PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 134.
13 Mai 1840.

Portugal.

Das M. Chronicle gibt folgenden Brief aus Lissabon vom 27 April: Das letzte Paketboot, hören wir, überbrachte den definitiven Beschluß unserer Regierung hinsichtlich unserer mannichfachen Forderungen an Portugal, und ich glaube, Lord Howard de Walden hat demnach ein förmliches Ultimatum eingereicht, in welchem der portugiesischen Regierung noch eine gewisse Frist bis zur Anerkennung oder Nichtanerkennung jener Forderungen gestattet, und ihr erklärt wird, daß, im Falle des Nichtanerkennens, unsere Regierung die nöthigen Maaßregeln ergreifen werde, um sich auf eigene Hand Recht zu verschaffen. Leider steht, fürcht 'ich, von dieser Regierung keine befriedigende Antwort zu erwarten, und die guten Erwartungen, die wir von dem jetzigen Ministerium hegten, werden sich nicht verwirklichen. In Oporto dauern die blutigen Streitigkeiten zwischen Septembristen und Chartisten beständig fort, und scheinen in der Ankunft des neuen Gouverneurs, Grafen das Antas, neue Anregung gefunden zu haben.

Spanien.

Der Zugang zu Cantavieja ist durch den hohen Schnee erschwert; der General Ayerve fing zwei Kanonen auf, welche die Carlisten von dort nach Morella abführen wollten. In letzterem Platz ist eine Besatzung von vier Bataillonen unter den Befehlen eines gewissen Beltran. Der General Hoyos nahm am 21 das Fort Montan bei Jerica ein, und marschirte von dort auf Bejis. Die letzten Gefangenen, welche noch in den Händen der Carlisten waren, wurden am 23 zwischen Villafames und Culla ausgewechselt. In der Umgegend von Madrid sind vier Bataillone zusammengezogen, welche in Verbindung mit andern Truppen gegen Beteta und Cañete operiren sollen; auch werden von hier acht Kanonen der Garde-Artillerie dorthin abgehen. Am 27 ist der General Evans hier angekommen. Der französische Botschafter gibt heute, als am Namenstage seines Königs, ein großes diplomatisches Diner. Ihre Maj. die Königin-Regentin hat dem k. niederländischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Baron Verstolk van Soelen, so wie auch dem Staatsminister, Baron van Zuylen van Nyevelt, das Großkreuz des Ordens Karls III ertheilt. Der k. belgische Geschäftsträger ist in seinen hiesigen Unterhandlungen nicht sehr glücklich gewesen, indem er nach einer fünfjährigen Anwesenheit nichts weiter erreicht hat, als die Verfügung, daß die belgischen Schiffe in den spanischen Häfen einstweilen auf denselben Fuß zugelassen werden sollen, auf welchem sie es wurden, als Belgien noch einen Theil der Niederlande bildete. Seit gestern hat unsere bisherige Postverbindung mit Frankreich über Saragossa und Oleron aufgehört, und die Briefe werden nunmehr täglich über Burgos und Bayonne befördert.

Der Feldzug der königlichen Armee von Navarra hat ein klägliches Ende genommen! Nie mehr als ungefähr 40 Mann zählend (denn so stark war, wie man jetzt weiß, die in der Nacht vom 29 April unter Anführung des Pfarrers von Lecumberry in Navarra eingedrungene Bande) sind deren Trümmer bereits wieder flüchtig auf unserem Boden angelangt. Von allen Seiten, zwei Tage und Nächte lang verfolgt und gehetzt, und nach ihrer eigenen Aussage genöthigt, in den Gebirgen stundenlang auf Händen und Füßen kriechend zu flüchten; nirgends Anhänger, nirgends Unterstützung findend, ohne Obdach, ohne ein Stück Brod gegen nagenden Hunger, blieb kein anderes Rettungsmittel vor schimpflichem Tod, als Flucht nach Frankreich. Unmächtig und vom eigenen Volke verworfen tritt der Carlismus von der Bühne, die er von neuem mit Bürgerblut netzen wollte. Allerwärts hat die Bevölkerung ihren lauten Wunsch nach Frieden und nach strenger Züchtigung unverbesserlicher Unruhestifter an den Tag gelegt. Seitdem das Volk seine herkömmlichen Freiheiten durch den Vertrag von Bergara für gesichert hält, hat der Name Don Carlos alle Bedeutung und allen Einfluß verloren, und was auch geschehen mag, diese Stimmung wird dauern, so lange Regierung und Cortes die Fueros ohne Rückhalt achten und schützen.

Großbritannien.

Haus der Lords. Sitzung vom 5 Mai. Wir müssen zunächst bemerken, daß unsere gestern aus eigenen, so wie aus Galignani's Messengers, stenographirten Mittheilungen genommene1066 Angabe, Lord Melbourne habe den Capitän Elliot als den genannt, der mit der Leitung der chinesischen Unternehmung beauftragt werden müsse, sich heute, nach den Mittheilungen aller Blätter mit Ausnahme des Sun dahin berichtiget, daß vielmehr Lord Melbourne, als Lord Ashburton ihn fragte, ob vielleicht Capitän Elliot der zu ernennende Befehlshaber sey, mit Nein antwortete; eine Erklärung, die jedenfalls mit den übrigen Worten Lord Melbourne's so wie mit dem Sich beruhigen des Hauses bei seiner Antwort in vernünftigem Einklang steht. Nachdem hierauf mehrere Bittschriften theils gegen den Opiumhandel und chinesischen Krieg, theils gegen die Korngesetze (bei deren Anblick mehrere edle Lords große Ungeduld zeigten) eingereicht worden sind, bringt Lord Aberdeen seine Bill über die schottische Kirche, nämlich über die Art wie Presbyterien bei Annahme oder Zurückweisung eines vom Kirchenpatron ihnen vorgeschlagenen Pfarrers zu verfahren haben. Der edle Lord schlägt vor, daß das Presbyterium, nachdem es den Vorgeschlagenen habe predigen lassen, und sich dann mit dem Kirchenausschuß über ihn berathen und die etwaigen Einsprüche aller volljährigen Gemeindemitglieder in Erwägung gezogen habe, im Falle triftiger Gründe gegen ihn, solche dem obersten Kirchengerichtshofe (supreme ecclesiastical court) vorzulegen, beim Mangel triftiger Einwendungen aber, den Vorgeschlagenen ohne weiters anzunehmen befugt seyn solle; dem Patron und Vorgeschlagenen aber solle gegen ein ablehnendes Erkenntniß des Presbyteriums bei demselben obersten Gerichtshof der Appell offen stehen. Diesen seinen eigentlichen Vorschlag bevorwortet der edle Lord mit einer langen Einleitung, in welcher er die hier berührte Frage als eine für die Wohlfahrt und Ruhe Schottlands und Englands höchst wichtige Angelegenheit darstellt, und zugleich die Regierung tadelt, daß sie bis jetzt für Schlichtung derselben noch keine Maaßregeln getroffen habe. Lord Melbourne antwortet, daß das kluge Betragen der Regierung in dieser Hinsicht sich binnen kurzem aufs deutlichste offenbaren werde, daß er jetzt aber um so weniger darauf eingehen könne, jenes Betragen zu vertheidigen, als er sich sonst genöthigt sehen würde, die vom edlen Lord vorgeschlagene Maaßregel unmittelbar anzugreifen, während er sie doch, zum Besten der ganzen Frage, einer offnen Discussion nicht entziehen möge. Die Bill ward dann zum erstenmal verlesen, worauf sich das Haus bis zum 7 vertagte.

Haus der Gemeinen, Sitzung vom 6 Mai. Ein unerwartetes schreckliches Ereigniß, nämlich der gewaltsame Tod Lord William Russells, des 72jährigen Onkels von Lord John Russell, der am Mittwoch Morgen (6 Mai) ermordet offenbar von Räubern in seinem Bette gefunden wurde, gab die Veranlassung zum baldigen Aufheben der heutigen Sitzung. Weil nämlich heute die irische Wählerbill Lord Stanley's zur Discussion kommen sollte, und dabei die Anwesenheit Lord John Russells wesentlich erforderlich war, so richtete Lord Morpeth, selbst vom Eindruck jenes Ereignisses aufs sichtbarste ergriffen, an Lord Stanley die Bitte, daß er in die Verschiebung der Discussion seiner Bill auf keinen andern Tag, wo sein edler Freund, Lord John Russell, wieder gegenwärtig seyn könne, willigen möge; und Lord Stanley, obwohl nicht ohne zugleich noch einmal auf die hohe Wichtigkeit seiner Bill aufmerksam zu machen, gab diese Einwilligung. Als Tag für die bevorstehende Discussion ward der nächste Montag (11 Mai) festgesetzt. Das Haus ging um 6 Uhr auseinander.

Der ausgebrochene lächerliche Krieg zwischen Hrn. Laporte und dem Londoner Publicum des italienischen Theaters ist endlich so beschwichtigt worden, daß Hr. Laporte den Sänger Tamburini nun wirklich engagirt hat.

Letzten Freitag gab das Gericht der königlichen Bank eine Entscheidung, welche, wenn anders das Oberhaus solche nicht als Appellationsgericht umstößt, der Kirchensteuer, wenigstens in den größeren Städten, bald ein praktisches Ende machen muß. Die Entscheidung lautete nämlich dahin, daß außer der versammelten Gemeinde (Vestry) keine Autorität das Recht habe, in einem Kirchspiel eine Kirchensteuer anzulegen. Diese Erklärung werden sich natürlich alle Gemeinden, wo Nonconformisten oder kirchliche Protestanten von der Whigpartei das Uebergewicht haben, zu Nutze machen, um ein Jahr nach dem andern diese Steuer zu verweigern. Freilich kann man zugleich die Kirchenvorsteher gesetzmäßig zwingen, nicht nur alles was zum Gottesdienst nothwendig ist herbeizuschaffen, sondern selbst das Kirchengebäude in gutem Stande zu erhalten. Und da jeder, welcher von einer Gemeinde in seinem Kirchspiel zu diesem Amte gewählt wird (gleichviel ob er ein Mitglied der Kirchengemeinde sey oder nicht) unter Geldstrafe verpflichtet ist, sein Jahr zu dienen, so würde es bald individuelle Klagen genug geben, wenn man die Thorheit begehen wollte, Einzelne zu zwingen, diese öffentliche Last zu tragen. Die Kirche selbst würde also wohl darauf dringen müssen, einem solchen Skandal ein Ende zu machen, und würde am Ende froh seyn, selbst zu dem Mittel einer vortheilhafteren Verwaltung der Stiftsgüter greifen zu können, um daraus die abgehende Kirchensteuer zu ersetzen, wenn sie auch den Vorschlag, da er von den Whigs kam, als eine Art von Kirchenraub verschrien. Die Richter sind aber zu einer beinahe noch wichtigeren Entscheidung gekommen, die sie gestern Abend durch den Oberrichter Tindal dem Oberhause mittheilen ließen. Sie haben nämlich einstimmig gefunden, daß unter dem Ausdruck: protestantische Geistlichkeit, welcher unter Georg III der siebente Theil aller Ländereien in Ober-Canada zuertheilt worden, nicht nur die Geistlichkeit der anglicanischen, sondern auch der schottischen, gemeint sey. Dieß muß für unsere Neu-Hildebrandisten, welche die schottische Kirche gar nicht als eine Kirche gelten lassen wollen, Galle und Wermuth seyn. Selbst die gemäßigten Anglicaner werden sich nur insofern darüber trösten können, als die Richter zugleich erklärt haben, die obercanadische Legislatur habe in der herübergeschickten Bill ihre Befugnisse überschritten (was indessen auch bereits die Rechtsgelehrten der Krone gefunden hatten und vom Ministerium anerkannt worden war). Dieß muß natürlich beide Theile zu einer Uebereinkunft geneigt machen, und der Regierung die Schlichtung der canadischen Streitigkeiten erleichtern. Auf das Verhältniß der anglicanischen Kirche zu den Colonien aber muß die richterliche Entscheidung einen folgereichen Einfluß haben, da die Schottländer nicht verfehlen werden, alle ihre Rechte als Staatskirche eines mitunirten Reiches geltend zu machen, und darauf zu bestehen, daß wenn die Königin Bischöfe und Geistliche dahin sendet und dort besoldet, ihre presbyterische Kirche gleichfalls begründet werde. So hätte der bischöfliche Eifer des Dr. Phillpots, von welchem jene Fragen an die Richter dem Oberhaus aufgedrungen wurden, sich einmal wieder selbst gestraft, wie es so oft im Leben geschieht, wenn man nach Allem greift.

Frankreich.

Die Sitzung der Deputirtenkammer vom 8 Mai war viel belebter als die vorhergehenden. Man erwartete, daß die Anhänger der Colonien und die des Rübenzuckers bei Anlaß des Amendements des Hrn. Lacave-Laplagne zum erstenmal1067 ihre Kräfte messen würden. Dieses Amendement beantragt ein gänzliches Verbot der Rübenzuckerfabrication gegen Entschädigung. Der Präsident des Conseils, Hr. Thiers, bestieg gleich bei Anfang der Sitzung die Rednerbühne und erklärte, die Absicht der Regierung sey, sich dem vorliegenden Amendement aus allen Kräften zu widersetzen. Ihre Motive werde sie im Laufe der Discussion darlegen. Hr. Berryer, der als Repräsentant der Stadt Marseille ein entschiedener Verfechter des Interesses der Colonien ist, meinte, es lägen nur drei bestimmte Fragen vor: will man die einheimische Zuckerfabrication begünstigen? will man sie ganz verbieten? ist ein Mittelsystem zwischen diesen beiden äußersten Maaßregeln möglich? Die Betheiligten, sagte Hr. Berryer, seyen in einer äußerst peinlichen Lage, der man durchaus ein Ende machen müsse. Es sey Pflicht der Regierung, in dieser Frage förmlich zu interveniren. Der Finanzminister: Die Regierung intervenirt vom Augenblick an, wo sie jedes absolute System bekämpft. Das System des Verbots der einheimischen Zuckerfabrication ist nicht neu. Es wurde zum erstenmal im Jahre 1837 angeregt. Hr. Lacave-Laplagne war zu jener Zeit Finanzminister. Warum hat er damals seinen Einfluß nicht aufgeboten, jenes System durchzuführen? Die Regierung und die Commission verwarfen einmüthig das Verbot des Rübenzuckers gegen Entschädigung. Man kann eine in Frankreich zuerst aufgekommene, lange begünstigte Industrie nicht aus bloßem Fiscalinteresse vernichten, wie Hr. Lacave-Laplagne vorschlägt. Könnten die Umstände, welche die ersten Versuche der Rübenzuckerindustrie veranlaßten, sich nicht erneuern? Die Regierung hat in der Commission ihre Absichten zu erkennen gegeben, und das Verhältniß der auf beide Industrien zu legenden Abgaben bezeichnet. (Murren.) Es ist dieß eine Transaction, welche die Regierung im Interesse beider Industrien für nützlich und nothwendig hält. Hr. Lacave-Laplagne antwortete, daß er, zur Zeit als er Finanzminister gewesen, die von ihm vorgeschlagene Maaßregel nur deßhalb nicht ausgeführt habe, weil er Opposition im Conseil gefunden. Seine Collegen hätten die Maaßregel damals für allzu schwierig gehalten. General Bugeaud kommt auf die zwischen der Commission und dem Ministerium gepflogenen Verhandlungen zurück. Das Ministerium, sagte er, habe zuerst eine Steuer von 27 Fr. auf den Rübenzucker vorgeschlagen, dann schien es in eine Abgabe von 25 Fr. zu willigen. (Der Finanzminister macht ein Zeichen der Verneinung.) Die Commission habe sich zu einer Festsetzung derselben auf 20 Fr. bereit gezeigt. Hr. Thiers nahm hierauf inmitten der tiefsten Stille der Versammlung das Wort. Das Ministerium, sagte er, wolle den Schwierigkeiten keineswegs, wie man ihm vorwerfe, aus dem Wege gehen. Beweis dafür sey seine offene Erklärung gegen ein Amendement, das wohl eine ziemlich große Stimmenzahl für sich erhalten werde. Durchdrungen von seiner Pflicht werde das Cabinet nicht nachgeben, sich nicht einschüchtern lassen, werde fest für das allgemeine Interesse des Landes kämpfen, sollte es auch unterliegen. (Beifall.) Hr. Thiers bestritt die Angaben derer, welche die Colonien als ins äußerste Elend versunken und einem baldigen Untergang nahe schilderten. Dagegen suchte er auch die Uebertreibung der Ansprüche der Rübenzuckerfabricanten hervorzuheben. Jede Industrie, die im Fortschreiten begriffen, verdiene den Schutz des Landes. Mit Unrecht habe man daher den dem Rübenzucker bisher gewordenen Schutz getadelt. Auch andere Industrien, wie die Fabrication der Eisenwaaren und der Baumwollenzeuge, verdanken ihre gegenwärtige Blüthe nur einem ähnlichen Schutz. Keine agricole Cultur sey vortheilhafter, als die der Runkelrübe und jede agricole Cultur sey für das Land ein Schatz. In einem Lande, wo der Boden die Basis der Steuern bilde, müsse man auch etwas für den Boden thun und ihn nicht einer Reichthumsquelle berauben. Wenn man durch einen wahrhaft barbarischen Beschluß die einheimische Fabrication unterdrückt haben würde, so wäre der Streit hiemit noch nicht zu Ende. Dann würden die Seehäfen und die Colonien mit einander über den Eingangszoll des Zuckers hadern und jene verlangen, daß man die Colonialproducte nicht durch Ausschließung der ausländischen Producte begünstige. Ich weiß wohl, sagte Hr. Thiers am Schlusse, daß dem Rübenzucker Gefahr droht. Die Freunde der Seehäfen und der Colonien scheinen einverstanden, den Rübenzucker proscribiren zu wollen. Ueberdieß schmeicheln sich die einheimischen Fabricanten mit der Hoffnung einer Entschädigung. Meiner Meinung nach wäre eine Entschädigung eine schlechte und lästige, die Unterdrückung des Rübenzuckers eine verderbliche Maaßregel. Ich erkläre mich aufs entschiedenste gegen das vorliegende Amendement, weil ich solches für gefahrvoll halte. (Beifall.) Die Rede des Conseilpräsidenten dauerte anderthalb Stunden und wurde mit gespanntester Aufmerksamkeit angehört. Nach ihm betrat Hr. Berryer die Rednerbühne. Er wartete einige Augenblicke, bis die Aufregung der Kammer sich gelegt hatte. Die Post ging ab noch ehe er das Wort ergriffen hatte.

Der National enthält einen umständlichen Artikel über die Zuckerfrage. Er sagt unter Anderm: Die beiden Industrien können nicht neben einander bestehen! ruft man von allen Seiten. Daraus geht folgerecht hervor, daß man entweder den Colonialzucker zum Vortheil des einheimischen, oder diesen zum Vortheil des erstern zerstören muß. Diese Folgerung ist aber geradezu eine unvernünftige. Die beiderlei Interessenten versichern, daß nicht nur ihr Privat -, sondern auch das allgemeine Interesse Frankreichs dabei gewinnen würde. Wir hingegen behaupten das Gegentheil. Woher rührt der Uebelstand? Davon, daß die Zuckerproduction den Bedarf der Consumtion überschreitet. Es handelt sich einzig darum, das Gleichgewicht herzustellen, nicht, wie man unaufhörlich sagt, zwischen den zwei rivalisirenden Productionen, sondern zwischen der Production und der Consumtion. Was ist nun dazu nöthig? Etwa, daß man die Colonialproduction beschränke, oder die einheimische Production direct oder indirect zerstöre? Nein! und hundertmal Nein! Es gibt nur Ein Mittel, nämlich die Taxen von beiden Zuckerarten herabzusetzen. Wird der Zucker wohlfeiler verkauft, so darf man auch sicher annehmen, daß es der Production nicht an Consumtion fehlen wird. Wer könnte dann wohl mit einiger Vernunft gegen eine solche Maaßregel protestiren? Die Consumenten gewiß nicht, mit denen man sich überhaupt, unserer Ansicht nach, bei dieser Debatte nur allzu wenig beschäftigt. Oder die Colonisten? Was fordern aber diese jetzt? Einen ausgedehntern Markt, und weiter nichts. Gerade die größere Consumtion, die durch Herabsetzung des Preises unvermeidlich hervorgerufen werden würde, würde ihnen den ihnen mangelnden Absatz sichern. Würden die Seehäfen protestiren? Eine größere der Consumtion überlieferte Zuckerquantität würde aber gerade der Schifffahrt zum Vortheil und zur Vermehrung gereichen. Würden die einheimischen Fabricanten protestiren? Vielleicht. Viele derselben würden leicht darauf verzichten, fortarbeiten zu lassen, wenn man sie an dem ihnen von dem Cabinet des 12 Mai so großmüthig angebotenen Geschenke von 40 Millionen Theil nehmen ließe. Oder der Schatz? Wir behaupten aber, daß, wenn man die auf beide Zucker festgesetzte Auflage in gehörigem Verhältniß verminderte, der Staat nicht nur indirect, sondern direct durch vermehrte Consumtion, eine mit der gegenwärtigen gleiche, wo nicht höhere Summe beziehen würde. Man wird1068 sagen, wo denn die Gewißheit liege, daß der verminderte Preis die Consumtion vermehren werde? Die Antwort ist einfach. In England consumirt jedes Individuum dreimal so viel Zucker als ein Individuum in unserm Lande. Seit 1814 war in Frankreich die Zuckerconsumtion fortwährend in rascher Zunahme, und es ist gewiß, daß nur in dem Steigen des Preises die Ursache des Stockens dieser Progression liegt. Es gibt keine andere zweckmäßigere Lösung. Wollte man die Colonien plötzlich opfern, sie ohne Uebergang, ohne Vorbereitung preisgeben, so würde man einen Fehler, ein Verbrechen begehen einen Fehler, weil wir dadurch in den Stand unserer Marine, ich sage nicht eine unersetzliche, aber doch sehr ernstliche Verwirrung bringen würden; ein Verbrechen, weil die Sklaverei noch auf unsern Colonien lastet, und sie für sich allein nicht im Stande sind, das furchtbare Problem der Neger-Emancipation zu lösen. Andrerseits würde man durch Hinopfern und Zerstören der einheimischen Production ebenfalls die Interessen Frankreichs und die Pflichten derer mißkennen, welche nach der Ehre trachten, ihm Gesetze zu geben. Endlich gibt es einen Umstand, den man auf allen Seiten vergessen zu haben scheint, der aber diese ganze Frage beherrscht, und jetzt weniger als jemals eine Einwilligung in die Zerstörung des einheimischen Zuckers gestattet. Dieser Umstand ist die Abschaffung der Negersklaverei in unsern überseeischen Colonien. Diese kann nicht mehr lange verschoben werden, und wird ohne Zweifel im nächsten Jahre zu Stande kommen. Bei der besten Hoffnung, daß die Sache zwar nicht ohne einige Aufregung, aber doch ohne ernstliche Gefahr vorübergehen dürfte, wird doch gewiß in den Colonien eine mehr oder minder lange Unterbrechung in den Arbeiten eintreten, und wie soll man den dann eintretenden Zuckermangel ersetzen, wenn man gerade vorher die einheimische Fabrication zerstört hat? Man würde dann offenbar der Discretion des Auslandes preisgegeben seyn.

Der Gegenadmiral Leblanc, der lange das Blokadegeschwader vom la Plata befehligt hat, ist an die Stelle des verewigten Hrn. v. Freycinet zum Seepräfecten von Rochefort ernannt.

(Commerce.) Die neuesten Briefe aus Algier melden, daß zwischen dem Marschall Valée und dem Herzog von Orleans große Kälte herrsche. Der Prinz wollte der letzten Expedition im Osten der Metidscha beiwohnen; der Marschall schlug es ihm ab. Die Colonisten vertrauten wenig auf entscheidende Resultate des bevorstehenden Feldzugs, eben so wenig Vertrauen hegt die Armee, welche in dem Gouverneur den systematischen Feind der Colonie sieht. Marschall Valée gebraucht die unbeschränkte Gewalt, die er sich angemaßt hat, nur zu Gunsten seines Eidams, des Obristlieutenants de Salles, dessen Beförderung er auf alle Weise zu unterstützen sucht, und den er zum zweiten Chef seines Generalstabs gemacht hat. Das Ministerium hat zwar den General Schramm zum Chef des Generalstabs ernannt, der Marschall hat ihm aber ein Divisionscommando übertragen, so daß Hr. de Salles fortwährend der Verwaltung der Armee vorsteht. Bei den Soldaten steht der Eidam des Marschalls in keiner sonderlichen Gunst. Nach einem Chalifa Abd-El-Kaders, Namens Sidi-Embarak, mit dem Hr. de Salles einst im Lager des Emirs freundlich verkehrte, haben ihm die Soldaten den Spitznamen Sidi - Embarras gegeben.

Den gestrigen telegraphischen Depeschen zufolge ist die französische Expeditionsarmee bereits auf dem Marsche nach dem Innern begriffen, denn die Höhe von Afrun und der Uad-el-Dscher, wo der Schauplatz des letzten Kampfes war, liegen westlich von Belida, dem Abgangspunkt der Armee. Das Journal des Débats vermuthet, nach dem Inhalt jener Depeschen, daß der Marschall Valée erst nach Miliana und von dort nach Medeah zu marschiren beabsichtige. Der Berg Afrun liegt westlich vom Engpaß Teniah. Die Armee ließ diesen schwierigen Gebirgsweg, den Abd-El-Kader verschanzen ließ, zur Linken liegen und umgeht ihn durch ihre Bewegung in der Richtung von Miliana. Auf dem Afrun, der sich über den Uthan El-Selb erhebt, befand sich ein arabisches Lager, von Beschir, dem Kaid der Hadschuten, commandirt. Dieser Lagerplatz wurde von den französischen Truppen mit dem Bajonnette genommen. Das Journal des Débats glaubt auch, der Marschall werde durch seinen Marsch nach Miliana sich den Besitz der einzigen Brücke über den Schelif sichern wollen, um die in Abd-El-Kaders Heer anwesenden Araber der Provinz Oran von ihrer Heimath abzuschneiden und zum Kampfe zu zwingen.

Am 27 April ist die Expeditionsarmee von Buffarik aufgebrochen und nach Belida marschirt, von wo sie dann den Weg nach dem Westen eingeschlagen hat. Gegen vier Tausend feindliche Reiter, größtentheils Hadschuten, machten Miene sich ihrem Marsch zu widersetzen und zogen sich bei ihrer Annäherung in den Wald Chorasa zurück. Da es eine schwere Arbeit gewesen wäre, die Feinde daraus zu vertreiben, ließ der Marschall Valée den Wald auf mehrern Punkten in Brand stecken. Die Hadschuten flohen hierauf in aller Unordnung und ließen 300 Todte auf dem Kampfplatze zurück. Wir verloren sechs Officiere und sechs Soldaten; ein dänischer Artillerielieutenant (ein Hr. v. Raasloff), welcher die Expedition als Amateur begleitete, wurde gleich in diesem ersten Gefecht getödtet. Die Armee setzte hierauf ihren Marsch nach Miliana fort. Man glaubte, sie werde am 1 Mai ihren Einzug in dieser Stadt halten. Der ursprüngliche Plan war zuerst nach Medeah zu marschiren; man gab denselben aber auf, weil Abd-El-Kader diesen Punkt befestigt, dagegen Miliana ohne Vertheidigung gelassen hatte. Einige hundert arabische Räuber sind in den Massif eingedrungen und haben einige Häuser geplündert. Die Besatzung unserer Stadt rückte gegen sie aus, worauf jene die Flucht ergriffen und einige Todte zurückließen. Scherschel wird seit dem 27 April von den Kabylen der Beni-Menasser angegriffen. Die Besatzung hatte einige Todte und Verwundete; unter letzteren befindet sich Hr. Cavaignac, Commandant der Stadt, welcher eine Kugel in den Schenkel erhielt.

Guizot hat eine Circularnote eingeschickt, die ihm von Nuri Effendi zugekommen war, und worin er aufgefordert wird, im Namen Frankreichs der Abschließung einer Convention beizutreten, die hauptsächlich dazu dienen soll, Syrien der Pforte zurückzugeben. Guizot frägt an, was er darauf antworten soll, und es ist ihm erwiedert worden: nichts. *)Wir verweisen auf den denselben Gegenstand behandelnden Londoner Brief〈…〉〈…〉 in der gestrigen Allgem. Zeit.Er könne sich mit der Empfangsbestätigung begnügen, die er bereits gegeben habe. Mündlich möchte er aber Nuri Effendi wie überhaupt den übrigen Repräsentanten zu erkennen geben, daß eigentlich die Nothwendigkeit einer Conferenz im wahren Sinne des Wortes dem französischen Ministerium nicht recht einleuchte, das darin ein Hemmniß mehr sehe, die orientalische Frage zu Ende zu bringen. Er möchte dieß hervorheben und sich darauf beschränken, sein Gutachten über diesen oder jenen Punkt abzugeben, auch allenfalls in einzelnen Fällen unterhandeln, aber auf keine Weise protokolliren oder collectiv etwas beitreten; letzteres nur dann, wenn er nähere Instructionen eingeholt habe und dazu autorisirt seyn werde, denn, fügte1069 Thiers hinzu, er habe genug an der vorjährigen Collectivnote, um die noch jetzt herumgegangen und wegen der eigentlich gestritten werde; er wolle sich auf keine Weise die Hände binden, und schärfe es dem Botschafter des Königs ein, ihm nicht etwa den Strick dazu zu liefern. Er wolle und könne nicht die Hand zu Zwangsmaaßregeln gegen Mehemed Ali bieten, worauf es doch abgesehen sey. Er werde und könne aber auch gewissermaßen Niemanden hinderlich seyn, so zu verfahren, wie es ihm gutdünke und überlasse es einem jeden nach Laune zu handeln, so lange nicht die Ehre oder die Interessen Frankreichs dadurch verletzt werden. Er könne aber nicht verhehlen, daß es ihm etwas abenteuerlich scheine, Mehemed Ali zwingen zu wollen, weil er erstens besser gebettet sey, als man wähne, und es nur Eine Macht, England, gebe, die es allenfalls zu unternehmen wagen könnte, obgleich alsdann im besten Fall der Vortheil gewiß nicht die Nachtheile aufwiegen dürfte, die es dabei finden würde. Er, Thiers, wolle jedoch nicht mit seinem Urtheil vorgreifen, und wenn Guizot fände, daß man anders in London denke, so möge er versuchen, Vorstellungen zu machen, blieben diese unberücksichtigt, das Weitere ruhig abwarten. Thiers ist durch die täglich aus der Levante eingehenden Berichte überzeugt, daß Mehemed Ali, sollte er ernstlich gedrängt werden, hinreichend Mittel und Kraft besitzt, um tüchtigen und langen Widerstand zu leisten, und mehr, glaubt er, bedarf es nicht, damit er glücklich aus dem Kampfe gehe. Dagegen ist Lord Palmerston durch die ihm zukommenden Mittheilungen der brittischen Agenten zu der Meinung gelangt, daß Mehemed Ali ein großer Komödiant sey, hinter dem nicht viel stecke, sobald er demaskirt werde, und der sich schon fügen werde, sobald er merke, daß man ihn durchblickt habe. Palmerston glaubt an keine ägyptische Macht, wenigstens nicht nach europäischen Begriffen. Er gibt nur zu, daß Mehemed Ali der Pforte gefährlich seyn könne, die kaum mehr zähle, und eben deßhalb glaubt er es nöthig, ihm die Flügel zu beschneiden, damit er sich nicht einen zu großen Aufschwung gebe, und allenfalls dem Sultan eines schönen Morgens Schach biete. Nach den widersprechenden Ansichten der englischen und französischen Agenten im Orient hat sich die Meinung mehr oder minder dies - und jenseits des Canals gebildet, und ist Thiers gleich Palmerston gehalten, seine Politik zu beobachten, was ein großer Uebelstand ist, weil es auf diese Weise schwer fällt, sich völlig zu verständigen.

In den Debatten über das Zuckergesetz zeigt sich offenbar, daß die Colonien die besten Redner für sich haben, während zu Gunsten des Rübenzuckers beinahe nur mittelmäßige Vorträge erscheinen; der einzige Redner dieser Partei, der mit Ruhe und Aufmerksamkeit angehört wurde, war Hr. Berville, dessen schöne Diction und logische Darstellung der Verhältnisse der Colonien auf alle seine Collegen Eindruck machte, die keine vorgefaßte Meinung für die Colonien hegen. Die Anhänger der Colonien haben in dieser kritischen Lage kein Mittel vernachlässigt, um auf die Kammer zu wirken, und es verlautet, daß sie auch auf das volltönende Organ des Hrn. Berryer rechnen können. Gestern nahmen drei Reden die ganze Sitzung weg, weil jeder Redner eine vollständige Abhandlung über die Materie geben wollte; der dritte, der Referent General Bugeaud, gab, wie gewöhnlich, hinreichenden Stoff zum Gelächter, und man bemerkt allgemein, daß seine Vorträge bei dem unbefangenen Theile der Kammer dem inländischen Zucker schaden, den er doch vertheidigt. Nach dem Schluß der allgemeinen Debatten entwickelte Hr. Lacave-Laplagne, der Finanzminister des Cabinets vom 12 Mai, sein Amendement, dahin zielend, die Fabrication des Runkelrübenzuckers ganz zu verbieten, und dagegen den bestehenden Fabriken eine Entschädigung zu gewähren; er vertheidigte somit nicht allein das System des ursprünglich von ihm vorgelegten Entwurfs, sondern ging viel weiter, durch das Verbot der Fabrication. Gestern Abend und heute erklärten die Anhänger des inländischen Zuckers, wenn die Auflage auf denselben über 25 Fr. gesteigert werde, würden sie selbst für dieses Amendement stimmen, welches den Fabricanten weniger Nachtheil bringe als die erhöhte Auflage; mehrere derselben wollen bei Eingang der heutigen Sitzung darauf antragen, daß vorab über den Betrag der Auflage abgestimmt werde, bevor man sich mit dem Amendement beschäftige; indessen wird schwerlich diesem Antrag stattgegeben werden, weil die Debatten über den Betrag der Steuer viele Zeit wegnehmen würden, die im Falle der Annahme des Amendements ganz überflüssig angewendet wäre. Die Annahme jenes Amendements läßt sich übrigens nicht vermuthen; da die in der Frage unbefangenen Deputirten alle Grundbesitzer sind, so werden sie sich und den Ihrigen nicht alle Hoffnung zerstören wollen, durch Runkelrübenpflanzungen den Ertrag ihrer Ländereien bedeutend zu vermehren. Die linke Seite hat jetzt durch verschiedene ihr zu Ohren gekommene Aeußerungen des Hrn. Thiers die Gewißheit erlangt, daß der Hr. Conseilpräsident von dem Circular des Grafen Jaubert über die Motion v. Rémilly vor seiner Absendung Kenntniß hatte, und es billigte, die Vorwürfe über seine Doppelsinnigkeit werden nicht ausbleiben. Die Krankheit der Herzogin von Orleans hat abgenommen, aber noch ist keine vollkommene Herstellung eingetreten, und die Trennung ihrer Wohnung von den übrigen Theilen des Palastes besteht fortwährend.

Italien.

Alle aus Neapel eingehenden Berichte sprechen die Hoffnung aus, bald im Stande zu seyn, die Nachricht mittheilen zu können, daß der Streit mit England völlig geschlichtet sey. Der Handelsstand wünscht es, und in Sicilien wird die Lage immer bedenklicher; die ärmere Classe der Bevölkerung dort ist der Verzweiflung hingegeben und läßt Alles befürchten. Nur diejenigen, welche Antheil an diesem unglückseligen Schwefelmonopol haben, lamentiren und möchten ganz Europa deßhalb in Flammen setzen. Sie sind es, welche über schreiende Ungerechtigkeiten klagen, und es nicht gestatten wollten, daß die Regierung den wohlwollenden Rathschlägen der befreundeten Mächte nachgebe. Frankreichs Vermittlung gibt der Regierung in Neapel die Garantie, daß es keinen Schritt thun dürfe, wodurch ihre Souveränetätsrechte beeinträchtigt würden. Zu der Aufhebung des Schwefelmonopols hat der König von Neapel sich schon früher bereitwillig erklärt und wird solches auch noch jeden Augenblick thun, nur die Geldentschädigung, welche England für seine Unterthanen stellt, scheint noch der streitige Punkt. Hierin wird England wohl von seiner großen Forderung Vieles nachlassen, so wie die Compagnie ihrerseits sich mit einer Abfindungssumme zufrieden stellen muß. Alle italienischen Blätter haben diese Angelegenheit besprochen, nur das hiesige halb officielle Diario hat bis jetzt kein Wort darüber gemeldet, und so sieht sich das Publicum denn ganz auf die fremden Zeitungen angewiesen, um aus Neapel etwas zu erfahren.

Deutschland.

Trotz dem, daß hier in zwei Jahren nahe an 400 neue Zimmer gebaut wurden, und die Zahl der vermiethbaren Zimmer für Badegäste sich auf 1900 beläuft, wird den vielen Bestellungen nach, die jetzt schon eingelaufen sind, doch kein Ueberfluß seyn. Außer der bedeutenden Anzahl1070 hoher Herrschaften aus Rußland, England, Frankreich, Holland und Oesterreich, deren Besuch bereits angekündigt ist, wird auch, wie man vernimmt, I. Maj. die Königin von Würtemberg nebst zwei Prinzessinnen auf sechs Wochen unsere Heilquellen gebrauchen. (Fr. M.)

Die Senkenbergische naturhistorische Gesellschaft beging am letzten Sonntag ihr Stiftungsfest mit einer Generalversammlung. Der darin von dem Secretär der Gesellschaft, Dr. med. Mappes, erstattete Jahresbericht setzte neuerdings außer Zweifel, daß diese schöne Anstalt in fortschreitendem Gedeihen ist. Am Schlusse wurde der Wunsch ausgedrückt, es möchten auch noch Mineralogie und Geologie mit in den Kreis der öffentlichen Vorlesungen aufgenommen werden, die auf Veranstaltung der Gesellschaft von ihren fachgelehrten Mitgliedern gehalten werden, um auf diese Weise das System der zur Hochschule vorbereitenden Wissenschaften, die hier gelehrt werden, zu vervollständigen. Wie man hört, wäre gegen die Berücksichtigung fernerer Beschwerdeschriften aus Hannover Einsprache erhoben worden. Inzwischen soll dieser Schritt bei der Mehrzahl der hohen Betheiligten keinen Anklang gefunden haben. (Schw. M.)

Die Düsseldorfer Dampfschifffahrtsgesellschaft für den Nieder - und Mittelrhein hat den Personentarif im Salon um ein Viertheil, und in der Vorcajüte um die Hälfte herabgesetzt. Auf die Frequenz muß diese Ermäßigung den günstigsten Einfluß äußern. Bei der zwischen dieser und der Kölnischen Gesellschaft bestehenden Rivalität kann es nicht ausbleiben, daß diese letztere die Preise ebenfalls mindert, und nach der bisherigen Erfahrung läßt sich erwarten, daß sie dieselben sogar unter die der Düsseldorfer Gesellschaft stellt. Dem Publicum kann man zu dieser Concurrenz nur Glück wünschen. Trotz der großen, und von Woche zu Woche steigenden Anzahl der den Rhein befahrenden Dampfschiffe, ist die Zahl der Segelschiffe nicht im Abnehmen, sondern ebenfalls in der Zunahme begriffen. Unser Hafen bietet das Schauspiel einer ungewöhnlichen Frequenz. Besonders wichtig ist der Kohlentransport. Im verflossenen Jahre sind aus den Ruhrgegenden nach dem Rhein stromauf - und abwärts zweiundsiebenzig Millionen Centner Steinkohlen verschifft worden. Die Auswanderungen aus dem Würtembergischen dauern fort: vor drei Tagen langte wieder eine Gesellschaft von 60 Personen hier an, die dem Vaterlande den Rücken kehrt, und sich ein neues Glück in der neuen Welt gründen will.

Ihre k. Hoh. die Prinzessin Amalie von Sachsen ist unlängst von Florenz hieher zurückgekehrt. Dasselbe fand mit dem Erbgroßherzoge von Mecklenburg-Schwerin statt, der einen Besuch bei seinen erlauchten Eltern gemacht hatte. Der liebenswürdige junge Prinz wird späterhin von hier nach der Universität Bonn gehen, um allda seine höhere Ausbildung zu vollenden. Man glaubt, daß der Pillnitzer Sommeraufenthalt unsers Hofs dieses Jahr von kürzerer Dauer als gewöhnlich seyn werde, da erstens die bevorstehende Entbindung der Prinzessin Johann seinen Abgang dahin verzögert, und dann der König und die Königin nach dem Schlusse des Landtags vielleicht auf einige Zeit nach Bayern gehen, so wie auch Prinz und Prinzessin Johann eine Reise antreten dürften. Ein hier lebender Britte, Sir Ralph A. Anstruther, hat das Trauerspiel Griseldis von Baron Münch, von dem nach Ihren Blättern unlängst eine französische Uebersetzung erschienen ist, auch in das Englische übersetzt, und in einer hiesigen Buchhandlung herausgegeben. Dieser Tage wurden dem Prinzen Johann einige Quäker, Mitglieder der Philantropic society vorgestellt, die sich kurze Zeit hier aufhielten. Sie entblößten wider die Sitte ihrer Glaubensgenossen im Vorzimmer ihr Haupt, und die bei solchen Gelegenheiten am englischen Hofe gebräuchliche Vermittlung dieses Ergebnisses konnte also hier umgangen werden.

Das Dorf Sondheim vor der Rhön ist gestern in weniger als vier Stunden, von Morgens 10 Uhr bis Nachmittags 2 Uhr, sammt dem Freiherrlich v. Gebsattel'schen Schlosse und Oekonomiehofe abgebrannt. Die Kirche, eine im Neubau begriffene Schule und die Pfarrwohnung hat Gottes Hand beschützt, einige andere Gebäudetrümmer sind gerettet. Im Uebrigen war, trotz der schleunigsten und thätigsten Hülfe, der Wuth des Elements kein Einhalt zu thun. Die lange anhaltende Dürre, der scharfe Ostwind, der niedrige Wasserstand der Bahre, begünstigten seinen Raub. 150 Wohnhäuser sammt allem Zubehör an Scheuern und Stallungen liegen in Asche, und mehr als 400 Menschen sind dadurch obdachlos geworden. Der Jammer ist unsäglich! (Frankf. O. P. A. Z.)

Von der Elbe

wird (im deutschen Courier) gemeldet, der hannover'sche Bundestagsgesandte, Frhr. v. Stralenheim, habe beantragt: 1) den Consistorialrath Dr. Hessenberg in Frankfurt a. M. wegen öffentlich ausgesprochener hochverrätherischer Gesinnung seines Officiums als Procurator bei der hohen deutschen Bundesversammlung zu entlassen; 2) jede fernern Eingaben hannover'scher Corporationen von vornherein abzulehnen; 3) das vom Appellationsgericht zu Frankfurt auf die Beschwerden des Dr. Hessenberg erlassene Erkenntniß wegen Herausgabe der im hannover'schen Portfolio Theil II abgedruckten Denkschrift zu cassiren. Der Redacteur des Hamburger Correspondenten, Dr. Runkel, soll der Aufforderung der hannover'schen Regierung, die Namen zweier seiner Correspondenten zu nennen, gewillfahrt haben, weil ihm mit dem Verbot seines Blattes gedroht worden sey. (München. pol. Z.)

Schweden.

In diesen Tagen sollte ein Plenum plenorum abgehalten werden, worin der König die Annahme der Vorschläge zur Departementalverwaltung feierlich verkündigen wollte, die Sache ist aber auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben. Dieß erweckte eine gewisse Unruhe, indem solchergestalt dieser erste Schritt zu einer Verbesserung unsers kläglichen Verwaltungssystems auf Schwierigkeiten stößt, die man nicht erwartete. Viele Repräsentanten hatten die zuversichtliche Hoffnung gehegt, daß die Regierung auf diesem Reichstag zu bedeutenden Concessionen die Hand bieten werde, und diese sehen sich nun in ihren Erwartungen getäuscht. Das Aftonblad bemerkt deßhalb etwas boshaft, dieß Alles könne nur beitragen, dem Volke die Augen zu öffnen, und die etwa noch verworrenen Begriffe über die An - und Absichten der Machthaber zu läutern. Unter diesen Machthabern versteht man nun namentlich den Grafen Brahe, und gibt dem jetzigen Verfahren und den jetzigen Tendenzen der Regierung den Namen Braheherrschaft (Braheväldet) oder bezeichnet dieselbe auch ganz einfach mit dem Namen des Systems. Die Regierungszeitungen, namentlich auch die durch einen Hrn. Regner neulich verstärkte Svenska Biet, greifen die Opposition heftig an, und erklären das Ministerium für zu schwach, dem Andrängen der revolutionären Partei zu widerstehen. Man spricht andrerseits von Ergänzung des Ministeriums durch Leute, wie Palmstjerna, Horn und Bischof Heurlin Leute, denen man, namentlich den beiden ersten, Rechtschaffenheit und guten Willen keineswegs, wohl aber die Kraft abspricht, in das Chaos der Verwaltung Licht und Ordnung zu bringen. Die Stände haben vorläufig beschlossen, daß der nächste Reichstag am 14 Jan. 1845 eröffnet1071 werden solle, indessen ist es noch keineswegs entschieden, ob nicht der Ausgang dieses Landtags einen baldigen zweiten nöthig macht, denn abgesehen von den schwebenden Verfassungsfragen und dem Vorschlag Hans Janssons hat auch der Constitutionsausschuß dieser Tage einen Vorschlag gemacht, daß die Reichstagwähler zusammentreten, und daß über diesen Vorschlag einzeln und unabhängig von den übrigen Repräsentationsfragen ein Beschluß gefaßt werden solle. Der Staatsausschuß ist nun mit seinen Bedenken über die verschiedenen Titel des ordentlichen Budgets fertig, und die gleichgesinnten Mitglieder aller vier Stände haben eine Versammlung zur vorläufigen Privatberathung darüber im Local der Clubzimmer des Bürgerstandes auf heute anberaumt.

Rußland und Polen.

Man schreibt aus Warschau, daß der Erzbischof von Podlachien, welcher seit langer Zeit mit den weltlichen Behörden in Widerspruch war, von seiner Diöcese entfernt worden, und in Rußland einen Ort zu seinem fernern Aufenthalt angewiesen erhielt. Diese Sache soll in Polen viel Aufsehen machen. Man erwartet den Kaiser von Rußland im Lauf des Monats zu Warschau, wo er sich einige Tage aufhalten will, worauf er eine Inspectionsreise im südlichen Rußland vorzunehmen gedenkt. Der Feldmarschall Fürst Paskewitsch wird ihn auf dieser Reise begleiten.

Syrien und Aegypten.

Die heutigen Pariser Blätter bringen einen Bericht des k. k. österreichischen Consuls zu Damaskus an den k. k. österreichischen Generalconsul in Alexandria, in Bezug der Damascener Juden, deren Martyrthum an die dunkelsten Zeiten des Mittelalters erinnert. Während wir in Europa die Mährchen desselben als poetischen Stoff bearbeiten und uns an jenen schauerlich naiven Sagen ergötzen, womit unsere Vorfahren sich nicht wenig ängstigten; während bei uns nur noch in Gedichten und Romanen von jenen Hexen, Wehrwölfen und Juden die Rede ist, die zu ihrem Satansdienst das Blut frommer Christenkinder nöthig haben; während wir lachen und vergessen, fängt man an im Morgenlande sich sehr betrübsam des alten Aberglaubens zu erinnern und gar ernsthafte Gesichter zu schneiden, Gesichter des düstersten Grimms und der verzweifelnden Todesqual: der Henker foltert und der Jude gesteht, daß er, bei dem herannahenden Paschafeste etwas Christenblut brauchte zum Eintunken für seine trockenen Osterbröde, und daß er zu diesem Behufe einen alten Capuciner abgeschlachtet habe! Der Türke ist dumm und schnöde und stellt gern seine Bastonnaden - und Torturapparate zur Verfügung der Christen gegen die angeklagten Juden; denn beide Secten sind ihm verhaßt, er betrachtet sie beide wie Hunde, er nennt sie auch mit diesem Ehrennamen, und er freut sich gewiß, wenn der christliche Giaur ihm Gelegenheit gibt, mit einigem Anschein von Recht den jüdischen Giaur zu mißhandeln. Wartet nur, wenn es mal des Pascha's Vortheil seyn wird und er nicht mehr den bewaffneten Einfluß der Europäer zu fürchten braucht, wird er auch dem beschnittenen Hunde Gehör schenken, und dieser wird unsere christlichen Brüder anklagen, Gott weiß wessen! Heute Amboß, morgen Hammer! Aber für den Freund der Menschheit wird dergleichen immer ein Herzleid seyn. Erscheinungen dieser Art sind ein Unglück, dessen Folgen unberechenbar. Der Fanatismus ist ein ansteckendes Uebel, das sich unter den verschiedensten Formen verbreitet, und am Ende gegen uns alle wüthet. Der französische Consul in Damaskus, der Graf Ratti-Menton, hat sich Dinge zu Schulden kommen lassen, die hier einen allgemeinen Schrei des Entsetzens erregten. Er ist es, welcher den occidentalischen Aberglauben dem Orient einimpfte, und unter dem Pöbel von Damaskus eine Schrift austheilte, worin die Juden des Christenmords bezichtigt werden. Diese haßschnaufende Schrift, die der Graf Menton von seinen geistlichen Freunden zum Behufe der Verbreitung empfangen hatte, ist ursprünglich der Bibliotheca prompta a Lucio Ferrario entlehnt, und es wird darin ganz bestimmt behauptet, daß die Juden zur Feier ihres Paschafestes des Blutes der Christen bedürften. Der edle Graf hütete sich, die damit verbundene Sage des Mittelalters zu wiederholen, daß nämlich die Juden zu demselben Zwecke auch consacrirte Hostien stehlen und mit Nadeln so lange stechen, bis das Blut herausfließe eine Unthat, die im Mittelalter nicht bloß durch beeidigte Zeugenaussagen, sondern auch dadurch ans Tageslicht gekommen, daß über dem Judenhause, worin eine jener gestohlenen Hostien gekreuzigt worden, sich ein lichter Schein verbreitete. Nein, die Ungläubigen, die Mohammedaner, hätten dergleichen nimmermehr geglaubt, und der Graf Menton mußte, im Interesse seiner Sendung, zu weniger mirakulösen Historien seine Zuflucht nehmen. Ich sage im Interesse seiner Sendung, und überlasse diese Worte dem weitesten Nachdenken. Der Hr. Graf ist erst seit kurzer Zeit in Damaskus; vor sechs Monaten sah man ihn hier in Paris, der Werkstätte aller progressiven, aber auch aller retrograden Verbrüderungen. Der hiesige Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Hr. Thiers, der sich jüngst nicht bloß als Mann der Humanität, sondern sogar als Sohn der Revolution geltend zu machen suchte, offenbart bei Gelegenheit der Damascener Vorgänge eine befremdliche Lauheit. Nach dem heutigen Moniteur soll bereits ein Viceconsul nach Damaskus abgegangen seyn, um das Betragen des dortigen französischen Consuls zu untersuchen. Ein Viceconsul! Gewiß eine untergeordnete Person aus einer nachbarlichen Landschaft, ohne Namen und ohne Bürgschaft parteiloser Unabhängigkeit!

Ostindien und China.

Ich habe vor einigen Tagen einen Brief aus Candahar gesehen, geschrieben von einem Officier, der dort mit einem Transport Geld für die Armee angekommen war. Er schreibt, daß er von Schikarpur nach Candahar 60 Tage gebraucht habe, und daß die Abwechslung des Klima's zwischen Schikarpur, wo die Hitze 102° Fahrenheit (31° Réaum. ) und die Höhe des Bolanpasses, wo der Thermometer auf 19 gefallen war, den Marsch der Gesundheit der Truppen sehr gefährlich mache. Der Bolanpaß ist seiner Beschreibung nach an keiner Stelle schwer zu passiren: seine große Schwierigkeit besteht in seiner Länge, die 60 englische Meilen beträgt, und den unzähligen Windungen und Ecken, welche er bildet, und deren jede den Beludschen zum Hinterhalt dienen kann. Man sieht selten 100 Schritte vor sich, ehe sich der Weg oder vielmehr die Schlucht wieder biegt, und bekommt keine Wohnung, kein menschliches Wesen zu Gesicht, als wenn man das Glück hat, einige Beludschen mit ihren langen Flinten über einen Felsen herauslauernd zu sehen. Er selbst kam unangegriffen hindurch, was er dem zuschreibt, daß er immer im Freien geschlafen, und auf die sorgfältigste Wacht bei seiner Escorte gesehen, so wie dem Umstand, daß Mihral Chan von Kelat die Beludschen damals so viel möglich zur Vertheidigung seiner Hauptstadt zusammenberufen habe. In Candahar fand er Alles ruhig, wenigstens öffentlich, obgleich es nicht gerathen war, allein auf die Jagd oder in die Umgegend zu gehen. Er wurde in dem Palast eines der ehemaligen Amir einquartiert, der von außen sehr elend aussieht, aber innen mit Geschmack und Luxus geziert ist. Er fand, daß der Eindruck, den die Afghanen bei längerer1072 Bekanntschaft auf die englischen Officiere gemacht hatten, besser war als während des Feldzugs; aber bei dem allem scheint es eine gänzlich desorganisirte und höchst unzuverlässige Nation zu seyn. Man hat Nachrichten aus Canton bis zum 20 Jan.; sie sind immer gleich schlecht, oder vielmehr schlechter als je. Man hatte einen Theil der Sperre des englischen Handels durch fictiven oder wirklichen Verkauf englischer Schiffe an Amerikaner und Dänen umgangen, und diese waren anfangs von Lin nach Canton unter ihrer neuen Flagge zugelassen worden, obgleich er die amerikanischen und dänischen Consuln zu sich berufen hatte, und sich von ihnen hatte versprechen lassen, daß sie sich nicht mehr zu solchen Aenderungen der Flagge hergeben. Aber nach den neuesten Briefen hat er zwei dieser Schiffe confiscirt, weil sie englische Ladungen hätten, was seinem Decret angemessen ist, obgleich man gehofft hatte, daß er es nicht wörtlich in Anwendung bringen werde. Die chinesischen Seeofficiere, lielche sich gegen die Volage und den Hyacinth geschlagen hatten, sind vom Kaiser belobt und belohnt worden, und man bemerkte in Canton eine beträchtliche Zunahme der Besatzung. Die gegen China bestimmte Escadre soll am 20 abgehen, und wird wahrscheinlich in Singapur die englische Flotte finden, deren Ankunft dort auf Anfang April angekündigt ist. Die Stimmung hier, mit Ausnahme der Opiumagenten und der Journale, die in ihrem Interesse sind, ist gänzlich gegen den Krieg mit China.

1065

Rußland und China.

(Beschluß.)

Ueberblicken wir kurz die Entwickelung der Verbindungen Rußlands mit China und ihre Fortschritte, so stellt sich eine Uebersicht ihrer Geschichte folgendermaßen dar.

Anfängliche Bekanntschaft der Chinesen und Russen von 1608 an.

Kriege der Chinesen und Russen um das Amur-Gebiet von 1650 bis 1689.

Feststellung der Gränzen im Frieden von Nertschinsk 1689.

Feststellung der Weise des Verkehrs und der Uebersendung regelmäßiger Missionen im Tractate von Peking 1728.

Mißhelligkeiten und häufige Unterbrechungen der nichtsdestoweniger zunehmenden Handelsverbindungen von 1728 bis 1792.

Andauernder Friede, regelmäßige Missionen und ungestört zunehmender Handel von 1798 bis 1840.

Wenden wir nun unsere Blicke auf den jetzigen Zustand der Beziehungen zwischen Rußland und China, wie er aus jenen verschiedenen Perioden hervorging, und auf die Aussichten und Erwartungen, welche wir nach dem jetzigen und dem früheren Bestande für die Zukunft hegen können, so ergibt sich, daß die Verhältnisse sich bereits auf eine merkwürdige Weise verändert haben, und daß für die nächste Zukunft ohne Zweifel eine neue bedeutende fortschreitende Veränderung bevorsteht.

Rußland gränzt jetzt mit China auf einer Strecke von nicht weniger als als 500 Meilen. Die Gränze wird von beiden Seiten mit großer Eifersucht bewacht, ist durch Gränzmarken, Pfähle und Thürme bezeichnet, und von russischer Seite durch Redouten und kleine Festungen, in denen Kosakenpikets liegen, beschützt. Die Gränze durchschneidet die Gebiete einer Menge von Völkerschaften, von denen daher oft die eine Hälfte unter chinesischer Herrschaft steht, während die andere den Russen zufiel, so die Sungaren und Tungusen, so die Buräten und andere Mongolen. Den Russen fiel sogar ein großes Stück des Gebiets des Amur-Stromes zu, das sie schon einmal fast ganz besaßen und dessen Besitz ihnen vom größten Vortheil seyn würde, da er ihnen die trefflichste Communication mit dem stillen Ocean eröffnete, an dem sie jetzt nur die allzu nördlichen und sehr isolirten Häfen Ochotzk und Petropawlowsk inne haben. Diese Theilung des Amur-Gebiets und die gemeinschaftliche Besitznahme mongolischer Völker hat bisher immer Reibungen zwischen Rußland und China veranlaßt, und wird solche wahrscheinlich auch in Zukunft wiederholt herbeiführen.

Der Handelsverkehr zwischen Rußland und China ist jetzt so bedeutend und blühend, wie er noch nie gewesen, und seit seiner letzten Wiedereröffnung befindet er sich in einem so außerordentlichen und constanten Aufschwung, daß er ein mächtiges Band zwischen beiden Staaten geworden ist, welches schnell und willkürlich zu lösen ihnen für die Zukunft unmöglich seyn wird. Einige Data, in deren Besitz wir sind, werden dieß beweisen. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der jährliche Umsatz zwischen China und Rußland nur auf drei Millionen Rubel angeschlagen. Im Jahr 1803 betrug die Einfuhr aus China allein vier Millionen, 1805 aber schon 5,700,000 Rubel. Die Ausfuhr nach China betrug 1803 1,700,000; 1804 1,900,000; 1805 2,300,000. Dagegen wurden im Jahr 1832 allein auf der Messe von Novgorod, wo freilich der vorzüglichste Sammelplatz aller chinesischen Waaren ist, an solchen angefahren für 13,400,000, 1833 für 14,500,000, 1834 für 17,000,000, 1835 für 17,200,000 Rubel. Rechnen wir auch für alles Uebrige, was nicht nach Novgorod kam, nur drei Millionen an, so belief sich die Einfuhr aus China nach Rußland im Jahr 1835 allein schon wenigstens auf 20 Millionen Rubel. Nehmen wir an, daß die Ausfuhr im Verhältniß mit jener Progression die wir für 1803 bis 1805 angaben, fortgeschritten sey, so belief sich dieselbe im Jahr 1835 wenigstens auf zehn Millionen, und der ganze Handel Rußlands mit China setzte also 1835 ein Capital von 30 Millionen in Umschwung. Seit 1835 hat sich der Handel in jeder Hinsicht noch mehr entwickelt. Nehmen wir aber zum Maaßstab dieser Entwickelung auch nur jene alten in den Angaben für die Jahre 1832 bis 1835 gegebenen Progressionen, so ergibt sich für das Jahr 1840 ein Minimum von 37 Millionen Rubel Umsatzcapital.

Die in diesen Werthen repräsentirten Waaren strömen auf verschiedenen Wegen zwischen den beiden Reichen aus und ein. Im Norden sind Zuruchaitu und Kiächta die Hauptpunkte, im Osten aber gehen von Jarkend aus durch Turkestan und das Kirgisenland mehrere chinesisch-russische Handelswege nach Rußland hinüber.

Man kann im Ganzen annehmen, daß seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts der Verkehr zwischen Rußland und China sich verzwölffacht habe.

Es läßt sich aus diesen Summen schließen, wie außerordentlich groß die gegenseitige Einwirkung beider Reiche auf einander geworden ist, wenn man dabei erwägt, wie der Handel durch lange Einführung gewisser Waaren die Gewohnheiten und Sitten der Völker umgestaltet, wie durch die Einfuhr gewisser Waaren die Völker an ihren Gebrauch so gewöhnt werden, daß sie ihrer nicht mehr entbehren können, wie, durch die Ausfuhr anderer, Gewerbe und Industriezweige sich bei ihnen begründen, die den später noch beständiger Pflege und Nahrung verlangen. Die Waaren, welche die Russen von China empfangen, sind vorzugsweise der Thee, Porcellan, rohe Seide und Baumwolle, seidene Stoffe, Nankin, Obst, eingemachte Früchte, lackirte Geräthe u. s. w. Der Thee ist aber entschieden die Hauptsache. Die sämmtliche Bevölkerung des großen russischen Reichs hat sich bis in die untersten Stufen der Gesellschaft hinab im Verlaufe der letzten 50 Jahre auf eine so merkwürdige Weise an den Gebrauch des Thee's gewöhnt, daß schon wegen dieser außerordentlichen Vorliebe der Russen für jenes Product es unmöglich ist, daß Rußland es geduldig ansehen könnte, wenn China es noch einmal wieder einfallen sollte, seine Thore zu schließen. Rußland würde sie, Thee verlangend, alsbald mit Gewalt wieder öffnen.

Die Waaren, welche die Chinesen zum Austausch empfangen, sind Pelzwerk, Leinwand, Leder, Tuch, Filzdecken, Eisenwaaren und andere billige russische Fabricate. In sibirische und amerikanische Pelze hüllt sich ein großer Theil der chinesischen Großen. Die Mongolen der an Rußland gränzenden Gebiete China's bedienen sich größtentheils russischer Gewebe und insbesondere russischer Eisenwaaren und russischen Leders. China hat auf diese Weise eben so viele Unterthanen, die von diesem Handel Vortheil ziehen als Rußland. Die Heerstraße, welche von Peking die Mongolei durchzieht, wird von Jahr zu Jahr belebter und colonisirt sich mehr und mehr mit Transport fördernden mongolischen Fuhrleuten und handeltreibenden Chinesen. Die zehn Millionen russischer Waaren, welche ins Land1066 einströmen, gewinnen hier den Russen jährlich mehr Freunde, so wie die 20 Millionen, welche ausströmen, jährlich mehr Chinesen von ihnen abhängig machen. Die russische Regierung wünscht den Handel, während die chinesische ihm ungünstig gesinnt ist und von ihr eher Hemmungen zu erwarten sind, als von der russischen. Man kann daher jene vom russischen Handel Vortheil ziehenden chinesischen Unterthanen gleichsam als eine wachsende russische Partei in China betrachten, die im Fall der Noth für Rußland gegen die einheimische Regierung auftreten wird, eben so wie im Süden des Reichs eine englische Partei existirt, welche gegen die Maaßregeln der Regierung in Bezug auf die Engländer Oposition macht.

Die Bevölkerung des ganzen südlichen Sibiriens ist in einem merkwürdigen Aufschwung begriffen. Diese Gegenden sind wahrscheinlich noch nie, so lange die Welt steht, so voll Leben und Thätigkeit gewesen, wie in diesem Augenblick; sie füllen sich mehr und mehr mit Menschen, und zwar steigen diese in einer Proportion wie nur wenige Gegenden des Erdballs, namentlich diejenige Provinz, welche mit China in nächster und innigster Berührung steht, die obern Gegenden der Zuflüsse des Jenisei, der Umgegend von Irkutzk. Diese Stadt selbst hat ihre Größe und Bevölkerung seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts vervierfacht. Im Jahr 1784 hatte sie 11,000 Einwohner; im Jahr 1810 schon 30,000; im Jahr 1830 über 40,000. Es ist höchst wahrscheinlich, daß sie jetzt nahe an 50,000 Einwohner zählt. Sie ist im Norden der chinesischen Mauer die größte Stadt im ganzen nördlichen Asien. Eine so reißend in der Mitte des Landes anwachsende Bevölkerung wird den Chinesen nicht wenig bedrohlich. Irkutzk hat keine Verbindung mit dem Meere als die sehr unbequeme durch das Lena-Gebiet und über die ochozkischen Berge nach Kamptschatka. Vermittelst des ihr nahen schiffbaren Amur würde die Verbindung mit dem Meere weit leichter und vortheilhafter seyn. Die Gouverneure von Irkutzk beherrschen schon das obere Amurgebiet. Die Vorfahren der Irkutzker befuhren einst schon den ganzen Strom. Ihre Neigung zum Besitz dieses Gebiets ist eine sehr natürliche. Da nun bei der jetzigen Lage der Dinge Revolutionen in China unvermeidlich sind, da die mandschurischen Gewalthaber in China so verhaßt als schwach geworden sind, so wäre eine solche den Russen sehr vortheilhafte Acquisition des Amurlandes oder der alten Mandschuren-Heimath selbst in China gar nicht unpopulär. Die Russen könnten sich dadurch eine bedeutende Partei unter dem chinesischen Volk machen, indem sie als dessen Befreier von den Mandschuren aufträten und sprächen: wir nehmen das Land eurer Unterdrücker in Besitz, erhebt euch mit uns gegen dieselben.

Die Russen stehen auf diese Weise in einem ungeheuern Vortheil gegen die Chinesen, die ihrerseits, im Fall eines feindlichen Zusammenstoßens, gar keine erdenkliche Aussicht hätten, unter den Russen Uneinigkeit zu stiften. Die Russen haben aber auch außerdem, in jeder andern Hinsicht, alle Vortheile für sich, zunächst den der bessern Kenntniß des Landes ihrer Nachbarn. Die Chinesen kommen nie nach Rußland hinüber, und haben nur eine undeutliche Vorstellung von der Beschaffenheit des Reichs, die aber doch bestimmt genug ist, um sie dessen große Macht fürchten zu lassen. Die Russen dagegen haben durch ihre beständigen Missionen nach Peking und durch die von ihren Gesandten und Missionären publicirten Schriften eine sehr werthvolle praktische und wissenschaftliche Kenntniß des Weges nach Peking und der Beschaffenheit des Landes erlangt.

Auch in der Kenntniß der Sprache werden die Chinesen von den Russen überflügelt. Die Russen lernen die chinesische und mandschurische Sprache in Peking mit Eifer, und besitzen jetzt eine Menge von Individuen, die derselben mächtig sind, während die Chinesen, die allerdings auch in ihrer Hauptstadt eine Schule haben, in welcher ihre Landsleute russisch lernen, so ungeschickt in der Erlernung ihrer Sprache sind, daß bei allen vorkommenden Fällen gewöhnlich die Russen Dolmetscher machen müssen, weil unter den Chinesen keine tauglichen Subjecte gefunden werden.

Allerdings sind die russischen Kriegsmittel im Norden China's, nach europäischem Maaßstab, unbedeutend: ihre ganze hier disponible Macht mag sich auf 30,000 Mann belaufen. Allein für ein Reich wie China, das schon im vorigen Jahrhundert Lord Clive der englischen Compagnie mit 20,000 Mann zu robern versprach, ist diese Macht bedeutend genug. Die Russen sind den Chinesen gegenüber doppelt schrecklich, erstlich als Krieger von europäisch-militärischer Bildung, dann als solche, die des Krieges in den Steppen und mit den Nomaden eben so gewohnt sind, wie diese Nomaden selbst, von denen sie einen Theil in ihren Regimentern vertheilten. Seit der Theilung der Mongolei unter China und Rußland, und seit der von China ausgehenden Zerstückelung der Jahrhunderte lang bestehenden politischen Einheit der Mongolei, gibt es keine bedeutende Mittelmacht mehr zwischen Rußland und China. *)Auf ähnliche Weise wie zwischen Deutschland und Rußland keine seit der Zerstückelung Polens.Rußland, das sich immer mehr und mehr mongolische Völker assimilirt, tritt mehr und mehr an die Stelle der Herrschaft der Söhne und Enkel Dschingis und Timurs, und China's Mauer wird gegen diese wunderbar geänderten Barbaren des Nordens das Land wenig mehr schützen. Wenn schon die Mandschuren, deren ursprüngliche Streitkräfte nicht größer waren, als die der sibirischen Russen jetzt seyn mögen, im Stande waren, die verweichlichte Ming-Dynastie zu entthronen, so würde den disciplinirten Russen es nicht schwer fallen, die ihrerseits verweichlichte Ta-thing-Dynastie zu überwältigen.

Alle diese Umstände zusammengenommen müssen den Chinesen Rußland als einen höchst gewichtigen Freund und als einen höchst furchtbaren Feind erscheinen lassen. Bisher haben sie freilich noch immer die Miene angenommen, als erkennten sie dieß wenig an. Aber vielleicht stehen bei der jetzigen Verwicklung mit England Ereignisse bevor, die sehr geeignet seyn möchten, den Chinesen über Rußland endlich völlig die Augen zu öffnen. Wie wenn England, das sich jetzt mächtig gegen China rüstet, in Südchina festen Fuß faßte? England ist jetzt in ganz Asien durch seine neuen Erfolge übermüthig und siegestrunken wenn es den Plan des Lords Clive oder doch einen Theil davon ausführte? Würde Rußland dem ruhig zusehen, oder würde es nicht höchst wahrscheinlich gegen eine solche kriegerische Unternehmung der Engländer in Südchina mit einer Expedition am Amur ebenso protestiren, wie gegen die afghanische Unternehmung der Engländer mit seinem gewiß nicht aufgegebenen Zuge nach Chiwa? Eben so wie Afghanistan und Turkestan zerfällt auch China in ein mit russischen und ein mit englischen Waaren versehenes Gebiet; und eben so wie in Afghanistan und Turkestan muß Rußland auch in China seinen Handelsleuten ihr Gebiet mit kriegerischer Macht beschützen, wenn die Engländer es mit Gewalt bedrohen.

Die Russen haben im Norden von China den Hafen Ochotzk, wo sie einige nach europäischer Weise ausgerüstete Kriegsschiffe besitzen, die sie den Chinesen zur Vereinigung mit ihren Dschunkenflotten anbieten könnten. Noch bessere und größere Schiffe1067 könnten sie den Chinesen am Amur zu bauen versprechen, im Fall man ihnen diesen Strom abtreten wollte. Von den äußersten militärischen Stationen der Russen bis zur Hauptstadt China's sind nur 160 Meilen, und ein russisches Hülfscorps könnte diesen vielen Kosaken bekannten Weg mit größerer Zuversicht wagen, als den ihnen weit unbekanntern nach Chiwa.

Allerdings ist es wahr, daß bisher die russische Mission in Peking noch keinerlei diplomatische Wichtigkeit genoß, wie die Engländer dieß insinuiren wollten. Diese Mission verhandelte nie unmittelbar mit dem chinesischen Kaiserhofe, sondern bloß mit den Beamten des chinesischen Collegiums der auswärtigen Angelegenheiten. Ja sie hatte nicht einmal in den commerciellen Beziehungen einen officiellen Charakter, war vielmehr bloß für die oben angegebenen Zwecke, zum Beten mit den Landsleuten und zum Erlernen der chinesischen Sprache, dort vorhanden. Der kaiserliche Hof nahm bisher scheinbar keinerlei Notiz von ihr. Auf der andern Seite ist es aber eine Uebertreibung, wenn man behauptete, daß die russische Mission in Canton völlig beiseite gesetzt und vernachlässigt werde, und unter Anderm so beschränkt sey, daß ihre Mitglieder sich nicht einmal außerhalb des ihnen vorgezeichneten Quartiers zeigen dürften. Es scheint vielmehr nach den russischen Berichten von der vorletzten und letzten Mission, daß jetzt, besonders seit der letzten Verfolgung der römischen Christen im Jahr 1805 und seit 1817, die Russen in Peking die geachtetsten aller Europäer sind. Die Portugiesen, welche auch dort ein Kloster wie die Russen haben, sind ganz und gar ohne Bedeutung. Sie sind die Kalendermacher der Chinesen, stehen im Staatsdienst und werden demgemäß von den Obermandarinen wie Unterbeamte behandelt. Die Russen bewegen sich nicht nur in Peking selbst völlig frei, haben dort Umgang mit chinesischen Beamten, ja kommen sogar mit den Herren vom Hof in freundschaftliche Berührung, sondern erlangen auch ohne Schwierigkeit Pässe zum Bereisen des Innern des Landes.

Bei dieser Achtung und Freiheit, welche die Chinesen den Russen in ihrer Hauptstadt bereits gewähren, bei jener guten Kenntniß, welche die Russen vom Lande erlangten, bei jenem außerordentlichen Aufblühen der Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern, bei der Vorliebe der Chinesen für gewisse russische Handelswaaren, bei der sehr natürlichen Hinneigung der Russen zum Besitz des Amurlandes, bei dem betrübten Zustande der chinesischen Militärmacht und bei dem drohenden Angriff Englands auf dieselbe, ist es nicht eben sehr unwahrscheinlich, daß China im Jahr 1840 einmal plötzlich von seinem hohen Ton gegen Rußland herabsteigen wird. Das himmlische Reich ist ein großer Riese auf gläsernen Füßen, und wir können hier sehr raschen Umwandlungen entgegensehen. China war schon zu verschiedenen Zeiten seiner Geschichte in ein nördliches und südliches Reich zerschnitten. Vielleicht leitet sich eben jetzt eine abermalige Spaltung in ein russisches Nordchina und in ein englisches Südchina ein!

Frankreich.

Auf dem Felde der hohen Politik begegnen sich in heftigem Streite die Runkelrübe und das Zuckerrohr, das Interesse der Colonien und jenes der inländischen Fabricanten. Seit die Frage einer speciellen Verhandlung unterworfen ist, scheint ihre Lösung weiter vom Ziel zu seyn als jemals. Nicht minder entbrannt in heftigem Hasse stehen sich die beiden großen Städte gegenüber, deren eine heute auf dem Gipfel des Handelswohlstandes und Verkehrs thront, deren andere in trägem Genuß ihrer früher erworbenen Reichthümer hinstirbt: Marseille und Bordeaux. Der Zankapfel ist die transatlantische Dampfschifffahrt, die beide für sich ansprechen, und die aller Wahrscheinlichkeit nach der thätigsten, rüstigsten der beiden Bewerberinnen, Marseille, zufallen wird. Das Ministerium ist in den beiden Fragen in unverkennbarer Verlegenheit, und die Schwierigkeit seiner Stellung wird dadurch vermehrt, daß die sogenannte conservative Partei ihren Haß und ihren Groll jeden Tag verdoppelt, und in allen Verhandlungen nur den Augenblick zu erspähen scheint, um das Ministerium in eine tödtliche Verlegenheit zu versetzen. Lassen wir einen Augenblick diese unablässige Polemik, um uns einer friedlichern und freundlichern Region zuzuwenden: wir haben in diesem Augenblick, im Louvre, die Ausstellung der Arbeiten aus den königlichen Manufacturen von Sèvres, den Gobelins und den Fabriken von Beauvais. Die ausgestellten Gegenstände sind: Porcellan und Glasmalerei (Sèvres); Teppiche und gewirkte Kunstarbeiten (Gobelins und Beauvais). Ich hoffe, Ihnen in einigen Tagen einen summarischen Bericht über das Sehenswertheste und Merkwürdigste dieser Ausstellung zu senden; einstweilen erlauben Sie mir, die Aufmerksamkeit Ihrer Leser auf eine Kunstarbeit, ein Kunstwerk hinzulenken, dessen Grundgedanken durch einen wichtigen Theil der ausgestellten Erzeugnisse neue Nahrung und Aufmunterung erhält, ich meine das große Werk des Hrn. v. Lasteyrie, Sohn, über die Geschichte der Glasmalerei, nach den in Frankreich vorfindlichen Denkmälern. Das Werk erscheint in Folio und ist bereits bis zu seiner achten Lieferung gediehen. Hr. v. Lasteyrie ist der Sohn des ausgezeichneten und ehrenvoll bekannten Philanthropen gleiches Namens, und scheint von ihm die Liebe und Beharrlichkeit im Vollbringen nützlicher Arbeiten überkommen zu haben. Unsere Ministerpräsidenten, wenn sie Emeriten werden, ziehen sich in das Heiligthum der Wissenschaft zurück, schreiben historische Würdigungen und pflegen die poetische Panegyrik. So neulich Hr. v. Molé in seiner Lebensbeschreibung des Generals Bernard; so Hr. v. Broglie in seiner Gedächtnißfeier des Hrn. v. Sacy. So wie sie wünschen, daß ihnen einst geschehe, thun sie jetzt den Andern; christliche Milde, die der Sorge pro domo keinen Eintrag thut. Die Akademie der inscriptions et belles Lettres hat nächstens eine wichtige und schwierige Aufgabe zu lösen. Ein gewisser Gobert, der im Alter von 25 Jahren gestorben ist, hatte den großmüthigen Gedanken, dem Verfasser des besten Werks über die Geschichte Frankreichs eine jährliche Rente von 10,000 Fr. zu sichern und die Akademie mit der Zuerkennung dieses Preises zu beauftragen. Nach den Worten seines Testaments soll der Gekrönte die Rente so lange genießen, als kein vorzüglicheres Werk erscheint und ihn seines Vortheils entsetzt, eine sinnreiche Vorsicht, um das Studium fortwährend anzuspornen und stets nach Höherem streben zu lassen. Nun, ohne allen Uebergang, erlauben Sie mir, Ihnen eine Bitte vorzutragen, welche die Allg. Zeitung an den rechten Mann bringen möge. Lassen Sie gefälligst dem Verfasser der geologischen Briefe die Kunde zukommen, mit welchem Vergnügen, mit welcher dankenden Anerkennung man im fernen Lande der Gallier seine so klare, ansprechende und populäre Darstellung der Geschichte unsers Erdkörpers aufgenommen hat. Wir andern hier, wir reformiren zwar jeden Tag die politischen und socialen Einrichtungen unseres irdischen Zusammenlebens, wir reden von den Gestirnen und der Luft und dem Winde der Politik mit hochwohlweiser Wichtigkeit, aber von dem Boden, der uns trägt, von der Erde, die uns nährt und begräbt, von den Bergen, die wir als Kinder mit heimlichem Grausen besteigen, und den Thälern, die uns die Einbildung mit so wunderlieblichen Träumereien füllten, was1068 wissen wir mehr von ihnen, als daß sie da und wir eben auf ihnen stehen, unter und nicht über uns sind? Nicht im gelehrten Buche suchen wir hierüber Aufklärung; wo haben wir die Zeit, Bücher zu lesen, da wir jeden Tag einen Beitrag zum großen Buche der Geschichte selbst liefern müssen; und gar über die Entstehung und Bildung der Erde! Aber in der Form, die heute keiner ernsten Arbeit mehr unwürdig erscheint, in einem Blatte wie die Allg. Zeitung, das Publicum über die interessantesten Räthsel seiner Wiege, seiner Heimath zu unterrichten, ihm den rechten Weg zu fernerem und fruchtbarem Nachdenken zu eröffnen, den Menschen mit philosopischer Würdigung seiner eigenen Kleinheit und der unendlichen Größe der göttlichen Werke zu erfüllen, und auch den Laien auf sanftem Wege in den Tempel der Erkenntniß zu leiten, scheint mir ein eben so verdienstvolles als zeitgemäßes Beginnen, dem wir, unsrerseits, unsern innigsten Dank zu zollen nicht anstehen dürfen.

Oesterreich.

Der Kaiser von Oesterreich erließ bekanntlich jüngst einen Gnadenact für jene Italiener, die, wegen politischer Vergehungen verurtheilt, in der früher ertheilten Amnestie nicht mit begriffen waren. Auf gleiche Weise wurden auch sämmtliche in Ungarn aus gleichem Grunde verhaftet gewesene Personen, vier an der Zahl, auf freien Fuß gesetzt. Der Constitutionnel begleitet den auf die Italiener bezüglichen Artikel der Mailänder Zeitung mit folgenden Worten: L'Empereur d'Autriche a fait une noble action! Les autres Souverains de l'Italie sentiront aussi qu'il est temps de fermer les plaies politiques par un sage oubli du passé! Wir wollen unsererseits an diese Aeußerung des Constitutionnels einige Bemerkungen knüpfen. Niemand wird in Abrede stellen, daß in den angeführten Worten des französischen Journals ein Wunsch ausgesprochen sey, den jeder Menschenfreund in tiefster Seele mit fühlen muß. Wer würde so grausam seyn zu wünschen, daß die Strafe über die Zeit der unbestrittensten Nothwendigkeit hinaus dauere? Wir müssen aber billig fragen: sind die übrigen Regierungen Italiens in der Lage, eine solche vollständige Amnestie eintreten zu lassen? Wir fragen ferner: warum gibt der Constitutionnel diesen Rath nicht dem König Ludwig Philipp? Niemand zweifelt an den Gesinnungen des Königs der Franzosen, und dennoch scheint er nicht vorbereitet, eine solche Begnadigung in gleicher Ausdehnung zu gewähren. *)Eine theilweise Amnestie wurde, wie bekannt, jetzt auch in Frankreich bewilligt.Es springt von selbst in die Augen, daß, um mit der österreichischen Regierung in dieser Beziehung gleichen Schritt gehen zu können, man wie diese die vollkommene Ueberzeugung haben müsse, eine solche Maaßregel ohne irgend eine Gefährde gestatten zu dürfen. Daß diese Ueberzeugung vorhanden, spricht mehr als Alles für die Zweckmäßigkeit und den wohlabgewogenen Gang der österreichischen Verwaltung. Man schildert sie tyrannisch, und wir sehen sie milde, wo sie es nur immer seyn kann; man nennt sie obscur, und sie ist die erste auf der Bahn einer aufgeklärten Philanthropie; man nennt sie schwach, und sie fühlt sich kräftig genug zu unternehmen, was viele für stark gepriesene nicht vermögen; man kritisirt ihre Institutionen, ihre Grundsätze, die Anwendung derselben, und diese Institutionen setzen sie in die Lage, überall das Uebel im Keim zu ersticken, die Wohlfahrt und die öffentliche Ruhe des Landes mit Nachdruck zu wahren, und minder streng seyn zu dürfen, früher und vollständiger Gnade eintreten lassen zu können, als es andere Regierungen bei denselben milden Gesinnungen, die wir wenigstens voraussetzen, vermögen. Wie geschehen endlich solche Gnadenacte in Oesterreich? Sind sie berechnet, Aufsehen zu erregen? nein! Erscheinen Manifeste? nein! Pactirt man mit den Verbrechern, schmeichelt man der öffentlichen Meinung? nein! Es ist nicht möglich, mit weniger Charlatanerie zu Werke zu gehen. In Italien ertheilt man die Amnestie nicht vor dem Einzug in Mailand; man sucht nicht sich enthusiastische Acclamationen auf indirectem Wege zu ermitteln. In Ungarn ertheilt man diesen Act der Gnade nicht früher, als bis die landtägliche Bewilligung der Recruten und Contribution schon in ihrer ganzen Ausdehnung erfolgt ist; man erkauft keine schuldige Verpflichtung; man sagt nicht: Ich gebe, wenn ihr gebt! man spricht vielmehr auf frühere Gesuche ganz klar aus, daß die königliche Weisheit den geeigneten Augenblick zur Gnade schon selbst zu finden und zu bestimmen wissen werde. In Mailand erscheint am Abend des Krönungstags eine kaiserliche Entschließung von wenig Zeilen an die dortigen Behörden gerichtet in der Zeitung. Niemand hatte am Morgen noch eine Ahnung davon. Ein ähnlicher Erlaß ergeht neuerlichst an die ungarische Hofkanzlei, und hiermit ist die Sache beendet.

Was wiegen gegen solche Thatsachen alle gehässigen Diatriben politischer Schwätzer? Wäre die Regierung wohl bei Sinnen, wenn sie unter solchen Umständen ihre Verwaltungsprincipien im Wesentlichen nach den mißverstandenen Theorien jeder vorübergehenden Meinungsrichtung einrichten wollte? Daß sie nicht stationär ist, daß sie zu jeglicher wahren Verbesserung willig die Hand bietet, daß sie jede unnütze Schranke, jedes verjährte Vorurtheil gern beseitigt, obwohl sie keine Sprünge macht, daß sie nicht zurückgeht, sondern vorwärts schreitet, kann in jedem Verwaltungszweige nachgewiesen werden. Ungarn bedarf am meisten heilsamer Reformen, weil es am wenigsten bei den Verbesserungsmaaßregeln der andern Provinzen betheiligt war. Nach allem, was wir hören, hat die Regierung in neuester Zeit diesem Lande die angelegentlichste Sorge gewidmet, und die ungarischen Patrioten sind nicht minder beeifert, diesen Bestrebungen entgegenzukommen. Unter diesen Umständen darf man den Zeitpunkt nicht mehr als allzu entfernt betrachten, wo die besonnene Weisheit der österreichischen Regierung, die den Flor ihrer andern Provinzen mit jedem Tag höher hebt, auch hier ein nicht minder glänzendes Resultat herbeiführen werde.

Dieses erleuchtete, ehrliche, ruhige Walten muß seine Anerkennung im Herzen des Volks finden, und darin eine Stärke und Kraft, die, wie wir oben gezeigt, die Regierung zu größerer Milde befähigt, als die Verhältnisse anderer Länder ihren Regierungen zu gestatten scheinen. Aber nicht nur die eigenen Länder, auch das deutsche Gesammtinteresse hat eine mächtige Bürgschaft an dieser immer mehr hervortretenden innern Kräftigung des österreichischen Staats. Blickt man dabei auf die Eintracht der Gesinnung, die Oesterreich und Preußen inniger als je verbindet, so scheint deutsche Selbstständigkeit und Unabhängigkeit, selbst bei freiester Fortbildung nationaler Stammeseigenthümlichkeiten, auf eben so fester und unverrückbarer Basis zu stehen, als westliche und nördliche Centralisation in ihrer consequentesten Kraftanstrengung nur immer zu bieten vermögen. Wir dürfen ohne Furcht und ohne Mißgunst nach allen Richtungen blicken; wir haben uns über Vieles zu freuen und nur wenig zu beneiden.

Preußen.

Ueber den Brand der Stadt Kremmen erfährt man erst jetzt die nähern Details, die zum Theil höchst ergreifend sind. Das Feuer brach wahrscheinlich durch Unvorsichtigkeit1069 einer Frau aus, die Torfasche, in der sich die Gluth oft viele Stunden verborgen zu erhalten pflegt, an einen Ort geschüttet hatte, wo sie zünden konnte. Binnen 10 Minuten nach dem ersten Wahrnehmen der Flamme standen schon die Hinterhäuser zweier Gehöfte in vollem Brande. Es wehte ein heftiger trockener Nordost, er wuchs zum Sturm. Die Funken wurden weit über die Dächer gejagt, und nach einigen Minuten brannte es schon in einem andern entfernten Stadttheil. In einer Stunde stand so viel in Flammen, daß die Rettung des Uebrigen, was nicht abwärts vom Winde lag, aufgegeben werden mußte. Von allen Ortschaften der Umgegend kamen jetzt Spritzen und Hülfsmannschaften, doch fast zu spät, um noch eigentliche Rettung zu bringen. Die Einwohner hatten ihre Habseligkeiten in die entferntern massiven Häuser geflüchtet, weil sie diese sicher glaubten, doch auch diese geriethen in Brand, und die schon einmal gerettete Habe ging doch verloren. Der Bürgermeister und mehrere andere Personen hatten ihre besten Sachen in die gewölbten Rathhauskeller geflüchtet; doch der Thurm des Gebäudes gerieth in Brand, stürzte ein, und schlug bis in die Kellerwölbung durch, so daß das Feuer Alles verzehrte. Ein junger Arzt, der sich wenige Tage zuvor vermählt, und sein ganzes Haus neu eingerichtet hatte, verlor binnen zwei Stunden Alles, auch die Mitgift seiner jungen Frau, die er noch im Hause hatte; denn er war während des Ausbruchs des Feuers abwesend. So traf der harte Schlag des Verlustes Aermere und Reichere, und das Unglück machte im buchstäblichen Sinne Alles gleich. Ein rührender Zug ist der: einem Ehepaar war Tags zuvor ein Kind gestorben. Die Flamme überrascht sie so schnell, daß sie eben nur einen Griff der Rettung thun können, und sie retten die kleine Leiche, alles Andere der Flammengruft preisgebend, um nur die Gruft des Lieblings dereinst noch besuchen zu können. Erhebend sind in solchem Unglück stets die erwachenden Kräfte der Liebe. So waren die Hülfsleistungen der Nachbarn gleich der wackersten Art. Ein reicher Gutsbesitzer der Gegend war überall voran beim Löschen, und hätte fast das Leben eingebüßt; eine schwere Verletzung des Fußes hinderte ihn aber nicht, seine Thätigkeit fortzusetzen. Noch in derselben Nacht fuhr ein benachbarter Amtmann einen ganzen Wagen mit Brod heran, um den ersten Hunger zu stillen. Hier regt sich die lebhafteste Theilnahme überall; Sammlungen sind veranstaltet; die Beiträge werden reichlich strömen für ein Unheil, wo wir nächste, erschütterte Zeugen sind, da wir Tausende für ferne Leidende aufzubringen freudig bereit waren, wobei die Theilnahme nur durch den begreifenden Verstand, nicht durch das Herz unmittelbar erregt ist. Verunglückt ist, bis auf einige Verletzungen beim Löschen, Niemand.

Dänemark.

Die Nummer des Fädreland vom 24 v. M. wurde von der Polizeibehörde wieder mit vorläufigem Beschlag belegt. Die dänische Kanzlei fand sich aber nicht veranlaßt eine gerichtliche Verfolgung einzuleiten, und das Blatt wurde daher einige Tage später den Subscribenten verabfolgt. Ein Artikel mit der Ueberschrift das Schatzungsbewilligungsrecht und Aufruhr, wird die Polizeibehörde zu jenem Schritt veranlaßt haben; die Tendenz war nur, zu zeigen, daß das Schatzungsbewilligungsrecht, weit entfernt Anarchie und die Zerstörung der königlichen Autorität herbeizuführen, im Gegentheil das beste Mittel seyn würde, die Gemüther zu versöhnen und Aufruhr zu verhindern. Ob nun Fädreland implicite andeuten wollte, daß unruhige Bewegungen von Seite des Volkes denkbar wären, wenn die Regierung dessen oft und deutlich ausgesprochene Wünsche, namentlich in der Finanzsache, ganz außer Acht ließe, das müssen wir dahin gestellt seyn lassen. Zu der bevorstehenden Krönung werden auf allen Seiten bedeutende Vorbereitungen getroffen. Wenn man den allgemeinen Gerüchten trauen darf, wird dieselbe mit einem bisher ungekannten Aufwand von Glanz und Kosten gefeiert werden. Zieht man zugleich in Erwägung, daß der König nach der Krönung eine kostspielige Reise durch sein Reich vornehmen wird, und daß der Hof noch sonst gar mancherlei Ausgaben erfordert, so gewinnt das Gerücht Wahrscheinlichkeit, daß die von Frierich VI beabsichtigte Erhöhung der Gagen, namentlich im Civiletat, welche vom 1 Januar d. J. anfangen sollte, vorläufig noch wird verschoben werden müssen. Ueberhaupt unterscheidet unser jetziger Hof sich von dem vorigen durch vermehrte Pracht und durch öffentliche Darlegung einer größern Religiosität. Am 30 v. M. hatten die Kopenhagener das seltene Schauspiel, eine Fregatte von 48 Kanonen vom Stapel laufen sehen. Se. Maj. der König erschien in Begleitung eines glänzenden Gefolges selbst auf dem neuen Holm und wurde zum erstenmal von den Hafenbatterien mit dem königlichen Salut begrüßt. Nachdem die Fregatte abgelaufen war, begab Se. Maj. sich an Bord der Corvette Flora, welche die gewöhnliche Uebungsfahrt mit den Seecadetten vornehmen soll, und der Brigg St. Croix, die nach Westindien bestimmt ist und zugleich den Generalgouverneur v. Scholten hinüberführen wird, welcher, obgleich der Landvogt Magens bei Sr. Maj. dem König eine Klageschrift mit sehr harten Beschuldigungen wider denselben eingegeben hat, dennoch in Westindien wieder als Generalgouverneur auftreten wird. Ein schwerlich aufzuhellendes Dunkel ruht über dieser Klage; die Zeitungen enthalten indessen die officielle Nachricht, daß der Staatsrath nach summarischer Untersuchung der Sache keine Veranlassung gefunden habe, eine Untersuchungscommission wider den Generalgouverneur v. Scholten anzuordnen, und hiemit wird das Publicum sich vorläufig beruhigen müssen. Ein schwankendes Gerücht will wissen, daß Hr. v. Scholten seinen Posten bald niederlegen und seine Pension im Auslande verzehren werde; wir sind indessen von den mächtigen Verbindungen des Gouverneurs zu überzeugt, um diesem Gerede Glauben beizumessen. Am 22 d. M. wird mit großer Pracht die silberne Hochzeit des königlichen Paares gefeiert werden. Am Morgen wird das Linienschiff, Christian VIII, von 88 Kanonen vorläufig das letzte, welches auf den hiesigen Werften gebaut wird vom Stapel gelassen, und Abends ist großer Ball in dem noch nie gebrauchten Rittersaal des Christiansberger Schlosses, den man in aller Eile so gut es thunlich ist für diesen Zweck in Stand setzt und aufs kostbarste ausstattet.

Schweden.

Der König gab am Dienstag ein großes Diner auf dem Lustschloß Rosendal, bei welcher Gelegenheit der hiesige k. k. österreichische Geschäftsträger, Graf Ugarte, welcher nunmehr zum österreichischen Gesandten an den großherzoglichen Höfen von Baden und Hessen ernannt ist, Abschiedsaudienz erhielt. Sein Nachfolger am schwedischen Hofe ist Graf Moritz Esterhazy, welcher vor einigen Tagen hier angelangt ist. Der Finanzausschuß hat jetzt, außer dem Entwurf zum Ausgabebudget, worin die Staatsrathsgehalte nicht aufgenommen waren, ein unverändertes Iteratum seines früher von den Ständen zurückgewiesenen besondern Entwurfs zur Besoldung der Portefeuille tragenden Staatsräthe und ihrer Unterstaatssecretäre an die Reichsstände abgegeben. Bekanntlich wurde dieser Entwurf von einem Theile deßwegen verworfen, weil ihnen die Gehalte zu hoch angesetzt schienen, von einem andern Theil1070 hingegen, weil sie zu klein wären. Morgen werden die Debatten über diesen Gegenstand in den Ständeversammlungen anfangen, und sobald die Frage entschieden worden, meint man, werde der König alsbald die Stände in den Reichssaal zusammenberufen, um der neuen Organisation des Staatsraths seine Sanction zu gewähren. Die Frage über die Pensionirung der abgehenden Staatsräthe ist auch im Finanzausschuß angeregt, aber wieder abgelehnt worden, weil es den jedesmaligen nächst zusammentretenden Reichsständen überlassen bleiben müsse, einem Beamten, der sich verdient gemacht habe, die Pension zuzuerkennen. Ein vom vorigen Reichstag den gegenwärtigen Reichsständen anheim gestellter Vorschlag zur Veränderung des Grundgesetzes in Betreff der Zusammensetzung des Priesterstandes, welcher, diesem Vorschlag gemäß, eine Vermehrung von dreizehn Mitgliedern erhalten würde, die von den gesammten Schullehrern des Reichs erwählt werden sollten, ist vom Priesterstand mit 29 Stimmen gegen 25 verworfen worden. Der Bischof Tegnér, Professor Geijer und mehrere Andere reservirten sich gegen diesen Beschluß.

[1787-89]

Verkauf einer Weincultur zu Ofen.

In der Hauptstadt Ofen in Ungarn ist eine Weincultur-Wirthschaft, welche mit einem Individuum betrieben wird, zu verkaufen. Sie besteht in Weingärten, die, nach sechsjähriger Durchschnittsberechnung, jährlich sechstausend Eimer, fünf Sechstel weißen und ein Sechstel rothen Wein, geliefert, welcher Wein im sechsjährigen Durchschnittspreis zu drei Gulden C. -M. verkauft wurde. Zu dieser Wirthschaft gehört ein Haus in Ofen, unweit der nach Pesth führenden Donaubrücke gelegen, dann alle nöthigen Requisiten, Pressen und Preßgeschirre, hinlänglich Keller, Fässer für 16000 Eimer, meist in Gebünden von 50 und 100 Eimern, ferner ein großes merkwürdiges Faß von Marmorstein, 4000 Eimer in sich fassend, dann ein kleineres 300 Eimer haltend.

Die jährlichen Weinerzeugungs-Ausgaben belaufen sich, laut sechsjähriger Durchschnittsberechnung, in Allem auf nicht mehr als 2000 fl. Conv. -Mze. Auf derselben Localität könnte auch eine Bierbrauerei, eine Branntweinbrennerei oder eine Zuckersiederei sammt Raffinerie etablirt und ausgeübt werden.

Der Verkaufspreis ist das Capital von 8 Procent reinem Erträgniß. Die Zahlung des Capitals hat binnen sechs Jahren theilweise zu geschehen.

Auskunft gibt der Eigenthümer in Ofen, Attila-Gasse, Nr. 727.

[1825-28]

Sehr beachtenswerthe Anzeige.

K. k. russisch-polnische vom Staate errichtete und garantirte Anlehns-Lotterie von einhundert fünfzig Millionen Gulden poln. Cour.

Eine Million, 300,000 fl., 2 á 150,000 fl., 6 á 25000 fl., 8 á 14000 fl., 12 á 7000 fl., 20 á 4200 fl., 100 á 2500 fl., 150 á 2100 fl., 200 á 1500 fl., 1000 á 950 fl., 5500 á 750 fl. etc., zusammen 7000 Gewinne im Betrag von sieben Millionen neunmalhundert siebenzigtausend Gulden poln. Courant werden erlangt in der am 1 Junius 1840 stattfindenden Ziehung.

Unterzeichnetes Handlungshaus ladet alle diejenigen, welche sich in Besitz dieser enormen Summen setzen wollen, zur Theilnahme ein und erläßt Loose á 8 fl. 45 kr., bei Abnahme von fünf Stück das sechste gratis.

Julius Stiebel, Bankier in Frankfurt a. M.

[1749]

Für Polizeibeamte der untern Instanz ist so eben bei der Arnold'schen Buchhandlung in Dresden & Leipzig erschienen und broschirt in allen namhaften Buchhandlungen, in Augsburg in der K. Kollmann'schen Buchhandlung, für 1 Thlr. 6 gr. zu bekommen: Sachsens Polizei.

Ein Handbuch von F. E. Heckel.

[1665]

Chez Albert Förstner, libraire éditeur à Berlin, vient de paraitre: Tableau synoptique et comparatif des idiomes populaires ou patois de la France; contenant des notices sur la littérature des dialectes; leur division territoriale, ainsi que celle de leurs sous-espèces; des indications générales et comparatives sur leurs articulations et sur leurs formes grammaticales; le tout composé d'après les meilleures sources et les observations faites sur les lieux, et accompagné d'un choix de morceaux en vers et en prose dans les principales nuances de tous les dialectes ou patois de la France. Par J. F. Schnakenburg, docteur en philosophie, membre de la société de l'histoire de France à Paris.

Si les Patois n'existaient plus, il faudrait créer une Académie exprés pour les retrouver. Nodier.

Gr. 8. brosch. 2 1 / 2 Rthlr.

1071

[1695-96]

In der Buchhandlung von Joseph Baer in Frankfurt ist angekommen und eben so wie durch andere gute Buchhandlungen für 54 kr. zu beziehen: Le temps & L'espace dans leur rapport avec les Sciences morales et politiques par Ma. JEAN GEORGE CLAUS, docteur en droit, ancien avocat à Francfort s. M.

Traduit de l'Allemand sous les auspices d'une société littéraire et présenté à l'Institut de France, académie des sciences morales et politiques.

Paris. JOUBERT, libraire éditeur.

1840.

Der deutsche Urtext obiger Schrift ist nicht im Buchhandel und wird auch schwerlich darin erscheinen. Der Verfasser hatte dadurch einem rein wissenschaftlichen Begehren entsprochen; seine in frühern Schriften zerstreute, freilich von der Heerstraße sehr abweichende Ansichten und Blicke über die letzten Gründe des Rechts und der Politik zu concentriren. Was die Ahndung mancher Tieferdenkenden längst resignirt war in absolute Nacht auf immer gehüllt zu sehen, wie viele vom Zweifel ungetrübte mehr historische Organisationen haben es nicht, zumal seit der letzten Jahrhunderte, mit leichter Hand zu erfassen geglaubt, auch schulgerecht gelehrt und im Segen davon gelebt! Wie viele solche Namen glänzen nicht als Autoren oder litterarischer Zierrath immer noch an der Stirne jener breiten Compendien und Systeme des Natur - und Völkerrechts, deren Verfasser übrigens der Reihe nach von der jedesmaligen Voraussetzung ausgingen: alle jene Vorgänger rein entbehrlich gemacht zu haben! Systeme ohne eignes Princip unterschieden sich bisher nur durch die Verschiedenartigkeit an deren Stelle aus der Religion oder Moral zu Hülfe gerufener Reflexionen. Daß, so erbaulich auch die Sache lautet, eine solche Theorie des Rechts, d. h. der Justiz - oder Freiheitspraxis mit einem Justizmord anfange, war ein kleiner Umstand, den aber der glückliche Enthusiasmus frommer Hörsäle nicht ahndet. Gegen eine solche Succession hergebrachten Genusses mit einigen Druckbogen, wenn auch noch so concentrirt, auftreten wollen, könnte freilich von Manchem als Attentat oder Versuch wissenschaftlicher Ruhestörung betrachtet werden. So unbedeutend ein solcher auch scheinen möchte, so wird er doch sehr natürlich in jenen gelehrten Fächern zumal, wo sich von den Sympathien des blinden Haufens kein Trost und keine schlagenden Argumente so leicht borgen lassen, nur desto übler aufgenommen. Abgesehen vollends von den Gelehrten, die in dem: prior tempore potior jure nur etwa eine kaiserl. Verordnung, wie sie gelegentlich ergingen, zu sehen glauben, möchte jedenfalls die Zahl derjenigen nur klein seyn, die so leicht hinneigten, mit obigem Verfasser das Urtheil über Recht und Unrecht aus dem ewigen Kampfe gegen Raum und Zeit hervorgehen zu sehen, d. h. eben daher, wo auch das Gemüth des Menschen nach erwirktem Beistand physischer Kräfte, z. B. der Dampfkraft, des Schießpulvers, der Presse, die stolzesten Siege seiner Erfindungskraft gefeiert hat und feiern wird.

[1755]

In diesen Tagen sind von J. Fr. Kuhlmey in Liegnitz folgende neue Werke an alle Buchhandlungen Deutschlands versendet worden, und daselbst für beistehende Preise zu haben: Ehen werden im Himmel geschlossen. Roman von Henr. Hanke, geb. Arndt. 2 Theile. 3 Rthlr.

Sammlung von Gedichten. Ein Hülfsbuch für Lese -, Gedächniß - und Declamir-Uebungen. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. 22 Bog. gr 8. 16 gGr.

Diese aus den Werken unserer besten und beliebtesten schönwissenschaftlichen Schriftsteller entnommene Sammlung wurde im Sommer 1838 zum erstenmal im Privat-Verlage gedruckt, und diese bedeutende Auflage war bereits im September 1839 völlig vergriffen. Daß gegenwärtig der zweite Abdruck erfolgt, ist gewiß der sicherste Beweis der vorzüglichsten Brauchbarkeit dieses Buches und wird hiemit bestens empfohlen. Durch äußere Eleganz sowohl als durch die möglichste Billigkeit empfiehlt sich dieses Werk noch ganz besonders, und wird Eltern, Erziehern und Schulvorstehern gewiß eine willkommene Erscheinung seyn.

Ueber Zahnkrankheiten und das zahnärztliche Verfahren. Ein Wort zu seiner Zeit von Bruck. geh. 8 gGr.

Materialien zum Unterricht in der evangelischen Glaubenslehre. Zum Gebrauch für höhere Bildungsanstalten und namentlich für vorgeschrittnere Confirmanden von O. Peters, Diakonus an der Kirche zu St. Peter und Paul zu Liegnitz. 10 gGr.

Flora-Galop für das Pianoforte von Sästel. 3 gGr.

Zu beziehen durch die K. Kollmann'sche Buchhandlung in Augsburg.

[1732]

Bei Karl Gerold in Wien ist in Commission erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Grundzüge der Naturlehre des Menschen von seinem Werden bis zum Tode.

Mit vorzüglicher Hinsicht auf die praktische Medicin bearbeitet von Dr. Ign. Rud. Bischoff, Edlem v. Altenstern, Sr. k. k. Majestät wirklichem Regierungsrathe; Commandeur erster Classe des kurfürstl. hessischen Hausordens vom goldenen Löwen, Stabsfeldarzt, öffentl. Prof. an der k. k. Josephs-Akademie, Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften.

In vier Abtheilungen.

gr. 8. Wien 1838-1839. 3 Rthlr. 16 gr.

Die Heilkräfte des kalten Wasserstrahls.

Mit einem Rückblick auf die Geschichte und mit besondere Rücksicht auf das Staubregenbad und kalte Bäder.

Von Dr. L. W. Mauthner.

Mit vier Kupfertafeln.

gr. 8. Wien 1837. brosch. 1 Rthlr. 16 gr.

Die Bäder zu Gastein.

Ein monographischer Versuch von Dr. Burkh. Eble.

gr. 8. Wien 1834. cart. 1 Rthlr.

1072

[1656]

Für Philologen, Gymnasiallehrer, Schulbibliotheken, Buchhändler und Antiquare ist so eben im Verlage von G. P. Aderholz in Breslau erschienen: Grundriss der classischen Bibliographie.

Ein Handbuch für Philologen von Dr. Friedr. Wilh. Wagner.

gr. 8. geheftet. 35 Bogen. Preis 2 Rthlr. 8 gr.

Es umfaßt dasselbe das gesammte, für den Philologen wichtige bibliographische Material, enthalten in den kritisch - und exegetisch wichtigen, sowohl in Deutschland als in den übrigen Ländern Europa's erschienenen Ausgaben, Uebersetzungen und Erläuterungsschriften der griechischen und lateinischen Schriftsteller von Erfindung der Buchdruckerkunst an bis zur Mitte des Jahres 1839. Dazu sind alle vorhandenen bibliographischen und litterarisch-historischen Werke benutzt, und namentlich die Erklärungsschriften (sowohl die im Buchhandel erschienenen, als alle Dissertationen und Programme in sich begreifend), so wie die Litteratur des 19ten Jahrhunderts mit der größten Vollständigkeit gegeben worden. Jedem Schriftsteller ist ferner sein Geburtsort und die Zeit, wann er gelebt, nach den neuesten Untersuchungen beigefügt, und bei den Schriftstellern, die nur noch in geringen Fragmenten übrig sind, ist auf die Sammelwerke verwiesen worden, in welchen diese Fragmente zusammengestellt sind. In Bezug auf die Schriftsteller selbst aber findet man fast alle, von denen nur noch Notizen auf uns gekommen sind, aufgenommen, und nachgewiesen, wo das von ihnen Erhaltene zu finden ist. Es wird demnach durch dieses Buch dem Philologen leicht, sich in Hinsicht auf das über einen Schriftsteller des Alterthums vorhandene Material Rathes zu erholen; dem Gymnasiallehrer, sich mit den neben den größern Ausgaben erschienenen Schul-Ausgaben eines Schriftstellers bekannt zu machen; so wie andrerseits hierin Buchhändler und Antiquare das vollständigste Repertorium für das seit dem Mittelalter im Gebiete der Philologie Geleistete finden. Wir glauben daher, nachdem wir so den Inhalt des Buches angegeben, uns einer weitern Empfehlung desselben enthalten zu dürfen.

[1571]

Bei G. Froebel in Rudolstadt ist erschienen und in allen Buchhandlungen, in Augsburg in der K. Kollmann'schen Buchhandlung, vorräthig zu haben: Rechenschule für das bürgerliche Leben.

Zum Gebrauche beim öffentlichen Unterrichte, so wie zur Selbstbelehrung. Von F. K. A. Gräf, Diakonus in Rudolstadt und Lehrer der Physik und Mathematik am Gymnasium daselbst. 1 Rthlr. oder 1 fl. 48 kr.

Der Verfasser zeigt in diesem Buche nicht allein dem Lehrer einen Weg, wie er das praktische Rechnen fern vom geisttödtenden Mechanismus, belebend für den Verstand machen und die nützlichsten Kenntnisse aus der Naturkunde, Geographie, Geschichte u. s. w. damit verbinden kann, wodurch es auch für den Schüler die Trockenheit verliert, und, indem es seinen Geist vielseitig anregt, ihm zur anziehenden Beschäftigung wird; sondern er will auch zugleich dem Schüler selbst ein Buch in die Hand geben, welches ihm, wenn er auch die Schule verlassen hat, sein ganzes Leben hindurch ein sicherer Rathgeber bleiben kann in allen Fällen des bürgerlichen Lebens, wo er etwas zu berechnen hat. Wer sich nicht immer mit Rechnen beschäftigt, vergißt gar bald, was er früher wohl recht gut gekannt hat und anwenden konnte: daher bedarf jeder, dessen Beruf nicht besondere Beschäftigung mit dem Rechnungswesen fordert, eines Rathgebers, der ihn in den Stand setzt, entweder mit dem Vergessenen sich wieder bekannt zu machen, oder das früher Versäumte nachzuholen. Dazu kommt, daß viele in ihrer Jugend das Rechnen nur mechanisch eingeübt haben, wodurch es ihnen späterhin schwer wird, das mechanisch Eingeübte auf gewisse Fälle des Lebens mit klarem Bewußtseyn und mit Sicherheit anzuwenden, worauf es doch vor Allem ankommt. Sowohl diesen als jenen soll dieses gewähren, was sie bedürfen.

Hübners biblische Historien für Schule und Haus.

Aufs neue durchgesehen, verbessert, zum Theil umgearbeitet und mit ganz neuen nützlichen Lehren versehen, von B. E. F. Steiner, Pfarrer in Katharinau. 5 gr. oder 24 kr.

Keine neuere Bearbeitung ist den geistigen Fortschritten unserer Zeit so angemessen, so zweckmäßig und so billig, wie diese!

[1681-86]

Anzeige für Auswanderer.

Hamburg.

Expedition nach Nord-Amerika pr. Dampfschiff unter dem Verdeck einmal wöchentlich über New-Castle, und dreimal wöchentlich pr. Dampfschiff über Hull.

Preis für Erwachsene 36 Rthlr. Gold, Kinder unter 14 Jahren 24 Rthlr. Gold, Säuglinge 10 Rthlr. Gold, Beköstigung und alle weiteren Unkosten von Hamburg bis Amerika inbegriffen.

Nähere Berichte und Circulare werden auf frankirte Briefe sofort ertheilt durch H. D. Albers, beeidigten Schiffsmackler, 1ste Vorsetzen. Nr. 18.

Hamburg.

NB. Der Weg über New-Castle pr. Dampfschiff unter dem Verdeck ist bisher nur einzig und allein von mir verfolgt worden, und circa 1500 Personen wurden auf diesem Wege vorigen Sommer durch mich expedirt.

Der Obige.

[1754]

So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen, in Augsburg in der K. Kollmann'schen Buchhandlung, zu haben: Egen, P. N. C., Director der Real - und Gewerbeschule in Elberfeld, Ritter d. r. A., Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften, Dr., die Constitution des Erdkörpers und die Bildung seiner Rinde. gr. Octav. Elberfeld, bei Büschler. 1 / 2 Rthlr.

Heuser, P., Geschichte der merkwürdigsten Staaten alter und neuer Zeit, ethnographisch dargestellt. Ein Hülfsbuch für die reifere Jugend und zum Selbstunterrichte. In zwei Abtheilungen. gr. Octav, 50 Beg., 2 1 / 2 Thlr., ebendaselbst.

Dieses Buch unterscheidet sich von ähnlichen dieser Art hauptsächlich dadurch, daß es die wichtigsten Begebenheiten eines Staates in ununterbrochener Erzählung vom Anfang bis zu Ende darstellt.

Der Geschichte jedes Staates geht eine gedrängte geographische Uebersicht voraus. Die Darstellung ist einfach, natürlich, das Gemüth ansprechend; sie ermangelt absichtlich alles politischen Raisonnements; die That selbst soll reden und Zeugniß geben.

[1666]

Bei Fr. Hentze in Berlin erschien so eben und ist überall zu haben: Wie kann der Supernaturalismus sein Recht gegen Hegels Religionsphilosophie behaupten?

Eine Lebens - und Gewissensfrage an unsere Zeit von K. F. C. Trahndorff.

gr. 8. geh. 14 gr. oder 1 fl. 5 kr.

Eine Schrift gegen Hegel, die Anspruch darauf macht, den Grundfehler seines Systems aufzudecken und die durch denselben bedingten Irrthümer nachzuweisen.

[1697-1701]

Gesuch.

Eine beträchtliche Kattunfabrik in der Nähe von Neapel wünscht einen Coloristen anzustellen, welcher ausgedehnte und gründliche theoretische Kenntnisse der Chemie, verbunden mit mehrjähriger Praxis, besitzt. Man fordert die besten Zeugnisse in Betreff seiner Leistungen.

Die Expedition der Allg. Zeitung befördert frankirte Anfragen mit den Buchstaben F. A. W., worauf nähere Auskunft ertheilt wird.

[1738-39]

Gesuch eines Reisenden.

Für die südlichen Länder des Zollverbandes sucht ein en gros-Geschäft einen tüchtigen Reisenden.

Bewerbungen um diese Stelle mit den entsprechenden Nachweisen sind unter der Chiffer J. H. franco an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu adressiren.

[1712-14]

Verkauf von Wassergefällen!

Zu Triberg auf dem industriösen Schwarzwald an der Hauptstraße, welche von Mannheim, Karlsruhe und von Straßburg her den Rhein mit dem Bodensee verbindet, sind Wiesen mit drei verschiedenen großen Wassergefällen zu verkaufen. Das größte Gefäll gibt bei dem mittlern Wasserstand 226 rohe Pferdekräfte (zu 75 Kilogramm 1 Meter hoch), und das daran gränzende, nöthigenfalls damit zu verbindende, Gefäll gibt weitere 153 solcher Pferdekräfte. Auch das dritte davon entfernte Gefäll gibt deren mehr als 80.

Kaufsliebhaber wollen sich zur Erlangung näherer Notizen an Verwalter Proß in Triberg wenden.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 134. 13. Mai 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:43:55Z
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Holding LibraryBibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
ShelfmarkDWB 1996/32
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