PRIMS Full-text transcription (HTML)
1273
Augsburger Allgemeine Zeitung
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 160
8 Juni 1840.

Portugal.

Das Dampfboot Braganza brachte die Post aus Lissabon vom 25 Mai. Eine Correspondenz des englischen Couriers schreibt unter diesem Datum: Heute wurden die Cortes mit den gewöhnlichen Förmlichkeiten von Ihrer Maj. in Person eröffnet, die mit deutlich vernehmbarer Stimme die unten folgende Rede ablas. In der Hauptstadt war es vollkommen ruhig, obgleich am vorigen Samstag der unerwartete Befehl erging, der Nationalgarde der Hauptstadt die scharfen Patronen abzunehmen. Der wirkliche Grund eines so plötzlichen Entschlusses steht dahin. Das Ministerium ist in statu quo; der Herzog von Palmella hat vor der Hand für gut befunden, es abzulehnen, dem Grafen von Villareal als Minister des Aeußern zu folgen, auf den Grund, wie man glaubt, daß es der Verwaltung nicht möglich seyn würde, sich durch die Session zu schlagen, in der die Minister eine furchtbare Opposition, unter der Führung der HH. Magalhaes, eines sehr gelehrten Beamten, Scabra, Albano und Gorjao, zu bestehen haben werden. Die Basis des Handelsvertrags zwischen England und Frankreich, der französische Weine mit einer Abgabe von 2 Shill. per Gallon in Großbritannien zuläßt, hat hier viel Aufsehen gemacht, namentlich unter denen, die bisher allem, was englisch heißt, feindlich waren und jetzt die Nothwendigkeit einsehen, unverweilt, in einen Handelsvertrag mit England einzugehen.

Die Rede der Königin lautete folgendermaßen: Senhores, da es nothwendig war, den allgemeinen Wunsch der Nation zu Rathe zu ziehen in Bezug auf die wichtigen Fragen, die in der vorigen Session nicht mit der gehörigen Ruhe behandelt werden konnten, so sind Sie jetzt wieder versammelt worden, und ich wünsche mir im voraus Glück zu dem Eifer und Geschick, womit Sie dieselben berathen, und zu den Vortheilen, welche Ihre Berathungen dem Volke gewähren werden, das eifrig wünscht, das Land organisirt, die Constitution befestigt, und Freiheit durch Ordnung und feste Institutionen begründet zu sehen Meine Verbindungen mit den auswärtigen Mächten sind seit der letzten Session unverändert geblieben. Ein Bevollmächtigter ist an den heiligen Stuhl geschickt worden, in der Hoffnung alle Schwierigkeiten zu entfernen, die bis jetzt eine vollkommene Rückkehr des guten Vernehmens mit dem römischen Hofe verhinderten. Noch bin ich nicht so glücklich, Ihnen den Schluß eines Vertrags mit Großbritannien zu Unterdrückung des abscheulichen Sklavenhandels ankündigen zu können; doch habe ich das Vertrauen, die Unterhandlungen werden bald den Wünschen der beiden Regierungen gemäß und auf eine Art, die der Würde beider Kronen angemessen, beendigt werden; und so wird die Nothwendigkeit aufhören, in welche meine Regierung versetzt worden ist, die Protestation aufrecht zu erhalten, die sie nicht allein gegen die Acte des brittischen Parlaments von 1839 in Bezug auf diesen Handel, sondern auch gegen jede Folge, die daraus hervorgegangen oder hervorgehen würde, aussprechen mußte. Wichtige Vorfälle haben in Bezug auf die Geldforderungen stattgefunden, welche die brittische Regierung an die meinige gestellt hat. In Folge davon habe ich einen Bevollmächtigten nach London geschickt, der dieses Geschäft beendigen soll. Es ist wahrscheinlich, daß Sie schon während dieser Sitzung von dem Abschluß unterrichtet werden können. Mein Minister der auswärtigen Angelegenheiten wird Ihnen darüber einen besondern Bericht vorlegen. In derselben Absicht, den Sklavenhandel zu unterdrücken, ist meine Regierung auch im Begriff, einen Vertrag mit Frankreich zu schließen. (Wir müssen den Schluß der Thronrede auf morgen verschieben.)

Spanien.

Ein Theil der Armee Espartero's scheint am 22 Abends, das Gros des Heeres aber den 23 aufgebrochen zu seyn. *)*)Die in der Sierra de San Marcos gelagerte Division war am 23 noch in ihrer alten Stellung, so daß meine Angabe vom 30 Mai, die einen Brief eines zu dieser Division gehörigen Officiers zur Quelle hatte, dennoch zum Theil gegründet war. Bei Einbruch der Nacht stand es vor San Pedro Martyr. Dieses Fort, auf steilem Felsen gelegen, von breiten Gräben und zwei Stück Geschütz vertheidigt, bildet die Hauptstärke des Platzes und gilt bei den Insurgenten für uneinnehmbar. Ist es wahr, daß im schlimmsten Falle ein bedeckter Weg sichern Rückzug in die Stadt gewährt, so dürfte die 200 Mann starke Besatzung hartnäckigen Widerstand leisten; und um so mehr, als nach dem Falle von San Pedro die Stadt ohne Schutz gegen das Feuer der Batterien, und im Schlosse von Morella kaum Raum für 400 Vertheidiger ist. **)**)Wir haben gestern nach einer telegraphischen Depesche den Fall jenes Forts gemeldet. Die Armee des Centrums hat, wie gestern vorläufig gemeldet, den1274 17 das Fort San Mateo (vier Lieues südlich von Morella), nachdem es der Feind bei Anbruch des Tages verlassen, besetzt; der Platz, dessen Werke man verstärkt, ist zu einem Depot für Lebensmittel bestimmt. Die zweite Division rückte am selben Tage bis Jana und Traiguera vor, was den Feind bestimmte, die Forts von Benicarlo, Uldecona und Alcanar zu räumen. Uldecona ward den 18 von der Brigade Povia besetzt. Den 22 um 3 Uhr Morgens ergab sich das Fort von Begis nach einem 30stündigen Feuer ohne Bedingung an die Truppen der ersten Division. Ein Versuch der Besatzung, unter dem Schutze der Nacht zu entfliehen, war mißlungen. Sechs Officiere, 119 Soldaten, drei Stück Geschütz, 100 Gewehre, Lebensmittel und Schießbedarf fielen den Constitutionellen in die Hände. Die Carlisten waren aus der Gegend von Alcañiz verschwunden. Das Volk sprach sich täglich lauter für die Regierung der Königin aus, die Nationalgarde fing an sich zu bilden und selbst gegen die Rebellen auszuziehen. Das Fort von Montan war am 17 Nachts von den Insurgenten in Brand gesteckt und geräumt worden; am 18 bei Tagesanbruch hatte die Brigade Villalonga das Feuer gedämpft und war Meister des Schlosses. Balmaseda schien am 20 einen Augenblick die Umgegend von Monreal del Campo zu bedrohen, aber man fürchtete, daß er die Entfernung der Armee von Morella wohl zu einem Einfalle in Andalusien benützen könnte. Seine Bande war wieder auf 800 Reiter und 2000 Mann zu Fuß angewachsen. Cabrera war am 21 Nachmittags in einem schlechten Cabriolet zu Vinaroz angekommen. Eine seiner Schwestern (la hermana del tigre, wie die Tribuna sich ausdrückt) war nach Parell entflohen. Die Brigade Leon war am 26 in Catalonien eingerückt, und hatte Befehl sich mit Borso zu vereinigen. Die Entmuthigung unter den Carlisten ist darüber allgemein; nur Boquina und ein Paar andere Hauptleute, deren Rotten die schmählichsten Ausschweifungen begehen, scheinen zur Fortsetzung des Kampfes entschlossen. Einer Nachricht aus Perthus vom 28 zufolge, hatten sich die Insurgenten um Ripoll y Cap de Bano zusammengezogen. Ros d'Eroles war in der Richtung von Conca de Tremp gesehen worden. Die Generale Salcedo und Carbo mit mehr als 4000 Mann beobachteten ihre Bewegungen von Vich und Olot aus. Daß der gemäßigte Correo National zu Saragossa öffentlich vom Pöbel verbrannt worden, daß zu Logroño das Gleiche durch die bewaffnete Nationalgarde geschah, daß neue Gährung sich allenthalben der Gemüther zu bemächtigen scheint, und der Föderalismus in Andalusien sein unglückdrohendes Haupt wie im Jahr 1835 erhebt; daß man Espartero beschuldigt, diesen Tendenzen und Umtrieben nicht fremd zu seyn; daß neue Erschütterungen und Wirren von Vielen befürchtet und vorausverkündet werden, wird Ihnen Ihr ehrenwerther Madrider Correspondent schon des Ausführlichen gemeldet haben. Die beiden Königinnen waren zu Saragossa für den 10 oder 12 Jun. erwartet. Die Carlisten, sagte neulich der Castellano, üben Mord, Plünderung und Nothzucht mit dem Scapulier auf der Brust und unter dem Rufe: Es lebe die Religion! ... Andere verbrennen die Zeitungen unter dem Rufe: Es lebe die Freiheit! verfolgen und mißhandeln alle, die nicht unbedingt ihrer Meinung sind und ihre Unabhängigkeit behaupten wollen. Gleichen sich die einen und die andern nicht auf merkwürdige Weise und begreifen nicht die einen die Religion eben so schlecht wie die andern die Freiheit?

Großbritannien.

Der Gegenstand, der heute die Stadt London am meisten beschäftigte, war die öffentliche Versammlung der Gesellschaft für Aufhebung des Sklavenhandels in Exeter-Hall, unter Vorsitz des Prinzen Albert. Es war dieß der erste öffentliche Act des Prinzen seit seiner Vermählung, und das Gerücht davon hatte eine so große Menschenmenge herbeigezogen, daß zwei Drittel der Billets verlangenden Personen wieder abgewiesen werden mußte. Der Prinz erschien um 11 Uhr und ward mit lautem Jubel empfangen. Die Sitzung begann sodann mit Orgelspiel und Gesang der Nationalhymne (Rule Britannia), worauf Prinz Albert sich erhob und folgende Anrede hielt: Die Ursache, die mich bewogen hat den Vorsitz bei der Zusammenkunft dieser Gesellschaft zu übernehmen, war die Ueberzeugung von der außerordentlichen Wichtigkeit derselben für die großen Interessen der Menschlichkeit und Gerechtigkeit. Tief bedaure ich, daß die wohlwollenden und beharrlichen Anstrengungen Englands, jenen schändlichen Menschenhandel zugleich das Elend Afrika's und der schwärzeste Makel des gesitteten Europa's von Grund aus zu vernichten, bis jetzt noch zu keinem ganz genügenden Ergebnisse geführt haben. Aber ich hoffe von ganzem Herzen, daß dieses große Land in seinen Bemühungen nicht nachlassen wird, bis es einem Zustand der Dinge, der dem Geist des Christenthums und den besten Gefühlen unsrer Natur so gewaltsam widerstrebt, für immer ein Ende gemacht hat. Hoffen wir deßhalb, daß die Vorsehung unsern Anstrengungen in einer so heiligen Sache ihr Gedeihen geben wird, und daß unter den Auspicien unserer Königin (lauter Beifall) und ihrer Regierung wir, in nicht zu entfernter Zeit, mit der Erfüllung des großen und menschlichen Zwecks belohnt werden mögen, zu dessen Beförderung wir heute zusammengekommen sind. (Lauter fortgesetzter Beifall. ) Nachdem hierauf mehrere Mitwirkung bezeugende Briefe (darunter ein Brief mit 100 Pfd. von der Königin-Wittwe) vorgelesen waren, erhob sich Hr. Fowell Burton mit dem Antrage, daß, weil trotz aller ergriffenen Maaßregeln der Sklavenhandel sich noch immer vermehre, die ganze Christengemeinde sich zur vollkommenen Vernichtung desselben verbinden möge. Diesen Antrag bevorwortete der Redner mit einem herzlichen an den Prinzen gerichteten Gruß des Danks und der Bewillkommnung, daß er, der sich des Zutritts zu allen übrigen politischen und parteihaften Zusammenkünften enthalten, nur dieser Gesellschaft, in der alle religiösen und politischen Gefühle Englands zu einem einzigen Zwecke verschmolzen und verbündet seyen, die ausgezeichnete Ehre seiner Gegenwart gewährt habe. Was ist jetzt, fährt der Redner dann fort, der Zustand Afrika's? Es ist ein allgemeines Schlachthaus. Was ist sein Handel? Menschenhandel. Täglich fallen tausend Unglückliche, von Karawanenzügen fortgeschleppt, in dem Sand der Wüste, täglich ersticken Tausende, im Boden der Schiffe zusammengedrängt, auf dem Meere; ein Sklavenschiff ist, nach dem Ausdruck der Schrift, gleich einer Pest, die über die Gewässer wandelt: die Haifische selbst kennen diese Blutbarke und folgen ihr auf Beute lauernd. Wir wollen Afrika nicht mit der Peitsche und der Kette civilisiren. Was wir für Afrika brauchen ist freie Arbeit, freie rechtschaffene Betriebsamkeit, und vor allem Religion. (Bei diesen Worten tritt O'Connell ein und wird theils mit Händeklatschen, theils mit Zischen begrüßt.) Ich bemerke die Ursache dieser Unterbrechung, rief der Redner, es ist das Eintreten Hrn. O'Connells. Aber ich bitte die Versammlung, daß sie die Sache Afrika's nicht durch Ausstellung gewisser Parteigefühle beeinträchtige, und daß sie mir gestatte, ihr, in Bezug auf den Eingetretenen, zu bezeugen, daß es nie einen eifrigern Vertheidiger der Aufhebung des Sklavenhandels gab als ihn. (Lauter Beifall.) Uebrigens glaube ich mich noch in seinem Namen dafür verbürgen zu können, daß er sich, so wie er1275 seine Anwesenheit hier der Sache Afrika's schädlich glaubt, augenblicklich entfernen wird. (Nein! Nein! Fahrt fort!) Der Redner ging dann zu seiner eigentlichen Resolution über und endete unter allgemeinem Beifall. Der Bischof von Winchester unterstützte die Resolution. Sir S. Lushington, bei Eröffnung eines ähnlichen Beschlusses, wandte sich mit einem freudigen Gruß an den französischen Botschafter (Hrn. Guizot), dessen Anwesenheit hier er als ein günstiges Zeichen für das Mitwirken Frankreichs in dieser heiligen Sache bezeichnete. Ein hochgebildetes, wohlwollendes, einsichtsvolles Volk, ein Volk, das sich mit uns im Wesentlichen zu demselben Glauben bekennt, wie sollte Frankreich nicht mit England in dieser Unternehmung wetteifern? Hier gilt es kein kleinliches Zanken um Inseln oder Gränzvertheilung, keine selbstsüchtige, schmutzige Veranlassung, Männer von dem Antrieb ihres gerechten Gefühls abwendig zu machen, oder sie zu unrechtmäßigen Ansprüchen für sich oder ihr Vaterland zu verführen; hier ist gemeinsamer Grund und Boden, wo wir uns alle begegnen und vereinigen können, um die größte Schmach, die jemals die Welt verwüstete, auszurotten. Ich hoffe auf Frankreich, ich rufe zu Frankreich, als zu unserm ersten und edelsten Gehülfen. Sir R. Peel, der sich zur Mittheilung einer dritten Resolution erhob, ward mit lautem Beifallsruf empfangen. Ich kann, sagte der ehrenwerthe Baronet, das Wort hier nicht ohne ein Gefühl der Beschämung nehmen, daß ich nicht, wie viele der hier Anwesenden, mein ganzes Leben dieser großen Sache gewidmet habe. Ihr, Sir er wandte sich an den Prinzen habt Euer erstes Erscheinen in der Arena der öffentlichen Verhandlung durch Eure Gegenwart bei dieser Zusammenkunft geweiht und geheiligt. Diese Zusammenkunft vertritt das Gefühl des ganzen englischen Volks sie schließt Personen ein von jeder Farbe in Politik wie in Religion, und sie kann auch zeigen, was die eigentliche Gesinnung des englischen Volkes ist. Der Redner bedauert dann, daß trotz der Anstrengungen der Gesellschaft, trotz der Bewilligung von 20 Millionen seitens des Parlaments, der Sklavenhandel doch noch immer fast unvermindert fortbestehe: erst vor kurzem seyen, nach authentischen Berichten vom Cap der guten Hoffnung, 300 Sklaven in einem überfüllten Schiffe erstickt. Diese Sache, schließt der Redner, ist gewiß der Stellung nicht unwerth, die Ew. k. Hoh. zur rechten Seite des Throns einnimmt, noch auch der erhabnen Tugenden und hohen geistigen Eigenschaften, von denen der entfernteste Winkel dieses Königreichs weiß, daß Ihr sie besitzet. Nachdem sich Prinz Albert später entfernt hatte, nahm der Graf v. Ripon den Stuhl ein, worauf noch von Sir G. Murray, Lord Sandon, Sir Th. Acland u. A. Reden gehalten wurden. Hr. O'Connell lehnte ab zu sprechen, was dem Sir Th. Acland in seiner Schlußrede Gelegenheit gab, den anwesenden Männern nicht nur für ihre edle Beredsamkeit, sondern auch für ihr verständiges Stillschweigen (considerate silence) zu danken.

In Folge der interesting situation of our youthful Queen (wie der Argus sich ausdrückt) haben jetzt drei ausgezeichnete Accoucheurs (Dr. Ferguson, Dr. Locock und Dr. Blagden) Befehl erhalten, Ihre Maj. regelmäßig zu besuchen. Auch ist derselben eine Liste monatlicher Ammen vorgelegt worden. Die Königin befindet sich wohl, außer daß sie, wie die Age bemerkt, sehr an ihrer alten Schwäche in den Knöcheln leiden soll, weßhalb sie sich häufig in einem Lehnstuhl tragen lassen müsse.

Der Herald warnt die torystische Partei vor einem zu großen Vertrauen auf Sir R. Peel hinsichtlich der Korngesetze. Mit Ausnahme dieser Gesetze, ist der Mann sein ganzes Leben lang ein Vertheidiger des freien Handels in allen Gegenständen und, wie besonders seine Papiergeldbeschränkungsbill von 1819 aufs traurigste beweist, ein Kämpfer für die Macht des Geldes gewesen. Er ist ein Mann von wenig moralischem Muthe und hat bei einer merkwürdigen Gelegenheit die Partei, die ihm, wie vielleicht noch nie eine Partei einem Staatsmann, vertraute, aus bloßer Feigheit betrogen. Denn nicht daß er seine Ansichten änderte, werfen wir ihm vor, sondern eben, daß er sie nicht änderte, während er doch seine Politik änderte. Einer der die Sache der protestantischen Kirche verrieth, mag auch die Sache der englischen Landeigenthümer verrathen.

Die Lösung der orientalischen Frage wird ihrem Ziele immer mehr entrückt. Die versuchte Isolirung derselben ist vollständig mißlungen, und sie zeigt sich wieder in der Gestalt, vermöge deren sie tief in die Verhältnisse aller Staaten einzugreifen scheint. Lord Palmerston vermochte nicht das brittische Conseil für seine Ansichten zu gewinnen, ja er überzeugte sich nach vielen erfolglosen Anstrengungen, daß sein bisheriges Streben eitle Mühe ist. Der Lord gibt daher die Idee auf, den zur Bewerkstelligung einer commerciellen Blokade Aegyptens angesprochenen Anschluß der russischen an die englische Seemacht zu verwirklichen, denn aus der Haltung seiner Collegen kann er leicht ermessen, daß ihr Mißtrauen gegen Rußland ein unbesiegbares Hinderniß gegen jede aufrichtige Vereinigung darbietet. Es sieht daher Großbritannien auf sich selbst beschränkt, weil nicht zu erwarten steht, daß Oesterreich sich in eine bewaffnete Intervention im Orient einlassen werde. Aber England allein vermag nicht die Plane auszuführen, die es im Orient realisiren wollte. Es wird schwerlich Jemand einen Zweifel darüber hegen, was Ibrahim Pascha thun wird, thun muß, sobald die Blokade Syriens und Aegyptens eröffnet wird. Rückt aber, woran nicht zu zweifeln, ein ägyptisches Corps über den Taurus in die Ebenen von Caramanien, so erscheint wieder die russische Mitwirkung für England und die Pforte als unumgänglich. Mehemed Ali und seinem Sohn gegenüber dürfte von Türken keine wirksame Gegenwehr erwartet werden; zu sehr sind ihnen bereits die Gemüther zugewendet; die Einwirkung, welche beide auf die Osmanen üben, überwiegt bereits den rechtmäßigen Einfluß, welcher der Pforte noch möglich bleibt. Wenig würde es nützen, die Lage der Türken besser zu schildern als sie ist. Das Gespenst der russischen Hülfe, ein Gespenst, das die Mehrzahl unsers Conseils so sehr in Schrecken setzt, steckt also auch hinter der projectirten Blokade. Zwar will man wissen, daß die Whigs eine Landung an der ägyptischen Küste des rothen Meeres als Surrogat dem russischen Beistand substituiren wollen, um so eine Diversion zu bewirken, auf daß die türkische Armee freier in Syrien operiren könne. Indeß ist dieses Unternehmen für sich allein zu abenteuerlich, sein Erfolg zu ungewiß, die in einem solchen Fall unvermeidliche Preisgebung Konstantinopels zu augenscheinlich, um das Conseil eines solchen Planes für fähig zu halten. Es bleibt daher fast nichts übrig, als die Vermuthung, daß die Whigs im Begriffe sind, die Pforte aufzugeben. Die französische Allianz scheint ihnen zur Bewahrung ihrer Macht, zur Erhaltung ihrer Partei am Staatsruder nöthig, und Frankreich säumt nicht, dieses Vorurtheil auszubeuten. Den ägyptischen Freund und Bundesgenossen an der Hand tritt Hr. Thiers vor, und verlangt für ihn neben Aegypten Syrien, das Land, welches England mit solchem Aufwand von Phrasen dem Sultan zurückbringen wollte! Kann das Ministerium nach all den großen Worten, die es hier, in Konstantinopel und Alexandria geführt, die Pforte preisgeben, und die Achtung Englands in allen osmanischen Ländern vernichten?

1276

Frankreich.

Die Frau Marschallin Bessières, Herzogin von Istrien, geborne Lapeyrière, ist am 2 Jun. in einem Alter von 57 Jahren in Paris gestorben.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 2 Jun. versicherte bei Erörterung des Budgets des öffentlichen Unterrichts Hr. Cousin neuerdings, wie er einige Tage zuvor in der Pairskammer gethan hatte, auf den Antrag des Hrn. v. Carné, daß er in der nächsten Session einen die Freiheit des Unterrichts betreffenden Gesetzesentwurf vorlegen werde. Dieser Entwurf werde aufrichtig, vollständig, gewissermaßen dem Entwurf von 1833 entsprechend seyn, und alle gesetzmäßigen Forderungen, die bis jetzt darüber an die Kammern gelangt seyen, befriedigen.

*In der Sitzung der Deputirtenkammer am 3 Jun. ward die Erörterung des Budgets des öffentlichen Unterrichts fortgesetzt. Hr. Cousin erklärte, es liegen bei ihm Petitionen von 44 Gemeinden zur Erhebung ihrer Communalcollegien in königliche Collegien vor. Auch die Kammer habe diesen Wunsch in der letzten Session geäußert, und er theile denselben. Was die Errichtung höherer Primärschulen betreffe, so möchte er solche gern an allen Hauptbezirksorten errichten können. (Beifall.) Bei dem achten Cap., Primärunterricht 1,800,000 Fr. trägt Hr. Dellessert auf einen Zuschuß von 200,000 Fr. zur Bildung neuer Kleinkinderbewahranstalten (salles d'asyle) an. Hr. Salvandy unterstützt diesen Antrag als eines der ersten Mittel, die Lage der ärmern Classen zu verbessern. Kaum hätten bis jetzt zwei Drittel der französischen Gemeinden Primärschulen, und doch liege darin gerade der wahre Fortschritt. Bei der Abstimmung über dieses Amendement erfolgte bei der zweiten Probe die Annahme desselben. In dieser Sitzung ward auch noch der Bericht des Hrn. Beaumont in Betreff der Eisenbahnen verlesen und beschlossen, die Erörterung in der folgenden Woche zwischen dem Ausgaben - und Einnahmebudget vorzunehmen.

(Temps.) Der nach Buenos-Ayres bestimmte Viceadmiral Baudin wird seine Flagge auf der Fregatte Gloire aufpflanzen, die von Cherbourg nach Martinique absegeln und den Gouverneur dieser Colonie, Hrn. Duval Dailly, dahin bringen sollte, der sich jetzt auf der Fregatte Erigone einschiffen wird, deren Ausrüstung man schnell betreibt.

Der Sarg, in welchem die Ueberreste Napoleons von St. Helena heimgeführt werden sollen, wird in Paris verfertigt, und zwar aus Ebenholz, in der Form eines antiken Sarkophags, groß genug, um die Särge, in welchen der Kaiser ursprünglich beigesetzt ist, zu fassen. Das Leichentuch wird aus schwarzem Sammt bestehen, besäet mit goldenen Bienen und eingefaßt mit Hermelin; über diese Einfassung geht um das Ganze eine silbergestickte Bordure mit Arabesken, in welche sich in Zwischenräumen das goldgestickte N schlingt; an den vier Ecken sind goldene Adler mit der Kaiserkrone angebracht.

Einige Blätter erzählen, Ludwig Napoleon sey Willens, ein Schiff zu miethen, und mit seinen Anhängern nach St. Helena zu fahren, um der Ausgrabung der Reste seines Oheims beizuwohnen, und fügen bei, daß die französische Regierung mit der brittischen unterhandle, um zu verhindern, daß irgend ein anderes Schiff, als die Fahrzeuge der k. französischen Flotille, zu St. Helena lande, ehe der Zweck der Expedition erreicht ist. Uebrigens liest man unterm 1 Junius unter den Inseraten in Galignani's Messenger Folgendes: Personen, die sich dem Geschwader anzuschließen wünschen, das nach St. Helena zur Zurückführung der Reste Napoleons geht, werden ersucht, sich an die Administration centrale de la publicité no. 40 rue Laffitte zu wenden, wo sie mit den Bedingungen werden bekannt gemacht werden. Die zum Zweck der Ausführung dieser Reise eröffnete Subscription wird am 10 d. M. unwiderruflich geschlossen. Ob dieses Avertissement nun mit jenem Ludwig-Napoleon'schen Project zusammenhängt oder nur ein Ausfluß der Speculation ist, bleibt vorderhand dahin gestellt.

(Capitole.) Man unterhielt sich diesen Abend in den politischen Salons viel über ein Schreiben des Grafen v. Survilliers (Joseph Napoleon), das durch den Herzog von Padua dem Conseilpräsidenten überreicht worden sey. In diesem Schreiben heißt es, Graf Survilliers glaube, nachdem er das Votum der Kammer in Betreff der Versetzung der Asche Napoleons von St. Helena nach Paris vernommen, im Namen der kaiserlichen Familie der französischen Regierung eine Million zur Vervollständigung der Mittel anbieten zu sollen, die sie für nöthig erachtet habe, um diese heiligen Ueberreste würdig zu ehren. Hr. Thiers soll die Antwort auf dieses edle Anerbieten übernommen haben, das nicht angenommen werden wird, aber doch eine gewisse Sensation gemacht hat.

Der längst erwartete Bericht des Marschalls Valée über die letzte Expedition ist endlich angekommen und veröffentlicht. Er füllt fast zehn Spalten des Moniteurs. Wir müssen Auszüge aus demselben auf morgen verschieben, und bemerken nur, daß mehrere Journale in den Resultaten des Berichts nur die Bestätigung der Anklagen finden, die in den letzten Tagen die Blätter fast aller Farben gegen den Marschall erhoben. Namentlich hatte sich auch ein im Journal des Débats enthaltener Detailbericht eines Officiers jenen Anklagen angeschlossen.

Der Courrier français enthält ein Schreiben eines französischen Officiers, der die letzte Expedition mitgemacht, und woraus wir Folgendes ausheben: Algier, 24 Mai. Lieber Freund, ich komme eben an; der Courier geht heute noch nach Frankreich ab. Der erste Feldzug ist beendet, ein Feldzug, der viel Menschen und Geld gekostet hat. Wenn Jeden das Gesetz träfe, so müßte der Marschall vor ein Kriegsgericht gestellt werden; seine Unfähigkeit kann nur mit seiner Verachtung des Menschenlebens verglichen werden. Unglückliche Verwundete, vor denen er vorbei kam, haben ihm sehr bittere, doch wahre Dinge gesagt. Die tiefverletzte Armee ist in ihrer Grundfeste, der Disciplin, wankend geworden! Die Cavallerie, welche nicht allein unnütz, sondern sogar lästig geworden war, wie sie stets in Händen ist, die sie nicht zu brauchen wissen, hat nur das Convoi der Armee vergrößert. Die tiefsten Schluchten, die schroffsten und waldigsten Abhänge wurden vorzugsweise für unsern Marsch gewählt. In Lagen eingezwängt, wo wir uns weder entwickeln noch nützlich seyn konnten, waren wir stets als Zielscheibe den feindlichen Kugeln ausgesetzt. Im Bivouac wurden wir allein vor das Lager hinaus und in den Grund eines Trichters eingeschoben, wo die beiden regulären Bataillone Abd-El-Kaders in einer Nacht nach Medeah kamen, und auf uns ihre Flinten abschossen, wie man über ein Grab schießt. Jedermann, bis zum gemeinen Soldaten hinab, hatte diesen Ueberfall vorausgesehen. Wir schienen nur dahin gestellt, den Feind an uns zu locken. Weit entfernt diese Lection zu benutzen, hat man es später noch schlimmer gemacht. Bei der Rückkehr von Medeah ist die Armee förmlich gejagt worden, weil ihr Führer sein Frühstück nicht eine halbe Stunde aufschieben wollte (ein Frühstück, das die ganze Armee anderthalb Stunden beim Eingang in die Engpässe aufgehalten hat). Der Marschall ließ hier 600 Menschen tödten. Nach der Meinung derjenigen, die schon lange in Afrika sind und bei dem Rückzug1277 von Constantine und anderwärts waren, hat noch nie ein Tag in diesem Lande so viel gekostet, und das nur wegen der Nachlässigkeit und Unfähigkeit des Führers. Die regulären Truppen Abd-El-Kaders, 2000 Mann stark, die Kabylen ungefähr 4000 Mann, und die abgesessenen Reiter gegen 5000 Mann stark, haben die 5000 Mann, die uns noch blieben, so gedrängt, daß man genöthigt war, die Verwundeten zurückzulassen, denen in Gegenwart ihrer Cameraden die Köpfe abgeschnitten wurden. Die übrigen vertheilen sich ungefähr also: 1000 Mann wurden auf diesem Spaziergang nutzlos verloren, 7500 Mann im Lager von Muzaya, 2000 in den Engpässen und 2300 sehr unklug in Medeah gelassen. So oft man Medeah wird aufs neue verproviantiren wollen, muß man wieder einen Feldzug unternehmen, der wenigstens eben so theuer wie der letzte zu stehen kommen wird, da die Zahl, das Vertrauen, die Taktik und der Muth der Araber sich mit jedem für sie vortheilhaften Gefecht verhundertfacht. Ich versichere Sie, sie halten sich gut, sehr gut. Ich habe sie unsere Truppen mit dem Bajonnette angreifen sehen; sie hätten uns fast ein Feldstück genommen; ihre Wuth ist so groß, daß sie unsere Todten ausgegraben haben, um ihnen den Kopf abzuschneiden, während sie die Leichen unserer Officiere rösteten. Man hat aber die Gräber vor ihnen verborgen gehalten und Feuer darauf angemacht, um nicht sehen zu lassen, daß die Erde aufgelockert war. Die Araber haben uns viermal so viel Menschen getödtet als wir ihnen; das begreift sich leicht: der Marschall hat, während seines 1 1 / 2 stündigen Frühstücks, ihnen Zeit gelassen, sich einzeln oder in Massen in Hinterhalt zu legen, da sie die Oertlichkeit trefflich kennen. Von den Höhen haben sie auf unsere in der Ebene stehenden Massen, oder auf die einzeln und langsam in den engen und schwierigen Fußpfaden Dahinziehenden geschossen. Alle Welt befiehlt uns; aber Niemand sorgt für uns. In einer Stunde zehn widersprechende Befehle, Marsch, Rückzug, Befehl, Gegenbefehl, immer und zu jeder Zeit; dem sind wir stets ausgesetzt. Leben Sie wohl, lieber Freund. In einigen Tagen müssen wir einen neuen Feldzug beginnen, aber womit? Wenn das Ministerium nicht Ordnung macht, so fürchtet man für diese Expedition wahre und nicht wieder gut zu machende Unglücksfälle. Will man die Colonie behalten, so eile man, Gouverneur und Regierungsart zu ändern.

Italien.

Morgen wird ein großes Fest an Bord des englischen Admiralsschiffes statt finden, dem, wie es heißt, Se. Maj. der König beiwohnen wird. Die Rente ist in Folge dessen bis auf 106 1 / 2 und 107 gestiegen. Admiral Stopford hat von Sr. Maj. die Einladung erhalten, der am 30 d. M. stattfindenden feierlichen Wiedereröffnung des Theaters San Carlo beizuwohnen. Die neue Gesellschaft findet von Seite der Censur große Schwierigkeiten. Mehrere Opern, die früher sehr oft hier gegeben worden sind, wie Anna Bolena, Ines di Castro, Parisina wurden vom Repertorium gestrichen; ebenso wurde die für hier neue Oper von Meyerbeer mit dem Wiener Libretto, die Guelfen und Ghibelinen, nicht gestattet. Es war eine Zeit lang die Rede, San Carlo niederzureißen, um die Façade der k. Residenz auch von dieser Seite frei zu machen; der Minister des Innern hat Sr. Maj., der an den Theatern keine Freude hat, diesen Plan jedoch wieder ausgeredet.

Man sagt schon seit längerer Zeit, die Regierung beabsichtige eine Verminderung des Militäretats vorzunehmen. Es wurde dieß wohl einmal in Vorschlag gebracht, aber unsers Wissens nie angenommen. Im Gegentheil vernimmt man, daß das Artilleriecorps vervollständigt wird, welches schon vor einiger Zeit eine Anzahl neuer Kanonen aus Piemont erhielt. Eine andere Zahl Kanonen ist zur Armirung der päpstlichen Festungen eingetroffen und die Wiederherstellung der Marine angeordnet, welche aus mehrern kleinen Kriegsschiffen bestehen soll. Dr. Böhmer aus Frankfurt a. M. befindet sich gegenwärtig hier, und beschäftigt sich mit Aussuchung von Urkunden zum Behuf der Monumenta historiae germanicae.

In Palermo ist der König von Neapel mit wenig Enthusiasmus empfangen worden. Es herrscht auf Sicilien im Geheimen noch immer ein Geist der Unbehaglichkeit und Unruhe, der jede freudige Regung erstickt. Der Prinz von Capua, welcher bekanntlich sich nach Malta begeben wollte, ist von Lord Palmerston aufmerksam gemacht worden, daß diese Veränderung seines Aufenthalts unter den dermaligen Verhältnissen des Königreichs Neapel sehr auffallen und seinen Feinden Stoff geben würde, die bereits versuchten Anschwärzungen zu erneuern. Hierauf ertheilte der Prinz eine höchst befriedigende Antwort, worin er die größte Ergebenheit und Unterwürfigkeit gegen seinen königlichen Bruder betheuerte, die bis jetzt über ihn ausgestreuten Gerüchte als das Machwerk von Verleumdern, Betrügern und Revolutionärs bezeichnete, und versicherte, daß er nur aus ökonomischen Rücksichten an eine Verlegung seines Aufenthalts nach Malta gedacht habe, daß er übrigens hierauf bereits verzichtet u. s. w. Besonders eifrig verwahrte sich der Prinz gegen die in seinem Namen ausgestreute Proclamation. Man glaubt allgemein, daß Frankreich durch die übernommene Vermittlung zu viel Einfluß auf die Regierung Neapels gewinnen und diesen zu Gunsten liberaler Institutionen benützen werde. Briefe aus Rom drücken sogar die (doch wohl höchst gewagte) Meinung aus, daß der König sich mit dem Plane trage, seinem Reiche eine Constitution zu geben und eine Repräsentativverfassung einzuführen. (?) Oesterreich, welches bisher das Benehmen Englands in dem fraglichen Streite ungünstig beurtheilt hatte, neigt sich jetzt zu dieser Macht hin. Man erwartet in Rom einen der Bischöfe Ungarns, der es mit Genehmigung der österreichischen Regierung versuchen soll, vom päpstlichen Stuhl hinsichtlich der gemischten Ehen eine definitive Entscheidung zu erwirken.

Deutschland.

Gestern ist Se. K. H. der Kronprinz von seiner Burg Hohenschwangau zurückgekehrt, begibt sich aber übermorgen wieder dahin, um Ihre K. H. die Herzogin von Leuchtenberg zu empfangen, die Montags der Passionsvorstellung in Oberammergau beiwohnt und denselben Abend noch zum Besuche in Hohenschwangau eintrifft. Die Beleuchtung des Schlosses, die bei günstiger Witterung stattfinden soll, dürfte einen feenhaften Anblick gewähren. Auch J. K. H. die Kurfürstin von Bayern ist gestern wieder hier eingetroffen. Wie bis jetzt verlautet, werden II. HH. der Erbgroßherzog und die Prinzessin Marie von Hessen Sonnabend den 13 Juni unsre Stadt verlassen und sich nach Darmstadt zurückbegeben, da in jenen Tagen I. M. die Kaiserin von Rußland in Frankfurt eintreffen soll, die sich von da nach Ems begibt, und wie es heißt erst nach ihrem Aufenthalt daselbst Darmstadt besuchen will. Heute wurde das Personal der hiesigen Kreisregierung und der Localbehörden dem neuen Regierungspräsidenten für Oberbayern, Staatsrath v. Hörmann, vorgestellt, der wie man sagt demnächst seine Visitationsreise durch den Kreis antreten wird. Gestern wurde, wie alljährlich, in Ebenhausen das von Hofrath Martius gestiftete Linnensfest heiter und fröhlich begangen.

1278

In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer gab der Staatsrath v. Rüdt die in der letzten Sitzung von der Kammer gewünschte Erklärung, wie es wegen des nahen Schlusses des Landtags in Bezug auf den Strafgesetzesentwurf gehalten werden soll, dahin ab, daß die Regierung die Berathung des Entwurfs bis zum Schlusse des gegenwärtigen Landtags bei der ersten Kammer fortsetzen lassen und beim Anfang des nächsten Landtags sie im nämlichen Zustand, in welchem sie der jetzige Landtag verlassen, wieder aufnehmen lassen werde. Die Regierung werde nämlich alsdann den Entwurf ebenso, wie er jetzt aus der zweiten Kammer hervorgegangen sey, der ersten Kammer wieder vorlegen, vorbehaltlich einiger Modificationen, welche die Regierung nöthig halten werde. Der Abg. v. Rotteck bemerkte, daß durch diese Art der Behandlung der Zweck nicht erreicht werde, indem der Entwurf am nächsten Landtag, besonders wenn die Regierung selbst noch Modificationen vorschlage, als ein neuer Gesetzesentwurf behandelt werden müßte, so daß beide Kammern wieder vollständig darüber zu berathen hätten. Es müsse ein besonderes Gesetz erlassen werden, wenn man die jetzt verlassene Berathung am nächsten Landtag wirklich nur fortsetzen wollte in der Art, daß dann in der zweiten Kammer nur noch diejenigen Artikel berathen werden dürften, welche in der ersten Kammer eine Abänderung erhalten. Die Erklärung, wie sie von der Regierung jetzt erfolgt sey und wornach durch ein solches besonderes Gesetz die eigentliche Fortsetzung der Berathung des Strafgesetzesentwurfs am nächsten Landtag nicht gesichert werde, sehe eher einer Zurücknahme des letztern ähnlich. Die Sache sey also wichtig, und er schlage vor, dieselbe nunmehr in die Abtheilungen zu verweisen, um die zu ergreifenden erforderlichen Maaßregeln zu berathen. Staatsrath Jolly widerspricht der Verdächtigung, als sey eine Zurücknahme des Gesetzesentwurfs beabsichtigt. Eines besondern Gesetzes wegen Fortsetzung der Berathung des Entwurfs am nächsten Landtag bedürfe es nicht. Es werde sich dessen ungeachtet von selbst ergeben, daß die zweite Kammer diejenigen Punkte nicht wieder aufgreife, welche an dem jetzigen Landtag von ihr angenommen worden seyen und am nächsten Landtag von der ersten Kammer nicht abgeändert werden. Die Modificationen, die sich die Regierung selbst vorbehalte, beziehen sich nur auf diejenigen Punkte, hinsichtlich welcher die Regierung bei den jetzt beendigten Berathungen in der zweiten Kammer in der Minorität geblieben sey. Mördes und Christ sprachen für v. Rottecks Vorschlag, Welcker, Rindeschwender und Gerbel aber dagegen, mit dem Bemerken, daß sie durch ein besonderes Gesetz der Kammer von 1841 das Recht nicht entziehen wollen, über die Art der Fortsetzung oder Erneuerung der Berathung des Entwurfs selbst zu beschließen. v. Rottecks Antrag wurde sofort verworfen und zur Tagesordnung übergegangen. Man sagt, daß sich in der Commission der ersten Kammer die vielfachen Bedenken, welche gegen den Strafgesetzesentwurf erhoben wurden, durch nähere Prüfung und durch die Berathung mit den Regierungscommissären allmählich vermindern, und die meisten Differenzpunkte ausgeglichen werden. In der zweiten Kammer war es, wie die Verhandlungen nachweisen, vorzüglich der Abg. Sander, welcher durch den ganzen Entwurf hin die Opposition führte. Im allgemeinen Theil war dieß insbesondere Welcker, bei den politischen Verbrechen v. Rotteck, und beim Tit. L. über die Amtsverbrechen der öffentlichen Diener der Abg. Christ, welchem die Bestimmungen des Tit. L. meistentheils zu streng waren und viele Handlungen, die er bloß dienstpolizeilich bestrafen wollte, als Verbrechen erklärte.

Wie man vernimmt wird der k. sächs. Bundestagsgesandte, Freih. v. Manteuffel, zum Herbste seinen hiesigen Posten verlassen. Der großh. und herzogl. sächsische Bundestagsgesandte Graf v. Beust wird wahrscheinlich noch einige Monate hier verbleiben; sein Nachfolger ist bekanntlich schon ernannt. Gestern Abend wurde in der Sitzung der Commissionen des Säcularfeiercomité's beschlossen, daß kein Bankett, dagegen ein Festmittagsessen von 600 Couverts auf der Mainlust stattfinden soll. Das Graduirten-Collegium dahier hat auf übermorgen die Doctoren der Rechte und der Medicin zur Wahl einer Deputation zur Säcularfeier eingeladen. Andrerseits hat die Festordnungscommission die hiesigen Gelehrten und Litteraten, welche dem Festzug beiwohnen wollen, zur Anmeldung eingeladen.

Preußen.

Nicht, wie es anfangs bestimmt war, am gestrigen Tage, sondern erst heute gegen Abend um 5 3 / 4 Uhr trafen Ihre Maj. die Kaiserin von Rußland nebst Ihrer erlauchten Tochter, der Großfürstin Olga und zahlreichem Gefolge hier ein, und stiegen im hiesigen Schlosse ab, wo Allerhöchstdieselben von dem Oberpräsidenten und der Generalität empfangen wurden. Eine unübersehbare Menschenmenge hatte sich auf dem Wege durch die weiten Vorstädte und die Stadt bis zum Schlosse aufgestellt und begrüßte die erhabene Tochter unsers Königs mit einem lauten und freudigen Hurrah. Das gute und gesunde Aussehen der Kaiserin, und die rasche Bewegung, womit sie den Wagen verließ, widerlegten am besten alle Gerüchte, die man über den leidenden Zustand Ihrer Maj. verbreitet hatte.

Seit heute früh haben sich in der Stadt wieder die beunruhigendsten Gerüchte über das Befinden des Königs verbreitet. Es sollen in der Nacht neue Symptome eingetreten seyn, die man für ungünstig hält, und zu Tausenden sieht man jetzt die treuen Bürger unter den Fenstern des königl. Palastes versammelt, wo sie auf tröstlichere Berichte über die Krankheit des geliebten väterlichen Monarchen warten. Gleichzeitig sieht man in jedem Augenblicke der Ankunft Ihrer Maj. der Kaiserin von Rußland entgegen, die sich jederlei Art von Empfang verbeten hat, und nur den Wunsch hegt, durch ihre Ankunft den königlichen Kranken durchaus nicht zu afficiren. Vor einigen Tagen bereits sind die beiden jüngern Töchter Sr. Majestät, die Großherzogin von Mecklenburg-Strelitz und die Prinzessin Friedrich der Niederlande, hier eingetroffen. Mit der Kaiserin von Rußland werden sämmtliche sieben Kinder unseres Königs hier beisammen seyn. Sonst pflegte ein solches Zusammentreffen auch von den Einwohnern Berlins als ein Familienfest angesehen und gefeiert zu werden; diesesmal jedoch ist es mit dem wehmüthigen Gedanken an die Krankheit des Vaters der Seinigen und des Landes verbunden. Im Palais Sr. Majestät ist die ganze königliche Familie versammelt; möchte sie doch die ankommende Kaiserin mit erfreulichen Botschaften über das Befinden des Vaters begrüßen können!

5 1 / 2 Uhr Abends. Schon den ganzen Tag über sind wir hier in der ängstlichsten Spannung, die der Zustand des Königs erregt. Tausende von Menschen sind seit diesem Morgen vor dem Palais versammelt. Früh um 4 Uhr hatte ein Stickfluß den hohen Kranken befallen; Schönlein wurde augenblicklich geholt, der Kronprinz und die Fürstin Liegnitz geweckt. Der Anfall ging vorüber, erneuerte sich aber um 10 Uhr. Der Kranke hatte eine große Sehnsucht nach seiner erlauchten Tochter, der Kaiserin von Rußland. Sie wurde schon gestern hier erwartet, doch ein Courier meldete die Verzögerung ihrer Ankunft um 24 Stunden. Heute Nachmittag um 4 Uhr ist die1279 Kaiserin eingetroffen, und befindet sich jetzt eben beim Könige. Noch steht die Volksmenge vor dem Palais; die Wagen der Aerzte, Minister und Prinzen halten davor und fahren hin und wieder. Der Portier wird um Auskunft bestürmt und gibt von Zeit zu Zeit Nachricht; doch wehrt die Polizei mit Ernst und Ruhe dem zu großen Andrang. Der Großfürst und der Prinz Wilhelm (Sohn Sr. Maj.) waren gestern der Kaiserin entgegengefahren, um sie auf den Zustand des Königs vorzubereiten. Auch Ihre kaiserliche Majestät soll sehr angegriffen und leidend seyn. Sollte die traurige Katastrophe eintreten, so wird selten der Hintritt eines Monarchen eine so erschütternde Theilnahme erregt haben als der des unsrigen. Nachschrift. 6 1 / 4 Uhr. Die Kaiserin ist vom Könige zurück und besucht ihre Schwester, die Großherzogin von Mecklenburg, im Schloß. Bis diesen Augenblick hat sich im Zustand des Königs nichts verändert.

Dänemark.

Seit den Auftritten vom 22 und 23 d. M. ist Alles hier ziemlich ruhig gewesen. Die Regierung beobachtet die Vorsicht, Nachts noch Patrouillen durch die Straßen zu schicken, die indessen selten Jemanden in denselben antreffen. Ein ziemlich allgemeines Gerücht ließ irgend eine Bewegung für den 28, den Jahrestag der ständischen Institutionen in Dänemark besorgen; indessen blieb Alles ruhig. Nur auf dem Uhlfeldts Platz, wo die Schandsäule des nicht wegen Verrätherei gegen das Vaterland, sondern wegen seiner Unzufriedenheit mit Einführung der absoluten Souveränität verurtheilten Corsitz Uhlfeldt steht, versammelte sich ein Volkshaufe, wie man sagt in der Absicht, die Säule umzureißen, denn sie ist den Leuten längst ein Dorn im Auge. Die Polizei jagte den Haufen mit leichter Mühe auseinander. In den Hospitälern liegt eine Anzahl von Leuten, die in diesen Tagen blutige Köpfe als Lohn ihrer Loyalität oder ihrer Liberalität davon getragen haben. Einige der Verwundeten sollen aussagen, daß Geld unter den Pöbel vertheilt worden sey, um ihn zu Excessen zu reizen. Wenn dieß auch gegründet seyn sollte, so glauben wir doch gegen die Annahme protestiren zu müssen, als existire hier ein eigentliches Complot, welches den Pöbel aufzuregen suche. Wir glauben im Gegentheil behaupten zu dürfen, daß diejenige Partei, welche Reformen in der Verfassung und Verwaltung des dänischen Staats wünscht, eben aus dem denkenden und gebildeten Theil der Nation besteht, der nichts mehr haßt als Pöbelaufzüge.

Oesterreich.

Ihre Maj. die Erzherzogin Marie von Parma traf heute mit zahlreichem Gefolge auf dem Dampfboot Erzherzog Franz Karl, von Venedig kommend, hier ein, und wird morgen ihre Reise nach Wien fortsetzen. Der hiesige Osservatore Triestino bringt in seiner heutigen Nummer nachstehende Anzeige: Da einige Zeitungen (und nach denselben die Allgemeine) irrthümlich mitgetheilt haben, daß der österreichische Consul in Damaskus, Hr. Merlato, ein Jude sey, so werden wir eingeladen, authentisch zu erklären, daß erwähnter Hr. Merlato in der zum Triester Gubernium gehörigen Stadt Lussin geboren, und sich zur römisch-katholischen Religion bekenne, so wie auch dessen Familie, welche sich gegenwärtig in Triest befindet, katholisch ist. Aus Wien ist die erfreuliche Nachricht hier eingetroffen, daß Se. Maj. der Kaiser der von hier nach Wien zu erbauenden Eisenbahn sehr günstig sey. Wir dürfen nun mit Zuversicht die Zeit nicht fern halten, wo dieses große Werk zur Ausführung kommen wird.

Türkei.

Der Zustand in den Provinzen des Reichs hat sich noch wenig gebessert. Wenn ein Ausbruch von offenem Kriege zwischen Türken und Christen auch minder drohend erscheint, so werden dagegen die Bande der Ordnung und Sicherheit im allgemeinen täglich lockerer. In ganz Rumelien sind starke Räuberbanden auf den Schauplatz getreten, wodurch Leben und Eigenthum gefährdet und jeder Verkehr in hohem Grade beeinträchtigt wird. Von entscheidender Wichtigkeit für den traurigen Ausgang der gegenwärtigen Krisis wäre es, wenn sich das Gerücht bestätigte, daß der Pascha von Widdin, der bekanntlich nach Konstantinopel berufen war, jedoch nicht zu gehorchen für gut fand, Truppen sammle, um sich offen gegen die Pforte aufzulehnen. Noch fehlt hierüber eine bestimmte Anzeige; allein außer Zweifel ist, daß in der Statthalterschaft von Widdin verdächtige Dinge vorgehen. Man sagt, Hussein Pascha begünstige die Räuberbanden, und habe einen großen Theil derselben in seinem Solde, wie er überhaupt alles, was nur irgend fähig Waffen zu tragen, zusammentreibe, um sich, wie man folgert, gegen einen Angriff in beste Bereitschaft zu setzen. An der montenegrinischen Gränze entbrennt der Kampf zwischen den beiderseitigen Nachbarn immer ernster; die Gebirgsbewohner von Giacova und Miriditi befinden sich in offener Fehde, und ähnlich sieht es auf dem ganzen Halbcirkel der Gränze Montenegro's gegen die übrige Türkei aus. Es vergeht fast kein Tag, der nicht Zeuge blutiger Vorfälle wäre. Die Türken, empört über die rohen Thaten der Montenegriner bei ihren neuesten Raubzügen, hauen jeden Montenegriner, der ihnen in die Hände fällt, unbarmherzig nieder. Kürzlich kam ein Bauer aus Montenegro nach der türkischen Festung Podgoritza, um daselbst wegen eines an einem christlichen Priester vorgeblich verübten Mordes Schutz zu suchen. Zufällig wurde der tapfere Commandant von Podgoritza vor diesem Menschen gewarnt, was zur Folge hatte, daß man ihn genau beobachtete und, als eingezogene Erkundigungen zeigten, daß der vorgebliche Mord eine Lüge, in festen Gewahrsam brachte. Bei Untersuchung seiner Effecten fand sich unter denselben eine bedeutende Quantität, wie ich höre ein halber Centner, Schießpulver, und es wurde deßhalb sogleich ein peinliches Verhör mit ihm eingeleitet, und der Inquisit durch Androhung der härtesten Martern eines -, und Zusicherung völliger Begnadigung andernfalls, sofort zu dem Geständniß bewogen: der Vladika habe ihn beordert, den Rathssaal des Festungscommando's zur Zeit einer Versammlung in die Luft zu sprengen. Zu diesem Zweck sey er mit dem Pulver versehen und instruirt worden, sich als Flüchtling nach Podgoritza zu begeben, und dort sich das nöthige Zutrauen zu Vollbringung dieser That zu erwerben. Die Explosion würde für seine Landsleute das Signal gewesen seyn, die Festung, nach welcher sie schon lange lüstern, auf allen Seiten anzufallen und stürmend zu nehmen. Kaum hatte der Inquisit dieses Geständniß abgelegt, als der Commandant auch schon Befehl ertheilte, ihn aufzuhängen, welche Execution unter lauten Verwünschungen desselben stattfand. Wenn man bei der bekannten Bildung des Vladika zu starken Zweifeln aufgefordert wird, daß er wirklich die Triebfeder solchen Frevels sey, wie namentlich in diesem Fall andrerseits ein Priester von Kuci als Urheber bezeichnet wird, so bleiben doch die fortdauernden Anmaßungen, namentlich die systematische Verfolgung des Plans, Meister von Podgoritza zu werden, kaum anders erklärbar. Es ist dieß binnen einigen Jahren vielleicht der sechste Meuchelmordversuch gegen den tapfern Commandanten von Podgoritza, Spahia Lecsitsch. In Folge dieses neuen Actes von Feindseligkeit sind auf dem Gebiete von Podgoritza alle Montenegriner, welche sich schon früher den Türken unterstellt hatten, ausgewiesen, und die in Montenegro sich1280 aufhaltenden Podgoritzaner zurückgerufen worden. Zugleich schickte Commandant Lecsitsch eine Meldung an den Pascha von Scutari, der ihm umgehend vier Kanonen und einige bei dem Zustand seiner eigenen Statthalterschaft nur schwer entbehrliche Mannschaft zusandte. Auf dem See von Scutari haben sich zwei bewaffnete türkische Kriegsschiffe gezeigt; man sagt, sie haben die Aufgabe, die Montenegriner von dem usurpirten Gebiet von Schabliak und Zenta zu vertreiben. Bei Nikschischi ist es ebenfalls in den letzten Tagen zwischen Türken und Montenegrinern, die sich anmaßten in diesem türkischen Gebiete eine Contribution in Vieh zu erheben, zu einem Gefechte gekommen. Drei dabei gefangene Montenegriner wurden geköpft. Die Vermessungen zum Behuf der Gränzberichtigung zwischen Montenegro und Cattaro, wo fortwährende Ruhe herrscht, nähern sich ihrem Ende. Eben einlaufenden Berichten aus Bucharest zufolge setzt die Pestseuche auf dem rechten Donau-Ufer ihre Verheerungen in steigendem Grade fort. In den letzten Tagen ist sie in Turtukay und Kilitoclow ausgebrochen, und hat mehrere Personen hingerafft. In Serbien fängt die in Folge der neuen Bewegung eingetretene Aenderung schon an Consistenz zu gewinnen. Zwar haben die beiden Räthe Wucsitsch und Petroniewitsch bei der Pforte gegen den Fürsten Michael und seinen Onkel Jephrem Obrenowitsch geklagt, und sie offen beschuldigt, die Contre-Revolution selbst angezettelt zu haben, allein ihre Hoffnung auf Hülfe wird nicht in Erfüllung gehen. Fürst Michael, obgleich Rußland aufrichtig ergeben, neigt sich doch sichtbar zu Oesterreich hin, was dem Lande nur ersprießlich seyn kann. Fürst Milosch will, wie es jetzt heißt, in Karlsbad eine Cur brauchen. Den Paß zu dieser Reise soll er vorzugsweise auf Verwendung des französischen Botschafters, Hrn. v. Pontois, von der Pforte erhalten haben. Die in Bucharest erscheinende Zeitung National ist voll beleidigender Ausfälle gegen den Fürsten Ghika. Man sagt, dieselben seyen von dem Engländer Colson veranlaßt. Die wallachische Generalversammlung setzt ihre Arbeiten fort, und hat schon manche heilsame Maaßregel durchgesetzt.

Aegypten.

Man ist hier der Meinung, daß die von den europäischen Mächten angedrohten Zwangsmaaßregeln in diesem Jahr schwerlich zur Ausführung kommen. Der Angriff der Türken vorigen Jahres ist demnach nur ein Intermezzo im statu quo, womit man der Macht Mehemed Ali's vielleicht nur auf den Zahn fühlen, jedenfalls aber den Verfall des türkischen Reichs beschleunigen wollte. Beides ist vortrefflich gelungen. Man wagt nicht gegen den Pascha Aegyptens einzuschreiten, während die türkischen Länder täglich mehr herabgebracht werden. In Syrien sieht es nicht so ganz ruhig aus; es scheint, als ob im Horan wieder partielle Aufstände ausgebrochen wären, die aber wohl nichts als Dorfemeuten seyn werden. Ob Kurschid Pascha aus Arabien zurückkommen wird, ist noch sehr ungewiß; jede Woche werden die widersprechendsten Befehle an die Truppen ertheilt, die daher in beständiger Bewegung sind. Aus dem Sennaar hat sich der Todesfall des Hrn. Lefèvre bestätigt, jedoch nicht der des Hrn. Boreani. Im Uebrigen nichts Neues; der Sommer fängt endlich nach einem höchst unangenehm und langandauernden kalten Frühjahr an; der Thermometer steht den Tag über, der Nordseite und dem Winde ausgesetzt, auf 19° R.

1273

Deutsche Emigranten in Guiana.

Ich habe Ihnen vor einiger Zeit geschrieben, um meine Besorgnisse über die Versuche auszudrücken, welche die westindischen Pflanzer machen würden, deutsche Emigranten in Havre, Rotterdam und Hamburg nach den Inseln zu ziehen. Daß der Versuch gemacht werden würde, war leicht mit Gewißheit vorauszusehen, wenn man die Debatten über die Mittel, die Zahl der Arbeiter zu vermehren, in allen westindischen Journalen las, und den Anfang des Systems bemerkt hatte, der vor mehr als einem Jahr in Hamburg gemacht wurde. Seitdem haben die Pflanzer von Trinidad, wie es scheint, einen Agenten nach Havre geschickt, und man sieht in französischen Zeitungen die Nachricht, daß zwei Elsässer in Martinique angekommen seyen, der Rest einer Partie von 123, die aus Havre nach Trinidad ausgewandert war, und theils aus Deutschen, theils aus Elsässern bestand. Havre ist von armen deutschen Emigranten überschwemmt, welche großentheils die Mittel nicht haben, ihre Passage nach Nordamerika zu bezahlen, und sich daher leicht von westindischen Agenten überreden lassen, in die Inseln auszuwandern, wenn sie eine freie Ueberfahrt dahin erhalten, und dieß sind die Pflanzer sehr willig ihnen zu gewähren. Der Agent von Trinidad scheint durch goldene Versprechungen diese 123 Auswanderer nach der Insel gelockt zu haben, wo nach der Aussage der zwei nach Martinique gekommenen die meisten bald dem Klima erlegen waren. Der bekannte Reisende Schomburgh, der kürzlich aus Demerara hier ankam, hat eine Beschreibung von Guiana drucken lassen, in welcher er zu beweisen sucht, daß das Klima Europäern nicht schädlich sey, und diese Behauptung suchen die Pflanzer von Guiana zu benützen, um europäische Arbeiter anzulocken. Die Colonie war bisher mit dem Gouvernement im Streit über die Verwendung der Colonialeinnahmen zur Beförderung der Einwanderung; aber nach den neuesten Nachrichten wird wahrscheinlich eine Uebereinkunft getroffen werden, und die Colonie künftig sehr bedeutende Summen, man sagt 70,000 Pfd. St. jährlich, darauf verwenden können. Jedenfalls aber sind die Pflanzer sehr entschlossen, die Sache auch ohne Hülfe der Regierung zu thun. Sie haben durch eine erste Subscription 6000 Pfd. zusammengeschossen und 1500 davon ihrem Agenten in Baltimore geschickt, um Schiffe für den Transport freier Neger und Mulatten aus den Vereinigten Staaten zu nehmen. Sie wollen um jeden Preis ihre Zuckercultur vermehren und die Abnahme der Ausfuhr aus Jamaica und Barbados, welche im letzten Jahre 683,000 Centner betragen hat, ersetzen, da sie Ueberfluß an Land haben, und es ihnen nur an Arbeitern fehlt. Dieser Ueberfluß an Land macht, daß die Neger sich schneller als in den stärker bevölkerten Colonien im Stande sehen, selbst Land anzukaufen, und ob sie gleich darum nicht aufhören, sich an die Pflanzer zu verdingen, so geben sie doch natürlich den Pflanzern nur noch einen Theil ihrer Zeit, und diese brauchen eine beständige Einfuhr neuer Arbeiter. Die Neger kaufen gewöhnlich einen Morgen Land, sobald sie können, bezahlen dafür im Durchschnitt 18 Pfd. St. und errichten darauf eine Wohnung, die sie 40 bis 50 Pfd. St. kostet. Die Zahl der auf diese Art sich etablirenden Negerfamilien betrug vom 1 August 1838 bis zum 1 Nov. 1839 in den Districten, von denen man Berichte hatte, 267, aber in der neuesten Zeit haben sie vortheilhafter gefunden, zusammenzustehen und ganze Pflanzungen zu kaufen, die sie denn unter sich zerschlagen. So haben z. B. 63 Neger die Pflanzung North Brook, die aus 500 Morgen besteht, um 10,000 Dollars gekauft, und an den Gouverneur geschrieben, daß sie ihr aus Dankbarkeit gegen die Königin, unter deren Regierung sie ihre Freiheit erhalten hätten, den Namen Victoria beilegen. Sie erklärten ihm zugleich, daß sie fortfahren würden, auf den Pflanzungen, zu denen sie bisher gehörten, zu arbeiten. Sie wollen ein Schulhaus und eine Kirche auf ihrer Pflanzung errichten, und bitten den Gouverneur, ihr Land vermessen zu lassen, damit alle Streitigkeiten in der Vertheilung desselben wegfallen. In dem Guiana-Chronicle vom 6 April findet man eine neue Anzeige eines ähnlichen Kaufs. Die Neger der Pflanzungen Annadole und Lusignan haben die Pflanzung New-Orange Nassau von dem Besitzer A. Holmes um 50,000 Dollars gekauft, und sich anheischig gemacht, die ganze Summe in vierzehn Tagen baar zu bezahlen; sie wollen die Pflanzung, auf der gegenwärtig Baumwolle und Bananen producirt werden, in eine Zuckerpflanzung verwandeln. Dieser Ankauf ist äußerst merkwürdig, nicht nur wegen der Größe der Summe, welche die Neger baar bezahlen, sondern wegen der Organisation, welche der Plan voraussetzt, indem eine Zuckerplantage, durch das gemeinschaftliche Capital der Arbeiter selbst betrieben, eine ganz neue Erscheinung ist. Es ist daher vollkommen klar, daß dieser Geist, der in den Negern lebt, die europäischen Pflanzer in nicht langer Zeit des besten Theils ihrer bisherigen Arbeiter berauben muß, und sie daher nach und nach gezwungen seyn werden, der Einführung neuer Arbeiter Opfer zu bringen, und daher eine immer dringendere Pflicht wird, deutsche Auswanderer gegen sie zu warnen, denn Feldarbeit in dem Klima von Westindien ist ihnen in nicht langer Zeit tödtlich. Der Arbeitslohn ist keineswegs sehr hoch, wie man aus den Ankäufen der Neger schließen sollte, denn er beträgt für Arbeit in den Zuckerpflanzungen nur einen holländischen Gulden täglich, was bei der Theurung der Lebensmittel nicht viel ist. Es ist wahrscheinlich, daß das Geld der Neger zum Theil von ihnen schon vor der Emancipation durch den Erlös aus ihren Gärten zusammengebracht war, und daß es zum Theil auf Hypothek der Güter entlehnt ist, woraus sich auch erklärt, daß sie fortfahren, sich zu verdingen, ohne Zweifel nur so lang, bis die Schulden bezahlt sind. Die Pflanzer lügen aufs unverschämteste über die Preise der Arbeit, die sie bezahlen, wie in der letzten Versammlung der Antislavery-Society von Liverpool zur Genüge bewiesen worden ist. Man kann daher deutsche Emigranten nie genug warnen, sich nicht von ihnen bethören zu lassen, und ehemalige Sklavencolonien, so wie alle tropischen Länder durchaus und unter jeder Bedingung zu vermeiden.

Ueber die dermaligen politischen Zustände der Schweiz.

I. Die Kantone.

Zwei Correspondenten der Allg. Zeitung haben schon vor einiger Zeit umfassende Bilder der schweizerischen Zustände gezeichnet, der eine von St. Gallen aus ein glänzend helles, der andere von Bern aus ein schattig düsteres. In beiden Bildern war Wahrheit; aber mehr noch in der Beschränkung und Ergänzung des einen durch das andere. Wenn ich ein drittes Bild diesen beiden frühern hinzufüge, so wird es mir leicht, ohne in eine Kritik der Vorgänger näher einzugehen, von einem andern Gesichtspunkt aus eine neue Darstellung zu geben. Ließen sich doch mannichfaltige1274 Bilder schaffen, jedes verschieden von dem andern, und alle relativ wahr. Der Grund liegt in der großen Mannichfaltigkeit der Erscheinungen, wodurch sich die Schweiz in ihrer äußern Natur und die Schweizer in ihrem geistigen Leben auszeichnen. Wie sich dort in den Bergen Lichtpunkte finden, glänzend erhellt von der Sonne die sich im Schnee spiegelt, mit weiter Aussicht über Berge, Thäler und Seen, und dann wieder starke Schatten in den Klüften und den mit dunkeln Tannen bewachsenen Tobeln, wie daneben aber in allen Abstufungen sich die niedern Berge, Hügel, Abhänge, Halden, Thäler und Ebenen neigen und erstrecken: so hat auch das politische Leben in der Schweiz einzelne Höhe - und Glanzpunkte voll Lust und Gefahr, und einzelne finstere Stellen voll Schauder und Noth, aber daneben in bunter Mannichfaltigkeit ruhige und erfreuliche Partien die Fülle.

Charakteristisch ist besonders seit den Revolutionen vom Jahr 1830 an bis zur Stunde das Wachsthum des demokratischen Geistes. Alle Bewegungen gingen immer von unten aus und suchten und fanden in der großen Masse des Volkes ihre Kräfte. Die Aristokratien, ohne innere Lebenskraft für die Zukunft, und nur noch in wenig Kantonen von einiger Bedeutung, stürzten zusammen bei der ersten Erschütterung. Das Princip der Volkssouveränetät war die Theorie, unter deren Schutz der demokratische Volksgeist sich Anerkennung und Macht zu verschaffen suchte. Jene war das Wort, dessen sich dieser bediente. Nicht in jener Theorie, aber in diesem Geiste war das eigentliche Lebenselement der neuern Entwickelung. Aehnlich war es mit dem Princip der Rechtsgleichheit. Die Völker kümmern sich zunächst wenig um abstracte Theorien und wissenschaftliche Begriffe. Auf ihre innere Begründung, auf ihre Richtigkeit kommt es ihnen nicht an, sie verstehen dabei Untersuchungen nicht. Aber wenn sich ein inneres Bedürfniß naturgemäß regt, und sich eine Theorie darbietet, welche diesem wahren praktischen Bedürfnisse Befriedigung verspricht, dann fallen sie dieser Theorie gläubig zu und halten sich oft leidenschaftlich an ihr fest, um so den innern Drang geistig zu rechtfertigen und zu veredeln. So hatte denn auch in den schweizerischen Kantonen die proclamirte Rechtsgleichheit eine hohe praktische Bedeutung, einen genießbaren Kern, den sie als Hülfe umschloß. Die eigentliche Unterthanschaft einzelner Theile eines Kantons gegenüber der herrschenden Bevölkerung eines andern Theiles, sey es einer Hauptstadt (wie in den Städtekantonen) oder eines Bezirks freier Herren und Landleute (wie in Schwyz), war freilich schon vor mehr als dreißig Jahren gebrochen worden; aber die Restauration vom Jahr 1815 hatte doch einzelne Vorrechte der vormals herrschenden Theile wieder hergestellt. Je mehr sich inzwischen auch die etwas zurückstehenden Gebietstheile gehoben hatten, desto unerträglicher erschienen ihnen die Vorrechte der andern; je mehr sich in der Lebensweise eine äußere Gleichheit heranbildete, desto natürlicher war die Forderung völliger politischer Gleichstellung. Bei allen republicanischen Völkern ist die Neigung zur Selbstregierung groß; das ist eben das Republicanische in ihrer Politik. Es kommt ihnen oft weniger noch darauf an, ob immer gut regiert werde, als darauf, ob sie mit dazu zu reden haben. Deßhalb wurden die Fragen, wie die großen Räthe zu wählen seyen, von so großer und entscheidender Wichtigkeit. Und eben hier wurde das Princip der Gleichstellung aller Bürger, der Städter wie der Landbürger, nach verschiedenen Bewegungen consequent durchgeführt. Ebenso in den Wahlen zu den höhern Aemtern. Und das war nun gewiß dem Charakter der Zeit gemäß. Es trat ein neues Element auf den politischen Schauplatz, das Element der Landschaften, und mit ihm und durch die völlige Gleichstellung wurde die Idee eines zusammengehörigen Volkes, welches gleichmäßig sich selber beherrscht durch seine freien Stellvertreter und seine gewählten Beamten, d. h. die Idee der Demokratie, recht klar und lebendig.

Alle diese Erschütterungen und Bewegungen haben schon durch den Kampf Leben angeregt. Am meisten freilich in den Kantonen, wo zwar die Parteikämpfe lebhaft genug, aber die Umwälzungen doch weniger schroff und weniger sprungweise eingetreten waren, in den Kantonen Zürich, Waadt und St. Gallen, denen in gewissem Betracht auch Neuenburg beizufügen ist. Auf die Schulen wurde sehr viel verwendet, vom Staate, den Gemeinden und Einzelnen. Die Volksschulen wurden fast neu geschaffen oder doch wesentlich umgestaltet und gehoben, Gymnasien, Industrieschulen errichtet oder verbessert, in Zürich und Bern Hochschulen gestiftet. Daneben wendete sich die Hauptthätigkeit besonders dem Straßenwesen und großen öffentlichen Bauten zu. Meistens boten sich hier alle Parteien die Hand; und ganz gewiß sind die Klagen über zu wenig in dieser Zeit am wenigsten, die über theilweisen Mangel an Umsicht und über Eilfertigkeit eher begründet. Auch in der Rechtspflege und der Verwaltung wurde manches verbessert, und insbesondere einzelne Geschäftszweige bewußter und wissenschaftlicher betrieben. Dasselbe ist von der Gesetzgebung zu rühmen, zugleich aber auch die fabrikmäßige Betreibung dieser hohen Kunst zu tadeln.

Mit dem Wachsthum des demokratischen Geistes in den schweizerischen Kantonen erstanden zwei große Gefahren, die beide übermächtig zu werden drohten, und beide, wenn sie zum Siege kämen, auch in ihrem Gefolge den Untergang der eigenthümlichen republicanischen Freiheit brächten, welche der Schweiz als ihr Erbtheil von Gott zugewiesen ist. Die eine war der gebildete Radicalismus, welcher, von einer selbstsüchtigen Theorie ausgehend, die geistigen und nationalen Lebensverhältnisse zersetzen und an die Stelle des zertretenen Lebens kalte Rechtsformeln hinpflanzen wollte. Dieser Radicalismus ist nun freilich schon ziemlich veraltet, und seitdem das Volk gewahr wurde, wie wenig er zu seinem eigensten Leben passe, im Untergange begriffen, wie nicht bloß Zürich, sondern auch St. Gallen, Thurgau, Aargau, Luzern, Bern und andere Kantone beweisen. Und es wird die Zukunft neue Gegensätze bringen in modificirter Gestalt. Die andere Gefahr ist die der rohen Veränderungs - und Revolutionslust, einer wilden Anarchie. Zwar sind diese Gefahren, welche der Schweizer so wohl kennt als der Ausländer, wenn jener schon es leichter damit nimmt, als dieser, nicht ganz so groß, wie man sich im Auslande oft vorstellt; denn bei aller natürlichen, auch hier vorhandenen Rohheit der Massen und der Einzelnen ist doch durch das alte freie Staatsleben so viel natürlicher Sinn für Ordnung in dem Volke verbreitet, daß es bei großen Versammlungen und mitten in Stürmen schnell selbst wieder Ordnung schafft oder herstellt, und bei vielen Festen, wo ungehemmt sich die freie Lust entfaltet, keiner Polizeidiener bedarf, um Ruhe zu handhaben. Aber immerhin sind diese Gefahren für das Bestehen und Gedeihen des Staates sehr groß, und sie können in der Schweiz nicht abgewendet werden mit äußerer Regierungsgewalt. Wir haben keine stehende Armee, keine großen Polizeimittel. Widerstand kann ihnen nur geleistet werden durch geistige Mittel, nur durch solche die Demokratie zugleich gemäßigt, veredelt und erhalten werden. Das bedeutendste und kräftigste seiner Mittel, in andern Richtungen höchstes Ziel, ist ohne Zweifel die Wiederbelebung des religiösen Elements, des christlichen Sinnes und Glaubens. Da hat Raumer ganz Recht, wenn er in seinen Briefen über England irgendwo sagt: Das Christenthum1275 ist wie der Stolz so auch die Demuth der Demokratie. Und es ist ein Segen für die Schweiz, daß die Angriffe des Radicalismus gerade auf das Christenthum sich wendeten und dadurch neues religiöses Leben weckten. Damit enge verbunden ist die Conservirung guter Sitte und gesunder Familienverhältnisse. Nach dem gleichen Ziele wirkt auch die gehobene Geistesbildung in der Schule. Die Bedeutung dieser Zustände und das Bedürfniß solcher Auffassung ist vorzüglich in der neuesten Zeit durch die Züricher Geschichte klar geworden und damit ist denn offenbar eine neue Entwickelung eingeschlagen, welche früher oder später auch andere Kantone ergreifen wird, am besten in möglichst legaler Form und in schonenden Uebergängen. Es ist das die Periode der Conservirung eines gesunden republicanischen Volkslebens, einer veredelten und vergeistigten repräsentativen Demokratie.

Die Belagerung von Morella.

(Entnommen aus der noch ungedruckten Lebens - und Charakterskizze Cabrera's, von Brigadegeneral Baron v. Rahden, woraus wir schon früher einige Bruchstücke mitgetheilt.)

Seit Anfang Julius (1838) hatte der Feind seine Hauptdepots von Artillerie und Lebensmitteln in Alcañiz aufzuhäufen begonnen, und unter Oraa und Pardiñas in Teruel, San Miguel und Mir in Alcañiz und Borso mit Aspiroz und Ayerbe in Castellon de la Plana ihre Division vereinigt. Unsrerseits war es unmöglich, dieß zu verhindern ein Blick auf die Karte und die Beachtung der diesseitigen Stellung der Armee zeigt es zur Genüge; und nur zur Beobachtung der feindlichen Divisionen wurden die diesseitigen sehr schwachen Brigaden möglichst vortheilhaft aufgestellt. Ebenso zeigt sich, daß die feindlichen Colonnen in drei entgegengesetzten Richtungen, nördlich, westlich und südlich, vorzudringen beabsichtigten, wobei das Ziel entweder Morella oder Cantavieja seyn konnte; vielleicht auch beide Orte zugleich. Wiewohl nun das Project nicht leicht erschien, auf drei ganz verschiedenen Wegen, ohne alle Verbindung untereinander, in jene Hochgebirge einzudringen, so wurde doch die damit verbundene Gefahr theilweise aufgehoben, da die feindlichen Colonnen mehr als dreifache materielle Ueberlegenheit zählten, jede einzelne daher den gesammten Streitkräften Cabrera's gewachsen blieb. Anderntheils konnte es für die Truppenabtheilungen der Carlisten, welche zur Beobachtung aufgestellt waren, wenn sie sich auch rascher als der Feind zu verbinden vermochten, sehr gefährlich werden, den einen oder andern Theil des Plateau's von Truppen gänzlich zu entblößen, da weder Hülfe von außen, noch feste Punkte im Innern dessen Haltbarkeit versicherten.

Größere Divisionen oder combinirte Operationen zu Gunsten des bedrängten Aragons waren aber durchaus nicht zu erwarten, da in den baskischen Provinzen und Navarra jede Thatkraft gelähmt erschien. Parteienkampf und niedriges Intriguenspiel selbst machten jede Bewegung nach außen unmöglich und neutralisirten die hochherzigen Anstrengungen und Opfer des getreuen Volks. Unter Guergue's früherm Oberbefehl wurden, wenn auch leider immer mißlungene Versuche gemacht, mit dem Heer in Aragon in Verbindung zu treten; seitdem aber Maroto die Leitung der Armee übernommen, lag es so glaube ich mit Gewißheit bereits in seinem Plan, systematisch den gänzlichen Untergang der Sache des Königs vorzubereiten. Ich werde später darauf zurückkommen und Gründe zum Beweise meiner Behauptung aufstellen.

Cabrera wiederholte öfters mit seiner unnachahmlichen Eigenthümlichkeit und Sicherheit: Ich fühle mit Bestimmtheit voraus, daß Morella für mich eine Staffel zu neuen Ehren oder ein weites Grab für mich und alle meine Braven werden wird.

Ziehen wir nun noch in Betracht, daß, durch die militärisch wichtige Lage von Alcañiz, kaum 12 Stunden von Morella entfernt, in einer fruchtbaren Ebene, überreich an allen Hülfsmitteln, um eine Armee zu unterhalten und in ungestörter Verbindung mit Saragossa, der Feind sein Unternehmen, Morella zu belagern, selbst bei unvorhergesehenen Fällen, sicher vorbereiten und basiren konnte, so stellt es sich klar genug dar, daß die Würfel für Cabrera's Geschick bei Eröffnung dieses zweiten Theils des Feldzuges 1838 entscheidend fallen mußten.

Wenn es auffallend erscheint, daß Cabrera die Isolirung der anmarschirenden feindlichen Colonnen nicht benutzte, um über dieselben herzufallen, so kann man als gewiß annehmen, daß es des Carlistischen Feldherrn Absicht war, den Feind in seine Hochgebirge und Schluchten hereinzulocken, durch Hin - und Hermärsche zu ermüden, von seinen Magazinen völlig abzuschneiden, um ihn alsdann mit einem Hauptschlage zu vernichten. Zudem muß man berücksichtigen, daß, wenn auch die diesseitigen Colonnen sich auf den kürzern Linien bewegten, die Localität des Terrains durchaus keine Verbindung untereinander zuließ und, einzeln genommen, jede dieser Colonnen der feindlichen gegenüber zu schwach war. Als jedoch am 27 die Divisionen von Aragon und Tortosa sich einander so genähert hatten, daß eine Combination zum Gefecht zulässig und das Terrain bei la Mata, wo die Colonne San Miguels erst eine tief eingeschnittene Schlucht und dann den steilen Höhenzug passiren mußte, der die Verbindung zwischen Morella und Cantavieja sichert, und dieß die vortheilhafteste Gelegenheit darbot, den Feind zu überfallen, so eilte Cabrera, nur 2 Bataillone unter Merino zur Beobachtung Oraa's zurücklassend, nach la Cuba auf der Crête des Gebirgsrückens, postirte 3 Bataillone unter dem Obersten Pertigas an dem Ausgange der eben angeführten Schlucht bei la Mata, und Llagostera, durch einen schnell veränderten Abmarsch seiner Division sich auf die Arrièregarde von San Miguel werfend, mußte den Feind in diese Schlucht vorwärts treiben. Dieß Alles gelang vollkommen, da San Miguel, nur 6 Bataillone und 300 Pferde stark, zwischen zwei Carlistischen Divisionen gedrängt, nicht mehr zurück konnte und aufs schnellste seine Verbindung mit Oraa, welcher bereits in Ares angelangt war, aufsuchen mußte. Cabrera mit zwei auserlesenen Bataillonen und sämmtlicher Cavallerie hatte sich in einen Hinterhalt gelegt und hoffte die gänzliche Vernichtung San Miguels herbeizuführen.

Schon war der entscheidende Moment gekommen, als Oberst Pertegas aus böser Absicht, Mißverständniß oder Furcht seinen Posten aufgab, die Bataillone San Miguels nunmehr unangetastet das Defilée passirten und ihre Cavallerie, über Cinctorres hinaustrabend, die Verbindung mit Oraa bewerkstelligte. Cabrera und Llagostera, beinahe nach einer Stunde Zeitverlust, da sie das verabredete Zeichen Pertegas 'immer sehnlicher, aber immer umsonst erwarteten, warfen sich nun auf die Arrièregarde San Miguels, und erreichten solche bei Cinctorres. Obgleich ihr großen Verlust zufügend, war dennoch das Vorhaben gänzlich mißlungen; es war um so schmerzlicher, da Oraa denselben Tag durch eine geschickte Bewegung den ihn beobachtenden Merino getäuscht und dadurch seine Vereinigung mit Borso erreicht hatte. Diesem gelang es seinerseits Forcadell aus dem Wege zu drängen. So waren am 29 Julius die drei Colonnen des Feindes auf der hohen Sierra südlich eine halbe Stunde von Morella vereinigt, und die Absicht, diesen Ort zu belagern,1276 bestimmt ausgesprochen, so wie die Einleitung hierzu glücklich ausgeführt worden.

Cabrera ließ zwar schweres Gericht über die Schuldigen ergehen; doch standen ihm nunmehr 25 Bataillone (mehr als 22,000 Mann und 3000 Pferde) gegenüber, während er selbst kaum 8000 Mann und 500 Pferde zählte. Die Division von Forcadell war nämlich ihrerseits gänzlich von der Hauptarmee Cabrera's abgedrängt worden.

Als der Feind am 29 Mittags den Theil der Sierra erreicht hatte, von wo aus Morella, Stadt, Festung und Citadelle genau übersehen werden kann, wurde, wie Cabrera bereits seit längerer Zeit befohlen hatte, la bandera negra (die schwarze Fahne) auf die höchsten Punkte der Festung aufgezogen, so den Truppen der Revolution verkündend, hier sey Tod oder Sieg die Losung. Oraa lagerte mit seiner ganzen Armee in einer Masse formirt, so daß von der Stadt aus jeder einzelne Mann derselben mit bewaffnetem Auge gezählt werden konnte, als wolle er (Oraa) der Todesverachtung eines kleinen getreuen Häufleins die Ostentation seiner glänzenden Bataillone und Reitermassen entgegensetzen.

Westlich von Morella, nur eine kleine Stunde entfernt, erhebt sich eine gewaltige Felsenmasse, auf deren Rücken sich ein Plateau von mehreren Stunden Umfang bis Orcajo hinzieht, ringsum von 100-150 Fuß hohen Felsenwänden eingeschlossen, über welche nur zwei Fußstege führen. Es heißt dieß Plateau la muela de la Garumba (der hohe Rand von der Garumba) und ist in seiner Fortsetzung der früher erwähnte Höhenzug oder besser Bergkamm, welcher Morella und Cantavieja verbindet. Diese Muela besetzte Cabrera mit einigen castilianischen Bataillonen, um zu verhindern, daß der Feind sich derselben bemächtigte. Er selbst harcellirte mit seinen Bataillonen und Escadronen Tag und Nacht die Massen des Feindes. Graf Negri, welcher mit seiner Escadron hiebei unausgesetzt an der Seite Cabrera's focht, zeichnete sich durch persönliche Tapferkeit ganz besonders aus, und verlor zwei Pferde, welche ihm unter dem Leibe erschossen wurden. Forcadell, mit welchem die Verbindung wieder aufgenommen, und Llagostera unterstützten hierbei ihrerseits thätigst diesen kleinen Krieg auf einem Terrain, wo jede Schlucht, jeder Abhang, jeder Fels oder jedes Haus (und solcher zerstreuten Masias gibt es hier bei Morella sehr viele) in den Händen der Factiosen zu fast unübersteigbaren Hindernissen sich bildeten und den nach europäischem Muster zu geschlossener Linien - und Massentaktik eingeübten Bataillonen der Christinos ein weites Grab öffneten.

Oraa mußte seinerseits nun den Punkt zu gewinnen suchen, welchen seine schwere Artillerie allein betreten und von welcher Seite er die Festung allein beschießen konnte. Auf einem, von jenem Punkt aus sich herabziehenden Bergabhang öffnete sich zugleich das Terrain seiner Operationen und zur Wiederaufnahme seiner Verbindung mit Alcañiz. Oraa mußte demnach von der Sierra, welche er mit seiner ganzen Armee am 29 und 30 Julius besetzt gehalten, über 3 / 4 Theile des Umkreises von Morella, auf eine kleine Stunde Entfernung von der Festung, zurücklegen, indem durch die Besatzung der vorhin erwähnten Muela de la Garumba ihm der nächste Weg links versperrt worden war. Bei den so mannichfaltigen Abwechslungen des Terrains und den Vortheilen, welchen es dem zerstreuten Gefechte darbot, war dieser Marsch ein fortlaufender Kampf; dennoch gelang es Oraa nach zwei Tagen, stets in Massen formirt, wenn auch mit großem Verlust die dünnen Guerillaslinien der Carlisten zurückzudrängen, und so Position nach Position erstürmend, die Hauptgebirgsknoten nördlich von Morella, auf dessen höchstem Punkt die Ermita de S. Pedro Martyr gelegen *)*)Dieß ist dasselbe Vorwerk, das eben in die Gewalt Espartero's gefallen., zu erreichen, und seine Verbindung mit Alcañiz herzustellen. Es war eben die höchste Zeit, denn die Armee Oraa's war, wie gesagt, von aller ihrer Verbindung abgeschnitten und der mitgeführte Mundbedarf bereits aufgezehrt worden.

Cabrera und seine braven Truppen hatten in diesen Begegnungen mit dem Feinde heldenmüthig gefochten, und der General hierbei mit seinem Muth als Beispiel heroischer Todesverachtung vorgeleuchtet. Den Tausenden von Einwohnern Morella's, welche von ihren Mauern und Thürmen herab mit bangen Gefühlen dem heranziehenden Unwetter, das sie zu vernichten drohte, entgegensahen, wurde so neue Hoffnung eingeflößt. Doch gränzte hierbei öfters des jungen Helden Verwegenheit an Verzweiflung, da alle seine Bemühungen, dem Feinde den Schlüssel der Stellung vor Morella streitig zu machen, mißlangen. Am 2 August, als der Feind eben den dominirenden Bergrücken von S. Pedro Martyr mit seinen Bataillonen besetzte und Oraa in der einzeln stehenden kleinen und verödeten Ermita auf dessen Gipfel sein Hauptquartier bezog, machte Cabrera einen letzten, verzweiflungsvollen Versuch, den Feind aus seiner eben eingenommenen Stellung bei San Pedro martyr zu verdrängen.

Von seiner Verwegenheit verleitet, warf sich Cabrera an der Spitze von 100 Reitern auf die feindlichen Bataillone. Ein mörderischer Kugelregen empfängt ihn, und die Anstürmenden prallen auseinander. In diesem Moment stürzt die feindliche Cavalleriemasse, beinahe 500 Pferde, herbei; die Carlisten suchen sich rückwärts zu sammeln. Cabrera, dessen Pferd schon zweimal verwundet, ist hierbei der letzte, und vertheidigt sich ganz allein gegen die anstürmenden Feinde. Ein Christinischer Cuirassier streckt des Generals Pferd mit einem Pistolenschuß zu Boden. Cabrera erlegt den Feind und springt behende nach einem seiner Handpferde, welches eben eine Ordonnanz herbeiführt. Im Begriff, sich hinauf zu schwingen, durchsticht ihm eine feindliche Lanzenspitze das weiße Barett, und schon durchzischen andere die Luft, um Cabrera selbst niederzustoßen. (Wie bekannt sind die spanischen Cuirassiere mit Lanzen bewaffnet.) Alles zittert um das Leben des geliebten Feldherrn, der ganz allein gegen zehn bis zwölf Feinde sich mit seinem Säbel wehrte. Jedenfalls wäre er von den feindlichen Lanzen durchbohrt worden, wenn er nicht im Nu seinen weiten weißen Mantel von der Schulter gelöst und mit demselben in der linken Hand, ihn gleich einem Schilde haltend, die Stiche aufgefangen hätte, wobei er nur mit Säbelhieben die auf ihn anstürmenden Feinde zurückhalten konnte. Seine Adjutanten und Ordonnanzen sprengen endlich heran, Bataillone mit gefälltem Bajonnet eilen im Sturmschritt herbei und befreien ihren General. Aber der Feind trägt auf seinen Lanzenspitzen Cabrera's weißen Mantel und Barett mit sich davon. Der General wirft sich nunmehr seinerseits auf den fliehenden Feind, um ihm diese Beute wieder zu entreißen; einer derselben wendet sich noch einmal rasch um und erlegt durch einen Pistolenschuß das zweite Pferd Cabrera's. Doch auch der Feind hatte ausgefochten, und hiermit nahm der Kampf der Cavallerie ein Ende. Oraa, welcher den Gang des Gefechts beobachtet, Cabrera vermuthlich erkannt und bereits triumphirt hatte, ließ zur Deckung seiner Cavallerie einige leichte Geschütze dicht vor der Ermita aufführen, und nöthigte durch Kartätschenfeuer die Carlistische Cavallerie und Infanterie zum Rückzuge. Unser jugendlicher Feldherr, ohne Barett und ohne sein weißes Schild, aber den von Blut triefenden Säbel in kräftiger Faust schwingend, die dunkeln, frei um den Kopf herumfliegenden1277 Locken wie Mähnen schüttelnd, ordnete in ruhiger Haltung, als wäre nichts vorgefallen, noch unter dem feindlichen Feuer seine Truppen, chargirte abermals die feindliche Infanterie, und zwar mit solchem Nachdruck, daß alle feindlichen Massen zerstoben und nur in der großen Schlucht der Steinmühle, gedeckt von der Höhe von Pedro Martyr ihre Rettung fanden. Eine halbe Stunde darauf gab Cabrera die Disposition zu dem die nächste Nacht noch auszuführenden Ueberfall des Lagers des Feindes, während dieser, erschöpft durch ein dreitägiges Gefecht, welches ohne Unterbrechung Tag und Nacht fortgesetzt worden, noch in der Schlucht der Molina de la Pedrera die ihm so nöthige Ruhe suchte. Obgleich die Disposition zu diesem Ueberfall, wie jene bei la Mata, ein Meisterstück in der Anordnung war, wie denn Cabrera überhaupt in dieser Art der Kriegführung, wo Ueberfälle eine Hauptrolle spielen, excellirt, so schien es dennoch, als ob ein hämisches und neidisches Geschick es wollte, daß die Ausführung seiner schönsten Plane an der Ungeschicklichkeit einiger Untergeordneten scheitern sollte. Es verspätete sich auch hier bei dem Anmarsch eine der Hauptcolonnen, welche bei finsterer Nacht ausgezogen war, so daß sie erst am andern Morgen, eben als der Feind Diana (Reveille) in seinem Lager schlug, auf dem Kampfplatz anlangte. Man fand den Feind hinter seinen Erd - und Steinbrustwehren uns erwartend, und Cabrera befahl den Rückzug, um unnützes Blutvergießen zu vermeiden. Dießmal wurde die Schuld dem Bauern, welcher der Colonne als Führer diente, zugeschoben. Cabrera entließ denselben, obgleich abermals einer seiner Lieblingsplane vernichtet worden, mit einem leichten Verweise, wohl wissend, daß der arme Bauer die geringste Schuld trage.

(Fortsetzung folgt.)

[2221]

Bekanntmachung, den heurigen Wollmarkt betreffend.

Vom Magistrat der königl. bayer. Stadt Nürnberg wird unter Beziehung auf die bestehende Wollmarktordnung vom 2 Mai 1828 und auf die seit vier Jahren erfolgten Abänderungen hiemit bekannt gemacht, daß der heurige Wollmarkt dahier Montag den 6 Julius l. J. beginnt und drei Tage lange dauert.

Zugleich wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß zur Handhabung der Ordnung auf dem Markte eine Reihenfolge beim Verpacken der Wolle vermittelst der bei der gebührenden Anzeige des Kaufabschlusses zu erhaltenden Nummer festgesetzt wird.

Nürnberg, den 29 Mai 1840.

Die Bürgermeister Binder. Bestelmeyer.

Küffner.

[2245-48]

Verkauf einer Maschinenfabrik.

Die priv. bayer. -würtemb. Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft beabsichtigt ihre in Regensburg neu eingerichtete Maschinenfabrik sammt Gießereien, Kesselmacherei und allen Zugehörungen zu verkaufen. Von wesentlichem Vortheil für den jeweiligen Besitzer der Maschinenfabrik ist der Umstand, daß der Schiffswerft der Dampfschifffahrtsgesellschaft nur wenige Schritte davon entfernt ist, und daß der beabsichtigte Bau von neuen eisernen Dampfschiffen, so wie die bei Dampfmaschinen so häufig vorkommenden Reparaturen dem Etablissement immerhin nicht unbedeutende Beschäftigung zusichern.

Kauflustige werden auf Verlangen von dem unterfertigten Ausschusse nähere Aufschlüsse erhalten, und eingeladen, ihre Offerte spätestens bis zum ersten September d. J.1278 an denselben gelangen zu lassen. Zugleich wird bemerkt, daß sich in Mitte der Gesellschaft zur allenfalls nöthigen Ergänzung des erforderlichen Capitals eine bedeutende Betheiligung erwarten lasse.

Regensburg, den 1 Junius 1840.

Der Ausschuß der priv. bayer. -würtemb. Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft.

[2223]

Verkaufs-Antrag.

Zu Freiburg im badischen Oberlande wird ein ansehnliches Besitzthum aus freier Hand zum Verkauf angeboten. Dasselbe besteht in einem massiven, im besten Zustande befindlichen Hause, 22 Zimmer verschiedener Größe, so wie alle angemessenen Erfordernisse enthaltend.

Das Haus, eine nach allen Seiten freie Aussicht auf Freiburgs herrliche Umgebung gewährend, hat auf der westlichen Seite einen geschlossenen, sehr großen Hofraum, worin sich Oekonomiegebäude und zwei Brunnen befinden; auf der östlichen Seite eine englische Anlage nebst einem Badhause und Brunnen. Um diese Gegenstände herum liegen noch einige Morgen zusammenhängender Grundstücke verschiedener Nutzungsart.

Dieses Haus mit seiner Umgebung eignet sich durch seine gesunde und angenehme Lage vorzüglich zur Privatwohnung für eine Familie, welche sich in dem schönen Breisgau niederlassen möchte.

Als ein so ganz nahe an der Stadt gelegener Wohnsitz mit so beträchtlichem Flächeninhalte vermag dieses Besitzthum, schon seiner seltenen Annehmlichkeiten wegen, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen; denn die Vortheile einer sehr belebten Stadt, wie Freiburg, wozu dieß Haus gehört, mit den Vorzügen eines ländlichen Aufenthaltes so enge vereinigen zu können, verdient gewiß alle Berücksichtigung.

Noch mehr dürfte der Sitz einer Hochschule und eines Lyceums nebst vorzüglichen weiblichen Bildungs-Anstalten hierselbst von nicht geringem Interesse für manche Familie seyn.

Ueberhaupt empfehlen das Breisgau, bekannt als einer der schönsten Landestheile Badens, und insbesondere Freiburg, dessen Hauptstadt, mit ihren so vielfachen reizenden Umgebungen, das Verkaufs-Object in aller Beziehung der Aufmerksamkeit fremder Familien, da in dessen Besitz alle Erwartungen eines angenehmen Aufenthaltes für jede Jahreszeit volle Befriedigung finden können. Kaufliebhaber wollen sich in portofreien Briefen, um die Verkaufsbedingnisse zu erfahren, an die Herren Gebrüder Kapferer dahier und HH. Schneeweis und Comp. in Augsburg wenden.

Freiburg im Breisgau, im Junius 1840.

[2253-54]

Stelle-Gesuch.

Ein wohlgebildeter gesunder junger Mann, der Pharmacie und Chemie mit der ersten Note absolvirt hat, wünscht in einer Apotheke oder in einer chemischen Fabrik eine Anstellung zu finden. Portofreie Anfragen besorgt die Expedition der Allg. Zeitung.

[2192]

Die öffentliche Meinung und der Pastor Stephan. Ein Fragment. brosch. 12 gr. oder 54 kr. ist so eben erschienen und broschirt durch alle Buchhandlungen, in Augsburg und Lindau durch die Matth. Rieger'sche Buchhandlung zu bekommen von der Arnold'schen Buchhandlung in Dresden & Leipzig.

[2062-63]

In allen Buchhandlungen zu haben:

Ludwig Achims v. Arnim sämmtliche Werke.

Herausgegeben von Wilhelm Grimm.

Zweite Lieferung. Band 3 und 5. 2 1 / 2 Rthlr.

Der erste Band der Kronenwächter und der Schaubühne bildet den Inhalt dieser Lieferung; die Fortsetzung wird in rascher Aufeinanderfolge erscheinen.

Berlin, im Mai 1840.

Veit & Comp.

[2011-13]

Gasthofs-Empfehlung.

Unterzeichneter erlaubt sich den hochverehrlichen Reisenden seinen neu erbauten Gasthof Zum Dampfschiffe dahier geziemend zu empfehlen. Unmittelbar an dem Abfahrt - und Landungsplatze der den Donaustrom zwischen Regensburg und Linz befahrenden, an die Linz-Wiener Dampfschifffahrt sich anschließenden Dampfschiffe gelegen, mit allen Bequemlichkeiten, wozu auch die wohl eingerichteten Anstalten zu kalten und warmen Bädern gerechnet werden dürfen, ausgestattet, bietet dieser Gasthof alle erwünschlichen Vortheile und Annehmlichkeiten dar, denen die reinlichste, aufmerksamste und billigste Bedienung zur Seite stehen und den Dank des Eigenthümers für einen zahlreichen Zuspruch der verehrlichen Reisenden beurkunden wird.

Regensburg, im Monat Mai 1840.

Jakob Fürnrohr.

[2207]

In der Karl Gerold'schen Buchhandlung in Wien ist in Commission erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Handbuch der Veterinärkunde für Physiker, Thierärzte und Oekonomen, von Joh. Eman. Veith, der Arzneikunde Doctor, vormaligem Director und erstem Professor am k. k. Wiener Thierarznei-Institute.

Vierte Auflage, neuerdings mit vielen Zusätzen versehen und zeitgemäß vervollständigt von Joh. Elias Veith, k. k. ordentl. öffentl. Professor an demselben Institute.

Erster Band und zweiten Bandes erste Abtheilung. gr. 8. Wien 1840. Preis des vollständigen Werkes: 6 fl. 45 kr. CM.

Die vierte Auflage dieses schon bei seinem ersten Erscheinen mit allgemeinem Beifall und ehrender Anerkennung aufgenommenen und seitdem fast in allen thierärztlichen Lehranstalten eingeführten Werkes hat abermals eine bedeutende Erweiterung erhalten, wozu nicht bloß die neuern veterinärischen Werke und Zeitschriften, sondern auch die am Wiener Institute und anderwärts im Kaiserstaate gewonnenen Erfahrungen mit der erforderlichen Auswahl benutzt wurden. Wegen des hierdurch beträchtlich vergrößerten Umfanges schien es zweckmäßig, den zweiten Band in 2 Abtheilungen zu trennen, wovon die zweite zu Ende des Sommers nachgeliefert wird.

Trotz der stark vermehrten Bogenzahl, die über 100 Bogen gr. 8. betragen wird, ist der Preis nicht erhöht worden.

[2035]

In allen Buchhandlungen, in Stuttgart bei P. Neff; in Augsburg bei K. Kollmann; in München bei Palm; in Regensburg bei Pustet, ist zu haben:

F. W. Richter, Professor.

Hesperien.

Ein Cicerone für Italien, vornehmlich für Rom und Neapel.

492 Seiten sauber cartonnirt. 1 3 / 4 Rthlr. oder 3 fl. 9 kr.

(Quedlinburg, Ernst'sche Buchhandlung.)

Wer mit den verschiedenen Reiserouten nach Italien bekannt werden die nöthigen Klugheitsregeln auf Reisen kennen lernen sich mit dem Sehens - und Wissenswerthesten dieses Landes, vorzüglich aber von Rom und Neapel bekannt machen will, dem empfehlen wir dieses mit Witz und Sachkenntniß geschriebene Buch. Im Gersdorf'schen Repertorium Seite 561 heißt es: Die Darstellung ist höchst gefällig und lebendig, wahrhaft blühend, und erhebt sich bis zur Begeisterung. Wer dieses Werk gelesen, wird mit dem glücklichsten Erfolg nach Italien reisen können.

In Prag bei Calve; Grätz in der Ferstel'schen Buchhandlung; Wien in der Gerold'schen Buchhandlung zu haben.

[2173]

Als eine der interessantesten Erscheinungen auf dem Gebiete der Belletristik empfehlen wir das so eben erschienene Werk:

Der Freigeist.

Ein Roman des neunzehnten Jahrhunderts von Theodor Oelckers.

2 Bände. 8. Brosch. 2 Rthlr. 12 gr.

Verlag von Bernh. Tauchnitz jun. in Leipzig.

1279

[2154]

So eben sind die ersten drei Hefte von folgendem für Jedermann höchst nützlichen Werk erschienen:

Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit (encyklopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe) bearbeitet von mehr als 220 Gelehrten, herausgegeben von H. A. Pierer, H. S. Major a. D.

ZWEITE AUFLAGE (dritte Ausgabe) (gänzlich umgearbeitet, mit Zusätzenversehen und verbessert) nebst einem Atlas der Abbildungen (Gratiszugabe).

ALTENBURG, H. A. Pierer. 1840.

Drei verschiedene Ausgaben.

A. Auf Druckpapier: Das Heft. Thlr. 3 gr. ( Thlr. 3 3 / 4 Sgr., fl. 13 1 / 2 kr. rhn.) Der Band. Thlr. 18 gr. ( Thlr. 22 1 / 2 Sgr., 1 fl. 21 kr. rhn.) Sämmtl. 25 Bände. 18 Thlr. 18 gr. (18 Thlr. 22 1 / 2 Sgr., 33 fl. 40 kr. rhn.)

B. Auf feinem Maschinenpapier: Das Heft. Thlr. 4 gr. ( Thlr. 5 Sgr., fl. 18 kr. rhn.) Der Band. 1 Thlr. gr. (1 Thlr. Sgr. 1 fl. 48 kr. rhn.) Sämmtl. 25 Bde. 25 Thlr. gr. (25 Thlr. Sgr. 45 fl. kr. rhn.)

C. Auf superfeinem Velin: Das Heft. Thlr. 6 gr. ( Thlr. 7 1 / 2 Sgr. fl. 27 kr. rhn.) Der Band. 1 Thlr. 12 gr. (1 Thlr. 15 Sgr. 2 fl. 42 kr. rhn.) Sämmtl. 25 Bände. 37 Thlr. 12 gr. (37 Thlr. 15 Sgr. 67 fl. 30 kr. rhn.)

Etwa alle 10 Tage erscheint ein Heft Zeit der Vollendung 3 1 / 2 Jahre Ausstattung die eleganteste Schrift ganz neu Papier ganz weiß und gut, weit besser als das vorige.

Wohl selten ist in neuester Zeit eine litterarische Erscheinung mit so viel Beifall aufgenommen worden als die erste Auflage unsers Universal-Lexikons. Kaum sind vier Jahre nach der Vollendung desselben verstrichen, und schon ist die ganze, fast 5000 Exemplare starke Auflage desselben vergriffen. Allgemein hat sich die Zufriedenheit des Publicums mit dem Werk ausgesprochen; drei theilweise Nachdrücke und wenigstens doppelt so viel Nachbildungen hatte dasselbe zu erleiden; unter den Beurtheilungen fast aller recensirenden Blätter war keine einzige ungünstig, die meisten sehr rühmend, und fast täglich gehen uns noch jetzt die schmeichelhaftesten Versicherungen einzelner Besitzer des Universal-Lexikons über die Einrichtung und den Inhalt des Werkes zu.

Die etwaigen Mängel zu verbessern und das Werk bei einer neuen Auflage in der möglichst vollkommenen Gestalt erscheinen zu lassen, war seit länger als vier Jahren das unablässige Streben unserer Mitarbeiter und der Redaction, und so ist denn die gegenwärtige, gänzlich umgearbeitete, mit mehr als 100,000 neuen Artikeln vermehrte zweite Auflage des Universal-Lexikons entstanden, von dem wir dem Publicum gegenwärtig (Ende Mai) die ersten drei Hefte übergeben und dann regelmäßig alle 10 Tage ein Heft liefern werden.

Der Preis dieser neuen Auflage ist so unverhältnißmäßig niedrig gestellt, daß der gegenwärtigen Auflage bei gleicher Eleganz nur wenige ähnliche Werke an Wohlfeilheit gleichkommen dürften. Das Erscheinen in Heften wird aber die Anschaffung ungemein erleichtern, und selbst der Unbemittelte wird aller 10 Tage 3 gr. entbehren können, um sich das Universal-Lexikon, welches eine Bibliothek in sich concentrirt, anzukaufen.

In dieser neuen Auflage ist aber fast kein einziger Artikel unverändert geblieben, sondern die meisten umgewandelt und verbessert worden, und so ist das Buch als ein völlig neues Werk zu betrachten. Außerdem gewährt diese Auflage folgende wesentliche Vorzüge vor der vorigen: die Vertheilung der Artikel an die Mitarbeiter geschah nämlich nach wissenschaftlicher Systematik, nicht nach alphabetischer Folge, damit die Artikel nach logischer Ordnung, gleich einem systematischen Handbuch, obgleich artikelweise, bearbeitet würden, worauf sie nach geschehener Bearbeitung nach dem Alphabet wieder auseinander gelegt werden; hierdurch wurde die Sicherheit gewonnen, daß kein Gegenstand aus irgend einer Wissenschaft unbesprochen bleiben kann, und daß doppelte und mehrfache Bearbeitungen desselben Stoffs vermieden, frühere Fehler und Unrichtigkeiten bemerkt und leicht verbessert werden müssen. Hieraus ging aber ein systematisch-logisches Inhaltsverzeichniß, von dem am Schlusse des Vorworts zur zweiten Auflage eine Probe gegeben ist, von selbst hervor. Letzteres ist aber so weder bei einer Encyklopädie, noch bei einem ähnlichen Werke da gewesen, also ganz originell; durch dasselbe wird aber das Universal-Lexikon controlirt und bewiesen, daß es wirklich das leistet, was es verspricht; es werden dadurch alle Vortheile einer alphabetischen und einer systematischen Encyklopädie zugleich gewährt und dadurch endlich auch dann Auskunft ertheilt, wenn sich Jemand auf die Bezeichnung eines Gegenstandes nicht besinnt, aber doch das Fach, in das er gehört, ungefähr weiß, indem man dann beim Register nur in der Abtheilung der Wissenschaft, in welcher man den Gegenstand vermuthet, aufmerksam zu suchen braucht, um den Artikel zu finden. Außer den Mitarbeitern sind viele hundert kundige Personen gewonnen, um über einzelne wichtige Specialartikel (z. B. aus der Topographie Deutschlands, aus der Technik, die gegenwärtig im Sturmesfluge forteilt, bei modernen Biographien u. dgl. ), welche durchaus der Einsicht eines Sachkundigen bedürfen, um mit der gehörigen Richtigkeit und Schärfe gegeben werden zu können, zu Rathe gezogen zu werden. Die größern Artikel sind ferner in Paragraphen (Abtheilungen) getheilt, und diese Paragraphen durch kleine Ziffern und Buchstaben oben vor und respective bei Verweisungen nach denselben und mehr nach unten bezeichnet. Nur hierdurch ist es möglich, eine Menge Gegenstände in Einen Artikel zusammen zu drängen, indem nun, statt daß man bei andern Werken mehrere Seiten, ja Bogen durchlesen muß, um die Verweisung zu finden, beim A gleich angegeben werden kann, in welcher Zeile die Verweisung eines Artikels im Z zu finden ist. Vorzüglich ist Kürze und Concisität durch gruppenweises Zusammendrängen berücksichtigt, dabei aber Proportionalität und Harmonie beachtet worden, indem die Generalartikel ganzer Wissenschaften, so wie die Hauptartikel in denselben, sehr ausführlich, oft mehrere Seiten, ja Bogen umfassend, gegeben sind, während die zweiten Artikel nur 1-3 Seiten lang werden und so nach ihrer Wichtigkeit abnehmen, bis die minder wichtigen nur 3-4 Zeilen, die Verweisungen nur 1-2 füllen. Die Betonung sämmtlicher Artikelworte und bei den aus fremden Sprachen stammenden Wörtern die Aussprache derselben, ist ferner durchgängig1280 angegeben und endlich ein Atlas der Abbildungen von 2500 Gegenständen auf 50 Steindrucktafeln in Querfolio beigefügt, welche Abbildungen sämmtlich wirklich erläuternd, nicht aber eitle Bilderlust sind. Den ersten 3 jetzt erschienenen Heften liegt ein Probeheft dieser Abbildungen bei.

Außer diesen neuen Vorzügen gewährt nun aber die zweite Auflage sämmtliche Vortheile der alten Auflage. Wie diese ist sie ein Buch für Jedermann, und der Gelehrte wie der Kaufmann, der Krieger wie der Handwerker, der Künstler wie der Oekonom wird über alle Dinge, über die er Auskunft wünscht, augenblicklich eine genügende Nachweisung finden. Nicht minder wird sich aber das Universal-Lexikon für die Bibliotheken öffentlicher Anstalten und besonders für Museen, öffentliche oder geschlossene Gesellschaften und andere gesellige Vereine eignen, wo die verschiedenartigsten Gegenstände oft besprochen werden, und wo man oft über einen minder bekannten sogleich Auskunft wünscht, die das Universal-Lexikon stets gewährt.

Wie in der ersten Auflage ist aber unser Werk auch in der zweiten eine Encyklopädie im vollen Sinne des Wortes, denn es umfaßt das ganze Wissen, steigt in die Tiefen sämmtlicher Disciplinen hinab, und behandelt seine Gegenstände so gründlich, als es der Raum nur verstattet. Es ist aber kein Conversations-Lexikon und protestirt in aller Form gegen die Benennung eines solchen, denn obgleich es den Charakter jener, von Tagesgegenständen und Ereignissen gegenwärtiger Zeit leichthin Auskunft zu geben, auch in seinen Bereich zieht, stellt es sich eine weit höhere Aufgabe, und leistet, indem es über alles Wichtige, auch über die Vergangenheit, gründlich berichtet, weit mehr. Es ist aber ferner, indem es geographische und historische Notizen fast erschöpfend enthält, ein Zeitungs -, geographisches und historisches Lexikon zugleich, und außerdem ein theologisches, philosophisches, juristisches, medicinisches, naturwissenschaftliches, naturgeschichtliches, physikalisches, chemisches, ästhetisches, pädagogisches, ökonomisches, technologisches, Jagd -, Forst -, Kriegs -, Staats -, Künstler - und biographisches Lexikon u. s. w., indem es über alle diese Wissenschaften und Fächer specielle Nachrichten gibt, und demnach alle Realwörterbücher einzelner Wissenschaften ersetzt. Auch ein Fremdwörterbuch wird es seyn, und auch ein genügendes Haus-Lexikon, indem es alle praktischen Kenntnisse, die für das Haus besonders wichtig sind, mi in seinen Bereich zieht.

Wie die erste Auflage sucht die zweite jeder Sache die interessanteste Seite abzugewinnen, sich durch Schärfe und Zuverlässigkeit, Reichhaltigkeit, Unparteilichkeit, Klarheit, Verständlichkeit, Proportionalität und Harmonie auszuzeichnen, und so ein Buch für Jedermann, ein wissenschaftlicher Nothhelfer, ein höchst nützliches Handbuch für Alle zu werden. Die Zahl der Artikel wird bei der zweiten Auflage über 410,000 betragen, folglich zehnmal mehr als das reichhaltigste Conversations-Lexikon und vierunddreißigmal mehr als das mit Recht beliebte Brockhaus'sche enthält, indem jenes nur höchstens 40,000 Artikel, dieses deren 12,000 umfaßt.

Alle Einrichtungen sind getroffen, daß sämmtliche oben gegebene Versprechungen pünktlichst gehalten werden, und daß namentlich die Zeit des Erscheinens genau beobachtet werde. Das Publicum ist ferner sicher, daß das Maaß von 25 Bänden nicht im mindesten überschritten wird, denn durch die erste Auflage ist bereits ein Typus gegeben, und wir haben auch gegenwärtig die meisten Verbesserungen und Zusätze für die zweite in Händen, wo wir den Umfang berechnen können. Auch leisten wir volle Garantie, daß bei dieser zweiten Auflage auf keinen Fall eine Preisherabsetzung weder vor noch nach deren Vollendung eintreten soll.

Für die Käufer der ersten Auflage des Universal-Lexikons haben wir nun eigene Supplemente bestimmt, die sämmtliche neue Artikel oder die, welche so wesentlich umgeändert worden sind, daß sie in der That neue Artikel bilden, nebst wichtigen Zusätzen zu den frühern enthalten werden. Auch von ihnen sind bereits die beiden ersten Hefte, die von A bis Alexander reichen, vollendet und versendet worden. Die Supplemente erscheinen in Heften à 5 Bogen, das Heft zu 3 gr. wie das Hauptwerk, in etwas größerem Format. Natürlich sind zu dem A bei weitem die meisten, zum Z nur höchst wenig Supplemente nöthig. Wir hoffen nicht mehr als 3 Bände Supplemente zu 9 Heften; welche also im Ganzen 3 Thlr. 9 gr. kosten werden, nöthig zu haben.

Altenburg, Ende Mai 1840.

Die Redaction und Verlagshandlung des Universal-Lexikons, H. A. Pierer.

[2060]

Bei W. Thome in Berlin ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Allgemeines Brunnen - und Badebuch.

Zunächst für Curgäste.

Von Dr. August Vetter.

25 Bogen. Preis geheftet 2 Thlr.

Der reiche Inhalt dieses Buches kann hier nur angedeutet werden. Es bespricht die verschiedenen Arten der Mineralwasser und deren Anwendung, gibt die Regeln zur Diät des Curgastes, charakterisirt die wichtigsten Krankheiten, denen der Gebrauch von Mineralwassern entspricht, gibt eine Uebersicht der wichtigsten Heilquellen und Seebäder Europa's mit Angabe ihrer Bestandtheile und Heilwirkungen, würdigt endlich die Struve'schen Mineralwasser, die Kaltwassercuren und die gewöhnlichen Wasser - und Dampfbäder. Der Zweck des Buches ist, Kranken, welche eine Bad - oder Brunnencur gebrauchen wollen, ein zuverlässiger Rathgeber sowohl für die Wahl des Mineralwassers, als für den heilbringenden Gebrauch desselben zu seyn.

[2118]

Bei Adolph Krabbe in Stuttgart ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Völkerschau auf Reisen von Theodor Mundt.

Erster Band.

Süd-Franzosen Polen Naturvölker.

Velinpapier elegant brosch. Preis 3 fl. 30 kr.

In diesen lebensvollen Skizzen beginnt der Verfasser eine neue Reihe seiner Darstellungen heutiger Cultur - und Völkerzustände, die nicht minder als die frühern das allgemeine Interesse der Lesewelt in Anspruch nehmen werden. Besonders sind die in diesem Bande gegebenen Mittheilungen über den gegenwärtigen Zustand Krakau's von der größten Wichtigkeit, und werden gerade in diesem Augenblick, wo die politische Debatte in England und Frankreich eine öffentliche Untersuchung der heutigen Krakauer Zustände angeregt hat, von besonderem Interesse seyn und zur Grundlage dienen können, eine Ansicht über dieses merkwürdige politische Phänomen zu bilden, da in diesem Buche zum erstenmal eine vollständige, aus eigener Anschauung geschöpfte Darstellung jener Verhältnisse geliefert wird. Die bekannte Darstellungskunst des Verfassers zeigt sich auch hier in der eigenthümlichen Verbindung der publicistischen und ästhetischen Elemente, durch welche sie der deutschen Litteratur ein neues Gebiet gewonnen hat.

[2061]

In allen Buchhandlungen sind zu haben:

Jüdische Briefe von Dr. Gabriel Rimtzer.

Zur Abwehr und Verständigung.

Erstes Heft. 8. 2 / 3 Rthlr.

Berlin, Mai 1840.

Veit & Comp.

[2044]

So eben erschien:

Darstellung der Gründe, aus welchen die zweite Kammer der hannover'schen allgemeinen Ständeversammlung auf den Antrag, die Auflösung der jetzigen allgemeinen Ständeversammlung zu erbitten, nicht hinein gehen konnte und durfte. Hannover, im April 1840. geh. 4 gGr.

Zu beziehen durch alle Buchhandlungen.

Helwing'sche Hofbuchhandlung in Hannover.

[2188]

Durch alle Buchhandlungen Deutschlands und der Schweiz ist zu haben:

Nikodemus, oder das Werk der Wiedergeburt und Heiligung.

Dargestellt in fünfzehn Predigten von Dr. D. L. Köhler, Pastor zu Glogau, k. Superintendenten und Ritter des rothen Adlerordens vierter Classe.

Preis geh. 12 gr. sächs., 54 kr. rhein., oder 45 kr. CM.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15182 tokens; 5002 types; 106489 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 160. 8. Juni 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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ShelfmarkDWB 1996/32
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