PRIMS Full-text transcription (HTML)
1249
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 157.
5 Juni 1840.

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Da mit diesem Monat das halbjährige Abonnement auf die Allgemeine Zeitung zu Ende geht, so ersuchen wir um dessen baldige Erneuerung, und wiederholen zugleich die Bitte, die Pränumeration auch in der That zu leisten, da die Exemplare nur gegen baare Einsendung der Pränumerationsgelder an die löblichen Postämter etc. spedirt werden können. Die auswärtigen Abonnenten belieben sich mit ihren Bestellungen an die zunächst gelegenen Postämter und Zeitungs-Expeditionen etc. zu wenden, da an die Redaction und Expedition der Allg. Zeitung gerichtete Bestellungen nicht berücksichtigt werden können, und dieselben möglichst frühzeitig zu machen, damit nicht für die zu spät sich Meldenden unvollständige Exemplare geboten werden müssen, wie dieß leider abermals im vorigen Semester für eine Anzahl Exemplare der Fall gewesen, ungeachtet die Auflage sehr bedeutend vergrößert worden war.

Spanien.

Wir sind heute ohne Nachricht von der Armee Espartero's. Nachträglich erwähne ich, daß am 15 Abends die Dörfer Mijares und Yatora (unweit Chiva, wo drei Tage später die Division Ayerbe lagerte) von 500 Insurgenten überfallen, und der erste Regidor sammt den Notablen fortgeschleppt wurde. General Concha fuhr, nach Briefen aus Cuenca vom 19, in seinen Anstalten gegen Beteta fort. Die umliegenden Dörfer wurden befestigt, an Fahrbarmachung der Straßen ward thätig gearbeitet. Sendungen von Lebensmitteln und Kriegsbedarf gingen täglich von Cuenca in der Richtung von Cañizares ab; den 19 sollten neuerdings 200 mit Munition beladene Karren folgen. Das Geschütz stand aber noch unverrückt zu Cuenca. Zwei Escadrons Carlisten durchschwärmen plündernd die Mancha zwischen Cabriel und Jucar. Marconell, in Begleitung der Junta von Mirambell und einem Bataillon der Guiden, war über Orihuela im Marsch auf Checa. Balmaseda hielt an der Brücke von San Pedro. Eine Truppenabtheilung war von Motina aus gegen ihn im Anzug. In Catalonien hatte General Carbo, in der Absicht die Verbindung zwischen den Banden der Rebellen zu erschweren, seine Truppen, 5 bis 6000 Mann an der Zahl, bei San Marsal zusammengezogen. 300 Insurgenten zu Fuß und 25 aragonische Reiter hatten sich zu San Quirce und Vich gestellt und der Regierung der Königin unterworfen. Der catalonische Aufstand geht seinem Ende entgegen, und die Häupter sind nur noch besorgt, ihr Leben und die Früchte ihrer Erpressungen beim ersten Zeichen über die Pyrenäen zu retten.

Großbritannien.

Haus der Gemeinen. Sitzung vom 28 Mai. Nach einer Erklärung von Sir R. Peel über die Stanley'sche Bill (s. den Schluß des heutigen Briefs) stellte Hr. Hutt den Antrag, daß ein Ausschuß ernannt werden möge, um zu untersuchen, unter welchen Bedingungen man das Mahlen des fremden Korns unter Königsschloß gestatten könne, damit eine Menge Mehl nicht Korn verlangender Käufer nicht genöthigt wären, sich diese Waare auf dem Festlande (namentlich Hamburg, Danzig und Kopenhagen) zu holen, wodurch den brittischen Arbeitern ein bedeutender Erwerb und den brittischen Kaufleuten ein bedeutendes Capital entzogen würde. Nach genauen Berechnungen beläuft sich die jährliche Anzahl brittischer Schiffe, die in Hamburg, Kopenhagen und Danzig Mehl laden, zusammen auf 15,000 Tonnen bloß für Neufundland; und von Danzig allein werden jährlich von englischen Käufern gegen 10,000,000 Pfd. Mehl, von Kopenhagen gegen 9,000,000 Pfd. Mehl ausgeführt. Der einzige Einwand, den man gegen die Aufhebung jenes Mahlzwangsystems zu machen weiß, ist der, daß sie das Ausschmuggeln des Mehls aus den Verschlußhäusern befördern würde, aber dieser Einwand ist, wie das Beispiel des verschlossen liegenden Zuckers und Branntweins zeigt, völlig grundlos, und mithin wäre es eben so grundlos, diesen meinen Antrag als einen indirecten Versuch gegen die Korngesetze anzusehen. Dessen ungeachtet wird von den HH. Christopher, Heathcote und Warburton diese Ansicht noch einmal wiederholt, während Lord Sandon, der Graf v. Darlington, Sir J. R. Reid, Hr. Marc Philips und Hr. Labouchere für die Motion sprechen. Sie wird mit 126 gegen 54 Stimmen angenommen. Lord John Russell bittet hierauf um Erlaubniß zur Einbringung einer Bill gegen Bestechung und Tractirung bei den Wahlen, in kurzem des Inhalts, daß wenn das Stattfinden derselben von dem Gegencandidaten vor der Wahl angezeigt, und nachher von einem Ausschuß erwiesen befunden würde, er, der Gegencandidat, statt des betrüglich erwählten, den fraglichen Sitz im Parlament erhalten solle, und eben so wenn es vor1250 dem Ausschuß erwiesen werden könnte, daß einer der beiden Candidaten nicht alle erforderlichen Eigenschaften habe. Nach einigen Bemerkungen Hrn. Warburtons, Sir R. Peels u. a. gibt das Haus die Erlaubniß zur Einbringung der Bill. Hr. Colquhoun trägt an auf Vorlegung aller zwischen brittischen Kaufleuten und den Directoren der ostindischen Compagnie einerseits und dem ostindischen Controlbureau oder dem Staatssecretariat des Auswärtigen andererseits gewechselten Briefe hinsichtlich des Handels mit Java von 1832 bis 1839. Lord Palmerston willigt in die Vorlegung. Hr. Pigot (Solicitor-General) bittet um Zulassung einer Bill über genauere Bestimmung der zur Ausübung der Wahlgerechtsame in Irland erforderlichen Eigenschaften und über Ernennung eines hierüber in letzter Instanz entscheidungskräftigen Appellationshofes. Er fügt hinzu, daß die eigentliche Absicht seiner Bill ist, den Plan der Reformbill in Ausführung zu bringen. Die Erlaubniß wird ertheilt. Die letzte Bill, für die Zulaß erbeten und gestattet wurde, war die Lord John Russells über Verkauf der Kirchengüter in Ober-Canada, so nämlich, daß von dem Ertrag dieses Verkaufs der Gouverneur ein Viertel der englischen Kirche, ein Viertel der schottischen, und die übrige Hälfte den übrigen christlichen Confessionen, und Secten also auch der katholischen, die nach dem englischen Colonialgesetze davon ausgeschlossen, aber nach der Gesetzgebung von Canada dazu berechtigt war nach eigenem Ermessen des Verhältnisses zuertheilen solle. Um 12 war das Haus nicht mehr in Anzahl.

In der Sitzung vom 29 Mai begannen die Ausschußverhandlungen des Hauses über die einzelnen Clauseln der Canada-Regierungsbill.

Die London Gazette enthält die Ernennung des Hrn. Horsmann zum Lordcommissär des Schatzes an die Stelle des Hrn. R. Stemart.

Die Königin und ihr Gemahl haben dem Viscount Melbourne einen silbernen Tafelaufsatz mit folgender Inschrift verehrt: Geschenk an Viscount Melbourne, als Zeichen der Achtung von Victoria R. und Albert.

Es ist die Absicht des Herzogs und der Herzogin von Cambridge, mit den Prinzessinnen Auguste und Marie den nächsten Herbst und Winter in Deutschland zuzubringen. Sie werden im Laufe ihrer Reise auch den König von Hannover besuchen.

In der Post beklagt sich ein Landedelmann darüber, daß die Hälfte der zur Audienz Zugelassenen bei dem letzten Drawing-room, den die Königin gab, aus Agenten, Bankiers, Bildhauern, Malern etc. bestanden habe, Leuten, die, nach der Ansicht des Briefstellers, zwar in ihrem Bereiche sehr ehrenwerth seyn können, aber besser in ihre Comtoirs, Läden etc. passen, als in das Drawing-room der Königin, das sie bis zum Ersticken gefüllt haben. Andrerseits sey es auffallend, wie wenig Officiere der Land - und Seemacht neuerdings bei Hofe erscheinen.

Die am 27 Mai gehaltene Gerichtssitzung über Lord William Russells Mord, in welchem das Zeugenverhör endlich ge schlossen wurde, hat, statt wie man zu erwarten geneigt war, die Verdachtgründe gegen Courvoisier zu mindern, im Gegentheile wieder einige neue beigebracht. Die hauptsächlichsten davon sind folgende. Courvoisier nöthigte, ehe er der Köchin ihr Bier holte, auch die Schließerin, ein Glas Ale zu trinken, was er sonst selten zu thun pflegte, und bot ihr überdieß einen Rest süßen Wein, wie er sagte, von des Herrn Tisch an. Sie trank vom ersten, kostete ein wenig vom zweiten, und fühlte gleich darauf eine ungewöhnliche Schläfrigkeit; Courvoisier trank aus einem andern Glase. Unter den im Schenkzimmer gefundenen Löffeln sind zwei, an denen das Wappen halb weggerieben ist. In Courvoisiers Mantelsack fand sich auch der Vordertheil eines Hemdes, das Hintertheil dazu konnte nirgend gefunden werden. Courvoisier hatte am Mittwoch Morgen eine Schmarre an der Nase, von der er auch jetzt noch die Spur trägt. Die beiden mit der Nachtwache in Norfolkstreet beauftragten Polizeiconstabler gewahrten, als sie in der Nacht des Mordes ihre Runde machten, nicht das mindeste Verdächtige außerhalb des Hauses; auch waren beide Thore wohl geschlossen. Während des Verhörs lief für Courvoisier ein zweiter Brief ein, der ihm sodann mitgetheilt wurde: er war anonym, und in der Absicht geschrieben, den Gefangenen fromm zu stimmen und auf den geistlichen Beistand des Gefängnißcaplans hinzuweisen. Von einem andern seltsamen Umstande, der sich bei dem ersten Verhör zutrug, berichtet das M. Chronicle heute nachträglich. Unter den Zuschauern, die damals den Saal füllten, befand sich auch ein junger Mann von der auffallendsten Aehnlichkeit mit dem Angeklagten, und der außerdem noch dadurch die Aufmerksamkeit reizte, daß er sich mehrmal an ihn zu drängen und, wie es schien, ihm etwas mitzutheilen suchte. Er trug überdieß den Arm in der Binde. Die Polizei nahm ihn vor und erfuhr, daß er ein Bedienter außer Platz sey, selbst, wie er sagt, betroffen von jener seltsamen Aehnlichkeit. Die Wunde am Arm erhielt er in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag; in der vorhergehenden Nacht der des Mordes war er erwiesenermaßen zu Hause. Der Zudrang der Volksmenge war auch dießmal unglaublich groß; gegen 2000 Menschen standen am Eingang der Polizei. Des Verhör des Angeklagten selbst wird Freitag stattfinden.

Die Times enthält die nähere Geschichte der vor kurzem in Brüssel entdeckten und aufgehobenen vornehmen Betrügergesellschaft, die eine Zeit lang mit falschen, scheinbar von Glyn u. Comp. in London ausgestellten Creditbriefen auf dem Continent herumreiste, und verschiedene bedeutende Bankiers in Brüssel, Aachen, Köln, Koblenz, Genua, Turin, Rom u. A. plünderte. Sie bestand aus 14 Mitgliedern, von denen wir hier die bis jetzt veröffentlichten Namen beifügen: Marquis de Bourbel, Anführer der Bande; Baron Louis d'Argenson (reiste auch unter dem Namen de Castel), Sohn des Napoleonischen Generals und französischen Pairs; Pipe aus London, reiste auch unter dem Namen eines Procurators Dr. Colson; Cunningham Graham von Gartmore in Schottland, mehrere Jahre lang in Florenz ansässig; Alexander Graham, sein Sohn, unter dem Namen Nicholson; Allen Bogle, Schwiegersohn Cunningham Grahams, Haupt des Bankierhauses Bogle, Kerridge u. Comp. in Florenz; Freppa, Italiener, Eigenthümer eines Curiositätenladens in Florenz; der Graf de Praindry, der die übrigen selbst betrog und sich mit 2000 Pfund von Triest davon machte; Perry, auch Ireland oder Field, Kupferstecher aus London; Marie, d'Argensons Maitresse, reiste unter dem Namen Comtesse de Vandec; Frau Pipe unter dem Namen Madame Lenoi oder Mauberg. Die erste Entdeckung geschah durch Hrn. Agié in Antwerpen bei Gelegenheit eines von Perry präsentirten und in Brüssel von Hrn. Engler schon theilweise ausgezahlten Creditbriefs auf Glyn u. Comp., der Hrn. Agié verdächtig vorkam; Perry wurde verhaftet und gestand Alles. Er hatte auf Bourbels Geheiß 205 falsche Creditbriefe verfertigt. Der Betrug war noch nicht lang im Gange; die Summen, die sie bereits erhoben, belaufen sich aber doch schon auf 9000 Pf. Folgendes sind einige Stellen eines Briefs Bourbels an d'Argenson: Nizza, 14 April. Mein lieber Ludwig, Alles geht gut, der alte Graham ist mit unsern Briefen sehr zufrieden, und sagt, sie müßten nothwendig acceptirt werden, Alles ist sicher und scheint mir couleur de rose. Paindry hat sich davon gemacht, er ist ein infamer1251 Schurke. Um Gottes willen betrüge nur du mich nicht, hilf mir ein kleines Vermögen zusammen bringen. Dem Alexander trau ich auch nicht, du bist der einzige, der mir bleibt; ich beschwöre dich auf den Knien, hilf mir mich und meine Kinder vom Elend retten.

Das brittisch-katholische Institut hielt am 26 Mai in der Freimaurerhalle seine Jahresversammlung. Wegen Abwesenheit des Grafen von Shrewsbury, präsidirte Hr. Longdale. Aus dem Bericht des Secretärs erhellte, daß das Institut jetzt 44 Untergesellschaften umfaßt, und sich in allen Theilen der vereinigten Königreiche reißend vermehrt. Unter den Rednern war auch O'Connell, der, nachdem er sich besonders gegen die von der protestantischen Partei vorgebrachten lächerlichen Verleumdungen ausgelassen, mit folgenden Worten schloß: Der katholische Glaube springt wieder auf in allen Ecken des Landes, und unsere Feinde können uns nicht länger aufrührerische Gesinnungen vorwerfen gegen die Königin, der, Gott weiß, Niemand mehr zugethan ist, als wir. Mag ihr Thron von Ruhm, Reinheit, Glück und Würde umgeben seyn; mag ihr häuslicher Kreis sich vermehren und das Gelispel ihrer Kinder das Mutterherz glücklich machen, und fest und aufrichtig in ihrer Verbindung mit uns.

Hrn. Villiers 'Vorschlag ans Unterhaus, daß es die Getreidegesetze und deren Folge in Untersuchung nehmen solle, ist, wie Sie wissen, durch eine Mehrheit von 300 (d. h. die ganze Masse der Mitglieder der Torypartei) gegen 177 zurückgewiesen worden. Die Mehrheit war zwar um 24 geringer als bei der vorjährigen Verwerfung; indessen zeigten die Mitglieder dieser Majorität eine so unanständige Hast, den Debatten ein Ende zu machen, daß die Gegner der Korngesetze sich nur um so tiefer verletzt fühlen. Der Convent hat seitdem eine Versammlung gehalten, wobei sehr heftige Beschlüsse gefaßt, und noch heftigere Reden gehalten wurden. Nur die Rücksicht, daß sie dadurch manche ihrer Anhänger zurückschrecken könnten, hat die Glieder des Convents fürs erste noch abgehalten, die Ligue gegen die Getreidegesetze in einen Nationalverein zu weiteren Parlamentsreformen umzuwandeln; doch gehen die Beschlüsse sowohl als die Reden darauf hinaus, alle, welche die Abschaffung dieser Gesetze wünschen, zu überzeugen, daß bei der gegenwärtigen Verfassung des Unterhauses nicht die geringste Aussicht dazu vorhanden sey. Die Mitglieder des Convents sehen wohl ein, daß in diesem Augenblick das Publicum zu gleichgültig in Bezug auf diesen Gestand ist, um auf sonderliche Hülfe von demselben zu rechnen. Aber sie wissen als strebsame Männer zu gut, was Beharrlichkeit vermag, um darum den Muth zu verlieren. Eine Sache ist schon weit vorgerückt, so wie sie sich von einer so zahlreichen Minorität unterstützt findet. Wenn sie also nur sonst dafür sorgen, daß die Gemüther durch Rede und Schrift bearbeitet werden, so ist an einem Anwachs der öffentlichen Meinung für ihre Sache nicht zu zweifeln, bis zuletzt irgend ein günstiger Wind die Fluth so anschwellt, daß sie das Schiff vom Stapel hebt. Auf jeden Fall wird die Sache bei der nächsten allgemeinen Unterhauswahl kräftig angeregt werden, und ein Hauptcriterium für die Zuläßlichkeit der beiderseitigen Candidaten werden. Was weitere Aufmerksamkeit verdient, ist die Ueberreichung einer Bittschrift im Oberhause durch den Bischof vor Norwich von mehreren Geistlichen, welche durch die Kirchenartikel ihr Gewissen beschwert fühlen, und um eine Revision derselben bitten. Das Wunder ist nicht, daß es Geistliche gibt, die nicht ganz mit jenen Artikeln einverstanden sind, sondern daß in einer Zeit wie diese, wo die anglicanische Geistlichkeit sich so verzweifelt an ihr kirchliches Wesen klammert, ein Bischof es wagt, die Klage durch sein Ansehen zu unterstützen. Freilich hat er bereits seinen Lohn empfangen, nicht nur in den Verweisen, welche ihm der Erzbischof von Canterbury und der Bischof von London auf der Stelle gaben, sondern noch mehr in den Schmähungen, womit alle Tory - und Kirchenorgane ihn überhäufen. Indessen stimmten doch jene beiden Prälaten mit ihm in dem Wunsche überein, daß die Kirche wieder die legislative Gewalt besitzen möchte, die sie sonst gehabt, als noch jährliche Synoden berufen wurden. Aber wenn auch der Staat solche Versammlungen zugeben wollte, so fürchtet doch der klügere Theil der Prälaten zu sehr das Skandal, welches der Kampf der Parteien in ihrem Innern erregen würde, wenn dieselben Gelegenheit fänden, ihre gegenseitigen Ansichten durch Anordnungen geltend zu machen. Lord Stanley hat Peel beauftragt, wegen Familienverhältnisse, welche ihn abhalten würden gegenwärtig zu seyn, die weiteren Berathungen über seine vielbesprochene Bill um eine Woche zu verschieben. In Folge dieser Erklärung hat Lord J. Russell angekündigt, daß er nächsten Donnerstag die weiteren Berathungen über die Vereinigung der beiden Canadas vorschlagen werde. Inzwischen hat er dem Hause Bills über die kirchlichen Ländereien in Ober-Canada, gegen die Bestechung von Wählern in England und Wales, über die Registratur der Wähler und Bestimmung des Wahlrechtes in Irland, vorgelegt.

Frankreich.

(Moniteur.) Die Dampfboote Crocodile und Phare sind in der Nacht vom 29 auf den 30 Mai von Algier in 58 Stunden in Marseille angekommen. Der Herzog von Orleans und der Herzog von Aumale waren an Bord und stiegen Morgens um acht Uhr am Lazareth aus.

Hr. v. Lamartine ist nach Macon abgereist, wohin ihn sein 88jähriger Vater dringend gerufen hat. Er hat später eine Reise nach Spanien im Sinn.

Marschall Moncey hat, dem National zufolge, es übernommen, das Subscriptionscomité zusammenzusetzen.

Die Deputirtenkammer verhandelte am 30 Mai einige unbedeutende Petitionen, und verschob dann neuerdings die Erörterung über den, die Arbeiten der Kinder in den Fabriken betreffenden Gesetzesentwurf bis nach Erörterung des Budgets, das heißt bis auf die nächste Session.

In der Sitzung der Pairskammer vom 30 Mai sagte Hr. Thiers noch zum Schlusse seiner Rede, man habe die Maaßregel der Rentenumwandlung mit Unrecht eine unredliche genannt. Sie sey redlich, denn wenn der Staat den Rentenbesitzern die sicherste Anlegung versprochen habe, so wäre es ungerecht, ihn zu zwingen, ihnen zugleich höhere Zinsen zu gewähren, als andere Arten von Anlegungen verschaffen. In Betreff der Zeitgemäßheit erklärte Hr. Thiers zur Beruhigung der Kammer, daß kein Minister im Stande sey, drei Monate voraus zu sagen, daß er die Conversion machen werde. Zuerst müsse man die Vollmacht dazu haben, und sich dann ihrer zur günstigen Zeit bedienen. Wenn Sie, setzte der Redner hinzu, durchaus entschlossen sind, die Maaßregel zu verwerfen, so retten Sie wenigstens das Recht. Möge Ihre Entscheidung so ausfallen, daß nicht später daraus eine Collision der Staatsgewalten hervorgehe, sondern daß vielmehr der Einklang der beiden Kammern bewahrt werde. Die Maaßregel stellt sich nicht mehr mit dem leidenschaftlichen und unüberlegten Charakter dar, den sie anfangs gezeigt, und ich bin überzeugt, daß wenn das Gesetz mit einem Amendement votirt würde, die Deputirtenkammer es gern annähme, so daß eine schwere Frage, welche seit zwanzig Jahren auf dem Lande lastet, gelöst seyn1252 würde. Sollte die Frage verworfen werden, so wird sie im nächsten Jahr und so lange immer wieder auftauchen, bis sie gesiegt hat. Nach Hrn. Thiers hielt noch Hr. Persil eine Rede gegen die Maaßregel. Der Präsident fordert dann die Kammer zur Abstimmung auf, wobei er ihr jedoch bemerklich macht, daß dieses Votum durchaus kein Präjudiz in Betreff des Princips des Gesetzes enthalten dürfe, und daß in jedem Fall das Recht reservirt bleiben müßte. Die Kammer verwarf nun den Entwurf mit 101 schwarzen gegen 46 weiße Kugeln.

Charakteristisch ist die leidenschaftliche Bewegung der französischen Naturen gegen einander, seitdem der Vorschlag der Einholung der Gebeine Napoleons aufs Tapet gebracht worden. Die Gazette de France erschaut das Ideal eines Napoleon im Marquis oder Duc de Bonaparte, Erbmarschall von Frankreich unter Ludwig XVIII. Warum nicht so wie Karl der Große Erbmarschall von Frankenland unter einem Merovingerfürsten. Solche Narrheiten sollen sublime Principien seyn. Aber so handelt und richtet nicht Gott in der Weltgeschichte. Nun fährt die Gazette in den Thorheiten, und man darf sagen Schamlosigkeiten von 1814 fort. Den Kaiser zu hassen und zu bekämpfen war edler Naturen nur zu große Pflicht, aber den erlegenen zu beschimpfen, nachdem man ihm Jahre lang gehorcht hatte, das konnte nur die Gemeinheit oder die rohe Leidenschaft. Courrier und Siècle dagegen suchen Napoleon zu vergöttern und ihn dem Höchsten, was das Christenthum kennt, gleichzustellen. Wer so etwas schreiben kann, der muß durch gemachten Enthusiasmus vollkommen verschroben seyn. Solche Excentricitäten aber hört man nirgends im Volk, das keineswegs seinen Napoleon in eine Art propagandistischen Mahomed zu verwandeln gesonnen ist. Es ist Schade, daß man in der Deputirtenkammer nicht einen mündigeren Geist gefunden zum Berichterstatter als den Marschall Clauzel, welcher Alles nur als Soldat betrachtet. Wäre Thiers als simpler Deputirter noch in der Kammer gesessen, so wäre er ohne Zweifel der tauglichste dazu gewesen. Es handelte sich nicht um ein Abwägen der Tugenden und der Fehler, der großen Thaten und der kleinen Handlungen Napoleons; es handelte sich weder um seine Vergötterung, noch um seine Zerreißung, sondern um ein gewaltiges Interesse der Nationalehre, des Nationalstolzes. So hätte ein Mann das Wort führen sollen mit positiver Erklärung, daß Napoleon nicht der Bonapartismus sey, sondern die Nationalgröße des französischen demokratischen Heldenthums, die verkörperte Ilias der modernen Franzosen. Es ist nicht wahr, was die republicanischen und besonders die ultrademokratischen Blätter behaupten, daß Napoleon in Europa allein Könige und Aristokraten bekämpfte er der überall Könige und Aristokraten buck und schuf, und einen ganzen feodalen Teig aus den demokratischen Elementen zusammenkneten wollte. Napoleon wollte das gesammte europäische Ausland vor seiner Macht und Herrlichkeit zu Boden strecken, als Weltkaiser da stehen, zu seiner persönlichen Glorie. Wer das nicht versteht, der versteht nichts von diesem großen heroischen, aber durch und durch italienischen Mathematikus auf dem Throne.

Zum zweitenmal hat die Pairskammer die Rentenconversion verworfen; man war darauf gefaßt, und selbst die Rede des Ministerpräsidenten ließ diese Ueberzeugung durchblicken. Die Pairskammer hat gethan, was sie ihres Amtes glaubte, die öffentliche Meinung wird ihrerseits thun, was sie für Recht hält. Es gibt Wahrheiten, die in dem Maaße augenscheinlicher und unvermeidlicher werden, je mehr sie Widerspruch finden. Nachdem man die Redner in der Pairskammer, unter Andern Hrn. Persil, gegen die Conversion vernommen, ist man von der Ueberzeugung durchdrungen, daß mit diesem verneinenden Beschluß nur eine kurze Frist gewonnen ist. Nächstes Jahr, und, sollte es nothwendig seyn, die folgenden, wird das Gesetz in der Deputirtenkammer von neuem votirt werden; wird die Pairskammer ewig eine parteiische Opposition bilden wollen? Die Sitzung war glänzend und ehrenvoll für Hrn. Thiers, der den Gegenstand, namentlich von seiner interessantesten Seite, der historischen, mit einer Sicherheit und Klarheit beleuchtet hat, die dem erfahrensten Finanzmanne zur Ehre gereicht hätte. Hr. Thiers wußte, was Hr. Roy, selbst da er Minister war, nicht wußte: den Inhalt und den wahren Charakter der berüchtigten Rede von Cambon. Uebrigens haben wir kaum Zeit, uns um so unbedeutende Dinge zu bekümmern, als die Rentenconversion; müssen wir nicht der großen Subscription zu Gunsten der Asche Napoleons folgen, und die widersprechendsten Meinungen über deren Gelingen oder Fehlschlagen anhören? Wer wird uns von all den prächtigen Invocationen und Widmungen befreien! Auch ein angenehmer und ergötzlicher Puff hat sich in die patriotischen Listen eingeschlichen, wie denn überhaupt die Industrie und die Eitelkeit selten die letzten sind in den hiesigen öffentlichen Demonstrationen. Die Besucher der Pariser Concerte werden längst schon ein Original der sonderbarsten Art bemerkt haben, einen Musiker mit ziemlich scharf ausgeprägten Zügen, voll Beweglichkeit, sehr laut, und seinem Enthusiasmus stets in fremden Mundarten, auf italienisch, spanisch etc. Luft gebend. Es ist Mr. Boucher, le violon. Dieser selbige Boucher nun hatte im Capitole seinen Beitrag zum Monument des großen Mannes geliefert und seinen Namen wie die Andern unterzeichnet. Am andern Tage aber brachte er dem Capitole, und dieses druckte wirklich folgende Notiz, unter dem Vorwande eines Erratums; der Ausdruck ist vortrefflich gewählt: Mr. Alexandre Boucher, ancien soldat de la république, volontaire à Jemappes et à Valmy, est le violon célèbre qui fut depuis directeur de musique en plusieurs cours, et celui dont l'Europe n'a pas moins admiré les talens que sa fortuite et heureuse ressemblance à Napoléon auquel on sait qu'il fit offeir d'aller à Sainte-Hélène à sa place. ... Mich wundert nur, daß der Doppelgänger des Kaisers seine Adresse nicht beigesetzt hat.

Vor einigen Tagen ging das Eigenthum des Journals le Commerce durch Verkauf an eine andere Gesellschaft über, an deren Spitze ein Hr. Mocquart steht. Dieser, im mittäglichen Frankreich geboren, war früher Advocat, dann Unterpräfect, zog sich unter dem Ministerium Molé zurück, und suchte später Präfect zu werden. Seinen politischen Ansichten nach gehört er dem linken Centrum an, und man glaubt, er suche an der Spitze dieses Blattes, nach dem Beispiel des Hrn. Bertin de Vaux vom Journal des Débats und des Hrn. Chambolle vom Siècle, sich den Weg zur Deputirtenkammer zu bahnen. Auch will er in ein paar Monaten als Gérant und Hauptredacteur auftreten. Der National machte gestern den neuen Eigenthümern des Commerce den Vorwurf, für die Folge ein Organ des Bonapartismus zu bilden, was heute von ihnen in schwachen Ausdrücken bestritten wird. Zugleich kündigt das heutige Blatt den Austritt des bisherigen Hauptredacteurs, Hrn. Lesseps, an, der durch einen Wortwechsel mit Hrn. Mocquart über den Inhalt der Antwort auf die Beschuldigung des National veranlaßt wurde. Auf jeden Fall hört die bisherige Verbindung des Deputirten Hrn. Mauguin mit dem Commerce auf, bei welchem er als Actienbesitzer betheiligt war. Die hier abgefaßte auswärtige Correspondenz desselben Blattes wird aber, dem Vernehmen1253 nach, die nämliche bleiben, wenigstens in Bezug auf Deutschland.

Die hiesige Unterzeichnung für Guttenbergs Denkmal ist bis jetzt beinahe zur Summe von 1500 Fr. gestiegen. Man spricht von persönlicher Theilnahme mehrerer hiesigen Gelehrten, Bibliographen, Druckherren und Schriftsetzergehülfen an dem Feste. Bei der Anfertigung der Lyoner Fahne ist es zu heraldischen Streitigkeiten gekommen, bei denen ein Theilnehmer geäußert haben soll: Ihr Herren, sehet Euch wohl vor, daß Ihr Euch Angesichts der nach Straßburg kommenden deutschen Gelehrten nicht lächerlich macht. Es ist dieß jedenfalls eine Anerkennung, die man sich in Ermangelung anderer öffentlichen gefallen lassen muß. Wie es jetzt gewiß ist, verliert unsere Stadt und litterarische Facultät den Verfasser des Ahasverus und Prometheus. Quinet ist seit acht Tagen von einer Reise nach Paris zurückgekommen, und hat seine dortige Professur der modernen Litteratur mitgebracht. Da sein Hörsaal durch die Assisen in Anspruch genommen wird, so mag es wohl für dieß Jahr bei den sechs Stunden sein Bewenden haben, mit denen er sein Publicum beglückte, und wofür ihm (hört es, ihr deutschen Gelehrten kleiner Universitäten!) die Summe von 4000 Fr. nicht entgehen kann. Auch Hr. Nivière, dessen gewisse Anstellung als Professor der Agricultur durch die Ministerialkrisis verzögert ward, hat über seine Reise ins landwirthschaftliche Deutschland nur in drei Vorlesungen kurzen Bericht geben können, der inzwischen von demselben Begeisterungsrausch zeugte, den alle zum erstenmal aus Deutschland zurückkommenden Franzosen haben. Man vergleiche die Cousin, Marmier, Lerminier, St. Marc Girardin u. s. w. Oftmals dient den französischen Gelehrten eine Reise nach Deutschland als eine Leiter zu höhern Ehrenstellen. Die Leiter wird fortgeworfen, sobald die Stelle erklommen; was thut man damit, sie hat ausgedient! Ohne diese selbstsüchtigen Absichten zu empfehlen, möchten wir inzwischen doch einem großen Theil deutscher Reisenden wünschen, die Früchte ihrer Reisen mehr zu concentriren, und statt eines gemüthlichen Aufgehens in alle übrigen Volksthümlichkeiten oder eines kalten geschichtlichen Auffassens aller Situationen gesunde praktische Erfahrungen aus den Fremdländern mit als Keime neuer Wohlfahrt ins Vaterland heimzubringen. Wenn ein Franzose ein Fremdland exploitirt hat, wirft er den Reisemantel, mit dem er sich eine Zeit lang vor dem Publicum sehen ließ, plötzlich ab. Er wird wieder Mensch; denn dieß Wort scheint ihm synonym mit Franzose. Uebrigens glaubt man, daß der aus der Revue des deux Mondes bekannte Hippolyt Fortoul Quinets Stelle dahier einnehmen werde.

Tagebuch eines Militärs, der die letzte Expedition mitgemacht, finden wir über den blutigen Tag vom 20 folgende Aufzeichnung: Wir gingen von Medeah zurück, und nach Verlauf einer Stunde erblickten wir am Fuß eines Hügels, nicht weit vom Wege, eine Colonne von 8000 Mann in Schlachtordnung aufgestellt, die, wie es schien, von dort aus uns beobachten sollte. Wir setzten unsern Marsch fort, indem wir der arabischen Colonne, die sich zu unserer Linken befand, auswichen, und kamen in das Lager der Oelbäume ohne einen Schuß zu thun. Sobald wir aber in einem ziemlich engen Thale waren, wurden wir von den Arabern angegriffen, und die Nachhut, aus dem 17ten leichten Infanterieregiment bestehend, hielt, um dem Feind zu begegnen. Die feindliche Colonne ward immer stärker und das 17te Regiment fand sich abgeschnitten, ohne daß es ihm möglich geworden wäre, so überlegenen Kräften auf lange zu widerstehen; es verlangte Verstärkung, die ihm unglücklicherweise zu spät zukam. Als der Feind sah, daß er es mit einer kleinen Anzahl zu thun hatte, griff er sie mit großer Heftigkeit an; seine Reiter stiegen ab, und besetzten eine kleine Anhöhe, die das 15te ungeschickter Weise verlassen hatte. Ermuthigt durch diesen Vortheil, drängten uns die Araber heftig, die verlangten Verstärkungen kamen nicht schnell genug an, unsere Husaren-Escadrons stiegen ab und suchten als Tirailleurs den Feind zu verhindern, alle Vortheile des Terrains zu benützen. Aber ein reguläres Bataillon Abd-El-Kaders bricht aus einer Schlucht zu unserer Rechten hervor und stürzt sich auf die Nachhut. Endlich kommen die Zuaven und die Tirailleurs von Vincennes und befreien das 17te leichte Regiment, das in diesem Gefechte fast aufgerieben wurde, denn es hat 100 Todte und 380 Verwundete, ja es mußte sogar einige Verwundete zurücklassen. Dessen ungeachtet verdient sein Betragen Lob, denn es ließ sich eher niederhauen, als daß es einen Schritt zurückgewichen wäre. Jeder Soldat hat 120 Patronen verschossen, da die Cavallerie neue herzutrug. An der weißen Ulme haben die Araber eine Compagnie des 17ten angegriffen, die ihre Patronen verschossen hatte. In Folge dieses Gefechts bietet die Nachhut ein trauriges Bild. Da das Feldhospital sich an der Spitze dieser Colonne befand und nicht zurückgehen konnte, weil der Weg durch das Convoi versperrt war, gingen diejenigen Verwundeten, die sich noch fortschleppen konnten, von ihren Cameraden unterstützt. Resultat der Expedition: ein Feldzug von 29 Tagen; Besetzung der Maierei Muzaya und der Stadt Medeah; 2500 Mann kampfunfähig, von denen 700 todt und 1800 krank oder verwundet. Hiernach kann die öffentliche Meinung in Frankreich den Marschall und das Gouvernement beurtheilen, das ihm sein Vertrauen fort und fort schenkt.

Italien.

Der englische Consul hat neulich die im Königreich ansässigen englischen Kaufleute aufgefordert, ihre Ansprüche auf Entschädigung für Verluste einzugeben. Dabei kommen die unbilligsten, empörendsten Forderungen zum Vorschein. Häuser, welche in früheren Jahren vielleicht ein oder zwei Ladungen per Jahr exportirten, verlangen eine Entschädigung von 100,000 bis 200,000 Ducati! Zu der hier liegenden englischen Flotte von 10 Segeln werden dieser Tage noch 3 Linienschiffe und 2 Dampffregatten erwartet, wahrscheinlich um der Regierung durch eine solche Macht zu imponiren.

Gestern sind mehrere Couriere von Neapel kommend hier durch nach dem Norden geeilt, und seitdem hat man mancherlei düstere Gerüchte in Umlauf gesetzt, welche nicht geeignet sind, die gehegte Hoffnung einer baldigen Beilegung des bestehenden Streites mit England zu bestätigen. Aus Sicilien sind unverbürgte Gerüchte über stattgehabte Ruhestörungen auf mehreren Punkten dieser Insel eingelaufen, indessen müssen wir die nächste Post erwarten, um etwas Bestimmtes darüber mittheilen zu können. Von unserem diplomatischen Corps haben bereits mehrere Herren einen Urlaub für die heißen Sommermonate erhalten, welche sie zu Erholungsreisen nach einem kühleren Klima verwenden wollen. Der französische Botschafter, Graf Latour-Maubourg, reist mit Familie nach Paris; der russische Gesandte, Hr. v. Potemkin, geht nach dem nördlichen Italien, und der erste Secretär der russischen Gesandtschaft, Hr. v. Krivzoff, ist bereits mit seiner Familie nach St. Petersburg abgereist. Heute am Himmelfahrtsfeste hat Se. Heiligkeit der Papst der Messe in seiner Pfarrkirche S. Giovanni in Laterano assistirt, und nach Beendigung derselben seinen apostolischen Segen von der Loggia dieses1254 Tempels an die versammelten Gläubigen unter dem Donner der Kanonen und Geläute aller Glocken ertheilt.

Der russische Gesandte, Hr. v. Potemkin, hat mittelst einer officiellen Note dem Cardinal-Staatssecretär Lambruschini die Anzeige von der Arretirung des Bischofs von Podlachien, Mons. Gutkoroski, und der Deportation desselben aus seiner Diöcese nach einem Kloster im Gouvernement Mohilew, gemacht. Als Grund dieser gewaltsamen Handlung wird ein von dem Prälaten erlassenes Schreiben angegeben. Es ist noch nicht bekannt, welche Antwort auf diese Anzeige erfolgte, aber man wird sich leicht einen Begriff machen können, welche Wirkung solches Verfahren hier hervorrufen muß, und leider ist man noch auf weitere willkürliche Maaßregeln gegen die Kirche in Rußland vorbereitet, die nächstens erfolgen dürften. Der oft genannte Agent von Don Carlos, Marchese di Villa Franca, ist seit mehreren Tagen hier und soll sich, wie er bereits an andern Höfen gethan, lebhaft für eine Verwendung beim französischen Cabinet, wegen Freilassung seines Herrn, an die hohe Geistlichkeit gewendet haben. Der bekannte General der Trappisten, Abbé Maria Joseph de Géramb, Verfasser des Voyage de la Trappe à Rome, ist heute über Civita vecchia nach Frankreich abgereist.

Deutschland.

In einer der letzten Sitzungen der Stände erklärte der Landtagscommissär sich für beauftragt, bei der Ständeversammlung sowohl als deren Präsidenten und Ausschüssen nach Kräften darauf hinzuwirken, daß unter gehöriger Beobachtung der ständischen Geschäftsordnung das Verfahren und die Behandlung der Geschäfte sprach - und zweckmäßig eingerichtet werde und vorschreite. Es sehe sich die Regierung gedrungen, an die Ständeversammlung die Aufforderung ergehen zu lassen, eine weniger detaillirte und mehr beschleunigte Behandlung der Vorlagen und eine, auf die Gegenstände der Proposition sich beschränkende, Thätigkeit zum Ziele ihres Strebens zu nehmen. Der Präsident verwahrte die Versammlung dagegen, als bleibe sie nicht in ihren verfassungsmäßigen Schranken, und fügte hinzu: die Absicht der Staatsregierung könne es nicht seyn, die Versammlung zu hindern, selbstständige Anträge ihrer Mitglieder zu vernehmen, und darüber zu beschließen, oder die Eingaben von Unterthanen von der Berathung auszuschließen. Er war für Ueberweisung dieser Eröffnung an einen Ausschuß. Die Ueberweisung an den Budgetausschuß ward beschlossen. (Kass. A. Z.)

Der heutige Geburtstag des Kronprinzen k. H. hat keine Festlichkeiten gebracht, und wird selbst die Anwesenheit des Großherzogs von Oldenburg und der Herzogin von Anhalt-Dessau, die zu diesem Tage die hiesige Residenz besucht haben, zu Festlichkeiten keinen Anlaß geben: es heißt, Se. Maj. der König liebe seit einiger Zeit größere und geräuschvollere Versammlungen nicht mehr. Der Ständeversammlung, die gestern um Erlaubniß bat, in corpore oder durch eine zahlreiche Deputation ihre Glückwünsche darzubringen, ward erwiedert: königliche Hoheit danke für die guten Intentionen, müsse aber die Deputation ablehnen, um nicht dadurch eine Unterbrechung der Kammer in ihrem wichtigen Werke zu veranlassen. Dieses wichtige Werk schreitet denn auch ziemlich rasch vorwärts. Der Entwurf des neuen Reglements ist jetzt der Ständeversammlung mitgetheilt; daß die unangenehmen Erfahrungen der letzten Jahre dabei benutzt, und Wiederholung derselben überall vorgebeugt worden, läßt sich denken (die Beschlußfähigkeit zweiter Kammer ist an die Anwesenheit von 20 Mitgliedern gebunden); in noch reicherem Maaße werden die Erfahrungen der letzten drei Jahre bei dem Wahlgesetze benutzt seyn, mit dessen Entwerfung die Regierung jetzt beschäftigt ist. Wie diese Erfahrungen und der bittere Eindruck, den sie gemacht haben, überall zu Grunde gelegt wird, geht aus einer Menge Bestimmungen der neuen Verfassung, oft auch nur aus neuen Interpretationen früher für ganz unschuldig und nichtssagend gehaltener Sätze hervor. So z. B. hat die (auch im Staatsgrundgesetz enthaltene) Bestimmung des Verfassungsentwurfs, daß die beim Schlusse eines Landtags abtretenden Deputirten wieder wählbar sind die man bisher als unbedeutend übersah eine große Bedeutung erhalten durch die (bei Berathung derselben in zweiter Kammer ausdrücklich hervorgehobene) Interpretation, die man ihr per argumentum a contrario zu geben gedenkt, daß nämlich nur die beim Schlusse eines Landtags, nicht aber während desselben (durch Resignation) abtretenden Deputirten wieder wählbar sind. Und so mehreres. Ein Gerücht will wissen, daß zu den am Oberappellationsgerichte für den neu einzurichtenden Criminalsenat zu schaffenden fünf neuen Rathsstellen die Justizräthe v. Knesebeck (zu Göttingen, bekannt durch seine Broschüre vom Jahre 1831), v. Wangenheim (zu Hannover, Mitglied erster Kammer und Coreferent bei der Commission über die Minoritätswählen), v. Bothmer (zu Celle, nicht der von der Universität gewählte Justizrath gleichen Namens), Hofrath Klenze (bekannt) und Oberamtmann Hagemann (zu Wennighen, bekannt durch seine Stadtdirectorschaft vom 17 Jul. v. J.) ernannt werden würden. Da nun obendrein in kurzem das neue Gesetz über das Verfahren in Criminalstrafsachen publicirt werden wird, nach welchem bekanntlich ein auf Impuls des Justizministeriums handelnder Fiscal in geeigneten Fällen auf Strafschärfung (reformatio in pejus) antragen kann, so glaubt man den Schlüssel zu der Hemmung gefunden zu haben, welche die Criminaluntersuchung gegen den Magistrat vor kurzem erlitten. Es heißt, man wolle Zeit gewinnen zur Publication jener Gesetze (über die Einrichtung des Criminalsenats und des Criminalstrafverfahrens). Ob diese Vermuthung gegründet, oder nur von Uebelwollenden erfunden worden, steht dahin.

Laut Briefen aus Wismar ist dem dortigen Magistrat von Seite der großherzoglichen Regierung in Schwerin die Anzeige gemacht, daß diese die Einwilligung zur Errichtung einer Eisenbahn von dort über Boitzenburg geben würde, wenn die Stadt die Ausbaggerung des Hafens, so daß 200 Schiffe bequem darin liegen können, auf ihre Kosten übernehmen und das Octroi so wie den dort bestehenden Durchgangszoll aufheben wolle, zu welcher Aufhebung sie sich bereit erklärt hat. Man glaubt, daß eine Uebereinkunft zwischen den Regierungen von Rußland, Preußen, Hannover und Mecklenburg getroffen, zufolge welcher die Dampfschifffahrt von St. Petersburg für die Folge anstatt nach Lübeck nach Wismar gehen soll, wenn eine Eisenbahn von dort aus gelegt wird, die sich bis zur Elbe erstreckt, und auf dem südlichen Ufer fortgesetzt würde. Hierdurch wären die Ansprüche, welche Kiel ungeachtet seiner Lage in dem nordwestlichsten Winkel der Ostsee auf diese Schifffahrt macht, beseitigt. Das arme Lübeck ist also nicht mehr zu retten, selbst wenn es sich der Krone Dänemark unterwirft und dadurch eine Eisenbahn nach hier erlangt, wir müßten denn gleichfalls im Stande seyn, eine nach dem Süden zu bauen, was wir schon vor fünf Jahren beabsichtigten, aber durch höhere Gewalten daran, so wie an der nach Norden, verhindert wurden.

Preußen.

Nächst der großartigen Reiterstatue von Rauchs Meisterhand will Berlin auch durch andere, mehr die bürgerlichen Regententugenden Friedrichs symbolisirende Stiftungen das Andenken des Königs ehren. Der Magistrat1255 hat zu diesem Zwecke ein Reisestipendium von 600 Thalern für ausgezeichnete Zöglinge der Gewerbsschulen ausgesetzt, und läßt vor den Thoren eines östlichen Stadttheils einen neuen Park unter dem Namen Friedrichshain anlegen. Hinter den Bürgern und den Gewerben will auch die Wissenschaft nicht zurückbleiben; die Akademie hat daher zwei Friedrichspreise, von jeden 200 Ducaten, ausgesetzt. Eine dieser Aufgaben geht von der physikalisch-mathematischen Classe aus, und betrifft eine ausführliche Untersuchung der Abel'schen Integrale; die andere, von der philosophisch-historischen Classe gestellt, und daher auch mehr geeignet, die Feier, um die es sich handelt, zu bezeichnen, verlangt eine aus beglaubigten Quellen geschöpfte Darstellung Friedrichs II mit vergleichender Beziehung auf den (im Jahr 1640 zur Regierung gekommenen) großen Kurfürsten, so daß entwickelt werde: 1) das System, der Inhalt und die Richtung ihrer innern Verwaltung und ihrer äußern Politik; 2) welchen Einfluß hierauf die Zeitverhältnisse und der Zeitgeist, so wie die Verschiedenheit der Charaktere und der Bildung der beiden Herrscher ausübten; 3) welcher Werth und welche Folgen ihren Grundsätzen und Thaten sowohl für ihre Zeit als in weltgeschichtlicher Hinsicht beizumessen seyen. Als Termin für die Einsendung der Arbeiten ist der Monat August 1843 festgesetzt.

So eben ist per Estafette aus Berlin die Nachricht hier eingegangen, daß Se. k. Hoh. der Prinz Wilhelm (Sohn des Königs), welcher bestimmt war, seine erlauchte Schwester, die Kaiserin von Rußland, hier zu empfangen, nunmehr nicht nach Posen kommen wird. Als Grund wird angegeben, daß der Prinz am 31 d. M., dem Gedenktage des vor hundert Jahren stattgehabten Regierungsantritts Friedrichs des Großen, die Feier der Grundsteinlegung zu einem Denkmal für den großen Monarchen auf dem Zorndorfer Schlachtfelde durch seine Gegenwart verherrlichen werde. In dem Reiseplan der Kaiserin sind bis jetzt keine abändernden Bestimmungen eingetreten: die erlauchte Frau trifft heute oder morgen in Warschau, und Sonntag den 31 d. Nachmittags hier in Posen ein, wo sie ihr Absteigquartier im Schlosse nehmen wird. Die Kaiserin reist übrigens im strengsten Incognito und alle Empfangsfeierlichkeiten sind auf das bestimmteste verbeten. Ueber den Gesundheitszustand derselben lauten die Nachrichten durchaus zufriedenstellend. Von Berlin ist ihr der königliche Flügeladjutant v. Thümen, der vorgestern hier durchreiste, nach Warschau entgegengeschickt. Ueber den Reiseplan des Kaisers, dessen Aufenthalt in der polnischen Hauptstadt auf sechs Tage bestimmt seyn soll, verlautet hier nichts Näheres; indessen ist bekannt, daß Se. Majestät Ueberraschungen liebt. In unsern kirchlichen Angelegenheiten hat sich neuerdings nichts Bemerkenswerthes zugetragen; der status quo dauert unverändert fort. An die Stelle des am Charfreitage hierselbst verstorbenen Präsidenten der hiesigen Regierung ist, wie es heißt, der geh. Finanzrath v. Beiermann in Berlin, bisher im Ministerium angestellt, ernannt worden.

Oesterreich.

Der seit kurzem hier anwesende, mit einer Mission nach Montenegro beauftragt gewesene kais. russische Hofrath v. Tscheffkin ist dieser Tage von hier nach Orsowa abgegangen. Man vermuthet, daß seine Sendung auf die neuesten Vorgänge in Serbien Bezug habe, welche Vermuthung durch den Umstand bestärkt wird, daß Privatnachrichten zufolge, der resignirte Fürst Milosch von Serbien auf seiner projectirten Reise nach Wien in Orsowa erwartet wird, um da Quarantaine zu machen. Orsowa ist bekanntlich nur durch die Donau von Serbien getrennt. Durch allerhöchste Entschließung ist der früher bei der k. k. Gesandtschaft in Madrid angestellt gewesene k. k. Legationssecretär, Hr. v. Raimond, zum Legationsrath befördert und dem k. k. Gesandtschaftsposten am Turiner Hofe zugetheilt worden. Der dortige k. k. Gesandte, Fürst Felix Schwarzenberg, ist, wie kürzlich berichtet, zum Gesandten am russischen Hofe ernannt worden. Da das für die Zeit des Baues einer neuen Börse gemiethete Local wegen Mangel an Raum sich nicht geeignet erwies, so ist der Abbruch des bisherigen Locals vorläufig verschoben und die Börse wieder dahin verlegt worden. Um nun aber doch im Abbruch und Neubau nicht zu lange aufgehalten zu seyn, ist es dringende Aufgabe geworden, ein anderweitiges geeignetes Local auszufinden, und so entstand der Plan, für die Zeit des Baues der neuen Börse auf dem schönen Platze in Mitte der Stadt am Hof genannt, ein provisorisches Börsenlocal eigens zu erbauen, welcher Plan bereits die allerhöchste Genehmigung erhalten haben, und dessen Ausführung circa 15,000 fl. C. M. kosten soll.

Das Namensfest Sr. Maj. des Kaisers ist heute in gewohnter Stille gefeiert worden. In den Casernen war große Kirchenparade. Se. D. der Staatskanzler Fürst v. Metternich gibt heute aus diesem festlichen Anlasse ein großes Diner von 48 Gedecken, wozu sämmtliche Chefs der hier beglaubigten Missionen, so wie auch mehrere gegenwärtig hier befindliche österreichische Diplomaten eingeladen sind. Der k. schwedische Gesandte, Graf v. Löwenhjelm, hat Wien gestern in Urlaub verlassen. Der englische Botschafter, Baron Beauvale, schreitet in der Besserung fort; er war es, nicht der russische Botschafter, der wegen Krankheit beim dießjährigen Blumenfest nebst den Gesandten von Würtemberg und Belgien fehlte, wovon ersterer in Urlaub abwesend war, letzterer aber wegen der in seiner Familie ausgebrochenen Masernkrankheit nicht eingeladen werden konnte. Aus Griechenland ist auf der Rückseite nach Berlin der am dortigen Hofe beglaubigte k. preußische Ministerresident, Hr. v. Brassier de St. Simon, hier eingetroffen. Se. k. H. der Erzherzog Maximilian von Este, welcher gegenwärtig auf seiner Herrschaft Ebenzweier sich aufhält, ist daselbst durch den Besuch seiner durchlauchtigsten Schwester, der verwittweten Frau Kurfürstin von Bayern, dieser Tage aufs angenehmste überrascht worden.

Obgleich der Ausdruck ständischer Abschiedsreden nicht allemal der getreue Refler der allgemeinen Stimmung am Schlusse der Verhandlungen seyn dürfte, weil Vieles davon sich in den Formen der wechselseitigen Etikette und Urbanität bewegt, so treten doch diese Nebenumstände bei den zwischen dem Erzherzoge Reichspalatin und den ungarischen Ständen gewechselten Abschiedsreden so tief zurück, daß aus der folgenden Mittheilung die allgemeine Zufriedenheit über die Resultate des verflossenen ungarischen Landtags unverkennbar und im hellen Lichte hervorgeht. Der Erzherzog hielt am Schlusse des Landtags folgende der Preßburger Zeitung entnommenen Rede: Hohe Magnaten und löbliche Stände! Gleichwie jede Mühewaltun, wenn Zeit und Arbeit ersprießlich angewendet worden sind, dem sich damit Befassenden ein beruhigendes Bewußtseyn gewährt, ebenso haben auch wir Ursache, bei Beendigung dieses Landtags uns gegenseitig Glück zu wünschen. Wenn wir die Früchte unserer Bemühungen betrachten, die uns heute nach gemeinschaflicher Berathung mit dem besten Landesfürsten zu Theil wurden, so erblicken wir selbe in den heute mit königlicher Sanction bekräftigten und veröffentlichen Gesetzen als vielfach und heilbringend. Diese Gesetze betreffen alle Classen der Bevölkerung, und gereichen insbesondere1256 zur Vermehrung der Wohlfahrt eines Jeden. Um nur Einiges zu erwähnen, ist der Zustand der Unterthanen, welcher im vorigen Landtage gesetzlich bestimmt wurde, nun dadurch bedeutend verbessert worden, daß diejenigen, welche besser für sich sorgen wollen, sich von allen dem Grundherrn gebührenden Abgaben und Leistungen nach einem allgemeinen Maaßstabe für ewige Zeiten loskaufen können. Die gesammte Feldwirthschaft, für uns von so großer Wichtigkeit, ist durch weise Vorkehrungen gegen alle Beschädigungen geschützt; der Credit wurde durch die mit Fleiß und Mühe ausgearbeitete Wechselordnung und die hierzu bestellten besondern Gerichtshöfe, die bisher in Ungarn mangelten, dergestalt gehoben und befestigt, daß der Handel des Landes dadurch einen sehr erfreulichen Zuwachs erhalten muß; auch kann ich jene Begünstigungen nicht übergehen, welche den Wünschen der Nation entsprechen, und welche dieser Landtag hinsichtlich der ausgebreiteten Anwendung der Landessprache gleichfalls beförderte. Mögen nun die hohen Magnaten und löblichen Stände, in ihrer Heimath angelangt, von der Huld des allergnädigsten Landesfürsten Zeugenschaft geben, deren neueste und sprechendste Beweise die Gesetze dieses Landtags sind; mögen dieselben auch durch ihren weisen Rath zur Förderung der allgemeinen Wohlfahrt und zur Befestigung der Eintracht thätig mitwirken; mögen sie schließlich mir ferner auch das Zutrauen schenken, von welchem ich im Laufe dieses Landtags wieder so offenbare Beweise erhielt, daß selbe in meinem Gemüthe nie erlöschen werden, der ich gegenseitig wünsche, daß die hohen Magnaten und löblichen Stände insgesammt und einzeln von meiner aufrichtigen Zuneigung sich überzeugt halten wollen. Nachdem hierauf der Fürst Primas gleichfalls in entsprechender Weise eine feierliche die innigsten Wünsche für das Wohl Sr. k. Hoh. des Erzherzogs Reichspalatins an den Tag legende Rede gehalten, erwiederte der königliche Personal diese Aeußerungen durch eine an den Erzherzog, die Magnaten und die Reichsstände gerichtete Gegenrede, der wir Folgendes entnehmen: Nachdem wir die Mittel der innern und äußern Sicherheit, dem väterlichen Wunsche des besten Königs entsprechend, nicht für den rauhen Krieg, sondern für Aufrechthaltung eines das Wohl der Menschheit sichernden Friedens gesetzlich dargeboten haben, genehmigten uns Se. Maj. allergnädigst, daß wir mit gewissenhafter Beobachtung der Grundsätze unserer Constitution neue Gesetze brachten, wodurch die Würde und Verbreitung der Nationalsprache, das Eigenthum der nicht adeligen Volksclassen, der Credit, der Handel, die Industrie gesichert und vermehrt wurden. Auf dieser gesetzgebenden Bahn war unser Hauptzweck, die Wohlthaten der Constitution auf alle Abtheilungen der Nation auszudehnen, die Freiheit des Geistes, des Fleißes und des Besitzthums zu erweitern, die geistigen und materiellen Samen des bürgerlichen Wohls zu pflegen, und die belebende Ordnung zu sichern, damit das körperlich und geistig starke, zufriedene und glückliche Volk dem Vaterlande und dem dasselbe beglückenden Landesfürsten treu verbleibe. Hierin bestand die Aufgabe dieses Landtags; diesen Zweck hatten dessen nunmehr zur Gesetzeskraft erhobene Ergebnisse, welche wir durch Eintracht und eine die Ruhe fördernde Ausgleichung erreichten, und wofür wir vor Allem unserm allergnädigsten Herrn und König dankverpflichtet sind, der, ein Titus des Jahrhunderts, Besorgnisse entfernte, Schmerzen linderte und so die Gemüther beruhigte und die Herzen eroberte. Auch wird der Himmel gewähren, daß diese durch die weise Regierung Sr. Maj. bekräftigten Gesetze im Wege der Vollziehung bald ins Leben treten und die erfreulichsten Früchte tragen, daß Vertrauen, Einigkeit, bürgerliche Ruhe, Ordnung und Fleiß und dadurch die allgemeine Wohlfahrt des Landes aufleben, damit Jeder die Gegenwart zufrieden genieße und einer noch bessern Zukunft mit schönen Hoffnungen entgegen sehe. Dankverpflichtet sind wir auch Sr. k. Hoh. dem durchlauchtigen Erzherzoge Reichspalatin! Zum zehntenmale ertönt nun der Dank und Freudenruf der sämmtlichen Reichsstände, womit Eure k. Hoh. für die erhabensten Tugenden und die weiseste Leitung der Kranz bürgerlicher Hochverdienste zuerkannt wird, denn wahrlich Alles, was auch dießmal für die Nation erwünscht, angenehm, beruhigend und ausgleichend war und geschah, haben wir hauptsächlich Eurer k. Hoh. erfolgreicher Dazwischenkunft zu verdanken. Nicht genügend vermag ich die Hochverdienste des erhabenen Palatins zu rühmen, höchstdessen Thaten in unserer Geschichte unvergänglich glänzen, höchstdessen halbseculare Amtsführung und glanzvolle Stellung einer glorreichen Geburt, ja sein ganzes Leben unserer Nation gewidmet war. Dieß theure Leben möge der Allgütige noch lange Jahre hindurch mit Kraft und Gesundheit segnen; dieß ist unser Aller innigster Wunsch u. s. w.

1249

General Rosas.

Die Vermischung der Spanier mit Indianerinnen in Buenos-Ayres und Chili hat zwei merkwürdige Stämme erzeugt: die Gauchos in den Pampas der argentinischen Republik und die Guasos in den Hochebenen von Chili. Kühn, freiheitathmend, verwegen und rachsüchtig ist der Gaucho; alle Welt hält er für seinesgleichen. Zu Pferde nur will er sich rühren; Mann und Thier sind gleichsam mit einander verwachsen. Im wahren Sinne des Worts ist der Gaucho ein Gentleman. Der Guaso dagegen hat vielleicht noch mehr Geschicklichkeit zu Pferde; aber er hält sich für geringer, als der übrige Theil der bessern Gesellschaft, und verdingt sich zu allen Arbeiten. Der aristokratische Geist von Chili hat seinen Charakter gedämpft; in den Pampas hat dieser Geist keine Wurzel fassen können. Wie die Ebenen fast schrankenlos sich ausbreiten und Nahrungsfülle in jeder Richtung gewähren, so will der Gaucho fessellos einherschreiten, und wie über Thiere auch mit Macht über Menschen gebieten. General Rosas, der Gewaltige, ist von diesem Schlage. Einen Vertilgungskrieg hat er gegen Pincheira, auch eine Art Gaucho, den Häuptling wilder Indianer, geführt, und die ganze argentinische Republik durch seinen Namen in Schrecken gesetzt. Vom Februar 1820 bis zum März 1835 wurde die Regierung von Buenos-Ayres fünfzehnmal über den Haufen geworfen, bis endlich Rosas an die Spitze gerufen wurde, was er aber ohne unumschränkte Gewalt nicht annehmen wollte. Ein Briefchen allein, worin er die Umtriebe der Parteiwuth mißbilligte, trieb den Statthalter der Provinz, die Minister und einige hundert Soldaten in die Flucht.

General Rosas hat ungeheure Besitzungen. Sie umfassen einen Flächengehalt von 74 Geviertstunden und nähren 300,000 Stück Vieh. Seine Güter werden vorzüglich verwaltet, und ihr Ertrag ist immer besser als bei andern Grundbesitzern. Die Verwaltungsregeln, welche er selbst gegeben hat, und die Abrichtung einiger hundert Gauchos, um die Einfälle der Indianer abzuhalten, haben ihm zuerst einen Namen gemacht. Eine seiner Vorschriften bestand darin, des Sonntags kein Messer im Gürtel zu tragen, wie es dort die ganze Woche gebräuchlich ist. Er wollte so Streitigkeiten und Blutvergießen verhindern. Wer dagegen handelte, wurde wagerecht an vier hölzernen Pfählen aufgehängt, wie man die Häute zu trocknen pflegt. Eines Sonntags erschien der Statthalter von Buenos-Ayres in großem Gepränge, um dem General einen Besuch zu machen. Rosas, in der Eile, ihn zu empfangen, trat mit dem Messer im Gürtel hinaus. Der Aufseher des Guts zupfte Rosas beim Arme und erinnerte ihn ans Gesetz, worauf der General sich zum Statthalter wandte, ihm erklärend, daß er das Gesetz übertreten habe und an den Pfahl müsse, auch in seinem eigenen Hause von diesem Augenblick an nicht mehr zu befehlen habe. Wie gesagt, so gethan. Nach einiger Zeit ließ ihn der Aufseher wieder heraus. Gut, sagte der General, jetzt hast du gefehlt, nun mußt du an den Pfahl. Solche Handlungen machen den Gauchos die größte Freude, die alle eine hohe Meinung von ihrer Gleichheit und Würde haben.

Rosas ist ein vortrefflicher Reiter, und er hat seine Erwählung zum General einem Kunststück zu verdanken, das ihm nicht Viele nachahmen werden. Die versammelten Kriegerschaaren ließen nämlich eine Anzahl wilder Pferde in einen Corral treiben eine Verzäunung, worin gewöhnlich Thiere geschlachtet werden. Ueber dem Eingang in diese Verzäunung wurde ein Balken befestigt, von welchem hinab Rosas auf eines der freigelassenen Pferde sich schwingen, ohne Sattel und Zaum es reiten und auch wieder nach dem Corral zurückbringen sollte. Dieß war Bedingung zur Befehlshaberstelle. Rosas hat es gethan, er wurde sogleich zum General erwählt.

In der Unterhaltung ist er enthusiastisch, aber sehr ernst. Er hält zwei Hofnarren, wovon einer folgende Geschichte von seinem Herrn und Meister erzählt hat: Einst wollte ich ein Stück Musik hören. Ich ging zum General, um ihn darum zu bitten. Packe dich, war die Antwort. Ich ging wieder hin, und er sagte, wenn du noch einmal kommst, wirst du bestraft! Zum drittenmal ging ich hin, und er lachte. Ich rannte zum Zelt hinaus, aber es war zu spät. Zwei Soldaten packten mich auf seinen Befehl, und ich mußte an den Pfahl. Ich bat bei allen Heiligen, mich zu verschonen; aber es half nichts. Wenn der General lacht, verschont er weder Narren noch Weise.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Politische Aussichten. Die bevorstehende Präsidentenwahl. Die Deutschen.

Das ganze Land befindet sich in einem Zustand politischer Aufregung, wie ich es noch nie gesehen, und wie nur aus dem gänzlichen Stillstand des Handels und der Fabriken, und dem niedrigen Preise der Arbeit in allen Staaten des Nordens erklärbar ist. Wir befinden uns inmitten eines Bürgerkriegs, bis jetzt zwar ohne Blutvergießen, aber in seinen Folgen vielleicht noch schlimmer auf den Credit des Staats wirkend, als ein Streit um die höchste Staatsgewalt der einen oder der andern Partei. Jackson, dessen Vaterlandsliebe und Heldentugenden wir keineswegs in Abrede stellen, hat den Fehler begangen, die arbeitenden untersten Classen, und mit ihnen hauptsächlich den Ackerbauer gegen die höheren, verfeinerten Stände feindlich aufzuregen, bis zuletzt das Land gegen die Städte, der stätige Fleiß des Landmanns gegen den Unternehmungsgeist des nicht minder thätigen Fabricanten in die Schranken getreten und die höchste Lebensfrage der Republik bloßes Loosungswort stürmisch angeregter Leidenschaften geworden ist. Ich bin zwar keiner von denen, welche aus diesen Erscheinungen sogleich den Untergang des Staatenvereins, oder wohl gar die politische Auflösung unserer Verfassung prophezeien; aber dessen ungeachtet kann ich Ihnen nicht länger verhehlen, daß ein fortgesetzter Krieg gegen diejenigen Classen der Gesellschaft, welche hauptsächlich Amerika zu dem gemacht, wofür es in Europa gilt, unsern Wohlstand auf viele Jahre, vielleicht auf ein halbes Jahrhundert zu Grunde richten und das Land an den Rand des Verderbens bringen dürfte. Läugnen wir es nur nicht, wir befinden uns am Rande des Verderbens, wir gränzen an den Zustand der südamerikanischen Staaten. Die verschiedenen Classen der Gesellschaft haben einander den Fehdehandschuh hingeworfen, und das ist etwas ganz Anderes und in seinen verderblichen Folgen Unabsehbares, als alles Trachten und Streben nach einer verschiedenen rein politischen Organisation, wie z. B. in Frankreich, wobei es nur auf Formen, auf abstracte Regierungsgrundsätze oder auf eine verschiedene Stellung zum Auslande und zu den Weltmächten abgesehen ist. Dergleichen Veränderungen können von blutigen Revolutionen begleitet seyn und zu den verheerendsten Kriegen führen, aber sie schwächen bei weitem weniger die Cohäsion, den innern Zusammenhang der den Staat bildenden Gesellschaft1250 und sind nicht selten ein Mittel, denselben wenigstens momentan noch höher hinaufzustimmen. Aber in einem Kriege der verschiedenen Interessen, in welchem Einer alle Uebrigen zu Sklaven machen, und die Harmonie der verschiedenen menschlichen Bestrebungen, wie sie nicht etwa der Staat, sondern die Natur, der Charakter der Menschheit überhaupt bedingt, von einer einzigen krankhaft angeregten Thätigkeit, und das nur in einer einseitigen Richtung, abhängig machen will, geht nothwendigerweise der Zweck des Staats, die Sicherstellung des Eigenthums und der Rechte seiner Bürger im ausgedehntesten Sinne des Worts selbst unter, und mit ihm das öffentliche Vertrauen, die aus der Gesammtwirkung aller Kräfte entspringende nationale Individualität, und hiedurch die Fähigkeit, andern organisirten Staaten gegenüber eine Achtung gebietende Stellung einzunehmen. Daß wir uns diesem Zustande nähern, beweist der gesunkene Staatscredit inmitten des tiefsten Friedens, der Stillstand aller Industrie, die unbeendigt bleibenden Eisenbahnen und Canäle, die in allen Häfen in großer Anzahl liegenden Schiffe, welche vergebens auf Fracht warten; endlich ganze Schaaren hungriger Arbeiter, welche gerne um die bloße Kost irgendwo ein Unterkommen finden möchten. Die einseitigen, von der jetzigen weniger talent - und charakterlosen, als den Factionen schmeichelnden Regierung ausgegangenen Maaßregeln, namentlich aber das so oft und so dringend angepriesene System der Sparsamkeit, von dem unser Finanzminister so viel zu reden und so schlecht zu schreiben versteht, daß die Congreßglieder seiner eigenen Partei eingestehen, sie wüßten nicht, was er dabei meine, haben das expansive Princip, dem wir die ganze Ansiedlung des Westens und unsern ausgedehnten asiatischen Handel verdanken, gewaltsam zurückgedrängt, und somit in das Rad eingegriffen, dessen mächtiger Umschwung nicht bloß die Bürger von Amerika, sondern die ganze civilisirte Welt in Bewegung setzte und unwiderstehlich mit sich fortriß. Sparsamkeit und Verschwendung sind rein relative Begriffe, und wie ein Mann von uns gemieden zu werden verdient, der im Besitz von Tausenden sich aus kleinlicher Kargheit oder aus Furcht, er möge seine Mittel überschreiten, auf die unumgänglich nöthigsten Bedürfnisse des Lebens beschränkt, so verdient es auch ein Staat, der, im Besitz der unermeßlichsten Hülfsquellen und Reichthümer, aus kindischer Aengstlichkeit, er könne dieselben erschöpfen oder mißbrauchen, die Politik und den gezwungenen langsamen Gang veralteter Staaten nachzuahmen sich bemüht, und anstatt die in ihm liegenden Kräfte frei zu entwickeln, lieber bei dem bereits Bestehenden stehen bleibt und mit Wenigem Haus hält.

Unsere innere Politik ist vom Riesen zum Zwerg herabgesunken; statt den Mißbräuchen des Credits zu steuern, hat die Regierung denselben gänzlich zerstört, und statt dem Unheil der vielen Banken und der von ihnen gemißbrauchten Privilegien abzuhelfen, hat sie vorgezogen, dieselben von der Wurzel aus zu vertilgen, ohne zu überlegen, daß es sich hier nicht um abstracte Begriffe, sondern um das Wohl und Weh von Tausenden handle, die dabei mittelbar oder unmittelbar betheiligt sind. Es fehlt uns leider noch immer an einem conservativen Princip, an einem Moderator, der uns vor gähen Sprüngen bewahrt, und der gewaltig bewegten Staatsmaschine bis auf einen gewissen Grad einen Hemmschuh unterlegt. Wir sind in Allem Kinder, welche rasch von einem Spielzeug zum andern greifen, und so wie wir etwas Neues sehen, sogleich das Alte wegwerfen, und ohne Rücksicht auf seinen Werth oder Unwerth ihm sogleich unsere ganze Thätigkeit zuwenden. So ging es ungefähr mit den Banken und dem Schatzkammersystem, dessen praktische Ausführung von den höchsten Staatsbeamten, und namentlich von Van Buren selbst, so sehr bezweifelt wird, daß er, trotz der bedeutenden Majoritäten, die derselbe sowohl im Senat als im Hause der Repräsentanten für sich hat, dasselbe noch immer zum Gesetz zu erheben fürchtet. Die Banken mißbrauchten ihre Gewalt, und sogleich erschallte der Ruf: weg mit den Banken; der Präsident erklärt sich für eine unabhängige Schatzkammer, und sogleich stimmt der ganze Chor seiner Partei ihm bei und ruft: wir wollen nichts als Gold und Silber! Gerade so erging es den Mäßigkeitsvereinen. Die Trunkenheit war ein Uebel, dem man nur durch Kaltwasservereine abhelfen konnte; bis man zuletzt die Arznei schlimmer fand als die Krankheit, und zum alten in medio virtus zurückkehrte. So wird es wahrscheinlich auch der Locofoco-Partei ergehen, wenn sie nicht einen Theil ihrer ultraradicalen hauptsächlich auf die Industrie sich beziehenden Grundsätze aufgibt und einen Mittelweg einschlägt, der eben so weit entfernt, die Regierung den aristokratischen Glückspilzen der atlantischen Städte zu überantworten, dieselbe auch vor den unbändigen Leidenschaften des Pöbels zu bewahren im Stande ist.

Wir befinden uns in einem Zustande von, ich möchte sagen, anarchischer Auflösung, in welcher sich jeder ausgezeichnete Parteigänger einen Anhang zu erwerben sucht. Die Präsidentenstelle ist der Zankapfel aller Parteien, und so entschieden ihr Einfluß auf die materiellen Interessen des Landes, daß es jetzt beinahe gar kein anderes Geschäft gibt als Politik. Seit ich hier im Lande bin (ungefähr sechzehn Jahre) habe ich dergleichen noch nie gesehen. Kaufleute verlassen ihre Kaufhäuser, Handwerker ihre Werkstätte, der Landmann seinen Pflug, um politische Gesellschaften, Sicherheits - und Wachsamkeitsvereine zu bilden, und ganz Amerika hat das Ansehen eines in einer großen Umwälzung begriffenen Staates. Die jetzige Regierung hat sich wirklich große Fehler zu Schulden kommen lassen. Statt wie billig die rein materiellen Interessen und namentlich Handel und Fabriken den moralischen und sittlichen Bestrebungen eines Volkes nachzusetzen, ging sie so weit, erstere auf Kosten der letzteren gänzlich zu vernichten; statt dem Unfug des Papiergeldes Einhalt zu thun, richtete sie die Banken gänzlich zu Grunde, und nahm zu einer reinen Parteimaaßregel ihre Zuflucht, die in die Räder der Staatsmaschine tief eingreifende Geldcirculation zu ordnen; statt von Staatsmaximen auszugehen, unterwarf sie sich blindlings dem Willen der herrschenden Partei, weil sie um jeden Preis im Besitz der höchsten Staatsgewalt bleiben wollte, und ist so unfähig geworden, die zum Theil von ihr selbst angeregten Leidenschaften zu beherrschen. Unter solchen Umständen hat sie zuletzt eine Opposition der begüterten und industriellen Classen hervorgerufen, die, wenn gleich besiegt, selbst als unterliegende Partei mächtig auf die Sieger zurückwirkt, und der ruhigen, gemessenen Ausbildung unserer Kräfte unüberwindliche Schwierigkeiten in den Weg legt. Van Buren, statt der Repräsentant der von ihm so sehr gepriesenen Demokratie zu seyn, hat sich als Präsident der Vereinigten Staaten herabgelassen Parteiführer zu werden, und sich dadurch als persönlicher Gegner einer beinahe alle conservativen Elemente einschließenden Opposition gegenüber gestellt. Allein jede Regierung, welchen Namen sie auch führen mag, bedarf zu ihrer eigenen Existenz eines conservativen Princips. Dieß fühlt Van Buren, und darum sind auch jetzt so viele seiner Schritte von seiner eigenen Partei hart gerügt worden. Er macht es, wie vorauszusehen war, keiner Partei recht, und so dürfte man sich leicht bei der künftigen Präsidentenwahl auf einem mezzo termine in der Person des Generals Harrison vereinigen. Wirklich scheint die gegenwärtige Regierung den demokratischen Wahlspruch, das1251 möglichste Gute der größtmöglichen Zahl dahin verstanden zu haben, daß man, anstatt die verschiedenen Bestrebungen der einzelnen Classen der Gesellschaft mit einander in Einklang zu bringen und, wie uns die Natur überall zeigt, das Beste des einen durch das Wohl des andern zu befördern, die Mehrzahl auf Kosten der Minorität in besondern Schutz nehmen soll, und vergaß dabei gänzlich, daß dieser naturwidrige Zustand gerade derjenige ist, der, wo er noch herbeigerufen, das eigentliche demokratische Element verschwinden machte, und den Staat früher oder später einer Dictatur zuführte. Dieß scheinen alle Parteien begriffen zu haben; daher denn auch der Enthusiasmus, der sich jetzt, namentlich im Westen der Union, zu Gunsten Harrisons entwickelt, und dem die Regierungspartei bei den nächsten Wahlen kaum gewachsen seyn dürfte. Beide Parteien, die ultrademokratische und die föderalistische, sind des Kampfes müde; namentlich aber scheinen die letztern zur Besinnung gebracht worden seyn, denn sie kümmern sich jetzt gar nicht mehr um Politik, sondern überlassen diese den jungen Männern , und diese young men's party aus allen Ständen, befähigt wie keine vor ihnen und von selbst gewählten Anführern befehligt, ist eine neue demokratische Partei, der sich jeder rechtschaffene Mann, er mag früher Whig oder Locofoco gewesen seyn, anschließen kann. Diese jungen Männer bilden den Sturm, den Van Buren bei den nächsten Octoberwahlen zu beschwören haben wird, und ich bezweifle fast, ob sein Talent dieser Aufgabe gewachsen ist.

Was mich hier besonders freut, ist die Thatsache, daß bei der jetzigen Spaltung der Parteien die Macht und der Zusammenhang der Deutschen erst recht sichtbar wird. Von ihnen hängt jetzt die Erwählung des Präsidenten ab. Wie die Deutschen stimmen, so geht jetzt die ganze Union. Es scheint also doch, als ob die Vorsehung mit den Fremden und namentlich mit den Deutschen hier eine eigene Absicht hätte. Sie bilden jetzt schon das eigentliche conservative Element, ohne welches auch diese Freistaaten schnell zur Dictatur übergehen oder nach dem Muster der spanischen in Anarchie ausarten würden. Vielleicht ist gerade der Abgang aller fremdartigen Elemente daran Schuld, daß die südamerikanischen Republiken keine feste Basis gewinnen, so wie die große Zunahme von Deutschen in den mittlern (östlichen und westlichen) Staaten der Union den Zwischenkörper bildet, der die beständige Reibung der höchst heterogenen südlichen und nördlichen Provinzen verhindert, und durch das Gewicht und den Nachdruck des germanischen Charakters einigen Ballast in das schwankende Staatsschiff bringt. Beide Parteien erschöpfen sich jetzt in Appellationen an die deutsche Gemüthlichkeit, an ihre Ehrlichkeit, ihren Biedersinn, ja sogar an ihre Philosophie, die man bisher nur spottweise mit dem Namen Mondschein belegt hatte. Journale auf Journale folgen sich in deutscher und in deutscher und englischer Sprache, amerikanische Advocaten und Staatsmänner lernen deutsch, um persönlich unsere guten alten Landsleute anreden zu können, und sogar der alte General Harrison, der von der jungen Mittelpartei aufgenommene Candidat für die Präsidentschaft, hat die deutschen Landleute in der Nachbarschaft seines Gutes North Benx in Ohio in deutscher Sprache angeredet. Sie wissen, daß ich in der Politik ein matter of fact man bin, und mich nicht gern mit jugendlichen Träumereien beschäftige; dessen ungeachtet aber kann ich nicht umhin die Meinung auszusprechen, daß die Deutschen in Amerika eine wichtige welthistorische Bestimmung haben, und daß es nur an tüchtigen Köpfen fehlt, die den Muth haben mit kecker Hand in das Rad der Ereignisse zu greifen.

(Beschluß folgt.)

Cap der guten Hoffnung.

Von Dr. Krauß sind Nachrichten aus der Capstadt vom 2 Februar d. J. angelangt, welche seine glückliche Ankunft daselbst, nach einer neunmonatlichen Reise im Zula-Lande und nach Port Natal, melden. Er fuhr unterm 31 Mai 1839 von Port Elisabeth in der Algoa-Bay mit dem Kutter Mazeppa ab, langte nach einer achttägigen Seereise in Port Natal an und nahm bei einem der dorthin von dem Capdistricte Emigrirten sein Quartier. Er beschreibt die Mühseligkeiten, welche diese Auswanderer auf einer achtzehn Monate lang dauernden Landreise vom Cap bis Port-Natal durch die ungebahnten Wege, Angriffe der Buschmänner und später der Kaffern zu erdulden hatten, und dabei aller sonst gewohnten Bequemlichkeiten und Lebensbedürfnisse entbehren mußten, sehr ausführlich, und meldet, daß dieselben, nach einigen glücklich zurückgeschlagenen Angriffen der Kaffern, jetzt im Stande seyen, sich dort anzusiedeln. Für den Naturforscher liefere diese Gegend, welche in naturhistorischer Beziehung noch beinahe gar nicht untersucht sey, eine außerordentlich reiche Ausbeute, da beinahe Alles von dem am Cap Vorkommenden verschieden sey. Außer einer bedeutenden zoologisch -, botanisch - und geognostischen Sammlung aus der Umgegend von Port-Natal, welche die früher vom Cap aus abgesendete und bereits hier angelangte weit übertreffen soll, machte er auch noch in geologischer Beziehung eine neue wichtige Entdeckung über Steinkohlenlager längs der Quathlamba-Berge, wo er die Kohlenschichten bis auf einige Fuß mächtig antraf, welche an dem Tugala-Rivier noch mächtiger seyn sollen. Nachdem er in Port-Natal seine naturhistorischen Schätze geordnet und eingepackt hatte, kehrte er auf das Cap zurück, und gedenkt im Laufe des Monats Julius wieder im deutschen Vaterlande einzutreffen. (Schw. M.)

Leipziger Ostermesse 1840.

Der Charakter unserer Messe war, daß sie sehr lebhaft begann; bis auf wenige Branchen aber schnell wieder zu Ende ging. Dieß lag überhaupt in dem späten Eintritt der Messe; die Leute, welche Sommerartikel kauften, suchten natürlich so schnell als möglich nach Hause zu kommen, insofern sie sich nicht schon in Frankfurt am Main versorgt hatten. In der That fehlten von Hannover bis nach Frankfurt hin, und aus andern südlicheren Gegenden Deutschlands der Einkäufer mehrere. Leider fiel die Messe für einige wichtige Artikel, die unter dem Druck der Zeitumstände seufzen, nicht günstig aus. Namentlich findet im Wollenhandel eine beinahe vollständige Lähmung statt, und noch nie waren die feinen Sorten so werthlos als jetzt. Stockung des Geschäfts in Amerika, Ueberfüllung des englischen Marktes, immer drohender sich erweiternde Concurrenz anderer Productionsländer, namentlich Australiens, endlich Vervollkommnung der Fabrication, die durch Behandlung mittlere Sorten in bessere zu verwandeln weiß, alle diese Umstände vereinigen sich, der Schaf-Veredelung einen harten Schlag beizubringen, den die Producenten mittlerer und geringerer Qualitäten weniger zu fühlen haben. Man versichert mir jedoch, daß die Preise in Leipzig höher ständen, als in vielen Consumtionsländern. Daß so ungünstige Umstände sich auch auf die Tücher erstrecken müssen, war zu erwarten; zwar wurden von circa 150,000 Stück etwa zwei Drittel verkauft; die Käufer machten aber, in Erwartung noch niedrigerer Wollpreise, die drückendsten Ansprüche auf Wohlfeilheit, und viel Geld ist an den ordinäreren Qualitäten verloren gegangen. Daß solche Conjuncturen die feinen Modesorten weniger berührten, liegt in der Natur der Sache; der Absatz derselben ist so ziemlich stabil. Recht lebhaft war der Absatz der niederländischen und sächsischen (Crimmitzschauer) wollenen Sommerzeuge. Unsere Thibets scheinen sich von Seide und anderen Stoffen verdrängen zu lassen, wogegen1252 der Absatz nach Amerika sich wieder heben zu wollen scheint. Leider reißt es auch in diesem Artikel immer mehr ein, daß kleine Fabricanten mit wenigen Stücken die Messe selbst beziehen und häufig durch Nothverkäufe, und aus Mangel an Platz - und Sachkenntniß, die Preise unnöthig herabbringen. Es sind mir Verkäufe ziemlicher Partien bekannt, die mit großem Verlust bewerkstelligt worden waren. Auch die englischen schwarzen Merinos waren auffallend billiger. Die Anstrengungen Englands, durch Wohlfeilheit und Güte der Waare den Feind Zollverband genannt, zu besiegen, waren am auffallendsten bei den Kattunen. Es gränzt an das Unglaubliche, wie schön sortirte Lager gefälliger Waaren zu unbegreiflich billigen Preisen auf dem Platze waren, und welchen Absatz sie trotz des hohen Zolles für das Inland fanden. Die Zollregister weisen, wie man mir aus guter Hand versichert, auf das bestimmteste nach, daß der Absatz englischer baumwollenen Waaren von Jahr zu Jahr zunimmt. Es werden von Seite unserer deutschen Fabrikländer alle Segel müssen aufgespannt werden, um sich, ungeachtet der Zollschranken, nicht übersegeln zu lassen. Man darf indeß zur Steuer der Wahrheit nicht unberührt lassen, daß die größeren Fabriken Berlins, und mehrere in Großenhain, Eilenburg, Chemnitz etc. noch immer glücklich rivalisiren und mit reger Thätigkeit vorwärts streben. Die Schweizer und Elsasser Modeartikel fanden nächst England und Berlin die bedeutendste Abnahme ihrer immer neuen und schönen Dessins. Rohe Kattune konnten nur zu gedrückten Preisen verkauft werden, mit Ausnahme jedoch der Ebersbacher besseren. Die Strumpfwaaren litten an demselben Uebel; Strümpfe gingen nur in feinen Sorten, Beinkleider mittelmäßig, und nur Handschuhe gut. Dagegen haben, zur Freude vieler tausend Armen im Erzgebirge, die Stickereien und Klöppeleien eine sehr gute Messe gemacht. Auch die sächsische weiße Waare verkaufte sich leicht; und nur die Treuenschen, Hirschberger und ähnliche Artikel wollten dießmal nicht so rasch als gewöhnlich abgehen. Der große, allgemein verbreitete Luxusartikel: die Seide, spielt eine große Rolle. Sowohl von Berliner glatten, als auch französischen façonnirten Waaren wurden nach Norden und dem fernen Osten große Lager an den Mann gebracht, und die Messe kann in dieser Branche glänzend genannt werden. Nur die deutsche Kundschaft traf etwas weniger stark und mit weniger Bedürfnissen ein, wovon jedoch die großen Elberfelder Fabricanten nichts zu fühlen schienen. Die Preise der Fabricate waren unverändert, obschon vom Rohmaterial die Lager überall geräumt seyn sollen, und die Preise steigen zu wollen scheinen. Die Griechen kauften viel Barege, Tiflis hatte aber weniger Bedarf überhaupt. Am lebhaftesten war wohl der Begehr nach seidenen Fransen, die von der Mode nach allen Richtungen hin begehrt werden. An die Stelle der Shawls sind große seidene Umschlagetücher getreten, von denen die Vorräthe glatt geräumt worden sind. Der Leinenmarkt war im Allgemeinen mittelmäßig. Die Bielefelder gingen ziemlich gut; die schlesischen aber (mit Ausnahme v. Kramsta) nur flau eine Folge der allgemein schlechten Wintergeschäfte. Auch die sächsischen feinen Sorten blieben meist unverkauft, indem nur mittlere und gröbere begehrt waren. Das Futterleinengeschäft und die Shirtings gingen dagegen sehr lebhaft. Auch die sächsischen Hosenzeuge erfreuten sich eines guten Meßabsatzes. Von Damast wurden große Posten für den Norden eingekauft. Die Rauchwaaren haben wohl seit 15 bis 20 Jahren einen so schlechten Absatz nicht gefunden, als dießmal. Der Winter war zu mild gewesen, der Absatz in England auch noch aus andern Gründen schwach, und nur die strenge Kälte in Rußland hatte in Rußland etwas Begehr hervorgerufen, der aber, wegen der enormen Preise der für Rußland sich eignenden amerikanischen Artikel bis jetzt noch wenig Befriedigung gefunden hat. Von russischen Waaren gibt es noch große, alte Lager. Selbst die russischen Hasen sind wenig begehrt; man verlangte für Ukräner 21-23 Louisd'or per Ballen. Ueberhaupt beträgt der ganze Meßvorrath an Hasen nicht mehr als 8-900 Ballen. Landfüchse sind dagegen gesucht und sehr theuer; die übrigen Landwaaren niedrig und unverkauft. Der Vorrath von Borsten ist etwa 2000 Centner gewesen; der Absatz gedrückt, die Preise um 6-10 Proc. niedriger. Die Fortdauer der Blokade von Buenos-Ayres machte den Ledermarkt sehr gespannt. Gutes Maestrichter Sohlleder verkaufte sich reißend zu 40-44 Thlr., also 2-3 Thlr. höher als vorige Messe; Eschweger zu 36-38 Thlr. Auch das Oberleder ging rasch, jedoch zu den alten Preisen, ab. In den übrigen Artikeln ist nicht eben eine große Veränderung der Preise namhaft zu machen; überhaupt ging die Ledermesse rasch, und nur im Anfange etwas schwierig von statten, weil die Forderungen zu hoch gespannt waren. Die Zufuhr betrug etwa 30,000 Centner. Wohl seit 12 Jahren hatten wir keinen so lebhaften Roßmarkt als dießmal. Es waren an 400 Luxuspferde hier, die sich an Einkäufer von Prag, Wien, Coburg, Würzburg, Frankfurt und aus Ungarn so rasch und gut verkauften, daß der ganze Markt in drei Tagen abgemacht war. Officiere und Oekonomen aus der Nachbarschaft, obschon nur in geringer Anzahl herbeigekommen, gingen leer aus, weil sie zu spät kamen. Der Umsatz in Juwelen war ebenfalls sehr bedeutend. Besonders nach feinen weißen Steinen war die Nachfrage stark, nach gröberer Waare, die in Massen verkauft zu werden pflegt, jedoch minder groß. Besonders wurden große Posten von Türkisen abgesetzt. Unter den übrigen Luxusartikeln ist besonders das französische Porcellan anzuführen. Lange sahen wir nicht so große Massen aufgestellt; zwar ging es in einigen Lagern sehr lebhaft zu, aber einige neue französische Häuser dürften wohl ihren Versuch, hierher zu kommen, nicht als geglückt ansehen. Der Umsatz in kurzen Waaren ist so ziemlich immer derselbe. Das Detailgeschäft wurde durch den Eintritt ungünstiger Witterung in der zweiten Hälfte der Messe einigermaßen gestört. Das Wechselgeschäft war sehr lebhaft; die florirenden Münzsorten waren Conventions-Species und 20Kreuzer. Die in voriger hier zusammengeflossenen Louisd'or hatten sich fühlbar wieder verlaufen. Es fehlte namentlich an baarem Courant. Von Effecten strömten uns Wiener in beträchtlichen Summen zu, so daß der Curs gedrückt ist. In Summa: Leipzigs Verkehr ist als im Wachsen begriffen anzusehen; daß aber einzelne Zweige von den Zeitumständen dann und wann tangirt werden, liegt in der Natur des Handels.

1253

[2182]

Erklärung.

In der Wiener Zeitschrift für und über Oesterreichs Industrie und Handel, im Hamburger Journale für Industrie, Handel und Schifffahrt, im Leipziger Gewerbeblatt für Sachsen, sind im verflossenen Januar einige Mittheilungen über die Gesellschaft zur Ausfuhr innerösterreichischer Erzeugnisse enthalten, welche von so vielen Irrthümern strotzen, daß deren Berichtigung nothwendig geworden ist.

Die genannte Gesellschaft wurde vom Vereine zur Beförderung und Unterstützung der Industrie und der Gewerbe in Innerösterreich nach den, im Einverständnisse mit den beiden Delegationen verfaßten Statuten,[g]egründet. Diese Statuten bestimmen die völlige, gegenseitige Unabhängigkeit der beiden Institute, indem sich der Verein nur das Recht vorbehielt, daß ein Abgeordneter desselben jeder General-Versammlung der Actionnäre der Gesellschaft beiwohnen müsse, und daß der Director der Gesellschaft die Hauptagentschaft des Vereins zu übernehmen habe.

Wenn also in jenen Mittheilungen von einem Lossagen des Vereins von der Gesellschaft, von einem Aufgeben jeder directen Theilnahme u. s. w. die Rede ist, so beweist dieß, daß die Berichterstatter die Statuten der Gesellschaft nicht gekannt, oder nicht gelesen, oder nicht verstanden haben, oder nicht verstehen wollten.

Ebenfalls bestimmen die Statuten, daß die Werkthätigkeit der Gesellschaft beginnen soll, sobald 1500 Actien begeben sind. Diese Zahl war bereits im Junius v. J. erreicht, und als am letztverflossenen 19 September Se. kaiserl. Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Joh. Baptist, als Director des Vereins, die Gesellschaft constituirt und mithin unabhängig zu erklären geruhten, betrugen die Unterzeichnungen schon 1694 Actien, welche seitdem bis auf 1837 Actien gestiegen sind, wovon 757 in Geld und 1080 in Waaren zahlbar. Es sind aber bis heute 947 Actien in Geld und 59 Actien in Waaren, zusammen also 1006 Actien eingezahlt worden, und mithin noch 831 Actien einzuziehen.

Die Einzahlung der in Waaren unterzeichneten Actien geht deßhalb langsam vor sich, weil die Direction beschlossen hat, entweder die Waaren nur in Consignation zu nehmen, und für Rechnung der Actionnäre zu verkaufen, oder solche nur dann für Rechnung der Gesellschaft zu empfangen, wann ihr der Verkauf an Andere oder durch Andere ohne Verlust gesichert und verbürgt ist, damit, sobald die Einzahlung von 1500 Actien wirklich stattgefunden haben wird, die gesetzlich vorgeschriebene Nachweisung über das Vorhandenseyn des gesellschaftlichen Vermögens vollständig und ungeschmälert in Geld erfolgen könne. Dieser Beschluß beweist, daß die Direction das alte Lied, welches bei der elb-amerikanischen und rheinisch-westindischen Compagnie gesungen wurde, nicht vergessen hatte, und diese Melodie in ihren Ohren noch immer nachklingt. *)Wörtlich nach dem Gewerbeblatt für Sachsen.

Die löblichen Redactionen, welche jene Mittheilungen in ihre Blätter aufgenommen, werden höflich ersucht, auch dieser Erklärung einen Platz zu gewähren. Triest, den 6 April 1840.

Gesellschaft zur Ausfuhr innerösterreichischer Erzeugnisse.

Der Director

J. Walland.

Die Consultoren:

Mattio Coen,

Joh. Hagenauer.

Die Revisoren:

C. L. v. Bruck.

J. R. Craigher.

H. Lutteroth.

[2172]

Nachricht von den Mineralquellen und der Bade-Anstalt zu Iwonicz im Königreich Galizien, Sanoker-Kreises.

Diese Quellen wurden seit Jahrhunderten zur Heilung mannichfaltiger Krankheiten sowohl innerlich als äußerlich gebraucht, worüber neben den zahlreichen mündlichen Traditionen über die wunderbaren Wirkungen dieser Wasser auch amtliche Urkunden in den Kirchen-Acten des Przemysler Bisthums vorhanden sind. Namentlich heißt es in der Beschreibung der Pfarrei Iwonicz vom Jahre 1839: daß man die Heilkräfte der im hiesigen Kirchspiele befindlichen Quellen als eine besondere Gnade Gottes ansehen müsse.

In dem Werke Acta Eruditorum Lipsiae 1684, pag. 326 liest man die Nachricht von diesen Quellen, welche der königl. polnische Leibarzt, Dr. Konrad, der Akademie zu Paris in einem an den Dr. Dionisius gerichteten Briefe mittheilt, in welchem er den Ort, wo diese Quellen entspringen, mit dem Namen Mons admirabilis belegt. In der That ist es ein höchst wunderbares Naturereigniß, in dem Raume von wenigen Klaftern zwei alkalisch-salinische, eine rein eisenhaltige, mehrere entzündbares Gas erzeugende, und annoch Schwefelquellen neben einander und unvermengt zu finden.

Vor drei Jahren unternahm unser Chemiker Theodor v. Torosiewicz, Apotheker zu Lemberg, die Analyse dieser Wasser und fand, daß die Quellen Nr. 1 u. 2 brom - und jodhaltig sind, zu alkalinisch-alinischen gehören, und nur mit der Adelheidsquelle bei Heilbrunn in Oberbayern verglichen werden können. Die chemische Analyse dieser zwei Iwoniczer Quellen und eines dritten alldort befindlichen Eisenwassers, nebst Beschreibung des Ortes von Hrn. v. Torosiewicz, ist im Jahre 1839 in Wien bei J. P. Sollinger gedruckt worden. Auszüge aus dieser Schrift sind in deutscher Sprache in der Lemberger Zeitschrift Mnemosyne 1838, in Buchners Repert. für Pharmacie, Band XIII. Heft 2; in den medicinischen Jahrbüchern Bd. XXV, von Dr. Raimann; französisch in dem Almanac de Carlsbad, von Dr. de Carro, und polnisch in den Lemberger, Krakauer und Warschauer Zeitschriften.

In Folge der Analyse hat das hohe galizische Landes-Gubernium den Eigenthümer des Gutes Iwonicz aufgefordert, daselbst eine Bade-Anstalt zu errichten. Es wird hiemit bekannt gemacht, daß diese Anstalt bereits errichtet worden ist. So viel Zeit und Umstände erlaubten, sind an den Heilquellen zu Iwonicz Bade - und Wohnhäuser, eine Restauration, Conversations - und Billardzimmer, dann ein von der Poststraße zu den Quellen führender Weg erbaut worden. Seit den wenigen Jahren als diese Badeanstalt besteht, haben sich sehr viele Patienten einer glücklichen Genesung zu erfreuen gehabt, besonders in scrophulösen, rachitischen, artritischen und Hämörrhoidal-Zuständen. Bei Leber -, Milz - und Drüsen-Verhärtungen und skyrrösen Leiden und selbst der plica polonica sind namhafte Heilungen vorgekommen, welche die medicinischen Journale von Krakau, Berlin, Warschau, nach den bestätigten Beschreibungen der im Orte selbst prakticirenden HH. Aerzte theils schon veröffentlicht haben, theils weiter mitzutheilen nicht ermangeln werden.

1254

Die romantische, malerische Lage dieser am Fuße der Karpathen gelegenen Wasser -, Trink - und Bade-Anstalt, die Nachbarschaft zweier sich kreuzenden Poststraßen, der billige Preis des Bades, der Wohnungen, der Speisen und Lebensmittel, dürfte gegenwärtige Nachricht manchem Leidenden bei dem Eintritte der angehenden Bade-Saison erwünscht finden lassen. Das zum Trinken bestimmte Iwoniczer-Wasser aus der Quelle Nr. 1 wird in Kisten von 30 gläsernen Flaschen verschickt. Personen, welche dieses Trinkwasser unmittelbar zu erhalten wünschen, belieben ihre Bestellungen an die Mineral-Wasser-Anstalt zu Iwonicz (letzte Post, Stadt Krosno) franco zu addressiren. Uebrigens befinden sich Niederlagen dieses Wassers in Wien, Brünn, Breslau, Krakau, Warschau und in allen größern Städten Galiziens.

[2135]

Bekanntmachung.

Vom k. bayer. Landgericht Illertissen.

Ottmar Gragger von Böhringen ist seit 42 Jahren unwissend wo von Haus abwesend.

Da derselbe ein Vermögen von 140 fl. nebst 60 fl. Zinsen besitzt, und dessen nächste Verwandte um Ausfolglassung desselben gebeten haben, so wird derselbe oder seine allenfallsige Descendenz aufgefordert, binnen sechs Monaten a dato sich bei dem hiesigen Gerichte zu melden und zu legitimiren, widrigenfalls nach Umfluß dieser Frist das Vermögen an die nächsten Verwandten gegen Caution ausgeantwortet werden würde.

Illertissen, den 19 Mai 1840.

Der königliche Landrichter Hummel.

[2134]

Bekanntmachung.

Vom k. Landgericht Dachau wird eröffnet, daß der k. Advocat Joseph Peintner von hier am 21 Januar l. J. gestorben ist, und daß diejenigen, welche eine Forderung an denselben zu machen hatten, ihre Ansprüche binnen 30 Tagen dießorts geltend zu machen haben, widrigenfalls hierauf keine Rücksicht mehr genommen, sondern mit der Vertheilung und resp. Extradition des Rücklasses geeignet fürgeschritten werden würde.

Dachau, den 25 Mai 1840.

Eder.

[2146]

Beschluß.

Nachdem auf das unterm 15 April d. J. ausgeschriebene Depositum ad 17 fl. 12 kr. für Fuhrlöhne von k. k. Naturalien Niemand innerhalb des gegebenen Termines rechtlichen Anspruch geltend gemacht hatte, so wird dieses Depositum für herrenlos gehalten, und dem k. Fiskus ausgehändiget.

Neuburg, am 30 Mai 1840.

Königl. Landgericht Neuburg a. D.

Ott.

[2178]

Bekanntmachung.

Nachdem Franz Xaver Weiß, Söldnerssohn von Alteglofsheim, innerhalb der durch die Ausschreibung vom 15 Mai v. J. bestimmten Frist sich hierorts nicht gemeldet hat, wurde dessen in 520 fl. bestehendes Elterngut den nächsten Verwandten gegen Caution überantwortet, was hiemit bekannt gemacht wird.

Eglofsheim, den 13 Mai 1840.

Fürstlich Thurn und Taxis'sches Patrimonial-Gericht Ister Classe Alteglofsheim im Oberpfälzisch-Regensburg'schen Kreise des Königreichs Bayern.

Halm, Patrimonialrichter.

[2147-49]

Aufforderung.

Zur Besetzung der Musikmeistersstelle des in der Residenz Darmstadt garnisonirenden großherzoglich hessischen Leibgarde-Regiments werden diejenigen Lusttragenden, welche die hiezu erforderlichen musikalischen Kenntnisse besitzen, sich über ihren bisherigen moralischen Lebenswandel gehörig auszuweisen vermögen und das vierzigste Lebensjahr noch nicht überschritten haben, hiermit aufgefordert, sich baldigst bei dem unterzeichneten Regiments-Commando zu melden, um daselbst die näheren Bedingungen wegen des zu beziehenden Gehalts, als auch der sonstigen Erfordernisse zu erfahren. Bemerkt wird hiebei noch, daß bei Besetzung dieser Stelle nur ein solcher Musiker berücksichtiget werden kann, welcher im Allgemeinen befähigt ist, die Direction der ganzen Musik zu führen, ein Blasinstrument mit Fertigkeit spielt und die zum Arrangiren von Märschen und sonstigen Musikstücken erforderlichen theoretischen Kenntnisse und nöthige Uebung besitzt.

Darmstadt, den 28 Mai 1840.

Das Commando des großh. hess. Leibgarde-Regiments.

[1911-13]

Hechingen.

Verkauf des Löwenwirthschaftsgebäudes, eines gegenüberstehenden Oekonomie-Gebäudes und Güter.

Der hiesige Bürger, Löwenwirth Friedrich Volm, ist am 30 v. M. mit Tod abgegangen, und wurde von den für die hinterlassenen Relicten gerichtlich bestellten Pflegern HH. Regierungsrath Speidel und Oberamtsassessor Werner dahier beantragt, das Wirthschafts - und Oekonomiegebäude sowohl, als auch die vorhandenen Güter zum öffentlichen Verkauf zu bringen.

Zum Ankaufe des Wirthschafts - und Oekonomiegebäudes, welcher jedoch täglich bei obgedachten Pflegern erfolgen kann, ist Tagfahrt auf Pfingstdienstag den 9 Junius d. J., Morgens 9 Uhr, im Gasthof zum Löwen dahier anberaumt, wobei man vorläufig bemerkt, daß die Ratification vorbehalten wird, die Ankäufer ihre Angebote bei dieser Tagfahrt zu halten verbunden bleiben, und die definitive Versteigerung und Ratification am Freitag den 19 Junius l. J., Vormittags 9 Uhr, im fürstl. Oberamtslocale stattfindet.

An dem Kaufschilling sind 4000 fl. baar, der Rest aber in 10 verzinslichen Zielern, Jakobi 1841 u. s. f., abzutragen.

Die Localität umfaßt

A. bei dem Wirthschafts-Gebäude:

Im Isten Stock

eine geräumige Wirthsstube, Schenkstübchen, ein heizbares Nebenstübchen, große helle Küche, eine Speise - und eine Magdkammer, neben dieser ein heizbares Zimmer; hiebei ein bequem angebrachter gutgewölbter Keller.

Im IIten Stock

4 heizbare und 2 unheizbare Zimmer nebst einer Kammer.

Im IIIten Stock

1 heizbares und 5 unheizbare neuerbaute Zimmer, neben welchen eine Mehlkammer angebracht ist; ferner befindet sich hiebei eine sehr große und in gutem baulichem Zustande befindliche Scheuer, Stallung zu 6 Pferden und zu 12 Stück Hornvieh, geräumiger Frucht - und Futterboden, eine neugebaute Rauchkammer, ebenfalls neuerbauter Holz - und Wagenschopf, mehrere Schweinsteigen, so wie ein Gemüse - und Grasgarten, 1 / 2 Msmt. im Meß haltend.

Vor dem Hause, im Hof, ist ein sog. Gumpbrunnen angebracht, welcher das ganze Jahr hindurch gutes, helles Wasser liefert.

Diese Wirthschaftsgebäulichkeiten, wie allgemein bekannt, sehr frequent, sind noch besonders wegen ihrer Lage an der Haupt - und Kreuzstraße nach Stuttgart, Ulm, Balingen, Haigerloch und Rottenburg sehr empfehlenswerth, wozu noch die bedeutenden Einnahmen von Vorspannen kommen.

B. Oekonomie-Gebäude vis à vis der Löwenwirthschaft, enthaltend:

einen großen Tanzsaal, ein Nebenzimmer, sodann eine Scheuer, Stallung zu 30 Pferden, großen Frucht - und Heuboden, worin sich auch ein Local zur Aufbewahrung von Speditionswaaren befindet, welches Geschäft eine jährliche Einnahme von 60-80 fl. rentirt.

Vor und neben diesem Oekonomiegebäude liegt ein 3 / 16 Msmt. 2 1 / 2 Ruthen haltender Gemüsegarten; dieser so wie der obbeschriebene sind von vorzüglicher Qualität.

Die Versteigerung der Güter, und zwar 13 Msmt. Wiesen, 21 Jauchert Acker, meistens von vorzüglicher Güte, im besten baulichen Stande und mit den entsprechenden Früchten angeblümt, in verschiedenen Gewändern liegend, so wie 2 Gartenstücke und 1 / 5 an 2 Vrt. Wald im Tambach erfolgt einzeln am Montag den 22 Junius d. J., Morgens 9 Uhr, bei fürstl. Oberamte dahier, zahlbar auf 6 Zieler, das 1ste baar, die übrigen verzinslich auf Jacobi 1841 u. s. w.

Die nähern Bedingungen behält man sich vor, den Liebhabern vor der Versteigerung zu eröffnen.

Den 11 Mai 1840.

Stadtschreiberei.

Kohler.

[2141-42]

Versteigerungs-Anzeige.

Aus Auftrag höherer Behörde wird von der unterzeichneten Verwaltung das Schloßgebäude in Lommiß, Kanton Thurgau, Bezirk Tobel, mit den dabei stehenden zwei doppelten Scheunen und einer Trotte, nebst dem Schloßgut, bestehend in:

a) circa 64 Jauchert Wieswachs, wobei circa 6 Jauchert Torfland;

b) circa 84 Jauchert Ackerfeld;

c) circa 6 Jauchert Reben in Kalthäusern, nebst einem Rebhaus mit Trotte; und

d) circa 62 Jauchert Holz und Boden,

sammthaft auf öffentliche Versteigerung gebracht. Der Versteigerungsplan kann bei Unterzeichnetem, und auch im Schloß Lommiß bei Schaffner Hungerbühler eingesehen werden. Kaufliebhaber sind höflich eingeladen, Montag den 6 Jul. d. J. Nachmittag 4 Uhr in der Behausung des Hrn. Friedensrichter Fröhlich in Lommiß zu erscheinen, zu welcher Zeit und Ort die Gant abgehalten, und auch Tagfahrt für die Nachschlagsgant angesetzt wird.

Fischingen, Kant. Thurgau, 27 Mai 1840.

Klosterverwaltung Fischingen.

Rukstuhl.

[1981-82]

Bekanntmachung.

Das auf der Quecksilbergrube Dreikönigszug producirte Quecksilber, bestehend in 20 Kisten, jede zu 300 Pfd., wovon die Hälfte sogleich und der Rest innerhalb 3 Monaten in Empfang genommen werden kann, soll auf dem Wege der Submission bis zum 15 Junius nächsthin begeben werden. Liebhaber hiezu werden höflichst eingeladen, ihre Submission bis zum 14 Junius, Abends 6 Uhr, an den Cassier Hrn. Franz Karcher hier einzusenden, wo sie alsdann den 15 Junius, Morgens 9 Uhr, in Gegenwart der Gewerkschaftsdeputation eröffnet und dem Meistbietenden überlassen werden. Die Bedingungen können beim Hrn. Cassier eingesehen werden.

Kaiserslautern, den 1 Mai 1840.

[2161-62]

Vorläufige Verkaufs-Anzeige von Gemälden.

Künftigen 14 September laufenden Jahres soll die bedeutende Gemälde-Galerie des verstorbenen Herrn Schamp-d'Aveschoot aus Gent öffentlich versteigert werden. Diese reiche Sammlung besteht bekanntlich aus ausgezeichneten Prachtstücken der flamändischen, holländischen, französischen, italienischen und spanischen Schule.

Nähere Anzeigen und der Katalog werden das Detail und die Reihenfolge dieses Verkaufs enthalten, der unter der Leitung des Herrn J. van Regemorter in Antwerpen statt finden wird.

1255

[1848-49]

Verkauf einer Grundherrschaft.

Die hohen, fürstlichen Relicten des verstorbenen Hrn. Feldmarschalls und Staatsministers Fürst Wrede Durchlaucht sind gesonnen, die ihnen väterlich anerfallene Grundherrschaft Langenzell nebst aller Zugehör aus der Hand zu verkaufen.

Diese Besitzung besteht aus folgenden Gegenständen:

Ein Schloß, Verwalterswohnung und geräumige Oekonomiegebäude, darunter ein ausgezeichneter Rindviehstall mit 28 steinernen Säulen, eine Einrichtung zur Käsefabrication und eine Branntweinbrennerei.

Das Schloß hat einen sehr großen gewölbten und gesunden Keller.

An Gütern, welche zusammenhängen und ein Ganzes bilden, gehören dazu:

7 Morgen 2 Viertel 37 Ruthen Gartenland,

101 Morgen 3 Viertel 35 Ruthen Wiesen

(sämmtlich zum Bewässern geeignet).

621 Morgen 1 Viertel 81 Ruthen Aecker,

136 Morgen Viertel 91 Ruthen Waldung

Neubadischen Maaßes, der Morgen 400 Ruthen enthaltend.

Auf dem Gut befinden sich 1000 tragbare Obstbäume mit edlen Obstsorten und eben so viele neugesetzte Obstbäume.

Es liegt dieses Gut im Großherzogthum Baden, an der Landstraße von Heidelberg nach Würzburg, eine Stunde von Neckargemünd und drei Stunden von Heidelberg, und bildet eine eigene Gemarkung, hat somit seine eigene Polizei und ist frei von Gemeindeabgaben.

Dazu gehört:

ein Wirthschaftsgebäude mit Scheuer und Stallung und Wirthschaftsgerechtigkeit.

Das Gut hat als Gerechtsame:

das Schäfereiweidrecht, die Fischerei in dem durchfließenden Forellenbach und das niedere Jagdrecht auf der Feldgemarkung Langenzell und der benachbarten Gemarkung Lobenfeld.

In dem sehr geräumigen Hofe befinden sich zwei Brunnen, der eine in die Branntweinbrennerei gerichtet mit gutem laufendem Wasser, so wie überhaupt das ganze Gut sehr quellenreich ist.

Mit Langenzell ist zur Zeit verbunden, kann aber auch davon getrennt werden:

Das Gut Klingenthal, bestehend aus einer Wohnung mit Scheuer und Stallung:

24 Morgen Viertel 51 Ruthen Wiesen und

57 Morgen 3 Viertel 15 Ruthen Acker.

Das Gut Biddersbach, bestehend aus einer Wohnung, Scheuer und einem neugebauten sehr großen Stall.

17 Morgen 1 Viertel 7 Ruthen Wiesen und

53 Morgen 3 Viertel 40 Ruthen Acker.

Diese beiden Güter gehören zur Lobenfelder Gemarkung.

Alle Theile dieser hier beschriebenen Güter sind zehntfrei und es ruhen darauf bis zur Uebergabe außer der Staatssteuer und bei Klingenthal und Biddersbach den Gemeindeabgeben an Lobenfeld keine weitern Lasten.

Die Kaufliebhaber werden eingeladen, ihre Offerte mit Preisbestimmung für Langenzell und jedes der beiden Güter Klingenthal und Biddersbach besonders an Unterzeichneten, der zur Leitung der Unterhaltung beauftragt ist, längens bis Ende Junius d. J. hieher zu senden.

Auf erfolgende Anfragen werden sogleich die etwa weiter nöthigen Aufschlüsse ertheilt werden. Karlsruhe, den 7 Mai 1840.

Obergerichts-Advocat Hofrath Dr. Gerbel.

[2018]

Bei J. A. Mayer in Aachen ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Hollands romantische Geschichte.

Erzählt von J. van Lennep.

Aus dem Holländischen übersetzt von J. H. F. Lerz.

Zweite Abtheilung.

Auch unter dem Titel:

Charietto und das sächsische Wesen, wei historische Novellen.

Die Friesen in Rom, historischer Roman.

2 Bände. 8 eleg. geh. Preis 1 Thlr. 12 gGr. oder 2 fl. 42 kr.

Dieses Werk schließt sich an die vor kurzem erschienene erste Abtheilung an, welche den interessanten Roman, die Camnefaten, enthält.

Noch größere Abwechslung, eine reichere Scenerie und eine höchst interessante Handlung zeichnen die vorliegenden Erzählungen aus, welche dem gebildeten Leser eine angenehm fesselnde Lecture verschaffen werden. Der Preis des ganzen schönen Werkes ist höchst billig gestellt und wird dazu beitragen, dem berühmten Dichter noch mehr Eingang in Deutschland zu verschaffen.

[2119]

So eben ist bei Adolph Emmerling in Freiburg erschienen und in allen Buchhandlungen vorräthig:

Soll Rastatt Bundesfestung werden? Preis 3 gGr. od. 12 kr.

[2039]

Allen Reitlustigen ist die dritte verbesserte Auflage zu empfehlen von:

Adolph Krügers neuer praktischer Reitunterricht, oder Anweisung, in kurzer Zeit, ohne fremde Anleitung, ein Pferdekenner und guter Reiter zu werden. Zum Selbstunterricht für Reitlustige.

8. brosch. Preis 15 Sgr. oder 54 kr.

Es handelt: Von den Theilen, von den Schönheiten und Mängeln eines Pferdes, nebst den beim Kauf zu beobachtenden Regeln. Von den Kennzeichen des Alters des Pferdes, vom Zaum und Sattel. Ferner vom Auf - und Absitzen, vom Sitz zu Pferde und von dem Gebrauche der Hand; vom Schritt, Trabe, Galop, Carriere, von der Volte, vom Traversiren, von den Hülfen und Strafen. Allgemeine praktische Regeln.

Stuttgart bei Neff, München bei Palm, Wien in der Gerold'schen Buchhandlung zu haben.

[1886]

Im Verlage von G. J. Manz in Regensburg ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Franz von Sales, Philothea, oder Anleitung zu einem frommen Leben. Ein Erbauungsbuch für alle Stände. Nach der neuen Ausgabe des P. Brignon, d. G. J., aus dem Französischen übersetzt von dem Herausgeber des Werkes: Lombez, über den innern Frieden. 2te verbesserte und wohlfeilste Auflage. Mit 1 Stahlstiche. 8. (19 1 / 2 Druckbogen.) Ordin. Druckpap. 16 kr. od. 4 gr. Weiß Druckpap. 20 kr. oder 5 1 / 3 gr.

Ermahnungsreden, kurze, an das katholische Christenvoik über die wichtigsten Glaubenswahrheiten und Sittenlehren, aus den nützlichsten Predigtwerken zusammengetragen. Von dem Verfasser des Gebetbuches: Schritte zur vollkommenen Liebe Gottes etc. 1s u. 2s Bändchen. 8. geh. à 30 kr. od. 8 gr.

Der Inhalt des 1sten Bändchens ist: Von dem allgemeinen Gerichte. Von dem Gerichte gleich nach dem Tode. Von dem Glauben und der Anbetung Gottes. Von dem durch die Werke thätigen Glauben. Ueber die Vergänglichkeit und Beurtheilung fremder Handlungen. Von dem vertrauensvollen Gebete. Des 2ten Bändchens: Am Feste der heil. Dreifaltigkeit. Von der Heiligkeit dieses Geheimnisses. Von der Meidung böser Gesellschaft. Von dem Müssiggang. Von der Heiligung des Sonntages. Von der Unlauterkeit. Von dem Tode.

1256

[129]

Bei uns ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Ueber Telegraphie, insbesondere durch galvanische Kräfte.

Eine öffentliche Vorlesung, gehalten in der festlichen Sitzung der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften am 25 Aug. 1838 von Dr. E. A. Steinheil.

gr. 4. Mit mehrern Kupfertafeln. Preis 1 fl. 12 kr.

Litterar. artist. Anstalt in München.

[1681-86]

Anzeige für Auswanderer.

Hamburg.

Expedition nach Nord-Amerika pr. Dampfschiff unter dem Verdeck einmal wöchentlich über New-Castle, und dreimal wöchentlich pr. Dampfschiff über Hull.

Preis für Erwachsene 36 Rthlr. Gold, Kinder unter 14 Jahren 24 Rthlr. Gold, Säuglinge 10 Rthlr. Gold, Beköstigung und alle weiteren Unkosten von Hamburg bis Amerika inbegriffen.

Nähere Berichte und Circulare werden auf frankirte Briefe sofort ertheilt durch H. D. Albers, beeidigten Schiffsmackler, 1ste Vorsetzen. Nr. 18. Hamburg.

NB. Der Weg über New-Castle pr. Dampfschiff unter dem Verdeck ist bisher nur einzig und allein von mir verfolgt worden, und circa 1500 Personen wurden auf diesem Wege vorigen Sommer durch mich expedirt.

Der Obige.

[1939-50]

Dampfschifffahrt für den Nieder - u. Mittelrhein.

Düsseldorfer Gesellschaft.

Dienst zwischen Mainz, Düsseldorf, Rotterdam und London.

Vom 15 dieses Monats an fahren die Boote täglich zwischen Mainz, Düsseldorf, Rotterdam und Zwischenorten in Verbindung mit den jeden Mittwoch und Samstag von und nach Rotterdam abfahrenden Dampfbooten der General-Steam-Navigation-Company in London.

Die Morgens zu Thal von Mainz abfahrenden Boote setzen desselben Abends ihre Reise von Düsseldorf fort, und treffen andern Nachmittags zeitig in Rotterdam ein.

Die Reise zu Berg von Rotterdam nach Mainz geschieht mit Uebernachtung in Emmerich und Koblenz.

An die neuerlich angekündigte bedeutende Herabsetzung des Personentarifs wird ergebenst Bezug genommen.

Alle sonstigen Erleichterungen bleiben vor wie nach bestehen, und können unter andern die Passagiere ihre Reise nach Belieben unterbrechen und wieder aufnehmen.

Nähere Auskunft bei den Agenten.

Düsseldorf, den 12 Mai 1840.

Die Direction.

[1876-78]

Sebastian Vogl, Gasthof-Besitzer zum Rothen Krebs, nächst dem obern Wasserthor in LINZ, empfiehlt allen P. T. Reisenden seinen zunächst an der Donau liegenden Gasthof. Von seinen nach dem neuesten Geschmack elegant eingerichteten Zimmern genießt man die schönste Aussicht auf die Donau und die nächste Umgebung der Stadt Linz. Derselbe eignet sich besonders für Donau-Reisende. Da der Unterzeichnete schnelle und billigste Bedienung sich stets zur eifrigsten Sorge macht, hofft er auf recht zahlreichen Zuspruch.

[2054]

So eben erschien:

Neues Hauslexikon.

Eine Handbibliothek für jede Haushaltung, herausgegeben von einem Vereine Gelehrter, so wie prakt. Haus - und Landwirthe. Mit erläuternden Abbildungen. 1ster Bd. 1stes Heft. 18 kr.

Das Ganze erscheint in vier Bänden von sechs Lieferungen zu circa 5 Bogen.

C. B. Polet.

[2050]

Bei J. Löwenstein & Comp. in Elberfeld ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Die Flechten und ihre Behandlung. Von W. B. Fränkel, Doctor der Medicin und Chirurgie, praktischem Arzte und Operateur. Zweite vermehrte Aufl. 8. brosch. Preis 15 Sgr. oder 54 kr.

In dieser Schrift sind außer den Flechten auch noch andere häufig vorkommende Hautleiden, welche als Folgen von eingewurzelten Krankheiten zu betrachten sind, mit großer Sorgfalt und Sachkenntniß abgehandelt, weßhalb wir Jeden, der an genannten Uebeln leidet, auf die Wichtigkeit des Werkes aufmerksam machen.

[1692-94]

Bekanntmachung, über Verkauf des Mineralwassers von Soden im herzogl. Nassauischen Amte Höchst.

Nach den bisherigen Erfahrungen, nach der Analyse des Herrn Professors Liebig in Gießen und nach der neuesten Schrift über Soden vom Hrn. Dr. Stiebel zu Frankfurt sind die großen Heilkräfte des Mineralwassers von Soden durch die neuen Fassungen der Quellen bedeutend erhöht worden.

Bestellungen dieses Mineralwassers wird der herzogliche Schultheiß Langhans in Soden schnell und pünktlich besorgen.

Der Preis dieses Mineralwassers beträgt

1) für 100 Stück ganze, neue Krüge 12 fl. kr.

2) für 100 Stück halbe, neue Krüge 8 fl. 30 kr.

3) für 100 Stück alte Krüge ... 5 fl. kr.

4) für einen einzeln ganzen neuen Krug 7 kr.

5) für einen einzeln halben neuen Krug 6 kr.

Höchst a. M., den 29 April 1840.

Herzogl. nassauisches Amt.

Schapper.

[2191]

AVISO.

Unsern geehrten HH. Geschäftsfreunden machen wir hiemit die ergebenste Anzeige, daß wir unser Comptoir und Magazin in den von uns neu erbauten Pesther Productenhof auf der Landstraße neben dem botanischen Garten allhier verlegt haben. Die großen Räumlichkeiten dieser unserer neuen Localität, so wie der Umstand, daß dieselbe bedeutend über den höchsten Wasserstand der Ueberschwemmung vom Jahre 1838 angelegt, übrigens auch auf der Hauptstraße des Landes situirt ist, lassen uns hoffen, daß sie von unsern verehrten HH. Geschäftsfreunden recht häufig zu Commissions -, Speditions - u. Depot-Geschäften benützt werden dürfte, wozu sich bestens empfehlen Gebrüder Kunewalder, Großhändler in Pesth.

[1955-57]

Verkauf eines Anwesens.

Ein in jeder Beziehung sehr vortheilhaftes Anwesen in München ist aus freier Hand unter ganz annehmbaren Bedingnissen zu verkaufen. Frankirte Anfragen unter G. V. an die Expedition der Allgemeinen Zeitung.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Extent16 images; 15629 tokens; 5520 types; 110578 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 157. 5. Juni 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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ShelfmarkDWB 1996/32
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