PRIMS Full-text transcription (HTML)
0537
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 108. Köln, Donnerstag den 21. September. 1848.

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Anzeigen aller Art erlangen durch die großen Verbindungen der Zeitung die weiteste Verbreitung.

Uebersicht

Deutschland. Köln. (Der Aufstand in Frankfurt) Berlin. (Held Neue Ministerkombination. Verbrüderungsfest). Wien. (Die Vorfälle vom 13). Samter. (Libelt nach Frankfurt gewählt). Dresden. (Ministerkrisis) Naumburg. (Tumult). Hildburghausen. (Fortschaffung eines Ministers). Düsseldorf (Die verhafteten Demokraten) Bonn. (Bauerband). Wiesbaden. (Attentat). Breslau. (Mißtrauensvotum). Leobschütz. (Die Exesse in Beneschau).

Ungarn. Pesth. (Batthyany. Der kroatische Krieg. Rüstungen. Erlaß des Ministers. Vom Kriegsschauplatz).

Italien. (Die Eroberung Messina's. Dekret der Regierung in Palermo. Rüstungen Reaktionäre Unruhen in Neapel. Durando's Proklamation. Der Waffenstillstand verlängert)

Franz. Republik Paris. (Die Wahlen. Legitimistische Agitation und Komplotte im Süden National-Versammlung). Straßburg. (Deutsche Auswanderer. Hecker)

Großbritannien. London. (Cirkular des chartistischen Vollziehungsraths. Lage des britischen Handels. Kriegsmaßregeln gegen Irland. Wie die Pariser Insurgenten in den Handel kommen). Dublin. (Neue Bewegung der Insurgenten).

Hinter-Indien. (Aufstand in Siam unterdrückt).

Central-Amerika. (Bürgerkrieg. Die Engländer im Mosquitolande)

Deutschland.

1

**Köln, 20. Sept.

〈…〉〈…〉

103Berlin, 18. Septbr.

Da das neue Ministerium immer noch auf sich warten läßt, beschäftigt sich heute ganz Berlin mit den heute in mehreren Tausend Exemplaren veröffentlichten Ideen des Demagogen Held. Seit acht Tagen waren bekanntlich die Angriffe der Demokraten gegen Held an der Tagesordnung, da man ihn einer Verbindung mit dem Prinzen von Preußen beschuldigte. Held läugnete den Verrath in allen Clubs und Versammlungen und behauptete, daß er nur die Freiheit und die Wohlfahrt des Volkes begründen wollte. Freiheit ohne Brod nütze dem Volke nichts und deshalb strebte er danach, Brod und Freiheit zu verschaffen; wie er das gethan, das wollte er binnen Kurzem der ganzen Welt bekannt machen. Heute endlich hat er Berlin damit beglückt; mit der Ueberschrift: Meine Idee für die Verfassung Preußens und Deutschlands werden Riesenplakate in der ganzen Stadt umhergetragen.

In diesem Plakat nun gesteht Hr. Held mit der ganzen Unverschämtheit eines Berliner Literaten ein, daß er dem Prinzen von Preußen die Krone hat verschaffen wollen, und untersteht sich dabei noch zu behaupten, er habe dies nur im Interesse des Volks gethan. Er macht ein langes verworrenes Gefalbader über den Charakter der Bewegung, drohende Bourgeoisie, Tyrannei, Elend u. s. w., und schlägt ein demokratisch-sozial-konstitutionelles Aufgehen Deutschlands in Preußen vor: ein einiges und untheilbares deutsches Reich mit dem Prinzen von Preußen an der Spitze! Die Majorität des Volks sei noch nicht reif, die Constituanten unfähig also muß anders verfahren, oktroyirt werden. Volk und Krone ernennen einen Tribun auf 4 Wochen (Hrn. Held), der als Diktator die Verfassung oktroyirt. Hat Preußen diesen beneidenswerthen Zustand erschaffen, so schließt sich das übrige Deutschland höchst ungezwungen an, und so entsteht ein deutsches Reich. Dazu gehört aber ein energischer Fürst; Friedrich Wilhelm IV. paßt nicht dazu, er wird aber vielleicht abdanken und der Prinz von Preußen, der legitime Nachfolger, wäre der Mann dazu. Es fragt sich nur:

1) ob jener Prinz mit dem alten System so ganz und gar gebrochen hat, um sich dem neuen mit ganzer Seele hingeben zu können; 2) ob das Volk zu seiner Ehrenhaftigkeit das Vertrauen gewinnen kann, daß ihm seine Zusagen heilig sein werden; 3) ob er Luft und Kraft hat, eine weltgeschichtliche (!) Mission zu übernehmen.

Held schließt damit, daß er vielleicht die Genugthuung gehabt haben würde, diese Fragen mit Ja beantworten und dies Ja mit Beweisen belegen zu können, wenn ihm die Gelegenheit zur Ergründung alles dessen geworden wäre. Diese Gelegenheit sei ihm aber durch die seitens der Demokraten gegen ihn öffentlich gewordenen Verdächtigungen entrückt worden. Der arme Hr. Held! Man erzählt sich hier aber die Sache anders. Held hat seine ganze Idee schriftlich durch eine Mittelsperson dem Prinzen von Preußen zugeschickt, der aber nicht darauf eingehen wollte. Daß Held eine desfallsige Anfrage an den Prinzen gerichtet hat, gestand er mündlich gestern selbst ein, er setzte nur hinzu, keine Antwort vom Prinzen auf diese Anfrage erhalten zu haben.

Geld erhalten zu haben, leugnet Hr. Held. Im Uebrigen besitzt er trotz dieser plumpen Entschuldigung seines Bundes mit der Contrerevolution immer noch das Vertrauen eines Theils des Berliner Volks, was das schlimmste Zeugniß für den Bildungsstand der Berliner Demokraten ist. In der That, man muß merkwürdig leichtgläubig sein, um sich durch solches Larifari täuschen zu lassen, und solch phantastisches Gefasel für aufrichtig zu halten!

Nachschrift: Neueste Minister-Combination: v. Beckerath: Präsident. Pinder: Inneres. Der frühere Bundestagsgesandte Graf Döhnhoff: Aeußeres. General Pfuel (von Höllenstein): Krieg. Wenzel: Justiz. Camphausen der Jüngere: Finanzen. v. Rabe: Handel und Arbeit. Ladenberg: Kultus.

Die gestern auf dem Exerzierplatze vor dem Schönhauser Thore von Demokraten zur Verbrüderung des Militärs mit dem Volke abgehaltene große Volksversammlung war, ungeachtet des unfreundlichen Wetters, von Civilisten und Soldaten außerordentlich zahlreich besucht und endete ohne die geringste Störung so erwünscht, daß Soldaten und Bürger, geführt von der Frauenwelt, jubelnd nach der Stadt Hand in Hand zogen.

Von einem Armeebefehle, den nach mehreren Zeitungen der König bereits im Sinne des von der Nationalversammlung am 7. d. Mts. auf den Stein'schen Antrag gefaßten Beschlusses erlassen haben soll, weiß das Militär hier bis heute noch nichts, und ist Männern, die davon zuerst unterrichtet sein müßten, auch noch nicht zur Kenntniß gekommen. Man erwartet indeß täglich einen königlichen Armeebefehl, welcher das Militär vor reaktionären und republikanischen Bestrebungen warnen soll.

(D. Z.)

61Wien, 15. September.

Was ich Ihnen gestern voraussichtlich geschrieben, ist eingetroffen, das czechische Büreaukratengenie Strobach ist unter 321 Votirenden mit 230 Stimmen wieder zum Präsidenten des Reichstags ernannt worden. Schuselka hatte 85 Stimmen erhalten. Strobach besitzt die schöne Tugend, die Redner der Linken möglichst zu unterbrechen und nicht zu Wort kommen zu lassen, während er denen der Rechten die breiteste Grundlage gestattet. Im Laufe seiner bisherigen Amtsthätigkeit ist von allen Seiten eine Anzahl Proteste gegen seine Willkür erhoben worden und der Reichstag würde diesmal an seiner statt doch einen andern Präsidenten erwählt haben, wenn nicht die parlamentarische Taktlosigkeit der demokratischen Linken Alles verdorben hätte. Unmittelbar vor der Wahl hatte nämlich Löhner, ein deutscher Pedant zu dem absoluten Czechen-Fanatismus, einen Antrag eingebracht, der eine Art Mißtrauen wider den Präsidenten enthielt und nun von diesem sofort dahin exploitirt wurde, daß er den Präsidentensessel dem Vicepräsidenten Ritter von Straßer überließ und ihn ersuchte, über Löhner's Antrag abstimmen zu lassen. Ein Czeche beantragte sofort, darüber zur Tagesordnung überzugehen und die Kammer gehorchte. So war Löhner abgefahren, die Linke hatte eine Schlappe mehr erhalten. Bei der Stimmung der Kammer, die Löhner kennen mußte, war es eine Albernheit, einen solchen Antrag unmittelbar vor der Neuwahl zu stellen. Unter solche Kapitalalbernheiten der Linken rechne ich auch die Kleinigkeit, daß Kudlich, als am 13. Ritter Don Quixotte von Straßer Italien eine deutsche Eroberung nannte, bei dem Worte deutsch mit den Händen applaudirte und Bravo rief.

In Beziehung auf die Vorfälle vom 13. habe ich noch dieses nachzutragen:

Latour wollte am 13. der Henker von Wien werden. Er hatte schon vor 8 Tagen der Erzherzogin Sophie versprochen, Wien in Belagerungszustand zu versetzen, er hatte Windischgrätz die Weisung gegeben, sich bereit zu halten, auf die erste telegraphische Depesche mit einem Separattrain nach Wien zu eilen, um das Kommando zu übernehmen. Ohne die Permanenz des Reichstags würde dieser Kuppelplan am 13. zur Ausführung gekommen sein. Aber Latour hatte sich geirrt, als er glaubte, den Reichstag schon mit einigen erlogenen anonymen Briefen, die er selber hatte anfertigen und sich zubringen lassen, auseinanderzusprengen, um ihn dann nie mehr zusammenkommen zu lassen. Was ich Ihnen hier mittheile, beruht nicht auf bloßen Gerüchten, es wird sowohl durch die Zeitungen, als auch durch eine Menge Zuschriften, die bewährte Personen erhalten haben, bestätigt.

Als der Reichstag beschlossen hatte, daß das Militär zurückgezogen werde, als die von überallher herbeieilende Nationalgarde erkannte, daß die der Aula gemachten Beschuldigungen erlogen waren und sie sich immer mehr für dieselbe entschied, da zogen sich diese tapferen Mordgesellen wieder aus ihrem Kuppelgewebe zurück, denn sie sahen ein, daß sie vom Volke mit ihrer Soldateska zerschmettert würden. Aber das Volk sieht es meistens zu spät ein!

Dies ist die wahre Sachlage, zu deren Ueberzeugung heute Morgen die Mehrheit des Volks sich bekennt. Ueberall stehen Gruppen, überall werden einzelne Thatsachen herbeigebracht, welche gegen die Banditenschaar zeugen. Das Militär war mit geistigen Getränken aufgewärmt worden; die Posten der akademischen Legion hatte man bei Seite zu schieben oder weit entfernt zu stellen gewußt; ein Theil der Nationalgarde der Stadt war nach Schönbrunn befohlen worden, während die Nationalgarde der um Schönbrunn liegenden Dörfer in die Stadt hatte marschiren müssen. Bourgeoisie, Büreaukratie und Ultramontanismus sprachen nur von zu mordenden Studentenbuben und republikanischen Wühlern. Die königlichen Geier glaubten schon ihre Krallen in das Herz des Volkes einzuschlagen, aber sie fanden das Volk wachsam. Da maskirten sie sich mit der gewohnten volksbeglückenden Heuchlermiene und heulten in rührender Weise: Mitbürger! Die gesetzliche Ordnung ist heute abermals auf höchst betrübende Weise gestört worden. Das Ministerium wird nicht eher ruhen, bis Friede und Ordnung in die Mauern der Residenz wiedergekehrt sind. Fern sei Euch der Gedanke, daß durch das Erscheinen der Linientruppen die durch Se. Majestät verbürgten Freiheiten im Entferntesten geschmälert werden sollen u. s. w. Alle auf Aufregung berechneten Gerüchte, wie das von der Aufhebung der akademischen Legion, sowie andere Eingriffe in die konstitutionellen Rechte müssen daher als lügenhaft bezeichnet werden.

Wäre der Reichstag nicht, wie alle Reichstage, d. h. in den meisten Fällen erbärmlich-matt, er hätte gestern das Ministerium stürzen müssen. Aber er hörte die Schulbubenrechtfertigung Bach's, die ehrliche Verrätherei Dobblhof's und die kurz abgebrochene Bescheidung des Kriegsministers sogar mit Beifall an. Er hatte nicht ausgeschlafen, wird sich vielleicht morgen ermannen.

Nachdem ich Vorstehendes geschrieben, habe ich Folgendes erfahren:

Der Generalmarsch ist am 13. geschlagen worden, ohne daß ein Grund vorgelegen hat; das Ministerium hat die Bewegung wollen heraustrommeln lassen. Während dessen empfing das Ministerium im Reichstag in einemfort Depeschen und entfernte sich zuletzt bis auf Latour, der nun urplötzlich die Lügen erklärte,0538 die Aula wolle den Reichstag sprengen, das Ministerium stürzen; die Nationalgarde wolle nicht ausrücken. Eine Erklärung eines Gardeu der Legion (siehe unsre gestr. Nr.) gibt klare Auskunft, daß der Oberkommandant Streffleur (in welchem Auftrag?) die Legion wollte ermorden lassen.

Die akademische Legion, dieses einzige wahrhafte Ehrenmilitär Deutschlands, hat eine Eingabe dem Reichstag überreicht, worin verlangt wird, daß die Minister, der Oberkommandant, einige Bezirkschefs, welche Militär requirirten, in Anklagestand versetzt werden.

Viele Nationalgarden der Vorstädte bemühen sich, in Erfahrung zu bringen, ob ihre Bezirkschefs auch zu denjenigen gehören, die Militär requirirten.

Auf den Kirchthürmen der Stadt befanden sich am Abend des 13ten schwarzgelbe Nationalgarden, die die Glockenschlägel mit Werg umhüllten.

Nachdem auch in der Vorstadt Mariahilf am Morgen des 13. fortwährend Generalmarsch geschlagen worden war, wurden die Garden nach Schönbrunn geführt, wo sie zwei Stunden blieben und dann, wie in einer Hetze, in die 1 1 / 2 Stunde entlegene innere Stadt zurückmarschiren mußten, ohne daß sie erfuhren, was geschehen war.

Seit acht Tagen wurden überhaupt in Schönbrunn bedeutende Militärmassen verborgen gehalten; auch reitet auffallenderweise die Nationalgarde-Kavallerie auf der Mariahilfer-Straße nach Schönbrunn ungewöhnlich oft hin und zurück. Offenbar hat die Kamarilla die Kommandanten der Nationalgarde in ihr Netz zu ziehen gewußt.

Ich habe Sie bereits auf ein für Steiermark geworbenes Schützenbataillon aufmerksam gemacht. Ich kenne die Wichtigkeit all des geheimen Wirkens, dem die Kamarilla sich hier ununterbrochen hingibt. In Steiermark, vor den Thoren Wiens, wird unter dem Namen Bataillon, eine Armee geworben. Rückt Jellachich siegreich vor, so wird diese Armee, die jetzt Niemand sieht, an die Niemand denkt, auf einmal zum Schrecken der Wiener da stehen, mit Jellachich in Verbindung treten und sich so ergänzen. Hören Sie, was ein Unbefangener aus St. Gotthard, im Eisenburger Komitate, ganz nahe an der ungarischen Gränze, schreibt: Eine förmliche Auswanderung junger militärpflichtiger Burschen ist eingetreten, die, wie sie sagen, nach Steiermark gehen, um dort zu dreschen. Ueber 600 sind aus der nächsten Umgebung auf diese Art über die Gränze, um dort ein sicheres Asyl der Rekrutirung zu sichern. Und woher erhalten sie Passirscheine? Ein übel renomirter Heu - und Stroh-Exkommissar, Namens Haßlinger, erfrecht sich, ihnen Pässe zu ertheilen, wofür pr. Stück 30 Kr. C. M. zu entrichten sind.

Noch mehr. Jellachich hat den ihm dienenden Kamarillakreaturen das Versprechen gemacht, daß für den Fall des Siegs die Güter der Geistlichkeit Ungarns (sie ist katholisch, Jellachich griechisch) auf mehre Jahre unter seine Controlle (!) und Verwaltung (!) gestellt werden sollen. Sie sehen, in Oestreich sind alle Minen am Arbeiten.

Schließlich muß ich noch folgendes Umstandes Erwähnung thun. Als in der gestrigen Sitzung die Interpellationen beginnen sollten, wollte der Präsident Strobach (Czeche) auffallenderweise zur Tagesordnung übergegangen wissen, indem er sagte: der Reichstag ist eine konstituirende Versammlung, aber keine Administrativbehörde. Dadurch enstand ein Sturm, unter welchem Löhner indessen sein Interpellationsrecht wahrte. Endlich wird Abstimmung zur Tagesordnung mit Namensaufruf beschlossen, nachdem Goldmark und Andere den Präsidenten zur Ordnung gerufen und ihm Vorwürfe gemacht hatten. Erst nach einer Vertagung von 10 Minuten konnten die Interpellationen vorgebracht werden, aus denen das Ministerium einstweilen noch siegreich hervorging. Die Frage ist, welche Gründe den Präsidenten haben bewegen können, die Interpellationen, die gestern dringlicher als jemals waren, abschneiden zu wollen? Hatten die Minister oder wer sonst ihn bestochen?

*Samter, 14. Sept.

Der Samter und Buker Kreis hat der edlen Frankfurter Nationalversammlung einen Beweis gegeben, ob die Bevölkerung hier vorwiegend deutsch-jüdisch ist. Die Stelle eines Deputirten dieses Kreises ist bei der am 11. stattgehabten Neuwahl mit Dr. Liebelt besetzt worden.

*Dresden, 16. Sept.

Man sagt, daß Oberländer aus dem Ministerium ausscheiden werde, weil er mit dem Kriegsminister, ehemaligem Schützenoberst Buttlar, der im August 1845 auf das Leipziger Volk schießen ließ, nicht zusammen Minister bleiben wolle. Geheimrath Tod soll mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt werden, für welches u. A. Eisenstuck als Finanzminister bezeichnet wird.

Naumburg, 15. Sept.

Gestern Abend ist es hier zu schlimmen Auftritten gekommen. Es waren von der revolutionären Partei die Bauern der Umgegend förmlich aufgeboten. Doch ist deren Zuzug durch das energische Auftreten unseres Landraths gehindert. Von den auf das Land geschickten Boten ist einer aufgefangen worden, und man wird sonach den Leitern auf die Spur kommen. In der Stadt, wo große Bewegung herrschte, wurde nach dreimaligem Trommelschlag und nach Verlesung des Aufruhrgesetzes der Markt zuerst durch Kolbenstöße und dann durch einen Bajonetangriff gesäubert. Ein Soldat ist durch einen Dolchstich in den Arm verwundet; mehre Personen haben Bajonetstiche erhalten. Während des Tumults wurde eine Scheune innerhalb der Stadt in Brand gesteckt, das Feuer aber binnen kurzem gelöscht. Man erwartet Militärverstärkung aus Halle.

Schon am 11. und 12. Sept., wo in Naumburg das jährliche Mannschießen der Bürgerschützen mit einem solennen Auszuge begonnen hat, an welchem viele Mitglieder auswärtiger Schützengilden Theil nahmen, kam es auf der Vogelwiese zu tumultuarischen Auftritten. Ein Theil der versammelten Menge verlangte nämlich die Beseitigung etlicher schwarz-weißer Fahnen und daß nur dreifarbige deutsche wehen sollten. Das Schützenkorps wurde Abends, mit Seitengewehren bewaffnet, zum Fahnenschutz in geschlossenen Reihen aufgestellt und behauptete sich gegen die mehrmals vordrängende Menge bis gegen 11 Uhr. Da jedoch das Volk eine immer drohendere Stellung einnahm, sahen sich die Schützen genöthigt, die preußischen Fahnen unter Pfeifen und Schreien der Menge abzunehmen. Ein großer Theil der einmal aufgeregten Volksmenge zog dann vor die Wohnungen misliebiger Personen, um Katzenmusiken zu bringen und hier und da, namentlich bei dem Bürgermeister und andern ältern Rathsgliedern, sowie ganz besonders bei dem Schützenmajor Justitiar Richter Fenster einzuwerfen.

(D. A. Z.)

Hildburghausen.

In der Nacht des 8. Sept. wurde dem im Gasthofe Zum Sächsischen Hofe hier abgestiegenen Minister Brandis ein Pereat gebracht; in's Haus drang die Menge, um den von der Volksmeinung Verurtheilten zu suchen. Lange dauerte es, ehe ihn der Wirth der tobenden Menge auf das Versprechen der Führer hin: dem als Minister verhaßten, im Privatleben aber achtbaren Manne soll kein körperliches Leid geschehen, aus dem Verstecke überlieferte. Nun nahm das Volk den Minister in seine Mitte, geleitete ihn unter Hurrahrufen hinaus bis an die Gränze des Stadtweichbildes, wo eine Chaise bereit gehalten worden war, und wünschte ihm unter der Verwarnung, nie wieder zu kommen, eine glückliche Reise. Die Bürgergarde war zwar theilweise aktiv aber nicht in der Absicht, des Ministers Aufenthalt zu verlängern.

(W. -Z.)

Wiesbaden, 17. Sept.

Gestern Abend gegen 11 Uhr wurde die Gallerie an dem Spieltische in dem Kursaale auf eine allarmirende Weise gestört. Es fiel vor dem Saale ein Schuß, und die Kugel drang durch den Laden und die Fenster in die Wand des Saales. Die angestellte Untersuchung hat sogleich wesentliche Verdachtsgründe gegen einen Kurgast ergeben, der, als geisteszerrüttet bekannt, kurz vorher den Saal unter Drohungen verlassen hatte. Schon seit Monaten treibt derselbe sich dahier herum und steht im Kampfe mit den Bankhaltern, denen er schon Drohbriefe jeder Art geschrieben und ohnlängst brieflich eine Summe von 6000 Fk. verlangt hat, wenn er nicht die Bank sprengen solle! Vor einer Stunde ist dieser Unglückliche von der Polizei eingezogen worden. Er soll von Hahnheim unsern Mainz und ein Familienvater sein.

*Dessau, 18. Sept.

Gestern theilte der Minister Habicht in der Kammer mit, daß der Herzog das Gesetz sanktionirt habe, welchem zufolge die Soldaten künftig das Recht haben, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln, zu berathen, zu petitioniren u. s. w. Die Befehlshaber werden zugleich beauftragt, dies den Soldaten unverzüglich bekannt zu machen.

*München, 13. Sept.

Endlich haben auch hier die Soldaten das ihnen bisher versagte Associationsrecht ausgeübt. Fast sämmtliche Unteroffiziere versammelten sich vorgestern im Prater, um über ihre gemeinsamen Interessen zu berathen. Anlaß gab ihnen dazu der letzte Armeebefehl, durch den eine Menge Leute zu Junkern und Offizieren befördert wurden, die vom Dienst wenig oder gar nichts verstehen, dafür aber durch vornehme Geburt und Connexionen aller Art poussirt werden. Die Versammlung wählte einen Vorstand und wird von jetzt an regelmäßige Sitzungen halten und von dem Petitionsrecht gleich allen übrigen Bürgern Gebrauch machen.

15Düsseldorf.

Unterm 6. d. M. hat der Anklagesenat in Köln, zusammengesetzt aus den Herrn Appellationsgerichtsräthen Gellert (Präsident), Krey, Frhrn. v. Fürth, v. Gerolt und Landgerichtsrath Meyer den Bürger Julius Wulff zu Düsseldorf an den Assisenhof daselbst verwiesen (Grund: Vorlesung und Verbreitung des republikanischen Katechismus), trotzdem daß das öffentliche Ministerium in der Person des Hrn. Prokurators Eversmann darauf angetragen, den Beschuldigten außer Verfolgung zu setzen und seine Freilassung zu verordnen. Der kürzlich zum Geheimen Ober-Revisionsrathe ernannte Hr. Oberprokurator Schnaase hatte wider Wulff eine zweite Anklage ob Beleidigung des Ministeriums Camphausen geschmiedet und gegen den Rathskammerbeschluß des Landgerichts zu Düsseldorf, wonach diese Anklage für unbegründet erkannt worden war, Opposition eingelegt. Aber sogar der Anklagesenat zu Köln hat die Opposition des Kultusministers in spe verworfen.

Sicherer Nachricht zufolge soll der Apellationsgerichtshof auch bereits wider Freiligrath die Anklage erkannt und denselben vor den Assisenhof zu Düsseldorf verwiesen haben.

104Bonn, 20. Sept.

Der Prof. Bauerband, Abgeordneter zur Nationalversammlung, zur Zeit aber in Bonn, erhielt gestern Abend von seinen Mitbürgern eine Katzenmusik, die an Großartigkeit Alles übertrifft, was bis jetzt in dieser Beziehung in unserer guten Musenstadt geleistet worden. Der Ruf: Verräther Bauerband! soll den wackern Mann unangenehm berührt haben.

Breslau, 16. Sept.

Heute fand eine Versammlung der Wahlmänner des Breslauer Landkreises für Frankfurt und Berlin Statt. Es wurde die Wirksamkeit des Abgeordneten Fuchs in Frankfurt besprochen, gezeigt, wie er fast in allen Fragen mit der Rechten, d. h. mit der Seite gestimmt hatte, auf der die Freunde des Volkes nicht sitzen, namentlich aber wurde es geltend gemacht, wie er im geraden Gegensatze zu seinem Versprechen in einer Vorversammlung bei der Abstimmung über Vermehrung der stehenden Heere und bei der über das Gehalt des Präsidenten der Reichsversammlung gestimmt habe. Er hatte versprochen, mit aller Kraft für Verminderung der Steuern, die das Volk und namentlich auch die Landbewohner so sehr drücken, zu wirken, und für die Abschaffung der hohen Gehalte und Pensionen der höheren Beamten zu sprechen. Nun liegt es auf der Hand, daß die Steuern, wenn die stehenden Heere so vermehrt werden sollen, daß immer auf 15 Bezahlende wieder ein Soldat mehr kommt, wahrhaftig nicht vermindert werden. Herr Fuchs hat aber für Vermehrung der Soldaten gestimmt. Er hat also sein Versprechen nicht gehalten. Und wenn der Präsident der Reichsversammlung jährlich 15,000 Thlr. erhalten soll, so ist das ein ganz hübscher Bissen und die hohen Gehalte werden dadurch vermehrt und nicht vermindert. Hr. Fuchs hat aber für das hohe Gehalt gestimmt und hat sein Versprechen also nicht erfüllt. Da er nun auch überhaupt weder im Sinne der Urwähler noch der Wahlmänner handelt, wie dies zwei Volksversammlungen in Klettendorf und Domslau ausgesprochen haben, so ist ihm von sämmtlichen Wahlmännern für Frankfurt das volle und ungetheilte Mißtrauen durch ein Schreiben zu erkennen gegeben und er aufgefordert worden, sein Mandat in die Hände der Wähler zurückzugeben.

(A. Od. -Z.)

Leobschütz, 13. Sept.

Durch genaue Nachrichten sind wir in Stand gesetzt, über den in Beneschau jüngsthin ausgebrochenen Aufstand einiges Ausführlichere mittheilen zu können. Die Veranlassung hierzu soll das Verfahren des dasigen Wirthschaftsinspektors gewesen sein. Um die Ernte schneller beendigen zu können, soll er einen täglichen Lohn von 6 Sgr. versprochen, dadurch auch in der That eine Menge Arbeiter herbeigezogen, nach Erreichung seines Zweckes aber denselben ihren Lohn nicht vollständig baar ausgezahlt, sondern ihnen die ins Verdienen gebrachten Summen größtentheils auf ihre frühern Robotreste in Abrechnung gebracht haben. Ueber dies Verfahren empört, ließen jene Leute ihm am 7. d. M. des Abends durch ihre Kinder eine Art Katzenmusik bringen. Eines der letzteren wurde nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen, die jugendlichen Ruhestörer aus dem Hofe herauszutreiben, von den Knechten ergriffen und gezüchtigt. Die übrigen entflohen und verbreiteten die Nachricht, daß ein Kind von den Hofeleuten erschlagen worden sei. In Folge dessen wurde sofort die Sturmglocke geläutet. Eine Menge Einwohner mit Sensen, Heugabeln, Piken etc. bewaffnet, stürzten nach dem Schlosse hin und demolirten dasselbe, da sie den Gegenstand ihrer Verfolgung den Wirthschafts-Inspektor, nicht mehr antrafen, dieser sich vielmehr mit Lebensgefahr durch einen Sprung aus dem Fenster des ersten Stockes gerettet hatte, auf das Vollständigste. Alle Meubles wurden zerschlagen, die Betten zerschnitten, die Federn in alle Lüfte zerstreut, alle Kassen und sonstige Geldbehälter erbrochen und geleert und sämmtliche Akten aus der gerichtsamtlichen Kanzlei aufs Feld getragen und dort verbrannt. Am folgenden Tage traf in Beneschau zur Verhütung des weitern Umsichgreifens der Empörung ein Kommando Ulanen aus Ratibor ein, konnte aber gegen die Unruhestifter, denen sich inzwischen viele Einwohner der nahe gelegenen Ortschaften angeschlossen hatten, nichts ausrichten. Viele Soldaten wurden verwundet, zwei sind in Folge dessen bereits gestorben. Ein Soldat kam durch einen Steinwurf um seine Nase. Ein Anderer war eben vom Pferde gerissen und auch bereits verwundet worden, und ein Empörer schickte sich nun an, ihn in aller Ruhe vollends zu tödten, als ihm von dem heransprengenden Lieutenant v. Paczinsky der Kopf zerspalten wurde. Einem Häusler, der einige der Unruhestifter an das Militär verrathen hatte, wurde von den Ersteren das Haus über dem Kopfe angezündet.

Zum Succurs der Ulanen sind von Cosel eine Kompagnie und von Neisse zwei deßgleichen Infanterie nach Beneschau und in die Umgegend consignirt worden. Diesen ist es auch gelungen die Ruhe wieder herzustellen.

(A. O. Z.)

Ungarn.

15Pesth, 13. Sept.

Die Ereignisse wechseln rasch. Der gestrige Tag hat die wenige Stunden zuvor gefaßten Beschlüsse annullirt. Auf den kurzen Sieg Kossuths, der die energische Kriegspartei repräsentirt, folgt Batthyany wieder mit dem bis jetzt eingeschlagenen, verderblichen Zaudersystem, mit der Friedenspolitik um jeden Preis und sei sie auch mit der Ehre des Landes bezahlt. Der Reichstag selbst hat den Tags zuvor im Gefühl seiner Souverainetät zum Ministerpräsidenten ernannten Kossuth in schimpflicher Feigheit verlassen und sich slavisch gebeugt unter der Wucht eines Palatinal-Handbillets. Alles fühlt mehr oder weniger tief, daß Ungarns Selbstständigkeit verloren ist; verloren weniger durch die Ränke der Reaktion, als durch die feige Schwäche des Reichstags, durch die lähmenden Spaltungen im Schooße seiner eigenen Regierung. Während man sich hier dumpfer Verzweiflung ergibt und mit übermäßiger Anstrengung ohne Siegeshoffnung rüstet, rückt Jellachich, der durch königlichen Wortbruch wieder in seine Würden eingesetzte Ban von Kroatien, auf ungarischem Boden vor und wird im Herzen des Landes, in der alten Buda, die letzte Hand an das Werk der Bedrückung legen und mit 30,000 Bajonetten den unerhörten Verrath an einer nur zu treuen Nation besiegeln.

15Pesth, 14. Sept.

Es stellt sich jeden Tag klarer heraus, daß der kroatisch-serbische Krieg gegen Ungarn ein Instrument in den Händen des Hofes geworden. Die Geld - und Waffensendungen von östreichischer Seite an den Ban Jellachich, sowie die scheinbar indifferente Haltung, das gleichgültige Zusehen unserer Regierung, das Zögern und Ansichhalten in jeder Frage von Bedeutung, die Begünstigung des Bans und dessen absolutistisches Treiben, die unerhört schnöde Aufnahme der ungarischen Deputation in Schönbrunn, die Verzögerung oder Verweigerung einer Audienz, die Erklärung Latours, daß man für Ungarn keine Truppen, gegen Ungarn aber Soldaten genug haben werde, endlich die alte Gewohnheit, das historische Prinzip unserer Diplomatie liefern den Beweis, daß Oestreich die Südslaven in dem Kampfe gegen die Magyaren unterstützt und somit die deutsche Demokratie der südslavischen Aristokratie opfert! Ungarns Verträge mit den Habsburgern sprechen es oft genug deutlich aus, daß seine legislative und administrative Thätigkeit nie von Oestreich abhängen darf. Im März hat der Kaiser die ungarischen Verträge endlich in Erfüllung gebracht. Metternich wußte Ungarns Unabhängigkeit in eine ungarische Staatskanzlei zu verwandeln. England behandelte Irland nie wie Metternich Ungarn behandelte. Die Wiener Revolution hat den Ungarn ihr altes Recht zurückgegeben. Das Wiener Ministerium denkt aber nicht so und hat dem ungarischen Ministerium eine Denkschrift zugeschickt, in welcher es das in den Märztagen von den Ungarn zurückgewonnene alte Recht für eine Konzession des Kaisers erklärt, die er nie machen darf. Alle Gesetze, die seit der Unabhängigkeit Ungarns vom ungarischen Reichstag erlassen worden, sind daher null und nichtig. Dies ungefähr ist die Beschönigung der östreichischen Unterstützung des kroatisch-magyarischen Bürgerkriegs. Die Rüstungen gehen mittlerweile fort so gut es sich thun läßt, die rothe Fahne soll an allen Punkten des Reichs ausgesteckt, das blutige Schwert durch die Gauen des Landes getragen und der allgemeine Landsturm organisirt werden. Pesth selbst gleicht einem großen Heerlager. Die Linientruppen gehen zu den freiwilligen Schaaren über. Eine Thatsache, die das absolutistische Gelüste in Wien ein wenig kühlen dürfte.

Pesth, 12. Sept.

Folgende Verordnung verbreitet so eben einen panischen Schrecken unter der hiesigen Bevölkerung:

Es ist mir zur Kenntniß gebracht worden, daß einige Aufwiegler sich bestreben, die Ofen-Pesther Einwohnerschaft von der Annahme der ungarischen Zweigulden-Banknoten abzuschrecken.

Der Werth der, in Folge eines Regierungsbeschlusses emittirten ungarischen Banknoten gründet sich auf das deponirte, unter Verwahrung der Regierung und der Bank befindliche Silber, und auf den gewährleistenden Credit der Nation; die Banknoten werden an allen öffentlichen und Privatkassen angenommen, und können bei der ungarischen Commerzialbank wann immer gegen Silber ausgewechselt werden.

Die Aufwiegelung ist daher bloß auf die Stockung des Geldverkehrs, des Erwerbes, und vorzüglich des öffentlichen Credits, in Verbindung aber mit mehreren Wagnissen auf eine Störung der exemplarischen öffentlichen Ordnung in Ofen-Pesth abgesehen.

Demzufolge gebe ich den Bewohnern von Ofen-Pesth den Beschluß zu wissen, daß diejenigen, welche gegen die Annahme der erwähnten Banknoten aufwiegeln, als die gefährlichsten Feinde des öffentlichen Credits und der öffentlichen Ordnung, vor das Standrecht gestellt und nach den Statuten desselben bestraft werden.

Jeder Bürger ist zugleich Beschützer dieses Vaterlandes; indem er diesem dient, sichert er zugleich sich selbst. Darum ist Jedermann verpflichtet, die Schuldigen der Obrigkeit anzuzeigen und die Anwendung der vollen Strenge des Gesetzes zu fordern.

Ofen-Pesth, 10. Sept. 1848.

Der Minister des Innern Bartholomäus Szemere.

Von der Drave, 10. Sept.

Es ist geschehen! der Krieg ist da! Heute wurde bei allen Truppen die Kriegserklärung publizirt. Der Angriff wird heute Nacht oder morgen Früh geschehen. Aus Gratz langten über 1000 Fuhrwesenspferde sammt Bedienungsmannschaft, dann 13 Wagen mit Munition an, und es werden die bereits im Marsche befindlichen Batterien noch erwartet. Die Ungarn haben 50 (?!) Mann zur Deckung der Dravebrücke bei Warasdin entsendet.

Seit der erfolgten Abreise unseres Banus sind die Bauern in Ribnik und erst vorgestern in der Gegend von Stubica, den Gehorsam und die zu leistenden Abgaben verweigernd, drohend aufgetreten.

(Agramer Z.)

Von der Drau, 12. Sept.

Während der linke Flügel des Banus, 22-25,000 Mann stark, von Warasdin aus über die Drau gegangen ist, zieht sich das Centrum seiner Armee zwischen Kreuz und Bellovar zusammen.

Generalmajor Burits hat mit 3 Kompagnien Piret, 3 Kompagnien Wimpfen Infanterie, einer Abtheilung Boyerburg Dragoner und einer Batterie die steiermärkische Grenze besetzt, während er die auf doppeltem Stand befindliche Reservekompagnie des 9. Jägerbataillons vorläufig als Reserve in ihrer Garnison Pettau zurückließ. Das Hauptquartier des Generals ist Friedau.

Aus dem Crassoer Comitate im Banat, 6. Sept.

Die walachische Bevölkerung, welche die Mehrzahl in unserem Comitate und einen großen Theil derjenigen des Temeser Comitates bildet, zwar der griechischen Kirche angehört, aber in allen ihren kirchlichen Beziehungen stets von ihren illyrischen Glaubensgenossen unterdrückt ward, hat sich nunmehr entschlossen, in dem Kampfe der Slaven gegen die Deutschen im Banate nicht länger mehr gleichgültig und unthätig zu bleiben. Sie wird sich demnach in Masse erheben und bei 40,000 Mann stark mit allen Schrecknissen des Krieges und der Zerstörung in die Militärgränze des illyrisch-banater Regiments eindringen. Wie folgewichtig dieser Entschluß der walachischen Nation auf die Lage der Dinge im Banate und auf den daselbst geführten Raubmordskampf werden muß, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden.

0539

Italien.

2

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〈…〉〈…〉

Französische Republik.

Paris, 18. Sept.

Die Theilnahme an dem Wahlakt ist heute viel größer als im Juni. Auf den Boulevards St. Denis, St. Martin, an den lebhaftesten Straßenecken und fast auf allen öffentlichen Plätzen wird lebhaft diskutirt, doch erfahren wir bis jetzt nirgends, daß es zu Thätlichkeiten gekommen wäre. Die Arbeiter begnügen sich die rothen und gelben kolossalen Affischen der Herren Bugeaud, Girardin, Delessert, Bonaparte, Achill Fould, anzuspeien oder in derben Witzen zu bekritteln. Die Wahlurnen werden heute Abend 9 Uhr geschlossen und morgen geleert. Vor morgen Nachmittag läßt sich für Paris kein Resultat selbst auch nur annähernd angeben.

General Piat, Chef der hiesigen Werbezunft für den demokratischen Kaiser, erklärt den Brief für falsch, den man an Baraste, Redakteur der Republique, geschrieben: Sein Herr und Meister, der Prinz Louis Napoleon Bonaparte, gedenke die Wahl abzulehnen. Piat erklärte, daß es ihm gar nicht im Traum eingefallen, an die Republique zu schreiben; der Brief sei falsch etc. Bald darauf erschienen an allen Straßenecken blutrothe Plakate, die den Streich als die schrecklichste Infamie der neuesten Geschichte darstellten, dem der Prinz, unser kräftiger demokratischer Kaiser, als Opfer hätte fallen sollen.

Barraste, Hauptredakteur, erklärt in seinem heutigen Blatte, daß er den falschen Brief der Staatsanwaltschaft übergeben habe, um den Verfasser zu ermitteln.

Mehrere demokratische Repräsentanten (Berg) begaben sich vorgestern zu Senard, um ihn zu fragen, wie er es mit den Mai - und Juniräubern rücksichtlich der Wahlen halten wolle? Man dürfe diese 11,000 Bürger doch unmöglich ihres Stimmrechts berauben u. s. w. Senard erwiderte ihnen, daß das Kabinet noch keinen Beschluß in dieser Hinsicht gefaßt habe.

Der Goliath der Bourgeoisie, Marschall Bugeaud, richtet heute von den Mauern herab noch ein letztes Wort an die Pariser Bevölkerung, um sie zu beschwören, ihn und Hrn. Fould mit mehr Einstimmigkeit zu wählen, da er sonst die hereinbrechende rothe Republik nicht früh genug vertilgen könne.

Am naivsten klingen die Arbeiterplakate. Wir wollen keine Royalisten, keine Pritchardisten, keine Imperialisten, sondern Socialisten lautet unter Andern auch Eines in die National-Versammlung wählen!

Das fürchterliche Elend, namentlich unter dem weiblichen Proletariat, rief bekanntlich eine weibliche Nationalwerkstätte in der Rivolistraße (dem bekannten Hotel Sobrier), unter dem speziellen Schutz der Väter Jesu ins Leben.

Diesem jesuitischen Eifer gegenüber konnte unsere trikolore (National) Republik unmöglich müßig zuschauen. Die Gemahlinnen Cavaignac's, Marie's, Trouvé Chauvels's, Lechevalier's, Goudchaux ', Lamartine's, de Luynes, Lamoricière's, Recurt's, Senard's, Tourret's und Verninhae's haben daher einen Verein gebildet, mit ungefähr folgenden Statuten:

1) Der Verein hat zum Zweck, Arbeiterinnen, die im Elend stecken, Beschäftigung zu geben, da er außer Stand ist, alle arbeitslosen Arbeiterinnen zu beschäftigen. 2) Die Arbeit wird in die Wohnung jeder Arbeiterin geschickt und zwar durch Vermittlung der Bezirks-Armenbüreau's oder der Vereinsangestellten. 3) Arbeiterinnen, die nicht nähen können, wird das Nähen gelehrt. 4) Um die Kosten dieser wahrhaft nationalen Rettungsanstalt aufzutreiben, werden schon seit einigen Tagen Lotteriebillets zu 1 Fr. wie saures Bier herumgeboten. Das Kapital des Vereins, heißt es, besteht in der Privatmilde, in Baar oder Geschenken zur Verlosung.

* Unsere auswärtige Politik, sagt La Reforme, wird uns in nicht ferner Zukunft ruiniren, nachdem sie uns bereits um unsere Ehre gebracht. Aus den poetischen Meditationen Lamartine's wie ein schöner Traum aufgestiegen, hat sie den Krieg, diesen großen Meuchelmord zwischen ganzen Völkern, prostribirt, aber auch der Revolution den Todesstreich versetzt, indem sie alle jene gerechten Aufstände ohne Unterstützung ließ, die als eben so viele glückliche Diversionen unsere ewigen Feinde paralysirten und der neuen Politik volle Freiheit zum Handeln gestatteten.

Gestern Abend fanden etwa achtzig Klubs statt. Der besuchteste war wohl der alte Barbès'sche Klub de la Revolution im Cafe Spectacle am Boulevard-Bonnes-Nouvelles. Der Saal, der etwa 4000 Menschen bequem faßt, war zum Ersticken voll. Darunter auch viele Frauen. An den Eingängen standen Kasten für Beiträge zur Unterstützung der Juniräuber. Eine Dame zog ihre goldene Uhr aus der Schärpe und legte sie unbemerkt auf den Kasten und entfernte sich stillschweigend. Der Proletarier, dem die Wache des Kastens anvertraut war, bittet heute die Geberin, sich über Verwendung der Uhr im Redaktionsbüreau des Represenatut du Peuple auszusprechen.

Das Journal des Debats sagt: Die deutsche Einheit darf nach uns nicht Centralisation heißen. Sie muß Förderation heißen. So viel von der politischen Form. Aber vorzüglich muß sie, wie sich in den Nationalliedern von 1813 ausspricht, Gefühl sein. Als Gefühl wird sie alle Gegenden durchdringen (elle sera partout, in der That!) und die regenerirte und die demokratisirte Förderation, die zu Frankfurt sitzen soll, wieder beleben. Als Centralisation wird sie Alles tödten. Trägt der Centralisationsgeist in Frankfurt den Sieg davon, so ist Deutschlands Werk verfehlt. Man wollte eine große Nation und ein großes Reich stiften (!) und man wird nur einen ephemeren Klub gegründet haben. (Wie brav! Der Artikel soll übrigens aus Frankfurt herrühren.)

Der National hält den Sieg des Kommunismus in den Wahlen für sicher und grollt dem Constitutionnel und Siecle, daß sie nicht mehr Stimmeneinheit an den Tag gelegt hätten.

Die Legitimisten waren bekanntlich die Ersten, die im Juni hinter den Barrikaden lauter Galeerensträflinge sahen Lügen, von denen man weiß, wie schnell sie in ihr Nichts zerstoben. Wie aber geht es ihnen selbst? Ein unter Polizeiaufsicht stehender entlassener Sträfling wurde dieser Tage in Paris verhaftet; dieses Individuum, das unter allerlei Bezeichnungen, z. B. als Mitglied einer religiösen Bruderschaft, passirte und manche leichtgläubige Personen um bedeutende Summen geprellt hatte, trug eine Liste von Personen, die sich für Heinrich V. verbunden haben , und worauf vierzig Namen aus alten Familien standen, so wie andere Papiere, die ihn als legitimistischen Agenten beglaubigten. Alle Papiere sind dem Prokurator der Republik überliefert worden.

In Toulouse kreuzen sich die Fäden bedeutender legitimistischen Intriguen. Toulouse ist zum Centrum einer royalistischen Bewegung ersehen, die den ganzen Süden umfassen soll. Die Verzweigungen des Komplottes dehnen sich nach Beziers, Carcassonne, Montauban, Castelnaudary, Montpellier etc. aus. Ein alter Notar, Geschäftsträger des Adels und der Geistlichkeit, ist der Kassirer der Gesellschaft. Die schmählichsten Pamphlete gegen die Republik werden auf dem Lande kolportirt. Dies ist um so leichter, als fast alle Maires und Beamten aus der alten Zeit herrühren und ihre royalistischen Gesinnungen offen zur Schau tragen. Die Verdets des Südens, jene Leute, welche die royalistische Schreckensherrschaft 1815 im Süden organisirten, haben ihren Fanatismus und ihren unversöhnlichen Haß ihren Nachkommen überliefert. Wir machen die Regierung aufmerksam auf diese Umtriebe, die auf eine durchaus nicht vorurtheilsfreie Bevölkerung einwirken.

(La République.)

In Savenay (Loire Inferieure) sind folgende Plakate affichirt gefunden worden:

Es lebe Heinrich V.! Bauern, Er ist Eure einzige Hülfe! Möge Euch eine Nacht von diesen verhaßten Republikanern (patauds) befreien!

Eine Million Franken dem, der uns vom Communisten Cavaignac befreit! Heinrich V. wird vor dem 1. Oktober in Frankreich sein es lebe Heinrich V.!

(Republique.)

National-Versammlung. Sitzung vom 18. September. Marrast eröffnet Mittags 12 1 / 2 Uhr die Sitzung Tagesordnung: Verfassungsdebatte.

Francisque Bouvet, zum Vizepräsidenten des kosmopolitischen Kongresses in Brüssel erwählt, bittet um Urlaub.

Er erhält ihn.

Lamoriciere, Kriegsminister, ersucht die Versammlung, seinen berüchtigten Auswanderungsplan für 15,000 Familien nach Algerien für morgen auf die Tagesordnung zu setzen. (Von allen Bänken: Auf Freitag!) Der Minister dringt auf Eile und verläßt unwillig die Bühne.

Die Versammlung nimmt die Verfassungsdebatte beim Artikel V. auf, bei dem sie am Freitag stehen blieb, Derselbe lautet bekanntlich:

Die Todesstrafe ist in politischen Dingen abgeschafft.

Pfarrer Coquerel möchte die Todesstrafe im Allgemeinen abgeschafft wissen.

Buvignier tritt dem Antrage Coquerels bei. Die juridischen Bedenken des letzten Redners Aylies, seine Theorie vom Einschüchterungssystem u. s. w. seien Ueberbleibsel einer barbarischen Vorzeit; man müsse den Verbrecher anders als durch Furcht vor Henker und Schaffot zu bessern suchen.

Seine Rede machte Eindruck.

Emil Leroux bekämpft die Coquerelsche Blutscheu. Die Gesellschaft sei bei Weitem noch nicht vorgerückt genug, um des Schaffots für gemeine Verbrecher zu entbehren. Für politische läßt er es bei Abschaffung des Köpfens bewenden. Der Redner beweist ziemlich ausführlich, daß man nicht im republikanischen Jahre IV. von Abschaffung der Todesstrafe geträumt habe; man habe dekretirt, sie nach dem Kriege abzuschaffen, allein der Krieg habe sich in die Länge gezogen und im Jahre X. habe man die Todesstrafe geradezu wieder dekretirt. Was wollt Ihr an die Stelle des Schaffots setzen? ruft der Redner Die Deportation? Das wäre gerade das wahre Mittel, um das Verbrechen zu ermuthigen. Die Aussicht auf ein grünes Eiland fehlte noch unsern Bösewichtern. (Murren zur Linken und der Ruf: Schluß! Schluß!)

Der Debattenschluß wird ausgesprochen und die Coquerelsche Philanthropie mit 498 gegen 216 Stimmen verworfen.

Lamoriciere, Kriegsminister, besteigt wieder die Bühne, um die Versammlung zu beschworen, seinen Auswanderungsplan morgen zu berathen. Er ist diesmal glücklicher und die Versammlung beschließt, den Plan morgen schon zu diskutiren.

Marrast: Wir kehren nun zu Artikel V. zurück, zu welchem Noirot den Zusatz stellt, auch die entehrenden Strafen in politischen Prozessen abzuschaffen.

Woirhaye bekämpft diesen Zusatz im Namen des Ausschusses mit vielem Feuer. Ginge solch ein Zusatz durch, dann wären der Verschworungssucht ja alle Thüren und Riegel geöffnet. Dagegen muste jeder honnete Mann protestiren.

Das zog. Der Zusatz wird mit immenser Mehrheit verworfen.

Delludre, Isambert, Tibour, Allard stellen noch mehrere ähnliche Zusätze: beleidigte Nation, Revision des Strafgesetzes in 10 Jahren etc, die aber Vivien bekämpft und durchfallen

Artikel V. wird in seiner ursprünglichen Fassung endlich angenommen.

Xavier Durrien will die Todesstrafe noch für einige Falle abgeschafft wissen.

Wird an die Ausschüsse gewiesen.

Artikel VI. Sklaverei-Abschaffung. Einstimmig angenommen.

Artikel 7. Jeder bekennt frei seine Religion und empfängt vom Staat, für Ausübung seines Kultus gleichen Schutz u. s. w. u. s. w.

Pierre Leroux will von keiner Staatsreligion etwas wissen.

Coquerel bekampft einige Ausdrücke des kommunistischen Philosophen. Es solle ja keine offizielle Religion gewährleistet werden.

Bourzat stellt einen langen Antrag rücksichtlich der Besoldung der Geistlichkeit, Kosten des Gottesdienstes ect.

Lavallée stellt den Antrag, Niemand dürfe gezwungen werden, für die Kultuskosten irgend welche Steuern zu zahlen. Die Republik bezahlt keine Geistlichen.

Buvinis stellt einen ähnlichen Antrag.

Alle diese Anträge werden verworfen.

Artikel 7 wird angenommen.

Artikel 8: Die Burger haben das Recht sich zu vereinen, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln, zu petitioniren und ihre Gedanken durch die Presse oder sonst wie zu äussern. Die Ausübung dieses Rechts hat keine anderen Gränzen als die Achtung vor dem Rechte Anderer und der öffentlichen Sicherheit. Die Presse darf in keinem Fall wieder unter Zensur gestellt werden.

Ex-Graf Montalembert schlägt hinter dem Worte petitioniren den Zusatz und sich zu unterrichten vor. Dieser Antrag führt den Chef der Jesuitischen Partei auf die Bühne. Er breitet mehrere Hefte vor sich aus und hält einen Vortrag (Die erste Hälfte seiner Rede) von 2 Stunden. Der Graf will Unterrichtsfreiheit man weiß warum? Das Volk hat Hunger, sagt Ihr (zum Berge); Gut, gebt ihm Nahrung, aber kein Gift. Schlechte Journale und Bücher seien Gift (Lärm) Das Volk lese Proudhonsche Bücher aus denen es Gift schöpfe (Larm.) Die Gedanken des Volks lassen sich in zwei Worte zusammenfassen: Genießen und Verachten. Die Arbeit solle keine Mühe keine Strafe mehr sein, sondern Genuß .... (Flocon unterbricht heftig und wiederlegt die Definition energisch). Das allgemeine Stimmrecht reiche nicht aus, die Regierung müsse fester, das Volk moralisirt werden. Es werden ihm Verachtungen eingeflößt gegen alles Bestehende .... (Der zweite Theil wird um 6 Uhr auf morgen verschoben.) Die Versammlung geht auseinander.

Straßburg, 15. Sept.

Seit einigen Tagen mehrt sich die Zahl der Auswanderer nach Amerika wieder außerordentlich. Wohlhabende Familien aus dem Badischen, der Pfalz und Würtemberg ziehen nach der neuen Welt. Von Jahr zu Jahr gehen weniger arme Leute fort, denn die Ueberfahrtspreise sind etwas theurer geworden und der Einzug in Amerika soll mit dem Ausweis eines gewissen Vermögens verbunden sein. Diese Auswanderung wird um so bedenklicher, als sich nur wohlhabende Leute derselben bedienen, und die armen in dem übervölkerten Europa zurückbleiben. Hecker wird in einigen Tagen nach Paris abreisen.

Großbritannien.

*London, 18. Sept.

In Folge der ungünstigen Nachrichten aus Irland hat die ganze Seemanschaft von Portsmouth Befehl erhalten, sich zu augenblicklicher Einschiffung in Bereitschaft zu halten. Nach Plymouth ging dieselbe Ordre. In Woolwich und Chatham herrscht ebenfalls große Bewegung unter dem Militär. Der Cyclop wird schon morgen nach Waterford in See gehen.

*London, 18. Sept.

Nach allen Berichten aus den Manufakturdistrikten zu urtheilen, hat sich die Lage unsers Handels bedeutend gebessert. Als die Februarrevolution ausbrach, arbeiteten in Manchester nur 153 Spinnereien die ganze Zeit; diese Zahl hat sich seitdem bis auf 184 gesteigert; die Zahl der kurze Zeit arbeitenden Manufakturen war 35 und hat sich seitdem bis auf 15 verringert. Ganz still standen damals 17, jetzt nur 9. Im Februar waren vollauf beschäftigt 33,296; jetzt 38,063 Arbeiter; kurze Zeit arbeiteten 3,659 Personen, jetzt nur 2,594. Die Zahl der ganz außer Arbeit gekommenen Leute, die damals 7,613 war, hat sich ebenfalls bedeutend verkleinert. Wie groß indeß die Befürchtungen der Handelswelt in Folge der politischen Ereignisse in Frankreich, Deutschland und Italien sein mußten, kann man daraus schließen, daß z. B. der Export englischer Manufaktur-Waaren nach Frankreich in 1846 2,716,000 L. betrug, während nach sämmtlichen Westindischen Kolonien und nach Mauritius in demselben Jahre für 2,815,000 L. versandt wurden.

Der ganze Kontinentalhandel für britische Manufakturen betrug bisher nicht weniger als 26,671,203 L., was fast das Doppelte des englischen Exportes nach allen britischen Besitzungen, einschließlich Indien, ausmacht, und namentlich erst dann von Bedeutung erscheinen wird, wenn man bedenkt, daß der ganze britische Export nach allen Weltgegenden nur 57,786,876 L. beträgt. Wie gesagt, ist die Furcht vor Revolutionen aber jetzt sehr am schwinden, da man nach wie vor Bestellungen auf fast alle Artikel eintreffen sieht, und unwillkürlich kommt man daher auch auf die Idee, daß die Extravaganzen der Spekulation seiner Zeit dem Handel einen weit fühlbarern Stoß versetzten, als die jüngsten politischen Bewegungen.

*London, 18. Sept.

Die pariser Junirevolution wurde und wird nicht bloß von Blättern wie Times, Chronikle, Globe etc. zu Artikeln voller Schmähungen gegen die provisorische Regierung und die französische Demokratie überhaupt, namentlich aber gegen die proletarische Bewegung in Frankreich benutzt: sie wird jetzt von den Engländern in noch ganz anderer Weise ausgebeutet. Die Junirevolution liefert ihnen nicht allein Zeitungs -, sondern Handelsartikel. Es steht fest, daß ganz kürzlich eine Masse wohlbesetzter Kinnladen und einzelner Zähne, die den zu Paris erschossenen Juniinsurgenten ausgeschlagen worden, im hiesigen Hafen angelangt sind und bei den Dentisten reißenden Absatz gefunden haben. So werden die Gebiße von pariser Proletariern, die, weil sie wenig oder nichts zu beißen hatten, der Bourgeoisie eine 4tägige Schlacht lieferten, sehr bald den englischen Krämern oder Lords Roastbeef, Beefsteak etc. zermalmen helfen.

*

Der Vollziehungsrath der Chartisten spricht sich in seinem neuesten Cirkular u. a. wie folgt über die jetzige Lage Englands aus: Das Volk dem Hunger preisgegeben, die Mittelklasse den Bankrutt nahe, die Reichen vor Wuth zitternd, der Winter, der für den Armen Schrecken und Tod bedeutet, vor der Thür: was ist zu thun, was soll geschehen? Das ist die Frage, die jeder denkende Mensch aufwirft. Die Whigs haben ihre Unfähigkeit, den aufgehäuften Leiden des Volkes abzuhelfen, klar an den Tag gelegt. Die Einnahmen mindern sich, die Ausgaben steigen, die Staatsschuld wächst, der Pauperismus macht täglich Fortschritte, die beiden Häuser des Parlaments sind eben so kurz - als selbstsüchtig. Das Alles sind ernste Gegenstände der Betrachtung. Wir haben indeß keine Hoffnung, daß die Lage des Volkes durch die jetzigen Machthaber verbessert werde. Wir haben den Sturm vorausgesehen und jetzt, wo er einherbraust, bedarf es erst recht unser Aller Anstrengungen, der größten Energie, des kräftigsten Zusammenwirkens, ehe wir die Charter als die neue Grundlage unseres politischen und sozialen Lebens durchsetzen. Aber durchsetzen werden wir sie, wenn Jedermann seine Pflicht thut.

Dublin, 17. Sept.

Die Insurgenten, die sich seit einigen Tagen wieder in ziemlich bedeutender Menge in der Gegend der Comeragh Berge (Waterford) gesammelt hatten, zerstreuen sich jetzt in Haufen von 40 bis 50 Mann durch die ganze Landschaft, indem sie die Erndte und die Heerden der Bauern gerade nicht schonen. Von Clonmel hörte man heute, daß das von Carrick ausgerückte Militär in Gemeinschaft mit einer starken Abtheilung Polizei, den herumziehenden Haufen hart auf den Fersen war. O'Mahony, der den Zug der Insurgenten kommandirte, entkam nur mit Mühe. Sein Pferd und viele Waffen seiner Leute fielen in die Hände des Militärs. So viel man weiß, rücken die Insurgenten jetzt wieder in die Gegend von Tipperary; sie sollen sich gut verproviantirt haben und vollständig bewaffnet sein. Durch alle diese Vorfälle ist die frühere Besorgniß unter dem besitzenden Theil der Bevölkerung zurückgekehrt und man fürchtet wieder, daß sich das Volk für seine letzte Niederlage rächen wird. Von vielen Seiten verlangt man daher die sofortige Proklamirung des Martialgesetzes.

Central-Amerika.

*

Die letzten Nachrichten, welche aus der Republik Guatemala nach Europa gelangt sind, enthalten lediglich Schilderungen des Bürgerkrieges, der dort je länger desto ärger wüthet. Die Regierungstruppen, vom General Carrera befehligt, sind bereits zu wiederholten Malen von den Insurgenten geschlagen worden. Die Frage des Mosquitosgebiets tritt hinzu, um in den konföderirten Republiken von Mittel-Amerika die Aufregung nicht blos zu unterhalten, sondern täglich zu steigern. Die Engländer haben sich bekanntlich jenes Gebietes vollständig bemächtigt, indem sie einen Schattenkönig ins Leben riefen, unter dessen Firma sie die eigentlichen Herrscher sind. Die Republikaner von Central-Amerika begreifen die ganze Gefahr, welche ihnen aus der Nachbarschaft dieser schlauen, rücksichtslosen und habgierigen Krämer erwächst. Dies geht unter Andern aus einem vom Staate Honduras so eben veröffentlichten Manifeste hervor, in welchem die britische Habsucht und Perfidie dem Unwillen und Abscheu der ganzen civilisirten Welt denunzirt werden. Es dürften nicht viele Jahre vergehen, bis die Vereinigten-Staaten von diesen Verhältnissen zum Einschreiten Anlaß nehmen werden.

0540

Hinter-Indien.

*

Im Königreiche Siam, das seit langer Zeit eine zahlreiche Bevölkerung von chinesischen Kolonisten enthält, kam es zu einem sehr ernsthaften Aufstande. Jene Kolonisten, die sich vornehmlich mit Seidenbau beschäftigen, wurden durch immer neue Steuern endlich zum Aeußersten getrieben. Sie organisirten sich zu einer förmlichen Armee, schlugen mehrmals die königl. Truppen in die Flucht, bemächtigten sich der Festung Tschu-Sug-San, die von 60 Kanonen vertheidigt wurde, wählten sich einen neuen König und rückten gegen die Hauptstadt Bangkok vor. Hier jedoch wandte sich das Glück. Der aus dem Kriege gegen Cambodscha bekannte General Tschao-Kin-Bodin trat ihnen mit 10,000 Mann und zahlreicher Artillerie entgegen und brachte ihnen eine vollständige Niederlage bei. Die Festung wurde nach 4 tägigem Sturme wieder erobert und nachdem zwischen 8-10,000 Insurgenten gefallen waren, der alte Zustand hergestellt. Gehen aber die Bedrückungen wie bisher fort, so kann es unmöglich auf lange Zeit ruhig bleiben, und dann wird es wahrscheinlich, daß der König von Gottes Gnaden sein Leben mit einem Stricke um den Hals, d. h. am Galgen, beschließt! Die chinesischen Kolonisten meinen, das sei die wohlfeilste Exekution.

Nachtrag.

!!! Frankfurt, 19. Sept.

Die Stadt ist ruhig von Soldaten übersät. Frankfurt und Sachsenhausen sind von den Insurgenten gereinigt. Die National-Versammlung hat drei Anträge Zachariä's angenommen:

1) Dem Reichsministerium die Zustimmung für die getroffenen Maßregeln;

2) den Ministern Unterstützung für ihre zukünftigen Maßregeln für die Einheit und Freiheit Deutschlands auszusprechen und

3) den Reichstruppen den Dank des Vaterlandes (!) für ihre Hingebung und Mäßigung auszusprechen.

Die Versammlung vertagte sich dann bis morgen. Uebermorgen Begräbniß Lychnowski's und Auerswald's.

Frankfurt, 19. Sept.

Unter der Rubrik Amtliches enthält die Ob. -P.-A.-Z. folgende Bekanntmachungen, die im Laufe des 18. erschienen.

Bürger von Frankfurt! Die bedauerlichen Vorfälle, welche vorgestern Abends hier stattgefunden haben, und die durch zahlreiche Zuzüge von Außen herbeigeführte Bedrohung der Ruhe und Ordnung haben den Senat der freien Stadt Frankfurt veranlaßt, das Reichsministerium aufzufordern, daß es unmittelbar die Pflicht, die National-Versammlung vor äußerer Gewalt zu schützen, zu erfüllen übernehme. In Folge dieser Aufforderung hat das Reichsministerium sich unverzüglich bereit erklärt, die zum Schutze der konstituirenden deutschen National-Versammlung und zur Herstellung der Ruhe und Ordnung erforderlichen Maßregeln selbst zu ergreifen.

Das Reichsministerium ist entschlossen, innerhalb der Schranken der Gesetze mit aller Kraft und Entschiedenheit die Berathungen der National-Versammlung vor jeder Einwirkung von Außen sicher zu stellen, und es rechnet dabei mit Zuversicht auf die Mitwirkung und bereits wiederholt erprobte aufopfernde Thätigkeit der biederen Bewohner von Frankfurt.

Frankfurt, den 18. September 1848.

Das Reichsministerium des Innern: Schmerling.

Erinnerung. Alle Familienhäupter werden aufgefordert, dahin zu wirken, daß ihre Angehörigen so viel möglich zu Hause und von Zusammenläufen ferne gehalten werden, da das Reichsministerium entschlossen ist, die Ruhe dieser Stadt und den Schutz ihrer Bewohner mit allen Mitteln aufrecht zu erhalten und Störungen zu unterdrücken.

Frankfurt, den 18. September 1848.

Der interim. Reichsminister des Innern: Schmerling.

Erinnerung. In Folge der Zuzüge befindet sich eine Menge von Personen in der Stadt, die geeignet ist, deren Ruhe zu gefährden. Es ergeht daher an alle Jene, die an den Zuzügen Theil genommen haben, die ernstgemessene Ermahnung, die Stadt zu verlassen, und in ihre Heimath zurückzukehren, widrigenfalls gegen sie mit der Strenge der Gesetze verfahren werden würde.

Frankfurt, den 18. September 1848.

Der interim. Reichsminister des Innern: Schmerling.

Belagerungsstand. Bei der Fortdauer des Aufruhres wird Frankfurt in Belagerungsstand erklärt, und das Kriegsgesetz verkündet. Alle Vereine sind suspendirt, und es wird deren Mitgliedern verboten sich zu versammeln. Wer zu Aufruhr aufreizt, wer den Truppen Widerstand leistet, oder sich nur unbefugter Weise bewaffnet einfindet, wird standrechtlich behandelt.

Frankfurt, den 18 September 1848

Der Reichsverweser Johann.

Der Reichsminister des Innern Schmerling.

Bekanntmachung. Zur Durchführung der zur dauernden Ruhe erforderlichen Maßregeln, wird die Entwaffnung der hiesigen Einwohner, insofern sie nicht zur organisirten Bürgerwehr und Schutzwache gehören, hiermit verfügt. Es sind daher alle Feuergewehre, Hieb - und Stichwaffen unverzüglich in das Kriegszeugamt abzuliefern. Diejenigen, welche diesem Befehle nicht längstens binnen 24 Stunden entsprochen haben, werden nach der Strenge der Kriegsgesetze behandelt.

Frankfurt a M. am 19. Septbr. 1848. Morgens 10 Uhr.

Der interimistische Reichsminister des Innern: Schmerling.

Ueber den Kampf gibt die Oberpostamts Zeitung folgende Schilderung:

Frankfurt, 19. Sept. Die ersten Anzeichen des Barrikadenkampfes, der gestern von 2 1 / 2 Uhr Nachmittags bis 11 Uhr Nachts (mit Ausnahme einer kurzen Waffenruhe zwischen 5 1 / 2 und 6 1 / 2 Uhr Abends) andauerte, zeigten sich bereits um 12 Uhr Mittags, durch gewaltsame Erbrechung mehrerer Läden und Magazine, wo man Waffen zu finden hoffte und zum Theil auch fand. Die Barrikade beim Türkenschuß, an der Ecke der Zeil und der Hafengasse, war noch nicht vollendet, als sie von östreichischen Reichstruppen ohne Widerstand genommen wurde. Um so hartnäckiger bethätigte sich die Gegenwehr der Aufständischen an der Barrikade am andern Ende der hier sehr schmalen Hafengasse, an deren Mündung in die Döngesgasse, in welcher letztern, am trier'schen Höfchen, ebenfalls eine Barrikade sich erhoben hatte, die gegen den von preußischen Reichstruppen besetzten Platz Liebfrauenberg gerichtet war. In gleicher Weise war die Döngesgasse von der Fahrgasse abgeschnitten. In dieser letzteren befanden sich vier Barrikaden: an der Mündung der Zeil und Allerheiligengasse, an jener der Schnurgasse, und zwei, welche die Straße unsern der Mehlwage und der Johanniterkirche durchschnitten. An mehreren andern Stellen war das Straßenpflaster aufgerissen und zeigten sich Anfänge von Barrikaden in verschiedenen Straßen und an den Ausgängen der Plätze, namentlich des Pfarreisens. Die stärksten Werke dieser Art waren jedoch in der Friedberger und Altegasse, am Eingang der Stelzengasse gegen die Zeil und in der Allerheiligengasse; ferner zwischen dem Waisen - und dem Versorgungshause, unsern der Gensd'armerie-Kaserne, im obern Graben etc.

Am stärksten war der Kampf in der Döngesgasse, an der Mündung der Allerheiligen - und Fahrgasse, in der Friedberger - und Altgasse zwischen 3 1 / 2 und 5 Uhr Nachmittags, wie von 7 bis 9 Uhr Abends. Die preußischen und östreichischen Truppen, denen noch kurhessische und hessendarmstädtische Infanterie beigegeben worden, verfuhren überall mit eben so großer Ruhe als Entschiedenheit. Um 6 Uhr Abends langten die ersten hessendarmstädtischen Geschütze unter Bedeckung von Chevauxlegers an, und jene wurden unmittelbar gegen die Barrikaden am Ende der Allerheiligen - und Fahrgasse und in der Döngesgasse, am trierschen Höfchen gerichtet. Nach 10 Uhr Abends erreichte der Kampf sein Ende; alle Barrikaden wurden geräumt und im Laufe der Nacht von den Truppen besetzt. Die Zahl der Gebliebenen und der Verwundeten auf beiden Seiten läßt sich noch nicht genau bestimmen, doch soll sie nicht unbedeutend sein. Unter den ersteren befinden sich der Fürst v. Lichnowsky und der Oberst v. Auerswald.

Die Ob. -P.-A.-Ztg. bemerkt dazu in einer Nachschrift: Die Börse blieb gestern geschlossen; es konnten also durchaus keine Geschäfte in Staatspapieren gemacht werden. Beklagenswerthe Wucherer!

Frankfurt, 19. Sept.

G. Metternich ist heute Morgen, als er ruhig über die Straße ging, von Soldaten verhaftet und schwer in den Hals durch Stiche verwundet worden.

*Frankfurt, 19. Sept.

Wie es heißt, standen 2000 bewaffnete Hanauer vor den Thoren, die sich an dem Kampfe betheiligen wollten, wenn die Insurgenten die Republik ausrufen wollten.

Jahn wird vermißt. Nach Einigen wäre er in Bockenheim erschlagen worden; Andere versichern, daß er wohl bald aus einem Keller ans Tageslicht kriechen wird.

*Köln, 20. Sept.

Reisende erzählen, daß in Koblenz das Haus des Abg. Adams, welcher sich an dem volksverrätherischen Beschluß über Annahme des Waffenstillstands betheiligte, vom Volke demolirt worden sei.

Civilstand der Stadt Köln.

Geburten.

Den 16. Wilh. Friedr., S. v. Carl Friedr. Gehricke Eisenbahn-Ingenieur, Weberstraße.

Den 17. Alwine Carol. Adolph., T. v. Wilh. Schultz, Kaufm., Heum. Anna Cath., T. v. Herm. Breuer, Schlosserm., Schnurg. Elis. Ottilie Friedr., T. v. Wilh. Ferd. Kirchner, Kaufm., Hochstr. Cath., T. v. Mich. Jos. Bresser, Schneider, Schafenstr. Christ., S. Pet. Edler, Tagl., Ortmannsg. Gottfr., S. v. Jac. Pering, Faßb., Kupferg. Joh Wilh. Hub., S. v. Pet. Jos. Fluß, Schuhmacher, Severinstr. Maria Joh., T. v. Math. Schmitz, Tuchdekatirer, Perlenpfuhl.

Sterbefälle.

Den 17. Marg. Röhrig, 9 M. alt, Aar. Wilh. Louise Schneider, 3 M. 7 T. alt, Hämerg. Gertrud Krahe, Wwe. Bouri, 64 J. alt, Weißbütteng. Christian Moll, 4 J. alt, Kostg. Helena Fink, 1 J. 8 M. alt, Marsilst. Heinr. Lulsdorff, ohne Gew. 60 J. alt, Wwr. Minoritenspital.

Heiraths-Ankündigungen.

Friedrich Weiß, Wwr., Zuckerarbeiter, Machabäerstr., mit Anna Maria Melder, Andreaskloster. Engelbert Fleischheuer, Ackerer, mit Maria Balbina Fleischheuer, beide Thürmchenswall. Joh. Mausbach, Tapezirer, Hochstraße, mit Sophia Conrads, Bruckenstraße. Cornelius, Becker, Tagl., zu Deckstein mit Christina Heiligers, Severinstr. Joh. Andr. Pütz, Kfm., Johannstr., mit Anna Gert. Peiffer, Sternengasse. Mathias Sieffener, Bäcker, Entenpfuhl, mit Katharina Schmitz, Eigelstein.

Anzeigen.

Schifffahrts-Anzeige.

Köln, 20. September 1848.

Angekommen: J. Jonas von Bingen; Kapt. Wilson von Amsterdam mit 4251 Ctr.; v. Emster von Rotterdam mit 5138 Ctr.

In Ladung: Nach Antwerpen G. Verwaayen. Nach Rotterdam W. Hogewegh. Nach Ruhrort bis Emmerich H. Lübbers. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr A. Meyer. Nach Andernach und Neuwied C Kaiser, M Wiebel Nach Koblenz, der Mosel und der Saar J. Zeiler. Nach der Mosel, und Trier und der Saar N. Bayer. Nach Bingen und nach Mainz Ant. Bender. Nach dem Niedermain Frz. Schulz. Nach dem Mittel - und Obermain M. Lenz. Nach Worms und Mannheim A. Distel. Nach Heilbronn H. Bechert. Nach Kannstadt und Stuttgardt H. Huber.

Ferner nach Rotterdam Capt Baumann Köln Nr. 14. nach Amsterdam Capt Willms Köln Nr. 20 nach Stettin Capt Range, Bark Fortschritt.

Rheinhöhe am 20. Sept. 5′ 10″.

Bekanntmachung.

Durch die allerhöchste Kabinets-Ordre vom 8. April d. J. (Gesetzsammlung Nr. 14) ist das Porto für Papiergeld (Kassen-Anweisungen etc.) und Staatspapiere bei Versendung mit der Post bedeutend ermäßigt worden. Es ließ sich erwarten, daß in Folge dessen die Versendung, namentlich von Kassen-Anweisungen, ohne Deklaration aufhören, oder sich doch vermindern würde, und zwar im eigenen Interesse des Publikums, weil wenn Briefe mit nicht deklarirten Kassen-Anweisungen verloren gehen, gesetzlich kein Ersatz gewährt wird. Jene Erwartung hat sich jedoch nicht erfüllt, im Gegentheil mehren sich die Reklamationen wegen Verlust von dergleichen undeklarirt abgesandten Papieren. Insoweit bei der Versendung undeklarirten Papiergeldes nur eine Porto-Ersparniß beabsichtigt wird, scheint ganz übersehen zu werden, daß der dadurch zu erlangende Vortheil verglichen mit der geringen Mehrausgabe für deklarirte Geldsendungen fast durchgehends ganz unerheblich ist, jedenfalls aber mit der Gefahr, bei unterlassener Deklaration in keinem Verhältnisse steht:

So kostet beispielsweise:

ein Brief von Köln nach Bonn, mit 50 Thlr. Kassen-Anweisungen, 1 1 / 4 Loth schwer, undeklarirt 2 Sgr.,

ein Brief von Köln nach Minden mit 100 Thlr. Kassen-Anweisungen, 2 1 / 2 Loth schwer, undeklarirt 9 Sgr., deklarirt 10 Sgr., mehr 1 Sgr.

ein Brief von Köln nach Berlin mit 200 Thlr. Kassen-Anweisungen, 2 Loth schwer, undeklarirt 12 1 / 2 Sgr., deklarirt 16 1 / 2 Sgr., mehr 4 Sgr.

Das General-Postamt hält sich für verpflichtet, das Publikum hierauf aufmerksam zu machen.

Berlin, den 21. Juni 1848.

General-Postamt. (gez. ) v. Schaper.

Todes-Anzeige.

Gestern Abend 11 1 / 2 Uhr entschlummerte nach längern Leiden, gestärkt durch die Heilmittel der katholischen Kirche, sanft zum bessern Dasein unser theuerster unvergeßlicher Gatte und Vater, der königliche Notar Hermann Jos. Dübyen im 52sten Lebensjahre.

Seine Mitbürger und wer sonst seinem reinen Leben und umfassenden Wirken näher gestanden, werden die Größe dieses Verlustes und die Tiefe unseres Schmerzes ermessen, und uns ihre stille Theilnahme widmen.

Cöln, 20. Sept. 1848.

Christin a Dübyen, geb. Herfeldt. August Dübyen. Hugo Dübyen. Amalia Dübyen. Johanna Scherer, geb. Dübyen. Jacob Scherer.

Niederländische Handels-Gesellschaft.

Die Direktion macht bekannt, daß zu Rotterdam am Donnerstag den 10. Oktober 1848, von ihr zum Verkaufe gebracht werden:

  • 1156 Pack
  • 5 Kisten
Java-Tabak, lagernd daselbst.

1489 Pack dito dito zu Amsterdam.

Die Notizen und Verkaufs-Bedingungen sollen zeitig ausgegeben werden.

F. Schuurman, Präsident.

Goudswaard, Direktor z. Z. Sekretair.

Meine ächt chemische Dampfreinigung von Federbetten und Haarmatratzen, welche von Kennern bereits öffentlich den lebhaftesten Beifall erhalten, befindet sich Follerstraße Nr. 62, wohin ich meine Mitbürger sich zu wenden bitte.

Friedr. Custodis,

Niederländische Handels-Gesellschaft.

Die Direktion macht bekannt, daß die Indigo - und Cochenille-Herbst-Auktionen von 1848 an den hier unten näher bezeichneten Tagen und Orten abgehalten und aus den nachfolgenden Quantitäten bestehen werden:

Zu Rotterdam am Donnerstag den 21. September 1848:

  • 797 ganze
  • 1152 halbe u. viertel
Kisten Java-Indigo, lagernd daselbst;

139 Kisten Java-Cochenille, lagernd daselbst;

mit dem Vorbehalte, diese Quantität um ungefähr 227 ganze Kisten Java-Indigo zu vermehren, im Falle das Schiff, mit welchem diese Zufuhr erwartet wird, zeitig genug ankommt.

Zu Amsterdam am Montag den 25. September 1848 -

  • 207 ganze
  • 1643 halbe u. viertel
Kisten Java-Indigo, lagernd daselbst;

151 Kisten Java-Cochenille lagernd daselbst;

Unter diesen Quantitäten ist der noch unverkaufte Theil der zurückgehaltenen Partieen aus den Auktionen vom 22. und 25. Mai d. J. mit inbegriffen.

Die Direktion gibt zugleich mit dieser Bekanntmachung die Versicherung, daß sie vor ihren gewöhnlichen Frühjahrs-Auktionen von 1849 keine andere Partieen Indigo und Cochenille, als die oben bezeichneten an den Markt bringen wird.

Die Notizen und Auktions-Bedingungen werden zeitig ausgegeben.

Amsterdam, 16. August 1848.

Van der Oudermeulen, Präsident.

J. Schuurmann, Direktor, z. Z. Sekretär.

Niederländische Handels-Gesellschaft.

Die Direktion macht bekannt, daß sie Zu Amsterdam am Dienstag, den 26. September 1848, Mittags um 12 Uhr, in dem Lokal, genannt de Zwaan auf dem Nieuwendyk, verkaufen wird:

44868BündelStuhlrohr Bindrotting,lagernd zu Amsterdam.
39706BündelStuhlrohr Bindrotting,lagernd zu Rotterdam,

durch verschiedene Schiffe direkt von Java angebracht.

Dieser Verkauf geschieht in Partieen, wie sie durch die Notizen angewiesen werden sollen, und mit Stillstand bis Mitte Februar 1849.

Die Notizen, wodurch die näheren Verkaufsbedingungen mitgetheilt werden sollen, werden zeitig ausgegeben.

Amsterdam, 21. August 1848.

Van der Oudermeulen, Präsident.

Geudswaard, Direkt., z. Z. Sekretär.

Bei W. A. Rosenkranz (Weberstraße Nr. 24) ist zu haben:

Das von Sr. erzbischöflichen Gnaden, Johannes v. Geissel angeordnete Gebet, mit einem Anhange:

Gebet und Anliegen in der jetzt so hart bedrängten Zeit und Kriegsgefahren.

Um kurz dieses so ansprechende Gebet zu empfehlen, bedarf es nur der Anzeige, daß bereits eine Auflage von 73,000 Exempl. in kurzer Zeit vergriffen wurde.

Gerichtlicher Verkauf.

Am Freitag den 22. September 1848, Morgens 10 Uhr, sollen auf dem Apostelnmarkte hierselbst Tische, Stühle, eine Kommode, ein Kleiderschrank, ein Ofen nebst Zubehör, Kupferstiche, sodann eine bedeutende Quantität Tapeten, öffentlich dem Letztbietenden gegen baare Zahlung verkauft werden.

Der Gerichtsvollzieher, Fülles.

Leise Anfrage.

Pförtnerin Malgen, auf dem Neumarkt Nr. 34, läßt du dich nicht mehr sprechen bist du vielleicht mit der Gehirnentzündung geplagt? Jedoch ich berufe mich auf das alte Sprüchwort, wo der Teufel nicht selbst kommen kann, da schickt er ein altes Weib.

F. F ....... r.

Der dahier am Bollwerk Nr. 1, in der Nähe der Bahnhöfe, der Rheinischen und Köln-Mindener Eisenbahn und der Landungsplätze, der sämmtlichen Dampfboote gelegene Gasthof zum Schützenhofe, mit einem Salon und 23 Zimmern, verbunden mit einer Restauration und bedeutenden Schenkwirthschaft steht zu vermiethen, zu verkaufen oder gegen einen kleineres Haus zu vertauschen. Das Nähere bei M. Sieben am Frankenthurm Nr. 23.

Im Verlag von Bernh. Dietz ist erschienen und der Buchhandlung von Gebr. Stienen in Kommission gegeben:

Wie's jetzt im preußischen Heere aussieht.

Von F. Anneke, ehemals Lieutenant in der preußischen Artillerie.

Preis 2 Sgr.

Die Goldberger'schen galvano-elektrischen Reumatismus-Ketten sind bei G. W. Schlechter in Köln per Stück zu 1 Thlr. und 1 1 / 2 Thlr., nebst Gebrauchszettel zu haben, und von den ersten Aerzten Deuschlands anerkannt.

So eben ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Freiligrath! ein Gedicht.

Preis 1 1 / 2 Sgr.

In wenigen Tagen wurden hiervon Tausende von Exemplaren verkauft.

Der wohlbekannte Herr, welcher vorigen Sonntag Königsstraße Nro. 5 einen Stock und einen Hut mitgenommen hat, wird ersucht, solche dort gleich zurück zu geben, wenn er nicht durch andere Maßregeln hierzu gezwungen sein will.

Getragene Herrenkleider werden angekauft. Peterstraße Nro. 4.

Theater-Anzeige.

Donnerstag den 21. Sept.:

(Zum Eestenmale):

Jean Bart am Hofe.

Historisches Luftspiel in 4 Akten von P. C. Berger.

Der Gerant: Korff. Druck von J. W Dietz, unter Hutmacher Nro. 17.

About this transcription

TextNeue Rheinische Zeitung
Author[unknown]
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Marx-Engels-GesamtausgabeNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2017-03-20T13:08:10Z Jürgen HerresNote: Konvertierung TUSTEP nach XML2017-03-20T13:08:10Z Maria ErmakovaBenjamin Fiechter Susanne HaafFrank WiegandNote: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat2017-03-20T13:08:10Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNeue Rheinische Zeitung Organ der Demokratie Nr. 108, Donnerstag, 21. September 1848 . ClouthKöln1848.

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Russisches Staatsarchiv für sozio-politische Geschichte RGASPI, Moskau, f. 1, op. 1, d. 268http://rgaspi.org/

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; nrhz

Editorial statement

Editorial principles

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.

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Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:19:51Z
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Holding LibraryRussisches Staatsarchiv für sozio-politische Geschichte
ShelfmarkRGASPI, Moskau, f. 1, op. 1, d. 268
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