PRIMS Full-text transcription (HTML)
1161
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 146.
25 Mai 1840.

Portugal.

Das M. Chronicle berichtet nach einer bis zum 11 gehenden Correspondenz aus Lissabon, daß die schon seit längerer Zeit beabsichtigte Sendung eines außerordentlichen, alle Streitfragen vermittelnden Gesandten nach London nun wirklich stattgefunden hat, und zwar ist die Wahl nicht, wie man früher vermuthete, auf Graf Linhares oder Graf Lavradio gefallen, sondern auf den Marquis Saldanha. Die ihm ertheilten Vollmachten sind folgende: 1) daß er alle die von der portugiesischen Regierung anerkannten Forderungen Englands alsobald bezahle, und zwar großentheils mit Pfandscheinen auf die Einkünfte des Tabaksvertrags; 2) daß er Lord Palmerston vermöge, eine gemischte englisch-portugiesische Untersuchungsbehörde für die übrigen von Portugal noch nicht anerkannten Forderungen niederzusetzen. Der Obrist Barreiros (eine Zeitlang Geschäftsträger in Madrid) ist als Beisitzer in dieser Behörde dem Marschall zur Begleitung mitgegeben; 3) daß er, im Fall es diese Behörde zu keiner Entscheidung bringen könne, an die Vermittelung Frankreichs appellire; 4) daß er, wenn auch diese Vermittelung fehlschlüge, lieber alle Forderungen befriedigen, als es zu einem Bruch mit England kommen lassen solle. Die Furcht, daß England darauf ausgehe, sich Macaos oder Goa's zu bemächtigen, scheint die Senatoren und Deputirten in ihrer letzten hierüber gehaltenen geheimen Versammlung zu einem solchen Entschlusse gebracht zu haben. Nach der Correspondenz des Globe ist Marquis Saldanha bereits mit der unmittelbaren Bezahlung aller Ansprüche beauftragt; und der Standard sieht deßhalb ein neues Sinken der portugiesischen Staatspapiere voraus. Das M. Chronicle (18 Mai) meldet in einer späteren Nachricht bereits die Ankunft beider Männer, sowohl des Marquis Saldanha als des Obristen Barreiros. Der Globe gibt folgende Uebersicht der geforderten Summen:

Spanien.

Die Banden der Carlisten plündern ungescheut Ober-Catalonien. Die Rotte des Cabecilla Felip wagte sich jüngst auf ihrem Zuge so nahe an Olot, daß das Geschütz der Stadt Feuer auf sie gab. Man will nun endlich ein paar mobile Colonnen organisiren, um das Lampourdan einigermaßen vor ihren Räubereien zu schützen. Die Generale Clemente und Salcedo, ersterer von Manresa, letzterer von Vich kommend, sollen mit dem Hauptcorps der Insurgenten handgemein geworden seyn. Der Parteigänger Boquina steht mit 600 Carlisten zu Villalonga. Die Bewegung der 3000 Mann der Garnison von Berga gegen Vich hat, wie es heißt, zum Zwecke, den constitutionellen General Carbo zu hindern, die aus Aragonien nach Ober-Catalonien flüchtigen Banden auf ihrem Rückzuge anzugreifen. Van Halen hat seinerseits eine starke Colonne aus Barcelona vorrücken lassen, um den Marsch des Feindes zu beobachten. Nach einem Brief aus Saragossa vom 13 hätte der Angriff auf Morella Tags vorher begonnen. 41 Kanonen, 11 Mörser und 10 Haubitzen standen in Batterien. Die Bauern mehrerer früher von den Carlisten mißhandelten Dorfschaften hatten freiwillig zu den Waffen gegriffen. Zu Barcelona waren von der Armee Espartero's 25,000 Hemden und 6000 Gewehre, sämmtlich der Reparatur bedürftig, angelangt. Das Ganze muß bis 1 Jul. bereit seyn, bis wohin der Obergeneral mit seinem Heere in Barcelona einzutreffen gedenkt. Eben so eine Menge von Uniformen, woran thätig gearbeitet wird. Am 5 Mai kamen zwei Carlistischen Brigands bis vor die Thore von Ciudad Real und schleppten unter furchtbaren Drohungen mehrere Einwohner mit sich fort. Der Carlistisch gesinnte Clerus, der fleißig Ablässe u. dgl. unter die Soldaten vertheilen läßt, scheint nicht immer glücklich in der Wahl seiner Leute. Ein gewisser Eusebio Lopez stellte sich unlängst vor dem Gouverneur von Chelva und überlieferte ihm 14 Hirtenbriefe, 800 Ablaßzettel und eine Menge ähnlicher Papiere.

Großbritannien.

Haus der Lords 18 Mai. Lord Lyndhurst zeigt an, daß er morgen auf Mittheilung von Abschriften der Correspondenz zwischen Hrn. Mac Gregor, Lord Palmerston und der1162 neapolitanischen Regierung, hinsichtlich der Schwefelfrage, antragen werde.

Haus der Gemeinen. Unter den zu Anfang der Sitzung eingereichten Petitionen ist eine um Unterdrückung des gegenwärtigen Stempelbriefpapiers, dessen Verzierungen für ein Pasquill auf das Gesicht der Königin erklärt werden. Hr. O'Connell bringt 65 neue Petitionen gegen Lord Stanley's irische Registrationsbill, eine davon mit 60,000 Unterschriften. Auch aus Liverpool und Belfast werden mehrere von je 8000 bis 6000 Bürgern unterzeichnete Bittschriften gegen die Bill eingereicht; dagegen von Lord Sandon eine gleichfalls aus Liverpool mit 20,000 Unterschriften zu Gunsten der Bill und mit dem Gesuche, daß sich das Haus durch die betrügerischer Weise angestifteten anderen Liverpooler Petitionen nicht von der dritten Verlesung der Bill abhalten lassen möge. Sir W. Somerville macht hierauf eine Motion auf Beseitigung der Bill, indem dieselbe das Wahlrecht in Irland noch mehr beschränke, während schon jetzt Irland gegen England sehr zurückstehe in England gibt es auf 8 1 / 2 Millionen Bevölkerung 344,000 Wähler, in Irland auf 7 Millionen nur 60,000.

Die schottische Generalgesellschaft hat des Grafen v. Aberdeens Kirchenbill (vergl. Allgem. Z. vom 13 Mai) verworfen, und des edlen Lords Sich einmischen in diese Angelegenheit abgelehnt.

Die reiche Gemäldesammlung des verstorbenen Sir Simon Clarke ist in London einzeln verkauft worden, und zwar mit einem Ertrag von 29,000 Pf. Die beiden darin befindlichen Gemälde Murillo's, der gute Hirt und das Kind Sanct Johannes, kamen das erste für 3045 Pf. an Baron Rothschild, das zweite für 2100 Pf. an Lord Ashburton.

Die gefundenen blutbefleckten Kleidungsstücke Courvoisiers bestehen, wie man jetzt erfährt, in nichts als einem Paar Handschuh, die ihm aber allerdings angehören sollen.

Frankreich.

Mehrere Journale sagen, am 18 Mai sollen Depeschen von dem Herzog von Orleans an den Präsidenten des Conseils angekommen seyn, welche melden, daß der Prinz sich am 23 nach Toulon einschiffen würde.

(Commerce.) Marschall Clauzel ist zum Berichterstatter über den Entwurf wegen Abholung der Asche Napoleons ernannt. Auf dem Seeministerium beschäftigt man sich viel mit Vorkehrungen zu der Reise nach St. Helena. Man scheint die Corvette Favorite der Fregatte Belle Poule für diese Expedition beigesellen zu wollen. In der Corvette soll eine Chambre ardente eingerichtet und der Sarg an ihren Bord gebracht werden. Ein Geistlicher von der Kirche St. Louis soll von der Königin zur Begleitung dieser kostbaren Ueberreste bezeichnet worden seyn. Unter den Personen, welche die Reise mitmachen sollen, nennt man die Generale Gourgaud und Montholon, Hrn. Emmanuel Las Cases, statt seines Vaters, der wegen seines Gesundheitszustandes die Reise nicht aushalten könnte. Es ist noch nicht gewiß, ob General Bertrand zu der Deputation gehört, der Hr. Scheffer als Maler beigesellt werden soll. Marchand, der treue Kammerdiener des Kaisers, sollte natürlich dabei seyn; hier bot sich aber eine Schwierigkeit wegen der Stellung dar, die er auf der von dem Prinzen bestiegenen Fregatte haben würde. Indessen bot sich ein glückliches Auskunftsmittel dar. Einestheils ist Marchand Officier der Nationalgarde; andererseits ward ausgemacht, daß, da der vertraute Diener des Kaisers sich nicht von dessen Resten trennen wollen wird, er die Ueberfahrt auf der Favorite machen wird, während sein Grad in der Bürgermiliz ihm das Recht gibt, an der Tafel des Commandanten der Corvette Platz zu nehmen. Wir hätten in unserer Seeleneinfalt an alles dieß nicht gedacht; die Prinzen haben aber Adjutanten und Ordonnanzofficiere, und diese müssen doch zu etwas nützen.

Die Einwohner der Stadt St. Denis haben in einer Petition an die Deputirtenkammer die Bitte gestellt, die sterblichen Ueberreste des Kaisers in ihrer Kirche niederzulegen, welche der Kaiser selbst zu seiner letzten Ruhestätte gewählt, und mit großen Kosten restaurirt, auch eine eigene Gruft darin für seine Familie bezeichnet habe. Hr. Odilon-Barrot hat diese Petition am 19 Mai auf dem Bureau der Kammer niedergelegt.

Deputirtenkammersitzung vom 19 Mai. Nach den HH. Mauguin und Lefebvre betrat Hr. Legentil, ein entschiedener Verfechter des gegenwärtigen Banksystems, die Rednerbühne. Frankreich, meinte er, brauche nicht im Ausland sich das Muster einer Bankeinrichtung zu holen, im Gegentheil könne Frankreich dem Ausland ein solches geben. (Beifall.) Ein ehrenwerthes Mitglied des englischen Parlaments fuhr Hr. Legentil fort sagte im Hause der Gemeinen, daß, wenn Frankreich sich nach zwei Invasionen so rasch erholt habe, es nur seinem bewundernswürdigen System des Geldumlaufs dieß zu danken habe. Hr. Thiers: Dieß ist wahr! Hr. Legentil: Der ehrenwerthe Hr. Mauguin hat das in Frankreich circulirende baare Geld auf 1,600,000 Fr. angeschlagen. Ich glaube, er hat sich getäuscht. Allgemein nimmt man an, daß Frankreich 3 Milliarden an baarem Geld besitzt. Im Falle eines europäischen Kriegs wäre dieß ein unermeßlicher Vortheil. Die Ernennung einer Commission zur Untersuchung der Bankoperationen, welche Hr. Mauguin vorgeschlagen, hielt der Redner für überflüssig, da alle diese Operationen ohnehin bekannt und der größten Publicität unterworfen seyen. Endlich meinte er auch, die Zulassung von zwei Unterschriften statt drei als Garantie der zu discontirenden Papiere sey nicht rathsam; die Bank Laffitte, welche letzteres System angenommen, habe trotz ihres guten Willens keine sehr bedeutenden Geschäfte gemacht. Hr. Garnier-Pagès, obwohl ein Gegner des vorliegenden Entwurfs, gab zu, daß die Bank dem Handel wie der Regierung wichtige Dienste geleistet habe, meinte aber, diese Dienste hätten bei besserer Organisation noch größer seyn können. Er stimme für die Ernennung einer Enquête-Commission, nicht um zu untersuchen, ob die Bank solid sey, sondern um über die Bedürfnisse des Handels die Kammer aufzuklären. Hr. Garnier-Pagès wünschte keine radicale Aenderung der gegenwärtigen Bankorganisation, sondern nur eine Modification derselben. Der Bank eine zu weite Ausdehnung, eine zu große Macht geben, ihr gestatten, daß sie Comptoirs in allen Departements errichte, hält der Redner nicht für rathsam und glaubt, daß die Folgen einer solchen allzugroßen Macht nur Krisen seyn würden, wie in Amerika; eine constitutionelle Monarchie dürfe nimmer von Bankiers beherrscht werden. Zwar wünsche er die Errichtung von Bankcomptoirs, aber nur an Orten, wo unabhängige Banken für Handel und Industrie sich nicht etabliren konnten. Gegen eine bedeutende Vermehrung der circulirenden Bankbillets, welche Hr. Mauguin vorgeschlagen, erklärte sich Hr. Garnier-Pagès aufs entschiedenste, und warnte dabei die Kammer, sie möge vor den absoluten Geistern, die solche Maaßregeln unterstützten, sich weislich hüten eine Bemerkung, welche allgemeines Gelächter hervorrief. Uebrigens wünscht Hr. Garnier-Pagès, wie die andern Anhänger der Bankreform, daß zwei Unterschriften statt drei künftighin als Garantie gelten sollten, und daß der Disconto-Termin wenigstens auf vier Monate verlängert werden möge.

1163

〈…〉〈…〉Die Deputirtenkammersitzung vom 20 Mai eröffnete Hr. Thiers mit einer zweistündigen Rede zur Vertheidigung der Prorogation des Bankprivilegiums. Er fand, wie gewöhnlich, ein Auditorium, das in gespanntester Aufmerksamkeit seinem Munde lauschte. Die Frage, die uns gegenwärtig beschäftigt, sagte der Redner, ist schwierig und äußerst wichtig für das Land. Von der Lösung, die Sie ihr geben, wird der öffentliche Credit abhängen, obwohl die Bank keineswegs den ganzen Credit Frankreichs umfaßt. Wir Franzosen sind häufig ungerecht gegen uns selbst; das Ausland beurtheilt uns besser, und ahmt uns in vielen Dingen nach. Bei einer Institution, welche seit vierzig Jahren existirt, und von der es unzweifelhaft ist, daß sie dem Lande unermeßliche Dienste geleistet hat, bin ich nicht sehr für die Einführung von Neuerungen. Der Fortschritt, den man sucht, ist häufig ungewiß. Man setzt sich oft aus, das Gute zu verlieren, indem man dem Bessern nachjagt. Daher muß man vor Allem erst suchen, das Bestehende zu bestätigen. Hr. Thiers antwortete hierauf ausführlich auf die Argumente, welche Hr. Garnier-Pagès in der vorgehenden Sitzung vorgebracht hatte, und entwarf eine historische Skizze der französischen Bank von ihrer Gründung an; er ging in die Modificationen, die sie unter Napoleon erfahren, in die Natur ihrer Operationen, in die Beschränkungen, welche ihr durch ihre Statuten auferlegt sind, mit großer Sachkenntniß ein. Die kluge Vorsicht der Bank sey, meinte Hr. Thiers, weit entfernt Tadel zu verdienen, vielmehr die Quelle des Vertrauens, das sie eingeflößt, die Ursache der Dienste gewesen, die sie geleistet habe. In Zeiten der Krisen habe die Bank ihre Discontirungen verdoppelt. Nie habe sie in ihrem Portefeuille für weniger als 50 bis 60 Millionen Papiere gehabt, während der gewöhnliche Betrag derselben sich auf 110 bis 120 Millionen belaufen habe. Folgende drei Systeme lägen gegenwärtig zu einer Erweiterung des Banksystems vor: 1) Filialbanken der Bank von Frankreich in den Hauptorten der Departements zu errichten; 2) unabhängige Privatbanken zu etabliren; 3) Comptoirs der französischen Bank in Concurrenz mit den Privatbanken einzusetzen. Hr. Thiers erklärte sich für letzteres System und suchte die Vortheile nachzuweisen, die es vor den beiden andern voraushabe. (Bei Abgang der Post war noch kein weiterer Redner aufgetreten. Man erwartete eine Abstimmung noch in derselben Sitzung.)

Der Mörder des lange unbekannt gebliebenen Knaben, der in der Morgue mehrere Monate ausgestellt war, ist, wie bereits vor einigen Tagen unsere Correspondenz aus Bordeaux meldete, entdeckt worden, nachdem er einen zweiten doppelten Mord begangen. Die Gazette de Tribunaux und die Bordeauer Blätter bringen jetzt ausführliche Details über die schaudervolle Geschichte. Der Mörder heißt Escisabid, ist 30 Jahre alt und von der Pyrenäengränze gebürtig. Im Laufe des Jahres 1839 kam derselbe nach Paris, miethete dort eine bescheidene Wohnung und gab Unterricht in der Mathematik. Er war früher mit einer Wittwe in Bordeaux in vertrauter Verbindung gewesen und hatte zwei Kinder mit ihr erzeugt. Seine verlassene Geliebte bestürmte ihn mit Briefen und Vorwürfen, und schickte ihm endlich seinen Sohn zu. Escisabid veränderte hierauf seine Wohnung, holte das Kind am bezeichneten Tage im Bureau der Diligence ab, verließ mit ihm Paris und ermordete es bei La Villette, weil, wie er in der Folge sagte, das Kind ihn genirte und er keine Lust hatte, für sein Unterkommen zu sorgen. Die Mutter bereute indessen, sich von ihrem Kind getrennt zu haben, und meldete ihrem Geliebten, daß sie selbst mit ihrer kleinen Tochter nach Paris kommen werde. Escisabid reiste ihr entgegen, holte sie in einem Wagen ab, und geleitete sie bei Libourne von der Straße ab nach einer Vertiefung, wo er das kleine Mädchen, sein eigenes Kind, vor den Augen der Mutter ermordete. Er bediente sich dazu eines schweren Steines, mit dem er dem Kind den Kopf zerschmetterte. Als er den Schmerz der Mutter sah und fürchtete, daß sie die That enthüllen werde, mordete er auch sie und verstümmelte die beiden Leichen, damit sie Niemand wieder erkenne. Die Mutter warf er in einen Bach; den Leichnam der Tochter trug er auf den Schultern eine ziemliche Strecke fort und warf ihn dann gleichfalls ins Wasser. Bauern, die ihm hier begegneten, hielten ihn wegen seiner Bürde für einen Schleichhändler und belästigten ihn nicht. Er reiste hierauf nach Bordeaux zurück und miethete ein Zimmer. Sein finsteres Aeußere erweckte aber gleich im ersten Augenblick den Verdacht des Hausherrn, der, um zu sehen, was sein Miethsmann allein im Zimmer treibe, am Schlüsselloch lauschte und ihn blutige Wäsche reinigen sah. So wurde der Mörder entdeckt. Er gestand alle Details mit einer furchtbaren Ruhe, und ließ sich bisher die Gefängnißkost gut schmecken. In seiner Pariser Wohnung fand die Polizei unter seinen Effecten das Manuscript einer noch unvollendeten Geschichte der christlichen Religion, den kleinen Kindern erzählt voll frommer Phrasen!

Die Nachrichten aus Algier in französischen Blättern gehen nicht weiter als bis zum 10 Mai. Das Journal des Débats, welches die Mittheilungen über den bisherigen Gang der Operationen nochmals in Kürze wiederholt und zusammenstellt, vermuthet auch, der Marschall Valée werde den directen Marsch nach Miliana aufgeben, und dafür nach seinem ursprünglichen Plan vorerst nach Medeah ziehen. Der Marsch nach Scherschel habe sowohl die Entsetzung dieser Stadt, welche von den Kabylen der Beni-Menasser bedrängt war, als die Umgehung des Engpasses Teniah beabsichtigt. Zugleich gibt das Journal des Débats einige Details über die letzten Gefechte bei Scherschel, welche wahrscheinlich Privatbriefen entnommen sind. Die Kabylenstämme der Umgegend von Scherschel sind sehr zahlreich und streitbar. Am 8 überschritt die Armee die Bäche Uad-Haschem, Uad-Bellac und Uad-Nazara. An jedem dieser Bäche kam es zu Gefechten. Obrist Changarnier und der tapfere Commandant Levaillant vertrieben die Kabylen aus ihrer stärksten Position. Letztere kehrten aber wieder und stürzten sich mit dem Yatagan in der Faust auf die französische Infanterie; man focht Mann gegen Mann. Aber die Wuth des Angriffs der Kabylen scheiterte an der kaltblütigen Standhaftigkeit der französischen Glieder. Sie wurden geworfen und ließen ihre Leichen gegen ihre sonstige Gewohnheit auf dem Kampfplatz liegen. Nach diesem mißlungenen Angriff wollten die Kabylen sich nicht mehr näher locken lassen. Obrist Changarnier, der die afrikanische Kriegführung vortrefflich versteht, ließ hierauf ein Bataillon seines Regiments ins Dickicht sich verstecken, während er selbst inmitten einiger Tirailleurs zu Pferd blieb. Die Kabylen, welche das kleine Häuflein leicht zu überwältigen hofften, stürzten vor, fielen aber in den Hinterhalt, wurden mit dem Bajonnet angegriffen und ließen wieder einige Hundert Todte auf dem Walplatz. Die aus Oran erwarteten Verstärkungen werden, hoffte man, hinreichen, die Kabylen der Gebirge bei Scherschel im Zaum zu halten.

Jedermann zieht aus der Sprache des Hrn. Thiers über die Wahlreform den Schluß, daß er die Linke nur als Werkzeug zur Erreichung seiner Zwecke benutzt habe. Dagegen wird auch Hr. Barrot getadelt, daß er nicht sogleich das Wort verlangte, als Hr. Thiers sich positiv gegen die Anträge des Berichts aussprach. Es könnte kommen, daß Hr. Barrot nächstens seine Rolle als Vorstand der Linken ausgespielt1164 hätte, und durch Hrn. Garnier-Pagès ersetzt würde, dessen letzte Rede allgemein als trefflich anerkannt wurde. Die Vertheidigung des Hrn. Cousin gegen die Angriffe desselben war schwach und schlecht vorgetragen. Man schließt daraus auf seinen baldigen Austritt aus dem Cabinet. Nach allen Nachrichten steht Hr. Thiers mit einer hohen Person im besten Vernehmen, insbesondere wegen seiner steten Nachgiebigkeit gegen dieselbe. So wie während seiner frühern Ministerien spielt er auch jetzt den Poltron nur gegen die Linke und gegen einige Journalisten, die ihn des Abends besuchen. Auch die auswärtigen Diplomaten scheinen mit ihm zufrieden; er erklärt ihnen fortwährend, er wünsche in der orientalischen Frage nur ein friedliches Einverständniß. Uebrigens bemerke ich in Betreff des Pariser

〈…〉〈…〉

Briefs in der Allg. Zeitung vom 13 Mai, daß Hr. Guizot in Betreff der orientalischen Frage fast ausschließlich mit dem König correspondirt. In Betreff der Verhältnisse des Cabinets mit Hrn. Capo de Feuillide erzählt man sich, ein Freund von Talleyrand und jetzt von Thiers habe bei diesem vor etwa 10 Tagen eines Abends die drei politischen Renegaten Lerminier, Granier de Cassagnac und Capo de Feuillide angetroffen. Bekanntlich haben die beiden ersteren, frühere Liberale, sich nachher in die Dienste des Grafen Molé begeben, den Hr. Lerminier in der Revue des deux Mondes den ersten Staatsmann Europa's nannte, wofür Graf Molé ihn in seinem Salon als den ersten Publicisten Frankreichs begrüßte; nunmehr sind beide mit der Revue des deux Mondes zu Hrn. Thiers übergetreten. Das Publicum lobt Hrn. Capo de Feuillide zum Nachtheil der beiden andern, indem er wenigstens vorgezogen habe, wegzugehen, statt seine Apostasie öffentlich zur Schau zu tragen.

Belgien.

Dem neuen Ministerium scheint es hauptsächlich darum zu thun, mit der gegenwärtigen Session zu Ende zu kommen, ohne sich den Chancen einer Discussion, welche die Schwäche seiner Stellung verrathen könnte, auszusetzen. Da keine Möglichkeit mehr vorhanden ist, das Budget des Kriegsdepartements vor Ende der Session gründlich zu discutiren, weil das ministerielle Interregnum zu viel Zeitverlust verursacht hat, so trug der Kriegsminister auf einen provisorischen Credit an, der bis zur nächsten Session ausreichen könnte. Er forderte 17 Millionen, die stricte nothwendig scheinen, um allen Bedürfnissen dieses Departements bis zum nächsten November oder December zu begegnen. Die Kammer dagegen wollte nur 14 Mill. bewilligen eine Reduction, die entweder die Regierung nöthigen wird, die nächste Session vor der gewöhnlichen Zeit (am zweiten Dienstag im November) zu eröffnen, oder wenigstens gleich in den ersten Tagen abermals einen provisorischen Credit zu begehren. Dennoch enthielt sich das Ministerium jeder Protestation gegen diese der Regierung, in Beziehung auf die nächste Eröffnung der Kammern, in gewisser Hinsicht Gewalt anthuende Beschränkung. Abbé de Foere, ein Deputirter der Stadt Brügge, der sich seit Jahren mit einem eigenen Systeme über Schifffahrt und Handel herumträgt, hatte die Motion gemacht, eine Commission zur Prüfung dessen, was im Interesse dieser Zweige zu thun sey, einzusetzen. Das Ministerium erklärte in Erwiederung auf diesen Vorschlag, es habe nichts dagegen, daß derselbe den Sectionen zur Prüfung zugewiesen werde, nur behalte es sich vor, zu begehren, daß die Ernennung der Glieder der einzusetzenden Commission von der Regierung ausgehe. Nichts ist mehr dazu geeignet, der Regierung, als Haupt der Verwaltung, ins Handwerk zu greifen, und ihre Prärogative den Kammern zum Opfer zu bringen, als die einseitige, bloß von letztern, oder von einer derselben ausgehende Einsetzung von Commissionen dieser Art. Dennoch schlug die Centralsection, indem sie sich zu Gunsten der de Foere'schen Motion aussprach, zugleich vor, daß die Commission ausschließlich von der Repräsentantenkammer ernannt werden sollte. Anstatt nun, in Uebereinstimmung mit seiner ersten Erklärung, gegen diesen Vorschlag aufzutreten, lenkte das Ministerium ein, und überließ ohne Widerspruch der Kammer diese Ernennung, nur verwahrte es sich gegen die Consequenz, als gebe es hiemit zu, daß es sich an das Resultat der Arbeiten dieser Commission zu binden habe. So ließen sich noch andere Züge anführen, die von dem Vorsatze zeugen, jedem Conflicte auszuweichen. Die Zeit zwischen der gegenwärtigen und nächsten Session wird dann das neue Cabinet darauf verwenden, seine Positionen, so viel es in seinen Kräften steht, zu verstärken. Das nächste Mittel hiezu besteht in der Entfernung aller mehr oder weniger Einfluß ausübenden Beamten, auf die es sich nicht ganz verlassen zu können glaubt. Schon ist in dem Ministerium des Innern und in der Verwaltung der Provinz Brabant hiemit der Anfang gemacht worden, wobei es sich mehr und mehr offenbart, daß man die Katholiken durch Liberale zu ersetzen sucht, das neue Ministerium mithin bei den letztern seine Stütze zu finden hofft. Ich schrieb Ihnen schon, daß dieß nicht ohne Zugeständnisse von Seite der Minister zu erlangen sey, denn nur unter der Bedingung, daß man entschieden auf ihre Seite übergehe, wollen die Liberalen ihre Mitwirkung dem neuen Cabinette zu Gute kommen lassen. Ihre Blätter erklärten dieß zu wiederholtenmalen, und die gestrige Wiedererwählung des Hrn. Lebeau im Brüsseler Wahlcollegium liefert hievon einen thatsächlichen Beweis. Hr. Lebeau war nämlich Deputirter für Brüssel, mußte sich nun aber, nachdem er zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt worden, einer neuen Wahl unterwerfen. Bei seiner frühern Wahl war es ihm kaum gelungen, eine Majorität für sich zu erlangen; denn er war damals gar nicht der Mann der Liberalen; diesesmal schien die Sache ebenfalls zweifelhaft. Da nun die Liberalen sich durchgehends um die hiesigen Maurerlogen gruppiren, so entspann sich eine Unterhandlung mit einem der Chefs derselben, dem Advocaten und Deputirten Verhaeghen, welcher als erste Bedingung seiner Unterstützung die Wiedereinsetzung in irgend ein bedeutendes Amt des Großmeisters der belgischen Logen, Hrn. v. Stassart, forderte, den das frühere Ministerium wegen seiner Wahlintriguen von dem Gouvernement der Provinz Brabant entfernt und pensionirt hatte. Diese Bedingung wurde zugestanden, und da die Katholiken sich diesesmal um die Wahl fast gar nicht gekümmert, so stimmten gestern von 898 Wählern 847 für Hrn. Lebeau. Schon hat eines unserer Blätter diese Thatsache divulgirt, sie dürfte daher bald zu leidenschaftlichen Erörterungen Anlaß geben.

Niederlande.

In der Abendsitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurden die Berathungen über die Gesetzentwürfe in Betreff des Budgets geschlossen. Der Gesetzentwurf zur Feststellung der Staatsausgaben für das laufende Jahr ward mit einer Stimmenmehrheit von 32 gegen 22 und der Gesetzentwurf zur Bestimmung der Staatsmittel für dieses Jahr mit einer Stimmenmehrheit von 33 gegen 21 angenommen. (Holl. Bl.)

Deutschland.

Berathung der zweiten Kammer über das Strafgesetz. In den §§. 627 und 628 sind wissentlich falsche Beurkundungen, die ein Beamter in Protokollen oder andern öffentlichen Urkunden macht, mit der Strafe der Urkundenfälschung1165 oder, wenn durch die falsche Beurkundung eine ungerechte Entscheidung herbeizuführen beabsichtigt wurde, mit der noch höhern Strafe des falschen Zeugnisses (welche zugleich die Strafe der wissentlich ungerechten Entscheidung ist) bedroht. Im §. 630 a. sind im Gegensatz solcher amtlichen Beurkundungen die sonstigen wissentlich unwahren Behauptungen erwähnt, die ein öffentlicher Diener in amtlichen Acten macht. Sie sollen, wenn dabei eine rechtswidrige Absicht zu Grunde liegt, von einer Geldstrafe bis zu 500 fl., und im zweiten Rückfalle von Dienstentlassung getroffen werden. Bemerkenswerth ist, daß sich gerade einige ministeriellgesinnte Mitglieder dieser und mehreren folgenden, gegen öffentliche Diener etwas strengen Bestimmungen sehr lebhaft widersetzten. Das Ministerium hat übrigens schon im Jahr 1837 einen Gesetzesentwurf vorgelegt, welcher die Entfernung unwürdiger Diener vom Amt ohne Belästigung des Pensionsfonds bezweckte, und die Regierung hat überhaupt in der Kammer schon häufig geklagt, daß das Staatsdieneredict von 1819 die administrative Entlassung, die wegen dienstpolizeilicher Vergehungen erst nach fünfmaligen Besserungsversuchen erfolgen kann, zu sehr erschwere. In gleicher Richtung vertheidigten auch heute die Regierungscommissäre Bekk, Duttlinger und Jolly den §. 630 a. gegen Christ und Schaaff, welche solche wissentlich unwahre amtliche Behauptungen, wenn sie gleich in einer rechtswidrigen Absicht geltend gemacht werden, doch nur dienstpolizeilich bestraft wissen wollten. Bekk führte als die häufigsten Fälle des §. 630 a. diejenigen an, wo der öffentliche Diener, um eine ungebührliche Diätenanrechnung zu begründen, fälschlich eine längere als die wirklich verwendete Zeit eines Geschäfts angebe. Schaaff führt entgegengesetzte Fälle an, wo die Angabe unwahrer Thatsachen ganz unbedeutend sey, und wo der §. 630 a. den Beamten gar zu leicht in Criminaluntersuchungen verwickeln könnte. Staatsrath Jolly: in leichten Fällen werde die Regierung den Beamten nicht vor Gericht stellen, sondern etwa eine dienstpolizeiliche Rüge eintreten lassen; aber in schwereren Fällen müsse die Regierung das Mittel haben, auf kürzerem Wege, als durch die fünf Besserungsversuche des Staatsdieneredicts, die Entlassung eines unwürdigen Dieners zu bewirken. Duttlinger: ein solches kürzeres Mittel sey der Regierung um so nothwendiger, als ihr nicht zugemuthet werden könnte, einen Diener, der die Pflicht der amtlichen Wahrhaftigkeit wiederholt verletzt habe, länger im Amte zu behalten, sie ihn also zum Nachtheil der Staatscasse pensioniren müßte. In gleichem Sinne sprach Sander, und eben so Welcker und Zentner. Der letztere wollte aber, daß die zwei ersten Fälle dienstpolizeilich bestraft werden. Vicekanzler Bekk stimmte zu, insofern dann im dritten Fall (im ersten, der vor den Richter käme) sogleich Dienstentlassung zu erkennen sey, wie dieß der Entwurf vorschreibe. Sander, Baumgärtner und Regenauer führten aus, daß dieß zu streng wäre, die letztern unterstützten aber Zentners Antrag für den Fall, daß im dritten Falle, der erstmals vor den Richter komme, dieser zuerst auch nur nochmals Geldstrafe oder doch nur in schweren Fällen sogleich Dienstentlassung erkennen dürfe. Zentners Antrag blieb daher ohne Unterstützung, und der Antrag auf Verwerfung des Artikels wurde mit allen Stimmen gegen zwei (Christ und Schaaff) abgelehnt.

(Beschluß folgt.)

Die Eröffnung des Spiels zog gestern eine verhältnißmäßig zahlreiche Gesellschaft zum Conversationshause. Der große Saal, jetzt ein vollendetes Ganzes, war sonst noch von zahlreichen Gruppen Lustwandelnder belebt. Die gestrige Badeliste geht bis 922, darunter Reisende aus Philadelphia, Baltimore, New-Orleans und New-York aufgeführt werden, wie denn überhaupt die Reiselust der Nordamerikaner in neuester Zeit sehr zuzunehmen scheint, was wir auch von andern Orten her vernehmen. Unter den neuerlich angekommenen Gästen bemerkt man namentlich Hrn. Melgunow aus Moskau und den Baron Schimmelpenninck.

In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wurde die bekanntlich an jedem Landtage zu erneuernde Wahl der Mitglieder des Staatsgerichtshofes vorgenommen. In der ersten Kammer, welche diese Wahl schon vor einigen Tagen vorgenommen hat, sind ernannt worden: 1) zu Mitgliedern: Geheimrath v. Langenn in Dresden, Regierungsrath Quierner in Budissin, und Kreishauptmann v. Einsiedel auf Priesnitz; 2) zu Stellvertretern: Stadtrichter Winter in Leipzig und Stadtrichter Schmalz in Dresden. Die zweite Kammer wählte heute 1) zu Mitgliedern: Ordinarius Dr. Günther in Leipzig, Hofrath Justizamtmann Pechmann in Dresden und Advocat v. Dieskau in Plauen; 2) zu Stellvertretern: Professor Dr. Weber und Generallieutenant v. Leyser. Die Vertreter des Fabrik - und Handelsstandes in der zweiten Kammer haben heute wegen ihres Austritts geloost, und scheiden demnach aus: Kölbing aus Herrnhut mit dem jetzigen Landtag, Eckhardt aus Großenhain und Georgi aus Mylau mit dem Schlusse des nächsten, und Clauß aus Chemnitz, so wie Poppe aus Leipzig mit dem dritten. (Leipz. A. Z.)

Der Bürgerconvent, worin außer der Eisenbahn noch andere wichtige Angelegenheiten verhandelt werden sollen, ist nun wirklich auf den 25 d. M. angesetzt. Seit einigen Tagen sind hier aus dem Königreich Hannover mehrere Anhänger des Staatsgrundgesetzes von 1833 zu einer Versammlung, die heute gehalten werden soll, angekommen. Die hiesige Neue Zeitung begrüßte sie in ihrem Blatt von gestern Abend mit einem Gedichte.

Preußen.

Bei unsern Verhältnissen, wo es so selten geschieht, daß irgend eine wichtige Frage zur öffentlichen Verhandlung kommt, konnte es nicht ausbleiben, daß die am Freitag stattgehabte Versammlung der Actionnäre der rheinischen Eisenbahn das allgemeine Interesse lebhaft in Anspruch nahm, um so mehr, als das Unternehmen selbst ein für die ganze Provinz so hochwichtiges ist, und die damit verknüpften Umstände letzthin zu den lebhaftesten Debatten für und wider Anlaß gegeben hatten. Die Gefälligkeit, welche die Direction einigen Bankiers erwiesen, die daraus hervorgegangene Nothwendigkeit, sich mit Belgien zu vereinbaren, waren das Thema der mannichfachsten Controversen, besonders in Köln und Aachen geworden; es ward für und wider gesprochen, es waren Broschüren und Zeitungsartikel erschienen, in welchen die Direction auf das erbittertste angegriffen wurde. Man mußte daher erwarten, daß dieß nur das Vorspiel zu noch schlimmeren Demonstrationen in der Generalversammlung seyn würde, da man ohnehin wußte, daß mehrere hiesige Stimmführer im Ganzen die Direction nicht wohl vertreten. Die allgemeine Erwartung ist aber dießmal, wie dieß wohl oft zu gehen pflegt, ziemlich getäuscht worden. Die Direction entwickelte mit der größten Offenheit die Gründe ihres Verfahrens, bedauerte das Benehmen der Bankiers, rechtfertigte aber ihre eigenen Maaßregeln, die durch das Interesse der Gesellschaft bedingt wurden und legte alle geschlossenen Verträge vor. Die letzteren, welche hier zum erstenmal bekannt wurden, genügten, die auf lauter Hypothesen schwankende Opposition aus dem Felde zu schlagen. Es ergab sich, daß die Bankiers sich für den Fall, daß ihre Actien nicht anderweitig untergebracht werden könnten, zu einer Strafe von 200,000 Rthlr. verpflichtet, und daß sie ferner versprochen haben, für die belgische Regierung, welche ihre Zahlungen nur in langen Intervallen leisteten, in Vorschuß zu bleiben, der Art, daß auch für diese Summe mit den Einzahlungen der übrigen Actionnäre gleicher Schritt gehalten wird. Anerkennung fand übrigens auch die zu gleicher Zeit gemachte Anzeige, daß Belgien schon seine erste Ratenzahlung geleistet, und somit einen Beweis von Bereitwilligkeit und Pünktlichkeit gegeben hat. Die Bemerkungen, erstens, daß es nicht ehrenvoll sey, die belgische Hülfe in Anspruch zu nehmen, und dann, daß man Belgien1166 zwar benutzen, aber die Bankiers außerdem doch auch noch bei ihrer ursprünglichen Verpflichtung festhalten möchte, fanden keine Unterstützung, die eine nicht, weil die preußische Regierung selbst den Anschluß an Belgien genehmigt hatte, die andere nicht, weil ein solches Verfahren eine ganz neue Unterhandlung mit Belgien nöthig machen, und den ersten Contract annulliren würde. Die Direction theilte darauf mit, daß man noch zur Vollendung des Baues einer Anleihe von zwei Millionen bedürfe, die am besten durch Ausgabe von Prioritätsactien erzielt würde. Man war gefaßt darauf, und dieser Antrag fand nun insofern Widerspruch, daß mehrere hiesige Actionnäre den Zusatz durchsetzten, daß diese Anleihe auf 2 1 / 2 Millionen gesteigert werde für den Fall, daß sich eine Möglichkeit ergebe, den Stationsplatz innerhalb der Stadt Köln anzulegen. Somit hätte denn dieses für uns so wichtige Unternehmen eine, anfangs gefährlich scheinende, Krise glücklich überstanden, und wird dasselbe nunmehr mit raschen Schritten seiner Vollendung entgegen gehen. Im Julius nächsten Jahres hofft man die Bahn zwischen Köln und Aachen schon der Circulation übergeben zu können. Auch die Bonn-Kölner Bahn dürfte um dieselbe Zeit fertig werden, da die letzten Unterhandlungen mit der Militärbehörde glücklich beendigt sind, und Terrainschwierigkeiten sich nicht darbieten. Wegen der Bahn zwischen Düsseldorf und Köln wird noch unterhandelt, da die Actiengesellschaften der beiden Städte sich bis jetzt noch nicht haben einigen können, und dieselben Differenzen obwalten, wie früher zwischen den Kölner und Aachener Actionnären.

Es hat allgemein Freude erregt, Se. Maj. wieder, wenn auch in verschlossenem Wagen, ausfahren zu sehen. Morgen wird der König die Parade der zum Manöuvre versammelten Berliner und Potsdamer Garnison von den Fenstern des königlichen Palais mit ansehen. Größere körperliche Anstrengungen darf sich der Monarch vorläufig noch nicht gestatten, da die Kräfte Sr. Maj. in der letzten Zeit sehr gelitten haben sollen. Man sprach in diesen Tagen davon, daß der Minister Hr. v. Kamptz interimistisch mit der Leitung des Cultus - und Unterrichtsministeriums beauftragt sey; dieß hat sich jedoch nicht bestätigt, vielmehr ist dem bisherigen Director im genannten Ministerium, Hrn. v. Ladenberg, die einstweilige Führung desselben, so wie die Unterschrift von Sr. Maj. übertragen. Einigen Versionen zufolge soll der Oberpräsident der Rheinprovinz, Hr. v. Bodelschwingh, Aussicht haben, das erledigte Portefeuille zu erhalten. Großes administratives Talent im Verein mit einer humanen, die Wissenschaft und den geistigen Fortschritt ehrenden Gesinnung würden hier allerdings als empfehlende Eigenschaften für sich selbst reden.

Oesterreich.

Fürst Paul Esterhazy, Graf Münch und Graf Woyna, welche sich sämmtlich noch hier befinden, werden Wien zu Ende dieses Monats verlassen. Aus Agram ist die betrübende Anzeige hier eingegangen, daß der k. k. geheime Rath, Banus und oberster Landescapitän von Croatien, Dalmatien und Slavonien, commandirender General in der vereinten Banal-Warasdiner-Karlstädter-Gränze, Feldmarschalllieutenant, Frhr. v. Vlasits, Großkreuz des Leopold - und Ritter des Maria Theresien-Ordens, Inhaber des Uhlanenregiments Nr. 2 und der Gränz-Infanterieregimenter Nr. 10 u. 11 gestorben ist. Aus Neapel lauten die neuern Nachrichten wieder minder erwünscht. Der König soll aufgebracht seyn über die verzögerte Rückgabe der durch die Engländer genommenen Schiffe. Nebstdem melden die neuern Briefe, daß England dagegen sey, daß die Verhandlungen hinsichtlich des Schwefelmonopols in Paris geführt werden. In meinem gestrigen Schreiben ist der Name des hier verstorbenen türkischen Geschäftsträgers irrig als Namik statt als Nuri Efendi angeführt.

Die Allg. Zeitung hat über die Religionsangelegenheiten Ungarns schon einigemal unrichtige Berichte durch Schuld ihrer Correspondenten erhalten. So heißt es in einem Schreiben aus Wien vom 22 April (in der Allg. Zeitung vom 28 gedachten Monats): Privatmittheilungen aus Preßburg zufolge berieth die Magnatentafel am 10 d. den 4ten und 5ten §. des dritten Nunciums der Ständetafel in der obschwebenden Frage über die gemischten Ehen. Der Antrag des Judex Curiae zum 4ten §. : daß jene gemischten Ehen, welche bisher vor einem katholischen Priester, aber ohne dessen Einsegnung geschlossen wurden, für gültig zu erklären seyen, ward von der Majorität der Magnaten und Bischöfe angenommen. Dieß ist irrig. Nicht die Mehrzahl, sondern alle katholischen Bischöfe in Ungarn haben sich dahin ausgesprochen, daß jede, nicht nur katholische, sondern auch gemischte Ehe vollkommen gültig ist, die vor dem katholischen Seelsorger geschlossen wird, auch wenn sie der Seelsorger nicht einsegnet, wenn nur hiebei die Form beobachtet wird, welche das Concilium von Trient vorschreibt, und nicht anderweitige kanonische Ehehindernisse bestehen. In dem erwähnten Schreiben aus Wien liest man ferner: Der 5te §., welcher den Gesetzesvorschlag betrifft, daß die Trauung von einem protestantischen Seelsorger zu geschehen habe, falls bei einer gemischten Ehe der Bräutigam sich zur protestantischen Confession bekenne, erhielt gleichfalls durch Stimmenmehrheit Annahme. Dieß ist einseitig, und bedarf der Erläuterung. Der oben erwähnte Beschluß ist eine wesentliche Aenderung des 26sten Artikels vom Jahr 1791, welcher damals zu Stande kam, um die Eintracht der verschiedenen Glaubensgenossen für ewige Zeiten zu begründen. Wegen der wesentlichen Aenderung dieses Artikels haben die Bischöfe dem oben erwähnten Gesetzesvorschlag ihre Zustimmung versagt, und der Fürst-Primas hat im Namen aller Bischöfe erklärt, das Concilium von Trient habe die Form bestimmt, in welcher die Ehe geschlossen werden kann, und diese Vorschrift habe für die Katholiken, auch in Ungarn, bindende Kraft; wenn daher eine Ehe nach dem neuen Gesetzesvorschlag geschlossen werde, so könne sie zwar bürgerlich rechtskräftig seyn, aber kirchlich werde sie, ohne Dazwischenkunft einer höheren, zur Milderung des Kirchengesetzes competenten Autorität als nicht gültig und nicht rechtmäßig angesehen werden müssen. Hieraus folgt von selbst, daß folgende zwei Sätze des mehrerwähnten Schreibens: Auf dieses hin äußerte der Primas, nicht eingesegnete Ehen seyen zwar nicht in kirchlicher Hinsicht, doch aber in politischer als gültig zu betrachten; und übrigens schlage er (der Primas) vor, daß die Trauung bei gemischten Ehen durch einen protestantischen Seelsorger nur dann geschehen soll, wenn der katholische Theil und der katholische Priester erklärt haben werden, damit einverstanden zu seyn; sowohl dem Wortlaut als dem Sinne nach verdreht sind. Der Fürst-Primas hat nicht nur in seinem, sondern in aller Bischöfe Namen erklärt: daß wenn das Gesetz in diesem Punkte allgemein und zwingend seyn wird, sie es zwar dulden müssen, allein ihre Zustimmung dazu nicht geben können; er drückte aber zu gleicher Zeit den Wunsch aus, daß in Uebereinstimmung mit der Gerechtigkeit und der Gewissensfreiheit in dem erwähnten allgemeinen und streng befehlenden Gesetze die Ausnahme gestattet werde, daß die Ehe ausnahmsweise auch vor dem katholischen Seelsorger geschlossen werden könne in dem Falle, wenn die katholische1167 Braut und der akatholische Bräutigam freiwillig und aus eigenem Antriebe wünschen, daß die Ehe vor dem katholischen Seelsorger geschlossen werde, und wenn sie, um des Segens theilhaftig zu werden, sich freiwillig und aus eigenem Antriebe zugleich dahin erklären, daß sie die Grundsätze und Vorschriften der katholischen Kirche hinsichtlich der gemischten Ehen befolgen wollen. Die Protestanten aber und die mit ihnen stimmenden katholischen Magnaten sind auf diesen Antrag des Fürsten-Primas nicht eingegangen.

Griechenland.

Mehr als je zeigen sich dieses Jahr die Klephten und beunruhigen das Land. Die Regierung hat auf die Köpfe verschiedener Klephten-Häuptlinge nicht unbedeutende Summen gesetzt. Schon mehrere dieser Preise wurden verdient. Erst vor wenigen Wochen attakirten die Landleute bei Theben drei Räuber. Einem gelang es, zu entfliehen; ein zweiter wurde gefangen und der dritte im Kampfe getödtet. Dem Gefangenen gaben die Bauern den Kopf seines todten Cameraden in die Hand und transportirten ihn so nach der Hauptstadt. Daß diese grelle Scene in den Straßen Athens großes Aufsehen machte, kann man sich denken. Der von unserm Minister des Aeußern, Hrn. Zographos, dem König zur Unterzeichnung vorgelegte Freundschafts - und Handelstractat zwischen Griechenland und der Pforte wurde von Sr. Maj. nicht genehmigt. Derselbe enthält Punkte, die zum großen Nachtheil für das neue hellenische Reich gereichen würden. Unsere Zeitungen fallen arg über Hrn. Zographos her, und man spricht schon von seiner Entlassung. Während dieses Sturmes, der über Hrn. Zographos ausbrach, hat sich dieser in den Hafen der Ehe geflüchtet. Er heirathete vor wenigen Tagen eine Tochter des Hrn. M. Soutzo, frühern Gesandten am St. Petersburger Hofe. Der Hofmarschall und Obersthofmeister der Königin, Hr. Karl Soutzo, hat einen viermonatlichen Urlaub erhalten, um auf seine Güter in der Wallachei zu gehen. Dessen Function wurde einstweilen dem Obrist und Adjutanten des Königs, v. Heß übertragen. Ihre Majestäten verließen am 9 d. die Hauptstadt, um mit dem Dampfschiff Otto nach dem Isthmus von Corinth zu fahren. Von dort unternehmen die Majestäten eine Landreise in den Peloponnes, die sich auf einen Monat erstrecken dürfte. In dem Gefolge befinden sich Professor Dr. Roß und Architekt Hansen. Der königliche Zug bei einer solchen Reise ist stets interessant, da er aus einem großen Gefolge nebst 60 bis 70 Saumthieren, von einer starken berittenen Militär-Escorte begleitet, besteht. Mit dem heutigen österreichischen Dampfschiffe verläßt uns der königlich bayerische Gesandte Graf Waldkirch und der preußische, Brassier de St. Simon. Letzterer geht nur in Urlaub. Der berühmte Archäolog Ottfried Müller, der sich mit Dr. Schöll schon einige Wochen hier aufhält, hat mit letzterem ebenfalls eine Reise nach dem Peloponnes unternommen.

Türkei.

Die griechischen Osterfeiertage sind vorüber, ohne daß die angekündigte Bewegung der Christen stattgefunden hätte. Weder in Adrianopel, noch in irgend einer andern Stadt sind, so weit die Nachrichten reichen, Unruhen ausgebrochen. Auch die türkische Bevölkerung verhielt sich überall ruhig. Natürlich konnte die herrschende Spannung nicht plötzlich aufhören; sie besteht noch immer und hat vielleicht eine noch größere Ausdehnung gewonnen; allein ihre Intensität hat sich zuverlässig vermindert, so daß man mit Grund annehmen darf, daß sobald ein Theil der am meisten compromittirten Paschas von ihren Posten entfernt seyn wird, auch die Ruhe nicht weiter bedroht seyn dürfte. Tahir Pascha von Aydin ward abgesetzt, ihm der Nischan abgenommen, und eine in ungnädigen Ausdrücken abgefaßte Mißbilligung seines Benehmens von der Pforte zugestellt. Tahir Pascha begann seine Laufbahn in der Marine, stieg nach und nach zum Range eines Kapudan-Beg, kämpfte als solcher mit in der Schlacht von Navarin und ward später zum Kapudan Pascha ernannt, dann abgesetzt, in der Folge zum Muschir von Aydin erhoben und jetzt wieder seines Amtes entsetzt. Er ist nach dem unparteiischen Urtheil der Osmanen und der Europäer, die ihn genauer kennen, der ausgezeichnetste Seemann der türkischen Marine, empfänglich für jede Verbesserung, überzeugt von den großen Mängeln, an denen das türkische Seewesen leidet, Anhänger der Reform, tapfer, einsichtsvoll, entschlossen. Wie er dem verstorbenen Kaiser unter allen Verhältnissen ein treuer Diener war, ebenso zeichnete er sich durch seine loyalen Gesinnungen gegen den jetzt regierenden Monarchen aus. Als Mahmud vor ungefähr anderthalb Jahren der großen, durch unerhörte Anstrengungen erbauten Flotte Ahmed Fewzi als Kapudan Pascha vorgesetzt hatte, erhoben sich alle Stimmen gegen diese Wahl. Ahmed Fewzi war ein feiner, polirter Hofmann, unfähig auch nur das kleinste Kriegsschiff zu commandiren; das damals herrschende dunkle Vorgefühl von herannahenden großen Ereignissen, von einem bevorstehenden Conflict mit Aegypten gab diese Wahl der allgemeinen, unverhohlenen Mißbilligung frei. Man schrie nach Tahir Pascha, dem abgesetzten Kapudan Pascha; ihn allein hielt man für fähig, die Flotte zum Sieg zu führen, und obwohl damals Niemand eine Ahnung hatte weder von dem verrätherischen Geiste Ahmed Fewzi's, noch von der Gefahr, die dem Leben des Sultans drohte, so brachte doch diese Ernennung eine allgemeine Verstimmung hervor. Das Selbstgefühl Tahirs mußte bei dieser Gelegenheit einen Sieg feiern; doch der Pascha ward vom Sultan selbst nicht beachtet und vergessen, vielleicht nicht mit Unrecht. Denn dieser sonst ausgezeichnete Mann ist von einem Laster befleckt, das, wir müssen es gestehen, geeignet ist, alle seine guten Seiten zu verdunkeln. Er, der vielleicht bestimmt war, der Pforte die sicherste Stütze gegen den übermächtigen Vicekönig zu gewähren, dessen Ernennung zum Großadmiral zum wenigsten den empfindlichsten Verlust, den Verlust der osmanischen Kriegsmarine, verhindert hätte, unterscheidet sich in seiner barbarischen Grausamkeit kaum von den reißenden Thieren der Wüste. Wenn Tahir Pascha in Wuth geräth, und dieß geschieht nur zu oft, kennt er keine Gränzen, kein menschliches Gefühl, und seine Opfer fallen unter ausgesuchten Martern. Wiederholte Anfälle dieser Wuth auf der Flotte nöthigten den verstorbenen Kaiser zu dessen Absetzung, und obwohl er nun sich bedeutend gemäßigt haben soll, ward er doch der Grausamkeit angeklagt, schuldig befunden und abgesetzt. Man kann sich eines tiefen Bedauerns nicht erwehren, daß eine sonst so ausgezeichnete Persönlichkeit durch ihre Härte und Unmenschlichkeit für die Pforte ganz ohne Nutzen bleiben und von jedem öffentlichen Amte entfernt werden soll. Auf keinen Fall steht übrigens Tahirs Abdankung mit der jetzt herrschenden Bewegung in Verbindung, es wäre denn, daß man Furcht hegte, daß der Muschir durch sein Benehmen die herrschende Unzufriedenheit vermehren dürfte. Man will wissen, daß Tahir Pascha in der Folge beim Divan verwendet werden solle; es scheint aber die unbedingte Ungnade, in die er verfallen, mit dieser Vermuthung in Widerspruch zu stehen. Aus Alexandrien wird gemeldet, daß auf das energische Einschreiten des österreichischen Consuls Mehemed Ali den Befehl nach Damaskus ergehen ließ, daß die Untersuchung gegen die des Mordes1168 an dem Pater Thomas verdächtigen Juden nicht mehr nach der ältern Proceßform geführt werden solle. Der Vicekönig untersagte den Richtern jede fernere Anwendung von körperlichen Zwangsmitteln zur Erpressung des Geständnisses und gebot ihnen, in dem menschlichen und aufgeklärten Geiste zu verfahren, den der Hattischeriff von Gülhaneh athmet. Der französische Consul, Graf Ratti-Menton, scheint zu der harten Behandlung, der die armen Juden unterworfen worden, viel beigetragen zu haben. Die zweimalige Anwendung der Tortur soll auf Veranlassung desselben stattgefunden haben. Mehemed Ali fährt fort das Land zu bewaffnen und soll die Unternehmung eines neuen Feldzugs im nächsten Junius im Schilde führen. In Syrien sieht es unruhig aus. Man sieht einer neuen Erhebung der Drusen entgegen.

Aegypten.

(Journal de Smyrne.) Alexandria, 17 April. Heute herrschte große Freude im Palast. Mehemed Ali, welcher mit sichtbarer Spannung die Ankunft des französischen Paketboots erwartete, um die Meinung des neuen Ministeriums über ihn zu erfahren, ist jetzt ganz entzückt. Die Nachrichten aus Frankreich scheinen Jedermann den Kopf verdreht zu haben. Die Reden des Hrn. Thiers und des Hrn. Berryer, die sich der Pascha übersetzen ließ, haben ihm die größten Hoffnungen eingeflößt, daß ihn die Regierung Ludwig Philipps nicht preisgeben werde. Er geht in seiner Ansicht noch weiter, und ist fest überzeugt, daß Frankreich ihn nöthigenfalls gegen England und die andern Mächte unterstützen würde. Auch hat er Befehle zur thätigen Betreibung der Kriegsrüstungen erlassen, wie wenn er auf dem Punkte wäre, den Feldzug zu beginnen. Die Nachrichten aus Syrien sind ziemlich unbedeutend und betreffen hauptsächlich die Judensache von Damaskus, die fortwährend die Gemüther beschäftigt. Die Erbitterung gegen die Juden scheint in Syrien aufs Aeußerste getrieben zu werden. Briefe aus Beyrut geben traurige Nachrichten von drei jungen Franzosen, welche in Syrien reisen. Der eine, Heinrich v. Civrac, ein junger Mann von Verdienst und den schönsten Aussichten, ist am See Tiberias an einem bösartigen Fieber gestorben. Die beiden andern, die HH. Juigné und Beauford, wurden von den Beduinen von Balbek angegriffen und schwer verwundet; man hofft sie aber herzustellen. Hr. v. Beauford war bereits außer Gefahr.

1161

Neumanns Rußland und die Tscherkessen.

(Beschluß.)

Nach dem sinnvollen Urtheil des mehrerwähnten Sjögren trägt in Cirkassien selbst die Sprache in ihrem Aeußern den Stempel der Nation, und zeugt durch ihre mit Gewalt vorwärts gestoßenen Laute, durch dumpfen und hohlen Klang, von einem beständigem Kampfe, von heftigen Leidenschaften und dem Bestreben Schwierigkeiten aller Art zu überwinden, die man sich gleichsam selbst zu erschaffen scheint, um in beständiger Uebung, in beständiger Anstrengung zu bleiben, damit man ja nicht Gefahr laufe, durch Weichlichkeit und Verzärtelung seine Selbstständigkeit zu verlieren. Von diesem Streben, Freiheit und selbstständiges Wesen zu bewahren und von jeder Art Verweichlichung fern zu bleiben, sey bei diesem Volke alles durchdrungen: Sprache und Verfassung, Gesetze und Sitten, das häusliche wie das bürgerliche Leben.

Bei dieser Richtung des Nationalsinnes halten sie eine streng aristokratische Staatseinrichtung für die geeignetste. Fürsten, Edelleute und freie Hintersassen, Bauern oder Erbpächter, sind die drei scharf geschiedenen, rechtlich construirten Bestandtheile des Tscherkessen-Volkes. Hier ist das classische Land der Aristokraten, mit dem ältesten und reinsten Adelsblut aller Völker indogermanischen Stammes. Es gilt aber auch in Cirkassien Niemand für adelig, von welchem man weiß, daß er jemals einer mindern Classe angehört, habe er auch mehreren Königen das Daseyn gegeben. Dagegen soll der Edelmann keine andern Geschäfte treiben, als seine Beute verkaufen; sie sagen nämlich, es gezieme dem Edelmann bloß das Volk zu regieren und es zu vertheidigen, dann auf die Jagd zu gehen und sich mit kriegerischen Uebungen zu beschäftigen. Besonders loben die tscherkessischen Adeligen die Freigebigkeit und verschenken, Pferde und Waffen ausgenommen, mit Leichtigkeit jedes Ding. Mit ihren Kleidungsstücken sind sie nicht nur über alles Maaß freigebig, sondern eigentlich verschwenderisch, weßwegen sie mit ihrem Gewande häufig schlechter daran sind, als ihre Unterthanen. Macht man auch noch so häufig im Jahr neue Kleider oder Hemden von carmoisinrother Seide, wie es bei ihnen Brauch ist, so hilft dieß doch nicht; denn es kommen alsbald die Lehnsleute und verlangen sie zum Geschenk. Es abzuschlagen oder nur ungehalten darüber zu seyn, gilt für eine große Schande. Sobald man ihnen nun das Kleid abfordert, ziehen sie es aus, geben es hin und nehmen dagegen das arme Kleid des gemeinen Mannes, ja die schlechte und schmutzige Hülle des Bettlers. Und so kommt es, daß die Adeligen schlechter gekleidet sind als die gemeinen Leute. Nur an Stiefeln, Waffen und Pferden, die sie niemals verschenken, erkennt man den tscherkessischen Edelmann.

In ganz Europa, nicht etwa in Deutschland allein, sucht man in Folge der heftigen Erschütterungen aller bürgerlichen Ordnung, jetzt mehr als je, die Proletarier und gemeinern Volksclassen in ihrem Drange nach Macht und Einfluß aufzuhalten, und, wie man sich ausdrückt, dem völligen Ruin des Adels abzuwehren. Obige Stelle gibt den Aristokraten und Restauratoren unserer Zeit die beste Lection, um welchen Preis sich das gemeine Volk Vorzug und Herrschaft der privilegirten Classen gefallen lasse. Regieren und Jagen könnten die Unsrigen freilich auch. Aber das Volk vertheidigen, beständig in der Rüstung stecken, aller Ueppigkeit entsagen, und die Prachtgewänder bis auf das Hemd an jeden Begehrenden überlassen, wären für dieses Zeitalter vielleicht nicht ganz annehmbare Bedingungen wieder zu erringender Macht. Wie in andern Dingen, sind die Russen auch in diesem viel klüger als die übrigen Völker, und gewiß kennt man in keinem Lande besser als in Moscovien die praktische Wahrheit von Ssaibs Sinnspruch:

Hifsi dewlet der perischan kerdeni sim u ser est
Meddi ihsan rüschtei dschirasei in difter est.

d. i.

Wirf Gold und Silber weg, die Herrschaft zu erhalten,
Durch Wohlthatfaden wird das Buch zusammengehalten.

Hammer.

Diese politische Ordnung und Ansicht besteht in Circassien seit unfürdenklichen Zeiten, ohne Erschütterung mit ungeminderter Kraft, und das Volk ist heute noch so frisch und energisch, so unbezwingbar und wohlgebildet, wie in der ältesten Zeit; ein Vorzug, dessen man sich in unserm Welttheil, wie man so häufig klagen hört, nicht rühmen darf. Freilich gibt es in Cirkassien keine Rechtsphilosophen, keine Büchersammlungen und insonderheit kein progressives System. Ob aber alte Nationalität und reiner Adel mit aristokratischer Ordnung um diesen Preis nicht zu theuer bezahlt seyen, ist eine Frage, auf die man in Deutschland und in Cirkassien nicht dieselbe Antwort gibt.

Unmittelbare Folge des cirkassischen Sonderlebens und der Waldeinsamkeit war gänzliches Erlöschen des Kirchenthums. Gemeiniglich denkt man sich bei uns Cirkassien als ein vollständig auf islamitischem Fuße bestelltes Land, voll Moscheen und Minarets mit Imam und Gebetausrufer, und das Volk eifrig dem Koran und dessen Praktiken ergeben. Dieß ist aber nicht der Fall, wie man hier umständlich und anziehend liest. Cirkassien bekannte sich einst, gleich den meisten Stämmen des Kaukasus, zum griechischen Christenthum, und erst im Laufe des 17ten und 18ten Jahrhunderts, folglich lange nach der Einnahme Konstantinopels durch die Türken, drang, zumeist unter die höhern Classen, der Islam ein, jedoch ohne je eigentlich national und lebendig zu werden. Interiano fand noch viele Kirchen und Geistliche griechischen Ritus. Heute herrscht dort eine wunderliche Mischung einheimischen Aberglaubens mit christlichen und mohammedanischen Gebräuchen. Nicht ohne Interesse erfährt man, daß die Tscherkessen ein höchstes Wesen, eine Mutter Gottes, und mehrere himmlische Kräfte zweiten Ranges bekennen, die sie Apostel heißen. Sie glauben an die Unsterblichkeit der Seele, an eine jenseitige Belohnung und Bestrafung, je nach dem Betragen in diesem Leben. Die Wälder sind ihre Tempel, und ein Kreuz, vor einem Baum aufgepflanzt, bildet den Altar, vor welchem sie ihr Opfer verrichten, mit Salbung, Demuth und Andacht. Nach dem Bekenntniß eines gefühlvollen Reisenden, dem Hr. Neumann in seiner Erzählung folgt, machten die frommen und einfachen religiösen Feierlichkeiten der Tscherkessen, in Gottes freier Natur, mitten in der Stille des Waldes, auf sein Gemüth einen unbeschreiblichen Eindruck, und erregten Gefühle der Andacht in seinem Herzen, von denen er selten in unsern Tempeln ergriffen wurde. Sie erregten eine Fülle von Gedanken über Gott, Seele, Unsterblichkeit, die lange nachklangen; sie richteten seinen Blick hin auf eine Welt, an die er sonst nur wenig zu denken pflegte.

Der Gedanke, ein so schönes und hochherziges Volk der christlichen Lehre wieder zu gewinnen, hat einen eigenthümlichen Reiz. Die Bergvölker, in der Regel fromm und zu religiösem1162 Stillleben geneigt, empfinden bei aller Eifersucht für freie Bewegung dennoch ein Bedürfniß der Unterwürfigkeit. Und da sie menschliche Autorität nur ungern erkennen, beugen und demüthigen sie sich desto tiefer vor Gott und seinen Repräsentanten, damit irdischer Trotz und halsstarriges Widerstreben gegen fremden Willen um so leichter geduldet und verziehen werde.

Um so aufrichtiger muß man bedauern, daß die unablässigen Angriffe der griechisch-glaubenden Russen auf den Kaukasus jene Völker auf die Meinung brachten, Christenthum und Knechtschaft seyen synonym, und mit Annahme des erstern müsse auf alle nationale Selbstständigkeit nothwendig verzichtet werden. Saß und Paskjewitsch haben zur Ausbreitung des Islam im Kaukasus mehr beigetragen als alle Mollah und Sendboten der Moslim seit tausend Jahren. Nimmt der Kampf nicht bald eine günstigere Wendung für die Angreifer, so müssen die letzten Reste christlicher Praxis in kurzer Zeit verschwinden und einer frischen Saat jugendlich begeisterter Koransstreiter den Platz überlassen.

Mit Recht macht Hr. Neumann im letzten Abschnitt auf die Gefahren aufmerksam, die aus dem Schooße einer solchen Umwälzung für russische Macht in Transkaukasien und ganz Morgenland entstünden. Vermuthlich fühlt man dieß in St. Petersburg eben so gut, und spart wahrhaftig seit zehn Jahren keinen Aufwand, dem Kampf ein glückliches Ziel zu setzen. Blei, Gold und glatte Worte, die man alljährlich gegen Cirkassien verschwendet, haben die Sache bis heute noch um keinen Schritt weiter gebracht. Und eben jetzt soll selbst die mit so großen Opfern vom Kuban quer über einen Strich Cirkassiens zum schwarzen Meer bei Anapa grzogene Festungslinie unter den Streichen des heldenmüthigen Bergvolkes gefallen seyn. *)Die Nachrichten scheinen noch keineswegs verbürgt.

In Westeuropa, besonders in England, schmeichelt sich Mancher mit der Hoffnung, die Russen werden am Ende, der nutzlosen Opfer müde, wirklich nachgeben, und den Tscherkessen innerhalb ihrer Berge den Genuß angestammter Freiheit zu nicht geringer Beschämung und Minderung ihres Credits endlich bewilligen müssen. Hr. Neumann meint, es sey Thorheit und eitler Wahn, so etwas von den Russen zu erwarten. Jahrzehnte könne der Kampf noch dauern, aber das Ende sey nicht zweifelhaft; die Russen müssen triumphiren, weil Alle, die sich dem großen Weltengange der europäischen Culturbewegung widersetzen, seyen sie innerhalb Europa's oder sonstwo auf Erden, von dem Engel mit dem flammenden Schwert vernichtet oder hinausgetrieben werden in die Wüsteneien und Steppenländer, zu dem wilden, der Cultur unfähigen Thiergeschlechte. Solche Völker, welche unbekümmert um Geistesbildung und Zukunft, bloß ihrer Behaglichkeit und thierisch-egoistischen Trieben leben, sind werthlos vor den Augen des Weltenmeisters; sie werden früher oder später zu Grunde gehen, wie Hunnen und Mongolen, Avaren und Türken. Was haben, fragt der Verfasser weiter, die Chumyken, Tschetschenzen, Osseten und Tscherkessen jemals für die Menschheit geleistet? Warum haben sie die tausend Jahre, die ihnen Gott in seiner Langmuth gewährte, in unverantwortlichem Müßiggang vergeudet? Warum haben namentlich die Tscherkessen nicht wenigstens schreiben gelernt und eine Constitution angenommen. Zeit, meint Hr. Neumann, hätten sie von dem Argonautenzug bis zum Russenkrieg doch hinlänglich gehabt. Könnten die armen Cirkassier dem gelehrten und milden Verfasser mit einer akademischen Abhandlung über das goldene Vließ oder den abchasischen Conjunctiv aufwarten, ich glaube, es wäre noch Pardon zu erhalten.

Zum Schluß nimmt Hr. Neumann mit Wärme und Patriotismus die in ihrer Nationalität bedrohten deutschen Ostseeprovinzen in Schutz, ermahnt und bittet die Russen, ja nicht von der Bahn Peters I abzuweichen, vielmehr, nach dem Vorgange dieses großen Mannes, jedem Volk, jedem Clan seine angestammte Sitte, seine Religion und Sprache zu lassen. Auf diesem Wege nur sey Rußland groß geworden. Leider habe es aber den Anschein, als wolle man sich gegenwärtig von dieser weisen Politik entfernen und durch gewaltsame Maaßregeln alle Bestandtheile des Reichs in eine russisch-slavische Nationalität umgestalten und sogar die russisch-griechische Nationalkirche an die Stelle der verschiedenen Religionen und Culte setzen. Das sey ein höchst schädlicher, gigantischer Irrweg, und bloß eine mißverstandene Nachahmung der Römerweise, die nimmermehr gelingen werde, nimmermehr gelingen könne. Nach des Verfassers Ansicht durften ein solches Wagestück wohl Römer, keineswegs aber Russen unternehmen. Denn die slavische Welt, und namentlich die Moskowiten, hätten, mit Ausnahme der Sprache, gar nichts geistig Eigenes. Alles, was den physischen Menschen zum geistigen Wesen umgestalte, haben sie aus der Fremde, insbesondere aus Deutschland, erhalten, und häufig liege auch dieser ausländische geistige Samen bloß auf der Oberfläche; im Innern treiben noch Barbarei und Uncultur ungestört ihr Wesen. Ungebildete oder halbgebildete, barbarische oder halbbarbarische Nationen haben niemals langdauernde Herrschaft über Culturvölker erworben, wenn sie sich nicht entschließen konnten, fleißig und gehorsam zu ihren Unterthanen in die Schule zu gehen. Selbst cultivirte Staaten, wie z. B. Oesterreich unter Joseph II, vermochten es nicht, gegen die natürliche Lebensströmung zu ringen und ein äußerliches Aggregat in eine organische Einheit umzugestalten. An dem großen Josephinischen Schiffbruch möge sich Moskowien ein Exempel nehmen, damit es etwa nicht am baltischen Meere eine ähnliche Demüthigung erfahre. Slaven ruft Hr. Neumann mit eindringlicher, strafender Stimme den 50 Millionen Russen zu was ihr auch immer aufbieten werdet, offene tyrannische Gewalt und heimtückische List, ihr werdet das vorgesteckte Ziel nicht erreichen! Ihr werdet den von der Natur den Völkern eingehauchten, eigenthümlichen Geist nicht ausblasen. Das Leben der Racen ist dauernder denn Eisen und Erz; es kann zwar auf kurze Zeit gehemmt, unterdrückt werden, bald wird es sich aber mit Riesenkraft emporheben, die aufgedrungene Larve abreißen und plötzlich wieder dastehen in angeborner jugendlicher Frische.

Der wahre Tummelplatz für die überströmende Russenkraft sey Asien; dort läßt ihnen Hr. Neumann freie Hand. Dagegen ist er ihrer überwiegenden, gegen Europa herausgreifenden Macht durchaus abhold, oder doch weniger günstig, und hofft, der Weltstaat werde sich endlich in mehrere Reiche auflösen, damit er in seiner Uncultur das gelehrte Deutschland ja nicht hindere, alljährlich zehntausend Bücher zu drucken und innerhalb der vier Schulwände die fünf Welttheile zu verbessern.

In den letzten Zeilen der Schrift erhält endlich auch Deutschland selbst, das mannichfach in politischer und religiöser Beziehung zerrissene, nach einer freien Bewegung sehnsüchtige und auch emporgereifte Deutschland, die wohlgemeinte Warnung, alle Selbstsucht auf dem politischen wie auf dem kirchlichen Gebiet abzulegen und in den Zeiten der Noth gerüstet dazustehen, wenn es nicht, wie einst in der traurigen Vergangenheit, auch in Zukunft zu Ausgleichung der vielen sich kreuzenden Ansprüche der Nachbarn seine Gauen preisgeben wolle.

1163

Daß wir uns bessern, daß wir aller Selbstsucht entsagen, daß wir kirchlich und politisch einig seyn sollen, gleich unsern Nachbarn in Osten und Westen, wissen wir schon lange. Man hat es uns schon vor dreihundert Jahren gesagt und wiederholt es fast täglich in den Zeitungen und Flugschriften. Aber wer nennt uns das Heilmittel und seine Anwendung? Hic labor ille domus, et inextricabilis error.

Holländische Ansichten.

(Beschluß.)

An keinen Staat knüpfen sich für Holland so alte innige Erinnerungen als an England: der gemeinschaftliche Protestantismus, die Religionskriege, die antifranzösischen Allianzen, besonders Wilhelms III Doppelreich, woran noch heute in England und Irland die orangistische Standarte mahnt. Holländische Familien kamen in England zu hohen Ehren, englische in Holland. Hier gab es auch Jahrhunderte hindurch berühmte eingeborne Namen, wie die Fagel, Tuyll, Dedel, Boreel, die, obgleich gute Patrioten, immer als die Repräsentanten der englischen Allianz betrachtet wurden. Doch alle diese Verbindungen waren torystisch, und sind durch die französische Revolution fast gänzlich unterbrochen worden. Auch gab es zu jeder Zeit nicht wenige Ursachen der Abneigung: die lange Rivalität zur See und in den Colonien, der aristokratische Hochmuth der Engländer gegenüber dem republicanischen der Holländer, endlich die Demüthigung der letztern in der französischen Zeit. Die Gründung des Königreichs der Niederlande sahen die Engländer bekanntlich ganz als ihr Werk an. Gewiß, wenn auch aus eigenem Interesse, haben sie die stärkste Hand dabei angelegt. Aber die Holländer sehen ihre eigene Wiedergeburt als ihr Werk an, die Erwerbung Belgiens als eine Entschädigung für verlorne Colonien, besonders für das Cap und Theile von Surinam; so war die Dankbarkeit nie ganz klar und aufrichtig. Seit 1830 und der Whigverwaltung ist aber der letzte Funke von Sympathie für England erloschen, Lord Palmerston ist die wahre bête noire der Holländer, und die belgische Krone, die sie doch selbst nicht mehr wollen, und die für das Cabinet von St. James die einzige und letzte Auskunft war, ist in ihren Augen ein schadenfrohes Werk des neidischen Albion.

Ganz anders ist es mit den Franzosen. Sie haben überall, wo nur einmal das Panier ihrer Revolution siegreich gestanden hat, ein dreifaches unverwüstliches Vorurtheil zu ihren Gunsten hinterlassen. Da man sich nichts Gutes zu ihnen versieht, so betrachtet man das, was sie einem in der Uebermacht lassen, als baaren Gewinn; wo sie nehmen, thun sie es als Herrscher mit gutem Anstand, gerade im Gegensatz zu den Holländern, die oft et dona ferentes undelicat und plump sind. Endlich aber hat das nivellirende Princip der Revolution überall eine Classe von Bürgern erschaffen oder zum ersten Rang erhoben, die, als neue Eigenthümer, Advocaten, Notare, Büralisten, Commis und Speculanten, an Zahl und Einfluß mächtig, ihrem Ursprung dankbar, den niedern Classen als Stütze zugleich und als Muster, wie weit man es bringen könne, vorleuchten während der stille Bürger, der in Friedenszeiten sogenannte Wohldenkende, gelernt hat, dergleichen Katastrophen, so man Revolutionen und Restaurationen nennt, gleich Ungewittern mit dem Hut in der Hand über dem Kopf hinwegziehen zu lassen. Es ist oben schon angedeutet, in welchem Stücke die französische Revolution auf Holland stärker als auf Belgien eingewirkt hat. Doch schon ehe die alte Republik in diese neue praktische Schule einging, war französischem Einfluß auf die Bildung der höhern Stände vorgearbeitet. Als Sprache des allgemeinen Verkehrs war die französische immer in Holland nöthiger, daher auch verbreiteter und besser gesprochen, als in irgend einem andern Lande; dieß gilt von der burgundischen Zeit bis auf diese Stunde. Aber auch in der Litteratur sind die Franzosen früh als Ideale aufgestellt worden, und besonders hat dem holländischen Geschmack, der von aller Romantik entfernt ist, ihre correcte classische Poesie stets zugesagt. Nach solchem Muster haben die Holländer ihre eigene Sprache früh gefesselt, auf Alexandriner abgerichtet, in Formeln gezwängt und diese wieder in poetische und prosaische abgetheilt, in Rede - und Schriftsprache; die letztere hat später viele fremde, aber eingebürgerte Ausdrücke verbannt, sie durch abstracte mechanische Bildungen ersetzt und endlich sich selbst akademisch festgesetzt. Für den Geschäftsverkehr ist sie durch Bestimmtheit der Worte und Wendungen bequem, aber sie hat alle Jugendfrische verloren und steht darin der flamändischen Mundart nach, die ihre rohe Jugend im Freien fortlebt. An solche Vorläufer nun konnte nach der Revolution französische Bildung ihre Fäden leicht weiter anknüpfen. Den politischen Umwandlungen folgten französische Centralisation und französisches Recht, zuerst praktisch, dann bildeten sie auch theoretisch eine jüngere Generation heran. In der vaterländischen Geschichte waren die Holländer schon vorher selten viel höher als zu Karl V hinaufgegangen; nun fiel, seit dem Quellenstudium des französischen Rechts, vollends alle Verwandtschaft mit dem großmütterlichen deutschen Reich, alles Interesse an altem Recht in Vergessenheit. Selbst die Aerzte suchten ihre Lehrer in Paris; Ehrgeizige im Civil und Militär gingen durch die polytechnische Schule; von allen Wissenschaften blieb nur die classische Philologie der alten Weise getreu, und sie ist es, die bei dem nationalen Aufschwung der letzten Jahre au ihre andern Schwestern wieder verjüngt hat. Aber die tiefen Spuren bleiben im Recht, in der Verwaltung und woran man vielleicht am wenigsten denkt in der Armee. Der Kern des niederländischen Heeres war 1814 natürlich französisch, noch jetzt sind fast alle Stabsofficiere aus dieser Schule; sie haben als Unterthanen des Königs Ludwig oder als vereinigte Franzosen den Ruhm der Napoleon'schen Waffen getheilt; später haben belgische Cameradschaft und belgische Garnisonen noch die Gewohnheiten, Ansichten, ja die Kunstsprache der großen Armee in Uebung erhalten. Gegen die lebhaften Jugenderinnerungen steht Waterloo fast zu vereinzelt, der zehntägige Feldzug zu unbedeutend da. Dazu kommen nun noch seit der belgischen Revolution die beschränkten Aussichten und eben jetzt neue Ersparnisse und Reductionen. Man kann gewiß nicht sagen, daß die Armee französisch gesinnt sey die Franzosen sind dem Holländer Fremdlinge wie die Deutschen gewiß gibt es in Holland überhaupt keine französische Partei, aber jener negative Zauber ist unglaublich stark: vom südlichen Nachbar wußte man stets, was zu erwarten war; für ihn spricht die ehrliche Feindschaft, während bei den östlichen Bundesgenossen die kalte Freundschaft erbittert.

Dieß führt uns zu den Deutschen, die wir bis zum Ende verspart haben, wenn auch im Sinne der Holländer nicht pour la bonne bouche. Es ist kaum nöthig zu erwähnen, daß in den Augen der Mehrzahl die Verwandtschaft, ich will nicht sagen Einheit der Nationalität nur auf antiquarischen Phantasien oder theoretischen Wünschen beruht. Aber wenn man, im Vergleich mit der Scheu vor Franzosen und Engländern, die Stimmung gegen die Deutschen fast Verachtung nennen muß, so ist es billig, die gemeinen Vorurtheile, die wohl immer mehr schwinden werden, nach der Natur der Dinge zu beleuchten und auch die Gegenseitigkeit in Anschlag zu bringen. Wie der1164 Deutsche den Holländer nur als zähen Käsekrämer, Janchen mit dem Kaffeekesselchen und Wasserversperrer von Hörensagen kennt, so sieht letzterer nur den armen, schmutzigen, servilen Deutschen, den Moff, täglich als Fortünsucher zu Wasser und zu Land ankommen. Aventurier ist der Deutsche in Holland als Handwerker, als Commis und Kaufmann, als Bedienter, als Grasmäher, als Officier und Soldat, als Naturforscher, Hofmeister und Student, als Musiker und Komödiant; die Hefe und der Abschaum fließen den Rhein herunter nach Holland ab, die schlimmsten weiter nach Java; dazu kommt endlich noch, daß Deutsch die Schachersprache der Juden ist. In solcher Beleuchtung stellt sich das Bild freilich nicht sowohl dem Parterre als dem Paradiese dar. Verständige, gebildete Männer kennen wohl deutsche Wissenschaft und Litteratur; sie wissen wohl, was sie von Deutschland zu erwarten haben und was sie ihm schuldig sind. Aber gerade die politische Seite, der deutsche Staat, steht allen am fernsten. Von dem Bunde haben sie keine andere Vorstellung, als daß er, zusammen mit den Agnaten, die Friedensunterhandlungen aufgehalten und, statt des aufgegebenen halben Luxemburg, halb Limburg in Anspruch genommen habe. Eine weitere Annäherung würde in Holland nicht populär seyn. Unter den einzelnen Bundesstaaten zollt man Preußen die größte Aufmerksamkeit. Daß die mehrfachen dynastischen Verbindungen heutzutage nicht Alles vermögen, daß Umstände und Rücksichten zuweilen überwiegen, sind die Klügeren wohl so billig einzusehen; allein gerade gegen Preußen sind jene kleinlichen Vorurtheile am stärksten gerichtet, sey es, daß man es, als vermeintlich seinesgleichen, am meisten beneidet (wogegen Goethe sagen würde: der schlimmste Neidhals ist in der Welt, wer jeden für seinesgleichen hält ), sey es auch, weil andere Erinnerungen demüthigen, wie z. B. die Einnahme von Amsterdam gegen die Patrioten, nicht weniger als die unbequeme Dankbarkeit für 1813-1815, wie bei England. Daran reiht sich die Rheinschifffahrtsfrage, worin Preußen für seine Rheinprovinz kaum weniger thun konnte; und nun der Zollverein, wobei Holland nicht einmal offenherzig genug ist einzugestehen, daß Preußen ihm neuerlich ein wahres und bedeutendes Opfer gebracht hat. Luxemburg wird freilich, trotz der angelegentlichsten Bestrebungen, nicht leicht vereinigt werden können; aber um Luxemburg bekümmern sich die Holländer auch nicht mehr.

Was seit dem Frieden des vorigen Jahres die öffentliche Meinung Hollands über äußere Politik am deutlichsten ausspricht, ist die Hoffnung, der Wunsch und Wille, trotz allem, was über Europa künftig kommen möge, jenen sauer errungenen Frieden um jeden Preis und gegen jedermänniglich zu behaupten. Ob dieß bei dereinstigen Verwicklungen möglich seyn, ob Belgien zur Behauptung seiner Neutralität von Frankreich die Erlaubniß erhalten, ob im Innern, besonders in Nordbrabant, immer Ruhe herrschen wird darüber sind die Zweifel noch nicht an der Tagesordnung. Einstweilen hat Altniederland alle Ursache und alles Recht seinen innern Frieden zu ordnen, und auf dieses Innere der Schaubühne, auf die Veränderungen der Coulissen werden auch, nachdem wir heute mehr die Zuschauer gemustert haben, unsere nächsten Ansichten gerichtet seyn.

Persien.

(Journal des Débats.) Wir haben aus Persien Nachrichten von Hrn. Karl Texier und seinen beiden Reisegefährten, den HH. Philibert de la Guiche und Roger de la Bourdonnaye erhalten. Den Briefen des Hrn. Texier zufolge bietet das gegenwärtige Persien in Vergleichung mit den ältern Zeiten einerseits eine auffallende Aehnlichkeit, andrerseits aber einen bedeutenden Contrast dar. Man sieht noch immer jenes Volk, das, selbst in jenen Zeiten, wo es im Luxus und in Vergnügungen lebte, sich durch seine unglaublich raffinirte Grausamkeit auszeichnete; von der orientalischen despotischen Allmacht seiner Souveräne aber, vor der sich von einem Ende Persiens bis zum andern Alles ohne Unterschied niederwarf, ist nur noch ein Schatten übrig. Seit langer Zeit, schreibt Hr. Texier in einem neuen Briefe aus Ispahan vom Anfang dieses Jahrs, hören wir die französische Botschaft ankündigen, ich glaube aber, daß wir noch vor deren Eintreffen das Land verlassen haben werden. Diese Mission dürfte von der schwachen Autorität des Schahs sehr schlecht unterstützt werden. Man wird sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie tief dieses Reich gesunken ist. Es besteht in der That keine Regierung mehr. Wer nur immer zwölf Mann zusammenbringen kann, macht sich zum Parteichef. Man tödtet, man mordet sich auf den Straßen; und so sehr sich auch der Gouverneur bemüht, diesen Unordnungen Einhalt zu thun, so sieht man sie doch täglich wieder sich erneuern. Ich habe Ihnen in einem frühern Schreiben die rivalisirenden Staatsgewalten, welche sich die Autorität streitig machen, bezeichnet. Wir haben einer derselben in der Person des großen Musteid, dessen Macht weit größer als die des Schahs ist, einen Besuch gemacht. Er hat uns sehr gut aufgenommen, und uns noch diesen Abend Briefe nach Schiras zugeschickt. Wenn wir in die Gebirge der Bactyaren, eines Stammes, der die Autorität des Schahs nicht anerkennt, eindringen, so werden wir die von einem englischen Reisenden angezeigten, aber noch nicht besuchten Ruinen von Suza aufsuchen. Da der Scheich-Islam ein großes Ansehen bei den Muselmännern genießt, so hoffen wir, daß uns seine Briefe als Reisepaß dienen sollen. Man hat uns aber vor Allem empfohlen, den Namen des Schahs nicht auszusprechen. So tief gesunken und zerrüttet ist jetzt bei den Persern Staat und Gesellschaft. Was ihre eben so raffinirten als seltsamen Grausamkeiten betrifft, so haben wir schon früher, nach Hrn. Texier, das Project des Gouverneurs von Ispahan gemeldet, einen Thurm aus lebenden Menschen, wie einer in Schiras existirt, zu erbauen. Der Gouverneur-Eunuch, sagt er, beharrt auf seinem Entwurf, mit seinen Gefangenen einen Thurm zu bauen, wie der in Schiras mit den bactyarischen Gefangenen war. Ueberhaupt zeigt dieser Gouverneur in Straffällen einen gräßlichen Reichthum der Einbildungskraft. So fand im verflossenen Jahr ein kleiner Aufstand statt. Er bemächtigte sich der Unzufriedenen, und machte aus ihnen, wie er es nannte, einen Weingarten; man begrub sie lebendig mit dem Kopfe ein, so daß ihre Beine aus dem Boden hervorragten, und wie ein Rebengeländer sich darstellten. Wenn ich nicht die Thätigkeit sähe, womit man Alles zur bevorstehenden Erbauung des Thurms vorbereitet, so würde ich die Sache für ein Mährchen halten, so aber ist sie nur allzuwahr. Die Schönheit des Klima's, der Reichthum der Wohnungen stehen mit einer solchen Verkehrtheit in schlechtem Einklang. Der Reisende preist sich glücklich, den Winter in einer so herrlichen Temperatur zuzubringen; er beschreibt in heiterer Stimmung die religiösen, ganz mit eingebrannten Malereien bedeckten Denkmäler, deren Dome, Minarets, vom schönsten Grün mit glänzenden Blumenguirlanden geziert sind. Diese Malereien sind auf emaillirten Ziegeln fixirt, welche die Bekleidung dieser Gebäude ausmachen. Was die Paläste des Königs von Persien betrifft, so sind sie, sagt er, obwohl sie aus Holz gebaut sind, von sehr reicher Architektur. Es sind mitten in schönen Gärten, welche von fließendem Wasser durchströmt1165 sind, errichtete Kioske. Die persischen Malereien sind sehr merkwürdig; man bemerkt schon eine gewisse Aehnlichkeit mit chinesischen Malereien daran. Die von mir copirten Gemälde stellen Schah-Abbas, von seinem Hofe umgeben, in einer großen Gruppe von etwa zwanzig Figuren dar, so wie Thamasp Kuli-Chan mit dem indischen Botschafter, und Feth-Ali-Schah auf seinem Throne, von seinen Ministern umgeben. Die Tagesneuigkeit zu Ispahan scheint seit einiger Zeit der Verdruß des Imams von Mascat zu seyn, dem seine unmäßige Liebhaberei für eine Art Sauerkraut, Türchi genannt, das die meisten Perser vorzüglich gern genießen, eine abschlägige Antwort bei einem Heirathsgesuch mit einer Nichte des Schahs zugezogen hat. Der Bruder dieses Souveräns hat, nach Empfang des Heirathsguts, das in jenem Lande dem Schwiegervater durch den künftigen Tochtermann eingehändigt wird, die Ablieferung seiner Tochter unter unzähligen Vorwänden verzögert, die der Imam bei dem häufigen Zusenden des trefflichen Turchi's sich gefallen ließ. Am Ende ward aber der Imam durch das allgemeine Gerücht, daß die Prinzessin, statt sich an Sauerkraut zu laben, einen ihrer Vettern zum Tröster angenommen habe, aus seiner Apathie gerissen, und er macht jetzt Zurüstungen, um die von ihm im voraus bezahlte Gemahlin zu erobern. Die Behörden von Ispahan, sagt Hr. Texier, haben uns Empfehlungsschreiben für alle Orte, durch die wir von Ispahan bis Bagdad kommen werden, mitgegeben. Wir werden uns über zehn Tage in Persepolis und kurze Zeit in Schiras aufhalten; von da werden wir Schapur besuchen, und dann nach der Gegend von Schuster gehen, um die in dem Werke des Hrn. Rawlinson als die Stelle der Ruinen des ehemaligen Susa's angegebene Gegend zu besuchen. Es sollen dort kostbare archäologische Schätze befindlich seyn, die noch zu heben sind.

(Moniteur.) Das letzte Paketboot der Levante hat Nachrichten von unserer persischen Gesandtschaft aus Teheran vom 21 März gebracht. Wir erhalten über die unsern Landsleuten gewordene glänzende Aufnahme fortwährend gleichlautende Details. Graf Sercey hatte ein Schreiben des Schahs erhalten, das ihm einer der höchsten Würdeträger des Reichs überbrachte. Der Schah lud den Grafen ein, sich so bald als möglich nach Ispahan zu begeben. Das Schreiben ist in den wohlwollendsten und schmeichelhaftesten Ausdrücken abgefaßt, und Alles deutet an, daß unser Gesandter am Hofe des Schahs einen Empfang, würdig eines Repräsentanten Frankreichs, finden werde.

Der Constitutionnel schreibt: Die französische Gesandtschaft unter Graf Sercey ist am 23 März von Teheran nach Ispahan abgegangen. Sie braucht zu dieser Reise zwei Monate. Es scheint, daß es dem Schah gelungen ist, die aufrührerischen Unterthanen in seiner alten Hauptstadt zum Gehorsam zurückzubringen. Er ist entschlossen, auch die südlichen Provinzen zu unterwerfen, welche seit seiner Thronbesteigung im Aufruhrstand sind. Allen Briefen zufolge ist die Stadt Teheran düster und schmutzig. Die Prinzen und die Großen sind dem Schah ins Lager gefolgt. Weder Truppen noch Beamte sind in Teheran. Die zahlreichen Kriege der persischen Schahs gegen die Russen und Afghanen, wie gegen ihre eigenen Unterthanen, haben die Hülfsquellen des Landes gänzlich erschöpft. Persien hat keinerlei Manufacturen, und jährlich geht mehr von dem wenigen noch übrigen Gold für fremde Waaren ins Ausland. Der Fanatismus geht so weit, daß, als eine alte Dame, Frau de la M ..., die einzige Französin, die zu Teheran wohnt, auf der Gesandtschaft erschien, um ihre Landsleute zu besuchen, die persischen Soldaten die Bajonnette vor ihr kreuzten, obgleich sie in ihr Yasmah gehüllt war.

[1905-7]

Bekanntmachung.

Das Bad Brückenau seiner vortrefflichen Heilquellen, dann seiner schönen Anlagen und Umgebungen wegen hinlänglich bekannt, wird am 15 Junius l. J. eröffnet.

Durch eine gute Curtafel, dann durch gute rein gehaltene Weine zu billigen Preisen wird den Anforderungen der verehrlichen Gäste genügt werden.

Ein affigirtes Tax-Reglement zeigt die fixen Preise sämmtlicher Bedürfnisse, aus welchen auf Verlangen auch Auszüge mitgetheilt werden.

Wegen der Logis-Bestellungen beliebe man sich in frankirten Briefen an die unterfertigte königliche Bad-Inspection zu wenden.

Bemerkt muß hier werden, daß vom Tage der Logis-Bestellung an die Reservirung, und daher auch wie billig die Zahlung derselben beginnt. Bad Brückenau, den 9 Mai 1840.

Königlich bayerische Bad-Inspection.

J. Fuchs.

Bergauer.

[1890-92]

Wildbad im Königreich Würtemberg.

Die dießjährige Badsaison beginnt am 15 Mai. Ein königl. Regierungscommissär wird während derselben in Wildbad verweilen; die Briefpost - und Eilwagenverbindungen mit Stuttgart über Calw, anfänglich zweimal in der Woche, später täglich hin und zurück, so wie mit Karlsruhe über Pforzheim viermal wöchentlich, werden am 16 Mai, beziehungsweise im Laufe des Monats Junius ihren Anfang nehmen. Die erste Hälfte der neu zu erbauenden Kunststraße zwischen Calw und Wildbad, welche vom Kloster Hirsau an durch ein Seitenthal in unbedeutender Ansteigung auf die Höhe führt, und wodurch die steile Hirsauer Steige umgangen wird, kann von der Mitte des nächsten Monats an befahren werden. Für Aufnahme der Fremden ist sowohl durch Verbesserungen in Gasthöfen und Privatwohnungen als durch Neubauten, unter welchen insbesondere ein großes Hotel mit Nebengebäuden für Restauration, Stallungen und Remisen am Eingange der Anlagen Erwähnung verdient, hinreichend gesorgt, so daß auch den Ansprüchen und größern Bedürfnissen vornehmer Gäste völlig genügt werden kann. Für Gelegenheit, die zum Vermiethen bestimmten disponibeln Privatwohnungen zu erfahren, wird gesorgt werden. Neben dem Badarzte Dr. Friker wird sich der ausübende Arzt Dr. Fallati aus Hamburg während der Saison wieder in Wildbad aufhalten. Uebrigens bleibt außer der eigentlichen Saison die Benützung der durch ihre Badwärme bevorzugten und von jeher den Bädern Gastein, Pfäfers und Leuk an die Seite gestellten Quellen, deren Wassermasse durch die bisherigen, immer noch fortgesetzten Bohrversuche um die Hälfte vermehrt ist, uneingeschränkt, und hat auch im verflossenen Winter stattgehabt. Den 12 Mai 1840.

Der Vorstand der königlichen Badaufsichtsbehörde und abgeordnete Regierungscommissär Freiherr von Linden, Regierungsrath.

1166

[1879-81]

In Karl Gerolds Buchhandlung in Wien ist so eben erschienen und daselbst, so wie in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben:

CURT SPRENGELS Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde.

Fortgesetzt von DR. BURKARD EBLE, k. k. Regimentsfeldarzt und Bibliothekar der medicinisch-chirurgischen Josephs-Akademie etc. etc.

Sechsten Theiles zweite Abtheilung, enthaltend:

Geschichte der praktischen Arzneikunde (Systeme, Epidemien, Heilmittel, Bäder) vom Jahre 1800-1825.

Gr. 8. Wien 1840. Preis: 3 Rthlr. 8 gr.

Wir übergeben hiermit dem Publicum die zweite Abtheilung dieses die Medicin in ihrer ganzen Ausdehnung umfassenden Geschichtswerkes, das ein für jeden wissenschaftlichen Arzt zum Lesen und Nachschlagen, für den ärztlichen Schriftsteller zur Grundlage für jede künftige Arbeit in diesem Feld unentbehrliches Handbuch darstellt. Es enthält dieser Band die für den Heilkünstler interessantesten Partien: die Geschichte der neuern praktischen Systeme, der nosologischen Versuche, der Volksseuchen, der neuern Erfahrungen über bekannte, und der Beobachtung bisher unbekannter Krankheiten, der neu eingeführten Arzneimittel und der Gesundbrunnen und Bäder, mit Einschluss der modernen, in diesem Zeitraum entstandenen Wasserheilkunde. Er wurde vom Verfasser mit vorzüglicher Liebe bearbeitet, und nach dessen Tode hat Dr. Frhr. v. Feuchtersleben die sorgfältige Durchsicht und Ergänzung des Nachlasses übernommen; und so wird diesem zweiten Bande gewiss die Anerkennung werden, die dem ersten nicht nur in Deutschland, sondern auch in England, Italien und Frankreich so reichlich geworden ist.

Der Plan des Verfassers, auch die Geschichte der Chirurgie, Augenheilkunde, Staatsarzneikunde u. s. w. in diesem Sinne zu behandeln, sieht seiner weitern Ausführung und Vollendung entgegen.

[1543-45]

In meinem Verlage ist erschienen und durch alle Buchhandlungen des In - und Auslandes zu beziehen:

Römische Briefe von einem Florentiner. 1837-38.

Zwei Theile.

Gr. 12. Geh. 4 Thlr. 12 gr.

Der Verfasser schildert in diesem Werke in geschmackvoller, eben so belehrender als unterhaltender Darstellung das neue Rom in seinen öffentlichen Zuständen, wie sie in den Formen des Hofhalts und der Administration, in den Finanzen, dem Handel, der Industrie, dem Ackerbau den Wohlthätigkeits - und Bildungsanstalten sich zeigen, in seinen geselligen Verhältnissen, seinen Festen und seiner äußern Erscheinung, in den Erzeugnissen der neuern Litteratur und Kunst. Das Werk wird für jeden, der Rom auf längere oder kürzere Zeit besucht, unentbehrlich seyn, da wir kein ähnliches in der Litteratur besitzen.

Leipzig, im März 1840.

F. A. Brockhaus.

[1895]

In der J. F. Cast'schen Buchhandlung in Stuttgart ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Ueber den Handelsverkehr der Völker von H. F. Osiander.

2 Bände. 5 fl. 24 kr. oder 3 Rthlr. 8 gr.

Bei der hochgespannten Aufmerksamkeit, welche sich in unsern Tagen den Interessen des Handels und der Industrie zuwendet, dürfen wir die obige Schrift des rühmlichst bekannten Hrn. Verfassers dem gesammten Handelsstande, so wie Staatsmännern und Regierungsbeamten, als ein in jeder Beziehung gediegenes Werk, ja wir dürfen sagen als ein Nationalwerk empfehlen. Es vereinigt Reichhaltigkeit und Tiefe mit einer eben so bündigen als klaren und anschaulichen Darstellungsweise, und was seinen Hauptvorzug ausmacht, es hält bei der Beleuchtung jener hochwichtigen und so tief ins Leben eingreifenden Interessen auch überall die praktischen Gesichtspunkte fest, wie man es nur erwarten konnte von einem Schriftsteller, der ein tief denkender und gründlich gebildeter Nationalökonom und zugleich ein in der obersten Sphäre der Handelswelt praktisch-einheimischer Geschäftsmann ist. Um die große Wichtigkeit und den hohen Werth der hier abgehandelten Lebensfragen für die Nationalwohlfahrt bemerklich zu machen, weisen wir, aller leeren Anpreisungen uns enthaltend, schließlich auf das reiche Inhaltsverzeichniß hin, und sind überzeugt, daß ein solcher Gegenstand auf solche Weise behandelt, unter allen Gebildeten, welche in den Interessen der Zeit fortleben, des lebhaftesten Dankes versichert seyn darf. Eine sehr pikante Zugabe ist die Polemik des Hrn. Verfassers gegen die Philisterhaftigkeit des Verfahrens, welches sich der Berichterstatter der Pariser Akademie der Wissenschaften, Hr. Charles Dupin, bei der Entscheidung der Frage über Handelsfreiheit erlaubt hat. Die Actenstücke, womit dieselbe begleitet ist, werden den sichersten Beweis liefern, daß der Hr. Verfasser nicht unrecht hat, jenes Verfahren mit scharfen Satyren zu geißeln.

[120]

Für Leihbibliotheken und Lesevereine.

In der Unterzeichneten sind erschienen:

Gesammelte Erzählungen von der Verfasserin der Bilder des Lebens.

Erster Band.

35 Bogen. 8. brosch. Preis 3 fl. oder 1 Rthlr. 20 gr.

Inhalt: Dürftigkeit und Ueberfluß, in zwei Doppelschilderungen. Die Nacht im Juragebirge. Paul und Josephine, oder die Schmuggler vom Jura. Der schweizerische Pflanzer am Ohio.

Statt aller Empfehlung erlauben wir uns hier die in Nr. 34 v. J. der Blätter für Litteratur und bildende Kunst stehende Beurtheilung anzuführen: Der tiefe Sinn, das reine Gemüth, der edle Geist, welcher in den Bildern des Lebens waltet, deren Werth wir auch in diesen Blättern beurkundet haben, findet sich auch in diesen gesammelten Erzählungen wieder. Sie zeichnen sich durch Innigkeit sowohl als durch Klarheit, vor Allem aber, durch ein ächt religiöses und rein sittliches Gefühl vor so vielen Tageserscheinungen aus, welche nur zu blenden, nicht zu erhellen, nur die Zeit zu verflüchtigen, nicht das Gemüth zu erheben suchen. Und darum eignen sie sich auch namentlich vor vielen andern ähnlichen Schriften zur Lecture für Jungfrauen und Frauen, deren Sinn unverdorben, und deren Geist auf das Höhere und einzig Wahre im Menschenleben gerichtet ist. Sie sind dabei eben so fern von jeder pedantischen Trockenheit wie von zelotischer Eiferung, sondern die lebenvollste Liebe spiegelt sich in ihnen anmuthig und mit den wärmsten Farben in allen Strahlenbrechungen ihrer innigsten Empfindungen. Nur steht jedes Gemeine fern, und Alles trägt den Stempel eines Seelenadels, der, seines innern Werthes sich bewußt, doch von der liebenswürdigsten Demuth durchdrungen ist. Unsere Leserinnen besonders werden mit uns übereinstimmen, wenn sie diese Erzählungen in Geist und Herz werden aufgenommen haben.

Stuttgart und Tübingen, im Januar 1840.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

1167

[1894]

In der Unterzeichneten sind erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands, der Schweiz und der österreichischen Monarchie vorräthig:

Die Heilquellen und Molkencur-Anstalten des Königreichs Würtemberg und der Hohenzollern'schen Fürstenthümer von Dr. Heyfelder, Leibarzt und Medicinalrath in Sigmaringen etc.

Mit vier Ansichten.

gr. 8. Preis in engl. Carton 2 fl. 24 kr. oder 1 Thlr. 12 gGr.

Die würtembergischen Bäder und Heilquellen, zum Theil schon den Römern bekannt und vor dem dreissigjährigen Kriege eines weit verbreiteten Rufes sich erfreuend, wie aus den Schriften eines Tabernae-Montanus, Guinther v. Andernach etc. ersichtlich ist, sind im Verlaufe des letzten Decenniums durch Aerzte und Nichtärzte wieder mehr gewürdigt worden.

Es gibt Beschreibungen der einzelnen Bäder, aber sie sind theils veraltet, theils in Zeitschriften zerstreut und insofern dem heutigen Standpunkte der Heilquellenlehre entweder nicht entsprechend oder nur sehr Wenigen zugänglich. An einer Monographie über die gesammten Heilquellen Würtembergs fehlte es dagegen durchaus. Diese wird hier aus der Feder eines Mannes geboten, dem die Wissenschaft schon mehrere Schriften über Bäder verdankt, und der selbst die Stelle eines Brunnen-Arztes bei einer der heilkräftigsten Mineralquellen des Vaterlandes begleitend, als besonders stimmfähig über diesen Zweig der Arzneiwissenschaften allgemein anerkannt ist. Der Leser findet darin Nachrichten über alle Heilquellen Würtembergs und der Hohenzollern'schen Fürstenthümer, und zwar nicht allein über die Heiltugenden, sondern auch über ihre ökonomischen und örtlichen Verhältnisse, Vorzüge und Mängel in unparteiischer Rede gewürdigt, daher sie nicht allein den Aerzten und Naturforschern, sondern auch den Badinhabern, Reisenden und Kranken, die von einer Badcur Hülfe erwarten, als Wegweiser empfohlen werden kann.

〈…〉〈…〉

Von demselben Hrn. Verfasser erscheint demnächst bei uns eine ähnliche Beschreibung der Bäder des Grossherzogthums Baden, des Elsasses und der Vogesen, worauf wir uns erlauben besonders aufmerksam zu machen.

Stuttgart, im Mai 1840.

Ebner & Seubert.

[1896]

In der Groos'schen Buchhandlung (A. Bielefeld) in Karlsruhe ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Bekenntnisse aus Leben und Meinungen, von W. Reinhard, ehemal. Staatsrath.

2 Bände in 8. Preis 4 fl.

Wer über Vieles im Leben und Vieles im Staate freimüthige, durch Humor und eigenthümliche Ideen-Association gewürzte Worte vernehmen will, der kann es hier in einem Buche, aus dem ein vielerfahrner Mann mit unübertreffbarer, sich selbst nicht schonender Offenheit spricht. Der stets zwischen Scherz und Ernst wechselnde Inhalt wird, selbst wo vom Staate und seinen Angelegenheiten die Rede ist, unwillkürlich zum charakteristischen Selbstgemälde, dessen Individualität allgemein ansprechen, und auch in vielfachen praktischen Hinblicken auf Nahes und Fernes ein erhöhtes Interesse anregen muß. In dem letzten Aufsatze sagt zwar der Verfasser Valet der ganzen Welt sollte man aber nicht dessenungeachtet eine Fortsetzung dieser interessanten Bekenntnisse hoffen dürfen?

[1377-79]

Bei Karl J. Klemann in Berlin ist so eben erschienen und in jeder guten Buchhandlung zu finden:

Das Kunstcabinet.

Komische Scene mit Gesang, von Ludw. Lenz.

(Dargestellt z. Benefiz d. Hr. Beckmann auf dem Königstädt. Theater zu Berlin.) Velinp. sauber broschirt, mit einem colorirten Costumebilde.

Preis 6 gGr.

Von demselben Verfasser ist vor kurzem erschienen:

1) Nante auf der Berlin-Potsdamer-Eisenbahn. 6 gGr.

2) Nante in Potsdam und im Luftlager etc. 6 gGr.

3) Nante's Weihnachtsw. und Neujahrsgr. 6 gGr.

woran das Kunstcabinet als 4tes Heft sich anschließt.

[1833-35]

Neu erschien:

Vorpostendienst zum Unterricht für Unterofficiere und Gemeine von Anton Pannasch, k. k. Obristlieutenant im Infanterie-Regiment Baron Watlet, Nr. 41.

Ist zu haben in Wien bei Hrn. Haußmann, bürgerlichem Schwertfeger. Stadt Seitzergasse Nr. 423, in dessen Gewölbe.

[1962]

Wasserheilkunde.

Daß der Hr. Prof. Dr. Oertel die Bahn gebrochen hat zu diesem einfachen glücklichen Heilverfahren, ist bekannt; eben so, daß seine Schriften wohl die Originale sind, nach denen so viele andere nun die Litteratur überfluthen! Wer sollte da die Originale nicht vorziehen? Es sind folgende:

Oertels Anweisung zum heilsamen Wassergebrauch für Menschen und Vieh in den gangbarsten Krankheiten u. Leibesgebrechen von A-Z. Ein Hülfsbuch für Aerzte, Chirurgen und Hebammen, Prediger, Schullehrer, Ortsvorsteher, Gutsbesitzer und alle Landbewohner solcher Gegenden, wo keine Aerzte sind. 8. 1 Thlr. oder 1 fl. 45 kr.

die allerneuesten Wassercuren, eine Heilschrift für Jedermann. 8. 26 Hefte. 6 Thlr. 12 gr. oder 10 fl. 24 kr.

kurzer Bericht von den seitherigen Wassercuren an Menschen und Vieh, für Alle, welchen Gesundheit lieb und Krankheit unlieb ist. 8. 8 gr. oder 36 kr.

Unterricht von der Heilkraft des frischen Wassers, von Hahn. Nach Ausdruck u. Inhalt völlig umgearbeitet. 8. 16 gr. oder 1 fl. 12 kr.

über die heilsame Kraft des Wassers, nach dem Englischen des Dr. Smith. 8. 8 gr. oder 36 kr.,

sämmtlich verlegt von Friedrich Campe in Nürnberg.

[1992]

Bei Aug. Recknagel in Nürnberg ist so eben von dem für Mechaniker, Besitzer von Maschinenanlagen, Fabricanten, Lehrer an technischen Schulen und Liebhaber der Mechanik höchst wichtigen und interessanten Werke:

Industrielle Mechanik.

Nach Poncelet cours de mécanique industrielle, und dessen cours de mécanique appliquée aux machines, so wie nach Taffe application des principes de mécanique aux machines les plus en usage, deutsch bearbeitet und mit Anmerkungen begleitet von C. G. Kuppler, Professor an der k. polytechnischen Schule in Nürnberg, die erste Lieferung erschienen und an alle Buchhandlungen des In - und Auslandes nebst einem Probeblatt des Atlasses, welcher an diejenigen, die auf alle drei Theile subscribiren, gratis abgeliefert wird, versandt und daselbst einzusehen.

〈…〉〈…〉

Da diese Gratification jedoch nur bis zum Erscheinen der dritten Lieferung dieses Werkes stattfindet, so bittet die Verlagshandlung alle, welche sich für dieses Werk interessiren, sich baldigst von den in ihrer Nähe befindlichen Buchhandlungen diese erste Lieferung zur Einsicht vorlegen zu lassen, und der Vorbemerkung in derselben ihre Aufmerksamkeit gefälligst zu schenken.

Nürnberg, den 1 Mai 1840.

Aug. Recknagel.

1168

[1951-54]

K. k. russ. -poln. Staats-Anlehen.

Die fünfte Ziehung erfolgt in Warschau am 1 Junius, und enthält siebentausend Gewinne, als: eine Million, 300,000 fl., 2 à 150,000 fl., 6 à 25000 fl., 8 à 14000 fl., 12 à 7000 fl. etc. Zu dieser höchst vortheilhaften Verloosung sind Loose à 8 fl. 45 kr. und bei Abnahme von fünf Stück das sechste, bis zum 6 Junius, gratis direct zu beziehen bei J. & S. Friedberg, Bankier in Frankfurt a. M.

[1899-1901]

Grauer Schneckenmarmor und Petrefakten-Platten in Größen von 1-12 Quadratfuß zu 1-1 1 / 2 Zoll Dicke, von ausgezeichneter Schönheit und feinster Politur, zu Prachtbauten, Einlagen in Möbels, zu Tisch - und Ofenplattenverzierungen, Fenstergesimsen und Gegenständen verschiedener Art besonders geeignet, ist in größern Partien in der Lithographiestein - und Marmorschleife zu Doos bei Nürnberg zu haben. Ebendaselbst sind auch Platten von feinem weißen und gelben Marmor in allen Dimensionen zu Gegenständen diverser Art zu haben. Ferner Lithographiesteine, einfach und doppeltgeschliffen, von weißer und blauer Masse, von vorzüglicher Güte.

Bestellungen in allen Dimensionen und Formen können sofort effectuirt werden. Aufträge nehmen an: in Nürnberg Hr. A. C. Domeier, in Würzburg die HH. Müller und Zehner, in Dietfurt bei Weißenburg der Unterzeichnete, die von den Steinen zur Ansicht vorliegen haben.

L. Schrencker, Fabrikbesitzer.

[1920]

Weinversteigerung.

Von dem unterfertigten königl. Stadtrentamte werden Donnerstag den 4 Junius l. J. die sub Ziff. I u. II verzeichneten Weine nach der unten ersichtlichen Reihenfolge öffentlich an Meistbietende versteigert.

Die Versteigerung wird im großen Saale des Amts-Locals (sogenannten Gesandtenbau) Vormittags von 9 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 Uhr bis zum Schlusse vorgenommen und bei erreichter Taxe der Zuschlag sogleich ertheilt.

Würzburg, den 12 Mai 1840.

Königl. Stadtrentamt.

Vay.

I. Weine, welche aus dem Eigenbaue des königl. Stadtrentamts gewonnen worden sind.

8 Eimer 1835r Schalksberger Traminer.

5 Eimer 1836r Leisten Traminer.

2 Eimer 1836r Leisten rheinisch Rießling, in Flaschen.

3 Eimer 1819r Hörsteiner.

44 Eimer 1822r Felsenleiste.

58 Eimer 1828r Leisten.

33 Eimer 1822r Hörsteiner.

41 Eimer 1822r Hörsteiner.

II. Weine, welche zur Verminderung der allzugroßen Weinvorräthe von der königl. Bad-Inspection Brückenau übernommen worden sind.

1 Eimer 52 Maaß 1835r Forster.

Eimer 38 Maaß 1825r Forster Backstein.

1 Eimer Maaß 1827r Forster.

1 Eimer 20 Maaß 1822r Forster.

2 Eimer 30 Maaß 1825r Deidesheimer.

1 Eimer 50 Maaß 1822r Deidesheimer.

1 Eimer 20 Maaß 1822r Ruppertsberger.

2 Eimer Maaß 1827r Ungsteiner.

Eimer 30 Maaß 1818r Stein.

Eimer 38 Maaß 1825r Forster.

Eimer 35 Maaß 1822r Herxheimer.

1 Eimer 4 Maaß 1822r Còte de Rhone.

1 Eimer Maaß Champertin II.

In Flaschen.

6 ganze 13 halbe 1827r Deidesheimer Traminer.

4 ganze 9 halbe 1825r Gimmeldinger.

8 ganze 21 halbe 1825r Erbacher.

10 ganze halbe Sauterne.

20 ganze halbe Grave et chablis.

4 ganze halbe Bordeaux Laffitte II.

20 ganze halbe Grenage.

60 ganze halbe St. Peray.

5 ganze halbe Heremitage Paille.

1 ganze halbe Rivesaltes.

ganze 2 halbe St. Peray Paille.

3 ganze halbe Champagne ord.

9 ganze 14 halbe Champagne Sillery.

[1977-79]

Anzeige.

Das in der Stadt liegende k. k. privilegirte Seebad, genannt NEPTUNS THRON, welches vermöge seiner Größe und innern Einrichtung jeder andern bisher bekannten Anstalt dieser Art an die Seite gestellt werden kann, wird auch dieses Jahr am 1 Junius eröffnet. Triest, im Mai 1840.

[1908-10]

Anhausen, Heidenheimer Oberamts.

Gant-Edict.

Aus der Gantmasse des Peter Zimmermann, Maschinenfabricanten in Anhausen, werden am Montag den 1 Junius d. J., Vormittags um 10 Uhr, in dem Schenkwirthshause daselbst folgende Gegenstände im öffentlichen Aufstreiche verkauft werden: und zwar

Gebäude.

Ein dreistöckiges, 102 'langes und 46' breites Wohnhaus, die vormalige Prälatur im Kloster Anhausen mit sechs durch eiserne Oefen heizbaren Zimmern, mehreren Böden, Kammern etc.

Ein einstöckiges Quergebäude mit Schlosser - und Dreher-Werkstätten, Schleiferei und Wasserstuben, Back - und Waschhaus etc.

Ein zweistöckiges 122 'langes und 54' breites Fabrikgebäude,

Ein weiteres 40 'langes und 20' breites Gebäude.

Wiesen und Krautländer.

Ungefähr 1 Morgen mit Bäumen ausgesetzt, neben der Klostermauer und dem Canal.

Ein Küchen -, Gras - und Baumgarten, ungefähr 2 Morgen groß, innerhalb der Klostermauer.

Drei Viertel Morgen Garten außerhalb der Klostermauer.

Die Wasserkraft von dem sogenannten Mühlgraben, sammt dem Wasserwerk, mit hölzernem Schaufelrad, eisernem Wellbaum etc.

Maschinen.

2 Schlagmaschinen, 1 Spinnmaschine, 2 Doppel-Kartätschmaschinen, 1 Schleifmaschine, 1 Etirage mit 4 Köpfen und Streckwerk etc., 1 Haspel mit 39 Spindeln, 1 Spuhlmaschine, 1 Zwirnmaschine, 1 Sammlung hölzerner Modelle zu Einrichtung einer Baumwollenspinnerei, Kunstmühle etc.

Die Kaufsliebhaber werden hiezu eingeladen mit dem Bemerken, daß sie die erwähnten Gegenstände täglich einsehen können, und bei der Verhandlung Vermögens-Zeugnisse vorzulegen haben. Bolheim, den 9 Mai 1840.

K. Gerichts-Notariat. Gemeinderath.

Erhardt.

[1981-82]

Bekanntmachung.

Das auf der Quecksilbergrube Dreikönigszug producirte Quecksilber, bestehend in 20 Kisten, jede zu 300 Pfd., wovon die Hälfte sogleich und der Rest innerhalb 3 Monaten in Empfang genommen werden kann, soll auf dem Wege der Submission bis zum 15 Junius nächsthin begeben werden. Liebhaber hiezu werden höflichst eingeladen, ihre Submission bis zum 14 Junius, Abends 6 Uhr, an den Cassier Hrn. Franz Karcher hier einzusenden, wo sie alsdann den 15 Junius, Morgens 9 Uhr, in Gegenwart der Gewerkschaftsdeputation eröffnet und dem Meistbietenden überlassen werden. Die Bedingungen können beim Hrn. Cassier eingesehen werden.

Kaiserslautern, den 1 Mai 1840.

[1798-1800]

Verkauf einer Apotheke.

In einer der bedeutendsten Städte des Elsasses ist eine sehr gangbare und sich im besten Zustande befindende Apotheke sammt Haus zu verkaufen. Man wende sich deßfalls in portofreien Briefen an Hrn. Kellermann, Apotheker in Basel.

[1697-1701]

Gesuch.

Eine beträchtliche Kattunfabrik in der Nähe von Neapel wünscht einen Coloristen anzustellen, welcher ausgedehnte und gründliche theoretische Kenntnisse der Chemie, verbunden mit mehrjähriger Praxis, besitzt. Man fordert die besten Zeugnisse in Betreff seiner Leistungen.

Die Expedition der Allg. Zeitung befördert frankirte Anfragen mit den Buchstaben F.A.W., worauf nähere Auskunft ertheilt wird.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15104 tokens; 5293 types; 106978 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 146. 25. Mai 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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