PRIMS Full-text transcription (HTML)
Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation.
Denkschrift des Deutschen Bundes gegen die Frauenemanzipation
Verlag der Deutschen Kanzlei, Berlin SW. 11.
[3]

I. Teil. Warum müssen Kirche, Gemeinde und Staat das Frauenstimmrecht grundsätzlich ablehnen?

[4][5]

I. Die heutige Lage.

Wer ein Verständnis gewinnen will für das Wesen und den Charakter der heutigen radikalen Frauenbewegung und insbesondere der Frauenstimmrechtsbewegung, der muß sich vor allem über drei Dinge klar werden: daß beide Bewegungen internationaler Herkunft sind, daß sie von ledigen erwerbenden Mädchen zum Schaden der Ehe - frauen und Mütter betrieben werden, und daß die Frauen - stimmrechtsforderung die Blüte des radikalen Demo - kratismus darstellt. Der englische Minister des Auswärtigen Sir Edw. Grey hat es ausgesprochen, daß das System des Demokratismus ohne das Frauenstimmrecht nicht voll - ständig sei. So sehen wir denn auch in allen Ländern, in denen das Prinzip der Massenherrschaft immer rück - sichtsloser durchgeführt wird, die Frauenstimmrechtssache in Blüte stehen. Das übrige besorgt der Wettbewerb der politischen Parteien um die Macht. Die in England um die Herrschaft streitenden Parteien hielten es bereits vor Jahrzehnten für nützlich, bei den Wahlen die Hilfe der Frauen zu verwenden. Damit wurden sie, indem sie be - sonders die Frauen der besseren Stände den häuslichen Pflichten entfremdeten und die ehrgeizigen Damen der16höchsten Kreise für die Politik interessierten, zu den wirk - samsten Förderern der Emanzipation, als deren Frucht dann sehr bald die Stimmrechtsforderung auftrat, die den Parteien heute so beschwerlich wird.

Jn unserem Nachbarlande Dänemark hat sich bei zu - nehmender Demokratisierung eine ähnliche Entwicklung abgespielt wie in England. Sie scheint nur noch schneller und sicherer zum widrigen Abschluß zu kommen als dort, da die konservative Partei und die monarchische Gewalt im parlamentarisch regierten Dänemark zu schwach sind, um ein genügendes Gegengewicht in die Wagschale werfen zu können. Das am gründlichsten demokratisierte Norwegen hat den Giftbecher bereits bis auf die Neige geleert und leidet schon unter seinen verderblichen Wirkungen, während Schweden vielleicht noch zu retten ist. So hat die von Amerika ausgehende und zur Zeit unter englisch-amerika - nischer Führung stehende internationale Frauenbewegung einen wahren Siegeszug durch die Länder germanischer Rasse angetreten und steht auch in Deutschland gefahr - drohend genug da. Eine gewisse Jronie des Schicksals will es, daß gerade die germanischen Männer, die den Frauen stets die größte Ritterlichkeit und Hochachtung ent - gegengebracht haben, der Weiberherrschaft am schnellsten verfallen richtiger allerdings der Jungfernherrschaft, dem Virginismus. Aber schließlich kommt es zu diesem traurigen Ende doch nur deswegen, weil die Männer als überkluge Politiker die Frauenfrage zu einer Parteifrage gestempelt haben. Das tritt besonders deutlich in den romanischen Ländern zutage. Dort ist eine kräftige Frauenbewegung überhaupt noch nicht vorhanden, aber 7 die radikalen politischen Parteien der Volksvertretung be - mühen sich nach Kräften, sie künstlich zu fördern und zu Parteizwecken auszunützen, genau wie die deutsche Sozial - demokratie.

Man erkennt, daß die ursprünglich gute Frauenbewegung, deren Ziel die Förderung des Frauenlebens in Haus, Familie und Beruf war, zu einer einfachen Figur der Parteien auf dem Schachbrett des politischen Parteikampfes herabzusinken droht. Je mehr sie sich dem Frauenstimmrecht nähert, um so mehr verfällt sie diesem Schicksal, und wo sie es erreicht hat, ist es mit ihrem guten Einfluß und ihrer besonderen wohltätigen Frauenmacht zu Ende, sie ist dann ein Werkzeug der Demokratie geworden und in[deren] Strome untergetaucht. Eine der wenigen Frauenrechtlerinnen in Deutschland, die dieses Resultat voraussieht und die Ehrlichkeit besitzt, das rundheraus auszusprechen, ist die Sozialdemokratin Lily Braun.

Jn Deutschland stehen wir noch in den Anfängen dieser Entwicklung. Darum ist auch bei uns noch eine Rettung möglich, wenn die maßgebenden Kreise die drohende Gefahr rechtzeitig erkennen und ihr begegnen. Es ist vor allem klar zu erfassen, daß das Frauenstimmrecht nichts ist als die giftige Frucht am Baume der Frauen - emanzipation; wer also das Frauenstimmrecht nicht will, darf die Emanzipation in Ehe, Familie und Beruf nicht zur Blüte kommen lassen.

Eine starke Jrreführung der öffentlichen Meinung liegt allein schon in dem Worte Frauenbewegung selbst. Denn es handelt sich bei ihr gar nicht um eine das ganze Volk durchdringende Bewegung der Frauen und Mütter,1*8sondern um die erwerbsbedürftigen, ledig bleibenden Töchter des gebildeten Mittelstandes und der höheren Stände, die nach internationalem Muster und durch internationale Agitation die ganze Bewegung künstlich geschaffen haben und sie nun zu immer weitergehenden Zielen, zu führen suchen. Leider sind ihnen in vielen Ehefrauen aus ihrem Milieu heraus, die die alten guten Ziele mit Recht unter - stützten, nun auch eine Reihe radikal gesinnter Helferinnen erstanden, die durch ihren großen Einfluß auf die maß - gebenden Kreise in den Regierungen und Volksvertretungen die Macht der Frauenbewegung in verhängnisvoller Weise verstärken. Die durch die Mitwirkung der herrschsüchtigen großen Damen der Gesellschaft ermöglichte pompöse Aufmachung der Frauenkongresse, die Empfänge durch Fürstinnen und Königinnen geben den Veranstaltungen der Frauenbewegung einen imponierenden Hintergrund, der dazu verführt, ihren wirklichen ethischen Gehalt und ihre Bedeutung für das Staatsleben bedenklich zu über - schätzen und ihr seitens der Parlamente und Regierungen eine Wichtigkeit beizulegen, die sie wenigstens im posi - tiven Sinne nicht besitzt. Es ist nicht leicht, bei der Beurteilung der Frauenbewegung in ihrer Gesamtheit völlig gerecht zu bleiben, da die verschiedenen Vereine und Verbände in ihren Arbeiten und Zielen sehr weit aus - einander streben, so daß gute und schlimme Tendenzen sich in mannigfachster Weise kreuzen. Die Gefahr für Deutschlands Zukunft liegt besonders darin, daß seit drei Jahren der bis dahin gemäßigte und unpolitische Bund deutscher Frauenvereine durch seine radikalen Führerinnen eine scharfe Wendung in der Richtung zur Politisierung9 der Frauen gemacht hat und zur Zeit sich bemüht, mög - lichst alle bestehenden Frauenvereinigungen bis zu den Hausfrauenvereinen in sich zusammenzufassen und mit dem Frauenstimmrechtsgedanken zu durchsetzen. Die wichtigste und zuverlässigste Truppe im Bundesheer sind die Lehre - rinnenvereine, die noch die besondere Gelegenheit haben, in Schule und Jugendpflege die Saat des Emanzipations - gedankens auf den fruchtbaren Boden jugendlicher unreifer Geister auszustreuen. Der moderne Zeitgeist, der sehr geneigt ist, alles Neue und Gewagte ohne weitere Unter - suchung auf seine sittlichen Qualitäten als das schlechthin Fortschrittliche aufzunehmen und zu bejubeln, und der keinen anderen Vorwurf fürchtet als den der Rückständig - keit, kommt dem Emanzipationsgedanken freudig entgegen.

Nachdem der Bund deutscher Frauenvereine durch den Mund seiner Führerinnen die Gefolgschaft ist heute noch sehr unentschieden sich zur Politisierung der Frau, d. h. zum Frauenstimmrecht bekannte, hat nun - mehr auch der Jnternationale Frauenweltbund, dessen Vorsitzende Lady Aberdeen ist, und der sich bisher noch als unpolitisch gebärdete, den entscheidenden Schritt getan und unter Zustimmung des Bundes deutscher Frauen - vereine gelegentlich des Frauenkongresses in Rom offen die Frauenstimmrechtsforderung ausgesprochen. Unter solchen Umständen ist es hochbedenklich, daß nicht nur die Königinnen Margarita und Helena, sondern auch der deutsche Bot - schafter in Rom die Stimmrechtsdamen bei sich empfingen. Für die englischen Zustände ist es besonders bezeichnend, daß die englische Königin die Protektorin der englischen Abteilung des Jnternationalen Weltfrauenbundes ist, also10 heute zu den Parteigängerinnen des Frauenstimmrechts gezählt werden muß. Diese internationalen Erfolge haben dem Häuflein des organisierten deutschen Stimmrecht - lerinnen den traurigen Mut gemacht, zum nächsten inter - nationalen Weltkongreß für Frauenstimmrecht nach Berlin einzuladen, wo sie im Juni 1915 zu tagen gedachten. Der Beginn des großen europäischen Krieges hat diesen Plan zunächst vereitelt; aber am Ende des Krieges wird man alle die internationalen Damen wieder an der Front treffen.

Die Erfahrungen der politischen Frauen bei der Arbeit innerhalb der politischen Parteien und gelegentlich der Parlamentsdebatten, sowie das Beispiel der nordischen Länder haben zu der Erkenntnis geführt, daß der Weg der allmählichen Entwicklung die meiste Aussicht für die Erreichung des Endzieles bietet. So wirft man sich denn zur Zeit mit aller Energie auf die Eroberung des kirch - lichen und kommunalen Wahlrechts, denen dann das par - lamentarische entwicklungsgemäß nachfolgen soll. Die Er - folge in Breslau und in Baden die Synoden sprechen sich für das kirchliche Frauenwahlrecht aus und in Sachsen-Weimar, wo das kommunale Wahlrecht in Aus - sicht steht, fordern zur Nacheiferung heraus. So liegt nach den Zeitungsberichten dem Preußischen Landtage wie in früheren Jahren eine Petition des preußischen Frauen - stimmrechtsvereins um das kommunale Wahlrecht vor, und ebenso steht es in Bayern und anderen Bundes - ländern. Man verfährt nach dem internationalen Frauen - rezept: Nur nicht ablassen, immer wiederkommen, die Männer insbesondere die Parteien werden zum11 Schluß schon mürbe werden! Wie konsequent die Femi - nisten mit echt weiblicher Willenszähigkeit ihre Ziele ver - folgen, beweist folgender Vorfall, von dem Die Frau (April 1914) berichtet: Die Zulassung der Frauen zum Ministeramt war Gegenstand einer Storthingsverhandlung in Norwegen. Seit einem Jahre ist in Norwegen die Zulassung der Frauen zu allen Staatsämtern durch eine Verfassungsänderung ausgesprochen. Ausgeschlossen waren nur die militärischen Ämter, das Amt der Geistlichen und das Ministeramt. Es wurde nun im Storthing ein An - trag eingebracht, den Frauen auch dieses Amt zugänglich zu machen. Der Antrag fiel mit 44 gegen 68 Stimmen. Ein Regierungsvertreter bemerkte jedoch, daß er in jedem Jahre wiedergebracht werden würde, bis man ihm zu - gestimmt habe. Kommentar überflüssig.

Jetzt, nach Ausbruch des furchtbarsten Krieges, den die Welt je gesehen hat, sollte man glauben, daß die Frauenrechtlerinnen sich vor dieser gewaltigen Entladung männlicher Energie respektvoll zurückzögen und den Ver - such machten, in Reih 'und Glied mit den übrigen patrio - tischen Frauen, wie sie besonders im Roten Kreuz und im Vaterländischen Frauenverein vereinigt sind, ihre Frauen - pflichten erfüllten. Aber die politischen Damen haben es anders beschlossen. Unter dem Namen Nationaler Frauen - dienst erbot sich der Bund deutscher Frauenvereine unter Führung seiner Vorsitzenden beim Ministerium des Jnnern, seine Organisation den Gemeinden zur Kriegshilfe zur Verfügung zu stellen; an sich gewiß eine lobenswerte Tat. Scheinbar harmlos wird dem Nationalen Frauendienst unter anderen Aufgaben auch die gestellt, die Frauen bereit12 zu halten, welche vertretungsweise leer werdende männ - liche Posten auszufüllen imstande sind. Sehr gut! Aber Frau Regine Deutsch, die Vorsitzende des Preußischen Frauenstimmrechtsvereins, klärt uns auf über den eigent - lichen Sinn dieses Vorgehens. Sie betont (nach der Vossischen Zeitung) die Notwendigkeit, ganz besonders damit zu wirken, daß Frauen jetzt in alle die von Männern verlassenen Stellen und Berufe eintreten ; und Frau Adele Schreiber, die hervorragendste Vorkämpferin auf dem Felde der Stimmrechtsbewegung, führt diesen Gedanken in einem durch eine Reihe fortschrittlicher Blätter gehenden Artikel Die Frauen und der Krieg im einzelnen aus. Die jetzige Notlage der Männer, die sie vom Be - rufe entfernt und sie zwingt, ihr Blut für's Vaterland zu verspritzen, soll also dazu ausgenutzt werden, die Frauen in alle Männerberufe einzuführen, besonders auch in den Kommunaldienst. Damit würde die Frauenbewegung einen zweifachen Erfolg einheimsen: zunächst die Eroberung der ihr bisher noch unzugänglichen Männerberufe, die Vollendung der Emanzipation im Beruf, und dazu würde sie einen neuen Rechtstitel gewinnen für die Forderung des kommunalen Wahlrechts. Es ist ein geradezu betrübendes Bild, wie hier die größte Not des Vaterlandes und des für sein Volk blutenden Mannes von der internationalen Frauenpartei zu Parteizwecken ausgenutzt wird. Und das unter dem schönen Namen Nationaler Frauendienst .

Wir stellen nun die Frage: Aus welchen Gründen müssen Kirche, Gemeinde und Staat das Frauenstimm - recht prinzipiell verwerfen?

13

II. Kritik des Frauenstimmrechts.

1. Allgemeines.

Wenn man an die kritische Untersuchung des Frauen - stimmrechtsproblemes herangeht, so ist vor allem klarzu - stellen, daß diese politische Frage, wie die meisten Fragen dieser Art, letzten Endes eine Machtfrage ist. Es steht zur Diskussion, ob der heutige Staat wie bisher von Männern und nach männlichen Grundsätzen verwaltet und regiert werden soll, oder ob man die Frauen zur Mit - regierung heranziehen und ihnen damit einen Einfluß einräumen will, der sich leicht zur Vorherrschaft aus - wachsen und dem ganzen Staatsleben ein weibisches, kraftloses Gepräge geben könnte. Die männliche Struktur, das männliche Wesen des Staates würde durch Einführung der politischen Gleichberechtigung der Geschlechter jeden - falls eine tiefgehende Umwandlung im weiblichen Sinne erleiden, und es fragt sich zunächst, ob Aufgabe und Zweck des Staates bei einer solchen Umgestaltung überhaupt noch erfüllt werden können.

Die erste und wichtigste Aufgabe eines jeden Natur - wesens, eines jeden Menschen, jeder menschlichen Vereini -14 gung, auch des Staates, ist die Selbstbehauptung. Daß es hierzu vor allem männlicher physischer und geistiger Kraft, Entschlußfähigkeit und unbeugsamen Todes - mutes bedarf, lehren die heutigen eisernen Zeiten auch dem blödesten Kulturschwärmer auf die eindringlichste Weise. Was sollte heute aus unserem Vaterlande und seiner komplizierten friedlichen Kulturarbeit werden, wenn nicht der vielgeschmähte Militarismus aus unseren jungen Männern kraftvolle Helden gemacht hätte, die freudigen Mutes ihr Herzblut für die Ehre und Größe des Vater - landes dahingeben? Es ist die fein durchgebildete Technik und Wissenschaft der Männer, das männliche Pflichtgefühl, die musterhafte Manneszucht, das hoch - gespannte männliche Ehrgefühl, die uns in Not und Tod, in Blut und Tränen heute die Rettung unseres Volkes sichern. Vor einigen Jahren schrieb eine englische Dame, die in Deutschland reiste, einer englischen Zeitung u. a. folgendes über ihre Eindrücke:

Der Deutsche von heute ist noch immer der Sohn des Krieges von 1870; er hat das Wissen von der Be - deutung der Macht und den Stolz des Siegers mit der Muttermilch eingesogen, auf des Vaters Knieen gelernt, und er erzieht seinen Sohn in demselben Geiste. Nichts ergreift den englischen Geist stärker als das beständige Gefühl von einer großen unsichtbaren Macht, die alles und jeden lenkt, das man in Deutschland hat. Stets ist sie da, schweigend, wachsam, bereit. Sie wacht über jeden, schützt ihn in einer Weise, die jemandem, der lange in romanischen Ländern gelebt hat, unglaublich erscheint. Und worin findet die englische Beobachterin die Grund -15 ursache dieses Geistes der Fürsorge, Ordnung, Zuverlässig - keit und Sicherheit? Sie sagt: Deutschland ist voll - kommen männlich, männlicher als irgend ein anderes Land von heute. Und diese starke Männlichkeit ist die wirkliche Kraft des modernen Deutschland. Soweit die Engländerin. Und wiederum sind es Eng - länderinnen, nämlich die Suffragetten, die es uns Deut - schen ad oculos demonstrieren, wohin der Feminismus die Frauen selbst, die Männer und den Staat zum Schlusse führt. War es nicht ein Schauspiel zum Erbarmen mit dem englischen Staat der Herren Grey und Asquith, die auf keine Weise der englischen Brandstifterinnen Herr zu werden vermochten! Die Suffragetten haben den Be - weis dafür erbracht, daß die politische Tätigkeit die ja bekanntlich schon bei den Männern den Charakter ver - dirbt das leichter erregbare willenszähe Weib zur Megäre macht, und daß Disziplin und Achtung vor dem Gesetz, die Grundsäulen jeglicher staatlichen Ordnung, selbst bei gebildeten Frauen in so geringem Maße zu er - warten sind, daß der Staat sich selbst aufgeben würde, wenn er das weibliche Geschlecht zur Mitherrschaft heran - zöge. Was ist unter der feministischen Herrschaft, bei der in Haus und Schule vorwiegenden Jugenderziehung durch Frauen mit dem Grundsatz Never contradict a lady , aus der Mannhaftigkeit, Wehrfreudigkeit und Wahrheitsliebe der Engländer geworden! Lord Kitchener wünscht Millionenheere von Freiwilligen zu schaffen, aber die verweiberten Engländer finden wenig Geschmack am männermordenden Kriege, und der englische Kaufmann wehrt sich auch heute noch, wo das Land in größter Be - 16 drängnis ist, mit Hand und Fuß gegen die allgemeine Wehrpflicht.

Dieser Gegensatz zwischen englischem und deutschem Wesen und Staatsleben kam der oben zitierten Eng - länderin zum Bewußtsein, als sie die starke Männlichkeit für die wirkliche Kraft des modernen Deutschland erklärte. Heute verspüren es die Landsleute jener Frau zu Wasser und zu Lande am eigenen Leibe, daß sie klar gesehen hat. Der männliche Charakter des deutschen Staates und seine Blüte verhalten sich wie Ursache und Wirkung, und seine allmähliche Verweiberung, die in der Frauenstimm - rechtsbewegung, bewußt oder unbewußt, erstrebt wird, würde nichts Geringeres als seinen Niedergang bedeuten, nicht in wenigen Jahren, aber langsam und sicher, eintretend als unausbleibliche Folge der demokratisch - feministischen, antimilitaristischen Knochenerweichung.

Es mußten doch schon ganz zwingende Gründe vor - handen sein, die den männlichen starken Staat veran - lassen könnten, seinen männlichen Charakter, den der Ordnung, Kraft und Sicherheit, durch Hinzuziehung des weiblichen Geschlechts zur Mitregierung in Gefahr zu bringen oder gar zu zerstören. Die Gründe, welche von den machthungrigen Rechtlerinnen zugunsten einer solchen Revolution ins Feld geführt werden, sind gottlob fadenscheinig genug, um selbst bei einer oberflächlichen Betrachtung in ihrer ganzen Nichtigkeit durchschaut zu werden.

Seit einigen Jahren, besonders seit der Gewerbe - zählung von 1907, die außerordentlich hohe Zahlen weib - licher Erwerbstätiger zutage förderte, machten die Führe - 17 rinnen der Frauenbewegung den Versuch, die Notwendigkeit der Politisierung der Frau mit der völligen Umwälzung im Frauenerwerbsleben zu begründen. Dieser Versuch ist vollkommen mißlungen, und es ist, prozentual berechnet, statt der behaupteten ungeheuren Zunahme der haupt - beruflichen weiblichen Erwerbstätigen, sogar eine geringe Abnahme festzustellen. Die großen Differenzen zwischen den statistischen Ergebnissen von 1895 und 1907 erklären sich ungezwungen durch einen völlig veränderten Zählungsmodus, der die mithelfenden Angehörigen alle miterfaßte. Daß diese Erklärung zutrifft, ergibt sich be - sonders deutlich aus den statistischen Angaben, welche die Landbevölkerung betreffen.

Wer da weiß, in welch 'geringem Grade die Arbeits - verhältnisse auf dem Lande sich im Laufe von 12 Jahren verändern, dem muß es geradezu wunderbar erscheinen, daß im Jahre 1895 1 020 453, im Jahre 1907 aber 2 840 841 mithelfende weibliche Angehörige in den land - wirtschaftlichen Betrieben angegeben werden, was einer Zunahme von 178,4 % entsprechen würde. Diese an - scheinende Revolution ist ein statistisches Phan - tom, und sie erklärt sich, ohne die geringste Veränderung in der Betätigung der weiblichen Landbewohner, einfach aus der veränderten Zähl-Anweisung unserer Staats-Statistiker, die eine genauere Erfassung aller dieser mithelfenden An - gehörigen wünschten und damit den Frauenrechtlerinnen einen ungeheuren Dienst leisteten.

Als man mit dieser Motivierung der Politisierung der Frau keinen rechten Glauben mehr fand, begann man18 die Mütterlichkeit und Fürsorge, die das Frauenstimm - recht in das Staatsleben hineinzutragen geeignet sei, in den Vordergrund zu schieben. Aber auch mit dieser Be - gründung der feministischen Bestrebungen ist es nichts. Gerade unser Deutsches Reich, das Musterland der sozialen Fürsorge, der organisierten Wohlfahrtspflege, bedarf ab - solut nicht einer solchen verstärkten Mütterlichkeit von seiten der bewegten Frauen, die geradezu in Verlegenheit geraten, wenn sie angeben sollen, in welcher Richtung denn unsere Gesetzgebung eine wesentliche Umgestaltung im Sinne der Mütterlichkeit und Staatsfürsorge bedürfe. Die Männer haben das beweist die heutige Kriegs - zeit auf das schlagendste im Frieden derartig auf allen Gebieten vorgesorgt, daß es für die Frauen nicht leicht sein würde, sie auf diesem Felde zu übertreffen oder nur ihnen gleichzukommen. Die heute zutage tretende moralische, physische und intellektuelle Kraft unseres Staats - lebens ist aber nicht allein das Werk der Männer; nein, unsere echten mütterlichen Frauen die im häuslichen Kreise walten und nicht nach politischem Rechten streben, haben in selbstloser Hingabe an ihre Gatten - und Mutterpflichten den deutschen Männern die Kraft gegeben, den stolzen Bau zu errichten, den heute kein Sturm von außen ver - nichten kann. Dieser starke Männerstaat schirmt heute auch diejenigen, die in Friedenszeiten kein höheres Ziel kannten, als ihn seines starken männlichen Charakters zu entkleiden und dem Niedergänge zu überliefern.

Gerade in der heutigen Lage ist es nicht schwer, das von der Frauenbewegung immer wieder vorgetragene 19 Gerechtigkeitsmotiv zum Schweigen zu bringen. Da ist zunächst die Phrase von der absoluten Gleichwertigkeit der weiblichen und männlichen Persönlichkeit, die die völlige Gleichstellung der Geschlechter zu einer Forderung der ein - fachsten Gerechtigkeit mache. Die glutrote Kriegsfackel be - leuchtet dieses Problem mit einem scharfen Lichte, das den Augen der Rechtlerinnen einigermaßen schmerzend sein dürfte. Die moderne Kultur ist weit genug vorge - schritten, um die Frau als sittlich freie Persönlichkeit an - zuerkennen, die innerhalb des ihr zugewiesenen Kreises ein nach eigenen Grundsätzen und Plänen gestaltetes, mehr oder weniger unabhängiges Dasein zu leben vermag. Aber diejenige absolute Gleichheit der männlichen und der weiblichen Persönlichkeit, die zur Forderung der politischen Gleichstellung der Geschlechter geführt hat, ist ein Phantasie - gebilde. Das Weib bleibt im Kampfe ums Dasein unter allen Umständen in gewissem Grade unfrei und vom Schutze und der Fürsorge des Mannes abhängig. Zum Begriff der vollkommenen Persönlichkeit im rein menschlichen Sinne gehört vor allem andern auch die Fähigkeit, bei physischen, die Existenz bedrohenden An - griffen der Außenwelt unter allen Umständen sich selbst (persönlich) zu behaupten, sei es auch mit Drangabe des Lebens. Wenn es in Friedenszeiten so scheint, als ob die alleinstehende Frau sich selbst zu schützen vermöchte, so übersieht man, daß hier die Gesetze und Schutzorgane des männlichen Staates helfend eingreifen. Wenn aber wie heutzutage, der Krieg das Völkerrecht über den Haufen wirft, wenn die Not zwingt, die Staatsgesetze zeitweilig aufzuheben, wenn es offenbar wird, daß der Staat in 20 erster Linie die Zusammenfassung der in seinen wehrfähigen Männern verkörperten Macht ist, dann besteht kein Zweifel mehr, daß nur der sich selbst behauptende Mann, der unter niemandes Schutz steht, sondern außer sich selbst auch Weib und Kind, Volk und Staat mit seinem Blut und Leben verteidigt, erst die höchste Erscheinungs - form einer völlig freien und unabhängigen Persönlichkeit darstellt. Nur für die männliche Persönlichkeit gilt das Dichterwort: Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein. Und der höchste Stolz des Weibes ist immer der, einem Helden anzugehören oder einen Helden geboren zu haben. Darum kann es auch nur männliche vollberechtigte und verpflichtete Staats - bürger geben.

Die Frau als vollberechtigte Staatsbürgerin bedeutet einen Widerspruch in sich selbst, da sie als unfreie und schutzbedürftige Persönlichkeit nicht in der Lage ist, für den Staat in schwerster Not mit ihrer ganzen Person einzutreten und die Ver - antwortung für seinen Bestand zu übernehmen. Beim Frauenstimmrecht würde die Frau die Möglichkeit haben, Gesetze durchzubringen, für die später der Mann auf dem Schlachtfelde an Leib und Leben gestraft würde. Es würde ihr möglich sein, den Staat nach ihren Wünschen als Träger der Macht zu schädigen und damit Freiheit und Unabhängigkeit des ganzen Volkes zu vernichten. Darum ist das Frauenstimmrecht für jeden objektiv den - kenden Staatsmann eine Unmöglichkeit; nur blinde Partei - leidenschaft kann seine Konsequenzen übersehen oder unter -21 schätzen. Vielleicht sind es ähnliche Gedankengänge, die in heutiger Zeit einigen der schärfsten Rechtlerinnen den Mut nehmen, viel von ihren Rechten zu reden und sie nötigen, ausnahmsweise dem Manne Gerechtigkeit wider - fahren zu lassen. Gerade das Gebot der Gerechtigkeit jedem das Seine zu geben , verlangt bei der tiefgehenden Verschiedenheit im Verhältnis der Geschlechter zum Staat, daß jede Durchsetzung des unter männlicher Verantwortung stehenden Staatsbetriebes mit feministischen Elementen vermieden werde. Die gut deutsche Scheidung der durchaus verschiedenen Aufgaben der Geschlechter darf nie und nimmer einem falschen Prinzip zuliebe aufgegeben werden.

Daran ändert auch das andere Argument der ledigen Rechtlerinnen nichts, die ihre Gleichberechtigung und ihren Anspruch auf das Stimmrecht mit der Mutter - schaftsleistung der Ehefrauen begründen möchten. Die Frauen selbst lehnen diese Beweisführung ab. Frau Bernarda v. Nell schreibt (Hochland 1910 / 11): Wir heiraten nicht um des Staates willen, und nicht um des Staates willen wenden wir unsern Kindern all unsere Sorgfalt zu. Deshalb kann die Gerechtigkeitspflicht des Staates, die gegenüber der Erfüllung der Mutterpflichten in Betracht kommt, keineswegs eine solche der Belohnung, keine des Rechtegewährens um geleisteter Dienste willen sein. Die Gerechtigkeitspflicht des Belohnens ist überhaupt für den Staat eine sehr nebensächliche, die nur seinen eigentlichen Angestellten gegenüber gilt. Sie (seine Ge - rechtigkeit) ist: Ausgleich der Jnteressen der Gesamtheit mit den Jnteressen der einzelnen oder der Gruppen.

222

Wenn heute die englischen Suffragetten, um ihre absolute Gleichwertigkeit gewissermaßen ihre mann - gleiche Persönlichkeit zu beweisen, ihre Parteigängerinnen allen Ernstes auffordern, aktiv an dem Kampfe gegen die Feinde teilzunehmen und sich im Gebrauche der Waffen unterweisen zu lassen, so entspricht das zwar ihrer früheren bombenwerfenden und mordbrennerischen staats - feindlichen Tätigkeit, wird aber von allen natürlich em - pfindenden Menschen als eine Ungeheuerlichkeit, als Un - natur gewertet. Sie wirkt um so komischer, als der Kontrast zwischen dem naiv anmaßlichen Wollen und der jämmerlichen Ohnmacht des Könnens hier, wo es sich nicht um eine Verhöhnung, sondern um die Verteidigung des früher so niedrig eingeschätzten Staates handelt, so ergötzlich in die Erscheinung tritt. Herunterbringen und schwächen konnten die Suffragetten den verweiberten Staat, zu seiner Rettung können sie nichts tun, es sei denn, daß sie wie manche belgische Weiber ihre Rohheit an hilflosen verwundeten Feinden dokumentierten.

Der moderne Jndividualismus, der auf den Grund - satz schwört, daß man jeden nach seiner Fasson selig werden und für sich selbst sorgen lassen müsse, legt in der Stimmrechtsfrage den Hauptnachdruck auf die ver - meintliche Tatsache, daß die Frauen selbst die politische Gleichberechtigung dringend wünschten und daß aus diesem Grunde die Ablehnung des Frauenstimmrechts als illiberal und unmoralisch anzusehen sei. Dazu kommt ständig der andere Einwand, daß der Mann gar nicht in der Lage sei, die Jnteressen der Frau in rechter Weise zu verstehen und wahrzunehmen. Dagegen ist zu sagen,23 daß in allen Ländern der Erde die überwiegende Mehr - heit der Frauen und Mütter entschiedene Gegner der von den ledigen Erwerbenden aufgestellten Stimmrechts - forderung sind, und daß es nur die starke internationale Organisation der Ledigen ist, die die Stimmrechtssache gewaltsam vorwärts treibt und sie zu einer politischen Frage stempelt. Wenn das ganze Volk aus lauter vollkommen von einander unabhängigen Einzelpersönlich - keiten zusammengesetzt würde, so möchten unsere poli - tisierenden Damen einiges Recht für sich haben. Nun ist aber die Urzelle des Volkes nicht das Jndividuum, sondern die Familie, und innerhalb derselben ist eine Zersplitterung der Jnteressen nach Geschlechtern nicht nur ohne Nutzen, sondern von verderblichster Wirkung für die Einheit und den sittlichen Wert der Familie. Wenn der Mann als Gatte und Familienvater in Haus und Staat sein eigenes Jnteresse in richtiger Weise wahr - nimmt, so ist damit zugleich auch dem Wohle der Frau und der Töchter besser gedient, als wenn diese selbst im Gegensatz und im Kampfe mit ihm ihre Sonderbe - strebungen durchsetzen wollten, die nur dem einen Zehntel der Frauen, nämlich den ledig bleibenden Mädchen, irgend - wie von Vorteil sein könnten. Eine derartige Betonung des Jndividualismus, wie wir sie bei den Rechtlerinnen finden, ist nur zu begreifen bei solchen Personen, die aus dem Familienverbande losgelöst sind und das Ver - ständnis für die ungeheure Bedeutung der Familien - kultur eingebüßt haben.

Die große Masse der Frauen und Mütter denkt und fühlt durchaus anders. Jn England und den Ver -2*24einigten Staaten von Amerika bestehen trotz der Be - denken, welche die Hausfrauen von der Organisation zurückschrecken, große Frauenvereinigungen, die sich den Kampf gegen das Frauenstimmrecht zur Aufgabe ge - macht haben. Der amerikanische Anti-Stimmrechtsbund der Frauen zählt etwa 100 000 Frauen zu seinen Mit - gliedern und leistet vermittelst einer sich über das ganze Land erstreckenden Organisation einen kräftigen Wider - stand gegen die dreist vordringende Emanzipation. Kürz - lich wurden bei Gelegenheit der Kongreßwahlen in sieben Staaten der Vereinigten Staaten Volksabstimmungen über das Frauenstimmrecht vorgenommen. Das Frauen - stimmrecht wurde in allen sieben Staaten abgelehnt.

Die Schriftstellerin Alice Schalek, welche im Sommer 1914 in der Frankfurter Zeitung Bilder aus Neu - seeland veröffentlichte, schreibt in dieser Zeitung (4. Juli l914) zu ihrer Rechtfertigung gegenüber groben Angriffen der Rechtlerinnen u. a. folgendes: Gebietet mir nun schon das Amt der Chronistin als etwas Selbstverständliches nicht nur den Standpunkt der bürgerlichen Frauen zu registrieren, sondern auch die Art, wie sie sich gegen die Gefahr wehren, so wäre dies in Australien gar nicht anders möglich. Dort kann ganz einfach niemand daran vorbei, daß die 40 000 Mitglieder inzwischen sollen es um die Hälfte mehr geworden sein der Australian Woman's National League , die sich mit ihren 435 Zweigvereinen den größten Frauenbund der Welt nennt, den Kampf gegen die politische Betätigung der Frau in ihr Programm aufgenommen haben. Die Vor - standsdamen dieser mächtigen Liga sagten mir am25 27. Juni 1913 in Melbourne in ihrem Vereinslokal, daß ihnen die politische Agitation aufgezwungen wurde, daß sie den Kampf nur notgedrungen und widerwillig führen, daß er aber unter den gegebenen Verhältnissen unausweichlich sei. Sie rühmten sich, daß sie die Wahl meiner verehrten Freundin Miß Vida Goldstein ver - eitelt hätten, die bereits die ungeheure Zahl von 10 000 von 26 000 Stimmen auf sich vereinigte, daß sie diese berühmte Stimmrechts-Vorkämpferin, die auch Mitglied der International Woman Suffrage Alliance ist, daran verhinderten, die erste Parlamentarierin Australiens zu werden. Jch war damals so hingerissen von der interessanten Persönlichkeit dieser Politikerin, der ich näher - treten durfte und die ich für die hervorragendste Frau halte, die ich kenne, daß mich dies persönlich arg verdroß, aber trotzdem will ich in meinen Schilderungen Aus -[traliens] dem Standpunkt ihrer Gegnerinnen Raum geben. Diese 40 000 oder 60 000 Frauen, die jede Politik hassen und das Frauenstimmrecht abschaffen möchten, wählen natürlich, so lange es besteht, so zahl - reich als möglich, ja es ist der Zweck ihrer Liga, die Frauen zur Urne zu treiben. Die starke Beteiligung an der Wahl ist daher durchaus kein Beweis für die all - gemeine Wertung der Stimmberechtigung.

Die australische Entwicklung ist also gewiß die Höhe des Fortschritts bereits soweit fortgeschritten, daß die verständigen Frauen alles daran setzen, das Danaergeschenk, das man ihnen mit dem Frauenstimm - recht gemacht hat, wieder loszuwerden. Finnland und Norwegen werden hoffentlich auf dieser Bahn bald folgen.

26

Daß auch nicht alle Lehrerinnen den Blick für die durch das Frauenstimmrecht der Familie drohenden Gefahren verloren haben, beweist folgende Tatsache. Der Londoner Lehrerinnenverein hat eine Umfrage ver - anstaltet, bei der sich ergab, daß die Gegnerinnen des Stimmrechts fünfmal so zahlreich waren als die An - hängerinnen. Daß unsere besten und einsichtigsten Frauen heute noch der Überzeugung sind, daß die ver - gnügte politische Gleichstellung von Mann und Frau nicht naturrechtlich und ethisch begründet ist, bestätigt u. a. ein Wort der bereits oben zitierten Bernarda von Nell ( Hochland 1910 / 11): Also sind wirklich Männer und Frauen nicht gleichwertig? Wohnt wirklich ein höherer Wert den Männern inne? Ja. Von der Natur gleichgestellt sind sie nicht. Ein großer Vorzug, dem kein vollentsprechendes Aequivalent bei der Frau gegen - übersteht, ist dem Manne gegeben. Gleichwertig sind Mann und Weib nur in dem Wortsinn, in welchem Wert als sittlicher Wert genommen wird. Daß der männliche Typ und der weibliche einander sittlich gleich - wertig sind, daß in beiden die gleich starke Befähigung zum schlichten Rechttun und in beiden gleich hohe Möglichkeiten edelster und reinster Charakterentfaltung liegen, das freilich sollte für niemand, weder Mann noch Weib, in Frage stehen. Kurz ausgedrückt liegt es so: sie sind gleich vor Gott, bei dem kein Ansehen der Person gilt; vor Menschen, bei denen Ansehen der Person gilt und gelten muß, sind sie es nicht; mithin auch nicht gegenüber den verschiedenen Organisationsformen, auch gegenüber denjenigen nicht, die wir als gottgesetzte 27 betrachten: Staat, Kirche, Familie. Die überwältigende Mehrheit der wirklichen deutschen Frauen teilt ohne Zweifel diese Überzeugung B. von Nells, und der Deutsche Bund gegen die Frauenemanzipation ist bestrebt, diese Frauen und die gleichgesinnten Männer zu sammeln, die nicht nur persönlich die Emanzipation verabscheuen, sondern zu der Erkenntnis gekommen sind, daß ihre Bekämpfung zu den dringendsten Aufgaben gehört, die dem deutschen Volke und besonders seinen Frauen gestellt worden sind.

Es ist also eine Unwahrheit, wenn behauptet wird, daß unsere Frauenwelt den Drang verspüre, zum Schaden der eigenen Aufgaben in Haus und Familie auch auf das politische Leben überzugreifen und an der Gesetz - gebung und Staatsverwaltung verantwortlichen Anteil zu nehmen. Diese verderbliche Suffragettenstimmung suchen die ledigen Führerinnen unserer deutschen Frauenbewegung durch eine rastlose Agitation bei uns erst künstlich hervor - zurufen. Vielleicht wird es auch bei uns, wie in England, bald zum guten Ton gehören, mit dem Suffragettentum wenigstens zu sympathisieren. Gebe Gott, daß die Not der Zeit mit dieser gefährlichen Modetorheit völlig auf - räumt und beide, die Frauen und die politischen Parteien, zu einer richtigen Auffassung der Frauenpflichten und Rechte zurückgeführt werden! Wir wenden uns nun der Aufgabe zu, den herkömmlichen Entwicklungsgang des Frauenstimmrechts vom kirchlichen durch das kommunale zum parlamentarischen kritisch zu beleuchten.

28

2. Das kirchliche Stimmrecht der Frau ..

Die Freunde des Frauenstimmrechts haben es so gar nicht schwer, zunächst für das kirchliche Stimmrecht der Frau Propaganda zu machen. Die Frauen so sagen sie sind anerkanntermaßen im ganzen kirchlicher als die Männer, sie führen ein tieferes religiöses Leben und sind darum an der Kirche und ihren Einrichtungen, be - sonders an den Predigerwahlen, stärker interessiert als die Männer, auch leisten sie sehr schätzenswerte Hilfsdienste im kirchlichen Leben und vor allem in der inneren Mission. Daher würde es für die Kirche selbst und das religiöse Leben in ihr von Vorteil sein, wenn man den Einfluß der Frauen durch das Wahlrecht verstärkte. Das klingt einleuchtend, ist aber trotzdem irrig. Zunächst steht es mit der Hilfsbereitschaft der Frauen nicht überall zum besten. Von seiten der Frauenbewegung kann man oft die Behauptung hören, daß Scharen dienstbereit stehender Frauen durch die Pastoren von der kirchlichen Mitarbeit zurückgewiesen würden, darum müßte die Frauenarbeit der Gemeinde durch das Stimmrecht organisch eingegliedert werden. Es dürfte aber keine leichte Aufgabe sein, solche merkwürdigen Geistlichen ausfindig zu machen. Der Mangel an geeigneten weiblichen Hilfskräften hat sogar zu einer großen Anspruchslosigkeit der Geistlichen betreffs der Eignung geführt, wodurch die Arbeit selbst eine Schädigung erfährt. Dienen, sich fügen und unterordnen, das liegt dem modernen gebildeten Mädchen nicht sehr; die Rechte erscheinen ihm meist erstrebenswerter als die Pflichten.

29

Dagegen haben die christlich gesinnten Mütter des Volkes in ihrem Einfluß auf die Ehemänner und die Kinder im Familienleben die beste Gelegenheit, der Kirche zu dienen, indem sie ihre Kinder in christlichem Geiste erziehen und in tätiger Gemeinschaft mit dem Geistlichen durch ihr Beispiel die etwa der Kirche entfremdeten Männer zurückgewinnen. Beharrlicher Fraueneinfluß ver - mag so viel über die Männer, warum sollte er gerade in diesen das stille, tiefe Frauengemüt bewegenden Aufgaben der öffentlichen Tätigkeit der Frau, des Stimmzettels und der Wahlagitation bedürfen? Und in solchem Sinne haben bis auf diesen Tag die christlich frommen deutschen Frauen dem kirchlichen Leben große Dienste geleistet. Aus ihren Kreisen stammt denn auch nicht der Wunsch nach kirchlichen Wahlrechten. Die Erfahrung hat sie gelehrt, daß bei den kirchlichen und Pfarrwahlen dasselbe kleinliche Partei - und Jnteressenwesen den Ausschlag gibt, das die politischen Wahlen vergiftet, und daß eine wirk - liche Gesundung unseres Volkslebens auf kirchlich-religiöser Grundlage um aus einer tiefgreifenden Erneuerung und Umgestaltung der ganzen modernen grob-materiellen Welt - anschauung und vor allem durch Verinnerlichung des Familienlebens und durch eine straffere, ernstere Kinder - zucht erreicht werden kann. Schon heute zeigt es sich, daß das große Schicksal, von dem das deutsche Volk be - troffen wurde, die im Grunde seines Gemütslebens schlum - mernde Sehnsucht nach religiöser Wiedergeburt gewaltig verstärkt hat, und manche deutsche Mutter erfährt es jetzt, wo die Söhne vor dem Feinde stehen, mit stiller, herz - licher Freude, wie es ihr leicht wird, den Vater und die30 Kinder zum Gottesdienst und zum Gebet zurückzuführen. Eine Verstärkung des weiblichen Einflusses auf die äußere Gestaltung des kirchlichen Lebens unter Beiseite - drängung des Mannes würde mit größter Wahrscheinlichkeit dahin wirken, die Teilnahme der Männer am kirchlichen Leben noch mehr verkümmern zu lassen. Das Familien - interesse aber verlangt es gebieterisch, daß das Haupt der Familie, der Ehemann, gerade auf dem Gebiete, wo es sich um die wichtigsten sittlichen und religiösen Fragen, um die höchsten Kulturwerte der Menschheit handelt, die Führung behalte. Diese Zusammenhänge er - kennen unsere gebildeten Ehefrauen und Mütter sehr wohl. Und so kommt es, daß die Forderung des kirchlichen Frauenstimmrechts gar nicht von ihnen ausgeht, sondern von den ledigen Frauen der Frauenbewegung, die ihre persönlichen Jnteressen denen der Familie voranstellen. Es soll nicht abgestritten werden, daß es unter ihnen solche gibt, die sehr lebhaft am kirchlichen und religiösen Leben teilnehmen, aber es kann ihnen nicht immer der Vorwurf erspart werden, daß die rein religiösen Fragen mit solchen frauenrechtlerischer Art verquickt werden zum Schaden der Familie, der Kirche und der religiösen Er - neuerung des Volkslebens.

Es ist doch gewiß höchst eigentümlich und bezeichnend, daß der Gesamtvorstand des Deutsch-evangelischen Frauen - bundes, der sich mit seinen 13 000 Mitgliedern gänzlich ungerechtfertigter Weise als der Repräsentant und Wort - führer der 20 Millionen evangelischer deutscher Frauen ausgibt, soviel bekannt, keine wirkliche Frau, Ehefrau31 und Mutter, in seinen Reihen zählt. Diesen Damen, die auch bereits in den politischen Parteien eine Rolle spielen, ist das kirchliche Frauenstimmrecht nicht nur eine Maß - nahme zur Besserung der kirchlichen Verhältnisse, sondern eine politische Forderung zur Vorbereitung des kommunalen Wahlrechts, das dann späterhin notwendig zum parla - mentarischen führen muß. Sehr viele männliche Be - fürworter des kirchlichen Frauenstimmrechts kennen die Geschichte der Frauenbewegung zu wenig, um diese politischen Zusammenhänge zu durchschauen, und lassen sich darum gar zu leicht von der dem christlichen Standpunkt so naheliegenden Jdee des Wohlwollens und der formalen Gerechtigkeit dazu verleiten, einen Weg zu beschreiten, dessen Konsequenzen nur allzu klar zutage treten. Schon vor Jahren haben es mecklenburgische Frauen in einer Petition ausgesprochen, daß sie das kirchliche Frauen - stimmrecht als die erste Staffel zum Endziel der völligen politischen Gleichberechtigung der Frauen ansehen; und auf der Breslauer Kreissynode würde kürzlich von einem Synodalen in ähnlicher Argumentierung das kirchliche Frauenstimmrecht empfohlen.

Jst also schon die Quelle, aus der die Forderung des kirchlichen Frauenstimmrechts quillt, keine absolut reine, so mehren sich die Bedenken, wenn man sich der praktischen Ausführung des Gedankens und deren Konsequenzen zu - wendet. Daß die Einheit und der Frieden der Familie nur leiden kann, wenn die Ehefrauen mit den Ehemännern an der Wahlagitation teilnehmen und dabei etwa ver - schiedenen Parteien angehören, bedarf keiner Erörterung. Dazu kommt, daß die große Mehrzahl der Frauen 32 z. B. der sozialdemokratischen die das Stimm - recht so energisch fordern, überhaupt nicht kirchlich interessiert sind. Die Kirche hat also das größte Jnteresse daran, diese Frauen von jedem Einfluß auf die kirchlichen Verhältnisse fernzuhalten, da von ihnen eine völlige Radikalisierung ausgehen würde. Leider hat sich auch die liberale Theologie des kirchlichen Frauen - stimmrechts überaus freundlich angenommen, weil sie von den radikalen Stimmrechtlerinnen eine Stärkung des kirchlichen Liberalismus erwartet. Es ist darum kaum auffällig, daß gerade die bekannten Führer der liberalen Theologie die entschiedensten männlichen Parteigänger der politischen Frauenstimmrechtsbewegung geworden sind. Ebenso haben die Feststellungen des statistischen Zentral - büros in Stockholm bewiesen, daß auch auf kirchlichem Gebiet nur der Radikalismus vom Frauenstimmrecht Vorteile hat.

Die Gefahren, welche mit dem allgemeinen kirchlichen Frauenstimmrecht notwendig verknüpft sind, kommen vielen seiner nicht emanzipierten Anhängerinnen zum Bewußtsein. Und so ist denn aus diesen ernstlich christlichen Kreisen der Vorschlag gemacht worden, das kirchliche Stimmrecht nur anerkannt geeigneten Frauen mit wirklichen kirchlichen Jnteressen zu verleihen. Daß ein solcher gewiß wohlgemeinter Vorschlag in der Praxis unausführbar sein würde, bedarf wohl kaum eines Nach - weises. Zunächst dürfte sich schon die erste Aufgabe, die Auswahl der Geeigneten, als unlösbar erweisen. Sodann würde sich sofort die logische Forderung einstellen, daß der Qualifikationsnachweis auch auf die Männer, aus --33 gedehnt werden müsse. Da es aber bekanntlich fast unmöglich ist, langjährige Rechte aufzuheben, so hat die Durchführung einer solchen allgemeinen Qualifikations - bestimmung auf kirchlichem Gebiete keinerlei Aussicht auf Verwirklichung. Auch der andere in Rücksicht auf den Frieden in den Familien gemachte Vorschlag, wenigstens den selbständig erwerbenden, alleinstehenden und steuer - zahlenden Frauen das Stimmrecht in der Kirche zu gewähren, ist unannehmbar. Denn die Erfahrung lehrt überall, daß solche Teilzugeständnisse mit logischer Konsequenz weiterwirken. Die Bevorrechteten würden eine solche Errungenschaft nur dazu ausnutzen, den ver - ehelichten Frauen ihre Entrechtung vor Augen zu führen mit der Behauptung, daß es im Jnteresse der Kirche gerade besonders wertvoll sei, die Ehefrauen und Mütter zur Mitarbeit heranzuziehen. Das Beispiel der Frauenstimmrechtsländer lehrt die Unvermeidbarkeit einer solchen Entwicklung in allen Frauenwahlrechtsfragen, sobald der erste Schritt getan ist. Darum gilt hier für den besonnenen Staatsmann sowie für den Vertreter der Kirche das altbewährte Mahnwort: Widerstehe den Anfängen! Jn der schleswig-holsteinschen Provinzial - synode von 1912 wurde bei Verhandlung einer Frauen - petition um Gewährung des Pfarrwahlrechts von einer Seite behauptet, es handle sich dabei in Schleswig - Holstein nur um eine Erweiterung eines den Frauen seit langen Zeiten zustehenden Rechtes. Demgegenüber wurde hervorgehoben, daß das alte Wahlrecht nichts anderes gewesen sei als das Wahlrecht des Haus - oder Stellenbesitzers, also ein dingliches, kein persönliches 34 Recht. Jn solchem Falle sind nicht die Frauen an sich wahlberechtigt, sondern sie sind es nur als Vertreter des Mannes in der Repräsentation des Besitzes. Sie sind stimmberechtigt, nicht weil sie Frauen sind, sondern obgleich sie Frauen sind.

Die prinzipielle Bedeutung der Frage des kirchlichen Stimmrechts der Frauen wurde auf dieser Synode von Oberlyzealdirektor Wagner in Altona besonders ein - drucksvoll gewürdigt. Wir entnehmen den Ausführungen dieses Redners folgenden Abschnitt:

Auf dem großen Frauentage in Gotha haben sämtliche Frauenvereine (scl. des Bundes deutscher Frauenvereine. D. Verf. ) für die Gewährung des politischen Wahlrechts gestimmt. Nur der deutsch - evangelische Frauenbund verhielt sich neutral; und wenn dieser gemäßigte Verein die Forderung des politischen Wahlrechts freilich auch nicht in seinem Programm führt, so weiß ich doch, daß ein großer Teil seiner Glieder diese Forderung vertritt. Obwohl diese Frauen mit ganzem Herzen im kirchlichen Leben stehen, fassen auch sie die Erlangung des kirchlichen Wahlrechts nur als Vorstufe für die Erlangung des politischen Wahlrechts auf. Meine Herren, wenn das erreicht wird, dann ist die Entwicklung von 1789 an ihrem Endpunkte angelangt. Die völlige Atomisierung der Gesellschaft, die völlige Herausreißung der Menschen aus den natürlichen Lebensgemeinschaften hat sich dann vollzogen. Die Entwicklung ist zum Abschluß gekommen, die den Menschen nicht als Persönlichkeit, sondern als Zahl wertet. Bisher machte diese Entwicklung Halt vor der35 Familie. Die Familie war der Damm, dem wir die relative Gesundheit des Volkslebens verdanken. Nun soll auch die Frau nur noch als Zahl gewertet, das letzte Bollwerk der Gesellschaft soll zerstört werden. Wollen Sie das Volk vor diesem Unglück bewahren, dann dürfen Sie den Frauen nicht das politische Stimmrecht geben. Dann dürfen Sie aber auch nicht die vor - bereitenden Schritte tun, auch nicht den ersten Schritt in der Verleihung des Pfarrwahlrechts.

Jn der Tat ist das kirchliche Frauenstimmrecht die erste und für die Frauenbewegung natürlich unendlich wichtige Vorstufe auf dem Wege zur politischen Gleich - berechtigung. Daher pflegen auch die echten zielbewußten Vertreter desselben diese Zusammenhänge mit Vorliebe zu verschleiern, und nur wenige offenherzige Nichtdiplomaten wagen es, den ganzen Feldzugsplan vor aller Augen zu enthüllen. Man hüte sich, auf dem nur scheinbar neutralen kirchlichen Gebiete die ersten Schritte auf einer abschüssigen Bahn zu tun, auf der es später kein Halten geben würde!

36

3. Das kommunale Frauenwahlrecht.

Handelte es sich beim kirchlichen Frauenwahlrecht um eine Angelegenheit, die ihren politischen Beigeschmack erst aus den Konsequenzen gewinnt, die sich daraus ergeben, so haben wir es beim Gemeindewahlrecht schon mit einer an sich hochpolitischen Frage zu tun. Die Erkenntnis, daß gerade die Eroberung des kommunalen Wahlrechts von ungeheurer Bedeutung sein würde für den vollen Sieg des Frauenstimmrechts, ist innerhalb der Frauen - bewegung allgemein verbreitet, und nur aus taktischen Gründen machen sogenannte gemäßigte Frauenverbände, wie der Deutsch-evangelische Frauenbund, den Versuch, das Gemeindewahlrecht als ein harmloses unpolitisches Recht hinzustellen. Hier dürften einige grundsätzliche Er - örterungen am Platze sein. Über die Stellung des Gemeinde - wahlrechts im Rahmen des staatlichen Wahlrechts.

Das staatliche Wahlrecht umfaßt gegenüber dem kirchlichen das Verwaltungswahlrecht und das parlamen - tarische Wahlrecht. Das erstere begreift in sich das soziale Wahlrecht (Kaufmannsgerichtswahlen, Wahlen der Organe der Arbeiterversicherung u. a.) und das Gemeindewahl - recht; das parlamentarische Wahlrecht ist das Recht zur Wahl der Volksvertreter. Das staatliche Wahlrecht ist37 als ein einheitliches, stufenförmig aufgebautes Ganzes an - zusehen, das von den Berufsinteressen ausgehend durch die Gemeindeverwaltung bis zur Teilnahme an der Staats - regierung führt. Es ist daher unberechtigt, einen scharfen Schnitt zu machen zwischen den einzelnen Stufen, be - sonders zwischen Gemeindewahlrecht und parlamentarischem Wahlrecht, und das erstere als ein unpolitisches dem andern als dem politischen gegenüberzustellen. Alle staatlichen Wahlrechte sind mehr oder weniger politischer Natur. Denn alle diese Wahlen werden unter politischen Gesichtspunkten vorgenommen und von den politischen Parteien beeinflußt und geleitet und er - geben in ihrer Gesamtwirkung die Staatspolitik.

Daß die Frauenbewegung sich klar darüber war, daß in der Heranziehung der Frauen zu den sozialen Wahlen der Grund zur völligen politischen Gleichberechtigung der Geschlechter gelegt wurde, das beweist eine bemerkenswerte Äußerung Helene Langes aus der Zeitschrift Die Frau 1909. Graf Posadowsky hatte noch im Februar 1904 im Reichstage gesagt, von der Politik sollen die Frauen die Hand weglassen , dabei aber zugleich erklärt, daß nach seiner Ansicht es den Frauen nicht erschwert werden sollte, öffentlich ihr Recht inbezug auf die Ausübung ihres Berufs zu vertreten . Ungefähr zu gleicher Zeit hatte die braunschweigische Regierung die Zulassung der korporativen Geltendmachung der weiblichen Berufsinter - essen abgelehnt, weil sie die Konsequenzen fürchtete. Dazu sagt Helene Lange wörtlich:

Vielleicht haben viele, die den Beschluß der braun - schweigischen Regierung engherzig fanden, den fortschritt -338lichen Jdeen des Grafen Posadowsky zugestimmt. Und doch war die braunschweigische Regierung logisch und Graf Posadowsky unlogisch; in einer Weise unlogisch, die ihm nie durchgegangen wäre ohne die reservatio mentalis, die man immer noch zu machen pflegt, wenn es sich um Fraueninteressen handelt. An einer anderen Stelle ( Die Frau 1909) sagt Frl. Lange: Vergebens hat man die tiefe symptomatische Bedeutung dieser scheinbar kleinen Vorstöße (soziale Wahlen usw. D. Verf. ) abzuschwächen gesucht. Die Logik der Tat - sachen war schließlich stärker als alle Wünsche, Traditionen und Pietätswerte. Die Logik der Tatsachen war es wohl schließlich weniger, als die mangelhafte Kenntnis der weiblichen, hinterhaltigen Taktik, die diese ersten politischen Erfolge der Frauenbewegung ermöglichte. Man sieht, die Frauen wissen, was sie wollen, wenn sie heute in den Stimmrechtsvereinen gelegentlich der sozialen Wahlen so energische Arbeit leisten; Parlamente und Regierungen aber sind bisher gelinde gesagt die Gutgläubigen gewesen, wie ihnen das von weiblicher Seite selbst ironisch bescheinigt wird.

Was die Frauenrechtlerinnen vom Gemeindewahl - recht erwarten, das sagt uns Frau Martha Voß-Zietz, die in einem Artikel im Tag (1909) sich folgender - maßen äußert: Der Weg zur vollkommenen Gleich - berechtigung der Frauen im Staatsleben wird sicher über ihre Gleichberechtigung in der Kommune gehen. Die Frauen würden mit dem aktiven und passiven Wahlrecht in den einzelnen Gemeinden einen unendlich großen Ein - fluß auf das öffentliche Leben erringen, denn in das39 Machtgebiet der Gemeinde gehören alle Schulfragen, die Regelung der öffentlichen Sittlichkeit, die Fragen über Nutzen und Schaden der Kasernierung der Prostitution, Armen - und Waisenpflege, Volkserziehung und Volks - bildung.

Von Frau Adelheid Steinmann erfahren wir ( Die Frau 1909), aus welchen taktischen Gründen es sich für die Frauen empfiehlt, das Gemeindewahlrecht nicht als politische Parteisache gelten zu lassen. Frau Steinmann schreibt: Die Gebiete, auf denen voraussichtlich das Frauenstimmrecht zuerst erreichbar sein wird, sind die be - ruflichen Jnteressenvertretungen und die Gemeinde. Hier aber erstrecken sich die Aufgaben entweder auf eine wirt - schaftliche oder bei der Gemeindeverwaltung mehr auf praktische und soziale als auf eigentlich politische Fragen. Dies ist aber der Grund, warum hier der Widerstand gegen das Frauenstimmrecht am schwächsten ist, und es heißt ihn ohne Not verschärfen, wenn man auch diese Fragen zur politischen Parteisache machen wollte.

Hier wird es auch klar, warum der Deutsch - evangelische Frauenbund es stets so stark betont, daß er nur das Gemeindewahlrecht und nicht das politische soll heißen parlamentarische Wahlrecht fordert. Nimmt man hinzu, daß dieser Bund nicht etwa das parlamentarische Wahlrecht ablehnt, sondern es zur Zeit nicht fordert, so ergibt das einen neuen Beweis für die taktische Solidarität der Rechtlerinnen, mögen sie sich im übrigen gemäßigt oder radikal benennen, mögen sie konservativ oder liberal gefärbt sein.

Nach diesem Rezept hat man die letzten Ziele stets3*40verschleiert und ist Schritt für Schritt, fast unsichtbar wie die Feldgrauen, vorgerückt. Als im Beginn dieser Ent - wicklung, im Jahre 1883, über das Krankenkassengesetz verhandelt wurde, hatte die Regierung für die Beteiligung der Frauen das volle aktive und passive Wahlrecht vor - geschlagen. Es entspann sich damals ein lebhafter Kampf, denn man erkannte, daß es sich hier um den ersten Schritt zur Emanzipation des weiblichen Geschlechts im öffentlichen Leben handelte. Die damaligen Bedenken der Minori - tät, daß dieser Präzedenzfall die weittragendsten Konse - quenzen haben werde, haben sich denn auch im vollsten Maße verwirklicht, und auf dem Gebiete der Berufs - interessen bleibt der Frauenbewegung heute nur wenig an Wahlrechten zu wünschen übrig. Entsprechend der seit Jahren bewährten Strategie geht sie nach Eroberung des ersten Bollwerks nun an die Berennung des zweiten größeren, des Gemeindewahlrechts. Die sozialen Wahlen haben die Massen der Frauen für den Kampf um die politische Gleichberechtigung mobil gemacht, und so sagt denn Fräulein Lange mit Recht: Mehr und mehr ent - steht uns durch die wachsende Stärke der organisierten Massen eine Art mechanischer Wucht, die von selbst der Entwicklung der aufgestellten Ziele entgegendrängt.

Diese organisierten Massen, die selbst durch ihre Führerinnen diese ominöse Entwicklung gewaltsam, und doch geschickt und unauffällig, herbeigeführt haben, werden jetzt zum allgemeinen Sturm auf das Gemeindewahlrecht vorgeschickt. Die vorbereitende Kanonade um im Kriegsbilde zu bleiben waren die siegreichen Kämpfe um die Bildungs - und Erwerbsmöglichkeiten und um die41 sozialen Wahlrechte. Den Verteidigern der Feste ist die für den ganzen Feldzug entscheidende Bedeutung ihres Besitzes noch kaum zum Bewußtsein gekommen. Sie haben wenig Ahnung von der Stärke und Taktik des Feindes und denken teilweise kaum an die Notwendigkeit der Gegenwehr.

Wie und wo rückt nun das feindliche Heer heran?

Es gibt eine ganze Anzahl von Wegen, die zum heiß ersehnten Ziele des Gemeindewahlrechts führen und von der Frauenbewegung und ihren zahlreichen Spezialtruppen systematisch aufgesucht und mit zielbewußter Energie be - schritten worden sind. Darunter sind zwei Hauptwege besonders scharf ins Auge zu fassen. Der eine ist der der direkten Agitation durch Presse, Versammlungen und Petitionen, der andere, besonders vom Allgemeinen deut - schen Frauenverein empfohlen, der der beständigen Mit - arbeit in den Gemeinden. Der Bund deutscher Frauen - vereine hat beide Wege nach Möglichkeit ausgenutzt. Schon im Jahre 1908 hat er in Breslau bezeichnender Weise nach einem von der Delegierten des Deutschen Frauenstimmrechtsverbandes gehaltenen Vortrage folgende Resolution gefaßt und einstimmig angenommen: Die Bundesvereine mögen in eine energische Agitation zur Erlangung des Gemeindewahlrechts für die Frauen eintreten. Auf der Heidelberger Tagung 1910 wurde wiederum über die Frage verhandelt: Wie erlangen wir das Gemeindewahlrecht? Der Bundesvorstand arbeitete darnach zwei Musterpetitionen aus, die den angeschlossenen Vereinen und Verbänden zur Verfügung gestellt wurden. Seitdem ergießt sich eine Flut von Petitionen über die42 Landtage der Bundesstaaten. Jm Frühling 1912 lagen allein dem preußischen Landtage 19 derartige Petitionen vor. Der Allgemeine deutsche Frauenverein, Verband für Frauenarbeit und Frauenrechte in der Gemeinde , unter dem Vorsitz von Helene Lange die praktischer Weise auch noch immer an der Spitze des Allgemeinen deutschen Lehrerinnenvereins steht behandelt das Ge - meindewahlrecht geradezu als sein Spezialgebiet und empfiehlt sich damit noch trotz des Radikalismus seiner Vorsitzenden den Regierungen als ein Verein mit ge - mäßigten Zielen. Er begründete (1907 bezw. 1911) die Zentralstelle für Gemeindeämter der Frau. Von dieser schreibt das Jahrbuch der Frauenbewegung von 1913: Unter der Leitung von Frau Jenny Apolant wird hier für das Gemeindewahlrecht der Frau und damit für ihre politische Befreiung überhaupt wertvolle praktische und theoretische Arbeit geleistet.

Unter den Frauenstimmrechtsvereinen hat der Schlesische und der Westdeutsche Verein sich besonders für das Gemeindewahlrecht eingesetzt und in den Städten durch kommunalpolitische Ausschüsse, auf dem Lande durch Landgemeindekommissionen zu wirken gesucht. Durch Gemeindemappen für Landfrauen wird die Frauenstimm - rechtsliteratur auch bis in die entlegensten Dörfer ver - breitet. Die diesen Verbänden angeschlossenen Frauen eignen sich besonders gut für die Propagierung dieser anscheinend gemäßigten Bestrebungen, weil sie sich größtenteils zur freikonservativen und nationalliberalen Partei zählen, bei denen die Stimmung für die völlige politische Gleichberechtigung der Frau erst noch geschaffen43 werden soll. Ganz besonders verhängnisvoll ist der Umstand, daß auch der Deutsch-evangelische Frauenbund seit einigen Jahren die Forderung des Gemeindewahl - rechts in sein Programm aufgenommen hat. Dieser Verein erfreute sich bisher der besten Verbindungen bis in die höchsten und allerhöchsten Kreise, in die Ministerien und Parteileitungen hinein; und seine Führerinnen sitzen zum Teil im Vorstande der Vereinigung konservativer Frauen, die nun Gelegenheit haben, das konservative Parteiprogramm in der gewünschten Richtung zu unter - minieren.

Der kurze Überblick über die seitens der Frauen - bewegung zur Erlangung des Gemeindewahlrechts be - triebene umfassende und energische Agitation kann natür - lich nur ein sehr oberflächliches Bild geben von der wirklich ungeheuerlichen Anspannung der Kräfte, die man heute beobachten kann. Er sollte wenigstens vor Augen führen, daß der Aufmarsch der Rechtlerinnen in langjähriger sorgfältiger Vorarbeit nach allen strategischen und taktischen Regeln unter großem Massenaufgebot vollendet ist. Jn Weimar ist denn auch bereits die Zustimmung des Land - tags zum Gemeindewahlrecht der Frauen erfolgt, und es hängt nur noch von der Genehmigung der Regierung ab, ob das Gesetz in Kraft tritt. Ein früherer Vorstoß in Oldenburg ist nur am Widerstande der Regierung ge - scheitert, und man ist nicht sicher, ob diese ein zweites oder ein drittes Mal standhalten würde.

Darnach dürfte es scheinen, als ob jeder weitere Widerstand gegen den feministischen Ansturm aussichtslos wäre. Aber ein derartiger Pessimismus würde denn doch44 unverantwortlich sein, und einer schlimmen Sache soll man um so energischer entgegentreten, wenn sie siegreich zu werden droht. Die Frauenbewegung hat ihre Erfolge besonders der bisherigen Verschleierung ihrer Ziele und der Sorglosigkeit und Gutgläubigkeit der leitenden Männer zu verdanken. Seitdem sie mit offenem Visier zu fechten versucht, ist es manchem ihrer früheren Freunde wie Schuppen von den Augen gefallen, und insbesondere die Regierungen haben die Gefahr er - kannt und sind mehr wie bisher auf der Hut. Der Kampf gegen das Gemeindewahlrecht der Frau ist darum mit höchster Energie weiterzuführen, denn an dieser Stelle entscheidet sich das künftige Schicksal der innerpolitischen Entwicklung des deutschen Volkes.

Die bisherige Teilnahme der Frauen am kommunalen Leben, soweit sie unter Ausschluß frauenrechtlerischer Neben - absichten sich in der Armen - und Waisenpflege betätigten, hat in sozialer Hinsicht viel Gutes geschaffen. Dabei darf aber nicht vergessen werden, daß der Schöpfer all der zahlreichen sozialen Gesetze und Wohlfahrtseinrichtungen in fast allen Fällen der Mann war, und daß die Frau, deren Pflichten immer noch zunächst im Hause liegen, nur als seine Helferin etwas zu leisten ver - mochte. Wenn sie jetzt diese an sich verdienstvollen Helfer - dienste zum Ausgangspunkt für Rechtsansprüche machen will, so beweist sie damit nichts anderes, als daß auch die Triebfedern für ihren bisherigen Dienst nicht in der reinen Jdee des Wohlwollens, in der Liebe zur Sache und zum Volk zu suchen sind, sondern selbstsüchtiger45 Natur waren; wie ja denn auch von manchen Führerinnen direkt empfohlen wird, die Pflichten zu suchen, damit man später die Rechte fordern könne. Jn dieser Richtung bewegen sich auch die Bestrebungen des jüngst im Beginn des Krieges vom Bund deutscher Frauenvereine begründeten Nationalen Frauendienstes , von dem schon oben die Rede war. Man drängt sich an die Gemeindevertretungen heran, sucht Beschäftigung im Hilfs - und Verwaltungsdienst auf den Rathäusern, alles zur Hauptsache mit der stillen, gelegentlich auch ausgesprochenen Hoffnung, diese aufgezwung - enen Leistungen später bei Begründung kom - munaler Wahlrechtsforderungen in Rechnung stellen zu können. Dabei hat unsere bisher in männlichen Händen liegende Gemeinde - und Staatsver - waltung die Feuerprobe der Kriegszeiten wahrhaft glän - zend bestanden. Wie schon angedeutet, können die schönsten Phrasen der Rechtlerinnen uns nicht davon überzeugen, daß der verstärkte Einfluß der Frau in Gemeinde und Staat bis zum Frauenstimmrecht hin nötig sei, damit die rechte Mütterlichkeit und Fürsorge im Staat zur Geltung komme. Sehr viele gute Patrioten sind sogar der Überzeugung, daß die Verweichlichung und Verweiberung unseres ganzen Fühlens und Denkens auf vielen Gebieten bereits soweit fortgeschritten ist, daß eine Umkehr zu härterer, strengerer, männlicher Auffassung zur dringenden Notwendigkeit geworden ist. Jn diesem Sinne sehen sie auch mit Recht den furchtbaren Krieg als ein Stahlbad an, das den im Schwinden begriffenen männlich ernsten Geist aus der Verweichlichung und Verkümmerung herauszureißen bestimmt ist.

46

Für die Tatsache, daß die weibliche Mitarbeit in der Gemeinde durch die frauenrechtlerischen Bestrebungen keine Förderung, sondern vielmehr eine empfindliche Schädigung erfährt, dafür haben wir u. a. eine klassische Zeugin in der Person der Frau Baronin v. Meerheimb in Rostock. Diese Dame, die seit langen Jahren ein Altersheim leitet, die einem Gemeinde -, Armen - und Krankenvereine die Kasse führt und seit vielen Jahren angestellte städtische Waisenpflegerin ist, darf sich gewiß ein Urteil über die Frage erlauben, ob die von der Frauenbewegung geforderten Wahlrechte für die Aus - übung der weiblichen Hilfs - und Liebestätigkeit in der Gemeinde notwendig und nützlich sind. Sie ist bei diesen Arbeiten immer wieder mit Einzelpersonen und Vereinigungen der Frauenbewegung zusammengekommen und hat sich mit ihren Bestrebungen auseinandersetzen müssen. Dabei ist sie nach ihren eigenen Worten zu dem geworden, was sie heute ist, zu einer bewußten Bekämpferin der Frauenemanzipation in allen ihren Formen. Sie sagt u. a. von der Arbeit der Recht - lerinnen: Es ist manche gute, tüchtige Arbeit geleistet von ihnen, und an ihrer Rührigkeit können wir uns oft ein Beispiel nehmen. Aber das Brauchbare ist meines Erachtens nicht geleistet, weil, sondern obgleichsie zur Frauenbewegung gehörten.

Die charitative Arbeit in der Gemeinde er - fordertnach Frau v. M. nicht nur die ganze Kraft, sondern das ganze Herz. Eine Teilung des Frauenherzens, halb Nächstenliebe, halb Emanzipationslust kann der Arbeit nur zum schwersten Schaden gereichen. 47Solche Arbeit muß selbstlos ohne den selbstsüchtigen Hintergedanken der zu erwerbenden Rechte geleistet werden, sonst ist sie wertlos und ohne Segen.

Es gehört zu den stehenden Behauptungen der Frauenbewegung, daß die Waisenpflege ihr das Dasein verdanke. Das ist unrichtig. Richtig ist, daß die Waisenpflege auf der von Geh. Sanitätsrat Taube in Leipzig gegebenen Grundlage aufgebaut ist. Die Frauenbewegung hat sich dann später dieses Gebietes bemächtigt und durch einen Petitionssturm dafür gesorgt, daß in das bürgerliche Gesetzbuch verschiedene Be - stimmungen hineinkamen, die der ganzen Arbeit der Waisenpflege sehr abträglich sind. Eine der gefährlichsten unter diesen Bestimmungen ist die über das Verfügungs - recht der unehelichen Mutter über die Person des Kindes. Jn der Regel wird das Kind für das Geld des Erzeugers irgend wo untergebracht, und die Mutter geht ihrer Wege. Das Recht der Mutter wird nicht einmal ohne weiteres hinfällig, wenn die Mutter sich der Prostitution ergibt. Diese Bevorrechtung der unehelichen Mutter ist für eine sorgfältige Waisenpflege ein sehr schlimmes Hindernis.

Die Rechtlerinnen behaupten, daß erst das Wahlrecht in der Gemeinde und was ihnen wohl die Haupt - sache sein dürfte die Möglichkeit, die leitenden Posten als Waisenräte usw. den Frauen zu übertragen, diesen Gelegenheit geben würde, den vollen guten weiblichen Einfluß zur Geltung zu bringen. Dabei verschweigen sie, daß auch die heutigen männlichen Waisenräte ihre Ämter mit äußerster Gewissenhaftigkeit und mit Wohl - 48 wollen verwalten, daß sie aber zum Segen der Sache wie jeder Beamte zu strenger Beobachtung der gesetzlichen Vorschriften und zu vollkommenster Gerechtigkeit ver - pflichtet sind, und daß in Hinsicht der Objektivität das männliche Geschlecht entschieden überlegen ist.

Auch die von Frauen bislang betriebene Armen - pflege wird seitens der Rechtlerinnen zu einem Rechts - anspruch auf das kommunale Wahlrecht gestempelt. Es geht auf diesem Gebiete ähnlich zu, wie auf dem der Waisenpflege es fehlt zunächst recht sehr am Angebot geeigneter Kräfte. Jn Hamburg hat, wie Frau v. M. mitteilt, der Anfangs des Jahrhunderts mit den Armenpflegerinnen angestellte Versuch Fiasko gemacht, und die zur Untersuchung eingesetzte Kommission berichtete am 11. November 1906, daß sich zu wenig Frauen für das Amt eigneten, am wenigsten diejenigen, die es vom frauenrechtlerischen Standpunkte als ein Recht forderten.

Wie in der Armen - und Waisenpflege kontrastiert auch bei der Forderung nach weiblicher Vormundschaft das laute Verlangen der Rechtlerinnen in geradezu ergötzlicher Weise mit der entschiedenen Abneigung der Frauen gegen die Übernahme solcher ebenso lästigen als verantwortungs - reichen öffentlichen Ämter. Jn einem Rundschreiben des Verbandes für weibliche Vormundschaft (1914) bekennt die Vorsitzende Fräulein Dr. Dünsing: Bald 12 Jahre sind vergangen, seit die Frauen allgemein zum staatlichen Ehrenamt als Vormund zugelassen wurden. Jhre Be - reitschaftzur Übernahme des Amtes ist beschämend gering geblieben. 90 000 Vormundschaftsfälle werden49 jährlich allein bei den Königl. Amtsgerichten Groß - Berlins bearbeitet. 11 000 Kinder werden im ganzen Lande durch die Mitglieder des Verbandes bevormundet. Das ist allerdings ein klägliches Resultat und zwar an einer Stelle, wo es an der Zeit war, einmal die praktische Leistungsfähigkeit der Frauen zu beweisen. Es stellt sich also heraus, daß gerade die Frauenrechtlerinnen bei allen den kommunalen Arbeiten, zu deren besserer Ausführung sie das Wahlrecht fordern, am ehesten versagen, weil eben nicht das ganze Herz bei der Sache ist und selbstsüchtige Motive vorherrschen. Die von der Frauen - bewegung begründeten sozialen Frauenseminare, welche den Zweck verfolgen, den jungen Mädchen die Vor - bildung für die Gemeindeämter zu geben, könnte man mit Freuden begrüßen, wenn nicht auch in ihnen die frauen - rechtlerische Tendenz vorherrschte, wenn sie nicht ihre Zöglinge zu Stimmrechtlerinnen zu erziehen versuchten.

Eine ganz besonders innige Wechselbeziehung besteht noch zwischen den Bildungsbestrebungen der Frauenbewegung und dem Kampfe um das kommunale Wahlrecht. Es würde schon darauf hingewiesen, daß die Lehrerinnen und Oberlehrerinnen und das gilt fast für alle Völker die geistigen Führerinnen der Frauenbewegung sind. So - wohl die Vorsitzende des Bundes deutscher Frauenvereine Frl. Dr. Bäumer, als auch die Vorsitzende des All - gemeinen deutschen Frauenvereins Frl. Helene Lange sind frühere Lehrerinnen, und der größte Teil der Propaganda wird von dieser Seite bestritten. Die von den führenden Lehrerinnen, besonders von H. Lange lanzierte preußische Mädchenschulreform brachte mit der Zulassung der Frauen 50 zu allen Universitätsstudien die volle Gleichberechtigung der Frau auf dem Bildungsgebiete. Nicht in jeder Hinsicht waren aber die Damen von jener großen Re - form befriedigt. Einige ihrer Hauptziele waren nicht erreicht worden: die volle Herrschaft über die Mädchen - schule, auch in der Leitung derselben und das durch die Coeducation zu erreichende Eindringen der Oberlehrerin in die höhere Knabenschule. An diesem Punkte setzte im Herbst 1908 die neue Agitation ein, besonders unter der Firma des Zentralverbandes zur Durchführung der Mädchenschulreform , der es verstand, maßgebende Per - sönlichkeiten aus Gelehrten - und Abgeordnetenkreisen sich dienstbar zu machen. Es folgten die langjährigen Kämpfe um die weibliche Leitung an den öffentlichen Mädchen - schulen und um die Gemeinschaftserziehung, die zunächst für Preußen wenigstens ohne wesentliche Erfolge blieben. Die Bemühungen der Frauenbewegung in dieser Richtung haben darum aber keinen Augenblick aus - gesetzt. Man hat sogar den Versuch gemacht, diese Forderungen zum Teil in die Programme der politischen Parteien hineinzupressen, und scheint auch hier und da erfolgreich gewesen zu sein. Zunächst wußte man es durch Petitionen und Presse - arbeit dahinzubringen, daß in verschiedenen Bundes - staaten Frauen in der Regel Lehrerinnen zu Schulkommissionen und Schulkuratorien als stimmberechtigte Mitglieder zugelassen bezw. dafür vorgeschrieben wurden. Gegen eine solche Mitwirkung der Frau wäre an sich kaum etwas zu sagen, wenn pädagogische Gründe aus - schlaggebend wären und sie nicht aus frauenrechtlerischen51 Motiven gefordert würden. Es ist überall dasselbe Bild: Die Frau drängt sich zum Dienst heran, um auf diese Weise unmerklich zur Herrschaft zu gelangen. Durch die Frauen in den Schulkommissionen sollen eben jene seit Jahren hartnäckig verfolgten Ziele erreicht werden: Die völlige Eroberung der Mädchenbildung durch die Lehrerinnen und die Gemeinschaftserziehung, die eine ungeheure, ungesunde Ausdehnung des Frauenstudiums herbeiführen und die Knabenerziehung ver - weichlichen würde. Wohin eine Feminisierung der Volkserziehung schließlich führt, zeigt zur Genüge das Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika, wo drei Viertel aller Lehrkräfte weiblichen Geschlechts sind (rund 300 000 Lehrerinnen neben 100 000 Lehrern) und wo das ganze geistige und kulturelle Leben der Nation unter der dadurch bewirkten Vorherrschaft der Frau bereits schwer leidet. Jm Gegensatz zu den amerikanischen und deutschen Lehrerinnen, die offiziell an der Spitze der Emanzipation marschieren, haben belgische Lehrerinnen eine Liga gegen das Frauenstimmrecht begründet, Jn dem Ausrufe der Liga wird betont, daß die Lehrerinnen das Stimmrecht nicht brauchten und ver - langten, und daß die Frau und besonders die Lehrerin sich im Jnteresse der Kindererziehung nicht in das Ge - triebe und Gezänke der Parteien stürzen dürfe.

Daß die Eroberung des kommunalen Wahlrechts den Frauenrechtlerinnen in kurzer Zeit die volle Er - füllung ihrer Wünsche auf dem Schulgebiete bringen würde, unterliegt wohl keinem Zweifel. Der deutsche 52 Mann in seiner hervorragenden Ritterlichkeit und Be - scheidenheit hat heute den richtigen Grundsatz, daß er selbst sich die Frau zu erziehen hat, so, wie er sie haben möchte und haben muß, und wie sie zur Mutter und Hausfrau allein taugt, vollkommen aufgegeben. So würden denn die künftigen weiblichen Stadtverordneten und Stadträte keinerlei Schwierigkeiten haben, ihren Ge - schlechtsgenossinnen die Leitung der ganzen Mädchen - bildung in die Hände zu spielen und die Gemeinschafts - erziehung allmählich durchzusetzen. Damit wären dann die Gesichtspunkte männlicher Pädagogik ausgeschaltet und die amerikanischen Zustände erreicht. Als Mädchen - schuldirektoren der Zukunft wenn es überhaupt noch solche gäbe wären dann nur noch vollkommen zu - verlässige Feministen und Frauenstimmrechtler denkbar, und die Unterordnung der Lehrer und Oberlehrer unter weibliche Rektoren und Direktoren, sowie allgemein die Unterstellung männlicher Beamten unter mit Disziplinar - befugnissen ausgestattete weibliche Vorgesetzte würde dann zur Selbstverständlichkeit werden. Die Hörigkeit des Mannes wäre eine vollendete Tatsache.

Neben der Zerstörung der Familieneinheit und des Familienfriedens, die im Gefolge eines jeden Frauen - stimmrechts zu erwarten ist, sprechen noch gewichtige Gründe rein politischer Art gegen das kommunale Wahl - recht der Frauen. Es ist allbekannt, daß die Gemeinde - wahlen, besonders in den Groß - und Mittelstädten, fast immer unter Führung der politischen Parteien vor sich gehen, und daß sich, vor allem in den Großstädten, die Dinge bereits so zugespitzt haben, daß alle bürgerlichen53 Parteien, um nicht völlig majorisiert zu werden, sich ge - schlossen der Sozialdemokratie gegenüberstellen müssen. Die Wahlbeteiligung der radikalen, stärker politisierten Frauen der Arbeiter ist, wie das Beispiel der Frauen - stimmrechtsländer zeigt, bedeutend größer, als die der gemäßigten Parteien. Ein allgemeines gleiches Gemeindewahlrecht der Frauen müßte darum notwendig zu einer derartigen Verstärkung der sozialdemokratischen Massenheere führen, daß die Verwaltung unserer Städte in Kürze vollständig in sozialdemokratischen Händen sein würde. Die wachsende Macht des Radikalismus würde dann sehr bald zur Krönung des Systems, zum parlamentarischen Frauenwahlrecht, führen. Daß das kommunale Frauenwahlrecht die unmittelbare Vorstufe des parlamentarischen ist, behaupten nicht nur unsere Stimmenrechtlerinnen; der dänische Premierminister hat es vor einigen Jahren im dänischen Parlament aus - gesprochen, daß es unsinnig sei, Frauen, die be - reits das kommunale Wahlrecht besäßen, das parlamentarische vorzuenthalten. So steht denn auch zur Zeit Dänemark, dem erst 1908 das kommunale Frauenwahlrecht beschert wurde, bereits unmittelbar vor der Einführung des parlamentarischen. Fast in allen Frauenstimmrechtsländern hat mau mit der Verleihung des kommunalen Wahlrechts an die Frauen mit selbst - ständigem Erwerb und eigener Steuerleistung den Anfang gemacht (Norwegen). Es hat sich dann aber sehr bald herausgestellt, daß damit ein Wechsel auf das allgemeine Wahlrecht aller Frauen ausgestellt wurde, der meist in 454kurzer Zeit unweigerlich eingelöst werden mußte. Die erwerbenden Frauen wissen recht wohl, daß sie trotz Wahl - rechts ohne die große Masse der Ehefrauen nach wie vor machtlos sind und sehen darum das beschränkte Wahl - recht stets nur als eine angenehme Abschlagszahlung auf das allgemeine an, das erst die Frauenherrschaft begründet.

Staatsmänner und Politiker, die in der Frage des kommunalen Frauenwahlrechts nicht klar sehen und aus opportunistischen Motiven die Dinge gehen lassen, müssen naturnotwendig den ganzen Feldzug verlieren und ver - helfen damit nicht nur dem Feminismus, sondern auch dem Demokratismus zur unbedingten Herrschaft.

55

4. Das parlamentarische Wahlrecht.

Erschien das Gemeindewahlrecht als das Hauptfort, dessen Einnahme den Sieg vorbereitet, so bedeutet das parlamentarische Wahlrecht für die Frau die Eroberung der ganzen Feste, den glücklichen Abschluß des Feldzugs. Dann würden die Frauen wie ein vielgebrauchter Lieblingsausdruck lautet die Klinke der Gesetzgebung in die Hand nehmen, den Staat in ihrem Sinne um - modeln und die Frauenherrschaft fest begründen können. Die Rechtlerinnen, die es in der Regel aus taktischen Gründen vorziehen, ihre Forderungen als recht harmlos hinzustellen, wissen in der Tat recht gut, welche gewaltige Revolution sie damit dem Staate zumuten. Frau Martha Voß-Zietz schrieb schon im Jahre 1910 in der Frau zur Verteidigung der Forderung des allgemeinen gleichen Wahlrechts der Frau folgenden charakteristischen Satz: Was sich mit der Gleichberechtigung der Frau im Staatsleben ereignet, ist die denkbar größte Umwälzung der bestehenden Sitte, bedeutet eine Umwertung aller Werte des öffentlichen Lebens; da kann man unmöglich der alten Gesellschafts - ordnung zuliebe so eingreifende Konzessionen machen, daß man ungefähr drei Viertel aller dieser Frauen, die heute 4*56um ihr Recht, ihre Anerkennung als vollwertige Menschen kämpfen, gleich wieder nach errungenem Siege in den Abgrund der Verantwortungslosigkeit, der Abhängigkeit stößt. Das aber würde geschehen, wenn wir nicht ein allgemeines Stimmrecht fordern und erhalten . So spricht eine Rechtlerin, die sich heute zu den gemäßigten zählt und gern in nationalliberalen Versammlungen das Wort nimmt. Unsere Parteiführer mögen daraus die wichtige Lehre entnehmen, daß die Mäßigung so - genannter konservativer oder liberaler Frauenrechtlerinnen oft recht zweifelhafter Art ist und in der Regel ein Produkt weiblicher Taktik sein dürfte. Wer überhaupt die Gerissenheit (smartness der Amerikaner) als eine unumgänglich notwendige Eigentümlichkeit des tüchtigen Politikers fordert, der muß durchaus ein Freund der modernen Politikerinnen werden. Es ist für den Erforscher der weiblichen Psyche geradezu ein geistiger moralisch allerdings wenig befriedigender Genuß, aus amerika - nischen Zeitungen zu hören, nach welch 'raffiniert aus - geflügelter, echt weiblicher Methode 4 Chikagoer Damen den dortigen regierenden Männern das Frauenstimmrecht abgelistet haben. Entsprechend dem internationalen Charakter der von Amerika ausgehenden radikalen Frauen - bewegung ist diese smartness der Amerikanerinnen heutzutage Gemeingut der Rechtlerinnen geworden. Wir haben schon im vorigen Kapitel die konzentrierte, ziel - strebige Arbeitsmethode unserer deutschen Frauenorgani - sationen im Kampfe um das kommunale Wahlrecht charakterisiert. Derselben international bewährten Strategie, die in der Wahl der Kriegsmittel nicht wählerisch ist, 57 (vergl. Suffragetten), begegnen wir auch da, wo es um den letzten Kampfpreis, das parlamentarische Wahlrecht, geht.

Es gibt auch hier wieder zwei Hauptmöglichkeiten, die im richtigem Wechsel angewandt, zur Eroberung der Festung führen müssen, der direkte Sturm durch Petitionen, internationale und nationale Kongresse u. a., oder der Minenkrieg durch langjährige Pressearbeit zur Betäubung und Düpierung der öffentlichen Meinung und durch Unterwühlung der politischen Parteien im frauenrecht - lerischen Sinne. Die Fortschritte sind in beiden Rich - tungen unverkennbar und lassen gerade für Deutschland die ärgsten Befürchtungen aufkommen. Der besondere Mangel an smartness bei den deutschen Männern, auch bei den führenden, der sie dem Feminismus gegenüber so wehrlos macht, ist es wohl auch, der Frau Käthe Becker-Sturmfels in ihrem Buche Krank am Weibe folgendes ominöse Wort sprechen läßt: Es ist wie ein Hohn, daß das männlichste Volk dieser Erde, das deutsche, die Schmach erlebt, von seinen Weibern dem Verfall entgegengeführt zu werden. Wenn auch alle europäischen Völker am Weibe kranken, so sicher und so bald wie das deutsche wird keines am Weibe verkommen. Die Völker der Erde, insbesondere die der germa - nischen Rasse, sind in der Tat dieser ungeheuren Gefahr gegenüber geradezu mit Blindheit geschlagen, und es wird darum unendlich viel Mühe kosten, den Sturz in den Abgrund, den nur wenige sehen, zu vermeiden.

Die systematische Eroberung der liberal-demokratischen Presse, der Tageszeitungen sowohl wie der Wochen - und58 Monatsschriften seitens der Feministen und die damit be - wirkte starke Beeinflussung und Hypnotisierung der öffent - lichen Meinung wird heute wohl kaum noch angezweifelt. Welche geradezu brutale Macht aber eine einseitig ge - richtete Presse in ihrem Einfluß auf das Publikum dar - stellt, das demonstriert in feuriger Schrift der sinnlose Haß, der sich heute in der ganzen Welt gegen das Deutsch - tum erhebt, und der in erster Linie durch die Arbeit der gegnerischen Lügenpresse zu erklären ist.

Der Terror spielt bereits eine nicht geringe Rolle in der Propaganda der Frauenbewegung. Man boykottiert von jener Seite nicht nur die unfolgsamen Tagesblätter und ruft bei Entgleisungen ihre Redakteure in anmaß - lichem Tone zur Ordnung, sondern man setzt auch jedes Buch von gegnerischer Seite, das irgend unbequem werden und das feministische Getriebe stören könnte, auf den Jndex. So kommt es, daß die Verleger sich von solcher Ware zurückziehen und die Sortimenter nicht wagen, der - artiges auszulegen und zum Kauf anzubieten, die Lehre - rinnen - und Frauenvereine kündigen ihnen sonst die Kund - schaft. Was der Terror im Familienkreise leistet, davon wollen wir in Rücksicht auf die deutschen Männer lieber nicht reden, ganz zu geschweigen von dem Spießruten - laufen, dem der ehrliche ruhige Gegner von den Rechtle - rinnen unterzogen wird. Man macht hier einmal wieder die Erfahrung, daß es dem weiblichen Geschlecht in auf - fälligem Maße an der Ruhe und Objektivität, Wahrheits - und Gerechtigkeitsliebe fehlt, die auch der gegnerischen Überzeugung gerecht wird und bereit ist, die Gründe des Gegners ehrlich zu durchdenken und zu würdigen und59 jedenfalls persönliche Gehässigkeiten zu vermeiden. Der zähe weibliche Wille zur Macht unterdrückt vielfach alle logischen und ethischen Bedenken und führt zu der Unverantwortlichkeit im Reden und Handeln, die im Suffragettentum ihren Höhepunkt erreicht.

Die rastlose, umfassende Pressetätigkeit und die terroristische Bearbeitung der öffentlichen Meinung bildet die beste Vorarbeit zur Unterminierung der politischen Parteien, die die feministische Bewegung als recht be - achtenswerte Machtäußerung empfinden und zwischen Furcht und Hoffnung schwebend diese neu auftretende Großmacht für sich nutzbar zu machen suchen. Das Beispiel der nordischen Staaten und Englands hat aber zur Evidenz gelehrt, daß dieser Versuch der Parteien, die Frauenbewegung zu ihren Zwecken auszunutzen, nur zu einer Zerrüttung der gemäßigten Parteien selbst und zur Herrschaft des Feminismus und des ihm seelenverwandten Radikalismus führt.

Die ungeheure Verwirrung und Korruption, welche ein Spiel der Parteien mit der Frauenbewegung und dem Frauenstimmrecht im Gefolge hat, lernt man am englischen Beispiel mit besonderer Klarheit erkennen. Die eigentliche Ursache der allmählichen Politisierung der Frauen ist auch in England wie schon oben angedeutet wurde der Kampf der politischen Parteien um die Herrschaft. Die englischen Liberalen haben zuerst den Versuch gemacht, die Frauen zur Wahlagitation heranzuziehen und ihnen die ersten Aussichten auf politische Gleichberechtigung er - öffnet. Ohne Berücksichtigung der etwaigen Konsequenzen60 hatte man den Frauen schon frühzeitig ein beschränktes aktives und passives Wahlrecht in den Gemeinden gegeben und damit die schiefe Ebene betreten, auf der es an - scheinend kein Halten gibt. Als dann aber die Frauen mit ihren Forderungen Ernst machten, da schreckten die Parteien vor der Verantwortung zurück, und der große liberale Premierminister Gladstone sorgte im Jahre 1884 dafür, daß die Frauenstimmrechtsforderung im Parlament eine Niederlage erlebte. Trotzdem aber war durch die bisher duldsame Haltung die Stellung des Parlaments zur Frauenstimmrechtsfrage so verfahren, daß es 30 Jahre lang der größten Künste und Jntriguen der leitenden Politiker bedurfte, um dem parlamentarischen Frauen - stimmrecht bis heute zu entgehen.

Der Kampf um die Macht bewirkte ganz wie bei uns daß auch einflußreiche konservative Politiker wohl vorwiegend aus taktischen Gründen und in Blind - heit für seinen demokratischen Charakter sich mit dem Frauenstimmrecht befreundeten. Die Rechtlerinnen hatten nun die schöne Möglichkeit, durch abwechselnden Druck auf die Parteien, besonders in den Wahlzeiten, die Feminisierung derselben in immer stärkerer Weise zu fördern, so daß sie schließlich über eine Mehrheit im Parlament verfügten. Daß damit die Mehrheit des Volkes nicht für ihre Sache gewonnen war, ergibt sich vor allem aus der entschiedenen Abneigung der Recht - lerinnen gegen den Vorschlag, die Frage durch eine Volks - abstimmung (Referendum) entscheiden zu lassen. Das Eigenartige der Lage bestand darin, daß auch die regierende liberale Partei, die sich als Ganzes für die 61 Frauenstimmrechtsforderung eingesetzt hatte, alle Mittel aufbot, die Erfüllung derselben zu hintertreiben. Noch auf einem Frauenstimmrechtskongreß im Jahre 1908 stellten zwei englische Rechtlerinnen die Tatsache fest, daß man sich in England auch nicht einmal auf die Parteien verlassen könne, welche die Frauenstimmrechtsforderung ins Programm aufgenommen hätten. Man wollte, um es kurz zu sagen, auf seiten der Liberalen die Feind - schaft der Rechtlerinnen, deren Wahlhilfe man bedurfte, nicht durch eine offene Ablehnung ihrer Forderungen heraufbeschwören; man fürchtete, die Majorität und das Regiment an die Konservativen zu verlieren. Zugleich schreckte man davor zurück, den ungeheuren Sprung ins Dunkle, von dem im Grunde niemand etwas Gutes erwartete, zu unternehmen. Jn jeder Legislaturperiode tauchte die gefürchtete Frauenstimmrechtsbill von neuem auf. Entweder wurde der Entwurf zurückgestellt, oder das Haus vertagte sich. Mehrere Male gelangte das Gesetz in zweiter Lesung zur Annahme, aber die Regierung sorgte dafür, daß es nicht zur dritten Lesung kam; die Bill wurde entweder totgeredet (talked out) oder schließ - lich auf die nächste Session verschoben. Diese verzweifelte Taktik der englischen Regierung läßt sich nur dadurch einigermaßen verständlich machen, daß in der Tat die liberale Partei im Grunde selbst Gegnerin des Frauenstimmrechts ist; andernfalls wäre es ihr ein Leichtes gewesen, den leitenden Staatsmann ihrem Willen zu unterwerfen. Eine solche unwahre Politik ist natür - lich auf die Dauer unhaltbar. Alle Welt weiß, welche Mittel die Suffragetten in den letzten Jahren zur An -62 wendung gebracht haben, um die ohnehin stark bedrängte Regierung völlig in die Kniee zu zwingen. Es ist eine durchaus naive Auffassung, wenn man bei uns in Deutsch - land diese Weiber als hysterisch oder sonst krankhaft ver - anlagt zu entschuldigen und als unverantwortlich hin - zustellen sucht. Diese willenszähen Frauen gebrauchen einfach gleich den Männern die in England gebräuchlichen Gewaltmittel, mit denen man dort politische Rechte er - zwingt. Verschiedene Minister waren leichtsinnig genug, die Rechtlerinnen geradezu zu Gewalttaten herauszufordern. So erklärte noch im Jahre 1912 der Minister Hobhouse, die Frauenstimmrechtsbewegung sei nicht recht ernst zu nehmen, denn sie habe noch keine große Gewalttat ge - zeitigt. Ein heftiges Auflodern der Suffragettenwut war die Folge dieses frivolen Wortes.

Man erinnert sich, welche traurige Rolle die Regierung des Mr. Asquith in dem letzten Suffragetten - kriege gespielt hat, und wie es ihm die streitbaren Damen durch den Hungerstreik unmöglich machten, die Autorität der Staatsgewalt zu retten. Jn einer Beziehung aber wurde ihm die Suffragettentaktik einstweilen zur Retterin: Die Untaten der Militanten gaben sehr vielen Parlamentariern beider Parteien die erwünschte Gelegen - heit, sich von der Frauenstimmrechtssache, die ihnen unheimlich wurde, leise zurückzuziehen. So kam es, daß die sogenannte Conciliation-Bill im Mai 1912 mit Hilfe der Jren mit 257 gegen 242 Stimmen durchfiel. Asquith hatte, wie es scheint, den Jren klargemacht, daß er die Homerule-Bill nur unter der Bedingung würde durchbringen können, wenn die Jren das Frauen -63 stimmrecht zu Fall brächten. Die danach mit erneuter Heftigkeit einsetzende verbrecherische Tätigkeit der Suffragetten brachte diese Damen und den Frauen - stimmrechtsgedanken überhaupt nun endlich in weiteren Kreisen um die bisherigen Sympathien und ver - schlechterte ihre parlamentarische Situation derart, daß eine neue am 6. Mai 1913 zur Abstimmung kommende Bill, betreffend das Frauenstimmrecht für alle selb - ständigen Frauen, mit 266 gegen 119 Stimmen abgelehnt wurde. Der letzte Vorstoß der Frauenrechtler war die Einbringung einer Bill im Oberhause (Mai 1914), die das Wahlrecht für diejenigen Frauen forderte, die das kommunale bereits besitzen. Das Gesetz wurde mit 104 gegen 60 Stimmen abgelehnt. Fräulein Hel. Lange, die Vorsitzende des Allgemeinen deutschen Frauenvereins, ist mit diesem Resultat außer - ordentlich zufrieden, zumal die Vorlage von dem konservativen Lord Selborne vertreten wurde. Sie sagt in Die Frau (Juni 1914): Jedenfalls bedeutet die Debatte trotz des negativen Ausganges ein dem Frauen - stimmrecht günstiges Symptom der Meinungen in führenden Kreisen. Man braucht sich nur vorzustellen, was es bedeuten würde, wenn im preußischen Herren - hause über ein Drittel der Mitglieder für das Stimm - recht einträten. Und in der Tat ist diese Abstimmung zu einer Zeit, wo die Suffragetten durch ihre ständigen Verbrechen die öffentliche Meinung in stärkster Weise gegen sich aufgebracht hatten, ein sehr übles Omen für den künftigen Gang der Frauenstimmrechtssache in England.

Mr. Asquith hat sich einer Deputation von64 Rechtlerinnen gegenüber dahin ausgesprochen, daß er zwar persönlich das Frauenstimmrecht als ein nationales Unglück ansähe, sich aber einer zustimmenden Ent - scheidung des Parlaments unterwerfen würde. Für einen verantwortlichen Staatsmann ist es jedenfalls ein trauriger Standpunkt, wenn er bereit ist, das Heil des Vaterlandes aus parteipolitischen Rücksichten zu verraten. Man hört heute sogar Stimmen, die behaupten, daß die doppelte Not des Homerule und des Suffragettentums die englischen Machthaber mit zu dem Versuche ver - anlaßt hätten, durch Teilnahme am Kriege der inneren Schwierigkeiten Herr zu werden. Sollte diese Annahme auf Wahrheit beruhen, so wäre das ein geradezu nieder - schmetternder Beweis für die korrumpierende, staats - verderbliche Wirkung der Frauenstimmrechtsbewegung und ihrer Ziele. Es ist gar nicht ausgeschlossen, daß der englische Staat nach dem jetzt durch den Krieg erzwungenen Waffenstillstand der Suffragetten das Frauen - stimmrecht großmütig gewährt, nur um der Hetze ledig zu werden und die zum Kindergespött gewordene Staats - autorität wieder einigermaßen herzustellen.

Auch in anderen europäischen Ländern sind es wie in England die radikalen Parteien, die vorwiegend aus parteitaktischen Gründen, ohne innere Anteilnahme und Überzeugung, sich zu Anwälten des Frauenstimmrechts auf - werfen. Diese Tatsache bestätigt auch der schwedische Konteradmiral Arvid Lindman, der gelegentlich einer in Kalmar (1912) gehaltenen Rede gegen das Frauenstimm - recht u. a. folgendes ausführte:

Die beiden Parteien der Linken stehen dem Äußeren65 nach bezüglich der baldigsten Durchführung des politischen Frauenstimmrechts einig da. Jch sagte dem Äußeren nach einig und meine damit, daß die Sache auf dem Programm der beiden Parteien steht. Sonst weiß jeder - mann, daß die Stimmung für diese Angelegenheit auch innerhalb der Linken ziemlich lau ist, und daß noch auf dem vorigen Reichstag mehrere Mitglieder der Linken gegen das politische Frauenwahlrecht stimmten. Bürger - meister Lindhagen, welcher ja beiden Parteien angehört hat und sie kennen muß, hat offen Zeugnis davon ab - gelegt, daß es eine Mehrheit der Linken gibt, welche sich im innersten Herzen darüber freut man hört ja, daß die Freude wirklich grundehrlich ist daß die Parteien der Rechten die Frauen daran gehindert haben, das poli - tische Wahlrecht zu erhalten, und daß man gleichzeitig ohne Risiko sich als ihr Ritter aufspielen kann. Jrgend eine umfassendere und tiefere Überzeugung von dem Segen des politischen Frauenwahlrechts scheint sich also auf Seiten der Linken nicht zu finden, aber man wird von den Verpflichtungen des Programms vorwärts getrieben. Bei unseren eigenen Gesinnungsgenossen herr - schen gewiß recht verschiedene Meinungen, von den - jenigen, welche das politische Frauenwahlrecht als ein wirkliches Unglück betrachten, bis zu denjenigen, welche im Prinzip sympathisch für dasselbe gestimmt sind. Aber wie auch die Auffassungen zwischen den äußersten Grenzen schwanken, glaube ich, daß wir bezüglich der Meinung sehr einig dastehen, daß wir ganz und garnicht irgend ein Glück für Land und Volk erwarten, wenn das poli - tische Frauenwahlrecht jetzt durchgeführt werden sollte.

66

Vergleicht man die deutschen Zustände mit den eng - lischen und schwedischen, so kommt man zu dem betrüben - den Schlusse, daß sie sich in einer vollkommen parallelen Richtung entwickeln. Sämtliche Parteien haben ihre Frauen organisiert, d. h. mit anderen Worten, die Stimmrechtlerinnen haben es verstanden, in sämt - liche Parteien einzudringen und sind dort an der Arbeit. Am klarsten liegen die Dinge für die Sozialdemokratie, bei der das Parteiprogramm das Frauen - programm einschließt und die von der Partei selbst hinzu - gezogenen Frauen keiner gesonderten Organisation be - dürfen. Die bürgerlichen Parteien haben es nicht recht - zeitig erkannt, daß die Frauenstimmrechtsbewegung für jedes andere Parteiprogramm außer dem sozialdemokrati - schen als zersetzendes Gift wirkt und haben, die eine nach der andern, geglaubt, dem Feminismus nachlaufen zu müssen. Die bürgerlichen Frauenrechtlerinnen sind heute unter sich noch nicht einig darüber, was für sie höher einzuschätzen ist: die bisherige unbedingte Solidarität aller organisierten Frauen oder die Zersplitterung zum Zwecke der Gewinnung der politischen Parteien. Die Führerinnen suchen beides zu vereinigen, was um so leichter möglich sein dürfte, da der Solidaritätsgedanke bei einer echten Stimmrechtlerin die politische Parteistellung ausschlaggebend zu bestimmen pflegt. Was von der politischen Über - zeugungstreue der Rechtlerinnen zu halten ist, dafür gibt es schlagende Beispiele bei uns und im Auslande. Die englischen Rechtlerinnen, liberale und konservative, haben die Parole ausgegeben, bei den Wahlen keine der beiden Parteien zu unterstützen, sondern nur der Arbeiterpartei67 Hilfe zu leihen, die die Stimmrechtsforderung ins Programm aufgenommen hat. Damit sollen die bürger - lichen Parteien genötigt werden, das Beispiel der Arbeiter nachzuahmen. Auch die schwedischen sogenannten konservativen Frauen haben die eigene Partei bei den Wahlen boykottiert, weil sie noch nicht einmütig genug für das Frauenstimmrecht eintritt.

Aber auch unsere deutschen Rechtlerinnen sind nicht sparsam mit der Drohung des Abmarsches zu einer anderen Partei, sobald die gewählte Richtung nicht mit der nötigen Freudigkeit auf ihre Forderungen eingeht. So erklärte Frau Minna Cauer nach dem Mannheimer Parteitage, daß die fortschrittliche Volkspartei völlig versagt habe und verdiente, daß alle Frauen ihren Austritt erklärten. Derartige Pressungen werden umso erfolgreicher sein, jemehr die Damen etwa an Wahlhilfe geleistet haben. Jm Februar - heft der Frau (1914) wird darauf hingewiesen, daß im preußischen Landtage ein Antrag der fortschrittlichen Volkspartei vorliege um Gewährung des Kommunal - wahlrechts an die wirtschaftlich selbständigen Frauen. Hierzu bemerkt Frl. Hel. Lange: Es wäre interessant, zu sehen, wie sich die Nationalliberalen im Landtage zu dieser Forderung stellen werden, nachdem sie in ver - schiedenen Städten jüngst bei den Stadtverordneten - wahlen von der Mitarbeit der Frauen anerkanntermaßen einen beträchtlichen Gewinn zu verzeichnen hatten. Diese Äußerung bestätigt nicht allein, welche gefährlichen Konsequenzen es hat, wenn die politischen Parteien beginnen, sich die Wahlhilfe der Rechtlerinnen gefallen68 zu lassen, sondern gibt auch einen guten Beweis für den politischen Charakter des kommunalen Wahlrechts. Die etwas stürmische allgemeine Verbrüderung, welche aus Anlaß des Krieges die Gegensätze des deutschen Parteilebens scheinbar gemildert hat, gab auch der deutschen Frauenbewegung Gelegenheit, sich im Nationalen Frauendienst der sozialdemokratischen Partei zu nähern. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß nach dem Kriege auch unsere Rechtlerinnen nach dem Beispiele der Engländerinnen die Parole ausgeben werden, nur die Parteien bei den Wahlen zu unterstützen, die, wie die sozialdemokratische, die Frauenstimmrechtsforderung in irgend einer Form ins Programm aufnehmen. Nach - dem die sozialdemokratische Partei beinahe unbesehens in die Zahl der staatserhaltenden aufgenommen wurde, laufen die Feministen ja kaum noch eine Gefahr bei solchem Bündnis. Was aber die sozialdemokratischen Frauen wollen, das sagt uns nach Bebels Vorgang Frau Cl. Zetkin: Für die Proletarierinnen bedeutet das Wahlrecht die soziale Emanzipation des Proletariats durch die Eroberung der politischen Macht zum Zwecke der Aufhebung der Klassenherrschaft und der Herbeiführung der sozialistischen Gesellschaft, die allein die volle menschliche Emanzipation des Weibes verbürgt.

Die gemäßigten Parteien haben sich leider auch in Preußen und den übrigen deutschen Bundesländern reichlich weit mit den Stimmrechtlerinnen eingelassen. Der einzige Weg, der Unterjochung durch den Feminismus, deren frische Spuren man in Norwegen und England verfolgen kann, zu entgehen, ist der, 69 die Frauenvereinigungen aus den Parteien auszuscheiden, und die Rechtlerinnen ihre eigene Politik machen zu lassen; die Frauenstimmrechtsländer zeigen gar zu deutlich, wohin der erste verhängnisvolle Schritt mit geradezu logischer Notwendigkeit führt. Die Folge könnte nur eine vollkommene Zersetzung unserer Parteiverhältnisse sein. Für die Mittelparteien geht es bei der Herrschaft des Frauen - stimmrechts um die Existenz, einen Partei - gewinn hätten nur das Zentrum und die Sozialdemokratie, denen die Massen zur Verfügung stehen. Das Zentrum, das seiner ganzen konservativ - christlichen Natur entsprechend ein geschworener Feind der Frauenemanzipation sein sollte, zeigt in den letzten Jahren große Neigung zur Begünstigung des Frauen - stimmrechts. Clara Elben schrieb zu dieser Haltung des Zentrums schon im Jahre 1907 in der Frau folgende beherzigenswerten Sätze: Meines Erachtens werden wir es über kurz oder lang erleben, daß das Zentrum am eifrigsten für das Stimmrecht agitiert. Doch wird es ihm damit wohl ergehen, wie es Napoleon III. und Bismarck mit Einführung des allgemeinen Stimmrechts erging. Nach kurzer Zeit hat es sich gegen sie gewandt und ist dem Radikalismus und Sozialismus zugute gekommen.

Daß die Frauen recht gut wissen, wessen Geschäfte durch das Frauenstimmrecht besorgt werden, wurde auch von Minna Cauer angedeutet, als sie darauf hinwies, daß die Entwicklung schließlich wohl auf einen großen Entscheidungskampf zwischen Sozialdemokratie und570Zentrum hinauslaufen möchte, dessen Ausgang so setzen wir hinzu wohl kaum zweifelhaft sein würde. Man sollte glauben, daß es sich für einen jeden patriotischen Deutschen von 1914 von selbst verstehen müßte, daß er sich einer solchen Entwicklung mit aller Kraft entgegenzustemmen hat. Sie würde das zustande bringen, was unsere Todfeinde heute vergebens erstreben, die Vernichtung Deutschlands als Großmacht, den Unter - gang des deutschen Volkes als Kultur - und Staats - einheit.

Bei der vollkommenen Unvereinbarkeit der von völlig entgegengesetzten Prinzipien ausgehenden Weltanschauungen der Frauenstimmrechtler und Feministen und ihrer Gegner wird der von den Zeitströmungen getriebene Realpolitiker in letzter Jnstanz immer nach den Erfahrungen fragen, welche man in der Praxis der Frauenstimmrechtsländer gemacht hat. Die feministische Presse läßt aber in dieser Frage ein objektives Urteil kaum zustande kommen, indem sie nur die günstigen Meinungen verbreitet, die abfälligen dagegen hartnäckig unterdrückt. Die zustimmen - den Berichte stammen fast ausnahmslos von Frauen - rechtlerinnen selbst oder von solchen Politikern und Staats - männern, die bereits von den weiblichen Wählern abhängig sind und nur Günstiges aussagen dürfen. Will man also ein zutreffendes Urteil gewinnen, so bleiben nur die verhältnismäßig wenig zahlreichen Stimmen solcher Kritiker, die in unabhängiger Stellung, durch ihr Gewissen ge - trieben und darum unempfindlich gegen die terroristische Behandlung seitens der fanatischen Gegner, die volle Wahrheit aussprechen.

71

Als ein sehr gewichtiges Argument für das Ein - treten der Frauen in das politische Leben pflegen die Rechtlerinnen die Behauptung hinzustellen, daß es dem weiblichen Geschlechte, als dem auf einer höheren Stufe moralischer Vollkommenheit stehenden Teile der Mensch - heit, gelingen würde, durch seine politische Mitarbeit das politische Leben nach der moralischen und ästhetischen Seite zu veredeln, den Streit der Parteien zu mildern und überall gute Sitte, Recht und Gerechtigkeit zur Gel - tung zu bringen. Nach unserer Überzeugung kann von einer moralischen Überlegenheit des weiblichen Geschlechts überhaupt keine Rede sein. Käthe Sturmfels spricht sogar das strenge Wort: Die Frau ist hauptsächlich schuld an aller Unsittlichkeit in der Welt. Gerade die heutige schwere Kriegszeit, in welcher der deutsche Mann seine Feuerprobe moralischer Kraft ablegt, dürfte den un - zweifelhaften Beweis für die männliche Überlegenheit erbringen. Die patriotische Tatkraft und Opferwilligkeit der heutigen deutschen Frauen soll freudig anerkannt werden, die vereinzelten Fälle von würdelosem, leicht - fertigem Wesen sollen dem weiblichen Geschlechte als solchem nicht angerechnet werden, aber bei alledem: die höhere Moral, die staatserhaltende, unbeug - same Kraft, Pflichttreue und Humanität findet sich bei den deutschen Männern; das geben selbst unsere besten Frauen freudig und neidlos zu und sind glücklich, in ihren Männern Helden zu finden.

Da das Staatswesen notwendig männlichen Charakter tragen muß, so könnte eine gesetzgeberische Tätigkeit der Frau wohl zu einer unerträglichen, pedantischen Bemutte -5*72rung der Staatsbürger, aber niemals zur Hebung der öffentlichen Moral und der sittlichen Kräfte des Staats - lebens dienen. Nach einem Bericht der Täglichen Rundschau macht sich im Staate Kalifornien, der erst vor kurzem den Frauen das politische Wahlrecht gegeben hat, eine tiefgehende Bewegung gegen die Herrschaft der Frauen bemerkbar. Größere Vereinigungen haben bereits Protestversammlungen gegen die Wirtschaft der Frauen abgehalten, die in der jetzt abgelaufenen ersten Sitzungs - periode nicht weniger als 4000 Gesetzesentwürfe durch - beraten haben, von denen insgesamt 1100 angenommen wurden. Unter diesen Gesetzen befindet sich eines, das genau festsetzt, wie groß die Bettücher in den Hotels sein müssen, ein weiteres, das den Lohn der Gefangenen auf die Stufe der übrigen Arbeiter stellt, ferner eines, das bestimmt, daß Kinder bis zu 8 Jahren nie ohne Begleitung ihrer Eltern oder ihres Vormundes auf der Straße erscheinen dürfen. Das Land ist infolge einer derartigen konfusen Gesetzgebung bereits in eine uner - trägliche Lage gekommen.

Handelte es sich im Falle des Staates Kalifornien zunächst um den Zug zur Kleinlichkeit, der vielleicht zu überwinden sein würde, so setzt sich die gesetzgeberische Wirksamkeit der Frauen in anderen Staaten direkt mit den Jnteressen der Familie und den Forderungen der Zucht und Sitte in Widerspruch. Jn den meisten Stimm - rechtsländern bewegt sich die weibliche Gesetzgebung in erster Linie auf dem Gebiete der Ehegesetzgebung und der Kinderfürsorge und wirkt besonders in der Richtung auf Erleichterung der Ehescheidung und der Besserstellung73 der unehelichen Mütter und Kinder. Beide Bestrebungen führen aber schließlich dahin, Ehe und Familie zu zer - rütten, die freie Liebe zu allgemeiner Anerkennung zu bringen und Zucht und Sitte aus der Welt zu schaffen. Die Zahl der Ehescheidungen ist in den Frauenstimm - rechtsländern besonders hoch, und man rechnet z. B. in Colorado auf eine Ehescheidung im Gerichtsverfahren durchschnittlich etwa fünf Minuten Verhandlungszeit. Es gibt auch zu denken, wenn in Finnland in den ersten fünf Jahren des Frauenstimmrechts (1906 1910) die Zahl der Ehescheidungen um 33 Prozent größer war als in den fünf Jahren, welche dem Frauenstimmrecht vorher - gingen. Es ist fast unmöglich, bei einer so rapiden Zu - nahme nicht an einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Stimmrecht und Ehescheidungsfrequenz zu denken.

Der Kampf gegen die Prostitution pflegt sich im feministischen Staate meist auf den Kampf gegen die Reglementierung derselben zu beschränken, während die Prostitution selbst die freie weibliche Persönlichkeit beansprucht das Selbstverfügungsrecht über ihren Körper in den Stimmrechtsländern sich immer weiter aus - breitet. Oscar A. H. Schmitz, ein guter Kenner der nordischen Verhältnisse, sagt zu diesem Thema (im Tag ) u. a.: Jn unserem Sinne ist (im Norden) die Pro - stitution in der Tat abgeschafft, d. h. man hat ihre Lokalisierung aufgehoben. Die Folge davon ist, daß die Prostituierte weniger leicht kenntlich ist. Dadurch ist der verborgenen, viel gefährlicheren Prostitution Tür und Tor geöffnet. Die geheime Unsittlichkeit verbreitet sich infolge der Unabhängigkeit der unbeobachteten Frauen in allen74 Schichten, und man kann von irgend wie feststehenden Sitten kaum mehr sprechen. Dazu kommt die Ver - wirrung der Begriffe durch die Grundsätze von der freien Liebe , deren Übergänge zur Prostitution ja be - kanntlich sehr verwischt sind. Von der klaren Auffassung dieser Dinge im mittleren und südlichen Europa ist keine Rede. Dort gibt es zunächst leicht erkenntliche Pro - stituierte, ferner nimmt sich in vielen Schichten das Mädchen vor der Ehe eine weitgehende, doch immer etwas verschämte geschlechtliche Freiheit heraus, und wieder in anderen Kreisen sind derartige Dinge un - möglich, gelegentliche Familienkatastrophen ausgenommen, die aber richtig als solche empfunden werden. Jm Norden dagegen herrscht eine kaum vorstellbare sittliche Verwirrung. Von der Frauenbewegung angesteckte kleine Mädchen nehmen sich unerhört ernst, und in den besten Kreisen wieder kann man die überraschendsten Aben - teuer beobachten und erleben.

Hier haben wir die Wirkungen der Frauenbewegung, des Feminismus, auf sexuell-sittlichem Gebiete in Rein - kultur. Daß die deutsche Feministin der nordischen Schwester würdig ist, beweist eine vor einigen Jahren von der Rechtskommission des Bundes deutscher Frauen - vereine, gefaßte später aber durch den Bund abgelehnte Resolution folgenden Wortlautes: Als freie Per - sönlichkeit muß die Frau auch Herrin ihres Körpers sein und einen Keim vernichten dürfen, der zunächst ein un - löslicher Bestandteil ihres eigenen Körpers ist . Und solche Leute, die geradezu die Grundlagen menschlicher Existenz und Sitte verneinen, erheben den Anspruch,75 durch ihre Mitarbeit im staatlichen Leben eine Hebung der Moral und Kultur herbeizuführen!

Mit ganz besonderem Eifer pflegen sich die Recht - lerinnen der Temperenzbewegung anzunehmen, sowie umgekehrt die Alkoholgegner teilweise die Frauenbewegung ihren Zwecken dienstbar zu machen suchen. Zwar ist es richtig, daß der Alkohol einer der größten Feinde des Menschengeschlechts und seine Bekämpfung eine der wichtigsten Kulturaufgaben ist. Aber diese Aufgabe ist nur durch den Mann selbstzu lösen, und es ist falsch, in diesem Kampfe auf den Feminismus zu rechnen. Jn dem Stimmrechtslande Neuseeland ist seit der Einführung des Frauenstimmrechts in den Jahren 1893 bis 1910, die Zahl der Bestrafungen wegen Trunkenheit um 53 Prozent gewachsen; in Eng - land hat sie in derselben Zeit um 19 Prozent ab - genommen. Jn den Stimmrechtsstaaten Amerikas ist der Alkoholismus nicht ausgerottet worden; es gibt keinen einzigen Frauenstaat, in dem der Alkohol durch Staats - grundgesetz verboten ist, wohl aber mehrere trockene Männerstaaten. Jn Washington fallen sogar seit Ein - führung des Frauenstimmrechts die örtlichen Abstimmungen zugunsten der Alkoholinteressenten aus.

Die politischen Verhältnisse sind in den Frauen - stimmrechtsstaaten ebenso verrottet bezw. schlechter als anderswo, und die Frauen tun nichts dazu, die Dinge zu bessern, im Gegenteil, sie vergrößern die Korruption, indem sie sich daran bewußt beteiligen. Jn Wyoming haben die Rechtlerinnen z. B. den Versuch gemacht, die antistimmrechtlerische Frauenzeitung Ladies Home Journal 76von der Postbeförderung auszuschließen. Der San Francisco Argonaut bringt am 11. April 1914 aus dem jüngsten Frauenstimmrechtslande Amerikas einen Artikel mit der Überschrift Betrügereien zugunsten der Frauen - sache (the cause), der ein sehr bezeichnendes Licht auf die von den Frauenrechtlerinnen beanspruchte höhere Moral und den veredelnden Einfluß der Frauen auf das politische Leben wirft. Er lautet, wie folgt:

Wenn Frauen von den gesetzlichen Konsequenzen des Mordes ausgenommen sein sollen und darüber scheint jetzt kein Zweifel mehr zu herrschen so würde es die höchste Jnkonsequenz sein, sie für das verhältnis - mäßig feile Vergehen des Betruges anzuklagen. Dies wenigstens scheint Meinung der Autoritäten zu sein, die jetzt mit der Untersuchung der betrügerischen Unterschriften für die Absetzung*)Mißbeliebig gewordene Staatsbeamte können dort durch Volksabstimmung abgesetzt werden. (recall). (recall) und andere Petitionen be - schäftigt sind, welche die Allgemeinheit belästigten. 9 Frauen, welche bei dem Fall (recall) Weller eine hervorragende Rolle spielten, bekannten ihre Betrügereien politisch als Unregelmäßigkeiten bezeichnet der Anklagejury (welche zu bestimmen hat, ob die Anklage erhoben werden soll. D. Verf). Die Schriftsachverständigen fanden, daß Reihen von Namen von derselben Person geschrieben waren, und daß einzelne Mitglieder von Haushaltungen für die ganze Familie unterschrieben hatten. Aber es braucht kaum gesagt zu werden, daß kein Beweis einer verbrecherischen Absicht vorlag, und daß zu Recht bestehende Gesetze nicht zurückgenommen werden sollten. Also keine Strafverfolgung!

77

Aber eine Anzahl Männer, welche genau dasselbe Vergehen begingen, sollen angeklagt werden, und aus keinem besseren Grunde als wegen ihres Geschlechts und wegen der anderen Tatsache, daß ihre Betrügereien nicht den Zweck hatten, eine im Aufstreben begriffene Bewegung (die Frauen - bewegung. D. Verf. ) zu unterstützen.

Man erkennt aus diesem bemerkenswerten Vorgang, wie die Frauen und ihre Helfer trotz der politischen Gleich - berechtigung der Geschlechter doch selbst vor Gericht mit zweierlei Maß messen und gemessen werden, und zwar zugunsten der Frau. Die feministische Skrupel - losigkeit als mildernder Umstand weiter kann die Korruption kaum getrieben werden! Was ist das anders als Frauenherrschaft und Hörigkeit der Männer!

Der als Freund des Frauenstimmrechts bekannte und durch seine Tätigkeit als Jugendrichter berühmte Richter Lindsey aus Colorado hat am 28. Mai 1914 über die Zu - stände in dem Lande des Frauenstimmrechts folgendes gesagt:

Colorado hat die Wissenschaft, die Menschen zu korrumpieren, zur Vollkommenheit gebracht. Seine Richter, seine Richter der höchsten Gerichtsbehörde sind hörig wie Laufjungen. Seine Gesetzgeber, seine Geschäftsleute, alle sind hörig (owned). Es gibt natürlich furchtlose Männer, aber sie haben ihre Furchtlosigkeit schwer büßen müssen. Mr. J. B. Mallin aus Denver in Colorado erläutert diese etwas dunkle Klage Lindseys über sein Land in einem Artikel der New-Yorker Sun u. a. durch fol - gende Worte: Die Staatsregierung ist geschwächt durch78 das zwanzigjährige Frauenstimmrecht, dem es gelungen ist, die Tüchtigen auszuscheiden und die Schwachen zur Herrschaft zu bringen. Eine treffendere Charakteristik des Frauenstimmrechts in einem Satze dürfte kaum ge - geben werden können: Es bedeutet die Herrschaft der Schwachen.

Unsere erwerbenden Frauen pflegen vom Frauen - stimmrecht die gesetzliche Gleichstellung der Frauenlöhne mit denen der Männer zu erwarten. Zunächst würde die Durchführung dieses Grundsatzes für den leistungs - fähigeren Mann und besonders für den Familienvater die größte Ungerechtigkeit bedeuten und einer Prämiierung der Ehelosigkeit gleichkommen. Zugleich zeigen aber auch die Verhältnisse der Frauenstimmrechtsländer, daß das Frauenstimmrecht in dieser Richtung durchaus nicht leistet, was die Frauen von ihm voraussetzen. Jn Neu - Südwales z. B. kamen in einem Orte auf 717 Arbeiter 232 Arbeiterinnen. Diese 232 Frauen erhielten aber statt bei zu erwartenden 33% nur 11 % des Lohnes der Männer; und ähnlich liegen die Dinge anderswo. Jn Kanada hat man bei einem Versuch mit der un - natürlichen Gleichstellung der Gehälter die Erfahrung gemacht, daß die Verwendung der Frauenkräfte sofort einen starken Rückgang aufwies und die Frauen brotlos wurden. Um einer Verschlechterung der[Erwerbs -] verhältnisse der Männer durch das Frauenstimmrecht vor - zubeugen, sorgen die Australier mit aller Anstrengung dafür, daß die Frauen wenigstens nicht als Abgeordnete ins Parlament kommen. Zu Finnland, wo zur Zeit 21 weibliche Abgeordnete in der Volksvertretung sitzen,79 gehören 13 derselben der sozialdemokratischen Partei an; man ersieht daraus, welche politische Partei den Haupt - gewinn zu erwarten hat.

Aber alles möchte sich ertragen lassen, wenn die Hoffnung bestände, daß durch das Frauenstimmrecht das Frauengeschlecht selbst, unsere Ehefrauen und Mütter, ihre Lage verbesserten und in ihrer moralischen Tüchtigkeit und in der Erfüllung ihrer Pflichten in Haus und Fa - milie eine Hebung und Vervollkommnung zu erwarten hätten. Auch diese Wirkung ist, wie bereits die Korruptionserscheinungen andeuten, vollkommen aus - geblieben; das Gegenteil aber ist eingetreten.

Jn ihren Bildern aus Neuseeland (Frankfurter Zeitung) bringt die bereits zitierte Alice Schalek ein charakteristisches Gespräch mit einer Oberin eines Hospitals, das wir folgen lassen. Sie schreibt:

Es ist eine Seltenheit, daß sich eine Frau an den politischen Gesprächen beteiligt, die sofort anheben, sowie zwei Männer beisammen sind. Das Jnteresse der Frau ist in weit geringerem Maße öffentlichen Angelegenheiten zugewendet, als ich es von einem Lande erwartet habe, das jedem seiner Bürger über 21 Jahre, also auch den weiblichen, das Wahlrecht zugesteht. Jch äußere diese Beobachtung zu der Oberin, da wir nun leise unter uns die Konversation weiterführen. Das Frauenwahlrecht wird von den meisten Bürgersfrauen als ein Unglück angesehen, erwidert sie mit denselben Worten, die ich schon dutzendmal von weiblichen Lippen gehört. Es ist eine nuisance , behauptet sie weiter, gänzlich überflüssig und wirkungslos. Die Dame der wohlhabenden Kreise80 stimmt entweder so, wie ihr Mann es wünscht, oder gar nicht. Die der unteren Stände wählt ebenfalls entweder den Kandidaten ihres Gatten oder denjenigen, der für die prohibition (Alkoholverbot) ist, ohne sich weitere Gedanken über sein übriges Programm zu machen. Die Arbeiterfrauen verstärken die Stimmenzahl ihrer Partei, während die liberale Frau ihr kein Gegengewicht ist. Die Männer unserer Kreise haben alle Mühe, ihre Damen zur Wahlurne zu schleppen. Das dadurch ver - stärkte Übergewicht der unteren Stände ist aber indirekt unverkennbar ein Unglück für alle Frauen Neuseelands. Die hohen Löhne in Geschäften, Kontors und Fabriken, die das Frauenstimmrecht erkämpft, locken die Mädchen vom dienenden Stande weg, und die Dienstbotennot hält gar viele Neuseeländer vom Heiraten, viele Verheiratete vom Kinderkriegen ab. Wüßten die englischen Suffragettes, welche Kalamität sie für ihr Land zu erstreiten suchen, sie gäben den Kampf rechtzeitig auf und freuten sich, daß ihnen ihre Männer nicht wie uns die unsrigen dieses Danaergeschenk in den Schoß werfen. Das ist ziemlich wörtlich, so setzt Alice Schalek hinzu, die Meinung der gebildetsten Frau, der ich bisher in Neuseeland begegnet bin.

Jn ihrer Erwiderung auf die Angriffe der Recht - lerinnen fügt Alice Schalek zur Erläuterung jenes Gesprächsthemas u. a. noch folgendes hinzu:

Die Gesamtwirkung des Stimmrechts vor - herzusehen, ist überhaupt unmöglich. Aber soweit man sie bisher in Australien und Neuseeland beobachten konnte, besteht sie wohl aus einigen geringfügigen Ver -81 besserungen der Lebensbedingungen der arbeitenden Frau, zeigt sich aber am stärksten in der Bedrohung des Besitzes und der Stellung der bürgerlichen: in der zur furcht - baren Kalamität anwachsenden Dienstbotenfrage, in der aus ihr resultierenden Erschwerung der Heirats - möglichkeit, in der Umwälzung der Begriffe: Haushalt und Familie. Die Mädchen, die nicht in den Dienst - botenstand zurückgedrängt werden sollen und wollen, ertragen es aber auch als verheiratete Frauen nur wider - willig, ihr eigener Dienstbote zu sein. Entweder es ergibt sich Unzufriedenheit, oder die junge Ehe fängt im Boardinghouse an. Obwohl das unvergleichliche Klima die Sorgen um Wohnung und Wirtschaft so unendlich vereinfacht, daß sie an denen der Hausfrauen anderer Länder nicht gemessen werden können, bleiben zahllose Ehen der Dienstbotennot halber kinderlos und auch Reinlichkeit und Akkuratesse lassen zu wünschen übrig. Für diese Nachteile werden die Frauen erstaunlich wenig durch selbsterstrittene wirtschaftliche oder politische Vor - teile entschädigt.

Jn der Londoner Zeitschrift Nineteenth Century and After hat Mrs. Edith Sellers Beobachtungen aus Finnland veröffentlicht, in denen sich folgende Kritik findet.

Nach dem Urteil dieser Männer und Frauen aus Stadt und Land (bei denen Mrs. Sellers Erkundigungen eingezogen hat), und aus den verschiedenen Kreisen des Volkes hat, seitdem das Frauenstimmrecht in Kraft getreten, ein recht großer Teil der in den Städten Finn - lands wohnenden Frauen viel von dem eingebüßt, was man natürliches Gefühl für Vernunft und Billigkeit82 nennen könnte. Sie sind jetzt so hitzig auf ihre Rechte versessen, daß sie gar zu leicht vergessen, daß andere Leute auch Rechte, und daß sie selbst auch Pflichten haben. Sie haben auch an innerem Gleichgewicht ver - loren; die Politik ist ihr ein und alles, und sie haben für keinen andern Gedanken Raum, abgesehen etwa von der Frauenbewegung. Glücklich scheinen sie sich nur noch in der Volksversammlung zu fühlen, wenn sie politischen Erörterungen lauschen oder, noch besser, sie selbst vortragen können. Keine politische Frage ist so verwickelt, daß sie nicht im Handumdrehen mit ihr fertig würden; sie finden im Augenblick Lösungen für Fragen, über die Staatsmänner jahrelang umsonst nachgedacht haben. Bei der geringsten Herausforderung unternehmen sie Vortragsreisen durch das Land.

Sie haben viel mehr Lust dazu, draußen in der Welt, als im Hause zu wirken; das häusliche Leben hat tatsächlich alle Anziehungskraft für sie verloren. Lieber arbeiten sie den ganzen Tag auf einem Bureau, als daß sie ein paar Stunden darauf verwenden, ihr eigenes Haus in Ordnung zu bringen. Einige von ihnen gehen soweit, zu behaupten, daß es sich für sie als Voll - bürgerinnen besser zieme, Eisenbahnfahrkarten aus - zugeben, als ihrer Kinder zu warten. Denn Kinder gelten in diesen Kreisen heutigentags nicht viel; vielmehr gewinnt die Ansicht schnell an Boden, sobald die Kinder geboren seien, liege es dem Staate und nicht den Müttern ob, sich um sie zu kümmern. Es gibt keine Arbeit außer dem Hause, die sie nicht, selbst für Hunger - lohn oder ganz umsonst, zu übernehmen bereit sind. 83Sie gönnen sich tatsächlich niemals Ruhe, sondern sind früh und spät unterwegs, natürlich zum Schaden ihrer Nerven und damit ihrer Gesundheit und vieler anderen Dinge.

Die mit dem Frauenstimmrecht erlebten furchtbaren Enttäuschungen und die in seinem Gefolge eintretende Kor - ruption haben schließlich dahin geführt, daß verschiedene Frauen, die als Rechtlerinnen angestrengt und selbstlos ihre ganze Kraft an die Erreichung des Frauenstimmrechts gesetzt haben, zur Erkenntnis ihres Jrrtums gekommen sind und, von ihrem Gewissen getrieben, den Mut finden, diesen Jrrtum reuevoll zu bekennen. Frau Anna Kelley aus Grand Junction in Colorado gibt in der Detroit Free Press folgendes bekannt:

Jch arbeitete sehr stark, um das Frauenstimmrecht in Colorado zu erlangen, und seit 1894, wo es gewährt wurde, habe ich gestimmt. Würde aber heute in Colorado die Frage aufgeworfen, ob man fortfahren solle oder nicht mit der Gewährung des Frauenstimmrechts, so würde ich dafür stimmen, es aufzuheben, und reichlich die Hälfte der Frauen würde ebenso stimmen wie ich. Jch weiß, daß die Verhältnisse in meinem Staat sich nach 19 Jahren des Frauenstimmrechts nicht gebessert haben. 19 Jahre aber sind lang genug, es auszuprobieren.

Und noch ein Beispiel einer reumütigen Rechtlerin aus Californien. Frl. Annie Bock, die frühere Sekre - tärin der Californischen Frauenstimmrechtsliga schreibt (Remonstrance 1914. Boston): Es bedarf einigen Mutes vorzutreten und anzuerkennen, daß man im Unrecht ge - wesen ist. Aber nach gewissenhafter Überlegung und84 Studium bin ich entschlossen, ein solches Bekenntnis ab - zulegen. Jch wandte ohne Entschädigung ein Jahr meines Lebens dazu an, um für das Frauenstimmrecht zu arbeiten, und wenn ich noch einmal die Möglichkeit hätte, so würde ich ebenso stark dagegen arbeiten. Jch betrachte den Erfolg nicht nur als ungenügend und ent - täuschend, sondern als unheilvoll (disastrous).

Jm Jahre 1912 veröffentlichte ich in den Hamburger Nachrichten die Übersetzung eines Briefes, den Lady Glasgow an den Herausgeber der Timesgerichtet hatte. Diese Dame, die Gattin desjenigen Gouverneurs von Neuseeland, der seinerzeit die Frauenstimmrechtsbill unter - zeichnet und eingeführt hat, bezeugte in ihrem Briefe, daß viele bedeutende Frauen und Männer in Neuseeland, die beim Zustandekommen jenes Gesetzes eifrig mitgewirkt hätten, heute mit Freuden bereit wären, dieselbe Arbeit noch einmal aufzuwenden, damit das Gesetz wieder aufgehoben würde. Lady Glasgow übergab diesen Brief der Öffentlichkeit, um ihr Vaterland England vor dem Schicksale Neuseelands zu bewahren.

Mrs. Francis Goddard aus Colorado veröffentlichte in Ladies Home Journal folgende Erklärung:

Jch habe mein Stimmrecht seit 1893 ausgeübt, ich bin als Delegierte auf Stadt - und Staats-Konventionen geschickt worden und war Mitglied des republikanischen Staatskomitees meines Bezirks. Jahrelang glaubte ich an das Frauenstimmrecht und habe Tag und Nacht dafür gearbeitet und würde mein Unrecht gut machen, wenn ich es noch könnte. Die Frauen haben in Colorado kein Gesetz veranlaßt, das irgendwie einen Vorteil für die85 Frauen und Kinder bietet. Was die wahlberechtigten Frauen selbst angeht, so habe ich eine Unmenge von Frauen gekannt, die in einem Jahre für die republikanische und im nächsten Jahre für die demokratische Partei ar - beiteten, indem sie erklärten, daß die demokratische besser bezahle. Das ganze Frauenstimmrecht ist ein Fehlschlag. Es hat im Staate Colorado nichts Gutes geschaffen, auch für die Frauen nicht. Das Beste wäre für beide, wenn das Gesetz morgen abgeschafft würde.

So bestätigen die Bekenntnisse dieser erfahrenen, gewissenhaften und mutigen Frauen die Wahrheit des Satzes, daß das Frauenstimmrecht für jedes große, männlich starke Volk ein nationales Unglück ist. Möge der große Krieg, der schon heute so gewaltige Wandlungen und Offenbarungen gebracht hat, in Deutschland mit diesem internationalen Gespenst endgültig aufräumen!

686

III. Schlußwort. Was lehrt der Krieg?

Unsere Feinde haben uns in diesem furchtbaren Weltkriege, den sie so freventlich heraufbeschworen, nichts Geringeres als die Vernichtung zugedacht, und wenn wir auch die feste Zuversicht auf den endlichen Sieg im Herzen tragen, so bedarf es doch fast übermenschlicher Anstrengungen und unendlicher Opfer an Gut und Blut, um uns zu behaupten. Das deutsche Volk hat während des Krieges vor sich selbst und vor aller Welt den Be - weis geliefert, daß es in seiner physischen und moralischen Kraft noch ungebrochen ist, und daß sein durch Disziplin und Ordnung festgefügter Staat bis heute allen Stürmen siegreich standzuhalten vermag. Angesichts der unum - stößlichen Tatsache, daß Deutschland einen gerechten Ver - teidigungskrieg zu führen gezwungen würde, in dem es für alle seine Bewohner, für reich und arm, um Sein oder Nichtsein geht, wagte selbst die an der Spitze der roten Jnternationale marschierende deutsche Sozial - demokratie es nicht, in der Opposition gegen den Krieg zu verharren, zumal sie den russischen Absolutismus ge - demütigt zu sehen wünschte. Der gewaltige Ausbruch87 des Nationalitätenhasses warf mit einem Ruck die ganze Solidarität internationaler Vereinigungen und Be - strebungen über den Haufen, Die Völkerrechtsverträge flogen wie ein englischer Offizier schon vor Jahren vorausgesagt hatte in Fetzen zerrissen ins Meer; die Gelehrten gaben dem Auslande die für wissenschaftliche Verdienste erhaltenen Auszeichnungen zurück und brachen die freundlichen Beziehungen im gerechten Zorn über die geradezu niedrige Gesinnung der Gegner ab. Das deutsche Volk, das seit Jahrzehnten in selbstlosester Weise mit vollen Händen aus dem reichen Quell seines Geistes - lebens seinen heutigen barbarischen Feinden mitgeteilt hatte, stellte sich, so schwer ihm das auch bei seinem durch und durch humanen Charakter werden mochte, auf sich selbst und wandte sich mit aller Energie der bittern, und doch so notwendigen Arbeit zu, die brutalen Feinde mit rück - sichtsloser Waffengewalt niederzuschlagen und zu ver - nichten.

Diese dem deutschen Volkscharakter so gar nicht liegende Rolle des Weltgerichtsvollstreckers, mit der völligen Abkehr von den in der Friedenszeit so üppig wuchernden Jdeen der Menschheitskultur und des ewigen Friedens, war am wenigsten erträglich für diejenigen Parteien und Jnteressentengruppen, die, von Natur national indifferent oder antinational, nur auf dem Boden der internationalen Verbrüderung und Agitation gedeihen können. Die ethisch am höchsten stehenden unter den Kosmopoliten, die höchst achtbaren Friedensfreunde, mußten es erleben, daß ihr stolzes Gebäude des Welt - friedens, dessen Vollendung sie nahe glaubten, wie ein6*88Kartenhaus zusammenstürzte. Sie mußten einsehen lernen, daß die wirklichen und vermeintlichen wirtschaft - lichen und politischen Jnteressen der Völker der Erde so lange aufeinanderstoßen und blutige Kriege herbeiführen werden, als ein jedes große Volk das Recht für sich in Anspruch nimmt, die Gesetze seiner Entwicklung und seines Wachstums selbst zu bestimmen und seine Freiheit den mitstrebenden Nationen gegenüber mit allen Mitteln zu behaupten. Es ist auch bei dem Wachstum der Mensch - heit und der Einschränkung des Spielraums für das einzelne Volk vollkommen ausgeschlossen, daß in Zukunft auf ein Ausbleiben feindlicher Zusannnenstöße gerechnet werden kann. Das Gegenteil ist im Hinblick auf die durch jeden Krieg erneut ausgestreute Saat des Hasses sehr viel wahrscheinlicher; die modernen Kriege scheinen bei zunehmender Übervölkerung der Erde mehr und mehr den Charakter völliger Vernichtungskämpfe anzunehmen, verheerender und mörderischer als die Völkerkriege zur Zeit der Völkerwanderung. Das im günstigsten Fall zu erreichende Ziel dürfte ein Zustand des Gleichgewichts der Kräfte unter den großen Weltmächten sein, der wenigstens dafür zu sorgen hätte, daß die Zusammenstöße nicht in der früheren Häufigkeit erfolgen, und daß bei wachsender Gesittung die in diesem Kriege wieder so entsetzlich hervorbrechende Brutalität gegenüber den Nicht - kämpfern und dem Privateigentum, von der sich nur die verbündeten Deutschen und Oesterreicher als wahre Kultur - völker freigehalten haben, ganz überwunden werde.

Noch mehr als die wohlmeinenden Friedensfreunde sind diejenigen internationalen Verbände aus der Bahn89 geworfen, die nicht wie jene einem rein idealen Kultur - ziele zustreben, sondern Klassenbestrebungen materiellerer Art verfolgen, die sich gerade in den heutigen Zeiten als antinational und staatsverderblich erweisen. Wenn wir Deutschen mit Vertrauen dem guten Ende des furchtbaren Ringens entgegensehen, so können wir das nur angesichts der Tatsache, daß wir uns bisher der Vorherrschaft des radikalen Demokratismus mit seinen Autorität, Ordnung und Disziplin zersetzenden Tendenzen erwehrt haben. All dem geradezu törichten Geschwätz der ausländischen Lügenpresse gegenüber ist zunächst fest - zustellen, daß es in der ganzen Welt kein Volk gibt, das in höherem Grade die staatliche Selbstverwaltung ausübt und mehr Freiheit im politischen und religiösen Leben genießt, als das deutsche. Wo besteht eine größere Preß - und Redefreiheit, eine größere Duldung in religiösen Fragen? Wieviele Völker haben ein derartig freiheit - liches Wahlrecht wie der Deutsche im Reich? Jn einer Zusammenkunft ausländischer Sozialisten in London, an der auch einzelne Anarchisten teilnahmen, kam über - einstimmend zum Ausdruck, daß England nicht mehr das Land politischer Freiheit sei, das es ehemals gewesen. Man müsse jetzt nach Deutschland gehen, wenn man frei leben wolle. Dieser Ansicht schlossen sich auch solche Redner an, die noch bei Ausbruch des Krieges die deutsche Regierung angriffen und ihre Niederlage gewünscht hatten.

Was von unseren radikalen Blättern, aus denen das Ausland seine Kritik schöpfte, über Polizeiwillkür und reaktionäres preußisches Wesen der Welt auf -90 gebunden und von der Lügenpresse ausgenutzt wurde, war ein Phantom, und wir alle sind heute froh über die musterhafte Ordnung des vielverschrieenen Büro - kratismus, die uns rettet. Der verlästerte Militarismus mit seiner gehaßten Disziplin ist unser Notanker, auf den wir uns verlassen. Unser noch kurz vor dem Kriege aus geringfügigem Anlaß so schwer beleidigtes Offizier - korps ist mit einem Schlage auch in den Augen des gemeinen Mannes wieder die untadlige Elite der waffen - freudigen Nation, die es immer war.

Das begeisterte heldenhafte Eintreten des ganzen deutschen Volkes in allen seinen Schichten für die Rettung und Größe des Vaterlandes beweist, was heute der treu - sorgende Staat dem einzelnen schon im Frieden geworden ist. Ruhigen Herzens und in der Gewißheit, daß für Weib und Kind nach Kräften gesorgt wird, zieht der Wehrmann ins Feld, jeder weiß, die Rettung des Vater - landes ist auch deine und der Deinigen Rettung. Wahrlich, es lohnt sich, für ein solches Vaterland freudig in Not und Tod zu gehen! Dieses Gefühl heißer Vaterlandsliebe durchdringt heute auch den Arbeiter, dem noch vor kurzem der Begriff des Vaterlandes als eine Lächerlichkeit erschien, weil er zu seinen Utopien nicht paßte.

Mit eigenartigen Gefühlen müssen heute, wo es auf jeden Mann und jedes Schiff ankommt, unsere radikalen Demokraten der Zeiten gedenken, da sie um jeden Groschen für Heer und Flotte feilschten, von ufer - losen Flottenplänen und Mordspatrioten redeten und zum Schluß diesem Staate, der heute seine Feuerprobe91 besteht, die Mittel zu seiner Erhaltung und Rüstung glatt verweigerten. Wie werden diese Leute nach jeder Richtung umlernen müssen, wenn sie überhaupt fähig und willens sind, Erfahrungen zu machen! Ein modernes Kulturvolk kann niemals einen einzelnen Stand und sei es auch der an Zahl überragende der Handarbeiter zur Alleinherrschaft kommen lassen, ohne sich selbst auf - zugeben. Der jetzige Krieg ist ein Krieg der Wissenschaft und Technik, und wir verdanken unsere unter Gottes Beistand erfochtenen Siege nächst dem Todesmut und der Manneszucht unserer Truppen und dem Genie der Führer den Leistungen unserer Gelehrten, Techniker und Landwirte, der Jntelligenz, Pflichttreue und Disziplin der Beamtenschaft. Ein Staat ohne den freien Wett - bewerb der tüchtigsten aufstrebenden Kräfte hätte das nicht leisten können; eine solche ungeheure Energie - entladung war nur möglich durch das Zusammenwirken aller Stände, unter starker monarchischer Führung, bei williger Unterordnung unter eine straffe Disziplin. Der heutige französische Minister Sembat hat ein Buch geschrieben mit dem Titel Faites un roi on faites la paix! Es ist ein offenes Bekenntnis der Tatsache, daß die demokratisch-sozialistische Republik nicht imstande ist, einen siegreichen Krieg gegen einen starken monarchischen Staat zu fuhren, am wenigsten dann, wenn sie zu dem, Milizsystem übergehen würde.

Dem deutschen Arbeiter wird heute, wo unser Außen - handel lahmgelegt und unsere Jndustrie erschüttert ist, in eindringlichster Weise klar gemacht, daß die Jnteressen der kapitalkräftigen Fabrikanten und Kaufleute auch die92 seinen sind, und daß das von der Jntelligenz erworbene und in Tätigkeit gesetzte Privatkapital, das schon im Frieden auch seine Existenz und die der Millionen seiner Genossen erst ermöglicht hat, jetzt in schwerer Zeit das wichtigste Rüstzeug für den Existenzkampf aller bildet und auch für ihn der unentbehrliche Notgroschen ist. Die nur auf den einseitigen Konsumentenstandpunkt eingestellte Zollpolitik erweist sich als durchaus unrichtig. Wie stände es heute um die Ernährung des deutschen Volkes, wenn wir nach englischem Muster unsere Land - wirtschaft leistungsunfähig gemacht und uns von der Zufuhr von außen abhängig gemacht hätten? Wir würden unseren Feinden auf Gnade und Ungnade ausgeliefert sein. Wie der Kampf gegen das Privatkapital und seine Besitzer schließlich das Kapital selbst aus dem Lande treibt und die wirtschaftliche Lage aller gleichmäßig ver - schlechtert, dafür sind Australien und Neuseeland zur Zeit klassische Beispiele. Dort ist die demokratische Gleichheit erreicht, damit ist aber den Tüchtigen der Unternehmungs - geist vergangen, das Kapital flieht aus dem Lande, Dis - ziplin und Ordnung sind untergraben; die Kraft zur militärischen Selbstbehauptung und zum kräftigen natio - nalen Wachstum erlischt, die Proletarisierung und vielleicht weiterhin der Verlust der Freiheit sind das Ende.

Die andere große Gefahr, die neben dem Demo - kratismus die Zukunft Deutschlands bedroht, ist der art - verwandte Feminismus, der heute im Bündnis mit jenem das Frauenstimmrecht erkämpfen und die Frauenherrschaft begründen will. Das heutige törichte Gerede einiger93 Rechtlerinnen, die uns mitten im blutigen Männerkamp[f]als Frucht des Frauenstimmrechts den ewigen Weltfrieden in Aussicht stellen, wird wohl kaum von einem verständigen Menschen ernst genommen. Kein deutscher Mann hat den Krieg gewollt, und er ist doch gekommen, weil die Feinde ihn wollten. Auch die Frauen werden den Krieg nicht aus der Welt schaffen, wohl aber sind sie imstande, uns wehrlos zu machen. Bedeutet schon der vollendete Demokratismus Zersetzung und Niedergang, so ist der Feminismus als seine giftige Frucht nichts Geringeres als der Untergang des männlichen Staates.

Die echte, edle deutsche Frau, die in kluger Be - schränkung auf die ihr obliegenden Aufgaben in Haus und Familie dem Gatten und den Kindern ihre Liebe widmet, hat dem deutschen Manne und ihren Söhnen die Kraft und den Heldenmut gegeben, den wohlgefügten Staat zu errichten und ihn mit seinem Herzblut zu be - haupten. Der in den Feldpostbriefen wehende gemütvolle Geist der Gatten - und Sohnesliebe, des innigen Familien - zusammenhangs in Freud und Leid, in Not und Tod, zeigt einmal wieder der Welt, welchen kostbaren Schatz das deutsche Volk in seinen treuen Müttern, in seinem trauten Familienleben besitzt.

Die Politisierung der Frau zerstört alles. Sie zernagt das innerste Wesen und den kostbarsten Wert der Frau selbst, verdirbt den Charakter sowie die Ruhe und das Glück des Mannes in Ehe und Familie und führt zur Herrschaft der Schwachen, zum kraftlosen Weiberstaat, der beim kriegerischen Angriff eines männlich starken Staates in sich zusammenbricht, weil seine Männer,94 durch die Frauenherrschaft entartet, aufgehört haben, Helden zu sein. Ein Volk, dessen Männer sich daran gewöhnt haben, dem schwächeren Geschlecht zu gehorchen und sich seiner Führung zu unterwerfen, ist in seinem männlichen Charakter und in seinem Freiheitsstolz bereits derart zerbrochen, daß es sich schließlich lieber der Fremd - herrschaft unterwerfen wird, als daß es bis zum letzten Mann um Ehre, Freiheit und Vaterland aus der Wahl - statt kämpft. Lord Kitcheners Millionenheer von Männern will nicht zustande kommen, aber die Suffragetten ziehen ins Feld.

Viele gutgläubige deutsche Männer und Frauen halten wohl beim Ausbruch des Weltkrieges das instinktive Gefühl, daß der Krieg, der die staatserhaltende Kraft deutschen Mannes - und Heldentums so glänzend bewährt, mit der internationalen und undeutschen Frauenrechtlerei vollkommen aufräumen würde. Leider hat sich diese Hoffnung als ein schöner Wahn erwiesen. Man hält es seitens der Rechtlerinnen sogar für nützlich, derartige Jllusionen frühzeitig zu zerstören. Jn dem Dresdener Vortrag der Vorsitzenden des Bundes deutscher Frauen - vereine über die deutsche Frau im heimatlichen Kriegs - dienst wird betont, daß die Frauenbewegung zunächst den Kampf ums Recht hinter den Dienst fürs Vater - land zurücktreten lassen und umlernen müsse. Damit aber dieses Umlernen nicht etwa von naiven Mit - läuferinnen falsch verstanden besser: richtig gedeutet werde, gibt Marie Stritt, die langjährige Vorsitzende des Bundes deutscher Frauenvereine und jetzige Schrift - leiterin des Bundesorganes noch einen bemerkenswerten95 Kommentar zu diesem erzwungenen und taktisch zu be - wertenden Umlernen . Sie schreibt in der Frauen - frage vom 16. März 1915 u.a.:

Das Umlernen in bezug auf die zurzeit gebotene Betätigung der Frauenbewegung bedeutet keineswegs ein prinzipielles Umdenken, und es wäre der größte Jrr - tum, anzunehmen, daß der Kampf ums Recht durch unseren gegenwärtigen ausschließlichen Dienst am Vater - lande gleichsam überwunden und beseitigt wäre; daß die bisherigen Forderungen der Frauenbewegung revidiert oder fallen gelassen würden; daß unsere Bestrebungen dadurch in andere Bahnen gelenkt wären und wir zur eigentlichen Sphäre unseres Geschlechts, zu Kochtopf und Strickstrumpf endgültig heimgefunden hätten, wie ganz naive Gemüter meinen. Der Kampf und das Argumentieren um ein besseres Frauenrecht wird aufs neue einsetzen, wenn diese schwere Prüfungszeit unseres gesamten Volkes vorüber sein wird. Unsere speziellen Frauenforderungen, die heute selbstverständlich hinter den brennenden Forderungen des Tages zurücktreten mußten, werden wir, gestützt gerade auf die Erlebnisse und Er - fahrungen und inneren Errungenschaften dieser Zeit, mit noch größerem Nachdruck vertreten als vorher.

Welchen Sinn und welchen Endzweck der schon oben berührte Nationale Frauendienst und der ganze offizielle Dienst der Frauenbewegung für das Vaterland nach Auffassung der Führerinnen besitzen, das spricht M. Stritt in etwas gewagter aber dankenswerter Offen - heit mit folgenden Worten aus:

Auch unser gegenwärtiger direkter Vaterlandsdienst96 ist zugleich ein Kampf, den wir nicht nur mit den anderen Heimkämpfern gegen Not und Leiden, für er - trägliche Lebensbedingungen unserer VoJksgenossen und damit, für einen siegreichen Frieden sondern den wir auch für uns selbst um die Grundforderung der Frauenbewegung, um das höchste Recht der Persönlich - keit kämpfen; um die Mitverantwortlichkeit des Einzelnen für die Allgemeinheit.

Die deutschen Rechtlerinnen nutzen also den Dienst für das Vaterland, dessen erste Voraussetzung völlige Selbstlosigkeit sein sollte, im eigenen Jnteresse aus; sie haben ihren Lohn dahin. Trotzdem leben sie, wie M. Stritt weiter ausführt, der freudigen Hoffnung, daß das deutsche Volk naiv genug sein wird, diesen Partei - egoismus durch Gewährung ihrer den Staat und das Volkswohl gefährdenden Rechtsforderungen zu belohnen. Die Kriegsdienste der Nichtorganisierten deutschen Frauen und Mütter und die der unpolitischen Vereine, des Roten Kreuzes , des Vaterlandischen Frauenvereins , der Frauenhilfe u. a. verdienen im Gegensatz zu denen der Frauenbewegung den vollen wärmsten Dank des Vaterlandes, weil sie aus der rechten opferfreudigen Ge - sinnung hervorgehen, die das Gute um des Guten Willen tut und eigensüchtige Nebenzwecke nicht kennt.

Wir haben erkannt, wie ungeheuer groß die heutige Gefahr bereits geworden ist, und welcher Anstrengungen es trotz des Krieges bedürfen wird, das deutsche Volk vor dem Schicksal der allmählichen Verweiberung zu be - wahren. Eine Zukunft aber haben das lehrt die Weltgeschichte auf jeder Seite, und die heutige Zeit97 ruft es uns mit der dröhnenden Stimme der Kanonen zu nur diejenigen Völker, die unter ent - schiedensten Abweisung des Feminismus sich ihren streng männlichen Charakter wahren und ihn zum Heroismus steigern, dem kein Opfer für Ehre und Vaterland zu groß ist. Auch das größere Deutschland, das wir als Frucht unserer Kämpfe und Blutopfer erhoffen, wird durch und durch männlich ein oder es wird nicht sein.

[98}[99]

II. Teil Der Einfluß der modernen Frauen - emanzipation auf Ehe und Familie.

[100]101

Die Familie ist die Keimzelle des Staates, die gesund erhalten werden muß, wenn der Staatsorganismus nicht erkranken und zugrunde gehen soll. Die deutsche Familie insbesondere ist ein so wichtiges, lebenspendendes Organ des gesamten Volks - und Staatskörpers, daß der sie beherrschende Geist auch über die Lebensfähigkeit und Zukunft des deutschen Staates letzten Endes die Ent - scheidung bringt.

Familie und Staat sind ursprünglich nicht auf genau denselben Fundamenten aufgebaut. Die Familie ist das Ursprünglichere, Lebensvollere, sie gab dem Staate die Seele. Sie ist von Natur auf Autorität und Pietät, auf Treu und Glauben begründet, der Staat dagegen ruht in seinen Anfängen vorwiegend auf der Grundlage starker Rechtsnormen. Und doch kann der moderne Staat bei stetigem Anwachsen seiner ethischen und sozialen Auf - gaben des selbstlosen, opferfreudigen Familiengeistes nicht entraten und nimmt je länger, desto mehr den Geist der Familienfürsorge als wesentlichen Bestandteil in sein Wesen auf. Staat und Familie bedürfen einander zum Leben. Dem Staate strömen aus dem Born der Familie beständig neue Lebenskräfte zu, und er handelt nur im eigensten Jnteresse, wenn er diese Quelle in ihrer Kraft und Reinheit zu erhalten und vor dem Versiegen und7102Trübewerden zu schützen sucht. Darum darf er nicht Bewegungen begünstigen, die die Auflösung der Familie vorbereiten. Er darf nicht tatenlos zusehen, wie ein Stein nach dem andern von dem deutschen Hause ab - bröckelt, sonst könnte er in absehbarer Zeit das Haus ganz zusammenbrechen sehen. Schon hat das deutsche Haus, viel von seiner lebenspendenden Kraft eingebüßt, die Wirkung spürt der Staat an seiner verwundbarsten Stelle: der Kinderreichtum der deutschen Familie fängt an, eine Sage zu werden. Noch einmal, jetzt in dieser schweren Zeit, hat die deutsche Familie ihre alte Kraft bewiesen. Auch in der Zukunft werden wir die Masse nicht nur durch den Geist, sondern vor allem durch die sittliche Kraft unseres Volkes besiegen, und diese wurzelt in der deutschen Familie. Der Ausbruch des Krieges hat un - endlich vielen Familien, die nur noch aus Einzelwesen bestanden, wieder das Gefühl für ihre innige Zusammen - gehörigkeit zurückgegeben. Wir haben es erleben dürfen, daß Millionen von Männern sich in begeisterter Hingabe für das Vaterland und die Familie opferten, daß Millionen von Frauen hilfsbereite Hände ausstreckten und nicht müde wurden zu sorgen und zu schaffen; wir haben es erlebt, wie Tausende von Familien in Not und Tod sich wieder fester zusammenschlossen, wie zerfallene Ehen stark und treu wurden, daß verlorene Söhne ins Vaterhaus zurück - kehrten, daß Mütter wieder mit ihren Kindern die Hände falten lernten im Gedenken an den Vater im Felde und auf das Vaterland! Quellen der Kraft sind aus den deutschen Häusern geflossen, haben sich vereinigt zu dem starken Strome nationaler Begeisterung und sind ein -103 gemündet in das Meer selbstverständlicher Pflichterfüllung und todesmutiger Opferbereitschaft!

Vielleicht hätte unser Volk 50 Jahre später diese Kraftquellen nicht mehr fließen sehen, denn es sind bei uns seit Jahrzehnten Elemente an der Arbeit, die zer - setzend in das deutsche Familienleben eingreifen. Unter diesen Kräften ist die wirksamste, so verderblich wirkende Macht wenn auch zum Teil unbewußt und ungewollt die radikale Frauenemanzipation. Sie entfremdet wie nichts anderes die Frau dem Hause, beraubt sie ihres natürlichen Wirkungskreises, ihrer Gesundheit, ihres Lebens - glückes und nimmt ihr die Möglichkeit, in der Stille ihren Anlagen entsprechend zur echt weiblichen Persönlich - keit heranzureifen! Niemand ist in dem Wirbeltanz des modernen Lebens so schwer geschädigt worden wie die Mädchen und Frauen, die oft ohne zwingende Notwendigkeit aus dem Hause, ihrem Lebenselement gerissen wurden, sei es, um Geld zu verdienen, sei es, um sich auszuleben und unabhängig zu machen. Früher noch als der Jüngling widmet sich heute das junge Mädchen einem Berufe; in einem Alter, in dem sein Körper der Pflege und Schonung bedarf, wird es aufs schwerste überlastet. Man hört die frauenrechtlerischen Schlagworte von der notwendigen Selbständigkeit aller Frauen, von dem Recht der Frauen auf Gleichheit mit den Männern in allen Beziehungen des öffentlichen Lebens aber man sieht nicht, wieviele von ihnen bereits am Wege liegen geblieben sind, wieviele von ihnen körperlich und seelisch untauglich wurden, Mütter unseres Volkes zu sein. Es muß dieser Bewegung, die vielleicht die größte Gefahr für den Fortbestand unseres7*104Volkes in sich birgt, ein Hemmschuh angelegt werden, ehe es zu spät ist. Drei Forderungen, die z. T. erfüllt wurden, z. T. noch erstrebt werden, sind es vor allen Dingen, denen die Öffentlichkeit, unsere Regierungen und Par - lamente in Zukunft ihre größte Aufmerksamkeit widmen müssen: Die Forderung der gleichen Bildung, der gleichen Erwerbsmöglichkeit und des gleichen Staats - bürgerrechts für Mann und Frau.

105

Die Forderung der gleichen Bildung.

Es wird für die Zukunft die Frage in der Mädchen - bildung aller Stufen die brennendste sein: Soll das Mädchen zur Hausfrau und Mutter erzogen werden, oder soll seine Erziehung schon in der Schule ein künftiges Berufsleben ins Auge fassen? Die schwere Zeit, in der wir leben, hat es deutlich genug gezeigt, welchen Wert für eine Nation gute Hausfrauen haben. Gott sei Dank, lebt in unserem Volke noch eine große Zahl tüchtiger Hausfrauen, die in altem Preußen - geist und selbstverständlichem Gehorchen ihre Pflicht tun wie die Männer, und es ist möglich, daß die Millionen der Stillen im Lande, die ohne Murren sich den An - ordnungen der Regierung fügen, die sparen und darben und praktisch Haus halten, dem Vaterlande einen größeren Dienst leisten als die paar tausend vom Nationalen Frauendienst , die mit der Aktenmappe unterm Arm umherlaufen und Recherchen machen, oder als unver - heiratete Frauen zwar keinem Haushalte vorstehen, dafür aber Vorträge über den Kriegshaushalt halten und in den linksstehenden Zeitungen Artikel über das Versagen der Hausfrauen schreiben. Als die Frauenrechtlerinnen merkten, daß es jetzt für die Frauen nicht auf Studium und Beruf, sondern auf Kochen und Wirtschaften ankam, da be -106 mächtigten sie sich mit kühnem Griff dieser Gebiete, ver - zapften mit ungeheurem Kräfteaufwand als neue Weisheit, was gut vorgebildeten Hausfrauen längst bekannt war, oder gaben Ratschläge zur Sparsamkeit, die praktisch nicht durchführbar waren. So schreibt Frau Kommerzien - rat Heyl über die Verwendung der Abfälle Meinen die Hausfrauen es ehrlich, so werden sie die Teller beim Abwaschen erst für Hundefutter und Schweine abbürsten. Nach dem Abbürsten stippt man das Geschirr in einem Eimer heißen Wassers ab und gießt dieses durch einen Trichter, der mit einem im Wasser angefeuchteten Lösch - papier ausgelegt ist, welches das Fett festhält, während das Wasser durchläuft. Man kann den Trichter solange begießen, bis er mit Fett voll ist und dann das Fett herausheben, als Seifenzutat verwenden oder verkaufen. Vielleicht kann die Frau Kommerzienrat einen besonderen Bedienten für diese zeitraubende Arbeit anstellen; irgend welchen praktischen Erfolg wird sie allerdings nicht ab - werfen.

Einige von den Damen können sich aber auch jetzt noch nicht von ihrer Geringschätzung der Hausfrauenaus - bildung trennen und behaupten, daß in den tüchtigen Hausfrauen dem Staat sogar eine Gefahr erwachsen könne. So schreibt Dr. Gertrud Bäumer: Die Küchentüchtigkeit genügt nicht, im Gegenteil: Sie kann zur Waffe volks - wirtschaftlicher Unvernunft werden. Beispiel: Die gute Hausfrau, die sich auf viele Küchenrezepte versteht und durch ihre Triumphe am häuslichen Backherd den Bundes - ratsverordnungen ein Schnippchen schlägt. Es ist nicht zu leugnen, daß von den Hausfrauen besonders in den107 ersten Kriegsmonaten zahlreiche Fehler gemacht worden sind, aber die sind auf anderen Gebieten auch vorgekommen, und die meisten Torheiten sind sicherlich von den Haus - frauen begangen worden, die eben keine gelernten Haus - frauen waren, die vor ihrer Heirat in Fabriken, Kontoren oder Schulen und Hochschulen ihre Zeit verbracht haben. Wie kann der, der eine Sache nie gründlich gelernt hat, plötzlich umlernen! Weil nun die Frauenrechtlerinnen vom Nationalen Frauendienst in den Großstädten viele solcher unbeholfenen und kopflosen Frauen sahen, blieben sie auch hier ihrem alten, verhängnisvollen Grundsatz treu, die Ausnahme als Typus hinzustellen. So konnten trotz des Burgfriedens Ausdrücke von dem listigen Stumpfsinn der Hausfrauen ꝛc. geprägt werden, die von der Zensur be - anstandet werden mußten. Alle diese Frauenrechtlerinnen bedachten nicht, daß der größte Teil der Schuld sie und ihr unseliges Programm trifft; die Frau wie den Mann in erster Linie für einen außerhäuslichen Beruf vorzubereiten, alle Männerberufe auch den Frauen zu öffnen, die Frau immer mehr ihrem natürlichen Wirkungskreis zu entziehen. Die Frauenrechtlerinnen werden nicht umhin können, den Mangel der hauswirtschaftlichen Bildung zuzugestehen und werden vielleicht, mit der bekannten Geschicklichkeit, jede Sachlage für ihre Zwecke nutzbar zu machen, nun eine hauswirtschaftliche Vorbildung der Mädchen in dem weib - lichen Dienstjahr fordern, um daraus dann wieder ein Recht auf völlige Gleichheit mit dem Manne abzuleiten. Eine kurze Lehrzeit, theoretisch und praktisch, genügt aber nicht, um die Mädchen unseres Volkes gründlich für ihrem natürlichen Beruf vorzubereiten, sondern ihre Gedanken -108 welt muß von Jugend an von ihren zukünftigen Pflichten beeinflußt werden. Wenn wir Deutschen gezwungen sind, gezwungen einfach durch die geographische Lage unseres Vaterlandes, alle unsere Söhne zu wehrhaften Männern heranzubilden, ihren Körper und Willen für diesen Zweck zu stählen, so muß es andererseits Pflicht der Mädchen - erziehung sein, den Mädchen als unverrückbares Ziel vor die Seele zu stellen: Jhr sollt die Mütter unseres Volkes werden! Jhr müßt einmal Kern und Mittelpunkt einer Familie sein und in der Familie eurem Volke ebenso wichtige Dienste leisten, wie eure Brüder mit der Waffe im Arm. Unsere moderne Mädchenerziehung geht aber gerade den entgegengesetzten Weg. Jm Lyzeum ist die oft lächerlich gemachte sprachlich-ästhetische Bildung der historisch-naturwissenschaftlichen gewichen; weil es einige Mädchen gibt, die starke Begabung für Mathematik gezeigt haben, müssen sich nun alle Mädchen damit plagen. Der Reichtum des Jnnenlebens liegt bei den Frauen auf einem anderen Gebiet als dem Jntellekt, damit muß die Mädchenschule rechnen. Die Unterschiede der geistigen Begabung bei Männern und Frauen sind nicht hinwegzuleugnen, und wenn man fortfährt, unsere Mädchenschulen niederen und höheren Grades nach den Wünschen der Frauenrechtlerinnen den männlichen Bildungs - anstalten gleich zu gestalten, so werden uns Frauen heran - wachsen, auf die das Schillersche Wort paßt: Kümmerlich dem stärkeren nachkriechend, sind sie dem schöneren Geschlecht entflohen. Die Mädchenschulreform war notwendig, unsere Zeit brauchte Frauen mit einer vertieften und er - weiterten Bildung; vielleicht aber wäre die Reform für109 uns Frauen fruchtbarer gewesen, wenn neben den erfahrenen Schulmännern in den beratenden Kommissionen nicht nur unverheiratete Lehrerinnen gesessen hätten, sondern ge - bildete Mütter, denen neben dem Wohl ihrer eigenen Töchter auch das Wohl der weiblichen Jugend und das Allgemeinwohl am Herzen liegt. Jmmer deutlicher trat schon in den letzten Jahrzehnten vor der Mädchenschulreform der Wunsch der Frauenrechtlerinnen zu Tage, die weibliche Bildung der männlichen gleich zu gestalten, und man hat es ja auch erreicht, daß das Lyzeum wenigstens in der Theorie der Realschule, die Studienanstalt dem Gymnasium bezw. Realgymnasium gleicht. Das wollten früher die Recht - garnicht. Vor 20 Jahren vertrat Helene Lange, lerinnen die Vorkämpferin der höheren Mädchenbildung, den Stand - punkt, daß es ein Verbrechen gegen die Mädchen wäre, die Forderungen des Knabengymnasiums einfach auf die Mädchenbildung zu übertragen. Wie oft wurde damals in Vorträgen das Knabengymnasium als ein verstaubtes, altersschwaches Gebilde lächerlich gemacht. Dann sah man ein, daß der Weg zur völligen Gleichberechtigung mit den Männern in Beruf und Staatsbürgertum durch Gymnasium und Universität geht. Da mußten alle erzieherischen und gesundheitlichen Bedenken schweigen! Ehrgeiz und Machtgier einiger Führerinnen wogen schwerer als Glück und Gesundheit vieler blühender Mädchen, die ihre besten Kräfte an ein falsches Ziel setzten. Der Besuch der Studienanstalten ist Mode geworden, was einigen hervorragend begabten Mädchen hätte vorbehalten werden müssen, wird Streben des Durchschnitts, schon gibt es viele Mädchen, die das Ziel der Studienanstalten nicht erreichen, die abgehen, nachdem110 sie Kraft und Gesundheit aufs Spiel gesetzt haben und dadurch für ihren eigentlichen Beruf verdorben sind. Auch das Ziel des Lyzeums wird längst nicht immer voll erreicht, ja, erfahrene Mädchenschullehrer behaupten, daß, wenn man dieselbe Strenge beim Versetzen in den Mädchenschulen anwenden würde wie in den Realschulen der Knaben, nicht 50 % der Mädchen das Ziel erreichen würden. So wird man sich schnell dazu bequemen müssen, die zu hoch gesteckten Ziele in der Praxis langsam wieder herabzusetzen. Niemand wird leugnen, daß es hochbegabte Mädchen gibt, die die Ziele eines Gymnasiums ebenso schnell und sicher erreichen wie gutbegabte Knaben, aber solche Mädchen werden Aus - nahmen bleiben und müssen als solche behandelt werden. Die höheren Stände unseres Volkes haben in den letzten Jahren angefangen, ihren Söhnen in der Entwicklung ihrer - higkeiten mehr Freiheit zu lassen als früher; es gibt viele einsichtige Eltern, die schlechtbegabte Söhne nicht mehr wie früher mit unnachsichtlicher Strenge durchs Gymnasium peitschen, sondern sie einem Beruf zuführen, der wenn auch auf niedrigerer sozialer Stufe ihren Fähigkeiten entspricht. Sollte ein in falsche Bahnen gelenkter Ehrgeiz der Eltern und Töchter jetzt den Mädchen antun, was man als Härte bei den Knaben erkannt hat? Der Schaden für die Frauen und für unser Volk wäre viel größer, als jemals dieser unglückliche Zwang für unsere Männer gewesen ist. Die Frau ist körperlich schwächer als der Mann; sie kann also den durch ein Übermaß geistiger Arbeit verursachten Kräfteverlust weniger leicht ausgleichen als der Mann; die Fortpflanzungsfunktion ist für den weiblichen Organismus weit bedeutsamer als für den111 männlichen. Eine durch geistige Arbeit hervorgerufene Gleichgewichtsstörung wird also bei der Frau viel stärker sein als bei dem Manne, und für die Nachkommenschaft sind die Folgen einer solchen Gleichgewichtsstörung weit ernster, wenn es sich um die Frau, als wenn es sich um den Mann handelt. Denn die Gesundheit der Mutter ist für das Kind viel wichtiger als die des Vaters. Die Mutter Goethe's hätte, obwohl hervorragend begabt, doch nie den Faust schreiben können. Wenn sie aber durch ein Über - maß geistiger Tätigkeit ihre Zeugungskräfte auch nur um wenig geschwächt hätte, so würde sie nie einen Faustdichter zum Sohn gehabt haben. *)Guyan, Erziehung und Vererbung.

Die Gründe, die die Frauenrechtlerinnen geltend machten, um die Einrichtung der Studienanstalten und die Zu - lassung zur Universität durchzusetzen, sind sehr mannigfaltig; einmal waren es solche idealer Natur. Die Entwicklung der Frau zu einer höher gewerteten Persönlichkeit, zu einem dem Manne ebenbürtigen Kameraden, zu einer den Söhnen im Wissen nahestehenden Freundin wurden bei der Ziel - setzung in den Vordergrund gerückt. Als reale Gründe für die Forderung der höheren Mädchenbildung spielten aber die Berufsfrage und die Frage nach dem Staats - bürgerrecht der Frau eine wichtige Rolle, auf die wir später zurückkommen werden. Die Behauptung, daß der gebildete Mann in seiner unwissenden Frau sehr bald ein lästiges Hemmnis sieht, sich von ihr abwendet und sie geringschätzig behandelt, trifft nur selten zu. Meistens werden in solchen Verhältnissen nicht die wissenschaftlichen Mängel der Frau schuld sein, sondern ihre Unbegabtheit und112 ihre Untüchtigkeit als Hausfrau. Eine Frau braucht wirklich nicht Griechisch und Mathematik zu können und kann doch ihrem Manne ein verständnisvoller Kamerad und bester Freund sein. Der Mann, der geistig arbeitende Mann, sucht ja, wenn er nach Hause kommt, nicht An - regung, sondern Ruhe für seinen müden Geist. Eine Ehe ist nun mal keine Diskussionsgemeinschaft, und eine gelehrte Frau wird ihre Ehe nicht durch ihre Gelehrsamkeit harmonisch gestalten können, wenn sie nebenbei nervös, überreizt und nicht willens ist, ihre eigene Persönlichkeit zum Wohle der Familie hintenan zu stellen. Eine gute, auf natürlicher Basis ruhende Ehe, wird von einer Liebes - gemeinschaft allmählich zu einer Freundschaft der Geister heranwachsen, das Umgekehrte birgt immer eine Ge - fahr in sich, zum mindesten eine Gefahr für das Glück der Frau selbst, die in dem schweren Konflikt, sich selbst oder den Jhrigen zu dienen, in jedem Falle ein Glück be - graben muß. Es ist nicht zu leugnen, daß durch schwere geistige Arbeit die natürlichen Fraueninstinkte zerstört werden, und wenn die Frauenrechtlerinnen immer wieder betonen, daß die Frauennatur so leicht nicht zu unter - graben ist, so spricht doch die Erfahrung dafür, daß ge - rade den besten unter den geistig arbeitenden Frauen die ersten Jahre der Ehe bitterschwer werden. Nicht allein, weil plötzlich ihre Arbeit in ein ganz anderes Gebiet fällt als vorher, und diese ungelernte Hausführung sich viel schwerer zeigt, als man dachte, sondern auch, weil ihre Natur in einem oft nicht einmal beendeten Studium widerspruchsvoll und zwiespältig geworden ist. So sieht der Berliner Philosoph Simmel einen Grund für die Ab --113 nahme der Eheschließungen in der Schwierigkeit der Ehe bei gewachsener Jndividualisierung. Ebenso zweifelhaft ist es, daß heranwachsende Söhne ihren Müttern weniger Achtung bezeigen, weil sie auf manchen Gebieten weniger gelernt haben als diese Söhne; Kinder sehen scharf und werden wahrscheinlich den Übelstand eines schlecht geführten Haushaltes und die Tatsache einer nicht aufopfernd sorgenden Mutter viel schwerer empfinden als die Mängel ihrer nicht gymnasialen Bildung. Mancher große Mann hat freudig eingestanden, daß er sein Bestes seiner un - gelehrten herzenswarmen Mutter dankte!

Jede Erziehung soll die natürlichen Anlagen des zu Erziehenden entwickeln und zur Blüte bringen, nicht ihm etwas Wesensfremdes aufpropfen. Warum will man in der modernen Mädchenerziehung den Schwerpunkt auf Logik und wissenschaftliches Denken legen? Das sind gewiß gute und nützliche Dinge, für die die Mädchen aber schwer zu haben sind, was nicht einmal ein Tadel für uns Frauen ist, denn wir haben soviel andere Kräfte der Seele, die wohl der Fähigkeit des begrifflichen Denkens die Wage halten. Vielen deutschen Frauen ist geistiges Leben nötig wie das tägliche Brot wohl uns, unser Volk braucht kluge und geistig reiche Mütter. Aber Verstand und Urteilskraft lassen sich auch durch Frauen - arbeit bilden, ohne daß die Körperkräfte des in der Ent - wicklung stehenden Mädchens geschwächt und seine na - türlichen Fraueninstinkte verwässert und verwischt werden. Wehe einer Mädchenerziehung, die das Glück der eignen Person in den Vordergrund stellt und darüber vergißt, daß die selbstlose Aufopferung für andere natürliche Gabe114 und höchstes Glück der Frau ist. Nur ledige Frauen können behaupten, daß die Frau in der Ehe zu kurz kommt, daß ihre Arbeit im Haushalte abstumpft und geistig arm macht. Die Hausfrauenarbeit ist in mancher Hinsicht anregender und vielseitiger als eintönige Berufs - arbeit. Neben dem Gleichmaß der Tage bleibt uns Müttern auch immer die lebendige Arbeit an unseren Kindern, die den unverheirateten Berufsfrauen fehlt, und wenn wir wenig Zeit für uns haben, wenn alle im Hause nach uns rufen, wenn wir allen dienen und allen unentbehrlich sind, dann ist unser Frauenleben eben reich und köstlich. Dieses Glück und diesen Reichtum für unsere Mädchen schon in der Jugend vorzubereiten, Verstand und Gemüt so auszubilden, daß sie die schwere, selbstlose Pflicht des Dienens freudig und stolz auf sich nehmen das müßte Aufgabe einer gesunden Frauenbewegung sein.

Dem Bestreben, durch die Mädchenschulreform von 1908 auch die staatliche Ausbildung der Mädchen für den Hausfrauen - und Mutterberuf möglich zu machen, verdankt die Frauenschule ihr Entstehen. Die Frauen - schule und die hauswirtschaftliche Fortbildungsschule für Mädchen sind die einzigen Anstalten, die eine spezifisch weibliche Bildung ins Auge fassen. Beide werden von den Frauenrechtlerinnen nicht befürwortet. Das Mädchen kann in der Frauenschule weiter arbeiten in all den Fächern der Schule, die ihm besonders Freude machen, oder in denen seine Kenntnisse lückenhaft sind, daneben bekommt es praktischen Unterricht in allen Zweigen der Hauswirtschaft, der Kinderpflege und Erziehung und der Bürgerkunde. Aber die Frauenschulen stehen leer, und115 die Oberlyzeen können die Zahl ihrer Schülerinnen nicht fassen, ein Zeichen dafür, wieweit bereits der amerikanische Krämergeist, der über alle ethischen Werte den klingenden Lohn stellt, bei uns um sich greift. Statt die Töchter unseres Volkes in den Entwickelungsjahren zu schonen, ihnen Pflichten und Arbeiten zu geben, die diese Entwickelung nicht hemmen, läßt man sie bis zum 20. Jahre auf der Schulbank sitzen und macht ihren Körper frühzeitig welk und unfähig zur Mutterschaft und überlastet ihre jungen Seelen, daß ihnen die unbefangene, ausgelassene Fröhlich - keit, die eine junge Mutter zum Spiel mit ihren Kindern braucht, verloren geht. Der Einfluß der Frauenrecht - lerinnen drängt mit bewundernswerter Zähigkeit dahin, die Mädchen von ihrer natürlichen Bahn abzulenken, ihr Augenmerk nur auf einen künftigen Erwerb zu richten. So bringen sie denn der hauswirtschaftlichen Pflichtfort - bildungsschule für Volksschülerinnen dieselbe Abneigung entgegen, wie der Frauenschule. Die Kämpfe um die Pflichtfortbildungsschule für Mädchen in Berlin sind noch in frischer Erinnerung. Die hauswirtschaftliche Fort - bildungsschule wurde auch hier gegen den Willen der Frauenrechtlerinnen und nur teilweise eingerichtet. Nur für ungelernte Arbeiterinnen wollte man die hauswirt - schaftliche Fortbildungsschule, weil man für diese im Er - werbsleben am niedrigsten stehenden Mädchen nichts anderes wußte; für sie war gewissermaßen solche Schule gut genug. Jn der Jndustrie bleiben nach statistischen Aufnahmen 7,6 % der Arbeiterinnen ledig, im Handels - gewerbe 8,7%. Es ist daher leicht auszurechnen, daß die überwiegende Zahl der Mädchen im Durchschnitt116 8 10 Jahre dem Berufe treu bleiben und dann zum weitaus größten Teil eine Ehe eingehen. Allerdings wird ein Teil der ursprünglich ledigen Mädchen als Frauen, verheiratet oder verwitwet, wieder in den Beruf zurückkehren. Aber die Ausbildungsfrage ist dadurch nicht berührt, denn alle diese Frauen haben auch einem Haus - stande vorzustehen. Kenntnisse in der Hauswirtschaft sind daher für die Mädchen im Handelsstande genau so wichtig wie für die jungen Fabrikarbeiterinnen. (Aus einem Vortrage von Prof. Dr. Kaup-München. Frauen - arbeit und Rassenhygiene. ) Der Hausfrauen - und Mutterberuf ist aber nach Ansicht der Frauenrechtlerinnen so spielend leicht, daß jede erwerbende Frau sich in kurzer Zeit das Wissenswerte aneignen kann. Doch wieviel wirtschaftliche Werte gehen durch das Ungeschick unserer jungen Hausfrauen verloren, wieviel teueres Lehrgeld müssen sie in der Ehe zahlen! Schon allein wenn man bedenkt, ein wie großer Anteil von dem Verdienst des Mannes durch die Hände der Frau geht, welchen wichtigen Teil vom Nationalvermögen wir Hausfrauen verwalten! Eine Aufstellung im Monatsblatte des Deutschen Bundes gegen die Frauenemanzipation vom 15. Mai 1914 zeigt, daß bei einem Einkommen der Familie von 1200 1600 M 86 % bei einem Einkommen von 4000 5000 M immer noch 70 % für die unmittelbaren Lebensnotwendigkeiten verbraucht werden, also Frauensache sind! Wie nötig wäre da die rationelle Kenntnis einer geordneten Finanz - wirtschaft für alle Frauen; wie wäre unserem Volke jetzt in der Kriegszeit eine gute Lebensmittelkunde aller deutschen Frauen zustatten gekommen!

117

Abhilfe für diese bedauerlichen Zustände, die da sicher bei uns herrschen, sehen die Frauenrechtlerinnen nun nicht in einer gründlichen Ausbildung der Mädchen im Kochen und Wirtschaften, sondern in der Einrichtung großer Genossenschaftshäuser, die ja dann nebenbei die Frau für einen anderen Beruf frei machen würden. Mit Vorliebe weist man auf Amerika hin, wo eben die Auf - lösung der Familie schon weiter vorgeschritten ist als bei uns. Glücklicherweise steckt in der deutschen Hausfrau noch soviel gesunder Sinn, daß sie solche Vorschläge einfach als indiskutabel beiseite legt. Sie will Haus - frau sein. Ein auffallendes Beispiel hierfür war das glänzende Fiasko, das die Einküchenhäuser in Groß-Berlin gemacht haben.

Ähnlich liegt es mit der Kinderpflege: Man jammert über die große Säuglingssterblichkeit und läßt Millionen deutscher Frauen Mütter werden, ohne daß man ihnen vorher auch nur die Grundbegriffe der Säuglingspflege beigebracht hat; man klagt, wie schlecht viele Mütter ihre Kinder erziehen, wie sie entweder ihre Kinder wie Sklaven behandeln, jede freie Entwicklung ihrer Kindesseele stören, oder aber ihnen allen Willen lassen. Was fordert man als Gegenmittel? Nicht etwa eine jahrelange, gewissen - hafte Vorbildung aller Mädchen unseres Volkes für den edelsten aller Frauenberufe, sondern man ist für die Ein - richtung von Krippen, Kindergärten und Kinderhorten in viel größerem Umfange als bisher. 89% aller deutschen Mädchen bekamen vor dem Kriege einen Mann, und allzutief wird diese Zahl auch nachher nicht sinken. Der größte Teil von ihnen in allen Schichten des Volkes ist8118auf Ehe und Mutterschaft nicht genügend vorbereitet. Es ist völlig unverständlich, wie der Staat die für sein eigenes Bestehen unendlich wichtige Frauenarbeit, Kinder zu pflegen und zu erziehen, so vielen ungelernten Ar - beiterinnen überlassen kann!

Manch eine unglückliche Ehe hätte verhindert werden können, manch eine mit ihrem Los unzufriedene Frau könnte froh und glücklich sein, wenn ihre Ausbildung, auf die sie in unserem Vaterlande doch ein Recht hat, so gelenkt worden wäre, daß ihr schweres Amt als Frau und Mutter eben auch starke Schultern gefunden hätte. Woher haben wir denn oft die verlodderten Verhältnisse in unseren jungen Arbeiterfamilien? Doch einfach daher, weil die Frau bei allem guten Willen der Aufgabe nicht gewachsen ist. Tagein, tagaus hat sie Schrauben gedreht, oder Papier von der Maschine genommen oder Geschäfts - briefe kopiert nun soll sie plötzlich einen Haushalt führen, kochen, das Heim gemütlich machen, später Kinder pflegen und erziehen und oft mit einem Einkommen, das nicht doppelt so groß ist, wie früher ihr eigenes, möglichst viel Gutes für ihre Familie schaffen. Da ver - liert gar manche den Mut, wird nachlässig und unzufrieden, der Mann läuft ins Wirtshaus, und der Jammer ist da. Darum muß jedes deutsche Mädchen, wie jeder deutsche Mann für den Heeresdienst, gründlich in allen Zweigen der Hauswirtschaft und Kinderpflege ausgebildet sein. Dazu wären spezifisch weibliche Schulen notwendig, aber das würde einem Lieblingswunsch der deutschen Frauen - rechtlerinnen entgegenstehen, nämlich der Forderung der Gemeinschaftserziehung der Geschlechter.

119

Mit dieser Forderung berufen sich die Rechtlerinnen wieder auf Amerika, wo die Gemeinschaftserziehung zwar eingeführt ist, wo sie aber als immer stärker drückende Last empfunden und allmählich von Osten nach Westen hin den Weg, den dort alle Kultur geht wieder abgeschafft wird. Amerikaner, die nach Deutschland kommen, pflegen erstaunt zu sein, daß man bei uns er - strebt, was sich drüben schlecht bewährt hat. Die eigen - artigen Verhältnisse, unter denen das amerikanische Volk groß geworden ist, bedingten von Anfang an eine andere Arbeitsteilung der Geschlechter als bei uns; der Mann hatte anfangs über seinem schweres Existenzringen keine Zeit zu geistiger Beschäftigung. Geschäft ging ihm über Wissen und Bildung. Auch heute noch beenden meist die Knaben ihre Schulzeit eher als die Mädchen, was naturgemäß eine größere allgemeine Bildung der Frau zur Folge haben muß, und zu dem starken Feminismus der Vereinigten Staaten geführt hat, unter dem Staat und Volk anfangen schwer zu leiden. Diese Gemeinschafts - erziehung nun, die ein anderes Volk als ungeeignet abtun möchte, fordern die Frauenrechtlerinnen bei uns als not - wendige Neuerung. Als Begründung dieser Forderung wird der große Nutzen angegeben, der, bei einer Annäherung der beiden Geschlechter von frühester Jugend an, der kommenden Generation erstehen soll. Die Mädchen würden durch den steten Umgang mit Knaben weniger zimperlich, die Knaben weniger grob und roh sein. Aber schwere pädagogische und sittliche Bedenken sprechen da - gegen. Wer jemals Kinder beiderlei Geschlechts hat nebeneinander aufwachsen sehen, der weiß, wie bereits in8*120den ersten Lebensjahren die Unterschiede sich bemerkbar machen, wie schnell sich der Jntellekt beim Knaben ent - wickelt, wie rasch sein Verständnis, sogar für abstrakte Dinge, wächst, während das Jnteresse des Mädchens für solche Stoffe, bei einer großen Gelehrigkeit für praktische Dinge und einer leichteren Anpassungsfähigkeit an fremde Verhältnisse, noch schlummert. Später verschiebt sich die Schnelligkeit in der geistigen Entwickelung eine Zeitlang zugunsten des Mädchens, aber die Unterschiede über - haupt werden mit der sich nähernden Geschlechtsreife immer größer. Wie schwer ist es schon für einen Lehrer, seinen 30 oder 40 Schülern ganz gerecht zu werden, nun soll er plötzlich Knaben und Mädchen nebeneinander haben und individuell behandeln! Je höher die Schul - gattung ist, desto schwieriger würden die Verhältnisse werden; was zur Not noch in einer einklassigen Dorf - schule oder in der untersten Klasse der Volksschule möglich ist, das ist bei höheren Schulen undenkbar, ohne daß ein Teil dabei Schaden leidet. *)Sobald die Schule wächst und die Mittel es er - lauben, trennen auch die Volksschulen in kleinen Gemeinden die Geschlechter, was bei uns immer noch als Kulturfortschritt an - gesehen wird.Die Unterschiede der geistigen Anlagen, selbst bei begabten Menschen ver - schiedenen Geschlechtes, bestätigen die Urteile von Hoch - schullehrern, die in der überwiegenden Mehrzahl angeben, daß sie bei den Studentinnen viel Fleiß, schnelles Auf - fassungsvermögen, aber weniger Produktivkraft als bei ihren männlichen Schülern gefunden haben. Jn den Wissenschaften fällt die Sammler - und Kärrnerfähigkeit der Frauen auf. Jm Rahmen der bisher vorliegenden121 Kultur bewähren sie sich in dem Maße mehr, in dem der Gegenstand ihrer Arbeit schon den Geist dieser Kultur, d. h. den männlichen, in sich aufgenommen hat und versagen in dem Maße, in dem Urproduktion verlangt wird. *)Georg Simmel.Zu diesen pädagogischen kommen schwere sittliche Bedenken.

So schreibt Dr. Charles Henning aus Denver in der Deutschen Schule auf Grund eines 15 jährigen Studiums: Es ist eine jedem Beobachter amerikanischer Schulzustände bekannte Tatsache, daß schon in der Public school jedes girl ihren boy und jeder boy sein girl hat. Kinder von 10 oder 11 Jahren machen kein Hehl aus ihren sweet hearts , und diese jugend - lichen Verliebten geben durch Austausch von Geschenken, Zuckerzeug und dergleichen ihrer gegenseitigen Zuneigung beredten Ausdruck. Der boy betrachtet es als gent - lemanlike, seiner jungen Angebeteten dadurch seine Auf - merksamkeit zu bezeugen, daß er sie in die in jeder Stadt massenhaft vorhandenen Wandelbildertheater mitnimmt, mit ihr tanzt, sie zu Hause besucht u. a. m. Jn den Highschools finden dann diese Aufmerksamkeiten und Liebesbezeugungen ihre potenzierte Fortsetzung, und das in der Public school noch verhältnismäßig harmlose Tändeln wächst allmählich in Leidenschaft aus. Es genügt, Gesprächen von jungen Highschool - boys und girls in einem Straßenbahnwagen, bei öffentlichen Gelegenheiten oder auch während der Schulpausen zu - zuhören, um sich zu überzeugen, daß es sich dabei um ganz andere Dinge, als um Algebra, Cäsar oder Livius handelt. Anzüglichkeiten unzweifelhafter Natur, um nicht122 zu sagen Obszönitäten, werden laut hörbar ausgesprochen und die Freiheit des Verkehrs der beiden Geschlechter kommt dabei mehr als nötig zu ihrem Recht. Daß dieses Anknüpfen und Unterhalten von Liebschaften dem zu Studienzwecken die Highschool besuchenden jungen Mädchen oder Jüngling nicht förderlich sein kann, liegt auf der Hand. Es sollen auch auf deutschen Universitäten Dinge vorkommen, die bei einer Ausbildung der Frauen auf besonderen Universitäten, vermieden würden, Dinge, die sich durchaus nicht mit unserer guten deutschen An - schauung von dem, was sich ziemt, vertragen. Wie hätte sonst vor einiger Zeit ein Göttinger Professor sagen können, daß die Hörsäle anfingen ein Ersatz für Ballsäle zu sein? Wie konnte der Vortrag von Helene Stöcker über die Sexuelle Not der Studenten , der damals in Berlin viel Staub aufwirbelte, vor Studenten und Studentinnen gehalten werden, ohne daß die gesamte weibliche Studentenschaft sich energisch die Ratschläge des Frl. Dr. und ihrer Gesinnungsgenossen verbat! Ohne Grund wäre auch nicht das Wort gebildet worden, daß seit der Einführung des Frauenstudiums sich die stu - dentischen Verhältnisse gehoben hätten! Man braucht wirklich nicht prüde und engherzig zu sein und kann doch mit wachsender Besorgnis der Entwickelung dieser Dinge entgegensehen. Wenn dann noch die Befürchtung Recht behält, die ein Sinken unserer Universitäten in wissenschaftlicher Beziehung vorhersagt, so muß man sich doch fragen, welche Bereicherung unser Kulturleben durch das Eindringen der Frauen in die Männeruniversitäten nun eigentlich erfahren hat. Viele Studentinnen heiraten,123 ehe sie ihr Studium beendet haben, zu den körperlichen und seelischen Schäden für Ehe und Mutterschaft die oben erwähnt sind kommt häufig die große Gefahr des Halbwissens. Der Vorwurf, den man den Töchter - schulen alten Stils macht, trifft in solchen Fällen, wenn auch auf höherer Stufe, wieder zu. Das Mädchen hat von der Wissenschaft genascht und dabei gar zu leicht die Achtung vor ernsthafter geistiger Arbeit verloren. Die allermeisten Studentinnen heiraten nicht, (wenn man die immatrikulierten Lehrerinnen dazu rechnet), damit sind sie um das höchste Glück im Frauenleben gekommen und für den Nachwuchs unseres Volkes ist eine große Summe von Jntelligenz und Willenskraft verloren gegangen. Niemand wird die Notwendigkeit einer reichen und tiefen Frauenbildung leugnen, niemand wird ihren Vorteil für Familie und Volk unterschätzen, aber unsere Frauenbildung darf nicht hinter der männ - lichen herhinken, sie muß ihre eigenen Wege gehen, die der Staat ihr ebnen muß, wie er es bei der Bildung seiner männlichen Glieder tut. Die Bedeutung der Frauen für Leben, Gesundheit und Fortschritt unseres Volkes kann mit der Bedeutung des männlichen Geschlechts nur auf gleicher Höhe bleiben, wenn die Frauen dem Gewebe der geistigen Welt einen eigenen Einschlag geben, wenn sie nie vergessen, daß sie nur ganze Menschen sein können, wenn sie ganze Frauen sind!

124

Die Forderung der gleichen Erwerbsmög - lichkeit.

Noch schärfer als die Forderung der gleichen Bildung von Mann und Frau betont die moderne Frauenbewegung den Anspruch auf gleiche Erwerbsmöglichkeit und damit auf gleiche Lebensform. Dadurch, daß die Frauenemanzi - pation die Frau gewaltsam aus dem Hause hinausdrängt, erschüttert sie das Fundament der Familie und unter - gräbt das Werk der Frau, durch welches sie allein zu einem wertvollen Faktor unserer Kultur wird. Unsere objektive Kultur ist mit Ausnahme ganz weniger Gebiete durchaus männlich. Männer haben die Kunst und die Jndustrie, die Wissenschaft und den Handel, den Staat und die Religion geschaffen , sagt Georg Simmel in seiner Schrift über Weibliche Kultur und an anderer Stelle: Das Haus ist einmal ein Lebensmoment seiner Teilnehmer, die mit personalen und religiösen, geschäft - lichen und geistigen Jnteressen, wie erheblich oder mini - mal diese auch sonst seien, doch über das Haus hinaus - reichen und aus ihm und jenen ihr Leben zusammen - bauen, dann aber ist das Haus doch eine besondere Art, in der die gesamten Lebensinhalte gestaltet werden, es gibt wenigstens innerhalb der entwickelten europäischen Kultur kein Jnteresse, keinen Gewinn oder Verlust125 äußerer und innerer Art, kein von den Jndividuen irgend berührtes Gebiet, das nicht, mit allen anderen, in die einzigartige Synthese des Hauses einströmte, seines, das nicht irgendwie in ihm abgelagert wäre. Es ist ein Teil des Lebens und zugleich eine besondere Art, das ganze Leben zusammenzubringen, abzuspiegeln, zu formen. Dies nun zustande gebracht zu haben, ist die große Kultur - leistung der Frau. Hier ist ein objektives Gebilde, dessen Eigenart mit nichts anderem verglichen werden kann, durch die besonderen Fähigkeiten und Jnteressen, Gefühls - weise und Jntellektualität der Frau, durch die ganze Rhythmik ihres Wesens geprägt worden. Die Frauen - rechtlerinnen sind am Werk, diese große, einzigartige Kulturleistung der Frau zu zerstören. Der so oft gegen den Mann erhobene Vorwurf der Falschwertung aller weiblichen Arbeit, der Geringschätzung des Frauenwerks, fällt auf die Frauenrechtlerinnen zurück. Sie sind es, die unzufrieden mit ihrem Frauenlos, die Arbeit der Männer, ihre Bedeutung für Leben und Kultur viel höher einschätzen, als die andersgeartete, aber darum nicht weniger wichtige Arbeit der Frau für die höchsten Dinge des Lebens; sonst würden sie nicht gewaltsam den Männern nacheifern und wahllos nur noch Männerarbeit tun wollen. Merken sie denn garnicht, daß sie damit die große Be - deutung ihres eigenen Geschlechtes herabdrücken? Merken sie garnicht, daß sie die Fran aus ihrem Lebenselement reißen und damit ihr Glück untergraben? Nicht alle Frauen heiraten, aber auch die unverheiratete Frau wurzelt in einer Familie, ist durch tausend Fäden mit einer Fa - milie verknüpft; gewiß, das Los der alten Jungfer in126 vergangenen Zeiten war nicht beneidenswert, sie sollte überall beistehen, immer einspringen, anderen zu ihrem Glück behilflich sein, ohne eigenes Familienglück zu ge - nießen. Dabei wurde sie von Schwestern und Brüdern, Nichten und Neffen, Vettern und Basen geachtet und geliebt, sie war eben auch eine unentbehrliche Frau. Dieser Typus Frau ist verschwunden. Dafür haben wir das alternde Geschäftsmädchen, die Lehrerin, sie sind wirtschaftlich unabhängig voll ihrer Familie, aber losge - löst zugleich, immer mit sich selbst beschäftigt, durch ihre Arbeit so in Anspruch genommen, daß keine Zeit für andere bleibt. Jhr Leben ist vielleicht nicht so schwer wie früher, aber reicher ist es nicht geworden, und dem Kulturwerk der Frau, dem Hause, tragen sie keinen Baustein mehr zu. Zu der Frage, ob denn nun die neue Arbeit der Frau soviel Werte für Leben, Kultur und Fortschritt der Menschheit schafft, daß der Schaden, den das Haus erleidet, ausgeglichen wird, sagt der oben er - wähnte Berliner Hochschullehrer Simmel: Jndem die Frauen zu den Lebens - und Leistungsformen der Männer übergehen wollten, handelte es sich für sie um den per - sönlichen Anteil an schon bestehenden, ihnen nur bisher versagten Kulturgütern mochten diese ihnen nun neues Glück, neue Pflichten oder neue Persönlichkeitsbildung gewähren sollen; immer nur für einzelne Menschen, und mochten es noch soviele Millionen der Gegenwart wie der Zukunft sein wird hier gerungen, nicht um etwas, das an sich über alles Einzelne und Persönliche hinausginge. Ein Wievielmal der Werte steht in Frage, nicht das Schaffen von objektiv neuen. Das ist ein127 ziemlich absprechendes Urteil über den Kulturwert der modernen Frauenarbeit.

Bei jedem Eindringen in einen bisher verschlossenen Männerberuf hebt ein Siegesgeschrei der Frauenrechtle - rinnen an, selbst wenn der neue Beruf alles andere eher als ein Frauenberuf ist. So begrüßte man den ersten weiblichen Schiffskapitän, und so wird man den ersten weiblichen Schlächter begrüßen! Warum? Es ist doch keinerlei materielle Notwendigkeit dieser Frauenberufe vor - handen, denn die drei oder vier weiblichen Schiffskapitäne, die dem ersten folgen werden, hätten auch eine andere und für Frauen beglückendere Erwerbsmöglichkeit gefun - den, es ist also nur der Wille, alle Männerberufe aus - zuüben und damit zur politischen Gleichberechtigung zu gelangen. Dies Bestreben trat beim Beginn des Krieges besonders deutlich hervor, die Frauenrechtlerinnen glaubten zuerst, daß während der Kriegsnot alle Berufe sich ihnen öffnen würden. So hofft der akademische Frauenbund in einem Aufrufe, daß nun alle offenen Stellen in Schulen, Büros und Gerichtssälen von Frauen besetzt werden würden, um dadurch immer mehr Männer für den Heeresdienst frei zu machen.

Unter dem Deckmantel der Vaterlandsliebe wollte man die von den Männern verlassenen Stellen ausfüllen, immer mit dem geheimen Gedanken, die so leicht ge - wonnenen Plätze im Frieden festzuhalten. Hundert - mal ist es ausgesprochen worden, daß man jetzt der Regierung die gleiche Leistungsfähigkeit der Frau zeigen könne, und so kamen die Meldungen der Ober - lehrerinnen für Gymnasien ꝛc. zustande. Glücklicherweise128 ist eine sorgsame Behörde auf die durchsichtigen Wünsche der Frauenrechtlerinnen in diesem Falle nicht eingegangen. Es ist selbstverständlich, daß Frauen mithelfen müssen, die Arbeit der Millionen im Felde stehenden Männer zu übernehmen, aber als Notlage sollte man das empfinden, als drückende Last, die man jetzt zwar stark und tapfer trägt, die man aber gern beiseite wirft, wenn wieder bessere Zeiten kommen. Statt dessen läßt man häufig in der Presse und in Vorträgen die Frage einfließen: Was werden wir Frauen von dem gewonnenen Gelände in den Frieden hinüberretten? Selbst in eine rechts - stehende Zeitung wie die Post , bis in die Kreisblätter hinein werden solche so harmlos klingenden Bemerkungen getragen, und allmählich gewöhnt sich das liebe Publikum an den Gedanken, künftig weibliche Straßenbahnschaffner und Bahnhofsangestellte zu haben, und der Großkapita - lismus und leider auch unsere Post - und Eisenbahnver - waltung werden die günstige Konjunktur ausnützen und künftig durch die geringeren Arbeitslöhne der Frauen große Überschüsse erzielen. Wenn eine Straßenbahnschaff - nerin drei Kinder zu Hause und den Mann im Felde hat, dann müßte eine natürlich empfindende Frau voll Mitleid denken: Armes Weib, dir hat der Krieg auch eine schwere Bürde auferlegt! Frl. Dr. Bäumer aber hält es für ein besonderes Erlebnis der Aufzeichnung in der Hilfe wert , daß eine Straßenbahnschaffnerin schon nach wenigen Tagen flink und geschickt ihr Amt ausübt. Also warum haben wir denn nicht längst weib - liche Schaffnerinnen? Die Männer mögen doch sehen, wo sie bleiben! Das bleibt das Traurigste an der Frauen -129 emanzipation, daß sie im tiefsten Grunde egoistisch ist, trotzdem die Führerinnen überzeugt sind, nur für andere zu sorgen und zu handeln. Aber wer sind die anderen? Jmmer nur erwerbende Frauen, als wären die Frauen ein Staat für sich im Staat. Von diesem Geschlechts - egoismus bis zu dem rein persönlichen Egoismus ist nur ein kleiner Schritt, er wird hundert - und tausendmal ge - tan, und die Frauenbewegung fühlt den Schaden am eigenen Leibe. Das gab bereits der Sozialistin Lilli Braun in einem Vortrage Anlaß zu der Klage, daß alle die Frauen, die die Vorteile aus den Kämpfen der Frauenbewegung ge - zogen haben, für diese Frauenbewegung selbst wenig leisten.

Wenn bei der Forderung der männlichen Bildung noch hin und wieder ein idealer Gesichtspunkt hervortritt, nämlich der, das Geistesniveau der Frau zu heben, so sprechen für die Forderung der männlichen Erwerbs - möglichkeiten in den meisten Fällen nur wirtschaftliche Gründe. Die Frauenbewegung treibt schlechterdings die Frauen hinein in den Materialismus, denn die Mädchen denken bei der Berufswahl nicht: Wo kann ich der Allgemeinheit mit meinen Kräften am besten nützen? Auch nicht einmal, wie der Jüngling es tut: Wo liegt meine größte Begabung, und wozu habe ich am meisten Lust? , sondern sie fragen meist nur nach einem möglichst leichten, bestbezahlten oder sie auf eine höhere soziale Stufe stellenden Beruf. Die Berufswahl ist für die meisten auch keine Lebensfrage, sie hoffen ja doch alle über kurz oder lang, diesen Beruf mit einem eigenen Hausstande zu vertauschen. Schuld, wenigstens mittel - bare Schuld der Frauemanzipation ist es, die Mädchen130 von den Berufen, die der Frauenbegabung am meisten entsprechen, den häuslichen Berufen, abzudrängen.

Jnnerhalb der weiblichen außerhäuslichen Berufe ist die Bereicherung, die unsere Kultur durch die Frauen erfahren hat, auch noch nicht greifbar. Neue Nuancen und Grenzerweiterungen der Kultur sind nur dann von den Frauen zu erwarten, wenn sie etwas leisten, was die Männer nicht können. Die Frauen dringen in die Männerberufe ein; dabei gibt es soviel nicht ge - leistete Frauenarbeit bei uns! Soviel Arbeit, die von Männern nicht geschafft wird, nicht weil die Arbeit zu gering ist, sondern weil die Männer nicht dazu taugen! Das sind vor allem die mütterlichen Berufe, d. h. alle die Berufe, die die mütterlichen Gefühle der ledigen Frauen zur Betätigung bringen würden, die Berufe sozialer Hilfs - arbeit. Arbeit ist genug da, nur die Arbeiterinnen fehlen, würde schon 1904 auf dem ersten Frauenkongreß in Berlin gesagt. Diese soziale Hilfsarbeit soll nicht etwa, weil es jetzt Mode ist, von den Mädchen der höheren Stände ausgeübt werden, sondern es müßten am besten aus öffentlichen Mitteln bezahlte Stellen geschaffen werden. Eine Fülle von Erwerbsmöglichkeiten bietet sich da der Frau. Das Studium der Nationalökonomie wäre wirklich dazu nicht nötig. Der Ästhetiker Vischer sagt einmal: Frauen sind Schützerinnen der Unlogik, tausend und abertausend Fälle gibt es immer, wo es nicht die Logik, sondern der rasche und warme Blick tut. Und der rasche und warme Blick, die ganze Fülle eines echten Frauenherzens, wäre neben der sachgemäßen Ausbildung für solch einen Beruf die Hauptsache. Hier könnten131 Frauen leisten, was Männer nicht können, hier würden Tausende von unverheirateten Frauen Persönlichkeiten werden, hier könnte neben den Müttern unserem Volke eine Schar von mütterlichen Frauen erwachsen, ein Reichtum, den kein anderes Volk der Erde hätte. Aber das sind Utopien, unsere Frauenrechtlerinnen wollen es anders; denn es ist ihnen ja nicht um die Arbeit zu tun, sondern um den Lohn, nicht um die Pflicht, sondern um das Recht. Gebt uns Sitz und Stimme in euern Par - lamenten, und wir werden soziale Gesetze machen! Für die Kriegsarbeit, die sie jetzt im Nationalen Frauen - dienst leisten, werden sie sicherlich sehr bald im Frieden die Quittung einreichen, dabei fehlt es ihnen selbst jetzt (wie stets im Frieden!) in ihren sozialen Veranstaltungen an Helferinnen, die die untergeordneten Arbeiten tun wollen, die Kreise, die ihnen nahe stehen, haben eben das Dienen verlernt!

Der auch zu den mütterlichen Berufen zu rechnende Lehrerinnenberuf könnte zu einer Vertiefung und Er - weiterung der weiblichen Kulturarbeit führen, wenn er nicht zu der großen Versorgungsanstalt der ledigen Mädchen des Mittelstandes geworden wäre. Zu viele werden Lehrerin, ohne dazu berufen zu sein; so kommt es, daß der größte Teil des Unterrichts an weiblichen Lehranstalten zwar in den Händen von Frauen liegt, daß aber neue Jdeen, Bereicherungen der pädagogischen Wissenschaft etc. im allgemeinen von Männern ausgehen. Auch bei der praktischen Prüfung und Einführung neuer Jdeen durch die Schule z. B. die Verbindung von Schule und Haus, Werkunterricht etc. sollen unsere jungen132 Volksschullehrer viel eifriger sein als die Lehrerinnen. Trotzdem ist die Lehrerin aus unserem Staatswesen nicht mehr fortzudenken und leistet wertvolle Dienste. Sie soll ergänzen, was die Mutter den Kindern nicht hat geben können, sie sollte auch den erzieherisch nicht geschulten Müttern Helferin und Beraterin sein. Mädchen haben in dem Alter, in dem sie am empfänglichsten sind, manchmal eine Scheu vor der Mutter und ein weit - gehendes Vertrauen zur Lehrerin. Wieviel edler Same kann da in die jungen Herzen gestreut werden! Noch fassen Tausende von Lehrerinnen ihren Beruf so auf und sind dadurch ein Segen für die Schule und für unser Volk. Aber andererseits sind aus dem Stande der Lehrerinnen zum großen Teil die Führerinnen der Frauen - emanzipation hervorgegangen. Hel. Lange sagt: Die Lehrerin gehört mitten in die Frauenbewegung hinein. Jm Katechismus der Frauenbewegung steht: Über die Einförmigkeit der täglichen Pflichterfüllung darf die Lehrerin der Gedanke erheben, daß ihren Händen das wertvollste Material anvertraut ist, und daß sie mit ihm zugleich das künftige Schicksal der Frauensache formt. Ein ganz klares Programm eigentlich die Höhe der Skrupellosigkeit! Die Eltern vertrauen ihr Bestes der Lehrerin an, und sie gebraucht ihren Einfluß, um mit ihren emanzipierten Jdeen Zwiespalt in die jungen Herzen hineinzutragen! Die moderne Frauenfrage ist nicht kulturell, sondern politisch. Was geschähe wohl dem Lehrer, der seine Schüler parteipolitisch beeinflussen wollte? Die Lehrerin aber wird von ihren Führerinnen aufgefordert, ihre Pflicht in dieser Weise zu verletzen und133 tut es ungestraft. Jn einem Berliner Lyzeum wurde in der 1. Klasse als Aufsatzthema Das weibliche Dienst - jahr gestellt. Die Oberlehrerin, die den deutschen Un - terricht in dieser Klasse hat, ist eine in frauenrechtlerischen Kreisen angesehene Persönlichkeit; in ihrem Sinne ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Thema bearbeitet worden. Da fehlt wirklich nicht mehr viel, und die jungen Mädchen verlassen als Frauenrechtlerinnen bereits das Lyzeum. Die Führerinnen der Frauenemanzipation wissen ganz genau: Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft! Deshalb ist ihre Begünstigung der Wandervogelbewegung, die Aufnahme der (meist minderjährigen) Pfadfinderinnen in den Bund deutscher Frauenvereine (der immer mehr politischen Charakter annimmt!) und die politische Be - einflussung der Schülerinnen wohlüberlegt. Die Frauen - bewegung gibt zu, daß die Jugendbewegung aus gleicher Wurzel, wie sie selbst entspringt. Wohin die Auswüchse dieser Jugendbewegung führen, mögen einige Stellen aus dem Anfang , der vor dem Kriege herausgegebenen Zeit - schrift, die Schüler zu ihren Mitarbeitern zählt, belegen.

Kampf gegen geistige Knechtung, gegen Heuchelei und Lüge, gegen Barbarei und Dummheit in der Schule ist Pflicht und Ehrensache. Ausbesserungsarbeiten können wir ruhig den Leuten vom Bau, den Wirklichen Geheimen Ober - und Unterregierungsräten überlassen. Wir wollen die Schulrevolution. Das Familienleben wird eine Farce genannt, die Schule eine Tretmühle , die Studienzeit stumpfsinnige Tollheit , von den Eltern spricht man als von alten, lieben Möbeln , und eine Schülerin der höheren Mädchenschule schreibt: Was in9134aller Welt habe ich mit diesen Leuten (Eltern und Ver - wandten) zu tun? Man könnte noch als Entschuldigung annehmen, daß dieser Unsinn von törichten, unreifen Kindern geschrieben ist; wie aber will man sich mit der Frauenrechtlerin Hulda Maurenbrecher abfinden, wenn sie in ihrem Buch Das Allzuweibliche schreibt: Das Mädchen bleibt infolge des vielen Umgangs mit der Mutter dümmer, unbeherrschter und fahriger als es ohne diesen Umgang sein würde, jede Stunde neben der Mutter verbracht ist eine Stunde weniger an allgemeiner Wirk - lichkeitserkenntnis ich halte die Beeinflussung durch die Mutter für das böseste Stück der Mädchenerziehung. Dies Buch wird vom Bund deutscher Frauenvereine, in dessen Vorstand Lehrerinnen sitzen, propagiert. So gibt der Lehrerinnenberuf vielen die Möglichkeit, frauenrecht - lerische Jdeen in der Jugend zu verbreiten. Dieser Ein - fluß wird stärker werden, je mehr es den Lehrerinnen gelingt, die weiblichen Lehranstalten ganz in ihre Hand zu bekommen. Auf ihrem Programm steht die Forderung nach der weiblichen Leitung der staatlichen und städtischen Mädchenschulen, die ja bereits in einigen Fällen Wirk - lichkeit geworden ist. Es will uns Beamtenfrauen nicht recht einleuchten, daß Frauen über unsere Männer Dis - ziplinargewalt haben sollen, daß Tausende von Lehrern, die jetzt oft als Offiziere und Unteroffiziere das Vater - land schützen helfen, nachher im Frieden einer unverhei - rateten Frau gehorchen sollen; gerade in dieser Richtung haben die Frauenrechtlerinnen im Kriege manches erreicht, so sind in Berlin Frauen als Rektorkandidatinnen in die Listen eingetragen und werden gewählt werden, wenn sie135 an der Reihe sind. Die Lehrer, die im Felde stehen, können sich nicht dagegen auflehnen, die anderen schweigen um des Burgfriedens willen und so werden die Frauen jetzt schnell das Ziel erreichen, das im Frieden noch in der Ferne lag. Daß aber die Lehrer durchaus nicht da - mit einverstanden sind, mag aus der Tatsache bewiesen werden, daß es in Philologenvereinen Sitte ist, Kollegen nicht aufzunehmen, die unter einer Direktorin freiwillig weiterarbeiten (d. h. die sich bei der Einrichtung der weiblichen Leitung nicht fortgemeldet haben). Auch hier ist es wieder vor allen Dingen das Streben nach Macht, nach Gleichstellung mit dem Manne; denn ob die Schulen unter weiblicher Leitung sich besser entwickeln werden, soll dahingestellt bleiben. Wahrscheinlich aber würde die ge - ringere Objektivität der Frau, ihre Eigenschaft, am Klein - lichen hängen zu bleiben, manche Unzuträglichkeit her - vorrufen. Auch Lehrerinnen sind nicht immer mit einer Rektorin einverstanden, so haben mir Lehrerinnen gesagt, daß sie sich sofort wegmelden würden, wenn sie unter weibliche Leitung gestellt würden. Schlechterdings un - möglich aber sollte es in unserem Vaterlande, bei unserem männlichen Volke sein, daß Staatsbeamte höheren oder niederen Grades, mögen es nun Oberlehrer oder Brief - träger sein, einer Frau gehorchen müssen. Man würde immer den unangenehmen Beigeschmack des Pantoffel - helden im Zusammensein mit solchen Männern haben, und die sind im deutschen Volksbewußtsein nicht mal be - mitleidenswert, sondern nur lächerlich. Wenn dann noch die Aufhebung des Beamtinnenzölibats durchgeht, kann es kommen, daß die Frau Rektorin einen ihrer Lehrer 9*136heiratet, der kaum der Herr im Hause sein dürfte. Auch hier wieder das Hinausheben der Person über die Sache: einen Vorteil von der weiblichen Leitung hätten nur die Lehrerinnen, die in diese Stellen einrücken. Die Ge - rechtigkeitsfrage kann nicht ausschlaggebend sein, denn wenn das gleiche Examen entscheidet, dann muß den Frauen auch der Zutritt zu den Knabenanstalten, zu den Universitäten, zu der ärztlichen Verwaltung der Kranken - häuser ꝛc. gestattet werden. Diese Wünsche stehen alle auf dem Programm der Frauenbewegung, ihre Erfüllung bedeutet eine allmähliche Verwirklichung der Gleichheits - ideen der französischen Revolution. Der Lehrerinnen - beruf, der durchaus ein mütterlicher Beruf sein könnte, der die Grenzen des Hauses erweitern und damit die Kulturleistung der Frau vergrößern und vertiefen würde, wird für viele nur der Ausgangspunkt einer Macht - erweiterung der Frauen.

Ähnlich, wenn auch in kleinerem Umfange, liegen die Dinge bei dem Beruf der Ärztin. Abgesehen von dem praktischen und sozialen Wert des weiblichen Arztes, könnte durch diesen Beruf die Wissenschaft selbst eine Bereicherung erfahren. Zu der Kunst des Arztes tritt als wirksames Hilfsmittel das Verständnis für den Zu - stand des Patienten hinzu; daß eine Ärztin dies Ver - ständnis der Frau gegenüber leichter haben wird, ist er - klärlich: es ist ihr durch die gleiche Konstitution ein Werkzeug in die Hand gegeben, das dem Manne ver - sagt ist. Weibliche Ärzte könnten ein Segen für unser Geschlecht sein, viele sind es auch; neben diesen stehen aber wieder so und soviele, denen es zuerst einmal auf137 die Gleichstellung mit den Männern ankommt. So tun sie Assistentendienste in Männerkrankenhäusern und drängen sich jetzt da der Ärztemangel im Vaterlande groß ist in die Lazarette, am liebsten, wenn es ginge, in Uniform und mit Offiziersrang!

Jn den mittleren und niederen Volksklassen spielten seit geraumer Zeit die häuslichen Berufe eine sehr unter - geordnete Rolle, das mag z. T. in einem berechtigten Selbstständigkeitsdrang der Mädchen liegen, die der Dienst in einem Haushalt nicht befriedigt, meistens aber artet dieser Selbstständigkeitsdrang in den Wunsch nach Freiheit und Zügellosigkeit aus. Dazu kommt der merkwürdige Ehrgeiz der Eltern, die es für feiner halten, wenn ihre Tochter ins Geschäft, anstatt in einen Dienst geht. Die Dienst - botenfrage bedarf sicher einer Reform, auch sie hängt mit der Frage des Verfalles der Familie zusammen. Wenn die Töchter einer Familie des Mittelstandes sofort nach der Schule einen Beruf ergreifen, dann muß die Familie darunter leiden. Die Hausfrau, die die Arbeit unmöglich allein leisten kann, wird zuerst einmal die Geselligkeit aus dem Hause ins Wirtshaus verlegen, man wird anfangen, sonntags draußen zu essen, und dann sind wir nicht mehr allzuweit von amerikanischen Zuständen entfernt. Es werden im Verhalten gegenüber den Dienstmädchen viele schwerwiegende Fehler von den ungeschulten Hausfrauen gemacht, die selbst die Arbeiten nie getan haben und deshalb den Zeit - und Kraftaufwand der Arbeit nicht beurteilen können, so wird von einem Dienstmädchen mehr verlangt, als es leisten kann. Dazu kommt das pädagogische Un - geschick vieler Hausfrauen, das geringe Verantwortlichkeits -138 gefühl dem jungen Dienstmädchen gegenüber Mängel denen durch eine tüchtige Vorbildung auf Frauenschulen ab - geholfen werden könnte. Wenn durch ein größeres soziales und erzieherisches Verständnis der Hausfrauen die Dienst - botenfrage zwar nicht aus der Welt geschafft werden wird dazu liegt das Problem zu tief so könnten dadurch doch viele Mißstände gemildert werden. Die Umwandlung des Dienstmädchenberufes in den einer Stundenarbeiterin, gemäß der Fabrikarbeiterin, wie die Frauenbewegung es fordert, würde zur Folge haben, daß auch die Dienstboten ganz aus dem Familienverbande ausscheiden, was bei einem großen Prozentsatz bisher noch nicht der Fall war, und wieder wären Hunderttausende von Frauen aus der Familie losgelöst! Trotz der Neigung unserer Mädchen, lieber in Geschäfte und Fabriken als in einen Dienst zu gehen, haben wir im deutschen Reich über eine Million Dienstmädchen, und es wäre an der Zeit, diesen Beruf, den also, ab - gesehen von Landwirtschaft und Jndustrie, die meisten Mädchen ergreifen, einer durchgreifenden Regelung zu unterwerfen. Für uns Hausfrauen ist das eine brennende Frage, brennender als das Frauenstimmrecht. Jst es doch soweit gekommen, daß wir mit Schrecken daran denken müssen, einmal krank und leistungsunfähig zu sein! Eine unverheiratete Frau, die einspringen könnte, gibt es in der Familie nicht mehr, das Dienstmädchen, das wir seit einigen Wochen haben, kündigt in dem Augenblick, wo doppelte Anforderungen an sie gestellt werden. Sie ist ohne innere Beziehung zu ihrer Arbeit geblieben und denkt immer zuerst an das Wohl und Wehe ihrer eigenen Person.

139

Der Materialismus hat unter den erwerbenden Frauen viel mehr um sich gegriffen als unter den Männern, wirtschaftliche Vorteile hat die Frauenbewegung in hohem Maße den Frauen gebracht, für den sittlichen Ernst der Frauen und für ihr wahres Glück ist wenig dabei ab - gefallen. Wenn man morgens in der Großstadt Hundert - tausende junger Mädchen bleich und müde in die staubigen Warenhäuser, die lärmenden Fabriken und dunklen Kontore fluten sieht, so fragt man sich erstaunt: ist denn das nun das neue Frauenglück? Gabriele Reuter sagte einmal in einem Vortrage: Wir Frauen wollen ja gar kein Glück, wir wollen nur höhere Daseinsformen! Das stimmt nicht, der Mensch will zuerst einmal sein Glück, und wo er dies Glück sucht, das bestimmt den Wert seiner Persönlichkeit. Wenn aber Frauenrechtlerinnen glauben, daß die abgehetzten, bleichsüchtigen, erwerbenden Mädchen von der Akademikerin herunter bis zum Fabrikmädchen nun in höheren Daseinsformen lebten als das Mädchen, das vom 14. oder 16. bis zum 20. Lebensjahre im elterlichen Haushalt hilft, Geist und Gemüt bildet, gesund und stark und dann später eine schaffende Frau und Mutter wird so mag man ihren Jrrtum damit ent - schuldigen, daß sie selbst zum allergrößten Teil ledige Frauen sind, in der Entwickelung stehen blieben und nie zu voller Menschenblüte gelangten, und daß ihr Urteil über Frauenglück deshalb nicht maßgebend sein kann. Zwar können in dieser Zeit, besonders in der Großstadt, nicht alle ein Haustochterleben führen, aber eine gesunde Frauen - politik könnte in großem Umfange Verhältnisse schaffen, die die Mädchen nicht sofort nach der Schule in einen140 Beruf hineintreiben. Es gibt Hunderttausende von Fällen, wo das nicht nötig wäre, und der Schaden, der der Volksgesundheit dadurch zugefügt wird, ist groß. Der oft angeführte Frauenüberschuß, der viele Mädchen zum Ledig - bleiben verdammt, und der für die Mädchen einen Erwerb dringend nötig macht, ist nicht vorhanden. Wir haben im Deutschen Reich einen ziemlich starken männlichen Geburten - überschuß, der durch eine größere Knabensterblichkeit im Säuglings - und Kindesalter verringert wird. Der Frauen - überschuß, den wir haben, fällt zu 10 / 11 auf die Zeit nach dem 40. Lebensjahre, also in eine Zeit, die für das Heiraten wenig in Betracht kommt und eine Folge längerer Lebensdauer der Frauen ist. Einen Frauenüberschuß gibt es in dem Alter von 20 40 Jahren bei uns nicht. Die Frauensterblichkeit in dem Alter zwischen 20 und 30 Jahren ist in der Zeit der immer mehr um sich greifenden Frauen - erwerbsarbeit aber bedeutend gestiegen. So starben durch - schnittlich:

im Alter von1891 19011901 1910
20 25 Jahreauf 100 Frauen, 114 Männer100 Frauen, 102,9 Männer
25 30 96 89,4

Bis ins späte Lebensalter hinein hat sich das Ver - hältnis in der Sterblichkeitsziffer der beiden Geschlechter zugunsten des Mannes verschoben. Es liegt auf der Hand, daß diese Tatsache in einer Beziehung zu der wachsenden Erwerbsarbeit der Frau stehen muß. Frau Gnauck-Kühne sagt: Der ungesunden Fabrikarbeit und ihren direkten oder indirekten durch Nervenerschöpfung schädlichen Folgen ist der weibliche Körper nicht ge - wachsen. E. Hell in München hebt in ihren Ausfüh -141 rungen über die Lebensverhältnisse der weiblichen Ar - beiterinnen hervor, daß 25 % der Näherinnen und Schneiderinnen über Blutarmut, schwache Lungen und Entwickelungsstörungen klagten und weist (nach dem Material der Leipziger Ortskrankenkasse) darauf hin, daß der weibliche Körper in der Entwickelungszeit für alle krankmachenden Einflüsse besonders empfindlich sei. Die Tuberkulose-Sterblichkeit der Schneiderinnen und Nähe - rinnen ist viel höher, als die der männlichen Berufs - angehörigen. Aber noch bedeutungsvoller als die erhöhte Sterblichkeit der erwerbenden Frauen ist die Herabsetzung ihrer generativen Tüchtigkeit. Man schwärmt in den frauenrechtlerischen Kreisen von Stillstuben, Stillprämien, Kinderkrippen usw. und bedenkt nicht, daß die Untaug - lichkeit, Kinder zu gebären und selbst zu stillen in der gesundheitsschädigenden Erwerbsarbeit vor oder auch in der Ehe zu suchen ist. Der Hebel muß viel tiefer an - gesetzt werden, wenn ein durchgreifender Erfolg erzielt werden soll.

Die Verschiebung der Bevölkerungszahl zu Gunsten des Mannes müßte sich naturgemäß in der Eheschließungs - ziffer bemerkbar machen. So führt Prof. Kaup-München aus: Es zeigt sich der bemerkenswerte Parallelismus, daß allerdings bis zum Jahre 1907, seit den achtziger Jahren, im Zusammenhang mit dem Rückgang des Frauenüberschusses, die Eheschließungsziffer von 7,7 bis auf 8,1 angewachsen ist, daß jedoch seitdem, trotz weiterer Abnahme des Frauenüberschusses die Eheschließungsziffer bis zum Jahre 1910 ganz gleichmäßig bis auf 7,7 zu - rückging. Es sind also zerstörende Kräfte am Werke,142 die einen weiteren Anstieg der Eheschließungsziffer im Zusammenhang mit der Abnahme des Frauenüberschusses verhindern und die früher bereits die entsetzlich rasche Abnahme der Geburtenrate zustande gebracht haben. An der Abnahme der Eheschließungsziffer sind die Frauen unmittelbar oder mittelbar schuld. Die mittelbare Schuld liegt darin, daß die erwerbenden Mädchen einmal durch den Aufwand, den sie treiben, und zweitens durch die geringe Lust zur Hauswirtschaft, die sie offen zeigen, die Ehescheu der Männer vergrößert haben. Es kann einem Mann wahrlich die Lust vergehen, ein Mädchen zu hei - raten, das den größten Teil seines Gehaltes in Putz und Tand anlegt! Von einer wirklichen Not kann bei sehr vielen der erwerbenden Mädchen garnicht die Rede sein; viele von ihnen wohnen noch im Elternhause, und die alleinstehenden wenden ihren Lohn zumeist falsch an. So ergeben Zahlungen, daß z. B. in Leipzig von den alleinstehenden Kontoristinnen durchschnittlich nur 30 % ihres Gehaltes zur Deckung des Nahrungsbedürfnisses verwendet werden. Wenn man hinzuzieht, daß nach einer Zahlung der Volkswohlfahrtsstelle in München von den erwerbenden Mädchen nur 15 20 % einen zumeist sehr kleinen Sparpfennig zurücklegten (nur von den Dienstmädchen sorgen 30 % für einen künftigen Haus - stand!), so ist es erklärlich, daß ein vernünftiger Mann die wirtschaftlichen Folgen der Eheschließung mit einem dieser Mädchen fürchtet. Oft aber wird die Schuld an der Abnahme der Eheschließungsziffer besonders im Mittel - stande auch eine unmittelbare: Das Mädchen, das 2400 M. Jahreseinkommen hat, überlegt es sich eben, ob sie einen143 Mann mit 3000 M. Jahreseinkommen heiraten wird. Wieder stößt man auf den Materialismus in höchster Ausbildung. Wie haben die Frauenrechtlerinnen Zeter und Mordio geschrieen über den krassen Egoismus der Männer, die nicht ohne Geld heiraten wollen in kurzer Zeit hat sich der Spieß gedreht. Nur daß diese Wertung des Eheglücks von seiten der Frau viel ab - stoßender wirkt, als die Geldheirat des Mannes. Das einzige, wahre Glück für eine Frau ist eine glückliche Ehe , schreibt Maria Theresia an ihre Tochter, so haben Königinnen und Bettlerinnen ihr Frauentum gleichmäßig empfunden. Das haben zum Schaden der Frauen die frauenrechtlerischen Jdeen geändert. Ja, man geht noch weiter und trägt den Materialismus in die Ehe hinein mit der Forderung der Berufsarbeit der Ehefrauen.

Das Ziel einer gesunden Frauenbewegung müßte es sein, möglichst viele verheiratete Fabrikarbeiterinnen zu entlasten, möglichst viele dem Hause und den Kindern ganz zurückzugeben. Die Emanzipation will zwar auch für die Entlastung der verheirateten Arbeiterinnen durch längere Schonung der Wöchnerinnen, einen kurzen Ar - beitstag ꝛc. sorgen, andere aber fordern die Berufsarbeit für jede Frau, und alle bekämpfen das Zölibat der Beamtin und Lehrerin. Niemand kann zween Herren dienen, und es heißt einer Frauenkraft mehr aufbürden, als je ein Mann tragen könnte, wenn eine Frau zwei Dinge, die beide einen ganzen Menschen fordern, neben - einander tun soll. Natürlich, sagt die Frauenrechtlerin, muß eine erwerbende Frau eine Vertretung im Hause haben! So unterrichte ich dann fremde Kinder und144 lasse meine eigenen von einem fremden Menschen pflegen. Wenn die Vertretung im Hause bezahlt ist und die Mehrkosten des von Fremden geführten Haushaltes ab - gerechnet sind, so bleibt wenig oder nichts übrig, dafür aber hat der Mann eine immer müde Frau, die Kinder eine abgehetzte und reizbare Mutter. Nachfragen bei verheirateten Fabrikarbeiterinnen haben ergeben, daß ihr Wochenlohn nach Abzug der Mehrkosten für Kinder - pflege ꝛc. 4, höchstens 10 M. betrug.

Wirklich lohnend ist die eheweibliche Arbeit nur bei Kinderlosigkeit oder bei anderweitig kostenloser Beauf - sichtigung der Kinder. Beschämend ist es, daß auch hier die Frauenrechtlerinnen meistens nur den wirtschaftlichen Vorteil hervorheben, die Schäden, die das Haus erfährt, aber verschweigen, ja sogar ableugnen. Wieviel sittliche Werte gehen für alle Familienmitglieder verloren, wenn die Mutter nicht den Mittelpunkt des Hauses bildet! Das Haus muß für Mann und Kinder die Quelle sein, aus der sie immer wieder neue Kraft für den Kampf des Lebens schöpfen, und Hüterin dieser Quelle kann nur eine Frau sein, die sich ganz dieser Aufgabe widmet, die sich restlos opfert für das Wohl der Jhren. Zwingt die Not die Ehefrau, Geld zu verdienen, so muß sie eine Arbeit tun, die sie nur für kurze Zeit von Hause fort - führt, oder Heimarbeit, die allerdings besser organisiert werden müßte als bisher. Ein frauenrechtlerischen Kreisen nahestehender Verein ließ in einer Vortragsreihe vor einiger Zeit drei verheiratete Berufsfrauen über Beruf und Ehe sprechen, eine Schneiderin, eine im Handels - gewerbe tätige und eine Akademikerin. Nur die145 Schneiderin hielt eine Vereinigung von Beruf und Ehe für möglich, ihre Arbeit ist eben Heimarbeit, die zweite nannte die kaufmännische Arbeit für eine Hausfrau oder gar für eine Mutter ein Martyrium , und die Aka - demikerin hielt nur den akademischen Beruf neben der Ehe für möglich, der nicht an bestimmte Tagesstunden gebunden ist und auch dann nur für ganz besonders nervenstarke Frauen, die eben Ausnahmen sind. Eine verheiratete Oberlehrerin (und also auch Lehrerin) hielt sie für ein Unding! Das war das Urteil von Frauen, die die Schwierigkeit am eigenen Leibe erfahren hatten!

Da nun die Frauenrechtlerinnen als Begründung für die Forderung der eheweiblichen Berufsarbeit die Befriedigung der Genußsucht, oder die Unlust zur Klein - arbeit des Hauses nicht angeben konnten, so erfanden sie die Notwendigkeit, die Frau vom Mann wirtschaftlich unabhängig zu machen. Dahinter aber steht der Gedanke: Solange so und soviele Millionen Ehefrauen in Deutschland keinen außerhäuslichen Beruf haben, solange hat unsere Stimmrechtsforderung wenig Aussicht auf Erfolg! Nehmen wir aber mal an, die wirtschaftliche Unabhängigkeit läge den Frauenrechtlerinnen wirklich besonders am Herzen, so muß man sich wundern, wie merkwürdig in solchen Köpfen eine Ehegemeinschaft aussehen muß. Die meisten unserer Ehen sind gesund, und es herrscht in ihnen neben der juridischen Gütergemeinschaft eine auf sittlicher Grund - lage beruhende Gemeinschaft des Besitzes: Was mein ist, ist auch Dein! Die Frau, die erst eine Ohnmacht fingieren muß, wenn sie ein neues Kleid haben will, ist ebenso eine Figur der Witzblätter, wie die Frauenrechtlerin, die146 mit kurzgeschorenem Haar und in Männerkleidern umher - läuft. Fast unglaublich klingt die Forderung, die irgend eine Rechtlerin ganz ernsthaft aufstellt: Die Ehefrau soll von ihrem Manne regelrecht bezahlt werden. Als wenn all die Liebe und Mühe, all die Ausdauer und Sorgfalt einer guten Frau sich je in klingende Münze umsetzen ließe! Die Schamröte müßte einer Frau ins Gesicht steigen wenn sie sich dieses Bezahltwerden bis in die letzten Konsequenzen ausdenkt. Was will die Rechtlerin aus ihr machen? Halb eine Haushälterin, halb eine Dirne! Solche Menschen nennen sich Führerinnen der Frauen!

Das Hineindrängen der Frauen in alle Männer - berufe macht es den Männern immer schwerer, in jungen Jahren eine sichere Existenz zu finden und zu heiraten; auch dadurch ist die Eheschließungsziffer herabgegangen. Die Post - und Eisenbahnverwaltung machte vor einiger Zeit bekannt, daß sie 28 000 Frauen beschäftigt, (jetzt in der Kriegszeit sind es sicher noch viel mehr) und setzte hinzu, daß das nicht nur aus Sparsamkeitsgründen ge - schieht! Es sollten aber bei einer Sache von so unge -[heurer] sozialpolitischer Bedeutung überhaupt keine Spar - samkeitsgründe mitsprechen. 28 000 Frauen in Beamten - stellung bedeutet 56 000 Menschen, die nicht heiraten können! Das muß unter den Männern zu Erbitterungen führen, noch dazu da sie hundertmal erfahren, besonders in kaufmännischen Berufen, daß die Mädchen ihnen vor - gezogen werden, nicht weil sie besser, sondern weil sie billiger arbeiten. So entstand das Schlagwort der Emanzipierten vom Brotneid der Männer! Natürlich fürchten viele Männer für ihre Existenz; oder soll der147 Mann etwa ruhig zusehen, wenn seine Kinder darben, während die Frau, die nun seine Stelle einnimmt, herrlich und in Freuden lebt! Mit ihrer Forderung der gleichen Erwerbsmöglichkeit verbinden die Frauenrechtlerinnen auch die Forderung der gleichen Bezahlung von Mann und Frau. Die Bewilligung dieser Forderung würde für die Angestellten der freien Konkurrenzberufe ein Schnitt ins eigene Fleisch sein! Wenige Arbeitgeber würden eine Frau einstellen, wenn sie für dasselbe Geld einen Mann haben könnten! Eine Eisenbahngesellschaft in Amerika hat vor einiger Zeit sämtliche weibliche Angestellte ent - lassen und Männer dafür genommen, weil die Betriebs - unkosten, selbst bei den geringeren Gehältern für Frauen, zu groß waren. Die Frauen waren viel häufiger krank, hatten weniger Dienststunden und ein durchschnittlich niedrigeres Pensionierungsalter als der Mann. Zu ähnlichen Berechnungen werden auch die Schulverwaltungen kommen; deshalb bedeutet die Forderung der gleichen Bezahlung der Lehrer und Lehrerinnen nicht ausgleichende Gerechtigkeit, sondern eine Bevorzugung der weiblichen Kräfte. Jn einem Falle haben die Frauenrechtlerinnen diese Bevorzugung bereits durchgesetzt: Die Oberlehrerinnen bekommen dasselbe Wohnungsgeld wie die Oberlehrer, (wenigstens in Preußen). Wenn man nun hinzurechnet, daß das Oberlehrerinnenexamen alten Stils wesentlich hinter dem Examen pro facultate docendi zurückbleibt, so tritt die Bevorzugung noch deutlicher hervor; denn der Staat bezahlt ja nicht die Arbeit seines Beamten als solche, sondern er gibt ihm, was er seiner sozialen Stellung und seiner Vorbildung nach zur Lebenshaltung148 braucht und verlangt dafür die Einsetzung der ganzen Kraft dieses Beamten. Einer unverheirateten Ober - lehrerin ein Wohnungsgeld von 1300 M. geben heißt nur um der scheinbaren Gerechtigkeit willen den alten preußischen Grundsatz von der Bezahlung seiner Beamten durchbrechen; denn niemand wird beweisen können, daß zu der Lebenshaltung einer unverheirateten Lehrerin eine Wohnung zu 1300 M. Mietspreis nötig ist.

Noch stehen die Frauenrechtlerinnen mit der Forde - rung nach gleicher Erwerbsmöglichkeit mitten im Kampfe, noch ist ihnen nicht überall der Sieg sicher, noch läßt sich vieles verhindern, was unseren Staat der völligen Feminisierung preisgeben würde. Aber mit bewunderns - werter Zähigkeit und Ausdauer laufen die Frauenrechtle - rinnen Sturm gegen die Schranken, die ihnen noch gesetzt sind, so kämpfen sie erbittert um die Zulassung zu den richterlichen Ämtern (wodurch sie sich besonders den Weg in die Verwaltungen bahnen möchten!), so kämpfen sie um das geistliche Amt, allerdings nicht so erbittert, da viele von ihnen unserer Landeskirche fernstehen, ein großer Prozentsatz auch unserem Bekenntnis garnicht angehört.

Selbst Gertrud Bäumer gesteht zu, daß die moderne Entwicklung der Frauenbewegung wirtschaftliche Schäden im Gefolge hat; aber sie sagt nichts über die viel größe - ren gesundheitlichen und sittlichen Schäden, denen das junge weibliche Geschlecht durch die Folgen der Frauen - bewegung ausgesetzt ist. Viel mehr noch als die Forde - rung der gleichen Bildung schneidet die Forderung der gleichen Lebensform in die Familie ein. Das erwerbende Mädchen, selbst wenn es im Elternhause wohnt, löst sich149 freiwillig von der Familie los; es geht nach der Arbeit und Sonntags seine eigenen Wege, es entzieht sich so schnell wie möglich dem Einfluß der Mutter. Auch das erwerbende Mädchen der höheren Stände ist nur in seltenen Fällen in seiner freien Zeit Haustochter; es sucht seine Freuden, wenn auch Freuden edler Art, außerhalb des Hauses. Die meisten fliehen das Haus wie einen Kerker; diese umherflatternde Lebensform können viele in der Ehe nicht gleich ändern, so wird ihr Haus nicht das, was die Häuser unserer Mütter und Großmütter waren, der Ruheplatz für müde Geister, den unsere hastende Zeit so nötig braucht. Das alte Wort Die Frau gehört ins Haus ist oft als engherzig und hart bezeichnet worden, man kann es ein wenig ändern, und gleich birgt es alle Pflichten und alles Glück einer Frau. Man sage: Der Frau gehört das Haus , hier ist ihr Reich und ihre Welt, hier bildet sie sich zur Persönlich - keit, hier leistet sie ihrem Volke die allergrößten Dienste, hier schafft sie ihr Teil an dem Kulturwerk der Mensch - heit. Wenn nach dem Kriege das große Arbeiten in unserem Vaterlande anheben wird, dann wird es an uns Frauen sein, unseren Männern noch mehr als bisher alle häuslichen Sorgen abzunehmen, damit sie alle Kraft einsetzen können, die Wunden des Vaterlandes zu heilen, das Gewonnene in festen Händen zu halten. Wenn die deutschen Männer den Staat von neuem ausbauen und be - festigen werden als ein Bollwerk des Rechts und der Kraft, dann müssen wir Frauen das deutsche Haus neu erstehen lassen als einen Hort der Sitte und des Friedens. Wer wollte unsere Kulturaufgabe niedriger einschätzen als die des Mannes?

10150

Die Forderung des gleichen Staatsbürger - rechts.

Alle Wünsche und Forderungen der modernen Frauen - bewegung gipfeln in der Forderung des Stimmrechts. Die Erlangung des Stimmrechts ist für sie schlechter - dings das Ziel, der Wunsch, dem alle Wünsche unter - geordnet und dienstbar gemacht werden müssen. Da im 1. Teil dieser Denkschrift von berufener Seite das Frauen - stimmrecht behandelt ist, habe ich nur wenig vom Stand - punkt der Frau dazu zu sagen. Wir haben, neben einer Männerliga für Frauenstimmrecht, einen Frauenstimm - rechtsverein mit wenig mehr als 10 000 Mitgliedern. Der Bund deutscher Frauenvereine hat den Kampf um das Frauenstimmrecht in seinem Programm; unter den Mitgliedern der ihm angeschlossenen Vereine sind sehr viele, die mit der Forderung des Frauenstimmrechts nicht einverstanden sind, ja die nicht einmal wissen, daß sie durch ihre Zugehörigkeit zum Bund deutscher Frauen - vereine die Zahl derer, die das Stimmrecht fordern, ver - größern. Die wirklich überzeugten Anhängerinnen sind also nur in dem Verein für Frauenstimmrecht zu suchen. Können aber wirklich 10 000 meist ledige Frauen 35 Mil - lionen deutscher Frauen und Mütter vertreten? Man hat uns den Vorwurf gemacht, daß wir uns von den151 radikalen Führerinnen ins Schlepptau nehmen lassen, daß nur wenige Frauen sich entschlossen gegen die Ver - gewaltigung der Rechtlerinnen wehren. Es liegt in der Natur der Sache, daß die Frauen, die innerlich den Rechtlerinnen fernstehen, sie nicht zugleich öffentlich be - kämpfen, sie sind meist nicht so wort - und federgewandt, nicht so geschult im klaren Ausdruck des Gedankens wie die Führerinnen der Frauenbewegung. Vor allem aber bleiben sie, indem sie schweigen, ihrem Grundsatz treu, das Kampffeld der Öffentlichkeit, die Arbeit um des Staates Wohl und Wehe, ihren Männern zu überlassen. Das bedeutet aber nicht, daß die deutschen Hausfrauen und Mütter willenlos den Rechtlerinnen zustimmen und ihre Meinung nun für ein Evangelium halten. Be - trübend ist zwar die Gleichgültigkeit, mit der Hundert - tausende von Frauen zusehen, wie sich der Kampf um ihr Frauenglück zu ihren Ungunsten zu entscheiden droht, sie sollten ihren ganzen Einfluß geltend machen, um Männer und Söhne nicht tatenlos abseits stehen zu lassen. Wir wollen das Frauenstimmrecht ja garnicht, will man es uns wie ein Danaergeschenk in den Schoß werfen? Man hat uns von der ungerechten Gesetzgebung erzählt und versprochen, daß das alles unter dem Szepter der Frauen anders werden würde. Wir wissen aber, daß unsere Väter redlich bemüht waren, gerechte Gesetze zu machen, daß sie bei ihrer Arbeit wohl an ihre Töchter und Frauen und Mütter dachten; wir wissen, daß immer Härten für diesen oder jenen im Gesetz sein werden, ver - trauen aber unseren deutschen Männern, die dabei sind, draußen Ordnung zu schaffen, daß sie auch daheim nach10*152bestem Gewissen arbeiten werden. Oder wollen die Frauen, wenn sie im Parlament sitzen werden, Gesetze zu Gunsten der Frauen, zum Nachteil der Männer machen, wie es jetzt schon in England solche Gesetze gibt? Dann müssen wir dringend ablehnen; wir haben nicht nur Töchter, sondern auch Söhne, deren Zukunft wir nicht unter parteiische Gesetze stellen möchten! Man verspricht uns, unter dem Szepter der Frauen, einen gesunden Jugendschutz und hat durch geistige Überlastung unserer weiblichen Jugend, durch frühzeitige Erwerbsarbeit aller Mädchen die Gesundheit unserer weiblichen Jugend unter - graben und treibt Raubbau mit der Kraft der deutschen Frauen. Will man den Brunnen zudecken, nachdem das Kind hineingefallen ist? Man verspricht uns die Be - kämpfung der Unsittlichkeit, und wir sehen auf Schritt und Tritt, wie durch die größere Freiheit, die die Frauen - bewegung den Mädchen geschaffen hat, die Sittlichkeit schwindet. Die jungen Männer, von denen man früher glaubte, sie müßten sich austoben, werden von Eltern und Lehrern seit langem gewarnt, und viele unserer jungen Männer nehmen sich in straffe Selbstzucht. Nun will man unseren Töchtern die Freiheit zugestehen, die man für unsere Söhne als unheilvoll erkannt hat. Mit den Bestrebungen des Bundes für Mutterschutz (von dem Spötter sagen, er müßte besser Der Bund zum Schutz der Mütter vor dem Kinde heißen), hat ein übertriebener, ungesunder Schutz der unehelichen Mütter eingesetzt. Ganz gewiß soll unsere menschlich fühlende Zeit die alte Einschätzung des gefallenen Mädchens nicht wieder herauf - beschwören, aber man sollte doch bedenken, daß diese un -153 ehelichen Kinder dem Staate meist recht wenig Vorteile bringen: Ein großer Prozentsatz von ihnen vergrößert nur unser Verbrechertum. An dieser so traurigen Tat - sache kann und muß durch gründliche Jugendfürsorge noch viel gebessert werden, man schiebt aber in einigen Kreisen der Frauenbewegung die ganze Schuld an dieser Tat - sache der vernachlässigten Erziehung, den schlechten Lebens - verhältnissen ꝛc. der unehelichen Kinder zu, ja man be - hauptet sogar, die im Liebesrausch gezeugten unehelichen Kinder wären von größerer Lebenskraft, stärkerem Tem - perament und besserer Begabung als die in gewohntem Geschlechtsverkehr gezeugten ehelichen Kinder! Danach müßten wir Mütter uns eigentlich schämen, in legitimer Ehe Kinder geboren zu haben! Gesorgt werden soll für die unehelichen Mütter, aber nicht dadurch, daß man ihnen alle Pflichten abnimmt. Es ist doch schon in den Großstädten soweit gekommen, daß eheliche Mütter um ihr Kind darben und Not leiden müssen, drei Tage nach der Geburt wieder ihren Pflichten nachgehen, während die unehelichen Mütter gehegt und gepflegt werden, man nimmt ihnen das Kind ab, und sie sind frei wie vorher. Dadurch, daß ihnen die Last der Mutterschaft abgenommen wird, geht ihnen aber auch die Last der Mutterschaft verloren, das höchste sittliche Moment, das es im Frauen - leben gibt. Wer jemals von uns Frauen mit wachen Sinnen und empfänglicher Seele das große Wunder der Menschwerdung erlebt hat, wer in schlaflosen Nächten dem neuen Leben andachtsvoll gelauscht und Glücksträume um dies Leben gesponnen hat, der weiß, daß es keinen gleichen Wert dafür im Leben des Mannes gibt. Dies154 echte, rechte Weiberschicksal mit Kinderangst und Kinder - lachen kann der Frau nur zuteil werden in dem Ge - borgensein einer guten Ehe. Der Verband fortschrittlicher Frauenvereine, der dem Bunde deutscher Frauenvereine angeschlossen ist, tritt in seinem Programm für die freie Liebe ein. Sollte uns Frauen das bei einer Ära der Frauenherrschaft beschieden sein? Die Monogamie , sagt Treitschcke mit vielen anderen, ist die Form der Ehe, über die hinaus es nichts mehr gibt. Selbst eine Ehe, die von vornherein unter der Bedingung der even - tuellen Lösung geschlossen wird, ist eigentlich nur ein Konkubinat. Es mag manch eine Härte in einer schweren Lösbarkeit der Ehe liegen, aber es ist immer noch besser, einige leiden, als daß die Sittlichkeit eines Volkes herab - geht. Die Frauen vor allen Dingen sollten eine freie Form der Ehe nicht fordern, denn sie werden stets die größte Achtung unter der Herrschaft der Einehe genießen. Daß einige Kreise der Frauenbewegung die Meinung vertreten, daß die Mutter Herr ist über das Leben des ungeborenen Kindes, die in einer Tat, auf die das von Männern gemachte Recht Zuchthausstrafe setzt, kein Ver - brechen sehen, das sollte uns an der Aufrichtigkeit des Kampfes der Rechtlerinnen für größere Sittlichkeit irre machen! Schließlich muß uns Frauen der Bestand unserer deutschen, festgefügten Ehe doch ebenso wichtig sein wie der Kampf um die Reglementierung oder Nichtreglemen - tierung der Prostitution, um den es sich im Grunde ge - nommen immer nur dreht. Am wirksamsten werden die Frauen diesem Krebsgeschwür zu Leibe gehen, wenn sie durch ihre Erziehung soviel pädagogisches Geschick und155 sittlichen Ernst erhalten haben, daß sie ihre Söhne zur Selbstzucht erziehen können, wenn sie in liebevoller Sorg - falt ihr Haus so gestalten, daß ihre Männer alle Freude und alles Glück um in diesem Hause suchen!

Die Frauenbewegung ist in allen ihren Zweigen, besonders aber in der Stimmrechtsbewegung durch und durch international. Das will uns deutschen Frauen in dieser schweren Zeit, da unsere Männer und Söhne im Kampfe um Sein oder Nichtsein unseres geliebten Volkes stehen, nicht gefallen. Auch jetzt noch, obgleich man praktische Kriegshilfe leistet, erzählt man in den frauen - rechtlerischen Fachblättern von Erfolgen der Rechtlerinnen fremder Länder! Wir deutschen Frauen haben nicht nötig noch rechts und links zu sehen, wie Däninnen, Finn - länderinnen oder Amerikanerinnen leben, wir stehen hinter unseren Männern im Kampfe, stärken ihnen den Rücken, lindern ihre Schmerzen, die sie für uns und unsere Kinder dulden müssen! Jn dieser Zeit konnten Frauenrecht - lerinnen, die in unserem Vaterlande wohnen sie Deutsche zu nennen, sträubt sich die Feder, den inter - nationalen Frauenkongreß im Haag besuchen! Die Bürger - frauen Bremens haben damals mit folgenden Worten öffentlich gegen diese Handlungsweise Front gemacht: Unser nationales Empfinden ist durch die Tatsache ver - letzt, daß deutsche Frauen in einer Zeit, wo ihre Männer und Söhne ihr Blut auf den Schlachtfeldern vergießen, um das Vaterland zu retten, den Müttern und Gattinnen der Feinde die Hand geben. Wir hätten gewünscht, daß alle deutschen Frauen die gleiche Zurückhaltung bewiesen hätten wie die Französinnen, die grundsätzlich dem Kongreß156 fern geblieben sind. Vieles Reden über gewiß gut ge - meinte ideale Zwecke täuscht nicht über den Mangel an nationalem Empfinden hinweg, gegen den wir mit dieser Kundgebung energisch Protest erheben wollen. Jn dieser Zeit konnte eine frauenrechtlerische Zeitung schreiben, daß der jetzige Weltkrieg nur aus Haß, Gewinnsucht usw. einiger interessierter Kreise entstanden sei, daß aber der Mann des Volkes nicht wisse, wofür und warum er andere Menschen, die ihm nichts zu leide getan haben, umbringen solle. Morden nennen sie diesen heiligen Krieg, und wir Mütter, die wir unser Herzblut draußen haben, sollten solche Frauen unsere Führerinnen nennen? Wir wollen ihnen nicht Gefolgschaft leisten, sie dürfen unsere Bannerträgerinnen nicht sein! Wir vertrauen unseren führenden Männern, daß sie achthaben auf die Gefahr, die uns, ihren Frauen und Töchtern, in ihren Geschlechtsgenossinnen heranwächst! Deutschlands Mütter schufen Deutschlands Kraft und Größe, die Frauenemanzipation verzehrt das Mark der Völker.

Berichtigung.

Zu Seite 6 und 53; Jn Dänemark ist im Jahre 1915 das parlamentarische Frauenwahlrecht eingeführt worden.

Druck von Carl Ringer & Sohn, Berlin S. 59, Hasenheide 54.

About this transcription

TextFrauenstimmrecht und Frauenemanzipation
Author Ludwig Langemann; Helene Hummel
Extent158 images; 32059 tokens; 7284 types; 234736 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU GießenNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2017-04-13T13:51:38Z Anna PfundtNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2017-04-13T13:51:38Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationFrauenstimmrecht und Frauenemanzipation Denkschrift des Deutschen Bundes gegen die Frauenemanzipation Ludwig Langemann, Helene Hummel. 1. Verlag der Deutschen KanzleiBerlin1916.

Identification

Universitätsbibliothek Marburg XVII C 152 din

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gesellschaft; ready; tdef

Editorial statement

Editorial principles

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:43:17Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryUniversitätsbibliothek Marburg
ShelfmarkXVII C 152 din
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.