeordneten Untersuchung durch rechtskräftiges Urtheil vollständig und durchaus freigesprochen worden. Die Redaction glaubt sich daher zu Bekanntmachung dieser Thatsache für verpflichtet, und verbindet damit den Ausdruck ihres Bedauerns, durch Aufnahme jener irrigen Angabe vielleicht mit Veranlassung zu jener Untersuchung gegeben zu haben.
Todes-Anzeige.
Ich erfülle die traurige Pflicht, meinen Verwandten und Bekannten die Anzeige zu machen, daß mein geliebter und theurer Bruder Edmund Graf v. Kesselstatt, Capitular der aufgelösten Domstifte Würzburg, Eichstädt und Passau, Ritter des königl. preuß. rothen Adler-Ordens IIter Classe, zu Trier am 29 April d. J. Morgens halb 3 Uhr an Lungenlähmung in Folge allgemeiner Entkräftung, in seinem 75sten Jahre mit Tode abgegangen ist. – Mainz, den 2 Mai 1840.
Franz Graf v. Kesselstatt.
Todes-Anzeige.
Unsere geliebte Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, Frau Maria Anna Henriette Francisca, geb. Hartzberger, entschlief den 4 d. M., versehen mit den letzten Tröstungen der Religion, an den Folgen einer Brustentzündung und eingetretener Lungenlähmung, nach überstandenen schweren körperlichen Leiden, 77 Jahre und 5 Tage alt, sanft und schnell, dem Herrn über Leben und Tod. – Wer die zu einem höhern Leben Verklärte kannte, wird unsern unersetzlichen Verlust mit uns empfinden. Indem wir die nahen und fernen Freunde der Dahingeschiedenen von ihrem Tod in Kenntniß setzen, und für die vielen im Leben und bis zur Ruhestätte ihr zu Theil gewordenen, uns unvergeßlichen Beweise von Liebe, Freundschaft und Wohlwollen unsern innigsten Dank aussprechen, empfehlen wir sie ihrem freundlichen Andenken, mit der Bitte, die der Entschlafenen gewährt gewesenen Gesinnungen auf uns übertragen zu wollen. – Karlsruhe, den 7 Mai 1840.
Namens der Hinterbliebenen: Büchler, Geh. Hofrath.
Ankündigung, Die Molken - und Badanstalt Kreuth wird am 1 Junius d. J. eröffnet. Die gedruckten Satzungen und Preise der Anstalt sind im Buchhandel bei Fleischmann in München à 6 kr. zu haben, sowie auch ein Exemplar jedem Titl. Curgaste bei dessen Ankunft im Bade wird gratis eingehändigt werden. Zugleich wird bekannt gemacht, daß vom 1 Junius d. J. an eine Post Relais-Station im Bade Kreuth wird eröffnet werden.
Tegernsee, am 1 Mai 1840.
Ihrer Majestät der Königin Wittwe Bad-Inspection Kreuth.
Edictal-Ladung.
Der seit 24 December 1837 von hier vermißte Joseph Waldinger, Heizer im königl. Erziehungs-Institute für höhere Stände, wird hiemit auf Instanz seiner Ehefrau Magdalena Waldinger öffentlich aufgefordert, sich binnen zwei Monaten hierorts zu melden, oder von seinem jetzigen Aufenthalte Nachricht zu geben, widrigenfalls nach Umfluß dieser Zeit ein Curator absentis von Amtswegen für ihn aufgestellt werden würde.
Concl. am 28 April 1840.
Königl. Kreis - und Stadtgericht München.
Graf v. Lerchenfeld, Dir.
v. Enhuber.
Edictal-Ladung.
Johann Bonifaz Schmitt von Brückenau, Sohn des Bernard und der Dorothea Schmitt, welcher im Jahre 1813 mit den großh. Frankfurtischen Truppen nach Frankreich zog, hat seit dieser Zeit keine Nachricht mehr von sich gegeben.
Es ergeht daher an diesen Johann Bonifaz Schmitt oder dessen Leibeserben die Aufforderung, binnen drei Monaten vom Tage der Veröffentlichung dieses an sich bei dem unterfertigten Gericht um so gewisser persönlich oder durch gehörig Bevollmächtigte zu melden, als sonst dessen Vermögen, bestehend in 200 fl., ohne alle Cautionsleistung den nächsten anwesenden Erben erb - und eigenthümlich zuerkannt und ausgeantwortet werden wird.
Brückenau, den 23 Januar 1840.
Königliches Landgericht.
Fr. Chr. Hundt.
Nies.
Bekanntmachung.
Der bürgerl. Handelsmann Simon Erber dahier ist am 10 d. gestorben. Alle diejenigen, welche aus was immer für einen Titel Forderungsansprüche machen zu können glauben, werden hiemit aufgefordert, selbe innerhalb 30 Tagen a dato bei der unterzeichneten Verlassenschaftsbehörde geltend zu machen, als außerdem bei Bereinigung der Verlassenschaft keine weitere Rücksicht auf sie genommen wird.
Wer etwas zur Erbsmasse gehörig in Handen hat, hat solches innerhalb desselben Termines bei Gericht zu übergeben.
Nach dem von den Erben gestellten Antrage wird am Montag den 1 Junius d. J. das ganz gemauerte Wohnhaus mit realer Handelsgerechtsame und Ladeneinrichtung auf dem Stadtplatze dahier, von Vormittags 9 Uhr bis 12 Uhr an den Meistbietenden in der Gerichtskanzlei öffentlich versteigert, und bemerkt, daß der Hinschlag mit dem Glockenschlage 12 Uhr geschieht.
Die Kaufsbedingungen werden am Verkaufstage selbst näher bekannt gegeben; auswärtige und dem Gerichte unbekannte Käufer haben sich hinsichtlich der Aufnahme von Seite des hiesigen Magistrates, dann ihres Vermögens und Leumundes durch gerichtliche Zeugnisse auszuweisen.
Am Dienstag den 2 Junius und die folgenden Tage wird der gesammte Rücklaß des Simon Erber, bestehend in verschiedenem Silberzeug, Betten, Uhren, Leinwand, Zinn, Kupfer und verschiedenen Meubeln und sonstiger Hauseinrichtung, sodann dem Waarenlager, bestehend in Tüchern, Kasimir, Wollen-Taffent - und Seidenzeugen, wie auch Specerei - und Materialwaaren, Rauch - und Schnupftabak, öffentlich an die Meistbietenden gegen gleich baare Bezahlung versteigert, wozu Kaufslustige hiemit eingeladen werden.
Burghausen, den 16 April 1840.
Königl. Landgericht Burghausen.
Appel.
Erb-Vorladung.
Durch das Ableben der Ehefrau des großherzoglich badischen pensionirten Amtschirurgen Lorenz Feldmann dahier, Juliane, geb. Sänger, sind deren sieben Kinder zu Erbschaft berufen. Unter diesen befindet sich ein seit mehreren Jahren unbekannt wo abwesender Sohn Johann Martin Feldmann, welcher hiermit aufgefordert wird, zu der bevorstehenden Erbtheilung innerhalb sechs Monaten entweder in Person oder durch einen gehörig Bevollmächtigten zu erscheinen, widrigenfalls die Erbschaft lediglich denjenigen zugetheilt werden wird, welchen sie zukäme, wenn der Vorgeladene zur Zeit des Erbanfalls gar nicht mehr am Leben gewesen wäre.
Wiesloch, den 4 April 1840.
Großh. badisches Amtsrevisorat.
Silbereißen.
Bekanntmachung.
Folgende verschollene Personen: 1) der Buchbinder oder Buchdruckergeselle Ludwig Wagner, ein Sohn der im Jahre 1836 für todt erklärten separirtem Albertine Wagner, für welchen sich etwa 420 Rthlr. in unserm Depositorium befinden.
2) Der seit 1815 abwesende Karl Löwe, dessen Vermögen 17 Rthlr. beträgt.
3) Die Geschwister: Henriette Wilhelm. Therese Auguste Caroline Charlotte Christiane
Ziska, für welche 5 Rthlr. 7 Sgr. 6pf. vorhanden sind.
4) Die verehelichte Thür, Dorothea Henriette, geborene Gradolff, und der seinem Stande nach unbekannte Ehemann derselben, für welche etwa 150 R hlr. deponirt sind.
5) Die Geschwister Christian Wilhelm und Maria Dorothea Albrecht, Kinder des hier im Jahre 1795 verstorbenen Arbeitsmannes Wilhelm Albrecht, deren Vermögen 8 Rthlr. 18 Sgr. 11 pf. beträgt, so wie die unbekannten Erben und Erbnehmer dieser Personen werden auf den 18 März 1841, Vormittags 9 Uhr, vor den Hrn. Stadtgerichtsrath Aschenborn vorgeladen, und haben sich entweder schriftlich oder persönlich zu melden, widrigenfalls ihre Todeserklärung erfolgen und ihr Vermögen den bekannten Erben, in deren Ermangelung aber dem königl. Fiscus oder der Kämmerei zugesprochen und ausgehändigt werden wird.
Potsdam, den 14 April 1840
K. Stadtgericht hiesiger Residenz.
Aufforderung.
In der Rechtssache zwischen Moses Levi von Freudenthal Klr., und dem ehemaligen Kanonier Johann Martin Kleinhanz von Hollenbach, Bekl., Forderung betreffend, ist die eingereichte Klage dem Bekl. zur Abgabe seiner Vernehmlassung mitzutheilen. Da dessen Aufenthalt jedoch unbekannt ist, und bis jetzt nicht ausfindig gemacht werden konnte, so ergeht auf diesem Wege an den Beklagten die Aufforderung, binnen der Frist von 30 Tagen seinen Aufenthaltsort oder die Bestellung eines Bevollmächtigten hieher anzuzeigen, damit die Klage mitgetheilt werden kann, widrigenfalls ihm von Richteramtswegen ein Vertreter im Rechtsstreit (Curator absentis) bestellt werden würde.
Künzelsau, im Mai 1840.
Königl. Oberamtsgericht.
Schmid.
Im Verlag der Dr. Karl Wolf'schen Buchdruckerei ist erschienen: Darstellung der Renten-Anstalt der bayerischen Hypotheken - und Wechselbank, durch eine allgemein faßliche Erklärung der reglementären Grundbestimmungen derselben, welche in der Expedition der Münchener politischen Zeitung, Fürstenfelderstraße Nr. 6, geh. um den Preis von 6 kr., und bei Abnahme von sechs Exemplaren ein Exemplar gratis zu haben ist, und von den verehrlichen Buchhandlungen mit gewöhnlichem Rabatt bezogen werden-kann.
München, im April 1840.
Bei Gustav Heckenast, Buchhändler in Pesth, ist so eben erschienen und in allen soliden Buchhandlungen zu haben: Weiland Joseph Em. Hilschers Dichtungen.
Originale und Uebersetzungen aus Byron, Moore, Goldsmith, Southey, Waller, Lamartine, Ariosto, Foscolo.
Herausgegeben mit einem biographischen Vorworte von Ludwig August Frankl.
Mit dem Portraite des Dichters.
8. Pesth 1840 in Umschlag geheftet 2 fl. 40 kr.
BILDER-CONVERSATIONS-LEXIKON für das deutsche Volk.
Ein Handbuch zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse und zur Unterhaltung.
Vollständig in vier Bänden. Gr. 4.
Erster Band: A - E. 92 Bogen mit 320 Abbildungen und 17 Landkarten. 3 Thlr.
Zweiter Band: F - L. 102 Bogen mit 368 Abbild. und 11 Landkarten. 3 Thlr. 9 gr.
Dritter Band: M - R. 101 Bog. mit 284 Abbild. und 10 Landkarten. 3 Thlr. 9 gr.
Da auch von dem vierten Bande: S - Z bereits vier Lieferungen (jede zu dem Preise von 6 gr. ) erschienen sind, so kann ich die baldigste Beendigung dieses wahrhaft populären, allen Classen des gesammten deutschen Volks zu empfehlenden Werks versprechen. Es verbreitet sich, in Form und Ausdruck das Strengwissenschaftliche vermeidend, über alle dem gewöhnlichen Leben angehörenden Gegenstände, und bietet neben der Belehrung anziehende Unterhaltung. Die vielen dem Text eingedruckten Abbildungen vergegenwärtigen die interessantesten und lehrreichsten Gegenstände und beleben den Eindruck des Wortes durch bildliche Darstellung. Die sauber in Kupfer gestochenen Karten machen für die Besitzer jeden Atlas überflüssig.
Auf Verlangen werden auch sauber cartonnirte Ex. aller vier Bände geliefert und der Einband wird dafür besonders mit 8 gr. für den Band berechnet.
Leipzig, im März 1840.
F. A. Brockhaus.
Zu dem im Jahre 1838 erschienen: PANORAMA der Donau von Linz bis Wien, gezeichnet in Vogelperspektive, erscheint die Section von Regensburg bis Linz noch in der ersten Hälfte dieses Jahres. Der Preis wird wie bei der ersten mit der Beschreibung 5 fl. im 20fl. -Fuß seyn. Wir verbinden mit diesem die Anzeige, daß die Fortsetzung dieses Panorama's sowohl den Strom auf - wie abwärts fortgesetzt wird, in Zeiträumen wie es die Schwierigkeit des Gegenstandes und die sich steigernde künstlerische Ausführung erfordert.
Wien, im April 1840.
Rohrmann & Schweigerd, k. k. Hofbuchhändler.
Bei Friedrich Fleischer in Leipzig sind so eben erschienen: 1.
Der evangelische Lichtfreund.
Eine Zeitschrift für Wahrheit und Freiheit in der christlichen Kirche.
Herausgegeben von Dr. G. Friedrich evangel. Sonntagsprediger zu Frankfurt a. M. und Dr. R. R. Fischer, Archidiakonus zu St. Nicolai in Leipzig.
Zweiter Band in 3 Heften. 2 Thlr. 8 gr.
Mit diesem zweiten Bande beginnt der zweite Jahrgang einer Zeitschrift, die, wenn die Idee irgend einmal zeitgemäß war, gewiß es jetzt geworden ist. Die Freunde der evangelischen Lehre werden darin reichen Stoff zur Kräftigung und Beruhigung gegen die Angriffe an dieselbe finden, und gern ein Unternehmen durch die Theilnahme unterstützen, deren es bedarf, um seinen Zweck nachdrücklich verfolgen zu können.
2.
Erinnerung an die Weihe der protestantischen Kirche der königl. Corrections - und Arbeitsanstalt in Zwickau. gr. 8. 6 gr.
3.
Schott, H., Was hat Christus für die Frauen gethan und was sollen die Frauen für Christus thun? Aus der heil. Schrift und der Geschichte beantwortet. 8. 4 gr.
In Unterzeichnetem sind so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu kaufen: Gedichte von Robert Burns.
Uebersetzt von Philipp Kaufmann.
8. Velinpapier. Preis 1 fl. 36 kr. oder 1 Rthlr.
Goethe schreibt in seiner Einleitung zu Thomas Carlyle's Leben Schillers, an die Gesellschaft für ausländische Litteratur in Berlin: „ Wie wir den Deutschen zu ihrem Schiller Glück wünschen, so wollen wir in eben diesem Sinne die Schottländer segnen. Haben diese jedoch unserm Freunde so viel Aufmerksamkeit und Theilnahme erwiesen, so wäre es billig, daß wir auf gleiche Weise ihren Burns bei uns einführten. Auch wir rechnen den belobten Robert Burns zu den ersten Dichtergeistern, welche das vergangene Jahrhundert hervorgebracht hat. “
Mit diesem Wunsche Goethe's übergeben wir gegenwärtige deutsche Uebersetzung, in welcher es Hrn. Kaufmann vollkommen gelungen ist, die idiomatischen Wendungen, den zarten Ausdruck und die naive ländliche Anmuth des schottischen Dialekts darzustellen und getreu nachzubilden.
Stuttgart und Tübingen, April 1840.
J. G. Cotta'scher Verlag.
Oesterreichische militärische Zeitschrift 1840. IVtes Heft.
Dieses Heft ist so eben erschienen und an alle Buchhandlungen versendet worden.
Inhalt: I. Die Operationen der verbündeten Heere gegen Paris im März 1814. (Schluß.) II. Der Zug des Feldzeugmeisters Graf Daun nach Neapel im Jahre 1707. III. Die Gefangennehmung des französischen Generals Soult, während der Blokade von Genua, am 13 Mai 1800. IV. Die Unternehmungen der Franzosen gegen Constantine in den Jahren 1836 und 1837. (Schluß.) V. Litteratur. VI. Neueste Militärveränderungen.
Der Preis des Jahrgangs 1840 von 12 Heften ist, wie auch der aller frühern Jahrgänge von 1818-1839, jeder 8 Rthlr. sächs.
Die Jahrgänge 1811-1813 sind in einer neuen Auflage in 4 Bänden vereinigt erschienen und kosten zusammen ebenfalls 8 Rthlr. sächs. Wer die ganze Sammlung auf einmal abnimmt, erhält dieselbe um 1 / 4 wohlfeiler.
Von dem Unterzeichneten ist diese Zeitschrift durch alle Buchhandlungen um die genannten Preise zu beziehen.
Wien, den 1 Mai 1840.
J. G. Heubner, Buchhändler.
Taschenbuch zur Erleichterung der Pflanzen-Kenntniß für junge Leute beiderlei Geschlechts, auch als Schulbuch bewährt und an mehreren Orten bereits eingeführt ist: „ P. F. Cürie's Anleitung, die im mittlern und nördlichen Deutschland wildwachsenden Pflanzen auf eine leichte und sichere Weise durch eigene Untersuchung zu bestimmen, “in der neuen vierten sehr vermehrten Ausgabe. Kittlitz, bei C. G. Zobel 1840 erschienen und durch alle Buchhandlungen, Augsburg bei Matth. Rieger, zu haben für 1 Rthlr. 4 gGr.
In der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in Stuttgart ist erschienen: Das Ausland, Ein Tagblatt für Kunde des geistigen und sittlichen Lebens der Völker.
Monat April 1840.
Größere Aufsätze.
Stadt und Umgegend von Nantes. Erster Artikel. – Spanische Sprüchwörter und Sinnsprüche. – Nachrichten über Chiwa nach Helmersen. 1) Das Land. 2) Die Einwohner. 3) Die Regierung. – Ueber den Ursprung der Keilschrift. – Die Galapagos-Inseln. – Die Lyceen in Manchester. – Petersburgische Skizzen: das Fest in Peterhof. – Spanische Litteratur. – Bemerkungen über den Chartismus in England. – Bemerkungen über Schweden und Norwegen. Die Finanzen; die Flotte; die Armee; Gewerbe; die Wälder. – Auswanderung nach der östlichen und westlichen Erde. – Die Esthen: 1) Stammverwandtschaft; 2) Wohnplätze; 3) Volksgeist; 4) Ausbildung; 5) Wohnungen; Dörfer. 6) Kleidung. 7) Sprache; Poesie; Sprüchwörter; 8) Sitten und Gebräuche; 9) Aberglaube; 10) Beschäftigung; Ackerbau; Gewerbe. – Französische Colonialzustände: Senegal. – Jagdausflüge in Südafrika. Erste Abtheilung. – Uebersicht der neuen geographischen Entdeckungen in Asien. – Baumpflanzungen im Steppenboden Rußlands. – Neue Culturen in Frankreich; Fortschritte der Seidenzucht. – Leistungen der Akademie der Wissenschaften in Petersburg im J. 1829. – Die Germanisirung Galiziens. – Statistische Angaben über die Cycladen; Naxos; Delos; Rheneia; Paros; Antiparos. – Die Stellung des chinesischen Reichs zu den indischen Staaten. – Die protestantische Mission in China. Zweiter Artikel. – Aus den Reiseerinnerungen an das südliche Frankreich. (Von Frhrn. v. Oefele.) Die Felsenpartie von Hyères; die Hesperidengärten von Hyères. – Die Korngesetze Englands. – Die Franzosen in Constantine. – Die Mäßigkeitsgesellschaften in Irland.
Chronik der Reisen.
Rawlinsons Reisen in Persien. – Löwensterns Reise durch Mexico nach den Sandwichinseln. – Charters Reise in Mexico.
Kleinere Mittheilungen.
Ueber das Fortkommen des Maulbeerbaums. – Mammuthknochen im Großherzogthum Luxemburg. – Elephantenknochen in England. – Tapeten aus dem Schlosse Bayards. – Aufklärung über die Pulververschwörung in England. – Basreliefs aus Constantine. – Erdbeben in Lucca. – Eine Carricatur von H. B. – Neuer Taucherapparat. – Reisenotiz über die französische Colonie am Senegal. – Nachricht über die Koloschen. – Französische Dampfschiffe. – Versunkenes Schiff im Hafen von Calais. – Einweihung zum Schamanen bei den Koloschen. – Marmormalerei in Italien. – Prof. Preuß. – Abbildungen aus Alhambra. – Verbessertes Papiermàché. – Neue Art Dampfboote. – Seltsame Hebung des Bodens. – Ein Riesenproceß. – Erdbeben zu Martinique. – Alterthümer in den Vogesen. – Geologisches Ereigniß in der Provence. – Kampf zwischen dem Ichneumon und der Cobra Capello. – Nachricht über die Unternehmung zur Erforschung des weißen Nils. – Maschine zum Marmorsägen. – Notiz über die französischen Reisenden in Abyssinien. – Filztuch. – Gas aus animalischen Stoffen. – Rhinocerosjagd in Tschantaburi. – Erwerbungen der Menagerie des französischen Museums. – Garküchen zu fünf Sous in Paris. – Ein Arm ohne Knochen. – Neue Dampfwagen auf gewöhnlichen Straßen. – Ausstellungen von Gartenbauerzeugnissen in Frankreich. – Lehrstuhl der Landwirtschaft in Lyon. – Paravey's Dissertation über die alten Amazonen. – Das Fest Siin bei den Tartaren des Gouvern. Wiátka. – Erdbeben in Sicilien und Nordfrankreich. – Gewinnung des Acajouholzes. – Herschels alter Teleskop. – Assam-Thee. – Schwefelsäure als Düngungsmittel. – Preisaufgaben über das Polygonum tinctorium in Frankreich. – Umzugießende Münzen in Frankreich. – Gletscherwälle in den Vogesen. – Temperatur des Wassers in der Tiefe der Erde. – Scherschel. – Die amerikanische Entdeckungsexpedition.
Inhalt des Litteraturblatts.
Maximen von St. Beuve im Geschmacke La Rochefoucaulds. – Alciphron. – Ueber den Mißbrauch, den man mit den Adjectiven treibt. – Lieder nach Burns. IV Schön-Jenny. – Die Blume des Himmels von Miß Bowles. – An die ewige Liebe. Von Manzoni. – Der Leuchtthurm. Von M. P. James. – Neuere dänische Litteratur. Zweiter Artikel. Ingemann. – Herostratus. Von Auguste Barbier. – Carlo Varese. Nach Ignazio Cantu. – Zeitliches und Ewiges. Von Henry Thomson. – Kinderschriften von S. T. Coleridge's Tochter. – Die Jahreszeiten des Nordens. Von Mdme. Amable Tastu. – Gedichte von Robert Burns. Uebersetzt von Philipp Kaufmann. – Die gelben Strahlen. Von St. Beuve. – Der jüngste Tag. Von Jean Reboul, Bäcker in Nimes. – Proben aus neuen französischen Lyrikern: 1) Die Waise. Von Alex. Sonnet. 2) Der Fall der Blätter. Von Millevoye.
Schwefelbad-Hechingen im Fürstenthum Hohenzollern-Hechingen.
Die Eröffnung des Bades findet am 17 Mai statt. Durch erweiterte Einrichtungen des damit in Verbindung stehenden Gasthofes, der Stallungen und Remisen, so wie durch billige und prompte Bedienung kann derselbe bei der neuerdings eingetretenen Selbstadministration sowohl den verehrlichen Curgästen, als allen respectiven Reisenden, bestens empfohlen werden. – Bestellungen für Curgäste können gemacht werden bei dem Director der Anstalt.
Hechingen, den 1 Mai 1840.
Medicinalrath Dr. Koller.
Der Gasthof zur Königin von England, der Schiffbrücke vis-à-vis in Pesth, erfreut sich seit dessen Eröffnung des Besuches hoher ausgezeichneter Gäste.
Allen resp. Reisenden empfehle ich mein Haus mit der aufrichtigsten Versicherung, daß ich es mir zur strengsten Pflicht mache, mir durch Billigkeit und Zuvorkommen in jeder Hinsicht das Vertrauen, fernern Besuch und weitere Anempfehlung zuzusichern.
Joh. Bartl.
In unserm Verlag ist in Commission erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: MANUEL DES PRISONS ou exposé historique, théorique et pratique du système pénitentiaire.
Par M. Grellet-Wammy.
Tome premier. Prix 2 fl. - kr. rhn Tome second. Prix 3 fl. 26 kr. rhn Jent & Gaßmann in Solothurn.
Bekanntmachung.
Von dem Unterzeichneten wurde mit Beihülfe eines sehr geschickten Charcutier, der in Frankreich gelernt, während 30 Jahren diesem Geschäfte sich widmete, in vielen Städten Europa's für diesen Beruf Einrichtungen getroffen, dadurch und die große Anzahl der gehabten Lehrlinge sich vervollkommnet, eine Charcuterie (Wursterei) in hiesiger Stadt eingerichtet, und verfertigt die nachbenannten Waaren, welche er einem nahen und fernen Publicum bestens empfiehlt.
Wer meine neu getroffene Einrichtung sieht, wird an der Reinlichkeit nicht zweifeln.
Er verfertigt: Gefüllten Schweinskopf.
Gefüllten Schinken.
Mortendellen-Würste.
Ligoner-Würste.
Schwarten-Magen.
Italienischen Käs.
Ballerronen.
Kengel-Würste.
Frankfurter geräucherte Leberwürste.
St. Galler Bratwürste.
Nanziger Würste.
St. Galler Schübling.
Preß-Würste.
Straßburger Servila.
Knackwürste.
Eingefaßte Schinken.
Preßkopf.
Salzeis zum roh essen.
Einem auswärtigen Publicum darf ich meine Fabricate besonders darum empfehlen, weil der größere Theil obiger Waaren nicht nur keinem Verderben ausgesetzt, sondern besser alt als frisch sind.
Auch bin ich entschlossen Lehrjungen anzunehmen, und darf versichern, einen gelernten Metzger in drei Monaten vollständig zu lehren, obige Artikel zu verfertigen. Großen Werth hat auch die Erlernung dessen, alles Fleisch so einzubeitzen, daß es im hohen Sommer bei der größten Hitze haltbar und vor Verderben gesichert ist.
Auf franco zugesandte Anfragen über die Conditionen ertheilt Auskunft: Noa Scherer, zum Stadthof, in Rapperschwyl, Kantons St. Gallen.
Gesuch.
Ein gesunder junger Mann, der Pharmacie und Chemie mit der ersten Note absolvirt hat, wünscht in einer ausgedehntern chemischen Fabrik eine Anstellung zu finden. Er sieht für den Anfang weniger auf Belohnung als auf Gelegenheit, sich praktische Kenntnisse zu erwerben.
Die Expedition der Allg. Zeitung befördert frankirte Anfragen mit den Buchstaben T. C. Nr. 1506-8.
Zu vermiethen: Eine prachtvolle Campagne, mit einem äußerst reichen Amenblement, in einer der reizendsten Lagen am Zürichersee, mit allen nur wünschenswerthen Einrichtungen, welche einen herrschaftlichen Landsitz auszeichnen. – Auf einem erhabenen Standpunkte gelegen, vor sich die Alpenkette mit ihren Gletschern im Hintergrunde, bietet solche überraschende Fernsichten dar, die, verbunden mit einer eben so milden als reinen Luft, diese Campagne zu einem kaum etwas zu wünschen übrig lassenden Sommeraufenthalt stempeln. Portofreie Anfragen befördert die Expedition der Allg. Zeitung unter der Chiffer Z.
Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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