Herzlichsten Dank für Ihre liebevollen Zeilen, die mich mit Freude und Stolz erfüllt haben. Sie können Sich nicht sehnlicher die Verwandlung unserer brieflichen Bekañtschaft in eine persönliche wünschen als ich es thue. Ich will augenblicklich Nichts weiter sagen, als daß ich hoffe, mit Gottes Hilfe diesen Wunsch in diesem Jahr auf eine oder die andere Weise erfüllt zu sehen. Auf Ihre Frage bedauere ich Ihnen keine recht befriedigende Auskunft ertheilen zu köñen. In dem „ Quellenverzeichnis “zu meinem „Wörterbuch “Band2 (oder3) S. 1825l finden Sie ein Buch von Wilhelm AbrahamTeller:Vollständige DarstellungundBeurtheilung der deutschen Sprache in Lut - ther‘s Bibelübersetzung (Berlin1794ff) das Ihnen vielleicht einiges für Ihren Zweck Brauchbare liefert (vgl. auch,die Psalmen - Übersetztvon MosesMendelssohnBerlin1783 S. XIff); aber so viel ich mich entsiñe, ist die Frage, die Sie im Auge haben, nur oberflächlich berührt. Es müssten natürlich auch die vorluther‘schen Bibelübersetzungen (s. darüber einen Aufsatz in Herrig‘sArchiv für dasStudiumder neueren Sprachenpp.,〈…〉〈…〉 ich nicht, in einem der Bände von 60-70, vgl. auch in meinem „Ergänzungs-Wörterbuch “s.v. Sarg, Sorge, versorgenpp. ) und schon die gothische mit in Betracht gezogen werden. Ein Werk, worin die Frage von diesem um - fassenden Gesichtspunkt aus behandelt wäre, ist wenigstens mir nicht bekañt. Ich habe oft gewünscht, daß ein Befähigter einmal das Thema über den Einfluss der Juden auf die übrigen Völker behandelt; ich habe selbst einmal vor langen Jahren in einem „Jahrbuchfür Israeliten “von IsidorBuscheinen geringfügigen Baustein zu einem solchen Werke beigetragen (Über den Einfluss der Juden auf die neugriechi - sche Volkspoesie), – aber freilich die umfassende Behandlung des Gegenstands erfrischt[?] eineselteneVereinigung von Wissen in verschiedenen Gebieten, die sich selten finden wird. Doch ich kom̃e in diesen flüchtig in später Nachtstunde[1v]flüchtigaufs Papier geworfenen Zeilen vom Hundersten ins Tausendste. Ich breche also ab und sage nur noch, auf Ihre Frage zurückkom̃end, daß es mir dunkel vorschwebt, als ob auch von Pischoneine auf Ihren Gegenstand bezügliche Schrift vorhanden sei. Zum Schluß möchte ich nur noch eine Frage an Sie erlauben, an die sich eine bedingte Bitte knüpfte. Ich habe (wie ich Ihnen früher einmal gelegentlich mitgetheilt zu haben glaube)unter Anderemauch einLehrbuch der deutschen Sprache für Schüler (mit Beispielen und Übungsaufgaben) in 3 Stufen geschrieben, wovon im vorigen Jahr die 5.unddie (unveränderte) 6. Auflage erschienen ist, daß ich die Einführung in möglichst viele Schulen wünschen – und zwar nicht nur um weitere, sondern auch zugleich um unserer Muttersprache willen, darüber brauche ich kein Hehl zu machen, am wenigstens Ihnen gegenüber und so möchte ich nur die Frage erlauben, ob Sie vielleicht dahin wirken köñen, daß das Buch in Bezug auf seine Brauchbarkeit zur Einführung in Berliner Schulen, (z.b. in die der jüdischen Gemeinde[?]) geprüft werde. In diesem Fall möchte ich Sie darum bitten. Ein Exemplar steht natürlich zu diesem Behuf zur Verfügung. Ich möchte Sie nur nicht unnütz mit einem solchen für die erste Anfangsgründe〈…〉〈…〉 Buch belästigen.
Verzeihen Sie die unumwundene und rückhaltlos Ihnen vor - gelegte Frage, wie auch die diesen Zeilen sicher anzumerkende Flüchtigkeit.
Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Sebastian GöttelNote: Transkription und TEI-Textannotation. Christian ThomasNote: Bearbeitung und Finalisierung der digitalen Edition.2017-11-06T15:02:54Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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