PRIMS Full-text transcription (HTML)
1257
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 158.
6 Juni 1840.

Spanien.

Espartero war am 23 noch in den am 18 bezogenen Stellungen. Die Witterung war fortwährend rauh und kalt. Die Insurgenten hatten am 21 in der Redoute von San Pedro eine Art von Telegraphen errichtet, um von da mit Morella correspondiren zu können. Eine Zahl Christinischer Ausreißer ist dieser Tage über unsere Gränze gekommen, von wo man sie nach Bayonne escortirt hat. Sie sollen nächstens zum vierten Bataillon der Fremdenlegion nach Algier abgehen. Die Carlistischen Obersten Manuel Caballero und Cristoval Espinosa sind neulich zu Saint Girons von den Gendarmen verhaftet, und nach Foix (Arriège) gebracht worden. Von da sollen sie von Brigade zu Brigade nach Caen (Calvados) transportirt werden. Aus San Sebastian schreibt man unterm 26, daß die Hoffnung, die Engländer bald von dort abziehen zu sehen, leider wieder zu Wasser geworden ist. Eine englische Brigg hat allerdings etwas überzähliges Geschütz und Feldgeräth geladen, aber kein Mann der Besatzung hat sich eingeschifft. Alle Briefe aus San Sebastian drücken den bittersten Widerwillen gegen diese ungebetenen Gäste aus.

(Revue des deux Mondes.) Ein sonderbares Ereigniß, das viel zu denken gibt, bereitet sich in diesem Augenblick zu Madrid. Die Königin hat plötzlich den Entschluß gefaßt, ihre Tochter unter dem Vorwand, ich weiß nicht, welches Uebelbefindens, selbst in die Bäder von Caldas, bei Barcelona, zu führen. Was bedeutet diese improvisirte Reise, diese Reise an die Gränze, und so zu sagen in das Hauptquartier Espartero's, diese Reise, die, wie man sagt, dem spanischen Ministerium als ein Befehl angekündigt wurde, dem nur die Ausführung folgen durfte? Zwei Minister nur sind, sagt man, bezeichnet, Ihre Majestäten zu begleiten, und diese Minister sind, die Wahl ist seltsam, der des Kriegs und der Marine. Die Bestürzung in den Salons von Madrid ist groß. Jeder, der für einen Politiker gelten will, hat seine Erklärung fertig. Die feinsten finden darin nur eine Weiberlaune. Das ist schwer zu glauben. Die Königin-Regentin ist zu verständig und umsichtig, um nicht die Folgen berechnet zu haben, die ihre schnelle Abreise aus der Hauptstadt haben kann, wo sie nur ein schwaches, verstümmeltes Ministerium, leere Cassen, ziemlich heftige Parteiung, entmuthigte Cortes zurückläßt, die sehr geneigt scheinen, sich selbst aufzulösen und zu zerstreuen. Die Reise muß also einen Zweck haben, der in ihren Augen erreicht zu werden verdient, was auch in Madrid erfolgen mag. Und dieser Zweck? Die Zeit wird lehren, ob er wirklich etwas mehr ist als Laune und Unklugheit. Unterdeß ist es von Wichtigkeit, daß die französische Regierung Spanien nicht aus dem Gesichte verliere. Seine Ruhe und die Aufrechthaltung seiner constitutionellen Regierung interessiren Frankreich. Das Cabinet des 1 März ist davon durchdrungen.

Großbritannien.

Haus der Gemeinen. Sitzung vom 29 Mai. Am Morgen dieses Tags, als des Jahrstags der Wiedereinsetzung Karls II (früher wurde er deßhalb als Festtag gehalten), fand sich der Sprecher um 11 Uhr Morgens im Hause ein, um von hier mit den Beamten des Hauses und den etwa anwesenden Mitgliedern in vorgeschriebener Ordnung zum Gottesdienst in St. Margareth zu ziehn. Nur zwei Mitglieder waren gegenwärtig, Sir R. H. Inglis und Hr. Goulburn. Um 4 Uhr begann dann die gewöhnliche Sitzung. Unter den eingereichten Bittschriften ist eine aus Manchester, um Aufhebung der Korngesetze, unterzeichnet von 20,820 Weibern, meistens Arbeiterinnen in den Manufacturen, die dem Fortbestehen jener Gesetze ihren häufig eintretenden Mangel an Arbeit zuschreiben. Auf eine Frage Hrn. C. Bruce's hinsichtlich der Störungen, die der brittische Gottesdienst in Neapel erfahren, antwortet Lord Palmerston, daß allerdings die neapolitanische Regierung zweimal, sowohl beim Bau einer besondern Kirche obwohl sie denselben früher gestattet als auch bei Benutzung eines dazu hergestellten Saales, verbietend eingeschritten sey, daß die englische Regierung aber jetzt hoffe, in Folge des neuabzuschließenden Handelsvertrags mit Neapel, auch hinsichtlich des öffentlichen Gottesdienstes von dort sichere Zugeständnisse zu erlangen. Vor dem Beginn der Ausschußverhandlungen über die Canada-Regierungs - (oder Vereinigungs -) Bill*)Der Gegenstand der Bill ist Wiedervereinigung von Ober - und Nieder-Canada (also Aufhebung eines Theils der Verfassung von 1791) unter einer gemeinsamen Gesetzgebung und Regierung, nur mit ausnahmsweisen Verschiedenheiten hinsichtlich der ausführenden und richterlichen Macht in beiden Provinzen; und demgemäß Veräußerung und Verwandlung der Krondomänen in eine Civilliste, Festsetzung eines regelmäßigen Einkünfte-Systems und Festsetzung von Bezirks-Landgerichten., machte Hr. Pakington noch einen Antrag auf Vertagung derselben, indem er die beabsichtigte Vereinigung sowohl wegen der geographischen Ausdehnung beider Provinzen, als wegen ihrer nationellen und religiösen Verschiedenheit, als auch wegen ihres1258 gegenwärtigen aufgeregten Zustandes für durchaus unthunlich und gefährlich erklärt. Seiner Ansicht nach passe auch die repräsentative Verfassung keineswegs für Unter-Canada; man hätte Montreal mit Ober-Canada verbinden, jenes aber durch einen Gouverneur und einen Rath regieren lassen sollen. Es sey sehr zu fürchten, daß die Vereinigung zu allen jetzt schon vorhandenen Zwistigkeitsgründen den einzigen noch fehlenden wie Hr. P. Thompson sagte nämlich den gegenseitigen Religionshaß hinzufügen werde. Auch bestehe in Canada selbst keine große Lust nach Vereinigung; fast ganz Unter-Canada sey geradezu dagegen und Ober-Canada nur in so weit dafür, als es darauf rechne, daß daselbst der Sitz der Regierung aufgeschlagen werden solle. Das Haus bereitet sich nach dieser Rede schon zum Abstimmen, als Hr. W. Gladstone gegen den Antrag das Wort nimmt indem er besonders den Wunsch der Canadier nach Vereinigung als ein hinlänglich bezeugtes Factum heraushebt: übrigens, meint er, sey die Hauptfrage bei der neu zu gebenden Verfassung die Feststellung des Maaßes der Verantwortlichkeit der Regierung und des Verhältnisses der canadischen gesetzgebenden Versammlungen zum englischen imperial parliament. Die voreiligen Aeußerungen Lord Durhams hätten diesen Punkt besonders erschwert. Hr. C. Buller (Durhams Begleiter auf jener Mission) vertheidigt das Betragen Lord Durhams als entsprechend der allgemein ausgesprochenen öffentlichen Meinung in Canada; er hofft von der Vereinigung, daß sie die ganze canadische Bevölkerung, unter einer brittischen Majorität in den Kammern, durch einen neuen Gesammtnationalgeist aufs lebendigste mit England verbinden werde. Auch hofft er, mit Lord Durham, daß später einmal das ganze brittische Nordamerika in diese Vereinigung aufgenommen werden möge. Das Verlangen der Canadier selbst nach Vereinigung ziehen wieder in Zweifel Hr. Hume, Colquhoun, Lord Howick, indem ersterer und letzterer jedoch die Behandlung der Bill anrathen. O'Connell erklärt sich entschieden gegen die Bill, weil es tyrannisch sey eine Vereinigung zu beschließen, ehe man darüber die bestimmte Meinung der Einwohnerschaft beider Provinzen zu Rath gezogen habe. Andere Ungerechtigkeiten sehe er darin, daß man das mehr bevölkerte Unter-Canada mit dem weniger bevölkerten Ober-Canada auf gleichen Repräsentationsfuß, und ebenso die schuldenfreie Nordprovinz mit der starkverschuldeten südlichen auf gleichen Finanzfuß stellen wolle. Besonders hart aber scheine es ihm, daß man durch diese Vereinigung die französische Bevölkerung, trotz aller Lobsprüche die sie von Lord Durham erfahren, als Volk geradezu vernichten wolle. Schließlich macht er noch darauf aufmerksam, daß an der Gränze gegen die Vereinigten Staaten der Acre Land auf der amerikanischen Seite 10 Pf., auf der canadischen 5 Pence werth sey, woraus man am besten auf den Werth der bisherigen aristokratischen Regierung schließen könne. Lord John Russell bemerkt gegen diese Einwände O'Connells erstens, daß die Einwohnerzahl beider Provinzen sich täglich mehr auszugleichen trachte, und zweitens, daß die Schuldenlast von Ober-Canada großentheils die Folge gemeinnütziger, beiden Provinzen zu Gute kommender Unternehmungen (z. B. Wasserbauten) sey. Hinsichtlich des abzuwartenden ausdrücklich ausgesprochenen Wunsches auf Vereinigung seitens Canadas erklärte er, daß in dieser Sache die Initiative immer dem Parlament zustehe. Uebrigens schreibe ihm Sir G. Arthur im Bezug hierauf Folgendes: Es herrscht hier eine natürliche Spannung hinsichtlich des bald zu hörenden Ausgangs der beiden Bills über canadische Vereinigung und canadische Kirchengüter, aber dabei durchaus keine politische Aufgeregtheit; und ich glaube nicht, daß sich für Annahme und Verwirklichung der Einigungsbill wenn das Parlament diese Maaßregel beschließen sollte ein günstigerer Augenblick darbieten könnte als der gegenwärtige. Hr. Pakington nimmt hierauf seinen Antrag auf Vertagung zurück und die Bill geht in den Ausschuß. Von den weitern Verhandlungen über die Clauseln, die dann der Reihe nach angenommen wurden, boten nur wenige allgemeineres Interesse. Hr. C. Lushington der schon früher einmal Ausschließung der Bischöfe aus dem Hause der Lords verlangt hatte verlangte auch heute Ausschluß aller Geistlichen von der gesetzgebenden Versammlung in Canada, als durchaus untauglich zu irgend einer legislativen oder politischen Function. Sein Vorschlag ward verworfen (mit 83 gegen 29). Die Befähigungssumme für Wahlcandidaten ward festgesetzt auf 500 Pf. St. Grundbesitz. Die Clausel, daß die Verbalberichte der Versammlungen englisch geschrieben und gedruckt werden sollten, nahm Lord John Russell selbst zurück. Die Civilliste blieb auf 45,000 Pf. (7000 Pf. für den Gouverneur), gegen den Vorschlag Hrn. Hume's, dieselbe auf 20,000 Pf. herabzusetzen. Die Discussion über die wenigen noch übrigen Clauseln ward auf Vorbringung des Berichts verwiesen, und somit die Bill als unbestritten durch den Ausschuß gelassen. Um 1 Uhr war das Haus nicht mehr in Anzahl.

Ueber den Mord Lord William Russells hat sich dieser Tage ein seltsames Gerücht verbreitet, nach dem ein dem Ermordeten sehr nahe stehender Mann selbst in das Verbrechen verwickelt wäre. Ja, ein Morgenblatt kündigte bereits die Verhaftung dieser Person an, und daß das Haus desselben von einer Menge neugieriger Leute zu Fuß und Wagen belagert sey. Vielleicht wenn nicht eine tiefer angelegte Bosheit dabei thätig ist entsprang das Gerücht bloß aus dem Mißverständniß eines zwischen dem Richter, Hrn. Hall, und dem Ankläger (soliciter for the prosecution) Hrn. Hobler, einerseits, und dem Advocaten Courvoisiers, Hrn. Flower, andrerseits, stattgefundenen Wortwechsels bei der letzten Gerichtssitzung darüber, ob Hr. Russell, Sohn des Ermordeten, in Bezug auf einen Siegelabdruck, den er Courvoisier gegeben, zum Verhör gezogen werden solle. Die HH. Hall und Hobler hatten sich der deßhalb gethanen Forderung des Hrn. Flower entschieden widersetzt.

Zur Befriedigung eines lang gefühlten geistigen Bedürfnisses des Londoner Publicums, nämlich zur Stiftung eines großen Lesevereins wie deren in fast allen deutschen Städten schon lange bestehen ist jetzt in London ein Ausschuß von mehreren vornehmen und litterarisch berühmten Männern zusammengetreten: die Lords Clarendon, Lyttelton und Morpeth, Sir E. Lytton Bulwer, Hr. Dickens, Hr. Carlyle und Hr. Milman sind unter den Mitgliedern desselben.

Ein Hr. Hardman läßt, großentheils auf eigene Kosten, in der Nähe von Birmingham ein Kloster der barmherzigen Schwestern errichten, in dem seine als Schriftstellerin bekannte Tochter selbst als dienende Schwester eintreten wird. Sie ist jetzt mit drei andern Damen in Dublin, um ihr Noviciat zu vollenden.

Frankreich.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 1 Jun. kam der Entwurf zur Erörterung, welcher einen Credit von 540,000 Fr. zu unvorhergesehenen Ausgaben aus Anlaß der Blokade von Buenos-Ayres verlangt. Hr. von la Grange bittet den Conseilpräsidenten um Erläuterungen über das Verfahren des Gegenadmirals Dupotet bei der Regierung von Buenos-Ayres. Hr. Thiers: Hr. Buchet Martigny, unser Generalconsul von Montevideo, ward benachrichtigt, daß Rosas geneigt sey, unsern gerechten Forderungen in mehrern Punkten nachzugeben. 1259Er glaubte aber nicht in dem Augenblick in Conferenzen mit der Regierung von Buenos-Ayres eingehen zu können, wo unsere Verbündeten, die Generale Lavalle und Riveira den Feldzug eröffneten. Der Minister des Rosas, Hr. Arana, benützte die Ankunft des Gegenadmirals Dupotet im la Plata, und traf seine Vorkehrungen sich bei der Zusammenkunft einzufinden, welche aus Höflichkeit und Anstand an Bord des Aktäon zwischen Hrn. Dupotet und dem englischen Admiral stattfand. Hr. Arana machte wirklich Hrn. Dupotet Eröffnungen; der französische Admiral ließ sich aber in keine Verpflichtung ein. Er versprach Hrn. Arana, dem Consul Bucher de Martigny die übergebene Note mitzutheilen. In diesem Betragen liegt nichts, was den vielfach ausgesprochenen Tadel verdiente. Allerdings haben sich einige Mißverständnisse zwischen dem Admiral und dem französischen Consul ergeben; der letztere hat aber fortwährend die Superiorität bewahrt, die ihm in seinen Befugnissen gebührt. Die Blokade blieb fortwährend gleich streng; unsere Verbündeten, weit entfernt, die Waffen niedergelegt zu haben, erhielten fortwährend Unterstützungen in Waffen und Geld. Uebrigens hat die Regierung die Absicht, einen höhern Agenten in jene Gegend abzuschicken, der schon einmal dort gebraucht wurde, und wohl die einen Augenblick gestörte Eintracht herstellen wird. Der Entwurf ward sodann mit 222 weißen gegen 14 schwarze Kugeln angenommen. Hierauf begann die Erörterung des Ausgabenbudgets von 1841.

Im Vortrag des Hrn. v. Rémusat bei Einreichung des Gesetzesentwurfs wegen der irdischen Reste Napoleons in der Pairskammersitzung vom 30 Mai bemerkt man folgende Stellen: Sie wissen, daß der Prinz Joinville sich nach St. Helena begeben soll; er wird durch den Canal nach Frankreich zurückkommen: der Sarg soll dann auf ein Boot gebracht werden, das die Seine hinauf bis nach Paris fahren wird; endlich soll er in den Invaliden beigesetzt werden. Die Regierung will dieser Beisetzung eine Feierlichkeit geben, welche der Ehrfurcht und der Bewunderung der Völker entspricht. Das Grab wird sich unter der Kuppel erheben; es soll einfach und großartig seyn, und in Form und Stoff wo möglich den Stürmen der Zeit widerstehen. Die Souveräns-Insignien sollen mit dem Degen des Feldherrn auf dem Grabstein niedergelegt werden. Welcher großartigere Ort könnte wohl die Reste Napoleons aufnehmen? Welche Kühnheit könnte jemals zur Entheiligung derselben jene auserlesene Wache durchbrechen, welche unsere tapfern Heere unaufhörlich zur Bewachung seines Grabs erneuern werden? Wir legen Ihnen hier das Gesetz vor, welches der Regierung die Mittel zur Vollziehung an die Hand geben wird. Vielleicht reicht der vorgeschlagene Credit nicht hin; dann werden Zuschüsse nöthig seyn und von Ihnen verlangt werden. Die Deputirtenkammer wußte dieß; sie wollte aber die ursprüngliche Abfassung der Regierung beibehalten, und wir wissen zugleich, daß sie den Wunsch hegt, der Staat solle in großartiger Weise verfahren, entsprechend dem Lande, das sie repräsentirt, und dem Manne, dessen Andenken sie ehrt. Diese Ansicht ist, wie wir nicht zweifeln, auch die Ihrige. Das Kaiserreich existirt nicht mehr: die Ideen, die Institutionen des Kaiserreichs werden nicht wieder erstehen. Frankreich ist auf immer von der Rückkehr zur absoluten Gewalt befreit, welche immer die verzweifelte Zuflucht der Nationen ist, die von Heimsuchung der Anarchie bedroht sind; aber es bleibt stolz auf jenen unsterblichen Ruhm, welchen es dem Heldenmuth und dem Genie Napoleons verdankt; es ehrt in ihm den Schöpfer der schönen Denkmäler seiner Gesetzgebung; es bewahrt demjenigen, der mit ihm groß und mit ihm unglücklich gewesen, ein ewiges Andenken. Dieß ist ein edles Gefühl, dem wir entsprechen wollten. Die Monarchie von 1830 umgibt sich, wie Sie wissen, gern mit allen Arten des Ruhms Frankreichs; sie gefällt sich in diesen patriotischen Erinnerungen, die eine weniger nationale Regierung fürchten würde. Sie soll sich zur Dolmetscherin der Gesinnungen des Landes machen, so wie sie die Bewahrerin aller seiner Rechte ist. Wir legen Ihnen daher mit Vertrauen diesen Gesetzesentwurf vor. Wir sprechen vor einer Kammer, die voll von erlauchten Zeitgenossen des Kaisers ist; wir sprechen vor Magistraten und Kriegern, welche sein Andenken an die ersten Ansprüche erinnert, die sie durch ihre Dienste auf den Dank des Vaterlandes erworben haben. Sie werden gern mit uns eine Vergangenheit ehren, bei der Ihr eigener Ruhm betheiligt ist.

Der Courrier français und das Siecle machen am 31 Mai in Betreff der Spaltung, welche die Subscription für die Beisetzungsfeier Napoleons in der dynastischen Linken bewirken könnte, ein Schreiben des Hrn. Odilon-Barrot bekannt. In Folge dieses Schreibens liest man im Siècle: Das Comité, welches sich bei dem ehrwürdigen Marschall Moncey versammelt hatte, und in welchem unter dessen Vorsitz die dem Andenken des Kaisers getreuesten Männer sich befanden, hat einstimmig auf die ihm gemachte Mittheilung des Schreibens des Hrn. Odilon-Barrot beschlossen, daß die Subscriptionen suspendirt werden sollen. Der Courrier français sagt seinerseits: Bei diesem neuen Stande der Dinge, den wir gewiß nicht voraussehen durften, halten wir es nicht für angemessen, die an uns abgelieferten Summen in Händen zu behalten. Wir werden sie von übermorgen, Dienstag, an, den Subscribenten, die sich zur Zurückforderung in unsern Bureaux einfinden werden, zurückgeben. Die etwa nach Verfluß des Monats Junius übrig bleibenden sollen an einem öffentlichen Orte mit einem Verzeichniß der dazu Berechtigten niedergelegt werden.

Der Brief des Hrn. Odilon-Barrot an den Courrier lautet folgendermaßen: Mein Herr, ich sehe mit Bedauern, daß eine ganz nationale Manifestation, der sich die patriotischen Meinungen jeder Schattirung mit Ehre anschließen konnten, eine Manifestation, welche der einstimmige Zuruf der Kammer begrüßt und welcher der Enthusiasmus des Landes geantwortet hatte, durch ein bedauernswerthes Mißverständniß ein Anlaß zur Spaltung in unserer eigenen Partei geworden ist. Ich bedaure dieß um so mehr, als unsere Grundsätze dieselben geblieben sind und die entstandene Spaltung nur von einem verworrenen, falsch erklärten Votum herrührt. Die Commission hatte in einem ehrenwerthen, aber meiner Ansicht nach, schlecht berechneten Eifer den Regierungsentwurf mit Vollziehungsdetails überladen, die diesem Entwurfe seinen Charakter der Größe und der Einfachheit entzogen. Die an eine Etiquettefrage geknüpfte Reiterstatue, die man mit der Statue vom Vendomeplatze verglich, schien weder der Kammer, noch des Landes, noch des Kaisers Napoleon, der eine so große Stelle in der Geschichte einnimmt, würdig. Alle Convenienzen vereinigten sich dahin, rein und einfach zu dem Regierungsentwurfe zurückzukehren. Sie wissen, daß wir über diesen Punkt fast einstimmig waren. Was die Ziffer der Ausgabe betrifft, so ward sie in der That nicht in Frage gestellt; nur die von der Commission vorgeschlagene Verwendung ward abgelehnt. Jene Ziffer war überdieß nach dem Charakter der Ausgabe nur eine Voraussehungsziffer. Der Minister des Innern hat in seiner Darstellung der Beweggründe vor der Pairskammer dieß ebenso wie wir verstanden. Wenn das Votum der Kammer einen andern Charakter gehabt hätte, so würde ich mich ohne Anstand Ihrer Subscription beigesellen. Möge daher das Ministerium diese Beisetzungsfeierlichkeit auf eine der Nation, deren Repräsentant es bei diesem Anlaß seyn wird, würdige Art vollbringen. Es hat dabei keine Desavouirung zu besorgen. Möge die ganze Nation, durch ihre regelmäßigen Staatsgewalten repräsentirt, zu dieser Beisetzungsfeier mitwirken. In diesem Einklang wird eine größere Huldigung, ein tröstlicheres Schauspiel, ein beruhigenderes Unterpfand unserer Nationalkraft liegen,1260 als in einer Subscription, die nur der Ausdruck persönlicher Sympathien seyn würde, und die, erlauben Sie mir die Bemerkung, keinen Zweck mehr hat, so wie die Regierung den Willen und die Mittel besitzt, dem Wunsche des Landes vollkommen zu entsprechen. Ich würde mit Bedauern sehen, daß da, wo Gemeinschaft der Gesinnungen herrscht, Spaltung in den Handlungen stattfände. Wir haben es schon mit hinreichend großen Schwierigkeiten zu thun, daß wir nicht noch bedauernswerthe Mißverständnisse beizufügen brauchen. Das größte Unglück, nicht für uns, sondern für unser Land würde seyn, wenn unsere Eintracht, die sich für die Sache der Freiheit so nützlich bewiesen hat, bloßgestellt werden sollte.

Die Deputirten sind müde und sehnen sich nach Ruhe; die außerhalb Paris wohnenden eilen nach Hause, die hiesigen aufs Land; außer dem Budget läßt sich auf keine andere Arbeit der Kammer mehr rechnen. Gestern wurden die Debatten des Gesetzesentwurfs über die in den Fabriken beschäftigten Kinder bis nach der Prüfung des Budgets ausgesetzt; die Aussetzung erfolgte fast einstimmig, weil die Anhänger des Entwurfs erfahren hatten, daß der gleichgültige Theil ihrer Collegen beabsichtigte, nach den allgemeinen Debatten gegen den Uebergang zu den einzelnen Verfügungen zu stimmen, das heißt, für die Verwerfung. Nunmehr bleibt diese Angelegenheit bis zur nächsten Session beruhen. Nach Beendigung der kurzen Sitzung suchten die Bonapartisten der Kammer ihre Collegen zu bestimmen, in den Bureaux zusammenzutreten und für das Denkmal Napoleons zu subscribiren. Diese Zumuthung fand aber keinen Anklang; man erklärte allgemein, eine solche Subscription von Seite der Mehrheit der Deputirten würde eine Mißbilligung der Abstimmung der Kammer gegen den Zusatz einer Million Franken enthalten. Die Commission zur Prüfung der Motion v. Remilly versammelt sich täglich; der Referent, Hr. Maurat-Ballanche, hat einen verbesserten Entwurf vorbereitet, der einer Anzahl Beamten den Eintritt in der Kammer verbietet. Dieser Entwurf unterliegt jedoch vielen Kritiken von Seite der antireformistischen Mitglieder der Commission, z. B. des Hrn. Dupin, der dieser Tage mit Hrn. Havin in einen so heftigen Wortwechsel gerieth, daß der Präsident der Commission sich genöthigt sah, die Sitzung aufzuheben. Allem Vermuthen nach kommt vor dem Schluß der Session noch ein Bericht zu Stande, aber das Cabinet hat immer die Zeit des Zwischenraums beider Sessionen gewonnen.

Vor einigen Tagen ist eine Mittheilung an Hrn. Cochelet gemacht worden, die von großer Wichtigkeit seyn soll und die, wenn sie Mehemed Ali gut aufnimmt, die Lösung der orientalischen Dinge erleichtern dürfte. Es soll nämlich in Folge einer Ausarbeitung, die Thiers von einem großen fremden Staatsmann erhalten, die Möglichkeit gegeben worden seyn, die Lage der Dinge zu verändern, so zwar, daß die Mächte die gegen die Pforte übernommenen Verpflichtungen nur in einem Grade aufrecht zu halten hätten, wodurch die geringe Uebereinstimmung, welche seither bei ihnen bemerkbar war, minder nachtheilig auf den Gang der Verhandlungen einwirken, die Ehre der Pforte aufrecht erhalten, Mehemed Ali hingegen in die Nothwendigkeit versetzt würde, entweder sich mit den ihm nun von der Pforte zu machenden Bedingungen zufrieden zu stellen, da ihnen die Beistimmung der Mächte gesichert sey oder in einer Verfassung zu bleiben, die er selbst für erdrückend und unnatürlich erklärt, oder gar ohne alle weitern Rücksichten vorzugehen. Im ersten Falle würde seine Stellung zu den Mächten sich bessern und er in freundschaftliche Beziehungen mit ihnen treten, in den beiden andern würde er aber zu bereuen haben, sich muthwillig Gefahren ausgesetzt zu haben, die er vermeiden konnte. Allerdings hinge dabei viel von dem Betragen ab, das unser Cabinet zu beobachten gedächte. Thiers möchte so sehr, wie irgend Jemand, die orientalische Frage geschlossen sehen, und wenn er vielleicht nicht ganz die Ansichten theilt, die in der oben erwähnten Ausarbeitung dargelegt werden, findet er sie doch am meisten geeignet, um einen Ausgang aus dem Labyrinth zu geben, in das man gerathen ist. Er beeilte sich, sie zur Kenntniß Cochelets zu bringen und ihn zu beauftragen, den Vicekönig zu erforschen, ob es nicht möglich sey, ihn damit zu befreunden, weil dann alle Schwierigkeiten gehoben wären, unter denen man seufzte. Es wird also viel davon abhängen, was Cochelet darauf zu antworten hat, und wie Mehemed Ali sein Betragen von nun an einrichten wird, um theils unser Cabinet eine bestimmtere Farbe nehmen zu sehen, theils auch etwas genauer zu wissen, auf welche Weise der Streit zwischen der Pforte und Mehemed Ali endigen muß. Bis dieß gehörig erörtert seyn wird, glaubte Thiers gerathen, in London sich nicht zu sehr beeilen zu dürfen, und obgleich er dem Wunsche Guizots zu entsprechen sich verpflichtet hielt, indem er ihm gestattete, in die daselbst abzuhaltenden Conferenzen zu treten, so hat er ihm doch die Weisung gegeben, sich mehr passiv zu benehmen und keinem Beschluß definitiv beizutreten, der etwa von der Conferenz ausgehen sollte.

Die Geschichte mit der Asche von Bonaparte entwickelt sich Act nach Act auf immer sonderbarere Art. Es ist offenbar, noch ist die persönliche Erinnerung an die unerträgliche Geistestyrannei jener Zeit nicht vorüber. Die erste Ankündigung des Plans wurde von der Kammer mit einer Art von Enthusiasmus aufgenommen, der aber bald vor der Reflexion und vor Allem vor der Fluth Bonapartistischer Declamationen verschwand. Wären die Imperialisten still gewesen, so wäre Alles einstimmig beschlossen worden, und man hätte keine Einwendung gehört, denn es lebt in jedem Franzosen ein hinlängliches Gefühl von Nationalstolz, um die Asche des großen Feldherrn, der sie in alle Hauptstädte von Europa geführt hatte, zu ehren; aber man will nicht, daß sie den Resten seiner Anbeter und Werkzeuge zum Fußschemel diene. Die Rede v. Lamartine ist darüber, was ihm selten geschieht, der wahre Ausdruck der öffentlichen Meinung. Die Bonapartisten täuschten sich über diese, und eröffneten die nationale Subscription, um die Million zusammenzubringen, welche die Kammer verweigert hatte, und sich so an dieser zu rächen. Die ministeriellen Journale schlossen sich mit großer Lebhaftigkeit an, und man konnte in den letzten Tagen aus der Feder von Leuten, welche ihr Leben zubringen, die constitutionellen Principien zu predigen, die unsinnigsten Vergleichungen und Vergötterungen lesen. Aber der Erfolg war kläglich: die Subscriptionen erhoben sich in fünf Tagen nicht viel über 17,000 Franken, und man fand besser, die Listen zu schließen, wozu sich Thiers eines Briefs bediente, den er durch Odilon-Barrot schreiben ließ. Dieß wird die Illusionen Vieler zerstören, welche die Bonapartistische Partei für stärker hielten, und glaubten, daß die Art, wie man seit einigen Jahren die öffentliche Meinung in Journalen bearbeitet hatte, mehr Erfolg gehabt habe. Niemand kann übrigens voraussehen, welche neue Episoden die Sache noch mit sich bringen wird, da eine Menge von Eitelkeiten, Hoffnungen und Intriguen sich an den Namen des Kaisers hängen.

Deutschland.

Nach einer verlässigen Mittheilung aus Aschaffenburg vom 3 Jun., die zugleich die erfreulichsten Nachrichten über das Befinden der königl. Majestäten brachte, haben Se. Maj. der König vor, sich am 10 Jul. nach Bad Brückenau zu begeben, und dortselbst, gleich wie im vorigen Jahre, einige1261 Wochen zu verweilen. Se. Maj. der König widmen übrigens auch ferne von Ihrer Residenz den Staatsgeschäften, in allerhöchster Theilnahme an Ihres Volkes Wohl, unausgesetzt die angestrengteste Thätigkeit.

Die Prinzessin Marie von Hessen und bei Rhein wird dem Vernehmen nach noch einige Zeit in München verweilen. Ihre Hoh. erschien vorgestern mit ihrer königlichen Tante im Schauspielhaus, wo alle Blicke der Anwesenden auf die fürstliche Jungfrau gerichtet waren, die durch ihre hohe Bestimmung, wie durch die Anmuth ihrer Persönlichkeit große Theilnahme erregt. In den letzten Tagen hielt sich der Oberbürgermeister von Magdeburg hier auf, um über eine nothwendig gewordene, sehr bedeutende Restauration der Fenster des Magdeburger Domes, mit der hiesigen königlichen Glasmalereianstalt, durch welche die Restauration bewerkstelligt werden soll, Rücksprache zu nehmen. Besagte Anstalt gewinnt von Jahr zu Jahr größern Ruf, und nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Frankreich und England gehen Aufträge und Bestellungen aller Art ein, die sie auf Jahre hinaus beschäftigen. Graf v. Waldkirch, k. bayerischer Geschäftsträger am Hofe zu Athen, ist gestern hier eingetroffen.

In Bezug auf eine in Nro. 147 der Allg. Zeitung aufgenommene Correspondenz aus München, worin von dem Barbarossasaal die Rede ist, erhalten wir die berichtigende Bemerkung, daß der dort gebrauchte Ausdruck neue Residenz unrichtig sey, indem der auf der nördlichen Seite des k. Residenzschlosses geführte Bau der Saalbau, der südlich aufgeführte der Königsbau heiße, und nur diese Benennungen die richtigen seyen.

Der vom Amtshauptmann v. Welck abgefaßte Deputationsbericht der ersten Kammer in Bezug auf die in der zweiten Kammer einstimmig angenommenen Anträge in Betreff Hannovers ist in diesen Tagen in den sächsischen Blättern erschienen. Er sagt nach einer ausführlichen historischen Einleitung: Nach diesen so eben dargestellten Ereignissen ist es leicht erklärlich, daß die Theilnahme, die sich schon früher an der hannover'schen Verfassungsangelegenheit innerhalb der Marken des gesammten deutschen Vaterlands aussprach, im Laufe der letztvergangenen Jahre nur noch gesteigert werden mußte. Sie hat sich neuerlich beurkundet im Kreise der constitutionellen Ständeversammlungen zu Braunschweig, Darmstadt und Karlsruhe, sie findet den lebhaftesten Anklang auch in der Mitte des sächsischen Volks. Denn, welches auch das politische Glaubensbekenntniß eines jeden Einzelnen sey, das Gefühl für Wahrheit, für Recht, für die Heiligkeit des gegebenen Worts, steht dem Sachsen so wie jedem Deutschen höher als jede andere Rücksicht, in ihm erkennt auch er die sicherste Bürgschaft für den Frieden und das Glück des Einzelnen wie der Gesammtheit, die einzig dauernde Schutzwehr gegen die Verirrungen menschlicher Leidenschaften, gegen die gewaltsame Auflösung der gesellschaftlichen Ordnung und somit gegen die Feinde des wahren und höchsten Staatszwecks. Und wer sollte dieses Gefühl nicht verletzt sehen bei einem Blick auf die dermaligen Verhältnisse im Königreich Hannover? Wir wollen hier nicht erörtern, von wem diese Verletzung ausgegangen ist, genug, daß sie besteht, genug, daß sich ein bedauernswerther, in seinen traurigen Folgen noch nicht einmal ganz zu übersehender Zwiespalt zwischen den Ansichten der dortigen höchsten Staatsgewalt und eines großen Theils der Bevölkerung erhoben hat, daß der Begriff: was wahr, was recht sey? in Zweifel gestellt und verworren worden, daß das Vertrauen deutscher Herzen auf gegebenes Wort, auf geleistete Eide, erschüttert worden ist! Ein solcher Zustand widerstreitet dem Grundzuge des Charakters des deutschen Volks, und mit Recht kann man sagen, daß, aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, die Ereignisse im Königreich Hannover zur allgemeinen Angelegenheit Deutschlands geworden sind. Sie können als eine solche aber auch insofern erscheinen, als Ereignisse so eigenthümlicher Art innerhalb des einen deutschen Bundesstaats möglicherweise auch für die übrigen, durch den Bund in so innigem Zusammenhang stehenden deutschen Staaten traurige Folgen nach sich ziehen können. Dennoch glaubt die Deputation, daß es außer den Gränzen der Wirksamkeit einer Ständeversammlung der einzelnen deutschen Bundesstaaten liege, die Hauptfragen zu entscheiden, welche zu den beklagenswerthen Vorfällen im Innern des Königreichs Hannover Veranlassung gegeben haben, und ihre resp. Regierungen aufzufordern, bei der hohen Bundesversammlung auf ein, diesen Entscheidungen entsprechendes Einschreiten in die innern Landesangelegenheiten eines Bundesstaates hinzuwirken. Die Deputation glaubte sonach sich jeder Entwicklung rechtlicher Ansichten über die hannover'sche Verfassungsfrage enthalten zu müssen, sie ist zur Zeit noch immer der festen Ueberzeugung, daß nöthigenfalls jene Rechtsfragen in der hohen Bundesversammlung ihren Richter finden werden und müssen, und glaubt die beruhigende Hoffnung aussprechen zu können: daß die im Königreich Hannover, unter Mißbilligung von ganz Deutschland, hervorgerufenen Ereignisse, den, in gleichem Interesse der Regierungen wie der Völker liegenden, geregelten Rechtszustand in den übrigen deutschen Bundesstaaten nicht stören werden. Allein selbst abgesehen hiervon mußte es der Deputation überflüssig erscheinen, Aufforderungen der obgedachten Art von Seite der sächsischen Stände an ihre hohe Staatsregierung zu bringen. Denn selbst zugegeben, daß der derzeitige Beschluß der hohen Bundesversammlung wörtlich so ausgefallen ist, wie er durch die k. hannover'sche Proclamation vom 10 Sept. v. J. zur Kenntniß des Publicums gebracht wurde, so enthielt er doch nur die Erklärung, daß bei obwaltender Sachlage eine bundesgesetzlich begründete Veranlassung zur Einwirkung in diese innere Landesangelegenheit nicht bestehe. Die Möglichkeit des Eintretens einer solchen Veranlassung wird keineswegs geläugnet, für diesen Fall aber wird und muß, den allgemeinen Bestimmungen der deutschen Bundesacte gemäß, auch die Krone Sachsen ihren Vertreter bei den zu fassenden Beschlüssen finden, und wie sollten wir nicht mit Zuversicht und Vertrauen dem Ergebniß dieser bundesgesetzlichen Mitwirkung entgegensehen, da unsere Staatsregierung nach allen von ihren Organen in Bezug auf diese Angelegenheit beschehenen Aeußerungen vollkommen jenes Gefühl theilt, welches eben jetzt die so rege Theilnahme an dem Zustand im Königreich Hannover hervorruft. Dieses zuversichtliche Vertrauen leitete die verehrte Kammer schon bei dem am letzten Landtag in dieser Angelegenheit gefaßten Beschluß, und wenn auch wir sowie die Deputation der zweiten Kammer von Seite des Hrn. Staatsministers des Aeußern jetzt, insoweit als es derselbe mit der Stellung der hiesigen Staatsregierung zur hohen Bundesversammlung vereinbar finden konnte, die Bestätigung erhalten haben: daß die hohe Staatsregierung schon bisher, so weit sich hierzu Veranlassung fand, jenem Vertrauen vollständig entsprochen hat, so dürfte sich hierdurch nicht nur der im Eingange dieses Berichts erwähnte Antrag des Abg. Eisenstuck, dem unter diesen Umständen auch in der zweiten Kammer keine weitere Folge gegeben worden ist, erledigen, sondern auch die Ansicht gerechtfertigt erscheinen: daß es eines besondern Antrags in der oben sub 1 erwähnten Maße nicht bedürfe. *)Die von der zweiten Kammer angenommenen Anträge lauten: die Kammer möge gemeinschaftlich mit der ersten Kammer in einer ständischen Schrift bei der hohen Staatsregierung darauf antragen, daß dieselbe 1) den ihr zu Gebote stehenden Einfluß zu Wiederherstellung des durch die einseitige Aufhebung des Staatsgrundgesetzes vom 26 Sept. 1833 gestörten Rechtszustandes des Königreichs Hannover auch fernerhin kräftigst verwenden, und 2) bei der hohen Bundesversammlung beantragen wolle a) eine authentische Erklärung der durch die Proclamation vom 10 Sept. v. J. von der hannover'schen Regierung bekannt gemachten Entscheidung des Bundestags, namentlich des darin gebrauchten Ausdrucks: dermalige Stände, b) die Wiederherstellung der durch den Bundesbeschluß vom 14 Nov. 1816 genehmigten Geschäftsordnung der Bundesversammlung, durch welche die Bekanntmachung der Bundestagsverhandlungen durch den Druck als Regel festgesetzt war, und c) die Einsetzung eines die Stelle der ehemaligen deutschen Reichsgerichte vertretenden unparteiischen und Vertrauen erweckenden Bundesstaatsgerichtshofes, welcher nach dem Inhalte des Art. 53 der Wiener Schlußacte befugt wäre, nicht allein von Ständeversammlungen, sondern auch von allen andern Betheiligten, z. B. von Corporationen und selbst von einzelnen Unterthanen Beschwerden über Aufhebung der Landesverfassung und über Justizverweigerung anzunehmen und rechtskräftig darüber zu entscheiden.Die Deputation konnte es nicht verkennen, daß in1262 dieser, die Theilnahme von ganz Deutschland erregenden Angelegenheit der eigenthümliche Stand der Sache die Hoffnung und die Ueberzeugung mehr und mehr begründen müßte, daß nur eine über den Parteien stehende Macht die von allen Seiten gewünschte Entscheidung über die Statthaftigkeit der von der hannover'schen Regierung ergriffenen Maaßregeln aussprechen könne. Die vielfachen von Corporationen und von Einzelnen in dieser Hinsicht an die hohe Bundesversammlung gerichteten Gesuche und Petitionen waren dem Publicum nicht verborgen geblieben; dem Ausspruche dieser hohen Versammlung hierauf sah man mit Spannung und Sehnsucht entgegen. Hätte sich dieselbe unter den jetzt obwaltenden Verhältnissen schon zu einer definitiven Entscheidung der Hauptfrage selbst für berechtigt gehalten, so unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß ihr Beschluß auf officielle und legale Art zur Kenntniß von Deutschland gekommen seyn würde. Anders verhält es sich jedoch mit jener Resolution, welche durch die hannover'sche Proclamation vom 10 Sept. 1839 veröffentlicht worden ist. Ihr Zweck war keineswegs eine öffentliche Bekanntmachung. Im Innern der Bundesversammlung gegeben, hatte sie lediglich eine vorläufige Verständigung der Mitglieder der hohen Bundesversammlung unter sich zur Absicht. Ein Antrag auf eine authentische und öffentlich bekannt zu machende Interpretation dieser allerdings an nicht zu verkennenden Dunkelheiten laborirenden, jedoch, wie schon bemerkt, zur Veröffentlichung gar nicht bestimmten Resolution, scheint sonach der Deputation ungeeignet, und würde, wie kaum bezweifelt werden kann, erfolglos seyn, ja es dürfte wohl, selbst in dem Falle, daß sich ein gewichtiger Erfolg verhoffen ließe, nicht einmal rathsam erscheinen, eine solche kategorische Erklärung von der hohen Bundesversammlung in einem Augenblick zu erbitten, wo dieselbe offenbar die einschlagenden Rechtspunkte noch nicht für klar genug ermittelt und überhaupt den Zeitpunkt noch nicht für eingetreten erachtet, um sich zum Einschreiten ihrerseits bewogen und verpflichtet zu fühlen. Diese Betrachtungen bewegen die Deputation zu der Ansicht, daß auch dem obenerwähnten Antrage sub 2 a nicht beizutreten seyn dürfte. Sie wendet sich nun schließlich zu den von der jenseitigen Kammer sub 2 b und c beschlossenen Anträgen, und erlaubt sich hierbei zuvörderst die Bemerkung: daß jedenfalls in Einer Beziehung der Antrag sub 2 c als überflüssig erscheint, denn es unterliegt der auch der unterzeichneten Deputation beschehenen ministeriellen Mittheilung zufolge keinem Zweifel, daß vor der hohen Bundesversammlung Beschwerden über Justizverweigerung, mögen sie von Corporationen oder von Einzelnen angebracht werden, zur Erörterung und Entscheidung gedeihen, und daß Stimmeneinhelligkeit von Seite der Mitglieder der hohen Bundesversammlung bei dergleichen zu fassenden Beschlüssen nicht erfordert wird. Dagegen aber läßt sich nicht verkennen, daß der Mangel eines höchsten Gerichtshofes, welcher befugt sey, Beschwerden von Ständeversammlungen sowohl als auch von allen andern Betheiligten über Aufhebung einer Landesverfassung anzunehmen, eine Lücke ist, deren Vorhandenseyn nur schmerzlich empfunden werden, und zu gerechten Besorgnissen Veranlassung geben kann. Die Deputation muß sich vollkommen einverstanden erklären mit dem, was in dieser Beziehung von der jenseitigen Deputation angeführt worden ist. Sie theilt zwar die auch in jenseitiger Kammer ausgesprochene Ueberzeugung: daß im unmittelbaren Interesse unserer vaterländischen Verfassung auch nicht die entfernteste Veranlassung vorliege, auf irgend eine Weise eine Garantie derselben außerhalb der Gränzen des Vaterlandes zu beanspruchen, die Ueberzeugung: daß das unbedingte Vertrauen, welches zum Glück unsers Landes und seiner Bewohner zwischen Regierung und Volk besteht, und in den hohen Tugenden seines erhabenen Herrscherstammes wie in der treuen liebevollen Anhänglichkeit des sächsischen Volkes an seine Regenten gleich tief begründet ist, jede Befürchtung gesetzwidriger Eingriffe in die bestehende Landesverfassung entschieden zurückweist, allein sie findet bei der angeregten Frage das Interesse des Vaterlandes doch insofern wenigstens mittelbar betheiligt, als: wenn der Mangel einer solchen höchsten Instanz Verwirrungen und Unruhen in einem benachbarten Bundesstaate zur Folge hat, möglicherweise beklagenswerthe Rückwirkungen auf die Ruhe und den ordnungsmäßigen Zustand auch im eigenen Vaterland eintreten können. Eben so wünschenswerth erscheint es der Deputation, daß die Beschlüsse der hohen Bundesversammlung, ebenso wie dieß schon früher geschah, wieder regelmäßig durch den Druck zur öffentlichen Kenntniß kommen möchten, wodurch selbst gewiß am besten jeder unrichtigen und schiefen Beurtheilung dieser Beschlüsse, welche dessenungeachtet nie so ganz der Kunde des Publicums werden entzogen werden können, vorgebeugt werden würde. Die Deputation ist daher mit den in diesen beiden Beziehungen von der zweiten Kammer beschlossenen Anträgen einverstanden, allein sie hält selbst aus politischen Gründen und im Einverständnisse mit dem königlichen Hrn. Commissär es nicht für rathsam, daß in dem gegenwärtigen Augenblick ein ihnen entsprechendes Gesuch an den hohen Bundestag gebracht werde, glaubt vielmehr im Interesse der Sache selbst der hohen Staatsregierung die Bemessung desjenigen Zeitpunktes vertrauensvoll überlassen zu müssen, welchen dieselbe, von ihrem höhern Standpunkt aus, für den geeignetsten zu einer erfolgreichen Geltendmachung dieser Anträge bei der hohen Bundesversammlung erachten werde. Nach allem diesem vermag nun die unterzeichnete Deputation nicht ihrer verehrten Kammer den Beitritt zu den Anträgen der zweiten Kammer sub 1. und sub 2 a. zu empfehlen, schlägt aber vor: in einer ständischen Schrift darauf anzutragen: die hohe Staatsregierung wolle sich für die Wiederherstellung der durch den Bundesbeschluß vom 14 Nov. 1816 genehmigten Geschäftsordnung der Bundesversammlung, durch welche die Bekanntmachung der Bundestagsverhandlungen durch den Druck als Regel festgesetzt war, und: für die Einsetzung eines die Stelle der ehemaligen deutschen Reichsgerichte vertretenden unparteiischen und Vertrauen erweckenden Bundesstaatsgerichtshofes, welcher nach dem Inhalte des Art. 53 der Wiener Schlußacte befugt wäre, nicht allein von Ständeversammlungen, sondern auch von allen andern Betheiligten, z. B. von Corporationen und selbst von einzelnen Unterthanen, Beschwerden über Aufhebung der Landesverfassung anzunehmen und rechtskräftig darüber zu entscheiden, bei der hohen Bundesversammlung zu dem, ihrem Ermessen nach, für einen gewierigen Erfolg günstigsten Zeitpunkte kräftigst verwenden. Die Deputation hat endlich noch zweier Petitionen zu erwähnen, welche von einem Mitgliede diesseitiger Kammer, dem Kammerherrn v. Ziegler und Klipphausen, und von dem privatisirenden Rechtsgelehrten v. Heldreich allhier an die Ständeversammlung, und zwar zunächst an deren zweite Kammer, eingereicht worden waren, und des Zusammenhanges halber, in welchem sie in gewisser Beziehung mit dem vorstehend begutachteten Gegenstande stehen, auch von der jenseitigen Kammer gleichzeitig mit diesem letztern berathen worden sind. Sie enthalten beide den gleichmäßigen Antrag: daß unsere Staatsverfassung nach Maaßgabe der Artikel 60 und 61 der Wiener Schlußacte unter die politisch rechtliche Garantie des deutschen Bundes gestellt werden möge. Die jenseitige Kammer ist der von ihrer Deputation ausgesprochenen Ansicht beigetreten, daß irgend eine Veranlassung zu Nachsuchung einer derartigen Garantie unserer vaterländischen Verfassung nicht vorliege, und hat dem zufolge beiden Petitionen eine Folge nicht gegeben. Die unterzeichnete Deputation kann aus den schon oben von ihr in dieser Beziehung entwickelten Ansichten ihrer verehrten Kammer nur anrathen, diesem Beschlusse beizutreten. Dresden, am 3 Mai 1840. Die dritte1263 Deputation der ersten Kammer. Ernst Gustav v. Gersdorf. Heinrich LXIII. Fürst Reuß. Curt Robert Frhr. v. Welck, Referent. Paul August Ritterstädt. Curt Ernst v. Posern.

Preußen.

Noch ist die Stadt voll von wogendem Volke, das heute an dem Feste König Friedrichs Theil genommen. Früh schon fanden sich alle Statuen, die als Monumente unsere öffentlichen Plätze zieren, bekränzt, und es war, als freuten sie sich darüber, nun endlich auch den Würdigsten bald in ihrer Mitte zu sehen. Noch vor wenigen Tagen war man zweifelhaft, ob und wo diese Feier stattfinden werde, bis der König, seiner Krankheit vergessend, den Befehl gab, keine Rücksicht auf diese zu nehmen und dem beschlossenen Monument an dem Tage, der ein neues Jahrhundert nach Friedrichs Thronbesteigung begann, Heiligung und Weihe zu geben. Was sich in den wenigen Tagen an würdiger Ausstattung des Festes aufbieten ließ, war herbeigeschafft worden. Der Platz, auf dem alle Stände des Volkes und des Landes vertreten waren, bot einen imposanten Anblick dar. Am rührendsten aber war der Gedanke, daß der König, der alles dieß angeordnet hatte, selber nicht daran Theil nehmen konnte. Auf einen Augenblick hatte er sich an das Fenster geleiten lassen, von wo aus er den Kronprinzen, assistirt von dem Großfürsten-Thronfolger von Rußland, der in derselben Stunde hier eingetroffen war, sehen konnte, als er den ersten Hammerschlag auf den Grundstein führte. Bald darauf zog sich Se. Maj. wieder zurück, und zwar, wie man vernimmt, von dem mit dem heutigen Tage nothwendig verbundenen Geräusch sichtbar angegriffen. Die Veteranen aus der Zeit Friedrichs wurden von dem geheimen Staatsrath Stägemann angeführt. Der älteste unter ihnen war ein 94jähriger Greis aus Spandau, der noch unter den Soldaten des siebenjährigen Krieges gedient hatte. Der hundertjährige Grolman war zu seinem großen Schmerz durch körperliches Leiden verhindert, sich den etwas jüngeren Commilitonen anzuschließen.

Die Feier des heutigen Tages, dieses wahrhaften Ehrentages der preußischen Monarchie, hat auf das erfreulichste begonnen. Den König, der in Folge seiner ernsten Kränklichkeit sich anfangs weniger für das Fest zu interessiren schien, hatte nach und nach eine solche Theilnahme, ja man darf sagen, eine solche Begeisterung dafür ergriffen, daß in den letzten Tagen eine festliche Anordnung über die andere getroffen wurde, um die Feierlichkeit zu erhöhen. Das Wetter schien schon vom frühesten Morgen an günstig, denn obgleich der Himmel leicht bedeckt war, so drang doch die steigende Sonne mehr und mehr hindurch. Ich muß zuerst einer zarten Ueberraschung gedenken, welche die Stadt Berlin dem Könige gemacht. Er fand nämlich bei seinem Erwachen vor dem Bett einen Lorbeerkranz auf einem Kissen mit der Inschrift: Dem ruhmgekrönten Könige, die treue dankbare Stadt Berlin. Einen überraschenden Eindruck machte es für die Bewohner der Hauptstadt, daß man am Morgen sowohl die Bildsäule des großen Kurfürsten, als auch die sämmtlichen preußischen Helden, deren Standbilder sich an verschiedenen Plätzen befinden, mit rischen Lorbeerkränzen geschmückt fand, zumal aber die sechs Feldherren noch aus der Zeit Friedrichs des Großen, deren Bildsäulen auf dem Wilhelmsplatz stehen, nämlich Herzog von Dessau, Keith, Schwerin, Winterfeld, Seidlitz und Ziethen. Schon vom frühen Morgen an wogte die Menge in den Straßen nach dem Platze zu, wo die Grundsteinlegung vor sich gehen sollte. Die Grube war Tages zuvor eingetieft, und mit Rasen bekleidet worden. Von beiden Seiten des Platzes, quer über den Hof des Universitätsgebäudes, und am Opernplatz waren geräumige Tribunen errichtet, mit grünen Zweigen und Draperien festlich geschmückt, und hoch von flatternden Fahnen überweht. Die Menge harrte erwartungsvoll der beginnenden Festlichkeit. Viele, zu denen auch ich gehörte, begaben sich einstweilen in den Jagor'schen Saal (wo die Stadt für den Mittag ein großes Festmahl veranstaltet hatte), um die Decorirung desselben zu betrachten. Sie war wunderschön. An der Hauptwand befand sich ein großes Gemälde, Friedrich II in Lebensgröße, unmittelbar nach der Thronbesteigung gemalt, darstellend; über demselben wölbte sich eine Strahlenglorie, in welcher der Thierkreis, und das Sternbild Friedrichsehre sichtbar war. Die Flöte und der Degen des Monarchen, aus dem historischen Cabinet geliefert, kreuzten sich unterhalb des Bildes. Auf der Wand gegenüber sah man auf hohem Postament die Büste des jetzigen Königs. Der ganze Saal war rings mit Säulen, auf welchen geflügelte Victorien standen, und mit allegorischen Bildern, im Pompejanischen Geschmack verziert. Dieß Alles ruhte auf einem Grunde von weißen und rosa Draperien, so daß ein rosenrother Morgenschimmer den ganzen Raum erfüllte. Blumen, Kränze und Festons waren reichlich zwischen den Säulen gruppirt. Um halb 12 Uhr ertönten im Lustgarten drei Kanonenschüsse, welche das Signal zum Beginn der Feier gaben. Der ganze Platz war im Quadrat von Truppen umstellt; jedes Regiment der Garde hatte eine Compagnie gesendet. Außerdem waren Deputationen der Gewerke mit ihren Gewerksfahnen und Fahnenschwenkern erschienen, und nahmen eine Fronte quer über den Platz ein. Aus den geöffneten Pforten des Universitätshofes schritt jetzt der Zug der Beamten hervor, die zur nähern Theilnahme an der Feier eingeladen waren. Er eröffnete sich mit den Veteranen des Civils und Militärs, die schon unter dem großen Friedrich in Diensten standen. Zu gleicher Zeit begaben sich sämmtliche Prinzen und die Generalität an den Ort des Denkmals. Alle Truppen präsentirten das Gewehr; eine Fanfarre von Trompeten und Pauken ertönte, die Banner wurden geschwenkt. Der Gouverneur, General Müssling, hielt am Grundstein eine Rede. Nach derselben nahm Se. königl. Hoheit der Kronprinz aus der Hand des Ministers, Hrn. v. Rochow, die Maurerkelle und den Hammer, um üblicherweise die ersten Handgriffe zum Werke zu thun. Ihm folgten die andern Prinzen. Während dieses Actes erschallten abermals Trommeln und Trompeten, im Lustgarten ertönten 100 Kanonenschüsse, und das Hurrah der Truppen und der Jubelruf des Volkes mischten sich in diese Klänge. Dieser Augenblick war in der That erhebend, der Ueberblick großartig. Die Zuschauer füllten alle Fenster, bedeckten alle Dächer der umliegenden Prachtgebäude, man sah sie schwindelnd auf den höchsten Dachfirsten. Auch die alten Bäume umher waren bis in die Gipfel von Knaben erklettert. Mit der Weihe des Denkmals unter dem Geläute aller Glocken, durch den Bischof Dr. Eylert an der Spitze der ganzen Geistlichkeit, beschloß sich die Feier. Diesen Mittag gaben die städtischen Behörden ein Festmahl von 250 Gedecken im Jagor'schen Saal. Alle Minister sind geladen, und werden erscheinen, deßgleichen viele andere hochgestellte Personen. Alexander v. Humboldt hat die Einladung, weil auch zugleich die Akademie der Wissenschaften das Andenken ihres Stifters durch ein Gastmahl begeht, ablehnen müssen.

Serbien.

Fürst Michael verließ vorgestern Belgrad, um das Land zu bereisen, und die herrschende Unzufriedenheit durch seine Gegenwart zu beschwichtigen. Vor seiner Abreise ward noch der bisherige Minister des Innern, Hr. v. Protitsch, zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten1264 ernannt. Dem Vernehmen nach wird der Fürst Milosch im Verlauf dieses Sommers sich nach Karlsbad begeben, wo er die Bäder zu gebrauchen gedenkt, worauf er seine Reise bis nach Paris ausdehnen dürfte.

Türkei.

Der politische Horizont verfinstert sich mehr und mehr. Was man besorgt hat, verwirklicht sich nun. Halil Pascha, der abgesetzte Seraskier, hat sich zur Partei des Vicekönigs von Aegypten geschlagen. Sein großer Einfluß, seine mächtigen Verbindungen bedrohen zunächst den Großwessier; allein sie dienen zugleich, die ägyptische Partei zu fördern, indem die Hauptidee, die er erfaßt, um Chosrew Pascha zu stürzen, nämlich die Schließung des Friedens um den Preis der ausgedehntesten Concessionen, nothwendig Mehemed Ali zu Statten kommt. Sein Anhang scheint sich mit jenem der Sultanin Mutter verbunden zu haben, und beide zusammen beherrschen die Hauptstadt. Man würde irren, wenn man diese Partei die des Alten und Herkömmlichen nennen wollte. Denn jeder auch nur einigermaßen gebildete Türke sieht ein, daß die Reformen nothwendig sind, wenn man sich aus dem Zustande halber Barbarei herausreißen will, in dem man zu verkommen Gefahr läuft. Diese Ansicht theilt auch die Valide, welche insbesondere gegen die Religion und deren Diener eine ausgezeichnete Verachtung hegt. Als Beweis davon könnte folgender Vorfall gelten. Sultan Abdulmedschid war eines Tages am Grabe seines Vaters Mahmud und verrichtete sein Gebet. Er vernahm plötzlich aus dem Innern der Gruft eine Stimme, die ihn anrief: Abdulmedschid, stehe ab von dem verderblichen Wege der Neuerungen; ich, dein Vater Mahmud, hatte auch diese Bahn betreten. Ich fluche jetzt meinem eitlen, gottlosen Beginnen. Der junge Monarch säumte nicht, den Vorfall seiner Mutter mitzutheilen, welche die Sache untersuchen und den frommen Derwisch, der den Sultan auf einen bessern Weg bringen wollte, und sich zu diesem Zweck im Innern des Mausoleums versteckt hielt, ohne weiteres erdrosseln ließ. Indeß unterläßt diese Partei, die ägyptische , nicht, die Anhänger des Alten zu benützen und ihre wichtigsten Plane auf sie zu bauen. Die Agitation der orthodoxen Muselmänner geht daher rein von dieser Partei aus. Mehemed Ali fühlt sich jetzt so sicher, rechnet mit einer solchen Zuverlässigkeit auf das Gelingen seiner Projecte, daß er auch gegen Niemand mehr Rücksichten beobachtet. Seltsamerweise wird er von Allen in seiner Zuversicht bestärkt. Ich zweifle nicht, daß Sie direct von Alexandrien Bericht über die sonderbare Unterredung erhalten haben, die der Vicekönig mit Lord Keane, der auf seiner Rückreise von Ostindien sich während seines Aufenthalts in Aegypten Mehemed Ali vorstellen ließ, gehabt hat. Lord Keane gab dem Pascha wiederholt die Versicherung, daß das englische Ministerium sowohl als das Parlament seinen, des Vicekönigs, Rechten die Anerkennung nicht versagen werden, die sie in jedem Betracht verdienen. Und dann wundert man sich, daß Mehemed Ali hartnäckig auf seinen vermeintlichen Rechten beharrt! Se. kaiserl. Hoh. der Erzherzog Friedrich machte heute ein Fahrt nach Brussa, wo er sich acht Tage aufzuhalten und den Olymp zu besteigen gedenkt. Der Prinz wird von Baron Stürmer und einem zahlreichen Gefolge begleitet.

1257

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Der Gränzstreit und das Verhältniß zu England.

Der Indianerkrieg.

(Beschluß.) In Bezug auf unsere Stellung zu England ist außer der veröffentlichten diplomatischen Correspondenz zwischen den HH. Fox und Forsyth noch nichts Erhebliches vorgefallen. Beide Theile rüsten sich zum Streit, ohne ernstliche Anstalten zu einem Kriege treffen zu wollen, und es scheint, daß die in Frage stehenden Länder nur von einer oder der andern Partei schnell besetzt zu werden brauchen, um der andern die Lust auf ihre Wiederbesitznahme zu benehmen. Der Präsident ist sehr für den Frieden, weil die südlichen Staaten nur im directen Handel mit Großbritannien eine den nördlichen Staaten trotzbietende mercantilische Stellung gewinnen können; die Partei Harrison die der Ultra Whigs, Democratic Whigs oder Democratic Republicans, welche immer noch von den alten Föderalisten angeführt waren, ist gänzlich verschwunden oder machtlos ist für den Krieg, weil in diesem Falle Van Buren endlich einmal gezwungen würde, statt des bloßen Federkriegs, welchen seine Freunde mit vieler Gewandtheit für ihn zu führen verstehen, zum Handeln und selbstständigen Eingreifen in die Politik seine Zuflucht zu nehmen, und weil, wie man ziemlich allgemein glaubt, Van Buren mehr Tact und Klugheit als die zu Thaten unumgänglich nöthige Charakterstärke, wie sie z. B. General Jackson besessen, entwickeln würde. Alles dieß ist jedoch nur in den Wind gesprochen, und der Friede bis jetzt noch nicht in mindester Gefahr. Die Engländer dürfen die jugendliche Kraft des amerikanischen Volks nicht neuerdings zum Kampf herausrufen, wenn sie nicht wollen, daß sich die Macht der jungen Freistaaten noch schneller entwickle, als bisher geschehen, und wenn sie dieser Entwicklung nicht eine ihren eigenen Institutionen höchst gefährliche Richtung geben wollen; denn wie auch das Kriegsglück den Amerikanern günstig oder ungünstig seyn mag, so viel ist gewiß, daß jeder neue Kampf mit dem Mutterlande der im Frieden immer mehr oder weniger sinkenden Nationalität eines handeltreibenden, bis jetzt von wenigen historischen Erinnerungen angeregten Volks einen neuen mächtigen Aufschwung, und dem Familienhaß, der zwischen zwei durch Aufruhr getrennten Völkern nie ganz erlischt, neue, kräftige Nahrung geben würde. Den Gedanken, Amerika zu erobern oder selbst nur zu demüthigen, hat England gewiß schon längst aufgegeben, denn auf dieser Seite hat England von Amerika nichts zu hoffen, wohl aber kann es im tiefsten Frieden durch seinen Handel, durch den Einfluß seiner hohen Bildung und durch seine verwandte Gesittung Sympathien erwecken, welche für unsern Staatenverband von den wichtigsten Folgen seyn können. Dazu befindet sich auch England jetzt gewiß nicht in einem Zustande, der einen Krieg mit den Vereinigten Staaten wünschen ließe, denn nicht nur würde ein solcher Krieg jetzt keinen Anklang beim Volk erwecken, sondern auch so nachtheilig auf den englischen Handel wirken, daß es gerade hiedurch unfähig würde, seine bei weitem wichtigeren Plane in Asien zu verfolgen. Amerika ist die einzige Seemacht, die mit der englischen im indischen Ocean concurrirt, so wie unser Chinahandel der einzige war, der den Engländern in Canton den Rang ablief. Aber bis jetzt liefen die amerikanischen Interessen mit den englischen im ganzen stillen und indischen Ocean parallel; und was könnte England gewinnen, wenn es diesen Parallelismus in einen Gegensatz umwandeln wollte?

Unser Indianerkrieg scheint eine grausenhafte Wendung genommen zu haben, denn seitdem die Indianer mit Bluthunden gehetzt werden, scheint der Eifer der Truppen einigermaßen zu erkalten. Auch taugen die Hunde noch so lange nichts, bis man sie mit Fleisch füttert und, um Ihnen Alles zu sagen, müssen sie Menschenfleisch fressen, um den Geruch desselben im Gedächtniß zu behalten und seiner Spur zu folgen. Bis dahin verirrten sich die Officiere der Armee noch nicht; aber der Vorschlag, wie ich aus sicherer Quelle weiß, ist bereits gemacht worden. In New-York erschien vor kurzem eine excellente Carricatur, ein amerikanisches Lager vorstellend, in welchem die Officiere Karten spielen, trinken und mit Squaws (Indianerweibern) sich unterhalten, während ein Regiment uniformirter Bullenbeißer in Reih 'und Glied aufgestellt zur Fahne schwört, die der Kriegsminister, Hr. Poinsett, mit einer patriotischen Rede seinen jungen Kriegscameraden überreicht. Das ruhmbekränzte Sternenbanner der Republik führt statt des Adlers einen Bluthund mit einem zerrissenen Indianerschädel im Schilde, und die sanften Thiere wedeln während der Anrede des Kriegsministers freundlich mit den Schwänzen. Aehnliche Carricaturen sind in Philadelphia, Baltimore und Washington erschienen; aber die herannahende Präsidentenwahl, welche heißer zu werden droht, als alle vorangegangenen, und wobei sich beide Parteien in Triumph und Spottliedern, in Anekdoten, Satyren, Epigrammen und Schmähschriften überbieten, verhindert, daß man ihnen die gehörige Aufmerksamkeit zollt.

Ueber den Zustand der Finanzen werde ich Ihnen in meinem Nächsten ausführlichen Bericht erstatten. Der Gegenstand ist wichtig und höchst belehrend für die europäischen Staaten. Einstweilen will ich bloß bemerken, daß der Staat Pennsylvanien so gut als bankerott ist, und seine Schulden nur durch Auflegung einer directen Taxe, mit welcher dieser Staat bis jetzt verschont geblieben, wird bezahlen können. Wie aber dieß auf die bei weitem größere Anzahl deutscher Ackerbauer wirken wird, ist nicht vorauszusehen. Die Locofocos erhalten hiedurch in jedem Fall einen großen Stoß.

Frankreich.

Toujours lui! Napoleon und wieder Napoleon! Er ist das unaufhörliche Tagsgespräch, seit der Verkündigung seiner posthumen Rückkehr, und gar besonders seit die Kammer, in Betreff der nothwendigen Kosten, einen so kläglichen Beschluß gefaßt. Letzteres war wieder eine Unbesonnenheit, die dem Verwerfen der Nemours'schen Dotation an die Seite gesetzt werden darf. Die Kammer ist durch jenen Beschluß mit den Sympathien des französischen Volks in eine bedenkliche Opposition gerathen. Gott weiß, es geschah aus Kleinmuth mehr denn aus Böswilligkeit. Die Majorität in der Kammer war im Anfang für die Translation der Napoleonischen Asche eben so begeistert wie das übrige Volk; aber allmählich kam sie zu einer entgegengesetzten Besinnung, als sie die eventuellen Gefahren berechnete und als sie jenes bedrohliche Jauchzen der Bonapartisten vernahm, das in der That weder erfreulich noch beruhigend klang. Jetzt lieh man auch den Feinden des Kaisers ein geneigteres Ohr, und sowohl die eigentlichen Legitimisten als auch die Royalisten von der laxen Observanz benutzten diese Mißstimmung, indem sie gegen Napoleon mit ihrer alten eingewurzelten Erbitterung mehr oder minder geschickt hervortraten. So gab uns namentlich die1258 Gazette de France eine Blumenlese von Schmähungen gegen Napoleon, nämlich Auszüge aus den Werken Chateaubriands, der Frau v. Staël, Benjamin Constants u. s. w. Unser einer, der in Deutschland an derbere Kost gewöhnt, mußte darüber lächeln. Es wäre ergötzlich, wenn man, das Feine durch das Rohe parodirend, neben jenen französischen Excerpten eben so viele Parallelstellen setzte von deutschen Autoren aus der grobthümlichen Periode. Der Vater Jahn führte eine Mistgabel, womit er auf den Corsen weit wüthender zustach, als so ein Chateaubriand mit seinem leichten und funkelnden Galanteriedegen. Chateaubriand und Vater Jahn! Welche Contraste und doch welche Aehnlichkeit!

War aber Chateaubriand sehr parteiisch in seiner Beurtheilung des Kaisers, so war es letzterer noch viel mehr durch die wegwerfende Weise, womit er sich auf Sanct-Helena über den Pilgrim von Jerusalem aussprach. Er sagte nämlich: c'est une ame rampante qui a la manie d'écrire des livres. Nein, Chateaubriand ist keine niedrige Seele, sondern er ist bloß ein Narr, und zwar ein trauriger Narr, während die andern heiter und kurzweilig sind. Er erinnert mich immer an den melancholischen Lustigmacher von Ludwig XIII. Ich glaub er hieß Angeli, trug eine Jacke von schwarzer Farbe, auch eine schwarze Kappe mit schwarzen Schellen und riß betrübte Späße. Der Pathos des Chateaubriand hat für mich immer etwas Komisches; dazwischen höre ich stets das Geklingel der schwarzen Glöckchen. Nur wird die erkünstelte Schwermuth, die affectirten Todesgedanken, auf die Länge eben so widerwärtig wie eintönig. Es heißt, er sey jetzt mit einer Schrift über die Leichenfeier Napoleons beschäftigt. Das wäre in der That für ihn eine vortreffliche Gelegenheit seine oratorischen Flöre und Immortellen, den ganzen Pomp seiner Begräbnißphantasie, auszukramen; sein Pamphlet wird ein geschriebener Katafalk werden, und an silbernen Thränen und Trauerkerzen wird er es nicht fehlen lassen; denn er verehrt den Kaiser, seit er todt ist.

Auch Frau v. Staël würde jetzt den Napoleon feiern, wenn sie noch in den Salons der Lebenden wandelte. Schon bei der Rückkehr des Kaisers von der Insel Elba, während der hundert Tage, war sie nicht übel geneigt, das Lob des Tyrannen zu singen, und stellte nur zur Bedingung, daß ihr vorher zwei Millionen, die man vorgeblich ihrem seligen Vater schuldete, ausgezahlt würden. Als ihr aber der Kaiser dieses Geld nicht gab, fehlte ihr die nöthige Inspiration für die erbotenen Preisgesänge, und Corinna improvisirte jene Tiraden, die dieser Tage von der Gazette de France so wohlgefällig wiederholt wurden. Point d'argent, point dés Suisses! Daß diese Worte auch auf ihren Landsmann Benjamin Constant anwendbar, ist uns leider nur gar zu sehr bekannt. Auch dieser Republicaner aus der Schwyz nahm Geld, Geld von Ludwig Philipp, einige Zeit nach der Juliusrevolution .... Doch laßt uns nicht weiter die Personen beleuchten, die den Kaiser geschmäht haben. Genug, Madame de Staël ist todt, und B. Constant ist todt, und Chateaubriand ist so zu sagen auch todt: wenigstens wie er uns seit Jahren versichert, beschäftigt er sich ausschließlich mit seiner Beerdigung, und seine Mémoires d'outre-tombe, die er stückweise herausgibt, sind nichts Anderes als ein Leichenbegängniß, das er vor seinem definitiven Hinscheiden selber veranstaltet, wie einst der Kaiser Karl V. Genug, er ist als todt zu betrachten und er hat in seiner Schrift das Recht, den Napoleon wie seinesgleichen zu behandeln.

Aber nicht bloß die erwähnten Excerpte älterer Autoren, sondern auch die Rede, die Hr. v. Lamartine in der Deputirtenkammer über oder vielmehr gegen Napoleon hielt, hat mich widerwärtig berührt, obgleich diese Rede lauter Wahrheit enthält. Die Hintergedanken sind unehrlich, und der Redner sagte die Wahrheit im Interesse der Lüge. Es ist wahr, es ist tausendmal wahr, daß Napoleon ein Feind der Freiheit war, ein Despot, gekrönte Selbstsucht, und daß seine Verherrlichung ein böses, gefährliches Beispiel. Es ist wahr, ihm fehlten die Bürgertugenden eines Bailly, eines Lafayette, und er trat die Gesetze mit Füßen und sogar die Gesetzgeber, wovon noch jetzt einige lebende Zeugnisse im Hospital des Luxembourg. Aber es ist nicht dieser liberticide Napoleon, nicht der Held des 18 Brumaire, nicht der Donnergott des Ehrgeizes, dem ihr die glänzendsten Leichenspiele und Denkmale widmen sollt! Nein; es ist der Mann, der das junge Frankreich dem alten Europa gegenüber repräsentirte, dessen Verherrlichung in Frage steht: in seiner Person siegte das französische Volk, in seiner Person ward es gedemüthigt, in seiner Person ehrt und feiert es sich selber und das fühlt jeder Franzose, und deßhalb vergißt man alle Schattenseite des Verstorbenen und huldigt ihm quand même, und die Kammer beging einen großen Fehler durch ihre unzeitige Knickerei. Die Rede des Hrn. v. Lamartine war ein Meisterstück, voll von perfiden Blumen, deren feines Gift manchen schwachen Kopf betäubte; doch der Mangel an Ehrlichkeit wird spärlich bedeckt von den schönen Worten, und das Ministerium darf sich eher freuen als betrüben, daß seine Feinde ihre antinationalen Gefühle so ungeschickt verrathen haben.

Dem Durchgang durch die Engpässe von Teniah haben sich die Araber lebhaft widersetzt, indem sie ihn mit vier Kanonen vertheidigten, die ihnen unsere Truppen abnahmen. Die Araber hatten sich auf europäische Weise verschanzt, und fangen an, sich an die Taktik der Nationen des nördlichen Continents zu gewöhnen. Die Gefechte, die bei dem Uebergang und bei dem Rückzug über den Teniah stattfanden, sind für die Araber sehr mörderisch gewesen. Auch wir haben eine ziemlich große Anzahl Verwundete (700-800) und gegen 300 Todte. Drei Generale sind verwundet worden. Miliana hat man noch nicht besetzt; es ist der Schlüssel des westlichen Theils der Metidscha, wie Medeah des südlichen Theils. Die Operationen können sich auf dieses geringe Resultat nicht beschränken, das noch Zeit und Anstrengungen bedarf, um fest und nützlich zu werden; denn es reicht für uns nicht hin, Herren von Medeah zu seyn, wir müssen auch noch ausschließliche Herren von Teniah werden, und die Araber verhindern, daß sie uns künftig diese wichtigen und gefährlichen Engpässe verschließen. Der Herzog von Orleans wurde gestern bei seiner Rückkehr mit lebhaftem Zuruf empfangen. Bei seinem Einzug hat er seine Gesinnungen, die sich nie verläugnet haben, also ausgesprochen: Meine Herren, sagte er, es war dieß nur die erste Episode des großen Kampfes, der jetzt beginnt. Die Absicht steht fest: ein großes Volk und ein großes Reich zu gründen. Dieser Gedanke wird mit Nachdruck und Ausdauer verfolgt werden. Diese Worte bekräftigen die durch das Votum der Kammer ausgesprochene Meinung gegen Beschränkung unserer Eroberung auf die Besetzung einiger Küstenpunkte eine Meinung, die hier mit der lebhaftesten Freude aufgenommen wurde. Der von dem Prinzen laut ausgesprochene Tadel gegen die Verwaltung des Marschalls Valée hat zwischen ihm und dem Marschall eine eisige Kälte hervorgebracht, die schon vor dieser Expedition ihren Anfang genommen. Der Tadel war nur der natürliche Ausdruck der Meinung der Colonisten, welche selbst in der Umgebung von Algier nicht allein höchst1259 gleichgültig behandelt werden, sondern auch durch die ausdrücklichen Befehle des Marschalls jeder Hülfe der Truppen, die in ihrer Nähe lagern, beraubt sind. Diese nicht zu rechtfertigende Gleichgültigkeit, die sich schon bei der Rückkehr vom Biban zeigte, wo die Eigenthümer der Ebene den Räubereien der Araber überlassen wurden, dauert noch in diesem Augenblick fort. Nicht allein haben die Truppen Befehl, unter keinem Vorwand aus ihren Verschanzungen herauszugehen, sondern man läßt sogar den Colonisten, die gezwungen sind sich selbst zu vertheidigen, nicht eher Munition geben, bis der Feind sie angegriffen hat. Dieser Zustand der Dinge wird, wie man leicht begreifen kann, von Allen, die es mit ansehen, unangenehm empfunden, und der Herzog von Orleans hat kein geringes Interesse, es aufhören zu lassen. Das Votum der Kammer, das den ausdrücklichen Willen Frankreichs in Bezug auf diese Colonie ausgesprochen hat, wird es jeden erkennen lassen, daß man aus dem fruchtbaren Boden Algeriens etwas Anderes als ein Schlachtfeld machen und etwas Anderes darein säen soll als Blockhäuser. Die Umgebungen Algiers werden fortdauernd von Zeit zu Zeit von arabischen Streifzüglern heimgesucht, die indessen weit weniger zahlreich als das erstemal sind. Die Colonisten bilden aus sich Patrouillen, um sie zu entfernen, und die Truppen in den Lagern sehen ruhig zu, wie die Ackerbauer ihr Leben und ihr Eigenthum selbst vertheidigen.

Italien.

Lebhafte Bestürzung hat hier das nur zu sehr verbürgte Gerücht verbreitet, daß der Großherzog unsere altehrwürdige Universität aufzuheben gedenke. Es ist freilich wahr, daß zwei Universitäten (Pisa und Siena) für einen kleinen Staat, wie Toscana, außer Verhältniß erscheinen, und daß unsere Hochschule mit ihrem lückenhaften Programm nicht ganz zu dem Princip des Fortschrittes passe, das der großherzige Fürst adoptirt hat. Allein andrerseits beweist uns das Beispiel deutscher kleiner Staaten, daß der Maaßstab statistischer Proportionen nicht auf Universitäten angewendet werden könne; ferner bedürfte es ja nur einer Reform der Universität, der um so weniger etwas im Wege stünde, als der Adel der Stadt, der Wiege der Tolomei, Piccolomini, Borghesi u. s. w., sich freiwillig erboten hat den Fonds der Universität so zu vergrößern, daß alle nach dem heutigen wissenschaftlichen Standpunkt nöthigen Katheder besetzt werden könnten, und endlich scheint um so weniger Grund zu einer solchen Maaßregel vorzuliegen, als die Universität dem Staate keinerlei Ausgabe verursacht, sondern sich aus ihren eigenen Fonds erhält, die, vor Jahrhunderten aus Privatstiftungen entstanden und vermehrt, eine jährliche Rente von 50,000 fl. Conventionsmünze abwerfen. Die Stadt, die dabei sehr verlöre, indem unter den 400 bis 500 Studenten die Mehrzahl Auswärtige sind, ist in einiger Aufregung, bei welcher sich die Liebe zur Vaterstadt und ihren Ruhm dieser schöne Zug im italienischen Charakter die würdige Haltung der Bürger, der Regierung gegenüber, so wie das Vertrauen und die Liberalität dieser letzteren deutlich ausspricht. Versammlungen wurden gehalten, hunderte von Petitionen entworfen, eine Deputation erkoren alles, ohne daß die Regierung im mindesten opponirte. Allein kein Wort des Unglimpfs, kein Ausbruch persönlichen Unwillens wurde in jenen Versammlungen gehört, und das gegenseitige Vertrauen der Regierung und der Regierten gab sich bei einer Gelegenheit kund, wo in gewissen Staaten, die sich constitutionelle preisen, die bewaffnete Macht jeden freien Ausspruch der Volksmeinung niedergedrückt hätte. Der Erzbischof hat sich auf allgemeinen Wunsch nach Florenz begeben, um der Deputation der Sienesen Gehör beim Großherzoge zu verschaffen, was, wie wir eben vernehmen, sofort bewilligt wurde.

Niederlande.

In der Debatte über die Bedürfnisse des Syndicats, welcher Gesetzentwurf mit 48 gegen nur fünf Stimmen angenommen wurde, mußte die Regierung einige herbe Dinge hören, namentlich bemerkte Hr. Warin: Die Art, Geld zu leihen, könnte einfacher seyn, und ich halte es für höchst nothwendig, auf solche Einfachheit anzudringen, denn die endlosen künstlichen Zusammenstellungen von Anlehen aus einer Landescasse an die andere, von Zinszahlungen an sich selbst, von Combination eines Anlehens mit einem andern u. s. w. haben wesentlich mitgewirkt zu einer solchen Verwirrung, daß schon seit mehreren Jahren mehr als einer unserer erfahrensten Financiers zweifelte, ob irgend Jemand noch im Stande sey, die bestehende Verwicklung zu entwirren. Diese Zweifel bestanden schon viele Jahre, ehe die Dunkelheiten durch die angeblich zur Last der überseeischen Besitzungen gemachten Anlehen vermehrt wurden. Was bedeuten doch die 30 Millionen, welche das Amortisationssyndicat angeblich als Anlehen zu Lasten der überseeischen Colonien besitzen soll? Dieß ist eine nutzlose Verwicklung, die nur Verwirrung in die Begriffe bringt. Die Schulden der überseeischen Besitzungen sind immer Schulden des Staats, und das Vermögen des Amortisationssyndicats ist immer Vermögen des Staats. Hr. Warin hat hier die Hand auf den wundesten Fleck des niederländischen Finanzwesens gelegt, und ehe hier abgeholfen ist, wird man nie klar darin sehen. Luzac, der indeß für die Annahme des Entwurfs stimmte, beklagte sich, daß man in der ungeschminkten Darlegung seiner Ansichten behindert werde durch die vertraulichen Mittheilungen, welche man von Regierungswegen der Kammer unter dem Siegel der Verschwiegenheit mache. Dieß muß sich auf die Unterhandlungen mit Belgien beziehen, denn er bemerkte gleich darauf, daß er aus diesem Grunde sehnlichst das Ende der Unterhandlungen herbeiwünsche, damit man doch endlich offen seine Ansicht aussprechen könne. Was dieß für vertrauliche Mittheilungen der Regierung sind, davon verlautet noch nichts. Am 28 kam noch von der Regierung ein veränderter Gesetzentwurf über die Ministerverantwortlichkeit ein, der viel klarer ist als der erstere, und wonach die allenfallsigen Anklagen eines Ministers vor dem hohen Rath der Niederlande angebracht werden sollen.

Schweden.

Der mit einem Stern bezeichnete Stockholmer Correspondent hat in der Allg. Zeitung vom 6 Mai, indem er die Angaben eines andern Correspondenten von einer vermeintlichen Spannung zwischen dem König und dem Kronprinzen widerlegte, auch zugleich meinen vor einiger Zeit gelieferten Aufsatz über den schwedischen Adel Ihren Lesern verdächtig machen wollen. Was das erstere betrifft, mag der Betreffende verantworten. Nach meiner Ueberzeugung hat der Widerleger in jenem Punkte insofern Recht, daß man beim Hofe von einer solchen angeblichen Spannung nichts vermerkt hat, daß im Gegentheil häufig vertraute Gespräche zwischen den beiden hohen Personen stattfinden, und daß der König sich den umgebenden Personen immer heiter und bei der besten Laune zeigt. Von einer Abdication ist gewiß niemals die Rede gewesen, sie lebt wohl nur im Kopfe des Grafen Anckarswärd. Was nun die angeblich irrigen Ansichten, welche mein Artikel über den1260 schwedischen Adel enthalten soll, anbelangt, so kann zwar mein Gegner nicht läugnen, daß der schwedische Adel Vieles von seinem Ansehen verloren hatte, weil er weniger als vormals um die Erwerbung gründlicher Kenntnisse bemüht war , allein dieses Verhältniß habe sich nunmehr wesentlich geändert, und die Söhne des alten Adels seyen jetzt gerade durch die Gründlichkeit ihrer Kenntnisse ausgezeichnet. Zum Beweis erzählt er, daß adelige Jünglinge von ihren Vätern die Vorschrift erhalten haben sollen, kein Examen zu machen, bevor sie gewiß seyen, das laudatur in ihrem Zeugniß zu erlangen; auf die Frage, warum denn dieß so nothwendig sey, sollen die gelehrten Jünglinge geantwortet haben: Wir müssen wohl, wir haben die Geburt wider uns! Ja, einer sey sogar neulich aus zu eifrigem Studiren gestorben! Sie haben die Geburt wider sich, sagen sie selbst. Wäre es denn so weit gekommen in Schweden, daß schon die adelige Geburt eine Präsumtion von Unwissenheit und Untauglichkeit gäbe? Ich habe so was nicht behaupten wollen, allein wenn man den Mittheilungen dieses Vertheidigers des Adels glauben soll, müßte es wohl so seyn, und zwar nach dem eigenen Geständniß der Adeligen. Denn in welchem andern Sinne könnten sie wohl die Geburt wider sich haben? In wie fern sie aber in der That über Zurücksetzung bei Beförderungen sich zu beklagen haben, dürften die statistischen Angaben, die ich in dem erwähnten Aufsatz schon mitgetheilt habe, hinlänglich zeigen. Meine Urtheile über den Standpunkt des schwedischen Adels in Bezug auf Studien und wissenschaftliche Bildung habe ich weder aus der Luft genommen, noch auf bloßes Hörensagen begründet. Ich habe selbst genug schwedische Adelige, alte und junge, gesehen und kennen gelernt, um in dieser Frage nach eigener Beobachtung urtheilen zu können. Will mein Gegner, daß ich eine Galerie davon ausstellen soll, so bin ich dazu bereit. Daß es Ausnahmen gibt, sagte ich übrigens in dem angeklagten Aufsatz ausdrücklich, und wäre es mir in einer allgemeinen Schilderung darum zu thun gewesen, Einzelne zu nennen, so würde ich gewiß in erster Linie den Namen des Frhrn. Wrede, Kammerherrn des Kronprinzen, angeführt haben, dessen Gelehrsamkeit mein Gegner rühmlichst erwähnt hat. Der genannte Freiherr ist Vorsteher der Artillerie-Lehranstalt zu Marieberg in der Nähe von Stockholm und einer der gelehrtesten Physiker Schwedens. Allein nicht nach den Ausnahmen bildet man die Regel, und die Schweden wissen nur zu gut, daß eine Schwalbe noch keinen Sommer macht. Was die Erhebung gewisser Personen in den Adelsstand betrifft, hat der Anmerker insofern Recht, daß ich in meiner Angabe von Berzelius einen Irrthum begangen habe, indem dieser wirklich die angebotene adelige Würde angenommen hatte, bevor er später in den Freiherrnstand erhoben wurde. Der Insinuation aber, daß der große Chemiker jene Erhebung gewünscht hatte , wie der Anmerker außer Zweifel stellen will, muß ich widersprechen. Wie viel Berzelius auf seinen Adelsstand hält, kann ungefähr aus der ziemlich bekannten Anekdote hervorleuchten, welche erzählt, was er, bei Gelegenheit seiner Nobilitirung und als man sich um seinen Wunsch in Bezug auf das zu wählende Wappen erkundigte, geantwortet habe ... (Der etwas grobkörnige Witz möchte wohl zugleich auf eine der chemischen Analysen hindeuten, wodurch Berzelius seinen ersten Ruf begründet hatte.) In Bezug auf Geijer muß ich bei meiner früheren Behauptung bleiben, daß er die angebotene adelige Würde abgelehnt hat. Nur eines mag noch zur Beleuchtung der Adelsfrage gelegentlich hinzugefügt werden, da hiedurch, wenn nicht alle Zeichen trügen, meine früher ausgesprochene Ansicht eine höhere Bestätigung gewinnt. Während der letzten ministeriellen Krise sind, wie ich bestimmt weiß, wenigstens drei (Einige nennen sogar vier) verschiedene Universitätsprofessoren ernstlich in Frage gewesen, in den Staatsrath berufen zu werden. Dieß würde zwar anderswo, z. B. in Preußen oder Frankreich, nicht so sehr auffallen, aber in Schweden ist es etwas Unerhörtes. Woher kommt denn auf Einmal diese Erscheinung? Ich antworte, daher, daß man auch höheren Orts sich nicht mehr verhehlen kann, daß es jetzt unmöglich ist, innerhalb der Aristokratie die Intelligenz zu finden, welche den König in seiner Rathkammer umgeben muß und deren Beistand er vielleicht bisher sich nur zu oft entzogen sah.

Neuseeland.

Die Neuseeland-Compagnie hat Depeschen von Oberst Wakefield, ihrem Generalcommissär für die Colonisation der Inseln, erhalten, die bis zum 6 December gehen. Er hatte nach dem Ankauf von Port Nicholas, dem Platz, auf dem die künftige Hauptstadt der Inseln, Wellington, gebaut werden soll, die Meerenge, welche die beiden Inseln trennt (Cook's straits), befahren und mit den Stämmen an beiden Ufern hin um den Ankauf ihrer Ländereien unterhandelt. Er fand fast keine europäischen Etablissements in der Meerenge, da diese schwer zu befahren und für die schlechten Brigantinen von Sidney, welche die Inseln hauptsächlich besuchen, zu gefährlich ist. Die Compagnie konnte keinen bessern Agenten ausschicken. Die drei Berichte, welche bis jetzt von ihm eingelaufen sind, zeigen in jeder Linie den thätigen, unternehmenden und dabei klugen und humanen Mann, der zu einem solchen Unternehmen nothwendig ist. Die Unterhandlungen sind nicht sehr leicht, wenn man sie bona fide und so führen will, daß die Ankäufe von künftigen Ansprüchen der Eingebornen gesichert bleiben sollen. Denn die meisten Landstriche werden von mehreren Stämmen angesprochen, da die meisten während ihrer beständigen Kriege von ihren ursprünglichen Sitzen vertrieben worden sind, so daß man gewöhnlich nicht nur mit dem gegenwärtigen, sondern auch den ehemaligen Besitzern unterhandeln und sie entschädigen muß. Wakefield verfährt dabei auf die untadelhafteste Art. Er versammelt nicht nur die Häuptlinge, sondern so viel möglich die ganzen Stämme, und unterhandelt nur, wenn wenigstens alle hauptsächlichen Landeigenthümer beisammen sind; er erklärt ihnen die Absichten der Gesellschaft, das Land zu kaufen, den Stämmen ein Zehntheil ihres Landbesitzes vorzubehalten und die Folgen dieser Uebereinkunft. Ich kann die Procedur nicht besser charakterisiren, als durch einen Auszug aus seinem Tagebuch; z. B. er schreibt d. d. 27 Oct.: Ich landete in Waikonai und nahm Ebattu, den Sohn von Toaroa, dem vornehmsten Häuptling dieses Districts und des Landes um Charlottensund, mit mir. Wir trafen am Landungsplatz eine große Menge, welche, in der Erwartung eines zweiten Angriffs von Seite des Stammes der Quatirowa, versammelt war, und uns mit lautem Geschrei bewillkommnete. Sobald bekannt geworden war, daß ich gekommen sey, um über Landankauf zu sprechen, liefen alle an den gewöhnlichen Versammlungsplatz für öffentliche Verhandlungen, und in wenigen Minuten war der weite Platz von einer Masse Menschen bedeckt, welche in ihrer besondern Art niederkauerten und in tiefem Stillschweigen die Reden der Chefs erwarteten. Man machte mir Raum neben einem Boot, und während der Debatte waren alle Augen auf mich gerichtet, um in meinen Zügen den Effect der Beredsamkeit der Sprechenden zu lesen. Ebattu stellte mich der Versammlung vor als einen guten Mann, der die Eingebornen liebe, und eine Menge Weißer mit einem weißen Missionär bringen wolle, um unter ihnen zu leben. 1261Als er geendigt hatte, rann ein leises Murmeln von Beifall durch die Menge. Einige der ältern Häuptlinge hielten dann Reden an uns, gaben ihre Einwilligung zum Verkauf aller ihrer Ländereien unter der Bedingung, Waffen und Munition für ihre Vertheidigung gegen ihre Feinde zu erhalten. Sie weigerten sich, Teppiche, Kleider und Tabak anzunehmen, und verlangten nichts als Waffen. Ich fragte sie, wie sie bei ihren friedlichen Erklärungen und ihrer Anhänglichkeit an die Gebräuche der Missionäre an nichts als Krieg denken könnten, und sie antworteten, daß sie zwar nicht erlaubten, daß man Kartoffeln am Sonntag schäle, und daß sie dreimal täglich in die Kirche gehen, aber sie seyen genöthigt, bewaffnet zu seyn, um sich und ihre Kinder zu vertheidigen, und bestanden daher auf ihrem Verlangen von Waffen. Aber so ruhig geht es selten dabei zu; die Ansprüche verschiedener Häuptlinge und die Bedingungen der Vertheilung des Preises sind gewöhnlich Ursachen großer Schwierigkeiten. Der Preis selbst scheint nie Veranlassung zu Streitigkeiten gegeben zu haben, da Wakefield zum Princip hat, mehr zu bieten, als die Neuseeländer gewohnt sind von den bisherigen Speculanten und Landharpyien zu erhalten. Das Resultat davon ist nicht nur eine größere Leichtigkeit des Ankaufs, sondern eine plötzliche Erhöhung des Werths von Land über ganz Neuseeland hin, was einen Theil der Plane der Landspeculanten von Sidney verhindert, welche, sobald sie von der Expedition hörten, sich beeilten, Ländereien, besonders auf der nördlichen Insel, aufzukaufen, um der Compagnie zuvorzukommen und sie an diese wieder vielfach theurer abzutreten. Wakefield hatte beim Abgang seiner letzten Depeschen beinahe alles Land an beiden Ufern der Meerenge hin quer durch die beiden Inseln hindurch gekauft, und war in Unterhandlungen über einige Districte, die noch dazwischen lagen. Die Ländereien der Compagnie umfaßten auf der Westseite der Inseln alles, was zwischen dem 38sten und 43sten, und auf der Ostseite, was zwischen dem 41sten und 43sten Grad südlicher Breite liegt. Das Land auf dem nördlichen Ufer der Meerenge war im Allgemeinen gut, reichlich mit Wäldern bewachsen, auf dem südlichen Ufer aber großentheils gebirgig, und betrug im Ganzen etwa 2 Millionen Morgen. Die Compagnie hatte schon vor dem Abgang der Expedition 99,000 Morgen um eben so viele Pf. St. verkauft, wovon 74,000 Pf. zum freien Transport von Emigranten verwendet werden.

Wakefield hatte nachher die nördliche Insel besucht, namentlich Hokianga, wo bis jetzt die meisten europäischen Etablissements sind, und wo namentlich die Missionen der Church Missionary Society ungeheure Strecken angekauft haben. Er fand auch den französischen Bischof Pompallier, Generalvicar von Westaustralien, dort, welcher auch Land angekauft und darauf eine kleine katholische Gemeinde gebildet hatte. Er glaubt, daß der Hauptreiz, den die katholische Kirche für die Neuseeländer habe, darin bestehe, daß der Gottesdienst so viel kürzer sey, als der der protestantischen Missionäre, und dieß ist leicht glaublich, wenn man die Beschreibungen von der unerträglichen Vervielfältigung des Kirchendienstes liest, welche die letztern überall in der Südsee eingeführt haben. Wakefield traf auch auf den unglücklichen Abenteurer Thierry I, König von Neuseeland, wie er sich nennt, der umsonst versuchte, in Besitz eines Landstrichs von 40,000 Morgen zu treten, den er durch Vermittlung eines Engländers, Namens Kennett, hatte kaufen lassen, wobei aber der letztere sowohl ihn als die Neuseeländer bestohlen hatte, indem er diesen anstatt 700 Pf. St., welche ihm Thierry dazu anvertraut, bloß 36 Aexte gegeben hatte, so daß sie sich weigerten, das Land abzugeben, indem sie die Aexte, nicht unbilligerweise, als ein bloßes Geschenk und nicht als Preis des Landstrichs ansehen wollten.

Wakefield fand die südliche Insel fast entvölkert durch die unaufhörlichen Kriege. Auf den 2 Millionen Morgen, welche die Compagnie gekauft hatte, leben bloß 6200 Seelen, für welche ein Zehntel des Landes reservirt bleibt, also mehr als sie anbauen können. Die neuseeländische Gesellschaft gibt darin ein Beispiel, das die Missionäre und andere Landspeculanten befolgen, oder von der englischen Regierung gezwungen werden sollten, zu befolgen; denn wenn man das Land eines Stammes kauft, ohne ihm Land zu reserviren, so ist die unvermeidliche Folge, daß sie auf ihre Nachbarn fallen, und dieß ist eine der Ursachen, warum in den letzten Jahren so viele bittere Streitigkeiten unter ihnen geherrscht haben, durch welche die Inseln zusehends entvölkert werden.

Die Neuseeland-Compagnie hat letzten Dienstag ihre jährliche Sitzung gehalten, in welcher die Directoren einen sehr günstigen Bericht vorgelegt haben. Sie haben bis jetzt sechs Schiffe mit 1125 Emigranten ausgeschickt, eine Bank in Neuseeland gegründet, den Artilleriehauptmann Mein Smith als General-Landesvermesser mit 25 Assistenten hingeschickt, und sind in der Lage, die Colonisation mit zunehmender Schnelligkeit zu betreiben. Sie klagen bitter und mit Recht über die Behandlung, welche sie von Seite des Ministeriums der Colonien erfahren haben, haben aber dem Oberst Wakefield aufs neue die bestimmtesten Befehle geschickt, Alles zu thun, um dem englischen Consul in Neuseeland, Capitän Hobson, die Erfüllung seiner Pflichten zu erleichtern, ihm nicht nur die Souveränetätsrechte über die schon erkauften Landstriche zu übertragen, sondern seinen Einfluß auf alle eingebornen Stämme anzuwenden, daß sie, auch wenn sie ihr Land nicht verkaufen, England ihre Souveränetätsrechte abtreten, was allein nach den Instructionen, welche der Minister dem Capitän Hobson gegeben hat, diesen in den Stand setzen kann, Ordnung im Lande zu erhalten.

[2210]

Zürich, den 31 Mai 1840. Morgen wird wieder ein Mann, dem unsere Stadt Vieles zu verdanken hat, dieselbe verlassen. Hr. Ludwig Negrelli von Primiero in Tyrol wurde vor fünf Jahren als Oberingenieur für die von unserer kaufmännischen Vorsteherschaft auszuführenden bedeutenden Bauten angestellt, und erhielt vor einigen Monaten von Wien den ehrenvollen Ruf, die General-Inspectorstelle an der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn zu übernehmen. Ungeachtet sein Engagement bei uns erst mit Ende des Jahres 1841 ablief, stand die kaufmännische Vorsteherschaft dennoch keinen Augenblick an, ihm die nachgesuchte Entlassung sogleich in den verbindlichsten Ausdrücken zu ertheilen, weil es seiner Thätigkeit und Kenntnissen, verbunden mit einem versöhnlichen Charakter, wie ihn wenige Menschen in solchem Grade besitzen, gelungen war, unsere Arbeiten mehr zu beschleunigen, als Niemand hätte hoffen dürfen, und mit sehr beschränkten Mitteln Großes auszuführen. Als Beweis dienen die Münsterbrücke, die schönen neuen Quais, die neuen Straßen und Straßendurchbrüche, der Hafen, das Kornhaus u. s. w., dem sich noch ein neues im Bau befindliches Kaufhaus nebst geräumigen Lagerhallen anreihen wird, die sämmtlich nach seinen Planen und unter seiner Aufsicht erbaut wurden; neben diesem verdankt vieles andere Schöne, Nützliche und Zweckmäßige in vielen Theilen der Schweiz, besonders aber in unserm Kanton und denjenigen von St. Gallen und Neuenburg, ihm seine Entstehung.

Zu Ehren des Hrn. Negrelli hatte die kaufmännische Vorsteherschaft auf den 25 Mai ein großes Gastmahl im Hotel Baur veranstaltet, welchem nebst derselben die beiden HH. Bürgermeister von Muralt und Heß, so wie einige der ausgezeichneteren Mitglieder der Regierung, des Obergerichts, des Stadtrathes und auch die meisten Honoratioren unserer Kaufmannschaft beiwohnten; bei diesem Anlasse wurde unserm bisherigen Hrn. Oberingenieur im Namen der kaufmännischen Vorsteherschaft von ihrem Präsidenten nebst einer Gratification eine sehr schön auf Pergament kalligraphisch geschriebene Urkunde überreicht, welche die höchste Zufriedenheit mit seinen hiesigen Verrichtungen ausspricht, und seinen Nachkommen ein rühmliches Andenken an seinen hiesigen Aufenthalt seyn soll.

1262

Da sich Hr. Negrelli in seinem neuen Vertrag einen jährlichen Urlaub von sechs Wochen vorbehalten hat, um unsere Arbeiten, wo es nöthig seyn sollte, auch ferner zu beaufsichtigen, so zweifeln wir nicht, ihn öfters wieder bei uns zu sehen, wodurch der Gedanke der Trennung gemildert wird.

Der allgemeine Wunsch, daß er in seiner neuen wichtigen Stellung eben so segenvoll arbeiten möge wie hier, und die Ueberzeugung, daß er auch dort die Erwartung weit übertreffen werde, begleiten diesen wackern Mann.

[2202]

Bekanntmachung, den Wollmarkt in München betreffend.

Es wird hiemit in Erinnerung gebracht, daß der heurige Wollhauptmarkt am 26 Junius, und der Wollnachmarkt am 26 Julius l. J. im hiesigen Schrannengebäude statt finden, und jeder derselben drei Tage dauern werde.

München, den 26 Mai 1840.

Der Magistrat der k. Haupt - und Residenzstadt München.

Bürgermeister v. Reinsdorf.

Hemmer, Secretär.

[2179-81]

Gesellschaft zur Ausfuhr innerösterr. Erzeugnisse.

Die unterzeichnete Direction bringt hiemit zur öffentlichen Kenntniß, daß ihr von der hohen k. k. allgemeinen Hofkammer die Begünstigung zu Theil wurde, unter Beobachtung besonderer Vorschriften, alle österreichischen Natur -, Gewerbs - und Kunsterzeugnisse, welche mit Anweisungs-Bolleten zur Amtshandlung an das hiesige löbliche k. k. Hauptzollamt für die Gesellschaft zur Ausfuhr innerösterreichischer Erzeugnisse hieher gelangen, dergestalt in ihre eigenen Magazine aufzunehmen, daß solche die österreichische Nationalität beibehalten, und daher ganz oder theilweise nach Bedarf gebührenfrei in das Zollgebiet zurückgebracht, oder nach dem lombardisch-venezianischen Königreich weiter befördert oder nach Verlauf des bis zu einem Jahr ausgedehnten, nach Umständen noch zu erweiternden Losungstermines zurückgesendet, oder endlich gegen Entrichtung des Ausfuhrzolles zum hiesigen Verbrauch verwendet oder in das Ausland versendet werden können. Triest, den 18 April 1840.

Der Director: J. Walland.

Die Consultoren: M. Coen. J. Hagenauer.

[2138-44]

Donau-Dampfschifffahrt.

Da die Schifffahrt auf der obern Donau durch Brücken - und Strom-Correctionen für einige Zeit unterbrochen ist, so müssen die Fahrten der Dampfschiffe zwischen Regensburg und Donauwörth bis auf weitere Ankündigung ausgesetzt werden, und diese einstweilen auf die Strecke zwischen Regensburg und Linz beschränkt bleiben. Die Schiffe fahren demnach:

von Regensburg nach Linz am 8, 11, 13, 16, 18, 21, 23, 26, 28 Junius, von Linz nach Regensburg am 8, 10, 13, 15, 18, 20, 23, 25, 28, 30 Junius.

Regensburg, den 28 Mai 1840.

Die Verwaltung.

1263

[2090-93]

Oesterr. k. k. priv. Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft.

Die elegant und mit möglichster Bequemlichkeit für die P. T. HH. Reisenden ausgestatteten Dampfboote fahren im Monat Junius von Linz nach Wien am 7, 12, 14, 17, 19, 22, 24, 27, 29, von Wien nach Pesth am 8, 12, 15, 18, 22, 24, 27, 29, von Pesth nach der untern Donau und Konstantinopel, jeden Mittwoch, und zwar abwechselnd eine Reise über Galatz, die andere über Czerna-voda und Kustendje. (Die Reise von Pesth nach Konstantinopel dauert 11 Tage.)

Die Rückreise von Konstantinopel nach allen Stationen der untern Donau ist ebenfalls abwechselnd eine Woche über Galatz, die andere über Kustendje und Czerna-voda. (Reisedauer über Kustendje und Orsova, Contumaz von 10 Tagen inbegriffen, 28 Tage.)

Von Konstantinopel nach Trapezunt, Smyrna und Salonich und wieder zurück jede Woche eine Fahrt. Von Smyrna nach Beyrut und andern syrischen Häfen alle 3 Wochen eine Fahrt.

Ausführliche Tarife sind zu haben:

in Augsburg bei HH. Gebrüder Frommel,

in Leipzig bei HH. Frege & Comp.,

in Frankfurt a. M. bei HH. J. J. Klotz,

in Berlin bei HH. J. G. Braumüller Sohn,

in Hamburg bei HH. Schaar & Clauß,

in Ulm bei der bayerisch-würtembergischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft und bei HH. Theod. Kindervater,

in Dresden bei HH. W. Bassenge & Comp.,

in Stuttgart bei HH. Stahl & Federer.

[2136]

Verschollenheits-Erklärung.

Nachdem sich in Folge dießgerichtlicher Edictal-Ladung vom 13 September v. J. weder Johann Fischer von Jedesheim noch seine allenfallsige Descendenz in dem vorgesetzten Termine gemeldet haben, so wird derselbe im Nachklange zu dem angedrohten Präjudiz für verschollen erklärt, und sein noch in 2234 fl. 57 kr. 1 pf. bestehendes Vermögen seinen Intestat-Erben gegen Caution überantwortet.

Illertissen, den 22 Mai 1840.

Königl. bayer. Landgericht Illertissen.

Der königl. Landr. Hummel.

[2081-83]

Feilbietung des Wohnhauses Nr. C. 38 im Curorte Franzensbad.

Vom Magistrat der k. Stadt Eger wird bekannt gemacht, daß über Ansuchen der Fr. Elisabeth Groh und der übrigen Florian Groh'schen Erben de praes. 16 Mai 1840 Z. 3435 jud. die mit Rathschluß vom 14 April l. J. Z. 2594 jud. bestimmten Licitationstagfahrten zur öffentlichen Veräußerung des in Kaiserfranzensbad gelegenen, der Florian Groh'schen Nachlassenschaft und der Elisabeth Groh gehörigen, sogenannten englischen Hauses Nr. C. 38 dahin abgeändert worden sind, daß die erste Licitationstagfahrt zum 27 Junius, die zweite zum 27 Julius, und die dritte zum 27 August 1840, jedesmal Vormittags 10 Uhr, in dem Rathhause in Eger bestimmt sind, wozu Kauflustige mit dem Beisatz vorgeladen werden, daß der Grundbuchauszug, Schätzungsprotokoll und das Inventar über den Beilaß in hiesiger Kanzlei eingesehen werden können, und daß die Veräußerung dieses knapp an der Durchfahrtsstraße nächst dem Sprudl und dem öffentlichen Park in Kaiserfranzensbad bei der Stadt Eger in Böhmen sub Nr. C. 38 alt 37 neu gelegenen sogenannten englischen Hauses, bestehend aus 2 Stockwerken, 22 Gast - u. 3 Badezimmern, nebst Hausmeisterwohnung, Pferdestallungen, Holz - und Wagenremisen, dann einem Zier - und Gemüsegarten sammt vollständiger inventirter Einrichtung für Bad - und Curgäste unter folgenden Bedingnissen geschieht:

1) Werden nur jene zur Licitation dieses Hauses, welches ein die 5 proc. Interessen von dem gerichtlichen Schätzungswerthe per 10,217 fl. 16 kr. Conv. Münze übersteigendes jährliches Erträgniß abwirft, zugelassen, welche der Commission als bemittelt bekannt sind oder sich hierüber auszuweisen vermögen.

2) Wird dieses Haus um den oben angegebenen, gerichtlich erhobenen Schätzungswerth ausgeboten und nicht darunter hintangegeben werden.

3) Hat jeder Kauflustige ein Vadium von 400 fl. C. M. der Feilbietungscommission noch vor Beginn der Licitation zu erlegen, welches dem Ersteher bei der Berechnungscommission auf den Kaufschilling abgeschlagen, den übrigen Kauflustigen aber gleich nach der Licitation zurückgestellt werden wird.

4) Hat der Käufer die auf diesem Hause haftenden Passiva per 9948 fl. C. M., wie sie in den Stadtbüchern der Stadt Eger einverleibt sind, auf Abschlag des Kaufschillings zu übernehmen, binnen 14 Tagen nach abgehaltener Licitation um die Vornahme der Berechnungscommission bei dem Egerer Magistrate anzusuchen, die sämmtlichen Unkosten sowohl der Licitation, als auch der Berechnungscommission aus Eigenem zu bestreiten, und hiebei den überrestlichen Kaufschilling ad depositum des Egerer Magistrats zu berichtigen.

5) Uebergehen die Nutzen und Lasten vom Tage des Ersteigerns auf den Käufer.

6) Wird, da der Verkauf gerichtlich geschieht, keine Eviction geleistet.

7) Da die im 4ten Satz ob jenem Hause bücherlich haftende Schuldpost per 1000 fl. W. W. an die Egerer Stadtgemeinde bis auf einen geringen Betrag bereits berichtigt ist, so hat sich der Käufer mit den Erben dießfalls bei der Berechnungscommission auszugleichen.

8) Indem das Erträgniß von diesem Hause für das Jahr 1840 dem Käufer zu Gute kommt, so hat er auch die Interessen von den ob demselben bücherlich haftenden Capitalien vom 1 Januar 1840 zur Zahlung zu übernehmen.

9) Behalten sich die Verkäufer das Bestätigungsrecht des bei der Licitation erzielten Meistgebots bevor, und soll sonach dieser Licitationsact erst nach erfolgter Bestätigung des meistgebotenen Kaufschillings seine Gültigkeit erhalten.

Gegeben Eger, den 19 Mai 1840.

Totzauer.

[2031]

Bei Karl Cnobloch in Leipzig ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen des In - und Auslandes zu erhalten:

Pathologie und Therapie der Wassersuchten von Osborne.

Aus dem Englischen nach der zweiten Originalausgabe übersetzt, und mit zwei Anhängen über die Bright'sche Krankheit von Bright und Solon, so wie mit einer Sammlung englischer Receptformeln versehen von Anton Soer.

Mit einer Vorrede von Friedrich Nasse, Geheimem Medicinalrathe und Director des medicinischen Klinikums zu Bonn.

Mit einer colorirten Lithographie.

gr. 8. geh. Preis 1 Rthlr.

Ueber das Wesen und die Ursachen der contagiösen Augenblennorrhöe, so wie über Augenblennorrhöen überhaupt nebst Angabe einer auf eigene Erfahrungen begründeten, sichern Methode, sie und ihre Nachkrankheiten gründlich zu heilen, von M. L. Hancke, Doctor der Medicin und Chirurgie, k. preuß. Regiments-Ärzte, praktischem Arzte, Operateur und Geburtshelfer, so wie Ritter des rothen Adlerordens vierter Classe.

gr. 8. gehefter Preis 12 gr.

1264

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Neue Ausgabe von Börne in Schillerformat.

Bei uns ist der erste Theil erschienen und durch sämmtliche Buchhandlungen zu beziehen von:

Ludwig Börne's gesammelten Schriften. 5 Theile nebst dem Portrait des Verfassers und einem Facsimile. (Mit Ausnahme der Briefe aus Paris und des Franzosenfressers.) Dritte, vermehrte und rechtmäßige Ausgabe.

Inhalt: 1r Thl. Dramaturgische Blätter.

2r Thl. Vermischte Aufsätze. Erzählungen. Reisen.

3r Thl. Kritiken. Aphorismen.

4r Thl. Schilderungen aus Paris, 1822 und 1823. Aus meinem Tagebuche.

5r Thl. Vermischte Aufsätze. Dramaturgische Blätter. Aphorismen. Briefe aus Frankfurt. Kritiken.

Preis: 3 Rthlr. 18 gGr. oder 6 fl. rhein.

In die vier ersten Theile dieser Ausgabe ist der Inhalt der acht Theile der früher in Hamburg erschienenen Ausgabe aufgenommen, jedoch sind noch zahlreiche Ergänzungen aus Zeitschriften beigefügt, worin die betreffenden Aufsätze zuerst abgedruckt waren.

Der fünfte Theil aber besteht aus einer Reihenfolge von Aufsätzen, die in die frühern Ausgaben nicht aufgenommen sind, und hier, aus verschiedenen Zeitschriften zum erstenmal gesammelt, dem Publicum übergeben werden.

Den Inhalt desselben ließen wir für die Besitzer der früheren Ausgaben, gleich in Format, Druck und Papier wie die bei Hoffmann und Campe in Hamburg erschienenen, besonders abdrucken unter dem Titel:

Ludwig Börne's gesammelte Schriften. 16. Theil, 28 Bogen in kl. 8. Vermischte Aufsätze u. s. w.

Preis: 1 Rthlr. 16 gGr. oder 2 fl. 42 kr. rhein.

Den zahlreichen Freunden von Börne's Werken wird diese geschmackvolle, vervollständigte Ausgabe zu dem so äußerst billigen Preise gewiß sehr willkommen seyn.

Außer gutem Papier haben wir auch für schönen und correcten Druck Sorge getragen.

Stuttgart, April 1840. Brodhag'sche Buchhandlung.

[2029]

In unserm Verlag ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

System der praktischen Heilkunde.

Von Dr. A. U. Gendrin, Arzt am Hospital de la Pitié zu Paris.

Aus dem Französischen übersetzt mit Anmerkungen von Dr. Karl Neubert.

Zweiter Band. gr. 8. VI. und 464 S. Preis 2 Thlr. 12 gr. (Der Preis des ersten Bandes ist derselbe.)

Leipzig, im April 1840. Breitkopf & Härtel.

[2124]

Maisons de campagne à louer.

I. Le château â Sollheim avec un établissement de bain fort salubre, situé à une lieue de distance de la ville de Salzbourg et entouré de sites pittoresques. Le local disponible de ce château consiste en un appartement de sept belles pièces, meublées à neuf et dans le goût nouveau. Il y a de plus un cabinet, un salon, deux cuisines grandes et claires, une cave, un vaste grenier.

Dans la maison de métairie, dépendante il y a en outre à louer: un appartement de 5 pièces meublées à neuf et dans le gout élégant, avec toutes les dépendances propres et convenables, telles que cuisine, écurie, grenier et hangard.

L'usage du jardin contigu, de mème que la disposition sur un lait de vache ou de chèvre et de ce petit lait dont l'usage salubre est desiré par les Seigneurs étrangers jour par jour pendant leur séjour à la campagne sont des choses dignes d'être mentionnées.

II. Le château en entier, appelé Dietrichsteinhof, situé à une demi-lieue de Salzbourg et dont les entours sont aussi forts attrayants. L'ensemble de ce joli château contient 8 pièces meublées à neuf d'un gout élégant et moderne. Il y a encore 3 cabinets, une cuisine grande et claire, un grenier vaste et sec, une écurie et un hagard. La jouissance du jardin contigu est aussi d'une commodité recommandable. Les renseignements detaillés en fait de conditions sur l'évaluation du bail et la durée du terme seront donnés du propriétaire rue aux juifs, maison Nr. 65.

Sommerwohnungen zu vermiethen.

I. Das Schloß zu Sollheim, wo auch ein Heilbad befindlich, in einer der schönsten Umgebungen Salzburgs gelegen, bestehend aus 7 schönen neu eingerichteten Zimmern, 1 Cabinet, 1 Saale, 2 großen lichten Küchen, 1 Keller und geräumigem Dachboden; dann im Nebengebäude (Maierhause): aus 5 eingerichteten Zimmern mit allen Bequemlichkeiten, 1 Küche, Dachboden nebst Gartengenuß, Stallung und Wagenremise. Auch ist täglich daselbst frische Kuh - und Ziegenmilch und Molken zu haben.

II. Das ganze Schloß im Dietrichsteinhof, ebenfalls in einer der schönsten Umgebungen der Stadt Salzburg, bestehend aus 8 ganz neu und schön eingerichteten Zimmern, 1 Saale, 3 Cabinetten, 1 großen lichten Küche, geräumigem großen Dachboden nebst Gartengenuß, Stallungen und Wagenremise.

Das Nähere ist auf frankirte Briefe zu erfragen bei dem Eigenthümer H. Nr. 65 in der Judengasse zu Salzburg.

[2133]

Heiligenberg.

Wirthschafts-Empfehlung.

Einem verehrten Publicum habe ich die Ehre die Nachricht zu geben, daß ich, ungeachtet des jüngst erfolgten Todes meines Gatten, die Gastwirthschaft zum Adler fortsetzen werde. Dankend für die bisherigen freundschaftlichen, wohlwollenden Gesinnungen, welche meinem Hause so zahlreich zu Theil geworden sind, werde ich mich immerhin bestreben, durch reelle Bedienung das mir bisher geschenkte Zutrauen zu erhalten.

Heiligenberg, den 22 Mai 1840.

Die Wittwe, Krescenz Krauth, Posthalterin und Gastgeberin zum Adler.

[2209]

Anzeige.

Wegen fortwährend kränklichen Umständen entschließt sich der Unterzeichnete, seine hier etablirte Linir - und Rastrir-Anstalt, worauf vorläufig ein 10jähriges Privilegium ruht, und in welcher man alle Arten Tabellen, Handlungs - und Geschäftsbücher, Facturen, Register, Schul - und Notenpapiere, mathematische und sonstige Rechnungs-Cahiers etc. auf die schnellmöglichste Art liniren und rastriren kann, käuflich abzugeben.

Dieses Geschäft ist nicht allein sehr einträglich, sondern kann auch sogar durch einen 12 bis 14jährigen Knaben versehen werden.

F. R. Pfadisch, am untern Kreuz Lit. F. Nr. 303 in Augsburg.

[2201]

Stelle-Gesuch.

Ein junger Mann, welcher als Pharmaceut vor mehreren Jahren an der Universität München absolvirte und die erste Note erhielt, auch seit vier Jahren als Provisor in einer bedeutenden Apotheke zur vollen Zufriedenheit der Sanitätsbehörde functionirt hat, sucht demnächst eine solche Stellung wieder einzunehmen.

Reflectirende werden gebeten, ihre Briefe unter der Chiffer W. X. franco an die Expedition der Allg. Zeitung gefälligst gelangen zu lassen.

[2203]

A young german Lady who speaks french and english wishes to give lessons in these languages, in german and also in Musik.

Demands under L. S. by the expedition of this Gazette.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15397 tokens; 5113 types; 108682 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 158. 6. Juni 1840 . Augsburg1840.

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Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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ShelfmarkDWB 1996/32
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