PRIMS Full-text transcription (HTML)
Deutscher Novellenschatz.
[Band 19]
BerlinGlobus Verlag G. m. b. H. [1910]

Inhalt:

Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin.

Leopold Schefer, geb. am 30. Juli 1784 zu Muskau in der Niederlausitz, besuchte nach dem Tode seines Vaters, der Arzt gewesen, das Gymnasium zu Bautzen, das er jedoch nach fünf Jahren wieder verließ. Seitdem trieb er in seiner Heimath Mathematik, Philosophie und das Studium der griechischen und morgenländischen Dichter. Sechs Jahre lang versah er das Amt eines Generalbevollmächtigten bei dem Fürsten Pückler-Muskau, konnte dann aber seinem Verlangen, fremde Länder zu sehen, nicht widerstehen und bereiste England, Deutschland (ein Aufenthalt von zwei Jahren fesselte ihn an Wien, wo er sich der Medicin und Musik widmete), dann Italien, Sicilien, Griechenland, die Türkei, die griechischen Inseln und Kleinasien. Von 1820 bis zu seinem am 13. Febr. 1862 erfolgten Tode beschäftigte er sich In dem heimathlichen Muskau, in edlem Freundschaftsverhältniß zu seinem fürstlichen Gönner, ausschließlich mit dichterischen Arbeiten. Seine Gedichte mit Compositionen gab im Jahre 1811 der Graf Pückler heraus, der lange für den Verfasser galt. Seine Novellen erschienen einzeln in Zeitschriften und Taschenbüchern, dann gesammelt 5 Bände Novellen (1825 29), Neue Novellen , 4 Bände (1831 35), Lavabecher , 2 Bände (1833) und Kleine Romane , 5 Bände (1837 39). Ferner Die Göttliche Komödie in Rom (1846), Graf Promnitz (1846), Generion von Toulouse (1846) und Die Sibylle von Mantua (1803). Von seinen zahlreichen spruchartigen oder Lehrdichtungen sind die bekanntesten Das Laienbrevier (1834) und Der Weltpriester (1846), denen 1854 zwei Bände Hausreden , Hafis in Hellas und der Koran der Liebe folgten.

Aus den wunderlichsten Elementen gemischt steht die Erscheinung dieses reichbegabten Mannes vor uns und läßt uns in demselben Augenblick die lebhafteste Anziehungskraft empfinden, wo wir uns mit heimlichem Grauen und Widerwillen von ihr abwenden. Tiefe und zarte Weisheit, und eine im Irrgarten alles Wahnwitzes berauscht herumtaumelnde Phantasie; eine Fülle von Kenntnissen in Länder - und Völkergeschicht'n, und dabei der Hang, in der novelli - stischen Darstellung überall die richtigen Umrisse zu verwischen und statt der reinen Zeit - und Localfarben ein phantastisches Zwielicht oder eine ungewisse bengalische Beleuchtung um alle Gestalten zu ergießen; seine Empfindung für das Sittliche, gepaart mit einer wollüstig fiebernden Sinnlichkeit; seltenes Schönheitsbedürfniß und, dicht daneben die naivste Geschmacklosigkeit Gegensätze, die es hinlänglich erklären, daß die novellistischen Dichtungen Leopold Schefer's, einst in den Tagen der Romantik als ein hochbedeutsamer, völlig selbständiger Nebenschößling derselben bewundert, heutzutage fast vergessen, ja schlimmer noch, fast ungenießbar geworden sind. Und dies in so hohem Grade, daß kaum eine Wahl für den Novellenschatz länger hin und her geschwankt hat, als die aus der Ueberfülle der Scheferschen Werke, deren Platz in der Entwicklung der deutschen Novelle doch zu ansehnlich ist, um in einer Mustersammlung, die zugleich einen historischen Ueberblick gewähren soll, den einst gefeierten Namen ganz zu übergehen. Auch die endlich zur Aufnahme ausersehene Erzählung leidet an den Gebrechen der Familie, nur daß sie von der lyrischen Verschwommenheit und Ueberschwänglichkeit anderer sich freier gehalten hat. Zu ihrem Vortheil ist 'sie schon durch den nördlichen Boden, auf welchem sie spielt, und den Hintergrund der weltgeschichtlichen Ereignisse vor dem Widerwärtigsten bewahrt geblieben, was die Schefer'schen Gebilde sonst an sich zu tragen pflegen: vor jener nach Moschus, Ambra und Sandelholz duftenden schwülen und schmachtenden orientalischen Ueppigkeit, jener von Koranweisheit und geheimnißvollen Sprüchen durchtönten Stickluft, in welcher das gesundere Geschlecht unserer Tage nicht mehr zu athmen vermag, während man vor dreißig Jahren dieses eben Mode gewordene Aroma begierig einsog. Einzelne ergreifende Momente der Handlung, die großentheils festumrissenen Charaktere und die reichlich eingestreuten geistvollen Reflexionen geben immerhin von dem bedeutenden Talent des Dichters Zeugniß und lassen deutlich erkennen, wie viel hohe Gaben der Natur hier einem falschen Kunstbegriff oder einer Krankheit der Zeit zum Opfer gefallen sind.

I. Der goldene Elephant von Rothschild.

Am Ufer und auf der Rhede von Bergen in Norwegen wurde die seltsamste Doppelscene gespielt.

Eine davon war diese: auf dem Schiffe, das vor dem Hafen lavirte und bei heftigem Morgenwinde ihm nur sehr allmählich näher zu kommen vermochte, stand der Herzog Christian, Kronprinz von Dänemark, mit seinem Kanzler, Erik Walkendorp, Probst von Rothschild, in vertrautem Gespräch, die Augen nach der Stadt gerichtet.

Es ist eine Narrheit! sprach der Herzog.

Hierherzugehen? Hoheit! Finden Sie auf einmal Bedenken? Es wird Sie nicht gereuen! So ein Schatz ist unschätzbar!

Nein, Hochwürdiger, entgegnete der Herzog; ich meine, es ist eine Narrheit, daß wir unter dem Joche des Regierens nicht frei umherschauen, unter dem Wuste von Schein und Scheinen nicht das Wesen ergreifen, die Masse von Vergnügen, die uns so leicht und so gern auf goldenen Tellern überall von den sklavischen Seelen dargeboten wird! Es ist eine Narrheit, daß wir uns das Leben nicht gerade zu der Zeit süß machen, wenn man es uns sauer macht, nicht gerade das Vergnügen suchen, wenn uns die Unannehmlichkeiten bedrängen! Wir müssen ein Gegengewicht haben, um uns im Gleichgewicht zu halten! Also nur vorwärts, nur Land! Nur das schöne Mädchen! Laß Andere alljährlich nach Italien, nach Rom und Neapel, Palermo und Ischia, Nizza und den hierischen Inseln gehen zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit auch hier an dem nördlichen Strande waltet der Liebesgott, auch hier kann man seine Gesundheit herstellen! Aber der Wind ist rasend! widerwärtig, ein Feind, dem man den Hals brechen muß; laßt das Boot aussetzen, Hochwürdiger!

Zu Befehl! Jetzt ist mir wieder wohl, versetzte der Bischof aufathmend. Aber keine Uebereilung, Gnädigster! Ich würde rathen, selbst morgen, ja sogar übermorgen noch nicht in das Haus zu gehen! Denn das herrliche Mädchen ist so spröde als jung, so feinfühlend wie die erste Liebe oder ihre Ahnung. Sie hört noch kaum der Mutter Sigbritte schlau gewogene Worte an, aber im Stillen bedenkt sie sich wohl denn die Mädchen sind nach Ehre, das heißt, nach Geehrtsein, begierig, und was sie mit einem König oder Königssohne verbrechen, das scheint ihnen löblich und wünschenswerth, denn es erregt der andern Thörinnen Neid; und mehr als beneidet sein will zuletzt Keine. Darum geht heute nicht gleich hin! Laßt eine Sinnesänderung in ihr vorgehen, nämlich, laßt sie denken: Ihr mögt sie nicht! laßt sie denken: Ihr kommt nicht! Und anstatt daß sie heut Das ihrer Gesinnung angemessen und vielleicht lieb fände, fängt sie an, morgen Zweifel zu empfinden, ihren Unwerth einzusehen; und kommt Ihr noch eine Nacht, noch einen Tag und noch eine Nacht nicht, dann fängt sie wohl an zu weinen, sich zu sehnen, und dann kommt Ihr, dann seid Ihr da; nahe, Ihr wohnt ihr im Herzen. Durch verlorene Tage gewinnt man Jahre. Setzt die Nacht noch ein, Ihr gewinnt sie tausendfach, Gnädigster!

Ihr habt Recht, Hochwürdiger! Aber ist sie denn wirklich so schön? frug der fünfundzwanzigjährige Herzog, vor Ungeduld glühend.

Ach, daß Eure Augen einen Augenblick Falken - oder Wildenaugen wären; denn ich irre mich nicht, dort steht sie mit ihrer Mutter Sigbritte auf dem Altan, der in die See hinaussieht! Die Abendsonne beleuchtet gerade das Haus ihr Gasthaus. Die Mutter hat es gekauft und mit lauter Aepfeln bezahlt, womit sie in Holland gehandelt; aber das schadet dem Mädchen nicht; denn wie heutige Aepfel noch so schön sind wie Wachs und so rothwangig wie einst im Paradiese so schön und frisch, ja frischer ist das junge Mädchen hier, als Eva im Paradiese wäre! Ihr stoßt Euch daran nicht, Hoheit!

Narrheit! sprach der Herzog.

Ihr seid sehr gnädig, und die Mutter wird außer sich sein vor Freuden.

Narrheit! sprach der Herzog noch einmal vor sich hin.

Die andere Scene war diese: Auf dem Altan des Gasthauses stand die Jungfrau Düvecke, ein ungemein schönes Mädchen, mit niedergesenkten Augen, und ein Anderer hätte gemeint, sie schlage sie vor dem kraftvollen goldenen Scheine der Abendsonne nieder; aber ihre Mutter wußte, ihre einzige liebe Tochter schlage sie vor dem Anblick des Schiffes nieder; denn Düvecke sprach leise und zaghaft zu ihrer Mutter: Der Himmel will selber nicht, daß der leichtsinnige Herr zu uns kommt! Sein Wind drückt ihn zurück! O, wenn er ihn doch verschlüge, fort, weit zurück nach Island oder unter die Eisschollen, wo

Wo ihn ein Eisbär zerrisse und fräße! nicht wahr, du junge Närrin! sprach ihre Mutter Sigbritte vor Unmuth lachend.

Närrin? frug Düvecke gleichsam den purpurnen Abendhimmel und die heilig und rein und groß und göttlich daherschauende Sonne mehr als ihre halsstarrige Mutter.

Sigbritte aber ergriff ihre Hand, drückte sie erst bis zum Wehthun, ließ dann allmählich nach und sprach sich bezwingend: Siehe, mein Kind, du bist mein Kind, meine einzige Tochter! Wir leben nicht im Himmel, sondern hier unter den Wolken auf Erden, am unwirthbaren Meer, in der Stadt Bergen, unter Menschen, die norwegisch sprechen und deren Zuspruch wir brauchen sonst verhungern wir; denn dein Vater hat uns durch kein nachgelassenes Vermögen über die Sorge der Millionen gemeiner Menschen erhoben, die ohne Hände und Füße den Magen verfluchen müßten, und die Mäglein ihrer Kinder, und den Frost und den Schnee und den Regen und Wind!

Aber wir haben ja gesunde Hände und Füße! meinte Düvecke.

Wir? frug die Mutter. Du, ja; aber ich nicht. Mir kommen die berühmten Tage ganz leise geschlichen, die mir nicht gefallen und dir nicht gefallen sollten an mir! Hast du Sinn für die Wirthschaft im Hause? Schläfst du gern Morgens, oder bist du die Erste auf? Geh 'ich Nachts zuletzt zu Bett, oder sitzest du bis tief in die Nacht bei den Gästen, selbst bei den rohen Matrosen, die ihren Brei oder ihr elendes Leben in aller Welt hier mit Faustschlägen auf unseren Tischen austhun. Muß ich nicht hören, sehen, riechen, kochen, essen, ja verschweigen, was ich nicht mag! Und wenn die hiesigen alten Götter Bier getrunken haben, so sind es gewiß derbe Flegel gewesen, wie unsere Gäste tagtäglich und nachtnächtlich beweisen, die leider nicht die Eigenschaft an sich haben, am Morgen mit gesunden Knochen und heiler Haut wieder aufzustehen, wenn sie sich bei ihrem zum Vergnügen geführten Streit in der Nacht die Hälse gebrochen! Hast du denn gar kein Mitleiden mit mir, wenn ich Blut aufwasche, oder am Morgen nicht reden kann vor Heiserkeit, wenn ich am Abend zu viel geschrieen und schreien und zutrinken müssen? Hast du kein Mitleid mit mir, wenn ich mir die blauen Flecke einreibe, oder wenn ich im Winter am Fenster sitze, barme und den lieben Gott bitte: wende doch den paar Bauern da draußen das Herz, daß sie hereinkommen und ihre Paar Pfennige bei uns verzehren? Mögen sie doch einen Trödel machen; denn Krieg muß sein im Ganzen oder im Einzelnen, und der Krieg ist größer im Frieden als im nur sogenannten Krieg! Thut dir das nicht leid? Sprich doch, rede etwas, meine gute Düvecke! Für dich will ich ja eben nur sorgen und willst du nicht, je nun, ob ich ein Paar Jahre eher sterbe oder später, aus uns wird ja so nichts!

O Mutter! bat die Jungfrau.

Mutter hin, Mutter her! zürnte Frau Sigbritte, was bin ich Mutter, wenn mir das Kind nicht folgt!

In allem Guten und Ehrbaren gern, liebe Mutter! Ja, ich will auch die Frau des Schloßhauptmanns werden und treu sein, treu wie Sie ihrem Manne, meinem Vater gewesen

Weißt du etwas von mir? frug Frau Sigbritte, die Tochter groß ansehend. Und wenn du denn auch des vornehmsten Mannes Tochter wärest, wenn mein Mann je was Albernes, Eifersüchtiges geschwatzt hat, wie schwache, alberne Väter kleinen unverständigen Kindern oft ihre Noth klagen, könntest du nicht desto eher des vornehmsten Mannes

Frau sein wollen Sie nicht sagen, gute Mutter, weil Sie es nicht können; denn der Herzog, dem ich zwar gehören soll, aber er mir nicht

Schweig! rief Frau Sigbritte. Sieh lieber, er winkt dir jetzt mit dem weißen Tuche, da er immer schräg fahrend uns jetzt gegenüber gekommen. Sie verneigte sich tief und sprach dann zur Tochter: Kind, welche Ehre!

O, lächelte Jungfrau Düvecke, mit angethanen Ehren meinen die vornehmen Herrn ihre Lüste gar leicht zu kaufen und schwere Dienste gar leicht und gar reichlich zu bezahlen! Aber die falsche Münze gilt bei keinem redlichen oder vernünftigen Sinne. Eine arme Tagelöhnerfrau ist reicher und ehrenwerther in ihrer Armuth und höher in ihrem niedrigen Stande, als ich

Du? Nun ja, du! trotzte Frau Sigbritte. Herzogin oder Königin gar einmal wärest du Närrchen freilich lieber, und so eine Närrin wäre ich auch, wenn ich's nicht besser wüßte aus Holland und aller Welt Land her! Prinzessinnenblut und Thränen sind bloßer Staatenkitt. Zum Glück sind der Prinzessinnen nur wenige gegen die Unzahl der Mädchen auf Erden. Prinzessinnen heirathen nicht, sondern werden geheirathet. Sie glauben nichts Bestimmtes, bis sie einen Gemahl haben; dann treten sie über zu dessen Glauben, des lieben albernen Volkes wegen, das da denkt: ein Herz ist ein Handschuh oder ein Polyp, der rechts und links gewandt, noch ein Handschuh oder Polyp ist und fortlebt; und wenn er umgekehrt ist nicht mehr von dem vorigen Leder bleibt! Selbst die besten, vernünftigsten Prinzessinnen-Väter sind des Glaubens, weil sie so thun; besonders auch dieses: daß schöne Töchter in die Ferne geschickt und den Mann regierend, wie die Weiber überall, ihm wie Delila dem Simson die Haare abschneiden, und daß man mit ihnen den fremden Boden pflügen könne. Sie haben nur Prinzen oder Prinzessinnen, aber keine Kinder; denn die Oberhofmeister und Meisterinnen haben sie. Sie verheirathen sie nicht, wie glückliche Bauern, aus das Nachbargut, wo sie an der Kinder und Kindeskinder Freuden und Leiden herzlichen Theil nehmen in allen Fällen des Lebens, sondern sie verlieren sie, hin über Länder oder Meere, und sehen sie nicht wieder und hören höchstens, wann und wie elend vor Gram sie gestorben sind mit gebrochenem Herzen, wie verkaufte Sklavinnen. Nun, da ist kein Rath, denn der Rang will behauptet sein. Aber die Männer, die Prinzen, wissen Rath. Da ist ihnen Eine die Liebe, Eine die Taube, die Krone, wie der weise Salomo sagt. Und die sollst du sein! und kein Leid von ihm erfahren dein Leben lang. Denn schöner und lieber wie du kann Niemand sein, und für alles Andere laß mich sorgen und Gott im Himmel!

Gott im Himmel! sprach Jungfrau Düvecke mit gefalteten Häuten seufzend nach. Der hat schon gesorgt! fuhr sie weinend und bittend fort. Der Torbern Ore, der Schloßhauptmann, bestürmt mich seit gestern ...

Seit er weiß, daß der ihm gefährliche, lebenslustige, keinen Spaß verstehende Herzog kommt! schaltete Frau Sigbritte ein.

... und lieber will ich mich entschließen, seine Frau zu sein, wozu es ohne das nie gekommen, lieber als

Dem Ore bin ich Dank schuldig; bemerkte Frau Sigbritte; um mit Anstand in mein Haus zu kommen und dich tagtäglich oder abendabendlich sehen und beschwatzen zu können, hat er es erst anständig und dadurch einträglich zu machen gewußt, daß er die deutschen Kaufleute der Stadt veranlaßt hat, gleichsam ihre Börse in meinem Hause zu halten und auszuleeren in meine! Dafür verdient er ein gratias oder laus Deo er soll anborgen, so hoch er will, denn zehn volle Beutel machen einen Windbeutel passirlich aber meine Tochter verdient er nicht, noch daß ich ihm meine Pläne opfere! Denn, mein Kind, in mir steckt mehr als die demüthige, unterthänige Frau Sigbritt, die mit verbissener Wuth danziger Goldwasser einschenkt! Ich will nicht hoch hinaus, sondern ich bin hoch, und denke hoch, und hoch will ich handeln! Das wirst du mit deinen lieben, himmelblauen Augen mit ansehen und sagen: meine Mutter hatte doch Recht! Und mehr als Recht haben soll kein Mensch.

Jetzt wollte Jemand die Thür des Zimmers aufklinken, vor welchem Mutter und Tochter auf dem Altane standen. Aber Frau Sigbritte hatte sie weislich verschlossen, weil sie im Angesicht des Schiffes mit dem Herzog zuerst ihrer Tochter die mütterlichen Absichten mit ihr hatte entdecken wollen, worauf sie sonst nur durch einzelne Reden bei schicklicher Gelegenheit angespielt.

Jetzt rief es mit sonderbarer Stimme durch das Schlüsselloch: Das eine Mal mache nur auf, liebe Düvecke! Ich sehe dich, du bist es! Thu auf! Oder siehst du nach dem Herzog?

Es ist der arme, unglückliche Torbern, sprach Düvecke leise, über seinen Verdacht empört.

Torbern Ore! zischelte oder züngelte die Mutter Sigbritt.

Düvecke! im Himmel vor Gott wirst du an diese Stunde gedenken! Ich komme dich zu retten! Der Wind ist uns günstig, die Nacht ist nahe, das Boot liegt fertig. Mein Gott, mir ist so angst um dich, als rauschte ein Riesenhai auf dich zu, und du spieltest im Meerbad und hörtest und sähest ihn nicht! Doch ich rufe, ich schreie dir zu: er kommt, er ....

will dich fressen! lachte die Mutter vor Zorn laut auf. Nehmt Euch in Acht, lieber Ore, daß er Euch nicht verschlingt! Nicht alle Menschen heißen Jonas!

Aber Jungfrau Düvecke trat an die Thür und sprach laut zu ihm: Dank Euch Gott, lieber Torbern, für Eure Gutthat an mir! Euch kann es nur gut gehen auch wenn Ihr leidet! Ich aber bin verloren durch meine eigene Mutter, der es unvergolten bleiben möge und bleiben wird, da sie der katholische Bischof Erik Walkendorp umgarnt und verführt hat, der, da er selbst umsonst nach mir lechzte, nun einen Gewaltigen herführt, der mich bändigen soll!

Bist du rasend! schrie die Mutter darein, daß er die Worte nicht verstehen sollte. Doch sie riegelte die Thür auf und hieß den Schloßhauptmann Torbern hereintreten, einen gediegenen, schönen, jungen Mann, jetzt vor Adel der Seele noch einmal so schön, aber vor Glut und Wuth, die er nicht äußern durfte, bald blaß und bald roth. Doch er reichte seiner armen Düvecke die Hand von der Seite, lehnte sich mit dem Arm an die Pforte der Thür, sein Gesicht auf den Arm, und man sah es nicht, aber man hörte es er weinte. Dann faßte er sich, stampfte mit dem Fuß auf die Erde, wollte die Mutter Sigbritte an der Kehle fassen; aber er streckte die Hand aus und griff in die offene See hinaus, als wollte er das klein erscheinende Schiff da draußen wie eine Meerspinne fassen und ohne die Gefahr zu scheuen wie einen Skorpion zerquetschen.

Frau Sigbritte sah das und verstand es wohl, doch sie drohte ihm nur mit dem Finger. Ich habe nichts gesehen! sprach sie zu ihm. Aber ich will schweigen, weil es mir und meiner Tochter einmal zum Uebel werden könnte, daß ein gewisser Jemand erführe: Ihr habt sie geliebt. Denn Euch brächte es sichern Untergang! Darum Freundschaft in Feindschaft, Zorn in Güte, Liebe in Haß zwischen uns, armer Torbern! Ihr findet tausend Weiber, und ich gönne Euch die Schönste und Beste von Allen, außer meiner Düvecke, schon darum: weil sie Euch nicht will! Fragt sie selbst! Rede ich wahr?

Und die spröde Düvecke sank in seinen Arm; sie weinte; er weinte; sie küßte ihn nicht, er sie nicht. Sie wollte ihn nicht beleidigen dadurch, daß sie sich ihm zuerst entzog; er vermochte sie nicht von seinem Herzen zu stoßen. Und so blieben sie in der seltsamsten Umarmung, bis die Mutter zu ihnen sagte: Kinder, vergebt euch! trennt euch! und meinetwegen liebt euch; aber das müßte sein wie ein Irrlicht am Tage, das Niemand sieht, und die Sonne gar nicht! Ich bin zwar eisenfest; aber wenn ein ehrenwerther Mann die Tochter liebt, das hält keine Mutter aus; denn sonst hätte ich Euch die Augen ausgekratzt! Sie gab ihm nun selbst einen Kuß auf die Stirn und bat ihn heimlich, heimlich ihr Haus zu verlassen und in diesen Tagen sein Schloß wohl zu hüten!

Indeß waren die Flammen der Abendröthe am Himmel erloschen, die Sichel des Neumonds blinkte schon silbern zwischen den düstern Gestalten der ziehenden Abendwolken, Nachtvögel schwirrten schon an der Küste; das Schiff mußte gelandet sein, denn erschreckender Jubel erscholl ganz nahe drunten an den Häusern; Fackelschein floß hin und her Er war da, sie war nöthig, und so riß die Mutter ihre Tochter mit fort; Torbern aber blieb zurück, allein, voll Eifersucht, Liebe, Rache, Haß und Wehmuth. Er kniete erst hin, dann sank er um, und so lag er vom Monde beschienen auf den kalten Steinen des Estrichs, unbekümmert um sich und die Welt. Und eine Eule setzte sich, nach Fraße spürend, auf das eiserne Geländer des Altans. Ihre Augen funkelten, sie kreischte drei Mal. Er erschrak, scheuchte sie fort und verließ mit Hast den ihm schrecklichen Ort.

Die bei Gelegenheit der Ankunft des Herzogs zusammengelaufenen Menschen waren nach seiner Begrüßung nicht wieder einzeln in ihre Häuser heimgegangen, sondern, aufgeregt wie sie worden, schaarenweise in ihren sonntäglichen Vergnügungsorten eingekehrt. Und so war denn auch der Frau Sigbritte bestes Haus gedrängt voll bis in die Nacht gewesen.

Jetzt saß sie am Tisch vor dem Licht und zählte das aus der Tasche ausgeschüttete Geld. An einer andern Tafel fern hinter ihr saßen zwei einfach gekleidete Herren im Dunkeln, die unlängst erst gekommen waren. Frau Sigbritte schien sich nicht um sie zu bekümmern; ihre Züge waren aber seelenvergnügt.

Da öffnete sich die Thür der Nebenstube, und im weißen Nachtkleide, einen Leuchter mit brennendem Licht in der Hand, trat ihre Tochter Düvecke herein und leise an ihren Tisch. Das Gesicht der Mutter nahm gleichsam eine höchst unzufriedene, zornige Maske vor, und sie sah die Tochter nicht an. Dagegen lächelte das schöne Kind so sanft, so mild um Verzeihung bittend, auf sie hin, wartete geduldig, bis die Mutter sie ansehen würde, und Thränen stiegen ihr in die Augen. Ihren Busen hob die schwere Beklemmung leis empor, denn die Mutter sollte gut sein, daß sie gut fein und bleiben wollte.

Da stand der Eine, der jüngere Herr, auf und trat einen einzigen Schritt näher. Düvecke hatte wegen der Stille im Zimmer geglaubt, die Mutter sei ganz allein. Jetzt verscheuchte sie das Geräusch. Sie blickte sich nicht um, sondern verschwand wieder in ihr Gemach.

Jetzt stand die Mutter auf und verschloß die Thür. Die Herren kamen nun und setzten sich zu Frau Sigbritte. Sie flüsterten dann mit halber Stimme. Sigbritte schien viel zu erzählen, vieles schwer zu finden. Der Probst von Rothschild und Kanzler Erik Walkendorp schien mancherlei Rath zu geben; der junge Herzog Christian endlich zu dem Letzten seine Einwilligung zu geben. Ja, er reichte zuletzt Frau Sigbritte zum Scheiden die Hand; mit der andern aber ergriff er die Rechte des Erik Walkendorp und sagte ihm dankbar: Erik, Ihr habt vortreffliche Augen! Ihr habt brüderlich an mir gehandelt! Und zum Danke für den getreuen Dienst belohnt Euch der Herzog als Probst von Rothschild und zum dankbaren Andenken derselben an Euch alle künftigen Pröbste von Rothschild mit dem vorzüglichen Ehrenwappen im blauen Schilde, dem goldenen Elephanten der königlichen Brüderschaft!

Der Probst küßte dem Herzog die Hand.

Und der König ernennt Euch künftig zum Bischof von Drontheim! Glaubt mir das. Denn ich und der künftige König sind Eine Person, Ein Herz und Ein Sinn!

Der Probst war außer sich vor Begnügung, und so sprach er etwas unvorsichtig die Worte: Hoheit, nehmt die Wahrheit als meinen größten Dank! In diesen Zeiten, wo eine Reformation an Haupt und Gliedern der Kirche unfehlbar bevorsteht, thun die Glieder gewiß auch das Haupt sehr wohl, sich zeitig die künftigen Regenten, die Kronprinzen und Kronprinzessinnen zu verbinden, und Düvecke

Düvecke ist einzig auf Erden! Es giebt keine dergleichen schön und ehrbar! lächelte der Herzog. Gebt mir Euern Arm! mir schwindeln die Sinne.

Und als der Probst vor der Ehre anstand, sprach der Herzog: Thut mir den Gefallen! Ihr gehört ja zur königlichen Brüderschaft!

Frau Sigbritte verneigte sich stumm und leuchtete klug dem höchsten Gaste und dem Freunde nicht hinaus, die Beide draußen im Finstern einen plumpen Fall thaten und dumpf brummten. Frau Sigbritte aber biß sich vor heimlichem Lachen die Lippen.

II. Düvecke's Flucht.

Die gegründete Scheu, ja der gerechte Abscheu des ehrbaren Mädchens vor dem als locker bekannten Herzog schien für diesmal ganz überflüssig. Sie getraute sich nach und nach wieder in die Gaststube, weil sie gehört hatte von ihrer Mutter , der arme Herr sei krank oder doch unwohl von der Reise zur See, weil das ungehorsame, unbezwingbare Element da mit ihm verfahre, wie es wolle, und das ärgere ihn! Sie hörte nun von den Gästen, der Herr erscheine nirgends. Nur die deutschen Kaufleute habe er vorgelassen und ihre alten Begnadigungen des Comtoirs neu bestätigt. In Hedemarken drohe eine Empörung auszubrechen, und selbst der Bischof Karl von Hammer solle sie anspinnen und leiten wollen; und da dieser doch von des Herzogs Vater, dem König Christian I., zum Oberaufseher über den Sohn ernannt sei, so könne man denken, wie sehr der junge, trotzige, rücksichtslose Wildfang den Haß der Uebrigen verdiene!

Als nun Düvecke eines Abends allein bei ihrer Mutter saß, kam ein Offizier in seinen Mantel gehüllt herein, grüßte Frau Sigbritte lächelnd, nahm den Schlüssel zu seinem Zimmer von dem ihm bekannten Schlüsselhakenbrette, zündete das ihm bereitstehende Licht an dem Lichte des Tisches an, woran Düvecke saß, grüßte, ja bemerkte sie kaum, sondern sah auf das Licht, das nicht anbrennen wollte, und nahm dann kurze gute Nacht.

Dafür hatte Düvecke Gelegenheit gehabt, den schönen jungen Mann zu betrachten, wie sie noch keinen gesehen. Seine Erscheinung hatte sie tief getroffen daß sie ein Weib sei. Sie war erröthet und saß jetzt ganz still und sann einem unergründlichen Geheimnisse nach, das ihr anbrach wie Morgenröthe eines Festtages der Liebe. Sie war siebzehn Jahr auf der Erde; die Gestalt aber, die sie gesehen, schien sie ewig, ewig, wie einen aus dem unendlichen Himmel herwandelnden Stern erwartet zu haben, und nun war er da, aufgegangen, und das sonst nicht genug bedachte und empfundene Wunder, daß zwei Menschen sich treffen, war ihr ein Wunder!

Sie schwieg aber weislich, obgleich die Mutter darüber sie mit forschenden Augen ansah.

Am folgenden Abend kam der Fremde wie vor. Heute aber schien er sehr entrüstet auf das Leben am Hofe, die Langeweile, das Warten und die erbärmlichen Geschäfte, die alle Ein Fleißiger gut verrichten könnte, und die des Anstandes wegen von zehn Faulenzern schlecht verrichtet werden, weil Keiner was thun mag, und Jeder sich auf den Andern verläßt. Er setzte sich in Gedanken an den Tisch und richtete seine Worte bloß an die Mutter. Da jedoch der schönen Tochter vor Allem seine Gesinnung innig gefiel, weil sie, wie ihr Gemüth, feindlich gegen den Herzog war, so schien er das desto lieber zu sagen, was ihn zu drücken schien; und so fuhr er fort: Unser einziger, allerbester König, Christian I., hat uns das liebe Söhnlein bloß hergeschickt in das Land, weil er zu Hause nicht mehr gewußt, wie er ihn bändigen sollte! Zu den Wissenschaften hatte der Sausebraus keinen Gedanken; Waffenruhm, Faustthaten, das war sein Begehr. Und doch dauert mich das arme junge Blut!

Das meine ich auch! schaltete Frau Sigbritte ein.

Nicht von Natur war er so eigensüchtig und wollte Alles auf seinen Kuchen schaben, was in der Welt süß ist; und der Kuchen der Großen ist groß und ihr Messer lang. Aber seine ersten Erzieher waren Schwachköpfe, und wenn eines Kindes Gemüth in den ersten fünf Jahren nicht schon völlig gerichtet und gestimmt ist, so helfen alle späteren Helfershelfer nichts. Also sein Kern ward verdorben; denn selbständige, selbstwollende, großherzige Prinzlein hat man nicht gern, und so verdarben ihn die Schmeicheleien und die Reizungen der Hofbedienten und Hofbedientinnen zu Stolz und Reizen, als wären sie vom Volke oder von auswärtigen Feinden dafür mit goldenen Bergen belohnt worden! Und ob unsers Herrn Herzogs Erziehung Sr. Majestät gewiß tausend Sorgen gemacht, so war sie doch schlecht, wie ausgesucht. Denn nachdem der Kern vergiftet war, gab ihn sein mildgesinnter Vater, der ein Bürgerfreund sein und scheinen wollte, den Knaben, zu dem Bürger Hans Vogebinder in Kopenhagen ins Haus und an den Tisch, und der Chorherr Georg Hinze leierte ihm Etwas von der Lyra am Himmel vor aus der neuen Lehre des wahren und bleibenden Gegenpapstes Tycho de Brahe , da doch die Sternkunde alle großen Menschen klein macht, und was sie sich etwa einbilden, auf Erden Wichtiges oder Nachhaltiges vollbringen zu können, in ihrer Seele zu Baldvergangenem und Nichtswürdigem macht. Wäre der Himmel Homers nicht nahe und ehern gewesen, es hätte keinen Göttersohn Achill, oder wie sie alle heißen mögen, gegeben bis auf den heutigen Tag.

Frau Sigbritte sah ihn mit einiger Beklemmung an.

Laßt das gut sein, Frau Sigbritte, fuhr er fort, Wir leben, das ist gewiß; und wir wollen leben, das ist noch gewisser. Aber der Hinze war zu schlecht bezahlt von Seiner Majestät, er konnte vom Unterrichten allein nicht leben, und nahm den jungen Wildfang in sein Haus, um neben ihm seine Nahrungsgeschäfte betreiben zu können; durch diese aber war er verhindert ihn unter seinen zwei Augen zu haben, indem der immer neu unartige Bursche tausend Augen zum Hüten bedurfte, Tag und Nacht, wo Aller Augen schlafen. Und so ward er die Beute Derer, die auch des Nachts umherschwärmten, und ein Geselle oder Meister und Anführer der gemeinen Brut, die mit in dem Neste jeder Stadt jung wird, und vor der Zeit alt, und niemals was werth. Als ihm aber der schlaue Herr Hinze einst auf die Sprünge gekommen, mußte der junge Patron ihn nun stets begleiten, wie sein kleinerer Mittagsschatten, und in seinen Chorstunden mit unter den Chorknaben singend stehen, wo denn dem albernen Volke sein künftiger König so leid that besonders aber darum, weil er unter armen Knaben singen mußte, die sich ihr Brot vor den Thüren ersangen daß sich der König dadurch gerührt fühlte und das unfolgsame Thronfolgerlein zweier Königreiche wieder in sein Schloß nahm.

Da war er zu Hause, meinte Frau Sigbritte.

Aber er blieb nicht, wenigstens nur am Tage, dann schlich er aus und wohin? Ueberall hin! Denn Meister Konrad, welchen der Vetter Churfürst von Brandenburg ausgesucht und gesandt, war eben ausgesucht nachsichtig, oder vermuthete vom Knaben noch nicht, so zu sagen: Junggesellenstreiche .... für welche denn der Vater höchst eigenhändig die Hetzpeitsche in Schwung brachte.

Mein Gott, das arme junge Blut! seufzte Sigbritte.

Freilich floß das! Nur bei dem Bischof Jens Anderson in Norwegen ward er seinem wahren Geiste und Muthe gemäß erzogen, denn dem Beldenack oder Kahlkopf so war des staats - und kirchenklugen Bischofs Zuname fehlte nichts als die Haare. Und man muß gestehen, nun ja, da hat der Herzog Andern Anleitung gegeben, einige Tausend Leute zu erschlagen ....

Mein Gott! rief erschrocken Düvecke aus.

Beruhigt Euch, schöne Jungfrau! tröstete sie Jener, das geschah nur im Kriege und gegen bloße Empörer. Aber wehe, wer ihn erzürnt und beleidigt denn seine Rache ist wirklich furchtbar. Ich habe auch ungefähr und wer kann das wissen sieben bis acht in Eisen maskirte Menschen hier mit dem Schwerte erlegt ... schaudert nicht, liebes Mädchen ....

Ach, ich bewundere Euch nur! entgegnete Düvecke ..... aber den Anführer der Feinde hinstrecken und halbtodt noch mit den Händen ganz todt würgen, wie der Herzog dem tapfern Herlof Hyddefad gethan, oder wie er die Besatzung des Schlosses Elfsburg weil sie sich gar so tapfer ihrer Haut gewehrt niederhauen lassen, das thut Faaburg nicht!

Schämt Euch, Herr Faaburg, sagte Frau Sigbritte. Ihr seid sein Geheimschreiber, und solltet dergleichen bloße Staatsaffairen nicht einmal geheim denken, geschweige laut sagen ... und hier vor dem Mädchen Ihr wißt nicht, was Ihr mir für Schaden dadurch thut!

O, wenn ich so unedel dächte, erst Alles laut und offenbar zu schreiben in die Welt hinaus, da gäb 'es viel andere Dinge! Ich aber schreibe sein Wesen seiner Frau Mutter zu, die auch erst mit Attestaten ihrer guten Frauenaufführung aus Stockholm nach Hause zu ihrem Manne oder Könige kam aus der Gefangenschaft. Genug, ich bin fest entschlossen ich nehme den Abschied .... nehme mir ein braves Weib, das denkt wie ich, und bleibe ein braver Mann bei ihr und durch sie!

Düvecke sah beschämt in den Schooß und wagte kein Auge aufzuschlagen, damit nicht ihr Anblicken ihm zu verstehen geben möchte, sie fühle sich getroffen, sie werde ein braves Weib sein. Und doch war ihr so zu Muth. Aber eine bescheidene Jungfrau scheut nichts so sehr, als ihren Werth zu zeigen oder zu sagen; sie wäre lieber nicht da, und unsichtbar, und bloß ihren Geist, den Geift der Liebe fände ein Mann liebenswerth, und er beschwüre sie aus ihrem geheimnißvollen Dasein in das schöne Leben, und dann erschiene sie ihm schön und unsterblich, reich ausgestattet mit allen Schätzen des Himmels und allen Reizen der Erde zugleich. So ein holder Widerspruch liegt in dem Herzen der Frauen; und ob die Gewöhnlichen unter ihnen gleich die Schönheit als ihren höchsten Werth sowohl sich und Andern anrechnen, so liegt doch noch ein Himmlisches in ihnen nicht der Stolz, sondern das Gefühl: daß sie Natur sind, die sicher in ihrem Dasein ist, und ruhig in ihrer schönen Erscheinung.

Düvecke schwieg also. Aber ihr Schweigen war einer allmächtigen Rede gleich für diesen Herrn Faaburg, ja es war eine Herausforderung für ihn, da es auch kein Zurückweisen bedeutete. Denn er schien ein großer, das heißt, ein erfahrener Weiberkenner; und diese Erfahrung macht nicht groß, höchstens eitel, frei im Betragen, ja auch wohl frech. Er kam manche Nacht gar nicht aus dem Kloster, worin der Herzog wohnte, und welches nicht alle seine Leute faßte. Er entschuldigte sich mit Arbeiten bei Düvecke. Aber seiner Sache sicher schon auf den ersten Blick, sprach er in den folgenden Tagen zu Düvecke wie ein Doctor mit einer Kranken, deren Leiden er alle aus ihren Worten oder Verschweigungen kennt, die erhellen will und kann, weil sie herzlich Hülfe von ihm begehrt. So, wie aus einem Geheimniß sprechend, oder von einem Schatze, den sie bewahrte, und wozu sie ihm die Schlüssel anvertraut, traf er oft mit einem Wort das Rechte ihr Herz; eilig vorschreitend sprach er nicht vom kurz vorhergegangenen Zustande, noch erörterte er den, der sich eben gelös't, sondern er stellte durch ausgesprochene Gedanken dasjenige Bild klar und klärer in ihrer Seele wie in seinem Tempel auf, welches, wie er zu wissen schien, nun in dem bunten Bildersaal der Liebe an der Reihe war, betrachtet, empfunden und auch wieder zurückgeschoben zu werden zu den schon beschauten, gelebten, belächelten oder beweinten. Ein stilles Handreichen, wenn vor den Liebenden ein festlicher Brautzug vorüber zur Trauung zieht ein Lächeln der Geliebten, wenn kleine holde Kinder vor ihr in Blumen spielen das sind Bilder, ja Thaten, welche sie in vielen Nächten nicht verwindet, sondern welchen sie, wie ein mit dem dreizackigen Eisen verwundeter Aal, zwar entschlüpft und sich ihm entwindet, aber mit der Wunde in den Grund des Lebensstromes hinuntersteigt, und wo ihr die Sonne darüber Alles wunderlich groß und zauberhaft schön das süße Geheimniß erleuchtet.

Also solche kleine Hülfen und Liebesrechtsmittel und - Wohlthaten wandte Faaburg redlich an; vor allen aber das größte, die Vorspiegelung der Ehe; die größte Schandthat und Sünde für den Unrechtschaffenen, und die himmlischste Gefangennehmung der Geliebten von dem Redlichliebenden. Dieses Alles aber kam noch zu dem Haß und der Furcht Düvecke's, welche sie schon bei Nennung des Namens des Herzogs empfand. Christian bedeutete ihr keinen Herzog, keinen Christen, noch Menschen. Ihr wäre schon Jemand fast unentbehrlich gewesen, dem sie nur ihre Angst mittheilen dürfen; aber Jemand, der sie aus derselben erlösen wollte, war ihr mehr; und Alles war ihr der Geliebte durch seinen entschiedenen Willen, seine fast unabweisliche Kraft der Liebe, seine kaum anblickbare Schönheit.

Sigbrittens Stillschweigen zur Anknüpfung dieses Verhältnisses, das ihren schlauen Voraussetzungen, die nur der Erfahrene macht, nicht entgehen konnte, hätte der armen Düvecke, als der vorigen Willensmeinung ihrer Mutter durchaus widersprechend, bedenklich erscheinen müssen wenn sie nicht geliebt hätte. Und die Mutter schien oft zürnend und argwöhnisch sie zu beobachten. Argwöhnisch sein will Argwohn unterdrücken. Auch in dem Wesen ihres Hans Faaburg würde ihr etwas Schadenfrohes, Hinterlistiges, Verstecktes aufgefallen sein, wenn sie nicht geliebt hätte. Ja, selbst eher ergeben hätte sie sich dem kühnen Manne, dessen Blicke sie schon beherrschten wenn sie nicht geliebt hätte; denn es giebt keine zuverlässigere Freundin der Tugend, als die wahre Liebe, weil sie sich und den Geliebten ans ewig verloren glaubt und mit Recht glauben muß, wenn das Antlitz der Tugend nur einmal finster wird, oder gar ihre Augen sich mit Thränen füllen.

Daher erschrak Düvecke, als sie einmal ihren vorigen Liebhaber, den edlen Torbern Ore, blaß wie einen Geist im Zimmer sah. Er wollte mit ihr reden; aber die Gegenwart der Mutter verhinderte jedes Wort. Er blieb lange. Sigbritte wich nicht. Und so konnte der redliche Freund hinter der Mutter Rücken seiner Geliebten nur warnend mit dem Finger drohen, und dann einmal flüchtig die Hände brechen, und sie flehentlich anblicken.

Sie verstand aber am Morgen das Leid des armen Torbern so, als sei es nur Eifersucht gewesen über den Hans Faaburg, oder Warnung vor dem Herzog Christian; denn die Vorsteher der deutschen Kaufleute waren gekommen und unterhandelten mit ihrer Mutter Sigbritte über ein großes Gastmahl und prachtvolles Fest, das sie aus Dankbarkeit dem Herzog zu Ehren in dem großen Hause derselben geben wollten in drei Tagen. Düvecke bebten die Knie; sie verließ das Zimmer wie eine Kranke. So fand sie Faaburg, der ihr traurig die Nachricht mittheilte, er müsse morgen zu Nacht nach Obslo reisen in wichtigen Geschäften des Herrn, und sie beschwur, ihm treu zu bleiben. Das bedrängte Mädchen empfand die ganze Macht dieses geforderten Schwures, der, von falschen Herzen gefordert, die größte Schlauheit und Falschheit ist, nicht sie verräth noch verrathen soll. Sie empfand die Schrecken und den Schmerz einer Trennung vom Geliebten mit der Stärke, die alles Erste auf ein zartes Gemüth übt; ihn zu verlieren schien ihr unmöglich; und doch vermochte sie nicht das Wort zu sagen: Nimm mich mit! nimm mich mit dir! sondern er sagte ihr mit der weichen, schmelzenden Stimme der Liebe, als sie mit dumpfen Sinnen und düstern Schmerzen zum ersten Mal an seiner Brust lag: Komm du mit mir, meine Düvecke! Und ihr erster Kuß war ihre stumme, schwere, bange und süß bezaubernde Einwilligung. Und während er sie an sich preßte, bedeuteten die wenige Worte, die wie erquickender Regen in das erweichte Herz fielen. Sie blickte seitwärts von ihm zum Himmel und auf schweren, finstern Regenwolken stand ein prangender Regenbogen sie nahm ihn für ein Zeichen der Hoffnung sie drückte ihm die Hände er erstickte ihre Lippen mit Küssen und die Stadt und die Mutter und Torbern .... aber auch der ihr entsetzliche Herzog, waren schon im Geiste verlassen.

Der folgende Tag war ein Sonntag. Sie ging in die Kirche, gleichsam von dem lieben Gott in Bergen Abschied zu nehmen, still noch einmal alle guten Freundinnen und Freunde zu sehen und zu grüßen, auch wohl sich noch einmal hier sehen und bewundern zu lassen, damit sie in geehrtem Andenken bleibe, und alle Rechtschaffenen und alle Kenner und Gönner des Schönen sie entschuldigten, ja belobten. Sie betete dann inbrünstig, mit der Gemeinde hinknieend, und bat Gott, ihre Mutter für Alles zu segnen, was sie Gutes an ihr gethan, und sie selbst auf ihrem Gang in die weite Welt zu beschützen, da er überall sei, und die ihn Liebenden liebe, ja die ihn Hassenden schone und nähre. Und sie schied aus dem Gotteshause, das sie nie wieder betreten sollte, mit dankbarer Innigkeit und seliger Wehmuth.

Zu Hause fiel sie der Mutter um den Hals, wie im Scherz; und wenn sie ihr nachher so unbemerkt nachsah, brach sie in Thränen aus, die sie gewaltsam unterdrücken mußte. Die Mutter frug sie am Nachmittag, was ihr fehle, nahm sie in ihre Arme und tröstete sie. Dann gab sie ihr einen Brief mit den Worten: Vom Herzog an dich! Er hat dich in der Kirche gesehen!

Düvecke nahm ihn, aber sie las ihn nicht. Denn ein Weib, die Liebesbriefe erbricht und lies't, hat Lust zu sündigen, denn sie hat Freude an thörigem Lob von einem Sünder. Düvecke aber betrachtete sich als Faaburg's Weib; und jede ehrbare Jungfrau betrachtet sich schon als das Weib eines ehrbaren Mannes, dem sie einst gehören wird, auch wenn sie ihn noch nicht gesehen. Das ist der Unterschied zwischen gemeinen und reinen Seelen.

Endlich nahte der Abend der Flucht heran. Ein Gewitter verhing den Himmel wie ein schwarzer Mantel. Es donnerte nicht, aber es wetterleuchtete breit und schwebend und verzuckend, als spielten himmlische kleine Götterkinder mit Flämmchen, zündeten sie schnell an und bliesen sie sich einander aus. Auch der Wind war nicht stärker, die Nacht nicht furchtbar, sondern erhaben und für eine reine, heitere Seele schön. Die Stunde war bestimmt, in welcher Düvecke am Strande sein sollte. Faaburg hatte ihr seinen Mantel und Hut dagelassen, auch schwedische Halbstiefeln, die Stulpen breit und umgelegt, wie welke Tulpenblätter. Sie zog sie über die Schuhe an. Es kam ihr während dem vor, als hätte die Mutter durch die Spalte der kaum geöffneten Thüre gesehen. Aber sie konnte sich aus Furcht getäuscht haben. Doch auch ihre Wäsche lag fertig, zwar nicht ausgewählt und in ein Tuch geschlagen, aber auch das Tuch fehlte nicht. Sie nahm das für glücklichen Zufall.

Und so kniete sie noch einmal in ihrem Stübchen nieder und dankte Gott, der sie erlöse aus der Hand ihres Feindes. Sie glühte, aber sie weinte nicht. Sie steckte einen Brief für die Mutter an den Spiegel, ergriff noch zum Andenken an sie das Brusttuch derselben, warf den Mantel um, setzte das Federbarett von Faaburg auf, beleuchtete sich vor dem Spiegel und nahm von ihrer eigenen Gestalt in Bergen Abschied, wo sie nie mehr erscheinen würde, drückte die Augen zu, löschte das Licht aus und tappte und fühlte sich leise aus dem Mutterhause.

Ihr däuchte, als sei ihr Jemand nachgeschlichen. Sie stand. Es stand. Sie ging. Es folgte. Sie stand wieder. Da kam es langsam auf sie zu Der Schein aus den Fenstern der Strandhäuser bewarf ihre Gestalt mit Licht. Niemand Anderes umher zu sehen. Sie schauderte, wandte sich um und ging hastig, wo sie das Schiff zu finden gewiß war, das sie fortführen sollte. Die vermummte Gestalt aber kam ihr nach, verschwand aber um eine Ecke rechts in ein Gäßchen. Als Düvecke aber desto mehr eilte und weiterhin gleichfalls rechts um die Häuser bog und längs derselben hinschritt, trat ihr die vorige Gestalt entgegen, und ohne ein Wort zu reden, stieß sie Düvecke ein Messer in den Leib, daß sie rückwärts hinsank.

Düvecke verrieth durch ihren Schrei, daß sie kein Mann sei, ja durch ihre Stimme sogar, wer sie sei; denn der Vermummte sprach dumpf in größter Bestürzung: Düvecke! Du! Bist du es? Nur noch das eine Wort rede in Bergen, nein, doch auf Erden!

Ich bin's! antwortete Düvecke. Aber Torbern! Bist du Torbern?

Da war aber Niemand mehr zu sehen und zu hören. Die vermummte Gestalt war wie verschwunden oder in die Erde gesunken. Dafür standen zwei andere bei ihr. Es war Faaburg mit dem Probst von Rothschild.

Bist du gefallen, meine Düvecke? frug sie Faaburg. Wir sind dir ganz von fern und langsam gefolgt. Du warst auch zu hastig in der finstern Nacht!

Düvecke wunderte sich, daß sie lebte. Sie schöpfte Athem; Nichts schmerzte sie wo. Sie gab das Päckchen an Faaburg, das sie unter dem Mantel vor sich an der Brust getragen wie ein Windelkind, und das den tödtlichen Stoß aufgefangen hatte.

Das Päckchen kann nicht sterben! sprach sie.

Wie denn das? frug Faaburg sie fortführend.

Man hat mich ermorden wollen.

Man? Dich? Du hast meinen Mantel und trägst mein Barett man hat geglaubt, ich schleiche von dir! Mir hat es gegolten! sprach Faaburg.

Vielleicht hat der Herzog den Mörder dir nachgesandt! Du weißt! sprach Düvecke.

Aber Faaburg lachte und murmelte dem Probst von Rothschild ein Wort oder einen Namen ins Ohr; er frug aber die über die Unbesonnenheit ihrer Aeußerung erschrockene Düvecke nicht weiter, da sie soeben am Strande von den Matrosen angerufen wurden, welche die Eingestiegenen rasch zu dem Schiffe hinüberruderten, das schon mit aufgezogenen Ankern wie eine Taube in der Hand auf den Wellen zuckte. Jetzt gaben ihm die Matrosen die Flügel, und hinaus in die Nacht segelte es fern und ferner von den Lichtern und den Strahlen aus der Stadt Bergen, bis sie ihnen unterging wie ein dunstiger Stern im Meere.

III. Du sollst nicht Abschied nehmen ohne Zeugen.

Sie kamen glücklich in Obslo an. Um nicht seine Düvecke jemals dem Herzog Christian zu verrathen, meinte Faaburg zu ihr sei es gut, daß sie in Obslo ganz verborgen und eingezogen lebe. Und da sie gehört hatte, daß der Herzog sogar öfters und lange in dieser schönen Stadt verweile, so folgte sie gern und bezog ein kleines einsames Haus, während ihr Faaburg seines Amtes wegen, und um nicht Verdacht zu erwecken, hier wieder auf dem Schlosse wohnen ging. Düvecke schien es hier doch wohler und sicherer im Schutz eines liebenden Mannes, als im Verrath einer herrschsüchtigen Mutter. Die Einsamkeit war ihr geringster Kummer, denn ein liebendes Weib ist nie allein, ihre Hoffnungen, Befürchtungen, Wünsche und zärtliche Sorgen sind ihr wie eine vom Himmel gesandte Gesellschaft von kleinen Genien, die sogleich sie umschweben, wenn sie nicht schwere irdische Menschengestalten bei ihr gewahren. Ihr Kummer war nur um ihre Mutter, der sie doch weh gethan als Tochter, da dieselbe nun einmal so war wie sie war; und ihre Gedanken schwebten oft um Torbern Ore, dessen Eifersucht sie zwar kannte, aber ihn auch keiner bösen That fähig hielt, am wenigsten einer, die ihr Schmerz machen mußte, wenn sie Den liebte, den er zu den Schatten senden wollte. Das konnte er nicht thun! Das war er nicht gewesen!

Ein anderes Bedenken quälte sie mehr: daß der Probst von Rothschild, der Erik Walkendorp, der mit dem Herzog nach Bergen gekommen, auch ein Freund ihres Faaburg war. Konnte der Mann erst so schlecht, dann so falsch sein? Sie frug ihn einst, als er sie in der Abenddämmerung besuchte; aber er nannte sie nur, wie zuvor schon immer, seine liebe Tochter und versicherte sie so herzlich und glaubbar, daß er immer wie ein Vater für ihr bestes und schönstes Glück sorgen werde. Es sei noch nicht aller Tage Abend, und Ueberflussiges erfahre man noch immer zu zeitig.

Die den Jungfrauen eigene Sprödigkeit und ihr Anhalten gegen den Geliebten kam ihr jetzt gleichsam nach gegen Faaburg, da der Drang der Umstände ihr vorher nicht dazu Raum und Zeit gelassen. Denn fast immer ist ein Mädchen den ersten Augenblick schon geneigt oder abgeneigt, entschieden zu gewähren oder zu verweigern, auf den Fall, wenn der junge Mann, den sie sieht, sie selbst von ihr fordern sollte auf jene zarte Weise, die man Liebe nennt. Es könnte nun auch wohl Ehre sein, ihn gleich zu beglücken mit ihrem holden Ja; aber so gut und besser als irgend ein anderer Vorgang in der Welt, eine That, ein Werk, ein Kunstwerk, oder die herrlichste Prachtblume, ist auch die Liebe eine Erscheinung des Himmels, die Zeit zum Erscheinen bedarf, und ihre Auseinanderlegung und reizende Entfaltung ist eben der schönste Theil ihres himmlischen Lebens in irdischer Luft, wie der schönste Theil des Lebens einer Königin der Nacht ihr Aufbrechen und Oeffnen des duftenden großen Kelches ist, der eben auch Liebe ausgießt als Nektargeruch.

Der Schritt übers Meer , den Düvecke aber mit Faaburg gethan, ließ sich bei ihm nicht mit dem Drange nach Rettung verkleiden; denn sie hatte ihm erlaubt, sie zu retten ja, sie sich zu retten; und das war ihm Grund des Beweises ihrer Neigung zu ihm genug, auf welchen er fein und unmerklich, aber unhinderlich und getrost fortbaute ohne eine zarte Schonung edler Menschen, die nicht mit Worten, noch Voraussetzungen, geschweige mit Ansprüchen und Forderungen je Das berühren, was sie dem Andern Gutes oder Werthes gethan, sondern ihm stillschweigend den Dank dafür überlassen und selber den Undank nicht gewahr zu werden scheinen und nie ihn auch noch so leise belächeln.

Faaburg stellte aber seiner Düvecke klar ihre Lage vor, wenn auch nur in Gleichnissen, aber vielleicht dadurch desto augenscheinlicher. An seiner Liebe konnte sie nicht zweifeln. Denn ob sie seine Glut und Weise höchstens nur mit Torbern's bescheidenem, edlem und stillem Hoffen, mit dem Anschmachten seiner Augen vergleichen konnte, so schien ihr Faaburg's Liebe doch einzig wahr, zuverlässig und unübertrefflich, wenn nicht unwiderstehlich denn er begehrte Alles, Alles von ihr, und sie selbst, auf immer und einzig nur sie. Er durfte ihr nicht erst geloben, sie zu heirathen er konnte nichts Anderes, nichts Einzelneres oder Geringeres wollen. Nur ohne die Einwilligung seines Vaters in Kopenhagen schien es ihm nicht wohlgethan, in einen Stand zu treten, der des größten Segens bedürftig sei. Jeder Morgen, jeder Tag, jeder Abend schien ihm verloren; sie hätte ihn nicht an die Heirath erinnern dürfen, auch wenn ein Mädchen sich für so werthlos halten könnte, es zu thun. Und so reis'te er denn bald.

Am Abend der Abreise nahm er Abschied von seiner Liebend-Geliebten. Er brachte ihr schon die kostbaren Trauringe, er steckte ihr den mit seinem Namen schon an den Finger; sie trug ihn schon. Ihr weißer, voller Nacken war schon von dem herrlichen Perlenhalsband umschlungen, und das große Demantkreuz ruhte schon, oder wiegte sich schon auf ihrem Busen. Ihre reizenden Arme waren schon von den goldenen Spangen umarmt und umarmten den reizenden Bräutigam schon wieder: denn wer reizend ist und schenkt, reizt zehnfach. Das Brautkleid, das der Diener zugleich gebracht, hing schon entfaltet und bewundert über die Sammetlehne des Sessels. Ihre Augen leuchteten ihn an. Die seinen bestaunten wie schwelgend ihr schönes freudiges Antlitz. Sie waren im Paradiese.

Aber sie blieben nicht darin.

Er war daraus fort. Sie schlief noch und wonnig eine Nacht darin, die ihr süßer, genügevoller Sinn bis tief in den Vormittag verlängerte.

Da schlug sie die Augen auf. Sie streckte die Arme aus, als wolle sie Jemanden umfangen, und hielt sie so. Denn Niemand war da. Aber sie erblickte die goldenen Spangen daran wie Fesseln. Der Diamant des Traurings spielte einen matten blauen Strahl in ihr Auge. Auf der Lehne des grünen, mit goldenen Zwecken beschlagenen Sessels hing das rosenfarbene Brautkleid. Aber der Schein der Sonne kam matt, gelb und bleich unter Gewitterwolken hervor, und die Beleuchtung war ängstlich, ja grauenhaft. Sie sprang aus dem Bett sie rührte das Kleid an wie ein Gespenst und schauderte vor dem leisen Geräusch des Atlasses zurück die Perlenschnur um ihren Nacken war zerrissen und verschüttete die Perlen, die aus dem Boden hart und scharf in die Ecken rieselten und schurrten nun war es todtenstill. Sie horchte. Sie blickte auf das Meer hinaus. Was sie Einem streng aus weiblicher Ehre verweigert, das hatte sie einem Andern aus Furcht und Liebe zugestanden! Ihre Brust war beklommen, sie brach in Thränen aus, verdeckte ihr Gesicht mit den Händen und warf sich aufs Bett, weinte sich aus, schlief endlich und träumte sich wieder ein, und am folgenden Morgen erst begann für sie der gestrige Tag.

Sie ging in die Beichte. Und nachdem sie der geistliche Herr absolvirt, sagte er ihr für die Zukunft: Du sollst nicht Abschied nehmen ohne Zeugen, meine Tochter! Keine Jungfrau soll das, und kein Weib von einem Andern als ihrem Manne, Vater oder Bruder; von keinem sonst! Der Scheidende ist eine Art Sterbender. Aber er lebt und bleibt noch! Der Frauen Herz aber ist in der Scheidestunde wie zum Tode betrübt und erweicht. Nichts scheint ihnen wichtiger, als den Geliebten ganz zu beglücken, damit er ruhig scheide. Die Scheidestunde hebt die Zukunft auf, und wer die Zukunft nicht bedenkt, dem ist nichts mehr so wichtig und groß, wie immer wohl sonst, selbst die eigene Tugend nicht und die Tugend des Andern, wie man einem sterbenden Kinde noch alle Süßigkeiten giebt denn es kann sich den Magen nicht mehr verderben. Aber die Seele ist ein zarterer, geistiger Magen, der nicht Alles verdaut und die Sünde nie! Und wer auch immer zuvor anhielt in Würde und Anstand, wer nie zuvor an die Möglichkeit dachte, der begeht die Sünde im Scheiden, denn sein Herz ist gelös't und betrübt und tausend milder Gedanken voll. Darum nicht allein Abschied nehmen von Männern, das ist ein Rath, den jede wohlwollende Frau oder Mutter den Mädchen und Frauen und ihren Töchtern geben muß und wird, gleichsam als eilftes Gebot, oder als Erläuterung und Numero B, oder als N. B. zum sechsten! Gehe hin in Frieden, meine Tochter! Aber du wirst keinen Frieden haben noch finden, denn du kennst deinen Hans Faaburg noch nicht!

IV. Das Castrum Doloris.

Diese letzten Worte bekümmerten Düvecke sehr und gaben ihr Vieles zu denken, zu zweifeln, zu argwöhnen, mitunter zu weinen. Da sie zum ersten Mal in ihrem Leben erfahren, was Gram sei, da ihr Faaburg über die gesetzte Zeit um das Doppeltlange ausblieb, so bil - dete sie sich den Schmerz ein und aus, den ihre Mutter um sie empfinden müßte, die obendrein nicht wissen könnte, was aus ihr geworden, ob und wohin sie geflohen, und ob sie ihr jemals wiederkehre. Sie schrieb also unter vielen Thränen einen Brief an dieselbe, zwar reuig aber nicht verändert; denn sie wollte ja nicht wieder zu ihr, wo sie die Wiederholung der alten Gefahr befürchtete, oder neue Schande ... wenn es nicht anders sei, wenn ihr Faaburg ein Falscher gewesen! Dann erntete sie dort in Bergen Spott und Verachtung zum Unglück! Sie schrieb ihr jedoch Alles aufrichtig und bat sie um ihren Rath, wenn sie der einzigen und sonst so geliebten Tochter nicht Hülfe und Beistand gewähren wolle.

Sie litt indeß fast Noth, da sie mit Gelde von Faaburg nur wie von ungefähr auf kurze Zeit versehen worden. Und wer würde ihr geholfen haben, als etwa der Probst von Rothschild, der Kanzler des Herzogs und von dem mochte sie nichts, auch seine vielleichtigen Vorwürfe nicht. Daher verkaufte sie ohne richtige Kenntniß des Werthes der Gegenstände und um das ihr leicht gebotene Geld heimlich an fremde Schiffer zuerst die goldenen Armspangen, Stück nach Stück; dann die Perlen; dann den Trauring; ja, es hätte zuletzt fast Noth gethan, sie hätte das Brautkleid auf alle Tage getragen. Dazu kam ihre innere Angst, ihre Unpäßlichkeit, später die Sorge, womit sie ihr Kind kleiden und pflegen, und wer ihr beistehen werde in ihrer Verlassenheit.

Wer, außer Einem, konnte ihr also willkommener sein, als Torbern Ore, der eines Abends bei ihr eintrat. Sie war in der höchsten Verlegenheit. Sie zündete kein Licht an, daß er ihre Gestalt nicht sehe, sie nicht seine Blicke! Aber er war ganz still und fast stumm. Er sagte ihr nur, daß er als Schloßhauptmann nach der Hauptstadt der drei Königreiche, nach Kopenhagen, versetzt sei und auf der Dahinreise sie doch sehen, hören, sprechen müssen!

Sie wunderte sich, woher er ihren Aufenthalt erfahren.

Von deiner Mutter, murmelte er. Als er aber ihre Lage vernahm, murmelte er für sich nur einige Worte von schlauem Plan, sicherer Rechnung, sich unentbehrlich zu machen, und hoher Schändlichkeit, die sie nicht zu deuten vermochte, ob sie gleich die Wirkung wie von so Etwas eben erlebte. Sie konnte kein Wort mehr über die Zunge bringen. Als er schied, gab er ihr nur die Hand, aber Keines drückte sie dem Andern. Nach langer Zeit zündete sie ihr Lämpchen an und entdeckte auf dem Sessel, worauf er gesessen, seinen mit Geld gefüllten Beutel den sie ihm einst als ein Andenken gestrickt, mit den darauf befindlichen Worten: SEI RUHIG!

Sei ruhig! wiederholte sie sich nun zum Trost. Aber wer machte die Thüre auf? Wer steht und tappt im Flur umher? Sie that auf; sie leuchtete und ihre Mutter stand vor ihr.

Meine Tochter! meine liebe Tochter, hab 'ich dich wieder! rief Frau Sigbritte und drückte ihr Kind an das Herz. Düvecke gab sich ihr hin und war froh, daß ihre Mutter, mit ihr zufrieden über ihre Flucht, über ihre Verbindung mit Faaburg, sie nun selber tröstete und beruhigte! Sie sah sich im Zimmer um, und ehe sie, von der Reise ermüdet, sich niedersetzte, ordnete sie erst die Gegenstände besser, und richtete Alles nach ihrem Sinne als gute verständige Wirthin ein. Sie ließ sich darauf alles inzwischen Vorgefallene ausführlich erzählen, hörte gespannt zu, und die Tochter verschwieg ihr nichts, wenn sie auch das, was ihr heimlicher Gram und ihre gefürchtete Hoffnung war, sie nur errathen, aber doch ließ.

Da sprang Frau Sigbritte auf und sagte ihr wie begeistert: Mein Kind, meine kleine Mutter, nun bist du glücklich! Nun bin ich eine Frau, wie ich immer sein wollen! Du kennst das mächtige Geschlecht der Faaburge nicht! Er liebt dich wahrhaft und redlich. Das glaube allein. Alles Alte sei vergessen! Der Herzog Christian war kein Mann für dich ich habe ihn mir aus dem Sinne geschlagen. Der Probst von Rothschild hat uns angeführt und mir nur was vorgespiegelt. Mein Gasthaus hab 'ich verkauft. Hier ist das Geld! Aber halte dich fein inne! Denn ich habe mich bei Torbern erkundigt: Faaburg's Vater wird schwerlich einwilligen, daß du öffentlich als sein Weib erscheinst. Aber der brave Alte ist alt, und nach der Väter Tode erben die Kinder das Reich ... oder wollt' ich sagen, machen sie, was sie wollen, mit dem Lande, den Gütern, dem Gelde und mit sich selbst. Höchstens geht hin und wieder ein Saatkorn auf, das die guten alten Leute in ihrer Kinder Herz gesäet, als der Boden noch weich war. Aber die Welt tritt ihn hart schon bei ihren Lebzeiten und unter ihren Augen. Und wird auch nun Manches unterlassen, was der Aeltern Vorsicht zu thun gerathen, so geschieht auch dagegen Manches nicht nur, was sie widerrathen haben, sondern, was sie auch voraussehen können. Denn jedes Geschlecht muß eigene Augen haben und sehen, was ihm gut ist. Wie viel mehr jeder Mensch, jeder Mann und also auch Faaburg! Ich wünschte von Herzen, du hättest seiner Aeltern Segen! Nun das kann nicht sein. Aber du wirst auch ihren Fluch nicht haben und das ist genug. Alles für ein billiges Weib aber ist des Mannes ganze und treue Liebe. Laß uns also harren und dulden; der Tag der Freude kommt unverhofft. Und sage ich dir aus meiner Erfahrung ein Mädchen wartet gern ihr halbes Leben lang schon auf den Bräutigam; und eine Braut gern stille Jahre lang, bis der Bräutigam ihr Mann ist denn jede möchte gern die Ehre erleben, das Gefühl: daß sie allen Weibern auf Erden gleich ist. Und du sollst mehr erleben! Heiße ihn also freundlich willkommen, auch wenn er düster wiederkommt, und lies seinen Brief so wie es sich nun für dich geziemt. Denn du bist sein. Und du bist Schuld!

Das war nun so gut. Nach mehreren Tagen kam endlich Faaburg mit Nachrichten, wie sie Frau Sigbritte vorausgesagt. Er kam düster, und Düvecke empfing ihn freundlich. Er blieb einige Tage bei ihnen, ohne ein Wort von neuem Scheiden zu sagen, um sich und seiner Düvecke nicht die Freude des Zusammenseins zu verbittern.

Am vierten Morgen war er wieder fort. Diesmal hatte er Geld genug dagelassen. Er hat seinen Abschied vom Herzog Christian nicht erhalten, sagte ihr die Mutter, sondern muß mit ihm in den Krieg; denn der schwedische Reichsrath Aage Johanson ist in Holland und Schonen eingefallen, wofür ihn übrigens schon der brave Tyge Krabbe im Hohlweg Pfante Hule geschlagen ... aber der Herzog muß das doch selber rächen und wird die Stadt Lödese verwüsten, verbrennen oder sonst etwas. Und wo der Herzog ist, muß dein Faaburg auch sein, denn sie sind ein Herz und eine Seele!

Es würden nun weniger Soldaten und Offiziere, unbesorgt um ihrer Weiber Treue daheim, in den Krieg ziehen können, wenn die Furcht: daß ihre Männer tagtäglich sterben können und jeder Brief die Nachricht von ihrem Tode enthalten kann, nicht die weibliche Liebe bis an ihre Grenzen steigerte und mit Angst und Sorgen mischte, und diese sind das Element der zarten Frauen. So hatte nun Düvecke stille Beschäftigung ihrer Gedanken genug, besonders aber, als Frau Sig - britte nun auch Eins nach dem Andern aus lieblichen Fächern hervorzog und ihrer Tochter vor die wehmüthigen Augen hielt, was ihr der vorsorgende liebende Faaburg mitgebracht: ein kostbares Taufhäubchen für den kleinen Hans Faaburg; ein weißes feines Westerhemdchen in die Taufe, von brabanter Spitzen, schön wie für einen Engel, nur zu klein; kleine, fast lächerliche Strümpfchen für die kleinen Füßchen Dessen, der die Erde betreten sollte; ja schon kleine goldgestickte Jahresschuhe und den in Silber gefaßten Wildenschweinszahn, seine Zähnchen damit herauszufühlen; ein Herz von Bernstein, ein Schrecksteinchen in Brillanten, dem Kinde umzuhängen; sogar eine große Schachtel voll allerhand zarter bunter Spielsachen aus der unvergleichlichen alten Stadt Nürnberg, von welcher manche Kinder der allein nur wissen und erfahren und im Himmel erzählen, wenn sie auf der Erde ihren Müttern frühe weggestorben! sagte Frau Sigbritte. Düvecke mußte weinen und legte sich auf das Bett.

Sie hat sich ergeben! sprach die Mutter fröhlich für sich. Sie ist gefangen mit goldenen Ketten. Sie trug ihre Tochter bald auf den Händen; keine Mutter kann liebreicher gegen ihr Kind sein. Es fehlte an nichts, was ihr Herz nur wünschte, als lange an Faaburg, der selten auf kurze Zeit kam, und als er einst wiedergekommen, einen, seinen kleinen Hans Faaburg fand, die lieblichen Kleidchen an und den Schreckstein um.

Du hast den kleinen armen Schelm gesehen, sprach Düvecke zu ihm, nun will ich gern sterben, von Herzen gern!

Aber die reine wahre Freude Faaburg's am Kinde, die Liebkosungen, womit er die Mutter desselben überschüttete, machten sie glücklich. Denn jedem Wesen gewährt ein guter Gott in seinem Leben einmal die höchste Wonne des Daseins, damit es Alles vergesse, was es je gewünscht. Denn das ist himmelhoch dadurch übertroffen, was Er ihm wirklich gegeben hat. Und ein Kind ist die größte, die seligste Gabe! Der Mensch hat seine Wünsche weggestrichen wie eine bezahlte Rechnung, und auf der leeren schwarzen Tafel läßt er nun ruhig den Finger des Gottes hinschreiben, was ihm gefällt.

So lebte Düvecke lange wieder getrennt von ihrem erhofften Gemahl. Die Freude am Kinde war ihre einzige, und da diese schon außerdem die größte ist, so war sie bei ihr unaussprechlich. Und erschien ihr ja Etwas hart, ja oft sonderbar, so war es die mit niedergeschlagenen Augen lächelnde oder widerwillige Höflichkeit der wenigen Menschen, wenn sie einmal in die Kirche ging oder an die See; und die Sonne schien ihr dann in ihrem Blute zu sterben oder in dem Schmucke und Golde zu ersticken!

Da vernahm sie mit Freuden die Nachricht oder den Befehl von ihrer Mutter: es sei ein Brief angekommen. Der König, der alte Christian I., sei todt Faaburg komme nun nicht mehr hierher, und sie müßten zu ihm auf die Insel Fünen, nach Odensee!

Liegt nicht auf der Mittagseite der Insel ein Ort Faaborg? frug sie die Mutter und hielt denselben für das Eigenthum ihrer Schwiegereltern und freute sich endlich dahin, nicht, weil ihr Frau Sigbritte zugleich entdeckt, ihr Schwiegervater sei auch gestorben und ihre Schwiegermutter werde nun in ein Kloster gehen sondern weil sie nun ehrlich werden sollte; denn wie gern hätte sie den Großeltern den kleinen Enkel gebracht! Aber auf des Großvaters Grabe sollte er doch sitzen, die Händchen falten und ein Vaterunser beten!

Die Einschiffung war bald besorgt. Denn Frau Sigbritte schien eine Zauberin, so schnell ward ihr Alles erfüllt, was sie nur wünschte. Auch hatte sie Alles längst dazu in Bereitschaft. Der Nordwind war gut, aber scharf, denn es war zu Ende des Monats Februar 1513. Es konnte nicht fehlen, daß die freimüthigen Schiffer sich unterwegs auf der offenen See in Volkes Weise aufrichtig über die Reichsveränderung äußerten, und als sie ganz nahe vor Odensee waren, sprach der Eine: Da in dem Dome liegt nun der König .... Parade und ist todt! Wir müssen dem Herzoge Vieles zu Gute halten! Kronprinzenstand, ein schwerer Stand; alle Lust ohne eine Last, die der König hat! Das giebt sich aber! Der Ernst kommt mit der Sorge, aber die Kraft nur aus der Leidenschaft.

Du willst sagen: die Leidenschaft aus der Kraft! sprach der Zweite. Und der Herzog soll das letzte Jahr über, das er bei unserem Höchstseligen zugebracht denn der brave Mann ist gewiß selig, da er die Kirchenvereinigung mit den Moskowitern vorhatte und das latrarische Concilium in Deutschland abgesungen wissen wollte sich barbarisch gut auf allen Seiten gewiesen haben, so daß den Leuten vor Erstaunen die Augen stehen geblieben sind; und zuletzt hat er gar mit dem Vater eine Reichsreise gemacht, um ihm zu helfen beim Richten.

Ich hab 'es gehört! sprach ein Dritter.

Warum auch der alte Herr so lange gelebt! Wie sie von Ripen abreiten, kommen sie an ein geschwollenes Wasser. Der Herzog giebt seinem Schimmel die Sporen und will hinüber setzen. Der alte Herr schreit, daß sein Rappe mit durchgehe! aber der Herr Sohn reitet und setzt. Weiter also hat er nichts gethan! Er hat also seinen Vater nicht geradezu ersäuft! Aber der Rappe darf nicht setzen, und ist doch im Rennen, und rennt mit dem alten Vater bis an den Hals in das eiskalte Wasser

Daß mir die Haut schaudert! sprach der Erste.

In Aalburg ist er gestorben, drei Viertel auf Sechs; ich habe die ersten erschrecklich barmherzigen Glocken läuten gehört! Er hat es im Kalender gelesen: Es wird dies Jahr ein Großer sterben und da hat er denn müssen sterben!

Der Kalender trifft ein. Gott gebe das Neujahr uns nur gnädig! Der Herzog soll wo eine heimliche Königin sitzen haben, aber wo? das weiß kein Reichsrath!

Du bist ein Narr! sagte Sigbritte. Fort! setzt das Boot aus! Wir haben Eil!

Düvecke hatte diese Reden gleichgültig mitangehört; denn was schien sie das anzugehen, was die Könige thun oder leiden. Bald darauf entdeckte sie ihren Faaburg am Ufer; sie sah, daß er in Trauer war, und sie weinte heimlich über seinen Schmerz, den er über des Vaters Tod empfinden müßte. Er war der Erste am Strande, ihr aus dem Boote zu helfen; sie schien einen Fehltritt zu thun und that ihn wirklich, aber nur damit sie einen Augenblick dem Geliebten, des Vaters Beraubten, ans Herz sinken könne.

Faaburg geleitete sie dann in ihr Haus, das sie indeß bewohnen sollten; aber es war über alle ihre Erwartung ausgeschmückt, Alles im Ueberfluß, und Frau Sigbritte lächelte nur. Er blieb indeß bei der Mutter, bis sich seine Düvecke umgekleidet; denn er wollte sie zum Castrum Doloris führen, den todten König zu sehen, da die Könige sterben müssen wie Unsereiner, setzte er lächelnd hinzu. Düvecke begehrte, wo möglich lieber seinen Vater zu sehen. Aber Faaburg zuckte die Achseln und sagte dennoch: Auch das soll geschehen! Du sollst Ehrenerklärung haben. Und so eilten sie. Es war schon dunkel geworden und in den Häusern der Reichen hie und da Licht angezündet, als Faaburg und Düvecke durch die Gassen der ihr neuen Stadt nach dem Schlosse gingen.

Obgleich noch nicht die Zeit angegangen, wo das Volk seinen guten todten König zum letzten Mal sehen durfte, ließen doch alle Wachen sie mit dem kleinen Hans Faaburg durch die Vorhalle, die Corridors, die noch schwach erleuchteten stillen Zimmer, bis in den gewölbten, schwarz ausgeschlagenen Saal. Düvecke ward geblendet von dem Glanz der vielen Wachskerzen auf silbernen Leuchtern, die sich stufenweise erhoben um eine traumähnliche Gestalt, die sie erst ganz nahe erkannte als die letzte Entpuppung eines Menschen, der einer ihrer Könige geheißen; denn zu seinen Füßen standen die Wappenschilder der drei Königreiche, und zu seinem Haupte auf sammtenen Kissen hier die Krone, dort Scepter und Schwert.

Wer aber steht auch dort mit dem schönen blassen Gesicht, das blanke Schwert nachlässig oder lebensmüde im Arm? frug sich Düvecke. Und mit einer Mischung von Schreck und Bedauern, worein ein himmlischer Funken von Neigung fiel, sah sie ... es war ihr guter oder böser Geist ... es war ihr Torbern!

Ihr Begleiter winkte ihm, und Torbern ging ab von seiner Wache, ging schweigend fern und trat an die Thüre des Saales. Jedoch blieb noch eine verhüllte weibliche Gestalt, die Wittwe des Königs, die sie in ihrem Schweigen und verdeckt von den Vorhängen des Fensterbogens nicht bemerkten.

Und Faaburg hob seinen kleinen Hans auf den Arm und sagte zu ihm: Mein liebes Kind, siehe den guten Mann dort dir an, er ist dein Großvater!

Und der Knabe sollte ihm eine Hand geben, und er gab sie ihm, und das Kind küßte sie und erschrak, denn sie war ihm kalt und fiel steif und wie eisern zurück in den Sarg.

Faaburg! sagte Düvecke erstaunt und unwillig. Der König war der edelste, treueste Mann ... und seine Mutter klagt kein Sohn doch selber an!

Die meine ist viel angeklagt worden, meine Düvecke! Ja, du bist mein, und ich nur dein, und das will ich bleiben! Schmähe den Bischof nicht, der mich dir zugeführt er hat mich gekannt, er hat dich gekannt und durch dich mich errettet! Ist Herzog Christian nicht ein anderer Mann, und untadelig seit er dein ist Düvecke?

Das ist der König dort ... und dein Vater ... sagst du? sprach Düvecke in bangster Bestürzung.

Nein! sagte er ruhig; er ist es nicht mehr. Ich bin der König! Dein gnädiger König! Ich bin dein, und Alles, was ich geerbt in dieser alten Halle, die man die Welt heißt. Hier vergieb mir! Hier kannst du mir vergeben .... denn einst liegt so die Krone hinter mir und der Scepter, so brennen die Kerzen um mich, so glänzt das ewige Silber, so liegt meine Gestalt, so ruht mein Herz, und in der Stille ...

... richtet dich Gott! sprach Düvecke kaum hörbar. Denn ihre Augen starrten auf ihn, wie auf einen Geist; ihr Antlitz war blutlos und wie in Verwirrung zu Stein geworden, sie wollte ihm den Knaben vom Arme reißen, aber sie stürzte vorwärts hin auf die schwarzen Tücher, und das Kind schrie laut: Meine Mutter! meine Mutter!

Da erhob sich die schwarze Gestalt und schritt langsam auf den jungen König zu, faßte ihn bei der Hand, zog ihn von Düvecke auf und sprach zu dem Schaudernden: Lebe wohl, mein Sohn! Ich scheide von hier; ich gehe ins Kloster, das ich hier zu Odensee der heiligen Clara gestiftet, im Vorausgesicht dieses Trauergerüstes, und niemals stehst du mich wieder. Ich habe einen Sohn gehabt, und du eine Mutter bis wir uns im Himmel wieder sehen ... und das gebe Gott! Aber daß Er es geben könne befolge den Rath deines Vaters: befleißige dich wahrer Frömmigkeit, verachte nicht den Rath der Wohlgesinnten; halte mit deinen Nachbarn einen beständigen Frieden; ehre die Reichsstände; verlasse dich nicht auf Schwägerschaften und Bündnisse mit auswärtigen, deinem Volke verhaßten Fürsten, sondern allein auf Gottes Schutz und deines Volkes Treue; sprich Recht ohne andere Absicht, Reichen und Armen Allen gleich; zu Verschickungen und Stellen nimm bloß geschickte Leute deines Volkes, und belohne die treuen Diener. Aber ach, was dieses arme Weib betrifft, die du elend gemacht und nicht glücklich, wie ich sehe .... die Könige können Fürsten machen, aber nicht Könige; sie können auch nicht König werden in jedem andern Reiche. Und doch ist das noch ein Kinderwerk gegen das: König in einem Herzen zu werden, oder Liebe zu nehmen, wo sie nicht Ehre geben. Dieser aber hast du sie genommen wenn sie welche hatte. Aber sie wird sie behalten und sterben vor Schande; denn nicht Alles deckt der Purpurmantel zu.

Mutter! drohte ihr der König. Aber er wandte sich gewaltsam ab und beschäftigte sich mit Düvecke.

Man fürchtet dich, fuhr sie in gleichem Tone fort, darum wirst du untergehen, und wenn dich sechs Könige zögen, wie den Sesostris, der hier oben über deines Vaters Sarge an der Decke gemalt ist. Ich aber gehe ins Kloster und fürchte und liebe bloß den Herrn.

So sprach sie zwar; aber die edle, strenge Frau war doch auch ein Weib. Sie zog den kleinen Knaben, ihren Enkel, an sich, küßte ihn herzlich und weinte über ihn auf seine Locken. Dann sammelte sie ihren Geist, und abgezogen von allem Irdischen und in die Höhe erhoben, auf welcher ein reines Herz und alle treue Liebe wohnen, kniete sie hin, als wenn Niemand um sie und in ihr wäre, als der Geist des Gottes, betete, stand auf, segnete mit drei Kreuzen den Todten ein und mit drei Kreuzen sich und entwandelte langsam zur Thür, die ihr Torbern aufthat.

Da trat Sigbritte hastig und froh hinein. Beide Frauen maßen sich mit den Augen, Jede die Andere verachtend. Die eine war gefallen von dem Ort einer Regentin, die Andere zu ihm emporgestiegen.

V. Das Brautgemach der jungen Königin.

Nach den Erequien hatte Frau Sigbritte ihre Tochter und das Kind mit nach Kopenhagen genommen, wo sie ein großes, prachtvoll geschmücktes und schön gelegenes Haus am Hafen bezogen, das ihr der nunmehrige König Christian II. geschenkt. Frau Sigbritte trat nun gleichsam als Königin Mutter auf, denn Christian verweilte mehr bei ihr als im Schlosse, und selbst die Minister und Reichsräthe, Couriere und Hilfebegehrenden mußten ihn bei ihr suchen und warten, bis es ihr gefällig war, sie einzulassen; und es hing von ihr ab, wen sie vorlassen und wen sie abweisen wollte. Sie entwickelte dabei ein Talent, wie man es nur in einem Weibe suchen und finden kann. Sie hörte die Vernünftigen an und aus, so gut wie die Schwindelmacher, selbst die Goldmacher, und wer ihr irgend Etwas vorschlug, was dem uralten, hochedeln Volke der Dänen und ihrem großherzigen Könige zum Nutzen gereichen konnte, der war ihr angenehm und wurde eingewiesen als gehendes oder treibendes Rad in der Mühle des Staates. Denn voll von den Vorzügen ihres Vaterlandes, Holland, wollte sie Dänemark auf dieselbe Höhe des Handels, der Schifffahrt, des Vermögens, selbst der Reinlichkeit und des vortrefflichen Käses bringen; und ein schlauer Bauer, der ihr einen mühlsteingroßen echten holländischen Käse betrugsweise als einen von ihm ge - machten dänischen Käse verehrte, wurde in den Adelstand erhoben, und der Käse zerstückt an die vornehmsten besten Landwirthe als Ehrengeschenk vertheilt zur Nacheiferung. Ihr Hauptgedanke aber war die Vereinigung der drei Königreiche, schon Eins in der alten Fabelzeit der Götter und, ihrer Meinung nach, nur in der Meinung durch Gewalt trennbar, nie in der Sache, der Wahrheit und dem Volke. Im Bunde mit dem Bischof Erik von Walkendorp, der wieder von Rom aus geleitet ward, suchte sie Großes auszuführen und legte es an. Und ihr Schwiegersohn Christian, wie sie ihn nannte, und wie er es der Natur nach war, übertraf alle Erwartungen von einem heldenmüthigen König. Denn er nannte sie Mutter und war ganz der Mann, ein unbeschränktes Königthum einzuführen, wie nur Thor oder irgend ein anderer alter Gott in dem Reiche geherrscht. Sein durchdringender Geist, sein unbezwinglicher Muth, sein Feuer, seine Erfahrung und Kenntniß des Krieges, selbst sein Stolz und Hochmuth, der ihm aus seiner Gemüthsart sowohl, als aus dem Bewußtsein der eigenen Kraft und Einsicht kam, schienen ihr Bürgen für ihr Unternehmen, das Volk von den Reichen und Reichsständen frei, reich, durch seine Thaten berühmt und groß zu machen. Der König fühlte die Macht, die für ihn bereit in dem armen gedrückten Volke lag; er fühlte so glühend und stark das Rechte, was er mit diesem Wirken thue, daß er eine unauslöschliche Zuneigung auf Sigbritte warf, die ihr um so leichter zu erwerben und festzuhalten war, da er ihre Tochter Düvecke, sein armes Täubchen, so heftig und rücksichtslos liebte und mit dem noch liebevollen Auge nun auch die Mutter nur noch dankbarer ansah.

Aus allen diesen Gründen nahm sie auf ihre Tochter nur wenig oder gar keine Rücksicht. Sie konnte und sollte Königin sein in der That, wenn auch nicht dem Namen nach. Düvecke aber war seit der Entdeckung, wie ungeheuer sie betrogen worden, im Herzen todt. Sie war Eine von jenen Millionen Menschen, die ihr Leben verfehlt, ihr reines Herz voll unabwerflicher Schuld empfinden und nur fortzuleben scheinen, weil sie nicht sterben und antheillose Zuschauer der Welt und ihres eigenen Daseins sind. Der dem Volke und ihr verhaßte Herzog war ihr Geliebter, oder ... ihr Geliebter hatte sie schändlich betrogen; sie also nicht, oder doch nicht recht geliebt, denn er hatte sie nicht geehrt. Diese Entehrung empfand sie mit der Schärfe und Klarheit, der Stärke und Reinheit eines jeden jungfräulichen Wesens, das die Natur gebildet und ihm höhere Ansprüche, größere Ehren angeboren, als ein vergänglicher König ihm geben, geben lassen oder vorspiegeln konnte. Ihr Spiegel war der reine blaue Himmel, in welchem ein Gott wohnt, vor welchem alle Creatur nur Creatur ist; und Ueberlistung ärgert ein jedes Weib; auch würde es bei der Fülle von Gütern unzählig mehr Glückliche geben, wenn die Menschen nicht einem Zustande widerständen, den sie nicht herbeigewünscht und geschaffen haben.

Torbern kam nun seines Herrn wegen oft in Düvecke's Haus. Er sah sie betrübt; und der gute Mann suchte ihr doch einige Zufriedenheit mehr mit ihrer Lage dadurch zu verschaffen, daß sie als Gegenstück zu ihrem falschen Faaburg den wahren Faaburg sähe, und sich denken könne, wie noch elender sie mit diesem geworden wäre! Daher führte er eines Tages den Geheimschreiber Hans Faaburg mit zu ihr, einen lächerlich großen Mann, geizig und falsch, niedriger Herkunft und schlechter Denkungsart, dabei eitel und äußerst verliebt. Als er die schöne Düvecke mit unterdrücktem Seufzen anschmachtete, lachte sie seit langer Zeit zum ersten Mal. Dieser wahre Hans Faaburg lächelte nur; aber er war nun ihr Feind auf ewig.

Keine Erfahrung ist, bis auf die wenigen Ausnahmen, sicherer, als daß die nächsten Diener, oft selber die Günstlinge der Großen, heimlich die größten Feinde und Verächter derselben sind. Denn nur um ihren Leidenschaften zu dienen, dienen sie und halten Jahre lang aus auf solchen lästigen Stellen. So brachte denn der wahre Hans Faaburg, auch ein Günstling, der seinen Herrn kannte, bei einigen unzufriedenen Ständen, die Frau Sigbritte nicht höher befördert, nicht angestellt, nicht einmal vorgeschlagen oder empfohlen, vielleicht sogar in der Kälte stundenlang hatte warten lassen eine gefährliche Zeit, die des Wartens, worin mancher Groll und manches Böse im Gemüth auftaucht, mancher Racheplan gesponnen wird bei diesen brachte er die Hei - rath des Königs wieder in Anregung, welche der Vater desselben schon vorbereitet. Die Abhängigen und Gefälligen hielten dies für ein Wort von oben dem sogenannten oben herab, das von ihrem Hauch belebt werden mußte; die Freien und Widerstrebenden ergriffen die Verheirathung als eine Erlösung von der sie unterdrückenden Sigbritte und von der Schmach seiner Verbindung mit Düvecke. Aus Staatsgründen ward sie dem Herrn vorgestellt und wider Erwartung willigte er ein. Denn wie man eine Heirath an die linke Hand kennt, welche einem Weibe alle natürlichen Rechte des Weibes auf den Mann gönnt und ihr und ihren Kindern alle Ansprüche auf gleichen Rang und gleiches Erbe versagt, so wollte Christian im Gegentheile seine Gemahlin sich gleichsam nur an den Thron antrauen lassen, ihr alle Ansprüche einer Königin gönnen, aber alle Rechte eines Weibes versagen. Er wollte also heirathen, wie wohl Jemand, der sich durch das Band der Ehe nicht für gebunden halten will, und ein Weib haben als habe er kein Weib.

Frau Sigbritte war wiederum gegen seine Erwartung hocherfreut über sein leises Aushorchen, was sie dazu sagen werde; denn die Braut war die sehr junge, aber auch sehr schöne Isabella, des Erzherzogs Philipp von Oesterreich und Königs von Castilien zweite Tochter, eine mit allen Gaben der Natur und allen Vortheilen der Erziehung und dem vortrefflichsten Herzen ausgestattete Jungfrau, eine Schwester des burgundischen Herzogs Karl, des nachherigen Herrn des Königreiches Spanien und des deutschen Kaisertums. Isabella war also ihre Landsmännin und ihr lieber als jegliche Andere der vielen heirathbaren Prinzessinnen, deren jede Zeit mehr aufblühen läßt, als Früchte tragen.

Düvecke erröthete über die Worte, die sie hörte; dann war sie innerlich froh, hoffte ihre Erlösung und fiel dem König schweigend zu Füßen.

Und so sandte der König aus dem ihm eigenen Hohn nun Erik von Walkendorp, nunmehrigen Erzbischof von Drontheim, mit dem Reichshofmeister Magnus Göe nach Brüssel, um ihm seine Braut Isabella zu holen, welche ihm sein Oheim, der Churfürst Johann Friedrich von Sachsen, bei dem Großvater derselben, dem Kaiser Maximilian I., geworben und einen Brautschatz von zweimal hundert und fünfzigtausend Goldgulden bedungen.

Die junge Isabella war dem Reichshofmeister Magnus angetraut worden; jetzt brachte sie der Erzbischof Erik zur See.

Das Schiff mit der aufgesteckten königlichen Flagge war schon zu Huidöer bei Kopenhagen bemerkt worden, als sich ein plötzlicher furchtbarer Sturm erhob, der dem am Ufer zusammengelaufenen Volke heut doppelte Angst machte, weil eine Königin wahrscheinlich im Sturme umkommen sollte, und zwar eine, die sie noch nicht gesehen: denn die Weiber ächzten; wenn wir sie nur erst gesehen hätten! Die Gefahr aber war in der That so groß, daß das Schiff, ängstliche Zeichen von sich gebend, bis gegen die Nacht hin draußen auf den hohen, schäumenden, tosenden Wogen und heulenden Stürmen gehalten wurde. Ja, die erfahrensten Schiffer und Fischer schlugen jede Belohnung, selbst dem Könige aus, der die Männer gewaltsam in die Boote trug und darin anband. Zwei solcher gepreßten Retter gingen nahe vom Ufer selbst rettungslos unter, und ihre Leichen kamen mit Holz und Brettern und Schaum und Trümmern vermischt und in langes, grünes Meergras gewickelt ans Ufer getrieben, wo ihre Frauen und Kinder aus Furcht vor der Gegenwart des Königs zwar laut schrieen und weinten und die Todten in ihre Hütten trugen, aber ohne ein Wort bis dahin zu reden.

Da, schon in sinkender Nacht, kaufte Torbern Ore die drei nächsten Hütten am Ufer, bezahlte alles, was die Leute darin hatten, doppelt und dreifach und zündete sie der Erlöserin seiner Geliebten als drei Leuchtthürme an, die breiter, heller und höher und weiter hinausleuchteten in die wüste, grausende Nacht, als dreißig Leuchtthürme. So war das Schiff denn wieder zu sehen und sahe; denn es lag ein purpurrother ruhiger Schein, wie ein göttliches Oel aus der Sonnenblume der Sonne gepreßt, auf der göttlichen See hinausgegossen, und der purpurrothe ruhige Schein richtete sich an den schwarzen, gethürmten und wieder zerrissenen Wolken auf und schien sie zu besänftigen, und die Nacht schien sich zu schämen wie vor dem, dem Mohnöl glei - chen, beruhigenden und milden Lichte des blutroth aufgehenden Mondes. Aber dem war nicht so. Man hörte jetzt die hohlen, aus Sprachröhren herbrausenden, wie aus Beryllus Ochsenkehlen kläglich erschallenden Stimmen der Hülferufenden. Der König wollte ohne Weiteres noch die entfernteren Hütten selbst mit einem ergriffenen Brande anzünden; aber so widerstanden ihm die Leute mit Fischhaken, Stecheisen und Aexten und glaubten auf seine Worte nicht, daß er der König sei, weil er so eigenmächtig und ungerecht handeln wolle. Er durfte nicht, und mußte sich bequemen. Die gekauften Hütten waren niedergebrannt, und die Gefahr war aufs Höchste gestiegen. Da trat Düvecke zu Torbern bei Seite und sprach zu ihm, indem sie seine Hand an ihren Busen drückte: Torbern! lieber Torbern! Alles kann sich zu meinem und also zu Eurem Besten ändern wenn Ihr die Königin rettet!

Er stöhnte schwer und tief, zog seine Hand von dem Feuerherde der Liebe zurück, aber ging zu den Männern, und kurze Zeit darauf fuhr er nach dem Schiffe hinaus, und Düvecke weinte ihm nach und warf sich auf die Erde und betete.

Alles ward finster. Es war nicht auszuwarten. Niemand kam bis nach Mitternacht, verzweifelnd ging sie zu Bett. Aber am Morgen sah sie das zerrissene und beschädigte Schiff am Ufer und hörte, die Königin sei am Lande. Sie eilte zu Torbern, ihm zu danken. Aber er schlief und schlief den ganzen Tag; am folgenden war er mit König und Königin fort nach Kopenhagen.

Düvecke wollte nun gehen, hinweg nach Obslo, Bergen oder nach Holland; aber die Mutter bedeutete sie, und Düvecke schwieg schon seit jener Entdeckung ihres Betrogenseins zu Allem, was ihre Mutter befahl. Wie Hippolyt gegen seinen Vater Theseus die Schuld seiner Mutter verschwieg, ihre Schuld auf sich nahm und lieber in einem falschen, ihm verderblichen Lichte erschien, als dem Vater die Augen der Seele aufzuthun, daß er offen und klar schaute, wie er betrogen werde: so wollte Düvecke ihrer Mutter durch keine Silbe, durch keine Klage merken lassen, wie schwer sie die eigene Tochter betrogen. Der König hielt überhaupt wenig oder nichts von Pracht, Aufwand für Kleidung, äußere Dinge und Feierlichkeiten, und so war die Hochzeit der armen Isabella fast armselig und freudelos.

Der König, Düvecke's treuer Beschützer und Freund, hatte sich zeitig vom Feste zurückgezogen, als seine junge Gemahlin Isabella ins Brautgemach mit den Wachsfackeln geleuchtet war, und saß bis nach Mitternacht bei seiner geliebten Düvecke. Er bekam den Einfall, ihr die schlafende junge Frau Jungfrau zu zeigen; und ohne Weigerung ging sie mit ihm, um auch das zu sehen und zu erfahren.

Erst ließ er sie den Mahlschatz besehen, den er erhalten, und schenkte ihr alles Schönste davon, was sie nur etwa freundlich oder neugierig angesehen; denn sie begehrte nichts. Dann erkundigte er sich, ob die Königin schliefe, und als ihre Kammerfrau auf seinen Befehl noch einmal leise nachgesehen, sich davon überzeugt und ihn darüber versichert hatte, hieß er sie sich entfernen, rief seine Düvecke leise und zog sie heimlich bis hin vor das Bett der reizenden, sein weiß und lieblich gekleideten Schläferin, die den Myrtenkranz noch im Haar trug und die Hände vom Nachtgebet noch auf der purpurnen Decke gefaltet liegen hatte, und lächelnd ruhig schlief.

Ist sie schön? fragte er.

Himmlisch! sprach sie, und hatte desgleichen die Hände gefaltet.

Sie ist auch gut und geduldig, und liebt mich ... unsäglich! sprach er wieder.

Düvecke schwieg, denn ihre Seele fand das Letzte unmöglich, und sagte nur: Dann ist sie unglücklich! Doch ein Engel an Unschuld und Güte und Duldung ist immer glücklich.

Sei du mir nur glücklich! sprach er. Sie ruht hier gut, und ich will sie ehren! doch lieben nur dich! Sei du nur mein! So lange du mein bist, bleibt sie die Königin der Jungfrauen.

Er zog sie an sich. Dabei mochte der Schein der Lichter vom Armleuchter auf das Gesicht der königlichen Schläferin gefallen sein. Ihre Wimpern zuckten, und ehe sie noch die Augen aufschlug, löschte er die Lichter aus. Sie setzte sich auf im Bett, sie sah die glimmenden Punkte der Dochte, sie hörte leise Gestalten sich rasch und raschelnd entfernen; zwischen Traum und Wachen schrie sie Hülfe, und Düvecke weinte draußen im Dunkel die bittersten Thränen.

Im Hause der Frau Sigbritte fanden sie noch den Erzbischof von Drontheim, Erik von Walkendorp, Torbern von Ore und Hans Faaburg. Der Erzbischof hatte vom Herzog Karl in Brüssel einen geheimen Auftrag an den König, seinen Schwager, erhalten und sollte ihn jetzt vor allen Anwesenden ihm sagen. Der Erzbischof entschuldigte sich nach langen Umschweifen damit, daß der Auftrag Frau Sigbritte und ihre Tochter betreffe, und er also ihn unmöglich hier ...

Aber der König befahl, gerade vor diesen Alles zu sagen, denn er wolle kein Geheimniß wissen, das sie beträfe, damit er doch vor Jemand aufrichtig und wahrhaft erscheine.

Nun war der Erzbischof in jener Sturmnacht in der vielstündigen Todesgefahr bekehrt worden. So wenig sonst auf Bekehrungen zu halten ist, welche ihren Grund in Angst und Noth haben, denn sie gehen mit diesen vorüber; so war diese nicht aus Furcht vor dem Tode entstanden, sondern im Anblick des Todes hatte der in die Verwirrungen des Lebens gerissene und mannichfach darein verflochtene Mann endlich einmal wieder, wie in seiner Jugend, die wahren Güter des Lebens von seiner Spreu gesichtet; er hatte das Gute als dauernd und bleibend erkannt, das heißt: das Dauernde und Bleibende als gut, und das Unzusammenhängende, Abgerissene, nichts wieder Hervorbringende als bös. Darum schloß er jetzt vor dem König und Düvecke aus Scham wohl die Augen, aber er sprach darum nur desto freier von der Schmach seiner Verbindung mit ihr wie der Herzog Karl meint davon, daß den meisten Menschen ihr Glück und Unglück schon durch die meisten Menschen lange vorher bereitet sei, und daß sie nur kommen dürfen und in ihren Kreis treten, um es gleichsam einzuernten als z. B. die Königin Isabella ... wie der Herzog Karl meint er wiederholte, wie er es nannte, daß der Mensch nicht doppelt sein müsse, das heißt, nicht ein Schein des Guten und Schönen nach Außen für Andere, und ein wahres Lastergeheimniß für sich wie der Herzog Karl meint daß es aber aller Schmach die Krone aufsetze, wenn der Mensch, gedrückt von der Empfindung seines Doppeltseins, nun meine, aufrichtig zu werden, seine Schandthaten erzähle, belache und ein guter Sünder geworden zu sein wähne, wenn er ein scheuloser Schelm sei wie der Herzog Karl meint daß aber ein Mädchen wissentlich sündlichen Verkehr fortsetze, wenn ihr Galan ein Mann geworden und sein Weib ....

Genug, Herr Erzbischof! lachte der König. Sprecht nicht länger gegen Euch selbst; denn Ihr habt Düvecke's Schönheit zuerst erkannt und mich hingeführt! Gegen mich mochtet Ihr sprechen, denn ich weiß, warum Ihr das thut, und ich erlaube hiermit, um für meine Sünden Ablaß zu erhalten, daß der päpstliche Legat Archembold dem Volke für seine Sünden Ablaß verkaufen darf, damit euer Peter in Rom endlich einmal fertig, und Alles und Jedes von dem colossalen Weltspectakel gegossen, gemalt und von Steinen erbaut wird aus der weisen Absicht der Vorsehung: damit Alles recht sichtbar und die Menschheit überzeugend auch einfallen kann. Doch soll er hier meiner Düvecke eilfhundert Gülden davon schenken; und gegen sie zu reden, will ich hier männiglich widerrathen haben! wie der König meint!

VI. Die Kindtaufe.

Die Wirkung dieser letzten athembeklemmenden Scene war nun in den verschiedenen Gemüthern verschieden. Frau Sigbritte, an ihrem liebsten Wirken erschüttert, faßte einen grimmigen Haß gegen den Erzbischof Erik und machte den Ablaßkram und das Pfaffenthum im Reiche verhaßt, was eine entscheidende Folge hatte, da Luther in Sachsen aufgetreten war. Torbern ergriff inniges Leid um Düvecke, die schwieg wie zuvor. Er hätte sein Leben gelassen, um sie zu erlösen aus der Hand des Königs oder der Mutter, deren Opfer sie war. Diese merkte seine Stimmung, und zu Zeiten auch manchmal gerührt durch die Freudelosigkeit ihrer Tochter, da sie frohlocken sollte, wie sie meinte, ließ sie ihr den Umgang mit ihrem einzigen Freunde, mit Torbern, nach, begünstigte diesen, wo sie nur konnte, ja, sie äußerte einst, daß sie ihm ihre Toch - ter heimlich zur Frau geben wollte. Was dann werden sollte wußte sie jetzt noch nicht, und ließ es im Unbestimmten. Am gefährlichsten ward diese Nachwirkung in dem Geheimschreiber Hans Faaburg. Denn dieser vierschrötige Mann fühlte sich schon dadurch an seiner Ehre gekränkt, daß der König die schöne Düvecke auf seinen Namen verführt hatte. Auch war der Eindruck der liebenswürdigen Gestalt und des holdseligen Wesens der jungen Königin Isabella auf ihn nicht ausgeblieben. Etwas schön nennen und sagen: ich liebe es, ist einerlei war seine Aeußerung. Denn es ist erst ein Kennzeichen eines vollständig gebildeten Geistes, daß er die Schönheit als etwas Selbständiges, Geschlechtsloses, von gemeiner Liebe Geschiedenes betrachtet, daß er darum erst alles Schöne anschauen und verehren kann, weil er, zu voll von dessen Bewunderung, in nichts Einzelnes seine Leidenschaft verborgen sich darein verliebt hat.

Ein Verliebter ist nicht fähig, das Schöne würdig zu sehen; er sieht nur Gegenstände seiner Begierden. Ueber diese aber war nun eben Hans Faaburg's Liebe noch nicht erhoben, sondern sie steckte noch darin wie die fruchtbringende Aehre im wankenden Halm oder die hundertblätterige Rose in der verwickelten, bitterduftenden grünen Knospe. Weder sich selbst noch Andern glaubte er eine Schmach oder ein Unrecht anzuthun, wenn er sich in Jemand verliebte. Was sollte es also der Königin schaden, wenn er ein Thor sei! Das sei Jeder nur auf eigene Hand und Gefahr. Er meinte der Königin aber sogar zu nutzen durch seine heimliche Gunst, die er nicht anders auslassen konnte, und den Umgang des Schloßhauptmanns Torbern mit Düvecke dem Könige bei schicklicher Gelegenheit pflichtschuldigst vorzutragen nicht nach. Denn an Beobachten und Ausforschen laut seines Amtes gewöhnt, trug er die Amtsaugen und Amtsohren, sogar die Amtsnase auch in gemeiner Stadt und in Häusern umher, und der Erzbischof Erik von Walkendorp theilte ihm Vorfälle aus Obslo und Vermuthungen aus Bergen mit, die ihm seinen Vorgesetzten, den Schloßhauptmann Torbern, für reif zum Fallen erscheinen ließen. Und Düvecke hatte gelacht ... und Torbern hatte ihn zu ihr geführt um ihn auslachen zu lassen und ausgelacht zu sehen! Außer in der Herzens - oder Lieblingssache glaubte Faaburg dem König auch noch in seiner Haupt - und Sorgensache sehr nützlich zu sein, wenn er Torbern's Bestrafung von einer andern Seite herbeiführte, da die von Ore zu den ausgebreitetsten Familien gehörte, die überall mächtigen Anhang hatte und die geheime Unzufriedenheit im Lande nicht nur theilte, sondern mittheilte. Denn der König hatte nach seines Vaters Tode Alles nach seiner strengen, selbstwilligen Denkungsart verändert, um zu uneingeschränkter Gewalt zu gelangen, die Bezwingung und Vernichtung der Hansestädte ins Werk zu setzen und sich des Reiches Schweden zu bemächtigen, dessen Regierung die Stände desselben seinem Vater oder ihm zu übergeben angelobt, oder jährlich dreizehntausend stockholmische Mark, als den Geldnutzen des Königseins in ihrem Lande. Er hatte, um nur in Dänemark und Norwegen gehuldigt zu werden, eine Capitulation beschwören müssen, welche die Handfestningen enthielt, damit das Haupt des Reiches bloß nutzen, aber nie schaden könne, und die Reichsräthe hatten ihn dadurch aufs Aeußerste beleidigt, so daß er keinen Rath zu Rathe zog, keinem Widerspruch, Vertraulichkeit und Zutrauen schenkte oder erlaubte und die geringste Beleidigung Seiner Majestät furchtbar bestrafte. Alles im Gegensatz seines die Verhältnisse schonenden Vaters, der Alle daran gewöhnt hatte, den König gerecht zwar immer, doch immer auch liebreich zu sehen. Dazu war er in seinen Entschlüssen wankelmüthig, unvorsichtig, übereilt und dennoch hartnäckig, also Schaden -, ja Verderbenbringend und dem Verderben selbst schon geweiht. Dagegen galt Sigbritte Alles, welche er den Reichsräthen das Ruder des Staats aus den Händen reißen ließ. Jeden Vorfall bestrafte sie in der ersten Hitze sogleich mit den heftigsten Strafen und Beleidigungen, ohne zuvor die wahre Beschaffenheit der Sache zu untersuchen, und bändigte niemals den angebornen Jähzorn, die Rachbegierde alter Weiber, die unversöhnlich sind, noch selbst den Blutdurst und den heftigsten Haß gegen Alles, was nicht gemeines Volk war, das nichts auf sich habe! Dagegen waren ihre Reichsräthe herumschweifende Barbiere und Marktschreier, und wer irgend einmal davon gehört hatte, daß ein Reich regiert werde oder regiert werden müsse. So stimmte denn diese Reichsverweserin von Dänemark wie Sten-Sture Reichsverweser in Schweden war, ohne Nebenkönig den König Christian immer gefährlicher, und seine vom Vater geerbte Schwermuth vollendete die Stimmung. So war er denn unbewegt, stolz und feindselig gegen Alles, was ihm widerstand. Er brach die beschworenen Handfestningen; denn er legte einen hohen Zoll auf alle eingeführten ausländischen Waaren, was alle Hansestädte erbitterte, und verbot den deutschen Kaufleuten den Ankauf von Ochsen und die Einfuhr derselben in ihr Land, was die dadurch um ihre jährlichen Einnahmen gebrachten Gutsbesitzer der Sigbritte zuschrieben, welche überdies eine große Schaar niederländischer Bauern von Waterland kommen lassen und ihnen unter Ertheilung großer Freiheiten das Dorf Magleby auf Amager eingegeben, wo sie außer Acker - und Gartenbau den Gänsefang und Gänsehandel einführen und betreiben sollten. Ja, es wurden Seeleute ins Eismeer geschickt, um den Weg nach den unschätzbaren ostindischen Inseln zu entdecken. Und nie ward Rechnung von einem Pfennig abgelegt, was Faaburg selbst am liebsten war, da sehr vieles Geld durch seine Hände floß und Torbern hatte Rechnung von ihm verlangen wollen! Frau Sigbritte mußte also gestürzt werden, wenn Torbern fallen sollte. Und unregelmäßige Liebe ist eifersüchtig, denn sie weiß, daß sie selbst nicht ehrlich ist. Vielleicht also reichte ein zugeflüstertes Wort hin! Auch erhielt Faaburg von unbekannter Hand eine schwere Rolle Gold, mit den Worten im Umschlage: Thue das, so wirst du leben. Es sind noch viele Stücke mit demselben Stempel geprägt.

Also noch mehr sollte er erhalten! Er war also nicht ohne heimliche Freunde und Unterstützer. Aber näher besehen, schien ihm die Weisung von Torbern's verstellter Hand. Das Gold war der Farbe und dem Gepräge nach schwedisch. Er bedurfte es, und meinte, es sei vom Reichsverweser Sten-Sture, der dem Könige das Reich vorzuenthalten angeklagt und von den Bischöfen, welche diese Angelegenheit untersucht hatten, mit dem Banne belegt worden war. Und der König wollte in den schwedischen Krieg!

Lange Zeit wagte Faaburg kein Wort. Endlich sahe er eines Tages den König, der eben von Düvecke höchst aufgebracht in sein Cabinet gekommen, sehr mitleidig an, und je länger er ihn ansah, je mitleidiger erschien sein Blick, bis er gefragt wurde, warum er so erbarmungswürdig und jämmerlich aussähe?

Ach! seufzte er, ich kann nicht länger schweigen! es drückt mir mein redliches Herz ab.

Nun so rede!

Und sollte es mein Leben kosten ....

Du weißt, ich verspreche nichts vorher, und halte nachher, was ich will; denn wenn Jemand frei sein soll, so muß es der König sein. Also je nachdem die Sache sein wird!

Ich sollte freilich lieber schweigen. Aber meinen immer gnädigen Herrn so betrogen zu sehen, wo ....

Betrogen? möglich! Vielleicht auch von dir!

... wo Er auf Felsen gebaut zu haben glaubt aber Weiber sind keine Felsen ...

Düvecke ausgenommen und mein Weib.

So erlaube mir mein gnädiger Herr zu schweigen von ...

Wohlgethan!

... aber Torbern trägt eine alte Schuld ...

Du meinst er hat mich einmal ermorden wollen? Ungewiß! Meinen Verdacht bestraf 'ich nicht an Andern.

Aber nicht mehr Verdacht, sondern sehr viel mehr als bloß verdächtig ist seine Liebe zu ....

Faaburg brach ab und las in des Königs Augen. Dieser aber schwieg, vielleicht um zu hören, und schien ganz gleichgültig. Und so fuhr er fort: Seine begünstigte Liebe ... die Mutter will sie ihm heimlich vermählen. Nun habe ich meine Pflicht als Geheimschreiber erfüllt, der geheim gedacht, geheim bemerkt und jetzt auch geheim doch deutlich gesprochen hat. Untersuchen Sie meine Worte ... und dann ...

Der König war noch gelassener geworden; er blieb ruhig im Lehnstuhl sitzen, hatte Papiere ergriffen, angefangen sie zu lesen und gab ihm jetzt das Zeichen zum Dictiren.

Faaburg setzte sich, wie es der König immer be - gehrte, mit dem Gesicht von ihm abgewandt, an den Tisch in der Brüstung des Fensters, legte Papier zurecht, tauchte die Feder ein und erwartete mit Herzklopfen und innigem Frohlocken das gewisse Todesurtheil Torbern's.

Zuvor muß ich noch sagen, sprach der König, was ich halte, das entreißt mir Niemand. Was ich liebe, das ist mein und keines Andern. So kenne ich mich, und Wen ich meine. Jetzt schreib! Und nun dictirte er:

Dem Schloßhauptmann Torbern Ore.

Du sollst die Rechnungen des gewesenen Geheimschreibers Hans Faaburg untersuchen, und wenn ihm an Gelde fehlt, was nach dem Gesetze einem Veruntreuer königlicher Gelder den Strang verdient, so soll er gehangen werden.

Christian. Gegengezeichnet: Hans Faaburg.

Faaburg hatte mit Zittern und Beben zögernd sein eigenes Todesurtheil geschrieben. Nur am Faaburg fehlte der sonst immer fröhlich, ja übermüthig daran befindliche Zug des manu propria. Anfangs hatte er den Befehl für eine bloße Androhung künftiger Strafe gehalten, dann waren ihm seine Schuld und seine Schulden eingefallen, und er hatte nicht mehr eingetaucht, selbst das Papier und die Sonne draußen vor dem Fenster nicht mehr gesehen, und als ihm der König darauf befohlen, das Blatt sogleich selbst zu Torbern zu tragen und sich dann als Delinquent in das bekannte Gefängniß zu stellen, zu setzen oder zu legen da war er todtenblaß geworden, mit dem Kopf auf den Tisch gesunken, und die Kehle war ihm wie zugeschnürt. So lag er. Endlich kam er zu sich, er wollte sich dem König zu Füßen werfen, um Gnade bitten er stand auf, er sah sich um der König war fort der Befehl war fort, und in die Thüre trat die Wache, der er besinnungslos zu Füßen fiel, und die ihn forttrug.

Seine Untersuchung wurde ganz im Geheimen betrieben. Seine Schuld hätte, ihrer Stärke nach, ein Schiffstau verdient wie der König zu Torbern sagte, der ihm das Urtheil vorlegen mußte aber es mag bei dem Strange bewenden.

Nicht schonender wurden auch Hofbediente der Königin bestraft, welche sich ihr zu Liebe und Gunst theils über des Königs Verbindung mit Düvecke aufgehalten, theils das arme Mädchen selbst getadelt. Die verhängten Strafen waren für Manche noch ärger als der Tod; denn den Geizigen und gern Reichen wurden die Güter eingezogen; Die, welche an der liebenswürdigen, sanften Königin hingen oder die Stadt und das Vaterland liebten, wurden des Landes verwiesen. Denn wenn der König auch nicht, wie er wohl konnte, seine Gemahlin Isabella glücklich machen mochte, so wollte er sie doch auch nicht unglücklich wissen durch Kunde von seinem Umgange, weil die meisten Thränen um Schuld und Fehl der Männer vergossen werden, und keine Thränen bitterer sind, als die ein betrogenes gutes Weib weint. Da Isabella nun Faburg lange nicht gesehen, fragte sie ihren Gemahl freimüthig und unbefangen nach der Ursache. Er aber zeigte nur mit dem Finger zum Fenster hinab, an welchem sie standen, und unter welchem derselbe, jetzt schon entfernter, hingeführt ward, und sagte nur lächelnd: Er hatte sich in dich verliebt, mein Kind!

Mein Gott! Faaburg!

Siehst du! Er rührt dich doch! Ein Verliebter ist immer gefährlich, auch ein ofengroßer, unansehnlicher und kaum angesehener Faaburg. Denn Alles hat seine Zeit, auch jeder Mensch. Und du sollst mir ohne Fehl und Verdacht, selbst ohne Nachrede und Nachliebe sein; denn es macht ein Weib lächerlich, von einem Lächerlichen angebetet zu sein. Laß ihn nun beten, zu Dem er es Ursache hat, denn er hat viele Menschen betrogen.

So ließ er sie am Fenster stehen und nachsehen. Sie war hoch erröthet. Und wenn etwas Erfreuliches in diesem Herben lag, so war es für sie die Betrachtung, daß ihr Gemahl so sehr auf sie halte, wie treu er ihr sei und sein müsse, da er solche Worte zu ihr gesprochen, wenn er auch sonst sich so gut wie gar nicht um sie bekümmerte, und sie ohne Kinder ohne ein einziges Kind, meist einsam und in Gedanken saß. Faaburg, der arme Faaburg, hatte sich in sie verliebt und sollte darum gehangen werden, dachte und fühlte sie jetzt voll unerträglicher Unruhe und Angst. Und aus jenem den Frauen angeborenen Drange, das Furchtbare und Gefährliche mit anzusehen vielleicht um dabei des eigenen Lebens und Wohlseins recht froh zu werden, wie bei den Thier - und Ritterkämpfen und Stiergefechten, ging sie mit ihrer Kammerfrau, einfach gekleidet, unter das Volk, nicht ahnend, daß heut eine kleine Tochter ihres Mannes im Hause der Frau Sigbritte getauft werden sollte, da man die kleine stille Hausceremonie durch das öffentliche Schauspiel für am besten gedeckt gehalten.

Der traurige Zug mit Hans Faaburg war vor der Menge des Volkes in Stocken gerathen; das wogende Gedränge nahm immer zu, und Isabella ward schnell von ihrer Begleiterin getrennt, eben als sie an eine Ecke gelangt. Rufen wäre vergeblich gewesen, besonders da Keine der Andern Namen rufen und diese sich verrathen wollte. Sie standen sich vielleicht noch in der Nähe, aber ihre Blicke trafen sich nicht. Um nun von den Tritten unachtsamer Füße und roher, platzsüchtiger Ellenbogen nicht noch mehr zu leiden, rettete sich Isabella in den Laden, der im Eckhause befindlich war, das Düvecke's Wohnung gegenüber lag. Die Königin war wenig bekannt und jetzt nicht zu kennen noch zu vermuthen; denn ein Weib ist ein Weib, die Natur hat keinen Unterschied zwischen jenen gemacht, welche die Menschen im Palast und mit der Krone auf dem Haupte Königin nennen, und zwischen jenen, welche sie im Bauerhof und mit schlichten Kleidern Bäuerin schelten. Das freundliche Wesen der lieben jungen Frau und ihre Angst und Furcht dabei gewannen ihr aber die Aufmerksamkeit der dicken Krämerin in dem Laden, welche heut, von Kunden und Hausgenossen verlassen, allein darin auf dem erhöhten Sitze im Fensterbogen saß.

Hier ist ein Platz noch für Sie, liebes Kind! Kommen Sie her! sprach die Alte und schlug mit der fleischigen Hand auf das Polster ihr gegenüber.

Isabella setzte sich zu ihr.

Aber zu sehen ist nichts! durch die Rücken und Köpfe kann man nicht sehen; doch vorbei ist der arme Mensch kaum, denn er muß durch die lange Hauptstraße herum, und drüben sehen die Leute noch erst entgegen, selbst unsere Frau Reichsverweserin sieht einmal heraus.

Die Reichsverweserin? frug Isabella.

Nun ja! die Frau Sigbritte; Sie sind wohl nicht lange hier, oder gar fremde, liebes Kind! sonst müßten Sie ja die rechte Hand unsers Christian kennen, oder sein Haupt denn die Tochter ist sein Herz.

Christian! welcher Christian? frug Isabella betroffen.

Nun, unser Aller allergnädigster Christian, oder der König, antwortete die Alte sich bekreuzigend.

Der König? frug die Königin wieder.

Ja doch, ja! Heut können wir laut reden, denn der arme Geheimschreiber Hans Faaburg muß auch nur seinen besten Hals darum geben, weil er zu viel geredet. Nur die Großen dürfen den Großen die Wahr - heit sagen; was die Kleinen sagen, ist Lüge und bekommt ihnen übel bei ihnen; aber alle Kleinen haben sie darum auch desto lieber.

Nun was hat er denn gesagt? frug Isabella.

Sie sprechen mir so gewiß mit niederländischem Munde! entgegnete die Dicke. Hat Sie Frau Sigbritte vielleicht mit lassen aus den Niederlanden kommen, als ... ich weiß freilich nicht als was aber Sie wollen mich doch nicht ausfragen? liebes Kind! Ich bin zu dick und schwer zum Strick, und Sie thun mir auch selber zu ängstlich. Nehmen Sie mir es nicht übel! Es steht einmal übel im Lande, und schlechter Anfang nimmt kein gutes Ende!

Ich bin die ehrlichste Frau von der Welt, sprach Isabella fast mit Thränen; aber was hat der Faaburg gesagt?

Der Torbern wolle seine Düvecke heirathen.

Seine?

Nun ja, des Königs ... Düvecke. Der Name klingt besser als ihr Titel beim Volke. Es ist eine Schande!

Düvecke? frug Isabella immer bleicher und zitternder, aber sich haltend, so viel als möglich.

Wenn sie nur auch an das Fenster käme, da könnten Sie sie sehen! Es ist eins der schönsten niederländischen Mädchen, die ich all mein Lebtage gesehen, das muß wahr sein! sprach die Dicke, aber es bleibt eine Schande! Denn unsere blutjunge Königin soll auch ein herzensgutes, gar sauberes Weib sein! Sie lächeln? aber so niedergeschlagen! Mir wäre es auch nicht recht! Der Thron will Erben das Land will Kinder und eine Frau auch. Unsere Frau Isabella hat noch keines gewiegt und die Düvecke wiegt zu ihrem Unglück jetzt schon das zweite; es ist ein Mädchen; wie ich gehört habe, ist heute Kindtaufe da drüben. Da hat sie gewiß mit dem Kinde zu thun und kann nicht zum Fenster hinaus sehen. Aber sehen Sie! schnell! da war sie! das war sie!

Isabella saß ohne Regung da, von Schmerzen zerrissen, und hatte, statt jetzt zu sehen, die Augen vor Scham geschlossen; aber unter den Augenlidern quollen Thränen hervor.

Was ist Ihnen, mein Kind? frug die Alte zwischen Lachen und Angst. Was ficht Sie an? Was geht das mich und Sie an? Gott sei Dank, nichts! Laßt den Großen ihre Freuden und uns laßt ehrliche Leute sein und bleiben, wie wir gewesen, seit Seeland eine Insel ist! Ich habe meinen alten Mann noch so lieb, als wäre er zwanzig Jahre, und meine siebzehn Kinder und Enkel erwürgen mich bald vor Liebe! Ich muß nur alle Taschen vollstecken, daß jedes was findet, wenn sie die Großmutter aussuchen! So geht es, knapp, doch voll Freuden, bis sie mich tragen! Ich gebe redlich und reichlich Gewicht und verkaufe rechtschaffene Butter und Käse und so wird mir der liebe Gott wieder wiegen himmlische Manna und Labsal der Frommen! Amen! Aber mein Kind, wenn Ihnen nicht wohl ist, da steht ungarisch Wasser, ich will Sie anstreichen, oder streichen Sie sich selber an! Ich kann so was gar nicht gut! Hat Sie der Delinquent so angegriffen? Nun, darum wird ja gehangen! Oder haben Sie sonst was auf dem Herzen? Reden Sie doch! Ist es vorüber? Nicht wahr, es ist besser!

Ja! sagte Isabella mit erzwungenem Muthe, und sie mußte sogar lächeln über das Ja, daß ihr besser sei. Sie fühlte sich aber von ihrer vermeinten Höhe und Größe, von ihrer Jugend und Schönheit, von ihrem beneideten Zustande bis unter das Glück dieser alten dicken Frau gesunken, und sie drückte ihr mit dem kleinen zarten Händchen voll Gönnen des Glückes die volle fleischige Hand. Also darum hatte sie so einsam leben müssen am Tage! so verlassen die Abende! Darum entbehrte sie, weil eine Andere es hatte, was sie wünschte Gemahl und Kinder!

Aber sie mußte ihre schöne Feindin doch einmal sehen, sie mußte seine Kinder doch einmal an ihren Busen drücken, und koste es ihr das Herz; denn die Ruhe konnte es nicht mehr gelten. Vielleicht gab es ihr Ruhe und stilles Bescheiden wieder. Sie sagte also mit dem Tone der Wahrheit kleinlaut zu der Alten: Sie haben nicht ganz Unrecht, mich drückt wohl etwas sehr, so jung ich bin; denn ich bin schon eine Wittwe, oder mein Mann will mich dazu machen oder sich zum Wittwer o Gott! und wenn ich wüßte, daß die da drüben mir könnten behülflich sein und ein gutes Wort für mich bei meinem .. und unserem Könige einlegen, so faßte ich wohl den Muth, hinüber zu gehen! Da ihnen der liebe Gott heut so viele und große Freude vom Himmel beschert, vielleicht gönnen sie mir einen Tropfen! Ist das älteste Kind ein Knabe, oder auch ein Mädchen? setzte sie leiser hinzu.

Ein schon recht hübsches Hänschen! sagte die Alte. Aber Ihr Gedanke ist gut. Gehn sie hinüber mit Gott, sobald nur der Weg frei ist. Der Herr ist nicht da, denn solche Herren kümmern sich um dergleichen, als Kindtaufe und so weiter, dann nicht. Und Zutritt hat alles Gesindel, Zigeuner und Herren, Pfaffen und Christen, und Sie gewiß viel eher. Und die Düvecke ist gut, recht gut! Unsere gnädige Königin Isabella läßt auch durch sie fast tagtäglich große Wohlthaten unter die Armen austheilen, und alle Bettler kommen fröhlich aus dem Hause und segnen die Königin für ihre Milde! Düvecke behält also gewiß nichts von dem Gelde und den Gaben, welche die Königin gewiß deßwegen durch Düvecke's Hand austheilen läßt, damit ihre Sünde des Ehebruches geringer werde.

Isabella, sich nicht bewußt, daß sie dergleichen Wohlthaten ausspende, erröthete fast vor Beschämung. Sie ließ ihren Schleier nieder und hätte es lieber beweint, daß seine Düvecke so gut und wohlthätig sei, wenn sie sich nicht dieser Thränen geschämt.

Der dumpfe Lärm auf der Straße unterbrach jedes weitere Gespräch; und als endlich die Menge bis auf einige nachlaufende Buben vorübergewogt und sie Muth und Besonnenheit wie sie meinte wieder erlangt, schwebte oder schwankte vielmehr das edle Weib, welches das Unglück übernommen, das ihr Andere bereitet wie der Herzog gemeint in das Haus hinüber, so leis, als solle sie Niemand hören, und so mit eingezogenen Sinnen, wie die Schnecke mit eingezogenen Fühlhörnern, als könne sie sich dadurch unsichtbar machen.

Niemand hielt sie im Hausflur auf; Niemand begegnete ihr auf der Treppe; sie sah Niemanden auf dem Saale. Sie mußte sich erinnern, welche mächtige Verwandten sie habe, unter deren Schutze sie hier in der Ferne so sicher ging, wie an goldenen Ketten geleitet. Und doch stand sie angstvoll mit klopfendem Herzen, und die höchste Freude und der stechendste Schmerz durch zuckten sie, als ein kleiner Knabe mit goldenen Locken und rosigen Wangen aus der nur wenig geöffneten Thüre sah, heraussprang, sie an der Hand faßte und bat: Wenn du was willst von meiner Mutter oder von meinem Herrn Vater, komm nur herein und fürchte dich nicht! Meine Mutter putzt die kleine Isabella an! Das sollst du einmal sehen! Bei uns ist heute Taufen! Ich kann es schon und habe es Vormittags mit den Kindern gespielt. Komm nur herein! Ich bitte dich! Ist es aber was Wichtiges, so stecke dich nur hinter die Großmutter; die hilft dir gewiß aus der Noth. Sie ist aber jetzt im Garten, nach den kleinen Bettchen!

So freundlich bittend zog sie der Kleine hinein.

Drin im Zimmer war sie angenehm überrascht. Es war die Wohnung einer anscheinend glücklichen Mutter, die heut ihr schönstes Fest begeht und ein Geheimniß der Liebe, ein Werk der heiligen Natur, das sie verborgen durch all ihrer Kräfte Wunder gebildet, den Menschen zeigen und es einweihen will zu einem frommen Leben auf der Erde, die es für kurze Tage betritt. Hier hingen breite bunte Bänder über die grüne Lehne des Sessels; dort saß ein Spitzenhäubchen auf einer angegossenen Flasche Wein, daraus sie das Kleine gewaschen, und selbst in dem noch halb vollen Weinglas standen einige Blumen, die wahrscheinlich der kleine Hans darin aufbewahrt und die er zuvor dem Schwesterchen gebracht.

Sehen Sie nur den kleinen Schelm, sprach Düvecke zürnend und doch lächelnd, hat er nicht dem kleinen Windelkinde das ganze kleine Mündchen voll Zuckerbrot gesteckt aus Wohlmeinen! Aber das Kind wäre bald erstickt und ich wäre vor Schrecken und Kummer gestorben! Da sehen sie nur, wie es schläft!

Düvecke ging auf leisen Zehen zur ruhenden Wiege, hob mit den Fingerspitzen den Schleier empor, und darunter blühte im Schlaf ein liebliches Mädchen. Diese ward es nicht müde, es zu zeigen, Isabella nicht müde, es zu sehen, denn der Anblick zündete eine unersättliche Begierde, eine heilige Sehnsucht in ihr an. Dann sahen sich beide Frauen in die Augen, und beiden gingen sie über; dann schlossen sie sie beide und athmeten kaum. Denn einfacher und lieblicher war die Königin nie empfangen worden, als mit dieser stillen Sprache der Natur und den Zeichen eines wirklich gelebten Lebens. Schöner hatte sie nie ein Weib gesehen, das tausend Mal schöner war durch den empfundenen Neid, daß sie alle das Ihre besitze oder alles Glück des Lebens statt ihrer. Düvecke ging nur in einfachem weißen Kleide, aber ihr Wuchs beklomm ihr den Athem; Nacken und Hals und Brust umfloß das weichste, reichste blonde Haar, und die blauen Augen hatten so schwermuthselig geblickt! Aber die Wangen waren so blaß wie Blüthenschnee, ihre Lippen nur leise roth wie ein weißes Rosenblatt im Purpurschein des Abends! Sie faßte so viel Reiz, so viel überdrängende Wehmuth nicht. Sie mußte sich setzen und der Kleine brachte ihr ein großes Stück Kindtaufenkuchen auf dem kleinen Handteller, der feingewirkt und schöner und kostbarer, als ein goldener Teller, sanft blühte wie ein Lotus. Sie zog den Knaben zwischen ihre bebenden Kniee, in ihre Umarmung, küßte ihn unersättlich und preßte zum erstenmal ein Kind ihres Mannes an ihre stürmisch-klopfende Brust, an ihr getäuschtes, leeres Mutterherz. O, wie liebte sie ihren Gemahl in dem Kinde! Und gleich einem guten Weibe aus der homerischen Welt, wie wenig konnte sie der verwünscht-schönen Mutter desselben zürnen weil Er sie liebte und sie nicht! O, das war nur ein Schmerz über alle Frauenschmerzen, aber kein Haß und keine Rache bloße bittersüße Wehmuth einer guten, wahrhaft liebenden Seele.

So waren ihre Empfindungen.

Aber Düvecke hatte ihre Augen geschlossen, denn sie hatte die Königin auch in der einfachen Kleidung erkannt. Frau Sigbritte, ihre Mutter, war indeß durch das Zimmer gegangen und hatte nur die an der warmen Sonne auf blühendem Rosengesträuch im Garten gesonnten weißen Bettchen für das Taufkind leicht zu Füßen der Wiege gelegt. Das Kind war aufgewacht. Düvecke nahm es aus der Wiege auf, drückte es noch einmal fest an sich und küßte es wie mit dem letzten Kusse; dann legte sie es in die von der Mutter gebrachten weißen Bettchen, band sie mit den Bändern zu, nahm es auf ihre Arme und kniete so mit dem Kinde auf einmal vor der Königin hin und sprach mit geisterhafter Stimme, das gute Weib überraschend:

O Königin! nehmt das Kind von mir es ist mein und es sollte Euer sein! Nehmt es nur einmal auf Eure Arme, Euch und mir zum Trost! Mir brennen die Hände von dem kleinen Engel, den ich nicht verdient, der so unschuldig ist, wie seine Mutter schuldig scheint, und doch nur unglücklich ist; wenn das kurze, bald gesprochene Wort, das die Luft so leicht trägt wie Nachtigallengesang, ach, wenn das Wort einen Zustand ausdrückt, dessen Elend unabsehbar tief und unabwerflich schwer ist! Ich bin nur getäuscht und betrogen wie Ihr! Aber Ihr seid nicht so elend, wie ich denn Euch fehlt nur das Glück ein Glück, das mich zu Boden drückt! Tödtet mich und die Kinder auch das Kind!

Bei diesen Worten sank das Kind mit ihren Armen auf den Schooß der Königin, und ihr Haupt sank nach und ruhte auf den Knieen der erschütterten Isabella, die kein Wort hervorzubringen wußte und doch dem kleinen Kinde zureden mußte, weil es auf einmal ängstlich und laut zu schreien zwar anfing, aber auch nicht mehr aufhörte, bis es erschöpft keinen Athem mehr hatte, dann eine Weile ruhig schien, bis es wieder jämmerlich aufschrie und nicht zu beruhigen war.

Die Königin war mit ihm aufgestanden, und sich in die Unruhe und Sorge und Angst einer Mutter träumend, ging sie mit ihm die längste Zeit im Zimmer umher und wiegte es auf den Armen und klopfte mit flacher Hand nach Weise der Wärterinnen das Bettchen, um es zu beruhigen. Umsonst. Es ward nur schlimmer; und aus Angst tanzte sie singend sogar mit ihm oder zerschlug fast mit den zitternden Fingern der rechten Hand die Scheiben des Fensters, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Umsonst. Und Düvecke lag indeß bewußtlos mit dem Gesicht auf dem Sessel, von welchem die Königin aufgestanden. Der kleine Hans weinte und hing sich bald an die Mutter, bald in die Gewande der Königin, deren Angst immer stieg. Das Kind schrie noch einmal auf aus seiner Erstickung, dann war es ruhig und hatte keinen Athem mehr; denn es ward blaß, es streckte sich aus es ward steif wie von Holz in dem Bettchen; sie stand sie sahe sie horchte es athmete nicht mehr das Blut schoß ihr ins Gesicht sie starrte sie hörte, ohne mehr zu hören das Kind war todt.

Das Kind ist todt! rief sie entsetzt.

Auch dieses für sie gräßliche Wort hatte Düvecke nicht gehört nur der kleine Knabe war fortgesprungen. Und so saß denn die Königin auf einem Sessel, gedankenlos und rathlos das Kind auf ihren Knieen sanft hin und her wiegend. Sie hatte die Augen zu vor dem Anblick, und sie und das kleine Mädchen schienen beide nur sanft und leicht zu schlummern.

Da trat der König ein.

Sein erster Blick fiel auf die schöne Schlummernde mit seinem Kinde; und mit leisen Tritten ging er näher und blieb vor ihr stehen und sah sie lange an.

Erwache! sprach er mit seiner gebieterischen Stimme. Schlage die Augen auf! Sieh mich an!

Isabella hatte kaum den Muth, den Kopf in die Höhe zu heben. Sie erkannte ihren Gemahl, den König. Aber gehorsam schlug sie die Augen auf, und gehorsam sahe sie ihn mit ihren treuen Augen groß und unbewegt an und die Geister spielten in diesem gegenseitigen Blicke ein geheimnißvolles Spiel des Himmels und der Hölle, und auf dem Blicke der Königin stiegen wie auf einer Brücke aus Regenbogen Engel auf und nieder; und auf seinem Blicke wie aus der verfinsterten Sonne, die zwischen schwarzen Gewitterwolken hernieder - strahlt zuckten die Gespenster, die Reue, das Mitleid, der Betrug, der Zorn und die Wuth, aber alle gefesselt von der Scham.

Sie wendete ihr Auge, senkte den Blick auf das Kind, unhemmbare Thränen stürzten hervor; beide, Mann und Weib waren wieder aus jener Entfernung und Entfremdung der Geister auf der Erde, hier in dem Zimmer eingekehrt, und der Himmels - und Höllentraum war vorüber.

Wie kommst du hierher? Was machst du hier? herrschte er sie an. Doch davon nachher! Gieb mir das Kind!

Sie stand mühsam auf, kniete hin, sah nieder, hielt es ihm empor und sprach mit kaum hörbarer Stimme: Da hast du dein Kind! Das Kind ist todt.

Todt! schrie Düvecke, die wieder zu sich gekommen, und fuhr dämonisch empor. Aber sie konnte nur hersehen, nicht herbeikommen, denn die Füße versagten ihr den Dienst.

Todt! wiederholte der König und stampfte mit dem Fuße. Zittre!

Todt? schrie Frau Sigbritte, die leise genaht war und hinter dem König gestanden. Sie riß es ihm von den Armen, legte es auf den Tisch und band seine Bettchen auf.

Es ist todt; sagte die Königin ruhig. Aber ich zittere nicht. Es erstickte vor Angst und Geschrei.

Die Bettchen waren inwendig voll Blut. Frau Sigbritte hob es daraus; aber es war keine Wunde an ihm zu sehen, und es blutete doch.

Die Frau hat mein Schwesterchen todt gemacht! sagte der kleine Knabe, und ich habe ihr doch Kuchen gegeben! Aber die Mutter hat es ihr gesagt, sie soll das Kind todt machen und sie dazu! Ich hab 'es gehört; und als Schwesterchen anfing zu sterben, lief ich nach Hülfe zu Euch, denn die Mutter war auch schon todt. Ach, mein Vater, mein Vater! Du kannst ja sonst Alles, Alles! Mache mein Schwesterchen doch auch wieder lebendig! Ich bitte dich und bin dein lieber Sohn ich gebe dir Alles, was du mir gegeben hast, selber die Trommel! Und nun lief er herum, las die Spielsachen auf und häufte die kleinen, lieblichen, stummen Bilder des Lebens um das kleine, liebliche, stumme Bild des Todes.

Die Königin stand da in einem unglaublichen und doch schrecklichen Verdacht und sprach kein Wort. Aller Augen waren auf sie geheftet; nur Düvecke hatte sich über ihr Kind gebeugt, faltete ihm die kleinen noch warmen Händchen und bettete es ein wie zum Nachtschlaf, und sprach aus mütterlichem Irrsinn laut und inbrünstig und doch trostlos die jetzt erschütternden Worte: Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Geistes! Gehe ein in deines Vaters Reich! So kommen solche Kinder um! Früher oder später, und Niemand hoffe Freude zu erleben aus der Sünde! Gehe zu deinem wahren Vater und meinem, weine dort nicht und klage mich nicht an, denn sage ihm, du kleiner Engel, ich käme bald nach!

Plötzlich fuhr sie auf: Eine Otter! eine Otter!

Und in der That schlüpfte eine schwarze, selber ermattete Otter, giftig und gräßlich genug für das kleine zarte Kind, aus seinen Bettchen hervor, die in der warmen Sonne auf den Hecken gelegen. Sie fiel vom Tisch auf die Erde, und der König trat ihr den Kopf entzwei. Dann sank er seinem Weibe in die Arme, die ihm wehrte. Er küßte sie auf die Stirn, aber sie wehrte ihm auch das. Denn von dem Allen im Herzen zerrissen, führte Sigbritte ihre arme Tochter fort; der König und die Königin sahen ihr nach; der Knabe stand zwischen Vater und Mutter bedenkend dann lief er der Mutter nach, und der König seinem Knaben.

Die Königin aber stand allein im Zimmer, drückte noch einmal, sich langsam umschauend, das Bild des Ganzen und aller seiner Theile sich tief in die Seele, wie eine Scene vom fernsten, äußersten Sterne, oder aus einem Geisterschloß, das sie einmal betreten und nie wieder; dann verließ sie es langsam und sahe ihren Weg kaum vor Thränen.

VII. Die Kirschen.

Nun wäre es schwer zu sagen gewesen, welche von den beiden Frauen in der auf diesen Tag folgenden Zeit mehr gelitten, ob die Königin Isabella, oder sein wahres Weib Düvecke, für welche er Alles that, was selbst der gemeinste, ehrlichste Mann für sein Weib nur zu thun vermag, und keinen Begriff davon hatte, daß sie, von solcher und seiner Gunst umgeben und wie auf Händen getragen, sich unglücklich fühlen könnte. Die Königin sah sich an der Ehre gekränkt, auf welche das gemeinste Weib die gerechtesten Ansprüche macht; sie sah sich ein Glück vorenthalten, das sie über Alles mit Wonne erfüllt hätte, und sie war nichts, da sie gleichsam nur eine Puppe war, die sich sogar selber an - und auskleiden, Speise und Trank genießen und in eine mit sechs Pferden bespannte Staatskutsche setzen und die Hand zum Kusse ausstrecken konnte, und eine Puppe Demjenigen war, dessen Weib mit allen seinen Titeln und Würden, natürlichen Freuden und Segnungen sie sein sollte. Aber sie war unschuldig, weil sie das Alles nicht that, was ihr geschehen, sondern nur litt, aber sehr schmerzlich litt, weil sie Den liebte, von welchem ihr die Leiden bereitet worden waren und noch gehäuft wurden.

Düvecke war an einer andern Ehre der Frauen gekränkt und darum betrogen; sie litt unschuldig auch, aber doch in Schuld gerissen und schuldig fortwährend aus Mutterliebe. Sie war aber obendrein schuldig um einen Ungeliebten, der ihr täglich grimmiger verhaßt wurde, durch seine Sicherheit im Unrecht, und jede ihrer Klagen verlacht hätte, die eine, um das Kind, ausgenommen, das auch sein Kind gewesen. In dieser Klage verbarg sie sich vor ihm.

Aber der höchste Schmerz ist nicht der Schmerz um uns; das tiefste Leid empfinden wir um das Wesen, das wir lieben, wenn es leidet; so wie wir hingegen das höchste Entzücken genießen, wenn es glücklich ist, glücklich durch uns, oder überhaupt nur schön und rein da in dieser Welt, die Jeder seine Wohnung nennt und nennen darf. Und so hatte Torbern eine Schwermuth eingenommen, ein Gram um seine arme Düvecke wie giftiger Thau sich um sein Herz gelegt, und seine Gedanken und Gefühle so verdüstert, daß bei seinem stolzen und reinen kräftigen Wesen irgend eine gewaltsame That daraus reifen mußte. Er fühlte die alte Liebe, aber auch den neuen Haß, der sein Wesen ganz durchbeizt hatte, und die annahende Rache an Dem, der sie schon um seinetwillen verdient, wenn nicht um sein ganzes Vaterland. Und wenn Sigbritte nicht Düvecke's Mutter gewesen, so hätte Diese am ersten die Rache verdient aber so lange seine Geliebte lebte, die er am heiligsten schonen wollte ...

Da kam ihm ein Gedanke! Ein rettender für sie, für sein Vaterland, und darum auch nicht so verderblich für ihn wenn er auch mit unterging! Er hätte ihn aber vielleicht wieder aufgegeben oder bedingt und geändert, wenn das Geschick ihn nicht übereilt. Denn alle Menschen gleichen Liebenden darin, daß sie Gedanken um Gedanken fassen, aber nicht festhalten, nie aber sich selbst, nur ihre Entwürfe tadeln und gewöhnlich denjenigen von ihnen ausführen, welcher zu der Zeit erscheint, wenn sie die Umstände drängen, zu handeln. Daher überall so viel Uebereiltes, Ungeprüftes und durch Mangel an Vorbereitung übel Ausgeführtes und hinterher so viel Mißvergnügen und Reue, bis diese durch neues, eben solches Handeln zurückgestellt werden in die ungeheuren Räume der Seele, die von dem größten Tyrannen seiner selbst von dem Menschen, zu einem großen Bagno voll allerhand Gesindels gemacht wird. Ein Liebender aber will und wählt das Alles noch rascher und heftiger.

Er war bei Düvecke gewesen. Denn sie hatte immer mehr eingesehen, daß ein Mädchen nicht besser thun kann, als Den zu heirathen, der sie liebt, weil ihr bei ihm am weichsten gebettet ist; indeß sie gewöhnlich sich selber betrogen hat, wenn sie Den nimmt, den sie liebt, denn gewöhnlich mißbraucht er ihre Güte und Treue. So war sie nun fast zärtlich gegen ihn, aber schweigsam. Sie hatte bei ihm gesessen, mit ihrem Haupt auf seiner Schulter geruht, während er sie umschlungen gehalten, und hatte vielleicht auch still geweint. Endlich hatte sie ihm gesagt: Torbern! zum Leben habe ich dir nichts geholfen aber zum Tode hilfst auch du mir nicht? Ihr seid doch schwache Männer! Männer, denen am Ende Alles gleichgültig wird, oder die es gefällig sogar ertragen, wenn ihrem Liebsten auf Erden selbst das Leben zur Last geworden. Gehe, du bist nicht besser als Alle! Du weißt es, oder ich sage es dir: die Frauen thun wenig von selbst, was ihnen Noth thut, aber sie dulden Alles, und lassen es freudig geschehen!

... Du hast mich nie geliebt! ... Ach, wer sterben könnte! ... Aber ich sehe es von Tag zu Tage, selbst an den tiefsten Leiden stirbt selbst eine Mutter nicht! sie begräbt, was zu begraben ist, und lebt so fort wenn das nicht schlimmer als Tod ist, wie ich lebe! ... O Torbern, Torbern! ich habe wahrlich edler von dir gedacht und hätte dich bald geliebt aber freilich ... ich bin es nicht mehr werth!

Sie hatte sich demüthig und kleinlaut von ihm abgewandt und war, was sie nicht geahnet, zum letzten Mal schlafen gegangen, und hatte ihren Knaben aus seinem Bettchen zu sich in ihr Bett genommen wie Torbern, noch sitzen bleibend, aus dem Nebenzimmer gehört. Sie achtete also auch ihn nicht mehr! Und dies und ihren Schmerz ertrug er nicht länger, und wußte ihn auch nicht zu enden.

So gestimmt hatte er am Morgen seine Schwester besucht. Sie wußte, daß er alles Artige und Schöne der Düvecke hintrug, um ihr ein Lächeln abzugewinnen und ihr Freund zu scheinen; denn er fühlte zu rein, um es ohne Bedingung zu sein. Heute hatte sie in einem niedlich gearbeiteten zarten Blumenkörbchen eine reichliche Hand voll Kirschen dastehen, die erste Frucht des Jahres von den Bäumen; denn die frühste, die Erdbeere, trägt noch die Erde fast unmittelbar. Diese wunderschönen lieblichen Gaben und Werke des Himmels und der Erde waren vergiftet. Er selbst, wußte sie wohl, würde keine davon essen, und sie durfte ihn also nicht warnen. Auf Düvecke aber war die Vergiftung gemünzt; denn die Familie der Torbern war der Meinung, er werde sie heirathen, sie dem König entziehen und mit ihr heimlich irgend wohin gehen wo er unbedeutend, ja Nichts war; denn selbst jeder Pfennig gilt nur da am meisten, wo er geschlagen ist, einen Pfennig; und der Schulmeister am meisten da, wo er schlagen darf, in der Schule. Torbern nahm in seiner Weise auch wirklich das kleine Körbchen in Anspruch, und die Schwester schlug es ihm nicht ab aus Adelstolz, selber aus Vaterlandsliebe. Denn so lange die Frauen alle, oder nur die Mütter in einem Lande nicht willig sich unterjocht fühlen, so lange bleibt es frei, oder steht wieder auf, und lägen eiserne Balken über das ganze Land. Torbern hätte nun kaum einen Verdacht gefaßt, wenn nicht das Töchterchen der Schwester eine Kirsche naschen wollte. Die Mutter aber hatte es gesehen, war blaß geworden vor Schreck, aber mit größter Fassung hinzugetreten und hatte nur dem Kinde die Unart verwiesen. Sie hatte in der nachwirkenden Rettungsangst das ganze Körbchen zum Fenster hinauswerfen wollen, aber auch das unter - lassen, und war erst nach mehrmaligem Hin - und Herziehen desselben zufrieden gewesen, daß sich Torbern desselben für seine Düvecke bemächtige. Sie war hochroth dabei geworden, war ihm noch einmal nachgeeilt, als er damit geschieden, und hatte dann in Gedanken die Hände gefaltet.

Er wußte nicht, aber ihm war das recht, was er ahnete. So ging er zu Düvecke und lächelte höhnisch das Bild des Königs an, das in ihrem Zimmer hing, und ohne helfen oder schreien oder das Schwert ziehen zu können, still Dem würde zusehen müssen, was nun geschehen mochte.

Düvecke kam; und kalter Schauer durchrieselte sein Gebein. Er ging dem schönen, edeln, hohen und doch so zarten Gebild mit der heftigsten Aufsiedung aller Gefühle entgegen. Sie erhob die Hand vor ihm. Sie senkte die Hand, senkte das Köpfchen mit dem vollen blonden Haar, sie senkte das große blaue Auge und er umschlang sie, und drückte sie einen kurzen Augenblick aber für ihn eine Zeit, die der Ewigkeit der Liebe gleich galt, an sein blutendes Herz. Er empfand das vollste reinste Lieben nicht Liebe, denn seine Gedanken waren hoch über diese erhoben; es war etwas Anderes, was ihn wie Geist der Welt durchfloß und durchwehte eine unaussprechliche Milde und Strenge, ein unaussprechliches Achten und Verachten zugleich.

Torbern! lispelte sie, es ist genug.

Es ist genug! wiederholte er betrübt und doch be - sonnen; es ist genug, es wird genug sein. Genug ist das Wort, was allein mit der Welt zu versöhnen vermag. Denn alle, alle Freuden, alle, alle Leiden finden endlich ihr genug! und die Welt ist schön! und ihr Erdenker und Meister sei hochgepriesen!

Düvecke hatte zu diesen wie ein Gebet von ihm feierlich gesprochenen Worten die Hände gefaltet, seufzte unwillkürlich und lächelte ihn dann unwillkürlich lange an. So vergingen ihre Seelen in einander, verbunden durch ein Großes, Ewigschönes und Liebevolles, voll einer Liebe, unahnbar höher, als was Menschen gemeinhin darunter meinen: ihre kleine Leidenschaft für einen kleinen Kreis gemessen, den noch nicht der Tausendste ganz damit ausfüllt und beglückt.

Darauf erging es ihm, wie es seiner Schwester ergangen, welche, angestiftet von seiner ganzen stolzen Familie, als die Waffe derselben gegen ihn erschienen war. Nämlich auch hier bei Düvecke langte ihr kleiner Knabe zuerst aus Kinderlust nach den Kirschen er sprang auf, er riß die kleine Frucht von dem kleinen Munde des Kindes, mit welcher es vor demselben spielte, indem es sie an dem Stiele davor rollte und wiegte.

Um Gotteswillen nicht! Du nicht! hatte er, von sich selbst übereilt, dazu ausgerufen und Düvecke, noch ihr gestriges Gespräch mit Torbern im Sinn, und seine heutige Feierlichkeit und seinen düstern Ernst, sein inneres Glühen und seine Unsicherheit vor Augen erschrak jetzt vor dem Wort einen Augenblick, erröthete, erblaßte, stand auf, ging still im Zimmer umher, blickte das Bild des Königs starr an, setzte sich dann wieder zu Torbern und gab ihm die Hand.

Und so sie von den Kirschen.

Torbern empfand die tödtlichste Angst; denn auch er sollte und wollte von dem kräftigen, frischen, jungen schönen Leben scheiden; er stand auf, trat an das Fenster, legte die heiße Stirn an die kühlen Scheiben, vergaß sich aber in der tiefen, dunkeln Höhle des Jammers, worin er versunken war, und als er sich endlich rasch umwandte hatte Düvecke alle Kirschen gegessen.

Also für mich ist keine geblieben? fragte er tief betreten.

Keine! antwortete sie; du hast sie ja mir gebracht.

Dann setzte er sich zu ihr. Sie sprachen von gleichgültigen Dingen von des Königs Zukunft von der Königin von dem neuen Glauben, gegen welchen Frau Sigbritte hatte verbieten lassen zu schreiben und zu lehren von dem großen, einzigen Verdienst ihrer Mutter, welche Gott vielleicht bloß deßhalb an ihre hohe Stelle gestellt, um dem wahren Licht zum Leuchter zu dienen daß sie ihr Schicksal erfüllt von ihrem künftigen Geschick von ihrer wohl möglichen Heimkehr ins Vaterland von Düvecke's Vaterlande von ihrem Vater ihrer Kinderstube ihren Kinderspielen ihrer Wiege. Düvecke war erweicht und zerfloß in Thränen. Sie empfand eine eisige Kälte in den Fingerspitzen; dann ließ sie ihn ihre weißen, schönen Arme anfühlen sie waren eiskalt. So nahm die Kälte sie nach und nach ein; sonst fühlte sie keine Schmerzen, sondern nur eine Müdigkeit und eine Schläfrigkeit, voll eines unsäglichen, nie mehr gehofften Wohlseins, das zuletzt bis zu den seligsten Träumen sich steigerte, die sie ihm erst vernehmlich, dann immer unzusammenhängender und leiser wie einem einschlafenden Kinde erzählte. Und das Kind war ihr eigenes einschlafendes Leid, das sie in der Welt von ihren geliebtesten Angehörigen erfahren.

Torbern stand Unaussprechliches aus. Seine Vermuthung war nun so gut wie Gewißheit geworden; und er erschrak nun, als hätte ihn der Donner mit seinem Strahle berührt, der eben jetzt nur irgendwo da draußen in die See niedergefahren war; aber der Donner rollte furchtbar über ihren Häuptern, und das Haus schütterte von seinem dröhnenden Halle und verrollenden Nachhall.

Da stürmte es eilend die Treppe herauf, es pochte an die Thür hastig und bebend, und Torbern's Schwester selbst trat bleich herein sie wollte reden und konnte nicht, denn sie verstummte vor dem Anblick. Düvecke war aufgeschreckt von dem Wetterschlag sie sah, sie begriff. Torbern's ihr wohlbekannte Schwester war rasch an den Tisch getreten, Düvecke aber nickte ihr, wie sehr verbindlich dankend, zu und reichte ihr das leere Körbchen hin.

Der Donner entlud sich wieder mit einem furchtbaren Schlage die bleiche, gespensterhafte Gestalt war verschwunden die himmlischen Regen rauschten hernieder, erquickten das Land, und Düvecke athmete auf in der Frische und fühlte sich frisch erquickt einen Augenblick den letzten.

Er wollte Hülfe rufen einen Arzt herbeiholen wenigstens ihre Mutter Sigbritte rufen. Aber sie wehrte ihm Alles durch leise Zeichen.

Nun trat seine Kraft ein. Die That war entschieden, die Wirkung mußte groß und gewaltig sein. Er bereute nicht seine Düvecke schien endlich wieder glücklich, ja sie sollte bald ganz selig werden denn sie war ja ohne Sünde, wenn auf Mutterliebe und Verehrung der Aeltern die alte Verheißung ruht dachte er. Er freute sich nun sogar, daß die Geliebte in seinen Armen sterben würde, daß sie ihm noch zuletzt erst, ganz zuletzt, wenn kein Augenblick der Beschämung für sie mehr darauf folgen konnte daß sie ihm dann als rein, allein wahr und ewig geltend das Wort als Vermächtniß sagen werde: Torbern ich habe dich geliebt!

Aber es kam anders. Düvecke begehrte nach ihrer Mutter! Es ist billig und kindlich, daß ich da den letzten Augenblick des Lebens vollbringe, wo ich den ersten angefangen wo ich so selig war an der Mutter Brust! Ich bin glücklich, vor Tausenden glücklich, sprach sie zu sich selbst; wenn es andern Kindern gut geht und in der Ordnung der Natur, so sterben ihnen die Aeltern erst, und sie sterben in der Kinder Armen wenn es ihnen so wohl geworden! Ich, ich kann da sterben, wo ich zuerst gelebt und nach mir bleibt die Welt noch voll und ganz es bleibt Alles übrig und da, was ich je gekannt, und ich nur ich war ein Traum! Torbern, leb wohl! Auf Wiedersehen! Dort will ich dir danken hier hast du mir nicht Zeit gelassen deine Kirschen sind gut!

Sie reichte ihm die Hand, aber konnte sie, oder wollte sie nicht drücken. Er war außer sich. Sie mochte sich fühlen, sie eilte wankend und schwach von ihm weg zur Mutter, bei der ihr Knabe schon war.

Es war düster geworden. Der Mond schien ihm hier in das Zimmer, wie er ihm dort in Bergen in Sigbritte's Hause vom Meere herein in das Zimmer geschienen, und, kam es ihm so vor, so saß auch die Eule wieder auf dem Hause und kreischte, ihn schmählich an sein verlorenes Leben erinnernd.

Und wie damals stürzte er fort.

Frau Sigbritte hatte nach dem Könige geschickt. Er kam. Er schien nicht rasend, sondern er rasete wirklich. Und der fortdauernde Tod seiner geliebten Düvecke, ohne die ihm Reich und Leben und Welt keinen Werth mehr hatten, erhielt ihn in fortdauerndem Wahnsinn, durch den er sich willig, sichtlich, ja freudig sein Grab wühlte.

Jetzt zuerst ließ er die Königin holen sie sah, wie er die Todte immer wieder aufriß und an seine Brust preßte ja sie sah ihn weinen und mußte endlich das Wort von ihm hören: Das hast du gethan! ihr gethan und mir gethan und .... wisse es, dir gethan ... durch deinen Besuch. Jetzt geh!

Dann blieb er bei seiner Düvecke, besorgte Alles selbst, was zu dem prachtvollen Begräbniß gehörte, in welches sehr Viele ihren Schmerz und ihr Unrecht an den Lebenden verstecken und verbauen, und verließ die holde Gestalt nicht eher, bis ihr schönes Gesicht in die Erde gesenkt war. Wenn aber bei den meisten Todten endlich der heitere Kern ihrer Seele nach den überstandenen Schmerzen des wirren Lebens wieder als Heiterkeit und als seliges Lächeln auf ihrem Antlitz und um ihre Lippen auftaucht, zur schönsten Beruhigung, so war hingegen auf der jungen, schönen, blassen Düvecke zwar nun ruhevollem Antlitz, das bei ihrem Leben immer mild und geduldig gelächelt hatte, nun ein Schmerz und eine Bitterkeit, gleichsam aus dem tiefsten, verborgensten und verhüllten Herzen aufgeschlagen, die den Beschauenden je länger je mehr bestürzten und ihrem Schicksal die heißesten Thränen erregten.

VIII. Der König soll Burgemeister werden.

In der Mitternacht nach ihrer Bestattung ließ der König den Schloßhauptmann Torbern Ore im Bett ergreifen und vor sich führen. Er dachte durch die Ueberraschung denn Furcht kannte Torbern nicht ein Geständniß von ihm zu erhalten, vollends in dieser ersten Nacht nach dem Begräbniß, wo der Schmerz um einen dahin geschiedenen Lieben am größten ist, die Welt uns am wenigsten werth und die Seele wunderbar gestimmt, zu Aufopferungen jeder Art, wie zur Wahrheit geneigt und bereit, immer aber weich und der sonstigen Stärke baar. Für die Voraussetzung aber, daß die Königin Isabella, ihre entfernten Anverwandten oder ihre nahen Diener und Liebediener Etwas oder Alles um Düvecke's Hinopferung wüßten, hatte der König seiner Gemahlin befohlen, ungesehen gegenwärtig zu sein; und sie saß auf seinem Bett hinter den grünseidenen, langen Vorhängen desselben verborgen in stiller Angst.

Als Torbern in des Königs Schlafzimmer getreten, das nur eine Kerze mehr zu verdüstern schien, als erleuchtete, blieb der König mit dem Rücken gegen ihn gewandt am Fenster lehnen, mit den Augen unter dem gestirnten Himmel suchend und forschend. So blieb er lange, Torbern zu lange, und dieser schüttelte unwillig seine Ketten an den Händen.

Nur Geduld! sprach der König, kehrte sich endlich um, trat ihm bis unter die Augen und frug ihn streng und eintönig: Was hast du gethan?

Ich meinte es hier zu erfahren, warum ich, als Mitglied des Reichsrathes und vom alten privilegirten Adel, ohne Anklage, ohne Untersuchung, gegen alles Gesetz schon in Ketten ....

Was Gesetz! fuhr der König auf. Ich kann sie aufheben und geben Ich bin alle Gesetze!

Torbern lächelte und sprach dann wie sich bescheidend und achselzuckend: Freilich, statt aller.

Das wird sich finden! trotzte der König, seinen Kopf in den Nacken zurückwerfend. Indeß, Torbern, du hast mir immer treu und aufrichtig gedient, ich will wieder aufrichtig sein ... du hast die Kirschen vergiftet, woran meine Düvecke gestorben! Er mußte eine Zeit lang schweigen vor der ihn überkommenden Wehmuth, aber er hörte doch Torbern's entschiedenes: Nein! Das hätte in Bergen geschehen sollen meinetwegen! .... jetzt war das ja mir ganz überflüssig!

Aber der arme Narr Faaburg hat mir gesagt: du habest Düvecke geliebt?

Ja! antwortete Torbern gelassen.

Wie? Du hast dich unterstanden! donnerte ihn der König an. Sie war ja mein.

Niemals! sagte Torbern sicher, aus Düvecke's Seele. Sie hat Euch gehaßt wie die Sünde. Dem König Gehorsam! und dieser treibt sehr Viele in seinen Kreis aber Liebe ist frei, selbst in seinen Armen.

Der König fuhr auf vor Zorn; aber er mäßigte sich, als Torbern hinzusetzte: Beruhige sich Eure Hoheit Düvecke hat auch mich nicht geliebt, sondern fortwährend verstoßen bis ans Ende.

Also Neid! Rache!

Die kenne ich gegen keinen Menschen!

Menschen? Mensch! Du hast sie heirathen wollen, mit ihr in ein anderes Land gehen aus meiner Schule wo ich kein Schulmeister mehr sei und keinen Knaben mehr schlagen ihm den Kopf abschlagen könne! Mensch! Frau Sigbritte hat mir das gesagt, leugne also nicht erst!

Und wenn es wahr wäre, hätte sich Frau Sigbritte wohl gehütet das zu sagen! Ich aber sage zu meiner und meines Geschlechtes ...

.. derer von Ore ...

... zu meines Geschlechtes, des alten, mächtigen, verbreiteten Geschlechtes derer von Ore Ehre, daß ich nie eine Entehrte ...

Der König verstand, aber sprach in höchster Entrüstung: Ich ehre blos, auch wenn ich schlage! und schlug Torbern auf den Mund, und seine Lippen bluteten.

... Mitleid aber und Erbarmen habe ich herzliches mit ihr gefühlt! fuhr Torbern unbewegt fort. Mein Geschlecht aber ist das alte stolze Geschlecht derer von Ore! Mehr weiß ich nicht, und mehr sage ich nicht; denn meine Vermuthungen sind mein und ich wünsche den Tod bald ...

Er steht schon hinter der Thür!

... damit Viele leben. So schloß Torbern und sprach kein Wort mehr, als höchstens zu allen Androh - ungen und Bitten, Versprechungen und Fragen dasselbige Wort: Ich habe Alles gesagt, mir kann nichts geschehen, als was mir lieb ist, und am liebsten der Tod. Denn freilich, so bald ich begraben bin steht Düvecke wieder auf! So glauben die Menschen bei allen Hinrichtungen!

Und so blieb nichts übrig, als daß der König ihn ins Gefängniß führen ließ. Darauf mußte sein anderer Geheimschreiber, Steffen Hopfenstein, nebst seinem vertrautesten Rathe, Klaus Holst, vor ihm erscheinen. Beide aber wußten oder hatten richtig vermuthet, was im Werke sei, und hatten sich dahin vereinigt, Torbern's Todesurtheil zu hintertreiben, damit sie ihren Gebieter vor dieser gesetzlosen Gewaltthat bewahrten, wodurch er, bei Mangel an allen Beweisen, sich seine wenigen Freunde im Lande, besonders alle, die sich noch für mächtig und frei, für selbständig oder doch für sicher hielten, zu Feinden machen mußte. Auf seine Frage um ihren Rath antworteten sie also, daß es nach reiflicher Ueberlegung am besten gethan sei, Torbern vor dem Reichsrath als Verletzer des königlichen Ehebettes anzuklagen.

Da stöhnte es leise hinter dem Vorhang, und er zitterte. Die beiden Räthe sahen sich nur betroffen um; doch es blieb still, und sie glaubten, sie hätten sich getäuscht. Indeß, meinte Klaus Holst, könnten Unsinnige die Anklage so verstehen, als wenn die Königin gefehlt hätte, und die Unschuldige für schuldig halten!

Es stöhnte wieder; und er brach ab.

Der König aber ergriff den Gedanken und befahl ihn auszuführen. Steffen Hopfenstein aber freute sich innerlich, daß der Reichsrath den Torbern auf diese Anklage freisprechen werde und müsse.

Die Freude der beiden rechtschaffenen Männer war edel und wurde nicht zu Wasser oder Blut, sondern ging wohl aus, wie ein Kindertraum; denn die Reichsräthe sprachen Torbern von dem angeschuldeten Verbrechen frei weil es keines wäre, heirathen wollen; und da die Königin des Königs Ehefrau sei, könne und dürfe er keine zweite gehabt haben.

Darauf aber war ein wunderlicher Aufzug zu sehen: zwölf Bauern kamen in zwölf königlichen Staatswagen aus zwölf Dörfern um zwölf in die Stadt und auf das Schloß gefahren, wohin sie der König hatte als Richter pressen lassen, um Torbern zu richten, der ihm tödtlich verhaßt war. Seinen Feinden und Verleumdern war durch den Haß des Königs die Zunge gelös't worden; Frau Sigbritte war nur besorgt, sich selbst zu erhalten; denn ihrer Tochter konnte Torbern nichts mehr nützen, ihr selbst aber nur schaden, wenn er verriethe, daß sie ihm Düvecke wirklich habe zum Weibe geben wollen. Sie war auch überzeugt, daß nur seine Verwandte deßhalb ihr die Tochter aus den Händen in die Hand des Todes gespielt und sie durfte dem Könige nur klagen, daß ihre arme Düvecke so nicht geachtet, so ungerächt dahingegangen; selber nur leise durchschimmern lassen, daß sie selbst sich nun auch zurückziehen wolle um sicher zu bleiben. Denn der König zählte den zwölf halbversteinerten armen Schelmen von Bauern die alle reiche Freibauern werden sollten eine Menge Thaten von Torbern vor, und sie hielten sich dadurch über den Reichsrath gesetzt und für sehr spitzfindig, als sie das Urtheil sprachen: Den Oren verdammen seine Thaten. Und dieses unbestimmte Urtheil ließ der König durch die schnellste Enthauptung Torbern's vollziehen während die Königin an der Spitze des Adels und der Reichsräthe sammt dem Legaten Archembold in corpore vor ihm auf den Knieen lagen und baten.

Ihr kommt einzige fünf Minuten zu spät! sagte er ihnen; und leider wird aus euch allen keine Düvecke und kein Torbern mehr! Und im Himmel freien sie nicht und lassen sich nicht freien nicht wahr, so heißt es irgendwo, Herr Legat? Denn ihr Päpstlichen glaubt das neue Testament nicht mehr, oder erst halb ... um nicht ganz zu fallen.

Mit diesem Morde des Königs aus Liebe zu Einer war nur die Liebe Aller zu ihm aus. Wer und was nicht mehr in der Meinung der Menschen als geglaubt oder gebilligt, für wahr gehalten oder doch da, als wünschenswerth und erhaltungswürdig besteht, Das und Der darf nicht erst fallen er ist schon gestürzt. Christian II. hatte Torbern's Enthauptung*)1517 den 29. November. S. Jo. Svaningi Christianus II. Daniae rex, speculum regis magni crudelis, infelicis exulis exemplum ceteris. Fancof. 1658. 12. gerade während des Reichstages zum heilsamen Schrecken vollziehen lassen und wirklich die Absicht erreicht, alles Vertrauen zu Vorstellungen und Einreden dabei stumm zu machen. Dafür wurde von den heimkehrenden Mitgliedern desselben die ingrimmigste Unzufriedenheit wie eine Drachensaat in das ganze Land gesäet, das sie, gleich dem Acker, still und stumm und lange nur keimend und schwellend in sich behielt bis zu günstiger Witterung vom Himmel. Gehaßtsein ist Allen unerträglich, aber die Mittel dagegen sind bei dem Bösen und Guten verschieden. Der König wandte den Aberglauben dawider an, und zwar den, daß auf dem Haupte der Unschuldigen und Märtyrer Flammen erscheinen. Und so erschienen mehrere Nächte hintereinander auf des noch am Galgen hängenden Hans Faaburg Haupte Flämmchen, die Frau Sigbritte gerathen und vermittelst Stangen und Werg und Pech selbst in finsterer Nacht im Galgen allein des Geheimnisses wegen auflodern lassen. Hans Faaburg war also im Wahne des Volkes unschuldig hingerichtet worden, und nun war Torbern durch das über Faaburg gefällte Urtheil schuldig! Faaburg ward also feierlich abgenommen und fast königlich begraben; auf Torbern's Hügel aber warf das Volk einen großen Haufen Steine, zum Zeichen, darunter liege ein schwerer Verbrecher, nicht werth, daß ihn die Hunde ausscharren.

Auf dem Reichstage waren aber die Schatzungen und die von Frau Sigbritte gerathenen Einziehungen der Landkirchengüter durchgegangen das Geld zum Krieg, um Schweden zu unterjochen, war also besorgt. Der beleidigte päpstliche Legat Archembold ging aber nach Schweden. Der König gab ihm eine Liste der ihm dort ergebenen heimlichen Anhänger mit und ließ den Legaten Verschwiegenheit darüber mit heiligem Eide beschwören. Der Legat aber brach den Eid und übergab das Verzeichniß dem Feinde des Königs, dem Reichsverweser von Schweden, Sten Sture gegen die Ernennung zum Erzbischof und jährliche 700 Ducaten. Was der König also von nun an that, war untergraben und flog zu seinem Schaden auf. Er wollte Helsingör aus Rache zerstören und vernichten, weil er es nicht den holländischen Bauern einräumen dürfen; er verlegte also den Zoll aus seiner neugegründeten Stadt Engelholm nach Kopenhagen, und Frau Sigbritte ward Reichszolleinnehmerin; dadurch ward auch der Handel beschwert und vernichtet und die Einnahmen zu Wasser. Er bezahlte also keine Zinsen noch Gelder wieder, zog Anderer Güter ein und erklärte: Er sei Herr des Vermögens aller seiner Unterthanen. Dazu ließ er die schlechteste Münze schlagen, die Jeder bei Lebensstrafe für gute voll annehmen mußte. Aber daran sah er, daß Macht Grenzen habe, und daß nichts Großes geschehen kann, was die Kaufleute nicht wollen. Dagegen erlangte er des Papstes Leo Bannfluch über ganz Schweden, und daß er ihn vollziehen solle. Er vermochte aber nicht Schweden zu bezwingen, so, daß es ihm sicher bliebe, ob er gleich Stockholm erobert, und beschloß auf den Rath der Frau Sigbritte, den Reichsadel daselbst zu ermorden, die Macht der Bischöfe aufzuheben und Luther's Lehre einzuführen, um Schutz und Anhang und Liebe von der Masse der vernünftigen Schweden zu haben. Nach einem dreitägigen großen Gastmahl in Stockholm nahm er also die große Hinrichtung im Namen des Papstes als Ausführer des Bannes vor, und der Reichsrath Niels Lykke mußte nachher auf öffentlichem Markte dem Volke nochmals versichern, der König habe nur als verordneter Richter des Papstes gerichtet. Und so erreichte Frau Sigbritte vielleicht ihren alleinigen Zweck: Luther's Lehre in den drei Königreichen auf ewigen Abscheu zu gründen und sie nun durch ihre eigene Reinheit und Wahrheit sich feststellen zu lassen. Dabei widersprach der Bischof Mathias von Strengnäs der Beschuldigung, daß man den König durch Pulverfässer habe in die Luft sprengen wollen; und wegen dieser Freimüthigkeit ward der Mann, dem der König allein den Besitz von Schweden verdankte, ergriffen und noch redend enthauptet. Darauf ließ der König das Land entwaffnen, selbst Klaus Holst mußte überall darin Galgen errichten. Er schickte den treuen Steffen Hopfenstein nach Worms, um Dr. Luther zu bewegen, in seine Dienste zu treten, und erlaubte den Priestern, ein Weib zu nehmen. Er reis'te von Kopenhagen nach Amsterdam zum Kaiser, seinem Schwager, traf dort den ihm verhaßten und verwiesenen Erzbischof Erik Walkendorp an und hätte ihn ermordet, wenn dieser sich nicht nach Rom gerettet, wo er von der ausgestandenen Angst starb. Der Kaiser aber ließ seinen Schwager so gut wie hülflos gegen die in Schweden ausgebrochene Empörung des Gustav Wasa, dessen Vater der König mit den Andern in Stockholm hatte ermorden lassen. Der König verachtete diesen Mann und seine Macht und so ward er Reichsvorsteher, und Schweden ging verloren, und durch die Hülfe der Schweden auch Norwegen. Dänemark hätte er vielleicht erhalten, wenn er nicht auf einem Tage der Sühne mit dem Herzoge von Schleswig-Holstein einen Brief vom Kaiser empfangen, der ihm befahl, seine Gemahlin Isabella besser als bisher zu behandeln und sie wirklich dazu anzunehmen. Er dachte an Düvecke, ward ingrimmig und zerschmetterte den vom Kaiser erhaltenen Orden des goldenen Vließes am Boden und erklärte sich laut für seinen heftigsten, ewigen Feind. Die Stadt Lübeck hatte ihm den Krieg erklärt, ihre Flotte zerstörte Helsingör, was Frau Sigbritte lieb war, als Rache dafür, daß sie ihre Bauern nicht aufgenommen. Einige flüchtende Einwohner ergriffen sie aber und stürzten sie in einen Landsee, woraus sie der König selber errettete und nach der Stadt fuhr, während Schüsse auf sie fielen. Sie ließ aber die Bauern hinrichten. Da nun der König auch den jütländischen Adel wie den schwedischen in Stockholm ausrotten wollte, wählte sich Jütland, auf das Bündniß der Bischöfe gestützt, einen andern König und kündigte ihm urkundlich den Gehorsam auf, und Magnus Munk ließ ihm bei einem Besuch den Absagebrief in einem vergessenen Handschuh zurück.

So war denn sein Muth gebrochen; denn aus Schuldbewußtsein und Befürchtung ließ er, ja warf er, seinem Charakter gemäß, gleich Alles, auch Das noch mit Stolz aus den Händen, was vielleicht zu erhalten war. Nur seine Gemahlin Isabella suchte noch Hülfe bei ihrem Bruder, dem Kaiser Karl, und bei Frau Margaretha, Statthalterin der Niederlande. Umsonst.

Die geduldig liebende Isabella hatte Unsägliches ausgestanden aber Alles war gut, denn ihr Gemahl schien sie zu lieben, da sie ihm in den wenig Jahren, seit Düvecke todt war, selbst in einem Jahre drei Kinder geboren, seinen Hans im Februar und die Zwillinge Maximilian und Philipp im December und das Jahr darauf noch eine Tochter. Sie war also doch ein Weib und eine glückliche Mutter, wenn sie auch keine Königin mehr sein sollte. Denn sie hatte den Unterschied zwischen einer bloßen Königin und einem Weibe erfahren und war nicht in Zweifel, was mehr und beglückender sei.

Als daher der neue König Friedrich, im Bunde mit der Stadt Lübeck, ihrem Manne für seine Person allein Krieg angesagt und das ihm angetragene Reich mit gewaffneter Hand einzunehmen kam und schon nahte, und der Vertriebene sich zur Flucht aus dem Lande mit Hast bereitete da athmete Isabella auf; denn nun war ihm die Möglichkeit abgeschnitten, verderblich zu wirken und traurige Thaten zu thun, die ihr fast das Herz gekostet.

Zwanzig Schiffe lagen im Hafen segelfertig, und wurden Tag und Nacht mit dem Reichsarchiv und den Kostbarkeiten, selbst mit dem Schloßgeräth, das nun Hausrath werden sollte, auf Befehl des Königs beladen, und es wimmelte von neugierigem lächelndem Volke dabei. Isabella aber, nur in die unentbehrlichsten Reisekleider gehüllt und durch die gedrängte Reihe von Menschen scheidend, nahm nichts mit als ihre Tochter Dorothea, die sie auf dem Arme trug, und ihren kleinen Sohn Hans an der rechten Hand; links aber neben ihr ging Düvecke's Knabe, der sie Mutter nannte, und sie ihn mein Kind. Ehe sie aber noch in das Schiff stieg, vertheilte sie noch ihre gewaltsam zerbrochene goldene Kette unter drei arme Weiber, welche sie schmähten, weil ihre Söhne durch den König umgekommen; und Isabella that das aus demselben Gefühl, mit welchem sie das Unrecht ihres Mannes überall still gut zu machen gesucht so weit ihre Kräfte reichten was er laut und ungescheut böse gemacht. Dann stand sie am hohen Bord des Schiffes und sah bei untergehender Sonne ans Land in die Scene.

Sie konnte vor Wehmuth kaum hinsehen. Denn als der Letzte von Allen, allein und mit trotzigen Schritten kam der König, schlicht gekleidet, nur sein Schwert an der Seite und im linken Arme ein verschleiertes Gefäß. Seine wenigen Freunde, die Amt und Würde seinetwegen verlassen, waren schon im Schiffe; nur ungefähr hundert Schritte vor ihm ging der Erzbischof von Lund, Hans Weß, und der Bürgemeister von Malmoe, der das neue Testament ins Dänische überseht hatte. Zwischen ihnen und dem Könige trugen vier Männer eine Tonne, in welche er seine unschätzbare Frau Sigbritte verborgen, um sie sicher ins Schiff zu bringen, weil er fürchtete, das Volk möchte sie in Stücken zerreißen, wenn es das Weib sähe, um deren Tochter Düvecke und ihrer selbst wegen der König von Stufe zu Stufe vom Throne herabgestiegen und nun diesen traurigen Gang ging.

Die Tonne aber war den Männern zu schwer geworden; sie setzten sie nieder und rollten sie nun auf dem ebenen Wege zum Strande. Der König sah es, doch er schwieg. In der Tonne aber fing es an gewaltig zu schelten und halt! halt! zu rufen ich bin weder Wein noch Bier, sondern ein Mensch. Die Buben liefen herbei, klopften an die Tonne, und die Schlauern im Volke vermutheten schon die verwünschte Frau Sigbritte darin. Der König aber hatte sein Schwert blank gezogen, kam herbei, und Alt und Jung fürchtete seine letzte Gewaltthat. So kam Frau Sigbritte glücklich ins Schiff, ward droben ausgepackt und trat dann neben die Königin, froh und zornig, an Bord.

Was der König aber auf seinem linken Arme trug, war eine goldene Urne. Als auch er hinaufgestiegen, übergab er sie seiner Isabella und sprach gerührt zu ihr: Sieh hinein! es ist die Asche meiner Düvecke! Sie hat mich so viel gekostet bewahre sie kostbar dir und mir! Und das gute Weib ging selbst und bewahrte sie an dem bewachtesten Orte, am Bette zu ihrem Haupte. Und um mit einigem Ansehen zu scheiden, feuerte alles Geschütz von den Schiffen zugleich den Abschiedsschuß, und im Rauche verhüllt zogen sie hin.

Die meisten und gerade die reichbeladenen, scheiterten aber in einem Sturme, und auch von den wenigen aus dem Lande geretteten Schätzen wurden nur wenige aus der See gerettet, als sie bei ter Beer auf Walchern landeten. Frau Sigbritte aber tröstete den König wieder, wie schon vor der Abreise, und versprach ihm, ihn zum Burgemeister in Amsterdam zu machen und versicherte ihn, daß er dem Amte wohl würde vorstehen können, ob es gleich viel schwerer und schwieriger sei, nach den Gesetzen Anderer mit strengvorgeschriebenen kleinen Mitteln große Dinge zu thun; aber sie wolle ihm beistehen.

Er fiel darauf gleichsam innerlich zusammen wie ein Vulcan und war nur von Außen die hohe, schwarze Gestalt eines Berges. Seine Gemahlin Isabella hatte sich in Allem so sehr nach ihm gerichtet, daß sie auch das Evangelium angenommen oder anerkannt hatte, das Luther wieder zu Ehren gebracht. Sie reis'ten selber zu Luther nach Wittenberg, wo der Kurfürst von Sachsen dem Könige die Pfründe eines Diaconates zum Lebensunterhalte angewiesen hatte, und wo man ihn wirklich für einen Diaconus hielt.

Isabella aber grämte sich über den Gram ihres Mannes, der nun keine treue Seele mehr hatte als sie, und sie fühlte, daß auch sie ihn bald verlassen müßte. Ihre Kraft war erschöpft; ihr Trost langte nicht aus oder schlug nicht an; ihre Hoffnung ging nicht in ihn über; ihr Glaube erquickte nur sie, und ihre Liebe war ihm nicht genug und so war das Alles auch ihr endlich Nichts oder wenig mehr, wie das Leben. Sie starb in einem kleinen, fast dürftigen Hause bei Gent, als sie eben sich zu sehr angestrengt hatte, um mehrere, von der Stadthalterin Margaretha wegen ihres Glaubens zum Tode verdammte Lutheraner zu retten; und schon ohne Regung und ohne Sprache, mußte sie selbst noch die letzte Oelung nehmen, damit ihr ketzerischer Tod nicht den kaiserlichen Hof beschimpfe und sie ehrlich begraben werden könne. Aber in ganz Dänemark wurden für sie die Glocken geläutet. So war sie am Unrecht, am Unglück und am Leben ihres Gemahls gestorben. Denn:

Für Andre fürchten und für Andre sorgen,
Statt Andrer leiden und unglücklich sein,
Den bittern Kelch, den ihren Lieben strafend
Das Schicksal vollgegossen heimlich leeren
Und schweigen ... ja statt Andrer selber sterben,
Das kann ein edles, zartgesinntes Weib!

About this transcription

TextDie Düvecke, oder die Leiden einer Königin
Author Leopold Schefer
Extent121 images; 26058 tokens; 5714 types; 165986 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Thomas WeitinNote: Herausgeber Digital Humanities Cooperation Konstanz/DarmstadtNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2017-03-16T10:50:59Z Jan MerktThomas GilliJasmin BieberKatharina HergetAnni PeterChristian ThomasBenjamin FiechterNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2017-03-16T10:50:59Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic information Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. Band 19. Leopold Schefer. 2. Globus VerlagBerlin1910. Deutscher Novellenschatz pp. 1-119.

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Bibliothek der Universität Konstanz deu 838.29/h29https://katalog.uni-konstanz.de/libero/WebopacOpenURL.cls?ACTION=DISPLAY&RSN=948187

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Novelle; ready; novellenschatz

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Editorial principles

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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