PRIMS Full-text transcription (HTML)
1393
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 175.
23 Juni 1840.

Brasilien.

Die Kammern sind nun seit einigen Tagen versammelt, jedoch hat sie der Regent nur mit einigen kurzen Worten eröffnet; die eigentliche Thronrede wird am 3 Mai gehalten, wo die ordentliche Sitzung beginnt. Bis dahin bleiben auch die Präsidenten etc. des vorigen Jahres in Function, so daß die Deputirten keine rechte Veranlassung gefunden haben, sich über ihre Stellung zum Ministerium auszusprechen. Das Publicum ist kürzlich zweimal durch Krankheit des Kaisers beunruhigt worden; doch hatte beidemale die Sache glücklicherweise nicht viel zu bedeuten. Die ärztlichen Bulletins sprachen das erstemal von Convulsionen; was denn auf eine beunruhigende Weise an das in der Familie Braganza erbliche Uebel erinnerte, doch scheinen die Besorgnisse unbegründet gewesen zu seyn. Es kam bei dieser Gelegenheit wieder zur Sprache, daß für die körperliche Ausbildung des Kaisers so wenig geschieht, sogar das Reiten wird auffallend vernachlässigt, was gerade bei seinem jetzigen Alter doppelt schädlich ist. (Pr. St. Ztg.)

Spanien.

Ungeachtet die Madrider Post vom 10 Jun. ausgeblieben, hat man doch mit Gewißheit erfahren, daß die beiden Königinnen am 11 von Madrid abgereist sind. Ueberall, wo der königliche Reisezug erschien, ward er mit Ergebenheitsbezeugungen empfangen.

Großbritannien.

Das zweite Verlesen der Canada-Kirchengüterbill im Hause der Gemeinen ist gestern mit 152 gegen 35 Stimmen angenommen worden. Die Hauptgründe, die dagegen erhoben wurden, waren einerseits von Seite der Tories die Anklage der Ungerechtigkeit der Bill gegen die englische Kirche, andrerseits von Seite Hrn. Hume's die Meinung, daß der Bevölkerung Canada's mit einer vom Staate ausgehenden Kircheneinrichtung überhaupt nicht gedient sey, sondern daß für sie, wie für die Nachbarstaaten, das freiwillige System das passendste sey; den Ertrag der Kirchengüter aber solle man ohne Unterschied der Secten, wie Ober-Canada schon lange verlangt, zu Bestreitung der Kosten für Volksunterricht bestimmen. Lord J. Russell und Hr. Labouchere, welche die Bill vertheidigten, beriefen sich dagegen auf den Ausspruch der canadischen Gesetzgebung selbst, und die Meinung Hrn. Hume's nahm Lord John Russell gerade zum Grund, auf die rasche vom Parlament festzustellende Schlichtung dieser Frage zu dringen, ehe die gesetzgebende Versammlung von Canada vielleicht jene Ansicht aufnehmen möchte. Nach Annehmung dieser Bill beschäftigte sich das Haus noch als Ausschuß mit der Kirchensteuerbill und Glassteuerbill. Heute hat, wegen zu geringer Anzahl der Mitglieder (nur 34) bei der Eröffnung, im Unterhause keine Sitzung stattgefunden, und Sir R. Inglis, der heute den Vortrag seiner Kirchenvermehrungsbill beabsichtigte, kam mit einem ungeheuren Stoß Acten und Bittschriften unter dem Arm gerade 3 Minuten nach Schließung des Hauses an. Mißmuthig fuhr er mit all seinen Papieren wieder von dannen. Das Haus der Lords beschäftigte sich heute mit Lord Aberdeens schottischer Kirchenbill, hatte aber bei Abgang der Post noch keinen Beschluß gefaßt.

Ihre Maj. die Königin hat gestern Buckinghampalast verlassen, und sich nach Windsor übergesiedelt. Dieser Umzug gab eine neue Gelegenheit für Darlegung der durch den letzten Mordversuch so lebhaft angefachten enthusiastischen Anhänglichkeit des Volks an seine junge Gebieterin. Das Gedränge der den Zug erwartenden und begrüßenden Personen zu Fuß, zu Pferd und zu Wagen auf Constitutionshill und in Hydepark-corner war fast so groß als am Krönungstage. Der Hof fuhr in vier mit je vier Postpferden bespannten Reisewagen; die Königin selbst in einem offenen Landau mit Prinz Albert und dem von Lissabon zurückgekehrten Prinzen Ernst von Coburg. Auf Constitutionshill schloß sich diesem Zug der Wagen Ihrer Maj. der Königin-Wittwe an. Die herzlichsten Freudenbezeugungen der versammelten Tausende begleiteten die Reisenden eine weite Strecke Wegs, bis ihnen dann bei Kensington, dem Geburts - und jahrelangen Wohnort der Königin, ein neuer Festzug entgegentrat: eine lange Wagenreihe jauchzender und Tücher schwenkender, festlich gekleideter Personen, untermischt mit Musikchören, fand sich an beiden Seiten des Wegs von Kensingtonpalast bis weit jenseits der Mauer von Hollandpark aufgestellt; am Eingang des Palastes stand die versammelte Schuljugend; alle Glocken läuteten, und von dem Glockenthurm wehte eine große Unionsflagge. Aehnliche Festlichkeiten bezeichneten Hammersmith, Neu - und Alt-Brentford, Hounslow, Crawfordbridge, Longford und alle übrigen an der Straße gelegenen Dörfer. In mehreren derselben, so wie in Windsor selbst, wurden der Königin auch Beglückwünschungsadressen überreicht. Bei Windsor erwartete die ganze vornehme Schuljugend von Eton den1394 königlichen Wagen, um ihn in vollem Laufe bis an die Schloßthore zu begleiten, worauf sie noch auf den Rundthurmhügel stiegen, und ein lautes Freudengeschrei erhuben. Die Königin ließ ihnen dagegen verkünden, sie werde um einen Feiertag für sie nachsuchen. Heute hat Ihre Maj., von gleichem Enthusiasmus empfangen, dem Pferderennen auf der Ascot-Haide (Ascot-Heath races) beigewohnt. Auf Beschluß des Geheimeraths wird der Erzbischof von Canterbury eine Gebet - und Dankformel für die Rettung der Königin abfassen, die, von nächstem Sonntag dem bestimmten feierlichen Danksagungstage an, in allen Kirchen von England, Wales und der Stadt Berwick 30 Tage lang abgelesen werden soll.

Hinsichtlich Edw. Oxfords streiten sich die englischen Blätter jetzt, ob er verrückt oder nicht verrückt sey. Ersterer Meinung sind besonders die torystischen Blätter. Gerade diese außerordentliche Sammlung und Gleichgültigkeit in einer so schrecklichen Lage, meint der Herald, scheine für den ungesunden Zustand seiner Intelligenz zu sprechen, und der Spectator hält die ganze Handlung für einen wahnsinnigen Versuch von Fopperei, viel zu keck, als daß ein vernünftiger Mensch darauf kommen könnte. Die Annahme von einem angebornen stillen Wahnsinn scheint allerdings unterstützt zu werden durch den Charakter des Vaters Oxford, über den wir gestern berichtet haben. Frau Oxford hat außerdem noch über ihn ausgesagt, daß schon bei seiner Bewerbung um ihre Hand er sie zum Jawort hauptsächlich durch die Drohung bewogen habe, er werde sie im Fall einer abschläglichen Antwort auf der Stelle ermorden und sich dann selber den Hals abschneiden. Auch habe er ihr später einmal einen Theil des Hinterschädels eingeschlagen, wovon sie noch jetzt eine tiefe Narbe trage. Sie erbot sich diese Narbe den beiden für diesen Monat mit der Aufsicht von New-Gate beauftragten Aldermännern, Sir Peter Laurie und Sir George Carroll, zu zeigen, erweckte aber bei ihnen durch ihr ganzes Betragen statt einer andern Ueberzeugung vielmehr den Verdacht, daß sie, wie ihr Sohn, selber nicht ganz bei Verstande sey. Letzterer brach, als ihn die Aldermänner fragten, ob beide Pistolen geladen gewesen wären, in ein lautes Gelächter aus, und behauptete, sie wären beide nicht geladen gewesen. Früher, auf dem Stationshause und vor dem Geheimenrathe, hat er jedoch das Gegentheil behauptet. Frau Oxford hat erklärt, daß ihr gewöhnlicher Arzt, so wie mehrere andere Zeugen sich bereitwillig gezeigt hätten zu erklären, ihr Sohn sey Anfällen von Wahnsinn unterworfen und diese Krankheit eine erbliche. So gern sie aber auch auf der einen Seite Zweifel an dem gesunden Verstand ihres Sohnes erwecken möchte, kann sie es auf der andern doch nicht lassen auch von den großen Geistesfähigkeiten desselben mit Bewunderung zu reden; sie hat erzählt, daß er auf der Schule von Lambeth eine ausgezeichnete Erziehung empfing, und von Jugend auf immer eifrig über den Büchern saß. Ein Buch, das er vor kurzem las, war Coopers Bravo. Hr. Humphreys soll auf eine Aeußerung des Verhafteten, daß er keines gerichtlichen Beistandes bedürfe, die Vertheidigung desselben wieder abgelehnt haben. Wenn alle solche Züge nur von ein paar torystischen Blättern als Beweise für den angegriffenen Verstand des Verhafteten aufgezählt werden, so unterlassen dagegen andere Blätter nicht, die Züge, die auf eine weiter verzweigte Verschwörung hindeuten, zu sammeln. Nach einem im M. Chronicle mitgetheilten Gerücht soll Oxford vor dem Geheimen Rath geäußert haben, daß wenn er die auf geheimen Gesellschaftslisten verzeichneten Personen bei ihren wirklichen Namen nennen wollte, er dadurch alle versammelten Herren in große Verwunderung setzen würde: und das M. Chronicle und der Courier erzählen übereinstimmend, daß der Verhaftete bei der ersten Zusammenkunft mit seiner Mutter ausrief, es sind andere darein verwickelt. Beachtenswerth ist auch folgende, vom Courier mitgetheilte Geschichte. Ein Gentleman, der am Tage des Derby-Rennens mit der Stagecoach nach Epsom ging, war sehr verwundert, als er einen jungen Mann neben ihm von der Wahrscheinlichkeit eines Todes der Königin reden hörte. Und was würden die Folgen davon seyn? fragte er den Sprechenden. O, sagte dieser, dann würde der alte Ernst herüber kommen und es würde für Leute wie unsereiner treffliche Arbeit geben. Man hat den Gentleman nach Newgate geführt, ob er vielleicht jenen jungen Mann in dem Verhafteten wieder erkenne.

Das New-Yorker Paketboot, Poland, ist am 16 d. auf seiner Fahrt nach Havre vom Blitz getroffen worden, und sammt aller Ladung zu Grunde gegangen; die Personen, 77 zusammen, jedoch retteten sich sämmtlich auf den ausgesetzten Booten und wurden nach zwei Tagen von dem Liverpooler Schiff Clifton glücklich aufgenommen.

Es ist seit meinem Letzten nichts weiter ans Licht gekommen, welches über den Mordversuch des jungen Oxford auf die Königin mehr Licht verbreitet hätte. Man hat noch immer keine Kugeln gefunden, und es gibt jetzt der Leute viele, welche mit mir die Vermuthung theilen, daß die Pistolen blind geladen waren, obgleich man den Büchsenmacher entdeckt haben will, bei dem er ein Duzend Kugeln gekauft haben soll, und man auch in seiner Wohnung eine Kugelform gefunden hat. Die Regierung jedoch scheint ernsthaft an die Absicht des Burschen zu glauben, die Königin zu tödten, nicht nur weil sie Anstalten trifft den Thäter vor Gericht zu bringen (das müßte sie auf jeden Fall), sondern indem Lord Melbourne sich ohne Schwierigkeit dazu verstand, ein öffentliches Dankgebet anzuordnen, und dieses auch bereits vom Erzbischof von Canterbury abgefaßt seyn soll. Die Mutter des jungen Menschen behauptet und versichert es beweisen zu können, daß er öfters Anfälle gehabt, welche an Wahnsinn gränzten; sie soll sich aber auf der andern Seite beklagen, daß man ihr keine Zusammenkunft mit ihrem Sohne unter vier Augen gestatten wolle, indem sie nicht zweifelte, die Namen seiner Verführer aus ihm heraus zu locken. Es heißt jetzt mit ziemlicher Bestimmtheit, Oxford werde, wie ein gewöhnlicher Mörder vor das Assisengericht gebracht werden, welches gestern seine monatliche Sitzung angefangen hat. Die Nation zeigt übrigens, daß sie es recht gut fühlt, wie wichtig für sie das Leben der Königin ist: allenthalben hält man Versammlungen zur Annahme von Glückwünschungsadressen, wobei Tories wie Whigs ohne Unterschied sich beeifern, ihre Treue und Liebe an den Tag zu legen. Inzwischen hat die Königin nicht im geringsten aufgehört, sich im Publicum zu zeigen. Letzten Sonnabend brachte sie sogar drei Stunden in dem botanischen Garten zu Chiswick zu, wo der Gartenbauverein seine jährliche Blumen - und Obstschau feierte. Sie sah ungemein frisch und munter aus; und Alles läßt hoffen, daß die Hoffnung der Nation zur rechten Zeit in Erfüllung gehen werde. Gestern ist das hohe Paar nach Windsor abgereist. Da von dem Befinden der Königin die Rede ist, fällt mir bei, den im englischen sehr gewöhnlichen Ausdruck Mounthly nurse in deutschen Blättern durch monatliche Amme übersetzt gesehen zu haben, was den dortigen Lesern unverständlich seyn muß. Es bedeutet eine Wochenbett-Wärterin, eine Person, deren in den Englischen Städten kaum die ärmste Handwerksfrau entbehren mag. Es gibt demnach eine Menge Weiber, welche sich dem Geschäfte widmen, und weil man sie gewöhnlich für die Dauer eines Monats miethet, monatliche Wärterinnen genannt werden. Sie empfangen für1395 diese Zeit, je nach dem Stand und Vermögen der sie miethenden und ihren eigenen Ansprüchen von einer bis zwanzig Guineen, und wohl noch mehr. Zwischen Lord John Russell und Lord Stanley ist es gestern Abends, wie Sie wissen, zu einem Vergleich gekommen, des Inhalts, daß dem letztern ohne weitere Chikanen verstattet werden soll, seine Bill nächsten Freitag in den so oft verschobenen Ausschuß zu bringen, wogegen er von seiner Seite dem Vorschlage zum zweiten Verlesen der canadaischen Kirchengut-Bill kein Hinderniß in den Weg zu legen versprach. Auch gelang es Lord John, die Bewilligung des Vorschlages selbst zu erlangen, indem nicht mehr als 35 von den Ultra-Tories gegen den Grundsatz der Bill stimmten. Indessen sprachen so viele einflußreiche Mitglieder der Opposition so entschieden gegen die Vertheilung des Ertrages jener Ländereien an andere Gemeinden als an die von der englischen und schottischen Kirche, daß zu befürchten steht, daß, wenn auch der Regierungsplan in seinem ganzen Umfang im Unterhause durchgehen sollte, das Oberhaus ihn verstümmeln wird. Hat aber der Statthalter Thompson richtig gesehen (und alle meine Privatnachrichten lassen mich glauben, daß er beinahe zu günstige Hoffnung gefaßt hat, der von ihm angegebene Plan werde den Streit für immer beilegen), so müßte dieß zu neuen Aufständen in den Provinzen führen. Hr. Thompson warnt, wenn die Bill nicht durchginge, würden gewiß in beinahe allen Wahlbezirken alle andern Rücksichten nur solche Männer gewählt werden, welche in Bezug auf die geistlichen Güter aufs Aeußerste zu gehen versprächen, und die Opposition würde überwältigend werden. Ich zweifle gar nicht, daß alle denkenden Tories von der Triftigkeit dieser Warnung überzeugt sind; unglücklicherweise aber sind extreme kirchliche Ansichten bei ihrer Partei an der Tagesordnung, und sie müssen fürchten, daß wenn sie einmal anerkannt haben, daß man bei der Aufrechthaltung der Staatskirche irgendwo politische Rücksichten ins Auge fassen dürfe oder selbst müsse, sie auch für England und Irland nicht bei dem beliebten fiat justitia, ruat coelum werden stehen bleiben können.

Frankreich.

Ueber die Discussion über Algier in der Sitzung der Pairskammer vom 16 Jun. sagt das Journal des Débats, sie sey lebhafter und interessanter gewesen, als am Tage vorher. Eine große Anzahl Redner wurden gehört: die HH. Merilhou, Graf d'Harcourt, Marquis de Laplace, Graf Molé nahmen nach einander das Wort. Hr. Merilhou gab interessante Bemerkungen über die gegenwärtige und künftige Lage unsrer Colonie in Afrika, über die glänzenden Aussichten, die Frankreich mit Recht auf dieses Land, das es nicht mehr verlassen wird, gründen kann. Wenn wir sagen, daß Graf v. Harcourt eine sehr geistreiche Rede gehalten, welche die Aufmerksamkeit der Kammer besonders fesselte, sagen wir Niemand etwas Neues. Wenn er auch nicht zu der kleinen Zahl gehört, die in der Kammer der Colonie feindlich sind, hat er doch fast Alles, was seit zehn Jahren in Afrika geschehen, ohne Schonung getadelt, keinen Plan der Besetzung des Landes, die bisher ergriffen worden ist, hat er gebilligt. Freilich kann man über solche Fragen leicht tadelnd sprechen, doch schwer ist es einen Rath zu geben. Auch hat das Hr. v. Harcourt nicht gethan; denn das heißt doch nicht rathen, wenn man sagt, was alle Welt schon weiß, daß das größte Uebel unsrer Besitzung in Afrika der Mangel an Sicherheit ist. Der General de Sparre allein von allen Rednern hat einiges Mißtrauen über die Zukunft der Colonie blicken lassen. Der Marquis de Laplace verband mit unbestreitbar richtigen und scharfsinnigen Ansichten über unsre gegenwärtige Lage in Afrika und die Ursachen, die unsre letzten Unglücksfälle herbeigeführt haben, auch einige Anklagen gegen die Verwaltung vom 6 Sept. und 15 April, die nur wenig begründet waren. Dem Cabinet vom 6 Sept. warf er vor, durch seine Unentschlossenheit die erste Expedition nach Constantine compromittirt, dem vom 15 April, den Vertrag an der Tafna unterzeichnet zu haben. Hr. v. Molé wies diesen doppelten Vorwurf siegreich im Namen jener beiden Ministerien, deren Chef er war, zurück. Er hat die Expedition von Constantine weder angeordnet noch verboten, sondern nur ermächtigt; er hat sich in den Gränzen seines constitutionellen Rechts, seiner Pflichten, seiner natürlichen Verantwortlichkeit gehalten. Indem es den Vertrag der Tafna unterzeichnete, war das Cabinet vom 15 April weder unvorsichtig, noch betrogen; es wich nur der Nothwendigkeit, der Regentschaft Frieden zu geben und Abd-El-Kader zu entwaffnen, um den Erfolg einer zweiten Expedition nach Constantine zu sichern. Doch hat es sich nie eingebildet, daß der Emir aufrichtig sey, oder der Friede dauern werde, der nach seinen Grundlagen nur ein Waffenstillstand seyn konnte und sollte. Am Schluß erklärte noch Hr. v. Molé, daß das Cabinet vom 15 April aufmerksam die Plane Abd-El-Kaders verfolgte, und eine Expedition beschlossen hatte, um die wachsende Macht des Emirs zu hemmen. Der Rücktritt des Cabinets hat diesen Plan nicht zur Ausführung kommen lassen. Die Kammer stimmte für den Credit mit einer Mehrheit von 96 Stimmen gegen 4.

〈…〉〈…〉In der Sitzung der Deputirtenkammer am 15 Jun. ward das Scrutin über die Errichtung einer Dampfschifffahrt zwischen Frankreich und Amerika vorgenommen. Die Kammer nahm den Entwurf mit 212 weißen gegen 23 schwarze Kugeln an. Hierauf folgte der Entwurf zu dem Credit zur Feier der Juliusfeste. Die Kammer nahm ihn ohne Erörterung mit 207 weißen gegen 25 schwarze Kugeln an. Sodann beschäftigte sich die Kammer mit dem Entwurf, die in Frankreich wohnenden Flüchtlinge betreffend. Hr. Dugabé klagt über die willkürlichen Maaßregeln, denen diese Flüchtlinge unterworfen seyen. Der Minister des Innern erinnert an den Zustand der Gesetzgebung über die Flüchtlinge, wodurch die Regierung ermächtigt sey, ihren Aufenthalt in Frankreich zu gestatten, oder sie auszuweisen. Von dieser Gesetzgebung sey kein Mißbrauch gemacht worden. Die Zahl der Fremden, denen man eine Freistätte und Schutz gegeben, sey 18 bis 20,000; diejenigen, die Unterstützungen erhalten, belaufen sich gegenwärtig auf 9000, und sie seyen nie unter 6000 gewesen. Frankreich habe beinahe 30 Millionen auf diese großmüthige Gastfreundschaft verwendet. Was die Spanier betreffe, so sey der Regierung durch das Völkerrecht und in Betracht der von ihnen gehegten Verschwörungen an der französischen Gränze die Pflicht aufgelegt, sie von dort zu entfernen. Der Präsident verlas nach einigen Einwürfen von Seite der HH. Dugabé und Larcy den Gesetzesentwurf, lautend: Die Gesetze vom 21 April 1832, 1 März 1834 und 24 Jul. 1839, geflüchtete Fremde betreffend, sind bis zu Ende des Jahrs 1841 prorogirt. Der Entwurf ward mit 224 weißen gegen 18 schwarze Kugeln angenommen. Die Tagesordnung kam nun an Erörterung eines Credits für Errichtung 1) eines Lehrstuhls für die slavische Sprache bei dem Collège de France, 2) zweier Facultäten, einer der Medicin, und einer der Wissenschaften zu Rennes. Der Minister des öffentlichen Unterrichts erklärt, daß er die Errichtung der Facultät der Medicin verschieben wolle. Hr. Auguis sieht nicht ein, welchen Nutzen ein Lehrstuhl der slavischen Sprache gewähren könne. Der Minister des öffentlichen Unterrichts: Die slavische Sprache ist eine Muttersprache, welche die Grundlage für mehrere andere Sprachen1396 bildet. Die Gründung des Collège de France hat den Zweck, neue Lehrstühle für jeden Unterricht zu eröffnen, welcher wissenschaftlichen Bedürfnissen entspricht. Das russische Reich ist slavisch; Oestreich hat 15 Millionen slavische Unterthanen, Preußen 3 Mill., die Türkei 2 Millionen. Gegen 70 Millionen sprechen die verschiedenen Verzweigungen dieser Sprache. Wenn man auch nur ihre politische Wichtigkeit erwägt, so läßt sich der Nutzen des Studiums derselben nicht bezweifeln. Man ruft zur Abstimmung und der Entwurf ward mit 198 weißen gegen 41 schwarze Kugeln angenommen. Die Kammer erörterte dann einen Beschluß in Betreff eines Ankaufs für das Palais Bourbon, wo die Kammer und ihr Präsident ihren Sitz haben sollen. Der Herzog von Aumale ist nämlich Besitzer eines vorbehaltenen Theils dieses Palastes. Der Vormundschaftsrath des Prinzen hat zur Veräußerung dieses Theils ermächtigt, und die Kammer würde sich dann willkürlichen Forderungen der neuen Käufer ausgesetzt sehen. Hr. Duprat sprach gegen den Ankauf. Hr. Thiers: Der größte Theil des Palais Bourbon ist nicht vermiethbar. Es wird ohne Zweifel der Industrie der Bauten unterworfen werden. Der Würde der Nationalpräsentation wäre es nicht angemessen eine solche Verwirrung neben ihrem Palaste eintreten zu lassen. Das Cabinet überläßt aber die Erwägung der Nothwendigkeit und der Schicklichkeit ganz der Kammer. Bei der Abstimmung ward der Entwurf des Beschlusses angenommen. Die Kammer ging endlich zur Erörterung des Einnahmen-Budgets von 1841 über. Bevor diese noch beginnt, trägt Hr. l'Herbette darauf an, die Zusammenberufung der Kammer früher vorzunehmen. Die Berathungszeit würde dadurch länger werden, und nicht so viele Gesetzesentwürfe unerörtert liegen bleiben. (Abgang der Post.)

Hr. Edmund Köchlin hat zu dem Denkmale, das man auf der Insel Napoleon bei Mühlhausen dem Kaiser Napoleon als Begründer des Canals zwischen Rhone und Rhein errichten will, dem Industriel alsacien 200 Fr. in seinem Namen und 100 Fr. im Namen seines Sohnes Napoleon überschickt, mit einem Billet, worin er sagt, daß die Dankbarkeit dem Elsaß die Pflicht auferlege, dem Gedächtniß des Mannes ein Denkmal zu errichten, der durch diesen Canal dem Elsaß neue Quellen des Glücks und der Wohlfahrt eröffnet habe.

Die Tagespresse hat fast einstimmig anerkannt, daß die Regierung nach den Launen und Leidenschaften der Deputirtenkammer hin und her schwankt. Man macht dem Ministerium ein Verbrechen daraus, ohne zu bedenken, daß es die nothwendige Folge der von der Coalition geschaffenen neuen Politik ist. Diese große und merkwürdige Intrigue hat der Kammer das ganze Geheimniß der Stärke offenbart, und so ist es ganz natürlich, daß sie es benutzt, die Macht an sich zu reißen und Minister zu wählen, welche nach ihrem Willen sich lenken lassen. Unglücklicherweise ist diese Versammlung, mit Ausnahme von etwa zwanzig Mitgliedern, aus unwissenden, leidenschaftlichen und für öffentliche Geschäfte unfähigen Männern zusammengesetzt; dazu kommt noch Eitelkeit, beschränkte Ansichten, ein kleinlicher, neidischer Sinn, der den Spießbürgern stets eigen, endlich die Sucht zu regieren und Verordnungen zu machen, wie bei allen kleinen Geistern. Wenn eine solche Versammlung die Leitung der Geschäfte erhält, dann ist die Stellung der Minister sehr schwierig, sie können nur als Sklaven oder als Höflinge handeln, die ihre Herren täuschen, indem sie ihnen schmeicheln, und sie zuweilen in Schrecken setzen. Wenige Staatsmänner wären fähig, eine so wenig stolze Stellung anzunehmen. Nur Hrn. Thiers ist es möglich. Ohne Grundsätze und ohne Würde, hat er keinen Ruf aufs Spiel zu setzen; sein geschmeidiger Geist, sein Rednertalent weiß sich allen Launen, allen Forderungen dieser bizarren Versammlung zu fügen. Er unterhält sie, schmeichelt ihr, stößt sie nie geradezu vor den Kopf, flößt ihr weder Haß, noch Furcht ein, und wenn er zuweilen den Schein annimmt, als gebe er ihr nach, so erhält er doch am Ende durch seine Geschicklichkeit und sein Geschwätz Alles, was er will. Es sollte mich nicht wundern, wenn die Kammer, ihrer eigenen Unmacht überdrüssig, ihm eines Tags alle Macht zurückgäbe, und ihm die Sorge der Leitung der Geschäfte gänzlich überließe. So würde er auf einem Wege, der ihn am weitesten davon zu entfernen schien, doch zur Dictatur gelangen. Welchen Gebrauch Hr. Thiers von einer solchen Gewalt machen würde, weiß ich nicht, aber besser wäre es immer, als dieses negative Gouvernement, das man das parlamentarische getauft hat. Die Deputirtenkammer verfährt mit Hrn. Thiers nach Art jener Fürsten der frühern Zeit, die ihren Günstlingen alle Macht ließen, wenn sie nur das Talent besaßen, sie zu unterhalten und sich in alle ihre Launen zu fügen. So ist denn Hr. Thiers in Wahrheit vorzugsweise der Mann der Umstände, der einzige Minister, der für diese Kammer paßt. Alles, was einem andern Staatsmann die Achtung nehmen und Haß bereiten würde, dient ihm als Stufe für seinen Ehrgeiz. Sein vertraulicher Ton, sein schmiegsamer und leichter Charakter, sein Wohlwollen gegen alle Welt, seine Nachsicht gegen menschliche Schwächen, seine laxe Moral, seine Affectation über nichts feste Grundsätze zu haben, sein Cynismus, sind der allmächtigen Kammer gegenüber eben so viele Momente, ihm einen glücklichen Erfolg zu sichern. Und für Hrn. Thiers ist der Erfolg Alles zu welchem Preis, mit welchen Mitteln das kümmert ihn nicht.

Gestern hat die Kammer das Ausgabebudget beendigt. Dasselbe gab am Schlusse Anlaß zu einer langwierigen Debatte über ein Amendement des Hrn. Tascherau, das dahin zielte, die Liste derjenigen Litteraten zu veröffentlichen, die von dem Minister des öffentlichen Unterrichts oder vom Minister des Innern Unterstützungen aus den hiezu bestimmten Fonds erhalten. Aus der Debatte erhellte, daß diese Unterstützungen großentheils in die Taschen solcher Leute fließen, die keinen Anspruch darauf haben, und daß nur die Gunst hier die Entscheidungsnorm abgibt. Der Deputirte Jouffroy sah sich genöthigt, über sich selbst ein Geständniß in diesem Sinne abzulegen. Mehrere Redner forderten nach und nach bald die Oeffentlichkeit bloß für die Zukunft, bald auch für die Vergangenheit; am Ende verwarf die Kammer den ganzen Vorschlag, so daß der Mißbrauch seine Fortdauer behält. Nach der Ansicht der Deputirten gehen mit dieser Woche ihre Arbeiten zu Ende. Die Prüfung des Einnahmebudgets bedarf nur ein paar Stunden Zeit, weil nichts Neues darin vorkommt, denn Hr. Tesnières hat, auf den Rath verschiedener Minister, sein bekanntes Amendement zurückgezogen, welches das Cabinet ermächtigen sollte, in der Zwischenzeit der Kammersessionen die Eingangsgebühren auf ausländische Naturproducte herabzusetzen, während bisher, nach einem Gesetz von 1814, dem Cabinet in dieser Zwischenzeit nur die Befugniß der Erhöhung dieser Eingangsgebühren zustand. Die Minister fürchten, diejenigen Mitglieder der Pairskammer, welche große Viehzucht besitzen, würden sich diesem Vorschlag widersetzen, der unter andern, wie ich bereits bemerkte, eine Erleichterung der Einfuhr des ausländischen Viehes nach sich gezogen haben würde. Die müde Deputirtenkammer ist in dieses System der Furcht eingegangen, und so verschwindet denn vor der nächsten Session die Hoffnung von Handelstractaten mit England, Holland und Deutschland, deren nothwendige Bedingung die Herabsetzung der Eingangsgebühren auf ausländische Producte ist.

1397

Der Name Spontini's hat gestern im Gerichtssaale und in der großen Oper und an beiden Orten in gewaltiger Dissonanz widerhallt. Die Dissonanz im Gerichtssaale war nicht die ärgste, und es dünkt uns Pflicht sogleich beizufügen, daß sie nirgendwie dem Tondichter der Vestalin beigemessen werden darf. Vor einiger Zeit verbreitete sich das Gerücht, daß die große Oper die Vorstellungen von Fernand Cortez wieder aufgreifen wolle. Zugleich aber fügte man bei, daß sie es nur thue, um den ihr vom Ministerium auferlegten Bedingungen nachzukommen, das heißt die Opern des alten Repertoriums, wozu auch Spontini's Werk gehört, aufzuführen, im Uebrigen aber der Wiederaufnahme keine Aufmerksamkeit widmen werde. Die Behauptung an sich mußte wenig glaublich scheinen, denn welche bessere Bürgschaft des Gelingens konnte die neue Verwaltung der Oper wünschen, als die sorgfältige Darstellung eines der Meisterstücke der neuern Composition? Wir erinnern uns, Fernand Cortez im Jahr 1827 auf dem großherzoglichen Theater in Darmstadt gesehen zu haben, wo er mit allem Pomp und Meisterhaftigkeit aufgeführt wurde, die jene Bühne in frühern Jahren auszeichneten. Die große Oper in Paris hätte nicht Raum genug für das Publicum, könnte sie jener Vorstellung nur von ferne gleichkommen. War Spontini mit seiner Aufnahme von Seite der Oper, bei seinem letzten Hierseyn überhaupt nicht zufrieden, wozu er, wie man behauptet, mehrfache Ursache gehabt, oder aber hatten ihm die Mangelhaftigkeit der an diesem Theater angestellten Sänger und Sängerinnen, die Unzulänglichkeit der Chöre Besorgnisse in Betreff einer Wiederaufnahme seiner Werke eingeflößt? Gewiß ist, daß er auf das öffentliche Gerücht hin sogleich gegen die Darstellung von Fernand Cortez protestirte, und seine Verwahrung der Direction der Oper förmlich zustellen ließ. Er verlangte darin, daß die Darstellung nicht ohne seine Einwilligung statt habe, und daß ihm die Befugniß bleiben müsse, die Proben zu leiten, die Rollen zu vertheilen, beliebte Abänderungen und überhaupt solche Maaßregeln zu treffen, die er für das Gelingen seines Werkes und die Sicherung seines alten Ruhmes zweckmäßig erachte. Als daher die große Oper die Vorstellung des Spontini'schen Cortez auf gestern ankündigte, ließ der Sachwalter des Componisten die Direction vor das Handelsgericht laden, und dieses erkannte den klägerischen Anträgen gemäß zu Recht, daß die Oper sich der Vorstellung zu enthalten, widrigenfalls aber dem Kläger für jede Darstellung 6000 Franken Entschädigung zu zahlen habe. Wiewohl dieses Erkenntniß noch gestern vor Beginn der Vorstellung der Operndirection zugestellt ward, so hat diese dennoch, sich auf eingelegte Berufung an den höhern Richter stützend, auf ihrem Vorhaben beharrt, und wir haben also Fernand Cortez aufführen sehen. Großer Gott, welche Entheiligung! Ich weiß nicht, was der Appellhof über die Klage entscheiden wird, sicher aber ist es, wenn Apollo und die Musen zu Gericht säßen, sie der Oper dieselbe Strafe auferlegen würden, die der erzürnte Gott über den Flötenspieler Marsyas verhängte, nur mit größerm Rechte und nicht aus göttlicher Leidenschaft. Alles, was die Spontini'sche Composition in so hohem Maaße auszeichnet, die Energie seiner Weisen und der Instrumentalbegleitung, die kraftvolle Eingreifung der Chöre deren erstes Erforderniß Genauigkeit und Richtigkeit der Töne und des Ausdrucks ist, wurde mit jammervoller Nachlässigkeit oder, besser gesagt, mit einer Ohnmacht dargestellt, die man in jedem andern Theater als der großen Oper zu Paris mit strafendem Zischen aufgenommen hätte. Sollte Spontini in letzter Instanz vor dem Gesetzesrichter seinen Proceß auch verlieren, vor der öffentlichen Meinung hat er ihn gestern Abend in feierlicher Sitzung gewonnen: die Schwäche seines Gegners war für ihn das beste Argument.

Deutschland.

Diesen Morgen 3 Uhr ist S. k. H. der Kronprinz von seiner Burg Hohenschwangau hier angekommen; wie verlautet, werden Se. k. Hoh., vielleicht schon in den nächsten Tagen, sich nach Aschaffenburg begeben. Aus letzterer Stadt sind heute wieder die erfreulichsten Nachrichten über das Befinden Ihrer Majestäten hier eingetroffen.

Das Fronleichnamsfest hatte eine ungewöhnlich zahlreiche Menge von Fremden aus nah und fern, aus Franken, ja selbst aus den benachbarten Theilen Thüringens, nach Bamberg herbeigezogen, welche theils die Feier wirklich mitmachen, theils nur das Gepränge der Procession und die alte bischöfliche Stadt in ihren eigensten schönsten Farben schauen wollten. Schon Tags zuvor waren die Gasthöfe überfüllt, und die Straßen wogten von Fremden und Einheimischen. Die alterthümliche Stadt hatte sich auf das freundlichste geschmückt; die meisten Häuser prangten von reichen Decken, von Kränzen und grünen Guirlanden, von Blumen und Strauchwerk, von Gemälden und anderm Zierrath; einige hatten sich von der Grundsohle bis zur Giebelspitze hinauf geziert. Es war eine Freude über die Straßen zu gehen und diesen festlichen Schmuck, diese guten Bauersleute in ihrer feiertäglichen Landtracht, die Fremden und das ganze Gewoge zu sehen. So erscheint das liebe Bamberg in seiner schönsten Beleuchtung. Leider trat am Morgen des Festtags Regenwetter ein und der Festumzug mußte sich auf die Räume des erhabenen Doms beschränken. Gegen Mittag erst klärte sich der Himmel wieder auf. Die Freude lebte nun auch laut auf. Im Theresienhain gaben die Zöglinge des Schullehrerseminars ein Concert zum Besten der Taubstummenanstalt. Schon am Abend vorher hatten viele Fremde Gelegenheit, die ausgezeichnete musikalische Ausbildung der Seminaristen anzuerkennen, indem sie auf der berühmten Altenburg, welche bekanntlich eine der schönsten Aussichten Deutschlands über die Thäler der Regnitz und des Mains darbietet, durch die Ausführung einiger sehr werthvollen Tonstücke seitens dieser Seminaristen überrascht wurden. Herrlich erklangen die Töne von der Höhe über die Stadt und die Thäler hinab.

Gestern kam in aller Eil 'und unerwartet unsere regierende Frau Herzogin hier an, indem Hochdieselbe zu Coburg durch einen Courier benachrichtigt worden war, daß die Kaiserin von Rußland hier auf der Durchreise sie zu sehen hoffe. Nach 3 Uhr Nachmittags trafen die hohen Damen im Gasthause zum Mohren, wo zugleich die Post befindlich ist, zusammen, und verweilten daselbst ungefähr eine halbe Stunde, worauf die Kaiserin mit der Großfürstin Olga den offenen Landauer der Frau Herzogin bestieg und, von letzterer begleitet, die Reise nach Eisenach fortsetzte. Hier, wohin der Großherzog von Weimar vorausgeeilt war, um die hohen Gäste zu empfangen, blieben dieselben über Nacht, und erst heute Mittag wird unsere Frau Herzogin zurück erwartet. Die Kaiserin kam mit der Großfürstin Olga in Einem Wagen hier an, dem sodann der Fürst Wolchonsky und die übrige Begleitung nachfolgte im Ganzen waren 60 Postpferde nöthig. Die Kaiserin schien nicht in dem Grade angegriffen, als der erfahrene schmerzliche Verlust befürchten ließ. Sie bewegte sich sehr leicht, sprach mit kräftiger Lebendigkeit, und war namentlich von der äußersten Freundlichkeit für unsere Herzogin, welcher sie durch ein langes Zusammenleben in St. Petersburg innig verbunden ist. Heute Nacht ging sodann auch Se. Maj. der Kaiser nach Frankfurt hier durch, mit einem kleineren Gefolge,1398 zu dessen Beförderung nur 30 Pferde erfordert wurden. Durch die in der Allg. Zeitung erschienene Bekanntmachung des Directoriums und Verwaltungsrathes zur Herstellung einer Eisenbahn von Nürnberg über Bamberg zur nördlichen Reichsgränze d. d. Nürnberg 3 Jun. 1840 ist das Interesse für diese Angelegenheit und die daran zu knüpfende Verbindung mit den Häfen der Nordsee auch in unserm Lande zu einem neuen Leben erwacht. Ganz besonders thätig zeigt sich für die Beförderung des Unternehmens unser Regierungspräsident und derzeitige Dirigent des Ministeriums, Frhr. v. Stein (nicht Stern, wie in unserer früheren Mittheilung irrthümlich zu lesen war), welcher die nöthigen Eröffnungen wegen des diesseitigen Anschlusses dem königlichen Ministerium des Aeußern zu München durch unsern dortigen Geschäftsträger, Legationsrath v. Elsholtz, bereits hat zustellen lassen. Auch sind diese Eröffnungen, so viel wir wissen, mit größter Bereitwilligkeit aufgenommen worden, so daß, da preußische Ingenieurs und Techniker in Thüringen bereits anwesend und thätig sind, um die Bahnlinie von Halle nach Kassel zu bestimmen, welche wahrscheinlich über Erfurt, Gotha, Eisenach bei Creutzburg an die Werra geführt werden wird, dem Zustandekommen jener wichtigen Communication zwischen Süd - und Norddeutschland, den Ufern der Donau, des Rheins und des Meeres wohl mit Zuversicht entgegengesehen werden darf. Auf preußischer Seite wird die Sache sehr eifrig betrieben, und vielleicht schon bis Ende 1841 Alles zur Ausführung bereit seyn. Unser regierender Herzog ist gegenwärtig in Wien, und wird wohl einen kleinen Ausflug nach Ungarn auf die Herrschaften seines Hrn. Bruders, des Prinzen Ferdinand, unternehmen, woher er gegen Ende dieses Monats über Salzburg hier zurück erwartet wird. Ob aber jene Reise nach Ungarn mit der vielverbreiteten Vermuthung in Verbindung steht, wonach zu Theilung eines dritten jungfräulichen Thrones, des spanischen, abermals ein Coburg berufen, und also dem zweiten Sohne des Prinzen Ferdinand, dem Bruder des Königs von Portugal, die Hand der Königin Isabelle beschieden wäre, wagen wir nicht zu behaupten, daher denn die Sache vor der Hand bloß als ein Gerücht gelten und die Lösung des Räthsels lediglich der Zukunft überlassen werden kann.

Preußen.

Die Nachricht von dem Tode des Königs hat auch hier, obgleich man seit einiger Zeit darauf vorbereitet war, eine tiefe Wirkung hervorgebracht. Selbst diejenigen, welche sich bisher durch die religiösen Streitigkeiten aufgeregt am leidenschaftlichsten geäußert haben, geben unwillkürlich dem Gefühle nach, welches verlangt, daß der Tod Alles versöhne, und denken nur noch an den Menschen, der hinübergegangen, und an dem kein Makel haftet. Die Ehrfurcht, welche hier und da zurückgedrängt worden, tritt wieder siegreich hervor und erweckt eine allgemeine Trauer, während zu gleicher Zeit die größten Hoffnungen auf den neuen König gesetzt werden. Die ungemeine Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit hat dem Letztern, so oft er als Kronprinz die Rheinlande besuchte, die Verehrung dieser Provinz in einem Grade erworben, wie sie sich ein Herrscher nur wünschen kann, und man sieht jetzt schon mit Verlangen dem Augenblick entgegen, wo er als König hier erscheinen wird. Man weiß, daß auch er die Rheinländer liebt, daß er gern Beschwerden und Wünsche anhört, und, wo er kann, hilft. Man glaubt daher mit Bestimmtheit, von ihm Manches zu erhalten, dessen Versagung bisher die Gemüther verstimmt hat. Bis jetzt haben nur die obern Behörden eine Notification der Thronbesteigung erhalten; in der an die Regierungen gekommenen bemerkt man folgende Stellen: Es ist Unser fester Wille, unter Gottes Beistand, Recht und Gerechtigkeit zu handhaben, und das Wohl Unserer Unterthanen aus allen Kräften zu fördern. Wir erwarten von den Mitgliedern Unserer Regierung, daß sie dieser Unserer Absicht ihrerseits durch Berufstreue und Gewissenhaftigkeit in aller und jeder Weise entsprechen werden. Die Mitglieder Unserer Regierung haben ihr Amt wie bisher bis auf weiterer Verfügung fortzusetzen.

Die neueste Preußische Staatszeitung enthält folgende interessante Mittheilungen: I. An das Staatsministerium. Ich befehle, zwei kostbare Documente der Oeffentlichkeit zu übergeben, welche Mir, nach dem Willen Meines in Gott ruhenden königlichen Vaters und Herrn, am Tage seines Heimganges eingehändiget worden, wovon das eine bezeichnet ist Mein letzter Wille, das andere Auf Dich Meinen lieben Fritz u. s. w. anfängt, und welche beide von seiner eigenen Hand geschrieben und vom 1 December 1827 datirt sind. Der Heldenkönig aus unserer großen Zeit ist geschieden und zu seiner Ruhe, an der Seite der Heißbeweinten und Unvergeßlichen, eingegangen. Ich bitte Gott, den Lenker der Herzen, daß er die Liebe des Volks, die Friedrich Wilhelm III in den Tagen der Gefahr getragen, ihm sein Alter erheitert und die Bitterkeit des Todes versüßt hat, auf Mich, seinen Sohn und Nachfolger, übergehen lasse, der Ich mit Gott entschlossen bin, in den Wegen des Vaters zu wandeln. Mein Volk bete mit Mir um Erhaltung des segensreichen Friedens, des theuern Kleinods, das er uns im Schweiße seines Angesichts errungen und mit treuen Vaterhänden gepflegt hat: das weiß Ich sollte dieß Kleinod je gefährdet werden was Gott verhüte so erhebt sich Mein Volk wie Ein Mann auf Meinen Ruf, wie Sein Volk sich auf Seinen Ruf erhob. Solch ein Volk ist es werth und fähig, königliche Worte zu vernehmen, wie die, welche hier folgen, und wird einsehen, daß Ich den Anfang Meines Regimentes durch keinen schöneren Act, als die Veröffentlichung derselben bezeichnen kann. Sanssouci, den 17 Junius 1840. (gez.) Friedrich Wilhelm.

II. Mein letzter Wille. Meine Zeit mit Unruhe, Meine Hoffnung in Gott! An Deinem Segen, Herr, ist alles gelegen! Verleihe Mir ihn auch jetzt zu diesem Geschäfte. Wenn dieser Mein letzter Wille Meinen innigst geliebten Kindern, Meiner theuern Auguste und übrigen lieben Angehörigen zu Gesicht kommen wird, bin Ich nicht mehr unter ihnen und gehöre zu den Abgeschiedenen. Mögen sie dann bei dem Anblick der ihnen wohlbekannten Inschrift: Gedenke der Abgeschiedenen: auch Meiner liebevoll gedenken! Gott wolle Mir ein barmherziger und gnädiger Richter seyn, und Meinen Geist aufnehmen, den Ich in seine Hände befehle. Ja, Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist! In einem Jenseits wirst Du Uns alle wieder vereinen, möchtest Du Uns dessen, in Deiner Gnade, würdig finden, um Christi Deines lieben Sohnes Unsers Heilandes willen, Amen. Schwere und harte Prüfungen habe Ich nach Gottes weisem Rathschluß zu bestehen gehabt, sowohl in Meinen persönlichen Verhältnissen (insbesondere, als Er Mir vor 17 Jahren das entriß, was Mir das Liebste und Theuerste war) als durch die Ereignisse, die Mein geliebtes Vaterland so schwer trafen. Dagegen aber hat Mich Gott ewiger Dank sey Ihm dafür! auch herrliche, frohe und wohlthuende Ereignisse erleben lassen. Unter die ersten rechne Ich vor allen die glorreich beendeten Kämpfe in den Jahren 1813, 14 und 15, denen das Vaterland seine Restauration verdankt. Unter die letztern, die frohen und wohlthuenden, aber rechne ich insbesondere die herzliche Liebe und Anhänglichkeit und das Wohlgelingen1399 Meiner geliebten Kinder, so wie die besondere unerwartete Schickung Gottes, Mir noch in Meinem fünften Decennium eine Lebensgefährtin zugeführt zu haben, die Ich als ein Muster treuer und zärtlicher Anhänglichkeit öffentlich anzuerkennen Mich für verpflichtet halte. Meinen wahren, aufrichtigen letzten Dank Allen, die dem Staat und Mir mit Einsicht und Treue gedient haben. Meinen wahren, aufrichtigen und letzten Dank Allen, die mit Liebe, Treue und durch ihre persönliche Anhänglichkeit mir ergeben waren. Ich vergebe allen Meinen Feinden, auch denen, die durch hämische Reden, Schriften oder durch absichtlich verunstaltete Darstellungen das Vertrauen Meines Volks, Meines größten Schatzes doch Gottlob nur selten mit Erfolg Mir zu entziehen bestrebt gewesen sind. Berlin, 1 December 1827. (gez.) Friedrich Wilhelm.

III. Auf Dich, Meinen lieben Fritz, geht die Bürde der Regierungsgeschäfte mit der ganzen Schwere ihrer Verantwortlichkeit über. Durch die Stellung, die Ich Dir in Beziehung auf diese angewiesen hatte, bist Du mehr als mancher andere Thronfolger darauf vorbereitet worden. An Dir ist es nun, Meine gerechten Hoffnungen und die Erwartungen des Vaterlandes zu erfüllen wenigstens danach zu streben. Deine Grundsätze und Gesinnungen sind Mir Bürge, daß Du ein Vater Deiner Unterthanen seyn wirst. Hüte Dich jedoch vor der so allgemein um sich greifenden Neuerungssucht, hüte Dich vor unpraktischen Theorien, deren so unzählige jetzt im Umschwunge sind, hüte Dich aber zugleich vor einer fast eben so schädlichen, zu weit getriebenen Vorliebe für das Alte, denn nur dann, wenn Du diese beiden Klippen zu vermeiden verstehst, nur dann sind wahrhaft nützliche Verbesserungen gerathen. Die Armee ist jetzt in einem seltenen guten Zustande; sie hat seit ihrer Reorganisation Meine Erwartungen wie im Kriege, so auch im Frieden erfüllt. Möge sie stets ihre hohe Bestimmung vor Augen haben, möge aber auch das Vaterland nimmer vergessen, was es ihr schuldig ist. Verabsäume nicht, die Eintracht unter den europäischen Mächten, so viel in Deinen Kräften, zu befördern; vor allem aber möge Preußen, Rußland und Oesterreich sich nie von einander trennen; ihr Zusammenhalten ist als der Schlußstein der großen europäischen Allianz zu betrachten. Meine innig geliebten Kinder berechtigen Mich alle zu der Erwartung, daß ihr stetes Streben dahin gerichtet seyn wird, sich durch einen nützlichen, thätigen, sittlich reinen und gottesfürchtigen Wandel auszuzeichnen; denn nur dieser bringt Segen, und noch in Meinen letzten Stunden soll dieser Gedanke Mir Trost gewähren. Gott behüte und beschütze das theure Vaterland! Gott behüte und beschütze unser Haus jetzt und immerdar! Er segne Dich, Mein lieber Sohn und Deine Regierung und verleihe Dir Kraft und Einsicht dazu, und gebe Dir gewissenhafte, treue Räthe und Diener und gehorsame Unterthanen. Amen! Berlin, den 1 December 1827. (gez.) Friedrich Wilhelm.

Mir ist anliegende Abschrift eines Documents mitgetheilt worden, dessen Republication im gegenwärtigen Augenblick nicht ohne Interesse seyn dürfte. Schade nur, daß das mir vorliegende Original (versteht sich auch nur eine Abschrift) kein Datum trägt. Wohl aber scheint mir die Aechtheit des Actenstücks, bei dem mir bekannten Charakter des Dahingegangenen, keinem Bedenken zu unterliegen: Instruction für meinen Generaladjutanten Major v. Köckeritz, wonach er sich richten wird, wenn ich König bin. Mein Großonkel*)Friedrich der Große. hat oft geäußert: der König ist der erste Diener des Staats; dieß will auch ich seyn; ich will nach den Grundsätzen meines Großonkels regieren, alle meine Unterthanen sollen so glücklich als möglich seyn, denn ich liebe sie von ganzem Herzen. Sie sollen freien Zutritt zu mir haben und keine Bittschrift soll ungelesen bei Seite gelegt werden. Man soll mir dreimal wöchentlich über Alles Bericht erstatten; Sie sollen dabei seyn und wir wollen die Gründe für und wider die Sache hören; ich werde den Herren wenig oder gar nicht antworten; aber nachher, wenn wir beide allein sind, wollen wir überlegen, und Alles, was wir nach einer strengen Berathschlagung beschlossen haben, soll unwiderruflich seyn. Noch hat mein seliger Großonkel gesagt: ein Schatz ist die Basis und Stütze des preußischen Staats. Nun haben wir aber nichts als Schulden. Ich will so sparsam seyn, als nur immer möglich ist; keine Schenkungen für die Zukunft mehr! Wenn das Land dringende Bedürfnisse hat, wie z. B. bei Brandschaden u. s. w., dann will ich von Herzen gern geben nur keinen Aufwand, der ist mir zuwider. Die Armee ist auch ein wesentlicher Gegenstand. Ich liebe das Militär und verstehe mich selbst ein wenig auf Manöuvres und Evolutionen. Wir wollen recht oft Revue halten und die Truppen üben, um sie in Thätigkeit zu erhalten. Ich bin nicht für den Krieg; er kostet Menschenblut und Geld; wir müssen mit allen unsern Nachbarn in Frieden leben; mögen sie sich schlagen und sich untereinander aufreiben wie sie wollen, was uns betrifft, so wollen wir neutral bleiben. Will man mich aber angreifen, so werde ich mich vertheidigen bis auf den letzten Mann. Denken Sie, mein lieber Köckeritz, daß Sie mein Vater sind, und verlassen Sie mich nicht. Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen (später als Friedrich Wilhelm III, König von Preußen).

Am 14 d. M. ist Se. königl. Hoh. der Prinz Luitpold von Bayern, dritter Sohn Sr. Majestät des Königs von Bayern, in Potsdam eingetroffen, von Höchstdessen Hrn. Vater hierher gesandt, um II. MM. dem Könige und der Königin die innigste Theilnahme an dem schmerzlichen Verluste, den Allerhöchstdieselben und die königl. Familie mit dem Vaterlande betroffen, zu bezeugen und Sr. königl. Majestät die herzlichsten Glückwünsche zu Allerhöchst ihrer Thronbesteigung darzubringen. Se. königl. Hoheit der Prinz Luitpold sind im Neuen Palais abgestiegen. Ihre königl. MM. und die gesammte königl. Familie haben die Allerhöchst - und Höchstdenselben durch Se. königl. Hoheit ausgedrückten Versicherungen und Wünsche mit dem innigsten und freundlichsten Danke entgegengenommen. (Preuß. Staatsztg.)

Oesterreich.

Man erfährt hier, daß Se. Maj. der Kaiser von Rußland seine erlauchte Gemahlin nach Ems begleiten, bis zum 22 dort verweilen, und an diesem Tage die Rückreise nach St. Petersburg antreten wird, um den bevorstehenden Militärübungen beizuwohnen. Begünstigt von der heitersten Witterung ward diesen Morgen das Frohnleichnamsfest in der herkömmlichen Weise des öffentlichen Umzugs durch die größten Straßen Wiens mit großer Pracht gefeiert. Die kaiserliche Familie, welche seit 1622 dieser hohen kirchlichen Function regelmäßig durch persönliche Begleitung der vom Erzbischof vorgetragenen Monstranz zu Fuß beiwohnt, folgte auch heute in den Personen II. MM. des Kaisers und der Kaiserin, des Erzherzogs Franz Karl, Ludwig, Stephans und Maximilians Este, dem aus den ersten und andern Würdenträgern des Staats und des Hofs, aus dem Clerus, den Universttätsmitgliedern, Institutszöglingen, Zünften u. s. w. bestehenden, von sämmtlichen Garden in ihren Prachtuniformen begleiteten Zuge, der sich durch die aufgestellten Militärreihen1400 vom Stephansdome aus und wieder dahin zurück in feierlich gemessenem Schritt bei jedesmaligem Stillstehen vor jenen reichgeschmückten, im Freien aufgestellten Altären bewegte, bei denen die Evangelien abgelesen werden. Hier ist bei Begehung dieses Festes überdieß üblich, von der auf dem Graben, dem vorzüglichsten Platze Wiens, in dreifacher Reihe geschaarten Truppe eine dreimalige Salve geben zu lassen, womit der Act schließt. Vor drei Tagen ereignete sich in der innern Stadt ein von äußerster Entsittlichung und abscheuerregender Selbstsucht zeugender Fall, ein Doppelmord, von einem Handelsmanne an seiner Geliebten und dann an sich selbst verübt, um sich wegen falscher Wechselfabricirung der gefänglichen Haft zu entziehen. Die Fabel vom böhmischen Jan Kuttenberg als angeblichem Erfinder der Buchdruckerkunst wird in den öffentlichen Blättern noch immer ausgesponnen; es will aber Niemand daran glauben.

Gestern Abends 9 Uhr sind die Gräfin von Marne und ihre Nichte, Fräulein von Rosny (Herzogin von Angoulême und Prinzessin Louise von Berry), in Begleitung des Grafen von Montbel nebst Gefolge hier angelangt und im Gasthof zum goldenen Adler abgestiegen. Die Fürstinnen gedenken noch heute hier zu verweilen und Morgen ihre Reise nach Kirchberg am Wald fortzusetzen. Die Frau Gräfin von Marne sah hier den bekanntlich als General in Diensten des Don Carlos gestandenen Fürsten Felix v. Lichnowsky, wit welchem sie sich in längerer Audienz unterhielt.

Serbien und Montenegro.

In Serbien ist ein vollkommener Erfolg der neuesten Ordnung nunmehr fast außer allem Zweifel. Wenn die Pforte in die Entlassung der vom Volke beschuldigten Räthe, Minister und Senatoren bis jetzt auch nur bedingungsweise gewilligt hat, so weiß man doch, daß der bereits von Konstantinopel abgegangene großherrliche Commissär Instructionen erhielt, die dem neuen System nur günstig sind. Schon sind die Ministerien, der Senat mit allen Kanzleien u. s. w. nach Kragujewatz aufgebrochen und sämmtliche Beamte, ausgenommen die beiden Räthe Petroniewitsch und Wucsitsch, der bereits nach der Wallachei abgegangene Vicepräsident des Senats, Stojan Simitsch, sein Bruder, der dermalen zu Wien befindliche Finanzminister Alexa Simitsch, der resignirte Cultminister Stephanowitsch und die beiden Senatoren Theodorowitsch und Nenadowitsch sind dem Rufe des Fürsten dahin gefolgt. Die beiden letztern sind die einzigen noch in activem Dienste stehenden, indessen müssen auch sie in Folge einer eben erschienenen Verordnung, wonach jeder, der sich weigert, nach Kragujewatz zu gehen, als entlassen betrachtet wird, abtreten. Wucsitsch und Petroniewitsch befinden sich noch in der Festung, wie man hört, fortwährend auf Unterstützung von Seite der Pforte hoffend. Sie sollen sich zuversichtsvoll dahin geäußert haben, daß Alles zur frühern Ordnung werde zurückkehren müssen; allein diese Erwartungen sind mehr als sanguinisch. Die Regierung und das Volk leben im Bewußtseyn ihres Rechtes der besten Zuversicht; erstere soll Papiere in Händen haben, welche das strafbare Streben der Räthe und ihres Anhangs aufs klarste beweisen. Hierauf scheint sich eine weitere Verordnung zu stützen, wodurch jedem Serben verboten wird, mit den abgesetzten Räthen in der Festung anders als in dringenden Geschäften zu communiciren. Für den Fall einer persönlichen Zusammenkunft mit denselben ist ein Geleitsmann vom Belgrader Magistrat erforderlich. So wird also der Kampf, den diese Partei auf Leben und Tod gegen die Familie Obrenowitsch begonnen, mit ihrem eigenen Ruin enden. An eine Aussöhnung ist hier nicht mehr zu denken, und wahrlich man kann Serbien hiezu nur Glück wünschen. Was würde aus diesem gesegneten Lande, aus der heldenmüthigen Nation geworden seyn, wenn die Cabale gesiegt und das Triumvirat Wucsitsch, Petroniewitsch und Simitsch sich der Regierungsgewalt dauernd bemächtigt hätte? Die schönen Geschichten während des Interregnums geben einen Vorgeschmack davon; den Fürsten würde man als Puppe behandelt und gelegentheitlich ins andere Leben geschickt, seine Familie aber ohne weiteres aus dem Lande getrieben haben. Daß solche Plane gehegt wurden, dafür liegen Beweise vor. Der Himmel hat dieses Unglück von Serbien abgewendet. Man hört hin und wieder die Frage: warum haben sich die sogenannten Patrioten, warum hat sich namentlich der Held Wucsitsch nicht zur Wehre gesetzt? Die einfache Antwort hierauf ist, daß sie es gewiß gethan hätten, wenn sie das wären, wofür sie sich ausgeben. Die Mehrzahl derselben, wie Petroniewitsch und die Simitsch gehören nicht einmal der Nation an, sondern sind Fremde; ihr Einfluß beschränkt sich bloß auf ihre frühere usurpirte Stellung und den Reichthum, welchen die Simitsch der Gunst des Fürsten Milosch verdanken. Wucsitsch ist zwar in Serbien geboren und ein tüchtiger Soldat; allein er hat keine Popularität. Man fürchtet bloß seine Strenge und Hartherzigkeit und verachtet ihn übrigens wegen seines unsittlichen Lebens. Nachschrift. Eine Unglücksbotschaft setzte gestern die Bevölkerung Belgrads in große Unruhe. Es lief nämlich aus Kragujewatz die Anzeige ein, daß Fürst Michael bedenklich erkrankt sey. Sein Tod wäre unter den jetzigen Verhältnissen eine wahre Calamität für Serbien. Hiedurch allein könnte sich die gestürzte Partei noch einmal ermuthigt fühlen, den Kampf zu erneuern, und einen Versuch zum Bürgerkrieg zu machen. Zu allgemeiner Freude und Beruhigung erhielt man jedoch bald eine zweite Anzeige in Belgrad, wornach die Erkrankung des Fürsten in Folge einer Erkältung nur leicht und keine Gefahr zu besorgen sey.

1394

Die Land - und Seemacht der Chinesen.

Wenn ich ein Engländer wäre, sagte Napoleon zu O Meara,*)O Meara, Napoleon in Exile. London 1822. II. 69. so würde ich denjenigen, welcher zu einem Krieg mit China rathen könnte, für den größten Feind meines Landes auf Erden halten. Ihr müßt am Ende doch unterliegen, was dann leichtlich eine Revolution in Indien hervorrufen möchte. Mit welchem Triumphgeschrei würden die Tories, wenn ihnen dieser Ausspruch des einzigen Mannes bekannt gewesen wäre, sich desselben gegen das Whigministerium bedient haben! Indessen nur Unkunde und Parteiwuth könnten sich leeren Befürchtungen hingeben. Die Majestät Großbritanniens wird sicherlich, wenn Europa oder Amerika nicht widerstrebend eingreifen, aus dem Kriege gegen China ebenso siegreich und ruhmumstrahlt hervortreten, wie aus dem Kampfe gegen Afghanistan, gegen Nepal und Birma. Die Behauptung Napoleons beruht, gleich mehreren andern seiner Aeußerungen in Betreff Asiens, auf Unkenntniß der wirklichen Zustände dieses hinter Europa um mehrere Jahrhunderte zurückgebliebenen Erdtheils. Die Unkunde der eigentlichen Thatsachen kann aber weder durch Scharfsinn noch durch Geist ersetzt werden. Wer vermöchte wohl die Verhältnisse Tibets und der Mongolei zu durchschauen, und wäre er auch dreimal Napoleon, wenn man, wie dieser größte Feldherr der neuern Jahrhunderte es gethan, die Existenz des Dalai Lama bezweifeln würde!

Obgleich das Mittelreich seit den frühesten Zeiten seiner Geschichte, wie zum Theil heutigen Tags noch, ringsum von schwachen barbarischen Horden umgeben war, so suchte doch das südöstlichste Culturvolk der Erde niemals sich die Gränzlande gen Nord, Süd und West zinspflichtig zu machen. Mehr denn alle andern Menschen der Erde, so hieß es bereits im Alterthume, seyen die Chinesen dem Frieden ergeben; in der Heimath führen sie ein ruhiges, vergnügliches Leben. Weit entfernt, andere Stämme mit Krieg zu überziehen, wären sie vielmehr jeglichem Umgang mit den übrigen Sterblichen abgeneigt. Sie bedürfen auch in der That weder der Fremden noch der auswärtigen Erzeugnisse. Es bringe ihr eigenes Land Alles in Fülle hervor; es sey geschmückt mit herrlichen Pflanzen, und ein bewunderungswürdiger Reichthum an Früchten und Producten aller Art sey ausgegossen über ihre Auen. Nur wenn Abwehr es erheischte, wie mehrmalen geschah im Laufe der Jahrhunderte, haben die Chinesen ihre Waffen außerhalb Landes getragen; dann mußten sich aber vor der überwiegenden Kraft und Einsicht des hohen Drachensitzes, von dem östlichen Meere bis gen Bochara und Samarkand hin, vom Amur und Irtisch bis zum Irawaddy und Menam schnell alle Reiche und Völker demüthigen. Auf den festen Grundlagen des Verstandes, der Ordnung und Genügsamkeit, auf unbedingtem Gehorsam gegen Eltern und Verwandte, gegen die Obern und Gesetze haben die alten Fürsten und Weisen der Blume der Mitte die menschliche Gesellschaft, den Staat auferbaut, und dieses Fundament hielt länger aus denn aller schlau ersonnene Wahn, länger denn alle trügerisch geheiligte Willkür in den andern Theilen der Erde. Barbaren zu unterwerfen und als solche sie zu beherrschen, lehrten die Heroen der östlichen Menschheit, sey gar nicht der Mühe werth. Werde aber in ihnen selbst das Gefühl ihrer Verworfenheit rege, fühlen sie das Bedürfniß der Erneuerung*)Der Begriff Erneuerung wird im Chinesischen mit einem aus Mensch und Ordnung zusammengesetzten Bilde geschrieben; in der Rede entspricht ihm der Laut Hoa. Es scheint wahrhaft unbegreiflich, daß man jetzt noch behaupten kann, die chinesische Schrift sey nicht aus Bildern hervorgegangen, eine Meinung, welche der Präsident der philosophischen Gesellschaft zu Philadelphia, de Ponceau, noch vor kurzem in einem eigenen Werke zu begründen suchte. Nicht bloß die chinesische, sondern jede Schrift hat mit Bildern begonnen, aber nur im Reiche der Mitte haben die Bilder niemals der Lautschrift weichen müssen. durch Tugend und Gerechtigkeit, dann kommen sie freiwillig herbei und unterwerfen sich dem allein rechtmäßigen Herrscher auf Erden, dem Himmelssohne der Mitte, sie kommen herbei, um den Durst zu stillen an der reichlich sprudelnden Quelle des heiligen Mannes von Lu. Bei solcher Denkweise der Nation mußte natürlich die bewaffnete Macht in den Hintergrund des Staatsorganismus zurücktreten; man wollte ja durch Ueberlegenheit des Geistes herrschen, und nicht durch physische Gewalt. Der Waffen bedarf man bloß zur Erdrückung der wilden maßlosen Leidenschaften, zur Erhaltung der Gesetze und des geregelten bürgerlichen Lebens. Der Soldat sey nicht dafür besoldet, das Volk zu unterdrücken, sondern es zu beschützen gegen jede Willkür, gegen jede Ungerechtigkeit von oben wie von unten. China ward während der Jahrtausende seiner Geschichte einigemal bald ganz bald theilweise von den umwohnenden Barbaren überzogen und unterjocht; schnell aber bändigten wiederum die Söhne des Jao und Schun den wilden Geist ihrer Gebieter, und nach kurzer Zeit fügte sich der widerspänstige Nacken tatarischer Horden dem anfangs so unbequemen Joche der Civilisation. Wie ehemals zu den Zeiten der Kitan und Mongolen, so erfreuen sich die bürgerlichen Beamten heutigen Tags, unter der Herrschaft der tungusischen Mandschu, des Vortritts und eines höhern Ranges vor den Hauptleuten der bewaffneten Macht. Es stehen die Generale in den neunzehn Kreisen des Reiches unter den bürgerlichen Statthaltern weßhalb diese auch sehr bezeichnend die Leiter des Ganzen (Tsong tu) genannt werden und erhalten einen geringern Sold. Die chinesische Armee muß daher als eine Art Gendarmerie in großem Maaßstabe betrachtet werden. Räuber einzufangen, Sicherheit auf den Land - und Wasserstraßen zu erhalten, dieß ist die Aufgabe der Krieger der Mitte. Die äußerliche wie die innerliche Organisation der Land - und Seemacht muß aber natürlich durch jede Fremdherrschaft, namentlich durch Uebersiedelung eines ganzen Volkes mannichfache Veränderungen und Umgestaltungen erleiden. So heutigen Tags, wie zu den Zeiten des Tschinggis Chakan und seiner Nachfolger.

Die Mandschu, von den chinesischen Patrioten als Stützen des wankenden Thrones der Ming herbeigerufen, bemächtigten sich mit Blitzesschnelle der nördlichen Kreise des Reichs. An die Stelle der furchtbaren Verwirrung, der muthwilligen maßlosen Grausamkeit erhoben sie das Panier der Ordnung und Menschlichkeit; es eilte ihnen deßhalb nicht bloß ein großer Theil des gedankenlosen Volkes, sondern auch die Edeln der Nation, welche an dem Schicksal der Ming verzweifelten, vertrauungsvoll entgegen. Die Noth ward zur Tugend; man gehorchte dem schutzgewährenden Fremden, um nicht von den Landsleuten unterdrückt und erwürgt zu werden. Diese Unterthanen der Ming wurden von den einsichtigen Tungusen als Freunde und Genossen aufgenommen und für alle künftigen1394 Zeiten von denjenigen Chinesen ausgeschieden, welche mit den Waffen in der Hand ergriffen, durch Gewalt gezwungen werden mußten, das Haupt zu beugen vor dem von Nordost aufgehenden Gestirn. Aber nicht alle Stämme und Völklein der Tungusen stiegen, von den Nachkommen des goldenen Gioro angeführt, herab in die fetten Tiefländer, welche die Gewässer des gelben Flusses und des Meersohnes bespülen; es blieb ein großer Theil zurück in den Alpengegenden der Heimath, umgränzt von den Aesten des Hing ngan Gebirges im Norden und dem langen weißen Berge (Tschang pe schan) im Süden (41 bis 56° nördl. Br.). Diese Tungusen beharrten jedoch in der freundschaftlichsten Verbindung mit den neuen stammverwandten Herren des Mittelreichs, und wurden zur Belohnung von den neuen Himmelssöhnen mit Wohlthaten überhäuft. Man unterscheidet jetzt zwischen beiden: die in China Eingedrungenen werden alte, die in der Heimath Zurückgebliebenen neue Mandschu genannt.

Die Mongolen hatten als ächte Barbaren, bald nach ihrer Vertreibung aus China, die ihnen lästigen Bande der Civilisation und eines geregelten Staatslebens abgeworfen, und griffen wiederum, in den Gegenden des südlichen Gränzsaumes diesseits der Gobi bis hoch hinauf in Sibirien, von der Chalka im Südosten bis zu den Steppen der Kirgiskaisaken im Westen, zu dem alten Nomaden - und Jägerleben. Von Stammhäuptern angeführt, standen die verschiedenen Horden in eifersüchtigem Grimme gegen einander; eine jede suchte die Herrschaft zu erringen, und des Fehdewesens ward kein Ende. Schon seit dem Beginn des siebzehnten Jahrhunderts war eine Anzahl dieser Barbaren mit den hervorragenden Man dschu in Verbindung getreten, und im Laufe des achtzehnten wurden alle Mongolen, bis auf wenige gen Westen gedrängte Stämme, gleichwie ein Theil der östlichen Türken und die buddhistische Hierarchie des nördlichen himâlajischen Hochlandes durch List und Gewalt gezwungen, der überaus reinen Dynastie zu gehorchen und den tungusischen Himmelssöhnen zu Peking Heeresfolge zu leisten. Nun zog nach einer vierhundertjährigen Verwirrung der Friede wiederum ein in die Schluchten und Thäler des Altai und des Himmelgebirges (Tian schan); es herrschte Ruhe und Ordnung auf dem Hochlande, in den Wüsten und Steppen, wie auf den fruchtreichen Alpengauen Mittelasiens. So verschiedenartig wie die Völker, über welche sie herrscht, ist nun auch die bewaffnete Macht der Familie des goldenen Gioro: alte und neue Mandschu, Mongolen und und Türken, ebenbürtige und unterworfene Chinesen.

Als der Große Ahne (Tai-tsu) während seiner 10jährigen Herrschaft (1616 bis 1626) die 65 Horden zu einem Ganzen, zu dem großen Volke der Mandschu vereinigte, gab er ihnen eine kriegerische Einrichtung: er brachte die ganze waffenfähige Mannschaft in eine Anzahl größerer und kleinerer Compagnien und setzte ihnen Häuptlinge höheren und niedern Ranges, nach der Weise der dem Lycurgus zugeschriebenen Verfassung. Der Hauptabtheilungen wurden acht beliebt, die sich durch verschiedenfarbige oder verschieden verzierte Fahnen gelb, weiß, roth und blau mit verbrämter und nicht verbrämter Einfassung auszeichneten; daher die Mandschu heutigen Tags noch das Volk der acht Banner genannt werden. Ihnen wurden dann auch diejenigen Chinesen und Mongolen, welche sich freiwillig den Mandschu ergaben, zugeordnet; sie bilden in den einzelnen Bannern besondere Abtheilungen und werden durchgängig als Ebenbürtige und Gleichberechtigte betrachtet. Diese acht Banner sind, wie ehemals die Strelizen in Rußland und die Janitscharen im türkischen Reiche, eine Art erblicher Lehnsmiliz, welcher zu ihrem Unterhalte in wie außerhalb China's, im engern Sinne des Wortes, Militärcolonien angewiesen sind; sie bilden eine von dem andern Volke streng geschiedene Kriegerkaste mit besondern erblichen Obern verschiedenen Ranges und eigenen Gerichtsnormen, welche in der chinesischen Gesetzsammlung zwei Bücher füllen. Ja, so durchgreifend ist die Trennung, daß den Mitgliedern dieser Kaste selbst eigene Religions - und Bildungsanstalten zugewiesen wurden. Doch scheint es, daß ausnahmsweise diesen tungusischen Kschatrijas auch bürgerliche Aemter ertheilt wurden. Das Reich und die Regierungsperiode, so singt der erhabene Herrscher Kien-long in seinem berühmten Gedichte auf Mukden (Sching-king), das alte Heimathland seiner Familie, für beide war die Ehrenbenennung gefunden. Nach den zweien Händen wurden dann die Beamten zwiefach gesondert, und das ganze Volk achtfach getheilt, nach den acht Bildern des Buches der Wandlungen. Denn wie diese, so wandeln und gestalten sich die acht Banner in verschiedener Weise, gehen über von fünf zu drei, von drei zu fünf, darstellend die Wunder der neun Paläste. *)Es bezieht sich diese Stelle auf die wunderlichen Linien und Geheimnisse des Buches der Wandelungen (J king), und kann ohne Kenntniß dieser nicht vollkommen verstanden werden.

Die Anzahl dieser erblichen Lehnsmiliz wird in den neuesten, nach Europa gekommenen officiellen Werken des Reiches der Mitte auf zweimalhundertsechsundsechzigtausend Mann angegeben, wovon 5590 auf die höhern und niedern Officierstellen kommen. Sie sind folgendermaßen vertheilt: In der Mandschurei 40,666; in der kleinen Bucharei und in den andern Markgrafschften 15,140; in China selbst 59,113; bei den Viehheerden 10,800; in Peking und der Umgegend 123,600; in dem Palaste, als Garde 16,600. Diese 16,600 Mann bilden aber keineswegs die ganze Leibgarde des Himmelssohnes, sie ist viel bedeutender und beläuft sich, nach den zuverlässigsten Angaben, auf 23,122 Mann Infanterie und 3000 Mann Cavallerie. Diese Mannschaft ist in drei Corps getheilt, welchen die Bewachung der Hauptstadt, der kaiserlichen Lusthäuser und Gräber der Ahnen in Mukden übertragen wurde.

Man wähne aber nicht, dieß sey die ganze Macht der acht Banner. Jeden bewaffneten Lehnsmann begleiten, gleichwie ehemals den Ritter, vier bis fünf Knappen und Bediente, so daß de ganze Mannschaft der acht Banner über eine Million hinaufreichen möchte. Hiebei ist die Mannschaft der im Stammlande zurückgebliebenen Tungusen-Clane, der Dauren, Ssolonen und Oruntschun nicht mit gerechnet, welche sich wenigstens auf vierzigtausend Seelen belaufen mag. Sie wird zur Bewachung der Gränzen verwendet. Jeder, auch nicht zur Lehnsmiliz gehörige Mandschu ist überdieß verpflichtet, auf den Befehl des Fürsten zu den Waffen zu eilen, und sich in wie außerhalb des Reiches den Feinden des Landes entgegen zu stellen.

(Beschluß folgt.)

Schwedische Zustände.

IV. Zeitungswesen.

Einer der Gründe, welche das schwedische Volk, und zwar den gebildeteren Theil desselben am meisten, gegen den König Gustav IV Adolf aufreizten, war der harte Geisteszwang, womit er jede freie Entwicklung der Ideen zu hemmen versuchte. Nicht nur die einheimische Presse seufzte unter einer argwöhnischen und willkürlichen Censur, sondern auch die fremde Litteratur unterlag einer solchen, und1395 die Gränzen und Küsten wurden sorgfältiger gegen freisinnige Ideen als gegen sonstige Contrebande bewacht. Wie wenig damit ausgerichtet wurde, zeigte die Folge. Hätte Gustav Adolf der Presse den Mund geöffnet, wäre er vielleicht noch König in Schweden. Denn die Presse würde ihn zeitig genug von der Stimmung im Lande aufgeklärt haben, und sie würde, was die Höflinge nicht wagten oder nicht wollten, laut genug in seine Ohren gerufen haben, um selbst eine Halsstarrigkeit, wie die seinige, aufzuschrecken. Allein er hatte sich selbst des großen Barometers beraubt, welches ihm das herannahende Gewitter hätte prophezeien können, und so traf ihn ganz unvorbereitet die Nemesis, welche über Königen und Völkern waltet.

Die Einführung der Preßfreiheit war eine der wichtigsten Folgen der schwedischen Staatsumwälzung, und das dießfalls auf dem Reichstag im Jahr 1812 entstandene Gesetz, wodurch die Schranken jener Freiheit bestimmt und die Juryeinrichtung für Preßvergehen regulirt wurde, dient noch zur Nachfolge. Nur hat man, was besonders die periodische Presse betrifft, bisher vergebens auf die Aufhebung jener, bei ihrer Entstehung nur als interimistisch angegebenen Verordnung gewartet, welche dem Hofkanzler die Macht übertrug, die weitere Herausgabe jeder beliebigen Zeitung ohne Richterspruch, unter bloßem Vorbehalt nachfolgender königlichen Gutheißung zu verbieten. Die Bande, die man durch diese sogenannte Einziehungsmacht der periodischen Presse aufgelegt zu haben glaubte, sind in der That nur illusorisch. Denn eine vom Hofkanzler eingezogene Zeitung braucht nur einen andern Namen des verantwortlichen Redacteurs anzugeben, und eine kleine, oftmals kaum bemerkliche Veränderung im Titel des Blatts zu machen, z. B. das Wort neue , neueste , vierte , fünfte u. s. w. hinzuzufügen, um gleich am folgenden Tage wieder zu erscheinen. Format, Druck, Redaction, Tendenz Alles bleibt wie vorher, nur die Zahl der Abonnenten vermehrt sich. Denn das Interesse oder doch die Neugier des Publicums steigt, wie gewöhnlich, mit jedem neuen Verbot.

Von den Herausgebern wird weder eine Cautionssumme gefordert, noch sind die Redacteure angehalten, ihren Namen in der Zeitung anzugeben. Dieß macht, daß es nie einer Redaction schwer fallen kann, wenn ihr Blatt von einer Einziehung betroffen worden, einen neuen verantwortlichen Redacteur zu finden. Denn es handelt sich nur um einen Namen, und es findet sich leicht, wenn nicht ein Schriftsteller, doch ein Schriftsetzer, ein Gewürzkrämer oder ein Schuhmacher, der bereit ist, den seinigen um einige Reichsthaler, wenn nicht gar umsonst aus Patriotismus , herzugeben. Kommt dann nach einiger Zeit ein neuer Bannstrahl vom Hofkanzler, so wird zwar der Schuster künftig für unwürdig gehalten, irgend eine Zeitung herauszugeben, aber dieß kümmert ihn gar wenig, denn er hat eigentlich nie schriftstellerische Ansprüche gehabt, und ist stets bei seinem Leisten geblieben. Sein Name kann leicht in dem Register des Hofkanzlers etwa durch einen Schneider ersetzt werden, und so fort.

Aergerlicher ist es, wenn die Zeitung sich eine richterliche Anklage zugezogen hat. Der ostensible verantwortliche Redacteur wird dann vor Gericht gezogen, um für Zeitungsartikel Rede zu stehen, die er oft weder geschrieben noch gelesen hat. Die wirkliche Redaction steckt ihm aber dann eine Vertheidigungsschrift in die Hand oder stellt ihm einen Advocaten zur Seite, nennt ihm einige ihrer guten Freunde oder gar Mitarbeiter, die er sich als Jurymänner zu wählen hat, bezahlt die Strafgelder, wenn er verurtheilt wird, und hält sich schadlos durch die vermittelst des geweckten Aufsehens vermehrte Pränumerantenzahl. Im schlimmsten Fall kann wohl auch der verantwortliche angebliche Redacteur zur Gefängnißstrafe verurtheilt werden, und die wirkliche geheime Redaction, welche seinen Namen vorgeschoben, sieht sich dann wenigstens aus Ehrgefühl aufgefordert, dem gewissermaßen unschuldig Leidenden eine Genugthuung für den erlittenen Verdruß und Zeitverlust zu geben. Dieß kommt aber selten vor, und am Ende wird wohl jede Zeitungsredaction es sich lieber eine mäßige Geldsumme kosten lassen, um einen jedenfalls nutzlosen Vertreter im Gefängniß zu unterhalten, als einen ihrer thätigen Hauptredactoren auf eine Zeit lang verlieren zu müssen. Der Verurtheilte hat vielleicht nichts zu versäumen, und kann daher in aller Muße seinen Unterhalt verzehren und ruhig die Stunde seiner Befreiung abwarten, sicher, wie er ist, von seinen Freunden als ein Märtyrer der Freiheit gepriesen zu werden.

Man sieht, Alle gewinnen bei dieser Jurisprudenz, nur die Gerechtigkeit nicht. Die Mängel einer Preßgesetzgebung, die auf solche Weise eludirt werden kann, sind zu auffallend, als daß wir sie weiter auseinander zu setzen brauchten. Dennoch hört man nicht, daß die jetzigen Reichsstände dieser wichtigen Frage einige Aufmerksamkeit widmen. *)Die einzige Veränderung im Preßgesetz, welche die von den Ständen vorgeschlagenen und jetzt vom König zu bestätigenden Reformen zur Folge haben werden, ist, daß die bisherige Competenz des Hofkanzlers künftighin auf den Staatsminister der Justiz übertragen wird.

Obwohl, wie schon bemerkt worden, die jetzige Preßfreiheit in Schweden dreißig Jahre alt ist, hat doch eigentlich erst in den letzten fünfzehn Jahren die periodische Presse hier allmählich eine politische Bedeutung gewonnen. In den ersten Jahren nach der Revolution schien die Presse noch nicht zum Bewußtseyn ihrer Macht gekommen zu seyn. Nur die Dichter und Belletristen nahmen gleich Besitz von dem frei gewordenen Feld. Ein neuer Frühling jugendlicher Dichterlust schien sich entwickeln zu wollen; es flitterten Canzonen und Sonette von einem in der schwedischen Sprache noch unerhörten Schwung; die Phosphoristen kämpften mit Lust gegen die Nachbeter der französischen Classicität in der schwedischen Akademie, und die sentimentale deutsche Romantik vermählte sich mit der derben altnordischen Mythologie. Ob der Sommer gehalten hat, was jener Frühling versprach, mag hier unerörtert bleiben. Damals erregte wenigstens die neue Bewegung in der Litteratur eine allgemeine Theilnahme; mehrere Zeitungen oder Zeitschriften wurden fast ausschließlich den litterarischen Fehden gewidmet, und die Politik stand nur im Hintergrund. Jetzt ist das Verhältniß umgekehrt. Die Zeitungen, welche vor zwanzig Jahren noch in kleinem Quartformat und auf grauem Papier erschienen, treten jetzt in großem zwölf - oder sechszehnspaltigen Folio auf weißem Maschinenpapier auf, und, bis auf einige Theaterrecensionen und mitunter Uebersetzungen aus französischen Feuilletons, beschäftigen sie sich von Anfang bis zu Ende nur mit politischen Gegenständen. Das Publicum der politischen Zeitungen vermehrt sich jährlich, während Litteratur und Wissenschaft so wenig Theilnahme finden, daß alle Versuche, die in den späteren Jahren hier gemacht wurden, litterarische Zeitungen zu begründen, sämmtlich gescheitert sind, obwohl sie nicht selten von bedeutenden Talenten selbst mit Aufopferung unterstützt wurden. In diesem Augenblick besteht in Schweden keine einzige litterarische Zeitung. Wenn also die politische Bildung hier in einigen Jahren bedeutend zugenommen, ist es doch kaum zu läugnen, daß dieß zum Theil auf Kosten des Geschmacks für ernste Lecture geschehen ist.

(Fortsetzung folgt.)

1396

Belgien.

Das Gesetz über die Errichtung einer Dampfschifffahrt zwischen Belgien und Nordamerika (Antwerpen und New-York) ist von den Repräsentanten in ihrer Schlußsitzung der dießjährigen Session, ohne Abänderung, durch 52 Stimmen gegen 10 angenommen worden. Hiernach wäre also die Regierung ermächtigt, die Errichtung einer solchen Schifffahrt vermittelst einer jährlichen Summe von 400,000 Fr., die aber nicht über vierzehn Jahre hinaus fortgesetzt werden darf, zu befördern. Auch darf das Unternehmen sich, wenn dieses für nützlich und möglich erkannt wird, auf andere Linien als die nach den Vereinigten Staaten ausdehnen. Ueber die Art, wie die 400,000 Fr. jährlich zu verwenden seyn werden, spricht sich das Gesetz eben so wenig aus, als über die Frage, ob und wie eine Rückerstattung dieses Geldes, im Falle des Gelingens der Unternehmung, zu erlangen sey. Alles das wird dem Ermessen der Regierung überlassen. Ueberhaupt hat man mit diesem Gegenstand mehr als vielleicht billig geeilt. Dem Ministerium war es darum zu thun, seinen Namen an dieses Unternehmen, dessen Grundidee übrigens nicht ihm, sondern dem vorigen Ministerium angehört, zu knüpfen; den meisten Gliedern der Kammer dauerte augenscheinlich die Session schon zu lange, wie wenig Bedeutendes auch während derselben zu Stande gekommen; sie sehnten sich nach Hause, und nahmen sogar zu einer Abendsitzung ihre Zuflucht, um nur recht schnell davonzukommen. So kam es denn zwischen den widerstreitenden Meinungen nicht zu einer Lösung der Schwierigkeiten, sondern die Minorität wurde durch Ueberstimmung zum Schweigen gebracht, ehe sie sich ganz ausgesprochen hatte. Im Senate, der nächstens zusammentritt, um über dieses, so wie über noch einige andere Gesetze abzustimmen, wird die Sache wahrscheinlich auch zu keinen langwierigen Eröterungen Anlaß geben. Der Klagen über Mangel an überseeischer Ausfuhr sind in den letzten Jahren so viele gewesen, daß es unpopulär wäre, gegen ein Gesetz Bedenken zu erheben, worin man das wirksamste Mittel zu erblicken glaubt, Verbindungen mit Amerika anzuknüpfen. Ohne Zweifel wird es sich indessen bald erweisen, daß ein jährlicher Zuschuß, wie der beabsichtigte, wenig fördern kann, wenn nicht der Handels - und Fabrikstand selbst mit vereinten Kräften, Umsicht und Ausdauer dahin streben, mit fremden Welttheilen Geschäfte zu machen. Sie werden sich um so mehr zusammennehmen müssen, als sie überall eine große Concurrenz und längst etablirte Kundschaften großer Nationen antreffen werden, auf deren ausgedehnteren Einfluß und Eifersucht Belgien sich gefaßt machen muß. Das Hauptverdienst des Gesetzes wird darin bestehen, den Anstoß zu geben; das Uebrige müssen vereinte Privatkräfte thun. Es ist aber eine Erfahrung, die man täglich in Belgien zu machen Gelegenheit hat, daß gerade hier, wo die Verfassung der Regierung die Hände mehr als in irgend einem andern repräsentativen Staate bindet, doch überall nur sie in Anspruch genommen, Alles von ihr gefordert, sie für Alles verantwortlich gemacht wird. Während man nun durch Errichtung einer Dampfschifffahrtsgesellschaft, unter Mitwirkung des Staats, dem Handel mit fremden Welttheilen Bahn zu brechen suchen wird, fährt der von der Repräsentantenkammer eingesetzte, schon früher erwähnte Ausschuß fort, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob das bisherige legislative System über Handel und Schifffahrt den Bedürfnissen Belgiens entspricht oder nicht. Die Mehrzahl dieses Ausschusses besteht aus Freunden gewisser Beschränkungen, gegen die besonders der Antwerpener Handelsstand protestirt, weil sie, nach seiner Ueberzeugung, die fremden Schiffe von den belgischen Häfen entfernen würden, ohne der belgischen Industrie und Handelsmarine zu nützen. Im Vorgefühl des Resultats der Arbeiten jenes Ausschusses hat daher auch schon der Antwerpener Communalrath seinerseits einen Ausschuß eingesetzt, der sich mit derselben Frage beschäftigen soll, und nöthigenfalls gegen die Commission der Kammer opponirend auftreten wird. Es kann dieß zu einem seltsamen Streit führen, und zum Beweise dienen, wie unrecht das Ministerium gehabt hat, sich in dieser Angelegenheit unschlüssig und zweideutig zu betragen. In Brügge, dem Wohnsitze des Abbé Defoere, von dem die Motion zur Einsetzung eines Ausschusses ausgegangen, ist ebenfalls ein Verein von Rhederern und Kaufleuten thätig, der aber von ganz andern Grundsätzen ausgeht, als der Antwerpener. So bereiten sich denn für die nächste Session Conflicte vor, die den Ministern nicht länger erlauben werden, bei jener temporisirenden Halbheit stehen zu bleiben, womit sie bisher die Schwierigkeiten ihrer Stellung zu umgehen gesucht haben.

Arabien

Das Journal des Débats theilt folgenden Brief des Hrn. Edmond Combes aus Mokka in Arabien vom 13 April mit, der interessante Nachrichten über die gegenwärtige Lage des Yemen und über die fortschreitende Herrschaft der Engländer in jenen Gegenden gibt. Ich habe Ihnen Nachrichten über Aden versprochen, und erfülle jetzt mein Wort. Die Reise zu Lande von Mokka nach Aden ist jetzt unmöglich. Die Beduinen, welche die Engländer angegriffen, verlegen die Wege, und lassen Niemand durch. Obgleich geschlagen und zurückgeworfen, geben sie die Hoffnung nicht auf, einst glücklicher zu seyn; aber ihre Art Krieg zu führen ist so veraltet, daß man mit Gewißheit sagen kann, ihre Anstrengungen werden vergeblich seyn. Ueberdieß weiß man aus frühern Zeiten schon, daß die Engländer ihre Eroberungen zu behalten wissen. Diese Erhebung der Beduinen kommt England sehr zu statten. Die englische Regierung hatte Aden für einen jährlichen Tribut von ungefähr 40,000 Fr. gekauft; der Tribut konnte ewig währen; jene Feindseligkeiten der Verkäufer haben den Engländern einen Grund gegeben, ihn zu vernichten. Sie haben eine hinreichende Macht in Aden vereinigt, die jedem Angriff die Stirne bieten kann. Doch jetzt tritt ein anderes Ereigniß ein, das für sie von der höchsten Wichtigkeit ist. Yemen und alle seine Häfen, wie Mokka, Hodeida, Locheia etc. werden von Mehemed Ali verlassen werden, ohne daß man hier den wahren Grund davon kennt. Alle Truppen, alle Beamten des Pascha's sind nach Kairo gerufen worden, und man weiß noch nicht, welche Regierung der türkischen folgen soll. Einige sagen, der Imam von Sana werde sich des Landes bemächtigen, andere, es werde den Scherifs wieder zufallen, noch andere, die Engländer wollten es in Besitz nehmen. Gewiß, Mokka am Eingang ins rothe Meer, würde ihnen trefflich zusagen. Wie dem auch sey, unter dem Vorwande, die englischen Unterthanen im Yemen zu schützen, haben sie zwei Kriegsschiffe abgeschickt, die, das eine zu Mokka, das andere zu Hodeida, Anker geworfen habe. Mehrere bedeutende Kaufleute haben sich, müde des steten Regierungswechsels im Yemen, günstig für die Besitznahme des Landes durch die Engländer ausgesprochen. Die Einwohner von Mokka aber, und besonders die Frauen, sind sehr in Besorgniß. Man fürchtet die Räubereien der Beduinen, wie sie vor einigen Jahren stattfanden, die in zahllosen Horden über das vertheidigungslose Mokka herfielen, die Frauen entführten und schändeten, plünderten und Ausschweifungen aller Art begingen. In wenigen Tagen kann sich die Stadt in gleicher Lage befinden. Sobald die Truppen des Pascha's sich eingeschifft haben, ist sie der Willkür der Beduinen preisgegeben. Schon haben die ersten Einwohner angefangen, ihre Güter in Sicherheit zu bringen, ihre Kostbarkeiten haben sie auf Schiffe gebracht, und harren ängstlich der kommenden Ereignisse. Zwar bin ich im Begriff, Mokka zu verlassen, doch da ich stets nahe genug seyn werde, um das Geschehene schnell zu erfahren, werde ich Ihnen alles Wichtige mitzutheilen nicht unterlassen. Morgen segle ich nach der Küste von Abyssinien ab.

1397

[2416]

Erklärung.

Schon im Februar l. J. hatte ich eine von mir erdachte Verbesserung am groben Geschütze Beseitigung des Rückpralls und Richtbarkeit betreffend an einem Halbpfünder-Rohre ausführen lassen, und nachdem ich damit in Beiseyn vieler Sachkenner aus dem Militär - und Civil-Stande experimentirt; nachdem ich Hunderten von Personen, welche Interesse daran fanden, die sehr einfache Erfindung gezeigt; und nachdem ich dieselbe im April l. J. meiner vaterländischen Regierung zur Untersuchung und Beurtheilung dargelegt und übergeben hatte, fanden drei hiesige Bürger und Handwerker, deren einem ich einen sehr wesentlichen Theil meiner Maschine zum Ausbessern übergeben hatte, für gerathen, diese in Bamberg publike Geschütz-Einrichtung anderthalb Monate später in Compagnie noch einmal zu erfinden und sie in zweckmäßiger Stille einem auswärtigen Staate zu offeriren.

Ich sehe mich daher veranlaßt, hiemit öffentlich meine Erfindung gegen Verwechslung mit mehr oder weniger modificirten, betrüglicher Weise als Originale ausgebotnen Nachbildungen zu verwahren, und gebe die Versicherung, daß, wenn mein Vaterland das erwähnte Geschütz bei seiner Ausführung im Großen bewährt findet, ich mit Genehmigung der allerhöchsten Behörde Bayerns gern bereit bin, im Auslande wie im Inlande ohne Rücksicht auf pecuniäres Interesse weit zuverlässigere Notizen von meiner Erfindung und deren Modificationen für bestimmte Zwecke zu geben, als solches den oben erwähnten oder andern Speculanten thunlich seyn dürfte.

Bamberg, am 14 Junius 1840.

Dr. Philipp Wirth, öffentl. Lehrer der Mathematik, Physik und Maschinenkunde.

[2474-75]

Bekanntmachung.

Die dießjährige Versammlung homöopathischer Aerzte findet beschlußmäßig am 10 August in Berlin statt. Im Auftrage des erwähnten Vereins lade ich hierdurch alle homöopathischen Aerzte des In - und Auslandes, so wie alle Freunde der reformirten Heilkunst freundlichst ein, möglichst zahlreich zu erscheinen, oder im Behinderungsfalle schriftliche Mittheilungen, welche für die Homöopathie von allgemeinen Interesse sind, gefälligst einsenden zu wollen. Den Statuten gemäß wird schon am Abend des 9 August eine vorläufige Besprechung gehalten werden, um den Geschäftsgang für den nächsten Tag zu ordnen.

Berlin, am 4 Junius 1840.

Dr. Reisig, d. Z. Director des Vereins.

[2444]

Gymnastisch-orthopädisches Institut.

Stuttgart. In Erwägung der Vortheile für das Wohlbefinden so wie für den Bestand der Heilung, wenn Verbiegungen des Rückgrathes und des Brustkorbes ohne streckende Maschinen behandelt werden, hat der Unterzeichnete es unternommen, mittelst einer wohl berechneten Gymnastik mit Hinweglassung der bisher in orthopädischen Anstalten beim Liegen und Stehen üblichen streckenden Maschinen die Deformitäten des Rückgrathes etc. zu heilen. Bei der häufigen Verkettung der Formfehler des letzteren mit Drüsenleiden, welche vernachlässigt den Grund zu mannichfachen unheilbaren Uebeln legen, mache ich mir gleichzeitig die Heilung der Strophelsucht unter Anwendung der Gesammtzahl der gegen sie bekannten Mittel, wie sie nur in eigenen Instituten mit dem erforderlichen Nachdruck zur Ausführung kommen können, zur Aufgabe. Zu Erreichung der bezeichneten Zwecke habe ich nächst der Stadt ein Landhaus erbaut. In der Sorge für körperliche Verpflegung, für Sittlichkeit und Anstand werde ich den strengsten Anforderungen genügen und mich mit einer der französischen Sprache kundigen Erzieherin in die Leitung theilen. Die Ausgaben für Wohnung, Verpflegung und ärztliche Bemühung betragen jährlich 300 fl., Privatunterricht, Med camente, Süßwasser - und Mineralwasserbäder nicht mitgerechnet. Von letzteren steht ein sehr wirksamer Eisensäuerling in dem eine halbe Stunde von hier entfernten Orte Berg bei Canustadt zu meiner Verfügung, um in natürlicher Wärme von 16° R. in einem Bassin unter ungehinderten Bewegungen gebraucht zu werden.

Med. und Chir. Dr. König.

[2507]

Denkmünzen auf das vierte Säcularfest der Erfindung der Buchdrucker-Kunst. Preis der größern, in Silber, 2 fl. 42 kr., in Bronze 1 fl.

Eine kleinere Localmünze für Bamberg, auf Subscription verfertigt; in Silber 2 fl. 24 kr., in Bronze 48 kr.

Zu haben in Mainz bei Hrn. F. Kupferberg, Buchhändler; in München bei Hrn. Sanktjohannsen, Silberarbeiter; in Ulm bei Hrn. Heinrich Nübling, Kunsthändler; in Augsburg bei Hrn. F. Ebner, Kunsthändler, und bei dem Verfertiger J. J. Neuß, k. bayer. Hofgraveur, Lit. H. Nr. 48.

1398

[2452-54]

Bekanntmachung.

Wegen des in mehreren Gegenden bestehenden Gerüchtes, als herrschten die Blattern im hiesigen Badeorte, sieht sich unterfertigte Behörde veranlaßt, zu erklären, daß zwar im verflossenen Winter in hiesiger Gegend einige leichte Variolidenerkrankungen vorgekommen, daß sich aber seit Ende des Winters weder hier noch in der Umgegend ein neuer Fall dieser Art ergeben, und daß der Gesundheitszustand dahier im Allgemeinen vollkommen befriedigend sey.

Kissingen, den 17 Junius 1840.

Königl. Landgericht und Bade-Commissariat.

Freiherr v. Rotenhan.

coll. Müllmerstadt.

[2492.501]

Donau-Dampfschifffahrt.

Die Schiffe der priv. bayerisch-würtembergischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft fahren im genauen Anschlusse, sowohl bei der Thal - als Bergfahrt mit denen der österreichischen Gesellschaft an folgenden Tagen:

von Regensburg nach Linz am 23 26 28 Junius, 1 3 6 8 11 13 16 18 21 23 26 28 31 Julius, 2 5 7 10 12 15 17 20 22 25 27 30 August;

von Linz nach Regensburg am 23 26 28 Junius, 1 3 6 8 11 13 16 18 21 23 26 28 31 Julius, 2 5 7 10 12 15 17 20 22 25 27 30 August.

Nähere Auskunft ertheilen die Agentschaften und Erkundigungs-Bureaux der Gesellschaft.

Regensburg, im Junius 1840.

Die Verwaltung.

[2468-70]

Erb-Vorladung.

Am 24 April 1840 ist Fräulein Bertha Hortmann in einem Alter von 22 Jahren ohne Hinterlassung einer letztwilligen Verfügung gestorben. Die Hälfte ihres in etwa 2200 fl. bestehenden Vermögens fällt erbrechtlich auf die dießseits unbekannten nächsten Verwandten ihres dahier am 26 Februar 1830 verstorbenen Vaters Adam Hortmann, großh. bad. Oberpostamts-Officialen, geb. zu Drolshagen in Westphalen; dieselben werden daher aufgefordert, ihre Erbansprüche an die Verassenschaftsmasse binnen drei Monaten um so gewisser bei der unterzeichneten Stelle anzumelden und zu begründen, indem sie sonst so angesehen werden müßten, als wenn sie zur Zeit des Erbanfalls nicht mehr am Leben gewesen wären.

Karlsruhe, den 16 Junius 1840.

Großh. Stadtamtsrevisorat.

Kerler.

vdt. Pezold.

[2368-70]

Bekanntmachung für Porcellan-Fabrikarbeiter.

Bei der königl. bayer. Porcellan-Manufactur Nymphenburg können einige Modell - und Formarbeiter, Poussirer und Decorateurs, welche zur Herstellung von dem Wechsel der Mode unterworfenen Gegenständen vorzüglich befähigt sind, auf längere, jedoch unbestimmte Zeit Beschäftigung erhalten.

Bewerbern hierum, welche sich über entsprechende Geschicklichkeit und moralisches Betragen gehörig ausweisen können, werden auf Ansuchen die Bedingnisse der Aufnahme schriftlich mitgetheilt.

München, den 12 Junius 1840.

K. Inspectionsamt der Porcellan-Manufactur.

Keerl, Inspector.

[2249-51]

Bierbrauerei-Verkauf.

In der Nähe von Freiburg im Breisgau wird eine auf das vortheilhafteste und zweckmäßigste eingerichtete Bierbrauerei, die sich fortwährend eines bedeutenden Absatzes zu erfreuen hat, unter billigen Bedingungen zum Kauf angetragen. Allenfallsige Liebhaber hiezu wollen sich unter der Chiffre R. T. an die Expedition dieses Blattes wenden.

[2277]

Ankündigung des österr. Vereins zur Verbreitung guter katholischer Bücher.

Eilfter Jahrgang 1840.

Von diesem, Sr. kais. königl. apost. Majestät Ferdinand dem Ersten, Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn, Böhmen, der Lombardie und Venedig, von Galizien, Lodomerien und Illyrien etc., Erzherzog von Oesterreich, Herzog von Steyermark, Kärnthen, Krain etc. etc. etc. gewidmeten Verein sind bereits in diesem Jahre zwei Lieferungen erschienen und in der Mechitaristen-Congregations-Buchhandlung in Wien, so wie bei den hochwürdigsten Consistorien, welche die Mühewaltung des Vertheilens der Bücher an die Pränumeranten gütigst übernommen, und in allen soliden Buchhandlungen des In - und Auslandes zu haben. Diese beiden Lieferungen enthalten:

Erste Lieferung: Ueber die Emancipation der Katholiken in England. Von weil. J. N. Vollkammer von Ehrenberg. Herausgegeben von Joh. Nep. Passy.

Zweite Lieferung: Der erste Band des Werkes: Geschichte des Christenthums in Oesterreich und Steyermark, seit dessen ersten Einführung in diesen Ländern bis auf die gegenwärtige Zeit. Von Anton Klein, Domherrn an der Metropolitankirche, emer. Professor der Kirchengeschichte an der k. k. Universität zu Wien.

Von diesem Werke, welches in 6 Bänden erscheint, wird der 2te Band als 4te Lieferung ausgegeben werden. Die 3te Lieferung wird enthalten: Erzählungen in neuer Form. Von Jos. A. Moshammer.

Als 5te Lieferung erscheint das Werk: Marie le Prince von Beaumont, Unterredungs-Katechismus zur Belehrung, Erbauung und zum Troste für das Landvolk. Uebersetzt und vermehrt von Georg Anton, Cooperator zu Maria Scharten.

Wie bisher wird auch diesem Jahrgang bei der 6ten Lieferung noch eine Zugabe als Neujahrs-Geschenk beigefügt werden. Da sich aber noch mehrere Manuscripte von Originalwerken in der Beurtheilung befinden, und die hohe Entscheidung der k. k. Censurbehörde abgewartet werden muß, so wird die bestimmte Angabe des Inhalts der 6ten Lieferung und des Neujahrgeschenkes später erfolgen.

Der Pränumerationspreis für sämmtliche in diesem Jahre 1840 durch den österr. Verein zur Verbreitung guter katholischer Bücher erscheinende Werke, die eine bestimmte Anzahl von 120 Druckbogen ausmachen, und in 7 Bänden in Umschlag broschirt ausgegeben werden, ist 3 fl. C. M. (20 fl. -Fuß).

Die Statuten dieses Vereins, so wie das Verzeichniß der Werke, wie sie in den zehn Jahrgängen bereits erschienen sind, können in allen soliden Buchhandlungen des In - und Auslands unentgeltlich in Empfang genommen werden.

[1335-37]

So eben erscheint in meinem Verlag und ist durch alle Buchhandlungen des In - und Auslands zu beziehen:

Kritik des Völkerrechts.

Mit praktischer Anwendung auf unsere Zeit.

Von H. Ch. Frhrn. v. Gagern.

Gr. 8. Geheftet. 1 Thlr. 20 gr.

Der Name des berühmten Verfassers macht jede nähere Bezeichnung des Inhalts und jede Empfehlung überflüssig.

Leipzig, im März 1840.

F. A. Brockhaus.

1399

[2095-97]

Bei Quirin Haslinger, Buch -, Kunst - und Musikalienhändler in Linz, an der Landstraße Nr. 407, ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen Deutschlands, in Augsburg und Lindau durch die Matth. Rieger'sche Buchhandlung, zu beziehen:

Heinrich v. Ofterdingen und das Nibelungenlied.

Ein Versuch, den Dichter und das Epos für Oesterreich zu vindiciren.

Von Anton Ritter v. Spann.

Mit einem Anhange:

Proben österreichischer Volksweisen im Rhythmus des Nibelungenliedes.

Gr. 8. 1840. Broschirt 1 fl. 21 kr. R. M. oder 18 gGr.

Inhalt. Einleitung. Der Wartburgkrieg. Betrachtungen über den Wartburgkrieg, historische Parallelen, Schlußfolgerungen. Was wir sonst von Heinrich v. Ofterdingen wissen. Die Freien v. Ofteringen oder Ofterdingen. Das Nibelungenlied. Der Gesichtskreis des Dichters. Die historischen Erinnerungen. Das Verhältniß des Bischofs Piligrin von Passau zu dem Nibelungenliede. Personen und Ortsnamen in Oesterreich. Die Geographie des Nibelungenliedes. Die Sprache des Nibelungenliedes. Die österreichischen Volksweisen. Welche Dichtungen aus dem Kreise der Heldensagen können noch dem Dichter des Nibelungenliedes zugeschrieben werden? König Luarin, Piterolf und die Heldenklage. Muthmaßlicher Lebenslauf des Dichters. Schluß. Anhang: Musikbeilage.

In einer Zeit, in welcher die verdienstlichsten sprachforschlichen Studien sich mit der bildenden Kunst vereinigen, um dem Nibelungenliede jene Bewunderung in stets ausgedehnterem Kreise zu verschaffen, welche dem größten Epos deutscher Zunge gebührt, ist der obenangekündigte Versuch unstreitig ein Wort zu rechter Zeit.

Indem derselbe das Bereich bloß grammatischer Erörterungen mit gutem Fuge nur kurz berührt (weil er es nicht mit den Ursagen der Fabel, sondern mit dem Lied in seiner vollendeten epischen Form zu thun hat), begnügt sich der Verfasser, durch so scharfsichtige als bündige Schlußfolgerungen, angeknüpft an sichere geschichtliche Thatsachen, und dargeboten aus dem innern Wesen jenes herrlichen Gedichtes im Vergleiche mit der Weise des Volkes, dem er es zuwendet, den Nachweis hinzustellen, daß der berühmte Dichter ohne bisher bekanntem Liede, das seinen Ruhm rechtfertige, und das hohe Lied ohne bisher bekanntem Sänger, dessen Name des Werkes würdig wäre, einander, und beide seinem theuern Vaterland angehören; dem Lande, dessen allzubescheidene Söhne, bis nun, zu schüchtern waren, nach dem Kranze solchen Ruhmes zu langen, den ihnen bereits Fremde darboten und andere Fremde mit bei weitem minder triftigen Gründen bestritten haben.

Der von dem Verfasser eingeschlagene Weg, die Thatsachen, die er hier zuerst veröffentlicht, zusammenstellt, und in ihrem innern Zusammenhange erklärt, die ethnographischen Züge, mit welchen er sie verbindet, sind so interessant als neu. Die Darstellung selbst, so einfach und demnach so lebhaft durch das unverkennbare Streben nach Recht und Wahrheit, durch die wärmste Liebe zum Gegenstande, durch die innigste Anhänglichkeit an das große deutsche Vaterland und an sein edles Oesterreich, überzeugt, ohne blenden zu wollen, und scheint den hartnäckigsten Zweifler zu dem Bekenntnisse bewegen zu müssen, daß hier auf die redlichste und sachkundigste Weise geschichtliche Wahrheit dargeboten werde, so gewiß, als eine solche ohne strenge gerichtsordnungsmäßigen Behelf zu erheben möglich und anzunehmen zulässig seyn kann.

Diese Meinung begründet die Zuversicht der Verlagshandlung, dem Publicum mit diesem Werk eine Erscheinung zu bieten, welche nicht nur den Oesterreicher (obwohl dieser zumeist durch das Ergebniß sowohl, als auch durch eine Masse sonst nirgend hervorgehobenen geschichtlichen, genealogischen und topographischen Daten), sondern jeden gebildeten Deutschen lebhaft anregen, und die wichtige geschichtliche Frage, welche behandelt wird, einen mächtigen Schritt zur schließlichen Erledigung befriedigend näher rücken werde.

[2418]

Neues Abonnement auf das deutsche Frankfurter Journal.

Dieses in einer täglichen Auflage von circa 8000 Exemplaren erscheinende älteste deutsche politische Journal, verbunden mit seinem täglich beigegebenen Unterhaltungsblatte: Didaskalia, wird auch im nächsten zweiten Semester 1840 in unveränderter Gestalt, und mit Beibehaltung seines so sehr billigen Abonnementspreises von 4 fl. halbjährlich herausgegeben. Auswärts abonnirt man sich bei dem zunächst gelegenen Postamte, von welchem man sich gerne einen verhältnißmäßigen Preis-Aufschlag wird gefallen lassen. Unveränderlich treu die seither kund gegebenen Grundsätze verfolgend, der Humanität, den Fortschritten der Zeit und keinen Rückschritten huldigend, wird das Frankfurter Journal, wie bisher, die wichtigsten Ereignisse des Tages schnell, bündig und der Wahrheit getreu mittheilen. Insertionen jeder Art werden mit 8 kr. die Petitzeile, mit größerer Schrift nach dem Raum berechnet.

Die Expedition des Frankfurter Journals.

[2171]

An alle Buchhandlungen ist nun die erste Abtheilung des Werks:

Merkwürdige Strafrechtsfälle aus mehreren Ländern Deutschlands, actenmäßig dargestellt von J. Scholz dem Dritten.

Preis 1 Thlr. 6 gGr. Verlag von Eduard Leibrock in Braunschweig versandt; ein Werk, welches schon vor seinem Erscheinen vielfach die Aufmerksamkeit des Publicums erregte. Zunächst möge es den Besitzern der berühmten Criminalrechtsfälle von Feuerbach, Bischoff und Bauer als eine neue interessante Folge zu diesen Werken empfohlen seyn.

[2483-85]

Baden-Baden. Auf die seit 1 Mai d. J. zu Baden erscheinende:

Allgemeine Badzeitung, mit den Curlisten von Baden, Wiesbaden, Kissingen, Ems, Schwalbach, Schlangenbad und Weilbach, redigirt von Hofrath Dr. G. Muhl, kann fortwährend für die ganze Saison bei allen Postämtern, und für ganz Frankreich bei Hrn. Alexandre in Straßburg abonnirt werden. Die Badzeitung erscheint während der Saison der Bäder wöchentlich dreimal mit fast täglichen Beilagen, und kostet mit dem badischen Postaufschlag nur 5 fl 38. kr. oder 3 Thlr. 6 Sgr. für die Saison; außerdem erhalten die Abonnenten den ganzen Winter hindurch wöchentlich eine Nummer gratis.

Die Tendenz der Badzeitung geht dahin, ein treues Bild des Lebens und Treibens sämmtlicher Bäder Europa's zu geben, verbunden mit dem Wissenswerthesten aus dem physikalisch-medicinischen Bereiche der Gesundbrunnen. Dieselbe hat sich die Aufgabe gestellt, utile dulci den Charakter eines recht muntern und lebendigen Unterhaltungsblattes mit Rücksicht auf Badeorte und Saisons anzunehmen. Die geachtetsten Schriftsteller und Badärzte sind bereits als Mitarbeiter gewonnen. Das Inhaltsverzeichniß der bis jetzt erschienenen Nummern wird von der Mannichfaltigkeit und Reichhaltigkeit des Stoffes überzeugen.

Erschienen sind: 16 Artikel aus Baden; 6 aus Wiesbaden; 4 aus Ems; 3 aus Creuznach; die schottischen Seebäder Portobello und Oban von Dr. Wilhelmi; die böhmischen Bäder (Teplitz,1400 Karlsbad, Marienbad) von demselben. Ferner Berichte aus Bad Ebersdorf; Sodan; Sironabad; Homburg v. d. H., v. Dr. Müller; Cannstadt; Kissingen; Statistik der Bäder; Langenschwalbach von F. v. F.; Hubbad; Langenbrücken; Kreuth; Weilbach; Liebenstein; Marienbad; Pfeffers; Landskrone; Weilbach von Dr. Fabricius; Driburg von Dr. Brück; Griesbach; das Musikfest in Aachen; Aachens Gründung; Winterbrief von Baden; das fabelhafte Zähringen von W. v. Chezy; das Glück in Baden; Phantasie an Andoline; die Bewohner der Curorte von F. v. F.; die Glücksaussaat zu Cheltenham; der Salon in Baden und Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst von A. Schreiber; Männer und Frauen in Persien; Joukowsky; das Schlangenbad; die Steaple-Cyafes; die Heilmittel aus der Classe der Nahrungsmittel von Dr. Pitschaft; die russischen Dampfbäder von Dr. Burkart; die Krankheiten der Curgäste von F. v. F.; Modeberichte, Anekdoten u. s. w. Die nächsten Nummern werden, da die Saison der norddeutschen und Seebäder nunmehr begonnen, auch regelmäßige Berichte von dorther enthalten; zum 24 Junius gibt A. Schreiber ein Gedicht: Guttenberg, so wie eine kurze Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst.

Die Redaction.

[2505]

Jubelschrift und Denkmal.

Ulm. Im Verlage der Stettin'schen Buchhandlung erscheint so eben und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Die Buchdrucker-Geschichte Ulms zur vierten Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst, geschrieben von Dr. Konrad Dieterich Haßler, Prof. am k. w. Gymnasium zu Ulm.

Mit neuen Beiträgen zur Culturgeschichte, dem Facsimile eines der ältesten Drucke und artistischen Beilagen, besonders zur Geschichte der Holzschneidekunst.

gr. 4. cartonnirt. Subscriptions-Preis 4 fl. 36 kr. oder 3 Rthlr.

[2394]

So eben erschien und ist bei dem Unterzeichneten, so wie in allen Buch - und Kunsthandlungen zu erhalten:

Souvenirs de l'Empereur Napoléon.

Composés et écrits par J. Heinrigs à Cologne.

Dieses in Quer-Folio-Format höchst sauber in Kupfer gestochene symbolisch-kalligraphische Kunstblatt enthält den Namen dieses Helden, Abbildungen der merkwürdigsten Schlachten und Hauptmomente seines Lebens, deren Bezeichnung nebst vielen Inschriften in französischer Sprache, nebst Portrait und Todesmaske. Es ist mit der bekannten Meisterschaft des Verfassers erfunden und ausgeführt, wird sowohl den Kunstfreunden als auch den Freunden der Geschichte Napoleons willkommen seyn, und bietet eine ebenso interessante als schöne Zimmerverzierung unter Glas und Rahmen dar.

Bis Ende Junius dieses Jahres ist das Blatt noch für den sehr billigen Subscriptionspreis von 1 2 / 3 Thlr. zu haben. Der nachherige Ladenpreis ist auf 2 1 / 2 Thlr. festgesetzt.

Vorläufige Nachricht.

Als Pendant wird derselbe Meister ein zweites Blatt herausgeben, welches dem Andenken an Friedrich den Grossen und an die bevorstehende Jubelfeier seiner vor hundert Jahren erfolgten Thronbesteigung gewidmet seyn wird. Näheres hierüber wird in kurzem bekannt gemacht werden.

Berlin, im Mai 1840.

T. Trautwein, Buch - und Musikalienhandlung, breite Straße 8.

[2467]

Gasthofs-Eröffnung.

Unterzeichneter bringt hiermit zur öffentlichen Kunde, daß sein am Curgarten, mit der angenehmsten Aussicht, gelegenes Haus zu einem Gasthof ersten Ranges mit der Firma: Hôtel de Russie umgewandelt und am 18 d. eröffnet wurde.

Kissingen, den 18 Junius 1840. F. Pfülf.

Im Bezug auf obige Anzeige mache ich ergebenst bekannt, daß ich in obengenanntem Hotel die Gastwirthschaft übernommen habe.

Durch prompte billige Bedienung hoffe ich mir das Wohlwollen der verehrlichen Gäste zu erwerben, deren Besuches ich mich zu erfreuen haben werde.

Kissingen, den 18 Junius 1840.

C. Panizza, Gastgeber im russischen Hof.

[2386]

In Karl Gerolds Buchhandlung in Wien ist so eben erschienen, und daselbst, so wie in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben:

Kurzer geographischer Abriß des österreichischen Kaiserthums.

Von W. C. W. Blumenbach.

Wien, 1840.

gr. 8. In Umschlag broschirt. Preis 10 gr. sächs.

Dieser mit vielem Fleiße ausgearbeitete Abriß gibt ein Bild des gesammten österreichischen Staates nach seinem gegenwärtigen Zustande, mit vorzüglicher Rücksichtnahme auf die materiellen Interessen unserer Zeit, namentlich auf Production, Gewerbe und Handel. Seiner Bearbeitung lag die Absicht zum Grunde, ein Supplement zu allen geographischen Handbüchern, zumal des Auslandes, in welchen der österreichische Staat, wie bekannt, meistens sehr mangelhaft geschildert oder entstellt ist, zu liefern; und es entspricht nicht nur dieser Absicht im vollen Maaße, sondern eignet sich auch, da es alles Wesentliche, so wie alle neuen, auf die Wohlfahrt der Staatseinwohner abzielenden Anstalten und Einrichtungen angibt und würdiget, als belehrendes Hülfsbuch sowohl für Studirende, als für Staats - und Privatbeamte jeder Art, für Oekonomen und Gutsbesitzer, Fabricanten, Handelsleute und für jeden Mann von Bildung, der sich einen schnellen und faßlichen Ueberblick alles dessen, was der große Kaiserstaat an Merkwürdigkeiten in geographisch-statistischer, naturhistorischer, ökonomischer, industrieller, commercieller, religiöser, wissenschaftlicher etc. Beziehung enthält, verschaffen will.

[2196]

Für Eltern und Erzieher.

In der Arnold'schen Buchhandlung ist erschienen und in allen Buchhandlungen, in Augsburg und Lindau durch die Matth. Rieger'sche Buchhandlung, zu haben:

Dr. E. Schmalz, faßliche Anleitung, die Taubstummheit in den ersten Lebensjahren zu erkennen und möglichst zu verhüten, so wie auch die taubstummen Kinder in dem elterlichen Hause zweckmäßig zu erziehen. 8. broschirt. 3 Bog., 3 gr. od. 15 kr.

[2436]

Im Verlage von Alexander Duncker in Berlin ist so eben erschienen und durch alle namhaften Buchhandlungen des In - und Auslandes zu erhalten:

La Chirurgie de Mr. DIEFFENBACH par CHARLES PHILLIPS.

1ère Partie avec quatre planches.

1 1 / 3 Thlr. (5 frcs.)

[2455]

Geschäfts-Empfehlung.

In Folge des so traurigen Dahinscheidens meines Gatten, des bürgerlichen Schneidermeisters Matthäus Koch, finde ich mich veranlaßt, pflichtmäßig anzuzeigen, daß ich, im innigsten Vertrauen auf das fortdauernde Wohlwollen der bisherigen Geschäftskunden, ununterbrochen mein Gewerb fortsetze, und mich bestreben werde, durch ausgezeichnete und schleunigste Bedienung, Treue und Pünktlichkeit der Ablieferung, und möglichste Billigkeit stets umfassender zu empfehlen. Mit ausgezeichneter Hochachtung empfiehlt sich Matth. Koch, sel. Wittwe.

München, den 15 Junius 1840.

1393

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 175. 23. Juni 1840 . Augsburg1840.

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Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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