dass Sie mich durch Ihren Brief sehr erfreut und zu lebhaftem Dank verpflichtet haben, werden Sie allerdings auch ohne mich wissen, aber schwerlich doch, in wie hohem Grad. Denn es wird Ihnen vielleicht nicht einmal Kund geworden und, wenn auch, doch wahrscheinlich kaum in Eriñerung geblieben sein, daß ich Ihre per - sönliche Bekañtschaft schon gesucht, als ich an die Ausar - beitung meines Wörterbuchs gehen wollte. Damals suchte ich Sie auf Anregung und Empfehlung der inzwischen verstorbenen WilhelmWolfsohnin Berlinauf, fand Sie aber nicht und ein um Jahre späterer zweiter Versuch war von ähnlichem Mißerfolg begleitet, wie Ihnen vielleicht Prof. Steinthal, denich[1v]ich damals persönlich keñengelernt, mithgetheilt haben dürfte.
Sie erkennen nun wohl, wie doppelt und dreifach erfreulich mir[?] Ihre liebenswürdige Einladung erscheinen muß, zumal in Verbindung mit dem, was Sie so gütig über mein Wör - terbuch schreiben. Dies laudari a viro laudato fällt noch dazu grad in eine Zeit, wo ich für meine lexi - kographischen Arbeiten der Aufrichtung und Unterstützung bedarf.
Sie wissen wohl, daß ich als Abschluß meines Wör - terbuchs, – welches ich im̃er als die Hauptaufgabe mei - nes Lebens betrachtet habe – ein „Ergänzungs-Wörter - buch “in Stuttgartbei Abenheimzu veröffentlichen begoñen habe, wovon unter vielen verdrießlichen Störungen, Hem̃nissen und Zögerungen die ersten vier Hefte erschienen sind, und daß dañ der Bank - bruch des gesam̃ten Verlegers dem Erscheinen we - nigstens vorläufig ein Ende gemacht.
[2r]Wie sehr ich die Fortsetzung, und zwar (nach Ihrem gütigen Urtheil über mein Wörterbuch darf ich dies Wort ohne Furcht vor Mißdeutung rückhaltlos aussprechen) nicht bloß um meinetwillen, sondern auch um des deutschen Volks und der deutschen Sprache willen wünsche, brauche ich nicht zu sagen. Vielleicht können Sie mir dazu mit Rath und That behilflich sein.
Daß ich Ihnen das so offen und rund[?] Ausspreche, mag Ihnen zeigen, welches Vertrauen ich in Sie setze; aber ich glaube, kaum hinzusetzen zu müssen, daß, weñ dies ausgesprochene „ Vielleicht “sich nicht ver - wirklichen lässt, ich dies sehr wohl begreife und ein offenes „ Nein “von Ihnen so wenig mißdeuten werde, wie Sie diese rückhaltlose Mittheilung mißdeuten dürften, für die ich um Ihre Ver - zeihung bitte.
Auch das wollen Sie mir gütigst verzeihen, daß ich mit meiner Eriñerung an PeschelSie – nach Lichtenberg‘s Ausdruck mit Ihremeigenen[2v]eigenen Fett begossen. Allerdings habe ich gleich nach dem Er - scheinen Ihre Rede: „ Was heißt national? “mit großem Genuß, reicher Belehrung und hoher Freude gelesen; aber, als ich vor Kurzem die Stelle in Peschelwieder las, war mir doch nicht gleich gegenwärtig, daß Sie Sich auf dieselbe be[-]zogen hatten.
Und nun zum Schluß wiederholten iñigen Dank für alles Gute und Liebe in Ihrem Brief, den Wunsch und die Bitte, mir Ihre wohlwollende Gesiñung zu erhalten und mich der Ihrigen, wozu ich auch Herrn Professor Steinthalrechne, an - gelegentlich zu empfehlen.
Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Sebastian GöttelNote: Transkription und TEI-Textannotation. Christian ThomasNote: Bearbeitung und Finalisierung der digitalen Edition.2017-11-06T15:02:54Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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Handschrift
Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Abweichend davon wurden langes s (ſ) als 's', I/J als Lautwert und Vokale mit übergestelltem e als ä/ö/ü transkribiert.
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