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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 93. Köln, Sonntag den 3. September. 1848.

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Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Die Polendebatte in Frankfurt. Die Antwerpner Todesurtheile.) Frankfurt. (Die Bevollmächtigten bei der Centralgewalt. National-Versammlung.) Berlin. (Der Waffenstillstand ratifizirt. Mißlungene Verhaftungsversuche. Polizei-Urtheil wegen Volksversammlungen. Vereinbarungssitzung.) Wien. (Reichstag. Begräbniß der Gefallenen. Rückschlag in der Stimmung der Bourgeoisie. Statistik der Verwundeten.) Düsseldorf. (Wer hat Freiligrath verhaften lassen?) Düren. (Die Aerzte und die Bürgerwehr.) Prov. Sachsen (immer besser!) Frankenstein. (Die 22r.) Altenburg. (Mediatisirungsfurcht.) Gießen. (Tumult.) Wanheim (Preßprozesse.) Sigmaringen. (Der Fürst dankt ab.) Darmstadt. (Prozeß Georgi-Weidig.) Schleswig-Holstein. (Soldaten und Zeitungen. Die Landesversammlung einberufen.

Französische Republik. Paris. (Journalschau. Stimmung der Arbeiter und Bauern. Der National über Krieg mit Oesterreich. Vermischtes. Nationalversammlung).

Donaufürstenthümer. Bucharest. (Anerkennung der neuen Verfassung).

Italien. (Unruhen in Mass#-Carrara. Carriere eines östreichischen Spions in Rom. Barkenkordon bei Venedig. Capponis Programm). Neapel. (Zaganelly. Der Herzog von Parma)

Großbritannien. London. (Parlament. Russel nach Irland. Die gefangenen Chartisten).

Belgien. (Risquons-Tout).

Amerika. New-York. (Kongreßarbeiten. Sklavenfrage. Wahlagitation. Unruhen in Pernambuco).

Deutschland.

1

**Köln,

2. September. Die Polendebatte in Frankfurt. Dritter Tag.

〈…〉〈…〉

Louis Blanc in Belgien und England.

Als Herr Thiers vor einigen Jahren in London war und eben in die St. Pauls-Kirche treten wollte um die Grabstatuen eines Nelson, eines Cullingwood und andrer britischer Helden zu beschauen, da erinnerte man ihn daran, daß er 4 Pence Entrée zu bezahlen habe.

Der kleine Franzose zog spöttisch seinen Geldbeutel und bemerkte dem Kirchendiener, daß die Engländer wenig große Männer zu haben schienen, da man sie noch für Geld sehen lasse. So Herr Thiers in England! Louis Blanc hatte auf seiner neulichen Flucht durch Belgien bei weitem mehr Grund zu einer solchen Bemerkung.

Wenn der belgische Löwe sich in einen weißen Esel verwandelt hätte, wenn mit einem Mal der fliegende Holländer im Antwerpener Hafen gelandet, oder wenn die offizielle belgische Presse plötzlich zu einiger Schaam und die Herren Chaaaazal und Hoooody zu einiger Vernunft gekommen wären, so hätten die neutralen, konstitutionellen Belgier in kein größeres Zetermordio ausbrechen können als neulich, wo ihnen der flüchtige Louis Blanc in das gesegnete Ländchen hineinsprang. Ja, der Teufel, der doch sicher ein berühmter Mann ist, könnte durch sein Erscheinen nicht mehr Sensation machen, als das berüchtigte Mitglied des provisorischen Gouvernements.

Belgien ist so kahl an großen Männern, wie die lüneburger Heide an Myrthen; Belgien ist so arm an berühmten Leuten, wie der Marstall König Leopold's an Elephanten; ja, Belgien hat nur einen großen Mann: das Manneken-piss!

Louis Blanc kam mit dem Eisenbahnzuge von Lille in Gent an. Die Fabrikschornsteine des belgischen Manchesters hörten auf zu rauchen; einige Arbeiter die gerade am Typhus sterben wollten richteten sich noch einmal empor und schauten verwundert um sich; den Familienvätern der Börse lief es eiskalt über den Rücken, eine unheimliche Stimmung herrschte durch die ganze Stadt und Niemand wußte weßhalb.

Da schaut irgend ein beliebiger Mensch auf die Gasse; er sieht einen kleinen Herrn vorüberhuschen, im schwarzen Frack mit klugfunkelnden Augen, flink und lebendig. Wer mag der Fremde sein? der Nachschauende stutzt, er besinnt sich, er erkennt ihn: Louis Blanc! ruft er entsetzt und: Louis Blanc! tönt es weiter von Mund zu Mund; die ganze Stadt ist in Allarm. Den Gentern stehen die Haare zu Berge sie haben einen berühmten Mann in ihrer Mitte; Belgien ist seinem Untergange nahe, die Gewitterschwüle des Tages ist zu erklären.

Jeder Tölpel ist in Belgien willkommen; frei und ungehindert kann er in dem gastfreien Lande seine Fünffranc-Stücke wegwerfen, wie's ihm gefällt; keine Haussuchungen finden bei ihm statt, man schleppt ihn nicht in's Amigo, der Herr Hody grüßt ihn und der Herr Chazal sagt ihm guten Tag; o, ein Tölpel ist in Belgien unter Brüdern, glücklich lebt er mit seines Gleichen; wenn Du ein Tölpel bist, lieber Leser, so gehe nach Belgien; bist du aber ein geistreicher, berühmter Mann, o, dann nimm Dich in Acht, sei auf Deiner Hut, du bist Deines Lebens nicht sicher, bleib lieber zu Hause! Ach hätte ich das Herrn Blanc sagen können!

Außer der belgischen Konstitution und der flandrischen Misere, ist die königliche Polizei das bemerkenswertheste Institut des belgischen Musterstaates. Ein belgischer Polizist sieht steif aus wie ein Ausrufungszeichen (!) nur wenn man ihm fünf und zwanzig Centimen oder einen Fußtritt gibt, dann verwandelt er sich plötzlich in ein demüthig gebücktes Fragezeichen. (?)

Louis Blanc gab weder 25 Centimen noch einen Fußtritt und die Götter wollten es daher, daß ihn die nichts weniger als neutrale belgische Polizei auf der Stelle arretirte und sofort in ein National-Gefängniß schleifte.

Diesen konstitutionellen National-Kerker nennt man in der schönen Sprache des Landes den Mammelokker.

Louis Blanc wurde in den National-Mammelokker gebracht. Armer Louis! Der Held des Louxembourg im Mammelokker von Gent! Aber die belgische Polizei that ihre Pflicht. Louis Blanc war nun einmal erkannt; Louis Blanc war ein berühmter und ein geistreicher Mann. Was würde Herr Hody thun? Arretiren, arretiren! Ein geistreicher Franzose ist ansteckend, ist gefährlich! So räsonnirte die Polizei; sie war naiv genug, zu glauben, daß ein Belgier von etwas Geistreichem angesteckt werden könne.

Louis Blanc saß im Mammelokker. Und sieh, ehe er noch Zeit hatte, nur ein einziges Mal über die Vergänglichkeit alles Irdischen nachzudenken, ja, ehe er noch dazu gekommen war die trefflichen Sitten der gastfreien Belgier in tiefster Seele zu bewundern, da erschienen auch schon, wie uns der Messager de Gand auf's treueste berichtet, vor dem Gitter des Mammelokker: der Gouverneur, der Bürgermeister, mehrere höhere Offiziere, die Mitglieder des Barreaus und andere ausgezeichnete Personen, um den eingefangenen, schrecklichen Franzosen einmal ganz in der Nähe zu begaffen, mit rechter flandrischer Gemüthsruhe, wie Kinder einen Löwen beschauen, einen Tieger oder einen melancholischen Adler. O, schönes flandrisches Stillleben! Es fehlte noch, daß die Genter Damen auf ihren großen Füßen herangewackelt wären und die National-Komödie wäre fertig gewesen.

Nachdem man sich satt geschaut und satt gewundert hatte, dachte man indeß wieder daran mit wie viel Gefahren es verbunden sein würde, wenn man einen berühmten Mann länger als 24 Stunden in den wohlgebauten Mauern des Mammelokker beherberge. Furcht stieg in den flandrischen Seelen auf; man setzte sich sofort mit Herrn Hody in Verbindung und ehe noch der Eisenbahnzug nach Ostende abging, schaffte man den Gefangenen auch schon auf Umwegen nach einer benachbarten Station um ihn dann mit einem Laufpaß gen Albion zu entlassen.

« Qu'on emmène cette canaille! » das war der letzte Gruß, den ein Mitglied des Ostender Stadtraths dem Scheidenden zurief und die Wogen rauschten und die Möven sangen und hinüber fuhr der Geächtete nach dem Vaterlande Shakspeares.

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Jedenfalls hat das Vaterland Shakspeares den Vorzug vor dem Vaterlande des Manneken-piss, daß sich England zu Belgien verhält wie eben der große William zu dem kleinen Manneken. Ein Wallfisch und eine Laus, würde der alte Goethe sagen. Louis Blanc landete in Dover man kann sich denken, welch ein seliges Gefühl die britischen Herzen überschlich, als sie den berüchtigten Kommunisten in so desolaten Umständen an's Land steigen sahen. Wie uns der Messager de Gand die Schicksale Louis Blanc's in Belgien berichtet, so meldet uns die Times in einem ihrer leitenden Artikel die Ankunft des Flüchtigen in England. Außer dem Juli-König von 1830, meint die Times, ist nun auch das provisorische Gouvernement des Februar bei uns angekommen. Augenblicklich sitzt Cavaignac am Ruder wie lange wird dies dauern und was dann? Aber es mußte so kommen, wir haben es vorhergesagt. Es giebt keine schönere alte Weiber-Phrase als dies: aber es mußte so kommen, wir haben es vorhergesagt . Der Artikel der Times beginnt und schließt damit. Unter der würdevollen großbritannischen Kälte sucht die Times vergebens jene stille Schadenfreude zu verbergen, jenes freundliche Schmunzeln, das dem Gerechten und dem Frommen so wohl steht. Treu spiegelt die Times die Stimmung John Bull's wieder, jenes guten, dicken Mannes, dem seit den letzten fünf Monaten das Essen mehr als einmal herzlich schlecht schmeckte, wenn er daran dachte, was jenseit des Kanals vorging.

John Bull war ganz aus seinem Gleis gekommen; es wurde ihm gelb und grün vor den Augen, wenn er sah wie sich eine Gesellschaft von Advokaten, Journalisten, Poeten und Astronomen im Hotel de Ville festsetzte um hinfort die Geschicke einer der größten Nationen der Welt zu lenken. Aber die Engländer sind einmal so. John Bull glaubt gerade so steif und fest an die krumme Nase seines Wellington, wie an die Allmacht Gottes, oder an die Unsterblichkeit der Seele. Er kann sich wohl damit befreunden, daß von Zeit zu Zeit eine Aenderung in den Zucker - nd Rum-Zöllen eintritt, wenn man ihm aber begreiflich machen wollte, daß sich ein Redakteur des Northern Star einst auf die Bank des Schatz-Kanzlers, oder ein Redner der Crown and Anchor Tavern auf den Platz des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten setzen könne, so würde er einen mit ungläubigen Augen ansehen, oder: You are a donkey, Sir! ausrufen. Sie sind ein Esel, mein Herr.

Ein Engländer würde sich gar nicht wundern, wenn er eines Morgens seine Zeitung in die Hand nähme und sich davon überzeugte, daß die britischen Truppen ganz China über den Haufen geworfen hätten; sähe er aber statt des alten Hume einen Harney, statt eines Lord George oder Lord John einen Ernest Jones sich im Hause der Commons emporrichten, ja, Sir Robert Peel statt einer weißen Weste eine rothe, und Lord Brougham statt einer karrirten eine einfache Hose tragen, da würde er tiefsinnig den Kopf senken und eine halbe Stunde lang sprachlos hinab in sein Glas Brandy stieren.

John Bull begnügte sich daher auch mit einem selbstgefälligen: Es mußte so kommen und ich habe es vorhergesagt, als er den entsetzlichen kleinen Franzosen, den ersten Arbeiter Frankreichs, im Ship Inn in Dover absteigen sah. Nicht mit der kindischen Neugier eines belgischen Kleinbürgers, nein, mit dem mitleidigen Lächeln eines stolzen Briten schaute er auf den berühmten Flüchling hinab. Louis Blanc ist bei uns angekommen, sagt die Times; der Verfasser der Geschichte der zehn Jahre wird noch in aller Welt bekannt sein, wenn der Staatsmann des 24. Februar längst vergessen ist. Weder Gouverneure, noch Bürgermeister, noch höhere Offiziere noch die Mitglieder des Barreau's laufen herbei um den seltenen Mann zu sehen; man sperrt ihn auch nicht in den Mammelokker; frei kann er reisen von Dover nach London und von London nach Dover, keine Seele wird sich um ihn kümmern, wenn er nur nicht über die Königin lästert, und Niemand wird ihm was zu leide thun, dafern er stets sein Beef und seinen Porter bezahlt in Pfunden, Schillingen und Pence.

[Deutschland]

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**Köln, 2. Sept.

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Frankfurt.

Die Ob. -P.-A.-Ztg. enthält unter der Rubrik Amtliches folgende Mittheilung:

In Gemäßheit des Artikels 14 des Gesetzes vom 28. Juni d. J. haben bereits die Regierungen der meisten Staaten Deutschlands ihre Bevollmächtigten bei der provisorischen Centralgewalt ernannt und es ist zu hoffen, daß auch von Seite der übrigen Regierungen diese Ernennung binnen Kurzem erfolgen werde. Die bereits ernannten Bevollmächtigten sind: für Preußen: Herr Staatsminister Camphausen; für das Königreich Sachsen: Herr Geh. Regierungsrath Kohlschütter; für Hannover: Herr Justizrath v. Bothmer; für Württemberg: Hr. Obertribunalrath Freih. v. Sternenfels; für Baden: Hr. Geheimerath Welcker; für Kurhessen: Hr. Geh. Legationsrath Sylvester Jordan; für das Großherzogthum Hessen: Hr. Ministerialrath v. Eigenbrodt; für Holstein: Hr. Professor Dr. Madai; für Lauenburg: Hr. Geheimerath Welcker; für Luxemburg und Limburg: Hr. Staatsrath v. Scherff; für Sachsen-Weimar: Hr. Staatsrath v. Wydenbrugk; für Sachsen-Meiningen: Hr. Staatsrath Seebeck; für Sachsen-Coburg-Gotha: Hr. Geh. Regierungsrath Kohlschütter; für Braunschweig: Hr. Geh. Legationsrath Dr. Liebe; für Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz: Hr. Regierungsrath Dr. Karsten; für Oldenburg: Hr. Oberst Joh. Ludwig Mosle; für Hohenzollern, Reuß und Hessen-Homburg: Hr. Geh. Rath Freih. Adolf v. Holzhausen; für Lippe-Detmold: Hr. Geh. Justizrath Petri; für Hamburg: Hr. Senator Kirchenpaur; für Frankfurt: Hr. Schöff Dr. Souchay; für Bremen: Hr. Bürgermeister Smidt; für Lübeck: Hr. Senator Dr. Heinrich Brehmer.

!!! Frankfurt, 31. August.

9 1 / 2 Uhr. 69. Sitzung. Präsident v. Gagern. Tagesordnung: 1. Wahl der drei Präsidenten, 2. Berathung über den Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung, die Ergänzung der Ausschüsse betreffend. Genehmigung des Protokolls.

Minister des Aeußern Heckscher: Durch den Minister Camphausen wird preußischer Seits der Centralgewalt die Abschließung eines Waffenstillstandes mit den Dänen zu Malmö mitgetheilt. Nähere Bedingungen desselben folgen nicht mit. Wahrscheinlich nächstens. Diese Waffenstillstands-Abschließung und die nächsten Bedingungen desselben influiren dergestalt auf das erwartete und öfters versprochene Programm der auswärtigen Politik, daß der Minister dasselbe noch aussetzen muß, bis die Bedingungen des Waffenstillstandes einlaufen.

Präsident verliest eine Interpellation von Dahlmann, ob im Namen der Centralgewalt dieser Waffenstillstand abgeschlossen? Und unter welchen Bedingungen?

Dahlmann nimmt in Folge Heckschers Erklärung diese Interpellation vorläufig zurück.

Vogt: Wir (auf die Linke zeigend) machen diese Interpellation zu der Unsrigen.

Präsident: Dahlmann nimmt sie ja nur vorläufig zurück.

Justizminister von Mohl verliest einen Entwurf über die Bekanntmachung der Reichsgesetze. (Beifall links. Mohl ist der einzige unangefochtene Minister.) Giebt eine kurze Erläuterung des Entwurfs. Derselbe lautet etwa: §. 1. Die Bekanntmachung der Reichsbeschlüsse erfolgt durch den Reichsverweser. §. 2. Die Minister machen die Beschlüsse durch den Druck bekannt und theilen sie den Landesregierungen mit. §. 3. Zwanzig Tage nach Verkündigung der Beschlüsse in Frankfurt erlangen dieselben ihre Gültigkeit. §. 4. Ein Reichsgesetzblatt ist das amtliche Organ der Centralgewalt.

Schüler zweifelt, daß der Centralgewalt die Initiative zu einem solchen Gesetze zusteht. Der Gesetzgebungsausschuß solle hierüber befragt werden.

Präsident: Der Entwurf ist dem Gesetzgebungsausschuß zur Begutachtung vorzulegen, der zugleich darüber sich aussprechen kann, ob dem Ministerium die Initiative hierin zusteht.

Behr (Aha! Vergnügen) bemerkt hierzu unverständliche Worte. (Laut!)

Schaffrath (Rechts und Centren: Schluß, Schluß!)

Die Diskussion über diesen Gegenstand wird geschlossen und die Versammlung beschließt nach Gagerns Wunsch, die Uebergabe des Entwurfs zur Begutachtung an den Ausschuß.

Heckscher läßt durch den Präsidenten mittheilen, daß er auf Eisenmanns Interpellation wegen Ungarn den 8. September antworten wird.

Mehrere Berichte werden hierauf angezeigt.

Der Petitionsausschuß zeigt an, daß ein Buchhändler Namens Hahn der Versammlung ein Bücherverzeichniß übergiebt, um daraus Bücher als Geschenk zu entnehmen, zum Fond einer zu begründenden Reichsbibliothek. (Beifall).

Nach dem Vorschlag des Ausschusses empfohlen durch den Präsidenten wird die Versammlung Bücher auswählen lassen und dem Buchhändler Hahn ihren Dank votiren.

Der Dank wurde einstimmig votirt.

Ferner berichtet der Petitionsausschuß über eine Petition vom patriotischen Verein aus Berlin.

Der Ausschuß erkennt in dieser Petition nur Bitten, die bereits von der National-Versammlung schon berücksichtigt worden. Ad acta und Tagesordnung.

Mammen hat mit Eisenstuck bereits am 14. Juni einen Antrag über provisorische Zollgesetze gestellt. Hierauf ist (wie immer) noch nichts erfolgt.

Geockoth (in dieser Sache Referent des volkswirthschaftlichen Ausschusses) hat am 27. Juli den Bericht dem Verfassungsausschuß übergeben.

Hermann (vom Verfassungsausschuß) hat den Bericht 14 Tage später dem Coreferenten Moritz Mohl übergeben. Mohl wollte ihn damals der Versammlung in 14 Tagen vorlegen.

M. Mohl (auf dem es endlich sitzen bleibt): Der volkswirthschaftliche Ausschuß sei sehr steißig. Mehr als möglich, sei nicht zu verlangen. (Bravo. Gelächter.)

Mammen ist mit dieser Art von Erledigung natürlich nicht zufrieden und stellt einen neuen dringlichen Antrag auf Beschleunigung.

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Für die Dringlichkeit dieses Antrags stimmt nur die Linke. Während der Abstimmung über die Dringlichkeit schreit einer im Centrum schnell und laut: Sitzen bleiben. Centren und Rechte bleiben sitzen. Dies ist charakteristisch.

Tagesordnung: 1. Wahl des Präsidenten.

Stimmende 436. Gagern 396. Hermann aus München 31. Blum 2. Soiron 2. Simon (Breslau), Kotschy, Beisler, Rotenhahn, Hermann aus Sachsen je eine Stimme. Also der Edle wieder erster Präsident.

Furchtbares Bravo und Händeklatschen. Gagern hält die gewöhnliche, rührende (diesmal kurze) Antrittsrede. (Bravo).

2. Wahl des ersten Vizepräsidenten.

Gewählt haben 435. Soiron 284. Hermann 141. Blum 2. Brentano 1. Grävel 1. v. Schnuk 1. Simon (Breslau) 1.

Gagern: Also ist Soiron erster Vizepräsident. (Bravo und langes Zischen).

Soiron: Meine Herren, ich danke Ihnen für die Neuwahl und werde meine Pflicht wie bisher thun. (Furchtbaaes Gelächter, Trommeln, Bravo und Zischen.) (Hr. Soiron hat ganz recht, die Versammlug wegen seiner Neuwahl obendrein zu verhöhnen.)

Präsident verliest eine Erklärung der äußersten Linken und mehrerer anderer Abgeordneten, die gegen die Wahl Soirons namentlich protestiren, und wegen der daraus entspringenden nachtheiligen Folgen zum Voraus ihre Hände in Unschuld waschen. (Rechts Zischen; links Ruhe; rechts die Namen).

Präsident verliest sie; (Zischen). Es treten noch drei Abgeordnete bei.

3. Wahl des zweiten Vicepräsidenten.

Von 417 Wählenden hatte v. Hermann 270 Stimmen, Simon (Breslau) 108, Simson (Königsberg) 13, Soiron 1, Radowitz 15, Schüler aus Jena 2, Blum 2, Kotschy 1.

Also v. Hermann die absolute Majorität. (Bravo).

v. Hermann. Dankt, daß man ihn aufs Neue zum Gehülfen des edlen Mannes, auf den Deutschland mit Stolz blickt, gewählt. Wird nach der Geschäftsordnung den Willen der Versammlung vollführen. (Bravo).

Veit von Berlin macht im Namen seiner Buchhandlung in Berlin der Versammlung dasselbe Anerbieten wie der obenerwähnte Hahn aus Hannover. Die Versammlung votirt Hrn. Veit einstimmigen Dank, und überläßt wie früher die Auswahl der Bücher den verschiedenen Ausschüssen.

Schwetschke aus Halle stellt gleichfalls seine Buchhandlung zu derselben Disposition. (Ungeheure Freude, abermals Dankvotum etc.)

Präsident zeigt viele Beiträge zur Flotte an, u. A. 497 Fl. von den Deutschen in Konstantinopel).

Bericht des Ausschusses für Geschäftsordnung.

Murschel, Berichterstatter, empfiehlt die Ausschußanträge.

Nach einer von häufigem Schlußruf unterbrochenen Diskussion, in der viele Amendements vorkommen und die um so unerquicklicher ist, je breiter sich darin der kleinigkeitskrämerische Bürgerverstand geltend machen kann, wird mit geringer Modifikation der Ausschußantrag angenommen, folgenden Inhalts: Jeder Ausschuß schlägt für eine entstehende Lücke 3 Mitglieder vor, aus denen die Versammlung wählt.

Nach einem frühern Antrag Soirons (den ich bereits gemeldet) beschließt die Versammlung die alten Schulden des Fünfziger-Ausschusses an die Stadt Frankfurt mit Dank zurückzuzahlen.

Nach einem fernern Antrage beschließt die Versammlung fast einstimmig, dem Fünfziger-Ausschuß den Dank der deutschen Nation auszusprechen und demselben nachträglich die Reisekosten und 3 Thlr. tägliche Diäten für die Zeit seines Beisammenseins aus der Reichskasse zu vergütigen. (Gegen den letztern Beschluß stimmte die äußerste Rechte).

Der Vicepräsident Hermann berichtet über 13 Urlaubsgesuche die seit dem 25. d. M. eingelaufen, darunter eins des Grafen v. Auersperg auf unbestimmte Zeit. (Mißbilligung).

Präsident v. Gagern theilt betreffs des Gesetzentwurfs über Minister-Verantwortlichkeit 3 Anträge mit. Der erste von Biedermann, die Amendements zu diesem Entwurf dem Ausschuß vor der Diskussion einzureichen, um durch Kenntnißnahme derselben die Diskussion zu erleichten. Ein zweiter von Radowitz, Bally, Rothenhahn und andern Reaktionären, die Berathung des Gesetzentwurfs wegen Ministerverantwortlichkeit hinauszuschieben bis nach vollendeter Berathung der Grundrechte, (Rösler höhnisch vom Platze: ich sehe keine Reaktion ) und zwar wegen der großen Dringlichkeit der Grundrechte, (von denen die Rechte am besten weiß, daß sie nie in Kraft treten werden). Einen dritten Antrag stellt Gagern selbst, nach Biedermanns Vorschlag die Amendements binnen 12 Tagen einzureichen und also bis dahin die Berathung auszusetzen.

Mit Gagerns Antrag giebt man sich zufrieden. Schluß der Sitzung 2 Uhr.

Tagesordnung für morgen: 1. Beantwortung verschiedener Interpellationen seitens der Minister; 2. Erledigung der Gallerie-Zuhörerfrage; 3. Fortsetzung der Grundrechte.

*Berlin, 31. Aug.

Ungeachtet aller Anstrengungen ist es den Polizisten bis gestern Abend nicht geglückt, den gegen Herrn Karbe und Herrn Edgar Bauer erlassenen Verhaftsbefhl zu vollstrecken. Ersterer ist mehrfach öffentlich erschienen, war aber jedesmal mit einer so starken Leibgarde seiner Anhänger umgeben, daß die Polizeibeamten nicht wagen konnten Hand an ihn zu legen. In der gestern Abend erschienenen Zeitungshalle macht er sogar selbst öffentlich bekannt, daß der Polizei seine Verhaftung noch nicht gelungen sei.

69Berlin, 31. Aug.

Das Polizeigericht hat heute das Urtheil gegen die Herren Schramm, Löwinson, Edgar Bauer und Eichler wegen Betheiligung bei mehreren nicht der Polizei angezeigten Volksversammlungen gesprochen. Die drei ersten wurden für schuldig erachtet, und jeder zu einer Geldbuße von 5 Thlrn. verurtheilt; Eichler wurde wegen mangelnden Beweises frei gesprochen.

Berlin.

Die Berliner Nachrichten melden, daß der von Hrn. von Below überbrachte siebenmonatliche Waffenstillstand bereits vom Könige unterzeichnet worden sei. Nach der Voss. Ztg. sollte Hr. v. Below am 31. mit der Ratifikation nach Lübeck abgehen, um dort die Auswechselung der Ratifikationen vorzunehmen.

103Berlin, 31. August.

Sitzung der Vereinbarer-Versammlung. Tagesordnung: Fortsetzung der Berathung des Bürgerwehr-Gesetzes. Nach Erledigung der Tagesgeschäfte, bringt der Präsident Grabow den in letzter Sitzung amendirten §. 44. zur Abstimmung; derselbe wird einstimmig angenommen und lautet:

§. 44. Die Anführer der Bürgerwehr, werden von allen Bürgerwehrmännern der Dienstwehrliste (§. 15.) gewählt.

Die folgenden 3 §§. werden einstimmig angenommen, sie lauten:

§. 45. Ist die Bürgerwehrmannschaft in einer Gemeinde geringer als eine Kompagnie, so wählen sämmtliche Bürgerwehrmänner der Dienstwehrliste die Führer der Rotten, und wenn sie einen Zug bilden, auch den Zugführer und dessen Stellvertreter.

§. 46. Besteht die Bürgerwehrmannschaft in einer Gemeinde aus einer oder mehreren Kompagnien, so wählt jede Kompagnie ihren Hauptmann und die übrigen Anführer.

§. 47. Ist die Kompagnie aus der Bürgerwehrmannschaft zweier oder mehrerer Gemeinden zusammengesetzt, so wir der Wahlakt der gemeinschaftlichen Anführer in derjenigen Gemeinde vorgenommen, welche die stärkste Bürgerwehrmannschaft hat.

Mehrere Zusatz-Paragraphen betreffend die Wahl der Majors und Obersten werden lebhaft debattirt.

Abg. Mathäi: Durch die Annahme des amendirten §. 44. haben wir das Prinzip der direkten Wahlen ausgesprochen, dadurch fallen §§. 50 und 51, welche indirekte Wahlen vorschreiben, von selbst weg es wir müssen daher neue Bestimmungen über die zweckmäßigste Wahl der Majors und Obersten eingeführt werden. Meiner Ansicht nach kann die Wahl dieser Oberoffiziere ganz nach demselben Grundsatze stattfinden, wie die der Zugführer und Hauptleute.

Abg. Berends: Nimmt sein Amendement zurück und schließt sich dem des Abg. Mathäi an.

Minister des Innern Kühlwetter: Es ist in allen konstitutionellen Staaten Grundsatz den König aus der Diskussion zu lassen. Bei Gelegenheit der Eidesleistungen hat man schon die Person des Königs in die Diskussion verwickelt. Hier handelt es sich eigentlich darum der Krone eine Ehrenleistung zuzuwenden, die in der Ernennung der Obersten der Bürgerwehr liegt. Es ist die Regierung aufs Wesentlichste dabei interessirt, daß der Oberbefehl keinem Manne übergeben werde, der die Regierung vielleicht ihr Vertrauen nicht geben könne.

Abg. Waldeck: Das Prinzip der indirekten Wahl der höheren Anführer ist gefallen und man will noch an der Kanditatenliste festhalten. Eine solche Wahl repräsentirt aber nie die wahre Meinung des Volks. Der Minister des Innern wünscht daß der Regierung ein Einfluß auf die Wahl der Obersten gestattet werde. Das Ministerium wird dann den Kommandeur jedesmal in seinem eigenen Geiste wählen.

Minister-Präsident glaubt, daß die Regierung ein mäßiges Verlangen stellte, denn der vorgeschlagene Candidat ist entweder der Mann des allgemeinen Vertrauens dann wird ihn auch die Regierung wählen, oder er ist für absichtliche Zwecke gewählt, dann wird ihn die Re - gierung recusiren müssen.

Minister Hansemann: Der Rede des Abg. Waldeck liege nur die Idee zu Grunde, ein Theil der Nation oder der Bürgerwehr befinde sich in einem Gegensatze zur Regierung. Das konstitutionelle Ministerium ist gestützt auf die Majorität des Landes. (Baden, Belgien!) Ich glaube wohl, daß einer solchen Regierung ein Einfluß auf die Wahl zu gestatten ist. Alle Ministerien haben Einen Grundsatz zu verfolgen, nämlich den, die öffentliche Ordnung zu erhalten. Es kann daher nur darauf ankommen, ob der Kommandeur ein tüchtiger, zuverlässiger Mann sei. Der Herr Abg. moge doch nach Paris gehen und sich überzeugen, ob sich jetzt noch Jemand über die Februar-Ereignisse freuet! (Als ob man da nach Paris zu gehen brauche!) Im Juni haben sich die Nationalgarden zum größten Theil sehr gut geschlagen. (!!) Es ist Gefahr, daß die Nationalgarde sich nicht gut (gegen das Volk) schlage, wenn das Volk sie im Gegensatze zur Regierung frei wählt.

Minister Kühlwetter berichtigt: Wenn ich von einer gewissen Ehrfurcht gegen den König gesprochen, so habe ich damit nur von der Krone gesprochen, an die Ehrfurcht für eine bestimmte Persönlichkeit habe ich aber nicht gedacht.

Abg. Jung. Der Minister des Innern sagt: Die Bürgerwehr solle ein Organ der executiven Gewalt sein, nein! Die Bürgerwehr soll ein Wächter der executiven Gewalt sein. Man spricht von Vertrauen. Ich kenne aber das Gefühl der Pietät, das man von uns verlangt, nur Personen nicht Sachen gegenüber. Die Engländer haben nur Pietät gegen ihre freie Verfassung und sie würden sich durch das Wort Pietät nicht ihre Rechte verkummern lassen.

Abg. Temme: Ich weiß nicht wie weit das gegenwärtige Ministerium bereit ist, die Verheissungen die bei der Errichtung dieses Instituts von dem damaligen Ministerium gegeben wurden, zu erfullen. Damals wurde die freie Wahl der Führer und eine Verfassung auf der breitesten Grundlage versprochen. Das Volk wird sich nur solche Männer zum Kommandeur wählen, die sein Vertrauen besitzen und dagegen sollte eine Regierung nie etwas einzuwenden haben.

Minister Milde: Spricht sehr langweilig über Vertrauen.

Abstimmung: Der Prasident giebt dem Amendement des Abg. Kunth die Priorität, welches lautet:

Der Oberst wird vom Könige, aus einer Liste von drei Kandidaten, welche in Gemäßheit des §. 44. seqq. gewählt werden, ernannt.

Die namentliche Abstimmung ergiebt 225 Stimmen dafür; 136 Stimmen dagegen. Ministerielle Majorität 89 Stimmen. Rodbertus und v. Berg stimmen mit der Linken.

Hierauf werden verschiedene Zusatz-Amendements über die Art der Wahl der Kandidaten der Majors und Obersten angenommen und deren Redaktion dem Berichterstatter uberwiesen; ebenso der ursprüngliche §. 48 angenommen.

Der §. 49 erhält auch durch ein Amendement des Abg. Mathäi eine andere Fassung und lautet jetzt:

Ueber Beschwerden gegen die Gültigkeit der Wahlen bis zum Hauptmann einschließlich entscheidet, vorbehaltlich der Berufung an die Kreisvertretung, die Gemeindevertretung des Wahlortes.

Ueber Beschwerden gegen die Gültigkeit der Wahlen des Majors und Obersten entscheidet diejenige Kreisvertretung, in welcher der Wahlort liegt, vorbehaltlich der Berufung an die Bezirksvertretung.

Sowohl für die Beschwerden über die Gültigkeit der Wahlen, als auch für die Berufung an die Kreisvertretung findet eine präklusivische Frist von 10 Tagen Statt.

An der Entscheidung nehmen diejenigen nicht Theil, welche bei der angegriffenen Wahl als Gemeindevorsteher, Protokollführer oder Stimmzähler Theil genommen haben.

Die ursprünglichen §§. 50 und 51 fallen weg und sind durch die Amendements Kunth und Mathaei ersetzt.

Schließlich werden noch die §§. 52, 53, 54 mit kleinen Abänderungen angenommen.

Bei §. 53 hat zwar eine längere Debatte über das Amendement des Abgeordneten Weichsel Statt gefunden, daß die Wahlen alle Jahre erneuert werden sollten, indem eine Dienstzeit von drei Jahren eine gewisse Stabilität herbeiführen würde; die Linke unterstützte dies Amendement, welches jedoch verworfen wurde

Hierauf Schluß der Sitzung. Das Bürgerwehrgesetz wird erst in der nächsten Woche bis zu Ende berathen werden. Zur morgenden Sitzung liegen außer dem Gesetz über die Erhöhung der Rübenzucker - und Maischsteuer und dem Bericht der Central-Abtheilung wegen Unterstützung der verarmten Krieger aus den Feldzügen von 1813-15, noch ein dringender Antrag des Abg. Nenstiel wegen sofortiger Abschaffung der Hofedienste (Robot) und die Antwort des Ministers des Innern auf die Interpellation des Abg. Berends, wegen der Haussuchung im Handwerkerverein, vor.

61Wien, 28. August.

Sitzung des Reichstags vom 26. August. Auf der Tagesordnung stand der Schluß der Berathung über den Antrag Kudlichs.

Umlauft, ein sonst guter Demokrat, der aber dennoch erst Handschuhe anzieht, wenn er sich mit einem Minister einläßt, protestirt dawider, daß ihm der Präsident gestern das Wort nicht gestattet; als er sich gegen Vorwürfe des k. k. öste#r. Hofdemokraten und Ministers Dobblhoff habe verwahren wollen. Goldmark schließt sich mit einem unbehandschuhten Proteste seinem Freunde an.

Auf den Frachtwagen der Amendements zu Kudlichs Antrag werden neu unterstützte aufgeladen, andere von ihm herabgenommen. Das Centrum huldigt inzwischen der Verdauung. Ein Abgeordneter, ich glaude Volkmar, fleht, aus Barmherzigkeit die Amendements zu beseitigen, weil man sich mit diesem Heuwagen ohnehin schon vor dem Publikum lächerlich gemacht. (Zischen). Fällt beim Abstimmen durch, denn nur die Linke erhebt sich aus dem Verdauungswerke, der Bauch bleibt sitzen.

Jetzt kommen Interpellationen. Doch nicht Löhner, sondern der Ritter v. Lasser, Dr., Aktuar und Hofkammerprokurator erhebt sich mit seiner Gustav-Adolf-Miene, um den Minister des Aeußern zu fragen, ob derselbe von der Volksbewegung in der Walachei etwas erfahren und welche Politik er derselben gegenuber befolgt habe und zu befolgen gedenke; ob die aus der Walachei hier angekommene Deputation zur Anrufung des österr. Schutzes von dem Minister empfangen worden u s. w. Wessenberg, ein Mann von mehr als 70 Jahren, von denen er etwa 35 im deutschen Bundesvatikan zugebracht, bis er am 26. Mai durch die Schlauheit der damaligen s. g. Demokraten ins Ministerium des österr. Aeußern verrückt wurde, aus welchem er indessen vor einigen Tagen in Wien erst eingetroffen ist, steht auf mit dem Ansehen einer Erscheinung aus dem Kyffhäuser. Seine Mundgestikulationen verrathen, daß er sprechen will, um seine Gedanken zu verbergen. Lautlose Stille; kein Ton von Menschenstimme läßt sich vernehmen; jeder horcht und hort nichts; selbst die Stenographen sind unthätig Wirklich ein interessanter Moment für den, welcher noch niemals Gelegenheit gehabt, eine lebende Protokoll-Ruine des vermoderten deutschen Bundes zu sehen. Ritter v Lasser aus Ober-Oesterreich merkt sich's, rückt an und nähert mit Kavalier-Anstand sein Ohr dem ministeriellen Munde. Der ganze Reichstag sammelte sich um den verwittweten Bundestagsrest, aber selbst Ritter v. Lasser ist nicht im Stande, ihm etwas abzulauschen. Diese Gelegenheit benutzt Dobblhoff, sich dreinzumischen und dem zudringlichen Interpellanten etwas in's Ohr zu raunen, worauf sich derselbe entfernt und die Bundestags-Scene bis auf einigen Privatklatsch im Centrum ein Ende hat. Wessenbergs Rede ward den Stenographen später schriftlich zugestellt und wird gewiß zum Erstaunen aller Bundestagsleichen morgen in Europa stenographirt auftreten. Eine zweite Interpellation ist ebenso unvernehmbar; worauf der Abg. Kudlich Doktorand der Rechte aus Schlesien, eine durch Rede, Humor und Aeußerlichkeit pikante Persönlichkeit, als Antragsteller das Schlußwort erhält. Mit satyrischer Begeisterung erinnert er die Versammlung an den begeisterten Zuruf mit dem sie ihn vor 4 Wochen begrüßt, als er seinen Antrag gestellt habe und sagt: Er werde ka t und kurz zu sein streben, um die Versammlung vor fernerem Enthusiasmus zu bewahren; man habe seinen Antrag ein aus einem Lorbeer entsprossenes Kleeblatt genannt und es sei in der That vielleicht besser, daß derselbe ein Boden geworden für nahrhaften Klee, als für ungenießbaren Lorbeer. Wenn der Reichstag sich durch den Antrag, wie man gesagt, zu gefährlicher Begeisterung habe hinreißen lassen, so könne er sich jetzt, wohl schon darüber verantworten, nachdem die Berathung darüber mehr als 14 Tage gedauert. Man sei jetzt so klug wie zuvor, obgleich man die Sache aus tyrolischem, böhmischem, juridischem, politischem, kroatischem, galizischem u. s. w. Gesichtspunkte betrachtet habe. Von dem Dampfwagen, welchem wie der Abg. Borrosch gemeint, ein Hemmschuh anzulegen, sei ihm nichts vorgekommen; der Dampf habe die Versammlung nicht so forttreiben können, weil die Maschine tüchtig mit der Geschäftsordnung geheitzt worden sei u. s. w. Was die Entschädigung betreffe, so sei er der Meinung, dieselbe müsse eine Ausnahme sein für die Fälle, wo das Verhältniß aus einem Privatvertrage entstanden, dergleichen er selbst kenne. Für die Abgeordneten, welche sich auf die Grundbücher berufen und die Herrschaften als Besitzer bezeichnet, bemerke er, daß er gewünscht, sie hätten sich mehr auf die Grundbücher des Menschenrechts berufen, worin von Tazitus bis Rotteck, und seinetwegen auch bis auf Palecky, alle Bauern als gleichberechtigte Staatsbürger ursprünglich verzeichnet stünden. (Palecky nickt bejahend mit dem Kopfe). Von einem Verhältniß wie zwischen Gläubiger und Schuldner, konne hier durchaus nicht die Rede sein, wohl aber lediglich nur von dem zwischen einer herrschenden und beherrschten Kaste. Als die Völker ackerbauend wurden, fährt er fort, verdroß es sie, in den Krieg zu ziehen; sie zahlten einem Theile der Lust dazu hatte, eine Entschädigung dafur, daß er für sie in den Krieg ziehe. Auf der einen Seite wuchs nun die Gewalt, während auf der andern die Schwäche und die Bundesfürsten gaben dann zur Unterdrückung ihre Sanktion. So entstand das Verhältniß, um welches es sich handelt und welches den Völkern zur Warnung dienen soll, daß sie sich nie die Wehrhaftigkeit entreißen lassen sollen. Der Unterstaatssekretair Mayer habe mit politischer Weisheit von dem Entstehen eines Proletariats, andere von Kommunismus gesprochen, überhaupt nur wider den Bauer, nicht aber wider den Gutsbesitzer plädirt und den Anschein gewonnen, als interessirten sie sich um das Proletariat, davon könne indessen vorläufig um so weniger die Rede sein, als der Bauer, wenn er dem Gutsherrn nichts mehr zu leisten und zu zahlen habe, das allenfallsige Proletariat mit mildernder Hand in Thätigkeit setzen und beseitigen werde. (Großer Beifall).

Borrosch und Helfert legen gegen ihre Namensnennung Protest ein, wogegen Kudlich fragt, wofür sie ihre Namen denn trügen, wenn sie nicht genannt sein wollten.

Justizminister Bach (im Juni blutrother Demokrat, im August antidemokratischer Minister) besteigt pfiffig lachend und um sich blickend die Tribüne.

Kudlich: Die Debatte ist geschlossen.

Präsident beruft sich auf einen Paragraphen der Geschäftsordnung, welcher dem Minister zu jeder Zeit das Wort gestatte.

Justizminister spricht nun in einer langen schlauen Ministerrede gegen den Antrag, deren Piedestal in Verhältnissen aus allen menschlichen Verhältnissen, in centnerschweren Bedenken über diese Verhältnisse, in Recht, Eigenthum und gar in Nationalehre, kurz in einem fuchsschwänzigen Bourgeois-Balast besteht, aus dessen Annahme das Ministerium eine Kabinetsfrage machen will. (Das Centrum erschreckt). Er will dem Reichstag blos den Anspruch eines in Entschädigung einbalsamirten Prinzips lassen, welches dann im Mumienkasten der Provinziallandtage in egyptische Finsterniß begraben oder zu deutsch, ins Leben gerufen, ausgearbeitet werden soll. Nicht zweideutige Worte und Humanitätsrücksichten, sondern Recht, Eigenthum, Nationalehre (?) müßten den Beschluß des Reichstags leiten. Dies geschehe auch in Deutschland; Frankfurt und Berlin hätten es ebenfalls gethan. Vor Allem müsse man gerecht sein, mit der Gerechtigkeit erlange man die Freiheit.

Nach dem Abtritt dieses Juni-Demokraten wackelt Finanzminister Kraus zum Stuhl, um in einem halbstündigen Minister-Salbader, in welchem ebenfalls viele Eigenthums - und Oekonomiebeweise vorkamen, zu verkünden, daß der Staat einen Theil der Entschädigung übernehmen würde. Beide Minister wußten unter dem Gewäsche übrigens einen nicht zu übersehenden Takt zu beobachten; sie adressirten sich zu verschiedenen Malen nämlich an Stadions apostolische Bauern aus Galizien, die die Entschädigung mit dem Knüppel entrichten und gaben sich alle Mühe, dieselben zu ködern. Kraus, nannte sich dabei einen gebornen Galizier und debitirte mit kalkulirender Schachergemüthlichkeit Vieles aus Dichtung und Wahrheit. Die Sache klang ungemein erbaulich.

Kudlich will noch einmal das Wort ergreifen, weil ihm als Antragsteller das letzte Wort zustehe.

Der Präsident Strobach verweigert es ihm mit professorisch-diktatorischem Tone.

Goldmark unterstützt Kudlich auf Grund des §. 62 und 64 der Geschäfts - (Un) Ordnung, wonach immer der Abgeordnete das letzte Wort, die Minister, aber nur während der Debatte, jederzeit dasselbe hätten.

Präsident Strobach: Wird der Antrag unterstützt? (Geschieht). Es soll darüber abgestimmt werden.

Goldmark widersetzt sich, indem es sich, weil kein Antrag. sondern blos eine Ordnungsfrage gestellt sei, von keiner Abstimmung handeln könne.

Präsident beharrt bei seiner Ansicht.

Helfert spricht für Kudlich und Goldmark; immer müsse der Abgeordnete das letzte Wort haben.

Löhner. Der Ausdruck, jeder Zeit können die Minister das Wort ergreifen, lasse sich nur von der Dauer der Verhandlung verstehen, sonst konne der Minister es ja auch noch während der Abstimmung nehmen (Bravo), und durch einen solchen Terrorismus.

Präsident Strobach mit gewaltiger Amtsmine: Ich rufe den Redner wegen dieses Ausdrucks zur Ordnung. (Lärm, Bravo im Centrum und Rechts, Links Zischen.)

Goldmark mit Heftigkeit, während ein gegenüber sitzender Abgeordneter unterirdisch die Faust ballt: Gegen einen solchen Akt der Willkür und Parteilichkeit muß ich feierlichst protestiren. (Lärm, Beifall, Zischen.)

Gobbi erinnert daran, daß man sich im Reichstage befinde.

Präsident ermahnt Löhner, sich niederzusetzen, weil er zur Ordnung gerufen sei.

Löhner bleibt stehen, protestirt und fordert vom Präsidenten, diesen Ruf zurückzunehmen.

Präsident beharrt büreaukratisch-stolz dabei.

Schuselka protestirt mit einem großen Theil der Versammlung ebenfalls wider ein solches Diktatorverfahren. (Große Aufregung. Präsident Strobach hat Mühe, sich von den gegen ihn gerichteten Angriffen zu erholen.)

Präsident erklärt, daß er zur Fragestellung und Beschlußfassung am Dienstag eine besondere Sitzung anberaumen, wenn die Versammlung beistimme. Sie that es. Ende.

61Wien, 29. August.

Sie sehen, die Sitzung endete in einem kleinen Sturm, der etwas czechisch geblasen, wie die Tagespresse meint. Morgen alea jacta erunt. Wird der Antrag verworfen oder nur mit Entschädigung angenommen, dann werden die Bauern interveniren; wird er ohne Entschädigung angenommen, werden also die Bauern zufrieden gemacht, so geht Oesterreich in die Bahn des Spießbürgerthums über.

Die Stadt und die Arbeiter sind einstweilen ruhig und ordentlich, denn die Zahl der Todten und Verwundeten ist heute bereits auf 360 angewachsen. Der Sicherheitsausschuß hat sich in einen demokratischen Verein zur Wahrung der Volksrechte verwandelt und findet ungeheure Mitgliedschaft. Tausend Frauen Wien's haben ihm eine Adresse überreichen lassen, worin sie für die Zeit der Gefahr thätige Hülfe versprechen.

Am Samstag wurden die gebliebenen Arbeiter, nicht wie in Paris als Banditen und Mordbrenner, sondern feierlichst beerdigt; die ganze akademische Legion, ein großer Theil der Nationalgarde, der Sicherheitsausschuß waren nebst einer gewaltigen Menge im Geleite. Die Stimmung ist umgeschlagen, die Nationalgarde schämt sich dieses Vorfalls, viele haben erklärt, in keinem Falle mehr wider die Arbeiter ziehen zu wollen. Es ist noch Ehre und Nobility im Wiener Spießbürgerthum. Eine Menge Flugblätter, die ganze Presse nehmen sich der Arbeiter an, das Ministerium ist in der öffentlichen Meinung bankrutt; selbst die Jesuitenschlange, die Presse , nimmt sich, freilich aus niederträchtigen Gründen, der Arbeiter wider das Ministerium an. Nur die matte, phrasenreiche Konstitution spricht noch von Dobblhoff's mildem Sinn. Die Arbeiter der Nordbahn erklären in einem Maueranschlag heute den ganzen Vorfall und wälzen die Schuld auf die Sicherheitswache und auf den brutalen Theil der Nationalgarde.

Bald hätte ich etwas vergessen, nämlich die Antwort Wessenberg's auf die walachische Interpellation. Sie ist zwar noch nicht an's Tageslicht gekommen, Sie können aber fest darauf rechnen, daß das Ministerium des Aeußern nur darum allein so leise gesprochen, weil es Türken und Russen, geschweige sie abzuhalten, zum Schutz der walachischen Freiheit selber herbeigerufen, so etwas indessen vor Zuhörern keineswegs ganz laut verkünden darf. O, es sind Gauner! In welche Verlegenheit könnte Jellachich, wenn die walachisch-serbisch-illyrische Presse die Serben, Illyrier, Walacher etc. des Jellachichich darüber aufklären käme, welchem Geiste und welcher Kreatur sie Blut und Leben opfern! Darum her mit den Türken, Mongolen und Baschkiren; sie sollen fortan die Säulen des civilisirten Absolutismus sein! In welche Satanshaut der österreichische Absolutismus sich hüllt, davon hat man bei Ihnen noch überall nicht die rechte Ahnung.

*Wien, 28. Aug.

Von Arbeitern sind schwer verwundet 152, leicht verwundet 130, todt 30; von der Sicherheitsgarde: schwer verwundet 4, leicht verwundet 18, vermißt 3; von der Nationalgarde: schwer verwundet 4, leicht verwundet 30, todt 1. Unter den Verwundeten der ersten Rubrik befinden sich 10 Frauenzimmer.

0470

110Düsseldorf, 1. September.

Die Deputation Düsseldorfer Bürger, welche sich gestern Morgen mit einigen Abgeordneten des Kölner - Arbeitervereins zum Oberprokurator Schnaase begab, um wegen der Verhaftung Freiligrath's sich zu verwenden, hat folgende Erklärung veröffentlicht:

Die von der am 30. d. abgehaltenen Volksversammlung zum Oberprokurator Dr. Schnaase in Bezug auf die Verhaftung Freiligrath's gesandte Deputation sieht sich zu der öffentlichen Mittheilung veranlaßt, daß ihr der Oberprokurator die Erklärung abgelegt, es sei die Verfolgung und Verhaftung Freiligrath's auf Grund seines Gedichts, Die Todten an die Lebenden, nicht von der hiesigen Behörde ausgegangen, sondern von höheren Orts, von Köln her aufgetragen worden.

Wer sonst noch daran zweifeln könnte, daß diese wie ähnliche Verfolgungen nicht sowohl einer wirklich vorliegenden Gesetzverletzung als dem tendenziösen Bestreben der höhern und höchsten Behörden entspringen, die Reihen der besten Bürger zu dezimiren, der wird sich durch diese offizielle Erklärung, nach welcher diese Verfolgung, ohne daß die hiesigen zuständigen Behörden in jenem Gedichte Freiligrath's einen Grund zur Verfolgung erblicken konnten, von Oben herab verordnet ist, nun sicherlich belehren lassen.

Die Deputation erachtet es in diesem Interesse für ihre Pflicht, jene amtliche Erklärung zur öffentlichen Kunde zu bringen

Düsseldorf den 31. August 1848.

Die Deputation.

113Düren, 31. August.

Der §. 10 des Bürgerwehrgesetzentwurfs enthält mehrere Kategorien von zum Wehrdienste nicht verpflichteten Personen, unter denen sich aber befremdlicher Weise die Mediziner nicht befinden. Und doch springt in die Augen, daß hier gerade am häufigsten Kollisionen mit ihren Berufspflichten eintreten können. Ohne sich daher dem Bürgerwehrdienste aus egoistischen Gründen entziehen zu wollen, verlangen sie nur, daß ihnen mit dem Rechte, sich daran zu betheiligen, nicht zugleich auch die Zwangspflicht dazu auferlegt werde, und erwarten von ihren Kollegen in der Vereinbarungsversammlung, besonders von Dr. D'Ester, daß er einen Zusatzparagraphen in diesem Sinne beantragen und durchzubringen wissen wird.

30Provinz Sachsen, 31. August.

Die Verhaftungen in der Provinz Sachsen wegen frechen, unehrerbietigen Tadels der Landesgesetze und Unordnungen im Staate etc. sind eben so häufig als die Entlassungen; denn nachdem die gefangenen Tadler eine Reihe von Wochen gemartert worden, werden sie freigegeben, weil gar kein Grund da war, oder weil sie förmlich freigesprochen werden. Zu den letzten Opfern dieser Art gehörten Hr. Striegnitz zu Eckardtsberga und der Dr. Eisele zu Erfurt. Der letztere wurde von der Regierung zu Erfurt denuncirt, weil er in einem Lokalblättchen die Meinung ausgesprochen, daß er die republikanische Staatsform für die beste halte, den entgegenstehenden Frankfurter Beschluß aber wegen des unverantwortlichen Reichsverwesers für den schlechtesten. Nachdem er wochenlang im Gefängniß zu Erfurt geschmachtet, bis er gegen Bürgschaft der Bürger freigelassen wurde, ist nunmehr vom Ober-Landesgericht zu Naumburg erkannt worden, daß gar kein Grund zur Anklage und Verhaftung vorliege. Seit seiner Entlassung liegt nun der Dr. Eisele in Folge der erlittenen Mißhandlung krank darnieder. Was kümmert das die Macht, welche in der Provinz Sachsen regiert: die Polizei und die Polizei-Justiz? Es ist dabei sehr bezeichnend, daß sich die ersten Mitglieder der denuncirenden Regierung zu Erfurt an die Spitze eines Vereins gestellt haben, welcher für das specifische Preußenthum schwärmt, und, obwohl nur 60 Mitglieder zählend, Aufregung, Mißtrauen und Haß erzeugt, zumal in ihm nur solche Mitglieder durch Ballottement des Vorstandes aufgenommen werden, welche sich als gesinnungstüchtig ausweisen, während die vorhandenen Mitglieder nach ihrer Stellung, durch ihr Amt, oder durch ihren Adel, oder durch ihren Besitz eine große Macht haben. Der Herr Minister Kühlwetter will Thatsachen, hier sind Thatsachen.

101Frankenstein in Schl., 27. Aug.

Das von dem Blutbade in Schweidnitz her berüchtigte Bataillon des 22. Regiments sollte hier auf seinem Durchmarsche in Quartier kommen. Bei der Nachricht hiervon entstand eine ungemeine Aufregung in der ganzen Bevölkerung. Es wurde deshalb für angemessen gehalten, dem Bataillon eine Deputation entgegen zu senden und den Kommandeur desselben von der Stimmung in der Stadt zu benachrichtigen, so wie zu verlangen, daß das Bataillon nicht durch, sondern um die Stadt weiter marschire. Dies geschah. Im entgegengesetzten Fall wäre ein blutiger Zusammenstoß unvermeidlich gewesen. Selbst in unserer Nachbarstadt Glatz, wo das Bataillon früher lange Zeit in Garnison gewesen, protestirte man entschieden gegen dessen Aufnahme.

Weimar, 28. August.

Gleichsam zum abschreckenden Beispiele für das Volk, enthält die Weimarische Zeitung einen wahrscheinlich offiziellen Artikel über die bei dem Aufstande vom 29. und 30. März zu Großrudestadt Betheiligten verhängten Strafen in erster Instanz. Es kommen darin Strafen von ein, zwei, drei, sechs, acht und dreizehn Jahre Zuchthaus vor. Diese Strafen sind nach dem vorsündfluthlichen Gesetz erkannt und mögen darauf hin auch gesetzlich begründet sein. Also die weimarische Revolution zum Verbrechen erklärt!

(Fr. J.)

Altenburg, 26. August.

Die kleinen Fürstenhäuser fangen an, ihre Mediatisirung zu befürchten. Sie ziehen es daher vor, sich lieber jetzt gegen angemessene Entschädigung mit ihren größern Nachbarn zu verschmelzen. Seit einigen Wochen unterhandeln bereits deßhalb von Neuß und Altenburg mit dem sächsischen Königshause.

(Brem. Z.)

117Gießen, 31. Aug.

Unsere Stadt ist gestern Abend der Schauplatz von Tumult und Blutvergießen gewesen. Ein betrunkener Student warf beim Nachhausegehen Fenster ein, und wurde von der Bürgerwehr arretirt. Die braven Bürger, die im erhebenden Gefühl ihrer Macht hier wie überall den angebornen Polizistensinn, den inwendigen Gensd'armen in sich fühlen, mißhandelten dabei den Verhafteten mit Kolbenschlägen und Fußtritten, so daß dieser ein Messer zog und als man ihn rasch fortschleppte, fortwährend Burschen heraus! rief. Die Studenten eilten allenthalben auf die Straßen, von Seiten der Bürgerwehr wurde Generalmarsch geschlagen. Am Marktplatz kam es zu einem Zusammenstoß, da die Bürgerwehr den Platz mit gefälltem Bajonett zu räumen suchte. Die Studenten empfingen sie mit einem Hagel von Steinen, man versuchte durch umgeworfene Wagen eine Barrikade zu bilden, als plötzlich ein Schuß fiel, der einen Studenten todt zu Boden streckte. Die übrigen wurden durch Gewalt, mit Säbelhieben und Bajonettstichen auseinandergesprengt. Unter den Studenten herrscht gegen die Bürger, wegen deren Brutalitäten, die wüthendste Erbitterung; ein Ausschuß ist gebildet, der für strenge Untersuchung der Vorfälle sorgen soll.

Darmstadt, 30. August.

Während der so vielfach besprochene Prozeß wegen des räthselhaften Todes der Gräfin v. Görlitz sich seinem Ziele nähert, indem das hiesige Hofgericht im Begriff ist, zur Aburtheilung zu schreiten, soll ein anderes Strafverfahren beginnen, welches die Aufmerksamkeit noch mehr auf sich ziehen wird, da es die Politik berührt; der Prozeß Georgi, der zweite Theil, die Kehrseite des Prozesses Weidig. Das oberste Gericht hat das hiesige Hofgericht als den Gerichtshof bezeichnet, welcher das Verfahren leiten soll. Es ist aus der Literatur des Prozesses Weidig hinreichend bekannt, daß gleich nach dem blutigen Tode Weidig's sich Anzeichen ergeben haben, welche zur Erörterung der Frage führen mußten, ob eine Untersuchung gegen seinen Inquirenten einzuleiten sei. Die ärztlichen Zeugnisse deuten, darauf hin,, daß Weidig, welcher früher mit einer Kette an den Boden gefesselt worden war und solchem Jammer zu erliegen begann, Schläge erhalten hatte, obgleich der Gerichtshof, welcher die Untersuchung leitete, das Hofgericht in Gießen, dieses verboten hatte (Georgi hatte darauf angetragen, daß er schlagen lassen dürfe). Ebenso sollen die nach dem Tode Weidig's erwachsenen Aktenstücke darthun, daß, nachdem Inquirent zu dem nach lebenden und an seinen Wunden verblutenden getreten war, denselben hülflos und ohne Zurücklassung eines Wächters verließ, die Thüre des Gefängnisses verschließend. Darauf hin hatte der Referent bei hiesigem Hofgericht, Herr v. Lepel, darauf angetragen, wegen dieser höchst schuldvollen Vernachlässigung des Unglücklichen einzuschreiten. Dieser Antrag fand aber keinen Anklang. Welche Resultate jetzt, nachdem der Rost der Zeit sich angesetzt, erzielt werden, ist sehr zweifelhaft. Jedenfalls sind jetzt viele Spuren verwischt. Uebrigens wird das blutige Drama noch einmal vor den Augen des Publikums vorübergeführt werden, da die Competenz des Assisenhofs eintreten wird.

(O. P. A. Z.)

*Hohenzollern-Siegmaringen.

Das hiesige Verordnungs - und Anzeigeblatt theilt die interessante Nachricht mit, daß der regierende Fürst Karl sein erhabenes und schweres Amt in die Hände seines Sohnes niedergelegt hat. Man glaubt, daß das Gleichgewicht Europas hierdurch nicht gefährdet werde.

*Manheim, 31. Aug.

Heute Morgen hat das Hof - (nomen est omen) Gericht den Redakteur der in Heidelberg erscheinenden Republik , G. Renner, wegen durch die Presse versuchten Hochverraths und Aufreizung gegen die badische Regierung zu 4 monatlichem Gefängniß verurtheilt. Der Prozeß des Redakteurs der Mannh. Ab. Ztg., Grohe, wird Morgen zur Verhandlung kommen.

XSchleswig-Holstein.

Wie gänzlich die reaktionairen preußischen Offiziere die hiesigen Truppen von allen Nachrichten aus der Außenwelt abzusperren suchen, geht aus einem Briefe eines aus Köln gebürtigen preußischen Soldaten hervor, der der Reaktion mitgetheilt wird: der Soldat erwischte durch Zufall ein Zeitungsblatt das weiß Gott wie alt war. Er las darin, als sein Lieutenant dazu kam und ihm erklärte: Sie dürfen die Zeitung nicht lesen. Es ist gar nicht gut für den Soldaten wenn er die Zeitung liest. Der Soldat muß glauben ohne zu lesen. Also unseren Soldaten, die ohnehin so selten und so verspättet briefliche Nachricht aus ihrer Heimath erhalten, wird auch noch verboten, in Zeitungen sich nach solchen Nachrichten umzusehen!

(Siehe den Verfolg in der Beilage).

Civilstand der Stadt Köln.

Geburten.

Vom 29. Elis., T. v. Joh. Könen, Kutscher, Geygergasse.

Den 30. Maria Anna Ther. Hub., T. v. Joh. Ludw. Kamps, Dampfschiffkondukteur, Altenmarkt Elis., T. v. Wien. Riem, Tagl., Schafenstr. Joh. Maxim. Tilm Jos, S. v. Jacob Witt, Schneider, gr. Griechenm. Elis, T. v. Joh. Bern. Alk#, Dampfbotheizer, Kranenbäumen. Bernard, S. v Wilh. Kluth, Zimmermstr. Kranenbäumen. Wilh., S. v. Wilh. Horstmann, Schmied Thurnw. Clara, T. v. Jacob Mayer, Schuhmacher, gr. Sandkaul. Elis., T. v. Christ. Breich, Tagl. Kranenbäumen. Conr., S. v. Franz Jos. Nagelschmied, Schlosserges. Maximinstr. Cha [?] h. Jacob., T. v. Herm. Jansen, Pumpenmacher Burgmauer. Rob. Heinr. Hub., S. v. Wilh. Gottfr. Wittgens, Spezereih. Marzellenstr. Joh. Jos Wilh, S. v. Carl Rob. Brebeck, Provinzial-Steuer-Sek., Quirinstr. Ein unehel. Mädchen

Heirathen.

Christ. Haupt, Ackerer v. Roesberg, mit Marg. Katzenburg v Schwedorf. Joh. Engelb. Simons, Schmied v. Euskirchen, mit Anna Maria Inden, v. Gymnich Arnold Bädorf, Cigarrenm. v. hier, mit Hubert. Schumacher v. Euskirchen. Fried. Bern. Menne, Schreinermeister v. Oberbergheim m. Anna Mar. Cath. Kollen, v. hier. Joh August Dorand, Schuster, u. Anna Cath. Hub. Adam, beide v. hier. Gerhard Ant. Sartory, Büchsenmacher v. Mintard u. Cath. Hüpgen von Deutz. Heinr. Vianden, Kaufm. v. Oedekoven mit Maria Cath. Kall v. Adenau. Paul Sauen, Wttwr., Maurermstr. v. Sürth, mit Anna Cath Heymen oder Heunerich von Adenau.

Brodpreis der Stadt Köln.

Vom 3. bis zum 10. Sept.

Ein Schwarzbrod von 8 Pfd. soll kosten 4 Sgr. 8 Pf.

Köln, 2. Sept. 1848.

Der interimistische Polizei-Direktor, Geiger.

Schifffahrts-Anzeige.

Köln, 2. September 1848.

Angekommen: D. Hogewegh von Amsterdam mit 3272 Ctr. H Huber von Kannstadt.

Abgefahren: Pet. Schoen nach dem Obermain. A. Meyer nach Duisburg. Fr. Elbert nach Mannheim.

In Ladung: Nach Antwerpen P. Verschur. Nach Ruhrort bis Emmerich J. Schaaf. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr L. Ducoffre. Nach Andernach und Neuwied M. Pera. Nach Koblenz, der Mosel und der Saar L. Tillmann. Nach der Mosel, und Trier und der Saar M. J. Deiß. Nach Bingen A. Hartmann. Nach Mainz Ph. Kimpel Nach dem Niedermain Seb. Schulz. Nach dem Mittel - und Ober main Seb. Schön Nach Worms und Mannheim J. Wiemer. Nach Heilbronn H. Müßig. Nach Kannstadt und Stuttgardt L. Klee.

Ferner nach Rotterdam Capt. Kamps Köln Nr. 32

Ferner nach Amstrdam Capt. Kalfs Köln Nr. 1.

Rheinhöhe am 30. Aug. 7′ 5″.

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Die Eröffnung meiner neuen Restauration zum Weichser-Hofe zeige ich hiermit ergebenst an und werde mich mit vorzüglichem ächten bayerischen Lagerbier, gutem Moselwein, die große Flasche à 2 1 / 2 Sgr. und prompter freundlicher Bedienung zu empfehlen suchen.

Wilhelm Kindeler an dem ehemaligen Weichser-Hofe Weberstraße Nr 1.

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Am Montag den 4. September 1848, Vormittags 10 Uhr, sollen auf dem Heumarkte zu Köln, verschiedene gut erhaltene Hausmobilien als: Sopha, Kommode, Tische, Stühle, Sekretair, Ofen, Kleiderschränke etc. etc. und 36 geräucherte westphälische Schinken, gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.

Der Gerichtsvollzieher, Clören.

Versteigerung.

Am Montag den 4 September 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte zu St Aposteln zu Köln, verschiedene Mobilar-Effekten, als: 1 Theke, Schreibpult, Kommode, Spiegel, Sopha, Stühle, Tische, Schränke Bettladen etc. etc. gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.

Der Gerichtsvollzieher, Clören.

Versteigerung.

Am Dienstag den 5. September 1848, Vormittags 10 Uhr, sollen auf dem Markte zu St Aposteln zu Koln 26 3 / 4 Ellen Tuch, Nussischgrün. 27 3 / 4 Ellen melirten Boukskiu, gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.

Der Gerichtsvollzieher, Clören.

Eine einzelne Person sucht ein reinliches Frauenzimmer zur Verrichtung von Kommissionen und für die Reinlichkeit der Zimmer. Die Expedition gibt Auskunft.

Ein ganz erfahrner Tischlergeselle wird gesucht, Thieboldsgasse Nr. 94!

Futter gegen Ratten, Mäuse, Wanzen und Schwaben Thurnmarkt Nr. 39.

Je demeure, Malzbüchel Nr. 7.

Joh. Maton, Prof. de langues.

Wohnungs-Veränderung.

Aus der Poststraße Nr. 28 nach dem Filzengraben Nr. 11.

Zugleich empfehle ich mich, durch langjährige Erfahrnng befähigt, alle Mängel an fehlerhaften, die gehörige Feuerung behinderndenn Luftzügen abzuhelfen, und garantire für jeden Auftrag Auch habe ich wegen Mangel an Raum ein Comfoir mit 3 Löcher und Backofen zu verkaufen.

Traugott Lebrecht Völker, Vater, Filzengraben Nr. 11.

Bekanntmachung.

Die Lieferung von circa 1 [?] ,000 Scheffeln Geriss für die Armen der Stadt Köln soll während der Wintermonate Dezember 1848. Januar, Februar und März 1849 in unbestimmten Quantitäten an möglichst viele hiesige Gerißhandlungen in der Art vergeben werden, daß die Armen gegen Abgabe der ihnen eingehändigten Gerißbriefchen das darin bestimmte Quantum Geriß in einer ihnen beliebigen Gerißhütte in Empfang nehmen und die Lieferanten am Schlusse eines jeden Lieferungs-Monates die eingelosten Briefchen zu dem darin ausgedrückten Geldbetrage bei der Armen-Verwaltung zur Liquidation bringen können.

Demgemäß werden die sammtlichen hiesigen Gerißhüttenbesitzer eingeladen am Montag, den 4. September c, Nachmittags 3 Uhr, persönlich in der Sitzung der Armen-Verwaltung, Abth. II. und III, Cäcilienstraße hierselbst zu erscheinen, um von den desfallsigen Bedingungen Kenntniß zu nehmen, und sich in Betreff der Uebernahme dieser Lieferung der Armen-Verwaltung gegenüber protokollarisch zu verpflichten.

Köln, den 23. August 1848.

Die Armen-Verwaltung II. und III. Abth.

Die Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt versichert alle Mobilar - und Immobilar-Güter, auch Fruchthaufen auf freiem Felde, so wie die Waaren auf der Reise begriffen zu den der Gefahr angemessenen billigst gestellten Prämien-Sätzen. Meine Herren Hülfsagenten, die dem verehrlichen Publikum bereits bekannt, sind stets bereit, Anträge entgegen zu nehmen, um mir solche zur Ausfertigung der Policen einzusenden und über die Bedingungen genügende Auskunft zu ertheilen.

Alle Versicherungen bis zu sehr bedeutenden Summen werden durch mich in Vollmacht und im Namen der Anstalt sofort gezeichnet und sind von dem Augenblicke an, wo die Prämie gegen Aushändigung der Police bezahlt ist, in Obligo für die Anstalt.

Köln, im August 1848.

Der General-Agent der Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt für die Regierungs-Bezirke Köln und Koblenz.

Mainone.

Eine Weste ist gefunden worden, zuruckzuerhalten Filzengraben Nr 20.

Heute Sonntag den 3. Sept 1848 große Harmonie und Tanz im großen neu dekorirten Eiser'schen Saale.

Komödienstraße Nr. 34. Anfang 6 Uhr.

General-Versammlung des Arbeiter-Vereins Sonntag den 3. September, Mittags halb 2 Uhr, im Eiser'schen Saale, Komödienstraße.

Handels-Gesellschaft.

Die Direktion macht bekannt, daß sie Zu Amsterdam am Dienstag, den 26. September 1848, Mittags um 12 Uhr, in dem Lokal, genannt de Zwaan auf dem Nieuwendyk, verkaufen wird:

44868 Bündel Stuhlrohr (Bindrotting), lagernd zu Amsterdam.

39706 Bündel Stuhlrohr (Bindrotting), lagernd zu Rotterdam, durch verschiedene Schiffe direkt von Java angebracht.

Dieser Verkauf geschieht in Partieen, wie sie durch die Notizen angewiesen werden sollen, und mit Stillstand bis Mitte Februar 1849.

Die Notizen, wodurch die näheren Verkaufsbedingungen mitgetheilt werden sollen, werden zeitig ausgegeben.

Amsterdam, 21. August 1848.

Van der Oudermeulen, Präsident.

Goudswaard, Direkt, z Z Sekretär.

Buchheimer Kirmeß.

Vorläufige Anzeige.

Am Sonntag den 10. d. Mts. und die nächstfolgenden Tage wird die Buchheimer Kirmeß stattfinden, welche ihren Ruf, gleichwie in den früheren Jahren, so auch in diesem Jahre wieder auf's glänzendste bewahren wird.

Das bekannte größte Kaiserzelt, welches seines Gleichen wohl schwerlich aufzuweisen hat, ist wieder auf derselben Stelle erbaut und auf's neue und prachtvollste, besonders mit den Reichs - und Nationalfarben dekorirt.

Freunde des ländlichen Vergnügens werden schon im Voraus auf den Genuß der weitberühmten Buchheimer Kirmeß aufmerksam gemacht, und zu deren Beiwohnung ergebenst eingeladen.

Mülheim, den 1. September 1848.

Joh. Hub. Breuer.

Große Schoppen und große Portionen bei Louis Kertell, zum Deutschen Reichsverweser.

Weinverkauf.

Alle Sorten Wein billig und gut, das Quart von 3 bis 25 Sgr. Der Anker von 3, 4, 5, 6 bis zu 12 Thlr.

Louis Kertell, große Neugasse Nr. 36. Zum Deutschen Reichsverweser.

Theater.

Sonntag den 3. Sept.

Auf Verlangen:

Die Jüdin.

Große Oper in 5 Akten von Halevy.

Montag den 4. Sept.

(Zum Erstenmal):

Tiphonia.

Schauspiel in 5 Akten von Zwengsan.

Der Gerant: Korff. Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.

(Hierbei eine Beilage).

About this transcription

TextNeue Rheinische Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Marx-Engels-GesamtausgabeNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2017-03-20T13:08:10Z Jürgen HerresNote: Konvertierung TUSTEP nach XML2017-03-20T13:08:10Z Maria ErmakovaBenjamin Fiechter Susanne HaafFrank WiegandNote: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat2017-03-20T13:08:10Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNeue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie Nr. 93, Sonntag, 3. September 1848 . ClouthKöln1848.

Identification

Russisches Staatsarchiv für sozio-politische Geschichte RGASPI, Moskau, f. 1, op. 1, d. 268http://rgaspi.org/

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; nrhz

Editorial statement

Editorial principles

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:19:48Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.

Holding LibraryRussisches Staatsarchiv für sozio-politische Geschichte
ShelfmarkRGASPI, Moskau, f. 1, op. 1, d. 268
Bibliographic Record Catalogue link
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