PRIMS Full-text transcription (HTML)
1305
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 164.
12 Juni 1840.

Spanien.

Aus der Mancha, aus Guadalaxara und Cuenca lauten die Berichte kläglich. Das Land wimmelt dort mehr als je von Carlistischen Banden. Der Bluthund Marconnel Exgouverneur von Cantavieja, wo er die letzte Zeit über zur Kurzweil noch eine gute Zahl Köpfe abschneiden ließ hatte sich wieder von Balmaseda getrennt, und zog den 24 Mai an der Spitze von 1000 Mann durch Ademuz Cañete zu. Die meisten Dörfer der Mosquerela standen unter Waffen und waren zu verzweifeltem Widerstand gegen die Banditen entschlossen. Der General Concha war den 23, wie es heißt auf höhern Befehl, mit den Bataillonen Plasencia, Lugo, dem dritten der Reserve und dem dritten leichten Cavallerieregiment wieder nach Cuenca zurückgekommen. Tags darauf folgte das Bat. von Ceuta, das Provincialbataillon von Sevilla und der Rest der Cavallerie. Die zum Transport der Lebensmittel u. s. w. zahlreich versammelten Vorspannskarren wurden sämmtlich wieder entlassen. So ist denn jede Unternehmung gegen Beteta wieder aufgegeben, und das Land von neuem allen Schrecknissen der Raubzüge der Rebellen preisgegeben. Am 24 Mai kam eine Rotte dieser Unholde auf den Fersen der Christinos bis auf eine halbe Stunde von Cuenca und trieb alle Heerden, die sie auf ihrer Straße fand, mit sich fort. Ein Bataillon liegt noch im festen Dorfe Cañamares, um die Besatzung von Beteta einigermaßen im Zaum zu halten; 3 Bataillone und 400 Pferde sollen zu gleichem Zweck in Valdeslivas stehen. Dieser unerwartete Rückzug hat allenthalben Muthlosigkeit und Bestürzung verbreitet. Den 25 brach General Concha an der Spitze einer Brigade in der Richtung von Campillo auf, wo eine Bande von 200 Mann zu Fuß und 5 bis 600 Reitern, meist Aragonier, ihr Unwesen treibt. Viele glauben, daß die ganze Bewegung des Generals durch die Nothwendigkeit, die Straße nach Valencia während der Reise Ihrer Majestäten zu decken, veranlaßt sey, und hoffen, daß in diesem Falle die Operationen gegen Beteta nach 8 bis 14 Tagen wieder frisch beginnen dürften. Bei einem neulichen Gefechte bei Tramacartilla, in den Bergen von Albarracin, das der Commandant Rico mit 150 Reitern gegen ein Bataillon Guiden bestand, fiel ihm ein Officier, Namens Manuel Gonzalez, in die Hände, der allein seit vier Wochen in den nahen Dorfschaften über 18,000 Piaster erpreßt hatte.

Nicht am 29 Mai, wie uns der Te legraph meldete, sondern am 30 ergab sich Morella. Glockengeläute verkündete vorgestern zu Irun vom frühen Morgen an die glückliche Botschaft. Um 10 Uhr war Tedeum, alle Balcone und Fenster waren festlich geschmückt, Abends Tanz und Freudenfeuer. Das Treffen von la Cenia, worin O'Donnell Cabrera in die Flucht schlug, hatte am 22 statt. Ein Hauptmann, der Tags darauf, 23, mit 20 Mann zur Armee Espartero's überging, wo er sogleich mit seiner Mannschaft im Freicorps von Talanguer eingereiht wurde, berichtete, daß die Gesammtmacht Cabrera's noch aus den Trümmern 41 verschiedener Bataillone (aus Aragonien, Valencia, Castilien, von Turia Mora und Tortosa) und 3 Regimentern zu Pferd (von Arago nien, Tortosa und Turia) nebst der Cavallerie Balmaseda's und Palillos ', im Ganzen aus höchstens 6000 Mann bestehe. Während einige das Gerücht von Cabrera's Einschiffung und Flucht wiederholen, behaupten andere, er sey zum äußersten Widerstand entschlossen und fest entschieden, nicht nach Catalonien zurückzugehen. Ist dieß wirklich sein Vorsatz, so dürften seine Tage gezählt seyn, und er der Verfolgung der Generale O'Donnell und Zurbano, die ihn streng im Auge behalten, schwerlich entrinnen. Cabrera ist von einer seiner Schwestern begleitet; die andere hat sich mit dem Bischof von Orihuela durch Catalonien nach Frankreich geflüchtet. Der Generalcommandant der Provinz Albacete holte am 24 Mai in der Gegend von Casa-Ibanez zwei feindliche Escadronen, die sich bis Fuente-Abella gewagt hatten, nach fünfstündiger Verfolgung ein, und schlug sie mit einem Verluste von 7 Todten, 6 Gefangenen und einer Beute von 6 Pferden, 250 Lastthieren, 200 Schafen und mehreren Wagen Getreide. Die Cavallerie der Besatzung von Cañete hat den Platz verlassen, und geht in der Umgegend auf Raub aus. Die Garnison ist dadurch bis auf 600 Mann geschmolzen. Die Junta der Rebellen hat sich ins Fort von Castiel zurückgezogen. Im Uebrigen aus Cuenca, Guadalaxara, Teruel und Molina nur endlose Berichte von Kreuz - und Querzügen der verschiedenen Banden, denen hoffentlich jetzt, wo Morella über, die Ankunft einer Division der Hauptarmee endlich ein Ziel setzen dürfte. Vielleicht bereitet sich auch im Stillen schon eine neue Convention von Bergara vor. In Catalonien hielten die Carlisten am 29 Alpens, Rivas, Camp de Vanol und Ripoll besetzt, und begingen daselbst die empörendsten Ausschweifungen. Zu Campredon war man fortwährend in Angst vor einem Ueberfall. Ros d'Eroles hatte sich aus der Conque de Tremp zurückgezogen, man wußte nicht, ob er die1306 Straße von Barbastro oder die von Roda eingeschlagen. Espartero wird nun wohl nächstens nach Catalonien vordringen, und in einem Monat dürfte dann auch Berga's Stunde geschlagen haben. Die drei Brüder Gorrochateguis, von denen zwei zur Zeit der letzten Unruhen sich aus Frankreich nach Guipuscoa wieder eingeschlichen, wurden am 27 Mai in einem Hause, wo sie sorgfältig verborgen waren, durch den Obristen Artola aufgespürt und verhaftet. Auch Waffen und wichtige Papiere wurden vorgefunden.

Großbritannien.

Die gestrigen Parlamentsverhandlungen enthalten, außer der schon oft besprochenen Frage über Verpflanzung der Culis, nichts Bedeutendes. Heute ist das Unterhaus als Subsidienausschuß zusammengetreten. Von Wichtigkeit aber sind die aus Canton eingetroffenen Nachrichten, nach denen die chinesische Regierung den eingeschlagenen Weg der Feindseligkeit gegen England mit Entschiedenheit zu verfolgen sich entschlossen zeigt. (S. China.)

Haus der Gemeinen. Sitzung vom 4 Jun. Die drei wichtigsten Gegenstände an der Ordnung des Tages waren erstens der Ausschußbericht über die Zoll - und Steuerbill, zweitens die Ausschußbehandlung der irischen Jurycensusbill, und drittens die Ausschußbehandlung der Uebersiedlungsbill (Colonial passengers bill). Der Bericht über die Zoll - und Steuerbill ward angenommen. Hinsichtlich der Jurybill fand eine Verbesserung des Hrn. Sergeant Jackson, der, um die Bill im Hause der Lords angenommen zu sehen, den fiscalischen Theil davon zu trennen vorschlug, keinen Eingang, und die verschiedenen Clauseln der Bill, mit Hinzufügung einiger neuen von Hrn. Villiers Stuart vorgeschlagenen, wurden angenommen. Die Frage, die bei Behandlung der Uebersiedlungsbill am umständlichsten behandelt wurde, war die, ob man die Auswanderung der indischen Culies nach Mauritius und Westindien wieder zulassen solle. Lord John Russell erklärte hierüber, daß in der vorliegenden Bill die Aufhebung jenes Verbots zwar nicht enthalten sey, daß er sie aber, jedoch nur für Mauritius, unter gewissen Beschränkungen für zulässig halte, und daß er, falls das Haus derselben Meinung sey, demselben einen von der Krone entworfenen besondern Plan hierüber vorlegen wolle. Der Grund, warum er die Uebersiedlung der Culies nach Westindien für nicht statthaft halte, sey theils die weite Entfernung, theils weil sie dort zu den zwei schon vorhandenen Racen als eine ganz verschiedene dritte mit besondern Gewohnheiten hinzukommen würden. Die beschränkenden Maaßregeln aber, die er bei ihrer Uebersiedlung nach Mauritius für nothwendig erachte, seyen 1) Ernennung eines Agenten in Indien, um die von Mauritius aus geschehenen Anwerbungen zu beaufsichtigen, und alle dabei früher gebräuchlich gewesenen Schlechtigkeiten zu hindern; 2) ein Gesetz, nach dem den Uebergesiedelten das Recht zustehe, sich selbst, nach freier Wahl, zu vermiethen, und zwar nicht länger als für 12 Monate; 3) eine besondere Maaßregel über Vermiethen der Weiber. Diese seine Ansicht sey auch die Hrn. Andersons, Agenten der über diese Angelegenheit in Mauritius niedergesetzten Commission, und schon seit lange eines warmen Vertheidigers der Menschenrechte jener Volksclasse. Das Haus nahm demnach den Vorschlag, eine die Uebersiedlung der Culies nach Mauritius gestattende Clausel der Bill durch einen Ausschuß beifügen zu lassen, an (mit 79 gegen 44 Stimmen); die übrigen Clauseln gingen ohne Einwand durch den Ausschuß. Später zeigte noch Lord Morpeth dem Hause an, daß er seine irische Bettlerbill einstweilen zurücknehme.

Der Globe veröffentlicht einen auf Befehl des Unterhauses erstatteten Bericht, wornach während des Zeitraums von 1801 bis 1840 die bischöfliche Kirche in England 2,753,000, in Schottland 435,047, in Irland 2,490,599 Pf. St. an Staatsgeldern bezogen hat, während die katholische Kirche und die Dissenters wenig oder gar keine Unterstützung aus öffentlichen Mitteln empfangen haben. Das genannte ministerielle Blatt meint, daß wohl keine größere Ausdehnung einer Kirche nöthig sey, die bereits jährlich im Durchschnitt 125,000 Pf. St. von einem Volke beziehe, dessen größere Zahl sich zu anderm Glauben bekenne.

Das M. Chronicle enthält in seinen letzten Nummern (2-4 Jun.) mehrere scharfe Artikel über das ungeziemende Betragen der Tories gegen O'Connell bei Gelegenheit der Versammlung zur Aufhebung des Sklavenhandels. Denn nicht genug, daß sie sein Eintreten mit Zischen begrüßten, suchten sie auch durch fortgesetzte Umtriebe den Wunsch der Versammlung, daß er reden möge, zu unterdrücken, und als dessen ungeachtet der Ausdruck dieses Wunsches endlich zu ihm gelangte, und er sich anschickte, ihn zu erfüllen, so ließen Sir R. Inglis und Sir Th. Acland in dem Augenblick, da er reden wollte, die Orgel den Nationalgesang spielen. Unbegreiflich sagt das Chronicle finden wir hiebei das nachgiebige Betragen des Hrn. Fowell Buxton, der doch noch nicht vergessen haben kann, wer die alten Freunde und Feinde der von ihm so ruhmvoll vertheidigten Sache waren. Gern wollten wir den langen Widerstand der Tories gegen Sklavenemancipation, gern die Votums der Bischöfe zu Gunsten des Sklavenhandels vergessen; aber nicht billigen können wir den feigen Versuch, einen der ältesten und standhaftesten Advocaten jener Emancipation zu verwunden, bloß damit man um die Gunst der ältesten Feinde derselben buhle, der Feinde aller bürgerlichen und religiösen Freiheit in diesem und jedem andern Theile der Welt.

In Limerick hat am 1 Jun. ein Volksaufstand stattgefunden wegen Kartoffeltheurung, und mehrere Vorräthe von Kartoffeln und Mehl sind geplündert worden. Nur der vereinten Macht der Polizei und des Militärs gelang es, die versammelte zu mehreren Tausenden angeschwollene Menge aus einander zu sprengen, und noch die ganze Nacht durch zeigten sich einzelne Haufen von Plünderern in den Straßen.

Der Sieg in Cockermouth, den Hr. Horsman über seinen Gegner davon trug, ging nicht ohne einen heftigen Steinangriff der Hustings von Seite der torystischen Volkspartei ab, so daß die ganze dort versammelte Gesellschaft für einige Zeit die Flucht ergreifen, und sich, unter unausgesetztem Steinregen, in ihren Wägen davon machen mußte. General Wyndham selbst erhielt einen Wurf ins Gesicht, der ihm die rechte Backe spaltete. Auch noch als Hr. Horsmann nach gestilltem Aufruhr zurückgekehrt war, und von den Hustings aus seinen Wählern dankte, unterbrach ein schwerer den Zeltvorhang treffender Steinwurf seine Rede; doch wurde diesmal der Thäter von der Polizei festgenommen.

Die deutsche Oper in London hat vorgestern Euryanthe gegeben, eine Oper, die dem größten Theil des englischen Publicums bisher nur durch die Ouverture und durch das Lied: Glöcklein im Thal bekannt war. (Sie wurde 1833 von der deutschen Oper in Drurylane nur zweimal, und zwar zu Ende der Vorstellungen gegeben.) Der hervorgebrachte Eindruck war sehr günstig, trotz der Unvollkommenheiten des singenden Personals das, nach dem Urtheil der englischen Blätter, bei weitem mehr richtiges Gefühl und Verständniß als künstlerische Mittel der Ausführung besitzt und die Times erklärt diese Weber'sche Schöpfung für eine wahrhaft romantische1307 Oper. Besonderes Lob zollt die Times auch dem Libretto und behauptet, daß die englischen Librettoschreiber sich glücklich preisen könnten, wenn ihnen nur ein halbes Duzend Zeilen von gleichem poetischen Werth, als der gesammte Text der Euryanthe gelänge. Zum Beweis citirt sie die (in der That recht gesangvolle) spielend melancholische Strophe: Glöcklein im Thale. Hinsichtlich der Ausführung dieser wie aller übrigen von der deutschen Gesellschaft des Prinzen-Theaters gegebenen Opern loben die englischen Blätter am meisten den Vortrag der Chöre und das Spiel des Orchesters.

Frankreich.

Der neueste Moniteur enthält endlich die schon seit mehrern Tagen erwarteten und von den Journalen viel besprochenen Ernennungen und Versetzungen bei den Präfecturen und Unterpräfecturen. Unter den Versetzungen ist auch die des Hrn. Petit de Bantel, Präfect der Arriège, zu der Präfectur von Cantal. Hr. Pascal, Präfect der östlichen Pyrenäen, ward zum Präfecten der Arriège ernannt.

Durch k. Ordonnanz vom 5 Jun. ward Hr. Lafon-Ladébat, Divisionschef der nichtkatholischen Culte, zum Maître des Requêtes im ordentlichen Dienste, und durch einen Beschluß des Siegelbewahrers vom 5 Jun. Hrn. Cuvier, Maître des Requêtes im außerordentlichen Dienste, zum Chef der Section der nicht katholischen Culte ernannt.

Eine Privatcorrespondenz des Toulonnais aus Budschia gibt ein trauriges Bild von dem Zustande der Garnison in dieser Stadt, die durch den Zug gegen Medeah, zu dem auch sie einen Theil ihrer Truppen geben mußte, sehr geschwächt war. Die Kabylen begingen in der Umgegend, ja dicht unter den Mauern der Stadt, ungestraft Mordthaten, und fordern höhnend die Franzosen auf, sich dafür zu rächen. Sie wissen wohl, daß diese sich nicht einmal zum Heumachen aus der Stadt entfernen dürfen, da die 500 Mann starke Besatzung nicht einmal im Stande ist, alle festen Plätze der Stadt es sind 12 Blockhäuser, 3 Forts, 14 Posten und eine Mauer von 3 / 4 Stunden Umfang zu besetzen.

In Philippeville dauern die Ueberfälle der Araber fort, namentlich lauern sie den Posten auf, die sie aus einem Hinterhalte angreifen und plündern, was das Volk ziemlich schwierig macht. Als nach einem solchen Ueberfalle 18 Araber bewaffnet in einem Busche von der Besatzung eines Blockhauses aufgegriffen und vor den Commandanten gebracht wurden, fand es sich, daß sie einem friedlichen Hochzeitszuge zugehörten, und man ließ sie gehen, nachdem man ihnen die Waffen abgenommen hatte. Das Volk, das nichts davon wußte, sie aber frei davon gehen sah, schrie laut über Verrath, und ein Knabe warf den Davoneilenden Steine nach. Arbeiter verfolgten sie mit Stöcken und Steinen, und als sie sich in das Lager der Zephire retteten, wurden sie von diesen, die sie für Flüchtlinge hielten, überfallen und mehrere zu Boden gestreckt, bis der Commandant sie aus den Händen der aufgeregten Menge befreite.

Die Pairskammer hat den Beschluß der Deputirten in Betreff der Leichenfeier Napoleons ohne Abänderung und ohne Verhandlung bestätigt. Der Kaiser wird also nicht in St. Denis, nicht unter der Vendome-Säule, weder in der Madeleine noch über dem Triumphbogen, noch in dem Pantheon, sondern in dem Dom der Invaliden beigesetzt werden, und bereits kratzt man an selbigem Orte die doppelten L (Louis) überall aus, um sie durch doppelte N (Napoleon) zu ersetzen. Das ist eine ausgemachte Thatsache, und als solche möge sie jeder fernern hypothetischen Untersuchung entrückt seyn. Indem das Journal des Débats diesen Morgen die Berathung der Pairskammer anzeigt und sie ihrer würdigen Form und Haltung wegen rühmt, setzt es hinzu: Möge auch die wirkliche Feier in gleich würdiger Weise vor sich gehen, und nicht etwa durch tolle Unternehmungen des fanatischen Bonapartismus gestört werden! Es liegt in diesem warnungsvollen Ausruf mehr als die Eingebung eines allgemeinen Wunsches, es ist die Stimme einer wirklichen Besorgniß, die ihr Daseyn beurkunden und gleichwohl nicht allzu furchtsam scheinen möchte. Es ist unverkennbare Thatsache, und die gewichtigsten Stimmen haben uns in dieser Ueberzeugung aufs neue bestärkt, daß der Bonapartismus in einem Theil der Bevölkerung spukt und für seine thörichten Plane in den jüngsten Beschlüssen der beiden Kammern eine willkommene Aufmunterung, gewissermaßen eine Gewähr seines Gelingens erblickt. Wenn ich Ihnen sage, daß es hier Leute gibt, die bereits an das Organisiren der Folgen eines Sieges denken, den sie am Tage der Beerdigung des Kaisers davontragen wollen, und an dessen Gewißheit sie gar nicht zweifeln, so mögen Sie zwar lächeln, die Thatsache aber ist wahr und ich gebe sie Ihnen als solche. Von der Thorheit dieser sanguinischen Hoffnungen kein Wort; man läßt der Regierung wahrlich Zeit genug, sich dagegen zu rüsten. Auch über die strafbare Verirrung dieser Richtung wollen wir keine Rede verlieren; wir glauben zu wenig an die Möglichkeit ihres Erfolgs, um nicht mit aller Zuversicht deren Vereitelung von der Zeit und den Umständen zu erwarten. Wenn aber nach unserm Dafürhalten derjenige Theil der Nation, welcher als ihr lautester und bester Ausdruck gilt, obschon voll Bewunderung für die nationale Größe Napoleons und die würdige Apotheose seines Namens, dem Wiederaufleben eine kaiserlichen Regiments und dem gleißnerischen Militäraristokratismus seiner Familie entschieden feindlich ist, welches sind dann die Stützpunkte dieser sonderbaren Verschwörung, die im Namen der Freiheit und der Volkshoheit nichts Anderes als angebliche Rechte der dynastischen Erblichkeit und Legitimität der Race verficht? denn man beachte wohl: auf was sonst kann Louis Napoleon seine sonderbaren Ansprüche gründen, und welches andere Princip kann er Angesichts der französischen Nation anrufen? Die Elemente dieser Partei sind einerseits die Ueberbleibsel der kaiserlichen Armee, die zum Theil in hohen Aemtern stehen, auf der Bank der Pairskammer sitzen, und, wie man behauptet, in dem Aufstande von Straßburg sehr schwer comprommittirt waren, so schwer selbst, daß man vorgezogen habe, lieber zu schweigen, als der Nation die Sache in ihrer wahren Gestalt zu zeigen; ferner der jüngere und ehrgeizige Theil der Armee, für die man die Officiers-Epaulette, Regimentscommandos, Eroberung, Fürstenthümer und Schlösser, wenn auch nur in der Luft gebaut, in lockendem Prisma schwimmen läßt. Anderntheils aber ist es das Geld, das wirkt, und in den untern Massen dem Bonapartismus Anhänger wirbt. Das Geld, sage ich, und damit meine ich natürlich ein anderes als das phantastische, über die Maaßen lächerliche Geschenk, das der Graf Survilliers der französischen Regierung in mehr als zweifelhaftem Papierwerth als Beisteuer zur Grabesfeier seines Bruders angeboten hat. Nein, das Geld, von dem ich rede, wird baar in den Volksgesellschaften vertheilt, und dient zum augenblicklichen Trost der verdienstlosen Arbeiter und als Handgeld auf künftig zu leistende Dienste, es ist der Werbpfennig zum Napoleonischen Heere! Freilich muß hier gleich bemerkt werden, daß die Gesellschaften, in welchen der Bonapartismus seine Werber unterhält, ursprünglich zu einem ganz andern Zweck gebildet sind und einer polischen Partei angehören, deren Namen selbst nach den Septembergesetzen nicht genannt werden soll,1308 einer Partei, die nicht so versöhnlicher Natur ist, daß sie dem ersten besten anmaßlichen Nachfolger des Kaisers ihre Grundsätze und Hoffnungen opfern sollte, von der also im Fall eines Conflictes zu erwarten stände, daß sie, wäre es selbst gegen einen Theil ihrer eigenen, untreu gewordenen Genossen, um die endlichen Früchte des Sieges in blutigem Kampfe ringen würde. Was aus solchen Prämissen zunächst zum Vortheil der bestehenden Ordnung der Dinge erwächst, spricht das alte: Divide et impera genügend aus, und was man durch schwierige Unterstellungen zu deuten geneigt ist, das Benehmen der Regierung mag vielleicht in dieser Ueberzeugung seine natürlichste Erklärung finden.

Niederlande.

Von den Gesetzesentwürfen sind jetzt bereits sechs angekommen, und sieben sind noch zurück. Diese Sechs betrafen die Eintheilung des Staats, wobei die Theilung der Provinz Holland in zwei Theile und die Verhältnisse von Limburg zur Sprache kamen, die Huldigung des Königs in Amsterdam, den Staatsrath, die Bestimmung der Abgeordnetenzahl für jede Provinz, die Festsetzung der Generalstaatenversammlung im Haag, und endlich einige Erweiterungen des Stimmrechts. Von allen diesen Gegenständen haben nur die beiden ersten und der letzte lebhafte Besprechungen zur Folge gehabt. Was den ersten Punkt betrifft, so waren die Ansichten dermaßen getheilt, daß die einen dagegen stimmten, weil Nordholland und Amsterdam insbesondere dadurch zu mächtig würden, andere waren wieder der Ansicht, die Trennung sey nöthig, weil die vereinte Provinz Holland allzu mächtig sey. Meine Ansicht ist die, daß die Theilung der Provinz der Stadt Amsterdam allerdings ein bedeutendes Gewicht geben muß. Die vereinigte Provinz Holland zählt gegenwärtig in ihren Provinzialstaaten 90 Mitglieder, wird nun bei der Theilung auch diese Zahl geradezu getheilt, so hat Nordholland eine Provincialstaatenversammlung von 45 Mitgliedern, und man hat berechnet, daß dann etwa die Hälfte aus Einwohnern von Amsterdam bestehen würde. Ziehen nun diese nur noch einige der übrigen Mitglieder an sich, was ihnen nicht schwer werden kann, so entscheiden sie über die Verwaltung der Provinz völlig und die Wahlen der Mitglieder der Generalstaaten sind zugleich in ihrer Hand; da nun die Zahl derselben nahezu den vierten Theil der gesammten zweiten Kammer beträgt, so erhält Amsterdam allerdings hiedurch ein unmäßiges politisches Gewicht, so daß einer der Redner keinen Anstand nahm zu bemerken, dieß könne selbst der Regierung lästig, ja gefährlich werden. In anderer Beziehung, namentlich was die Jurisdiction betrifft, ist freilich die Theilung der Provinz wünschenswerth und für die Bewohner derselben sehr vortheilhaft. Was nun den zweiten Punkt, Limburg, betrifft, so wurde mehrfach verlangt, daß die Abgeordneten dieser Provinz bei der Revision des Grundgesetzes anwesend seyn sollten, andere dagegen wollten, daß Limburg wie Luxemburg behandelt, und gar nicht in den engern Verband mit Niederland gezogen werde; die meisten Klagen aber vernahm man über das Verhältniß zum deutschen Bunde. Hierüber äußerte nun der Minister der auswärtigen Angelegenheiten im Wesentlichen Folgendes: Bei den mühseligen Unterhandlungen über die belgische Frage ging die Regierung stets von dem Grundsatz aus, zu behalten, was irgend zu behalten sey. Geldinteressen waren es indeß nicht, welche den Hauptgrund der getroffenen Uebereinkunft wegen Limburg ausmachten, sondern der Umstand, daß Maestricht, welches immer eine niederländliche Festung bleiben sollte, sonst vom niederländischen Gebiete getrennt gewesen wäre. Das bereits getheilte Limburg noch einmal zu theilen in eines, welches zum deutschen Bunde gehörte, und eines welches in keiner Verbindung damit stünde, würde noch viel unrathsamer gewesen seyn. Von welcher Seite man auch die Sache betrachten mag, der Besitz Limburgs war durch die Interessen des Staats, der Dynastie, des Handels, der Industrie, der Landesvertheidigung und selbst das unserer politischen Selbstständigkeit gefordert. Der Minister deutete ferner an, daß die mit dem deutschen Bund eingegangenen Beziehungen in Betreff Limburgs nicht aus freier Wahl der Regierung stattgefunden hätten, sondern durch den Drang der Umstände nöthig geworden seyen. Er erinnerte dabei an seine Sendung nach London im Sommer 1833, als der deutsche Bund seine Zustimmung zu dem Vertrage davon abhängig machte, daß er für den abgetretenen Theil Luxemburgs durch ein anderes Gebiet schadlos gehalten würde; erst als die niederländische Regierung hiezu ihre Zustimmung gab, sey diese Angelegenheit zur Zufriedenheit aller Parteien geregelt worden. Ihm scheine es unter den gegebenen Umständen keinem Zweifel zu unterliegen, daß die Vortheile, welche Niederland aus dieser Vereinigung ziehen werde, weit die möglicher Weise daraus entspringenden Unannehmlichkeiten überträfen. Der dritte Punkt, welcher einige harte, doch kurze Discussionen hervorrief, betraf die Wahlen. Der Entwurf gewährt nur einige Erweiterung des Wahlrechts in den Städten hinsichtlich der Gemeindewahlen, aber hinsichtlich des politischen Wahlrechts, das durch die Provincialstaaten geübt wird, ward nichts geändert. Van Dam van Isselt und Luzac forderten namentlich, daß die Wahl der Mitglieder der zweiten Kammer nicht mehr durch die Provincialstaaten, sondern direct durch das Volk geschehe, und daß überhaupt auch die bisherige Wahlart nach Ritterschaft, Stadt und Land aufhöre. Diese Forderungen fielen mit 44 Stimmen gegen 10 durch, und der Regierungsentwurf ward angenommen. Ob dieß bei der herrschenden Aufregung klug ist, mag dahin gestellt bleiben. Donker Curtius hat einen Aufruf an alle Freunde von Freiheit und Ordnung erlassen, worin er directe Wahlen verlangt, die Nachtheile und die Ungerechtigkeiten der bisherigen Wahlart nachweist, und zeigt, wie die Kammer in ihrer jetzigen Zusammensetzung, wo der König nicht das Recht habe, sie aufzulösen, die Nation und den König gleichmäßig tyrannisiren können. Die Mittel, die er zur Erreichung des Zwecks vorschlägt, sind von der durchgreifendsten Art, und sie zeigen, wenn auch nichts anderes, doch wenigstens die Höhe, auf welche der Parteikampf bereits gestiegen ist.

In der Morgen - und Abendsitzung des 4 Jun. ist der größte Theil der Gesetzesentwürfe discutirt und mit Ausnahme eines einzigen angenommen worden. Die Civilliste des Königs war der erste Gegenstand: sie betrug unter dem vereinten Königreich dritthalb Millionen, wovon eine halbe an Domäneneinkünften; jetzt ist sie auf anderthalb Millionen festgesetzt. Man glaubte anfangs, daß die halbe Million aus den Domänen noch dazu kommen solle, und dieß hätte Widerstand gefunden, da aber der Minister erklärte, daß diese halbe Million mit eingeschlossen sey, und die Civilliste im Ganzen nur anderthalb Millionen betrage, so wurde nach kurzem Widerspruch van Dam van Isselt trug auf eine Million an der Entwurf angenommen. Der zweite Punkt war der bekannte 60ste Artikel des Grundgesetzes in Betreff der Colonien. Der Streit war hier, nachdem die Regierung die nöthigen financiellen Aufklärungen versprochen, nur noch darüber, ob die Kammer an der Gesetzgebung über die Colonien Theil nehmen solle. Dagegen erklärten sich, nicht ohne Seitenblicke auf England und Frankreich, 41 Stimmen, und nur 14 dafür. Der Gesetzesentwurf der Regierung ward sonach1309 angenommen. Eben so die Feststellung des Budgets auf 2 Jahre, und der Entwurf über das periodische Abtreten der Mitglieder des Gemeinderaths in den Städten. Doch ließ man diese Gelegenheit nicht vorübergehen, ohne das Wahlprincip nach Ritterschaft, Stadt und Land als veraltet und unnütz nochmals anzugreifen. Heftigere Debatten erregte der Gesetzesentwurf über das Militärwesen, wobei besonders die gezwungene Aushebung zum Seedienst starken Widerspruch fand, und auch die Verwerfung des Entwurfs mit 36 gegen 16 Stimmen herbeiführte, obwohl mehrere sonst heftige Oppositionsmitglieder, wie van Dam van Isselt dafür stimmten. Der letzte Punkt war die ministerielle Verantwortlichkeit. Diese wurde nach dem von der Regierung veränderten Entwurfe einstimmig angenommen. Die Versammlung trennte sich erst halb 11 Uhr Abends, und sollte am folgenden Tage wieder zusammen treten, um den Entwurf über die Aufhebung des Syndicats zu berathen.

Deutschland.

Eine diesen Morgen 9 Uhr im Hôtel der k. preußischen Gesandtschaft angelangte Estaffette brachte die officielle Anzeige von dem Sonntags 7 Jun. Nachmittag 3 Uhr in Berlin erfolgten Ableben Sr. Maj. des Königs Friedrich Wilhelm III. Gleich nach Empfang der Depesche, welcher, wie verlautet, Briefe der Kronprinzessin, nunmehrigen Königin Elisabeth von Preußen, an ihre königliche Mutter beilagen, verfügte sich der Gesandte, Graf v. Dönhoff nach Biederstein und darauf zu Sr. k. Hoh. dem Prinzen Karl von Bayern. Die große Theilnahme, welche diese Nachricht im Publicum erregt, beweist die hohe Achtung, die man in München dem redlichen und wohlwollenden Charakter des verstorbenen Monarchen zollt. Nach einer eben erschienenen Bekanntmachung des k. Oberstkämmererstabes wurde eine Hoftrauer von vier Wochen angeordnet. Dem Vernehmen nach hat der Kaiser Nikolaus den König noch am Leben und bei Besinnung getroffen.

Nach Einlauf der allerhöchsten Bestimmungen hinsichtlich der Festfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst hat sich auch hier das Festcomité aufgelöst, indem die hiesigen Buchdrucker auf das Fest verzichten. (Bayer. Blätter.)

Die Actiengesellschaft, welche sich vorlängst schon zur Herstellung einer Eisenbahn von Nürnberg nach Bamberg gebildet hat, seit Jahren aber ziemlich unthätig verblieben ist, muß nach einem neuern Regierungserlaß jetzt entweder Hand ans Werk legen oder sie geht innerhalb weniger Wochen ihrer Concession verlustig. Das bis jetzt eingezahlte eine Procent der Actien ist bis auf einige tausend Gulden verbraucht, und da der Aufforderung, weitere vier Procent einzuzahlen, um damit endlich d Bau zu beginnen, wahrscheinlich nur von den wenigsten Theilhabern entsprochen werden dürfte, so ist mit ziemlicher Gewißheit vorauszusehen, daß sich die Gesellschaft auflösen werde. Dieß ist um so wahrscheinlicher, als nach Jedermanns Meinung hier die Regierung die Absicht haben soll, das Werk eintretenden Falls selbst zu übernehmen und eine Eisenbahn nicht blos von Nürnberg nach Bamberg, sondern sogleich bis Coburg auf dem Wege nach Leipzig, also zur Verbindung des südlichen und mittlern mit dem nördlichen Deutschland, ausführen zu lassen. Erscheint das für hiesigen Handel und Gewerbfleiß überaus wichtige Unternehmen selbst daher auch wenig gefährdet, so bleibt doch zu beklagen, daß unsere Privatgesellschaften noch immer gar zu geringes Vertrauen in ihre eignen Kräfte setzen und sich sobald durch geringe Schwierigkeiten entmuthigt und in ihrem Eifer erkaltet zeigen, wie es uns denn überhaupt mit Rücksicht auf die Zukunft vortheilhafter und erfreulicher bedünken will, wenn die Eisenbahnen in Deutschland mehr aus dem Unternehmungsgeist einzelner Gesellschaften, unserer Capitalisten und unseres Handelsstandes hervorgingen, als wenn sie allein durch den Staat geschaffen werden.

Von litterarischen Notabilitäten erscheinen bei unserem Gutenbergsfeste die Dichter Freyligrath, Gutzkow, Karl Beck, Simrock, Duller und König. Diese haben bereits zugesagt; andere erwarten wir mit Zuversicht, und mehrere Litteraten aus Leipzig sollen Willens seyn, hieher zu kommen, da ihnen in Leipzig eine Betheiligung bei dem Feste in ihrem Sinne entzogen worden ist. (Hannov. Ztg).

Der hiesigen Universität steht der Verlust, von welchem schon öfter in den öffentlichen Blättern die Rede gewesen ist, nun bestimmt bevor. Hr. Professor Karl Adolf v. Vangerow (geboren zu Schiffelbach in Oberhessen den 5 Jun. 1808) hat den Ruf nach Heidelberg an Thibaut's Stelle definitiv erhalten und angenommen. Dem Vernehmen nach wird er im nächsten Winterhalbjahre seine dortige akademische Wirksamkeit mit Vorträgen über die Pandekten eröffnen. (Kass. A. Z.)

Heute befand sich ein Decret der Regierung auf der Registrande der Ständeversammlung, durch welches der Landtag bis zum 21 Jun. prolongirt wird, wo er jedoch bestimmt geschlossen werden soll. Zugleich ist durch dieses Decret der vorgelegte Preßgesetzentwurf zurückgenommen worden, weil die Zeit schon zu weit vorgerückt sey, als daß man sich noch eine Vereinigung beider Kammern darüber denken könne. So wahr dieß nun auch an sich seyn mag, so fiel die Zurücknahme selbst doch um deßwillen auf, weil gestern Nachmittag der Deputationsbericht über das Preßgesetz von der Druckerei ausgegeben worden war. Da hiernächst im Decrete Beziehung darauf genommen war, daß gedachter Gesetzentwurf schon seit fünf Monaten vorliege, und der Abg. Todt, welcher Referent in der Sache ist, darin einen Vorwurf wegen der verspäteten Berichterstattung finden wollte, so ergriff derselbe das Wort, um einen solchen Vorwurf zurückzuweisen. Er bemerkte unter Anderm: die Regierung befinde sich in ihrem Rechte, wenn sie den Gesetzesentwurf zurücknehme, er wolle ihr das nicht streitig machen. Er beklage die Zurücknahme auch nicht, da er sich von einem solchen Gesetz ohnehin kein Heil versprochen habe, und daher entschlossen gewesen sey, dagegen zu stimmen. Ihn verletze es auch nicht, daß die Mühe, welche die Deputation und insonderheit er als Referent auf die Begutachtung des Gegenstandes verwendet habe, nun umsonst aufgewendet zu seyn scheine. In der Wirklichkeit sey dieß doch nicht der Fall, denn es biete der Deputationsbericht wenigstens Material für die Zukunft, und so habe er die Sache gleich von Haus aus angesehen. Was aber den Vorwurf anlange, den man der Deputation und namentlich ihm wegen der Verzögerung gemacht habe, so sey diese keineswegs absichtlich erfolgt, wenn er auch das Gesetz nicht mit günstigen Augen angesehen. Der Verzug liege in der Umfänglichkeit der Arbeit und in den Verhältnissen (die er näher bezeichnete.) Der erst vor einigen Tagen als Stellvertreter Poppe's für den Leipziger Handelsstand eingetretene Abg. Coith aus Leipzig nahm hierauf das Wort, beklagte das Fortbestehen des traurigen Provisoriums, was durch die Zurücknahme des Gesetzesentwurfs in Aussicht gestellt sey und nur durch die humane Ausführung der Behörden einigermaßen erträglich werde, und sprach den Wunsch aus, daß die Regierung inmittelst durch Verordnung die nunmehr wieder als bleibend anzunehmenden Fesseln des Buchhandels und der Presse erleichtern werde. Da der Minister des Innern, v. Rostitz, hierauf erklärte, daß die Regierung auf diesen1310 Wunsch nichts thun könne, so entschloß sich Coith, denselben auf Anrathen des Präsidenten noch als Antrag in der gewöhnlichen schriftlichen Form einzubringen. Das, was in Folge dieses Antrags etwa noch verhandelt und beschlossen werden dürfte, abgerechnet, ist also die Angelegenheit der Presse und des Buchhandels in Sachsen wieder auf drei Jahre vertagt, und man weiß nicht, wem es am willkommensten seyn wird, daß Alles so gekommen und zugleich ein plausibler Grund übrig geblieben ist, den Status quo aufrecht erhalten zu können. Ueber den Deputationsbericht will ich kein Urtheil fällen, da er wahrscheinlich in Ihren Händen sein und also von Ihnen selbst der nöthigen Kritik unterworfen werden wird. Nur so viel muß ich noch erinnern, daß derselbe, nach einer Bemerkung am Schlusse des allgemeinen Theils, vor dem Drucke der Regierung hat communicirt werden müssen, was, so viel mir wenigstens bekannt ist, sonst nicht der Fall zu seyn pflegt. (Leipz. A. Z.

Heute starb hier an einem Nervenschlag die einzige Improvisatrice Deutschlands, die Schriftstellerin Leonhardt-Lyser.

Die Preuß. Staatszeitung von gestern treibt mit unserm Prof. Dr. Krug eine ähnliche Kurzweil, wie englische Blätter vor einiger Zeit mit Lord Brougham, den sie sterben ließen. Zwar läßt sie den verdienten Mann bloß ziemlich hoffnungslos daniederliegen, allein zur Freude seiner Verehrer und Freunde konnte er in der von ihm gewöhnlich besuchten Lesegesellschaft mit jener Neuigkeit überrascht werden, indem er von einer während des letzten Meßgedränges erlittenen Verletzung und hinzugetretener Kränklichkeit wieder hergestellt ist. Mag auch die Leipziger Allg. Ztg. gegen den von mir dem bevorstehenden hiesigen Buchdruckerjubelfeste schon neulich zugeschrieben gewerblichen Charakter bemerken, daß Universität, Kammern, Minister und ich weiß nicht wer noch eingeladen sind und Theil nehmen werden das ändert am Charakter des Festes so wenig, als die Anwesenheit der englischen Prinzen und Staatsmänner bei den Gastmahlen der Pantoffelmacherinnung in London, zu der noch dazu häufig einzelne der letztern gehören. Zwar spricht der erste Bericht des Leipziger Festcomité's auch davon, diese Feier müsse als ein deutsches Nationalfest betrachtet werden, aber seine tönenden Phrasen beurkunden nicht halb so gut, daß das Comité die Bedeutung dieser Idee auch ins Leben zu rufen verstehen werde, wie z. B. die einfachen Worte des Stuttgarter Festprogramms: ... jedoch bleibt, da die Erfindung (der Buchdruckerkunst) eine für alle Classen der bürgerlichen Gesellschaft gleich wichtige ist, die Feier durchaus nicht auf die Kunstgenossen beschränkt, vielmehr sollen auch die Gelehrten, Schriftsteller etc. zu deren Begehung eingeladen werden. Das Comité besteht aber dort auch nicht bloß aus Buchdruckern, Schriftgießern, Buchhändlern, sondern außer denselben sind Gelehrte von Fach, Litteraten, Geistliche (Oberconsistorialrath, Hofprediger Grüneisen, Obertribunalrath v. Scheurlen, Karl Elben, Redacteur des Schwäbischen Merkur, Dr. W. Menzel), Mitglieder, und Vorstand ist der bei uns noch in gefeiertem Andenken stehende jetzige Kanzler v. Wächter. Da ist freilich die Intelligenz vielseitiger vertreten.

Am gestrigen Tage hatte eine Deputation der beiden Kammern der allgemeinen Ständeversammlung die Ehre, Sr. Maj. dem König zu Allerhöchstihrem Geburtsfeste die ehrfurchtsvollsten Glückwünsche der allgemeinen Ständeversammlung darzubringen. Der Präsident der ersten Kammer, Se. Erlaucht der Geheimerath Graf v. Platen-Hallermünde, hielt dabei folgende Anrede: Allerdurchlauchtigster König, allergnädigster König und Herr! Die allgemeinen Stände des Königreichs erkennen es mit dem ehrfurchtsvollsten Danke, daß Eure königliche Majestät der hier anwesenden Deputation aus ihrer Mitte allergnädigst gestattet haben, die Gesinnungen der treuesten Anhänglichkeit und Verehrung an dem heutigen Geburtsfest Eurer königlichen Majestät, diesem für das ganze Land so festlichen Tage, aussprechen zu dürfen. Empfangen Eure königliche Majestät huldreichst den ehrerbietigen Ausdruck ihrer aufrichtigen und innigsten Wünsche für das Heil, das Glück und die Zufriedenheit ihres allergnädigsten Königs. Genehmigen Eure königliche Majestät zugleich die Versicherung, daß die allgemeinen Stände des Königreichs sich nie mehr durchdrungen fühlten von der hohen Wichtigkeit ihres Berufs, als gerade in dem gegenwärtigen Augenblick; daß sie von dem aufrichtigen Wunsche beseelt sind, es möge ihren gemeinsamen und ernstlichen Bestrebungen gelingen, zum Wohl und Glück des geliebten Vaterlandes mitzuwirken, und auf diese Weise das längst bestehende Band der Anhänglichkeit und des Vertrauens zwischen dem allverehrten Landesvater und seinen getreuen Unterthanen noch fester zu knüpfen. Se. Maj. geruhten zu erwiedern: Meine Herren! Ich danke Ihnen für Ihren Glückwunsch. Ich habe Mich gefreut, von neuem von Ihnen zu vernehmen, daß Sie sich ernstlich dem wichtigen Geschäfte widmen, das Ihnen obliegt. Es ist nöthig, daß dieses bald beendigt werde. Das Beste des Landes erfordert es dringend. Ich wiederhole Ihnen, daß Ich dabei kein anderes Ziel kenne, als das Glück Meiner Unterthanen. Ich halte Mich überzeugt, daß auch Sie die besten Gesinnungen hegen. Es liegt hauptsächlich in Ihrer Hand, das große Werk zu fördern. Sie werden gewiß dazu beitragen. Ich aber bin gedrungen und verpflichtet, Ihnen zu erklären, daß Ich Sie unmöglich werde vertagen können, und daß Ich Sie nicht vertragen werde, ehe das Werk vollendet ist. Meine Principe kennen Sie; Ich habe sie Ihnen entwickelt, und Sie werden Mich diesen stets getreu finden. (Hannov. Ztg.)

Aus guter Quelle versichert man, Senator Müller von Lübeck und Syndicus Dr. Sieveking von hier haben in Kopenhagen in keinem der Punkte, die sie unterhandelten, reussirt, und werden nächstens zurück kommen; die Zolldifferenz wird also doch beim Bundestage entschieden werden müssen.

Preußen.

Am Pfingstfeste, dem 7 Junius Nachmittags, ist der König verschieden. Die Berliner Blätter erschienen an diesem Tage nicht, wohl aber wurden noch am Morgen desselben folgende zwei Bulletins ausgegeben: Für die Leser der Staatszeitung. I. Heftige und öfters im Laufe des Tages wiederkehrende Hustenanfälle ließen Se. Maj. den König nur wenig Ruhe genießen. Das Fieber und die Kraftlosigkeit dauern in gleichem Grade wie heute Morgen fort. Berlin, den 6 Jun. 1840. Nachmittags 5 Uhr. gez. Dr. v. Wiebel. Dr. Schönlein. Dr. Grimm. II. Se. Maj. der König haben eine sehr unruhige Nacht gehabt, die Kräfte sinken immer mehr, so daß das Schlimmste zu befürchten steht. Berlin, den 7 Jun. 1840. Morgens 6 Uhr. (gez. wie oben.)

Der Kaiser von Rußland ist heute früh um 9 1 / 2 Uhr von Warschau hier eingetroffen, und nachdem er seine Gemahlin begrüßt hatte, sogleich nach dem Palais des Königs gefahren, wo der Kaiser den hohen Kranken bald darauf gesehen, jedoch bisher noch nicht gesprochen hat, da der Zustand desselben es nicht gestattete. Gestern noch empfing der König alle seine Kinder am Bette; namentlich hat er zuletzt noch die Kaiserin von Rußland, die Kronprinzessin, so wie1311 seine jüngeren Töchter und Schwiegertöchter gesehen und auch noch erkannt. Das heilige Abendmahl hat Se. Maj. aus den den Händen des Hofpredigers Dr. Strauß empfangen. Die Gotteshäuser ohne Unterschied der Confession sind heute, am ersten Pfingstfeiertage, gedrängt voll gewesen und Alles betete für den König. Wir selbst haben die Predigt in der katholische Kirche gehört und wahrgenommen, wie ergriffen, wie durchdrungen dort der Redner und die Gemeinde von dem Schmerze waren, den ein nur allzu nahe bevorstehender Verlust erweckt. Ja, wir sind überzeugt, dieser Verlust wird überall empfunden, überall gewürdigt werden, welches auch die unglücklichen Mißverständnisse waren, die auf kirchlichem Gebiete gerade die letzten Lebensjahre des trefflichen Fürsten, und zwar seinen eigenen Sinn am meisten, trübten. Aus dem Inhalte der beifolgenden Bulletins werden Sie ermessen können, wie allgemein hier die Trauer verbreitet ist. Mit dem Kaiser von Rußland sind auch die Generaladjutanten Graf v. Benckendorf und v. Adlerberg hier angekommen. Der General der Cavallerie, v. Borstell, der bisher das Commando der Rheinprovinz gehabt, ist ebenfalls in Berlin eingetroffen.

(6 Uhr Abends.) So eben erfahre ich, daß Se. Maj. der König Friedrich Wilhelm III heute Nachmittag um 3 Uhr 20 Minuten, umgeben von allen seinen Kindern und Schwiegerkindern, sanft entschlummert ist. Eine Proclamation ist bis jetzt noch nicht erfolgt, doch darf man derselben wohl bald entgegensehen, da, wie man vernimmt, eine Ministerialcommission, an deren Spitze sich der Graf von Wylich und Lottum befindet, zusammengetreten ist, um alles Nöthige vorzubereiten und es der Sanctionirung des Thronerben vorzulegen. Man glaubt, daß Höchstderselbe unter dem Namen Friedrich III den Thron seiner Väter besteigen werde.

Nach langem Todeskampfe, der den tiefsten schmerzlichsten Antheil erregt hat, hat unser geliebter König denn endlich diesen Nachmittag um 3 Uhr 20 Minuten sein irdisches Daseyn beendigt. Selten wird die Trauer um einen Monarchen so tief, so allgemein seyn. Der Regierungswohlthaten, welche wir dem weisen, selbst in den unruhigsten Zeiten (wie z. B. 1830) stets besonnenen und gemäßigten Sinne des Königs verdanken, nicht zu gedenken, sind es vorzüglich seine persönlichen Eigenschaften, die ihm auch die strengste Geschichte nicht streitig machen wird, auf welche sich dieses allgemeine Gefühl der Liebe und Verehrung gründet. Milde, Wohlwollen, Gerechtigkeit, ein biederer einfacher Sinn, waren die Grundzüge seines Herzens. Er galt als Vorbild für das Familienleben, zumal in den Tagen des Unglücks an der Seite der Königin Louise. Er blieb bis zu den letzten Tagen der wohlwollendste, zärtlichste Vater. Aus seinem ganzen siebzigjährigen Leben, wie aus seiner 43jährigen Regierung, wird man ihm keine Maaßregel der Härte, keinen Zug der Ungerechtigkeit vorwerfen können. Dagegen verbreitete er Freude und Glück überall im Kreise der Seinen, gab fürstlich und mit wohlwollendem Sinn, wo die Noth sich zu ihm wandte. Eine unwandelbare Anhänglichkeit bewahrte er sich in allen Verhältnissen des Herzens. Seine Freunde auf dem Throne, die ihm vorangegangen (die Kaiser Alexander und Franz) liebte er wahrhaft; sie waren ihm durch große Schicksalsfügungen verbunden. Ebenso behielt er die treuen Staatsdiener, mit denen er sich zunächst umgeben, in unwandelbarer Gunst; so den Fürsten Wittgenstein, den Grafen Lottum, den Kammerherrn v. Schilden, seine Cabinetsräthe. In dem Herzog Karl von Mecklenburg, seinem Schwager, verlor er vor drei Jahren einen derjenigen Freunde, denen er das größte Zutrauen geschenkt hatte. Ebenso in dem Kriegsminister General Witzleben. Auch auf die Diener, die nur seiner Person zugewiesen waren, erstreckte sich diese Anhänglichkeit. Ein Wechsel derselben konnte nur durch die dringendsten Umstände herbeigeführt werden; selbst das hohe Alter einiger, das sie fast unfähig machte dem König zu dienen, bestimmte ihn nicht zu ihrer Entlassung. Er wollte lieber unvollkommen bedient seyn, als alte Diener entfernen. Daß ein solcher Charakter, und zumal wenn er sich im Sturm wechselnder Geschicke aufs innigste mit der Nation verbunden, auch die weit verbreitetste Liebe gewinnen mußte, läßt sich begreifen. Die Trauer daher ist allgemein, wahrhaft, tief. Von den nächsten Bestimmungen gehen nur Vermuthungen um. Ich theile Ihnen einige davon mit. Die Leiche des Königs wird in Parade ausgestellt, dann im Dom feierlichst beigesetzt werden. Späterhin soll sie aber aus der Gruft unserer Könige nach Charlottenburg in die Grabstätte der Königin Louise gebracht werden, an deren Seite eine Stelle für den König offen gelassen ist. Das nachgelassene Privatvermögen des Monarchen wird auf 30 Millionen geschätzt, dessen Erben, mit Ausnahme des Kronprinzen und der Kaiserin von Rußland, die Kinder des Königs, nämlich die Prinzen: Wilhelm, Karl, Albrecht; die Prinzessinnen Alexandrine (Großherzogin von Mecklenburg) und Luise (Prinzessin der Niederlande) seyn würden. Die Fürstin Liegnitz soll den Titel königliche Hoheit und eine für sie angekaufte Herrschaft erhalten. Der Kronprinz wird als König den Namen Friedrich Wilhelm IV führen. Noch manche andere Gerüchte sind in Umlauf, doch sie sind eben zu sehr Gerüchte, um sie mitzutheilen.

Tunis und Tripolis.

(Commerce.) Wir haben über Malta Briefe aus Tunis vom 16 März. Man hatte dort erfahren, daß Tripoli sich in der größten Gährung befinde, indem die Araber alle Türken niedergemacht hätten. Man fürchtete einen Gegenstoß in Tunis, wo der Bey sich durch sein Betragen viele Feindschaft zugezogen hat. Er war damals im Felde gegen die wegen der ungeheuren Auflagen und vorzüglich wegen des eingeführten Tabakmonopols im Aufstand befindlichen Stämme. Der englische Consul reclamirt fortwährend kräftig gegen das dem Tractat von 1838 zuwider eingeführte Tabakmonopol. Der Bey sagte, er wolle sich darüber nach Konstantinopel wenden. Der französische Consul beaufsichtigte seinerseits die Manöuvres des Bey's; dieser hatte ein Convoi auslaufen lassen, das an der Küste segeln und die Expedition verproviantiren sollte. Die französische Brigg Palinure ward beauftragt, dieses Convoi zu beobachten; man besorgte, es möchte unter diesen Bewegungen ein Plan zur Begünstigung Abd-El-Kaders verborgen seyn.

Aegypten.

Seit meinem Letzten vom 16 d. hat sich hier nicht das geringste Neue in der Politik zugetragen; Alles bleibt beim Alten, auch die Pest ohne Vermehrung, doch auch ohne Verminderung. Dessenungeachtet ist Alles guter Stimmung hier, denn der Pascha hat Wort gehalten, und zu 13 Thaler alle vorräthige Baumwolle verkauft; 132,000 Centner werden nach einer von Boghos Bey gemachten Liste den hiesigen Handelshäusern abgeliefert. Natürlich sind die treuen Anhänger Mehemed Ali's und Boghos Bey bei dieser Vertheilung am meisten berücksichtigt worden, denn das vom Handel verlangte Quantum betrug über 200,000 Centner, wogegen nur beiläufig obige 132,000 Centner existiren. Wenn nicht außerordentliche Geldnoth den Pascha zu diesem Verkauf zwang, so muß man ihm dafür Dank wissen, denn bei kleinern Verkäufen hätte er einen höhern Preis erzielen, auch wie vergangenes Jahr für seine Rechnung nach Europa consigniren1312 können. Auf jeden Fall hat er Boghos Bey den Befehl gegeben, mit dem eingehenden Gelde sogleich allen hier und in der Umgegend sich befindenden Matrosen und Soldaten sechs Monate des rückständigen Soldes zu bezahlen. Den Liferanten der Regierung ist er ungefähr 350,000 Thaler schuldig, welche dieselben durch ihre Einkäufe saldiren sollen.

China.

Die Canton Presse und das Canton Register, beide bis zum 5 Febr., die so eben (5 Jun.) in London angekommen, enthalten folgende wichtige Nachrichten über die von der chinesischen Regierung ergriffenen Maaßregeln zur Fortsetzung der Feindseligkeiten gegen England. Der Kaiser hat den Brigadier (Ta-u-lae) Ych zum Unteraufseher der Provinzen Kwang-tung (Canton) ernannt, und dieser hat alsobald ein vom 1 Febr. datirtes Edict ergehen lassen, in dem er den Eingebornen und Fremden von Macao anzeigt, daß er, höchstem Befehl zufolge, binnen kurzem mit Truppenmacht nach Macao aufbrechen werde, um die dorthin geflüchteten Elliot und Morrison, so wie auch die dort mit ihren Familien angesiedelten fünf Engländer, Johnson, Thom, Gutzlaff (Gutzlaff ist bekanntlich ein Preuße), Herlison (Anderson?) und Chinnery, festzunehmen, da selbige dem früher an sie ergangenen Befehl, China zu verlassen, durch ihren verlängerten Aufenthalt Trotz bieten zu wollen schienen. Er erlasse dieses Edict, damit die übrigen Einwohner Macao's durch sein unmittelbares Erscheinen nicht in Bestürzung gesetzt und Dieben und Strolchen nicht Gelegenheit gegeben werden möge, Verwirrungen zu stiften. Fahrt also ihr alle andern fort so schließt das Edict in Frieden und Ruhe zu leben, hegt nicht die mindeste Besorgniß, und wenn Diebe und Strolchen die Umstände zu ihren schlechten Absichten benützen wollen, so erlaub 'ich euch, wie selbige in einer gebührenden Bittschrift anzuzeigen und namhaft zu machen. Ich, der genannte Ta-u-lae, werde augenblicklich meine Soldaten bringen, um sie zu ergreifen und öffentlich hinzurichten in der nächsten Nachbarschaft von Macao, damit ich so das chinesische Volk beruhige und die Besorgnisse aller guten Fremden beschwichtigen möge. Jedermann zittre und gehorche; Niemand widersetze sich! Dieß ist eine besondere Proclamation. (Tautwang, am 28sten Tag des 12ten Monats des 19ten Jahrs). Capitän Elliot wandte sich, so wie ihm dieses Edict zugekommen, an den portugiesischen Gouverneur von Macao, Adriao Accacio da Silveira Pinto, denselben um Schutz seiner Person so wie des Eigenthums der brittischen Krone ersuchend; doch wurde ihm sein Gesuch so wie auch sein früheres, um einstweilige Niederlage der brittischen Ladungen in dem Magazin von Macao als den Gesetzen der Niederlassungen und ihren mit China eingegangenen Verpflichtungen zuwider, abgeschlagen. Wie es heißt, soll sich Capitän Elliot darauf entschlossen haben, einen Theil der Mannschaft vom Schiff Volage zu seinem Schutz herbeikommen zu lassen. Um diesem wie dem andern jetzt bei Macao befindlichen englischen Kriegsschiffe, Hyacinth, die Spitze bieten zu können, hat die chinesische Regierung, besonders in Folge des sogenannten Siegs bei Dschumpi, angefangen sich eine Flotte aus angekauften fremden, namentlich englischen Kauffahrteischiffen zu bilden. Das erste um 30,000 D. angekaufte Schiff war das amerikanische Chesapeake, ursprünglich ein englisches mit Namen Cambridge, indem man dem Capitän nur unter dieser Bedingung erlaubte, seine Landung abzusetzen. Sodann handelte man um die beiden dänischen Schiffe Danske Konge und Norden (früher englisch mit Namen Vansittart und Mithras), und da man des Handels nicht gleich einig werden konnte, so fand man es bequem, beide Fahrzeuge unter dem Vorwand, daß das eine noch seinen frühern englischen und das andere gar keinen Namen trage, in Wampoa wegzunehmen. Außerdem bewirbt sich die Regierung noch um mehrere Schiffe unter amerikanischer Flagge. Lin ist, wie verlautet, nun wirklich zum Gouverneur der Provinzen Kwang-tung und Kwong-so ernannt worden.

1305

Goethe und seine Stellung zum deutschen Volk.

Sie haben in Ihrem Blatte vom 29 und 30 Mai von dem in dieser Beziehung unermüdlichen Correspondenten

〈…〉〈…〉

noch einen dritten Artikel gegen den längst verschollenen und von den Meisten nur wenig beachteten Angriff Marmiers gegen unsere Litteratur und die wissenschaftliche Thätigkeit unseres Landes überhaupt mitgetheilt. Der verehrte Publicist, im Glauben, daß der wissenschaftliche Ruhm Deutschlands durch die Angriffe eines kleinen Franzosen gefährdet sey, hält es darin für seine Pflicht, jenen Ruhm nach seinen Kräften zu vertheidigen. Dieß erschien wohl allen Lesern gut und schön, denn des Vaterlandes Ehre zu wahren, wurde von jeher für eine lobenswerthe That gehalten. Doch dünkt es uns, als habe der deutsche Vertheidiger eine Hauptfestung dabei aufgegeben. Wir wollen versuchen, dieß deutlich zu machen.

Lassen wir das Einzelne in dem Angriff des Hrn. Marmiers, fassen wir die französische Beurtheilungsweise überhaupt ins Auge, so leuchtet ein, daß die Franzosen, von fernher Deutschlands geistige Thätigkeit übersehend, dieselbe nur in den Männern suchen, durch welche sie repräsentirt wird. Man muß gestehen, das Vaterland merkt oft den Verlust seiner Heroen in einer Beziehung nicht so sehr, als das Ausland; denn der Hingeschiedene lebt ja fort in den Werken seines unsterblichen Geistes und in den Herzen des Volks, wenn man auch seine Alles beherrschende Persönlichkeit verloren hat. Der Punkt der französischen Beurtheilungsweise, daß nach Goethe's Tod ein das deutsche wissenschaftliche und künstlerische Leben umfassender Geist fehle (denn das ist doch der Grundgedanke der französischen Wortübertreibung), ist wohl an sich der tadelfreieste, und wird in jedem tieferfühlenden Gemüthe Wiederklang finden. Gerade aber dieß verkennt der deutsche Publicist; ihm ist Goethe's Sonne seit dem Jahr 1805 untergegangen, als ob seine Größe nur durch die Schillers entweder hervorgebracht oder in schwebender Höhe gehalten worden wäre. Freilich hat er selbst den Verlust des edelsten Freundes, den ihm sein reiches Leben schenkte, am tiefsten unter allen Deutschen gefühlt, aber auch nach Schillers Tod schrieb er seine Dichtung und Wahrheit, und es dünkt uns, als ob eine Einsicht in das höhere geistige Leben Deutschlands kaum mit der (wenn das beigesetzte Fragzeichen nicht trügt, von der Redaction nicht getheilten) Behauptung sich einen lasse, Goethe habe in den letzten zwanzig Jahren seines Lebens nur wenig Einfluß auf die deutsche Litteratur geübt. Wessen Urtheil könnten wir hier, um uns alles eignen zu enthalten, eher anführen, als das, welches Schelling im Jahr 1832 nach Goethe's Tode in einer in der Akademie der Wissenschaften zu München gehaltenen Rede über ihn fällt: In einer solchen Zeit erleidet nicht die deutsche Litteratur bloß Deutschland selbst den schmerzlichsten Verlust, den es erleiden konnte. Der Mann entzieht sich ihm, der in allen innern und äußern Verwirrungen wie eine mächtige Säule hervorragte, an der viele sich aufrichteten, wie ein Pharus, der alle Wege des Geistes beleuchtete; der, aller Anarchie und Gesetzlosigkeit durch seine Natur feind, die Herrschaft, welche er über die Geister ausübte, stets nur der Wahrheit und dem in sich selbst gefundenen Maaß verdanken wollte; in dessen Geist und, wie ich hinzusetzen darf, in dessen Herzen Deutschland für Alles, wovon es in Kunst oder Wissenschaft, in der Poesie oder im Leben bewegt wurde, das Urtheil väterlicher Weisheit, eine letzte versöhnende Entscheidung zu finden sicher war. Deutschland war nicht verwaist, nicht verarmt, es war in aller Schwäche und innerer Zerrüttung groß, reich und mächtig von Geist, so lange Goethe lebte.

Es ist merkwürdig, daß die letzte Thätigkeit Goethe's von Manchen nicht gekannt, und darum nicht gehörig gewürdigt ist, als ob das Alter nicht seine eigene Art zu wirken haben dürfte, oder als ob man etwa im westöstlichen Divan die glühendste Phantasie und eine durch die Weisheit des Alters verklärte ewige Frische der Jugend vermissen könnte. Gewiß, man möchte immer gern großen Geistern Gesetze nach eigenem Maaßstab vorschreiben, und man sollte sich doch freuen, daß sie einmal über alle Gesetze hinausgegangen sind. Goethe wußte dieß wohl, aber er antwortete auf die Frage:

Hast du das Alles nicht bedacht?
Wir haben's auch in unserm Orden.
Ich hätt 'es euch gern recht gemacht,
Es wäre aber nichts geworden.

Auch Niebuhr urtheilte über Goethe's spätere Thätigkeit nur so, daß man in ihm nicht den großartigen Geschichtschreiber, sondern nur einen Philologen merkt, der ihm vorschreibt, er hätte eigentlich ein ganz andrer Dichter werden sollen! Der verehrte Publicist läßt sich sodann zu dem gewöhnlichen Gemeinplatz verleiten, Goethe habe in vielen seiner Werke eine unchristliche Tendenz. Der Ausdruck christlich oder unchristlich scheint uns überhaupt nicht auf Litteratur, insofern sie eine künstlerische ist, zu passen. Wir alle leben im Christenthum; unsre Denkweise, unsre ganze Litteratur und Kunst ist, da sie der neuen Geschichte und so auch dem Christenthum angehört, eine christliche. Gewiß wird der geistvolle Verfasser die Werke Goethe's nicht in dem Sinn betrachten wie Fritz Stollberg die Werke der alten Kunst, wo ihm der Dichter die Worte in den Mund legt:

Schade für's schöne Talent des herrlichen Künstlers, o hätt 'er
Aus dem Marmorblock doch ein Crucifix uns gemacht!

Nur durch den Vergleich mit dem mythologischen Jupiter ist uns klar geworden, was ferner der verehrte Publicist unter dem Ausdruck: feiner Priapismus versteht. Indessen scheint uns, als wenn der Priapismus, der dem olympischen Zeus die Adern schwellte, gar kein so feiner, sondern vielmehr ein höchst gewaltiger gewesen sey. Nur ein Epikuräer kann einen feinen Priapismus haben. Allerdings sind bei dem die Natur und alles Menschliche umfassenden Geiste Goethe's die Schilderungen einer groben Sinnlichkeit ebenso lebenvoll und markig, als die gewaltigen Schläge seines Genie's, die das menschliche Drängen und Treiben überhaupt aus den Tiefen der Seele an das Tageslicht ziehen, in jedem höher strebenden Geiste ihre erschütternde Wahrheit finden.

Kaum möchte Jemand im Ernste vermeinen, das Dichten und Trachten unsrer jetzigen Dichter, die selbst nicht daran denken, solche Ansprüche zu machen, der Poesie eines Goethe gleichsetzen zu wollen. Wir schätzen unsre neuern Dichter, doch sind wir nicht so stolz auf sie, daß wir darüber die Würde und Größe unserer Litteratur vergessen sollten. Die deutsche Kraft kann übrigens nicht schlafen, nachdem ihre Heroen sie auf einen so festen Grund gesetzt haben, und Goethe selbst verweist auf die Zukunft, die sowohl ihn anerkennen als weiter fortschreiten wird.

Und wenn sich meine grauen Wimpern schließen,
So wird sich noch ein mildes Licht ergießen,
1306
Bei dessen Widerschein von jenen Sternen
Die späten Enkel werden sehen lernen,
Um in prophetisch höheren Gefichten
Von Gott und Menschheit Höh'res zu berichten.

Die Ostseeprovinzen.

II. Das Lutherthum und die griechisch-russische Kirche.

(Beschluß.)

Das wichtigste, den Protestantismus der Ostseeprovinzen am meisten und zwar vorzugsweise in seinen vornehmsten Stützen, den gebildeten und ersten Ständen des Landes, angreifende und beeinträchtigende Princip ist die Vorschrift der griechisch-russischen Regierung über die gemischten Ehen, von welchen der Grundsatz gilt, daß aus einer Ehe, wo der eine Theil, Mann oder Frau, griechischer Confession ist, durchaus keine andern als griechische Kinder hervorgehen könnten. Es ist auch bei uns in neuerer Zeit von diesem Grundsatze viel die Rede gewesen. Man hat davon gesprochen, als von einer ganz neuen Vorschrift, und als von einer ganz neuen, den baltischen Protestantismus bedrängenden Ukase. Dieß ist indeß durchaus falsch. Jener Grundsatz der griechischen Kirche ist vielmehr uralt und wurde von jeher befolgt. Nur zu Zeiten wird er durch besondere Gesetze geschärft, detaillirt und ins Gedächtniß gerufen.

Alles griechisch-russische Blut betrachtet die Kirche als geweiht, als ihr angehörig. Keiner hat außer ihr darüber Gewalt, keiner kann außer ihr es durch gottesdienstliche Handlungen binden, heiligen. Daher auch alle gemischten Ehen ausschließlich von russischen Priestern eingesegnet werden können, und die, welche es nicht waren, durchaus als ungültig und unbindend angesehen werden. So tolerant die Kirche sonst im Dulden des Bestehenden und beim Proselytenmachen ist, so intolerant ist sie in Bezug auf das, was ihr entfremdet werden könnte, und so eifrig, ja fanatisch hält sie auf die Beobachtung der zu ihrer Vertheidigung über die Ehen aufgestellten Grundsätze. Es sind strenge Strafen bestimmt für den lutherischen Prediger, der es wagen würde, eine solche gemischte Ehe einzusegnen. Jede von einem lutherischen Prediger zwischen einem Russen und einer Protestantin gestiftete Ehe wird gar nicht als Ehe anerkannt, sondern bloß als Concubinat. Die Frau kann nicht das Vermögen ihres Mannes erben. Die Kinder werden als uneheliche Kinder betrachtet und haben keinen Anspruch auf den Familien-Namen und Stand ihres Vaters. Es sind bei solchen Fällen von den russischen Priestern höchst betrübte Härten geübt worden. Nur die höchste Staatsgewalt konnte hie und da auf dem Wege der Begnadigung das Unglück mildern.

Es scheint offenbar, daß diese Grundsätze und Vorschriften über die gemischte Ehe allein hinreichend sind, im Laufe der Zeit den ganzen Protestantismus nicht nur, sondern die ganze deutsche Nationalität der Ostseeprovinzen über den Haufen zu werfen. Sie nagen an ihnen wie ein langsam, aber um so sicherer arbeitender Wurm. Die Heirathen zwischen Deutschen und Russen sind sehr häufig, und zwar aus dem Grunde, weil den Deutschen als sehr begehrten Leuten, als Menschen von höherer geistiger und meist schöner körperlicher Bildung, gewöhnlich sehr gute Partien angeboten werden. Die Russen, welche in die Ostseeprovinzen, als Officiere, Beamte, Kaufleute kommen, schätzen sich gewöhnlich glücklich, wenn ein armes, aber hübsches deutsches Mädchen ihnen die Hand gibt, und entführen auf diese Weise manches seiner väterlichen Sitte und seiner Heimath. Die Deutschen, welche als Aerzte, Beamte, Militärs nach St. Petersburg oder ins Innere von Rußland gehen, finden gewöhnlich so viel reiche russische Mädchen, die ihnen mit Freuden Hand, Gut und Geld geben, daß sie in der Regel gern auf die armen, deutschen Fräulein verzichten, und sich willig darein ergeben, in Zukunft mit ihren griechisch-russischen Kindern das Kreuz zu schlagen und die Heiligen anzubeten. Auf diese Weise ist denn natürlich immer doppelter Verlust dabei, wenn sich Deutsch mit Deutschen paart. Sie verliert einen hohen General, und er ein reiches russisches Fräulein und beide bilden ein armes Paar. Daher also die häufigen Paarungen zwischen deutschem und russischem Blut, aus denen dann nun wieder einzig und allein russisches Blut hervorgeht russisches nicht nur in Beziehung auf die Religion, sondern auch in Beziehung auf die Nationalität. Denn dem Lutherthum entsagen, heißt dort auch das Deutschthum abschwören. Die griechische Religion erfordert die Kenntniß und den beständigen Gebrauch der russischen Sprache, und die griechische Religion ist so ganz und gar mit dem ganzen Wesen der russischen Nation verwebt, daß man sich schwer ihr anschließen kann, ohne sich auch diesem völlig zu ergeben. Doch macht man in dieser Hinsicht in Livland die Bemerkung, daß das Meiste dabei von der Mutter abhänge. War die Mutter eine Russin, so werden die Kinder in Wesen, Sprache und in allen Stücken russisch, und das Deutsch des Vaters ist von geringem Einfluß. War die Mutter aber eine Deutsche, so werden die Kinder wieder in Gesinnung, Sprache und Charakter mehr deutsch, obgleich dem Gesetze nach in äußerer Religionsübung russisch.

Auf diese Weise hat nun die vollkommene Amalgamirung der beiden Stämme in Folge jenes Grundsatzes über die gemischten Ehen begonnen, und man findet bereits in den Ostseeprovinzen, in Esthland mehr als in Livland, in Kurland am wenigsten, eine Menge solcher zwitterhafter Deutsch-Russen, in allen Ständen und Classen der Gesellschaft. Ja von den vornehmsten Familien des deutschen Adels haben sich auf diese Weise einzelne Stämme ins russische Element hinüber abgezweigt, so daß bereits die meisten Familien in einen russischen oder russisch-griechischen und in einen deutschen oder deutsch-lutherischen Stamm zerfallen. So gibt es z. B. russische Engelhardts und deutsche Engelhardts, russische und deutsche Korffs, russische und deutsche Vietinghöfe, russische und deutsche Osten-Sackens, die im geselligen Leben auch immer mit jenen ihre Nationalität und Religion bezeichnenden Beiwörtern von einander geschieden werden. Viele Güter in den Ostseeprovinzen gingen so bereits in Besitz solcher russischen Familien über.

Man könnte auf diese Weise die völlige Russificirung der Ostseeprovinzen allein in Folge jenes Gesetzes über die gemischten Ehen als nahe bevorstehend vermuthen. Allein um diese Befürchtung nicht zu lebhaft werden zu lassen, ist es noch nöthig, den Grad des Vorschreitens jener Russificirung näher zu bestimmen.

Die Abneigung der deutschen Nation gegen die russische ist nicht wenig groß, und ein Russe muß schon erstaunlich viel in die Wagschale werfen, bis ein deutsches Fräulein sich entschließt, ihm die Hand zu geben. Es ist bekannt, daß in den russischen Familien häusliches Glück und Zufriedenheit nicht so heimisch ist wie in den deutschen; schwer entschließt sich daher ein deutscher Vater zur Einwilligung in die Heirath seiner Tochter mit einem Russen. Ein junges Mädchen von Adel muß schon nicht wenig arm seyn, wenn sie einem russischen Officier hohen Ranges ihre Hand reichen soll, und sie zieht1307 fast allemal einen wohlhabenden deutschen Freier einem noch so reichen russischen vor. Auch die deutschen Mütter sehen es nicht gern, wenn ihre Söhne russische Mädchen freien, und halten viel darauf, daß sie unter den Töchtern des Landes wählen. Doch sind die Heirathen zwischen deutschen Männern und russischen Frauen bei weitem häufiger, als die zwischen deutschen Frauen und russischen Männern, vermuthlich weil die Frau sich doch immer mehr ganz und gar in die Hand des Mannes gibt, und der Mann, selbst wenn er arm ist, doch aus andern Gründen immer mehr Herr bleibt.

Demnach kann man im Ganzen annehmen, daß der gewichtigste und wohlhabende Hauptstamm der Deutschen vorläufig noch deutsch bleibt, indem sich wohlhabendes Deutsches immer mit wohlhabenden Deutschen verbindet, und daß im Ganzen mehr oder weniger nur die Auswanderer, die jüngeren Söhne, die ärmsten Töchter vom Stamm abfallen und zu den Russen übergehen. Auch ist zu bemerken, daß diese Art von Russificirung durch Heirathen nur mehr unter dem Adel des Landes stattfindet, während manche Classen der Gesellschaft gar nicht davon berührt werden, z. B. die deutschen Kaufleute in Riga, Reval u. s. w., die deutschen Prediger auf dem Lande.

In diesen Ständen kommen fast gar keine Verheirathungen mit Russen vor, und sie bewahren daher treu das Lutherthum und die deutsche Nationalität. Endlich auch ist noch zu bemerken, daß die Russen selber, sowohl die eigentlichen, ursprünglichen Nationalrussen, als die umgetauften Deutsch-Russen die Ostseeprovinzen gar nicht lieben und daher gewöhnlich ihren Sitz nicht in ihnen aufschlagen. Sie sehen sich hier nicht nur durch die höhere geistige Bildung und Aufklärung der Deutschen überflügelt, sondern sie fühlen sich auch wegen mancher ihnen lächerlichen oder ärgerlichen Eigenheiten des deutschen Charakters hier nicht heimisch. Daher sie diese Provinzen lieber meiden und sich wo möglich in Rußland ansässig machen. Ihre baltischen Güter gehen dann gewöhnlich wieder durch Ankauf oder auf sonstige Weise an ihre deutschen Verwandten über. Die Provinzen stoßen demnach alles russisch gewordene Deutsche mehr aus ihren Gränzen hinaus, als daß sie es sich incorporirten.

Um alle die immer mehr und mehr sich häufenden Collisions - und Berührungsfälle zwischen der lutherischen und griechischen Kirche zu behandeln und die Interessen der letztern zu überwachen, hat die russische Regierung seit einigen Jahren einen eigenen Bischof für die Ostseeprovinzen in Riga installirt und dadurch der ganzen immer wachsenden Gemeinde der baltischen Russen Oberhaupt und Einheit gegeben. Die Installirung dieses Bischofs war für die Deutschen ein Gegenstand nicht geringen Alarms und großer Befürchtungen. Die russische Ostseekirche steht nun der lutherischen organisirt und gereinigt gegenüber. Die Bedrängung des Lutherthums von dieser Seite gibt zu interessanten Parallelen Anlaß mit der Bedrängung von einer andern Seite, mit der versuchten Installirung eines päpstlichen Bischofs für die nordseeischen unter den Protestanten verstreuten Katholiken in Hamburg etc.

Um demnach nur Alles noch einmal zusammenzufassen, so scheint sich als Resultat herauszustellen: Das Lutherthum gewinnt in Rußland nirgends etwas gegen das Griechenthum, auch nicht gegen irgend eine andere christliche oder nichtchristliche Religionspartei. Es verliert bloß gegen das Griechenthum und zwar mehr und immer mehr und auf eine bestimmt und sicher fortschreitende Weise. Doch ersetzt es zum Theil diese Verluste durch deutsche Einwanderer von außen und auf andere Weise, und scheint daher nur langsam seinem Untergange entgegenzugehen, so daß während der Zeit noch oft andere Weltereignisse eintreten können, die es retten.

Holländische Ansichten.

II.

Die Verantwortlichkeit der Minister, von der Regierung im letzten Augenblick zugestanden, hat das Budget für 1840 gesichert. Der bloße Name schon mag als ein großes Opfer von Seite des Königs angesehen werden. Daß aber der Entwurf in seiner ersten Gestalt bereits als eine Bürgschaft für die Sache gewirkt hat, beweist, wie gegründet die früher ausgesprochene Erwartung war, die Generalstaaten würden sich mit einem Minimum von Zugeständnissen begnügen. Der Hauptgrund und gemeinschaftliche Mittelpunkt aller Oppositionen war von Anfang an die Finanzfrage: Aufdeckung der gegenwärtigen Lage, Sparsamkeit und Oeffentlichkeit für die Zukunft. Man sah keinen andern Weg, gegen die persönliche Regierung, die nun einmal gerade hier im Besitz ist, den Proceß einzuleiten, als durch die verlangte formelle Bürgschaft der Gegenzeichnung. Also stellte man die Verantwortlichkeit der Minister mit der Finanzbeschwerde auf eine Linie. Der König hat gewählt und die erstere vorgezogen. Wenn nun dieser Entschluß, bei der bekannten Abneigung und Beharrlichkeit des Monarchen, Vielen unerwartet kam, so ist doch zu bedenken, welcher Unterschied ist zwischen der solidarischen Verantwortlichkeit eines politisch gleichgesinnten Ministerraths, den der König aus der Majorität zweier Häuser zu wählen hätte und der hier gebotenen administrativen Contrasignatur der einzelnen Häupter ministerieller Departemente , von denen jeder nur in seinem Bureau für die Mitwirkung zu den Verordnungen, für die Verletzung und Vernachlässigung der Gesetze haften soll. Der Zusatz in dem jetzt verbesserten Entwurf, daß über Anklagen gegen die Minister der hohe Rath der Niederlande zu entscheiden hat , also der höchste Gerichtshof, nicht ein politischer Körper, läßt jenen Unterschied erst noch deutlicher fühlen.

Wer im Auslande von diesen Anstalten gegen die Minister zum erstenmal reden hörte, der könnte wohl glauben, es handle sich hier davon, einen mächtigen, sehr verhaßten Minister zu verdrängen oder zu fesseln. Weit entfernt. Die Minister sind fast alle persönlich ganz wohl geduldet, und fast jeder hat irgend ein anerkanntes Verdienst; sie fühlen sich auch, so zu sagen, ganz außer dem Spiel. Wenigstens haben sie die heftigen Ausdrücke der Sectionen: man sey zu oft getäuscht worden; man könne Versprechungen nicht mehr trauen Ausdrücke, die bereits zur parlamentarischen Etikette geworden sind, gerade so hingenommen, als kämen dieselben bekanntermaßen nicht ihnen zu. Also nicht der Person der Minister gilt in der Regel die Opposition, sondern ihrem Lebensprincip, nicht ihrer Macht, sondern ihrer Unmacht. Der vorgelegte Entwurf ist freilich an sich ein unschädliches Werk. Allein so ungenügend er auch in der zweiten Gestalt erscheinen mag, so ist die Regierung doch nun einmal auf den Gegenstand eingegangen, und damit hat sie die bevorstehende Verfassungsrevision auf ein breites, noch unübersehbares Feld politischer Discussion übertragen. Denn die Verantwortlichkeit der Minister ist doch die Spitze für alle repräsentativen Fragen, die Probe auf alle constitutionellen Rechenexempel. Wie Frankreich und Schweden beweisen, ist der Grad und die Art der persönlichen Regierung gerade jetzt eine Frage der Tagesordnung in allen constitutionellen Ländern, die nicht etwa, wie die deutschen Bundesstaaten,1308 in dem monarchischen Princip ein Festungswerk haben, das zu Vertheidigung und Angriff einer unendlichen Entwicklung fähig ist. Auf jener eben eröffneten Bahn repräsentativer Fortschritte bildet zwar die administrative Zurechnungsfähigkeit und strafrechtliche Belangbarkeit der einzelnen Bureauchefs (der höchsten Commis , wie sie oft genannt wurden), den ersten freien Anlauf; das natürliche Ziel aber ist die politische Solidarität eines Ministeriums, das, als eine Auswahl erkannter Talente und politischer Charaktere dem König empfohlen, als der jeweilige Ausdruck der Einigung zwischen Krone und Ständen von beiden abhängig, den Majoritäten einen entscheidenden Einfluß auf das Regierungssystem zuerkennt. Zu einer ächten Majorität, zu einem reinen Ausdruck der Landesgesinnung, wenigstens zur folgerechten Wirkung der im Wahlgesetz als souverän erkannten Elemente, wird im Allgemeinen natürlich erfordert, daß die beiden zur Majorität etwa berechtigten oder darum kämpfenden Parteien über die Grundfragen der Verfassung einig, und offenherzig einig seyen (wie Whig und Tory z. B. immer über die Dynastie), daß ferner, gegen unächte Coalitionsmajoritäten, der Krone ein Auflösungsrecht der Wahlkammer und eine neue Berufung an die Nation zustehe; nur mit diesen Waffen ausgerüstet kann das Repräsentativsystem eine Aristokratie des Geistes seyn. Der gemäßigte politische Charakter des Holländers (der jene Einrichtungen in seinem Grundgesetz nicht hat, vielmehr die unauflösbare Wahlkammer je zu 1 / 3 erneuert) wird alle diese Fragen nicht sogleich auf die Spitze treiben. Aber so ungern und mißlaunig die Regierung sich dazu verstanden hat, den ersten Schritt zu thun, so bescheiden und bedächtig die Stände ans Werk gehen, so läßt sich doch nicht verkennen, daß die eben begonnenen Discussionen über die Veränderungen des Grundgesetzes, daß die Abstimmungen der Generalstaaten darüber, zuerst in einfacher, dann verfassungsmäßig in doppelter Zahl, wobei so viele neue Stimmen ertönen werden, selbst unwillkürlich einen politischen Neubau zur Folge haben müssen.

Mit den vierziger Jahren beginnt für Holland ein neuer Zeitraum. Dazu genügen schon fast die jetzt vorliegenden Entwürfe. Selbst der obenbesprochene, könnte er so durchgehen,*)Er ist durchgegangen. Wir verweisen auf die heutige Zeitung. würde doch schon die Minister, dem König gegenüber stärker, gegenüber den Kammern vorsichtiger machen. In dem Personal werden vielleicht gerade am wenigsten Veränderungen vorgehen. Die Minister, die ja, wie gesagt, ihre unentbehrlichen Verdienste haben, werden fast alle in ihren Stellen bleiben oder dieselben wechseln. Nur das Colonialdepartement, das durch den Rücktritt des verdienten Generals van den Bosch am Ende des vorigen Jahres erledigt wurde, und jetzt durch Hrn. Baude verwaltet wird, ebenso das Finanzministerium, in welchem der gar zu unpräsentable Hr. Beelaerts seinen Platz ad interim dem Hrn. van Gennep abgetreten hat, der, wenn einer, die Labyrinthe des Amortisationssyndicats kennt, der aber sehr hoch an Jahren ist nur diese beiden Portefeuilles müssen wieder definitiv vergeben werden. Sodann wird durch die neue Verantwortlichkeit aller Minister das Institut, welches bisher zwischen diesen und dem Cabinet stand, die Staatssecretarie, eingehen. Der jetzige Minister-Staatssecretär Hr. van Doorn, der gewandteste Staatsmann unter allen, der wohl bei jeder Combination wieder in Anschlag kommen muß, wird vielleicht sein früheres Ministerium des Innern von General de Kock zurücknehmen. Krieg und Marine, die unter fürstlicher Leitung nur eines administrativen Verantworters bedürfen, bleiben wahrscheinlich in den Händen der jetzigen Inhaber. Ebenso unzweifelhaft das auswärtige Portefeuille in denen des Hrn. Verstolk. Am schwersten wird es Hrn. van Maanen fallen, in seinem altgewohnten Justizministerium an eine neue Zeit zu glauben; doch wird er es deßhalb nicht verlassen.

Die Wirkungskraft der nun dargebotenen parlamentarischen Waffe wird sich sehr bald an dem Amortisationssyndicat bewähren können, an der täglich erwarteten Erörterung über den neuen Entwurf zu dessen Einziehung. Nur durch das Niederreißen dieses Labyrinths kann es in den Finanzen Tag werden. Denn das ist gewiß: die Finanzen werden über das Schicksal dieses Staats entscheiden. Ist die Regierung in dieser Lebensfrage endlich nachgiebig und offen, so werden alle weiteren politischen Wünsche verstummen; versucht sie es aber nochmals mit anfänglicher Hartschlägigkeit, so wird der ständische Kampf auf allen Punkten zugleich beginnen, und eine verspätete erzwungene Nachgiebigkeit wird ihr dann nicht mehr gedankt werden. Mit der Finanzfrage hängt am innigsten die Colonialfrage zusammen, die Competenz der Generalstaaten darin und die Verpflichtung der Regierung zu regelmäßigen Zuschüssen aus den Colonialcassen, überhaupt die Rechenschaftsablage darüber. Weniger genau wird man es vielleicht nehmen mit den neuen Gesetzen über Armee, Miliz und Schuttery. Aber wenn einmal der Kampf auf der ganzen Linie anheben sollte, wenn einmal die gemäßigtere Opposition der heftigeren weichen müßte, dann würde das ganze Verwaltungssystem angegriffen, das Verhältniß der Religionsparteien angeregt werden, dann würde man auf directe Wahlen dringen und die erste Kammer zur Rechenschaft über ihr Daseyn ziehen. Die augenblickliche günstige Stimmung, welche die zugesagte Verantwortlichkeit der Minister hervorgebracht hat, kann die Regierung durch freiwilliges Nachgeben zu rechter Zeit noch sehr zu ihrem Vortheil benützen. Noch gibt es edlere Beweggründe, die Nation vor heftigen Auftritten zu bewahren, als die bloße Angst vor dem Bankerutt. Aber der Holländer, wenn seine nationale Ehre und sein Bestehen auf dem Spiele stehen, und beide sind in der Finanzfrage gefährdet wenn er getäuscht und gereizt wird, ist einer Energie fähig, einer Aufopferung, die man ihm in ruhigen Tagen nicht zutrauen sollte. Zum Aeußersten ist aber die Regierung gar nicht gerüstet, viel weniger entschlossen. Kaum einer der Minister würde eine buchstäbliche Verletzung des Grundgesetzes auf sich nehmen, und gewaltsame Maaßregeln liegen gar nicht im Charakter des Königs. Der Hof, durch keine absolute Scheidewand von dem großen reichen Mittelstande getrennt, steht viel zu vereinzelt da, weder von einem glänzenden Adel, noch von ausgezeichneten Talenten umgeben, um den Ehrgeiz verführen oder gar befriedigen zu können. Also ist eine reactionäre Hofpartei, wie etwa in Frankreich, hier gar nicht vorhanden; ebenso wenig eine Race von sentimental-violenten Hofmärtyrern, die schon im Normalzustande des Friedens den Emigrantismus athmen. Höchstens gibt es unter den niedern Classen der Residenz, wo auch immer eine Hauptstütze der Statthalter war, einzelne traditionelle Anhänger des Hofes, die man hier Prinzen-Leute nennt; aber auf Zahl und Art ist kein Verlaß. Die Liebe zu dem regierenden Hause ist in Alt-Niederland gebaut auf eine vernünftige, männliche Hochachtung vor den königlichen Nachkommen glorreicher und gemeinschaftlicher republicanischer Vorfahren, sodann auf die Schätzung persönlicher Eigenschaften. Die Liebe zum König persönlich gründet sich auf die dankbare Anerkennung großer, oft freudenloser Anstrengungen während einer 25jährigen Regierung, auf die Erinnerung des Schutzes und der Begünstigung gegen die unruhigen belgischen Mitbrüder bis 1830, und seitdem endlich auf den allgemeinen Glauben an eine kluge und uneigennützige1309 Führung der nationalen Interessen. Diese Stimmung hat sich zwar in den letzten zwei Jahren sehr zum Schlimmen gewendet, bis zu den gemeinsten Verdächtigungen wo fände die Gemeinheit nicht ihren Platz? aber man kann es nicht deutlich genug aussprechen, trotz aller französischen Formen und Erinnerungen, ist hier von keiner revolutionären Propaganda die Rede. Es wäre hier ein vergebliches Bestreben, Namen, die der Stolz des Landes sind, mit denen von ein paar obscuren, nur durch Grobheit bekannt gewordenen Journalisten in eine Urne zu werfen. Männer aus allen Ständen, wie Warin, Tromp, Hinlopen, Zierden der gelehrten Welt wie Luzac, erprobte Vaterlandslandsfreunde, die, wie Schimmelpenninck und van Dam van Isselt, im Jahr 1831 an der Spitze der Freiwilligen und der Landwehr standen, würden auch ohne die Presse über dem Verdacht böser Absichten gegen ihren Staat, über der Beschuldigung einer Winkelconspiration erhaben stehen. Was bliebe auch noch heimlich zu sagen nach Allem, was jene Männer von ihren Sitzen, andere in Tagsblättern und Flugschriften, ja die Geistlichen von ihren Kanzeln laut und öffentlich verkündet haben? Die ungünstige Stimmung soll keineswegs geläugnet werden; sie wird von den Stimmführern nur in gemäßigtem Grade vertreten, gerade von ihnen nur mit Mühe in Schranken gehalten. Sie fing zuerst an bei der unbegreiflichen nutzlosen Verzögerung des Friedens, dann wurde allmählich die Verschleuderung der Finanzen ruchtbar, und endlich mußte das unglückliche Vermählungsproject hinzukommen, um die antikatholischen Grundvesten selbst in den niedern Classen zu erschüttern. Dieß Alles ist wieder gut zu machen. Die Finanzen sind, bei den ungeheuern, noch immer wachsenden Hülfsquellen des Landes nicht hoffnungslos. Nur die verstockte Unordnung ist hoffnungslos. Daher haben die berufenen Staatsmänner Hollands ganz Recht, jetzt eben in den Sectionssitzungen der letzten Maitage die halbdunkeln, sogenannten vertraulichen Aufklärungen über den Zustand des Syndicats der Regierung als ungenügend zu bezeichnen, und die ganze Erörterung des modificirten Aufhebungsentwurfs bis zur versprochenen Offenlegung aller Reichscassen im Herbste zu verschieben. Sie können einstweilen wiederholt mit allem Ernste der Ueberzeugung der Regierung die Worte Pitts vorhalten: The misfortunes of individuals and of kingdoms, that are laid open and examined with true wisdom, are more than half redressed.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Die Blätter sind voll von Klagen über das rasche Zunehmen der Ausgaben der föderalen Regierung ein Ereigniß, das auch im Congreß mannichfach besprochen worden ist. Binnen der letzten fünf Jahre haben sich diese Ausgaben um mehr als 13 Millionen Dollars, nämlich von 24,000,000 auf 37,129,396 Dollars vermehrt. Doch muß man dabei an die immer wachsende Ausdehnung, Bevölkerung und Bedürfnißmasse des Landes denken, so wie an die ungeheuren Ausgaben für den seit 1835 fortdauernden Krieg in Florida. Diese letztere abgerechnet, scheinen alle übrigen Ausgaben durchaus unvermeidlich; und das laute Geschrei der Opposition darüber scheint bloße Parteistimme. Den beiden wegen Verletzung der Neutralitätsgesetze gestraften Bürgern von Maine, Van Rensselaer und William Lyon Mackenzie hat de Präsident den Rest ihrer Strafe erlassen, was besonders unter den Freunden Mackenzie's großen Jubel erregen wird. Die Botschaft des Gouverneurs in Connecticut spricht eifrig zu Gunsten der Gränzansprüche von Maine, fügt jedoch hinzu, daß es jetzt für christliche Völker viel zu spät ist, ihre wirklichen, gegenseitigen Beschwerden, geschweige eine Gränzfrage auf dem Schlachtfeld auszugleichen, und daß zu hoffen steht, die Frage werde durch gegenseitiges Nachgeben, Schadenersatz an Geld oder Entscheidung einer fremden Macht gelöst werden. Nach neuen statistischen Angaben gibt es in unserm Lande jetzt nicht weniger als 1555 Zeitungen und Zeitschriften, nämlich 267 in Neu-England, 274 in New-York, 253 in Pennsylvanien und 164 in Ohio. Ein Reisender, der von Vicksburg (Mississippi) eintrifft, berichtet, daß in jener Gegend von sechs Baumwollenpflanzungen fünf unbebaut liegen eine Angabe, nach der im nächsten Jahr die Baumwolle nicht in altem Ueberfluß vorhanden seyn möchte. Im Congreß hat der ehrenwerthe John Quincy Adams in einer lebhaften Rede auf das Ergreifen besserer Maaßregeln gegen Schmuggeln gedrungen, indem er nachweist, daß ein Drittel der eingeführten wollenen Tücher bei 15 Millionen Dollars für 5 Millionen eingeschmuggelt würden. In Montreal soll der besondere Rath eine Bill über Regulirung der Geldverhältnisse zwischen den obern und untern Provinzen entworfen haben; einstweilen werden obercanadische Wechsel von der Montrealer Bank nicht acceptirt. (M. Chronicle.)

Aufforderung.

Ein Wiener Correspondent der Leipz. Allgem. Zeitung wiederholt in Nr. 156 dieses Blattes eine Behauptung, welche die Redaction der Allg. Zeitung bereits einmal als kecke Lüge bezeichnet hatte, als ob nämlich in einem der letzten Artikel des Verfassers der pia desideria für Ungarn eine den kleinen Hrn. S. in Paris betreffende Stelle von der Redaction interpolirt worden wäre. Nach des Unterzeichneten Begriffen von Ehre wäre es unwürdig, einen solchen Streit vor dem Publicum mit sich widersprechenden Versicherungen fortzusetzen; ich erkläre daher hiemit, daß ich die Behauptung, jene Angabe sey eine lügenhafte, auf mich nehme. Ist der Correspondent in Wien, der das Gegentheil versichert und einige gleich unhaltbare, vielleicht zunächst auf vereitelte persönliche Erwartungen sich stützende Angaben beifügt, nicht ein muthwilliger Verläumder, sondern ein Ehrenmann, der blos durch Uebereilung zu seinen Behauptungen geführt worden, so wird er keinen Anstand nehmen, sich mir persönlich zu nennen, der ich mich erbiete, diese meine Worte auf jede Weise zu vertreten und zu erhärten, worauf denn mein Gegner anonym oder mit seiner Unterschrift erklären mag, was Wahrheit und Selbstachtung ihm gebieten. Thäte er beides nicht, so würde keine Sylbe mehr nöthig seyn über eine Handlungsweise, zu deren Organ und Asyl sich die Leipziger Allg. Zeitung ihm hingegeben.

Augsburg, 10 Junius 1840.

Dr. Gustav Kolb, verantwortl. Redacteur der Allg. Zeitung.

[2279]

Vom Bodensee. Kürzlich hatte ich, als Nichtschweizer, Gelegenheit und das Vergnügen, einem schweizerischen ganz schönen Volksfeste beizuwohnen, welches am 31 Mai d. J. zu Ragatz im Sarganzerlande statt fand, und welches um so anziehender war, als eben dieser größere Ort Ragatz mit seinem halb italienischen Klima in einer der schönsten und interessantesten Gegenden der Schweiz liegt, nämlich vor sich das offene Rheinthal, umgeben mit den alten rhätischen Vesten und Burgen, und unmittelbar hinter sich das schauderhaft schöne Tamina-Thal hat, das, wie bekannt, in einer Entfernung von einer Stunde die berühmte Pfäferser Heilquelle liefert.

Die Veranlassung zu dem genannten Volksfeste, welchem, begünstigt von dem herrlichsten Wetter, mehrere tausend Menschen aus der entferntesten Umgebung zuströmten, war die von der Regierung zu St. Gallen mit seltener Beharrlichkeit und ohne Rücksicht der erforderlichen großen Kosten bewerkstelligte Herausleitung der erwähnten naturwarmen Heilquelle nach Ragatz, und das völlige Gelingen dieses schönen, gemeinnützigen Unternehmens; denn der Wärme-Verlust beträgt ungeachtet der bedeutenden Entfernung kaum zwei Grade, und wird ohne Zweifel durch einige bereits schon angeordnete Verbesserungen noch mehr vermindert werden, so zwar, daß das Wasser in den neu und entsprechend1310 angelegten Bade-Localitäten zu Ragatz noch immer eine Wärme von mehr als 28 Grad beibehalten wird.

Der gedachten Wasserleitung ging die kühne, gleichfalls gelungene Anlage eines Fahrweges durch jenes furchtbare Taminathal voraus, und macht es nun möglich, daß man von Ragatz bis zu den gegenwärtigen Badeort Pfäfers nicht nur höchst bequem und sicher, sondern mit dem ununterbrochenen Anblicke der verschiedenartigsten, romantischen Berg - und Felsen-Partien kömmt; während man früher nur mit großer Mühe und Gefahr auf einem doppelt so langen schmalen Fußsteige dahin gelangen konnte, um am Ende wegen Mangel und Beschränktheit der Bade-Localitäten wieder abgewiesen zu werden.

Nun aber können die einheimischen und fremden Kranken, deren früher auf den durch Jahrhunderte erprobten Platz der Heilung hingetragen werden mußten, dem elben in bequemen Wägen, und mit dem sichern Bewußtseyn entgegeneilen, daß sie zu jeder Zeit und nach ihrem Belieben entweder im offenen schönen Rheinthale, oder in jenen engen, keine Erweiterung gestattenden Bergschluchten der brausenden Tamina die freundlichste Aufnahme finden werden.

Unternehmungen dieser Art, welche so allgemeine, bleibende Wohlthaten zum Zwecke haben, verdienen gewiß auch eine allgemeine Theilnahme und Anerkennung.

K.

[2138-44]

Donau-Dampfschifffahrt.

Da die Schifffahrt auf der obern Donau durch Brücken - und Strom-Correctionen für einige Zeit unterbrochen ist, so müssen die Fahrten der Dampfschiffe zwischen Regensburg und Donauwörth bis auf weitere Ankündigung ausgesetzt werden, und diese einstweilen auf die Strecke zwischen Regensburg und Linz beschränkt bleiben.

Die Schiffe fahren demnach:

von Regensburg nach Linz am 13, 16, 18, 21, 23, 26, 28 Junius, von Linz nach Regensburg am 13, 15, 18, 20, 23, 25, 28, 30 Junius.

Regensburg, den 28 Mai 1840.

Die Verwaltung.

[1936-38]

Bekanntmachung.

Vom k. Kreis - und Stadtgericht Augsburg wird auf den Antrag der Hypothekgläubiger das ehemalige Anwesen des Platzwirthes David Wailamann zum Pferseergäßchen, bestehend aus dem gemauerten zweigädigen Wohnhause nebst angemauertem Anbau, hölzernen Sommerhäuschen, 1 1 / 4 Tagwerk circa Hofraum, Wiesen und Garten, welches zusammen auf 4600 fl. gerichtlich geschätzt wurde, dem öffentlichen Verkauf ausgesetzt und Subhaftationstermin auf Mittwoch den 1 Julius l. J., Vormittags von 9-12 Uhr, anberaumt, wozu zahlungsfähige Kaufslustige eingeladen w rden.

Die Kaufsbedingungen werden beim Subhaftationstermin bekannt gemacht.

Augsburg, am 12 Mai 1840.

Königliches Kreis - und Stadtgericht.

Ltc. Kellerer, Dir.

v. Ritter, Acc.

[2282-83]

Bekanntmachung.

Margaretha Schiener, ledige Bauerstochter von Treinreuth, und der vormalige Bauer Johann Mark von Pichlberg sammt dessen Ehefrau und zwei minderjährigen Kindern wollen nach Nordamerika auswandern, deßhalb werden alle diejenigen, welche an obige Personen Forderungen machen zu können vermeinen, aufgefordert, am Montag den 22 dieß ihre Ansprüche gegen obige Personen um so gewisser dahier anzumelden und nachzuweisen, außerdem das Vermögen obiger Personen ohne Berücksichtigung weiterer Forderungen an solche verabfolgt werden würde.

Eschenbach, den 1 Junius 1840.

Königliches Landgericht.

Pausch.

[2286]

Bekanntmachung.

Vom k. Landgericht Mühldorf die Amortisirung der zu Verlust gegangenen Urkunden über Staats-Passiv-Capitalien des k. Landgerichts Mühldorf.

In der von dem unterfertigten Gerichte erlassenen Edictalladung vom 13 Julius 1839 wurden auf Antrag der k. Stiftungsagentie von Oberbayern die Besitzer der in jener Ladung speciell aufgeführten Urkunden der Stiftungen des hiesigen Amtsbezirkes aufgefordert, selbe binnen sechs Wochen vorzuzeigen und ihre Ansprüche um so gewisser geltend zu machen, als selbe außerdem für kraftlos erklärt werden würden.

Diese Edictalladung wurde durch die Allg. Zeitung, Beil. Nr. 233 S. 1823, 276 u. 307 vom J. 1839; den Allg. Anzeiger Nr. 65, S. 649; das Intelligenzblatt für Oberbayern Nr. 34 u. 42; Burghauser-Mühldorfer Wochenblatt Nr. 22 S. 170, sowohl als durch die k. Staatsschuldentilgungscasse und durch die an der Gerichtstafel des hiesigen Amtes und des k. Kreis - und Stadtgerichts München erfolgte öffentliche Anheftung vorschriftsmäßig bekannt gemacht.

Nachdem nun der Termin abgelaufen ist, ohne daß eine solche Anmeldung erfolgt wäre, so werden diese Urkunden, wie selbe in jenen Ladungen aufgeführt sind, auf Anrufen der k. Stiftungsagentie für Oberbayern in Folge des gesetzten Präjudizes und in Gemäßheit der Allerhöchsten Verordnung vom 10 October 1810 dieses Betreffes §. VI. für kraftlos erklärt.

Mühldorf, den 18 Mai 1840.

Königliches Landgericht.

Dall 'Armi.

[1270-72]

Erb-Vorladung.

Durch das Ableben der Ehefrau des großherzoglich badischen pensionirten Amtschirurgen Lorenz Feldmann dahier, Juliane, geb. Sänger, sind deren sieben Kinder zu Erbschaft berufen. Unter diesen befindet sich ein seit mehreren Jahren unbekannt wo abwesender Sohn Johann Martin Feldmann, welcher hiermit aufgefordert wird, zu der bevorstehenden Erbtheilung innerhalb sechs Monaten entweder in Person oder durch einen gehörig Bevollmächtigten zu erscheinen, widrigenfalls die Erbschaft lediglich denjenigen zugetheilt werden wird, welchen sie zukäme, wenn der Vorgeladene zur Zeit des Erbanfalls gar nicht mehr am Leben gewesen wäre.

Wiesloch, den 4 April 1840.

Großh. badisches Amtsrevisorat.

Silbereißen.

[2306-8]

Edictal-Ladung.

Johannes Bischof, geboren zu Flieden im Kurfürstenthum Hessen am 24 Novem er 1737, erscheint in der bei dem unterfertigten Gerichte verhandelten Verlassenschaft des Georg Bischof, ledig von Werbera, betheiligt.

Derselbe begab sich im angehe den Mannesalter nach Ungarn, und ließ seit jener Zeit nichts von sich hören.

Es ergeht daher an diesen Johannes Bischof oder dessen Leibeserben die Aufforderung, binnen 6 Monaten, von der Veröffentlichung dieses an sich um so gewisser persönlich oder durch gehörig Bevollmächtigte bei dem unterfertigten Erbschaftsgerichte zu melden, als sonst der denselben aus der Verlassenschaft des Georg Bischof von Werberg treffende Antheil denjenigen erb - und eigenthümlich zuerkannt werden wir, welche sich als des letztgenannten nächste Verwandte und Erben ausweisen.

Brückenau, den 21 Mai 1840.

Königlich bayerisches Landgericht Brückenau in Unterfranken.

Fr. Gr. v. Hundt.

Nies.

[2273-75]

Bekanntmachung.

Durch den Tod des bisherigen Kunstgärtners in Kissingen ist diese Function, welche mit einem jährlichen Gehaltsbezuge von 400 fl. rhn. verbunden, dabei aber widerruflicher Natur ist, in Erledigung gekommen.

Kunstgärtner, welche sich um jenen Posten bewerben wollen, werden daher hierdurch aufgefordert, ihre mit legalen Zeugnissen belegten Gesuche längstens binnen 4 Wochen bei der unterzeichneten Behörde einzureichen.

Neustadt a. S, den 3 Junius 1840.

Königl. Bau-Inspection.

Dollhafen.

[2141-42]

Versteigerungs-Anzeige.

Aus Auftrag höherer Behörde wird von der unterzeichneten Verwaltung das Schloßgebäude in Lommiß, Kanton Thurgau, Bezirk Tobel, mit den dabei stehenden zwei doppelten Scheunen und einer Trotte, nebst dem Schloßgut, bestehend in:

a) circa 64 Jauchert Wieswachs, wobei circa 6 Jauchert Torfland;

b) circa 84 Jauchert Ackerfeld;

c) circa 6 Jauchert Reben in Kalthäusern, nebst einem Rebhaus mit Trotte; und

d) circa 62 Jauchert Holz und Boden,

sammthaft auf öffentliche Versteigerung gebracht.

Der Versteigerungsplan kann bei Unterzeichnetem und auch im Schloß Lommiß bei Schaffner Hungerbühler eingesehen werden. Kaufliebhaber sind höflich eingeladen, Montag den 6 Jul. d. J. Nachmittags 1 Uhr in der Behausung des Hrn. Friedensrichter Fröhlich in Lommiß zu erscheinen, zu welcher Zeit und Ort die Gant abgehalten, und auch Tagfahrt für die Nachschlagsgant angesetzt wird.

Fischingen, Kant. Thurgau, 27 Mai 1840.

Klosterverwaltung Fischingen.

Rukstuhl.

1311

[131]

In Commission der Litterar. artist. Anstalt in München erscheint:

Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland.

Herausgegeben von G. Phillips und G. Görres.

Jahrgang 1840, oder V. und VI. Band, jeder à 12 Hefte.

Preis des Jahrgangs 12 fl. rhn. oder 7 Rthlr. 4 gr.

Heft 8, 9, 10 des 5ten Bandes enthält:

VIII. Heft. 1) Der absolute Staat und die Schule. (Zweiter Artikel) 2) Christlich archäologische Forschungen. (Schluß.) 3) Briefe aus der Fremde. (Erster und zweiter Brief.) 4) Irland.

IX. Heft. 5) Der absolute Staat und die Schule. (Zweiter Artikel, Schluß.) 6) Niebuhr und Bunsen als Diplomaten in Rom. (Zweiter Artikel.) 7) Das Leben in Frankreich. Beobachtungen eines Reisenden. (Zweiter Artikel) 8) Briefe aus der Fremde. (Dritter Brief.)

X. Heft. 9) Ueber die Gefahr einer socialen Revolution durch die untern Volksclassen und über deren Stellung in älterer und neuester Zeit. 10) Veritas odium parit. 11) Verona und seine Mildthätigkeit. (Zweiter Artikel.) 12) Hirtenbrief des Erzbischofs von Lemberg. 13) Briefliche Mittheilungen aus dem Großherzogthum Posen. 14) Glosse zu einem Artikel der Allgemeinen Zeitung vom Niederrhein.

[2069-71]

Bei J. J. Weber in Leipzig ist erschienen:

F. W. Eichhoff, Doctor der Philosophie, Mitglied der asiatischen Gesellschaft, Bibliothekar I. M. der Königin der Franzosen.

Vergleichung der Sprachen von Europa und Indien, oder Untersuchung der wichtigsten romanischen, germanischen, slavischen und celtischen Sprachen, durch Vergleichung derselben unter sich und mit der Sanscrit-Sprache, nebst einem Versuch einer allgemeinen Umschreibung der Sprachen.

Aus dem Französischen mit alphabetischen Verzeichnissen der verglichenen lateinischen und griechischen Wörter begleitet und durch einige die deutsche Sprache betreffende etymologische Angaben vermehrt von Dr. J. H. Kaltschmidt.

Hoch-Quart. Preis: 4 Thlr. 12 gr.

[1363-64]

BILDER-CONVERSATIONS-LEXIKON für das deutsche Volk.

Ein Handbuch zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse und zur Unterhaltung.

Vollständig in vier Bänden. Gr. 4.

Erster Band: A-E. 92 Bogen mit 320 Abbildungen und 17 Landkarten. 3 Thlr.

Zweiter Band: F-L. 102 Bogen mit 368 Abbild. und 11 Landkarten. 3 Thlr. 9 gr.

Dritter Band: M-R. 101 Bog. mit 284 Abbild. und 10 Landkarten. 3 Thlr. 9 gr.

Da auch von dem vierten Bande: S-Z, bereits vier Lieferungen (jede zu dem Preise von 6 gr. ) erschienen sind, so kann ich die baldigste Beendigung dieses wahrhaft populären, allen Classen des gesammten deutschen Volks zu empfehlenden Werks versprechen. Es verbreitet sich, in Form und Ausdruck das Strengwissenschaftliche vermeidend, über alle dem gewöhnlichen Leben angehörenden Gegenstände, und bietet neben der Belehrung anziehende Unterhaltung. Die vielen dem Text eingedruckten Abbildungen vergegenwärtigen die interessantesten und lehrreichsten Gegenstände und beleben den Eindruck des Wortes durch bildliche Darstellung. Die sauber in Kupfer gestochenen Karten machen für die Besitzer jeden Atlas überflüssig.

Auf Verlangen werden auch sauber cartonnirte Ex. aller vier Bände geliefert und der Einband wird dafür besonders mit 8 gr. für den Band berechnet.

Leipzig, im März 1840.

F. A. Brockhaus.

[2269-70]

So eben ist in unserm Verlage erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Kurze Geschichte der christlichen Kirche für alle Stände.

Von Heinrich Thiele, V. D. M. gr. 8. 500 Seiten. brosch. 2 fl. 24 kr. od. 1 Thlr. 9 Gr.

Dieses Buch erfuhr sogleich nach Erscheinen ebenso einläßliche als günstige Beurtheilungen.

Die Schweiz. evangel. Kirchenzeitung Nr. 2[1], nennt das Buch ein Volksbuch im edelsten Sinne, gleich anziehend für alle Stände, 'und fügt bei: Seine Klarheit, Gemüthlichkeit und Wärme, seine milde und entschiedene christliche Auffassung und Beurtheilung der wichtigsten Ereignisse und der hervorragendsten Charaktere der Kirchengeschichte sichern ihm eine Stelle in der Bibliothek jeder christlichen Haushaltung.

Die Neue Kirchenzeitung für die reformirte Schweiz Nr. 20 sagt: Griffen große Männer in einer Zeit tief in das kirchliche Leben ein, so findet man ihre Lebensgedanken mit ihren eigenen Worten an sehr gewählter Stelle eingereiht. Dieser Ernst der Methode erfreute uns um so mehr, als wir denselben in ähnlichen Werken vermissen. Der Verfasser läßt äußerst lieblich, so weit das Neue Testament mit der Geschichte reicht, dessen hohe Einfalt walten und braucht dessen eigene Worte, ohne daß diese sehr von den eigenen abstächen. Es wäre also die biblische Einfachheit, ein gewisser epischer Ton, welcher das Ganze durchherrscht. Das Buch wird gewiß unter allen Ständen, Geistlichen, Lehrern, und allem Volk Segen stiften können.

Die Züricherische Schulzeitung Nr. 21 empfiehlt das Werk als Handbuch zum Unterricht für Lehrer, so wie als unterrichtendes Volksbuch, weil es die wahre Aufklärung befördere, den Ideenkreis des Ungelehrten erweitere, viele früher vermißte Kenntnisse in populärer Sprache und ächt evangelischem Geiste unter das Volk bringe, und dadurch zur Erhellung der Dunkelheit beitrage. Endlich hebt dieses Blatt auch noch die äußerst billige Preisbestimmung hervor.

Meyer & Zeller in Zürich.

[2168]

In der Joh. Christ. Hermann'schen Buchhandlung in Frankfurt a. M. ist erschienen und durch alle deutschen Buchhandlungen zu beziehen:

Der heilige Kampf der Reformatoren. Eine Predigt, gehalten am Reformationsfeste den 3 Nov.1312 1839, von J. F. Heddäus, Superintendenten zu Birkenfeld. 8. geheftet. Preis 4 gr.

[2255]

In der Creuzbauer'schen Buchhandlung in Karlsruhe ist so eben erschienen:

Whitelocke, R. H., Handbuch der modernen englischen und deutschen Umgangssprache. Manual of modern English and German Conversation, or University-Dialogues. Geh. 16 gGr. od. 1 fl. 12 kr.

〈…〉〈…〉Der Hr. Verfasser, ein classisch gebildeter Engländer, hat in diesem englisch-deutschen Gesprächbuch ein vortreffliches Hülfsmittel zur Erlernung der feinern englischen Conversationssprache geliefert. Dem Geschäftsmann, wie jedem Gebildeten überhaupt, wird die Kenntniß dieser Sprache mehr und mehr Bedürfniß; die Erlangung dieser Kenntniß aber wird Vielen durch unzweckmäßige Lehrbücher und durch trockene, geisttödtende Methoden sehr oft erschwert und verleidet; diese Erfahrung leitete den Verfasser bei Herausgabe des vorstehenden Werkes. Diese Gespräche, welche fast alle Verhältnisse des gesellschaftlichen und geschäftlichen Lebens berühren, sind in zweckmäßiger Abwechslung aufgestellt, um das Interesse des Schülers stets rege zu erhalten, und ist der Inhalt ganz geeignet, ihn auf eine leichte und angenehme Art mit der Conversationssprache, wie sie in den besten englischen Cirkeln gesprochen wird, vollkommen vertraut zu machen.

Früher sind in der Verlagshandlung erschienen:

Washington Irving's Essays and Sketches. Geh. 16 gGr. oder 1 fl. 12 kr.

Life of Dr. Benjamin Franklin, written by himself; to which are added Essays by the same Author. Mit einem Wörterbuche. Zum Schul - und Privatgebrauch. Geh. 15 gGr. od. 1 fl.

[2260]

Bei F. Kupferberg in Mainz ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Annalen des spanischen Bürgerkrieges, aus dem Spanischen übersetzt von A. Eggenberg. 1ste Lief. 8. geh. 36 kr.

Staudenmaier, Dr. F. A., Encyklopädie der theologischen Wissenschaften als System der gesammten Theologie. Mit Angabe der Litteratur der Theologie. 1ster Band. 61 Bog. Gr. 8. 5 fl. 36 kr.

[2303-4]

In der Schweighauser'schen Buchhandlung in Basel ist so eben erschienen:

Deutsches Lesebuch von Wilhelm Wackernagel. Zweiter Theil: Proben der deutschen Poesie seit dem Jahre 1500. Zweite vermehrte und verbesserte Ausgabe. 58 Bogen Lexikon-Octav. Preis 6 fl. od. 3 Rthlr. 15 gr.

[2211-12]

Stelle-Gesuch.

Ein Schönfärber mit der Tibet und Garnfärberei aufs genaueste vertraut, welcher den ersten Fabriken in diesen Branchen vorstand und dem die besten Zeugnisse zur Seite stehen, sucht ein anderweitiges Unterkommen. Nähere Nachweisung ertheilt die Expedition der Allg. Ztg.

[2328]

Außerordentliche Vorstellung von betriebsamen Flöhen aus London, welche in Augsburg durch 4 Tage, also bis Sonntag den 14 Junius, im Gasthofe zu den drei Mohren von Morgens 10 Uhr bis 7 Uhr Abends zu sehen sind.

Hr. Bertolotto hatte die Ehre, diese Vorstellungen vor den Allerhöchsten Höfen von England, Rußland, Frankreich, Oesterreich, Preußen, Sachsen, Holland etc. etc. zu produciren.

Eintrittspreis 24 kr. Familienbillet für 4 Personen zus. 1 fl.

Ausführliche Programme sind im Gasthofe zu den drei Mohren gratis zu erhalten.

[2288-90]

Verkauf eines Gasthofes erster Classe in Berlin.

Der zu Berlin am Dönhefsplatz und der Ecke der Leipziger - und Jerusalemsstraße in der lebhaftesten und schönsten Gegend der Stadt gelegene, unter der Firma zum goldenen Adler im deutschen Hause bekannte große Gasthof erster Classe soll erbtheilungshalber aus freier Hand verkauft werden.

Derselbe besteht aus vier Etagen, jede Etage mit 23 nach der Straße herausgehenden Doppelfenstern versehen, enthält 75 zur Aufnahme von Fremden mit vollständigem Inventarium versehene Zimmer, Stallung zu 58 Pferden und dazu gehörigen Remisen, zwei Höfe, bedeutende Keller und Wirthschaftsgelaß und große Böden. Außerdem sind vier Hofwohnungen, ein Laden und zwei Keller nach der Straße heraus des bedeutenden Gelasses wegen besonders vermiethet.

Die Gebäude, so wie das Inventarium befinden sich im elegantesten und complet brauchbaren Zustande. Ein bedeutender Theil der Kaufgelder kann auf dem Grundstücke hypothekarisch stehen bleiben. Gebote werden von den jetzigen Besitzern, den Gastwirth Schmidt'schen Erben, im Grundstücke selbst franco bis zum 1 August l. J. angenommen.

[1939-50]

Dampfschifffahrt für den Nieder -

u. Mittelrhein.

Düsseldorfer Gesellschaft.

Dienst zwischen Mainz, Düsseldorf, Rotterdam und London.

Vom 15 dieses Monats an fahren die Boote täglich zwischen Mainz, Düsseldorf, Rotterdam und Zwischenorten in Verbindung mit den jeden Mittwoch und Samstag von und nach Rotterdam abfahrenden Dampfbooten der General-Steam-Navigation-Company in London.

Die Morgens zu Thal von Mainz abfahrenden Boote setzen desselben Abends ihre Reise von Düsseldorf fort, und treffen andern Nachmittags zeitig in Rotterdam ein.

Die Reise zu Berg von Rotterdam nach Mainz geschieht mit Uebernachtung in Emmerich und Koblenz.

An die neuerlich angekündigte bedeutende Herabsetzung des Personentarifs wird ergebenst Bezug genommen.

Alle sonstigen Erleichterungen bleiben vor wie nach bestehen, und können unter andern die Passagiere ihre Reise nach Belieben unterbrechen und wieder aufnehmen.

Nähere Auskunft bei den Agenten.

Düsseldorf, den 12 Mai 1840.

Die Direction.

[2262-67]

BRÜNNLBAD.

Der Eigenthümer dieser, inner den Linien Wiens gelegenen, in neuester Zeit auf das zweckmäßigste und bequemste eingerichteten Badeanstalt empfiehlt seine seit Jahrhunderten durch ihre stärkende Heilkraft rühmlichst bekannten Mineralquellen der ärztlichen Würdigung sowohl als dem hochgeehrten Publicum.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15470 tokens; 5243 types; 109031 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 164. 12. Juni 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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